checkAd

    Bernd Niquet: Microsofts Finanzpyramide (Teil 2) - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 22.03.00 12:13:18 von
    neuester Beitrag 23.03.00 17:26:47 von
    Beiträge: 7
    ID: 100.752
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 130
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 22.03.00 12:13:18
      Beitrag Nr. 1 ()

      Gestern habe ich über Microsofts Finanzstrategie aus Sicht von Bill Parish geschrieben, was, wie ich an der Diskussion und den Mails sehe, die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgerufen hat. Heute möchte ich mich daher einmal mit einem ganz einfachen Beispiel diesem Thema nähern, um zu verdeutlichen, worum es aus meiner Sicht geht.

      Warren Buffet sagt zu dem Thema der Stock-Options für Mitarbeiter übrigens: "Entweder man bezahlt das Management auf die eine Art und zählt die Kosten oder man bezahlt sie auf die andere Art und ignoriert die Kosten." (The Economist, 7.8.99)

      Das ist wohl entscheidende Punkt. Dazu nun folgendes Beispiel:

      Eine Gesellschaft macht zehn Mio. Euro Umsatz und hat als einzige Kosten Lohnkosten in Höhe von zwei Mio. Euro. Werden diese nun traditionell gezahlt, dann ist das Geschäftsergebnis des Unternehmens acht Mio. Euro. Werden diese hingegen ausschließlich über Stock-Options gewährt - und werden diese kostenlos eingeräumt - dann beträgt das Geschäftsergebnis des Unternehmens zehn Mio. Euro.

      Hiervon profitieren mithin alle: Das Unternehmen, weil es keine Lohnkosten hat!!! Die Arbeitnehmer, weil sie bei einer guten Börse weit besser verdienen als über die traditionelle Lohnzahlung!!! Und auch die Aktionäre, weil die Gewinne besser aussehen und folglich der Aktienkurs weiter steigt als im anderen Fall!!!

      Es profitieren also wirklich alle. Also, what´s wrong? Wo trapst die Nachtigall?

      Nehmen wir an, der Aktienkurs des Unternehmens liegt bei 100 Euro und die Mitarbeiter bekommen Optionen eingeräumt, in fünf Jahren zu 100 Euro zu beziehen. Nehmen wir weiter an, dass in fünf Jahren der Kurs der Aktie (ungesplittet) bei 5.000 Euro steht.

      Na, sieht man es bereits, wo sie trapst, die Nachtigall?

      Üben nun die Mitarbeiter ihre Optionen aus, dann beziehen sie zu 100 Euro das Stück, verkaufen zu 5.000 Euro und machen damit - sagen wir - das Zehnfache dessen, was sie über eine normale Beschäftigung verdient hätten.

      Immer noch kein Verlierer im ganzen Spiel?

      Doch, plötzlich ist er da, der Verlierer: Es ist nämlich der ganz normale Aktionär, der diese Aktien für seine Altervorsorge gekauft hat. Denn ihn hat die Gesellschaft über alle Maßen geschädigt, weil sie nämlich in diesem Model viel höhere Lohnkosten gehabt hat als bei normaler Bezahlung. Und zwar genau zehnmal so hohe.

      Doch wo kann man das ablesen?

      An Folgendem: Würde das Unternehmen jetzt nämlich eine normale Kapitalerhöhung machen, dann würden sie 5.000 Euro pro Aktie (!) einspielen, durch die Stock-Options spielt sie jedoch nur 100 Euro (!) pro Stück ein.

      Und das heißt: Der Aktionär wird um zukünftige Cashzuflüsse=Kapitalreserven geprellt. Das - und genau das -ist im Prinzip der Vorwurf an viele Unternehmen, für die Microsoft hier als Paradebeispiel hinhalten muss. Denn deren Marktkapitalisierung ist künstlich aufgebläht, weil das, was sie zeigen, nicht der Fall ist - und das, was der Fall ist, nicht gezeigt wird.

      Bernd Niquet, Mittwoch, 22. März 2000

      LEIDER KANN ICH HEUTE IM BOARD NICHT MITDISKUTIEREN, DA ICH DEN GANZEN TAG IN FRANKURT BEIM "EUROPEAN FORUM FOR EMERGING GROTH TECHNOLOGY COMPANIES" BIN.

      Feed-back und Diskussion: Im angeschlossenen Board bei www.wallstreet-online.de oder über: b.niquet@wallstreet-online.de

      Bernd Niquet, KEINE ANGST VORM NÄCHSTEN CRASH - Warum Aktien als Langfristanlage unschlagbar sind, Campus-Verlag, Frankfurt/M., New York 1999, 269 Seiten, kartoniert, 49,80 DM, ISBN 3-593-36293-7. Bestell-Link: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3593362937/buchervonberndni

      Avatar
      schrieb am 22.03.00 13:15:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ganz generell ist das ja schon schlimm genug, was Sie da aufzeigen. Es ist aber erst mal generell und für MSFT im Speziellen würde mich interessieren, ob die Behauptung von 10 Milliarden Verlust, statt 7 und etwas Milliarden Gewinn stimmt. Denn, wenn ja, ist das Microschrott und gehört zum alten Eisen: nix mit `new economy`!


