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    Zukunft - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.09.01 13:10:07 von
    neuester Beitrag 18.02.03 18:22:37 von
    Beiträge: 8
    ID: 480.392
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      schrieb am 29.09.01 13:10:07
      Beitrag Nr. 1 ()
      Bamboo sitzt im Garten, er denkt über seine Zukunft nach. Selbst das verspielte Herumtollen von Yoster dem Familienhund kann ihn jetzt nicht ablenken. Anregung war die Geschichtsdiskussion in seiner Schule über die Umbrücheder letzten Jahre und der damit verbundenen Wandlung der Arbeit.
      „Architekt und Gärtner, wie Vati begeisterte mich schon immer. Die Flächen der entfernten Gebäude bepflanzen, breite Terassen planen und bauen, so das die Horizontale immer mehr Einzug in den Städten hält, wie Vati sich immer ausdrückt oder einfach die Bewässerungsanlagen der großen Terassenhäuser kontrolieren und warten. Vater meint zwar, ich hätte ein Gespür für Pflanzen und deren Umgang, aber irgendwie reizt mich Mutters Aufgabe auf der Energiefarm auch. Nur leider erzählt sie immer so wenig, da mir die fachliche Basis fehlt. Eigentlich weiß ich ja nur, das sie den natürlichen Photoeffekt der Pflanzen ausnutzen um Strom zu erzeugen, oder wie Mama immer sagt, wir zapfen die Pflanzen an. Bin schon gespannt was als nächstes bei ihr kommt, denn die 3 Jahre, die für das Projekt veranschlagt waren dürften bald rum sein. Ich glaube Vati erzählte doch letztens, das die Kraft des schnellen Bambuswachstums ausgenutzt werden soll. Mutti wächselt wirklich oft ihre Tätigkeiten. Ich entsinne mich noch an das Projekt davor, da war sie bei der Teichfarm. Dort wurden aus Algen eines Sees Wasserstoff produziert. Dieser ist unser materieller Energielieferant. Ich muß ihr heute unbedingt von den Geschichten unserer Lehrerin erzählen.
      Und die krassen Bilder, wie die vor fünfzig Jahren die Luft verunreinigt haben. Aber auch Vati müsste die großen Umbrüchen vor 20 Jahren bewusst miterlebt haben. Das Ende des Ölzeitalters und vor allem die Stromleitungskrise. Da erkannte man nämlich, das die Felder um die Stromleitungen das menschliche Unterbewusstsein stark einschränken, deshalb gibt es auch nur noch diesen einen zentralen abgeschirmten Stromanschluß im Haus. Früher war im ganzen Haus ein Netz gelegt und die Menschen konnten sich auch nur halb so viel merken wie wir heute. So oder so ähnlich hatte es doch die Lehrerin erklärt. Nach den Geschichten und Bildern heute in der Schule kann ich mir vorstellen, das viele Menschen unbewusst unzufrieden lebten. Alles soll so schnell gegangen sein und somit keiner Zeit für die intensive Ausprägung von Gefühlen gehabt haben. Uropa soll früher ein oder zwei Stunden zur Arbeit gefahren sein, was ihn immer sehr genervt hat. Wie bei mir auch, arbeiten heut alle regionaler. Mutter hatte zwar letztes Jahr vorgeschlagen, in Südeuropa ein Praktikum zu machen, bei dem Trinkwasser aus dem Meer gewonnen wird, aber mich zogs nicht weg von hier. Ich beschäftigte mich daheim ein wenig mit dem Projekt. Auf dem Meer werden viele kleine transparente Pyramieden aufgestellt, unter denen das salzige Meerwasser dann verdunstet, sich ungesalzen an den Pyramidenwänden absetzt, abtropft und in Rinnen aufgefangen wird und abläuft. Jetzt sollen mit größeren Anlagen auch Teile der Wüste bewässert werden. Aber mich ziehts da eben nicht hin, warum weiß ich auch nicht so genau.
      Im Sommer geh ich wieder zu Annes Eltern arbeiten. Hoffentlich bauen wir wieder so ein tolles Wochenendhaus, so wie ich mir auch eins wünsche. Es ist wirklich erstaunlich, mit wie wenig Bambusrohren Annes Vater diese Kuppel errichtet. Er erklärt mir zwar auch immer wieder das Gesamtkonzept, mit dem aus Erdwärme erwärmten massiven Kern und der leichten Hülle, aber mich begeistert eigentlich nur diese Bambushülle. Bei den Leuten am Wald ist die Hülle mit Efeu jetzt schon total zugewuchert, einfach schön. Ich glaube ich werd auch an einer Art Verbindung von Natur, Gestaltung und Energie arbeiten. Zumindestens kommt es mir so vor, als ob dort meine Interessen liegen."
      Nach seinen letzten zufriedenstellenden Gedanken bemerkt er endlich die erwartungsfrohen Blicke von Yoster, der im sicheren Glauben an ein baldiges Herumtollen nie von Bamboos Seite gewichen war. Wild entschlossen jagt er nun seinem von Bamboo weit geworfenen weißen Lieblingsball nach.
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      schrieb am 01.10.01 16:13:39
      Beitrag Nr. 2 ()
      genial!
      Avatar
      schrieb am 03.02.02 17:49:47
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wieviel Technik braucht der Mensch?

      Rückschritt und Fortschritt im Dialog. Von Anne Donath

      Also gut, ich ruf Sie dann nächste Woche an.

      Oh, schreiben Sie mir doch bitte eine Karte. Ich habe kein Telefon.

      Schreiben? - Ach lassen wir das. Ich komme einfach mal schnell vorbei. Wie lange brauche ich denn zu Ihnen?

      So etwa 6 Stunden. 6 Stunden habe ich von meinem Haus zu Ihrem Büro gebraucht.

      Na, hören Sie mal! In 6 Stunden fahre ich mit der letzten Klapperkiste bis an die Küste!

      Ja, mit dem Auto schaffen Sie es vielleicht in einer guten Stunde.

      Und Sie ziehen die Bahn vor? Da sind Ihnen wohl alle Anschlußzüge davon gefahren?

      Nein. Im Sommer fahre ich längere Strecken lieber mit dem Rad.

      Ach ja! Und bis 20 km laufen Sie dann alles zu Fuß, Sie Spaßvogel! Und wahrscheinlich machen Sie zu Hause das Licht mit einem Stein aus!

      Ich puste.

      Äh - bitte?

      Ich blase sie aus. Die Kerze.

      Soso! Haben Sie Ihre Stromrechnung nicht bezahlt?

      Nein. Ich bekomme keine.

      Na den Trick verraten Sie mir mal!

      Pst, ich habe keinen Stromanschluss!

      Kommen Sie, setzen Sie sich. Ist Ihnen nicht gut? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?

      Danke, mir geht´s gut. Und ein Glas Wasser nehme ich gerne.

      So, hier, bitte - Und sagen Sie mal: Haben Sie das eben ernst gemeint? Ich meine, dass Sie keinen Stromanschluß haben? (geheimnisvoll:) Wohnen Sie irgendwo im Wald?

      Nein, ich wohne mitten im Dorf. Ich wollte es einfach nicht.

      Also, das verstehe ich nicht. Das Auto, das Telefon und all die elektrischen Geräte, die uns das Leben erleichtern, wollen Sie nicht nutzen? Das ist doch ein Rückschritt!

