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    Dr. hc. (HH) Wladimir Putin - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 19.07.04 14:51:46 von
    neuester Beitrag 21.08.04 13:11:25 von
    Beiträge: 19
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      schrieb am 19.07.04 14:51:46
      Beitrag Nr. 1 ()
      Streit um Ehrendoktor für Putin spitzt sich zu
      - Mehr als 30 Professoren in Hamburg protestieren

      An der Hamburger Universität spitzt sich der Streit um die geplante Verleihung einer Ehrendoktorwürde an Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu. Mehr als 30 Professoren unterzeichneten inzwischen eine Resolution gegen die Ehrung des Staatschefs, wie das "Hamburger Abendblatt" berichtete.

      Unter Putins Führung nehme "die russische Demokratie zunehmend autoritäre Züge an", heißt es in dem vom Politikwissenschaftler Michael Greven initiierten Protestschreiben. Zudem führe Russland in Tschetschenien einen völkerrechtswidrigen Krieg.

      Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hamburger Universität will Putin im September die Ehrendoktorwürde verleihen. Die Leitung der Hochschule verteidigt das Vorhaben laut "Abendblatt". Vertreter von SPD und Grünen in Hamburg riefen die Universität dem Bericht zufolge auf, über eine Absage der geplanten Ehrung nachzudenken.



      Verkehrte Welt, Wirtschaftswissenschaftler wollen einem Kommunisten den Ehrendoktorhut ihrer Uni aufsetzen und SPD und Grüne sind dagegen. Versteht das Jemand? Oder ist das für Hamburg normal?

      ;
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      schrieb am 19.07.04 14:59:46
      Beitrag Nr. 2 ()
      Eine Korrektur: Putin ist kein Kommunist. Eher glaubt er an das Wohl seiner Seilschaft beim Verteilungskampf um staatliche und halbstaatliche Pfründe, wie Energieunternehmen und Telekomunternehmen. Verstaatlichungen rechnen sich insoweit auch nur, soweit damit der Zugriff auf Unternehmen oder ihre Einnahmen auf die eigene Seilschaft gelenkt werden kann.

      Insoweit zeigt er dann allerdings ein gutes Verständnis für den Einfluß staatlicher Machtpolitik auf Verteilungskonflikte privater Unternehmen. Das sollte uns doch einen Doktorhut wert sein, nachdem schon Schröder festgestellt hatte, daß in Rußland alles seinen rechtsstaatlichen Gang geht.
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      schrieb am 19.07.04 15:02:16
      Beitrag Nr. 3 ()
      Was werden denn da in HH für "Wirtschaftswissenschaften" gelehrt, wenn selbst ein "Politik"-Professor (Michael Greven) gegen die Absichten des Fachbereichs "Wirtschaftswissenschaften" intervenieren muss?

      Das ist für mich höchst bedenklich. Normalerweise müsste es ja eher umgekehrt sein. (Linke Politologen pro und Wiwis dagegen.)

      ;
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      schrieb am 19.07.04 15:15:01
      Beitrag Nr. 4 ()
      @fot4zim

      Also er ist kein "Kommunist"?
      Gut ok, akzeptiert.
      Welcher Partei gehört eigentlich an? Der Liberalen Partei Rußlands oder der Christlich Demokratischen?

      Dass in Rußland alles rechtstaatlich zugeht, sieht ja jedes Kind, nicht nur die tschetschenischen. Deshalb sollte er dann aber wohl einen Ehrendoktorhut der Juristischen Fakultät Hamburgs bekommen, finde ich.
      Für den wirtschaftswissenschaftlichen Bezug sind seine bisherigen "Leistungen" eher dürftig, um hier als Renommeekandidat für die Hamburger Uni zu wirken. Aber vielleicht klärt mich mal ein Hamburger Wirtschaftswissenschaftler auf.

      ;
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      schrieb am 19.07.04 15:37:13
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hier wird das ganze schon klarer.

      Die Hamburger Wirtschaftswissenschaftler würdigen die vollen Regale in Moskau mehr als die Menschenrechtssituation unter Putin.

      Streit um Ehrung für Putin
      Universität: Wirtschafts- wissenschaftler üben Kritik an Verleihung des Ehrendoktortitels.

