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    DAX-Werte im Chartcheck (Seite 19477)

    eröffnet am 04.07.01 21:23:35 von
    neuester Beitrag 02.06.24 17:12:53 von
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    DAX
    ISIN: DE0008469008 · WKN: 846900
    18.605,00
     
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      Avatar
      schrieb am 30.06.08 09:05:57
      Beitrag Nr. 28.738 ()
      Guten Morgen:):)
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 09:02:30
      Beitrag Nr. 28.737 ()
      DAX, fortschreitende negative Trendintensität

      30.06.2008 - 08:32:40 Uhr
      DZ BANK


      Frankfurt (derivatecheck.de) - Die Marktexperten bei der DZ Bank schauen auf die Ausgangslage und die technischen Entwicklungen beim DAX.

      Mit einem neuen Rekordhoch bei Rohölpreis sei der DAX auch kurz vor dem Wochenende weiter eingebrochen. So habe der Index ein neues Bewegungstief bei 6.348 Punkten markiert und sei damit sogar unter das Januartief gefallen. In der zweiten Sitzungshälfte hätten die Verluste dann zwar größtenteils wieder aufgeholt werden können, doch dominiere immer noch der Charakter eines "fallenden Messers".

      Auch die lange "Lunte" an der Tageskerze vom Freitag sollte nicht über die fortschreitende negative Trendintensität hinwegtäuschen, die gegenwärtig vom "ADX" signalisiert werde. Bereits am letzten Dienstag hätte sich eine derartige Kerze lediglich als Stabilisierung im Intraday-Bereich entpuppt und wäre im Anschluss von neuen Tiefs gefolgt worden. Es sei zwar prinzipiell davon auszugehen, dass derzeit eine Ausverkaufsbewegung im Gange wäre, doch sei deren Ende (noch) nicht abzuleiten. Allmählich würden sich die Handelsvolumina, die implizite Volatilität und auch die Werte der Put/Call-Ratio bei den DAX-Optionen vergrößern, so dass peu à peu ein Anstieg im Grad der Angst bei den Marktteilnehmern erkennbar wäre. Jedoch könne die Situation im historischen Vergleich (und insbesondere im direkten Vergleich mit den Januar und März-Tiefs) noch nicht als "extrem" bezeichnet werden.




      Zumal das intermarket-technische Umfeld offensichtlich weiterhin ungünstig für Dividendenpapiere bleibe, bestehe nach wie vor eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein Fortschreiten der Abwärtsbewegung am Aktienmarkt. Charttechnisch dürfte ein Test des März-Tiefs um 6.170 Punkte bevorstehen. Aufgrund des "fallenden Messer"-Charakters sollte grundsätzlich selbst ein Unterschreiten nicht ausgeschlossen bzw. zugelassen werden, wie die Charts von Dow Jones Industrial und Euro STOXX50 zeigen würden. Die Trading-Strategen bei der DZ Bank erwarten jedoch, dass dieses zumindest nicht auf nachhaltiger Basis erfolge.
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:58:34
      Beitrag Nr. 28.736 ()
      Das Kapital
      Stagflationierung

      Von der viel beschworenen Stagflation im Sinne der 70er Jahre ist bisher wenig zu spüren. Aber wegen der Finanzkrise ist die Geldpolitik so lax, dass das Unheil noch droht.

      Wer in den frühen 70ern noch mit der Trommel um den Christbaum gelaufen ist, sollte sich mit einer Diagnose der damaligen Stagflation vermutlich zurückhalten. Aber die Vergleiche, die heute zu damals gezogen werden, scheinen doch etwas weit hergeholt. Sicher, wenngleich der erste Ölpreisschock 1973/74 anders als der heutige angebotsbedingt war, so ging ihm doch wie derzeit eine lange Periode relativer Preisstabilität, niedriger Realzinsen und hoher Geldmengenausweitung voraus, womit die Saat für die folgende Inflation gelegt war. Ähnlich wie heute folgte die Stagflation in den 70ern übrigens auch einer Periode hoher Firmenrentabilität und eines hohen Verhältnisses von Aktienmarktkapitalisierung zu Nationaleinkommen.

      Aber nur einmal zur Einordnung: Im Dezember 1974 lag die Industrieproduktion in den USA um 8,4 Prozent unter dem Vorjahr, während die Erzeugerpreise um 18,5 Prozent stiegen; zwischen diesen beiden Jahresveränderungsraten lagen also fast 27 Prozentpunkte. In Deutschland fiel die Industrieproduktion um 9,9 Prozent, wobei die Produzentenpreise um 12,5 Prozent zunahmen; unser "Stagflationsindikator" lag mithin bei 22,4 Prozentpunkten. Zuletzt betrug er 0,4 Prozentpunkte, denn während im April 2008 die Produktion um 4,8 Prozent über dem Vorjahr lag, stiegen die Erzeugerpreise um 5,2 Prozent.



      Ein Stagflationsmaßstab von vielen

      Selbst im Weichwährungsland USA hat sich unser Stagflationsmaßstab im Mai gerade mal auf 7,3 Prozentpunkte belaufen. Und welchen Einfluss die Gewerkschaften sich in den einzelnen Ländern auch bewahrt haben mögen: In der globalisierten Welt wird es die Arbeitnehmerseite im Westen schwer haben, Lohnsteigerungen von knapp respektive gut einem Zehntel durchzusetzen, wie es seinerzeit in den USA und in Deutschland der Fall war.