      Natürlich ist das ein Rückschritt! Nur, schlimm ist das nicht. Ein Rückschritt ist dann ein peinliche Angelegenheit, wenn Sie einen Schritt nach hinten tun, ohne sich umzudrehen. Das kann in´s Auge gehen. Das wäre kein Fortschritt.

      Rückschritt, Fortschritt! Was schmeißen Sie da alles in einen Topf?

      Naja, wenn ich mich umdrehe und - sehenden Auges - den Weg der technischen Entwicklung ein Stück zurück gehe, dann ist das doch durchaus ein Fortschritt. Ich schreite fort, nur in eine andere Richtung. Schritt für Schritt. Ich muß ja nicht bis in´s Neolithikum. Nur so etwa 10 Generationen. Dann hat Europa Napoleon schon hinter sich - und ich kann die Erfindung des Streichholzes schon mitnehmen.

      Oho, also ein simples Streichholz findet als großartige Erfindung vor Ihren Augen Gnade!

      Aber sicher. Haben Sie mal versucht, Feuer zu schlagen? Das will gelernt sein. Nein, das Zündholz ist schon eine feine Sache. Ein Ratsch - und eine kleine Flamme flackert in der hohlen Hand. Damit zünden Sie die Kerze an und machen Feuer im Ofen. Dann ist bald das Kaffeewasser heiß, das Haus wird mollig warm, Sie lesen noch bei Kerzenschein die Zeitung, ehe Sie sich an´s Holzspalten machen...

      Fehlt einem da überhaupt noch irgend etwas?

      Nun ja, im Urlaub lass ich mir das gefallen. So ein Wochen auf einer Hütte. Zum Abschalten. Aber so ein primitives Leben kostet ja auch viel Zeit. Wenn Sie alles von Hand machen müssen. Bloß die Wäsche! Dafür hat man im Alltag nun wirklich keine Zeit.

      Warum?

      Weil jeder Normalbürger nun mal 8 Stunden am Tag arbeiten gehen muß! Weil er Geld braucht! Meinen Sie, das kriegt man alles geschenkt? Das Auto, die Waschmaschine, die Hifi-Anlage, den Computer, den ganzen modernen Wohlstand! Dafür müssen Sie hart arbeiten. Umsonst ist nichts auf dieser Welt. Wenn Sie ein bequemes Leben haben wollen, müssen Sie arbeiten, arbeiten und noch mal ar-

      - Oh Gott! –

      Kommen Sie, setzen Sie sich doch wieder. Ist Ihnen nicht gut? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?

      Nein, nein, es geht schon wieder. Ich bin einfach überlastet. Ich sollte dringend mal abschalten. Urlaub machen müßte ich.

      ---

      Sagen Sie, würden Sie mir Ihr Haus mal für ein paar Wochen vermieten? Ich meine, wenn Sie in Urlaub fahren.

      Nein. Ich muss ja nie Urlaub machen. Weil ich ja nicht so richtig arbeiten muss. Aber nächsten Monat will ich meine Freundin in Bergamo besuchen. Da bin ich eine ganze Weile unterwegs. Da könnten Sie inzwischen mien Haus hüten und nach dem Garten sehen.

      Sie meinen, einfach so?

      Wohnen gegen jähten?

      Besser: Hausen gegen gießen, dann ist August.

      Das mach ich! Und was muss ich da mitbringen? Ich meine, was brauch ich dort?

      Es ist alles da. Felle und Decken für die Nacht. Gemüse können Sie ausgraben. Holz ist im Schuppen. Ach ja, Zündhölzer finden Sie bei den Kerzen in der Schublade...

      ----------------

      Anne Donath haust seit 1993 in einem Blockhaus ohne Strom, Telefon und Autound glaubt auch noch, dass es ihr dabei besonders gut geht.
      Avatar
      schrieb am 03.02.02 20:36:36
      Beitrag Nr. 4 ()
      Kaum jemand kann es sich vorstellen, auf einer Grundfläche von 16 Quadratmetern, darüber ein Ziegeldach, die Wände aus Holz - also quasi in einem Gartenhäuschen - seinen festen Wohnsitz zu haben. Ja, und das noch dazu absichtlich! Anne Donath aus dem oberschwäbischen Steinhausen in Baden-Württemberg ist jahrelang in die Wüste Sahara gereist, bis sie ihre Erfahrungen aus dem Urlaub zu Hause ein Stück weit verwirklicht hat und seither keinen Urlaub mehr braucht. Andreas Gottschalk.
      Die Nachbarn kommen also zurecht mit Anne Donath im Mühlweg 7 in der 300- Seelengemeinde Steinhausen. Der Teilort des oberschwäbischen Kurstädtchens Bad Schussenried war bisher nur bekannt durch die - so Kunstkenner - schönste Dorfkirche der Welt. Jetzt ist auch das Neubaugebiet um eine Attraktion reicher. Inmitten großer Einfamilienhäuser steht auf einer rustikalen Wiese mit neu gepflanzten Bäumen und Sträuchern ein kleines Holzblockhaus, der Wohnsitz von Anne Donath und ihrem Hund.
      "Es ist vier mal vier Meter groß, also 16 Quadratmeter. Ein Rundgang ist eigentlich ganz schnell passiert. Im Grund genommen muß man sich nur einmal umdrehen. Das Ganze hat nur einen Raum. Hinter Sichtschutzwänden ist noch ein kleines Klo mit `nem Wasserhahn versteckt. Aber ansonsten besteht das Haus aus einem Raum. Es ist eigentlich nicht mit Möbeln eingerichtet. Ich habe nur ein paar Regale an der Wand für Bücher, eine Kiste für die Kleider und ansonsten nur noch zwei Teppiche. Und auf dem Teppich schlafe ich, sitze ich, esse ich, arbeite ich. Also, eigentlich ist der Wohnraum so eingeteilt wie sonst im Großteil der Erde. Also nur in Mitteleuropa leben wir quasi in Möbeln auf drei Ebenen, also Fußboden, Sitzfläche, Arbeitsebene. Und der überwiegende Teil der Menschheit lebt eigentlich am Boden. Und das heißt, die Leute können Raum sparen, ja. Das Haus hier ist, wenn man so will, innen fast arabisch, asiatisch, und andererseits ist es aber ein Blockhaus."
      Anne Donath paßt in keine Schublade. Mit ihrem gepflegten Äußeren und einem freundschaftlichen Umgang mit allen Nachbarn gilt sie in dem kleinen Dorf weder als Querulantin noch als typische Ökofrau. Trotzdem, sie führt ihr Leben, tauscht das Heu von ihrer Wiese gegen Eier von den Hühnern der Frau gegenüber. Ihr Haus heizt sie mit einem kleinen Holzfällerofen aus Norwegen. Nur wenn es regnet, kocht oder brät sie auch darauf ihr Hauptnahrungsmittel Kartoffeln mit Zwiebeln. Ansonsten ist ihre Feuerstelle im Freien vor der Hütte. Vielmehr besitzt sie nicht.
      Jahrelang ist Anne Donath in die Wüste Sahara gefahren und hat bei den dortigen Bewohnern gelebt. Jedesmal, wenn sie zurückkam, hat sie ein paar Schränke und Töpfe aus ihrer Wohnung in die Garage verbannt, bis sie vor fünf Jahren den Entschluß gefaßt hat, daß sie nicht ständig in die Sahara fahren muß, sondern eigentlich auch im oberschwäbischen Steinhausen so einfach leben kann. Also kauft sie einen Bauplatz und plant ein kleines Blockhaus ohne Strom, ohne Telefon und natürlich ohne Autogarage, nicht ohne Probleme mit dem Ortschaftsrat und er städtischen Bauverwaltung.
      Seit vier Jahren steht das Häuschen, und manche Besucher von Steinhausen besichtigen nicht nur die prunkvolle Dorfkirche, sondern auch das inzwischen weit hinaus bekannte Domizil der Anne Donath. Und für alle die, die neugierig, aber nicht reiselustig sind, hat sie ein kleines Buch geschrieben: "Holzhaus in Steinhausen" ist der Titel und darunter: "Ein Bilderbuch nicht nur für Kinder".
      Avatar
      schrieb am 03.02.02 20:43:51
      Beitrag Nr. 5 ()
      Anne Donath
      Leben ohne Technik

      „In endlos langen Schuljahren hatten sie mir beigebracht, Dinge groß und Tätigkeiten klein zu schreiben, Wurzeln zu ziehen, ein blütenweißes Kissen mit gewaschenen Händen zu besticken und eine Sonatine auf der Geige zu spielen.

