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    Bilden Migranten bald Mehrheiten in Deutschen Großstädten??? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.11.05 22:15:33 von
    neuester Beitrag 25.11.05 15:50:56 von
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      schrieb am 05.11.05 22:15:33
      Beitrag Nr. 1 ()
      Das Zusammenleben in den Ballungsgebieten in NRW

      Eine perspektivische Betrachtung aus der Sicht der

      Stadtsoziologie

      Von Klaus Peter Strohmeier




      In diesem Beitrag soll der Versuch unternommen werden, innere Wandlungen der Stadtgesellschaft, Strukturen und Strukturbrüche, in einer „morphologischen“ Betrachtungsweise, wie sie der Franzose Emile Durkheim vor mehr als 100 Jahren in die Soziologie eingeführt hat, gewissermaßen von außen zu erschließen. Ausgehend vom statistisch messbaren Außenaspekt gesellschaftlicher Veränderungen sollen ihre „innere“ Entwicklungsdynamik und die sich daraus ergebenden Herausforderungen an die Stadtgesellschaft und die Stadtpolitik erschlossen werden. Statistische Verteilungen, ihre Veränderungen im Zeitverlauf und die regionalen Variationen, sind der sichtbare „Niederschlag“ gesellschaftlicher Entwicklungen.

      1. Bevölkerungsentwicklung und Segregation
      Im Nachkriegsdeutschland haben Politik und Verwaltung (nach Jahrzehnte währender Ignorierung der
      Bevölkerungsentwicklung1) mittlerweile begonnen, zu verstehen, dass die Geburten- und Bevölkerungsentwicklung einerseits ein Indiz fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen und andererseits die Bedingung weit reichender künftiger Veränderungen ist, deren Reichweite allerdings heute noch nicht recht erkannt wird. Die Dynamik der demographischen Entwicklung und ihre Auswirkungen sind vor allem in den Städten und Gemeinden noch weitgehend unbekannt.

      Auswirkungen und Ausmaß der erwartbaren Schrumpfung der (einheimischen) Bevölkerung und die qualitative und quantitative Bedeutung der Migration für das Zusammenleben der Menschen besonders im Ballungsraum (die „Stadtgesellschaft“) werden notorisch unterschätzt. In wenigen Jahren wird die Mehrheit der Bevölkerung im Ballungsraum „einen Migrationshintergrund“ haben.




      Selbst wenn es gelänge, mit Mitteln familienfördernder Politik, wie sie bereits der Fünfte Familienbericht der Bundesregierung (1994) beschrieben hat, die in Deutschland vorherrschende „strukturelle Rücksichtslosigkeit“ von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gegenüber der Familie zu überwinden und wenn in der Folge die Geburtenzahlen stiegen (was keineswegs gewiss wäre), so dauerte es Jahrzehnte, bis sich aus einer solchen Renaissance der Familie in der deutschen Bevölkerung wieder natürliches Wachstum ergäbe.
      Im städtischen Ballungskern ist Familie heute die Lebensform einer schrumpfenden Minderheit der Haushalte (16% in Essen) und in steigender Tendenz die Lebensform der Armen und der Ausländer2.
      1.1 Soziale Hintergründe, Eckdaten und Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung
      Der Geburtenrückgang ab Mitte der 1960er Jahre und die seitdem anhaltend niedrigen Geburtenraten sind Ausdruck von (irreversiblen) gesellschaftlichen Veränderungen (Bildungsexpansion, rechtliche Gleichstellung, Individualisierung), die besonders die Lebensführung von Frauen optionserweiternd verändert haben bei einer gleichzeitig weiter traditionellen und im Ergebnis faktisch familienverhindernden Sozialpolitik, die auf Entlastung der Mütter von der Notwendigkeit der Erwerbstätigkeit bei gleichzeitig defizitärer Kinderbetreuung gesetzt hat.
      Die deutsche Bevölkerung in NRW schrumpft seit Anfang der 1970er Jahre.
      Die Abbildung 1 stellt die Ergebnisse der Modellrechnungen des LDS NRW für den Altersaufbau der Bevölkerung von 1998-2015 dar (aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir die Altersgruppen über 80 Jahren abgeschnitten). Die besonders geburtenstarken vor und nach 1965 geborenen Jahrgänge sind deutlich zahlreicher als ihre Elterngeneration, sie werden durch die Generation ihrer Kinder allerdings nur zu knapp zwei Dritteln ersetzt. Wenn die Babyboomgeneration der 1960er Jahre als „wandernder Problemberg“ nach rechts aus dieser Grafik „herausgestorben“ sein wird, droht ohne erhebliche Zuwanderung ein sich in Wellen implosionsartig verstärkender Bevölkerungsrückgang.
      Abbildung 1:
      Altersaufbau der Bevölkerung in NRW 1998-2015
      Die „Ausländer“ in NRW sind jünger als die Deutschen. Abbildung 2 zeigt in verzerrtem Maßstab (Altersjahrgänge jeweils als Anteilswerte an der gesamten deutschen bzw. nicht-deutschen Bevölkerung) den Altersaufbau der deutschen und der nicht-deutschen Bevölkerung.




      Abbildung 2:
      Altersaufbau der Bevölkerung in NRW 2001, Deutsche und nichtdeutsche Bevölkerung


      Wären beide Bevölkerungsgruppen gleich groß, so wäre heute bereits die Mehrheit der jungen Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder nichtdeutscher Nationalität. Tatsächlich liegt der Ausländeranteil in NRW bei 11%. In einigen Stadtteilen im Ballungskern ist allerdings heute schon die Mehrheit der jüngeren Altersgruppen nichtdeutscher Nationalität. In den kreisfreien Städten in NRW wird nach Modellrechnungen von Herwig Birg, Universität Bielefeld, der Anteil der Migranten an den jungen Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen nach 2010 die 50%-Marke erreichen und überschreiten. Migranten werden also in absehbarer Zeit die Mehrheit der Stadtbevölkerung stellen.
      Die Ursachen dieser Entwicklung liegen im unterschiedlichen generativen Verhalten der Deutschen und der nicht-deutschen Bevölkerung und im Wohnstandortverhalten der deutschen Bevölkerung.
















      Abbildung 3:
      Haushaltsstrukturen der deutschen und nichtdeutschen Bevölkerung



      Die Hälfte der nichtdeutschen Haushalte sind Familien mit Kindern. Die Haushalte der deutschen Bevölkerung leben nur zu ein Viertel in Familien mit Kindern. Die meisten Ausländer leben in den Städten. Ohne sie wären die Haushalts- und Altersstrukturen der städtischen Bevölkerung noch problematischer als sie es derzeit ohnehin schon sind, ohne sie wäre der Bevölkerungsrückgang in den Städten noch weitaus gravierender.
      1.2 Regionale Trends und Strukturen

      Die nachfolgende Abbildung 4 unterscheidet die Kreise und kreisfreien Städte in NRW nach dem Wanderungssaldo (Zuzüge minus Fortzüge) und den Geburtenraten (Lebendgeborene auf 1000 Frauen im Alter von 15-45 Jahren). Die Landeswerte sind jeweils durch durchgezogene Linien markiert. Im Feld oben rechts mit hohen Geburtenraten und Wanderungsgewinnen finden wir Kreise des ländlichen Umlands der Ballungskerngebiete. Links unten (niedrige Geburtenraten, Wanderungsverluste) vor allem Städte aus dem Ballungskern des Ruhrgebiets.

      Abbildung 4:
      Fertilitätsraten und Wanderungssalden in den Kreisen und kreisfreien Städte in NRW Ende der 1990er Jahre



      Die großen Städte schrumpfen sowohl durch die Abwanderung der deutschen Mittelschichten als auch durch Sterbefallüberschüsse. Die Umlandkreise verzeichnen durchweg Wanderungsgewinne und (z.T.) sogar Geburtenüberschüsse. Sie werden zur Familienzone der mobilen Mittelschichten. Was wir sehen, ist die regionale Umverteilung einer schrumpfenden deutschen Bevölkerung, deren Familiensektor in zunehmendem Maße die Städte als Wohnorte aufgegeben hat.
      1.3 Die Bedeutung von Migration für die Bevölkerungsentwicklung
      Ohne Ausländer, so hatten wir gesagt, wäre die Schrumpfung der Städte im Ballungskern viel gravierender als sie derzeit schon ist. Das gilt, angesichts der „jungen“ Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung vor allem für die nachwachsende Generation der Kinder und Jugendlichen. Setzt man die Zahl der Kinder (hier in der Altersgruppe unter 15 Jahren) im Ruhrgebiet (in den Grenzen des KVR) im Mai 1970 (Volkszählung) gleich 100, so hat diese Altersgruppe bis zum Jahr 2000 (31.12.1999) im gesamten Ruhrgebiet um 33 Prozent abgenommen. Diese durchschnittliche Abnahme entspricht der durchgezogenen waagerechten Linie in der Abbildung 5.

