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    Gutmenschen haben fertig - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.09.04 12:03:50 von
    neuester Beitrag 26.09.04 15:46:09 von
    Beiträge: 21
    ID: 907.887
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      schrieb am 25.09.04 12:03:50
      Beitrag Nr. 1 ()
      40/2004 Der braune Pop
      Die Wahlerfolge von NPD und DVU in Ostdeutschland lassen sich nicht allein mit Protest erklären. Die Rechte hat eine Jugendkultur hervorgebracht, die viele anzieht
      Von Toralf Staud Dresden

      Vergessen wir für einen Moment die Wahlergebnisse des vergangenen Wochenendes und schauen uns einen Pullover an, denn er sagt mehr über den Rechtsextremismus in Ostdeutschland als die Prozente von NPD und DVU: Wer als Neonazi wirklich etwas auf sich hält (und wer es sich leisten kann), trägt neuerdings Thor Steinar. So heißt die erste Designermarke von und für Rechte, gegründet vor zwei Jahren von ein paar Jungmännern aus der brandenburgischen Provinz. Die Qualität der Strickwaren hebt sich ab von den vielen üblichen Billigimporten. Die Schnitte sehen wirklich gut aus. Die Bestellseite im Internet macht einen edlen Eindruck. Und das Markenlogo ist so gestaltet, dass es nur Insider entschlüsseln können: Zwei altgermanische Runen sind darin zusammengesetzt, die Tyr- und die Gibor-Rune. Die erste ist nach dem nordischen Kriegsgott benannt und wurde unter Hitler im Abzeichen der Reichsführerschulen verwandt. Die zweite Rune war das Erkennungszeichen der Nazi-Werwolf-Einheiten. Solche Anspielungen machen den Reiz der Marke aus: Wer sie trägt, gibt sich diskret als Insider zu erkennen. Und läuft bislang kaum Gefahr, von irgendeinem Polizisten oder Antifa-Aktivisten belästigt zu werden.

      Diese Mischung aus Pop und Politik ist es, die den Rechtsextremismus in den neuen Ländern besonders und gefährlich macht. Auf den Schulhöfen im Osten ist es chic, ein Nazi zu sein. Um dazuzugehören, braucht man nicht einmal mehr Springerstiefel, Bomberjacke und Glatze zu tragen.

      In Ostdeutschland hat sich in den vergangenen 15 Jahren eine Jugendkultur etabliert, die auf beunruhigende Weise modern und lebendig ist, ein Patchwork aus Runenkunde und Rassismus, aus Alkohol und der Ablehnung alles Fremden (gern auch des Westdeutschen). Stile werden wild gemischt, ästhetische Grenzen verschwimmen. ...

      Die rechten Kader denken nicht im Rhythmus von Legislaturperioden

      Wenn Rechtsextremisten wie jene Politiker vorgingen, die sie zu bekämpfen suchen, hätten sie bei der Wahl am Sonntag kaum Erfolg gehabt. Denn dann hätten sie auch bloß alle paar Jahre ein Sonderprogramm aufgelegt, später Schritt für Schritt dessen Finanzierung zusammengekürzt und sich erst wenige Tage vor dem Wahltermin mit einem alarmistischen Aufruf an ihre potenziellen Anhänger gewandt. Aber die Rechtsextremen denken nicht in Legislaturperioden, sondern langfristig. ...

      Schon tauchen in den ersten Elternvertretungen junge Rechtsradikale auf, die sich beschweren, im Musikunterricht werde zu wenig deutsches Liedgut gelehrt.

      Regionalbahn von Dresden nach Leipzig am Morgen nach der Wahl, auf dem Weg nach Wurzen zum Netzwerk für Demokratische Kultur, zu einer Initiative von Jugendlichen, die ihre Stadt nicht kampflos den Rechten überlassen will. »Vor zwei Jahren gab es mal eine Zeit«, wird später einer von ihnen sagen, »da dachten wir, die Stimmung dreht sich langsam.« Die Hoffnung habe getrogen. ...

      http://zeus.zeit.de/text/2004/40/Subkulturen
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 12:10:53
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wer sie trägt, gibt sich diskret als Insider zu erkennen. Und läuft bislang kaum Gefahr, von irgendeinem Polizisten oder Antifa-Aktivisten belästigt zu werden.


      Jetzt wo Du es hier bei WO gepostet hast, weiß es aber jeder. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 12:22:52
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wer glaubt, seine eigene Ideologie ist die beste, hat sowieso keine Chance in diesem Kampf. Mit Ideologien wurden noch keine sozialen Probleme gelöst.