      Machte sich Unlust breit, so hieß es:
      Non scholae sed vitae discimus! - obwohl schon Seneca beklagt hatte, dass genau das Gegenteil der Fall sei.“ Beschreibt Anne Donath ihr Leben vor rund 40 Jahren.
      „Im Sommer 1969 hatte ich endlich das Abitur in der Tasche und keine Ahnung, wie man Feuer macht, wenn man friert, welche Kräuter essbar sind, wenn man hungert, und wo man Wasser suchen muss, wenn man Durst hat. All das konnte mir ein Hirtenkind in der Sahara schon mit zehn Jahren zeigen, ohne je in die Schule gegangen zu sein. So nahm ich Nachhilfe in Nordafrika, wo man
      das Leben einfach noch am Alltag lernen kann. Dadurch bin ich manche Krücke losgeworden, mit der ich aufgewachsen war, ohne krank zu sein:
      Seit ein paar Jahren lebe ich nun schon ohne Strom, Telefon und Auto und bin, manchen Voraussagen zum Trotz, weder eingegangen noch vereinsamt.“

      Anne Donath wohnt in einer kleinen Holzhütte. Mitten in Steinhausen, einem Dorf im Oberschwaben. Und sie hat alles, was sie braucht. Mehr nicht. Alles, was sie braucht eben: einen kleinen Ofen, ein Fell, das als Schlafplatz dient und ein kleines Gärtchen, in dem sie ihr Essen anbaut.
      „Wenn man die Schnecken jetzt nicht erwischt, sind sie nächstes Jahr eine ungeheure Plage“ sagt sie. Sie kommt gerade aus dem Garten und sitzt nun im Schein einer Bienenwachskerze in ihrer Hütte und spinnt wolle. Ganz einfach, mit einem kleinem Stöckchen - als Spindel.

      Ja, aufgewachsen sei sie „wie es sich gehört“: In einer bürgerlichen Familie. Später hatte sie selber einen solchen Haushalt: In einer Großstadt lebte sie, mit allem was man so hat. Zwei Autos, Wäschetrockner und Essen aus der Konservendose. Doch Anne Donath war schon immer neugierig und ausprobierfreudig. So reiste sie einige Male nach Algerien. Einmal saß sie dort eine Woche lang in einem Dorf fest, das gar keine Technik hatte. Kein Telefonanschluss, keine Wasserpumpe und auch keinen Dieselgenerator. Die Menschen im Dorf träumten zwar vom Fernseher, vom Dieselgenerator. „Ja, der Traum war schon da, von einem Leben mit all diesen technischen Geräten. Aber besser wird das Leben dadurch nicht. Nur anders“ erklärt Donath. Für Anne Donath war das Leben dort ein Traum. Es gab eine richtig gute Dorfgemeinschaft, Geschichten wurden erzählt und wenn jemand in die weit entfernte Stadt musste, wartete er eben, bis ein Laster vorbei kommt. Das dauerte dann eben manchmal drei Tage. Man nahm sich einfach die Zeit.

      „Die haben es dort zwar nicht total besser“, sagt Donath, „aber was wir haben, ist kein Fortschritt.“

      Bereichert um diese Erfahrung kehrte Anne Donath heim nach Deutschland. Ganz langsam entwickelte sich ihr Leben hin zu weniger Schnickschnack: Der Wäschetrockner gab den Geist auf und wurde nicht ersetzt, die Spülmaschine durchlief ihren letzten Waschgang. So wurde alles, was überflüssig war, einfach entfernt. „Ich bin kein Aussteiger von heute auf morgen. Es war eine langsame Entwicklung.“ sagt Donath. Sie habe einfach festgestellt, was sie alles hat und gar nicht braucht. Und schlechter lebt Anne Donath nicht. Die Freunde sind ihr geblieben, ja, sie hat sogar öfter Besuch als sonst. Und in einem Jahr, wenn ihr kleines Häuschen abbezahlt ist, muss sie nicht mehr arbeiten gehen: Sie hat ja kein Auto, kein Telefon und keinen Rasenmäher. Ihre Nahrung bekommt sie aus ihrem Garten: Kartoffeln wachsen hier. Und Zwiebeln, ein Apfelbaum... Alles was ein Garten so her gibt.

      Anne Donath braucht sich nicht zu erholen vom Arbeitsstress: Urlaub macht sie auf dem Weg zu ihrer Arbeit. Knapp eine Stunde ist sie zu Fuß unterwegs. Durch Wäler und über Felder. Eine wunderschöne Gegend. Manchmal nimmt sie auch das Rad.

      Trotzdem reist Anne Donath gerne. Erst letztes Jahr ist sie mit ihrem BMX über die Alpen geradelt. Aber sie haust auch gerne. In ihrer Holzhütte. Mitten in Steinhausen. Wenn man hereinkommt, vermisst man etwas: vier Schritte in der Tiefe, vier Schritte in der Breite misst das Haus. Ein Holzofen steht rechts neben der Tür. Sonst scheint es recht leer: kein Tisch, kein Stuhl, kein Bett. Ganz zu schweigen von Computer und Fernseher. Ein weiteres Zimmer gibt es auch nicht. Nur noch den Dachboden, zu dem keine Treppe sondern nur ein paar Eisen als Steighilfe führen. Zum Keller muss man das Fell zu Seite rollen und eine Bodenluke öffnen. Und das alles in einem Haus, das vier auf vier Meter misst. Das Fell dient als Schlafplatz. Der Ofen kann vom „Bett“ aus angemacht werden.

      Anne Donath hat ein Paradox überwunden: Sie arbeitet nicht für das Auto, das sie braucht, um zur Arbeit zu fahren. Sie hat kein Auto. Und bald auch keine Arbeit mehr. Das bisschen Geld, das sie später noch braucht - Krankenversicherung ist hier der größte Teil - kann sie sich auch anders verdienen. Sie lebt dann nicht von Sozialhilfe, nimmt niemandem die Arbeit weg. Sie haust einfach in Steinhausen. Und: Seit sie kein Auto, kein Telefon mehr hat, ist es ruhiger geworden in ihrem Leben. Sie hat mehr Zeit. Und sie läuft wieder mehr, fährt Fahrrad. „Auf Dauer ist das Knöpfchendrücken doch langweilig“ mein sie. „Derzeit leben wir in einem Wettlauf: Wir versuchen, die anderen Dinge immer um eins zu überlisten.“ Das will Anne Donath auf Dauer nicht. So hat sie beispielsweise gemerkt, dass die Bauern in Afrika, die oft nur Primitive oder gar keine Hilfen haben, gleich lang arbeiten, wie die Landwirte in Deutschland mit ihren High-Tech-Geräten. „Das ist doch ein Arbeiten für die Maschinen“ erklärt Donath.

