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    Am Sterbebett eines Systems - 500 Beiträge pro Seite (Seite 6)

    eröffnet am 21.01.09 17:19:56 von
    neuester Beitrag 21.01.14 17:41:49 von
    Beiträge: 43.781
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      Avatar
      schrieb am 25.03.09 21:04:52
      Beitrag Nr. 2.501 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.847.724 von Maraho am 25.03.09 20:13:36Noch was zur HRE ...

      Geheimes Gutachten: HRE-Risiken größer als gedacht

      Der Immobilienfianzierer Hypo Real Estate wird immer mehr zu einem Fass ohne Boden. Dem Finanzministerium liegt nach stern-Recherchen ein geheimes Gutachten vor, wonach die Ausfallrisiken auf bis zu 60 Prozent der Bilanzsumme der HRE ansteigen könnten. Das wären 235 Milliarden Euro.


      Die Rettung der Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) kann für die Steuerzahler deutlich teurer werden als bisher bekannt. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner aktuellen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, liegt dem Finanzministerium ein geheimes Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers vor, wonach die Ausfallrisiken auf bis zu 60 Prozent der Bilanzsumme des Immobilienfinanzierers steigen könnten. Das wären im schlimmsten Fall 235 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt beträgt in diesem Jahr rund 290 Milliarden Euro.

      Bisher haben der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin, die Bundesbank und die deutsche Kreditwirtschaft die HRE mit Krediten und Garantien über insgesamt 102 Milliarden Euro gestützt. Regierungsvertreter räumten nach stern-Informationen auch in dem geheim tagenden parlamentarischen Kontrollgremium des Soffin ein, dass die Garantiesumme für die HRE noch deutlich ansteigen könne.

      Das Bundesfinanzministerium wollte auf Anfrage des stern die Aussagen des Geheimgutachtens nicht kommentieren und verwies auf die HRE. Ein Sprecher der Hypo Real Estate sagte dem stern: "Wir kennen das Gutachten nicht und können die Zahlen nicht nachvollziehen."

      Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/finanzen-versicherung/finanze…
      Avatar
      schrieb am 25.03.09 21:39:44
      Beitrag Nr. 2.502 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.819.112 von Groupier am 22.03.09 01:13:52Zum Abschluß noch etwas böses ...

      Was Herr Steinbrück nicht bedenkt:
      Wo sollen die Schmiergelder denn hin, wenn es keine Steueroasen mehr gibt?


      http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/090325_Suedkurier_St…


      Wie immer an dieser Stelle: Vielen Dank euch allen für euer Interesse. Und natürlich für die Beiträge!

      Einen schönen Abend bzw. eine gute Nacht wünscht euch
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 25.03.09 22:25:55
      Beitrag Nr. 2.503 ()
      @ Maraho und andere Interessierte,

      leider eine weitere Hiobsbotschaft zum Abschluss des Tages

      Dossier Welthandel stürzt ins Bodenlose
      von Martin Kaelble und Stefanie Marie Scholz (Berlin)

      Der Welthandel ist in den vergangenen Monaten zusammengebrochen. Im Zeitraum von August 2008 bis Januar sank der globale Warenaustausch um fast 20 Prozent. Das berechneten Ökonomen des niederländischen Forschungsinstituts CPB.


      Das trifft vor allem Japan hart. Wie das Finanzministerium in Tokio am Mittwoch bekannt gab, brachen die Ausfuhren im Februar gegenüber dem Vorjahr um 49,4 Prozent ein - so stark wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen.

      In den Monaten von November bis Januar betrug der durchschnittliche Rückgang des Welthandels dem CPB-Institut zufolge sogar 40,7 Prozent im Vergleich zu den drei Monaten zuvor - wenn der Wert auf das gesamte Jahr hochgerechnet wird. Damit stellen die CPB-Forscher die Vorhersage der Welthandelsorganisation (WTO) noch in den Schatten. Diese geht von einem Rückgang des Welthandels um neun Prozent in diesem Jahr aus. Das wäre bereits der stärkste Rückgang der Nachkriegszeit.

      CPB-Welthandelsindex

      "Der momentane Einbruch könnte sogar heftiger ausfallen als zu Beginn der Großen Depression in den 30er-Jahren", sagte CPB-Konjunkturchef Wim Suyker. Allerdings sei ein sauberer Vergleich aufgrund der Datenlage schwierig. Zudem dürfte der Sinkflug, zumindest nach den aktuellen Prognosen, nicht so lang wie damals dauern.

      "Japan ist stärker betroffen als der Rest der Welt", sagte Suyker. Die ostasiatische Wirtschaft hat mit 4,9 Prozent den zweithöchsten Anteil am Welthandel. Die Ausfuhren sanken den fünften Monat in Folge. Bereits im Januar hatten sich die Exporte zum Vorjahr fast halbiert.

      Bewahrheitet sich die CPB-Prognose, hätte das schwere Folgen für die exportabhängige deutsche Wirtschaft. In diesem Jahr könnten die deutschen Ausfuhren um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr sinken, sagte Unicredit-Volkswirt Alexander Koch. Der Außenhandelsverband rechnet mit bis zu minus 15 Prozent.

      http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Folgen-d…

      Trotzdem: allen eine gute Nacht

      Windei
      Avatar
      schrieb am 25.03.09 22:30:34
      Beitrag Nr. 2.504 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.848.786 von windei am 25.03.09 22:25:55leider eine weitere Hiobsbotschaft zum Abschluss des Tages

      Das ist die Realität. Jahrelang hatten wir doch genug Spass. Jetzt kommt halt der Kater vom vielen feiern! ;)

      Dir auch eine gute Nacht und danke!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 00:05:19
      Beitrag Nr. 2.505 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.848.231 von Maraho am 25.03.09 21:04:52

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      Avatar
      schrieb am 26.03.09 00:05:50
      Beitrag Nr. 2.506 ()
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 00:06:52
      Beitrag Nr. 2.507 ()
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 00:28:42
      Beitrag Nr. 2.508 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.847.724 von Maraho am 25.03.09 20:13:36HRE hat das Problem, dass die zugekaufte irische Tochter langfristige Ausleihungen durch kurzfristige Einlagen finanziert hat, und nun aufgrund fehlender Liquidität durch Rückzahlung der Einlagen in Schieflage geraten ist. Nun, genau betrachtet ist dies aber nur ein rein bilanzmäßiges Problem und kein operatives. Diese Problem ließe sich leicht dadurch lösen, in dem jemand diese Ausleihungen der HRE abkauft oder die Einlagen durch EK ersetzt werden. Wenn nun der Großaktionär nicht mitzieht, kann man die HRE in Insolvenz gehen lassen, der Insolvenzverwalter würde einziehen und die Aktionäre wären weitgehend entmachtet. Mit der Insolvenz ist die Bank mitnichten handlungsunfähig und die Zukunft durchaus offen.
      Allerdings würden Internas bekannt werden, vor allem würde man erfahren, wer Geld von der HRE bekommen hat.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 05:07:04
      Beitrag Nr. 2.509 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.312 von Azotobacter am 26.03.09 00:28:42Guten Morgen Azotobacter,

      Allerdings würden Internas bekannt werden, vor allem würde man erfahren, wer Geld von der HRE bekommen hat.

      ich denke, darum geht es ...

      Dir einen schönen Tag. Maraho
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 05:27:36
      Beitrag Nr. 2.510 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.451 von Maraho am 26.03.09 05:07:04Guten Morgen zusammen,
      einen angenehmen Tag wünsche ich euch!

      Etwas zu dem geplanten ...

      Untersuchungsausschuss
      Dossier Thriller um die HRE-Milliarden

      Die Positionierung der Oppositionsparteien könnte unterschiedlicher kaum sein, doch in Bezug auf die Hypo Real Estate sind sie sich einig: FDP, Grüne und Linkspartei wollen einen Untersuchungsausschuss. FTD.de sagt, worum es dabei geht.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Untersuchungsausschus…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 05:35:36
      Beitrag Nr. 2.511 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.776 von Maraho am 25.03.09 12:40:53Etwas hierzu ...

      Dossier Die Wut erreicht die Straße
      von Lutz Meier (Paris), Sebastian Bräuer (Washington), Titus Kroder (London) und Lukas Heiny (Hamburg)

      Manager werden als Geiseln genommen, Banker bedroht, Villen attackiert. Der Unmut über die Verantwortlichen der Wirtschaftskrise erreicht eine neue Dimension: Die allgemeine Wut richtet sich zunehmend gegen Einzelpersonen.


      Luc Rousselet kennt seinen Geiselnehmer. Seit Jahren gehen er und Laurent Joly jeden Morgen durch das gleiche Werkstor. Als am Dienstagabend die Belegschaft das Werksgelände verlässt, sind die beiden nicht dabei. Joly, der seit elf Jahren in der Fabrik in Pithiviers nördlich von Paris arbeitet, hat zusammen mit Kollegen den Frankreich-Chef der US-Büromaterialfirma 3M in seinem Büro als Geisel genommen. "Wir haben keine andere Munition als die Festsetzung der Verantwortlichen", rechtfertigt sich Joly.

      Die Ratlosigkeit ist in Radikalität umgeschlagen. Es geht um Arbeitsplätze. Hunderte Existenzen stehen auf dem Spiel. Allein in der Niederlassung Pithiviers soll jeder Zweite gehen. Es ist bereits die zweite Geiselnahme eines Managers in Frankreich binnen zwei Wochen. Am 13. März hatten wütende Arbeiter einer Sony-Fabrik bei Bordeaux den Frankreich-Chef des Konzerns für eine Nacht als Geisel genommen. Nach neuen Verhandlungen über die geplanten Werksschließungen wurde er wieder freigelassen. Für Luc Rousselet brach am Mittwoch die zweite Nacht in Geiselhaft an.

      Seit Wochen treiben die Wut und die Verunsicherung über die Krise die Menschen weltweit auf die Straßen. In den vergangenen Tagen haben die Ereignisse allerdings eine neue, aggressivere Dimension erreicht: Es wird persönlich. In Frankreich, Großbritannien und den USA werden Manager und Banker zur Zielscheibe des Zorns: Geiselnahmen, Morddrohungen, Angriffe auf das Eigentum. Es ist keine abstrakte Wut mehr auf "gierige Banker" - die Drohungen und Bedrohungen sind ganz konkret.

      In Deutschland scheint es dabei noch friedlich zuzugehen. Doch für Experten ist es nur eine Frage der Zeit - Angst, Unzufriedenheit und Empörung nehmen mit jeder Schreckensmeldung zu. "Solche Proteste sind ein internationales Phänomen: Die sozialen Verwerfungen nehmen in allen Ländern erheblich zu", sagt Martin Diewald, Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der Universität Bielefeld. "Auch in Deutschland wird es zu größeren Ausbrüchen kommen."

      Vor "sozialen Konflikten in diesem Land, dass es knallt", warnt auch Michael Sommer, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Selbst Bundespräsident Horst Köhler mahnt: "Wir werden Ohnmacht empfinden und Hilflosigkeit und Zorn."

      In Großbritannien hat sich dieser Zorn bereits entladen. In der Nacht zu Mittwoch zertrümmerten in der Nähe von Edinburgh Unbekannte mit Steinen die Scheiben der Sandsteinvilla von Fred Goodwin, Ex-Chef der Royal Bank of Scotland. Auch die schwarze Mercedes-Limousine in der Hofauffahrt wurde demoliert. Der Schaden ist überschaubar, das Symbol jedoch übermächtig. "Das ist erst der Anfang", schrieben die Aktivisten unter dem Absender bankbossesarecriminals@mail.com in ihrem Bekennerschreiben. Selten zuvor - zuletzt vielleicht zu Zeiten der Maschinenstürmer im 19. Jahrhundert - hat sich der Volkszorn so gegen Wirtschaftseliten entzündet wie gegen Goodwin.

      Seit Wochen ist er verschwunden. Je rarer er sich macht, desto mehr steigt sein Marktwert. Paparazzi-Fotografen bekommen inzwischen über 30.000 Euro für ein Bild, auf dem es Sir Fred sich gut gehen lässt. Goodwins legendärer Spitzname "Fred, the Shred" - für seine Erfolge als knallharter Sanierer - haben sich ins Gegenteil verkehrt: Er selbst gehöre in den Schredder, schimpfen die Briten, zusammen mit allen gierigen Bankern dieser Welt. Sie sind empört, dass Goodwin nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr jährlich 755.000 Euro Pension bekommt - die RBS machte 2008 einen Verlust von mehr als 26 Mrd. Euro und wurde mit über 21 Mrd. Euro Steuergeldern unterstützt. Das Magazin "Newsweek" hat Goodwin zum "schlimmsten Banker der Welt" erklärt.

      Ähnlich aufgewühlt sind die Menschen in den USA. Der Grund hat drei Buchstaben: AIG. Seit bekannt ist, dass der staatsgestützte Versicherungskonzern 218 Mio. $ an Prämien an seine Manager ausgezahlt hat, haben sich Dinge zugetragen, die vor Jahren in dem Land unvorstellbar waren: Der scharfzüngige Senator Chuck Grassley hat die Manager zum Selbstmord aufgefordert - niemand mahnte ihn öffentlich zur Mäßigung. Vorstandschef Edward Liddy berichtete vergangene Woche vor dem Kongress von Todesdrohungen gegen seine Mitarbeiter. Sie sollten mit Klaviersaiten hingerichtet werden, heißt es in einem der Schreiben. Und weiter: "Falls die Regierung das nicht regelt, werden wir, das Volk, das in unsere eigenen Hände nehmen."

      Seit Tagen lassen die AIG-Manager ihre Häuser bewachen. Auch vor der Zentrale in New York patrouillieren Sicherheitskräfte mit Maschinenpistolen. Noch sind es kleine Gruppen, die in der Wall Street Plakate schwenken. "Bail out people, not banks", steht darauf. Aber die Protestbewegungen formieren sich, während TV-Comedian Stephen Colbert in seiner Sendung Mistgabeln schwenkt und sein Kollege Jon Stewart einen Mob durchs Studio rennen lässt.

      Am 3. April wird die "Bail Out the People Movement" Demonstranten aus allen Teilen des Landes in Bussen nach New York bringen. Die Veranstalter kündigen düster an: "Wir werden uns Gehör verschaffen."

      Die liberale Kleinpartei "Connecticut Working Families" hatte zuvor eine Bustour zu den Privatvillen einiger AIG-Manager organisiert - ein Tabubruch. "Die Manager genehmigen sich Gehaltsexzesse, während Millionen Bürger leiden müssen", schäumte Parteidirektor John Green vor Beginn der Fahrt. "Wenn sie nicht zu uns kommen, kommen wir eben zu ihnen."

      In Frankreich ist die Geiselnahme bei 3M nur ein weiterer Höhepunkt des Aufruhrs - seit Tagen wächst die Wut auf die Unternehmen, auf den Straßen, in den Betrieben, den Bars und in den Internetforen. Am Mittwoch loderten in Paris Barrikaden aus Autoreifen, als Mitarbeiter von einer französischen Continental-Niederlassung auf den Präsidentschaftspalast zumarschierten. Manager aus dem Werk Reims wurden mit Schuhen und Eiern beworfen, als sie Stellenstreichungen verkündeten. Lebensgroße Stoffpuppen, die den Vorstand symbolisieren sollten, gingen in Flammen auf.

      Als in der vergangenen Woche die Gewerkschaften zu einem Streik- und Protesttag aufriefen, konnten sie erstmals seit Amtsantritt von Präsident Nicolas Sarkozy landesweit weit über eine Million Menschen versammeln - die Veranstalter sprachen sogar von drei Millionen. Der Unmut geht über die traditionelle Gewerkschaftsklientel weit hinaus. Zuletzt wurde der Groll durch drei Fälle befeuert: Die Chefs der Großbank 'Société Générale genehmigten sich ein Aktienoptionsprogramm, nachdem die Bank Milliarden an Staatshilfen kassiert hat. Beim Autozulieferer Valeo - bei dem der Staat Anteile übernommen hat - wurde der Chef Thierry Morin mit einer Abfindung von 3,3 Mio. Euro bedacht. Am Mittwoch wurden Millionenboni für die Manager einer Filiale der Großbank Crédit Agricole bekannt, die gerade massiv Stellen abbaut.

      Einen "offenen Brief an meine Freunde aus der herrschenden Klasse" schrieb deshalb diese Woche Alain Minc in der Zeitung "Le Figaro": "Habt Ihr übersehen, dass das Land die Nerven zum Zerreißen gespannt hat, dass die Bürger das Gefühl haben - und sei es unberechtigt -, dass sie Opfer einer Krise sind, an der wir die Schuldigen sind?", fragte Minc. Der Sarkozy-Vertraute scheute sich nicht, an die Stimmung vor der französischen Revolution zu erinnern. Das Schicksal von 1789 habe sich 1788 entschieden. "Spürt Ihr nicht den Groll des Volkes, die Wut der Verbitterten, aber auch das Gefühl von Unruhe, das wie ein tragender Deckenbalken das ganze Land durchzieht?"

      "Die Lage birgt enormes Sprengpotenzial", sagt Henrik Uterwedde, Sozialexperte vom Deutsch-Französischen Institut (DFI). Er schließt eine soziale Revolte nicht aus. "Auch den Mai '68 hat niemand kommen sehen." In Deutschland sei die Lage aber nicht ganz so explosiv wie in Großbritannien oder Frankreich.

      Ähnlich sieht es Hans-Ulrich Wehler, Deutschlands bekanntester Wirtschafts- und Sozialhistoriker. In jedem Land sei die Situation eine andere: "In Amerika ist die Wut ein spontaner Ausbruch. In Frankreich dagegen entlädt sich ein über Jahre aufgestauter Frust über den Abbau des Sozialstaats durch die Regierung. Die Krise gibt den Gewerkschaften dort nur ein Argument mehr, endlich loszuschlagen", sagt Wehler. Eine Unruhewelle, die alle westlichen Länder erfasst, sieht er nicht: Der Sozialstaat sei so stark wie nie zuvor und könne auch gewaltige Spannungen abfedern. "Trotzdem stellt sich die Frage", sagt der Historiker, "wann die Schwelle überschritten wird und wir die rote Zone erreichen."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Agenda-Die-Wut-erre…
      145 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 05:42:03
      Beitrag Nr. 2.512 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.535 von Maraho am 04.03.09 13:28:28In Bezug.

      US-Regierung besorgt über Modernisierung der chinesischen Waffen

      Washington (dpa) - Die US-Regierung ist besorgt über die Modernisierung der chinesischen Waffensysteme. China habe vor allem seine Anstrengungen bei der Entwicklung neuer atomarer Waffen und Raketensysteme vorangetrieben, heißt es in einem Bericht des US- Verteidigungsministeriums. Das Pentagon forderte China auf, seine Absichten offen zu legen. Es gebe manche Unklarheiten über den künftigen Kurs Chinas, heißt es in dem Bericht.

      © Die Welt
      erschienen am 26.03.2009 um 02:29 Uhr
      127 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 05:44:43
      Beitrag Nr. 2.513 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.828.402 von Maraho am 23.03.09 18:54:39Weiterführend.

      GM und Chrysler können mit weiteren Staatskrediten rechnen

      New York (dpa) - Sie kämpfen ums Überleben: Anscheinend können die US-Autobauer General Motors und Chrysler aber mit weiteren Staatshilfen in Milliardenhöhe rechnen. Aussagen der von US-Präsident Barack Obama eingesetzten Auto-Kommission deuteten darauf hin, dass die Regierung die Konzerne nicht in die Pleite fahren lassen wolle. Das berichtet das «Wall Street Journal». Die Opel-Mutter GM und Chrysler müssten jedoch bis nächsten Dienstag ihr endgültiges Sanierungskonzept vorlegen.

      © Die Welt
      erschienen am 26.03.2009 um 02:13 Uhr
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 05:55:30
      Beitrag Nr. 2.514 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.845.761 von Maraho am 25.03.09 17:15:34Ein Kommentar aus der "SZ" zur Verlängerung der Abwrackprämie...

      Der Sündenfall Abwrackprämie

      Entscheidung in Berlin
      Ein Kommentar von Karl-Heinz Büschemann

      Staat fatal: Es ist nicht die Aufgabe der Regierung, den Neuwagenverkauf mit Geschenken aus Steuermitteln anzukurbeln. Die Autohersteller müssen schon selbst dafür sorgen, dass ihre Fahrzeuge genügend Anklang bei den Kunden finden - mit attraktiven Fahrzeugen und günstigen Preisen.

      Endlich sind sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mal wieder einig. Die beiden Oberwahlkämpfer der großen Koalition, die in vielen politischen Fragen mittlerweile streiten, haben sich darauf geeinigt, die sogenannte Abwrackprämie zu verlängern. Die Zahlung von 2500 Euro für Neuwagen-Käufer, die dafür ein mindestens neun Jahre altes Auto verschrotten, soll nicht im Mai enden, wenn die dafür vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro voraussichtlich verbraucht sind. Sie soll stattdessen aufgestockt werden und für das gesamte Jahr 2009 gelten. Diese staatliche Hilfe werde aber auf keinen Fall bis ins nächste Jahr hinein verlängert, heißt es beschwichtigend in Berlin.

      Das ist ein Sieg für die Autoindustrie. Mancher Konzernchef, wie der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn, hatte schon die Verlängerung des angenehmen Förderprogramms angemahnt. Vor allem die Kunden können sich freuen.

      Für die Bundesregierung bedeutet die Verlängerung der Abwrackprämie jedoch nichts Gutes. Merkel und Steinmeier räumen damit schon jetzt ein, dass sie sich selbst eine Falle gestellt haben, als sie im Januar die "Umweltprämie" einführten. Sie zeigen damit, dass sie nicht mehr zurück können. Der Bundesregierung sei aber bereits jetzt vorhergesagt, dass die Streichung der Prämie umso schwieriger wird, je länger es sie gibt. Italien, das schon in den neunziger Jahren als Hilfe für Fiat eine solche Zahlung einführte, musste sie seitdem immer wieder verlängern.

      Der erste Berliner Sündenfall war noch verständlich. Die Abwrackprämie war von der ratlosen Bundesregierung auf Druck der mächtigen Autolobby Ende 2008 beschlossen worden. Damals war der Pkw-Markt praktisch tot. In den Autohäusern herrschte gespenstische Leere. Der Zuschuss wurde für 600.000 Neuwagen eingerichtet, und er brachte sogar einen gewissen Erfolg. Vor allem für kleinere Fahrzeuge ist die Nachfrage inzwischen wieder so groß, dass sogar Sonderschichten gefahren werden müssen und in manchem Autowerk die Kurzarbeit beendet werden konnte.

      Dennoch hätte die Bundesregierung der Verlockung widerstehen sollen, diese Fördermaßnahme zu verlängern. Das einfachste Argument ist prinzipieller Natur: Es ist nicht die Aufgabe des Staates, den Verkauf von Neuwagen durch Geschenke aus Steuermitteln anzukurbeln. Die Autohersteller müssen schon mit attraktiven Fahrzeugen und günstigen Preisen selbst dafür sorgen, dass ihre Fahrzeuge genügend Anklang bei den Kunden finden.

      Der Staat könnte genauso gut eine Recycling-Prämie für Waschmaschinen erfinden, um Arbeitsplätze bei Miele zu sichern oder einen Wegwerfbonus für Handys, um die Mobilfunk-Industrie zu stützen. Kaum jemand käme auf solche absurd anmutenden Ideen. Nur bei der Autoindustrie ist das offenbar anders.

      Diese Branche kann leicht den Eindruck erzeugen, dass von ihr die gesamte Volkswirtschaft abhängt. Dabei gibt es sogar berechtigte Kritik aus der Autoindustrie selbst an dem vermeintlichen Segen aus Berlin. Die Verschrottungsprämie verzerre den Wettbewerb, weil sie Herstellern wie Opel oder VW mehr helfe als den Lieferanten von Autos der Oberklasse.

      Der Abwrackzuschuss hat zudem zwei Webfehler: Er kreiert keine neue Nachfrage nach Autos, er sorgt allenfalls dafür, dass mancher Käufer die ohnehin fällige Anschaffung eines neuen Autos vorzieht, um noch in den Genuss der staatlichen Prämie zu kommen. Die Wahrscheinlichkeit ist daher groß, dass die Nachfrage nach Autos gleich wieder einbricht, sobald die Maßnahme Ende 2009 ausläuft. Kein Arbeitsplatz wird durch diese Zahlung sicherer. Das Tückische an der Abwrackprämie ist, dass sie selbst den politischen Druck erzeugt, sie zu verlängern. Doch selbst den naivsten Politikern muss klar sein, dass sie die Autoindustrie nicht ewig sponsern können.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/358/462970/text…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 06:07:28
      Beitrag Nr. 2.515 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.925 von Maraho am 25.03.09 12:59:57In Anlehnung.

      Ein Interview aus der Schweiz mit recht interessanten Aussagen ...

      «Die grossen Länder tun, was sie wollen»
      Von Luciano Ferrari und Sascha Buchbinder, Berlin.

      In einer Woche treffen sich die Mächtigen der Welt an zwei Gipfeln. Der Historiker Michael Stürmer erklärt, was das für die Weltordnung heisst – und was es für die Schweiz bedeutet.


      Am 2. April treffen sich in London zuerst die Staats- und Regierungschefs der G-20. Am Tag danach gehts dann zum Jubiläumsgipfel der Nato – welches Treffen ist wichtiger?

      Eindeutig der G-20-Gipfel. Denn davon erwarten wir fundamentale Entscheidungen über Vertrauensbildung. Nicht nur zwischen Banken und Banken, sondern zwischen Bürger und Staat sowie zwischen Staaten und Staaten. Alles das ist in Verfall geraten.

      Vom Nato-Gipfel erwarten Sie nicht viel?

      Es gibt das Wort von US-Vizepräsident Joe Biden – und auch von Präsident Barack Obama – vom «Reset» in Bezug auf Russland. Ich denke, dieser Neuanfang, dieses «Reset», ist auch für die Nato als Ganzes nötig. Aber für mehr als den Startschuss zur Neukonzipierung wird es am Nato-Gipfel kaum reichen.

      Wie sollte dieses «Reset» aussehen?

      Die Nato muss wieder auf einen Kurs gebracht werden, der überzeugend ist nach innen und nach aussen. Es braucht einen Strategiewechsel, wie 1967 mit dem Harmel-Bericht.

      Damals anerkannte der Westen die Parität der sowjetischen Supermacht. Das war der Beginn der bipolaren Weltordnung.
      Ja, eine Ordnung, die auch klare Verkehrsregeln kannte. Dazu gehörte etwa der Grundsatz: Wir treten einander nicht zu nah – Kennedy hat klar gesagt: «Wir dürfen den Gegner nicht in die Ecke drängen, bis er blindwütig zurückschlägt.» Diese Regeln gibt es nicht mehr: Was in den letzten Jahren gelaufen ist, speziell mit der Nato-Ausdehnung, hat gegen diese Prinzipien verstossen. Nun kann man sagen, wir leben in einer anderen Zeit, aber gewisse Prinzipien zwischen Gross- und Weltmächten haben immer gegolten, ob zwischen Athen und Sparta, Karthago und Rom oder Russen und Amerikanern. Wenn man diese durch Übermut, historische Ignoranz oder einen Mangel an psychologischer Einfühlungskraft beiseite schiebt, zahlt man einen hohen Preis.

      Wie ist die Nato vom Kurs abgekommen?

      Weil die einzig verbindende Strategie der Nato nach 1990 die Erweiterung des Bündnisses war. Schon bei der Aufnahme Polens war man in Berlin und anderen Hauptstädten gewahr, dass das die Russen überforderte. Deshalb hat man den Nato-Russland-Rat eingerichtet, die Grundakte unterzeichnet und andere vertrauensbildende Massnahmen ergriffen. Das waren notwendige Gegengewichte. Man hat dann aber die Russen in diesen Gremien ziemlich links liegen lassen und schlecht behandelt. Dazu kamen die Zusicherungen: «No nukes, no troops, no installations» in den neuen Gebieten. Waren diese Garantien bei den Truppen mit der Aufnahme Bulgariens und Rumäniens zumindest angekratzt, wurden sie mit dem geplanten Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien verletzt. Die Russen hatten also Grund, sich zu fragen, wo das alles enden sollte.

      Die Quittung war der Georgien-Krieg.

      Ja, so kann man es sehen, wenngleich die Russen den georgischen Angriff kommen liessen. Sie hatten zuvor mehrfach gewarnt: Bis hierhin und auf keinen Fall weiter. Sowohl Putin als auch Medwedew haben klargemacht: Wenn Ihr auch noch Georgien und die Ukraine aufnehmt, ist das für uns eine existenzielle Bedrohung, «und das bedeutet Krieg».

      Nun wird auch ein neuer Nato-Generalsekretär gesucht.

      Gott sei Dank.

      War Jaap de Hoop Scheffer so schwach?

      Er begriff nicht, dass die Nato dringenden Bedarf an Strategie-Reform hatte und der Ersatz einer Strategie nicht in ständiger Erweiterung liegen konnte.

      Das war nicht sein persönliches Projekt.

      Nein, er hat umgesetzt, was die Bush-Regierung wollte. Aber das kann ja nicht die Aufgabe des Generalsekretärs sein.

      Wäre der dänische Ministerpräsident Rasmussen ein starker Generalsekretär?

      Gegen ihn spricht der Zorn der amtlichen Muslime wegen dieser albernen Mohammed-Karikaturen. Wahrscheinlich ist er für die Europäer aber der beste Kandidat.

      In Ihren Büchern schreiben Sie von einer «Welt ohne Weltordnung». Bedeutet die Tatsache, dass die G-20 dem Nato-Gipfel die Show stehlen werden, dass die Institutionen der alten Weltordnung abgedankt haben?

      (Lacht) Es ist Ausdruck dessen, dass die internationale Politik heute nicht mehr in der einen Dimension von Waffen und Militär bestimmt wird, sondern in vielen Dimensionen: namentlich Klimawandel, Energie, Handel, Seuchen, Völkerwanderung. Alles das sind normenbedürftige, konfliktträchtige Bereiche, über die man sich verständigen muss. Trotzdem darf man die Bedeutung der G-20 nicht überschätzen. Entscheidungen fallen da keine. Wer denkt, da würde gesprochen wie zwischen Weltherrschern, macht sich Illusionen. Es geht darum, den anderen im persönlichen Gespräch besser einschätzen zu lernen. Dieser grosse Rahmen wird deshalb nicht zu einer neuen abgestimmten Weltordnung führen, aber man kann sich darauf einigen, dass die bestehenden Probleme und Konflikte mehr gemeinsame als trennende Konflikte sind.

      Nun führt die Krise dazu, dass die Staatsausgaben zunehmen, die Einnahmen sinken und die Staatsdefizite explodieren. Wie gefährlich ist die Krise für die Weltordnung?

      Finanz- und Wirtschaftskrisen führen immer zu mehr Konflikten, sie verschärfen bestehende und schaffen neue.

      Im Moment aber gehen vor allem die USA auf die anderen zu: Man bietet Russland Verhandlungen über den Raketenschild an, streckt Iran die offene Hand aus, vergisst in China die Menschenrechte anzusprechen.

      Das hat nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun, sondern mit der neuen US-Regierung und dem Wechsel der Eliten. Ich bleibe bei der Aussage, dass Finanz- und Wirtschaftskrisen die Gegensätze eher verschärfen und verstärken. Dass Russland liberaler wird im Moment der Krise, das kann ich mir nicht so ganz vorstellen. Die Politiker haben derzeit weltweit keinen Rückenwind, sondern starken Sturm ins Gesicht. Deshalb kommen sie auch zu dieser G-20 zusammen. Sie wollen sich aneinander festhalten.

      In London kommen die grossen Länder zusammen, um sich «aneinander festzuhalten», wie Sie sagen. Was bedeutet das für die kleinen Länder?

      Die Grossen tun, was sie wollen, die Kleinen, was sie müssen: Das haben die Athener im Melierdialog gesagt, um anschliessend die Bevölkerung von Melos zu massakrieren. So schlimm wirds nicht kommen. Aber die Kleinen werden schon unter Druck geraten: Schauen Sie sich doch den Umgang mit der Schweiz und dem Bankgeheimnis an.

      Hier hat sich vor allem Berlin hervorgetan. Weshalb?

      Erst einmal, weil man glaubt, sich den hässlichen Deutschen wieder leisten zu können. Zweitens aber geht es vor allem darum, Österreich und Luxemburg zu kippen – und vielleicht auch Belgien, das ein nur mässig ordentliches Steuersystem hat. Deutschland und die anderen EU-Länder wollen, dass Österreich und Luxemburg bei der Zinsbesteuerung einbrechen und zum automatischen Informationsaustausch übergehen.

      Und dafür setzt man die G-20 ein?

      Ja, das ist das Unbegreifliche. Ich möchte von den G-20 nicht sehen, wie viele Massnahmen sie gegen Liechtenstein oder die Schweiz erfinden können. Ich möchte die ganz grossen Fragen beantwortet sehen, die mich, meine Kinder, meine Freunde und das ganze Land umtreiben: Wie stiften wir wieder Vertrauen zwischen Staaten und Staaten, Banken und Banken, Bürgern, Banken und Staaten. Daran werden die G-20 gemessen.

      Woher kommt dieser Mangel an Respekt gegenüber dem Nachbarland Schweiz?

      Ach, lassen wir das. Ich will hier nicht gegen den deutschen Finanzminister polemisieren.

      Ist es ein Steckenpferd des Finanzministers?

      Ja, ganz persönlich.

      Wieso schreitet die Kanzlerin nicht ein?

      Weil sie keinen Streit will. Sie versteht die Linke fast zu gut. Kapitalismus liegt ihr wohl nicht. Sie versteht nicht, dass, wenn das Geld aus der Schweiz getrieben wird, es nicht nach Deutschland zurückfliesst, sondern abwandert an ferne Küsten.

      Wäre die Schweiz in der EU besser dran?

      Ich kenne die Schweiz, seit ich ein kleiner Junge war, mag die Schweizer Lebensart und halte das Land, so wie es ist, für dringend notwendig in Europa. Irgendwo muss es noch ein Land geben, wo bürgerliches Eigentum, Privatheit und auch das Bankgeheimnis eine Rolle spielen. Hier in Deutschland betrachtet sich ja die Regierung nicht als Sachwalter des Bürgers, sondern im Grunde – jedenfalls unser Finanzministerium – als Gegner des Bürgers. Das Gesetz zur Abschaffung des Steuergeheimnisses wurde mit dem Antiterror-Kampf begründet, wie wenn man einen Steuerhinterzieher einem Terroristen gleichstellen könnte. Es hiess dann, wie zur Verspottung der Steuerpflichtigen, «Gesetz zur Förderung der Steuer-Ehrlichkeit». Ich halte das für abträglich und wundere mich, dass der Deutsche Bundestag dies gebilligt hat. Das würde in der Schweiz nicht passieren. In der Schweiz sehen sich die Behörden als Diener des Bürgers, und umgekehrt macht sich der Bürger eben nicht total abhängig vom Staat. Deshalb erachte ich das Modell Schweiz als dringend erhaltenswert.

      Was würden Sie der Schweiz empfehlen?

      Erst einmal würde ich eine bessere Öffentlichkeitsarbeit machen. Das kann man nicht alles der «Neuen Zürcher Zeitung» überlassen. Kommunikation nach aussen und nach innen ist entscheidend.

      Unsere Aussenministerin hat zweimal den deutschen Botschafter einbestellt.

      (Grinst) Ohh, das wird Herrn Steinbrück im Wahlkampf sehr beeindrucken. Der wird vielleicht wochenlang nicht schlafen können. Nein, das ist unzureichende Kommunikation. Das Modell Schweiz müsste man propagieren als ein Modell, das in sich erfolgreich und stimmig ist. Es kann ja nicht Schuld der Schweizer sein, dass sie sich über die letzten hundert Jahre vernünftiger regiert haben als der Rest Europas.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Die-grossen-Laend…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 06:19:28
      Beitrag Nr. 2.516 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.768.121 von Maraho am 14.03.09 19:46:37In Anlehnung.

      Hier eine Abhandlung zur Situation in Lateinamerika ...

      Arbeit am Schutzschild
      Harald Neuber

      Lateinamerika bereitet sich auf die Folgen der Weltwirtschaftskrise vor. Neue Regionalbanken sollen dabei helfen, doch ihr Aufbau ist ein Wettlauf gegen die Zeit

      Bislang hat die eskalierende Weltwirtschaftskrise Lateinamerika weitgehend verschont. Die Folgen sind bis dato vor allem in den Industriestaaten des Nordens zu spüren. Doch das könnte sich bald ändern. Das Parlament des südamerikanischen Handelsbündnisses Mercosur hat deswegen Mitte März eine außerordentliche Sitzung der Wirtschaftsminister für Ende April einberufen. Die Ressortchefs der Mitgliedsstaaten Argentinien, Paraguay, Uruguay und Venezuela sollen dann über vermeintliche Krisenanzeichen beraten: Der Handel innerhalb des Mercosur-Bündnisses sei doppelt so stark eingebrochen wie der Warenaustausch mit Staaten außerhalb der Region, konstatierten die Mitglieder des Mercosur-Parlaments. Stehen nun auch die Länder südlich der USA vor einem wirtschaftlichen Wendepunkt?


      Auf den zweiten Blick werden die Krisenfolgen auch in den Staaten Lateinamerikas und der Karibik sichtbar - wenn auch weitaus geringer als in den Industriestaaten. Nach Einschätzungen der Wirtschaftskommission der UNO für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) wird die durchschnittliche Zunahme der Wirtschaftskraft in der Region bis zum Ende dieses Jahres noch 1,9 Prozent betragen. Die Länder Südamerikas kommen für sich genommen sogar auf 2,4 Prozent. Das wäre zwar das schwächste Wachstum - aber es wäre ein Wachstum. In den globalen Industriezentren - USA, Japan und Europa -, wo der andauernde Zusammenbruch der Finanz- und Wirtschaftssysteme noch mit Euphemismen wie "Negativwachstum" verschleiert wird, kann man von solchen Zahlen nur träumen. Selbst die konservative Neue Zürcher Zeitung musste am Montag dieser Woche nach der Dokumentation der CEPAL-Prognosen eingestehen:

      Im Vergleich mit der Rezession in den USA und in Europa zeigt Lateinamerika jedoch eine gewisse Widerstandskraft. Das ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die Banken in der Region nicht oder nur geringfügig in Papieren des US-Hypothekenmarktes investiert waren.
      NZZ


      Dabei sind die Folgen des globalen Wirtschaftseinbruchs in Lateinamerika in unterschiedlicher Stärke zu spüren. Vor allem jene Staaten, die sich selbst oder auf externen Druck hin in die Abhängigkeit der internationalen Finanzinstitutionen begeben haben, schneiden nun deutlich schlechter ab als etwa die südamerikanischen Ökonomien. Das betrifft die Karibik (mit ihrem Armenhaus Haiti, das zu Beginn der Krise im vergangenen Jahr von Hungerrevolten erschüttert wurde), Mexiko und andere zentralamerikanische Staaten.

      Mercosur-Mitgliedstaaten

      Durch den massiven Rückgang des Erdölpreises mussten aber auch Regierungen in Südamerika ihre Haushalte neu kalkulieren. Ecuador etwa wird bis zum Ende des laufenden Jahres voraussichtlich ein Defizit von umgerechnet 1,5 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Auch Venezuela musste die Haushaltsplanungen korrigieren. Die Methoden unterscheiden sich noch von denen der Industriestaaten. In Caracas erklärte Chávez vor wenigen Tagen erst, seine Regierung werde bei anstehenden Sparmaßnahmen die Fonds für sozialpolitische Programme nicht berühren. Stattdessen verordnete der streitbare Staatschef den Politikern und staatlichen Funktionären einen strikten Sparkurs. Luxusausgaben gehörten der Vergangenheit an, so Chávez, der fragte: "Was macht eigentlich jemand mit 15.000 Bolívares (rund 7.500 US-Dollar) monatlich?"

      Finanzielle und politische Autonomie zahlt sich aus

      Dass sich die Folgen der Weltwirtschaftskrise in Südamerika trotzdem noch in Grenzen halten, führen Experten auf die Loslösung von neoliberalen Strukturen und Praktiken zurück. Der Wirtschaftswissenschaftler Antonio Minzoni von der Nationalen Autonomen Universität Mexikos (UNAM) etwa verweist auf die regionalen Integrationsprozesse. Die Gründung der Südamerikanischen Staatengemeinschaft (CSN) Ende 2004 etwa habe zur Autonomie beigetragen. "Die CSN hat von den riskanten Suprime-Geschäften Abstand genommen", schrieb Minzoni unlängst. Deswegen seien die zwölf Mitgliedsstaaten bislang auch von den negativen Folgen verschont geblieben.

      Dieses Prinzip wollen linksgerichtete Staatsführungen nun stärker verankern. Gleich zwei multinationale Entwicklungsbanken sollen helfen, den zu erwartenden Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise entgegenzuwirken. Schon Ende 2007 war auf Initiative des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez die Bank des Südens ins Leben gerufen worden. Später gründete auch das anti-neoliberale Staatenbündnis Bolivarische Alternative für Amerika (ALBA) ein eigenes Kreditinstitut. Beide Regionalbanken lehnen Spekulationsgeschäfte ab, um stattdessen entwicklungspolitische Ziele und den sozialen Wandel in der Region zu unterstützen.

      Das Dilemma nun ist, dass eben die Krise, die beide Geldinstitute zu bekämpfen suchen, ihre Gründung behindert. Während die politischen Ziele immer wieder bekräftigt werden, hat die Regierung Argentiniens unlängst als erste Staatsführung der Region wieder Kontakt zum Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommen. Der IWF soll nun Haushalt und Wirtschaft dieser zweitgrößten Binnenökonomie Südamerikas prüfen - ein möglicher erster Schritt zur Wiederaufnahme von IWF-Krediten. Ecuador hingegen setzt zur Überbrückung von Engpässen zunächst auf kleinere Darlehen regionaler Fonds und Institute.

      Der steinige Weg zur Bank des Südens

      Die Gründungsmitglieder der Bank des Südens verstärken daher ihre Bemühungen, dieses Kreditinstitut zum Laufen zu bringen. Ein schwieriges Unterfangen: Zwar wurde bereits Ende 2007 die Gründungsakte der Südbank unterzeichnet, doch die Verhandlungen über die Charta dauern an.

      Anfang dieses Monats nun startete Ecuadors Wirtschaftsminister Pedro Páez einen neuen Versuch, die offensichtlich bestehenden Differenzen zwischen den sieben Mitgliedsstaaten (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Paraguay, Uruguay, Venezuela) zu überwinden. Páez steht zugleich der technischen Kommission der Bank des Südens vor, die im Mai 2007 gegründet worden war. Nach wie vor sind die Mitgliedsstaaten bereit, umgerechnet insgesamt bis zu zehn Milliarden US-Dollar für die Entwicklungsbank zur Verfügung zu stellen. Politisch aber besteht noch erheblicher Klärungsbedarf. Ursache der Differenzen sind auch unterschiedliche Ansichten über die demokratische Struktur der Kreditanstalt. Während Venezuela, Bolivien und andere auf das Prinzip "Ein Staat, eine Stimme" setzen, drängt vor allem Brasilien darauf, das Stimmgewicht in dem neuen Kreditinstitut gemäß der Investitionshöhe zu bestimmen.

      In dieser Woche nun kamen Finanzminister und technische Experten zu einer neuen Beratungsrunde in der venezolanischen Hauptstadt Caracas zusammen. Nach einem ersten Tag mit "harten Diskussionen", so hieß es in einer Pressemitteilung des venezolanischen Außenministeriums, sei man in technischen Aspekten vorangekommen. Man stimme darin überein, dass Lateinamerika "eine stärkere Stimme im internationalen Konzert spielen wird", sagte Venezuelas Wirtschafts- und Finanzminister Ali Rodríguez Araque. Im Mai werde die technische Kommission der Bank des Südens daher erneut zusammenkommen. "Ein folgender Präsidentengipfel in Caracas, Venezuela, soll die endgültige Aufnahme der Geschäfte der Bank des Südens besiegeln", heißt es in dem Kommuniqué des venezolanischen Kommunikations- und Informationsministeriums.

      Regionalbündnis ALBA mit den deutlichsten Fortschritten

      Bedeutend schneller lief die Gründung der ALBA-Bank (Bolivien, Kuba, Nicaragua, Venezuela) ab. Im Juni 2007 wurde die Idee vorgebracht, Anfang 2008 nahm das Kreditinstitut seine Arbeit auf. Inzwischen unterstützt die ALBA-Bank, die über ein Kapital von umgerechnet bis zu zwei Milliarden US-Dollar verfügt, Entwicklungsprojekte in den vier Staaten.

      Der Fokus liegt dabei auf der Förderung der regionalen Wirtschaft und der Ernährungssicherheit. In großen Maßstab wird in Venezuela und Nicaragua Soja-Anbau gefördert, um die regionalen Märkte zu bedienen. Ein Sonderfonds soll den Mitgliedsstaaten helfen, die Folgen der in der Region immer wiederkehrenden Naturkatastrophen zu überwinden. Allein in Kuba hatten zwei große Wirbelstürme im vergangenen Jahr volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von umgerechnet zehn Milliarden US-Dollar angerichtet.

      Jorge Valero, der Präsident der ALBA-Bank, bekräftigte unlängst auf einem alternativen Wirtschaftstreffen in der kubanischen Hauptstadt Havanna die politischen Ziele der Kreditanstalt. Es ginge darum, so der venezolanische Diplomat, "die kriminelle Abhängigkeit von Produktion und Handel Südamerikas vom internationalen Finanzsystem" zu brechen.

      Die etablierten Finanzinstitutionen hingegen sind in Lateinamerika diskreditiert. Die Staaten der Region setzen deswegen in zunehmendem Maße auf die Entwicklung einer eigenen Finanzinfrastruktur. Die 1959 gegründete "Interamerikanische Entwicklungsbank" habe heute 48 Mitglieder, von denen sich lediglich 26 in Lateinamerika befinden, merkte die Wirtschaftsanalytikerin Mariela Buonomo vom uruguayischen Think-Tank Zentrum für soziale Ökologie mit Sitz in Montevideo unlängst an. Neben den regionalen Mitgliedern seien 16 EU-Staaten, Israel, Südkorea und China Teil dieses Kreditinstituts, so Buonomo in einem Aufsatz.

      Die Industrie- und Schwellenstaaten nutzten das Engagement offenbar, um Aufträge in Lateinamerika zu akquirieren. Über die interamerikanische Bank sorgten sie so für eine Stimulierung der eigenen Wirtschaft. Zudem hielten die 26 Mitgliedsstaaten Lateinamerikas nur 50,02 Prozent der Anteile. Die USA alleine kontrollierten jedoch 30,007 Prozent, gefolgt von Brasilien und Argentinien mit je 10,752 Prozent. Um Washington in der "Interamerikanischen Entwicklungsbank" zu überstimmen, so Buonomo, müssten sich Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, die Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Nicaragua, Paraguay, Uruguay und Venezuela zusammenschließen. Zusammen kämen all diese Staaten in der BID auf gut 35 Prozent der Stimmen. Erst dann bestünde eine Chance, die Politik dieser neben dem IWF wichtigsten Entwicklungsbank in der Region mitzubestimmen. Die Gründung eigener Institutionen scheint da fast einfacher, um einen effektiven Schutzschild gegen die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu entwickeln.

      Quelle mit vielen Links: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30003/1.html
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      Avatar
      schrieb am 26.03.09 07:03:26
      Beitrag Nr. 2.517 ()
      Aus der "Bild" ...

      Was würde Ludwig Erhard dazu sagen?
      Gegen Rezession hilft kein soziales Wundermittel
      VON HANS D. BARBIER*

      Die Wirtschaftsleistung Deutschlands könnte in den kommenden Monaten um vier bis 4,5 Prozent sinken, haben Konjunkturbeobachter ausgemacht. Das wäre eine Schrumpfung, viermal so stark wie während der Ölkrise in den 70er-Jahren.

      Was ist zu tun? Was ist zu lassen?

      Auf Nichtstun würde Ludwig Erhard nicht setzen. Aber er würde davor warnen, das Gespenst der Krise mit einem Sperrfeuer an Staatsausgaben und höheren Arbeitskosten vertreiben zu wollen. Über 3 Punkte würde er mit sich reden lassen:

      1. Der Staat darf sich verschulden, um einem sich selbst verstärkenden Niedergang entgegenzuwirken. Aber er soll das Geld nicht quer durch die Wunschlisten der Parlamentsfraktionen für dies und das ausgeben. Deshalb würde Ludwig Erhard einer Steuersenkung den Vorzug vor allem anderen geben! Sein Argument: „Die Leute sollen sehen, dass sie in einer Rezession nicht ins Bodenlose fallen. Das gibt ihnen die Zuversicht: Sie können es sich leisten, ohne Sparzwang auszugeben, was sie einnehmen. Das stützt die Konjunktur. Und es ermöglicht dem Staat, morgen die Defizite zu tilgen, die er heute mit der Steuersenkung hinnimmt.“

      2. Falsch wäre es, den Konjunktureinbruch mit steigenden Löhnen aufhalten zu wollen.
      Das macht es Firmen noch schwerer, sich in der härter werdenden Konkurrenz zu behaupten. Löhne sind Kosten. In der Rezession wirken kräftige Lohnerhöhungen daher als Jobkiller.

      3. Die Arbeitnehmer sind nicht in die Irre zu führen.
      Sie wissen, dass höhere Staatsausgaben zu höheren Schulden und damit zu noch mehr Zinszahlungen führen. Sie wissen auch, dass Lohnerhöhungen die Betriebe zusätzlich belasten. Und sie wissen: Wer jetzt die Kosten in die Höhe treibt, der macht alles nur schlimmer.

      Ludwig Erhard würde es wohl so sagen: „Die Menschen wissen, dass es keine Wundermittel gibt, die aus einer Rezession herausführen. Die Politiker sollten ihnen daher auch nichts anderes erzählen.“

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/03/26/ludwig…

      Bis später denn ....
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 08:35:00
      Beitrag Nr. 2.518 ()
      Arbeitslosigkeit reißt Loch in Etat der Bundesagentur für Arbeit

      Berlin (ddp). Der Anstieg der Arbeitslosigkeit wird nach Ansicht
      von Arbeitsmarktexperten die finanziellen Reserven der Bundesagentur für Arbeit (BA) voraussichtlich schneller aufzehren als geplant. Das dürfte einem Medienbericht zufolge schon im kommenden Jahr ein weiteres Milliardenloch in den Bundeshaushalt reißen. «Wenn die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose weiter senkt und sich die negativen Wirtschaftsprognosen erfüllen, geraten auch die Sozialkassen unter Druck. Wir stehen dann vor milliardenschweren Zusatzbelastungen», sagte der haushaltspo-litische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter, der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstagausgabe). Die derzeitige Finanzplanung werde sich dann «endgültig nicht mehr halten lassen».

      Die Bundesagentur für Arbeit verfügt dem Bericht zufolge über ein
      Finanzpolster von knapp 17 Milliarden Euro. Im Nachtragshaushalt für 2009 werde auf Grund der steigenden Arbeitslosenzahlen ein Defizit von 11 Milliarden Euro veranschlagt. Um dieses Minus auszugleichen, müsse die BA auf ihre Rücklagen zurückgreifen. Ende des Jahres hätte die BA demnach fast sechs Milliarden Euro übrig. Der im Februar 2009 verabschiedete Nachtragshaushalt beruhe aber auf den inzwischen veralteten Wachstumsprognosen im Jahreswirt-schaftsbericht vom Januar 2009. Darin war mit einem Minus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,25 Prozent gerechnet worden. Die neue Konjunkturprognose der Bundesregierung im April werde deutlich schlechter ausfallen. :laugh:

      Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)
      prognostiziert zum Beispiel, dass die Zahl der Arbeitslosen im
      Jahresdurchschnitt 2009 auf 3,7 und im Jahr 2010 auf mehr als 4,6
      Millionen steigen wird. Die BA kalkuliert mit durchschnittlich 3,6 Millionen Arbeitslosen in diesem Jahr. Schon 100 000 Erwerbslose mehr kosten nach Berechnungen der Bundesagentur im Jahresdurch-schnitt 500 Millionen Euro.

      (ddp)


      Das sind alles Rechenkünstler. Bei 100000 Arbeitslosen wird mit mehrkosten von 500 Mio gerechnet. Das sind 5000 € pro Jahr oder € 416 im Monat.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 11:20:41
      Beitrag Nr. 2.519 ()
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 12:49:06
      Beitrag Nr. 2.520 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.851.637 von Triakel am 26.03.09 11:20:41Alles unter der Voraussetzung, dass keine Bürgschaften ausfallen.
      Aber nächstes Jahr wollten wir doch einen ausgeglichenen Haushalt haben. Oder war das 2011?

      Jetzt erstmal ne Schuldenbremse und Steuersenkung a la FDP.;)
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:00:29
      Beitrag Nr. 2.521 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.869 von kiska am 26.03.09 08:35:00Guten Tag kiska,
      guten Tag Triakel,
      guten Tag zusammen,

      hier etwas zur Ergänzung ...

      Wirtschaftskrise
      Etatfalle Jobabbau
      von Dietrich Creutzburg

      Die Wirtschaftskrise gerät zum Sprengsatz für Bundesetat und Bundesagentur für Arbeit: Rücklagen schwinden, Schulden steigen. Nach internen Berechnungen der Jobvermittler dürfte sich ihr Bedarf an zusätzlichen Steuermitteln für 2010 auf bis zu sieben Mrd. Euro summieren.


      BERLIN. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wandelt sich immer schneller von einer Spardose zur Milliarden-Falle für den Bundeshaushalt: Angesichts eines rasant wegschmelzenden Finanzpolsters könnte sie 2010 und 2011 zusammen bis zu 20 Mrd. Euro aus dem Steuertopf benötigen - es sei denn, der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung würde spätestens 2011 drastisch erhöht. Das lässt sich aus Eckdaten der BA-Finanzentwicklung für die zurückliegenden Jahre hochrechnen. Und mit jeder weiteren Absenkung der Konjunkturprognosen wird sich das Problem verschärfen.

      Zwar geht die Bundesregierung bereits bisher davon aus, dass sie der Arbeitslosenkasse im nächsten Jahr mit Steuermitteln aushelfen muss. Nach internen Berechnungen der BA von Anfang Februar dürfte sich dieser Bedarf allein für 2010 auf bis zu sieben Mrd. Euro summieren. Während das Geld nach aktueller Rechtslage aber nur als Darlehen fließen soll, scheint eine Rückzahlung ab 2011 mittlerweile völlig unrealistisch zu sein. Im Gegenteil: Beim derzeitigen Arbeitslosenversicherungsbeitrag von 2,8 Prozent des Bruttolohns steuert die BA dann auf ein neuerliches Defizit in zweistelliger Milliardenhöhe zu.

      Die Behörde wollte die Hochrechnungen auf Anfrage des Handelsblatts nicht im Einzelnen kommentieren. Allerdings sei zu erwarten, dass sich eine neuerliche Abwärtsrevision der Konjunkturdaten auf den BA-Haushalt auswirken werde, sagte ein Sprecher. Damit steige die Gefahr, dass auch die aktuell kalkulierten Defizite übertroffen würden. Umso rascher wäre folglich auch das noch bestehende Finanzpolster aus BA-Überschüssen früherer Jahre aufgezehrt - Anfang dieses Jahres waren es noch 18 Mrd. Euro.

      Bisher rechnet die Bundesagentur mit einem operativen Defizit von 10,9 Mrd. Euro für 2009 und von zwölf Mrd. Euro für 2010. Basis ist die aktuelle Prognose der Regierung, wonach die Wirtschaft 2009 um 2,25 Prozent schrumpft. Für 2010 ist eine stagnierende Wirtschaftsleistung unterstellt. Tatsächlich bereitet sich die Regierung intern aber schon darauf vor, ihre Prognose für 2009 in Richtung minus 4,5 Prozent zu senken.

      Je mehr das Finanzpolster der BA bereits im laufenden Jahr zusammenschmilzt, desto stärker wird die Regierung jedoch 2010 mit Bundesmitteln einspringen müssen. Selbst die genannten sieben Mrd. Euro Bundeshilfe könnten damit noch zu knapp kalkuliert sein. Und umso tiefer würde die BA damit schon am Jahresanfang 2011 beim Bundesfinanzminister in der Kreide stehen.

      Die Gewerkschaftsseite im BA-Verwaltungsrat tritt daher offen dafür ein, dass die Regierung ihre Bundeshilfe von vornherein als Zuschuss zahlt und eben nicht als rückzahlbares Darlehen - eine Regelung, wie sie bis 2006 gesetzlich vorgesehen war, dann von der Großen Koalition aber geändert wurde. "Die Defizithaftung des Bundes für die Arbeitslosenversicherung muss dringend wieder eingeführt werden", sagte Wilhelm Adamy, Leiter der Arbeitsmarktabteilung beim Deutschen Gewerkschaftsbund, dem Handelsblatt. Ein solches Signal müsse schon deshalb möglichst früh gegeben werden, "um keine Leistungskürzungen wegen Finanzengpässen zu riskieren". Alles andere sei im Übrigen auch gesellschaftlich nicht vermittelbar: "Es passt nicht zusammen, wenn der Staat zwar eine Haftung für Banken übernimmt, dies aber der Arbeitslosenversicherung verweigert", so Adamy. "Denn das hieße, ausgerechnet die Beitragszahler mit den Folgen der Krise alleinzulassen."

      Wie die Arbeitslosenkasse 2011 dastehen wird, lässt sich bislang zwar nur grob abschätzen, offizielle Berechnungen gibt es nicht. Alle Anhaltspunkte deuten aber darauf hin, dass die Bundesagentur fast zwangsläufig erneut ein gewaltiges Minus einfahren wird - außer der Beitragssatz würde stark erhöht.

      Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet aktuell mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl auf etwa 4,6 Millionen bis Ende 2010. Das ermöglicht folgenden Vergleich: 2006, das erste Jahr des jüngsten Konjunkturaufschwungs, begann ebenfalls mit 4,6 Millionen Arbeitslosen. Um einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen, hätte die BA damals einen Beitragssatz von etwa fünf Prozent erheben müssen. Demnach stünde die nächste Bundesregierung Ende 2010 etwa vor dieser Alternative: Entweder sie erhöht den Beitragssatz von bisher 2,8 Prozent um gut zwei Prozentpunkte - oder sie schießt der Arbeitslosenkasse für 2011 den Gegenwert davon aus dem Bundeshaushalt zu. Dies wären rechnerisch rund 14 Mrd. Euro.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/etatfalle-jo…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:02:58
      Beitrag Nr. 2.522 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.851.637 von Triakel am 26.03.09 11:20:41In Bezug.

      Wirtschaftskrise
      Ökonomen zweifeln an schnellem Schuldenabbau
      von Donata Riedel

      Die immer trüberen Wirtschaftsaussichten und wachsende Etatrisiken wie die steigende Arbeitslosigkeit wecken Zweifel am schnellen Abbau der neuen Schuldenberge.


      BERLIN. "Die Schulden einer so tiefen Rezession lassen sich wahrscheinlich nicht über einen einzigen Konjunkturzyklus hinweg wieder abbauen", sagte der Wirtschaftsweise Wolfgang Wiegard dem Handelsblatt. "Ich erwarte aber dennoch, dass die neuen Schuldenregeln erheblich zur Konsolidierung beitragen werden."

      Die Bundesregierung hat gestern die Grundgesetzreform im Kabinett beschlossen, mit der es für den Bund künftig in Aufschwungphasen erheblich schwerer wird, neue Kredite aufzunehmen. Ab kommenden Freitag berät der Bundestag über die seit zwei Jahren geplante Föderalismusreform. Ab 2011 soll der Bund danach beginnen, seinen Etat wieder zu sanieren. Ab 2016 soll er in normaler Konjunkturlage - also bei etwa 1,5 Prozent Wachstum - maximal noch jährliche Kredite in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufnehmen dürfen. Derzeit entspricht dies acht Mrd. Euro. Höhere Schulden sind in Abschwüngen sowie in Notlagen erlaubt. Sie müssen aber im Aufschwung wieder abgebaut werden. Darüber soll ein neuer Stabilitätsrat wachen, dem ab 2011 alle Finanzminister und der Bundeswirtschaftsminister angehören. Die Länder sollen 2020 ganz ohne Neuschulden auskommen.

      "Gerade wegen der krisenbedingt steigenden Neuverschuldung brauchen wir im nächsten Aufschwung die Schuldenbremse", sagte Unionshaushälter Steffen Kampeter (CDU). Der gestrige Beschluss sei ein Signal, dass es der Koalition ernst sei, nach der Krise zu soliden Staatsfinanzen zurückzukehren. SPD-Haushälter Carsten Schneider sagte, dass der Schuldenabbau bis 2016 nur funktionieren könne, wenn es Wachstum gebe: "Die Schuldenbremse sieht nicht vor, im Abschwung zu sparen", sagte er. Der FDP sind die neuen Regeln nicht hart genug: "Es gibt weiterhin 1 000 Möglichkeiten für die nächste Bundesregierung, von der Ausnahmeregel für Notsituationen Gebrauch zu machen", sagte Haushälter Otto Fricke. Außerdem erschwere jeder Prozentpunkt weniger Wachstum den Einstieg. Falls in diesem Jahr die Wirtschaft tatsächlich um sieben Prozent schrumpfen sollte, wie von der Commerzbank prognostiziert, würden zusätzlich 21 Mrd. Euro Einnahmen aus Steuern und Abgaben fehlen.

      Ökonomen halten das Gesetzespaket allerdings grundsätzlich für gelungen. "Ich finde das Konzept recht vernünftig", sagte Stefan Bach vom DIW. Er fürchte allerdings, dass es bei der Bestimmung der Kreditgrenzen, die mit der Konjunktur atmen sollen, Probleme geben werde. Gerade im Abschwung seien Prognosen zu ungenau, wie sich gerade jetzt zeige.

      Wiegard hält die Erwartung, dass der Schuldenberg der derzeitigen Rezession in einem Aufschwung abgetragen werden könnte, für einen Irrtum: "Das Konzept sieht vor, dass sich die höheren Mehrausgaben des Abschwungs im Aufschwung ausgleichen werden", sagte er. Bei tiefen Rezessionen müsse die Ausnahmeregel greifen. Es werde darauf ankommen, ab 2011 die regelmäßigen Ausgaben wieder an die Steuereinnahmen anzugleichen: Die dauerhaften Kosten für die letzten Steuer- und Abgabensenkungen - jährlich über 15 Mrd. Euro - müssten erst noch eingearbeitet werden. "Das kann schwierig sein", räumte er ein.

      Schwieriger als für den Bund sieht Wiegard allerdings langfristig die Lage der Länder. "Ab 2020 müssen sie definitiv völlig ohne Schulden auskommen. Das halte ich für zu hart." Für Steuersenkungen könne dann kaum ein Land noch eintreten.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/oekonomen-zw…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:06:08
      Beitrag Nr. 2.523 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.847.803 von Maraho am 25.03.09 20:21:49In Bezug hierauf ...

      Konsumklima
      Verbraucher trotzen der Wirtschaftskrise

      Allen düsteren Krisenmeldungen zum Trotz: Die Verbraucherstimmung in Deutschland zeigt sich in der Wirtschaftskrise weiterhin erstaunlich robust. Das Konsumklima sei im März nahezu stabil geblieben, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg mit.


      HB NÜRNBERG. Vor allem die Kauflust der Verbraucher halte sich auf einem guten Niveau. Gründe dafür seien die niedrige Inflationsrate sowie die finanziellen Anreize des zweiten staatlichen Konjunkturpakets. Allerdings werde der Pessimismus der Bürger über die Entwicklung der Konjunktur größer. Die Angst um den Arbeitsplatz dürfte mehr und mehr in den Vordergrund treten, hieß es in der GfK-Studie.

      "Wie lange die verhältnismäßig positive Verbraucherstimmung der Wirtschaftskrise noch trotzen kann, hängt maßgeblich vom Arbeitsmarkt ab", sagte GfK - Experte Rolf Bürkl in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Nürnberg. Sollte sich die Arbeitslosigkeit deutlich ungünstiger als erwartet entwickeln, "so wird dies das Konsumklima schwer belasten".

      "Dann würde die Binnennachfrage ihre bisher stabile Position verlieren und könnte die Rezession nicht mehr abmildern", sagte Bürkl. Immerhin mache der private Konsum knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Er habe deshalb eine wichtige Rolle inne, wenn es darum gehe, die Einbrüche beim Export abzufedern.

      Die GfK halte an ihrer Prognose fest, dass der private Verbrauch in diesem Jahr um 0,5 Prozent wachsen werde. "Wir haben keinen Grund, davon abzugehen", kommentierte Bürkl die relativ stabile Entwicklung des Konsumklimas auch im März. "Die Konsumenten haben bisher auf die ständigen Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft erstaunlich gelassen reagiert." 2008 habe es geheißen, der Aufschwung sei nicht bei den Bürgern angekommen. "Vielleicht passiert jetzt das Gegenteil, und die Krise kommt nicht so schnell bei den Menschen an."

      Dies liege auch daran, dass die Unternehmen bisher über Instrumente wie Kurzarbeit versuchten, Entlassungen in großem Stil zu vermeiden. Die Konjunkturpakete des Staates zeigten ebenfalls Wirkung. Wenn aber die Rezession länger anhalte und die Angst vor Arbeitslosigkeit stark wachse, dann würden die Verbraucher zurückhaltender mit ihren Ausgaben, sagte der Konsumforscher.

      Bürkl begrüßte die geplante Aufstockung der Abwrackprämie. "Der Erfolg der Abwrackprämie zeigt, dass die Konsumenten solche "Geschenke" gerne annehmen." In vielen Haushalten seien noch genügend finanzielle Mittel vorhanden, die man durch weitere Kaufanreize "mobilisieren" könne. Skeptisch zeigte sich der GfK-Experte dagegen bezüglich einer Senkung der Mehrwertsteuer. Es sei nicht gewährleistet, dass diese Maßnahme über Preissenkungen auch wirklich beim Verbraucher ankommen würde.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/v…
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      schrieb am 26.03.09 13:11:49
      Beitrag Nr. 2.524 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.463 von Maraho am 26.03.09 05:35:36Passend ....
      Der Geithner ist bald weg! Wetten?


      Gastkommentar
      Melvyn Krauss - Fatale Wut auf Banker
      Die Wut der Amerikaner gegen Banker und Reiche hat ein Ausmaß erreicht, das den Erfolg des Geithner-Plans zur Bankenrettung gefährdet. Verantwortlich dafür ist auch der Finanzminister selbst.


      Die größte Überraschung der bisherigen Amtszeit der neuen US-Regierung ist, wie wackelig sie aus den Startblöcken kam. Und das, obwohl der neue Präsident in den Umfragen gut dasteht und schon einige beeindruckende Erfolge zu verzeichnen hat - etwa die Verabschiedung eines glaubhaften Konjunkturpakets.

      Warum es immer noch holpert, lässt sich mit einem Namen begründen: Timothy Geithner. Mit Vorschusslorbeeren gestartet, konnte der Finanzminister nicht rechtzeitig einen detaillierten und überzeugenden Plan für die Rettung der US-Banken und andere Finanzdienstleister vorlegen und belastete so Obamas Hoffnungen und Ambitionen für Gesundheitsversorgung, Energiepolitik und Bildungswesen. Letztlich steht nicht weniger als Obamas gesamte Präsidentschaft auf dem Spiel.

      Selbst Geithners Kollegen bei der Notenbank sind enttäuscht. Ein Mitglied des Offenmarktausschusses sagte: "Ich bin ein großer Fan von Geithner, aber er hat noch keinen Plan. Ich begreife nicht, was da so lange dauert. Wir sollten mittlerweile wissen, was das Finanzministerium vorhat, aber noch ist alles offen. Wir benötigen Klarheit, und zwar bald."Nun ist Geithners Plan für eine öffentlich-private Partnerschaft, die faule Wertpapiere der Banken aufkaufen soll, endlich da. Die Frage bleibt: Was hat das Wirtschaftsteam von Obama all die Monate bloß getrieben?

      Gestritten, scheint es. Gerüchte kursieren, dass Geithner und Larry Summers, der oberste Wirtschaftsberater, vor allem um eine mögliche Verstaatlichung von Banken zanken. Summers tendiert eher zu einer Verstaatlichung, Geithner lehnt dies kategorisch ab.

      Dass der Plan so spät kam, hat aber auch damit zu tun, dass in den USA die öffentliche Meinung zu Bankenrettungen gekippt ist. Das erschwert es deutlich, einen Plan zu erarbeiten, der sowohl das Problem löst als auch politisch vertretbar ist. Wenn AIG trotz massiver Finanzhilfe 100 Mio. $ an Bonussen ausbezahlt, macht das die Leute wütend - und zwar zu Recht. Finanzhilfen und Bonuszahlungen passen nicht zusammen. Wie schnell sich doch die Stimmung gedreht hat - vom beflügelnden "Yes, we can" hin zum nörgelnden "Keine weiteren Bailouts".

      Auf Reiche wird eine wahre Hexenjagd gemacht. Jeder, der besser dasteht, bekommt den Volkszorn zu spüren, egal ob er Boni kassiert hat oder überhaupt in der Finanzbranche arbeitet. In Connecticut tauchten Demonstranten vor den Häusern von AIG-Managern auf und verlangten die Rückzahlung der Boni.

      Indem sie auf die Wut der Öffentlichkeit eingegangen ist und sie zunächst noch anfachte, hat sich die Regierung echte Probleme eingehandelt. Sie ermutigte so das Repräsentantenhaus, "den Wall-Street-Typen eine Lektion zu erteilen": Die Abgeordneten verabschiedeten ein Gesetz, das alle Bonusempfänger mit einer rückwirkend gültigen Strafsteuer in Höhe von 90 Prozent belegt.

      Da ging dem Obama-Team auf, was das bedeutet: Warum sollte sich ein Investor am Programm zum Kauf fauler Wertpapiere beteiligen oder Geld von einer unberechenbar und rachsüchtig auftretenden Regierung annehmen, wenn ihn das später vor beträchtliche steuerliche und rechtliche Risiken stellen könnte?

      Zum kritischen Zeitpunkt hatte der junge Präsident den Ball verstolpert. Indem er den Volkszorn über die Boni anfachte, trug Obama zu einem Klima bei, das genau das Programm scheitern lassen könnte, dessen Gelingen er für eine erfolgreiche Präsidentschaft braucht.

      Mittlerweile mahnt der Präsident die Bevölkerung in der Bonusfrage zu Besonnenheit - womöglich zu spät. Der Geist des Neides ist aus der Flasche und wird sich nicht so leicht wieder einfangen lassen. Die Stimmung ist nun so aufgeladen, dass selbst ganz gewöhnliche Leute, die dummerweise Häuser kauften, die sie sich nicht leisten konnten, zur Zielscheibe des öffentlichen Ärgers werden.

      Sinneswandel

      Dass Obama diesen Menschen zu helfen beabsichtigt, hat zu einer starken Gegenreaktion auf politischer Ebene geführt. Kritiker halten es nicht für gerecht, dass diejenigen, die vorsichtig waren und die die Regeln befolgten, nun diejenigen subventionieren sollen, die unverantwortlich und gierig waren.

      Was ist nur aus Amerikas berühmter großzügiger Gesinnung geworden? Ist sie genauso verschwunden wie der Wohlstand in den USA?

      In diesem bitteren neuen Umfeld benötigt Präsident Obama im Finanzministerium nicht nur jemanden, der in der Politik heikle Strömungen durchschiffen und einen funktionierenden Plan zur Bankenrettung vorlegen kann. Er benötigt auch jemanden, der das Vorhaben einer skeptischen bis ablehnenden Öffentlichkeit verkaufen kann. Obama kann die Schwerarbeit nicht allein leisten.

      Und auch hier scheint Timothy Geithner nicht der richtige Mann für die Aufgabe. Seine erste öffentliche Ansprache, in welcher der Finanzminister seinen Plan skizzierte, galt allgemein als Flop, und nicht nur, weil er keine Details lieferte.

      Im Fernsehen sah Geithner damals so furchterfüllt aus - und klang auch so -, wie wir uns fühlten. Ich erinnere mich lebhaft daran, denn es war das erste Mal, dass sich bei mir Zweifel an Barack Obamas politischer Urteilskraft regten. Es war schon erschreckend, wie wenig Charisma der Finanzminister ausstrahlte.

      Das heißt nicht, dass man Geithner hinauswerfen sollte. Obama ist wie ein Trainer, der mit Summers und Geithner zwei talentierte Spieler hat, sie jedoch auf den falschen Positionen einsetzt. Geithner sollte im Hintergrund wirken, wo seine mangelnde Ausstrahlungskraft nicht ins Gewicht fällt. Summers dagegen ist erstklassig, wenn es ums Reden, Denken und Verkaufen geht. Er sollte derjenige sein, der an die Öffentlichkeit tritt.

      Seien Sie also nicht überrascht, wenn der neue Präsident diese Lage bald korrigiert. Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass man an einer Aufstellung festhalten sollte, die nicht funktioniert.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Melvyn-K…
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      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:17:35
      Beitrag Nr. 2.525 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.846.158 von Maraho am 25.03.09 17:50:17Und dies in Bezug hierauf ...

      Zu viele Papiere auf dem Markt
      Anleihen schwer verkäuflich
      von Tobias Bayer und André Kühnlenz (Frankfurt)

      Regierungen weltweit verschulden sich - und die Finanzierung über Anleihen gestaltet sich schwierig. Nachdem Großbritannien auf Papieren sitzenblieb, fetzen sich Notenbank und Regierung. Nun gerät die USA mit einer neuen Großemission in den Fokus.


      Angesichts Rekordemissionen an Staatsanleihen dieses Jahr wächst die Sorge, dass die Investoren in den Käuferstreik treten, und Regierungen auf ihren Papieren sitzen bleiben. Erste Anzeichen für mangelnde Nachfrage gibt es bereits in den USA und Großbritannien.

      In den Vereinigten Staaten sind die Staatsanleihenkurse bereits seit sechs Tagen rückläufig. Das ist die längste Verlustperiode innerhalb der vergangenen fünf Monate. Am Donnerstag kletterte die Rendite auf zehnjährige Treasuries auf 2,82 Prozent. Im Dezember hatte sie noch bei 2,04 Prozent gelegen. Rendite und Kurse bewegen sich gegenläufig.

      Nachdem Washington am Mittwoch bei der Emission von fünfjährigen Anleihen im Volumen von 34 Mrd. $ eine deutlich höhere Rendite gewähren musste, als ursprünglich erwartet worden war, wird auch für die am Donnerstag anstehende Ausgabe von 24 Mrd. $ an siebenjährigen Papieren mit höheren Aufschlägen gerechnet. "Das Angebot überschwemmt regelrecht den Markt", sagte Satoshi Okumoto, General Manager beim japanischen Lebensversicherer Fukoku Mutual Life Insurance. "Die Renditen müssen deutlich klettern." Fukoku sieht die US-Renditen am Jahresende bei 3,5 Prozent.

      Großbritannien scheitert mit Gilt-Auktion

      Großbritannien steht vor ähnlichen Herausforderungen. Am Mittwoch fand die britische Regierung erstmals seit sieben Jahren nicht genügend Interessenten für ihre Staatsanleihen. Offensichtlich war die Nachfrage für eine Auktion von 1,75 Mrd. Pfund (1,9 Mrd. Euro) eines 30-jährigen Bonds (Gilt) nicht ausreichend. Investoren zeigten nur Interesse für Anleihen im Wert von 1,63 Mrd. Pfund.

      Die Kurse der Gilts fielen daraufhin drastisch, und die Rendite sprang kräftig nach oben - doch nur vorübergehend. Am Ende rentierten zehnjährige Gilts gut fünf Basispunkte niedriger als am Vortag bei 3,28 Prozent. Das Pfund verlor bis zum Abend fast 1,5 Prozent zum Euro. "Am Bondmarkt steigt die Furcht über die hohe Schuldenaufnahme des Königreichs", sagte Steven Major, Chefrentenanalyst bei HSBC.

      Die Entwicklungen sind ein weltweites Phänomen: Für Konjunkturpakete und Bankenrettungspläne nehmen Regierungen über den Anleihemarkt Schulden auf. Doch das Rekordangebot muss erst einmal verdaut werden. Darunter leidet auch Deutschland, bei dem dieses Jahr zwei Auktionen nicht gedeckt waren. Die Bundesrepublik will allein im Frühjahr 96 Mrd. Euro an neuen Papieren auf den Markt bringen. Das sind 23 Mrd. Euro mehr als noch Ende 2008 avisiert.

      Die Vereinigten Staaten hängen dabei am Tropf der Chinesen und Japaner, um das angepeilte Defizit von 1750 Mrd. $ im Jahr 2009 finanzieren zu können. Die beiden asiatischen Länder halten 740 Mrd. $ beziehungsweise 634 Mrd. $ an US-Staatsanleihen und haben beide mit einbrechenden Exporten zu kämpfen.

      Nicht zuletzt blicken sie besorgt auf die rasche Geldmengenausweitung in den USA, die den Wert des Dollar - und damit auch ihrer Anleihenbestände - senken könnte. Die kritischen Stimmen aus der Volksrepublik häufen sich bereits. Ein Notenbankvertreter forderte eine neue Reservewährung, Premierminister Wen Jiabao mahnte die USA zur Haushaltsdiziplin. Mit anderen Worten: Die Kombination aus Rekordangebot, wirtschaftlicher Krise und großer Geldmengenausweitung könnte dazu führen, dass die Schuldenaufnahme der Amerikaner nicht gelingt beziehungsweise teurer ausfällt als gedacht.

      Auch zwischen den Regierungen und den Notenbanken knirscht es ab und an. Die Stimmung in Großbritannien ist aufgeheizt. Robert Stheeman, Leiter des britischen Debt Management Office, das für die Schuldenaufnahme des Landes zuständig ist, kritisierte öffentlich die Notenbank und ihren Gouverneur Mervyn King: Stheeman zufolge verringert der Aufkauf von Staatsanleihen durch die Bank of England (BoE) die Rendite - und damit auch die Attraktvität der Gilts als Anlageklasse. Die BoE hatte angekündigt, 75 Mrd. Pfund an Staatsanleihen aufzukaufen. Ihr folgte die US-Notenbank Fed, die 300 Mrd. $ an Treasuries erwerben möchte.

      Eigentlich arbeiten beide Hand in Hand. Beispiel Vereinigte Staaten: Mit ihrem Kaufprogramm will die Fed Investoren besänftigen, die fürchten, dass die US-Regierung in diesem Jahr weniger Abnehmer für Staatsanleihen finden könnte.

      Nach Schätzungen mehrerer Ökonomen bringt Washington dieses Jahr gut 2500 Mrd. $ an neuen Papieren auf den Markt. Mit dem Erwerb von 300 Mrd. $ an Staatsanleihen würde die Fed gut ein Drittel des erwarteten Emissionsvolumens in den kommenden sechs Monaten übernehmen. Allein in dieser Woche plant die Regierung, 98 Mrd. $ an Anleihen auf den Markt zu bringen. Am Mittwoch teilte die Fed mit, für 7,5 Mrd. $ Staatsanleihen gekauft zu haben, die eine Laufzeit von sieben bis zehn Jahren haben. Insgesamt seien ihr aber Papiere für 21,9 Mrd. $ angeboten worden - gut dreimal so viel, wie sie gekauft hat.

      Das Aufkaufprogramm der Notenbanken könnte jedoch auch einen Haken haben: Wegen künstlich niedriger Renditen halten sich private Investoren womöglich bei Auktionen zurück - werden also von öffentlicher Seite aus dem Markt gedrängt. Das ist die Sorge von Großbritanniens Schuldenmanager Stheeman: "Die Renditen gingen zuletzt zurück. Und warum? Das liegt teilweise daran, dass die BoE ihre Aufkäufe ankündigte." Das Emissionsvolumen Großbritanniens beträgt dieses Jahr 146,4 Mrd. Pfund.

      Marktteilnehmer sehen den Konflikt ähnlich: "Für Gilts gibt es momentan nur einen Käufer. Und der heißt Mervyn King", sagt John Anderson, Vermögensverwalter bei Rendsburg Fund Management. "Die Regierung sollte sich überlegen: Will sie Anleihen kaufen oder Anleihen verkaufen? Beides ist ein wenig schwierig."

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devisen…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:26:39
      Beitrag Nr. 2.526 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.852.877 von Maraho am 26.03.09 13:02:58Ich fasse es nicht!
      Gerade in 10 Jahren, wenn der demographische Tsunami die Sozialsysteme (Rente, Krankenkassen, Pflege) nahezu wegspült, wenn die grundsätzliche industrielle Wertschöpfungskrise beginnt (Stichwort Peak billige Energie, Peak Exportöl), wenn die Zinslast der öffentlichen Hände durch die jetzt beschleunigte Verschuldungsorgie ganz neue Größenordnungen erreicht hat, wenn die Anzahl der sich im Erwerbsalter befindlichen Bürger, die die Wertschöpfung erzeugen müssen, die für die Erwirtschaftung des Steueraufkommensnotwendig ist, um mehrere Millionen gesunken ist - genau dann will man die Schuldenbremse anziehen.

      Wenn diese fehlende Analysefähigkeit nicht so traurig wäre und ich so am Leben hängen würde, dann würde ich mich jetzt totlachen.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:33:02
      Beitrag Nr. 2.527 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.163 von Triakel am 26.03.09 13:26:39Sind doch alles nur noch "Sprechblasen". Das Volk bekommt dadurch vorgegaukelt, das alles im Lot ist. Nur noch für den Moment, das ganze Programm. In der Zwischenzeit packen die schon die Koffer ...
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:36:04
      Beitrag Nr. 2.528 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.390 von Maraho am 28.02.09 19:14:13Etwas zu Gold ...

      Rohstoff-Experte Weinberg im Interview
      "Gold ist eine gute Versicherung"
      Frank Doll

      Eugen Weinberg, Leiter des Rohstoffresearchs bei der Commerzbank in Frankfurt, rechnet mit wieder steigenden Rohstoffpreisen und prophezeit einen Abwertungswettlauf unter den Papierwährungen.


      WirtschaftsWoche: Herr Weinberg, die Internationale Energieagentur (IEA) warnt schon vor der nächsten Weltwirtschaftskrise – einer, die von 2013 an durch Ölknappheit ausgelöst werden könnte. Ist das realistisch?

      Weinberg: Die Argumente der IEA sind zumindest schlüssig. Aktuell ist Öl zwar reichlich vorhanden, aber wenn jetzt zu wenig in Förderkapazitäten und die Erschließung neuer Vorkommen investiert wird, fehlt das Öl in ein paar Jahren, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Wie Sie wissen, stehen die Banken heute nicht unbedingt Schlange bei den Ölproduzenten, um neue Projekte zu finanzieren.

      Die großen integrierten Ölmultis haben ihre Investitionsbudgets kaum gekürzt.

      Richtig, auf sie entfällt aber nur ein geringer Teil des weltweiten Angebots. Zudem ist Big Oil weniger auf Fremdkapital angewiesen. Die Konzerne arbeiten auch bei aktuellen Ölpreisen profitabel. Dass sie ihre Investitionen hochhalten, bestätigt eher das IEA-Szenario. Denn Investitionen etwa in unkonventionelle Vorkommen wie die Ölsande in Kanada, Tiefseefelder vor der Küste Brasiliens oder in der Arktis, rechnen sich erst bei deutlich höheren Ölpreisen. Damit kalkulieren die Konzerne auf lange Sicht.

      Die Opec, allen voran Saudi-Arabien, könnte den Ölhahn wieder aufdrehen. Zuletzt hat das Kartell die Förderquoten nicht mehr gesenkt.

      Die bisher beschlossene Kürzung ist ja auch noch nicht komplett umgesetzt. Die Opec wartet zunächst ab, wie der Preis reagiert. Das ist klug. Insgesamt wird sich das Kartell zurückhalten, die Menge auszuweiten. Ehe das passiert, wird man alles daransetzen, den Preis nachhaltig nach oben zu bringen, in Richtung 80 Dollar pro Fass. In der aktuellen Marktlage können die Förderländer mehr Einnahmen über einen höheren Preis erzielen als über eine höhere Menge. Darüber herrscht Konsens innerhalb der Opec. Außerdem gibt es nur ein Saudi-Arabien auf dieser Welt mit hohen ungenutzten Produktionsreserven.

      Sollten Regierungen die Steuergelder dann nicht besser in Energieprojekte stecken, statt gigantische Überkapazitäten in überschuldeten und unproduktiven Branchen zu alimentieren, etwa im Bankensektor?

      Es gibt ja Regierungen, die das machen. China etwa nutzt die tiefen Preise und investiert – nicht nur im Energiebereich, sondern in nahezu allen Rohstoffsektoren. Peking kauft Lagerbestände, beteiligt sich an Rohstoffunternehmen und an einzelnen Projekten. Das ergibt Sinn. Der Boden bei den meisten Rohstoffpreisen ist inzwischen erreicht, weil das Angebot noch schneller gefallen ist als die Nachfrage. Über kurz oder lang müssen die Preise deshalb wieder steigen. Erholt sich die Nachfrage, kann es sogar wieder steil nach oben gehen, weil das Angebot dann der Nachfrage hinterherhinkt. Zu den Banken: Die muss man leider auch retten.

      Wer rettet die Bürger vor Regierungen, die Staaten in den Bankrott steuern oder damit beginnen, ihre Schulden mithilfe der Notenpresse zu begleichen?

      Der Besitz von Gold bietet einen gewissen Schutz, sollten diese Worst-Case-Szenarien tatsächlich eintreten.

      Auch Großinvestoren schließen diese nicht mehr aus und kaufen Gold. So auch große Hedgefonds, die nach den Banken jetzt gegen die Zentralbanken antreten, weil sie mit einer Abwertung von Papierwährungen zum Gold rechnen. Sind das die neuen Warren Buffetts?

      Das wird sich zeigen. Am Ende einer Krise wie der aktuellen wird es unter dem Strich nur wenige geben, die nichts verloren haben. In den Dreißigerjahren hat es auch das ganz große Kapital erwischt. Einen Teil des Vermögens in Gold anzulegen, halte ich trotzdem für sinnvoll – aber weniger zur Spekulation, sondern als Versicherung gegen einen Finanzunfall.

      Wird die Investorennachfrage anhalten?

      Eine gute Frage. Für den jüngsten Goldpreisanstieg sorgte nahezu ausschließlich die Investmentnachfrage, abzulesen an den hohen Zuflüssen in die mit physischen Goldbeständen besicherten ETFs. Die Zuflüsse lagen an manchen Tagen sogar über der Tagesproduktion der Goldminen. Dagegen schrumpft der Bedarf der Industrie und der Juweliere in der Rezession, während das Altgoldangebot stark steigt. Sollte die Investorennachfrage nachlassen, könnte der Goldpreis stärker korrigieren. Andererseits ist der Goldanteil in den Depots der Investoren immer noch sehr gering. Die ETFs halten zusammen aktuell 1600 Tonnen, was etwa 50 Milliarden Dollar entspricht. Die weltweite Aktienmarktkapitalisierung dagegen liegt bei gut 30.000 Milliarden Dollar, in Rentenpapieren stecken rund 90.000 Milliarden Dollar. So gesehen besteht beim Gold noch reichlich Luft nach oben.

      China ist besorgt um die Sicherheit seiner in US-Staatsanleihen gebunkerten Dollar-Reserven, das Ausland verkaufte zuletzt per saldo langlaufende US-Staatstitel. Wer finanziert die USA, wenn das Ausland ausfällt?

      Das übernimmt dann die US-Notenbank Fed. Notenbankchef Ben Bernanke hatte dies oft genug in Aussicht gestellt, seit vergangenen Mittwoch ist es offiziell.

      Also Staatsfinanzierung über die Notenpresse?

      So kann man das bezeichnen.

      Droht ein Abwertungswettlauf unter den Papierwährungen?

      Ich denke, dieser hat längst begonnen. Schauen Sie auf die Schweizer Nationalbank, die gegen den Franken interveniert. Andere Notenbanken werden folgen.

      Wird Gold im Fall einer neuen Weltwährungsordnung eine bedeutende Rolle zukommen?

      Davon gehe ich aus. Allerdings glaube ich nicht, dass eine Rückkehr zu einem Währungssystem, das in irgendeiner Form an Gold gekoppelt ist, unmittelbar bevorsteht.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/gold-ist-eine-gute-versicherung-…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 13:48:39
      Beitrag Nr. 2.529 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.839.853 von Maraho am 25.03.09 05:41:58Die trauen sich wenigstens ...

      Schuldenmacherei
      China greift Obama wegen Dollar-Verfall an
      26. März 2009, 12:56 Uhr

      Die Chinesen gehen hart mit der Währungspolitik Amerikas ins Gericht. Die USA müssten mehr tun, um das Vertrauen in den Dollar wiederherzustellen als schöne Reden zu schwingen. Sie sollten "die Verantwortung übernehmen, um den Schlamassel aufzuräumen, den sie angerichtet haben", wetterte ein hochrangiger Banker.


      Die Kritik Chinas an der amerikanischen Währungspolitik wird schärfer. Die USA müssten mehr tun, um das Vertrauen in den Dollar wiederherzustellen, reagierten Experten auf US-Präsident Barack Obama, der am Vortag noch von großer Zuversicht in die amerikanische Währung und Wirtschaft gesprochen hatte.

      Die USA sollten „die Verantwortung übernehmen, um den Schlamassel aufzuräumen, den sie angerichtet haben“, sagte Erh-Cheng Hwa, Chefökonom der chinesischen Bank of Communications und früherer Fachmann beim Währungsfonds (IWF), der "China Daily“.

      Der Vorschlag von Chinas Zentralbankchef Zhou Xiaochuan und Russlands, eine neue Leitwährung anstelle des Dollar zu schaffen, könnten den Druck auf die USA erhöhen. "Trotz des ganzen Geredes über 'Vertrauen' sind Investoren nicht nur in China, sondern rund um die Welt unverändert tief besorgt über ihre Anlagen in US-Dollar und US-Schatzanleihen“, sagte Ökonom Hwa.

      Zuvor hatten chinesische Experten schon deutliche Kritik daran geäußert, dass jetzt die US-Notenbank selbst 300 Milliarden Dollar in Schatzanleihen kaufen und neues Geld drucken will. Das sei "kein Zeichen für Vertrauen“. Das wachsende Defizit schwäche den Dollar und treibe die Inflation an.

      "Das bestehende Währungssystem ist veraltet“, sagte auch Wang Jianye, Chefökonom der Export-Import-Bank und ebenfalls ein ehemaliger IWF-Experte. Es spiegele nicht die Veränderungen in der Weltwirtschaft wider und sei "nicht mehr funktionsfähig“. Es müssten Mechanismen geschaffen werden, damit die USA die weltweiten Auswirkungen ihrer Geldpolitik besser berücksichtigten. Darauf laufe die Forderung nach einer neuen Leitwährung hinaus, sagte Wang Jianye der "China Daily“. China ist mit 740 Milliarden US-Dollar in Schatzanleihen der größte Kreditgeber der USA und fürchtet um den Wert seiner Anlage.

      Die Forderung nach Schaffung einer neuen "Super-Währung“ auf der Grundlage der Sonderziehungsrechte (SDR) des Währungsfonds wird nach chinesischer Darstellung außer von Russland auch von Brasilien, Indien, Südkorea und Südafrika unterstützt.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3448205/China-greift-…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 14:13:49
      Beitrag Nr. 2.530 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.251 von Maraho am 26.03.09 13:33:02In der Zwischenzeit packen die schon die Koffer ... :laugh:


      Hallo Maraho

      Da bin ich mir ganz sicher, daß die Eliten schon auf gepackten Koffern sitzen. Würde ich auch tun ! Wer nämlich zu spät "packt", den bestraft das Leben. Ham wir ja gelernt.

      Die Forderung nach Schaffung einer neuen "Super-Währung“ auf der Grundlage der Sonderziehungsrechte (SDR) des Währungsfonds wird nach chinesischer Darstellung außer von Russland auch von Brasilien, Indien, Südkorea und Südafrika unterstützt.

      Das sind knapp 3 Milliarden Menschen, die diese Forderung (völlig zu Recht)erheben, plus einiger anderer , wie z.B. Deutschland,Japan, Golfstaaten, die dies nicht offiziell fordern dürfen, da sie vermutlich mal wieder "auf der falschen Seite" mitspielen müssen. Dürfte für die Anglo-USrael Koalition der ehemaligen Nutznießer eng werden, das zu verhindern. Mit sachlichen Argumenten kaum zu schaffen, denn die gibt es nicht, nur mit Drohungen.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 17:29:00
      Beitrag Nr. 2.531 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.735 von Looe am 26.03.09 14:13:49Erinnert mich an `45. Der Endsieg ist uns sicher! Und die Russen standen schon vor der Reichskanzlei. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 17:38:34
      Beitrag Nr. 2.532 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.852.995 von Maraho am 26.03.09 13:11:49Guten Abend zusammen,
      beginnen wir damit ...

      Wie heißt es: Die Revolution frisst ihre Kinder ...


      Finanzkrise
      Geithner plant Revolution an der Wall Street

      Die USA legen den Finanzmärkten Fesseln an, um Auswüchse künftig rechtzeitig zu unterbinden. Finanzminister Timothy Geithner stellte am Donnerstag im Kongress ein umfassendes Reformpaket vor: Derivate wie Credit Default Swaps (CDS) sollen erstmals einer Regulierung unterworfen werden. Hedgefonds und Finanzinvestoren werden der Börsenaufsicht SEC unterstellt.


      HB WASHINGTON. Der Kongress muss dem Programm noch zustimmen, das Präsident Barack Obama in einer Woche auch beim G-20-Finanzgipfel in London vorstellen will.

      Das bisherige System der Finanzmärkte habe grundlegende Fehler und sei verantwortlich für die schwerste globale Finanzkrise seit Generationen, sagte Geithner im Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses. „Eine umfassende Reform ist erforderlich, um darauf zu reagieren - keine bescheidenen Reparaturen an den Rändern, sondern neue Spielregeln.“ (zur Pressemitteilung )

      Hedgefonds, Private-Equity-Fonds und Risikokapitalfonds müssen den Vorschlägen zufolge künftig bei der Börsenaufsicht angemeldet werden, wenn ihr Anlagevolumen eine bestimmte, noch festzulegende Größe übersteigt. Das würde bedeuten, dass sie ihre Bücher den Regulierern offenlegen müssen. Das in Hedgefonds weltweit gesammelte Kapital wird auf 1,5 Billionen Dollar geschätzt.

      Die Fonds arbeiten bisher meist ohne jegliche Regierungsaufsicht. Der massive Verkauf von Aktien und anderen Papieren durch Hedgefonds wurde im Herbst vergangenen Jahres als eine Ursache für die starken Ausschläge an den Börsen genannt.

      Der Markt der Credit Default Swaps, eigentlich vorgesehen als Kreditversicherungen, wird weltweit mit etwa 60 Billionen Dollar angegeben. Ihr Wertverlust spielt eine prominente Rolle in der Finanzmarktkrise. Der Handel mit CDS und anderen Derivaten soll den US-Plänen zufolge erstmals staatlichen Regeln unterworfen werden.

      Die internationale Regulierung der Finanzmärkte ist eines der wichtigsten Themen des G-20-Gipfels am Mittwoch und Donnerstag kommender Woche in London. Die USA waren bislang zurückhaltend gegenüber Forderungen aus Europa, der Krise mit schärferen Regulierungen und Kontrollen zu begegnen. Der französische Premierminister Fillon erklärte aber am Dienstag, Obama habe sich nach langem Zögern nun doch der europäischen Position genähert.

      Der frühere US-Finanzminister Henry Paulson will seine Erinnerungen an die Bankenkrise unterdessen in einem Buch aufschreiben. Das Werk soll im Oktober erscheinen, wie Paulson der Nachrichtenagentur Associated Press mitteilte. „Ich hoffe, dass einige Lektionen, die ich gelernt habe, anderen helfen werden.“

      In Paulsons Amtszeit fiel der Beginn der Finanzkrise, die noch immer nicht ausgestanden ist. Als Minister wirkte er an der Entscheidung mit, für Banken einen Rettungsschirm über 700 Mrd. Dollar aufzuspannen, die Hypothekenversicherer Fannie Mae und Freddie Mac zu verstaatlichen und den Versicherungsgiganten AIG vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

      Doch Paulson, der früher Chef der Investmentbank Goldman Sachs war, entschied auch mit, das Bankhaus Lehman Brothers und damit einen früheren Konkurrenten am 15. September 2008 in die Pleite zu schicken. Der Tag ging in die Finanzgeschichte ein, weil sich seitdem Banken misstrauen und kein Geld mehr leihen wollen. Paulson sagte in dem Interview, er sei fest überzeugt, dass seine wesentlichen Entscheidungen richtig gewesen seien. Zugleich gebe es „keine Zweifel, dass manche Dinge hätten besser gemacht werden können“.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/geithner-p…
      116 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 26.03.09 17:45:01
      Beitrag Nr. 2.533 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.856.566 von Maraho am 26.03.09 17:38:34Neue Zahlen aus den USA ...

      Viertes Quartal 2008
      US-Wirtschaft schrumpft noch stärker

      Die Wirtschaft der USA ist im Schlussquartal noch stärker eingebrochen als zunächst gefürchtet. Die Wirtschaftsleistung ging laut Handelsministerium sogar um 6,3 Prozent zurück. Der Ausblick bleibt pessimistisch.


      Die US-Wirtschaft ist im vierten Quartal 2008 noch etwas stärker geschrumpft als zunächst angenommen. Auf das Jahr hochgerechnet brach die Wirtschaftsleistung um 6,3 Prozent ein. Das teilte das US-Handelsministerium am Donnerstag mit. Zuvor war noch von einem Minus von 6,2 Prozent die Rede gewesen.

      Im dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft der Welt mit einer hochgerechneten Jahresrate von 0,5 Prozent zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote erreichte im Februar mit 8,1 Prozent den höchsten Stand seit 25 Jahren. Seit Beginn der Rezession gingen 4,4 Millionen Jobs verloren.

      Die meisten Experten geben einen pessimistischen Ausblick - und schreiben das Jahr 2009 bereits ab. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) beispielsweise geht im Mittel ihrer Erwartungsspanne davon aus, dass die Wirtschaft im gesamten Jahr um 0,9 Prozent schrumpft. Für 2010 setzt sie aber wieder auf eine Erholung. 2011 erwartet sie wieder einen Zuwachs um bis zu fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote sieht die Fed 2009 auf bis zu 8,8 Prozent klettern und erst 2011 wieder deutlich sinken.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Viertes-Quartal-2…
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      schrieb am 26.03.09 18:02:43
      Beitrag Nr. 2.534 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.838.171 von Maraho am 24.03.09 19:49:46Etwas aus der "FTD". Ein Kommentar zum derzeitigen Börsengeschehen.


      Die Kehrseite der Schuldenentwertung

      Die Fed inflationiert nicht nur die Schulden weg, sondern natürlich auch die Vermögen. Darunter werden auch Realwerte wie Aktien leiden.

      Was goutieren die Aktienanleger derzeit eigentlich? Ist es die Stabilisierung einiger Wirtschaftsindikatoren wie der Einzelhandelsumsätze, der Hausverkäufe und der Gebrauchsgüteraufträge in den USA oder des Ifo in Deutschland? Wohl kaum, denn von einem stabilen Gleichgewicht - einem, bei dem die Arbeitslosenquote nicht weiter steigt - kann angesichts des erbärmlichen Niveaus dieser Indikatoren keine Rede sein.

      Ist es die Bankenrettung Timothy Geithners? Mitnichten, denn von der aus Sicht der Steuerzahler dämlichen Konstruktion seines Planes und unzähligen Umsetzungsproblemen abgesehen, wird die Ursache der Krise ja nicht mal ansatzweise angegangen: dass die Kunden der Banken pleite sind und daher auch von kerngesunden Instituten nicht mit dem Lebenselixier der US-Wirtschaft versorgt werden würden - neuem Kredit.

      Bleibt der Paukenschlag der Fed: die Ankündigung, ihre ohnehin schon verdoppelte Bilanzsumme mindestens noch mal zu verdoppeln. Bingo. Denn das verspricht nicht nur die ersehnte Stabilisierung von Konjunktur und Gewinnen, sondern auch die erforderliche Entwertung der US-Schulden.

      Das Dumme ist, dass eine Entwertung der Schulden auch eine Entwertung der Vermögen der Kreditgeber bedingt, weshalb sich etwa US-Staatsanleihen (auch inflationsgekoppelte, da die Inflationsraten noch stärker getürkt werden dürften) oder US-Hypotheken (auf 30 Jahre gibt's rund fünf Prozent) als fürchterliches Verlustgeschäft erweisen dürfen. Realwerte wie Aktien werden vorübergehend nette Gewinne bringen, und wer ein Gespür für die Märkte hat, soll darauf wetten. Aber wann der Konjunkturaufschwung gelingt und wie viele Schreckensnachrichten bis dahin noch auf uns zukommen, vermag keiner zu sagen. Gemessen daran scheint die Risikoprämie nach wie vor deutlich zu gering. Wer das Anfang der inflationären 1970er ignorierte, wurde bis 1982 in Deutschland und Amerika mit realen Kursverlusten von mehr als 50 Prozent bestraft. Schon vergessen?

      Quelle: Aus der FTD vom 26.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 26.03.09 18:13:10
      Beitrag Nr. 2.535 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.866 von Maraho am 04.03.09 14:06:54Mal wieder etwas zu den Versicherern ...

      Versicherer
      "Das ist ein fatales Zeichen"
      Von Lutz Reiche, Berlin

      Rezession und Finanzkrise machen der Assekuranz das Leben schwer. Das Beitragsaufkommen der Lebensversicherer wird um 3 Prozent fallen. Dennoch gibt sich die Branche selbstbewusst, sieht sich als "Anker im tosenden Sturm". Die stark auf Banken konzentrierten Anlagen seien "absolut sicher", die Garantieverzinsung ebenso. Also alles bestens? Wohl kaum.


      Berlin - Im Zuge der Rezession und Finanzmarktkrise muss auch die deutsche Versicherungswirtschaft Federn lassen. Die Assekuranz rechnet im laufenden Jahr mit fallenden Beitragseinnahmen. Im Schnitt wird das Prämienaufkommen in 2009 um ein Prozent sinken. Für die größte Sparte, die Lebensversicherer, erwartet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ein Minus von bis zu 3 Prozent. Vor allem dank der letzten Riester-Stufe hatten die Lebensversicherer in 2008 ihre Prämieneinnahmen noch um 0,8 Prozent auf 79,6 Milliarden Euro steigern können.

      Trotz der eingetrübten Perspektiven bleibt der Lobbyverband bei seiner Einschätzung, dass die Versicherungswirtschaft "nach wie vor ein stabiles Element in der Krise ist" und "auch bleiben wird", erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg von Fürstenwerth am Mittwoch in Berlin.

      "Die Finanzkrise ist keine Krise der Versicherer", sagte Fürstenwerth und bekräftigte damit eine Haltung, die die deutsche Assekuranz trotz zahlreicher Negativnachrichten aus dem Ausland und skeptischerer Analystenstimmen seit Monaten offensiv vertritt.

      "Wir investieren ja nicht auf einem anderen Planeten"

      Gerade für die Lebensversicherer, die bei der Neuanlage mit dauerhaft niedrigen Zinsen und stark gefallenen Aktienkursen zu ringen haben, sah sich Allianz-Leben-Chef Maximilian Zimmerer berufen, eine Lanze zu brechen. Selbstverständlich spüre man die Auswirkungen der Rezession im Neugeschäft und habe mit den starken Schwankungen der Kapitalmärkte zu kämpfen. "Wir investieren ja nicht auf einem anderen Planeten", sagte Zimmerer mit durchaus gereiztem Unterton. "Doch die Lebensversicherer sind auch jetzt noch der Stabilitätsanker in einem tosenden Sturm", zeigte er sich überzeugt.

      In der Börsenkrise 2002/2003 hatten die Lebensversicherer in einer konzertierten Aktion die von der Pleite bedrohte Mannheimer Leben aufgefangen, um Schaden von der ganzen Branche abzuwenden. "So einen Fall wird es nicht so schnell wieder geben", versicherte Zimmerer in Berlin. Die Lebensversicherer hätten ihre Lektion aus der letzten Krise gelernt und ihre Risikotragfähigkeit nachhaltig verbessert.

      Aktienquote bei 4,8 Prozent, es geht an die Rücklagen

      Im Schnitt sei die Aktienquote aktuell auf 4,8 Prozent gesunken. Eingedenk der Absicherungsinstrumente betrüge die Quote lediglich 2,7 Prozent. Zugleich hätten die Unternehmen durch die guten Ertragsjahre 2005 bis 2007 ihre Sicherheitsmittel aufgestockt und verfügten jetzt über ausreichend Puffer. Im abgelaufenen Jahr verzinste die Branche den Sparbeitrag ihrer Kunden im Schnitt mit 4,26 Prozent und hält ihn in 2009 stabil. Das kann sie allerdings nur, weil sie Rücklagen auflöst - denn ihre Kapitalanlagen in Höhe von 689 Milliarden Euro warfen im Jahr 2008 lediglich eine durchschnittliche Nettoverzinsung von 3,6 Prozent ab.

      Das aktuelle Zinsniveau stelle die Versicherer zweifelsohne vor Herausforderungen, räumte Fürstenwerth ein. Dennoch sehe der GDV aktuell kein Problem, dass die Lebensversicherer den durchschnittlichen Garantiezins ihres Vertragsbestands von 3,40 Prozent auch künftig darstellen könnten.

      Zimmerer erklärte, ein dauerhaft niedriges Zinsniveau werde "natürlich Folgen" für die Überschussbeteiligung haben. Der Experte geht aber davon aus, dass die Branche Anlagezinsen von knapp 3 Prozent über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren aushalten und dennoch die garantierte Durchschnittsverzinsung von besagten 3,4 Prozent bedienen könne. Entscheidend dafür sei neben den Reserven der Versicherer vor allem der langfristige Anlagehorizont in der Branche.

      Die zehnjährige Bundesanleihe, die derzeit gerade noch 3 Prozent Rendite abwirft und die Mahner immer wieder ins Feld führen, verstelle den Blick auf die Anlagemöglichkeiten der Branche, gab Zimmerer zu verstehen. Bei anderen Anleihen, seien es nun Pfandbriefe oder Euro-Anleihen anderer EU-Staaten, lägen die Zinsen auch jetzt noch deutlich über 4 Prozent. Noch deutlich höhere Erträge würfen Unternehmensanleihen ab. Gerade für die Lebensversicherer, die regelmäßig Liquidität generierten und Kapital langfristig anlegen, böten sich in diesem Umfeld besondere Chancen.

      Branche hält ihre Investments bei Banken für "absolut sicher"

      Laut GDV hatte die Branche das Geld der Versicherten zum Jahresende zu gut 85 Prozent in festverzinsliche Papiere investiert.

      Das Gros des Kapitals ist in Anleihen und Darlehen von Banken investiert, wobei hier wiederum der größere Teil auf Pfandbriefe entfällt, bei denen als Sicherheit Hypothkendarlehen und öffentlich-rechtliche Forderungen hinterlegt sind.

      Wegen der international aufgespannten Rettungsschirme für Kreditinstitute und der Zusage der Bundesregierung, keine größere Bank fallen zu lassen, geht der GDV davon aus, dass diese Papiere, aber auch andere Bankschuldverschreibungen "absolut sicher" sind.

      Einzelne Analysten hatten in der Vergangenheit dagegen diese Konzentration auf Bankschuldverschreibungen als problematisch kritisiert und der Assekuranz eine größere Streuung bei der Anlage empfohlen. Dass hier Risken bestehen, zeigt nicht nur der prekäre Fall der Hypo Real Estate, die nicht nur vom Staat, sondern auch der Versicherungswirtschaft gestützt wird.

      Risiken könnten für die Versicherer auch aus den jüngsten Regulierungsanstrengungen der Bundesregierung erwachsen. So räumt der Gesetzgeber der Finanzaufsicht BaFin künftig das Anordnungsrecht ein, dass Kreditinstitute Zinszahlungen auf Genussscheine und andere nachrangig zu bedienende Wertpapiere auch außerhalb einer Insolvenz unter Umständen auszusetzen haben. Deutsche Lebensversicherer sind mit 3,5 Prozent ihrer Kapitalanlagen in sogenannte Nachränge und Genussrechte investiert. Im Ernstfall müssten sie also damit rechnen, dass die Verzinsung ihres Investments entfällt.

      Streit um Ausschüttungsverbot bahnt sich an

      Die Ausschüttungen auf solche Papiere durch Banken, die staatlich gestützt werden, ist umstritten. Jenseits dieses neuen Ordnungsrahmens können Institute allerdings auch schon jetzt die Zinszahlungen aussetzen, wenn das die Emissionsbedingungen vorsehen. Die Entscheidung liegt dann im Ermessen des Vorstands.

      Was Gläubigern blüht, hat zuletzt der Fall der schwer angeschlagenen HSH Nordbank gezeigt. Das Institut verzichtete auf Druck der EU-Kommission auf die Ausschüttung von insgesamt 264 Millionen Euro an stille Einleger und Inhaber von Genussscheinen. Zuvor hatten bereits die Dresdner Bank und die Hypo-Real-Estate-Tochter Depfa Zinsen für eine Nachranganleihe gestrichen.

      Die Versicherungswirtschaft verfolgt diese Entwicklung mit Sorge und Unverständnis. So bezeichnet es Zimmerer als "absolut nicht hinnehmbar", dass die BaFin sich über die Emissionsbedingungen und womöglich auch die Entscheidung der Bankvorstände künftig hinwegsetzen können soll. "Das halten wir für ein fatales Zeichen und für völlig falsch", sagte Zimmerer.

      Anstatt den Bankensektor zu stabilisieren würden sich damit die Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken verschlechtern, kritisierte der GDV. Unter diesen Umständen müssten sich die Versicherer aus diesen Investments zurückziehen. Die Assekuranz sei jedenfalls nicht bereit, das Risiko eines einseitigen Eingriffs der BaFin in klare vertragliche Regelungen und dem damit drohenden Zinsausfall mitzugehen, gab Fürstenwerth klar zu verstehen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,615652,00.…
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      schrieb am 26.03.09 18:18:10
      Beitrag Nr. 2.536 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.847.724 von Maraho am 25.03.09 20:13:36Wer hätte das gedacht ...

      16.45 Uhr: Der Untersuchungsausschuss zum Desaster der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) startet voraussichtlich später als von der Opposition erhofft. Die SPD lehnt eine Fristverkürzung ab. Die Union werde sich dem wohl anschließen, wie am Donnerstag aus Koalitionskreisen verlautete. Der Ausschuss wird damit höchstwahrscheinlich erst nach Ostern eingesetzt. FDP, Grüne und Linkspartei wollten das Gremium, das ein mögliches Versagen der Regierung und Fehler der HRE-Aufsicht beleuchten soll, eigentlich schon an diesem Freitag beschließen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,615…
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 18:26:07
      Beitrag Nr. 2.537 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.748.352 von Maraho am 11.03.09 19:33:55In Bezug.

      Von der Finanzkrise zum Staatsbankrott
      Welches EU-Land muss als nächstes gerettet werden?
      Silke Wettach (Brüssel)

      Ungarn, Lettland und nun also Rumänien. Die drei Beispiele aus der Europäischen Union zeigen, wie schnell die Wirtschaftskrise Staaten an den Rande des Abgrunds treiben kann. In allen Fällen hat nur eine Nothilfe der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Staatsbankrott verhindert.


      Wie Ungarn wird auch Rumänien ein Hilfspaket über 20 Milliarden Euro bekommen, 13 Milliarden davon kommen vom IWF. Das Geld wird in einem Zeitraum von drei Jahren fließen. Dass die internationalen Devisenmärkte positiv auf das Paket reagierten, wurde in Brüssel mit Erleichterung aufgenommen.

      Richtig durchatmen mag in Brüssel allerdings niemand, denn die Gefahr ist nicht gebannt. „Wir müssen mit noch mehr Krisen und Bedarf an Finanzhilfen bei Mitgliedern rechnen, die nicht zur Eurozone gehören“, hatte EU-Wirtschafts- und Finanzkommissar Joaquín Almunia am Wochenende gewarnt. Kurz zuvor beim EU-Gipfel in Brüssel hatten die versammelten Staats- und Regierungschefs den Topf für Leistungsbilanzfazilitäten für Nicht-Euro-Staaten von 25 Milliarden Euro auf 50 Milliarden Euro verdoppelt.

      Offiziell versucht man die Gefahr herunterzuspielen. Der Notfonds wurde auf lange Sicht verdoppelt, weil das Europaparlament bald in den Wahlkampf geht und gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre zuzustimmen. Der Beschluss sollte auf keinen Fall als Beleg dafür dienen, dass EU-Mitgliedsstaaten als unmittelbar gefährdet gelten.

      Aber es ist gut möglich, dass zu den drei Empfängerländern Lettland, Ungarn und Rumänien noch weitere hinzukommen. Sogar Bundespräsident Horst Köhler, früher IWF-Chef und als solcher mit prekären Staatsfinanzen bestens vertraut, soll kürzlich Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Vieraugengespräch vor drohenden Gefahren gewarnt haben.

      An den Märkten kursieren vor allem drei Namen, wenn es um weitere drohende Staatspleiten geht: Bulgarien, Estland und Litauen gelten als gefährdet. Mit Sorge beobachten die Volkswirte der EU-Kommission vor allem die Leistungsbilanzdefizite der drei Staaten.

      Estlands Leistungsbilanzdefizit wird sich in diesem Jahr – wegen der nachgebenden Importe - den Kommissionsprognosen zufolge von 10,1 Prozent relativ zum Bruttoinlandsprodukt auf fast 5,7 Prozent halbieren. Aber im internationalen Vergleich ist das immer noch ein hoher Wert. Auch bei Litauen verringert sich das Leistungsbilanzdefizit von 12,6 Prozent im vergangenen Jahr auf voraussichtlich 7,0 Prozent in diesem Jahr. Keine wirklich gute Nachricht.

      Absolut verheerende Zahlen weist Bulgarien auf. Das Leistungsbilanzdefizit verringert sich von 24,7 Prozent 2008 voraussichtlich auf 20,8 Prozent. Das deutet darauf hin, dass der kürzlich vergrößerte Nothilfentopf bald wieder angezapft werden muss.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/welches-eu-land-muss-als-naec…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 18:42:36
      Beitrag Nr. 2.538 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.869 von kiska am 26.03.09 08:35:00Ist das der Dammbruch?

      Heidelberger Druck entlässt Tausende Beschäftigte

      Stuttgart (Reuters) - Als erstes deutsches Großunternehmen will Heidelberger Druck wegen der Wirtschaftskrise Tausende Beschäftigte entlassen.

      Bis Jahresende sollen 5000 der zuletzt 20.000 Stellen gestrichen werden, kündigte der weltgrößte Druckmaschinenbauer am Donnerstag überraschend an. Damit beschwört das Unternehmen einen Konflikt mit der Gewerkschaft IG Metall herauf, da der bis 2012 geltende Kündigungsschutz für die überwiegend deutsche Belegschaft nicht eingehalten wird. Die Gewerkschaft fordert, die Absatzkrise statt mit betriebsbedingten Kündigungen mit Kurzarbeit bis weit ins nächste Jahr hinein durchzustehen.

      Konkurrent Koenig & Bauer teilte mit, seine Belegschaft in diesem Jahr um mehr als 800 auf 7000 Mitarbeiter zusammenzustreichen. Nach einem Verlust 2008 tauscht das Würzburger Unternehmen zudem den Vorstandschef aus.

      "Heidelberger Druck hat schon eine schwierige Zeit hinter sich, die kommenden Monaten werden aber noch schwieriger", begründete Vorstandschef Bernhard Schreier den Kahlschlag. Heidelberger Druck hatte bislang den Abbau von nur 2500 Arbeitsplätzen angekündigt und wollte auf Kündigungen möglichst verzichten. Die Nachfrage - zuletzt bereits auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren - schrumpft allerdings beständig weiter. Da sich keine Belebung abzeichne, müsse der Weltmarktführer "entschieden handeln", um die Kosten und die Kapazitäten zu senken, betonte Schreier. Kurzarbeit und Abfindungen reichten nicht mehr aus, um das rote Zahlen schreibende Unternehmen durch die Krise zu bringen. Die Auftragslage zeige, dass in dem im April beginnenden neuen Geschäftsjahr 2009/10 der Umsatz abermals schrumpfen werde.

      Wegen des Konjunktureinbruchs in Folge der Finanz- und Bankenkrise haben zahlreiche Unternehmen bereits Zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt. Betroffen sind neben der kriselnden Autoindustrie insbesondere die Stahlkocher, der Maschinenbau sowie die Luftfahrt- und Tourismusindustrie. Jobgarantien verhindern bislang betriebsbedingte Kündigungen. Dennoch sind in den vergangenen Monaten Tausende Jobs verloren gegangen. BMW und ThyssenKrupp etwa zahlten Abfindungen, entließen Leiharbeiter oder besetzten freie Stellen nicht wieder.

      "EINE ABWRACKPRÄMIE FÜR DRUCKMASCHINEN WÄRE SCHÖN"

      Außerdem sieht sich Heidelberger Druck dazu gezwungen, die Investitionen von zuletzt rund 200 Millionen Euro zu halbieren. Durch die Kürzungen sollen bis zum Jahr 2011 rund 400 Millionen Euro eingespart werden. Bisher hatte der Vorstand Einsparungen von 200 Millionen Euro für ausreichend erachtet, um die Durststrecke durchzustehen, die nach Analysteneinschätzungen noch lange dauern kann.

      Wegen der Konjunkturflaute kaufen die nur schwach ausgelasteten Druckereien bei Heidelberger und den Konkurrenten Manroland, Koenig & Bauer sowie Ryobi und Komori kaum noch neue Maschinen. Zudem zögern die Banken, für den Maschinenkauf neue Kredite an die zumeist mittelständischen Druckereien zu vergeben. "Eine Abwrackprämie für Druckmaschinen wäre schön", sagte HeidelDruck-Chef Schreier.

      Koenig & Bauer schrieb im vergangenen Jahr unterm Strich rund 80 Millionen Euro Verlust. Der Umsatz sank um gut zehn Prozent auf 1,532 Milliarden, für 2009 wird ein weiterer Rückgang von um die 20 Prozent erwartet. Gegensteuern soll der Sanierungsexperte und bisherige Finanzvorstand Helge Hansen, der Konzernchef Albrecht Bolza-Schünemann ab sofort ablöst.

      Heidelberger Druck will den 2007 verlängerten Vertrag zur Beschäftigungssicherung einseitig per Ende Juni kündigen, um überhaupt Kündigungen aussprechen zu können. Die IG Metall kündigte Proteste an. "Notwehr ist angesagt", hieß es in einer Erklärung der Gewerkschaft.

      Die einseitige Kündigung des Tarifvertrags könnte nach Einschätzung von Gewerkschaftern ein Dammbruch sein. Viele Großunternehmen haben Kündigungen für die nächsten Jahren ausgeschlossen und ihren Beschäftigten damit Sicherheit gegeben.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE52P0H520090326?…
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      schrieb am 26.03.09 18:47:27
      Beitrag Nr. 2.539 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.856.636 von Maraho am 26.03.09 17:45:01Nachtrag.

      Gewinne der US-Firmen sinken wegen Rezession dramatisch

      Washington (Reuters) - Die schärfste Rezession seit über 26 Jahren hat die Gewinne der amerikanischen Unternehmen in Rekordtempo schmelzen lassen.

      Sie brachen im vierten Quartal um 120 Milliarden Dollar ein, wie das Handelsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Nachsteuergewinne fielen damit um 10,7 Prozent geringer aus als im Herbst. Grund dafür waren die Einbrüche bei Konsum und Exporten.

      Dadurch schrumpfte auch die Wirtschaftsleistung so stark wie seit Anfang 1982 nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt sank von Oktober bis Dezember mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 6,3 Prozent. Das Ministerium korrigierte damit den Ende Februar ermittelten Wert von 6,2 Prozent leicht nach unten.

      ARBEITSLOSIGKEIT STEIGT WEITER

      Experten sehen die größte Volkswirtschaft auch zu Beginn des neuen Jahres tief in der Rezession. "Die Wirtschaft ist am Jahresende abgestürzt, das wird sich im ersten Quartal fortsetzen", sagte der Analyst Doug Bender von McQueen, Ball & Associates. Die US-Wirtschaft leidet vor allem unter der steigenden Arbeitslosigkeit. Allein in den vergangenen vier Wochen beantragten 649.000 Amerikaner Arbeitslosenhilfe. Das dämpft den privaten Konsum, der mehr als zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung ausmacht.

      Die Verbraucher schränkten bereits im Schlussquartal 2008 ihre Ausgaben wegen der steigenden Arbeitslosigkeit um 4,3 Prozent ein. Das ist das größte Minus seit Frühjahr 1980. Die Ausfuhren sanken wegen der weltweiten Wirtschaftskrise um 23,6 Prozent. Die Unternehmen investierten angesichts der unsicheren Aussichten 21,7 Prozent weniger - das ist der stärkste Rückgang seit 1975.

      Verglichen mit den anderen beiden großen Industriestaaten Japan und Deutschland stehen die USA noch vergleichsweise gut da. In Japan schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt Ende 2008 aufs Jahr hochgerechnet um rund zwölf Prozent, in Deutschland annualisiert um rund acht Prozent.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE52P0F320090326
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      schrieb am 26.03.09 18:59:45
      Beitrag Nr. 2.540 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.857.107 von Maraho am 26.03.09 18:18:10In Bezug.
      Kein Wunder, daß der Untersuchungsauschuß verzögert werden soll, bei den Fragen ...

      Opposition verlangt Auskunft über Zukunft der Hypo Real Estate

      Berlin (Reuters) - Die Opposition will im geplanten Untersuchungsausschuss zur Hypo Real Estate Auskunft über die Pläne der Bundesregierung nach der Verstaatlichung der Krisenbank verlangen.

      Den Steuerzahlern müsse offengelegt werden, wofür ihre Milliardenbeträge zur Rettung des Geldinstituts verwendet würden, forderte der FDP-Finanzexperte Volker Wissing am Donnerstag in Berlin. In ihrem gemeinsam formulierten Untersuchungsauftrag nehmen FDP, Linke und Grüne auch Finanzminister Peer Steinbrück persönlich ins Visier.

      Die Opposition will den Ausschuss am Freitag im Bundestag einsetzen. Dazu reichen die Stimmen der drei kleinen Fraktionen, allerdings müsste die Koalition Fristverkürzungen zustimmen. Die finanzpolitischen Sprecher von FDP, Linken und Grünen wollen das Gremium mit nur sieben Mitgliedern bestücken, um in den fünf bis sechs Sitzungen, die in dieser Wahlperiode noch möglich sind, eine konzentrierte Arbeit zu ermöglichen. CDU/CSU und SPD sollen je zwei Abgeordnete benennen, die Oppositionsfraktionen je einen.

      Dem Einsetzungsantrag zufolge soll der Ausschuss klären, ob das Finanzministerium und seine nachgeordneten Behörden zu den Missständen bei der HRE beigetragen oder diese verschärft haben. Insbesondere geht es darum, wann das Ministerium von den Schwierigkeiten des Instituts erfahren hat. Zudem soll geklärt werden, ob es im Zusammenspiel zwischen der Bankenaufsicht und dem Ministerium Versäumnisse gegeben hat.

      Untersucht werden soll aber auch, ob Steinbrück selbst zu einer Verschärfung der Krise beigetragen hat. Der Minister hatte Ende September 2008 in Fraktionssitzungen gesagt, die Bank werde abgewickelt. Die Opposition wirft ihm vor, damit habe er die Refinanzierungsbedingungen des Instituts verschlechtert. Wegen der Finanzkrise war die HRE in Liquiditätsprobleme geraten. Sie wird derzeit mit Bürgschaften von Staat und Banken in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro gestützt. Die Bundesregierung will das Institut so schnell wie möglich verstaatlichen, notfalls auch durch eine Enteignung der jetzigen Aktionäre.

      Wissing sagte, die Abgeordneten, die ständig über neue Milliarden zur Rettung der Bank entscheiden müssten, wollten auch die weiteren Pläne für das Institut kennenlernen: "Wir können die Verantwortung für die Steuergelder nur mit übernehmen, wenn wir die Fakten kennen." Die bisherige Informationspolitik des Ministeriums lasse keine andere Wahl als einen Untersuchungsausschuss. "Nach der Rettung ist vor der Rettung" sagte der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick.

      Neben Steinbrück will die Opposition auch die Präsidenten der Börsenaufsicht Bafin und der Bundesbank, Jochen Sanio und Axel Weber, vorladen. Die Aufsichtsbehörden hätten nicht rechtzeitig gewarnt, sagte Wissing: "Die HRE stand in Flammen, und der Brandmelder hat nicht Alarm gegeben." Linken-Experte Axel Troost fagte: "Wann ist eigentlich das Gesamtausmaß des Desasters bekannt gewesen?" Die Koalition wirft der Opposition vor, sie veranstalte mit dem Ausschuss Wahlkampfgetöse.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE52P0CJ2009…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 19:11:46
      Beitrag Nr. 2.541 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.446 von Maraho am 26.03.09 13:48:39Eine Meldung aus Russland ...

      Britischer Außenminister: USA geben Status als Supermacht auf

      ROM, 26. März (RIA Novosti). Der britische Außenminister David Miliband betrachtet den G20-Gipfel am 2. April als Ausgangspunkt für eine multipolare Welt, weil die USA nach seiner Ansicht keine Supermachtideen mehr aufdrängen wollen.

      „Die Epoche der Monopolarität wird am 2. April enden, wir bekommen dann eine wichtige Möglichkeit, internationale Fragen von großer Bedeutung zu erörtern und zu analysieren, indem wir alle auf einer Ebene stehen werden. Die Zeit der Multipolarität beginnt“, sagte Miliband in einem Interview für die Donnerstagausgabe der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“.

      US-Präsident Barack Obama wolle beim Londoner Gipfeltreffen keine Ideen der amerikanischen Supermacht aufdrängen. Er wolle mit Europa und den Schwellenländern sprechen und effiziente Strategien im internationalen Wirtschaftsbereich diskutieren, so Miliband.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090326/120744544.html
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 19:24:41
      Beitrag Nr. 2.542 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.846.871 von Maraho am 25.03.09 18:54:00Das Thema ist salonfähig geworden ...

      Vor dem Finanzgipfel
      Der Dollar ist noch nicht tot
      Von Alexandra Endres

      China fordert eine neue Leitwährung - das hat wenig Chancen. Doch im globalen Währungsregime steckt ein Kern der Krise. Der G20-Gipfel sollte sich damit beschäftigen


      Der Dollar ist angeschlagen, ein Spiegelbild der Finanzkrise. Seit Monaten schwankt sein Kurs stark. Jetzt sorgt China mit seiner Forderung für Aufsehen, den Greenback durch eine neue Leitwährung zu ersetzen. Sie bestünde aus einem Währungskorb: Einer künstlich geschaffenen Verrechnungseinheit, deren Wert nur noch zu einem bestimmten Teil am Dollar hängt. Maßgeblich wären daneben der Euro, das britische Pfund, der japanische Yen – und vielleicht, so lässt Peking Medienberichten zufolge durchklingen, auch der chinesische Yuan.

      Das ist nicht nur Ausdruck der zunehmenden politischen Macht Pekings. Es ist auch eine ökonomische Zäsur. Lange Zeit gehörte ein starker Dollar zum weltwirtschaftlichen Arrangement, das vielen Ländern Wachstum erlaubte. Weil ihre Währung so hoch im Kurs lag, konnten die Amerikaner im Ausland auf Einkaufstour gehen. Zugleich war es vielen asiatischen Ländern möglich, ihre Güter in den USA günstig anzubieten. Ihre Handelsüberschüsse legten sie in Dollar an. Das hielt den Kurs der US-Währung oben, zugleich blieben asiatische Waren billig. Beide Seiten profitierten.

      Spätestens seit die Wirtschaftskrise im vergangenen Herbst durch die Lehman-Pleite so richtig losbrach, ist jedoch klar: Die alte Arbeitsteilung funktioniert nicht mehr, die Welt braucht eine neue Balance. So gesehen ist die chinesische Forderung plausibel. "Die Währungsfrage gehört zum Kern der internationalen Finanzarchitektur", sagt Rolf Langhammer, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). "Sie muss vor dem G20-Gipfel aufs Tapet."

      Doch es gibt da ein Problem: Keine Währung wäre derzeit in der Lage, den Dollar als Leitwährung zu ersetzen. Nicht der Euro, nicht der Yen, nicht das Pfund. Das gilt auch für die von China vorgeschlagenen Sonderziehungsrechte des IWF, eine buchhalterische Einheit, in der vier Währungen stecken. "Warum sollten die USA oder Europäer sich freiwillig in Sonderziehungsrechten verschulden?" fragt Matthias Busse, Leiter des Kompetenzbereichs Weltwirtschaft am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hinsichtlich der Währungsschwankungen. "Sie gingen dadurch ein zusätzliches Risiko ein, das sie bislang nicht haben." IfW-Ökonom Langhammer hält ebenfalls wenig von dem Vorschlag: "Über die Sonderziehungsrechte zu debattieren ist, als ob man ein totes Pferd reitet."

      Schon eine ganze Weile wird darüber spekuliert, ob vielleicht der Euro irgendwann an die Stelle des Dollars treten könne. Doch der Greenback verfügt als Leitwährung immer noch über eine stabile Basis. Er kommt von einem großen, gut integrierten Heimatmarkt, auf dem er als sehr liquides Zahlungsmittel fungiert. Seine Stärke nach außen gewinnt er durch die politische, wirtschaftliche und militärische Macht seines Heimatlandes – und die USA sind trotz ihrer schweren Krise immer noch das mächtigste Land der Erde.

      "Die Frage, ob der Dollar durch eine neue Leitwährung abgelöst werden sollte, stellt sich so nicht. Das wird nicht per Gesetz oder Dekret festgelegt, sondern entwickelt sich in einem jahrelangen Prozess", sagt deshalb Busse. "Entscheidend ist: Sind wir vorbereitet, falls der Dollar richtig abstürzt?"

      Davor haben alle Angst: Die Amerikaner fürchten den Verlust ihrer wirtschaftlichen und politischen Stellung und die damit einhergehenden ökonomischen Auswirkungen. Ihre Sorge ist, die Chinesen könnten ihre enormen Devisenreserven in Höhe von mehr als einer Billion Dollar auf den Markt werfen und dadurch den endgültigen Zusammenbruch ihrer Währung provozieren. Doch dadurch würde China sich selbst seines Reichtums berauben. "Daran haben die Chinesen überhaupt kein Interesse", sagt Busse.

      Auch andere Länder, die ihre Reserven in Dollar angelegt haben, zum Beispiel aus dem asiatischen oder arabischen Raum, würden hohe Verluste erleiden, bräche der Dollarkurs zusammen. Exportnationen wie Deutschland oder Japan hätten in der Krise noch mehr Probleme als ohnehin, ihre Waren im Ausland zu verkaufen.

      Viel wichtiger als die Frage, ob und wann die Welt eine neue Leitwährung haben wird, könnte deshalb die Frage sein: Wie stabilisieren wir unsere Wechselkurse? Denn über sie regelt sich die komplette internationale Wirtschaft – der Handel ebenso wie die Finanzmärkte. Schwanken die Kurse zu stark, gerät die Balance der Waren- und Finanzmärkte noch mehr in Gefahr, als sie es in der Krise ohnehin schon ist. "Die USA können keine Stabilität mehr garantieren", sagt IfW-Ökonom Langhammer. "Instabile Währungen sind eine Gefahr für die internationalen Finanzströme." Deshalb müsse man gerade in der Krise alles tun, um die Wechselkurse zu stabilisieren, fordert er, wie etwa durch Bretton-Woods-Regime nach dem Zweiten Weltkrieg.

      Das Problem: Fixe Wechselkurse können auch von Übel sein. Das ist derzeit in der Eurozone zu besichtigen. Trotz ihrer einheitlichen Währung verfolgten die Euroländer nie eine gemeinsame wirtschafts- oder finanzpolitische Strategie. Die in der Krise daraus resultierenden Spannungen sind mittlerweile so groß, dass Pessimisten ein Auseinanderbrechen der Währungsunion fürchten.

      Ein noch eindrucksvolleres Beispiel für die Probleme fester Wechselkurse gibt Argentinien ab. Es hatte seine Währung, den Peso, fest an den Dollar gekoppelt. Viele Ökonomen priesen das als ultimative Lösung der Inflationsprobleme, die das Land zuvor plagten. Doch seine Wirtschaft entwickelte sich völlig unabhängig von der US-Konjunktur. Während Argentinien in eine tiefe Rezession rutschte, florierten die USA. Die starke Währung bremste die argentinischen Exporte, die hohen Dollar-Leitzinsen erdrückten die wirtschaftliche Aktivität. Das Land geriet in eine negative Spirale, die in den Staatsbankrott mündete.

      Eine Zwischenlösung muss also her: Man muss die Wechselkurse beruhigen, ohne sie zu sehr einzuengen. Eine delikate Balance. Um sie zu erreichen, ist eine enge Abstimmung der beteiligten Regierungen und Notenbanken nötig. Wie man sie erreichen könnte, wäre ein würdiges Thema für den G20-Gipfel.

      Der Dollar aber könnte dennoch mittelfristig weiter an Bedeutung verlieren. "Es ist vorstellbar, dass China langsam und stillschweigend beginnt, seine Reserven auch in anderen Währungen anzulegen. Auch andere Länder könnten das tun", sagt HWWI-Ökonom Busse. Es wäre der Idealfall: Der Dollarkurs fiele weiter, aber langsam und kontrolliert, ohne größeren Schaden anzurichten. In einer Welt, die von einer Krise zur nächsten taumelt, wäre das ein Traum.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/14/china-dollar?page=1
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      schrieb am 26.03.09 19:47:10
      Beitrag Nr. 2.543 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.857.707 von Maraho am 26.03.09 19:11:46Eine Abhandlung unseres ehemaligen Außenministers ...

      Joschka Fischer über EU
      Keine Führung, nirgends

      Auf dem Trittbrett durch die Krise: Nächste Woche treffen die Europäer beim G-20-Gipfel in London erstmals Barack Obama und zeigen ein Verhalten, das ebenso legitim wie fatal ist. Mehr als ein "Formelkompromiss" zur Bewältigung der Finanzkrise ist nicht zu erwarten.


      Am Rhein und in Prag werden Nato und EU dem neuen amerikanischen Präsidenten huldigen, schöne Bilder, hehre Reden über die Zukunft des Transatlantismus - alles wie gehabt. Doch vor Straßburg und Prag findet, am 2. April, auf dem G-20-Treffen in London der transatlantische Ernstfall statt. Mit der Wahl Barack Obamas zum amerikanischen Präsidenten sollte alles besser werden - eigentlich. Die transatlantische Kontinentaldrift, die Europa und Amerika in den acht Jahren unter George W. Bush immer weiter auseinander gebracht hat, sollte gestoppt und sogar umgekehrt werden. Diese Hoffnung geht dahin.

      Denn die Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise lässt die Differenzen zwischen Amerika und Europa voll ausbrechen. Europa weigert sich, sehr viel stärker als bisher finanziell bei der Bewältigung der beiden Krisen zu helfen. Gewiss, am Ende des Londoner Treffens werden sich die Staats- und Regierungschefs auf eine gemeinsame Erklärung einigen; ein Scheitern kann sich niemand erlauben. Aber die Unterschiede werden bestehen bleiben. Die einen wollen die Krise wegfinanzieren, die anderen wollen sie wegregulieren, und am Ende wird beides in der Erklärung stehen. So etwas nennt man dann "Formelkompromiss."

      Die nationalen Medien der beteiligten Staaten werden anschließend ihre jeweiligen Regierungen für ihre "Tapferkeit" und "Durchsetzungskraft" preisen, werden von "Punktsiegen" schwadronieren, aber eine kraftvolle globale Antwort auf die schwerste Krise seit 1929 wird es trotzdem nicht gegeben haben. Keine Führung, nirgends.

      Die Ursache der neuen transatlantischen Drift liegt vor allem darin, dass beide Seiten in unterschiedlichen Krisenwelten leben. Amerika fürchtet die Deflation, Europa hingegen, getrieben von seiner größten Volkswirtschaft Deutschland, Staatsverschuldung und Inflation.

      Zögern und die Folgen

      Die USA haben unter der Wucht der Krise bereits eine ideologische und praktische Kehrtwende um 180 Grad vorgenommen und setzen voll auf Keynes und eine massive, schuldenfinanzierte öffentliche Nachfrage, um den weiteren Absturz der Wirtschaft aufzufangen. Die Europäer haben zwar auch nationale Konjunkturprogramme aufgelegt, aber sie sind nach wie vor nicht bereit, ein ähnliches Verschuldensrisiko einzugehen, wie die USA. Das europäische Sozialstaatsmodell dämpft zudem, anders als in den USA, zumindest für eine gewisse Zeit den ökonomischen Absturz.

      Es spielt aber auch die politische Taktik eine zentrale Rolle. Präsident Obama ist gerade für vier Jahre ins Amt gewählt worden, und sein politisches Schicksal wird davon abhängen, ob er den Absturz der US-Wirtschaft zuerst abbremsen und dann umdrehen kann oder nicht. Jegliches Zögern kann für ihn nicht wieder gutzumachende Folgen haben. In Europa stehen Merkel, Brown und Sarkozy aber vor ganz anderen Alternativen.

      Gordon Brown ist in einer hoffnungslosen Lage. Der Absturz der Wirtschaft in Großbritannien war mindestens so hart wie in den USA, und deshalb musste die britische Regierung massiv auf Deficit Spending setzen, um den Totalkollaps des Finanzsystems zu verhindern. Gordon Brown sind kaum noch Optionen geblieben, ohne dass Großbritannien bereits die Talsohle der Krise erreicht hätte. Bei Neuwahlen kann ihn nur noch ein Wunder retten.

      Das Schicksal Browns hat aber eine nachhaltige Wirkung in Berlin und Paris, denn es wird dort als Menetekel angesehen. Merkel und Sarkozy wollen auf keinen Fall ebenfalls ihre politische Zukunft verspielen. Für die europäische Positionierung spielt dabei die Bundeskanzlerin die zentrale Rolle, und zwar nicht nur, weil sie die größte Volkswirtschaft der EU führt, sondern auch, weil sie am 28. September wieder gewählt werden will. Der Ausgang dieser Wahl ist heute unsicherer denn je, und Angela Merkel ist in eine äußerst ungemütliche Lage geraten, die sich hin zu einer Zwickmühle entwickeln kann.

      Arbeitslosigkeit oder Staatsverschuldung

      Denn entscheidet die Kanzlerin sich jetzt für ein massives Deficit Spending, verliert sie in der Wählergruppe, die ihr bereits heute in Scharen von der Fahne geht - wegen Staatsverschuldung, Verstaatlichung, Konjunkturprogrammen etc. Sollte die Arbeitslosigkeit in Deutschland allerdings von Frühsommer an explodieren und einige namhafte Großunternehmen im Konkurs enden, dann könnte sie zu lange auf das falsche Pferd gesetzt haben - und die Sozialdemokraten die Wahlen für sich entscheiden.

      Auf jeden Fall sieht es so aus, als ob die deutschen Wahlen an der Frage Arbeitslosigkeit oder Staatsverschuldung - Monetaristen gegen Keynesianer - entschieden werden. Das Rennen wird zunehmend ungewisser und damit offener. Deswegen wird die Kanzlerin alles tun, um eine vorzeitige Festlegung für sich zu vermeiden, und London kommt auf jeden Fall viel zu früh.

      Pazifischer und weniger transatlantisch

      Allerdings hat ein solch legitimes, gleichwohl bizarr kleinkariertes nationales Denken angesichts einer Krise von bisher nicht gekanntem globalem Ausmaß sehr ernste Konsequenzen: Erstens blockiert der Streit zwischen Europa und Amerika ein gemeinsames, also wirksames Handeln der wichtigsten westlichen Volkswirtschaften und schwächt so den Westen insgesamt; zweitens treibt dies die USA weg von Europa und weiter Richtung China; und drittens wird dies die transatlantischen Beziehungen weiter schwächen, die chinesische Rolle bei der globalen Bewältigung der Krise und darüber hinaus weiter aufwerten und China aller Voraussicht nach zum großen Gewinner dieser Weltwirtschaftskrise machen.

      Die Welt wird danach eine andere sein, und die Europäer werden sich darüber nicht beschweren dürfen. Sie wird pazifischer und weniger transatlantisch sein, und die neue Achse der Weltpolitik wird von dem sino-amerikanischen Tandem gebildet werden. Insgeheim setzt man in Berlin, Paris und anderen europäischen Hauptstädten wohl darauf, dass es Präsident Obama schon richten wird.

      Hat er Erfolg als Super-Keynes, dann ist man mit dabei, ohne unkalkulierbare Risiken für die eigene politische Zukunft eingegangen zu sein. Scheitert er, dann war man Gott sei Dank nicht dabei. Beides aber ist im Interesse Europas gleichermaßen falsch. Denn wenn Europa seine Rolle in dieser schweren Krise, die sich durchaus zu einer Depression entwickeln kann, auf dem Trittbrett des Krisenmanagements sieht, dann wird es zukünftig auch so behandelt werden.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/325/462937/text/
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      schrieb am 26.03.09 19:59:49
      Beitrag Nr. 2.544 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.465 von Maraho am 26.03.09 05:42:03Die Antwort China`s auf die Meldung von heute morgen ...

      Peking erzürnt über Pentagonbericht
      Modernisierung der chinesischen Waffensystem verändere das militärische Gleichgewicht in der Region - Peking: "Verzerrung der Fakten"

      Washington - Die US-Regierung hat sich in einem Bericht des Pentagon besorgt über die Modernisierung der chinesischen Waffensysteme geäußert. In den vergangenen Jahren habe China insbesondere seine Anstrengungen bei der Entwicklung neuer atomarer Waffen und Raketensysteme vorangetrieben, heißt es am Mittwoch in einem Bericht des US- Verteidigungsministeriums an den Kongress in Washington.

      Das Pentagon forderte China auf, die Hintergründe und Absichten dieser Entwicklung offen zu legen, da es sonst zu "Missverständnissen" kommen könne. "Es gibt manche Unklarheiten über den künftigen Kurs Chinas." Die Modernisierung der chinesischen Waffensystem verändere das militärische Gleichgewicht in der Region. China habe zudem in bedrohlicher Weise weitere Kurzstreckenraketen an der Küste gegenüber Taiwan in Stellung gebracht. Taiwan ist aus Sicht Pekings eine abtrünnige Provinz.

      Peking zornig

      Chinas Außenministerium wies den Bericht als "Einmischung in innere Angelegenheiten" in scharfer Form zurück. Die USA stellten China darin unverändert als Bedrohung dar und "verzerren die Fakten". Chinas Verteidigungspolitik sei defensiv. Die USA sollten ihre "Mentalität des Kalten Krieges" aufgeben und aufhören, "grundlose Beschuldigungen zu erheben", sagte der Sprecher Qin Gang vor Journalisten. (APA/dpa)

      Quelle: http://derstandard.at/
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      schrieb am 26.03.09 20:11:44
      Beitrag Nr. 2.545 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.847.659 von Maraho am 25.03.09 20:07:01Noch ein Nachtrag zum gestrigen Text über die "IKB" ...

      Folgenlose Misswirtschaft
      Von Hans Leyendecker und Klaus Ott

      Aufklärung unerwünscht: Der ehemalige IKB-Chef Stefan Ortseifen muss wohl nicht mit einer Schadenersatzklage rechnen. Warum die Bank ihren Ex-Vorstand verschont.


      20 Monate ist es nun schon her, dass die in Düsseldorf ansässige Mittelstandsbank IKB wegen fragwürdiger Engagements im US-Hypothekenmarkt beinahe pleite gegangen wäre und ihren damaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Ortseifen deshalb gefeuert hat. Aber von Schadenersatzforderungen für das Missmanagement, das früher geherrscht haben soll, und für die finanziellen Folgen des Desasters ist der Ex-Chef bis heute verschont geblieben.

      Vermutlich wird sich daran so schnell nichts ändern. Ortseifen hat das Glück, so paradox es klingen mag, dass die IKB für die vermeintlichen Mängel und Fehler während seiner Amtszeit mit 1,8 Milliarden Euro haften soll. So viel Geld verlangt der US-Versicherer Financial Guarantee Insurance Company (FGIC) von der IKB. Bei der FGIC hat sich die Düsseldorfer Bank vor einigen Jahren gegen mögliche Ausfälle bei Geschäften mit US-Immobilienkrediten abgesichert. Die FGIC sieht sich im Nachhinein getäuscht, weil die IKB damals bereits von Risiken gewusst, dies aber verschwiegen habe. Die Bank bestreitet das.

      Kühle Rechner

      In der IKB wird nach Angaben aus Finanzkreisen nun ganz kühl gerechnet. Was nütze es, wenn man Ortseifen verklage und einige Millionen Euro heraushole, dadurch aber mögliche Missstände nachträglich bei Gericht bekannt würden und die FGIC mit diesen Erkenntnissen anschließend ihre Milliarden-Forderung durchsetzen könne. Das könne die Bank ruinieren. Und das erkläre, warum die IKB trotz der vielen in einem Untersuchungsbericht der Wirtschaftsprüfgesellschaft PwC aufgelisteten Mängel während Ortseifens Amtszeit nicht gegen den Ex-Chef vorgehe, mit einer Ausnahme: Die Bank fordert Tantiemen in Höhe von 805.000 zurück. Die IKB teilt dazu mit, sie habe Schadenersatzansprüche gegen ehemalige Verantwortliche zunächst zurückgestellt, "im Interesse des Unternehmens".

      Ein IKB-Manager sagt, Ortseifen und dessen ehemalige Vorstandkollegen könnten froh sein. Würde man die früheren Manager verklagen, dann wären sie, "wenn sie Pech haben, bis ans Ende ihres Lebens nicht mehr froh". Schließlich habe das Desaster die Bank und deren Hauptgesellschafter mehrere Milliarden Euro gekostet. Die IKB hat zwar für ihre Vorstände eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung abgeschlossen, im Fachjargon D&O genannt. Die Deckungssumme liegt jedoch lediglich im zweistelligen Millionenbereich, also irgendwo zwischen zehn und 90 Millionen Euro. Auch kann der Versicherungsschutz abgelehnt werden, wenn grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz in Rede stehen.

      Kontrolleure in der Klemme

      Der Aufsichtsrat, der für Schadenersatzklagen gegen Ex-Vorstände zuständig wäre, steckt in der Zwickmühle. Sollten die Kontrolleure berechtigte Forderungen verzögern oder verfallen lassen, riskieren sie, selbst zu haften. Das lässt sich aus der Rechtssprechung des Bundesgerichtshofes (BGH) ableiten.

      Andererseits soll der Milliardenklage aus den USA nicht Vorschub geleistet werden. Zu den Kontrolleuren der IKB gehörte in jener Zeit, als die Bank fast pleite ging und die PwC anschließend im Auftrag des neuen Vorstands und in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat die Gründe für das Desaster erforschte, einer der wichtigsten Mitarbeiter von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück an: Jörg Asmussen, damals Abteilungsleiter Finanzmarktpolitik und heute Staatssekretär.

      Der frühere IKB-Chef Ortseifen äußert sich dazu nicht, aber er beharrt darauf, keine Fehler gemacht zu haben. Er klagt beim Landgericht Düsseldorf gegen seine fristlose Kündigung.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/338/462950/text/ …
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      Avatar
      schrieb am 26.03.09 20:33:34
      Beitrag Nr. 2.546 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.463 von Maraho am 26.03.09 05:35:36In Bezug.

      40.000 Menschen zu Demos erwartet
      Gemeinsam gegen das Kapital

      Berlin und Frankfurt erwarten am Samstag die bislang größten Demonstrationen gegen den Finanzkapitalismus. Ein breites Bündnis ruft dazu auf. Die Banker fürchten sich vor Übergriffen.

      VON BENJAMIN LAUFER


      Insgesamt 40.000 Menschen werden am Samstag zu Demonstrationen in Frankfurt am Main und Berlin erwartet. Unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise!" wollen sie gegen die Auswirkungen der Finanzkrise und den Kapitalismus demonstrieren. "Die Krise ist noch nicht unmittelbar bei den Menschen angekommen, die eine Beschäftigung haben", sagte Ulla Pingel von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Sie geht davon aus, dass nach den Bundestagswahlen im Herbst massive Kürzungen bei Sozialleistungen geplant sind. "Dagegen müssen wir uns wehren", ergänzte Roland Klautke von Attac.

      Hunderte von Initiativen und Organisationen mobilisieren zu den Demos, darunter Gewerkschaftsgliederungen, Attac, Grüne, Linkspartei, antifaschistische Gruppen, Teile der Friedensbewegung sowie entwicklungs- und umweltpolitische Organisationen. "Die Breite des Bündnisses kündigt von einer neuen Zusammenarbeit und gemeinsamer Kämpfe für sozialen Wandel", sagte Christina Kaindl als Sprecherin des Demobündnisses in Berlin. "Das Problem sind nicht irgendwelche Banker oder Finanzmärkte", sagte Kaindl. Es sei das System.

      Diese Meinung werden auf den Demos wahrscheinlich nicht alle im Bündnis teilen - zumindest befürchten das die Banker. In der Branche wird vor einer aggressiven Demo am Frankfurter Bahnhof gewarnt. Mehreren Beschäftigten zufolge kursiere in der örtlichen Finanzbranche ein Rundruf. Sofern man sich am Samstag in der Innenstadt aufhalten möchte, solle man bitte nicht im Anzug auf die Straße gehen. Sonst könne man etwas abbekommen. "Dass sich die Neuigkeit verbreitet, zeigt, dass hier alle Angst vor einer Konfrontation haben", sagte eine Beschäftigte. Sie selbst werde am Samstag die Innenstadt nicht betreten. "Wir erwarten Demonstrationen mit einem starken politischen Ausdruck", antwortete Werner Rätz von Attac auf taz-Anfrage. "Aber wir erwarten keine gewalttätigen Übergriffe auf Personen, gleich welcher Profession."

      Die bisherige Krisenpolitik der Bundesregierung bewertet das Bündnis als "katastrophal". "Eine Antwort auf die Krise des neoliberalen Kapitalismus kann nicht die Verstaatlichung der Verluste und der damit verbundene Abwälzung der Kosten auf die Bevölkerung sein", sagte Rätz. Sie müsse "auf Zurückdrängung von sozialer Ungleichheit weltweit und die Demokratisierung der Wirtschaft setzen". Bernd Riexinger von Ver.di Stuttgart forderte einen "Schutzschirm für Beschäftigte", keine Rettung der Reichen und Superreichen.

      In Frankfurt und Berlin werden Busse aus mehr als 100 Städten aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Wie viele genau, ist unklar. "Das hat eine gewisse Eigendynamik entwickelt", sagte Klautke. "Wir arbeiten an französischen Verhältnissen", sagte Michael Prütz vom Berliner Demobündnis. Dort ist man allerdings weiter: An einem Generalstreik gegen die Krise beteiligten sich am 16. März mehr als zwei Millionen Menschen.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/gemeinsam-g…
      29 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 21:03:54
      Beitrag Nr. 2.547 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.035 von Maraho am 11.03.09 13:27:31In Bezug.
      Zum Abschluß noch dies ...

      (Wenn ihr die Seite (Link unten) anklickt, könnt ihr auch ein kurzes Filmchen über die Zeltstadt anschauen)

      Obdachlosen-Zeltstadt in Kalifornien wird geräumt

      Das Feld bei Sacramento, auf das nach der Hypothekenkrise offenbar ganze Familien gezogen sind, wird geräumt. 150 Menschen müssen eine Notunterkunft finden.

      Gouverneur Arnold Schwarzenegger sagte der Stadtverwaltung von Sacramento Unterstützung dabei zu, die rund 150 Bewohner der Zeltstadt in Notquartieren oder Übergangsheimen unterzubringen. Er wolle versuchen, Mittel dafür freizumachen.

      Journalisten aus aller Welt hatten die Ansammlung von Zelten und Planen am Ufer des American River am Stadtrand von Sacramento besucht, nachdem die «Oprah Winfrey Show» vorigen Monat darüber berichtet hatte. In manchen Meldungen hiess es, dort lebten tausend oder noch mehr Opfer der Rezession, die Arbeit, Ersparnisse und Wohnung verloren hätten. Obdachlosenhelfer erklärten dagegen, das Lager existiere schon seit Jahren und habe rund 150 Bewohner. Die meisten von ihnen zählten zu der ständig obdachlosen Einwohnerschaft von Sacramento.

      Die 476'000 Bürger zählende Stadt schätzte die Zahl ihrer Obdachlosen voriges Jahr auf rund 2700. In ganz Kalifornien sollen rund 160'000 Menschen ohne feste Bleibe sein. Schwarzenegger räumte ein, Obdachlosigkeit sei landesweit ein chronisches Problem, für das noch niemand die richtige Lösung gefunden habe. Er habe Präsident Barack Obama schriftlich um beschleunigte Auszahlung von 180 Millionen Dollar aus dem Konjunkturpaket gebeten, um damit unter anderem die Obdachlosigkeit zu bekämpfen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/ObdachlosenZ…
      Avatar
      schrieb am 26.03.09 21:08:26
      Beitrag Nr. 2.548 ()
      So, für heute reicht es mir.
      Ich danke euch allen wieder einmal für das Interesse und wünsche einen noch schönen und entspannenden Abend!

      Bis morgen! Maraho
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 05:41:11
      Beitrag Nr. 2.549 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.858.452 von Maraho am 26.03.09 20:11:44Guten Morgen,
      ich hoffe, ihr habt gut geschlafen.

      Einen erfolgreichen Tag wünsche ich euch!


      Jahresfehlbetrag
      Exklusiv KfW macht Millardenverlust
      von Monika Dunkel (Berlin) und Elisabeth Atzler (Frankfurt)

      Auch 2008 hat die Staatsbank KfW einen empfindlichen Verlust erlitten. Insgesamt verbuchte das Geldinstitut einen Fehlbetrag von 2,7 Mrd. Euro - besonders schlecht war das vierte Quartal. Das erfuhr die FTD von Insidern.

      Das vierte Quartal fiel mit einem Minus von 900 Mio. Euro besonders schlecht aus. Bereits 2007 hatte die Staatsbank einen Verlust von 6,2 Mrd. Euro eingefahren. Damals wurde sie vor allem durch die Rettungsmaßnahmen zugunsten der Mittelstandsbank IKB belastet. Die KfW hatte bis zur Beinahepleite ihrer Tochter IKB im Sommer 2007 jahrelang Gewinne erzielt. Die Misere der IKB traf die Staatsbank tief und zwang auch die damalige KfW-Chefin Ingrid Matthäus-Maier zum Rücktritt.

      Neben den IKB-Hilfen wurde die KfW 2008 auch direkt durch die Finanzkrise belastet. Im vierten Quartal schlugen vor allem Abschreibungen zu Buche. Insgesamt habe die KfW 2008 rund 2 Mrd. Euro auf Wertpapiere sowie Derivate abschreiben müssen, hieß es. Die Fehlüberweisung an die Pleitebank Lehman Brothers, die der KfW viel Spott eingetragen hatte, sowie Engagements in Island kosteten die Staatsbank 700 Mio. Euro. Die KfW kommentierte das nicht.

      1,2 Mrd. Euro des Verlusts im Jahr 2008 entstanden indes durch die Hilfen für die inzwischen verkaufte IKB. Die KfW hielt jahrelang rund 40 Prozent an der IKB und stockte den Anteil im Zuge der Rettung stark auf. Die IKB hatte sich dramatisch mit US-Hypothekenpapieren verspekuliert und musste mit 10 Mrd. Euro gerettet werden. Vor allem die KfW pumpte Geld in die angeschlagene Mittelstandsbank.

      Ende August 2008 verkaufte sie ihren IKB-Anteil an die US-Beteiligungsgesellschaft Lone Star - für nur rund 130 Mio. Euro. Den hohen Belastungen 2008 stand ein Betriebsergebnis von rund 1,6 Mrd. Euro gegenüber.

      Bestätigt wurde am Donnerstag der neue KfW-Risikovorstand. Bernd Loewen, bisher Investmentbankingchef der Warschauer BRE Bank, habe im Verwaltungsrat eine breite Mehrheit gefunden, hieß es. Der 43-Jährige soll am 1. Juli bei der KfW einsteigen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Jahresfeh…
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      Avatar
      schrieb am 27.03.09 05:43:36
      Beitrag Nr. 2.550 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.860.321 von Maraho am 27.03.09 05:41:11Dazu noch dies ...

      Ex-Vorstände von KfW und IKB klagen gegen Kündigung

      Berlin (dpa) - Sie waren wegen schwerer Fehler und Missmanagements entlassen worden - Jetzt klagen drei Manager der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Mittelstandsbank IKB laut «Bild» gegen ihre Kündigungenr. Die Ex-KfW-Vorstände Detlef Leinberger und Peter Fleischer wollen feststellen lassen, dass ihre Vorstandsverträge weiter gelten. Die beiden Manager waren wegen der 320-Millionen-Euro- Überweisungspanne an Lehman Brothers fristlos entlassen worden. Auch der frühere IKB-Vorstandschef Stefan Ortseifen klagt laut «Bild».

      © Die Welt
      erschienen am 27.03.2009 um 04:54 Uhr
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      Avatar
      schrieb am 27.03.09 05:53:53
      Beitrag Nr. 2.551 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.860.321 von Maraho am 27.03.09 05:41:11Moin mein Guter,

      noch ein wenig müde, aber gut gerüstet für den Tag.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:00:03
      Beitrag Nr. 2.552 ()
      Fonnerstag, 26. März 2009
      "Keine Entspannung am US-Arbeitsmarkt“

      http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/03/keine-entsp…
      Auch die heutigen wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung des US-Arbeitsministeriums, bestätigen die miserable Lage am US-Arbeitsmarkt! Die anhaltende Rezession manifestiert sich in einer weiter hohen Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung. Billionen von Dollar an Krediten und Liquiditätshilfen verpuffen gemessen an dem real stattfindenden Arbeitsplatzabbau.

      Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stiegen in der Woche bis zum 21. März 2009 um 8‘000 auf saisonbereinigte 652‘000. Zur Vorjahreswoche stiegen die Erstanträge um satte +78% bzw. um 285'000! Dies sind weiterhin extrem miese Daten welche sich Woche für Woche knapp an den bisherigen Hochs aus dem Jahr 1982 bewegen!

      > Die wöchentlichen Erstanträge (blau) mit 652'000. Die wöchentlich ermittelte Anzahl der Arbeitslosen die dauerhaft Arbeitslosenunterstützung erhält (rot), diese stieg in der Woche zum 21. März auf 5,56 Millionen bzw. auf eine Rate von 4,2% an, nach 2,835 Millionen Langzeitarbeitslosen in der Vorjahreswoche und dies markiert zugleich den höchsten Stand seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1967! Quelle Chart: Calculatedriskblog.com <

      Auch der geglättete Vier-Wochen Durchschnitt der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung verharrt mit 649‘000 gestellten Erstanträge, ebenfalls auf extrem hohen Niveaus. Die erfassten Erstanträge bestätigen weiter die Schwäche auf dem US-Arbeitsmarkt. Die US-Wirtschaft hat in den letzten 14 Monaten bereits -4,4 Millionen Jobs abgebaut.

      Nur im Februar 2009 wurden -651'000 Stellen abgebaut, dies war das dritte Mal in Folge ein Stellenabbau von über -600‘000! So eine drastische Negativserie hat es seit Beginn der Datenerhebung durch das Bureau of Labor Statistics (BLS) im Jahre 1939 bisher nicht gegeben!

      Die Arbeitslosigkeit in den USA markierte im Februar mit 8,1% bzw. 12,467 Millionen registrierten Arbeitslosen den höchsten Stand seit Beginn der Datenerhebungen! Mit den marginal und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmern, den Arbeitnehmern in Teilzeit, welche aber einen Vollzeitarbeitsplatz suchen und den sogenannten entmutigten Arbeitnehmern (discouraged workers), welche nicht nachgewiesener Weise einen Arbeitsplatz im 1-Monats-Erhebungszeitraum suchten, addierte sich die Arbeitslosenzahl auf gewaltige 14,8% bzw. 22,82 Millionen Arbeitslose. Reloaded: "Desaströser US-Arbeitsmarkt"

      Der kommende Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics (BLS) für März wird angesichts der wöchentlichen Erstanträge-Daten wieder schlecht ausfallen und die Arbeitslosenrate wird wohl weiter steigen. Auch wenn die Aktienmärkte eine Erholung suggerieren und eine Entwarnung beim Bankensystem spielen, befeuert von einzigartigen Liquiditätsprogrammen, Nothilfen und Kreditgarantien durch den Staat und die Notenbank - die Abwärtsspirale der Realwirtschaft ist noch ungebrochen.

      Quellen: Doleta.gov
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:00:48
      Beitrag Nr. 2.553 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.849.475 von Maraho am 26.03.09 05:55:30Ein Hintergrundbericht ...

      Albtraum Abwrackprämie
      "Wir wissen nicht mehr, wohin damit"

      Für die einen ist die Abwrackprämie eine Goldgrube - für die anderen ein Schildbürgerstreich: Auf den Schrottplätzen herrscht Chaos.


      Sie sind rot, blau und schwarz: Ratlos steht Jörg Pabst inmitten eines Berges von Corsas und Twingos. "Wir wissen teilweise nicht mehr, wohin damit.“ Die Kapazitätsgrenze auf seinem Schrottplatz in Dortmund ist trotz Sonderschichten erreicht.

      Selbst auf dem ehemaligen Kundenparkplatz und dort, wo Pabst bis vor sechs Wochen Unfallautos abgestellt hat, stapeln sich nun die Stiefkinder der Abwrackprämie.

      Täglich 30 neue Verwertungsnachweise

      Auch das Ersatzteillager quillt über. Jahrelang hat Pabst von einer solchen Blechlawine nur träumen können. Jetzt, wo sie da ist, stellt der 45-Jährige fest: "Das ist ein Albtraum.“

      Drüben im Büro auf der anderen Straßenseite sitzt Ehefrau Beate Pabst-Berg. Über ihr hängt das Schild "Reparatur und Annahme".

      Treffender wäre momentan die Aufschrift "Verwertungsnachweise“. "Wir sind jetzt bei 478 und es hört nicht auf“, stöhnt sie. Normalerweise verschrotten die Pabsts jährlich höchstens 150 Autos. Nun füllen sie täglich bis zu 30 neue Verwertungsnachweise aus. Man könne kaum noch Luft holen.

      Noch enger dürfte es werden, nachdem die Bundesregierung am Mittwoch vereinbart hat, die Fördersumme für die Prämie aufzustocken.

      "Das ist meiner Meinung nach ein Fehler", sagt Pabst. "Die sollten sich mal informieren, was das für Folgen hat, die Abwrackprämie." Der Markt könne sich gar nicht mehr richtig beruhigen.

      Und seine Frau weiß: "Manche Kollegen haben schon angekündigt, dass sie keine Autos mehr annehmen." Wer noch annimmt, der verlange von den Händlern mittlerweile sogar Geld dafür. "Das hat sich eigentlich komplett umgekehrt", sagt Pabst.

      Doch anders lohne es sich bei den stark gesunkenen Schrottpreisen nicht mehr. Pro Auto fallen rund 900 Kilo Schrott an. Eine Tonne davon bringe höchstens noch 20 bis 40 Euro ein, bestätigt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen in Düsseldorf, Ulrich Leuning. Vor einem Jahr waren es noch 100 Euro mehr.

      Rausschlagen kann Pabst den niedrigen Schrottpreis derzeit auch dadurch nicht, dass er mehr Ersatzteile verkauft. Wegen des Überangebots seien auch da die Preise im Keller. "Die können sie anbieten wie sauer Bier", sagt er und zeigt auf seine Regale voller Katalysatoren, Anlasser und Lichtmaschinen.

      Manchen Scheinwerfer zerstöre er bereits absichtlich, um das Angebot nicht weiter in die Höhe zu treiben. "Wenn ich 40, 50 Twingos habe und niemand will was aus einem Twingo haben, schmeiße ich das Auto eben weg." Er müsse radikal Platz schaffen für neue alte Autos. So kommt sein Recyclinghändler statt dreimal im Jahr nun alle drei Wochen.

      Rund 570.000 Neuwagen wurden laut des Zentralverbandes Deutsches Kfz-Gewerbe durch die Abwrackprämie bereits verkauft, allein 114.000 in Nordrhein-Westfalen. "Das ist ein guter Impuls für das Kfz-Gewerbe in NRW", sagt Udo Stocks vom Landesverband in Düsseldorf. Als "Schildbürgerstreich" und "Flop des Jahres" bezeichnet hingegen der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Altauto in Regensburg, Gottfried A. Höll, die Bonuszahlung.

      "Die gesamte Infrastruktur, die dahinter steht, bleibt auf der Strecke. Nur die Händler verdienen sich eine goldene Nase." 3,2 Millionen Autos werden laut Höll normalerweise jährlich abgemeldet. Zwei Millionen davon wanderten ins Ausland, 1,2 Millionen landeten tatsächlich bei den Verwertern.

      In diesem Jahr seien bereits weit über 800.000 Fahrzeuge auf Schrottplätzen abgegeben worden. Mancherorts seien sogar die Verwertungsnachweise ausgegangenen. "Die Höfe sind voll", sagt Höll.

      Mindestens die Hälfte verkaufbar

      Pabst hat deshalb zwei seiner Werkstattmitarbeiter zusätzlich für das Trockenlegen der Fahrzeuge abgestellt. "Die kommen zur Zeit gar nicht nach." Neben der Einfahrt türmen sich Reifen, Felgen und Batterien.
      Und bei vielen Modellen, die ihm die Prämie auf den Platz bringt, schüttelt Pabst nur verständnislos den Kopf. "Mindestens 50 Prozent könnte man als Gebrauchtwagen weiterverkaufen."

      Zwar gibt es nach Angaben des Kfz-Verbandes in Deutschland über acht Millionen Fahrzeuge, die älter als neun Jahre und weniger als 2500 Euro wert sind. Doch tatsächlich fehlen die Modelle, die den Schrottplätzen momentan zu viel sind, auf dem Gebrauchtwagenmarkt.

      "Die Händler, die wir haben, haben ganz schön zu kämpfen", sagt Sven Michalczak. Er ist Geschäftsführer des Privaten Automarkts im Autokino Essen, dem nach eigenen Angaben größten in Europa. "Das ist für viele wirklich ein Todesstoß."

      Die Umsätze auf dem samstäglichen Markt seien um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Statt 2500 Fahrzeugen stünden nur noch 1200 auf dem Platz. Es werde lange dauern, bis das Angebot an entsprechenden Autos wieder da sei. Für manche zu lange, meint Michalczak. "Die kleineren Gebrauchtwagenhändler werden das alles nicht überleben."

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3l1/wirtschaft/394/463006/text…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:02:16
      Beitrag Nr. 2.554 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.860.338 von kiska am 27.03.09 06:00:03Guten Morgen, kiska. ;)
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:03:44
      Beitrag Nr. 2.555 ()
      Leerverkäufe sind im März auf ein Rekordniveau gestiegen. Die neue Hausse beruht daher nicht in erster Linie auf Eindeckungen von existierenden Leerpositionen sondern spiegelt tatsächliches Kaufinteresse wider. Die Wenigsten hatten mit einer so explosiven Rallye gerechnet. Skeptiker haben in diesen Börsenaufschwung Aktien verkauft, die sie nicht hatten (sogenannte Leerverkäufe). Je größer die Leerverkäufe, umso höher ist das Kurspotential. Bei Citigroup macht die Leerposition beispielsweise 20% aller ausstehenden Aktien aus. Die Druck auf diese Leerverkäufer steigt mit jedem Tag.

      Die US-Wirtschaft ist im vierten Quartal noch etwas mehr geschrumpft, als die revidierte Schätzung vor einem Monat annahm. Auch in diesem Quartal hat sich die Schwäche fortgesetzt; jedoch war der Abwärtstrend etwas geringer als zu Jahresende. Die erste Hochrechnung wird Ende April veröffentlicht.

      Heute hat auch der Dow Jones Index mit dreitägiger Verzögerung diese Börsenhausse bestätigt. Seit dem 9. März betragt der Anstieg beim Dow Jones nunmehr 21%, was die Definition einer Hausse von einem Mindestanstieg von 20% erfüllt. Auch international ging der globale Börsenaufschwung weiter. Jetzt muss nur noch der Dax beweisen, daß auch er sich in einer Hausse befindet. Ein Anstieg von 141 Punkten ist hier noch notwendig, um die 20%-Marke zu erreichen. Der März verspricht einer der besten Börsenmonate in 35 Jahren zu werden. Mutige Anleger wurden damit königlich belohnt.

      http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2009-03/13476573…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:06:07
      Beitrag Nr. 2.556 ()
      27.03.2009 05:53
      Japan April-June steel demand seen -26.6 pct-METI

      TOKYO, March 27 (Reuters) - Demand for steel from Japanese industry in the April-June quarter is expected to fall 26.6 percent from a year earlier to 15.76 million tonnes, the Ministry of Economy and International Trade said on Friday.

      Crude steel output during the three months is seen declining 42.6 percent to 17.83 million tonnes, the ministry said.

      (Reporting by Yuko Inoue)

      ((yuko.inoue@thomsonreuters.com; +81-3-6411-1815; Reuters Messaging; yuko.inoue.reuters.com@reuters.net)) Keywords: STEEL/JAPAN
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:15:39
      Beitrag Nr. 2.557 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.755.032 von Maraho am 12.03.09 18:37:05In Bezug.
      Irgendwie unverständlich ....
      Aber so ist es.


      Verschobene Relationen
      Peter Riedlberger

      Zum Jahrestag des Beschlusses, den Transrapid nicht zu bauen
      Am 27. März 2008 beschlossen der Bund, Bayern und die Industriepartner, den Transrapid nicht zu bauen. Erst wenige Tage zuvor hatte die Industrie angekündigt, den geplanten Preis von 1 850 Mio. Euro nicht halten zu können; vielmehr würden Kosten von über 3 000 Mio. Euro entstehen.


      Die Süddeutsche rechnete damals vor, mit dem bayerischen Anteil an den prognostizierten Kosten, d.h. 463 Mio. Euro, könnte man 18.500 Polizeiautos, 6.600 Lehrerjahre, 2.300 Mal die Grundausstattung für den Ganztagsbetrieb an einer Schule oder 2.650 km sanierte Straße finanzieren. Die Liste enthält auch die interessante Informationen, dass die Bayerische Staatsbibliothek ein Jahresbudget von ca. 10 Mio. Euro für den Büchererwerb hat, während die Staatstheater mit jährlich 100 Mio. Euro subventioniert werden, wozu noch 54 Mio. für die privaten Theater kommen (Süddeutsche: "Zusammen ist das ein Drittel der geplanten Transrapid-Ausgaben. Angesichts dessen ist klar: Gerade kleine Spielstätten könnten mit ein wenig mehr Geld kulturell viel bewegen.")

      Der Transrapid ist nun ein Jahr passé. Heutige Nachrichten sehen anders aus. Opel will Staatsbürgschaften von 3,3 Mrd. Euro, zum größten Teil vom Bund, und die zu Transrapidzeiten so knauserige SPD will sie dem Unternehmen auch geben. Dabei handelt es sich, betrachtet man die Größenordnungen des "Rettungspakets", um eine eher mäßige Summe.

      Das "Rettungspaket" von letzten Oktober ist angeblich kein verschenktes Geld, die Banken sollen die Hilfen zurückzahlen. Hoffen wir mal das Beste, denn immerhin wurden 500 000 Mio. Euro bereitgestellt; die Liste der bisher profitierenden Banken lässt sich hier abrufen.

      Das "Konjunkturpaket I" brachte ein neues Programm für die KfW zur Kreditversorgung der Wirtschaft mit maximal 15 000 Mio. Euro, 3 000 Mio. Euro für Infrastrukturprogramme strukturschwacher Kommunen und 2 000 Mio. Euro für Verkehrsprojekte. Das "Konjunkturpaket II" enthält neben Steuer- und Beitragssenkungen auch Mittel für direkte Investionen: 17 300 Mio. Euro sollen für Schulen, Universitäten, Verkehrswege und Breitbandtechnologie ausgegeben werden. Zudem wurde ein breiterer Schutzschirm für Unternehmen aufgespannt, sprich, die Mittel für Inlandsdarlehen wurden von 25 000 Mio. auf 100 000 Mio. Euro erhöht.

      Zurück zum Transrapid. Der hauptsächliche Grund für die Kostenexplosion des Transrapids, den man Anfang 2008 angab, waren die stark erhöhten Preise für Stahl, Aluminium und Kupfer. Doch Kupfer brach seitdem von 9.000 $/t auf heute 4.000 $/t ein, Aluminium fiel von ca. 3.000 $/t auf die Hälfte, Stahl verbilligte sich um ca. 40%. Würde man heute die Kosten des Transrapids erneut einer Überprüfung unterziehen, dürfte dabei wohl eher ein Wert herauskommen, der näher bei der ursprünglichen Schätzung liegt.

      Anstelle des Transrapids sollte eine "Express-S-Bahn" die Verbindung zum Flughafen herstellen, die, so kündigten die Transrapid-Gegner an, noch 2009 fahren würde. Verwundert es wirklich jemand, dass dies nur ein Scheinargument war? Diese "Express"-S-Bahn hätte die Fahrzeit von 40 auf 30 Minuten verringert und sollte dafür eine bereits vorhandene Trasse nutzen. Nun stellte die Stadt München fest, dass der Lärmschutz nicht gewährleistet und zudem die Bahnübergänge bereits jetzt überlastet seien; Unterstützung erhielt sie dabei vom CSU-Bundestagsabgeordneten Singhammer, durch dessen Wahlkreis die Trasse führt.