      Von Claudia Bombis

      Die Kritik an dem Entschluss, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Anfang September die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Universität Hamburg zu verleihen, zieht weitere Kreise. Ein Professor aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften äußert erhebliche Zweifel an der Verleihung des Ehrendoktors an den Präsidenten. Der aktuelle Fall des Ölkonzern Yukos zeige Putins unheilvollen Einfluss in der Wirtschaft. "Die Yukos-Aktien stehen demnächst bei null. Da werden viele Leute, und auch die Deutsche Bank, viel Geld verlieren. Unser Fachbereich droht sich mit dieser Auszeichnung lächerlich zu machen."

      "Über die Ernennung Putins zum Ehrendoktor entscheidet der Fachbereich selbst", kontert Uni-Sprecher Peter Wiegand. Dort habe der Dekan Wolfgang Maennig den Vorschlag mit Kollegen diskutiert und anschließend dem Uni-Präsidium vorgelegt. Dieses habe dem Vorschlag zugestimmt. "Es ist mir nicht bekannt, dass sich der Uni-Präsident schon einmal gegen eine Person ausgesprochen hätte", so Wiegand. Dies sei der übliche Weg der Uni Hamburg für eine Ernennung.

      Eine Russlandexpertin, Spezialistin im Lebensmittelexport, hält die Vergabe des Titels für ein "zweischneidiges Schwert". Putin lege ein zu starkes Gewicht auf die Interessen der Wirtschaft. Auf der einen Seite habe Russland es Putin zu verdanken, dass sich die Marktwirtschaft so rasant entwickelt habe. "Der russische Einzelhandel hat in fünf Jahren das geschafft, was in Deutschland 30 Jahre gedauert hat." Leere Regale seien modernen Einkaufsketten gewichen. Man könne in Moskau sieben Tage von 9 bis 22 Uhr einkaufen. "Das finden Sie in Deutschland nicht."

      Jedoch schränke Putin auf der anderen Seite das ein, "was ihm nicht passt". Als Beispiel nennt die Expertin, die ihren Namen nicht genannt haben möchte, weil sie Visumprobleme befürchtet, die Meinungsfreiheit: Alle großen Fernsehsender und Zeitungen sind staatlich kontrolliert. Lediglich einige lokale Blätter sind noch in privater Hand. Vor der eigenen Presse hätte er keine Angst. Putin behindere auch die Initiativen und Aktionen von Organisationen, die sich im Bereich Umwelt und Menschenrechte engagieren. So habe sich der Präsident ein Machtsystem etabliert, das ihm ungeheure Möglichkeiten biete.

      Der autoritäre Führungsstil ist eine von zwei Hauptkritiken einer Resolution gegen die Hamburger Ehrung des russischen Präsidenten, die der Politologe Michael Greven vergangene Woche auf den Weg gebracht hat. Darin heißt es: "Unter seiner Führung und Verantwortung nimmt die junge russische Demokratie nach einhelligem Urteil von Experten zunehmend autoritäre Züge an". Zudem sei Russland in den völkerrechtswidrig geführten Krieg in Tschetschenien verwickelt.

      Wegen der Entscheidung für Putin war bereits vor einiger Zeit der Wirtschaftsprofessor Manfred Holler aus dem Fachbereichsrat der Wirtschaftswissenschaften ausgetreten.

      Doch das Uni-Präsidium steht zu der Entscheidung: "Präsident Putin erhält die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs, weil er maßgeblich daran beteiligt war, dass die alte sowjetischen Planwirtschaft sich zur jetzigen Marktwirtschaft entwickelt hat", sagt Peter Wiegand. Nicht immer seien es wissenschaftliche Leistungen, die ausgezeichnet werden. Es könne auch eine symbolische Geste sein, wie im Fall des Altbundeskanzlers Helmut Kohl, der den Ehrendoktortitel in Israel für sein politisches Engagement erhalten hatte. Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten im September liefen wie geplant.

      erschienen am 13. Juli 2004 in Wissenschaft
      http://www.abendblatt.de/daten/2004/07/13/317490.html

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      schrieb am 19.07.04 15:50:53
      Beitrag Nr. 6 ()
      Aha, das meint also die Elite der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler und das Uni-Präsidium:

      Wenn man dafür sorgt, dass in Moskau die Läden bis 22 Uhr offen sind, dann ist das "Marktwirtschaft" und da spielt es dann keine Rolle mehr, wenn man auf der anderen Seite Meinungs- und Pressefreiheit einschränkt und einen völkerrechtswidrigen Krieg führt.