      Denn obwohl die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer in den Industrieländern mit jedem Lohnanstieg in den Schwellenländern zunehmen mag und die Löhne dort infolge der Inflation anziehen, bleibt der Lohnabstand so enorm, dass die Arbeitgeber das Druckmittel der Auslagerung weiter anwenden können. Dass die Firmen aufgrund der exquisiten Rentabilität gerade in Deutschland inzwischen auch viel zu verlieren haben - und die Gewerkschaften das natürlich wissen -, ändert daran vorläufig wenig. So rechnet die Bundesbank mit Blick auf die weitgehend abgeschlossene Lohnrunde 2008 mit einem mittleren Anstieg der Tarifentgelte von 2,75 Prozent für dieses und kommendes Jahr. In den USA ist die Jahresveränderungsrate der Löhne einfacher Arbeiter und Angestellter zwischen Mai 2007 und Mai 2008 von 4,1 auf 3,5 Prozent gesunken.

      Und dann ist da ja noch eine andere Kleinigkeit, nämlich die Finanzkrise, ein deflationärer Schock gewaltigen Ausmaßes. Genau diese ist ja der Grund dafür, dass die Fed der US-Wirtschaft trotz der Inflationsgefahren einen realen Leitzins von minus zwei Prozent gönnt, die Leitsätze in weiten Teilen Asiens ebenfalls unterhalb der Inflationsrate liegen und die EZB von manchen als fahrlässig bezeichnet wird, weil sie gedenkt, ihren Leitzins in realer Hinsicht knapp über null zu halten.

      Nun wollen wir die Gefahren, die aus dieser Krise resultieren, nicht schon wieder im Einzelnen darlegen. Aber im Grunde geht es darum, dass die üblichen geldpolitischen Transmissionsmechanismen diesmal gestört sein könnten, weil Firmen und Verbraucher in Ländern wie den USA, Großbritannien, Spanien und Australien bereits derart in der Kreide stehen, dass angesichts fallender Vermögenspreise hohe Zahlungsausfälle zu befürchten sind - weit über das US-Ramschhypothekensegment hinausgehend.

      Damit würde der Finanzsektor noch stärker in Bedrängnis geraten, womit die Risikoprämien weiter anziehen könnten und das Kreditwachstum einzubrechen drohte. Und da Firmen und Verbraucher 2007 allein in den USA eine Finanzierungslücke von knapp 500 Mrd. $ aufgewiesen haben, hätte dies einen empfindlichen Rückgang der aggregierten Nachfragen zufolge, womit die Beschäftigung weiter sinken würde, die Kreditausfälle noch zunehmen würden - ein regelrechter Teufelskreislauf entstehen könnte.

      Und so paradox es klingt: Genau da liegt der Grund, weswegen wir es am Ende doch noch mit Stagflation zu tun bekommen könnten. Denn zur Bekämpfung dieser deflationären Kräfte ist noch auf Jahre hin mit einer inflationären Wirtschaftspolitik in weiten Teilen der Welt zu rechnen. Und auch wenn die herkömmliche Munition der Fed weitgehend verschossen sein mag: Die USA werden eine Schuldendeflation à la Japan nicht hinnehmen - und es weiterhin auf eine starke Geldmengenausweitung anlegen. Denkbar sogar, dass die Fed die Regierung im schlimmsten Fall direkt mit frischem Zentralbankgeld versorgen würde. Und mal ehrlich: Was läge bei einem nationalen Schuldenberg von 47.704 Mrd. $ - 381 Prozent des Nationaleinkommens - als Problemlösung näher als eine kleine Inflation?
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:47:56
      Beitrag Nr. 28.735 ()
      US-Börsen-Vorschau
      :
      Wall-Street-Ausblick: Bärenmarkt droht
      von Matthias Eberle

      Nach den hohen Börsenverlusten der Vorwoche verdüstern sich die Aussichten an der Wall Street weiter. Der Index Dow Jones Industrial Average könnte schon am Montag offiziell den Bärenmarkt ausrufen, also 20 Prozent unter das Börsenhoch von Oktober 2007 rutschen. Am Freitag ist er an dieser Grenze mit einem Minus von 19,9 Prozent entlang gerutscht.


      Nach den hohen Börsenverlusten der Vorwoche verdüstern sich die Aussichten an der Wall Street weiter.

      FRANKFURT. In aller Regel kündigt der Bärenmarkt eine nahende Rezession an oder zumindest einen Verfall der Unternehmensgewinne. Experten halten das Rezessions-Szenario 2008 für zunehmend wahrscheinlich, weil die Probleme in den USA diesmal besonders vielfältig sind: Der Ölpreis hat die 140 Dollar-Marke übersprungen und die US-Notenbank Federal Reserve die Bekämpfung der Inflation zur Hauptsorge erklärt.

      Auf weitere Zinssenkungen kann die Wall Street deshalb nicht mehr hoffen. Die Fed habe den Markt einige Male vor dem Absturz bewahren können, sagte Steven Grasso vom Brokerhaus Stuart Frankel & Co: "Aber jetzt gehen Bernanke die Kugeln aus." Hinzu kommen hoch verschuldete US-Konsumenten, die angesichts steigender Kosten und fallender Hauspreise kräftig zu sparen beginnen, sowie finanziell schwer angeschlagene Banken, die vor weiteren Milliardenabschreibungen stehen. Herrschende Meinung sei eine Zeitlang gewesen, dass das Schlimmste überwunden sei, sagte Kevin Cronin vom Vermögensverwalter Putnam Investments in Boston: "Jetzt treibt den Markt die Angst vor weiteren Verlusten um."

