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eröffnet am 15.01.01 16:54:14 von
neuester Beitrag 15.01.01 17:36:34 von
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Hat Investmentberater Michael Keppler Recht,
dann erwacht der Finanzplatz
Ein überzeugter Fan der Wiener Börse
Die Wiener Börse gehört wegen der krassen Unterbewertung zu den
aussichtsreichsten Finanzplätzen 2001, sagt Michael Keppler, in
New York ansässiger Berater führender institutioneller Anleger.
Manfred Gburek, Leiter des Anlagenmonitoring der Telebörse, hat
mit ihm gesprochen.
Rund 40 Prozent Potenzial errechnet Michael Keppler für Wiener
Aktien. Nachdem die Übertreibung in Papieren der New Economy
schmerzhaft zu Ende geht, sollten werthaltige Aktien - die so
genannte Old Economy - weiter profitieren können, sagt der Präsident
von Keppler Asset Management, der das Vermögen institutioneller
Anleger betreut.
Das sind gute Nachrichten für den Markt, an dem die Aktien zwar seit
Jahren sehr billig sind, der aber seit Jahren an chronischem
Nachfragemangel leidet - und deswegen kaum vom Fleck kommt.
Auch das neue Handelssystem Xetra hat daran nichts verändert.
Knapp elf Prozent beträgt die bescheidene Wertsteigerung des
Leitindex ATX in den vergangenen fünf Jahren.
Wenn ein paar große Anleger nun dem Rat Kepplers folgen, dann
könnte die Börse ihrem Teufelskreis entkommen: Nachfrage käme mit
dem Einstieg einiger Fonds in den Markt, die Spirale nach oben
könnte beginnen, Marktkräfte könnten wirken. Für die Anleger, die seit
Jahren unerquickliche Papiere im Depot haben, bedeutet das:
Hoffnung.
STANDARD: Herr Keppler, Value-Aktien sind erst zuletzt stärker
gestiegen. Handelt es sich dabei um eine wirkliche Wiederentdeckung
oder doch nur um ein Strohfeuer?
Keppler: Für ein reines Strohfeuer dauert die Erholungsphase der
Value-Aktien schon zu lange. Immerhin begann sie Mitte März 2000.
STANDARD: Nach welchen Kriterien beurteilen Sie den wahren Wert von
Aktien, also das, was man Value nennt?
Keppler: Bei Aktien gibt es leider nicht die reine Wahrheit in Form
einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Berechnung. Deshalb
spreche ich lieber vom inneren Wert einer Aktie. Dieser Wert lässt
sich durch quantitative Substanz- und Ertragswertanalysen
näherungsweise bestimmen.
STANDARD: Wie lange werden denn die Value-Aktien aufgrund dieser
Überlegungen favorisiert bleiben?
Keppler: Die von den beiden Wirtschaftsprofessoren Graham und
Dodd in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten
Grundprinzipien der Aktienanlage werden nur in Ausnahmefällen außer
Kraft gesetzt oder von anderen Faktoren überlagert. Sonst könnte man
ja nicht von Prinzipien sprechen. Die geplatzte Seifenblase der Aktien
der New Economy bestätigt im Nachhinein die Theorie des
Value-Investing. Um Ihre Frage konkret zu beantworten: Value-Aktien
werden, von Börse zu Börse unterschiedlich, mit großer
Wahrscheinlichkeit auch im Jahr 2001 dominieren.
STANDARD: In welchen Ländern sind Aktien nach Ihren Kriterien immer
noch überbewertet?
Keppler: Die größten Überbewertungen ergeben sich zurzeit an den
Aktienmärkten in Dänemark, Frankreich und in den USA. Diese
Börsen sind nach unseren Analysen um rund 40 Prozent
überbewertet. Sogar nach der 50-Prozent-Korrektur liegt das
Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nasdaq-Gesamtindex immer noch bei
etwa 100. Das ist vor allem für einen Markt mit fallenden
Gewinnschätzungen zu hoch.
STANDARD: Und in welchen Ländern sind Aktien unterbewertet?
Keppler: Nach unserer Bewertung bieten die Börsen in folgenden
Industrieländern mittelfristig die besten Kurschancen: Deutschland,
Österreich, Belgien, Norwegen, Australien und Hongkong. Diese
Aktienmärkte sind im Vergleich zum Weltaktienindex von Morgan
Stanley Capital International um etwa 25 Prozent unterbewertet.
STANDARD: Wie erklären Sie sich die starke Unterbewertung
Österreichs?
