Halbe-halbe, wenn der Kläger siegt - Prozeßfinanzierer in Deutschland - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 25.05.00 12:43:46 von
neuester Beitrag 25.05.00 17:58:23 von
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Hallo zusammen !
Obige Überschrift ist der Aufmacher eines längeren Artikels , den ich gestern in unserer Tageszeitung ( Hildesheimer Allgemeine Zeitung ) las.
Ich hab` mir die Mühe gemacht, den Text einzuscannen und stelle ihn nachfolgend ein.
Interessant für mich insbesondere die ausdrückliche Erwähnung von acivo und der Name Juratec. Ist damit Juragent gemeint ?
Was haltet ihr davon ?
ciao
granate
Pfusch am Bau, Streit ums
Erbe oder Schmerzensgeld,
um Steuern oder Schei-
dungslasten - oft genug
stehen sechsstellige Summen
auf dem Spiel. Viele Fälle
landen erst gar nicht vor
Gericht, denn der Weg durch
die Instanzen kann lang,
vor allem aber teuer sein.
Mangels finanzieller Mittel
muss das Einklagen einer
aussichtsreichen Forderung
aber nicht mehr scheitern.
Einige Gesellschaften ver--
sprechen jetzt Prozessfinan-
zierung zum Nulltarif
Bei einem Streitwert von 100 000
DM muss der Kläger mit Prozess-
kostein von 41 365 DM über zwei
Instanzen rechnen. Das schreckt ab. Be-
rechtigte Forderungen bleiben daher oft
auf der Strecke. Die Gegenseite kann
sich die Hände reiben. Häufig spekuliert
sie sogar darauf, dass Bürger und Fir-
men das hohe Kostenrisiko scheuen.
In diesem Problem haben Gesellschaf-
ten wie die börsennotierte Foris AG und
die Juratec in Stuttgart eine Marktchan-
ce erkannt. Sie übernehmen die Kosten
von Prozessen. Dafür wollen sie nach
amerikanischem Muster am Erfolg teil-
haben und die Hälfte der erstrittenen
Summe kassieren. Prinzipiell finanzie-
ren sie jeden Anspruch - meist von
100 000 DM an aufwärts. Kein Lebens-
bereich bleibt ausgenommen - weder
Patent- oder Urheberrecht noch ärztli-
che Kunstfehler. Immer muss es sich um
einen Geldbetrag oder einen "geldwer-
ten Gegenstand" handeln, etwa die Herausgabe eines Grundst?cks. Völlig aus
dem Rahmen fallt die Leipziger Acivo
AG, die schon bei 20 000 DM Streitwert
einspringt. "Wir wollen an den kleinen
Mann ran", so Vorstandsmitglied Kai
Lautenschläger.
Zwar sind etwa zwei von fünf Haus-
halten rechtsschutzversichert, doch ein
Blick ins Kleingedruckte offenbart:
Zwist ums "Häuslebauen", Prozesse um
Scheidungen und Erbquerelen sind
nicht versichert, ebenso wenig 5treitig-
keiten, deren Ursache schon vor Versi-
cherungsabschluss bestand. Marktfüh-
rer Foris stellt klar: "Wir finanzieren
Prozesse, die der Kläger nicht selbst
führen kann oder will und die weder
durch Prozesskostenhilfe noch durch
die Rechtsschutzversicherung abgedeckt
sind.
Dies macht neuerdings auch die DAS,
Europas größte Rechtsschutzorganisati-
on. Dazu hat sie eigens die DAS ProFi
AG in München gegründet. Vorstands-
mitglied Wulf-Eberhard Nibbe sieht in
ihr eine" sinnvolle Ergänzung zum klas-
sischen Rechtsschutz". Dass es sich um
einen lukrativen und zukunftsfähigen
Markt handelt, steht für ihn außer Fra-
ge. Das neue Geschäftsfeld nutze allen
Beteiligten: Anwälten, Mandanten und
Finanzierern. "Alle ziehen an. einem
Strang."
Aus der Prozessführung halten sich
die Geldgeber heraus. Sie wollen und
dürfen keine Rechtsberatung leisten.
Gegenüber dem Gericht und Anspruchs-
gegner bleiben sie im Hintergrund. Die
rechtlichen Interessen nimmt allein der
vom Kläger frei gewählte Anwalt wahr.
Geht der Prozess verloren, trägt "Big
Brother" die gesamten Verfahrenskos-
ten. Bei positivem Ausgang, Teilerfolg
oder Vergleich streicht er den halben
Erlös ein. Der Kläger muss sich mit dem
sprichwörtlichen Spatz in er Hand be-
gnügen. Dafür ist der Gang zum Kadi
für ihn völlig ohne Risiko und Liquidi-
tätsbelastung. Weniger auf sich bedacht
ist die Juratec: Sie gesteht ihrem
Schützling bis zu 75 Prozent des Erlöses
zu- - je nach voraussichtlicher Prozess-
dauer und Höhe der Kostenvorschüsse.