      Kurzum: Es bleibt alles beim alten. Es ist keinerlei Lösung in Sicht, wie jemals eine vernünftige Anbindung des Flughafen Münchens an die öffentlichen Verkehrsmittel gewährleistet werden soll. Schon als der Transrapid in der Kritik stand, war klar, dass es vor allem um Anwohnerbelange ging, und nicht etwa um die Kosten; dass S-Bahnen genauso viel oder mehr Krach machen würden, wurde damals argumentatorisch ignoriert.

      Als die Münchner U-Bahn vor ein paar Jahrzehnten gebaut wurde, gab es erheblichen Widerstand, und es wurden Horrorszenarien von pausenlos wackelnden Einrichtungsgegenständen an die Wand gemalt. Doch die U-Bahn wurde trotzdem gebaut, und ihr Erfolg gibt ihr Recht. Ob sich heute noch Politiker finden lassen würden, die so weitschauend planen, anstatt den neuesten Entwicklungen hinterherzuhecheln?

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29983/1.html
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:24:17
      Beitrag Nr. 2.558 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.857.107 von Maraho am 26.03.09 18:18:10Das schreibt "Bild" ...

      HRE-Desaster
      Was wollte die Regierung vertuschen?

      Untersuchungsausschuss will Pannen bei der Hypo Real Estate aufklären
      Von Paul Ronzheimer

      Die marode Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) – wollte die Regierung da bewusst Hintergründe vertuschen? Die Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag verlangen einen Untersuchungsausschuss, so schnell wie möglich!

      Es bestehe der Verdacht, dass da „einiges vertuscht" werden sollte, sagte der finanzpolitische Sprecher der Liberalen, Hermann Otto-Solms (68).

      Der Vorwurf: Wenn die Regierung früher eingegriffen hätte, wäre die große HRE-Katatstrophe möglicherweise zu verhindern gewesen.

      Die HRE ist stark von der Finanzkrise betroffen, hatte als erste deutsche Bank staatliche Garantiezusagen in dreistelliger Milliardenhöhe erhalten.

      Die FDP hatte sich lange gegen einen von Grünen und Linken geforderten Untersuchungsausschuss gesträubt. Weil die Liberalen aber keine ausreichenden Antworten auf ihre Fragen an die Regierung bekamen, stimmten sie diese Woche dennoch zu.

      BILD.de liegt der Antrag der FDP zur Einsetzung des Untersuchungsausschusses vor. Die Fragen an die Regierung haben es in sich!

      Die FDP will wissen, seit wann die Bundesregierung und insbesondere Finanzminister Peer Steinbrück (62) über die Liquiditätsprobleme der HRE informiert waren. Die FDP glaubt daran, dass die Regierung schon vorher hätte etwas gegen die „systematischen Risiken“ der HRE tun können. Bereits im Frühjahr 2007 sei über die Banken-Aufsichtsbehörde bekannt geworden, dass es eine Aufsichtslücke gebe.

      Für Hermann Otto Solms ist klar: „Das ist dem Finanzminister mitgeteilt worden. Wäre diese Aufsichtslücke damals schon geschlossen worden, hätte es nie zu einer Beteiligung der HRE an der irischen Bank Depfa kommen müssen.“

      Außerdem will die FDP wissen, ob es im Vorfeld der Abspaltung der HRE von der Hypo Vereinsbank bereits Beanstandungen der betroffenen Geschäftsbereiche durch die staatliche Finanzaufsicht gegeben hat.

      Der Beschluss über den Untersuchungsausschuss solle noch am Donnerstag in den Bundestag eingebracht werden, sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/03/26/hr…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 06:29:08
      Beitrag Nr. 2.559 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.860.322 von Maraho am 27.03.09 05:43:36Und auch dies ...

      Haben die denn gar keinen Anstand?
      Diese 3 Gier-Banker klagen Millionen ein!

      Jetzt klagen auch geschasste Ex-Vorstände der Staatsbank KfW („Dumm-Bank“) und der Fast-Pleitebank IKB auf Weiterzahlung ihrer Chefgehälter und Pensionen – es geht um Millionen!

      Haben die keinen Anstand?

      Vor dem Landgericht Frankfurt/Main klagen die beiden Ex-KfW-Vorstände Detlef Leinberger (59) und Peter Fleischer (53). Sie waren Ende September 2008 wegen der Überweisung von 320 Millionen Euro an die schon insolvente US-Bank Lehman Brothers fristlos gefeuert worden.

      Dagegen gehen die beiden „Dumm-Banker“ jetzt vor. Sie wollen feststellen lassen, dass die Kündigung unwirksam ist und ihre Verträge weiter gelten. Beide verdienten zuletzt rd. 466 000 Euro im Jahr, hätten Anspruch auf üppige Pensionen.

      Noch teurer könnte die finanziell angeschlagene IKB (kassierte 10 Milliarden Euro Hilfsgelder von Staat und Banken!) der Rauswurf ihres früheren Chefs Stefan Ortseifen (58) kommen. Laut Landgericht Düsseldorf hat er eine Feststellungsklage (Az: 32 O 90/08) eingereicht, mit der er die Fortgeltung seines Chefvertrages durchsetzen will.

      Er kassierte zuletzt 1,6 Millionen Euro/Jahr, hatte einen Pensionsanspruch von 378 000 Euro/Jahr. Laut Vertrag stehen ihm bis zu 3 Millionen Euro Abfindung, danach die Pension bis zum Lebensende zu. Kassiert er die nur 15 Jahre, wären das mehr als 5,5 Millionen Euro ...

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/03/27/kfw-un…
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 07:05:31
      Beitrag Nr. 2.560 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.857.707 von Maraho am 26.03.09 19:11:46In Anlehnung.

      27.03.2009 06:21:29
      G20/Britischer Handelsminister Mandelson: 'Ära der G8 ist vorbei'

      SÃO PAULO (dpa-AFX) - Der G20-Gipfel in der kommenden Woche in London wird nach Worten des britischen Handelsministers Peter Mandelson ein Markstein sein für die Neubestimmung der globalen Machtverhältnisse. "Der Gipfel in London ist der Auftakt für eine neue Weise, Dinge auf der Welt zu entscheiden", sagte er am Donnerstagabend (Ortszeit) in einem Vortrag vor Unternehmern in São Paulo in Brasilien. Die Reformen, die bei dem Treffen in London auf den Weg gebracht würden, seien Signal dafür, dass die "Ära der G8 (der acht wichtigsten Industriestaaten der Welt) vorbei ist", sagte Mandelson, der den britischen Premier Gordon Brown auf seiner Brasilien-Reise begleitet.

      Zwar räumte Mandelson ein, dass noch nicht klar sei, wie das neue Entscheidungssystem aussehen werde. Aber er prognostizierte, dass die Schwellenländer mehr Entscheidungsgewalt und auch mehr Verantwortung bei der Suche nach Auswegen aus der internationalen Finanzkrise haben würden. Der G20-Gipfel werde nächste Woche keine sofortigen Lösungen, aber doch Hinweise für zukünftige Wege bringen. Es gehe dabei vor allem um Vertrauen, betonte der Minister. "Das Vertrauen, dass wir den Kurs kennen für ein Ende der Marktprobleme, das Vertrauen, dass wir aus vergangenen Fehlern gelernt haben, und das Vertrauen in die Zukunft."/hr/Dp/zb

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 07:09:59
      Beitrag Nr. 2.561 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.446 von Maraho am 26.03.09 13:48:39Und noch dies ...

      27.03.2009 06:06:40
      UN-Experten für neues System der Währungsreserven

      NEW YORK (dpa-AFX) - Eine UN-Kommission unter Leitung des amerikanischen Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz hat ein neues System der internationalen Währungsreserven gefordert. Es gebe einen wachsenden Konsens, dass es mit dem Dollar als Reservewährung Probleme gebe, sagte der Wirtschaftswissenschaftler am Donnerstag vor Journalisten in New York.

      In einem Bericht schlägt die Kommission stattdessen ein neues System vor, das auf stark ausgeweiteten sogenannten Sonderziehungsrechten des Internationalen Währungsfonds beruhen könnte. Dies würde zu mehr wirtschaftlicher Stabilität und globalem Ausgleich beitragen, heißt es einer Mitteilung zufolge in dem Report.

      Die Sonderziehungsrechte sind eine Kunstwährung, die durch einen Währungskorb aus Dollar, Euro, Pfund und Yen definiert werden. Damit ließe sich die Gefahr bannen, dass der rapide Wertverfall einer einzelnen Leitwährung die hart verdienten Währungsreserven aushöhle, so die Experten.

      Die Kommission wurde vom Präsidenten der UN-Vollversammlung einberufen. Ihre Vorschläge sollen Grundlage für eine internationale Konferenz zur Weltwirtschaftskrise sein, die vom 1. bis 3. Juni bei den Vereinten Nationen in New York geplant ist./nw/DP/zb

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…


      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 07:11:32
      Beitrag Nr. 2.562 ()
      27.03.2009 , 06:43 Uhr
      Ankauf von Unternehmensanleihen an
      EZB schwenkt auf Fed-Linie ein
      von Marietta Kurm-Engels

      Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet offenbar den Boden für den Ankauf von Unternehmensanleihen vor. EZB-Vizepräsident Lucas Papademos sagte in Brüssel: "Potenzielle Maßnahmen schließen den Ankauf von Unternehmensanleihen ein."
      EZB-Vizepräsident Lucas Papademos fordert neue Maßnahmen. Quelle: ReutersLupe

      EZB-Vizepräsident Lucas Papademos fordert neue Maßnahmen. Quelle: Reuters

      FRANKFURT. Zudem könnten sich Banken künftig längerfristiger als bisher Geld bei der EZB leihen. Ziel sei es, "die Liquidität zu erhöhen und die Kredite für die reale Wirtschaft zu verbilligen".

      Die Europäische Zentralbank nähert sich damit der Strategie der britischen und der amerikanischen Notenbank Fed an, die längst Unternehmensanleihen aufkaufen. Einige Mitglieder des EZB-Rats standen diesem sogenannten "credit easing" bisher skeptisch gegenüber. Die Begründung: Die Zentralbank setze sich politischem Druck aus, bestimmte Unternehmensanleihen in den Blick zu nehmen. Das verzerre den Wettbewerb.

      Kommentar: Der Mut zur Wahrheit

      An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die EZB am 2. April die Zinsen von 1,5 Prozent auf entweder 1,25 Prozent oder gar ein Prozent senken wird. Damit hat die Notenbank ihre zinspolitischen Möglichkeiten weitgehend ausgereizt. Der Gouverneur der niederländischen Zentralbank, Nout Wellink, schrieb in dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht seiner Bank, die EZB könnte unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen vornehmen, wenn sich der Leitzins der Null-Grenze nähere und nicht mehr greife.

      Mit Blick auf die Laufzeiten der Refinanzierungsgeschäfte der EZB für die Banken hat der Rat der Zentralbank Varianten von einem, zwei und drei Jahren kontrovers diskutiert. Nach den Äußerungen mehrerer Ratsmitglieder scheint man sich offenbar auf die Laufzeit von einem Jahr verständigt zu haben. Bis 2008 konnten sich Banken bei der EZB Geld nur für drei Monate leihen. Als Antwort auf die Finanzkrise bot die EZB dann zusätzlich Geschäfte mit ein- und sechsmonatiger Laufzeit zusätzlich an.

      Die EZB will mit den nun angedeuteten Maßnahmen die Kreditvergabe im Euro-Raum ankurbeln. Das Wachstum der Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen im Februar ist weiter zurückgegangen, teilte die Notenbank gestern mit. Es fiel bei Unternehmen gegenüber Januar von 8,8 auf 7,6 Prozent, bei Haushalten von 1,2 auf 0,7 Prozent.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 10:05:46
      Beitrag Nr. 2.563 ()
      Die Immobilienpreise fallen.
      Freitag, 27. März 2009
      Finanzzentrum droht Pleite
      Preisverfall in London

      Der Werteverfall britischer Immobilien bringt den Besitzer des Londoner Finanz- und Einkaufszentrums Canary Wharf in Turbulenzen. Der Komplex mit dem höchsten Gebäude in Großbritannien sei in den vergangenen zwei Jahren um ein Viertel auf 688,4 Mio. Pfund (736,6 Mio. Euro) abgewertet worden, teilte der Besitzer Songbird Estates mit. Falls die Preise weiter fallen, könne das Konsortium seinen Kredit der Citibank nicht zurückzahlen. Dann drohe die Insolvenz.

      Im vergangenen Jahr hätten sich Verluste von 1,83 Mrd. Pfund (1,96 Mrd. Euro) aufgetürmt. Der ursprüngliche Besitzer ging 1992 im Zuge der damaligen Immobilienmarkt-Krise bankrott.

      In dem riesigen Bürogebäude-Komplex haben sich die großen US-Finanzhäuser eingemietet. Lehman Brothers ist im Zuge ihrer Insolvenz bereits ausgezogen. Die Mietvereinbarung ist durch den US-Versicherer AIG abgesichert, der massive Staatshilfen erhalten hat, um eine Insolvenz zu vermeiden. Morgan Stanley hat ein Bürogebäude bereits verlassen. Die Bank of America erwägt entsprechende Pläne. Nach Besitzer-Angaben stehen derzeit weniger als fünf Prozent der Büroflächen leer.



      Quelle: www.n-tv.de
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 12:28:31
      Beitrag Nr. 2.564 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.658.222 von Maraho am 26.02.09 13:28:40Guten Tag zusammen,
      servus Schwabinho,

      hier etwas über die "Entspannung" an den Geldmärkten ...

      Ifo-Studie
      Unternehmen kommen etwas leichter an Kredite

      Die deutschen Unternehmen kommen wieder etwas leichter an Kredite. 42 Prozent der befragten 4000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Bauwirtschaft berichteten im März von einer restriktiven Kreditvergabe der Banken, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Im Februar waren es noch 42,5 Prozent.


      HB BERLIN. "Insgesamt bleibt insbesondere die Kreditsituation für die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes kritisch", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Wegen eigener hoher Verluste und der im Zuge der Rezession befürchteten Pleitewelle halten sich viele Geldhäuser seit Monaten mit der Vergabe neuer Darlehen zurück.

      Mehr als jedes zweite große Industrieunternehmen beklagt, dass die Banken strengere Maßstäbe bei der Kreditvergabe zugrunde legen. Der Anteil ging nur leicht von 51,9 auf 51,1 Prozent zurück. Dieser Wert sei immer noch höher als während der Wirtschaftsflaute 2003, sagte Sinn.

      Bei den mittelgroßen Industrieunternehmen klagten 40,8 (Vormonat 41,9) Prozent und bei den kleinen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbe unverändert 36,6 Prozent über die Politik der Banken.

      Im Bauhauptgewerbe sank die Kredithürde von 49,1 auf 46,5 Prozent. Bei den Handelsunternehmen erhöhte sie sich sogar leicht auf 39,0 Prozent.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/u…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 12:40:44
      Beitrag Nr. 2.565 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.858.152 von Maraho am 26.03.09 19:47:10In Anlehnung.

      Warum die Amerikaner falsch liegen ...
      Von Henrik Müller

      ... und die Europäer auch. Die hitzige Debatte über den richtigen Kurs bei der Krisenbekämpfung ist unsinnig und schädlich. Niemand sollte jetzt so tun, als habe er die absolute Weisheit gepachtet. Worum sollte es beim G20-Gipfel in London wirklich gehen? Diskutieren Sie mit!


      Was ist die richtige Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise? Um diese Frage führen die Regierungen der Welt derzeit eine erbitterte Debatte.

      "Macht es wie wir!", fordern die Amerikaner vor dem G20-Gipfel: Geldausgeben, Gelddrucken, Stimulation, wenn nötig bis jenseits der Schmerzgrenze. Die Welt brauche mehr Nachfrage, lässt Larry Summers, Präsident Obamas Ökonomiebeauftragter, den Rest der Welt wissen. Darüber sollten die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten am 2. April in London zuvörderst reden. Und die meisten angelsächsischen Ökonomen stimmen zu.

      "Unsinn!", entgegnen die Kontinentaleuropäer. Amerika überschulde sich, riskiere eine davongalloppierende Inflation. Das sei ein Kurs, dem man nicht folgen dürfe. Die USA, formulierte der tschechische EU-Ratspräsident Mirek Topolanek drastisch, seien "auf dem Weg in die Hölle". Das war undiplomatisch und deshalb hirnrissig. Aber insgeheim sehen es viele Europäer ähnlich: Regierende, Wissenschaftler, Notenbanker in Europa eint die Sorge um die Zeit nach der Krise. Und die Erwartung, die USA liefen in eine Inflationsfalle.

      Auch die Chinesen zweifeln offenkundig an der Weisheit der amerikanischen Strategie. Bereits Ende vorigen Jahres verkauften sie mehr US-Staatsanleihen als sie erwarben. Jetzt fragt sich die Führung in Peking, ob sie den US-Dollar wirklich noch weiter stützen soll. Lieber würde man auf eine multinationale Währung umsteigen, verkündete Zhou Xiaochuan, der Chef der chinesischen Notenbank diese Woche.

      Globales Meltdown-Szenario

      "Die Krise ruft nach einer kreativen Reform des existierenden internationalen Währungssystems", so Zhou, weil sie zeige, dass das bisherige Dollar-fixierte System "inhärent anfällig" sei. Es klingt, als wollten die Chinesen aufhören, Dollars zu kaufen, als wollten sie womöglich gar ihre geschätzt anderthalb Billionen Dollar Währungsreserven umtauschen.

      Was mich an dieser Debatte beunruhigt, ist der Glaube der Beteiligten, jeweils im Besitz der einzig selig machenden Wahrheit zu sein. Weltbeglückungsideen mit universellem Gültigkeitsanspruch sind gefährlich. Die Krise hat es uns eindrucksvoll gezeigt.

      Schließlich befinden wir uns in einem globalen Meltdown-Szenario, das die allermeisten zuvor für vollkommen unwahrscheinlich gehalten hatten. Ein "long-tail event", ein "Schwarzer Schwan". Und doch ist es eingetreten.

      Wenn alle das Gleiche tun, führt das mit ziemlicher Sicherheit irgendwann ins Desaster. Dann gibt es nämlich keine Diversifizierung mehr, sondern eine Konzentration auf wenige Strategien. Dann steigen die Risiken. Sagt uns die Portfoliotheorie - gerade Finanzmarktprofis sollten deshalb das Diversifizierungsargument verstehen. Mehr Vielfalt wagen - das gilt für unternehmerische Strategien genauso wie für wirtschaftspolitische und regulatorische.

      Mehr Vielfalt wagen

      Im aktuellen manager magazin 04/2009 haben mein Kollege Ulric Papendick und ich uns eingehend mit der kommenden Reregulierung der Finanzmärkte befasst. (Ergebnis übrigens: Banken werden künftig kleiner, nationaler, weniger profitabel sein, weil ihnen viele Geschäfte verboten werden. Aber das an dieser Stelle nur am Rande.)

      Bisher hatte das angelsächsische Modell der Light-Regulierung eine hegemoniale Stellung inne. Amerikaner und Europäer waren auf dem gleichen Trip - die Spielregeln fürs Banking hatten sich so weit angenähert, dass überall das Gleiche gemacht wurde. Entsprechend gleichförmig wurden die Geschäftsmodelle: Gigantische Universalbanken mit starkem Investmentbanking-Arm wie die Citigroup , J. P. Morgan Chase oder die Deutsche Bank galten als vorbildlich, wenn nicht gar notwendig.

      Genau diese Uniformität des Denkens und Handelns ist eine der Ursachen der jetzigen Krise. Eine Einsicht, die ich mehreren ausgedehnten Gesprächen mit dem britisch-karibischen Finanzmarktvordenker Avinash Persaud verdanke. "Wissen Sie", sagte er mir, "Diversität zu haben im Finanzsystem - unterschiedliche Institutionen, die unterschiedliche Dinge tun - das ist eine gute Sache. Wir hatten das eine Zeit lang vergessen. Noch vor Kurzem sollten alle die gleiche Art von Institution sein und die exakt gleichen Risiko-Ertrags-Überlegungen anstellen."

      Es ist gefährlich, wenn alle das Gleiche tun

      Investmentbanken, Sparkassen, Versicherungen, Hedgefonds, Private-Equity-Firmen, sie seien am Schluss kaum noch zu unterscheiden gewesen.

      In Zukunft, sagte Persaud, solle es keine weltweit einheitliche Neuregulierung der Finanzsektoren mehr geben. "Lasst Wettbewerb um die besten Lösungen zu!", sagte er. "Lasst Vielfalt zu!" Umso krisenresistenter wird das System.

      Mehr Vielfalt wagen - das gilt auch für die akute Krisenstrategie. Ob der amerikanische Versuch, mit extrem aggressiver Geld- und Fiskalpolitik, die Nachfrage wieder anzukurbeln, am Ende funktioniert, weiß heute niemand. Auch wenn die Amerikaner jetzt so tun.

      Gut möglich, dass die USA die Dollar-Schwemme nicht in den Griff bekommen. Kenneth Rogoff, der Ex-Chefvolkswirt des IWF, heute Professor in Harvard (und Amerikaner), sagte kürzlich, er halte Inflationsraten von 200 Prozent in den nächsten Jahren für möglich. Ähnlich äußerte sich kürzlich John Taylor - der Erfinder der berühmten "Taylor Rule", nach der Notenbanken den Zins setzen sollten - in der "Financial Times".

      In Heft 3 des manager magazins habe ich mich eingehend mit den Inflationsgefahren befasst, die aus den explodierenden Staatsschulden beiderseits des Atlantiks resultieren; wir haben an dieser Stelle kürzlich darüber diskutiert.

      Die Gefahren des Lemminge-Spektakels

      Würden nun auch die Europäer die Staatsverschuldung dramatisch erhöhen - in den USA wird die Defizitquote dieses Jahr bei 10 Prozent des BIP liegen, die Kreditaufnahme des Staates wird nach Schätzungen sagenhafte 2,5 Billionen Dollar betragen -, wären wiederum alle Weichen in die gleiche Richtung gestellt. Die Risiken einer großen Inflationswelle, von Staatsbankrotten und Währungskrisen sowie rapide emporschnellenden Zinsen würden steigen. Diversifizierung? Fehlanzeige.

      Dies- und jenseits des Atlantiks andere Akzente zu setzen, wie es derzeit geschieht, ist gut. So entsteht eine Heterogenität, die notwendig ist, um sich gegen Rückschläge versichern zu können.

      Mit der Globalisierung ist in den vergangenen Jahren auch eine Globalisierung der Meinungen einhergegangen. Internationale Märkte, internationale Institutionen und internationale Medien sorgen für weltumspannende Herdentriebe und Lemminge-Effekte. Die Folgen: Gleichförmigkeit, angepasstes Verhalten, Opportunismus. Motto: Was muss, muss. (danke, Herbert Grönemeyer!). So entstand ein gigantischer globaler Mainstream.

      Gestern sagte die herrschende Meinung: Märkte liberalisieren, Kosten senken, Steuern runter, Gewinne maximieren um jeden Preis! Die Gefahren dieses Lemminge-Spektakels sind uns jetzt bewusst. Eine neue global herrschende Meinung sollten wir nicht anstreben. Gerade in einem Umfeld gigantischer Unsicherheit sollten die Spieler auf der globalen Bühne die (konstruktiven) Haltungen der anderen achten und akzeptieren.

      Was die Welt jetzt braucht, ist Kooperation und die Vermeidung nationaler Egoismen (Protektionismus, Abwertungswettläufe). Was sie nicht braucht, ist der nächste Herdentrieb.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 12:47:45
      Beitrag Nr. 2.566 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.467.839 von Maraho am 28.01.09 18:25:53In Bezug.


      27.03.2009 12:03:09

      ROUNDUP: Commerzbank wagt nach wie vor keinen Ausblick

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank wagt wegen der anhaltend heftigen Marktverwerfungen nach wie vor keinen Ausblick auf das laufende Jahr. "Es ist momentan nicht möglich, eine seriöse Prognose für das Ergebnis des Geschäftsjahrs 2009 abzugeben", heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht der zweitgrößten deutschen Bank, die Anfang des Jahres von der Allianz die zuletzt tief in die roten Zahlen abgetauchte Dresdner Bank übernommen hat. Die Commerzbank selbst hatte 2008 einen Gewinn von gerade einmal drei Millionen Euro nach 1,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor erwirtschaftet. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte Anfang der Woche gesagt, dass unter bestimmten Voraussetzungen in diesem Jahr wieder ein Gewinn möglich sei.

      Die Commerzbank muss wegen der Übernahme des einstigen Konkurrenten und der Risiken im Immobilien- und Staatsfinanzierungsbereich mit staatlichem Kapital gestützt werden. Der Staat hält deshalb rund ein Viertel der Bank. Zudem musste die Regierung der Bank Garantien zur Sicherung der Refinanzierung geben. Die Commerzbank braucht eigenen Angaben zufolge in diesem Jahr rund 20 Milliarden Euro - mehr als die Hälfte konnte sich die Bank bereits im ersten Quartal sichern und kam dabei zuletzt auch wieder ohne staatlichen Garantien zurecht.

      COMMERZBANK-AKTIE VERDOPPELTE SICH IN VERGANGENEN WOCHEN

      Die Bank musste die staatliche Garantie nur bei einer Emission einer drei Jahre laufenden Anleihe über fünf Milliarden Euro Anfang des Jahres in Anspruch nehmen. Zuletzt hatten sich die positiven Aussagen aus dem Bankensektor wieder gemehrt und es gibt Anzeichen für eine Entspannung bei Refinanzierung. So deutete zum Beispiel die Bank of Amercia vor kurzem an, dass sie die im vergangenen Jahr angenommenen staatlichen Hilfen eventuell bald wieder zurückzahlen will. Zudem übten sich zahlreiche internationale Großbanken wie die Citigroup , HSBC und Barclays in Optimismus.

      Die Bank-Aktien erholten sich zuletzt deutlich. Das Papier der Commerzbank legte am Freitag weitere zehn Prozent zu und kostete zuletzt mit rund 4,50 Euro und damit doppelt so viel wie noch Anfang März. Auf Jahressicht verlor das Papier allerdings immer noch rund 80 Prozent. Die Bank musste wegen der benötigten Hilfen die Dividende für das vergangene und laufende Jahr streichen. Zudem muss der gesamte Vorstand auf Bonuszahlungen verzichten und keines der Vorstandsmitglieder darf mehr als 500.000 Euro verdienen. Die Vergütung des gesamten Vorstands fiel 2008 um zwei Drittel auf 4,3 Millionen Euro.

      NEUE AUFSICHTSRÄTE AB MAI

      Am Donnerstagabend hatte die Bank zudem bekanntgegeben, wer wegen des Staatseinstiegs und des Dresdner-Bank-Kaufs in den Aufsichtsrat kommt. Dieser Schritt war mit Spannung erwartet worden, da Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) angekündigt hatte, keinen Staatssekretär oder Bürokraten in den Aufsichtsrat entsenden zu wollen. Bei der Hauptversammlung am 15. Mai sollen der Ex-Bundesbankvorstand Edgar Meister, der Münchener-Rück-Chef Helmut Perlet in das Aufsichtsgremium gewählt werden. Perlet soll für die Allianz die Geschäfte der Commerzbank kontrollieren. Die Allianz hält wegen des Verkaufs der Dresdner Bank rund 18 Prozent an der Commerzbank./zb/wiz

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 13:00:19
      Beitrag Nr. 2.567 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.838.263 von Maraho am 24.03.09 20:01:34Noch etwas zur "Berliner Rede" ...

      Untragbare Verhältnisse

      Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt.
      Dieser Annahme sind solche Menschen, die ein oder zwei Häuser im ländlicher Gegend haben – oder mehrere.
      Solche, die sich dazu noch eine städtische Eigentumswohnung leisten – oder mehrere.
      Solche, die einer Familie angehören, in der jedes Familienmitglied ein eigenes Auto fährt – oder mehrere.
      Solche, die jährlich zwei Kurzurlaube in Europa und einen in weiten Fernen verbringen – oder mehrere.
      Solche, die zweimal in der Woche in mittelmäßigen Tavernen und zweimal in sündteueren Restaurants speisen – oder noch öfter.
      Solche, die Maßanzüge anfertigen lassen, die Abendroben bestellen, die Nobelmarken in den Schrank packen – oder packen lassen.
      Solche, die einkaufen, erziehen, putzen lassen – und noch Weiteres veranlassen.
      Solche, deren Kinder in eine Universität hineingekauft wurden – auch mit weniger: weniger Intelligenz.

      Solche behaupten, wie lebten über unsere Verhältnisse, weil sich ein in Agonie liegendes Land keine Versorgung derer mehr leisten sollte, die so anders sind wie sie.

      Solche Menschen meinen damit die Anderen, die nur eine kleine Wohnung mieten können – oder noch kleiner.
      Solche, die nur ein enges Zimmerchen ihr Heim nennen können – oder den Himmel ihr Dach nennen.
      Solche, die Urlaube bestenfalls aus ihrer Vergangenheit kennen – wenn überhaupt.
      Solche, die einmal im Jahr außer Hauses essen und dabei noch auf jeden Cent schauen müssen – und dann doch lieber daheim bleiben.
      Solche, die seit Jahren die gleiche Kleidung tragen müssen, billig und von der Stange – oder aus einer Kleidersammlung.
      Solche, die für geringes Minijob-Taschengeld einkaufen und putzen geschickt werden – und sich von den Herrschaften herumkommandieren lassen müssen.
      Solche, deren Kinder an der Hauptschule festkleben – auch mit mehr: mehr Intelligenz.

      Oh ja, wir leben über unsere Verhältnisse. Wir können uns die erste Sorte Mensch gar nicht leisten, wenn wir jemals eine lebenswerte Gesellschaft werden wollen. Wir lebten über unsere Verhältnisse, verkündete Deutschlands oberster Herr. Man darf annehmen, für ihn sei die zweite Sorte Mensch hauptsächlich verantwortlich, die notorischen Habenichtse und Leistungsverweigerer. Solange wir so einen obersten Herrn haben, leben wir wahrlich über unsere Verhältnisse. Mäßigung wäre angesagt, Rückführung in Verhältnisse, die wir uns leisten können. Wenn wir schon Herren brauchen, dann sollten es wenigstens solche sein, die wir uns leisten können – und wollen!

      Quelle: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/03/untragbare-verha…

      Bis später ....
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 14:04:37
      Beitrag Nr. 2.568 ()
      27.03.2009 , 13:47 Uhr
      Konjunktur
      US- Konsumausgaben abermals gestiegen
      In den USA sind die Konsumausgaben im Februar den zweiten Monat in Folge gestiegen. Die persönlichen Ausgaben seien um 0,2 Prozent zum Vormonat geklettert, teilte das US-Handelsministerium in Washington mit. Volkswirte hatten diesen Anstieg erwartet.

      HB WASHINGTON. Im Vormonat waren die Ausgaben um revidiert 1,0 Prozent gestiegen. Der Konsum war in der Vergangenheit die wichtigste Stütze der US-Wirtschaft.

      Die persönlichen Einnahmen sanken hingegen. Zum Vormonat fielen sie um 0,2 Prozent. Volkswirte hatten zuvor einen Rückgang um 0,1 Prozent erwartet. Im Vormonat waren sie noch um revidiert 0,2 Prozent gestiegen.

      Der Verbraucherpreisindex PCE ohne Lebensmittel und Energie (Kernindex) erhöhte sich im Februar zum Vorjahr um 1,8 Prozent. Volkswirte hatten einen Anstieg um 1,6 Prozent prognostiziert. Im Vormonat war er noch um 1,7 Prozent geklettert.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 14:27:04
      Beitrag Nr. 2.569 ()
      http://pollingreport.com/obama_job.htm#Graphic

      Obama's Rückhalt in den Staaten schwindet.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 14:34:45
      Beitrag Nr. 2.570 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.863.996 von Maraho am 27.03.09 13:00:19Da kriegt man ja direkt ein schlechtes Gewissen!:eek:
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 16:04:33
      Beitrag Nr. 2.571 ()
      Ich kann Euch von einem WUNDER berichten (gefunden bei mmnews)

      Wieder Statistik-Wunder in den USA
      Von Heinrich Bayer Postbank Research
      Freitag, 27. März 2009
      Amerikaner geben mehr aus, verdienen weniger und sparen. Persönliche Ausgaben sind um 0,2 Prozent gestiegen - persönliche Einkommen um 0,2 Prozent gesunken. Sparrate hoch.

      Die persönlichen Einkommen der US-Verbraucher sind um 0,2 Prozent gefallen. Die persönlichen Ausgaben sind dagegen im Februar nominal um 0,2% gegenüber Januar gestiegen. Dies entsprach exakt unseren Erwartungen und denen des Marktes. Der Januar-Wert wurde zudem deutlich von 0,6% auf 1,0% korrigiert. Aber: schon im Januar sind die persönlichen Einkommen drastisch gefallen.

      Die Aufwärtsrevision bei den Ausgaben der Januar-Zahl führt dazu, dass wir im ersten Quartal doch eine Anstieg des privaten Verbrauchs sehen könnten. Sollten sich die Ausgaben im März auf dem bisherigen Quartalsniveau bewegen, wäre ein Anstieg des privaten Verbrauchs um annualisiert etwa 1% zu verzeichnen.

      Nichtsdestotrotz sind die heute bekannt gewordenen Daten alle Voraussicht nach noch nicht die Trendwende. Wir erwarten eher eine Stabilisierung des Konsums. Denn weiter sinkende Einkommen -diese sind im Februar um nominal 0,2% gegenüber Januar zurückgegangen- lassen wenig Spielraum für Konsumzwecke. Auch die Sparquote ist trotz eines leichten Rückgangs auf 4,2% im Februar für US-Verhältnisse immer noch sehr hoch.

      Angesichts dieses vergleichsweise guten Starts des privaten Verbrauch ins Jahr 2009, stehen die Vorzeichen für einen passablen Verlauf gar nicht so schlecht, wie es das Schlussquartal 2008 hatte vermuten lassen.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 18:24:40
      Beitrag Nr. 2.572 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.865.203 von Dorfrichter am 27.03.09 14:34:45Guten Abend Dorfrichter,
      ein wenig Sozialkritik kommt immer gut! ;)
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 18:25:28
      Beitrag Nr. 2.573 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.866.493 von Dorfrichter am 27.03.09 16:04:33Unsere Freunde waren schon immer sehr kreativ, diesbezüglich!
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 18:42:34
      Beitrag Nr. 2.574 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.764.644 von Maraho am 13.03.09 19:46:09Guten Abend zusammen,
      dann wollen wir mal ...

      Eine schlechte Prognose ...

      Industriestaaten
      OECD senkt Konjunkturprognose

      Drastische Korrektur: Die Wirtschaftsleistung wird laut der Organisation in ihren 30 Mitgliedsländern in diesem Jahr um 4,2 Prozent schrumpfen. Die Krise lasse sich nur durch eine Lösung für die Schrottpapiere der Banken bezwingen.

      "Die Daten werden von Tag zu Tag schlechter. Wir wissen, dass dies ein schreckliches Jahr wird", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria am Freitag in Paris. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird ihren genauen Ausblick auf die Konjunktur am Dienstag vorlegen. Im November hatte sie nur einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,4 Prozent vorhergesagt.

      Die Krise lässt sich Gurria zufolge nur in den Griff bekommen, wenn die Regierungen eine Lösung für die Schrottpapiere der Banken finden. Die belasten die Bilanzen der Banken, die deshalb ihre Kreditvergabe einschränken, was wiederum Investitionen verhindert und zum weltweiten Abschwung beiträgt.

      Der OECD-Generalsekretär begrüßte zudem die Fortschritte bei der Bekämpfung von Steueroasen. In den vergangenen Tagen sei hier mehr erreicht worden als in vielen Jahren zuvor. Länder wie die Schweiz und Monaco hatten sich bereit erklärt, ihr Bankgeheimnis zu lockern. Die OECD kämpft seit Jahren gegen Steueroasen.

      Weltwirtschaft wird schrumpfen

      Wegen der weltweiten Rezession senkten in den vergangenen Wochen zahlreiche Institute und Organisationen ihre Konjunkturprognosen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) befürchtet, dass die Weltwirtschaft erstmals seit 60 Jahren schrumpfen wird - bis zu ein Prozent. Die Welthandelsorganisation sagt einen Rückgang des globalen Handelsvolumens bis zu neun Prozent voraus - auch das wäre ein Negativrekord. Deutschland leidet als Exportweltmeister besonders unter der Nachfrageschwäche. Experten sagen deshalb voraus, dass das Bruttoinlandsprodukt bis zu sieben Prozent einbrechen könnte.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Industriestaaten-…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 18:49:16
      Beitrag Nr. 2.575 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.820.764 von Maraho am 22.03.09 18:01:14Zur Zeit sieht es in China auch nicht so toll aus ...

      Beijing

      Die staatlichen und privaten Unternehmen in China mit einem Jahresumsatz von über fünf Millionen Yuan RMB haben im Januar und Februar einen Gewinn von rund 220 Milliarden Yuan RMB erzielt. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Rückgang um 37,3 Prozent.

      Die staatlichen und mehrheitlich staatlichen Beteiligungsgesellschaften verzeichnen dabei mit bis zu 59 Prozent deutliche Gewinnrückgänge.

      Die Gewinne der verarbeitenden Industrie für Elektronik- und Kommunikationsausrüstungen gingen sogar um 96 Prozent zurück. Auch die Gewinne durch die Öl- und Gasförderung, der Energiewirtschaft und der chemischen Industrie sind in relativ großem Ausmaß gesunken.

      Der Gesamtgewinn der privaten Unternehmen ist hingegen etwas angestiegen.

      Quelle: http://german.cri.cn/1565/2009/03/27/1s111541.htm
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 18:57:24
      Beitrag Nr. 2.576 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.777.550 von Maraho am 16.03.09 19:31:36Die Krise verändert die Einstellung. Auch in Russland.


      Finanzkrise: Junge Russen kehren Privatwirtschaft den Rücken

      MOSKAU, 27. März (RIA Novosti). Die Generation der heutigen 40-jährigen Russen, die einst als erste den Reiz und das Prestige für Jobs in der Privatwirtschaft erkannte, hat ihren Kindern diese Werte nicht vermitteln können, schreibt die Zeitung "Trud" am Freitag.

      Ein Job als Beamter oder in einem halbstaatlichen Unternehmen scheint für angehende Karrieremacher reizvoller als Arbeit in einer weltbekannten Privatfirma. Davon zeugen die Ergebnisse der jüngsten Befragung der Stiftung "Öffentliche Meinung" (russ. Abk.: FOM).

      Behörden und monopolistische Konzerne überwiegen (7 der ersten 10 Positionen) in der Liste der Arbeitgeber, die für den Berufsnachwuchs im Alter bis 26 Jahren am attraktivsten sind. Die Favoriten sind für sie Gazprom, die Präsidialverwaltung, die Sberbank und der Ölkonzern Lukoil.

      Im vergangenen Halbjahr haben sich die Prioritäten bei der Jobwahl der jungen Russen wesentlich verändert. Noch im vorigen September erkannten die jungen Befragten den staatlichen Behörden nur die siebte oder achte Position unter den attraktivsten Arbeitsgebern zu.

      An erster Stelle standen private und hauptsächlich regionale Unternehmen (darunter das Kühllager Woronesch und der Einzelhändler Magnit). Gazprom kam an zweiter Stelle, ihm folgten Banken (vor allem private).

      Die heutige Befragung zeigt, dass sich die Jugend umgestellt hat: Eine Arbeitsstelle im Bürgermeisteramt der Heimatstadt statt in Konzernen wie Apple, Intel oder IBM haben jetzt Konjunktur. In den Behörden des Innenministeriums und der Präsidialverwaltung zu arbeiten ist anziehender als bei Microsoft oder Adidas, während die führenden Banken jetzt im Schatten der Sberbank (Sparbank) stehen.

      Warum sind der Staatsdienst und Staatsunternehmen zu populär? Die Antwort der Soziologen ist simpel: Schuld an allem ist die Wirtschaftskrise, die den Privatsektor am stärksten betroffen hat.

      "Diese Gesetzmäßigkeit musste zutage treten", so Larissa Pautowa, Direktorin des FOM-Projekts "Neue Generation". "Die staatlich finanzierten Unternehmen und Behörden sind für die jungen Menschen heute richtige Inseln der Stabilität."

      Die Hilfsgelder aus dem Haushalt werden in erster Linie den staatlichen Unternehmen zugestanden, deshalb brauche ein junger Fachmann zumindest ein Jahr lang um seine Stelle keine Angst zu haben.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090327/120767436.html
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 19:02:02
      Beitrag Nr. 2.577 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.837.802 von Maraho am 24.03.09 19:09:19Dies fand ich sehr interessant ...

      Russland bildet bis 2020 eine Arktis-Truppe

      MOSKAU, 27. März (RIA Novosti). Russland stellt bis 2020 eine spezielle Truppe auf, um seine wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen in der Arktis zu schützen.

      Das teilte ein Sprecher des russischen Sicherheitsrats am Freitag RIA Novosti mit.

      Es handle sich nicht um eine Militarisierung der Arktis, sondern um den Aufbau eines effektiven Küstenschutzsystems, eine beschleunigte Entwicklung der arktischen Grenzschutzinfrastruktur sowie um die Bereithaltung einer notwendigen militärischen Gruppierung, betonte er.

      Dem Sprecher zufolge veröffentlichte der Sicherheitsrat auf seiner Webseite die „Grundlagen der Arktis-Politik der Russischen Föderation“. Demnach strebt Russland nach einer wirksamen Zusammenarbeit mit den Grenzschutzbehörden der anderen Arktis-Anrainer bei der Bekämpfung des Terrorismus, des Schmuggels und der illegalen Migration sowie beim Schutz der dortigen Bioressourcen.

      Außerdem wird in dem Dokument die Aufgabe gestellt, die zur Nordost-Passage gehörenden Meeresstraßen, Limane und Flussmündungen unter technische Kontrolle zu stellen.

      Dem Dokument zufolge muss Russland bis 2015 die völkerrechtliche Anerkennung der Grenze seiner arktischen Zone erreichen. Bis 2020 soll diese Zone den Status der wichtigsten strategischen Rohstoff-Schatzkammer Russlands erhalten.

      Die Rivalität um die Arktis hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Um die dortigen Bodenschätze buhlen Russland, die USA, Kanada, Großbritannien und andere Anrainerstaaten. Die USA, Kanada, China, Deutschland und Schweden kündigten die Aufstellung von Schiffsverbänden für die Polfahrten an.

      Russland hat 2007 bei einer Arktis-Expedition Beweise dafür gesammelt, dass der Lomonossow-Rücken geologisch zum russischen Festlandssockel gehört. Falls dies international anerkannt wird, darf Russland Anspruch auf die dort liegenden Bodenschätze erheben.

      Im vergangenen Februar rief der berühmte russische Polarforscher und Duma-Abgeordnete Artur Tschilingarow auf, die Nordostpassage, die entlang der Nordküsten Europas und Asiens im Nordpolarmeer führt, für fremde Schiffe gebührenpflichtig zu machen.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090327/120768814.html
      76 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 19:20:08
      Beitrag Nr. 2.578 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.443 von windei am 01.03.09 20:22:23Etwas zu den "Heuschrecken" ...


      Cerberus
      Geplagte Heuschrecke
      Von Ulric Papendick

      Chrysler, GMAC, Bawag - der Finanzinvestor Cerberus nennt ein stattliches Problemportfolio sein Eigen. Nun kämpfen die Truppen von Cerberus-Gründer Stephen Feinberg nicht nur mit Verlusten, sondern auch mit dem Unmut ihrer Geldgeber.


      Stephen Feinberg (48), Gründer und Primus des Investmenthauses Cerberus, pflegt seine eigene Art von Humor. Sollte er jemals das Bild eines seiner Mitarbeiter in der Zeitung entdecken, verriet Feinberg seinen irritierten Zuhörern unlängst bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte, dann werde er den Betreffenden nicht nur feuern. Er werde ihn töten.

      Sein Sinn für Sarkasmus sollte Feinberg helfen, die berufliche Katastrophe zu verdauen, die der Private-Equity-Mogul gerade durchmacht. Bei Cerberus läuft es alles andere als rund: Das Investmentimperium, das Ende 2007 in verschiedenen Fonds ein Vermögen von rund 26 Milliarden Dollar verwaltete, hat im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 16 Prozent eingefahren.

      Angesichts der verheerenden Finanzkrise eigentlich kein allzu dramatisches Minus. Doch Schnauzbartträger Feinberg ist andere Zahlen gewöhnt: Seit dem Start seines nach dem Wächter des Hades benannten Hedgefonds 1992 hat er noch nie ein Jahr mit Verlust abgeschlossen. Stattdessen schwankte das jährliche Plus der Cerberus-Fonds stets zwischen stattlichen 16 und 27 Prozent. Feinberg musste noch nicht einmal zwei aufeinanderfolgende Monate mit negativer Performance verdauen.

      Umso mehr ist der Fondsmanager alarmiert, dass die diversen Kriseninvestments, die er seinem Fonds in den vergangenen Jahren aufgehalst hat, nun voll auf das Ergebnis durchschlagen. Den maroden Autogiganten Chrysler, den Cerberus Mitte 2007 für 7,2 Milliarden Dollar vom Stuttgarter Daimler-Konzern übernahm, mussten die Zahlenakrobaten mittlerweile weitgehend abschreiben. Die Wiener Bawag-Bank, Ende 2006 für 2,6 Milliarden Euro übernommen, dürfte ebenfalls für einige hundert Millionen Euro Wertverlust gesorgt haben.

      Auch beim gemeinsam mit General Motors betriebenen Autofinanzierer GMAC, Anfang 2006 für 14 Milliarden Dollar erworben, besteht bestenfalls die Aussicht, das Geld zurückzubekommen. Und selbst vermeintliche Schnäppchen wie das 600-Millionen-Dollar schwere Paket an US-Immobiliendarlehen, das Cerberus im Oktober 2008 der kanadischen CIBC-Bank für gerade einmal 10 Prozent des Nominalvolumens abkaufte, haben zwischenzeitlich wohl abermals kräftig an Wert eingebüßt.

      Gut verdient haben die Cerberus-Truppen, die seit Ende 2008 auch den früheren EnBW-Chef Utz Claassen (45) als Berater beschäftigen, im vergangenen Jahr hingegen nur mit wenigen Deals. Der Verkauf der früheren Bayer-Tochter Talecris an den australischen Pharmakonzern CSL brachte unter dem Strich eine Milliarde Dollar Gewinn; auch die Veräußerung des Autozulieferers Peguform an die österreichische Polytec-Gruppe war für Cerberus ein gutes Geschäft.

      Feinbergs Geldgeber, in der Regel institutionelle Großinvestoren wie Versicherungen, Pensionsfonds oder Stiftungen, werden angesichts des verbleibenden Problemportfolios offenbar zunehmend nervös. Einige Finanziers, darunter die Stiftung der Eliteuniversität Harvard, fordern bereits Teile ihrer investierten Gelder zurück.

      Feinbergs erfolgsverwöhnte Mannschaft muss mit einem Mal sparen. Ihr weltumspannendes Netz an Repräsentanzen haben die Geldmanager bereits rapide ausgedünnt. Von Chicago und Los Angeles über China, Indien und Dubai bis nach London und Frankfurt wurden Büros entweder verkleinert oder gleich ganz dichtgemacht.

      Das Frankfurter Team erhielt Mitte Januar Besuch von Feinbergs Emissären. Die Ansage der beiden Cerberus-Manager Frank Bruno (43) und Mark Neporent (51), berichten Eingeweihte, sei eindeutig gewesen. Die Truppe, bislang knapp zwei Dutzend Experten, werde zunächst um die Hälfte gestutzt. Sollte sich die Lage an den Finanzmärkten allerdings bis zum Jahresende nicht bessern, dürfte ein zweiter Schnitt folgen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,608897,…

      Etwas zur Allgemeinbildung: http://de.wikipedia.org/wiki/Cerberus
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 19:34:31
      Beitrag Nr. 2.579 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.795.084 von Maraho am 18.03.09 18:38:52In Anlehnung.
      In diesem Geschäftsfeld gibt es keine Krise ...


      Drogenkrieg
      Mexikos US-Grenze: Wo Tod und Teufel regieren
      Rüdiger Scheidges

      Auf der Grenze zwischen den USA und Mexiko regieren Gewalt und Chaos. Menschenhandel, Drogen- und Waffengeschäfte sind dort längst alltäglich. Nun will US-Präsident Barack Obama das Problem lösen - doch bisher greift auch er nur zu den alten Mitteln.


      PASO/CIUDAD JUAREZ. Die Calle Vincente Guerrero nennen sie hier nur "El Camino del Diablo", Straße des Teufels. Hier, wo sich ein mieser Nachtclub an den nächsten reiht. Der Teufel trägt in Ciudad Juárez nicht Prada, sondern AK-47. In dem staubigen Nest ist der Teufel Massenmörder. Er ist auf Koks oder Amphetaminen und stürmt dann mit einer Handvoll Schergen in den "Club 16" oder ins "Papillon". Dann mäht er Mitglieder einer rivalisierenden Drogenbande nieder. Immer wieder. Zuletzt am 14. März. Ausnahmsweise blieben da nur zwei auf der Strecke.

      Drei Kartelle schießen derzeit um die Alleinherrschaft, hier im amerikanisch-mexikanischen Grenzkaff. Das Juárez-Kartell, das Sinaloa-Kartell und das Golf-Kartell. Fast immer töten sie am "Diablo" oder in einer Querstraße wie der Calle Constitucion 119, wo der "Club 16" liegt.

      "Schade, dass du nicht vor ein paar Tagen gekommen bist. Da hatten wir 20 bis 30 Morde am Tag." Aufrichtig bedauert der vierschrötige Mann unsere verspätete Ankunft. Er steht vor den feuerroten Eisenverschlägen des "Club 16". Er hat sich in Schale geworfen. Ein blütenweißes Ralph-Lauren-Polohemd, blaue Dockers-Jeans, italienische Sandalen. Aus dem Sonntagsstaat durchbohren misstrauische Augen ihr Gegenüber.

      Und dann analysiert er den Kriegsschauplatz. "Unser größtes Problem ist die Polizei selbst", sagt der 28-Jährige. Er soll unser Fremdenführer sein. Das korrupte Zusammenspiel zwischen Milieu und Polizei kennt er. Als Preisboxer wurde er Anfang des Jahrzehnts reich, hatte an jedem Arm drei Mädchen, schniefte Koks, was die Nasenscheidewände hergaben, und durchzechte seine Nächte in den Puffs an der Brücke über den Rio Grande, die Grenze zu Amerika.

      Bis alles futsch war. Nun verdingt er sich eben anderweitig. "Ein Glück, dass die Soldaten nun hier sind! Sofort haben 300 Bullen gekündigt", raunt er.

      Drogenkrieg und Menschenhandel haben Anarchie gesät, hier an Amerikas Südgrenze. Die Regierungen in Washington und Mexiko-Stadt haben die Kontrolle verloren. Jahrelang beschuldigten sie einander gegenseitig, für die Rechtlosigkeit verantwortlich zu sein. Das Pentagon verglich Mexiko kürzlich gar mit Staaten wie Pakistan oder Afghanistan.

      Nun hat US-Außenministerin Hillary Clinton beim Besuch in Mexiko erstmals eine Mitschuld eingeräumt: "Unsere unersättliche Nachfrage nach Drogen nährt den Drogenhandel. Unsere Unfähigkeit, den Waffenschmuggel über die Grenze zu unterbinden, führt zum Tod von Polizisten, Soldaten und Zivilisten."

      Das Symbol amerikanischer Hilflosigkeit ist gerade fertig geworden, ein 1 000 Kilometer langer Hochsicherheits-Zaun - entlang einer 3 000 Kilometer langen Grenze. Der Zaun markiert die Front. Entlang dem Abschottungswall zwischen Erster und Dritter Welt haben vergangenes Jahr 6 290 Menschen ihr Leben im Drogenkrieg verloren, in Ciudad Juárez waren es allein 1 680. 380 kamen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres hinzu. Viele von ihnen bis zur Unkenntlichkeit von MG-Feuer zersiebt oder mit abgeschnittenen Köpfen weggeworfen. Jedes Kartell hat so seine Handschrift. Andere werden in Salzsäure aufgelöst oder lebendig in der Wüste verscharrt. Im Kühlhaus von Juárez warten 594 Leichen auf Abholer. Niemand mag sie mehr kennen.

      Die Stadt ist eine Drehscheibe für Drogen- und Menschenhandel. 90 Prozent des Kokains, das aus Lateinamerika in die USA geschleust wird, geht hier über die Grenze. Im Gegenzug schiffen Waffenhändler nach Angaben von Mexikos US-Botschafter jeden Tag 2 000 Waffen aus Arizona oder Texas nach Mexiko.

      Seitdem Mexikos Präsident Felipe Calderón vor zwei Jahren das Militär gegen die Kartelle und die korrupte Polizei einsetzt, ist der Verteilungskrieg explodiert. 8 600 Soldaten patrouillieren allein in Juárez. Entlang der Grenze hat Calderón über 46 000 Mann konzentriert. Als US-Präsident Barack Obama dieser Tage gefragt wurde, ob auch er Soldaten in die Grenzregion schicken werde, antwortete er eindeutig zweideutig: "Wenn die Schritte, die wir jetzt getan haben, den Job nicht erledigen, müssen wir mehr tun." Wie auch immer: Längst herrscht am Rio Grande Krieg.

      Eine Kapitulation des Staates vor den Dealern

      Genährt wird er von Gestrandeten aus ganz Mexiko. 2008 haben US-Grenzer 5 000 Flüchtlinge aus dem Süden geschnappt, die den Zaun überwinden wollten, um im Norden eine bessere Zukunft zu suchen. "Die werden zurückgeschickt, und viele bleiben hier - zum Überleben verdammt", doziert des Teufels Reiseführer. Dankbare Klienten und Killer der Kartelle werden sie. Im Rotlichtviertel an der Ugarte-Straße weist der Ex-Boxer Richtung Straßenecke: "Jeder weiß, dass hier viele dealen." Den mit Amphetaminen und Aspirin gestreckten Stoff gibt?s für acht Dollar je Ein-Gramm-Tüte.

      Die Polizei? Ihr Boss ist Roberto Orduña Cruz. Falsch: Das war er. Bis ihm die Kartelle Anfang März ein Ultimatum stellten. Entweder, so stand es auf in der Stadt verteilten Zetteln, er trete zurück - oder alle 48 Stunden werde ein Staatsdiener hingerichtet. Cruz machte sich davon, nachdem die Gangster erst einen Polizisten killten und dann einen Schließer, genau im prophezeiten 48-Stunden-Rhythmus.

      Diese Kapitulation des Staates vor den Dealern spielt sich 400 Meter Luftlinie von Downtown El Paso, Texas, ab, auf der anderen, der besseren Seite der "Brücke zur Freiheit", die treffender "Brücke zum Dollar" hieße. Von der Avenida Benito Juárez strömen täglich bis zu 200 000 Menschen direkt in die El Paso Street, zur Arbeit, zur Familie, zum Einkaufen. Fast ausschließlich Billigläden voller China-Plagiate von Adidas oder Levy?s reihen sich aneinander und buhlen um die Mexikaner.

      Damals, im "Wilden Westen", da war die El Paso Street ein Wallfahrtsort für Gewalttäter aller Art. Billy the Kid und Wyatt Earp, die Helden amerikanischer Folklore, ballerten hier vor 150 Jahren mit fast ebenso tödlicher Effektivität um sich wie heute die Drogengangster jenseits der Brücke. Wegen der Gesetzlosigkeit nannte man das wüste Nest El Paso "Six Shooter Capital" - wegen der damals gebräuchlichen Sechser-Revolver. Heute noch brüstet sich die Stadt mit dem Tag, an dem in fünf Sekunden vier Mann erledigt wurde. Vier in fünf Sekunden! Wow! Mord und Totschlag stiften hier Identität.

      Doch hinter der Fassade glorifizierter Gewalt und schäbiger Billiggeschäfte blüht das Drogenbusiness. Aber rentabler, effektiver als unten in Mexiko, ohne Blutvergießen. "Die Banken stecken voller Drogengelder", sagt Claudio Morales vom Büro des Sherriffs in El Paso County. "Wir gehören zu den ärmsten Regionen der USA, aber wir verzeichnen die größten Cash-Transaktionen."

      Regelmäßig versuchen sich die Bundesbehörden an Verfahren wegen Geldwäsche. Nach Schätzungen der US-Antidrogenbehörde (DEA) werden Drogen im Wert von 20 bis 40 Milliarden Dollar pro Jahr aus Mexiko und Kolumbien in die USA geschleust. Jahr für Jahr, so die Zahlen des US-Justizministeriums, gehen 700 Tonnen Kokain und 4 000 Tonnen Marihuana in die USA. Für die 20 Millionen Konsumenten in den USA.

      60 Prozent der Erwachsenen sind Kokainkonsumenten

      Das Geld siedelt im Norden, der gewalttätige Teufel wandert die fünf Blocks zurück über die Brücke gen Süden. Wo ihn nun die Soldaten von Mexikos Präsidenten zum Duell erwarten. Die mussten erst mal die Zustände kennenlernen. "Die Soldaten waren bei ihren ersten Razzien in Bars total schockiert: Alle Gäste schnupften Koks und kauerten mit rot unterlaufenen Augen am Tresen", erzählt einer, den unser Fremdenführer kennt. Dessen Bruder habe "60 Exekutionen am Tresen" miterlebt, prahlt er.

      60 Prozent der Erwachsenen sind nach Urteil des Gesundheitsamts von Juárez Kokainkonsumenten. Ein Drittel der bis zu drei Millionen Einwohner hier soll vom Drogengeschäft leben. Dealen ist ihre einzige Überlebenschance. Und es scheint verlockender als Arbeitslosigkeit, als Obdachlosigkeit, als das Leben als Straßenköter, der Gringos um ein paar Münzen anwinselt. Auch die, denen das Geld für den "Kojoten", den Schleuser in die USA, fehlt, verdingen sich als Kuriere über die Brücke.

      So haben sich Menschen- und Drogenhandel verbündet. "Dieselben Wege und Methoden werden mittlerweile zum Transport von Menschen wie von Drogen benutzt", sagt Loretta Sanchez, Abgeordnete der Republikaner aus Orange County, Kalifornien. Terry Goddard, der Generalstaatsanwalt von Arizona, fügt an: "Illegale Migration wird immer häufiger zum lukrativen Geschäft wie beim Drogenhandel - und genauso brutal."

      San Ysidro, Kalifornien, 600 Meilen westlich von Ciudad Juárez. Hier, bei San Diego, läuft die Grenze, die Reich von Arm trennt, ins Meer aus. "Noch vor wenigen Jahren war die Flucht einfach", sagt Rodrigo. Der glatzköpfige Mittvierziger nimmt uns mit durchs Flussbett des Rio Tijuana. Fünfmal ist er hier illegal rüber, einmal nur haben sie ihn geschnappt und dann zurückgeschickt. Wir laufen die Strecke erneut ab.

      Der kleinwüchsige, robuste Rodrigo trägt mit Vorliebe Tarnkleidung in Braungrün, so wie die US-Army, so wie er sie vor ein paar Jahren überstülpte, als er in der Nacht rübermachte. "Damals kostete es einen Hunderter, und es war nicht mehr als ein Wettlauf mit den Grenzern bei Mondschein." Heute verlangen die Kojoten für eine Passage 3 800 Dollar, ein Teil davon gehe oft an die US-Grenzer, damit sie wegschauen, heißt es. Um das Geld zusammenzukriegen, bieten sich die Gestrandeten als dealende Kuriere an. "Der Zaun hat alles teurer und gefährlicher gemacht", sagt Rodrigo, als er durch den Staub stapft. "Alle wollen mehr. Und immer mehr sterben."

      Dort, wo er sich einst von der Baja Tijuana, Mexiko, nach San Ysidro, USA, über die Grenze schlich, versperrt nun ein Bretterzaun den Pfad. Es dämmert schon. Auf gelbem Polizeikrepp steht die Warnung: Keinen Schritt weiter! "Ein Zaun ist sinnlos!" sagt Rodrigo. Zwei Helikopter der US-Grenzpolizei kreisen über dem nahen Hain.

      Flügge sollen bald auch die Mexikaner im gemeinsamen Drogenkrieg werden. Hillary Clinton ließ bei ihrem Besuch in Mexiko 80 Millionen Dollar zurück. Als Geste - und für den Kauf von Blackhawks.

      Auch der Teufel kennt keine Unterschiede

      Das Rotorenrattern über dem Flussbett schwillt an. "Kein Problem, wir haben den Zaun nicht überquert. Und schießen tun die nie." Prompt entfernen sich die Helis. "Die sind hinter Flüchtlingen her, sieh' da hinten die Staubwolken." Wie dem auch sei: Strammen Schrittes kehrt Rodrigo um.

      Im Morgengrauen hat hier, nur ein paar Hundert Schritte weiter, eine Drogengang drei männliche Leichen abgekippt. An einem der Rümpfe hing ein Schild mit der Schmähung: "Balcon!" - Schwätzer! Eine Warnung an alle, die im Milieu nicht die Schnauze halten können. Darauf steht die Todesstrafe. In Tijuana, in Sichtweite der US-Großstadt San Diego, wurde sie vergangenes Jahr 844-mal verhängt. Meist auf ähnliche bestialische Art wie drüben in Ciudad Juárez.

      Nicht nur der liebe Gott, auch der Teufel kennt keine Unterschiede.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/mexikos-us-grenze-wo-tod-und-teuf…
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      Avatar
      schrieb am 27.03.09 20:01:06
      Beitrag Nr. 2.580 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.720.353 von Groupier am 06.03.09 23:45:56Mal wieder etwas aus der Rubrik "Hinter den Kulissen" ...

      Banken
      Der Kunde soll bezahlen

      Warum wir den Beratern der Banken nicht mehr glauben können – der Erfahrungsbericht eines Insiders


      Es gab eine Zeit, da galten Bankiers als kundige Berater, als grundsolide Wegbegleiter in Geldangelegenheiten, vielleicht ein bisschen langweilig, aber eben vertrauenswürdig und glaubhaft. Dieses Bild war schon immer ein wenig naiv. Seit je geht es ums Geschäft. Aber die gegenwärtige Bankenkrise hat deutlich gemacht, dass sich die Akzente endgültig verschoben haben: Im Vordergrund steht heutzutage nicht mehr das Interesse des Kunden an vernünftiger Beratung. Vornan stehen Vertriebserfolg und Ertragsmaximierung – für die Banken.

      Schon äußerlich ist die untergegangene Bankenkultur offenkundig geworden. Bankfilialen wurden zu Automatenbanken, die Kundenhallen sind leer gefegt. Schalter und Tresen werden seltener, viele Kunden kennen ihren Bankberater nicht mehr persönlich. Kommt es überhaupt noch zum Gespräch, wird es vom Berater anhand standardisierter Gesprächsleitfäden geführt, mit festgelegten Textbausteinen und Fragen. Es geht um Verkauf, nicht um einen Dialog, bei dem die Bedürfnisse des Kunden herausgefunden werden.

      Auch die Anfrage nach Kredit führt nicht mehr zum individuellen Gespräch, zur Einzelfallprüfung und Entscheidung – sondern begegnet dem Scoring. Lebensumstände, persönliche Eigenschaften, Verhalten und Branchen werden in Zahlen bewertet. Eine Blackbox fällt die Entscheidung. Auf erfahrene Kreditfachleute trifft der Kunde in den Filialen ohnehin kaum noch. Im Kreditgeschäft, das eigentlich Kerngeschäft der Banken ist, werden kaum mehr Mitarbeiter geschult. Die Weiterbildung konzentriert sich auf die Vertriebstechnik.

      Im Einzelfall sieht das so aus: Am Montagmorgen hat der Kundenberater sein wöchentliches Zielgespräch. Sein Vorgesetzter hat zuvor mit dem Chef aus der ersten Führungsebene telefoniert; dabei ging es um die Zahlen der vergangenen Woche und die Frage, wie die Planzahlen dieser Woche zu erreichen sind. Der Chef berichtet am Montagnachmittag dem Vorstand, und dieses Gespräch kann unangenehm werden.

      Dem Kundenberater wird gesagt, wie viel Provisionsertrag er durch Neuabschlüsse generieren soll – und zwar in allen Bereichen: Kredite, Anlagen, Versicherungen. Solche Zielvereinbarungen gibt es auch für das ganze Jahr. Wöchentlich, mitunter täglich, werden die elektronisch dokumentierten Vertriebserfolge mit den vorgegebenen Zielen abgeglichen. Erreicht der Kundenberater seinen vorgegebenen Ertrag, freut sich sein Vorgesetzter. Und der Chef des Vorgesetzten. Und der Vorstand.

      Mehrmals jährlich wird der Kundenberater zu Veranstaltungen geschickt, wo neue Produkte und neue Produktkampagnen vorgestellt werden. Am Ende dieser Veranstaltungen werden die Teilnehmer gebeten, sich zu verpflichten, dass sie für guten Absatz sorgen. Bevorzugt werden »strukturierte« Produkte, wo sich Erträge für die Banken an besonders vielen Stellen unterbringen lassen.

      Nur wenige Kunden durchschauen die Bestandteile, die Risiken und die Kosten dieser Produkte. Naturgemäß schwächt der allgegenwärtige Verkaufsdruck beim Berater dessen Bereitschaft, den Kunden darüber aufzuklären. Zwar gibt es Gesprächsprotokolle, meist in standardisierter Form. Aber wirkliche Transparenz über die wirklichen Risiken gibt es nur selten.

      Erfahrene Kundenberater wissen all dies. Oft haben sie ein schlechtes Gefühl. Die Führungskräfte müssen dann ihre Bedenken ausräumen. Subtil oder grob, alle Wege werden probiert. »Wie kann ich Ihnen helfen, erfolgreicher zu werden?«, lautet eine Frage des Vorgesetzten. Dieser betreut selbst kaum Kunden, die Chefs der höheren Führungsebenen haben ebenfalls meist keinen Kundenkontakt. Führen heißt also mehr und mehr: den Beratern Ziele vorgeben, sie motivieren und kontrollieren.

      Natürlich müssen Banken Erträge erzielen. Wäre es ein sauberes Geschäft, würden Kreditinstitut und Kunde profitieren. Doch vertrauen viele Bürger aus gutem Grund den Empfehlungen der Bankberater nicht mehr. Kann dieses Vertrauen zurückgewonnen werden?

      Schon jetzt gibt es Richtlinien, nach denen die Banken ihre Kunden umfassend aufklären und entsprechend ihrer Wünsche beraten müssen. All dies muss auch mithilfe eines Beratungsbogens nachgewiesen werden. Aber im Kern geht es darum, ob Banken sich in erster Linie als Produktvertrieb sehen oder nicht. Gerade in der Krise steigt der Renditedruck. »Bankier des Kunden« zu sein, werden sich deshalb wohl nur wenige Banken erlauben können.


      Der Autor arbeitet seit über 30 Jahren für Banken im In- und Ausland, davon mehr als ein Jahrzehnt in leitender Funktion

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/14/Banker?page=1
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 20:12:34
      Beitrag Nr. 2.581 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.449.238 von kiska am 26.01.09 13:53:54In Bezug.

      Finanzkrise
      Kassensturz auf dem Dorf
      Von Arne Storn

      Sie waren die Helden der Krise – jetzt müssen die ersten Sparkassen gestützt werden. Und die großen Verluste durch Kreditausfälle kommen erst noch


      Chiffon, die Taschen fürs Besteck sind aus Chiffon. Grob ist der Stoff, durchsichtig und hellgrün. Wie die Vorhänge, wie die Wände. Rosa ist die zweite Farbe, die das Restaurant in Neumünster prägt, vom T-Shirt der Bedienung bis zur gemalten Lotosblüte an der Wand.

      »Ich bin sauer«, sagt Wang Xue. Der Name ist geändert, aber sie ist wirklich 40 Jahre alt und lebt schon lange in Neumünster, dies ist ihr Restaurant, ihre Idee bis ins Detail. Unter ihrer rosa Jacke trägt sie ein rosa T-Shirt. Dazwischen ein hellgrünes Halstuch. Viele Gäste seien seit der Eröffnung am 13. März da gewesen, erzählt sie, und sie habe Lob bekommen für das schicke Interieur und ihre fernöstlichen Gerichte, keines teurer als 7,80 Euro.

      Die Banken waren nicht begeistert, berichtet Wang Xue. Sie habe die Sparkasse Südholstein nach Kredit gefragt, ihr Konzept eingereicht und gewartet, eine Woche, zwei Wochen. Schließlich sei die Absage gekommen: Mit Gastronomie habe man schlechte Erfahrungen gemacht. »Ich wollte doch nur 20.000 Euro«, klagt Wang Xue, die am Ende ihre Lebensversicherung kündigte, um zu investieren. »Warum muss das so schwer sein?«

      Mario Porten erklärt: »Wir hätten in den vergangenen Monaten besonders im Bereich der Großkredite neue Kunden gewinnen, zusätzliches Geschäft machen können.« Aber der Vorstandschef der Sparkasse Südholstein mit Sitz in Neumünster hat Geschäfte von mehreren Hundert Millionen Euro nicht gemacht. Er blinzelt hinter seiner randlosen Brille, schweigt kurz, fast scheint es, als ob er seinen Worten selbst kaum glauben kann. Die Sparkasse als Bank der kleinen Leute, das rote S als Baustein der Gemeinschaft – diesem Ideal fühlt er sich verpflichtet. 41 Jahre ist Porten alt und schon 23 Jahre dabei. Südholstein ist seine vierte Station, er ist der Chef, ein Mann wie ein großer Junge, Borstenschnitt, sparkassenrote Krawatte. Sein Name steht auf einem Schild am Revers – man merkt, man ist hier nicht bei einer Großbank. Umso schwerer wiegen seine Worte: »Die Sparkasse Südholstein braucht Eigenkapital.«

      Die Verbindung zur HSH Nordbank könnte sich als tödlich erweisen

      In ein paar Wochen schon dürfte sein Haus zu einem Fall für den Stützungsfonds der Sparkassen werden. Zum ersten sichtbaren Krisenfall im bisher so stabil scheinenden Sparkassenland. Wer hätte das gedacht? Seit Monaten lassen sich die 438 Sparkassen als Gewinner der Finanzkrise feiern. Viele Milliarden Euro flossen ihnen nach der Lehman-Pleite zu, ihr Fokus auf die Kreditvergabe am Ort galt plötzlich als Stärke, ihre biedere Arbeit als Stütze der Wirtschaft.

      Südholstein droht dieses Bild zu zerstören, und weitere Häuser dürften folgen: Den Sparkassen gehört erstens ein guter Anteil an den Landesbanken, und deren horrende Verluste belasten die Provinzbanker. Zweitens haben sich Sparkassen eigenhändig verspekuliert, was sie teils mit Bilanzkniffen kaschieren. Und drittens erfasst die Rezession viele Kunden der Sparkassen. Deshalb wird 2009 ihr Krisenjahr.

      Einige Milliarden fließen bereits ab. Viele verdienen an ihren Kunden nur wenig. Die Rendite sinkt. »Ein Drittel aller Sparkassen steht mit dem Rücken zur Wand«, sagt ein Sparkassen-Manager. »Diese Krise hinterlässt Blutspuren. Landauf. Landab.« Man muss also reisen, um Antworten zu finden: nicht nur nach Neumünster. Auch zum Chef des Sparkassenverbands in Berlin etwa, zu einem Schuldeneintreiber in Bad Homburg, einem Golfclub bei Köln.

      Die Krise hat in Neumünster schon 2005 begonnen. Durch zwei Fusionen entstand die mit sechs Milliarden Euro Bilanzsumme zweitgrößte Sparkasse Schleswig-Holsteins, aktiv von Pinneberg bis Bad Segeberg. Kurz darauf stellte sich heraus, »dass Segeberg viele Leichen im Keller hatte«, sagt Arnold Wilken, SPD-Politiker am Ort und Mitglied im Verwaltungsrat der Südholsteiner. Faule Kredite verursachten Riesenverluste. In ihrer Not verkaufte Südholstein Immobilien und an den US-Fonds Lone Star sogar Kredite in Höhe von 123 Millionen Euro.

      Dann kam der 15. September 2008.

      Als Richard Fuld von der Investmentbank Lehman Brothers in New York Gläubigerschutz anmeldete, konnte Mario Porten von der Sparkasse Südholstein in Neumünster sieben Millionen Euro abschreiben. Als zwei Wochen später die Bank Glitnir in Island an den Staat fiel, kamen weitere Millionen hinzu. So entstanden 2008 Abschreibungen, die das Kapital der Sparkasse gefährlich senken.

      Der Todesstoß droht Südholstein nun durch die HSH Nordbank. 2,8 Milliarden Euro Verlust hat die Landesbank 2008 eingefahren, das lässt ihren Wert tief sinken, und weil die 15 Sparkassen des Nordens zu fast 15 Prozent an der HSH beteiligt sind, müssen sie ihre Anteile abschreiben. Mit 700 Millionen Euro stehen Letztere in den Büchern der Sparkassen – nur 200 Millionen Euro könnten sie wert sein, wenn die Wirtschaftsprüfer demnächst ihr Urteil fällen. Der Sparkasse Südholstein drohen weitere Abschreibungen bis zu 70 Millionen Euro. Dann »ist zu befürchten, dass sie auf die Hilfe des Sparkassenverbandes zurückgreifen muss«, sagt Wolfgang Grimme, CDU-Landrat und ebenfalls ein Mitglied im Verwaltungsrat. Sonst droht ihr die Schließung.

      Im Gespräch gestikuliert Mario Porten mal wild, mal guckt er entschlossen. Er braucht eine Lösung, bald. Die Kunden wissen meist von nichts. »Sorgen mache ich mir nicht«, heißt es auf der Straße.

      Dem Vernehmen nach laufen im Stillen bereits Gespräche mit den Sicherungseinrichtungen. Einspringen würde erst der Stützungsfonds des Landesverbands. Reicht dieser nicht, greift der überregionale Ausgleich. »Es wird Hilfen geben«, sagt Porten. Ihm passt das nicht. »Ein Institut über Wasser zu halten ist gut und schön. Unseren öffentlichen Auftrag können wir damit aber nicht in dem Maße wahrnehmen, wie wir es für nötig halten.« Der beinhaltet soziales Engagement, Präsenz, die Finanzierung der Wirtschaft und die Stärke, dabei mehr Mut und Ausdauer zu zeigen als andere: »Selbst wenn uns der Fonds hilft, werden wir in unserer Kreditpolitik einen vorsichtigeren Kurs fahren müssen.« Wang Xues dürfte es mehr geben.

      Ob eine Bank gesund ist, sagt vor allem die sogenannte Kernkapitalquote: das Verhältnis des sichersten Kapitals zum Geschäftsvolumen. Vier Prozent sind Pflicht. Acht Prozent notwendig, um gelassen neue Kredite vergeben zu können. Will die Sparkasse Südholstein dort wieder hin, braucht sie laut Kennern 130 Millionen Euro und mehr. Im Sicherungsfonds des Landesverbands steckten aber nur 85 Millionen Euro, ist in informierten Kreisen zu hören. Die Sparkasse selbst will den Einstieg der finanzstarken Holding der Hamburger Sparkasse, doch dem stehen Gesetz und Landesverband entgegen.

      Südholstein droht sich woanders zu wiederholen. »Sinkt der Wert der Anteile an der HSH Nordbank massiv, hängt mehr als eine Sparkasse am Haken«, heißt es. Viele Sparkassen im Land seien »marode«, ja »praktisch pleite«. Der Landesverband weist das zurück.

      Echte Pleiten oder Einlagenverluste für Kunden hat es bei Sparkassen seit dem Aufbau eines Haftungsverbunds vor mehr als 30 Jahren nicht gegeben. Angeschlagene Sparkassen wurden gestützt oder, weit öfter, durch die Fusion mit stärkeren gerettet, sodass sich die Zahl der Sparkassen im Land seit 1990 fast halbiert hat. Mitte 2008 etwa schlüpfte Meldorf bei der Sparkasse Westholstein unter und Flensburg bei der Nord-Ostsee Sparkasse – »überlebenswichtig« sei dies gewesen, gab Flensburgs Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner zu. Die Not lässt sich auch daran ablesen, dass die Sparkassen den Landesbanken kaum helfen. In Baden-Württemberg ist der Verband nur nach langer Debatte und unter Vorbedingungen bereit, von fünf Milliarden Euro frischen Geldes 1,8 Milliarden zu tragen. In Rheinland-Pfalz zaudern sie, in NRW wollen viele Sparkassen nach einer Garantie keinen Euro mehr in die WestLB stecken. In Bayern lehnten sie eine Kapitalzufuhr offiziell ab. »Ziel war es, die Sparkassen als Partner des Mittelstands vor der Last der BayernLB zu schützen«, sagt Richard Steinbichler, Vorstandschef der Sparkasse Wasserburg am Inn. Sein Institut hätte sie schultern können, aber »einige bayerischen Sparkassen hätten zu kämpfen gehabt«. Dass alle insgesamt gut 500 Millionen Euro Abschreibungen auf die BayernLB verkraften konnten, lag auch an Geheimschatullen, die es noch gibt. »Alle müssen wir auf unsere Reserven zurückgreifen. Das ist in ganz Deutschland so«, sagt ein Vorstand.

      Zum Beispiel bei der Sparkasse KölnBonn. Sie weist für 2008 einen Bilanzgewinn aus, so wie es viele Sparkassen tun. Doch wie kommen die zwei Millionen Euro zustande? Die Antwort weist weit über KölnBonn hinaus. Die Sparkasse hat mehrere Kniffe angewandt: 147 Millionen Euro entnahm sie ihrer Gewinnrücklage. 37 Millionen dem Eigenkapital. Dann nutzte sie 70 Millionen Euro Steuergutschriften. Der Jahresfehlbetrag beträgt 252 Millionen Euro, und das auch erst, nachdem zum Aufhübschen 124 Millionen Euro stille Reserven gehoben wurden. Von diesen habe man nun, nach der Entnahme von 174 Millionen Euro 2007, »so gut wie keine mehr«, sagt Finanzvorstand Ulrich Gröschel.

      Wo die Sparkasse das Geld versenkt hat? »Golf Club Gut Lärchenhof« steht auf zwei Flaggen. Zwischen ihnen wehen weitere Fahnen: EU, USA, Deutschland und das Rot des Eigentümers. Das eiserne Tor öffnet sich lautlos und gibt den Blick frei auf den Parkplatz, wo ein Porsche und andere Nobelautos stehen.

      Vor den Augen des Besuchers erstreckt sich wellig ein Golfkurs, durchsetzt mit Birken, Sträuchern und Teichen, ein paar Krähen spazieren übers Gras. Grau hängt eine Landschaft aus Wolken darüber, nur ab und zu blinzelt die Sonne hervor. In diesen Momenten leuchtet die goldfarbene Bärenplastik in der Nähe des Clubhauses. Selbstbewusst steht das Tier da, das Symbol von Jack »Golden Bear« Nicklaus. Dieser war einst bester Golfspieler der Welt und hat den Golfkurs angelegt. Für 31.900 Euro kann man etwas erwarten. So viel kostet maximal die lebenslange Spielberechtigung, die viele der 700 Mitglieder besitzen.

      Im Innern des Clubhauses: Ruhe, zwei Regale voller Trophäen und ein Restaurant, das ein Degustationsmenü für 135 Euro anbietet. In einem Raum mit Kamin, Bücherreihe und Sessel nimmt Josef Spyth Platz. Enthusiastisch erzählt der Geschäftsführer vom Golf als Kommunikationsbörse und Demutssport. Doch nein, zu Historie und Kosten des Topclubs will er nichts sagen. Da müsse man den Eigentümer fragen – die Sparkasse KölnBonn.

      Ein paar Stunden zuvor in der Zentrale ebendieser Sparkasse am Kölner Rudolfplatz: Pressekonferenz. Nein, man sage nicht, was man vor Jahren für den Golfclub bezahlt und wie viel man darauf abgeschrieben habe. Ebenso wenig, wie viel man sich aus dem geplanten Verkauf erhoffe. Mit einer Bilanzsumme von 31 Milliarden Euro sind die KölnBonner die zweitgrößte Sparkasse in Deutschland – hinter Hamburg. Ihre Zahlen für 2008 sind desaströs, doch wiederholt kommen Fragen zum Golfclub, weil es keiner fassen kann.

      »Müssten sie nach Marktpreisen bilanzieren, stünden viele schlecht da«

      »Das Gut Lärchenhof ist finanziell ein kleiner Aspekt, aber ein sehr symbolischer«, sagt Martin Börschel, Verwaltungsratschef und für die SPD Vorsitzender des Finanzausschusses im Kölner Stadtrat. Ein Symbol für den Größenwahn und die Misswirtschaft der früheren Führung. Die hat die Sparkasse an den Rand des Ruins gebracht mit Bauprojekten wie der Rheinparkmetropole für RTL, mit der Beteiligung an einem Immobilienkonzern und Prestigeobjekten wie dem Golfclub. »Man hat schon die Attitüde gelebt: Wir sind die größte Sparkasse der Region, wir sind eine Bank«, sagt ein Kenner der Verhältnisse. Außerdem musste die Kasse Abschreibungen auf eigene Wertpapiere vornehmen. Weitere Wertkorrekturen von 268 Millionen Euro vermied sie, indem sie Wertpapiere vom Handels- ins Anlagenbuch umwidmete. »Schwebende Marktwertverluste« nennt Gröschel diese Summe, es handle sich, natürlich, um tolle Papiere, man glaube nicht, dass die Verluste eintreten.

      Fast alle Sparkassen bilanzieren nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB), nicht nach den International Financial Reporting Standards (IFRS). »Müssten die Sparkassen nach IFRS bilanzieren, zu Marktpreisen also, würden viele so schlecht dastehen wie KölnBonn«, sagt ein Kenner. Und Kapital benötigen. Das HGB hilft den Sparkassen, Verluste aus bundesweit 247 Milliarden Euro an Wertpapieren niedrig zu halten und so ihr Kapital zu schonen. Zudem erlaubt es, große stille Reserven zu bilden, die bei Bedarf den Gewinn aufhübschen helfen. Wer also die Kernkapitalquote der Sparkassen von 9,5 Prozent und ihren Gewinn 2008 von 2,5 Milliarden Euro an den schlechteren Zahlen privater Großbanken misst, vergleicht Äpfel mit Birnen. So scheint ihre relative Stärke weniger einem überlegenen Geschäftsmodell geschuldet als anderen Bilanzregeln.

      Für KölnBonn steht im Warnsystem der Sparkassen die Ampel längst auf Rot, wie angeblich auch für rund drei Dutzend andere. Der Ernst der Lage verlangt den Abbau von 500 der 5300 Jobs sowie eine große Kapitalspritze von 650 Millionen Euro, um den Hauptgeldgeber des lokalen Kleingewerbes zu stützen und Spielraum für neue Firmenkredite zu eröffnen. 300 Millionen Euro steuert der regionale Sparkassenverband bei, 260 Millionen Euro die Stadt Köln und weitere 90 Millionen Euro die Stadt Bonn. Ob die Sparkasse in den nächsten Jahren Zinsen auf dieses Kapital, Gewerbesteuer oder gar Gewinnausschüttungen leisten kann, ist sehr fraglich.

      Landesbanken, Größenwahn, Fehlspekulationen: Der Plagen und Sünden gibt es auch bei den Sparkassen viele. Da wiegt umso schwerer, dass nun die Rezession den Sparkassen Ausfälle bei Krediten und Kunden beschert.

      »In der Anlage erhalten Sie meine EC-Karte zurück. Die Kreditkarte habe ich bereits vernichtet«, schreibt ein säumiger Schuldner am 23. November 2008. Mit 14.141 Euro und 73 Cent steckt der 61-Jährige in den Miesen, als eine Sparkasse aus dem Westfälischen die Notbremse zieht und das Konto kündigt. In seinem Brief notiert er, eine »Frau RA« habe für ihn einen Insolvenzantrag eingereicht. Die Handschrift ist geschwungen, die Buchstaben sind groß gezogen, die Sätze ziehen sich über die ganze Breite des Blatts. Das ungeübte Auge sieht, dass der Verfasser selten zum Stift greift. Das geübte Auge sieht mehr. »Es tut ihm leid. Wenn Sie 30 Jahre im Geschäft sind, erkennen Sie das«, sagt Karsten Schneider. »Allein dass er überhaupt antwortet.« Seine sonst so kräftige, kratzige Stimme klingt ein wenig leiser.

      Bad Homburger Inkasso (BHI) heißt die von Schneider geführte Firma. Vor dem geistigen Auge tauchen Gestalten auf, die mit drohenden Worten Schulden eintreiben. In der Tat verheißt der erste Eindruck vom Chef Hinterhof-Flair : sehr gelbes Hemd, weiße Streifen, weißer Kragen, die Krawatte voller Gelb und Braun, Ringe an den Händen, das Büro verraucht, ein Ascher auf dem Tisch – kein Banker würde so Besuch empfangen. Doch aus den Worten Schneiders, der selbst einst bei der Sparkasse anfing, spricht Leidenschaft für die Arbeit und, ja, Verständnis.

      Will eine deutsche Sparkasse hoffnungslose Schuldner oder frisch gekündigte Fälle loswerden, dann landen diese bei der BHI. Erst wenige Jahre ist sie alt, kaum bekannt, eine Art Bad Bank der Sparkassengruppe. Aber Kunden werden nicht verkauft. Kredite bleiben in der Bilanz der Institute, die BHI wickelt die Fälle nur ab. Die paar wichtigen Seiten jeder Akte werden gescannt, die Originale bunkert man in einem gut gesicherten Gebäude im nahen Oberursel. In vier Meter hohen Metallregalen, säuberlich nummeriert, voll mit 21.000 Kartonboxen und 13.000 Aktenordnern. 80 Millionen Blatt Papier. Dramen, abgelegt.

      Mehr als 500.000 Fälle sind es bis dato, ein Volumen von 6,4 Milliarden Euro. Sieht man die Bilanzsumme der Sparkassen von 1071 Milliarden Euro, ist das wenig, aber Schneiders Geschäft wächst rasant. An der Wand hängt eine Deutschlandkarte voller Stecknadeln. Fast jede steht für eine Sparkasse, die den Service nutzt. Irgendwann hat Schneider aufgehört, neue hineinzustechen, es wurden zu viele. Für 225 Sparkassen und Finanzdienstleister arbeitet er heute, unter ihnen acht der zehn größten Sparkassen.

      Die Rezession ist da. »Die Zahl der Insolvenzen nimmt zu«, sagt Schneider. »Das merken wir.« Etwa an den über die Sparkassen abgeschlossenen Auto-Leasingverträgen, die plötzlich platzen. Viele wurden von Transportfirmen gezeichnet, die mit dünnen Margen arbeiten und denen nun in der Krise schnell die Luft ausgeht. »Wir spüren eine Zunahme unseres Geschäfts im gewerblichen Bereich«, sagt Schneider. »Bei Privatkunden erwarten wir Richtung Herbst eine Zunahme der Problemfälle. Dann werden viele Unternehmen die Kurzarbeit beenden und Leute entlassen.« Demnächst zieht die BHI um. »Wir müssen uns vergrößern«, sagt Schneider. Die Zahl der Mitarbeiter – aktuell 130 – wird sich um bis zu 30 erhöhen, das Callcenter legt stark zu.

      Private Schuldner ohne Sicherheiten anschreiben, nachhaken, Monatsraten vorschlagen, oft 50 Euro, mitunter nur 20 oder 5 Euro – das ist bei der BHI das Massengeschäft. Ruhig hingegen geht es in den Büros zu, in denen jeweils nur zwei oder drei Menschen sitzen und die schwierigen Fälle bearbeiten, viele davon Firmenpleiten. Da geht es dann um fünf oder zehn Millionen, um Sicherheiten und hakelige Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter.

      Intern erwartet die Sparkassengruppe für 2009 nur Wertberichtigungen auf Kredite von 3,2 Milliarden Euro. Ein Topmann merkt an: »Was jetzt da draußen geschieht, sehen wir erst in zwei Jahren in der Bilanz.« Als Ausgleich hofft man auf sinkende Wertberichtigungen auf Wertpapiere. Ein Sparkässler sagt, dass Sparkassen oft Firmen akzeptieren, die alle anderen zuvor abgelehnt haben. »Diese Unternehmen nimmt uns keiner mehr ab. Wir Sparkassen bleiben immer auf unseren Risiken sitzen und haben immer höhere Wertberichtigungen.« Da komme noch einiges, heißt es in Kreisen der Aufsicht.

      Mitte vergangener Woche tritt der Mann, der das ganz anders sehen muss, aufs Podium. Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Netzwerker und Vieltelefonierer, nestelt an seinem Handy, die linke Hand lässig in der Hosentasche. Er öffnet eine Flasche Wasser, setzt sich. Es ist sein Auftritt, die Jahrespressekonferenz, wie in den Jahren vorher im 44. Stockwerk der DekaBank, des Fondsanbieters der Sparkassengruppe. Durchs Fenster kann Haasis die eingerüsteten, skelettierten Silbertürme der Deutschen Bank sehen, und mehr als je dürfte er sich auf Augenhöhe mit dem nationalen Primus wähnen. »Die Sparkassen dürften zu den wenigen Kreditinstituten weltweit gehören, die 2008 einen Milliardengewinn erwirtschaftet haben«, sagt er. Die Commerzbank und andere im Hinterkopf, fügt er an: »Während andere Finanzmittel des Staates benötigen, zahlen die Sparkassen sogar in Milliardenhöhe Steuern. Und darauf sind wir auch stolz.« Haasis, ein knorriger Mann von 63 Jahren, spricht ruhig, mit seiner unverkennbaren schwäbischen Färbung. Die Genugtuung ist zu spüren.

      Lange waren die privaten Banken herablassend, jetzt sind die Sparkassen wieder wer. »Ich bin mir ganz sicher, dass wir das Vertrauen der Menschen und das gute Image behalten«, sagt Haasis im Gespräch. »Die Leute werden nicht so schnell vergessen. Der Wunsch nach Sicherheit wird bleiben.« Wertberichtigungen aus der Realwirtschaft werde es geben, ja. »Die tun weh, sind aber verkraftbar«, sagt er. Seine Institute sieht er nicht gefährdet: »Wir werden keine Zwangsfusionen oder Notheiraten sehen. Höchstens in Einzelfällen.« Einen Stützungsfall fürchtet er, ohne dass er Südholstein erwähnt. Schmerzlich seien die Lasten der Landesbanken, aber viele Verbände hätten den Wert ihrer Anteile immer niedrig angesetzt – »Gott sei Dank!«.

      Es ist das Idealbild von der sauberen, sicheren, einlagenstarken, dem Standort verpflichteten Sparkasse, das Heinrich Haasis pflegt. Das Bild, in dem Südholstein oder KölnBonn nur Ausnahmen darstellen. Was aber ist mit dem Skandal um den Promi Franjo Pooth bei der Sparkasse Düsseldorf? Was mit der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden, der ihr Landesverband ein Wertpapierportfolio von 4,2 Milliarden Euro in Dublin abnehmen musste? Was ist mit der in Turbulenzen geratenen Sparkasse Leipzig? Wie viele Ausnahmen braucht es, um aus Einzelfällen ein Massenphänomen zu machen?

      Sicher sind in jedem Fall die Kundeneinlagen. Doch die Bedeutung einer Sparkasse für ihre Kommune geht übers Girokonto hinaus. Südholstein etwa fördert mit 1,1 Millionen Euro jährlich Gutes. So wie in Neumünster, wenige Hundert Meter von der Zentrale entfernt: Die Tafel bietet kostenloses Essen, täglich Platz zum Spielen oder Hilfe bei den Hausaufgaben. »Mal kommen fünf Kinder am Tag, mal 40 Kinder«, sagt Leiterin Christina Arpe. Die Sparkasse bezahlt im Jahr 1000 Euro, neulich gab es 5000 Euro extra für ein Kühlfahrzeug. Sicher ist davon nichts. »Eine ertragsschwache Sparkasse kann ihre Stiftung nicht aufstocken«, sagt Landrat Grimme. »Stiften und sponsern kann eine Sparkasse erst, wenn sie zuvor Geld verdient hat.« Der Chef sorgt sich: »2009 werden wir unser soziales Engagement nicht einschränken«, sagt Mario Porten. »Was danach geschieht, darüber wage ich keine Prognose.«

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/14/Sparkassen?page=1
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 20:19:12
      Beitrag Nr. 2.582 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.334 von Maraho am 07.03.09 17:20:12Etwas zu ...

      Siemens verliert die Hoffnung
      Jahrelange Krise befürchtet
      Von Markus Balser

      Bislang galt Siemens als Fels in der Brandung der Finanzkrise. Doch nun treffen die Turbulenzen auch Europas größten Technologiekonzern.


      Die Chefetage will Kapazitäten kürzen und noch mehr Beschäftigte in Kurzarbeit schicken. Ein rasches Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Finanzchef Joe Kaeser warnt bereits vor einer jahrelangen Krise.

      Zwar hat Siemens viele Beschäftigte bereits in Kurzarbeit geschickt und damit seine Kosten gesenkt. Doch das reicht offenbar nicht mehr aus, um den Abschwung der Weltwirtschaft abzufedern.

      Die Zahl der bisher 7400 von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten werde sich deutlich erhöhen, kündigte Kaeser in München vor Journalisten an. "Die Weltwirtschaft befindet sich ganz sicher in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Konzern, der erst im vergangenen Jahr etwa 16.000 Stellenstreichungen abgearbeitet hatte, weitet damit sein Sparprogramm erneut aus.

      Starke Stellung in der Energie- und Umwelttechnik

      Lange galt der Konzern mit 77 Milliarden Euro Umsatz und seinen weltweit fast 430.000 Mitarbeitern als Fels in der Brandung. Die starke Stellung in der Energie- und Umwelttechnik bewahrte die Münchener zunächst vor starken Geschäftseinbrüchen.

      Noch Ende Januar legte der Konzern einen Milliardengewinn im ersten Quartal vor. Doch nun hat sich die Flaute offenbar vor allem in der größten Sparte Industrie, die zum Umsatz 50 Prozent beisteuert, zugespitzt.

      Große Schwierigkeiten gebe es in der Industrieautomatisierung und der Lichttochter Osram, räumte Kaeser ein. Wegen des Einbruchs im Maschinenbau habe es in der Automatisierung starke Rückgänge gegeben. Osram leide stark unter der Krise der Autobauer und ihrer Zulieferer.

      Doch die Zahl der Baustellen im Konzern wächst. Kaeser kündigte die Ausweitung der Kurzarbeit auch auf andere Bereiche an. Selbst in der Medizintechnik - über Jahre Garant für Milliardengewinne - stößt der Konzern auf Probleme.

      So laufe das Geschäft mit bildgebenden Verfahren wie der Kernspintomographie nur noch schleppend. Gut sieht es nur noch im Geschäft mit Kraftwerken, Windkraftanlagen und Stromnetzen aus. "Der Energiezyklus ist noch intakt", sagte Kaeser.

      "Eher noch zwei Jahre als zwei Quartale"

      Führende Betriebsräte gehen inzwischen davon aus, dass die Zahl der Kurzarbeiter in wenigen Monaten auf bis zu 15.000 steigen könnte. Personalvorstand Siegfried Russwurm hatte eine Verdoppelung zuletzt nicht mehr ausgeschlossen. "Wir sind der Auffassung, dass die Kurzarbeit ein sehr probates Mittel ist, eine längere Schwächephase zu überbrücken", sagte Finanzchef Kaeser.

      Denn in der Konzernzentrale wächst die Angst vor einer anhaltenden Talfahrt. Die Durststrecke werde "eher noch zwei Jahre als zwei Quartale" andauern, sagt Finanzvorstand Kaeser. "Wir müssen uns auf eine deutliche Anpassung der Nachfrage einstellen."

      In vielen Geschäften ist nach Einschätzung Kaesers das Ende des Abschwungs noch nicht erreicht. Siemens könnte auch über den Umweg der Kunden davon getroffen werden. "Wir werden einen kleineren Markt haben", sagt Kaeser voraus.

      Mit seinen neuen Sparmaßnahmen rückt der Konzern endgültig von seiner optimistischen Linie ab. Bei der Hauptversammlung des Konzerns Ende Januar hatte Siemens-Chef Peter Löscher noch erklärt, der Konzern gehe gestärkt in die Krise.

      "Wir gehen mit Selbstvertrauen, Kraft und Entschlossenheit durch das Jahr 2009", machte sich Löscher Mut und erklärte: "Wir sehen keinen Grund in den Chor derer einzustimmen, die mit düsteren Äußerungen die Stimmung in den Keller ziehen."

      Harte Kritik an den Akteuren der Finanzmärkte

      Kaeser übte am Donnerstag harte Kritik an den Akteuren der Finanzmärkte. Offenbar habe man mit Werten gearbeitet, die nicht vorhanden waren: "Das Geld war gar nicht da."

      Auch das Gewinnziel des Konzerns für das laufende Jahr ist nun offenbar in Gefahr. Siemens wollte in seinen drei Sparten Industrie, Energie und Medizintechnik, bislang im laufenden Jahr 8 bis 8,5 Milliarden Euro verdienen.

      Zwar rückt der Konzern offiziell bislang nicht von seinen Gewinnzielen ab, im Aufsichtsrat verlautete jedoch am Freitag, es werde immer schwerer das Ziel zu erreichen. "Wir werden das neue bewerten", kündigte Finanzchef Kaeser an und räumte ein: "Die Zeiten sind nicht einfacher geworden."

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/648/463259/tex…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 20:34:28
      Beitrag Nr. 2.583 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.858.152 von Maraho am 26.03.09 19:47:10Zum Abschluss für heute noch zwei längere Ausführungen ...

      Die Erste ...

      Fünf Vorschläge für die Zukunft
      Larry Elliot, The Guardian

      Die Weltrezession stellt die Weltwirtschaftsordnung in Frage. Der Londoner G 20-Gipfel nächste Woche wird zu entscheiden haben, was davon gerettet werden soll


      Die Polizei wird genauso hart durchgreifen wie immer, und die Pressesprecher werden auf Hochtouren arbeiten und eifrig erklären, ihre jeweilige Regierung habe sich voll durchsetzen können. Ansonsten wird sich der G20-Gipfel Anfang April, zu dem Gordon Brown einlädt, von den Zusammenkünften internationaler Spitzenpolitiker, die es in jüngster Zeit gab, gründlich unterscheiden. Alle Regierungen wissen, dass sich die Welt mit der Finanzkrise unwiederbringlich verändert hat. Was im Sommer 2007 begann und im Herbst 2008 seinen Höhepunkt erreichte, wird 2009 voraussichtlich zum ersten Rückgang der Weltwirtschaftsproduktion seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs führen. Nach Gordon Browns Ansicht ist die Ära des Laissez-faire vorbei. Auch wenn sie über die zu ergreifenden Maßnahmen unterschiedlicher Auffassung sind, stimmen ihm Obama, Sarkozy und Merkel im Grundsatz zu.

      Eine neue Weltordnung wird nicht an einem einzigen Tag in den Docklands entworfen werden, aber das Treffen sollte wenigstens dazu beitragen, den richtigen Weg einzuschlagen, um Reformen auf nationaler Ebene anzugehen. Im Folgenden möchte ich die fünf Punkte ansprechen, auf die sich die G 20 meiner Meinung nach konzentrieren sollten:

      Vorschlag Nr. 1: Akzeptieren Sie, die Zeit ist reif für eine neue Wirtschaftsordnung

      Finanz- und Umweltkrise haben eine gemeinsame Wurzel im Exzess. Es wird keine Erholung von Dauer geben, wenn wir uns nicht eingestehen, dass wir einen Gang zurückschalten müssen. Für die Zentralbanken bedeutet dies, dass sie sich eine breitere Palette an Instrumentarien zulegen müssen, um auch in schwierigen Phasen bestehen zu können. Grundsätzlicher gesprochen bedeutet es ein Bekenntnis zum vorbeugenden Prinzip der Bevorzugung des Lokalen zugunsten des Internationalen. Vor allem müssen sich die G 20 eingestehen, dass sie nicht auf alles eine Antwort haben.

      Vorschlag Nr.2: Nutzen Sie die Chance für einen grünen New Deal

      Wenn Roosevelts große Idee für die Große Depression in der Schaffung öffentlicher Arbeitsplätze bestand, muss die gegenwärtige Krise dafür genutzt werden, mit dem langwierigen Prozess zu beginnen, die Wirtschaft nachhaltiger und weniger abhängig von fossilen Brennstoffen zu machen. Eine Kombination aus niedrigen Zinsen und staatlichen Investitionen wäre hierfür eine ideale Voraussetzung. Die USA zeichnen mit vier Prozent der Weltbevölkerung für 25 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Probleme der drei großen Automobilhersteller versetzen Obama in die Lage, die Benzinschleudern auf den Schrottplatz verbannen zu können. Wegen der Notwendigkeit, die Weltwirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen, werden Länder wie China die Inlandsnachfrage ankurbeln müssen, was unter anderem durch Investitionen in grüne Energie geschehen könnte.

      Vorschlag Nr. 3: Eine Reform des IWF nicht weiter aufschieben

      Jedes Reformprogramm muss eine grundsätzliche Überarbeitung des Währungsfonds beinhalten, es genügt nicht, die Aufsicht ein wenig zu stärken. Vielmehr muss die Dominanz der Industrienationen (allen voran der USA) eingeschränkt und mit dem dogmatischen Glauben gebrochen werden, dass die freie Bewegung des Kapitals immer und überall zu begrüßen sei. Die großen Shareholder des IWF sollten sich auf Keynes ursprüngliches Konzept besinnen und der Einsicht Rechnung tragen, dass in Zeiten der Krise die Lasten auf Gläubiger und Schuldner gleichermaßen verteilt werden sollten.

      Es besteht die Sorge, dass die Reform des IWF beim G20-Gipfel sehr weit unten auf der Prioritätenliste steht, besonders weil die Weltökonomie sich gerade aus dem Griff der USA zu lösen beginnt und Veränderungen somit leichter durchsetzbar erscheinen. Die unipolare Ära, während der alles nach der Pfeife des Washington Consensus tanzte, dauerte gerade einmal die zwei Jahrzehnte – vom Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus bis zum Zusammenbruch von Lehman Brothers.

      Vorschlag Nr. 4: Machen Sie das Weltfinanzsystem zukunftsfähiger

      Wall Street und Londoner City sind gestrauchelt und nun von der Unterstützung der Steuerzahler abhängig. Hieraus erwächst die Möglichkeit zu Reformen. Am dringendsten muss gegen Steueroasen vorgegangen werden, nicht nur, weil die nationalen Finanzministerien das Geld gut gebrauchen könnten, das ihnen durch den Abfluss in die Steueroasen entgeht, sondern auch deshalb, weil derzeit die großen Finanzunternehmen ihren Firmensitz einfach ins Ausland verlegen können, wenn ihnen härtere Bestimmungen drohen. Mit Blick auf die Steueroasen scheint unter den G20-Teilnehmern so viel Einigkeit zu bestehen wie bei keinem anderen Thema. Der Gipfel sollte auf der Forderung beharren, dass alle Steueroasen jeder Regierung auf Nachfrage Auskunft erteilen müssen, nicht nur denjenigen, mit denen bilaterale Vereinbarungen bestehen.

      Vorschlag Nr. 5: Besinnen Sie sich auf stärkere internationale Regulierung

      Premier Gordon Brown sollte mit seinen Plänen für ein internationales Gremium von Aufsichtsräten (supervisors) nach vorn drängen, um für eine grenzübergreifende Beaufsichtigung multinationaler Banken sorgen zu können. Die G20 sollten mit der Ausarbeitung eines Abkommens zur Trennung von Privatkunden- und Investment-Banken beginnen und eine moderne Version der in den dreißiger Jahren in den USA durchgeführten Glass-Steagall-Reform auflegen. Das für Banken geltende System der Kapitalausstattung sollte enger gefasst werden; die für die Beurteilung von Kreditfähigkeit zuständigen Rating-Agenturen sollten von Gesetzes wegen unabhängig von den Unternehmen sein, die sie beraten. Ob die Regierungen es mit den Reformen wirklich ernst meinen, wissen wir spätestens dann, wenn sie die Gehälter der Regulierer an diejenigen der Banker koppeln.

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0912-g20-weltrezession-gipf…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 20:40:22
      Beitrag Nr. 2.584 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.869.275 von Maraho am 27.03.09 20:34:28Und die zweite ...

      Werner Vontobel
      Kein Regime währt ewig

      Wenn die Devisenmärkte nicht endlich reguliert werden, hilft alles nichts. Die Weltwirtschaft braucht ein neues Bretton Woods. Teil 2 der Serie zum G20-Gipfel

      Die Gruppe der Zwanzig, G20, heißt der Club der Industrienationen, der sich am 2. April in London trifft. Groß ist zumindest die Aufgabe, an der die Teilnehmer gemessen werden. Sie müssen die Weltwirtschaft erstens retten und zweitens neu und besser organisieren. Und zwar so, dass es zu einer derart gewaltigen Rezession, wie wir sie zurzeit erleiden, hoffentlich nie mehr kommen wird.

      Fangen wir mit dem Leichteren an, mit der Neuorganisation. Dafür gibt es immerhin schon mal ein Vorbild. Nach der Krise der 30er-Jahre – und dem nachfolgenden Weltkrieg – lag die Weltwirtschaft ebenfalls in Trümmern. Wie heute gab es eine klare Trennung zwischen stark verschuldeten Nationen und Gläubigern, und auch die damalige Krise war von Devisenspekulation und Währungsdumping geprägt.

      Wie wir heute wissen, war das Ende des Zweiten Weltkriegs der Anfang von drei goldenen Jahrzehnten mit steigendem Wohlstand für alle, ausgeglichenen Staatshaushalten und mit sehr geringen Arbeitslosenquoten. Diesen Aufstieg aus der Asche verdanken wir vor allem dem neuen Währungssystem mit festen Wechselkursen, das bei der Konferenz in Bretton Woods im Juni 1944 aus der Taufe gehoben wurde.

      Riesige globale Ungleichgewichte

      Das Problem der Währungsrelationen ist auch heute zentral. Die aktuelle Krise ist nicht zuletzt die logische Folge schlecht regulierter Devisenmärkte. Da ist einerseits die von China herbeigeführte chronische Unterbewertung des Yuan, mit den entsprechenden Handelsüberschüssen. Da wäre die seit bald 15 Jahren betriebene Verbilligung deutscher Exporte im Rahmen einer schlecht konzipierten EU-Währungsunion. Und da ist drittens die von sogenannten Carry Trades dominierte Devisenspekulation.

      Bei den Carry Trades verschieben Spekulanten kurzfristig Geld aus Währungsräumen mit niedrigen in solche mit hohen Zinsen. Zum Beispiel von Yen, Franken oder Euro in Dollar oder Pfund. Weil dies viele tun, werden die Währungen mit tiefen Zinsen geschwächt und umgekehrt. Folge: Der Spekulant erzielt neben dem Zins auch noch einen Währungsgewinn. Das zieht noch mehr Spekulanten an, bis die Blase platzt. Aus zwei Gründen: Erstens ist so viel Geld in die USA geflossen, dass dieses nicht mehr produktiv investiert, sondern nur noch konsumiert werden konnte. Dass die entsprechenden Konsumkredite lange Zeit als Subprime-Hypotheken getarnt wurden, hat das Platzen der Blase nur hinausgezögert und die Folgen verschlimmert.

      Zweiter Grund: Hohe Zinsen sind fast immer die Folge einer hohen Inflation, die auch die Exporte der Hochzinsländer verteuert und erschwert. Unter normalen Umständen, also ohne Devisenspekulation, würde eine Verteuerung der Exporte zu einer Abwertung und damit zu einem Ausgleich der Handelsströme führen. Die Devisenspekulation verhindert dies. Die Folge waren riesige globale Ungleichgewichte, die in einem Handelsbilanzdefizit der USA von rund 800 Milliarden Dollar jährlich kulminierten.

      Die Teuerung muss überall gleich sein

      Doch es ist noch heimtückischer: Die Devisenspekulation bewirkt, dass eine Politik des Preis- und Lohndumpings jahrelang erfolgreich sein oder zumindest erfolgversprechend aussehen kann. Ohne Devisenspekulation würde Lohndruck rasch mit einer Aufwertung bestraft. Dank der Devisenspekulation konnten Länder wie Japan, Deutschland, die Schweiz oder China in den letzten Jahren immer wieder hohe Handelsbilanzüberschüsse erzielen.

      Die Lösung des Problems ist klar: Die Welt braucht wieder ein neues Regime mit festen, aber nicht starren Wechselkursen, die von den Zentralbanken laufend den Inflations- oder Zinsunterschieden angepasst werden. Länder mit hoher Inflation und entsprechend hohen Zinsen werten ab, und umgekehrt. Die UNO-Entwicklungsorganisation UNCTAD in Genf hat in diesen Tagen genau diesen Vorschlag neu lanciert. Der G20-Gipfel sollte die Idee übernehmen.

      Wenn – wie etwa im Euroraum – eine kontrollierte Währungsanpassung nicht möglich ist, bleibt nicht anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass sich die Teuerung überall gleich entwickelt – am besten durch eine einheitliche Lohnpolitik nach der Formel gewünschte Inflationsrate plus Produktivitätsfortschritt. Im Euro-Raum hat man dies bisher versäumt.

      Hartz IV verdoppeln

      Doch bevor man die Währungen neu ordnen kann, muss erst einmal die Wirtschaft gerettet werden. Bretton Woods und der Marschall-Plan zeigen auch hier, wie es geht: Das Geld muss – Schuldenberge hin oder her – dorthin fließen, wo es am dringendsten gebraucht wird: In den Aufbau der Infrastruktur und in den Konsum der hungrigen Bevölkerung.

      Wie der Weltkrieg hat auch der Neoliberalismus der letzten 20 Jahre Schäden hinterlassen: Eine zu Tode gesparte Infrastruktur und eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben. Die Krisenprogramme haben bisher vor allem bei der Infrastruktur angesetzt. Diese Möglichkeiten sind nun weitgehend ausgeschöpft. Beim Konsum der Hungrigen ist noch viel Potential. Warum nicht Hartz IV so lange verdoppeln, bis die Arbeitslosenquote wieder unter – sagen wir – sechs Prozent sinkt?

      Erst wenn die Armen mit ihrem Konsum entscheiden, ob sie Opel oder lieber Schaeff­ler retten wollen, ist auch die Marktwirtschaft noch zu retten.

      Quelle: http://www.freitag.de/positionen/0913-devisenmaerkte-…
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 20:51:40
      Beitrag Nr. 2.585 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      wieder einmal ganz herzlichen Dank für eure Treue in dieser Woche.

      Und darüber hinaus ein ganz besonderes Dankeschön folgenden usern:

      liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, marcpeters, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert, d.h. 53, paddelbootheizer, Looe, asturien, U_47, Schwabinho und Azotobacter.

      Euch allen wünsche ich nun ein schönes und entspannendes Wochenende.
      Macht etwas daraus! ;)

      Es grüßt euch herzlich Maraho
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 21:09:18
      Beitrag Nr. 2.586 ()
      Dies hat mich doch wieder sehr nachdenklich gemacht. Deshalb möchte ich es euch nicht vorenthalten.


      Härte im Sozialamt
      Stadt kürzt Mann Sozialhilfe, weil er gebettelt hat
      Von Oliver Haustein-Teßmer

      Mal 1,40 Euro, mal 6 Euro am Tag hat sich ein armer Göttinger vor einem Supermarkt zusammengebettelt. Sein Pech: Ein Mitarbeiter des Sozialamts erwischte ihn dabei. Nun streicht die Stadtverwaltung dem Mann die Stütze zusammen. Sozialarbeiter und Politiker sprechen von einem Skandal.


      Er bekommt Sozialhilfe. Er ist Alkoholiker, und er weiß nicht weiter, wie er seinen Hund durchbringen soll, nach eigenen Angaben das einzige Lebewesen, das ihm noch persönlich nahe ist. Da fasst der Göttinger, nennen wir ihn Herrn K., einen folgenschweren Entschluss. Er setzt sich vor einen Supermarkt in der niedersächsischen Universitätsstadt – und bettelt.

      Mal kommt nur ein Euro am Tag dabei zusammen, mal sind es ein paar Euro mehr. Über den Monat gerechnet, reicht das für ein paar Dosen Hundefutter.

      Anfang Januar 2009. Ein Sachbearbeiter der Stadtverwaltung sieht genauer in den Blechnapf vor den Füßen des Herrn K. Der bekommt daraufhin ein Schreiben vom Amt, das WELT ONLINE vorliegt. Präzise listet der Amtsmitarbeiter einen erbettelten Betrag von sechs Euro „in der Mittagszeit“ auf, bei einer weiteren Stichprobe am anderen Tag sind dem pflichtbewussten Göttinger 1,40 Euro aufgefallen. Die Verwaltung erkennt ein zusätzliches Einkommen, das Herr K. melden muss.

      „Ich beabsichtige daher ab dem 01.02.09 einen Betrag von 120 € als Einkommen durch Betteln anzurechnen. Den Betrag habe ich aufgrund der von mir festgestellten Beträge auf den Monat hochgerechnet“, schreibt der gewissenhafte Mann vom Amt.

      „Eine solche Härte ist mir noch nicht untergekommen“, sagt Beate Jakesch-Zinn, Geschäftsführerin der Anlaufstelle Kontakt in Krisen e. V. Die 55-jährige Sozialarbeiterin kümmert sich seit 30 Jahren um Arbeitslose, entlassene Strafgefangene, Suchtkranke und Sozialhilfeempfänger. Das Recht ist formell auf der Seite der Stadtverwaltung. „Aber das ist so bitter, man kann doch nicht allen Ernstes Betteln als Einkommen anrechnen“, sagt Jakesch-Zinn, die sich um den Betroffenen kümmert.

      Einnahmen aus der Bettelei gelten seit alters her als milde Gaben. Man könnte darüber schweigen, es hinnehmen, so wie es bisher im Sozialamt die Regel war. So wurde es auch bei anderen Zusatzeinnahmen von Sozialhilfeempfängern oder arbeitslosen Hartz-IV-Beziehern gehandhabt: wenn zum Beispiel die Mutter und Kind Stiftung mit einem einmaligen Betrag Frauen aushilft, die ihrem Baby neue Strampler kaufen wollen. Gegengerechnet worden seien solche Geldspenden noch nie, sagt Jakesch-Zinn.

      Die Chefin der sozialen Anlaufstelle hat nun Angst – dass das Amt in Göttingen eine Grenze überschritten hat und einreißt. Was dazu aus dem Rathaus dringt, finden Sozialarbeiter in Göttingen nicht gerade ermutigend. „Wenn die Verwaltung Kenntnis von zusätzlichen Einkünften von Leistungsempfängern erhält, muss dieses zusätzliche Einkommen auf die Leistungen angerechnet werden“, sagt der Pressesprecher der Stadt. Er sagt auch, dass der Amtsmitarbeiter der Bettelei „pflichtgemäß nachgegangen“ sei, nachdem er Herrn K. zufällig vor dem Supermarkt angetroffen habe.

      Beate Jakesch-Zinn, Sozialarbeiterin„Ich finde das Vorgehen des Amts menschenunwürdig“, sagt Beate Jakesch-Zinn. Es gehöre schon etwas dazu, sich auf die Straße zu setzen und zu betteln. „Da ist jemandem schon zu viel Würde verloren gegangen.“

      Herr K. lebt so in den Tag hinein. Er hat zwei Kinder, zu denen er noch Kontakt hält. Er war lange weg, im Ausland, sagt seine Betreuerin. Jetzt ist er Mitte 40, lebt allein in seinem vom Amt bezahlten Ein-Zimmer-Appartment, gilt offiziell als nicht erwerbsfähig. Er kommt oft in die Anlaufstelle von Beate Jakesch-Zinn.

      Dort gibt es Tee, im Winter ist gut geheizt gewesen, jeder der mag, bekommt ein warmes Mittagessen. Herr K. hat dort manchmal seine Wäsche gewaschen. Er und die anderen armen Göttinger, rund 520 sind es jährlich, kommen freiwillig vorbei, und sie können jederzeit wieder gehen.

      „Niederschwellige Angebote“ heißen solche Einrichtungen im Fachjargon, die in Niedersachsen wie die Anlaufstelle einst vom Justizministerium eingerichtet worden sind – für Randgruppen der Gesellschaft, Menschen mit wenig Hoffnung und häufig noch weniger Selbstachtung.

      So hat sich Herr K. nach seinem ersten Widerspruch gegen den 120-Euro-Bescheid nach Darstellung der Sozialarbeiterin nicht mehr gewehrt, als er dann zum Amt vorgeladen wurde. Eine freundliche Geste des Amtes sollte es sein: Jetzt werden dem Bettler nur noch 50 Euro von den 351 Euro Grundhilfe monatlich abgezogen – „nachdem der Leistungsempfänger selbst freiwillig unter anwaltlicher Beratung Angaben zu seinen zusätzlichen Einkünften aus Bettelei gemacht hat“, wie der Stadtsprecher sagt.

      „Er hat das einfach nur unterschrieben, wollte nur noch seine Ruhe haben“, sagt dagegen die Geschäftsführerin von Kontakt in Krisen e. V. K. hat wohl nicht recht verstanden, was das Amt von ihm erwartete. Nun bekommt er weniger Stütze, und das Betteln ist von Amts wegen der neue Nebenerwerb des Erwerbsunfähigen.

      Unter Göttinger Sozialarbeitern herrscht Aufregung, einige sprechen von einem Skandal. „Es ist bedauerlich, dass wir in Deutschland solche Gesetze haben, die das Betteln zum Einkommen deklarieren. Aber noch bedauerlicher ist es, wie rabiat diese Gesetze hier ausgelegt werden“, sagt Uwe Friebe, Leiter der Straßensozialarbeit bei der Diakonie Göttingen.

      „Während allenthalben über den Schutzschirm für Banken und Unternehmen diskutiert wird und die Milliardenbeträge nur so sprudeln, wird bei den wirklich bedürftigen Menschen um jeden Cent gefeilscht“, kritisiert Gerd Nier, Bundestagskandidat der Linkspartei in Göttingen.

      Friebe zufolge hätte der Amtsmitarbeiter sehr wohl die Gelegenheit gehabt, ein Auge zuzudrücken. „Man kann ja auch mal wegsehen, da wäre man immer noch gesetzestreu“, meint der Pädagoge. Auch die Kollegen bei der sozialen Anlaufstelle fürchten, dass die Stadt mit ihren 130.000 Einwohnern und knapp 7000 Haushalten, die von Hartz IV oder Sozialhilfe abhängig sind, das Konzept der Nothilfe für Arme zugunsten einer strengen Gesetzesauslegung hintanstellt, um ein paar Euro Transferleistungen zu sparen.

      Die Stadtverwaltung weist solche Vermutungen zurück. „Die Stadtverwaltung fahndet nicht nach Einkünften aus Bettelei“, sagt der Pressesprecher. Er erklärt aber auch, dass die Verwaltung immer dann handeln werde müssen, wenn sie Kenntnis von zusätzlichen Einkünften bekomme.

      Die harte Linie stößt bei der Landesregierung aus CDU und FDP in Hannover auf Skepsis. Sicherlich müssten Bezieher von Sozialhilfe nach dem Sozialgesetzbuch Extraeinkünfte, auch jene aus der Bettelei, angeben. „Aber letztlich ist dies eine Frage des Augenmaßes und der Sensibilität, wie man damit umgeht“, sagt Thomas Spieker, Sprecher der Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU). Das Ministerium hat als Rechtsaufsicht der Träger der Sozialhilfe eine Stellungnahme der Stadt Göttingen angefordert.

      Quelle und Link zu ALG II - Rechner: http://www.welt.de/wirtschaft/article3455661/Stadt-kuerzt-Ma…

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 27.03.09 23:11:45
      Beitrag Nr. 2.587 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.869.382 von Maraho am 27.03.09 20:51:40"Euch allen wünsche ich nun ein schönes und entspannendes Wochenende."

      Das wünsche ich Dir und den anderen ebenfalls. Danke für all Eure Beiträge!!! Ende April wirds spannend, wenn Steinbrück mit einer neuen Schrumpfungsprognose den Niedergang der Europäischen Union auslöst. Bis dahin sollte man sich wohl erholen - so gut es geht.

      ;)
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 00:09:04
      Beitrag Nr. 2.588 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.025 von heuschrecker am 27.03.09 23:11:45Kaeser übte am Donnerstag harte Kritik an den Akteuren der Finanzmärkte. Offenbar habe man mit Werten gearbeitet, die nicht vorhanden waren: "Das Geld war gar nicht da."

      Wieder ein "Blitzmerker" mehr in der Firma Siemens.:laugh:

      Bis dahin sollte man sich wohl erholen - so gut es geht

      Guter Vorschlag,wir werden unsere Nerven noch brauchen.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:03:55
      Beitrag Nr. 2.589 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.858.652 von Maraho am 26.03.09 20:33:34Guten Morgen,
      ich wünsche euch hiermit einen schönen Tag!


      Anlässlich des heutigen Aktionstages ...

      Der Weckruf nach dem Zusammenbruch
      Steffen Vogel

      Folgt auf die Wirtschaftskrise der Krisenprotest?

      "Wir zahlen nicht für eure Krise" heißt es heute in zahlreichen Städten. Unter diesem Motto wollen Globalisierungskritiker und kritische Gewerkschafter, Umweltschützer und Migranten, Sozialverbände und Parteien für eine soziale Antwort auf den ökonomischen Zusammenbruch demonstrieren. Manche Beobachter erwarten bereits antikapitalistische Revolten weltweit (vgl auch Die Wut wächst). Wie ist es um den internationalen Krisenprotest bestellt?


      Die Wirtschaftskrise als Erkenntniskrise: Rasend schnell zerschellen derzeit eherne Gewissheiten und scheinbar gesichertes Wissen an der rauen Wirklichkeit. Das teilen die Neoliberalen mit manchem ihrer Kritiker. Unumwunden erklärt der keynesianisch orientierte UNCTAD-Chefökonom Heiner Flassbeck, er treffe keine Vorhersagen mehr. Sicher sei nur: "Die Aussichten sind düster."

      Schwere Zeiten für die akademische Welt – bemisst sich doch nicht zuletzt an ihrer Prognosefähigkeit die Qualität ihrer Theorien. Nicht minder ratlos geben sich Medienvertreter. Auf die politischen Folgen der ökonomischen Krise werden daher noch Wetten angenommen: Gewinnt die extreme Rechte an Boden? Macht das Beispiel jener US-Gewerkschaften Schule, die offen für protektionistische Maßnahmen eintreten? Oder erstarken die sozialen Bewegungen?

      Naomi Klein riskiert eine erste Deutung. Sie registriert eine Zunahme an "Revolten gegen den deregulierten Kapitalismus". In Island oder Lettland vernimmt sie Echos des argentinischen Aufbegehrens vom Winter 2001/2002. Dort hatten nach einer schweren Wirtschaftskrise spontane Massenproteste in rascher Folge den Rücktritt von gleich vier Präsidenten erzwungen. Für einige Zeit etablierte sich eine lose Allianz aus abstiegsbedrohter Mittelklasse, Arbeitnehmern und Arbeitslosen. Nachbarschaftsräte und Tauschbörsen wurden ins Leben gerufen, Fabriken besetzt und in Eigenregie weitergeführt. Unter dem Slogan "¡Que se vayan todos!" (Sie sollen alle gehen) stritt die Bewegung nicht für Reformen im Detail oder einen Wechsel innerhalb der politischen Klasse – sie wünschte das neoliberale Modell und seine Vertreter in Politik und Wirtschaft komplett zum Teufel.

      Ähnliches beobachtet Naomi Klein in Island: Nach monatelang andauernden Samstagsdemonstrationen strich die Regierung schließlich die Segel. Bei den anstehenden Neuwahlen wird ein überdurchschnittlich gutes Abschneiden der Linksgrünen erwartet. Auch die lettische Regierung demissionierte jüngst aufgrund der größten Proteste seit der Unabhängigkeit von Russland. Klein folgert daher:

      Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich erlebt der Rest der Welt – von Island bis Lettland, von Südkorea bis Griechenland – seinen ¡Que se vayan todos!-Moment.
      Naomi Klein


      Italien, Griechenland, Frankreich..

      Tatsächlich flackern immer wieder Proteste auf, die explizit auf die Weltwirtschaftskrise reagieren. Schon Ende 2008 verbreitete sich in der italienischen Onda, einer Bewegung gegen die Bildungsreform der Berlusconi-Regierung, die Parole "Für eure Krise zahlen wir nicht". Unter diesem Motto protestiert die Onda heute noch.

      Auch der unruhige Winter in Griechenland kann als erste Sturmwarnung begriffen werden Große Beteiligung erreichte am 29. Januar ein Generalstreik in Frankreich, nur noch übertroffen von einem zweiten Ausstand am 19. März, als sich rund drei Millionen Menschen landesweit an über 200 Demonstrationen beteiligten. Drei von vier Franzosen befürworteten den Streik, trotz Unannehmlichkeiten wie einem lahm gelegten Nahverkehr. Ein "Klima sozialer Revolte" sei im Land zu spüren, sagen Soziologen.

      Da klingt es symptomatisch, wenn die Financial Times zu den 50 Personen, die die Debatte um die Zukunft des Kapitalismus bestimmen werden, Oliver Besancenot zählt. Der Frontmann des jüngst gegründeten linksradikalen Nouveau Parti Anticapitaliste findet sich damit auf einer Liste mit Angela Merkel, Barack Obama und George Soros.

      ..Island, Irland, Guadeloupe..

      Auffällig ist, dass in den ersten Monaten des Jahres oft in solchen Ländern demonstriert wurde, die nicht für eine ausgeprägte Protestkultur bekannt sind. Island ist so ein Beispiel, aber auch Irland, wo am 21. Februar 100.000 Menschen auf die Straße gingen. Es gebe eine erhebliche Wut unter den einfachen Leuten, berichtet David Begg, Generalsekretär der Gewerkschaft ICTU. Ihnen, die Haus oder Arbeit verloren haben oder mit Lohnkürzungen leben müssen, wolle die Regierung die Folgen der Wirtschaftskrise aufbürden. Die Verursacher würden hingegen nicht belangt. Dublin hatte Finanzspritzen an die Banken mit Mitteln aus dem Pensionsfonds bezahlt. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine 48-Prozent-Steuer für Vermögende, die Entlassung der für die Krise verantwortlichen Bankvorstände und eine Schonfrist für in Not geratene Hausbesitzer.

      Während die Bevölkerung nach Gewerkschaftsangaben zu weiteren Protesten bereit ist, sinkt die Popularität der langjährigen Regierungspartei Fianna Fáil dramatisch. In einer Umfrage der Irish Times plädieren rund 60 Prozent der Befragten für einen Regierungswechsel bei den Wahlen im Juni. Zugewinne verbucht die Labour Party – ein unerwarteter Linksschwenk in der irischen Politik.

      Den bisher heftigsten Unmut in Krisenzeiten zeigten die Bewohner von Guadeloupe. Im französischen Überseedepartement kamen während eines Generalstreiks gleich über zehn Prozent der Bevölkerung zu einer Demonstration zusammen. Neben sozialen Forderungen wie einer Erhöhung des Mindestlohns prägten anti-koloniale Positionen den wochenlangen Ausstand, der noch immer nicht völlig beendet ist. In dieser Hinsicht, schreibt der Historiker Immanuel Wallerstein, könne Guadeloupe als "Schlüssel" zur derzeitigen Krise begriffen werden. Denn wer inmitten eines solchen ökonomischen Desasters wirtschaftliche mit gesellschaftlichen Forderungen verbinde, könne einen mächtigen Sturm entfachen, dem mit der Verstaatlichung von Banken nicht beizukommen sei.

      Mancherorts ging es bereits stürmisch zu. In der Nähe von Bordeaux hielten Arbeiter den französischen Sony-Chef zeitweilig als Geisel fest. Sie wollten damit nicht zuletzt höhere Abfindungen erstreiten.

      ..Die unten stehen wollen nicht die Hauptlast der Krise tragen

      Eine Weigerung verbindet all diese Kämpfe miteinander, sagt Naomi Klein: Die unten stehen wollen nicht die Hauptlast der Krise tragen. Geraten der Kapitalismus und die politische Ordnung also in eine weitere Krise, eine Legitimationskrise, von der sie sich möglicherweise nicht mehr erholen? Mittlerweile fürchten das selbst Wirtschaftsjournalisten.

      Dennoch scheint sozialer Protest derzeit so wenig vorhersagbar wie der weitere Verlauf der Krise. Auffällig ist einerseits, dass viele der gegenwärtigen Bewegungen in Europa nicht zufällig dort entstanden sind, wo die Krise besonders harte Auswirkungen zeigt, etwa in Island, Lettland und Irland. Andererseits blieb eine vergleichbare öffentliche Empörung beispielsweise in Spanien bislang aus, obschon die wirtschaftliche Zukunft des Landes nach dem Platzen der Immobilienblase düster aussieht. Die Krise treibt nicht zwangsläufig Menschen auf die Straße, und Entrüstung führt nicht automatisch zum Handeln. Unter Protestforschern gilt seit langem: Objektive gesellschaftliche Fehlentwicklungen allein führen noch nicht zum Widerstand. Wichtiger ist die subjektive Deutung: Bröckelt die glatte Fassade der dominanten Theorien? Erscheint eine politische Veränderung möglich?

      Das Ausmaß der Krise muss erfahrbar sein, um solche Fragen überhaupt stellen zu können. Noch sind die Folgen des ökonomischen Zusammenbruchs nicht in allen europäischen Ländern im Alltag zu spüren. Verwundert registrierten die Korrespondenten der US-Wochenzeitung The Nation beim Weltsozialforum Ende Januar, dass auf dem alten Kontinent viele noch von einer "Finanzkrise" sprachen, wo anderswo längst Parallelen zum großen ökonomischen Zusammenbruch vor 80 Jahren gezogen wurden.

      Vielleicht dient der heutige Aktionstag mancherorts als Weckruf. Er könnte auch die globale Dimension der Krise stärker in den Fokus rücken. Lanciert wurde der Termin immerhin am Weltsozialforum. Aus Sicht der unterzeichnenden sozialen Bewegungen ist die Krise nicht im Rahmen des Kapitalismus zu bewältigen.

      Alle bisherigen Regierungsmaßnahmen würden bloß zur Sozialisierung der Verluste führen. Dagegen setzen die Bewegungen unter anderem auf eine entschädigungslose Nationalisierung des Bankensektors und Arbeitszeitverkürzungen bei gleich bleibenden Löhnen. Sie wollen öffentliche, kooperative, kommunale und kollektive Eigentumsformen gefördert sehen. Demonstriert wird heute in Berlin und Frankfurt. Auch in Montreal, Madrid, Genf, Wien und London sowie in mehreren französischen Städten wollen Menschen auf die Straße gehen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30014/1.html
      29 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:12:38
      Beitrag Nr. 2.590 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.858.301 von Maraho am 26.03.09 19:59:49Die "Welt" macht sich Gedanken ...

      Dollar-Streit
      China nutzt die Schwäche der USA gnadenlos aus
      Von Herbert Kremp

      China fordert anstelle des Dollar eine globale Reservewährung. Es geht in dieser Diskussion nicht nur um den Verfall einer ehemals bewunderten Leitwährung. Die Machtverhältnisse drohen sich dramatisch zu verschieben. Während die USA ihren Abstieg verhindern wollen, treiben China und Russland ihren Aufstieg voran.


      Vor genau drei Jahren, im März 2006, präsentierten sich die USA als unbestrittene Macht des demokratischen Universalismus: "Wir wollen die Welt gestalten, nicht von ihr gestaltet werden“, hieß es in der „National Security Strategy of the United States of America“.

      Der Blick galt China im 21. Jahrhundert. Joseph S. Nye, stellvertretender Verteidigungsminister unter Clinton, sprach dem Land eine Ähnlichkeit mit dem kaiserlichen Deutschland zu. Es wolle einen „Platz an der Sonne“ finden, seine politische Rolle dem ökonomischen Aufstieg angleichen. Nye empfahl eine einhegende Umarmung („embrace but hedge“), was etwas ähnlich Hintergründiges bedeuten sollte wie die alte Entente gegenüber dem wilhelminischen Deutschland, die zwar kein Kriegsbündnis, aber eine immer entschiedenere Politik der Stärke war.

      Es ist nichts Neues, dass die Welt innerhalb weniger Jahre ganz anders aussehen kann. Die zweite große Weltwirtschaftskrise inmitten präzedenzloser globalistischer Entwicklung bringt Amerika an den Rand des Abstiegs und beschwört eine staatskapitalistische Ermächtigung herauf, der der Schweizer Sinologe Harro von Senger in dem Buch "Supraplanung“ über "unerkannte Denkhorizonte aus dem Reich der Mitte“ prophetischen Ausdruck verleiht.

      Ist der liberale Kapitalismus am Ende angelangt? Eine staatskulturelle Frage ersten Ranges. Der G-20-Gipfel in London legt für die Finanzmärkte das Folterinstrument der Garotte bereit. Eine Art Selbstjustiz: Großbritannien und Amerika, die als Monstranzhalter die kapitalistische Weltmission anführten, sind von der neuen großen Krise am härtesten gebeutelt und lenken in die Bahn der Buße ein.

      Die Kommentierung der Konkurrenten geht an den Kern: Sie ist währungspolitisch und militärisch – eine durchaus passende Kombination, die man im machtfernen Europa der Union für sündhaft hält. Äußerte der chinesische Zentralbankchef Zhou Xiaochuan einen Konspirationsplan, als er die Ablösung des Dollar durch eine globale Reservewährung forderte? Was hat den Alarm ausgelöst?

      China kauft weiterhin Schuldtitel der USA und will damit auch nicht aufhören. Was also soll der Hinweis auf das Kunstprodukt des IWF-Sonderziehungsrechts, einer Korbwährung aus Dollar, Euro, Pfund und Yen ohne Land und Markt? Sprach Zhou eine Warnung aus oder eine Drohung – oder führte die pure Angst vor der Entwertungsmasse aus der Dollar-Notenpresse das Wort?

      Wenn China weiter wachsen will, braucht es den amerikanischen Markt mit etwa zehn Trillionen Dollar Handelswert pro Jahr. Es gibt kein Land, das dringender an der Gesundung der USA interessiert wäre als das Reich der Mitte mit seinen Billigmassenexporten, seiner sozialen Unausgeglichenheit, wachsenden Arbeitslosigkeit (besonders unter den Wanderarbeitern) und den flackernden Unruhen. Der mit riesigen Konjunkturspritzen traktierte Binnenmarkt kann in der Zeit, die Krisen ihren Opfern lassen, den Exportstrom nicht ersetzen. Verkaufen in erforderlichen Mengen kann aber nur Amerika (solange es kann), niemand sonst auf der Welt.

      In die Erbitterung über die per Papiergelddruck befürchtete Entwertung der chinesischen Tresor-Dollar mischt sich in Peking (und verbal in Moskau) jedoch das andere Moment der „Supraplanung“ und Joseph S. Nyes Vergleich mit dem Deutschen Reich: die Aufrüstung. Chinesen und Russen bringen ihre Waffenschmieden auf Hochtouren, nur teilweise konjunkturpolitisch bedingt, hauptsächlich strategisch-operativ. Im Denken spielen Machtpolitik und Machtprojektion eine selbstverständliche instrumentelle Rolle – zum Zweck der Sicherheit von Handel und Energie.

      Die Weltwirtschaftskrise hat die Eigenart, weder in ihren Ursachen noch in ihrem Ausgang durchschaubar zu sein. Der amerikanische Notenbankchef Bernanke, ausgewiesener Erforscher der Katastrophe in den 30er-Jahren, erklärte: „Die Große Depression zu verstehen ist der Heilige Gral der Makroökonomie.“ Die Konfliktform des Kriegs scheint sich nicht zu wiederholen: Doch drohen sich die Machtverhältnisse erneut dramatisch zu verschieben. Die USA wollen ihren Abstieg verhindern; China und Russland ihren Aufstieg vorantreiben. Der finanzielle Mitteleinsatz ist riskant hoch. Den militärischen darf man nicht übersehen. Beide gehören zum Bild der Krise.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3456696/China-nutzt-die…
      127 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:20:00
      Beitrag Nr. 2.591 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.856.566 von Maraho am 26.03.09 17:38:34Etwas hierzu ...

      Finanzkrise
      Obama bringt US-Bank-Chefs auf Linie

      Nach scharfer Kritik an der Finanzbranche hat US-Präsident Barack Obama bei einem Treffen den Schulterschluss mit führenden US-Bankern gesucht. Mit Erfolg: Am Ende des Gesprächs stimmten sie seinen Plänen zur Finanzmarktregulierung vorbehaltlos zu. Und auch in Sachen Manager-Gehälter gaben sich die Banker reumütig.


      HB WASHINGTON. Spitzenvertreter der amerikanischen Finanzbranche und US-Präsident Barack Obama haben nach einem Gespräch Einigkeit demonstriert. Die zentrale Botschaft sei, dass alle in einem Boot säßen, sagte der Chef der Bank Wells Fargo, John Stumpf, am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinen Kollegen. Obama betonte laut Präsidialamt bei dem Treffen, dass das Problem fauler Kredite dringend gelöst und der Kreditverkehr zwischen den Banken wieder in Gang gebracht werden müsse.

      Nach Einschätzung von Citigroup-Chef Vikram Pandit schaffen die Pläne der US-Regierung die Basis für neues Vertrauen in die Finanzbranche. Das Treffen im Weißen Haus sei konstruktiv gewesen, sagte Pandit weiter. Sein Institut werde bei den Rettungsmaßnahmen der Regierung alles in Augenschein nehmen, auch den Plan zum Aufkauf fauler Kredite.

      Der Chef von JPMorgan, Jamie Dimon, sagte auf CNBC, die Banker wüssten, dass im Zusammenhang mit Manager-Gehältern Fehler gemacht worden seien. Obama hatte die Finanzbranche scharf für Boni-Zahlung in Krisenzeiten kritisiert, die im ganzen Land einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatten. Der Chef von Bank of America, Ken Lewis, sagte, alle wüssten, dass die goldene Zeit der Bankgehälter vorbei sei.

      Obamas Sprecher Robert Gibbs sagte, es herrsche mit den Bank-Chefs Einigkeit darüber, dass die Grundstruktur der Finanzmarktregulierung überarbeitet werden müsse. US-Finanzminister Timothy Geithner hatte in dieser Woche ein Hilfspaket zum Aufkauf fauler Wertpapiere und schärfere Regeln für Finanzunternehmen wie Hedgefonds angekündigt. Die bisher ohne durchgreifende Aufsicht agierenden Hedge-Fonds, Private-Equity-Firmen und der Handel mit Derivaten sollen demnach an die kurze Leine genommen werden. „Es geht nicht um Reparaturen am Rande, sondern um neue Spielregeln“, sagte er. Geithner schlug zudem einen „Super-Regulierer“ vor, der künftig Risiken für das gesamte Finanzsystem im Blick haben und im Bedarfsfall eingreifen soll.

      Kurz zuvor hatten Geithner und Notenbankchef Ben Bernanke gemeinsam unterstrichen, dass der Staat künftig nicht nur Geschäftsbanken, sondern im Krisenfall auch Versicherungen, Hedge-Fonds und andere große, bedeutende Finanzinstitutionen übernehmen und abwickeln können muss.

      Obama wird seine Rettungspläne für die rezessionsgeplagte US-Wirtschaft voraussichtlich in der kommenden Woche beim G20-Gipfel in London vorstellen.

      Das Treffen mit Obama stand bei der Bank of America und bei JPMorgan auch im Zeichen von Pessimismus für das März-Geschäft. Dimon sagte, der Monat sei für JPMorgan „ein bisschen hart“ gewesen. Lewis bezeichnete den Handel bei Bank of America als „nicht so gut“ wie in den ersten zwei Monaten des Jahres. Die Äußerungen belasteten Bankwerte und drückten den gesamten Aktienmarkt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/obama-brin…
      116 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:24:07
      Beitrag Nr. 2.592 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.376 von Maraho am 28.03.09 06:03:55Moin mein Guter,

      sind die Sparkassen wirklich so sicher?

      Sparkasse Südholstein kämpft ums Überleben

      26. März 2009 | 17:26 Uhr | Von ahl
      Durch die Finanzkrise ist die Sparkasse Südholstein in eine gefährliche Schieflage geraten. Das Kreditinstitut muss durch den Sicherungsfonds des Sparkassen- und Giroverbandes Schleswig-Holstein finanziell gestützt werden.


      Die Sparkasse Südholstein gerät ins Wanken und braucht dringend frisches Geld. Der Sparkassen- und Giroverband hat deshalb am Donnerstag beschlossen, dem zweitgrößten öffentlich-rechtlichen Kreditinstitut des Landes unter die Arme zu greifen und "die Sparkasse Südholstein durch Leistungen der Gemeinschaft der schleswig-holsteinischen Sparkassen zu unterstützen". Über Art und Umfang der Hilfe aus dem Sicherungsfonds solle noch entschieden werden, sagte Verbandssprecher Alf Gerrit Christiansen.

      Grund für die Rettungsmaßnahme sind offenbar millionenschwere Abschreibungen und Wertberichtigungen. "Es besteht die Gefahr, dass die Belastungen aus der Finanzkrise von der Sparkasse Südholstein nicht bewältigt werden können", erklärte Imke Gernand, Pressesprecherin der Sparkasse Südholstein, gegenüber dem shz. Offenbar droht infolge drastischer Ertragseinbußen aus Beteiligungen und Wertpapiergeschäften die Kernkapitalquote der Sparkasse unter die vorgeschriebene Mindestgrenze von vier Prozent zu fallen. Zudem drohen aus der Beteiligung an der HSH Nordbank hohe Wertberichtigungen.

      Mindestens 130 Millionen Euro fehlen

      Deshalb fehlen der Sparkasse Südholstein nach Informationen unserer Zeitung mindestens 130 Millionen Euro. Weder das Kreditinstitut noch der Verband wollten sich am Donnerstag dazu äußern, wie viel Geld zur Rettung der Sparkasse benötigt wird und wie hoch die Verluste sind. Die Sparkasse Südholstein, die ihr Geschäft in den Kreisen Pinneberg und Segeberg sowie in der kreisfreien Stadt Neumünster betreibt, wies 2007 eine Bilanzsumme von sechs Milliarden Euro aus und beschäftigt 1200 Mitarbeiter.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:27:01
      Beitrag Nr. 2.593 ()
      Hier mal etwas zur Entspannung ...
      ... und für das Auge.


      Eine Bilderserie

      Baselworld 2009 - Glitzern in der Krise
      von Sven Schirmer und Lars Berg

      Auch die Schmuck- und Uhrenindustrie spührt den Sog der Krise. Die weltweit führende Messe für Uhren und Schmuck begegnet dem Abwärtstrend mit Zeitmessern von gut und günstig bis edel und teuer. FTD.de zeigt die Highlights der Baselworld.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/lifestyle/luxus/493058.html
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:37:29
      Beitrag Nr. 2.594 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.290 von Maraho am 26.03.09 13:36:04Eine weitere Meinung hierzu ...

      Bulthaupt-Kolumne
      Krisengeld ist kein Inflationstreiber
      Von Frank Bulthaupt

      Im Zuge der weltweiten Finanzkrise haben die Notenbanken ihre Gelddruckmaschinen angeworfen. Angesichts der Schwemme an Zentralbankgeld befürchten viele Marktteilnehmer ein kräftiges Anziehen der Inflation. Ein Blick auf die Verwendung des Krisengelds gibt Anlass zur Entwarnung.


      Es ist schon kurios - da steigt die Geldmenge im Euro-Raum jahrelang mit Wachstumsraten zwischen 9 und 12 Prozent, und daraus resultierende Inflationsgefahren haben an den Märkten den Wert eines akademischen Disputs. Jetzt, inmitten der Krise, hat sich das Geldmengenwachstum auf unter 6 Prozent halbiert, aber das Thema Geldentwertung steht plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Zu Recht? Oder haben Kritiker, Nörgler, Wadenbeißer und andere pessimistische Zeitgenossen gegenwärtig Hochkonjunktur?

      Der theoretische Grundansatz ist eindeutig: Tauscht man Geld gegen Güter, so verdoppeln sich die Güterpreise, wenn man die Zahl der Geldscheine verdoppelt. Mit dem gleichen Argument zieht ein Geldmengenwachstum von 10 Prozent eine ebenso hohe Preissteigerung nach sich; erhöht sich außerdem die Güterproduktion um 2 Prozent, so resultiert aus der Differenz eine Inflationsrate von 8 Prozent.

      Diese Argumentation wird der aktuellen Lage nicht gerecht: Das zusätzliche Geld aus der Notenpresse versickert bei den Geschäftsbanken und kommt daher nur teilweise in der Wirtschaft an; seit vergangenem Oktober wird es in großem Stil gleich wieder als Einlagefazilität oder Überschussreserve bei der EZB gehortet. Schließlich benötigen die Geschäftsbanken in Zeiten unsicher funktionierender Geldmärkte selbst einen Liquiditätspuffer.

      Jeder Euro, den die EZB in Zeiten vor der Krise den Geschäftsbanken gegen notenbankfähige Sicherheiten lieh, hatten diese seinerzeit für die Kreditvergabe an die Realwirtschaft genutzt. Mittlerweile liefert jeder Euro Zentralbankgeld wegen des Eigenbedarfs der Banken nur noch zur Hälfte einen Liquiditätsbeitrag für Unternehmen und Haushalte.

      Liquidität wird aber im privaten Sektor dringend benötigt. Unternehmen haben auf die unsicheren Zeiten reagiert und versuchen ihrerseits, ihre Liquiditätspuffer bestmöglich auszuweiten. Blickt man auf das Finanzvermögen der Privaten, so wurden in ihren Portfolios riskante Engagements zurückgefahren und Umstrukturierungen zugunsten einer höheren Liquiditätshaltung vorgenommen.

      In diesem Umfeld ist die EZB gehalten, dem Bankensektor ausreichend Zentralbankgeld zur Verfügung zu stellen. Dies schafft die Voraussetzung, den merklich gestiegenen Liquiditätsbedarf von Unternehmern und Vermögensbesitzern angemessen zu decken.

      Der Tag danach

      Für eine Überversorgung mit Liquidität als Folge der aktiven Geldpolitik gibt es keine Hinweise. Stattdessen geben insbesondere größere Unternehmen in allen Umfragen an, dass es schwieriger geworden ist, Kredite zu erhalten. Kreditinstitute verlangen höhere Sicherheiten oder höhere Zinsen oder ziehen sich aus einigen Branchen ganz zurück. Ein Blick auf die stotternde Außenhandelsfinanzierung spricht Bände.

      Unter dem Strich resultiert aus der ursprünglichen Schwemme mit Zentralbankgeld keine überschüssige Liquidität, die die Preisstabilität in Gefahr bringen könnte. Kurz: Mehr Geldscheine in der Not führen die Preisstabilität nicht in den Tod.

      Was geschieht am Tag danach, wenn die Krise vorüber ist und die Marktteilnehmer ihren Liquiditätsbedarf nach unten anpassen? Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Märkte tatsächlich mit Liquidität überflutet werden.

      In einem Szenario mit einer passiven Zentralbank würden von dieser überschüssigen Liquidität Inflationsgefahren ausgehen. Ein Nachfrageanstieg auf den Gütermärkten, eine anziehende Kapazitätsauslastung, eine Ausweitung der Margen sowie eine Erhöhung der Stückkosten würden die Güterpreise über einen Zeitraum von mehreren Jahren nach und nach aufwärtstreiben.

      Allerdings gibt es keine Anhaltspunkte, dass die EZB jemals eine solche Entwicklung als passiver Beobachter zur Kenntnis nehmen wird. So wie Unternehmer die Produktion drosseln, wenn der Markt überversorgt ist, wird die EZB bei den ersten Frühindikatoren einer anziehenden Inflation ihre stabilitätsorientierte Politik anpassen.

      Die in Pension genommenen Wertpapiere werden den Banken zurückverkauft und so überschüssige Liquidität wieder eingesammelt. Leitzinsen werden merklich erhöht und die Gefahr einer ungewünschten Ausweitung der Kreditvergabe eingedämmt. Und damit hätte sie erst einen Teil ihrer liquiditätsabschöpfenden und kreditbegrenzenden Instrumente genutzt. Krisengeld einer aktiven Zentralbank ist kein Embryo der Inflation.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,615666,00.…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:42:57
      Beitrag Nr. 2.595 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.376 von Maraho am 28.03.09 06:03:55Es gibt auch Gewinner ...

      Großer Zulauf für Globalisierungskritiker
      Attac gewinnt in der Krise

      In der Krise sind die Attacis gefragte Gesprächspartner auf vielen Podiumsdiskussionen. Ihre Meinung ist jetzt wichtig. Schöner Nebeneffekt: Die Mitgliedszahlen steigen rasant.
      VON FELIX LEE


      BERLIN taz In Zeiten drohender Massenarbeitslosigkeit dürfte es einer Gruppe nicht an Arbeit fehlen: den Globalisierungskritikern von Attac. Nicht nur die beiden heutigen Großdemonstrationen in Frankfurt am Main und Berlin halten die Attacis seit Wochen auf Trab. In der gesamten Republik sind die Aktivisten derzeit bei Podiumsdiskussionen gern gesehen, wo sie ihre Sicht der Krise darstellen können.

      Das erhöhte Interesse macht sich auch am Mitgliederzuwachs bemerkbar. Attac verzeichnet aktuell rund 22.000 Mitglieder und weitere rund 50.000 Sympathisanten. Anfang 2008 lag die Mitgliederzahl noch unter 20.000. Die Eintritte seien vor allem im Herbst 2008 sprunghaft angestiegen, berichtet Attac-Sprecherin Frauke Distelrath.

      Der Kapitalismuskongress vor drei Wochen in Berlin wie auch das Plagiat der Wochenzeitung Die Zeit vor einer Woche hätten "einen Schub an Eintritten gebracht", sagte Distelrath. Attac hatte in einer Auflage von 350.000 Exemplaren die bekannte Wochenzeitung gefälscht. In den Artikeln zeigten die Autoren, wie die Welt in einem Jahr aussehen könnte, wenn zentrale Forderungen der globalisierungskritischen Bewegung umgesetzt werden. Auch die dazugehörige Website mit bis zu 42.000 Zugriffen am Tag sei ein großer Erfolg, so Distelrath. Die Website sei am Wochenende "regelrecht gestürmt" worden.

      Prominentester Neuzugang des globalisierungskritischen Netzwerks war in jüngster Zeit der Theologe und Sozialdemokrat Friedrich Schorlemmer. "Diese Bewegung gibt der Hoffnung - lokal und global - unüberhörbar eine Stimme", begründete der ehemalige DDR-Bürgerrechtler seinen Beitritt.

      Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/attac-gewi…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:51:49
      Beitrag Nr. 2.596 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.251 von kiska am 06.02.09 09:56:23In Anlehnung ...

      Publikumsfonds
      Schließungswelle rollt auf Fondsanleger zu
      Von Christian von Hiller

      Auf die deutschen Fondssparer kommt eine Welle von Schließungen zu. Immer mehr Fondsgesellschaften werden unter dem Eindruck der Finanzkrise gezwungen, Anlageprodukte vom Markt zu nehmen. „Der Hype, den wir in puncto Auflegungen gesehen hatten, ist vorbei“, sagt ein Sprecher von Allianz Global Investors.

      Zwar heißt es in der Fondsbranche, dass harte Schließungen mit einer automatischen Auszahlung des Geldes vermieden werden und stattdessen Fusionen mit anderen Fonds favorisiert werden sollen. Doch die Folgen sind für die betroffenen Anleger so oder so in vielen Fällen unangenehm. Sie stehen dann vor der Entscheidung, sich entweder ihr Kapital ausbezahlen zu lassen oder in einen Fonds zu investieren, für den sie sich ursprünglich nicht entschieden hatten.

      Vor allem droht den Anlegern in manchen Fällen, dass sie Abgeltungsteuer zahlen müssen, wenn ihr Fonds aufgelöst wird oder wenn sie für die Ausbezahlung optieren und ihr Geld dann in einem anderen Finanzprodukt anlegen. Lediglich die Verschmelzung mit einem anderen Fonds ist steuerneutral.

      Neuinvestition ohne Aufschlag möglich

      Sechs Monate vor der Auflösung eines Fonds müssen die Gesellschaften laut Investmentgesetz den Anlegern kündigen. Doch selbst bei einer harten Schließung müssen die Betroffenen nicht auf Bargeld sitzenbleiben. „Bei einer Auflösung wird wie bei der Fusion mit einem anderen Fonds in der Regel angeboten, ohne Ausgabeaufschlag in einen ähnlichen Fonds zu investieren“, sagt ein Sprecher des Fondsbranchenverbands BVI.

      Privatanleger haben im vergangenen Jahr 28 Milliarden Euro netto aus Investmentfonds abgezogen. Nach einer Zwischenerholung im Januar setzte sich der Rückzug der Anleger im Februar fort. 6 Milliarden Euro netto zogen sie im Monatsverlauf ab, geht aus der jüngsten BVI-Statistik hervor. Allein aus Wertpapier-Publikumsfonds flossen 4,4 Milliarden Euro mehr ab, als Anleger einzahlten. Aus Aktienfonds flossen per saldo 2,9 Milliarden Euro ab, aus Rentenfonds 1,9 Milliarden Euro. Besonders stark ist die Deka mit Abflüssen von 971 Millionen Euro netto betroffen.

      Neue Produkte als Lockmittel für die Anleger

      Die Mittelabflüsse setzen die Fondsbranche unter einen erheblichen Ertragsdruck. Viele Fonds sind dadurch für die Anbieter nicht mehr rentabel. Ein Volumen von mindestens 50 Millionen Euro strebt die DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, für jeden ihrer Fonds an.

      Im vergangenen Jahr schloss die DWS schon 50 Fonds. Davon wurden 21 mit anderen Fonds fusioniert und 27 aufgelöst. Die beiden übrigen Fonds waren an ihr Laufzeitende gelangt. Vor allem die DWS hatte in den vergangenen Jahren ihren Verkauf stark auf neue Fondsprodukte abgestellt. Diese Strategie passt die Fondsgesellschaft nun der Krise an: „Die Produktpalette muss atmen“, sagt ein DWS-Sprecher, um dann konkret anzukündigen: „Wir werden in diesem Jahr mehr Fonds schließen als neu auflegen.“

      Dennoch schlägt sich der Zwang zu Fondsschließungen in der offiziellen Zählung der Branche bisher nicht nieder (siehe Grafik). Denn die Fondsgesellschaften probieren weiterhin neue Produktideen aus, um Anleger zu locken.

      Lebenszyklusfonds oder Höchststandsicherungsfonds seien derzeit bei den Anbietern beliebt, sagt ein BVI-Sprecher. Zudem werden in der BVI-Statistik auch die börsennotierten Indexfonds (ETF) erfasst, bei denen weiter neue Anbieter mit kompletten Produktfamilien in den Markt drängen. Somit verdeckt der Erfolg der ETF zum Teil die Krise der klassischen Fonds.

      Standardfonds werden weniger geschlossen

      Vor allem Allianz Global Investors (AGI) wird in den nächsten Jahren viele Fonds vom Markt nehmen, wenn die Integration der einstigen Commerzbank-Gesellschaft Cominvest abgeschlossen ist. Durch die Übernahme ist die Fondspalette von AGI von 230 auf etwa 470 Fonds gewachsen. Wie viele davon in den kommenden Jahren verschwinden, lasse sich noch nicht beziffern, heißt es bei AGI. Doch würden es voraussichtlich mehr als 100 Fonds sein.

      Der Blick auf die Branchenstatistik ändert für die Anleger wenig daran, dass ihre Fondsgesellschaft ihnen künftig häufiger eine Kündigung zuschickt. Auch wenn die Fondsgesellschaften gesetzlich gehalten sind, ihre Interessen zu berücksichtigen, drohen den Betroffenen Nachteile.

      Anleger sollten deshalb schon bei der Auswahl darauf achten, dass bei manchen Produkten eher eine Schließung droht als bei Standardfonds. Dies ist besonders dann der Fall, wenn das Anlagethema stark an eine Tagesaktualität gebunden ist oder das Fondsvolumen sehr gering bleiben dürfte. Da die Fondsgesellschaften selbst unter Ertragsdruck kommen, sinkt die Bereitschaft, Fonds mitzuziehen, die ihnen selbst nicht genügend Gewinn bringen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub645F7F43865344D198A672E313F3D2C3/Doc…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 06:59:27
      Beitrag Nr. 2.597 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.869.275 von Maraho am 27.03.09 20:34:28Etwas aus der Schweiz ...
      (mit guter Grafik - Link anklicken!)


      Was die G20 anpacken müssen
      Von Robert Mayer.

      Die düstere Wirtschaftslage setzt den G-20-Gipfel unter hohen Erwartungsdruck. Viel wäre gewonnen, wenn er sich auf wenige Prioritäten konzentrierte.


      Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat dieser Tage nochmals vor Augen geführt, wie schlimm es um die Weltwirtschaft steht. Nach seiner jüngsten Schätzung wird die globale Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,5 bis 1 Prozent zurückgehen. Die Industriestaaten müssen mit einem schrumpfenden Bruttoinlandprodukt von sogar 3 bis 3,5 Prozent rechnen. Innerhalb dieser Gruppe werden exportabhängige Nationen wie Deutschland und Japan einen überdurchschnittlichen Aderlass verzeichnen, dürfte doch der diesjährige Welthandel um 9 Prozent einbrechen. Trifft diese Prognose der Welthandelsorganisation zu, wäre es der grösste Rückschlag in der Nachkriegsgeschichte. Dies bringt auch etliche Schwellen- und Entwicklungsländer in Nöte, die Rohstoffe und Vorprodukte exportieren.

      Die Wirtschaftskrise – zweifellos die heftigste seit der Grossen Depression der 1930er-Jahre – hat ein wahrhaft globales Ausmass angenommen. Kein Staat, ob gross oder klein, reich oder arm, vermag sich dem Niedergang zu entziehen. Und nirgendwo ist eine Kraft auszumachen, der zuzutrauen wäre, dass sie eine Wende herbeiführen könnte.

      Neue Konjunkturpakete müssen her

      Vor diesem Hintergrund kann eigentlich kein Zweifel über die vordringlichste Priorität für den G-20-Gipfel von kommender Woche in London bestehen. Die Oberhäupter der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer müssen sich auf eine gemeinsame, abgestimmte und kraftvolle Initiative verständigen, um die weltwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.

      Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Zwar drängen insbesondere die USA auf zusätzliche Efforts der öffentlichen Hand, um den Absturz der Weltkonjunktur in die Depression abzuwenden. Die (Kontinental-)Europäer legen sich jedoch quer. Unter deutscher Führung plädieren sie für Abwarten: Erst soll sich zeigen, wie die vielerorts bereits geschnürten Konjunkturpakete wirken.

      Die dafür aufgeworfenen Summen – Hunderte Milliarden Dollar und Euro – sind abenteuerlich. Einige Staaten türmen Schulden auf, die eine Generation kaum abzutragen vermag. Doch es reicht nicht. Die weltwirtschaftliche Talfahrt hat eine solche Dynamik angenommen, dass weitere fiskalische Stimulierungsmassnahmen unumgänglich sind – und dies auf internationaler Ebene, um eine maximale Breiten- und Multiplikatorwirkung zu erzielen.

      In der Pflicht stehen vor allem Japan und Deutschland, die Jahr für Jahr erhebliche Leistungsbilanzüberschüsse anhäufen und gleichzeitig einen relativ bescheidenen Binnenkonsum (gemessen an ihrem Bruttoinlandprodukt) verzeichnen. Sträuben sich diese Länder und die EU insgesamt gegen weitere staatliche Stimulierungsprogramme, kann man ihnen bestenfalls vorhalten, sie seien sich überhaupt nicht bewusst, mit welchem Tempo die Weltwirtschaft auf den Abgrund zusteuert.

      Man kann ihr Zögern und Zaudern aber auch anders auslegen: Insgeheim hoffen sie darauf, dass die Amerikaner auch diesmal die Weltwirtschaft aus dem Sumpf ziehen. Nur, dieses Kalkül wird nicht aufgehen. Die US-Haushalte leiden unter empfindlichen Vermögensverlusten und sind ausserdem derart stark mit Schulden belastet, dass sie jetzt primär ihre Finanzen wieder ins Lot zu bringen versuchen. In einen neuerlichen Konsumrausch wird Amerika daher auf absehbare Zeit nicht verfallen.

      Zweitwichtigstes Traktandum für das eintägige Treffen der G-20 ist die Aufstockung der Finanzmittel für den IWF. Gerade mal etwa 250 Milliarden Dollar betragen die verfügbaren Ressourcen der Washingtoner Organisation – viel zu wenig angesichts der sich verschärfenden Zahlungs- und Währungsprobleme in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern.

      Nachdem sich die Finanzminister der G-20 Mitte März in dieser Frage bereits einigen konnten, dürfte der Londoner Gipfel nun mit konkreten Ergebnissen aufwarten. So werden die Mittel des IWF wohl auf mindestens 500 Milliarden Dollar verdoppelt. 100 Milliarden hat Japan schon seit längerem zugesagt, weitere 75 Milliarden wollen die Europäer beisteuern. Gespannt darf man sein, wie sich die Chinesen verhalten werden. Bislang haben sie eine neuerliche Kapitalzufuhr an den IWF davon abhängig gemacht, dass ihnen eine höhere Stimmkraft innerhalb der Organisation zugestanden wird. Dagegen sperrt sich aber die EU, wohlwissend, dass dies zu ihren Lasten ginge.

      Schärfere Regulierung hat Zeit

      Erst an dritter Stelle sollte sich der Weltfinanzgipfel mit dem Thema beschäftigen, das den Europäern unter den Nägeln brennt: eine stärkere und international besser abgestimmte Reglementierung und Überwachung von Finanzmärkten, Banken, Hedge-Funds und Rating-Agenturen. Dass hier ein Nachholbedarf besteht und manche Lücke in den nationalen Kontrollinstanzen die Spekulationsblase im US-Immobiliengeschäft und auf den Kreditmärkten beförderte, steht ausser Zweifel. Nur geht es jetzt darum, zuerst den Brand zu löschen, bevor das globale Dorf vollends in Schutt und Asche fällt. Für die Einführung neuer Spiel- und Transparenzregeln im internationalen Finanzsystem besteht immer noch ausreichend Zeit.

      Diese Einsicht müsste der EU umso leichter fallen, als Amerikaner und Briten neuerdings Hand bieten, um die Akteure auf den Finanzmärkten an kürzere Leinen zu legen – sei es mit schärferen Kapitalvorschriften für Banken oder mit Publikationspflichten für Hedge-Funds. Selbst für eine Verlagerung von Überwachungsaufgaben auf eine supranationale Ebene zeigen sich die Angelsachsen gesprächsbereit, nachdem dies für sie bisher tabu war.

      Und wie stehts mit den Steueroasen, die im Vorfeld des G-20-Gipfels für so viel Wirbel gesorgt haben? Angesichts der Brisanz der übrigen Traktanden und der knappen Zeit, die sich die Mächtigen dieser Welt für ihr Tête à Tête an der Themse reserviert haben, wäre es geradezu aberwitzig, wenn diesem Thema mehr als eine Fussnote eingeräumt würde. Man kann über Steueroasen denken, wie man will. Sie haben aber den Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise gewiss nicht begünstigt. Noch trägt ihre Trockenlegung in irgendeiner Weise dazu bei, die Weltwirtschaft zu stärken. Darum, und nur darum, muss es in London gehen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Was-die-G2…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 07:09:09
      Beitrag Nr. 2.598 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.845.761 von Maraho am 25.03.09 17:15:34Noch etwas hierzu ...

      Abwrackpolitik
      von Wolfram Weimer

      Die Abwrackprämie wird bejubelt wie Freibier. Doch droht auch hier der Kater nach dem Rausch. Die Prämie ist nur auf den ersten Blick ein Erfolg. Es häufen sich vielmehr Probleme, die die Politik damit anrichtet, dass sie Steuergeld verteilt wie der Metzger die Gelbwurst an Kinder.

      Das erste Ärgernis betrifft die Profiteure der Aktion. Es sind zuvorderst ausländische Kleinwagenhersteller, die von den deutschen Steuermilliarden profitieren. Während die Dacias, Fiats, Skodas, Kias, Suzukis, Toyotas und Renaults das schnelle Sondergeld aus Deutschland einstreichen, gehen Mercedes, BMW, Audi und Porsche leer aus. Gerade die Herzstücke der deutschen Autoindustrie sind also relative Verlierer der Aktion. Millionen Beschäftigte und ihre Familien von Zuffenhausen bis Ingolstadt fragen sich, warum ihr Steuergeld ausgerechnet die Konkurrenz stärkt, wo die Krise ohnedies so hart zuschlägt.

      Das zweite Ärgernis bekommen alle die negativ zu spüren, die rund um den Gebrauchtwagenmarkt ihre Leistungen erbringen. Von Reparaturwerkstätten über Ersatzteillieferanten bis zu Händlern fühlen sich Tausende inzwischen gleich mit verschrottet, ohne dass ihnen jemand eine Prämie offeriert. Die Wettbewerbsverzerrung von Subventionen kennt eben immer auch Verlierer – nur redet man über sie nicht so gerne.

      Das dritte Problem liegt im Strohfeuerhaften der Aktion. Denn im kommenden Jahr, wenn die Prämie endlich ausläuft, wird der Autoabsatz im unteren Segment dramatisch einbrechen. Gerade im dann hoffentlich beginnenden Aufschwung werden hunderttausende potentieller Autokäufer ausfallen. Die Prämie provoziert also eine Scheinkonjunktur, die nicht langfristig angelegt ist.

      Womit das vierte Ärgernis umso schwerer wiegt. Der Rausch der Verschrottungs-Orgie verfliegt, die Schulden aber bleiben. Diese Prämie wird den Staat mindestens 1,5 Milliarden, vielleicht sogar das Doppelte kosten. Wenn diese Finanzkrise aber eines lehrt, dann dass Schulden oft bitter bezahlt werden müssen. Die schnelle Art, mit der jetzt Wahlkampfgeschenke wie die Abwrackprämie gemacht werden, zeugt von einer bedenklichen Fortsetzung des öffentlichen Monopolyspiels, das uns gerade erst in diese Krise getrieben hat. Eine seriöse Finanzpolitik sähe jedenfalls anders aus.

      Nun könnte man alles hinnehmen, wenn es denn wenigstens der Umwelt richtig helfen könnte. Tatsächlich aber kommt von Umweltverbänden die größte Kritik an der schönfärberisch "Umweltprämie" genannten Initiative. Für die Käufer besteht nämlich überhaupt kein Anreiz, sich ein besonders klimafreundliches Auto anzuschaffen. Ein Stinker und Spritfresser wird ebenso mit 2500 Euro gefördert wie ein sparsames Innovationsauto, das wenig Kohlendioxid ausstößt. Also kaufen die Abwracker selten moderne, umweltfreundliche Motoren aus deutschen Tüftlerfabriken, sondern Standardgetriebe mit mäßigen Abgasnormen. Obendrein ermuntert die massenhafte Neuwagenflotte zur häufigeren Benutzung der Autos, also zum größeren CO2-Ausstoß.

      Während das politische Berlin sich also fühlt wie der Osterhase, legt es faule Eier ins Nest der Krisenbewältigung. Die Abwrackprämie sollte besser beendet statt verlängert werden. Aber das politische Ostern ist ja erst am 27. September zur Bundestagswahl. Bis dahin wracken wir uns also ab.

      Quelle: http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=18&kol_id=10863

      So, jetzt wird erst einmal gefrühstückt.
      Lasst auch ihr es euch schmecken ......
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 09:44:49
      Beitrag Nr. 2.599 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.753 von Maraho am 25.03.09 12:37:54In Bezug ...

      Der Bundestag und die Krise
      Ein Parlament entmachtet sich selbst

      Die Regierung vergibt Steuermilliarden an kriselnde Banken – und legt niemandem Rechenschaft über ihr Handeln ab. Ein kleines Parlamentsgremium darf Fragen stellen, doch die Antworten müssen geheim bleiben. Sechs Volksvertreter berichten von der Selbstentmachtung des Bundestages.

      Von Harald Schumann

      Wenn Albert Rupprecht über seine derzeit wichtigste Aufgabe spricht, spart er nicht an dramatischen Worten. Über „schwerste Verwerfungen“ oder „gefährliche Gratwanderungen“ redet er dann und über „die Katastrophe, die wir jeden Tag verhindern müssen“. Das klingt nach Notarzt oder Bergwacht, aber Rupprecht befasst sich nicht mit der Rettung von Menschen, sondern mit der Rettung von Banken. Der studierte Volkswirt vertritt für die CSU im Bundestag den Wahlkreis Weiden und führt den Vorsitz in jenem Gremium des Parlaments, das Finanzminister Peer Steinbrück und dessen „Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung“ (Soffin) kontrollieren soll.

      Da ist ein wenig Dramatik schon nützlich. Denn sie hilft Rupprecht einen Vorgang zu rechtfertigen, der so gar nicht den Grundregeln der parlamentarischen Demokratie entspricht: Mit bis zu 480 Milliarden Euro aus Steuergeldern, mehr als dem Doppelten des jährlichen Bundesetats, soll Deutschlands Bankensektor vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Doch wer dabei zu welchen Konditionen profitiert, darüber entscheiden nicht die gewählten Vertreter der Steuerzahler, sondern nur ein vom Minister eingesetzter „Lenkungsausschuss“ unter Leitung des Finanzstaatssekretärs Jörg Asmussen. Der Bundestag selbst, so beschloss es die Große Koalition im vergangenen Oktober, verzichtet ausgerechnet bei der umstrittenen Bankensanierung mit Staatsgeldern auf sein wichtigstes Recht: die Kontrolle über die Staatsausgaben.

      Ausschuss mit Maulkorb

      Lediglich ein kleines Gremium von neun Abgeordneten aus dem Haushaltsausschuss wurde eingesetzt, dem die Bankenretter einmal pro Sitzungswoche ihre Entscheidungen mitteilen. Immer am Freitagmorgen trifft die Gruppe mit Asmussen oder dem parlamentarischen Staatssekretär Karl Diller sowie Hannes Rehm, dem operativen Chef des Soffin, zusammen und darf Fragen stellen. Ablehnen oder ändern können die Parlamentarier die Beschlüsse jedoch nicht. Und selbst die Unterrichtung ist geheim. Weder ihren Kollegen noch ihren Wählern dürfen die neun Auserwählten die erhaltenen Informationen weitergeben. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Anklage wegen Geheimnisverrats und im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Handelt es sich also nur um eine pseudodemokratische Veranstaltung nach dem Modell Nordkorea? Und wie vereinbaren die Abgeordneten das mit ihrem Selbstverständnis als Volksvertreter?

      Rupprecht, ein smarter Dynamiker mit Oberpfälzer Akzent, kontert mit einer Gegenfrage: „Was wäre die Alternative?“ Würde der Bundestag öffentlich über die Staatshilfe für einzelne Banken debattieren, „würde das doch sofort zu Verwerfungen auf den Märkten führen“, rechtfertigt er das Verfahren. Aktienwerte könnten abstürzen oder Banken ihren Kredit bei anderen Marktteilnehmern verlieren. Das Überleben der Geldkonzerne dürfe aber nicht vom Parteienstreit abhängig sein. Gewiss, die Öffentlichkeit würde mehr erfahren, „aber das Ergebnis wäre nicht Klarheit, sondern noch viel größere Unsicherheit“, behauptet er. Insofern sei das Geheimgremium „der beste Kompromiss“. Und schließlich, so versichert er, werde dort „scharf nachgehakt, gerade auch von mir.“ Auch Carsten Schneider, Sprecher für Haushaltspolitik bei der SPD-Fraktion, hat mit dem Konstrukt kein Problem. Schließlich sei dies „eine bewusste Entscheidung“ gewesen und ohnehin wolle er sich „nicht anmaßen, zu entscheiden, welche Bank Bürgschaften und Kapitalhilfen erhält“. Das liege „bei der Exekutive“ in guten Händen.

      Linkspartei: Das Parlament hat sich entmündigt

      Das sieht Roland Claus, der für die Linksfraktion dabei ist, naturgemäß anders. Das Parlament habe „sich entmündigt“, klagt der Abgeordnete aus Sachsen-Anhalt, und seine Sorgenfaltenmiene zeigt an, wie schwer ihm die Mitarbeit in dem rechtlosen Ausschuss fällt. Indirekt übernehme er schon „die Mitverantwortung für die Täuschung der Öffentlichkeit“, gesteht er. Gleichwohl sei das Gremium „besser als nichts“. Auf diesem Wege könne zumindest im Nachhinein die Verantwortung für die Milliardenzuteilungen geklärt werden. Auch Alexander Bonde, der haushaltspolitische Sprecher der Grünen, empfindet den Umgang der Bankenretter mit dem Parlament als Zumutung. „Eigentlich“ sagt er, „eigentlich ist all das mit der Ehre eines Haushälters im Bundestag nicht vereinbar.“

      Dabei stört ihn weniger die Geheimhaltung als vielmehr die Impotenz des Gremiums. Um wirklich kontrollieren zu können, „müssten wir selbst die Akten aus den Banken prüfen.“ Auch müssten die Abgeordneten das Recht haben „die verantwortlichen Manager vorzuladen und zu befragen“, fordert Bonde. Weil ihm das verwehrt sei, erfahre der Ausschuss stets nur das, was Steinbrücks Staatssekretäre oder Soffin-Chef Rehm preisgeben wollen. Und das sei bisher noch immer zu wenig gewesen, klagt auch der CDU-Haushälter Jochen-Konrad Fromme. Fortwährend müsse man „um Informationen betteln“, die eigentlich selbstverständlich seien. Und das, obwohl bis Ende Februar schon Bürgschaften für 178 Milliarden Euro übernommen wurden. Weitere 19 Milliarden Euro an Kapitalhilfen sind bereits genehmigt, so viel, wie alle deutschen Universitäten pro Jahr kosten.