      Analysten, die vor Monaten noch eine rasche Rückkehr zu prozentual zweistelligen Zuwachsraten bei den US-Firmengewinnen prophezeit hatten, rudern inzwischen deutlich zurück. Einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge erwarten sie für die 500 größten Konzerne nun einen Einbruch von elf Prozent im zweiten Quartal. Die Börsenkurse nehmen diese Entwicklung vorweg: In der vergangenen Woche notierten neun von zehn Industrien im S&P 500 mit teils deutlichen Abschlägen und ließen den Index seit Anfang Juni um fast neun Prozent abrutschen. Das entspricht dem schärfsten Rückgang innerhalb eines Monats seit September 2002.

      Über eine Zeitspanne seit 1960 betrachtet, hat ein Bärenmarkt im Durchschnitt 14 Monate lang gedauert und Aktien dabei etwa 31 Prozent nach unten getrieben, ehe sie einen Boden erreichten. Der letzte Bärenmarkt zwischen Januar 2000 und Oktober 2002 wurde von einer vergleichsweise milden Rezession in den USA begleitet. Während der Ölkrise in den frühen 70er-Jahren erwischte es Konjunktur und Börsen schlimmer: Damals verloren die Aktien 45 Prozent von ihrem Rekordhoch.

      Von den Wirtschaftsdaten der kommenden Woche dürfen sich die Investoren eher wenig Aufmunterung erhoffen. So wird sowohl bei dem für Dienstag erwarteten Einkaufsmanager-Index für die Industrie als auch dem US-Autoabsatz mit einem Rückgang gerechnet. Der Rohölpreis von fast 143 Dollar je Barrel verteuert auch den Treibstoff an den Zapfsäulen und dämpft so das Interesse der Kunden am Autokauf.

      Am Mittwoch steht im Kalender der Anleger der Aufgangseingang der Industrie und der private ADP-Bericht über den Arbeitsmarkt in den USA. Diesem folgt am Donnerstag der offizielle Arbeitsmarktbericht, bei dem die Experten mit einem Verlust von 60 000 Arbeitsplätzen im Juni rechnen. Im Mai waren 49 000 Jobs gestrichen worden. Zumindest die Arbeitslosenrate soll den Prognosen zufolge leicht auf 5,4 Prozent zurückgegangen sein. Allerdings waren die 5,5 Prozent im Mai auch der höchste Wert seit Oktober 2004. Bevor die Händler das Parkett für die Feiern zum 4. Juli verlassen, steht ihnen am Donnerstag noch der Einkaufsmanager-Index für den Dienstleistungsbereich ins Haus.

      Bilanzen gibt es in der kommenden Woche kaum, wohl aber die Erinnerung an den tristen Ausgang der vergangenen Handelswoche. Der Dow Jones wurde am Freitag bereits an den Rand eines Bärenmarktes gedrückt. Im Handelsverlauf hatte er 20 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Oktober tendiert. Hätte der Index auf diesem Niveau geschlossen, würden Experten von einem Markt mit stetig fallenden Kursen ausgehen.
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:41:42
      Beitrag Nr. 28.734 ()
      30.06.2008 00:32
      Tokyo shares outlook - Lower on Wall St's fall, higher crude prices
      TOKYO (Thomson Financial) - Japanese shares are expected to open lower on Monday following sustained falls on Wall Street on Friday due to mounting worries about high oil prices and fallout from the credit crisis.

      Anxiety about the credit crisis grew after Moody's Investors Service said it is reviewing investment bank Morgan Stanley for a possible downgrade. There were also more reports that Merrill Lynch&Co might have to write off nearly $6 billion of risky mortgage-backed debt.

      In addition, the U.S. market watched oil's march higher -- the price of crude rose to a new record of $142.99 a barrel on the New York Mercantile Exchange.

      'As the U.S. market is now hostage to negative leads, depending on movements of crude oil prices and forthcoming economic data, it may hit a new low for the year,' Mizuho Research Institute senior economist Koji Takeuchi said.

      In the U.S. this week, closely-watched non-farm payroll data will be released on Friday.

      'We also need to be alert to earnings guidance of U.S. companies for the April-June quarter, given strong worries about their profits,' Takeuchi said.

      Japanese investors will also be watching closely to see if foreign investors, who have recently been steady net buyers of Japanese stocks, change their investment stance amid further falls on the global equity market.

      'In addition, the release on Tuesday of the Tankan survey, which is expected to show a broadly-based deterioration of business sentiment, may hurt investor sentiment,' Takeuchi said.

      On Wall Street on Friday, the Dow fell 106.91 points or 0.93 percent to 11,346.51, compounding Thursday's 358-point skid. The blue chip index is down 19.9 percent from its record high close of 14,164.53 in October, and is on the verge of the 20 percent pullback that is considered the threshold for a bear market.

      The Nasdaq composite index fell 5.74 points or 0.25 percent to 2,315.63.

      The Chicago-traded Nikkei futures contract settled at 13,560 points, up slightly from 13,480 points on the Osaka Securities Exchange on Friday.

      On the Tokyo bourse on Friday, the Nikkei 225 Stock Average ended down 277.96 points or 2 percent at 13,544.36, off a low of 13,453.35. The Topix shed 24.11 points or 1.8 percent to 1,320.68.