      Abbildung 5:
      Veränderungsraten in der Altersgruppe unter 15 Jahren in den Kommunen des KVR von 1970 bis 2000 und Ausländeranteil in der Altersgruppe im Jahr 2000



      In den Gemeinden, in denen die Anzahl der Kinder seit 1970 sich auf weniger als zwei Drittel des Bestandes von 1970 reduziert hat, liegt der Ausländeranteil in dieser Altersgruppe bei fast einem Drittel. Dort, wo keine Reduktion der Kinderzahlen erfolgt ist, bzw. wo es trotz Geburtenrückgang am Ende des Jahrhunderts mehr Kinder gibt als dreißig Jahre zuvor, in den Gemeinden am westfälischen und niederrheinischen Rand des Reviers, liegt der Ausländeranteil nahe Null.
      1.4 Die demografische Herausforderung der Städte und Gemeinden
      Die demographische Herausforderung wird in der lokalen und regionalen Politik bislang allenfalls in Umrissen wahrgenommen. Dabei zeichnen sich zwei unterschiedliche Entwicklungspfade ab:
      Die demografische Alterung (die hier nicht eingehender thematisiert werden kann) wird in den nächsten Jahren vor allem die noch wachsenden ländlich suburbanen Räumen mit ihrer noch relativ jungen Altersstruktur treffen. Es stellt sich die Frage, ob die (dann erwachsene) Kindergeneration der „Suburbanisierer“ der 1980er und 1990er Jahre als Erwachsene im Umland bleibt, oder ob sie es in Richtung (welcher?) Kernstädte verlässt. Die gleiche Frage stellt sich für die Elterngeneration nach Erreichen der Phase des leeren Nests.
      Alterung ist bereits heute das Problem in den schrumpfenden Städten im Ballungskern, sie wird begleitet von den Folgen der demographischen Schrumpfung und der Notwendigkeit der Integration einer wachsenden jungen Generation von Migranten.
      In den großen schrumpfenden Städten mit schwindender Wirtschafts- und Finanzkraft stellen Migranten einschließlich der Aussiedler in einzelnen Stadtteilen bereits heute die Bevölkerungsmehrheit. Sie werden bereits im nächsten Jahrzehnt die Mehrheit der Menschen im Ballungskern sein. „Interkulturelle Öffnung der Verwaltung“ wird angesichts dieser Umwälzungen im Ballungskern zu mehr als nur einer Gefälligkeit, die man einer Minorität erweisen mag oder nicht.
      Auf dem Hintergrund zunehmender kleinräumiger Polarisierungen der sozialen Lagen der Bevölkerung stehen viele große Städte in NRW, wie wir in einem Gutachten zu Händen der projekt ruhr GmbH gezeigt haben (www.projektruhr.de/info), vor beiden demografischen Herausforderungen zur selben Zeit.
      1.5 Dimensionen der Segregation in den nordrhein-westfälischen Städten

      Abbildung 6:
      Sozialstrukturelle Differenzierungen (A-Faktor und Wohlstandsfaktor) im NRW Städtesystem



      Mit einem einfachen Indikatorensatz von wenigen Sozialstrukturvariablen haben wir für die Gesundheitsberichterstattung des Landes NRW eine Klassifikation der Lebensverhältnisse der Bevölkerung in den Kreisen und Städten gewonnen, die zum Beispiel die regionalen Unterschiede der durchschnittlichen Lebenserwartung statistisch erklären, d.h. gut voraussagen kann.
      Städte und ländliche Räume unterscheiden sich durch ihre Position auf dem „A-Faktor“, der eine Art negativer „Sozial-DAX“ ist. Die höchsten Werte mit den meisten Arbeitslosen, Armen, Ausländern und der stärksten Bevölkerungschrumpfung weisen einige Städte im nördlichen Ruhrgebiet auf. Alle Kreise und Städte unterscheiden sich weiter durch ihre Position auf der zweiten Achse, der Wohlstandsachse, gebildet vor allem durch das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen. Die Extrempole sind hier Düsseldorf als Spitzenreiter und die Städte aus der Emscherzone als Schlußlichter. Die Unterschiede auf beiden Achsen haben in den 1990er Jahren zugenommen, was für eine Zunahme der sozialen und sozialräumlichen Gegensätze in NRW spricht.
      Polarisierende Tendenzen, wie sie im Vergleich der Sozialstrukturen der Städte und Kreise sichtbar werden, finden sich auch innerhalb der Städte. Die Stadtsoziologie spricht hier von Segregation und meint damit den Grad der Ungleichverteilung der Wohnbevölkerung über das Gebiet einer Stadt nach Merkmalen des sozialen Status der Bevölkerung (Sozialer Rang von Wohngebieten), nach den Familien- und Lebensformen (Familienstatus) und nach dem Verhältnis von Eingesessenen und Migranten. Indikatoren, an denen man die Segregation Stadtteile aller kreisfreien Städte in NRW messen kann, zeigt Abbildung 7. Den sozialen Rang der Stadtteile messen wir über den Arbeiteranteil (Durchschnitt aller Stadtteile gleich Null, hohe Werte entsprechen einem niedrigen Arbeiteranteil), den Familienstatus durch den Jugendquotienten (in etwa entsprechend dem Anteil der unter 18jährigen an der Bevölkerung, Durchschnitt=0) und dem Ausländeranteil. Hier sehen wir, das die meisten Stadtteile in NRW einen unterdurchschnittlichen Ausländeranteil (unter 11%) haben, einige wenige haben jedoch sehr viel mehr.
      Abbildung 7:
      Indikatoren sozialräumlicher Segregation in allen kreisfreien Städten in NRW und ihre Merkmalsverteilungen




      1970 und 1987, bei den beiden letzten Volkszählungen war der Ausländeranteil noch kein eigenständiger Aspekt sozialräumlicher Differenzierung der Lebensverhältnisse in den Stadtteilen der Städte. (vgl. den Artikel von Strohmeier und Kersting, 1996, download: www.sozialberichterstattung.de) Die beiden verbliebenen Dimensionen, sozialer Rang und Familienstatus, waren statistisch unabhängig. Im Klartext: Es gab familiengeprägt und wenig familiengeprägte arme Viertel und es gab familiengeprägte und wenig familiengeprägte wohlhabende Viertel. Heute ist der Ausländeranteil, der bislang als Strukturmerkmal keine eigenständige Bedeutung hatte, das Merkmal, das statistisch die beste Klassifikation sozialer Lagen auf Stadtteilebene ermöglicht, und die zuvor unabhängigen Indiaktoren sozialer Rang und Familienstatus sind stark miteinander und mit dem Ausländeranteil korreliert. Im Klartext: Dort wo die meisten Ausländer in den Städten leben, leben heute die meisten armen Leute und die meisten (armen) Kinder.
      Die Städte im Ballungskern des Ruhrgebiets weisen dabei Sozialraumstrukturen auf, die die Stadtgrenzen überschreiten. Der Essener Norden mit Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil, niedrigem sozialen Rang und hohen Jugendquotienten („Familienstatus“) setzt sich im Gelsenkirchener Süden fort.
      1.6 Zunahme der Segregation oder kleinräumige Kumulation sozialer Probleme in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf?

      Es gibt keine eindeutige Evidenz dafür, dass die ethnische Segregation, die räumliche Trennung von Deutschen und Ausländern im Zeitverlauf überall zugenommen hat. Die Ausländeranteile sind z.B. in Essen in den letzten Jahrzehnten beinahe überall gestiegen, prozentual besonders stark in den bevölkerungsärmeren Stadtteilen, wo nur wenige Ausländer lebten.
      Abbildung 8:
      Entwicklung der Ausländeranteile in den Stadtteilen in Essen 1987-1999



      Im gleichen Zeitraum haben die soziale Segregation (bzw. die Armutssegregation) und die demografische Segregation zugenommen.