      Herr Prof. Manfred Holler, der diese Entscheidung nicht mitragen wollte und deshalb aus dem Fachbereichsrat ausgetreten ist, verdient den höchsten Respekt. Es gibt noch Leute mit Anstand und Civilcourage.

      ;
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      schrieb am 19.07.04 16:05:23
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wegen der Entscheidung für Putin war bereits vor einiger Zeit der Wirtschaftsprofessor Manfred Holler aus dem Fachbereichsrat der Wirtschaftswissenschaften ausgetreten.

      Der letzte aufrechte Hamburger Wirtschaftswissenschaftler. So sieht er aus:



      ;
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 16:13:26
      Beitrag Nr. 8 ()
      #4, Putin gehört natürlich der "Putin"-Partei an. Die gründet dann pünktlich zur nächsten Wahl ihren Ableger, wie "Russisches Volk" oder so ähnlich, vielleicht auch zwei oder drei, damit der Wähler auch was zu wählen hat, um dann in der Duma pflichtschuldigst Putin zu unterstützen. Ansätze dafür gibt es ja, und immerhin hat Putin auch schon eine Jugendorganisation mit seinem Bild auf den T-Shirts, und so ein bißchen wie damals der Komsomol (oh, schöne Nostalgie).

      Und was ihm immer hilft, ist ja die öffentliche Meinung über Politiker (doch eh alle die gleichen, wollen sowieso alle nur unser Geld, dann können wir am Ende doch wieder Putins Hausmacht oder Schirinowski oder die Altkommunisten unter Sjuganow wählen). Das sorgt dann dafür, daß die Liberalen seltsamerweise zwar als die Ehrlichsten gelten, aber dummerweise immer gerade an der geeignet gelegten Prozenthürde scheitern.

      Dummerweise nämlich imponiert den meisten Russen doch noch immer der handlungspotente Führer, der Truppen nach Tschetschenien schickt und Wirtschaft und Parlament seinen Ukas diktiert. Jedenfalls mehr als der grüblerische und ausgleichende Demokrat, der im Verdacht steht, doch nur ein "Westler" zu sein, der "die Russen" nicht versteht - im schlimmsten Fall ein Jude, mit Arkadij als Vornamen und irgendeinem deutsch klingenden Nachnamen.
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 16:30:28
      Beitrag Nr. 9 ()
      Danke for4zim für den Crash-kurs in russischer Parteipolitik.
      Ich bin in diesem Thema (Rußland) ja nicht so bewandert und dankbar für deine Unterstützung.

      Mich interessiert ja vor allem den Bezug auf die Wirtschaftswissenschaften und was die Hamburger Fakultät zu so einem Schritt bewog.

      Für mich sind Menschenrechte, insbesondere Freiheitsrechte wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Koalitionsfreiheit etc. untrennbar mit "Marktwirtschaft" verbunden. So wurde es uns damals gelehrt. Und wenn ein Putin gerade bei den Menschenrechten einen Schritt wieder zurück macht, kommt mir die Ehrung der Hamburger WiWi-Fakultät als einen Hohn auf die Prinzipien der modernen Wirtschaftswissenschaften gleich.

      ;
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 16:34:08
      Beitrag Nr. 10 ()
      letztes jahr wurde Bush für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen...dieses Jahr soll Putin Dr. hc. werden...und nächstes jahr wird Ballack fußballer des Jahres :laugh:
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 18:01:57
      Beitrag Nr. 11 ()
      @Punk
      In Bushs Amtsperiode führten die USA nur wenige Wochen Krieg und Ballack, glaube ich hat auch schon mal irgendwann einen Ball getroffen und plant demnächst wieder mal einen zu treffen,
      aber Putin hat einen "h.c." einer Uni einer "freien" Hansestadt" doch nicht verdient.

      Selbst Grüne und SPD sind hier meiner Meinung und das will was heißen.

      ;
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 18:13:29
      Beitrag Nr. 12 ()
      Im übrigen hat Bush den Friedensnobelpreis ja auch nicht bekommen. ;)
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 21:53:24
      Beitrag Nr. 13 ()
      Im Übrigen darf Putin laut Verfassung kein drittes Mal gewählt werden... aber wartet mal ab.

