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    Lidl ärgert Aldi immer mehr - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.02.04 11:01:31 von
    neuester Beitrag 14.03.04 08:32:38 von
    Beiträge: 15
    ID: 826.134
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      schrieb am 25.02.04 11:01:31
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dem Branchenzweiten Lidl ist es im vergangenen Jahr gelungen, mit seinem Mix aus Marken- und Nachahmerprodukten dem großen Konkurrenten Aldi rund 156 Millionen Umsatz direkt abzuknöpfen.
      Und nicht nur das: Auch die Discounter Plus, Penny und Netto verloren zusammen 90 Millionen Euro an Lidl. Beim Wachstum hatten die Neckarsulmer ebenfalls die Nase vorn: Die geschätzten Lidl-Erlöse stiegen 2003 um 12 Prozent, Aldi (Nord und Süd) kam auf ein Plus von 5,5 Prozent, berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Allerdings eröffnete Lidl deutlich mehr neue Filialen (422) als Aldi Nord und Süd (290), so dass der Wachstumsvorteil auf gleicher Fläche geringer ausfällt.

      Große Verlierer des Handelsjahres 2003 waren einmal mehr die klassischen Supermärkte. Sie mussten einen erheblichen Kundenschwund verkraften und gaben an Lidl und Aldi Erlöse von insgesamt 1,5 Milliarden Euro ab. Seit 1998 ist der Marktanteil des traditionellen Handels von 23,3 auf 16,2 (2003) geschrumpft. Die Discounter katapultierten sich dagegen von 29,8 auf 38,2 Prozent an die Spitze.



      Erfolg durch Ausgewogenheit
      Erfolgsrezept von Lidl war 2003 nach Ansicht der GfK-Experten die ausgewogene Sortimentsstrategie. "In den Segmenten, in denen sie gezielt auf die Marke setzen, legen sie überproportional zu", sagte der Leiter des GfK-Consumer Index, Wolfgang Twardawa. Bei Markenprodukten sei der Lidl-Umsatz um 28 Prozent geklettert, bei Handelsmarken um zwölf Prozent.

      Aldi setzt dagegen zu zwei Dritteln auf Handelsmarken (No-Name-
      Artikel), die jedoch vielfach auch von Marken-Herstellern produziert
      werden. Bei Aldi sei 2003 eine "zweigeteilte Konjunktur" zu erkennen
      gewesen, sagte Twardawa. Der Food-Bereich inklusive Hygiene und Kosmetika sei um eine Milliarde auf 20,6 Milliarden Euro gewachsen. Non-Food-Waren wie Elektro und Haushaltswaren hätten bei rund fünf Milliarden Euro stagniert.



      Seit Jahren im Clinch
      Die Jahreszahlen sind ganz nach dem Geschmack von Lidl- und Kaufland-Patriarch Dieter Schwarz. Er setzt seit Jahren alle Hebel in Bewegung, um den Aldi-Gründern Theo und Karl Albrecht die Discount-Marktführerschaft abzujagen.

      Beim Filialnetz liegen Lidl und Aldi mit europaweit jeweils bald 6000 Geschäften gleichauf. Der Jahresumsatz von Lidl (in 15 Ländern aktiv) wird auf über 20 Milliarden Euro, bei den Kaufland-Warenhäusern auf zwölf Milliarden Euro geschätzt. Die Erlöse der Aldi-Gruppe sollen zwischen 26 und 30 Milliarden Euro liegen.

      Gerade im Ausland will Schwarz, den seine Öffentlichkeitsscheu mit den Albrecht-Brüdern verbindet, in den nächsten Jahren noch zulegen. Norwegen, Ungarn und Slowenien sollen es 2004 sein, der Sprung nach Übersee (Kanada) wird vorbereitet.