      Abbildung 9:
      Sozialhilfedichten in den Stadtteilen der Stadt Essen 2000


      Abbildung 10:
      Entwicklung der Anteile der Altersgruppe unter 18 Jahren in den Stadtteilen der Stadt Essen 1987-2000



      Das Ergebnis ist eine zunehmende Entmischung der Stadtbevölkerung mit dem Ergebnis, dass die meisten Ausländer überwiegend dort leben, wo die armen „Inländer“ wohnen. In diesen Stadtteilen finden wir heute sowohl eine Kumulation sozialer Probleme als auch einen rapiden Rückgang politischer und zivilgesellschaftlicher Partizipation als Ausdruck einer vorherrschenden Attitüde eines resignativ apathischen Gestaltungspessimismus. Fatal ist, dass heute die Mehrheit der nachwachsenden Generation der Stadtgesellschaft (darunter auch die meisten jungen Migranten) in diesem Milieu aufwächst.
      2. Sozialraumstrukturen, soziale Milieus und soziale Probleme
      2.1 Soziale Exklusion, Desintegration und Entsolidarisierung

      Dubet und Lapeyronnie haben 1994 in ihrer Studie „Im Aus der Vorstädte“3 die sozialen Probleme der anonymen Großsiedlungen der Pariser banlieu und die erheblichen Transformationen im Milieu der proletarischen städtischen Unterschichten beschrieben. Auch in den städtischen Arbeitersiedlungen in NRW beobachten wir, nicht nur im Ruhrgebiet, im Zusammenhang mit dem Verschwinden der groß- und schwerindustriellen Arbeitsplätze und der mit ihnen verbundenen Sicherheiten (zum Beispiel der an den Arbeitsplatz gebundenen Werkswohnung und der Nachbarn, die zugleich Kollegen waren), mit der Privatisierung der Wohnungsbestände und der zunehmenden Verbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse die Erosion der traditionell proletarischen Siedlungsformen. In ehemaligen Werkssiedlungen herrschen heute vielfach Fluktuation und Anonymität der sozialen Verhältnisse. In den Großsiedlungen des sozialen Wohnungsbaus sind, vielfach infolge administrativ erzeugter Segregation, die Probleme die gleichen, auch wenn die Ursachen anderer Art sein mögen.
      In den ärmsten und am meisten problembelasteten Stadtteilen, in denen auch die meisten Migranten leben, wird infolge der hohen Fluktuationsraten die Bevölkerung innerhalb weniger Jahre komplett (rechnerisch) ausgetauscht.
      2.
      „Integration durch Binnenintegration“, „Parallelgesellschaft“ oder „Transnationalität“

      Es gibt in der stadtsoziologischen Literatur unterschiedliche Deutungsversuche der Lebenssituation und der Lebenschancen von segregiert lebenden Migranten. Diese Deutungsversuche unterscheiden sich einerseits im Ergebnis, nämlich den Integrations- und Partizipationschancen der Migranten. Sie unterscheiden sich aber auch in den Randbedingungen. Das betrifft einmal sozialstrukturelle und sozialkulturelle Voraussetzungen der Migranten, zum anderen quasi „objektive“ Merkmale – Arbeitsplätze, Bildungschancen.
      Das Modell der „Integration durch Binnenintegration“ sieht die segregierte ethnisch homogene Community von Migranten als eine Art gewaltfreien Schutzraum und Integrationsschleuse, durch die die zweite Generation, versehen mit den Qualifikationen des Bildungssystems der aufnehmenden Gesellschaft und mit gleichen Rechten einen Platz in dieser Gesellschaft findet, was mit dem Verlassen des Ghettos einhergeht. Die Ähnlichkeit zum amerikanischen Traum des frühen zwanzigsten Jahrhunderts sind offensichtlich.
      Die Deutung „Parallelgesellschaft“ wechselt die Perspektive und akzentuiert das Problem der sozialen Kontrolle. Grundlage ist die Beobachtung, dass Migranten ihr Ghetto nicht verlassen, Binnenintegration führt nicht zur Integration. Die ethnische community, die die Migranten als gewaltfreie Schutzzone erleben mögen, wird von außen gesehen zum „rechtsfreien Raum“, in dem die Regeln der Aufnahmegesellschaft nicht gelten. Parallelgesellschaften sind bedrohlich und nicht tolerierbar.
      „Transnationalität“ schließlich ist eine Situationsbeschreibung, die die sozialen und technologischen Veränderungen der modernen Gesellschaft in Rechnung stellt und auf die Lebenssituation von Migranten bezieht. Alle Migranten leben heute, anders als jene vor zwei oder drei Jahrzehnten, in ständiger kommunikativer und massenmedialer Verbindung zur Herkunftsgesellschaft durch moderne Kommunikationsmedien. Hinzu kommt die problemlose und kostengünstige Möglichkeit zu reisen. Teile des Jahresrhythmus und des Lebenszyklus werden in der Herkunftsgesellschaft verbracht. Die Menschen leben praktisch an mehreren Orten gleichzeitig. Für Migranten mit geringen berufs- und bildungsbezogenen Integrationschancen bedeutet das z.B. faktisch ein Leben in Stadtteilen vom Typus Bruckhausen und in der Türkei mit dem Rücken zur „Aufnahmegesellschaft“. Bruckhausen ist dabei Teil ihrer „persönlichen Türkei“. Migranten mit Chancen sozialer Platzierung in der Aufnahmegesellschaft auf der anderen Seite sind nicht weniger transnational, was die ständige kommunikative Nähe und die Häufigkeit der direkten Kontakte mit der Herkunftsgesellschaft angeht. Sie benötigen jedoch nicht die „Ökologie“ des Ghettos um zu leben. In der Tat verlassen aufgestiegene Migranten die segregierten Armutsviertel und ziehen in (im Maklerjargon) „bessere“ Lagen.
      Darüber welches dieser Modelle wirkt, entscheidet sich zum einen am Arbeitsmarkt. Eine Gesellschaft mit einer Wirtschaft, die (viel und auch gering qualifizierte) Arbeit braucht, integriert ihre Zuwanderer und qualifiziert sie leicht „on the job“. Eine Gesellschaft mit schrumpfendem Arbeitsmarkt benutzt ethnische Zuschreibungen als Ausschluss- und Diskriminierungskriterium. Wer keine Bildung hat, hat als Migrant keine Chance auf Integration (sprich: einen wertvollen Platz in der Gesellschaft). Wer jedoch, wie die Verlierer im Transnationalitätsszenario keine Perspektive für sich und seinen Nachwuchs in einer Gesellschaft sieht, in der er eigentlich gar nicht lebt, der erwartet auch keinen Nutzen von Beteiligungsangeboten oder Bildungsmaßnahmen einschließlich der sprachlichen Förderung, wie früh auch immer sie angeboten werden mag.
      Im Ruhrgebiet verlässt jeder fünfte nichtdeutsche Schulabgänger die Schule ohne einen Hauptschulabschluss. Die Quote derer ohne Abschluss ist bei den Ausländern etwa dreimal so hoch wie bei den Deutschen. Die meisten Ausländer haben nicht mehr als den Hauptschulabschluss.

      Abbildung 11:
      Sozialraumstrukturen der Bildungsbeteiligung in Essen


      Die vorhandenen Bildungseinrichtungen verstärken solche soziale Unterschiede, anstatt sie zu kompensieren. Die große Mehrheit der (vielen) Kinder im Essener Norden geht nach der Grundschule auf die Hauptschule oder die Gesamtschule. Im wohlhabenden Süden ist das Gymnasium die Regelschule.
      2.3 „Armut, Gewalt, Gesundheit“ – über die Bedeutung lokaler Integration und Identifikation in Armutsvierteln
      Eine vergleichende Analyse der räumlichen Verbreitung von Gewalt(Raub)delikten und der Wohnorte der ermittelten Tatverdächtigen (download: www.sozialberichterstattung.de) ergibt eine Konzentration beider in einigen wenigen armen Vierteln mit einer hoher Fluktuationsrate der Bevölkerung (>100% in weniger als 4 Jahren), mit anonymen Lebensverhältnisse, hohen Ausländeranteilen, hohen Sozialhilfequoten und hohen Anteilen alleinerziehender Mütter und schlechter Gesundheit der Kinder. Auf der anderen Seite gibt es aber durchaus arme Viertel mit hohen Ausländeranteilen ohne diese sozialen Probleme in solch extremer Ausprägung. Der Unterschied liegt in der Stabilität der sozialen Verhältnisse. Fluktuation der Bevölkerung (Wanderungen im Verhältnissen zur Gesamtbevölkerung) und politische Partizipation (Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen) sind leicht verfügbare Indikatoren, mit denen solch besonders problematischen Stadtteile und ihre Milieus ermittelt werden können.
      2.4 „Gestaltungspessimisten“ in „demokratiefreien Zonen“
      In den meisten Armutsvierteln mit hohem Bevölkerungsumsatz und hohen Ausländeranteilen (von denen die weitaus meisten kein Wahlrecht haben) machen auch über zwei Drittel der Wahlberechtigten von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch und beteiligen sich auch darüber hinaus nicht am öffentlichen Leben. Misstrauen uns resignativ apathischer Gestaltungspessimismus sind die (auf Grund der Lebensumstände im stadtteile und eigener Lebenserfahrung) vermutlich rationale Lebenshaltung armer Menschen.
      Betrachten wir dazu noch einmal die Stadt Essen:
      Abbildung 12:
      Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999 und Migrantenanteile (Aussiedler und Ausländer) in Essen