      Der Typ ist doch noch krasser als Bush. Das einzige, was an ihm sympathisch ist, ist das er nicht gerade der Bushfreund ist... ;)
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 21:59:10
      Beitrag Nr. 14 ()
      Es liegt alles an G.W. Bush:
      Wegen Bush hat Deutschland eine unfaehige Regierung gewaehlt.
      Wegen Bush hat Spanien eine inkompetente Regierung gewaehlt.
      Wegen Bush hat Putin freie Hand bei seinem Holocaust in Chechnya. Die linken Horden in Europa protestieren lieber gegen den Irak-Krieg.
      Wegen Bush hat Putin freie Hand bei seinem Anti-Demokratie-Feldzug in Russland und kann unliebsame Gegner wie Chodorkovsky ganz einfach loswerden, ohne dass sich jemand beklagt.
      Wegen Bush beklagt sich niemand darueber, dass in Russland die Medien komplett gleichgeschaltet sind.
      Wegen Bush wird ein alter KGB-Apparatschik von einer deutschen Uni geehrt. Dazu noch von Wirtschafts-Fakultaet. Die sollten’s eigentlich besser wissen! In Russland wird durch Korruption der Markt genauso ausgehebelt wie zu Sowjet-Zeiten. Damals waren die Regale leer. Heute sind sie voll, aber die einzigen die heute bei Gucci und Prada in Moskau einkaufen koennen, sind die Mafia-Bosse.
      Schroeder wird Putin ehren, weil er zur 60-Jahrfeier des Kriegsendes naechsten Mai in Russland weilen wird.

      Wenn Ihr Bush nicht moegt, ich kann’s Euch nicht uebel nehmen. Aber der Kuschelkurs mit dem Schlaechter von Moskau, das ist wie den Teufel mit dem Belzebub austreiben!
      Avatar
      schrieb am 19.07.04 23:51:26
      Beitrag Nr. 15 ()
      Zitat aus #5

      September die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Universität Hamburg zu verleihen, zieht weitere Kreise. Ein Professor aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften äußert erhebliche Zweifel an der Verleihung des Ehrendoktors an den Präsidenten. Der aktuelle Fall des Ölkonzern Yukos zeige Putins unheilvollen Einfluss in der Wirtschaft. " Die Yukos-Aktien stehen demnächst bei null. Da werden viele Leute, und auch die Deutsche Bank, viel Geld verlieren.


      Die Yukos-Aktien stehen demnächst bei null.

      Ein toller Wirtschaftswissenschaftler !!!!
      Avatar
      schrieb am 20.07.04 11:53:27
      Beitrag Nr. 16 ()
      putin ist genau wie alle linken (auch die deutschen) ein heimatloser geselle.
      wenn sie an die verteilung der kohle kommen, ist der (vorgetäuschte) idealismus weg und nur noch die plumpe gier da.

      alle denken zuerst an sich,
      nur ich nicht, ich denke zuerst an mich.
      Avatar
      schrieb am 20.07.04 19:51:38
      Beitrag Nr. 17 ()
      Wenn dieser Altstalinist die Ehrendoktorwürde bekommt glaube ich in der BRD an rein gar nichts mehr!!!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 20.07.04 19:59:44
      Beitrag Nr. 18 ()
      @raubritterloulou,

      doch gewöhn dich dran, in einem Staat, in welchem Froschlaich stärker geschützt ist, als ein Mensch im Mutterleib, musst du mit diesem und noch viel mehr rechnen.

      ;
      Avatar
      schrieb am 21.08.04 13:11:25
      Beitrag Nr. 19 ()
      Hier mal ein Update, wenn auch verspätet, zur Ehrendoktor- Sache für Putin.

      EHRENDOKTOR FÜR PUTIN

      Verleihung in Hamburg geplatzt


      Die umstrittene Verleihung der Ehrendoktorwürde an Russlands Präsidenten Wladimir Putin endet im Eklat. Die Uni Hamburg hat die für den 10. September geplante Veranstaltung abgesagt - aus terminlichen Gründen, wie es offiziell heißt. Zuvor hatten eine Gruppe von Professoren und viele Studenten "Njet" zur Würdigung Putins gesagt.

      Die Universität Hamburg hat die für den 10. September angesetzte Verleihung der Ehrendoktorwürde an den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin abgesagt - mit einer abenteuerlichen Erklärung. "Die in solchen Fällen notwendigen Vorbereitungen können bis zu diesem Termin nicht mehr abgeschlossen werden", heißt es in einer vom Präsidium und dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften abgegebenen Mitteilung.