      Ahead, the Ministry of Land and Infrastructure will release housing starts data for May as well as construction order data for May.

      Stocks to watch include Takashimaya Co after the department store operator reported on Friday that its first quarter operating profit fell 8 percent due to sluggish consumer spending, but left unchanged its earnings guidance both for the first half to August and the year to February 2009.

      Orix Corp may move on a report that Japan's largest leasing company will invest a total of 300 billion yen this year in office buildings and condominiums in Tokyo, Osaka and Nagoya, to take advantage of recent falls in property prices.

      Asah Breweries Ltd may draw some investor interest on a report that the brewer is expected to post a group operating profit of about 24.5 billion yen for the fiscal half ending June 30, rising 6 percent on the year instead of falling 5 percent to 22 billion yen as previously forecast.

      ($1 = 106.15 yen)

      yasuhiko.seki@thomsonreuters.com

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      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:37:36
      Beitrag Nr. 28.733 ()
      Kurseinbruch an den Märkten
      „Der Markt kann noch tiefer gehen“



      Anleger sollten ihr Geld jetzt breit streuen: Anlageexperte Markus Stahl von Steinhart & Stahl

      27. Juni 2008
      Die Finanzmärkte sind wieder stark unter Druck gekommen. Der Dax, Leitindex des deutschen Aktienmarktes, hat in der abgelaufenenen Woche bis zu 3Prozent auf zeitweise 6350 Punkte verloren. Damit stand er am Freitag rund 20 Prozent niedriger als vor einem halben Jahr. Vor allem der hohe Ölpreis, aber auch die unsicheren Konjunkturaussichten diesseits und jenseits des Atlantiks belasten die Märkte. Was sollen Anleger jetzt tun? Ein Gespräch mit Markus Stahl, Mit-Geschäftsführer der bankenunabhängigen Vermögensverwaltung Steinhart & Stahl in Stuttgart.

      Die Aktienmärkte verzeichnen in diesen Tagen hohe Kursverluste. War es das schon, oder werden die Kurs weiter unter Druck bleiben?

      Der Markt ist sehr nervös. Aber gemessen an früheren Einbrüchen ist die Nervosität noch nicht übergroß. Von einer Panik sind wir weit entfernt. Das lässt sich am V-Dax ablesen, der die erwartete Volatilität der deutschen Standardwerte misst. Bei einer Panik und einer Welle massiver Verkäufe müsste er auf 30 oder 35 Punkte steigen. Derzeit liegt er bei knapp 24 Punkten. Viele Anleger aber haben noch nicht ihre Depots geräumt, die meisten Privatanleger nicht, aber auch die Versicherer nicht.



      Die Anleger müssen sich darauf einstellen, dass der Markt sehr nervös bleibt und dass er noch tiefer gehen kann. Die Versicherer liegen schon mit ihren Anleihendepots im Minus. Bundesanleihen sind im Kurs gesunken, aber auch viele andere normale Anleihen. Deshalb werden sie nun umso stärker versuchen, Kursverluste bei Aktienanlagen durch entsprechende Terminmarktgeschäfte zu begrenzen. Das kann die Aktien insgesamt weiter nach unten ziehen. Der Markt ist kurzfristig psychologisch in einer schwierigen Verfassung und wird vorerst unter Druck bleiben, ganz einfach, weil viele Probleme noch nicht gelöst sind.

      Spielen Sie damit auf den hohen Ölpreis an?

      Es ist der hohe Ölpreis und die insgesamt zur Schwäche neigende Weltwirtschaft, die den Markt belasten. Aber auch die Finanzmarktkrise ist noch nicht gelöst. Im Gegenteil, sie könnte sogar noch einmal von neuem ausbrechen. Im Mai hatten viele Bankvorstände schon das Ende der Kreditkrise verkündet. Heute wissen wir, dass diese Ankündigungen verfrüht kamen. Viele Probleme im Bankenbereich kommen erst jetzt auf den Tisch. Denken Sie nur an die neuen Milliardenabschreibungen bei der Citigroup oder das Desaster, das Fortis am Donnerstag bekannt geben musste. Die Gemengelage bleibt insgesamt schwierig.

      Sehen Sie nicht zu schwarz? Der Prozess, dass der Markt die Probleme verarbeitet, funktioniert doch immerhin.

      Normalerweise gilt die Regel, dass der Markt dies in den Kursen verarbeitet hat, wenn die Probleme sichtbar werden. Insofern ist es ein gutes Zeichen, wenn Verwerfungen offenbar werden. Aber diesen Stand haben wir noch nicht erreicht. Dass der Höhepunkt der Krise überschritten wäre, lässt sich an den Kapitalmarktindikatoren nicht ablesen.

      Die Notenbanken haben früh auf die Kreditkrise reagiert. Lässt das Sie nicht hoffen, dass die Krise ohne Panik und weitere Verwerfungen überwunden werden kann?

      Ich weiß nicht, ob die Notenbanken die Krise in den Griff bekommen haben. Viele Probleme, die im Zuge der Kreditkrise an die Oberfläche gekommen sind, können die Notenbanken gar nicht lösen. Das Problem sinkender Immobilienpreise können sie nicht beheben. Sie können nichts daran ändern, dass die Bankendichte in Deutschland zu groß ist und dass die Ertragsschwäche der deutschen Banken strukturell ist. Auch tun sich im Euro-System zunehmend Spannungen auf.

      Was meinen Sie damit?

