Transzendentalphilosophische Sekundär-Literatur zu Christentum, Islam, Judentum u.a. Missverständnis - 500 Beiträge pro Seite

[Auryn]

Gerade heute drängt mich irgendetwas dazu, meiner gegenwärtigen religiösen Meinung in einem neuen Thread einen ziemlich spöttischen Ausdruck zu verleihen und ich vermute fast, es hängt mit dem heutigen Datum und den gegenwärtigen Vorgängen in der Weltpolitik zusammen, bei denen ich mich frage, ob irgendetwas heute noch so normal ist wie es mal in meiner Jugend war:

Hätte irgendjemand von uns vor 20 Jahren für möglich gehalten, dass in Florida ein mickriger Prediger einer noch mickrigeren fundamental-christlichen Gemeinde mit sage und schreibe 20 (in Worten: Zwanzig!) namentlich bekannten Anhängern die Weltnachrichten bestimmt, weil er damit droht, "den Koran" zu verbrennen?

(Einen oder mehrere? Eine ganze Auflage? Hat er den/ die Ausgaben nur gekauft, um sie zu verbrennen? Das wäre Zeit- und Geldverschwendung! Oder ist das ganz im Gegenteil eine neue, ultrabillige Erpressungsmethode?: "Wenn Ihr Eure Moschee bei 'Ground Zero" baut, verbrenn' ich aus Rache eins von Euren heiligen Büchern!" HÄ?)

Abgesehen davon, dass ich als Deutscher wegen unserer Geschichte einiges gegen Bücherverbrennungen habe, ist es doch absurd, das ein einzelner pyromanischer Irrer mit dieser Ankündigung in bestimmten Teilen der Welt weitere Pyromanen dazu bringt, die üblichen Flaggen zu verbrennen und laut herumzubrüllen. Dabei kann man sich - und anderen - doch leicht die Pfoten verbrennen, wenn man mit soviel Brandbeschleuniger spielt, oder?

Naja, jedenfalls finde ich, das ist ja noch verrückter als die meisten Passagen im Weltbestseller "Per Anhalter durch die Galaxis" und man sollte mal als Gegenbewegung versuchen, durch halbwegs "geistreiche" Texte zur Aufklärung beizutragen.
Dazu eröffne ich die Textauswahl gleich mit einem - meiner Meinung nach - vielleicht gerade ziemlich passenden Text aus einem deutschen Buch des Jahres 1991 und ich hoffe, dass ich nicht gleich mit dem betreffenden Buch zusammen auf einer Verbrennungsliste lande.

[Auryn]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.136.935 von Auryn am 11.09.10 19:13:54

Man beginnt hier eine lebhafte Diskussion nach meinen Erfahrungen am besten mit einer mehr oder weniger kleinen Provokation, wobei dieses Buch damals nicht gerade als Provokation aufgefasst worden ist, sondern als ziemlich sarkastische Kritik an der deutschen Regierungspolitik, am Auswärtigen Amt und seinen Bediensteten, wobei von diesen der hier sprechende und denkende "Harry" ein nicht sehr angenehmer Vertreter war, der natüüürlich keine real existierende Person sein sollte. Was haltet Ihr von seinen Gedanken des Jahres 1991?

