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    Ist die CDU/CSU nicht mehr mehrheitsfähig? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.01.06 09:11:11 von
    neuester Beitrag 20.01.06 10:49:52 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 20.01.06 09:11:11
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dies ist jedenfalls das Fazit eines Vortrags, den der Medienberater Michael H. Spreng kürzlich auf einer Klausurtagung der Hamburger CDU hielt.

      [URLHier das Referat (leicht gekürzt) ]http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/dokumentation/?cnt=790679[/URL] :

      ----------------------------------------------------


      Die eiskalte Expedition der Union

      Gründe für das grandiose Scheitern der Wahlkampfstrategie von CDU/CSU / Eine Analyse von Michael H. Spreng

      Diese CDU/CSU ist nicht mehr mehrheitsfähig - außer in einer großen Koalition oder in einem Drei-Parteien-Bündnis. Dies ist eine dramatische Perspektive für die Zukunft.


      Um das ganze Ausmaß zu verstehen, erlauben Sie mir einen Vergleich mit 2002:

      - 2002 lag die CDU/CSU in den Umfragen hinter der SPD, als Edmund Stoiber Kanzlerkandidat wurde. 2005 lag sie, als Angela Merkel nominiert wurde, bei 48 Prozent - rund 20 Prozent vor der SPD.

      - 2002 war Rot-Grün noch nicht so verschlissen wie 2005. 2002 traten Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (Grüne) noch gemeinsam Rücken an Rücken im Wahlkampf auf.

      - 2002 war die magische, politisch und kommunikativ für Rot-Grün eigentlich tödliche Fünf-Millionen-Grenze bei der Arbeitslosenzahl noch nicht überschritten (diese Zahl war die Trendwende im nordrhein-westfälischen Wahlkampf und eigentlicher Grund für den Wahlsieg von Jürgen Rüttgers).

      - 2002 gab es die Flut, durch die sich Gerhard Schröder wenige Wochen vor der Wahl als zupackender und Anteil nehmender Kanzler inszenieren konnte.

      - 2002 beherrschte der drohende Irak-Krieg die Schlussphase des Wahlkampfes, wodurch die CDU/CSU z.B. bei den Frauen über 60 Jahren drei Prozent der Wählerinnen verlor, die 1998 noch Helmut Kohl gewählt hatten.

      - 2002 trat der problematischere Kanzlerkandidat an, der außerhalb von Bayern - insbesondere in Nord- und Ostdeutschland - viel höhere mentale und politische Hürden überwinden musste.

      Der Vergleich zeigt: Im Gegensatz zu 2002 gab es 2005 ideale Voraussetzungen für einen Wahlsieg. Dennoch endete die Wahl 2005 in einem Desaster. Dafür muss es gewichtige Gründe und Verantwortliche geben. (. . .)

      2005 wurde die CDU/CSU von der Neuwahlentscheidung Schröders am 22. Mai kalt erwischt. Die Frage der Kanzlerkandidatur Angela Merkels wurde im Grunde durch Schröder entschieden, da so kurz - knapp vier Monate - vor der Wahl kein Streit um einen anderen oder besseren Kandidaten mehr möglich war. Außerdem war Frau Merkel schon in zwei Schlüsselpositionen (Fraktionsvorsitz, Parteivorsitz). Deshalb stand die Kanzlerkandidatin schon am Abend des 22. Mai fest.

      Zur Vorgeschichte: Angela Merkel galt lange Zeit als Politikerin, von der man nicht wusste, wofür sie steht. Ab dem Tag, an dem sie sich - aus welchen Gründen auch immer - die Kopfpauschale in der Reform der Krankenversicherung zu Eigen machte, verblasste dieser Vorwurf, aber durch diese Positionierung entwickelte sie immer mehr ein wirtschaftsliberales Profil. So plädierte sie auch für:

      - eine weitere Einschränkung des Kündigungsschutzes,

      - eine Senkung des Spitzensteuersatzes,

      - betriebliche Bündnisse ohne Veto-Recht der Gewerkschaften

      - und sie verurteilte den Ackermann/Esser-Prozess als "Gefahr für den Standort Deutschland".