      Abbildung 13:
      Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999 und Fluktuation (alle Wohnungswechsel/Bevölkerung) in Essen








      Abbildung 14:
      Migrantenanteile und Fluktuation in Essen



      In der Tat sinkt die politische Partizipation mit steigenden Migrantenanteilen. Sie sinkt aber auch mit steigender Fluktuation. Und schließlich Abbildung 14 steigen die Fluktuationsraten (als Indiz instabiler sozialer Verhältnisse) im Stadtteil mit den Migrantenanteilen in der Wohnbevölkerung.
      Es gibt Stadtteile mit hohen Ausländer- und Aussiedleranteilen, die dennoch eine überdurchschnittliche Wahlbeteiligung aufweisen (z.B. Überruhr-Holten). Hier macht die geringe Fluktuation der Bevölkerung den Unterschied.
      Abbildung 15 untersucht die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999 in den Stadtteilen der Stadtteiltypen 3,4,5 (vgl. Strohmeier, Bevölkerungsentwicklung und Sozialraumstrukturen im Ruhrgebiet, www.projektruhr.de/info), allesamt eher arme Stadtteile, nach den Ausländeranteilen in der Wohnbevölkerung. Hier werden nur Stadtteile mit hoch überdurchschnittlicher und hoch unterdurchschnittlicher Wahlbeteiligung aufgeführt. Tatsächlich gibt es auch hier bis zu einem bestimmten Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung Stadtteile mit extrem niedriger und extrem hoher Wahlbeteiligung. Allerdings scheint es hier so etwas wie eine Obergrenze der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu geben, jenseits derer (zum Beispiel im oben genannten Stadtteil Bruckhausen oder in Marxloh) keine untypischen Milieus mit vielen Migranten und hoher Partizipation der Einheimischen mehr vorkommen. Die Lebenssituation der Einwanderer in diesem Milieu dürfte am ehesten mit „chancenloser Transnationalität“ (s.o.) zu charakterisieren sein.




      Abbildung 15:
      Arme Viertel im Ruhrgebiet mit hohen Ausländeranteilen und niedrigster und höchster Beteiligung bei der Kommunalwahl 1999





      Ähnliche Strukturen mit jeweils untypischen Fällen sehen wir auch in Wuppertal (Abbildung 16), in Bielefeld (Abbildung 17) und in Köln (Abbildung 18)
      Abbildung 16:
      Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999 nach Ausländeranteilen, Stadt Wuppertal


      Abbildung 17:
      Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999 nach Ausländeranteilen, Stadt Bielefeld



      Abbildung 18:
      Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999 nach Ausländeranteilen,
      Stadt Köln


      Wo besonders viele nicht wahlberechtigte Ausländer wohnen, gehen auch die wahlberechtigten „Inländer“ mehrheitlich nicht zur Wahl. Aber es gibt Ausnahmen, im Ruhrgebiet sind das zum Beispiel montanindustriell geprägte Viertel mit hohen Migrantenanteilen, wie wir sie an den noch aktiven oder erst kürzlich aufgegeben Zechenstandorten findet. In Köln ist das der Stadtteil Meschenich. Die Frage ist, was macht den Unterschied? Unsere Essener Ergebnisse (Abb. 12-14) erweisen die Fluktuation im Quartier als einen Faktor, der die soziale Partizipation erehblich beeinflusst. Tatsächlich ist es so, dass die Unterschiede der politischen Partizipation zwischen den Stadtteilen statistisch durch die Fluktuationsrate nahezu gleich gut erklärt werden, wie durch die Migrantenanteile. Die diskutierten untypischen Fälle zeigen, dass im Einzelfall, die Fluktuationsrate den Unterschied zwischen „typischen“ und „untypischen“ Fällen macht.
      3. Integration durch Partizipation

      Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen ist ein guter Indikator auch für andere Formen politischer und zivilgesellschaftlicher Beteiligung. In den Stadtteilen, durchweg solche mit hohen Migrantenanteilen, in denen sie niedrig und die Fluktuation der Bevölkerung hoch ist, finden wir kaum Vereine oder andere Formen organisierter bürgerschaftlicher Partizipation. (vgl. zum Folgenden: K.P. Strohmeier: „Stadtgesellschaft und Stadtteilpolitik“, download www.sozialberichterstattung.de). Dieser Stadtteiltypus ist das Handlungsfeld von integrierten Stadtteilentwicklungsprogrammen a la „Soziale Stadt“ oder (in NRW) „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“. Ziel dieser Programme ist die städtebauliche und soziale Erneuerung benachteiligter Wohnquartiere. Teil dieser Erneuerung ist die Verbesserung bzw. Steigerung der Bürgerbeteiligung, der sozialen Integration und der Identifikation der Bewohner mit „ihrem“ Stadtteil. Dieses Ziel soll erreicht werden durch unterschiedliche Beteiligungsangebote. Partizipation ist also sowohl das Ziel als auch das Mittel, mit dem dieses Ziel erreicht werden soll.
      3.1. Modelle der Bürgerbeteiligung im Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf?

      Das „amtliche“ Wirkungsmodell, das man bei einer vergleichenden Analyse der Handlungskonzepte im NRW-Landesprogramm ermittelt, ist dabei eine Art „magisches Dreieck“:
      Abbildung 19:
      Das „amtliche“ Wirkungsmodell der Stadtteilerneuerung

      Partizipation der Bewohner führt zu erhöhter Integration (im Sinne intensiverer sozialer Beziehungen) und diese zu erhöhter Identifikation mit dem Stadtteil und den Menschen dort, woraus wiederum eine erhöhte Wahrscheinlichkeit weiterer Beteiligung resultiert. Das Modell drückt also eine erwartete Aufwärtsspirale aus.
      Tatsächlich ist es im hoch instabilen Milieu der (einheimischen und zugewanderten) Gestaltungspessimisten der städtischen Unterschichten vielfach eine Abwärtsspirale. Denn Partizipation setzt bereits ein gewisses Maß an sozialer Integration und lokaler Identifikation voraus. Die Schwellen der Beteiligungsangebote im Stadtteil liegen hier für die eigentlichen Adressaten, die „Außenseiter“ der Stadtgesellschaft in vielen Fällen zu hoch, so dass die „Etablierten“ in der Aufwärtsspirale unter sich bleiben.
      Hier sollte eine vergleichende Evaluation verschiedener Projekte unter vergleichbaren sozialräumlichen Bedingungen Klarheit schaffen können, welche Handlungsansätze und Beteiligungsangebote von welchen Akteuren unter welchen Bedingungen angenommen werden und im erwarteten Sinne erfolgreich sein können und welche Angebote man getrost lassen kann. Eine wichtige Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Partizipationsangebote, die den Adressaten die Chance geben, wichtige Engpass- und Notsituationen in ihrer Lebenslage zu verbessern.
      Der für Migranten strategische „Engpass“, der vor allem die nachwachsende Generation betrifft, ist fehlende oder unzureichende Bildung. Inzwischen gibt es einige Versuche zur Mobilisierung einer Bildungsoffensive zugunsten der benachteiligten Kinder und Jugendlichen in den benachteiligten Stadtteilen (www.sozialberichterstattung.de). In diesem Zusammenhang wird auch die Forderung nach einer stärkeren Einbindung der Schulen in die praktische Arbeit der Stadtteilerneuerung erhoben. Solche Schulen (ganz im Sinne der englischen „community schools) sind zugleich soziale Orte für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern im Stadtteil. Sie sind Orte des Lernens und Kristallisationspunkte sozialer Netzwerke und zivilgesellschaftlichen Engagements auch für Menschen, die dem Schulalter längst entwachsen sein mögen. Dafür gibt es Beispiele, die bekannter sind als andere (z.B. die Evangelische Gesamtschule in Gelsenkirchen-Bismarck), auch wenn überraschend wenige von ihnen wissen, und es gibt gute Beispiele, die kaum jemand kennt, z.B. die Martin-Luther-Schule in Herten oder die Herbartschule in Essen-Katernberg und viele andere mehr.
      In einer öffentlichen Diskussionsrunde, in der es um die Chancen der nachwachsenden Generation im Ruhrgebiet ging, fragte mich ein Kommunalpolitiker: Sie meinen also: ‚Bessere Schulen für die Türken im Norden?’. (In den meisten Revierstädten leben die meisten Migranten und die meisten Arbeitslosen und die meisten Sozialhilfeempfänger im Norden). Heute allerdings leben dort auch (noch) die wenigsten seiner Wähler.
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 10:46:51
      Beitrag Nr. 2 ()
      hier auch noch etwas der uni mainz.

      grüsse, Ra

      http://www.uni-mainz.de/FB/Physik/AG_Adrian/adrian/cd/2-Lage…
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 15:31:49
      Beitrag Nr. 3 ()
      Lt. Spiegel leben im Jahr 2050 mehr Ausländer als Deutsche in Deutschland, wer dann das Sagen hat ist in einer Demokratie ja wohl klar?