      An einem Punkt immerhin wagten Fromme und seine Kollegen schon einmal den Aufstand. Öffentlich bezogen die Kontrolleure aus Union und Opposition gegen die bereits zugesagte Bürgschaft für die Volkswagenbank Stellung. Dabei gehe es „nur um Verkaufsförderung“, ärgert sich Fromme. Halte „die Exekutive“ dennoch an dem Plan fest, müsse sie mit „einer Gegeninitiative im Haushaltsausschuss rechnen“, droht er.

      Verteilung der Bankenrettungsgelder ist nicht diskutiert worden

      Doch angesichts der Dimension der teuren Sanierungsfälle wie Commerzbank und Hypo Real Estate (HRE) mutet der Streit um die Autobanken eher wie eine Ersatzhandlung an. Denn gleichzeitig sind bisher ganz zentrale Fragen bei der Verteilung der Bankenrettungsgelder im Ausschuss nicht einmal diskutiert worden.

      Zum Beispiel jene nach dem eigentlichen Ziel der ganzen Milliardenoperation. Alle Verantwortlichen reklamieren stets, es sei die schiere Größe der in Schieflage geratenen Geldhäuser, die den Staat zur Übernahme des Risikos zwinge. Den Zusammenbruch eines großen Geldhauses könne man nicht riskieren, weil damit viele andere Finanzinstitute in den Abgrund gezogen würden. Aber Steinbrücks Bankenrettung hat nun genau diese Gefahr noch verschärft: Mit 18 Milliarden Euro subventioniert der Soffin die Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank und schafft so einen noch größeren Geldriesen. Trotzdem stellten die parlamentarischen Soffin-Wächter den Deal nicht einmal in Frage. Der „enorme Zeitdruck“ habe dafür keinen Raum gelassen, rechtfertigt Vorsitzender Rupprecht das Hauruck-Verfahren. Zudem hätte der Allianz-Konzern, der vormalige Eigentümer der Dresdner Bank, „ein Riesenproblem“ bekommen, wenn die Fusion gescheitert wäre. Diese sei bei der Entscheidung Anfang Januar vertraglich schon fest gebunden gewesen, meint auch Florian Toncar, der die FDP im Gremium vertritt. Doch beide müssen einräumen, dass sie weder den Fusionsvertrag kennen, noch geprüft haben, ob die Allianz, immerhin Europas größter Finanzkonzern mit knapp acht Milliarden Euro Gewinn im Jahr 2007, die Sanierung der Dresdner nicht aus eigener Kraft hätte stemmen können.

      Genauso undurchsichtig blieben die Kosten der Commerzbank-Operation. Dabei erwarb der Bund zunächst für 1,8 Milliarden Euro 25 Prozent der Aktien. Doch der angesetzte Kurs lag „60 Prozent höher als an der Börse“, erinnert sich Toncar. Genauso gut hätte der Aktienkauf zum Marktkurs auf die laut Soffin-Gesetz erlaubten 33 Prozent Anteil erhöht werden können, meint der jüngste FDP-Abgeordnete, der als Experte für Wettbewerbsrecht nicht verhehlen kann, wie groß seine Bedenken sind. Wie die Commerzbankhelfer ihre „Begünstigung der Altaktionäre“ begründeten, darf er jedoch nicht erzählen. Parlamentarische Kontrolle sieht anders aus.

      Commerzbank wird den Bundeshaushalt für viele Jahre mit Schuldzinsen belasten

      Das gilt auch für den zweiten Teil des Commerzbank- Deals. Für volle 16,4 Milliarden Euro kaufte der Soffin sogenannte stille Anteile, die mit neun Prozent im Jahr verzinst werden sollen. Insofern sei das „ein gutes Geschäft“ für den Staat, erklärte daraufhin Commerzbank-Boss Martin Blessing. Schließlich könne sich der Bund das Geld für nur drei Prozent Zins leihen und die Differenz einstreichen. Doch Blessings Darstellung ist grob irreführend. Denn die jährlich fälligen Zinsen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro fließen nur, wenn es entsprechende Gewinne gibt. Aber selbst in besten Zeiten kam die Bank nur auf 1,8 Milliarden Euro Gewinn. Und auch wenn es erneut dahin käme, müsste sich die Staatskasse den Gewinn mit zahlreichen weiteren Kapitalgebern teilen. Noch für viele Jahre wird die Commerzbank den Bundeshaushalt daher mit Schuldzinsen von bis zu 500 Millionen Euro belasten – fast so viel, wie der Berliner Senat für alle Kitas der Stadt im Jahr benötigt.

      Wäre es also nicht die ureigenste Aufgabe der Soffin-Wächter, Blessings Sprüchen öffentlich entgegenzutreten? SPD-Haushälter Schneider zögert kurz und stimmt dann zu. „Ja, das müsste man eigentlich klarstellen“, sagt er. Dass es dennoch bisher nicht geschehen ist, zeigt an, wie sehr die Abgeordneten mit der Zwitterrolle von Geheimnisträger und Volksvertreter überfordert sind. Er müsse sich eben stets fragen, „darf ich das eigentlich sagen?“, erklärt Schneider.

      Völlig ausgeblendet blieb so bisher auch die vielleicht wichtigste aller Fragen, die in anderen Staaten längst hohe Wellen schlägt: Wer sind die Begünstigten? Wer sind die Gläubiger der Banken, die jetzt mit Steuergeld freigekauft werden? Und könnten jene, die das Spielgeld für die riskanten Investments bereitstellten, nicht auch ihren Anteil zur Sanierung leisten?

      Deutsche Bank kassiert zwölf Milliarden Dollar von den Rettungszahlungen für AIG

      Die Senatoren im US-Kongress etwa halten da nicht länger still. Als Anfang des Monats die Zahlungen für den Geldkonzern AIG auf mehr als 160 Milliarden Dollar anwuchsen, forderten sie ultimativ die Namen aller Geldhäuser, mit denen die AIG-Manager jene riskanten Kreditversicherungen abgeschlossen hatten, für deren Auszahlung die Steuermilliarden fließen. Der zuständige Vizegouverneur der Notenbank verweigerte zunächst die Auskunft. „Die Leute würden keine Geschäfte mehr mit AIG machen, wenn wir die Namen herausgeben würden“, erklärte er. Aber damit kam er nicht durch. Die Regierung brauche weitere Rettungsgelder gar nicht mehr zu beantragen, wenn sie nicht Auskunft gebe, stellten die Senatoren klar. „Sie würden das größte Nein zu hören bekommen, das sie je erlebt haben“, schleuderte einer der erbosten Parlamentarier dem Bankenlobbyist im Amt entgegen. Notgedrungen machte das AIG-Management daraufhin die Namen der Gläubiger öffentlich, und heraus kam so, dass darunter zahlreiche Großbanken aus aller Welt waren, die durchaus einen Anteil an den Ausfällen hätten schultern können. Zum Beispiel die Deutsche Bank, die allein fast zwölf Milliarden Dollar von den Rettungszahlungen für AIG kassierte.

      Von solchem Mut zur Transparenz sind die Soffin-Wächter weit entfernt. Für FDP-Haushälter Toncar ist der mangelnde Wille zur Kontrolle vor allem „Ausdruck einer Schwäche unseres Systems“. Amerika habe eine „echte Gewaltenteilung“, weil Regierung und Parlament getrennt gewählt werden. Hierzulande sei die Parlamentsmehrheit dagegen stets auch Teil der Regierung. Aber „ordnungspolitisch gesehen müssten die Gläubiger natürlich auch herangezogen werden.“

      Washingtons Abgeordnete fordern Antworten, in Berlin hält man still

      Rupprecht, der CSU-Mann und damit auch Regierungsvertreter, kann sich das jedoch nicht vorstellen. Die Hartnäckigkeit der US-Kollegen sei „schon sympathisch“, räumt er ein. Aber mögliche Verhandlungen mit Gläubigern „würden doch Monate dauern“, dazu ließe die Eskalation der Krise aber keine Zeit. Mit Zeitmangel erklärt auch SPD-Haushälter Schneider, warum er über die Begünstigten nichts weiß. Aber „die Debatte muss geführt werden“, stimmt Schneider zu.

      Zumindest im Fall des Milliardengrabs HRE bleibt den Bankenrettern womöglich auch gar nichts anderes übrig. Wenn die jüngsten Gerüchte aus Kreisen der Bankenaufsicht zutreffen, dann könnten die Verluste der HRE auf eine dreistellige Milliardensumme steigen – und damit den erlaubten Kreditrahmen des Soffin in Höhe von 80 Milliarden Euro weit überschreiten. Spätestens dann werden sich auch die Volksvertreter im Bundestag der Frage stellen müssen, ob wirklich nur die Steuerzahler allein für alle Verluste geradestehen sollen. Die große Stunde der geheimen Kontrolleure steht vermutlich erst noch bevor.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Finanzkrise;a…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 10:01:46
      Beitrag Nr. 2.600 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.378 von Maraho am 28.03.09 06:12:38In Anlehnung.
      Ist der neue Name etwa Programm?

      Ground Zero: Ende für den Freedom Tower
      Florian Rötzer

      Mit dem Vertrag mit einer chinesischen Firma wurde der Freedom Tower schnell in 1 World Trade Center umgetauft

      Die Zeiten ändern sich. Gerade eben wurde bekannt, dass sich die neue US-Regierung zwar nicht vom Kampf gegen den Terrorismus, wohl aber von der unter Bush beliebten Formulierung "Globaler Krieg gegen den Terror" verabschiedet hat. Obgleich Bush-Freund Berlusconi noch seine neue Partei, unter Einschluss der rechtsextremen Alleanza Nationale, zu "Popolo della Libertà", der Partei des "Volks der Freiheit", umtaufte, vollzieht sich in den USA eine weitere symbolische Veränderung.

      Nach der Zerstörung der Twin Towers in New York durch die Terroranschläge vom 11.9.2001 wurde beschlossen, trotzig einen noch höheren Turm zu bauen und den Freedom Tower zu nennen. Majestätische, der Supermacht unter Bush entsprechende Größe war gefragt (Die Angst vor dem Hochhaus). Der Entwurf des Architekten Daniel Libeskind für ein genau 1776 Fuß (541,32 Meter) hohes Gebäude wurde im Februar 2003 erkoren. Die Höhe soll an das Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1776 erinnern. Der Turm wies eine waghalsige symmetrische Spiralform auf, am Boden war er wie ein Parallelogramm gestaltet. Ganz oben sollte ein schlanker Arm die Geste der Freiheitsstatue wiederholen und beantworten.

      Ein Jahr nach der Grundsteinlegung wurden Sicherheitsbedenken gegen den trotz Größe fragilen Turm von Libeskind laut. Die Sicherheitsbehörden hatten 2005 Beschwerde eingelegt. Der Turm musste weiter weg von der Straße, sein Fundament und die Glasfronten im unteren Bereich verstärkt werden. Der Freedom Tower auf Ground Zero trotzte nicht mehr, er wurde zur Festung, verinnerte die Angst und Verletzlichkeit (Der "Freedom Tower" knickt ein). Libeskind blieb nicht viel anderes übrig, als den Sicherheistvorgaben zuzustimmen, um seinen Freedom Tower zu erhalten. Bald darauf wurde ein neuer Entwurf vorgelegt, von Libeskinds Turm blieb im Wesentlichen noch die symbolische Höhe. Am Fundament wurden bis in 10 Meter Höhe die Fenster gestrichen. Auf dem 60m hohen, gegen Bomben gesicherten Fundament ragt dann der Turm auf, der seine Höhe nur noch mit einer Antenne erreicht, gleichwohl soll er noch an die Fackel der Freiheitsstatue erinnern.

      Gouverneur Pataki sagte damals zum neuen Entwurf:

      Today we see the result is a better, safer, and prouder symbol of freedom for our skyline. This new design reflects a soaring tribute to freedom and a bedrock commitment to safety and security.

      Statt einem Symbol der Freiheit war nun Sicherheit gefragt (Hochsicherheitsklotz statt Freiheitsturm). Nun aber will man von dem Freiheitssymbol oder –phallus auch nichts mehr wissen. Die zuständige Port Authority gab am Donnerstag bekannt, dass es mit dem Freedom Tower nichts mehr ist. Der Turm, der 2013 fertig gestellt sein soll, heißt nun schlicht: One World Trade Center.

      Symbolisch ist denn auch, dass ausgerechnet der erste Pächter ein chinesischer Konzern ist – und für den man wohl auch gleich den Namen geändert hat. Offenbar fühlte sich Vantone Industrial im Freedom Tower unwohl. Anthony Coscia, der Vorsitzende der Port Authority, meinte lapidar zur Namensänderung, dass man bei der Vermarktung das Gebäude auf die bestmögliche Weise präsentieren wolle: "One World Trade Center ist seine Adresse. Das ist die Adresse, die wir verwenden. Das ist die Adresse, mit der sich die Menschen am leichtesten identifizieren können. Und wir haben dafür, ehrlich gesagt, eine sehr interessierte und gute Rezeption gefunden."

      Zwischen dem 64. und 69. Stock wird also im ehemaligen Freedom Tower von Vantone Industrial ein "China Center" eingerichtet, um dort chinesische Firmen anzusiedeln. Verhandlungen werden gerade mit den Behörden U.S. General Services Administration und dem New York State Office of General Services geführt, die fast die Hälfte des Turms belegen werden. Allerdings könnte es in der Finanz- und Wirtschaftskrise schwer werden, schnell weitere Interessenten aus der Privatwirtschaft zu finden.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30023/1.html
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 10:22:06
      Beitrag Nr. 2.601 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.381 von Maraho am 28.03.09 06:20:00In Bezug ...

      "Finanzwetten haben weiter Hochkonjunktur"

      Das US-Derivate-Casino ist trotz Finanz- und Wirtschaftskrise weiter in Top-Form, dies zeigen die neuesten Daten des US-Rechnungshofes zum Derivate-Volumen der US-Banken fürs 4. Quartal 2008. Das nominale ausstehende Derivate-Volumen beträgt nun gewaltige 200,4 Billionen Dollar, ein starker Anstieg um +14% zum Vorquartal mit 175,8 Billionen Dollar und um +22,2% zum Vorjahr mit 164,2 Billionen Dollar! Allerdings ist der starke Anstieg durch die Mutation der ehemaligen Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley zu regulären Geschäftsbanken zu erklären, denn nur Geschäftsbanken werden im Bericht des Rechnungshofes erfasst. Bisher sind keinerlei derivative Beschränkungen auf einer möglichen Tagesordnung der überfälligen Finanzmarktreform, so das die spekulativen Marktakteure weiterhin ungehindert Derivate emittieren und die Finanzwetten handeln können!

      Weiterführend (mit Grafiken): http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 10:51:26
      Beitrag Nr. 2.602 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.755 von Maraho am 28.03.09 10:22:06Der Derivate-Markt wird sich noch ausweiten, je mehr Geld erschaffen wird.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 10:54:53
      Beitrag Nr. 2.603 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.852.923 von Maraho am 26.03.09 13:06:08Eine Ausführung aus dem "stern" ...

      Deutschland
      Die Krise schlägt zu

      Bislang erlebten die meisten Deutschen die Wirtschaftskrise als Monster, das irgendwo da draußen Milliarden verschlingt, aber nichts mit ihrem Leben zu tun hat. Das ändert sich gerade für viele: Job, Haus, Geld, Firma, Studium - alles scheint nun bedroht.


      Manchmal scheint in diesen Tagen sogar ein wenig die Sonne. Das Gehalt ist bei Millionen Deutschen pünktlich auf dem Konto, der Geldautomat spuckt die gewünschten Scheine aus, und mit der EC-Karte gibt es jederzeit einen vollen Tank. Wer es schafft, keine Zeitung zu lesen, nicht fernzusehen und das Internet zu meiden, könnte meinen, es sei alles ganz normal in Deutschland. Aber Vorsicht. Aus den absurden Meldungen aus der Finanzwelt werden jeden Tag Schreckensnachrichten für Tausende. Im Kleinen passiert genau das, wovor von den Politikern bis zu den Wirtschaftsbossen alle unablässig warnen. Dass nämlich die Verwerfungen bei den Banken plötzlich ganz reale Folgen haben; dass es nicht mehr um Fantastilliarden in irgendwelchen Hedgefonds geht, sondern um das Geld zum Einkaufen im Supermarkt.

      Noch ist es eine kleine Minderheit, die Jobs und Aufträge verliert, die plötzlich kurzarbeiten muss. Für Februar meldet die Bundesagentur für Arbeit einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um moderate 63.000 im Vergleich zum Januar. Wohin der Trend geht, zeigt am ehesten die Zahl der Kurzarbeiter, die sich im letzten Quartal 2008 mehr als verdoppelt hat. Wie immer in schwierigen Zeiten, fliegen überall Leiharbeiter raus. Die Autoindustrie sehnt sich nach staatlicher Hilfe - und hängt dabei schon am Tropf der Abwrackprämie. Alles, wie die Kanzlerin sagen würde, keine "systemrelevanten" Ereignisse. Nur muss nicht gleich das ganze System zusammenbrechen, damit Menschen ihre Sicherheit, ihre Existenz, ihre Träume verlieren.

      "Jetzt ist die Krise bei uns"

      Nehmen wir Ilka Heger, 58, verheiratet, zwei große Kinder. Sie fährt seit mehr als einem Vierteljahrhundert als Binnenschifferin die Flüsse rauf und runter. Statt drei Transporte im Monat konnte sie im Januar und Februar nur je zwei ergattern - und das zu Preisen, die um 40 Prozent gesunken sind. "Unsere Kunden sitzen am längeren Hebel", sagt sie. Schiffsraum gibt es eben derzeit weit mehr als Ladung. Sie ist eine von denen, die es schon erwischt hat. Genauso der 24-jährige Leiharbeiter Christian Plewka, der erst aus einem Betrieb, in dem er Armaturen montierte, rausgeflogen ist und jetzt Cola-Flaschen stapelt für sechs Euro die Stunde. "Ich will einfach nur ein ganz normales Leben führen", sagt er. Oder Diana und Thorsten Ettelt, die ihr Haus verkaufen wollen, das in Zeiten wie diesen keiner haben will. Oder die schwäbische Hausfrau Corina Oesterle, Mutter von drei Kindern, deren Mann plötzlich kurzarbeiten muss. "Erst war es eine Krise der Banken, der Autoindustrie. Jetzt ist die Krise bei uns", sagt sie.

      Sie ist auch bei der Studentin Tatjana Zahn, die immer weniger Jobs als Messehostess bekommt, deshalb schnell ihren Bachelor-Abschluss in internationaler Kommunikation machen und dann gleich Geld als Übersetzerin verdienen will - was schwierig werden dürfte. "Vielerorts gibt es bereits einen Einstellungsstopp", sagt die 28-Jährige. Auch wer einen Job hat, lebt unsicherer als zuvor. Bernd Mez, Maschinenbau-Unternehmer aus Reutlingen, musste sich schon vor seine Mitarbeiter stellen und sagen: "Wir haben eine Arbeitskapazität von 2500 Stunden in der Woche, aber nur noch Aufträge für 1000 Stunden." Die Kollegen schluckten, als er Entlassungen verkündete. "Auf der Betriebsversammlung war es totenstill. Keine Wut. Jeder weiß, wie es der Firma geht", berichtet Mez. Alles scheint auf einmal in Gefahr. Der Job und das Geld sowieso. Die Vermögensberaterin Jutta von Bargen von der Hamburger Volksbank fühlt sich in Kundengesprächen manchmal wie eine Seelsorgerin: "Wir müssen Trost spenden."

      Ein Muster ist schwer zu erkennen

      Es ist leicht, Menschen zu finden, die ganz konkrete Einbußen erleiden. Nur ein Muster ist schwer zu erkennen; irgendeine Gesetzmäßigkeit, die dabei helfen könnte, das Dickicht der Nachrichten und Schicksale zu durchdringen. Wen wird es treffen? Wer wird davonkommen? Und wie schlimm ist es wirklich? Genau weiß das niemand. Aber an ganz unterschiedlichen Stellen in Deutschland wird gedacht und gemessen, werden Prognosen erstellt und Strategien entworfen. Der beste Überblick scheint sich aus gehörigem Abstand zu den Aufgeregtheiten in den Ministerien und Banktürmen zu ergeben. Zum Beispiel in Kiel, wo der amerikanische Wirtschaftsprofessor Dennis Snower in einem Büro mit Blick auf die Förde sitzt und Sätze sagt, die so düster sind wie die Wolken über dem Wasser. "Die Menschen haben die Dimension der Krise noch nicht begriffen", glaubt der Präsident des renommierten Instituts für Weltwirtschaft.

      Dann zählt er auf, was passiert und droht und wozu es noch kommen könnte. Alle Finger beider Hände braucht er dazu. Die Energieversorgung sei komplett ungesichert; die Iraner würden sich einen so niedrigen Ölpreis nicht lange gefallen lassen. "Sie haben jeden Anreiz und die Möglichkeit, die Weltwirtschaft zu destabilisieren." Dann die Osteuropäer. Sie stünden vor furchtbaren Belastungen, von denen auch wir im Westen einiges tragen müssten. Das Klima sei ein Riesenproblem, das nicht verschwinde, nur weil es andere Nachrichten gibt. In Russland und China drohten Unruhen wenn die Menschen dort wegen der Krise die Hoffnung auf ein wenig mehr Wohlstand verlören. Schließlich, zuerst und zuletzt: die Banken, das Finanzsystem, samt aller Schatten- und Nebenbanken.

      Kein Plan für den Neuaufbau

      Dort, sagt Snower, kokelt der Schwelbrand, der nicht gelöscht ist und jederzeit wieder aufflackern kann. "Je länger ein Gebäude brennt, desto schwerer ist der Schaden zu beheben. Derzeit pumpen wir unglaubliche Mengen Geld hinein, aber es brennt noch immer." Das macht ihn wütend: "So viel Geld. Fast ohne Bedingungen. Da werden die Historiker fragen, wie das möglich war." 500 Kilometer weiter südwestlich sieht der Psychologe Jens Lönneker solche Prognosen mit einem Schuss kölscher Gelassenheit. Lönnekers Rheingold-Institut hat mehrere Hundert Menschen intensiv zu den Folgen der Krise befragt. In winzigen Zimmerchen hocken die Untersuchungsobjekte ihren Befragern auf blauen Stühlen gegenüber. Eine Kamera ist fest installiert, die Grünpflanzen gucken traurig. "Der Arbeitscharakter ist gewollt", sagt Lönneker zu den Interviewstübchen.

      Mit allen Finessen aus mehr als 20 Jahren Erfahrung kitzelt Rheingold Sorgen und Wünsche aus den Menschen heraus. Vor allem eines hören die Rheingold-Leute immer wieder: Von Professor Snower und seinen Kollegen wollen die Leute nichts mehr wissen. Ihr Bedarf an Horrorszenarien ist gedeckt. "Die Sehnsucht nach Rettung und Sicherheit ist groß", sagt Lönneker. Für Politiker ist das nicht leicht. Wenn sie unangenehme Wahrheiten verkünden, gefährden sie ihre Wiederwahl. Eine Stimmung "zwischen Normalitätsbeschwörung und Schockstarre" hat Lönnekers Kollege Stephan Grünewald in der Bevölkerung ausgemacht. Anders als der 11. September 2001 mit seinen furchtbaren Terroranschlägen sei die jetzige Krise schwer fassbar. Einstürzende Türme liegen irgendwann am Boden. Dann kann man wieder aufbauen. Aber jetzt stürzt offenbar etwas ein, das viel schwerer wieder aufzurichten ist. Und für dessen Neuaufbau es keinen Plan gibt.

      "Das ist eine Zäsur"

      Alte Vorstellungen davon, wie das Leben zu funktionieren habe, stoßen an Grenzen. Seit der Zeit der Studentenbewegung - 40 Jahre ist das her - sind die Freiräume für den Einzelnen gewachsen. "Jetzt merkt man", so Lönneker "dass das auch Kehrseiten hat." Der Ausgang aus dem selbst ausgedünsteten Muff habe eben auch zu Habgier und Egoismus geführt, und zwar nicht nur bei den Bankern, sondern bei uns allen. Die Menschen wollten Individualität und persönliches Wohlergehen, jedoch ohne die Risiken des entfesselten Glücksstrebens zu tragen, die jetzt so offensichtlich werden. "Das ist eine Zäsur." Ganz am Anfang seiner Karriere hat der Rheingold-Geschäftsführer eine Banklehre gemacht. Auch aus vielen Projekten kennt er die Geldmenschen. Wirklich böse spricht er nicht über sie. Sie hätten halt in einer Kultur gelebt, in der beschimpft wurde, wer keine Traumrenditen erzielte, und belohnt, wer das Risiko umarmte. "Das Irre ist, dass, wenn sich das ganze Getriebe in eine Richtung dreht, ich wenig dagegen machen kann, selbst wenn ich der Chef bin."

      Wer nicht mitgemacht habe, sei aussortiert worden. Jetzt seien alle geschockt, dass der Markt eben doch nicht auf sich selbst aufpassen könne. Lönneker erinnert das an die Lage in der DDR in den Wendemonaten. Da hätten die alten Politbürokraten immer gesagt, wie schlimm es im Kapitalismus kommen könne. Keiner habe ihnen geglaubt - und als dann wirklich massenhaft die Arbeitsplätze verschwanden, sei das Staunen groß gewesen. Noch ist es nicht so weit. Noch immer ist die Beschäftigung in der Bundesrepublik höher als in den vergangenen Jahren. Nie wurde in Deutschland so viel gearbeitet wie 2008. Auch der Konsum hat nicht so gelitten, wie es zu erwarten war. Als geradezu trotzigen "Tanz auf dem Vulkan" beschreibt Grünewald die Entschlossenheit, mit der die Deutschen zu Weihnachten ihre Liebsten beschenkt haben.

      GfK-Managerin Claudia Gaspar nennt drei Gruppen von Haushalten: die krisengefährdeten mit immerhin 18,7 Millionen Menschen. Bei ihnen machten sich Ohnmachtsgefühle breit, und beim Einkaufen komme es nur noch auf den Preis an. Dann eine große Gruppe von knapp 30 Millionen Bürgern, die in angespannten finanziellen Verhältnissen leben. "Die werden eher konventionelle statt Bioprodukte kaufen. Sie versuchen, mit ihrem Geld cleverer umzugehen." Und dann gibt es noch 18 Millionen Haushalte in Deutschland mit rund 34 Millionen Menschen, denen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht viel anhaben können. "Denen geht es gut, und das wird wohl auch so bleiben." Erst ab Herbst erwartet die GfK, dass steigende Arbeitslosigkeit den Konsum drückt. Wobei die Angst um den Job ebenso auf der Stimmung lastet wie der tatsächliche Verlust. "Jeder zusätzliche Arbeitslose löst bei drei weiteren Arbeitnehmern Sorgen aus", sagt Gaspar.

      Warnung vor dem großen Knall

      Viel deutet darauf hin, dass das deutsche Sozialsystem die Krise erst mal abgebremst hat. Vor allem die Kurzarbeit schützt vor raschen und massenhaften Kündigungen, wie sie aus den USA gemeldet werden. "Es geht langsamer in die Krise hinein als anderswo", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Snower. "Aber auch langsamer wieder hinaus." Die Zahlen, die die Statistiker fast täglich verkünden, lassen befürchten, dass uns das Schlimmste noch bevorsteht. Der Export lag im Januar über 20 Prozent unter dem Vorjahr. Kaum ein Land wird vom Austrocknen der Handelsströme so getroffen wie Deutschland, denn bei uns wird fast jeder zweite Euro mit Ausfuhren verdient. Da überrascht es nicht, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex im Februar so tief rutschte wie nie zuvor in diesem Jahrzehnt. Bei den deutschen Maschinenbauern wurde zu Jahresbeginn rund 40 Prozent weniger bestellt als noch Anfang 2008. Konjunktur scheinen nur noch Propheten des Untergangs zu haben.

      Selbst von Natur aus optimistische Menschen wie Anton F. Börner, der Präsident des Groß- und Außenhandelverbandes, warnen inzwischen vor dem ganz großen Knall. Börner hockt im Foyer des feinen "Frankfurter Hofes" zwischen den glitzernden Prachtbauten der Banken. Gegenüber liegt der Commerzbank-Tower mit seinen fantastischen Gärten in der Mittagssonne. Börner hat dort gleich einen Termin. Er kämpft darum, dass den Händlern nicht die Kredite aufgekündigt werden. Das würde sie zwingen, Vorkasse von Handwerkern zu verlangen, die aber erst zahlen können, wenn ihre Kunden gezahlt haben. Eigentlich, sagt Börner, seien die Probleme lösbar. Aber die Sache mit dem Kredit dürfe nicht schiefgehen. Dann gehe alles den Bach runter. Im Sommer könne es ganz eng werden. "Wir sitzen in einem Jumbo und wissen nicht, wo er hinfliegt", sagt der Verbandspräsident. Von der Wand schaut eine Nackte aus einem Gemälde des Barockmalers Nicolas Pierre Loir; es ist wie ein Gruß aus einer Zeit, in der schon einmal der Absturz so allgegenwärtig war wie die Gier.

      Klagen auf sehr hohem Niveau

      Vor Börners Earl-Grey-Tee stehen vier Silberdöschen. Je eines für weißen Zucker, braunen Zucker, Kandis und Süßstoff. Mangel sieht anders aus. Verglichen mit dem Desaster in Osteuropa oder den Einbrüchen in den USA könnte man sagen, wir klagen auf sehr hohem Niveau. Aber eines scheint trotzdem klar: Der Einbruch ist weit mehr als nur eine kleine Delle im immerwährenden Aufwärtstrend der Wirtschaft. Die Trendwende, lange für das zweite Halbjahr 2009 erwartet, könnte deutlich länger auf sich warten lassen. Und wie soll es dann weitergehen? Sollen die Banker wieder Höchstrenditen anstreben, weil Risiko doch schließlich Teil ihres Geschäfts ist? Geht das Rennen um die höchsten Aktienkurse, die fettesten Dividenden und die kühnsten Manager dann wieder von vorn los, als wäre nichts gewesen?

      Lange war die Antwort darauf klar: natürlich. Nur so kann Wohlstand geschaffen werden. Unser ganzes System beruht darauf, dass jeder seinen eigenen Vorteil sucht. Das Ganze wurde dann mit viel mathematischem Aufwand untersucht, und heraus kamen Prognosen, die - wie heute erkennbar - nichts mit dieser Welt zu tun hatten. Auch dass die Staaten sich auf Generationen verschulden, um die Folgen der Gier einzudämmen, war in den Modellen nicht vorgesehen. Vielleicht ist es ja falsch, Antworten bei den Wirtschaftswissenschaftlern zu suchen. Vielleicht ist es an der Zeit, bei den Philosophen nachzufragen. Bei einem Männlein mit schütterem Haar und wachem Blick wie dem Münchner Jesuiten Michael Bordt. Er ist der Rektor der Hochschule für Philosophie, vor seinem Büro hängen großformatige Schwarz-Weiß-Bilder der streng dreinblickenden Vorgänger. Er wartet schon darauf, eines Tages auch hier zu hängen. Nicht wegen der Ehre, sondern wegen der Ruhe. Wenn es so weit sein wird, terrorisiert ihn kein Handy mehr, kommen weniger E-Mails, und er hat wieder mehr Zeit zum Nachdenken. Der Verzicht auf Status kann eben auch eine Chance sein, glücklicher zu leben.

      Worauf es in der Krise ankommt

      In einem schmalen Büchlein* hat Bordt aufgeschrieben, worauf es in der Krise ankommt. Vor allem solle man sich klar werden, was wirklich zu einem gelungenen und geglückten Leben zählt. Geld, schnelle Autos, beruflicher Erfolg und permanente Kampfbereitschaft gehören für Bordt nicht unbedingt dazu. Der Jesuit rät zu Gelassenheit, tiefen Freundschaften, sinnvoller Tätigkeit, ausreichend Schlaf und einem bewussten Umgang mit dem eigenen Körper. "Vieles von dem, was wir gemacht haben, war Mist", sagt er. "Das müssen wir uns eingestehen und die Konsequenzen daraus ziehen - als Gesellschaft und für jeden Einzelnen." Klingt wie Kirchentagsmusik, die jeder mitsingen kann. Aber so selbstverständlich ist es nicht: Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, kündigt schon wieder - als sei nichts gewesen - Eigenkapitalrenditen von über 20 Prozent an.

      Quelle: http://www.stern.de/
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 11:00:15
      Beitrag Nr. 2.604 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.383 von kiska am 28.03.09 06:24:07Guten Morgen kiska,
      wie unhöflich von mir! ;)

      Dazu habe ich gestern folgendes reingestellt ...

      Kassensturz auf dem Dorf
      #2579 von Maraho am 27.03.09 um 20:12:34 Beitrag Nr.: 36.869.101 auf Seite 258!

      Euch einen schönen Tag!
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 12:13:35
      Beitrag Nr. 2.605 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.745.841 von kiska am 11.03.09 14:59:09In Anlehnung ...

      Schuldenfalle
      Verbraucherministerin geißelt neue Kreditkarten


      "Wer nicht aufpasst, steckt schnell in der Schuldenfalle." Verbraucherschutz-Ministerin Ilse Aigner warnt die Bevölkerung eindringlich vor einer neuen Art von Kreditkarten, die mit der so genannten Abstotterfunktion ausgestattet sind. Bankkunden könnten durch das Plastikgeld schnell in die Schuldenfalle tappen.

      „Ich warne alle Verbraucher vor diesen neuen Kreditkarten. Wer nicht aufpasst, landet schnell in der Schuldenfalle“, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) der „Bild am Sonntag“. Bei der sogenannten Revolving-Kreditkarte kann der Kunde die Beträge in Raten zurückzahlen. Nur ein Teil wird sofort beglichen, für den Rest fallen in aller Regel hohe Zinsen an.

      Die Ministerin fürchtet, dass viele Kunden den Überblick über ihre Ausgaben verlieren könnten. „Die Abrechung ist für den Verbraucher nicht transparent und unübersichtlich.“ Auch Verbraucherschützer sind skeptisch.

      „Für die Banken sind die neuen Kreditkarten ein ideales Produkt, um Geld möglichst teuer zu verleihen“, sagte Niels Nauhauser, Bankenexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dem Blatt.

      Einer neuen Studie zufolge wird Einkaufen im Internet immer beliebter. In der Europäischen Union kauften im vergangenen Jahr 32 Prozent der Personen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren mindestens einmal online Waren oder Dienstleistungen, wie die Statistikbehörde Eurostat am Freitag mitteilte. Im Vorjahr waren es noch 30 Prozent, 2006 waren es 26 Prozent und 2004 lediglich 20 Prozent.

      Spitzenreiter unter den Online-Shoppern ist die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen: Von ihnen kauften der Statistik zufolge im vergangenen Jahr 47 Prozent etwas im Internet. Bei den 16- bis 24-Jährigen waren es 41 Prozent und bei den 35- bis 44-Jährigen noch 40 Prozent. In den höheren Altersgruppen sei das Einkaufen im Internet weniger verbreitet, hieß es.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3459614/Verbraucherminist…
      333 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 12:54:04
      Beitrag Nr. 2.606 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.871.146 von Maraho am 28.03.09 12:13:35Ein Text hierzu ...

      Deutsche Banken pumpen Kreditkartenblase auf
      Institute ermöglichen "Leben auf Pump" nach US-Vorbild


      Frankfurt/München (pte/10.03.2009/11:55) - Deutsche Banken haben in dem faulen Kreditkartensystem US-amerikanischer wie auch britischer Institute ein gefährliches Vorbild gefunden. So werden Kreditkarten mit Teilzahlungsfunktion, sogenannte "Revolving-Karten", immer häufiger vergeben. Verbrauchern wird dadurch die Möglichkeit gegeben, monatlich lediglich einen Teilbetrag ihrer Verbindlichkeiten zu begleichen, während sich der Schuldenberg durch die teils hohe Zinslast und neue Belastungen weiter auftürmen kann. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat Bayerns Verbraucherschutzministerin Beate Merk vor dem System eindringlich gewarnt. In den USA und Großbritannien hat sich durch das "Leben auf Pump" bereits eine Schuldenblase aufgebläht, die Experten zufolge zu platzen droht (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/081115011/). Dennoch will die Bundesregierung den weiteren Vorstoß der umstrittenen Kreditkarten per Gesetzentwurf trotz des Aufschreis der Verbraucherschützer ermöglichen.

      "Es besteht akute Gefahr, wenn der Gesetzgeber nicht aufpasst", warnt Frank-Christian Pauli, Referent Banken beim Verbraucherzentrale Bundesverband http://www.vzbv.de, im Gespräch mit pressetext. Dem Fachmann zufolge können die Revolving-Karten eine Kreditkartenblase wie jene in den USA erzeugen. Die bisher weiter verbreiteten "Charge"- oder "Debit"-Karten dienen ausschließlich als Zahlungskarten, deren angefallene Schulden meist gegen Ende eines Monats bzw. einer Frist von rund sechs Wochen über das Giro-Konto vollständig getilgt werden. "Dagegen ist die Revolving-Karte als echte Kreditkarte, über die tatsächlich Darlehen vergeben werden, stark im Kommen. Ihre Teilzahlungsfunktion wird von den Instituten massiv beworben", meint Pauli. Kunden der Postbank können etwa wählen, ob sie monatlich fünf, zehn, 20 oder 50 Prozent des angesammelten Schuldenbetrags begleichen wollen, während sich der Rest plus Zinsen auf dem Revolving-Konto staut.

      Verschiedene Banken wie die Advanzia Bank bieten die Karten ohne jährliche Gebühr an. Allerdings sind Zinsen von bis zu 20 Prozent unter den Anbietern nicht unüblich. Nach den Verbraucherschützern regt die Teilzahlungsfunktion zum Einkauf an. Werden die Verbindlichkeiten nicht beglichen, verdienen die Banken an den anfallenden Zinsen. Den Konsumenten droht hingegen eine Schuldenfalle. "Traditionelle Kreditkarten und Revolving-Karten müssen klar voneinander getrennt werden", fordert Pauli gegenüber pressetext. Erstere würden eine deutlich höhere Transparenz bieten.

      Nach einem aktuellen Gesetzentwurf der Bundesregierung im Zuge der Reform des Zahlungsdienstrechts können künftig nicht nur Banken, sondern auch andere Zahlungsdienstleister Revolving-Karten anbieten, ohne eine Banklizenz zu benötigen oder der Bankenaufsicht zu unterstehen. Während die Karten ohnehin bereits "fast alle großen deutschen Geldhäuser im Angebot haben", drohe ihre Anzahl dadurch sprunghaft anzusteigen. Zwar ist Konjunkturexperten zufolge ein mit den USA vergleichbares Szenario hierzulande eher unwahrscheinlich, da Konsumentenkredite insgesamt rückläufig sind (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/081020022/). Angesichts des Gesetzentwurfs seien jedoch Szenarien nach US-Vorbild denkbar, wo Verbraucher in vielen Fällen gleich mehrere Revolving-Karten parallel verwenden und mit Schulden beladen. Bleiben die Zahlungen zum Schuldenabbau aus und nehmen die Ausfälle etwa wegen der steigenden Arbeitslosigkeit überhand, droht die Blase zu platzen.

      Quelle: pressetext.deutschland
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 13:43:42
      Beitrag Nr. 2.607 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.747.223 von Maraho am 11.03.09 17:22:35Hier etwas zu den Rating-Agenturen ...

      Schlechte Noten für Moody's und Co.
      Politiker wollen Ratingagenturen stärker kontrollieren
      Von Christoph Birnbaum

      Sollte ein bankrottes Land wie Island am internationalen Geldmarkt wieder Kredit bekommen? Wie ist es um Lettland, Ungarn, Rumänien oder die Ukraine bestellt? Darüber entscheiden Ratingagenturen in Bonitätsprüfungen. Ratingagenturen waren es aber auch, die mit ihren Unbedenklichkeitssiegeln für faule Kredite und Finanzprodukte eine verhängnisvolle Rolle bei der Entstehung der Finanzkrise gespielt haben. Das soll sich nicht wiederholen.

      Thomas Friedman, der bekannte Buchautor und Kolumnist der "New York Times", hat vor etlicher Zeit einmal die Frage gestellt: Wie viele Supermächte gibt es auf der Welt? Damals war die Sowjetunion bereits auseinandergebrochen, Europa war - wie immer - zerstritten und China mehrheitlich mit sich selbst und vielleicht noch Taiwan beschäftigt. Was bis heute blieb sind - natürlich - die USA. Natürlich? Falsch, meint Friedman: Die USA - und Ratingagenturen wie Standard & Poor's, Moody's und Fitch Rating.

      "Die USA kann dich mit Bomben zerstören, und Moody's kann dich zerstören, indem es deine Anleihen runterstuft. Und, glaub mir, es ist nicht immer klar, wer mehr Macht besitzt",

      lästerte Friedman damals - lange bevor jemand ahnte, was mit der Finanzkrise heute über die ganze Welt gekommen ist. Lag Friedman aber wirklich so falsch? Auf dem Weltwirtschaftsgipfel der G-20-Länder Anfang April in London sollen mit der Regulierung und Neuordnung der internationalen Finanzmärkte auch die großen, global operierenden Ratingagenturen verstärkt unter staatliche Aufsicht und Kontrolle gestellt werden. Endlich, so scheint es, holt die Politik das nach, was sie jahrzehntelang versäumt hat.

      Dabei entscheiden Bonitätsprüfungen von Ratingagenturen heute wieder darüber, ob ein bankrottes Land wie Island auf absehbare Zukunft am internationalen Geldmarkt Kredit bekommt. Lettland, Ungarn und Rumänien geht es nicht viel besser. Von der Ukraine ganz zu schweigen. In all diesen Fällen haben Ratingagenturen über ganze Staaten und Volkswirtschaften den Daumen gesenkt - die gleichen Ratingagenturen, die den vielen faulen Krediten amerikanischer Hausbesitzer ihr Unbedenklichkeitssiegel aufdrückten, die Hypotheken anschließend bündelten und teilten - im Finanzjargon: "verbrieften" - um daraus sogenannte "strukturierte" Wertpapiere zu machen, die weltweit in Umlauf gebracht wurden.

      Das Urteil von Praktikern und Wissenschaftlern über die fatale Rolle der Ratingagenturen in der Finanzkrise ist deshalb auch vernichtend:

      "Sie haben eine ganz wichtige Rolle gespielt, ihre Einschätzungen zu den strukturierten Produkten waren ausschlaggebend dafür, mit welchen Werten, mit welchen Risikoeinstellungen die in den Bankbilanzen vorkamen - und die waren viel zu optimistisch. Die Ratingagenturen verweisen jetzt darauf, dass sie nur die echten Ausfallrisiken geratet haben und keine Liquiditätsrisiken. Also, sie versuchen sich jetzt ein wenig herauszureden, aber ich glaube, intern wissen sie auch, dass ihre Modelle nicht adäquat waren",

      meint etwa der Finanzmarktexperte des "Instituts der deutschen Wirtschaft" in Köln, Manfred Jäger, Und er bekommt Unterstützung und Zustimmung von einem Praktiker wie Michael Munsch, Vorstand der "Creditreform Rating Agentur" in Neuss:

      "Hier muss man ganz klar sehen, dass die Krise wurde mit ausgelöst durch Finanzierungsportfolios oder Finanzierungsprogramme mit nachrangig besicherten Immobilien-Portfolien, die aus heutiger Sicht ein deutlich zu gutes Rating hatten, und damit wurden den Marktteilnehmern Kaufsignale gegeben, die aus heutiger Sicht dann eben nicht richtig waren, und insofern haben Ratingagenturen mit dazu beigetragen, das die Krise entstanden ist."

      Professor Thomas Hartmann-Wendels, Direktor des Instituts für Bankwirtschaft und Bankrecht an der Universität Köln, sieht hingegen noch einen anderen Grund dafür, dass Ratingagenturen eine so verhängnisvolle Rolle spielen konnten:

      "Die Ratingagenturen haben eine enorme Bedeutung bekommen, weil auf organisierten Finanzmärkten kein Handel mehr möglich ist ohne ein Ratingurteil. Und je mehr gehandelt wird an Finanztiteln, desto bedeutsamer sind die Ratingagenturen. Und das hat eben auch in der Finanzkrise jetzt sehr schwerwiegende Konsequenzen gehabt. Insbesondere bei den Ratings der Verbriefungstransaktionen haben wir festgestellt, dass die Ratingurteile nicht vergleichbar sind mit den Ratingurteilen von ganzen Unternehmen oder ganzen Banken."

      Denn der Stoff, aus dem die Träume von Managern sind, hat drei Buchstaben: A-A-A. Dieses "Triple A" ist die Bestnote, mit der Unternehmen oder andere große Schuldner von Ratingagenturen ausgezeichnet werden können. "Triple A" entspricht quasi 15 Punkten in der Abi-Prüfung oder einer "1+" in der Klassenarbeit. Freilich bezieht sich ein Rating nicht auf schulische Leistungen, sondern auf die Fähigkeit eines Schuldners, seine finanziellen Verpflichtungen pünktlich zu erfüllen.

      Ein AAA ("außergewöhnlich gut") - oder auch ein AA ("sehr gut"), ein A ("gut") oder zumindest ein BBB ("angemessen") - ist so am Ende bare Münze wert. Denn wann immer sich Unternehmen Geld am Anleihemarkt leihen wollen, orientieren sich die Investoren an Ratings. Ein Konzern, der ohne Zeugnis um Kredit bittet, kann sich die Anstrengungen im Grunde heute eigentlich sparen, denn die Beurteilung bestimmt, wie gut sich ein Wertpapier an den Finanzmärkten verkaufen lässt.

      Doch gerade auf dem Verbriefungsmarkt für Immobilienkredite basierten die Daten der Agenturen offenkundig auf Schönwettermodellen; sie taugten nicht für die große Immobilienblase, die den Ausgangspunkt für die heutige weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise bildete. Dabei hatte sich gerade das Verbriefungsgeschäft für Ratingagenturen, also das weltweite Handeln von Hypotheken-Schuldverschreibungen, in den letzten Jahren zu einem lukrativen Geschäft entwickelt.

      Weltweit wird es faktisch von einem multinationalen Triumvirat beherrscht: den beiden US-Giganten Moody's sowie Standard & Poor's (S&P). Die britisch-französische Agentur Fitch rangiert deutlich dahinter. Jede der großen drei bewertet ständig die Bonität von Tausenden von Unternehmen, darunter Banken, Versicherungen und Investmentfonds, erteilt laufend Noten für Zehntausende von Wertpapieren wie Anleihen, Aktien, Staatspapiere sowie Derivate und eben "strukturierte Finanzprodukte".

      Bei den drei weltweit tätigen Agenturen handelt es sich allerdings nicht um irgendeinen halbstaatlichen Finanz-TÜV, oder eine "Stiftung Warentest" für Finanzdienstleistungen, sondern um Firmen in Privatbesitz. Wann immer sie urteilten - sie urteilten im Auftrag ihrer Auftraggeber: Investoren und Emittenten.

      Moody's wird an der Börse notiert, S&P gehört zum Medienkonzern McGraw-Hill, bei Fitch hat der französische Dienstleister Fimalac das Sagen. Sie teilen rund 90 Prozent des Markts unter sich auf. Moody's, mit über 40 Prozent Marktanteil, machte 2002 über 33 Prozent ihres Milliardenumsatzes mit Bewertungen von "strukturierten Finanzprodukten". Darunter fielen jene faulen Immobilienkredite, die zu neuen Wertpapieren zusammengefasst, gebündelt, d.h. "verbrieft" wurden. 2006 waren es schon über 44 Prozent. Die Zahlen für Standard & Poor's sind ähnlich eindrucksvoll: Kein Geschäft der Firma ist so rasant gewachsen wie die Bewertung von Hypothekenkrediten. Fitch, mit 15 Prozent Marktanteil die kleinste der drei Großen, machte im letzten Jahr über 50 Prozent ihres Umsatzes mit der Bewertung solcher Papiere.

      Doch seit der Finanzkrise ist der äußerst lukrative Markt für "verbriefte", "strukturierte" Kreditprodukte - besonders auf dem Immobiliensektor - zum Erliegen gekommen - zumindest für die nächsten Jahre. Aber auch auf dem ureigensten Gebiet - der Bewertungen von Unternehmen - haben sich Ratingagenturen in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert:

      Im Jahr 2000 meldete das im badischen Ettlingen ansässige Unternehmen Flowtex Konkurs an. Es war der bis dahin größte Wirtschaftsbetrug in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Ratingagenturen hatten - genauso wie Banken und Wirtschaftsprüfer - das Schneeballsystem der Flowtex-Manager nicht durchschaut.

      2001 ging der texanische Energiegigant Enron - "The World's Greatest Company" (die beste Firma der Welt) wegen massiver Bilanzfälschungen pleite. 20.000 Mitarbeiter verloren ihren Job. Ratingagenturen wussten bis zuletzt nicht, wie es um Enron wirklich stand. Noch vier Tage, bevor der Konzern seine Insolvenz erklärte, bescheinigten ihm Standard & Poor's und Moody's eine ausgezeichnete Bonität.

      2002 meldete der Telefonriese Worldcom der amerikanischen Börsenaufsicht, dass er zahlungsunfähig ist und löst einen der bis dahin größten Börsenskandale aus. Den Ratingagenturen war bis zuletzt entgangen, wie es um das Unternehmen aus Virginia wirklich stand.

      2003 meldete der italienische Lebensmittelkonzern Parmalat, der zu den größten Molkereinunternehmen in Europa zählte, Insolvenz an. Auch hier waren Bilanzbetrügereien ausschlaggebend dafür, dass auch die Ratingagenturen bis zum Schluss nichts ahnten.

      Alle diese Fälle stehen für Fehleinschätzungen - nicht ausschließlich und nicht in erster Linie von Ratingagenturen. Aber sie können sich eben auch nicht dadurch freisprechen, dass andere vor ihnen die Fehlentwicklungen in den Unternehmen nicht entdeckt hätten.

      Ratingagenturen haben nun einmal für den Kapitalmarkt eine gewisse Frühwarnfunktion. Und weder haben die Agenturen in diesen Fällen eine überlegene Einsicht in einzelne Unternehmen bewiesen noch in das undurchdringliche Dickicht der Märkte - trotz ihrer vermeintlichen Objektivität, trotz der "mathematischen Methoden" und der analytischen Kompetenz, der sie sich rühmen. Nach wie vor behandeln Ratingagenturen ihre Bewertungsmethoden als Geschäftsgeheimnis. Niemand weiß, welche Rolle bloße Meinungen, Wohlwollen und Bauchgefühl dabei spielen. Für den Ratingexperten Oliver Everling steht deshalb fest:

      "Bei Parmalat, Worldcom auch bei Flowtex in Deutschland, überall wo damals Investmentgrade-Ratings verteilt wurden - also Ratings in Anlagequalität - war die tiefere Ursache das Versagen von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, von Wirtschaftsprüfern, die Testate gegeben hatten, auf deren Basis dann die Ratingagenturen wiederum mit dem Material aus den Jahresabschlüssen arbeiteten, sie also getäuscht wurden von dem Zahlenmaterial, was ihnen an die Hand gegeben worden ist. Dies kann man nun in der Krise seit 2007 nicht mehr behaupten. Hier haben die Ratingagenturen auf Basis testierter richtiger Daten geurteilt - aber eben, sie sind zu den falschen Schlussfolgerungen gekommen."

      Das alles wirft kein gutes Licht auf eine ganze Branche. Und doch sieht ein Experte wie Manfred Jäger vom "Institut der deutschen Wirtschaft" die ursächlichen Fehler nicht so sehr bei den Ratingunternehmen selbst, sondern bei der Politik - den Regulatoren - die Ratingagenturen erst das ermöglicht hätten, was ihnen heute zum Vorwurf gemacht wird:

      "Dadurch, dass man die Ratingagenturen so wichtig gemacht hat und ihnen so viel zugetraut hat, hat man den anonymen Finanzmarkt gestärkt, also den Prozess, dass Forderungen aus den Bankbilanzen auf den Markt gegeben werden, dort den Stempel der Ratingagenturen bekommen und dann handelbar sind."

      Und das weltweit! Denn das zeichnet die derzeitige Finanzkrise ja gerade aus: Die Globalisierung der Finanzmärkte hat in kürzester Zeit eine Bank nach der anderen wie Dominosteine in sich zusammenstürzen lassen und in mehr oder minder große, Existenz bedrohende Schwierigkeiten gebracht. Und die Ratingagenturen - sie haben, wie im Fall von Lehman-Brothers - noch bis kurz vor Schließung der Bank im September letzten Jahres nichts geahnt, nichts gesehen und nichts gewusst - erst recht nicht, was die Folgen und Weiterungen einer Bankpleite für die weltweiten Finanzmärkte bedeuten würde.

      In keiner einzigen Finanzkrise der letzten Jahrzehnte haben die Agenturen je eine zutreffende Prognose gegeben oder ihre Bewertungen rechtzeitig korrigiert. Wenn sie es taten, war die Krise schon da, und ihre verspäteten Aktionen haben nur den Kursverfall beschleunigt und die Panik der Anleger angeheizt. Für Manfred Jäger vom "Institut der deutschen Wirtschaft" in Köln steht deshalb fest:

      "Ich glaube, wir haben die Möglichkeiten der Ratingagenturen überschätzt - und damit meine ich die Gesetzgeber, die Wissenschaftler und die Marktteilnehmer, weil es so bequem war. Wir konnten halt sagen: Da steht "A-A-A" drauf, und das wurde dann auch von dem Regulator akzeptiert, und damit war das sicher. Wir haben nicht mehr durchschauen müssen auf die eigentlichen Sicherheiten, die dahinter stecken."

      Haben wir also mit den Verbriefungen von faulen Immobilienkrediten - mit den kunstvoll aufgeteilten und wieder verschnürten und anschließend noch einmal gebündelten "strukturierten" mehrfach verbrieften Wertpapieren, die von einer Bank zur nächsten quer über den Globus weitergereicht wurden, eine Art finanzmarkttechnischen "Homunkulus" geschaffen, ein Teufelswerk von Faustischen Ausmaßen, das am Ende niemand mehr beherrschen konnte? Haben die Finanzmathematiker und Ratingspezialisten in den Agenturen zu hoch gepokert? Sind sie zu viele Risiken bedenkenlos eingegangen? Professor Thomas Hartmann-Wendels:

      "Wir werden in den nächsten Jahren auch sehen, dass man die Handelbarkeit von bestimmten Risiken eben skeptischer beurteilen wird. Wir haben in den letzten Jahren eine Entwicklung gehabt, dass man glaubte, man könnte jegliche Risiken handeln durch Verbriefungs-Transaktionen. Das geht bei Kreditrisiken nicht so ohne weiteres, weil die Kreditrisiken schwer einschätzbar sind. Und da hat man gedacht, durch die Ratings könnte man dieses Problem auch elegant lösen. Und das hat sich als Trugschluss erwiesen. Und ich glaube, dass man in den nächsten Jahren vorsichtiger sein wird mit dem Handel von Kreditrisiken."

      Also: Ganz ohne Risiken wird es wohl auch nicht gehen. Für den Ratingspezialisten Oliver Everling ist das sogar eine ganz grundsätzliche Frage:

      "Wenn Sie sich vorstellen würden, eine Welt ohne Risiko, eine Welt, wo alles sicher wäre, dann gäbe es den größten Teil unseres Finanzsystems nicht, denn es geht im Finanzsystem vor allen Dingen auch um die Allokation, die Zuordnung von Risiken. Die Ratingagenturen stehen hier ganz im Mittelpunkt dieser Funktion, denn sie sind es, die die Risiken klassifizieren, zuordnen, die mit einem dreifach "A" zum Ausdruck bringen, dass sie der Meinung sind, dass eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Emittenten ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Das heißt, sie haben hier eine ganz zentrale Rolle. Es ist daher mehr als erstaunlich, dass der Gesetzgeber die Ratingagenturen über ein Jahrhundert hinweg ausgeklammert hat, alles andere hoch reguliert hat. Banken sind hoch regulierte Institutionen, aber Ratingagenturen aber eben überhaupt nicht."

      Das soll sich nun ändern. In den USA haben die oberste Börsenaufsicht SEC, die "Securities and Exchange Commission" sowie die Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten Ohio und New York offizielle Untersuchungen eingeleitet. Die EU-Kommission ist sehr ungehalten und will zukünftig verhindern, dass Ratingagenturen gleichzeitig beraten und Produkte bewerten dürfen, der EU-Binnenmarktskommissar droht mit "Konsequenzen". Europäische Aufsichtsbehörden arbeiten an einem neuen Regelwerk für den europäischen Finanzmarkt. Sie wollen ein weltweit abgestimmtes Zertifizierungsverfahren, größere Transparenz und eine verstärkte Aufsicht. Etwa durch den Europäischen Ausschuss der Wertpapieraufseher. Bei dem sollen sich, nach dem Willen des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Europäischen Parlaments, alle Ratingagenturen in Europa registrieren müssen.

      Kritiker wie Oliver Everling bemängeln, dass ausgerechnet die großen drei - Standard & Poor's, Moody's und Fitch - mit ihrer marktbeherrschenden Stellung sich dem Zertifizierungsverfahren, das z. Zt. zwischen der EU-Kommission und dem EU-Parlament in Brüssel diskutiert wird, nicht zu stellen brauchen. Sie sind bereits "gesetzt". Oliver Everling:

      "Das, was bisher in der Diskussion ist, ist absolut unzureichend, weil das, was die EU-Kommission bisher dazu vorgelegt hat, ist sehr stark von den angelsächsischen Interessen der US-Agenturen geprägt. Die US-Agenturen führen hier die Feder, obwohl es nach außen hin gar nicht so scheint, als ob sie eher reaktiv sind. Die Ratingagenturen beteiligen sich hier sehr geschickt an der Diskussion, indem sie jede Art von Öffentlichkeit vermeiden, sondern eben darauf Wert legen, hinter verschlossenen Türen zu beraten."

      Die Übermacht der "großen drei" färbt demnach auch auf den politischen Beratungs- und Entscheidungsprozess ab. Das wirft kein gutes Licht auf die vollmundigen Versprechen der Politik, die notwendigen Lehren aus der Subprime-Krise zu ziehen. Wird es also, auf der einen Seite, gelingen, den bisher nahezu unregulierten Markt der Ratingagenturen ausreichend zu regulieren, ihn transparenter zu machen und unter eine funktionstüchtige Aufsicht zu stellen? Auf der anderen Seite warnt ein Finanzmarktexperte wie Professor Thomas Hartmann-Wendels davor, alleine im Gedanken an mehr Wettbewerb einen Ausweg aus der Krise der zu sehen:

      "Wir brauchen mehr Alternativen an Ratingagenturen - ja. Aber Wettbewerb alleine wird es nicht richten können. Gerade bei Ratingagenturen kann der Wettbewerb auch verheerende Nebenwirkungen haben, nämlich wenn es zu einem Preiswettbewerb kommt. Beim Rating ist das Problem, dass wir die Qualität der Ratings nicht unmittelbar beobachten können. Nur über sehr lange Zeiträume kann man sich ein Urteil bilden, ob die Ratings zuverlässig sind oder nicht, und da kommt die Gefahr auf, dass bei einem Wettbewerb der Ratingagenturen untereinander es zu einem Preiswettbewerb käme, der dann zu Lasten der Qualität ginge."

      Doch noch mehr als die Politik drängt der Markt selbst darauf, dass Ratingagenturen die notwendigen Konsequenzen aus dem Desaster der vergangenen zwei Jahre ziehen. Michael Munsch von "Creditreform Rating" sieht hier die Bewegung aus einer ganz anderen Richtung auf die Agenturen zukommen - und es ist vielleicht nicht der schlechteste Druck, der sich da gegenüber den Ratingagenturen aufbaut:

      "Wir sehen, dass der Markt - und das sind nicht die Politiker oder Behörden -, sondern es sind die kapitalsuchenden Unternehmen sowie auch Investoren - einen Bedarf haben, dass Ratingagenturen überprüft werden. Das heißt nicht, dass der Ratingprozess überprüft werden soll. Ganz im Gegenteil. Der soll nach Marktkenntnis und bestem Wissen und Gewissen durchgeführt werden, sondern dass die Prozesse einer Ratingagentur intern von einem Dritten überprüft werden, ob diese Ratingagentur wirklich einen guten Stand hat, entsprechend Daten verarbeiten kann, gut ausgebildete Mitarbeiter hat, einen stabilen Ratingprozess hat, eine entsprechende Dokumentation vorweisen kann. Das ist dringend erforderlich."

      Mehr staatliche Regulierung wird also kommen, mehr Transparenz vom Markt gegenüber den Ratingagenturen eingefordert. Das ist gut und richtig und vor allem auch dringend nötig. Aber vielleicht ist eine ganz einfache Lehre aus der Finanzkrise dieser Wochen und Monate das, was das "Finance Stability Forum", der internationale Zusammenschluss der Finanzaufseher, als Quintessenz gefordert hat: Die Ratingagenturen selbst müssten von Investoren und kreditsuchenden Unternehmen in ihrer Bedeutung "heruntergestuft" werden. Man solle als Investor nicht mehr blindlings alles Vertrauen auf sie delegieren, argumentieren die Finanzaufseher wahrscheinlich nicht zu Unrecht. Denn auch für Profis in Banken und Versicherungen gilt: Kaufe nur, was du verstanden hast. Vor allem dann, wenn es um große Summen geht. Und wer spricht in diesen Tagen nicht von großen, milliardenschweren Summen.

      Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/940365…

      So, ich muß jetzt mal raus.
      Bis heute abend ...
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      Avatar
      schrieb am 28.03.09 19:26:47
      Beitrag Nr. 2.608 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.857.107 von Maraho am 26.03.09 18:18:10Guten Abend zusammen,
      etwas neues zur HRE ...


      KRISEN-BANK
      Bund beteiligt sich an Hypo Real Estate

      Es ist der schnellste Weg, dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer Kapital zukommen zu lassen: Der Bund beteiligt sich in einem ersten Schritt mit über acht Prozent an der Hypo Real Estate - plant aber, die "vollständige Kontrolle" der Bank zu übernehmen.


      Frankfurt am Main - Der Bund beteiligt sich am angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate Group. Dazu werde der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin zunächst in einer Kapitalerhöhung für 60 Millionen Euro rund 20 Millionen HRE-Aktien zeichnen und danach einen Anteil von 8,7 Prozent halten, teilte die HRE am Samstag mit.

      Die Kapitalmaßnahme soll dabei nur ein erster Schritt für eine Komplettübernahme des durch die Finanzmarktkrise in Schwierigkeiten geratenen Münchener Unternehmens sein: "Voraussetzung für die beabsichtigte Rekapitalisierung der Hypo Real Estate Group durch den Soffin ist der Erwerb der vollständigen Kontrolle durch den Soffin oder den Bund über die Hypo Real Estate Holding AG." Hierzu sei beabsichtigt, die Handlungsspielräume zu nutzen, die das derzeit noch im Gesetzgebungsverfahren befindliche Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz eröffne.

      Bund und Banken mussten das Münchner Institut bereits im Herbst nach Fehlspekulationen der Tochter Depfa vor dem Aus bewahren. Mittlerweile hat die HRE 102 Milliarden Euro an Unterstützung erhalten - weitere Hilfen werden aber seit längerem vorbereitet. Die Eigenkapitalspritze wurde nötig, weil bei der HRE weitere Verluste erwartet werden.

      In den nächsten Tagen will das Institut seine Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr und das besonders harte vierte Quartal veröffentlichen. Analysten rechnen mit einem Verlust von knapp 1,9 Milliarden Euro im Schlussquartal und 4,8 Milliarden im Gesamtjahr. Die roten Zahlen dürften auf Abschreibungen, Verluste im Handel sowie eine hohe Risikovorsorge zurückgehen.

      Der Schritt hatte sich außerdem abgezeichnet, nachdem der US-Großaktionär der HRE, Christopher Flowers, am Freitag bekanntgegeben hatte, dass er seinen Sitz im Aufsichtsrat des Instituts aufgebe. Damit sollten Interessenkonflikte im Zusammenhang mit einer möglichen Verstaatlichung des Baufinanzierers vermieden werden. Der Bundestag hatte am 20. März grundsätzlich den Weg zur Verstaatlichung angeschlagener Banken frei gemacht.

      Flowers hat mehr als eine Milliarde Euro in die einst im Dax gelistete Krisenbank gesteckt und fast alles verloren. Nun will er seine Aktien behalten, an Bord bleiben und hofft auf bessere Zeiten nach dem Staatseinstieg. Er habe sein Engagement immer mittel- bis langfristig verstanden, hieß es einer Mitteilung.

      Das Banken-Enteignungsgesetz ist speziell auf die HRE zugeschnitten, die durch einen akuten Liquiditätsengpass der irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa in eine Schieflage gerutscht war. Mittlerweile nimmt die HRE finanzielle Hilfen von mehr als 100 Milliarden Euro in Anspruch. Die Mittel kommen vom Bund und anderen Finanzfirmen.

      Nach der Beinahe-Pleite der Bank ermittelt auch die Münchner Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt Viermetz sowie gegen alle Ex-Vorstände der Bank, die zwischen November 2007 und September 2008 im Amt waren. Darunter ist auch Ex-HRE-Chef Georg Funke. Die Ermittler prüfen unter anderem den Verdacht der Marktmanipulation und Untreue.

      Anfang 2008 hatte die HRE unter dem damaligen Vorstandschef Funke nach monatelangen Beschwichtigungen völlig überraschend Abschreibungen über 390 Millionen Euro aufgrund der Finanzmarktkrise bekanntgegeben. In den vergangenen Monaten wurde der Vorstand der Bank komplett neu besetzt.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,616087,00.html
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 19:30:33
      Beitrag Nr. 2.609 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.398 von Maraho am 28.03.09 06:59:27Etwas aus der "Gerüchteküche" ...

      Medienbericht
      Weltfinanzgipfel: 20 Millionen neue Stellen?

      Die führenden Industrie- und Schwellenländer wollen sich nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" beim G20-Gipfel in London auf umfangreiche Konjunkturmaßnahmen verständigen. Insgesamt sollten die Konjunkturpakete einen Umfang von zwei Billionen Dollar (1,5 Billionen Euro) haben.


      HB HAMBURG/LONDON. So zitierte der "Spiegel" aus dem Entwurf des Abschlusskommuniqués der britischen Regierung. Der Impuls erhöhe das Wachstum um zwei Prozentpunkte und die Beschäftigung um 19 Mio. Arbeitsplätze.

      Den Entwurf versandte die britische Regierung vergangene Woche nach Angaben des Magazins in die Hauptstädte der Teilnehmerländer. Das Bundespresseamt in Berlin erklärte am Samstag, zu Entwürfen auf Arbeitsebene werde keine Stellung genommen.

      Nach Angaben des "Spiegels" will Großbritannien auch ein konkretes Wachstumsziel für die Weltwirtschaft am Jahresende 2010 in der Abschlusserklärung verankern. Eine Zahl soll bei den Abschlussverhandlungen eingesetzt werden. Mit Blick auf die Finanzmärkte solle die Regulierung ausgedehnt werden auf alle Finanzmärkte, Instrumente und Institutionen, einschließlich Hedgefonds. Auch wollten die G20-Staaten bis Ende des Jahres Richtlinien für die Entlohnung von Finanzmanagern auf den Weg bringen.

      Steueroasen und Länder, die sich bei der Umsetzung der Vorgaben nicht kooperativ zeigen, sollten zudem mit Sanktionen belegt werden. "Wir sind entschlossen, Wachstum wieder herzustellen, Protektionismus zu widerstehen und unsere Märkte und Institutionen für die Zukunft zu reformieren", zitierte das Magazin aus dem Londoner Entwurf. Der G20- Finanzgipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer findet am kommenden Donnerstag in London statt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachricht…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 19:34:24
      Beitrag Nr. 2.610 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.376 von Maraho am 28.03.09 06:03:55Etwas zu den heutigen Protesten ...

      G20-Gipfel
      Massendemonstration gegen Wirtschaftskrise

      Im Vorfeld des G-20-Gipfels in London haben am Samstag zehntausende Menschen in Europa gegen die Verursacher der Wirtschaftskrise und das Krisenmanagement der Regierungen protestiert. In Deutschland gingen in Berlin und Frankfurt nach Angaben der Veranstalter 55 000, nach Polizeiangaben 27 000 Menschen auf die Straße.


      HB FRANKFURT/MAIN. Auch in London und anderen Städten demonstrierten Zehntausende. Der DGB forderte Kanzlerin Angela Merkel auf, auf dem Weltfinanzgipfel am 2. April strengere Regeln für die internationalen Märkte durchzusetzen.

      Die Veranstalter in Deutschland, das kapitalismuskritische Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise" aus Gewerkschaften, Attac, der Linken und den Grünen sowie Umweltverbänden sprachen von 30 000 Teilnehmer in Berlin und 25 000 in Frankfurt. Sie werteten die Proteste als "vollen Erfolg". Die Polizei sprach von etwa 15 000 Teilnehmern in Berlin und rund 12 000 in Frankfurt. Bernd Riexinger von ver.di sagte, der Streit um Zahlen sei müßig - wichtig sei das Ziel der Demonstration, der Auftakt zu einer Protestbewegung zu sein.

      Während die Demonstration in Frankfurt ruhig verlief - lediglich auf Linke-Chef Oskar Lafontaine wurden Eier geworfen - kam es in Berlin zu Randale. Polizeisprecher Michael Gassmann sprach von "kurzfristigen Auseinandersetzungen". Die Polizei habe gezielt Straftäter festgesetzt, die Flaschen und Böller geworfen und Sachbeschädigung begangen hätten. Damit habe man die Randale relativ schnell in den Griff bekommen. Wie viele Freiheitsentziehungen es gab, konnte er zunächst nicht abschließend sagen.

      In London schätzte die Polizei die Zahl der Demonstranten auf 35 000. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Entwicklungsorganisationen und religiösen Gruppierungen rief die Staats- und Regierungschefs der G-20-Staaten auf, bei ihrem Gipfel einen demokratischen und transparenten Plan zur wirtschaftlichen Erholung vorzulegen. Für die kommenden Tage sind weitere Veranstaltungen angekündigt. In Paris demonstrierten 400 Menschen.

      In London findet am 2. April ein Nachfolgetreffen des ersten G-20-Gipfels der Staats- und Regierungschefs im November 2008 in Washington statt, bei dem sich die Teilnehmer auf eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte verständigt hatten. Die EU hat für den Londoner Gipfel einen Forderungskatalog für eine lückenlose Überwachung der Finanzmärkte aufgestellt.

      DGB-Chef Michael Sommer sagte der "Wirtschaftswoche", er befürchte, dass es "bei bloßen Ankündigungen bleibt und viele Manager und Spekulanten glauben, sie könnten nach der Krise weitermachen wie vorher". Die Finanzmärkte müssten verbindlich und verpflichtend so strenge Regeln bekommen, dass jede Form von Casino-Kapitalismus unterbunden werde. Auch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt forderte im "Hamburger Abendblatt" eine strikte Kontrolle der Finanzmärkte.

      Der Direktor den UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, mahnte im Deutschlandradio Kultur einen globalen Ansatz an, der auch den Klimawandel im Auge haben müsse. Der Gipfel sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu den Kopenhagener Klimaschutzverhandlungen Ende des Jahres. Dabei geht es um ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft.

      Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation WTO, Pascal Lamy, forderte in der "Wirtschaftswoche" ein entscheidendes Signal gegen Protektionismus und einen Durchbruch für die seit Jahren stockende Doha-Runde zur weiteren Liberalisierung des Welthandels.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/massendemo…
      29 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 19:42:38
      Beitrag Nr. 2.611 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.502 von Maraho am 28.03.09 19:34:24In Zusammenhang ...

      London vor dem Gipfel
      Nehmt ihnen ihren Porsche weg
      Von Gina Thomas


      Bloß keine Nadelstreifenanzüge, lautet im Vorfeld des mit tiefer Skepsis betrachteten Londoner G-20-Treffens die Weisung der Banken an ihre Angestellten. Da allein schon wegen der logistischen Herausforderung, die Politiker und Beamten von einem Ende der Stadt in die stets schwer erreichbaren Docklands zu befördern, mit erheblichen Störungen im öffentlichen Verkehrsnetz zu rechnen ist, empfehlen die Banken ihren Mitarbeitern, möglichst zu Hause zu arbeiten. Sofern sie in den ersten Apriltagen überhaupt ins Büro gehen müssen, raten Hausmitteilungen dazu, sich lässig und unauffällig zu kleiden und keine Firmenembleme auf Taschen oder anderswo sichtbar zu machen. So weit ist es gekommen, dass Banker um ihre Sicherheit fürchten müssen.

      Mit Parolen wie "Stürmt die Banken" und "Schlagt einen Banker" rufen diverse Aktionsgruppen zu Demonstrationen gegen den Kapitalismus auf. Gewiß finden sich unter den Wortführern die "üblichen Verdächtigen", die jeden Vorwand, von Krieg bis Klima, nutzen, um ihre Aggressionen gegen das System zu lüften. Der Kampfruf "Packt die Gelegenheit beim Schopf" verrät allerdings die Hoffnung, auch die Mittelschicht einspannen zu können, die ihren Zorn auf die Politik und das Finanzwesen sonst eher am Eichentisch in der Wohnküche äußert.

      Die City zurückerobern

      Am Tag des Gipfels wollen Demonstranten "an die Hoteltüren" der Teilnehmer schlagen und zum Messezentrum im ehemaligen Hafengebiet marschieren, wo die Wirtschaftsmächte zusammentreffen - ein derart seelenloser Veranstaltungsort übrigens, dass die internationale Verlagswelt auf die Barrikaden ging, als die Londoner Buchmesse ein einziges Mal dort stattfand. An dem zum "Financial Fool's Day" erklärten 1. April wollen sie die City "zurückerobern". Vier von den biblischen Boten des Weltuntergangs abgewandelte apokalyptische Reiter - ein roter symbolisiert den Krieg, ein grüner das Klimachaos, ein silberner "finanzielle Verbrechen" und ein schwarzer das Ende der gemeinschaftlchen Nutzung von Agrarland im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert - werden Karnevalszüge von verschiedenen Treffpunkten aus zum "Sündenpfuhl" in der City anführen. Dort werden blutige Abbilder von Bankern von den Laternenpfosten hängen, darunter der mit seiner Riesenabfindung zum Buhmann der Kreditkrise stilisierte Fred Goodwin.

      Christ Knight, ein marxistischer Anthropologie-Professor der University of East London, der zu den Köpfen einer der größten Dachorgansationen des Protests gehört, hat in einem Rundfunkgespräch mitgeteilt, er hoffe zwar, es werde bei abschreckenden Trockenübungen bleiben, aber, "um ehrlich zu sein, wenn er (Sir Fred) uns weiter auf die Palme bringt, werden leibhaftige Banker von den Laternenpfählen hängen". Wenn Gordon Brown Lockspitzel einsetze und die Polizei "ihren nuklearen Knopf drückt, werde ich meinen drücken", droht Knight, den seine Hochschule unterdessen von seinen Lehrpflichten entbunden hat, während sie seine Äußerungen prüft. Seine Organisation beruft sich auf die "Diggers", jene vorkommunistische Vereinigung, die im Englischen Bürgerkrieg die Abschaffung von Privateigentum und Knechtschaft forderte.

      Sachschaden einkalkuliert

      Für Knight beginnt die Revolution an diesem Samstag, nach dem Marsch "Put the People First" für "einen fairen, tragbaren Ausweg aus der Rezession", den ein Potpourri von Gewerkschaften, Wohlfahrtsgruppen, Anti-Kriegs-Demonstranten und Umweltorganisationen im Vorfeld des Gipfels koordiniert haben. Knights Gruppe will dafür sorgen, dass die Symbole des Kapitalismus und der Energieverschwendung die vom World Wild Fund für diesen Samstag um 20.30 Uhr Ortszeit weltweit anberaumte "Earth Hour" einhalten. Jedes Londoner Bürohaus, das sich diesem Zeichen für den Klimaschutz nicht anschließe, erklärt Knight zur berechtigten Zielscheibe. Menschen sollten nicht zu Schaden kommen, aber gegen Sachschaden habe er nichts einzuwenden. Man könne sicher sein, "auf die eine oder andere Art werden diese Lichter ausgeschaltet".

      Wenn es dem Riesenaufgebot an Sicherheitskräften nicht gelingt, der Lage Herr zu bleiben, und die hetzerische Rhetorik tatsächlich in Gewalt umschlägt, muss die britische Regierung einen Teil der Verantwortung tragen. Um vom eigenen Versagen abzulenken, hat sie den Hass auf die Banker geschürt und sie mehr oder weniger zu Freiwild erklärt. Gordon Browns Stellvertreterin Harriet Harman beschwor das "Gericht der öffentlichen Meinung" für den Fall, dass sich nicht juristisch gegen Fred Goodwins unmäßige Rente vorgehen lasse. Ihr Vorgänger John Prescott, der wegen seiner zwei Dienstwagen den Beinamen "two jags" erhielt, bloggte, Sir Fred sei zu dieser Rente nicht berechtigt. Es sei "Gier, Gier, Gier".

      Der Reiz der Anarchie

      Gordon Brown schließlich bezichtigte die Banker des schlechten Benehmens, als habe er nichts mit der ganzen Misere zu tun. Max Hastings, ehemaliger Chefredakteur des "Daily Telegraph", wollte sicher nicht beim Wort genommen werden, als er die "schamlosen Banker" mit den großen Eisenbahnräubern verglich und meinte, man müsse ihnen nicht nur die Porsche wegnehmen und sie verprügeln, sondern auch Steine durch die Fenster ihrer Häuser werfen, bis sie Reue zeigten. Genau das tat eine Organisation "Banker sind Kriminelle" wenige Tage später. Das sei nur der Anfang, drohte sie nach dem Anschlag auf Sir Fred Goodwins Haus in Edinburgh. London ist auf Anarchie gefasst.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/…
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      Avatar
      schrieb am 28.03.09 19:49:42
      Beitrag Nr. 2.612 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.861 von Dorfrichter am 28.03.09 10:51:26Guten Abend Dorfrichter,

      entschuldige bitte meine Unhöflichkeit! Ich habe Dich heute morgen übersehen, wie ich erst jetzt bemerkt habe.

      Dir einen schönen Abend!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 20:18:45
      Beitrag Nr. 2.613 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.760.650 von Maraho am 13.03.09 13:00:50In Bezug.

      Wirtschaftswachstum
      Die Mängel der Statistik
      Von Fritz Vorholz

      In Wahrheit misst das Bruttoinlandsprodukt gar nicht den Wohlstand. Forscher suchen Alternativen

      Keine andere Ziffer aus dem Universum der Ökonomie elektrisiert Minister und Manager, Verbraucher und Lohnempfänger, Verbandsfunktionäre, Wirtschaftsweise, Investoren und Journalisten mehr als das BIP, das Bruttoinlandsprodukt. Wächst es, so der landläufige Glaube, gibt es mehr Wohlstand, und Probleme lassen sich leichter lösen. Schrumpft das BIP, gibt es Ungemach.

      Wie im Augenblick. Nicht nur in Deutschland schrumpft in diesem Jahr das BIP, erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird es voraussichtlich in der ganzen Weltwirtschaft kleiner. Rund drei Billionen Dollar haben Regierungen bereits mobilisiert, um dieses »negative Wachstum«, den Wirtschafts-GAU, zu bekämpfen – und den Wohlstand der Nationen wieder zu heben.

      Doch der Glaube an diesen Zusammenhang – mehr BIP gleich mehr Wohlstand – wird in diesen Tagen durch eine Reihe neuer Forschungsergebnisse erschüttert. Verantwortlich dafür sind die gleichen Politiker, die gerade mit Konjunkturprogrammen das BIP wieder nach oben zu treiben versuchen. Als die Zeiten noch besser waren, beauftragten sie Fachleute damit, die Aussagekraft des BIP zu erforschen und gegebenenfalls alternative Fortschrittsindikatoren zu entwickeln. In Kürze ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen.

      Mit besonderer Spannung erwartet werden die Erkenntnisse einer Kommission, die Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy vor gut einem Jahr eingesetzt hat. Unter dem Vorsitz des Amerikaners Joseph E. Stiglitz brüten in dem Denkerzirkel zwei Dutzend Spitzenökonomen, darunter fünf Nobelpreisträger, über das richtige Maß für den Wohlstand. Im April, ausgerechnet dann, wenn der Internationale Währungsfonds (IWF) genaue Prognosen über den in diesem Jahr zu erwartenden BIP-Schwund veröffentlicht, wollen Stiglitz & Co ihren Bericht im Élysée-Palast abliefern. Ein Ergebnis ist bereits durchgesickert: Als Wohlfahrtindikator taugt das BIP nur bedingt.

      Tatsächlich verbirgt sich hinter der magischen Ziffer nicht mehr als der summierte Wert aller im Inland hergestellten Güter, also Waren und Dienstleistungen. Die Mängel dieses Konzepts kennt jeder Student der Ökonomie. So schrumpft das BIP, wenn ein Pfarrer seine Haushälterin heiratet, weil er sie anschließend nicht mehr für ihre Dienste entlohnt. Umgekehrt lassen beispielsweise Verkehrsunfälle das BIP wachsen, weil die Reparatur von Autos für Einkommen sorgt. Reicher, geschweige denn glücklicher, wird ein Volk dadurch nicht – ebenso wenig, wie es durch die Heirat des Geistlichen ärmer wird.

      Unter anderem wegen dieser offenkundigen Defizite hat die EU-Kommission bereits vor mehr als einem Jahr zu Protokoll gegeben, das BIP sei »nicht länger eine maßgebliche Messgröße des Wohlergehens«. Auch die OECD, eine Art Thinktank der Industrieländer, bescheinigt der Ziffer viele Mängel. Über Fortschritt und Glück, heißt es sogar in Horst Köhlers Bundespräsidialamt, müsse in Zukunft anders diskutiert werden, nämlich abgekoppelt von Wachstumserwartungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel weiß seit Langem um die Schwächen des Konzepts. In der wirtschaftspolitischen Diskussion werde die »begrenzte Aussagekraft« der hochaggregierten Kennzahl BIP »nicht immer genügend beachtet«, antwortete sie schon vor fast 13 Jahren, damals als Bundesumweltministerin, auf eine Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion.

      Bislang ist die weltweite Dominanz des BIP zwar noch ungebrochen – doch gibt es ein paar praktische Ansätze, dies zu ändern. China versucht, seine auf herkömmliche Weise berechnete Wirtschaftsleistung um die monetär bewerteten ökologischen Schäden zu korrigieren. Die Bemühungen um dieses »grüne BIP« haben jedoch Rückschläge erfahren. Nicht nur wegen methodischer Probleme, sondern auch, weil auf diese Weise bekannt wird, mit welchem Raubbau an der Natur das Rekordwachstum des Landes erkauft wurde. In dem Himalaya-Königreich Bhutan ist schon seit 35 Jahren nicht das BIP, sondern das Bruttonationalglück (Gross National Happiness) Zielgröße der Politik. Es lässt sich allerdings kaum objektiv messen.

      Praktischer erscheint der unter anderem auf Ideen des Nobelpreisträgers James Tobin zurückgehende Index für nachhaltigen wirtschaftlichen Wohlstand (ISEW); er berücksichtigt etwa die Kosten der globalen Erwärmung und den Wert unbezahlter Hausarbeit. Berechnungen für diverse Länder zeigen, dass der ISEW stagnierte oder rückläufig war, während das BIP ungebremst wuchs. Auch für Deutschland existieren solche Vergleiche.

      Obwohl die Debatte an den Datenexperten des Statistischen Bundesamtes nicht vorbeigegangen ist, wollen sie das BIP bis heute nicht ersetzen. Ein Ökosozialprodukt sei »wohl per se nicht machbar«, ließ die Wiesbadener Behörde schon vor rund zehn Jahren wissen. Immerhin legen die amtlichen Datensammler seit einiger Zeit einmal pro Jahr eine »Umweltökonomische Gesamtrechnung« vor. Die klärt zum Beispiel darüber auf, wie viel Kohlendioxid (CO₂) in Export- oder Importprodukten steckt. Man kann daran zum Beispiel ablesen, welche Menge der klimaschädlichen Substanz deutschen Verbrauchern ausländischer Produkte zuzurechnen ist.

      Doch so aufschlussreich und anspruchsvoll die Arbeit der Statistiker auch ist: Politiker und Medienleute, stets in Eile, interessieren sich für solche Kürübungen fast gar nicht. Wie eh und je leben sie mit der vom BIP genährten Wohlstandsillusion. Eine nicht ungefährliche Täuschung. Schließlich beeinflusse, »was wir messen, das, was wir tun«, so der Nobelpreisträger Stiglitz.

      Wie die Welt jenseits des BIP zu vermessen wäre, verriet der Chef der von Sarkozy berufenen »Kommission für die Messung der ökonomischen Leistung und des sozialen Fortschritts« bisher allerdings nicht. Immerhin gab Stiglitz bereits preis, mit welchen Faktoren das BIP wohl korrigiert werden sollte: Umweltschäden gehören dazu, unbezahlte Arbeit und ein Faktor, der sich auf die Einkommensverteilung bezieht.

      Das sind exakt jene Größen, die auch zwei deutsche Forscher seit Längerem im Visier haben, allerdings mit deutlich weniger Geheimnistuerei. Der Heidelberger Ökonom Hans Diefenbacher und der Berliner Politologe Roland Zieschank haben im Auftrag des Umweltbundesamtes sogar schon einen detaillierten Bericht über Wohlfahrtsmessung in Deutschland vorgelegt – inklusive Vorschlag für einen neuen »Nationalen Wohlfahrtsindex« (NWI).

      Zur Ermittlung des NWI ziehen die beiden Forscher erst einmal eine ganz konventionelle Komponente des BIP heran: den privaten Verbrauch. Alles Wirtschaften dient schließlich nach einer verbreiteten Ansicht unter Ökonomen der Mehrung dieses Konsums. Diefenbacher und Zieschank gewichten diese Größe aber mit einem Verteilungsindex. Darin steckt ein Werturteil: Wenn alle mehr konsumieren, ist das für den allgemeinen Wohlstand besser, als wenn es nur eine kleine Gruppe tut. Schließlich wird diese Zahl noch ergänzt durch den Wert unbezahlter Hausarbeit und ehrenamtlichen Engagements, während die Kosten von Umweltschäden und der unwiederbringliche Verbrauch von Rohstoffen subtrahiert werden.

      Der NWI fällt stets kleiner aus als das BIP. Und BIP und NWI entwickeln sich interessanterweise unterschiedlich. In den letzten Jahren vor dem Ausbruch der Finanzkrise ist das BIP noch gewachsen, während der NWI bereits zurückging.

      »Wir haben den NWI nicht als Instrument gegen die Wirtschaftskrise entwickelt«, sagt sein Erfinder Diefenbacher. Hätte es ihn aber schon gegeben, wäre die nahende Krise womöglich früher bemerkt worden. »Wir brauchen neue Orientierungsgrößen«, sagt Diefenbacher.

      Einst war das BIP ebenso neu wie heute der NWI. Es entstand während der Großen Depression vor 80 Jahren. Damals wuchs in der Ökonomie das Verständnis für die makroökonomische Steuerung des Wirtschaftsprozesses. Für diese vor allem mit dem Namen John Maynard Keynes verbundene Einsicht lieferte das System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung den nötigen Datenunterbau, einschließlich seines zentralen Bestandteils BIP.

      Obwohl es angesichts von Klimagefahren und Ressourcenverzehr nicht mehr zeitgemäß ist – überflüssig ist es offenbar auch noch nicht. Jedenfalls wollen Zieschank und Diefenbacher mit ihrem NWI das BIP nur ergänzen, nicht abschaffen.

      Es wäre nicht überraschend, sollten Stiglitz & Co demnächst einen ganz ähnlichen Vorschlag machen. Spannend ist nur, was die Politiker damit anfangen werden.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/14/BIP?page=1
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 20:31:49
      Beitrag Nr. 2.614 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.876 von Maraho am 28.03.09 10:54:53Noch etwas hierzu ...

      Haushalten in Krisenzeiten
      Kleckern statt klotzen
      Von Hannah Wilhelm

      Lebensmittel, Miete, GEZ-Gebühren: In vielen Haushalten wird das Geld wegen der Wirtschaftskrise knapp. Zeit, die Ausgaben zu prüfen.


      Bei manchen ist es eher noch ein unbestimmtes Gefühl: Wir sollten vielleicht sparen, wer weiß, was in diesen Krisenzeiten noch kommt. Andere merken schon sehr deutlich, dass das Geld am Ende des Monats knapper wird. Sie machen Kurzarbeit, mussten auf Gehalt verzichten oder haben schon ihren Job verloren. In der Krise trifft es fast alle. Auch Menschen, die sich bisher nie Gedanken machen mussten, wie man sparsam heizt oder einkauft.

      "Die Krise, in die wir gerade hineinrutschen, lässt manche sonst üblichen Spartipps leider etwas weltfremd erscheinen", sagt Evelyn Dahme von der Verbraucherzentrale Brandenburg. "Gerade wenn es Menschen trifft, die eh schon wenig haben. Denn wer nicht viel hat, hat häufig auch kaum Möglichkeiten, an etwas zu sparen." Andererseits weiß sie auch: "Fast in jedem Haushalt gibt es ein kleines Einsparpotential."

      Alle Beträge notieren

      Viele Verbraucherzentralen bieten Haushalts-Checks oder Energieberatungen für Sparwillige an. "Wir zeigen den Menschen, wie sie Geld sparen können, ohne dabei auf viel verzichten zu müssen", erklärt Dahmen. Die erste Empfehlung lautet immer: Bilanz ziehen. "Das ist das A und O. Man muss alle Beträge aufschreiben, die reinkommen und rausgehen." Dabei hilft ein Haushaltsbuch, in das alle Einnahmen und Ausgaben eingetragen werden.

      Genauigkeit ist wichtig - jedes Brötchen am Morgen muss aufgelistet werden, jeder Milchkaffee am Nachmittag, Strom- und Mietkosten genauso wie GEZ-Gebühren. Nur so zeigt sich, wohin das ganze Geld verschwindet. Gerade in Zeiten von Kreditkarten, EC-Karten und Online-Shopping verliert manch einer den Überblick. Und: Das Haushaltsbuch ist das wirksamste Mittel gegen Selbstbetrug. Oft hilft es schon, einen genauen Überblick über die Ausgaben zu bekommen, um sich selbst besser kontrollieren zu können.

      Tipps zum Geldsparen gibt es unendlich viele; zahlreiche Bücher widmen sich diesem Thema, unter anderem der Ratgeber "Besser haushalten" von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Auch im Internet existieren mittlerweile zahlreiche Seiten mit Tipps rund ums Haushalten. Das größste Einsparpotential sehen Verbraucherschützer bei den Energiekosten und den Kosten für Versicherungen und Altersvorsorgeprodukten (Artikel rechts).

      "Strom- und Heizkosten sind ein wichtiger Punkt, da hier hohe Beträge ausgegeben werden. Und wo man viel ausgibt, kann man auch viel sparen", sagt Dahme. So wissen viele Menschen immer noch nicht, dass eine Energiesparlampe fünfmal länger hält und wesentlich weniger Strom verbraucht als eine herkömmliche Glühbirne; allein das spart rund 70 Prozent der Kosten für die Beleuchtung. Auch das Steckerziehen bei Standby-Geräten spart Geld - "für manche ist das selbstverständlich, aber andere wissen das zum Beispiel leider noch nicht", sagt Dahme. Sie empfiehlt Verbrauchern auch, sich ein Messgerät für den Stromverbrauch zu kaufen oder bei einer Verbraucherzentrale auszuleihen. "So findet man Stromfresser." Ebenso könnten viele Menschen durch richtiges Lüften und Heizen viel sparen. Auch ein Preisvergleich der Stromanbieter kann sich lohnen - das ist mittels Internetportalen wie Check24.de, Verivox.de und Toptarif.de recht einfach.

      Angst vor Finanzthemen

      "Auch bei Altersvorsorgeprodukten könnten viele Menschen besser haushalten", weiß Verbraucherschützerin Dahme. Das Problem: Oft wollen sich Verbraucher mit Finanzthemen nicht auseinandersetzen und nehmen deshalb das erstbeste Produkt. "Dabei spart es bares Geld, wenn man die Kosten der verschiedenen Anbieter zum Beispiel bei Riester-Verträgen vergleicht." Außerdem sind viele Deutsche falsch oder überversichert. "Hier kann man - das zeigt unsere Beratungspraxis - unheimlich viel besser machen", erklärt Dahme. So hätten zum Beispiel viel zu viele Menschen eine Hausratsversicherung, die oft gar nicht nötig sei.

      Wer also kritisch seinen Energieverbrauch und seine Versicherungen überprüfe, könne so schon einiges sparen, "und natürlich auch beim Einkaufen", sagt Dahme. "Wer sich gut organisiert und einen Großeinkauf statt vieler kleiner macht, lebt günstiger", sagt die Verbraucherschützerin, räumt aber ein: "Daran scheitere ich leider selbst regelmäßig." Experten warnen aber vor zu hohen Erwartungen. Dahme: "Spartipps können nicht alle Probleme lösen. Es gibt in Deutschland Menschen, die sich selbst existenziell wichtige Versicherungen nicht leisten können."

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/663/463274/text/
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 20:42:19
      Beitrag Nr. 2.615 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.542 von Maraho am 28.03.09 19:42:38Eine weitere Ausführung zum Thema ...

      Dämonisierung der Proteste gegen den G20-Gipfel in London
      Ralf Streck

      Angesichts der Wut vieler Menschen wird so getan, als würde ab heute zur Säuberung Londons von Schlipsträgern aufgerufen

      Mit vielen Schlagzeilen wird derzeit Stimmung gegen die gemacht wird, die ab heute in London gegen den G20-Gipfel protestieren. Am internationalen Aktionstag, an dem auch in Frankfurt und Berlin dagegen demonstriert werden soll, dass die einfachen Menschen für die Krise zur Kasse gebeten werden, beginnen in London die Proteste gegen den gegen Weltfinanzgipfel. Gesprochen wird von einer "Hatz auf Schlipsträger", London sehe mit "Bangen" einer Demonstrationswoche entgegen. Klar ist, dass sich angesichts goldener Handschläge und Millionenbonuszahlungen für Mitverantwortliche der Krise, bei denen Wut angestaut hat, die nun ihre Jobs und Wohnungen verlieren, weil die Börsen zu globalen Kasinos umfunktioniert wurden.

      Derzeit wird in Großbritannien so getan, als hätte die Hauptstadt während des G20-Gipfels mit revolutionsähnlichen Unruhen zu rechnen, wenn der Weltfinanzgipfel auf Einladung des britischen Premierministers Gordon Brown am Donnerstag in London zusammentrifft. Gerüchte kursieren, wonach militante Gruppen "Überfälle im Guerilla-Stil" auf Hotels vorbereiteten, in denen die Regierungschefs untergebracht werden. Verwiesen wird dabei aber vor allem auf radikale Slogans ("Reclaim the Money"). Gerechtfertigt werden sollen damit vor allem die massiven Sicherheitsvorkehrungen, denn Tausende Beamte werden in dieser Demonstrationswoche im Einsatz sein.

      Schon bevor 22 Staats- und Regierungschefs am Donnerstag im Excel-Konferenzzentrum in den Docklands im Osten Londons zusammentreffen, sind etliche Proteste geplant und offiziell angekündigt. Die Tageszeitung Guardian hat sie in einer Animation zusammengestellt. Schon heute wird es im Rahmen eines internationalen Aktionstags große Demonstrationen in der britischen Hauptstadt geben. "Wir zahlen nicht für Eure Krise", lautet das Motto, unter dem an diesem Wochenende allüberall protestiert wird, auch in Frankfurt und Berlin. Die britische Hauptstadt wird sich am Mittag wohl eine der größten Demonstrationen zusammenfinden, die London in ihrer Geschichte gesehen hat.

      Im Vorfeld der Proteste schürt die britische Polizei die Angst. Banken wird geraten, die Fenster zu verbarrikadieren. Einige haben daraufhin sogar beschlossen, die Pforten zum Teil ganz schließen. Banker werden aufgefordert, in den folgenden Tagen statt in Anzug und Krawatte, lieber leger gekleidet, in Jeans und Pullover zur Arbeit kommen oder besser zu Hause bleiben, rät auch die Londoner Handelskammer.

      Doch woher diese Panik? Hat man Angst vor vier Karnevalszügen, die sich am Mittwoch durch den Finanzdistrikt bewegen und vor die Bank von England ziehen werden. Vor der Zentralbank soll dann ein lustiges "Bankett" stattfinden. Bedrohlich ist offenbar auch, dass Umweltaktivisten 24-Stunden mit einem Zeltlager vor der Emissionshandelbörse in der Innenstadt protestieren wollen und vor dem Kongresszentrum einen Eisberg aufstellen wollen. Der wird, wie die Eisberge an den Polen, langsam abschmelzen. Auch der geplante Alternativgipfel, der in der University of East London stattfinden wird, ist bestenfalls wegen der Nähe zum Konferenzzentrum ein logistisches Problem.

      Denn tatsächlich kann trotz der tief greifenden Wirtschaftskrise in Großbritannien niemand von nennenswerten Vorfällen oder Übergriffen sprechen. So ist es schon fast peinlich, wenn allseits angeführt wird, dass eine Gruppe mit dem Namen "Bank Bosses are Criminals" ein paar Scheiben am Haus von Fred Goodwin in Edinburgh - noch dazu im entfernten Schottland - eingeworfen haben will (Die Wut wächst). Der Ex-Chef der Royal Bank of Scotland, die trotz des Rekordverlusts in der britischen Geschichte Bonuszahlungen in der Höhe von einer Milliarde Pfund ausgezahlt hat, der für seine "Leistungen" mit einer Jahrespension von 700.000 Pfund in den Ruhestand ging, zahlt diesen Schaden aus der Portokasse. Ansonsten werden ein paar radikale Blogs zitiert oder die Tatsache, dass eine Gruppe "Government of the Dead" eine Banker-Puppe symbolisch öffentlich aufgehängt hat.

      Dass derlei Vorgänge für eine Angstkampagne genutzt werden, zeigt den verstellten Blick, der die Misere nicht sehen will, in die weltweit zahllose Menschen durch die Krise gestürzt werden. Im Vergleich zur strukturellen Gewalt, die Millionen durch Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit erleiden, weil sie nach dem Job nicht selten auch das Haus verlieren, dass weltweit die Zahl der Hungernden ständig steigt, wie sogar die Weltbank warnt, sind ein paar zerbrochen Scheiben ein schlechter Witz. Doch die Verlierer der Krise, die keine Verantwortung tragen und nicht in das weiche Netz der goldenen Handschläge, satten Pensionen und hohen Bonuszahlungen fallen, werden offenbar nur noch als Bedrohung der Sicherheit gesehen.

      Dieser verstellte Blick soll mit den zahllosen Aktivitäten gerade gerückt werden, wenn sich diese Woche die Verantwortlichen für die Finanz- und Wirtschaftskrise in London zum Stelldichein einfinden, um wieder einmal über Maßnahmen zur Krisenbekämpfung zu debattieren. Dass dabei viel herauskommt, davon geht ohnehin niemand wirklich aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat schon einmal vorsorglich in einem Interview mit der Financial Times die Erwartungen zurückgeschraubt. Der Gipfel werde die weltweite Wirtschaftskrise nicht lösen, nicht einmal die Gespräche über eine neue internationale Finanzmarktarchitektur könnten abgeschlossen werden: "Wir werden uns bestimmt wieder treffen müssen", kündigte sie weitere Treffen an (Damit pfiff Merkel den Gastgeber Brown zurück, der von einem "neuen globalen New Deal" sprach, der auf dem Gipfel verabschiedet werden solle.

      Die von Put People First und anderen Gruppen organisierten Demonstrationen fordern dagegen reale Veränderungen, in denen das Wohl der Menschen und nicht das Wohl der Finanzmärkte im Mittelpunkt stehen sollen. Die vom breiten PPF-Bündnis organisierte Demonstration dürfte angesichts der massiven Wirtschaftskrise wohl noch größer werden als die, die gegen den Irak-Feldzug 2003 durch die britische Hauptstadt zog. Damals gingen mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Die Koalition aus Globalisierungsgegnern, Gewerkschaften und Umweltgruppen, wird für "Arbeitsplätze, Gerechtigkeit und Klimaschutz" demonstrieren.

      PPF macht in ihrem Aufruf deutlich, dass es schon vor dem Kollaps von Banken auf der Welt Elend, Ungleichheit und die Gefahr von einem Klimachaos gab. Und dass die Krise letztlich nur das Ergebnis davon sei, einem Finanzmodell gefolgt zu sein, das von einer "ständig steigenden Verschuldung" angeheizt wurde, was für die Ökonomie, wie die Ökologie gelte. "Es kann kein Zurück zum alten Modell geben, fundamentaler Wandel ist nötig", wird resümiert und nach Devise der UN-Umweltbehörde ein "Green New Deal" gefordert. Geld soll für umweltfreundliche Technologien, für erneuerbare Energien und für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr ausgegeben werden, um Klimawandel und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Mit den Globalisierungskritikern wird eine demokratische Kontrolle über die Finanzmärkte und sowie Hilfe für Entwicklungsländer gefordert.

      Polizei schürt die Angst vor Gewaltausbrüchen, um von der Teilnahme an den Protesten abzuschrecken

      Angesichts der Tatsache, dass es sich bei PPF um eines der breitesten Bündnisse in der britischen Geschichte handelt, wird sehr schnell deutlich, dass die geschürte Angst vor der Randale eigentlich nur dazu dienen soll, viele Menschen von der Beteiligung an den zahllosen Protesten abzuhalten. Die Polizei ist besorgt über eine "noch nie dagewesene Planung" und von "neuen Bündnissen" zwischen Anarchisten, Umweltschützern und Globalisierungsgegnern. Deshalb findet eine "Dämonisierung" der Demonstranten statt, stellt Judith Soal in einem Kommentar fest, wenn sie als "marodierende Anarchisten" beschrieben würden, die versessen darauf seien, die Gesellschaft zu zerstören.

      Die Polizei schürt die Angst vor Gewaltausbrüchen, um die Teilnahme an den Protesten gering, die Lage überschaubar und den Schaden für die Regierung gering zu halten. Denn allen ist klar, dass die Gipfelstürmer noch niemals so große Sympathien in breiten Gesellschaftlichen Kreisen gestoßen sind wie bisher. So haben sich viele Kritikpunkte der Bewegung in den letzten Monaten nur als allzu richtig herausgestellt. Und so dient die Panikmache vor Gewaltausbrüchen schon im Vorfeld dazu, mögliche massive Übergriffe von Seiten der Polizei gegen die Demonstranten zu rechtfertigen. Sie waren eigentlich bisher fast immer bei solchen Zusammenkünften zu beobachten, ob in Genua oder Heiligendamm.

      Vor allem soll ein Spaltungskeil gesetzt und damit verhindert werden, dass sich neben der gipfelfernen Demonstration heute viele auch an den Protesten beteiligen, mit denen während des Gipfels direkt Druck auf die Gipfelteilnehmer ausgeübt werden und Sand in den reibungslosen Ablauf der Gipfelmaschinerie gestreut werden soll. So ist es kein Wunder, dass die Polizeiführung schon im Vorfeld bei Protestgruppen vorsprach und vor einem "sehr gewaltsamen" Vorgehen warnte, wenn es "trouble" gäbe.

      Parlamentsmitglieder zeigen sich erstaunt über die Wortwahl und die Aggressivität der Polizeiführung, die "nicht sehr hilfreich" sei. David Howarth, Parlamentarier der Liberalen erklärte: "I am increasingly worried that what the police are saying about the protests will end up in a self-fulfilling prophecy. By talking up the prospect of violence they will put off peaceful demonstrators and start to attract other sorts." Andrew Dismore von der Labour Party, machte die Polizei darauf aufmerksam, dass sie die Menschenrechte zu wahren und die Demonstrationen zu ermöglichen und nicht zu verhindern habe. "If they act in a confrontational way and use confrontation language, they will start to provoke the kind of behaviour they are seeking to prevent.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30026/1.html
      29 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 20:51:00
      Beitrag Nr. 2.616 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.502 von Maraho am 28.03.09 19:34:24"Während die Demonstration in Frankfurt ruhig verlief - lediglich auf Linke-Chef Oskar Lafontaine wurden Eier geworfen..."

      :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 20:54:31
      Beitrag Nr. 2.617 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.743 von Metrik am 28.03.09 20:51:00Guten Abend Metrik,
      die Revolution frißt ihre Kinder ... ;)

      Dir einen schönen Abend.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:02:24
      Beitrag Nr. 2.618 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.751 von Maraho am 28.03.09 20:54:31
      Hallo Maraho
      Der Spruch ruft einfach nach Goya



      Ein schönes Wochenende dir
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:07:20
      Beitrag Nr. 2.619 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.768 von Metrik am 28.03.09 21:02:24Danke! Auch für das Bild!
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:12:24
      Beitrag Nr. 2.620 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.827.191 von Maraho am 23.03.09 16:58:11In Bezug.
      Die Schweiz macht sich Sorgen ...

      Das Defizit – die nächste Zeitbombe
      Von Claude Chatelain

      Die massiven Verschuldungen werden zu höheren Inflationsraten in den USA führen. Die Frage ist bloss, wann die Preissteigerung einsetzt und wieweit sich die Schweiz diesem Trend zu entziehen vermag. Die Aussichten sind düster.


      Zuerst ein paar Zahlen: Das Haushaltsdefizit der USA belief sich 2008 auf drei Prozent. 2009 wird es rund 12 Prozent betragen. Für den bereits hohen Schuldenberg bedeutet das Folgendes: Per Ende September 2008 betrug die ausstehende Staatsschuld in den USA rund 70 Prozent des Brutto-Inlandproduktes (BIP). Sollten alle seit August 2008 gesprochenen Unterstützungszahlungen und Garantien eingelöst werden, addiert sich das Total der Stimulierungsmassnahmen auf 9500 Milliarden Dollar. Dieser Betrag allein macht 65 Prozent des BIP aus. Zusammen mit der bereits erdrückenden Schuldenlast steigt die Verschuldung in den nächsten drei Jahren auf über 130 Prozent des BIP.

      Zur Erinnerung: Die EU-Staaten mussten ihre Staatsschuld auf 60 Prozent begrenzen, um sich der europäischen Währungsunion anschliessen zu können.

      55000 Milliarden Dollar

      Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Wie Christoph Buchmann von der InCentive Asset Management in Zürich erklärt, müssten noch die versprochenen Leistungen der Sozialversicherungen berücksichtigt werden. Zählt man alle Verpflichtungen, auch jene der Sozialversicherungen, zusammen, ergibt das einen Betrag von 55000 Milliarden Dollar. Wer lieber mit Nullen rechnet: 55000000000000 Dollar. Dieser Betrag entspricht dem Vierfachen des BIP. «Zu gross, um je ausbezahlt zu werden», sagt Buchmann. «Es ist eine Frage der Zeit, bis die Verpflichtungen nach unten korrigiert werden müssen.»

      Was machen die Chinesen?

      Eine zentrale Frage besteht darin, wer die unzähligen Obama-Bonds kaufen will. Bisher wurden die Fehlbeträge im US-Haushalt mit Staatsobligationen finanziert, gekauft massgeblich durch die Notenbanken von China und früher von Japan. Ob das auch in Zukunft der Fall sein wird, ist zu bezweifeln. «Dass sich die US-Aussenministerin Hillary Clinton bei den Chinesen für den Kauf von US-Bonds bedankte, deutet schon darauf hin, dass die Chinesen nicht unbeschränkt Obama-Bonds kaufen werden», sagt Volkswirtschaftsprofessor Klaus Neusser der Uni Bern. Somit wird die US-Notenbank einspringen müssen, wie sie das im grossen Stil bereits getan hat. «Wenn die US-Notenbank Staatspapiere kauft, muss sie die Notenpresse anwerfen», sagt Klaus Neusser. «Wir müssen damit rechnen, früher oder später wieder hohe Inflationsraten zu haben». Hoch heisst fünf Prozent und mehr.

      Auch für Professor Yvan Lengwiler von der Uni Basel wird die Inflation kaum zu vermeiden sein. Falls die Asiaten die Obligationen kauften, käme das einer massiven Zunahme der Aussenverschuldung gleich. Weil Schulden zurückbezahlt werden müssten, wäre der Anreiz, diese Schulden «wegzuinflationieren», wohl unwiderstehlich, schreibt Lengwiler in der NZZ. Und wenn die Notenbank die Staatsobligationen übernimmt, «kommt dies einer Finanzierung mit der Notenpresse gleich und wirkt direkt inflationär».

      Gibt es überhaupt ein Szenario, wie die Inflation vermieden werden kann? Klaus Wellershoff, der abtretende Chefökonom der UBS, sagt «Ja». Theoretisch möglich wäre, dass das Fed die en masse gekauften Staatspapiere auf den Markt wirft, sobald die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wieder ansteigt. Damit könnte dem Markt die überschüssige Liquidität entzogen werden. Wird aber der Markt mit Staatsobligationen überschwemmt, hätte das einen Preiszerfall eben dieser Papiere zur Folge, was gleichzeitig deutlich höhere Zinsen bedeuten würde. Doch Wellershoff glaubt nicht, dass dieses Szenario eintreffen wird. Der politische Druck werde ein drastisches Ansteigen der Zinsen verhindern.

      Die Schweiz im Kielwasser

      Nach Einschätzung des UBS-Ökonomen wird auch die Schweiz nicht ungeschoren davonkommen, obschon sie im Vergleich zu anderen Wirtschaftsnationen punkto Schuldenpolitik als Musterknabe gilt. «Die hohe Staatsverschuldung Europas und der USA werden die wichtigsten Handelswährungen der Schweiz derart unter Druck setzen, dass die Nationalbank zur Schwächung des Frankens Gegensteuer geben muss.» Das geht laut Wellershoff nur mit einer reichlichen Liquiditätszufuhr, was wiederum zu höheren Preisen führen wird.

      Keine rosigen Aussichten, wenn man bedenkt, dass die Nationalbank schon seit längerem eine expansive Geldpolitik betreibt.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Das-Def…
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:16:08
      Beitrag Nr. 2.621 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.722 von Maraho am 28.03.09 20:42:19In Bezug ...

      Schottlands grösster Bausparkasse droht der Kollaps

      Die «Dunfermline Building Society» hat mit grossen Problemen zu kämpfen. Die britische Finanzaufsicht sucht bereits Käufer für die gesunden Teile der schottischen Bausparkasse.

      Ein weiteres britisches Finanzinstitut steht wegen der weltweiten Krise vor dem Zusammenbruch. Schottlands grösste Bausparkasse, die «Dunfermline Building Society», sei in «ernsthaften Schwierigkeiten», sagte der britische Schottland-Minister Jim Murphy am Samstag. Eine «normale» Rettung durch die Regierung reiche nicht aus, da die Gefahr bestehe, dass die Bausparkasse die Schulden nicht bedienen könnte. Das Institut soll nun möglicherweise zerschlagen und der gesunde Teil verkauft werden. Die Finanzaufsicht FSA sucht Käufer unter anderen Bausparkassen.

      Verlust von 42 Millionen Franken

      Die «Dunfermline Building Society» wurde im Jahr 1869 gegründet und hat rund 500 Mitarbeiter in über 30 Filialen. Das Institut war nach Informationen der BBC vor allem wegen Risikoanlagen in den USA in Schwierigkeiten geraten. Es wird erwartet, dass das Institut für das vergangene Jahr einen Verlust von rund 26 Millionen Pfund (42 Millionen Franken) vorlegen wird. 2007 machte «Dunfermline» noch einen Gewinn von 2 Millionen Pfund. Murphy betonte, die Bank sei einerseits wegen der globalen Finanzkrise, aber auch wegen «rücksichtsloser» Entscheidungen des vorherigen Managements ins Schlingern geraten.

      In Grossbritannien war im Zuge der Finanzkrise zuerst die Hypothekenbank Northern Rock zusammengebrochen und musste verstaatlicht werden. Die Bank Bradford and Bingley wurde in der Not zum Teil an die spanische Bank Santander verkauft. An den Grossbanken Royal Bank of Scotland und der Bankengruppe Lloyds besitzt die Regierung mittlerweile auch einen Mehrheitsanteil.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:21:12
      Beitrag Nr. 2.622 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.638 von Maraho am 28.03.09 09:44:49In Bezug.

      Hypo Real Estate erleidet Verlust von fünf Milliarden

      Der deutsche Staat beteiligt sich am angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate – zunächst mit 60 Millionen Euro.

      Die Hypo Real Estate Group hat im Geschäftsjahr 2008 einen Verlust von mehr als 5 Milliarden Euro eingefahren. Das Ergebnis vor Steuern belaufe sich auf einen Verlust von 5,375 Milliarden nach 862 Millionen im Vorjahr, das Ergebnis nach Steuern betrage minus 5,461 Milliarden, teilte die Immobilienbank HRE mit. «Mindestens für die nächsten beiden Jahre ist mit einer Verlustsituation zu rechnen», erklärte die Münchner Bank. «Die mittelfristige strategische Perspektive wird positiv gesehen.» Die Bank ist so angeschlagen, dass der Staat mit einer Beteiligung hilft.

      «8,7 Prozent im ersten Schritt»

      Die Beteiligung umfasse «8,7 Prozent im ersten Schritt», teilte die Bank am Samstagabend in einer Pflichtmeldung für die Börse mit. Der Finanzmarktstabilisierungsfond SoFFin beabsichtige, «vollständige Kontrolle über die Hypo Real Estate Group zu erreichen». Das habe der SoFFin am Samstag im Rahmen einer Absichtserklärung gegenüber der Hypo Real Estate Holding AG und der Hypo Real Estate Bank AG bestätigt, hiess es in der Mitteilung.

      Als ersten Schritt zur Rekapitalisierung der Hypo Real Estate Group habe sich der SoFFin verpflichtet, unter Ausnutzung des Genehmigten Kapitals 20 Millionen Hypo-Real-Estate-Aktien zu dem gesetzlich geringst möglichen Preis von drei Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre zu übernehmen. Eine Ausgabe von neuen Aktien müsse mindestens zum geringsten Ausgabebetrag erfolgen, der bei der Hypo Real Estate Holding AG drei Euro je Aktie betrage.

      Geld geht an Bank, nicht an Aktionäre

      Der somit von dem SoFFin zu zahlende Betrag von 60 Millionen Euro fliesse nicht den Aktionären, sondern in voller Höhe der Hypo Real Estate Holding AG zu, hiess es. Dadurch werde der SoFFin eine Beteiligung an der Hypo Real Estate Holding AG von rund 8,7 Prozent erreichen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:26:53
      Beitrag Nr. 2.623 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.743 von Metrik am 28.03.09 20:51:00:laugh: ja, der ist echt gut...! ;):laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 21:47:20
      Beitrag Nr. 2.624 ()
      Ich verabschiede mich nun für heute und wünsche allerseits noch einen schönen Abend!

      Danke für euer Interesse und eine gute Nacht (später)!
      Maraho

      P.S.: Vergesst nicht, die Uhr umzustellen!!! Sommerzeit!

      Nachtrag: Guten Abend kevine! ;)
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 22:40:09
      Beitrag Nr. 2.625 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.866 von Maraho am 28.03.09 21:47:20Hallo Maraho,

      noch einen zum Abschluß.
      Der "User" bares@nobles" hat sich sehr ironisch und "politisch völlig korrekt" bei Frau Dr. Merkel über die sachgemäße Verwendnung unser Steuergelder bedankt, siehe auch sein Thread " Danke Frau Merkel, unsere Steuergelder sind bei Ihnen in guten Händen".
      Ich habe ihm darauf geantwortet und da es gut zu unserem Thema hier paßt, nochmals hier kopiert:

      #7 von Looe 28.03.09 22:24:57 Beitrag Nr.: 36.872.957
      Dieses Posting: versenden | melden

      Folgende Antwort bezieht sich auf Beitrag Nr.: 36.871.649 von bares@nobles am 28.03.09 15:00:29
      --------------------------------------------------------------------------------
      Da werden in Deutschland gut 500 Milliarden an Steuergeldern (das entspricht ca. zwei Bundeshaushalten) zur Rettung eines maroden Bankensystems zur Verfügung gestellt,
      Hallo bares@nobles,

      sehr gut beobachtet, mein Freund.
      Historisch gesehen eine einmalige Frechheit, die sich die Regierung Merkel hier erlaubt. Das hätten weder der letzte deutsche Kaiser noch sein unseliger Nachfoger A.H gewagt, eine Summe in Höhe von 500 Milliarden (2 Jahres- Staatshaushalte) kommentarlos für die Parlamentarier und Öffenlichkeit an die Finanzeliten des Landes zu verteilen. Daß der Großteil dieser Gelder den Spekulatioms- bzw. Einkommensverlusten bestimmter Kreise zufließt, hat sogar die Bildzeitung bemerkt. Heutige Überschrift:
      "DIE GIERIGEN GELDSÄCKE--DREBA-CHEFS KASSIEREN 58 MILLIONEN"!
      "Sie sind so schamlos und gierig usw" 9 ehemalige Vorstände der Dresdner-Bank kassieren mit 58 Millionen Euro mehr als das Doppelte als im Vorjahr " (ca. 6.5 Millpro Person)
      Hier die Namen:

      K. ROSENFELD- A.GEORGI--S.JENTSCH-A.MOSCHNER-F.HERRLEIN-F.WÖBKING-H.WALTER-W.MEIER-O.STEINMETZ--alle mit FOTO auf der 1. Seite.
      Auf Seite 2 ein Protest-Brief an die Bundeskanzlerin.
      Nun, wenn die Bundeskanzlerin beharrlich die Auskunft verweigert, wohin die 500 Milliarden fließen,obwohl sie einen Amtseid geschworen hat, wird sie schon ihren Grund haben. Sie gilt ja als sehr berechnend , um nicht zu sagen, verschlagen.Okay, dann müssen wir das eben selbst recherchieren. Das ist ja gar nicht so schwer, ich fange mal an:
      1. 10 Milliardem für die Parteikassen der CDU und SPD. Im Falle der CDU übernimmt Roald Koch die Verwaltung, der hat da Erfahrung.
      2. 5 Milliarden für die anderen Bundestagsparteien, damit sie
      die Schauze halten .
      3. 10 Milliarden Risiko-Rückstellung für Bestechungsgelder, um
      investigative Journalisten, die möglicherweise etwas ent-
      decken, mundtot zu machen.
      4.100 Milliarden für korrupte Bankster-1.Ebene -Vorstandsmitglieder, inkl. Bundesbankster
      5. 100 Milliarden für korrupte Bankster-2.Ebene-sog.Schweige-
      gelder.
      6.100 Milliarden für Dax-und M-Dax-Vorstände, um Spekulations-
      verluste auszugleichen. Ein Fall wie Merckle soll sich
      schließlich nicht wiederholen.
      7.100 Milliarden für den Kriegsminister Jung, damit die Bundeswehr
      auch zukünftig an allen wichtigen Punkten dieser Erde
      die Demokratie verteidigen kann ( die sie im eigenen Land
      gerade abschafft!) und ihren Bündnisverpflichtungen gegen-
      über den USA nachkommen kann, sind quasi Tributzahlungen.
      8. 20 Milliarden für den Bundesüberwachungsminister Schäuble, damit
      er "Staatsfeinde" besser ausfindig machen kann, ist wichtig
      in solchen Zeiten, sowie für die Ausstellung neuer Papiere,
      falls man mal überraschenderweise das eigene Land flucht-
      artig in Richtung Costa-Rica (die liefern nicht aus!)verlassen muß
      9. 10 Milliarden Für die Bundes-Klassen-Justizministerin, damit
      sie auch weiterhin die Kleinen hängt und die Großen nicht
      nur laufen läßt, sondern ihnen auch noch die notwendigen
      "Persilscheine" ausstellt inkl. Ehrenerklärung, inkl.
      Bestechungsgelder für Richter und Staatsanwälte.
      9. 10 Milliarden für "Wahlgeschenke", paritätisch auf CDU und SPD verteilt, ist aber nicht ganz so wichtig, da
      sie nach der Wahl eh kassiert werden.
      10.10 Milliarden heimliche Pensions-Sonderzahlung für ca. 3500
      -5000 parlamentarische Politfunktionär(Alle Bundes-und Län-
      der-Parlamente), damit im Falle eines Systemumbruchs der
      verdiente Lebensabend dieser Klasse nicht gefährdet ist-
      Musterbeispiel: ehemalige DDR. Dazu zählt natürlich auch der Bundeshorst, damit er seine schöne treudoofe Platte "Wir sitzen doch alle in einem Boot, nicht wahr" immer wieder auflegt. Kommt gerade bei den älteren Damen so gut an.
      11. 25 Milliarden Reserve für "Sondersituationen"

      So könnte es ablaufen. Nun beweis mir mal das Gegenteil !
      Dürfte schwierig sein bei dieser " Informationslage", oder ?

      Bananenrepublik!

      Da muß ich Dir widersprechen. Das wäre eine Verharmlosung des eigentlichen Problems ! Es gibt auf dieser Welt viele Bananenrepubliken, so ca. 100 - 150. Aber keine, nicht eine einzige, die einen 2 -Jahreshaushalt ihres Landes, (bei uns 500 Milliarden) ohne parlamentarische Kontrolle an ihre Günstlinge verteilt. Das schafften weder Berlusconi (Alt-Mafiosi) , Chavez (Krimineller), Ahmaschti-Dingsbums (Terroist), Bush (Alkoholiker), Putin (astreiner Demokrat :laugh noch viele andere. Selbst die KP-Bande in China, die ja erheblichen Nachholbedarf an Demokratie hat (wie uns unser Hosenanzug und ehemalige FDJ-Agentin ja immer wieder glaubhaft versichert :laugh würde sich das nicht zutrauen. Aber hier, in unserem Land ,läuft das ganz geräuschlos über die Bühne. Niemand sagt etwas, niemand wundert sich. Selbst die "Bildzeitung" mit ihrem rührend-dämlichen Brief an die "sehr geehrte Frau (Ehren)Dr. Merkel, merkt nicht, das dies kein Zufall sondern METHODE ist.Nein, das ist nicht das Kriterium einer BANANENREPUBLIK. Das ist das Kriterium des organisierten Verbrechens, das ist die "VORBEREITUNG ZU EINEM STAATSSTREICH VON OBEN" und nichts anderes.
      So oder so ähnlich fing es nämlich vor gut 76 Jahren schon einmal an. Immer waren es die sog. "Sachzwänge oder die "Alternativlosigkeit" in der Tages-Politik, die zu den späteren schlimmenFolgen führten, die wir dann natürlich "wieder einmal nicht gewußt oder nicht gesehen haben wollen".
      Ein Parlament, daß freiwillig auf seine eigentlichen Hoheitsrechte, nämlich die Etat-Kontrolle und Steuermittelverwendung verzichtet, ist überflüssig, wie ein 2. Blinddarm, genau so wie der ehemalige Reichstag in Berlin, der im Volksmund als der "teuerste Gesangsverein der Welt " bezeichnet wurde: Warum? Nun er trat nur einmal im Jahr zusammen, sang bei Beginn das Deutschlandlied und am Ende das Horst-Wessel-Lied und ging dann nach Hause. Zu sagen hatten die Abgeordneten nix, nur zuhören war angesagt.Könnten wir bei uns auch bald wieder einführen, würde kaum noch einen stören, fürchte ich
      Die so oft in Sonntagsreden zitierten "Väter des Grundgesetzes" würden sich im Grabe umdrehen und das Volk zum Widerstand aufrufen. Da bin ich mir ziemlich sicher.
      Avatar
      schrieb am 28.03.09 22:49:57
      Beitrag Nr. 2.626 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.722 von Maraho am 28.03.09 20:42:19Deshalb findet eine "Dämonisierung" der Demonstranten statt, stellt Judith Soal in einem Kommentar fest, wenn sie als "marodierende Anarchisten" beschrieben würden, die versessen darauf seien, die Gesellschaft zu zerstören.


      Diese Methoden sind uns bekannt. Auch wie das endet. Leider ! Staatsstreich von oben, nennen das Historiker.

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 08:10:53
      Beitrag Nr. 2.627 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.982 von Looe am 28.03.09 22:40:09Guten Morgen zusammen,
      guten Morgen Looe,

      einen schönen Sonntag!


      Zu Frau Merkel, der mächtigsten Frau Deutschlands ....
      Diese Woche haben wir sie für einige Tage los. Und sie uns.

      Von Opel bis Obama
      Merkels hektische Auszeit vom Koalitionsstreit
      Von Margaret Heckel

      Angela Merkel steht vor einer der ungewöhnlichsten und anstrengendsten Wochen ihrer Karriere: Drei internationale Gipfel in fünf Tagen muss die Kanzlerin bewältigen. Sie freut sich auf den Stress, denn so kann sie für eine Weile dem Dauerkrach in Deutschland mit ihrer Partei und der SPD entkommen.

      Wenn Angela Merkel am Dienstagmorgen in Berlin-Tegel in die Regierungs-Challenger steigt, liegt eine der ungewöhnlichsten Wochen ihrer Kanzlerschaft vor ihr. Zuerst geht es zu den zehntausenden um ihren Arbeitsplatz bangenden Opel-Mitarbeitern nach Rüsselsheim. Dann reist Merkel zu einem Gipfel-Marathon weiter, den es in dieser Form weltweit noch nie gegeben hat: Zuerst treffen sich die 20 wichtigsten Staats- und Regierungschefs in London, ziehen dann weiter zum Jubiläumsgipfel der Nato nach Baden-Baden und Straßburg und beenden die Woche am Sonntag mit einem Treffen der EU und der USA in Prag.

      Dennoch freut sich Merkel auf diesen Stress. Endlich hat sie ein paar Tage Ruhe vor den ständigen Nörgeleien in ihrer eigenen Partei und den zunehmenden Angriffen der Sozialdemokraten.

      Vor allem SPD-Chef Franz Müntefering gibt den Hau-Drauf: Mit immer schrilleren Vokabeln zieht er die Führungseigenschaften von Merkel in Frage. „Verharmlosungssülze“ war die letzte von diesem Wochenende, gemünzt auf die Union.

      Das ist reiner Wahlkampf. Müntefering weiß, dass die CDU-Zentrale ihren Wahlkampf vor allem auf die Person der Kanzlerin zuschneiden wird. Also beginnt er knapp sechs Monate vor dem Wahltag am 27. September damit, Zweifel an dem zentralen Wahlkampfmotto der CDU zu säen – dass das Land mit Merkel an der Spitze besser da steht. Noch allerdings verfängt die Strategie nicht. Im ZDF-Politbarometer vom Freitag konnte die Kanzlerin ihren persönlichen Vorsprung vor ihrem SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier um zwei Punkte ausbauen: 57 Prozent der Deutschen wollen sie als Kanzlerin, während die Anhängerschaft des Außenministers von 30 auf 26 Prozent schrumpfte.

      Nach dieser Woche wird Merkel erfahrungsgemäß noch besser dastehen. Denn derartige internationale Treffen bieten Regierungschefs die ideale Bühne zur Selbstdarstellung, zumal Merkel in Baden-Baden auch als Gastgeberin auftreten wird. Das gilt sogar dann, wenn inhaltlich bei keinem der Gipfel viel beschlossen werden wird.

      Das ist zu befürchten. Schon bei ihrem Opel-Besuch am Dienstag wird die Kanzlerin nicht viel Neues verkünden können. Denn ohne eine Entscheidung der US-Regierung, wie es mit dem Opel-Eigentümer GM weitergeht, kann auch die Bundesregierung weder Bürgschaften noch sonstige Maßnahmen beschließen. Zwar hat Merkel mit US-Präsident Barack Obama bei einer Videokonferenz am Donnerstagabend auch über Opel gesprochen. Doch Obama hat signalisiert, dass er schlicht und einfach noch nicht weiß, wie seine Administration mit GM weiter verfahren will.

      Selbst heruntergedimmt hat Merkel die Erwartungen an den G-20-Gipfel in London. „Wir werden natürlich auch nicht die Wirtschaftskrise lösen, und auch nicht die Probleme im Welthandel, “ sagte sie gestern der „Financial Times“. Vor allem soll von dem Treffen ein „Signal zur Vertrauensbildung“ ausgehen, heißt es in ihrem Umfeld. Beim ersten Treffen in Washington Mitte November war der neue US-Präsident Barack Obama noch nicht im Amt. In der Zwischenzeit haben er und sein Finanzminister über eine Billion US-Dollar zur Stützung der Banken und der Konjunktur versprochen.

      Im Kanzleramt ist man allerdings zuversichtlich, dass der von manchen erwartete Krach um neue Konjunkturprogramme ausbleibt. Vor allem die USA und Großbritannien hatten in den vergangenen Wochen immer wieder gefordert, dass die europäischen Staaten mehr Geld für Konjunkturprogramme ausgeben sollten. Beiden Ländern geht es derzeit ganz besonders schlecht und sie sind am Limit der möglichen Staatsverschuldung.

      Doch Merkel habe dem britischen Premierminister Gordon Brown in langen Gesprächen klar gemacht, wie viel Deutschland bereits mache. In einer für sie ungewöhnlichen Geste hat sie dazu sogar vor zwei Wochen eine Einladung Browns in dessen Landgut Chequers mit Übernachtung angenommen und ihren Gatten mitgebracht. Abends diskutierten die Ehepaare Sauer/Merkel und Brown am Kamin. Die Brownschen Kinder kamen im Pyjama, um „Gute Nacht“ zu sagen.

      Auch beim Aufbau einer neuen internationalen Finanzarchitektur wird es nicht entscheidend weitergehen. „Wir werden nicht in der Lage sein, dies in London zu beenden“, sagt Merkel vorbeugend. Es müsse dazu auf jeden Fall weitere Treffen geben. Zwar bestünde derzeit die „beste Chance seit vielen Jahrzehnten“, das Modell der sozialen Marktwirtschaft auch international zu verankern. Doch nehme der Widerstand gegen eine umfassende Regulierung des Finanzsektors bereits wieder stark zu. „Darüber wird die Debatte viel härter sein als über die Regulierung von Hedge-Fonds“, sagt Merkel.

      Dennoch werden einige kleinere Erfolge in London zu verzeichnen sein. Von den 47 Einzelmaßnahmen, auf die sich der Vorläufergipfel in Washington geeinigt hat, wurden die 28 Maßnahmen abgearbeitet, die bis Ende März erledigt sein sollten. Darunter zählt beispielsweise die Verdoppelung der Finanzmittel für den Internationalen Währungsfond. Auch sollen internationale Finanz-Standards künftig in dem um die Schwellenländer erweiterten Forum für Finanzmarktstabilität diskutiert werden.

      Die Kanzlerin wird also nicht mit leeren Händen nach Berlin zurückfliegen. Mehr Glamour als London wird allerdings der Gipfel zum 60. Geburtstag der Nato in Baden-Baden und Straßburg am Freitag und Samstag liefern. Am Nachmittag empfängt Merkel US-Präsident Barack Obama mit militärischen Ehren, bevor sie sich zu einem mehrstündigen Gespräch mit ihm zurückzieht. Abends werden die Kanzlerin und ihr Gatte gemeinsam mit dem Ehepaar Sarkozy vor dem prächtigen klassizistischen Kurhaus ihre Gäste empfangen. Ende August hatte Merkel persönlich bei der Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter angerufen, ob sie für das bei Nato-Gipfeln übliche Konzert am ersten Abend zur Verfügung stehen würde. Allein diese Inszenierung wird wunderbare Foto-Gelegenheiten liefern.

      Doch in Baden-Baden und Straßburg stimmen sogar auch noch die Themen. Als Jubiläumsgipfel sind fast alle strittigen Themen ausgeklammert worden. Stattdessen wird die Nato die Rückkehr Frankreichs in das transatlantische Militärbündnis feiern.

      Deshalb bekommt auch Nicolas Sarkozy die Chance zum großen Auftritt. Er wird den Gipfelteilnehmern bei ihrem Gang von Deutschland nach Frankreich auf der Rheinbrücke „Passerelle“ symbolisch entgegenkommen und die Jets seiner Kunststaffel werden dabei die Farben der Nato in den Himmel malen. Dass er die Kanzlerin dabei wie so oft in den vergangenen Wochen alt aussehen lassen könnte, fürchten die Merkel-Helfer dieses Mal nicht. Das so genannte Familienfoto mit den Staats- und Regierungschefs werde zwar in Frankreich gemacht, sagt einer. Doch zu sehen seien die Gipfelgäste vor der Kulisse der deutschen Rheinseite, nicht der französischen.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3461630/Merkels-hekt…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 08:16:52
      Beitrag Nr. 2.628 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.823 von Maraho am 28.03.09 21:21:12Noch was zur HRE.
      Wo ist all` das Geld geblieben ...

      Hypo Real Estate
      Von Staates Gnaden
      von Axel Höpner

      Vielleicht haben manche noch einen allerletzten Beweis gebraucht, nun liegt er auf dem Tisch: Die Hypo Real Estate wird nur noch künstlich am Leben erhalten, allein ist der Immobilienfinanzierer längst nicht mehr lebensfähig. Der Verlust von 5,4 Mrd. Euro im vergangenen Jahr hat das Kernkapital dahinschmelzen lassen. Ohne die weiteren Zusagen des Staates müsste die Skandalbank dichtgemacht werden. Den Gegnern einer Vollverstaatlichung gehen damit die Argumente aus.

      Auf den ersten Blick sieht der jetzt verkündete Einstieg des Staates bescheiden aus. Gerade einmal knapp neun Prozent der Anteile übernimmt der Bund. Der Krisenbank fließen dadurch 60 Mio. Euro zu. Das ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Das kleine Engagement des Bunds aber hat nur verfahrenstechnische Gründe, weitere Kapitalspritzen müssen folgen. Am Ende will der Bund die volle Kontrolle. Bei allen grundsätzlichen Bedenken in besseren Zeiten: Es ist gut, dass nun der erste Schritt auf dem Weg dahin genommen ist.

      Die Alteigentümer sollten sich gut überlegen, wie stark sie sich gegen eine Verwässerung ihrer Anteile oder - im Fall der Fälle - gegen eine Enteignung wehren wollen. Ohne die staatliche Hilfe hätten sie schon längst einen Totalverlust erlitten. Der kleine Restwert, den die Hypo-Real-Estate-Aktien noch haben, ist allein dem Bund zu verdanken.

      Dass es keine Alternativen zur Verstaatlichung gibt, das zeigen noch einmal die Konditionen der jetzt beschlossenen Kapitalerhöhung. Drei Euro je Aktie zahlt der Bund - und damit ein Vielfaches des Aktienkurses. Kein privater Investor wäre dazu je bereit gewesen. Nun muss rasch der Weg freigemacht werden für die weitere Verstaatlichung. Denn jeder Tag, an dem die Bank noch nicht unter der Kontrolle des Staates steht, macht die Rechnung am Ende nur noch viel teurer.

      Der Milliardenverlust im vergangenen Jahr, der das Kernkapital hat dahinschmelzen lassen, zeigt das einmal mehr. Ohne den Eingriff des Staates hätten die Eigentümer der Krisenbank schon längst einen Totalverlust erlitten. Den Gegnern einer Enteignung als Ultima Ratio dürften langsam die Argumente ausgehen.

      Die Neun-Prozent-Beteiligung, die nun verkündet wurde, ist nur ein Anfang. Die 60 Mio. Euro, die der Bank zufließen, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Schließlich droht bei einer zu dünnen Kapitaldecke die Schließung. Nur der Staat kann die Lücke schließen, kein privater Investor würde frisches Kapital in dieses Fass ohne Boden pumpen.

      Da verblassen auch die - guten - Argumente gegen eine Enteignung. Der Schutz des Eigentums sollte in normalen Zeiten heilig sein. Bei willkürlichen Enteignungen wäre das Vertrauen in den Investitionsstandort Deutschland geschwächt. Doch hier geht es nicht um sozialistische Folterwerkzeuge, sondern um die Stabilisierung des deutschen Finanzsystems. Auch unter Investoren hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass ungewöhnliche Zeiten ungewöhnliche Maßnahmen erfordern können. Nach der notwendigen Kapitalerhöhung durch den Bund muss entschieden werden, ob der Staat alle Anteile braucht, um die Bank in sicheres Fahrwasser zu bringen, oder nicht. Sollte die Investorengruppe um JC Flowers dabei am Ende ihren Einsatz verlieren, dann ist dies nicht Ergebnis staatlicher Willkür, sondern Folge einer unternehmerischen Fehlentscheidung.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handelsblatt-komment…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 08:53:40
      Beitrag Nr. 2.629 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.925 von Maraho am 25.03.09 12:59:57In Anlehnung ...

      Was kommt nach Amerika?
      Ein Monster in Trümmern
      Von Ai Weiwei

      Die Vereinigten Staaten träumten von der absoluten Freiheit. Nun wissen wir: Sie führt die Welt ins Verderben

      Jetzt ist genau der richtige Moment, um auf das sogenannte amerikanische Jahrhundert zurückzublicken. Amerika steht für Freiheit ohne Einschränkungen. Wir haben alle geglaubt, dass Freiheit dem menschlichen Leben seine Würde und Bedeutung geben könnte. Wir haben nicht für möglich gehalten, dass uns die Freiheit, wie wir sie heute leben, in diese kurzsichtige globale Konsumgesellschaft führt, in der jeder nur auf seinen persönlichen Kontostand schielt. Die Schlussfolgerung kann nur sein, dass die absolute Freiheit, wie sie Amerika propagiert hat, der menschlichen Entwicklung schadet. Absolute Freiheit ist nicht nachhaltig. Nachhaltigkeit hingegen ist eine sehr praktische Idee, weil ohne sie nichts mehr Fortbestand haben wird. Sie ist für einen Künstler wie mich schwer zu begreifen, weil sie jeder Ästhetik entbehrt. Aber sie ist heute der Maßstab aller Dinge. Die Frage, die sich uns allen stellt, lautet: Wie kann die Menschheit den amerikanischen Eroberungsdrang, der sie bislang so ungeheuer fasziniert hat, abschütteln und in Frieden mit dem Universum leben?

      Es ist nicht die Freiheit an sich, die uns schadet. Es ist die Ideologie der Freiheit. In Amerika dient die Freiheit als eine Art Superideologie, die alles rechtfertigt. Ebendeshalb ist sie zum System erstarrt. Im Namen der Freiheit konnten die amerikanischen Banken machen, was sie wollten. Mit den bescheidenen Gefühlen und Bedürfnissen der meisten Menschen hat der amerikanische Freiheitsbegriff nichts mehr zu tun. Das Böse der Menschen aber tritt immer dann in Erscheinung, wenn sie sich einer abstrakten Superideologie hingeben. Dass sich auch Freiheitswerte zu einem solchen ideologischen Missbrauch eignen, ist die wichtigste Erkenntnis der Stunde. Denn jetzt ist das amerikanische System auf selbstmörderische Art und Weise zusammengebrochen. Die Finanzwelt der Wall Street, die Banken, die großen Versicherungen waren ein Monster, das uns alle beherrscht hat. Aber nun liegt das Monster verletzt am Boden. Meine Hoffnung ist, dass es nicht wieder aufsteht. Die Krise muss andauern, nicht damit unsere Lebensgrundlagen weiter zerstört werden, aber damit die alten Strukturen irreparablen Schaden erleiden und etwas Bedeutungsvolles, Neues entstehen kann. Das Supermonster zu besiegen würde heißen, dass wir persönliche Freiheitswerte wiederentdecken, die nicht dem Materialismus, Geld und Zahlen frönen, sondern ehrlichen Beziehungen zu Natur, Nachbarn und Freunden verpflichtet sind. In der großen Krise liegt auch die Chance für große Veränderungen.

      Barack Obamas weltweite Popularität reflektiert die Hoffnung vieler Menschen auf solche Veränderungen. Aber er gehört immer noch zum alten System. Seine Botschaft lässt jede Bereitschaft zu einem radikalen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit vermissen.

      Diese Bereitschaft fehlt allerdings überall. Wir leben jetzt unter den Trümmern der über die letzten hundert Jahre hinweg aufgebauten Machtstrukturen. Die Ruinen des amerikanischen Jahrhunderts versperren uns die Sicht. Sie sorgen sogar dafür, dass die Ungleichgewichte, die das amerikanische System weltweit geschaffen hat, auch heute noch größer werden.

      Das gilt ganz besonders für China. Wie haben wir Chinesen die Olympischen Spiele gefeiert? Mit Nike, Coca-Cola und McDonald’s. Der Glamour der Spiele war das Werk amerikanischer Firmen.

      Manche glauben, dass China von den Fehlern des Westens lernen und bestimmte, besonders schädliche Entwicklungsstufen überspringen kann. Die Ökonomen nennen das Leapfrogging. Ich glaube nicht daran. Es ist theoretisch sicher nicht unmöglich. Aber was dabei herauskommen würde, wäre nicht das, was sich die wohlmeinenden Leute erhoffen. Denn noch entscheiden wir in China alles aus den falschen Gründen. Noch wird alles von oben entschieden. Natürlich wird China stärker, natürlich gibt es bei uns große Veränderungen, aber die politischen Reformen haben immer noch nicht stattgefunden. Der ganze, große Kampf um die gesellschaftliche Entwicklung des Landes muss sich immer noch dem Primat des Machterhalts der kommunistischen Partei unterordnen. Er kann nicht für die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen geführt werden. Das ist unser Dilemma.

      China bietet deshalb keine Alternative zu Amerika. Es fehlt bei uns jegliches Bewusstsein dafür, dass wir mit eigenen Werten und Handlungen der Welt neue Impulse geben könnten. Wir wähnen uns immer noch auf einer niedrigen Stufe der historischen Entwicklung, die uns Fragen nach dem Warum und Wohin verbietet. Es gibt einfach keine intellektuelle Diskussion. Wir sind keine demokratische Gesellschaft, und deshalb fehlen uns völlig das weltbürgerliche Bewusstsein und Verantwortungsgefühl. Das gilt für die Elite wie für die Massen.

      Es liegt im chinesischen Charakter, dass der Kapitalismus bei uns noch schneller ist als anderswo. Er kennt bei uns keine Grenzen. Die Leute schauen sich den Erfolg vom Nachbarn ab, lernen dabei wie die Teufel. Taucht ein Problem auf, wird es schnell behoben. Danach geht es noch schneller weiter. Dabei sind unser Wissen und unsere Informationen durch das Einparteiensystem begrenzt. Der Einzelne handelt nicht aus individuellen Motiven, Verantwortungsgefühl oder Leidenschaft. Er passt sich vielmehr dem System und seinem mörderischen Entwicklungstempo an. Wohin die Reise geht, weiß niemand. Es ist deshalb auch unmöglich, Chinas gegenwärtige Entwicklungsphase klar zu definieren. Wir sind immer noch eine traditionelle Agrargesellschaft und gleichzeitig eine hochmoderne Konsumgesellschaft nach amerikanischem Vorbild. Wir wissen nur, dass wir uns sehr schnell bewegen und dass wir über irgendeine innere Kraft – vielleicht ist das die chinesische Kultur? – verfügen, die uns voranbringt. Aber kann unsere heutige Entwicklung zum Nutzen der ganzen Menschheit sein? Daran zweifele ich. Vielleicht irgendwann in der Zukunft, wenn wir uns unserer selbst bewusster sind. Aber das ist gegenwärtig nicht abzusehen.

      Natürlich gibt es in der alten chinesischen Philosophie zahlreiche Motive nachhaltigen Denkens und Handelns. Konfuzianismus und Taoismus sehen den Menschen als Teil der Natur, nicht als ihren Beherrscher. Dem entspricht der ganzheitliche Heilungsansatz in der traditionellen chinesischen Medizin. Wir müssen alle zu chinesischen Philosophen werden, wenn wir unseren selbstzerstörerischen, vom naiven westlichen Fortschrittsdenken inspirierten Eroberungsfeldzug gegen die Natur beenden wollen. Und doch ist die alte chinesische Philosophie auch für uns Chinesen ein Denken, das der Vergangenheit angehört. Es hilft uns im täglichen Überlebenskampf nicht weiter. Es ist viel zu losgelöst von der Realität, in der wir wie Soldaten auf dem Weg des Westens marschieren. Das Einzige, was uns helfen und auf neue Gedanken bringen kann, sind unsere eigenen Fehler. Dafür haben wir ein Sensorium. Sie konsequent zu korrigieren ist eine Stärke des chinesischen Pragmatismus. Nur deshalb konnten wir in atemberaubendem Tempo von Plan- auf Marktwirtschaft umstellen. Allerdings sind es die Fehler Amerikas, nicht die unseren, die derzeit so bar in Erscheinung treten. Aus ihnen zu lernen wird uns ungleich schwerer fallen. Nicht daran zu denken, dass die Chinesen auf ihr eigenes Auto verzichteten, weil sie Amerikas katastrophale Energiebilanz als Fehler erkennen könnten.

      Neue Ideen werden also auch im 21. Jahrhundert aus dem Westen kommen müssen. Er allein verfügt über die freien Denkfabriken, die gesellschaftliche Alternativen produzieren können. Der Westen muss auch machtpolitisch nicht um seine Vorrangstellung bangen. Wir Chinesen haben nicht den Willen, die Welt anstelle Amerikas zu beherrschen. Es liegt nicht daran, dass es uns momentan an Ehrgeizlingen fehlt – es liegt an unserem pragmatischen Charakter. Es gibt keine Perspektive, wie wir praktisch davon profitieren könnten, eine Supermacht zu sein. Es würde uns nur neue Lasten aufbürden. Die Gefahr ist, dass sich China und der Westen in ihrer jeweils eigenen Verantwortungslosigkeit gegenüber der Entwicklung der Menschheit gegenseitig bestärken.

      Aus dem Chinesischen von Liu Feng
      Quelle: http://www.zeit.de/2009/14/Amerika-Serie-8?page=1
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 08:58:56
      Beitrag Nr. 2.630 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.484 von Maraho am 28.03.09 19:30:33Es war tatsächlich nur ein Gerücht ...

      G20-Konjunkturpaket
      "Veralteter Entwurf"

      Dementi aus London: Zunächst hieß es, die G20-Staaten wollten Konjukturpakete in Billionenhöhe verabschieden. Nun wies Großbritannien entsprechende Berichte zurück.


      Die britische Regierung hat Medienberichte zurückgewiesen, sie wolle von den G20-Nationen eine Zusage für Konjunkturpakete über zwei Billionen Dollar erreichen. Es handle sich dabei um einen alten Entwurf, der mehrmals geändert worden sei, hieß es aus London.

      Diese Zahl sei lediglich die Summe, zu der sich nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Konjunkturprogramme der G20-Länder addierten, sagte ein Regierungssprecher am Samstag in London. "Das ist keine
      neue Zahl und bezieht sich nicht auf irgendwelche neuen Zusagen."

      Der Spiegel hatte unter Berufung auf einen Kommuniqué-Entwurf für das Gipfeltreffen der 20 größten Industrie- und Schwellenländer in der kommenden Woche berichtet, die britische Regierung wolle bei dem Treffen in der kommenden Woche eine Verständigung auf Konjunkturpakete im Umfang von zwei Billionen Dollar erreichen.

      Der Impuls erhöhe das Wachstum um zwei Prozentpunkte und die Beschäftigung um 19 Millionen Arbeitsplätze, zitierte das Blatt den britischen Entwurf weiter.

      Das Bundespresseamt in Berlin erklärte am Samstag, zu Entwürfen auf
      Arbeitsebene werde keine Stellung genommen.

      Der G20-Finanzgipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer findet am kommenden Donnerstag in London statt.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/718/463328/text…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 09:11:17
      Beitrag Nr. 2.631 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.439 von Maraho am 04.03.09 20:18:36Etwas hierzu ...

      Zeitarbeiter in der Krise
      "Immerhin besser als Hartz IV"
      Von F. Nagel

      Zeitarbeiter sind in der Krise als erste von Kündigungen betroffen. Sie bemühen sich jetzt umso mehr um eine Festanstellung - so wie Rita Härtl, die schon seit fünf Jahren von einem Job zum nächsten wechselt.


      Jeden Sonntag hat sie ihren Auftritt. Dann klettert Rita Härtl auf die Sitzbank hinter der Orgel in der Pfarrkirche St. Stephan in München und spielt den tschechischen oder slowakischen Gottesdienst. So sehr sie ihr sonntägliches Hobby liebt, in Härtls Leben gibt die Arbeit den Ton an. "Ich habe immer gearbeitet", sagt die 58 Jahre alte Bürokauffrau, "mein ganzes Leben lang". Nur wenige Jahre trat sie etwas kürzer, "als meine Tochter klein war". Doch dann stockte sie ihre Stundenzahl im Amtlichen Bayerischen Reisebüro wieder auf Vollzeit auf. "Ich war 23 Jahre dabei", sagt sie, "und konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Büro einmal schließen würde."

      Doch so kam es - im Jahr 1997. Einige Mitarbeiter wurden zwar von einer anderen Firma übernommen. "Für meine Kollegen und mich gab es dort aber keine Arbeit mehr", sagt Härtl. Man habe den Bürotag förmlich abgesessen. Ende 1998 kam der Aufhebungsvertrag, "der sah wenigstens eine Abfindung für mich vor", sagt sie.

      Nur noch Absagen

      Härtl heuerte bei einem anderen Reisebüro an, bis 2001 die Buchhaltung dort geschlossen wurde. Sie wechselte zu einer IT-Firma, die Pleite kam 2004. "Meine Motivation war am Boden", sagt sie. Nach einigen Monaten Arbeitslosigkeit ging sie wieder auf Jobsuche.

      Doch es kamen nur noch Absagen. Damit hatte Härtl nicht gerechnet, trotz ihres Alters. "Ich fühle mich nicht alt, bin fit am Rechner", sagt sie. Im vergangenen Jahr landete sie schließlich beim "Kompetenzcenter 50plus" der Münchner Arbeitsagentur. Dass sie etwas kann, sahen die Berater dort sofort: Computerprogramme rauf und runter, die komplette Finanzbuchhaltung. Man empfahl ihr, sich bei dem Zeitarbeitsunternehmen Treuenfels zu bewerben.

      "Das war mein erster Kontakt mit einer Zeitarbeitsfirma", sagt Härtl, "vorher hatte ich diese Branche wegen des ewigen Hin und Her für mich ausgeschlossen." Nach drei Wochen Wartezeit und einer Viertelstunde Vorstellungsgespräch sitzt sie an ihrem neuen Schreibtisch bei der HS Energieanlagen GmbH in Freising. Nach knapp sechs Monaten wird sie fest übernommen. "Jetzt verdiene ich mehr als je zuvor", sagt sie.

      Wasser bis zum Hals

      Ein Einzelfall, sagen Kritiker der Zeitarbeit. Branchen-Insider widersprechen: Facharbeiter oder Fachkräfte aus Gesundheits- und Pflegeberufen werden immer gesucht. Dennoch stehen die Firmen der Leiharbeitsbranche momentan unter Druck. In den vergangenen Monaten kam es bei vielen Zeitarbeitsunternehmen zu betriebsbedingten Kündigungen.

      Großen wie kleinen Leiharbeitsvermittlern stehe das Wasser momentan bis zum Hals, sagt Werner Stolz, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ). Fast 25 Prozent seiner Mitglieder hätten im Februar Kurzarbeit beantragt, "im Dezember waren es noch null". Stolz rechnet vor, wie die Zahl von bundesweit etwa 800.000 Leiharbeitern Mitte 2008 auf "bestimmt 600.000" gefallen sei.

      "Wenn ich heute einen fundiert ausgebildeten Zahlenmenschen mit Sprachkenntnissen vermitteln möchte, ist der sofort weg", sagt Doris Mailänder, Geschäftsführerin der Firma Treuenfels, die bundesweit sechs Standorte hat. Doch auch sie habe in den vergangenen Monaten "ihr Potential bündeln müssen", sagt Mailänder. Nicht mehr alle Geschäftsstellen vermitteln Zeitarbeiter.

      Ein Abschwung - viel tiefer als sonst

      Ganz klar, dass Zeitarbeiter in der Krise als erste betroffen sind. Schließlich wurde die Leiharbeit erfunden, um bei konjunkturellen Schwankungen flexibel reagieren zu können und die Stammbelegschaften der Unternehmen zu schützen. "Gerade realisiert sich einfach ein Branchenrisiko für uns", gibt IGZ-Chef Stolz unumwunden zu, "aber die Ausschläge sind derzeit absolut extrem." Abschwünge hat es früher auch gegeben, doch jetzt gehe es viel tiefer.

      "Das sind keine normalen Zeiten", sagt auch Ingrid Hofmann. Sie ist Geschäftsführerin von Hofmann Personal Leasing und Vizepräsidentin des Bundesverbands Zeitarbeit (BZA). Etwa 10.000 Beschäftigte hat die Firma im Portfolio. "Wir sehen die Krise schon lange kommen", sagt Hofmann. Bis November habe man alle frei werdenden Mitarbeiter anderweitig einsetzen können. Jetzt schaffe man das nicht mehr. Erstmals seit sieben Jahren muss Hofmann wieder entlassen. Dabei gebe es gleichzeitig 855 offene Stellen, vor allem im kaufmännischen und technischen Bereich.

      Ständig andere Leute und Projekte

      Zu den wirtschaftlichen Problemen der Branche kommt die persönliche Enttäuschung der Leiharbeiter. Fast alle wollen in eine feste Anstellung wechseln - doch das wird immer schwieriger. Der Jurist Erich Utz, der in München einen offenen Stammtisch für Leiharbeiter organisiert, hat beobachtet, dass sich das größte Problem der Zeitarbeit erst nach einer Weile bemerkbar macht. Sich ständig auf andere Leute und Projekte einzulassen, verliere irgendwann jeden Reiz. "Immer neue Kollegen, immer neue soziale Regeln", sagt Utz, "das macht viele Menschen auf Dauer fertig."

      Michaela Bierbauer (Name geändert) geht es so. Die 49-Jährige ist derzeit beim Automobilkonzern BMW als Teamassistentin eingesetzt. "Eigentlich kann ich mich nicht beklagen, die Arbeit ist okay, die Kollegen sind nett - aber das ganze Drumherum ist einfach super anstrengend." Bierbauer weiß, dass BMW sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht übernehmen wird. Und sie weiß auch, dass sie mit der Zeitarbeitsstelle nicht langfristig rechnen darf. Alles kann sich ständig ändern. "Man kann im Grunde nichts planen - keinen Urlaub, nichts."

      Keinerlei Sonderleistungen

      Gerade mal sechs Monate ist sie bei dem Autobauer, davor hatte sie ein halbes Jahr lang wechselnde Jobs, nachdem sie zuvor auch schon einmal bei BMW gewesen war. Die Bürokauffrau will sich nicht beschweren: "Meine Stelle ist immer noch besser als Hartz IV." Dennoch ärgert sie sich über die vergleichsweise schlechte Bezahlung. "300 Euro weniger als mein früheres Arbeitslosengeld."

      Ungerecht findet sie auch, dass Menschen wie sie keinerlei Sonderleistungen erhalten und mit 25 Urlaubstagen im Jahr auskommen müssen. "Die Einsatzfirma signalisiert auch noch, dass Leiharbeiter während ihres Einsatzes wohl keinen Urlaub bräuchten", sagt Bierbauer. Am liebsten hätte sie ein eigenes Sachgebiet. Doch das erscheint ihr derzeit selbst unrealistisch. Wenigstens aus dem Zeitarbeitsschema herauskommen - das wäre schön, sagt sie. Denn die unterschiedlichen Einsatzorte, die bisweilen sehr langen Fahrzeiten, der ständige Kampf um seine Rechte - "das nimmt mir schon ein Stück Lebensqualität".

      Personalvermittlerin Ingrid Hofmann gibt sich hoffnungsvoll. "Jede Krise geht vorbei", sagt sie. "Unsere Branche ist nun mal ein Frühwarnsystem - in beide Richtungen."

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/588/463199/text/
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 09:16:36
      Beitrag Nr. 2.632 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.722 von Maraho am 28.03.09 20:42:19Weiterführend ...

      Londons Polizei mit Taserwaffen gegen G20-Proteste
      Florian Rötzer

      Die Polzei warnt weiterhin vor "sehr gewalttätigen" Protesten.

      Die Polizei von London (Met) fürchtet während des G20-Gipfels, dass es zu gewalttätigen Protesten kommen könnte. Obgleich am Samstag nach Polizeiangaben 35.000 Menschen unter der Beobachtung von Tausenden von Polizisten friedlich ihren Protest gegen die Wirtschafts- und Finanzpolitik äußerten, werden Ängste geschürt und rückt man Demonstranten in die Nähe von Terroristen. Die Proteste würden "sehr gewalttätig" werden, heißt es von der Polizei, wohl auch, um Menschen von der Teilnahme an ihnen abzuhalten (Dämonisierung der Proteste)..

      Daher werden die Polizeikräfte – mit über 10000 Polizisten wird es der größte Einsatz in London sein - auch entsprechend für nächste Woche ausgerüstet. Wie die Times berichtet, werden erstmals auch Polizisten mit Taserwaffen bei Demonstrationen eingesetzt. Das britische Innenministerium hatte vor kurzem die Poliei mit Tausenden der Elektroschockwaffen ausgestattet, obgleich sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse mehren, dass die Waffen nicht so nichttödlich und harmlos sind, wie propagiert wird.

      Eine Einsatzgruppe mit Hunderten von Polizisten, ausgerüstet mit CS-Gas, langen Knüppeln und besonderen Handschellen, den Speedcuffs soll von Polizisten mit Taserwaffen unterstützt werden, um "armed response" zu leisten. Die Proteste, so heißt es in der Times, werden für den neuen Met-Chef Paul Stephenson auch eine Gelegenheit sein, der Welt zu zeigen, dass London für Sicherheit bei der Olympiade 2012 sorgen kann.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135374
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 09:35:39
      Beitrag Nr. 2.633 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.502 von Maraho am 28.03.09 19:34:24Eine Beschreibung der Stimmung vor Ort ...

      Maske der Moral
      Burga Kalinowski

      Phantsasievolle Basteleien und unverstellte Wut: Zehntausende haben in Berlin und Frankfurt gegen die Politik der Zechprellerei durch Banken und Konzerne protestiert


      Simone und Thomas Scholze kommen aus Magdeburg. Sie besuchen ihre Tochter in Berlin. Die Kundgebung hier hatten sie nicht eingeplant, aber sie passt gut zu ihrer Stimmung. Es reicht ihnen ganz einfach: 20 Millionen Euro Pension für den betrügerischen Herrn Zumwinkel; wegen Unfähigkeit geschasste Manager der Dresdner Bank werden trotz Verlusten mit 58 Millionen Euro honoriert; das Opel-Desaster, das Schaeffler-Rührstück mit der „armen“ Unternehmerin, ihren verzockten Millionen, mit einem roten Schal und einer untertänigen Belegschaft - Geschichten aus der Anstalt. Das Fass zum Überlaufen brachte dann „diese ZDF-Seifenoper über Krupp“, sagt Simone Scholze, das war „die reine Kapitalismuspropaganda und eine unglaubliche Verarschung“. Das passe nun aber nicht hierher, findet ihr Mann. Aber ja doch, sagt sie, „dass passt ganz genau hierher. Gegen Kapitalismus demonstrieren wir doch. Oder?“ Das ist die Frage.

      Merkel als Konkursverwalterin

      Wir zahlen nicht für Eure Krise - das Motto der Aktionen ist erstmal nicht mehr als ein gutklingendes Statement. Ein gesellschaftliches Ziel ist es nicht. Nicht mal eine handfeste Forderung. Wie auch. Denn selbstverständlich werden wir dafür bezahlen. Dafür setzt sich die als Bundesregierung firmierende Konkursverwalterin des maroden Banken-und Finanzsystems seit Monaten mit ganzer Kraft ein. Das nennt sich Rettungsschirm für besonders schlecht geführte Banken, besteht aus Milliarden schweren Care-Paketen mit laschen Beipackzetteln, auch Regeln genannt. Für die Hypo Real Estate wurden bereits 102 Milliarden Euro locker gemacht. In den Merkelschen Maßnahmeblick geriet sogar kommunistisches Teufelswerk: Enteignung – aus Liebe zum System, wie die Süddeutsche Zeitung bemerkte.

      Aktueller Stand: Der Bund ist im ersten Schritt mit 8,7 Prozent nun an der Hypo Real Estat beteiligt. Mit Steuergeldern wird der Laden saniert und dann irgendwann wieder privatisiert. Begleitet wird das organisierte Vertuschen und Beschönigen von frommen Redensarten über Werte und Ethik, mit Appellen an Moral und Anstand. Tatsächlich geht es um Moneten und um Macht. Vorläufig letzter Höhepunkt war das reuige Eingeständnis des Bundespräsidenten: „Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt.“ Alle ist gut. Na, das kann man doch ändern. Am besten mit Streichungen im Sozialbereich, bei den Arbeitslosen, in der Bildung. Und Mindestlohn für alle geht schon gar nicht.

      "Ich möchte sie Aus den Büros jagen!"

      Die 45-jährige Logopädin aus Sachsen-Anhalt könnte explodieren. „Wollen Sie wissen, was ich am liebsten machen würde?“ Ich nicke vorsichtig – kommt jetzt der Ruf nach Barrikaden, nach „An die Laterne“? „Ich möchte die Schwätzer, Lügner, Dummköpfe und Betrüger aus ihren Büros auf die Straße jagen, all die, die uns erzählen, wie toll das System ist. Ja, natürlich für sie ist es das . Deshalb wollen sie es ja auch retten – auf unsere Kosten.“ Simone Scholze ist laut geworden. Ihr Mann guckt erschrocken, die Leute um uns herum am Begas-Brunnen vor dem Berliner Rathaus applaudieren und nicken zustimmend. Dieser Zorn ist auch ihr Zorn.

      "Wäre die Welt eine Bank, ihr hättet sie längst gerettet."

      Um 11 Uhr ist an diesem Samstag noch nicht viel los, aber Polizei schon reichlich vorhanden. An einem Stand gibt es Erbsensuppe mit Bockwurst, ein anderer bietet Literatur – marxistisch, trotzkistisch, antifaschistisch, sozialistisch, ein dritter informiert über Hartz IV und Kinderarmut, fordert Mindestlöhne und eine Reichensteuer. Soweit das Angebot an Alternativen. Schnäppchen sind nicht dabei.

      Ein Mann trägt eine schwarz-rot-goldene Pappkuh mit der Aufschrift „Wir sind das Volk“ und mit einem Euro-Aufkleber am Euter. Auf handlichen Schildern wird der Tod des Kapitalismus verkündet. So einfach ist es freilich nicht mit den System-Untergängen und gesellschaftlichen Neuanfängen. Aber Wünschen ist noch nicht verboten und tobt sich auch in phantasievollen Basteleien aus, die beim Demonstrationszug durch Berlins Mitte in der Luft tanzen. Es passt zusammen: Der profitgierige Wolf, die gefrässige Heuschrecke und der Spruch von Greenpeace über den Zynismus der Politiker: „Wäre die Welt eine Bank, hättet Ihr sie längst gerettet.“

      Genauso ist es, sagt Janosch, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Potsdam. Er ist mit seinem kleinen Sohn hergekommen und will „für die Überwindung des Kapitalismus“ demonstrieren. Nicht die Krise sei das Problem, sondern das ganze System. Die Demonstrationen in Deutschland und anderen europäischen Ländern sieht er als einen ersten Schritt des Nachdenkens über die Ursachen für die gegenwärtige Krise. „Ich hoffe es“.

      Der große kräftige Mann mit einer Ver.di-Fahne („Nennen Sie mich U. aus Berlin, Gesundheitsbereich“) ist hier, weil „für mich keiner einen Rettungsschirm macht. Wir müssen uns um uns selber kümmern. Mit Demonstrationen, mit Streiks, mit Betriebsstilllegungen.“ Die Gesellschaft muss sich vom Mehltau des Stillhaltens und des Duckens frei machen. Und es wäre auch keine Zeit zu verlieren. Bis zur Bundestagswahl im September werde die Sozialfassade noch gewahrt und die Maske der Moral noch getragen, „danach werden wir uns alle wundern. Dann ist Hartz IV nur das Vorspiel gewesen.“

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0913-demonstration-krise-b…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 09:44:43
      Beitrag Nr. 2.634 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.409 von Maraho am 28.03.09 07:09:09Etwas weiteres zur "Abwrackprämie" ...

      Weiter mit dem alten Schrott
      Tom Strohschneider

      Mit dem verlängerten Abwrackbonus wird eine überholte Industrie am Leben erhalten. Ein Zeitgewinn, der sich aber als fatal für den echten Umbau erweisen wird


      Die Abwrackprämie hat großen Charme. Denn was immer man zu ihr meint, irgendwie hat man Recht: Selbstverständlich rettet der Bonus erst einmal Arbeitsplätze, wofür sich die Koalition jetzt auf die Schultern klopft. Aber dann könnte doch jeder kommen, wissen die Liberalen, und das stimmt ja auch. Der Umwelt bringt das Ganze wenig, solange es keine Vorschriften für die Neuanschaffungen gibt, kritisieren die Grünen - wer wollte dem widersprechen? Und, ja liebe Linkspartei, wenn Hartz-IV-Empfänger weiter ausgeschlossen bleiben, ist das alles auch noch äußerst ungerecht.

      Vor allem aber blockiert die Prämie den Umbau einer Industrie, und das ausgerechnet in einer Zeit, in der wenigstens eine kleine Chance bestehen, dass Beschäftigte und Gesellschaft darauf politisch Einfluss nehmen können.

      Etwa 750.000 Menschen arbeiten bei Herstellern und Zulieferern in der Autobranche. Rechnet man unmittelbar damit zusammenhängende Arbeitsplätze noch dazu, kommt man auf etwa zwei Millionen. Ihre Branche steckt tief in der Krise. Auf rund 20 bis 30 Prozent werden die Überkapazitäten geschätzt. Die Abwrackprämie trägt zu deren Abbau kaum bei. Denn 70 Prozent der hiesigen Produktion werden im Ausland verkauft, wo die Nachfrage eingebrochen ist. Das hat etwas mit der momentanen Konjunkturkrise zu tun, aber nicht nur. Im nächsten Aufschwung wird der dann wieder steigende Ölpreis erneut auf die Verkaufszahlen drücken. Hoffnungen auf „ökologische“ Autos mit Hybrid- und Elektroantrieb könnten ebenso enttäuscht werden: Auch dafür sind knapper werdende Rohstoffe nötig und Strom, dessen Erzeugung Umweltschäden produziert. Abgesehen von anderen Folgen des Individual-Automobilismus - Zersiedelung, Verkehrstote, Flächenverbrauch.

      Placebo Branchenrat

      Wie also weiter? Die IG Metall hat in dieser Woche auf einer Konferenz einen Branchenrat Automobile Zukunft vorgeschlagen. Darin sollen Gewerkschaften, Unternehmen und Industrieverbände „vorausschauend Entwicklungswege“ für den Sektor gestalten. Glaubt die IG Metall wirklich daran? Warum soll nun anders werden, was seit Jahrzehnten falsch läuft. Bekannt sind die Probleme ja nicht erst seit ein paar Monaten.

      „Wenn die Beschäftigung in der Automobil- und Zulieferindustrie aus umwelt- und verkehrspolitischen Gründen nicht weiter ausgedehnt, sondern nur stabilisiert werden kann oder im Trend zurückgeht, dann muss über neue Beschäftigungsperspektiven nachgedacht werden.“ So stand es bereits 1990 in einem Papier des IG-Metall-Vorstandes. Mit der Krise von 1992/1993 brach die Zahl der Mitarbeiter in der Branche dann tatsächlich massiv ein - um seither wieder stark ausgebaut zu werden. Die jährliche Inlandsproduktion von PKW durch deutsche Hersteller stieg seit 1990 um über 1,3 Millionen auf rund sechs Millionen Autos im vergangenen Jahr. Gibt es dafür etwa gute umwelt- und verkehrspolitische Gründe?

      Dabei ist das Potenzial für ein Umsteuern in der Autoindustrie durchaus vorhanden. Die Pläne für ökologisch sinnvolle Produkte wie etwa Blockheizkraftwerke liegen schon in den Schubladen mancher Forschungsabteilung. Ein Umstieg bis zur Serienproduktion müsste keineswegs lange dauern, und Geld sollte nach den sehr profitablen Jahren der Vergangenheit auch zur Verfügung stehen. Das hohe Qualifizierungsniveau der Beschäftigten in der Branche gilt als günstige Ausgangsposition für einen Kurswechsel. Und sogar Bernd Osterloh, der Betriebsratsvorsitzende von Volkswagen, mahnte vor ein paar Monaten, der Konzern solle sich „unabhängiger von der Autoproduktion“ machen.

      Durch die Abwrackbonus wird eine Umkehr nur gebremst. Das sieht man inzwischen selbst bei der Gewerkschaft so, die noch im November 2008 bei Vizekanzler Steinmeier für Idee der „Umweltprämie“ geworben hatte. Später hatte sich der Vorsitzende Berthold Huber darüber gefreut, „dass die Bundesregierung einen Vorschlag der IG Metall schnell in die Tat umgesetzt hat“. Nun reagiert man auf die Verlängerung mit einem „Ja, aber“ und steckt im Dilemma: Einerseits stützt die Abwrackprämie zwar die Inlandsnachfrage nach Autos und rettet damit vorübergehend Arbeitsplätze, andererseits trägt das Wahlkampfgeschenk keineswegs zur Bewältigung der Strukturkrise der Branche bei - im Gegenteil. Man habe, sagt Berthold Huber, „Zeit gewonnen, mehr nicht“. Aber Zeit für wen?

      Der von der IG Metall vorgeschlagene Branchenrat aus Regierung, Unternehmen und Gewerkschaftsspitze klingt eher nach einem sektoralen Bündnis für Arbeit, in dem alle das gemeinsame Interesse haben, doch lieber weiterzumachen wie bisher. Mal ehrlich: Wie viel sozial-ökologischer Umbau wäre denn in dieser Runde durchsetzbar?

      Wenn schon, dann "VEB Opel"

      Wer etwas anderes will, sollte über eine staatliche Kontrolle der wankenden Unternehmen nachdenken. Nicht etwa, weil Staatsbetriebe als besonders erfolgreich bekannt sind. Sondern weil Entscheidungen über den Umbau einer öffentlichen Industrie dann immerhin der politischen Auseinandersetzung unterworfen werden könnten. Das gilt selbst dann, wenn am Ende „nur“ ein VEB Opel steht: Unter entsprechenden Druck könnten Politik und die von ihr kontrollierte Unternehmensleitung zu der Auffassung gelangen, dass es besser sei, in den Werken Produkte herzustellen, die zwar nicht die kurzfristige Rendite bringen - aber langfristig der Gesellschaft nützlich sind.

      Dabei muss es nicht bleiben. Es wäre wiederum eine Frage der öffentlichen Kontroverse und der Gelegenheit, den nächsten Schritt zu tun. Demokratische Planung, bedürfnisorientierte Produktion, öffentliche Kontrolle - damit fängt der Umbau einer Gesellschaft ja nicht an, sondern das könnte ein Ergebnis dieses Prozesses sein. Anfangen aber müsste man irgendwo - mit Verstaatlichungen, für die das Zeitfenster klein ist und sich schon bald wieder schließen könnte. In diesem Fall würde sich Bahn brechen, was die IG Metall zu Recht fürchtet - eine Konsolidierung der strukturkranken Autobranche allein über den Markt mit Werksschließungen, Massenentlastungen und allem drum und dran. Nur nicht mit der Chance auf einen sozial-ökologischen Umbau.

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0913-autokrise-opel-arbeitsmar…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 10:04:59
      Beitrag Nr. 2.635 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.505.148 von Maraho am 03.02.09 20:38:01In Anlehnung ...
      Das Konjunkturpaket hilft doch ...
      Vielleicht sollte ich mal meine Depots umschichten ...

      Weiche Ziele

      BERLIN/DÜSSELDORF/NÜRNBERG(Eigener Bericht) - Die Bundeswehr rüstet sich für den großflächigen Beschuss sogenannter "weicher Ziele" in ihren Operationsgebieten. Ein entsprechendes Beschaffungsvorhaben hat in der vergangenen Woche der Haushaltsausschuss des Bundestages gebilligt. Demnach kaufen die Streitkräfte beim Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall Sprenggeschosse für die Artillerie, die laut Beschreibung des Produzenten insbesondere für "weiche Ziele" konzipiert sind. Dies sind Menschen sowie ungeschützte Infrastruktur. Der 63-Millionen-Euro-Deal, der scharf kritisiert worden ist, lässt ein Einsatzszenario künftiger Bundeswehr-Operationen erkennen - Flächenbeschuss, bei dem zivile Opfer nicht auszuschließen sind. Die Produktpalette von Rheinmetall umfasst weitere Geschoss-Sorten, die "Flächenziele" vernichten sollen. Hinzu kommen Waffen, die nur auf Druck der Bundesregierung vom internationalen Streubombenverbot ausgenommen wurden und, weil sie Zivilisten in beträchtlichem Maße gefährden, weltweit heftig umstritten sind. Der Rheinmetall-Konzern setzt für die Zukunft verstärkt auf Rüstungsgeschäfte und damit auf Krieg, weil seine zivile Sparte nach Firmenangaben vom gestrigen Mittwoch krisenbedingt stark eingebrochen ist.