      Einen neuen Termin für die Verleihung der Doktorwürde gebe es nicht, erläuterte Peter Wiegand, Sprecher der Universität, gegenüber SPIEGEL ONLINE. Die Doktorwürde lasse sich nur innerhalb eines geeigneten Rahmenprogramms verleihen, und wann sich wieder ein solcher Rahmen ergeben wird, sei momentan nicht absehbar. "Es kann allerdings auch sein, dass sich ein geeigneter Kontext so bald nicht mehr ergibt", sagte Wiegand. Mit der Terminverschiebung sei eine neue Situation entstanden.

      "Ein beschämender Vorgang"

      Die Kehrtwende aus organisatorischen Gründen habe aber nichts mit den Protesten zu tun, die die geplante Verleihung an der Universität und bei Menschenrechtsgruppen entfachten. "Von unseren rund 700 Professoren haben nur rund 60 die Protestresolution unterschrieben. Das ist eine Minderheit."

      Konnte die Universität Hamburg also nicht rechtzeitig Blumenkübel auftreiben? Fehlten Stühle für die Aula, war kein kaltes Büfett lieferbar? Peter Wiegand hat die undankbare Aufgabe, den Schlingerkurs der Hochschule öffentlich erklären zu müssen: Die Verleihung lasse sich mit dem minutiösen Zeitplan des Putin-Besuches eben nicht vereinbaren, sagte er.

      Michael Greven, Politikprofessor und Initiator des Protestaufrufs, hält die von der Uni genannten Gründe für die Absage allerdings für vorgeschoben: "Das ist ein peinlicher Abschluss eines für die Universität beschämenden Vorganges." Als Vorbereitung für die Verleihung müsse vor allem eine Begründung für die Laudatio erarbeitet werden - und die habe schon zum Zeitpunkt des Vorschlages in Grundzügen festgestanden.

      Greven sieht die Verschiebung der Verleihung als Erfolg der Protestaktion an. In der Erklärung der Professoren wird unter anderem der "in völkerrechtswidriger Weise geführte Tschetschenien-Krieg" sowie die Unterdrückung und Schikanierung von unabhängigen Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen angeprangert. Zudem habe Putin "keine herausragende wissenschaftliche Leistung" erbracht, die eine Verleihung der Ehrendoktorwürde im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften rechtfertigen würde.

      Diplomatisches Desaster

      Bis Dienstag unterzeichneten 67 Professoren die Petition, die Michael Greven Anfang des Sommers verfasst hatte. Auch Studenten lehnen die Putin-Ehrung (beschlossen bereits im Dezember letzten Jahres) ab. Rund 4300 angehende Wirtschaftswissenschaftler gibt es an der Universität Hamburg, immerhin knapp 1400 beteiligten sich an einer Umfrage im Internetportal des Fachbereichs. Die Befragung ist zwar nicht repräsentativ, aber das Votum fällt deutlich aus: 55 Prozent waren gegen die Ehrung, nur 19 Prozent dafür. Das restliche Viertel äußerte keine klare Meinung zum "Dr. h.c." für Putin.

      Das russische Staatsoberhaupt kommt am 10. September zu Regierungskonsultationen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder nach Hamburg. Die beiden Duzfreunde kennen und verstehen sich gut - voriges Jahr empfing Schröder in Putins Heimatstadt St. Petersburg einen Ehrendoktorhut. Im Gegenzug sollte nun Putin in der Partnerstadt Hamburg an der Reihe sein, bis der Protest der Professoren und Studenten für einen Riesenwirbel sorgten. Die russische Botschaft hatte sich stets bedeckt gehalten und lediglich verlauten lassen, man beobachte "sehr aufmerksam" die Medienberichte.

      Nun ist die schöne Zeremonie geplatzt - ein kleines diplomatisches Fiasko. Die Universität Hamburg dürfte kaum ohne Rücksprache mit dem Kanzleramt, Außenministerium und Kreml abgesagt haben. Offenbar wollte man Putin lautstarke Proteste von Studenten und Menschenrechtsorganisationen nicht zumuten.

      Von Jan Friedmann und Jochen Leffers

      http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,312721,00.ht…

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      Dr. hc. (HH) Wladimir Putin