      Auch der anderen High-Tech, von der sich gerade die gesamte Industriewelt abhängig macht, räumt Anne Donath keine große Überlebenschance ein: „Das Internet, die Handys und all das sind vergleichbar mit einem Garten: Wenn ein großer Frost kommt, gehen alle feinen Spezialisierungen kaputt. In einem strengen Winter etwa, frieren die feinen Verästelungen ab, sowie bei einer schweren (Wirtschafts-)Krise die spezialisierte Technik nicht gefragt ist, wenn die Menschen erst einmal für ihre Grundbedürfnisse sorgen müssen.“ Anne Donath ist nicht technikfeindlich. Sie braucht sie nur nicht. Und das probiert sie zuweilen mal aus. Letztes Jahr hatte sie eine Zeit lang einen solarstrombetriebenen Laptop. Doch es dauerte nicht lange, bis er ihr zu lästig wurde, der Reiz des Neuen war verflogen. Es folgte ein Handy, mit dem sie einem zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit gab, telefonisch erreichbar zu sein. „Ich habe es meinem Bruder geschenkt“ erzählt Donath über das kleine Gerät.

      Ob Anne Donath sich ein solches Leben für die gesamte Menschheit vorstellen kann? Das sei deren Entscheidung. Ich wollte so leben und ich wollte nicht, dass mir das jemand verbietet. Jetzt will sie den Menschen auch nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben. Dass bei ihrer Lebensform noch ein ganzer Haufen ökologisch sinnvoller Beispiele herauskommen, ist Glück, es war aber nicht der Auslöser, so leben zu wollen.

      „Es kann sein, dass die Menschen die Welt verändern, dass sie die Welt zerstören,“ denkt Donath, „aber das gehört dann auch zur Evolution, das ist dann so. Es wird sich dann alles neu organisieren.

      Und ihre eigene Zukunft? Nachdem sie nicht mehr arbeiten muss, will sie vielleicht mal wieder eine große Reise machen. Aber vielleicht genießt sie es dann auch erst einmal so, daheim bleiben zu dürfen, dass sie das erste Jahr in ihrer Hütte verbringt. Bei ihrem Ofen, ihren Fellen und ihrer warmen Stimmung im Haus. Wenn man dort hinein kommt, fühlt man sich wohl, wieso also verreisen?

      Einige Leute im Dorf verstehen Anne Donath allerdings nicht. Die Baugenehmigung hat sie fast nicht bekommen. Zu klein hieß es, „Sie machen sich doch kaputt, ohne Strom und allem. So kann man heute doch nicht mehr leben.“ Sagte man ihr. Anne Donath zeigt: Man kann es. Und das sogar bei sehr guter Lebensqualität. „Das ist ja nicht so, dass die dumm wäre oder sonstwas, das ist es, was einige hier im Dorf nicht verstehen können“, sagt ein Mann. Nein dumm ist Anne Donath wirklich nicht. Sie zeigt nur, dass möglich ist, was viele propagieren: weniger ist oft mehr.

      Gut leben statt viel haben eben.

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      Avatar
      schrieb am 15.08.02 08:41:45
      Beitrag Nr. 6 ()
      Nichtstuerlandwirtschaft

      Ein österreichischer Bergbauer zeigt, was machbar ist, wenn man die Dinge so nimmt, wie sie sind:
      Auf extremen Höhen wachsen Früchte, es gedeiht, was unter scheinbar besseren Bedingungen verdirbt.
      Alles, was es dazu braucht: Konsequenz.

      Der Salzburger Bergbauer Josef „Sepp“ Holzer pflanzt Apfelbäume, Kiwis und Weinstöcke an. In Höhen von 1300 bis 1500 Meter. Nach der reinen Schul-Biologie ist das eigentlich nicht möglich. Dort, wo der Bergbauer wohnt und arbeitet, wird es im Winter bis zu minus 30 Grad kalt. Keine Gegend für die Zucht wärmeliebender Obstsorten oder exotischer Früchte.
      Aber Sepp Holzer tat es trotzdem, und es funktioniert.
      Und Sepp Holzer weiß, warum.
      Die Pflanzen in den Baumschulen und im Flachland sind sehr verwöhnt. Sie bekommen ein Überangebot an Nährstoffen und Wasser. Dieses Überangebot lässt sie zu schnell zu groß werden. Wenn es dann trockener oder kälter, nährstoffärmer oder enger wird, gehen diese Pflanzen schnell ein. Die Baumschulen warfen deshalb tausende von Obstbäumen weg, die nicht rechtzeitig zur Saison verkauft wurden. Die Abfallbäume hatten meist nicht einmal mehr Erdballen und lagen scheinbar tot herum. Sepp Holzer kaufte den Baumschulen die Bäume für winzige Beträge ab. Sie hatten bereits die Blätter verloren, die Spitzen der Äste waren dürr. Er sagt: „Das ist ganz natürlich. Wenn die Pflanze keine Nährstoffe und kein Wasser, keinen Schatten und keine Nachbarn mehr spürt, reduziert sie sich auf das absolute Minimum. Dafür muss sie alle Blätter und Früchte abwerfen.“
      Anstatt nun die halb verhungerten Pflanzen in nährstoffreiche Humusoasen zu setzen oder gar stark zu wässern, steckte Holzer sie wiederum auf dürres Land. Holzer: „Für die Pflanze wäre es ein Schock, sofort so viel Wasser und Nährstoffe zu bekommen. Sie ist jetzt misstrauisch gegenüber solchen Gaben und wird erst wieder austreiben, wenn sie sich sicher fühlt.“
      Holzer legte auf seinem Berg Terrassen an, in denen Kies und Steine im Boden blieben. Insgesamt 14000 Obstbäume setzte er in den unvorbereiteten Boden. Die örtlichen Bauernverbände lachten ihn aus, man entzog ihm sogar steuerlich den Bergbauernstatus, da er nun ein Gartenbaubetrieb sei. Die Folge war, dass er eine drastisch höhere Grundsteuer zahlen musste.
      Kein Wunder, denn was Sepp Holzer macht, widerspricht allen Regeln der Landwirtschaft. Er steckt die Obstbäume ohne jede Humuszugabe einfach in den trockenen Boden. „Die Natur“, sagt Holzer, „weiß selbst am besten, wie es richtig geht.“ Holzer schneidet die Bäume auch nicht zurück: Nach seiner Ansicht schwächt das den Baum zusätzlich, weil er die dabei entstehenden Wunden verschließen muss.
      Nachdem im Frühsommer, einer nach geltender Meinung völlig ungünstigen Pflanzzeit, die Bäume gesetzt wurden, kamen im Herbst die ersten hämischen Besucher: Die meisten Bäume sahen immer noch kahl aus und trugen keine Früchte. Die Schadenfreude sollte noch lange währen: Der Winter kam, und nun erfroren auch noch die Spitzen seiner Bäume. Holzers Erklärung: „Der Baum zieht seine Säfte zum Überleben in der Wurzel zusammen. Unter diesen Säften ist auch sein Frostschutz. Da sich die Bäume aber in der freien Wildbahn befanden, waren sie im Winter natürlich begehrte Delikatessen für Hasen und Rehe.“ Oder doch nicht? Die gefrorenen Spitzen nämlich wurden vom Wild nicht angerührt, das sich lieber an gesunden Bäumen labte.
      Doch das schien ihnen nicht viel geholfen zu haben. Als im Frühjahr der Schnee schmolz und man die neu gesetzten Bäume mit den gesunden alten vergleichen konnte, hatten sie bis Mai immer noch keine Triebe angesetzt. „Kein Wunder“, sagt Holzer, „da die Spitzen abgefroren sind, muss der Baum erst von ganz unten aus dem Stamm heraus neue Triebe bilden. Das dauert lange.“
      Der Sommer kam, und während es überall blühte und sich die ersten Früchte bildeten, sah es um Holzers Bäume traurig aus. Doch mitten im Juli, während anderswo bereits die Kirschen geerntet wurden, begannen Holzers Bäume auf einmal zu blühen: ein Fest für die Bienen.
      Aber die Blüten lagen natürlich nicht in Erntehöhe, da die Bäume nie beschnitten wurden. Was für die Natur und für die romantischen Spaziergänger ein Erlebnis war, nämlich eine dichte Ansammlung von Obstbäumen, war unter Erntegesichtspunkten völlig unwirtschaftlich, da man weder mit kleinen Traktoren noch mit Erntemaschinen durch dieses Durcheinander fahren konnte.
      Aber immerhin: Obst gab es genug. 14000 Obstbäume, das sind selbst bei einer winzigen Menge von zwei Kilo Obst pro Baum trotzdem noch 28000 Kilo Obst.
      Der Sommer verging, August und September ebenfalls. Der Oktober hatte begonnen. Die Erntezeit der von Holzer gepflanzten Obstsorten Kirsche, Birne, Apfel, Johannisbeere war überall längst vorbei. Allenfalls einige verspätete Zwetschgen hielten sich noch an schattigen Nordseiten hinter Stallgebäuden.