      Die größte Gefahr liegt derzeit im Neoliberalismus - da kommen die Außenseiter zur Ablenkung von den eigentlichen Problemen gerade recht. Jede Ideologie die nur für sich selbst kämpft wird deshalb nicht zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen, sondern diese zunehmend verschärfen.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 12:32:28
      Beitrag Nr. 4 ()
      #1,

      muß nun jeder ein schlechtes Gewissen haben der sich einen Pullover oder T-Shirt einer Ihm unbekannten Marke kauft?

      Wenn etablierte Marken Ihrer Produkte in der 3. Welt durch Kinderarbeit herstellen lassen, interressiert das jemanden?

      Stell Dir vor, die NDP oder DVU steigt auf "BOSS" oder "Daniel Hechter" um, was dann?:D
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 12:57:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Schon tauchen in den ersten Elternvertretungen
      junge Rechtsradikale auf, die sich beschweren, im
      Musikunterricht werde zu wenig deutsches Liedgut
      gelehrt.


      Wie krank sind die Gutmenschen von der Zeit eigentlich im Hirn? Daß man deutsches Liedgut (Volkslieder etc.) als Erkennungsmerkmal von rechtsradikalem Gedankengut nimmt, ist an Blödheit kaum noch zu überbieten!!!

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      Avatar
      schrieb am 25.09.04 12:57:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      Offensichtlich sind in Sachsen sehr viele Menschen bedroht. Bzw. man muß wohl sehr genau beschreiben: sehr viele Menschen fühlen sich bedroht.

      Sie dürften sich von den Billignachbarn Polen und Tschechien bedroht fühlen; von den Westdeutschen, von den ganzen Gesetzen. Der Kampf gegen die Hartzgesetze bewirkt sogar noch nicht einmal ein klassenmäßiges Bewußtsein, das diese "Volksgemeinschaft" aufzulösen vermag.

      Aber diese sächische "Volksgemeinschaft" ist klassenmäßig sicherlich mehr als homogen und differenziert. Zumindest scheint es, daß die Jugend eine identitäts- wie sinnstiftende Form gefunden hat, die sie zusammenschweißt und ihnen Halt gibt, während sie durch den gesellschaftlichen Druck natürlich sogleich wieder zusammengeschweißt werden durch die Ausgrenzung als Nazis. So daß ein selbsterhaltendes System einsteht.

      Die Lage der Jugend in Sachsen dürfte überaus beschissen sein. Obendrein sind Lehrjahre wahrlich keine Herrenjahre und bis der Schliff sitzt, wird eben geschliffen.

      Bislang wurden allerdings alle Gruppen zerrieben und zwar durch Anpassung und Übernahme. Irgendwann werden wohl auch diese Zeichen in die offizielle Mode übergehen. Und wenn die Menschen sich für ihre Interessen zusammenschließen, sollten die Klasseninteressen sich gegenüber der Ideologie sich durchsetzen. Jedesfalls ist die Chance dazu gegeben.
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 13:23:36
      Beitrag Nr. 7 ()
      Schon tauchen in den ersten Elternvertretungen
      junge Rechtsradikale auf, die sich beschweren, im
      Musikunterricht werde zu wenig deutsches Liedgut
      gelehrt.




      Deutschsprachige Musik und die Medien

      Böse Menschen senden keine Lieder

      Ein entschiedenes Ja zur Quote deutschsprachiger Musik im Radio. Dient der kulturellen Vielfalt. Und außerdem: Wir wollen wieder verstehen, was wir hören. / Von Julian Nida-Rümelin


      SZ v. 05.08.2003


      Die Debatte um eine Quote deutschsprachiger Musik in den Radiosendern wird immer grotesker. Das war aber wohl nicht anders zu erwarten. Die Vorurteile sind derart fest gefügt und die Interessen großer kommerzieller Verwerter hinreichend einflussreich, dass es schwer fällt, Argumente überhaupt zu Gehör zu bringen.



      » Deutschsprachige Rock- und Popmusik wird in deutschen Radiosendern kaum noch gebracht. «

      Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, will mehr Schlager und Volksmusik in den Radiosendern; Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, hat was gegen die überwiegend englischsprachige Pop- und Rock-Musik. Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, will erzwingen, dass Musik gesendet wird, deren Qualität nicht ausreicht, um auf dem Markt erfolgreich zu sein. Und das vielleicht wirksamste Vorurteil: Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, zeigt eine nationalistische Gesinnung.


