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    Interview mit CFO von FJH - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 16.12.03 12:20:11 von
    neuester Beitrag 19.12.03 08:45:25 von
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      schrieb am 16.12.03 12:20:11
      Beitrag Nr. 1 ()

      Frage: Herr Dr. Meindl, die FJH AG galt an der Börse bislang als ein sehr seriöses Unternehmen. Durch eine anonyme Anzeige, mit dem Vorwurf das Management würde die Bilanzen fälschen, scheint der gute Ruf in kürzester Zeit verloren zu sein. Wie kann es überhaupt soweit kommen und trifft das Wortspiel, \"wo Rauch ist, ist auch Feuer\" auf Ihr Unternehmen zu?

      Dr. Thomas Meindl: FJH war und ist ein seriöses Unternehmen und das wird auch weiterhin so bleiben. Wenn man die Entwicklung an der Börse betrachtet, sieht man, dass der Markt auch dieser Meinung ist.

      Bekanntermaßen handelt es sich ja um eine anonyme Anzeige und es stellt sich natürlich die Frage, wer denn einen Vorteil aus dieser Anzeige zieht. In der Zwischenzeit prüft auch die BaFin die Kursverläufe der letzten Wochen. Im Markt gibt es Stimmen, dass es sich um einen Fall der Kursmanipulation durch Dritte handeln könnte, wie es bei einigen anderen Unternehmen in der Vergangenheit auch schon geschehen ist. Die \"Börsen-Zeitung\" hat zum Beispiel Vermutungen angestellt, dass hier Leerverkäufer am Werk waren.

      Ihr Wortspiel ist zwar nett, aber das Gutachten von KPMG belegt docheindeutig, dass es auf uns nicht zutrifft. Vielmehr stammt der Rauch von einem Feuer, das von Dritten gelegt wurde. Das bezeichnet man dann wohl eher als Brandstiftung...

      Frage: Hat die FJH AG unter den Vorwürfen im operativen Geschäft gelitten im jetzigen Quartal?

      Dr. Thomas Meindl: Wir sind noch mitten im Quartal. Ich kann zur Stunde deshalb noch keine Aussage treffen. Mit unseren Kunden sind wir aber ständig in Kontakt und haben sie laufend über die aktuellen Ereignisse informiert. In dem Zusammenhang haben wir von Kundenseite erhebliche Unterstützung erfahren. Die meisten unserer Kunden kennen uns schon sehr lange und haben deutlich gemacht, dass sie hinter uns stehen. Wir sind schließlich schon seit mehr als 23 Jahren am Markt und haben sehr langlaufende Kundenbeziehungen. Größeren Einfluss hat da schon eher die allgemeine Verunsicherung der Branche durch die anhaltende politische Diskussion über die künftige Gestaltung der Altersvorsorge und durch die Entwicklung an den Kapitalmärkten.Abgesehen davon ist das vierte Quartal bei uns immer recht volatil, weil häufig noch in letzter Minute über die Vergabe von Aufträgen entschieden wird.

      Frage: Für das Gesamtjahr 2003 haben Sie ein Ertragswachstum von 10 Prozent auf über 18 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Können Sie das Ziel bekräftigen?

      Dr. Thomas Meindl: Wie bereits gesagt, wir sind mitten im Quartal.

      Frage: In Ihrer Bilanz wird von vielen Analysten die Position\"unfakturierte Forderungen\" kritisiert. Der Posten steht mit über 70Mio. Euro in den Büchern und steigt stets kräftig an und macht inzwischen knapp 50 Prozent der Aktiva aus. Bereitet Ihnen das keineBauchschmerzen?

      Dr. Thomas Meindl: Die KPMG hat in ihrem Gutachten diese Forderungsposition dem Grunde und auch der Höhe nach geprüft. Und zwar zu den Stichtagen 31. Dezember 2002 und 30. Juni 2003, weil diese entscheidend für die Ermittlungen des Staatsanwalts sind. In diesem Gutachten wurde die Werthaltigkeit dieser Forderungen bestätigt.

      Aber natürlich halten wir an dem Ziel fest, diese Position mittelfristig abzubauen. Unser Geschäftsmodell ist von langfristigen Kundenprojekten geprägt, die sich in dieser Position widerspiegeln. Das daraus resultierende Bilanzbild ist Teil unseres Geschäfts und bereitet mir keine Bauchschmerzen. Vor allem, weil ich auch weiß, dass die Umsätze in der Zukunft durch diese langfristigen Projekte gesichert sind.

      Frage: Nach IAS ist Ihre Bilanzierungspraxis natürlich regelkonform. Der Posten stellt aber einen ständigen Risikofaktor dar. Haben Sie schon Überlegungen getroffen, nicht Abstand von dieser progressiven Bilanzierung zu nehmen?