      Dieses schon vorhandene, eher neoliberale Profil von Angela Merkel wurde durch die Eckpfeiler des CDU/CSU-Wahlprogramms drastisch verschärft und auf die Partei übertragen. Es kamen hinzu:

      - keine Steuerfreiheit mehr für Sonn- und Feiertagszuschläge

      - die Abschaffung der Pendlerpauschale

      - eine Erhöhung der Mehrwertsteuer.

      Dieses Wahlkampfprofil der CDU/CSU wurde agitatorisch begleitet von extremer Schwarzmalerei des Standortes Deutschland. (Negativ-Kampagne: "Jeden Tag 1000 Arbeitsplätze weniger" etc.)

      Die Plakate waren übrigens auch grafisch ein Desaster (düstere Farben, unlesbare Schriften).

      Die CDU/CSU signalisierte im Wahlkampf keinerlei Hoffnung und vermittelte keine Positiv-Botschaften. Anfang 2005 hatte der neue Generalsekretär Volker Kauder noch gefordert: "Wir brauchen eine überwölbende Botschaft, um den Menschen deutlich zu machen, wofür wir stehen." Das ist bis heute nicht geschehen - ein Versäumnis, das sich im Wahlkampf rächte und auch künftig noch rächen wird.

      Die Anlage des Wahlkampfes war kalt, unemotional, ohne Begeisterung:

      Die CDU/CSU bot den Wählern eine eiskalte Polarexpedition an, obwohl die meisten Wähler lieber in den warmen Süden fahren.

      Dazu passte der zentrale Wahlslogan: "Deutschlands Chancen nutzen" - ein Slogan, der die Wähler weiter vereiste.

      Nicht nur dieser Slogan, sondern die ganze Anlage des Wahlkampfes war eine zu große Herausforderung und Zumutung für die Wähler einer Volkspartei und verlangte von ihnen, eine Reise in unbekannte, unsichere und gefährlich erscheinende Gefilde mitzumachen.

      Die Wähler (bis auf junge Aufsteiger, die ohnehin FDP wählen) wollen nicht mit Parteien "Chancen nutzen", sondern erwarten von Parteien Antworten auf ihre Sorgen und existenziellen Ängste. Hinzu kommt, dass der Slogan keinen Erinnerungs- und Wiedererkennungswert hatte. Besser war zum Beispiel der zukunftsorientierte Hoffnungs-Slogan in Nordrhein-Westfalen: "NRW kommt wieder".

      Für alle Wahlkämpfe gilt: Die "drei großen P" müssen zusammenpassen und eine gemeinsame Identität bilden: Partei, Programm und Person. 2005 passte das Programm nur zur Person, aber nicht zur (konservativen, liberalen, aber auch christlich-sozialen) Partei CDU. Das war der zentrale Fehler, ein Riss im Auftritt der Union, der den Wählern auffiel.

      Für Außenstehende war eine hinter dem Wahlkampf 2005 stehende geschlossene Strategie, wie sie 2002 für Stoiber entwickelt und formuliert wurde, nicht zu erkennen - weder für die Partei noch für die Person der Spitzenkandidatin. Der Schluss-Slogan "ein neuer Anfang" war völlig inhaltslos, Schlüsselbegriffe nicht erkennbar.


      Stattdessen stellt sich die Frage:

      Wen wollten Partei und Spitzenkandidatin als Wähler mit diesem Konzept und diesen Slogans gewinnen?

      In der CSU machte deshalb in der Schlussphase des Wahlkampfes das Wort von der CDU als "aufgeblasene FDP" die Runde, denn der Wahlkampf der CDU zielte erkennbar nur auf reformbegeisterte Menschen, die ihre Chancen nutzen und einen neuen Anfang wagen wollen. Dies wird in einer Gesellschaft aber immer nur eine Minderheit sein. Insbesondere dann, wenn eine Partei und ihre Spitzenkandidatin kein Licht am Ende des Tunnels verheißen und den tieferen "überwölbenden" Sinn ihrer Reformpolitik nicht klar machen können.