      Von Holzer lässt sich einiges lernen. Etwa, nicht von seinen Überzeugungen abzurücken

      Am 8. Oktober fuhr ich mit dem Philosophen Walter Seitter zu Sepp Holzer hinauf. Wir fanden überall reife Johannisbeeren, Kirschen, darunter kleine, wohlschmeckende Schwarzkirschen, aber auch Äpfel und Birnen in großen Mengen. Die Zwetschgen aber waren noch nicht reif. Sepp Holzer hatte Frischobst produziert in einer Zeit, in der es eigentlich kein heimisches Frischobst mehr gab. Seine Bäume waren zwar schwieriger zu ernten, aber sie trugen in einer Zeit, in der die Preise bereits anstiegen. Das Echo ließ nicht lange auf sich warten: Mittlerweile möchten zahlreiche Gartenliebhaber Bäume von Holzer bei sich einsetzen. Und er verkauft sie zu guten Preisen.
      Was wir aus dieser Erfolgsgeschichte – so darf man sie wohl nennen – lernen, sind mehrere Künste:
      - die Kunst, geltenden Meinungen und Lehren zu misstrauen
      - die Kunst, etwas Unvernünftiges und möglicherweise Vergebliches zu tun
      - die Kunst, alle Rückschläge und Misserfolge nicht wegzureden, sondern zu akzeptieren und zu erklären
      - die Kunst, zu warten.

      Mich beeindrucken dabei besonders seine Experimente mit Samen. Sie widersprechen allem, was ich selbst auf den Spuren von John Seymour und Rudolf Steiner beim biologischen Gärtnern auf dem Bauernhof meines Vaters im niederbayerischen Rottal lernte und erprobte. Unser von zwei Bächen durchschnittener Grund war noch nie künstlich gedüngt worden. Es handelte sich also um relativ nährstoffarme Böden. Anfang der achtziger Jahre herrschten in der biologisch-dynamischen, manche sagen auch biologisch-organischen Landwirtschaft eine Reihe von Lehrmeinungen. Im Mittelpunkt stand dabei die Aktivierung des Bodenlebens. Die fleißigen Regenwürmer, die sich von Mikroben ernährten, sollten durch Kompost und Rindenmulch motiviert werden, die Erde locker zu halten. Bei neu gepflanzten Bäumen sorgte der Mulch dafür, dass die Wühlmäuse fern blieben und es um die junge Pflanze herum feucht blieb.
      Als biologischer Landwirt ist man also ständig mit allerlei Mulchmischungen unterwegs, denen man am besten noch ganz anthroposophisch Urgesteinsmehl zusetzt. Bestimmte Tierarten erfuhren durch die biologische Landwirtschaft einen regelrechten Boom: Neben den Regenwürmern, die diese Unmengen von Nahrung gar nicht verdauen konnten, waren das die Schnecken.
      Verkürzt gesagt, bedeutete die Lehrmeinung der biologischen Landwirtschaft das Gleiche wie die der Betriebswirtschaftslehre: Durch fleißige Arbeit (Mulchen) und die Zugabe von Kapital (Mulch) entsteht Mehrwert (Nährstoffe).
      Die so bemutterten Pflanzen empfanden das jedoch anders. Mitten im Juni oder im September gingen sie ein. Obstbäume trugen nicht. Schnecken fraßen den Salat. Kartoffeln verfaulten im Feld. Auch die genaue Kenntnis der Mondphase und des Hundertjährigen Kalenders, das Ansetzen von Brennnesselsud und selbst der Feldzug gegen die Schnecken brachte keine Besserung. Ich lernte auf dem Bauernhof meines Vaters, dass auch so etwas scheinbar Einfaches wie Landwirtschaft schief gehen kann. Sepp Holzer nun, der Agrar-Rebell, wie er in Österreich genannt wurde, verfolgte eine völlig andere Strategie bei der Erziehung von Pflanzen. Holzer ließ seinen Samen freien Lauf. Anstatt sie in sorgfältig bereitete Humus-Whirlpools zu legen und ihnen Gesteinsmehldiäten zu verpassen, legte er die Samen einfach nackt unter kleine Steine. Holzer: „Der Stein gibt dem Samen alles, was er braucht: Schutz vor Kälte, Sonneneinstrahlung und Hitze, gespeicherte Feuchtigkeit und Wärme sowie Nährstoffe.“

