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    Keine Opfer mehr (in Deutschland?) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.09.00 20:05:15 von
    neuester Beitrag 21.09.00 23:11:47 von
    Beiträge: 4
    ID: 248.402
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      schrieb am 20.09.00 20:05:15
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der Wirtschaftswoche 37/2000

      Die Ergebnisse eines gewagten Experiments ueber die Natur des Menschen liegen jetzt vor und sie erteilen uns eine wichtige Lektion ueber die Natur des Menschen in Sachen sozialer Fortschritt.

      Die Lektion ergibt sich aus der 1996er Reform des amerikanischen Wohlfartsystems, dem Ende des zweisprachigen Unterrichts in Kalifornien und sieben Jahren Schulreform in Texas. Sie lautet wie folgt : Wenn man Menschen staerker fordert, wenn man ihnen mehr Verantwortung fuer ihr eigenes Verhalten auferlegt, dann holt man mehr aus Ihnen heraus. Das Leben dieser Menschen wird besser. Was diese Menschen selbst fuer sich tun ist dauerhafter als das was Andere fuer sie tun. Das diktiert zwar schon der gesunde Menschenverstand, aber es laeuft der herschenden liberalen Auffassung zuwider, auf der viele Sozialprogramme basieren.
      Frueher ging man davon aus, das die Armen nur Opfer sind, die Hilfe benoetigen. Solcherart Mitleid auf hohem Niveau hat leider oft den Nachteil, dass es letztlich mehr die moralische Ueberlegenheit der Bemitleidenden unterstreicht, als den Bemitleidenten zu helfen. Angesichts dieser Auffassung war es kaum verwunderlich, dass sich finstere Prophezeihungen erhoben, als der amerikanische Kongress vor vier Jahren die Wolfahrtsreform verabschiedete, die Wohlfahrtsempfaenger in Arbeit brachte und den meisten Familien nur noch fuer einen begrenzten Zeitraum Unterstuezungszahlungen gewaehrte. Familien wuerden auf die Strasse gedraengt, so dachte man. Mehr Menschen wuerden hungern muessen. Kindesmesshandlungen wuerden zunehmen.
      Die Katastrophe trat nicht ein. Die Anzahl der Haushalte, die von der Wohlfahrt lebten, sank von Ihrem Hoechststand Anfang 1994 - 5 Millionen - um mehr als die Haelfte. Natuerlich gibt es Einschraenkungen. Ein Teil des Rueckgangs ist auf den Wirtschaftsaufschwung zurueckzufuehren. Nach einem Bericht von der Akademie fuer Wohlfahrtsreform an der Universitaet Maryland haben etwa 50-60% der frueheren Wohlfahrtsempfaenger jetzt Arbeit. Die, die Arbeit gefunden haben, sind oft von sich selbst ueberrascht und gewinnen dadurch Faehigkeiten und Selbstachtung. in manchen staatlichen Untersuchungen berichten bis zu 80% der ehemaligen Wohlfartsempfaenger, ihr Leben sei besser oder zumindest keinesfalls schlechter als zu der Zeit als sie noch Unterstueztung bezogen. Betrachten sie nun Kaliforniens Gesetzesakt 227. Dieser verbannt den zweisprachigen Unterricht aus den Schulen.Auch hier wurde viel Unheil prophezeit. Praesident Clinten meinte : dies verdammte Kinder aus Zuwandererfamilien in einer intellektuellen Hoelle zu leben. Der Chef der Schulbehoerde von San Fransisco meinte gar : dies wuerde unsere Schueler um 30 Jahre zurueckwerfen.
      Und was passierte tatsaechlich ? Die Testergebnisse von Kindern aus spanischsprechenden Familien wurden nicht schlechter. In der Oberstufe stiegen in den beiden letzten Jahren die Durchschnittsnoten, die Kinder mit begrenzten Englischkenntnissen im Fach lesen erzielten, im ganzenLande von 19 auf 28 %. Die selben Schueler verbesserten sich leut einem Bericht der NY Times in Mathematik von 27 auf 41 %. Ken Noonan, Schulrat in Oceanside : Ich dachte es wuerde den Kindern schaden. Aber genau das Gegenteil trat ein. Und dann ist da noch Texas. Die 1993 begonnene Schulreform verlangt von Schuelern vor dem Abschluss ein Examen namens "Texas Assesments of Academic Skills" abzulegen. Von 1994 bis 1998 stieg der Anteil der Schueler die diese Pruefung bestanden von 53 auf 78 %. Bei den Schwarzen wuchs die Quote von 31 auf 63 %, bei Schuelern mir Suedamerikanischem Hintergrung von 39 auf 70%.

      Das bringt uns wieder auf die eingangs zitierte Lektion. Die Gesellschaft versucht die Gestrauchelten wieder aufzuheben. Das Problem dabei ist, zwischen denen, die tatsaechlich Hilfe benoetigen und denen die sich selbst helfen koennen zu unterscheiden. Das sit fast nie leicht. Oft aber wird es noch schwieriger durch die beduerfnisse derer, die vorgeben fuer die Benachteiligten zu sprechen. Ja schlimmer noch: Wenn die Opfer ploetzlich keine Opfer mehr sind, was waere dann noch zu tun ???

      Der Effekt ist die persoenliche Verantwortung mit Gewalt umzukehren. Es gibt mehr moralpunkte fuer Rhetorik als fuer Ergebnisse. Doch in demdie Rhetorik betont, wie sehr diese menschen doch Hilfe brauchen, und dadurch die Faehigkeit dieser menscher untergraebt sich selbst zu helfen, perpetuiert sie oftmals die Probleme, die sie vorgeblich in Angriff nimmt. <<

      Dieser Text ist einfach der Hammer und ich meine unser vollgefressener Sozialstaat koennte von den Erfahrungen dieser Sozialreform in Amerika (sparen) lernen, mit anderen Worten, lasst sie arbeiten, denn Arbeit gibts genug.

      Schoenen Gruss, Peter ;)
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      schrieb am 20.09.00 21:03:22
      Beitrag Nr. 2 ()
      Leider, oder zum Glück ?, gibt es hin und wieder aber schon noch Opfer

      :D
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      schrieb am 21.09.00 08:54:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      Im Prinzip richtig, aber wir müßten unsere Arbeitsgesetzgebung dem anpassen, denn in Deutschland sind die Einstellungshürden höher als in den USA.

      Vor allem für unsere laschen Schulen könnten wir daraus lernen.
      Avatar
      schrieb am 21.09.00 23:11:47
      Beitrag Nr. 4 ()
      Aehh, was fuer Einstellungshuerden :confused:


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