      Optimale Detonation

      Wie der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages mitteilt, kauft die Bundeswehr beim Rüstungskonzern Rheinmetall Artillerie-Munition im Wert von 63 Millionen Euro. Beschafft werden damit 30.000 155-Millimeter-Sprenggeschosse für die Panzerhaubitze 2000 [1], die deutsche Militärs zu den "modernste(n) Waffensysteme(n)" der Streitkräfte zählen [2]. Laut Rheinmetall entfalten die 155-Millimeter-Sprenggeschosse ihre Vernichtungswirkung "gegen weiche und halbharte Ziele", also gegen Menschen und ungepanzerte Infrastruktur. Die Munition ist, heißt es in der Produktbeschreibung, "optimal auf Splitter und Detonation beim Aufschlag im Ziel ausgelegt".[3] Von der Opposition wird das Beschaffungsvorhaben, das zukünftige zivile Kriegstote erahnen lässt, scharf kritisiert.

      Flächenziele

      Ähnlich verheerende Wirkung besitzen weitere von Rheinmetall für die Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr produzierte Granaten. Sie eignen sich dem Unternehmen zufolge insbesondere für den Einsatz gegen "Ziele in bauüblicher Infrastruktur" oder gegen "Flächenziele".[4] Durch die Kooperation mit der israelischen Firma IMI habe man außerdem "die überragenden Leistungsdaten des Artilleriesystems" weiter steigern können, heißt es in Düsseldorf - die Reichweite liegt mittlerweile bei über 40 Kilometern.[5]

      Breites Zielspektrum

      Besonders umstritten sind Geschosse, die Rheinmetall in Zusammenarbeit mit der Waffenschmiede Diehl produziert - Munition mit der Serienbezeichnung "SMArt 155". Die Geschosse besitzen Streueigenschaften und wurden nur aufgrund erheblichen Drucks der Bundesregierung vom internationalen Streubombenverbot ausgenommen. Sie suchen sich ihre Ziele selbst und gelten der Firma als "autonome" und "intelligente" Granaten, die zur Vernichtung eines "breiten Zielspektrums" geeignet seien: "Diese Munition versetzt die Artillerie in die Lage, stehende und fahrende, getarnte und ungetarnte, schwach und stark gepanzerte harte Ziele (...) bei jeder Witterung und in jeder Umgebung wirkungsvoll zu bekämpfen."[6] Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass "SMArt 155" nicht zuverlässig zwischen militärischen und nichtmilitärischen Zielen unterscheiden kann. Mit zivilen Kriegstoten ist deswegen auch beim Einsatz dieser Geschosse durch die Bundeswehr zu rechnen (german-foreign-policy.com berichtete [7]).

      Konjunkturprogramm

      Rheinmetall profitiert nicht nur von Beschaffungsvorhaben aus dem regulären Militärhaushalt, sondern zusätzlich von staatlichen Subventionen, die als "Konjunkturprogramm" wegen der Weltwirtschaftskrise zur Verfügung gestellt werden - auch der nationalen Rüstungsindustrie. Wie Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) unlängst erklärte, sei es "selbstverständlich, dass die Bundeswehr als ein bedeutender Auftraggeber der deutschen Wirtschaft ihre Möglichkeiten ausschöpft, um diese nun im Rahmen des Konjunkturprogramms II zu stützen." Insgesamt 500 Millionen Euro hat die Bundesregierung zusätzlich zum regulären Wehretat zur Verfügung gestellt; vorgesehen sind umfangreiche "Baumaßnahmen", Aufwendungen für "Informations- und Kommunikationstechnik" sowie "Rüstungsbeschaffungen". Dazu zählt auch Kriegsgerät, an dessen Herstellung Rheinmetall zumindest partiell beteiligt ist. So sollen etwa zehn Spähpanzer vom Typ "Fennek" und 34 gepanzerte Transporter vom Typ "Dingo" gekauft werden. Hinzu kommt eine von Rheinmetall und einem israelischen Unternehmen entwickelte "Kampfdrohne" - ein unbemanntes Flugzeug zur Vernichtung von Zielen am Boden.[8]

      Forschungsförderung

      Zusätzlich partizipiert Rheinmetalls Rüstungssparte an der Vergabe von staatlichen Finanzmitteln zur vorgeblich "zivilen Forschungsförderung". Allein für die Entwicklung von "Methoden zur Ermittlung und Einhaltung eines sicheren Passierabstandes von Schiffen beim Überholen und Begegnen im begrenzten Fahrwasser" erhält der Unternehmensbereich "Rheinmetall Defence Electronics" knapp 240.000 Euro - aus dem Etat des Bundeswirtschaftsministeriums.[9]

      Intelligenter Kurs

      Die staatlichen Investitionen in die Produkte der Rüstungsindustrie zahlen sich für Rheinmetall aus. Während die Kraftfahrzeugsparte des Unternehmens, die noch rund die Hälfte des Konzernumsatzes beiträgt, im vergangenen Jahr beim Umsatz um rund neun Prozent einbrach, konnte eine dreiprozentige Steigerung des Rüstungsumsatzes den Rückgang deutlich abfedern. Dabei erzielte die Rüstungssparte mit 10,7 Prozent zum ersten Mal eine zweistellige Rendite.[10] Seit dem Tiefstand der Rheinmetall-Aktie im November 2008 ist deren Wert entsprechend um rund 70 Prozent gestiegen. [11] Börsianer führen das nicht nur darauf zurück, dass Rheinmetall neue, gewinnverheißende Kooperationen anstrebt, etwa mit dem Lkw-Bauer MAN bei der Herstellung von Militärfahrzeugen. Insbesondere sei der Boom Ausdruck des "Bestreben(s) (...), in der Verteidigungssparte weiter zu wachsen und damit den intelligenten Kurs der vergangenen Jahre fortzusetzen".[12] Mit Einbrüchen im deutschen Kriegsgeschäft rechnen die Börsianer nicht.

      Weiterführend: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57501?PHPSE…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 10:33:31
      Beitrag Nr. 2.636 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.664 von Maraho am 28.03.09 20:18:45Eine weitere Ausführung zur Berechnung des BIP ...


      Keine Frage der Größe
      Eine Volkswirtschaft muss wachsen. Die Frage ist nur, wie.
      Text: Ingo Malcher


      1. Der Parkplatz

      Der Auto-Terminal der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) in Bremerhaven ist einer der größten der Welt. Mehr als zwei Millionen Fahrzeuge können dort jährlich in gigantische Parkhausfrachter rangiert werden, bis zu 1600 dieser Schiffe legen dort jedes Jahr an. Doch kurz vor Weihnachten staute es sich am Überseehafen. Autos der Marken Mercedes-Benz, BMW und VW waren in der Welt plötzlich nicht mehr gefragt, und in Bremerhaven wusste die BLG nicht mehr, wohin mit all dem Blech. 90 000 Fahrzeuge verstopften die Abstellflächen, weltweit sind es gegenwärtig 27 Millionen.

      Ohne Abwrackprämie gelten Autos derzeit beinahe als unverkäuflich. Doch Teil der Wertschöpfung der Länder, in denen sie gefertigt wurden, sind sie trotzdem. In den Reifen und Radios, Rädern und Rückspiegeln stecken gekauftes Material und bezahlte Arbeitsstunden - sie sind damit Teil des Bruttoinlandsproduktes (BI P). In Deutschland betrug es im vergangenen Jahr 2,5 Billionen Euro, immerhin noch 1,3 Prozent mehr als 2007. Mit Blick auf den Parkplatz in Bremerhaven ergibt sich aber ein verzerrtes Bild: Wachstum trotz Stillstand.

      Das Wachstum des BIP misst den Fortschritt einer Volkswirtschaft, die Höhe des BI P bestimmt ihre Größe. Zwar ist das
      BIP nicht die einzige Messzahl für die Wirtschaftskraft eines Landes, doch sie ist die allgemein gültige, da sie dank standardisierter Rechenmethoden schnell einen internationalen Vergleich erlaubt. Dabei lässt das BI P einige Fragen offen. Denn auch bei der volkswirtschaftlichen Leistung gilt: Größe ist nicht alles.

      2. Die Berechnung

      Weil das Hochhaus am Gustav-Stresemann-Ring 11 in Wiesbaden derzeit saniert wird, sind die Mitarbeiter des Statistischen Bundesamts über die ganze Stadt verteilt. Auch Norbert Räth musste vorübergehend umziehen. Seit 1981 beschäftigt er sich von Amts wegen mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Alles, was für die ökonomische Entwicklung in Deutschland relevant ist, wird von Räth und seinen Kollegen berücksichtigt. Bezahlte Umzüge, Verkäufe von Sonnencremes, produzierte Autos. "Sämtliche solcher Vorgänge bilden das Bruttoinlandsprodukt. Ob die Autos jetzt schon verkauft sind oder nicht, spielt keine Rolle. Beim Produktionsansatz zählen wir, was gefertigt wurde, und sprechen in einem solchen Fall dann vom Lageraufbau. Werden die Autos später exportiert, steigt der Export, und die Lager werden rückläufig. Im Inland gilt dasselbe: Wird etwas verkauft, steigt der Konsum, der Lagerbestand sinkt."

      Räth ist Volkswirt und leitet beim Statistischen Bundesamt die Gruppe I I I A, Entstehung und Verwendung des Inlandsproduktes. Etwa hundert Personen arbeiten in der Großabteilung "Gesamtrechnungen, Arbeitsmarkt", die das Wirtschaftswachstum der Bundesrepublik berechnet. Jedes Quartal liefern die Statistiker neue Wachstumszahlen ab, bereits im Januar des Folgejahres gibt es das erste Jahresergebnis. Errechnet wird es aus den verschiedenen Konjunkturindikatoren: Arbeitsmarkt, Einzelhandelsumsatz, Industrieproduktion, Warenausfuhr. Aber auch die Umsatzsteuerstatistik gibt Aufschluss darüber, wie die Wirtschaft vorankommt.

      Die amtlichen Zahlenzähler berechnen das BIP mit zwei Methoden. Beim Produktionsansatz ziehen sie vom Produktionswert jedes Bereichs die bezogenen Vorleistungen ab und kommen so zur Bruttowertschöpfung, aus deren Summe sich schließlich das BI P ergibt. Die Vorleistungen müssen abgezogen werden, damit ein Autoreifen nicht zweimal gerechnet wird: wenn er vom Zulieferer ausgegeben wird und wenn er vom Hersteller als Teil des Fahrzeugs verkauft wird. Beim Ausgabenansatz addieren Räth und seine Kollegen die Summen aus Konsum, Investitionen und Exporten minus Importen und kommen so wieder auf das BI P. Beide Ergebnisse werden dann einander angeglichen. "Es ist eine makroökonomische Rechnung, die nicht alle Transaktionen in Deutschland einzeln erfasst", sagt Räth. "Wichtig ist, dass die Zahlen über einen längeren Zeitraum sowie auch international vergleichbar sind."

      3. Der Sinn

      Zwischen 1992 und 2008 ist das BI P Deutschlands jährlich im Schnitt um 1,6 Prozent moderat gewachsen, weniger als das der USA, das jährlich um 3,2 Prozent vorankam. In den Jahren 1993 und 2003 waren zwei sanfte Einbrüche zu verzeichnen. Selbst im vergangenen Jahr lag das Wachstum noch mit 1,3 Prozent im Plus. Verglichen mit den Wachstumsraten, wie sie China verzeichnet, ist das sehr niedrig. Im Jahr 2007 legte die Wirtschaft dort um 11,4 Prozent zu. Das chinesische BI P lag mit 2,2 Billionen Euro knapp unter dem deutschen. Für einen Staat wie China hat Wachstum eine andere Bedeutung. In China geht es um eine aufholende Entwicklung und schließlich darum, die Bevölkerung besser zu versorgen.

      Aber auch ein entwickeltes Land wie Deutschland braucht Wachstum. Das sagt zumindest Jan Priewe, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin: "Unter normalen Bedingungen haben wir jährlich einen Produktivitätszuwachs von ein bis zwei Prozent, und um diese Rate vermindert sich jährlich der Bedarf an Beschäftigten. Um dies auszugleichen, müssen wir jährlich wachsen, sonst braucht die Volkswirtschaft jährlich weniger Beschäftigte, was im Klartext nichts anderes bedeutet als Arbeitslosigkeit. Deshalb ist der Rückgang von Wachstum immer schädlich, egal, ob er nun ein Quartal dauert oder vier. Ohne Wachstum steckt unser System in einer Krise. Der Beschäftigungsrückgang könnte nur durch permanente Arbeitszeitverkürzung oder durch kontinuierlich steigende Einkommensumverteilung aufgefangen werden. Zwar war das System in den vergangenen 200 Jahren zu einem positiven Wachstumstrend fähig, aber es gab immer wieder Rückfälle, also Krisenzyklen."

      Die deutsche Wirtschaft hat ein zusätzliches besonderes Problem: ihre starke Ausrichtung auf den Export. Wachstum in Deutschland wird vor allem durch Nachfrage im Ausland erzeugt. Also dadurch, dass Chinesen, Amerikaner und Brasilianer gern deutsche Autos fahren. Etwa ein Viertel der deutschen Wirtschaftsleistung wird im Export erzeugt, eine Krise der Weltwirtschaft trifft Deutschland daher hart. Der inländische Konsum kann die wegbrechenden Märkte im Ausland unmöglich auffangen jedenfalls nicht kurzfristig.

      Damit steckt Deutschland in der Zwickmühle. Wer international Erfolg haben will, muss im Inland konkurrenzfähig produzieren - das heißt: preisgünstig. In den vergangenen Jahren haben deutsche Unternehmen in neue Technik investiert und an den Löhnen gespart. Deutschland hat daher, ähnlich wie China und Japan, hohe Exportüberschüsse. "Wenn bei einer solchen Entwicklung die Löhne nicht mitziehen, ist das kein nachhaltiges Wachstum", sagt Priewe. Denn gerade in der Krise zeigt sich, dass der Binnenkonsum wichtig ist, um die Folgen der Turbulenzen abzufedern. Solange die Menschen konsumieren, verkaufen und produzieren die Unternehmen.

      4. Der Unsinn

      Die Frage, was nachhaltiges Wachstum ist, stellt sich aber nicht nur in der Volkswirtschaft, sondern auch im Unternehmen. Die Internetblase zur Jahrtausendwende ist dafür ein gutes Beispiel. Firmen mit Namen, die heute schon keiner mehr kennt, wuchsen rasant: Technik, Mitarbeiter, Büroräume - und plötzlich war alles weg. "Im Prinzip ist das ganz einfach: Schnelles Wachstum wird meist über Pump finanziert statt über Eigenkapital. Wenn dann der Absatz einbricht, können die Kredite nicht mehr bedient werden, und das war es dann häufig", sagt der Ökonom Priewe.

      Ein Stück nach diesem Muster wird gegenwärtig im Sauerland aufgeführt. Die Werft Dehler, gegründet von den Brüdern Heinz und Willi Dehler, baut seit 1963 Segeljachten. 1998 wurde sie zum ersten Mal insolvent und 2004 von dem Niederländer Wilan van den Berg übernommen. Der wollte vor allem eines: größer werden. Dieser Tage arbeiten auf dem Firmengelände gerade noch vier Personen: zwei Mitarbeiterinnen der Buchhaltung und zwei Betriebsräte. Dehler ist seit Ende vergangenen Jahres insolvent. "Das Unternehmen ist einfach zu schnell gewachsen", sagt der Betriebsrat Stefan Odoj.

      In der Zentrale in Freienohl sucht man nun nach Investoren für die Werft. Odoj ist "vorsichtig optimistisch". Aber er sagt: "Ich hoffe, dass ein Unternehmer kommt, der nicht ein reiner Marketingmann ist, sondern einer, der die Produktionsabläufe versteht." Denn genau das sei das Problem van den Bergs gewesen. Zwischen 80 und 90 Jachten habe Dehler gebaut, als der neue Investor die Firma übernahm. Im Folgejahr seien es 120, dann 140 gewesen. Es wurde immer mehr verkauft.

      Doch im Bootsbau ist es Usus, dass die Werft Teile des Schiffes vorfinanziert. Bestellt ein Segler ein Schiff, zahlt er einen geringen Teil der Kaufsumme an. Geht es in die Produktion, muss er noch mal Geld überweisen. Mehr als die Hälfte des Kaufpreises muss die Werft vorstrecken. Erst wenn die Jacht auf einen Lastwagen geladen und zum Kunden transportiert wird, überweist der Käufer das restliche Geld. Bei Booten, die 100 000 bis 200 000 Euro kosten, ist das noch zu stemmen. Bei den teuren Jachten, die um die 400 000 Euro liegen, wird es schwer. "Wenn ich gerade kein Geld in der Kasse habe und den Zulieferer nicht bezahlen kann, dann liefert der nicht - und dann habe ich ein Boot in der Werft stehen, an dem ich nicht weiterbauen kann, weil die Teile fehlen. Und so kommt durch mangelnden Geldfluss die ganze Produktion früher oder später zum Erliegen", sagt Odoj.

      Van den Berg hatte sich offenbar bei der Planung verrechnet.

      Denn Geld war zunächst da, es floss nur in die falschen Kanäle, glaubt Odoj. Die Entwicklung der neuen Dehler 60, einer Luxusjacht, verschlang einen siebenstelligen Betrag. Auf den ersten Blick wirkte es so, als könnte sich Dehler dies leisten. Die Auftragsbücher waren voll. Die Konten aber waren leer. Zwar seien neue Arbeiter eingestellt, aber nicht genügend Werkzeuge gekauft worden. Die Banken erinnerten sich, dass Dehler zehn Jahre zuvor schon einmal insolvent war, und geizten mit Krediten, bis Dehler noch nicht mal mehr die Angestellten bezahlen konnte.

      "Dass ein Unternehmen wächst, ist ja gut", sagt Odoj. "Wachstum in kleinen Schritten wäre aber besser gewesen." Dann zählt er auf, wie das seiner Meinung nach hätte funktionieren können: "Habe ich den Platz für die erhöhte Produktion? Wenn nein: Muss ich Hallen neu bauen? Habe ich genügend qualifiziertes Personal? Wenn nicht: Wie lange brauche ich, bis ich neues Personal angelernt habe? Habe ich ausreichend Kapital, um Material für den Bau der Boote vorzufinanzieren? Erst dann kann ich abschätzen, wie viele Boote ich in diesem Jahr bauen und ab welchem Zeitpunkt die Produktionssteigerung umgesetzt werden kann. So stelle ich mir vernünftiges Wachstum vor."

      Van den Berg gesteht ein, "kein Fabrikmensch zu sein, eher ein Verkäufer". Er habe jedoch nicht erwartet, bei Dehler ein veraltetes Computersystem vorzufinden und Fehler in den Stücklisten. "Die Managementinformationen, die es gab, waren ungenügend. Mit solchen Problemen habe ich nicht gerechnet." Aber er sagt auch: "Vermutlich sind wir zu schnell gewachsen."

      Da Dehler aber produziert hat, spielt die Insolvenz statistisch für das Jahr 2008 keine Rolle. So sind die halb fertigen Dehler-Jachten Teil des deutschen BIP - auch wenn sie noch in Freienohl auf dem Hof stehen.

      5. Unsinnige Zahlen?

      Dabei stellt sich die Frage: Wie aussagekräftig ist die Kategorie Bruttoinlandsprodukt überhaupt? Als sich Robert Kennedy vor 40 Jahren in den USA um das Amt des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten bewarb, sagte er, das Bruttoinlandsprodukt "misst alles, nur nicht das, was das Leben lebenswert macht". Ähnliche Skepsis empfindet offenbar auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Anfang vergangenen Jahres setzte er eine Kommission aus 24 Wissenschaftlern ein, die eine bessere Buchhaltungsmethode für Staaten finden soll. Angeführt wird dieses Gremium von den beiden Wirtschaftsnobelpreisträgern Amartya Sen und Joseph Stiglitz.

      Dass es ausgerechnet Sarkozy ist, der einen anderen Maßstab für volkswirtschaftliche Leistung etablieren will, mag daran liegen, dass Frankreichs Wachstum seit Jahren nur sehr schwach vorankommt. Trotzdem ist es durchaus sinnvoll, darüber nachzudenken, wie die Leistung einer Volkswirtschaft genauer gemessen werden kann. Wenn Autos, Segeljachten und Fernseher, die in einer Fabrik gefertigt werden, zum BIP hinzugerechnet werden, warum nicht auch Bildungsabschlüsse, Lebenserwartung und Wasserqualität? Schließlich sind diese Faktoren mindestens ebenso aussagekräftig für die wirtschaftliche Zukunft eines Landes wie die Zahl der Automobile, die in Bremerhaven auf ihre Verschiffung warten.

      "Wir sind in den USA erst am Anfang, zu verstehen, dass das Bruttoinlandsprodukt sehr stark täuschen kann und dass etwas getan werden muss, um bessere Messmethoden für Wohlstand zu finden", sagt der Nobelpreisträger Amartya Sen. Priewe ergänzt: "Wohlstand ist nicht gleich Wachstum: Ob ich Waffen produziere oder Butter, das ist durchaus ein Unterschied. Beides steigert das Bruttoinlandsprodukt. Aber nicht jedes Wachstum erzeugt automatisch Wohlstand."

      Wohlstand entsteht auch dadurch, dass möglichst viele Menschen von einem steigenden BI P einen Teil abbekommen. In den vergangenen 16 Jahren stieg das BIP in den USA durchschnittlich um drei Prozent. Doch die Löhne wuchsen nicht mit. Das BIP sagt nichts darüber aus, wie der Reichtum einer Gesellschaft verteilt ist. Hinzu kommt, in den Augen des Nobelpreisträgers Stiglitz, dass hohe Wachstumsraten darüber hinwegtäuschen können, was tatsächlich in einer Volkswirtschaft geschieht. "Viele Leute schauten auf das BI P-Wachstum der USA nach der Jahrtausendwende und sagten: 'Wie schnell wachst ihr? Wir müssen euer Modell kopieren.' Aber es war kein nachhaltiges Wachstum, kein gerechtes Wachstum. Für viele Amerikaner war es eine Dekade des Niedergangs", sagt er.

      Das Problem ist, dass das BIP als Index absolut gesetzt wird. "Es wird beim Thema Wachstum nur noch auf die Zahlen geschaut, es wird nicht wirtschaftshistorisch gedacht und nicht überlegt, was dahintersteht", sagt der emeritierte Aachener Wirtschaftsprofessor Karl-Georg Zinn. Und so spiegeln auch in Frankreich die BIP-Zahlen nicht das wider, was vielen Bürgern durch den Kopf geht, wenn sie auf ihre Kontoauszüge blicken.

      Jean-Philippe Cotis, Chef der französischen Statistik-Behörde und Mitglied der BIP-Kommission von Sarkozy, untersuchte für den Zeitraum 2001 bis 2006 die Einkommen der Haushalte in seinem Land. Er wollte wissen, was die Franzosen nach Abzug von Miete, Nebenkosten und Steuern übrig hatten. Sein Ergebnis: Nach den Fixkosten blieben den einkommensschwachen Haushalten im Jahr 2001 von ihren Einkünften 45 Prozent. Im Jahr 2006 waren es gerade noch 25 Prozent. "Vor allem, weil die Mieten so stark gestiegen waren", sagt Cotis. Viele glaubten stattdessen, ihr Einkommen wäre gesunken, obwohl das BIP stieg.

      Daher versuchen die Ökonomen in der von Sarkozy eingesetzten BIP-Kommission, neue Parameter für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Stärke zu etablieren und auch Werte wie soziale Sicherheit, Umweltschutz oder Bildung mit einzubeziehen. Gut möglich, dass dabei nicht ein ganz neuer Index herauskommt, sondern neue Indikatoren, die das BIP ergänzen. "Man kann schon auf mehrere Zahlen gucken, um sich einen Überblick zu verschaffen", sagt Amartya Sen. Schon heute misst das Statistische Bundesamt in Wiesbaden die Umwelteinflüsse in der Umweltökonomischen Gesamtrechnung. Doch Güter wie saubere Luft lassen sich wirtschaftlich schwer bewerten. Einfacher wäre es, etwa die Leistungen für Kindererziehung auszurechnen, wenn man einen bestimmten Stundenlohn zugrunde legt. Bislang sind Kinderbetreuung und Hausarbeit nicht Teil des BIP, weil sie unentgeltlich verrichtet werden.

      Berücksichtigt wird hingegen die Betreuung von Gefangenen in den Gefängnissen eines Landes, weil sich die Kosten dafür beziffern lassen - jede Verhaftung steigert das BIP also, ebenso wie ein Hausbrand oder ein Verkehrsunfall, denn ein kaputtes Auto muss schließlich repariert werden. Das ist die statistische Logik. Schwierig wird die BIP-Berechnung jedoch bei der Ausbeute von Rohstoffen. Muss Kupfer, wenn es in einem Bergwerk abgebaut wird, auf der Soll- oder der Haben-Seite der Volkswirtschaft stehen? Der Verkauf von Rohstoffen fließt in das BIP ein und fördert das Wachstum, obwohl Kupfer, Blei, Zink oder Erdöl danach unwiederbringlich weg sind. "Dabei muss man wissen: Wachstum ist immer auch Umwelteingriff und Ressourcenverbrauch", sagt der Aachener Ökonom Zinn. Ob es den von Sarkozy einbestellten Wissenschaftlern gelingen wird, dieses Problem zu lösen, wird sich im April zeigen, wenn die Kommission ihre Ergebnisse vorstellen will.

      6. Dogma Wachstum?

      Aber vielleicht ginge es auch ohne neue Berechnungen. Der Human Development Index der Vereinten Nationen misst bereits den Wohlstand der Staaten. Der Gini-Index bestimmt die Einkommensverteilung. Und mehrere Forscher haben sich darangemacht, das Glück in den unterschiedlichen Gesellschaften zu erforschen (siehe brand eins 12/2008). Denn es ist längst klar, dass Wachstum eine sehr beschränkte Kategorie ist: "Sie bedeutet, dass über Märkte monetäres Einkommen entsteht, das wieder in den Wirtschaftsprozess eingeht", sagt der Berliner Ökonom Priewe. Und so ist es vielleicht einfach eine Frage der politischen Gewichtung, welchen Index man heranzieht.

      Dass es Wachstum allein nicht sein kann, hat der kalifornische Autor Jonathan Rowe vergangenes Jahr dem US-Senat bei einer Anhörung vorgerechnet. Er fand nämlich ein sehr einfaches Mittel, der Krise zu entkommen: Krankheit. Der Verkauf von Medikamenten und medizinischen Dienstleistungen steigert das BIP. "Um die Wirtschaft zu beleben, müssten wir also den Leuten sagen: Werdet schwer krank - so erzeugen wir Wachstum! "

      Quelle: http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2937&MenuI…
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      Avatar
      schrieb am 29.03.09 10:52:04
      Beitrag Nr. 2.637 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.836.606 von Maraho am 24.03.09 17:03:54In Bezug hierauf ...

      Meine persönliche Meinung: Es besteht überhaupt kein Interesse, etwas zu ändern, da das "Drehbuch" für den weiteren Verlauf schon geschrieben ist. Zumindest verkauft man der Mehrheit, daß man sich bemüht. Und die glaubt es gerne ...

      G-20-Gipfel
      Warum sich die Welt vor dem Finanzwesen fürchtet
      Von Jörg Eigendorf

      Die großen Wirtschaftsmächte arbeiten an einer grundlegenden Reform des Finanzwesens. Doch große Fortschritte werden sie auf dem G-20-Gipfel in London nicht vermelden können. Denn niemand traut sich an die wirklichen Probleme heran. "Außer Demonstranten, die uns von der Arbeit abhalten, wird es nicht viel geben, sagt ein Banker.


      Es hat den Anschein, als stünde die Weltgemeinschaft beim Aufbau einer globalen Finanzarchitektur vor dem großen Durchbruch. Die Deutschen sind dem Ziel nahe, Steueroasen von der Schweiz bis hin zu den Cayman Islands endlich trockenzulegen. Die Amerikaner sind sogar bereit, die jahrelang angeblich unantastbaren Hedgefonds an die kurze Leine zu nehmen. Und die Chinesen können inzwischen über eine neue globale Leitwährung philosophieren, ohne heftigen Widerspruch von den Amerikanern zu ernten.

      Doch trotz dieser neuen globalen Einigkeit und einer Flut an Initiativen sind die Erwartungen an den Londoner Gipfel, an dem die Regierungschefs der 20 einflussreichsten Nationen (G20) teilnehmen, in Fachkreisen denkbar gering. „Außer Demonstrationen, die uns von der Arbeit abhalten, und ein paar neue Prinzipien wird es nicht viel geben“, sagt Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank in London. Auch die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro ist skeptisch: „Eine Gefahr dieses Gipfels ist, dass in der globalen Finanzmarktüberwachung noch mehr Stabilitätsberichte produziert werden, sonst aber alles beim Alten bleibt“, sagte sie Welt ONLINE in einem morgen erscheinenden Interview.

      Die Skepsis liegt nicht darin begründet, dass es an Einsicht fehlt. Im Gegenteil: Die Weltwirtschaftskrise hat auch dem letzten Zweifler eindrucksvoll gezeigt, dass die globale Finanzarchitektur einer grundlegenden Reform bedarf. Denn das wissen die Teilnehmer des Londoner Gipfels: Es darf nicht noch einmal passieren, dass Banken jahrelang Milliardengewinne machen und dann die Verluste auf die Allgemeinheit abladen.

      Viel Zeit bleibt für die Reform nicht: Ist die Krise erst vorbei, wird schnell auch die Demut der Banker verschwinden, sich mit härteren Regeln abzufinden.

      Die Erwartungen haben die Gipfel-Teilnehmer aus den Regierungsetagen selbst hochgeschraubt. Von einem zweiten „Bretton Woods“ war beim letzten G-20-Treffen in Washington im November vergangenen Jahres die Rede. Von einer völlig neuen Finanzarchitektur, ähnlich wie sie am Ende des Zweiten Weltkriegs von den großen Nationen im amerikanischen New Hampshire ausgetüftelt wurde. Entsprechend groß ist der Druck. Die Planer des Gipfels verweisen immerhin stolz darauf, dass 28 der 47 Aktionspunkte des gemeinsamen Plans der G20 inzwischen abgearbeitet sind.

      Und dennoch: Was diese Woche in London enthüllt wird, gleicht wohl eher einem Kartenhaus als dem Entwurf für einen langfristig stabilen Aufbau. Das, was sich hinter der großen Worthülse „globale Finanzarchitektur“ verbirgt, ist ein Sammelsurium an informellen Gesprächsrunden und Institutionen, die oft eher miteinander konkurrieren als zusammenarbeiten.

      G7, G20, FSF, IWF, BIS, IMFC – die Liste der Klubs und Organisationen, die über die globale Finanzwelt wachen und entscheiden sollen, ist lang. Nur ein kleiner Kreis an Fachleuten kann noch auseinanderhalten, wer für was zuständig ist und wer welche Kompetenzen hat – und wo es Überschneidungen gibt. So viele „Action points“ in London auch abgehakt und in langen Erklärungen gefeiert werden: An den Kern des Problems gehen die Mächtigen dieser Welt nicht heran.

      Das zeigt schon das G-Sammelsurium. „Die G7 sind Geschichte“, sagt ein erfahrener Zentralbanker, der schon zahllose Treffen in der exklusiven Runde hinter sich hat. Vorbei ist die Zeit, in der Nordamerikaner und Europäer gemeinsam mit Japan darüber bestimmten, wie die Hackordnung der globalen Finanzordnung aussehen soll.

      An die Stelle der G7 ist nun die G20 getreten und damit ein Forum, das viel zu groß ist, um etwas zu bewegen. Weil die Europäer bei der Gründung im Dezember 1999 in Berlin nicht darauf verzichten wollten, gleich mit mehreren Sitzen vertreten zu sein, haben auch die Schwellenländer viele Nationen nominiert. Heute erschließt sich niemandem mehr, welchen Beitrag Staaten wie Argentinien, Südkorea oder Indonesien zur Stabilität des internationalen Finanzwesens leisten sollen.

      Schon die Telefonkonferenzen gestalten sich schwierig: „Es gibt gerade mal ein Fenster von drei Stunden am Tag, in denen wir uns von Argentinien bis Australien zusammentelefonieren können“, klagt ein Regierungsbeamter. Bei den G?7 sei das leichter gewesen. Da habe man auf die Japaner eben keine Rücksicht genommen.

      Wie mühsam das Geschäft in den G-20-Runden ist, zeigt schon ein Projekt, das bereits im Vorfeld des Gipfels als Erfolg gepriesen wurde: der globale Risikoatlas. Eine einleuchtende Idee: Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) sollen künftig Informationen über die großen Finanzinstitutionen weltweit zusammenlaufen. Im Idealfall entstünde eine Risikolandkarte, die, richtig interpretiert, als Frühwarnsystem dienen könnte.

      So weit die Theorie. In der Praxis stehen diesem Vorhaben fast unüberwindbare Hürden im Weg – und keine der führenden Regierungen weltweit macht bislang Anstalten, diese zu beseitigen. Wie die „Welt am Sonntag“ aus Regierungskreisen erfuhr, gibt es in etlichen Staaten, allen voran den USA, Widerstände gegen den Risikoatlas, weil sie die Daten nicht bereitstellen wollen. Überraschend ist das nicht: „Das Konzept eines globalen Radarschirms haben wir schon vor Jahren beim IWF diskutiert“, sagt Gerd Häusler, der bis 2006 beim Währungsfonds in Washington gearbeitet hat. „Aber das würde voraussetzen, dass Regierungen und Aufsichtsbehörden sich gegenseitig die Karten offenlegen.“

      Wenn der Risikoatlas aber schon bei der Datenerhebung scheitert, ist es geradezu utopisch, dass die G20 weitere Hürden überspringen: So müsste der IWF auch Rückschlüsse und Forderungen aus den Erkenntnissen ableiten können, die der Atlas dem Fonds böte.

      Doch die Vorstellung, der Währungsfonds könne mal eben den großen Geberländern empfehlen, ihren eigenen Banken strengere Auflagen zu erteilen, wird wohl selbst auf lange Sicht Wunschdenken bleiben. „Eine Schwäche des Systems ist es, dass die großen Geberländer unangenehme Erkenntnisse einfach unter den Tisch fallen lassen“, sagt die Wirtschaftsweise Weder di Mauro. „Mehr Transparenz und Klarheit wären also schon ein großer Fortschritt.“

      Auch diese Forderung ist nicht neu. Schon einmal, nach der Asienkrise Ende der 90er-Jahre, holte die Weltgemeinschaft zu einem großen Wurf aus: Der IWF wurde aufgerüstet, so zum Beispiel das „Financial Stability Assessment Program“, kurz FSAP, geschaffen. Seither haben fast alle 185 Mitgliedsländer dieses Programm, bei dem die Stabilität des Finanzsystems untersucht wird, über sich ergehen lassen. Ein Land allerdings weigert sich beharrlich: die Vereinigten Staaten. Experten halten es durchaus für möglich, dass die globale Finanz- und Wirtschaftskrise nicht so verheerend ausfallen würde, wenn die USA die gleichen Standards für sich hätten gelten lassen, die sie von anderen Ländern einfordern. Womöglich bedarf es weiterer Krisen, bis sich an dieser Haltung gegenüber internationalen Finanzinstitutionen grundlegend und nachhaltig etwas ändert.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3460105/Warum-sich-d…
      309 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 11:07:24
      Beitrag Nr. 2.638 ()
      Noch ein Interview und dann ...

      COHN-BENDIT ZUR FINANZKRISE
      "Wir sind alle Kaninchen"

      Einst war er gegen Kapitalismus, heute wettert er gegen Verstaatlichung: Daniel Cohn-Bendit, Fraktionschef der Europäischen Grünen, plädiert im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE beim Kampf gegen die Finanzkrise für eine pragmatische Doppelstrategie: kurzfristig Rettungsprogramme - langfristig ein radikaler Umbau der Wirtschaft.

      SPIEGEL ONLINE: Herr Cohn-Bendit, Sie waren 1968 in Paris die Symbolfigur einer Bewegung, die mit einer Revolution den Kapitalismus hinwegfegen wollte. Nun ist er in seiner tiefsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Sind Sie jetzt glücklich?

      Cohn-Bendit: Nein. Wenn das mit dem Glück so einfach wäre. Wir haben damals gesagt, dass die Logik des Kapitalismus eine zerstörerische sei und dass er an seiner eigenen Dynamik zugrunde gehen werde. Ja, wir haben damals die Überwindung des Kapitalismus ersehnt.

      SPIEGEL ONLINE: Aber?

      Cohn-Bendit: Aber damals ging es uns gut. Das ist der große Unterschied. Damals gab es kaum Arbeitslosigkeit, wir kannten kein Aids, wir hatten noch nichts von der Klimakatastrophe gehört. Wir sagten im Mai 1968: Es ist viel mehr für die Menschen zu holen als uns dieser Kapitalismus gibt. Wir waren optimistisch. Heute dagegen haben die Menschen Angst vor der Zukunft. Wir stehen vor einem kollabierenden Kapitalismus, aber niemand sieht eine Alternative. Wir sind alle Kaninchen, die auf die Krise starren wie auf die Schlange.

      SPIEGEL ONLINE: Als Sie Revolutionär waren, hatten Sie und Ihre Genossen es noch mit einer recht gemütlichen sozialen Marktwirtschaft zu tun. Gäbe es heute nicht bessere Argumente für die Überwindung oder zumindest die Domestizierung des globalen Turbo-Kapitalismus?

      Cohn-Bendit: In der Großen Depression der 1930er Jahre gab es auch bessere Argumente für eine Überwindung des Kapitalismus. Das Resultat war in Deutschland die Machtübernahme der Nazis, der Zweite Weltkrieg und der Holocaust, aber auch die stalinistische Perversion der Arbeiterbewegung. Krisen produzieren nicht automatisch die richtigen Rezepte gegen sie.

      SPIEGEL ONLINE: Viele Linke besinnen sich jetzt auf alte Rezepte und begrüßen die Verstaatlichung privater Firmen.

      Cohn-Bendit: Die sozialistische Planwirtschaft als Staatskapitalismus ist in Osteuropa auf ganzer Linie gescheitert. Da gibt es nichts, worauf wir zurückgreifen könnten und sollten.

      SPIEGEL ONLINE: Halten Sie es für einen Fehler, wenn Regierungen heute Banken verstaatlichen oder Staatsbeteiligungen an großen Industrieunternehmen eingehen?

      Cohn-Bendit: Verstaatlichung ist höchstens als kurzfristige Rettungsmaßnahme sinnvoll. Staatliche Banken sind doch nicht besser als private, wenn sie sich den Marktmechanismen unterwerfen. Die Manager von Staatsfirmen gehen auch nicht verantwortungsvoller mit der Natur um. Unser strategisches Problem ist: Der Markt kennt das Wort Zukunft nicht. Auf dem Markt müssen Sie kurzfristig denken. Aber die Politiker müssen langfristig denken und handeln, wenn sie die Zukunft gestalten wollen.

      SPIEGEL ONLINE: Sollten die Politiker demnach die Akteure des Marktes mittels Regulierung zu nachhaltigem, verantwortungsvollen Handeln zwingen?

      Cohn-Bendit: Nicht nur die Politiker als Vertreter des Staates, auch Vertreter der Gesellschaft sollten in einer sozialen und ökologischen Marktwirtschaft Einfluss haben. Die Verbraucher, die Gewerkschaften ebenso wie die Unternehmer. Bei der Bahn zum Beispiel müssten die Verbraucher mitbestimmen können.

      SPIEGEL ONLINE: Haben Sie Ihren Frieden mit der Marktwirtschaft gemacht?

      Cohn-Bendit: So einfach ist das nicht. Wir müssen den Totalitarismus des Marktes und den sozialistischen Totalitarismus hinter uns lassen. So sieht der neue Weg aus. Wir sollten die Debatte über eine Selbstverwaltung der Betriebe führen, über Genossenschaften und Partizipation in der Wirtschaft. Der freie Markt muss nach ökologischen und sozialen Kriterien begrenzt und reguliert werden. Wir stehen vor der schwierigen Aufgabe, das Heute zu meistern ohne die Zukunft zu opfern.

      SPIEGEL ONLINE: Das sind abstrakte Parolen. Was heißt das bezogen auf die derzeitige Krise?

      Cohn-Bendit: Konkret plädiere ich zum Beispiel nicht nur für die Trockenlegung der Steueroasen, sondern auch für die vollständige Aufhebung des Bankgeheimnisses.

      SPIEGEL ONLINE: Das hilft den Arbeitern, die um ihre Jobs fürchten müssen, erst mal nicht.

      Cohn-Bendit: Wir müssen den Arbeitern in der Automobilindustrie helfen, aber sie können nicht so weitermachen wie zuvor. Wir können nicht eine antiquierte Industrie mit Subventionen künstlich am Leben erhalten, wie wir es mit der Stahlindustrie gemacht haben. Wir werden weiterhin Autos brauchen, aber nicht die heutigen und nicht so viele. Die energiefressenden, CO2-spuckenden Monster müssen vom Markt. Es gilt, in die Transformation zu investieren, nicht in den Status quo.

      SPIEGEL ONLINE: Die FDP, deren neoliberale Ideologie die Partitur für den Boom und Kollaps der Finanzmärkte war, ist bislang der größte Krisengewinner. Wie erklären Sie dieses Paradox?

      Cohn-Bendit: In Deutschland verfestigt sich seit längerem eine Klassengesellschaft, in der Teile des Mittelstands - auch aus Angst vor dem Abstieg - nur noch egoistisch denken. Sie wollen ihre Steuern gesenkt sehen und die Sozialleistungen auch. Die Partei dieser Egoisten, das ist die FDP.

      SPIEGEL ONLINE: Warum schlagen die sich solidarisch gebenden Sozialdemokraten keinen politischen Profit aus der Krise?

      Cohn-Bendit: Sie haben unter Gerhard Schröder die Agenda 2010 durchgesetzt. Sie sind der irrigen Idee aufgesessen, eine entfesselte Marktwirtschaft würde mehr Produktivität und mehr Wohlstand für alle bringen.

      SPIEGEL ONLINE: Das haben auch die Politiker von CDU, FDP und Grünen geglaubt. Ihre Partei, die Grünen, hat in der Bundesregierung die fatale Deregulierung der Finanzmärkte munter mitgetragen.

      Cohn-Bendit: Natürlich. Allerdings haben auch die allermeisten Journalisten vehement die Liberalisierung der Finanzmärkte gefordert. Es war doch ein kollektiver Wahn. Auch wenn sich heute niemand mehr erinnern möchte und es keiner mehr gewesen sein will.

      SPIEGEL ONLINE: Die Linke ist die einzige Partei, die sagen kann: Wir haben euch gewarnt.

      Cohn-Bendit: Das nützt ihnen ebenso wenig wie die Grünen nicht davon profitieren, dass sie lange vor allen anderen Parteien die Gefahr der Klimakatastrophe beschworen haben. In der Krise geht es nicht darum, wer in der Vergangenheit Recht hatte, sondern wer für die Gegenwart überzeugende Vorschläge präsentiert.

      SPIEGEL ONLINE: Sie haben gerade in Frankreich ein Buch veröffentlicht, das den Titel trägt: "Que faire?" - Was tun? Was sollte denn vor allem getan werden?

      Cohn-Bendit: Es wäre sehr wichtig, die Theorie und Praxis der Transformation des Kapitalismus in eine soziale und ökologische Marktwirtschaft zu entwickeln. Früher dachten die Linken: Wir warten auf eine revolutionäre Situation, machen die Revolution, dann haben wir die Macht und können in Ruhe die neue Gesellschaft aufbauen. Doch angesichts des Klimawandels haben wir die Zeit nicht mehr. Machen wir uns doch nichts vor: Die Lage ist verdammt ernst.

      SPIEGEL ONLINE: Das klingt alarmistisch.

      Cohn-Bendit: Es ist mir egal wie das klingt, aber wir stehen nun mal an einer Kreuzung von Krisen. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise, die sich verschärfende Klimakrise und die Globalisierungskrise, die durch die zunehmende Ungleichheit zwischen Armen und Reichen entsteht. Diese Kombination führt schließlich zu einer Krise der Demokratie.

      SPIEGEL ONLINE: Wenn die Lage so ernst ist, müssten die Grünen doch viel radikaler denken und auftreten. Doch ihre Spitzenvertreter in Berlin haben ein weichgespültes Wahlprogramm vorgestellt.

      Cohn-Bendit: Sie haben es schwer. Die Journalisten interessieren sich viel mehr für spekulative Koalitionsvarianten als für Vorschläge zur Überwindung der Krise. Wir Grünen in Frankreich führen für das Europaparlament einen Wahlkampf, in dem wir sagen: Wir wollen in fünf Jahren 1000 Milliarden Euro mittels Anleihen für die ökologische Transformation mobilisieren. Wir müssen es in den nächsten fünf Jahren schaffen, dass wir den Energieverbrauch für das Wohnen halbieren. Das schafft Millionen Arbeitsplätze.

      SPIEGEL ONLINE: Energiesparprogramme fordern die Grünen doch schon seit langem. Etwas neues fällt Ihnen nicht zur Krise ein?

      Cohn-Bendit: Das stimmt nicht. Die Grünen schlagen den umfassenden ökologischen Umbau vor. Attac, Gewerkschafter und Linke haben große Demonstrationen organisiert, mit dem Slogan "Wir bezahlen nicht für eure Krise". Diese Verweigerung reicht nicht aus.

      SPIEGEL ONLINE: Den ökologischen Umbau vorschlagen, reicht auch nicht aus.

      Cohn-Bendit: Die Grünen stehen schon immer vor einem großen Problem. Wenn sie ehrlich sind, müssen sie den Menschen sagen: Wir müssen unsere Lebensweise und Wirtschaftsweise radikal ändern. Das geht nicht ohne Opfer. Das funktioniert nicht ohne Verzicht. Die meisten Menschen wollen Reformen, solange sie sie nicht spüren. Aber die ökologische Transformation gibt es nicht zum Nulltarif.

      SPIEGEL ONLINE: Krisen machen Angst, und Angst schafft den Wunsch, dass sich nichts verändert.

      Cohn-Bendit: Angst und Apathie sind natürlich fatal. Die Menschen waren schon von den Politikern enttäuscht. Jetzt haben sie das Vertrauen in Banker und Manager verloren und sind mit ihren Hoffnungen wieder auf die Politiker zurückgeworfen. Frustration und Verhärtung wachsen.

      SPIEGEL ONLINE: Wie sollen die Politiker denn den neuen Erwartungen begegnen?

      Cohn-Bendit: Wir Politiker müssen das Regieren neu denken. Pragmatisches Verwalten reicht nicht. Es gilt, die Kreativität und die Kräfte zu mobilisieren, die den radikalen Umbau voranbringen können. Wir sind mit einer großen intellektuellen Herausforderung konfrontiert. Welche Potentiale in einer Gesellschaft schlummern, ohne dass sie unbedingt abgerufen werden, haben wir in den sechziger Jahren erlebt. Wir können die Krise nicht als vereinzelte Individuen lösen, wir können es nur gemeinsam hinkriegen. Aber wir können es hinkriegen.

      SPIEGEL ONLINE: Obama lässt grüßen. Yes we can.

      Cohn-Bendit: Ja, richtig. Europa soll Avantgarde der ökologischen Transformation werden. Nur die Kombination aus Existenzsicherung und Transformation bietet eine nachhaltige Lösung der Krise. Wir können das in Europa.

      Das Interview führte Michael Sontheimer

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,615713,00.h…

      Daniel Cohn-Bendit: http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Cohn-Bendit

      Bis später ....
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 11:14:23
      Beitrag Nr. 2.639 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.340 von Maraho am 29.03.09 08:53:40Das geht noch ...

      Chinesisches Spionagenetz infiltriert weltweit Computer

      Laut kanadischen Computerwissenschaftlern wurden Rechner von Botschaften, Aussenministerien, der Nato und des Dalai Lama ausspioniert.

      Das Munk Center for International Studies in Toronto gehe davon aus, dass mindestens 1295 Rechner in 103 Staaten infiltriert worden seien, berichtete die «New York Times» am Samstag. Dazu gehörten Computer von Botschaften, Aussenministerien, der Nato und des Dalai Lama. Die infizierten Rechner stünden unter anderem in Brüssel, London und New York. Das Netzwerk - von den Forschern «GhostNet» (Geisternetz) genannt - sei innerhalb von weniger als zwei Jahren aufgebaut worden und noch aktiv. Der Betreiber sei unbekannt.

      Mikrofone und Kameras

      Die Systemeinbrüche wurden dem Blatt zufolge entdeckt, nachdem Mitarbeiter des Dalai Lama die Kanadier gebeten hatte, ihre Rechner auf schädliche Programme wie Viren zu untersuchen. Mit Hilfe der manipulierten Computer seien Dokumente aus Büros in aller Welt gestohlen worden, berichten die Forscher. Die Maschinen könnten zudem zur Raumüberwachung genutzt werden, in dem angeschlossene oder eingebaute Mikrofone und Kameras angeschaltet würden.

      Ausgangspunkt der Angriffe seien Computer, die fast alle in China stünden. Die Wissenschafter vermieden es jedoch ausdrücklich, der Regierung in Peking eine Beteiligung vorzuwerfen. Dafür seien die Vorgänge im Untergrund des Internets zu differenziert, sagte der Munk-Forscher Ronald Deibert.

      Geharnischte Reaktion aus Peking

      «Das könnte auch der CIA oder die Russen sein.» Ein Vertreter der chinesischen Regierung in New York sprach von «alten Geschichten, die blödsinnig sind». Sein Land lehne jede Form der Computerkriminalität ab.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/digital/internet/Chinesisches-Sp…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 12:52:04
      Beitrag Nr. 2.640 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.876 von Maraho am 28.03.09 10:54:53Lassen wir dies einfach mal so stehen ...

      Wirtschaftskrise und Psychologie
      Vollversammlung im Jammertal

      Ein Kommentar von Detlef Esslinger

      Reden vom Verlust: Diese Krise wird so lange dauern, wie die Herde der Multiplikatoren Anlass für schlechte Nachrichten sieht - und die Herde der Empfänger sich davon beeindrucken lässt.


      Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass diese Krise für jeden sichtbar wurde, und so langsam reicht es den Leuten. Viele können die Schreckensmeldungen nicht mehr hören, mit denen sie die Herde der Politiker, Manager, Wirtschaftsforscher und Journalisten Tag für Tag heimsucht. Dass die deutsche Wirtschaft "auf ein Desaster zusteuert" und der Welthandel einbricht "wie nie zuvor", dass eine Million Arbeitsplätze in Gefahr seien, ja, ein "realwirtschaftlicher Tsunami" bevorstehe - wer die öffentliche Diskussion verfolgt, kann in der Tat zu dem Eindruck kommen, dass die Einzigen, die noch Hochkonjunktur haben, solche Vokabeln sind. Jeder muss sich nur im Kreis seiner Bekannten umhören, Leserbriefspalten oder Internetforen betrachten. Der verbreitete Eindruck ist, dass bei den Meinungsmachern ein Wettbewerb ausgebrochen sei: wer das Land am eindrucksvollsten herunterschreiben und -reden kann.

      In der Tat lesen sich einige öffentliche Äußerungen so, als werde demnächst wirklich alles zusammenbrechen, als werde niemand mehr Geld für irgendetwas ausgeben können: für kein Buch, für keine Milch und keine Hose. Dabei kann man all die Prognosen und Statistiken auch anders lesen, als dies gemeinhin geschieht. Krise im Jahr 2009 in Deutschland bedeutet, dass der Wert aller hier produzierten Güter und Dienstleistungen, das Bruttoinlandsprodukt, im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent sinken dürfte. Einerseits gab es so etwas seit dem Krieg noch nicht, schon richtig. Andererseits: Ein Minus in dieser Höhe heißt, dass wir zu 95,5 Prozent den Wert des Vorjahres erreichen werden.

      Die Frage, ob man nicht ausnahmsweise auch damit mal zufrieden sein kann, ist nur aus einem einzigen Grund abwegig: Weil diese Volkswirtschaft auf eine Weise hochgezüchtet ist, dass sie Jahr um Jahr wachsen muss - oder der technische Fortschritt reduziert automatisch die Zahl der Arbeitsplätze. Niemand braucht den Eindruck zu erwecken, als werde Deutschland am Ende dieser Krise auf Simbabwe-Niveau sein. Aber ihr Ausmaß wird stark davon abhängen, was öffentlich geredet und geschrieben wird.

      Der Herdentrieb

      Manche machen es sich sehr einfach. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann, sagt jetzt, wichtig sei nicht, ob eine Prognose eintreffe, sondern ob sie zu positiven Verhaltensänderungen führe. Das ist natürlich ein bisschen lebensfremd. Wirtschaftsprognosen werden zwar allgemein als unentbehrliche Planungsgrundlagen erachtet; das Charakteristische an ihnen ist jedoch, dass sie vorhandene Verhaltensweisen tendenziell verstärken, nicht aber verändern. Das Bruttoinlandsprodukt soll schrumpfen, sagen alle Experten? Da bestellen viele Unternehmer lieber keine neue Produktionsanlage; zusätzliche Kosten können sie jetzt nicht gebrauchen.

      Das Verzwickte an Wirtschaftskrisen ist ja, dass man sie nicht so einfach in den Griff bekommen kann wie naturwissenschaftlich lösbare Probleme. In diesem Sinne handelt es sich beim Thema Klima um eine einfache Aufgabe - man muss bloß die Kohlendioxid-Emissionen reduzieren, und das Problem wäre gelöst. So mechanisch funktioniert Wirtschaft nicht. Ludwig Erhard hat es so formuliert: "Die Wirtschaft hat kein Eigenleben im Sinne eines seelenlosen Automatismus, sondern sie wird vom Menschen getragen und vom Menschen geformt."

      Der Mensch ist aber nur in Teilen ein rationales Wesen, das seine Entscheidungen auf der Basis von Nachdenken und Analysieren trifft. Oft richtet er sich einfach danach, was er will, sowie nach dem, was seine Mitmenschen tun - Letzteres vor allem dann, wenn ein Thema zu groß ist, als dass er es wirklich durchschauen würde. Für diesen Herdentrieb gibt es in der Evolution gute Gründe: Herden bieten Schutz und die Möglichkeit, von anderen zu lernen - leider verleiten sie aber auch zu dem Irrglauben, dass das, was alle machen, wohl nicht falsch sein wird. Auch wegen des Herdentriebs ist es zu dieser Krise gekommen, auch wegen des Herdentriebs ist es so schwierig, dort wieder herauszukommen.

      Warum sind denn so viele Banken in ihrer Existenz bedroht? Weil Millionen Menschen Häuser gewollt und (auf das Zureden der Banken) gekauft haben, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten und deren Finanzierung sie nicht im Geringsten verstehen konnten. Dafür sahen sie, dass Millionen andere auch schon gekauft hatten. Warum reicht es nicht, nun einfach Geld in die Volkswirtschaft zu pumpen, sei es in Form von höheren Löhnen, von Abwrackprämien und Konjunkturprogrammen? Erstens, weil die Marktwirtschaft letztlich auf einer Währung fußt, die nicht Euro, Dollar oder Yen, sondern Vertrauen heißt - dem Vertrauen der Unternehmer in Kunden, der Banken in Unternehmer, der Kunden in Unternehmen. Und zweitens, weil der Herdentrieb nicht nur eine Eigenschaft des Laienmenschen, sondern auch der sogenannten Experten ist. Interessanterweise ist es derzeit die Herde der Experten, die von den Prognosen viel stärker beeindruckt ist als die Herde der Konsumenten. Wer täglich professionell mit Informationen umgehen muss, verliert offenbar leichter Vertrauen als andere. Der amerikanische Psychologenverband empfiehlt Börsenmaklern inzwischen, keine Fernsehnachrichten mehr anzuschauen.

      Das Jammertal als Ausflugsort

      Es ist aber auch unmöglich, dem Thema zu entkommen. Der Wirtschaftsforscher Zimmermann schlug vor ein paar Monaten vor, auf Prognosen vorübergehend zu verzichten; dafür ist er in seiner Zunft viel verspottet worden - mit der Folge, dass auch er längst wieder Prognosen verbreitet. Eitelkeit ist das Mindeste, was alle Multiplikatoren treibt, Chefvolkswirte, Politiker und Journalisten sind keine außenstehenden Beobachter, sondern Teil einer Mediengesellschaft, in der sie ihre Existenzberechtigung aus dem Erzielen von Aufmerksamkeit ziehen. Aufmerksamkeit aber erhält man am leichtesten für die noch katastrophalere Zahl und die noch drastischere Formulierung. Und bloß nicht dem Trend widersprechen, man könnte schließlich als naiv dastehen, als Einziger. Ein ZDF-Reporter hat neulich in einem Blog seines Senders erzählt, wie er einem Bauelementehersteller aus Osnabrück absagen musste, weil der Mann mit den Umsatzsteigerungen, die er erwartete, nicht in den Tenor des Beitrags passte.

      Diese Krise wird so lange dauern, wie die Herde der Multiplikatoren Anlass für schlechte Nachrichten sieht und die Herde der Empfänger sich davon beeindrucken lässt. Ihre Bekämpfung wird in Deutschland nicht dadurch einfacher, dass Angst und Pessimismus zum Nationalcharakter gehören. (Wie der unnachahmliche Peer Steinbrück einmal sagte: "Das Jammertal ist mittlerweile der beliebteste Ausflugsort der Deutschen geworden.") Indessen hat der Bundespräsident in seiner Berliner Rede darauf hingewiesen, dass nur 15 Prozent aller Menschen in einem Wohlstand wie wir leben. Das ist eine Statistik, die man andersrum lesen sollte: 85 Prozent der Menschen hätten sehr gerne unsere Probleme.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/wirtschaft/662/463273/text…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 12:58:27
      Beitrag Nr. 2.641 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.354 von Maraho am 29.03.09 09:16:36Die Banker in London treffen Vorkehrungen ...

      Unsichtbar statt angreifbar
      von Lukas Hermsmeier

      Bloß nicht wie ein Banker aussehen. Anzug und Mantel zu Hause lassen. Lieber die Chinohose und Sportschuhe aus dem Schrank holen. Das sind die ganz offiziellen Empfehlungen der Stadt London für die nächsten Tage.

      Am kommenden Donnerstag treffen sich die 20 wichtigsten Industrienationen zum Weltfinanzgipfel in der britischen Hauptstadt. Bereits seit diesem Samstag demonstrieren tausende Globalisierungs- und Kapitalismusgegner gegen die Politik der Großen. Im Fokus der Demonstranten: Banker. Oder welche, die so aussehen.

      Ein erstes namhaftes Opfer hat es mit Sir Fred Goodwin, dem ehemaligen Chef der Royal Bank of Scotland (RBS), schon in der zurückliegenden Woche gegeben. Am Mittwochmorgen wurden die Fensterscheiben seiner Villa in Edinburgh eingeworfen. Auch Goodwins Mercedes wurde demoliert. Zu dem Angriff bekannte sich bereits eine Gruppe, die sich "Bankchefs sind Kriminelle" nennt. Als Anfang des Jahres herauskam, dass der 50-jährige Goodwin bis an sein Lebensende eine Pension von 693.000 Pfund im Jahr bekommt, wurde er zur meist gehassten Person Großbritanniens. Den Spitznamen "Fred the Shred" (Fred der Schredder) verdiente sich Goodwin durch einen rigorosen Sparkurs, dem Tausende von Jobs in den lezten Jahren geopfert wurden. In den acht Jahren als Geschäftsführer hat er die RBS in den Bankrott getrieben. Aus Angst vor weiteren Angriffen ist Goodwin jetzt mit seiner Familie nach Afrika geflüchtet.

      In sicherer Entfernung zum bedrohlichen Heimatland befand sich in der vergangenen Woche auch Gordon Brown. Nachdem der britische Premierminister am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg sprach, ging es für Brown am Mittwoch nach New York, wo sich der 58-Jährige mit UN-Generalsekretär Bank Ki Moon zu einem Gipfel-Vorbereitungsgespräch traf. Am Donnerstag flog Brown weiter nach Brasilien, um Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva zu treffen. Den letzten Halt auf seiner Amerika-Reise machte Brown am Freitag in Chile, wo er am so genannten Gipfeltreffen "progressiver" Regierungschefs teilnahm.

      Für Gordon Brown ist der G20-Gipfel so etwas wie die letzte Chance. Der ehemalige Finanzminister kämpft angesichts der schweren Wirtschaftskrise seines Landes mit einem Popularitätstief. Aufgrund der hohen Abhängigkeit vom Bankensektor und der Immobilienbranche ist Großbritannien härter von der Finanzkrise getroffen als andere EU-Länder. Das Land profitierte lange von der freien Marktwirtschaft und von Deregulierungen. Jetzt droht es daran zu scheitern. Der Internationale Währungsfond (IWF) rechnet für 2009 mit einem Fall des britischen Bruttoinlandsproduktes von 3,8 Prozent. Und die Arbeitslosigkeit ist bereits auf 6,5 Prozent gestiegen.

      Damit es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht, soll beim G20-Gipfel ein globales Maßnahmenpaket gegen die Krise beschlossen werden. Auf dem letzten Weltfinanzgipfel im November 2008 in Washington hatten sich die Staats- und Regierungschefs auf 47 Punkte geeinigt, die zu einer Stabilisierung des Finanzsystems führen sollen. Nun gilt es, den 47-Punkte-Plan schnell und entschlossen umzusetzen. Es soll eine lückenlose Überwachung der Finanzmärkte eingeführt werden. Gegen Steueroasen will man zukünftig in aller Härte vorgehen. Zudem sollen die Banken in guten Zeiten Eigenkapitalpuffer aufbauen. Beim Umbau der Weltfinanzordnung wird dem Internationalen Währungsfond die zentrale Rolle, sprich mehr Geld und mehr Macht, zugeschrieben. Das Resultat soll schließlich eine Charta für nachhaltiges Wirtschaften sein.

      In London geht derzeit die Angst um, dass der Weltfinanzgipfel die Stadt in ein Chaos stürzen könnte. Hunderttausende Protestler werden in der kommenden Woche erwartet. Mit einem Großaufgebot von Polizisten soll verhindert werden, dass die Demonstrationen ausufern. Mehr als 10 Millionen Euro wurden im Vorfeld für den Einsatz der Sicherheitskräfte bereitgestellt. Dass es nicht alle friedlich meinen, hat bereits der Angriff auf Sir Fred Goodwin gezeigt. Aber auch terroristische Attentate schließt die Polizei nicht aus. Zu erst einmal muss sich aber jeder einzelne Banker in Acht nehmen. Tausende Angestellte der großen Bankunternehmen wurden angewiesen, zu Hause zu bleiben. Die Demonstrationen werden vor allem im Osten der Stadt stattfinden. Dort wo die wichtigsten Finanzinstitute, wie HSBC oder Lehman Brothers, angesiedelt sind. Rund um den Bürogebäudekomplex Canary Wharf, der sich im Herzen der Docklands, dem ehemaligen Hafengebiet von London, befindet, erwartet die Polizei die schärfsten Proteste. Nicht weit entfernt befindet sich das Excel Centre, wo die G20-Mitglieder am Donnerstag zusammenkommen werden. Bis dahin gilt es für alle Banker, auf Anzug und Aktentasche zu verzichten.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=9&item=3607
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 13:10:03
      Beitrag Nr. 2.642 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.860.339 von Maraho am 27.03.09 06:00:48In Bezug ...
      Es muß nicht immer neu sein ...

      Autohandel
      Abwrackprämie verzerrt Gebrauchwagenpreise

      Die von der Bundesregierung geplante Aufstockung der Abwrackprämie stößt nicht nur auf Zustimmung. Während die Autohersteller den Vorschlag überwiegend begrüßen, dürfte er den Gebrauchtwagenhändlern den Schweiß auf die Stirn treiben.


      dpa/tmn BONN/OSTFILDERN. Sie leiden ohnehin unter dem speziellen Konjunkturprogramm, denn die 2 500 Euro Staatszuschuss für den Neuwagenkauf beim Verschrotten eines Altautos wirbeln die Preise für Gebrauchtwagen kräftig durcheinander. So hat die Prämie den kuriosen Effekt, dass Gebrauchte je nach Typ und Alter spottbillig werden - oder teurer. Für flexible Gebrauchtwagenkäufer eröffnet das wiederum Chancen, ein Schnäppchen zu ergattern.

      "Die Förderung schlägt Schneisen in den Markt", klagt Ansgar Klein, geschäftsführender Vorstand beim Bundesverband freier Kfz-Händler (Bvfk) in Bonn. Sie verzerre das Preisgefüge, das sich über Jahre zwischen Neu-, Jahres- und älteren Gebrauchtwagen eingependelt hat. Darauf weisen auch die Automobilexperten des Beratungsunternehmens Simon-Kucher & Partners in Bonn hin: Eine Subvention greife stark in den Gebrauchtwagenmarkt ein: "Eine Absenkung des Preisniveaus im Neuwagengeschäft, wenn auch nur temporär, drückt auch das Preisniveau des Gebrauchtwagenmarktes nach unten."

      Neu- und Jahreswagen würden durch die Abwrackprämie gegenüber den Gebrauchtwagen um bis zu 2 500 Euro günstiger. Das sei "eine merkliche Wettbewerbsverzerrung", denn ein solcher Preisunterschied sei für die meisten Käufer entscheidungsrelevant. Das scheint nachvollziehbar, denn wer vor der Entscheidung steht, sich einen günstigen Neuwagen oder einen jungen Gebrauchten zuzulegen, dürfte sich wohl eher für den fabrikfrischen Neuwagen entscheiden, wenn er in dem Fall auch noch 2 500 Euro Zuschuss bekommt. Um Gebrauchtwagen noch losschlagen zu können, müssten Händler noch weiter mit den Preisen runtergehen.

      Und genau das passiert in diesen Tagen: Fahrzeuge, die durch die Abwrackprämie nicht mehr förderfähig sind, sackten "unheimlich" im Preis ab, sagt Bvfk-Vorstand Klein. "Sobald ein Wagen ein Jahr alt ist, lässt der Preis abrupt nach." Man könne Gebrauchtwagenkäufern im Grunde nur raten, jetzt zuzuschlagen. "Es war noch nie so billig", sagt Klein. Manche Gebrauchte mit ein paar Jahre auf dem Buckel würden inzwischen zu einem Drittel ihres eigentlichen Wertes angeboten.

      Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Deutsche Automobil Treuhand (DAT) in Ostfildern betrifft das vor allem Fahrzeuge ab der Mittelklasse aufwärts. "Da haben wir erhebliche Preisrückgänge", sagt DAT-Sprecher Siegfried Trede. Bei den bis zu einem Jahr alten Klein- und Kompaktwagen, die beim "Abwracken" noch in den Genuss der staatlichen Prämie kommen, sei dagegen das Gegenteil festzustellen: Diese jungen Gebrauchten stiegen im Preis.

      Wegen der allgemeinen Kaufzurückhaltung bis Ende des vergangenen Jahres seien auch diese Fahrzeuge anfangs noch in großer Zahl verfügbar gewesen. "Jetzt ist der Markt bei einigen Modellen leer gefegt", sagt Trede. Die Händler müssten die Fahrzeuge aus dem Ausland herankarren - sofern es da noch welche gibt. Und bei knappem Angebot und gleichzeitig hoher Nachfrage steigt der Preis.

      Gebrauchtwageninteressenten, die nicht auf Modell und Alter festgelegt sind, rät Automobilexperte Markus Hofer von Simon-Kucher & Partners, jetzt zuzuschlagen. "Generell sehe ich die Situation für Endkunden sehr positiv. Sehr viel bessere Konditionen wird es nicht geben." Allerdings sollten Kaufinteressenten vorher genau rechnen, welche Kaufvariante die günstigere ist: das Altfahrzeug beim Kauf in Zahlung geben, es privat verkaufen oder abwracken und dabei die Prämie kassieren. Von Fall zu Fall sei die eine oder andere Variante unterm Strich die günstigere.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/technologie/technik/abwrackpraem…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 14:14:59
      Beitrag Nr. 2.643 ()
      Keine Staatshilfen für Dunfermline
      London lässt kriselnde Bausparkasse fallen

      Die Finanzkrise bedroht ein weiteres britisches Geldhaus - Schottlands größte Bausparkasse Dunfermline. Doch auch Managementfehler wurden den Schotten zum Verhängnis. Der britische Premier Brown will in diesem Fall nicht den Retter spielen.

      Ein weiteres britisches Finanzinstitut steht wegen der weltweiten Krise vor dem Kollaps. Schottlands größte Bausparkasse, die Dunfermline Building Society, sei in "ernsthaften Schwierigkeiten", sagte der britische Schottland-Minister Jim Murphy am Samstag. Eine "normale" Rettung durch die Regierung reiche nicht aus, da die Gefahr bestehe, dass die Bausparkasse die Schulden nicht bedienen könnte. Das Institut soll nun möglicherweise zerschlagen und der gesunde Teil verkauft werden. Die Finanzaufsicht FSA sucht nach Medienberichten Käufer unter anderen Bausparkassen.

      Murphy sagte, die Bank sei einerseits wegen der globalen Finanzkrise, aber auch wegen "rücksichtsloser" Entscheidungen des vorherigen Managements ins Schlingern geraten. Die Einlagen der Sparer seien aber geschützt, versicherte Premierminister Gordon Brown.

      Die Dunfermline Building Society wurde im Jahr 1869 gegründet und hat rund 500 Mitarbeiter. Das Institut war nach Informationen der BBC vor allem wegen Risikoanlagen in den USA in Schwierigkeiten geraten. Es wird erwartet, dass das Institut für das vergangene Jahr einen Verlust von rund 26 Mio. Pfund (28 Mio. Euro) vorlegen wird. 2007 machte Dunfermline noch einen Gewinn von 2 Mio. Pfund.

      In Großbritannien war zuerst die Hypothekenbank Northern Rock zusammengebrochen und musste verstaatlicht werden. Die Bank Bradford and Bingley wurde in der Not zum Teil an die spanische Bank Santander verkauft. An den Großbanken Royal Bank of Scotland und der Bankengruppe Lloyds besitzt die Regierung mittlerweile auch einen Mehrheitsanteil.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 14:22:56
      Beitrag Nr. 2.644 ()
      Großbritannien: Keine neuen Programme in G20-Entwurf
      Samstag, 28. März 2009, 16:56 Uhr



      London (Reuters) - Die britische Regierung hat einen Magazinbericht zurückgewiesen, sie wolle von den 20 größten Industrie- und Schwellenländern eine Zusage von rund zwei Billionen Dollar für konjunkturstützende Maßnahmen.

      Diese Zahl sei lediglich die Summe, zu der sich nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Konjunkturprogramme der G20-Länder addierten, sagte ein Regierungssprecher am Samstag in London. "Das ist keine neue Zahl und bezieht sich nicht auf irgendwelche neuen Zusagen", sagte der Sprecher.

      "Der Spiegel" hatte unter Berufung auf einen Kommunique-Entwurf für den G20-Gipfel berichtet, die britische Regierung wolle bei dem Treffen in der kommenden Woche eine Verständigung auf Konjunkturpakete im Umfang von zwei Billionen Dollar erreichen. Die Zahl sei in eckige Klammern gesetzt, was bedeute, dass sie noch nicht festgelegt sei und durchaus noch größer ausfallen könne, heißt es im "Spiegel" weiter. Ein solcher Impuls erhöhe das Wachstum um zwei Prozentpunkte und die Beschäftigung um 19 Millionen Arbeitsplätze, zitierte das Magazin aus dem britischen Entwurf weiter. Der Regierungssprecher in London sagte, das Magazin zitiere aus einem alten Entwurf, der schon wieder mehrfach geändert worden sei.

      Während die USA auf weitere Stützungsprogramme drängen, bremsen die Europäer, allen voran die Länder der Euro-Zone und Deutschland, eher und verlangen, erst die Auswirkung der aktuellen Milliardenprogramme abzuwarten.

      Dem Kommuniqueentwurf zufolge sollen sich die G20-Länder zum freien Welthandel, aber auch zu einer Reform der Finanzmärkte bekennen. "Wir sind entschlossen, Wachstum wiederherzustellen, Protektionismus zu widerstehen und unsere Märkte und Institutionen für die Zukunft zu reformieren", zitierte der "Spiegel" aus dem Entwurf.

      Unter anderem sollte die Regulierung auf "alle Finanzmärkte, Instrumente und Institutionen, einschließlich Hedgefonds, die systemisch wichtig sind", ausgedehnt werden. Auch gemeinsame Richtlinien für die Vergütung von Finanzmanagern sollten bis zum Jahresende auf den Weg gebracht werden.

      © Thomson Reuters 2009 Alle Rechte vorbehalten.

      Ich bin mal gespannt, wie das alles verpackt wird.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 16:00:52
      Beitrag Nr. 2.645 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.097 von kiska am 29.03.09 14:14:59Hallo kiska,
      kein Wunder. Ich denke, das Budget ist ausgereizt!

      Euch einen schönen Sonntag! Maraho
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 16:22:05
      Beitrag Nr. 2.646 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.610 von Maraho am 21.02.09 21:59:31In Bezug.

      Die Systemfrage - Gastkommentar
      Reinhard Marx - Werte statt Wertpapiere

      Zur Marktwirtschaft und zum weltweiten Wettbewerb gibt es keine Alternative. Allerdings ist eine Globalisierung ohne das Prinzip der Solidarität nicht zu verantworten.


      Immer noch hält uns die Finanzkrise im Griff, die zwischenzeitlich zur größten Weltwirtschaftskrise seit 80 Jahren geworden ist. Schier endlos sind die Diskussionen, Analysen und politischen Treffen, auf denen versucht wird, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie sollen die Frage beantworten, wie es zu dieser Krise kommen konnte und vor allem Wege aufzeigen, die aus ihr herausführen. Und es wird wohl immer deutlicher, dass es diesmal nicht um ein paar technische Fehler geht, die gemacht wurden, sondern um das Grundsätzliche. Manche sprechen von einer Systemkrise.

      Ist das so? Steht das marktwirtschaftliche System insgesamt auf dem Prüfstand? Geht es also erneut um die Systemfrage? Auf dem Prüfstand steht das System sicher, denn die Auswirkungen der Fehler, die innerhalb dieses Systems gemacht worden sind und also möglich waren, sind so verheerend, dass die Frage berechtigt ist, ob nicht das System selbst zur Debatte gestellt werden muss. Und ich finde es gut, dass eine solche grundsätzliche Prüfung vorgenommen wird. Sie kann möglicherweise dazu führen, dass diese Krise zu einer Neuorientierung beiträgt, die im Rückblick hoffentlich als heilsam und positiv angesehen wird.

      Schon 1991 hat Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika "Centesimus annus" die Warnung ausgesprochen, dass sich nach dem Zusammenbruch der marxistischen Regime und der kommunistischen Weltanschauung möglicherweise eine "radikale kapitalistische Ideologie" breitmachen könnte. Es drohte in Vergessenheit zu geraten, dass der Markt "Regeln und Moral braucht", wie es Bundespräsident Horst Köhler in seiner Berliner Rede formuliert hat.

      Marktwirtschaft als System der Wirtschaft

      Und genau darum geht es: Zur Marktwirtschaft als System der Wirtschaft gibt es keine Alternative. Preisbildung durch Angebot und Nachfrage, Wettbewerb, freies Unternehmertum sind und bleiben die besten Voraussetzungen für eine prosperierende Volkswirtschaft, auch im Zeitalter der Globalisierung.

      Aber damit ist noch nicht alles gesagt. Denn welche Art von Marktwirtschaft wir wollen und wie wir uns marktwirtschaftlich global neu aufstellen, ist nicht von vornherein festgelegt. In der Marktwirtschaft gibt es durchaus verschiedene Varianten und auch Extreme.

      Deshalb unterscheide ich auch bewusst begrifflich zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus. Beim ersten Begriff schaut man auf einen Markt mit seinen Akteuren und Rahmenbedingungen, beim zweiten ist klar: Alles dreht sich um das Kapital und eine möglichst hohe Kapitalrendite, eben um das Interesse im Sinne des Shareholder-Value. Dass diese Variante tatsächlich fast zum Mainstream des Denkens und Handelns geworden ist, geben viele Akteure mittlerweile unumwunden zu.

      Ethischer und ökonomischer Irrweg

      Es war ein ethischer und ökonomischer Irrweg. Selbst in Deutschland war seit den 90er-Jahren die Meinung vorherrschend, dass die Globalisierung der Märkte, auch der Finanzmärkte, wie eine Art Naturgesetz herrsche. Dieses Gesetz schien vorzuschreiben, dass es nur noch darum geht, unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse an einen weltweiten Kapitalismus anzupassen.

      Es ist wohl wahr: Zum globalen Wettbewerb gibt es keine Alternative. Aber der Wettbewerb ist ein Zivilisationsprodukt. Er braucht eine Wettbewerbsordnung, also Regeln, die von Leitbildern und Wertmaßstäben her formuliert und politisch umgesetzt werden müssen. Das aber wurde vergessen. Stattdessen wurde fast immer von Deregulierung und Anpassung an die zu entfesselnden Marktkräfte auch im Bereich der Finanz- und Kapitalmärkte gesprochen. Ohne eine "Globalisierung der Solidarität" (Johannes Paul II.) ist aber eine marktwirtschaftliche Globalisierung nicht zu verantworten und langfristig unvernünftig.

      Dass es erst zu einer solchen Krise kommen musste, die weltweit verheerende Auswirkungen hat, ja, die dazu führt, dass Hunderttausende von Existenzen vernichtet und Hunger und Elend in der Welt größer werden, ist schrecklich und empörend. Es gab durchaus Stimmen, die vor einer solchen Entwicklung gewarnt haben - nicht zuletzt Johannes Paul II. und dann auch Benedikt XVI. Gerade deshalb kommt es darauf an, jetzt aus dieser Krise zu lernen und ihre Auswirkungen, besonders auch auf die Entwicklungsländer, wo es für viele Menschen um Leben und Tod geht, in Grenzen zu halten.

      Schwere Krise birgt vielleicht auch eine Chance

      Ein wirklich nachhaltiger Impuls zu einem echten Lernprozess müsste von Europa und den Vereinigten Staaten ausgehen, die die Krise letztlich verursacht haben. In diesem Sinne birgt die schwere Krise vielleicht doch auch die Chance, am Anfang des 21. Jahrhunderts die Gleise für eine gerechte Globalisierung zu legen. Es geht um eine Globalisierung, die geprägt ist von grundsätzlichen gemeinsamen Werteüberzeugungen. Es besteht durchaus die Chance, zu einer Weltordnungspolitik zu gelangen, die tatsächlich die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt stellt.

      Für mich steht außer Frage, dass Europa dabei einen besonderen Auftrag hat, wirklich einen Beitrag zu leisten für eine "bessere Welt", wie der frühere französische Wirtschaftspolitiker und große Europäer Jean Monnet es einmal beschrieben hat.

      Die Kirche wird diese Entwicklung mit ihrer Soziallehre intensiv unterstützen und begleiten. Doch sie wird sicher auch kritisch mahnen, wenn die Chance für eine solche Umorientierung vertan werden sollte.

      Quelle: FTD.de, 13:00 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 29.03.09 16:27:04
      Beitrag Nr. 2.647 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.428 von Maraho am 29.03.09 16:22:05Und da es so gut passt ...
      Woher haben sie es denn?

      Moral der Studenten im Sinkflug
      von Bärbel Schwertfeger

      Wirtschaftsstudenten schummeln in Prüfungen öfter als Studenten anderer Fachrichtungen. Angeblich wollen sie nur effizient lernen. Warum bei ihnen in Sachen Ethik akuter Handlungsbedarf besteht.


      Wirtschaftsstudenten mogeln in Prüfungen öfter als andere Studenten, hat Donald L. McCabe, Managementprofessor an der amerikanischen Rutgers Business-Schule herausgefunden. Seit 19 Jahren untersucht er das Schummelverhalten von Studenten und hat in den letzten Jahren einige wesentliche Veränderungen festgestellt.

      So seien die Wirtschaftswissenschaftler deutlich anmaßender geworden. "Sie sagen, sie würden nur Fähigkeiten erwerben, die sie später auch im Job brauchen", sagt McCabe. Das Argument: Den Unternehmen gehe es doch nur darum, dass die Leute ihren Job machen, egal wie. Dazu passt, dass viele Studenten ihre Täuschungsmanöver damit begründen, dass sie sonst einen Wettbewerbsnachteil hätten. Wenn alle betrügen, sei der Ehrliche der Dumme.

      "Könnte die sinkende Moral eine Erklärung für unsere Finanzkrise sein?", warf McCabe vor Kurzem auf einer Konferenz in San Francisco in den Raum. Schon vor Jahren belegten zahlreiche empirische Studien, dass Wirtschaftsstudenten deutlich egoistischer sind als Studenten anderer Fachrichtungen und rein utilitaristisch denken. Und so stellt sich die Frage: Zieht das Fach Wirtschaft vor allem solche Persönlichkeiten an? Oder verändern sich die Wertvorstellungen durch das Studium?

      Mangelnde Selbstkritik

      Bernadette Conraths, Leiterin der Führungskräfteentwicklung an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar, kritisiert die Business-Schulen ganz offen. "Dort wird immer nur nach dem Wie gefragt, aber nicht nach dem Warum und dem Sinn", sagt Conraths. Hochschulen hätten auch die Aufgabe und Pflicht, das kapitalistische System mit seinem Streben nach dem maximalen Eigennutz zu hinterfragen. Doch die meisten Schulen würden nach wie vor Selbstkritik vermeiden. Stattdessen gebe es dann einen Ethikkurs, der die moralischen Aspekte oberflächlich thematisiert.

      Doch der allein nützt nicht viel, meint auch André Habisch, Professor für christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: "Die Frage ist, wie wir das Thema fest im Curriculum verankern können." Ethik müsse in alle Bereiche vom Marketing bis zur Logistik integriert werden, und dazu brauche man eigene Ethiklehrstühle - die es bisher aber nur vereinzelt gibt.

      An der Universität Mannheim sind derzeit zwei Professuren mit ethischen Schwerpunkten ausgeschrieben: Eine für Corporate Social Responsibility an der betriebswirtschaftlichen Fakultät und eine für Wirtschaftsethik am Fachbereich Philosophie. Der Präsident der Mannheim Business School Christian Homburg sieht in der stark am Shareholder Value und kurzfristigem Profit orientierten Denk- und Handlungsweise - wie sie an etlichen Business-Schools gefördert wurde - einen der Hauptgründe für die Finanzkrise.

      Schulen setzen auf Umweltschutz

      Deshalb hat sich die Universität Mannheim der Global Responsible Leadership Initiative angeschlossen, die von der European Foundation for Management Development in Brüsssel koordiniert wird. Ziel der knapp 60 beteiligten Organisationen ist, neue Lernansätze, Konzepte und Geschäftspraktiken für ein verantwortungsvolles Management zu fördern.

      Auch bei der Managerweiterbildung besteht Handlungsbedarf. Kurse zum Thema Nachhaltigkeit und Verantwortung werden zwar nachgefragt. Doch die Schulen seien noch unsicher, wie sich diese Lerninhalte am besten vermitteln lassen, sagt Conraths. Viele setzten daher erst einmal auf den ökologischen Aspekt.

      Das ist ein Fehler, findet Ethikexperte Habisch. Gerade in der Weiterbildung sollte der Fokus stärker auf ethische Modelle der Geschäftsführung gerichtet werden. Schließlich seien die oft auch wirtschaftlich erfolgreicher.

      Quelle: http://www.ftd.de/karriere_management/karriere/:Moral-der-St…
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      schrieb am 29.03.09 16:38:58
      Beitrag Nr. 2.648 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.869.101 von Maraho am 27.03.09 20:12:34Tolle Stimmung in ...

      Schleswig Holstein
      HSH-Sanierung: Marnette macht nicht mehr mit

      Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) ist überraschend von seinem Amt zurückgetreten. Er habe Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) am Sonntag gebeten, seine Bestellung als Minister zurückzunehmen, teilte Marnette mit.

      HB/rob/pk KIEL. Der Grund für den Rücktritt Marnettes ist ein Streit über die Maßnahmen zu Rettung der angeschlagenen Landesbank HSH Nordbank. "Ich kann die Maßnahmen zur Sanierung der HSH Nordbank nicht länger mittragen, da sie auch in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft nicht vermittelbar sind. Aus meiner Sicht ist das Management der Krise bei der Landesbank und in der Landesregierung absolut unprofessionell gelaufen", sagte Marnette im Interview mit dem Handelsblatt.

      Harte Vorwürfe erhebt er gegen den schleswig-holsteinischen Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) und die Führung der Bank um HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher. "Die Lage wurde zu lange schöngeredet, die Vorlagen des Vorstands kamen zu spät und waren aus meiner Sicht absolut unzureichend für die Gewährung der Kapitalspritze. Außerdem wurde mir die Einsicht in Bilanzunterlagen verwehrt. Die Informationspolitik des Finanzministers habe ich als Katastrophe erlebt", sagte Marnette.

      Scharf kritisierte er auch, dass Nonnenmacher überhaupt zum Vorstandschef der HSH Nordbank bestellt worden ist. "Er war doch als Risikomanager mitverantwortlich für die Geschäftspolitik seit Herbst 2007. Zu mehr Transparenz hat er bis heute nicht beigetragen." Der Verlust in Höhe von 2,8 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2008 habe sich bereits im Herbst 2008 abgezeichnet und werde nicht das Ende der Fahnenstange sein. "Auf Schleswig-Holstein und damit auch auf Hamburg kommen wahrscheinlich weitere Belastungen in den kommenden Jahren zu, die ich nicht mitverantworten kann. Meine Glaubwürdigkeit ist in Gefahr", sagte Marnette.

      "Auch wenn ich keine direkte Ressortverantwortung habe, erfüllen mich doch diese Umstände mit tiefer Sorge." Diese Bedenken und Sorgen habe er seit Monaten mehrfach öffentlich und auch im Kreise des Kabinetts vorgetragen. "Meine Warnungen und Handlungsempfehlungen sind zu keinem Zeitpunkt berücksichtigt worden", kritisierte Marnette.

      Bereits ohne den Druck von seiten der Politik ist die Lage der HSH Nordbank prekär. Vergangene Woche hatte das Institut angekündigt, dass sie für das vergangene Geschäftsjahr auf sämtliche Ausschüttungen auf stille Einlagen und Genussscheine verzichtet. Das Institut reagierte damit auf Andeutungen der Europäischen Kommission, derartige Zahlungen nicht zu gestatten. Die EU-Kommission entscheidet als Wettbewerbsaufsicht in der Europäischen Union über Staatshilfen. Ursprünglich wollte die HSH Nordbank 200 Mio. Euro auszahlen, um einen Kapitalabzug der stillen Teilhaber zu verhindern.

      Angesichts der neuen Lage bat die HSH Nordbank den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin), vorgezogene Liquiditätsgarantien über zehn Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich um Geld, das der Soffin im Rahmen der langfristigen Garantielinien von bis zu 30 Mrd. Euro bereits zugesichert hatte. Insgesamt ist bei der Bank im Jahr 2008 ein Verlust von über 2,8 Mrd. Euro aufgelaufen.

      Das angestrebte Paket der Hilfsmaßnahmen muss allerdings noch von den beiden Länderparlamenten von Schleswig-Holstein und Hamburg verabschiedet werden. Die HSH Nordbank hofft neben den Garantien auf eine Finanzspritze über drei Mrd. Euro und Garantien über weitere zehn Mrd. Euro durch die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Entscheidungen waren für diese Woche geplant. Der Rücktritt von Marnette könnte jedoch zu Verzögerungen führen. Ohnehin fühlen sich die Parlamentarier unzureichend informiert.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/hsh-sanierun…
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      schrieb am 29.03.09 16:43:59
      Beitrag Nr. 2.649 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.472 von Maraho am 29.03.09 10:52:04Etwas weiteres zum ...

      Weltfinanzgipfel
      Schweden warnt vor neuen Konjunkturspritzen
      von Andreas Rinke

      Die kommende schwedische EU-Ratspräsidentschaft will die Union zurück auf einen Sparkurs drängen. "Spätestens im Sommer wird sich der Ton der Diskussion ändern. Alle werden realisieren, dass wir kein Geld mehr haben", sagte der schwedische Finanzminister Anders Borg im Handelsblatt-Interview. Ausdrücklich warnte er vor neuen Ausgabenprogrammen.


      BERLIN. "Back to order" werde ein Leitmotiv Schwedens sein, das am 1. Juli 2009 den EU-Vorsitz von Tschechien übernimmt. Zwar werde es 2009 noch nicht möglich sein, Einsparungen in den Haushalten zu beschließen. "Aber wir müssen dringend auf solideren Boden und zur Einhaltung der Kritierien des europäischen Stabilitätspaktes zurückkehren", mahnte Borg bei einem Besuch in Berlin. Ansonsten drohten hohe Defizite auch noch in den Jahren 2014 und 2015 - und damit die nächste Krise. Auch die EU-Kommission hatte vergangenen Woche vier Länder mit extrem hohen Etatdefiziten zum Sparen aufgefordert.

      Auf keinen Fall dürfe der Weltfinanzgipfel in London neue Ausgabenprogramme beschließen. "Ich unterstütze den deutschen Kurs für das G20-Treffen", sagte Borg. Er warf den USA und Großbritannien vor, die Nebenwirkungen einer schuldenfinanzierten, offensiven Finanzpolitik nicht zu bedenken. "Der Preis für riesige US-Konjunkturprogramme wird in anderen Teilen der Welt bezahlt." Falls die USA und Großbritannien mehr Schulden machten, erhöhe dies den enormen Druck auf schwache Länder wie Ungarn, Griechenland oder die baltischen Staaten. Diese haben wachsende Probleme, sich Geld auf den Kapitalmärkten zu leihen.

      Deshalb sei es ein Fehler, dass auf dem Weltfinanzgipfel keine Staaten wie die Ukraine vertreten seien. "Es wäre besser, die Debatten im Internationalen Währungsfonds zu führen, in dem alle Länder vertreten sind." Ausdrücklich warnte Borg davor, eine expansive Geldpolitik strafe auch Länder wie Schweden, die zwar nicht am G20-Treffen teilnehmen, sich aber an der Aufstockung des IWF-Nothilfefonds um 100 Mrd. Dollar beteiligen. "Zahlen ohne Mitsprache war noch nie ein gutes Prinzip."

      Der Finanzminister wandte sich gegen französische Forderungen, die Zusammenarbeit in der Eurozone auszubauen. Schweden sei für eine engere Wirtschaftskoordinierung in der EU, aber im Rahmen des EU-Finanzministerrates (Ecofin). Dort sind auch Länder wie Schweden vertreten, die die gemeinsame Währung noch nicht eingeführt haben.

      Ausdrücklich lobt Borg die stabilisierende Rolle des Euro. "Ganz offensichtlich bietet die gemeinsame Währung einen großer Vorteil, weil wir sonst vier oder fünf Währungskrisen gleichzeitig hätten." Ob die Krise die Euro-Einführung in Schweden beschleunigt, ließ er offen. Die Sympathien für den Euro seien aber gestiegen. "Langfristig wäre es gut für Schweden, dem Euro beizutreten."

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/schweden-w…
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      schrieb am 29.03.09 16:56:06
      Beitrag Nr. 2.650 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.318 von Maraho am 29.03.09 08:16:52Eine Aufstellung ...

      Hypo Real Estate
      100 Milliarden Euro reichen nicht

      Der Bund steigt zunächst mit knapp neun Prozent bei der HRE ein und will sich schon bald die Mehrheit sichern. Für die schwer angeschlagene Bank belaufen sich die Finanzhilfen bislang auf über 100 Milliarden Euro Steuergeld - und ein Ende ist nicht in Sicht. Ein Überblick.

      Kreditlinien: 50 Milliarden Euro

      Das Geld kommt von anderen Banken, Versicherungen und der Bundesbank. Damit wurde die HRE, die durch akute Liquiditätsnöte ihrer irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa in Bedrängnis kam, Ende September und Anfang Oktober gleich zwei Mal vor dem Zusammenbruch bewahrt. Zunächst ging es um 35 Milliarden Euro, eine Woche später mussten die Darlehen um 15 Milliarden aufgestockt werden. Die Kreditlinie läuft bis Ende 2009 und ist teilweise mit einer Garantie des Bundes versehen.

      Überbrückungsgarantien: 15 Milliarden Euro

      Weil die Verhandlungen über die Ausgestaltung der 50-Milliarden-Hilfe sich hinzogen und die Kredite letztlich erst Mitte November zur Verfügung standen, erhielt die Bank zur Überbrückung Ende Oktober eine Sonderliquiditätshilfe in Höhe von 15 Milliarden Euro. Diese ist mittlerweile ausgelaufen.

      Liquiditätsgarantien: 52 Milliarden Euro

      Um den Kapitalmarkt anzapfen zu können, haben die Münchner zudem aus dem Banken-Rettungsfonds der Bundesregierung (SoFFin) Bürgschaften erhalten: 20 Milliarden Euro im November; im Dezember dann weitere zehn Milliarden. Mitte Januar wurde der Rahmen um zwölf Milliarden Euro aufgestockt, einen Monat später kamen noch einmal zehn Milliarden Euro hinzu.

      Eigenkapital: noch keine endgültige Entscheidung

      Finanz- und Parlamentskreisen zufolge braucht die HRE mindestens zehn Milliarden Euro - durch Kapitalerhöhungen oder stille Einlagen. Mit einer solchen Maßnahme würde der Staat zwangsläufig Mehrheitseigentümer. Zudem wird über langfristig laufende Garantien für Schuldtitel verhandelt. In einem ersten Schritt sichert sich der Bund 8,7 Prozent der HRE-Aktien und zahlt dafür 60 Millionen Euro.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,616…
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      schrieb am 29.03.09 17:20:25
      Beitrag Nr. 2.651 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.477 von Maraho am 29.03.09 16:43:59In Bezug.

      Weltwirtschaftstreffen
      Lücken auf der Agenda der G20
      Von Harald Schumann

      Hauptsache Aktion: Die Staaten pumpen Milliarden in die Konjunktur. Doch was das auslösen könnte, ist beim Treffen der Großen 20 in der kommenden Woche kein Thema


      Chinas Premierminister Wen Jiabao wurde ungewöhnlich deutlich. „Wir haben den Vereinigten Staaten eine große Menge Geld geliehen“, erklärte er jüngst während der Jahrespressekonferenz seiner Regierung. Selbstverständlich wolle seine Regierung daher, dass diese Investments sicher sind. „Aber offen gesagt, ich mache mir Sorgen“, sagte Wen und erhob eine klare Forderung: „Die US-Regierung sollte auf den Erhalt ihrer Kreditwürdigkeit achten, ihre Verpflichtungen erfüllen und die Sicherheit der chinesischen Vermögenswerte garantieren.“

      Die Sorge des chinesischen Regierungschefs ist begründet. Amerikas Notenbank Federal Reserve bekämpft die Bankenkrise im großen Stil mit der elektronischen Notenpresse. Schon an die zwei Billionen Dollar haben die US-Zentralbanker zusätzlich in Umlauf gebracht, und vieles deutet darauf hin, dass Amerikas Überschuldung dereinst, wenn die Konjunktur wieder anzieht, auch mit Hilfe einer höheren Inflation bewältigt werden soll.

      Käme es dazu, würde aber nicht nur Chinas in den USA angelegter Devisenschatz von rund 1,5 Billionen Dollar entwertet. Zugleich könnte auch das globale Finanzsystem erneut ins Chaos stürzen, wenn die Inflation eine Flucht aus dem Dollar auslöst.

      Doch merkwürdig: Wenn die Regierungschefs der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und die führenden Beamten von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank am kommenden Donnerstag zum G-20-Gipfel in London zusammentreten, um über die Bekämpfung der laufenden und die Vermeidung künftiger Finanzkrisen wegweisende Beschlüsse zu fassen, dann wird diese Gefahr offiziell gar kein Thema sein.

      Zwar haben die G-20-Regierungen schon im vergangenen November versprochen, gemeinsam alle nötigen Reformen zu unternehmen, damit „eine globale Krise wie die jetzige nicht wieder geschehen kann“. Doch bei den Verhandlungen über die nötigen Konsequenzen klammerten die Emissäre in den eingesetzten Arbeitsgruppen zur Reform des internationalen Finanzsystems ganz zentrale Probleme mangels Einigkeit einfach aus.

      Dabei ist die Frage, ob die Methoden der Krisenbekämpfung womöglich die nächste Krise schon wieder heraufbeschwören, nur eine von vielen Lücken auf der G-20-Agenda. Das gilt selbst für das Thema, bei dem vordergründig größte Einigkeit besteht: der besseren Regulierung und Aufsicht über die Akteure an den globalen Finanzmärkten.

      Wohl werden die Gipfelteilnehmer an dieser Front gewiss einige Fortschritte verkünden können. So einigten sich die Finanzminister darauf, dass künftig alle „systemisch wichtigen“ Finanzfirmen, gleich ob Banken, Hedgefonds oder Finanzinvestoren, Gegenstand der Aufsicht sein sollen. Das ausgedehnte System der „Schattenbanken“ aus unregulierten Finanzgesellschaften aller Art, mit denen die großen Banken und ihre vermögenden Kunden die alte Regulierung aushebelten, soll ein Ende haben.

      Klar ist auch, dass die Regeln zum Vorhalten von Eigenkapital bei den Geldkonzernen künftig so gestaltet werden, dass sie in Boomzeiten Kapitalpuffer aufbauen müssen, auf die sie in Krisenzeiten zurückgreifen können – so, wie es etwa Spaniens Banken schon lange halten müssen und deshalb jetzt weitgehend unbeschadet durch die Krise kommen.

      Doch völlig offen ist, wie die angestrebte strenge Regulierung am Ende auch weltweit durchgesetzt werden soll. Genau das sei aber das eigentliche Problem, mahnte Heribert Dieter, Finanzmarktexperte der bundeseigenen Stiftung Wissenschaft und Politik, bei einer von der BMW-Stiftung organisierten Fachtagung am Freitag in Berlin. Die bisherige Finanzaufsicht habe ja vor allem deshalb versagt, weil sich die Regierungen im Wettbewerb um die Förderung ihrer Finanzindustrie einen Wettlauf um die schwächste Regulierung lieferten.

      In London, New York und Dublin sei „mehr oder weniger öffentlich mit laxer Bankenaufsicht geworben worden“, erinnerte Dieter. Schon bald werde aber „das Interesse an einem Regelverstoß wieder wachsen, insbesondere dann, wenn schon kleine Missachtungen große Erträge versprechen“. Dafür werde die Finanzindustrie mit ihrer Suche nach Möglichkeiten zur „Regulierungs-Arbitrage“ schon sorgen. Um das zu verhindern, forderte Dieter, müssten die G20 nicht nur Regeln, sondern auch Sanktionen gegen jene Staaten vereinbaren, die dagegen verstoßen.

      Mindestens genauso wichtig wäre eine Verabredung, wie künftig verhindert werden soll, dass einige Staaten, wie bisher die USA, Großbritannien, Irland oder Ungarn, andauernd große Handelsdefizite aufbauen, während andere wie China, Deutschland oder Japan entsprechend hohe Überschüsse erzielen. Denn das Ungleichgewicht erzeugt in den Defizitstaaten eine hohe Abhängigkeit von Kapitalimporten – ein Umstand, der in der Vergangenheit stets ein sicheres Rezept für eine spätere Finanzkrise war. Im Falle der USA war der Re-Export der von China im Handel erzielten Dollarüberschüsse auf Amerikas Kapitalmarkt eine wesentliche Krisenursache, weil er die Zinsen niedrig hielt und so den Kreditboom anheizte.

      Die Bekämpfung solcher Ungleichgewichte ist eigentlich Aufgabe des IWF. Doch um Gegenmaßnahmen einzufordern, müssten die IWF-Experten hinreichend unabhängig von einzelstaatlichen Interessen sein. Das verhindert bisher jedoch die einseitige Dominanz der US-Regierung und ihrer europäischen Alliierten in den Führungsgremien. Notwendig wäre daher eine Reform der IWF-Struktur, die keinem Staat und keiner Region mehr ein Vetorecht zugestehen würde. Aber auch dazu wird es in London keinen Beschluss geben. Stattdessen sollen nur die IWF-Mittel für Kredite an Krisenländer von bisher 240 auf künftig 500 Milliarden Dollar aufgestockt werden. An Reformaufgaben wird es den G-20-Staaten so auch nach dem Gipfel nicht mangeln.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/14/G20-vorbericht-sonntag?pag…
      307 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 17:34:35
      Beitrag Nr. 2.652 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.801 von Maraho am 28.03.09 21:12:24In Zusammenhang.

      Finanzkrise
      Oh, Obama
      Von Josef Joffe

      Wenn Schuldenmachen Wachstum zeugte, würden Griechenland und Italien Weltmeister sein: Die EU wehrt sich zu Recht gegen die Spendierwut Amerikas


      Woran erkennt man den ersten Atlantik-Sturm nach Bush dem Bösen? Wenn in der New York Times der Linkskolumnist Paul Krugman und der halbrechte David Brooks zu zweit auf die konjunkturpolitischen Tunix-Europäer einschlagen.

      »Schlechte Führung«, poltert Krugman; die Euro-Banker litten an »bizarrer Selbstgefälligkeit«, der deutsche Finanzminister gleiche gar mit seinen »xenophoben Sprüchen« den Republikanern daheim. Brooks vergleicht die bräsigen Europäer mit Marie Antoinette, die bekanntlich die Guillotine nicht kommen sah, und wirft ihnen vor, den »Trittbrettfahrer« auf der US-Konjunkturlokomotive zu spielen. Sie glaubten einfach nicht an Fiskalpolitik als »Waffe gegen die Rezession«.

      Mag sein, dass die Euros (wieder mal) timide, uneinig und führungslos sind. Bloß sind Krugman und Brooks ein paar feine Unterschiede entgangen; zum Beispiel haben die Merkelianer mit 3,4 Prozent vom BIP eine fast dreimal größere Konjunkturspritze aufgezogen als die Sarkozisten mit 1,3. Grundsätzlich aber haben die Europäer Recht mit ihrer Skepsis: Keynes funktioniert nicht.

      Wer es theoretisch haben will, kann die allerjüngste Studie zum Thema lesen, die John Cogan und John Taylor (Stanford) und Tobias Cwik und Volker Wieland (Frankfurt) gerade vorgelegt haben.* Alltagssprachlich ausgedrückt, argumentiert das Quartett, dass 80 Jahre nach dem Crash von 1929, als es noch keine Sozialsysteme gab, jeder Konjunktur-Dollar eben nicht einen Wachstumseffekt von 1,50 Dollar haben werde, wie Obamas Wirtschaftszar Larry Summers behauptet, sondern nur einen von 40 Cent. Behielten sie Recht, würden Obamas 800 Milliarden nur 600.000 neue Jobs bringen – zum Stückpreis von 1,33 Millionen!

      Natürlich darf man sich über solche Modelle heftig streiten, aber wer an Keynes als Konjunkturmacher glaubt, wird sich schwertun, schlagende Beweise zu präsentieren. Unbestreitbar ist dagegen, dass Obama eine gewaltige Schuldenwelle ausgelöst hat. Allein in diesem Jahr, warnt die neueste Studie des Kongress-Rechnungshofes (CBO), werde das Defizit 1,8 Milliarden Dollar betragen, was der Hälfte der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung entspricht. Gemessen am BIP, werde das Defizit auf 13 Prozent anschwellen; viermal mehr als in der Eurozone erlaubt.

      Wenn Schuldenmachen Wachstum zeugte, würden Griechenland und Italien Weltmeister sein, schleppen sie doch im Westen die größte Schuldenlast mit sich herum (rund hundert Prozent des BIP). Und wo sollten denn die zehn Billionen Dollar herkommen, die Washington in den nächsten zehn Jahren borgen muss? Von den Chinesen, die jetzt schon zu viele US-Bonds halten? Von den Scheichs, die nur noch 50 Dollar fürs Öl-Fass kriegen? Also wird die Fed Geld drucken (vornehmer: milliardenfach Treasuries zurückkaufen) und so die gewaltigste Inflation seit Korea- und Vietnamkrieg anheizen.

      Obamas Konjunkturprogramm ist keynesianisches Feuerwerk. Die Wirkung ist bekannt. Wir rufen »Ah« und »oh«, doch der Himmel leuchtet nur kurz. Bringen wir die Finanzmärkte in Ordnung (was ohnehin in die Billionen gehen wird), dann heilt sich die Konjunktur von allein.

      *Die Stanford/Frankfurt-Studie findet sich unter
      www.volkerwieland.com/docs/CCTW%20Mar%202.pdf

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/14/Euro-US-Konflikt?page=1
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 17:49:43
      Beitrag Nr. 2.653 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.381 von Maraho am 28.03.09 06:20:00Die Schweizer schreiben zu dem Treffen am vergangenen Freitag beim Präsidenten ...

      Wallstreet-Feinde kann sich Obama nicht leisten
      Von Martin Kilian, Washington.

      Will Präsident Barack Obama die USA aus der Krise führen, muss er die Mächtigen der Wallstreet für sich gewinnen. Das ist gar nicht einfach, nachdem die Wallstreet den Volkszorn auf sich gezogen hat.


      Erst wurden sie verteufelt, dann eingeladen: Das umgängliche Palaver Präsident Obamas mit der Wallstreet-Elite am Freitag im Weissen Haus signalisierte, dass die Washingtoner Regierenden nach Wochen gegenseitiger Vorwürfe einen Ausgleich mit den Herren des Geldes suchen – getreu Barack Obamas Devise, dass «wir nicht im Zorn regieren können». Und die Banker ihrerseits versicherten nach dem Gespräch mit Obama, ihren Teil zum Aufschwung beitragen zu wollen. «Es war ein gutes, konstruktives Treffen mit viel offenem Dialog», sagte anschliessend Vikram Pandit, Chef der angeschlagenen New Yorker Citibank. Die Banker, so schien es gestern, hatte sich sogar damit abgefunden, dass die Obama-Administration ihnen ein Korsett staatlicher Regulierung verpassen möchte.

      Damit endete eine kolossale Woche für den neuen Präsidenten, die mit der lange erwarteten Vorstellung seines Plans zur Sanierung der amerikanischen Banken am Montag durch Finanzminister Tim Geithner begonnen hatte und mit Querelen über Staatsschulden und den Zustand der öffentlichen Haushalte endete. Zwar hatte die New Yorker Börse im Gegensatz zu Geithners katastrophaler, weil vager Rade zur Bankenrettung Anfang Februar diesmal entzückt reagiert, die Kritik am marktorientierten Versuch, die amerikanischen Geldinstitute von ihren Giftpapieren und Derivaten zu befreien, war indes auch nach Geithners geglückterem Auftritt am vergangenen Montag nicht verstummt.

      «Ausraubung des amerikanischen Volks»

      Das Risiko der Rettungsaktion, befanden die Nörgler, trage allein der Staat, ja der Plan, schimpfte Nobel-Ökonom Joseph Stiglitz, bedeute «die Ausraubung des amerikanischen Volks». Nicht weniger prägnant äusserte sich der renommierte Wirtschaftsjournalist William Greider: Er verglich Obamas Vorhaben mit einem Monopoly-Spiel, bei dem «die Verlierer bei Spielende alle Verluste an die Regierung zurückreichen». Tatsächlich hält Geithners Plan das Risko der privaten Investoren in Grenzen, da der Staat für grössere Verluste aufkommen würde.

      Dennoch attestierten selbst scharfe Kritiker wie Nobelpreisträger Paul Krugman dem Plan eine Chance zum Erfolg – und sahen somit die Möglichkeit einer Initialzündung zur Erholung der Wirtschaft, deren andauernde Schwäche die ambitiösen Reformen Barack Obamas gefährdet. Und während die Gegner des Plans vorbrachten, eine zeitweilige Verstaatlichung der maroden Banken sei erfolgversprechender als die öffentliche-private Partnerschaft des Geithner-Plans, wandten dessen Fürsprecher ein, dafür fehlten im Kongress die notwendigen Mehrheiten.

      Obama wandert auf einem schmalen Grat

      Zwar könnte, falls die Müll-Entsorgung der Banken misslingt, noch immer eine Verstaatlichung erwogen werden, Barack Obamas politisches Kapital aber wäre womöglich erschöpft, weshalb sein Schicksal weitgehend vom Erfolg des Geithner-Plans abhängt – was einmal mehr erklärt, warum sich der Präsident bislang voll hinter seinen umstrittenen Finanzminister stellt. Geithner sei «ein smarter Kerl», dazu «ruhig und beständig», so Obama über den Minister.

      Dabei wandert der Präsident auf schmalem Grat: Der Skandal über die Bonuszahlungen des angeschlagenen und nur dank üppiger Staatshilfe überlebenden Versicherungsgiganten AIG hatte einmal mehr den amerikanischen Volkszorn angeheizt und die Meister des Universums an der Wallstreet ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt in die Defensive getrieben, da Obama sie dringend benötigt.

      Pragmatismus statt Populismus

      «Sie sind sich einig in ihrem Hass auf mich, und ich heisse diesen Hass willkommen», hatte einst Obamas Vorbild Franklin Roosevelt die New Yorker Kapitalisten verdammt. Obama hingegen möchte sie - trotz Boni und Pleiten - pfleglich behandeln, denn ein Populist ist der demokratische Präsident nicht. Als etwa sein Ghostwriter Jon Favreau den ersten Entwurf zu Obamas grosser Rede vor dem Kongress im Februar ablieferte, entschärfte der Präsident höchstpersönlich einige der darin enthaltenen Angriffe auf die Wallstreet.

      Wohl hatte sein schnell entflammbarer Stabschef Rahm Emanuel dem Goldman Sachs-Topmanager Gary Cohn bei dessen Besuch im Weissen Haus Anfang Februar die Leviten gelesen, hinter den Kulissen aber hatten sich Geithner und Wirtschaftsberater Larry Summers gegen Obamas engsten Mitarbeiter David Axelrod durchgesetzt: Statt eines überschäumenden Populismus wurde wirtschaftspolitischer Pragmatismus auf die Tagesordnung gesetzt.

      Streicheleinheiten für die Kapitalisten

      Axelrods Erkenntnis, wonach »da draussen» der Populismus grassiere und «alle ausser der Wallstreet» wüssten, dass «die Tage Gordon Gekkos» vorbei seien, verfing beim Präsidenten nicht, wenngleich der Aufruhr über die AIG-Boni auch Obama zwang, öffentlich seinen Ärger über die Abzockerei an der Wallstreet zu bekunden. Derweil dort angesichts der öffentlichen Beschimpfungen geschmollt wurde, begann die Obama-Administration die vergraulten Kapitalisten jedoch bereits am letzten Wochenende insgeheim zu streicheln.

      Der Volkszorn freilich brach sich weiterhin Bahn: «Ich habe noch niemals so etwas gesehen» staunte der republikanische Stratege Ed Rollins, der 1992 den Präsidentschaftswahlkampf des texanischen Populisten Ross Perot geleitet hatte. Auf der anderen Seite fürchtete Arthur Levitt, einst Chef der Börsenaufsicht SEC und ein Freund vieler Wall Streeter, die Obama-Administration und die Kongressdemokraten bewegten sich «nach links» und verdammten dabei Big Business wie Banken.

      Riesige Löcher in den Haushalten

      Und hatte schon Obamas immenses Paket zur Konjunkturankurbelung nicht wenige an der Wallstreet verstört, so nahm ihnen des Präsidenten erster Haushalt erst recht den Atem: Die Reformvorhaben des Präsidenten sind kostspielig, weshalb der Etat in Höhe von 3.6 Billionen Dollar riesige Fehlbeträge aufweist und sich die Löcher in den Bundeshaushalten im kommenden Jahrzehnt auf insgesamt fast zehn Billionen Dollar beziffern werden. «Wir schaffen ein höheres Defizit, als es Kuba hat», ereiferte sich Mitch McConnell, der republikanische Minderheitsführer im Senat, und kündigte erbitterten Widerstand gegen Obamas Pläne an.

      Auch und gerade wegen seines Mammut-Haushalts kann sich Obama eine Feindschaft Wallstreets nicht leisten: Er muss die Märkte überzeugen, dass seine Reformen langfristig gut für Land, Leute und Profite sind. Immerhin kehre Obamas Haushalt mit seinen umverteilenden Elementen und seinen Reformen des Energie-, Bildungs- und Gesundheitswesens «eine Philosophie um, die Amerika seit 1981 dominiert hat», meinte anerkennend Bill Clintons ehemaliger Arbeitsminister Robert Reich.

      Indes auch Obamas Parteifreunde im Senat über die Fehlbeträge murrten und Kürzungen des Etats in Aussicht stellten, hatte der Präsident auf seiner Pressekonferenz am vergangenen Dienstag einmal mehr gewarnt, sein Haushalt sei «untrennbar mit der Erholung der Wirtschaft» verbunden. Mag sein, aber zuerst einmal muss Tim Geithners Bankenplan greifen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/WallstreetFeinde…
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      schrieb am 29.03.09 18:03:28
      Beitrag Nr. 2.654 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.798 von Maraho am 29.03.09 17:49:43In Bezug.
      Das schreiben die Russen ...

      US-Banken wollen sich aus Staatsfalle retten

      NEW YORK, 29. März (RIA Novosti). Dass die Finanzhilfen aus dem US-Krisenfonds TARP auf eine verschärfte Staatskontrolle hinauslaufen, wird von angeschlagenen Banken immer heftiger kritisiert.

      „Dieses Programm sollte nicht TARP, sondern TRAP (Falle) heißen", beschwerte sich Brian Garrett, Chef der Bank of the Bay, im Fernsehsender CNN.

      „Nachdem die Banken Regierungszuschüsse bekommen haben, werden sie immer stärker in Bezug auf ihre Ausgaben unter die Lupe genommen", schrieb das „Wall Street Journal" und zitierte den Chef der Bank of America, Ken Lewis, mit den Worten: „Ich will nichts Besseres, als das Geld zurückzugeben".

      Wie das US-Finanzministerium mitteilte, hatten die angeschlagenen Banken mittlerweile das 2008 beschlossene 700-Milliarden-Rettungspaket zu 81 Prozent ausgeschöpft. Im Rahmen des TARP-Programms kauf der Staat „toxische Assets" auf.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090329/120789769.html
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      schrieb am 29.03.09 18:07:37
      Beitrag Nr. 2.655 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.503 von Maraho am 29.03.09 11:14:23Noch etwas hierzu ...

      London in Angst vor verheerendem Cyber-Anschlag aus China

      MOSKAU, 29. März (RIA Novosti). Chinas Militär soll einem Zeitungsbericht zufolge Zugriff auf technische Mittel bekommen haben, um britische Wasserversorgungs- und Stromnetze bei Bedarf lahm zu legen.

      Wie die „Sunday Times" schreibt, haben britische Geheimdienste in einem Bericht darauf hingewiesen, dass der britische Telekommunikationskonzern BT vor einem eventuellen Hackerangriff aus China ungenügend geschützt ist. Der Bericht kursiere zurzeit in den Regierungskreisen in London.

      Die Geheimdienstler nähmen insbesondere Ausrüstungen ins Visier, die vom chinesichen Großkonzern Huawei geliefert wurden. Es gehe dabei um maßgebliche Komponenten für die geplante Modernisierung britischer Telekommunikations-Netze unter Anwendung von Internet-Technologien.

      Huawei sei unter aktiver Beteiligung des chinesischen Staates gegründet worden. Konzernchef Ren Zhengfei habe einst ein Forschungsressort bei der chineischen Armee geleitet.

      Peking habe über Huawei möglicherweise Zugriff auf „geheime Modifikationen" bekommen, die künftig betroffene britische Netzwerke wesentlich stören oder sogar lahm legen könnten.

      Mögich wäre ein „schwerer Schlag" gegen computergesteuerte Systeme der Wasser- und Stromversorgung sowie gegen das Transportnetz, berichtete die „Sunday Times" weiter unter Berufung auf Geheimdienstkreise.

      Quelle: http://de.rian.ru/safety/20090329/120789636.html …
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 18:12:27
      Beitrag Nr. 2.656 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.639 von Maraho am 29.03.09 17:20:25In Bezug auf den Gipfel in London ...

      Medwedew über Superwährung, Gier-Banker und Armee der Zukunft

      MOSKAU, 29. März (RIA Novosti). Ob westliche Gier-Banker an der russischen Wirtschaftskrise schuld sind und der Ex-Yukos-Chef freikommt, welche Armee Russland braucht und worüber der Kreml in Obamas Brief staunte, hat Dmitri Medwedew berichtet.

      In einem am Sonntag ausgestrahlten BBC-Interview ist der Präsident im Vorfeld des G20-Gipfels auf die wichtigsten Schwerpunkte der russischen Innen- und Außenpolitik eingegangen.

      Auf die Frage, ob er westliche „Gier-Banker" für die russischen Wirtschaftsprobleme mitverantwortlich macht, erwiderte der Kreml-Chef, die Krise habe eher die in Russland angehäuften Probleme „entblößt": „Wir waren uns auch zuvor darüber im Klaren, dass die russische Wirtschaft ungenügend diversifiziert und von Rohstoffexporten zu abhängig ist... Exportorientierte Länder sind von dieser Krise besonders betroffen und auch Russland ist keine Ausnahme".

      Der Präsident sagte weiter, Russland habe trotz der Krise genug Geld, um seine Armee zu modernisieren: „Wir müssen ein effizientes Verteidigungssystem haben. Es darf aber nicht auf dem Niveau der 1970er oder der 1980er Jahre bleiben. Wir brauchen ein Verteidigungssystem des 21. Jahrhunderts... Das darf natürlich nicht als Maßnahme betrachtet werden, die sich gegen jemanden richtet".

      Medwedew plädierte für eine Reform des Weltfinanzsystems: „Es ist offensichtilich, dass das gegenwärtige Währungssystem den aktuellen Herausforderungen nicht gewachsen ist... Künftig sollte es sich auf einen Multi-Währungskorb stützen, der neben US-Dollar, Euro und Pfund Sterling auch weitere regionale Reservewährungen einschließen wird. Wenn wir uns verständigen würden, könnte eine gewisse Superwährung künftig ins Gespräch gebracht werden".

      Zu seinem ersten Treffen mit Barack Obama, das am 1. April stattfinden soll, sagte der russische Staatschef: „Aus meines Sicht ist die Botschaft, die ich von Präsident Obama bekommen habe, sehr positiv. Ehrlich gesagt war ich sogar darüber erstaunt, dass viele dort präsentierte Ansätze mit meinen Vorstellungen zusammenfallen. Das Frage besteht natürlich darin, inwieweit wir bereit sind, diese Vorstellungen umzusetzen, die Stereotypen zu brechen und jenen angekündigten Neustart durchzusetzen, von dem heute alle reden".

      Auf die Frage, ob eine Amnestie für den Ex-Chef des Ölkonzerns Yukos, Michail Chodorkowski, möglich wäre, entwortete Medwedew: „Ob es sich um einen Schuld- oder Freispruch handelt, ist das jedenfalls ein Gerichtsbeschluss. Weder der Präsident noch sonst jemand darf sich da einmischen". Der zuvor zu acht Jahren wegen Steuerhinterziehung verurteilte Chodorkowski sitzt zurzeit erneut auf der Anklagebank. Diesmal wird ihm Geldwäsche in Milliardenhöhe vorgeworfen. Viele Beobachter im Westen halten den Prozess für politisch motiviert.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090329/120789214.html
      307 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 18:34:48
      Beitrag Nr. 2.657 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.465 von Maraho am 29.03.09 16:38:5829.03.2009 , 17:26 Uhr
      Werner Marnette (CDU)
      „HSH-Risiken dramatisch unterschätzt“
      von Peter Köhler

      Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) ist überraschend aus Protest gegen den Sanierungsplan für die HSH Nordbank zurückgetreten. Im Handelsblatt-Interview erklärt er, warum er das Krisenmanagement der Landesregierung für absolut unprofessionell hält, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat und warum er noch böse Überraschungen fürchtet.

      Werner Marnette: "Ich fühle mich getäuscht." Quelle: dpa

      Frage: Herr Minister, warum treten Sie zurück?

      Werner Marnette: Ich kann die Maßnahmen zur Sanierung der HSH Nordbank nicht länger mittragen, da sie auch in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft nicht vermittelbar sind. Aus meiner Sicht ist das Management der Krise bei der Landesbank und in der Landesregierung absolut unprofessionell gelaufen. Der Verlust in Höhe von 2,8 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2008 zeichnete sich bereits im Herbst 2008 ab und wird meiner Meinung nach nicht das Ende der Fahnenstange sein. Auf Schleswig-Holstein und damit auch auf Hamburg kommen wahrscheinlich weitere Belastungen in den kommenden Jahren zu, die ich nicht mitverantworten kann. Meine Glaubwürdigkeit ist in Gefahr.

      Am 3. April sollen die Parlamente in Hamburg und Kiel abstimmen. Kommt Ihr Entschluss nicht zu spät?

      Die Informationspolitik des Finanzministers und damit des Aufsichtsrats haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Erst am 13. Februar wurde dem Kabinett das Sanierungskonzept durch den HSH Vorstand vorgestellt. Unter großem Zeitdruck musste das Kabinett bereits am 24. Februar entscheiden. Die Entscheidungsvorlage hierfür war mehr als dürftig. Ich habe darum kämpfen müssen und erst am 18. März Einblick in die Ausarbeitungen der Bank zum Neukonzept nehmen dürfen.

      Wie wurden Sie hintergangen?:eek:

      Mein Amtskollege Wiegard und Hamburgs Finanzsenator Freytag haben bereits zur Jahresfrist erklärt, dass die Wirtschaftsprüfer von KPMG mit einem Sondergutachten beauftragt worden seien. Davon hatte ich mir "Tiefenbohrungen" in der Bilanz der HSH Nordbank versprochen, vor allem bei den Schiffs- und Immobilienfinanzierungen sowie dem Portfolio toxischer Wertpapiere unter der Bezeichnung "Credit Investment Portfolio". Das ist dann aber nicht erfolgt.

      In der Powerpoint-Präsentation des HSH Vorstands vom 13. Februar stand dann, der Auftrag der KPMG sei die Jahres- und Konzernabschlussprüfung und Sonderprüfungen seien nicht beauftragt. Das hat mich geschockt und ich fühle mich getäuscht.

      Sie haben dann im Kabinett aber trotzdem der Sanierung der Bank mit Eigenkapital über drei Milliarden Euro und Garantien über zehn Mrd. Euro zugestimmt? Warum?

      Ich beugte mich der Staatsräson. Außerdem wurde ja auch hoher politischer Druck :eek:aufgebaut, die Entscheidungen schnell durchzuwinken. Auch ich spürte diesen Druck.

      Dann halten Sie die Kapitalspritze für die HSH Nordbank aber doch im Grunde für falsch?

      Ich glaube, die Probleme der Bank sind nicht mehr aus Bordmitteln zu beheben. Deshalb muss der Landtag wohl oder übel zustimmen. Ich habe als Wirtschaftsminister schon im November darauf gedrängt, ein Team zusammen zu stellen und so mehr fachliche Expertise in die Bank zu bringen. Dies ist leider abgelehnt worden. Ich halte auch die Bestellung von Herrn Nonnenmacher zum Vorstandschef für falsch, er war doch als Risikomanager mitverantwortlich für die Geschäftspolitik seit Herbst 2007. Zu mehr Transparenz hat er bis heute nicht beigetragen.

      Warum fürchten Sie weitere Verluste in den kommenden Jahren?

      Das Portfolio toxischer Papiere umfasst rund 21 Milliarden Euro :eek:, die Wertberichtigungen liegen aber nur bei zehn bis 15 Prozent. Wenn Sie andere Banken mit vergleichbaren Papieren sehen, da wurden sogar über 50 Prozent abgeschrieben. Die Risiken bei der HSH werden meiner Meinung nach dramatisch unterschätzt und klein geredet.

      Aber Sie wurden doch laufend informiert über die Risikolage, oder nicht?

      Die Lage wurde zu lange schön geredet, die Vorlagen des Vorstands kamen zu spät und waren aus meiner Sicht absolut unzureichend für die Gewährung der Kapitalspritze. Außerdem wurde mir die Einsicht in Bilanzunterlagen verwehrt, wobei von Wiegard immer auf das Bankgeheimnis gepocht wurde. Die Informationspolitik des Finanzministers habe ich als Katastrophe erlebt. Außerdem hätte man den Bund viel früher um Hilfe bitte müssen.

      ... was heißt das konkret?

      Wir hätten schon im November 2008 mit dem Rettungsfonds Soffin sprechen müssen, dann wäre auch eine Eigenkapitalspritze oder eine vergleichbare Hilfe des Bundes möglich gewesen. So aber haben Freytag und Wiegard das eigentlich immer verhindern wollen, um eine eigene Bank zu behalten. Die wollen ihre Anteile nicht verwässern lassen, koste es, was es wolle.

      Was halten Sie vom Konzept der Kern- und Abbaubank, um so die problematischen Assets zu isolieren?

      Da gibt es doch gar keine konkreten Pläne. Es heißt, in die Abbaubank sollen Vermögensteile über 80 Mrd. Euro verschoben werden. Aber niemand weiß, wie viel Kapital unterlegt werden muss. Für die Kernbank gibt es bis heute keine Bewertung, das ist unverantwortlich. Weil es keine Sonderprüfung gibt, ist die Entscheidungsgrundlage für die milliardenschwere Sanierung quasi imaginär. Ich finde, es muss eine klare Trennung zwischen Kern- und Abbaubank geben, sonst werden die künftigen Verluste in der Bank kaschiert. Außerdem: der regionale Mittelstand in Schleswig-Holstein ist mit Krediten gut versorgt, die brauchen keine Landesbank dafür. Insofern mache ich hinter das neue Geschäftsmodell ein großes Fragezeichen.

      Warum sollen nach Ihren Bedenken die Parlamentarier überhaupt noch zustimmen?

      Es gibt jetzt keine Alternative mehr zur Sanierung, schließlich erwartet auch die Finanzaufsicht Bafin diesen Schritt. Landtag und Bürgerschaft werden zustimmen müssen, es gibt kein Zurück mehr. Ich bin aber überzeugt, dass die HSH Nordbank das Land Schleswig-Holstein durch Missmanagement in eine sehr schwierige Lage gebracht hat. Und ich rechne leider mit weiteren Belastungen. Alleine die Schiffsfinanzierungen machen zweistellige Milliarden Euro aus, ich weiß bis heute nicht, ob die alle werthaltig sind.

      Die Krise der Landesbank geht also weiter?

      Ich fürchte, dass wir noch böse Überraschungen erleben werden, wenn jetzt nicht schnellstens für Transparenz und organisatorische Verbesserungen gesorgt wird.
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 18:46:28
      Beitrag Nr. 2.658 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.021 von kiska am 29.03.09 18:34:48Dazu passt folgende Meldung:

      Schiffbauindustrie steuert in düstere Zukunft


      Hamburg (AP) Die deutsche Schiffbauindustrie steuert im Fahrwasser der internationalen Finanzprobleme in eine schwere Krise. Seit Januar 2008 seien bei deutschen Werften 40 Schiffe mit einem Auftragswert von rund 1,5 Milliarden Euro storniert worden, darunter 11 Schiffe allein 2009, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) am Sonntag mit. Weitere 26 Aufträge im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro seien gefährdet. Vier Werften seien bereits insolvent gegangen. Gleichzeitig sei die Neubaunachfrage im 1. Quartal weltweit praktisch zum Erliegen gekommen.
      «Wenn es uns nicht gelingt, den verbliebenen Auftragsbestand zu sichern und die Schiffbaukonjunktur anzukurbeln, werden sich bei vielen Werften schon 2009 große Auftragslücken auftun», erklärte VSM-Geschäftsführer Werner Lundt. «Dieses bedeutet sicher Kurarbeit und wahrscheinlich Arbeitsplatzabbau.»

      Auf der 6. Nationalen Maritimen Konferenz, die am (morgigen) Montag unter der Schirmherrschaft von Kanzlerin Angela Merkel in Rostock stattfindet, will die Bundesregierung mit den Werften und den Gewerkschaften über die Lage des Schiffbaus beraten. Am (heutigen) Sonntagabend wollte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Konferenz eröffnen.

      Die IG Metall hatte am Freitag mitgeteilt, in der Branche sei jeder zehnte Arbeitsplatz in Gefahr. Der Gewerkschaft zufolge arbeiten in der maritimen Wirtschaft 100.000 Beschäftigte, davon 20.000 auf den 35 Seeschiffs-Werften, 70.000 in der Zulieferindustrie sowie 10.000 Leiharbeiter. 10.000 Jobs seien wegen wegbrechender Neubauaufträge unmittelbar bedroht.

      © 2009 The Associated Press. Alle Rechte Vorbehalten - All Rights Reserved
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 18:50:16
      !
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      Avatar
      schrieb am 29.03.09 19:10:40
      Beitrag Nr. 2.660 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.021 von kiska am 29.03.09 18:34:48Ich fürchte, dass wir noch böse Überraschungen erleben werden, wenn jetzt nicht schnellstens für Transparenz und organisatorische Verbesserungen gesorgt wird.

      Dasselbe dürfte auch für die HRE/Depfa gelten. Ich denke, dort geht es hinter den Kulissen ähnlich zu.
      Aber ist ja "nur" Steuergeld, bzw. Geld, das sowieso nicht real ist. ;)

      Danke Dir herzlich für die Ergänzung! Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 19:15:06
      Beitrag Nr. 2.661 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.127 von kiska am 29.03.09 18:50:16Hier kannst Du recherchieren ... http://www.funlinks24.de/porno-titel.php Viel Spaß! ;)
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 19:28:48
      Beitrag Nr. 2.662 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.021 von kiska am 29.03.09 18:34:48Dazu noch etwas aus dem "Hamburger Abendblatt" ...

      HSH Nordbank
      Marnettes Äußerungen sorgen für Wirbel

      Mit einer distanzierenden Bemerkung zum neuen Geschäftsmodell der HSH Nordbank hat Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) für neuen Wirbel im Kieler Landeshaus gesorgt. Der Minister hatte in einem Gespräch mit Schülern Bedenken an den Rettungsplänen geäußert und die große Koalition damit in arge Bedrängnis gebracht.

      Kiel - Nur mit äußerst knapper Mehrheit wiesen CDU und SPD am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Finanzen, Wirtschaft sowie Inneres und Recht den Antrag zurück, Marnette zu seinen Zweifeln zu befragen. Grüne, FDP und SSW reagierten mit Empörung und sprachen von einem „Maulkorb“ für den Minister. Die Oppositionsfraktionen wollen den Antrag erneut einbringen.

      Zwar sind Marnettes Vorbehalte gegen das neue Geschäftsmodell grundsätzlich bekannt, dennoch hatte sich die Landesregierung bislang geschlossen hinter die Rettungspläne gestellt. „Ich spreche für die Landesregierung“, betonte deswegen am Donnerstag Finanzminister Rainer Wiegard (CDU), der das Konzept vor den Ausschussmitgliedern erneut verteidigte. Marnettes Aussage beruhe auf einer „falschen sachlichen Annahme“. Auch Marnette selbst hatte seine Bemerkung zwischenzeitlich in einem Zeitungsbericht relativiert, was den Wirbel jedoch nicht mehr verhindern konnte.

      Wenn es innerhalb der Landesregierung Zweifel am geplanten Geschäftsmodell und dessen Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft gebe, wolle man diese auch hören, hieß es aus den Reihen der Opposition. Abgeordnete der Koalition plädierten stattdessen dafür, die Regierung nur mit einer Stimme sprechen zu lassen, um Schäden für das Image der Bank zu vermeiden. „Ich habe kein Interesse, hier Herrn Dr. Marnette zu hören. Ich möchte, dass er aufhört zu reden“, sagte der SPD-Abgeordnete Holger Astrup. Hans-Jörn Arp (CDU) warf der Opposition vor, unwichtige „Nebenkriegsschauplätze“ zu eröffnen.

      „Das ist unglaublich“, kritisierte die Grünen-Finanzpolitikerin Monika Heinold, die den Antrag auf Befragung des Wirtschaftsministers gestellt hatte. Einerseits wolle der Ausschuss alle offenen Fragen zur HSH Nordbank beantworten lassen, bevor der Landtag entscheide. Andererseits verhindere er aber, dass Kritiker zu Wort kommen, sagte sie. Heiner Garg (FDP) wertete Marnettes Äußerung als Zeichen für Handlungsunfähigkeit der großen Koalition. „Dass CDU- und SPD- Abgeordnete dem Minister auch noch einen Maulkorb verpasst haben, setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf“, sagte Garg. Auch der SSW reagierte empört: Die Politik der Koalition erinnere an Russisches Roulette, kritisierte der Abgeordnete Lars Harms.
      dpa/lno

      Aktualisiert am 29. März 2009 um 17:08
      http://www.abendblatt.de/daten/2009/03/05/1074148.html
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 19:32:12
      Beitrag Nr. 2.663 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.263 von Maraho am 29.03.09 19:15:06*g*
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 19:40:23
      Beitrag Nr. 2.664 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.367 von Maraho am 29.03.09 09:35:39Hier ein Kommentar aus der "taz" zu den Demonstrationen in Frankfurt und Berlin ...

      Um die richtigen Weichenstellungen zu erreichen, ist mehr Druck nötig
      Linke unter sich
      KOMMENTAR VON MALTE KREUTZFELDT

      Ein Flop waren die Demonstrationen am Samstag nicht - doch der "volle Erfolg", von dem die Veranstalter sprechen, ist ebenfalls ausgeblieben. Mit 30.000 bis 40.000 TeilnehmerInnen in Deutschland sind die selbst gesteckten Ziele gerade so erreicht worden. Und der Großteil der DemonstrantInnen gehörte zur klassischen linken Szene. Obwohl die Wut auf die Banken und die Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik zunehmen, blieb die Masse der Bevölkerung zu Hause.

      Das liegt zum Teil am Wesen dieser Krise: Trotz immer dramatischerer Zahlen aus Finanz- und Realwirtschaft sind die Auswirkungen für viele Menschen noch nicht im Alltag spürbar. Obwohl es reichlich Feindbilder gibt, ist ein konkreter Adressat für viele Forderungen schwer auszumachen. Zudem sind die Ursachen der Krise ebenso kompliziert wie die Lösungsvorschläge - was eingängige Slogans und damit die Mobilisierung erschwert.

      Doch auch die OrganisatorInnen des Protests müssen sich fragen, ob sie alles richtig gemacht haben. Die parteipolitisch einseitige Ausrichtung auf die Linkspartei kann AnhängerInnen anderer Parteien fernhalten, auch wenn sie die Kritik an der momentanen Regierungspolitik teilen. Das Auftreten mancher linksextremer Gruppen verschreckt möglicherweise gemäßigtere Teilnehmer - besonders wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, ob untereinander wie in Frankfurt oder mit der Polizei wie in Berlin. Bündnisse müssen sich nicht in allen Fragen einig sein. Doch wenn der Staat für die einen der Gegner ist, gegen den es zu kämpfen gilt, und für die anderen der Hoffnungsträger, der die Wirtschaft reguliert und demokratisiert, ist das schon ein strategisches Problem.

      Dennoch ist es ein Signal, dass es überhaupt zu sichtbaren Protesten gekommen ist. In den nächsten Wochen fallen wichtige Entscheidungen über die künftige Gestaltung der Weltwirtschaft - beim Weltfinanzgipfel in London wie in den Krisenteams der Regierung in Berlin. Um hier der Bankenlobby etwas entgegenzusetzen und die richtigen Weichenstellungen zu erreichen, wird aber mehr Druck nötig sein - durch anschlussfähigere Bündnisse und eine weniger zögerliche Masse.

      Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/linke-unter-…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:03:11
      Beitrag Nr. 2.665 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.472 von Maraho am 29.03.09 10:52:04In Zusammenhang mit dem heute erschienenen Artikel (s.o.) ...


      Weder di Mauro
      Wirtschaftsweise fordert mehr Reformen von G 20
      Von Jörg Eigendorf und Martin Greive

      Die Regierungschefs der 20 größten Wirtschaftsmächte reisen mit großen Plänen zum Gipfel nach London. Sie arbeiten an einer grundlegenden Reform des Weltfinanzsystems. Beatrice Weder di Mauro, Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung, dämpft den Optimismus.


      WELT ONLINE: Die Erwartungen an den Weltfinanzgipfel in dieser Woche sind hoch. Auch bei Ihnen?

      Beatrice Weder di Mauro: Nicht, wenn ich es messe an den hohen Erwartungen, die vor ein paar Monaten noch herrschten. Die amerikanische Regierung und die Europäer wollten ursprünglich eine neue globale Finanzmarktarchitektur entwerfen, von einem neuen Bretton Woods war die Rede. Im Bereich der Aufsicht über die Märkte wird man deutlich dahinter zurückfallen. Eine Gefahr dieses Gipfels ist, dass in der globalen Finanzmarktüberwachung nur noch mehr Stabilitätsberichte produziert werden, sonst aber alles beim Alten bleibt.

      WELT ONLINE: Was sollte denn aus Ihrer Sicht ganz oben auf der Agenda stehen?

      Weder: Die G20 müssten sich darauf einigen, welche internationale Institution Risiken überwacht, die aus sich aus globalen Finanzmärkten ergeben. Die zu erwartenden Beschlüsse genügen dazu nicht.

      WELT ONLINE: Die Bundesregierung setzt sich für einen globalen Risikoatlas ein, wird sich damit aber wohl nicht durchsetzen können. Geht der Vorschlag am Problem vorbei?

      Weder: Ein globaler Risikoatlas wäre ein ohne Zweifel ein großer Fortschritt. Aber hier zeigt sich das Grundproblem: Die Länder tun sich schwer, Mikrodaten über die größten global agierenden Finanzinstitutionen – also Banken, Versicherungen und Hedgefonds – bereitzustellen. Frühwarnsysteme, die nur auf allgemein zugänglichen makroökonomischen Größen wie etwa die Höhe der Verschuldung oder das Leistungsbilanzdefizit abstellen, sind nicht sehr erfolgreich in der Vorhersage von Finanzkrisen.

      WELT ONLINE: Solche Daten müssten dann auch interpretiert werden und zu Schlussfolgerungen führen.

      Weder: Das ist das zweite Schritt: Es ist es noch nicht klar, was passiert wenn ein Risiko festgestellt wird. Und drittens gibt es nach den bisherigen Plänen keinen klaren Verantwortlichen für das Risikoüberwachungssystem: Geplant ist, dass Internationaler Währungsfonds und Financial Stability Forum das gemeinsam machen.

      WELT ONLINE: Was stört Sie daran?

      Weder: Man sollte hier keine Kompromisse machen. Entweder bekommt es das FSF oder der IWF. Das FSF ist aber keine globale Institution – auch wenn die Mitgliedschaft jetzt auf die G20 ausgedehnt wird. Es hat keinen Stab, ist im Wesentlichen ein Austauschgremium für die Finanzministerien und Notenbanken. Es hatte den Auftrag, Finanzkrisen vorherzusehen und präventiv zu handeln, aber das ist ihm dieses Mal sicher nicht gelungen.

      WELT ONLINE: Wo wäre das Risikoüberwachungssystem denn richtig aufgehoben?

      Weder: Der Internationalen Währungsfonds hat einige Vorteile?

      WELT ONLINE: Der IWF? Der hat doch auch keine Vorahnung von der Krise gehabt.

      Weder: Das stimmt so nicht ganz. Es gab etwa eine intensive Debatte über globale Ungleichgewichte. Aber der IWF hatte keine Instrumente, um sie zu bekämpfen. Für den Währungsfonds spricht, dass er bereits eine Struktur, Expertise und einige Instrumente hat, um Fehlentwicklungen in Finanzsystemen zu identifizieren. Es gibt zum Beispiel seit zehn Jahren das sogenannte Financial Sector Assesment Program, mit dem der IWF den Finanzsektor eines Landes prüfen kann.

      WELT ONLINE: Wogegen sich die USA beharrlich gewehrt haben. Der Währungsfonds ist doch ein zahnloser Tiger.

      Weder: Gegenüber den Industrieländern ja. Deshalb muss der Währungsfonds reformiert und von den Mitgliedstaaten unabhängiger werden. Der IWF muss in der Lage sein, bei der Früherkennung von Risiken auch zu handeln. Aber dieser Schritt ist noch nicht wirklich in der Diskussion.

      WELT ONLINE: Sollten im Direktorium des IWF unabhängige Experten sitzen und nicht Entsandte der Länder?

      Weder: Das wäre illusorisch, die Mitgliedsländer zahlen ja auch in den Pool ein, aus dem Kredite vergeben werden, und möchten dafür bei der Verteilung mitreden.

      WELT ONLINE: Was wäre dann die Lösung?

      Weder: Der IWF sollte ein zweigeteiltes Entscheidungssystem bekommen: Auf der einen Seite steht die traditionelle Kreditvergabe an Länder, die in Zahlungsbilanzkrisen stecken oder kurz davor sind. Hier sollten die Abstimmungen gewichtet nach der Beteiligung der Länder im IWF erfolgen. Denn diese stellen ja auch die Mittel für diese Kredite bereit.

      WELT ONLINE: Und bei der Überwachung der Finanzmärkte soll das anders gehen?

      Weder: Genau. Hier geht es um die richtige Analyse und um das bessere Argument. Für solche Diskussionen sollte der Exekutivausschuss des IWF anders zusammengesetzt sein und einer anderen Entscheidungsregel folgen. Es sollten mindestens drei unabhängige Direktoren in dem Gremium sitzen. Und bei den Abstimmungen muss gelten: ein Direktoriumsmitglied, eine Stimme. Die EZB macht bei geldpolitischen Entscheiden vor, wie das funktionieren kann. Auch dort hat jeder einzelne Notenbankpräsident unabhängig von der Größe seines Landes eine Stimme. Damit ist eher gewährleistet, dass die Ratsmitglieder nicht die Sicht des eigenen Landes vertreten, sondern die ganze Eurozone im Blick haben.

      WELT ONLINE: Die unabängigen Direktoren könnten dennoch überstimmt werden.

      Weder: Wenn es dazu käme, könnten sie ihre abweichende Meinung publik machen. Damit wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Unabhängigkeit und einer effektiveren globalen Finanzüberwachung erreicht. Eine Schwäche des Systems ist, dass die großen Geberländer unangenehme Erkenntnisse einfach unter den Tisch fallen lassen. Mehr Transparenz und Klarheit wären also schon ein großer Fortschritt.

      WELT ONLINE: Sie würden nicht so weit gehen, dass der IWF den Mitgliedern Auflagen machen kann?

      Weder: Das könnte der nächste Schritt sein. Zu den neuen Aufgaben sollten entsprechende Instrumente und Kompetenzen übertragen werden. Das gilt auch für den europäischen Risikorat, der bei der EZB angesiedelt werden soll. Ein denkbares Instrument wäre, dass die maximale Verschuldung eines Bankensystems auf internationaler Ebene festgelegt wird. Aber davon sind wir weit entfernt.

      WELT ONLINE: Finanzminister Peer Steinbrück spricht selten über den IWF, oft aber über unregulierte Steueroasen. Ist das die falsche Baustelle?

      Weder: Die Ursachen dieser Krise liegen weder in den Offshore-Zentren noch bei den Hedgefonds. Im Epizentrum sind vielmehr die Banken der USA, Englands, Deutschlands und einiger anderer europäischer Länder.

      WELT ONLINE: Wenn die G20 zwischen November 2008 und April 2009 so wenig zustande bringen: Ist die Gruppe das richtige Forum, um über die globale Finanzarchitektur zu diskutieren?

      Weder: Im Moment gibt es sicher keine andere Möglichkeit, die Diskussion zu kanalisieren. Mittelfristig sollten die Entscheidungen nicht in informellen Clubs wie der G7 oder der G20 sondern durch multilaterale Institutionen getroffen werden. Gerade die wurden aber in den letzten Jahren geschwächt, weil man glaubte, sie nicht mehr zu brauchen. Der IWF etwa musste ausgerechnet im vergangenen Jahr massenweise Leute entlassen. Jetzt sucht er wieder händeringend nach Experten.

      WELT ONLINE: Sie sprechen dem IWF eine wichtige Rolle in der Finanzordnung zu. Brauchen wir weitere Gremien?

      Weder: Wir brauchen nicht noch mehr Gremien, sondern effektive, multilaterale Institutionen. Der Koordinationsaufwand des heutigen Systems und die Konkurrenz zwischen den Institutionen mit überlappenden Aufgaben ist enorm. Deshalb ist eine intensive Diskussion nötig. Und bei der sollte es so grundsätzlich zugehen wie vor 65 Jahren beim ersten Treffen in Bretton Woods, als IWF und Weltbank gegründet wurden.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3466245/Wirtschaftswei…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:11:13
      Beitrag Nr. 2.666 ()
      So, das war es mal wieder für heute meinerseits.

      Euch allen vielen Dank für das Interesse.
      Und kiska, Dir ganz herzlichen Dank für Deine Beteiligung an diesem heutigen Sonntag!

      Ich wünsche euch nun einen noch angenehmen Abend.
      Bis morgen.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:24:19
      Beitrag Nr. 2.667 ()
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:24:24
      Beitrag Nr. 2.668 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.539 von Maraho am 29.03.09 20:11:13Tatort *g*

      Sei es Dir gegönnt.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:26:47
      Beitrag Nr. 2.669 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.601 von Maraho am 29.03.09 20:24:19T´ schuldigung! Sollte nicht sein.
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:29:56
      Beitrag Nr. 2.670 ()
      29.03.2009 19:39
      Presse: Turbulenzen bei LBBW-Immobilientochter

      Bei der Landesbank Baden-Württemberg (News) (LBBW) gibt es nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" (Montag) nun auch Turbulenzen um die Immobilientochter. Bankchef Siegfried Jaschinski habe die Strategie der LBBW Immobilien GmbH gestoppt, bei der Projektentwicklung kräftig zu wachsen. Über die bestehenden Engagements im Volumen von etwa drei Milliarden Euro hinaus dürfe das Unternehmen bis auf weiteres keine neuen Projekte mehr starten. Ursprünglich war geplant, das Projektvolumen auf sechs Milliarden Euro zu steigern. Hintergrund des Kurswechsels sind Probleme mit bisherigen Projekten in Folge der Wirtschaftskrise. Aus Kreisen der LBBW wurde dies der Deutschen Presse-Agentur dpa am Sonntag bestätigt.

      Laut "Stuttgarter Zeitung" stockt in Rumänien der Verkauf von Wohnungen, die die LBBW zusammen mit der Tiriac-Gruppe gebaut hat. In München gibt es Ärger, weil eine US-Bank ein Großprojekt nicht wie vereinbart übernehmen will. Das Risiko von Ausfällen werde in Kreisen der LBBW-Träger als "erheblich" bezeichnet. Der Sprecher der LBBW, Michael Pfister, widersprach dieser Darstellung allerdings.

      Im Zusammenhang mit den Problemen steht der Zeitung zufolge auch das am Freitag angekündigte Ausscheiden des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Hans Strudel. Dem 59-Jährigen werden zudem erhebliche Mängel im Management der Immobiliengruppe angelastet, die die LBBW-Konzernrevision aufgedeckt hatte. In LBBW-Kreisen hieß es, es habe Kritikpunkte gegeben, jedoch habe Strudel keine finanziellen Risiken hinterlassen./ot/DP/he :laugh:

      AXC0060 2009-03-29/19:39
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:33:37
      Beitrag Nr. 2.671 ()
      Entwicklungsbank will Kapitalerhöhung um 180 Milliarden Dollar

      vor 49 Min.
      AP


      Medellin/Kolumbien (AP) Die Führung der Inter-American Development Bank hat die Mitgliedsstaaten am Sonntag um eine Kapitalerhöhung um 180 Milliarden Dollar gebeten. Damit würde sich das Kapital der Bank fast verdreifachen. Der Antrag wurde vom früheren peruanischen Finanzminister Pedro Pablo Kuczynski vorgebracht, der mit Leitung der Kommission zur Prüfung der Frage betraut war. Ob die USA, die mit 30 Prozent der größte Anteilseigner an der Inter-American Development Bank sind, dem Antrag zustimmen, war noch nicht klar. Finanzminister Timothy Geithner hat sich noch nicht dazu geäußert.

      © 2009 The Associated Press. Alle Rechte Vorbehalten - All Rights Reserved
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 20:37:45
      Beitrag Nr. 2.672 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.021 von kiska am 29.03.09 18:34:48Ein letztes ...
      Es werden wohl noch weitere Hilferufe folgen (siehe Beitrag kiska).


      HSH Nordbank
      Der Fall HSH ist ein weiterer Hilferuf
      von Peter Köhler

      Wieder sorgt eine Landesbank für eine Regierungskrise, dieses Mal im hohen Norden. Der Rückzug des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministers Marnette wenige Tage vor den entscheidenden Abstimmungen in den Parlamenten von Kiel und Hamburg über die Sanierung der HSH Nordbank ist ein politisches Erdbeben. Marnette überwirft sich nicht nur mit Hamburgs Finanzsenator und seinem eigenen Finanzminister und Ministerpräsidenten, er stellt auch gleichzeitig die Kompetenz und die Strategie von HSH-Vorstandschef Nonnenmacher infrage. Damit gerät die Landesbank in größte Gefahr, denn Investoren reagieren auf jeden Zwist unter den Eigentümern höchst allergisch.

      Der Fall ist besonders brisant, weil schon vor Wochen die Frage gestellt wurde, ob die Länder sich nicht übernehmen und bei weiteren Schwierigkeiten der Landesbank selber in eine finanzielle Notlage kippen könnten. Marnettes Rücktritt wird diese Sorge verschärfen. Es zeigt sich, dass im Norden wie im Rest der Republik das Krisenmanagement bei den Landesbanken auf naiven Annahmen und einem faulen politischen Handel aufbaute: Die Länder verzichteten auf Bundeshilfen, um die Hoheit über ihre Spielzeuge zu behalten, der Bund war froh, die Finanzlast bei den Ländern zu lassen.

      Das Strickmuster der Krisen, die durchweg Führungspersonal der Union verschleißen, ist immer gleich. Die Landesbanken drehten mangels echten Kundengeschäfts besonders große Räder an den internationalen Kapitalmärkten, um die Renditevorstellungen ihrer Eigentümer zu erfüllen. In den Boomjahren nickten die Politiker und Sparkassenpräsidenten in den Aufsichtsräten die abenteuerlichen Spekulationen in Erwartung üppiger Ausschüttungen ab. Nun aber treiben die Verluste die Länderhaushalte an den Rand des Ruins.

      Die Rezepte der Landesbanken gegen die Krise wirken selbst bei wohlwollender Wertung erschreckend hilflos. Fast immer wird die romantische Vorstellung beschworen, künftig reiche es aus, sich auf den regionalen Mittelstand und das Verbundgeschäft mit den Sparkassen zu beschränken. Aber die Unternehmer sind schon gut versorgt, sie warten nicht auf neue Hausbankbeziehungen. Und die Sparkassen ziehen sich eher still und leise aus der Verantwortung zurück, indem sie bei den Kapitalerhöhungen aussteigen. Damit fühlen sie sich kaum mehr verpflichtet, den Zentralinstituten neues Geschäft zu besorgen.

      Noch glauben die Landesfürsten, sie könnten ihre Banken im Alleingang sanieren. Tatsächlich wäre jetzt der Bund gefragt, der bisher aber Kapitalspritzen durch den Rettungsfonds Soffin mit Verweis auf den politischen Willen der Länder verweigert hat. Vielleicht spielt da auch mit, dass den SPD-Finanzminister die vor allem die CDU/CSU treffende Bredouille nicht wirklich stört. Die Mischung aus landespolitischer Kraftmeierei und der Unbekümmertheit von Bundesfinanzminister Steinbrück kann aber tödlich werden für die Landesbanken.

      Was fehlt, sind gemeinsame Anstrengungen, um die Gefahren zu bannen. Dazu zählt eine Bad Bank ebenso wie die Zusammenlegung der Landesbanken und Geld aus Berlin. Die HSH Nordbank ist ein weiterer Hilferuf. Es sollte endlich der letzte sein.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handelsblatt-k…

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 21:36:10
      Beitrag Nr. 2.673 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.636 von kiska am 29.03.09 20:33:37In Medellin. Interessant.
      Habe mal recherchiert ...

      Dann kostet es auch die BRD Geld:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Inter-American_Development_Bank…

      ANLEIHE/Inter-American Development Bank nimmt 400 Mio CHF zu 2,75% bis 2019 auf
      http://www.swissinfo.ch/ger/news/newsticker/ANLEIHE_Inter_Am…

      Und noch dies. Zusammenhänge rein zufällig ...

      Die lateinamerikanische »Banco del Sur« fordert Finanzherrschaft der USA heraus
      http://info.kopp-verlag.de/news/die-lateinamerikanische-banc…
      Avatar
      schrieb am 29.03.09 21:38:09
      Beitrag Nr. 2.674 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.865 von Maraho am 29.03.09 21:36:10Mal sehen, was daraus wird ...
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 00:43:51
      Beitrag Nr. 2.675 ()
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 01:05:38
      Beitrag Nr. 2.676 ()
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 01:25:49
      Beitrag Nr. 2.677 ()
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 05:16:00
      Beitrag Nr. 2.678 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.381 von Groupier am 30.03.09 01:25:49Absolut treffend! Danke dafür!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 05:22:45
      Beitrag Nr. 2.679 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.821.494 von kiska am 22.03.09 20:56:46Guten Morgen zusammen,
      ich wünsche euch allen einen erfolgreichen Start in die neue Woche.

      Lasset uns beginnen ...

      Es rollen die Köpfe ....

      General-Motors-Chef Wagoner tritt ab

      New York (dpa) - Rick Wagoner macht den Weg frei für weitere Milliardenhilfen: Der Chef des ums Überleben kämpfenden US- Autobauers tritt nach übereinstimmenden US-Medienberichten zurück. Nachfolger solle bis auf weiteres der bisherige Konzernvize Fritz Henderson werden. Angeblich hatte das Weiße Haus in Washington den Rücktritt des 56-jährigen Wagoner zur Bedingung für weitere Staatshilfen gemacht. US-Präsident Barack Obama will heute einen neuen Rettungsplan für GM und den Wettbewerber Chrysler bekanntgeben.

      © Die Welt
      erschienen am 30.03.2009 um 04:57 Uhr
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 05:27:27
      Beitrag Nr. 2.680 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.842.885 von Maraho am 25.03.09 12:54:43Wieder etwas unerfreuliches aus Japan ...

      Japans Industrieproduktion sinkt

      Tokio (dpa) - Die japanische Industrieproduktion ist im Vergleich zum Vormonat um saisonbereinigt 9,4 Prozent zurückgegangen. Damit sank die Produktion im nunmehr fünften Monat in Folge. Wegen der Rezession in den USA, Europa und der Talfahrt in China ist die Nachfrage nach japanischen Autos, Elektronikgeräten und anderen Exportgütern drastisch gesunken. Unternehmen wie Toyota oder Sony mussten die Fertigung drosseln und Tausende von Stellen streichen.

      © Die Welt
      erschienen am 30.03.2009 um 04:51 Uhr
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 05:38:34
      Beitrag Nr. 2.681 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.779.743 von Maraho am 17.03.09 06:07:24Andere Länder, gleiche Probleme ...

      Caja Castilla la Mancha
      Spanien muss erste Bank stützen

      Erstmals seit Beginn der Finanzkrise muss auch in Spanien eine Bank vom Staat aufgefangen werden. Die regionale Sparkasse Caja Castilla la Mancha erhält eine milliardenschwere Kapitalspritze von der Zentralbank.


      Die Bereitstellung der Mittel sollte einem Regierungssprecher zufolge Sonntagabend bei einem außerordentlichen Kabinettstreffen genehmigt werden. Zunächst würden der Bank 2 bis 3 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt, sagte Wirtschaftsminister Pedro Solbes. Insgesamt könnten sich die Hilfen Solbes zufolge schließlich auf weniger als maximal neun Milliarden Euro summieren.

      Der Kabinettsbeschluss resultiere aus einer Entscheidung der Zentralbank vom Samstag, das Direktorium der Bank auszuwechseln und das Institut mit einer Geldspritze zu stützen, hieß es weiter. Die Bank habe ein vorübergehendes Liquiditätsproblem. Die Hilfen würden es der Sparkasse ermöglichen, ihren Verpflichtungen gegenüber Gläubigern und Sparern nachkommen. Das Finanzministerium werde für die Hilfen der Zentralbank bürgen.

      Spanien ist bislang ohne die Verstaatlichung von Banken oder größere staatliche Kapitalspritzen für die Geldinstitute ausgekommen. Die Reserven der Banken schwinden jedoch zusehends. Nach dem jähen Ende eines Immobilienbooms hat sich die Zahl der Kreditausfälle in den vergangenen zwölf Monaten vervierfacht. Die Ausfallrate ist bei den regional verwurzelten Sparkassen weit höher als bei den Geschäftsbanken, da sie sich stärker im Immobiliengeschäft engagiert haben.

      Wirtschaftsminister Solbes erklärte am Sonntag, zwar benötige derzeit keine andere spanische Bank staatliche Hilfen. Es könne jedoch nicht gesagt werden, dass keine weitere Sparkasse in Bedrängnis geraten werde, sollte die Finanzkrise weiter andauern.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Caja-…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 05:46:54
      Beitrag Nr. 2.682 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.488.077 von Maraho am 31.01.09 17:44:33In Anlehnung.

      Firmencheck
      Firmen gehen geschwächt in den Abschwung
      von Ulf Sommer

      Deutschlands führende Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen starten geschwächt in das Abschwungjahr 2009.


      DÜSSELDORF. Trotz steigender Umsätze brach das bereinigte Konzernergebnis dieser 24 Dax-Konzerne 2008 um 32,6 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2007 ein. Dadurch fiel die Umsatzrendite binnen eines Jahres drastisch von 5,4 auf 3,5 Prozent. Das zeigt der Handelsblatt-Firmencheck, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) und der Unternehmensberatung Oliver Wyman entsteht.

      Während einige wenige Unternehmen wie Adidas und Henkel ihre ohnehin beachtliche Rendite noch einmal steigerten, brach diese bei "Deutschlands Nobelmarken und Flaggschiffen", wie es IWP-Direktor Karl-Heinz Küting formuliert, regelrecht ein. Die Lufthansa, die Premiumhersteller Daimler und BMW, der Mischkonzern Siemens und der erfolgsverwöhnte Stromgigant Eon erreichten nur noch Renditen von weniger als drei Prozent. Die Post verbrannte mit jedem Euro Umsatz sogar 2,3 Cent.

      Solch schwache Renditen gab es zuletzt in der Krise nach dem Platzen der Internetblase und den Terrorangriffen auf die USA am 11. September 2001. Weil die Unternehmen anschließend aber ihre Strukturen nachhaltig verschlankten, die Produktionsstätten modernisierten, sie zudem in Niedriglohnländer verlagerten und so den Boomländern in Asien und Südamerika folgten, galten diese margenarmen Zeiten eigentlich als überwunden. Doch der dramatische Weltwirtschaftseinbruch trifft die exportorientierten Firmen nun ins Mark.

      "Der scharfe Einbruch wird sich in diesem Jahr noch verstärken", warnt Küting. Das erste Quartal und verheerende Konzernausblicke belegen die düstere Einschätzung. Abgesehen von wenigen konjunkturresistenten Firmen wie dem Dialysespezialisten FMC und der Telekom warnen die Firmen vor noch weitaus schwierigeren Zeiten als 2008. Ausnahmen sind selten: So kam Dax-Neuling K+S auf eine Spitzenumsatzrendite von 18,2 Prozent, gefolgt vom letztjährigen Spitzenreiter SAP. Die Walldorfer Softwareschmiede erreichte eine Traumrendite von 16 Prozent.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/nachrichten/firmen-g…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 05:56:25
      Beitrag Nr. 2.683 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.442 von Maraho am 30.03.09 05:22:45Etwas ausführlicher hierzu ...


      DRAMA UM US-AUTOBAUER
      Letztes Ultimatum für Detroit
      Von Marc Pitzke, New York

      Mit dem Rücktritt von GM-Chef Rick Wagoner beginnt der Schlussakt im Kampf um die Zukunft der US-Autokonzerne. Präsident Barack Obama wird GM und Chrysler am Montag neue Auflagen und strikte Fristen setzen, wenn sie weitere Staatshilfen haben und die Insolvenz vermeiden wollen.


      New York - Sie nennen es Amerikas Auto der Zukunft, das Beste, was die Branche zu bieten hat: Fords neuer 2010 Fusion Hybrid schafft mit einer Tankfüllung fast 1200 Kilometer, kostet 27.270 Dollar (abzüglich 3400 Dollar Steuergutschrift), ist sicher und sieht flott aus. "USA Today" nennt ihn "den besten Benzin-Elektro-Hybrid bisher", "Fortune" gibt ihm das größte Kompliment, das ein US-Auto bekommen kann: "Man muss sich darin nicht schämen."

      Kein Wunder, dass Ford als einziger der drei großen US-Autobauer auf Staatshilfe verzichtet und glaubt, die Krise aus eigener Kraft bewältigen zu können. Für seine zwei maroden Rivalen General Motors (GM) und Chrysler dagegen geht es diese Woche ums Ganze.

      US-Präsident Barack Obama will ihnen am Montag weitere Hilfsmilliarden in Aussicht stellen - aber nur unter der strikten Auflage, dass sie noch radikalere Sanierungskonzepte vorlegen als bisher und dabei auch ihr Top-Management drastisch ändern: Ansonsten bleibe der Geldhahn zu. Insolvenz, so hieß es, sei weiter nicht vom Tisch. Es ist die letzte Chance für die sterbende Autostadt Detroit - die letzte Ausfahrt vor dem Konkurs.

      Wie dramatisch die Lage ist und wie gespannt die Verhandlungsfronten zwischen Detroit und Washington, zeigte sich am Sonntagabend: Da wurde bekannt, dass GM-Chef Rick Wagoner mit sofortiger Wirkung zurücktreten werde, als Konzession an die Regierung. Der Abgang Wagoners, der seit 2000 Vorstandschef war, sei eine Bedingung des Weißen Hauses für weitere Hilfszusagen gewesen, meldeten mehrere US-Zeitungen übereinstimmend. Wagoner hatte, als Speerspitze der Konzerne im Kampf um mehr Staatshilfen, im Kongress auch die schärfste Kritik einstecken müssen.

      Das Ende Wagoners - dessen Nachfolger Obama womöglich selbst bekannt geben könnte - ist ein spektakuläres Zugeständnis. Ein Zugeständnis, zu dem die ebenfalls am Staatstropf hängenden US-Banken bisher nicht bereit waren. Dabei sind die Hilfsgelder für die kränkelnde Autobranche relativ bescheiden im Vergleich zu den immensen Summen, die Washington in die Finanzindustrie steckt.

      Es geht um einen Bestandteil des "American Dream"

      GM hat bisher 13,4 Milliarden Dollar bekommen und benötigt weitere 16,6 Milliarden Dollar, Chrysler fordert insgesamt neun Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Allein die beiden Banken-Rettungspakete der letzten Wochen addieren sich auf 2,25 Billionen Dollar.

      Doch geht es hier ja um viel mehr als den Erhalt einer bedrohten Industrie. Es geht um einen Bestandteil des "American Dreams". Matt Bai nannte die Marke GM im "New York Times Magazine" vom Sonntag "genau so ein Symbol für die Aspirationen der Mittelklasse wie das Reihenhaus und der Urlaub in Disneyland". Bezeichnend: Auch das Reihenhaus ist längst bedroht - und Mickeys Fantasiereich kämpft gegen Besucherschwund und Irrelevanz.

      Die beiden Konzerne beschäftigen allein in den USA insgesamt 144.000 Angestellte. Millionen weitere sind über Zulieferer und Händler vom Schicksal der Firmen abhängig. GM kann sich nach Berechnung von Branchenanalysten noch rund einen Monat halten, bevor es neue Staatsgelder braucht. Chrysler, das der Beteiligungsgesellschaft Cerberus gehört, dürfte die Finanzspritze schon früher brauchen.

      Das jüngste Ultimatum mit dem Paukenschlag des Wagoner-Rücktritts - dessen Details Obama übers Wochenende auf dem Präsidenten-Landsitz Camp David festlegte - stützt sich auf die Sanierungspläne, die GM und Chrysler im Februar vorgelegt hatten, sowie auf Beratungen einer Sonderkommission des Weißen Hauses unter Leitung der Finanzinvestoren Steven Rattner und Ronald Bloom. Die erste Vollzugsfrist für diese Pläne läuft am Dienstag ab, muss nun aber wohl verlängert werden, da weder GM noch Chrysler sie erfüllen kann.

      "Es wird keine großen Zusagen geben", sagte David Cole, der als Chef des Centers for Automotive Research die Kommission beraten hat, der "Business Week". "Ich glaube, dass sie dem Unternehmen, der Gewerkschaft und den Gläubigern eine klare Frist setzen werden, alles in Ordnung zu bringen, oder sie greifen zu Plan B. Und Plan B werden sie nicht mögen." Denn Plan B bedeutet nichts anderes als - Insolvenz.

      In der CBS-Talksendung "Face the Nation" knüpfte Obama am Sonntag jede weiteren Finanzzusage ausdrücklich an "eine Reihe von Opfern aller Beteiligter - Management, Arbeiter, Aktionäre, Gläubiger, Zulieferer, Händler". Stunden später, als die Wagoner-Eilmeldung über die Ticker ging, wurde klar, was er meinte. Die Branche müsse "jetzt ernsthafte Umstrukturierungsschritte ergreifen, um eine aussichtsreiche Zukunft zu bewahren".

      Die Dienstagsfrist für die weiteren Maßnahmen wird freilich verstreichen. "Sie haben es noch nicht erreicht", sagte Obama - gleich zweimal - über die Sanierungspläne von GM und Chrysler. Es sei zwar möglich, die Industrie zu erhalten - doch nur als "eine, die realistisch darauf zugeschnitten ist, diesen Sturm zu überstehen". Klartext: "Schlanker, schärfer und wettbewerbsfähiger, als sie bisher ist."

      Der neue Plan wird nach den Worten von Obamas Sprechers Robert Gibbs sowohl die kurzfristigen Probleme berücksichtigen als auch weit über die momentane Krise hinausblicken. "Wie finden wir, wenn wir aus der Rezession in den Aufschwung finden, einen nachhaltigen Weg, der nicht nur für ein Jahr gute Geschäftsentscheidungen bringt, sondern auf viele Jahre hinaus?", fragte er am Freitag.

      Sollten die Sanierungskonzepte und Kompromisse, die GM und Chrysler anböten, in den nächsten Wochen nicht überzeugen, hieß es, würden die Konzerne staatlich überwachten Insolvenzverfahren zugeführt. GM und Chrysler würden dabei getrennt behandelt - notfalls könnte also nur einer von ihnen überleben.

      Arbeitnehmer sollen noch stärkere Sparmaßnahmen akzeptieren

      Dabei wolle Obama aber auch die Gläubiger unter Druck setzen. Allein GM ächzt unter 28 Milliarden Dollar Schulden, die es um zwei Drittel reduzieren muss. Die letzten Kredite - noch unter der Bush-Regierung ausgehandelt - waren unter der Maßgabe ergangen, dass es bis zum 31. März eine Einigung gibt. Eine Klausel erlaubt jedoch noch mehr Zeit.

      Die Bundesregierung und die deutsche GM-Tochter Opel schauen natürlich gespannt auf die Auto-Entscheidung. Kanzlerin Angela Merkel und Obama hatten Ende voriger Woche per Videokonferenz vereinbart, das weitere Vorgehen miteinander abzustimmen. Von der US-Haltung macht Berlin seine Unterstützung für Opel abhängig. Opel hat in ganz Europa Staatshilfen über 3,3 Milliarden Euro beantragt. Parallel ist es auf der Suche nach einem Investor, der bei dem Traditionsunternehmen einsteigen und so die Ketten zum womöglich untergehenden Mutterhaus kappen könnte.

      Sowohl GM wie Chrysler stecken in den USA weiter in intensiven Verhandlungen mit der hiesigen Autogewerkschaft UAW. Sie wollen die Arbeitnehmer überzeugen, noch stärkere Sparmaßnahmen zu akzeptieren: Stellenkürzungen, niedrigere Löhne und eine Straffung der teuren Pensionärsleistungen.

      Schon hat GM, das in den letzten zwei Jahren fast 70 Milliarden Dollar Verluste eingefahren hat, neue Personalmaßnahmen angekündigt, um dem Weißen Haus von der Ernsthaftigkeit seiner Sanierungsbemühungen zu überzeugen. Bis Ende 2009 sollen weltweit 46.000 Stellen abgebaut werden, um existenzfähig zu bleiben.

      Seinen 62.000 in der UAW organisierten Angestellten bot GM "Buyout"-Pakete an, die 20.000 Dollar Bar-Abfindung und einen Auto-Gutschein über 25.000 Dollar enthalten. "Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass wir bereit sind, unser Sanierungskonzept durchzuführen", erklärte GM-Vizepräsident Gary Cowger. Die Frist, dieses Angebot anzunehmen, läuft ebenfalls am Dienstag ab, was dann auch der letzte Arbeitstag der Betroffenen wäre. Nur rund 7500 Arbeiter haben das Angebot bisher angenommen, weit weniger als erhofft.

      Unterdessen hat das ganze Gezerre das Image der beiden Konzerne längst getrübt. Ihr haarsträubender Marketing-Spagat - einerseits betten sie die Regierung an, andererseits tun sie vor dem Kunden, als sei alles bestens - sei, "als versuche man, einen Hummer in den Kofferraum einer Corvette zu quetschen", schrieb die "Los Angeles Times" hämisch.

      Seit den ersten Kongressanhörungen zur Autokrise im November ist der kombinierte Kfz-Absatz von GM und Chrysler um 45 Prozent eingebrochen. Ford dagegen verzeichnete einen Anstieg, und zwar vier Monate hintereinander - zum ersten Mal in 14 Jahren.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,616169,00.html
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 06:02:19
      Beitrag Nr. 2.684 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.636 von kiska am 29.03.09 20:33:37Passend hierzu ...

      IWF - Lateinamerika wegen Finanzkrise vor größter Erschütterung

      Medellin (Reuters) - Lateinamerika steht wegen der Finanzkrise nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wohl die größte Erschütterung seiner Geschichte bevor.

      Im Gegensatz zu früheren Zusammenbrüchen seien die Länder der Region diesmal aber besser vorbereitet, sagte IWF-Ökonom Nicolas Eyzaguirre am Sonntag. Ihre Erholung hänge aber stark davon ab, in welchem Umfang die Industrienationen Kapital frei machten, ihr Bankensystem reparierten und Konjunkturanreize schafften, sagte Eyzaguirre, der beim IWF die Abteilung für die Wirtschaft der westlichen Erdhalbkugel leitet.

      Die weltweite Finanzkrise hat die Nachfrage nach Waren und Rohstoffen aus den Ländern Lateinamerikas stark einbrechen lassen und macht die Fortschritte der vergangenen Jahre zunichte. Schätzungen der Weltbank zufolge sind in der Region sechs Millionen weitere Menschen von der Armut bedroht.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE52S01R200…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 06:06:51
      Beitrag Nr. 2.685 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.924 von Maraho am 29.03.09 18:12:27Ergänzend ...

      Russland will Rolle des Rubels im Währungssystem stärken

      Moskau (Reuters) - In der Debatte um das internationale Währungssystem hat Russland am Wochenende eine größere Rolle des Rubels gefordert.

      Die heimische Währung sollte wie auch der chinesische Yuan und vielleicht andere Währungen in die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommen werden, sagte ein Wirtschaftsberater Präsident Dmitri Medwedews. Der Präsident selbst sagte am Sonntag in einem Interview der BBC, der Korb der Reservewährungen müsse erweitert werden. "Es ist ziemlich offensichtlich, dass das existierende Währungssystem nicht mit den existierenden Herausforderungen fertig geworden ist." Langfristig strebe Russland eine neue, weltweite "Super-Währung" an, bekräftigte Medwedew.

      Er habe mit dem britischen Premierminister Gordon Brown über das Währungssystem gesprochen, sagte Medwedew weiter. Brown ist Gastgeber des Londoner Gipfels am Donnerstag, bei dem die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer nach Auswegen aus der Wirtschaftskrise suchen wollen.

      China hatte eine Diskussion um die Ablösung des US-Dollars als Weltleitwährung angestoßen und eine verstärkte Nutzung der IWF-Sonderziehungsrechte (SZR) vorgeschlagen. Diese sind keine Währung, sondern eine Größe für die Buchhaltung im Kapitalverkehr zwischen Staaten, Zentralbanken und dem IWF. Ein SZR repräsentiert den Gegenwert eines Währungskorbs, der sich aus den wichtigsten Währungen der Welt zusammensetzt - dem US-Dollar, dem Euro, dem japanischen Yen und dem britischen Pfund.

      Medwedew sagte weiter, es sei gut, eine Gruppe von Währungen zu haben. Doch künftig sollte das System auf einem Multi-Währungskorb basieren, der auch andere regionale Reservewährungen enthalte. "Wenn wir uns darauf einigen können, könnten wir in der Zukunft über die Schaffung einer Art Super-Währung sprechen", bekräftigte Medwedew. Russland hatte bereits Mitte März in einem Papier für den G20-Gipfel gefordert, dass eine neue Währung geschaffen und von internationalen Finanzinstitutionen ausgegeben wird.

      Angesichts der Schwankungen des Dollar-Kurses und des ausufernden Haushaltslochs der USA wächst bei Schwellenländern der Wunsch nach einer Alternative zum US-Dollar. Experten gehen aber davon aus, dass die Rolle des Dollars als dominierende Reservewährung vorerst unangetastet bleibt.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE52S04Z200…
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      schrieb am 30.03.09 06:15:28
      Beitrag Nr. 2.686 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.408 von Maraho am 29.03.09 19:40:23Noch etwas zu den Demonstrationen ...