      Das ist alles Humbug, so gern es auch wiederholt wird. Vielleicht helfen ein paar Fakten: Deutschsprachige Rock- und Popmusik – ich rede jetzt nicht von Schlager- und Volksmusik – wird in deutschen Radiosendern kaum noch gebracht. Unter den 50 meistgespielten Titeln (etwa in den Top 50 Airplay Charts, ermittelt von Music Control) kommt manchmal ein deutscher Titel vor, das bewegt sich unterdessen in der Größenordnung von 2%.




      » Den Befürwortern einer Quote geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um kulturelle Vielfalt und künstlerische Kreativität. «

      Und vor allem: es sind immer die gleichen Titel, die wir zu hören kriegen. Die Zahl der im Rundfunk gespielten Titel ist von früher über eine Million auf rund Tausend geschrumpft. Wir erleben also einen dramatischen Verlust an musikalischer Artenvielfalt, der das Schrumpfen biologischer Arten noch weit übertrifft: Es bleibt am Ende wohl nur noch eine Art übrig: englischsprachig und daher für den globalen Markt geeignet, schlicht in der künstlerischen Qualität und für die großen internationale, angelsächsisch dominierte Musik-Industrie einträglich.


      Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen Markt und kultureller Vielfalt. Der Markt bevorzugt das Massenprodukt, je größer der Absatzmarkt, desto besser, je standardisierter, desto billiger. Den Befürwortern einer Quote geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um kulturelle Vielfalt und künstlerische Kreativität. Ich spreche hier nicht nur für mich, da ich viele intensive Gespräche geführt habe, bevor ich mich für eine freiwillige Rundfunk-Quote im Sommer 2002 in meiner Rede auf der Popkomm aussprach.


      Um das deutlich zu machen, sollte eine Vereinbarung gefunden werden, die nicht nur deutschsprachiger, sondern die generell anders-als-englischsprachiger Musik einen Minderheiten-Schutz gibt und die sicherstellt, dass mehr Neuheiten zu hören sind. Wir hören in Deutschland nicht nur immer weniger deutsche, sondern auch immer weniger französische, spanische oder italienische, ganz zu schweigen von russischer oder polnischer Musik.


      Als 1996/97 der Deutsche Rock- und Popmusikerverband einen ersten Vorstoß für eine Quote unternahm, war die Aufregung groß. Schon damals wurde dieser Initiative nationales Denken unterstellt, was angesichts ihrer Unterstützer von Udo Lindenberg und Konstantin Wecker bis Peter Glotz und Thomas Krüger einigermaßen bizarr war. Die deutsche Tonträger-Industrie stellte sich seinerzeit gegen diese Initiative.


      Unterdessen hat sie aber zum ganz überwiegenden Teil eingesehen, dass die Bewahrung kultureller Vielfalt auch im kommerziellen Interesse liegen kann. Die Vernachlässigung des Nachwuchses, die überwältigende Dominanz einiger weniger internationaler Stars hat zu den Umsatzeinbrüchen der letzten Jahre beigetragen.


      Wer es nicht glaubt, blicke nach Frankreich. Die starke Ausrichtung an französischen Stars hat Frankreich vom allgemeinen Trend des Umsatzrückgangs abgekoppelt. Dort gilt eine – mit europäischen Wettbewerbsrecht vereinbare – Quote von 40% französischsprachiger Titel, und davon müssen mindestens 20% neue Songs (kombinierte Sprach- und Neuheitenquote) sein. Wir haben hier ein schönes Beispiel, dafür, dass Regellosigkeit nicht immer von ökonomischem Nutzen ist oder anders, dass der freie Markt gelegentlich die Grundlagen seines ökonomischen Erfolges selbst – hier: das kulturelle Interesse – zerstört.


      Der mit rund 7 Milliarden Euro Zwangsabgabe finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk kann dieses Privileg nur rechtfertigen, wenn er seinem Bildungs- und Kulturauftrag gerecht wird. Artenvielfalt der Kultur und speziell der Musik zu sichern, gehört dazu. Medienpolitik ist in Deutschland Ländersache. Der Vorstoß von Staatsminister Huber geht in die richtige Richtung, und ich bin froh, dass er inzwischen von seiten anderer Länderregierungen unabhängig von ihrer parteipolitischen Färbung Unterstützung erfahren hat. Man kann nur hoffen, dass die abgestandene Litanei der oben erwähnten Vorurteile nicht allzu viel Eindruck macht und die Medienpolitiker diesmal dem besseren Urteil und nicht der öffentlichen Stimmungsmache folgen.


      Der Autor lehrt Philosophie an der Universität Göttingen; von 2000 bis 2002 war er Kulturstaatsminister in der rot-grünen Bundesregierung.