      Die Entwicklung dürfte wohl auch nicht mehr aufzuhalten sein, darum sollte man sich jetzt schon nach Alternativen umsehn!
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 16:05:15
      Beitrag Nr. 4 ()
      #2
      Laut PDF

      Es fehlen seit 35Jahren 350000 Geburten pro jahr!

      Und wo sollen die Arbeiten???


      Kastor
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 16:48:45
      Beitrag Nr. 5 ()
      [posting]18.623.084 von Kastor am 06.11.05 16:05:15[/posting] Es fehlen seit 35Jahren 350000 Geburten pro jahr!

      Und wo sollen die Arbeiten???


      In Frankreich arbeiten sie doch schon wie wild :laugh:

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      Avatar
      schrieb am 06.11.05 17:07:28
      Beitrag Nr. 6 ()
      Seit den 70ger Jahren versucht man uns einzureden, dass Deutschland, wegen der demografischen Entwicklung, Zuwanderung von jungen Menschen und gebärfreudigen Frauen (die gibt es fast ausschließlich in Ländern außerhalb de EU) braucht, damit unsere Wirtschaft angekurbelt und unsere Rente gesichert werden kann.

      Das aber setzt die Rückkehr zur Vollbeschäftigung voraus

      Die Phrase von der Rückkehr zur Vollbeschäftigung ist eine Farce. Zu keinem Zeitpunkt des Industriekapitalismus, der seit fast zwei Jahrhunderten währt und der ohne Zweifel die meisten Beschäftigten aller Zeiten generierte, gab es so etwas Ähnliches wie Vollbeschäftigung für mehr als einige kurze, außergewöhnliche Jahre. Was die Arbeitswütigen meinen, umschreibt den Zeitraum von Anfang der fünfziger bis Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Das ist die Zeit, die bis heute als unverrückbares Ziel dieser Gesellschaft beschworen wird: das deutsche Wirtschaftswunder.

      Ein Land, in dem praktisch alles neu aufgebaut werden musste, wofür zudem kaum männliche Arbeitskräfte zur Verfügung standen, hat zu tun – keine Frage. Doch nie gab es Vollbeschäftigung in ganz normalen Zeiten. Bereits 1966 musste der Konstrukteur der Währungsreform und des mystischen Wirtschaftswunders, Ludwig Erhard, von seiner Kanzlerschaft zurücktreten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik war es nicht gelungen, das Bruttoinlandsprodukt zu steigern. Und die Arbeitslosigkeit, die seit 1949 als besiegt galt, stieg auf 0,7 Prozent.

      Seither herrscht eine Allparteien-Einigkeit, über die Wirklichkeit hartnäckig hinwegzureden. „Ein Schweigegelübde unseres Establishments“, hat das der ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz genannt. Glotz gehörte in den achtziger Jahren zu den ersten Vertretern dieses Establishments, der dieses Schweigen brach.

      Seine These von der Zwei-Drittel-Gesellschaft besagte, dass immer weniger Menschen gebraucht würden, um die sagenhaften Produktivitätsgewinne der modernen Ökonomie zu erwirtschaften. „Der Rest kann das Spiel nicht mitspielen oder will es nicht. Die leben von Vermögen, Erbschaften, Sozialhilfe, Schwarzarbeit, Omas Rente – kurz und gut, sie bringen sich irgendwie über die Runden.“ Die These des einstigen SPD-Vordenkers ist heute bestätigt: Gut 15 Millionen Bundesbürger leben in den Verhältnissen, die Glotz beschrieb – ein Drittel davon registriert als Arbeitslose, der Rest lebt vom Ersparten oder schlägt sich mit Gelegenheitsarbeit und Schwarzarbeit durch.

      Das Gerede von Vollbeschäftigung, sagt Glotz, ist nichts weiter als „sinnloses Geschwätz“ .

      Den Angaben zufolge gebe es noch knapp über 26 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Deutschland.
      Und es werden immer weniger. Wer soll in Zukunft diesen Sozialstaat finanzieren, wenn das letzte „Tafelsilber“ verkauft ist? Eine leicht schrumpfende Bevölkerung wäre deshalb nur eine Anpassung an den Produktivitätsfortschritt und ein Segen für Deutschland
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 17:20:25
      Beitrag Nr. 7 ()
      Grad in TV Hauptsächlich sind es 12-14 Jährige die in Frankreich "Arbeiten"
      :eek:


      Kastor
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 18:51:38
      Beitrag Nr. 8 ()
      [posting]18.623.462 von Kastor am 06.11.05 17:20:25[/posting]man sollte deren Eltern wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht in den Knast schicken und sie für die Folgen zur Kasse bitten.
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 19:02:19
      Beitrag Nr. 9 ()
      Sags doch ganz einfach:

      Überbevölkerung

      Zu viele Menschen = zu viele Probleme

      Der Film Koyaanisqatsi hatte mir damals schon sehr gut gefallen. World out of Balance.

      Avatar
      schrieb am 06.11.05 20:08:27
      Beitrag Nr. 10 ()
      #9

      Also muß wieder ein Krieg her oder was?

      Alles kaputt alles muß wieder aufgebaut werden die Wirtschaft brummt oder wie?
      Blos wo würde dann das Geld herkommen wenn jetzt schon nix mehr da ist?

      Finanzierungen aus aller Welt?
      Hab mal wo gelesen das der 2te Weltkrieg auch durch Finanzierungen aus den USA erst gewollt war!

      Kastor
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 20:26:31
      Beitrag Nr. 11 ()
      [posting]18.625.037 von Kastor am 06.11.05 20:08:27[/posting]Kundenrezensionen bei amazon:

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      Avatar
      schrieb am 06.11.05 21:34:38
      Beitrag Nr. 12 ()
      Rechte Parteien wie NPD/DVU warnen seit Jahren davor und sie haben seit Jahren auch die jetzt eingekehrten Zustände vorhergesagt.

      Am Ende siegt eben immer die Wahrheit!
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 23:24:44
      Beitrag Nr. 13 ()
      [posting]18.625.568 von KinskiKlaus am 06.11.05 21:34:38[/posting]Am Ende siegt eben immer die Wahrheit!

      Deswegen verlieren die rechten Parteien am Ende ja auch immer.:D
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 23:49:00
      Beitrag Nr. 14 ()
      [posting]18.625.037 von Kastor am 06.11.05 20:08:27[/posting]Auch wenn es nach Sozialdarwinismus klingt, es ist richtig, daß dieser Planet für die vielen Menschen zu voll wird.

      Die Ressourcen sind zu knapp, um alle mit durchzufüttern. Das hat in der Vergangenheit bereits immer wieder zu Krieg geführt. Und das wird es auch in Zukunft. Und so schrecklich das auch klingen mag, es ist der natürliche Lauf der Dinge. In der Natur ist es doch ebenso. Warum sollten wir Menschen davon ausgenommen sein?

      Entkommen können wir nur auf zwei Wegen. Erstens durch eine vernünftige Bevölkerungspolitik oder bzw. und zweitens durch Expansion.
      Avatar
      schrieb am 06.11.05 23:56:22
      Beitrag Nr. 15 ()
      [posting]18.626.125 von Antifor am 06.11.05 23:49:00[/posting]Stimmt. Laut einer UN-Studie bewohnen 2050 fast 12 Milliarden Homo Sapiens den Planeten. Dann, wenn das Öl aus ist. Daß muß zu einer Katastrophe führen.