      Vor dem G-20-Gipfel
      Die Krise ist zur Machtfrage geworden
      Von Nils Minkmar

      Es sah aus wie das klassische Demoplakat: rot und mit einer grob gezeichneten Hand, die gierig zugreift. Dazu die knallige Zeile: „So will man Sie betrügen.“ Seltsam nur, dass das Poster auf dem Boden klebte. Wer hinein wollte, ins Frankfurter Bahnhofsviertel, den Bankentürmen entgegen, musste darüber steigen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass hier vor Glücksspielen gewarnt werden soll, dem Hütchenspielen genau genommen, welches zwischen Bordellen und Billigläden floriert. Rührend. Wie die Dinge stehen, könnten solche kleinkriminellen Aktivitäten bald als folkloristisch wertvolles Kunsthandwerk unter den Schutz der Unesco gestellt werden. Was ist schon so ein Hütchenspiel gegen die Häuschenspiele, die uns ruiniert haben?

      Die erste Demo gegen die Krise ähnelt sehr all den anderen Demos. Selbstgebastelte Schilder, jedes Grüppchen geht für sich. Vor „World of Sex“ steht ein Mann, der aussieht wie Noam Chomsky mit Pelzkappe, um den Hals hat er sich ein Schild gehängt: „Unser Wirtschaftssystem geht über Leichen.“ Weil aber an dem strengen Mann kein Kunde vorbeigeht, wird er irgendwann gebeten, etwas weiter zu ziehen. Eine Sache ist ungewöhlich: Die Schlagzeilen der großen Boulevardzeitungen bilden an jenem Morgen kein Gegengewicht zu den Demonstranten, sie geben ihnen Rückenwind. Das wäre als Datum zu notieren: Ein CSU Wirtschaftsminister, ein SPD Finanzminister, die Bild-Zeitung, Attac, Gewerkschaften und „Terre des Hommes“ gemeinsam gegen die Chefs der Dresdner Bank.

      Gefährliche Komik

      Es ist wieder so ein Wochenende, an dem alle geeint sind im Fremdschämen. Denn von allem anderen abgesehen, ist die ganze Krise auch unglaublich peinlich. Millionäre wollten noch mehr Millionen und haben die Risiken und nun die Schulden auf uns alle abgewälzt. Und wir eilen, es zu überweisen. Das klingt würdiger, wenn man es kompliziert ausdrückt. Man kann dann in Abkürzungen reden, jeden Sektor und jede Maßnahme noch mal einzeln anführen. Doch kommt man um das kurze Urteil nicht herum, das Jeff Madrick am Ende eines exzellenten, langen Artikels in der New York Review of Books fällte: „Teilnehmer der Finanzmärkte haben beim Streben nach persönlichem Reichtum eine Krise von katastrophischem Ausmaß herbeigeführt.“ Einfach nur für Geld, Geld für sich. Und mildernde Umstände? Schwere Kindheit?

      Man würde zwar gern dem brasilianischen Präsidenten widersprechen, wenn er erklärt, das sei eine Krise, die weiße Männer in feinen Anzügen verursacht hätten - keinen Schwarzen, keinen Indio und keine Frauen habe er unter den Oberbankern gesehen und doch müssten die nun die so angelaufenen Schulden mit abtragen. Aber was soll man schon entgegnen? Selbst wenn man seinen Rassismus ablehnt, wenn Inder oder Afroamerikaner mitspekuliert haben, soziologisch gesehen stimmt es: Es war eine Elite, die am besten ausgebildeten, am besten bezahlten Herren aus den besten Familien, die das Geld der Welt verjuxt haben. Jetzt drucken wir ihnen schnell neues. Eigentlich urkomisch.

      Politik zuckt mit den Schultern

      „Die Leute sind sauer, aber noch lange nicht sauer genug“, schreibt Matt Taibbi, der politische Kolumnist des amerikanischen Rolling Stone: „Es ist vorbei. Kein Imperium übersteht es, dauerhaft lächerlich gemacht zu werden.“ Und er rechnet vor: Der Versicherungskonzern AIG hat in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres 27 Millionen Dollar pro Stunde verloren, 465 000 Dollar in der Minute. Und braucht noch mehr Geld. Und wollte noch vorletzte Woche seinen so empfindlichen Genies weitere Boni zahlen, und Privatflugzeuge und die Maniküre. In Deutschland haben wir bei der Dresdner Bank und der Hypo Real Estate Vergleichbares. Ein Staat, der hier weiter Geld rausrückt, setzt seine Legitimität aufs Spiel. Nichts untergräbt Regierungssysteme so schnell und wirksam wie die Lächerlichkeit.

      Darum ist die Krise nun eine Krise der symbolischen Repräsentation und damit eine Machtfrage geworden. Zwei Elemente sind es, die dauerhaft für Unruhe sorgen werden: Die Bewältigung der Krise ist zutiefst unfair. Das Risiko der Spekulationen tragen nicht die, die von ihrem Gewinn profitiert hätten. Politik zuckt mit den Schultern, was soll man denn machen? Das Geld ist futsch, das Riskio für das System akut, bleibt nichts übrig, als zu zahlen. Damit alles schnell wieder so wird, wie es war.

      Symbole und Transparenz sind wichtig

      Es gibt aber Alternativen. Mit dem nun schon aufgewendeten Geld hätte man systemrelevante Institute neu gründen können, die einen Teil der Verpflichtungen der alten übernehmen. Man hätte ansonsten die Chefs der geretteten Banken nach den Tarifen des öffentlichen Dienstes entlohnen müssen, auch davon soll man leben können. Diese Symbole sind sehr wichtig! Der Manager einer durch Steuergelder geretteten Bank, der nur noch soviel verdient wie ein deutscher Professor hätte viel verloren, aber seine Ehre gerettet - und die des einspringenden Staates gleich mit.

      Doch das Verfahren, in dem entschieden wird, welche Bank wieviel und wofür kriegt, ist intransparent. Der Komplex aus opaken Staatsagenturen und informellen Runden mit Bankenchefs kann schnell wie ein Klüngel wirken. Das ist hochgefährlich.

      Denn hinzu kommt ein zweiter Faktor, der es schwer macht, zur Tagesordnung zurückzukehren: Die serienmäßigen Verbrechen an der Logik. Die Bürger fühlen sich der Republik auch deswegen zugehörig, weil sie darauf vertrauen, dass es einigermaßen rational zugeht, weil sie den Gang der Dinge, die Verteilung der Lasten und der Macht einsehen. In dieser Krise aber wurden die Gesetze der Logik außer Kraft gesetzt: Fehler blieben ohne Folgen. Der Crash war absehbar, und doch wurde den guten Argumenten der Warner kein Glauben geschenkt, die Ideologie der Finanzmärkte triumphierte in jedem Fall. Firmen galten als gesund, weil man die Kontrollen, die einen gegenteiligen Befund hätten erstellen können, abgeschafft hatte. Ebenso könnte die Tabaklobby die Standesämter schließen lassen: Wenn niemand mehr Totenscheine ausstellt, ist doch alles bestens.

      Unkonventionelle Maßnahmen müssen uns einfallen

      Die unfaire Krisenbewältigung und die Abschaffung der Logik zum Zwecke der persönlichen Bereicherung sind schwere Angriffe auf das republikanische Betriebssystem. Die Lage wird sich weiter verschärfen. Graydon Carter, der Chef der amerikanischen Vanity Fair hält es für möglich, dass wir erst „am Anfang vom Anfang stehen“.

      Unkonventionelle Maßnahmen müssen uns einfallen. Man könnte sich auf eine gute Idee aus den Gründerjahren der Republik besinnen, das Lastenausgleichgesetz. Damals mussten jene Bundesbürger, die noch über Immobilien oder Vermögen verfügten, die Hälfte davon in 120 vierteljährlichen Raten in einen Fonds einzahlen, der den Verlust der anderen durch Krieg und Vertreibung zu kompensieren versuchte. So etwas ist heute in Bezug auf Gewinne aus Aktien wieder denkbar.

      Wir brauchen einen Untersuchungsausschuss, der vergleichbar der amerikanischen Kommission zur Aufklärung der Anschläge des 11.September Schritt für Schritt und in öffentlich übertragener Sitzung den Weg in die Katastrophe, für die wir noch so viele Jahre werden bezahlen müssen, nachvollzieht. Alle wesentlichen Akteure sollten dort aussagen.

      Die Krise muss moralische und finanzielle Folgen für ihre Verursacher haben. Anders lässt sich der Zusammenhalt der Gesellschaft nicht bewahren.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 06:57:58
      Beitrag Nr. 2.687 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.119 von kiska am 29.03.09 14:22:56Dementi hin, Dementi her ...
      Irgendwas ist immer dran ...

      Bahnt sich beim G20 ein massiver Streit mit London an?
      Ralf Streck

      Stets wurden aus der EU neue Konjunkturprogramme abgelehnt, doch nun fordert London offenbar ein neues Paket im Umfang von 1,5 Billionen Euro

      Als die Staats- und Regierungschefs der EU kürzlich Gipfel in Brüssel zusammenkamen, hieß es nach der Vorbereitung auf den G20-Gipfel noch, neue Konjunkturpakete seien derzeit unnötig. Zunächst müsste die Wirkung der bisherigen Maßnahmen abgewartet werden, nachdem man ein gemeinsames Konjunkturpaketchen auf den Weg gebracht hatte. Das ist eine Position, die vor allem die Bundeskanzlerin Angela Merkel vertritt, die scheinbar in Brüssel auf Unterstützung stieß.

      Doch entweder ist das schon wieder Schnee von gestern, was angesichts der abnehmenden Halbwertszeit der politischen Aussagen in dieser Finanz- und Wirtschaftskrise möglich ist, oder es bahnt sich massiver Streit in der EU an. Denn nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" geht aus dem Entwurf des Abschlusskommuniqués der britischen Regierung für den Weltfinanzgipfel am Donnerstag in London hervor, dass ein Konjunkturpaket in einer Gesamthöhe von 2 Billionen US-Dollar (1,5 Billionen Euro) auf den Weg gebracht werden soll, um "das Wachstum um zwei Prozentpunkte und die Beschäftigung um 19 Millionen Arbeitsplätze" zu erhöhen. "Wir sind entschlossen, Wachstum wieder herzustellen, Protektionismus zu widerstehen und unsere Märkte und Institutionen für die Zukunft zu reformieren", zitiert der Spiegel aus dem Papier. "Wir glauben daran, dass eine offene Weltwirtschaft, die auf den Prinzipien des Marktes, wirksamer Regulierung und starken globalen Institutionen basiert, eine nachhaltige Globalisierung mit wachsendem Wohlstand für alle sichert." (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,616047,00.html)

      Es könnte sich aber auch um einen britischen Vorstoß handeln, mit dem Premierminister Gordon Brown die EU-Linie im Sinne des transatlantischen Bündnispartners USA zu untergraben versucht. Eigentlich hatten die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Mitgliedsstaaten vor dem G20 versucht, Einigkeit gegenüber den Forderungen der USA zu zeigen. Die Regierung von Barack Obama hatte wiederholt mehr Einsatz zur Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise und deutlich größere Konjunkturprogramme gefordert. Doch dann stünde ein massiver Streit auf der Tagesordnung, vor allem zwischen Berlin und London, denn vor allem Berlin tritt immer wieder auf die Bremse.

      Möglich ist aber auch, dass Merkel erneut genau die Maßnahmen umsetzt, die sie noch kurz zuvor vehement {http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29546/1.html ablehnte]. Doch vieles spricht dafür, dass es deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Merkel und Brown gibt. Dass sie den Briten in einem Interview vor dem G20 deutlich zurückgepfiffen hat und seinen hochtrabenden Ansprüchen einen Dämpfer verpasste, zeigte das. Während Brown glaubt, dass der Gipfel einen "neuen globalen New Deal" hervorbringt, glaubt Merkel nicht, dass in London eine Lösung für die Wirtschaftskrise gefunden wird. Die Bundesregierung hat bisher keine Klarheit geschaffen, denn sie will zu dem britischen Entwurf keine Stellung nehmen.

      Aufgegangen zu sein scheint die Strategie der britischen Polizei in Bezug auf die Beschränkung der Proteste in London. Mit 35.000 Menschen, wie die Polizei angab, war es zwar die bisher größte Demonstration in der britischen Hauptstadt seit Beginn der Finanzkrise, doch blieben die Teilnehmerzahlen doch weit hinter denen zurück, die viele Organisatoren erwartet hatten. Die Angst und Verteufelungskampagne, wird fortgesetzt, um die Beteiligung an den zahllosen Protesten im Laufe der Gipfelwoche in Grenzen zu halten. Dass absolut friedlich demonstriert wurde, zeigte aber, dass die Demonstranten, anders als von der Polizei behauptet, nicht auf Randale aus sind.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135400
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 07:06:02
      Beitrag Nr. 2.688 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.292 von Maraho am 18.02.09 18:27:52Noch etwas aus der Schweiz ...

      Kurzarbeit schützt nicht vor Jobverlust
      Von Judith Wittwer.

      Tausende Erwerbstätige nehmen derzeit weniger Arbeit und Lohn hin. Sie hoffen, so ihre Stellen zu sichern. Doch Kurzarbeit rettete in den letzten Krisen keine Jobs.


      Es könnte so schön sein – eine traumhafte Nacht in der Hotelsuite, ein romantischer Spaziergang am malerischen Vierwaldstättersee, dann vielleicht eine Simultan-Massage im Spa und schliesslich ein köstliches Menü auf der Sonnenterrasse. Doch in den Ferienparadiesen auf Erden bleiben die Gäste aus. Im Park Hotel Weggis haben viele Angestellte weniger zu tun. Seit Februar herrscht im Betrieb Kurzarbeit.

      Für die Schweizer Edel-Hotellerie ist das ein Schock. Die aussergewöhnliche Massnahme könnte in dieser tiefen Krise jedoch Schule machen: Mit gekürzten Arbeitspensen versucht auch das Hotel Palace Luzern, Stellen zu erhalten, von anderen Sternehotels ist zu hören, dass Anträge auf Kurzarbeit ernsthaft geprüft werden.

      Baisse erfasst sämtliche Branchen

      Die Flaute macht vor keiner Branche mehr halt: Die Gesuche für Kurzarbeit kommen aus allen Bereichen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestätigt. Vom Nachfrageeinbruch betroffen sind längst nicht mehr nur die klassischen Exporteure, allen voran die Autozulieferer, die Textil-, Chemie- sowie die Uhrenindustrie. Die Baisse führt nun vermehrt auch in Handelsbetrieben, im Bausektor und in der Werbeindustrie zu Kurzarbeit. So müssen ab Mittwoch 260 Logistik-Angestellte der Plakatgesellschaft APG Arbeitsausfälle und weniger Lohn hinnehmen.

      Im Detail informiert die Statistik erst bis Ende 2008 über diese Entwicklung. Der Trend zur Kurzarbeit akzentuierte sich in den letzten Wochen aber weiter: «Allein im Januar hatten wir schweizweit 1200 Voranmeldungen», sagt Serge Gaillard, der Leiter der Direktion für Arbeit im Seco. Auch im Februar und März registrierte er viele neue Gesuche. Hunderte von Unternehmen und Tausende von Erwerbstätigen hoffen, so die Arbeitsplätze und das Fachwissen für die Zeiten nach der Krise zu sichern. Die Kosten für die Hunderttausenden von Ausfallstunden tragen in der Zwischenzeit die Beschäftigten, die Betriebe sowie vor allem die Arbeitslosenversicherung.

      Entlassungen nur hinausgeschoben

      Ob mit Kurzarbeit die Jobs wirklich gerettet werden können, bleibt umstritten. Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich kommt in einer Studie zum Schluss, dass die Kurzarbeitsentschädigung «Entlassungen häufig nicht verhindert». So leistete die Kurzarbeit in der letzten Rezession von 2001 bis 2003 «keinen Beitrag zur Stabilisierung der Beschäftigung». Ein ernüchterndes Resultat, das den Präsidenten der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie, Johann Schneider-Ammann, nicht überrascht: «In dieser Rezessionsphase verlagerten vier von zehn Firmen ihre Arbeitsplätze teilweise an billigere Standorte im Osten.» Der Arbeitsplatzabbau in der Schweiz fand zugunsten eines Aufbaus anderswo statt.

      Das Ziel der Arbeitsplatzsicherung über das Konjunkturtief hinaus wurde dennoch klar verfehlt. Die Autoren der KOF-Studie hegen deshalb den Verdacht, dass sich die Kurzarbeit vom «Instrument zur Überbrückung temporären Arbeitsausfalls» zu einem «Element zur Anpassung des Personalbestands» an ein auf lange Sicht tieferes Beschäftigungsniveau entwickelt hat.

      Entscheidend für den Arbeitsplatzerhalt ist demnach, wie sich die Märkte strukturell entwickeln – und wie lange die Krise anhält. Je länger die Durststrecke dauert, desto höher ist laut Schneider-Ammann die Wahrscheinlichkeit, dass man am Ende doch auf Entlassungen umsteigen muss.

      Ausbau der Kurzarbeit auf 2 Jahre

      Das will der Bundesrat verhindern. Präventiv hat er die Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung per 1. April von 12 auf 18 Monate erhöht. Die Verordnungsänderung gilt bis Ende März 2011. Den Gewerkschaften geht dies zu wenig weit: «Wir fordern eine Verlängerung auf 24 Monate», so SGB-Präsident Paul Rechsteiner. Damit verschaffe man den Betrieben eine gewisse Planungssicherheit. Im Gegenzug erwarte der Gewerkschaftsbund einen klaren Verzicht auf Stellenabbau und ein Votum für Weiterbildung: «Jetzt soll man Dinge nachholen, für die in der Hochkonjunktur keine Zeit vorhanden war», meint Rechsteiner.

      Beim Seco will man aber nichts überstürzen und die Kurzarbeit nicht schon jetzt weiter verlängern. «Es ist zu früh, von zwei Jahren zu reden», sagt Serge Gaillard. Ein absoluter Schutz vor einem Jobverlust wäre auch ein erneuter Ausbau der Kurzarbeitsentschädigung nicht.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 08:54:50
      Beitrag Nr. 2.689 ()
      http://de.rian.ru/world/20090329/120790159.html
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 08:55:22
      Beitrag Nr. 2.690 ()
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 12:52:33
      Beitrag Nr. 2.691 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.870.378 von Maraho am 28.03.09 06:12:38Guten Tag zusammen,
      einige wesentliche Dinge zum Mittag ...


      Alternative zum Dollar
      China schiebt Renminbi als Leitwährung an
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Volksrepublik macht mobil gegen den Dollar: Erst forderte Pekings Zentralbankchef eine neue Leitwährung. Jetzt vereinbarte China mit Argentinien bereits den sechsten Währungstausch. Brasilien und Venezuela könnten folgen.


      China versucht, den Renminbi als internationale Abrechnungswährung zu etablieren - und vereinbart deshalb Devisentauschgeschäfte mit anderen Notenbanken. Nachdem die Volksrepublik seit Dezember Südkorea, Hongkong, Malaysia, Weißrussland und Indonesien Währungsswaplinien einräumte, schloss Peking am Wochenende auch einen entsprechenden Vertrag mit Argentinien. Das Gesamtvolumen liegt bei 70 Mrd. Yuan (10,2 Mrd. $).

      Dank des Währungsswapgeschäfts kann die argentinische Zentralbank das heimische Bankensystem mit Renminbi versorgen. Das wiederum ermöglicht es den Kreditinstituten, den Exporteuren und Importeuren des südamerikanischen Landes Handelsfinanzierungen einzuräumen. Letztere können so auf Renminbi lautende Rechnungen begleichen.

      Die Volksrepublik verfolgt mit den Swapvereinbarungen zwei Ziele: Einmal soll der Handel mit anderen Ländern aufrecht erhalten werden. Die Währungsgeschäfte ermöglichen es den Importeuren chinesischer Produkte, die Rechnungen in Renminbi zu begleichen. Zum anderen wollen die Chinesen die Abhängigkeit des Welthandels vom Dollar verringern. In der jüngsten Vergangenheit äußerten sich mehrere Verantwortliche Pekings kritisch zu hohen Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten - und der Gefahr eines Dollarverfalls.

      Folgen Brasilien und Venezuela?

      Das Währungsabkommen mit Argentinien fügt sich in ein breiteres Bild: China versucht, sich im Rahmen der Kreditkrise als wichtige Finanzmacht der Zukunft zu profilieren - und springt seinen Handelspartnern bei. "Mithilfe des Abkommen kann das regionale Geldsystem stabilisiert werden. Die Kreditkrise wird dadurch eingedämmt", meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

      Die Chinesen hoffen, dass dem Beispiel Argentiniens weitere Länder folgen werden. "Warum sollten nicht auch Brasilien und Venezuela ebenfalls solchen Vereinbarungen zustimmen?", sagte Huang Zhilong, Forscher an der Chinese Academy of Social Sciences in Peking. "Das ist ein großer Vertrag, der die Präsenz Chinas in der Region enorm stärkt."

      Latein- und südamerikanische Länder dürften nach Einschätzung von Experten durchaus Interesse an solchen Währungsswaps haben: Der Fall der Rohstoffpreise belastet in vielen Fällen den Staatshaushalt, gleichzeitig ist es für die Exportindustrie schwer, wegen des Rückzugs der Banken an Handelskredite zu kommen. Venezuelas Präsident Hugo Chávez beispielsweise benötigt für seine Sozialprogramme finanzielle aus dem Ausland. Die Zeit drängt: Die Währung steht unter großem Abwertungsdruck.

      Die gesamte Region ist von dem Abschwung betroffen. Die Inter-American Development Bank (IADB) kündigte am Sonntag an, das Kapital auf 280 Mrd. $ nahezu verdreifachen zu wollen. Der größte Anteilseigner, die USA, zögern noch. Die Chinesen nutzen das Zaudern der Amerikaner - und stellten klar, die IADB zu unterstützen. Auch Anleihen der Entwicklungsbank wolle man kaufen, sagte Zhou Xiaochuan, Chef der chinesischen Zentralbank.

      Der Tonfall der Chinesen wird selbstbewusster. Zentralbankchef Zhou hatte in einem am vergangenen Montag veröffentlichten Aufsatz eine neue globale Leitwährung unter Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) gefordert. Die gegenwärtige Krise rufe erneut nach einer kreativen Reform des internationalen Währungssystems hin zu einer internationalen Leitwährung, schrieb Zhou.

      Zhou hatte den Dollar zwar nicht direkt erwähnt. Er schrieb allerdings, die Krise habe gezeigt, wie gefährlich es sei, sich bei internationalen Finanzgeschäften auf die Währung eines einzigen Landes zu verlassen. "Eine überhoheitliche Leitwährung, die von einer globalen Institution gemanagt wird, könnte sowohl dazu genutzt werden, globale Geldflüsse zu schaffen, wie auch sie zu kontrollieren." Das werde die Gefahr künftiger Krisen reduzieren und zugleich die Möglichkeiten zum Krisenmanagement erweitern. Die Sonderziehungsrechte (SZR) des IWF hätten das Potenzial, zu einer übernationalen Reservewährung zu werden, hatte Zentralbankchef Zhou gesagt.

      Die indirekte Kritik am US-Dollar richtet sich gegen den Kurs der amerikanischen Regierung und Notenbank, den wirtschaftlichen Abschwung durch Ausgabenprogramme und das Ausweiten der Geldmenge in den Griff zu bekommen.

      Insgesamt plant US-Präsident Barack Obama für das laufende Jahr Rekordausgaben von beinahe 4000 Mrd. $. Neben den bereits beschlossenen Initiativen sieht Obamas Haushaltsentwurf nochmals einen Puffer von 250 Mrd. $ für mögliche Bankenrettungen vor. Das Haushaltsdefizit steigt auf 1750 Mrd. $. Das entspricht rund zwölf Prozent des BIP. Marktteilnehmer gehen inzwischen von einem Emissionsvolumen des Schatzamtes von 2500 Mrd. $ aus. Die Notenbank wiederum kündigte an, über den Kauf von Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren die Geldmenge um mehr als 1100 Mrd. $ auszuweiten.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Alternative-zum-Dol…
      94 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 12:55:36
      Beitrag Nr. 2.692 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.798 von Maraho am 29.03.09 17:49:43Etwas aus den USA ...


      Amerikas Banken am Tropf
      Geithner befürchtet neue Löcher

      Der US-Finanzminister bereitet Kongress und Öffentlichkeit auf weitere Milliardenspritzen vor - und versucht, Kritik an den Rettungsaktionen für die Institute zu dämpfen. Private Investoren, die den Banken Risikopapiere abkaufen sollen, dürften keinesfalls verschreckt werden.


      US-Finanzminister Timothy Geithner hat vor weiterem umfangreichen Kapitalbedarf bei amerikanischen Banken gewarnt. "Einige Banken werden große Mengen an Unterstützung benötigen", sagte Geithner am Sonntag im US-Fernsehen. Gleichzeitig wies er Kritik an dem Programm zurück, mit dem die Regierung in Washington die Institute von risikobehafteten Wertpapieren befreien will. Änderungen wie etwa neue Steuerpflichten für die privaten Investoren, die sich an dem Programm beteiligen sollen, seien nicht möglich, weil sie Interessenten verschrecken würden.

      Die Regierung von US-Präsident Barack Obama steckt Tausende Milliarden in Konjunkturprogramme und die Rettung des Bankensystems. Zudem strebt sie die radikalsten Reformen der Regeln für die Finanzmärkte seit Jahrzehnten an - die ihr und anderen staatlichen Behörden eine neue Machtfülle bescheren würden. Im Kongress und in der Bevölkerung wachsen allerdings der Unmut über die Stützungsaktionen und die Arbeit der Regierung. Kritiker bemängeln, das Geld werde verschwendet - zumal staatlich gestützte Unternehmen teils weiter hohe Boni an ihre Mitarbeiter ausschütten, darunter der Versicherer AIG.

      Geithners Ministerium unterzieht die 19 größten Institute des Landes derzeit einem Stresstest. Bis Ende April will es so ermitteln, wie groß der Bedarf der Häuser an zusätzlichem Kapital ist. Fall die Regierung den Banken erneut helfen muss, könnte sie gezwungen sein, den Kongress um frisches Geld zu bitten: Von den ursprünglich 700 Mrd. $ im staatlichen Bankenrettungsfonds sind nur noch rund 135 Mrd. $ übrig. Geithner wollte sich in dieser Frage am Sonntag nicht festlegen.

      Der Finanzminister hatte vergangene Woche detailliert dargelegt, wie die Regierung gemeinsam mit privaten Investoren toxische Papiere von bis zu 1000 Mrd. $ aufkaufen will. Den Großteil der Kosten und des Risikos trägt allerdings die Regierung, was ihr harsche Kritik etwa von Nobelpreisträger Paul Krugman eingebracht hat. "Die Investoren gehen ein Risiko ein, ihr Geld steht auf dem Spiel", wies Geithner die Vorwürfe zurück.

      Die Entlastung der Institute von Risikopapieren gilt als ein Schlüssel zur Bewältigung der Bankenkrise. Verlieren sie weiter an Wert, zwingt das die Geldhäuser zu neuen Abschreibungen, was ihre Kapitalbasis weiter angreifen würde. So lange die Institute mit solchen Schritten rechnen, vergeben sie nur zögerlich neue Kredite - was die Rezession verschlimmert.

      Unter privaten Investoren besteht Interesse an dem Regierungsprogramm - die Fondsgesellschaften Blackrock und Pimco etwa haben bereits mitgeteilt, sie wollten teilnehmen. Andere Interessenten könnten jedoch vor einer Beteiligung zurückschrecken, weil sie fürchten, an den Pranger gestellt zu werden, wenn sie Gewinne machen. Unklar ist außerdem, wie Preise für die toxischen Papiere gefunden werden können. Viele Experten befürchten, dass die Banken sich weiter weigern werden, Vermögenswerte zu verkaufen, weil sie die gebotenen Preise für zu niedrig halten.

      Washington plant radikale Reformen

      Geithner hatte vergangene Woche Pläne für eine umfassende Reform der Vorgaben für die Finanzmärkte vorgestellt. Sie sehen unter anderem vor, Hedge-Fonds und Private-Equity-Firmen erstmals unter föderale Aufsicht zu stellen und den Handel mit Kreditderivaten zu regulieren. Ein neuer Systemregulierer soll Finanzkonzerne zwingen können, ihr Kapital zu stärken oder die Schuldenaufnahme zu drosseln. Außerdem will die Regierung sich die Kompetenz sichern, taumelnde Finanzinstitute, die keine Banken sind, notfalls unter staatliche Verwaltung zu stellen. Auch beim Treffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) am Donnerstag in London wird über neue Regeln für die Finanzmärkte beraten.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Amerikas-Banken-am-…
      115 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 13:01:22
      Beitrag Nr. 2.693 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.428 von Maraho am 29.03.09 16:22:05Ein böser Text aus der "FTD" ...

      Warum denn die Party beenden?

      Wen haben denn die Ungleichgewichte, Ramschhypotheken und Millionen-Boni 2006 und 2007 gestört? War doch eine prima Zeit, warum nicht einfach daran anknüpfen?


      Krise, Krise, Krise, überall Krise. Morgens Krise, mittags Krise, abends Krise. Hier fehlt Geld, dort fehlt Geld, hier wird's gehortet, dort nicht ausgegeben. Da, wo's gebraucht wird, kommt's nicht an, und wenn, dann zu teuer. Da, wo's gemacht wird, gibt's es fast umsonst und täglich mehr. Banker büßen trotz aufregender Zeiten ihre Boni ein, Nobelrestaurants machen dicht, Traditionsfirmen gehen pleite, unschuldige Autos werden geschlachtet, und Englands Notenbankchef will seinem Premier nicht mehr unbegrenzt Kohle geben. Immer nur Krise, man wird ja wahnsinnig.

      Warum hört man nicht auf damit? Und knüpft einfach an die Jahre 2006/2007 an? Damals hat das Leben doch viel mehr Spaß gemacht, warum nicht weiter so? Wen haben denn die Ungleichgewichte - die amerikanischen Schulden, die chinesischen Reserven - wirklich gestört? Wen die Hedge-Fonds, die Heuschrecken, die Ramschhypotheken und die Millionenboni? War doch 'ne prima Zeit, hatten doch alle was davon. Könnte der Staat, der derzeit ohnehin zur Omnipotenz greift, nicht per Dekret eine Generalamnestie und -amnesie erwirken? Wir vergessen einfach die Vorkommnisse ab Mitte 2007 und feiern die Party weiter.

      Raum, Zeit und Geld sowieso sind doch ohnehin nur Illusion und die Wirtschaft reine Psychologie. Warum also nicht die Politiker und Banker unterstützen, die uns mit frischem Geldsegen in die gute alte Zeit zurückkatapultieren wollen? 10, 20, 30 Prozent mehr Budgetdefizit, na und, ist ja nur Geld, dafür muss man, wenn überhaupt, eh erst später bezahlen. Und wenn die Staatspapiere noch von der eigenen Bevölkerung gekauft werden, bleibt's sogar in der Familie. Bringt also die zum Schweigen, die beim berauschten Kauf von Neuwagen, maroden Firmen, Ramschpapieren oder ganzen Geldinstituten nicht mitmachen wollen.

      Gerade kurz vor dem G20-Treffen sollten wir dem hoffnungsvollen Jungpräsidenten der USA zeigen, dass wir seine Forderungen ernst nehmen. Verzehnfacht die Konjunkturhilfen, geht shoppen, wir sind jetzt alle Amerikaner! Höchste Zeit, dass wir sparsamen Vernunftdeutschen vom hohen moralischen Ross steigen und die ethische Überlegenheit der konsumerprobten Angelsachsen anerkennen. Spiegeln sich doch im vorsorgenden, sich absichernden germanischen Charakter vor allem Ängstlichkeit, Verzagtheit und Misstrauen wider. Während der Angelsachse, zuletzt auch der Russe, mittels hedonistischen Konsumrauschs viel intensiver, im Hier und Jetzt - geradezu der biblischen Losung folgend, sich seiner Sorgen beim lieben Herrgott zu entledigen - lebt.

      Alles nur Geld oder was? Allerdings heißt es in der Bibel auch: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Nun kann man den Amerikanern, denen Urlaub geradezu als verwerflich gilt, keine Arbeitsscheu vorwerfen. Sinngemäß ließe sich der Spruch umformulieren in: Wer kein Geld hat, soll auch nicht konsumieren. Doch so benebelt ist man mittlerweile von den sich überhäufenden Milliardenpaketen und der Nonchalance, mit der diese gefordert und bewilligt werden, dass man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren. Ebenso wie die Masse noch bis vor zwei Jahren von der goldenen Mischung aus Aktien-, Renten- und Rohstoffrally - alles inflationsfrei - benebelt war und dies für den Normalzustand hielt.

      Heute steht man jenen, die die Krise durch groteske Staatsverschuldung bewältigen wollen, zunächst ähnlich sprachlos gegenüber wie damals dem VWL-Prof, der einen mit der These foppte, ein Autounfall steigere das BIP, da ja dadurch ein neues Auto nachgefragt werde. Doch irgendwann fängt man sich und fragt: Macht es denn keinen Unterschied, wofür das Geld ausgegeben wird? Ist der Staat wirklich in der Lage, in wenigen Monaten über die optimale Verwendung Hunderter von Milliarden zu entscheiden? Spielt es für den Wert des Geldes denn keine Rolle, ob das Vermögen einer Volkswirtschaft mit x oder mit zweimal x Geldeinheiten abgebildet wird? Gibt es, vorausgesetzt die Leitwährungen werden weiterhin ernst genommen, nicht doch so etwas wie Schuldendienst oder gar -tilgung? Kann es nicht doch sein, dass Staaten, so wie Firmen oder Individuen, eine Zeit lang über ihre Verhältnisse leben? Von der Substanz zehren, die es dann gilt wieder aufzubauen? Könnte alles sein. Interessiert aber in Zeiten, in denen man glaubt, etwa mit der Verschrottungsprämie eine Art Perpetuum mobile erschaffen zu haben, nicht viele. Noch nicht.

      Quelle: Aus der FTD vom 30.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 30.03.09 13:06:12
      Beitrag Nr. 2.694 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.892 von Maraho am 29.03.09 13:10:03Eine weitere negative Auswirkung ...


      11.15 Uhr: Der deutsche Einzelhandel erwartet in diesem Jahr allenfalls stabile Umsätze. Sie würden sich 2009 in einem Korridor von 0 bis minus 1 Prozent bewegen, berichtete der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels am Montag in Düsseldorf. Die Lage des Einzelhandels sei angespannt. Dabei hätten die kleinen Betriebe größere Probleme als die umsatzstarken Anbieter. Laut Frühjahrsumfrage des Verbands rechnen gerade einmal 19 Prozent der Betriebe mit wachsenden Umsätzen im ersten Halbjahr. 40 Prozent haben sich auf sinkende Umsätze eingestellt. Derzeit sei das Konsumklima wegen der gestiegenen Realeinkommen aber noch relativ stabil.

      Der Handel sehe sich als Verlierer der Abwrackprämie für Altautos. "Der Einzelhandel steht diesem Muntermacher für Kleinwagenhersteller sehr, sehr skeptisch gegenüber", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Einzelhandels, Stefan Genth, am Montag in Düsseldorf. Der Staat lenke mit der Prämie Konsummittel in Milliardenhöhe in die Autobranche. Dieses Geld werde vor allem beim Einzelhandel abgezogen. Statt eine einzelne Branche zu stützen, sollte der Staat besser die Steuern für kleine und mittlere Einkommen senken. "Die Verbraucher können selbst am besten entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben", sagte Genth.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,616…
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      schrieb am 30.03.09 13:11:30
      Beitrag Nr. 2.695 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.443 von Maraho am 30.03.09 05:27:27Weiterführend ...

      "Japans Industrieproduktion im freien Fall"

      Die weltweite Rezession und in Folge eine drastisch sinkende Nachfrage nach Autos und Elektronikgeräten trifft Japan gnadenlos. Heute berichtete das japanische Wirtschaftsministerium für den Monat Februar von einem Rückgang der Industrieproduktion von unglaublichen -9,4% zum Vormonat! Zum Vorjahresmonat bricht der Output der japanischen Industrie sogar um nie gesehene -38,4% ein! Dies ist nun schon der fünften Monat in Folge mit einer fulminanten Schrumpfung!

      > Der Absturz der japanischen Industrieproduktion auf dem vorläufigen Höhepunkt, mit -38,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat! <

      > Der japanische Industrieproduktionsindex markiert mit 67,1 Punkten im Februar 2009 (108,9 Punkt im Feb. 2007), den tiefsten Stand seit August 1983! <

      Bereits die japanischen Exporte brachen im Februar um desaströse -49,4% zum Vorjahresmonat auf 3,525 Billionen Yen (36 Mrd. Dollar) ein. Der Exporteinbruch war der größte in Japan seit Beginn der Datenerhebung im Januar 1980!

      Das BIP zum 4. Quartal 2008 schrumpfte in der zweiten Schätzung um -3,2% zum Vorquartalt und um gewaltige -12,1% aufs Jahr hochgerechnet (SAAR)! Dies stellt den größten Abschwung seit 1974 dar! Die wirtschaftliche Abwärtsdynamik in Japan ist atemberaubend und ungebrochen. Eine Great Depression!

      Quelle und weitere Berichte und Infos, auch zu den USA (Unternehmensgewinne): http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 13:19:46
      !
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      schrieb am 30.03.09 13:25:57
      Beitrag Nr. 2.697 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.850 von Maraho am 30.03.09 12:52:33So langsam lichtet sich der Nebel ...


      Brasilien: Norden schuld an Krise
      Gemeinsam mit anderen Schwellenländern drängen Latinos auf neues Finanzsystem

      von GERHARD DILGER

      PORTO ALEGRE taz Ganz wie geplant ließ sich am Donnerstag der Staatsbesuch Gordon Browns in Brasília an: Der britische Premier und Gastgeber des G-20-Weltfinanzgipfels am 2. April schlug vor, einen weltweiten Kreditfonds über "mindestens 100 Milliarden Dollar" einzurichten, um den schwächelnden Welthandel wieder auf Vordermann zu bringen. Doch dann stahl ihm der brasilianische Präsident die Schau.

      Luiz Inácio Lula da Silva forderte "tiefgreifende politische Entscheidungen" und machte erneut den Norden für die Weltfinanzkrise verantwortlich. "Diese Krise wurde durch das irrationale Verhalten von Weißen mit blauen Augen verursacht und befördert", sagte Lula: "Vor der Krise schien es, als wüssten sie alles über Wirtschaft; jetzt haben sie gezeigt, dass sie gar nichts davon verstehen." Es gehe nicht an, dass nun die Armen, Schwarzen und Indianer als Erste für die Krise bezahlen müssten, so Lula - in Brasilien brach das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal 2008 drastisch ein, 750.000 Arbeitsplätze gingen bis Februar verloren. Dann geißelte er die Diskriminierung von Migranten des Südens in den Industrienationen. Auf dem G-20-Gipfel werde es "hoch hergehen". Brown hörte es mit betretener Miene.

      "Wir werden am 2. April zum ersten Mal mit größerer moralischer Autorität nach London kommen als die reichen Länder", hatte Lula bereits letzte Woche bei einem gemeinsamen Auftritt mit seiner argentinischen Amtskollegin Cristina Fernández de Kirchner verkündet. Brasilien und Argentinien hätten nicht "vor den Sirenengesängen des konservativen Einheitsdenkens kapituliert", sondern im Gegenteil "eine starke staatliche Regulierung des Finanz- und Versicherungssystems" aufrechterhalten.

      Die Banken seien solide, und dank vieler Sozialprogramme hätten Millionen Menschen die Armut hinter sich gelassen und dadurch den Binnenmarkt gestärkt, so Lula. IWF und Weltbank würden ihre Handlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit erst zurückgewinnen, wenn es eine größere Beteiligung der Entwicklungsländer gebe. Tatsächlich geht die neue "Flexible Kreditlinie" für Länder des Südens, die der IWF am Dienstag vorstellte, auf eine Initiative Brasílias im vergangenen Jahr zurück.

      Ebenso wie Lula attackiert auch Mexikos rechter Präsident Felipe Calderón, der dritte lateinamerikanische Staatschef in London, gerne den Protektionismus der Reichen, besonders der USA. Denn in Krisenzeiten erweisen sich die "Freihandelsabkommen", auf die Mexiko ebenso wie Kolumbien, Peru oder Chile setzt, oft als Lippenbekenntnisse: Während US-Außenministerin Hillary Clinton in Mexiko das Freihandelsdogma bekräftigt, setzt Präsident Barack Obama zu Hause auf "Buy American".

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-a…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 13:34:16
      Beitrag Nr. 2.698 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.014 von Maraho am 30.03.09 13:11:30Noch etwas zu Japan ...

      Serie: Vor dem G20-Gipfel
      Japan steht mit dem Rücken zur Wand
      Angela Köhler (Tokio)

      Kein anderes Industrieland ist von der Finanzmarktkrise so stark betroffen wie Japan, doch für eine stärkere Krisenbekämpfung hat Tokio weder Geld noch die politische Kraft. Für Premierminister Taro Aso wird das G20-Treffen zum Schicksalsgipfel. Teil VII der Länderserie.


      Der innenpolitisch schwer angeschlagene Premier muss diesen Auftritt nutzen, um der Welt und seinem Wahlvolk zu erklären, wie Japan auch diese schwere Krise in Samurai-Manier überstehen will – mit dem Rücken zur Wand. Um nicht als Verlierer dazustehen, wird Aso wohl ein neues Konjunkturpaket in Höhe von schätzungsweise etwa 160 Milliarden Euro verkünden, obwohl er bei einer Staatsverschuldung von jetzt schon rund 180 Prozent der jährlichen japanischen Wirtschaftsleistung dafür weder Kapital noch politische Rückendeckung besitzt.

      Vielleicht will sich Tokio damit als „wichtigster asiatischer Verbündeter“ auf Seiten der USA positionieren, in erster Linie jedoch rettet sich die Regierung erst einmal selbst. Die parlamentarischen Prozeduren für den erforderlichen Nachtragshaushalt geben Aso Zeit und Begründung, die von der Mehrheit der Bevölkerung geforderten Neuwahlen bis zum Stichtag im Herbst hinaus zu schieben. Ein solches Votum, so die Umfragen, würden die seit fünf Dekaden regierende Liberal-Demokratische Partei jetzt nicht gewinnen können. Volkes Verdikt ist vernichtend: Über 90 Prozent der Japaner sind unzufrieden mit dem politischen Zustand im Lande, werfen den Regierenden fehlende Visionen und mangelnde Bürgernähe vor.

      In Japan drohen soziale Spannungen

      Japan ist sicher krisenerprobt, aber so schlimm war die Lage selten. Um 5,8 Prozent wird die Leistung der zweitgrößten Volkswirtschaft in diesem Jahr abstürzen, schätzt der IWF – der tiefste Einbruch aller Industriestaaten Die Lage könnte in der „März-Krise“ noch dramatischer werden, wenn die Unternehmen zum Abschluss des Geschäftsjahres am 31. März ihre Bücher schließen.

      Tiefrote Zahlen, Massenentlassungen, soziale Spannungen sind zu befürchten. Bezeichnenderweise hat der Premier dieser Tage neben den Spitzen der Wirtschaftsverbände erstmals auch Vertreter von Arbeits- und Obdachlosenorganisationen zur Krisensitzung in seine Residenz eingeladen.

      Den apokalyptischen Zustand der Ökonomie bekämpft Japans Regierung bisher vorzugsweise mit stumpfen Waffen. Seit Oktober 2008 kulminieren sich staatliche Konjunkturpakete auf eindrucksvolle 580 Milliarden Euro. Aber nur magere 16 Prozent davon wurden tatsächlich als Budget wirksam, der Großteil sind stille Garantien. Öffentlichkeitswirksame Gesten wie ein „Kopfgeld“ von 100 Euro zum sofortigen Verbrauch oder die Senkung von Autobahngebühren an Wochenenden erwiesen sich bislang als konjunkturelle Blindgänger.

      Angesichts leerer Kassen und eines politischen Patts mit der Opposition im Parlament fehlen der Regierung reale Gestaltungsmöglichkeiten. In London wird sich Taro Aso stattdessen wohl auf große Worte verlegen und ansonsten alles abnicken, ohne etwas Eigenes vorzuschlagen: Japan ist gegen Protektionsmus und will armen Entwicklungsländern helfen. Mit Forderungen nach strengeren Finanzmarktregulatorien ist Tokio bisher jedoch nicht vorstellig geworden. Und Steuerparadiese scheinen für Japan auch kein Thema zu sein, obwohl Hongkong und Singapur vor der Haustür liegen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/japan-steht-mit-dem-ruecken-zu…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 13:46:29
      Beitrag Nr. 2.699 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.873.354 von Maraho am 29.03.09 09:16:36Falls einer von euch auf die Idee kommt, sich nach London zum protestieren zu begeben, eine Aufklärung ...


      Elektrifizierung der Waffen
      Silvio Duwe

      Das Fraunhofer-Institut veranstaltet das "5th Symposium on Non-lethal Weapons"

      Als Ende des 19. Jahrhunderts die Elektrifizierung begann, wurde die neue Technik zuerst zur Beleuchtung eingesetzt. Tragödien wie der Brand im Wiener Ringtheater sollten sich nicht wiederholen, und so wurde das bis dahin übliche gefährliche Gaslicht nach und nach durch ein risikoarmes Pendant ersetzt. Die Geschichte der Elektrifizierung soll nun in der Stadthalle Ettlingen weitergeschrieben werden, wo das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) vom 11.-13. Mai das fünfte Symposium on Non-lethal Weapons, besser bekannt als Taser, veranstaltet.


      Taser sind Elektroschockwaffen. Bei einem Schuss werden mit kurzem zeitlichen Abstand zwei Widerhaken abgegeben, die an Drähten befestigt sind. Durch Elektroschocks wird die Zielperson dann handlungsunfähig gemacht. Laut Herstellerangaben fließt dabei für ungefähr fünf Sekunden ein Strom mit der Stärke von maximal 2,1 mA bei einer Spannung von bis zu 50.000 Volt. Doch nach einer vom kanadischen Rundfunk CBC bei National Technical Systems in Auftrag gegebenen Studie werden diese Werte zum Teil deutlich überschritten. Die Verwendung nicht-letaler Waffen, kurz NLW, deren Ungefährlichkeit von Herstellern wie Anwendern immer wieder betont wird, birgt ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Allein im Zeitraum von 1999 bis 2005 sind in den USA und Kanada 167 Personen im Zusammenhang mit Einsätzen dieser als risikoarm bezeichneten Waffe gestorben, wobei sich die genaue Todesursache oft nicht feststellen ließ. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International üben deshalb heftige Kritik am Einsatz von Tasern, die UNO spricht im Zusammenhang mit der Anwendung von NLW von Folter.

      Auf dem Programm der Veranstaltung in Ettlingen, deren Ziel es ist, die so genannte "NLW-Gemeinschaft" zu stärken und zu vergrößern, steht ein Diskussionsforum mit dem Titel "What Is The Truth About Taser?", geleitet von Franz Wolf, einem Mitarbeiter der Wehrtechnischen Dienststelle für Schutz- und Sondertechnik (WTD 52) des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Die Wehrtechnische Dienststelle 52 sieht ihre Kernkompetenz unter anderem auf dem Gebiet der nicht-letalen Waffen und ist laut eigener Aussage federführend in der Entwicklung und Untersuchung von NLW für die Bundeswehr.

      Über "Military Requirements For The Employment Of Non-Lethal Weapons" (Militärische Anforderungen zum Einsatz von nicht-letalen Waffen") spricht der Referent im Führungsstab des Heeres, Oberstleutnant Jörg Hoogeveen, der laut "aktuell – Zeitung für die Bundeswehr" auf seine Führungsaufgaben in der Bundeswehr dort vorbereitet wurde "wo einst Napoleon Schüler war"[1]. Hoogeveen schrieb in der Zeitschrift "Europäische Sicherheit", dass Einsätze in städtischen Gebieten Waffensysteme mit "besonderen Fähigkeiten" erfordern würden – gemeint sind damit Taser:

      Die kontrollierte Eskalation und Deeskalation , insbesondere bei gewaltbereiten Menschenmengen und Ausschreitungen oder wenn gegnerische Kräfte aus der Bevölkerung heraus agieren, wird maßgeblich durch die Verfügbarkeit nicht-letaler Wirkmittel erreicht.
      Oberstleutnant Jörg Hoogeveen[2]


      Durch den Einsatz dieses Waffentyps sollen "Kollateralschäden" vermieden und die "Nutzbarkeit wichtiger Infrastruktur" in den kontrollierten Gebieten erhalten bleiben.

      Erwartet wird auch die Firma Diehl. Sie stellt einen "Electro-Magnetic Neuromuscular Movement Inhibitor" (ENEMI) vor. Wie aus der elektronischen Vorab-Fassung der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervorgeht, erhält die Firma Diehl BGT Defence Mittel aus dem Bundeshaushalt, um den "'Taser-Effekt' und seine Auswirkungen auf den menschlichen Körper" zu erforschen. 180.000 Euro stehen Diehl zudem für die "Untersuchung der Wirksamkeit und Einsatztauglichkeit von Liquid Taser" zur Verfügung. Liquid Taser (siehe Abb.) übertragen die Stromstöße nicht mehr per Kabel, sondern über eine spezielle Flüssigkeit.

      Darüber hinaus hat die Bundesregierung Kenntnis über die "Erforschung der Übertragbarkeit des 'Taser-Effekts' durch die Luft", die ebenfalls von Diehl durchgeführt wird.

      Zwar fördert die Bundesregierung die Erforschung der Distanz-Elektroimpulswaffen, mit den Folgen möchte man dort aber anscheinend wenig zu tun haben. So gab es bisher weder Untersuchungen über die Auswirkungen von Tasern auf Risikogruppen wie beispielsweise Schwangere oder Kinder, noch zu medizinischen Langzeitfolgen. Laut Auskunft der Bundesregierung ist das auch "derzeit nicht beabsichtigt".

      Stattdessen "beurteilt die Bundesregierung den Einsatz von Elektroimpulsgeräten gegen Personen zurückhaltend" - und genehmigt deren Ausfuhr in die Schweiz, wo sie bei der Abschiebung von Flüchtlingen Anwendung finden und nach Saudi-Arabien, ein Land, in dem die Sharia das Strafrecht ist und dessen Menschenrechtslage das Auswärtige Amt als "unbefriedigend" einschätzt. Immerhin muss der Abnehmer der Waffen "die beabsichtige Verwendung des beantragten Gutes mit(...)teilen und durch geeignete Unterlagen belegen".

      Durch die wiederholte Betonung, es handele sich bei Tasern nicht um eine tödliche Waffengattung, ist damit zu rechnen, dass die Hemmschwelle zum Einsatz dieses Mittels sinkt. Verstärkt wird dies dadurch, dass bisher lediglich in wenigen Fällen ein direkter Zusammenhang zwischen dem Tod einer Zielperson und dem Tasereinsatz bewiesen werden konnte. Wenig verwunderlich erscheint in diesem Kontext ein Brief, der sich auf dem Server der Gewerkschaft der Polizei (GDP) findet.

      Wolfgang Dicke, der Beauftragte für Waffentechnik und Waffenrecht der Gewerkschaft der Polizei (GDP), schreibt in diesem Brief an seinen Geschäftsführenden Bundesvorstand vom September 2005 übrigens, dass es bei weltweit insgesamt 200.000 Einsätzen von Tasern durch die Polizei nur zu rund 70 Todesfällen oder Verletzungen gekommen sei, deren Zusammenhang mit dem Einsatz von NLW in keinem Fall nachgewiesen worden sein soll. Diese niedrige Rate könnte aber daher rühren, dass "Schlaumeier unter den Polizisten die dienstlich gelieferten leistungsfähigen Batterien lieber in ihrem Walkman benutzt und im Taser durch billige Massenware ersetzt – und sich dann gewundert haben, weshalb das Gerät eine unzureichende Wirkung erzielte!" Auf musikalische Polizisten sollte heute aber niemand mehr hoffen, die Batterien der elektrifizierten Waffen wurden mittlerweile durch digitale Akkus ersetzt.

      So bringt die Elektrifizierung über einhundert Jahre nach der Einführung der nichttödlichen Beleuchtung nun auch die Einführung der nichttödlichen Waffe – der Fortschritt scheint unaufhaltbar.

      Quelle und auch Links: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29960/1.html

      Bis später denn ...
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 13:46:58
      Beitrag Nr. 2.700 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.839 von AHEO am 30.03.09 08:55:22AHEO, ich grüße Dich! ;)
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 17:06:35
      Beitrag Nr. 2.701 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.850 von Maraho am 30.03.09 12:52:33Guten Abend zusammen,
      trotz der tiefroten Farbe heute lasst ihr euch die Laune hoffentlich nicht verderben. Das Leben geht weiter...

      Nun hierzu.
      Die Freunde der Amerikaner wird es betrüben ...


      Sechs Fragen an Dr. Van
      „Asien überholt den Westen“
      von Jörg Hackhausen

      Diesen Namen sollten Sie sich merken: Venkatraman Anantha-Nageswaran, auch Dr. Van genannt. Er ist der neue Vordenker der Schweizer Privatbank Julius Bär. Im Handelsblatt-Interview erklärt Dr. Van, warum die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden ist und wie sich die Welt verändern wird.


      Handelsblatt: Dr. Van, wie lange wird uns die Finanzkrise noch beschäftigen, wann ist das Schlimmste überstanden?

      Dr. Van: Dies ist nicht einfach zu beantworten. Es gab noch nie eine Krise dieses Ausmaßes. Die meisten Experten erwarten, dass uns die Krise noch ein bis zwei Jahre beschäftigt. Ich denke: Es wird noch länger dauern.

      Weltweit versuchen Staaten, die Märkte zu stützen. Werden die Maßnahmen greifen?

      Wenn die Maßnahmen nur darauf abzielen, die Märkte zu stützen, werden sie keinen Erfolg haben. Stattdessen müssen Strategien her, die für nachhaltiges Wachstum sorgen.

      Was ist dann von der Politik der US-Notenbank zu halten, die in großem Stil Staatspapiere und toxische Wertpapiere der Banken aufkauft?

      Wenn man meint, dass es vor allem darauf ankommt, für Liquidität auf dem Geldmarkt zu sorgen, dann erscheint diese Strategie konsequent. Ich vermute aber, dass die Probleme tiefer liegen. Die toxischen Wertpapiere sind deshalb nichts mehr wert, weil die ökonomische Basis abhanden gekommen ist. Wenn man jetzt gutes Geld dem schlechtem Geld hinterher wirft, führt dies in ein paar Jahren zu noch größeren Schwierigkeiten.

      Erwarten Sie eine rasante Inflation?

      Die Weltwirtschaft wird vorerst einmal kaum wachsen. Deshalb dürfte die Inflation in diesem und im nächsten Jahr kein Problem darstellen. Auf mittlere Sicht müssen wir uns aber auf hohe Inflationsraten einrichten.

      Warum?

      Den Politikern wird es kaum gelingen, die Liquidität, die sie jetzt exzessiv in den Markt pumpen, wieder abzusaugen so bald es wieder aufwärts geht. Das lehrt die Erfahrung. Außerdem gibt es weitere bedenkliche Entwicklungen: Rohstoffe werden knapper, der Klimawandel bedroht Ernten und treibt die Preise für Lebensmittel. All das heizt die Preise langfristig weiter an.

      Trotz aller schlechten Nachrichten haben die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen kräftig zugelegt.

      Wenn ein Markt extrem ausverkauft ist, kann es zu einer Bärenmarktrally kommen. Aber die Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne entwickeln sich immer schwächer. Die entscheidende Frage lautet nun: Wie viel davon steckt schon in den Kursen drin? Wahrscheinlich ist die jüngste Erholung nur von kurzer Dauer.

      Sehen sie bessere Chancen eher auf den etablierten Märkten wie den USA und Europa oder in den Schwellenländern?

      Die USA stecken in einer tiefen, strukturellen Krise. Europa ist ebenfalls verstrickt, weil die heimischen Banken sich auf toxische Wertpapiere aus den USA eingelassen haben. Bei den meisten Schwellenländern sieht die Lage anders aus.

      Aber die Krise wird sie nicht verschonen.

      Ja, aber diese Länder haben nicht mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Die asiatischen Banken sind gesund. Sie sind nach wie vor in der Lage Kredite zu vergeben. Und die Menschen sind bereit, Geld zu leihen und auszugeben. Die Krise wird letztlich dazu führen, dass Asien die entwickelten Länder überholt.

      Die Schweizer Bank Julius Bär hat Venkatraman Anantha-Nageswaran (46) Anfang März zum neuen "Chief Investment Officer" ernannt. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Investment-Politik bei Julius Bär. Der Inder gilt als Asienexperte. Er hält einen Doktortitel im Finanzwesen von der University of Massachusetts.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/asien-…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 17:12:44
      Beitrag Nr. 2.702 ()
      Ein Hinweis.
      Wen es denn interessiert, im "Handelsblatt" ist eine umfangreiche Abhandlung über Keynes zu finden.

      Heute erschien der zweite Teil. Den ersten und weiteres findet ihr dort auch ....

      Keynes-Serie: Die "General Theory"
      Der Kern von Keynes
      von Olaf Storbeck

      Alle reden über John Maynard Keynes, aber kaum jemand hat ihn gelesen. Falsche Mythen, Missverständnisse und Legenden sind die Folge. Was aber ist der wahre Keynes? Lesen Sie den zweiten Teil der großen Keynes-Serie von Handelsblatt.com.

      Weiteres: http://www.handelsblatt.com/politik/nachrichten/der-kern-von…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 17:18:52
      Beitrag Nr. 2.703 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.963 von Maraho am 30.03.09 13:06:12Noch etwas hierzu.
      Was klappt hier überhaupt noch, in diesem Land. Andererseits, vielleicht verweigern die Computer den Dienst, um die Leute vor sich selbst zu schützen ...
      Wer weiß.

      Startprobleme beim Online-System
      Abwrackprämie: Computerchaos beim Bafa

      Die Internetseite für den neuen Antrag zur Abwrackprämie ist gleich am ersten Tag zusammengebrochen.


      HB FRANKFURT. "Aufgrund von technischen Problemen kommt es derzeit zu Schwierigkeiten beim Aufruf und beim Ausfüllen des Reservierungsantrags", teilte das zuständige Amt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) am Vormittag mit. Die Probleme lägen nicht im Einflussbereich des Amtes. "Das Bafa unternimmt alles in seiner Macht stehende, damit dieses Problem schnellstmöglich behoben wird", hieß es.

      "Wir haben Probleme mit dem System", sagte Bafa-Sprecher Holger Beutel. Es liege allerdings nicht an einer Überlastung der Server. "Es gibt irgendwo im Internet einen Engpass, den wir versuchen, ausfindig zu machen." Ein paar Anträge seien allerdings bereits übermittelt worden. Allerdings reagierte der Rechner am Montagmorgen nach dem Absenden des Formulars oftmals mit einem Netzwerk-Fehler. Nach Angaben des Bundesamtes war zunächst unklar, wann die Probleme behoben sind.

      Der Sprecher der deutschen Opel-Händler, Paul Ebbinghaus, äußerte sich empört über die Computerprobleme. "Meine Mitarbeiter versuchen seit 08.00 Uhr vergeblich Reservierungen zu buchen", sagte Ebbinghaus, der ein Autohaus in Dortmund leitet: "Wir haben hier insgesamt 600 Anträge liegen."

      Bisher mussten Autokäufer beim Antrag auf die 2 500 Euro Umweltprämie unter anderem nachweisen, dass ihr alter Wagen verschrottet wird und das neue Fahrzeug bereits zugelassen ist. Die staatliche Abwrackprämie kann nun aber nur noch im Internet auf der Seite ump.bafa.de beantragt werden. Das Bafa will so genau verzeichnen, wann welcher Antrag einging, um dem Autokäufer einen Platz in der Reihenfolge der Bearbeitung zu reservieren.

      „Ich soll den Kunden nur sagen, dass im Moment gar nichts mehr geht“, sagte am Montag die genervte Telefonistin eines VW- Autohauses in Frankfurt am Main. „Im Moment ist es der Wahnsinn.“

      In manch einem Autohaus drängten sich die interessierten Kunden. „Die ganze Ausstellungshalle ist voll mit Kunden, die darauf warten, dass ihr Reservierungsantrag von der Bafa bestätigt wird“, sagte eine Angestellte im VW Zentrum in Bayreuth. Sieben Mitarbeiter bemühten sich seit 8.00 Uhr um die Daten-Übermittlung. Man habe bis zum Mittag aber nur einen einzigen von rund 250 Anträgen eingeben können. Das Unternehmen versorgte die Wartenden mit Essen und Getränken.

      Trotz des Fehlstarts hält die Regierung an dem neuen System zur Beantragung der Abwrackprämie im Internet fest. „Das elektronische Verfahren wird weiter geführt“, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Niemand werde einen Nachteil haben, wenn er am Montagmorgen nicht sofort durchgekommen sei. Der Server des für die Anträge zuständigen Bafa sei stabil. Er sei ausgelegt für eine Kapazität von bis zu 1000 Anträgen pro Sekunde. Das Problem habe im Netz gelegen auf dem Weg zur Bafa bei Übergabe der Anträge.

      „In 20 000 deutschen Autohäusern standen heute je zwei bis drei Mitarbeiter, die auf den Knopf drückten“, kritisiert der Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Helmut Blümer. Er riet den Autohäusern: „Knopf drücken, es immer wieder versuchen“. Denn nach seiner Einschätzung wird die Zahl der zunächst zugesagten 600 000 Förderungen bereits diese Woche überschritten - wenn man bisherige Anträge und bereits abgeschlossene Käufe mit Lieferzeiten zusammenrechnet.

      Regierung: Keine Änderungen bei Abwrackprämie

      Die Bundesregierung will die Prämie von je 2500 Euro auch bei großer Nachfrage bis zum Jahresende unverändert zahlen. „Ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf, dass es zu Änderungen der Modalitäten kommt“, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Montag in Berlin. Das gilt auch, wenn der vorgesehene Fördertopf von 1,5 Milliarden Euro ausgeschöpft sein sollte und mehr als die bisher angenommenen 600 000 Anträge gestellt werden sollten.

      Es gebe die politische Verständigung, die Mittel so aufzustocken, dass die Prämie zu den Bedingungen, zu denen sie jetzt gezahlt wird, auch noch bis zum Jahresende reiche, sagte Wilhelm. Es sei lediglich Vorsorge getroffen worden, falls bei weiter hoher Nachfrage die Mittel nicht reichen sollten. Im Moment gebe es noch keinen klaren Hinweis, dass die jetzt bereitgestellten Gelder nicht reichen.

      Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem neuen Antragssystem

      Was bedeutet die neue Reservierung?

      Autokäufer können sich seit dem 30.04.2009 schon vor Verschrottung des alten Wagens und Zulassung des neuen einen Platz in der Reihenfolge der Bearbeitung beim Bafa sichern. Die 2 500 Euro gibt es aber nach wie vor erst, wenn Verschrottung und Zulassung nachgewiesen sind.

      Was müssen Interessenten dafür tun?

      Alle, die die Prämie wollen, müssen das Online-Formular „UMP-Neu“ im Internet unter ump.bafa.de ausfüllen. Beizufügen ist auf jeden Fall im pdf-Format eine Kopie des Kauf- oder Leasingvertrages oder der verbindlichen Bestellung des Neufahrzeugs.

      Warum kann die Prämie nur noch online beantragt werden?

      Nach Angaben des Amtes ist nur so möglich, genau festzuhalten, wann welche Reservierung einging und damit, wann welcher Antrag bearbeitet wird.

      Haben Autokäufer die Prämie mit der Reservierung sicher?

      Das Bafa bestätigt zunächst den Eingang der Reservierung. Damit sei die Prämie aber noch nicht garantiert. Erst ein Reservierungsbescheid, der nach dem 16. April per Post zugeschickt werde, sichere den Antragstellern die Prämie zu. Nach Erhalt des Reservierungsbescheides sind alle weiteren Unterlagen in der dort vorgegebenen Form dem Bafa nachzureichen. Erst nach Prüfung aller Dokumente gibt es das Geld.

      Wie lange ist Zeit für die restlichen Unterlagen?

      Die Reservierung gilt für sechs Monate. Autokäufer können in dieser Zeit alle weiteren Unterlagen beim Bafa einreichen. Spätestens am 31. Januar 2010 sind aber alle Dokumente wie Verschrottungsnachweis und Neuzulassung schriftlich vorzulegen. Genaue Angaben zu den nötigen Unterlagen finden sich unter bafa.de.

      Wer bekommt grundsätzlich die Prämie?

      Die 2 500 Euro können private Autohalter beantragen, die noch dieses Jahr ihr mindestens neun Jahre altes Auto stilllegen und dafür einen Neu- oder Jahreswagen kaufen und zulassen. Der alte Wagen muss ihnen zuvor mindestens ein Jahr gehört haben.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/technologie/news/abwrackpraemie-…
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      Avatar
      schrieb am 30.03.09 17:34:13
      Beitrag Nr. 2.704 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.801 von Maraho am 28.03.09 21:12:24Nun folgen zwei Texte von Robert Kurz (http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Kurz).

      Der erste in Bezug auf die Sorgen (nicht nur) der Schweizer ...

      Robert Kurz
      KRIEGSWIRTSCHAFT OHNE KRIEG

      Alle wissen oder ahnen es, dass die vermeintliche Krisenbewältigung durch den wieder in Mode gekommenen Staat auf Inflation hinausläuft. Der Staat produziert keinen Mehrwert, sondern er verbraucht Teile davon. Wenn ausgerechnet der größte unproduktive Konsument die absterbende Kapitalverwertung wiederbeleben soll, kann er die dafür nötige Kaufkraft nicht dem Patienten abzapfen. Zuerst tauchte das Problem in den Kriegswirtschaften seit 1914 auf. Der Vernichtungskonsum des industrialisierten Krieges war nur noch durch eine substanzlose Geldschwemme der Notenbanken zu finanzieren. Die Goldbindung fiel. Die prompte Quittung waren Geldentwertung, Vermögensvernichtung und Währungsschnitte. Aber die Inflation war gekommen, um nicht mehr zu gehen. Sie nagte am Kapitalismus des 20. Jahrhunderts, und sie wird den des 21. Jahrhunderts verschlingen.

      Es gibt dafür einen einfachen Grund: Die Kriegswirtschaft ist permanent geworden. Das gilt schon in einem ganz unmittelbaren Sinne. Die Rüstung folgte der industriellen Entwicklung und wurde immer teurer. Weder der Kalte Krieg noch die jüngsten Weltordnungskriege waren aus regulärer Mehrwertproduktion zu finanzieren. Vermittelt über die internationalen Finanzmärkte lebte der unproduktive Militärkonsum aus der Kreditschöpfung, also dem Vorgriff auf zukünftigen Mehrwert. Die neue Weltwirtschaftskrise kann nicht mehr durch Krieg „gelöst“ werden. Nicht nur deswegen, weil das transnationale Weltkapital keinen Gegensatz imperialer Machtblöcke enthält und weil die Welt mit Atomwaffen angefüllt ist. Vielmehr hatte der Kapitalismus seine Kriegswirtschaft schon; die Mittel sind bereits verbraucht.

      Aber das Problem liegt tiefer. Die ökonomische Form der unproduktiven Kriegswirtschaft hat längst auch die zivile Warenproduktion erfasst. Durch die Produktivkraftentwicklung wurde die Arbeitssubstanz der Mehrwertproduktion insgesamt ausgehöhlt. Die Folge war eine künstliche Ernährung des Verwertungsprozesses durch das Kreditsystem und zuletzt aus den Finanzblasen: im Grunde eine Kriegswirtschaft ohne Krieg. Deshalb wurde auch die Inflation zur permanenten Begleiterscheinung. Solange der Anschein eines Vorgriffs auf zukünftigen realen Mehrwert aufrecht erhalten werden konnte, blieb die Inflation in den Zentren gebremst, während die Peripherie seit den 70er Jahren bereits eine Reihe von Hyperinflationen erlebte; jüngst wieder in Simbabwe. Aber jetzt ist die globale Kreditblase geplatzt. Der Staat muss die Kriegswirtschaft ohne Krieg wieder direkt an die Notenpresse delegieren.

      Die quasi-kriegswirtschaftliche substanzlose Geldschwemme hat einen Finanzierungsbedarf zu befriedigen, der den der Weltkriege um ein Vielfaches übersteigt. Schon in den Debatten über die ökologische Krise und die Klimakatastrophe war zu hören, dass die Reparatur der Umwelt nur nach dem Muster der Kriegswirtschaft zu bewerkstelligen sei. Dasselbe gilt nunmehr für die Sanierung der globalen Bilanzen. Aber darüber hinaus müsste die gesamte weitere Mehrwertproduktion von der Notenpresse gefüttert werden. Die Weichen dafür sind bereits gestellt, auch wenn sich die Finanzminister noch zieren. Der Kapitalismus als Kriegswirtschaft ohne Krieg ist nach seinen eigenen Kriterien unproduktiv geworden. Das geheiligte, geliebte Geld, das alle ewig „verdienen“ wollen, muss als Weltbeherrscher abdanken; es wird schließlich nicht einmal mehr ein Fetzen Papier sein.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&in…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 17:40:24
      Beitrag Nr. 2.705 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.639 von Maraho am 29.03.09 17:20:25Und der zweite in Bezug auf das Weltwirtschaftstreffen ...

      Robert Kurz
      ORGANISIERTE RATLOSIGKEIT

      Zehn unlösbare Probleme für den G20-Gipfel

      1. In den Zeiten der Finanzblasen-Ökonomie und der globalen Defizitkonjunktur galten die internationalen Finanzinstitutionen fast schon als überflüssig, insbesondere der internationale Währungsfonds (IMF). Geld schien es im Überfluss zu geben, wenn man nur das Spiel mitspielen konnte. Jetzt ist das Spiel aus. Unter dem Eindruck der verheerenden globalen Finanzkrise will der G20-Gipfel in London die internationale Finanzarchitektur runderneuern und insbesondere den IMF wiederbeleben. Aber dafür ist es eigentlich schon zu spät. Woher soll der IMF die Mittel nehmen? In einer Situation der „organisierten Ratlosigkeit“ droht guter Rat sündhaft teuer zu werden.

      2. Gerangelt wird schon im Vorfeld um die institutionellen Kompetenzen. China schlägt vor, dass der IMF künftig das internationale Finanzsystem kontrollieren soll, während der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel die Rolle einer Setzung von neuen Regeln zugedacht ist. Das ruft aber den Widerstand der USA hervor, die sich keine Regeln vorschreiben lassen wollen. Außerdem bezieht sich die Verteilung der institutionellen Macht auf eine Zukunft, die vielleicht gar nicht mehr kommen wird. Wenn es gewissermaßen nichts mehr zu kontrollieren gibt, geht es nur noch um Krisenverwaltung. Und dafür nützt das Feilschen um zukünftige Kompetenzen herzlich wenig.

      3. In der aktuellen Notlage drohen von Island bis Rumänien zahlreiche neue „falling states“ in Erscheinung zu treten, deren Staatsbankrott abgewendet werden müsste. Der IMF soll diesen Ländern bei der Kreditvergabe keine diskriminierenden Auflagen mehr machen. Trotzdem ist Hilfe vom IMF auf den Finanzmärkten mit einem Stigma verbunden, das die Lage eher noch verschlechtert. Deshalb will z.B. Südkorea keine Mittel in Anspruch nehmen, obwohl es Bedarf hat. Das ist eine Zwickmühle.

      4. Um die Krise zu bewältigen, will der IMF ein neues Kreditprogramm erfinden, das als „Flexible Credit Line“ (FCL) bezeichnet wird. Der schöne Name sagt aber nichts darüber aus, mit welchem Geld das Programm gefüllt werden soll und wofür es im einzelnen verwendet wird. Es gibt kein Füllhorn mehr, das man ausschütten könnte. Die zentralen Währungsräume haben schon mit ihrer eigenen Krise zu kämpfen.

      5. Alle Kreditprogramme des IMF können mittelfristig nur auf Dollarbasis ausgegeben werden. Aber gerade in den USA wird jetzt die Notenpresse angeworfen. Die Verschuldung steigt in diesem Jahr auf mindestens 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dieselbe Tendenz deutet sich auch in Japan und in der EU an. Die darin lauernde inflationäre Potenz, die ohnehin schon eine globale ist, kann sich durch zusätzliche IMF-Kredite nur verstärken.

      6. Länder wie China und Indien verlangen eine höhere Quote bei den Sonderziehungsrechten des IMF; China hat gegenwärtig bloß eine Quote von 3,7 Prozent. Es wird gesagt, dass dies nicht mehr dem wirtschaftlichen Gewicht des Landes entspricht. Aber eine höhere Quote für China müsste zu Lasten anderer Länder gehen, etwa der Schweiz, die sich dagegen natürlich sträuben. Außerdem werden sich China und Indien im Zuge der Weltwirtschaftskrise schon bald von Schwergewichten in Leichtgewichte verwandeln. Die Neuverteilung der Quoten ist auf die Vergangenheit bezogen.

      7. Auf dem G20-Gipfel wird die Ablösung des Dollar als Weltgeld ein Thema sein, natürlich zum Ärger der USA. Der russische Ministerpräsident Putin will die Position des Dollar „untergraben“. Er ist aber ein schlechter Maulwurf, weil der Rubel selber abstürzt. Auch Yen und Euro können den Dollar nicht ersetzen. Alle zentralen Währungen leiden unter derselben Finanzkrise. Es handelt sich um eine Krise des Geldes überhaupt als „allgemeines Äquivalent“, nicht um eine bloße Schwäche der Leitwährung in der gewöhnlichen Konkurrenz der nationalen Geldnamen.

      8. China steht den Absichten Putins mit Recht skeptisch gegenüber. Aber die chinesische Überlegung, den Dollar als Leitwährung ausgerechnet durch die Sonderziehungsrechte des IMF zu ersetzen, ist um keinen Deut besser. Dieses Kunstgeld hat überhaupt keine ökonomische Basis und muss als internationale Reservewährung versagen, weil es nur einen synthetischen Überbau des wirklichen Geldes aller beteiligten Nationalstaaten darstellt. Das berühmte „Vertrauen“ der Märkte ist gerade mit diesem Surrogat nicht zu gewinnen.

      9. Auf dem Treffen der G20 wird mit Sicherheit rituell die konstruktive internationale Zusammenarbeit in der Krise beschworen. Aber je lauter alle vor „protektionistischen Reflexen“ warnen, desto mehr bereiten sie praktisch im eigenen Haus protektionistische Maßnahmen vor. Das gilt gerade für China und die USA, die sich bei den Warnungen besonders hervortun. Jeder ist sich selbst der Nächste, obwohl alle wissen, dass die Globalisierung auf dem erreichten ökonomischen Niveau nur um den Preis viel schlimmerer Kriseneinbrüche zurückgedreht werden kann.

      10. Nicht nur die Widersprüche untereinander machen ratlos, sondern auch die inneren Widersprüche der beteiligten Staaten. Überall kämpfen die Parteien um gleichermaßen riskante Konzepte. Der Sturz der ungarischen und der tschechischen Regierung wirft die Frage auf, ob die in London zusammentretende Ministerrunde noch generell für ihre Länder sprechen kann und überhaupt für langfristige Lösungen verhandlungsfähig ist. Ein Erfolg des Krisengipfels ist mehr als zweifelhaft. Wahrscheinlich wird man sich ohne greifbares Ergebnis höflich verabschieden und anschließend die eigene Haut zu retten suchen. Dass alle voneinander abhängig sind, führt eher zur Lähmung, weil es in der Welt des Kapitals keine gemeinsame Instanz gibt.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&in…
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      schrieb am 30.03.09 17:51:34
      Beitrag Nr. 2.706 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.833.972 von Maraho am 24.03.09 12:43:53Ein Interview mit "Mr. President" ...

      Vor Londoner Gipfel
      Obama ruft G20 zur Einheit auf
      von Edward Luce, Lionel Barber und Chrystia Freeland (Washington)

      Der US-Präsident im Interview der Financial Times: Barack Obama über Hoffnungsschimmer in der US-Wirtschaft, Sorgen der Steuerzahler wegen teurer Konjunkturpakete und den Frust der Amerikaner wegen der AIG-Boni.


      FT Vielen Dank für dieses Interview, Herr Präsident.

      Obama Es ist mir ein Vergnügen. Ich habe die Financial Times schon gelesen, bevor andere die Financial Times gelesen haben. Jetzt ist es angesagt, und jeder läuft mit einer Financial Times herum.

      FT Lassen Sie uns über das G20-Treffen sprechen. Was werden Ihre Maßstäbe für einen Erfolg sein?

      Obama Unser aller wichtigste Aufgabe ist es, angesichts der Krise eine starke Botschaft der Einheit zu senden. Dies setzt sich aus diversen Einzelpunkten zusammen. Nummer eins: Alle teilnehmenden Staaten erkennen an, dass wir alle angesichts einer schweren, weltweiten Kontraktion [der Wirtschaft] Schritte ergreifen müssen, die die Konjunktur und den Handel fördern. Das bedeutet ein solides Herangehen an Fragen der Konjunkturprogramme und Bekämpfung des Protektionismus.

      Als nächstes müssen wir gewährleisten, dass wir alle ernsthafte Schritte ergreifen, um die Probleme im Bankenwesen und auf den Finanzmärkten zu behandeln. Das bedeutet, sich in mehreren Schritten mit toxischen Vermögenswerten zu befassen und dafür zu sorgen, dass das Bankenwesen ausreichend Kapital zur Verfügung hat.

      Drittens: Eine Reform der Regulationen, die verhindert, dass derartige systemische Risiken erneut auftreten können. Dazu muss jedes Land die Initiative ergreifen. Gleichzeitig ist eine grenzüberschreitende Abstimmung nötig, da wir globale Kapitalmärkte haben. Es werden eine Vielzahl von Schritten dazu gehören - zusätzliche Überwachung, Abstimmung der Aufseher und Länder, die sich mit Offshore-Finanzplätzen befassen. Es muss sichergestellt werden, dass...

      FT Sind die ein Problem? Offshore-Finanzplätze?

      Obama Das wird ein Thema sein, über das wir sprechen. Ich denke, es herrscht die Sorge vor... wir wollen nicht, dass jemand in der Lage ist, das System auszuhebeln oder regulierte Kapitalmärkte zu umgehen. Es muss sichergestellt sein, dass unsere Regulierung nicht nur Banken ins Visier nimmt, sondern jede Einrichtung, die ein potenzielles systemisches Risiko darstellt.

      Ein letztes Gebiet für abgestimmtes Vorgehen sind die internationalen Finanzeinrichtungen und ihre Möglichkeit, Schwellenmärkten in Entwicklungsländern zu einem Zeitpunkt zu helfen, an dem diese Märkte möglicherweise unter noch stärkerem Druck stehen als einige der wohlhabenderen Nationen. Ich denke, es muss sichergestellt werden, dass Institutionen wie der IWF die Ressourcen besitzen, derartige Hilfe zu leisten, und dass aufgrund des Zusammenbruchs des Welthandels die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln nicht gefährdet ist. All dies sind Themen, die meiner Meinung nach angesprochen werden müssen.

      Nach den Gesprächen, die ich diese Woche mit Angela Merkel, [Francois] Sarkozy und auch mit [Australiens Premierminister] Kevin Rudd hatte sowie den Gesprächen, die ich davor mit Gordon Brown und anderen geführt habe, bin ich zuversichtlich, dass es bereits einen ungefähren Konsens gibt, dass wir, wenn wir in London eintreffen, beträchtlichen Fortschritt in die richtige Richtung gemacht haben werden.

      FT Lassen Sie uns einen Augenblick über die Konjunkturprogramme sprechen. Im Jahr 2009 gab es bislang Konjunkturprogramme der G20-Nationen, die 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukt entsprechen. Unter Ökonomen herrscht die Sorge, dass man ein nachhaltiges Konjunkturprogramm benötigt und dass deshalb 2010 entscheidend sein wird. Werden Sie, falls nötig, für 2010 handfeste Zusagen von beispielsweise den Europäern bekommen?

      Obama Dazu möchte ich zwei Dinge sagen. Erstens: Die Presse tendierte dazu, dies als Entweder/Oder-Ansatz zu formulieren. Es gibt einige G20-Teilnehmer, die vehement für ein Konjunkturprogramm plädieren, andere für eine Regulierung. Ich habe beständig gesagt, dass ein Sowohl-als-auch-Ansatz erforderlich ist. Wir benötigen ein Konjunkturprogramm, und wir benötigen Regulierung. Wir müssen die Probleme behandeln, die direkt vor uns liegen, und wir müssen gewährleisten, dass wir Schritte durchführen, die verhindern, dass derartige Zusammenbrüche erneut auftreten.

      Was das Konjunkturprogramm anbelangt, wird es eine Übereinkunft geben, dass G20-Länder das Nötige zur Förderung von Wachstum und Handel tun werden. Ich glaube, es gibt die berechtigte Sorge, dass wir jetzt, wo die meisten Länder bereits beträchtliche Konjunkturprogramme aufgelegt haben, abwarten müssen, wie sie funktionieren. Natürlich bewundere ich Ökonomen, ich habe eine Reihe von ihnen in meinem Stab. Aber um einen ganzen Schlag von Plänen für nächstes Jahr zu machen ohne bessere Informationen darüber zu besitzen, wie die derzeitigen Anreizbemühungen funktionieren - das ist etwas, was meiner Meinung nach Grund zur Sorge ist.

      Was wir sehen werden, ist, was die Vereinigten Staaten diesbezüglich unternommen haben. Wir waren sehr aggressiv, was unser Sanierungspaket anbelangt. So wie unser Sanierungspaket angelegt ist, wird sowohl 2009 als auch 2010 Geld fließen. Aber jedes Land unterliegt seinen eigenen Zwängen, seinen eigenen politischen Rhythmen. Was wir nur sicherstellen wollen, ist, dass jeder etwas unternimmt, dass jeder die Notwendigkeit erkennt, in dieser Hinsicht Fortschritte zu erzielen, und dass wir bereit sind, in die Bresche zu springen, sollten sich die derzeitigen Anstrengungen als nicht ausreichend erweisen.

      FT Das ist wirklich die große Herausforderung, denke ich, was den Umgang mit der Krise anbelangt: Die Kluft zu überbrücken zwischen dem, was wirtschaftlich zwingend erforderlich ist, und dem, was politisch machbar ist. Wie überbrücken Sie die Kluft?

      Obama Das ist eine Kluft. Dann gibt es - vor allem bei Wirtschaftswissenschaftlern - eine Kluft bei den Vorstellungen zur Frage, wie man an eine Krise wie diese herangeht. Beim Thema Konjunkturprogramm scheint es allerdings deutlich mehr Konsens zwischen konservativen und liberalen Ökonomen dahingehend zu geben, dass ein Konjunkturprogramm angemessen ist.

      Wie Sie wissen, hat die Finanzkrise zuerst in den Vereinigten Staaten zugeschlagen. Mittlerweile ist sie weltweit zu spüren. Es überrascht nicht, dass wir früher als einige andere Länder einige sehr aggressive Handlungen ergriffen haben, weil sich die Auswirkungen der Krise am unverzüglichsten auf der Wall Street bemerkbar machten. Nun beginnen andere Länder, beim BIP und den Exporten einen drastischen Rückgang zu spüren. Ich denke, dadurch ist die Dringlichkeit gestiegen, und man wird eine Annäherung erleben.

      In allen Ländern herrscht verständlicherweise Spannung zwischen den Schritten, die notwendig sind, um die Konjunktur wieder anzukurbeln, und der Tatsache, dass viele dieser Schritte sehr teuer sind. Die Steuerzahler hegen eine gesunde Skepsis, wenn es darum geht, zu viel von ihrem Geld auszugeben - speziell dann, wenn die Wahrnehmung vorherrscht, dass Teile des Gelds nicht für sie, sondern für solche ausgegeben werden, die ihrer Wahrnehmung nach halfen, die Krise herbeizuführen. Das ist immer eine Herausforderung. Ebenfalls schwierig ist die Tatsache, dass die von uns eingeleiteten Maßnahmen allesamt Zeit benötigen, bis sie ihre Wirkung entfalten. Politik ist vom Wesen her etwas, was auf sofortige Befriedigung aus ist.

      Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die amerikanische Bevölkerung - und auch die Menschen in aller Welt, glaube ich - in der Hoffnung auf Führung auf ihre Anführer schauen und dass einige der bereits unternommenen Maßnahmen Früchte zu tragen beginnen. Wir sehen in den Volkswirtschaften Schimmer einer Stabilisierung, und noch haben wir nicht erlebt ...

      FT Schimmer einer Stabilisierung?

      Obama Hier in den Vereinigten Staaten beispielsweise sieht man stellenweise eine Stabilisierung im Immobilienmarkt. Unser Hausplan hat zu den niedrigsten Zinssätzen... Hypothekenzinsen seit sehr langer Zeit geführt, und im Bankenwesen ist eine gewaltige Menge an Refinanzierungen zu beobachten. In bestimmten einzelnen Märkten - etwa dem für Autokaufkredite oder auf dem Markt für Studentendarlehen - haben sich die Bemühungen von [US-Finanz]Minister Tim Geithner als hilfreich erwiesen, einen Markt für forderungsbesicherte Wertpapiere zu schaffen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber ich bin zuversichtlich, dass, wenn wir hartnäckig sind und nicht mit dem Gedanken im Hinterkopf an die Sache gehen, dass es eine Wunderlösung gibt, sondern stattdessen bereit sind, verschiedene Methoden auszuprobieren, um Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze zu schaffen, wir auch aus der jetzigen Krise herausfinden.

      FT Sie haben von den Risiken und Gefahren des Protektionismus gesprochen, die Weltbank hat seit dem letzten G20-Gipfel 73 separate Maßnahmen identifiziert. Was kann Ihre Regierung also auf dem G20-Gipfel aus praktischer Sicht beitragen, um dem Einhalt zu gebieten. Worauf ich hinaus will ist, dass wirkliche Risiken bestehen, über die sich die Menschen in Europa Sorgen machen, darüber, was im Kapitol vor sich geht, wie zum Beispiel die "Buy American"-Klausel.

      Obama Nun, zunächst einmal ist es in meinen Augen wichtig hervorzuheben, dass hier in den USA - trotz mancher protektionistischer Äußerung und sehr realem Wirtschaftsfrust infolge des Zusammenbruchs der Finanzmärkte und des enormen Anstiegs bei der Arbeitslosigkeit - für die "Buy American"-Klausel, die im Konjunkturpaket enthalten ist, spezifisch festgelegt wurde, dass sie in Einklang mit der WTO (Welthandelsorganisation) sein muss. Zur Klausel über den Lkw-Transport zwischen Mexiko und den USA laufen jetzt Verhandlungen, um sicherzustellen, dass es nicht zu einem eskalierenden Handelskrieg kommt.

      Ich habe ganz klar signalisiert, dass jetzt nicht der Zeitpunkt ist, Andeutungen über Protektionismus abzugeben, und ich werde auch weiterhin zu verhindern suchen, dass der US-Markt abgeschottet wird. Meiner Ansicht nach gibt es in einer Demokratie immer einige unerledigte Dinge. Das gilt hier, das gilt auf der ganzen Welt. Insgesamt aber haben wir in meinen Augen keinen großen Trend hin zum Protektionismus erlebt. Derlei Worte bekommen wir von den Staats- und Regierungschefs, die sich in London treffen, nicht zu hören.

      Und insoweit da das amerikanische Volk oder Europäer oder Asiaten, Afrikaner, Lateinamerikaner zuversichtlich sind, dass ihre Staats- und Regierungschefs alles in ihrer Macht Stehende tun, um zu Wirtschafts[..] zu ermutigen und dies zu fördern und dass sie die Interessen ihres Volks vor Augen haben, denke ich, dass wir in der Lage sein werden, jegliche bedeutende Abweichung zu verhindern.

      FT Herr Präsident, ich habe mich gefragt, ob Sie - vor allem nach der Kontroverse um die Bonuszahlungen bei AIG - besorgt sind, dass die Gefahr besteht, dass das Vertrauen, das die Wirtschaft in die Rechtstaatlichkeit der USA hat, erschüttert wurde und dass diese Tatsache einige dieser Maßnahmen zur Konjunkturbelebung behindern könnte.

      Obama Ich denke, stellenweise stellt dies eine Quelle der Sorge dar. Die Wirtschaftskapitäne müssen den sehr berechtigten Frust erkennen, den das amerikanische Volk verspürt, wenn sie über riesige Bonuszahlungen an Mitarbeiter von Firmen lesen, die große vom Steuerzahler finanzierte Kapitalspritzen erhalten. Ich glaube, sie können Schritte unternehmen, um diese Gefahr zu lindern. Ich habe mich heute mit einigen Bankern getroffen, das Gespräch war konstruktiv. Allerdings war eines der Argumente, die ich vorgebracht habe, dass zu einem Zeitpunkt, da alle Opfer bringen müssen, all die Wirtschaftssektoren, die dazu beigetragen haben, diese Krise zu beschleunigen, ein ähnliches Gespür entwickeln müssen, Opfer zu bringen. Sie sollten insoweit Zurückhaltung beweisen, dass Vergütungspakete so strukturiert werden, dass Zahlungen aufgeschoben werden, bis dem Steuerzahler Geld zurückgegeben wurde und sich die Wirtschaft erholt. Damit ist jedem gedient. Damit wird [...] positioniert, um ihnen zu helfen.

      Aber wissen Sie, man darf auch nicht vergessen, dass- auch wenn es wie ich finde emotionale Reaktionen und berechtigte Klagen über einige dieser Themen geben wird - die USA bisher die erfolgreichste Volkswirtschaft der Welt war, weil sie seit Langem legale Verträge sowie ordentliche transparente und offene Marktoperationen respektiert. Und das wird sich auch nicht ändern.

      FT Herr Präsident, sind Sie angesichts der wachsenden populistischen Tendenzen im Kapitol und anderswo zuversichtlich, dass Sie in einer Zeit wie dieser vor den Kongress treten und um die Art Unterstützung der Kapitalisierung bitten können, die nach Ansicht der meisten Volkswirte in naher Zukunft erforderlich ist?

      Obama Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir zeigen, dass das Geld, das bereits bewilligt wurde, auch sinnvoll ausgegeben wird. Dass es dazu beiträgt, Kredite an kleine wie große Unternehmen zu ermöglichen, die ihrerseits wiederum investieren und Arbeitsplätze schaffen. Haben die Wähler den Eindruck, dass es sich um eine Einbahnstraße handelt, dass wir einfach nur immer mehr Geld in Institutionen stecken, die einzige Rendite dabei aber das Verhindern einer Katastrophe ist, dann ist es schwieriger, Argumente für ein weiteres Eingreifen vorzubringen.

      Beginnen aber auf der anderen Seite die Menschen daran zu denken, dass sie nun ihr Haus refinanzieren und ihre Kinder ein Studentendarlehen bekommen können und dass kleine Unternehmen ihre Kreditlinie halten können, dann haben unsere Maßnahmen greifbare und bedeutende Ergebnisse gezeitigt. Dann können wir in meinen Augen das Vertrauen der amerikanischen Öffentlichkeit zurückgewinnen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Vor-Londoner-Gipfel…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 18:31:56
      Beitrag Nr. 2.707 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.924 von Maraho am 29.03.09 18:12:27Keine guten Nachrichten über Russland ...

      Konjunktur
      Russland drohen soziale Unruhen

      Russland leidet nach Einschätzung der Weltbank stärker unter der Wirtschaftskrise als viele westliche Länder. Das Land steht demnach vor einer langen Durststrecke. Selbst im kommenden Jahr ist keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil: Die Regierung müsse ihre Ausgaben drastisch erhöhen, um soziale Unruhen zu verhindern.

      handelsblatt.com HB MOSKAU. Der überraschend starke Wirtschaftsabschwung drohe vier Mio. Russen in die Armut zu stürzen. Die Weltbank empfahl der Regierung daher eine Erhöhung der Arbeitslosenhilfen um 70 Prozent. Auch das Kindergeld müsse mehr als verdreifacht und die Renten für die ärmsten Pensionäre um ein Fünftel angehoben werden. \"Die soziale Lage hat sich so rapide und unerwartet verschlechtert, dass Krisenpolitik stärker auf die Bevölkerung ausgerichtet werden muss\", sagte der Russland-Experte der Weltbank, Zeljko Bogetic, am Montag. Eine Erhöhung der Ausgaben könne helfen, den Konsum und damit die Binnennachfrage zu stärken.

      Russland leidet nach Einschätzung der Weltbank stärker unter der Wirtschaftskrise als viele westliche Länder. Die Organisation sagt für das Land einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr um 4,5 Prozent voraus. Auch 2010 sei kein Wachstum in Sicht. Die Wirtschaft werde dann voraussichtlich stagnieren.

      Die Vorhersage der Weltbank für 2009 übersteigt die Regierungsprognose von einem Rückgang um 2,2 Prozent. Die russische Wirtschaft lebt von den Exporten von Öl und anderen Rohstoffen. Wegen der weltweit sinkenden Nachfrage sind die Preise für die meisten Rohstoffe aber eingebrochen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/sozialkosten-druecken-russlands-w…
      307 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 18:36:54
      Beitrag Nr. 2.708 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.139 von Maraho am 30.03.09 13:25:57Noch etwas zu Brasilien ...

      Wachstumsprognose für 2009
      Auch Brasiliens Wirtschaft im Sinkflug

      Brasiliens Zentralbank hat angesichts zunehmend spürbarer Folgen der Wirtschaftskrise ihre Wachstumsprognose 2009 für das größte südamerikanische Land deutlich gesenkt. Die Regierung in Brasília reagierte bereits Ende vergangenen Jahres auf die rückläufigen Auftragseingänge in der Industrie mit deutlichen Steuersenkungen.


      HB BRASíLIA. In diesem Jahr werde nur mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,2 Prozent gerechnet, teilte die Banco Central am Montag in Brasília mit. Damit reduzierte die Bank ihre vorherige Prognose von 3,2 Prozent um zwei Prozentpunkte. Vom Nachfragerückgang besonders betroffen sei der Industriesektor. Anders als noch im Dezember rechnet die Zentralbank für diesen Wirtschaftszweig nur noch mit einem Wachstum von 0,1 statt zuvor 3,4 Prozent.

      Die Inflation wird sich den Schätzungen zufolge in diesem Jahr mit einer Rate von vier Prozent verlangsamen. Vor drei Monaten war die Banco Central noch von einer Inflation von 4,7 Prozent ausgegangen. Die Zentralbanker bleiben mit ihrer Wachstumsprognose unter der Annahme der Regierung. Zwar schraubte auch Finanzminister Guido Mantega mit Blick auf die schlechten Wirtschaftsdaten aus dem vierten Quartal 2008 inzwischen seine Prognosen herunter. Er geht aber immer noch von einem Wachstum von zwei Prozent aus. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte noch im Dezember ein vierprozentiges Wachstum nicht ausgeschlossen.

      Die Regierung in Brasília reagierte bereits Ende vergangenen Jahres auf die rückläufigen Auftragseingänge in der Industrie mit deutlichen Senkungen der Industriesteuern für Autos, um der Branche unter die Arme zu greifen. Nach Medienberichten von Montag will Brasília diese Maßnahmen verlängern und nun auch Steuern auf Baumaterialien reduzieren und damit ein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm flankieren. Brasilien ist die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/auch-brasiliens-wirtschaft-im…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 18:42:37
      Beitrag Nr. 2.709 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.860.358 von Maraho am 27.03.09 06:24:17In Bezug.

      Berlin intern
      Droht Steinbrück ein "Su-Peer-Gate"?
      Christian Ramthun (Berlin)

      Mit einem Untersuchungsausschuss will die FDP im Bundestag Ungereimtheiten bei der Rettung der Hypo Real Estate aufklären. Bisher verweigert Bundesfinanzminister Peer Steinbrück die Auskunft.


      Der 38-jährige FDP-Politiker Volker Wissing ist ein besonnener, gründlicher und hartnäckiger Bundestagsabgeordneter. Womöglich hat ihn seine frühere Zeit als Staatsanwalt und Richter geprägt. Als Finanzexperte hat Wissing die Arbeit von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück stets unaufgeregt kritisch begleitet. Doch was der Liberale im Fall der Hypo Real Estate (HRE) seit Monaten an Ignorieren, Leugnen und Verheimlichen seitens des Finanzministeriums erlebt, lässt ihn fast die Fassung verlieren.

      Steinbrück verweigert bisher Auskunft darüber, ob er nicht schon im Frühjahr 2008 über die gefährliche Schieflage bei der HRE informiert worden ist. Der Minister erklärt auch nicht, weshalb er erst am 29. September 2008, wenige Stunden nach Ablauf der fünfjährigen Haftungsfrist der früheren HRE-Mutter HypoVereinsbank (HVB), ein Rettungspaket schnürte. Hat Steinbrück bewusst die Haftungsansprüche gegenüber der HVB verjähren lassen? Jurist Wissing wägt sorgfältig die Worte: „Wenn Steinbrück wohlwissentlich die HVB aus der Haftungspflicht entlassen hat durch Fristverstreichung und so den deutschen Steuerzahlern Milliardenlasten aufbürdet, ist das ein riesiger Skandal, ist das Steinbrücks Watergate.“ Es geht um mehr als die bisher gewährten 86 Milliarden Euro staatliche Bürgschaften und Garantien. Nach einem Gutachten der Wirtschaftsprüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers liegen die HRE-Risiken bei 235 Milliarden Euro.

      Versagen der BaFin?

      Warum aber hat Steinbrück, der sonst penibel auf jeden Euro achtet, dies getan? In Berlin sprießen die Gerüchte. Die HVB war stark im Geschäft mit Ost-Immobilien involviert. Dabei ist es offenbar nicht immer mit rechten Dingen zugegangen. Es gibt aktenkundige Fälle, wo die HVB Objekte bis zum Fünffachen ihres tatsächlichen Wertes taxierte und dann zu hoch mit Pfandbriefen versah. Hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) versagt, die dem Finanzminister unterstellt ist?

      Die Mauer des Schweigens soll nun ein Untersuchungsausschuss des Bundestages durchbrechen. Dann hofft Wissing, endlich Akteneinblicke und Antworten zu bekommen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/droht-steinbrueck-ein-su-peer-gat…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 18:49:01
      Beitrag Nr. 2.710 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.805.458 von Maraho am 19.03.09 18:12:08Das schreiben die Russen ...

      Finanz-Bombe tickt: Wer gibt als erstes den Staatsbankrott zu?

      MOSKAU, 30. März (Oleg Mitjajew, RIA Novosti). Wegen der Weltfinanzkrise stürzt in Europas kleineren Staaten eine Regierung nach der anderen.

      Der erste Staat, dessen Nationalwährung im Januar zusammenbrach, war Island. Im Februar trat Lettlands Premier zurück. Gegenwärtig ist die tschechische Regierung zurückgetreten. Der Rücktritt der ungarischen und der bulgarischen Regierung scheint nicht ausgeschlossen. In der Ukraine fordert die Partei der Regionen, die größte Oppositionspartei des Landes, den Rücktritt von Präsident und Regierung.

      Der wichtigste Grund für den Zusammenbruch der Regierungen in den kleineren Staaten ist die zu erwartende Zahlungsunfähigkeit, die einige von ihnen schon demnächst bekannt geben könnten.

      Einer der weiteren Gründe für den Finanzcrash sind die äußerst harten Bedingungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für finanzielle Hilfe. Der IWF greift finanziell angeschlagenen Staaten nur zur Stützung der Nationalwährung, die an den Dollar oder den Euro gebunden ist, und zur Stopfung der Haushaltslöcher unter die Arme.

      Den Nationalbanken dieser Staaten wurde kategorisch verboten, die Notenpresse einzuschalten, um die Inlandsnachfrage zu beleben. Gemäß der IWF-Strategie könnten diese Schritte lediglich die Inflation antreiben und die finanzielle Stabilität des Landes noch weiter gefährden.

      Das ist eine Politik der Doppelstandards. US-Präsident Barack Obama und der Chef des Federal Reserve System, Ben Bernanke, können ungestört zusätzlich bis zu 800 Milliarden Dollar drucken, um die US-Produktion zu stimulieren. Dabei werden diese Schritte nicht nur zu einer Inflation in den USA führen, sondern auch die in Dollar gekauften Auslandsaktiva entwerten, darunter die Reserven anderer ausländischer Zentralbanken.

      Vor diesem Hintergrund wird in letzter Zeit immer öfter die Notwendigkeit einer IWF-Reform gefordert. In der vergangenen Woche hatte der IWF übrigens seine Anforderungen für die Vergabe eines Kredits deutlich gesenkt. Als die wichtigste Neuerung gilt die Einführung eines neuen Kreditmechanismus, der „flexible Kreditlinie" heißt.

      Wie der IWF erklärt, sieht die „flexible Kreditlinie“ keine Vorbedingungen nach Erhalt einer Anleihe vor, begrenzt nicht die Höhe des Darlehens, ermöglicht jederzeit den Staaten, die Kreditlinie als einen "Vorbeugungsmechanismus" zu nutzen.

      Doch prompt kam ein Vorbehalt: Die Kreditlinie sei nur für Staaten mit einer gut lenkbaren Wirtschaft, starken fundamentalen Kennzahlen und einer Wirtschaftsstrategie bestimmt. Kurzum nicht für jene, die drauf und dran sind, sich für bankrott zu erklären.

      Doch jetzt setzen sich für eine Reform des IWF, der vor allem die Interessen der USA widerspiegelt, die stärksten Entwicklungswirtschaften - die BRIC-Länder Brasilien, Russland, China und Indien - ein. Die BRIC-Länder schlagen vor, die Rolle des IWF neu zu definieren, damit er der neuen Weltfinanzarchitektur entspreche.

      BRIC fordert dazu auf, das System der Stimmenverteilung im IWF zu verändern, und zwar zugunsten der sich am dynamischsten entwickelnden Länder, die in der Weltwirtschaft ein großes Gewicht erlangt haben. Dann wird es möglich sein, den Fonds zu vergrößern und den Mechanismus der Gewährung von IWF-Krediten an die bedürftigen Länder zu erleichtern.

      Neben den BRIC-Ländern sprechen sich Großbritannien, Deutschland, Indonesien, Saudi-Arabien, Kanada und Mexiko für eine IWF-Reform aus.

      Immer mehr Anhänger findet die Idee, den US-Dollar als Weltreservewährung durch eine neue supranationale Währung zu ersetzen, die ein IWF nach seiner Reform kontrollieren soll. Einen solchen Vorschlag haben bereits Russland, China und Kasachstan zur Debatte gebracht.

      Doch bis sich die führenden Länder der Welt über eine Reform des globalen Finanzsystems geeinigt haben werden, könnte für viele "Randstaaten" die Bekanntmachung der Insolvenz der schnellste Ausweg aus der Sackgasse werden.

      Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

      Quelle: http://de.rian.ru/analysis/20090330/120821326.html
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 18:52:31
      Beitrag Nr. 2.711 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.013 von Maraho am 30.03.09 18:31:56Die Antwort der Russen auf die Prognose der Weltbank ...

      Regierung in Moskau will Weltbankprognose über Russlands Wirtschaft nicht akzeptieren

      MOSKAU, 30. März (RIA Novosti). Die russische Regierung ist dem Ersten Vizepremier Igor Schuwalow zufolge mit der Prognose der Weltbank (WB) über die Wirtschaft Russlands, wonach sein Bruttonlandprodukt (BIP) 2009 um 4,5 Prozent schrumpfen soll, nicht einverstanden und lässt ihre Experten den Bericht prüfen.

      Schuwalow verwies am Montag in einem Pressegespräch darauf, dass die Ministerin für Wirtschaftsentwicklung Russlands, Elwira Nabiullina, früher die Prognose für Russlands Entwicklung 2009 veröffentlicht hatte, wonach das BIP in diesem Jahr um 2,2 Prozent zurückgehen wird.

      Die WB baue ihre Prognose dazu noch auf dem Barrel-Erdölpreis von 45 Dollar auf, während das russische Ministerium für Wirtschaftsentwicklung und Handel sich nach einem 41-Dollar-Preis richte, so Schuwalow.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090330/120821386.html
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 19:01:43
      Beitrag Nr. 2.712 ()
      Eine Systemfrage ...


      Finanzkrise & Demokratie
      Können Autokraten besser wirtschaften?
      Von Jörg Faust

      In Zeiten der Finanzkrise wächst in Entwicklungsländern die Sympathie für die Wirtschaftspolitik autoritär geführter Staaten.

      Ein politischer Kollateralschaden der im Westen verursachten Finanzkrise ist die wachsende Kritik an demokratischen Gesellschaftsmodellen in den Entwicklungsländern. Parallel hierzu steigt die Zahl derjenigen Politiker in Afrika, Asien oder Lateinamerika, die mit Bewunderung auf eher autoritär geführte Staaten wie China, Singapur oder auch Venezuela blicken. Diese versprächen einen stetigen, verlässlichen und an gesamtwirtschaftlicher Entwicklung orientierten Kurs – im Gegensatz zu zähen, konfliktanfällig und überkomplex erscheinenden demokratischen Verfahren.

      Doch sind Autokratien wirklich für die ökonomische Entwicklung ärmerer Länder geeigneter als Demokratien? Geben China und Singapur oder gar Venezuela die Blaupausen zur Durchbrechung wirtschaftlicher Entwicklungsbarrieren vor – und nicht mehr Europa oder die USA? Was aber ist dann mit Ländern wie Zimbabwe, Nordkorea oder Ägypten? Auch dort gibt es Herrscher, die ihre Machtfülle zum Wohle ihrer Gesellschaften einsetzen könnten, es aber im besten Fall gerade mal unzureichend erfüllen.

      Vor dem Hintergrund dieser Debatte offenbart der statistische Vergleich einer Vielzahl von Ländern, dass Gesellschaften, in denen freie und faire Wahlen durchgeführt werden und die Pressefreiheit geachtet wird, im Durchschnitt über ein höheres wirtschaftliches Entwicklungsniveau verfügen als solche Länder, die autoritär geführt sind. Unabhängig davon, ob man für das Pro-Kopf-Einkommen, die Lebenserwartung oder das Bildungsniveau als Indikator verwendet.

      Doch folgt hieraus noch keine Kausalität. Möglich wäre auch, dass wirtschaftliche Entwicklung das Entstehen demokratischer Strukturen fördert. So beeinflusst insbesondere das Bildungsniveau einer Gesellschaft deren Demokratieniveau. Höhere Bildung begünstigt demokratischere Einstellungen der Bürger, macht diese immuner gegen Versprechungen von Autokraten und fördert eine unabhängige Zivilgesellschaft.

      Ist somit widerlegt, dass Demokratie eine ökonomische Dividende nach sich zieht? Keineswegs. Denn die Wirkungsrichtung ist nicht nur einseitig. Ein Vergleich lateinamerikanischer Staaten zeigt etwa, dass in demokratischeren Ländern dieser Region die staatlichen Bildungs- und Sozialausgaben überproportional angestiegen sind. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Demokratien autokratischen Staaten bei der Bereitstellung öffentlicher Güter im Bildungs- und Gesundheitsbereich überlegen sind. Demokratischere Entwicklungsländer investieren zum Beispiel stärker in die Primärschulbildung als autokratische. Also denjenigen Bildungssektor, von dem in ärmeren Ländern die breite Masse der Bevölkerung überproportional profitiert.

      Warum demokratische Strukturen sich positiv auf breitenwirksame, wirtschaftliche Entwicklung auswirken, hat einen einfachen Grund. Um politisch zu überleben, benötigen Regierungen, ob demokratisch oder autokratisch, immer die Unterstützung gesellschaftlicher Gruppen. Da autoritäre Regierungen breite Bevölkerungsschichten von der politischen Teilhabe ausschließen, hängen sie meist von wenigen, mächtigen Interessengruppen wie dem Militär oder wirtschaftlichen Oligarchien ab. Die Unterstützung dieser mächtigen Akteure muss mit der Vergabe wirtschaftlicher Privilegien erkauft werden. Hingegen wird die politisch ausgeschlossene Mehrheit der Bevölkerung in der Wirtschafts- und Sozialpolitik autokratischer Regierungen weit weniger berücksichtigt. Auf Dauer vernachlässigt eine solche Privilegienpolitik nicht nur weite Bevölkerungsteile, sondern hemmt auch Innovation und Effizienz.

      Genau umgekehrt wirken die Anreizsysteme der Demokratie. Zwar versuchen auch in Demokratien gut organisierte Interessengruppen – Großindustrie, Gewerkschaften, Verbände ... – in ihrem Sinne Einfluss auf die Regierungspolitik zu nehmen. Doch muss die Regierung in ihrer Wirtschaftspolitik immer auch auf das ökonomische Wohlergehen breiter Bevölkerungsschichten achten. Um politisch zu überleben, brauchen demokratische Regierungen die Zustimmung umfassender Mehrheiten. Genau deshalb sind sie stärker an gesamtwirtschaftlicher Entwicklung interessiert als autoritäre Regierungen. Insofern fördert die Kombination aus Presse- und Versammlungsfreiheit sowie freien Wahlen einen demokratischen Wettbewerb, der auch egoistische Politiker zu stärkerer Gemeinwohlorientierung zwingt.

      Bis auf wenige Ausnahmen spricht also vieles für eine Wohlfahrtsdividende der Demokratie und sehr wenig dafür, demokratische Prozesse zu Gunsten gesamtwirtschaftlicher Zielsetzungen zu opfern. Bei genauerer Betrachtung lässt sich denn auch die Finanzkrise zumindest partiell auf Demokratiedefizite zurückführen. In dem Maße, in dem sich die Gestaltung internationaler Finanzmärkte zunehmend transparenten, demokratischen Prozess entzogen hat, wuchs der Einfluss mächtiger Lobbyisten, die aus dem System enorme Privilegien bezogen haben. Die Kosten der Krise hat nun die Allgemeinheit zu tragen. Ein Argument dafür, in Zukunft darauf zu achten, die Finanzmarktregulierung wieder in den demokratischen Prozess zu integrieren.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/14/demokratie-autokratie-wirt…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 19:14:04
      Beitrag Nr. 2.713 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.457 von Maraho am 30.03.09 05:56:25Nochmals GM ...

      Ein Konkurs, geplant mit chirurgischer Präzision
      Von Nikolaus Piper

      Wie Präsident Obama und seine Auto-Eingreiftruppe alle rechtlichen Tricks nutzen, um GM das Überleben zu ermöglichen.

      Seit mehr als drei Jahren muss sich Rick Wagoner Forderungen nach seinem Rücktritt als Chef von General Motors anhören. Am vergangenen Freitag kam schließlich die letzte, die endgültige dieser Forderungen. Steven Rattner, Chef der Auto-Eingreiftruppe Präsident Barack Obamas empfing den GM-Chef im Washingtoner Finanzministerium und machte ihm klar: Ohne harte Entscheidungen gibt es kein Geld mehr für Detroit, ein Konkurs von GM sei dann nur noch eine Frage von Wochen. Wagoner gab nach. Am späten Sonntagabend sickerte die Nachricht von Wagoners Demission in Washington durch, rechtzeitig genug, damit die Börsenhändler sich auf die Nachricht einstellen konnten.

      Präsident Obama musste seit seinem Amtsantritt am 20. Januar auf brutale Weise lernen, dass er uneingeschränkt verantwortlich ist für alle Firmen, die bisher Überlebenshilfe vom Staat bekommen haben. Ein Schlüsselerlebnis für ihn waren die Boni, die der gescheiterte Versicherer AIG mit dem Geld der Steuerzahler gezahlt hat. Die öffentliche Empörung darüber war so groß, dass sie zeitweise das gesamte Krisenprogramm aus den Angeln zu hebeln drohte. Danach war klar, dass die Regierung weitere Hilfen für notleidende Firmen nur noch dann würde durchsetzen können, wenn dort sichtbar durchgegriffen wird.

      Alleine nicht überlebensfähig

      Obamas Auto-Team hat sich unter dem Druck der Ereignisse jedenfalls entschlossen, die Erneuerung der Autoindustrie bis ins Detail zu steuern. Vergleichbares hat es zuletzt in der Weltwirtschaftskrise gegeben. Genau um Mitternacht veröffentlichte das Weiße Haus dazu eine sechsseitige Fakten-Sammlung. Darin heißt es unter anderem, die Pläne, die GM und Chrysler am 17. Februar in Washington vorgelegt hätten, zeigten "keinen glaubwürdigen Weg zur Sicherung des Überlebens". In ihrer "gegenwärtigen Form" seien die Pläne nicht geeignet, substantielle neue Investitionen der Steuerzahler zu rechtfertigen. Amerikas Autoindustrie habe eine Zukunft und könne dazu beitragen, die Energieabhängigkeit der USA zu verringern, aber nur nach einem umfassenden Umbau.

      Konkret bedeutet das: Chrysler, der kleinste der drei Detroiter Konzerne, ist alleine nicht mehr überlebensfähig. Das Management muss die Verhandlungen mit dem italienischen Fiat-Konzern über eine Allianz bis zum 30. April abschließen. Enden die Verhandlungen erfolgreich, bekommt Chrysler einen weiteren Kredit über sechs Milliarden Dollar. Wenn nicht, wird der Konzern allein gelassen und muss Konkurs anmelden.

      General Motors hat nach Meinung von Steven Rattner und den anderen Autoexperten zwar eine Zukunft, die bisherigen Sanierungsmaßnahmen reichen aber bei weitem nicht aus. Deshalb zwingt Rattner GM faktisch in einen geordneten Konkurs unter Regierungsaufsicht, ohne allerdings dieses Wort zu verwenden. Der Nachfolger Wagoners an der GM-Spitze, Fritz Henderson, bekommt 60 Tage Zeit, um ein neues, radikales Programm vorzulegen. Für diese Zeit stattet die Regierung GM mit Liquidität aus.

      Der Konzern braucht nach eigenen Angaben weitere 16,6 Milliarden Dollar, um zu überleben. Die Regierung hält diese Kredite bis auf weiteres zurück, um Druck ausüben zu können. Im schlimmsten Fall müsste GM Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des amerikanischen Konkursrechts anmelden, womit eine Pleite eingeleitet würde mit kaum kalkulierbaren Folgen für die gesamte Branche, also auch für Zulieferer und für Kunden. Um zu verhindern, dass GM und Chrysler in der Zwischenzeit die letzten Kunden weglaufen, sichert die Regierung in einem äußerst ungewöhnlichen Schritt alle Garantien der Hersteller für Neuwagen ab.

      Ein normaler Konkurs hätte für General Motors und damit für die Regierung einen großen Vorteil: Sie könnten Gläubiger und Gewerkschaften zu Zugeständnissen zwingen. Die Logik von Rattners Plan liegt nun darin, diese Zugeständnisse auch so zu erreichen, indem sie mit dem Konkurs nur drohen. In der Faktensammlung des Weißen Hauses merkt das Team um Steven Rattner an, sowohl GM als auch Chrysler sollten "das Konkursrecht auf schnelle und chirurgische Weise einsetzen". Von der Autogewerkschaft UAW verlangt Rattner, dass sie einem massiven Stellenabbau und Lohnsenkungen zustimmt. Außerdem soll es Abstriche bei den Gesundheitsleistungen für die Mitarbeiter und bei den sogenannten "Job Banks" geben; das sind Beschäftigungsgesellschaften, in die entlassene Arbeiter übernommen werden, wobei die Konzerne den größten Teil des bisherigen Lohns weiter zahlen.

      Logischer Rücktritt

      Genauso wichtig sind Zugeständnisse der Gläubiger; diese halten derzeit etwa 28 Milliarden Dollar an GM-Anleihen. Nach den Plänen der Regierung sollen die Gläubiger zwei Drittel der Anleihen in Aktien umwandeln. Das würde zu einer erheblichen Verwässerung des Aktienkapitals führen und daher sowohl für die Anleihebesitzer als auch Altaktionäre ein substantielles Opfer bedeuten. Um das Geschäft für die Gläubiger attraktiver zu machen, würde die Regierung das letzte Drittel der Anleihen garantieren, eine Vergünstigung, die es bei einem echten Konkurs nicht gäbe.

      Der Rücktritt von Rick Wagoner ist vor diesem Hintergrund nur logisch. Der 56-jährige Manager sieht im Rückblick fast wie ein tragischer Held aus: Er sah sich immer als Diener seines Konzerns, er erkannte einige der Probleme, aber er verschätzte sich immer, was die Dimension und den Zeitpunkt anging. Er fing bereits 1977 nach seinem Abschluss an der Harvard Business School bei GM an; am 5. Oktober 1998 wurde er "President", was nach dem US-Firmenrecht die Zuständigkeit für das operative Geschäft bedeutet. Seit 1. Juni 2000 leitete er als CEO den damals noch größten Autokonzern der Welt. 2005 musste GM einen - aus damaliger Sicht - Rekordverlust von elf Milliarden Dollar hinnehmen. Der Großinvestor Kirk Kerkorian wollte GM deshalb in eine Allianz mit Nissan und Renault zwingen und Wagoner durch Nissan-Chef Charles Ghosn ersetzen. Der Versuch scheiterte.

      Anfangs lehnte es Wagoner auch ab, energiesparende Hybridautos mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor zu entwickeln und setzte stattdessen weiter auf spritschluckende Geländewagen und Pick-up Trucks. Erst lange nach dem Konkurrenten Toyota schwenkte er schließlich um und ließ den Chevrolet "Volt" entwickeln, der nächstes Jahr auf den Markt kommen soll. Ebenfalls nächstes Jahr tritt eine Senkung der Ausgaben für die Krankenversicherung ehemaliger Mitarbeiter in Kraft, die GM und die anderen Autokonzerne 2007 ausgehandelt hatten. Vielleicht hätte es Wagoner also sogar geschafft, wenn er so lange Zeit gehabt hätte.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/868/463476/text/
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 19:22:32
      Beitrag Nr. 2.714 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.921 von Maraho am 30.03.09 13:01:22In Bezug.

      Anselm Bilgri im Gespräch
      "Da muss der Bürger fassungslos sein"
      Interview: H. Freiberger

      Anselm Bilgri war früher Benediktinerpater, heute ist er Unternehmensberater. Ein Gespräch über Rekordgehälter, Manager und Moral.


      Der Volkszorn ist groß: Manager kassieren Millionengehälter, -abfindungen oder -boni, obwohl ihre Firma hohe Verluste macht. Der frühere Benediktinerpater Anselm Bilgri, bis 2004 wirtschaftlicher Leiter des Klosters Andechs und heute Unternehmensberater, kennt beide Welten: die des Managements und die der Moral. Ein Gespräch darüber, was sich gehört.

      SZ: Herr Bilgri, was denken Sie, wenn Sie Schlagzeilen über die "Geldsäcke von der Dresdner Bank" lesen, deren Vorstände 58 Millionen Euro für 2008 kassieren wollten?

      Anselm Bilgri: Man muss sich zunächst vom Neid frei machen. Ich habe kein Problem damit, wenn ein anderer gut verdient. Auch juristisch ist alles in Ordnung, die Vorstände haben einen rechtlichen Anspruch auf ihre Abfindungen. Trotzdem bleibt ein großes Fragezeichen.

      SZ: Und das lautet?

      Bilgri: Kann ich es mir als Top-Führungskraft leisten, nicht auf die Grundbefindlichkeit einer Gesellschaft Rücksicht zu nehmen? Wir stecken in einer schweren Krise, viele haben Angst davor, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, und in dieser Zeit kassiert jemand Millionen, der bei einem Unternehmen war, das heute vom Staat gestützt wird. Man versucht dem Steuerzahler beizubringen, dass sein Geld nötig ist, um marode Firmen zu stützen, doch es fließt in die Taschen von Managern, die versagt haben. Da muss der Bürger fassungslos sein.

      SZ: Manche der Manager sagen, sie machten nur ihre rechtlichen Ansprüche geltend.

      Bilgri: Dafür habe ich kein Verständnis. Bei diesen Leuten fehlt die ethische Kompetenz, das Gefühl dafür, was richtig ist. Es ist keine Frage, ob jemand einen Bonus haben soll als Ansporn dafür, gut zu arbeiten. Aber es geht darum, das richtige Maß zu finden, was schon Aristoteles als Haupttugend erkannt hat. Und in der jetzigen Situation Millionenabfindungen oder -boni zu nehmen, ist maßlos.

      SZ: Der frühere Dresdner-Bank-Vorstandschef Herbert Walter hat schon seinen Verzicht auf 3,6 Millionen Euro Abfindung erklärt.

      Bilgri: Es ist schade, dass er das nicht von sich aus gemacht hat, sondern nur auf den öffentlichen Druck reagiert. Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion. Sie müssten ein Gespür dafür haben, was angemessen ist - und nicht erst darauf kommen, wenn sie empörte Schlagzeilen in der Zeitung lesen.

      SZ: Läuft grundsätzlich etwas schief in den deutschen Unternehmen?

      Bilgri: Alles ist eine Frage der Unternehmenskultur, und die Hauptverantwortlichen dafür sind die Kontrollgremien, also die Aufsichtsräte. Dort passieren die entscheidenden Dinge, zu denen auch die Vergütung der Manager gehört. Die Verträge der Vorstände müssten anders gestaltet werden. Das Gehalt sollte nicht nur an den kurzfristigen monetären Erfolg gekoppelt sein, sondern auf langfristige und nachhaltige Wirkung ausgelegt werden.

      SZ: Die Bundesregierung hat bereits ein Gesetz entworfen, nach dem Vorstandsverträge keine falschen Anreize für einen schnellen Erfolg mehr bieten dürfen.

      Bilgri: Das Gesetz hinkt der realen Entwicklung immer hinterher, es stellt den Mangel nur fest. Ich finde es schlimm, dass man eine Wertorientierung per Gesetz vorgeben muss. Eigentlich müssten die Beteiligten das merken. Ein Mittelständler zum Beispiel weiß, dass er für sich selbst nicht viel Geld aus der Firma ziehen kann, wenn es ihr schlecht geht. Aber bei großen Konzernen driften Kapital und Verantwortung auseinander.

      SZ: Woran liegt das?

      Bilgri: Bei uns wird in der Ausbildung der Manager schon zu wenig Wert darauf gelegt, dass man als Führungskraft ethische Kompetenz braucht. Es gibt zwar das Fach der Wirtschaftsethik, aber das ist ein Tummelplatz für ein paar Exoten.

      SZ: Mancher sagt schon, dass sich solche Probleme leicht lösen ließen, wenn es überhaupt keine Gehaltsunterschiede mehr gäbe.

      Bilgri: Das ist auch keine Lösung, übrigens auch nicht im Sinne der christlichen Soziallehre. Gerechtigkeit bedeutet nicht Gleichmacherei. Jeder soll nach seinen Fähigkeiten und seiner Leistung entlohnt werden. Wer eine größere Verantwortung trägt, soll auch mehr verdienen. Ungerecht wird es da, wo es maßlos wird.

      SZ: Sehen Sie tiefere Wurzeln für dieses Verhalten in der Gesellschaft?

      Bilgri: Wir leben in einer Gesellschaft der Versorgungs- und Anspruchsmentalität. Jeder holt heraus, was geht. Das Bewusstsein, dass wir unsere Talente auch für das Gemeinwohl einsetzen müssen, ist verlorengegangen. Hartz IV hat diese Entwicklung für die sozial Schwachen zwar gestoppt, aber bei den Eliten ist das noch nicht angekommen.

      SZ: Bei den Benediktinern, bei denen Sie früher waren, gab es überhaupt kein Gehalt. Wäre das eine Lösung?

      Bilgri: Nein, das geht nur in einer kleinen, überschaubaren Gruppe. Ein Kloster ist ja Kommunismus im Kleinen.

      SZ: Finden Sie an der aktuellen Diskussion auch etwas Positives?

      Bilgri: Ja, die Maßstäbe werden jetzt angepasst und zurechtgerückt, das ist vielleicht das Positive an der gesamten Krise.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/879/463487/text/…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 19:37:48
      Beitrag Nr. 2.715 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.139 von Maraho am 30.03.09 13:25:57Während US-Außenministerin Hillary Clinton in Mexiko das Freihandelsdogma bekräftigt, setzt Präsident Barack Obama zu Hause auf "Buy American".

      Hallo Maraho,

      Der"große,weiße Mann" in Washington (jetzt ist er ja schwarz- aber das ändert auch nicht viel) hat immer mit "gespaltener Zunge" geredet-die Indianer können ein Lied davon singen. In den USA ändert sich nur die Rhetorik- sonst nichts.


      und aus Deinem anderen Link:

      "Doch das Verfahren, in dem entschieden wird, welche Bank wieviel und wofür kriegt, ist intransparent. Der Komplex aus opaken (ubdurchsichtigen)Staatsagenturen und informellen Runden mit Bankenchefs kann schnell wie ein Klüngel wirken. Das ist hochgefährlich."

      "kann nicht nur schnell".. wird muß es an dieser Stelle heißen, bzw. "hat bereits" .Es ist nicht nur intransparent, es ist vorsätzlicher BETRUG . Undurchsichtig und informell- wollen die uns schon wieder verarschen ? Das ist auch kein Klüngel, wie man uns einreden will: Das ist ein organisiertes Verbrechen-eine Mafia-die den Staat und alle seine Kontroll-Instanzen unterwandert hat- nichts anderes.Es ist der größte Betrug der Weltgeschichte und zwar einer, der von der Politik vermutlich sogar noch heimlich abgesegnet wurde. Da helfen auch keine publikumswirksamen Betroffenheitsgesten- die sind alle einstudiert, mit TV-Profis 1000 mal geübt, bis sie echt wirken, bis hin zu den Tränen !

      Die serienmäßigen Verbrechen.(nicht die Krise ist systemisch sondern das Verbrechen ). Fehler ohne juristische Folgen ..alle Warnungen in den Wind geschlagen.. Schadenshöhen werden vertuscht oder verheimlicht ..permanentes Schönreden und die üblichen Apelle an das große, gemeinsame Ganze :laugh: So wird das nichts.

      [b"Die Krise muss moralische und finanzielle Folgen für ihre Verursacher haben. Anders lässt sich der Zusammenhalt der Gesellschaft nicht bewahren." [/b]
      und juristische, wie ich anfügen möchte. Wenn die Gesetze eines Landes hier nicht greifen (warum eigentlich nicht?), dann können wir die Justiz abschaffen. Mit unseren kleinen Ladendieben werden wir auch ohne einen milliarden-schweren und hoch-korrupten Zwei-Klassen-Justizapparat fertig.
      Hier geht es in der Tat nicht nur um die Verheimlichung, Vertuschung, Verkleinerung und Verhinderung dieser Schweinerei: hier geht es vor allen Dingen um Schadensersatz und um KÖPFE !!
      Sollte sich herausstellen, daß die jetzt gedruckten Milliarden fast ausnahmslos zur Schadensbegrenzung amerikanischer und westlicher Eliten eingesetzt wurden-- von den 700 Milliarden Tarp-money sind bereits 635 weg (das sind ca. 90 %) und keiner weiß an wen oder wohin die Gelder geflossen sind - Bernanke weigert sich, auch nur einen einzigen Namen zu nennen- dann steht in der Tat der Zusammenhalt der Gesellschaft auf den Spiel.
      Noch mal zur Erinnerung: die Soffin wird demnächst 500 Milliarden (2 Bundestagshaushalte) in die Taschen ihrer Spezies verteilen und kein Parlamentarier, geschweige Staatsbürger erfährt, an wen und warum diese Summen bezahlt werden. Der Bundespräsident, -der ja auch mal einen Amtseid geschworen hat- hätte längst das Bundesverfassungsgericht anrufen müssen, um die Verfassungsmäßigkeit dieses kriminellen Vorganges zu überprüfen.Nach der wohl eindeutig zu erwartenden Auskunft, hätte er die Pflicht, das Parlament und die Regierung aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben- unter Ausschluß der alteingesessenen Abgeordneten, die ja alle diesem obskuren Verfahren zugestimmt haben, also alle verfassungsfeindlich eingestellt sind. Das wäre sein Job ! Dafür wurde seine Position in der Verfassung verankert und nicht um beifallhaschende Reden zu halten, über die man in Bankster- Regierungskreisen wahrscheinlich nur müde lächelt.
      Der Mann hat sich in dieser Katastrophe nicht verdient gemacht, im Gegenteil : er macht sich und sein Amt völlig überflüssig !

      Die neue "Finanzarchitektur"- was für ein hochtrabendes Wort für die Vertuschung eines Jahrhundert-Verbechens-, die ja jetzt in Londen aus dem Hut gezaubert wird- wird natürlich genau so den Bach runtergehen, wie die alte. Schon aus zwei Gründen:
      1. weil man die Verantwortlichen für den Zusammenbruch des alten Systems nicht aburteilt.
      2. weil die gleichen Mafiosi-Bankster, die für die alte Katastrophe verantwortlich waren, nun gleich auch noch- sozusagen als Experten - die neue Architektur schaffen, natürlich wieder mit all den Schlupflöchern, die man braucht, um auch beim nächsten Mal ungeschoren davonzukommen. :laugh::laugh:
      Natürlich von den gleichen Politikern beauftragt, die uns täglich einreden, daß sie nun wüßten, wie der Hase läuft.
      Wird noch spannend werden.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 19:50:29
      Beitrag Nr. 2.716 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.587 von Looe am 30.03.09 19:37:48Guten Abend Looe,

      Wird noch spannend werden.
      Für die Mehrheit eher schrecklich!

      Andererseits braucht man nur einmal Geschichte zu "studieren". Empfehlenswert vor allem die Zeit von 1871 bis 1941 (Amerika`s Kriegseintritt) sowie die Jahre 1945 bis zur "Gründung" der beiden deutschen Teilstaaten.

      Aber was soll man sich mit solchen Dingen beschäftigen. Auf Tiefgang ist die Mehrheit wahrlich nicht versessen.

      Gruß von Maraho ;)
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 20:02:51
      Beitrag Nr. 2.717 ()
      Hallo Maraho,

      ich will doch mal wieder was positives berichten:

      Eilmeldung: Neue Währung mit Golddeckung nach Weltfinanzgipfel?

      Der Telegraph meldet soeben dass nun auch Russland und China im Vorfeld des Weltfinanzgipfels am 2. April 2009 eine Weltwährung fordern. Diese sollte aber mit einem Teil Gold gedeckt sein, um dem hemmungslosen Drucken von Geld Einhalt zu gebieten.

      Arkady Dvorkevich, Chefberater des Kremls sagte heute, dass Russland die Einbindung von Gold in einem gewichteten Korb einer neuen Weltwährung, der über die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds läuft, in jedem Fall gewährleistet sein soll.

      China und Russland planen offenbar die Debatte darüber auf dem G-20 Gipfel zu eröffnen und über die Sonderziehungsrechte eine neue Reservewährung zu schaffen. Das läutet wohl den endgültigen Niedergang des US-Dollars ein. Der Goldstandard war der Anker des Weltfinanzsystems im 19. Jahrhundert und fand nach dem ersten Weltkrieg und der Großen Depression 1930 ein Ende, als man wie heute auf Teufel komm raus Geld druckte. Erst Präsident Nixon schloss dann 1971 endgültig das letzte Goldfenster und begründete dies mit dem Vietnamkrieg und dessen Finanzierung sowie der Idee der „Great Society“. Die Weltpapierwährungen haben seither immer verzweifelt einen solchen externen Anker gesucht. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Exzesse der letzten 25 Jahre in Punkto Schulden und Finanzbewertungen nicht so irrsinnig verlaufen wären, wenn man noch eine Golddeckung gehabt hätte. Natürlich wäre Russland ein großer Profiteur eines steigenden Goldpreises. Der Kreml hat aber auch die Russische Notenbank angewiesen den Goldanteil an den Reserven auf 10% hochzufahren!


      langsam wird es interessant............
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 20:07:45
      Beitrag Nr. 2.718 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.795 von paddelbootheizer am 30.03.09 20:02:51Eilmeldung: Neue Währung mit Golddeckung nach Weltfinanzgipfel?

      Das war längst überfällig. Trotzdem eine gute Nachricht.

      Gruß Looe
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 20:10:10
      Beitrag Nr. 2.719 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.476 von Maraho am 21.02.09 07:42:19In Bezug.

      Die Schwarzgeldmacher
      von Fred David

      Die größte Bank der Schweiz und eine der größten der Welt, die UBS, musste vom Staat vor dem Absturz gerettet werden. Aber wer hat die Macht über die Milliarden? Einblicke in eine Gesellschaft, bei der das Gesetz des Schweigens gilt.


      An seinen Exotenstatus hat er sich gewöhnt. Ulrich Thielemann lehrt an der Universität St.Gallen, Wirtschaftsethik und Philosophie. Mit seinem Kollegen Peter Ulrich veröffentlichte er ein Bändchen, 156 Seiten dünn: „Brennpunkt Bankenethik“. Seitdem gilt der gebürtige Deutsche als „vorgeschobener Gefechtsposten der deutschen Steuerbehörden“, wie ein renommierter Schweizer Privatbankier dekretierte. Eine unmissverständliche Warnung. Die beiden Autoren bezeichneten das Schweizer Bankgeheimnis als das, was es schon immer war, was aber niemand ungestraft schreiben soll: „ein Steuerhinterziehungsgeheimnis“.

      Wie schafft es eine Branche, diese staatlich geschützte Hehlerei gigantischen Ausmaßes als unverrückbare, nicht zu hinterfragende Ideologie im Bewusstsein einer an sich intelligenten Bevölkerung zu verankern? Wer besitzt die Macht, in allen Fragen des „Finanzplatzes“ eine kollektive Disziplin wie eine Staatsdoktrin herzustellen, ähnlich den Religionswächtern der Mullahs im Iran? Diese Macht, das ist gewiss, reicht tief hinein in Politik, Verwaltung, Diplomatie, Wissenschaft und Medien.

      Ihr wichtigstes Instrument ist nicht das legendäre Bankgeheimnis, das ist inzwischen löchrig wie ein Emmentaler Käse. The big trick, auf dem das billionenschwere System beruht, ist die winzige juristische Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung. Bei Steuerbetrug leistet die Schweiz anderen Staaten Amtshilfe, bei Hinterziehung nicht. Das vermeintlich winzige Detail im Gesetzbuch eröffnet ein unübersehbar weites Aktionsfeld für die Internationale aller Steuerhinterzieher dieser Welt. Sie können sich auf ein diskretes, erdumspannendes Netz von Banken, Anwälten, Treuhändern und Helfern in allen Steuerlagen stützen – eine durchorganisierte Industrie von Tricksern. „Es waren natürlich die Banken, die diesen gesetzlichen Unterschied hochstilisiert haben“, räumt Philippe Lévy ein, ehemaliger Chef des Schweizer Bundesamts für Außenwirtschaft. Hätte er das in seiner Amtszeit von sich gegeben, wäre es rasch sehr still um ihn geworden. So effizient ist dieses System.

      1952 erzielten alle Schweizer Banken zusammen eine Bilanzsumme von 26 Milliarden Franken. Heute bringen es allein die zwei Riesen UBS (United Bank of Switzerland) und CS (Credit Suisse) auf über drei Billionen Franken (2007). In manchen Jahren schaffen diese beiden Banken die Hälfte des Wachstums der Schweizer Wirtschaft und ein Mehrfaches der gesamten Wirtschaftsleistung. Zwei Staaten im Staat. Sie kontrollieren sich selbst. Sie formulieren die sie betreffenden Gesetze und setzen sie durch. Jahrzehntelang betrieben sie eigene Kliniken und Luxushotels, um auf absolute Diskretion erpichte Kunden ihres Wealth Managements artgerecht unterzubringen. Eine abgeschottete Welt, die ein von außen kaum durchschaubares Eigenleben führt. Die Außenministerin der Schweiz agiert häufig als verlängerter Arm dieser Interessen. Der Finanzminister sowieso. Er verbirgt es gar nicht erst. Als die UBS in existenzielle Schwierigkeiten geriet, entschied sie selbst, wie sie vom Staat gerettet werden möchte: immerhin ein staatliches Hilfspaket über 66 Milliarden Franken. In keinem anderen Land, außer dem bankrotten Island, machte der Staat pro Kopf der Bevölkerung mehr Hilfsmittel für ein einziges Unternehmen locker. Trotzdem hat die Regierung keinerlei direkten Einfluss auf das Geschehen innerhalb der Bank. Selten traten die realen Machtverhältnisse in der Schweiz so schroff und offen zutage, wie in diesem Fall.

      Die Politik erscheint daneben in einem dramatischen Ausmaß hilflos. Im Teilzeitparlament, es tagt nur wenige Wochen im Jahr, gibt es keine institutionalsierte Opposition, die kontrolliert. Wie im Dorf sind alle mit allen verbandelt. Die großen Parteien sitzen in einer seit 51 Jahren regierenden großen Koalition. In einem halben Jahrhundert wechselte nur ein einziges Mal ein Ministersitz zu einer anderen Partei: verkrustete Stabilität. Zwar dürfen die Schweizer über die Anschaffung von Verkehrsampeln, über hochkomplexe Staatverträge und die Höhe ihres Steuersatzes volksdemokratisch abstimmen. Den Regierungs-, Verwaltungs- und Parlamentsapparat aber durchschaut kaum noch ein Außenstehender.

      In diesem Biotop konnten sich die zwei Großbanken UBS und CS zu oligarchischen Gebilden entwickeln. Im Hintergrund geben Großinvestoren aus den USA, aus Saudiarabien, Singapur und Katar den Ton an. Den wenigsten Schweizern ist das bekannt. Sie halten UBS und CS noch immer für urschweizerische Pfeiler, auf denen das Selbstverständnis ihres Landes ruht; unerschütterlich, rätselhaft und ewig wie die Sphinx im Wüstensand. Der kürzlich verstorbene Doyen unter den amerikanischen Historikern Gordon A.Craig – er recherchierte monatelang für ein Buch in Zürich (deutscher Titel: „Geld und Geist“) – fragte sich ratlos: „Warum identifizieren sich die Schweizer derart mit ihren Banken? Einem Amerikaner käme es nie in den Sinn, die Interessen der Banken mit den Interessen des Landes gleichzusetzen. Wir attackieren sie laufend und denken natürlich, dass sie es verdienen.“ Damit fangen die Schweizer erst ganz zaghaft an, seit die UBS in einem einzigen Jahr 45000 Millionen Franken in der Hypothekenkrise verzockte, 19700 Millionen an Verlusten bilanzierte und den Staat zu Hilfe rief. Noch funktioniert diese in Europa einzigartige und in ihrer Dimension unheimliche Symbiose zwischen ganz großem Geld, Politik und Bevölkerung. Noch.

      Der Grund ist offensichtlich. Zwölf Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts stammen von den Banken, über die Hälfte davon allein von den zwei größten. Weltweit ein Drittel des offshore, also außerhalb des Wohnsitzstaates angelegten Vermögens lagert in Schweizer Depots: 4559000000000 (4,559 Billionen) Franken (2007) allein bei UBS und CS. Vieles davon ist unversteuertes Schwarzgeld, das the big trick ins Land lenkt. Wie viel ist es genau? An diese Schlüsselzahl pirscht man sich nur über Umwege heran. Zwischen 1993 und 1997 wurden allein aus Deutschland 500 Milliarden D-Mark unversteuert im Ausland gebunkert, der größte Teil davon beim südlichen Nachbarn. Dem deutschen Fiskus entgingen dadurch in diesen vier Jahren 30 Milliarden D-Mark. Bis heute hochgerechnet sind das 60 Milliarden Euro. Auch Franzosen, Italiener, Russen, Amerikaner, Chinesen, Nigerianer, Brasilianer bunkern bei den Eidgenossen Schwarzgeld in riesigen Summen. Konzerne sammeln ihr Schwarzgeld häufig hier, um schwarze Kassen zu bedienen: Quellen weltweiter Korruption. Das belegen zahlreiche große Justizfälle der vergangenen Jahre. Ermittlern gilt als gewiss, dass alle weltweit tätigen Unternehmen solche schwarzen Kassen führen. „Etwa 30 Prozent der Bankeinnahmen aus diesen Vermögen sind von der Nichtgewährung der Steueramtshilfe abhängig“, räumte der Genfer Bankier Jacques Rossier wolkig ein. Auf Deutsch: mindestens ein Drittel ist Schwarzgeld. In Summa: über 1,5 Billionen Franken. Das hat Weltmaßstab. Es gibt seriöse Schätzungen, die bis zu 70 Prozent gehen. Zwar wurden internationale Vereinbarungen getroffen, um mittels Zinssteuern etwas davon wieder an die Herkunftsstaaten zurückzuführen. Es fließt natürlich nur tropfenweise. Die Zinssteuer ist leicht zu umgehen. In jeder Buchhandlung kann man Ratgeber mit präzisen Anleitungen kaufen.

      Wie ist es möglich, dass ein Land dies deckt und sich eine eigenartige Kunstwelt schuf, die alles rechtfertigt, was darin geschieht? Wer zieht die Fäden? Die Recherche führt erneut zu einem Historiker. Der 78-jährige Jean-François Bergier lebt zurückgezogen in der Kleinstadt Zug. Als Chef einer staatlichen Kommission erforschte er die Wirtschaftsbeziehungen zur Nazidiktatur im Zweiten Weltkrieg. Tausende Seiten wurden veröffentlicht, kein schönes Bild. Nebenbei stieß der Professor auf Machtstrukturen in der Schweiz, die nie zuvor beschrieben wurden. In den frühen vierziger Jahren abgeschirmt von der demokratischen Kulisse, „riss eine Gruppe von Leuten die Macht an sich“, Funktionäre mächtiger Wirtschaftsverbände, Manager einiger weniger Großunternehmen sowie einige einflussreiche Spitzenbeamte. Insgesamt nicht mehr als zwei Dutzend Personen. Es war „noch keine Diktatur, aber eine autoritäre Form der Machtausübung ohne jede demokratische Kontrolle“. Das Parlament hatte kaum Einblick. Die Regierung war zum Verwaltungsrat einer AG degradiert. Viele dieser verdeckten Machtstrukturen, so fand Bergier heraus, haben sich bis heute völlig intakt erhalten. Im Bericht durfte er nichts darüber erwähnen. Es gehört nicht zu seinem Auftrag.

      Aber darüber reden darf er. Wer übt heute die tatsächliche Macht in der Schweiz aus? Bergier antwortet ohne das Zögern des abwägenden Wissenschaftlers: „die Wirtschaft“. – Auch die politische? „Ja, mehr denn je. Mich beunruhigt das. Der Staat muss den Willen haben, die ihm zustehende Kontrollfunktion auszuüben. Weil in der Schweiz die politische Macht bewusst nicht präzis definiert ist, kann sie auch nicht kontrolliert werden.“ Eine Verschwörung? Noch nicht wirklich. „Aber es kann eine daraus werden, wenn wir nicht aufpassen.“ Einige Bundesräte (Minister) hätten ihm im persönlichen Gespräch gesagt: „Die Warnung ist bei uns angekommen. Wir haben sie verstanden.“

      Davon spürt man nichts. Das alarmierende Interview mit dem Professor erschien bereits vor sieben Jahren in der größten Wirtschaftszeitung des Landes. Es führte zu keinerlei Reaktionen. Man schwieg im Kollektiv. Den Professor wunderte es nicht. „You & Us = UBS“, heißt der Slogan der größten Schweizer Bank. Eine einzige große Familie, die weiß, wann sie zu schweigen hat.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?item=3519
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 20:22:16
      Beitrag Nr. 2.720 ()
      Der Montag fängt ja gut an..........

      Montag, 30. März 2009
      Mehrheit mit System zufriedenJeder Zweite lobt DDR-Erfolge

      Auch 20 Jahre nach dem Fall der Mauer wünscht sich jeder Zweite in Deutschland Errungenschaften aus DDR-Zeiten wie im Gesundheitswesen oder der Bildung zurück. Zudem würden fast 40 Prozent der Bürger im Osten dem Sozialismus noch mal eine Chance geben. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Dimap im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNS) ergeben, deren Ergebnisse bereits vorab bekannt wurden.

      Die Erhebung ist Teil des "Deutschen Wertemonitors", das die FNS alle zwei Jahre veranstaltet. Fast 50 Prozent der Befragten stimmen darin dem Satz zu: "Den DDR-Bürgern ist das westliche System ohne sie zu fragen aufgezwungen worden." Nur 43 Prozent sehen das nicht so. Der Aussage: "Der Sozialismus ist auch heute noch einen Versuch wert", stimmen im Osten 39 Prozent der Befragten zu, im Westen 24 Prozent.

      Mehrheit mit System zufrieden

      Der Wert "Freiheit" hat demnach mit 71 Prozent nach wie vor eine Spitzenstellung bei den Bürgern. Ebenso wie beim Wert "Eigenverantwortung" (Zustimmung: 60 Prozent) gab es aber einen Rückgang von 5 bis 8 Prozentpunkten. Mit der politischen Ordnung in Deutschland sind zwei Drittel zufrieden. Im Osten ist die Mehrheit mit 53 Prozent allerdings knapp. Fehlende Bürgernähe der Parteien und zu geringe direkte Bürgerbeteiligung werden als Gründe genannt.

      Schwachpunkt Justiz

      Die bestehende Rechtsordnung finden im Westen Deutschlands 67 Prozent der Befragten gut. Im Osten sind dagegen 51 Prozent mit dem Rechtsstaat unzufrieden. Zu viele Gesetze, mangelhafter Schutz gegen Verbrechen und die Forderung nach härteren Strafen werden als Gründe genannt.

      Mit der Gerechtigkeit in der Gesellschaft sind die Menschen im Osten mehrheitlich unzufrieden, im Westen dagegen mehrheitlich zufrieden. Hauptkritikpunkte sind hier die Belastung zukünftiger Generationen durch den Sozialstaat (von 88 Prozent genannt), das Steuersystem (85 Prozent) sowie fehlende Bildungschancen für alle (69 Prozent).

      Kritik an Einkommensverteilung

      Die soziale Marktwirtschaft wird von 58 Prozent begrüßt - von 59 Prozent der Befragten im Westen, 50 Prozent im Osten. Die Einkommensverteilung wird als Kritikpunkt (83 Prozent) am häufigsten genannt. In der Abwägung der wichtigsten Kriterien im Wirtschaftsleben entscheiden sich 25 Prozent für mehr Wettbewerb, 47 Prozent für mehr Absicherung. 25 Prozent der Befragten wollen beides. Die Umfrage fand in den ersten Wochen der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise statt.

      Nach Einschätzung des FNS-Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt können die Liberalen nur bedingt mit diesen Ergebnissen zufrieden sein. Es gebe einen auffälligen Unterschied zwischen einem vorherrschenden "Lebensgefühl Freiheit" und der Betonung freiheitlicher Prinzipien, "wenn es konkret wird". Gerhardts Bilanz: "Der Spitzenplatz kann nicht darüber hinwegtäuschen: Die Wertschätzung für die Freiheit hat insgesamt nachgelassen."

      Den Aussagen kann ich nicht in jedem Punkt zustimmen, aber es
      sollte doch zum Nachdenken anregen......


      Quelle: http://www.n-tv.de/1129417.html
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 20:32:23
      Beitrag Nr. 2.721 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.795 von paddelbootheizer am 30.03.09 20:02:51Guten Abend paddelbootheizer,

      wenn Du Dir die "Beiträge" der letzten 1 - 2 Wochen hier in diesem Thread durchliest (insbesondere die Meldungen aus Russland und China, bevor "unsere" Medien sich dieses Thema`s (neue Währung) annahmen), dann wirst Du feststellen, daß da etwas Gewaltiges auf uns zurollt.

      Der G-20 Gipfel ist nur Show. Das Drehbuch (dessen Inhalt für die Interessierten immerhin schemenhaft zu erkennen ist) liegt schon lange auf dem Tisch.

      Mein Fazit: Die meisten sind schon tot in materieller Hinsicht. Cést la vie ...
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 21:09:03
      Beitrag Nr. 2.722 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.883.051 von Maraho am 30.03.09 20:32:23
      ....... umso weniger verstehe ich dann die aktuelle Entwicklung
      der Gold- und Silberpreise. Ich kann mir einfach nicht vorstellen
      welche Macht da ständig gegen den Strom schwimmt...
      Sollte man uns wirklich so verarschen? Wenn ja, wie lange noch?


      Paddel
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 21:19:43
      Beitrag Nr. 2.723 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.883.307 von paddelbootheizer am 30.03.09 21:09:03Ich bin der Meinung, daß der Goldpreis schon seit langem "gedeckelt" wird. Die magische Grenze von "1000" darf zur Zeit einfach nicht durchbrochen werden. Das würde für Unruhe sorgen und zudem unliebsame "Kleinstmengen-Käufe" provozieren, die die Preise treiben. Erst einmal wird "da oben" eingesammelt, um in erster Linie Vermögen abzusichern und Teile davon später an "die Masse" abzudrücken. Mit einem netten Gewinn ...
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 21:28:59
      Beitrag Nr. 2.724 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.722 von Maraho am 28.03.09 20:42:19In Anlehnung.
      Eine Abhandlung zum gegenwärtigen Zustand der City of London ...

      G20-Gipfel
      Jammer in der City

      VON PETER NONNENMACHER

      London. Die güldene Stadt, "the gilded City", wurde sie genannt. Ihre Straßen waren buchstäblich gepflastert mit kostbaren Metallen. Von ihren Zinnen überblickten die, die sich als "Herren des Universums" verstanden, ein Reich von nahezu unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten, von Milliarden-Gewinnen und gewaltigen privaten Profiten. Kein Wunder: Die City of London, das alte Finanzzentrum im Osten der britischen Hauptstadt, war über Jahre der Inbegriff monetären Erfolgs, die Zitadelle des Kredit-Booms.

      Die hier Beschäftigung fanden, waren sich einig in ihrem Glauben an die Vergoldung - wenn nicht der Erde, so doch ihrer eigenen Welt. 2,7 Billionen Pfund an Kapital wurden allein im Jahr 2007 via City in die Weltfinanzmärkte geschleust. Die Schleusen bedienten 440 000 Finanzexperten, in der alten Square Mile und in den nahen Docklands.

      Das Geschäft florierte, machte London zum vielbeneideten Finanz-Karussell der Welt und verhalf den Organisatoren der wunderbaren Geldvermehrung zu persönlichem Reichtum in bis dahin unbekannten Dimensionen. In der City flossen Adrenalin und Champagner gleichermaßen in Strömen.

      Dabei warnten schon damals ein paar misstrauische Zeitgenossen, dass dieser Rausch nicht ewig währen könne. Die meisten City-Menschen aber wollten davon nichts hören - bis Ende 2007 die ersten Beben ihre "güldene Stadt" erschütterten. Seither hat sich, wie alle Welt weiß, das Tempo der Drehscheibe drastisch vermindert, hat sich der Wachstumsrausch der Vorjahre in tiefe Depression verkehrt.

      Die City ist in schweren Turbulenzen. Ihre Selbstgewissheit, ihre Autonomie liegt in Scherben. Wenn Stuart Fraser aus seinem Fenster in der Guildhall auf die Dächer der umliegenden Banken- und Versicherungstempel schaut, weiß er, dass die Lage ernst ist, "und wir den Tiefstand wohl noch nicht erreicht haben".

      Fraser ist der Boss der Corporation of London, der Selbstverwaltungs-Gremien der City of London. Dass manche Unternehmen, die in den vergangenen Monaten in die Knie gingen, "nicht wiederkehren werden", steht für den Chefstrategen der City außer Frage. Auch "dass wir weitere Jobverluste erwarten müssen". Auf 80 000 schätzt Fraser die Gesamtzahl der Entlassungen im Finanzbereich der Insel bis Ende 2009.

      Auch der Planungschef der City, Peter Rees, hat "eine Depression wie diese noch nicht erlebt". Rees, der seit einem Vierteljahrhundert die Planungsstelle leitet, teilt nicht den Optimismus einiger City-Banker, das Problem ließe sich in den nächsten ein oder zwei Jahren lösen. Das "schlimmste Szenario" sei "die Perspektive jahrzehntelanger Depression".

      Zu spüren ist die Angst vorm "Schlimmsten" allenthalben in der City. Nervosität hat sich breit gemacht, wo früher lärmende Selbstgewissheit herrschte. In den Kneipen werden nun eher Zweifel ersäuft als Triumphe gefeiert. Viele Restaurants haben sich den Winter über geleert. Zwar ist noch immer eine Menge Geld im Umlauf. Die unsichere Beschäftigungslage aber hat dazu geführt, dass viele City-Beschäftigte sich Extravaganzen versagen, teure Club-Mitgliedschaften aufkündigen, exotische Reisen stornieren, Haushaltshilfen entlassen - und sogar Häuser im Notverkauf abstoßen.

      Eine ganze Industrie, die sich am Boom der City mit bereicherte, ist ins Schlingern gekommen. Dafür melden Ärzte und Psychiater in der Square Mile Rekordzulauf. Wer kann, rettet sich schnell auf eine neue Schiene: Londoner Schulen können sich über einen Mangel an Ökonomie-Lehrern zur Zeit nicht beklagen.

      Eine neue City-Moral mit wesentlich strengerer Kontrolle aller Institutionen hat der Vorsitzende der britischen Finanzaufsichtsbehörde (FSA), Lord Turner, angekündigt. Appelle zur Rückkehr zu einer "ehrlicheren" Form der Finanzwirtschaft sind auch von den Finanzbossen selbst zu hören. Jon Moulton etwa, von der Private-Equity-Firma Alchemy, drängt auf "radikale Strukturänderungen": Nur mit Pflästerchen hier und da zu arbeiten, reiche nicht. "Was wir brauchen, sind vertrauenswürdige Banken. Banken, die einfach sind. Die einfach gemanagt und reguliert werden können."

      Auch Stuart Fraser, der Corporation-Boss, akzeptiert, dass die Glaubwürdigkeit der Branche neu erstritten werden muss. Ohne Qualitätssiegel, ohne allseitiges Vertrauen, könne ein Platz wie die City nicht operieren. Allerdings geht es Fraser gegen den Strich, dass "Regulierung um jeden Preis" nun als neues Allheilmittel gepriesen werde: Auch, dass die Öffentlichkeit neuerdings ihre Banker an den Pranger stelle und gegen Top-Boni im Finanzbereich "moralisierend" zu Felde ziehe, sei wenig hilfreich. Lieber sollten sich die Politiker darauf einigen, dem Protektionismus zu wehren und die freien Märkte zu schützen, findet Fraser.

      Seinen altvertrauten Kompass will der Kapitän der Corporation jedenfalls nicht über Bord werfen "in diesen total unerforschten Gewässern, in denen noch niemand je zuvor gewesen ist".

      Wohin die alte Garde London steuere, sei leider abzusehen, glaubt indes der Autor und politische Kommentator Will Self. London, das seine industrielle Stärke der Gier auf schnelle Gewinne geopfert habe, bliebe wenig an ökonomischer Substanz: "Kosmopolitisch wird London sicher bleiben. Aber die Stadt wird nach und nach verfallen - mit lausigen öffentlichen Dienstleistungen, einem ächzenden Verkehrssystem, hohen Verbrechensraten an der Peripherie und einem inneren Kern unantastbaren Wohlstands."

      Wie schlimm, muss sich der Planungschef fragen lassen, könne es denn wirklich kommen? Nun, Peter Rees glaubt nicht, "dass bald Steppengras durch die City weht, wie in den Geisterstädten der Wildwestfilme". Grundsätzlich sind die City-Leute davon überzeugt, dass sich das Finanzzentrum als widerstandsfähig erweisen, dass es die Krise überstehen wird. Dies, meinen sie alle, sei schließlich nicht die erste Krise in der langen Geschichte der City of London.

      Sicher werde auch der eine oder andere aus London abziehen, vermutet der Boss der Hedge-Fund-Gruppe Terra Firma, Guy Hands. "Einige werden, um besserer Chancen willen, in den Nahen Osten abwandern. Andere werden zurückkehren nach Frankfurt oder Paris, wo die Infrastruktur besser ist und Immobilien billiger sind. Einige werden nach New York gehen, weil dort die Konkurs-Gesetze vorteilhafter sind."

      Rein geografisch bestehe keine Notwendigkeit, an der Themse zu sitzen. Und der geplante Abbau von Steuerprivilegien für ausländisches Kapital könne für London problematisch werden, stimmen andere Akteure der City-Szene zu.

      Dennoch glaubt Hands, dass sich die City in der Vergangenheit "als unendlich anpassungsfähig erwiesen" habe, und sich auch den neuen Gegebenheiten wieder erfolgreich anpassen werde. Auch Richard Lambert, Generaldirektor des britischen Industriellenverbandes CBI, ist davon überzeugt, dass die City ihre Top-Position als globales Finanzzentrum werde wahren können: "London wird auch in Zukunft erfahrene und talentierte Leute anziehen."

      Letztendlich, meint Rees, finde sich die City of London in diesen Tagen natürlich auf einer holprigen Strecke: "Es ist ein bisschen wie schwere Turbulenzen im Flugzeug. Trotzdem wird die Maschine sicher landen." Wo sie aber genau landen werde, und wann, lasse sich schwer voraussagen. Vielleicht werde man sich ja bei der Ankunft in so etwas wie den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder finden: In einer Art Nachkriegszeit, "in der wir alle auf sehr niedriger Ebene wieder anfangen, und unsere Gesellschaft neu aufbauen müssen, und unsere Wirtschaft ebenso."

      Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1704750_G20-Gipfel-Jamm…
      26 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 21:39:01
      Beitrag Nr. 2.725 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.805.001 von Maraho am 19.03.09 17:28:05Mit diesem "Fundstück" komme ich für heute zum Schluß ...
      Solche Aussagen dürften Herrn Steinbrück sicher nicht gefallen.
      Aber auch nicht dem Herrn zu Guttenberg. Ich dachte eigentlich vernommen zu haben, daß nicht alles schlechtgeredet werden soll.

      Weiß Herr Steinmeier mehr?


      Steinmeier hält auch Verschlimmerung der Krise für möglich

      Mainz. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hält eine deutliche Verschlimmerung der Wirtschaftskrise in Deutschland für möglich. So ganz sei sie anscheinend im persönlichen Umfeld vieler Menschen noch nicht angekommen, sagte der Außenminister in Mainz. Die gegenwärtige Stimmung könnte aber "die Ruhe vor dem Sturm" sein. Deutschland exportiere mehr als 60 Prozent seiner produzierten Waren, und auf den Exportmärkten herrsche Rezession. Es gebe aber auch Chancen. Nie sei Politik so sehr gefragt wie zur Zeit. (dpa)

      Quelle: http://www.fr-online.de/_em_cms/_multifunktion/?em_art=t…
      Avatar
      schrieb am 30.03.09 21:56:42
      Beitrag Nr. 2.726 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.883.522 von Maraho am 30.03.09 21:39:01Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      vielen Dank auch heute für eure Aufgeschlossenheit sowie die Beiträge.
      Ich hoffe, daß für den einen oder die andere wieder etwas interessantes dabei war.

      So gehabt euch denn wohl. Einen noch schönen Abend und später einen gesunden Schlaf wünscht allerseits
      Maraho


      P.S.: Aufgrund meiner Bemühungen, die verschiedenen Texte thematisch zu "verknüpfen", ist mir auch heute wieder aufgefallen, daß seit der Eröffnung dieses Threads die Entwicklung kaum in positivem Sinne vorangekommen ist. Eher beschleicht mich das Gefühl, daß wir uns immer tiefer in den Morast "eingraben".
      Zur Überprüfung dieser Aussage sollte man einfach noch mal auf Seite 1 anfangen zu lesen, wenn es denn interessiert.
      Erschreckend.

      Trotzalledem eine gute Nacht! ;)
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 05:21:52
      Beitrag Nr. 2.727 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.876.447 von Maraho am 30.03.09 05:38:34Guten Morgen,
      ein angenehmer Tag sei euch gewünscht!

      Beginnen wir mit Spanien ...

      Erste Bankenrettung in Spanien
      Ralf Streck

      Mit bis zu 9 Milliarden Euro will die Regierung in eine marode Sparkasse retten und dazu kommt nun auch die gefährliche Deflation

      Angesichts der abstürzenden spanischen Wirtschaft war seit langem klar, dass steigende Kreditausfälle Banken und Sparkassen in große Schwierigkeiten bringen würden. Die Sparkasse Caja Castilla-La Mancha (CCM) ist das erste Institut, das gerettet und unter Staatsverwaltung gestellt werden musste. Die Regierung beschloss im Eilverfahren eine Staatsbürgschaft von bis zu 9 Milliarden Euro, um die Sparkasse zu stützen. Der Chef und der Vorstand wurden abgesetzt, das Institut nun von Nationalbank zwangsverwaltet.

      Um einen Ansturm auf die Einlagen zu verhindern, erklärte der Wirtschaftsminister Pedro Solbes: "Die CCM wird allen ihren Pflichten gegenüber Anlegern und Gläubigern nachkommen." Dem unglücklichen Minister, der immer wieder absurde Prognosen berichtigen musste und lange nicht einmal das Wort Krise in den Mund nahm, lobt aber weiter das spanische Bankensystem. Kein anderes Geldinstitut befinde sich in Schwierigkeiten: "Wir können weiter auf unser Finanzsystem stolz sein." Angesichts der globalen Krise sei aber kein Land völlig immun.

      Doch das nimmt ihm niemand ab, wie die Madrider Börse gestern deutlich gezeigt hat. Der Ibex stürzte um über 4 % ab, verantwortlich waren vor allem die Banken. Auch die Aktien von Großbanken wie die Santander und der BBVA verloren über 7 % an Wert. Wie die CCM sind etliche Sparkassen und Banken von den stark steigenden Kreditausfällen betroffen, weil wegen der höchsten Arbeitslosigkeit in der EU viele hoch verschuldete Familien ihre Kredite nicht zurückzahlen können. Zudem hatten sich viele Institute wie die CCM in der Immobilienblase verspekuliert. Viele mit ihrem Geld neu gebaute Wohnungen lassen sich nicht mehr verkaufen.

      Zweifel an der Lobhudelei von Solbes sind nicht nur angebracht, weil er immer wieder beim Schönrechnen erwischt wurde. Längst ist bekannt, dass auch die größte Bank Santander schwächelt. Im vergangen Jahr benötigte sie eine Kapitalaufstockung und kürzlich setzte sie die Rückzahlung eines Immobilienfonds für zwei Jahre aus. 51.000 Anleger bangen nun um etwa 3,3 Milliarden Euro. Ohnehin fragte man sich, warum die sozialistische Regierung ein Bankenrettungspaket in der Höhe von 100 Milliarden aufgelegt hat, wenn die Institute angeblich stabil sind. Auch offiziell wurden die Kreditausfälle schon im Januar bei Sparkassen durchschnittlich mit knapp 4,5 % und bei Banken mit 3,2 % angegeben, wobei die Zahl der Ausfälle ständig schneller steigt. Etliche Institute liegen damit längst weit über 5 %, einem Wert, der von Experten als sehr kritisch eingestuft wird. Die CCM dürfte deshalb nur der Auftakt für weitere Staatsinterventionen darstellen.

      Spanien ist nun auch das erste EU-Land, das offiziell im Jahresvergleich eine Deflation ausweist. Im März sind die Verbraucherpreise wenig überraschend um 0,1 % unter das Vorjahresniveau gefallen. Das Statistikamt (INE) berechneten die Daten nach dem für den europäischen Vergleich herangezogenen Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Damit zeigt sich, dass zur desolaten Wirtschaftslage nun auch noch die gefährliche Deflation hinzukommt.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135471
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 05:29:01
      Beitrag Nr. 2.728 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.871 von Maraho am 30.03.09 12:55:36In Bezug.

      Aus für "Fair Value"-Bewertung
      Rainer Sommer

      Auf Druck des US-Kongresses soll das Financial Accounting Standards Board (FASB) bereit sein, die verpflichtende Bewertung zu Marktpreisen von Finanzanlagen aus den Bilanzen der US-Banken weitgehend zu eliminieren.

      Die betroffenen Banken hätten es so mit massivem Lobbying geschafft, ihre Abgeordneten auf Kurs zu bringen. Vergangene Woche hätten US-Parlamentarier den Chef der für die US-GAAP-Bilanzierungsregeln zuständigen Agent, so berichtet Bloomberg http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601109&sid=awSxPMGz…, mit der Ablöse und die Agentur mit der Entmachtung bedroht, wenn er den Banken nicht entgegenkomme. Diese wollen die in ihrem Bestand befindlichen Wertpapiere viel lieber anhand eigener mathematisch-statistischer Modelle bewerten, als nach den zuletzt weltweit kollabierten Marktpreisen.

      Dazu sind sie bislang noch verpflichtet, laut dem Vorschlag der FASB werde nun aber “significant judgment”, also ein gut begründetes eigenes Urteil zugelassen, womit dem Wunsch der Banken wohl weitgehend entsprochen worden sein dürfte. Fixiert werde die Erleichterung bereits am 2. April, so dass die Regelungen bereits für das 1. Quartal 2009 gelte – was den US-Banken insgesamt eine 20prozentige Gewinnsteigerung bescheren könnte.

      Mary Schapiro, seit Jänner neuer Chef der Wertpapieraufsicht SEC, hatte schon bei einem Senats-Hearing am 11. März die Absicht geäußert, den Banken mehr Spielraum einzuräumen. Demgegenüber hatte die SEC unmittelbar vor seinem Amtsantritt noch ein Paper veröffentlicht, demzufolge die “Mark-to-market”-Bilanzierung keinesfalls zur Finanzkrise beigetragen habe und unbedingt aufrechterhalten werden müsse.

      Weniger erstaunlich ist, dass die Behörden es erlauben, ihr vorübergehend insolventes Bankensystem mit Bilanzierungstricks zu retten. So hatte der frühere Fed Chef Paul Folker 20 Jahre nach der so genannten Tequila-Krise eingestanden, wie man diese tatsächlich beigelegt habe. Die größten US-Banken hatten sich massiv in Lateinamerika engagiert und waren nach dessen Zusammenbruch technisch insolvent. Aber selbst als nach diversen Umschuldungsrunden längst Einigung über die aus den Verbindlichkeiten maximal erhältlichen Zahlungen bestand, wurde den Banken schlicht gestattet, die Kredite weiter als Aktiva in den Büchern stehen zu lassen und unauffällig auf maximal 20 Jahre abzuschreiben.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135474
      115 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 05:51:43
      Beitrag Nr. 2.729 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.883.522 von Maraho am 30.03.09 21:39:01Noch etwas zu dieser Aussage ...

      Bundesbank-Chef rechnet mit rabenschwarzem ersten Quartal

      Frankfurt (Reuters) - Bundesbank-Präsident Axel Weber geht nach einem rabenschwarzes Jahresbeginn 2009 in den kommenden Monaten allenfalls noch von einer Stabilisierung der Konjunktur aus.

      Da sowohl die Auftragseingänge der Industrie als auch der deutsche Export keine Verbesserung signalisierten, deute vieles darauf hin, "dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal 2009 noch stärker ausfallen könnte als im Schlussquartal 2008. Von daher ist auch für das Gesamtjahr 2009 ein BIP-Rückgang in beträchtlicher Höhe zu erwarten", sagte Weber am Montag laut Redemanuskript bei der Vertreterversammlung der Frankfurter Volksbank.

      Ende vorigen Jahres war die Weltwirtschaft beinahe kollabiert. Das Bruttoinlandsprodukt von Exportweltmeister Deutschland brach um 2,1 Prozent ein. Das von der Bundesregierung aufgelegte zweite Konjunkturpaket habe Potenzial für einen "merklichen Stabilisierungseffekt", auch wenn die absehbaren Verluste beim Export nicht kompensiert werden könnten, sagte Weber.

      Dennoch gebe es auf Sicht der kommenden zwölf bis 18 Monate Grund zur Hoffnung: "Angesichts der massiven globalen geld- und fiskalpolitischen Impulse halte ich es für ein realistisches Szenario, dass sich die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland im Jahresverlauf stabilisieren wird. Potenzial für eine langsame Erholung der deutschen Wirtschaft sehe ich indes erst im nächsten Jahr", sagte Weber. Allerdings drohe ein "massiver Rückschlag" am Arbeitsmarkt.

      Die taumelnde Bankenbranche wird nach Ansicht Webers noch lange brauchen, um sich von der Krise zu erholen. Ob sie ihrer volkswirtschaftlichen Funktion als Geldverteiler auch in Zukunft weiter adäquat nachkommen könne, bleibe abzuwarten. Derzeit sei zwar noch keine allgemeine Kreditverknappung in Deutschland zu beobachten. "Für die nächsten Monate ist angesichts des scharfen Konjunkturabschwungs (...) wohl mit einer Verschlechterung der Situation zu rechnen", warnte Weber.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE52T0FE20090330
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 05:59:03
      Beitrag Nr. 2.730 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.795 von paddelbootheizer am 30.03.09 20:02:51In Zusammenhang ...

      Währungen
      Ökonomen bringen neuen Gold-Standard ins Spiel
      Von D. Eckert und H. Zschäpitz

      Bei den großen Weltdevisen Dollar und Euro sind in den letzten Wochen schwere Verwerfungen zu beobachten. Verbraucher fürchten um die Kaufkraft ihres Geldes und den Verlust ihrer Ersparnisse. Um eine Inflation wie in Simbabwe zu vermeiden, schlagen Ökonomen eine Bindung der Währungen an Gold vor.


      Das internationale Finanzsystem ist in den Treibsand des Misstrauens geraten. Verbraucher sorgen sich um die Kaufkraft ihres hart verdienten Geldes.

      Entsprechend groß sind die Erwartungen aller Akteure an das Treffen der 20 wichtigsten Industriestaaten diese Woche in London. Neben vielen anderen Problemen geht es darum, das Vertrauen in die Währungen der Welt wieder herzustellen. Seit der Zuspitzung der Finanzkrise ist nicht nur auf den Aktien- und Anleihemärkten, sondern auch auf den Devisenmärkten der Teufel los. Und das gilt nicht nur für die Währungen junger Industrienationen wie etwa dem polnischen Zloty, dessen Wert sich binnen weniger Monate halbiert hat. Auch bei den großen drei Weltdevisen Dollar, Yen und Euro sind schwere Verwerfungen zu beobachten. In der einen Woche stürzt der Wert des Dollars gegenüber dem Euro im historischen Ausmaß, in der nächsten kommt es zu gewaltigen Gegenbewegungen.

      „Die Probleme können nur gelöst werden, wenn der derzeit herrschende Dollar-Kapitalismus überwunden wird“, sagt Takashi Nishizawa, Ökonom bei der japanischen Großbank Nomura. Das bisherige System habe nur funktioniert, solange die Wirtschaftssupermacht USA Stärke ausgestrahlt habe. Nun reiche es nicht mehr aus, sich auf den Greenback zu stützen, auch andere Nationen müssten ihren Beitrag leisten. Dabei denkt er vor allem an das dynamische Reich der Mitte, das nunmehr zur drittgrößten Ökonomie aufgestiegen ist. „Die chinesische Volkswirtschaft zeichnet sich durch hohe Währungsreserven, eine hohe Sparrate der Bevölkerung und ein hohes Wachstumspotenzial aus“, sagt Nishizawa. Der Renminbi werde als Reservewährung auf jeden Fall eine größere Rolle spielen müssen.

      Wie groß das Misstrauen gegenüber den Währungen geworden ist, lässt sich an der Goldpreis-Entwicklung ablesen. Seit der Pleite der paradigmatischen Investmentbank Lehman Brothers Mitte September vergangenen Jahres haben sämtliche Währungen des Globus gegenüber dem Edelmetall an Wert eingebüßt. Am besten abgeschnitten hat seither noch der japanische Yen, der lediglich sieben Prozent abgerutscht ist. Schlimmer steht es gemessen am Golde um den Euro, der 23 Prozent niedriger steht als vor einem halben Jahr. Noch düsterer sieht es bei den osteuropäischen Währungen aus, bei denen der Verlust zwischen einem Drittel und 51 Prozent liegt. Schlimmer erging es nur noch dem Simbabwe-Dollar, der als Papiergeld praktisch wertlos geworden ist.

      Pessimisten sehen auch simbabwische Verhältnisse bald weltweit um sich greifen, da immer mehr Notenbanken dazu übergehen, ungezügelt Geld zu drucken, um der Krise Herr zu werden. Als Gegenmodell wird zunehmend ein traditionelles Konzept ins Spiel gebracht: der Goldstandard. Die Idee: Um das Vertrauen in die Währungen wieder herzustellen, sollten diese mit Edelmetall unterlegt werden. Anders als im jetzigen System könnte dann nicht beliebig Geld geschöpft und in Umlauf gebracht werden. Vielmehr wäre die Geldmenge, deren zu starke Ausweitung Inflation provozieren kann, an die Goldbestände gekoppelt. „Im jetzigen Paradigma ist die Versuchung zu groß, sich der politischen wie wirtschaftlichen Probleme durch die Notenpresse zu entledigen“, sagt Finanzexperte Roland Leuschel. Um diese monetäre Libertinage zu verhindern, plädiert er dafür, Währungen mit Gold zu unterlegen. Bereits Mitte der Zwanzigerjahre trug die Wiedereinführung des Edelmetall-Standards dazu bei, die Inflation niederzuringen.

      Auch Thorsten Polleit, Chefökonom Deutschland bei Barclays Capital, schlägt eine grundlegende Reform der globalen Währungspolitik vor. „Papiergeld, wie wir es momentan haben, ist in der Geschichte ein relativ junges Experiment, und wie die derzeitige Entwicklung zeigt, kein besonders gelungenes.“ Als Lösung schlägt er vor, ein System zu schaffen, in dem neues Geld nur dann ausgegeben werden könne, wenn dies mit einem Korb von Rohstoffen, darunter Gold, unterlegt ist. Ein wichtiger Aspekt wäre dann, dass die Wechselkurse untereinander fest wären.