      mfG

      Neo_K
      Avatar
      schrieb am 22.03.00 14:13:25
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hier steckt ein Berechnungsfehler. Wenn der Kursanstieg durch die Vergabe der Stockoptions erfolgt, kann man natürlich den entgangenen Gewinn aus einer KE nicht auf den Kurs beziehen, der aus der Vergabe der Aktienoptionen erfolgt. Wenn im Extremfall ohne Aktienoptionen an Mitarbeiter der Kurs stagnierte, wäre der Gewinn für das Unternehmen tatsächlich der eingesparte Lohn ohne Minderung durch den dann nicht eintretenden anderen Erlös bei Plazierung der KE auf dem freien Markt. Erst wenn man das berücksichtigt, kann man den übrigen Gedankengang weiterspinnen, der schon sehr interessant ist.
      Avatar
      schrieb am 22.03.00 15:46:23
      Beitrag Nr. 4 ()
      Bei einer Bezahlung über stock options ist zu beachten, daß der Gewinn in Ihrem Beispiel zwar bei absolut 10 verbleibt, jedoch auf mehr Aktien aufzuteilen ist. Demnach bleibt der Gewinn pro Aktie konstant. Da aber die Anzahl der ausgegebene Aktien, bzw. der potentiell ausgegebenen Aktien für die Bewertung herangezogen werden sollte, ergibt sich grundsätzlich aus einer derartigen Bezahlung kein Problem. Zu einem Problem wird das erst dann, wenn die Marktteilnehmer sich der andersartigen Bezahlung der Mitarbeiter nicht bewußt sind oder diese ignorieren. Dann kommt es allerdings zu einer im Zeitablauf verzögerten Neubewertung der Aktien. Sprich auf einen Hype folgt eine entsprechende Korrektur. Vielleicht ist das dann der fundamentale Auslöser für eine Unternehmensbewertung, die sich dann doch wieder an den fundamentalen Daten orientiert und Übertreibungen reduziert.
      Avatar
      schrieb am 23.03.00 10:33:15
      Beitrag Nr. 5 ()
      Es ist ja sehr interessant und toll, dass wir hier so gut inhaltlich diskutieren können.
      Zu rush: Ich bin nicht der Meinung, dass das Argument zieht. Denn bei der Gewährung von Optionen werden die Aktien doch erst dann herausgegeben, denke ich, wenn die Optionen fällig werden. Den würden Sie sofot herausgegeben, dann müsste die Gesellschaft den Emissionspreis ja aus eigenen Mitteln an sich selbst bezahlen, da der Eigentümer der Optionen erst beim Bezug zu bezahlen hat. Und eine derartige Strategie macht doch wohl wenig Sinn für das Unternehmen.
      Und zu for4zim: Das Argument habe ich - ehrlich gesagt - noch nicht ganz verstanden. Kannst Du das noch einmal versuchen, anders auszudrücken?!

      Trading Spotlight

      Anzeige
      JanOne
      3,9700EUR +3,66 %
      JanOne – Smallcap über Nacht mit Milliardentransaktionen!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 23.03.00 12:07:17
      Beitrag Nr. 6 ()
      Stellen wir uns das Unternehmen in zwei Varianten vor:

      A bezahlt seine Mitarbeiter teilweise mit Aktienoptionen und schönt dadurch seine Bilanz.
      Der Kurs steigt in fünf Jahren von 100 auf 5000.

      B bezahlt seine Mitarbeiter voll, weist dadurch weniger Gewinn aus.
      Der Kurs steigt in fünf Jahren von 100 lediglich auf 500.

      Bei Unternehmen A beziehen die Mitarbeiter am Ende der fünf Jahre die Aktien und machen 4900 Gewinn je bezogener Aktie. Nach Ihrer Theorie ist das der Verlust des Unternehmens, denn es hätte stattdessen die Aktien in einer KE für 5000 verkaufen können. Verlust also im Modus A 4900 je bezogener Aktie. In Wahrheit wäre das Unternehmen, das keine Mitarbeiteraktienoptionen ausgibt, aber im Modus B. Entgangener Gewinn daher nur 400 je Mitarbeiteraktie.

      Wenn ich behaupte, daß das Unternehmen mit seinen Mitarbeiteroptionen die Bilanz schönt und dadurch den Kurs treibt, kann ich nicht gleichzeitig den vollen Kursgewinn der Mitarbeiteroption als Verlust des Unternehmens buchen, da dieser Kursgewinn ja erst durch diese Vorgehensweise erzeugt wird.

      Stellen wir uns noch vor, das Unternehmen macht zusätzlich eine KE. Im Modus A kann es die Aktien dann zu 5000 verkaufen, im Modus B nur zu 500, müßte also für den gleichen Kapitalbedarf viel mehr Aktien ausgeben. Also kann es für das Unternehmen und sogar für die Aktionäre lohnend sein, wenn das Unternehmen seine Aktien an Mitarbeiter verramscht, dadurch aber seine Bilanz schönt. Zusätzlich hat das Unternehmen auch das Kursrisiko auf seine Mitarbeiter abgewälzt, 100 sofort in der Tasche statt eventuelle 500 (oder 5000 oder doch nur 50) in der Zukunft.
      Avatar
      schrieb am 23.03.00 17:26:47
      Beitrag Nr. 7 ()
      Lieber for4zim,

      ich habe in meiner heutigen Kolumne - und der sich anschließenden Diskussion - noch ein Beispiel dazu gemacht, welches genau auf den von dir angesprochenen Fall paßt.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Bernd Niquet: Microsofts Finanzpyramide (Teil 2)