      Auch die CDU/CSU muss akzeptieren: Für die Wähler sind die Parteien Dienstleistungsorganisationen, die sie auch so benoten.

      Die Mehrheit der Wähler will nicht Wagnis, sondern Sicherheit - einer der Schlüsselbegriffe erfolgreicher Wahlkämpfe. Seit einigen Jahren sind diese alten Sicherheiten erkennbar vorbei, und die Wähler wissen, dass ohne Einschnitte in Sozialsysteme und staatliche Leistungen das Land bankrott geht. Aber sie wollen Hoffnung und den Glauben, dass die Opfer keine Willkür der Politik sind, sondern einen langfristigen Sinn machen.

      Deshalb sollten Wahlkämpfe im Reformzeitalter eine "neue Sicherheit" versprechen - eine Sicherheit auf einem niedrigeren Niveau, aber immerhin Sicherheit, eine Lebensperspektive frei von Willkür und ständiger Existenzangst. (2002 lautete eine unserer zentralen Leitlinien: man darf die Tür für Reformen nicht eintreten, sondern muss sie vorsichtig öffnen). Das war übrigens - neben der kontraproduktiven "Basta"-Kommunikation - auch der Grund für Schröders Agenda-2010-Desaster.

      So weit zu den inhaltlichen und strategischen Problemen des Wahlkampfes 2005. Die geschilderte grundsätzliche Problematik wurde im Verlauf des Wahlkampfes verschärft durch

      - schwere Kommunikationspannen,

      - mangelnde Professionalität,

      - Fehlentscheidungen und

      - Illoyalitäten.

      Kommunikationspanne 1:

      Sie begann mit der Vorstellung des Wahlprogramms, die kommunikativ völlig verstolpert wurde. Da es in den letzten Tagen vor der Programmpräsentation in der Union noch heftigen Streit über den Verteilungsschlüssel der Mehrwertsteuererhöhung gab, wurde die Steuererhöhung zur zentralen Botschaft und gab der SPD eine Steilvorlage ("Merkelsteuer - das wird teuer"). Die CDU konnte daraufhin mit der positiven Botschaft, dem Ziel der Erhöhung, nicht mehr durchdringen - dass nämlich damit die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gesenkt werden sollen und jeder Arbeitnehmer davon profitieren würde.

      Es ist ein bekannter Mechanismus, dass der positive Teil einer Botschaft nicht durchdringt, wenn der negative zu stark ist. Dies galt auch für die geplante Abschaffung der Steuerfreiheit für Nacht- und Feiertagszuschläge. Da drang der zweite Teil der Botschaft, dass dies stufenweise über sieben Jahre geschehen soll, nicht mehr durch.

      Die CDU/CSU missachtete im Wahlkampf 2005 zwei zentrale Leitsätze:

      1. Was man nicht kommunizieren kann, sollte man lassen. Das heißt umgekehrt: die Kommunikation ist in der Politik genauso wichtig oder manchmal sogar wichtiger als die Inhalte.

      2. Für Ehrlichkeit in Form von Blut, Schweiß und Tränen gibt es von den Wählern keine Prämie. Im Gegenteil: sie kalkulieren ohnehin ein, dass sie ein bisschen belogen werden.

      Bis heute ist mir übrigens ein Rätsel, warum die CDU die positivste Botschaft ihres Steuerprogramms (Familien mit zwei Kindern sollten bis zu einem Jahreseinkommen von 38 200 Euro künftig steuerfrei sein) weder propagiert noch plakatiert hat (und das bei einem deutschen Durchschnittseinkommen von 31 700 Euro).