      Süddeutsche Zeitung (Online )25.2.2004
      http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/303/27276/
      Avatar
      schrieb am 25.02.04 13:50:57
      Beitrag Nr. 2 ()
      Tja, und im LIDL kann ich sogar nach 18:30 einkaufen,
      was mir sehr entgegen kommt.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 04:18:01
      Beitrag Nr. 3 ()
      Lidl lehne ich schon alleine wg. der extrem mitarbeiterunfreundlichen Bedingungen in den Läden ab! :mad:
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 07:47:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      #2: In meiner Gegend hat der LIDL sogar bis 20:00 Uhr geöffnet und das schon seit längerem.

      ALDI hat immer brav um 18:00 Uhr dicht gemacht. Zu meinem Erstaunen hab ich gestern gesehen, dass ALDI ab dem 15.03. jetzt auch bis 20:00 Uhr auf hat. Wurde auch Zeit, die haben LIDL viel zu lange unterschätzt. Jetzt fehlt nur noch die Möglichkeit mit EC Karte einzukaufen, die LIDL schon längst hat.

      Trotzdem, ich persönlich finde LIDL besser.
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 08:41:52
      Beitrag Nr. 5 ()
      Auf jeden Fall ist Lidl für mich als Kunde besser, weil er ein breiteres Angebot an Frischgemüse und Frischobst als Aldi hat.

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      schrieb am 05.03.04 09:10:27
      Beitrag Nr. 6 ()
      Die größten Verlierer dürften langfristig die Markenhersteller sein, die mit ihrem Rabattspreizen, ihrer
      Überproduktion zu absoluten Dumpingpreisen für ein paar große Handelsketten sich selbst den Ast absägen und vollkommen von der Nachfragemacht einiger weniger abhängig machen.

      Gleichzeitig werden die Arbeitnehmer in der BRD noch mehr die Verlierer sein, Outsourcing auch für gut ausgebildete Arbeitskräfte ist angesagt.

      Besonders freut sich der Staat mit Steuereinbrüchen, die bald auch zu Massenentlassungen im Öffentlichen Dienst führen werden.

      Die Kaufkraft sinkt ja sowieso ständig, amerikanische Verhältnisse werden propagiert, ein paar Millionen mehr für den CEO, ein paar hundert Euro weniger für den Arbeitnehmer.

      Die Gelder aus den wegrationalisierten Arbeitsplätzen werden dann "gewinnbringend" reinvestiert, die Fehlinvestitionen im Ausland wegen überhöhter Preise müssen auch wieder reinkommen.

      Und bei uns müssen vor allem auch die Rentner bluten, die sich auf die vollmundigen Aussagen eines Blüm verlassen haben und tatsächlich geglaubt haben, die Renten sind sicher.

      Es kann einem der Kamm steigen, wenn man das Gelabere der
      Altvorderen hört, die so garnicht sich in Verzicht üben.

      Die Aldisierung und Lidlsierung bringt uns immer mehr in die Bredouille.
      Und unsere Altvorderen dürften sich mittelfristig um ihren Job bringen.

      Noch sind die Ersparnisse nicht aufgebraucht, können wir davon als Zusatzeinkommen noch gut leben.

      Aber wie lange noch.
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 09:28:28
      Beitrag Nr. 7 ()
      #6

      Ich verstehe das Problem nicht.

      Den Aldi gibt es schon 40 Jahre.

      Es gab also immer Menschen die dort eingekauft haben.

      Daran ist Westdeutschland nicht kaputt gegangen.

      Leider haben bei der Euro-Einführung die Supermärkte versucht die Preise unverschämt zu erhöhen.

      Mit der Folge, daß mehr Leute zu Aldi und Co. einkaufen gehen. Will man das jetzt den Leuten verbieten ?

      Der Fachhandel muß sich mit gutem Preis/Leistungsverhältnis und Service durchsetzen.

      Beispiel Computer, seit ca. 2 Jahren läuft das Geschäft nicht mehr so beim Aldi. --> Chance für Fachhandel.