      Die Mehrheit der Ökonomen lehnt indes einen neuen Gold-Standard ab. Sie verweisen darauf, dass die Gold-Bindung der Währungen den Wirtschaftsabschwung Anfang der Dreißigerjahre verschlimmerte, weil die einzelnen Länder ihre Zinsen kräftig nach oben schraubten, um Edelmetall-Abflüsse zu verhindern. So herrschten im Deutschen Reich trotz Rezession, Bankenkrise und Börsencrash damals zweistellige Sätze, ehe sich das Land 1931 vom Gold-Standard verabschiedete.

      Zu den entschiedenen Gegnern einer Edelmetall-Renaissance gehört Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman. In einer Veröffentlichung warnte er jüngst mit Blick auf die Große Depression vor „neuen goldenen Fesseln“ der Weltwirtschaft. Der wohl wichtigste Skeptiker dürfte allerdings Ben Bernanke sein. Der Chef der US-Notenbankchef wies in einer Studie nach, dass jene Länder als erste wieder zu Wachstum zurückfanden, die sich vom Gold-Standard lösten.

      Aktuell hat eine Rohstoff-unterlegte Währung unter Politikern und Ökonomen tatsächlich kaum Anhänger. Doch das könnte sich ändern, wenn die billionenschweren Rettungsprogramme eine starke Inflation nach sich ziehen. Zwar hat EZB-Präsident Jean-Claude Trichet gestern erst Entwarnung gegeben: Vor 2011 werde die Preissteigerung nicht über zwei Prozent steigen. Doch scheinen zumindest die Deutschen dem Notenbanker nicht zu glauben. In einer Telefonaktion der WELT am Sonntag äußerten sich mehr als die Hälfte der Anrufer besorgt über die Inflationsgefahren. Die ausführlichen Fragen und Antworten werden in der kommenden Ausgabe der "Welt am Sonntag" abgedruckt.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3471205/Oekonomen-bringen…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 06:02:00
      Beitrag Nr. 2.731 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.530 von Maraho am 31.03.09 05:51:43In Bezug.

      Bundesagentur gibt März-Arbeitslosenzahlen bekannt

      Nürnberg (dpa) - Die Bundesagentur für Arbeit gibt heute in Nürnberg die Arbeitslosenzahlen für den März bekannt. Nach Expertenberechnungen waren in dem Monat rund 3,55 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit - und damit etwa so viele wie im Februar. Dagegen war in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Erwerbslosen im März durchschnittlich um rund 100 000 gesunken. Der ungewöhnliche Stillstand am Arbeitsmarkt weist nach Ansicht von Fachleuten auf einen schwachen oder sogar ausbleibenden Frühjahrsaufschwung hin.

      © Die Welt
      erschienen am 31.03.2009 um 04:42 Uhr
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 06:03:56
      Beitrag Nr. 2.732 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.538 von Maraho am 31.03.09 06:02:00Noch etwas dazu ...

      Rekord bei Sanktionen gegen Arbeitslose

      Berlin (dpa) - Die Arbeitsagenturen haben 2008 so viele Sanktionen gegen Arbeitslosengeld-I-Empfänger verhängt wie noch nie zuvor. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, wurde in mehr als 740 000 Fällen die Auszahlung des Arbeitslosengeldes zeitweise gesperrt. Das entspricht einem Anstieg um 16 Prozent gegenüber 2007. Drastisch gestiegen sind vor allem die Sperrzeiten wegen verspäteter Arbeitssuchendmeldung. Die Sanktion wird verhängt, wenn sich Arbeitnehmer nicht sofort nach Bekanntwerden der Kündigung bei der BA melden.

      © Die Welt
      erschienen am 31.03.2009 um 03:09 Uhr
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 06:10:38
      Beitrag Nr. 2.733 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.520 von Maraho am 31.03.09 05:29:01In Bezug.

      Warum sich nichts ändert
      von Lucas Zeise

      Auf dem G20-Gipfel soll das Finanzmonster gebändigt werden. In Wirklichkeit päppeln die Regierungen es. Die Staaten tun alles dafür, dass der Finanzsektor nach der Krise so aufgebläht ist wie davor.


      Nichts hat sich an meiner Prognose geändert: Dieser G20-Gipfel wird weder bei der Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise noch bei der Regulierung der globalen Finanzmärkte nennenswerte Fortschritte bringen. Es ist traurig, wie viel Verantwortung die Bundesregierung für das Scheitern in beiden Fragen trägt. Um das dramatische Absacken der weltweiten Nachfrage auch nur halbwegs adäquat zu dämpfen, bräuchte es koordinierte staatliche Ausgabenprogramme. Die Europäer sperren sich dagegen. Vor allem die deutsche Regierung richtet ihre Wirtschaftspolitik danach aus, dass "ihre" Industrie aus der Krise noch stärker herauskommen soll. Die Weltwirtschaftskrise selbst zu mildern oder zu überwinden, das hält sie nicht für ihre Aufgabe.

      So weit, so schlecht. Man hätte meinen können, dass Deutschland wenigstens bei der Reregulierung der Finanzmärkte eine konstruktive Rolle spielen könnte. Immerhin rechnen sich Finanzminister Peer Steinbrück und Bundeskanzlerin Angela Merkel hoch an, dass sie beim G7-Gipfeltreffen im Frühjahr 2007 die Überwachung von Hedge-Fonds auf die Tagesordnung gesetzt hatten. Was aber geschieht? Die Bundesregierung erscheint auf dem Londoner G20-Gipfel ohne eigenes Konzept. Die Regulierung der Finanzmärkte ist ihr zwar wichtiger als die Frage, wie die Realwirtschaft weltweit stabilisiert werden kann. Aber offensichtlich auch wieder nicht so wichtig, dass sie wenigstens Minimalziele für den Gipfel formuliert hätte.

      Bekennende Deregulierer am Werk

      Der Ausgangsfehler - ein Fehler, dem man Absicht unterstellen muss - bestand schon darin, dass Angela Merkel den Ex-Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) Otmar Issing zum Vorsitzenden ihres Beratungsgremiums machte. Sie und Steinbrück wussten, was sie taten: Issing ist bekennender Deregulierer. Die zweifelhafte Ehre der Leitung wurde ihm auch nur deshalb zuteil, weil Hans Tietmeyer, früher Bundesbankpräsident und heute Präsident der arbeitgebereigenen Propagandaorganisation "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", wegen seines Aufsichtsratsmandats bei der HRE öffentlich nicht mehr akzeptabel war. Beide, Issing wie Tietmeyer, waren bisher aktive Vertreter des Lehrsatzes, die Politik sei den Märkten zu unterwerfen. Von keinem der beiden ist bekannt, dass er diesen Standpunkt revidiert hätte.

      Es verwundert also wenig, dass das Beratungsgremium unter Issings Vorsitz den wahrhaft revolutionären Vorschlag in die internationale Debatte einbrachte, ein grenzüberschreitendes Großkreditregister zu entwickeln. Es soll Banken und Aufsehern erleichtern, besondere Risiken (hohe Verschuldung von Kreditnehmern) zu erkennen. Die Aufsichtsbehörden könnten dann ganze "Risikolandkarten" erstellen. Ein solcher Informationsaustausch ist kein Fehler. Um das Finanzsystem zu reparieren, ist er aber in etwa so hilfreich wie das Einsetzen von neuen Fensterscheiben im zweiten Stock, wenn man ein Gebäudefundament festigen will.

      Verglichen mit den deutschen Vorschlägen sind die der Briten, der EU, ja sogar der USA erstaunlich konsequent. Sowohl US-Finanzminister Timothy Geithner als auch der Chairman der britischen Finanzaufsicht FSA, Lord Turner, stellten die Notwendigkeit einer makroökonomischen Aufsicht ins Zentrum. Auch die EU-Vorschläge, die von einer Kommission um den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds Jacques de Larosière ausgearbeitet worden waren, sehen vor, ein Gremium zu etablieren, das makroökonomische Probleme und Risiken analysiert - und dann auch die Verantwortung dafür übernimmt, dass wirtschaftspolitisch gehandelt wird. Im Grunde ist das der richtige Ansatz. Er geht davon aus, dass die Politik nicht nur einzelne Finanzinstitutionen zu überwachen hat, sondern die Stabilität des Sektors als Ganzes (und nicht etwa umgekehrt).

      In allen drei Vorschlägen ist außerdem das Prinzip erkennbar, dass alle im Finanzmarkt tätigen Institutionen dieser Aufsicht unterzogen werden müssen. So enthält der britische Entwurf den bemerkenswerten Satz: "Wenn etwas wie eine Bank aussieht und wie eine Bank klingt, muss es auch wie eine Bank reguliert werden." Nähme die britische Regierung diesen Satz ernst, müsste sie alle Hedge- und Private-Equity-Fonds sowie natürlich alle aus Bankbilanzen ausgegliederten Sondereinheiten der kompletten Bankaufsicht unterwerfen.

      Abspecken statt mästen

      Gibt es also Anlass zum Optimismus? Leider nein. In keinem der Dokumente wird als wesentliche Ursache der Krise die unglaubliche Aufblähung des Finanzsektors benannt. Der Grund für diese historisch wohl einmalige Blasenbildung wird mit der von Ben Bernanke stammenden Kurzformel der weltweit hohen Sparquote verharmlost. Richtiger wäre es, von einer weltweit auseinanderklaffenden Einkommensverteilung zu sprechen. Auch fehlt in den Vorschlägen die Erkenntnis, dass sich der Finanzsektor effektiv nur abspecken lässt, indem die Kreditvergabe begrenzt und an das Eigenkapital gebunden wird. Die Regulierungsreform Basel II war ein Irrweg. Die Kreditvergabe am geschätzten Risiko festzumachen ist für die einzelne Bank vernünftig, für eine effektive Aufsicht aber unsinnig.

      Noch schlimmer aber ist, dass die Regierungen der Länder, in denen solche Regulierungspläne entwickelt werden, derzeit alles tun, um den Finanzsektor in seine bis zum Ausbruch der Krise aufgeblähte Verfassung zurückzuführen. Dass die Commerzbank mit 18 Mrd. Euro Eigenkapitalzuschuss aus Staatsmitteln gestützt wird, um die Allianz vor Schwierigkeiten mit ihrer Problemtochter Dresdner Bank zu bewahren, ist ein Skandal - der dadurch nicht besser wird, dass der Versicherungskonzern aus den so vermiedenen hohen Verlusten zunächst einmal seine Aktionäre üppig bedient. US-Finanzminister Geithner schließlich schießt üppige Staatsmittel den Geierfonds zu, damit diese mehr Spielraum haben, um mit den faulen Papieren der Banken eine zweite Spekulationswelle anzuzetteln.

      Kurz: Die Regierungen stellen vage in Aussicht, den Finanzsektor zu zähmen. In der Praxis päppeln sie das Monster wieder auf.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Lucas-Zeise-…
      115 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 06:26:02
      Beitrag Nr. 2.734 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.083 von Maraho am 30.03.09 13:19:46Ergänzend hierzu ...

      Studie
      Deutsche reden eher über Sex als über Geld

      Geld ist für die Deutschen im Gespräch mit Freunden und Kollegen einer Studie zufolge meist ein Tabu-Thema. Viel eher sprechen die Bundesbürger über Arbeit, Politik oder Sex, ergab eine am Montag veröffentlichte Studie der Comdirect-Bank.

      Demnach sprechen gerade einmal vier vier Prozent der Bevölkerung mit Bekannten über ihre Finanzen. Geld sei damit seltener Gesprächsthema als etwa die Arbeit (46 Prozent), politische Überzeugungen (20 Prozent) oder das Liebesleben (acht Prozent).

      Offen über Geld sprechen die Deutschen meist nur mit engen Vertrauten: 97 Prozent kennen demnach in etwa die Höhe des Gehalts ihres Lebenspartners, und bei 90 Prozent genieße der Lebenspartner das höchste Vertrauen bei Finanzfragen. Professionellen Finanzberatern hingegen vertraue nur jeder Zweite (52 Prozent).

      Nur gut die Hälfte der Bevölkerung (52 Prozent) schätzt der Umfrage zufolge ihre Finanzkenntnisse als sehr gut oder eher gut ein.

      Mehr als ein Viertel der Deutschen muss sogar bei wirtschaftlichen Grundbegriffen passen, unbekannt ist vielen die Bedeutung der Begriffe Rezession (29 Prozent) oder Inflation (26 Prozent). Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) hatten schon einmal Probleme, in einem Gespräch mit einem Finanzberater alles zu verstehen - und knapp jeder Dritte davon (29 Prozent) traute sich nicht, gezielt nachzufragen.

      Für viele Deutsche hört beim Thema Geld der Umfrage zufolge die Freundschaft auf:

      30 Prozent der Bevölkerung verleihen grundsätzlich kein Geld, auch nicht an Freunde. 60 Prozent sind bereit, in schwierigen Situationen zu helfen; 84 Prozent davon verknüpfen damit aber konkrete Bedingungen.

      Geld geben würden Freunde am ehesten für eine Arztrechnung (80 Prozent) oder die Kosten eines Rechtsstreits (57 Prozent).

      Wer Spielschulden begleichen muss oder an eine Schönheitsoperation denkt, bekommt dafür nur selten Geld geliehen (acht und vier Prozent).

      Für die Comdirect-Umfrage „Kunden-Motive 2009 - Tabuthema Geld: Einstellungen, Verhalten und Wissen der Deutschen“ befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1060 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/03/30/studie…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 07:07:35
      Beitrag Nr. 2.735 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.754.508 von Maraho am 12.03.09 17:31:10Zum Abschluß für den Morgen noch etwas aus der Schweiz ...

      Obama-Euphorie klingt ab
      Von Dietmar Ostermann, Washington.

      Obama besucht Europa – noch vor Kurzem wäre das ein Grund gewesen, für die politische Grosswetterlage der nächsten Tage eitel Sonnenschein zu verkünden. Dem ist nicht mehr so.


      Im US-Wahlkampf war Barack Obama auch diesseits des Atlantiks der grosse Hoffnungsträger, der gefeierte Anti-Bush, ein politischer Superstar, mit dem man sich gern sehen liess. Jetzt stattet der neue Präsident der USA Europa seinen Antrittsbesuch ab. Doch auch wenn Obama noch immer höchst populär ist, scheint bei den Gastgebern die ganz grosse Euphorie schon wieder abzuklingen. Im Vorfeld der Reise gab es auf beiden Seiten erstaunlich schrille Töne. Am Himmel über dem Atlantik sind erste Wölkchen aufgetaucht.

      Zu erkennen ist das schon an der Sprache der Bilder: Zum G-20-Krisentreffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in London, der ersten Station seiner Reise, werden Obama keine jubelnden Massen begrüssen wie noch im Vorjahr unter Berlins Siegessäule. Durch Britanniens Hauptstadt zogen am Wochenende wütende Demonstranten. Nicht gegen die Person Obama wurde da protestiert, gewiss. Nicht einmal unbedingt gegen seine Politik. Aber doch gegen das Scheitern und die Verwerfungen einer globalen Wirtschaftsordnung, die von keinem Land so geprägt wurde wie von den USA.

      Angst vor Absturz

      Das weckt Skepsis gegenüber neuen Rezepten aus Washington, selbst wenn sie von einem neuen Präsidenten präsentiert werden – Skepsis nicht nur auf Europas Strassen. Auch im Kreis der G-20-Lenker gilt Amerikas Führungsrolle längst nicht mehr als Naturgesetz. In Washington hat man aufmerksam registriert, wie schroff sich die Europäer vor dem Gipfel gegen die US-Forderung gestemmt haben, mehr zu tun, um die eigene Wirtschaft mit staatlichen Konjunkturprogrammen anzukurbeln. Der Streit, teilweise eine in der Öffentlichkeit mit falschen Zahlen geführte Phantomdebatte, soll das G-20-Treffen zwar nicht mehr trüben, weil alle Seiten ein Signal der Geschlossenheit gegen die globale Krise senden wollen. Die Angst vor dem Absturz schweisst zusammen.

      Einen echten Konsens aber, wie man auf die schwere Wirtschaftskrise reagieren soll, gibt es noch nicht zwischen Europa und Amerika. Vor allem bei der anvisierten Reform der internationalen Finanzmärkte bleiben Differenzen. Und die Schwellenländer, allen voran China, mögen beim Gruppenfoto der G-20 kräftig mitlächeln. Doch sie wollen sich von den alten Industriestaaten nicht länger die Regeln diktieren lassen. In London geht es nicht nur um gemeinsame Wege aus der globalen Wirtschaftskrise – es geht auch um eine neue Hackordnung in der Welt und die Neuverteilung geopolitischer Macht.

      Charmeoffensive

      Für Obama ist der Antrittsbesuch in Europa der erste grosse Auftritt auf der internationalen Bühne. Er könnte zugleich das Ende seiner Flitterwochen in der Weltpolitik markieren. Aus amerikanischer Sicht jedenfalls muss sich bald zeigen, ob die Charmeoffensive der vergangenen Monate, der neue Umgangsstil, die Politik der ausgestreckten Hand greifbare Ergebnisse zeitigen. Erste Aufschlüsse könnten der G-20-Gipfel und Obamas Treffen mit dem Russen Dmitri Medwedew geben, mit dem der US-Präsident in London das Verhältnis der Ex-Supermächte entkrampfen will.

      Vor allem den Europäern hat die Obama-Regierung zuletzt unermüdlich signalisiert: Wir hören euch zu, wir nehmen euch ernst, wir wollen echte Partnerschaft. So ehrlich das nach den beziehungsgestörten Bush-Jahren gemeint sein mag – selbstlos ist es nicht. Vom Nato-Gipfel erhofft man sich in den USA mehr als nur wohlfeiles Lob für Obamas neue Afghanistan-Strategie. Das Papier ist in enger Abstimmung mit den Europäern entstanden.

      Handfeste Beiträge

      Trotz der geplanten Entsendung von 21'000 zusätzlichen US-Soldaten betont es vor allem die Notwendigkeit einer politischen Lösung – ganz so, wie das von europäischen Politikern gern gefordert wurde. Im Gegenzug allerdings werden von den Verbündeten jetzt grössere, handfeste Beiträge erwartet, gerne auch ziviler Natur.

      Beides, Wirtschaftskrise und Afghanistan-Krieg, kann zum Testfall für das neue transatlantische Verhältnis werden. An ihnen mag sich auch zeigen, wie unaufgeregt und belastbar eine runderneuerte Partnerschaft nach den Brüchen der Bush-Ära sein kann. Nicht jedem Wölkchen folgt ein Sturm.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/ObamaEuphorie-kl…

      Bis später ...
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 08:01:32
      Beitrag Nr. 2.736 ()
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 13:26:30
      Beitrag Nr. 2.737 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.538 von Maraho am 31.03.09 06:02:00Guten Tag zusammen,
      jetzt geht es weiter. Mittagstisch, leider wenig wohlschmeckend ...

      Konjunktur
      OECD sieht Deutschland vor Jobmarkt-Einbruch

      Die Wirtschaftslage in Deutschland wird sich wegen des drastischen Rückgangs der Exporte voraussichtlich weiter verschlechtern. Zu diesem Ergebnis kommt die OECD in einem zum G20-Weltfinanzgipfel in London vorgelegten Sonderbericht. Für 2009 geht die Organisation jetzt von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,3 Prozent aus.


      HB PARIS. Erst 2010 soll den Projektionen zufolge eine sehr schwache Erholung mit einem Wachstum um 0,2 Prozent einsetzten. Zuletzt hatte die OECD für 2009 ein Schrumpfen der Wirtschaft um rund 0,8 Prozent vorhergesagt. „Der Zusammenbruch des Welthandels zieht das Wachstum in Deutschland besonders stark in Mitleidenschaft“, sagte Hebbel. Bereits jetzt zeige der Arbeitsmarkt erste Schwächetendenzen. Die Anträge auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld bei den Agenturen für Arbeit hätten drastisch zugenommen.

      "Die Arbeitslosigkeit wird 2009 wahrscheinlich drastisch und 2010 weiter anziehen", heißt es demnach in dem Wirtschaftsausblick. "Unserer Prognose zufolge wird die Arbeitslosenquote auf 11,5 Prozent im Jahr 2010 stiegen und damit die Marke von fünf Millionen Arbeitslosen übertreffen", sagte OECD-Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel. Der Zusammenbruch des Welthandels ziehe das Wachstum in Deutschland besonders stark in Mitleidenschaft.

      Von der Bundesregierung fordert die OECD, mehr für die Stärkung des Arbeitsmarktes zu tun. Deutschland gehöre zu den Länder mit dem größten fiskalpolitischen Spielraum, sagte Hebbel. Unter anderem könnten die Kapazitäten der Jobcenter ausgeweitet werden. Einkommensersatzleistungen sollten stärker an den Nachweis gekoppelt werden, dass Arbeitslose auch wirklich einen neuen Job suchen. Keinesfalls sollten die Fehler der 70er Jahre wiederholt werden, sagte Hebbel. Maßnahmen wie die Frühverrentung sei keine Alternative.

      Auch die neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen, dass die Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt im März voll erfasst hat. Die übliche Frühjahrsbelebung blieb aus. Stattdessen stieg die Zahl der Arbeitslosen erstmals in einem März seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1928. Laut BA gab es insgesamt 3,586 Millionen Arbeitslose. Dies waren 34.000 mehr als im Februar und 78 000 mehr als vor einem Jahr. Damit stieg die Arbeitslosenzahl erstmals seit Dezember 2005 auch wieder im Vorjahresvergleich. BA-Chef Frank-Jürgen Weise nannte eine Zunahme auf vier Millionen Erwerbslose im Jahresverlauf möglich (mehr...).

      Für die Eurozone rechnet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2009 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,1 Prozent. Die USA müssen mit einem Einbruch von 4,0 Prozent rechnen. Japans Wirtschaft könnte laut OECD um 6,6 Prozent abstürzen (mehr...). „Der Konjunktureinbruch ist noch viel intensiver als wir ihn im November vorausgesehen haben“, räumte Hebbel ein. „Die Weltwirtschaft befindet sich heute inmitten der tiefgreifendsten Rezession, die wir zu unseren Lebzeiten gesehen haben.“ Alle 30 OECD-Mitgliedstaaten seien betroffen. Dies sei eine noch nie dagewesene Entwicklung in der Nachkriegszeit. Der Welthandel werde 2009 vermutlich um 13 Prozent schrumpfen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrich…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 13:30:03
      Beitrag Nr. 2.738 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.392 von Maraho am 31.03.09 13:26:30Und noch was von der OECD ...


      OECD und Weltbank
      Wirtschaftsleistung bricht weltweit ein

      Pünktlich zum G-20-Gipfel schlagen OECD und Weltbank Alarm: Die Wirtschaftsleistung der Industrieländer wird 2009 voraussichtlich um 4,3 Prozent Prozent schrumpfen. Auch global sind die Prognosen düster: Laut Weltbank schrumpft die Weltwirtschaft in diesem Jahr um dramatische 1,7 Prozent. Der Welthandel werde so stark einbrechen wie seit 80 Jahren nicht mehr.


      HB PARIS/BERLIN. Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel erklärte bei der Vorstellung des jüngsten Konjunkturausblicks, in 21 der 30 OECD-Mitgliedstaaten herrsche die größte Rezession seit den 80er Jahren. Es sei noch zu früh zu sagen, ob der Höhepunkt der Wirtschaftskrise bereits erreicht sei. Die Konjunktur werde aber frühestens Ende dieses Jahres wieder anziehen (zum OECD-Bericht).

      Angesichts der tiefsten und umfassendsten Rezession seit mehr als 50 Jahren wird laut OECD der Welthandel in diesem Jahr um mehr als 13 Prozent einbrechen. Die globale Wirtschaftsleistung sinke um 2,7 Prozent. Auch in den großen Schwellenländern werde sich das Wachstum verlangsamen. Die Ökonomen gehen davon aus, dass erst im kommenden Jahr infolge der von der Politik Konjunkturmaßnahmen eine Erholung beginnt.

      Für Deutschland erwartet die OECD, dass aufgrund einbrechender Exporte und Investitionen die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 5,3 Prozent schrumpfen wird. Für 2010 gehen die Experten von einem geringen Wachstum um 0,2 Prozent aus. Die Zahl der Arbeitslosen werde vor allem 2010 stark zunehmen und im Jahresschnitt fünf Millionen erreichen. Die Arbeitslosenquote (nach ILO-Standard) dürfte dann bei etwa 11,6 Prozent liegen. Der Höchstwert sollte mit 11,8 Prozent im vierten Quartal 2010 erreicht sein (mehr...).

      Die USA könnten nach Einschätzung der Organisation Anfang 2010 wieder aus der Rezession kommen. Voraussetzung dafür sei, dass sich die Konjunkturpakete als effektiv erweisen und sich die Finanz- und Immobilienmärkte stabilisieren. Für Japan sagt die OECD einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,6 Prozent in diesem und um 0,5 Prozent im nächsten Jahr voraus.

      Schmidt-Hebbel betonte, ein noch düsteres Szenario sei wahrscheinlicher als eine schnelle Erholung. Das größte Risiko sei, dass die Schwächung der sogenannten Realwirtschaft die Solidität der Finanzinstitutionen weiter beschädige. Das würde eine noch tiefere Rezession nach sich ziehen. Laut OECD werden die von den Regierungen ergriffenen Konjunkturmaßnahmen die Wirtschaftsleistung durchschnittlich um rund 0,9 Prozent in den Jahren 2009 und 2010 erhöhen. In den USA und Australien dürften die Maßnahmen in den beiden Jahren das Bruttoinlandsprodukt um mehr als ein Prozent höher ausfallen lassen.

      Wie effektiv die Maßnahmen sein werden, hängt laut Wirtschaftsausblick auch von deren Timing ab: Die Ökonomen empfehlen den Ländern, die dafür Spielraum haben, für 2010 über einen weiteren Impuls nachzudenken. Unter den großen Industrieländern (G-7) wären das vor allem Deutschland und Kanada. Angesichts des erwarteten drastischen Anstiegs der Arbeitslosigkeit sollte der Schwerpunkt zusätzlicher Aktionen auf arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen liegen.

      Auch global sind dir Prognosen düster: Laut Weltbank schrumpft die globale Wirtschaft in diesem Jahr um dramatische 1,7 Prozent. Vor etwa zwei Wochen hatte der Internationale Währungsfonds noch ein Minus zwischen 0,5 und einem Prozent vorausgesagt. Der Welthandel werde um mehr als 6 Prozent einbrechen - so stark wie seit 80 Jahren nicht mehr, heißt es im aktuellen Wirtschaftsausblick der Weltbank. In der Eurozone wird die Wirtschaft der Studie zufolge um 2,7 Prozent schrumpfen.

      Bereits im kommenden Jahr sei eine moderate Erholung möglich, doch sei dieser Ausblick „höchst ungewiss“, räumte die Weltbank ein. Sie rechnet für 2010 mit einem weltweiten Wachstum von 2,3 Prozent. In der Eurozone sieht die Organisation im kommenden Jahr derweil lediglich ein schwaches Plus von 0,9 Prozent. Hingegen könnten die USA dann schon wieder um solide 2 Prozent zulegen.

      Die globale Konjunkturmisere trifft der Studie zufolge auch die Schwellen- und Entwicklungsländer hart: Für sie erwartet die Weltbank in diesem Jahr nur noch ein deutlich gebremstes Wachstum von 2,1 Prozent. Dort sei 2010 aber schon mit einer Verdopplung auf 4,4 Prozent zu rechnen, heißt es in dem Weltbank-Papier.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten…
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      schrieb am 31.03.09 13:35:52
      Beitrag Nr. 2.739 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.722.334 von Maraho am 07.03.09 17:20:12In Bezug.

      Sparprogramm
      Siemens-Zulieferer bangen um Aufträge

      Die neue Einkaufschefin Barbara Kux startet ihren Job mit einem Knall: Jeder fünfte der 370.000 Zulieferer des Konzerns soll ausgesiebt werden. Besonders schlimm für hiesige Arbeitsplätze: Siemens will künftig mehr in Schwellenländern und deutlich weniger in Europa einkaufen.

      Die neue Siemens-Managerin Barbara Kux will jeden fünften der 370.000 Siemens-Zulieferer loswerden. Das sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wir können nicht mit so vielen Lieferanten in die Zukunft gehen." Die erste Frau im Siemens-Vorstand amtiert seit knapp einem halben Jahr und ist mit der Aufgabe angetreten, die Lieferantenkette auf Vordermann zu bringen und dem Unternehmen dadurch viel Geld zu sparen. Sie ist für den weltweiten Einkauf des Konzerns zuständig.

      Insgesamt kauft Siemens jährlich für 40 Mrd. Euro bei seinen Zulieferern ein. Die meisten Rechnungen lauten jedoch über kleine Beträge. Nach Angaben der Zeitung stehen 300.000 Zulieferer für fünf Prozent des Beschaffungsvolumens - das verursache viel Verwaltungsarbeit und gerade hier will Siemens sparen und baut Stellen ab. Bei ihrem vorherigen Arbeitgeber Philips hatte Kux die Zahl der Lieferanten um ein Drittel gesenkt.

      Durch eine zentralisierte Beschaffung will der Münchner Konzern künftig seine Marktmacht stärker ausnutzen und den derzeit wachsenden Kostendruck zum Teil auf seine Zulieferer abwälzen. "Natürlich werden wir besonders in der jetzigen Situation versuchen, niedrigere Preise durchzusetzen", sagt Kux. "Wir können dabei auch größere Einkaufsvolumina anbieten, was bei den Verhandlungen hilft."

      Siemens will Ende April seine neue Einkaufsstrategie vorstellen, mit der über die kommenden Jahre Milliardenbeträge eingespart werden sollen. "Die Ziele werden bis 2010 in Etappen umgesetzt; danach werden neue Ziele definiert", sagte Kux.

      Sie deutete an, dass vor allem die Lieferanten im Westen zu den Verlieren der neuen Strategie zählen und Schwellenländer wie China davon profitieren würden. "Das müssen wir tun, um in den Wachstumsmärkten stärker vertreten zu sein und um uns dort mit einem niedrigeren Kostenniveau dem lokalen Wettbewerb zu stellen." Nur ein Fünftel der Beschaffung erfolge bislang in diesen Regionen, obwohl Siemens 30 Prozent des Konzernumsatzes dort erzielt. Da gebe es Handlungsbedarf, sagte die Managerin.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/:Sparprogramm-Siemens-Zuli…
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      schrieb am 31.03.09 13:41:22
      Beitrag Nr. 2.740 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.158 von Maraho am 30.03.09 18:52:31Etwas zu Russland ...

      Russland sucht Schulterschluss mit China
      Florian Willershausen (Moskau)

      Supranationale Kontrollbehörde, internationale Reservewährung, der Rubel als Stabilitätsanker für Osteuropa – die russische Delegation reist mit mutigen Reformideen zum G20-Gipfel nach London. Die wenigsten davon werden sich durchsetzen lassen. Teil VIII der Länderserie.

      Den Sinn und Zweck der EU-Integration hat Russlands politische Führung nie wirklich verstanden, manch ein Politiker fordert die Auflösung der OSZE, oft blockiert der Kreml den UN-Sicherheitsrat. Vor diesem Hintergrund sind die russischen Vorschläge zum G20-Gipfel geradezu revolutionär: Moskau will einer neuer Weltbehörde die Überwachung der globalen Finanzströme auferlegen und eine globale Reservewährung einführen. Noch nie hat sich ein Kremlchef zu derart weitgehenden supranationalen Träumen hinreißen lassen wie Dmitri Medwedew in seinem kürzlich vorgestellten Plan zur Reform des Weltfinanzsystems.

      In dem Papier wird die Weltfinanzkrise klar als „Folge des Zusammenbruchs des bestehenden Finanzsystems“ bezeichnet, außerdem seien durch schlechtes Management „signifikante Risiken“ übersehen worden. Das mache den Aufbau einer grundlegend neuen globalen Finanzarchitektur notwendig. In der Ursachenanalyse liegt Russland also mit den übrigen G20-Staaten auf Linie – zumal darauf verzichtet wird, den USA die alleinige Schuld an der Finanzkrise zuzuweisen.

      Im Grunde steckt aber genau das hinter den russischen Vorstößen: Moskau betrachtet die US-Dominanz im Zeitalter der Globalisierung als Grundübel und fordert mehr Mitsprache für BRIC-Staaten. Der Kreml sucht dabei gezielt den Schulterschluss mit China. „Die Vertreter beider Regierungen sind aktive Anhänger der Idee einer weltweiten Reservewährung“, sagte Kreml-Wirtschaftsberater Arkadij Dworkowitsch kürzlich. Gemeinsam mit Peking werde man das Thema andiskutieren, auch wenn in London keine Entscheidung zu erwarten sei. Dworkowitsch ist der Ansicht, dass der russische Rubel und der chinesische Yuan mittelfristig zu Regionalwährungen werden müssten.

      So legt sich Moskau mit USA und EU an. Die Schaffung an einer völlig neuen weltweiten Reservewährung würde die Rolle der Leitwährungen Dollar und Euro unterminieren und ist politisch kaum durchsetzbar. Eine globale Kontrollbehörde, die unabhängig vom Internationalen Währungsfonds (IWF) arbeiten und trotzdem Legitimität, vielleicht sogar etwas Macht bekommen soll, würde die Rolle der von USA und Europa kontrollierten bestehenden Institutionen (IWF, Weltbank, EBRD) reduzieren.

      Mit diesen ambitionierten Vorschlägen unterstreicht Russlands Führung also dick und fett den Anspruch auf stärkeres Mitspracherecht in der Weltfinanzpolitik – zu Recht, denn der BRIC-Staat ist nicht nur durch die Rolle als Tankstelle Europas, sondern auch angesichts der intensiver werdenden Handelsbeziehungen zum integralen Bestandteil der Weltwirtschaft geworden. Doch Russland genießt international kaum Vertrauen – auch das zu Recht.

      Im Inland bekämpft Russland die Wirtschaftskrise mit der Brechstange des Protektionismus: Für allerlei Branchen wurden die Importzölle erhöht. Staatsaufträge werden in der Regel nur an russische Unternehmen vergeben. Der Staat versucht indes, den politischen und wirtschaftlichen Prozess weitgehend zu kontrollieren. Es darf insofern bezweifelt werden, dass sich ein staatskapitalistisches Russland aus supranationalen Höhen in die Karten schauen lassen würde.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/russland-sucht-schulterschluss-mi…
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 31.03.09 13:52:17
      Beitrag Nr. 2.741 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.823 von Maraho am 28.03.09 21:21:12Etwas zur HRE ...

      Axel Troost
      Ahnungslos oder glatt gelogen?

      „Es wird immer offensichtlicher, dass das Hauptproblem der HRE die Verluste im Immobiliengeschäft sind. Im vergangenen Oktober hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück die HRE als eine in ihrem Wesen grundsolide Bank bezeichnet. Im Parlament hat er gebetsmühlenartig wiederholt, die HRE habe vor allem ein Refinanzierungsproblem im Bereich ihres langfristigen Staatsfinanzierungsgeschäfts, das der Bund durch Garantien überwinden könne“, so Axel Troost anlässlich der neuen Zahlen der Hypo-Real-Estate für 2008. Der finanzpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE weiter:

      „Die am Samstag von der HRE vorgelegten Zahlen für 2008 strafen den Finanzminister Lügen. Wenn die HRE 2008 allein mit strukturierten Finanzprodukten 1,1 Milliarden Euro Verlust gemacht hat, dann widerspricht das der bisherigen Darstellung der Bundesregierung.

      Entweder wusste Steinbrück im Oktober wirklich nicht, auf was er sich und die Steuerzahler einließ. Dann haben wir ein dramatisches Kompetenzproblem im BMF und in der Bankenaufsicht. Oder er hat das Parlament und die Öffentlichkeit schon damals über das wahre Ausmaß der HRE-Probleme belogen. Dann müsste er erst recht politische Konsequenzen ziehen.

      Der von unserer Fraktion initiierte HRE-Untersuchungsausschuss muss daher umso dringender klären, was den Entscheidungsträgern in der Bundesregierung zu welchem Zeitpunkt bekannt war und ob sie Parlament und Öffentlichkeit belogen haben.
      Die Versuche der SPD, den Untersuchungsausschuss zu verzögern, weckt dabei besonderes Misstrauen gegenüber den SPD-geführten Ressorts.“

      Quelle: http://www.linksfraktion.de/pressemitteilung.php?artikel=124…
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      schrieb am 31.03.09 13:58:33
      Beitrag Nr. 2.742 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.538 von Maraho am 31.03.09 06:02:00Wenn es erst richtig mit der Arbeitslosigkeit losgeht, dann dürften Leistungskürzungen für die Betroffenen in`s Haus stehen. Wenn nicht noch mehr ...

      Regierung:
      Handlungsfähigkeit der Bundesagentur nicht bedroht

      Berlin: (hib/CHE) Durch die konjunkturelle Entwicklung und den dadurch nötig gewordenen Nachtragshaushalt für 2009 erhöht sich das Defizit der Bundesagentur für Arbeit (BA) um rund 5 Milliarden Euro. Insgesamt steigt das Defizit der BA damit auf 10,9 Milliarden Euro, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/12248) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (16/12044) ausführt. Diese Summe könne jedoch aus den Rücklagen der BA, die zum Jahresende 2008 16,7 Milliarden Euro betrugen, finanziert werden.

      Die Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung auf 2,8 Prozent im Januar 2009 betrachtet die Regierung trotz der angespannten Wirtschaftslage weiter als sinnvoll. Durch die antizyklische Senkung würden die Beitragszahler entlastet und Impulse für den Erhalt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gesetzt, so die Begründung. Auch bei steigenden Kurzarbeiter- und Arbeitslosenzahlen sei die BA in der Lage, die erforderliche Arbeitsförderung zu leisten. Die finanzielle Handlungsfähigkeit für 2009 sei sichergestellt, heißt es weiter.

      Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2009/2009_098/03.html
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      schrieb am 31.03.09 14:04:23
      Beitrag Nr. 2.743 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.881.355 von Maraho am 30.03.09 17:18:52So, zum Dessert noch dies ...

      Ein Land im Abwrackwahn
      Jens Berger

      600.000 bewilligte Subventionsschecks in Höhe von je 2.500 Euro reichen womöglich nicht aus. 7,4 Millionen Deutsche sind es nun noch, die seit über einem Jahr ein Automobil besitzen, das älter als 9 Jahre ist. Seit heute hat die Regierung nicht nur die Kappungsgrenze für die Abwrackprämie abgeschafft und die Frist erst einmal bis zum Jahresende verlängert, man hat die Antragsabwicklung auch in das Internet verlagert. Pünktlich zur Umstellung brachen dann auch prompt die Server des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zusammen. Das ganze Land befindet sich in einem kollektiven Abwrackwahn und die Politik hat nicht den Mut, eine sinnlose Subvention zu streichen. Die Abwrackprämie droht nun eine stetige Einrichtung zu werden.

      Die französische Regierung verschickte Konsumschecks in Höhe von 200 Euro an Geringverdiener. Die britische Regierung senkte die Mehrwertsteuer. Halb Europa versucht, mit Konsum die Auswirkungen der Finanzkrise zu mildern. Deutschland hingegen ist im Wahlkampf und der Michel hält nicht viel von staatlich subventioniertem Konsum auf Pump – Geringverdiener und Hartz-IV Empfänger kaufen sich eh nur Zigaretten und Alkohol und wer nicht raucht oder säuft, der trägt das Geld in den nächsten Media-Markt, um sich einen neuen Flachbild-Fernseher oder ähnlichen Firlefanz zu kaufen. Solch unvernünftige Handlungen dürfen natürlich nicht auch noch subventioniert werden. Wenn es allerdings um so etwas Handfestes wie ein Automobil geht, ist das etwas anderes. Das weiß in Deutschland jeder Jungspund. So unmöglich es für ihn ist, den Großeltern 200 Euro für eine neue Grafikkarte aus den Rippen zu leiern – schließlich will man das „Killerspiel“ Counter-Strike ja auch in Ultra High Definition zocken –, so einfach ist es, bei Erreichen der Volljährigkeit 5.000 Euro von Opas Sparbuch für einen tiefergelegten Renn-Polo zu bekommen. Da hat der Bube wenigstens etwas Handfestes.

      Deutschland ist ein Autoland. Franzosen und Italiener können ja gerne einen auf Dolce Vita machen, teure Schuhe kaufen, gut essen gehen oder den Tag im Bistro vertrödeln. Zum deutschen Wesen gehört nun einmal das Auto. Das Stereotyp des deutschen Kleinbürgers ist auch erst dann perfekt, wenn er samstäglich vor seinem Reihenhaus die neuwertige automobile Habseligkeit aus Chrom und Stahl waschen und auf Hochglanz polieren darf. Gerade im Wahlkampf ist es für eine echte Volkspartei notwendig, den Michel in der Krise zu beruhigen und ihm seinen Traum vom Neuwagen näher zu bringen – koste es, was es wolle. Wenn die Regentin und der Kandidat sich einen Wettbewerb liefern, wer von ihnen der bessere Autokanzler sein könnte, freut sich nicht nur der Michel, sondern auch der Automobillobbyist. Und wenn es der Automobilbranche gut geht, geht es Deutschland gut. Dieses Credo saugt ein guter Deutscher bereits mit der Muttermilch ein.

      Die Automobilbranche hat jahrelang über ihre Verhältnisse produziert. Die Welt kaufte auf Pump und Deutschland lieferte. Nun sind die Banken klamm und die Kredite sitzen nicht mehr so locker. Die Finanzkrise hat vielen potentiellen Autokäufern auch die Lust am Konsum verhagelt. Anders als in Deutschland gilt der Kauf eines Neuwagens zum Preis eines ganzen Jahresgehalts nämlich nicht überall als löbliche und vernünftige Tat. Für ein Autoland wie Deutschland ist diese Entwicklung höchst unerfreulich. Wie aber schafft man es, dass die Automobilbranche weiterhin über ihre Verhältnisse produzieren kann? Ganz einfach – man subventioniert den Kauf von Neuwagen mit Steuergeldern! Aber nur dann, wenn der Käufer sein altes Gefährt verschrottet. Wenn die ganzen Gebrauchtwagen günstig den Markt überschwemmen, könnten ja andere potentielle Käufer sich entschließen, einen günstigeren Gebrauchtwagen zu kaufen und das ist natürlich nicht erwünscht, wenn man die Automobilbranche stärken will. Schrotthändler schätzen, dass rund jeder dritte Wagen, für dessen Verschrottung 2.500 Euro aus dem Steuersäckel bezahlt werden, auf dem Gebrauchtwagenmarkt mehr als diese Summe einbringen würde. Aber wen interessiert so etwas? Einige Mitarbeiter auf dem Schrottplatz werden freilich feuchte Augen bekommen – da müssen sie nun Autos verschrotten, die sie liebend gerne selbst fahren würden.

      Um der wahnsinnigen Vernichtung von Werten ein ökologisches Antlitz aufzupfropfen, erfand die Politik den Namen „Umweltprämie“. Wer nun seinen 3-Liter Polo verschrottet, um sich ein automobiles Ungetüm wie den Porsche Cayenne zu kaufen, bekommt 2.500 Euro „Umweltprämie“ – manchmal ist die Realität absurder, als es jede Satire je sein könnte. Wenn ein Neuwagen auf Hochglanz poliert einen glücklichen Käufer findet, hat er die Umwelt bereits mit rund 20% des lebenslangen Primärenergieverbrauchs und fast der Hälfte der CO2-Äquivalente belastet. Um 1,5 Tonnen Stahl in automobiler Pracht glitzern zu lassen, sind nun einmal Rohstoffe und Energie von Nöten. Je länger ein solches Automobil genutzt wird, desto sinnvoller ist dies für die Ökobilanz, solange es sich nicht um einen äußerst durstigen Spritfresser handelt. An der „Umweltprämie“ ist so ziemlich nichts ökologisch sinnvoll. Dass der Volksmund aus der Umwelt- eine Abwrackprämie machte, ist nur allzu verständlich.

      Volkswirtschaft hat etwas unheimliches – konjunkturelle Kennzahlen, wie das Bruttosozialprodukt, sind eine rein quantitative Aussage. Wenn man alle Automobile in Deutschland auf einen Schlag wegzaubern würde, so hätte dies einen konjunkturell belebenden Effekt. Die Deutschen müssten sich schließlich neue Automobile kaufen, wodurch auch das Bruttosozialprodukt steigen würde. Konjunkturelle Kennzahlen sagen nun einmal nichts über Lebensqualität aus. Wenn ein Bundesbürger also einen fahrbereiten Wagen, der in einem guten Zustand ist, verschrottet und sich ein neues Auto kauft, so ist dies in der Tat zunächst einmal konjunkturell belebend. Der bittere Kater wird jedoch folgen. 600.000 Abwracker – bei einem Preis von 15.000 Euro pro Neuwagen sind dies immerhin 9 Milliarden Euro, die da zusammenkommen. Da Spitzen- und Besserverdiener selten eigene Automobile fahren, und wenn, dann meist solche, die jünger als neun Jahre sind, dürfte das Gros der Abwracker den mittleren und unteren Einkommensschichten zugehörig sein. Da in diesen Schichten nur sehr selten größere frei verfügbare Geldsummen vorhanden sind, werden die meisten Abwracker ihre neuen Lieblinge über Kredite finanzieren. Der Autokauf auf Pump, der international durch die Finanzkrise rückläufig ist, wird so im Lande der Automobilbauer neu befeuert. Gute Zeiten für Inkassounternehmen – man mag sich gar nicht vorstellen, wieviele Arbeitslose in spe die Raten nicht werden bedienen können. Glücklicherweise hat die Regierung wenigstens Hartz-IV Empfänger vor so viel Unvernunft geschützt und ihnen die Abwrackprämie vorenthalten.

      Wenn nun die Abwracker 12.500 Euro fremdfinanzieren lassen, so müssen sie – bei marktüblichen Zinsen und vierjähriger Laufzeit – jeden Monat rund 300 Euro tilgen. Da jeder Euro nur einmal ausgeben werden kann, müssen die stolzen Neuwagenbesitzer das Geld natürlich an anderer Stelle einsparen. Gastronomen, Einzelhändler und Handwerker werden ob der Abwrackprämie noch jubilieren. Aber auch für die Automobilbranche ist dies nur ein Strohfeuer, das den Zeitpunkt des bösen Erwachens lediglich aufschiebt. Wer in nächster Zeit ein Auto kaufen wollte und Anspruch auf die Abwrackprämie hat, der hat in vielen Fällen den Kauf vorgezogen. Sobald diese Bestellungen abgearbeitet sind, wird die Zahl der Neuanmeldungen merklich zurückgehen. Sollte die Weltkonjunktur nicht überraschend drehen, so wird dies am Ende des Jahres 2009 mitten in einer konjunkturellen Abschwungphase geschehen. Vom Ausland wird kein Impuls erfolgen und der inländische Markt wird dann erst einmal gesättigt sein. Düstere Zeiten für die deutsche Automobilbranche stehen somit vor der Tür. Ob dann wieder Milliardenspritzen aus Steuergeldern zu erwarten sind, ist ungewiss - im September wird gewählt und dann ist die Zeit der Wahlkampfgeschenke erst einmal wieder vorbei.

      Dann wird nicht nur in Wolfsburg, sondern vor allem in Fernost der Katzenjammer einsetzen. Zwar profitiert VW am meisten von der Abwrackprämie – der Konzern hat rund 238.500 Kaufverträge mit Abwrackbonus abschließen können –, aber die Marken Hyundai, Suzuki und Daihatsu konnten, finanziert vom deutschen Steuerzahler, die größten Umsatzsteigerungen erzielen. Wenig bis gar nicht konnten die deutschen Luxuswagenproduzenten vom Abwrackwahn profitieren. BMW verkaufte gerade einmal 4.000 Autos mit Abwrackbonus, Mercedes 1.633 und Porsche wohl kein einziges.

      Unter der Abwrackprämie leiden vor allem die Geringverdiener und Zeitgenossen, die ihr Geld lieber für andere Dinge ausgeben. Wer heute einen Gebrauchtwagen im unteren Preissegment sucht, guckt allzu oft in die Röhre. Der Markt ist größtenteils leergefegt, da viele potentielle Neuzugänge stattdessen in der Schrottpresse landen. Hier entfaltet die Abwrackprämie auch ihre unsoziale Komponente. Während es absolut vernünftig ist, Hartz-IV Empfänger nicht steuerlich subventioniert in eine Schuldenfalle tappen zu lassen, ist es unsozial, das Angebotssegment künstlich leerzuräumen, das für Geringverdiener und Hartz-IV Empfänger in Frage kommt. Natürlich könnte man dies politisch ausgleichen – aber das ist natürlich nicht opportun. Wenn der deutsche Staat seinen Bürgern Geld schenkt, verhält er sich nun einmal wie deutsche Großeltern.

      Quelle: http://www.spiegelfechter.com/wordpress/509/ein-land-im-a…

      Bis später denn ...
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 15:18:52
      Beitrag Nr. 2.744 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.697 von Maraho am 31.03.09 14:04:23Guter Titel, das mit dem "Abwrackwahn".
      Wenn die Deckelung nun aufgehoben wird, dann würde es mich nicht verwundern, wenn bis Ende des Jahres 2 bis 3 Millionen Anträge gestellt werden. Die Kosten dafür könnten dann die 5 Milliarden übersteigen.
      Wenn dann Anfang 2010 die Prämie ausläuft, dann sind Millionen vorgezogener Käufe getätigt worden. Ein massiver Verkaufseinbruch von geschätzt 50% für 2 bis 3 Jahre (gegenüber Normal-Krisen-Niveau!!!) wäre wahrscheinlich die Folge.

      Ich schätze, das wird etwa 30% aller Autohäuser und Werkstätten vom Markt spülen.
      Es lebe die Abwrackprämie. Die heißt wahrscheinlich so, weil sie ein Teil der Autohäuser und Werkstätten in den nächsten Jahren abwracken wird.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 17:24:16
      Beitrag Nr. 2.745 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.888.387 von Triakel am 31.03.09 15:18:52Die heißt wahrscheinlich so, weil sie ein Teil der Autohäuser und Werkstätten in den nächsten Jahren abwracken wird.

      Guten Abend Triakel,
      mir fällt dazu nur ein: Erst gibt´s Dir, dann nimmt´s Dir! ;)
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 17:34:51
      Beitrag Nr. 2.746 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.139 von Maraho am 30.03.09 13:25:57Guten Abend zusammen,
      ich hoffe, ihr hattet einen halbwegs erträglichen Tag.

      Beginnen wir nun mit dem Abend-Programm.

      In Bezug auf den gestrigen Artikel ...
      Müßte eigentlich Herrn Obama interessieren ...

      Afrika zahlt für unsere Krise

      Der G20-Gipfel muss sich auch dem Thema Entwicklungsländer widmen. Während die Krise im Westen zu mehr Arbeitslosigkeit führt, bedeutet sie für Afrika Leben oder Tod

      Die kleine Stadt Jwaneng, was soviel bedeutet wie „Ort der kleinen Steine“, hat erheblichen Anteil daran, dass Botswana eines der stabilsten Länder in Südafrika ist, denn hier liegt die ertragreichste Diamantenmine der Welt. Vor einer Woche aber hat die Diamantenfirma De Beers die Produktion in Jwaneng und drei anderen Minen in Botswana eingestellt. Die Nachfrage nach den wertvollen Steinen, die 70 Prozent der Exporte des Landes ausmachten, ist in Folge der Rezession eingebrochen. Auch in Namibia und dem Kongo werden derzeit Bergwerke eingemottet und Arbeiter nachhause geschickt.

      Hieran kann man gut ablesen, wie kleine Veränderungen in den Lebensverhältnissen reicher Westler Zehntausenden in den Entwicklungsländern die Existenzgrundlage entziehen können. Egal, ob es sich hierbei um das Glitzern im Ohrring oder den Kaffee in der Latte handelt. Während die Krise in Großbritannien, Deutschland oder Frankreich zu Arbeitslosigkeit und Pfändungen führt, bedeutet sie in Afrika Leben oder Tod. Die Frage, wie die Schwächsten, die von den Stärksten verursachte Krise überleben, ist eines der dringlichsten Themen des G 20-Gipfels, der Mitte der Woche in London stattfindet. Lord Malloch Brown, Staatsminister des britischen Außen- und Commonwealth-Amtes, befürchtet, die Wirtschaftskrise könnte für den Süden Afrikas gewalttätige Konsequenzen haben. „In der Demokratischen Republik Kongo haben bisher 200.000 Minenarbeiter ihre Arbeitsplätze verloren: in der Minenprovinz Katanga leben die Leute von der Hand in den Mund und warten auf eine Kredit des IWF. Die Bemühungen um die Integration der Rebellen in die Armee und der damit zusammenhängende Friedensprozess leiden selbstverständlich sehr darunter, dass die Armee keinen Sold auszahlen kann. Ich habe den Eindruck, eine große Welle der Instabilität kommt auf uns zu. Ich möchte damit nicht klein reden, wenn Leute hierzulande ihre Häuser und ihre Arbeitsplätze verlieren, aber in Afrika könnte die Krise nach dem Urteil von Robert Zoellick, des Präsidenten der Weltbank, 400.000 bis 500.000 tote Säuglinge zur Folge haben.“

      "Blauäugige, weiße Banker"

      Im Herbst waren die G 20 noch davon ausgegangen, dass die Entwicklungsländer von der Krise weitgehend unberührt bleiben könnten. Vor zehn Tagen kamen afrikanische Staatsoberhäupter, einschließlich des botswanischen Regierungschefs, nach London zu Premierminister Gordon Brown, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Der Angriff des brasilianischen Staatschefs Lula da Silva auf die „blauäugigen weißen Banker“ in der vergangenen Woche offenbart den neuen Zorn von Ländern in Afrika oder Lateinamerika, die ohne eigenes Verschulden in große Schwierigkeiten geraten sind. Darin zeigt sich auch die Entschlossenheit, den Westen dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Indiens Regierungschef Singh wird den Gipfel nutzen, um den schleichenden Protektionismus zu verurteilen, der in Asien Arbeitsplätze vernichtet. China wird als Gegenleistung für dessen Rettung einen größeren Einfluss auf den IWF fordern. An einem Rettungspaket für Afrika wird gegenwärtig noch mit Feuereifer gearbeitet, es soll noch in dieser Woche bekanntgegeben werden. Ob dies allerdings ausreicht, um die Spaltung innerhalb der G 20 zwischen den Industrienationen und den Entwicklungsländern zu überwinden, bleibt fraglich.

      Übersetzung: Holger Hutt
      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0913-weltkrise-afrika-waehrung…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 17:41:38
      Beitrag Nr. 2.747 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.888.387 von Triakel am 31.03.09 15:18:52Wieder etwas neues ...

      Ansturm nach Online-Umstellung
      Abwrackprämie geht rapide zur Neige

      Die Online-Umstellung der Abwrackprämie hat auch am zweiten Tag nicht reibungslos funktioniert. Dennoch hielt der Ansturm an. Die Folge: Das jüngst erhöhte Budget könnte schon bald aufgebraucht sein. Viele Händler haben deshalb Angst, zu kurz zu kommen.


      HB FRANKFURT. Bis zum Dienstagmittag seien 111 000 Online-Anträge eingegangen, mit denen Autokäufer sich seit Montag die 2500 Euro vom Staat für ihr altes Auto sichern können, teilte das Bundesamt für Wirtschaft (Bafa) mit, das für die Bearbeitung zuständig ist. Damit gehen die bisher für die Prämie vorgesehenen Mittel von 1,5 Mrd. Euro, die für 600 000 Autos reichen, rapide zur Neige. Noch am Dienstag könnte diese Zahl an Anträgen und Reservierungen erreicht sein, sagte ein Sprecher des Amtes in Eschborn bei Frankfurt.

      Am Montag waren auf dem Online-Portal nur einige tausend Autokäufer zum Zuge gekommen, weil der Internet-Zugang mit der Flut von Anfragen nicht fertig wurde. Am Dienstagmorgen gegen 9.00 Uhr verzeichnete das Bafa aber 75 000 Reservierungen. Auch am Dienstag bekamen viele Internet-Nutzer nur einen Hinweis zu sehen, dass das Portal überlastet und daher nicht zugänglich sei. Das Bafa riet, auf die späteren Abendstunden auszuweichen.

      Nach dem bis Ende der vergangenen Woche geltenden Verfahren sind nach Angaben der Behörde 435 544 Anträge eingegangen. Musste bis dahin die Verschrottung des alten und die Zulassung des neuen Autos nachgewiesen werden, reicht seit Montag schon der Kaufvertrag, um sich die Prämie zu reservieren.

      Viele Käufer und Händler hatten angesichts des erwarteten Ansturms deshalb Angst, zu kurz zu kommen. Um zu erfahren, ob sie noch zum Zuge kommen, müssen sie noch bis Mitte des Monats warten. Die Bundesregierung hat aber grundsätzlich beschlossen, die Prämie bis zum Jahresende zu verlängern und den Topf dafür aufzustocken, voraussichtlich zu den gleichen Bedingungen wie bisher. Konkrete Beschlüsse werden erwartet, sobald die 1,5 Mrd. Euro ausgeschöpft sind.

      Nach dem Computerchaos gibt es unterdessen auch eine Datenschutzpanne. Zahlreiche Antragsdaten wurden von den Computern des Bundesamtes in Eschborn versehentlich per E-Mail an andere Antragsteller gesendet, berichteten mehrere Online-Medien am Dienstag unter Berufung auf Leserangaben. Wohnadresse, Fahrzeugtyp des Neuwagens oder auch die Schadstoffklasse seien damit völlig fremden Menschen zugänglich geworden.

      Das Online-Portal „bild.de“ berichtete unter Berufung auf das Amt, Ursache der fehlerhaften E-Mails seien nicht synchronisierte Großrechner gewesen. Die Probleme mit dem Zugriff auf das Portal lägen daran, dass Internetprovider mehrere Knotenpunkte gesperrt hätten, weil die Bandbreite nicht ausreichte. Zwischenzeitlich seien die Anbieter sogar davon ausgegangen, dass es sich um einen Computer-Angriff gehandelt habe, weil die hohe Menge der an das Amt gesendeten Daten nicht nachvollziehbar gewesen sei.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/abwrackpraem…
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      schrieb am 31.03.09 17:47:03
      Beitrag Nr. 2.748 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.580 von Maraho am 31.03.09 07:07:35In Bezug.
      Ein Kommentar aus dem "Handelsblatt" ...

      USA
      Obama strebt neue Größe an

      Wenn in den ersten Wochen der Amtszeit des neuen amerikanischen Präsidenten etwas klargeworden ist, dann das: Obama macht amerikanische Politik für Amerika. Und wenn diese mit europäischen Vorstellungen zusammenfällt, macht es die Dinge einfacher, angenehmer, sympathischer. Doch wer glaubt, dass der 44. Präsident der USA Orientierung bei seinen europäischen Partnern sucht, der irrt. Obama will die Krise nutzen, um die USA mittelfristig zu neuer Größe zu führen. Und wenn ihm dies gelingt, dann hat es Europa in einigen Jahren mit einem Verbündeten zu tun, dem eines nicht fehlen wird: Selbstbewusstsein.

      Viel schneller als erwartet zeigt sich, wie unterschiedlich die USA und zumindest Teile Europas weiterhin ticken. Nach außen hat die amerikanische Regierung inzwischen zwar ihre Kritik an den europäischen Konjunkturprogrammen abgeschwächt. Aber intern läuft die Kampagne munter weiter. Die US-Regierung tadelt Deutschland nicht nur heftig, dass es zu wenig Geld ausgebe, um die Nachfrage anzukurbeln. Mehr noch: Sie wirft Berlin vor, es wolle wie ein Trittbrettfahrer von den Steuergeldern der anderen profitieren, um seine Exportgüter zu verkaufen. Dabei klingt der Titel des Exportweltmeisters in Washington fast wie ein Schimpfwort. Obwohl doch erfolgreicher Export ein Ausweis von Wettbewerbsfähigkeit sein sollte. Galt dies nicht vor kurzem gerade in den USA als Prädikat?

      Auf den deutschen Blickwinkel - oder auch den Frankreichs - nehmen die Amerikaner wenig Rücksicht. Bei der Größe der Konjunkturpakete operieren sie mit falschen Zahlen, lassen historische Gründe für die jeweilige Position außer Acht - und selbstkritische Einschätzungen fehlen. Dass die Ursachen für die Krise zu einem beträchtlichen Teil in den USA liegen, ist kaum noch zu hören.

      Auch der Regierung von Obama geht es vor allem um eines: die USA schnellstmöglich von der Krisenlast zu befreien. Dafür werden sämtliche Truppen, sämtliche Institutionen mobilisiert. Wie etwa der lange Zeit gescholtene IWF, der nach dem Willen der USA nun mit mehr Geld denn je ausgestattet werden soll. Ob der amerikanische Weg den Partnern guttut, spielt bestenfalls eine Nebenrolle.

      Natürlich ändert dies alles nichts daran, dass Barack Obama mit politischen Vorstellungen über den Atlantik kommt, die vielen Menschen in Europa wesentlich näher sind als die seines Vorgängers. Das beginnt bei Guantanamo und dem Umgang mit Recht und Gesetz und reicht über die Klimapolitik, die Reform der Sozialsysteme bis hin zu Irak und Afghanistan. Was Obama auf diesen Gebieten vorhat, macht ihn so ungemein populär - sowie die historische Einmaligkeit seiner Wahl. Während ihn in den USA die Mühsal des Alltags bereits viel Glanz gekostet hat, darf sich Obama in Europa noch einmal feiern lassen.

      Umso mehr wird es in den kommenden Tagen darauf ankommen, bei all dem Jubel aufmerksam auf die Zwischentöne zu hören. Es ist dabei sauber zu unterscheiden, wo die amerikanische Agenda im europäischen und deutschen Interesse liegt - und wo nicht. Das mag die Euphorie dämpfen. Es bewahrt aber vor dem Katzenjammer, wenn die Realität die Illusion einholt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar/o…
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      schrieb am 31.03.09 17:58:33
      Beitrag Nr. 2.749 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.881.494 von Maraho am 30.03.09 17:34:13In Bezug.

      Konjunkturprogramme
      Milliarden im Fußballformat
      Ulrich Hanke, Thomas Stölzel

      Milliardenpaket folgt auf Milliardenpaket. Stetig entwickeln die Regierungen neue Programme, um die Konjunktur zu stützen.

      Summen, die früher Proteste auslösten, gehören inzwischen zum Alltag. Das Gefühl für den Wert hoher Beträge geht verloren.

      Geldscheinbündel, Europalette, Fußballfeld - wiwo.de zeigt die Milliardensummen in anderen Maßen.

      Weiterführend (zu den Info-Grafiken): http://www.wiwo.de/politik/milliarden-im-fussballformat-3922…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 18:03:39
      Beitrag Nr. 2.750 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.872.722 von Maraho am 28.03.09 20:42:19In Bezug.
      Eine (begründete) Medienschelte ...

      Bündnis der Medien mit der Gewalt
      Benjamin Laufer

      Bei großen Protesten ist die mediale Berichterstattung meist weitgehend auf gewalttätige Proteste fixiert

      Man kennt das von vielen Großereignissen sozialer Bewegungen: Die mediale Berichterstattung ist getrieben von Sensationslust, dramatisiert Gewalttaten und reduziert die gesamten Proteste gerne auf solche. Über die Inhalte der Protestierenden wird in verschwindend geringem Ausmaß berichtet. Auch bei der Berichterstattung über die Proteste gegen den G20-Gipfel und den Nato-Gipfel wird das wieder genau so sein, soviel steht fest. Denn das ist kein Zufall, sondern hat System.


      Medien brüsten sich gerne mit ihrer Unabhängigkeit und Objektivität. Doch diese Annahme ist falsch: Völlige Objektivität ist unmöglich. Bereits die Entscheidung, welches Ereignis thematisiert wird und welches nicht, unterliegt Mechanismen der Nachrichtenauswahl und ist daher mitnichten objektiv. Medien sind keine passiven Spiegel des realen Geschehens, sondern aktiver Faktor desselben. Neben der Themenselektion spielen Wortwahl und explizite Wertungen eine wichtige Rolle bei der Konstruktion medialer Realitäten.

      Ob ein Ereignis zur Nachricht wird, hängt von den so genannten Nachrichtenfaktoren ab, sagen Medienwissenschaftler. Dies sind bestimmte Ereignismerkmale, an denen sich die Selektion der Journalisten orientiert und die somit die Publikationswürdigkeit, also den Nachrichtenwert eines Ereignisses, bestimmen. Eine ganze Reihe solcher Faktoren hat die Wissenschaft entwickelt. Der Schwellenfaktor besagt beispielsweise, dass ein Ereignis eine bestimmte Aufmerksamkeitsschwelle überschreiten muss, um zur Nachricht zu werden. Dem Faktor der Personalisierung entsprechend besitzen Ereignisse, die als Folge des Handelns konkreter Menschen dargestellt werden können, einen höheren Nachrichtenwert als abstrakte Ereignisse. Dieser Logik folgt auch die Berichterstattung über Protestereignisse.

      Unabhängig von seiner Form ist Protest grundsätzlich ein Ereignis, das das Interesse der Medien weckt (und ja auch darauf zugeschnitten ist, es zu erwecken). Er ist außergewöhnlich und im Vergleich zum alltäglichen Geschehen unnormal. Allein dadurch besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für soziale Bewegungen, mediale Beachtung zu finden. Insbesondere gewaltsamer Protest beinhaltet verschiedene Komponenten von Negativismus und Sensationalismus, die zu den Nachrichtenfaktoren gehören, anhand derer Medienschaffende Ereignisse selektieren. Es sind Elemente der Normverletzung, der Überraschung und des Schadens, die ihn interessant machen und deswegen so häufig in den Vordergrund rücken.

      Je mehr dieser Komponenten ein bestimmtes Geschehen hat, desto stärker wird es in den Mittelpunkt der Berichterstattung gestellt, was zu einer verzerrten Darstellung der Realität führt. Nicht selten werden überwiegend friedliche Proteste, an deren Rand es zu gewalttätigen Aktionen kommt, dieser Logik folgend als gewalttätig dargestellt. Genau deswegen überschrieb etwa die Berliner Morgenpost am vergangenen Wochenende ihren Artikel zu der Anti-Krisendemo in Berlin mit Krawalle überschatten Berliner G-20-Demonstration. Man mag das Sensationismus nennen, letztlich folgt es der Logik des Mediensystems. Und wird deswegen von sehr vielen Menschen gelesen.

      Diese Strukturen des Mediensystems beeinflussen auf unterschiedliche Weise die tatsächliche Realität, wie die Medienwissenschaft herausgearbeitet hat. Der Recipropal Effect bewirkt, dass allein die Präsenz von Journalisten, z.B. bei Demonstrationen, bereits Einfluss auf das Geschehen haben kann und dieses mediengerecht in Szene gesetzt wird. Der Landslide Effect beschreibt hingegen das Phänomen, dass von den Medien vermittelte, womöglich verzerrte oder manipulierte Bild eines Ereignisses eine falsche Vorstellung der Realität verursachen und diese Vorstellung dann über die Einstellung und das Verhalten der Medienkonsumenten auf die Realität zurück wirkt.

      Berichterstattung über die Inhalte der Proteste fand beim G8-Gipfel in Heiligendamm praktisch nicht statt

      Beim letzten vergleichbaren Großereignis dieser Art in Deutschland, den Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm, haben all diese Mechanismen beinahe wie aus dem Lehrbuch funktioniert. Dies belegen mittlerweile auch wissenschaftliche Untersuchungen. Die Medienwissenschaftler Dieter Rucht und Simon Teune[1] untersuchten mit einer quantitativen Inhaltsanalyse insgesamt 1240 Artikel in elf deutschen Tageszeitungen, die sich mit dem G8-Gipfel in Heiligendamm auseinandersetzten. Ihr Ergebnis: nur in 1,7% der Artikel mit Bezug auf den Gipfel wurden die Inhalte der Protestierenden erwähnt.

      Ähnliche Ergebnisse liefern die Untersuchungen der Fernsehberichterstattung von Sabrina Herrmann[2]: Demnach würden Inhalte von gewalttätigen Akteuren überhaupt nicht thematisiert. "Der Schwarze Block wird zur Chiffre unerklärlicher Gewalt und allen, die mit ihm in Verbindung gebracht werden, wird ein ernsthaftes politisches Anliegen abgesprochen", schreibt Herrmann. Aber auch die Inhalte des bunten Protests wurden nicht vermittelt: Diese Protestgruppen wurden im Fernsehen vor Allem als positiver Gegensatz zum gewalttätigen Auftreten anderer Protestteilnehmer dargestellt. Damit bestätigte sich auch in Heiligendamm der Befund, dass die Berichterstattung deskriptiv bleibt und mehr auf die Formen und den Ablauf des Protests eingeht als auf die Protestmotive. Der Fixpunkt der medialen Berichterstattung ist der gewalttätige Protest.

      Der Kampf um mediale Deutungsmacht trieb in Heiligendamm Blüten, die den Boden des demokratischen Miteinanders verließen. So ist mittlerweile bekannt, dass von der Polizei Fehlinformationen über die Pressestelle verbreitet wurden, wohl nicht zuletzt um polizeiliche Maßnahmen und Grundrechtsbeschneidungen zu rechtfertigen. "Die Öffentlichkeit fühlte sich von mir oft falsch informiert - und zwar zu Recht", gestand der zuständige Polizeisprecher später in einem Interview. Als Sprecher musste er Dinge abstreiten, die die Polizeiführung wenig später zugab. "Es war eine Peinlichkeit hoch drei, so vorgeführt zu werden." In Heiligendamm führte diese Politik so weit, dass sogar das Bundesverfassungsgericht in einer Urteilsbegründung eine von der Polizei verbreitete Fehlinformation aufnahm. Die Rechnung ging auf.

      Besonders fatal ist eine solche Fehlinformationstaktik, wenn die Medien der Polizei bevorzugt Vertrauen schenken, den Protestgruppen aber eher zweifelnd gegenüber stehen. Dass dies in Heiligendamm der Fall war, hat Christian Selz in seiner Diplomarbeit festgestellt (Stein im Schwarzen Brett). Der Student der Medienwissenschaften untersuchte die Meldungen von Presseagenturen im Zeitraum des G8-Gipfels. Dabei stellte er fest, "dass das über die Nachrichtenagenturen vermittelte Bild der Demonstranten überwiegend negativ war".

      Selz merkt außerdem an, dass durch Verwendung entsprechenden Vokabulars bei den Protesten aufgetretene Gewalttätigkeiten dramatisiert worden seien. Den Grund dafür sieht er in dem "hohen Stellenwert des Nachrichtenwertes Gewalt für die Berichterstattung der Agenturen", die die von ihnen versorgten Medien mit möglichst dramatischen Schlagzeilen versorgen wollen. Zudem äußerten sich die Agenturen gegenüber den Protestgruppen durch Wortwahl deutlich stärker distanzierend als gegenüber der Polizei. "Warum griff die eigentlich selbstverständliche journalistische Gleichbehandlung von in einen Konflikt involvierten Parteien hier nicht?" fragt sich Selz. Eben weil Medien keine neutralen und objektiven Berichterstatter sind, ist die Antwort darauf.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30047/1.html
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 18:35:47
      Beitrag Nr. 2.751 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.045 von Maraho am 31.03.09 18:03:39Da es ganz gut hierzu passt ...
      Da werden die Medien sicher ihr Soll erfüllen. Und nicht nur die ...
      Ich dachte eigentlich, wir hätten aus der Geschichte gelernt.
      Wie ich schon einmal schrieb: Man konfrontiert uns regelmäßig mit unserer "dunklen" Vergangenheit, bedient sich aber letztendlich derselben Mittel. Widerlich!

      Nur noch rechtshistorisch bedeutsam

      BERLIN/BADEN-BADEN/KEHL(Eigener Bericht) - Wenige Tage vor Beginn der Proteste gegen den NATO-Gipfel fordert die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) eine Zentralisierung der inneren Repression. Das Trennungsgebot zwischen Polizei und Geheimdiensten sei angesichts der Bedrohung durch "Terrorismus" und "Extremismus" nicht länger aufrechtzuhalten, behauptet der BAKS-Experte für Staats- und Völkerrecht. Auch müssten die Landesämter für Verfassungsschutz in das Bundesamt für Verfassungsschutz eingegliedert werden und diesem zu größerer Schlagkraft verhelfen. Die Forderungen schließen an ältere Stellungnahmen aus der Bundesakademie an, die für die Errichtung eines "Nationalen Sicherheitsrates" plädieren. Sie zielen auf den Aufbau straff zentralisierter Repressionsapparate, wie sie die Alliierten nach den deutschen Verbrechen der NS-Zeit nicht mehr zulassen wollten. Das bereits jetzt erreichte Niveau der inneren Repression lässt sich am Vorgehen von Polizei, Geheimdiensten und Bundeswehr gegen die Anti-NATO-Proteste ablesen: Rund 15.000 Polizisten und mindestens 600 Soldaten stehen zum Einsatz gegen Kritiker des westlichen Kriegsbündnisses bereit.

      Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57504 …
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 18:45:11
      Beitrag Nr. 2.752 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.804.841 von Maraho am 19.03.09 17:14:11Und da wir gerade beim Thema sind ...

      Frankreich
      Noch marschieren sie getrennt
      Von Michaela Wiegel, Paris


      Eine dichte schwarze Rauchsäule steigt über dem Elysée-Palast auf. „Ob es bei Sarkozy brennt?“, fragt der Taxifahrer, als könnte er daran Gefallen finden. Nein, es sind aufgebrachte Mitarbeiter des deutschen Reifenherstellers Continental, die unweit des Präsidentenpalastes Reifen verbrennen, Reifen, die niemand mehr kaufen will. Die Polizisten, die breitbeinig das Feuer säumen, husten im Gummiqualm, aber sie verstehen die Wut der „Contis“ - das sagt einer der schwer gerüsteten Ordnungshüter, der so etwas eigentlich nicht sagen darf: „Aber es ist schon ein Skandal, wie sich die Unternehmen jetzt ihrer Mitarbeiter entledigen.“

      1120 Beschäftigte arbeiten in der Continental-Fabrik in Clairoix. Sie durften sich bis vor kurzem noch als vorbildliche Belegschaft fühlen, denn 2007, als Nicolas Sarkozy mit seinem Slogan „Mehr arbeiten, um mehr zu verdienen“ die Präsidentschaftswahl gewann, verzichteten die „Contis“ in der Picardie auf die 35-Stunden-Woche. Sie stiegen wieder auf einen 40-Stunden-Rhythmus um, ohne Gehaltserhöhung, wie es die Geschäftsführung ihnen nahegelegt hatte. Die Belegschaft glaubte, sie habe sich mit ihrem guten Willen eine Überlebensgarantie erkauft. Das erklärt die ungehemmte Wut, die sich entlädt, seit die Geschäftsführung angekündigt hat, das Werk im nächsten März schließen zu wollen.

      Da sind zum Beispiel Denis und Claudie Merlin, zwei Kinder, zwei Jobs bei Continental - nach Paris kommen sie nicht oft, jetzt sind sie hier, weil sie ohnehin nichts zu verlieren haben. Auf dem Papier, sagt Claudie, seien fünf Stunden mehr Arbeit nicht viel, aber der Kleine, Alex, heute sieben Jahre, habe es schon gespürt, dass sie weniger zu Hause war. Jetzt treibt sie die Angst, bald nur noch zu Hause zu sitzen. Ihr Mann Denis hat sich als einer der Ersten dem „Kampf-Komitee“ der Contis angeschlossen: „Wir sind jetzt alle dran, also verteidigen wir uns besser sofort“, sagt er.

      Professoren und Studenten in seltener Eintracht

      Treffpunkt „Port Royal“: Die Polizisten mit ihren Schutzschilden sind schon da, sie bilden eine imposante Reihe, an der sich alle vorbeischlängeln müssen, die aus der Untergrundbahn RER steigen. Die Demonstranten sind mit Luftballons und bunten Staubwedeln bewaffnet. Selbst Valérie Robert, die täglich die E-Mails mit den Aktionsaufrufen herumschickt, weiß nicht, der wievielte Demonstrationszug mit Ziel Hochschulministerium das jetzt ist. Seit zwei Monaten sind Professoren und Studenten „in Protest“ getreten. Es ist kein Dauerstreik, sondern eine Auflehnung mit Unterbrechungen, zwischendurch wird studiert und gelehrt. Überall im Land hat sich ein „alternativer Lehrbetrieb“ entwickelt, Vorlesungen wurden ins Freie oder an symbolische Orte verlegt, Professoren und Studenten sind in seltener Eintracht vereint.

      „Wir protestieren, um die Universitäten zu retten“, sagt Jean Pierre, ein Professor, der seinen vollen Namen lieber nicht in der Zeitung sehen will. Jean-Pierre trägt eine randlose Brille und eine abgewetzte Ledertasche, er läuft hier „nicht, um meine Privilegien zu verteidigen“, bis zur Pensionierung hat er es nicht mehr lang. „Die Regierung will die Universitäten als frei denkende Bildungsanstalten kaputtmachen, wir sollen Denkfabriken für die Interessen der Wirtschaft werden, vom Firmensponsoring abhängige Dienstleister“, sagt Jean-Pierre.

      Ein Mosaik aus sozialen Brennpunkten

      Das befürchten auch Marc und Isabelle, Erstsemesterstudenten, die auf dem Boulevard Richtung Quartier Latin schlendern wie bei einem netten Frühlingsspaziergang. „Autonomie, das hört sich besser an als: weniger Geld, weniger Planstellen, mehr Leistungsdruck, sucht euch gefälligst Sponsoren in der privaten Wirtschaft“, sagt Isabelle. „Unsere Studiengänge sollen angepasst werden an die Anforderungen der Wirtschaft, die sich schnell ändern können“, sagt Marc. Isabelle hat zuletzt demonstriert, als sie noch in der Oberstufe war, als die Regierung einen Sonderarbeitsvertrag für Berufseinsteiger durchsetzen wollte. Damals hätten sie es geschafft, den Premierminister zum Rückzug zu zwingen - „Warum sollte es dieses Mal nicht klappen?“

      Wenn Präsident Sarkozy dieser Tage auf Frankreich blickt, dann entdeckt er ein Mosaik aus sozialen Brennpunkten. Noch handelt es sich um vereinzelte Konflikte, mit unterschiedlichen Ursachen, hier der Entlassungsplan, dort das Reformprojekt, in der Banlieue die allgemeine Hoffnungslosigkeit. Die Arbeitslosenrate der jungen Franzosen unter 25 Jahren ist auf 20,4 Prozent im nationalen Durchschnitt angestiegen. Am schlimmsten trifft es die jungen Leute in den 700 „sensiblen urbanen Zonen“, in den Vororten der großen Städte. Dort ist die Arbeitslosenrate derer 25 Jahren zwischen Januar 2008 und 2009 um 57,8 Prozent angestiegen. Auch die Hochschulabgänger aus der Banlieue finden kaum noch eine Anstellung, ihre Arbeitslosenrate hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt, laut Informationen von „Mediapart“.

      Milliardenplan gegen die Jugendarbeitslosigkeit

      Wie aber kann verhindert werden, dass daraus ein sozialer Flächenbrand wird? Bernard Kouchner, Sarkozys Mann aus der Linken, empfängt in seinem großzügigen Außenministerbüro, goldverzierter Stuck, schwere Vorhänge, Kronleuchter. Von der Gartenfront verhallen Schüsse, „die Landwirte, Herr Minister“, sagt ein diensteifriger Mitarbeiter. Auch die Landwirte protestieren, sie schießen Feuerwerkskörper in die Luft, warum, das weiß auch der Mitarbeiter nicht so genau. Wahrscheinlich die Quoten aus Brüssel, die Krise trifft alle.

      Minister Kouchner seufzt, er versteht die Unzufriedenheit im Lande, er hält die Situation für „sehr brenzlig“. „Wir haben allen Anlass, uns um unsere Jugend zu sorgen und ihnen Perspektiven zu eröffnen“, sagt Kouchner. Der Minister war lange ein Idol der jungen Franzosen, als anpackender Arzt, ein Globetrotter, der das Elend in aller Welt zu lindern versuchte. Die von ihm mitbegründeten Hilfsorganisationen „Médecins sans frontières“ und „Médecins du monde“ zogen viele idealistische junge Leute an. Jetzt hat Kouchner sich mit der Macht Sarkozys arrangiert, sein Ruf ist befleckt durch das Pamphlet des Journalisten Pierre Péan, in dem ihm vorgeworfen wird, kurz vor seinem Amtsantritt aus Geldgier bei Aktivitäten in Afrika persönliche und diplomatische Interessen vermengt zu haben. Kouchners früherer Kabinettsdirektor Martin Hirsch trägt fortan die Verantwortung „als Hoher Kommissar für die Jugend“. Kouchner findet es richtig, wie Hirsch vehement einen Milliardenplan gegen die Jugendarbeitslosigkeit fordert, „eine massive Investition in die nachfolgende Generation“. Aber er weiß auch nicht, ob es dafür das nötige Geld geben wird.

      Sarkozys „culture générale“: Johnny Hallyday

      „Die in“ nennen die Studenten ihr Spektakel vor der Sorbonne, sie sterben für ihre Universität, liegen wie tot vor dem altehrwürdigen Gebäude. Sie sind phantasievoll, mit immer neuen Aktionen machen sie auf sich aufmerksam. Da gibt es zum Beispiel die öffentlichen Lesungen der „Prinzessin von Clèves“. Der Roman der Marie-Madeleine de La Fayette gehört seit Abiturientengedenken zum Lektürekanon am Gymnasium. Er war nicht sonderlich beliebt, bis Präsident Sarkozy ihn als „Paradebeispiel für ein verstaubtes und überholtes Werk, also pädagogisch völlig ungeeignet“ bezeichnete.

      Seither wird die „Prinzessin von Clèves“ wie eine Kampfschrift rezitiert. Auf der Pont des Arts steht heute ein junger Mann, er brüllt gegen den Straßenlärm an: Ein Roman als Protest gegen den Literaturutilitarismus, gegen das Weltbild Sarkozys. Er ist der erste Präsident Frankreichs, für den „culture générale“ mehr aus den Liedtexten von Johnny Hallyday und Zitaten aus den Filmen „Les Bronzés“ besteht denn aus dem klassischen Bildungskanon.

      Sarkozys Vorgänger Chirac tat zwar, als sei er ein Kulturbanause, um Volksnähe zu erzeugen, war aber hochgebildet. Sarkozy braucht seine Edelfeder Henri Guaino, wenn er aus der Fülle der französischen Dichter und Denker schöpfen will. Deshalb scheint es kein Zufall zu sein, dass die soziale Unrast sich mit einer weltanschaulichen Debatte zu paaren scheint. „Prinzessin von Clèves statt Rolex“, sagt Jean-Pierre, der Professor, das sei doch ein hübsches Motto. Sarkozy hat derweil seine Lektürenliste publik gemacht, er liest demnach Alexandre Dumas („Königin Margot“) und Max Gallo („Die Französische Revolution“). „Wir erleben eine wahrhaftige Revolution. Niemand, auch kein Regierungsplan, kann deren Ende bestimmen und auch nicht die Art von Gesellschaft, die daraus entstehen wird“, hat der Historiker Max Gallo kürzlich in einem Essay geschrieben. „Die Krise ist nur ein Symptom für den Wandel, der am Werk ist.“

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/…
      564 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 18:49:54
      Beitrag Nr. 2.753 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.889.781 von Maraho am 31.03.09 17:34:51"... offenbart den neuen Zorn von Ländern in Afrika oder Lateinamerika, die ohne eigenes Verschulden in große Schwierigkeiten geraten sind"

      Dann sollten sie nicht bloß zornig sein, sondern sofort handeln.
      Enteignung aller Minen- und anderen Konzerne, die die Leute auf die Straße setzen.
      Weiterbetrieb dieser Unternehmen unter Staatskontrolle.
      Wenn nicht mehr Monopolisten wie De Beers mit fettgefüttert werden müssen, können die Produkte auch zu fairen Preisen abgeboten werden und finden wieder Abnehmer.
      Organisation eigener Handelsplattformen für Diamanten und andere Rohstoffe in selbst gewählter Währung (nicht unbedingt das grüne Klopapier).
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 18:54:47
      Beitrag Nr. 2.754 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.409 von Maraho am 31.03.09 18:45:11Etwas von Sarko ...

      Lässt Sarkozy den G-20-Gipfel platzen?
      "Geht es nicht voran, bleibt der Stuhl leer"


      Frankreichs Präsident fordert konkrete Ergebnisse
      "Ich ziehe Streit einem weichen Kompromiss vor"

      Droht ein politischer Eklat beim G-20-Gipfel? Der französische Staatschef Sarkozy hat gedroht, den Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) zur Wirtschafts- und Finanzkrise platzen zu lassen. "Wenn es in London nicht vorangeht, wird der Stuhl leer sein", sagte Sarkozy der Zeitung "Le Figaro". Sarkozy wolle auf jeden Fall konkrete Ergebnisse bei der stärkeren Regulierung der Finanzmärkte und im Kampf gegen Steuerparadiese.

      "Nichts wäre schlimmer als ein G-20 auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner", sagte Sarkozy laut der Zeitung. "Ich ziehe Streit einem weichen Kompromiss vor." Ein "Scheitern" des Gipfels sei besser als "ein falscher Erfolg, der voller großzügiger Formulierungen und ohne Folgen ist", erläuterte ein Mitarbeiter des Präsidenten.

      Im Vorfeld häuften sich jedoch die Anzeichen dafür, dass Sarkozys Befürchtungen wahr werden. "Es wird direkt nach London keine Liste geben", sagte ein hoher Regierungsvertreter in Berlin zum Thema Steueroasen. In punkto Finanzmarktregulierung kamen hingegen eindeutige Zeichen aus den USA, aus Deutschland und aus Großbritannien, beim Gipfel am 2. April einen Beschluss zu fassen.

      Quelle: http://www.news.at/articles/0914/15/238060/laesst-sarkozy…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 19:04:34
      Beitrag Nr. 2.755 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.451 von Borealis am 31.03.09 18:49:54Guten Abend Borealis,

      Dann sollten sie nicht bloß zornig sein, sondern sofort handeln.

      Deren Politiker sind doch alle korrumpiert, daher dürfte kaum etwas passieren. Außer Bürgerkriegen, darunter leiden dann allerdings wieder die Menschen. Allerdings verdient dann wieder der Westen. Und nicht nur der. Ein Teufelskreis ...

      Hier ein Beispiel: Waffen für die Welt http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29845/1.html
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 19:12:05
      Beitrag Nr. 2.756 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.874.720 von Maraho am 29.03.09 17:34:35In Anlehnung.

      Wer bekommt wieviel?

      10'500 Milliarden $ an Geldern hat die USA inzwischen versprochen und 2'600 Milliarden $ bereits ausgegeben. Das ist eine ganze Menge Holz, um die Wirtschaft zu retten. Wer dies vor einem Jahr prognostiziert hätte, der wäre in eine Zwangsjacke gesteckt worden. Manchmal haben die Verrückten eben doch recht...

      Adding up the Dollars (Das Original in voller Grösse)
      http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/wer-bekom…

      Zu beachten ist, dass fast alle Massnahmen dazu dienen, alte Schulden zu refinanzieren. Konjunkturmassnahmen, um die Wirtschaft neu zu beleben, sind Mangelware.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 19:19:41
      Beitrag Nr. 2.757 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.520 von Maraho am 31.03.09 05:29:01In Bezug.

      Etikettenschwindel in den Bankbilanzen

      Goldman Sachs möchte ihre milliardenschweren Staatshilfen so schnell als möglich zurückzahlen und der Deutsche Bank Chef Josef Ackermann hält eine Rückkehr in die Gewinnzone für möglich. Woher kommen diese optimistischen Aussichten in einer Zeit, in der sich die Krise bei den Kreditnehmern erst richtig beschleunigt? Ein Blick hinter die Kulissen.

      Die Immobilienpreise tauchen weiter und die Krise kommt langsam aber sicher bei der Realwirtschaft an. Beides Zutaten, die dafür sprechen, dass den Banken noch grosse Verluste bevorstehen. Bei diesem Hintergrund hören sich die vorsichtig optimistischen Aussichten mancher Geldhäuser ziemlich verwegen an. Doch sie sind auf stabilem Grund gebaut, auch wenn sie nichts mit dem Bankgewerbe zu tun haben. Die Spuren führen zu AIG und FASB

      Der amerikanische Steuerzahler musste das Versicherungsunternehmen AIG, welches der grösste Player im Markt von Kreditabsicherungen war, bereits mit 180 Milliarden US$ unter die Arme greifen. Doch AIG fungierte nur als Durchlauferhitzer. Die Empfänger der Steuergelder wurden kürzlich bekannt.

      Zu den größten Nutznießern der AIG-Zahlungen gehört die ehemalige Investmentbank Goldman Sachs, die insgesamt 12,9 Milliarden Dollar erhielt. Gleich dahinter folgt die französische Société Générale mit 11,9 Milliarden, die Deutsche Bank liegt mit 11,8 Milliarden erhaltener Zahlungen auf Platz drei.

      Diese Zahlen beziehen sich noch auf das vergangene Jahr und es erklärt auch, weshalb Goldman Sachs und die Deutsche Bank verhältnismässig glimpflich davon gekommen sind. Nicht erklärbar ist hingegen, weshalb die USA die AIG gerettet haben, statt direkt betroffene Firmen zu unterstützen. Auf diesem Weg hätten sie sich sämtliche Steuergelder sparen können, welche ausserhalb des Landes flossen, namentlich die Société Générale und die Deutsche Bank.

      Eine Erklärung, welche unter vorgehaltener Hand immer wieder feilgeboten wird, ist die Herkunft des ehemaligen Finanzministers Hank Paulson, der die Rettung der AIG veranlasste. Er war bis 2006 CEO bei Goldman Sachs. Goldman Sachs ist nun über den Weg der Rettung von AIG an Steuermilliarden gekommen, ohne dass diese als Steuermilliarden deklariert sind. Ein genialer Schachzug aus Sicht von GS, ein katastrophaler Schachzug aus Sicht des amerikanischen Steuerzahlers.

      Doch es gibt mittlerweise noch mehr Grund für die Banken optimistisch zu sein. Die amerikanische Buchhaltungsbehörde FASB, welche von der SEC kontrolliert wird, möchte die Bewertungsregeln zugunsten der Banken ändern. Mitte März kündigte das Financial Accounting Standard Board eine Aufweichung der Direktiven an. Nicht ganz zufällig schossen darauf die Bankaktien in die Höhe. Laut einem Bericht von Bloomberg geschah dies aufgrund massiver Lobbytätigkeit der Wall Street.

      Vier Tage nachdem Politiker dem Chairman des FASB Robert Herz androhten, ihm die Macht über das Regelwerk zu entziehen, schlug das FASB eine Ueberarbeitung der Bewertungsregeln vor, welche die Gewinne der Banken wie der Citigroup um 20 Prozent steigern sollten.

      Der Etikettenschwindel soll definitiv am 2. April beschlossen werden. Empfohlen wird er auch von SEC Chairman Mary Schapiro, welche den Finanzinstituten mehr Freiraum eingestehen möchte, damit keine grossen Abschreibungen mehr nötig werden. Der Bankindex ist im März um 21 Prozent gestiegen.

      "Der Druck auf die Behörde sei unglaublich gross gewesen", sagte ein unabhängiger Steuerberater und Conrad Hewitt, ein ehemaliger Mitarbeiter der SEC gestand, dass Vertreter der American International Group, Fannie Mae und Freddie Mac während den letzten zwei Jahren ständig lobbyierten, um die Bewertungsrichtlinien aufzuweichen. Jedes Mal, wenn sie dem Druck stand gehalten hatten, marschierten die Lobbyisten zum Kongress und dann ging es wieder von vorne los.

      Unabhängige Behörden stellt man sich wahrlich anders vor. Je mehr diese Machenschaften bekannt werden, desto mehr wird klar, dass die Blindheit gegenüber der Finanzkrise der Lobbyistentätigkeit geschuldet war. Dass sich das mit neuen Behörden ändern wird, deren Gründung am G20 beschlossen werden könnte, mag nur grenzenlose Optimisten und naive Politiker zu überzeugen.

      So ganz nebenbei sei noch bemerkt, dass durch die neuen Buchhaltungsregeln der Geithner-Plan obsolet wird. Weshalb sollte eine Bank ihre toxischen Papiere verkaufen, wenn sie sie nach Gutdünken höher bewerten kann?

      Quelle: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/etikettenschwi…
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      schrieb am 31.03.09 19:30:52
      Beitrag Nr. 2.758 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.845.830 von Maraho am 25.03.09 17:22:24Weiterführend ...

      Kündigung und Kurzarbeit
      Daimler-Mitarbeitern drohen harte Einschnitte

      Der Autobauer Daimler will die zweite Stufe der Tariferhöhung verschieben und Mitarbeiter auch im zweiten Halbjahr in Kurzarbeit schicken. Zudem seien betriebsbedingte Kündigungen denkbar. Die Beschäftigungssicherung bis 2011, gilt wohl nur für diejenigen, die zum Zeitpunkt der Vereinbarung unbefristet angestellt waren.


      Die Beschäftigten beim Autobauer Daimler in Deutschland müssen sich auf spürbare Einschnitte einstellen. Der Hersteller will die für Mai geplante zweite Stufe der Tariferhöhung verschieben und die Kurzarbeit in seinen Werken über Juni hinaus verlängern, berichten die „Stuttgarter Nachrichten“. Außerdem plane der Autobauer Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich in Konzernteilen, die bisher von der Kurzarbeit ausgeschlossen sind. Am Mittwoch will Daimler die Mitarbeiter auf außerordentlichen Betriebsversammlungen informieren. „Es geht um die aktuelle Situation des Unternehmens“, sagte ein Sprecher. Nähere Angaben machte Daimler nicht.

      Auch der Gesamtbetriebsrat wollte sich zunächst nicht äußern. „Die Belegschaft soll zuerst informiert werden“, sagte ein Sprecherin von Betriebsratschef Erich Klemm. Die Zeitung berichtet, auch betriebsbedingte Kündigungen seien möglich. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa soll es aber nicht um den Abbau von Stellen gehen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2011 ausgeschlossen. Dieser Beschäftigungssicherungsvertrag wackelt dem Vernehmen nach nicht.

      Allerdings gilt die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung nur für die Beschäftigten „die zum Zeitpunkt dieser Vereinbarung in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen“, zitieren die „Stuttgarter Nachrichten“ aus dem Vertrag. Die Vereinbarung sei im Juni 2004 unterschrieben worden, deshalb dürften einige Tausend Mitarbeiter ausgenommen sein, schreibt das Blatt. Daimler hat in Deutschland insgesamt rund 168.000 Mitarbeiter.

      In den deutschen Pkw-Werken sind derzeit mehr als 50.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Von Ostern an soll auch für den Nutzfahrzeugbereich nach und nach Kurzarbeit eingeführt werden, betroffen sind hier rund 18.000 Beschäftigte.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3479934/Daimler-Mitarbe…
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      schrieb am 31.03.09 19:48:50
      Beitrag Nr. 2.759 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.552 von Maraho am 31.03.09 06:26:02Eine weitere Studie ...
      Anmerkung: Das ist auch gut so, denn einer muß es ja bezahlen. Und so hat man gleich Zugriff auf das Geld.
      Wie heißt es so schön? Unwissenheit schützt vor Strafe nicht ;)

      Trotz Finanzkrise
      Sparer vertrauen auf die Merkel-Garantie
      Von Michael Höfling

      Das Vertrauen der deutschen in die Sicherheit ihrer Geldanlagen hat trotz Lehman-Pleite kaum gelitten. Grund dafür ist vor allem die "Merkel-Garantie". Ihre Wirkung ist nun offiziell durch eine Studie bestätigt worden. Aber die Studie belegt auch eindrucksvoll den Imageverlust der Geldinstitute.


      Die „Merkel-Garantie“ hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Was sich in den Wirren der Märkte im Oktober und im November anhand weitgehender Ruhe vor den Bankfilialen erahnen ließ, wird nun auch offiziell durch eine Studie belegt: Das Vertrauen der Deutschen in die Banken und in das System der Einlagensicherung hat zwar durch die Finanzkrise gelitten, es ist aber immer noch so groß, dass mehr als die Hälfte der Anleger mit Blick auf ihre Einlagen gar nicht auf die Krise reagieren will.

      „Die staatlichen Rettungsmaßnahmen haben eindeutig einen noch größeren Vertrauensverlust verhindern können“, fasst Thomas Langer, Professor für Finanzierung an der Universität Münster, die Ergebnisse zusammen. Die Studie im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) untersuchte, wie stark sich im Zuge der Finanzkrise die Einstellung der Sparer zum Bankensystem und seiner Sicherheit gewandelt hat. Dabei wurde eine Befragung von rund 750 Bürgern in Münster aus dem Herbst 2007 ein Jahr später an gleicher Stelle wiederholt.

      Auch unter dem unmittelbaren Eindruck der Insolvenz der US-Bank Lehman Brothers und des darauf folgenden erstmaligen Übergreifens der Krise auf europäische Bankhäuser wie Fortis und Hypo Real Estate wurde die Sicherheit der Einlagen von den Befragten nur geringfügig niedriger eingeschätzt als ein Jahr zuvor. Dabei hielten die Befragten die Wahrscheinlichkeit einer Bankenpleite binnen fünf Jahren für deutlich höher als im Vorjahr. „Daraus lässt sich folgern, dass die meisten davon ausgehen, der Staat werde es am Ende schon richten“, sagt Michael Goedde-Menke, Mitautor der Studie.

      Die Banken selbst indes kommen in der Umfrage nicht ungeschoren davon. So fielen die Sympathiewerte für alle abgefragten Institute oder Verbünde gegenüber dem Vorjahr deutlich ab. Dabei kamen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken immer noch besser weg als die Privatbanken Deutsche und Citibank. Letztere büßte damit interessanterweise schon deutlich an Beliebtheit ein, ehe die starke Verstrickung des Hauses in den Verkauf später wertlos verfallener Lehman-Zertifikate der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde.

      Die Sparkassen schnitten nicht nur bei den Sympathiewerten relativ am besten ab. Bei der Aussage „Der Sparkasse traue ich außergewöhnliche Leistungen zu“ lagen die Werte gegenüber 2007 fast unverändert. Das deckt sich mit dem Verhalten vieler Anleger, die im Herbst mit ihren Einlagen die Sparkassen regelrecht stürmten, weil diese als Hort der Sicherheit wahrgenommen wurden. „Auffällig ist dabei, dass viele Anleger offenbar die Probleme der Landesbanken in keiner Weise mit der lokalen Sparkassenfiliale in Verbindung bringen“, sagt DIA-Vorstand Bernd Katzenstein.

      Verbessert haben sich die Kenntnisse der Anleger zur Einlagensicherung. Der Anteil derer, die fünf bis sieben richtige Antworten auf die sieben Fragen zu diesem Komplex gaben, verdoppelte sich gegenüber 2007. Das erklärt sich auch aus der Tatsache, dass zum Zeitpunkt der zweiten Befragung der Konkurs der isländischen Kaupthing-Bank nur wenige Wochen zurücklag, worauf die Medien das Thema Einlagensicherung immer wieder bis ins Detail erklärten.

      Das Wissen um die Einzelheiten war umso stärker ausgeprägt, je älter, gebildeter und wohlhabender die Befragten waren. Frauen hingegen müssten der Studie zufolge noch einmal Nachhilfe nehmen. „Die Studie hat sie zwar als sicherheitsbedürftiger identifiziert“, sagt Thomas Langer, „das überträgt sich allerdings nicht in einen höheren Kenntnisstand über die Einlagensicherung.“

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3479866/Sparer-vertrauen-…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:03:18
      Beitrag Nr. 2.760 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.580 von Maraho am 31.03.09 07:07:35Ein Kommentar aus Russland ...

      Obama auf Europa-Tour: Weg in die Hölle oder feierliche Rückkehr?

      MOSKAU, 31. März (Andrej Fedjaschin, RIA Novosti). Am Dienstagabend beginnt US-Präsident Barack Obama seine erste große Europa-Reise.

      Vom 1. bis zum 7. April stehen etliche Gipfeltreffen auf seinem Besuchsprogramm. Jedes davon ist ein wahres Minenfeld, das nur durch das diplomatische Protokoll ein wenig einwattiert wird.

      Der G20-Gipfel am 2. April in London wird, wie schon jetzt jeder weiß, nicht die gesetzten Erwartungen erfüllen. Es ist klar, dass das Treffen kaum etwas Entscheidendes mit sich bringen wird und dass noch ein weiteres folgen muss.

      Der Nato-Jubiläumsgipfel in Straßburg und Kehl (3.- 4. April) könnte nach London ein wenig Freude machen, wären nicht die Verbündeten. Sie wollen nicht das geben, was die USA von ihnen in Afghanistan bekommen wollen: zusätzliche Truppenkontingente. Dabei reist Obama eigentlich deswegen nach Straßburg und Kehl.

      Der EU-USA-Gipfel in Prag (4. - 5. April) ist auch kein Grund zum Feiern, weil dort offenkundig alles so verlaufen wird wie in London. Hinzu kommt noch der tschechische Premier und EU-Ratspräsident Mirek Topolanek, der ein paar Tage vor Obamas Ankunft sagte, die von der US-Administration vorgeschlagenen Maßnahmen zur Wirtschaftserholung seien "ein Weg in die Hölle".

      Das hat gerade noch gefehlt. Hätte das zumindest ein Deutscher oder ein Franzose gesagt, wie das früher mal geschah - doch jetzt wurde ein Tscheche aufmüpfig - mal was Neues. Das US-Außenamt hat dem tschechischen Premier, dessen Regierung eine Woche vor dem G20-Gipfel ein Misstauensvotum einstecken musste, bereits geraten, sich lieber "mit seinen inneren Problemen zu beschäftigen".

      Und letztendlich: Bislang gelang es bei den G8-Treffen nicht, akute Probleme zu lösen. Wie soll das erst bei einem Treffen mit 20 Staaten oder mehr erreicht werden? Noch dazu ohne verbindliche Beschlüsse?

      Obamas Besuch in der Türkei (6. - 7. April), zum treuesten Nato-Verbündeten der USA in Asien, könnte der Lage abhelfen, wenn nicht ein neuer Nato-Generalsekretär gewählt werden müsste. Der jetzige verlässt im Sommer seinen Posten.

      Die Türken, ohne deren volle Unterstützung die Vereinigten Staaten in Afghanistan kaum etwas ausrichten können, sind wütend, weil der dänische Premier Anders Fogh Rasmussen als neuer Nato-Chef vorgeschlagen worden ist.

      Die Ernennung eines Dänen auf den politischen Hauptposten in der Nato empfinden sie als eine Beleidigung gegen die gesamte islamische Welt. Am meisten empört sich Ankara, dass Rasmussen 2005 und später beim Skandal um die Karikaturen des Propheten Mohammed in den dänischen Zeitungen sich weigerte, um Entschuldigung zu bitten und die Presse in seinem Land zu verurteilen.

      Doch Großbritannien, Deutschland und Frankreich unterstützen Rasmussen. Es wurden Vermutungen laut, Obama werde wahrscheinlich versuchen, der Türkei Rasmussen als Kandidaten schmackhaft zu machen und im Gegenzug auf die Forderung nach weiteren türkischen Truppen in Afghanistan verzichten.

      Bei seinem Besuch in Istanbul könnte sich Obama übrigens mit einer Botschaft an die islamische Welt wenden. Nach allem, was Bush jun. angestellt hat, würde das eine positive Kehrtwende bedeuten.

      Kurzum, Obamas Europa-Reise lässt sich gar nicht gut an. Der Gerechtigkeit halber sei gesagt, dass Obama bisher nichts getan hat, weshalb er kritisiert werden müsste. Das ist jedoch noch kein Grund, den triumphalen Empfang zu wiederholen, der dem Präsidentenkandidaten Obama im vergangenen Sommer in Europa bereitet wurde.

      In Europa hat man inzwischen verstanden, dass vom neuen US-Staatschef nicht übermäßig viel zu erwarten ist und dass das Weiße Haus nicht mehr bereit ist, viel zu geben. Es ist nämlich bereits ein anderer Obama, der in ein inzwischen anderes Europa reist.

      Am Vorabend von Obamas Ankunft in Europa bemerkte eine britische Zeitung: "Es wäre ungerecht, über den amerikanischen Präsidenten sofort herzuziehen. Man sollte ihm noch Zeit lassen. Sagen wir, ein halbes Jahr. Und dann erst ihm die Hölle heiß machen."

      Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

      Quelle: http://de.rian.ru/analysis/20090331/120841046.html
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:11:56
      Beitrag Nr. 2.761 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.891.086 von Maraho am 31.03.09 20:03:18Noch etwas zur Beziehung Deutschland-Russland / Russland-Deutschland ...
      Medwedew war ja heute in Berlin.

      Medwedew für Schutz russisch-deutscher Kooperation vor Krise

      BERLIN, 31. März (RIA Novosti). Russlands Präsident Dmitri Medwedew hat sich für den Schutz der russisch-deutschen Kooperation vor dem Einfluss der globalen Wirtschaftskrise ausgesprochen.

      "Dazu müssen alle nur möglichen Anstrengungen unternommen werden", betonte der Staatschef am Dienstag vor deutschen Unternehmern in Berlin. Die Geschäftswelt solle dazu ihre Ideen unterbreiten.

      Medwedew lobte den hohen Handelsumsatz zwischen Russland und Deutschland, der zuletzt bei 67 Milliarden US-Dollar lag, sowie die Investitionen. "Nach unserer Schätzung belaufen diese sich auf 17 Milliarden Dollar. Die deutsche Seite gibt eine Zahl von bis zu 28 Milliarden Dollar an. Aber selbst der Durchschnitt ist an und für sich eine sehr gute Zahl. Es wäre schade, diese Ergebnisse der Krise zu opfern", sagte Medwedew.

      "Wir müssen daran denken, welche Lehren wir aus dieser Krise ziehen müssen. Das betrifft sowohl die internationalen Probleme als auch die bilateralen Beziehungen ... Man muss gestehen, dass die Krise unsere Zusammenarbeit bereits tangiert hat." Der russische Präsident bezog sich dabei auf den schrumpfenden Handel mit Waren und Dienstleistungen, was Betriebe in eine komplizierte Lage versetze. Russland unternehme Schritte zur Verbesserung der Situation, was aber nicht einfach sei.

      Der russische Präsident schlug den deutschen Geschäftsleuten vor, Vorschläge dazu zu unterbreiten, wie bereits früher gefasste Beschlüsse möglicherweise neuformuliert oder Projekte geändert werden könnten, damit die russisch-deutschen Geschäftsbeziehungen vorangetrieben werden. "Wir müssen unsere Wirtschaften beleben und alles tun, damit die weitere Entwicklung berechenbar wird", sagte der russische Präsident.

      Quelle: http://de.rian.ru/business/20090331/120842593.html
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:18:01
      Beitrag Nr. 2.762 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.891.172 von Maraho am 31.03.09 20:11:56Dazu noch etwas aus dem "Handelsblatt" ...

      Weltfinanzgipfel
      G20: Einigkeit zwischen Moskau und Berlin

      Deutschland und Russland ziehen bei der angestrebten Neuordnung der globalen Finanzmärkte an einem Strang. „Wir fahren mit sehr ähnlichen Erwartungen und Positionen nach London“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag in Berlin nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew unmittelbar vor dem G20-Welt-Finanzgipfel.


      HB BERLIN. „Wir wollen gemeinsam, dass dieses Treffen ein Erfolg wird“, sagte Merkel zum bevorstehenden G20-Gipfel. „Die Welt steht an einem Scheideweg.“ Medwedjew sprach von einem „dramatischen Augenblick“ in der Welt. „Wir haben keine grundlegenden Meinungsverschiedenheiten“, betonte er die Übereinstimmung mit der Kanzlerin. Er unterstützte auch ausdrücklich Merkels Vorschlag für eine weltweite Charta für nachhaltiges Wirtschaften.

      Für Medwedjew und Merkel hat die Schaffung einer neuen Finanzmarktarchitektur Vorrang. „Unsere Aufgabe ist, dass eine solche Krise künftig verhindert wird“, sagte Medwedjew . Nach seiner Ansicht wird London nur Auftakt einer ganzen Serie von Konferenzen sein, an deren Ende ein neues weltweites Finanzsystem stehen müsse.

      Merkel und Medwedjew warnten eindringlich vor protektionistischen Maßnahmen im Zuge nationaler Konjunkturprogramme gegen die Krise. Ein „primitiver, verbissener Protektionismus“, der zur Marktabschottung führe, müsse unbedingt vermieden werden, sagte Medwedjew . Russland sei zwar kein Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO). Russland sei aber ebenso für eine erfolgreichen Abschluss der „Doha-Runde“ zur weiteren Liberalisierung des Welthandels. Merkel verlangte, dass die G20-Erklärung von London auch eine klare Aussage gegen Protektionismus enthalten muss.

      Der russische Präsident verlangt auch eine Diskussion über ein modernes Währungssystem und ein anderes System der Reservewährungen. „Das G20-Format muss nicht das endgültige Rezept geben, sondern den Start für eine neue Finanzmarktarchitektur.“ Beide sprachen sich auch für eine baldige Wiederaufnahme der Arbeit des Nato-Russland-Rates aus. Die Zusammenarbeit war im Zuge der Kaukasus-Krise von der Nato eingefroren worden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/g20-ei…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:27:13
      Beitrag Nr. 2.763 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.962 von Maraho am 31.03.09 19:48:50Arme Angie ...

      DEBATTE UM KONJUNKTURPAKETE
      "Merkel versteht nicht, wie ernst die Krise ist"

      Die Kanzlerin will beim G-20-Gipfel hart bleiben gegenüber US-Forderungen nach neuen Konjunkturpaketen. Genau das falsche Signal, kritisiert der einflussreiche US-Ökonom Adam Posen im SPIEGEL-ONLINE-Interview - und wirft Merkel vor, keine Ahnung von Wirtschaftspolitik zu haben.


      SPIEGEL ONLINE: Die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher forderte bei EU-Treffen: "Ich will mein Geld zurück." Können wir einen ähnlichen Auftritt von Angela Merkel beim G-20-Gipfel in London erwarten? Wird sie Barack Obama und den anderen sehr deutlich zu verstehen geben, dass sie kein weiteres Geld für Konjunkturpakete ausgeben will, wie sie in den vergangenen Wochen immer wieder betont hat?

      Posen: So dramatisch wird es nicht werden. Angela Merkel ist eine bessere Diplomatin als Margaret Thatcher. Klar, sie wird als eiserne Lady nach London kommen. Aber Merkel hat sich Rückendeckung für ihre Haltung gesichert. Viele europäische Staaten stimmen mit ihrer Einstellung zu Konjunkturpaketen überein. Ich glaube, dass die Amerikaner beim Gipfel in diesem Punkt isolierter dastehen werden als die deutsche Kanzlerin.

      SPIEGEL ONLINE: Viele US-Ökonomen kritisieren die deutsche Einstellung. Bei Diskussionsveranstaltungen in Washington ist oft zu hören, die Deutschen verstünden einfach nicht, wie Antworten auf die globale Finanzkrise aussehen müssten. Was genau versteht eine Politikerin wie Merkel nicht?

      Posen: Sie scheint Grundlagen der Wirtschaftspolitik nicht zu verstehen. Sie scheint nicht zu verstehen, dass mehr staatliche Konjunkturprogramme kurzfristig bei der Krisenbewältigung helfen. Sie versteht nicht, wie sehr diese Krise Europa und vor allem Deutschland schon bald treffen wird. Sie versteht nicht, wie dringend notwendig ein globales Konjunkturpaket ist.

      SPIEGEL ONLINE: Aber wenn man sich die Zahlen anschaut, ist die transatlantische Kluft bei den staatlichen Konjunkturprogrammen nicht so ausgeprägt, wie die Amerikaner behaupten. Schließlich können die Europäer auch auf sogenannte "automatic stabilizers" zählen - etwa umfassendere Sozialleistungen, welche die private Nachfrage stabilisieren. Und warum sollten die Europäer so viel in Infrastrukturprogramme investieren wie die Amerikaner? Die Infrastruktur der meisten europäischen Länder ist besser als die der USA.

      Posen: Diese Einwände sind natürlich nicht verkehrt. All das hilft in der Krise. Es reicht aber nicht, um den gegenwärtigen Einbruch bei der Nachfrage auszugleichen. Die Krise lehrt uns eher, dass für so eine Situation selbst der europäische Wohlfahrtsstaat nicht umfassend genug ist. Im Moment müssen wir einfach mehr staatliches Geld ausgeben, auf beiden Seiten des Atlantiks. Wer solche Gegenargumente unterbreitet, scheint das nicht zu verstehen.

      SPIEGEL ONLINE: Warum sind die Amerikaner so fixiert auf die deutschen Konjunkturprogramme? Berlin will mehr Geld ausgeben als andere große Staaten wie Frankreich - und es ist ein europäisches Land unter vielen.

      Posen: Aber die Deutschen können andere europäische Nationen sehr beeinflussen, ihrem Beispiel zu folgen und bei Konjunkturprogrammen vorsichtig zu bleiben. Sie sind die größte Volkswirtschaft auf dem Kontinent und der wichtigste Nettozahler in der Europäischen Union. Sie nutzen diesen Einfluss gerade, und ich will das den Deutschen gar nicht vorwerfen. Wer Papst ist, will auch, dass jeder katholisch wird, nicht wahr? In gewisser Weise freue ich mich sogar, dass die Deutschen so viel Führungsstärke beweisen. Immerhin haben wir ihnen lange vorgehalten, dass sie die in Europa nicht zeigen. Es ist nur schade, dass sie genau in die falsche Richtung führen. Sie isolieren nämlich auch noch Staaten wie Großbritannien, die über umfangreichere Konjunkturpakete nachdenken - indem sie hervorheben, dass die Briten damit erhebliche Haushaltsdefizite in Kauf nehmen würden, im Gegensatz zu anderen Nationen in Europa.

      SPIEGEL ONLINE: Wenn die Deutschen also so viel Einfluss haben, wird Obama dann den G-20-Gipfel mit leeren Händen verlassen müssen? Kann der neue US-Präsident niemanden überzeugen, neue Konjunkturpakete aufzulegen?

      Posen: Er wird nicht mit leeren Händen abreisen. Irgendeine Übereinkunft wird es geben, etwa zur Reform des Internationalen Währungsfonds. Aber die Debatte über neue europäische Konjunkturprogramme hat das Weiße Haus wohl abgeschrieben, es erwartet keine größeren Zusagen in London.

      SPIEGEL ONLINE: Die Europäer sind auch so zurückhaltend, weil sie einfach nicht überzeugt sind, dass gigantische staatliche Konjunkturprogramme einen Ausweg aus der Krise bieten. Auch Sie haben Teile von Obamas Rettungsplan kritisiert. Hat sein Team wirklich einen Plan, um die Krise zu überwinden?

      Posen: Ich bin sehr froh, wie aggressiv Obamas Team bei der Gestaltung der US-Konjunkturpakete gewesen ist. Aber ich sehe etwa den Plan zur Rettung des Bankensektors sehr kritisch, den sein Finanzminister Timothy Geithner gerade vorgestellt hat. Ich glaube, das ist ein massiver Transfer von öffentlichen Geldern zu privaten Investoren, die die Krise eigentlich mit verursacht haben. Gemäß dem Plan müssen die Steuerzahler fast alle Risiken tragen, während Hedgefonds und andere private Investoren Werte von notleidenden Banken billig aufkaufen können. Auch wird der Plan nur einen Teil der faulen Kredite abbauen. Regierungsmitglieder versichern mir natürlich, dass ich noch nicht alle Details des Plans kenne, dass die Überprüfungen der Banken knallhart ausfallen werden und so weiter. Aber Ähnliches habe ich gehört, als ich die Reaktion der japanischen Regierung auf deren große Bankenkrise in den neunziger Jahren begleitete. Ja, Obamas Plan zur Rettung des US-Bankensystems sehe ich sehr kritisch. Er kann klappen, aber das ist nicht wahrscheinlich, fürchte ich.

      Das Interview führte Gregor Peter Schmitz
      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,616511,00.html
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:35:26
      Beitrag Nr. 2.764 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.826.576 von kiska am 23.03.09 15:55:01In Bezug.

      Immobilienkrise
      Häuserpreise in den USA fallen weiter

      Ein Kernproblem der Krise bleibt: Die Preise für Einfamilienhäuser in den USA sinken weiter - in einigen Regionen haben sie sich seit dem Platzen der Blase halbiert


      Der Preisverfall am amerikanischen Häusermarkt - dem Ursprung der weltweiten Wirtschaftskrise - geht weiter: Im Januar kosteten Einfamilienhäuser in 20 Ballungsräumen rund 19 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Das geht aus dem Case-Shiller-Index hervor, den die Ratingagentur Standard & Poors (S&P) am Dienstag veröffentlichte.

      Demnach sanken die Häuserpreise allein von Dezember bis Januar um 2,9 Prozent - schneller als noch im Vormonat. "Der Immobilienmarkt, der Mitte 2006 seinen Gipfel erreicht hatte, setzt seinen Verfall 2009 fort", sagte Standard &Poors-Experte David Blitzer. Der Preisverfall bei Wohnimmobilien gilt als Kernproblem und Auslöser der weltweiten Finanzkrise, die sich inzwischen zur schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren ausgeweitet hat.

      In einigen Regionen wie Las Vegas oder Phoenix haben sich die Häuserpreise seit Juni 2006 halbiert. Der Index für die 20 größten Städte fiel seither um rund 29 Prozent, in den zehn größten Städten des Landes sogar um 30 Prozent. Der Case-Shiller-Index gilt als einer der wichtigsten Indizes zur Messung der Preisentwicklung am US-Wohnimmobilienmarkt.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/14/immobilienpreise-usa …
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:41:12
      Beitrag Nr. 2.765 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.891.376 von Maraho am 31.03.09 20:35:26Dazu das "manager-magazin" ...

      Case-Shiller-Index
      US-Häuserpreise fallen so stark wie nie

      In der verheerenden US-Immobilienkrise ist weiterhin kein Land in Sicht: In 20 Ballungsräumen der USA brachen die Häuserpreise im Januar verglichen zum Vorjahr um dramatische 19 Prozent ein. Der Rückgang des Case-Shiller-Index war damit heftiger als erwartet.

      Washington - Bereits seit Januar 2007 seien die amerikanischen Häuserpreise auf dem Rückzug, hieß es weiter. Im Februar war die Zahl der verkauften Häuse jedoch gestiegen. "Es gibt noch eine Menge Abwärtsbewegung", sagte Michelle Meyer, Ökonomin bei Barclays Capital in New York. "Wir glauben nicht, dass es bei den Häuserpreisen bis zur zweiten Hälfte des nächsten Jahres zu einer Bodenbildung kommt."

      Das Platzen der Immobilienblase in den USA gilt als wichtiger Auslöser der Finanz- und Wirtschaftsmisere. Eine Stabilisierung des Häusermarktes ist nach Ansicht von Experten entscheidend für einen Aufschwung der Gesamtwirtschaft.

      Die Stimmung der US-Verbraucher hellte sich im März derweil minimal auf. Der entsprechende Index sei im vergangenen Monat von 25,3 auf 26 Punkte gestiegen, teilte das Conference Board, ein Institut der Privatwirtschaft, mit. Im Februar war die Verbraucherstimmung auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1967 gefallen.

      Die Wirtschaftsaussichten sowie die Lage auf dem Arbeitsmarkt drückten nach wie vor stark auf die derzeitige Stimmung der Konsumenten, teilte das Institut weiter mit. Auf kurze Sicht seien die Verbraucher "extrem pessimistisch" und erwarten nicht, dass sich die wirtschaftliche Situation innerhalb der nächsten sechs Monate verbessere. Für die monatliche Erhebung des Instituts werden 5000 amerikanische Haushalte befragt.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,616652,00.…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 20:52:53
      Beitrag Nr. 2.766 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.540 von Maraho am 31.03.09 06:10:38In Anlehnung.
      Erwas aus der Schweiz ...

      Warnung für G-20: 1933 scheiterte ein ähnlicher Gipfel spektakulär

      Fast 76 Jahre ist es her, da versammelten sich schon einmal tausende Politiker und Wirtschaftsführer in London, um die Welt vor einer grossen Wirtschaftskrise zu bewahren. Damals ging es schief.


      Mehr als 1000 Delegierte kamen am 12. Juni 1933 im Geologischen Museum zusammen, um eine Rede des britischen Königs Georg V. zu hören, die auch noch, um ihre Bedeutung zu unterstreichen, über das modernste Medium der Zeit - das Radio - in alle Welt ausgestrahlt wurde. Sechs Wochen später war die Weltwirtschaftskonferenz gescheitert.

      Dies könnte eine Mahnung und Warnung für die Staats- und Regierungschefs der G-20 sein, die am Donnerstag in London zusammenkommen. Der Tagungsort, das Konferenzzentrum ExCel, liegt nur wenige Kilometer vom Geologischen Museum entfernt, das heute Teil des Naturhistorischen Museums ist.

      Im Jahr 1933 gab es keine grösseren Abkommen, stattdessen vertagte man sich und wies sich gegenseitig die Schuld zu. Es gibt natürlich erhebliche Unterschiede zwischen damals und heute, in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Historiker haben inzwischen auch ein besseres Verständnis davon, wie zum Beispiel das Festhalten an ausgewogenen Haushalten und die Erhöhung der Importzölle alles nur noch schlimmer gemacht haben.

      Gegenseitige Vorwürfe

      Die Konferenz von 1933 kann aber ein Beispiel dafür sein, was alles schief gehen kann, wenn die Diplomatie in aller Öffentlichkeit stattfindet, wie die Historikerin Patricia Clavin vom Jesus College der Universität Oxford erklärt. Noch Jahre später machten sich die USA, Grossbritannien und Frankreich gegenseitig Vorwürfe, wer für das Scheitern der Konferenz verantwortlich war.

      Auch Nazi-Deutschland hätte gewusst, dass Grossbritannien und die USA praktisch nicht kooperierten, erklärt Clavin, Autorin des Buchs «The Great Depression in Europe, 1929-1939». Dies sei eine möglicherweise gefährliche Kombination angesichts der deutschen Ambitionen gewesen.

      Eigennutz brachte den Gipfel zum Scheitern

      Eines der grossen Probleme war damals, dass die politischen Führer trotz aller verbalen Bekenntnisse nicht bereit waren, auf eine Wirtschaftspolitik zu verzichten, von der sie dachten, dass sie ihrem Land nützt. Das war vor allem auch eine Währungspolitik, die auf die Abwertung der eigenen Währung setzte, um den Export zu fördern. Auf eine gemeinsame Politik in dieser Hinsicht konnte man sich damals nicht einigen.

      Das Scheitern der Konferenz beeindruckte aber einige Diplomaten niedrigeren Ranges so sehr, dass sie daran gingen, die internationale Zusammenarbeit in der Finanzpolitik zu institutionalisieren, was dann 1944 mit der Konferenz von Bretton Woods in New Hampshire geschah. Dort wurden der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank ins Leben gerufen, heute zwei der wichtigsten Finanzinstitutionen auf der Welt.

      (bru/David McHugh/ap)
      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Warnung-fuer-…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 21:22:43
      Beitrag Nr. 2.767 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.869.005 von Maraho am 27.03.09 20:01:06Zum Abschluß eine weitere Folge aus der Rubrik "Hinter den
      Kulissen" ...


      Die Welt der Banker
      Die Gebote der Gier
      Von Alexander Hagelüken und Alexander Mühlauer

      Mehr Tempo, mehr Profit, mehr Risiko - das Leben vieler Banker verlangt Beschleunigung bis zum Kollaps. Nun blickt die Welt in die Abgründe eines außer Kontrolle geratenen Systems. Zwei Aussteiger berichten.


      Wie er da steht in der Tür seines Elternhauses, hat Rudolf Wötzel nichts von dem Mann, der er bis vor kurzem war. Dem Haar fehlt das Gel, das er sonst großzügig verteilte. Dem Hemd fehlt die Seidenkrawatte. Die Füße stecken in Gesundheitslatschen statt Lederschuhen. Nur am Handgelenk prangt wie aus Versehen ein Statussymbol aus seinem alten Leben: Manschettenknöpfe. Schön anzusehen, 100 Euro teuer. Kein Betrag für einen, der bis zu 80.000 Euro verdiente. Im Monat.

      Früher saß Wötzel in seiner knappen Freizeit in Bars und spielte mit seinen Statussymbolen, um Frauen zu beeindrucken. Er ließ die Manschettenknöpfe sehen und den Blackberry, ließ den Schlüssel seines Porsche durch die Finger gleiten. Hatte er eine interessiert, erwähnte er seinen Job: Investmentbanker. Da wussten die Frauen, die auf Männer mit viel Geld stehen: Der hat viel Geld.

      Heute sagt der 45-Jährige, dieses Leben habe ihn unglücklich gemacht und krank, die richtige Frau war nicht dabei. Rudolf Wötzel stieg aus, er verkaufte Porsche, Geländewagen und Motorboot, Gel schmiert er auch keines mehr ins Haar, und er schrieb ein Buch, es heißt: "Über die Berge zu mir selbst".

      Jetzt erzählt er in seinem Münchner Elternhaus vom Dasein der Investmentbanker. Später wird auch die Börsenhändlerin Anne T. von ihrem Jonglieren mit immer höheren Summen berichten, die für andere Menschen unfassbar sind. Auch Anne T. ist ausgestiegen. Die Schilderungen der beiden geben rare Einblicke in den Alltag der Investmentbanker, einer kleinen Truppe, die sich für die Elite der Welt hielt. Es geht um Tempo, um die Gier und um riskante Geschäfte, mit denen diese Elite die Welt in einen wirtschaftlichen Abgrund stürzte, wie es seit dem Zweiten Weltkrieg keinen gab. Ein Abgrund so tief, dass sich an diesem Mittwoch die Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten in London versammeln, um Auswege zu suchen.

      Das Spiel mit dem Risiko

      Rudolf Wötzel vergleicht das Treiben der Banker mit Roulette, und zwar in der extremen Variante: maximaler Gewinn. "Wenn Sie ständig auf Zahl setzen statt auf Rot oder Schwarz, ist ihre Gewinnchance natürlich viel höher." Viel höher ist auch das Risiko, alles zu verlieren. Das allerdings habe die Investmentbanker wenig interessiert. Sie kassierten die Millionen-Boni ja sofort. "Ob es langfristig funktioniert, war egal."

      Wötzel war eine Größe im Geschäft, spezialisiert auf feindliche Übernahmen von Firmen, ab 1995 beim Schweizer Geldhaus UBS, dann bei der Deutschen Bank. Im Sommer 2001 sitzt er auf einer Terrasse in den Alpen, um eine Kundin zu beraten. Die Konzernchefin, eine der reichsten in Deutschland, habe Aprikosenkuchen gebacken, und er habe erläutert, wie sie für einige hundert Millionen Euro einen Konkurrenten schlucken könne: am Wochenende, wenn der Chef ahnungslos auf dem Wiener Opernball weilt, unfähig, den Angriff abzuwehren. Einen Tag nach dem Übernahmeangebot fliegen Terroristen in die New Yorker Türme, weltweit kollabieren die Aktienkurse. Die Konkurrenzfirma ist durch den 11.September billiger zu haben. Die wagemutige Übernahme klappt. "Heute finde ich das zynisch", sagt Wötzel. Damals nicht. Ein Wirtschaftsmagazin feiert die Übernahme als "Deal des Jahres".

      Der nächste Deal wartet schon

      Im Garten von Wötzels Eltern zwitschern die Vögel, durch die hohen Fenster scheint die Sonne. Was für ein Frieden. Was für ein Kontrast zu dem Tempo, das aus seinen Schilderungen klingt. Immer wartete der nächste Deal. Die Sekretärin reservierte ihm im Flugzeug stets einen Gangplatz, so sparte er beim Aussteigen 20 Sekunden. Einmal rast er mit dem Sportwagen zum Flughafen, auf der Fahrt nach dem Flug tippt er am Steuer Botschaften. Alles für einen Termin, den der Kunde absagt, als er ankommt. Am Abend dämmert ihm, dass er an diesem Tag mehrmals sein Leben riskiert hat.

      Leistung war alles. Die Honorare seiner Arbeitgeber aus den Übernahmen stiegen in manchen Jahren um 25 bis 40 Prozent. Das sollte immer so weitergehen. Die Chefs sorgten dafür, dass ihre Manager diesen Druck spürten. Eine seiner Banken schickte jeden Tag die Termine aller Manager herum. Wer wenige Termine mit Kunden hatte, sah schlecht aus - und alle sahen es. Eine Welt, in der es immer nur "mehr" geben durfte und nie "weniger". Ein Ziel, das sich ohne immer höhere Risiken kaum erreichen lässt.

      Blackberry am Krankenbett

      Typisch sind stundenlange Telefonkonferenzen am Samstagabend. Lässt sich das steigern? Ja. "Das eiserne Kreuz des Investmentbankers ist der mehrfache Allnighter", sagt Wötzel. Ein Allnighter bedeutet, jemand arbeitet den Tag durch, die Nacht, den folgenden Tag - und vielleicht noch eine Nacht. Wötzel berichtet von einem Kollegen, der am Arbeitsplatz kollabierte. Herzinfarkt, Intensivstation. Bereits am nächsten Morgen erhielt er von dem Kollegen eine E-Mail: "Ich bin durch meine Assistentin erreichbar. Ab sofort kann ich auch wieder über meinen Blackberry kommunizieren."

      Wötzel fühlt sich zunehmend unfähig, in der Freizeit zu entspannen. Die Firma ist ohnehin längst seine Familie geworden. Er arbeitet einige Monate in der Schweiz, lebt mit einer Frau. Sie haben Pläne. An einem Freitagabend schauen sie auf den Zuger See, als sein Chef anruft. "Kannst du ab Montag in Brasilien sein? Wir brauchen dich da." Wötzel sagt zu, ohne mit der Freundin zu reden. "Das kam mir gar nicht in den Sinn. Ich fand den Auftrag irre geil. In diesem Job denken Sie, die Welt dreht sich um Sie." Die Beziehung endet bald.

      Mehr Loyalität empfindet Wötzel zur Deutschen Bank. Als er sich 2005 von einem Konkurrenten abwerben lässt, hat er Gewissensbisse. Doch er wechselt, weil er flüchten will. Er fühlt seine Kräfte schwinden, hat eine Immunschwäche, rennt alle zwei Wochen zum Arzt. Er hat Angst, bei der Deutschen Bank rauszufliegen. Da kommt das Angebot gerade recht. Der neue Arbeitgeber heißt Lehman Brothers.

      Heute ist der frühere Lehman-Chef Dick Fuld global verhasst, weil seine Pleite die Finanzkrise global eskalieren ließ. Bei Wötzels Wechsel ist Fuld ein Held, weil er den Aktienkurs Jahr um Jahr verdoppelt hat. Er gilt als Vorbild für andere, die internationalen Banken glichen sich seit den neunziger Jahren extrem an. Fuld steuerte seine Manager über die beiden Faktoren, die Wötzel für zentral hält, um die Bankerwelt zu erklären: Angst und Gier. Er hat das Gefühl, Fuld könne ihn jederzeit feuern. Mit einem Lächeln. Der Boss hält Einpeitscher-Reden, in denen die F-Wörter purzeln. Er ruft: "Ihr seid Dreck!" Rudolf Wötzel fühlt sich wie in einer totalitären Partei, die ihre Kader drillt.

      Aber er will glänzen und nicht versagen, er ist ja seit Kindheit auf Leistung getrimmt. Im Vorstellungsgespräch bei Lehman versprechen sie Wötzel, er könne "filthy rich" werden, stinkreich. "Meine größte Versuchung bestand darin, immer mehr zu haben: schönere Autos, teurere Reisen, anspruchsvollere Immobilien", erzählt er. "Je unbarmherziger ich mich in der Arbeit forderte, umso exorbitanter wurden meine Bonuserwartungen."

      Alt und fertig - warum der Job schlaucht

      Die Gier und das Risiko, eine Börsenhändlerin hat ein ganzes Buch dazu geschrieben. Unter ihrem Pseudonym Anne T., weil sie Ärger mit ihrem neuen Arbeitgeber befürchtet. Sie ist nicht mehr Händlerin, aber immer noch in der Branche. Kein Reporter darf berichten, wie die Mittdreißigerin aussieht. Für das Gespräch schlägt sie ein Hotel mit Blick auf die Frankfurter Bankentürme vor. Sie löffelt eine überteuerte Suppe und sagt, sie sei froh über den Abschied aus einem der härtesten Teile der Finanzbranche: dem Börsenhandel, wo ein falscher Knopfdruck so viel kosten kann wie ein Porsche. Oder ein Eigenheim.

      "Es ging ums Überleben"

      Als sie vor zehn Jahren anfing, war sie den 68er-Eltern mit ihren politischen Zielen entfremdet. Sie wollte vor allem viel Geld. Und war damit genau richtig in einem Job, den jeder ihrer Meinung nach nur wegen des Geldes macht. "Das ist nicht sinnvoll oder befriedigend. Wenn Sie das 15 Jahre machen, sind Sie alt und fertig." An ihrem ersten Tag im Handelsraum einer großen Bank ignorieren sie die Kollegen. Ein paar Tage später fordern sie die Kollegen zu einem Handel mit Dax-Derivaten in Millionenhöhe auf, ohne es ihr richtig zu erklären. Sie macht Verluste. "Mir kam alles sehr archaisch vor. Es ging ums Überleben. Der Stärkere gewinnt." Bei Rudolf Wötzel gibt es täglich die Liste mit den Terminen. Bei ihr gibt es täglich eine Liste, wer welche Gewinne und Verluste erzielt hat. Gestern ein Star, heute ein Versager, und alle wissen es.

      Manche der wenigen Frauen im Handelssaal laufen heulend aufs Klo und verschwinden dann für immer. Anne T. beißt sich durch. "Der Job ist nichts für Weicheier", sagt sie, und ihr Ton wird so hart, dass man in ihren Augen kein Weichei sein möchte. "Sie sitzen auf 500 Millionen Euro und müssen in Sekunden entscheiden, was Sie machen", beschreibt sie den Druck, der auf allen lastet. Schon bald verliert sie das Gefühl für Milliardensummen - und für die Menschheit außerhalb des Handelssaals. Vor dem Krieg im Irak wettet sie auf den Anstieg von Öl- und Rüstungsaktien. Mit Kollegen nimmt sie Zehntausende Anleger ins Visier, sie konstruiert Wertpapiere extra komplex, um hohe Gebühren zu verstecken. Die Privatanleger greifen zu, Zertifikate erleben einen Boom. "Sollte die Oma um die Ecke doch hopsgehen, solange unsere Millionen-Zahlungen flossen", sagt sie.

      Auch die Gefahren für die Banken selbst gerieten aus dem Blick. Sie verschoben Kreditrisiken in Milliardenhöhe, bis keiner mehr wusste, wer welche Risiken hatte. Einmal bemerkt die interne Kontrolle der Bank riskante Geschäfte, die sie über Karibikinseln laufen lässt. Anne T. wird zum obersten Kontrolleur zitiert. Sie erklärt ihm, die Bank verdiene mit jedem Geschäft bis zu fünf Millionen Euro. Das reicht, die Kontrollen enden.

      Anne T. und Rudolf Wötzel geben Einblicke in ein Geschäft, über das die meisten Insider schweigen. Natürlich haben sie auch einen sehr kritischen Blick auf die Turbowelt, aus der sie ausgestiegen sind. Doch was sie berichten über die Gier und den Risiko-Kick, das passt sehr gut in das Bild, das sich nun abzeichnet von den internationalen Investmentbanken, die mit ihren Billionenverlusten den Globus im Würgegriff halten. Und auch ins Bild der Banker, die trotzdem auf ihre Millionenboni pochen, von AIG bis Dresdner Bank.

      Den Teufelskreis durchbrechen

      Anne T. sagt, dass sie dazu beitragen möchte, dass sich etwas ändert. Die Finanzkrisen "werden immer größer und kommen immer schneller", sagt sie. "Die Banker werden weitermachen wie bisher, wenn sich der Rahmen nicht ändert." Um diesen Rahmen geht es auf dem Londoner G-20-Gipfel und in den Verhandlungen der nächsten Monate. Wenn es die Politiker mit aller Kraft versuchen, könnten sie den Teufelskreis aus Angst und Gier durchbrechen, glaubt Rudolf Wötzel. Aber ob sie es wirklich versuchen?

      Wötzel weiß, wie schwer der Ausstieg aus dieser Welt fällt, von der so viele profitierten - Banker, Aktionäre, Politiker. Obwohl er massive gesundheitliche Probleme hatte und alle zwei Wochen zum Arzt rannte, konnte er seine Kündigung bei Lehman Mitte 2007 vor sich nur rechtfertigen, indem er eine monatelange Tour durch die Alpen plante. Und zwar wie ein Banker: Mit genauen Vorgaben für zu wandernde Kilometer pro Tag, aufgelistet in Excel-Tabellen. Er nannte es "Projekt Hannibal", darunter machte er es nicht.

      Heute meidet er die Versuchung der teuren Geschäfte, in denen er früher sein Geld ließ. Obwohl beim Crash seine Lehman-Aktien im Wert von einer Million Dollar verfielen, hat er aus seinen Banker-Jahren einiges Geld übrig. Damit will er sich nun ein neues Leben aufbauen. Er ist in die Schweizer Berge gezogen, wo er ein Restaurant eröffnen will, mit seiner neuen Freundin, so erzählt er.

      Da klingelt sein Handy. Er schaltet es aus, er will nicht mehr rund um die Uhr erreichbar sein.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/992/463599/text/ …
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 21:30:20
      Beitrag Nr. 2.768 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.650 von Maraho am 31.03.09 13:58:33Noch etwas hierzu und dann ...

      Schwärzester März auf dem Arbeitsmarkt seit 1928

      Nürnberg (Reuters) - Als Folge der Wirtschaftskrise ist der Arbeitsmarkt so schlecht wie nie zuvor in das Frühjahr gestartet.

      Erstmals seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1928 nahm die Arbeitslosenzahl in einem März zu. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) vom Dienstag gab es 3,586 Millionen Arbeitslose - 34.000 mehr als im Februar und 78.000 mehr als vor einem Jahr. Die übliche Frühjahrsbelebung blieb aus. BA-Chef Frank-Jürgen Weise hält eine Zunahme auf vier Millionen Erwerbslose im Jahresverlauf für möglich. Hinzu kommen bis zu 2,2 Millionen Beschäftigte, denen Kurzarbeit droht.

      WEISE: ANSTIEG HAT ÜBERRASCHT

      Der erstmalige Anstieg der Arbeitslosenzahl in einem März kam für die BA unerwartet. "Das Datum hat überrascht", sagte Weise. Mit Einsetzen der Frühjahrsbelebung war in früheren Jahren die Arbeitslosigkeit im Schnitt um 100.000 gesunken, da die Beschäftigung in den Außenberufen dann steigt. Dies werde in diesem Jahr durch die konjunkturelle Entwicklung überlagert, sagte Weise. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Einflüsse legte die Arbeitslosenzahl saisonbereinigt um 69.000 zu.

      Erstmals seit Dezember 2005 stieg die Arbeitslosenzahl auch wieder im Jahresvergleich. Dies erklärte Weise mit der schweren Rezession der deutschen Wirtschaft. Aus dem Arbeitsmarktbericht geht aber auch hervor, dass in diesem Jahr die Statistik weitaus schwächer durch Arbeitsmarktprogramme entlastet wurde als vor einem Jahr. In diesem März waren 900.000 Erwerbslose nicht als arbeitslos registriert, weil sie an Fördermaßnahmen teilnahmen - 150.000 weniger als vor einem Jahr.

      Auch die weitere Entwicklung sieht Weise mit Skepsis. Im Sommer gehe die Arbeitslosenzahl in der Regel um etwa 200.000 zurück. Die BA werde beobachten, ob die Krise den Rückgang verkleinere oder gar aufzehre. Eine Besserung werde es im zweiten Halbjahr jedenfalls noch nicht geben. Weise hält inzwischen einen Anstieg auf vier Millionen Arbeitslose noch in diesem Jahr für möglich. "Die vier Millionen sind nicht auszuschließen, sind aber abhängig von der Entwicklung der wirtschaftlichen Lage", sagte der BA-Chef.

      Zu spüren bekommen die Verschlechterung Zeitarbeiter. Die Zahl der Beschäftigten in der Zeitarbeit ging nach BA-Angaben von August 2008 bis Januar 2009 von 715.000 auf 563.000 zurück.

      Bei ihren Finanzen liegt die BA im Plan. Bis Ende März lief ein Defizit von 4,05 Milliarden Euro auf. Für das Gesamtjahr erwartet die Behörde ein Minus von etwa elf Milliarden Euro, das sie aus ihren Rücklagen von 16,7 Milliarden Euro finanziert. Spätestens im nächsten Jahr ist das Polster aufgezehrt. Dann ist ein Darlehen des Bundes nötig. Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte, der Bund müsse das Defizit als Zuschuss übernehmen.

      Auch die Zahl der Ankündigungen von Kurzarbeit, mit der Entlassungen vermieden werden, stieg nochmals drastisch. Seit Oktober haben nach einer Schätzung der BA mehr als 60.000 Betriebe für rund 2,2 Millionen Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Allein im März kamen bis zu 740.000 hinzu. Wie viele davon wirklich in die Zwangspause geschickt wurden, können die Statistiker erst Ende Mai sagen. BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker wertete die Zunahme als erfreuliches Zeichen, "dass die Arbeitgeber bemüht sind, die Beschäftigten zu halten".

      Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) verbuchte es als Erfolg, dass die Regierung mit der Erleichterung des Zugangs zur Kurzarbeit und der Ausweitung des Kurzarbeitergeldes auf 18 Monate das richtige Mittel gegen die Konjunkturkrise ergriffen habe. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla plädierte dafür, die Zahlung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate auszudehnen. Dafür hatte sich Scholz bereits offen gezeigt. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil warf der Union Uneinigkeit in dieser Frage vor.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE52U09Y20090331?…
      Avatar
      schrieb am 31.03.09 21:34:08
      Beitrag Nr. 2.769 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.891.923 von Maraho am 31.03.09 21:30:20... möchte ich mich für heute von euch verabschieden.

      Vielen Dank für euer Interesse an diesem Dienstag und einen noch geruhsamen Abend.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 00:08:38
      Beitrag Nr. 2.770 ()
      Die Lebensmittelkarten liegen schon bereit..........

      Link: http://www.derpatriot.com/index.php?content=lokal_artikel&ID…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 02:04:14
      Beitrag Nr. 2.771 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.882.427 von Maraho am 30.03.09 19:22:32
      Bevor es untergeht in dem allen Vielen - das ist es:

      "Bei diesen Leuten fehlt die ethische Kompetenz, das Gefühl dafür, was richtig ist. Es ist keine Frage, ob jemand einen Bonus haben soll als Ansporn dafür, gut zu arbeiten. Aber es geht darum, das richtige Maß zu finden, was schon Aristoteles als Haupttugend erkannt hat. Und in der jetzigen Situation Millionenabfindungen oder -boni zu nehmen, ist maßlos."

      Grüß dich, Maraho....;)
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 05:19:42
      Beitrag Nr. 2.772 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.264 von Metrik am 01.04.09 02:04:14Guten Morgen Metrik,
      wohl war. In diesem Sinne ...

      Aristoteles. Über das rechte Maß

      (...) Somit ist denn sittliche Willensbeschaffenheit die zur Fertigkeit der Selbstentscheidung
      gewordene Gesinnung, die jedesmal für das Subjekt angemessene Mitte innezuhalten, wie sie
      gedankenmäßig bestimmt ist und wie der Mann von vollkommener Einsicht sie bestimmen
      würde. Mitte ist sie als zwischen zwei Irrwegen liegend, von denen der eine ein Überschreiten,
      der andere ein Zurückbleiben hinter dem Maß bedeutet; sie ist es auch dadurch, dass das
      Verfehlen das eine Mal ein Nichterreichen, das andere Mal ein Hinausgehen über das Pflichtgemäße
      in Affekten wie in Handlungen bedeutet, die Sittlichkeit aber die rechte Mitte findet
      und innehält. Ihrem Wesen und Begriffe nach, der das bleibende gestaltende Prinzip bezeichnet,
      ist also Sittlichkeit das Innehalten der Mitte. Fragt man dagegen nach dem Werte und
      dem Guten überhaupt, so bezeichnet sie darin ein Äußerstes.

      (...) Dazu nun soll die hier vorgenommene Aufstellung die Anleitung geben:
      Für Furchtsamkeit und Kühnheit bildet die Mannhaftigkeit die rechte Mitte. Was hier die
      Überschreitung des Maßes anbetrifft, so gibt es für den, der an Furcht zuwenig hegt, wie in
      vielen anderen Fällen sonst, keinen besonderen Ausdruck; dagegen wer kühn ist im Übermaß
      heißt verwegen, und wer an Furcht zuviel, an Kühnheit zuwenig hat, der heißt feige.
      Wo es sich um Genuss und Schmerz handelt, freilich nicht um jede Art davon, und insbesondere
      nicht um jede Art von Schmerz, da bildet die rechte Mitte die Besonnenheit, und das
      Überschreiten des Maßes heißt Ausgelassenheit. Solche, die in der Genusssucht hinter dem
      Maß zurückbleiben, werden nicht eben häufig gefunden. Man hat deshalb auch für sie keinen
      Ausdruck geprägt; vielleicht darf man sie unempfänglich stumpf nennen.

      (...) Es gibt also drei Arten des Verhaltens; zwei davon, die eine, die ein Zuviel, und die andere,
      die ein Zuwenig bedeutet, sind fehlerhaft; die dritte, das Innehalten der rechten Mitte, ist
      das Richtige. Alle drei stehen zueinander eigentlich im Verhältnis des Gegensatzes. Die beiden
      ersteren sind der rechten Mitte und sind einander entgegengesetzt, und ebenso die Mitte
      den Extremen. Wie das was einem Dritten gleich ist, im Verhältnis zum Kleineren das Größere,
      im Verhältnis zum Größeren das Kleinere ist, so bedeuten die Verhaltungsweisen, die
      die rechte Mitte innehalten, im Verhältnis zum Zuwenig ein Mehr und im Verhältnis zum
      Zuviel ein Weniger, und das ebensowohl beim Affiziertwerden wie beim Sichbetätigen. Der
      Mannhafte erscheint dem Feigen gegenüber verwegen, dem Verwegenen gegenüber feige;
      ebenso erscheint, wer sich in der Gewalt hat, dem gegenüber, den nichts aufregt, ausgelassen
      und dem Ausgelassenen gegenüber gefühllos, der Freigebige dem Knickrigen gegenüber verschwenderisch,
      dem Verschwender gegenüber knickrig. So lehnen denn die auf der extremen
      Seite Stehenden den, der sich in der Mitte hält, jeder von sich ab und weisen ihn dem anderen
      Extrem zu; den Mannhaften nennt der Feige verwegen, der Verwegene feige, und das gleiche
      Verhältnis zeigt sich auch in den übrigen Fällen.
      Während nun so diese zu einander im Gegensatz stehen, so ist doch der Gegensatz der Extreme
      untereinander der stärkste und stärker als der zur rechten Mitte. Denn die Entfernung
      zwischen jenen ist größer als die zwischen ihnen und der Mitte, geradeso wie das Große vom
      Kleinen und das Kleine vom Großen weiter absteht als beide vom Gleichen.

      (...) Darüber also, daß sittliche Tüchtigkeit das Innehalten der rechten Mitte und in welchem
      Sinne sie dies bedeutet, ferner daß das wo zwischen sie die rechte Mitte innehält die beiden
      fehlerhaften Abweichungen, das Zuviel und Zuwenig sind, und daß sie diese Beschaffenheit
      hat, weil sie im Affiziertwerden wie im Sichbetätigen die rechte Mitte sich zum Ziele zu setzen
      bestimmt ist, haben wir damit ausreichend gehandelt.

      [aus: Aristoteles, Nikomachische Ethik]

      Dir einen schönen Tag! ;)
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 05:22:10
      Beitrag Nr. 2.773 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.090 von paddelbootheizer am 01.04.09 00:08:38Guten Morgen paddelbootheizer,
      nicht abwegig!

      Dir ebenfalls einen schönen Tag! Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 05:29:15
      Beitrag Nr. 2.774 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.891.214 von Maraho am 31.03.09 20:18:01Guten Morgen zusammen,
      ich wünsche euch allen einen angenehmen Tag. Und vergesst nicht: Heute ist der 1. April! (Frage: Nur heute?)

      Dann wollen wir einmal ...

      Obama trifft Medwedew

      London (dpa) - Kurz vor dem G20-Gipfel in London trifft US- Präsident Barack Obama heute erstmals mit seinem russischen Kollegen Dmitri Medwedew zusammen. Zu Beginn seiner Europareise will er damit die Beziehungen zu Russland neu beleben. Vor dem Gipfel zeichneten sich Spannungen unter den Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrieländer ab. Nach China stellte auch Russland den US-Dollar als globale Leitwährung infrage.

      © Die Welt
      erschienen am 01.04.2009 um 02:47 Uhr
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 05:32:04
      Beitrag Nr. 2.775 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.818 von Maraho am 31.03.09 19:30:52Etwas hierzu ...

      Außerordentliche Betriebsversammlungen bei Daimler

      Stuttgart (dpa) - Daimler hat seine Beschäftigten in den deutschen Werken für heute zu außerordentlichen Betriebsversammlungen eingeladen. Die Mitarbeiter müssen sich auf spürbare Einschnitte einstellen. Der Autobauer will einem Medienbericht zufolge die für Mai geplante zweite Stufe der Tariferhöhung verschieben und die Kurzarbeit in seinen Werken über Juni hinaus verlängern. Möglicherweise will Daimler auch an das Urlaubsgeld und Prämienzahlungen gehen.

      © Die Welt
      erschienen am 01.04.2009 um 04:41 Uhr
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 05:46:29
      Beitrag Nr. 2.776 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.540 von Maraho am 31.03.09 06:10:38In Bezug. Lesenswert!


      Was sich ändern muss
      von Paul J.J. Welfens

      Neue Regulierungen können das Finanzsystem nur retten, wenn die grundlegenden Probleme angegangen werden: Verfehlte Anreize, inkompetente Aufseher, zu große Banken.


      Die Weigerung der Europäischen Union, Washington mit einem großen Konjunkturpaket folgen zu wollen, ist im Kern eine indirekte Kritik an den USA. Deren blinde, zersplitterte Bankenaufsicht hat in Verbindung mit mangelnder Regulierung von Hedge-Fonds erst den Aufstieg spekulativ eingestellter Großbanken in New York gebracht. Später dann den Absturz des Finanzsystems auf beiden Seiten des Atlantiks.

      Die amerikanischen, aber auch die europäischen Bankenaufseher haben Fehlentwicklungen lange ignoriert. In den USA begegneten sie 2002 bis 2006 der Anomalie sinkender Risikoprämien - bei zweistellig wachsenden Kreditvolumina - nur mit Gleichgültigkeit und Unverständnis. Man braucht kein neues komplexes Frühwarnsystem zu entwickeln, wenn schon mit bloßem Auge sichtbare Anomalien am Kapitalmarkt bei Aufsichtsbehörden nur gleichgültiges Schnarchen zur Folge haben.

      Es gibt nun zwar 47 Reformpunkte, die man schon Ende 2008 auf einem G20-Gipfel als Arbeitsagenda formuliert hat. Bedauerlicherweise fehlen aber gerade die Maßnahmen, die unabweisbar sind, um Bankensysteme wieder arbeitsfähig zu machen.

      Statt Bonussysteme künstlich zu beschränken, sollte man zunächst das Interesse der Manager stärker auf die lange Frist ausrichten. Eine Steuerreform muss Anreize zu mehr Nachhaltigkeit setzen: Bei Banken und anderen Finanzmarktakteuren sollten künftig der Gewinn einerseits und die Volatilität der Eigenkapitalrendite andererseits die Anknüpfungspunkte der Besteuerung sein.

      Je stärker die Rendite schwankt, desto höher sollte der relevante Gesamtsteuersatz sein. Illusorische Zielrenditen von 25 Prozent bei Großbanken werden so zurückgedrängt, was für die Stabilität der Wirtschaft unabdingbar ist.

      Viele Großbanker wollen einfache ökonomische Wahrheiten nicht zur Kenntnis nehmen: Langfristig wird der Realzins - die Differenz von Nominalzins und Inflationsrate - gleich dem Wirtschaftswachstum sein; und bei vier Prozent Rendite für risikolose Staatseinleihen läuft eine Zielrendite von 25 Prozent auf eine Risikoprämie von 21 Prozent hinaus. Das aber heißt, dass gefährlich hohe Risiken eingegangen werden, die Kasinoqualität haben.

      Es ist für den Zustand der Gesellschaft wohl bezeichnend, dass Ex-Sport- und Jugendidol Boris Becker Werbung für das Pokerspielen macht. Das kann man bestenfalls sonderbar nennen und taugt als Wertorientierung oder Vorbild nicht.

      Bankenaufseher müssen künftig professionell arbeiten und ein nachweisbar fundiertes Risikomanagement von Banken einfordern. Hierzulande ist die Lage schwierig: Ein Chef der deutschen Bankenaufsicht, der im Vorwort des Jahresberichts 2008 formulierte, dass er von den Ereignissen in den USA weithin überrascht worden sei, ist untragbar. Überhaupt ist die jetzige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mangels ausreichender Kompetenz und Professionalität nicht glaubwürdig und Teil des Problems. Es gibt vorbildlich geführte und strukturierte Bundesbehörden: siehe etwa die Bundesnetzagentur, an der sich eine BaFin-Reform ausrichten sollte.

      Unerträglich ist das Gerede über toxische Bankprodukte in Bilanzen: Es besagt, dass mit Millionenaufwand erstellte und geprüfte Bilanzen in Wahrheit ohne Aussagewert sind. Toxische Finanzprodukte müssen entgiftet werden, indem ihr Wert durch bestimmte Prozeduren festgestellt wird.

      Ein ernstes Problem ist, dass viele Banken sich Kreditversicherungspolicen für Kreditportfolios beziehungsweise Verbriefungsprodukte gekauft haben und diese dann im Over-the-Counter-Geschäft weiterveräußerten, so dass niemand weiß, wo die Policen - sogenannte Credit Default Swaps (CDS) - sind; und wie hoch daher das Counterparty-Risk ist - was also letztlich die Versicherungspolice als Schutz wert ist und wie entsprechend das zugeordnete Kreditportfolio zu bewerten ist.

      Eine zeitlich rückwärtige Erfassung aller außerbilanzieller CDS-Verkäufe ist unerlässlich und überfällig. Die EU-Debatte über eine Einführung eines Clearing-System für neue CDS-Transaktionen ist begrüßenswert, aber eben weniger als die Hälfte der Reformaufgabe. Für künftige Verbriefungsprodukte sollte per Regulierung mit Vorgabe gelten, dass der Verkäufer eines solchen Produkts dieses jederzeit zu 50 Prozent des ursprünglichen, ersten Marktpreises zurückzukaufen bereit sein muss. Die jetzige Falle eines nicht bewertbaren Portfolios beziehungsweise einer fehlenden Preisuntergrenze bei Kreditportfolios wird damit künftig vermieden.

      Grundsätzlich müssen die Bankenaufsichtsbehörden energisch restrukturiert werden. Eine Aufsicht ohne wissenschaftlichen Beirat sollte man dichtmachen. Mehr Personal, bessere Bezahlung und mehr internationale Kooperation sind unerlässlich. Wenn Großbritannien keine schärfere Bankenaufsicht in der EU mit umsetzt, dann sollte die Euro-Zone alleine vorangehen.

      Zu guter Letzt gibt es angesichts der Bankenkonsolidierung ein verschärftes Too-Big-to-Fail-Problem. Großbanken vertrauen im Bewusstsein ihrer Größe beziehungsweise Systemrelevanz darauf, dass sie nicht in Konkurs gehen können, und schon verfolgen Manager wieder überriskante Strategien - nach der Devise: Wenn es gut geht, wird man Banker of the Year und geht als Held in den Ruhestand; wenn es schiefgeht, kann man die Bank immer noch dem Staat anhängen.

      Von daher ist mittelfristig über Entflechtungen nachzudenken.

      Paul J.J. Welfens ist Professor für Makroökonomik und Präsident des EIIW/Uni Wuppertal. Er ist Autor des Buchs "Transatlantische Bankenkrise" (2009).

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Paul-J-J…
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      Avatar
      schrieb am 01.04.09 06:00:50
      Beitrag Nr. 2.777 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.891.555 von Maraho am 31.03.09 20:52:53In Bezug.

      Streit der Mächtigen

      Deutschland soll die Welt retten
      von Wolfgang Proissl (Brüssel), Birgit Marschall (Berlin) und Sabine Muscat (London)

      Kurz vor dem G20-Gipfel in London gerät die Bundesregierung unter erheblichen Zugzwang: Sie soll die globale Wirtschaftskrise mit einem weiteren Konjunkturpaket zu bekämpfen.


      Mit harschen Worten kritisierte Japans Premier Taro Aso in einem Interview mit der Financial Times die Skepsis von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegenüber neuen Milliardenprogrammen. "Es gibt Länder, die verstehen die Bedeutung fiskalischer Maßnahmen, und es gibt Länder, die verstehen sie nicht", sagte Aso der FT. "Ich glaube, das ist der Grund, weshalb Deutschland diesen Standpunkt vertritt."

      Auch die Industrieländerorganisation OECD fordert, dass Berlin mehr Geld für den Kampf gegen die Krise einsetzt. "Es bedarf weiterer Ankurbelungsmaßnahmen, die schnell umgesetzt werden müssten", heißt es im Deutschlandteil des neuen OECD-Wirtschaftsausblicks, der am Dienstag vorgelegt wurde. Die Organisation bemängelte, Deutschland unternehme deutlich weniger Anstrengungen als etwa die USA - obwohl der nötige Spielraum vorhanden sei.

      Damit eskaliert der Streit um zusätzliche Milliarden zur Ankurbelung der Konjunktur. Ab heute Abend wollen die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in London über Maßnahmen gegen die Krise beraten. Die Bundesregierung hat bislang zwei Stimulusprogramme im Umfang von rund 80 Mrd. Euro aufgelegt. Weltweit sind rund 2000 Mrd. $ in Konjunkturpakete geflossen.

      Japan hat bisher gut 90 Mrd. Euro zur Bekämpfung der Rezession bereitgestellt. Nun arbeitet Tokio an einem zweiten Paket im Umfang von bis zu 150 Mrd. Euro. Die Regierung wolle "alle verfügbaren Mittel mobilisieren", um einen Absturz zu verhindern, sagte Aso. Der Premier verwies auf traumatische Erfahrungen seines Landes während der Krise in den 90er-Jahren.

      Auch Mike Froman, ein Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama, sagte am Dienstag in London, die Ankurbelung der Konjunktur bleibe weiter das drängendste Problem. Deutschland und die meisten anderen Staaten Kontinentaleuropas sperren sich bislang gegen Forderungen nach zusätzlichen Konjunkturprogrammen. Die Regierungen verweisen dabei auf die hohen öffentlichen Schulden und Haushaltsdefizite.

      "Wir bleiben bei unserer Position, dass wir erst mal abwarten wollen, wie die bisherigen Konjunkturpakete wirken", sagte eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Zudem seien viele Maßnahmen wie etwa Investitionen in die Infrastruktur noch gar nicht in Kraft getreten.

      Wie sehr sich der Streit um die Konjunkturmilliarden zugespitzt hat, zeigten auch Äußerungen aus Paris. Sollte der Gipfel keine spürbaren Ergebnisse bringen, werde Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy die Abschlusserklärung nicht unterzeichnen, sagte Finanzministerin Christine Lagarde. "Das heißt, dass er dann abreisen wird. Er ist sich da sehr sicher."

      Dem Entwurf der G20-Abschlusserklärung zufolge wollen die Europäer erreichen, dass künftig alle Finanzmarktakteure und alle Staaten einer strengen Aufsicht unterliegen. Nach Angaben der US-Delegation in London soll das auch für Hedge-Fonds und Steuerparadiese gelten.

      Die OECD warnte vor einer drastischen Verschärfung der Krise. Die Weltwirtschaft werde 2009 um 2,75 Prozent schrumpfen, das Minus in Deutschland bei 5,3 Prozent liegen. Laut OECD-Prognose wird Deutschland wegen seiner Exportabhängigkeit von der Krise stärker betroffen sein als fast alle anderen Länder. Die Zahl der Arbeitslosen werde 2010 auf fünf Millionen steigen, Ende 2010 werde sie sogar deutlich darüberliegen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Streit-der-M%E4chti…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 06:09:16
      Beitrag Nr. 2.778 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.207 von Maraho am 02.03.09 19:45:29In Bezug.
      Etwas aus der Schweiz ...

      Die übelste Steueroase sind die USA
      Von Ralf Kaminski, New York.

      Wie schwierig ist es, Strohfirmen und geheime Bankkonten zu eröffnen? Ein australischer Professor hat es getestet. Die Schweiz schnitt gut ab.


      Beim G-20-Treffen in London sollen diese Woche weitere Massnahmen gegen Steueroasen diskutiert werden. Als solche gilt auch immer noch die Schweiz, die nach massivem Druck aus den USA im Nachgang der UBS-Steueraffäre bereits Konzessionen gemacht hat.

      Viel schlimmer als die Schweiz sind jedoch einige Bundesstaaten in den USA – dies hat ein Test des australischen Professors Jason Sharman ergeben. Der Steuerexperte, der beim Centre for Governance and Public Policy an der Griffith University in Nathan lehrt, hat zwei Jahre lang mit einem Budget von 20'000 Dollar und einem Internetanschluss getestet, in welchen Staaten es am leichtesten ist, anonym Strohfirmen zu gründen. Diese Vehikel dienen reichen Leuten häufig dazu, geheime Bankkonten zu führen und damit Steuern am Fiskus ihrer Heimatländer vorbeizuschmuggeln.

      «Schweizer Anbieter kippten sehr schnell aus meinem Test»

      Sharman kontaktierte 54 Corporate Service Provider (CSP) in 22 Ländern online. 45 CSP signalisierten die Bereitschaft, eine Strohfirma zu gründen. 28 CSP wollten dafür aber eine klare Identifizierung, etwa eine notariell beglaubigte Passkopie. 17 dieser Anlaufstellen verlangten nichts anderes als eine Kreditkarte und eine Postadresse; sie waren noch nicht mal besonders teuer und veranschlagten zwischen 800 und 3000 Dollar für ihre Dienste.

      Nur 4 dieser 17 Büros befinden sich in klassischen Steueroasen, die restlichen 13 liegen in OECD-Ländern, jenen Staaten also, die an einer schwarzen Liste arbeiten. England beherbergt sieben dieser Anlaufstellen, die USA vier, Spanien und Kanada je eine, wie der «Economist» in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.

      «Die Schweizer Anbieter kippten sehr schnell aus meinem Test», erklärt Jason Sharman auf Anfrage, «sie verlangten eine sehr genaue Identifizierung.» Es habe zwar einen Anbieter gegeben, der bereit gewesen sei, eine völlig anonyme Struktur samt Bankkonto zu kreieren, «aber der verlangte 17'000 Dollar Vorauszahlung. Das lag bei meinem Budget nicht drin – und ich bin skeptisch, dass er das wirklich hätte arrangieren können.» Fehlanzeige in der Schweiz

      Schwieriger Fall: Anonyme Konten

      In einem weiteren Schritt versuchte Sharman anonyme Bankkonten über diese 17 Anbieter zu eröffnen. Dies erwies sich als schwieriger und funktionierte nur in fünf Fällen: Je einmal in den US-Bundesstaaten Wyoming und Nevada, zweimal in England und einmal bei einem Joint Venture in Liechtenstein und in Somalia. Auch hier wurden teilweise Passkopien verlangt, aber ohne Beglaubigung. Diese fünf Fälle scheinen auf den ersten Blick wenig zu sein, Sharman betont jedoch, mit welch geringem Aufwand es ihm gelungen sei, dies zu tun. «Wer sich wirklich bemüht oder kriminelle Absichten hat, dürfte schnell einiges mehr erreichen.»

      Neben den genannten Bundesstaaten wird auch Delaware in einer einschlägigen Studie der US-Regierung erwähnt. Diese kam zum Schluss, dass die dort gebotene Anonymität mit jener der klassischen Steueroasen vergleichbar ist. Laut «Economist» sind die USA für Ausländer besonders attraktiv, um Geld zu parkieren, weil der Staat die Zinsen nicht besteuert. Dieser Umstand, gekoppelt mit der gebotenen Anonymität, offeriere «alle Vorteile einer Steueroase».

      Sharman, dessen Test noch nicht publiziert ist, weist darauf hin, dass die USA und England zwar bemüht seien, ihre Standards zu verbessern, «aber sie hinken der Rechtsprechung jener Länder schwer hinterher, die gemeinhin als Steueroasen gelten».

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-uebels…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 06:17:27
      Beitrag Nr. 2.779 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.317 von Maraho am 01.04.09 06:09:16Noch etwas ...

      «In diesem Job muss man pessimistisch sein können»
      Von Marc Badertscher.

      Das grösste Risiko für die Banken sind derzeit die Börsen. Das sagt Patrick Raaflaub, der neue Chef der Finanzmarktaufsicht (Finma).

      Herr Raaflaub, was ist heute die grösste Gefahr für unsere Banken?

      Kurzfristig besteht das grösste Risiko darin, dass es an den Finanzmärkten noch einmal richtig bergab geht, dass es noch einmal einen Schock gibt.

      Die Börsen haben sich zuletzt etwas erholt. Ist die Krise nicht vorbei?

      Ich fürchte nein. Wir stehen am Anfang oder hoffentlich bereits in der Mitte einer schweren Rezession.

      Werden die Schweizer Banken von der neusten Phase stark getroffen?

      Die Rezession hat Rückkopplungseffekte auf die Banken. Der Welthandel ist stark zurückgegangen, und damit auch die Finanzströme. Von dieser Deglobalisierung ist der Schweizer Finanzplatz stark betroffen, zusammen mit dem britischen Finanzplatz wohl am stärksten.

      Früher wurden Ihre Leute dauernd von der Finanzbranche abgeworben. Ist es jetzt umgekehrt? Wollen die Banker nun alle bei der Aufsicht arbeiten?

      Es gibt keine Masseneinwanderung. Aber es stimmt schon, wir erhalten mehr und bessere Bewerbungsdossiers.

      Stimmen die Löhne bei der Finma?

      Wir orientieren uns lohnmässig an mittleren Kantonalbanken und an Versicherungen. Zusammen mit der interessanten Tätigkeit ist unser Angebot durchaus konkurrenzfähig.

      Brauchen Sie noch mehr Leute?

      In einzelnen Bereichen werden wir gezielt aufstocken.

      Wo?
      Beispielsweise dort, wo es um die Durchsetzung von Aufsichtsrecht geht. Bei Untersuchungen sind wir oft überlastet.

      Wie bekommen Sie die Grossbanken in den Griff, damit es nicht wieder zur Katastrophe kommt?

      Das Handelsbuch der Banken wird künftig kleiner sein. Dafür schaffen wir Anreize. Zum Beispiel mit strengeren Eigenkapitalvorschriften und der Einführung einer Leverage-Ratio. Das ist der wichtigste Faktor. Und man muss Soll-Bruchstellen bei den Banken einplanen, damit einzelne Teile verkauft werden können, falls es nötig wird. So kann man künftige Bankenkrisen durchstehen, ohne die Kolosse als Ganzes mit viel Steuergeld am Leben erhalten zu müssen.

      Aber Krisen sieht man nie kommen. Auch Sie werden das nächste Mal überrascht werden.

      Es gibt Gemeinsamkeiten, die bei jeder Krise auftauchen. Auf die muss man fokussieren.

      Zum Beispiel?

      Es darf im Finanzsystem keine Wetten mehr geben, wo nur die eine Seite gewinnen kann. Das beginnt bei der Entlöhnung. Es schafft falsche Anreize, wenn ein junger Trader in einem Jahr mehr verdienen kann als ein Arbeiter in einem ganzen Leben. Der Trader kann nach einem Jahr aufhören. Beispiele für schädliche einseitige Wetten ziehen sich wie ein roter Faden auch durch die jetzige Krise.

      Ein anderes Beispiel für solche Wetten bitte?

      Wenn einer ein Haus kaufen kann ohne Geld und ohne gute Kredit-Vergangenheit, dann hat er nichts zu verlieren, wenn es schiefläuft.

      Was haben Krisen sonst noch gemeinsam?

      Die Intransparenz. Je diversifizierter ein Portefeuille, desto intransparenter wird es. Irgendwo gibt es ein Optimum zwischen vollständiger Diversifikation und vollständiger Offenheit.

      Wie soll man solche gemeinsamen Muster erkennen?

      Man braucht Distanz dafür. Und in diesem Job muss man pessimistisch sein können. Die Aufsicht muss sich ein eigenes Bild von der Lage machen und die Beaufsichtigten damit konfrontieren.

      Das ist jetzt in der Krise leicht gesagt. Aber im nächsten Boom...

      Diese Krise ist so gigantisch, dass sie uns noch sehr lange in den Knochen stecken wird. Wenn alle auf die einseitigen Wetten und die Intransparenz achten, dann wird das System sehr viel resistenter. Wir als Aufsicht müssen auch in Boomphasen unbequeme Fragen stellen.

      Unbequeme Fragen sind im Aufschwung äusserst unpopulär.

      Ja. Die Banken werden mit Sicherheit sagen: «Jetzt verhindert ihr den Gewinn.» Und irgendwann werden auch die Politiker die unbequemen Fragen nicht mehr hören wollen. Aber das ist unser Job.

      Unschön sind auch die Probleme der UBS mit den USA. Wann hat die Finma in der Steuerfrage erstmals auf eine politische Lösung gedrängt?

      Wir haben letzten Herbst andere Behörden in Bern darauf hingewiesen, dass die UBS vermutlich nicht in der Lage sein werde, das Problem alleine zu lösen.

      Doch Sie sind ins Leere gelaufen, hat man den Eindruck.

      Wir können nur Hinweise geben. Wir können keinen Einfluss darauf nehmen, was andere Behörden oder der Bundesrat mit unseren Hinweisen machen.

      Und jetzt?

      Jetzt analysieren wir wieder die Situation. Wir sehen ein neues Problem. Es besteht das Risiko, dass im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft die Grenzen der Legalität verschoben werden. Und zwar stetig zuungunsten des schweizerischen Finanzplatzes. Das ist ein Problem.

      Und was machen Sie mit Ihrer Beurteilung?

      Wir machen darauf aufmerksam. Die Schweiz kann den Rechtsrahmen im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft nicht einseitig verändern. Das ist nur durch internationale Verhandlungen möglich. Dies ist Aufgabe der Wirtschaftsdiplomatie. Das ist nicht unsere Rolle.

      Wären wir besser dran, wenn wir keine Grossbanken hätten?

      Grundsätzlich sicher nicht, auch wenn es zurzeit so scheint. Man muss jetzt nur die Lehren ziehen. Dumm ist nur, wer zweimal den gleichen Fehler macht.

      Alle reden von der Renaissance der Politik.

      Vielleicht ist es eher eine Renaissance des Staates.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 06:24:55
      Beitrag Nr. 2.780 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.706.216 von Maraho am 05.03.09 14:57:30Ein Kommentar aus der "Börsenzeitung" zur morgigen EZB-Zinsentscheidung ...

      Kommentar: Deckmantel Geldpolitik

      Wenn am morgigen Donnerstag der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die monatliche Zinsentscheidung seines Hauses erläutert, dürfte er drei elementare Dinge ansprechen: erstens dass die EZB den Leitzins erneut gesenkt hat. Zweitens dass sie zudem erwägt, Schuldtitel privater Emittenten zu kaufen, und drittens dass sie im Kampf gegen die Rezession den Kauf von Staatsanleihen - vorerst - ausschließt. Diese Informationen sind wichtig. Genauso wichtig wäre aber die Diskussion einiger Punkte, die sicherlich nicht zur Sprache kommen. Aber dazu später.

      Zinssenkung voraus

      Erstens wird der 22-köpfige EZB-Rat ziemlich sicher erneut den Leitzins senken. Zwar haben die Währungshüter den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz seit Oktober des vergangenen Jahres bereits um satte 2,75 Prozentpunkte auf derzeit 1,5 % gekappt. Aber selbst diese umfangreiche Verbilligung der Bankenrefinanzierung reicht offenbar noch nicht aus, um der moribunden Wirtschaft wieder Leben einzuhauchen und den Absturz der Inflationsrate zu stoppen. Letztere ist seit ihrem Hoch von 4,0 % im Juli 2008 um sage und schreibe 3,4 Prozentpunkte auf 0,6 % im März gefallen. Legt man eine einfache Taylor-Regel, eine grobe Faustregel zur Zinsbestimmung, zugrunde, müsste der EZB-Zins bereits im negativen Terrain liegen. An dieser Front besteht also Handlungsbedarf. Zwei Optionen sind konkret denkbar. Entweder wird der Leitzins um 50 Basispunkte auf 1,0 % gesenkt, und der Einlagenzins, der normalerweise 100 Basispunkte unter dem Leitzins liegt, wird nicht ganz so stark reduziert, sondern von derzeit 0,5 % auf 0,25 % abgesenkt. Oder die EZB belässt den Korridor zwischen den beiden Zinssätzen und senkt den Leitzins nur um 25 Basispunkte auf 1,25 %, sodass der Einlagenzins ebenfalls auf 0,25 % sinken würde.