      Aber wie du treffend sagst. Letztlich ist es ein natürlicher Prozeß. Evolution eben.

      Eben eine weitere schwere Krise des Lebendigen auf diesem Planeten. Nicht die erste, und auch nicht die letzte. Aber mit Sicherheit die "Dümmste".
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 00:01:43
      Beitrag Nr. 16 ()
      [posting]18.626.159 von Denali am 06.11.05 23:56:22[/posting]12 Milliarden Homo Sapiens in 2050.

      Eine schreckliche Vorstellung. Ich reife ja jetzt schon langsam zum Misantropen.

      Nun ja, ich hoffe, daß wir mit unserer Technologie dann so weit sind, das wir andere Welten nutzbar machen können. Glauben tue ich es allerdings nicht. Die Möglichkeiten gibt es schon längst, aber es fehlt leider an Mut, diese auch zu nutzen.
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 00:10:11
      Beitrag Nr. 17 ()
      [posting]18.626.125 von Antifor am 06.11.05 23:49:00[/posting]je später der abend, je ehrlicher die antworten ... danke antifor, dass du selbst einmal deine maske etwas lüftest ... das urteil kann sich jeder selbst bilden.
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 08:15:13
      Beitrag Nr. 18 ()
      [posting]18.623.430 von Helm6 am 06.11.05 17:07:28[/posting]ein sehr interessanter Beitrag.

      Eigentlich leben wir schon halb im Paradies: Immer weniger Menschen müssen immmer weniger arbeiten, um immer mehr zu produzieren.

      Wir haben die historisch einmalige Situation von riesiegem Güterüberhang und Arbeitsmangel. Das gab´s noch nie in der Menschheitsgeschichte.

      Der Grund dafür ist die Produktivität. Effiziente Arbeitsorganisation und Maschinenleistung haben Arbeitskraft ersetzt.

      Diejenigen, die noch arbeiten gehen, kommen unter immer stärkeren Produktivitätsdruck, der immer mehr an die Leistungsgrenzen heranführt.

      Auf der anderen Seite immer mehr Personen, die Einkommen beziehen ohne Arbeit, teils in erheblichem Umfang via Sozialtransfers.

      Theoretisch müsste es das Ziel sein, die vorhandene Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Das würde Arbeitzeitverkürzung und geringere Löhne bedeuteten.

      Zugleich aber auch verkürzte Abgabenlasten für den Sozialetat, da eben weniger Ansprüche anfielen.

      Die Staatsquote könnte somit gesenkt werden, der psychischen und physischen Überbelastung der Arbeitnehmer würde entgegen gewirkt, die Lebensqualität durch mehr Freizeit für Arbeitnehmer könnte für viele signifikant ansteigen, wenngleich die Einkommen trotz niedrigerer Abgabenlast absinken würden.

      Andererseits steht das große Erben an. D.h. Wohnraum und Kapital steht in immer größerem Umfang breiten Schichten zur Verfügung, was wiederum die Lebenshaltungskosten absenkt und über Kapitalanlagen Beteiligung an der Wirtschaftsleistung, Unternehmen und somit Einkommen ermöglicht.


      Vollbeschäftigung ist in der Tat ein dogmatisches, völlig surreales Ziel, besonders angesichts der Globalisierung.

      Da man immer noch daran festhält und einer Fata Morgana hinterher läuft, ist man auch nicht in der Lage Konzepte zu entwickeln, die der Situation angepaßte Lösungen ermöglichen.


      Wie in so vielen anderen Bereichen, wird die Fiktion (Aufrechterhaltung der Sozialstandards, überzogene Zuwanderungspolitik, Vollbeschäftigung, ....) für die Realität gehalten, und dann wundert man sich, warum der Schlamassel immer größer wird.

      Wer die Realität nicht anerkennt, sondern Dogmen huldigt, ist schlicht nicht in der Lage, die realen Probleme zu bewältigen.

      Das ist unser eigentliches Problem. Alles andere sind Sympthome.
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 08:27:08
      Beitrag Nr. 19 ()
      Lieber Migranten als Ossis!
      Die Migranten kosten uns nämlich wesentlich weniger!!
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 09:05:33
      Beitrag Nr. 20 ()
      [posting]18.626.054 von ConnorMcLoud am 06.11.05 23:24:44[/posting]schau nach frankreich, was da los ist mit den perspektivlosen gestalten!

      ich kann da auch nur warnen. wenn hier in deutschland das so passiert mit unseren migrantenkindern (= v.a. türken) , dann wird die braune sosse überkochen!! dann brennen wieder asylantenheime!

      und leider siegt am ende nicht die wahrheit... wer hat dir das erzählt?? ist doch alles schleimerisches geschwätz der heutigen politiker! traut sich keiner was zu sagen gegen die entwicklung, dass es bald 50:50 steht in sachen migrantenkinder und deutsche kinder! (siehe studie posting #1)

      eine schweinerei dessen entwicklung kaum noch auf zu halten ist, weil wir hier auch jeden deppen samt familie reinlassen und uns beim abschieben lieber nen finger in den arsch stecken!

      armes deutschland! Ich wandere aus, früher oder später! Ra
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 09:16:18
      Beitrag Nr. 21 ()
      die kassen werden geplündert.gewalt wird es nie geben in deutschland.
      50 prozent der türken in berlin sind arbeitslos.die werbern in 30 jahren ein paar mio sozialleistungen und kassieren am ende grundrente,dh alterssozialhilfe.


      dieses land wird niemals (leider) in offener gewalt enden.in frankreich müssen jugendich auto anzünden,hier gehen sie infach zum sozialamt.

      allein die aureisepflichtigen in deutschland kassieren sozialleistungen durch mutwilliges nichtausreisens von ca. 5 mrd euro im jahr.wievielen brennenden autos das entspricht kann sich jeder selbst ausrechnen.

      die poltik in frankreich gefällt mir.auch wenn man sich auf das politisch korrekte "lösen des problems" einlassen muss.
      harte gesetze und wie bei hooligans gnadenloses eingreifen der polizei sind die einzig richtige lösung.diese jugend ist nur an sich,und nicht am wohl frankreichs interessiert.

      man kann frankreich für seine sparsame politik nur bewundern.
      ich hoffe die franzosen können weiter 2 std am tag in ruhe essen und schlemmen,und werden nicht durch steuerlasten für die migranten vom hervorragenden lebensstil abgebracht.:)
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 09:17:01
      Beitrag Nr. 22 ()
      [posting]18.630.111 von RA2004 am 07.11.05 09:05:33[/posting]kommt ein wieso zur letzten aussage??

      nein, ich erklärs trotzdem:

      weil ich nicht möchte, dass wenn meine kinder mal doch keine gymnasiasten werden, diese mit 20 ausländischen kindern in der deutschen schule sitzen und garnichts mehr checken!

      wie war die zahl die ich vor zwei drei wochen gelesen haben? 90% der migrantenkinder/jugendlichen haben keine ausbildung?? weil sie nicht mitkommen? ne, weil sie keinen bock haben. cool sein ist alles wat zählt... keep it real!

      grüsse, Ra
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 09:25:11
      Beitrag Nr. 23 ()
      #20 von RA2004

      Nichts anderes als ne große Volksverarsche und wie treffend gesagt ne große Schweinerei ist das.

      Politische Entscheider und industrielle Entscheider sind in der Summe die Volksentscheider.

      Aber wo bleibt dabei das Volk ?

      Diese parlamentarische Demokratie lebt nun mal davon das Volk nicht beteiligen zu wollen.

      Nichts würde die politische Kaste mehr verunsichern als
      echte Volksbeteiligung und Volksentscheidungen.

      Wer die politische Macht teilt, muß auch das Geld teilen, das ist die folgende Konsequenz daraus.

      Dann aber würde bei der bestehenden Einbahnstraße was Geld und Machtkonzentration betrifft auch Gegenverkehr und das wollen die Leute, die viel davon haben mit Sicherheit verhindern.
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 09:41:27
      Beitrag Nr. 24 ()
      Glaubt jemand von Euch das das Deutsche Volk zufällig mit soviel Migranten belastet wird?

      Wer und wo sitzten denn die Entscheider, die das Interesse
      an Einwanderung und Überfremdung haben?

      Ist Joschka Fischer nicht eine Symbolfigur für die Ignoranz Deutscher Interessen?