      Das Radio was ich mir vor 3 Jahren beim Aldi kaufte funktionierte nur 4 Wochen.

      Die Aldi-Geschäfte liegen meist nicht um die Ecke, sind ohne Auto schwer zu erreichen.

      Chance für den Laden um die Ecke.

      Noch Fragen ?
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 11:33:57
      Beitrag Nr. 8 ()
      Kohelet,

      ich persönlich habe kein Problem mit Aldi, da ich sowieso ein Einkaufsmuffel bin.

      Es geht hier auch nicht um Aldi, sondern um die Aldisierung generell nach dem Motto "Geiz ist geil".

      Der deutsche Verbraucher wird legitimerweise seine Kaufkraft zu erhöhen versuchen, wird Schnäppchen nutzen, nur Rosinenpickerei wird eben langfristig nicht unbedingt zur Produktvielfalt beitragen.

      Die Mobilität ist ja nun bekanntlich so weit fortgeschritten, dass es kein Problem mehr sein dürfte, in Zukunft vielleicht sogar zum Kauf ab Fabrik überzugehen.

      Nur wird das unserem Sozialstaat, vor allem aber unserem Verwaltungsstaat nicht gut tun.

      Beides ist eben nicht zu haben, hohe Löhne, erzeugt durch hohe Steuern und Abgaben, Subventionierung von unterentwickelten Gebieten, Vorruhestandsregelung und niedrige Preise, die der Staat durch seine Steuer-und Abgabenpolitik künstlich noch etwas korrigiert.
      Siehe Benzinpreise, Österreich freut sich über die Grenzgänger.
      Wenn erst die EU-Ostländer bei uns jobben, wird man sehen, ob die Kaufkraft reicht, die günstigen Schnäppchen wahrzunehmen.

      Dann werden wir eben auch Lohndumping und Rentendumping importieren, Sozialstaat in der jetzigen Form dürfte der Vergangenheit angehören, Doppeljobs wie in den USA kommen vielleicht dann in Mode.

      Mal sehen, wie sich unsere Gesellschaft daruf einstellen wird.
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 13:47:42
      Beitrag Nr. 9 ()
      zu Schürger #8

      Das ist ja das Problem,

      alle sollen Einkaufen, damit der Konsum steigt und dann die Konjunktur zunimmt, andererseits

      möchte jeder sparsam sein (z.B. Einkaufsmuffel) ---> Widerspruch.

      Es kann nicht an der Aldisierung liegen, daß es der Wirtschaft so schlecht geht.

      Es kann nur an etwas anderem liegen.
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 15:13:39
      Beitrag Nr. 10 ()
      #1
      Kohelet!

      Muss ich auch sagen bin vom ALDI zum LIDL gewechselt!

      Bessere Produkte und ausserdem beim Lidl kannst Du bei uns bis 20 UHR einkaufen am samstag bis 16 UHR.

      Aldi hat das ja noch nicht nötig, da ist um 18 Uhr , oder 18 Uhr 30 Sense spätestens!

      Da soll er sich dann auch nicht wundern!

      Elch der LIDL FAN!
      Avatar
      schrieb am 05.03.04 16:02:18
      Beitrag Nr. 11 ()
      Kohelet,

      Du verstehst mich falsch.

      Ich bin kein Einkaufsmuffel, weil ich nicht konsumiere, sondern weil ich keine Ahnung vom Einkaufen generell habe.

      Ich ärgere mich nur, wenn ich z.B. bei bestimmten Handels-
      gesellschaften nicht das bekomme, was ich gerne möchte, weil die den Artikel ausgesondert haben, weil der Hersteller nicht ihren Erpressungsversuchen entsprochen hat.

      Kennst Du die Einkaufsmodalitäten bei Aldi&Co?

      Hier wird Marktmacht pur geübt, hier wird von der Nachfrageseite der Preis bestimmt, der Referenzpreis wird dann von den weniger Mächtigen bezahlt, nur wie lange noch.

