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    Tulpenzwiebeln - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.03.00 20:30:27 von
    neuester Beitrag 06.04.02 20:26:03 von
    Beiträge: 4
    ID: 84.971
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      schrieb am 01.03.00 20:30:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ich habe eine schöne Geschichte gefunden

      Grundlagen


      Tulpenspekulation: Zockerei um Blumenzwiebeln

      (Dortmund, 12.4.1999 – von Jörg Weber) Wilde Börsenspekulationen sind kein Phänomen der letzten Jahre - schon im 17.
      Jahrhundert haben waghalsige Zocker ihr Hab und Gut an der Börse verspielt. Spekulationsobjekt Nr. 1: die Tulpe.

      Als es den Staat Belgien noch nicht gab, als die flämische Stadt Brügge noch unter ihrem lateinischen Namen "Brugense" bekannt war, war
      sie eins der wohlhabendsten und protzigsten Zentren des Mittelalters. Ab dem 13. Jahrhundert vor allem durch Tuchhandel zu Geld
      gekommen, behebergte die Stadt Reiche und Schöne, die zwischen Grachten und Patrizierhäusern flanierten. Die Kaufleute trafen sich, um
      Geschäfte zu schließen und die neuesten Meldungen auszutauschen, immer wieder vor dem prächtigen Haus der Familie van der Burse.

      Nomen est omen: Burse leitet sich ab vom niederländischen beurs, also Geldbeutel, oder vom lateinischen bursa, was mit Ledersack zu
      übersetzen ist. Und es geht die Geschichte, daß die van der Burses echte "Geldsäcke" waren. Die Meetings vor dem Haus der van der
      Burses wurden zur festen Institution, bis sie schlicht Börse hießen. Von den Versammlungen auf den holprigen Gassen zu computerisierten
      High-Tech Börsenplätzen wie an der Wall Street, in Tokio, London oder Frankfurt scheint es ein langer Weg. Doch Spekulationslust hat
      schon vor Jahrhunderten das Börsengeschenen bestimmt. Nur ging es früher nicht um Aktien, weil sich die Rechtsform Aktiengesellschaft
      erst im 18. und 19. Jahrhundert einzubürgern begann. Gehandelt wurden stattdessen vor allem Rohstoffe - in erster Linie solche, die aus den
      Kolonien nach England, Frankreich und in die Niederlande kamen. Gefragtes Handelsobjekt waren auch Tulpen. Die Blumen aus der Gattung
      der Liliengewächse, die heute auf den Wochenmärkten für manchmal 20 bis 30 Pfennig das Stück verramscht werden, wurden der Sage nach
      um 1550 von dem niederländischen Diplomaten und Schriftsteller Oghier Ghislain Busbecq nach Europa gebracht. Die Tulpen galten
      zunächst trotz ihrer exotischen Herkunft als eher langweiliger Schmuck für den Lustgarten. Erst, als holländische Züchter begannen, die
      verschiedenen Arten von Tulpen zu kreuzen und so aus einfarbig roten, weißen oder gelben Blumen gemaserte und geflammte entstanden,
      wurde die Tulpe zum Kultobjekt.

      Die Kaufleute in den Niederlanden begehrten sie als Statussysmbol – je ausgefallener in den Farben, umso lieber. Aber auch desto teurer.
      Doch der Preis spielte bei den Reichsten kaum eine Rolle, denn ihre Vermögen waren durch den Handel mit Gütern aus den ostindischen
      Kolonien ins schier unermeßliche angewachsen. Immer mehr Tulpenarten wurden gezüchtet, immer mehr Züchter und Händler traten auf den
      Markt. Und schließlich wurde die Gartentulpe zum Spekulationsobjekt. Selbst Menschen, die mit der Blumenzucht nichts im Sinn hatten,
      beteiligten sich am Tulpenfieber. Zu ihnen gehörte sogar Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 – 1669), "der" Rembrandt, bis heute einer
      der größten und meistgeachtetsten Maler. Die Spekulanten suchten sich in – manchmal handgemalten – Katalogen die aufregendsten Tulpen
      aus und erwarben Kontrakte, die zum Kauf der Zwiebeln zu einem bestimmten Preis nach Ablauf von drei, sechs oder neun Monaten
      berechtigten. Eine Art Optionsgeschäft: Zu zahlen waren nur Bruchteile der Summe, die als Endpreis festgelegt war. Wie bei einer
      Aktienoption hatten die Blumenkontrakte einen wirksamen "Hebel": Oft ließ sich der Kapitaleinsatz innerhalb weniger Wochen verzehnfachen
      oder gar verfünfzigfachen. So konnte man beispielsweise für 100 Gulden das Recht erwerben, drei Monate später 1.000 Tulpen für 1.500
      Gulden zu kaufen. Stieg der Wert der Tulpen aber auf 2.500 Gulden, wurden aus den 100 Gulden eintausend. Und die Preise kannten
      jahrelang nur einen Weg: den nach oben.