      Dr. Thomas Meindl: Wir werden auch weiterhin so bilanzieren wie bisher und gemäß IAS für die noch nicht fakturierten Aufträge die POC-Methode anwenden. Damit verbunden ist natürlich, dass zu jedem Stichtag eine Bewertung dieser Position vorgenommen wird. Für uns gibt es keinen Grund von dieser Bilanzierungsmethode Abstand zu nehmen, denn das ist die vorgeschriebene und übliche Bilanzpraxis nach IAS.

      Frage: Sie haben dem Staatsanwalt und auch den Wirtschaftsprüfern von KPMG die unfakturierten Forderungen im Detail erläutert. Auf wie viel Kunden belaufen sich eigentlich diese Forderungen und wie hoch ist die Ausfallquote? Zudem sollen einige Verträge nur per Handschlag getroffen worden sein - hier stellt sich natürlich dann die Frage, was Sie KPMG vorgelegt haben?

      Dr. Thomas Meindl: Diese Forderungen verteilen sich auf mehr als 40 Kunden. Bei den in Rechnung gestellten Forderungen liegt der Forderungsausfall seit mehr als zehn Jahren im kleinsten Promillebereich. Bei den unfakturierten Forderungen gibt es in diesem Sinne keinen Forderungsausfall. Hier muss vielmehr zum Stichtag jeweils eine Bewertung der Position stattfinden.

      Was unsere Verträge betrifft, so schließen wir mit unseren Kunden meist zunächst Vorverträge, um möglichst schnell mit der Arbeit beginnen zu können. Denn häufig handelt es sich um geschäftskritische Projekte. Sollte dann wider Erwarten kein Vertrag zu Stande kommen, können wir auf jeden Fall die erbrachten Leistungen in Rechnung stellen. In der Bilanzposition unfakturierte Forderungen finden sich dann auch nur die Leistungen, die wir schon für den Kunden erbracht haben. KPMG hat die entsprechenden Einzelpositionen ab einer bestimmen Größenordnung alle vollständig geprüft. Bei den übrigen wurden Stichproben genommen. Wir haben KPMG sämtliche Unterlagen vorgelegt, so dass sie beurteilen konnten, ob die Verträge nach IAS-Grundsätzen richtig erfasst wurden. Bei diesen Unterlagen handelte es sich zum Beispiel um Vorverträge oder um Rahmenverträge, innerhalb derer weitere Aufträge erteilt worden waren.

      Der Begriff \"Handschlagverträge\" ist hier vollkommen irreführend. Denn wenn der Kunde einen Auftrag erteilt und schriftlich festgehalten wird, was dafür gemacht wird und wenn außerdem noch entsprechende vertragliche Vereinbarungen durch einen vorhandenen Rahmenvertrag gegeben sind, dann besteht eindeutig ein Vertragsverhältnis.

      Ebenso absurd ist die hier und da in der Presse aufgestellte Behauptung, dass unser Vorstandsvorsitzender, Herr Prof. Feilmeier, allein die Verträge an Land zieht und diese per Handschlag entgegennimmt. Wir sind ein Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern, von denen sehr viele im Vertrieb arbeiten und Aufträge akquirieren.

      Frage: In der Vergangenheit haben Sie oftmals neue Kundenaufträge per Ad-hoc oder per Pressemitteilung bekannt gegeben. In diesem Jahr haben Sie keinen größeren Auftrag verkündet. Haben Sie in 2003 neue Kunden und größere Aufträge erhalten, zumal die Investitionsbereitschaft der deutschen Lebensversicherer alles andere als gut ist?

      Dr. Thomas Meindl: Bei den Lebensversicherern ist derzeit sicherlich eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Aber die Dinge, die dringend sind, werden dennoch durchgeführt. So haben wir im Laufe diesen Jahres auf der Grundlage unserer langjährigen Kundenbeziehungen und unserer stabilen Kundenbasis diverse neue Aufträge gewinnen können. Aber das ist nicht jedes Mal ein Thema für eine Ad-hoc-Mitteilung und gehört quasi zu unserem Geschäft. Zudem schreibt die BaFin ja auch vor, dass nur wesentliche Aufträge per Ad-hoc gemeldet werden dürfen. Einige Aufträge haben wir aber auch im Rahmen der Quartalsberichterstattung genannt, wie zum Beispiel den von Credit Suisse in Prag. Hier sind wir immer darauf angewiesen, dass der Kunde mit der Veröffentlichung einverstanden ist.

      Darüber hinaus haben wir in den letzten beiden Jahren ja auch viele größere und langfristige Projekte begonnen, die in diesem Jahr fortgesetzt wurden. Zum Beispiel das Großprojekt bei der Basler in der Schweiz. Oder die Fortsetzung des Projekts für die Versicherungskammer Bayern in Deutschland. Bei uns ist liegt der Schwerpunkt nicht unbedingt darauf, ständig neue Kunden zu gewinnen, da wir schon eine sehr breite Kundenbasis haben. Sehr wichtig ist für uns auch, bei den bestehenden Kunden Projekte fortzusetzen oder neue Aufträge in anderem Themengebieten zu gewinnen.