      Kommunikationspanne 2:

      Angela Merkel zeigte argumentative Schwächen im Wahlkampf, die zwar immer mal passieren können, die aber durch verschlimmbessernde Reaktionen ihrer Umgebung verschärft wurden. So wurde die Brutto/Netto-Verwechslung erst durch die Verfälschung des Interviews im Internet ein richtiges Problem.

      Und die Debatte um die TV-Duelle lief deshalb für die Union unglücklich, weil Frau Merkels Umgebung das zweite Duell mit dem unglaubwürdigen Argument ablehnte, dafür sei die Zeit zu kurz, statt von Anfang an offensiv ein Duell und - mit Rücksicht auf die gegenüber 2002 neue Koalitionsaussage der FDP - eine Elefantenrunde anzubieten.

      In dieser schwierigen Situation kamen Illoyalitäten und Kraftmeiereien aus der zweiten Reihe, insbesondere aus der CSU dazu:

      - Edmund Stoiber richtete mit seiner überheblichen Ossi-Schelte nicht nur in Ostdeutschland schweren Schaden an. Und das von ihm ausgegebene Wahlziel von 45 Prozent provozierte bei jeder neuen Umfrage Fragen nach den Erfolgsgarantien der Kanzlerkandidatin,

      - die Schmäh-Kritik des CSU-Generalsekretärs Markus Söder an Gerhard Schröder ("Schröder lügt sich durchs Land", er sei "der schlechteste Kanzler aller Zeiten") mobilisierte nur die Gegenseite und war so überzogen, dass sie höchstens CDU-Hardcore-Wähler richtig fanden),

      - die meisten Ministerpräsidenten blieben viel zu lange im Sommerurlaub und signalisierten mit ihrer Zurückhaltung im Wahlkampf, dass ihnen der Sieg Angela Merkels ziemlich gleichgültig war.


      Dies alles passierte wenige Tage vor der Vorstellung des Kompetenzteams. Der Wahlkampf der Union drohte zu kippen.

      Frau Merkel, die ursprünglich nach dem Vorbild von Jürgen Rüttgers nur Politiker aus der zweiten bis dritten Reihe für Wirtschaft und Finanzen nominieren wollte, sah sich deshalb in einem Schnellschuss gezwungen, für Finanzen doch ein Schwergewicht zu präsentieren, um eine Wende des Wahlkampfes zu erreichen. Sie entschied sich für Paul Kirchhof statt für Friedrich Merz, wobei langfristige persönliche Animositäten und Rivalitäten über die Wahlkampfvernunft siegten. Sie konnte auch in dieser Lage nicht über ihren Schatten springen.

      Dennoch hätte die Entscheidung, Paul Kirchhof zu präsentieren - wie die Medienreaktion zeigte - ein echter Coup werden können.

      Kommunikationspanne 3

      Zwischen dem Anruf Merkels bei Kirchhof und seiner Vorstellung lagen nur fünf Tage. In dieser Zeit wurde versäumt, die Vorstellungen Kirchhofs mit dem Wahlprogramm der CDU/CSU zu synchronisieren und eine gemeinsame Sprachregelung zu vereinbaren. Außerdem hätte an seine Seite ein Top-Kommunikationsexperte gehört, von dem er sich für seine öffentlichen Auftritte und Interviews hätte etwas sagen lassen. Die Schuld für das dann entstehende Desaster liegt aber nicht bei dem "politischen Amateur" Kirchhof, sondern eindeutig bei der CDU.

      So nahm das Unheil für die Union seinen Lauf, die SPD hatte endlich das verzweifelt gesuchte Wahlkampfthema. Die sicher überzogene und verhetzende Kampagne der SPD ("Menschenversuche") hat den Eindruck einer sozial kalten CDU verstärkt - einer Partei, die ihre christlich-sozialen Wurzeln kappt. Die SPD hatte damit auch deshalb leichtes Spiel, weil sich führende Politiker der CDU (allen voran Merkels Generalssekretär Kauder) schnell und eilfertig von Kirchhof distanzierten. Dann musste in den Augen der Wähler ja etwas Wahres an der Kritik sein.