      Quelle: sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 13:58:56
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hallo Erstausgabe,

      ich mußte direkt mal im Duden nachschlagen was du unter Gutmenschen verstehen könntest.

      "Gutmenschen haben fertig", lautet dein Thread-Titel.

      Gutmensch, der (oft abwertend für jmd., der sich besonders für Political Correctness engagiert)
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 14:19:44
      Beitrag Nr. 9 ()
      Gutmenschen haben fertig - meint, Gutmensch will nicht mehr zahlen für Aufbau Ost - hat fertig. :D
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 14:43:02
      Beitrag Nr. 10 ()
      #8,

      er meint sicher die neuen, rechten Gutmenschen, die Deutschland schon zweimal in den Untergang geführt haben.:(
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 14:46:36
      Beitrag Nr. 11 ()
      Gutmensch, der (oft abwertend für jmd., der sich besonders für Political Correctness engagiert )


      Noch nicht mal der Duden kann richtig Deutsch!:laugh:

      Der Duden und seine Schleimspur zu den Gutmenschen ist nicht zu übersehen!:p
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 14:47:37
      Beitrag Nr. 12 ()
      #9,

      Gutmensch will auch nicht mehr für Arbeitsplätze in China und Polen Steuern bezahlen.;)
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 15:27:22
      Beitrag Nr. 13 ()
      :):)
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 17:47:34
      Beitrag Nr. 14 ()
      Gutmenschen sind Leute, die alles zu Aldi-Preisen haben wollen aber selbst für jeden Furz bezahlt werden möchten wie Joe Ackermann :)
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 23:31:03
      Beitrag Nr. 15 ()
      Von dem was die SPD und CDU morgen erwartet sind die Umfragen sicherlich Lichtjahre entfernt.

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.09.04 23:38:19
      Beitrag Nr. 16 ()
      Haulon
      sind die Räumkommandos schon unterwegs?
      Avatar
      schrieb am 26.09.04 13:16:23
      Beitrag Nr. 17 ()
      Gutmensch:

      Unionsfraktionsvize Wolfgang Schäuble hat ostdeutsche Arbeitslose zum ehrenamtlichen Engagement aufgefordert – beispielsweise in der Jugendarbeit.

      Empfinden Sie die schlechte Stimmung in Ost und West beim Thema deutsche Einheit als deprimierend?
      Es beunruhigt mich. Wir müssen aufpassen, dass sich dieser Prozess nicht fortsetzt und verstärkt. Bei allen Schwierigkeiten: Mit dem Geschenk der deutschen Einheit haben wir alle so unendlich viel gewonnen. Wer die Mauer zurückwünscht, der müsste ja auch die Kampfgruppe West der Roten Armee und ein paar atomare Kurz- und Mittelstreckenraketen zurückwollen. Das ist natürlich Unfug.

      Was ist falsch gelaufen?
      Wir haben unterschätzt, dass wir uns in Jahrzehnten der Trennung fremder geworden sind, als uns das 1990 bewusst war. Die Veränderungen durch die Globalisierung, die ja auch in Westdeutschland die Menschen zunehmend beunruhigen, die treffen auf die Menschen in Ostdeutschland in noch massiverer Weise. In der DDR war alles begrenzt. Aber innerhalb der Grenzen war alles geregelt. Das war natürlich eine fragwürdige Sicherheit. Aber die Erfahrung der Veränderung trifft die Menschen im Osten viel härter, als sich das die Menschen im Westen vorstellen können.

      Es geht doch aber auch um Geld. Im Westen fahren die Leute durch Schlaglöcher in den Autobahnen und klagen: Wir zahlen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag und es bringt nichts!
      Eins muss klar sein: Der Aufbau Ost muss weiter Vorrang haben, bis die Chancengleichheit im Wettbewerb gegeben ist.
      Auch wenn die Autobahnen im Osten inzwischen besser sind als manche Strecke im Westen, besteht doch immer noch ein Nachholbedarf bei der Infrastruktur. Zugleich muss man bei den Menschen im Osten dafür werben, dass der Erfolg der sozialen Marktwirtschaft in erster Linie auf der Eigeninitiative der Bürger beruht – und eben nicht auf der Politik und auf staatlichen Leistungen. In Deutschland wird mir zu schnell nach staatlichen Leistungen gerufen.