      Frage: FJH hat seit dem Börsengang kumuliert mehr als 40 Mio. Euro verdient. Ihre Barbestände haben sich aber im selben Zeitraum mehr als halbiert. Wie passt das zusammen und haben Sie eine Erklärungen dafür, weshalb Ihr Cash-Flow die Steigerungsraten wie beim Gewinn in den letzten Jahren nicht mithalten kann?

      Dr. Thomas Meindl: Beim Börsengang haben wir ja schon angekündigt, dass wir die Gelder dazu verwenden werden, unsere Standardsoftware weiter zu entwickeln. Zudem haben wir uns an einigen Firmen beteiligt. Und wir haben das Geld für die Verbesserung unserer Infrastruktur verwendet. Damit sind wir gut gerüstet, um innovative und marktgerechte Produkte für die Zukunft anbieten zu können. Wir rechnen in den kommenden Jahren mit dem Rückfluss aus diesen Investitionen.

      Frage: Vor kurzem haben Sie die HEUBECK AG übernommen. Das Unternehmen hat in 2002 8,6 Mio. Euro umgesetzt und 0,344 Mio. Euro verdient. Sie haben für den Betrieb mehr als 25 Mio. Euro bezahlt. Ist das nicht viel zu viel?

      Dr. Thomas Meindl: Unserer Meinung nach war es keineswegs zu viel. Sonst hätten wir es ja auch nicht gezahlt. Mit HEUBECK konnten wir ein führende Beratungsunternehmen im Bereich des Altersvorsorgemarktes mit einer sehr bekannten Marke und einem sehr guten Namen erwerben. HEUBECK hat mehr als 1.000 Kunden, was für uns natürlich den Vorteil hat, dass wir darüber neue Kundenkreise außerhalb des Versicherungsbereichs erschließen können. Wir haben nun die Möglichkeit, unsere Software im Bereich Altersvorsorge mit den Beratungsdienstleistungen und dem Know-how zu kombinieren, die das Haus HEUBECK mitbringt. FJH bietet nunmehr alles aus einer Hand an.

      Frage: Durch die Übernahme entstand in der Bilanz ein Goodwill von 28 Mio. Euro. Besteht ein außerordentlicher Abschreibungsbedarf?

      Dr. Thomas Meindl: Nein, das sehen wir nicht. Ich sehe eher, dass derAltersvorsorgemarkt in den nächsten Jahren noch viel stärker wachsen wird.

      Frage: Ihr Unternehmen hat viel Vertrauen in den letzten Wochenverloren. Was werden Sie tun, um den guten Ruf Ihres Hauses wiederherzustellen?

      Dr. Thomas Meindl: Wir werden wie bisher auch mit unseren Kunden und mit unseren wichtigsten Investoren laufend im Gespräch bleiben und deutlich machen, dass FJH weiterhin ein gutes und erfolgreiches Unternehmen ist.

      Mit dem KPMG Gutachten haben wir ja bereits gezeigt, dass unsereBilanzierung einwandfrei ist. Was die anonyme Anzeige betrifft, so konnte hier jemand zu Lasten unseres Unternehmens einen persönlichen Vorteil erzielen. Wir werden in dieser Angelegenheit aber erst einmal die Ergebnisse der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der BaFin abwarten und hoffen, dass das Verfahren für uns bald erledigt ist. Ob wir zu einem späteren Zeitpunkt noch rechtliche Schritte gegen den Urheber der Anzeige einleiten, können wir erst entscheiden, wenn diese Ergebnisse vorliegen.

      Frage: Was versprechen Sie sich vom kommenden Jahr und werden Sie Ihre Aktionäre wieder mit einer Dividende für das Jahr 2003 verwöhnen?

      Dr. Thomas Meindl: Wir gehen davon aus, dass wir in 2004 wieder gute und erfolgreiche Arbeit für unsere Kunden leisten werden. Es ist noch zu früh, um eine Aussage zur Dividende zu machen. Aber letzten Endes müssen das der gesamte Vorstand und der Aufsichtsrat beschließen und danach der Hauptversammlung zur Entscheidung vorlegen.

      Herr Dr. Meindl, wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch!

      Quelle: TradeCentre Börsenbrief

      Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),12:19 16.12.2003

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      schrieb am 19.12.03 08:45:25
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ad-hoc-Mitteilung

      Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungsverfahren gegen FJH ein

      München, 19. Dezember 2003 - Die Staatsanwaltschaft München hat das
      Ermittlungsverfahren gegen die Vorstände und den Wirtschaftsprüfer des im
      TecDAX notierten Beratungs- und Softwarehauses FJH AG (ISIN DE0005130108)
      eingestellt. Dies hat die Staatsanwaltschaft gestern Abend mitgeteilt.


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      > Martina Faßbender
      > FJH AG
      > Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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      > web: http://www.fjh.com


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