Rein statistisch misslingt fast jedes
zweite Verfahren von 10 000 DM Streit-
wert und mehr. Foris-`vorstand Christi-
an Rollmann strebt eine Erfolgsquote
von 60 Prozent an. Das ist nur mit stren- -
ger Auswahl und hoher Prüfungskom-
petenz zu schaffen. Bis es Erfolge zu fei-
ern gibt, fallen zunächst massiv Kosten-
vorschüsse und Gebühren für Zeugen
und Gutachter an. "Man muss lange
durchhalten, bis man auf Gewinne hof-
fen darf", sagt DAS-Mann Nibbe. Da-
von kann auch der vor zwei Jahren ge-
startete Marktpionier Foris mit Büros in
Berlin, München und Bonn ein Lied sin-
gen.1999 schrieb er deutlich rote 7,ah-
len. Mindestens bis 2004 wird dies auch
bei der finanzstarken DAS-Tochter Pro-
Fi der Fall sein.
Dabei prüft sie sogar die Bonität des Prozessgegners. Was nützt schon ein Sieg, wenn mangels Masse nichts zu holen ist. Bevor ein Finanzierungsvertrag geschlossen wird , studieren die Geldgeber den Fall genau . Sinken später die Chancen auf Grund neuer Tatsachen oder geänderter Rechtsprechung, so können sie den Geldhahn zudrehen.
Schlägt die Gegenseite oder das Gericht einen Vergleich vor, steigen die Finan ziers womöglich aus. - Der Mandant wird dann ausbezahlt. Es steht ihm aber frei, eine eventuell höhere Summe auf eigene Faust zu erstreiten.
Oder mit Hilfe einer anderen Finanzfirma.
Kritisch sieht die Stiftung Warentest,
dass alle Anbieter die erstrittenen
Summen erst einmal kassieren, bevor
sie ans Teilen denken. Ohne eine vorher
vereinbarte Abtretung etwaiger Erlöse
rühren sie keinen Finger. Deshalb sind
Fragen nach der Zahl der bisher über-
nommenen Fälle und dem finanziellen
Rückhalt gerade bei Minifirmen ange-
bracht. "Sonst droht womöglich ein
Rechtsstreit gegen den eigenen Finan-
zierer." JöRG KNOSPE
Obige Überschrift ist der Aufmacher eines längeren Artikels , den ich gestern in unserer Tageszeitung ( Hildesheimer Allgemeine Zeitung ) las.
Ich hab` mir die Mühe gemacht, den Text einzuscannen und stelle ihn nachfolgend ein.
Interessant für mich insbesondere die ausdrückliche Erwähnung von acivo und der Name Juratec. Ist damit Juragent gemeint ?
Was haltet ihr davon ?
ciao
granate
Pfusch am Bau, Streit ums
Erbe oder Schmerzensgeld,
um Steuern oder Schei-
dungslasten - oft genug
stehen sechsstellige Summen
auf dem Spiel. Viele Fälle
landen erst gar nicht vor
Gericht, denn der Weg durch
die Instanzen kann lang,
vor allem aber teuer sein.
Mangels finanzieller Mittel
muss das Einklagen einer
aussichtsreichen Forderung
aber nicht mehr scheitern.
Einige Gesellschaften ver--
sprechen jetzt Prozessfinan-
zierung zum Nulltarif
Bei einem Streitwert von 100 000
DM muss der Kläger mit Prozess-
kostein von 41 365 DM über zwei
Instanzen rechnen. Das schreckt ab. Be-
rechtigte Forderungen bleiben daher oft
auf der Strecke. Die Gegenseite kann
sich die Hände reiben. Häufig spekuliert
sie sogar darauf, dass Bürger und Fir-
men das hohe Kostenrisiko scheuen.
In diesem Problem haben Gesellschaf-
ten wie die börsennotierte Foris AG und
die Juratec in Stuttgart eine Marktchan-
ce erkannt. Sie übernehmen die Kosten
von Prozessen. Dafür wollen sie nach
amerikanischem Muster am Erfolg teil-
haben und die Hälfte der erstrittenen
Summe kassieren. Prinzipiell finanzie-
ren sie jeden Anspruch - meist von
100 000 DM an aufwärts. Kein Lebens-
bereich bleibt ausgenommen - weder
Patent- oder Urheberrecht noch ärztli-
che Kunstfehler. Immer muss es sich um
einen Geldbetrag oder einen "geldwer-
ten Gegenstand" handeln, etwa die Herausgabe eines Grundst?cks. Völlig aus
dem Rahmen fallt die Leipziger Acivo
AG, die schon bei 20 000 DM Streitwert
einspringt. "Wir wollen an den kleinen
Mann ran", so Vorstandsmitglied Kai
Lautenschläger.