      Das Euro-System steht derzeit unter großer Spannung, ohne dass dies an den Märkten bisher in vollem Umfang gesehen würde. Der steigende Euro-Kurs gegenüber dem amerikanischen Dollar liegt ja nicht an einer fundamentalen Euro-Stärke. Vielmehr ist die interne Preisstabilität im Euro-Raum sehr schlecht. Hinzu kommt eine mangelnde interne Stabilität des Bankensystems: Die spanischen Banken werden bald die Folgen der Immobilienkrise dort zu spüren bekommen. Auch in Deutschland und in Irland ist die Lage kritisch. Und schließlich bauen sich Ungleichgewichte auf. Die Länder des Südgürtels fallen in ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit derzeit extrem zurück. Wir sind davon überzeugt, dass etliche Probleme erst noch vor dem Euro liegen.

      Wie sollten sich die Anleger positionieren?

      In diesen unruhigen Zeiten muss eine saubere Diversifizierung an oberster Stelle stehen. Um kurz bei den Währungen zu bleiben: Wir raten dazu, tendenziell jetzt sogenannte Währungsrisiken einzugehen. An den Märkten werden sie Risiken genannt. Wir sehen zurzeit vor allem Währungschancen. Wir raten dazu, jetzt in den amerikanischen Dollar zu gehen, in den Schweizer Franken und das britische Pfund. Außerdem sollten Anleger den Schwerpunkt auf hoch liquide und hoch transparente Werte legen. Gleichzeitig raten wir von allen strukturierten Produkten und ganz besonders von Zertifikaten ab.

      Was stört Sie an Zertifikaten?

      Wenn das Bankensystem tatsächlich so schwach ist, wie wir der Meinung sind, dann wären auch Zertifikate von einem möglichen Zahlungsausfall der Bank betroffen, weil Zertifikate eine Forderung der Anleger gegenüber der Bank sind, von der sie diese Produkte gekauft haben. Bei einem Ausfall der Bank ist die Geldanlage in einem Zertifikat noch nicht einmal durch den Einlagensicherungsfonds der Banken abgesichert. Deshalb lautet unser Rat in diesem unsicheren Umfeld: Lieber die Aktie kaufen als ein Zertifikat auf die Aktie.

      Viele Anleger wollen sich jetzt von der Börse zurückziehen und in Liquidität gehen, sprich in Tagesgeld oder Festgeld.

      Wir raten davon ab, sich jetzt in Ecken zu begeben, die nur eine vermeintliche Sicherheit verleihen. Festgelder und Tagesgelder liegen auf der Bankbilanz. Angesichts der Schwäche des Bankensystems sollte man nicht sein gesamtes Geld dort hingeben.

      Wie lautet somit Ihr Rat?

      Vor allem ist es wichtig, sehr diszipliniert vorzugehen und das Portfolio breit zu streuen, also nicht alles in Tagesgeld anzulegen oder nicht das gesamte Geld in Immobilien zu investieren. Dann gilt es bei der Auswahl der Geldanlagen, den liquiden Werten den Vorzug zu geben, also Staatsanleihen zu kaufen und keine strukturierten Anleihen, bei Aktien die großen Standardwerte bevorzugen und schließlich auf dem Devisenmarkt in den großen Währungen zu bleiben und nicht mehr in die Währungen von Schwellenländern zu investieren.

      Das Gespräch mit dem Vermögensverwalter Markus Stahl führte Christian von Hiller.
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:33:41
      Beitrag Nr. 28.732 ()
      30. Juni 2008


      20 Jahre Leitindex
      Der Dax ist kein Fax

      Von Manfred Köhler


      28. Juni 2008 Zum zwanzigjährigen Bestehen des Deutschen Aktienindex ist wieder einmal alles offen. Soviel Bewegung wie lange nicht herrscht in der Bankenwelt, und mit der Deutschen Bank und der Commerzbank stecken die beiden Frankfurter Kreditinstitute, die die Mainmetropole seit Anfang an im Dax vertreten, mittendrin. Immerhin ist diesmal davon die Rede, dass ie selbst andere Kreditinstitute übernehmen – und nicht, dass sie ihrerseits übernommen werden könnten. Aus Frankfurter Sicht kann das nur gut sein.



      Denn seit der Dax am 1. Juli 1988 ins Leben gerufen wurde, fielen mit der Metallgesellschaft, Hoechst und der Dresdner Bank bereits drei Frankfurter Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen aus diesem zentralen deutschen Börsenbarometer heraus (Fusionen, Umzüge – wie Dax-Adressen verloren gingen ). Nur wenn das Umland einbezogen wird, kommt der wichtigste deutsche Finanzplatz glimpflich davon. Sechs Konzerne aus dem Rhein-Main-Gebiet gehörten dem Dax bei der Gründung an, fünf sind es heute (siehe Grafik oben). Zuletzt rückte 2007 die Merck KGaA aus Darmstadt in den Kreis der wichtigsten börsennotierten Aktiengesellschaften der Bundesrepublik auf.