      Welche Gruppierung der Bevölkerung bestimmt hier was die Deutschen Interessen sind?

      Warum werden denn Eltern nicht gefragt ob sie damit Einverstanden sind das Ihre Kinder In Problemschulen zu schicken ?

      Wer bezahlt denn die Folgekosten von schlechter schulischer Ausbildung?

      Prävention heißt schlechte Bedingungen in der Ursächlichkeit zu verhindern.

      Aber was hier läuft ist was ganz anderes. Hier wird systematisch zerstört um dann später notdürftig zu reparieren.
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 10:09:52
      Beitrag Nr. 25 ()
      RANDALE-BLOGS

      "Das geht jetzt weiter, nonstop"

      Von Kim Rahir, Paris

      Die Absprache zur Brandstiftung erfolgt per SMS, das Gejohle findet auf Dutzenden Blogs seinen Widerhall: Die jugendlichen Randalierer, die nachts die Pariser Vorstädte unsicher machen, berichten danach auf Weblogs über ihre Taten.

      Die Debatte über die nächtlichen Krawalle wird mittlerweile hauptsächlich im Internet geführt. Hier sprechen Leute miteinander, die einander sonst nie begegnet wären, und Menschen kommen zu Wort, die andernfalls keiner um ihre Meinung fragen würde. Ein Blog, das mittlerweile gesperrt wurde, zeigte ein Foto von einem brennenden Auto. Darunter steht der Satz: "Gut gemacht, Leute". Aber auch Kritiker der Gewalttaten kommen zu Wort.

      "Eingefrorenes" Solidaritäts-Blog: Inhalte gibt es so gut wie keine mehr, die Werbung läuft weiter
      Großbildansicht
      "Eingefrorenes" Solidaritäts-Blog: Inhalte gibt es so gut wie keine mehr, die Werbung läuft weiter
      Solidarität war der erste Reflex des Blog bouna93.skyblog.com, nachdem vor zehn Tagen in Clichy-sous-Bois bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei zwei Jugendliche in einem Trafohäuschen ums Leben gekommen waren. "Im Gedenken an Bouna und Zihed" lud das Blog zu Kommentaren ein, und Hunderte Beiträge sprechen von ihrer Trauer über zwei Jungen, die zu früh gestorben seien. "Wir lieben euch, möge eure Seele in Frieden ruhen, wir denken an euch", heißt es.

      Die meisten Botschaften sind im SMS-Jargon, also mit phonetischen Abkürzungen, geschrieben, viele Kommentare sind voller Rechtschreibfehler. "Möge Allah euch ins Paradies führen", wünscht ein Beitrag, ein anderer schreibt nur: "Strom, das tut doch weh, ich hab Angst."

      Doch kaum hatten die Unruhen nach dem Tod der beiden begonnen, reihten sich Solidaritätsbekundungen anderer Art in die Kommentarliste ein: "Danke, Clichy, Montfermeil ist mit euch" oder "nur Mut Sevran, wir machen mit", nachdem in diesen Orten die ersten nächtlichen Randale-Aktionen bekannt geworden waren. Erste Fotos tauchten auf von abgebrannten Autos, Polizisten auf der Jagd nach Gewalttätern - Prahlereien, die dem Netzwerk-Verwalter offenbar zu weit gingen: Das Blog bouns93.skyblog.com wurde prompt geschlossen, "weil es die Regeln nicht respektiert hat".

      "Warum haben wir Wut?

      Aus den verbleibenden Kommentaren sprechen Wut, Trauer und Unverständnis. "Warum haben wir die Wut?", fragt ein Beitrag "weil mein Vater vor 30 Jahren hergeholt wurde, um die Arbeit zu machen, die die Franzosen nicht machen wollten, er wurde in eine Sozialsiedlung gesteckt, aber er hat seinen Arsch bewegt und jetzt sind wir aus der Siedlung raus gekommen, aber all die anderen, die ihren Arsch nicht bewegt haben, die haben jetzt die Wut."

      Nacht für Nacht werden mehr Autos verbrannt, die Unruhen breiten sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land aus. Die Bewohner der armen Vorstädte protestierten in Schweigemärschen oder richteten Bürgerwehren ein, um die Gemüter zu beruhigen. Im Internet jedoch meldeten sich andere Proteste gegen die Ausschreitungen zu Wort: Ein ominöser Teilnehmer, der sich provozierend "pureporc" nennt, ("reines Schweinefleisch", der Genuss von Schweinefleisch ist Muslimen verboten), schreibt eine Abfolge von anti-islamischen, rassistischen Beleidigungen und sexuellen Anspielungen, bei denen dem Leser übel werden kann. Und so folgt denn auch im nächsten Beitrag auf der Liste die einfache Frage: "Sind wir hier eigentlich in Frankreich?"

      Es besteht kein Zweifel: Die Wut der Einwandererkinder in den Ghettos, ihr wildes Randalieren, hat bei vielen anderen eine ebenso heftige Wut ausgelöst. Einige toben ihre Empörung in rassistischen und unmenschlichen Blog-Kommentaren aus. Dutzende Einträge sagen einfach nur, was für "Blödmänner" doch die beiden gestorbenen Jungen gewesen sein müssen, um sich in einem Trafohäuschen zu verstecken. Ab und an erinnert dann jemand daran, "dass das hier eine Gedenkseite ist, also beleidigt bitte die beiden Toten nicht".

      Einige Botschaften sind aber offensichtlich chiffrierte Verabredungen zu weiteren Angriffen, so die Nachricht von einem gewissen "Brahim": "Gut so Leute, die Bullen scheißen vor Angst vor uns, man muss weiter alles abfackeln, ab Montag fängt die Operation Mitternachtssonne an, sagt den anderen Bescheid, Rendez-vous für Momo und Abdul in Zone 4 ... ya Djihad Islamia Allah Akhbar."

      Weniger kryptisch, dafür aber genauso drohend äußert sich ein "Samir": "Du glaubst doch nicht, dass wir jetzt aufhören, bist du blöd oder was? Das geht jetzt weiter, nonstop, wir lassen nicht locker. Die Franzosen werden nix machen, und bald werden wir hier in der Mehrzahl sein."
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 10:11:00
      Beitrag Nr. 26 ()
      [posting]18.630.337 von Allokation am 07.11.05 09:25:11[/posting]Diese parlamentarische Demokratie lebt nun mal davon das Volk nicht beteiligen zu wollen

      Treffer !!!

      Die Bevölkerung war immer stark gegen Massenzuwanderung eingestellt.

      Erst hat man uns erzählt, das wären Gastarbeiter, die gehen wieder heim.

      Als sie blieben, nannte man es "rechtsradikal" wenn man Szenarien entwarf bei steigender Arbeitslosigkeit, die nun eintreten.

      Und jetzt sollen wir auch noch die Integration der Integrationsunwilligen bezahlen. Dabei sind wir doch eh schon pleite, und da wollen Politik und Wirtschaft auch noch die Türkei aufnehmen !!!

      Solange es bei den Europäern nicht zum vorgelebten "Frustabbau" in den Finanzämtern :eek::D kommt, wird man weiterwursteln wie gehabt, und es den Migranten überlassen, was letztlich aus unseren Ländern wird.


      whitehaw: Interessante Rechnung. So gesehen machen die Franzosen den besseren Deal.