Zwar sind etwa zwei von fünf Haus-
halten rechtsschutzversichert, doch ein
Blick ins Kleingedruckte offenbart:
Zwist ums "Häuslebauen", Prozesse um
Scheidungen und Erbquerelen sind
nicht versichert, ebenso wenig 5treitig-
keiten, deren Ursache schon vor Versi-
cherungsabschluss bestand. Marktfüh-
rer Foris stellt klar: "Wir finanzieren
Prozesse, die der Kläger nicht selbst
führen kann oder will und die weder
durch Prozesskostenhilfe noch durch
die Rechtsschutzversicherung abgedeckt
sind.
Dies macht neuerdings auch die DAS,
Europas größte Rechtsschutzorganisati-
on. Dazu hat sie eigens die DAS ProFi
AG in München gegründet. Vorstands-
mitglied Wulf-Eberhard Nibbe sieht in
ihr eine" sinnvolle Ergänzung zum klas-
sischen Rechtsschutz". Dass es sich um
einen lukrativen und zukunftsfähigen
Markt handelt, steht für ihn außer Fra-
ge. Das neue Geschäftsfeld nutze allen
Beteiligten: Anwälten, Mandanten und
Finanzierern. "Alle ziehen an. einem
Strang."
Aus der Prozessführung halten sich
die Geldgeber heraus. Sie wollen und
dürfen keine Rechtsberatung leisten.
Gegenüber dem Gericht und Anspruchs-
gegner bleiben sie im Hintergrund. Die
rechtlichen Interessen nimmt allein der
vom Kläger frei gewählte Anwalt wahr.
Geht der Prozess verloren, trägt "Big
Brother" die gesamten Verfahrenskos-
ten. Bei positivem Ausgang, Teilerfolg
oder Vergleich streicht er den halben
Erlös ein. Der Kläger muss sich mit dem
sprichwörtlichen Spatz in er Hand be-
gnügen. Dafür ist der Gang zum Kadi
für ihn völlig ohne Risiko und Liquidi-
tätsbelastung. Weniger auf sich bedacht
ist die Juratec: Sie gesteht ihrem
Schützling bis zu 75 Prozent des Erlöses
zu- - je nach voraussichtlicher Prozess-
dauer und Höhe der Kostenvorschüsse.
Rein statistisch misslingt fast jedes
zweite Verfahren von 10 000 DM Streit-
wert und mehr. Foris-`vorstand Christi-
an Rollmann strebt eine Erfolgsquote
von 60 Prozent an. Das ist nur mit stren- -
ger Auswahl und hoher Prüfungskom-
petenz zu schaffen. Bis es Erfolge zu fei-
ern gibt, fallen zunächst massiv Kosten-
vorschüsse und Gebühren für Zeugen
und Gutachter an. "Man muss lange
durchhalten, bis man auf Gewinne hof-
fen darf", sagt DAS-Mann Nibbe. Da-
von kann auch der vor zwei Jahren ge-
startete Marktpionier Foris mit Büros in
Berlin, München und Bonn ein Lied sin-
gen.1999 schrieb er deutlich rote 7,ah-
len. Mindestens bis 2004 wird dies auch
bei der finanzstarken DAS-Tochter Pro-
Fi der Fall sein.
Dabei prüft sie sogar die Bonität des Prozessgegners. Was nützt schon ein Sieg, wenn mangels Masse nichts zu holen ist. Bevor ein Finanzierungsvertrag geschlossen wird , studieren die Geldgeber den Fall genau . Sinken später die Chancen auf Grund neuer Tatsachen oder geänderter Rechtsprechung, so können sie den Geldhahn zudrehen.
Schlägt die Gegenseite oder das Gericht einen Vergleich vor, steigen die Finan ziers womöglich aus. - Der Mandant wird dann ausbezahlt. Es steht ihm aber frei, eine eventuell höhere Summe auf eigene Faust zu erstreiten.
Oder mit Hilfe einer anderen Finanzfirma.
Kritisch sieht die Stiftung Warentest,
dass alle Anbieter die erstrittenen
Summen erst einmal kassieren, bevor
sie ans Teilen denken. Ohne eine vorher
vereinbarte Abtretung etwaiger Erlöse
rühren sie keinen Finger. Deshalb sind
Fragen nach der Zahl der bisher über-
nommenen Fälle und dem finanziellen
Rückhalt gerade bei Minifirmen ange-
bracht. "Sonst droht womöglich ein
Rechtsstreit gegen den eigenen Finan-
zierer." JöRG KNOSPE
Yes! ( Mache "das" so selten.... )
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