      Am meisten ärgere ich mich über den Etikettenschwindel, den manche Hersteller betreiben (müssen?), indem sie den gleichen Artikel unter no name vertreiben, im Fachhandel
      erscheint er dann unter dem Markennamen.

      Nur wie lange noch, die Innenstädte sind bereits am Veröden.

      Dass dieses Geschäftsmodell dem Verbraucher und vor allem
      dem Betreiber genutzt hat, ist unbestritten.

      Ob es gesamtwirtschaftlich dem Standort BRD so viel nützt,
      vor allem wenn der Ertrag dann im Ausland angelegt wird,
      wäre mal eine Gesamtanalyse wert.
      Avatar
      schrieb am 06.03.04 09:15:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      Schürger #11

      nicht das bekomme, was ich gerne möchte, weil die den Artikel ausgesondert haben,

      2 Fragen gibt es bestimmte Artikel nicht oder suchst du die 101. Sorte Brot

      Mc Kinsey hat eine interssante Studie dazu :

      ... Aber die Studie dringt noch tiefer ins Wesen der Menschen mit den Aldi-Tüten. Die Discounter seien schneller, übersichtlicher und dazu noch vertrauenswürdiger. Aldis lügen nicht. Auf der Leinwand erscheint ein Schaubild. McKinsey hat beispielhaft das Toilettenpapier-Segment untersucht. Bei Edeka gebe es Klopapier in 32 verschiedenen Marken, Varianten und Packungsgrößen. Bei Aldi nur zwei, " Solo Zartess" und " Vitess" , jeweils dreilagig. " Sie können beim Toilettenpapier" , sagt Kliger, es klingt ein wenig zu feierlich, " mit zwei Artikeln einen Marktanteil von 27 Prozent erreichen!" ... Quelle : "Das Aldi - Prinzip " Thread: Das Aldi - Prinzip

      Am Beispiel mit dem Klopapier fällt mir ein , daß wir uns sehr schnell der Handelskultur der DDR nähern.

      Da gab es auch nur 1 bis 2 Sorten Klopapier im Laden.

      In der DDR wurden die Konsumenten durch die Staatliche Planwirtschaft kurz gehalten.

      Von oben (Politbüro der SED, Plankommission, Ministerium für Papierindustrie, Ministerium für Handel und Versorgung) wurde bestimmt, daß es für Klopapier nur eingeschränkte Produktions- und Handelskapazitäten gibt.

      Mit diesen Kapazitäten konnten dann die Geschäfte nur 2 Sorten Klopapier anbieten.

      Z.B. 10 oder mehr Sorten Klopapier wie in Westdeutschland waren da nie drin.
      Avatar
      schrieb am 13.03.04 19:52:52
      Beitrag Nr. 13 ()
      Wozu brauche ich 10 Sorten Klopapier? :confused:
      Avatar
      schrieb am 13.03.04 20:24:51
      Beitrag Nr. 14 ()
      Schürger, danke für Deine klaren Worte....

      leider kapieren das aber viele nicht. Die kaufen immer nur das Billigste vom Billigen und hoffen wohl, dass die Produzenten es aus reiner Menschenfreundlichkeit aus der eigenen Tasche bezahlen, die Preisen niedrig zu halten....sie geben es aber weiter, indem sie Arbeitsplätze verlagern.

      Jeder verkaufte Skoda oder jeder Japaner führt dazu, dass in der dt. Autoindustrie Arbeitsplätze wegfallen. Und so läuft es auch beim Zubehör, bei Lebensmitteln, Waschmitteln und vielem mehr...

      Und bei Kleidung ist der Prozess bereits abgeschlossen, die letzten Hersteller haben inzwischen ihre Produktion verlagert. In Deutschland kann man nicht mal mehr Luxuskleidung kostendeckend produzieren.