      Zugehörigkeit zum Dax schafft Aufmerksamkeit

      Dem Anleger mag es egal sein, wo ein Unternehmen, dessen Aktien er zeichnet, seinen Sitz hat. Doch für die Entwicklung einer Stadt oder einer Region ist das anders. Die Zugehörigkeit zum Dax schafft Aufmerksamkeit. Und Wirtschaftsgeographen haben herausgefunden, dass Unternehmen eher dort investieren, wo sie ihren Sitz haben, als an der Peripherie ihres Geschäftsgebiets, dass sie außerdem ihresgleichen anlocken, dass schließlich um sie herum eine Zuliefererbranche entsteht. Cluster heißt das Ergebnis von alledem neudeutsch. Was allgemein stimmt, gilt noch mehr für Konzerne aus der ersten Reihe. Der Erfolg eines Standorts nährt den Erfolg: Nirgendwo ist das besser zu beobachten als im Frankfurter Bankenviertel, das bei Neuansiedlungen immer noch als Magnet wirkt und zudem eine Heerschar von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern ernährt.




      So darf es aus Frankfurter Sicht schon bedenklich stimmen, dass der größte Rivale der Mainmetropole, die bayerische Landeshauptstadt, ein weitaus größeres Gewicht im Dax hat. Nicht weniger als acht der 30 Dax-Konzerne haben ihren Sitz in München. Frankfurt liegt sogar hinter Düsseldorf und gerade einmal gleichauf mit Bonn, sonst nicht eben als wirtschaftliches Zentrum bekannt. Generell sind die Dax-Konzerne vor allem im Westen und Süden Deutschlands beheimatet – also dort, wo die Wirtschaftskraft höher ist (siehe Karte).

      Geblieben ist die Börse

      Geblieben ist über die zwei Jahrzehnten hinweg das große Gewicht der Industrie. Nimmt man den gesamten Ballungsraum in den Blick, so standen 1988 drei Konzernen der Finanzbranche drei Industriekonzerne gegenüber. Heute liegt das Verhältnis bei den Dax-Konzernen aus Rhein-Main bei drei zu zwei. Das konterkariert das gängige Bild vom Rhein-Main-Gebiet als einer vom Dienstleistungssektor geprägten Region. Dass alle Industriekonzerne im weitesten Sinne mit chemischen Prozessen zu tun hatten oder haben, auch Anlagenbauer wie die Metallgesellschaft, zeigt überdies, wie die Region nach wie vor von den Anfänge im Industriezeitalter geprägt ist.

      Geblieben ist der Region die Börse. Und so wird am Dienstag nicht irgendwo, sondern auf dem Frankfurter Börsenparkett das zwanzigjährige Bestehen des Dax mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) gefeiert. Auch was aus der Börse wird, war zwischenzeitlich einmal ungewiss: Unvergessen sind die gescheiterten Pläne für ein Zusammengehen mit London, bei dem für Frankfurt gerade noch der Handel mit den Werten des längst dahingegangenen Neuen Marktes vorgesehen war. Von solcherlei Bedrohungsszenarien für die Mainmetropole ist im Moment nicht die Rede. So mögen auch andere Regionen stärker im Dax repräsentiert sein als Rhein-Main – gehandelt werden die Werte nach wie vor in allererster Linie in Frankfurt.



      Text: F.A.Z.
      Bildmaterial: F.A.Z.
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:32:28
      Beitrag Nr. 28.731 ()
      30. Juni 2008


      20 Jahre Leitindex
      Der Dax ist kein Fax

      Von Manfred Köhler


      28. Juni 2008 Zum zwanzigjährigen Bestehen des Deutschen Aktienindex ist wieder einmal alles offen. Soviel Bewegung wie lange nicht herrscht in der Bankenwelt, und mit der Deutschen Bank und der Commerzbank stecken die beiden Frankfurter Kreditinstitute, die die Mainmetropole seit Anfang an im Dax vertreten, mittendrin. Immerhin ist diesmal davon die Rede, dass ie selbst andere Kreditinstitute übernehmen – und nicht, dass sie ihrerseits übernommen werden könnten. Aus Frankfurter Sicht kann das nur gut sein.



      Denn seit der Dax am 1. Juli 1988 ins Leben gerufen wurde, fielen mit der Metallgesellschaft, Hoechst und der Dresdner Bank bereits drei Frankfurter Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen aus diesem zentralen deutschen Börsenbarometer heraus (Fusionen, Umzüge – wie Dax-Adressen verloren gingen ). Nur wenn das Umland einbezogen wird, kommt der wichtigste deutsche Finanzplatz glimpflich davon. Sechs Konzerne aus dem Rhein-Main-Gebiet gehörten dem Dax bei der Gründung an, fünf sind es heute (siehe Grafik oben). Zuletzt rückte 2007 die Merck KGaA aus Darmstadt in den Kreis der wichtigsten börsennotierten Aktiengesellschaften der Bundesrepublik auf.

      Zugehörigkeit zum Dax schafft Aufmerksamkeit

      Dem Anleger mag es egal sein, wo ein Unternehmen, dessen Aktien er zeichnet, seinen Sitz hat. Doch für die Entwicklung einer Stadt oder einer Region ist das anders. Die Zugehörigkeit zum Dax schafft Aufmerksamkeit. Und Wirtschaftsgeographen haben herausgefunden, dass Unternehmen eher dort investieren, wo sie ihren Sitz haben, als an der Peripherie ihres Geschäftsgebiets, dass sie außerdem ihresgleichen anlocken, dass schließlich um sie herum eine Zuliefererbranche entsteht. Cluster heißt das Ergebnis von alledem neudeutsch. Was allgemein stimmt, gilt noch mehr für Konzerne aus der ersten Reihe. Der Erfolg eines Standorts nährt den Erfolg: Nirgendwo ist das besser zu beobachten als im Frankfurter Bankenviertel, das bei Neuansiedlungen immer noch als Magnet wirkt und zudem eine Heerschar von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern ernährt.