      Bei der Vorstellung des Kompetenzteams wurde übrigens auch ein nach wie vor ungelöstes Problem der CDU sichtbar: sie hat weder inhaltlich noch personell eine Kompetenz für Umwelt- und Verbraucherschutz - wie die Berufung von Frau Hasselfeldt demonstrierte.

      Vor diesem Hintergrund trat ein Bundeskanzler auf, der schauspielerisch oscarreif den souveränen, unbeirrbaren Staatsmann und Politiker gab, der Standfestigkeit und - im Gegensatz zur kalten CDU - sozialen Ausgleich und Wärme zu garantieren schien, während Frau Merkel entweder nicht bemerkte, dass sie auf eine mehrheitsferne, schiefe Bahn geraten war, oder tatsächlich glaubte, dieses Profil der Union sei immer noch mehrheitsfähig.

      Mitschuldig an diesen Eindruck war auch die Mehrheit der Print-Medien (einschließlich der Magazine Stern und Spiegel), die im Wahlkampf eher auf einem neo-liberalen Trip war.

      Höhe- und Tiefpunkt dieser Entwicklung war das TV-Duell, bei dem Schröder - insbesondere bei den weiblichen Wählern - mit Witz, Charme und seiner Liebeserklärung an seine Frau punktete, während Angela Merkel es nicht schaffte, ihren im Detail häufig richtigen Ausführungen einen tieferen Sinn und Perspektive zu geben.

      Eine Hauptursache für die Wahlniederlage war, dass die CDU-Wahlstrategen offenbar nicht bemerkten, dass Frau Merkel von den Wählern schon als neue Chefin der Deutschland AG, als "gefühlte Kanzlerin" empfunden wurde. Von der "gefühlten Kanzlerin" wird aber erwartet, dass sie die Fragen nach dem Warum und Wohin überzeugend und mit Emotion (Wärme) beantworten kann. Die CDU/CSU aber fuhr unverdrossen ihre Negativ-Kampagnen, für die es bei den Wählern längst keine Abnehmer mehr gab.

      Der Verstand der Wähler gab bei Umfragen noch der CDU/CSU die Stimme (bis Samstagmittag vor der Wahl lag sie bei 40 Prozent), in der Wahlkabine aber, beim Ankreuzen der Wahlzettel, zuckten viele Wähler zurück und wandten sich von der Union ab - ein Phänomen, das es in diesem Ausmaß noch nie gegeben hat. Offenbar siegte am Ende das Gefühl, dass diese CDU es auch nicht besser könne als die SPD und die Kandidatin kalt und sozial gefühllos sei. Und diejenigen Wähler der CDU/CSU, die mit kalter Reformrhetorik zu begeistern waren, wählten das Original - die FDP.

      Die Entscheidung der Wähler mag man in der CDU bedauern, aber in der Demokratie gilt: der Wähler hat immer Recht.



      Der Autor

      Michael H. Spreng ist Journalist, Medien- und Kommunikationsberater. Er beriet im Bundestagswahlkampf 2002 den Kanzlerkandidaten der Union, Edmund Stoiber, und im Landtagswahlkampf von Nordrhein-West-falen den CDU-Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt, Jürgen Rüttgers.

      Der hier gekürzt dokumentierte Text basiert auf einem Vortrag, den Spreng am 5. November 2005 auf einer Klausurtagung der Hamburger CDU gehalten hat.