      Effektiv machen die beiden Varianten keinen großen Unterschied. Entscheidend ist, dass eine Absenkung des Einlagenzinses in dem derzeitigen Umfeld den effektiven Tagesgeldsatz, den Euro Overnight Index Average (Eonia) am Interbankenmarkt weiter drücken wird, dabei aber positiv bleibt. Die Nullgrenze soll die Einlagenfazilität nicht erreichen, da der Tagesgeldmarkt dann nicht mehr funktionieren würde.

      Neben der Zinssenkung dürfte die EZB den Banken zukünftig Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr anbieten statt wie bisher mit maximal sechs Monaten. Das würde den Banken Sicherheit bei ihrer Liquiditätsplanung geben.

      Zweitens dürfte Trichet ankündigen, dass die EZB erwägt, Schuldtitel privater Emittenten aufzukaufen, um die Kreditversorgung der Wirtschaft über die Möglichkeiten der Zinspolitik hinaus zu stimulieren. Unternehmensanleihen, Commercial Papers und Bankschuldverschreibungen kommen in Frage. Der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, Ben Bernanke, nennt diese in den Vereinigten Staaten bereits angewandte Strategie "credit easing". Bisher akzeptiert die EZB solche Wertpapiere nur als Sicherheiten im Rahmen ihrer Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken. Durch den effektiven Kauf bekommen die emittierenden Unternehmen und Banken zwar Liquidität direkt von der Zentralbank, die derzeit im Bankensektor zu versickern droht. Die EZB geht aber auch ein erheblich höheres Verlustrisiko ein, wenn sie Eigentümerin dieser Wertpapiere wird. Drittens dürfte Trichet klarstellen, dass die EZB anders als die Zentralbanken in den USA, Japan oder Großbritannien nicht mit dem Gedanken spielt, Staatsanleihen aufzukaufen. Die Staatsfinanzierung durch die Notenbank, die im Maastricht-Vertrag für den Primärmarkt ausdrücklich verboten ist, dürfte auch in der indirekten Variante des Kaufs von Staatsanleihen über den Sekundärmarkt vorerst nicht auf die Agenda rücken, um gar nicht erst in den Verdacht der Schuldenfinanzierung zu geraten.

      Offene Fragen

      So weit die Klarstellungen, die zu erwarten sind. Offen dürfte dagegen bleiben, wie sich die EZB vorstellt, alle Unternehmen chancengleich an ihrer Liquiditätsversorgung teilhaben zu lassen. Wie gedenken die Währungshüter die Versorgung des Mittelstands mit Krediten sicherzustellen, der keine Anleihen oder Commercial Papers begibt? Auch das Auswahlverfahren der konkreten Unternehmen ist nichts anderes als Industriepolitik unter dem Deckmantel der Geldpolitik. Noch wichtiger: Wer trägt die Verluste, die gegebenenfalls anfallen, wenn Emittenten ausfallen? Wie werden diese aufgeteilt? Werden Absprachen mit den Finanzministern getroffen, von denen die Öffentlichkeit überdies in Kenntnis gesetzt wird? Es wäre nicht fair, die Währungshüter aufgrund dieser Problematik zu verteufeln. Zu vertrackt ist die Lage, als dass auf alles eine einfache Antwort zu geben wäre. Es ist dies nicht die Zeit der Bedenkenträger. Aber neben aggressiven, unkonventionellen Maßnahmen müssen Exit-Strategien für die Zeit nach der Krise aufgezeigt werden und die Verantwortlichkeiten im Vorhinein sichtbar sein.

      (Börsen-Zeitung, 1.4.2009)
      http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009063…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 06:27:30
      Beitrag Nr. 2.781 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.313 von Maraho am 01.04.09 06:00:50Guten Morgen Maraho,

      ich glaube dieser Artikel trifft den Nagel auf den Kopf. Alle Beschwörungen, die jetzt offenbar einsilbig gehalten werden, werden in der Realität ab Adsurdum geführt.

      Es gibt folgende Punkte:
      Stützung der systemrelevanten Banken
      - da scheint es offensichtlich recht gut zu klappen

      Konjunkturprogramme
      - da kocht aus unterschiedlichen Gründen jeder sein eigenes
      Süppchen.
      liegt auch an den verschieden Strukturen und Möglichkeiten

      Steuerharmonie
      - Lippenbekenntnisse, die in der Realität gar nicht gewollt ist.

      Protektionismus
      - da wird auf uns noch einiges zu kommen

      Kurzantwort, ohne Anspruch auf Vollständigkeit
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 06:56:54
      Beitrag Nr. 2.782 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.330 von kiska am 01.04.09 06:27:30Guten Morgen kiska, Dir einen schönen Tag! ;)
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 07:10:51
      Beitrag Nr. 2.783 ()
      Hier noch etwas zu der gegenwärtigen Situation am Markt für Fusionen und Übernahmen ...

      "Schlechte Zeiten für M&A-Deals"

      Der globale Mergers and Acquisitions Markt (M&A), für Fusionen und Übernahmen, schrumpfte auch im 1. Quartal 2009. Um -32,25% ging es im Vergleich zum Vorjahresquartal weiter bergab, auf den niedrigsten Stand seit 2003. Das globale M&A Volumen lag im ersten Quartal bei noch 452,640 Mrd. Dollar, nach 668,187 Mrd. Dollar in Q1 2008!

      Grafik und Quelle: http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/

      > Blau die globalen M&As und rot der Anteil der Private Equity M&As. Zum Hoch der M&As im 2. Quartal 2007 mit 1,4142 Billionen Dollar Volumen, brach der weltweite Markt der Übernahmen und Fusionen um fulminante -68% ein! <

      Teilverstaatlichungen und Bankenrettungen halfen einen totalen Kollaps der M&As zu verhindern, denn in die Daten der globalen Fusionen und Übernahmen, flossen die Bankenrettungen mit einem Anteil am Gesamtvolumen von ca. 30% im 1. Quartal ein! In die aktuellen Daten floss u.a. der Bailout der Lloyds Bank durch das britischen Schatzamt mit ein, es war die drittgrößte Transaktion mit 22,3 Mrd. Dollar in Q1 2009. Auch Teile der Tranchen aus der staatlichen Übernahme von insgesamt 47,8 Mrd. Dollar der Royal Bank of Scotland spiegeln sich in den Daten wider, ebenso die US-Staatsbeteiligungen an notleidenden Geschäftsbanken.

      Die Übernahmewelle in der Pharmabranche hilft ebenfalls ein Desaster bei den Übernahmen und Fusionen zu kaschieren. So übernahm Pfizer Inc. für 64,5 Mrd. Dollar den Pharmariesen Wyeth. Merck&Co schluckten die Schering Plough Corp. für 45,9 Mrd. Dollar und sorgten für das stärkste M&A Quartal im Pharmasektor seit 10 Jahren.

      Trotz allem bricht neben den Emissionen von Kreditverbriefungen auch der wichtige M&A-Markt als Einnahmequelle für die Banken zu großen Teilen weg. Aus diesen Märkten wurden u.a. in der Vergangenheit ein großer Teil der eingenommenen Gebühren und Provisionen generiert. Die M&A-Fees sanken in Q1 2009 um -68%, im Vergleich zum Vorjahresquartal, auf nur noch 3 Mrd. Dollar. Im Gesamtjahr 2008 wurden noch 34,2 Mrd. Dollar an Gebühren generiert und diese hohen Gebühreneinnahmen in 2008, bedeuteten schon damals einen Einbruch von -32% im Vergleich zu 2007!

      Besonders stark abwärts ging es mit den Leveraged Buyouts (LBOs) der Private Equity Gesellschaften. Das Volumen der überwiegend kreditfinanzierten Übernahmen der Finanzinvestoren kollabierte regelrecht auf 13,225 Mrd. Dollar bzw. um -82,7% zum Vorjahresquartal. Zum Hoch im 2. Quartal 2007 mit 303,349 Mrd. Dollar an Übernahmevolumen ist es sogar ein Absturz von -95,6%! Der Anteil der Private Equity Übernahmen am gesamten M&A-Markt sank in Q1 2009 auf armselige 2,9% und dies wies den PE-Firmen den gebührenden Status zu, das Volumen der abgeschlossenen Transaktionen im Verhältnis zum Gesamtmarkt sank auf das Niveau von 1996, damals mit 3%. Die "New Kings of Capitalism"(Q4 2006 Anteil am M&A-Markt bei 24,1%), als Profiteure einer ungezügelten Kreditvergabe, sind "Dank" Kreditkrise wieder auf dem Levels gelandet, von wo aus sie ihre einzigartige Wachstumstory gestartet haben! In der Zwischenzeit haben aber die LBOs mit den meist auf die Zielunternehmen übergeholfenen Schulden bereits irreparable Schäden an ehemals gesunden Firmen angerichtet.

      Die Finanz-und Wirtschaftkrise wirkt weiterhin auf alle Teilbereiche des Finanzmarktes negativ. Die Krise der Finanzmärkte ist ganz simpel auf ein Ende der aggressiven Kreditexpansion und einen völlig künstlich überdehnten Kreditzyklus zurückzuführen. Niedrige Zinsen und Staatshilfen können bisher die Kreditvergabe nicht mehr adäquat ankurbeln, da eh bereits große Teile der privaten Haushalte und Unternehmen hoffnungslos überschuldet sind und die privaten Banken gleichzeitig sich bei der Kreditvergabe zurückhalten.

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:13:21
      Beitrag Nr. 2.784 ()
      Guten Tag zusammen,
      jetzt geht es weiter ....

      Hier eine kleine Presseschau aus dem "Handelsblatt" ...
      Wenn ihr auf die Seite geht, könnt ihr die einzelnen Blätter anklicken.


      Internationale Presseschau vom 1.4.2009
      „Die G20 müssen erwachsen werden“
      von Peggy Pfaff

      An Vorabend zum G20-Gipfel in London formuliert die internationale Wirtschaftspresse Ziele – und dämpft große Erwartungshaltungen. Fortune singt ein Loblied auf die Cash Cow Microsoft. El Economista zweifelt an Daimlers neuem Geldgeber, dem Staatsfonds aus Abu Dhabi. Vedomosti und Korea Times kritisieren die Auto-Hilfen in ihren Ländern. Fundstück: Der virtuelle Bettelstab.

      Ein Blick in die internationale Wirtschaftspresse.

      „Das Risiko, dass der morgen beginnende G20-Gipfel kaum mehr schafft, als antikapitalistischem Zorn und verbittertem Gezanke eine Plattform zu bieten, ist tatsächlich groß“, meint das Wall Street Journal am Vorabend zu dem Treffen. Was bislang aus dem für London konzipierten Kommunique an die Öffentlichkeit gedrungen sei, mache wenig Hoffnung auf konkrete Ergebnisse: „Fest steht offenbar nur, dass die Geldmittel des Internationalen Währungsfonds auf 500 Milliarden Dollar verdoppelt werden sollen.“ Dies sei sicher eine wichtiger Schritt im Kampf gegen die Krise, doch der Gipfel müsse sich viel höhere Ziele setzen: Zum Beispiel müsse sich die Weltgemeinschaft endlich darauf einigen, dass beides nötig sei – Regulierungen im Finanzmarkt und Stimulus. Auch sollte die Kakophonie der gegenseitigen Beschuldigungen beendet werden: „Die USA fordern von Europa und Asien, mehr zu tun, Deutschland wehrt sich gegen Erwartungshaltungen und China stellt den Dollar in Frage. Hier muss endlich eine offene Debatte geführt werden, wie öffentliche Gelder generell eingesetzt werden können.“ Vor allem aber müssten die führenden Staaten wieder glaubwürdig werden: „Sie sollten den G20-Gipfel nutzen, um mit konkreten und koordinierten Verpflichtungserklärungen zu zeigen, dass ihre globale Führerschaft endlich erwachsen wird.“

      In seinem Marketbeat-Blog misstraut das Wall Street Journal demgegenüber den im Vorfeld des Gipfels allseits nach unten geschraubten Erwartungen – weil die Staatenlenker in vielen Punkten uneins und die USA zu sehr damit beschäftigt seien, die eigenen Probleme zu lösen, als dass sie eine Führungsrolle übernehmen könnten. So sei der frühere US-Finanzminister Robert Rubin dafür bekannt gewesen, die Erwartungen in eine Richtung zu lenken, um dann Schritte zu unternehmen, die Investoren auf dem falschen Fuß erwischen. Diese Strategie habe beispielsweise bei Währungsinterventionen große Effekte gehabt und ihm den Spitznamen „Trader Bob“ eingebracht. Während Rubin heute damit beschäftigt sei, seine schrumpfenden Citi-Aktien zu zählen, seien seine Anhänger, darunter Obamas oberster Wirtschaftsberater Larry Summers und Finanzminister Timothy Geithner, inzwischen an der Macht. „Bereiten Sie den Markt gerade auf einen schockierenden Moment der Einigkeit der Weltpolitiker vor?“, mutmaßt das Blatt. Auf den Finanzmärkten würde sich ein solcher Schritt jedenfalls positiv auswirken.

      Les Echos aus Frankreich warnt vor einseitigen Schuldzuweisungen der G20-Teilnehmer angesichts der Finanzkrise. Zwar laute derzeit ein beliebter Slogan „Wir zahlen nicht für ihre Krisen“. Gleichwohl seien die Akteure auf den Finanzmärkten nicht die einzigen Schuldigen. Vielmehr sei der Einbruch die Frucht einer langen Kette der Verantwortlichkeiten, in der sich die „Gewissenlosigkeit der privaten Akteure“ mit der „unglaublichen Laxheit der öffentlichen Regulatoren“ vermische. Hinzu komme, dass die Wirtschaften nicht erst seit der Explosion der Finanzmärkte abstürzten: In den USA habe die Rezession im Dezember 2007 begonnen, in der Eurozone im Januar 2008.

      Die Financial Times legt den Fokus auf Barack Obama, für den der G20-Gipfel der erste „wirkliche Moment globaler Diplomatie“ sei. Dabei stehe dem US-Präsidenten ein einsamer Kampf bevor. Zwar könne und werde er nicht für die globale Finanzschmelze verantwortlich gemacht werden. Doch die vier Ziele, die sich Obama für das Treffen in London gesetzt habe, seien nur schwer durchzusetzen. Seine Forderung nach koordinierten Stimuluspaketen würde von Ländern wie Deutschland oder Frankreich mit großer Skepsis bedacht. Der Ruf nach stäkerer Regulierung könne mehr Chancen haben, doch selbst hier seien Widerstände in Europa zu spüren. Auch der Umbau des IWF, wie ihn Obama sich vorstelle, werde nicht gelingen: „Die Verdreifachung der Finanzmittel auf 750 Milliarden Euro sind nicht durchsetzbar. Und China oder Indien mehr Stimmgewicht zu verleihen, ginge nur auf Kosten der Europäer.“ Der Kampf gegen den Protektionismus schließlich – Obamas vierter Wunsch an den G20-Gipfel – finde selbst in den USA keinen großen Anklang. Fazit: „Was immer Obama auf dem Gipfel erreichen will, er dürfte ihm nur mit Überredungskunst gelingen.“

      Microsoft bietet sichere Renditen im Finanzsturm

      Ein Loblied auf die Qualitäten von Microsoft als Cash Cow in stürmischen Zeiten singt Fortune. „Derzeit sollten es die gesunden Unternehmen sein, in die man investiert, Unternehmen, die zuverlässige Dividenden und die Aussicht auf steigende Aktienwerte versprechen. Und dazu gehört auch Microsoft.“ Zwar habe die Aktie in den letzten zwölf Monaten 40 Prozent verloren, doch in jüngster Zeit wieder um 20 Prozent zugelegt und eine gewisse Ausdauer bewiesen. Hinzu käme, das Microsoft eine jährliche Dividende von rund drei Prozent zahle. „Der Konzern muss sich zwar gegen Google oder Apple behaupten, aber stationäre PCs werden nicht von heute auf morgen verschwinden. Microsoft wird diesen lukrativen Markt noch mindestens drei Jahre im Griff haben.“ Analysten stuften das Unternehmen eher als Cash Cow denn als Wachstumsmaschine ein. „Microsoft wird seine Dividende nicht spürbar erhöhen, sie aber auch nicht spürbar kürzen.“ Im vergleich zu Firmen, die auf einem ähnlichen Feld operierten wie Microsoft, sei eine Anlage bei dem Softwareriesen deshalb zu empfehlen.

      Neue Macher am Steuer der Automobilbranche

      Den Trend zu „neuen Machern“ in der Automobilbranche geht La Tribune auf den Grund. „Schlimme Zeiten für die Führungskräfte bei den Autobauern: Die Aktionäre sind mürrisch, die Kunden verschwunden und die Politiker kaum verlässlich. Man muss derzeit starke Nerven haben, um weiter machen zu können.“ Ursache sei die jahrelange Ignoranz für Kundenwünsche. Spezialisten, Techniker, Logistiker – davon gebe es genug in der Branche, aber keinen, der den Autofahrern einmal zugehört hätte. „Der Logan war von Renault für eine bestimmte Klientel in Osteuropa konzipiert worden – und ist ein Bombenerfolg. Die Amerikaner würden zu stark an ihren großvolumigen Allradkreuzern hängen – und plötzlich kaufen sie Klein- und Hybridwagen en masse.“ Neue Macher brauche der Sektor tatsächlich: Bei Peugeot wünsche man sich einen CEO mit einem „ausgesprochenen Sinn für menschliche Beziehungen“, General Motors brauche eine „komplett neue Vision“. Bleibe nur noch, den neuen Männern an der Spitze zu wünschen, dass sie nicht alte Fehler wiederholten. „Und das wird nicht sehr einfach sein.“

      Einstieg von Abu Dhabi bei Daimler stimmt misstrauisch

      El Economista blickt fragend in die Zukunft von Daimler. Marktanalysten misstrauten dem Unternehmen seit dem Auftreten von Aabar Investments. Dieser Staatsfonds aus Abu Dhabi könne durch seinen Einstieg bei Daimler mit fast zwei Milliarden Euro (16 Prozent des Kapitals) maßgeblich in strategische Entscheidungen eingreifen und feindliche Übernahmen durch Daimler verhindern. Dabei sei Daimler einer der wenigen Automobilkonzerne, deren Interessen nicht durch einen „beschützenden“ Hauptaktionär – wie bei BMW die Familie Quandt – gewährleistet seien. Auch der Finanzmarkt teile die Ansicht der Analysten, sei der Wert der Daimler-Aktie doch seit Bekanntmachung des Einstiegs von Aabar um über zehn Prozent gefallen – weit stärker als die Aktienwerte der anderen großen Automobilunternehmen.

      Russland bevorzugt einen Autobauer

      Vedomosti kritisiert das staatliche Hilfspaket für den Autobauer WAZ als ungerecht gegenüber anderen Autobauern in Russland. Ähnlich wie WAZ habe die GAZ-Gruppe im vergangenen Jahr rund 640.000 Fahrzeuge in Russland verkauft und beschäftige mehr als 100.000 Mitarbeiter. Während bei beiden nun die Geschäfte schlecht laufen, bekomme WAZ fast drei Milliarden Euro, GAZ dagegen müsse sich mit knapp 300 Millionen begnügen. Premierminister Putin habe diese Bevorteilung damit begründet, dass WAZ keine Mitarbeiter entlassen habe. „Das Verhältnis von Staat und WAZ unterliegt scheinbar keiner wirtschaftlichen Logik“, kommentiert das Blatt. Niemand in der Regierung frage danach, wie sich der Autoriese umstrukturieren will und wohin ihr Geld fließt. „So kann sich die Regierung schon auf weitere Hilferufe von der Wolga gefasst machen“, resümiert die Zeitung.

      Abwrackprämie auf südkoreanisch

      „Korea will den Verkauf neuer Autos ankurbeln“, weiß die Korea Times zu berichten. Demnach plane die Regierung Steuervergünstigungen für 70 Prozent der mit Autos verbundenen Steuern, wenn die Koreaner alte PKWs durch deutlich neuere ersetzen. Dies habe jedoch eine „hitzige Debatte“ über die Zulässigkeit eines solchen Hilfsprogramms für Autohersteller entfacht. Kritiker hielten die Maßnahme für überstürzt, über die Folgen für den Markt sei nicht wirklich nachgedacht worden. So könne es zum Beispiel zu einem Massenansturm auf Gebrauchtwagen kommen. Potenzielle Käufer von Neuwagen könnten zudem ihren Kauf hinauszögern, das würde der Autobranche einen vorübergehenden Dämpfer erteilen. Bedenklich sei diese Aktion aber vor allem, weil sie eine „eine falsche Botschaft an Verbraucher und Hersteller“ sende: Ausgerechnet der Kauf von großen, viel Sprit schluckenden Wagen bringe die meisten Steuervorteile. Ein solches Hilfspaket sei unvereinbar mit einer umweltbewussten Politik. Die Autohersteller sollten deshalb erst einmal eigene Rettungsversuche unternehmen, fordert das Blatt – und gezielt die Produktivität sowie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen steigern.

      Fundstück: Der virtuelle Bettelstab

      Das Internet hat so ziemlich alles revolutioniert, nun auch das Geschäft der Bettler, stellen die Freakonomics-Blogger der New York Times fest. Denn eine Bettel-Website scheine besser zu funktionieren als auf der Straße die Hand aufzuhalten: „Ein Vater und ein Sohn aus Houston (Texas) baten einen Obdachlosen, während des Bettelns ein Hinweisschild zu tragen, das Spendenfreudige auf die eigens kreierte Website PimpThisBum.com leitete. In weniger als zwei Monaten hatten die beiden 50.000 Dollar zusammen.“ Vater und Sohn glaubten, dass das lustige Schild und der witzige Domain-Name der Geheimnis ihres Erfolgs seien. „Wir haben aber noch eine andere Erklärung: Der Aufruf zu Geldspenden führt eher zum Erfolg, wenn man Kreditkarten zulässt, als wenn man um Bargeld bittet.“ Dies habe eine Studie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge ergeben.

      Für Handelsblatt.com zusammengestellt von » ecolot.de.

      Mitarbeit: Kerstin Herrn, Florian Käfer, Maxim Kireev.
      Quelle: http://www.handelsblatt.com/journal/presseschau/die-g20-mues…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:17:18
      Beitrag Nr. 2.785 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.821.494 von kiska am 22.03.09 20:56:46In Bezug.
      Sieht nicht gut aus für die Beschäftigten dort ...

      Autokrise
      Landesminister: Opel muss Werke schließen

      Während in den USA die Konzernmutter General Motors ums Überleben kämpft, brennt es auch in Europa lichterloh. So rechnet der Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz damit, dass Opel wohl Werke dicht machen muss. Und auch in Schweden sieht es nicht gut aus. Der GM-Tochter Saab läuft die Zeit davon. Und dann ist da ja noch die britische Tochter Vauxhall.


      HB STOCKHOLM/WASHINGTON. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) geht davon aus, dass die GM-Tochter Opel um Werksschließungen nicht herumkommen wird. Um überleben zu können, müsse der Autobauer 1,2 Milliarden Euro pro Jahr einsparen und 20 bis 30 Prozent seiner Kapazitäten zurückfahren, sagte Hering nach einem Bericht der Zeitung „Pfälzischer Merkur“in Zweibrücken.

      Auch die Mitarbeiter müssten ihren Teil zur Rettung des Unternehmens beitragen und auf zehn bis 20 Prozent ihrer Einkommen verzichten. Eine vorübergehende staatliche Beteiligung zur Rettung von Opel hält Hering nach wie vor für sinnvoll.

      Schwedens Regierung sieht einen immer schärferen Zeitdruck für die Rettung des Autoherstellers Saab. Das insolvente Unternehmen gehört ebenso wie Opel in Deutschland zum US-Konzern General Motors (GM) und sucht einen Käufer. Wirtschaftsministerin Maud Olofsson sagte am Mittwoch im Rundfunk nach Gesprächen in Washington, es sei „jetzt für alle sehr eilig“.

      Das Unternehmen mit 4 000 Beschäftigten verfügt nach eigenen Angaben noch über Finanzmittel für die Produktion bis Mai. Olofsson erklärte in der US-Hauptstadt, ein Käufer müsse spätestens zum Ende der von Präsident Barack Obama eingeräumten Frist von 60 Tagen für einen neuen GM-Sanierungsplan gefunden sein. Schwedens Regierung will Saab nur helfen, wenn neue Investoren einsteigen. Sie schließt eine staatliche Übernahme oder Beteiligung aus.

      Der schwer angeschlagene US-Autokonzern General Motors (GM) verlangt indes jetzt auch Hilfe von Großbritannien. „Wir haben mit der Regierung gesprochen“, sagte ein Konzernvertreter der „Financial Times“. „Wir sind aber noch nicht an den Punkt gekommen, über Zahlen zu diskutieren.“ Laut der Zeitung verlangt General Motors 600 Millionen Pfund (650 Mio Euro), um die britische Opel-Schwester Vauxhall zu retten. Die „FT“ beruft sich dabei auf einen führenden Gewerkschafter.

      Vauxhall baut und vertreibt die Opel-Modelle auf der Insel. Bislang hatte der Mutterkonzern General Motors von den USA und Deutschland staatliche Hilfe in Milliardenhöhe gefordert, um einen Bankrott abzuwenden. Es mehren sich aber die Zeichen, dass es zu einer Insolvenz kommt mit dem Ziel, die zukunftsträchtigen Teile des Unternehmens zu erhalten.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/landesmini…
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      schrieb am 01.04.09 13:22:35
      Beitrag Nr. 2.786 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.857.385 von Maraho am 26.03.09 18:42:36In Bezug.
      Dort sieht es auch nicht gut aus ....

      ROUNDUP: Maschinenbauer werden um Jahre zurückgeworfen - Bestellungen halbiert

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lage bei den ohnehin angeschlagenen deutschen Maschinenbauern spitzt sich dramatisch zu. Nach einer Halbierung der Bestellungen im Februar fürchtet der Branchenverband VDMA nun, dass die Produktion schlimmstenfalls auf das Niveau von 2006 zurückfällt. "Damals war das ein glänzender Wert, aber die Unternehmen haben seitdem ihre Kapazitäten aufgebaut", sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

      Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sieht die Produktion in diesem Jahr um 10 bis 20 Prozent schrumpfen. "Natürlich ist die Tatsache, dass wir unsere Prognose bereits nach sechs Wochen wieder zurücknehmen müssen, auch für uns extrem unbefriedigend", räumte Hesse ein. "Doch der dramatische Rückgang von Auftragseingang und auch Umsatz lässt uns keine andere Wahl." Nach fünf Boomjahren hatten die Unternehmen 2008 bei der Produktion den Rekordwert von 194 Milliarden Euro erreicht, 2006 waren es erst 159 Milliarden Euro gewesen.

      HOHE UNSICHERHEIT

      Dank alter Aufträge hatten die Maschinenbauer noch im Herbst damit gerechnet, die Produktion in diesem Jahr stabil halten zu können. Zu Jahresbeginn waren sie dann von einem Rückgang der Produktion um 7 Prozent ausgegangen. Doch nun steht für den Verband fest: Es geht kräftiger abwärts und eine genaue Prognose ist nicht mehr möglich. "Da nach wie vor unklar ist, ob und wann die Investoren wieder Vertrauen finden, haben wir uns entschlossen, mit einer Bandbreite zu arbeiten", begründete Hesse die ungewöhnliche Entscheidung.

      Im Februar waren die Bestellungen um 49 Prozent zurückgegangen. "Das ist einmalig in dieser Form", sagte Hesse. Die inländischen wie die ausländischen Kunden hielten sich gleichermaßen zurück. Der Trend der Vormonate setzt sich damit nahtlos fort: Im Dezember waren die Aufträge um 40 Prozent, im Januar dann um 42 Prozent zurückgegangen. Selbst als stabil geltende Zweige wie die Nahrungsmittel-Maschinen vermeldeten kräftige Einbußen. In einzelnen Betrieben gibt es mittlerweile mehr Stornierungen als Bestellungen.

      KERNPROBLEM FINANZIERUNG

      "Das Kernproblem ist die Finanzierung", sagte Hesse. Den Unternehmen fehle das Geld aus den Anzahlungen für die Aufträge. Zugleich knauserten die Banken mit Krediten, besonders bei kleineren Beträgen und langfristigen Projekten. Der VDMA-Hauptgeschäftsführer betonte aber: "Es gibt keine breite Kreditklemme im Mittelstand."

      Hesse forderte die Politik auf, die steuerlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, um etwa den Einstieg eines Investors in ein sanierungsbedürftiges Unternehmen attraktiver zu machen. Ziel müsse es letztlich sein, so Hesse, den Unternehmen ihr eigenes Geld zurückzugeben. "Sie werden so in ihren Bemühungen unterstützt, diese Krise aus eigener Kraft zu meistern."/das/tw

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&dpasubm=&ansicht…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:26:35
      Beitrag Nr. 2.787 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.878.963 von Maraho am 30.03.09 13:06:12Hier etwas zum Einzelhandel ...

      Die deutschen Einzelhändler haben im Februar die stärksten Umsatzeinbußen seit mehr als einem Jahr erlitten. Sie nahmen 5,3 Prozent weniger ein als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. "Das ist das größte Minus seit Dezember 2007", sagte ein Statistiker. Allerdings zählte der Februar diesmal einen Verkaufstag weniger. Der Internet- und Versandhandel verzeichnete mit 8,4 Prozent den stärksten Einbruch. Der Lebensmittelhandel setzte 6,4 Prozent weniger um, Waren- und Kaufhäuser hatten 5,2 Prozent weniger in den Kassen. Der Handel mit Kosmetik, pharmazeutischen und medizinischen Produkten verzeichnete mit 1,2 Prozent den geringsten Umsatzrückgang. Der Einzelhandelsverband war in seiner jüngsten Schätzung noch von einem deutlich geringeren Rückgang ausgegangen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:31:39
      Beitrag Nr. 2.788 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.409 von Maraho am 31.03.09 18:45:11Etwas aus Frankreich ...

      Arbeiterproteste
      Konzernchef Pinault eingekesselt

      François-Henri Pinault ist der reichste Mann Frankreichs, zu seinem Luxusgüterkonzern PPR gehören Marken wie Gucci und Puma. Pinault wurde nun das bisher prominenteste Opfer der Unruhen unter französischen Arbeitern und Angestellten: Als er eine Konferenz verlassen wollte, wurde sein Taxi eingekesselt.


      Paris - Wütende Angestellte haben am Dienstag den Chef des französischen Luxus- und Handelsgüterkonzerns PPR , François-Henri Pinault, eingekesselt. Nach einer Konferenz in Paris hätten etwa 50 Demonstranten Pinaults Taxi umzingelt, bis die Polizei eingriff, teilten französische Gewerkschafter mit.

      Erst nach einer Stunde habe Pinault seine Fahrt demnach fortsetzen können. Sprecher seines Konzerns erklärten, er sei "nur kurz" bei der Abfahrt behindert worden. Bei den Demonstranten handelte es sich demnach um Angestellte zweier Unternehmen der PPR-Gruppe, Fnac und Conforama, denen im Zuge eines Sparprogrammes ein massiver Job-Abbau droht. Im Gespräch ist der Wegfall von 1200 Arbeitsplätzen.

      Pinault ist einer der reichsten Männer Frankreichs. Zu seiner Gruppe PPR (Pinault Printemps Redoute) gehört auch das Luxus-Label Gucci und die deutsche Sportbekleidungsmarke Puma.

      Ebenfalls am Dienstag hatten Arbeiter einer Fabrik des US-Baumaschinenherstellers Caterpillar in Grenoble fünf Manager gefangengenommen, um so gegen die geplante Streichung hunderter Stellen in der südfranzösischen Stadt zu protestieren.

      Ähnliche Fälle hatten sich zuvor bereits bei Sony und dem US-Konzern 3M in Frankreich zugetragen. Beide Male berichteten Gewerkschafter danach, sie hätten den Manager Zugeständnisse abringen können.

      Die Polizei agierte in all diesen Fällen zurückhaltend, um den Ausbruch von Gewalttätigkeiten zu vermeiden. Bei François-Henri Pinault war es das erste Mal, dass die Sicherheitskräfte zur Befreiung der betroffenen Manager eingreifen mussten.

      Französische Geschäftsleute sind laut berichten der Nachrichtenagentur Reuters zunehmend besorgt über die wachsenden sozialen Spannungen in den Arbeitsbeziehungen. Sie fühlen sich als Sündenböcke für eine Situation, die sie nicht verursacht hätten.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,61666…
      462 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:37:46
      Beitrag Nr. 2.789 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.659 von Maraho am 29.03.09 20:37:45In Bezug.

      Nach Milliardenverlusten
      Zittern bei den Landesbanken

      Die Unsicherheit über die Zukunft der deutschen Landesbanken nimmt zu. Gleich mehrere Institute bangen um benötigte Milliardenhilfen, die Vorbereitungen für Verkäufe haben begonnen, einige wagen keine Prognose für das Jahr 2009. Unklar bleibt auch, welche Auflagen die Europäische Union den Landesbanken machen wird.

      Da der Text zu lang ist, bei Interesse einfach anklicken: http://www.wiwo.de/finanzen/zittern-bei-den-landesbanken-392…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:47:12
      Beitrag Nr. 2.790 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.838.263 von Maraho am 24.03.09 20:01:34Etwas hierzu ...

      Boom and Bust
      Die Krise wird ungemütlich
      Malte Fischer

      Bundespräsident Köhler hat kürzlich die Abkehr vom Wachstumsdenken angemahnt. Doch weniger Wachstum bedeutet auch weniger Wohlstand, die Folgen des jetzigen Einbruchs könnten für viele dramatisch werden.


      Für Bundespräsident Horst Köhler ist der Fall klar: „Wir haben uns eingeredet, permanentes Wirtschaftswachstum sei die Antwort auf alle Fragen“, kritisierte Deutschlands Staatsoberhaupt vergangene Woche in seiner Berliner Rede. In Wahrheit aber sei Wachstum nicht mehr zentraler „Problemlöser und Friedensstifter in unseren Gesellschaften“.

      Derartige dem marktfeindlichen Zeitgeist huldigende Statements mögen die in wohlfeilen Staatspositionen finanziell üppig abgesicherten Zuhörer in Berlin zu Beifallsbekundungen hingerissen haben. Otto Normalverbraucher und -unternehmer aber werden sich wohl schon bald nach den Zeiten zurücksehnen, in denen die Wirtschaft ordentlich wuchs.

      Denn in diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft so stark schrumpfen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Um minus sechs bis minus sieben Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt zurückgehen, prophezeien die Ökonomen der Commerzbank – und setzen sich damit an die Spitze der Konjunkturpessimisten. Angesichts der wegbrechenden Aufträge und Produktion haben sie ihre Prognose für das erste und zweite Quartal dieses Jahres kräftig nach unten revidiert. Selbst wenn sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte allmählich stabilisieren sollte, worauf der erneute Anstieg der ifo-Geschäftserwartungen im März hindeutet, ist ein scharfer Rückgang des BIPs im Gesamtjahr nicht mehr zu vermeiden. Auch die Bundesregierung hat daher Abschied von ihrer offiziellen BIP-Prognose (minus 2,3 Prozent) genommen und rechnet nun intern mit einem Rückgang um 4,5 Prozent.

      Der materielle Wohlstand sinkt

      Doch was bedeutet es für Bürger, Unternehmen und Staat, wenn die Wirtschaft tatsächlich um sechs bis sieben Prozent schrumpft? Zunächst einmal sinkt unser materieller Wohlstand. Das reale BIP dürfte im dritten Quartal dieses Jahres seinen zyklischen Tiefpunkt erreichen. Mit 528 Milliarden Euro wird es dann so niedrig sein wie Anfang 2005, als der Aufschwung begann. Die Wohlstandsgewinne aus den vergangenen Boomjahren dürften wohl schon im Herbst dieses Jahres wieder perdu sein.

      Das werden vor allem diejenigen zu spüren bekommen, die ihren Job verlieren. Bis Ende des Jahres dürfte die Zahl der Arbeitslosen von derzeit rund 3,5 auf 4,0 Millionen steigen. Da der Arbeitsmarkt der Konjunktur um rund sechs Monate hinterherhinkt, wird die Arbeitslosigkeit bis weit ins nächste Jahr hineinsteigen. Ende 2010 könnte sie gar an der Marke von fünf Millionen kratzen, die sie im Februar 2005 schon einmal übersprungen hatte.

      Zwar bremst der Rückgriff der Unternehmen auf die Kurzarbeit den Anstieg der Arbeitslosigkeit vorerst noch. Doch in den nächsten Monaten wird sich in vielen Betrieben wohl mehr und mehr die Erkenntnis durchsetzen, dass die Auslastung der Kapazitäten auf absehbare Zeit nicht wieder das Niveau der vergangenen Boomjahre erreichen wird. Für viele Kurzarbeiter wird es dann keine rentable Weiterbeschäftigung mehr geben.

      Die üppigen Zeiten sind vorbei

      Aber auch für die Arbeitnehmer, die ihren Job behalten, sind die üppigen Zeiten vorerst vorbei. Unter dem Druck der betrieblichen Kostensenkungsprogramme rücken Gehaltserhöhungen in weite Ferne. Einer Umfrage des Karriereportals Monster zufolge schließt derzeit ein Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland eine Gehaltserhöhung für sich in diesem Jahr komplett aus. 40 Prozent können eine Aufstockung ihres Salärs nicht absehen, lediglich ein Drittel rechnet fest mit einer Gehaltsverbesserung. In der Metallindustrie drängen die Arbeitgeber darauf, die tariflich vereinbarte Lohnerhöhung um mehrere Monate zu verschieben.

      Die sich immer stärker eintrübende Lage am Arbeitsmarkt setzt die öffentlichen Kassen unter Druck. Nach Berechnungen von Alfred Boss, Finanzexperte des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, bedeutet jedes Prozent weniger beim BIP einen Rückgang der Steuereinnahmen um rund sechs Milliarden Euro. Die Einnahmen der Sozialversicherungen sinken um rund vier Milliarden Euro. Zugleich treibt jedes Prozent weniger BIP die staatlichen Ausgaben um drei bis fünf Milliarden Euro in die Höhe.

      Schrumpft die Wirtschaftsleistung um sechs Prozent, ergäbe sich dadurch gegenüber 2008 ein Minus bei den Einnahmen von Staat und Sozialversicherungen von rund 60 Milliarden Euro. Die Ausgaben des Staates würden um 18 bis 30 Milliarden Euro höher ausfallen als im Vorjahr. Insgesamt würde das gesamtstaatliche Haushaltsdefizit um bis zu 90 Milliarden Euro in die Höhe schießen. Die wegen der aktuellen Konjunkturprogramme ohnehin explodierende Staatsverschuldung Deutschlands nähme weiter zu.

      Um die Leistungszusagen einzuhalten, wären die Sozialversicherungen gezwungen, die Beiträge kräftig zu erhöhen. Interne Berechnungen der gesetzlichen Krankenversicherungen zeigen, dass den Kassen dieses Jahr eine Deckungslücke von bis zu drei Milliarden Euro droht. Die Bundesbank warnt deshalb schon, die Kassenpatienten müssten sich für nächstes Jahr auf einen Zusatzbeitrag für den Gesundheitsfonds einstellen.

      Der Arbeitsagentur droht ein Defizit von 14 Milliarden Euro

      Besonders hart dürfte die Wirtschaftskrise die Arbeitslosenversicherung treffen. Dort schlägt sich die steigende Arbeitslosigkeit nicht nur in niedrigeren Einnahmen, sondern auch in höheren Ausgaben nieder. Die angesammelten Überschüsse der vergangenen Jahre, die sich Ende 2008 noch auf knapp 17 Milliarden Euro beliefen, werden dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne.

      Nach Berechnungen von IfW-Ökonom Boss wird der Haushalt der Bundesagentur für Arbeit dieses Jahr mit rund neun Milliarden Euro in die Miesen rutschen, nächstes Jahr könnte das Defizit auf 14 Milliarden Euro anschwellen. Die Bundesagentur dürfte daher schon im nächsten Jahr auf ein Darlehen des Bundes angewiesen sein, fürchtet Boss. Die Ökonomen der Commerzbank prognostizieren daher, dass sich das gesamtstaatliche Defizit von 0,1 Prozent des BIPs im vergangenen Jahr auf knapp fünf Prozent in diesem Jahr erhöht. 2010 droht die Quote dann sogar auf 6,8 Prozent nach oben zu schießen.

      Richtig ungemütlich dürfte es werden, wenn die Krise länger anhält. Dann wird es in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftsgefüge, das auf Wachstum angewiesen ist, ordentlich knirschen. Das fängt schon im Kleinen an. Beispiel Kreditnehmer: Die meisten Bauherren und Unternehmer haben fest einkalkuliert, dass ihnen eine wachsende Wirtschaft steigende Einkommen und Gewinne beschert, die ihnen die Bedienung der Schulden im Zeitverlauf erleichtern. Schrumpft die Wirtschaft dagegen, gerät das Kalkül aus den Fugen: Der Schuldendienst im Verhältnis zum Einkommen steigt, Zahlungsschwierigkeiten drohen.

      Der Kuchen wird immer kleiner

      Hinzu kommt, dass in einer schrumpfenden Wirtschaft die Verteilungskonflikte zunehmen. Denn der Kuchen, um den es geht, wird immer kleiner. Streiks und Massendemonstrationen könnten nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa bald zum täglichen Erscheinungsbild gehören. In Frankreich, Griechenland und Irland sind entsprechende Ansätze schon zu erkennen.

      Auch die Konflikte zwischen den Generationen spitzen sich in einer schrumpfenden Wirtschaft zu. In diesem Jahr steigen die Renten zwar so stark wie seit zehn Jahren nicht. Doch 2010 wird sich der Schrumpfkurs der Wirtschaft auch im Portemonnaie der Rentner negativ bemerkbar machen. Weil sich die Renten an der Lohnentwicklung des Vorjahres orientieren, wird das Rentenplus 2010 wohl gegen null tendieren. Außerdem: Wegen der demografischen Entwicklung werden in den nächsten Jahren immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren müssen. Das wird nur in einer prosperierenden Wirtschaft gelingen, in der die Produktivität zunimmt.

      Wachstum mag daher vielleicht nicht mehr der „zentrale Problemlöser“ in unserer Gesellschaft sein, wie Köhler meint. Doch ein Mangel an Wachstum schafft ganz neue Probleme – die wir noch weniger in der Lage sind zu lösen als die alten.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/die-krise-wird-ungemuetlich-39228…
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 13:51:07
      Beitrag Nr. 2.791 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.767 von Maraho am 01.04.09 13:47:12Wie fürsorglich ...

      Wie kommt man durch harte wirtschaftliche Zeiten?
      Florian Rötzer

      Das US-Gesundheitsministerium gibt auf seiner Website Ratschläge und warnt vor Depression, Angst und Selbstmordgedanken
      Man könnte es als schlechtes Omen sehen, wenn das US-Gesundheitsministerium sich über die Folgen der Wirtschaftskrise Sorgen macht. Vor kurzem wurde von der Abteilung für Sucht und Psychische Gesundheit eine Seite ins Web gestellt, um Tipps dafür zu geben, wie man durch "harte wirtschaftliche Zeiten" kommt und mit den Folgen umgehen soll, die "finanzielle Schwierigkeiten für Ihre körperliche und geistige Gesundheit" haben können.

      Wirtschaftliche Krisen, so wird gewarnt, können zu erhöhter Arbeitslosigkeit, Zwangsräumungen oder Investmentverlusten führen und sich negativ auf die Menschen auswirken. Die Betroffenen können Depressionen, Angstzustände, zwanghaftes Verhalten, beispielsweise unmäßiges Essen, Spielen oder Geldausgeben) oder Drogen- und Medikamentenkonsum entwickeln.

      Beruhigend wird zwar versichert, dass Arbeitslosigkeit und andere finanzielle Probleme zwar nicht direkt Selbstmord "verursachen", "aber sie können Faktoren sein, die dynamisch in Menschen interagieren und ihr Selbstmordrisiko erhöhen". So können aus Finanzproblemen starke Gefühle wie Demütigung oder Verzweiflung entstehen, die zumindest bei schon psychisch Gefährdeten Selbstmordgedanken auslösen können. Wer also droht, sich selbst umzubringen oder darüber nachdenkt, wer rücksichtslos handelt oder keinen Sinn mehr im Leben sieht, sollte aufpassen

      Die Menschen werden aufgefordert, bei sich und anderen auf warnende Zeichen zu achten, beispielsweise Weinen, Betrübtheit, Schlafmangel, Konzentrationsstörungen, Apathie oder "nicht mehr gut in der Arbeit, in der Schule oder Zuhause zu funktionieren". Dann soll man Beratung suchen und vor allem versuchen, auch die guten Dinge zu sehen und die Hoffnung auf die Zukunft zu bewahren. Auch Sport zu treiben oder Hobbys nachzugehen, könne Angst und Verzweiflung vertreiben. Man könne sich aber auch die Zeit damit vertreiben, sich weiterzubilden, um am Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben. Und sonst helfen positives Denken, gesundes Tätigkeiten oder unterstützende Beziehungen.

      Wut ist offenbar nicht gerne gesehen, auch nicht Teilnahme an Protesten gegen die Verantwortlichen der Krise oder politisches Engagement zur Veränderung der Situation. Aber das ist wohl auch kein Problem des Gesundheitsministerium, sondern vielleicht des Finanz- oder Heimatschutzministerium.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30052/1.html

      Bis heute nachmittag ....
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:09:25
      Beitrag Nr. 2.792 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.299 von Maraho am 01.04.09 05:32:04Guten Abend zusammen,
      beginnen wir mit dem Abendprogramm ...

      Hatten wir in der Frühe, hier nun näheres zu den Vorhaben ...

      Autokrise
      Daimler schließt Kündigungen nicht aus

      Am Ende der außerordentlichen Betriebsversammlung bei Daimler dürfte bei der Belegschaft große Ernüchterung herrschen. Der Autokonzern will beim Personal zwei Milliarden Euro sparen. Und: Selbst Kündigungen schließt der Autobauer nicht mehr aus. In der Krise ist alles möglich.


      hz/HB STUTTGART. Der Stuttgarter Autobauer Daimler plant wegen der anhaltenden Absatzkrise weitere Einschnitte beim Personal in Deutschland und schließt langfristig auch Kündigungen nicht mehr aus. „Wenn die Krisendynamik anhält, ist so eine Maßnahme nicht mehr ausgeschlossen“, sagte Personalvorstand Günther Fleig in Stuttgart. In den aktuellen Verhandlungen mit dem Betriebsrat sei dies aber noch kein Thema. Zuvor fanden bundesweit an allen Standorten außerordentliche Mitarbeiterversammlungen statt. Betriebsbedingte Kündigungen sind eigentlich bis Ende 2011 ausgeschlossen. Die Vereinbarung wurde im Sommer 2004 unterzeichnet. Von dieser Regelung sind aber die Mitarbeiter ausgenommen, die nach der Unterzeichnung eingestellt wurden. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um rund 16 000 Beschäftigte.

      Die krisenhafte Situation gehe weiter, so Fleig. Im Februar seien 40 Prozent weniger Autos verkauft worden. Der Pkw-Absatz bei Daimler ist seit Monaten auf Talfahrt. Für das laufende Jahr hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche bereits angekündigt, Absatz, Umsatz und Ergebnis würden rückläufig sein. Für das erste Quartal rechnet der Konzernlenker sogar mit roten Zahlen. Zetsche hatte in der vergangenen Woche in Berlin auf einem IG-Metall-Kongress von einer "Jahrhundertkrise" gesprochen, die nur gemeinsam gemeistert werden könne. Von den neuen Einsparungen seien die rund 73 000 Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung, Forschung oder IT betroffen, wie Fleig weiter sagte. Anders als die Angestellten in der Produktion arbeiten diese nicht kurz. Sie sollen nun aber einen Beitrag leisten, in dem die Wochenarbeitszeit um bis zu fünf Stunden gesenkt wird - mit entsprechenden Gehaltseinbußen.

      Außerdem solle es Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld geben. Die für Mai geplante Tariferhöhung von 2,1 Prozent auf Dezember solle verschoben werden, ergänzte Fleig. Die für 2008 zugesagte Mitarbeiterbeteiligung wolle der Konzern nicht wie geplant im April auszahlen, sondern einbehalten, um die Liquidität zu sichern. Dies mache alleine 280 Millionen Euro aus. Insgesamt will Daimler seine Arbeitskosten dieses Jahr bei maximal zehn Milliarden Euro halten, damit müssten etwa zwei Milliarden eingespart werden - Kurzarbeit eingerechnet. Der Konzern wolle auch die Ergebnisbeteiligung in Höhe von 1.900 Euro für das vergangene Jahr nicht auszahlen. Damit solle die Liquidität des Unternehmens geschont werden. Der Betrag solle den Beschäftigten aber verzinst werden. Die Ergebnisbeteiligung belaufe sich auf eine Summe von 280 Millionen Euro. Von der Verschärfung des Sparprogramms sind insgesamt 141 000 Mitarbeiter von Daimler in Deutschland betroffen. Durch den Anlauf der neuen E-Klasse werde sich die Anzahl der Kurzarbeiter in Sindelfingen verringern. Auch in Rastatt werde es voraussichtlich weniger Kurzarbeiter geben. Ab Ostern wird auch bei den Nutzfahrzeugen schrittweise Kurzarbeit eingeführt. Davon sind 18 000 Mitarbeiter betroffen.
      Kommentar: Die Abwrackprämie kann Daimler nicht retten

      Über die Arbeitszeit-Reduzierung hatte es vor Monaten Streit zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat gegeben. Während der Vorstand eine Arbeitszeitverkürzung von 35 auf 30 Stunden favorisierte, setzte sich der Betriebsrat für die Anmeldung von Kurzarbeit ein. Kurzarbeit ist bei den Beschäftigten mit deutlich weniger Einbußen verbunden, für das Unternehmen ist es allerdings die teurere Lösung.

      Kurzarbeit bietet früheren Angaben des Betriebsrates zufolge eine Absicherung der Netto-Entgelte von bis zu 97 Prozent. Eine Absenkung der Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden sichere lediglich bis zu 89 Prozent der Netto-Entgelte. Das Unternehmen zahlt zwar bei Kurzarbeit nur noch den Lohn für die tatsächlich geleistete Arbeitszeit. Allerdings muss es weiter auf 80 Prozent des wegfallenden Arbeitsumfangs Sozialbeiträge abführen. Dies würde bei einer Arbeitszeitverkürzung wegfallen.

      Konzernchef Zetsche hatte bereits im Februar angekündigt, dass der Hersteller im laufenden Jahr mit einem rigiden Sparprogramm im laufenden Jahr die Kosten um mehrere Milliarden gegenüber dem Vorjahr reduzieren müsse. Der Gesamtbetriebsrat wollte sich nicht zu den Informationen äußern. "Die Belegschaft soll zuerst informiert werden", sagte ein Sprecherin von Betriebsratschef Erich Klemm. Laut einem Sprecher von Daimler soll es bei der Versammlung "um die aktuelle Situation des Unternehmens" gehen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/daimler-sc…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:17:17
      Beitrag Nr. 2.793 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.879.014 von Maraho am 30.03.09 13:11:30Neueste Zahlen aus Japan.

      "Japan in einer schweren Rezession"

      Die japanische Zentralbank, Bank of Japan veröffentlichte heute ihren vierteljährlichen Tankan-Bericht. Dieser Bericht basiert auf einer Umfrage bei 10441 japanischen Unternehmen im 1. Quartal 2009. Der Tankan-Bericht ist eine Mischung aus Konjunkturanalyse und Meinungsumfrage. Detailliert beantworten die Unternehmen Fragen zu Lagerbeständen, zu erwarteten Gewinnen oder Verlusten, zu Umsatz- und Exporterwartungen sowie zu Investitions- und Personalplänen. Das Wort "Tankan" ist eine Abkürzung für "kigyo tanki keizai kansoku chosa", was sich mit "Untersuchung zur kurzfristigen Konjunktureinschätzung der Unternehmen" übersetzen lässt.

      Weiterführend mit Graphiken und Erklärungen: http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/04/japan-in-ei…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:26:28
      Beitrag Nr. 2.794 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.767 von Maraho am 01.04.09 13:47:12In Bezug.

      Alarm am Arbeitsmarkt
      Erstmals seit 1928 keine Frühjahrsbelebung. Kurzarbeit schönt Statistik

      Die Krise schlägt auf den Arbeitsmarkt durch. Zum ersten Mal seit mehr als 80 Jahren ist in Deutschland die Zahl der Erwerbslosen in einem März gestiegen: Sie nahm im abgelaufenen Monat um 34000 Menschen auf 3,586 Millionen zu. Die sonst übliche Frühjahrsbelebung sei komplett der Krise zum Opfer gefallen, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mit. Die Regierung zeigt sich inzwischen besorgt. Angesichts der schlechten Zahlen ist nun auch die CDU dafür, das Kurzarbeitergeld notfalls auf 24 Monate zu verlängern. Noch sei die Lage am Arbeitsmarkt besser als die der Wirtschaft insgesamt, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise bei der Präsentation der Zahlen. Er schloß einen Anstieg der offiziellen Arbeitslosenzahl auf vier Millionen im Herbst nicht aus.

      Im März erhöhte sich den BA-Angaben zufolge die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Februar um 0,1 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent. Im Vergleich zum März 2008 waren demnach 78000 Menschen mehr von Erwerbslosigkeit betroffen. Daß die Zahlen (und Fakten) nicht noch schlimmer ausgefallen sind, lag nach Weises Angaben an der Kurzarbeit. Diese habe sich stabilisierend ausgewirkt. Insgesamt waren demnach seit Januar etwa 1,7 Millionen Anzeigen für konjunkturelles Kurzarbeitergeld von 50000 Unternehmen eingegangen. Anträge stellten vor allem die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, zunehmend aber auch Zeitarbeitsfirmen.

      Vor diesem Hintergrund knickte nun auch die CDU ein. Deren Generalsekretär Ronald Pofalla plädierte am Dienstag für eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds von 18 auf 24 Monate. Dies hatte Sozialminister Olaf Scholz (SPD) ins Gespräch gebracht. Noch vor wenigen Wochen hatten Unionspolitiker Widerspruch eingelegt. Der SPD-Politiker, der noch vor einem Jahr von Vollbeschäftigung geredet hatte, äußerte sich am Dienstag besorgt wegen der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Er appellierte an die Unternehmen, die Möglichkeit von Kurzarbeit anstelle von Entlassungen zu nutzen.

      Die Linke warf der Regierung eine »Vogel-Strauß-Politik« vor. Nötig sei nun ein »Schutzschirm für Millionen statt Milliarden für Millionäre«. Dazu zählt die Partei auch eine Verlängerung des Arbeitslosengelds I. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Kornelia Möller, sagte: »Wenn das Kurzarbeitgeld nicht die Arbeitsmarktstatistik vernebeln würde, gäbe es in diesem Frühjahr einen Rekordanstieg der Arbeitslosigkeit. Wir hätten dann wahrscheinlich fast vier Millionen Erwerbslose.« (AP/jW)

      Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/04-01/038.php
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:34:32
      Beitrag Nr. 2.795 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.890.045 von Maraho am 31.03.09 18:03:39In Bezug.

      Ausschreitungen vor G20-Gipfel in London

      London (Reuters) - Vor Beginn des Londoner Weltfinanzgipfels hat sich die Polizei Straßenschlachten mit Demonstranten geliefert.

      Randalierer schleuderten am Mittwoch Flaschen und andere Wurfgeschosse auf Banken, Scheiben gingen zu Bruch. Rund 400 Demonstranten griffen das Gebäude der Royal Bank of Scotland (RBS) an und skandierten: "Diese Straßen sind unsere Straßen. Diese Banken sind unsere Banken." Vereinzelt setzen Polizisten Schlagstöcke ein.

      Ein Protestbündnis hatte dem Finanzviertel für den 1. April einen "Sturm auf die Banken" angedroht. "Das wird einer der größten und kompliziertesten Aktionen, die wir je hatten", sagte ein Polizeikommandeur. Für eine Bedrohung des G20-Gipfels durch Extremisten gebe es aber keine Hinweise. Zeitgleich zum G8-Gipfel 2005 in Schottland hatten Islamisten in London Selbstmordanschläge auf Busse und U-Bahnen verübt, wobei 52 Menschen starben.

      Angesichts der im Internet kursierenden Sturm-Drohung gegen den Finanzdistrikt hatten sich zahlreiche Londoner Banken und Restaurants vorsorglich mit Bretterverschlägen vor Steinewerfern und Randalierern geschützt. Die RBS steht besonders im Fokus: Ihr früherer Chef Fred Goodwin hat sich wegen üppiger Pensionszahlungen den besonderen Zorn von Kapitalismus-Kritikern zugezogen.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE5300B120090…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:36:19
      Beitrag Nr. 2.796 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.164 von Maraho am 01.04.09 17:17:17:confused:


      "kigyo tanki keizai kansoku chosa",

      genau, und das ist auch der beweis, dass die momentane staatsverschuldung bis etwa 200% des bip alle probleme löst.

      immerhin machen es genobelte koryphäen wie der schlimme larry krugman alias wirtschaftsprofessor oder der zum geithner gemachte bock alias obamas rammbock für die drecksarbeit, dies den japsen nach.

      Es soll sogar noch hier ökonomiefreaks geben, die daran glauben möchten, dass ein sinkendes schiff dadurch gerettet werden kann, indem man noch schnell weitere löcher bohrt.
      Oder, siehe usa, indem man die dosis der medizin, die den gesunden krank gemacht hat, nun um das mehrfache erhöht, um den kranken vorübergehend scheinbar wieder gesund zu machen.

      diesmal wird dieser eindruck sogar gelingen, nur leider verwechselt man dies mit dem finalen aufflackern einer kerze vor dem erlöschen.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:48:47
      Beitrag Nr. 2.797 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.346 von Maraho am 01.04.09 17:34:32Weiterführend.

      Proteste in London
      Demonstranten stürmen RBS

      "Schafft das Geld ab", skandieren sie - und lassen Taten folgen: Demonstranten sind in eine Filiale der Royal Bank of Scotland eingedrungen. Sie beschmierten Wände, warfen Gegenstände aus dem Fenster. Die Lage droht weiter zu eskalieren.


      Randale bei den G20-Protesten in London: Die Lage in der britischen Hauptstadt ist am Mittwoch eskaliert. Krawallmacher belagerten das Bankenviertel und gerieten heftig mit der Polizei aneinander. Mehrere Beamte und Demonstranten wurden verletzt.

      Zunächst versuchten Hunderte Protestierende, sich einen Weg in die Englische Notenbank zu bahnen. "Stürmt die Bank" und "Schande über Euch", hieß es in Sprechchören. Anschließend stürmte eine Gruppe Randalierer eine Filiale der Royal Bank of Scotland, zerschlug Fenster, warf Gegenstände aus dem Gebäude und beschmierte die Wände. Der Polizei versuchte mit Schlagstöcken und Schutzschilden ausgerüstet, die Menge in Schach zu halten.

      "Auf das Schlimmste vorbereitet"

      Insgesamt hatten sich nach offiziellen Angaben 4000 Demonstranten zu den lautstarken Protesten gegen Kapitalismus, Kriege und Umweltzerstörung zusammengefunden. Mit Sprüchen wie "Schafft das Geld ab", "Bestraft die Plünderer" oder "Wir brauchen sauberen Kapitalismus" zogen sie durch die Straßen. Die Protestierenden machten sowohl ihrem Unmut über das Finanzsystem als auch über Jobverluste Luft.

      13 Menschen seien festgenommen worden, teilte Scotland Yard mit. Die Royal Bank of Scotland steht im Zentrum der Wut der Demonstranten. Das Institut hatte wegen der Finanzkrise einen Rekordverlust in der britischen Firmengeschichte verbucht und gleichzeitig seinem ehemaligen Chef eine Riesenpension zugestanden.

      Hinter den Protesten in der Londoner City steht die Anarchistengruppe G20 Meltdown. Parallel zu den Ausschreitungen protestierte ein Großteil der Menschen friedlich. Unabhängig davon startete auch eine weitere Demonstration von Kriegsgegnern vor der US-Botschaft.

      Die Polizei ist mit rund 5000 Beamten im Einsatz. Banken und Geschäfte wurden bereits an den Vortagen verbarrikadiert. Viele Mitarbeiter im Bankenviertel kamen am Mittwoch ohne Anzug und Krawatte, sondern in unauffälliger Kleidung zur Arbeit. Andere kamen aus Angst vor Übergriffen erst gar nicht ins Büro. Jeremy Batstone-Carr vom Börsenmakler Charles Stanley in der City sagte, er sei "auf das Schlimmste vorbereitet".

      Am Donnerstag, dem eigentlichen Gipfeltag, sind mehrere Demonstrationen um den Tagungsort in den Londoner Docklands geplant. Dann kommen die 20 Staats- und Regierungschef der wichtigsten Industrienationen zu Beratungen über die Weltwirtschaftskrise zusammen.

      Quelle: FTD.de, 16:15 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
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      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:49:18
      Beitrag Nr. 2.798 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.358 von Nannsen am 01.04.09 17:36:19Nannsen, ich grüße Dich!
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 17:51:09
      Beitrag Nr. 2.799 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.346 von Maraho am 01.04.09 17:34:32
      Alarm am Arbeitsmarkt
      Erstmals seit 1928 keine Frühjahrsbelebung. Kurzarbeit schönt Statistik


      Nicht nur die Kurzarbeit - die Weiterbildungs- und Umschulungszentren wissen schon jetzt nicht mehr, wie sie die Leute unterbringen sollen ....
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 18:10:06
      Beitrag Nr. 2.800 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.513 von MissB.Hagen am 01.04.09 17:51:09Guten Abend Miss B. Hagen,

      ich begrüße Dich ganz herzlich hier.
      Und danke Dir für die Info!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 18:16:14
      Beitrag Nr. 2.801 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.513 von MissB.Hagen am 01.04.09 17:51:09Hier der Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit:

      Presse Info 027 vom 31.03.2009

      „Der konjunkturelle Abschwung wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus. Die drei wichtigsten Indikatoren des Arbeitsmarktes entwickelten sich negativ: Die Arbeitslosigkeit stieg, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm ab und die Arbeitskräftenachfrage ging weiter zurück. Allerdings hat Kurzarbeit dem stabilisierend entgegengewirkt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-J. Weise.

      Arbeitslosenzahl im März:
      +34.000 auf 3.586.000
      Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:
      +78.000
      Arbeitslosenquote im März:
      +0,1 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent
      Die Arbeitslosigkeit hat von Februar auf März um 34.000 auf 3.586.000 zugenommen (West: +31.000 auf 2.379.000; Ost: +3.000 auf 1.207.000). In den letzten beiden Jahren war die Arbeitslosigkeit im März jeweils zurückgegangen. Das Saisonbereinigungsverfahren errechnet für den März einen Anstieg um 69.000. Dieser entfiel überwiegend auf den Rechtskreis des SGB III. Ausschlaggebend waren erheblich mehr Zugänge in Arbeitslosigkeit. Der saisonbereinigte Anstieg wurde durch Kurzarbeit in Grenzen gehalten.

      Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist ein Zuwachs der Zahl der Arbeitslosen um 78.000 zu verzeichnen. Dies ist der erste Vorjahresanstieg seit Dezember 2005. Er erklärt sich mit der schweren Rezession, in der sich die deutsche Wirtschaft befindet. Entlastend wirkt sich dabei das rückläufige Arbeitskräfteangebot aus.

      Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im Februar saisonbereinigt um 12.000 gesunken. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nach Daten der Bundesagentur für Arbeit, die bis Januar reichen, saisonbereinigt um 8.000 abgenommen. Es ist eher zu vermuten, dass die aktuellen Hochrechnungsergebnisse zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung später nach unten korrigiert werden.

      Nicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von Januar auf Februar um 35.000 auf 39,82 Millionen gesunken. Der Vorjahresabstand wird zunehmend kleiner; aktuell lag die Zahl der Erwerbstätigen nur noch um 36.000 über dem Vorjahreswert. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Januar nach der Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit bei 27,33 Millionen; gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs von 250.000. Dabei entfällt knapp ein Drittel des Beschäftigungsplus auf sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen.

      Die anderen Formen der Erwerbstätigkeit haben sich im Vorjahresvergleich uneinheitlich verändert: Während sich die Zahl der Selbständigen praktisch nicht verändert hat, ist die Zahl der Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung und die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten zurückgegangen.

      Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den Februar auf 3,53 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 8,1 Prozent.

      Das gemeldete Stellenangebot insgesamt und darunter auch die ungeförderten Stellen für „normale“ sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, die besser die Marktentwicklung widerspiegeln, haben im März saisonbereinigt um 15.000 bzw. 11.000 abgenommen. Nicht saisonbereinigt erhöhte sich der gesamte Stellenbestand von Februar auf März um 1.000 auf 507.000. Von diesen Stellen waren 86 Prozent sofort zu besetzen. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bestand um 81.000 abgenommen. Von allen gemeldeten Stellen entfielen 292.000 auf ungeförderte Stellen für „normale“ sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Das waren knapp 1.000 mehr als vor einem Monat und 69.000 weniger als vor einem Jahr.

      Der Stellenindex der BA (BA-X) bildet die saisonbereinigte Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage am ersten Arbeitsmarkt ab. Von Februar auf März ging er um 4 auf 137 Punkte zurück. Gegenüber dem Vorjahr hat er 35 Punkte verloren. Dies signalisiert ein deutliches Nachlassen der Arbeitskräftenachfrage.

      Zur Halbzeit des Berufsberatungsjahres 2008/2009 zeigt sich nach den Daten der Statistik der BA noch kein klares Bild am Ausbildungsstellenmarkt:

      Von Oktober 2008 bis März 2009 wurden der Ausbildungsvermittlung insgesamt 331.200 Ausbildungsstellen gemeldet, 26.600 weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang geht sowohl auf betriebliche (-18.200 auf 319.600) als auch außerbetriebliche (-8.400 auf 11.500) Ausbildungsplätze zurück.

      Zugleich haben 372.700 Bewerber die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet, 78.400 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerber nimmt nun schon im dritten Jahr in Folge ab. Dies ist vor allem auf die sinkende Zahl von Schulabgängern zurückzuführen. Daneben zeigt sich auch ein Trend der Jugendlichen zu höheren Schulabschlüssen, der sich offenbar durch die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage noch verstärkt. Weitere Einflussfaktoren sind die verstärkten Bemühungen der BA um die so genannten Altbewerber in den vergangenen Jahren sowie die Ausweitung von Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung, die Jugendliche und Ausbildungsbetriebe früher zusammen bringen.

      Die Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen lag im März mit 196.200 um 13.100 unter dem Vorjahreswert. Als noch unversorgt zählten im März 241.700 Bewerber, 36.900 weniger als vor einem Jahr.

      Für eine fundierte Einschätzung zur Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist es noch zu früh. So bleibt abzuwarten, ob der aktuell beobachtete Rückgang bei Bewerbern und Ausbildungsplätzen in den kommenden Monaten anhält oder ob Jugendliche und Ausbildungsbetriebe die Ausbildungsvermittlung später einschalten werden.

      Quelle: http://www.arbeitsagentur.de/nn_27030/zentraler-Content/Pres…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 18:32:06
      Beitrag Nr. 2.802 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.021 von kiska am 29.03.09 18:34:48Etwas neues zur ...

      HSH-Nordbank-Rettung
      "Ein ganzes Parlament als Geisel"
      Von Arvid Kaiser

      Mitten im Poker um den Rettungsplan für die HSH Nordbank taucht eine Strafanzeige auf. Der Hamburger Staranwalt Gerhard Strate wirft Vorständen und Aufsichtsräten der Krisenbank kollektiv schwere Untreue vor - bei einer Verurteilung drohen den Bankern bis zu zehn Jahre Gefängnis.


      Hamburg - Zweifel sind das letzte, was die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein jetzt brauchen können. Für sie geht es in dieser Woche um alles. Die Parlamente sollen den ausgehandelten Rettungsplan für die HSH Nordbank durchwinken, andernfalls drohe den Ländern und der regionalen Wirtschaft das Schlimmste.

      Ausgerechnet jetzt tritt Gerhard Strate auf den Plan. Strate ist als Staranwalt bekannt. Er verteidigte den New-Economy-Unternehmer Alexander Falk und die Hamburger Kiezgröße Burim Osmani. Im Mordprozess gegen Monika Böttcher und im Terrorverfahren gegen Mounir el Motassadeq machte er sich einen Namen als Revisionskönig. Einmal erzwang er sogar eine Wiederholung der Hamburger Bürgerschaftswahl. Zweifel säen ist seine Spezialität.

      Und nun hat Strate gemeinsam mit seinem Mandanten Aram Ockert Strafanzeige eingereicht gegen die Vorstände und Aufsichtsräte der HSH Nordbank in den Jahren 2004 bis 2008, wohl an die 30 Personen. Der Vorwurf: "schwere Untreue", außerdem seien die Wirtschaftsprüfer, die den Jahresabschlüssen der Bank ihr Plazet gaben, der "Beihilfe zur schweren Untreue" verdächtig.

      Der Schriftsatz enthält starke Worte. "Verblendung hinsichtlich der Aufgaben und Verpflichtungen einer Landesbank" wirft Strate den Bankern vor, die sich auf eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent festlegten, und "Blindheit gegenüber den Warnungen hinsichtlich einer Immobilienpreisblase in den USA".

      Die "Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters" hätten die HSH-Vorstände vermissen lassen. Wegen der Gewährträgerhaftung seien "risikobehaftete Geschäfte, die spekulativen Charakter tragen, von vornherein verboten" gewesen. Dass diese Geschäfte mit Kreditderivaten dann auch noch, fern jeder Risikokontrolle, in Zweckgesellschaften wie "Poseidon" und "Carrera" mit Sitz in Luxemburg ausgelagert wurde, sei "ein nicht mehr verständlicher Vorgang".

      Dieser Analyse dürfte in den Grundzügen kaum jemand widersprechen wollen. Daraus strafrechtliche Konsequenzen zu ziehen, kommt der Bank und den Landesregierungen aber alles andere als gelegen.

      Die HSH Nordbank verbuchte im vergangenen Jahr einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro und plant auch für die kommenden Jahre rote Zahlen ein. Die Bank schleppt riskante Kreditderivate von 30 Milliarden Euro (bei einer Bilanzsumme von 200 Milliarden Euro) mit sich herum. Auch das "gesunde Kerngeschäft", auf das die HSH Nordbank nach einer geplanten Schrumpfkur setzt, enthält ein großes Klumpenrisiko. Die Finanzierung von Schiffen und Flugzeugen, die wie kaum etwas anderes unter dem kollabierenden Welthandel leidet, macht einen Großteil der Geschäfte aus.

      Die Bankenaufsicht Bafin droht, das Institut nach der offiziellen Vorlage der Bilanz zu schließen, weil die Kapitaldecke nicht mehr reicht. Weil weder die Sparkassen noch US-Investor J. C. Flowers als Miteigentümer mitziehen wollen und sich auch der Bund mit seinem Rettungsfonds Soffin bislang verweigert, tragen die Länder die Last allein: Mit drei Milliarden Euro wollen sie das Eigenkapital der Bank stärken, mit weiteren zehn Milliarden Euro bürgen. Diese Summe übersteigt den jährlichen Hamburger Landeshaushalt. Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher spricht von einer 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass die Kapitalhilfe nicht ausreicht und die Bürgschaften abgerufen werden müssen.

      In Hamburg, mehr noch in Kiel, macht das Wort vom drohenden Staatsbankrott die Runde. Zwar haben die Regierungsfraktionen (CDU und SPD in Kiel, CDU und Grüne in Hamburg) eine sichere Mehrheit. Auch die meisten Oppositionellen dürften aus Staatsräson zustimmen. Doch Parlamentarier aus allen Lagern nörgeln und stellen Bedingungen. Die Hamburger SPD will jetzt einen Untersuchungsausschuss. Viele fühlen sich unter Druck gesetzt.

      Das Hauptargument für die Rettung lautet, bei einer Insolvenz würden die Länder als Gewährträger mit bis zu 65 Milliarden Euro haften. Der Hamburger Senat hatte erst am Dienstagabend je einem Vertreter der vier Fraktionen unter Aufsicht gestattet, Einsicht in den rund 2000 Seiten starken Jahresabschluss der Bank zu nehmen. Und dann trat am Sonntag auch noch der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) zurück. Begründung: Er könne den Umgang mit der Bank nicht weiter mittragen. Marnette äußerte Zweifel nicht nur am künftigen Geschäftsmodell der HSH Nordbank, sondern auch an ihrer Unabkömmlichkeit für die regionale Wirtschaft.

      Einen Zusammenhang seiner am Dienstag gestellten Strafanzeige zu den Abstimmungsterminen der Parlamente streitet Strate gar nicht ab. "Die Bank hält ein ganzes Parlament als Geisel", kritisiert er im Gespräch mit manager-magazin.de. "Das ist ein unglaublicher Vorgang." Doch er wolle die Abgeordneten keineswegs dazu bewegen, gegen den Rettungsplan zu stimmen. Dafür verstehe er zu wenig von den Alternativen.

      Ihm gehe es um etwas anderes: "Mir kommt die Ursachenforschung viel zu kurz." Eine Landesbank dürfe in solche Papiere wie die Kreditderivate, die auf amerikanischen Hypotheken aufbauen, einfach nicht investieren. Aus den HSH-Bilanzen der vergangenen Jahre gehe hervor, dass diese Papiere nicht bei den Zentralbanken beliehen werden können. "Sie sind für die Refinanzierung unbrauchbar, das ist der springende Punkt."

      Der Vorstand habe wissentlich und unter den Augen der Aufsichtsräte das Geld der Steuerzahler, den Bestand der Bank und letztlich sogar der Länder mit Spekulation aufs Spiel gesetzt. Außerdem sei die Risikokontrolle sträflich vernachlässigt worden. "Man hätte auch das Worst-Case-Szenario prüfen müssen", sagt Strate.

      Für die in bisherigen Zivilprozessen gegen Banker vorgebrachte Verteidigungslinie, alle in der Branche hätten ähnlich gehandelt, hat Strate nur Spott übrig. "Das ist die schlechteste Ausrede. Damit dürften sie nicht durchkommen." Es habe ja schon frühzeitig Warnungen vor einem drohenden Platzen der Blase gegeben. Außerdem gebe es durchaus noch andere Banken, die vorsichtiger agierten und bis heute schwarze Zahlen schrieben.

      "Ich gehe davon aus, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen einleitet", sagt Strate. Auf schwere Untreue stehen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe. Die Steuerzahler werden ihre Kosten auf diesem Weg aber nicht zurückbekommen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 18:39:22
      Beitrag Nr. 2.803 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.867 von Maraho am 01.04.09 18:32:06Und da es sehr gut passt ...

      IKB verhindert Aufklärung
      Kommen Bankmanager nun ungeschoren davon?
      von Martin Giesler ind Reinhard Laska

      Mit heftiger Kritik und großer Enttäuschung haben Kleinaktionäre und Wirtschaftsexperten auf den Abbruch der Sonderprüfung bei der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB regiert. Sie befürchten, dass verantwortungslose Bankmanager nun womöglich ungeschoren davon kommen werden.

      "Da wurden Milliarden in den Sand gesetzt, mit erheblichen Schäden für die Aktionäre, für den Steuerzahler und letztlich auch für das persönliche Image der Mitarbeiter, und nun soll alles so unter den Tisch gekehrt werden, als ob nichts geschehen wäre", ärgert sich Pensionär Dieter Krug. Über viele Jahre war er selbst Mitarbeiter der IKB. Im Vertrauen auf seine Bank hatte er als Altersvorsorge IKB-Aktien erworben und ist nun, wie viele andere Anleger auch, bitter enttäuscht.

      Ehemaliger IKB-Mitarbeiter ist enttäuscht

      Der ehemalige Bankangestellte kann die Entwicklung des einst soliden Mittelstandsfinanzierers nicht nachvollziehen: "Die IKB war ein stock-konservativ geführtes Haus, mit einem klaren Profil einer strategischen Erfolgsposition, die da hieß: Beratung und langfristige Finanzierung von Unternehmen", erinnert sich Krug. Dann aber habe sich die Bank außerhalb ihres Kerngeschäfts herumgetrieben, aus Gründen einer kurzfristigen Ertragsgewinnung, auf einem Geschäftsfeld, das sie nicht beherrscht habe.

      Und so stand die IKB im Sommer 2007 als erste deutsche Bank wegen Fehlspekulationen im US-Immobilienmarkt kurz vor der Pleite. Damals sprang die staatseigene Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) ein - also letztlich der Steuerzahler - und pumpte mehr als acht Milliarden Euro in die IKB. Ende 2008 verkaufte die KfW die IKB dann für rund 150 Millionen Euro schließlich an den US-Finanzinvestor Lone Star.

      "Finanzmärkte brauchen Vertrauen"

      Lone Star besitzt heute knapp 91 Prozent der IKB und ist somit Mehrheitsaktionär. In dieser Funktion hatten die Amerikaner in der vergangenen Woche eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Ihr Ziel: Die 2008 - auch auf Betreiben der Bundesregierung als Eigner des früheren IKB-Großaktionärs KfW - beschlossene Sonderprüfung der IKB zu stoppen. So geschah es dann auch, die Kleinaktionäre mussten machtlos zusehen. Dabei hatten sie sich von der Prüfung Aufklärung darüber versprochen, inwieweit frühere Vorstände und Aufsichtsräte die Fast-Pleite der Bank verschuldet haben.

      Professor Thomas Hartmann-Wendels vom Institut für Bankwirtschaft und Bankrecht an der Universität Köln hält das Aus der Sonderprüfung für einen schweren Fehler: "Für die Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes", so der Experte, "ist das natürlich ein Desaster, denn die Finanzmärkte bedürfen Transparenz und Vertrauen. Das sei ja auch das, was jetzt in der Finanzmarktkrise fehle. Der Abbruch der IKB-Sonderprüfung schaffe natürlich kein Vertrauen, sondern schaffe mehr Misstrauen und wirke sich sicherlich langfristig schädlich auf den Finanzmarkt aus.

      Furcht vor Schadenersatzklagen

      Doch Lone Star befürchtet offenbar, dass Details aus der Untersuchung für Schadenersatzklagen gegen die IKB verwendet werden könnten, und will deshalb die bisherigen Ergebnisse der Sonderprüfung sowie auch einen früheren Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers geheim halten. So forderte zum Beispiel der US-Anleiheversicherer FGIC bereits Schadenersatz von der IKB, scheiterte jedoch vor einem Gericht in New York. Nun hat FGIC erneut Klage eingereicht. Die Amerikaner behaupten, bei der Vergabe von Finanzgarantien für Kreditlinien an außerbilanzielle Zweckgesellschaften der IKB von der Bank arglistig getäuscht worden zu sein und erheben Regressforderungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.

      Für derartige Schadenszahlungen jedoch müsste der neue Großaktionär Lone Star gar nicht aufkommen, sagt der Vorstandsvorsitzende KfW-Bankengruppe, Ulrich Schröder, gegenüber Frontal21; "Wir haben damals im Rahmen des Kaufvertrages an Lone Star uns verpflichtet, dass wir Schadenersatzansprüche, die von Dritten geltend gemacht werden, die Zweckgesellschaften Liquiditätsmittel oder aber Versicherungsleistungen zur Verfügung gestellt haben, übernehmen." Mit anderen Worten: Sollte der US-Versicherer mit seinen Forderungen durchkommen, würde nicht etwa der neue Besitzer der Bank, sondern abermals der deutsche Steuerzahler zur Kasse gebeten.

      Schützt Lone Star IKB-Manager?

      Und so ist die Entscheidung von Lone Star aus der Sicht vieler Betroffener sowie Experten nicht nachvollziehbar. Der Münchner Anlegerschützer Klaus Rotter wirft den verantwortlichen Managern von Lone Star deshalb "Täterschutz" vor. "Die Vorstände und die Aufsichtsräte können jubeln, sie müssen nicht mehr damit rechnen, mit Schadenersatzansprüchen konfrontiert zu werden. Ohne die Sonderprüfung sinken aber auch die Chancen der Anleger rapide, zu ihrem Recht zu kommen", sagt Rotter.

      So sieht es auch der renommierte Wirtschaftsrechtler Professor Marcus Lutter. Er spricht in diesem Zusammenhang vom "größten Unglück", das passieren konnte. Denn die Sonderprüfung sei nun mal die einzige Möglichkeit gewesen, Licht ins Dunkel der Geschäfte früherer IKB-Manager zu bringen. Dass eine bereits beschlossene Sonderprüfung abgesetzt werde, habe er noch nie erlebt.

      Aktionäre geben nicht auf

      Besonders pikant: Im Aufsichtsrat der IKB saß auch ein Vertreter des Bundesfinanzministeriums: Jörg Asmussen, der nach der Fast-Pleite der IKB zum Staatssekretär befördert wurde. Auch seine Rolle wäre in der Sonderprüfung beleuchtet worden. Professor Lutter meint deshalb: "Das ist der normale Gang der Politik. Wenn man sich entschlossen hat, Herrn Asmussen zu seinem Staatsekretär zu machen, dann hat man nicht das geringste Interesse daran, Herrn Asmussen zu beschädigen", so Lutter. "Also tut man alles, damit Herr Asmussen in diesem Zusammenhang nicht ins Gespräch kommt."

      Aktionärsvertretungen wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertbesitz (DSW) erwägen nun, gerichtlich gegen Lone Star vorzugehen. Sie hoffen auf diesem Weg doch noch die begonnene Sonderprüfung zu einem Ende bringen zu können - und damit ein Stück weit die Aufklärung der Finanzkrise vorantreiben zu können.

      Quelle: http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/25/0,1872,7551737,00.ht…
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      schrieb am 01.04.09 19:06:55
      Beitrag Nr. 2.804 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.613 von Maraho am 01.04.09 13:31:39Noch etwas zu ...

      Frankreich
      Es riecht nach Kautschuk und Revolte bei Continental
      Von Gero von Randow

      Continental schließt sein Reifenwerk im französischen Clairoix – und die Arbeiter wollen es nicht einfach hinnehmen

      Kaum etwas verbrennt so eindrucksvoll wie Autoreifen. Die purpurroten Flammen verwandeln Kautschuk, Verbundwerkstoffe und viel Chemie in undurchdringlich schwarzen Qualm. Die deutsche Firma Continental stellt solche Reifen am Standort Clairoix her; das ist ein Flecken nahe der Kleinstadt Compiègne, nördlich von Paris gelegen. Dort arbeiten 1150 Menschen. Aber nur noch bis April kommenden Jahres. Dann macht die deutsche Konzernspitze die Fabrik dicht. Das Management in Hannover teilte seinen Entschluss am 11. März mit. Seither brennen Reifen in Clairoix und Compiègne.

      Es wird gestreikt, protestiert, demonstriert. Gegen den »deutschen Verrat«, wie auf einem der selbst gemalten Plakate zu lesen war. »Quatsch«, kommentiert Samir Chaleb, Conti-Arbeiter seit zwölf Jahren. »Unser Problem sind nicht die Deutschen oder die Juden, sondern die Kapitalisten.« Wie kommt er jetzt auf die Juden? »Nur so«, sagt Samir.

      Der 35-jährige Reifenmechaniker ist mit seiner Frau und den drei Kindern 2006 in ein kleines Dorf in der Nachbarschaft von Clairoix gezogen, »um die Ghetto-Hochhäuser zu verlassen, in die ich hineingeboren wurde«. Ein Kredit mit 20-jähriger Laufzeit machte den Hauskauf möglich. »Wir sind die einzigen Maghrebiner im Dorf«, sagt Samir stolz und weist darauf hin, dass sein tunesischer Großvater für Frankreich gekämpft, sein Vater im Staatssektor geschuftet habe: »Ich bin einer von hier. Aus der Picardie. Aber wenn Conti dicht macht, habe ich es schwerer als die anderen, einen Job zu finden. Wo sind da Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?«

      Samir steht am Werkseingang, zusammen mit Kollegen. Offiziell haben sie die Arbeit wieder aufgenommen. »Tja, wir hauen grade ziemlich rein, wie man sieht«, grinst sein Kollege Cyril und sieht dem Boulespiel auf dem Werksparkplatz zu. Bummelstreik. Auf dem Grill brutzeln Würstchen, gestiftet vom nahe gelegenen Supermarkt. Wenige Meter entfernt kokeln Reifenreste giftig vor sich hin. Die Protestler haben die Kulisse umdekoriert; aus dem Firmenschriftzug ist »Continental asozial« geworden, und selbst das Design der Fabrikhallen drückt in diesem Kontext etwas aus, das eigentlich nicht so gemeint war: Zyklopische Reifenspuren fahren über weiße Wände, als sei ein außerirdischer Truck über Conti Clairoix hinweggebrettert.

      Und dann wäre da noch die überlebensgroße Puppe, die vor wenigen Tagen symbolisch gelyncht wurde. Aufgebahrt liegt sie auf einer Reifenpalette und stellt Louis Forzy dar, den Fabrikdirektor. Dem wirklichen Herrn Forzy haben brüllende Conti-Arbeiter kürzlich Eier und ein Gewerkschaftsfähnchen an den Kopf geworfen. »Das war physisch hart für mich«, sagt der massige Mann, und sein Hals läuft rot an, »und auch moralisch.« Im Fernsehen musste er mitansehen, wie man seine Szene mit den Aufnahmen gegengeschnitten hatte, auf denen George W. Bush mit einem Schuh beworfen wurde. »So etwas tut weh.« Ungewohnt auch, von Reportern fotografiert, befragt und attackiert zu werden. »Mein Beruf ist das nicht. Mein Beruf ist aufbauen, produzieren, leiten. Aber jetzt bin ich eben in der Verantwortung.« Und mittendrin in der Politik gelandet, oder? »Eine zusätzliche Misslichkeit« sagt Louis Forzy fein.

      Er stammt aus Compiègne, ist wie Samir Chaleb ein »Picard« und seit 20 Jahren im Betrieb, den er nun selbst schließen soll. »Wenn einer mit 40 Jahren zu mir kommt, wenig Ausbildung vorweisen kann und mich fragt, was nun aus ihm werden soll….« – er führt den Satz nicht zu Ende. Louis Forzy weiß so gut wie jeder andere, dass in der ganzen Picardie entlassen wird. Dass die neuen Hightech- und Servicefirmen, die sich westlich von Compiègne, am Südufer des Flüsschens Oise, niedergelassen haben, ganz andere Leute brauchen. Auf der Nordseite der Oise gibt es fast nur Autozulieferer, also Krise. Daran wird auch der »Reindustrialisierungskommissar« für die Picardie nichts ändern, eine frisch erfundene Funktion, eingerichtet vom Präsidenten Sarkozy.

      Clairoix bedeutet keine Zukunft zu haben oder eben auch nichts mehr zu verlieren. »Die Jungs hier sind zu allem fähig«, sagt einer der Conti-Leute, die den Eingang zum Werk blockieren, damit keine Maschine die Hallen verlässt. Vielleicht wäre die Wut nicht so stark, wenn das Aus für den Standort das Ende einer langen Talfahrt wäre. Aber noch 2007 schloss die Werksleitung mit der im Betrieb mehrheitlich vertretenen christlichen Gewerkschaft CFTC einen bis 2012 laufenden Vertrag ab, in dem sie Neueinstellungen, Investitionen und finanzielle Zugeständnisse versprach. Die Gegenleistung der Belegschaft war der Verzicht auf die 35-Stunden-Woche, ohne Lohnausgleich. Das galt – bis zum 11. März 2009. Als der schmale, freundliche CFTC-Mann Antonio da Costa vor zwei Jahren den Vertrag unterschrieb, warf ihm Xavier Mathieu, sein radikaler Gegenspieler von der Gewerkschaft CGT, Verrat vor. Das ist so dessen Art; Mathieu macht keine Umwege. Ein kantiger Typ mit Witz und Fäusten, der die kurzen, brutalen Sätze liebt. Für Conti-Manager zeigt er nur Verachtung.

      Der Reifensparte des Konzerns ging es bis zum Herbst 2008 prima, woran auch Clairoix seinen Anteil hatte. Dann brach die Krise über alle herein. Das Continental-Management musste handeln. Der Rückgang des Reifengeschäfts dürfte noch längere Zeit anhalten, war seine Diagnose. Also sollen Kapazitäten abgebaut werden, Kurzarbeit werde nicht genügen. Aber großflächiger Abbau? Nein, lieber gezielt dicht machen. Nur dort bleiben, wo Potenzial für bessere Zeiten ist: wo die Kosten pro Reifen am geringsten sind, die Kunden der Zukunft wohnen und sich die Werksflächen nach der Krise leicht ausdehnen lassen. Ein Raster, durch das Clairoix fallen musste. Das Gelände ist zwischen Bahnlinie und Fluss eingezwängt, die Asiaten fahren woanders Auto, und die Kosten, nun ja: Clairoix produziert teurer als die anderen Werke der Conti-Reifengruppe.

      Das sei so, weil diese Fabrik für Kleinserien benutzt werde, sagen die Gewerkschafter. Und weil das Unternehmen zu wenig in neue Maschinen investiert habe. Louis Forzy fügt einen Grund hinzu: »Qualifizierte und einsatzbereite Mitarbeiter sind hier nicht gerade leicht zu finden«, sagt er.

      Aber in Sarreguemines, dem anderen französischen Standort? »Das ist Grenzgebiet.« Ja und? »Grenzgebiet zu Deutschland. Da hat man eine andere Arbeitseinstellung.«

      Ein ziemlich riskantes Argument zu einer Zeit, in der die »reiche deutsche Witwe« als Feindbild fungiert. Das Gespräch vor dem Werk kommt immer wieder auf Maria-Elisabeth Schaeffler, die sich mit dem Kauf von Continental verspekuliert hatte. Nun steht sie unter dem Druck der Banken. Der Gedanke ist naheliegend, dass sie aus dem erworbenen Unternehmen so viel wie möglich herauspressen will.

      Der Glaube, das Werk erhalten zu können, flackerte am 19. März noch einmal auf, am landesweiten Streik- und Aktionstag, während der größten Demonstration, die Compiègne je gesehen hat. Dort wohnen 41.000 Menschen, es demonstrierten 12.000. Zuerst waren die Rentner eingetroffen und regelten schon mal, ganz wichtig, mit zu allem entschlossener Miene den Verkehr. Dann gesellten sich Punks mit dem Sticker »Zittert, Bourgeois!« hinzu, und auf einmal waren alle da, von der Kassiererin bis zum Beamten, das Volk eben, mit roten Jakobinermützen, selbstgemalten Schildern wie »Wir sind keine Waren« oder auch »1789 – 2009: der gleiche Kampf«. Während der Französischen Revolution hieß Compiègne eine Zeit lang »Marat-sur-l’Oise«, nach Jean Paul Marat, dem Jakobiner.

      »Das werden sie teuer bezahlen«, sagt der Gewerkschafter Manuel de Costa

      Zuletzt trafen die Conti-Leute in ihren schwarzen Werksjacken ein, vorneweg der unvermeidliche Sarg für die Arbeitsplätze. Und als dann wieder einmal Reifen brannten, Knallkörper explodierten, Trommeln dröhnten, und die Internationale erklang, redete sich der christliche Gewerkschafter Manuel da Costa in Rage: »Sie betrügen uns, sie belügen uns, wenn das so weitergeht, gibt es eine Revolution!« Wohl kaum. Aber eine Revolte, das vielleicht. »Sie haben unseren Schweiß bekommen, jetzt wollen sie unser Blut. Aber sie werden teuer bezahlen«, sagt Xavier Mathieu, der Rote von der CGT. Dass es am Standort Hannover eher ruhig zugeht, enttäuscht ihn.

      Sowohl in Hannover als auch in Clairoix wird der Konflikt in einen großzügigen Sozialplan münden, und in beiden Fällen wird der Staat Härten lindern. Doch Frankreichs Politiker fürchten, dass die Gewerkschaften mancherorts die Kontrolle über die Wut verlieren könnten. Vertreter des Continental-Managements meiden mittlerweile die Nähe ihres Reifenwerks. Die nächste Sitzung des Gesamtbetriebsrats ist ans Mittelmeer verlegt worden, ins 1000 Kilometer entfernte Nizza. Es liegt etwas in der Luft, ein Geruch nach Kautschuk, Ruß und Rebellion.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/15/Frankreich?page=1
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      Avatar
      schrieb am 01.04.09 19:22:06
      Beitrag Nr. 2.805 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.893.303 von Maraho am 01.04.09 05:46:29In Bezug.

      Weltfinanzgipfel
      Die Staatschefs ziehen in London eine Show ab
      Von Jan Dams und Sebastian Jost

      Das Treffen der Staats- und Regierungschefs in London ist eine Mega-Show zur Beruhigung der Weltwirtschaft. Eine neue Bankenwelt ist vom G-20-Gipfel nicht zu erwarten – zu egoistisch sind die Interessen. Was nach Einigkeit aussieht, ist vor allem Augenwischerei.

      Versprochen hat Angela Merkel den Deutschen viel. "Wir müssen den internationalen Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte neu gestalten, um derartige entfesselte Entwicklungen in der Zukunft zu vermeiden“, hatte die Kanzlerin gesagt – ausgerechnet in jener historischen Debatte Mitte Oktober, als die Regierung ihr Rettungspaket für die Banken dem Parlament vorstellte. Kein Kapitalmarktprodukt werde künftig ohne staatliche Kontrolle bleiben, so das Versprechen. Der G-20-Gipfel jetzt in London sollte der Ort sein, wo die Leitlinien für die neue Finanzverfassung vereinbart werden.

      So weit die Vorstellung. Und keiner der 20 Regierungschefs, die sich derzeit in London treffen, widersprach der Deutschen öffentlich. Die Amerikaner, die solche Vorhaben jahrelang boykottiert hatten, schienen unter ihrem neuen Präsidenten Barack Obama das Vorhaben zu unterstützen. Selbst die Briten, deren Finanzsektor der wichtigste Industriezweig des Landes ist, gaben zumindest offiziell klein bei. Kein Wunder, dass die Erwartungen an den Gipfel bei so viel Einigkeit hoch waren. Weil es sich kaum ein Politiker leisten will, seine Wähler angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu verprellen, wird sich die Abschlusserklärung des Treffens wie ein großer Erfolg lesen – auch wenn sich auf diesem Gebiet in der Realität kaum etwas schnell bewegen lässt.

      Was nach Einigkeit zwischen den Staatschefs aussah, war von Anfang an vor allem eines: Augenwischerei, um die Menschen trotz der großen Krise zu beruhigen. „Die Positionen sind so harmonisch, weil sie so unkonkret sind“, sagt Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der Technischen Universität Darmstadt. Noch kann sich jeder hinter den Worthülsen verstecken, die alles bedeuten können oder auch nichts.

      Gerade aber bei der Regulierung von Finanzdienstleistern ist es nicht damit getan, grobe Vorstellungen zu äußern. Schwierige Detailregelungen sind nötig, auf die sich alle einigen müssen. "Die entscheidende Frage dabei ist doch, ob Amerikaner und Briten zu Gunsten größerer Stabilität wirklich bereit sind, die Wachstumschancen ihrer Finanzindustrie dauerhaft zu beschneiden“, sagt ein Experte, der früher für internationale Finanzbeziehungen auf höchster Ebene zuständig war. Das sind sie wohl nicht. Warum sonst hat Frankreichs Präsident Nicholas Sarkozy gedroht, den Gipfel zu verlassen, sollte es keine neuen Regeln für den Finanzsektor geben?

      Das Drama beginnt schon mit der langen Liste an Organisationen, die künftig über das Wohl und Wehe der internationalen Finanzwelt entscheiden sollen: Währungsfonds, Finanzstabilitätsforum, Bank für internationalen Zahlungsausgleich, darüber hinaus noch G 7 und G 20. Wer da für was im Detail verantwortlich ist, können selbst die Fachleute kaum auseinanderhalten. Kompetenzstreitigkeiten sind programmiert. Schlimmer noch: Ausgerechnet Organisationen wie der Internationale Währungsfonds (IWF), der von Zahlungen der großen Geberländer abhängig ist, sollen diesen Staaten Vorgaben zum Umgang mit ihren Banken machen.

      Problematisch ist schon das Forum des Londoner Treffens. Früher waren die sieben größten Industrienationen für Reformen der weltweiten Finanzsysteme zuständig. Ohne das Geld der Chinesen und anderer großer Schwellenländer aber geht heute nichts mehr. Deshalb haben sie bei den Beratungen ein gewichtiges Wort mitzureden. Und weil sich Amerikaner und Europäer weder auf eine Reform der G-7-Gruppe noch des IWF einigen konnten, verhandelt man nun in einem Rahmen, der bei den Einzelinteressen der Teilnehmer nach Ansicht vieler Beobachter zu groß ist, um rasch etwas zu bewegen.

      Wer es nicht glaubt, braucht sich nur frühere Verhandlungen anzusehen, etwa um die Bilanzierungsregeln für Banken nach Basel II. Es dauerte Jahre, bis sich die Staaten einigten. Danach blockierten die Amerikaner die Einführung der Regeln im eigenen Land, weil sie um das Wachstum ihrer Banken fürchteten. Wer hofft, dass es diesmal schneller geht, dürfte enttäuscht werden: „Nur, wenn jeder etwas davon hat, wird er sich den neuen Regelungen anschließen“, sagt ein früherer Regierungsbeamter. "Das ist auch heute nicht anders.“

      Um zu erkennen, wie verworren die Konfliktlinien verlaufen, muss man nicht ins Ausland schauen. In Deutschland könnte die Forderung nach einer höheren Eigenkapitalausstattung der Geldhäuser gerade den öffentlich-rechtlichen Banken zu schaffen machen. „Private Banken können sich vermutlich in den nächsten Jahren irgendwann auch wieder am Finanzmarkt Kapital besorgen“, sagt Schiereck. Landesbanken und Sparkassen aber müssten dieses Geld vornehmlich über Gewinne ansparen. "Die Politik ist dann in einer Spagatstellung“, so der Professor. „Einerseits braucht man strikte Regelungen und kann nicht einzelne Bankengruppen bevorzugen. Andererseits aber fehlt das Geld, um die öffentlich-rechtlichen Institute ordentlich mit Kapital auszustatten.“

      Wenn es schon auf nationaler Ebene schwierig wird, wie kompliziert werden erst die Verhandlungen auf internationaler Ebene? Ein Beispiel ist das Gezerre um jenes Frühwarnsystem, von dem vor allem die Europäer träumen: Geht es etwa nach Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und anderen, soll der IWF künftig Informationen über große Finanztransaktionen und Institutionen sammeln. Daraus könnte eine Risikolandkarte entstehen, die als Frühindikator vor künftigen Krisen warnen soll. Was gut klingt, scheitert in der Praxis am Willen wichtiger Regierungen. Die USA etwa sind seit Jahren eines jener Länder, das sich weigert, die Daten zur Verfügung zu stellen. Bis heute wollen sie sich von Außenstehenden nicht vorschreiben lassen, wie sie mit ihren Banken umzugehen haben. Und sie sind nicht die einzigen. Auf dem IWF-Frühjahrstreffen im vergangenen Jahr witzelte deshalb der damalige Chef der New Yorker Zentralbank, Timothy Geithner: Er glaube nicht an ein rotes Telefon, das klingeln werde, kurz bevor der nächste Finanzcrash ausbräche.

      Heute ist Geithner US-Finanzminister. So lange sich an seiner Haltung nichts ändert, werden Treffen wie jenes in London an der Realität nur sehr wenig ändern.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3485057/Die-Staatschefs…

      Und noch einmal zum Nachlesen- bzw. denken: http://www.leap2020.eu/4-Quartal-2009-Beginn-der-f%C3%BCnfte…
      115 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 19:38:30
      Beitrag Nr. 2.806 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.480 von Maraho am 01.04.09 17:48:47Noch ein Beitrag hierzu ...

      Randale in der Banker-Metropole
      mit Video und Bildern: http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/wirtschaft/147/463752/t…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 01.04.09 19:41:49
      !
      Dieser Beitrag wurde moderiert.
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      schrieb am 01.04.09 20:02:40
      Beitrag Nr. 2.808 ()
      Hier etwas für diejenigen unter euch, die der englischen Sprache halbwegs mächtig sind ...

      Simon Johnson - twelve points

      Im inoffiziellen Wettbewerb der besten Erklärungen für die Wirtschaftskrise rollt Simon Johnson, ein ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, das Feld von hinten auf. Johnson analysiert, wie bei allen Staaten in der Krise, die Gründe eigentlich immer die gleichen sind. Die Eliten eines Landes verlassen in langwährenden guten Zeiten den Pfad der Tugend und übernehmen zu viele Risiken, um sie in der Krise dank ihren Beziehungen zur Politik an die Allgemeinheit zu überwälzen.

      Der Crash hat viele unschöne Wahrheiten ans Tageslicht gebracht. Die alarmierenste ist, dass die Finanzindustrie effektiv die Regierung übernommen hat. Ein Zustand laut Simon Johnson, der vorallem von Entwicklungsländern in der Krise bekannt ist. Wenn der IWF offen über die Vereinigten Staaten sprechen könnte, dann würde er uns erzählen, dass eine Erholung der Wirtschaft unmöglich ist, solange die Finanzoligarchie die nötigen Reformen blockiert.

      Solche Berichte sind wir uns über Länder wie Russland, Indonesien oder Thailand gewohnt. Doch wenn es um die USA oder Europa geht, dann hört sich das alles etwas anders an. Bei uns - sowas? Kann nicht sein.

      Der Bericht in voller Länge: The Quiet Coup

      Quelle und weiterführend: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/simon-johnson-…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 21:02:36
      Beitrag Nr. 2.809 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.278 von Maraho am 01.04.09 19:22:06Mit dieser Abhandlung über den Gastgeber des Gipfels in London ...

      Premier Brown
      Meister der Krise

      VON PETER NONNENMACHER

      London. Die Tory-Opposition will es hören. Die Liberalen auch. Die Labour-Linke hält es für bitter nötig. Aber Gordon Brown, der britische Premier, weigert sich, Sorry zu sagen. Dem heutigen Labour-Chef werden seine zehn Jahre als Schatzkanzler in der Regierung von Tony Blair zur Last gelegt.

      Der Präsident der Finanzaufsichtsbehörde, Hector Sands, findet, dass die "schuldenfreundliche" Einstellung der Regierung von 1997 bis 2007 mit zur Krise beigetragen habe. Ein Bericht des Nationalen Rechnungsprüfungsamts klagt, Brown habe Warnungen vor einem zunehmend instabilen Bankenbereich lang ignoriert.

      Die Liste der Vorwürfe gegen den Gastgeber des G 20-Gipfels ist schier endlos: Er habe spekulativen Geldgeschäften zugeschaut, zur Bonus-Kultur geschwiegen sowie Steuervorteile auswärtiger Investoren abgesichert, um Wall Street und europäische Rivalen der City auszustechen. Die Briten habe er zum Konsumieren um jeden Preis angehalten und damit einen künstlichen Boom erzeugt. Gekauft wurde auf Pump, beziehungsweise mit Hilfe leicht zugänglicher Hypotheken auf Häuser, die sich im Wert überschlugen. Der Kollaps des Immobilienmarktes brachte das ganze Gebäude zum Einsturz. Beobachter unterstellen Brown, er habe der Wirtschaft die Zügel schießen lassen, um mit den Kapitalerträgen eine Labour-gerechte Umverteilung diskret zu finanzieren.

      Paul Moore, ein ehemaliger Top-Banker, macht den Ex-Schatzkanzler verantwortlich für den britischen Anteil an der Kreditkrise. Es ärgert ihn, "dass Brown nun herumstolziert und sich als der Retter der Welt ausgibt". Derselbe Brown habe "als Schatzkanzler die Wirtschaftsstrategie entworfen, die uns überhaupt erst in dieses Elend gestürzt hat".

      Der Premier stürzt mit. Jeder zweite Labour-Wähler hält Brown für untragbar. Die von ihm geführte Partei liegt seit Monaten zehn bis zwölf Prozentpunkte hinter den Konservativen. Die Arbeitslosenzahl auf der Insel hat die Marke von zwei Millionen überschritten, drei Millionen werden erwartet. Der Internationale Währungsfonds prophezeit, dass die Rezession in Großbritannien schlimmere Folgen haben und länger dauern werde als anderswo.

      Um seine Regierung zu retten, hat der Premier alles auf eine letzte Karte gesetzt, auf "seinen" G 20-Gipfel: eine Krisen-Konferenz, die epochale Entscheidungen treffen soll. Von einem "neuen Bretton Woods" war die Rede, von einem "globalen New Deal". Der Augias an der Themse wollte Herkules spielen, seinen Stall ausmisten und nebenbei die Welt retten - was er im Unterhaus einmal ausplapperte. Die hoch gesteckten Erwartungen aber drohen ihm nun zum Problem zu werden. Kanzlerin Angela Merkel hat schon Nein gesagt zu Browns Lieblingsidee neuer Konjunkturpakete. Der Gouverneur der britischen Zentralbank, Mervyn King, meint, auch auf britischer Seite müsse Schluss sein mit weiteren Konjunkturprogrammen und Steueranreizen.

      Anyway: Ein Sorry ist von Brown nicht zu erwarten. Den meisten Briten wäre es inzwischen auch zu wenig. Im Juni, bei den Europa- und Kommunalwahlen, dürften sie Brown abstrafen.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuel…
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 21:06:43
      Beitrag Nr. 2.810 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.901.202 von Maraho am 01.04.09 21:02:36... möchte ich mich nun für heute zurückziehen.

      Ich bedanke mich wieder einmal herzlich für euer Interesse und wünsche euch einen noch angenehmen Abend.

      Bis morgen ...
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 21:37:07
      Beitrag Nr. 2.811 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.425 von Maraho am 01.04.09 19:38:30Dies noch.
      Ich wollte ihn euch nicht vorenthalten, diesen Bericht aus dem "Spiegel" über die heutigen Proteste in London.

      Ich kann mich des Gefühles nicht erwehren, daß die Demonstrationen letztlich nur ein Spiegelbild des Gipfels sind. Von allem etwas, nichts Konkretes, keine Richtung erkennbar, irgendwie sinnentleert.
      So wird alles weiter dahintreiben bis zum bitteren Ende...


      G-20-TREFFEN
      Gipfelprotest gerät zur Spaß-Parade
      Aus London berichtet Jörg Diehl

      Anarchisten, Antifaschisten, Aktivisten: Die Ziele der G-20-Gipfelstürmer könnten unterschiedlicher kaum sein. Ihr geballter Protest am "Tag der Finanznarren" zerfaserte in der Londoner Innenstadt - die angekündigte Revolution fiel aus.


      London - Den "gefährlichsten Mann Großbritanniens" - so nannte ihn eine Zeitung, weil er seit Jahrzehnten das ihm verhasste "System" bekämpft: Seine Autobiografie heißt "Verprügelt die Reichen" und das Blatt, das er erfand, "Klassenkampf".

      Ian Bone, 61, will den Umsturz, so lange schon und so sehr, dass er an diesem sonnigen Morgen nun wirklich gar keine Muße hat zu plaudern. Ian Bone vibriert. "Keine Zeit, keine Zeit, Mann", raunzt er. "Es ist so viel los, die Revolution, du verstehst."

      Die Revolution - man wird das Wort häufig hören in den kommenden Stunden. Die Jüngeren sagen es leichtfertig daher, die Älteren schwärmen davon, und einige, wie der geschasste Londoner Anthropologie-Professor Chris Knight, tragen es vor sich her wie ihr geschrumpftes Glaubensbekenntnis. "Das hier ist keine Demonstration, das ist die Revolution", verkündet Knight, das Gesicht weiß geschminkt, den Mund blutrot, er trägt einen schwarzen Zylinder, Anzug und Cape: Doktor Dracula langt in die Innentasche, sein Handy klingelt.

      Doch die ersten Zweifel, ob sich eine Auflehnung der Massen tatsächlich entfesseln kann, schleichen sich bereits am Morgen ein. Halb 11, London Bridge, in 30 Minuten soll sich einer der vier Protestmärsche auf die Bank von England in Bewegung setzen, und bislang kommen auf jeden der etwa 50 Demonstranten geschätzte zwei Journalisten. Es wimmelt von Kameras, von Mikrofonen und jugendlich-neugierigen Gesichtern. Wütende Rentner, von skrupellosen Anlageberatern um die Früchte ihrer harten Arbeit gebracht, sucht man vergeblich.

      Auch später bleibt die Großdemonstration am "Tag der Finanznarren", wie sie ihn nennen, vor allem ein Happening für gutgelaunte und wohlerzogene Vertreter der Generation U40. Sie wollen "Stellung beziehen", "ihre Stimme zu Gehör bringen" und "endlich etwas tun". Zwar sagen die Mittelklasse-Kids, sie seien wütend, ärgerlich und aufgebracht, fühlten sich im Stich gelassen, unfair behandelt, ausgebeutet gar, aber sie lächeln dazu, scherzen und machen Musik. Ihre Blaskapelle spielt die Hymne eines Tequila-Herstellers: Dadapdadadadadapdap. Die Menge grölt.

      Natürlich sind unter den 4000 Demonstranten, die die Londoner Polizei vor der Nationalbank gezählt haben will, auch einige Verrückte, Ausgeflippte und Betrunkene. Ein Häuflein schwarz gekleideter Vermummter, ihr Häuptling nennt sich "Jeff", will sogar "endlich Action, Randale, dafür sind wir doch hergekommen", wie er sagt. Doch die Möglichkeiten sind rar. Auf den Straßen findet sich noch nicht mal ein Kaugummi, von potentiell gefährlichen Wurfgeschossen ganz zu schweigen.

      Und dann noch die Polizisten, Tausende sollen es gewesen sein, groß und grimmig und in ihren Schlagschutzanzügen breit wie Kühlschränke. Dazu Helikopter und berittene Beamte. Schnell haben sie den Platz vor der Bank von England abgeriegelt. Keiner kommt mehr rein, keiner hinaus. Die bunte Truppe Demonstranten sitzt im Polizeikessel und weiß nicht recht weiter. Was tun?

      Es geschieht genau das, was die Fernsehsender fortan in Endlosschleifen zeigen werden. Manche Demonstranten lassen sich auf Rangeleien mit den Beamten ein, in den Straßen wird geschoben, geschimpft und auch geschlagen. Von Zeit zu Zeit führen die Sicherheitskräfte Aufmüpfige ab. 20 Festnahmen meldet die Polizei später, das ist nicht viel. Auch erscheint keine der beiden Parteien besonders brutal vorzugehen, nach manchem deutschen Regionalliga-Kick geht es auf dem Parkplatz härter zur Sache.

      Da reicht dann schon eine vergleichsweise harmlose Attacke auf das globale Finanzsystem, um für einiges Aufsehen zu sorgen. Ein Demonstrant schlägt am Nachmittag, er wird dabei umringt von Kameraleuten und Fotografen, die Schaufensterscheibe einer Filiale der Royal Bank of Scotland ein. Anschließend sollen Vermummte das Institut gestürmt und das Wort "Diebe" an die Wand geschmiert haben. Das war's auch schon.

      Ebenso bleiben die befürchteten Übergriffe auf Bankmitarbeiter zunächst aus. Die Londoner Handelskammer hatte den Angestellten des Finanzdistrikts empfohlen, am heutigen Mittwoch auf Anzug und Krawatte beziehungsweise Kostüm und Stöckelschuhe zu verzichten. Viele hielten sich daran. Einige Geschäfte verrammelten zudem ihre Schaufenster oder ließen entschlossen aussehende Herren mit sehr kurzen Haaren aufmarschieren. "Es ist eine merkwürdige Atmosphäre im Viertel", sagt Aktienhändler Jeremy Batstone-Carr. Aber Revolution?

      "Diese Krise ist eben abstrakt und komplex", weiß Attac-Sprecher Alexis Passadakis, der mit zwei Freunden in einer fast 20-stündigen Tour aus Berlin angereist ist. Weil die Verantwortlichen schwer auszumachen seien, hätten sich die Menschen bislang noch nicht in großer Zahl mobilisieren lassen. "Vielleicht ändert sich das noch." Eines stehe aber schon an diesem Nachmittag fest: "Einen Umsturz wird es nicht geben."

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,616884,00.html

      Gute Nacht!
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 23:10:43
      Beitrag Nr. 2.812 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.867 von Maraho am 01.04.09 18:32:06Hallo Maraho,

      Ich gehe mal davon aus, daß es sich hier nicht um einen Aprilscherz handelt:

      [b"Ein ganzes Parlament als Geisel"
      Der Hamburger Staranwalt Gerhard Strate wirft Vorständen und Aufsichtsräten der Krisenbank kollektiv schwere Untreue vor - bei einer Verurteilung drohen den Bankern bis zu zehn Jahre Gefängnis.Wegen der Gewährträgerhaftung seien "risikobehaftete Geschäfte, die spekulativen Charakter tragen, von vornherein verboten " gewesen.[/b]

      Der Mann hat Mut- mein Kompliment, wird ihm einige "Stammkunden" und gute Mandate kosten. Wenn der diesen Prozess gewinnt, kann er gleich die gesamte Bundesregierung verklagen, ebenso alle Länderegierungen.

      In Hamburg, mehr noch in Kiel, macht das Wort vom drohenden Staatsbankrott die Runde.

      So, so, macht also die Runde.Ist ja interessant. Da wir ja alle in einem Boot sitzen, wie wir von unserem Bundeshorst gehört haben, gilt das dann wohl auch für die gesamte BRD (Bankrott-Republik -Deutschland), oder sehe ich das falsch ? :D

      Das Hauptargument für die Rettung lautet, bei einer Insolvenz würden die Länder als Gewährträger mit bis zu 65 Milliarden Euro haften.
      Tja, dann sollte man mal die Anleger zur Kasse bitten, die ca. 1/3, tlws sogar 1/2 dieser Summen als Steuerersparnis vonm Staat geschenkt bekommen haben. Da kenne ich einige, sind nicht nur Zahnärzte ! Bei denen ist sicherlich noch etwas zu holen, die sind meistens gut bei Kasse. Aber wahrscheinlich wird man dem Steuer-und Gebührenzahler auch noch diese Milliarden aufs Auge drücken, dazu wird es "wieder mal keine Alternative geben"- da bin ich mir ganz sicher. :laugh::laugh:
      Tja, Politik ist heute ja generell sehr einfach geworden : es gibt keine Alternativen, egal, was zur Diskussion ansteht. Früher nannte man das Diktatur, aber so etwas gibt`ja heute gottseidank nicht mehr- bin ich froh !

      Auf schwere Untreue stehen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe. Die Steuerzahler werden ihre Kosten auf diesem Weg aber nicht zurückbekommen.

      Das wissen wir selbst - aber ein bißchen Gerechtigkeit bzw. Genugtuung sollten wir uns doch noch leisten, man gönnt sich ja sonst nix, oder ?
      Mal zur Erinnerung : vor ca. 300 Jahren hat man in Hamburg Piraten und Räuber auf dem Graasbrock geköpft (oder entschädelt, wie man will)- so auch den berühmten Störtebecker und seine Gesellen. Hatte durchaus abschreckende Wirkung. Dabei haben die höchstens ein paar Schiffe gekapert, aber nicht die ganze Flotte in die Pleite gefahren, wie die HSH-Bankster. Das waren noch Zeiten !
      Die Finanzeliten glauben ja immer noch, sie könnten ihre Milliarden-Verluste komplett auf den Staat sprich Bürger abwälzen. Bis jetzt spielt die Politik ja gehorsam mit - mein Kompliment - und gründet einen Auffang-Fond nach dem Muster der Soffin, wo alles verschwindet, bzw. übergerollt wird auf die Bürger. In den System-medien hört man wenig Kritik - geht ja schließlich um Arbeitsplätze, ist ja klar. Nur, am Ende wird beides weg sein, der Arbeitsplatz und das Geld des Steuerzahlers. Das haben dann andere.

      "Mir kommt die Ursachenforschung viel zu kurz."

      mir auch, und nicht nur die, sondern auch die Schuldfrage.
      Wer haftet für diese Schweinerei ? Wer wird zur Verantwortung gezogen, strafrechtlich und finanziell ? Wie will eine Regierung jemals wieder einen gesellschafftlichen Konsens zwischen den einzelnen Gruppen der Bevölkerung herstellen, ohne den doch ein Zusammenleben in einem Land gar nicht möglich ist ? Dies geht doch nicht ohne eine juristische Aufarbeitung.Will sich die Polit-Kaste vielleicht auch noch offiziell als Handlanger der Bankster und Geld-Eliten outen ? Gibt es denn dazu auch wieder keine Alternative ??
      Nee, nee, so kriegen wir die Kuh nicht vom Eis !
      Fazit : Sowohl in der Voraussicht und Abwehrplanung, als auch in der frühzeitigen Erkennung der eigentlichen Dimension dieser Katastrophe hat die politische Elite dieses Landes völlig versagt, und dabei hat es doch nun wirklich nicht an warnenden Stimmen gefehlt, und auch nicht an logischen Argumenten. Noch nie ist eine Gesellschaft so sehenden Auges in eine derartig verwzeifelte Lage geführt worden. Das muß und das wird Konsequenzen haben müssen. Eine davon ist die, die der Hamburger Anwalt Strate zieht.
      Ein Bundespräsident und Staatsoberhaupt, dem dazu nur das "Lied vom gemeinsamen Boot" einfällt, in dem wir ja immer nur dann gemeinsam sitzen, wenn es mal wieder schief gelaufen ist, wird von der Geschichte gewogen und als zu leicht befunden werden. Da hätte ein Herr von Weizäcker andere Worte gefunden ! Der war auch kein gelernter Bankster !

      Gute Nacht - Looe
      Avatar
      schrieb am 01.04.09 23:15:26
      Beitrag Nr. 2.813 ()
      Looe,

      genau...

      :(
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 00:09:31
      Beitrag Nr. 2.814 ()
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 05:41:09
      Beitrag Nr. 2.815 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.075 von Looe am 01.04.09 23:10:43Guten Morgen Looe,

      The difference between a democracy and a dictatorship is that in a democracy you vote first and take orders later; in a dictatorship you don’t have to waste your time voting.

      ~ Charles Bukowski


      in diesem Sinne ...
      Dir einen schönen Tag! Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 05:50:32
      Beitrag Nr. 2.816 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.817.719 von Maraho am 21.03.09 15:02:35Guten Morgen zusammen,
      ich wünsche euch allen einen gelingenden Tag!

      Hier etwas zu Ungarn bzw. den Hintergründen um den Rücktritt des Mininisterpräsidenten Ferenc Gyurcsany.
      Leider nur auf englisch.

      Bei Interesse ...
      Palace Coup?
      Did the Prime Minister of Hungary pull away or was he pushed?
      http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30061/1.html …
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 05:55:39
      Beitrag Nr. 2.817 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.278 von Maraho am 01.04.09 19:22:06Und erneut etwas zu dem G20-Gipfel ...

      Trommelfeuer für neue Konjunkturprogramme
      Ralf Streck

      Während Russland und China eine neue Leitwährung wollen, fordern die USA, Großbritannien und Japan neue Konjunkturprogramme
      Gestern Abend hat in London der Weltfinanzgipfel mit einem Empfang bei Königin Elisabeth II. begonnen, zuvor kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Polizei. Demonstranten hatten Fenster bei der Bank of England und einer Filiale der Royal Bank of Scotland eingeschmissen und waren in letztere eingedrungen. Die Polizei kesselte über 1000 Demonstranten ein. Es kam zu zahlreichen Festnahmen.


      Auf dem Treffen wollen die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) über Maßnahmen zur Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise reden und den Grundstein für eine neue Finanzarchitektur legen. Große Hoffnungen sollte man nicht hegen. Einigkeit wird zwar angesichts der Krise beschworen, aber Machtkämpfe toben und Konzepte fehlen. Die Uneinigkeit ist so groß, dass Frankreich schon mit der frühzeitigen Abreise drohte.

      Schon vor dem Weltfinanzgipfel in der britischen Hauptstadt kristallisierten sich die massiven Konfrontationslinien heraus, die den Gipfel beherrschen und lähmen werden. Die Konflikte gehen quer durch die Lager und von einer Einheit sind auch die EU-Länder weit entfernt. Dass die Bundesregierung kürzlich beim EU-Gipfel, entgegen eigener Positionen, doch dem EU-Konjunkturpaketchen zustimmte, um auf dem G20-Gipfel dann einig auftreten zu können, hat nichts genutzt (Und nun kommt doch ein "EU-Konjunkturpaket"...).

      Der britische Premierminister Gordon Brown den US-Kurs, denn immer wieder hatten die Regierung unter Barack Obama deutlich größere Konjunkturprogramme gefordert. Dass Obama mit Brown vor dem Gipfel gemeinsam die Positionen abgestimmt haben, macht deutlich, in welcher Allianz sich die Briten sehen.

      Unterstützt werden Forderungen nach weiteren Konjunkturprogrammen aber auch von Japan und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Berlin wird von der OECD direkt angesprochen. Deutschland unternehme deutlich weniger als etwa die USA - obwohl der nötige Spielraum vorhanden sei. "Es bedarf weiterer Ankurbelungsmaßnahmen, die schnell umgesetzt werden müssten", fordert die OECD im neuesten Wirtschaftsausblick, der gestern veröffentlicht wurde. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, wird auch für Deutschland die bisherige Prognose deutlich nach unten korrigiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Jahr sogar um 5,3 % einbrechen, heißt es in dem Sonderbericht zum Weltfinanzgipfel.

      Japan wirft der Bundesregierung sogar mit klaren Worten vor, die Ernsthaftigkeit der Lage nicht zu verstehen. Premierminister Taro Aso sagte in einem Interview: "Es gibt Länder, die verstehen die Bedeutung fiskalischer Maßnahmen, und es gibt Länder, die verstehen sie nicht." Deutschland gehöre zur zweiten Gruppe: "Das ist der Grund, weshalb Deutschland diesen Standpunkt vertritt."

      Während Merkel nach der 50-Milliarden Mittelstandsförderung bei neuen Konjunkturprogrammen weiter auf die Bremse tritt, bastelt Japan schon am dritten Paket. Nach den 90 Milliarden Euro, die schon bisher zur Ankurbelung der Konjunktur ausgeben wurden, sollen nun fast 160 Milliarden folgen. Tokio will "alle verfügbaren Mittel mobilisieren". Doch ob deren hektische Aktivitäten etwas bringen, ist fraglich. Nach der Prognose der OECD wird Japans Wirtschaft 2009 sogar um 6,6 % schrumpfen und die gefährliche Neigung zur Deflation nimmt in Japan ebenfalls nicht ab.

      Obwohl die Verbraucherpreise im Februar gegenüber dem Vormonat erneut gesunken sind, geben die Konsumenten immer weniger Geld aus. Der Umsatz im Einzelhandel fiel gleichzeitig um 5,8 % niedriger aus. Damit dreht sich das gefährliche Karussell schon: Angesichts drohender Massenarbeitslosigkeit, allgemeiner Unsicherheit und fallender Preise werden Anschaffungen aufgeschoben. Die Konsumenten hoffen, das Produkt bald noch billiger erstehen zu können. Das schwächt die schwache Binnennachfrage der zweitgrößten Volkswirtschaft weiter, zehrt an Unternehmensgewinnen, vertieft die Rezession und treibt die Krise weiter an. Analysten und die Notenbank befürchten einen Preisverfall auf breiter Front.

      Obwohl Japan, nach der geplatzten Immobilienblase in den 1990er Jahren, nun erneut unter gravierenden Problemen leidet, will ausgerechnet Aso den Lehrmeister spielen: "Wegen unserer Erfahrungen in den vergangenen 15 Jahren wissen wir, was notwendig ist, während die USA und europäische Länder eine solche Situation wohl zum ersten Mal erleben", sagte er. Doch wie er die Schulden bezahlen will, weiß wohl auch Aso nicht. Die Neuverschuldung des Staates ist schon fast doppelt so hoch als das Inlandsprodukt. Auch deshalb fordert er neue Pakete, damit über den Export die japanische Wirtschaft wieder in Gang kommt. Mit seinen ungewöhnlich scharfen Worten nach außen versucht der schwer angeschlagene Premier wohl innenpolitisch zu überleben.

      Sonderbare Allianzen

      Vor dem Gipfel haben sich sonderbare Allianzen gebildet. Nach zwei massiven Streiks im Lande, die von dem überwiegenden Teil der Bevölkerung unterstützt werden, setzt sich Frankreichs Nicolas Sarkozy an der Seite Deutschlands – in der gewohnt großmäuligen Art – für eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte ein. Als Signal an Obama und Brown warnte er vor einem Eklat, wenn die Abschlusserklärung nicht deutlich verbessert werde. Die derzeitigen Entwürfe stellten weder Deutschland noch Frankreich zufrieden, erklärte Sarkozy. Für einen "falschen Kompromiss" sei er nicht zu haben. Er drohte, den Gipfel platzen zu lassen und ohne Unterzeichnung des Dokuments abzureisen.

      Es soll eine bessere Kontrolle aller Akteure auf den Finanzmärkten, auch für Hedge-Fonds und Steuerparadiese geben. Es dürfe "kein Ort, kein Finanzmarktprodukt und keine Finanzmarktinstitution mehr ohne Überwachung und Transparenz" existieren, forderte Merkel vor der Abreise nach London. "Wir werden dafür sorgen, dass konkrete Vereinbarungen getroffen werden, von denen man sich nicht wieder zurückziehen kann", unterstützte sie Frankreichs Position.

      Die "historische Chance", die in dieser Krise liege, müsse genutzt werden, um zu einer neuen Weltfinanzarchitektur zu kommen, versuchten Sarkozy und Merkel gemeinsam in einem Brief die EU-Mitgliedsländer auf ihre Linie einzustimmen. "Auf lange Sicht bedroht übermäßige Haushaltsverschuldung die globale Stabilität", wettern sie auch dagegen, mit immer neuen Paketen die Verschuldung uferlos auszuweiten. Gemeint ist das als Retourkutsche auf Obamas und Browns Forderungen, deren Haushalte über die verschiedensten Programme längst aus dem Ruder gelaufen sind. Im Fall von Großbritannien wird schon von einem drohenden Staatsbankrott gesprochen.

      Zu den Besonderheiten gehört auch, dass Merkel scheinbare Einigkeit mit den Russen signalisiert. Nach einem Treffen zwischen Merkel und dem Präsidenten Dmitrij Medwedew gestern in Berlin wurde beteuert: "Wir haben keine grundlegenden Meinungsverschiedenheiten." Auch für Medwedew steht eine neue Finanzmarktarchitektur im Vordergrund. "Wir fahren mit sehr ähnlichen Erwartungen und Positionen nach London", sagte Merkel. Gemeinsam wolle man dafür sorgen, dass der Gipfel zu einem Erfolg wird. Dazu gehöre eine weltweite Charta für nachhaltiges Wirtschaften unter dem Dach der Vereinten Nationen, womit in der Zukunft eine ähnliche Krise verhindert werden soll. Vor zu großen Erwartungen warnte nach Merkel auch Medwedew. London bilde nur den Auftakt, dem eine Serie von Konferenzen folgen müsse, aus denen ein neues weltweites Finanzsystem entstehen müsse.

      Die zur Schau gestellte Einigkeit ist Merkels Wink mit dem Zaunpfahl an Washington. Wie Merkel nämlich zur Frage einer neuen Leitwährung steht, wurde demonstrativ offen gelassen. Denn es darf nicht vergessen werden, dass Moskau angeregt hatte, den US-Dollar als Leitwährung abzuschaffen. Medwedew sagte erneut, die Krise führe die Probleme der verschiedenen Devisenmärkte vor Augen und es zeige sich, dass sie nicht stabil seien. Er bekräftigte dabei die russischen Überlegungen zu einer neuen Währungsarchitektur, die auch eine neue Leitwährung vorsehe.

      Der Vorschlag, das Sonderziehungsrecht (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) solle den Dollar als Leitwährung ablösen, wird auch von China vorangetrieben. Doch damit würden die USA der einzigartigen Möglichkeit beraubt, eine "Wertschöpfung" über die Notenpresse zu schaffen. Weltweit werden die Steuerzahler dafür über eine versteckte Inflation zur Kasse gebeten. Schon deshalb reagierte Obama sehr gereizt auf den Vorstoß und erklärte, der Dollar sei "unglaublich stark".

      Dabei ist der Dollar nur noch einigermaßen stabil, weil China die USA nicht nur mit dem massiven Kauf von Staatsanleihen stützt. Man könnte die gut 2 Billionen Dollar Devisenreserven auch benutzen, um auf Einkaufstour zu gehen, statt demnächst vielleicht auf einem Papierberg zu sitzen, der bald nichts oder nur noch wenig wert ist. Allerdings sind die Folgen eines solchen Vorgehens auch für China schwer abzusehen. Allerdings sind die Chinesen zu Recht besorgt, dass die USA die Notenpresse zu stark anwerfen, um ihre Wirtschaft anzukurbeln und damit deren Dollarreserven stark entwerten.

      Langer Marsch Chinas

      Dass China und Russland nun in London mit der Forderung einer neuen Leitwährung durchkommen, ist kaum zu erwarten. Ohne Zweifel begeben sich die Chinesen aber erneut auf einen "Langen Marsch". Diesmal geht es aber nicht um die Umwälzung der Verhältnisse im Reich der Mitte, sondern es wird eine neue Weltordnung vorbereitet, deren Institutionen nicht länger amerikanisch und westlich dominiert sind. In diese Richtung wird die USA angesichts der fatalen wirtschaftlichen Situation Zugeständnisse machen müssen.

      Die Chinesen sind nun sogar bereit, den einst als "imperialistisch" verteufelten IWF zu stärken und der Institution mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Dafür muss sich aber die Stimmverteilung in der bisher von den USA dominierten Institution verändern, womit Russland und China auch Zustimmung bei anderen Entwicklungs- und Schwellenländern stößt. Haben beide mehr Einfluss, dann sind sie auch bereit, dem IWF eine herausragende Rolle bei der Finanzmarktkontrolle zu gewähren. China hat diverse Druckmittel in der Hand und es wird für die USA kaum zu verhindern sein, zum Beispiel Chinas Stellung im IWF anzupassen. Schließlich handelt es sich um die drittstärkste Wirtschaftsmacht, mit den größten Devisenreserven weltweit. Dass China beim IWF nur knapp 4 % der Stimmen hält, die USA aber rund 17 % (die gesamte EU 32 %) verdeutlich das Ungleichgewicht.

      Schon wegen der Konfliktlinien dürfen keine großartigen Ergebnisse von dem Gipfel in London erwartet werden. Dazu kommt, dass eine Ursache, die maßgeblich in diese Krise geführt hat, weiter völlig ausgeklammert bleibt. Da ist der völlig aufgeblähte Finanzsektor, der in den Programmen zur Krisenbekämpfung bisher kräftig weiter alimentiert und aufgebläht wird, anstatt ihn abzuspecken. Es waren die vielen billigen Kredite, es war das viele Geld, das nach dem Platzen der Internetblase zur Krisenbekämpfung und Ankurbelung der Konjunktur in die Märkte gepumpt wurden, die zu neuen und noch größeren Spekulationsblasen geführt haben. Die sind nun geplatzt. Doch wenn dieses abgehalfterte System erneut mit viel Geld am Leben erhalten wird, werden sich die Exzesse, wohl in noch größerem Ausmaß, wiederholen. Daran werden auch neue Kontrollorgane kaum etwas ändern. Betriebsblind haben weltweit die Kontrolleure versagt, die nun ebenfalls erneut eingesetzt werden sollen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30063/1.html
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 06:00:50
      Beitrag Nr. 2.818 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.867 von Maraho am 01.04.09 18:32:06Die Österreicher ...

      Chef der Meinl-Bank festgenommen

      Wien (dpa) - Die österreichische Polizei hat den Chef der privaten Meinl-Bank, Julius Meinl, wegen Verdachts auf Anlagebetrug festgenommen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Wien den Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank vernommen. Die Bank betonte, die Festnahme werde sich nicht auf den laufenden Geschäftsbetrieb auswirken. Meinl werden nach Berichten österreichischer Medien unter anderem geheim gehaltene Aktiengeschäfte angelastet.

      © Die Welt
      erschienen am 02.04.2009 um 03:46 Uhr
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 06:07:55
      Beitrag Nr. 2.819 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.278 von Maraho am 01.04.09 19:22:06In Bezug.
      Ein Kommentar aus der "FTD" ...

      Unverminderter Herdentrieb

      Wenn sich eh keiner was davon verspricht, kann der G-20 Gipfel nur ein Erfolg werden. Vorausgesetzt, die Herde folgt nicht wieder einem einzigen Mantra.


      Der G20-Gipfel kann eigentlich nur noch ein Erfolg werden, nachdem Beobachter und Teilnehmer bereits im Vorfeld unisono sein Scheitern proklamierten. Ein nahezu perfektes Erwartungsmanagement, wenn eben diese Erwartungen von Anfang an nahe null sind. So kann man sich wenigstens ohne schlechtes Gewissen um die zähen inhaltlichen Themen drücken und sich den unterhaltsameren Randerscheinungen widmen. Etwa der Frage, ob Sarkozy wirklich seinen Stuhl leer lassen wird, wenn ihm die restlichen 19 Staatslenker keinen einmütigen Applaus schenken. Von der Frage, warum seine Gattin nicht mit nach London kommt - bei dem Pfund-Kurs macht das Shoppen in der Bond Street doch doppelt Spaß -, ganz zu schweigen.

      Zudem wundert man sich bei den ersten Fernsehbildern aus der City, wer ihre Straßen derzeit am meisten verstopft: die Protestanten, die Polizisten oder die Journalisten und Fotografen. Die Interaktion dieser drei Gruppen ist ebenfalls interessant: Hätten die Demonstranten die Fensterscheiben auch eingeschmissen, wenn es keine Fotografen gegeben hätte? So wichtig solche Posen für die Fotografen sind, so wichtig sind knackige Politikeraussagen für die schreibende Zunft.

      So stürzten sich insbesondere die angelsächsischen Medien gierig auf das kecke Zitat des japanischen Premiers Taro Aso, wonach Deutschland die Wichtigkeit von fiskalischen Maßnahmen verkenne. So eine Steilvorlage wird natürlich gern aufgegriffen, ja, ja, die knausrigen Deutschen. Mal abgesehen davon, dass die bisher beschlossenen Pakete der Bundesregierung unter Berücksichtigung der hiesigen breiteren sozialen Stabilisierungsmechanismen international ganz gut mithalten können, stellt sich schnell die Frage: Ist Japan jetzt das abschreckende Beispiel, das sich mit staatlichen Interventionen zu lange Zeit ließ, oder Vorbild, da es trotz einer Rekordverschuldung (gemessen am BIP) unter den Industrieländern weiter ordentlich Geld ausgeben will?

      Nun, je nachdem, was den Rufern nach mehr Staatsgeld gerade passt. Da werden dann mal schnell langjährige ökonomische Entwicklungen auf eine einzige politische Entscheidung zurückgeführt. Doch genau dieser Ceteris-paribus-Ansatz lässt sich leider mit der sehr viel komplexeren Wirklichkeit nicht vereinbaren. Umso erschreckender, wenn sich schon wieder so viele Spezialisten einig darüber sind, was jetzt, ganz schnell, ohne Zögern, ohne lästige Grundsatzdiskussionen, getan werden muss, um aus dem Schlamassel wieder herauszukommen.

      So viel Einigkeit gab es zuletzt kurz vor dem Platzen der Blase, als alle wussten, warum es diesmal wirklich dauerhaft mit Aktien, Renten und Rohstoffen nach oben gehen sollte, ohne Inflation und Konjunkturschwankungen. Monokulturen, das weiß jeder Land- und Volkswirt, sind auf Dauer schädlich. Da der Mensch fehlbar ist, ist Pluralismus das Mindeste und Beste, was man grad heute erhalten sollte.

      Quelle: Aus der FTD vom 02.04.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 06:14:04
      Beitrag Nr. 2.820 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.490 von Maraho am 02.04.09 06:07:55Der "Spiegel" schreibt ...

      G-20-GIPFEL
      Merkel und Sarkozy wollen Obama auf Kurs zwingen
      Von Carsten Volkery, London

      Deutlicher geht es kaum: Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben den G-20-Gipfel mit einer Kampfansage begonnen. Ihre Position sei nicht verhandelbar, tönen die Kanzlerin und Frankreichs Präsident in Richtung der Angelsachsen - und gehen damit ein hohes Risiko ein.


      London - So eine undiplomatische Pressekonferenz hat es auf einem internationalen Gipfel lange nicht gegeben. Von der ersten Sekunde an ließen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in dem Londoner Hotelsaal keinen Zweifel daran, dass sie auf dem G-20-Gipfel keine Kompromisse akzeptieren werden.

      "Die Zeit, als Gipfel nutzlos waren, ist vorbei", tönte Sarkozy. Es werde in der Frage der Finanzmarktregulierung "keine Verhandlungen" geben. Merkel bekräftigte, es dürfe "nichts unter den Tisch gekehrt werden". Die Regulierung sei für Deutschland und Frankreich keine Verfügungsmasse: "Wer das in der Welt nicht begreift, läuft auf die nächste Krise zu."

      In den vergangenen Tagen hatte Sarkozy bereits damit gedroht, vorzeitig abzureisen, wenn seine Wünsche nicht erfüllt würden. Nun stellte sich Merkel demonstrativ an seine Seite. Dies sei ein "entscheidender Gipfel für die Zukunft der Welt", sagte sie. Was in London nicht verabredet werde, werde in den nächsten fünf Jahren nicht geklärt. Deshalb werde man in den Details hart bleiben.

      Der rabiate Auftritt des deutsch-französischen Duos unmittelbar vor dem G-20-Gipfel war eine Provokation. Briten und Amerikaner hätten eine "Riesenangst" vor dieser Pressekonferenz gehabt, sagte ein Mitglied der deutschen Delegation. Zu recht, wie sich herausstellte. Es war eine kaum verhohlene Kampfansage der Kontinentaleuropäer an die USA und Großbritannien.

      US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister Gordon Brown hatten am Morgen noch auf Deeskalation gesetzt. In ihrer gemeinsamen Pressekonferenz hatte Obama betont, dass die Berichte über Streit zwischen Europa und den USA "weit übertrieben" seien. Man sei sich "im Kern" einig darüber, was in der Krise zu tun sei - sowohl Stimulierung der Wirtschaft als auch Regulierung der Finanzmärkte. Ähnlich beschwichtigend hatte auch die Bundesregierung bis vor kurzem argumentiert.

      Was hat Merkel nun zum Umschalten auf Attacke veranlasst?

      "Es geht um die Gewichtung der Botschaft dieses Gipfels", erklärte die Kanzlerin. Im Abschlussdokument, das die britische Regierung den Teilnehmern vorgelegt hat, kommt den Deutschen die Regulierung zu kurz. Es ist an den Stellen zu vage gehalten, an denen es um Steueroasen, Hedgefonds und Rating-Agenturen geht, und es klingt für ihren Geschmack zu konkret an Stellen, wo es um weitere Konjunkturhilfen geht.

      Deutschland und Frankreich bestünden darauf, dass die Absichten des Washingtoner G-20-Gipfels vom November umgesetzt würden, sagte Merkel. Damals war ein Aktionsplan zur besseren Aufsicht der Finanzmärkte beschlossen worden. "Das kann nicht im Allgemeinen bleiben", sagte Merkel, vielmehr brauche man "sehr konkrete Festlegungen". Es sei keine Zeit mehr für "große Reden", sagte Sarkozy und meinte damit wohl Brown und Obama. "Die Entscheidungen fallen heute und morgen. Übermorgen ist es zu spät".

      In der bisherigen Fassung sind Details zur Finanzmarktregulierung in einem Anhang versteckt. Deutschland wittert dahinter böse Absichten. In Regierungskreisen wird darauf verwiesen, dass die Lobbygruppen der Londoner City und der New Yorker Wall Street schon wieder an der Aufweichung des internationalen Konsenses arbeiteten.

      Diese Sorge allein hätte jedoch nicht gereicht, um einen derartigen Bruch der Gipfeletikette zu riskieren. Schließlich signalisierten Merkel und Sarkozy mit ihrer Kompromisslosigkeit, dass sie dem Gipfel ihren Willen aufdrücken wollen. Solche Kraftmeierei gilt auf internationalem Parkett gemeinhin als kontraproduktiv, weil sie den Widerstand erst recht herausfordert.

      Der Vorstoß lässt sich nur damit erklären, dass Merkel und Sarkozy sich am längeren Hebel wähnen. Die Hauptgegenspieler Brown und Obama haben einiges zu verlieren: Der Gastgeber hat sein politisches Schicksal mit dem Gipfel verknüpft, und Obama kann seine erste Europareise nicht mit einem Eklat beginnen. Darauf setzen Merkel und Sarkozy. Den Kollateralschaden nehmen sie dabei in Kauf: Nun ist der Mythos endgültig zerstört, es gebe bei diesem Gipfel keine Fronten.

      Brown hatte bereits am Morgen versucht, das drohende Sarkozy-Desaster einzudämmen. Eine schärfere Regulierung nannte er als erstes unter den fünf Tests, die der Gipfel bestehen müsse. Doch es half nichts. Merkel und Sarkozy machten ihrem Unmut Luft, bevor sie zum Empfang in den Buckingham-Palast gingen, dem offiziellen Beginn des G-20-Gipfels.

      Mit ihren kategorischen Aussagen gehen Merkel und Sarkozy ein hohes Risiko ein. Nicht zuletzt besteht nun die Gefahr, dass die Forderung nach weiteren Konjunkturhilfen wieder lauter erschallt und Merkel doch noch zu einem Kuhhandel gezwungen wird.

      Auf unabhängige Beobachter wirkt die deutsche Kritik am Abschlussdokument seltsam verbissen. Insbesondere die totale Ablehnung von Konjunkturhilfen sei "sehr defensiv", sagt Hendrik Enderlein, Professor für Politische Ökonomie an der Hertie School of Governance in Berlin.

      "Nicht einmal Andeutungen zu Konjunkturhilfen sind erwünscht", sagt Enderlein. Im Zweifelsfall ziehe die Bundesregierung eine inhaltsleere Formulierung vor. Den Grund sieht der Professor im Bundestagswahlkampf: "Die Kanzlerin will sich nicht festlegen lassen, damit ihr das Gipfeldokument nicht später im Wahlkampf vorgehalten wird".

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,616906,00.h…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 06:20:59
      Beitrag Nr. 2.821 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.528 von Maraho am 01.04.09 13:22:35In Bezug.

      "Aufträge im deutschen Maschinenbau mit -49%"

      Die Auftragseingänge im Februar 2009 im deutschen Maschinen- und Anlagenbau sind weiter auf Talfahrt. Im Jahresvergleich stürzten im Februar die Auftragseingänge um real -49% ab, dies teilte heute der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. Für 2009 senkte der VDMA seine Prognose deutlich und rechnet nun mit einem bundesweiten Produktionsrückgang von Minus 10%-20%. Dies wäre der größte Produktionsrückgang seit 1950!

      Grafik: unten anklicken!

      > Die Entwicklung der deutschen Auftragseingänge von Februar 2005-Februar 2009! Die Inlandsaufträge brachen im Februar 2009 um -45% zum Vorjahresmonat weg und die Auslandsaufträge um -50%. Quelle Daten: VDMA.org <

      Die Auftragseingänge im deutschen Maschinenbau sind sehr volatil. Aber auch der Dreimonatsvergleich von Dezember 2008 bis Februar 2009, ergibt eine rasante Abstiegsrate von -44% zum Vorjahreszeitraum und dies zeigt das dieser Abschwung nachhaltig ist.

      Der Maschinen- und Anlagenbau ist mit 975'000 Beschäftigten der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland, das Produktionsvolumen betrug 2008 gewaltige 194 Milliarden Euro! Die deutschen Maschinen-und Anlagenbauer sind Exportweltmeister und erreichten noch im Jahr 2008 ein fulminantes Exportvolumen von 147 Mrd. Euro. Nun schlägt die Finanz- und Wirtschaftkrise, wie ein Hurrikan - heftig in eine der deutschen Schlüsselindustrien herein. Einerseits rächt sich hier die starke Exportabhängigkeit und andererseits zeigt der Absturz des Maschinen- und Anlagenbaus, das die Fokussierung der Bundesregierung auf das Bankensystem mit einem abenteuerlichen 500 Mrd. Euro Rettungspaket, hier Finanzmarktstabilisierungsgesetz genannt, den Bedürfnissen der Realwirtschaft keinerlei Rechnung trägt!

      So geht der Absturz der Realwirtschaft ungehindert weiter. Die Industrieproduktion in Deutschland sank nach den letzten Daten von Eurostat im Januar 2009 um -19,1% und die deutschen Exporte brachen im Januar 2009, gegenüber dem Vorjahresmonat um -20,7% weg!

      Quelle und weiterführend: http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/04/auftrage-im…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 06:27:16
      Beitrag Nr. 2.822 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.425 von Maraho am 01.04.09 19:38:30In Bezug.

      G-20-Proteste in London
      Mann stirbt bei Demonstration

      Während Anti-Kapitalismus-Protesten am Rande des G-20-Gipfels kommt in London ein Demonstrant ums Leben. Mehrere Menschen werden verletzt.

      In einem Protestlager von Gegnern des G-20-Gipfels in der Nähe der Bank von England ist ein Toter gefunden worden.

      Der Mann sei in in Londons Finanzdistrikt aus unbekanntem Grund zusammengebrochen, teilte die britische Polizei am Mittwochabend mit. Zwei Polizeibeamte versorgten den Mann und forderten einen Rettungswagen an. Im Krankenhaus wurde der Mann laut Polizei offiziell für tot erklärt. Nähere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

      Die Demonstranten legten Teile der Innenstadt komplett lahm. Es gab Prügeleien, mehrere Leichtverletzte und 26 Festnahmen.

      Der Protest galt der Gier von Managern und den Fehlern des Finanzsystems, die zu der Krise geführt hatten. Die Proteste konzentrierten sich auf das Bankenviertel in der City of London, wo die Krawallmacher auch eine Bank stürmten.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/183/463788/text…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 07:07:38
      Beitrag Nr. 2.823 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.157 von Maraho am 01.04.09 19:06:55Ob es was bringt sei dahingestellt ...

      Arbeitskampf
      Aufstand der Verzweifelten

      VON PATRICK BEUTH UND BORIS SCHLEPPER

      Hungerstreiks, Geiselnahmen, Selbstverbrennungen - in der Krise greifen Beschäftigte mittlerweile weltweit zu aufsehenerregenden Mitteln, um gegen ihre Entlassung zu protestieren. Auch hierzulande geben sich die ersten nicht mehr mit Transparenten und Demos zufrieden.

      Deutschland: Erst drei, dann sieben Leiharbeiter sind bei der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen in Hannover in den Hungerstreik getreten, um ihre Weiterbeschäftigung durchzusetzen. Der erste verzweifelte Protest in der Krise. Am Dienstagabend gab VW bekannt, 88 der 211 Leiharbeiter zunächst behalten zu wollen. Dies sei aber keine Reaktion auf den Hungerstreik, betonte ein Firmensprecher. Zu diesem Zeitpunkt lag einer der sieben bereits im Krankenhaus.

      Beendet ist die Aktion damit nicht. "Nach meinem Kenntnisstand wird der Hungerstreik fortgesetzt", sagte IG-Metall-Sprecher Uwe Stoffregen der Frankfurter Rundschau. Zuvor hatte er "großes Verständnis für die Sorgen und Nöte" der Leiharbeiter bekundet, auch wenn er einen Hungerstreik für den falschen Weg halte, gegen drohende Arbeitslosigkeit zu protestieren.

      Am Dienstag hatte Stoffregen die sieben Leiharbeiter in ihrem Pavillon vor dem Werkstor 3 in Hannover besucht. Es sei ihnen "körperlich sehr schlecht gegangen", sagte er. Sanitäter von Volkswagen Nutzfahrzeuge würden zwar hin und wieder nach dem Zustand der Streikenden schauen, die aber lehnten jede Hilfe ab.

      Einen Hungerstreik von verzweifelten Arbeitern gab es Anfang der 90er Jahre schon einmal. Damals haben Kumpel wochenlang gegen die Stilllegung des Kalibergwerks in Bischofferode in Thüringen gekämpft. Nach der Wiedervereinigung war der Bergbau dort fast auf Null gefahren worden. Genutzt hat es nichts. Trotz weltweiter Schlagzeilen wurde das Werk 1993 dicht gemacht.

      Frankreich: Hier sehen Gewerkschafter in radikalen Aktionen ein zulässiges Mittel der "Notwehr". So sagte Bruno Lemerle, ein Vertreter der Gewerkschaft CGT, der Nachrichtenagentur afp: "Wer Elend sät, wird Wut ernten. Die Gewalt geht von dem aus, der Arbeitsplätze zerstört, nicht von dem, der ihren Erhalt verteidigt."

      "Notwehr" in Frankreich, dazu gehören auch Geiselnahmen: Bereits Mitte März hatten entlassene Arbeiter den Chef von Sony Frankreich kurzerhand gekidnappt, um höhere Abfindungen auszuhandeln. Daraufhin wurden ihnen immerhin neue Verhandlungen zugesichert. Wohl angespornt von diesem Teilerfolg nahmen wenige Tage später die Beschäftigten des Medizingeräte-Herstellers 3M in der Kleinstadt Pithiviers ihren Boss zeitweise als Geisel. Jedem Zweiten der 235 Arbeiter wurde gekündigt, andere Arbeitsplätze gibt es in der Stadt kaum. Sie wollen nun höhere Abfindungen und einen Umzugsplan durchsetzen.

      Am Dienstag beschlossen die französischen Beschäftigten des Baumaschinenherstellers Caterpillar, vier ihrer Manager so lange in einem Vorstandsbüro festzuhalten, bis diese von ihrem Plan abrücken, mehr als 700 Stellen in Frankreich abzubauen. Gestern ließen sie die Manager wieder gehen und signalisierten ihre Bereitschaft, über einen Sozialplan zu verhandeln. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor versprochen, "das Werk zu retten".

      In Reims hängten Mitarbeiter des Continental- Reifenwerk Clairoix vor zwei Wochen Puppen auf, die den Werksleiter und einen deutschen Manager darstellen sollten. Sie bewarfen beide Figuren mit Eiern und Schuhen. Einige von ihnen drangen später in die Sitzung des Managements mit den Gewerkschaften ein und bewarfen auch die echten Unternehmensvertreter mit Eiern.

      Spanien: Auf der iberischen Halbinsel ist gleich eine ganze Stadt in einen eintägigen Generalstreik getreten: aus Protest gegen Vetternwirtschaft bei der Verteilung von Hilfsmitteln aus staatlichen Konjunkturprogrammen. Bis auf einen Tankwart, zwei Wirte und ein paar Gemüsehändler legten laut Veranstalter alle Erwerbstätigen der 26 000-Einwohner-Stadt Lebrija am 18. Februar die Arbeit nieder. Es sei aber auch "der erste Generalstreik gegen die Krise", betonten sie.

      Im nahen Martín de la Jara, einer Kleinstadt mit 3000 Einwohnern, verbarrikadierten sich am Tag darauf Arbeiter im Rathaus, um von der Gemeinde die Einrichtung einer lokalen Kommission zu fordern, die die Verteilung von Hilfsgeldern überwacht.

      Südkorea: In dem südostasiatischen Staat gehen Arbeiter am drastischsten vor. Nach Angaben der Koreanischen Metallarbeiter-Gewerkschaft KMWU greifen die vom Gitarrenhersteller Cort und dessen Subunternehmen Cor-Tek entlassenen Arbeitnehmer in ihrer Verzweiflung auch zum Äußersten: Mit Demonstrationen, aber auch Hungerstreiks auf einem Strommasten protestieren sie seit 2007 gegen den "Scheinkonkurs" der südkoreanischen Betriebe und für ihre Wiedereinstellung. Trauriger Höhepunkt war die Selbstverbrennung eines Arbeiters im Dezember 2007. Nach Informationen der FR sollen sich Vertreter des Gitarrenherstellers in diesen Tagen erstmals mit der Arbeitern zu Gesprächen zusammensetzen.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/…

      Bis später ...
      462 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 12:47:44
      Beitrag Nr. 2.824 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.490 von Maraho am 02.04.09 06:07:55Guten Tag zusammen,
      hier einige mehr oder weniger wissenswerte Dinge ...

      Finanzkrise
      Finanzwelt steht vor tiefen Einschnitten
      von Michael Maisch

      Noch liegen die Ergebnisse des Londoner Gipfels der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer nicht auf dem Tisch. Doch schon jetzt ist klar, dass die Finanzwelt, und vor allem die Bankenbranche, in Zukunft völlig anders aussehen wird als vor Ausbruch der Krise.


      LONDON. Analysten und Berater rechnen mit einer Machtverschiebung in Richtung der Schwellenländer und einer Neuordnung der Geschäftsmodell. Sie halten sogar eine Wiedereinführung des Trennbankensystems für möglich, wie es in den USA bis Ende der 90er-Jahre vorgeschrieben war.

      "Egal was die G20 heute entscheiden, die Bankenwelt hat bereits eine dramatische Umwälzung hinter sich", meint Steve Culp von der Beratungsgesellschaft Accenture. Die Verwerfungen der Finanzkrise hätten dafür gesorgt, dass einige der wirtschaftlich stärksten Geldhäuser inzwischen aus den Emerging Markets kämen (siehe Tabelle).

      Culp rechnet mit einer Welle von Notverkäufen von Unternehmensteilen und Vermögenswerten westlicher Banken. Als Profiteure dieser Übernahmewelle sieht er die großen Institute der Schwellenländer, die bislang deutlich besser durch die Krise gekommen seien als ihre westlichen Konkurrenten. "Die Banken aus den Emerging Markets werden diesen Vorteil nutzen, um ihre Marktanteile auszubauen", zeigt sich Culp überzeugt. Diese geografische Machtverschiebung sei ein Symbol für den Umbruch in der Finanzbranche.

      Während die G20 auch einen Tag vor dem Gipfel in vielen Punkten offenbar noch keine Übereinkunft erzielt haben, scheinen sich die Regierungschef in einem Punkt einig zu sein. Die Banken sollen in Zukunft mit einem deutlich dickeren Eigenkapitalpuffer operieren. Außerdem zeichnet sich ab, dass die Regulierer rund um den Globus eine fixe Obergrenze für die Verschuldung der Geldhäuser einführen werden.

      "Diese Vorschläge markieren einen tiefen Einschnitt", warnt Bill Wellbelove von der Prüfungsgesellschaft KPMG. Profitabilität und Innovationskraft könnten unter der Reform empfindlich leiden. Die Rentabilität ganzer Geschäftsbereiche müsse nach Einführung der neuen Maßnahmen überprüft werden. Vor allem das Investment-Banking werde nie wieder so profitabel sein wie während des Booms.

      Dabei handelt es sich keineswegs um unerwünschte Nebenwirkungen sondern um Absicht. So will die britische Finanzaufsicht FSA die Banken zwingen, für ihre Positionen im Wertpapierhandel künftig drei Mal mehr Eigenkapital vorzuhalten als bisher, um die riskantesten Geschäfte unattraktiv zu machen. "Die Bankenwelt wird weniger gewinnträchtig, aber auch weniger gefährlich sein", machte FSA-Chairman Adair Turner klar.

      Aber den Geldhäusern könnten noch tiefere Einschnitte drohen. Nicht nur Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phelps auch führende Banker halten inzwischen eine Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken für sinnvoll. Dabei geht es im Prinzip um eine Neuauflage des Glass Steagall Acts, der 1933 als Folge der großen Depression in den USA erlassen wurde. Nach mehreren Modifizierungen wurde das Gesetz 1999 unter Präsident Bill Clinton komplett aufgehoben. Ursprünglich ging es darum, durch eine Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken zu verhindern, dass die staatlich garantierten Einlagen privater Kunden von den Banken zu leichtsinnig für riskante Finanzeschäfte aufs Spiel gesetzt werden. Große Universalbanken wie die Citigroup oder JP Morgan, aber auch die Deutsche Bank müssten bei einer globalen Neuauflage von Glass Steagall ihr Investment-Banking aufgeben oder drastisch einschränken.

      "Eine solche Trennung könnte am Ende helfen, um eine Wiederholung der aktuellen Krise zu verhindern", meint Michael Bonacker Bankenexperte, vom japanischen Geldhaus Nomura. Bonacker müsste wissen, wovon er spricht. Schließlich hat er für die kollabierte Investmentbank Lehman Brothers gearbeitet, bevor deren europäischen Reste von Nomura übernommen wurden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/finanzwe…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 12:55:31
      Beitrag Nr. 2.825 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.768 von Maraho am 05.02.09 05:33:30In Bezug.

      Nach der Dresdner-Übernahme
      Coba-Aktionäre rebellieren gegen Blessing

      Als ob der Ärger mit Brüssel nicht schon genug wäre - nun stellen Kleinanleger der Commerzbank kritische Fragen zum Kauf der Dresdner Bank. Dem Chef des Instituts wollen sie das Vertrauen entziehen. Es droht eine schwierige Hauptversammlung.

      Commerzbank-Chef Martin Blessing droht wegen der Übernahme der Dresdner Bank heftiger Widerstand von Anlegern. Drei Kleinaktionäre wollen Blessing auf der Hauptversammlung das Vertrauen entziehen. Zudem verlangen die Anteilseigner eine Sonderprüfung, die Details der Dresdner-Übernahme Anfang des Jahres beleuchten soll. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Einladung zu der Hauptversammlung am 15. Mai hervor.

      Unter anderem wollen die Aktionäre wissen, ob der Kaufpreis von knapp 5 Mrd. Euro angemessen war, ob der Wert für die Milliardenverluste schreibende Dresdner Bank richtig ermittelt wurde, und wie hoch der Gesamtschaden für die Commerzbank durch die Übernahme ist. Die Commerzbank wurde vom Staat mit insgesamt 18,2 Mrd. Euro gestützt, unter anderem, um den Kauf der ehemaligen Allianz-Tochter Dresdner Bank stemmen zu können.

      Für beide Anträge, die Sonderprüfung und den Vertrauensentzug, ist nach Angaben der Commerzbank eine einfache Mehrheit des bei der Hauptversammlung vertretenen Aktionärskapitals ausreichend. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Kleinaktionäre mit ihren Anträgen nicht durchkommen: Die Commerzbank hat mit den Versicherungskonzernen Allianz und Generali zwei starke Großaktionäre im Rücken: Die Allianz, von der die Commerzbank die Dresdner gekauft hat, kommt alleine bereits auf 19 Prozent der Anteile, Generali hält gut sechs Prozent. Das Institut hatte allerdings auch schon im vergangenen Jahr eine Abstimmungsniederlage erlitten.

      Commerzbank-Chef Blessing sieht für eine Sonderprüfung keinen Anlass. Der Vorstand habe auf "Grundlage ausreichender Informationen gehandelt und jederzeit die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters angewandt", schrieb er in der Einladung zur Hauptversammlung. Das Treffen ist auf zwei Tage angesetzt, was darauf hindeutet, dass die Commerzbank mit langwierigen Abstimmungsprozessen und heftigen Diskussionen mit ihren Anteilseignern rechnet.

      Blessing will sich bei der Veranstaltung die Zustimmung der Aktionäre zum Einstieg des Bundes holen, der für die Kapitalspritze 25 Prozent plus eine Aktie bekommen soll. Das Grundkapital soll um 295 Millionen Aktien zum Preis von je 6 Euro erhöht werden. Dafür ist nach dem neuen Finanzmarktstabilisierungsgesetz eine einfache Mehrheit ausreichend. Das Gesetz muss an diesem Freitag noch vom Bundesrat abgesegnet werden.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Nach-d…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 12:59:25
      Beitrag Nr. 2.826 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.254 von Maraho am 01.04.09 17:26:28In Bezug.

      Arbeitsmarkt
      Kündigungswelle droht im Herbst
      Von Alexander Hämmerli

      Noch bewahrt die Kurzarbeit viele Arbeitnehmer vor Entlassungen. Doch bleibt die Auftragslage mau, könnte auf die rasant steigende Zahl von Kurzarbeitern eine massive Kündigungswelle folgen. Experten zeichnen ein düsteres Szenario.


      Nürnberg - Die Wirtschaftskrise reißt den Arbeitsmarkt mit sich in die Tiefe. Deutlich zeigt das die neueste Horrormeldung der Bundesagentur für Arbeit: Erstmals seit über 80 Jahren erlebte die Beschäftigungsquote keine Frühlingsbelebung. Sprich: Im März standen mehr Leute auf der Straße als im Februar. Konkret stieg die Zahl der Arbeitslosen um 34.000 auf 3,58 Millionen. Das kommt einer Arbeitslosenquote von 8,6 Prozent gleich.

      Dass die Zahl nicht deutlich höher ausgefallen ist, verdanken die deutschen Arbeitnehmer insbesondere der Kurzarbeit. Laut Holger Schäfer, Arbeitsmarktökonom beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft, wären ohne entsprechende Möglichkeiten 300.000 bis 600.000 Menschen mehr arbeitslos, was Arbeitslosenquoten von 9,2 bis 14 Prozent bedeuten würde.

      Schäfer geht bei seiner Schätzung von etwas mehr als einer Million Menschen aus, die sich derzeit in der Kurzarbeit befinden.

      Klar ist, dass Ende 2008 etwas über 400.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit leisteten und dass die Unternehmen in den ersten drei Monaten dieses Jahres 1,7 Millionen neue Anmeldungen gemacht haben. Das sind etwa 26 Mal so viel wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Nach vorläufigen Erkenntnissen kommen im April außerdem bis zu 740.000 dazu, wie Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, verlauten ließ.

      Insgesamt wären das also rund 2,4 Millionen Anmeldungen im ersten Trimester, wobei zu beachten ist, dass nicht alle Unternehmen die bewilligte Kurzarbeit auch tatsächlich einführen und dass viele Unternehmen die Maßnahmen auf weniger als die vom Bund zugestandenen 18 Monate befristen.

      Kommt im Herbst die Kündigungswelle?

      Trotz Kurzarbeit und damit gekoppelten Stützen vom Staat könnten schon bald etliche Unternehmen dazu gezwungen sein, von "sozialverträglichen" Alternativen abzusehen und Arbeitnehmer zu entlassen.

      Denn auch unter Kurzarbeit Beschäftigte kosten Geld. Bleiben die Aufträge über einen längeren Zeitraum aus, stehen wohl oder übel Kündigungen an. Die kritische Grenze ist laut dem Arbeitsmarktexperten Schäfer nach etwa einem halben Jahr erreicht.

      "Da sich die Zahl der Kurzarbeiter seit Anfang des Jahres extrem vergrößert, könnten wir es also schon bald mit Massenentlassungen zu tun bekommen", sagt Schäfer. Diese Einschätzung teilen mehrere Bankenvolkswirte, die die extrem steigende Zahl von Kurzarbeitern als Vorbote für Entlassungswellen im Spätsommer deuten: Gegeben, dass sich die Situation nicht verbessert.

      Arbeitslosenquote von 11,5 Prozent droht

      Mit einer Kündigungswelle rechnet wohl auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Deren Ökonomen prognostizieren für die Bundesrepublik bis zum Jahr 2010 mehr als fünf Millionen Arbeitslose. "Die Arbeitslosenquote könnte auf die Marke von 11,5 Prozent steigen", sagte OECD-Volkswirt Klaus Schmidt-Hebbel gestern in Paris. Entsprechend hoch ist die Angst der Deutschen, ihre Stelle zu verlieren. Laut einer kürzlich im "Stern" publizierten Umfrage bangen 29 Prozent um ihren Job, 67 Prozent glauben, dass die Arbeitslosigkeit steigt.

      Sollten sich die Arbeitsmarktzahlen in dem von der OECD erwarteten Maße verschlechtern, würde das die Erfolge seit dem Jahr 2005 zunichte machen. Damals lag die Zahl der Arbeitslosen in einzelnen Monaten tatsächlich über fünf Millionen. Damit es nicht dazu kommt, müsste sich die Stimmung im Welthandel deutlich verbessern. Denn Deutschland ist als Noch-Exportweltmeister wie kaum ein anderes Land abhängig vom internationalen Güteraustausch. Bis es soweit ist, empfiehlt die OECD weitere Konjunkturmaßnahmen.

      Die dunklen Wolken brauen sich freilich nicht nur über dem deutschen Himmel zusammen: In Großbritannien etwa befindet sich die Arbeitslosigkeit mit 6,3 Prozent auf einem Zwölf-Jahres-Hoch, Frankreich pendelt um einen Wert von 8 Prozent und die USA befürchten einen Anstieg in diesem Jahr von 8,1 auf 9,4 Prozent. Lettland und Litauen erwarten bis Jahresende sogar Quoten von rund 15 Prozent.

      Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz dürfte einer Bundesprognose zufolge von derzeit 3,8 auf 5,2 Prozent im kommenden Jahr steigen. International ist das zwar wenig, laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) war die Arbeitslosenquote der Helveten aber seit 1997 nicht mehr so hoch.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:01:35
      Beitrag Nr. 2.827 ()
      :confused:


      Eine solche Trennung könnte am Ende helfen, um eine Wiederholung der aktuellen Krise zu verhindern", meint Michael Bonacker Bankenexperte, vom japanischen Geldhaus Nomura.
      Bonacker müsste wissen, wovon er spricht.
      Schließlich hat er für die kollabierte Investmentbank Lehman Brothers gearbeitet, bevor deren europäischen Reste von Nomura übernommen wurden.


      Ein schreibverbot für solche idioten wie diesen michael (komisch, der heist nicht nur so, das ist auch einer) könnte für das finanzsystem mehr bewirken diese eigenartige absonderung. Gibt es eigentlich schon mittel und wege, solchen versagern ihren mist wieder in den rachen zurück zuschieben????

      Wie schrieb michael so schön??? Eine solche Trennung könnte am Ende helfen, um eine Wiederholung der aktuellen Krise zu verhindern

      na dann, die message ist, weiter wie bisher mit etwas angezogener bremse.

      michael, mir grauts vor dir....
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:06:04
      Beitrag Nr. 2.828 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.767 von Maraho am 01.04.09 13:47:12In Bezug.

      PREKARIAT-STUDIE
      Fatale Furcht ergreift die ewigen Verlierer
      Von Franz Walter

      Wut und Frustration wachsen im unteren Drittel der deutschen Gesellschaft - die sogenannten kleinen Leute verlieren jede Zukunftszuversicht: Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie. Mit Begriffen wie Chance können die Abgehängten nichts anfangen, ihre Verbitterung über die Parteien wächst.


      Im Herbst 2006 machte ein Begriff aus der Soziologie jäh Karriere: Prekariat. Durch eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert Stiftung geriet für einige Wochen die Schicht ganz unten in der sozialen Hierarchie ins Visier der Öffentlichkeit. Aber die Debatte verebbte so schnell wie sie zuvor aufgekommen war. Hernach war vorwiegend die Abstiegsangst der gesellschaftlichen Mitte ein Thema von Politik und Publizistik. So ist es auch und gerade in der Krise des Finanzkapitalismus geblieben.

      Nun haben sich Heidelberger Lebensweltforscher und Göttinger Politologen vor einigen Wochen wieder in die Milieus des unteren Drittels der deutschen Gesellschaft begeben. Erfreuliche Nachrichten sind von dort - natürlich - nicht zu vermelden. Die Wut, aber mehr noch: Frustration und Resignation sind in den vergangenen drei Jahren weiter gewachsen.

      Die "kleinen Leute" im mittleren oder höheren Alter sind konservativ in dem Sinne, dass ihr Fluchtpunkt stets die Verhältnisse von "früher" sind. "Früher" - da galten sie und ihre Fähigkeiten noch was. Früher, da kam man auch mit einem ordentlichen Volksschul- oder Realschulabschluss weiter. "Heute muss man doch mindestens Abitur haben, sonst brauchst Du Dich gar nicht erst vorzustellen" - lautete die immerwährende Klage der Menschen in prekären Lebensverhältnissen.

      Mit dem Begriff der "Chance" können sie nichts anfangen. Auf die Formel "Chance durch Bildung" reagieren sie gar wütend. Jeder oder jede von ihnen, der/die - sagen wir - über 16 Jahre ist, erfasst ganz realistisch, dass die Chancen-Bildungs-Gesellschaft für ihn oder sie bedeutet, in den nächsten Jahrzehnten ohne Aussichten, ohne Ansehen, erst recht ohne Möglichkeiten des Weiterkommens zu bleiben. Denn Bildung war ja der Selektionshebel, der sie in die Chancenlosigkeit hineinsortiert hatte. Bildung bedeutet für sie infolgedessen das Erlebnis des Scheiterns, des Nicht-Mithalten-Könnens, der Fremdbestimmung durch andere, die mehr gelesen haben, besser reden können, gebildeter aufzutreten vermögen.

      Signifikant ist die dominante Fortschrittsangst

      Mehr Bildungschancen mag ein Rezept für ihre ganz kleinen oder noch nicht geborenen Kinder sein - aber selbst daran glauben sie nicht. Für sie selbst heißt die Konzentration staatlicher Anstrengungen auf Bildung statt sozialer Transfers die Verfestigung von sozialer Labilität, ja Marginalität. Ganz illusionslos sehen sie, dass es für sie nicht eine einzige plausible Idee für ein sozial gesichertes und respektables Leben in den nächsten Jahrzehnten gibt. Daher klammern sie sich stärker als alle anderen Gruppen an den Staat. Zugleich aber beschweren sie sich bitter über die Bürokratie, mit der sie bei ihren täglichen Behördengängen zu tun bekommen, von der sie sich gegängelt, überwacht, schikaniert fühlen.

      Signifikant ist die dominante Fortschrittsangst. Der Fortschritt bedeutet Bedrohung, übt einen permanenten Druck aus, den man nicht zu bewältigen vermag, der hilflos und klein macht, der die eigene Entbehrlichkeit und Nutzlosigkeit grell ausleuchtet. Auch hier ist der pessimistische Fatalismus spürbar, das allgegenwärtige Gefühl, die Dinge nicht mehr in der Hand zu haben, erst recht nicht steuern zu können, weshalb sich gerade die überforderten Unterschichten in ihre Refugien von Couch und Fernsehzimmer zurückziehen, um ihre Hilflosigkeit nicht noch öffentlich preisgeben und sich der Lächerlichkeit aussetzen zu müssen.

      Bezeichnend an der Selbstinterpretation der unteren Schichten ist, dass sie die schlimmste Zeit, die fatalsten Brüche in ihrer Lebensgeschichte, in den achtziger und neunziger Jahren verorten, als nicht nur die schon zuvor existente Arbeitslosigkeit drückte, sondern als überdies die neuen Medien, die neuen Technologien, die deutsche Einheit, die neue Währung, die neuen Ansprüche im Geschlechter- und Familienverhältnis, die Appelle zur fortwährenden Bildung ihnen auf den verschiedensten Ebenen zusetzten. Mit einem Problem fertig zu werden, hätte ihnen noch gelingen mögen. Doch nun bündelten sich die Wandlungen und Zumutungen auf allen Seiten der Alltagsbewältigung.

      Auch der Staat besitzt eine beschränkte Leistungsfähigkeit

      Der Soziologe Rainer M. Lepsius hat in anderer Angelegenheit darauf hingewiesen, dass Nationen kaum dazu in der Lage sind, mit sich überlappenden Basisproblemen, die sämtlich zeitgleich auftreten, auf zivile Weise fertig zu werden.

      Auch ein gut funktionierendes System kann in der Regel jeweils nur ein Großproblem konstruktiv lösen, denn jede Organisation - eben auch der Staat - besitzt eine beschränkte Leistungsfähigkeit. Für die mit kulturellen Ressourcen minderausgestatteten Unten-Milieus gilt das erst recht.

      Politiker bilden für diese Gruppen eine hermetisch abgeschlossene Kaste, die vom Volk nichts weiß, die quasi hinter Mauern lebt und sich auf Kosten des Steuerzahlers mit teuren Delikatessen ein angenehmes Leben macht. Bemerkenswert allerdings ist, dass viele aus den vernachlässigten sozialen Souterrains, die schon einmal einen Politiker "live" begegnet sind, diesen - aber eben nur diesen - als "sympathisch", "normal geblieben", "verständnisvoll" empfanden. Ansonsten sind es bestenfalls Politiker wie Merz, Clement, mitunter auch Westerwelle, denen Lob zuteil wird, weil sie sich nicht "verbiegen" lassen, "echt" und "ehrlich" agieren, die Dinge "aussprechen", wie sie sind. Nun verkörpern diese drei Politiker bekanntlich nicht die staatliche Schutzmacht der kleinen Leute. Die Bruce-Willis-Haltung also scheint zugkräftiger als die wackere Sozialstaatlichkeit etwa der Schreiners oder Blüms.

      Bezeichnend ist, dass man in den jüngeren Teilen des "neuen Unten" überhaupt nur noch den politischen Typus akzeptiert, der mit Geradlinigkeit verbunden wird, die politische Spezies des "lonesome cowboys" gleichsam, der sich auch durch Abstrafungsaktionen oder gar Ausschlussandrohungen von oben nicht einschüchtern lässt.

      Es ist der Typus des harten Mannes, der ohne Schleimereien und ohne Parteipatronage "seinen Weg geht", "für etwas steht", seiner Sache "nicht untreu" wird. Darin spiegelt sich nicht nur das in der Tat große Bedürfnis nach Politikern, die wirklich machen, was sie sagen. Die einen also nicht - wie so viele andere im bisherigen Leben - enttäuschen, betrügen oder verraten, sondern die Hoffnungen aufrechterhalten, dass man es doch schaffen kann: mit Trotz und Eigensinn.

      Bedrückend ist die Bilanz, die von älteren Menschen der "kleine-Leute-Milieus" gezogen wird. Sie haben in der Regel hart gearbeitet, waren sparsam und nachhaltig. Sie haben Kinder in die Welt gesetzt und versucht, aus ihnen ordentliche Menschen zu machen. Sie haben rechtschaffen und fleißig gelebt.

      Aber irgendwann vor rund 20 Jahren verloren ihre einfachen Bildungsabschlüsse, ihre manuellen beruflichen Fertigkeiten und ihre traditionell geprägten biografischen Erfahrungen an Wert, jedenfalls im Ansehen derjenigen, die gesellschaftlich jetzt den Ton angaben und seither dominant definierten, was als "Leistung" zu gelten habe und was nicht.