      RA: Auswandern. Oder anpassen, zahlen und zusehen. Das sind die Optionen.
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 12:51:14
      Beitrag Nr. 27 ()
      mannomann, in berlin mohabit gehts schon los...

      grad war so ne arme alte frau im tv, deren auto auch angezündet wurde. mit diesen aktionen letzte nacht wurde also ganz eindeutig individuelles leid zu gefügt. erste ermittlungen ergaben, dass es eine ausländische jugendbande gewesen sein muss. also es gibt nicht nur die ausländer in diesem land. wie oben bereits erwähnt, wird sich dass die braune sosse nicht gefallen lassen und ich bin gespannt, was passiert, wenn erstmal die ersten 3er BMWs brennen. :laugh::laugh:

      Ihr seht, ich bin noch zu scherzen in der lage!

      aber da frag ich mich nur, wie man diese "probleme" (migrantenkinder plus anhang) politisch korrekt aus der welt schaffen kann.

      da muss es doch eine handhabe gegen diese gewalttäter geben. abschiebung oder in den knast verdonnern wegen der bildung einer kriminellen vereinigung?? die muss man doch irgendwie kriegen. auch wenn es meinetwegen einer gesetzesänderung bedarf.

      meine meinung: deutsche straftäter mit deutschem hintergrund, ab in den knast. migranten kinder, deren eltern ausländisch sind --> zurücknahme der deutschen staatsbürgerschaft/ pass abnehmen und ab in die wüste/abschiebung samt familie! ganz nach dem motto: eltern haften für ihre kinder! (wörtlich wäre das nicht so schlecht. wen interessiert es von euch wirklich, ob paar so aufmüpfige, ungebildete, verblendete und terrormachende mit nem riesen helikopter in der wüste algeriens abgesetzt werden. :D:D)


      ich weiss, krasse ansicht. aber nicht viel krassen als die zustände in deutschen grossstädten.

      grüsse, Ra

      ps. ich habe türkische, persische, spanische, polnische,chinesische :D, und russische freunde! teilweise war die liebe mit im spiel. in meiner familie haben wir ein schwarzes mädchen aus äthiopien adoptiert! also nervt mich nicht mit irgendwelchen nazivorwürfen ...
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 13:12:42
      Beitrag Nr. 28 ()
      [posting]18.632.593 von RA2004 am 07.11.05 12:51:14[/posting]hab ich die freunde aus dänemark erwähnt und den freund, der sich hat beschnippeln lassen und jetzt in tel aviv lebt, also zum judentum konvertiert ist??

      viele leser dieses threads, aber keiner kritisiert mich... :rolleyes:

      grüsse, Ra
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 14:25:46
      Beitrag Nr. 29 ()
      RA2004


      Ja, ich denke die Meisten sind so wie ich schon am Reißbrett und zeichnen sich ihre eigene Verteidigunslinie auf, für den Fall das es zum Äußersten kommt.

      Denke auch darüber nach ob ich nicht schon mal präventiv
      einem Sportschützenverein beitreten sollte für den Fall, das ich das Epizentrum schnellstens verlassen muß.

      So abwägig ist das bei der Haushaltslage ja nicht mehr.
      Migranten wollen gefüttert werden und das kostet Geld viel Geld.

      Sich auf gefährliche Zeiten einzustellen ist sicherlich nicht das Verkehrteste. Sollten sich die Zeiten unverhofft von der besseren Seite zeigen um so besser.

      Ja, was tun wenns hier mal richtig brennt ?:confused:
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 14:41:15
      Beitrag Nr. 30 ()
      da sag ich nur:
      http://www.survivalpress.org/

      Sei vorbereitet! :laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 18:52:11
      !
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      Avatar
      schrieb am 07.11.05 19:16:43
      Beitrag Nr. 32 ()
      [posting]18.630.864 von Denali am 07.11.05 10:11:00[/posting]Die Bevölkerung war immer stark gegen Massenzuwanderung eingestellt.

      Achja, war sie das?:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 25.11.05 15:50:56
      Beitrag Nr. 33 ()
      Mathematik der ethnischen Entmischung
      Gettobildung läßt sich mit der Spieltheorie verstehen - Integration ist ein instabiler Zustand

      von Antonia Rötger

      Cambrigde - "Funktioniert der Schmelztiegel noch?" fragt der Sozialökonom Edward Glaeser von der Universität Harvard in einer seiner letzten Arbeiten. Er untersuchte die räumliche Trennung der Wohngebiete zwischen mehr als einem Dutzend verschiedenen Bevölkerungsgruppen zwischen 1910 und 2000 in über 100 Städten. Während die Segregation in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tendenziell abnahm, beschleunigte sich die Entmischung von ethnischen Gruppen in den US-Städten in den letzten drei Jahrzehnten wieder. Was sind die Gründe dafür in einer Gesellschaft, in der Rassismus gesetzlich verboten ist?

      Auch in Frankreich, einem Land, das Einwandererkindern automatisch durch ihre Geburt auf dem französischen Boden die Nationalität verleiht, haben sich in den tristen Vororten die Chancenlosen angesammelt. Fast alle Jugendlichen dort, die derzeit vor allem durch ihre Zerstörungswut auffallen, sind französische Staatsbürger maghrebinischer Herkunft.

      Und auch in Deutschlands Metropolen gibt es Viertel, in denen kaum noch Deutsch gesprochen wird, alles läßt sich auf Türkisch regeln. Das trägt dazu bei, daß viele Kinder der Einwanderer kaum besser Deutsch sprechen als ihre Eltern und so den Aufstieg durch Bildung nicht schaffen. Segregation ist ein schleichender Prozeß, erst ziehen einige "Fremde" ein, dann folgen mehr, dafür ziehen andere Menschen fort, und irgendwann hat sich das Wohngebiet völlig entmischt.

      Diesen Prozeß des "Umkippens" einer Nachbarschaft durch Einwanderer hat Thomas Schelling vor fast 40 Jahren mit einem sehr einfachen Modell durchgespielt. Im Sommer 1967 untersuchte der US-Wirtschaftswissenschaftler die Veränderung von Nachbarschaften. Er dachte darüber nach, wie sich das Problem am einfachsten für die Studenten durchspielen ließe. Die Lösung fand er bei einem Flug zwischen Chicago und Boston. Er begann, Kästchen auf einem karierten Papier auszufüllen, malte einen Kreis für Gruppe A, ein Kreuz für Gruppe B. Sobald ein Haus von A von mehrheitlich B umgeben wird, wandert es fort - schon bei der Landung war ihm klargeworden, das funktioniert.

      Noch besser ließ es sich auf einem Schachbrett mit Münzen durchspielen, die entweder Kopf oder Zahl zeigen oder mit Plättchen unterschiedlicher Farbe. Auf einem Schachbrett hat jedes Feld acht Nachbarn, auch wenn der "Haushalt" erst umzieht, wenn mehr als zwei Drittel seiner Nachbarn "Fremde" sind, kommt es wie von selbst zur vollständigen Trennung der Bereiche von unterschiedlichen Farben. Schelling setzte folgende Regel: Ein Platz mit einem oder zwei Nachbarn wird versuchen, sich zu verändern, wenn nicht mindestens einer davon die gleiche Farbe hat. Ein Platz mit drei bis fünf Nachbarn braucht wenigstens zwei von der gleichen Farbe und einer mit sechs bis acht Nachbarn will mindestens drei davon mit der gleichen Farbe haben.

      Ein Gleichgewicht besteht dann, wenn kein Haushalt umziehen will, alle mit ihrer Nachbarschaft leben können. Das schwarzweiße Schachbrettmuster selbst wäre die perfekte Integration, jeder Platz hat vier gleiche Nachbarn und vier andere Farben. Allerdings ist dieses Gleichgewicht extrem labil, einige zufällige Veränderungen genügen, um den Segregationsprozeß in Gang zu setzen. Der heute 84jährige Schelling bekam für seine spieltheoretischen Analysen von Konflikt und Kooperation in diesem Jahr gemeinsam mit Robert Aumann den Nobelpreis.

      Mathematik der ethnischen Entmischung (2)

      Schellings Modell ist deshalb so überzeugend, weil es so einfach ist. Er selbst würde nicht behaupten, daß es die ganze Realität abbildet, aber es zeigt einen interessanten Mechanismus. Die hineingesteckte Annahme ist sogar sehr schwach; Haushalte haben in seinem Modell nur eine Abneigung: in die Minderheit zu geraten. Doch eine solche Abneigung scheint Menschen angeboren zu sein, sie leben wie in Kreisen: zuerst die Verwandten, dann die weiter Verwandten, dann die Dorfgemeinschaft, und damit hört meist die Liebe und Solidarität auf. Darauf weisen die Befunde von Anthropologen hin, die in sehr vielen Gesellschaften tiefverwurzeltes Mißtrauen gegen Fremde fanden. Es ist vielmehr eine recht moderne Zivilisationsleistung, wenn Fremde aufgenommen werden und eine neue offenere Gesellschaft entsteht.

      Was Gläser in seiner Untersuchung von Datenmaterial aus neun Jahrzehnten fand, war übrigens ein sehr interessanter Hinweis. Die Segregation beschleunigte sich stark mit dem Aufkommen des Individualverkehrs in den 1960er Jahren. Erst eigene Autos ermöglichten in den USA das Wuchern der Städte, die bürgerlichen und motorisierten Amerikaner zogen in die Häuschen mit Swimmingpool in Suburbia. Zurück in den Innenstädten blieben die, die sich kein Auto leisten konnten. Und je stärker der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt wurde, desto höher wuchsen auch die Barrieren zwischen den unterschiedlichen Lebensstätten.

      Artikel erschienen am Do, 24. November 2005


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