      Die komplette Fassung des Beitrags erscheint in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Forschungsjournal Neue soziale Bewegungen", Heft 1/06 und ist auch im Internet zu finden unter: http://www.fjnsb.de ber
      Avatar
      schrieb am 20.01.06 09:59:43
      Beitrag Nr. 2 ()
      rv, ich bin mir nicht sicher, ob Du die Analyse auch gelesen hast. Ihr Fazit ist jedenfalls nicht, daß die CDU/CSU nicht mehrheitsfähig sei, auch wenn Spreng mit dem Titel bei seinen Zuhörern auf dem Parteitag Aufmerksamkeit erregen wollte. Er führt vielmehr 3 wesentliche Gründe auf, warum die Union bei der Wahl 2005 nicht mehrheitsfähig war (zusammen mit der FDP). Wie es die Umfrageergebnisse nicht anders zeigen, ist von Zeit zu Zeit die Union mit der FDP durchaus mehrheitsfähig, und die Frage ist dann immer, ob sie das entsprechend bei den Wahlen umsetzen kann. 2005 war das eben nicht der Fall, was Spreng eingehend und nachvollziehbar analysiert.

      Es ist übrigens für den Thread off topic, aber grundsätzlich erwähnenswert, daß bei tieferer Betrachtung, da auch die SPD in ihren gängigen Koalitionen oft nicht mehrheitsfähig ist, hier sogar ein gravierenderes Problem hat als die Union, genau genommen also keine der großen Parteien mehr die Mehrheitsfähigkeit garantieren kann. Und das liegt natürlich daran, daß die PDS zwar im Parlament vertreten ist, aber kein seriöser Koalitionspartner darstellt.

      Um wieder on topic zu werden: es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, daß die Bilanz der großen Koalition für das Wahlvolk eher positiv ausfällt und insbesondere viele von Merkel positiv überrascht wurden, was sich in den Umfrageergebnissen zeigt. Inhaltlich bin ich zwar von der Arbeit der großen Koalition eher enttäuscht (nicht unerwartet), da von den Reformvorstellungen der Union wenig geblieben ist und die Union daher eher eine SPD light darstellt, und sogar die SPD wieder etwas nach links gewandert ist, aber die Popularität des Kanzlers könnte 2009 die Frage des Threadtitels in ganz anderer Weise beantworten. Ob dann FDP und Union überhaupt noch zusammenpassen, kann man bei dem, was von der Leyen und Seehofer in den letzten Wochen bereits so alles losgelassen haben, allerdings auch mit gewisser Skepsis betrachten.
      Avatar
      schrieb am 20.01.06 10:18:45
      Beitrag Nr. 3 ()
      [posting]19.796.974 von for4zim am 20.01.06 09:59:43[/posting]Ich gebe dir in fast allen Punkten Recht - auch in Bezug auf die SPD. Ich habe sehr wohl bemerkt, dass der Eingangssatz des Vortrags ,,diese CDU/CSU" enthielt - und dass der Vortrag genau die Veränderungen in der Selbstdarstellung und im Programm forderte, die sich jetzt abzeichnen.

      Hast du bemerkt, dass ich den Threadtitel deshalb mit einem Fragezeichen versehen habe?

      Ich weiß, dass diese Analyse einige Thesen enthält, denen einige W:0-User schärfstens widersprechen würden. Andererseits halte ich selbst die Argumente für recht überzeugend.

      In Bezug auf die Wahrnehmung der Großen Koalition und der Kanzlerin hast du Recht - auch wenn es für eine ,,Bilanz" noch etwas früh ist.
      Avatar
      schrieb am 20.01.06 10:22:37
      Beitrag Nr. 4 ()
      [posting]19.796.063 von rv am 20.01.06 09:11:11[/posting]Gute Analyse des Herrn Spreng, die du leider inhaltlich, deinem Thread-Titel zufolge, überhaupt nicht verstanden hast!
      Ausser natürlich du hast, bist aber schon wieder voll im Wahlkampf und dabei über Threadtitel, Plakate zu kleben. :rolleyes:

      Das Fazit:
      Ehrlicher Wahlkampf zahlt sich nicht aus, Ihr müsst die Leute einlullen und hinterher das Notwendige in die Wege leiten.
      Macht es so wie die SPD und die Grünen, belügt die leute auf der emotionalen Schiene und hofft hinterher auf die Vergesslichkeit des Wählers und ein wenig Glück.
      Avatar
      schrieb am 20.01.06 10:25:46
      Beitrag Nr. 5 ()
      [posting]19.797.388 von Kaperfahrer am 20.01.06 10:22:37[/posting]Den Wahlkampf scheinst du hier eher zu veranstalten... :laugh:

