checkAd

    2,7 Mio € wegen 90 Hamstern... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.04.04 11:49:43 von
    neuester Beitrag 21.04.04 19:03:50 von
    Beiträge: 7
    ID: 849.648
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 439
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 11:49:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      EINE MELDUNG UND IHRE GESCHICHTE

      Der Hamsterflüsterer

      Warum es 2,7 Millionen Euro kostet, 90 Nager umzusiedeln.



      DPA
      Feldhamster
      An klaren Tagen reicht der Blick im Mainzer Süden fünf Kilometer in jede Richtung, über blanke, baumlose Äcker. Die Krumen oben an der Kruste sind ockergelb, und wenn man sie zwischen den Fingern zerquetscht, stauben sie auf wie Blütenpollen. Aber tiefer, wo der Lössboden die Feuchtigkeit noch gehalten hat, klebt er lehmig und fest.

      Guter Boden ist das, im Mainzer Süden. Guter Boden für den geplanten Wirtschaftspark-Süd, eine blühende Landschaft mit hoffentlich irgendwann 6000 Arbeitsplätzen und hoffentlich irgendwann 600 Millionen Euro Investitionen. Guter Boden für Ferdinand Graffé, der die Ackerflächen als Prokurist der städtischen Grundstücksverwaltungsgesellschaft zusammengekauft und erschlossen hat, um sie an Firmen weiterzureichen. 42 Millionen Euro hat sich die Stadt Mainz diesen Boden schon kosten lassen.



      Aus der "FAZ"
      Guter Boden, dachte auch Holger Hellwig, guter Hamsterboden. Das hat der Biologe, 33 Jahre alt und von Beruf Landschaftspfleger, sofort gesehen, als er im April 2002 an den Pfosten für die geplante Westumgehung vorbeikam. Er stieg aus. Er stiefelte über das Feld. Keiner weiß über Hamster so viel wie er, sagt Graffé über Hellwig. Keiner findet Hamster so schnell wie er, sagt Hellwig über Hellwig. Er schaute nach Löchern. So wie er das immer tut, wenn er mal wieder einen Auftrag braucht. Und nach ein paar Minuten hatte er alles, was er suchte. Die Löcher. Die Hamster. Den Auftrag. Kurz danach schrieb er an die Stadt. Es gebe da ein Problem. Aber er könne helfen. Er, der Geschäftsführer des "Landschaftspflegeverbandes Rheinhessen-Nahe" und Umzugsexperte für Feldhamster, die Baugebieten im Weg sind.

      Das Problem mit dem Hamster: Früher erschlugen ihn die Landwirte, ersäuften ihn, erstachen ihn, und für jeden Schwanz, den sie bei der Gemeinde ablieferten, bekamen sie 50 Pfennig. Millionen Nager fraßen sich damals durch die Felder. In Polen wird er auch heute noch verfolgt, in Ungarn gern gebraten, in der EU aber hat sich 1992 die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie seiner erbarmt. Seitdem darf er weder erschlagen noch erstochen, noch ersäuft werden, und die Missachtung von Hamsterrechten kann mit Stilllegung von Baugebieten nicht unter zwei bis drei Jahren geahndet werden.

      Allerdings weiß kein Mensch, wie viele Hamster es noch gibt in Deutschland, denn er lässt sich nicht gern blicken, schon gar nicht am helllichten Tag. Auch Hellwig hat in seinem Leben erst einen frei laufenden Hamster gesehen, aber im Gewerbegebiet von Mainz-Süd 90 Hamsterlöcher gezählt. 90 Löcher, also 90 Tiere, so seine Analyse.

      Zuerst hörte Hellwig nichts auf seinen Brief an die Stadt. Dabei war er sich sicher, dass er "hier hamstermäßig eines der Epizentren" aufgespürt hatte. Dann aber, nach drei Tagen, rotierten sie im Rathaus. Der Umweltdezernent. Der Baudezernent. Der Wirtschaftsdezernent. Und mittendrin Graffé, der Prokurist. In vier Wochen sollte der Straßenbau beginnen. Am liebsten hätte Graffé dem Hamster-Mann "den Hals umgedreht", hätte ihn einfach fortgejagt.

      Aber, was will man machen, er hat Hellwig beauftragt, der Kerl ist ja der Einzige, der sich mit Hamstern auskennt.