"... Der Unsinn der ... (religiös beeinflussten) Kunst hat natürlich seine Vorteile, denn was wären Köln oder Straßburg ohne ihre mittelalterlich-finsteren Münster? ... Die durch und durch korrupte christliche Heuchlerkirche hatte immerhin Kirchtürme hervorgebracht, das mußte man ihr schon zugute halten.
Noch schlimmer als das Christentum war allerdings der Islam, fand Harry, weil der so entsetzlich vital war. Das einzig gute am Christentum waren seine Verwässerung, seine Verlogenheit, sein ganz und gar verrotteter Zustand, seine längst nicht mehr ernst zu nehmenden Katholikenpäpste und Witzkardinäle. Das Christentum war ein morbide gewordenes Relikt ohne große Bedeutung. Jedenfalls kannte Harry niemanden, der von sich behauptet hätte, er sei ein gläubiger Christ. Bei dem Wort "gläubiger Christ" konnte man heute nur einen Lachanfall bekommen, fand Harry. Die verfluchten Moslems aber heuchelten nicht, sie bekannten sich in hündischer Gottergebenheit zu ihrem Glauben, sie warfen sich allen Ernstes pünktlich auf die Knie und beugten sich nach Mekka hin und benahmen sich wie brünstige Küchenschaben. Das war nicht mehr lachhaft, sondern abstoßend und fürchterlich anzusehen, wie sie einem Monstrum namens Allah huldigten, das ihr Prophetenfatzke erfunden hatte. Das Recht auf freie Religionsausübung war ein Fehler der demokratischen Verfassungen, obwohl man Religionen mit Verboten bekanntlich nicht beikam. Dann wurden sie nur noch starrsinniger. Eine Religion, die einmal gezündet hatte, war resistent wie Sondermüll. Dauerte ewig, bis das Zeug nicht mehr strahlte: Das Christentum hatte seine richtig aggressive Phase erst nach 1200 Jahren mit der Inquisition erreicht, und erst nach 1500 Jahren begann mit der Reformation das Nachdenken über das Christentum, wobei ihm erst erst nach 1700 Jahren mit der Aufklärung der Saft auszugehen begann.
Der Islam war gute 500 Jahre jünger, und wenn es eine Art Verfallsdatum für monotheistische Religionen gab, dann mußte man damit rechnen, daß es noch - 1700 plus 500 ist gleich 2200 - also noch gut 200 Jahre dauerte, bis der Islam seine Bösartigkeit verlieren würde und die Muselmanen sich zu normalen menschlichen Wesen entwickelten, mit denen man gepflegt über Gott und die Welt würde lästern können.
Und doch, obwohl der Islam den Menschen zu Insekten machte - was wäre eine orientalische, eine arabische Stadt ohne die Minarette und das Gemecker der Muezzins, ob es nun aus dem Lautsprecher kam oder aus der fanatischen Originalkehle. Harry wäre der erste gewesen, der sich für den Erhalt der Moscheen und Minarette eingesetzt hätte. Weil der religiöse Unsinn einfach (zu einem schönen Stadtbild) ... dazugehörte. ..."
Zitiert aus:
Joseph von Westphalen: Im diplomatischen Dienst - Roman, dtv 1992, ISBN 3-455-08168-1, Seite 46/47.

[Nannsen]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.136.935 von Auryn am 11.09.10 19:13:54

und ich hoffe, dass ich nicht gleich mit dem betreffenden Buch zusammen auf einer Verbrennungsliste lande.

da hast du aber glück, denn meine füße sind heute angenehm warm und ich verzichte deshalb heute auf das wärmende verbrennen des koran zum warmhalten meiner füße.

außerdem würde ich heute völlig politisch korrekt schon wegen dem klimawandel auf ein stinkendes verbrennen verzichten und zum anderen, weil das verbrennen etwas in verruf geraten ist.
denn merke, unser wilbi normalverbraucher ist noch immer überzeugt davon, dass menschen, die bücher verbrennen, natürlicherweise auch menschen verbrennen.

vermutlich ist u.a. auch deshalb die ordinäre erdbestattung zur enttäuschung von millionen würmern erheblich aus der mode gekommen, weil sich heute ehemalige bücherleser und -verbrenner später selber ordnungsgemäß in speziellen einrichtungen verbrennen lassen.

ich bin deshalb heute eher zeitgemäß dafür, dass politisch sehr belastete verbrennen von mißliebigen büchern wie den koran oder andere heilige symbole durch ein einfaches und akkurates öffentliches shreddern des selbigen zu ersetzen.
allah sei dank, bisher ist noch niemand auf den gedanken gekommen,dass der, der bücher schreddert(immerhin werden auf diese weise etwa tausende tonnen bücher entsorgt)auch menschen schreddert.

[Auryn]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.136.975 von Nannsen am 11.09.10 19:40:51

Du hättest das mit dem Schreddern - ich hab' mich übrigens an diese Eindeutschung immer noch nicht gewöhnt; ich sage "Häckseln", das klingt für mich so schön "niedlich" - besser nicht erwähnen sollen, denn beispielsweise in dem schreiend komischen Thriller "Fargo" von den "Cohen-Brothers" zerhäckselt einer der Mörder seinen Kumpel nur wegen ein bisschen Geld.
Und wenn man Leute im bösen, bösen US-Film nur wegen ein bisschen Geld häckselt, dann kann doch locker auch jemand gehäckselt werden, weil er einem Anderen ein lieb gewordenes Buch gehäckselt hat.
Also wenn mir jemand mein Buch von Joseph von Westphalen "häckselte", dann wüsste ich nicht, was ich alles aus Rache bei dem Täter häckseln könnte ...