      Bedürfnisse folgen Bedingungen – auch auf der Alm

      Da im Samen der Wille zu keimen angelegt ist, wird er dann keimen, wenn er die Bedingungen für optimal hält. Der Same, so Holzer, ist schlauer als wir. Es gibt Weizenkörner in Pharaonengräbern, die erst nach 4000 Jahren Lust zum Keimen bekamen, als nämlich Luftfeuchtigkeit, Licht und Sauerstoff in die versiegelten Räume eindrangen. In den Gärten des Sepp Holzer kann man Geröllhalden beobachten, die von riesigen Kürbis- und Zucchinipflanzen überwuchert sind. In den Kiesbetten wachsen Salat, Rote Bete und Rauke, Getreide und Spinat. Um nun den Entfaltungswillen des Samens nicht zu behindern, soll nach Holzer alles vermieden werden, was den Samen in die Irre führt. Wieder eine Lehrmeinung: Wir haben gelernt, frostempfindliche Pflanzen zunächst in Setzkästen oder gar im Gewächshaus anzuziehen, bevor man sie im Freiland aussetzt.
      „Völlig falsch“, sagt Sepp Holzer. Eine schlaue Pflanze wird nämlich gar keine Triebe oder Blüten bilden, wenn sie das Gefühl hat, dass es dafür noch zu kalt ist. Und wenn ihr die Triebe erfrieren, wird sie später anderswo neue bilden. Wie aber soll der Same je sein Wissen über das Leben erproben, wenn er durch wohlmeinende Gartenliebhaberinnen mit Nährstoff und Regenwasser verdorben wird? Wie soll eine Pflanze, die täglich gegossen wird, sich in einer Welt zurechtfinden, in der es einmal sechs Wochen nicht regnet? Wie soll sich eine Pflanze gegen Schädlinge wehren, die von Anfang an von ihr fern gehalten werden? Je mehr wir über Holzers Samenphilosophie nachdenken, desto mehr erscheint es uns logisch, Pflanzen die Chance zu geben, sich an ihre Umgebung anzupassen. Wenn dann einer Pflanze die Umgebung partout nicht gefällt, was in einem deutschen Vorstadtgarten nicht gerade selten vorkommt, wird sie trotz aller Liebesgaben eingehen.
      Die Samen unter den Steinen lernen, ihre Bedürfnisse den Bedingungen anzupassen. Sie kommen mit den Nährstoffen aus, die Tau und Regen vom Stein abwaschen. Sie nehmen sich einen Teil der Wärme, die der Stein tagsüber durch das Sonnenlicht aufnimmt. Sie saugen an der Feuchtigkeit, die sich in der ewigen Dunkelheit unter dem Stein erhält. Probieren Sie es doch mal: Säen Sie im November ein paar hundert Samen unter Steinen irgendwo in der Natur oder im Garten. Warum im November? Weil dann der Same gleich den Winter kennen lernen kann.
      Holzer hat für seine Methode der sich selbst überlassenen Pflanzen den Begriff der „Nichtstuerlandwirtschaft“ geprägt.
      Während also unsere Familie in Niederbayern den ganzen Frühling und Sommer fleißig eggte und grub, säte und düngte, beschnitt und umzäunte, hätten wir laut Holzer auch gleich das tun sollen, was Vater und ich ohnehin am liebsten taten: bei einem Kasten Weißbier auf der Bank vorm Haus sitzen und dummes Zeug reden. -----|

      Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch-Manuskript: „Warum Erfolg nicht machbar ist“ von Alexander Dill
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      schrieb am 28.10.02 17:05:10
      Beitrag Nr. 7 ()
      Im ersten Sommer las ich keine Bücher, ich pflanzte Bohnen. Nein, oft tat ich noch etwas Besseres. Es gab Zeiten, in denen ich mich nicht entsdiließen konnte, die Blüte des Augenblidss irgendwelcher Arbeit des Kopfes oder der Hände zu opfern. Ich lasse gern einen breiten Rand an meinem Leben. An manchem
      Sommermorgen saß ich, nachdem ich mein gewohntes Bad genommen hatte, von Sonnenaufgang bis Mittag in Träumerei versunken, auf meiner sonnenbeschienenen Türschwelle zwischen Fichten, Walnußbäumen und Sumach in ungestörter Einsamkeit und Stille, während die Vögel ringsumher sangen oder leise durch das Haus flatterten, bis ich durch die an das westliche Fenster fallenden Sonnenstrahlen oder durch Wagengerassel auf der Landstraße daran erinnert wurde, daß die Zeit vergeht. In solchen Stunden wudis ich wie das Korn in der Nacht, sie waren viel besser, als irgendweldies Werk meiner Hände gewesen wäre. Es war keine meinem Leben abgezogene, sondern um soviel dreingegebene Zeit. Ich verwirklichte das, was die Orientalen Beschaulichkeit und Arbeitsenthaltsamkeit nennen. Meistens kümmerte ich mich nicht darum, wie die Stunden verflogen. Der Tag stieg empor, als ob er mein Werk beleuchten wolle. Es war Morgen, aber siehe, nun ist es Abend geworden, und nichts Berichtenswertes ward getan. Statt zu singen wie die Vögel, freue ich mich stillvergnügt meines dauernden Glückes. Wie der Sperling, der auf dem Nußbaum vor meiner Tür sitzt, seinen Triller, so hatte ich mein Lachen, mein innerliches Lied, das er aus meinem Neste erklingen hören konnte. Meine Tage waren keine Wochentage, die den Stempel irgendeiner heidnischen Gottheit trugen, noch waren sie in Stunden zerhackt oder durch das Ticken einer Uhr zernagt, sondern ich lebte wie die PuriIndianer, von denen es heißt, daß sie für gestern, heute und morgen nur ein Wort zu besitzen und den Unterschied in der Bedeutung ausdrükken, indem sie für gestern rückwärts, für morgen vorwärts and für heute über den Kopf nach oben deuten. Das erschien zweifellos meinen Mitbürgern als pure Faulheit, hätten mich aber die Vögel und Blumen nach ihrem Maß gemessen, so wäre ich nicht zu gering befunden worden. Es ist wahr, der Mensch muß in sich selbst den Antrieb finden. Der natürliche Tag ist ruhig genug, er wird ihm kaum ob seiner Trägheit Vorwürfe machen.
      Ich hatte wenigstens in meiner Lebensweise vor andern, welche nach außen, nach Theater und Gesellschaft um Unterhaltung ausschauen müssen, den Vorteil voraus, daß mein Leben selbst meine Unterhaltung war, die nie aufhörte, neu zu sein. Es war ein Drama mit vielen Szenen und ohne Ende. Wenn wir immer nach der letzten und besten Methode, die wir kennenlernten, unsern Unterhalt verdienen und unser Leben regeln wollten, so würden wir überhaupt niemals von Langeweile befallen. Folge deinem Genius so dicht als möglich auf den Fersen, so wird er nicht versäumen, dir jede Stunde neue Aussichten zu eröffnen. Hausarbeit war ein angenehmer Zeitvertreib. Wenn mein Fußboden sdZmutzig war, so stand ich früh auf, und nadidem ich meine ganze Einrichtung hinaus auf das Gras gestellt hatte, wobei Bett und Bettstatt nur eine Last ausmaditen, spritzte ich Wasser auf den Fußboden, bestreute ihn mit weißem Sand aus dem Teich und bürstete ihn rein und weiß.
      Um die Zeit, in der die Stadtleute sich zum Frühstück setzten, hatte die Morgensonne mein Haus sdion genügend getrodsnet, so daß ich wieder einziehen und meine Betrachtungen ununterbrochen fortsetzen konnte. Es tat mir wohl, all meine Hausgeräte auf dem Gras zu sehen, wo sie einen kleinen Haufen bildeten, wie ein Zigeunerbündel. Daneben stand mein dreibeiniger Tisch, von dem ich Bücher, Feder und Tinte nicht entfernte, zwischen den Fichten und Nußbäumen. Alles sah aus, als ob es froh wäre, hinausgekommen zu sein und sich nur ungern zurückbringen ließe. Manchmal kam ich in Versuchung, ein Segeltuch darüberzuspannen und mich draußen niederzulassen. Es war der Mühe wert, die Sonne auf die Sachen scheinen zu sehen und den freien Wind sie anwehen zu hören, so viel interessanter sahen die gewohnten Gegenstände da außen als in dem Hause aus. Ein Vogel sitzt auf dem nächsten Ast, Immergrün wächst unter dem Tisch, Brombeerranken schlingen sich um seine Füße, Tannenzapfen, Kastanienschalen und Erdbeerblätter sind auf dem Boden verstreut. Man gewinnt den Eindruck, als ob auf solche Weise diese Formen auf unsere Möbel, auf Tisdie, Stühle und Bettstätten deshalb übertragen worden wären weil sie einst in ihrer Mitte gestanden hatten.
      Mein Haus lag am Hügelhang, dicht am Rand eines größeren Waldes, inmitten von Harztannen und Walnußjungholz, ein halbes Dutzend Klafter vom Teich entfernt, zu dem ein schmaler Fußpfad den Hügel hinunterführte. In meinem Vorgarten wuchsen Erdbeeren, Brombeeren und Immergrün, Johanniskraut und Goldstab, Buscheichen und Sandkirschen, Heidelbeeren und Erdnüsse. Gegen Ende Mai zierte die Sandkirsche Cerasus pumila den Pfad mit ihren zarten Blütendolden, die zylindrisch um die kurzen Stengel stehen, welch letztere im Herbst, durch die Last der großen schönen Früchte niedergebogen, gleich Rankengewinden an beiden Seiten des Pfades überhingen. Ich kostete die Kirsdzen aus Höflichkeit gegen die Natur, sie waren kaum genießbar. Der Sumach Rhus glabra wuchs in Fülle um das Haus herum, arbeitete sich durch den Uferdamm, den ich angelegt hatte, und schoß im ersten Jahr um fünf bis sechs Fuß in die Höhe. Sein breites, gefiedertes, tropisches Blatt war hübsch, wenn auch fremdartig anzusehen. Die großen Knospen, welche im Spätfrühling plötzlich aus den
      trockenen Stöcken, die erstorben schienen, hervortrieben, entfalteten sich wie durch Zauberkraft zu anmutig zarten grünen Zweigen von einem Zoll im Durchmesser, und so unbesonnen wuchsen sie und belasteten sie ihre schwachen Gelenke, daß ich oft, wenn ich an meinem Fenster saß, einen frischen, zarten Ast plötzlich gleich einem Fächer zur Erde fallen hörte, der, ohne daß sich ein Lüftchen rührte, durch sein eigenes Gewicht abgebrochen wurde. Im August nahmen die Massen von Beeren, deren Blüten viele wilde Bienen angelockt hatten, ihre hochrote Farbe an und bogen und brachen abermals durch ihr Gewicht die zarten Zweige.
      Während ich jetzt an diesem Sommernachmittag an meinem Fenster sitze, kreisen Habichte über meiner Lichtung. Das Gurren wilder Tauben, die zu zweien und dreien quer über meinen Ausblick schweben oder ruhelos auf den Isten der Weißtannen hinter meinem Hause herumhüpfen, gibt der Luft Stimme und Klang, ein Fischreiher kräuselt die glasglatte Oberfläche des Teiches und bringt einen Fisch in die Höhe, eine Sumpfotter stiehlt sich aus dem Sumpf vor meiner Tür hervor und padit einen Frosch am Ufer, das Schilf beugt sich unter der Last der Riedvögel, die herüber und hinüberflattern, und seit einer halben Stunde höre ich, bald hinsterbend, bald wieder auflebend gleich dem Flügelschlag eines Rebhuhnes, das Rollen der Eisenbahnwagen, welche die Reisenden von Boston auf das Land bringen. Denn so weit war ich nicht aus der Welt wie jener Junge, der, wie mir erzählt wurde, zu einem Farmer im östlichen Stadtgebiet gegeben wurde, bald aber durchbrannte und ganz krank vor Niedergeschlagenheit und Heimweh zu Hause ankam. Er hätte nie einen so langweiligen, abgelegenen Ort gesehen. Die Leute schienen alle irgendwohin fortgelaufen zu sein, ja nicht einmal die Dampfpfeife konnte man hören. Ich bezweifle, ob es jetzt noch einen solchen Ort in Massachusetts gibt:
      Denn unser Dörfchen ist das Ziel geworden Für einen jener schnellen Eisenspeere,
      Und den auf weitem Feld Hinstürmenden
      Beruhigt und hält das Wort des Friedens Concord.
      Die Fitchburger Bahnlinie berührt den Teich ungefähr fünf
      hundert Schritt südlich von meinem Wohnsitz. Gewöhnlich gehe ich ihren Dammweg entlang nach der Stadt und fühle mich gleichsam durch dieses Glied mit der Gesellschaft verbunden. Die Männer auf den Güterzügen, welche die ganze Linie abfahren, grüßen mich wie einen alten Bekannten, sie fahren so oft an mir vorbei und halten mich wahrscheinlich für einen Angestellten: und das bin ich auch. Ich möchte mit Freuden irgendwo auf diesem Erdkreis ein Streckenausbesserer sein.