      In Sachsen hat die NPD vor allem bei Jungwählern gewonnen. Was muss getan werden?
      Auch hier geht es sehr stark um Eigeninitiative. Jetzt wird nach mehr staatlicher Unterstützung für die Jugendarbeit gerufen. Ich habe nichts gegen mehr Mittel für die Jugendarbeit. Es kann aber nicht sein, dass das nur Sache des Staates ist. Es ist Sache aller. Wir brauchen mehr ehrenamtliches Engagement. Wenn viele verständlicherweise klagen, sie würden in der Arbeitswelt nicht mehr gebraucht, dann können sie sich doch ehrenamtlich engagieren und sich beispielsweise um Jugendliche kümmern. Die Leute von der NPD machen das – und zwar auch ohne staatliches Geld.

      Die CDU hat bei den Wahlen erheblich verloren. Was muss die Bundespartei tun, um die Kurve wieder zu kriegen?
      Die CDU wurde von der bundespolitisch schwierigen Situation diesmal voll mitgetroffen. Wir haben einen Preis dafür gezahlt, dass wir uns aus Verantwortung für das Land entschieden haben, Reformen mitzutragen – auch wenn man in Einzelfragen nicht einverstanden war. Wenn man sich dies klar macht, dann fällt es auch leichter, eine solche Niederlage zu verkraften. Der Preis ist bitter, aber notwendig. Wir dürfen nicht die Konsequenz ziehen zu sagen, es war falsch. Gleichzeitig müssen wir verdeutlichen, dass wir es besser machen, sobald wir entscheiden können. Es muss klar sein, dass es dem Land dann besser gehen wird. Das Entscheidende ist doch gar nicht der Widerstand gegen Hartz IV, sondern dass die Menschen Hoffnungslosigkeit empfinden.

      Ist es denn richtig, in der Gesundheitspolitik einen Systemwechsel anzustreben – vom einkommensabhängigen Beitrag zur Krankenversicherung zur Kopfpauschale? Ist ein solch tief greifender Einschnitt in einer Zeit der Verunsicherung nicht gefährlich?
      Wir müssen ja erreichen, dass wir wieder mehr Beschäftigung kriegen. Dazu müssen wir die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme von den Lohnkosten abkoppeln. Die Entscheidung dafür, die die CDU nach einem Jahr der Diskussion im vergangenen Herbst getroffen hat, ist grundsätzlich richtig.

      Ihre Parteivorsitzende Angela Merkel fordert nun Geschlossenheit. Dazu muss sie sich aber erst mal mit der CSU einigen – beispielsweise in der Gesundheitspolitik.
      Für die Wahrnehmung der Parteien ist deren geschlossenes Auftreten ein wichtiges Kriterium. Über abweichende Stimmen wird immer mehr berichtet als über die schweigende Mehrheit – selbst wenn die zustimmt. Der Appell zur Geschlossenheit ist richtig. Ich würde ihn aber immer ergänzen um das Werben für Verständnis, dass die offene Debatte um den richtigen Weg in den großen Volksparteien auch immer Teil der politischen Kultur sein muss. Für das Ansehen der Partei ist Geschlossenheit wichtig. Für die Lebendigkeit unserer Demokratie ist die Debatte wichtig. Das muss man immer ausbalancieren.

      Ist die offene Führungsfrage in der Union ein Problem?
      Die Debatte ist ein Problem. Allerdings: Wir haben keine offene Führungsfrage. Alle Ämter sind vergeben. Für jede Wahl, die ansteht, sind die Kandidaten bestimmt. Und wenn die Bundestagswahl ansteht, ist zu entscheiden, wer für das Amt des Kanzlers ins Rennen geht. Die Absprache zwischen CDU und CSU, diese Frage im Wahljahr zu entscheiden, ist in dieser Legislaturperiode so richtig wie in der letzten. Das ist keine offene Führungsfrage.

      Das Gespräch führte Sven Siebert
      www.sz.de
      Avatar
      schrieb am 26.09.04 15:22:53
      Beitrag Nr. 18 ()
      ?
      Avatar
      schrieb am 26.09.04 15:32:28
      Beitrag Nr. 19 ()
      Erstausgabe
      ist jemand, der zu ehrenamtlichem Engagement aufruft denn kein Gutmensch?
      Avatar
      schrieb am 26.09.04 15:35:29
      Beitrag Nr. 20 ()
      Türlich :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 26.09.04 15:46:09
      Beitrag Nr. 21 ()
      der Wettstreit und schwelende Konflikt über die K-Frage
      zwischen Weichmenschen (CDU) und Hartmenschen (CSU)
      wird noch ganz lustig werden :D

      und
      solche Diadochenkämpfe auf Ersatz- und Nebenschauplätzen der Verlierer von gestern und morgen
      sollten Schröder und Rot-Grün in der Fortsetzung ihrer soliden Regierungsarbeit nicht stören


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