Keppler: Für die Antwort muss ich etwas ausholen. Ähnlich wie
Japan erlebte der österreichische Aktienmarkt Ende der 80er-Jahre
einen Anlageboom, der von ausländischen Anlegern getrieben war. In
etwas mehr als zwei Jahren, von Januar 1988 bis März 1990, legte er
um 250 Prozent zu. Dann fiel er während der 90er-Jahre in eine Art
Dornröschenschlaf. Nun ist die österreichische Börse mit einem
durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 und einem
Kurs-Cashflow-Verhältnis von fünf neben Hongkong und Norwegen
weltweit unter den Aktienmärkten der Industrieländer am
preiswertesten.
STANDARD: Gibt es dafür besondere Ursachen?
Keppler: Ja. Zum Beispiel sind österreichische Aktien in einigen
wichtigen Indizes nicht enthalten. Außerdem glänzen in Österreich
Aktien der New Economy weitgehend durch Abwesenheit. Mit dem
Börsengang von Telekom Austria hat das Umfeld sich zwar etwas
gebessert, aber andererseits verliert der Markt mit der Bank Austria
das größte börsennotierte Unternehmen.
STANDARD: Sollen Anleger jetzt also österreichische Standardwerte
kaufen und in aller Seelenruhe warten, bis ihr Geld sich vermehrt hat?
Keppler: Ja, genau das sollten sie tun.
STANDARD: Wie hoch würden Sie Österreich in einem internationalen
privaten Depot gewichten?
Keppler: Da kann ich einfach von uns ausgehen: Die von Keppler
Asset Management betreuten Portfolios halten bis zu zehn Prozent
des Aktienvermögens in österreichischen Werten.
STANDARD: Wie viel Kurspotenzial sehen Sie für österreichische
Aktien in den nächsten Jahren?
Keppler: Auf der Grundlage einer Normalbewertung, das heißt der
Durchschnittsbewertung der vergangenen sieben Jahre, ergibt sich ein
Kurspotenzial von rund 40 Prozent.
STANDARD: Halten Sie das im internationalen Vergleich für besonders
günstig?
Keppler: Ja, Österreich schneidet sehr günstig ab. Neben Aktien aus
Norwegen und Hongkong sind österreichische Aktien im historischen
Vergleich jetzt besonders preiswert zu haben.
dann erwacht der Finanzplatz
Ein überzeugter Fan der Wiener Börse
Die Wiener Börse gehört wegen der krassen Unterbewertung zu den
aussichtsreichsten Finanzplätzen 2001, sagt Michael Keppler, in
New York ansässiger Berater führender institutioneller Anleger.
Manfred Gburek, Leiter des Anlagenmonitoring der Telebörse, hat
mit ihm gesprochen.
Rund 40 Prozent Potenzial errechnet Michael Keppler für Wiener
Aktien. Nachdem die Übertreibung in Papieren der New Economy
schmerzhaft zu Ende geht, sollten werthaltige Aktien - die so
genannte Old Economy - weiter profitieren können, sagt der Präsident
von Keppler Asset Management, der das Vermögen institutioneller
Anleger betreut.
Das sind gute Nachrichten für den Markt, an dem die Aktien zwar seit
Jahren sehr billig sind, der aber seit Jahren an chronischem
Nachfragemangel leidet - und deswegen kaum vom Fleck kommt.
Auch das neue Handelssystem Xetra hat daran nichts verändert.
Knapp elf Prozent beträgt die bescheidene Wertsteigerung des
Leitindex ATX in den vergangenen fünf Jahren.
Wenn ein paar große Anleger nun dem Rat Kepplers folgen, dann
könnte die Börse ihrem Teufelskreis entkommen: Nachfrage käme mit
dem Einstieg einiger Fonds in den Markt, die Spirale nach oben
könnte beginnen, Marktkräfte könnten wirken. Für die Anleger, die seit
Jahren unerquickliche Papiere im Depot haben, bedeutet das:
Hoffnung.
STANDARD: Herr Keppler, Value-Aktien sind erst zuletzt stärker
gestiegen. Handelt es sich dabei um eine wirkliche Wiederentdeckung
oder doch nur um ein Strohfeuer?
Keppler: Für ein reines Strohfeuer dauert die Erholungsphase der
Value-Aktien schon zu lange. Immerhin begann sie Mitte März 2000.
STANDARD: Nach welchen Kriterien beurteilen Sie den wahren Wert von
Aktien, also das, was man Value nennt?