      Peinlich wird es dann allerdings, wenn sie dt. Arbeitslose über Lohndumping beschweren und andererseits als Lidl-Fans outen....
      Avatar
      schrieb am 14.03.04 08:32:38
      Beitrag Nr. 15 ()
      Nur wer konsumiert, nützt der Wirtschaft

      Von Henrik Müller

      Das Urteil ist gefällt: Nicht mal zu Konsumenten taugten die Schlusslicht-Deutschen noch. Während in anderen Ländern, zumal in Amerika, die Bürger ihrer patriotischen Konsumpflicht nachkommen, verharren die Bundesbürger im viel beklagten Käuferstreik.

      Die Deutschen müssten jetzt mehr Güter und Dienste nachfragen, so fordern viele. Die Nation müsse sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

      Henrik Müller, Redakteur bei manager magazin, schreibt über wirtschaftspolitische Themen. Dieser Essay ist eine stark gekürzte Fassung eines Kapitels aus seinem neuen Buch " Wirtschaftsirrtümer. Richtigstellungen von Arbeitszeitverkürzung bis Zinspolitik" .


      Wenn die Leute ordentlich einkaufen gehen, so das Motto, brummt die Wirtschaft. Sparen sie hingegen, dann droht nach verbreiteter Meinung die Ökonomie zusammenzubrechen. Denn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage reiche in diesem Fall nicht aus, um die Kapazitäten der Unternehmen auszulasten; Fabriken stünden leer, niemand investiere in neue Anlagen, Leute würden entlassen. Eine Schreckensvorstellung.

      Dieser Logik folgend, kreist das Denken vieler Politiker und auch vieler Ökonomen um die Frage: Wie sorgen wir für eine möglichst hohe Nachfrage? Gewerkschafter argumentieren gerne, die Löhne müssten steigen, damit die Nachfrage gestärkt würde - Löhne rauf für den Aufschwung.

      Der SPD-Politiker Franz Müntefering ließ sich sogar einmal zu einer extremen Schlussfolgerung hinreißen: Da die Bürger nicht genug Geld ausgäben, müsse ihnen der Staat noch mehr Steuern abverlangen - um das Geld dann als Staatskonsum selbst in Nachfrage zu verwandeln.

      Eine sehr einseitige - und daher falsche - Sicht der Wirtschaft. Wenn die These stimmte, dass der Konsum der Motor des Wachstums ist, dann müssten die asiatischen Volkswirtschaften die am langsamsten wachsenden der Welt sein, denn dort sparen die Bürger einen Großteil ihrer Einkommen. Lateinamerika und Afrika hingegen müssten wahre Boomregionen sein, denn dort sparen die Bürger wenig.

      Tatsächlich ist es umgekehrt: Asien (wichtige Ausnahme: Japan) boomt seit Jahrzehnten, Lateinamerika und erst recht Afrika liegen in weiten Teilen ökonomisch am Boden. Irgendetwas stimmt also nicht mit der Konsumthese. Wo liegt der Denkfehler?




      Wer spart, lässt sein Geld in aller Regel nicht unproduktiv herumliegen, sondern er sammelt es als Bankeinlage, zahlt Versicherungsprämien, kauft Aktien, Anleihen oder Fondsanteile. Er überträgt sein Geld somit den Banken, Versicherungsunternehmen und Fondsgesellschaften, die es an Unternehmen, an Staatshaushalte oder an private Bauherren weiterreichen - an Wirtschaftseinheiten also, die sich verschulden, um investieren zu können. Oder er stellt sein Geld Unternehmen und Staat direkt zur Verfügung, indem er an der Börse Wertpapiere kauft.

      Mit anderen Worten: Das Geld, das die Bürger sparen, wird zum großen Teil an anderer Stelle wieder investiert. Spart eine Gesellschaft viel Geld, dann ist sie in der Lage, viel zu investieren. Spart sie wenig, kann sie sich entsprechend weniger Investitionen leisten.

