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    ...Einblicke............,ich schreibe was ich will...... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.04.01 12:47:44 von
    neuester Beitrag 15.04.01 13:05:32 von
    Beiträge: 3
    ID: 381.313
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      Avatar
      schrieb am 15.04.01 12:47:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      Er kommt als Zweiter, gleich nach Malkan, der für 4 Tage ein Schlafmittel ausgehandelt hatte und

      zufrieden ist, weil er mehr erreicht hat , als erhofft.

      Ich glaube, Müller will es nur gleich über die Bühne bringen, um die Unterbringungsfrage noch

      von der Tagschicht erledigen zu lassen. Kurz vorher informiert er mich, sachlich, nach Haftbefehl.

      Ich bekomme einen trockenen Hals und spüre Nervosität. Das ist mir lange nicht mehr passiert.

      Das Delikt erfrage ich normalerweise nicht, nur wenn es der Gefangene von sich aus anspricht oder

      wenn es direkt aus den Unterlagen hervorgeht. Das ist eher selten der Fall.

      Ich möchte mir meine Objektivität bewahren, möchte mich auf meinen Part konzentrieren, wobei

      es natürlich zu Überschneidungen kommt, aber das wird individuell gelöst.

      Müller schliesst die Tür auf und lässt ihn herein.
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 12:53:08
      Beitrag Nr. 2 ()
      Müller schliesst die Tür auf und lässt ihn herein.

      Rundes, gemütlich wirkendes Gesicht, laut Unterlagen 58 Jahre alt, Jeans, weicher, bequemer

      Pullover, Hausschuhe ( U-Haft trägt Privatkleidung).

      Die Hand gebe ich ihm nicht, ich bitte ihn auf der Liege Platz zu nehmen.

      Routinemässig frage ich ihn nach seiner Vorgeschichte, er gibt an, nie operiert worden zu sein, keine

      chronischen Erkrankungen ausser Heuschnupfen, er hätte immer sehr darunter gelitten, aber nachdem

      die Amalganplomben durch Gold ersetzt worden wären , seien die laufende Nase und das Augentränen

      besser, obwohl er immer noch nachts besonders Niesanfälle bekäme, das sei sehr unangenehm.......

      ....ich starre ihn an, er hat eine weiche, angenehme Stimme, diese Stimme hilft ihm sicherlich bei seinem

      Beruf, er ist Buchhalter, ich stelle mir vor, wie er Zahlenkolonnen mit dieser Wattestimme vorliest,

      auf der Gesellschafterversammlung, immer korrekt, immer......ich starre ihn immer noch an.
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 13:05:32
      Beitrag Nr. 3 ()
      Müller bringt das Ganze voran, er wiegt ihn : 95 Kg, Grösse: 1.75 m, übergewichtig, ja, er liebe das

      gute Essen, Blutdruck: 130/80, Puls: 68/Min., übriger klinischer Befund unauffällig.

      Alkohol: nein, abstinent

      Nikotin: Nichtraucher

      Medikamente: Keine

      Drogen: ich frage nur routinemässig, er verneint.

      Er sei sehr auf seine Gesundheit bedacht und lebe natürlich. Ob er morgens eine extra Portion Milch
      haben könne, ich lehne ab.

      Ich frage ihn nach seiner Lebenseinstellung, ob er sich vorstellen könne, Hand an sich zu legen ?

      Er lacht mich an und sagt, er sei ein dem Leben gegenüber sehr positiv eingestellter

      Mensch......ich starre ihn an, ich denke an seinen Puls von 68/Min...ich glaube ihm.



      Wir sind fertig, er wird hinausgebracht,...er fragt nach einer zusätzlichen Decke, weil er nachts

      gerne das Fenster auflasse...ich antworte nicht, Müller kümmert sich.

      Ich würde jetzt gerne sein wie Müller, kühl, routiniert, unpersönlich....fair.

      Ich bin aufgewühlt, voller Bilder, voller Gefühle,...... Hass?......

      Die Versorgung der anderen Gefangenen geht schnell, Zahnarzt, nur reden, Tabletten, nachts schlaflos,

      das überhaupt grösste Problem, die nächtliche Schlaflosigkeit, das Strafmass verdoppelt sich..........

      Ich denke immer wieder an ihn......Untersuchungshaft...über das weitere Vorgehen muss das Gericht noch

      entscheiden, Strafhaft oder Massregelvollzug.

      Es gibt vereinzelt Mörder, Totschläger, es gibt gehäuft Betrüger, Diebe, Drogenuser mit ihrer Beschaffungs-

      szene, Alkoholdelikte, fahren ohne Führerschein, nicht bezahlte Rechnungen, Schwarzfahrer............

      ...und es gibt sie.

      Mit ihren runden, sanften, gesunden Gesichtern und ihren weichen Kleidern...Schakale, die nicht im Rudel

      jagen.......reissende Bestien im Schafspelz, die wenigsten erkennt man , findet man,überführt man......nur selten sterben die

      Opfer schnell, der Tod kommt langsam, jeden Tag ein bisschen Seele, ein Stückchen Selbstachtung, ein Teil

      Zukunft.

      ....ich steige in mein Auto und wünsche, ich wäre wie Müller.......



      (....Ostern 2001......irgendwo in Deutschland........................................)



      KURUsawa Fakemachine


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