      So darf es aus Frankfurter Sicht schon bedenklich stimmen, dass der größte Rivale der Mainmetropole, die bayerische Landeshauptstadt, ein weitaus größeres Gewicht im Dax hat. Nicht weniger als acht der 30 Dax-Konzerne haben ihren Sitz in München. Frankfurt liegt sogar hinter Düsseldorf und gerade einmal gleichauf mit Bonn, sonst nicht eben als wirtschaftliches Zentrum bekannt. Generell sind die Dax-Konzerne vor allem im Westen und Süden Deutschlands beheimatet – also dort, wo die Wirtschaftskraft höher ist (siehe Karte).

      Geblieben ist die Börse

      Geblieben ist über die zwei Jahrzehnten hinweg das große Gewicht der Industrie. Nimmt man den gesamten Ballungsraum in den Blick, so standen 1988 drei Konzernen der Finanzbranche drei Industriekonzerne gegenüber. Heute liegt das Verhältnis bei den Dax-Konzernen aus Rhein-Main bei drei zu zwei. Das konterkariert das gängige Bild vom Rhein-Main-Gebiet als einer vom Dienstleistungssektor geprägten Region. Dass alle Industriekonzerne im weitesten Sinne mit chemischen Prozessen zu tun hatten oder haben, auch Anlagenbauer wie die Metallgesellschaft, zeigt überdies, wie die Region nach wie vor von den Anfänge im Industriezeitalter geprägt ist.

      Geblieben ist der Region die Börse. Und so wird am Dienstag nicht irgendwo, sondern auf dem Frankfurter Börsenparkett das zwanzigjährige Bestehen des Dax mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) gefeiert. Auch was aus der Börse wird, war zwischenzeitlich einmal ungewiss: Unvergessen sind die gescheiterten Pläne für ein Zusammengehen mit London, bei dem für Frankfurt gerade noch der Handel mit den Werten des längst dahingegangenen Neuen Marktes vorgesehen war. Von solcherlei Bedrohungsszenarien für die Mainmetropole ist im Moment nicht die Rede. So mögen auch andere Regionen stärker im Dax repräsentiert sein als Rhein-Main – gehandelt werden die Werte nach wie vor in allererster Linie in Frankfurt.



      Text: F.A.Z.
      Bildmaterial: F.A.Z.
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:24:35
      Beitrag Nr. 28.730 ()
      Samstag 28.06.2008
      Wermuth's Investment Outlook

      Ölpreisexplosion macht globale Rezession wahrscheinlicher
      Von Dieter Wermuth | 17:04

      Die Angst vor steigender Inflation hat bei den Zentralbanken die Sorge abgelöst, dass es nach dem Platzen diverser Blasen zu einer Deflation kommen könnte. Überall geht es nur noch darum, ob die Zinsen unverändert gelassen oder erhöht werden sollen. Dabei ist das Risiko einer globalen Rezession durch die Explosion der Ölpreise und den Entzug an Kaufkraft stark gestiegen. Die USA laborieren zudem noch an den Folgen der fallenden Immobilienkrise. Das alles sind schlechte Nachrichten für die Aktienmärkte. Weltweit dürften die Gewinne der Unternehmen fallen, außer in den ölexportierenden Ländern, die bislang die Gewinner in dieser Krise sind. Die Rentenmärkte leiden unter der nach wie vor steigenden Inflation und den steigenden Notenbankzinsen. Eine echte Inflationsmentalität hat sich bislang noch nicht entwickelt, und wird es auch nicht. Die Bondrenditen nähern sich attraktiven Niveaus.

      Aus ökonomischen Gründen dürften die Ölpreise demnächst kräftig fallen – allein eine politische Krise, ausgelöst etwa durch einen Angriff Israels auf den Iran, kann das noch verhindern.
      Avatar
      schrieb am 30.06.08 00:21:17
      Beitrag Nr. 28.729 ()
      Glücksspiel
      Auf Spanien gewettet
      Von Dyrk Scherff



      Trotz neuer Rechtslage - vor dem Finale wird noch einmal heftig getippt
      29. Juni 2008

      Der Besitzer der kleinen Lotto-Toto-Annahmestelle im Frankfurter Bahnhofsviertel ist sauer: „Da gibt es eine Fußball-Europameisterschaft mit Deutschland im Finale, und ich merke in meinem Laden kaum etwas davon.“ Dabei macht er einen Teil seines Geschäfts mit den Sportwetten der staatlichen Gesellschaft Oddset. Doch die Umsätze werden gleich um die Ecke gemacht - bei der privaten Konkurrenz.

      Denn die hat die besseren Quoten. Diese Firmen sitzen im Ausland, müssen nur niedrige Steuern zahlen und können deshalb mehr ausschütten. Wer im Halbfinale auf einen Sieg der Türkei gegen Deutschland gesetzt hätte, hätte beim privaten Marktführer Bwin (früher Bet and win) für einen Euro Einsatz sieben Euro bekommen, bei Oddset nur 5,50 Euro. Und hätte noch eine Gebühr von 50 Cent zahlen müssen.



      Wettmeile statt Fanmeile

      Dieser Nachteil macht sich im Frankfurter Bahnhofsviertel schnell bemerkbar. Fünf private Wettbüros und zwei Oddset-Annahmestellen ballen sich auf nicht einmal 200 Metern. Wettmeile statt Fanmeile und knallharter Wettbewerb sind die Folge.