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      schrieb am 20.01.06 10:48:50
      Beitrag Nr. 6 ()
      [posting]19.797.457 von rv am 20.01.06 10:25:46[/posting]Nene, es hätte mich genauso genervt wenn da so etwas so leicht als Wahlkampfparole misszuverstehendes über die SPD gestanden hätte.;)
      Du musst meine Empfindlichkeit verzeihen, aber von dem Kokolores hatten wir in den letzten Jahren wahrlich genug im Board und es hängt einem einfach zum Halse heraus.:cry:
      Avatar
      schrieb am 20.01.06 10:49:52
      Beitrag Nr. 7 ()
      Im Nachspann wird Meister Spreng, gewollt oder ungewollt, als Unionsberater dargestellt.
      Das ist so nicht richtig, da er die SPD auch schon beraten hat, was nicht verwerflich ist, sondern in seinem Rollenverständnis als Medienberater irgendwie verständlich.

      So zeigt auch seine Analyse, die sehr viel richtiges enthält, was man aber auch als Nichtmedienberater bereits wußte, für mich eine falsche Gewichtung.

      Wenn er das TV-Duell als Höhe- und Tiefpunkt des schlechten Wahlkampfes bezeichnet dann läßt er durchblicken daß er Inhalte für überflüssig hält und die Medienpräsenz eines Kandidaten der entscheidende Faktor ist.
      Es war sicher so, daß Schröder weniger Inhalte als Verpackung hatte, und wenn die Maske einmal fiel, wie in der legendären Elephantenrunde nach der Wahl, dann blieb von Schröder außer Makeup nur noch blassierte Arroganz.

      Schröder konnte es also für sich nutzen. Warum konnte es Stoiber nicht unter Anleitung von Spreng ?

      Weil diese Gewichtung falsch ist. Letztendlich zählt auch beim schlichtesten Wähler der Inhalt - unangesehen von dessen Wahrheitsgehalt. Kommt dann noch die Medienpräsenz dazu, dann wird der Kandidat wirklich fast unschlagbar, siehe Schröder 2002 mit dem einfachen Irak-Inhalt und der Flutpräsenz.

      Tatsächlich war der Knackpunkt der CDU die Präsentation von Kirchhoff. Dies sieht Spreng auch, aber er bewertet es unter Wert.

      Tatsächlich sollte Kirchoff der "Gnadenschuss" für Rotgrün werden, so wie es gemacht wurde war es "friendly fire". Die Wahl war verloren.
      Nämlich genau in diesem Moment zeigte sich auch daß die CDU kein Team war, sondern daß eitle Landesfürsten, die Fatzkes aus der Provinz, noch nicht die eigenen Ambitionen beerdigt hatten.

      Einen Punkt spricht er fast überhaupt nicht an, und das ist gerade für einen Medienberater schon sehr verwunderlich, den sogenannten Kanzlerbonus, eine deutsche Eigenheit, die de facto nichts anderes bedeutet als die Gleichsetzung von Bekanntheitsgrad und Leistungsfähigkeit.

      Eine solche Deutschland-sucht-den-Superstar-Show kann man im Grunde genommen nur nach dem amerikanischen Vorbild, der Charakterdebatte, gewinnen.
      Und genau hier lag die Schwäche der Frau Merkel. Dies ist nicht ihre Welt und ist eine große Schwäche.

      Allerdings, wie man sieht, ist der Verzicht auf Emotionen und persönliche Angriffe bei der Regierungsarbeit offensichtlich ein Vorteil.

      So wird sie m.E. nach als Kanzlerin sehr viele Punkte sammeln und sich bei der Verteidigung im nächsten Wahlkampf wieder sehr schwer tun.


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