      Erste schnelle Maßnahme der Rettungsaktion: Die Nager, die mit ihren Löchern den Bau der Zugangsstraße blockierten, musste Hellwig einfangen, um den Baubeginn zu retten. Aber eigentlich will er die Tiere nicht anfassen, er sieht sich als Freund der Hamster. Außerdem ist ihm mal einer krepiert, Herzschlag; da musste er einen Bericht schreiben, wie das passieren konnte.

      Also darf Hellwig jetzt im Wirtschaftspark Mainz-Süd etwas ganz Neues ausprobieren: die Vergrämung. Obwohl "Verlockung" richtiger wäre. Der Hamster, sonst erdverwachsen und heimattreu, wird mit Futterringen zum Wandern animiert; je weiter weg, desto leckerer. Ring eins: Zuckerrüben; Ring zwei: Roggen, Weizen, Gerste; Ring drei: Hafer, Klee, Luzerne.

      Leider schaffen die Nager so nur 100 Meter im Jahr, weshalb das Umzugsprogramm auf mindestens fünf Jahre angelegt ist. Leider haben ältere Tiere auch gar keine Lust auf einen neuen Bau, sie müssen also - leider - doch gefangen werden. Und leider schlafen die meisten Hamster jetzt noch, also kann der Umzug erst in einigen Wochen beginnen. Und das Bauen noch später.

      Schade auch, dass die Ersatzflächen, die Graffé jetzt besorgen musste, und die wissenschaftliche Begleitung und die satellitengestützte Kartierung der Hamsterlöcher, dass all das die Stadt insgesamt 2,7 Millionen Euro kosten wird. Natürlich ohne dass Hellwig versprechen kann, die Hamster wirklich in Bewegung zu bringen. Und ohne dass er so recht verrät, wie viel Honorar er als Hamsterlobbyist für seinen Verband hereinholt, für seinen "Landschaftspflegeverband", der ein Ein-Mann-Unternehmen ist.

      Manchmal wünscht sich Graffé einfach nach Italien, Griechenland, Spanien. Was man in Südeuropa mit Hamstern im Baugebiet machen würde? 2,7 Millionen Euro zahlen? In Südeuropa? "Ha, ha", prustet Graffé und setzt sich erst mal auf die Ladefläche seines Toyotas. Und mit Hellwig? Was würden die mit dem machen in Südeuropa? "Na", sagt Hellwig und gibt die Antwort selbst, "die würden mich wohl am Frontlader aufhängen."
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 11:51:24
      Beitrag Nr. 2 ()
      :rolleyes: Mein Gott, geht´s UNS gut..... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 11:59:54
      Beitrag Nr. 3 ()
      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 12:06:40
      Beitrag Nr. 4 ()
      Naja, nette Geschichte, aber das ist doch der alltägliche Wahnsinn in diesem durchgeknallten Land - oder ?

      Dann geb ich noch eins drauf:
      Es ist möglich daß auf Drucker bald eine Strafabgabe von 76 € erhoben wird, wegen der Vervielfältigungsmöglichkeiten urheberrechtlich geschützter Texte.

      Der Verband der Druckerhersteller geht davon aus daß in Deutschland dann keine Drucker mehr verkauft werden können.

      Noch Fragen ??
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 12:07:48
      Beitrag Nr. 5 ()
      ist doch ganz einfach:

      bagger ausleihen, nachts zwischen 2 - 6 das ganze gelände kräftig umgraben. ferdisch...

      das ausleihen des baggers dürfte nicht mehr als 1.000 - 2.000 eur kosten. deutlich billiger als ein paar millionen für nen spinner, der auch nur seine taschen vollmachen will. (weiss einer was der für ein honorar für seine tolle aufgabe bekommt ? )

      dpunkt

      Trading Spotlight

      Anzeige
      JanOne
      3,3700EUR -15,11 %
      Die nächste 700% NASDAQ-Crypto-Chance? mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 16:53:24
      Beitrag Nr. 6 ()
      War die Geschichte vielleicht der diesjährige FAZ Aprilscherz?

      30.000 Euro je Hamster - Goldhamster:laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.04.04 19:03:50
      Beitrag Nr. 7 ()
      #6
      FELDhamster.... Und es ist trauriger Ernst.... :( :( :( http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,295904,00.html


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      2,7 Mio € wegen 90 Hamstern...