      Viel los ist aber nur bei den Privaten, vor allem abends. Dort sitzen die Männer - fast nur Männer - vor den Bildschirmen und sehen sich die Spiele der EM, Pferderennen oder Baseball-Begegnungen an und prüfen die aktuellen Quoten. Getippt wird vor allem auf Fußball. In anderen Großstädten ist die Lage nicht anders: Bei den Sportwetten haben die Privaten die Nase vorn, in staatlichen Annahmestellen wird stattdessen hauptsächlich Lotto gespielt.

      Dabei müsste eigentlich alles schon ganz anders sein. Ginge es nach dem Willen der Landesregierungen, wären alle privaten Wettbüros geschlossen und die Internetseiten abgeschaltet. Die Grundlage dafür hat die Politik im vergangenen Jahr mit den neuen stark umstrittenen Glücksspielverträgen gelegt, die zu Jahresanfang in Kraft traten.

      Von den Gerichten ausgebremst

      Sie waren die Reaktion auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Das Gericht verlangte entweder eine Marktöffnung für private Anbieter oder ein staatliches Monopol mit strengen Auflagen zur Werbung. Die Politik ging den zweiten Weg. Und wird jetzt von den Gerichten ausgebremst. Denn es ist unklar, ob ihr Glücksspiel-Staatsvertrag dem Europarecht entspricht - und ob Bwins alte DDR-Lizenz auch für die alten Bundesländer gilt.

      Also wurden im vergangenen Jahr zuerst viele private Wettbüros in den Innenstädten geschlossen, dann haben in den vergangenen Monaten wieder neue aufgemacht, zum Beispiel in Frankfurt. „Es werden wieder mehr“, bestätigt Uwe Schmidt vom dortigen Ordnungsamt. Dort hatte das Verwaltungsgericht Beschwerden privater Wettanbieter stattgegeben. Ob sie bleiben dürfen, entscheidet jetzt der oberste Verwaltungsgerichtshof in Kassel in der Berufung. „Wir erwarten das Urteil im Spätsommer oder Herbst, solange setzen wir die Schließungen aus“, sagt Schmidt.


      Per Gesetz sind private Sportwetten in Hessen verboten, dennoch öffnen neue Wettbüros

      Auch in Berlin entschied das Verwaltungsgericht im Frühjahr zugunsten der etwa 230 Wettbüros der Stadt, die geöffnet bleiben dürfen, bis die Rechtslage endgültig geklärt ist.

      Umsatzeinbruch bei Oddset

      Die geforderten Werbeauflagen für die staatliche Oddset wurden dagegen rasch realisiert. So muss sich jetzt jeder Spieler mit Personalausweis registrieren lassen, bevor er eine Wette abgibt. Das soll dem Jugendschutz dienen und gesperrte Spieler identifizieren helfen.

      Anfangs dauerte das mehrere Tage, dann war das Match meist schon vorbei. Jetzt geht das immerhin sofort über ein Terminal in der Annahmestelle. Umständlich ist es dennoch. Und ist ein Grund für die Umsatzeinbrüche von Oddset um fast 23 Prozent in diesem Jahr. „Die Registrierung dürfte einige abschrecken. Zudem ist die private Konkurrenz weiter aktiv“, begründet das Oddset-Chef Erwin Horak.

      Wetten über Websites

      Und auch im Internet ist von der großen Schließungswelle nichts zu spüren: Über die Websites im Netz wird mittlerweile ein Großteil der Sportwetten abgewickelt, obwohl Online-Angebote nach neuer Rechtslage illegal sind. Auch hier müssen jetzt noch die Gerichte entscheiden. Schlimmstenfalls müssen die Seiten dann vom Netz. Solange gehen die Geschäfte aber gut: Bwin hat durch die EM zehn Prozent mehr Umsatz erzielt. Die ganze Branche wird in Deutschland über Internet und die Wettbüros durch die Europameisterschaft etwa 800 Millionen Euro mehr umsetzen, prognostizieren Branchenexperten. Jedes Jahr geben in Deutschland etwa sieben Millionen Tipper rund 3 Milliarden Euro für Sportwetten aus.

      Die neue Rechtslage bemerkt man bei Bwin nur an einer Stelle der Homepage. Dort weist ein Disclaimer darauf hin, dass Wetten nicht aus Hamburg oder Baden-Württemberg abgegeben werden dürfen. Das ist Folge entsprechender Gerichtsentscheide. Freilich überprüft niemand die Beschränkung. Und in den Umsätzen ist kein Einbruch zu erkennen. „Die Kunden können diese ganze rechtliche Diskussion nicht nachvollziehen. Wir sind bisher mit der EM voll zufrieden“, sagt Bwin-Deutschland-Chef Jörg Wacker.

      Vor dem Finale am heutigen Sonntag wurde noch einmal heftig getippt. Die meisten wetten so: Jedes Team erzielt mindestens ein Tor, eher in der zweiten und nicht der ersten Hälfte. Spanien trifft zuerst. Miroslav Klose ist der wahrscheinlichste Torschütze im deutschen Team. Und am Ende wird Spanien Europameister. Dafür gäbe es 1,70 Euro, für den deutschen Sieg 2,10 Euro. Halb so wild: Außenseiter war Deutschland ja schon gegen Portugal - und hatte damit Erfolg.



      Text: F.A.S.
      Bildmaterial: dpa, F.A.Z., Julia Zimmermann
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