      Da aber Investitionen eine der wichtigsten Quellen des Wachstums sind (siehe: " Baustelle Deutschland: Der Fluch der kurzen Arbeitszeiten" ), begrenzt die gesamtwirtschaftliche Ersparnis die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft und den Wohlstand ihrer Bürger.

      Genau das erklärt einen großen Teil der Wachstumsunterschiede zwischen Asien und Lateinamerika in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Weil in den meisten lateinamerikanischen Ländern nur ein geringer Teil des Einkommens gespart wurde, verschuldeten sie sich massiv im Ausland.

      Mit relativ hohen Zinsen lockten sie Ersparnisse aus dem Rest der Welt an - die Globalisierung macht`s möglich. Argentinien wurde in den Neunzigerjahren zum größten Schuldner unter den Entwicklungsländern und erlebte einen Schein-Boom.



      Irrtum: Wer der Logik folgt, wonach es genügt, mehr zu konsumieren, um einen neuen Wirtschaftsboom zu begründen, wird allenfalls ein kurzes konjunkturelles Strohfeuer entfachen, an dessen Ende die langfristigen Probleme noch größer sein werden


      Eine geringe Ersparnis, verbunden mit der Kreditaufnahme im Ausland, produzierten ein argentinisches Konsumwunder, das Mitte der Neunzigerjahre für beachtliche Wachstumsraten sorgte. Aber der Boom war nicht von Dauer; im Dezember 2001 ging die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas Pleite.

      Die Argentinier konnten die Zinsen und Tilgungsraten ihrer Auslandsschulden nicht mehr aufbringen. Sie hatten die Kredite nicht in produktive Investitionen gelenkt, aus deren Erträgen sie später Zinsen und Tilgung hätten zahlen können, sondern einen Großteil des Geldes schlicht verjubelt. Die weiteren Aussichten der argentinischen Volkswirtschaft sind düster, neue Investitionen kaum noch finanzierbar.

      Die asiatischen Gesellschaften hingegen, die viel sparen (rund 30 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung), können aus eigenen Mitteln große Investitionsvolumina finanzieren. Da sie weitere Kreditgelder aus dem Rest der Welt aufnehmen, sind sie in der Lage, noch mehr zu investieren, als sie sparen, und sie tun es auch.

      Dies ist eine der wichtigsten Quellen des langen asiatischen Aufschwungs: Investitionen erhöhen die Kapitalausstattung der Volkswirtschaften; die Produktivität steigt und mithin auch die Einkommen der Beschäftigten. Von ihrem zusätzlichen Verdienst sparen sie wiederum einen Teil, wodurch abermals Investitionen aus heimischen Mitteln finanzierbar werden.

      Natürlich hat auch Asien Rückschläge durchlitten. Die Krise von 1997/98 wurde ausgelöst durch eine Kapitalflucht ausländischer Geldgeber, die plötzlich das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der südostasiatischen Volkswirtschaften verloren hatten.

      Dass sich aber die meisten Länder binnen zwei Jahren von diesem Sturm erholt hatten, liegt unter anderem an der hohen Ersparnis ihrer Bürger - sie machen die Länder ein Stück unabhängiger von den Launen der internationalen Kapitalmärkte.

      Wenn Ersparnisse langfristig das Wachstum begünstigen, ist die Konsumnachfrage dann vollkommen unwichtig? Nicht ganz.

      Während hohe Ersparnisbildung langfristig das Wachstum anregt, dämpft es kurzfristig die Wirtschaftsentwicklung, wenn die Bürger beginnen, mehr Geld zurückzulegen. Vorübergehend geht die Nachfrage nach Konsumgütern zurück - die kurzfristigen Aussichten trüben sich ein. Die langfristigen Entwicklungsperspektiven hingegen verbessern sich.