      Das Pfeifen der Lokomotive durchdringt meinen Wald im Sommer und Winter, es klingt wie der Schrei eines Falken, der über dem Bauernhofe schwebt, und benachrichtigt mich davon, daß viele rastlose Kaufleute oder unternehmungslustige Gewerbetreibende von der andern Seite her in unsere Stadt gebracht werden. Wenn sie nun unter dem gleichen Horizont zusammentreffen, schreien sie einander ein warnendes mPlatz da! zu, das oft im Umkreis zweier Städte gehört wird. Hier kommen deine Kolonialwaren, Land! Hier neuer Mundvorrat, Landleute! Keiner ist so unabhängig auf seiner Farm, daß er nein sagen könnte. HHier ist euer Geld, schreit die Pfeife des Landmannes. Bauholz rennt in einer Geschwindigkeit von zwanzig Meilen per Stunde gleich langen Mauerbrechern gegen die Stadtmauern, Stühle genug, daß sich alle Mühseligen und Beladenen darauf zur Ruhe setzen könnten. Mit solch ungeheurer schwerfälliger Höflichkeit bietet das Land der Stadt einen Sitz an. All die indianischen Heidelbeerhügel werden geplündert, all die Preiselbeerwiesen werden in die Stadt geharkt. Gegen Norden kommt die Baumwolle, gegen Süden geht das gewebte Tuch, gegen Norden geht die Seide, gegen Süden der Wollstoff, hinauf gehen die Bücher, aber bergab geht der Geist, der sie schreibt.
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      schrieb am 18.02.03 18:22:37
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die Permakultur: Permakultur – Natürliche Landwirtschaft Der Begriff Permakultur wurde 1974 vom australischen Ökologen Bill Mollison geprägt und bezeichnet ein von ihm entwickeltes landwirtschaftliches Modell. Der Begriff Permakultur setzt sich aus den beiden Wörtern "permanent" und "agriculture", zu Deutsch also "permanent" und "Landwirtschaft" zusammen, und beschreibt damit treffend die Zielsetzung dieses Modells. So soll nämlich ein landwirtschaftliches System entwickelt werden, welches der Natur nachempfunden permanent, fortwährend funktioniert. Es soll sich selbst erhalten, d.h. die Nährstoffe werden selbst bereitgestellt, die Fortpflanzung wird selbst gewährleistet, der Boden wird vom Menschen nicht bearbeitet und das System regelt sich selbst. Permakultur ist ein komplexes Zusammenspiel von Tier und Pflanze. Der Mensch hat dabei die bescheidene Aufgabe durch kleine, gezielte Eingriffe zu verändern, sei es durch gezieltes Säen oder gezieltes Ernten. Die Pflanzen stehen in einer Permakultur, wie in der Natur, in Planzen- gemeinschaften, in Mischkulturen. Diese bieten gegenüber der konventionellen Landwirtschaft zahlreiche Vorteile: Der Boden wird vielseitig belastet, so ermüdet er nicht und kann immer ideale Bedingungen bereitstellen. Die Pflanzen, die in einer Mischkultur stehen, nützen symbiotische und synergistische Wechselwirkungen. Durch die ausreichende Nährstoffversorgung gewinnen sie an Resistenz gegenüber Krankheiten und sogenannten Schädlingen. So werden in der Permakultur weder mineralischer Dünger, noch Pestizide, d.h. Insektizide, Herbizide oder Fungizide, verwendet. Die Tiere in einer Permakultur werden untereinander, sowie zu Pflanzen in Beziehung gesetzt: Frösche, die in kleinen Teichen leben, die im Garten verstreut angelegt sind, fressen Schnecken und düngen den Boden. Regenwürmer, die durch Steinmulch gefördert werden können, lockern und düngen den Boden. Bodenmikroorganismen zersetzen Biomasse und mineralisieren totes organisches Material. Bienen bestäuben Blüten und produzieren Honig. Schweine fressen Fallobst, verbreiten Samen, durchlüften den Boden und bringen Fleisch. Kühe grasen, düngen den Boden und bringen Fleisch und Milch. Hühner und Gänse fressen Schnecken, düngen den Boden und bringen Fleisch und Eier. Schafe grasen, düngen den Boden und bringen Fleisch, Milch und Wolle. So ersetzen die Tätigkeiten der Tiere vielfach den Menschen und sind für ihn direkt oder indirekt nützlich. In der Permakultur wird nicht zwischen Schädling und Nützling, zwischen Nutzpflanze, Zierpflanze und Unkraut unterschieden. Man geht davon aus, daß in der Natur jedes Element nützlich ist und nichts verschwendet wird. Elemente, die dem nicht entsprechen werden selektiert. So befindet sich die Natur im ständigen Gleichgewicht, welches durch komplexe Regelmechanismen erhalten bleibt. Man geht davon aus, daß Überpopulationen aus einer Störung des natürlichen Gleichgewichts resultieren. Wird in der Permakultur nun eine Überpopulation einer Art analysiert, wird diese nicht durch chemische Eingriffe dezimiert, sondern der Grund für die Überpopulation erfaßt. Dann wird versucht die Störung der Natur zu beseitigen und z.B. den natürlichen Freßfeind der Art wieder einzuführen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Zuerst muß eine Permakultur geplant werden. Dazu begeht man die Fläche auf der man eine Permakultur entwickeln will, analysiert die Umstände und Bedingungen und erfaßt alle Ressourcen, die man verwenden kann. Dann versucht man sukzessive verschiedene Elemente so in das System zu integrieren, daß sie möglichst ideale Bedingungen haben, um fortwährend bestehen zu können. Dabei versucht man symbiotische und synergistische Beziehungen zu maximieren und eine möglichst große Artendiversität zu erzielen. So bringt man z.B. Getreide mit Leguminosen (Hülsenfrüchte) zusammen. Die Leguminose (Klee, Luzerne, Bohne, Erbse...) lebt in Symbiose mit Bakterien. Diese leben an den Wurzelknöllchen der Pflanze und fixieren Stickstoff, den die Pflanze braucht. Dafür erhalten die Bakterien Nährstoffe von der Pflanze. So dient die Leguminose als Gründüngung, die Stickstoff im Boden hält. Davon profitiert auch das Getreide, das ihrerseits wertvollen Strohmulch für die Leguminosen liefert. Strohmulch wird entweder nach der Ernte auf dem Boden ausgebracht, oder das Getreide fällt, wenn es nicht geerntet wird von selbst zu Boden. Durch Strohmulch entsteht ein stabiles Mikroklima mit konstanter Feuchtigkeit und konstanter Temperatur. Dabei hält er Sämlinge von sogenanntem Unkraut ab, sich anzusäen und zu wachsen. Samen jedoch, die schon im Mulch sind, wie vom Mensch in den Mulch gesäte, oder die des ungeernteten Getreides finden ideale Bedingungen, um zu keimen und zu wachsen. So profitiert das Getreide von der Leguminose und die Leguminose vom Getreide, ohne daß der Mensch viel mehr zu tun hat, als z.B. Gerste und Buschbohnen zu ernten. Mollison schlägt die Anlage einer Permakultur in Zonen oder in Sektoren vor. Der Kern des Permakultur – Systems ist das Wohnhaus. Rundherum werden Zonen bzw. Sektoren entwickelt. Die Zonen ergeben sich aus der Häufigkeit der menschlichen Aufenthalte an verschiedenen Stellen. Gleich am Wohnhaus steht ein Gewächshaus zum Vorziehen von Pflanzen oder zum Anbau von tropischen Früchten. Unmittelbar angrenzend an das Haus ist Zone 1. Diese Zone ist bedeckt mit Flächenmulch, kleinen Teichen und dient dem Anbau von Kräutern (neben den Wegen) und einjährigen und mehrjährigen Gemüsen. Man kann hier verschiedene Systeme zur Nahrungsmittelproduktion anwenden, z.B. Hügelbeete oder Kräuterspirale. Ein gutes System zur Produktion von Kürbisgewächsen ist: Es werden viele kleine Haufen Mist und Kompost ausgebracht, in die Kürbisse, Melonen oder Gurken gesät werden. Rundherum sät man jeweils einen Kreis mit Bohnen bzw. Mais. So kann man mit Mischkulturen die ganze Fläche von Zone 1 bepflanzen. Zur Abgrenzung zur Zone 2 werden Beerensträucher wie Ribisel, Himbeeren oder Stachelbeeren oder andere Hecken gepflanzt, die als Unkrautbarrieren und als Zäune dienen. In dieser Abgrenzung stehen die Ställe der Tiere, die sich in Zone 2 frei bewegen. Das können sein: Hühner, Gänse oder Schweine. In Zone 2 werden mehrjährige Pflanzen gesetzt, die der ertragreichen Nahrungsmittelproduktion dienen. Das sind z.B. Obstbäume wie Kirsche, Zwetschke, Apfel oder Birne. In der Abgrenzung zur Zone 3 stehen die Ställe der Tiere, die sich in Zone 3 frei bewegen. Das können sein: Schafe, Ziegen oder Kühe. In der Zone 3 können wilde Obstbäume stehen oder andere wilde Nutzpflanzen. Der Übergang in Zone 4 ist der Übergang in die Natur. Obwohl man Vorschläge geben und Modelle entwerfen kann, ist jede Permakultur individuell, sowie jede Fläche über individuelle Bedingungen und Umstände verfügt. Es gibt Permakulturen die nach ganz anderen Modellen funktionieren, wie die gerade gezeigte Möglichkeit, die Prinzipien der Permakulturen und deren Entwickler sind aber immer die selben: das Denken in Zusammenhängen und Wechselwirkungen, das Nachempfinden natürlicher Kreisläufe und Entwicklungen, das Folgen dem Vorbild der Natur. Und diese Prinzipien sollen gelehrt und kolportiert werden. So ist eine gute Permakultur nach einigen Jahren wieder Natur: eine Natur, in der Nutzpflanzen wachsen, in die domestizierte Tiere wieder renaturalisiert sind, in der ein Gleichgewicht aufgrund der Naturgesetze herrscht und in der es Pflanze, Tier und Mensch im gleichen Maße genießen zu leben.


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