Keppler: Bei Aktien gibt es leider nicht die reine Wahrheit in Form
einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Berechnung. Deshalb
spreche ich lieber vom inneren Wert einer Aktie. Dieser Wert lässt
sich durch quantitative Substanz- und Ertragswertanalysen
näherungsweise bestimmen.
STANDARD: Wie lange werden denn die Value-Aktien aufgrund dieser
Überlegungen favorisiert bleiben?
Keppler: Die von den beiden Wirtschaftsprofessoren Graham und
Dodd in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten
Grundprinzipien der Aktienanlage werden nur in Ausnahmefällen außer
Kraft gesetzt oder von anderen Faktoren überlagert. Sonst könnte man
ja nicht von Prinzipien sprechen. Die geplatzte Seifenblase der Aktien
der New Economy bestätigt im Nachhinein die Theorie des
Value-Investing. Um Ihre Frage konkret zu beantworten: Value-Aktien
werden, von Börse zu Börse unterschiedlich, mit großer
Wahrscheinlichkeit auch im Jahr 2001 dominieren.
STANDARD: In welchen Ländern sind Aktien nach Ihren Kriterien immer
noch überbewertet?
Keppler: Die größten Überbewertungen ergeben sich zurzeit an den
Aktienmärkten in Dänemark, Frankreich und in den USA. Diese
Börsen sind nach unseren Analysen um rund 40 Prozent
überbewertet. Sogar nach der 50-Prozent-Korrektur liegt das
Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nasdaq-Gesamtindex immer noch bei
etwa 100. Das ist vor allem für einen Markt mit fallenden
Gewinnschätzungen zu hoch.
STANDARD: Und in welchen Ländern sind Aktien unterbewertet?
Keppler: Nach unserer Bewertung bieten die Börsen in folgenden
Industrieländern mittelfristig die besten Kurschancen: Deutschland,
Österreich, Belgien, Norwegen, Australien und Hongkong. Diese
Aktienmärkte sind im Vergleich zum Weltaktienindex von Morgan
Stanley Capital International um etwa 25 Prozent unterbewertet.
STANDARD: Wie erklären Sie sich die starke Unterbewertung
Österreichs?
Keppler: Für die Antwort muss ich etwas ausholen. Ähnlich wie
Japan erlebte der österreichische Aktienmarkt Ende der 80er-Jahre
einen Anlageboom, der von ausländischen Anlegern getrieben war. In
etwas mehr als zwei Jahren, von Januar 1988 bis März 1990, legte er
um 250 Prozent zu. Dann fiel er während der 90er-Jahre in eine Art
Dornröschenschlaf. Nun ist die österreichische Börse mit einem
durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 und einem
Kurs-Cashflow-Verhältnis von fünf neben Hongkong und Norwegen
weltweit unter den Aktienmärkten der Industrieländer am
preiswertesten.
STANDARD: Gibt es dafür besondere Ursachen?
Keppler: Ja. Zum Beispiel sind österreichische Aktien in einigen
wichtigen Indizes nicht enthalten. Außerdem glänzen in Österreich
Aktien der New Economy weitgehend durch Abwesenheit. Mit dem
Börsengang von Telekom Austria hat das Umfeld sich zwar etwas
gebessert, aber andererseits verliert der Markt mit der Bank Austria
das größte börsennotierte Unternehmen.
STANDARD: Sollen Anleger jetzt also österreichische Standardwerte
kaufen und in aller Seelenruhe warten, bis ihr Geld sich vermehrt hat?
Keppler: Ja, genau das sollten sie tun.
STANDARD: Wie hoch würden Sie Österreich in einem internationalen
privaten Depot gewichten?
Keppler: Da kann ich einfach von uns ausgehen: Die von Keppler
Asset Management betreuten Portfolios halten bis zu zehn Prozent
des Aktienvermögens in österreichischen Werten.
STANDARD: Wie viel Kurspotenzial sehen Sie für österreichische
Aktien in den nächsten Jahren?
Keppler: Auf der Grundlage einer Normalbewertung, das heißt der
Durchschnittsbewertung der vergangenen sieben Jahre, ergibt sich ein
Kurspotenzial von rund 40 Prozent.
STANDARD: Halten Sie das im internationalen Vergleich für besonders
günstig?
Keppler: Ja, Österreich schneidet sehr günstig ab. Neben Aktien aus
Norwegen und Hongkong sind österreichische Aktien im historischen
Vergleich jetzt besonders preiswert zu haben.
Sehr optimistisch, aber ob das eintrifft, weiß Gott allein!
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