      In Deutschland läuteten die Alarmglocken, als 2001, mitten in der Rezession, die Bürger ihren Konsum einschränkten. Nach jahrelangem Rückgang stieg die Sparquote (die Ersparnis der privaten Haushalte in Prozent des nach Steuern und Abgaben verfügbaren Einkommens) wieder an, was zur Folge hatte, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sank, wodurch sich der konjunkturelle Abschwung verschärfte.

      Die Heftigkeit dieser Reaktion war zwar weltwirtschaftlich gesehen eine Ausnahme - anderswo wuchs die heimische Nachfrage weiter, wenn auch mit geringeren Raten -, der Trend zu wieder steigenden Sparquoten ist allerdings in den meisten westlichen Ländern zu beobachten.

      Offenbar erkennen die Bürger die Notwendigkeit, mehr Geld für die Zukunft zurückzulegen. Seit Mitte der Achtzigerjahre legten sie einen immer kleineren Teil ihrer Einkommen auf die hohe Kante.

      Insbesondere in den angelsächsischen und den skandinavischen Ländern kam das Sparen außer Mode. In den USA und Schweden näherten sich die Sparquoten der Nulllinie. Auch in Japan sank die zuvor - typisch asiatisch - hohe Ersparnis von über 20 Prozent auf deutsches Niveau und darunter.

      Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, wie konstant die deutsche Sparquote im Vergleich zu anderen Ländern ist. Im Durchschnitt der Jahre 1980 bis 1990 lag sie bei 13 Prozent, zwischen 1991 und 2001 bei 12 Prozent.

      Ihren tiefsten Wert erreichte sie 1999/2000 mit 9,8 Prozent, zu einer Zeit, als die Amerikaner weniger als 3 Prozent sparten.

      Glaubt man den Nachfrageaposteln, dann sind die relativ hohen Sparquoten für Deutschland eine Bürde, die die hiesige Wirtschaft in eine Dauerkrise stürzen. Stimmt das?

      Richtig ist, dass Deutschland nicht in den Genuss jenes zusätzlichen Nachfrageschubs kam, den die stetig sinkende Sparneigung in vielen anderen Ländern in den Neunzigerjahren auslöste. Doch dieser Konsumsog ist langfristig nicht aufrecht zu erhalten.

      Wenn wir also alle mehr sparen müssen, ist die Mehrung des Konsums dann kein vernünftiges wirtschaftspolitisches Ziel? Doch.


      Die Frage ist nur, auf welche Weise eine Volkswirtschaft einen höheren Lebensstandard zu erreichen gedenkt. Bei gleichem Einkommen weniger zu sparen ist angesichts der heutigen Sparquoten und der künftigen Belastungen keine vernünftige Option.

      Mehr zu verdienen und davon einen Teil zu sparen, einen Teil auszugeben - das wäre eine erstrebenswerte Konstellation.

      Die internationale Erfahrung zeigt, dass dauerhaftes Wachstum aus Investitionen in Kapital und Wissen resultiert - Investitionen, die überwiegend mit den Ersparnissen der Bürger finanziert werden.

      So entstehen Arbeitsplätze und steigt die Produktivität, ebenso wie die Einkommen und letztlich der Konsum. Eine Aufwärtsspirale, die in Gang kommt, wenn es sich lohnt zu sparen, zu investieren und zu arbeiten.

      Deutlich ist aber, dass ein steigender Konsum am Ende dieser Kette, nicht am Anfang steht. Wer der Logik folgt, wonach es genügt, mehr zu konsumieren, um einen neuen Wirtschaftsboom zu begründen, wird allenfalls ein kurzes konjunkturelles Strohfeuer entfachen, an dessen Ende die langfristigen Probleme noch größer sein werden.

      Auf dem Weg zu mehr wirtschaftlicher Dynamik gibt es keine Abkürzung - so sehr man das auch bedauern mag.


      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/mittelstand/0,2828…


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