      Das Spekulationsfieber infizierte immer mehr Menschen, der Markt zog Kapital an, die Tulpe wurde zum Boomobjekt, die Blumenhausse
      nährte die Hausse, niemand erahnte ein Ende der Kursrallye. Im südholländischen Gouda, im 17. Jahrhundert eine der sechs bedeutendsten
      holländischen Städte, kletterte der Durchschnittskurs für Tulpenzwiebeln innerhalb von nur drei Jahren um das 60fache in die Höhe. Die
      besonders schöne Tulpe "Semper Augustus" (immer glückhaft) kostete 1637 bis zu 30.000 Gulden – zehn Mal so viel wie eine Nobelvilla in
      Amsterdam. Damit war der Höhepunkt erreicht, der Ballon platzte, die Kurse stürzten ins Bodenlose. Die Spekulanten fielen mit: Viele hatten
      Kredite aufgenommen, um die Kontrakte zu erwerben. Nun hatten sie keinen Gegenwert mehr, mußten aber ihre Schulden zurückzahlen. Der
      Landschaftsmaler Jan van Goyen beispielsweise soll Jahre gebraucht haben, um finanziell wieder Boden unter die Füße zu bekommen: Er
      hatte Kontrakte zu 60 Gulden das Stück abgeschlossen, die nach dem Crash fast nichts mehr wert waren. Noch schlimmer erging es dem
      berühmten Rembrandt. Er hatte ein gutgehendes Malergeschäft. Zahlreiche hochtalentierte Lehrlinge produzierten kostbare Gemälde. Erst
      heute gilt als sicher, daß einige der bekanntesten wohl zumindest teilweise aus den Pinseln dieser Lehrlinge stammen, etwa der "Mann mit
      dem Goldhelm". Rembrandt litt doppelt unter dem Zusammenbruch der Tulpenkurse: Erstens verlor er dadurch, daß seine Kontrakte wertlos
      wurden. Zweitens bekam seine Malerwerkstatt in den Folgejahren immer weniger Aufträge. Denn die Depression nach der Tulpenspekulation
      riß große Teile von Hollands Wirtschaft mit sich. Selbst die Löhne und die Immobilienpreise sackten ab. Preise von 1.200 Gulden für ein
      einziges Gemälde, wie sie Rembrandt vorher erzielt hatte, waren nicht mehr durchsetzbar. Obwohl er in den 30er Jahren des 17.
      Jahrhunderts auch durch die Mitgift seiner Frau über ein erhebliches Vermögen verfügt hatte, mußte er später Konkurs anmelden. 1657 wurde
      sogar sein Haus versteigert. Heute ist es ein Museum. Rembrandt starb 1669 verbittert und verarmt, wie es bei den Chronisten heißt. In
      merkwürdigem Gegensatz dazu steht sein malerisches Werk: Es gilt als immer reifer und großartiger werdend, auch und gerade nach dem
      finanziellen Ruin.

      In seinen Anfangsjahren als Maler stellte Rembrandt genau das Gegenteil dessen dar, was das Klischee von einem genialen Künstler
      verlangt: Er war weder bettelarm noch unbekannt, und seine Werke waren sogar sehr gut verkäuflich. Erst die mißglückte Tulpenspekulation
      ließ Klischee und Wirklichkeit wieder passen.

      Was man daraus lernen kann? Regel Nr. 1: Nimm niemals Kredite auf, um zu spekulieren. Regel Nr. 2: Wenn Du gegen Regel Nr. 1
      verstoßen hast, kaufe Dir vom letzten Rest Deines Guthabens Pinsel und Leinwand.





      © UZD Verlags- und Beratungs GmbH 1998 / Stand 25. April 1999
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      schrieb am 01.03.00 21:59:32
      Beitrag Nr. 2 ()
      schön, diese geschichte wieder mal zu lesen, aber die meisten dürften sie kennen.
      ich vergleiche den neuen markt hier in diesem board schon seit einiger zeit mit einem pyramidenspiel, an dem ich mich noch beteilige. einen crash wird es erst dann geben, wenn keine liquidität mehr in den markt strömen wird. derzeit besteht diese gefahr nicht. wenn ich aber höre, daß in diesem jahr noch 300 unternehmen an den neuen markt kommen, mache ich mir schon meine gedanken.
      Avatar
      schrieb am 06.04.02 20:17:42
      Beitrag Nr. 3 ()
      ich hätte diese Board öfters lesen sollen :)
      Avatar
      schrieb am 06.04.02 20:26:03
      Beitrag Nr. 4 ()
      Nannte man nicht eine ganz berühmte Zwiebel: "Met@atulpe" ????



      H_S


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