      Das Leben und die Arbeit der früheren Schreiner, Tischler, Bergarbeiter, Hausfrauen und Näherinnen wurde so aus der "Leistungsgesellschaft" der postindustriellen Eliten verbannt. Seither ist an der früheren, alt gewordenen Basis der arbeitsamen Industriegesellschaft eine Verbitterung zurückgeblieben, die auch die Erosion der Volksparteien in Teilen erklärt. Denn diese waren nicht mehr die Schutzmächte der "kleinen Leute", als die sie ursprünglich Stimmen gesammelt hatten.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,616392,0…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:13:11
      Beitrag Nr. 2.829 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.567 von Maraho am 01.04.09 13:26:35Noch etwas dazu ...

      Pressemitteilung Nr.132 vom 01.04.2009
      Einzelhandelsumsatz im Februar 2009 gegenüber Februar 2008: real – 5,3%

      WIESBADEN – Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) lag der Umsatz im Einzelhandel in Deutschland im Februar 2009 nominal und real jeweils um 5,3% niedriger als im Februar 2008. Der Februar 2009 hatte allerdings mit 24 Verkaufstagen einen Verkaufstag weniger als der Februar 2008. Das Ergebnis für Februar 2009 wurde mit Daten aus sieben Bundesländern berechnet, in denen circa 76% des Gesamtumsatzes im deutschen Einzelhandel getätigt werden. Im Vergleich zum Januar 2009 stieg der Umsatz im Februar 2009 unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten nominal um 0,2% und sank real um 0,2%.

      Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im Februar 2009 nominal 6,4% und real 7,3% weniger um als im Februar 2008. Dabei verzeichneten Supermärkte, SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte einen Rückgang von nominal 6,6% und real 7,4%. Beim Facheinzelhandel mit Lebensmitteln lagen die Umsätze nominal um 4,4% und real um 6,2% niedriger als im Vorjahresmonat.

      Auch im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln wurde im Berichtsmonat nominal und real weniger als im Februar 2008 umgesetzt (nominal – 4,0%, real – 3,9%). Dabei lagen die Umsatzwerte in allen Unterpositionen dieses Bereichs nominal und real unter denen des Vorjahresmonats.

      In den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 wurde im deutschen Einzelhandel nominal und real jeweils 3,3% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum umgesetzt.

      Quelle: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destati…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:19:21
      Beitrag Nr. 2.830 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.899.867 von Maraho am 01.04.09 18:32:06Noch etwas zur IKB.
      Bei Interesse ...

      Hauptversammlung der IKB Deutsche Industrie­kreditbank, Düsseldorf, am 25.03.2009

      Die Rede von Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Philipp als Aktionär auf der Hauptversammlung der IKB spricht zu Recht von einer Staatskrise, die am Beispiel der Skandalbank vorgeführt wird.

      http://www.t-blog.de/hintergrunde/hauptversammlung-der-ik…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:25:29
      Beitrag Nr. 2.831 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.487 von Maraho am 02.04.09 05:55:39Noch ein Interview ...

      Krisenpolitik: "Konjunkturpakete sind unmoralisch"

      Beim G20-Gipfel in London wollen die Politiker die Welt retten. Der Philosoph Otfried Höffe glaubt, dass das klappen kann. Mit stern.de sprach der Tübinger Professor über die neue Kraft der Politik, die Gefahren staatlicher Rettungspakete und die Zukunft der Demokratie.


      Herr Höffe, in London treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G20 zum Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Wie wirksam kann die Politik gegen diese Krise vorgehen?

      Die Politik hat die Krise viel zu spät wahrgenommen, jetzt ist das Unheil über uns hereingebrochen. Aber die Politiker erweisen sich zumindest als bereitwillige und in Grenzen auch vernünftige Krisenmanager. Die riesigen Summen, die im Orkus verschwunden sind, werden sie zwar nicht wieder hervorzaubern. Die Politik kann jedoch aktiv eingreifen, damit sich das Finanzdebakel nicht weiter verschärft. Überdies kann sie Rahmenbedingungen, einschließlich Frühwarnsysteme, schaffen, die derart gravierende Krisen in Zukunft verhindern.

      Lässt sich die Finanzwelt wirklich global reglementieren?

      Wie man das technisch bewerkstelligt, kann ich als Philosoph nicht beurteilen. Aber eine Regulierung der Finanzmärkte ist jetzt eine Aufgabe der Politik. Und ich glaube, dass sie diese Aufgabe angesichts des hohen Sachverstandes, auf den sie zugreifen kann, bewältigen wird. Eine Gefahr sind allerdings nationale Sonderwege. Generell sollte das Zusammenleben der Staaten - zunächst in der EU, dann weltweit - nach verbindlichen Regeln geschehen. Das ist ein visionäres Element, gewiss, das die Politik aber nicht aus dem Blick verlieren darf.

      Gewinnt die Politik gegenüber der Wirtschaft jetzt wieder an Bedeutung?

      Im Zuge der Krise entwickelt die Politik tatsächlich ein höheres Maß an aktiver Gestaltung als zuvor. Sie zeigt den oft sehr selbstherrlich auftretenden Unternehmern und Managern, dass sie auf die Hilfe des Gemeinwesens angewiesen sind. Die Ökonomen sollten jetzt mehr Bescheidenheit lernen, sowohl die Ökonomen im primären Sinne, nämlich die Unternehmen und Manager, als auch die Wissenschaftler. Denn trotz einiger Unkenrufe gab es doch zu wenige Warnungen von Seiten der zahllosen Wirtschaftsinstitute in aller Welt, auch zu wenige Warnungen von den angeblich so kritischen Journalisten in den vielen Wirtschaftsredaktionen.

      Durch die Krise wird das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Politik also wieder ins Lot gebracht?

      Wenn die Welt gut läuft, wenn Wissenschaft, Kultur, Gesundheitswesen und eben auch die Wirtschaft "funktionieren", dann braucht die Politik nicht einzugreifen. Für die direkte kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche "Wertschöpfung" ist sie nicht zuständig. Die Politik hat aber schon immer für den Ordnungsrahmen gesorgt und muss diesen Rahmen, wo es nötig ist, jetzt neu justieren.

      Bundespräsident Horst Köhler sagte in seiner Berliner Rede, die Krise sei eine Herausforderung für die Demokratie. Bringt die Krise unsere Demokratie in Gefahr?

      Die Demokratie ist überhaupt nicht gefährdet. Anders als zu Zeiten der Weimarer Republik, aber auch im Vergleich mit einigen jungen Demokratien sehe ich in Deutschland keine ernsthafte Bedrohung. Die vorhandene Unzufriedenheit richtet sich weniger gegen die Staatsform der Demokratie als gegen unsere politische Elite. Von ihr hätten viele erwartet, dass sie die Unheilsdrohungen der Krise früher erkannt hätte. Insgesamt macht die deutsche Politik derzeit aber keine schlechte Figur.

      In Lettland ist die Regierung schon über die Massenproteste gegen ihre Krisenpolitik gestürzt. Auch in anderen Ländern gibt es heftige Proteste. Vielleicht ist die Demokratie in Krisenzeiten ja doch nicht so zukunftssicher.

      Man sollte vorsichtig sein mit einer zu raschen Kritik an der Staatsform der Demokratie. Kaum jemand will die demokratischen Grundlagen in Frage stellen, etwa die Gewaltenteilung, den Rechtsstaat und die demokratische Öffentlichkeit. Unheilsprophezeiungen klingen derzeit vielleicht spannend. Dass morgen überall in Europa Diktaturen an die Macht kommen, ist aber allenfalls Tagesgeschwätz.

      Die etablierten Demokratien sind also gegen alle Gefahren gefeit?

      Die Verwerfungen der Krise darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. In der Tat sind noch manche Vorsichtsmaßnahmen geboten, denn die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit, und die Fähigkeit, die Schulden zu bezahlen, sind in manchen Ländern nicht gesichert. Man denke an Island, eine sehr alte Demokratie, die jedoch nicht substantiell bedroht ist.

      Stichwort Generationengerechtigkeit: Sind milliardenschwere Konjunkturpakete auf Pump aus Sicht des Philosophen moralisch vertretbar?

      Auf keinen Fall. Wir dürfen unsere jetzt schon zu hohe Staatsverschuldung nicht weiter steigen lassen. Unsere wenigen Neugeborenen erben schon heute gewaltige Schulden. Von den Summen, um die es hier geht, könnte sich jedes Kind eine Eigentumswohnung kaufen, dazu noch eine Küche und schöne Möbel. Generell laufen Demokratien Gefahr, mit Blick auf kurzfristige Umfrageergebnisse und die nächste Wahl die Nachhaltigkeit aus dem Blick zu verlieren.

      "Wir zahlen nicht für eure Krise", sagen deutsche Demonstranten und werfen mit Eiern auf Politiker. Wie lässt sich die Bevölkerung für die Krisenpolitik gewinnen?

      Diagnose und Therapie der Krise sollten nicht zum Gegenstand von Parteiengezänk werden. Ideologische Grabenkämpfe zwischen Kapitalismus und Sozialismus wieder auszugraben, wäre die falsche Reaktion. Die Politik muss außerdem ehrlich sein und ihre eigenen Fehler eingestehen: In der US-Bundesbankpolitik und generell bei der Bankenaufsicht, die nicht rechtzeitig gemerkt hat, in welches Desaster eine Bank wie die Hypo Real Estate sich bewegt. Und die Politik muss glaubhaft versichern, dass die Gefahr solcher Krisen für die Zukunft minimiert wird.

      Angesichts der Rettungsmilliarden für die Hypo Real Estate - was kann man tun, wenn die rationale Einsichten von Experten und die Stimmung in der Bevölkerung auseinanderfallen?

      Zunächst muss man das Volk aufklären. Mündige Bürger verschließen sich selten guten Argumenten. Über die Rettung der Hypo Real Estate wurde meist relativ technisch diskutiert. Hier müsste man die Folgen einer Bankenpleite für den kleinen Bürger verständlich machen, für die Mitglieder von Bausparkassen, für viele Arbeitsplätze und für unsere Sozialversicherungssysteme.

      Diskutiert wird derzeit über eine Enteignung von HRE-Aktionären und über einen Einstieg des Staates bei Opel. Bekommt die Politik zu viel Macht?

      Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Der Staat billigt sich derzeit zu viel Kompetenz zu. Politiker sind nicht dazu berufen, Unternehmen zu führen, genauso wenig wie Unternehmer als Unternehmer dazu fähig sind, Politik zu betreiben. Im Sinne ihres eigenen langfristigen Wohlergehens sollte die Politik erkennen, dass es wenig sinnvoll ist, als Bankier aufzutreten. Wäre es nicht sinnvoll, zumindest bei den Landesbanken, den Einfluss der Politik in den Aufsichtsgremien stark zu reduzieren, anstatt ihn noch zu erhöhen?

      Interview: Torben Waleczek
      http://www.stern.de/politik/ausland/:Krisenpolitik-Konjunktu…

      Bis denn ...
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:29:41
      Beitrag Nr. 2.832 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.532 von Maraho am 02.04.09 07:07:38Ach ja, noch dies ...

      02.04.2009 12:36:45
      EU-Kommissar Spidla: Krise kostet in der EU 3,5 Millionen Jobs

      WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Wirtschaftskrise wird in der Europäischen Union (EU) in diesem Jahr schätzungsweise 3,5 Millionen Arbeitsplätze kosten. Diese Zahl nannte der EU-Kommissar für Beschäftigung und Soziales, Vladimir Spidla, am Donnerstag in Wiesbaden. Er rief die 27 EU-Mitgliedsstaaten zu einer besseren Abstimmung bei ihren Beschäftigungsmaßnahmen auf: "Die Krise zeigt uns, dass wir trotz aller Verschiedenheiten in einem Boot sitzen."

      Bei der Arbeitslosenquote weise die EU eine Bandbreite von 2,7 Prozent in den Niederlanden und 15,5 Prozent in Spanien auf. Trotzdem gelte: "Handeln ist gut, aber gemeinsames Handeln ist besser", sagte Spidla bei einer Veranstaltung des Arbeitgeberverbandes HessenChemie.

      Die EU-Kommission wolle als eine Maßnahme die Vergaberegeln für den Sozialfonds vereinfachen: 1,8 Milliarden Euro Fördergelder würden schneller zugänglich gemacht. Spidla rief die Bundesregierung auf, Beschränkungen für Bürger aus den östlichen EU-Ländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt aufzuheben. Bis 2011 erwarte er ein "mutiges Signal" aus Berlin./fk/DP/stw

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldun…
      462 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:32:29
      Beitrag Nr. 2.833 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.905.356 von Nannsen am 02.04.09 13:01:35Michael Bonacker
      ... es gibt sehr viele solcher Koryphäen in diesem System.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 13:33:20
      Beitrag Nr. 2.834 ()
      :confused:

      armer torben,
      wie muss man sich fühlen, wenn man den auftrag hat einen philosophen über die staatskrise zu befragen und nach dem überlangen interview bemerkt keiner der leser, dass dieser nichts gesagt hat????
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 17:06:35
      Beitrag Nr. 2.835 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.497 von Maraho am 02.04.09 06:20:59Guten Abend,
      das konnten wir uns denken ...

      Zweierlei Maß bei Rettungs-Debatte
      Opel top, Maschinenbau Flop
      von Timo Pache und Jens Tartler

      Der Maschinenbau bricht brutal ein, aber die Politik kümmert sich mit Vorliebe um die Autobranche. Ökonomen warnen vor einseitigen Subventionen. Doch die Politik hat gute Gründe für ihr Handeln.

      Für Franz Müntefering war die Sache mal wieder klar. "Es muss möglich sein, dass der Staat auf Zeit Geld direkt oder indirekt in das Unternehmen gibt, um es zu stabilisieren", sagt der SPD-Vorsitzende bei einem Treffen mit Berufsschülern in Friedrichshafen. Damit unterscheide sich die SPD von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die einen Staatseinstieg beim angeschlagenen Autobauer Opel ablehne. Die SPD dagegen wolle Unternehmen helfen, "im Interesse der Menschen, die sonst in ein ganz tiefes Loch fallen".

      Menschen, Familien. Das Eigenheim, das noch abgestottert werden muss. Kinder, die sich schon freuen auf den Sommer und den Urlaub mit ihren Eltern. Männer mit Schnurrbart, die sich Sorgen machen um ihr Eigenheim und die gelbe T-Shirts tragen, auf denen steht: "Wir sind Opel".

      Die Wirtschaftskrise ist konkret geworden, auch für die Politik. Sie hat einen Namen bekommen: Opel. Ein Stück deutscher Industriegeschichte steht am Abgrund, und mit ihr mehr als 25.000 Jobs.

      Doch es gibt noch Hoffnung, und auch die hat in den vergangenen Wochen einen Namen bekommen: Frank-Walter Steinmeier zum Beispiel, der Kanzlerkandidat der SPD. Wie kein anderer deutscher Politiker trommelt Steinmeier für die Rettung Opels durch den deutschen Staat - zumindest als letztes Mittel. Oder auch Angela Merkel, die schon Bundeskanzlerin ist und es gerne bleiben will. Am Dienstag besuchte sie 3000 "Opelaner" in Rüsselsheim und versprach ebenfalls Staatshilfe, wenn auch nicht ganz so euphorisch wie ihr Herausforderer.

      Zur Lage des Maschinenbaus äußerten sich die beiden am Mittwoch allerdings nicht - trotz beängstigender Zahlen: Im Vergleich zum Vorjahr stürzten die Auftragseingänge im Februar um 49 Prozent ab. Knapp eine Million Menschen arbeiten in Deutschland im Maschinenbau und ein Vielfaches noch einmal in Zulieferunternehmen. Doch anders als in der Automobilbranche gibt es hier nicht wenige große Konzerne, sondern Hunderte kleine, mittelständische Unternehmen.

      Auch hier geht es um Menschen, die sich Sorgen machen um ihre Jobs, ihr Eigenheim oder den Sommerurlaub mit den Kindern. Besuch von der Kanzlerin oder ihrem Herausforderer haben sie trotzdem noch nicht bekommen.

      Der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs kann sich über dieses Regieren mit zweierlei Maß richtig in Rage reden. Es gebe eben nicht nur Opel, sondern genauso viele andere Unternehmen, deren Probleme zum Teil noch weit größer seien. Von einer "dramatischen Entwicklung" spricht er beim Maschinenbau, und von einer "populistischen Diskussion". "Das sind kleine Unternehmen, da wird nicht so ein Theater gemacht, da fordert Herr Steinmeier keinen Staatseinstieg. Ehrlich ist das nicht."

      Der Politikberater Michael Spreng, der einst den Kanzlerkandidaten der Union, Edmund Stoiber, im Wahlkampf beriet, wundert sich dagegen kaum. "Die Politik fokussiert sich auf solche Unternehmen, weil sie glaubt, dass ihr Wirken nicht nur den direkt Betroffenen hilft, sondern darüber hinausstrahlt", sagt Spreng. Autohersteller seien eben Unternehmen von nationaler Bedeutung, viele Wähler hätten "eine emotionale Beziehung" zu der Marke, weil sie zum Beispiel schon einmal einen Opel gefahren hätten. "Mittelständler wie die meisten Maschinenbauer haben nicht diesen Leuchtturmcharakter."

      Die Politik weckt Erwartungen, und sie macht misstrauisch: Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, warnt, der Staat dürfe sich nicht übernehmen. "Jenseits von Opel und anderen großen Unternehmen gibt es viele Mittelständler, denen es auch schlecht geht", sagt Driftmann. Anstatt Einzelne herauszupicken, solle sich der Staat mit den vorhandenen Hilfsinstrumenten bescheiden.

      Die SPD-Wirtschaftspolitikerin Ute Berg weiß um die Sprengkraft, die in dem Vorwurf steckt: dass die Politik, zumal die SPD, im Wahlkampf ihre Hilfe an der Strahlkraft einer Marke ausrichten könnte, passt so gar nicht zum sozialdemokratischen Pathos von "Wann wir schreiten Seit' an Seit'...".

      Die Klage der Mittelständler, Opel werde ihnen gegenüber bevorzugt, "kann ich nur begrenzt verstehen", sagt Berg. "Wenn wir Opel helfen, dann helfen wir auch den vielen mittelständischen Zulieferunternehmen." Darüber hinaus habe die Regierung speziell für mittelständische Unternehmen eine Reihe von Programmen aufgelegt, etwa in Form staatlicher Kredite und Bürgschaften.

      Opel dagegen sei ein ganz besonderer Fall. "Opel wurde jahrelang ausgebeutet, Geld, Patente und Innovationen wurden über Jahre hinweg aus dem Unternehmen abgezogen. Opel ist ein extremer Fall, der nicht eins zu eins übertragbar ist", sagt Berg. Aus dieser speziellen Situation dürfe man nicht darauf schließen, "dass der Staat in jedes Unternehmen einsteigen sollte, das Probleme hat".

      Das klingt pragmatisch, doch Kritiker des Staatseinstiegs wie der CDU-Politiker Michael Fuchs sehen gerade in dieser Begründung den Gipfel der politischen Willkür Opel sei alles andere als ein im Kern gesundes Unternehmen, sagt er, schon lange habe der Konzern in der Krise gesteckt. Die Maschinenbauer dagegen bildeten eine Boombranche, sie seien tatsächlich ein Opfer der Finanz- und Wirtschaftskrise. Trotzdem dürfe man auch ihnen nicht mit Subventionen helfen.

      Ungewohnt nüchtern wirkt da der Präsident des Branchenverbands VDMA, Manfred Wittenstein. Spezielle Hilfen für Opel, aber auch für seine Branche, lehnt er kategorisch ab. "Kein Einstieg des Staates als Unternehmen, Beteiligung privater Investoren, keine Wettbewerbsverzerrungen", das seien "die entscheidenden Stichworte im Fall Opel", sagt er. Merkel habe in Rüsselsheim erklärt, an diese Regeln wolle sie sich halten. "Ich hoffe, sie hält Wort."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Zweierlei-Ma%DF-…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 17:15:34
      Beitrag Nr. 2.836 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.827.191 von Maraho am 23.03.09 16:58:11Eine kleine ...

      Übersetzungshilfe
      Die wichtigsten Notenbanker-Vokabeln
      von Mark Schrörs (Frankfurt)

      Angesichts der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten greifen die Notenbanken zu immer drastischeren Mitteln. FTD.de erklärt was sich hinter den neuen Etiketten wie "Quantitative Easing", "Credit Easing" oder "nicht-konventionelle Geldpolitik" verbirgt.


      Die Inhalte verschwimmen dabei immer mehr. Das führt dazu, dass die Märkte auf Wortmeldungen einzelner Notenbanker mitunter verwirrt reagieren, weil oft unklar ist, was genau gemeint ist. Das Problem ist, dass es für viele Begriffe keine allgemein akzeptierte oder Lehrbuch-Definition gibt:

      Quantitative Easing ("Quantitative Lockerung"): Geprägt hat den Begriff die Bank of Japan. Als sie ihren Leitzins nach dem Platzen der Immobilienblase in den 90er-Jahren und dem Abrutschen in die Deflation auf Null gesenkt hatte, kaufte sie Banken Staatsanleihen, aber auch Aktien ab. Sie erhöhte so die Guthaben der Banken bei der Zentralbank (Bankreserven) und damit die monetäre Basis. Banken sollte das zur Kreditvergabe ermuntern. Die Bank of Japan setzte sich ein Ziel für die Höhe der Reserven.

      Allgemein wird "quantitative Lockerung" heute fast für jede Form unorthodoxer Geldpolitik benutzt. Viele assoziieren damit inzwischen aber primär den Kauf von Staatsanleihen, um die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf zu erhöhen - wie es die US-Federal Reserve und die Bank of England jetzt auch tun.

      "Credit Easing ("Kreditlockerung"): Mitte Januar - vor dem Start des Staatsanleihekaufs - sprach US-Notenbankchef Ben Bernanke davon, die Fed betreibe in Abgrenzung zur Bank of Japan eine "Kreditlockerung". Bei der reinen "quantitativen Lockerung" richte sich der Fokus auf die Höhe der Bankreserven, die Zusammensetzung der Kredite und Anleihen, die auf der Aktivseite der Notenbankbilanz landen, sei "zufällig", so Bernanke. Die Aufkaufprogramme der Fed zielten dagegen darauf, konkret einzelne Hypotheken- oder Konsumentenzinsen zu senken.

      Unkonventionelle Geldpolitik: Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, kontert Kritik über einen zu zögerlichen Kurs der EZB gerne damit, die Euro-Währungshüter hätten eine ganze Reihe "unkonventioneller Maßnahmen" ergriffen. So akzeptiert sie bei Repogeschäften noch mehr Sicherheiten als vor der Krise ohnehin schon und leiht den Banken fix zum Leitzins unbegrenzt Liquidität - was die EZB-Bilanz tatsächlich stark ausgeweitet hat. Die Risiken bleiben aber bei den Banken und die Liquidität fließt zum fixen Termin zurück.

      Peter Bofinger, Geldpolitik-Experte an der Uni Würzburg, hält von all diesen Begriffen nicht viel; "Es geht derzeit immer darum, dass Notenbanken, die sonst primär die kurzfristigen Zinsen zu steuern versuchen, auch die längerfristige Sätze beeinflussen wollen." Er glaubt, dass Notenbanken mitunter gar bewusst für eine gewisse Unklarheit sorgen: Würde etwa die Fed klar sagen, dass sie mit ihren Käufen die Renditen der längerfristigen Staatsanleihen drücken will, würde das Investoren aus diesen Papieren treiben und die Zinsen steigen lassen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:%DCberset…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 17:26:38
      Beitrag Nr. 2.837 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.709.812 von Maraho am 05.03.09 21:08:41Das gab es heute ja auch ...

      Historisches Tief
      EZB senkt den Leitzins nur auf 1,25 Prozent
      Von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

      Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Euro-Raum auf ein Rekordtief gesenkt. Der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft verringert sich auf 1,25 Prozent. Fachleute hatten eine mutigere Zinssenkung erwartet.

      Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins überraschend auf 1,25 von 1,5 Prozent gesenkt. Das teilte die Notenbank nach einer Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt mit. An den Finanzmärkten war mit einem größeren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent gerechnet worden.

      EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wird die Gründe für den Beschluss wie gewohnt auf einer Pressekonferenz erläutern. Beobachter erhoffen sich von ihm Hinweise auf den künftigen Kurs der Währungshüter. Die Mehrheit der Experten glaubt nicht, dass die EZB den Leitzins noch weiter senkt. Sie dürfte stattdessen in Zukunft zu anderen Maßnahmen im Kampf gegen Rezession und Finanzkrise greifen. Die Börsen enttäuschte die geringere Zinssenkung jedoch nicht.

      Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte die Zinspolitik der EZB scharf. "Es ist unverantwortlich, in der jetzigen Situation die Zinsen nicht radikal zu senken“, sagte DGB-Chefvolkswirt Dierk Hirschel. Die EZB riskiere, dass sich die Krise weiter verschärfe. „Sie gefährdet damit Arbeitsplätze und riskiert weitere Unternehmenspleiten“, sagte Hirschel.

      Auch wenn Europas Währungshüter den Leitzins weniger gesenkt haben als weithin erwartet, rückt für Sparer eine Minizins-Ära näher. Innerhalb eines halben Jahres hat die EZB den Satz um ganze drei Prozentpunkte nach unten geschraubt. Sparer, die ihr Geld vor allem sicher anlegen wollen, können kaum noch Rendite erwarten.

      Wer mehr als ein Quentchen Zins haben will, muss wieder höhere Risiken eingehen. Mehr als Minierträge bieten zum Beispiel ausländische Banken mit ihren Tages- und Festgeldangeboten, Anleihen von Staaten außerhalb der ersten Liga oder aber Unternehmensbonds. Auch Aktien kommen langsam wieder ins Spiel, bieten viele Standardtitel doch Dividenden weit oberhalb von Festgeld-Zinsen. Die T-Aktie zum Beispiel wirft eine Rendite von gut acht Prozent ab.

      Hinzu treten verbesserte Aussichten auf Kursgewinne. Bis zum frühen Nachmittag verbesserte sich der Dax um mehr als vier Prozent.

      Der jetzige Leitzins von 1,25 Prozent ist in Deutschland historisch einmalig. Das bisher tiefste Niveau waren die 1,50 Prozent, die bis zur heutigen EZB-Sitzung galten. Zu Bundesbankzeiten war der Schlüsselzins niemals unter drei Prozent gefallen, selbst in den schweren Rezessionen 1954, 1964, 1967 oder 1982 war der Satz zu keinem Zeitpunkt niedriger.

      Verbraucher sollten in dieser außergewöhnlichen Situation umdenken: Wer noch nennenswerte Zinsen auf sein Erspartes ergattern will, muss bei Tages- und Festgeldangeboten schon sehr genau suchen. Die meisten Institute haben die Konditionen zuletzt kräftig gesenkt. So bietet die Norisbank mittlerweile nur noch zwei Prozent. Das heißt, 10.000 Euro werfen im Jahr gerade 200 Euro ab. Ende vergangenen Jahres lag die Rendite noch mehr als doppelt so hoch. Die Tagesanleihe des Bundes, ein bei hiesigen Sparern sehr beliebtes Produkt der Finanzagentur, bringt nicht einmal mehr ein Prozent im Jahr, also kaum mehr als ein Sparbuch.

      Die besten Offerten kommen von Geldhäusern mit Sitz in den Niederlanden. Hier bekommen Sparer noch vier Prozent auf ihr Tagesgeld. Allerdings können die Sätze täglich angepasst werden. In Holland gilt bis Ende 2010 eine erhöhte staatliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3489720/EZB-senkt-de…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 17:31:41
      Beitrag Nr. 2.838 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.697 von Maraho am 31.03.09 14:04:23Etwas hierzu ...

      1,1 Millionen Anträge
      Abwrack-Wahnsinn nur eine Computerpanne?

      Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle meldet immer neue Rekorde für die Abwrackprämie. Nachdem die Zahl der Anträge am Mittwoch die Millionen-Marke durchbrochen hatte, stieg sie inzwischen auf mehr als 1,1 Millionen. Nun zweifelt selbst das Amt , ob alles mit rechten Dingen zugeht.


      Ein Sprecher des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) schloss nicht aus, dass eine unbekannte Zahl an Anträgen doppelt übermittelt wurde. Autohäuser und Käufer könnten parallel versucht haben, die Prämie von 2500 Euro zu ergattern. Die fast 700.000 Reservierungen über das neue Online-Verfahren könnten also zumindest zum Teil Luftbuchungen sein.

      Das Bundesamt hatte unter der Internet-Adresse www.ump.bafa.de ein Formular veröffentlicht, in dem Interessierte ihre Daten – darunter Angaben zum alten und zum neuen Fahrzeug – angeben sollen.

      Nach einer neuen Schätzung des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe könnten bis Ende des Jahres rund 1,5 Millionen Anträge auf 2500 Euro Prämie für die Verschrottung von Altwagen gestellt werden. Dafür müsste der Bund 3,75 Milliarden Euro statt der ursprünglich geplanten 1,5 Milliarden Euro ausgeben.

      Die Kabinettsspitzen hatten sich in der vergangenen Woche grundsätzlich darauf verständigt, dass für die Abwrackprämie nicht Schluss sein soll, wenn die vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro aufgebraucht sind. Die staatliche Prämie für Altautos wird mindestens bis Ende Mai in unveränderter Höhe gezahlt, hieß es in Regierungskreisen. Für alle Anträge bis zum 31. Mai gelte aus Gründen des Vertrauensschutzes die bisherige Höhe von 2500 Euro. Die Regelung für die Zeit nach diesem Stichtag ist allerdings offen.

      Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) hofft, dass das Kabinett die Aufstockung am kommenden Mittwoch beschließt. Das sagte er der "Nordwest-Zeitung“. Als mögliche Alternative gilt nach Angaben aus Regierungskreisen weiterhin, die Höhe der Prämie von 2500 Euro von einem bestimmten Zeitpunkt an zu senken. Nach bisherigem Stand gab es dafür jedoch keine Anzeichen.

      Der Bundestags-Haushaltsausschuss fordert einen zweiten Nachtragshaushalt für dieses Jahr, berichtete die Berliner Tageszeitung „B.Z.“. "Dazu sind nochmal etwa zwei Milliarden Euro nötig“, sagte der Ausschussvorsitzende Otto Fricke (FDP). Ein Nachtragsetat sei die einzig „saubere Lösung“.

      Der deutsche Pkw-Markt boomt dank der Abwrackprämie. Im März wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts 401.000 Autos neu zugelassen – 40 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3491129/Abwrack-Wah…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 17:47:44
      Beitrag Nr. 2.839 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.900.278 von Maraho am 01.04.09 19:22:06Ein Bericht zum ...

      G20-Gipfel
      Unternehmen Weltrettung
      Aus London berichtet Arne Gottschalck

      In den Londoner Docklands treffen sich zur Stunde die Mächtigen der Welt, um die Finanzkrise zu bekämpfen und Auswüchse der Branche zurückzuschneiden. Doch nicht nur die Lenker im abgeriegelten ExCel-Konferenzzentrum reagieren auf den Einbruch der Weltwirtschaft. Ein Vor-Ort-Report über Diplomatie und Volkszorn.


      London - Am Mittwochabend ging es zur Königin. Elizabeth II. und ihr Gemahl haben im Buckingham Palace einen Empfang abgehalten, Premier Gordon Brown im britischen Regierungssitz Downing Street Number 10 zum Dinner geladen.

      Heute ist der königliche Glanz verflogen, die Probleme liegen wieder wie Mehltau auf der Weltwirtschaft. Und der soll weg, haben sich die Repräsentanten der G20-Länder vorgenommen. Der Gipfel in London soll voranbringen, was in Washington bereits im November des vergangenen Jahres auf den Weg gebracht wurde.

      Mit grober Feder umrissen, planen die Politiker dreierlei. Erstens wollen die Staatenlenker die Finanzmärkte stabilisieren und Familien wie Unternehmen gleichermaßen durch die Rezession helfen, hieß es bereits vorab auf der Internetpräsenz der Organisatoren des Gipfels. Zweitens sollen die globalen Finanzsysteme so gestärkt werden, dass das Vertrauen in sie zurückkehrt. Und drittens soll in London die globale Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad geführt werden.

      Zwei Welten: Die Docklands und die Straße

      London, das sind in diesem Fall zwei Welten. Die eine, das ist die hermetisch abgeriegelte Welt des Konferenzzentrums ExCel in den Londoner Docklands. Im grauen Koloss, dessen Haupteingang durch eine halbierte Glaspyramide abgeschirmt wird, drängen sich Männer und Frauen, die meisten Journalisten. Sie lauern auf jeden Schritt, auf jede Meldung aus dem Tagungsraum, in dem die Politiker sitzen und beraten, wie sie der Krise Herr werden können.

      Bob Geldorf, grau wallendes Haar und offenes Hemd, steht in einer Aureole aus Blitzlicht und spricht leise zu rund zwanzig Journalisten. So leise, dass kaum einer ihn verstanden haben dürfte.

      Die andere Welt findet sich draußen auf den Straßen, im Zentrum von London. Aus einer Menschenmasse ragen Schilder mit der Aufschrift "Put People First" in die Höhe, frei übersetzt "Menschen zuerst". Am Bahnhof South Silvertown, dem Konferenzzentrum vorgelagert, steht eine kleine Gruppe dunkelhäutiger Frauen, in bunte Tücher gekleidet. Ein Mann im Anzug hat sich eine Flagge um die Hüften geschlungen und fotografiert sie. Helft Darfur, so steht auf ihren Bannern geschrieben.

      In beiden Welten ist die Krise längst angekommen. Leiden die Staaten zum Beispiel unter ihren steigenden Defiziten, bangen die Menschen draußen um ihre Arbeitsplätze oder haben sie bereits verloren. Zwischen den beiden Welten liegen strenge Kontrollen.

      Auch Journalisten mussten bereits Tage vor dem Gipfel erklären, warum sie vor Ort sein wollen. Außerdem sollten sie ein Foto einreichen und müssen ihren Tagungsausweis am Ende des Tages zurückgeben. Nur mit dem Bus gelangt man vom Bahnhof Silvertown zum ExCel. Mitten auf einem offenbar stillgelegten Flugfeld müssen alle aussteigen, den Bus wechseln und dazu nochmals ihren Pass vorzeigen. Vorbei an berittenen Polizisten, an Maschinenpistolen und Motorbooten auf dem Fluss, hinein in eine Anlieferungszone, eine graue Halle.

      Unberechtigt sind die Sorgen der Organisatoren um die Sicherheit nicht. Die Liste der Besucher ist prominent. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy flirrt genauso über die Bildschirme wie immer.

      Beim Eröffnungsfoto überragt US-Präsident Barack Obama die meisten. Er hat noch vor wenigen Tagen Optimismus verbreitet, gesagt, der Gipfel würde signifikante Fortschritte in der Behandlung der globalen Krise bringen.

      Etwas verloren unter den bekannten Staatenlenkern wirkt Meles Zenawi. Er steht der Nepad vor, der "New Partnership for Africa's Development" und ist Premierminister von Äthiopien.

      Protestgruppen riefen im Vorfeld dazu auf, unter anderem das Programm Twitter zu nutzen, um Unruhen zu organisieren. Vor wenigen Tagen warfen Bankengegner einige Fenster des Hauses von Sir Fred Goodwin ein, vormals Chef der Royal Bank of Scotland. Auch das Rückfenster seines Autos wurde demoliert. Das sei erst der Anfang, hieß es in dem Bekennerschreiben einer Gruppe, die sich "Bankbosse sind Kriminelle" nennt. Goodwin trat zwar als Chef der Bank zurück, bekommt aber eine jährliche Pension von 700.000 Pfund. Das weckt den Volkszorn.

      Nicht nur den der organisierten Gruppen, sondern auch den der Menschen auf der Straße. Die "Metropolitan Police" rät daher, unnötige Treffen in der Woche des Gipfels anzusagen. Und Unternehmen mögen ihre Überwachungskameras überprüfen. 10.000 Polizisten sind angeblich im Einsatz. Aus den Hallen des ExCel Centers sind sie nicht zu sehen. Doch sie sind da. Irgendwo in London.

      Das große Wort vom "Global Deal"

      Die Teilnehmer des Gipfels haben andere Sorgen, als sich über Menschen mit Transparenten Gedanken zu machen. Denn die Aufgaben, die sie sich gesteckt haben, sind umfassend. So umfassend, dass die Politiker bereits vorher zur Geduld aufrufen.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte vor zu hohen Erwartungen an den Gipfel. Und Gastgeber Alistair Darling, der britische Finanzminister, sagte vor einem Monat, es sei wichtig, "realistisch" mit den Erwartungen an den Gipfel zu sein.

      Auf der anderen Seite muss vom Gipfel ein deutliches Signal ausgehen. "Wir müssen eine Reihe fester Entscheidungen fällen. Wenn das Bild dieser Runde eines der Impotenz ist, wäre das dramatisch", warnt der französische Premierminister François Fillon. Ein Dilemma.

      "Es ist unwahrscheinlich", mutmaßt ING-Ökonom Jim Griffin bereits vorab, "dass auf all die großen Fragen eine Antwort gefunden werde, und daher werden Unsicherheit und Angst an den Märkten nicht gebannt werden". Experten wie Lord Desai halten den Gipfel daher für einen Akt des Dramas, des Dramas der Finanzkrise.

      Flucht von der schwarzen Liste

      Derweil macht das Gerücht die Runde, dass einige Länder bereits seit Tagen hinter verschlossenen Türen versuchen, von der schwarzen Liste der G20 zu kommen. Auf der finden sich Steueroasen. Auch die Schweiz wird genannt. Denn auch die Steueroasen gehören zu den Themen, denen man sich in der Messehalle widmet. Darüber hinaus stehen folgende Punkte auf der Agenda:

      Die Hedgefonds, deren Freiheiten beschnitten werden sollen. Das Eigenkapital, mit dem Banken ihre Geschäfte unterlegen müssen. Und einer grenzüberschreitenden Aufsicht.

      Eine japanische Journalistin versucht, den Ton der Übertragung am Bildschirm zu ändern und landet bei einem Zeichentrickfilm. Popeye.

      "Global Deal", dieses große Wort hängt in der Luft, spätestens seit Gastgeber Gordon Brown es als Ziel des Gipfels ausrief. Es beschreibt, wie mit einer Vereinbarung eine neue Wirtschaftsordnung geschaffen werden soll. Und es erinnert an den "New Deal", jenes Maßnahmenbündel, das der damalige US-Präsident Franklin Delano Roosevelt 1933 ins Leben rief, um die damalige Notlage zu beenden. Doch wie soll ein zweiter New Deal aussehen? Denn durch die G20 zieht sich ein feiner, aber tiefer Riss.

      Die Rezession mit Geld ertränken?

      Die eine Gruppe, prototypisch repräsentiert von den USA und Großbritannien, ist bereit, die Rezession mit Geld zu ertränken. Die andere Gruppe, von Deutschland und Frankreich dominiert, sperrt sich gegen weitere Konjunkturprogramme. Vor allem Kanzlerin Angela Merkel will mehr Aufsicht, wie sie auch heute wieder betont. Barack Obama gibt sich zumindest konziliant. Er sei gekommen, nicht um zu belehren, sondern um zuzuhören. Am Abend wird die Welt mehr wissen.

      Gegen Mittag jedoch diskutieren die Politiker noch. Offenbar auch, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen - die Zahl von 500 Milliarden Dollar flirrt über die Bildschirme. Damit könnte die Institution strauchelnden Staaten schnell und umkompliziert unter die Arme greifen. Auf einer Empore tritt der der britische Finanzminister Alistair Darling vor ein Dutzend Kameras und eine kurzberockte Journalistin.

      Mit strengem Blick unter seinen dunklen Augenbrauen hervor sagt er, man befände sich auf einem guten Weg, dem weltweiten Handel ein Signal zu senden. Und dass man das Thema Protektionismus nun diskutiere, niemand wolle die alten Fehler wiederholen, in nationale Regulierungen zurückzufallen. Er reibt sich die Hände, dann schlägt das Meer aus Kameras und Mikrofonen über ihm zusammen. Die Börsen nehmen es als gutes Signal, Dax und Co. legen bis Mittag kräftig zu.

      Die Wahl der Docklands als Tagungsort ist da nicht ohne Ironie. Während der Stadtteil lange von armen Menschen bewohnt wurde, entwickelte er sich seit den 90er Jahren zu einem prosperierenden Geschäftsviertel mit Luxuswohnungen. Doch es gibt sie noch immer, die heruntergekommenen Sozialwohnungen. Und damit viel Raum für Konflikte.

      Die finden sich auch im Inneren des ExCels. Zum Beispiel mit den Entwicklungsländern oder Neudeutsch, den LDC, den "less developed countries". Sie befürchten, dass ihnen die großen Länder in Zeiten der Krise die Entwicklungshilfeetats zusammenstreichen. Die Krise habe zusätzliche 90 Millionen Menschen in die Armut gestoßen, so die Homepage der Organisatoren des Gipfels. Daher gehört der Umgang mit den betroffenen Ländern auch zur Agenda. "Die ärmsten Länder müssen mit einem Stabilisierungspaket unterstützt werden, um beschäftigungswirksame und umweltfreundliche Investitionen zu fördern", fordert zum Beispiel Irene Knoke von Südwind, des Instituts für Ökonomie und Ökumene. Äthiopiens Premierminister Meles Zenawi und Bob Geldorf dürften noch nie etwas von Frau Knoke gehört haben, würden ihr aber sicherlich zustimmen.

      Wirklich zur Ruhe kommt London in diesen Tagen nur im Gebetsraum des ExCel. Keine Demonstranten, kein Stimmgewirr, kein Blitzlicht - Stille. Doch niemand nutzt ihn.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,druck-6165…
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      schrieb am 02.04.09 17:51:56
      Beitrag Nr. 2.840 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.104 von Maraho am 02.04.09 17:47:44Und hier die Ergebnisse, bzw. Splitter davon ...

      G20-Splitter
      "Fast historischer Kompromiss"

      Die Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industrienationen haben einen Billionenzuschuss für den Internationalen Währungsfonds verabredet. Hedgefonds werden reguliert, große Banken international überwacht. Steueroasen sollen trockengelegt werden. manager-magazin.de zeigt die Ergebnisse des Londoner Gipfels.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
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      schrieb am 02.04.09 18:43:29
      Beitrag Nr. 2.841 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.150 von Maraho am 02.04.09 17:51:56Eine lange Abhandlung ...

      Wir sind uns darin einig, dass wir uneinig sind
      Jens Berger

      Beim Weltfinanzgipfel in London siegten einmal mehr nationale Egoismen

      Die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Nationen, die zusammen mehr als 80% der Weltwirtschaftskraft und rund zwei Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren, trafen sich in London, um das Finanzmonster zu bändigen und gemeinsam gegen die Weltwirtschaftskrise vorzugehen. Große Ziele, große Worte, da ist es kaum verwunderlich, dass die Ergebnisse –gemessen an den Ansprüchen – enttäuschen. Es ist so, als habe sich die Eigentümerversammlung eines Hauses, dessen Fundament bereits bröckelt, darauf geeinigt, die Fenster im zweiten Stock erneuern zu lassen.

      Die von den USA, Großbritannien und Japan erhoffte Koordination zusätzlicher Konjunkturmaßnamen scheiterte am vehementen Widerstand Deutschlands und Frankreichs. Chinas Traum, eine wichtigere Rolle in der Weltfinanzarchitektur zu spielen und eine internationale Reservewährung zu etablieren, die die Abhängigkeit vom Dollar mindert, ging sang- und klanglos unter. Was bleibt sind kosmetische Korrekturen am Weltfinanzsystem und eine Stärkung des IWF. Wohlfeile Worte, die dem eigenen Volk als Meilensteine auf dem Weg zur Bändigung des Finanzmonsters verkauft werden können.

      Ob diesen Worten auch Taten folgen werden, hängt nun von den Arbeitskreisen ab, die sich in den nächsten Monaten mit der Umsetzung der Detailfragen beschäftigen werden. Hier werden nationale Interessen eine übergeordnete Rolle spielen. Die Krise ist global und lässt sich auch nur global lösen. Die Führer der Welt haben eine historische Chance verpasst und dort nationale Egoismen gepflegt, wo internationale Kooperation von Nöten gewesen wäre.

      Es war nicht alles schlecht im Kapitalismus

      Die Banker in der City of London können nun wieder aufatmen. Gestern und heute ließen viele von ihnen Schlips und Anzug im Schrank und erschienen in Jeans und T-Shirt am Arbeitsplatz – eine Tarnung, um sich vor eventuellen Übergriffen seitens der Demonstranten zu schützen. Der Banker als neues Feindbild der Zivilgesellschaft – die Zeiten haben sich geändert. Der G20-Gipfel glich einem Tanz auf dem Vulkan. Das Finanzsystem steht kurz vor dem Kollaps und die realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise schlagen mit voller Wucht weltweit zu. Doch bereits bei der Lageanalyse klaffen die Gräben zwischen den verschiedenen Interessengruppen so weit auseinander, dass ein gemeinsames Handeln unmöglich scheint.

      Die USA und Großbritannien nehmen die Gefahr der Finanzkrise für die Weltwirtschaft sehr ernst und fordern konzertierte Konjunkturprogramme. Natürlich geht es Obama und Brown nicht nur um die Realwirtschaft – der Finanzkapitalismus in den Finanzzentren New Yorks und Londons soll durch den Staat vor sich selbst gerettet werden und dafür bedarf es billionenschwerer Konjunkturprogramme. Kontinentaleuropa hingegen vertraut auf die Selbstheilungskräfte der Warenmärkte und setzt den Fokus – nach der Krise ist vor der Krise – auf eine bessere Überwachung und Regulierung der Finanzmärkte. Deutschland befindet sich konzeptionell bereits in der Nach-Krisen-Ära, während die USA den Höhepunkt der Krise noch vor sich sehen. In der unterschiedlichen Analyse der Situation liegt demnach auch das größte Hindernis für einen gemeinsamen Ausweg aus der Krise.

      Kontinentaleuropa gegen den Rest der Welt

      Wenn die Krise tatsächlich schon beinahe überwunden wäre, dann bestünde in der Tat die Gefahr, mit billionenschweren Konjunkturprogrammen die Finanzmärkte zu fluten und so letztendlich eine Saat zu säen, aus der eine bedrohliche Inflation sprießen könnte. Diese Befürchtung treibt beispielsweise Bundefinanzminister Steinbrück um: "Was passiert, wenn diese Rezession einigermaßen vorbei ist, wir aber ein enormes Volumen an Liquidität in die Märkte gepumpt haben – mit der möglichen Gefahr einer weltweiten Inflation?" Deutschland steht mit dieser Position nicht alleine da.

      Der amtierende EU-Ratsvorsitzende Mirek Topolanek bezeichnete im Vorfeld des Gipfels das Billionen-Dollar-Konjunkturprogramm der US-Regierung als "Weg in die Hölle". Dass bei derlei grundverschiedenen Positionen eine Übereinkunft erzielt werden könnte, die beide Parteien befriedigen würde, war von vornherein auszuschließen. Die kontinentaleuropäische Blockadehaltung trifft weltweit auf Unverständnis. Der japanische Premierminister Taro Aso kritisierte Deutschlands Weigerung, der Krise mit wirksamen Konjunkturpaketen zu begegnen, bereits im Vorfeld mit harschen Worten. Asos Kritik wird auch vom neusten OECD-Wirtschaftsausblick geteilt. Die OECD bemängelte darin, dass Deutschland zu wenig gegen die Krise unternehme, obwohl der nötige Spielraum vorhanden sei.

      Wenn der Höhepunkt der Krise allerdings noch bevorsteht, verschlimmert sowohl die deutsche Sparpolitik, als auch eine zu rigide Finanzmarktaufsicht die wirtschaftliche Situation signifikant. Vor dem ersten Arbeitsessen am Mittwochabend warnten Merkel und Sarkozy ihre Kollegen eindringlich, man solle nationale Interessen zurückstellen und keine verwässerten Beschlüsse fassen. Auf dem Gebiet der Konjunkturprogramme setzte das deutsch-französische Duo allerdings selbst genau diese nationalen Interessen durch.

      Steueroasen sollen trockengelegt werden

      Der Kampf gegen Steueroasen, der für Merkel und Sarkozy eine "conditio sine qua non" für die Architektur eines neuen Weltfinanzsystems darstellt, ist freilich auch im nationalen Interesse der Kontinentaleuropäer. An den Offshore-Finanzplätzen in der Karibik und auf den Kanalinseln machen vor allem anglo-amerikanische Institute ihre Geschäfte. Die meisten dieser Institute sind an der Wall Street und der City of London registriert. China, das in seinen eigenen Grenzen rigide Regeln für Banken aufgestellt hat, leistet sich mit Macao und Hong Kong zwei eigene, stetig prosperierende Steueroasen, über die unter dem Motto "ein Land, zwei Systeme" Milliardensummen aus dem Schattenbankensystem in das Kernland geschleust werden.

      Beim Kampf gegen die Steueroasen kann Kontinentaleuropa nur gewinnen – absolut und vor allem relativ im Vergleich zur anglo-amerikanischen und chinesischen Konkurrenz. Die konzipierte, aber dank des chinesischen Einflusses abgelehnte, "schwarze Liste", in der Staaten aufgeführt werden, die nicht in erwünschtem Maße bei der Trockenlegung von Steueroasen kooperieren, ist zweifellos ein gesunder Gedanke. Ob und wie diese Staaten – mit oder ohne eine solche Liste - sanktioniert werden, hängt allerdings vom politischen Willen ab. Es ist schwer vorstellbar, dass Deutschland Banken sanktionieren wird, die mit Luxemburg, Hong Kong oder Singapur Geschäfte machen.

      Obamas Niederlage

      Während für Kontinentaleuropa die Vermeidung einer Inflation schon immer oberste finanzpolitische Direktive war, setzen Amerikaner und Briten voll auf finanzpolitische Stimuli, um die Konjunktur anzukurbeln und damit schwere Nachbeben auf den Finanzmärkten zu verhindern. Die Gefahr solcher Nachbeben ist durchaus real – in den Giftschränken der Finanzinstitute lagern Papiere im Werte von mehreren Billionen US$, die auf Schuldverschreibungen aus der Realwirtschaft basieren. Eine Insolvenzwelle in der Realwirtschaft würde diese Papiere ernsthaft gefährden – im schlimmsten Falle würde eine Wiederholung des Desasters am Markt für immobilienbasierte Papiere drohen. Um dies und die damit einhergehenden katastrophalen Folgen für das Finanzsystem abzuwenden, versuchen vor allem die USA, Unsummen an frischem Geld in die Märkte zu pumpen. Nur eine stabile Realwirtschaft kann die nächste Stufe der Finanzkrise verhindern, so das amerikanische Credo.

      Im eigenen Lande ein Hoffnungsträger, auf dem internationalen Parkett ein Parvenü: In London musste Barack Obama seine erste schwere außenpolitische Niederlage einstecken. Dem vehementen Wiederstand Merkels und Sarkozys hatte er nichts entgegenzusetzen. Damit ist auch sein Traum von einer globalen Koordination der Konjunkturmaßnahmen wie eine Seifenblase geplatzt. Für die Weltwirtschaft ist dies eine schlechte Nachricht.

      Eine Steuerung, welche Staaten wann und wofür welches Geld ausgeben, wäre ein probates Mittel zur akuten Krisenbekämpfung gewesen. Die Abschlusserklärung von London sieht jedoch vor, dass die jeweiligen Regierungen weiterhin selbst entscheiden, ob in den einzelnen Ländern weitere Konjunkturprogramme aufgelegt werden und wie diese Stimuli aussehen. Ein Sieg für Merkel, deren Ziel es ist, dass "ihre" Wirtschaft gestärkt aus der Krise hervorgeht – nicht absolut, sondern relativ. Wenn das ganze Dorf um einen herum abbrennt und vom eigenen Haus noch die verkohlten Grundmauern stehen, ist man - relativ gesehen – gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Aber kann das Ziel einer Regierungspolitik sein?

      China – geplatzte Träume und Teilerfolg

      Ein neues internationales Finanzsystem wollten die Chinesen errichten. "Der Gipfel soll ein klares Ziel, einen Zeitplan und die Richtung bestimmen", so Vizepremier Wang Qishan. Chinas Prioritäten sind dabei der Abschied von der Weltreservewährung US-Dollar und eine Stärkung des IWF, mit einem gesteigerten Einfluss Chinas. Statt des US-Dollars will China künftig Sonderziehungsrechte des IWF zur neuen internationalen Reservewährung machen. Sonderziehungsrechte sind eine künstliche Recheneinheit, die den IWF-Mitgliedern die Devisenbeschaffung erleichtern soll. Sie sind aus Euro, Dollar, britischem Pfund und Yen zusammengesetzt. Da China rund 740 Mrd. US$ an Staatsanleihen hält, aber keinen Einfluss auf die Finanzpolitik der FED hat, sind die chinesischen Begehrlichkeiten nur allzu verständlich.

      In London konnten die Chinesen mit diesem Vorschlag allerdings erwartungsgemäß keinen Erfolg erzielen. Die USA haben nicht das geringste Interesse an einer neuen internationalen Reservewährung und auch in Europa stoßen derlei Ideen auf Ablehnung. Die G20-Mitglieder sagten zu, ihre Währungen nicht aus Wettbewerbsgründen abzuwerten und den IWF mit größeren finanziellen Reserven zur Stützung geschwächter Volkswirtschaften auszustatten. Das Versprechen, die eigene Währung nicht abzuwerten, entbehrt freilich nicht einer gewissen Komik. China steht selbst unter permanentem Verdacht, seine Währung künstlich niedrig zu halten und die USA sorgen mit ihrer inflationären Währungspolitik ebenfalls für eine relative Abwertung.

      Nur sehen dies sowohl die Notenbanker in Peking, als auch in Washington freilich ganz anders. Ohne ein internationales Schiedsgericht werden sich derlei Fragen nicht klären lassen und es ist mehr als naiv zu glauben, die FED würde sich einem solchen Schiedsgericht unterwerfen. Chinas Idee der internationalen Reservewährung wird kommen – mit Unterstützung der G20 oder ohne. Dafür sprechen alleine die wirtschaftlichen Kennzahlen. Wer die Kapelle zahlt, bestimmt, welche Musik gespielt wird – und China zahlt.

      Einen Teilerfolg konnte China bei der Stärkung des IWF erzielen. 500 Mrd. US$ sollen dem IWF zur Kreditvergabe zur Verfügung gestellt werden und der IWF soll Geld für weitere Kreditvergaben am Markt aufnehmen können. Der Einfluss Chinas beim IWF wird daher zwangsläufig steigen. Der IWF hat momentan nur eine Kreditvergabekapazität von 250 Mrd. US$ - in einer Krise, in der es um Billionen geht, ist dies zu wenig. Wer aber kann dem IWF liquide Mittel zur Verfügung stellen, wenn nicht China?

      Bislang hat der Wirtschaftsriese aus Fernost, der nicht nur die drittstärkste Wirtschaftsmacht ist, sondern auch die größten Währungsreserven hält, nur 4% der Stimmrechte beim IWF, während die USA über 17% und die EU sogar über 32% der Stimmen verfügen. China hat Zeit – die globalwirtschaftliche Situation begünstigt das Reich der Mitte. Ob die Welt es sich allerdings leisten kann, sich dabei Zeit zu lassen, China besser in die internationalen Gremien zu integrieren, darf indes bezweifelt werden.

      Der Kampf gegen das Schattenbankensystem

      Künftig gelten für Hedge-Fonds, Beteiligungsgesellschaften, Geldmarktfonds und Unternehmen, die ohne Banklizenz Kredite vergeben, strengere Aufsichtsregeln, wenn sie systemrelevant sind. Die Verschärfung der Kontrolle des Schattenbankensystems wurde seit langem gefordert, so auch auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm. In diesem Punkt haben nun Großbritannien und die USA dem Druck Kontinentaleuropas nachgegeben. Die Einschränkung auf systemrelevante Institute ist eine Forderung von US-Finanzminister Geithner, der kleineren Instituten keine unnötig großen Steine in den Weg legen will.

      Die schärferen Kontrollen von Schattenbanken waren längst überfällig. Wer Finanzmarktgeschäfte in Größenordnung einer Großbank tätigt, muss auch genauso streng überwacht und reguliert werden wie eine Großbank. Obwohl im Schattenbankensystem, das sich vor allem durch extrem hohe Fremdkapitalquoten auszeichnet, große Gefahren für die Stabilität der Weltfinanzmärkte stecken, waren es bei der gegenwärtigen Finanzkrise jedoch reguläre Banken, deren unverantwortliches Handeln die Krise ausgelöst hat. Die Absichtserklärungen einer besseren Kontrolle sind zwar in wohlfeile, mutige Worte gehüllt, ob sie sich als wirksam erweisen, darf indes bezweifelt werden.

      Lehman Brothers, Royal Bank of Scotland, Hypo Real Estate und Bayern LB sind keine Schattenbanken, sondern unterstanden bereits der Bankenaufsicht. International soll die Bankenaufsicht nach dem Willen der G20 Staaten ausgeweitet werden. Dafür soll das, dem IWF angegliederte, Financial Stability Forum aufgewertet werden. Auch wenn eine verbesserte internationale Koordination löblich und wichtig ist, bleibt abzuwarten, wie sehr sich die nationalen Bankenaufsichten in ihre Karten blicken lassen.

      Die neuen Regelungen werden es zwar schwerer machen, sogenannte Finanzvehikel neben der Bilanz laufen zu lassen – aber nur dann, wenn sie "systemrelevant" sind. Mit ein wenig kreativer Anstrengung lassen sich allerdings diese Finanzvehikel zur Not auch auf homöopathische Dosen einschrumpfen, die einzeln nicht "systemrelevant" sind. Ob eine schärfere Regulierung des Schattenbankensystems wirklich die Gefahr einer Systemkrise verringern kann, hängt also stark von der Umsetzung dieses Vorhabens ab und hier ist Zweifel angebracht. Die Finanzindustrie hat kein gesteigertes Interesse an einer wirksamen Regulierung und ist personell eng mit jenen verwoben, die diese Gesetze zu formulieren haben.

      Was kostet die Welt?

      Kritisch ist auch die verabschiedete Absichtserklärung zu werten, die Bilanzierungsregeln zu harmonisieren. Die Bewertung von Papieren auf Basis des Marktpreises, für die allerdings kein realistischer Marktwert festgelegt werden kann, hat zwar ihren Teil zur gegenwärtigen Krise beigetragen, die Alternative, Papiere nach eigenem Ermessen zu bewerten, ist allerdings auch nicht besser und birgt ebenfalls Risiken. Mit welchem Wert sollen "Schrottpapiere" bilanziert werden?

      Setzt man den Wert zu niedrig an, fallen hohe Abschreibungen an und die Institute müssen Eigenkapital nachlegen, was in der Krise kein leichtes Unterfangen ist. Setzt man die Werte zu hoch an, verlieren die Bilanzen an Aussagekraft und die Banken trauen sich untereinander nicht mehr, was den Geldmarkt kollabieren lässt. Beide Extreme haben die Krise gekennzeichnet. Die Lösung, dieses Problem den Banken zu überlassen, kann nicht überzeugen. Eine internationale Clearingstelle für solche Papiere, die einen bilanzierbaren Marktwert festlegt, zu dem diese Papiere auch mit staatlicher Rückendeckung zurückgenommen werden, wäre ein Ausweg aus dem Dilemma. So viel Regulierung ist aber unerwünscht, zumal der Markt für die betreffenden Papiere nicht nur sehr groß, sondern auch sehr profitabel ist.

      Positiv sind die beschlossenen Eigenkapitalanforderungen für Banken und systemrelevante Finanzinstitute zu bewerten. Timothy Geithner konnte sich hierbei mit seiner Idee durchsetzen, das weltweit gelobte "spanische System" zum internationalen Standard zu machen – in Spanien müssen Banken in Aufschwungphasen Eigenkapitalpolster bilden, von denen sie in Abschwungphasen zehren. Künftig sollen Banken komplexe Papiere - wie CDOs - mit deutlich mehr Eigenkapital hinterlegen. Dadurch verlieren diese riskanten "Finanzinnovationen" deutlich an Attraktivität. In den nächsten Monaten werden die Arbeitsgruppen auch an einer Überarbeitung der Eigenkapitalrichtlinien nach Basel-II arbeiten. In Krisen ist es gefährlich, wenn Kredite an Schuldner mit schlechter Bonität mit zusätzlichem Eigenkapital unterlegt werden müssen.

      Verschlechtert sich die Konjunktur, verschlechtert sich auch die Bonität vieler Kreditnehmer. Wenn Banken darauf mit höheren Eigenkapitalquoten reagieren sollen, fehlt ihnen das Kapital für die Vergabe neuer Kredite, was wiederum die Konjunktur schwächt – ein Teufelskreis. In London konnte man sich noch nicht auf eine standardisierte Regulierung des Handels mit Kreditderivaten einigen. Vor allem der Handel mit Kreditausfallderivaten (Credit Default Swaps) ist dabei ein dringliches Ziel - schließlich hat der bislang komplett unregulierte Handel mit diesen Papieren ein Volumen von rund 29 Billionen US$.

      Die EU drängt daher auf den Aufbau von Clearingstellen, die Transparenz schaffen und damit das Gegenparteienrisiko solcher Papiere verringern sollen. Während die EU auf nationale Lösungen setzt, fordern die USA eine internationale Clearingstelle, da diese Papiere schließlich international gehandelt werden. Eine internationale Lösung wäre hier sicher zu bevorzugen, wenn es aber keinen Konsens gibt, so sind nationale Lösungen immer noch besser als gar keine.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30066/1.html …
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      Avatar
      schrieb am 02.04.09 18:59:24
      Beitrag Nr. 2.842 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.901.463 von Maraho am 01.04.09 21:37:07Auch hierzu ein Resümee ...
      Viel Wind, doch der große Sturm blieb aus ...

      FRUST BEI G-20-DEMONSTRANTEN
      Gipfelgegner verspielen ihre Protestchance
      Aus London berichtet Jörg Diehl


      Sie wollten die City lahmlegen, Delegationen blockieren, die Massen für den Protest gewinnen - doch nichts davon passierte: Der G-20-Gipfel wurde zu einer Niederlage für Globalisierungsgegner und Demonstranten. Jetzt hofft die Szene auf ihre Chance beim Nato-Treffen in Frankreich und Deutschland.


      London - Auf der einen Seite der Polizeisperre vor dem Tagungsort der Mächtigen steht Stew, 18, aus Manchester, in Tarnhose und nietenbesetzter Lederjacke. Ihm gegenüber lehnen zwei Bobbys, jung und breit, gelassen grinsend. Eine Szene, die das Scheitern der G-20-Gipfelgegner symbolisiert.

      "Ihr seid Sklaven der Reichen", schreit Stew. Seine Stimme zittert. Er reckt den Beamten die Fäuste entgegen - der schmächtige Stew, ungehört, unbeachtet, unbedeutend. Dabei hat er doch der Welt so viel zu sagen, zu so vielen Dingen. Alles wichtig, manches sogar richtig, aber keiner will das wissen. Nicht von ihm. Die Bobbys erst recht nicht.

      "Ihr fresst zu viel Fleisch, deswegen seid ihr so fett", brüllt Stew jetzt. Es ist sein letzter Versuch. Ein persönlicher Angriff, vielleicht hilft das, denkt er. Doch die beiden Polizisten zucken mit den Schultern. Sie starren gelassen auf das Gelände, auf dem sich eigentlich Hunderte Demonstranten hätten versammeln können. Stew aber ist ziemlich alleine. Schließlich erbarmt sich einer der beiden Bobbys: "Make love not war", höhnt er. Stew winkt ermattet ab.

      Es ist ein trauriges Bild, das die G-20-Demonstranten in diesen zwei Tagen des politisch vielleicht wichtigsten Gipfels der vergangenen Jahre abgeben. Sie sind so harmlos wie planlos und treten in derart geringer Zahl auf, dass sie in der Millionenmetropole London untergehen müssen. Die Revolution, von der ihre Anführer geschwafelt haben, gerät deshalb gerade einmal zu einer durchschnittlichen Demonstration.

      "Das ist schon ernüchternd", sagt Attac-Sprecher Alexis Passadakis, der mit zwei Freunden in einer fast 20-stündigen Marathontour aus Berlin angereist ist. "Ganz offensichtlich lassen sich trotz der derzeitigen Situation große Teile der Bevölkerung nicht mobilisieren." Er hoffe aber, dass sich das in den nächsten Monaten ändern werde. Wahrscheinlich muss er das sagen, ob er es auch glaubt, wird nicht so recht deutlich.

      Dabei haben die Gesellschaftskritiker momentan doch eigentlich alle Argumente auf ihrer Seite: Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, gierige Eliten und panische Regierungen, die mit Staatsmitteln die zahlreichen Fehler weniger ausbügeln müssen. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", fragt Demonstrant Sam, 17, aus London. Die Antwort muss vielleicht lauten: nie.

      "Du hast dein Zuhause verloren? Du hast deinen Job verloren? Du hast dein Erspartes oder deine Pension verloren? Diese Party ist für dich!" So ist es noch immer auf der Internet-Seite der Gipfelgegner zu lesen. Man wolle den Mächtigen einmal so "richtig einheizen", die Stadt übernehmen und an die Revolution von 1649 anknüpfen, als Aufständische um Oliver Cromwell den tyrannischen König Charles I. enthaupten ließen.

      Die Anführer der Demonstranten, Altlinke wie der als Graf Dracula verkleidete und inzwischen geschasste Anthropologie-Professor Chris Knight, kostümieren sich zwar liebevoll für ihren großen Auftritt vor der Bank von England, doch die flammenden Appelle bleiben schon deshalb ungehört, weil sie niemand hört: Das Megaphon ist viel zu schwach. Auch daran kann eine Revolution scheitern.

      Die Rangeleien mancher Protestierenden mit den in der City überaus präsenten Sicherheitskräften sorgen derweil mehrfach für dramatisch erscheinende Bilder. Doch wirklich gefährlich sind sie höchstens für diejenigen, die in der ersten Reihe der gegen eine Polizeikette drängenden Menge ihre Köpfe in die Schlagstockhiebe halten wollen. Man könnte auch einfach zurückweichen.

      Auch geht der Tod des am gestrigen Mittwochabend in der Innenstadt verstorbenen Demonstranten ganz offenbar nicht auf Polizeigewalt zurück, wie in der Szene zunächst fast instinktiv vermutet wurde. Der Mann Mitte 30 soll in der Menge kollabiert sein, möglicherweise nach einem Herzinfarkt.

      Ein Augenzeuge sagte dem "Guardian", der bislang nicht Identifizierte habe benommen ausgesehen, ehe er zusammengebrochen sei. Polizisten, die ihm daraufhin zur Hilfe eilen wollten, seien von Demonstranten mit Flaschen beworfen worden, berichteten mehrere Zeitungen übereinstimmend. Eine unabhängige Kommission soll den Todesfall untersuchen.

      Die Hoffnungen der linken Szene richten sich nun auf den Nato-Gipfel am Samstag in Straßburg. Aus London werden Busse den harten Kern der Demonstranten zu ihrem Abstecher ins Elsass transportieren. Dort sollen dann die Blockadeaktionen klappen, die in London scheiterten.

      "Tausende Menschen werden sich auf die Zufahrtsstraßen stellen oder setzen", kündigt ein Sprecher von "Block Nato" an, einem europaweiten Netzwerk der Friedensbewegung. "Unsere Aktionen wären ein voller Erfolg, wenn es sichtbare Zeitverzögerungen im Ablauf des Gipfels gibt und das Programm durcheinandergerät." Man wolle "den Regierungschefs fühlbar signalisieren, dass wir da sind". Oder wie es Attac-Mann Passadakis sagt: "Irgendwann reicht es einfach nicht mehr, nur Recht zu haben. Dann muss einem auch zugehört werden."

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617082,00.html
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      Avatar
      schrieb am 02.04.09 19:15:25
      Beitrag Nr. 2.843 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.545 von Maraho am 08.03.09 19:55:29In Bezug.


      BUND DER STEUERZAHLER
      "Jetzt treten wir Euch in den Arsch"
      Von Sebastian Fischer, München

      "Fein und vornehm" habe man früher gemahnt, sagt der Präsident des bayerischen Steuerzahlerbundes. Doch jetzt ist Schluss damit, Provokation ist angesagt: Mit einem Plakat will man die Politiker das Fürchten lehren - und irgendwie aber auch überzeugen.


      Der Baron muss sehr laut sprechen, denn dauernd brausen Lastwagen an ihm vorüber. "Soli abschaffen", hört man, "Relikt aus den Neunzigern". Weiter geht's: Die Schulden, die wüchsen "ins Unermessliche". Steuersenkungen seien "das beste Konjunkturprogramm". Und die Sache mit der Mehrwehrtsteuererhöhung aus dem Jahr 2006 darf natürlich auch nicht fehlen.

      Rolf Baron von Hohenhau kennt sich aus mit den Sünden der Großen Koalition. Der Mann ist nicht einfach der Präsident der bayerischen Filiale des Bundes der Steuerzahler - er ist dessen Verkörperung. Auf der Homepage des Vereins heißt es treffend, Hohenhau "bildet seit 1980 die Spitze des Bundes der Steuerzahler in Bayern e.V."

      Und deshalb kennen die meisten Zuhörer das auch alles schon, was er an diesem Donnerstag an der vielbefahrenen Nymphenburger Straße in München berichtet. Nur die Idee mit dem Plakat ist neu. Und was für eins das ist. "Man muss ja auch mal provozieren", sagt ein Mitstreiter auf dem Fußweg. Deutschland sei doch "mittlerweile eine Bananenrepublik". Hohenhau sagt, dass ihn schon seit Jahren Mitglieder auffordern würden, "dieser Bundesregierung in den Arsch zu treten".

      Nun denn, Rolf von Hohenhau will sich nicht länger bitten lassen. Jetzt werde man eben mal "etwas massiver".

      Er dreht sich um und blickt auf die eingerüstete Hausfassade. Eine orangefarbene Plastebahn soll gelöst werden, damit dahinter die Provokation, das Plakat, erstrahlen kann. "Hallo!", ruft Hohenhau gegen den Lärm der Laster nach oben. Es könne jetzt losgehen. Aber nichts geht los. "Auf geht's", versucht es Hohenhau von unten.

      Oben erscheint schließlich ein Helfer mit Messer, kappt die Halteseile. Und dann können es die Münchner sehen, auf acht mal acht Metern: "Liebe Bundesregierung, jetzt treten wir Euch in den Arsch!" Rechts darunter saust ein Jeans-Bein in Richtung eines stilisierten Frauenhinterns. "Wenn nötig, dann plakatieren wir das in der ganzen Stadt", sagt einer aus dem Verein.

      Hohenhau sagt, dieser Spruch sei "eine Aufforderung zu demokratischem Handeln". Man wolle aufrütteln.

      Den Wähler vielleicht? Mit welchem Ziel? "Das ist keine Aufforderung an den Wähler, sondern an die Politik, endlich zu handeln", erklärt Präsident von Hohenhau. Er wolle in die Parteien hineinwirken; in jene, die momentan in der Regierung säßen und die anderen, für die dies vielleicht bald gelte. Damit also die Parteien den "turn-around" schaffen.

      Es lässt sich auch gleich gut an, die neue Kampagne wirkt bei Politikern. Zum Beispiel bei der SPD. "Dies ist eine unglaubliche Entgleisung und eine Verrohung des politischen Stils", sagt Bayerns SPD-Vize-Fraktionschef Thomas Beyer. Der Bund der Steuerzahler schüre "schlimme Vorurteile" und untergrabe die staatliche Autorität.

      Hohenhau draußen auf der Nymphenburger Straße zeigt sich derweil beglückt über diesen ersten Erfolg. Offenbar verstehe die Politik "diese Sprache" besser als sachliche Argumente. Die habe man jahrelang "fein und vornehm" vorgetragen.

      Aber jetzt soll damit Schluss sein. Der Bund der Steuerzahler - zumindest der in Bayern - kennt keine Gnade mehr. Leider kennt auch das anwesende Kamerateam keine Gnade mit Rolf von Hohenhau. Sie wollen, dass er den Arsch-Spruch direkt in die Kamera sagt. Okay, sagt Hohenhau. Nur vergisst er beim ersten Mal ein Wort. Und weil im Hintergrund ja das neue Plakat schimmert, sagt die Interviewerin: "Stopp, noch mal bitte".

      Der Baron macht es also noch einmal. Dann noch einmal, weil er jetzt nicht in die Kamera geschaut hat. Und dann, ja tatsächlich, noch einmal und noch ein weiteres Mal. Dann erst sitzt es. Gelungene Aktion.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,617006,…

      http://www.steuerzahler-bayern.de/webcom/show_article.php/_c…
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      schrieb am 02.04.09 19:22:28
      Beitrag Nr. 2.844 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.679 von Maraho am 02.04.09 18:43:29Eine Zusammenfassung aus dem "Handelsblatt" ...

      „Die Ära des Bankgeheimnisses ist vorbei“
      Im Überblick: Die Beschüsse des G-20-Gipfels

      Der Weltfinanzgipfel in London hat sich auf strengere Regeln für die globalen Finanzmärkte geeinigt. Hier die wichtigsten Beschlüsse aus der Abschlusserklärung, die am Donnerstag von den G-20-Staaten gebilligt wurde:

      Steueroasen: Noch am Donnerstag sollte die OECD nach dem Willen der G-20 drei Schwarze Listen mit Steueroasen veröffentlichen. Benannt werden darin Staaten, die sich einer Zusammenarbeit im Kampf gegen Geldwäsche, gegen Steuerflucht sowie in Fragen der Finanzaufsicht verweigern. Ausdrücklich behalten sich die G-20-Staaten weitere "Sanktionen" vor, "um unsere Haushalte und Finanzsysteme zu schützen". Wörtlich heißt es in dem neunseitigen Abschlusskommuniqué: "Die Ära des Bankgeheimnisses ist vorüber."

      Hedgefonds und Ratingagenturen: Alle "systemisch wichtigen" Finanzinstitutionen sollen künftig stärker beaufsichtigt und reguliert werden. Das gilt erstmals auch für die umstrittenen Hedgefonds, die mit riskanten Spekulationen die Krise verschärft hatten. Auch Ratingagenturen sollen registriert und kontrolliert werden. Sie sollen sich an einen vorgegeben Verhaltenskodex halten, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Die Agenturen stehen in der Kritik, weil sie von den Unternehmen, die sie bewerten, auch bezahlt werden.

      Neue Aufsichtsbehörde: Das Forum für Finanzmarktstabilität (FSF) wird in eine neue Behörde namens "Financial Stability Board" überführt. Es soll frühzeitig vor Risiken auf den Finanzmärkten warnen.

      IWF/Weltbank: Insgesamt mehr als eine Billion Dollar (740 Milliarden Euro) steht in den kommenden Jahren für Investitionen in den Entwicklungs- und Schwellenländern bereit. Die Weltbank und die regionalen Entwicklungsbanken erhalten 100 Milliarden Dollar. 250 Milliarden Dollar fließen für sofortige Hilfen an den IWF (davon mehr als 100 Milliarden von der EU), weitere 250 Milliarden Dollar später. Hinzu kommen Bürgschaften und andere Liquiditätshilfen, um den Handel der ärmeren Länder stützen. Auf neue Konjunkturprogramme, wie sie zeitweise von den USA gefordert wurden, verständigten sich die G-20 nicht.

      Managergehälter: Die Staats- und Regierungschefs fordern, die Vergütungen von Managern so umzubauen, dass Anreize für langfristiges Wirtschaften gesetzt werden, und nicht für kurzfristige Gewinne.

      Protektionismus: Die G-20 haben sich erneut zum Prinzip offener Märkte bekannt, dem Protektionismus eine Absage erteilt und einen schnellen Abschluss der stockenden Welthandelsgespräche, der sogenannten Doha-Runde, angemahnt. Frühere Bekenntnisse haben aber wenig eingebracht: Nach einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Weltbank haben 17 Mitglieder der Gruppe der 20 neue Handelshemmnisse geschaffen. Deutschland gehört zu den drei Ausnahmen.

      Fortsetzung G-20-Prozess: Den beiden ersten G-20-Gipfeln in Washington und jetzt in London soll mindestens ein weiteres Spitzentreffen folgen. Die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wollen sich im Herbst nochmals treffen, der Ort stand aber zunächst noch nicht fest. Merkel sagte, möglicherweise werde es mit der UN-Vollversammlung in New York zusammengelegt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/im-ueb…
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      schrieb am 02.04.09 19:37:52
      Beitrag Nr. 2.845 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.896.803 von Maraho am 01.04.09 13:51:07Interessiert auch keinen ...

      Warten auf Erholungssignal
      US-Arbeitslosigkeit auf 26-Jahres-Hoch

      Über 5,7 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten beziehen Arbeitslosenunterstützung. Die Zahl der Erstanträge stieg auf ein 26-Jahres-Hoch - dabei hatten Experten einen Rückgang erwartet. Die Märkte ließ das allerdings kalt.


      Die Arbeitslosigkeit in den USA nimmt immer beunruhigendere Ausmaße an: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kletterte vergangene Woche unerwartet auf 669.000 - das ist ein Plus von 12.000 im Vergleich zur Vorwoche und der höchste Stand seit 26 Jahren. Das geht aus Daten hervor, die das Arbeitsministerium am Donnerstag veröffentlichte.

      Auch die Zahlen für die Vorwoche wurden nach oben korrigiert - von 652.000 auf 657.000. Auf Basis des niedrigeren Werts hatten Analysten für die letzte Märzwoche einen Rückgang auf 650.000 erwartet. Die Zahl der Amerikaner, die nach einer ersten Auszahlung weiter Arbeitslosenhilfe beziehen, stieg vorletzte Woche um 161.000 auf 5,73 Millionen - ein neuer Höchststand.

      Die schlechten Konjunkturdaten nahmen zeitweise die Euphorie aus den Märkten: Der Dax - bis dahin im Aufwind - fiel nach der Veröffentlichung unter die Marke von 4300 Punkten zurück, hielt sich aber dennoch im Plus. Der S&P Futures grenzte seine Gewinne zunächst ein. Beide Indizes legten später aber wieder deutlich zu. Zuletzt waren Daten etwa zu Einzelhandelsverkäufen positiver ausgefallen als erwartet, was Hoffnungen auf eine Erholung geweckt hatte. Nun scheint ein Umschwung wieder weit entfernt.

      Ähnlich wie in Deutschland ist damit auch in den USA kein Frühjahrsaufschung in Sicht. Die Vereinigten Staaten stecken seit 17 Monaten in der Rezession - der längsten seit dem Zweiten Weltkrieg. Zuletzt hatten Unternehmen wie 3M und Cardinal Health den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt. Für Freitag erwartete Daten dürften zeigen, dass die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit mehr als 25 Jahren geklettert ist.

      Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer beraten heute in London über Mittel gegen die Krise - unter anderem wollen sie 250 Mrd. $ zur Finanzierung des Welthandels bereitstellen. Die Regierung von Barack Obama hat Staaten wie Deutschland aufgefordert, mehr zur Ankurbelung der Konjunktur zu tun.

      Die Amerikaner selbst stemmen sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Allein das Konjunkturpaket hat einen Umfang von 787 Mrd. $. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, 3,5 Millionen neue Jobs zu schaffen oder bestehende zu erhalten.

      "Die Anträge sind normalerweise einer der ersten Indikatoren, die eine Erholung der Wirtschaft signalisieren, und dafür gibt es bisher keine Anzeichen", sagte Ian Shepherdson, Chefökonom für die USA bei High Frequency Economics, der Nachrichtenagentur Reuters. "Eine Wende bei der Nachfrage reicht nicht aus, damit Unternehmen damit aufhören, Mitarbeiter zu entlassen."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Warten-auf-Erho…
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      Avatar
      schrieb am 02.04.09 19:51:01
      Beitrag Nr. 2.846 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.062 von Maraho am 02.04.09 19:22:28Ein Kommentar aus der "Welt" ...

      Das Bankgeheimnis war eine bürgerliche Bastion

      Der G-20-Gipfel hat das Bankgeheimnis abgeschafft. Das ist ein Schlag gegen bürgerliche Ideale. Es ist daran zu erinnern, dass die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts jedes Bankgeheimnis kassierten, weil sie es als Zelle bürgerlicher Resistenz betrachteten. Leider breitet sich der moderne Steuerstaat hemmungslos aus.


      Es gab einmal ein Bankgeheimnis, und das beruhte auf Vertrauen zwischen Bürger und Bank wie zwischen beiden und dem Staat. Unbetrauert und ohne Nachruhm ist das Bankgeheimnis auf dem G-20-Gipfel ins Grab gesunken. Mit ihm die Reste der bürgerlichen Epoche.

      Dieser Abschied ist Anlass zu mehr als dem zynischen Achselzucken, es sei ohnehin der Datenschutz nichts als ein leeres Wort, oder die unschuldige Bemerkung, man habe doch nichts zu verbergen. Es ist daran zu erinnern, dass die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts jedes Bankgeheimnis kassierten, weil sie es als Zelle bürgerlicher Resistenz betrachteten. Leider aber hat der moderne Steuerstaat die Tendenz, sich hemmungslos auszubreiten, jeden Lebensvorgang, oder nahezu jeden, zu kontrollieren und die – Bismarcks frühe Warnung zu zitieren – „misera contribuens plebs“ unter Generalverdacht zu stellen.

      Steuern sind zu zahlen, keine Frage. Man muss es ja nicht lächelnd tun. Es reicht, dass der Staat das Vertrauen, das ihm in steiler Progression finanziell übertragen wird, seinerseits durch verantwortlichen Umgang rechtfertigt. Das ist Grundlage der Legitimität. Aber sie endet, wie das Bundesverfassungsgericht vor Jahren bereits feststellte, irgendwo an der Schwelle zu 50 Prozent vom Einkommen.

      Solange der Fiskus sich als Verwalter von Vertrauen versteht und nicht als vorgesetzte Behörde, solange die Regierenden sich bewusst sind, dass sie mit anvertrautem Geld anderer Leute umgehen, und solange das Postulat der Gerechtigkeit nicht Vorwand wird für schleichende Enteignung, ist das alles recht und billig. Und so galt es auch in den frühen Jahren und Jahrzehnten der Bundesrepublik. Die Deutschen waren, anders als diese oder jene Nachbarn, musterhaft in ihrer Gesetzestreue.

      Der deutsche Finanzminister indes, getrieben von Geldnot und Umverteilungswillen, nutzte „Nine/Eleven“, den Druck des amerikanischen Internal Revenue Service und die Angst vor weltweitem Terror, um die Reste des Bankgeheimnisses, jedenfalls für Deutschland, kalt zu beseitigen. Die frei gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestags, die sich selbst nicht geringe, dem Fiskus entzogene Pauschsummen bewilligten, wie sie sonst niemandem zustehen, fügten zum Schaden den Spott hinzu und verabschiedeten das Ganze unter der Firma „Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit“.

      Bankgeschäft ist Vertrauenssache, eine Spätblüte der Kultur. Nicht umsonst sprechen wir von Banknoten und nicht von Staatsnoten. Dahinter steht die Erfahrung finanzieller Zusammenbrüche und sozialer Katastrophen. Dante versetzte in der „Göttlichen Komödie“ die Geldverschlechterer in den untersten Kreis der Hölle. Zu den vier Reitern der biblischen Apokalypse gehört neben Pest und Krieg die Teuerung.

      Bankiers Geld anzuvertrauen, mussten die Menschen erst mühsam lernen. Solange indes die Steuern gering waren, blieb wenigstens der Staat aus dem Spiel. Das änderte sich noch vor dem Ersten Weltkrieg. David Lloyd George brachte in England das „Butcher’s Budget“ ein. Im Krieg kannte Not kein Gebot. Danach war es der Daseinsvorsorge- und Umverteilungsstaat, der die Menschen rettete und entmündigte. Dem Totentanz an den Fronten folgte das Siechtum der bürgerlichen Lebensformen.

      Erst Marshallplan, Währungsreform und Bundesbank leisteten die Arbeit eines Psychiaters. Jacques Delors, ehemaliger EU-Kommissionspräsident, sagte einmal zu Beginn der Euro-Zeit: „Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle glauben an die Bundesbank.“ Inflation steht ins Haus. Die Menschen frösteln, wenn sie an das Morgen denken.

      Der Rentenstaat lässt wissen, dass auf ihn nicht zu bauen ist. Vertrauen und Vertraulichkeit gehen den Weg alles Irdischen, zusammen mit den Umgangsformen gegenüber kleineren Nachbarn. Dabei ist es offenes Geheimnis, dass Großbritannien nicht weniger als 14 intransparente Jurisdiktionen unterhält und manche Staaten der USA Regeln folgen, die nur noch, wie der Londoner „Economist“ schrieb, Somalia unterbietet.

      Jene toxischen Unwertpapiere, mit denen der große Vertrauensverlust begann, haben mit Bankgeheimnis nichts, mit schlechter staatlicher Finanzaufsicht alles zu tun. Was wir erleben, live, ist ein bürgerliches Trauerspiel.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3492172/Das-Bankgeheimni…
      83 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 20:27:11
      Beitrag Nr. 2.847 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.884.520 von Maraho am 31.03.09 05:29:01Ergänzend.
      Das Spiel geht weiter ...

      Bilanzkosmetik gegen die Finanzkrise
      US-Banken entgehen dem Zwang zu Abschreibungen für Giftpapiere

      Amerikanische Banken erhalten mehr Spielraum bei der Bilanzierung toxischer und illiquider Papiere. Damit müssen sie deutlich weniger Abschreibungen vornehmen.


      (sda/Reuters) Die für die Rechnungslegungsstandards zuständige Organisation FASB (Financial Accounting Standards Board) will ihre Regeln anpassen und den Banken mehr Flexibilität bei der Bewertung dieser Papiere einräumen.

      US-Banken werden somit voraussichtlich deutlich weniger Abschreibungen vornehmen müssen, was ihre in den vergangenen Monaten unter Druck gekommene Kapitaldecke stark entlasten dürfte. Ihre Aktien zogen nach der Ankündigung des FASB an der Wall Street deutlich an.

      Wunschpreise statt Marktpreise

      Der Entscheid des FASB bedeutet faktisch das Aus für das erst seit kurzem geltende Regelwerk «mark-to-market». Dieses Konzept sah vor, dass Banken Wertpapiere zu einem bestimmten Stichtag zu ihrem Marktwert bewerten müssen.

      Das ist allerdings oft nicht möglich, da wegen der Finanzkrise für viele Papiere kein Markt mehr besteht oder die Preise so niedrig sind, dass Abschreibungen in Milliardenhöhe notwendig wären. Die Banken wollen zur Berechnung der Preise deshalb eigene Modelle anwenden.

      Der US-Kongress und diverse Banken hatten in den vergangenen Wochen auf eine Lockerung der Bilanzierungsregeln gedrängt, weil sie sonst kein Ende der Milliarden-Abschreiber sehen. Durch Abschreibungen wird das Eigenkapital der Banken aufgezehrt, was die Institute wiederum zwingt, ihr Kreditgeschäft einzuschränken.

      Neue Probleme befürchtet

      Auf der anderen Seite sehen Kritiker in der Lockerung der Regeln neue Probleme auf die Banken zukommen. Dadurch werde es Banken ermöglicht, den wahren Wert von toxischen Papieren zu verschleiern. Das werde Investoren davon abhalten, diesen Firmen Kapital zukommen zu lassen.

      Die Entscheidung des FASB erhöht den Druck auf die für Europa verantwortlichen Rechnungslegungsorganisation IASB. Verschiedene Banken beklagen sich schon länger die unterschiedlichen Regeln in den USA und Europa.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/bilanzkosm…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 21:23:54
      Beitrag Nr. 2.848 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.062 von Maraho am 02.04.09 19:22:28G-20-Gipfel. Die Listen ...

      Schweiz, Belgien, Luxemburg und Österreich auf der grauen Liste – Kanalinseln nicht

      Die OECD hat die drei am G-20-Gipfel in London beschlossenen Listen über die Steuerzusammenarbeit veröffentlicht. Die Schweiz befindet sich zusammen mit sieben anderen Staaten auf der grauen Liste.

      Die Schweiz figuriert dabei zusammen mit den EU-Ländern Belgien, Luxemburg und Österreich auf der grauen Liste jener Staaten und Jurisdiktionen, die sich zwar zur Übernahme des OECD-Standards bereiterklärt, diesen aber noch nicht voll umgesetzt haben. In dieser Kategorie werden insgesamt 44 Jurisdiktionen aufgeführt, darunter auch Liechtenstein und die British Vrigin Islands.

      Auf der Schwarzen Liste sind lediglich die vier Länder Costa Rica, Malaysia, Philippinen und Uruguay. Eine reine Weste haben gemäss den OECD-Kriterien 40 Länder und Jurisdiktionen. Darunter sind neben den meisten Industrie- und Schwellenländern auch die Kanalinseln Isle of Man, Guernsey und Jersey sowie die US Virgin Islands.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Schweiz-Belgi…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 21:34:55
      Beitrag Nr. 2.849 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.887.515 von Maraho am 31.03.09 13:41:22Eine Verlautbarung von Medwedew ...


      G20 wird sich des Problems übernationaler Währung später annehmen

      LONDON, 02. April (RIA Novosti). Die G20-Länder werden sich des Problems der übernationalen Währung später annehmen.

      Das erklärte der russische Präsident Dmitri Medwedew am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in London. "Niemand ging davon aus, dass wir heute Beschlüsse zur neuen Währung fassen werden. Jetzt kommt es vor allem darauf an sicherzustellen, dass unsere nationalen Währungen in Ordnung sind. Auch die Leitwährungen sollen berechenbar sein. Aber das bedeutet ganz und gar nicht, dass uns der gegenwärtige Stand passt."

      In dem abschließenden Kommunique sei festgeschrieben, dass die Seiten alle Anstrengungen unternehmen würden, um eine ausgewogene monetäre Finanz- und Kreditpolitik zu betreiben. "Das bedeutet, dass wir zur Erörterung dieses Problems zurückkehren und es sowohl auf der Ebene des Internationalen Währungsfonds (IWF) als auch im Rahmen der G20-Ländergruppe zur Sprache bringen werden", sagte der russische Staatschef.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090402/120889836.html
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 21:43:40
      Beitrag Nr. 2.850 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.215 von Maraho am 02.04.09 19:37:52In Zusammenhang ...


      Rekordzahl von US-Bürgern kann Kredite nicht bedienen

      New York (Reuters) - Eine Rekordzahl von US-Bürgern kann ihre Kredite für Konsumausgaben nicht mehr zurückzahlen.

      Wie die Ratingagentur Moody's am Mittwochabend mitteilte, waren die Abschreibungen bei den Anbietern von Kreditkarten im Februar so hoch wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Grund sei vor allem die steigende Arbeitslosigkeit. Nach Angaben des US-Bankenverbands (ABA) stieg bereits am Jahresende 2008 die Zahl der ausfallenden Verbraucherkredite auf ein Rekordhoch.

      Die Ausfälle bei Kreditkarten erhöhten sich Moody's zufolge im Februar den sechsten Monat in Folge auf jetzt 8,82 Prozent. Ende 2009 könne die Zahl zweistellig sein, erklärte Moody's. Die wirtschaftliche Lage werde sich weiter verschlechtern, die Arbeitslosenquote die Marke von zehn Prozent erreichen. Damit werde wohl auch der Anteil säumiger Kredite in der ersten Jahreshälfte 2010 auf rund 10,5 Prozent ansteigen. In der Quote sind zudem nur solche Ausfälle erfasst, von denen Unternehmen sicher glauben, dass sie nicht einzutreiben sind.

      Der gemessen am Umsatz größte US-Kreditkartenanbieter American Express hatte Mitte März erklärt, die Ausfallrate seiner ausgegebenen Kredite habe im Februar 8,7 Prozent betragen. Die US-Bank Citigroup, die zu den größten Anbietern der MasterCard gehört, musste einen Anstieg der Ausfallrate von 6,95 auf 9,33 Prozent hinnehmen. Die Anbieter haben auf die Entwicklung bereits mit einer Kürzung der Kreditlinien, steigenden Zinsen und höheren Gebühren reagiert.

      Der US-Bankenverband ABA teilte am Donnerstag mit, dass die Zahl der Verbraucher, die ihre Kredite nicht pünktlich an Finanzinstitute zurückzahlen könnten, so hoch sei wie nie zuvor seit Beginn der Statistik 1974. Der Verband repräsentiert die meisten großen Banken und Kreditkartenanbieter. Die Zahl der Kredite, die mindestens 30 Tage verspätet sei, habe im Schlussquartal saisonbereinigt auf 3,22 Prozent von 2,9 Prozent im Vorquartal zugenommen. Der Verband geht davon aus, dass sich dieser Trend nicht vor 2010 verbessert. "Arbeitsplatzverluste haben der Volkswirtschaft wirklich Schaden hinzugefügt und das wird für einige Monate schmerzhaft sein", sagte ABA-Chef James Chessen. Je mehr Jobs verloren gingen, desto schlimmer seien die Auswirkungen auf alle Kreditmärkte.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE5310GQ…
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 21:49:11
      Beitrag Nr. 2.851 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.283 von Maraho am 02.04.09 21:34:55Die Bestätigung durch "Reuters" ...

      Russland: Aufbau neuer internationaler Leitwährung prüfen

      London (Reuters) - Russland hat gefordert, den Aufbau einer neuen Leitwährung parallel zum US-Dollar zu prüfen.

      Die G20 oder der Internationale Währungsfonds (IWF) sollten eine entsprechende Studie vornehmen, hieß es in einer Erklärung, die am Donnerstag während des G20-Gipfels in London veröffentlicht wurde. Dazu könnten regionale Währungen gestärkt werden. Auch Gold könne zum Teil als Basis benutzt werden. Bei dem G20- Gipfel sei eine neue Leitwährung allerdings kein Thema gewesen, sagte der russische Präsidentenberater Arkadi Dworkowitsch. "Wir haben es nur bei mehreren bilateralen Treffen besprochen." Auch China hat gefordert, langfristig die US-Währung abzulösen.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE5310GC200…
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 21:58:50
      Beitrag Nr. 2.852 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.215 von Maraho am 02.04.09 19:37:52Dies noch hierzu und dann ...

      "SNAP mit traurigem Rekord"

      Im Januar 2009 partizipiert am staatlichen SNAP-Program, eine neue Rekordanzahl an armen US-Bürgern. SNAP ist die Abkürzung für Supplemental Nutrition Assistance Program und hinter dieser Abkürzung verbirgt sich nicht anderes als der Bezug von Lebensmittelmarken für Bedürftige in den USA!

      Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums (United States Department of Agriculture - USDA) erreicht die Anzahl der US-Bürger welche Lebensmittelmarken beziehen im Januar 2009 ein Allzeithoch! Gewaltige 32,204 Millionen Amerikaner bezogen per Kreditkarte, für je 112,80 Dollar pro Person, im Januar Lebensmittel auf Basis von SNAP. Dies ist ein gewaltiger Anstieg von +420'400 Leistungsbeziehern bzw. von +1,3% zum Vormonat und von +16% bzw. +4,453 Millionen zum Vorjahresmonat mit damals 27,761 Millionen Bedürftigen.

      Chart bzw. Quelle: http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2009/04/snap-mit-tr…

      > Der Anstieg der SNAP-Program Teilnehmer von 1969-Jan. 2009. Die Datenreihe des USDA geht zurück bis 1969, damals bekamen 2,87 Millionen US-Amerikaner Lebensmittelmarken und die Daten zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Konjunkturentwicklung und Lebensmittelmarken-Beziehern, bis zur Entkoppelung im Jahr 2003. In Boom-Jahren sank die Anzahl der Bedürftigen und in Krisenjahren wie z.B. 1991-1993 stiegen sie um 30% an. <

      Regelrecht pervers ist, dass trotz getätigter und geplanter Bailouts, Liquiditätshilfen und Kreditgarantien des Staates und der US-Notenbank in Höhe von insgesamt 12,8 Billionen Dollar für den Erhalt des spekulativen Systems die Armut weiter stark zunimmt und genaugenommen stieg sie sogar schon im letzten Konjunkturaufschwung von 2003 bis 2007 fast kontinuierlich an, gemessen am Lebensmittelmarken-Bezug, wie der Chart zeigt!

      Selbst die 32,204 Millionen Bedürftigen sind nur ein Teil der bitteren Realität, denn um in den "Genuss" der Kreditkarten für Lebensmittelausgaben zu kommen, müssen arbeitsfähige Erwachsene zwischen 16 und 60 Jahren den Nachweis erbringen, dass sie Arbeit suchen und bereit sind bestimmte Arbeiten zu akzeptieren, z. B. an Beschäftigungs- und Ausbildungsprogrammen teilnehmen. Die entmutigten Arbeitnehmer welche aufgegeben haben einen Job zu suchen, fallen wie in der Arbeitslosenstatistik auch bei SNAP durchs Netz. Erwachsene ohne Kinder können generell nur maximal 3 Monate SNAP beziehen. Ebenfalls durch das SNAP-Netz fallen auch die legalen Immigranten, sie sind seit der Sozialhilfereform 1996 ebenso, wie grundsätzlich die Illegalen vom Supplemental Nutrition Assistance Program ausgenommen.
      Nahezu 80% der Lebensmittelmarken gehen an Familien mit Kindern, davon 85% an Kinder mit nur einem Elternteil. Ein klarer Beleg für das Armutsrisiko durch Kinder vor allem für Alleinerziehende!

      Die Gesamtkosten für das Lebensmittelmarken-Programm in 2008 erreichten ebenfalls einen neuen Rekord mit beachtlichen 37,65 Mrd. Dollar.

      Die Zahl der offiziell unter der Armutsgrenze lebenden US-Bürger wurde zuletzt am 26.08.2008 von der Statistikbehörde des Handelsministeriums für das Jahr 2007 mit 37,3 Millionen bzw. mit 12,5% der Bevölkerung angegeben. Die Armutsgrenze im Jahr 2007 war auf ein Einkommen von unter 21203 Dollar, für eine vierköpfige Familie definiert. Für eine Person betrug die Armutsgrenze unter 10590 Dollar Jahreseinkommen, 882 Dollar im Monat (665 Euro)!

      Sehr beschämend ist auch die Anzahl der US-Bürger ohne Krankenversicherung mit offiziell 45,7 Millionen bzw. 15,3% der Bevölkerung. Ausreißer nach unten ist der Bundesstaat Texas, in welchem jeder 4. Einwohner keine Krankenversicherung besitzt. Aber auch diese Daten könnten noch geschönt sein. Die USAToday berichtet von der Studie der Robert Wood Johnson Foundation, welche die Daten der Volkszählung 2007 auswertete. Gemäß dieser Studie ist einer von fünf US-Arbeitnehmer nicht krankenversichert! 2007 sollen es 26,9 Millionen Arbeitnehmer gewesen sein, ein Anstieg von 25% in den letzten 10 Jahren und gemessen an europäische Verhältnissen - skandalöse Zustände!

      Daten Supplemental Nutrition Assistance Program
      http://www.fns.usda.gov/pd/34SNAPmonthly.htm
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 22:01:10
      Beitrag Nr. 2.853 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.524 von Maraho am 02.04.09 21:58:50... euch allen eine gute Nacht! ;)

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 22:40:06
      Beitrag Nr. 2.854 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.905.214 von Maraho am 02.04.09 12:47:44"Diese Vorschläge markieren einen tiefen Einschnitt", warnt Bill Wellbelove von der Prüfungsgesellschaft KPMG. Profitabilität und Innovationskraft könnten unter der Reform empfindlich leiden. Die Rentabilität ganzer Geschäftsbereiche müsse nach Einführung der neuen Maßnahmen überprüft werden. Vor allem das Investment-Banking werde nie wieder so profitabel sein wie während des Booms."

      Hallo Maraho,

      Will der uns auf den Arm nehmen? Profitabilität und Innovationskraft ?? Waren es nicht gerade die Prüfvermerke dieser sogenannten Treuhänder und Prüfungsgesellschaften, die jeder Mafia-Bude einen seriösen Geschaftsgang bescheinigten und somit überhaupt erst die Voraussetzung dafür geschafft haben, daß man Millionen Anleger abzocken konnte ? Meint er das mit "Innovationskraft" ?

      Die Rentabilität ganzer Geschäftsbereiche müsse nach Einführung der neuen Maßnahmen überprüft werden.

      So, so, Nach Einführung also ! Zur Erinnerung : Die Rentabilität dieser sog. "Geschäftsbereiche" gab es ja u.a. nur, weil dieser Betrüger und seine Kollegen ihren JOB nicht nur nicht richtig, sondern tlws. sogar bewußt falsch gemacht haben, vermutlich weil sie dafür gut bezahlt wurden. Hätten diese Prüfgesellschaften rechtzeitig Alarm geschlagen und ihre Prüfungsvermerke ( die ja ein Gütesiegel darstellten, weil man diesen Gangstern vertraute) verweigert, wie es ihre Pflicht und Aufgabe gewesen wäre, dann hätte dieser Verbiefungs-und Derivate-Wahnsinn in ausgelagerten "SIV`S" schon 2004/2005 gestoppt werden können.

      Vor allem das Investment-Banking werde nie wieder so profitabel sein wie während des Booms.

      Das kann ich mir lebhaft vorstellen , wenn man mal unterstellt, daß die Gewinne dieses Investmentbanking vorwiegend auf grob fahrlässiger oder tlws. sogar vorsätzlicher Täuschung der Investoren und Anleger beruhten, also auf kriminelle Tatbeständen, die zukünftig ja wohl leicht eingeschränkt werden sollen, dann ist seine Schlußfolgerung völlig richtig : wird wohl nie wieder so schön laufen, wie bisher. Zumindestens das hat dieser Vollidiot begriffen.
      Zu der sog. Profitabilität des Investmentbankings bleibt nur noch festzustellen, daß die weltweiten Verluste des Finanzsektors in 2007/8 alleine schon höher waren, als die Gewinne dieser Branche in Einhundert Jahren zuvor- wie ein penibler Statistiker herausgefunden hat. Dauerhaft profitabel waren eigentlich nur die Geschäftsbereiche "Persönliche Gehälter und Boni" sowie " Abfindungen und Pensionszusagen" :laugh:, aber die wurden ja nie testiert bzw. hinterfragt !
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 22:49:26
      Beitrag Nr. 2.855 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.476 von Maraho am 02.04.09 05:41:09The difference between a democracy and a dictatorship is that in a democracy you vote first and take orders later; in a dictatorship you don’t have to waste your time voting.

      Hallo Maraho,


      That`s Fxx..ing true ! :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 23:20:51
      Beitrag Nr. 2.856 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.492 von Maraho am 02.04.09 06:14:04Deutlicher geht es kaum: Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben den G-20-Gipfel mit einer Kampfansage begonnen. Ihre Position sei nicht verhandelbar, tönen die Kanzlerin und Frankreichs Präsident in Richtung der Angelsachsen - und gehen damit ein hohes Risiko ein


      Endlich wird hier mal Klartext mit den Hauptverursachern der Krise gesprochen. War längst überfällig. Hätte ich unserer Angie gar nicht zugetraut -- mein Kompliment ! oder "chapeau" M. Le President. Wird höchste Zeit, daß sich Deutschland und Frankreich wieder zusammenraufen, egal wie, sonst gehen wir gegen die Sch...-Angelsachsen unter. Wäre gut, wenn man noch Rußland, Indien und China mit ins Boot nehmen könnte, dann gäbe es endlich mal wieder `ne Perspektive. "Auf einer Schuldenwelle ",wie die Angelsachsen vor sich herschieben "reiten nur geniale Individuen zum Erfolg, nicht aber ganze Volkswirtschaften"- wie Eugen Schamlenbach geschrieben hat. Das werden die Größenwahnsinnigen in USA und England nie begreifen.Ansonsten kann man nur noch mit Karl Valentin hoffen,
      "daß es nicht so schlimm wird, wie es schon ist "
      :laugh:

      Gute Nacht für heute -Looe
      Avatar
      schrieb am 02.04.09 23:33:09
      Beitrag Nr. 2.857 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.853 von Looe am 02.04.09 22:40:06noch ein nachtrag zu meinem posting # 2851 wg. KPMG u,a.:


      FTD: Subprime-Bankrotteur verklagt KPMG
      Der Kollaps von New Century Financial stand am Anfang der globalen Kreditkrise. Jetzt geht der Insolvenzverwalter gegen die Wirtschaftsprüfer von KPMG vor. Die gesamte Buchprüferbranche dürfte den Fall genau beobachten.

      Ohne die Mitwirkung der Buchprüfer wären die Bilanzmanipulationen der Finanzbranche gar nicht möglich.
      Steht KPMG jetzt am Hinrichtungsblock wie 2002 Arthur Andersen nach dem Enron-Skandal? Alle Buchprüfer sollten jetzt vorsichtiger werden. --- Ende des Zitats

      Bin wohl nicht ganz allen mit meiner Meinung. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 00:41:24
      Beitrag Nr. 2.858 ()
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 00:42:26
      Beitrag Nr. 2.859 ()
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 04:51:33
      Beitrag Nr. 2.860 ()
      Guten Morgen Looe,
      guten Morgen Groupier,

      vielen Dank für "Nachtschicht". ;)
      Euch beiden einen erträglichen Tag!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 05:05:30
      Beitrag Nr. 2.861 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.043 von Looe am 02.04.09 23:20:51Looe,
      noch etwas hierzu: Das werden die Größenwahnsinnigen in USA und England nie begreifen.

      Wie auch, wenn sie (und nicht nur sie) darunter leiden: Kognitive Dissonanz.
      siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 05:12:39
      Beitrag Nr. 2.862 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.905.389 von Maraho am 02.04.09 13:06:04Guten Morgen zusammen,
      ein schöner Tag sei euch gewünscht!

      Beginnen wir ...

      Immer mehr Rentner verlieren Nebenjobs

      Berlin (dpa) - Immer mehr Rentner verlieren ihren Nebenjob. Das berichtet die «Bild»-Zeitung. Nach Angaben von Sozialverbänden führen die Wirtschaftskrise und der Sparkurs vieler Firmen dazu, dass Ruheständlern gekündigt wird. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, warnte vor einem «deutlichen Einbruch» bei den Nebentätigkeiten und zunehmenden finanziellen Problemen der Senioren.

      © Die Welt
      erschienen am 03.04.2009 um 02:59 Uhr
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 05:24:48
      Beitrag Nr. 2.863 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.383 von Maraho am 03.04.09 05:05:30Der "Spiegel" schreibt ...

      G-20-GIPFEL IN LONDON
      Industriestaaten feiern Billionen-Kompromiss
      Von Carsten Volkery, London

      Sie feilschten und pokerten - und erklären sich am Ende alle zu Siegern: Die G-20-Staaten wollen die Wirtschaftskrise mit mehr als einer Billion US-Dollar bekämpfen. Auch auf Deutschland kommen neue Belastungen zu. US-Präsident Obama nutzte den Gipfel, um die Akteure der Weltbühne kennenzulernen.


      London - Einen "globalen New Deal" hatte Gordon Brown versprochen, und den wollte der Gastgeber am Ende des G-20-Treffens auch liefern. Darum griff der britische Premierminister in seiner Gipfelbilanz zu grandioser Rhetorik: "Dies ist der Tag, an dem die Welt zusammen gekommen ist, um die Rezession zurückzuschlagen."

      Der alte Washington-Konsens sei Geschichte. "Jetzt haben wir einen neuen Konsens", rief Brown in einer riesigen Londoner Messehalle vor Hunderten Journalisten aus aller Welt. Zum ersten Mal seien die 20 größten Industrie- und Schwellenländer sich einig, wie man gemeinsam die Globalisierung managen wolle.

      Und weil er nicht nur große Worte verbreiten wollte, nannte Brown Zahlen, riesige Zahlen. Fünf Billionen Dollar würden bis nächstes Jahr weltweit in die Märkte gepumpt, sagte Brown, "ein Konjunkturprogramm ungekannten Ausmaßes". Und die G20 würden nun noch eine Billion Dollar drauflegen, die vor allem via IWF und Weltbank in die Schwellenländer gehen sollen.

      Es ist die Stimulierungsbotschaft, die Briten und Amerikaner sich von diesem G-20-Gipfel gewünscht hatten. US-Präsident Barack Obama nannte den Gipfel einen "Wendepunkt" in der Krise. "Nach Wochen der Vorbereitung haben wir uns auf eine Reihe von noch nie dagewesenen Maßnahmen verständigt, um Wachstum wiederherzustellen und zu verhindern, dass so eine Krise noch einmal ausbrechen wird", sagte er nach Ende des Gipfels. Das Abschlussdokument sei eine gute Grundlage für weitere Treffen im G-20-Kreis. Nun liege es in den Händen der einzelnen Regierungen, ihre Konjunkturprogramme umzusetzen. Je schneller diese greifen würden, desto stärker würden alle Nationen profitieren.

      Die Bundesregierung hingegen hatte eigentlich gar keine Zahlen zu Konjunkturhilfen im Abschlussdokument lesen wollen. In einem früheren Entwurf hatte sie sogar die vergleichsweise bescheidene Zahl von zwei Billionen Dollar gestrichen.

      Und nun sprach Brown von fünf Billionen plus eine - und Merkel musste das irgendwie gut finden. Von dem Geld für die Schwellen- und Entwicklungsländer profitiere auch Deutschland, schließlich seien das Handelspartner, sagte die Kanzlerin lahm. "Jedes Land, das wieder auf die Beine kommt, ist ein Gewinn für Deutschland."

      Gipfel der doppelten Botschaften

      Doch die Kanzlerin wollte, dass von dem Gipfel eine andere Botschaft ausging. Viel lieber und ausführlicher als über die Milliardenspritze sprach sie daher über die Fortschritte bei der Regulierung. Dass es ab sofort eine Schwarze Liste mit Steueroasen gebe. Dass alle Finanzmarktinstitute und -produkte kontrolliert werden sollen. Kurz: Dass nun "die Gewinnmargen und die Möglichkeiten, sich hinterher vom Acker zu machen, eingeschränkt sind". Ihr treuester Alliierter, Finanzminister Peer Steinbrück, assistierte, es stehe ein "bemerkenswerter" Satz im Abschlussdokument: "Die Ära des Bankgeheimnisses ist vorbei."

      Bis zu seinem Ende blieb dieser G-20-Gipfel ein Gipfel der doppelten Botschaften. Briten und Amerikaner betonten die Ankurbelung der Weltwirtschaft, Deutsche und Franzosen die Regulierung. In getrennten Pressekonferenzen vor dem Gipfel hatte das Paar Brown/Obama am Mittwoch die eine Linie vorgegeben und das Paar Merkel/Sarkozy die andere. Dieser Unterschied blieb auch nach stundenlangen Gipfeldiskussionen bestehen.

      Vor diesem Hintergrund wirkte es fast schon wie Satire, dass Merkel den "Kameradschaftsgeist" bei dem Treffen pries. Gastgeber Brown hatte wiederholt an das Verantwortungsbewusstsein der Staatenlenker appelliert, nicht nur auf den eigenen Vorteil zu schielen. Doch funktionierte dieser Gipfel wie jeder andere auch: Es wurde um Formulierungen gestritten, jeder Teilnehmer hatte die Reaktionen seiner Heimatpresse im Blick - und am Ende stand ein mehr oder weniger akzeptierter Kompromiss. Man kenne das ja schon aus der EU, wenn mehr als 20 Staaten miteinander ringen, kommentierte Merkel trocken.

      Erstaunt hieß es in der deutschen Delegation, es sei schon komisch, wie man angesichts des Ausmaßes der Krise um jedes Wort kämpfen müsse. Unter anderem wurde diskutiert, ob man nun vom "Versagen" des Finanzsystems reden solle, oder aber nur von "Schwächen". Man einigte sich schließlich auf "Versagen".

      Der von Brown angekündigte große Wurf ist das Abschlussdokument nicht. Die Zahl der fünf Billionen ist nur eine Bestandsaufnahme und scheint im übrigen übertrieben. Aber es ist einiges erreicht worden - langfristig wichtig ist vor allem der Umbau des IWF und die Aufwertung des Financial Stability Forum zu einer globalen Finanzaufsicht. Im Vergleich mit früheren G-8-Gipfelerklärungen liest sich das Papier deutlich konkreter. Das liegt daran, dass der Erfolgsdruck groß war. Wenn das Abschlussdokument nichtssagend sei, würden die Börsen abstürzen, hatte der britische Außenstaatssekretär Lord Malloch Brown bereits vor Wochen gewarnt. Nun jedoch stiegen die Kurse.

      Das dürfte vor allem an den 1100 zusätzlichen Milliarden liegen, die in die Weltwirtschaft gepumpt werden sollen. Die Summe teilt sich auf wie folgt:

      - Die IWF-Kreditlinie für bedürftige Staaten wird von derzeit 250 Milliarden auf 750 Milliarden Dollar verdreifacht. Von den zusätzlichen 500 Milliarden Dollar soll die Hälfte sofort zur Verfügung stehen, der Rest "mittelfristig", wie es heißt. Die EU trägt 75 Milliarden Euro (etwa 105 Milliarden Dollar) bei. Japan hat weitere 100 Milliarden Dollar zugesagt, ebenso wie die US-Regierung, die ihren Beitrag jedoch erst durch den US-Kongress bringen muss.

      - Die Sonderziehungsrechte des IWF werden um 250 Milliarden Dollar aufgestockt.

      - Die Weltbank und die regionalen Entwicklungsbanken sollen 100 Milliarden Dollar erhalten.

      - Zusätzlich sollen 250 Milliarden Dollar in Form von Bürgschaften bereit gestellt werden, um den Welthandel durch mehr Exporte anzukurbeln.

      Auf die Bundesregierung kommen damit neue Belastungen zu, auch wenn Steinbrück gleich versicherte, die IWF-Mittel kämen nicht aus dem Bundeshaushalt, sondern von der Bundesbank. Der Finanzminister betonte auch, dass es keine Verpflichtung für irgendeinen G-20-Staat gebe, ein neues Konjunkturprogramm aufzulegen. Damit wollte er sagen, dass die Bundesregierung sich in diesem Punkt gegen die USA durchgesetzt habe.

      Es war wie immer nach dem Gipfelpoker: Jede Seite erklärte sich zum Sieger. Deutsche und Franzosen verbreiteten zufrieden, Merkels und Sarkozys Krawall-PK vom Mittwoch habe für eine Schubumkehr gesorgt. Sie feierten, dass der Anhang zur Regulierung der Finanzmärkte zu einer "Deklaration der Staats- und Regierungschefs" aufgewertet wurde. Auch seien die Passagen zu Hedgefonds, Rating-Agenturen, Steueroasen und Managergehältern nun deutlich länger und konkreter.

      "Wir sind noch nicht durch"

      Es sind zum Teil symbolische Erfolge, gerade bei Fragen wie Managergehältern und Hedgefonds-Regulierung liegt der Teufel im Detail. Doch auf Symbole komme es an, glaubt Merkel. Sie hat dabei die Bevölkerung im Blick, deren Wut über die Banker irgendwie kanalisiert werden muss. Obama hatte zu Beginn des Gipfels gesagt, er wolle nicht über Schuld reden, sondern nach vorn blicken. Die Kontinentaleuropäer hingegen bestanden darauf, dass die Schuldfrage nicht außer Sicht gerät. Die Krise sei nicht in Europa entstanden, hatte Sarkozy unverblümt gesagt.

      Den Vorwurf, dass die Krise in den USA entstanden sei, habe er in den Gipfelgesprächen mehrfach gehört, berichtete Obama hinterher. Er wolle das auch gar nicht bestreiten. Insgesamt seien die Kollegen aber außerordentlich nett zu ihm gewesen, sagte er. Viele hätten ihre Bewunderung geäußert.

      Es spricht nicht für die Diplomatiekünste des Gastgebers Brown, dass ihn der Aufstand des deutsch-französischen Duos unmittelbar vor Gipfelbeginn überrascht hat. Normalerweise sind die Abschlussdokumente zu dem Zeitpunkt weitgehend ausgehandelt. Doch diesmal gab es großen Nachbesserungsbedarf. "Wir sind noch nicht durch", hatte Sarkozy am Mittwoch gedroht, und die Vorhersage bewahrheitete sich. Bis tief in die Nacht dauerte die Textarbeit, und die Passagen zu Hedgefonds und Steueroasen wurden erst kurz vor der Pressekonferenz fertig gestellt.

      Der Kleinkrieg wurde vor allem zwischen den gipfelerfahrenen EU-Mitgliedern ausgetragen. Der neue US-Präsident hingegen hielt sich vornehm zurück. Obama nutzte den Gipfel vor allem dazu, die Player auf der Weltbühne kennenzulernen. Die anderen waren von seiner ruhigen Art angetan. Er habe eine sehr konstruktive Rolle gespielt, lobte Merkel.

      Auch Obama sprach von einem "produktiven Gipfel". Die Vergleiche mit dem Bretton-Woods-Gipfel, wo 1944 ein neues Währungssystem beschlossen wurde, seien verfehlt, sagte der US-Präsident. Wenn bloß Roosevelt und Churchill beim Brandy zusammensäßen, seien das einfache Verhandlungen. "Das ist nicht die Welt, in der wir leben."

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617122,00.ht…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 05:33:10
      Beitrag Nr. 2.864 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.428 von Maraho am 02.04.09 21:49:11Die werden ganz sicher daran arbeiten ...

      Das neue Reich der Mittel

      In der Kategorie Glamour konnte das amerikanische Präsidentenpaar beim G20-Gipfel wie erwartet brillieren. Inhaltliche Akzente setzte aber Chinas Präsident Hu Jintao.


      Vom Treffen mit der Queen bis zum Dinner in der Downing Street - Barack Obama und Michelle Obama genossen auf ihrer ersten Europareise die volle Aufmerksamkeit und waren die unangefochtenen Stars des Rahmenprogramms. Umso deutlicher fällt der Kontrast zum inhaltlichen Teil des Gipfels aus: Dort war der Star wider Erwarten Chinas Präsident Hu Jintao.

      Während Europäer und Amerikaner vor dem Treffen heftig darüber stritten, ob sie in London vor allem über weitere Konjunkturpakete oder über neue Regeln für die Finanzmärkte reden sollten, haben die Staaten nun Schritte beschlossen, die mit beiden Themen wenig zu tun haben - und bei denen China eine zentrale Rolle spielt.

      Ein dicker Batzen der mehr als 1000 Mrd. $, mit denen die Mittel von Internationalem Währungsfonds und Weltbank aufgestockt werden, um krisengeschüttelte Entwicklungsländer und Welthandel mit Kredit zu versorgen, stammt aus der chinesischen Staatskasse. Das Land übt damit nicht mehr nur allein kraft der Größe seines Marktes einen gewaltigen Einfluss auf andere Volkswirtschaften aus. Es verstärkt auch sein Gewicht in der Weltpolitik.

      Was bislang nur Gegenstand akademischer Debatten war, nimmt zunehmend reale Züge an: China reklamiert Stück für Stück die wirtschaftspolitische Führungsrolle, die seiner Marktmacht entspricht. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass sich Peking längst nicht mehr damit zufriedengibt, die globale Nachfrage einseitig mit riesigen Konjunkturprogrammen anzukurbeln. Wie die Forderungen, den Dollar als Leitwährung abzulösen, unterstreichen, will China bei der Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise nicht mehr nur zahlen - sondern auch mitreden.

      Das Problem mit dem neuen chinesischen Selbstbewusstsein für die westliche Welt ist, dass das Land sich weder politisch noch wirtschaftlich in einem Zustand befindet, in dem es eine echte Führungsrolle einnehmen kann. Die regulierte und nicht voll konvertible Währung stellt für Investoren keine Alternative zum Dollar dar. Chinesische Konzepte zur aktuellen Reform des Weltfinanzsystems sind nicht in Sicht. Das Land ähnelt damit einem Neureichen, dessen Geld zwar allseits gefragt ist. Um ein voll akzeptiertes Mitglied im Klub der Größten zu werden, reicht das aber noch nicht.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Leitartikel-Das-neue-R…
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 05:44:47
      Beitrag Nr. 2.865 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.388 von Maraho am 03.04.09 05:24:48In Anlehnung ...

      Konjunktur
      Der Weltwirtschaft droht ein beinharter Umbruch
      Von Benedikt Fehr


      Über viele Jahre hat die Weltwirtschaft auf Pump gelebt. Und prächtig floriert. In manchen Ländern haben die Bürger mehr verbraucht als produziert, andere Länder waren nur zu gerne bereit, ihnen Waren und Dienstleistungen zu liefern – und die Kredite gleich mit hinzu, mit denen alles bezahlt wurde. Seit der Verschärfung der Bankenkrise im Herbst läuft das nicht mehr. Die Folge: In Ländern wie Deutschland, China und Japan fällt der Export drastisch, erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr nicht wachsen, sondern schrumpfen.

      Exemplarisch für das Geschäftsmodell der vergangenen Jahren stehen die Vereinigten Staaten und China. Mit billigen Krediten überschwemmt und unter dem Dauerbeschuss der Konsumwerbung, konsumierten die Amerikaner insgesamt deutlich mehr Güter und Dienstleistungen, als sie im eigenen Lande herstellten. Das schlug sich in einem hohen Überschuss des Imports über den Export nieder: Im Jahre 2008 waren es 667 Milliarden Dollar, entsprechend 4,9 Prozent der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP). Dieses „Leistungsbilanzdefizit“ finanzierten die Vereinigten Staaten mit Kapital aus dem Ausland.

      China ist vorbildlich

      Spiegelbildlich ist der Spareifer in China extrem hoch. Die nationale Sparquote wird auf rund 50 Prozent des BIP beziffert. Dazu steuern die privaten Haushalte knapp die Hälfte bei; denn in China müssen die Bürger mangels staatlicher Rentensysteme privat fürs Alter vorsorgen. Der Rest entfällt weitgehend auf – mehr oder minder staatliche – Unternehmen; sie behalten oft einen großen Teil ihrer Gewinne ein, um Investitionen zu finanzieren, die für das Millionenheer armer Landarbeiter neue Arbeitsplätze schaffen. Weil die Chinesen insgesamt weniger konsumieren als produzieren, gibt es einen Überschuss des Exports über den Import. Diesem Leistungsbilanzüberschuss entspricht ein großer Export von Kapital ins Ausland, insbesondere in die Vereinigten Staaten. Anders ausgedrückt: Der Verkäufer liefert dem Käufer den Kredit zum Erwerb der Waren und Dienste mit.

      Konsumfreude und Spareifer gehen auf private Entscheidungen von Millionen Bürgern zurück. Doch sowohl in China als auch in den Vereinigten Staaten hat die Politik das Verhalten beeinflusst. So verfolgt Peking seit Jahren eine „exportgetriebenen Wachstumsstrategie“, um den Lebensstandard der Bevölkerung voranzubringen. Dahinter steht die Erfahrung, dass sich für ein Land mit einer großen und armen Bevölkerung neue Arbeitsplätze besonders leicht im Exportsektor schaffen lassen: Die niedrigen Löhne verschaffen gegenüber den Industrieländern einen Wettbewerbsvorteil, gleichzeitig finden sich dort für die produzierten Waren entwickelte Absatzmärkte mit zahlungskräftigen Kunden. Über die im Exportsektor bezahlten Löhne sickert der zusätzliche Wohlstand in die breite Masse der Bevölkerung durch.

      Die „Job-Maschine“ Export gezielt angekurbelt

      Zu Beginn des Jahrzehnts verfolgte Washington die Hinwendung Chinas zu Marktwirtschaft und – hoffentlich – mehr Demokratie wohlwollend. Und sie sah in den billigen Importwaren insgesamt einen Vorteil für die amerikanischen Verbraucher. Zwar fielen wegen der Importflut in der heimischen Industrie Jobs weg; doch entstanden gleichzeitig Millionen neuer Arbeitsplätze im Immobiliengewerbe. Denn nach den Terrorangriffen auf Amerika im September 2001 hatte die Notenbank das Zinsniveau nach unten gedrückt, um die Konjunktur anzukurbeln. Millionen Haushalte nutzten dies zur Aufnahme von Krediten. Das so geschaffene Geld befeuerte eine Hausse am Immobilienmarkt sowie ganz allgemein den amerikanischen Konsumrausch – zur Freude der Chinesen, deren Export blühte; und zur Freude auch der deutschen Wirtschaft, deren Export nach China und anderswo blühte.

      Um der „Job-Maschine“ Export Vorteile zu verschaffen, hält Peking den Wechselkurs des Yuan zum Dollar gezielt niedrig. Die Zentralbank kauft dazu fortlaufend Milliarden Dollar an. Spätestens seit Mitte des Jahrzehnts hatte dies unliebsame Folgen für die Amerikaner: Denn die Zentralbank legte die angekauften Dollar in großem Stil auf den amerikanischen Kapitalmarkt an. Das hielt dort die Hypothekenzinsen niedrig – obwohl die amerikanische Notenbank ihren Leitzins zur Dämpfung der Immobilienhausse auf 5,25 Prozent angehoben hatte. Die dauerhaft niedrigen Zinsen ließen die Immobilienpreise immer weiter steigen.

      Wachstum dank konsumfreudiger Amerikaner

      Ungezählte Amerikaner fühlten sich reicher. Die Folge: Ihre Sparquote ging auf nahezu null zurück, sie konsumierten noch mehr – zumal der künstlich überbewertete Dollar zum Einkauf chinesischer und anderer ausländischer Waren anreizte. In China wuchs die Wirtschaft daraufhin in den vergangenen Jahren sprunghaft, 2007 sogar um mehr as 10 Prozent; die Währungsreserven schwollen auf rund 2 Billionen Dollar an. China ist damit mit Abstand das Land mit den größten Währungsreserven, zudem – mit mindestens 700 Milliarden Dollar an Staatsanleihen – auch der größte Gläubiger des amerikanischen Staates. Spiegelbildlich hatten die Vereinigten Staaten Ende 2007 eine Nettovermögensposition von minus 2,4 Billionen Dollar; Ausländer hatten damit Anspruch auf Vermögenswerte in Höhe von 18 Prozent des amerikanischen BIP, Tendenz: stark steigend.

      Nicht nur die chinesische Wirtschaft hängt stark vom Export ab. Ähnliches gilt für viele Schwellenländer in Asien sowie Japan. Auch mehrere Ölstaaten und Rohstoffländer erzielen regelmäßig Exportüberschüsse. Und nicht zu vergessen, rühmt sich die deutsche Wirtschaft seit Jahren, Exportweltmeister zu sein. 2008 hat sie Waren und Dienste für fast 1 Billion Euro ausgeführt, der Leistungsbilanzüberschuss betrug hohe 6,4 Prozent des BIP. Das hat das Wirtschaftswachstum auch hierzulande beflügelt.

      Amerika und Osteuropa sparen wieder

      Hohe Importüberschüsse hatten neben den Vereinigten Staaten auch konsumhungrige Länder wie Spanien und Australien, zudem viele Staaten in Osteuropa. In der Ukraine und Ungarn betrug das Leistungsbilanzdefizit 2008 jeweils mehr als 6 Prozent. Ähnlich wie China haben auch die anderen Exportländer den Importeuren Kapital zur Verfügung gestellt, um den Absatz zu finanzieren. Nicht zuletzt die deutschen Banken bangen nun, ob ihre nach Osteuropa vergebenen Kredite zurückgezahlt werden. Ähnlich sorgt sich die chinesische Regierung, ob ihre Dollar-Reserven auf Dauer wertbeständig bleiben. So beschert das Wachstum auf Pump nun beiden Seiten – Schuldnern und Gläubigern – empfindliche Verluste.

      Deshalb erzwingt die Banken- und Wirtschaftskrise nun eine drastische Anpassung der internationalen Waren- und Kapitalströme. Wieder spielt der amerikanische Konsument dabei eine zentrale Rolle. Durch die Krise sind die Eigenheimpreise seit dem Hoch im Sommer 2006 im Durchschnitt um kräftige 30 Prozent gefallen, die Aktienkurse um fast die Hälfte. Viele Amerikaner fühlen sich nun ärmer, hinzu kommt die Sorge um den Arbeitsplatz, zumal bereits Millionen Amerikaner ihren Job verloren haben. Die Folge: Die Amerikaner sparen wieder mehr. Nach Schätzung von Fachleuten dürfte die Sparquote in den nächsten Jahren auf mindestens 6 Prozent des BIP steigen, möglicherweise sogar auf 9 Prozent. Ähnlich werden die Menschen in vielen Ländern Ost- und Südeuropas den Gürtel in den nächsten Jahren enger schnallen müssen. Denn die hohen Verluste, die viele Banken in der Krise erleiden, werden sie dazu anhalten, Kredite in den kommenden Jahren viel vorsichtiger zu vergeben.

      Jetzt hilft nur noch gesundschrumpfen

      Als Folge werden sich Konsum und Importhunger in den Importländern abschwächen – was die Exportländer ebenfalls zu drastischen Anpassungen zwingen wird. Als Exportweltmeister wird die deutsche Wirtschaft dies besonders stark zu spüren bekommen. Im Januar lag der Export 21 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, die Auftragseingänge des Maschinenbaus sind zuletzt sogar um fast die Hälfte eingebrochen. Als probates Gegenmittel wird allenthalben empfohlen, den heimischen Konsum zu stimulieren.

      Das ist freilich leichter empfohlen als umgesetzt, da sich Strukturen und Gewohnheiten, die eine Volkswirtschaft seit Jahrzehnten prägen, nicht über Nacht ändern lassen. Doch haben die Regierungen durchaus Gestaltungsspielraum. Ein Beispiel: China könnte künftig darauf verzichten, den Preis der eigenen Währung auf dem Devisenmarkt staatlicherseits zu manipulieren. Mit einem höher bewerteten Yuan könnten die Chinesen mehr Konsumgüter kostengünstig aus dem Ausland beziehen; auch das erhöhte ihren Lebensstandard. Ganz allgemein aber führt vermutlich kein Weg daran vorbei: Die Weltwirtschaft steht vor einem Prozess, in dem sie sich gesundschrumpfen muss. Einfach wird das nicht.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 05:59:27
      Beitrag Nr. 2.866 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.388 von Maraho am 03.04.09 05:24:48In Bezug ...

      Barack, bitte lächeln!
      Von Peter Nonnenmacher, London.

      Der Londoner Gipfel bot den angereisten Politikern auch reichlich Gelegenheit, sich selbst zu inszenieren.

      Der Donnerstag war der Tag der schweren Limousinen, der Autotüren, die sich öffnen und schliessen, des Aufmarsches der Staats- und Regierungschefs an der Themse – wie ein braves «Krokodil» von Schulkindern auf dem Weg zur morgendlichen Hafenbesichtigung. Im Excel-Zentrum in Ost-London fanden sie sich zum formalen Teil des Gipfels ein, nachdem sie am Vortag schon informell, in der etwas glanzvolleren Atmosphäre des Buckingham-Palastes und der Downing Street, das Gipfelergebnis untereinander ausgehandelt hatten.

      Was sie von den Hangar-artigen Ausstellungshallen an der Victoria Dock Road hielten, in denen sie gestern unter der Leitung des Schulmeisters Gordon Brown zusammenkamen, liessen die Gäste nicht erkennen. Den wenigsten dürfte bekannt gewesen sein, dass just die nächste grosse Automesse im Excel abgesagt worden ist – wegen der Krise der Autoindustrie. Genau solchem Pessimismus wollten die G-20-Teilnehmer entgegentreten mit ihrer Konferenz zur Rettung der Weltwirtschaft und zu deren Konsolidierung.

      Wo ist Harper? Und wo Berlusconi?

      Also machten sie sich umgehend an die Arbeit – an ein sehr frühes Frühstück, nach dem späten Abendessen in Number 10. Danach mussten sie Aufstellung nehmen zum Klassenfoto. Dummerweise ging der kanadische Premierminister Stephen Harper in der Toilette vergessen, sodass die Aufnahme wiederholt werden musste. Bei dieser zweiten Aufnahme fehlte leider Silvio Berlusconi. Wenigstens war der französische Staatspräsident bei beiden Aufnahmen vorhanden. Gastgeber Brown hatte schon nach ihm Ausschau gehalten, nachdem Nicolas Sarkozy gedroht hatte, vorzeitig wieder nach Hause zu fliegen.

      Barack Obama war das Lächeln vom Vortag immer noch nicht vergangen. Der US-Präsident, viele Hände schüttelnd und ebenso viele Rücken klopfend, arbeitete sich durch eine Gruppe von Politikern, die sich alle in seiner guten Laune zu sonnen suchten und mit ihren Mobiltelefonen diskrete Schnappschüsse von ihm machten. Mit der in keckem Rot erschienenen CDU-Kanzlerin Angela Merkel sah man Obama mehrfach in munterem Gedankenaustausch. Gastgeber Brown griff sich dagegen mehrfach nervös an die blaue Krawatte. Zeitweise stand er allein, hielt sich an seinem Stuhl, rieb sich den Nacken. Die Verantwortung, diesen Gipfel gut über die Runden zu bringen, lastete schwer auf dem Premierminister. Um sich wenigstens guter Gesellschaft zu versichern, hatte der Brite Obama unmittelbar zu seiner rechten Seite platziert.

      Am Ende war Gordon Brown erleichtert, den Gipfel mit einem für alle halbwegs akzeptablen Resultat hinter sich gebracht zu haben. Von umfassender Rettung der Welt war zu diesem Zeitpunkt keine Rede mehr. Das «Krokodil» wird sich nochmals in Bewegung setzen müssen. Der nächste Gipfel, dannzumal in den nebligen Höhen Schottlands, ist bereits in Planung.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/dossier/der-gipfel-der-g…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 06:06:15
      Beitrag Nr. 2.867 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.405 von Maraho am 03.04.09 05:59:27Pressestimmen ...

      'Rhein-Neckar-Zeitung' zu G 20
      HEIDELBERG (dpa-AFX) - "Rhein-Neckar-Zeitung" zu G 20:

      "Mehr kann man von einem Finanzgipfel nicht erwarten: Steueroasen sollen ausgetrocknet werden, Hedgefonds an die Leine genommen, Manager nach volkswirtschaftlichem Nutzen bezahlt und Handelshemmnisse abgebaut werden. Das Ganze wird noch mit nachhaltigem Wirtschaften und dem Versprechen, der Dritten Welt zu helfen, garniert. Großartig. Allein, es fehlt der Glaube, dass all diese sinnvollen Maßnahmen auch umgesetzt werden."/DP/ck

      'Aachener Zeitung' zu G20
      AACHEN (dpa-AFX) - "Aachener Zeitung" zu G20-Gipfel:

      "Die Kanzlerin ist ganz begeistert vom Ergebnis des Londoner Gipfels. Sie nennt die Vereinbarung der G20 ein Dokument des Handelns. Sollte diese Beschreibung zutreffen, ist es ein Erfolg. Wenn rasch ein paar Fragen beantwortet würden, gäbe es sogar Grund zum Feiern. Wann wird gehandelt? Wer handelt? Die Großen und Mächtigen der Welt sind sich also einig, dass die Finanzmärkte ohne Ausnahme schärfer kontrolliert werden müssen. Das wäre ein geradezu atemberaubender Erfolg, wenn sich jeder der Staats- und Regierungschefs nach der Rückkehr aus London verbindlich festlegen würde, wie und bis wann dieses Bekenntnis verwirklicht wird. Wenn er seinem Volk klipp und klar erklären könnte, wie gewährleistet wird, dass die geplanten Auflagen eingehalten werden."/DP/ck

      Quelle und weiteres: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 06:27:11
      Beitrag Nr. 2.868 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.901.202 von Maraho am 01.04.09 21:02:36In Anlehnung ...

      Geraint Anderson im Interview
      Ex-Investmentbanker über Exzesse und Aussichten
      Yvonne Esterhazy

      Der ehemalige Aktienanalyst und Buchautor Geraint Anderson über die Exzesse und Aussichten der Investmentbanker vor und nach der Finanzkrise.


      WirtschaftsWoche: Herr Anderson, wenn man Ihr Buch liest, muss man den Eindruck gewinnen, die „City“, also der Finanzplatz London, sei die Hölle, Warum haben Sie sich denn dort hineinbegeben?

      Anderson: Wegen des Geldes.

      Wie viel haben Sie bei Dresdner Kleinwort, der Investmentabteilung der Dresdner Bank, verdient, bevor Sie ausgestiegen sind?

      Mein letztes Jahresgehalt belief sich auf 120.000 britische Pfund, damals knapp 160.000 Euro. Hinzu kamen in meinen letzten beiden Jahren noch jeweils 500.000 Pfund, also 650.000 Euro, Garantiebonus. Macht zusammen mehr als 800.000 Euro im Jahr, ganz schön viel Kohle für einen alleinstehenden Mann von Mitte 30.

      Da hebt man vielleicht mal gern ab. Wissen Sie noch, wie viel Sie für Ihre teuerste Flasche Wein ausgegeben haben?

      500 Pfund.

      Das alles soll jetzt der Vergangenheit angehören?

      Ja, ich werde nie wieder für eine Bank arbeiten, nie wieder einen Anzug tragen.

      Was sagen Ihre vielen Ex-Kollegen aus der Abteilung Equity Research bei Dresdner Kleinwort, die kürzlich entlassen worden sind? Werden auch sie aus der City aussteigen?

      Wohl kaum. Viele glauben, dass sie keine Alternative haben, wollen auch keinen neuen Beruf erlernen. Sie müssen ihre Ex-Frauen und die hohen Schulgebühren ihrer Kinder finanzieren.

      Man liest aber auch, dass Ex-Banker Lehrer werden wollen.

      Ich kenne keinen Fall. Geld macht süchtig. Gier ist ein ganz wichtiges Motiv, für Leute in der City gilt das besonders. Hinzu kommt der Materialismus und ein tiefsitzendes Wettbewerbsbedürfnis. Männer wollen sich gegenseitig beweisen, dass sie besser sind als andere.

      Was sagen Sie Ihren Ex-Kollegen, wenn Sie mit ihnen sprechen?

      Ich kann sie nicht verstehen. Warum nutzen Banker, die im Zuge der Finanzkrise ihren Job verloren haben, das nicht als Chance, um ihre gesamte Lebenssituation zu überdenken? Sie sollten die Freuden schätzen lernen, die es kostenlos gibt, Sex und Liebe zum Beispiel.

      Wie bitte, ausgerechnet Sex und Liebe? Sie selbst nennen doch viele Frauen „Goldgräberinnen“, weil sie sich nur des Geldes wegen an die Cityboys heranmachen.

      Sie haben natürlich recht. Wer in Bars oder Pubs mit einem großen Geldschein wedelte, kam zum Zug – egal, wie dick und unattraktiv.

      Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Analysten und Investmentbanker wichtige Kunden in Striplokale ausführten und im Kollegenkreis gemeinsam sogenannte Gentlemen´s Clubs besuchten. Dazu gehörte angeblich auch ein Wochenendausflug nach Ibiza mit einer Gruppe von Hedgefonds-Managern – inklusive Limousine mit nackten Prostituierten. Alles erfunden? Gab es das auch bei den deutschen Banken, für die Sie gearbeitet haben?

      Ich habe einen Roman geschrieben, kein Sachbuch. Zwölf Jahre war ich bei verschiedenen Banken, unter anderem bei der Commerzbank und insgesamt acht Jahre bei der Dresdner Kleinwort. In das Buch sind viele Dinge eingeflossen. Nicht alles habe ich selbst erlebt. Vieles ist erfunden oder zugespitzt. Manches wurde mir auch von anderen erzählt. Im Übrigen würde ich allein aus rechtlichen Gründen niemals eine Bank beim Namen nennen.

      Wie steht es mit Drogen bei Analysten und Investmentbankern? Wurde tatsächlich so viel gekokst, wie Ihr Buch den Leser Glauben macht?

      London ist voller Drogen, sie werden in allen Gesellschaftsschichten konsumiert. Der Installateur schnupft ebenso wie der Rechtsanwalt oder der Banker. Vergessen Sie nicht, wir sprechen über junge Männer, die enorm unter Druck stehen und Geld haben.

      Was ändert sich für Ihre Ex-Kollegen jetzt?

      Die City wird in den nächsten paar Jahren ein grässlicher Arbeitsplatz sein.

      Wieso das?

      Sie wird langweiliger, stärker reguliert und weniger lukrativ. Politiker und Aufsichtsbehörden werden mehr kontrollieren. Es wird weniger feuchtfröhliche Mittagessen geben, und viele Striplokale sind jetzt schon leer. Die sind übrigens ein gutes Barometer für das Wohlergehen des Finanzplatzes, weil sie von so vielen Cityboys frequentiert werden.

      Alles eine Folge der Finanzkrise?

      Nein. Die Spesenkonten wurden schon vorher beschnitten, und der Nachwuchs, der zuletzt von den Universitäten kam, war strebsam und viel ernsthafter, als meine Generation von Cityboys das früher war.

      Rechnen Sie weiter mit so hohen Bonus-Zahlungen, die auch Sie kassiert haben?

      Ja. Die Frage bei den gegenwärtigen Kürzungen ist nämlich, ob hier auf Dauer wirklich gekürzt wird oder ob sich nur die Zusammensetzung des Gehalts ändert. Man wird sehen, ob zum Beispiel die flexiblen Leistungsprämien reduziert und gleichzeitig die Festgehälter angehoben werden.

      Wenn mindestens 70.000 Banker, wie Schätzungen sagen, ihren Job verlieren, wird es da nicht ein Überangebot geben, das die Gehälter drückt?

      Das Bankgeschäft verläuft zyklisch, und es kommt dort viel mehr als in anderen Branchen auf das Geschick jedes Einzelnen an. Es ist eben ein „peoples business“, ein Geschäft, das von den Menschen und ihren Beziehungen abhängt, und das wird auch so bleiben. Eine echte Obergrenze für Top-Gehälter einzuführen schmeckt im Übrigen viel zu stark nach Sozialismus.

      Welche Investmentbanker und Analysten haben die besten Chancen, auch in diesen Zeiten die ganz dicken Boni einzustreichen?

      Diejenigen, die im Devisen- und Rohstoffhandel sowie im Handel mit Unternehmensanleihen arbeiten. Sie sagen, wir haben im vergangenen Jahr Millionen für unsere Bank gemacht, und wir erwarten, dass wir einen Anteil davon ausgezahlt bekommen. Die Einstellung ist: Warum sollen wir eigentlich für den Mist bestraft werden, den die Kollegen von den strukturierten Finanzprodukten und den verbrieften Hypotheken angestellt haben?

      Also bleibt letztlich alles beim Alten?

      Nicht ganz. Das eigentliche Problem war doch, dass die Höhe der Boni lediglich an kurzfristige Ziele geknüpft war. Die Leistung der letzten zwölf Monate war ausschlaggebend. Die Aktionäre der Banken werden darauf drängen, dass ihre langfristigen Interessen und die kurzfristigen Interessen der Investmentbanker künftig besser in Einklang gebracht werden. Aber das Verhandlungsgeschick des einzelnen Bankers und die Gier werden immer noch eine Rolle spielen.

      Werden der öffentliche Druck und die Entschlossenheit der Politiker, etwas zu ändern, nicht doch einen grundsätzlichen Wandel bringen?

      Politiker reden viel, sie müssen ihren Wählern beweisen, dass sie irgendetwas tun. Oft sind die Änderungen, die dabei her-auskommen, jedoch nur kosmetisch. Und vergessen Sie nicht: Letztlich waren die Politiker auch dafür verantwortlich, dass es so weit gekommen ist.

      Wieso auf einmal die Politiker? Wir dachten an der Finanzmisere seien so gierige Leute wie Ihresgleichen Schuld?

      Ex-Premierministerin Margaret Thatcher hat mit der schlagartigen Deregulierung des Aktienhandels in der City, dem sogenannten Big Bang vom Oktober 1986, die Grundlagen für die Exzesse gelegt. Und New Labour, also die Labour Party unter dem ehemaligen Premier Tony Blair, wollte nach dem Machtwechsel 1997 um jeden Preis vermeiden, als sozialistisch zu gelten. Deshalb hat sie hier in London eine sehr laxe Regulierung eingeführt und alles unternommen, um die Cityboys zufriedenzustellen.

      Weshalb sollte sich das nicht zurückschrauben lassen?

      Betrachten Sie doch mal solche Dinge wie Insiderhandel, Steuerhinterziehung und die gezielte Verbreitung falscher Gerüchte, um Aktienkurse zu manipulieren. Das alles passiert doch immer noch. In der Vergangenheit wurde fast keiner wegen Insiderhandels geschnappt, erst recht nicht be-straft. Das Risiko für den Einzelnen war gering, riesige Summen konnten verdient werden. Insiderhandel ist sehr schwer nachzuweisen. Zudem halte ich die Experten der Londoner Börsenaufsicht FSA für recht inkompetent, und es gab dort nie genug Personal.

      Es ist leicht, die Verantwortung auf andere oder auf ein abstraktes System zu schieben. Wo sehen Sie Ihre ganz persönliche Mitverantwortung für die Finanzkrise?

      Ich war zweifellos Teil des Systems. Ich spielte im selben Wildwest-Kasino, nur schlürfte ich meinen Wodka an einem anderen Roulette-Tisch. Klar, dass wir gierige, egoistische Schweine sein können. Die Kultur der City ermöglichte uns, das in extremer Weise auszuleben.

      Hat die Finanzkrise Sie für Ihr Mitmachen bestraft?

      Ich habe die City mit Ersparnissen von rund drei Millionen Pfund verlassen, aber in den vergangenen sechs Monaten ungefähr 400.000 Pfund eingebüßt. Leider habe ich die guten Ratschläge, die ich anderen erteilte, nicht selbst befolgt und vergessen, meine Aktien rechtzeitig zu verkaufen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/ex-investmentbanker-ueber-exzess…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 07:03:35
      Beitrag Nr. 2.869 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.277 von Groupier am 03.04.09 00:42:26In Bezug.

      Die Billion

      Die Magie der großen runden Zahl: Mit einer phantastischen Summe wollen die G20-Staaten die weltweite Wirtschaftskrise bekämpfen. Das ist die letzte Chance

      Mit einer Billion Dollar soll die Weltwirtschaft aus der Krise gerettet werden. Es ist das letzte Aufgebot. Der globale Spargroschen. Wenn das verpufft, dann ist es mit der Welt, wie wir sie kennen, vorbei. Die Summe ist ebenso groß wie die Krise: Sie hat zwölf Nullen und wenn man sie sich als Geldberg vorstellt, fallen einem eigentlich nur Walt Disneys lustige Taschenbücher und der große Geldspeicher ein: Hineinspringen und darin herumwühlen. Wie wir auf Spiegel Online lesen, haben sich die Staats- und Regierungschefs auf sechs Kernvereinbarungen verständigt. Die Hedgefonds werden reguliert, das Bankgeheimnis geht flöten, und die Schwellenländer sollen mehr Mitspracherecht in der globalen Wirtschaftspolitik erhalten. Wenn das stimmt, könnte es den Beginn einer neuen Weltwirtschaftsordnung bedeuten. Wir werden sehen.

      1.000.000.000.000

      Quelle: http://www.freitag.de/politik/0914-krise-g20-gipfel-billion
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 07:09:13
      Beitrag Nr. 2.870 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.999 von Maraho am 02.04.09 19:15:25In Bezug.
      Wer hätte das gedacht ....

      Freitag, 03. April 2009, 06:50 Uhr

      Weniger Gewerbe-Steuereinnahmen

      Die Städte und Kommunen geraten nach einem Zeitungsbericht schneller in den Sog der weltweiten Wirtschaftskrise als erwartet. „Unsere Befürchtung, dass in einem Teil der Städte dramatische Einbrüche stattfinden, bestätigt sich zunehmend“, sagte der Präsident des deutschen Städtetags und Oberbürgermeister von München, Christian Ude, der „Süddeutschen Zeitung“. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate korrigierten die kommunalen Spitzenverbände ihre Prognose für die Gewerbesteuer nach unten. War im November noch von einem Rückgang von vier Prozent die Rede, nannte der Städtetag im Januar neun Prozent als Richtwert. „Mittlerweile müssen wir damit rechnen, dass es schlimmer kommt“, sagte Ude. Es würden Erinnerungen an die Jahre 2001 und 2002 wach, als die Kämmerer zahlreicher Städte Gewerbesteuer-Rückgänge von 20 Prozent und mehr meldeten.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/telegramm/news-ticker,render…

      Bis später ...
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      Avatar
      schrieb am 03.04.09 09:49:34
      Beitrag Nr. 2.871 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.443 von Maraho am 03.04.09 07:03:35Der G20-Gipfel zeigt klar, daß man die Weltöffentlichkeit für dumm verkauft. Es darf also weitergezockt werden! Hedge-Fonds dürfen weiter ihr Unwesen treiben, obwohl man genau weiß, daß ihr verderbliches Spiel ganze Volkswirtschaften und Währungen in Schieflage bringen können. Es darf weiter gewettet werden mit Optionsscheinen ohne Kontrakt. Immo-Zertifikate weiter gebündelt werden, obwohl doch kaum eine Ratingagentur die Risiken abschätzen kann, da sie einfach keinerlei Informationen über die einzelnen Schuldner besitzt!

      Es wird also weiter Geld in den Verkehr gebracht, sich weiter verschuldet, ohne sich überhaupt noch Gedanken über die Rückzahlung zu machen. Diese Gedanken verbieten sich ohnehin, die Sie sind ganz einfach nur noch phantastisch.

      So läuft eine künstlich geschaffene und angeheizte Konjunktur an, die jetzt das Geld zerstört und die Menschen ärmer machen wird, da die Preise steigen werden und die Löhne weit hinter den Erfordernissen hinterherhinken.

      Nun kann man Gewinne nur noch durch Spekulation generieren, der Mensch hat sich unterzuordnen. Aber- ist das nicht eigentlich umgekehrt in einer funktionierenden "sozialen Marktwirtschaft"?

      So jedenfalls gibts nur einen Aufschub und kein Problem wurde richtig angepackt. Fast sieht es so aus, als ob man die Krise bewußt vertagt auf das kommende Jahr, wo sie sich verschärfen wird, da ja bekanntlichermaßen parallel die Staatseinnahmen abbröckeln werden.

      Konzepte für eine dauerhafte Heilung gibt es aber keine, denn längst haben wir eine Lienie überschritten(2001), die wir nie hätten überschreiten dürfen.
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 13:55:06
      Beitrag Nr. 2.872 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.912.297 von Dorfrichter am 03.04.09 09:49:34Guten Tag Dorfrichter,
      da muß ich Dir recht geben. Für mich Zeitschinderei, das "Ergebnis"!
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 14:03:10
      Beitrag Nr. 2.873 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.852.995 von Maraho am 26.03.09 13:11:49Guten Tag zusmmen,
      neues aus Absurdistan ...

      Bankenrettung absurd
      US-Institute wollen sich mit Steuergeld gegenseitig faule Papiere abkaufen
      von Francesco Guerrera (New York) und Krishna Guha (Washington)

      Wer in den USA Banken toxische Papiere abkauft, bekommt die Hälfte der Summe vom Staat erstattet. So will Finanzminister Geithner den brachliegenden Markt wieder in Schwung bringen. Dass die mit Milliarden gestützten Banken das nun selbst nutzen wollen, dürfte Steuerzahler provozieren.


      Staatlich gestützte US-Banken spielen eine Teilnahme an dem Aufkaufprogramm der Regierung für toxische Wertpapiere durch - als Käufer. Dazu gehören Institute wie Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und JP Morgan.

      Ein solcher Schritt könnte allerdings eine Kontroverse auslösen, denn das bis zu 1000 Mrd. Dollar schwere Programm ist eigentlich aufgelegt worden, damit Banken risikobehaftete Papiere und Kredite verkaufen können - wobei die Regierung von Präsident Barack Obama kaufwilligen Investoren mit großzügigen Finanzierungen hilft.

      Topmanager der Wall-Street-Häuser argumentieren, Wertpapierkäufe durch Banken könnten dazu beitragen, dass der Markt für illiquide Aktiva wieder in Gang kommt und sich wieder Marktpreise für die Vermögenswerte bilden. Derzeit verkaufen die Institute nicht, weil potenzielle Interessenten nur sehr geringe Summen bieten. Das würde bei einem Verkauf neue Abschreibungen erfordern, die die ohnehin dünne Kapitalbasis der Banken weiter angreifen würden.

      Sollten die Preise auch durch die Käufe von Banken wieder klettern, würde auch der Anreiz für die Institute größer, Vermögenswerte zu verkaufen. Kritiker bemängeln, bislang motiviere das Programm Banken nicht zum Verkauf. Einige fordern, die Regierung solle die Institute zwingen, zu veräußern - im Rahmen der Stresstests, denen sie die 19 größten des Landes bis Ende April unterzieht.

      Es droht allerdings massive öffentliche Kritik, sollten sich Banken nun gegenseitig ihre toxischen Papiere verkaufen - und damit wieder von Staatshilfen profitieren, nachdem sie bereits Milliarden an Steuergeld erhalten haben. US-Politiker, aber auch die breite Bevölkerung sind ohnehin verärgert. Sie bemängeln, das Steuergeld werde verschwendet - zumal die betreffenden Institute weiter Boni in Millionenhöhe an ihre Mitarbeiter ausschütten. Die Auszahlung von Prämien beim einst weltgrößten Versicherer AIG löste kürzlich eine Protestwelle aus, die bis zu Morddrohungen an beteiligte Manager führte.

      Banken haben drei Optionen, toxische Aktiva zu kaufen: Sie können sich darum bewerben, einer von maximal fünf Fondsmanagern zu werden, die solche Papiere aufkaufen, sie können für Pakete fauler Kredite bieten, oder sie können sich in Fonds einkaufen, die andere Akteure gebildet haben. Das Regierungsprogramm erlaubt es den Banken nicht, ihre eigenen Papiere zu kaufen. Es ist aber zulässig, Wertpapiere und Kredite anderer Institute zu erwerben.

      "Das ist ein offenes Programm, das die Märkte in Gang bringen soll", sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums, fügte aber hinzu: "Die Bank und ihre Aufsichtsbehörde müssen klären, ob die Bank gesund genug ist, solche Aktiva zu kaufen."

      Gerade für die Citigroup könnte der Kauf von Wertpapieren schwierig sein: Die einst nach Marktkapitalisierung weltgrößte Bank hat Milliardenabschreibungen hinter sich; die US-Regierung ist dabei, im Zuge der jüngsten Rettungsaktion einen Anteil von 36 Prozent an dem Institut zu übernehmen. Citigroup wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Im Umfeld des Geldhauses hieß es, die Bank prüfe, ob sie als Verkäufer, Käufer oder Manager von Vermögenswerten an dem Programm teilnehme. Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen.

      Goldman Sachs und Morgan Stanley haben große Fondsmanagement-Arme, die sowohl von den Banken als auch am Markt Kapital aufnehmen. Beide Häuser haben angekündigt, in notleidende Aktiva investieren zu wollen. Sie gehören damit zu den wenigen Instituten, die als Fondsmanager überhaupt in Frage kämen: Kandidaten müssen bereits mindestens 10 Mrd. $ verwalten.

      Morgan-Stanley-Chef John Mack sagte diese Woche vor Mitarbeitern, die Bank überlege, eine der Firmen zu werden, "die diese Vermögenswerte kaufen und neu verpacken, damit unsere Kunden Zugang zu ihnen haben". Die Bank werde sich weiter darauf konzentrieren, in diesem Segment zu investieren. Goldman Sachs und Morgan Stanley wollten keinen Kommentar abgeben. Banker sagten aber, sie prüften den Kauf toxischer Papiere.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Bank…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 14:07:26
      Beitrag Nr. 2.874 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.914.624 von Maraho am 03.04.09 14:03:10Und hier der Kommentar aus der "FTD" dazu ...


      Toxische Papiere - Die Geister, die er rief
      von Tim Bartz (Frankfurt)

      Es klingt wie ein schlechter Witz: Da will US-Finanzminister Geithner den Banken den Müll aus den Bilanzen abnehmen, und was machen die Institute? Sie wollen genau diese Vermögenswerte kaufen. Scheint paradox, ist aber sinnvoll.


      Groß war der Aufschrei, als US-Finanzminister Timothy Geithner vor einigen Tagen die Grundzüge des neuen, maximal 1000 Mrd. $ teuren Hilfsprogramms der Regierung für die Banken des Landes vorstellte. Zwar schnellten die Börsen weltweit nach oben. Dass aber der Staat Hedge-Fonds und anderen Spekulanten den Kauf toxischer Wertpapiere mit Milliardenkrediten und der Übernahme möglicher Verluste aus deren Weiterverkauf schmackhaft machen will, kam nicht gut an.

      Wieso soll der Steuerzahler Heuschrecken Geld geben und Verluste tragen, wenn die die Risikopapiere nicht am Markt verkauft bekommen oder nur zu heftigen Abschlägen? Dass Geithner immerhin ein marktwirtschaftliches Instrument - die Schaffung von Angebot und Nachfrage - als Teil der Reinigung der Bankbilanzen vorgeschlagen hat, wurde leicht übersehen.

      Jetzt dräut erneut Ärger. Banken wie Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und JPMorgan Chase - allesamt Empfänger riesiger Kapitalspritzen des Staates - haben nach Informationen der Financial Times gar kein Interesse daran, ihre Risikopapiere zu verkaufen. Sie wollen die Problemaktiva stattdessen lieber kaufen und anschließend mit Gewinn wieder losschlagen. Das können sie, weil sie als große Vermögensverwalter über die nötige Expertise und kritische Masse im Markt verfügen. Die Regierung braucht vier bis fünf Asset Manager, die Ahnung haben von toxischen Wertpapieren, deren Verwaltung und Verwertung.

      Ein Treppenwitz zwar, dass es unter anderem diese Banken sind, die das Chaos an den Märkten heraufbeschworen haben, indem sie über Jahre in Risikopapiere dieser Art investiert haben. Andererseits: Um jemals wieder einen halbwegs vernünftigen Markt und damit auch Marktpreis erzielen zu können, braucht es Akteure, die etwas davon verstehen.

      Das Kalkül der Banken ist klar: Sie kaufen dank Staatshilfe toxische Papiere zu einem bestimmten Preis, bringen den Handel wieder in Schwung und hoffen darauf, den Schrott später zu einem höheren Preis weiterverkaufen zu können. Dann sinkt der Zwang, die Bestände, auf denen sie selbst noch sitzen, abzuwerten.

      Der Staat wiederum muss hoffen, dass das Spiel aufgeht, damit er am Gewinn teilhaben kann und weniger Steuergelder verbrennt als befürchtet. Er muss dabei vor allem eines beachten: Die Banken, die sich jetzt selbst als Käufer ins Spiel bringen, müssen nachweisen können, dass ihr Potenzial an Giftmüll nicht noch immer so groß ist, dass sie womöglich erneut Staatsgeld brauchen, wenn das Geithner-Projekt scheitert.

      Die Regierung hat die Gelegenheit dazu. Noch bis Ende April laufen die Stresstests, mit denen sie 19 große amerikanische Banken auf Herz, Nieren und Überlebensfähigkeit prüft. Wer den Test besteht, also kein weiteres Staatsgeld braucht, sollte die Chance bekommen, toxische Papiere zu kaufen.

      Er wird das nicht zu überhöhten Preisen tun in der Annahme, der Staat trage schon fast alle Verluste. Schließlich wollen die Banken die Papiere mit Gewinn weiterverkaufen und potenzielle Interessenten nicht abschrecken. Zu billig werden sie die Papiere aber auch nicht kaufen, weil der Marktpreis, der dann entsteht, womöglich so niedrig ist, dass sie in Gefahr geraten, ihre eigenen toxischen Restbestände abwerten zu müssen.

      Auf diese Weise könnte sich ein Gleichgewichtspreis herausbilden, der dreierlei sicherstellt: Der Markt wird wiederbelebt, die jetzigen Käufer haben die Chance, mit Gewinn zu verkaufen, und der Abwertungszwang für alle anderen bleibt moderat. Dass Geithner und den Banken öffentliche Schelte droht, weil der Eindruck entstehen könnte, der Bock würde zum Gärtner gemacht, müssen alle Beteiligten aushalten. Den Versuch ist es wert.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Kommentar-Toxische-Pap…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 14:10:59
      Beitrag Nr. 2.875 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.912.297 von Dorfrichter am 03.04.09 09:49:34Etwas weiteres dazu ...

      Einig im Weiter so
      Florian Rötzer

      Der G20-Gipfel überdeckte die Konflikte, machte aber deutlich, dass alles daran gesetzt wird, möglichst wenig zu verändern, höchstens ein wenig mehr zu kontrollieren

      Da sitzen einige der Regierungschefs der mächtigsten Länder zusammen, um einen Aktionsplan zur Rettung der Weltwirtschaft zu beschließen, und schon steigen die Börsenkurse. Die Botschaft ist alles, der Markt irrational, der homo oeconomicus ein vertrauensseliges Herdentier, das aber ebenso schnell wieder alle Hoffnung fahren lässt, wenn es morgen – oder am Montag – noch nicht besser geworden ist und man schon mal wieder kleine Gewinne mitnehmen kann.

      Geschafft haben die Regierungschefs auf dem G20-Gipfel immerhin, zwar keine weiteren gigantischen Konjunkturprogramme anzukündigen, aber doch einmal wieder medial die Botschaft zu verbreiten, dass viel gemacht wird und große Summen bewegt werden. Da seit einiger Zeit Milliarden - selbst dreistellig - zu gewöhnlichen Beträgen wurden, die zwar niemand nachvollziehen kann, unter denen aber keine Aufmerksamkeit mehr erzielt werden kann, wurde eine Summe vereinbart, die die derzeit symbolische Schwelle von einer Billion überschreitet. Mit 1,1 Billion Dollar für den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank will man erneut der Weltwirtschaft und vor allem strauchelnden Staaten unter die Arme greifen und hat natürlich damit das weltgeschichtlich größte Rettungspaket geschnürt, so dass sich die G20-Regierungschefs darin sonnen können.

      Alles ist darauf ausgerichtet, wieder Wachstum zu erzeugen. Verkauft wird das auch mit dem beschleunigten Übergang zu einer "grünen Wirtschaft". Es sollen Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen und erhalten werden, heißt es im Abschlussdokument, wozu bis Ende des nächsten Jahres fiskalische Maßnahmen in Höhe von 5 Billionen Dollar eingesetzt werden. Beschworen wird, dass man zusammen das Notwendige machen wird, weswegen das Wirtschaftswachstum auch wieder früher einsetzen werde. Natürlich kaschiert das Abschlussdokument auch die Konfliktpunkte, über die keine Einigung erzielt werden konnte (Wir sind uns darin einig, dass wir uneinig sind).

      Ob das zwanghafte Festhalten am Wirtschaftswachstum überhaupt eine langfristige Perspektive sein kann, daran wurde kein Gedanke verschwendet. Die Devise heißt "Weiter so", nur ein wenig regulierter und mit weniger Schlupflöchern ("Das Zeitalter des Bankgeheimnisses ist vorbei") – und mit der Hoffnung, dass die Gelder, die in den Markt gepumpt wurden, schon irgendwie wieder mit dem künftigen Wirtschaftswachstum bezahlt werden, oder auch mit der Gewissheit, dann, wenn die Folgen der historischen Beschlüsse bezahlt werden müssen, schon abgetreten zu sein. Die Regierungschefs feiern sich, weil sie schöne Aussichten vereinbart und viel Geld, das ihnen nicht gehört, eingesetzt haben. Regierungsvertreter verantworten meist noch weniger als Finanz- oder Wirtschaftsmanager die Folgen ihres Tuns, allerdings sind ihre Mali meist auch wesentlich geringer, wenn sie nicht nach dem Regierungsamt schnell wie Schröder und Co. in die Wirtschaft wechseln. Von einer "neuen Weltordnung", wie dies der britische Regierungschef als Ergebnis des Londoner Gipfels ankündigte, kann man wohl in dieser Hinsicht kaum sprechen.

      Da das Geld oder das Kapital aber die Welt regiert, ist man allerdings vielleicht einen kleinen Schritt weiter in Richtung einer weltweiten Ordnung, eher: Kooperation, gekommen, was sich langfristig auch politisch niederschlagen könnte – zumal derzeit nach dem Abgang von Bush wieder einmal eine Phase erreicht wurde, in der ein Fortschritt der globalen Institutionen bewirkt werden könnte. Mit Obama scheint eine neue Offenheit möglich zu sein. Das freilich kann auch schnell durch falsche Schritte wieder verschlossen werden. Immerhin wurde auch angesprochen, dass die Finanzkrise die armen Länder wieder einmal am meisten treffen könnte und dass man aus der Krise eine "faire" Weltwirtschaft anstreben wolle. Die angekündigten Mittel für die armen Länder sind allerdings relativ wenig, die Maßnahmen nicht sonderlich konkret.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30069/1.html
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      schrieb am 03.04.09 14:23:25
      Beitrag Nr. 2.876 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.914.692 von Maraho am 03.04.09 14:10:59G20-Analyse
      "Die Befreiung vom destruktiven Finanzkapitalismus ist misslungen"
      Von Friedhelm Hengsbach

      Die Chance für den nötigen Neustart des Finanzkapitalismus wurde auf dem G20-Gipfel verpasst. Das schreibt Wirtschaftsethiker Friedhelm Hengsbach in einem Kommentar für manager-magazin.de. Grund ist die verengte Sicht der Staatslenker: Alle vergleichen die Krise mit den 30er Jahren, aber niemand denkt an die Chancen von 1944, 1948 oder 1989.


      Die Regierungen der G20 haben in London ein markantes Signal gegeben: Die Zeit ist vorbei, da die Welt auf die Selbstheilungskräfte der Finanzmärkte und Finanzunternehmen vertrauen kann. Wir brauchen einen politischen Bauplan.

      Bemerkenswerte Ecksteine dazu sind jetzt von den nationalen Staatslenkern zusammengetragen worden:

      - Alle Finanzgeschäfte, alle Finanzunternehmen und alle Finanzplätze werden einer öffentlichen Aufsicht und Kontrolle unterstellt. Das gilt auch für hochspekulative Hedgefonds und für Ratingagenturen.
      Bedeutende Investmentgesellschaften müssen sich registrieren lassen und über ihre Geschäftspolitik informieren.

      - Steueroasen werden öffentlich geächtet, eine schwarze Liste nicht kooperationsbereiter Staaten veröffentlicht die OECD.

      - Banken sollen in guten Zeiten Reserven bilden, um für Krisenzeiten gerüstet zu sein.
      Vergütungen für Manager sollen sich an langfristigen Perspektiven orientieren.

      - Die Rolle einer internationalen Frühwarnanlage und eines Überwachungsgremiums ist dem bisherigen Forum für Finanzstabilität zugewiesen. Seine Kompetenzen werden erweitert, Vertreter der Schwellenländer in das neue Gremium aufgenommen.

      Damit ist die Liste der Reparaturen, mit deren Hilfe die Schäden der Finanzkrise aufgefangen werden, bereits beendet. Vermutlich sollte der IWF ebenfalls dieser Liste zugehören.

      Aber eine solche Zuordnung finde ich problematisch, weil er mit einem gigantischen Kreditpotenzial aufgebläht worden ist, das die Funktion eines flächendeckenden Konjunkturprogramms für den weltwirtschaftlichen Süden erfüllen soll. Folglich wird er mit einer beispiellosen Geldschwemme arme Entwicklungsländer und Schwellenländer überfluten, damit sie den Kampf gegen die Armut bestehen. Mexiko hat sich bereits für einen solchen Kredit angemeldet.

      Die Aufwertung des IWF wirkt paradox, zumal er in der Vergangenheit den engen Schulterschluss zur Wall Street und zum US-Finanzministerium gepflegt, Schuldnerländer mit marktradikalen Auflagen drangsaliert und sich bei der Bewältigung der Asien-Krise nicht bewährt hat.

      Grundlegende Renovierungsarbeiten haben die G20 nicht angepackt. Die realwirtschaftlichen und monetären Spannungen zwischen den peripheren und zentralen Ländern der Euro- oder der Dollar-Zone sind weder durch eine Anpassung von Wechselkursen noch durch Finanztransfers aufgelöst worden, ebenso wenig die globalen Ungleichgewichte zwischen den Ländern mit strukturellen Leistungsbilanzüberschüssen und -defiziten. Das Entstehen eines multilateralen Währungsregimes war nicht im Blick, Chinas Forderung nach einer anderen Leitwährung fand keine Resonanz. Auch die prozyklisch wirkende Zeitwertbilanzierung der Finanzunternehmen wurde nicht infrage gestellt.

      Strittig geblieben sind auch die Rolle und das Gewicht realwirtschaftlicher Impulse. Dabei hätten staatliche Konjunkturprogramme aus zwei Gründen nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen. Die sogenannten Konjunkturpakete haben nämlich bisher weder die unteren Einkommensschichten erreicht noch auf jenen im Vorjahr beschworenen gefährlichen Klimawandel angemessen reagiert. Solange private Banken die Kreditbremse ziehen, könnten öffentliche Investitionen, denen private Investoren folgen, Arbeitsplätze schaffen und Arbeitseinkommen sichern, die tariflich vereinbart werden. So könnten die Abwärtsspirale prekärer Arbeitsverhältnisse und wachsender Armutsrisiken gestoppt und die Schieflage der Einkommens- und Vermögensverteilung rückgängig gemacht werden. Neben einem ehrgeizigen ökologischen Umbau der Verkehrssysteme, der Energiegewinnung und der Ernährungsweisen würde die Arbeit an den Menschen im Bildungs- und Gesundheitsbereich zugleich die riskante Export- und Industrielastigkeit der deutschen Wirtschaft abfedern.

      Ein politischer Neustart hätte anders ausgesehen

      Ein politischer Neustart jenseits des Finanzkapitalismus, der das monetäre und realwirtschaftliche Desaster verursacht hat, hätte anders ausgesehen. Da die Bundeskanzlerin wiederholt davon spricht, dass die Krise auch eine Chance sei, wäre es angebracht, neben dem Referenzjahr der Krise 1931, Referenzjahre ergriffener Chancen in den Blick zu nehmen, nämlich 1944, als das Bretton-Woods-Währungssystem entstand, oder 1948, da die neue Währung der D-Mark eingeführt wurde, oder 1989, da der Traum einer Versöhnung von Kapitalismus und Demokratie eine friedliche Revolution auslöste, die den Deutschen die Einigung brachte. Die Befreiung vom destruktiven Finanzkapitalismus würde Reformen auslösen, die folgendes Profil hätten:

      Die zügellosen subjektiven Erwartungen einer Minderheit, die allein von ihren Vermögenserträgen leben kann, auf steigende Vermögenspreise sowie die unbegrenzte Kreditschöpfungsmacht des Bankensystems haben eine spekulative Blase ausgelöst, die sich mehr und mehr vom realwirtschaftlichen Produktionspotenzial abgelöst hat. Auf diese reale Grundlage muss sie wieder zurückgedrängt werden. Aber die Rettungspakete, die geschnürt werden, sind eine Einladung an die Banken, schon bald jene Kreditschwemme zu wiederholen. Folglich müsste die Vergabe von Krediten gespalten werden, je nachdem ob sie für spekulative Finanzanlagen oder für reale Investitionen verwendet werden.

      Die Rückkehr zu einem kooperativen, demokratiefähigen Kapitalismus wäre ein echter Neustart, wie ihn beispielsweise das Ahlener Programm der CDU der britischen Besatzungszone 1948 skizziert hat. Er wäre auch die notwendige Korrektur an einem Kapitalismus, der sich zwar nach dem Fall der Mauer als die einzige siegreiche Wirtschaftsform darstellt, aber nach dem Urteil des polnischen Papstes Woytila wegen seiner menschlichen Defizite den Transformations- und Entwicklungsländern nicht empfohlen werden kann.

      Michel Albert hat den kooperativen, demokratiefähigen Kapitalismus als "Rheinischen Kapitalismus" durch vier Merkmale charakterisiert: Erstens eine starke personelle und finanzielle Verflechtung von Banken und Unternehmen, zweitens ein verständigungsorientiertes Zusammenspiel von staatlichen Organen, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Bewegungen, drittens ein Interessenausgleich im Unternehmen, der alle, die sich darin engagieren, nämlich Belegschaften, Kapitalgeber und kommunale beziehungsweise staatliche Organe einschließt, und viertens eine solidarische, umlagefinanzierte Absicherung gesellschaftlicher Risiken.

      Die Stellgröße eines Neustarts jenseits des Finanzkapitalismus ist die Option für ein makroökonomisches, politisches Regime - eine aktive Beschäftigungspolitik, eine beschäftigungsorientierte Geldpolitik, eine produktivitätsbezogene Einkommens- und Lohnpolitik sowie eine Finanzpolitik, die alle Einkommensbezieher und Vermögenseigentümer nach der Leistungsfähigkeit besteuert. Indem die Schranken gegen eine Vermarktung der Arbeit, nämlich das individuelle Arbeitsrecht und die Tarifautonomie gefestigt werden, lässt sich eine ausgewogene, tendenziell gleichmäßige Verteilung der wirtschaftlichen Wertschöpfung erzielen und die gesellschaftliche Kohäsion wiederherstellen.

      Nicht die bloße Reparatur von Krisenschäden, sondern ein Neustart jenseits des Finanzkapitalismus scheint mir die angemessene Antwort auf die dreifache monetäre, soziale und ökologische Krise zu sein.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
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      Avatar
      schrieb am 03.04.09 14:28:30
      Beitrag Nr. 2.877 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.914.807 von Maraho am 03.04.09 14:23:25Und noch etwas aus dem "m-m" ...

      Dax-Geflüster
      Wenn das Geld frisch aus der Presse kommt
      Von Christoph Rottwilm

      Während des G20-Gipfels ließen sich die Regierungschefs wie Heilsbringer feiern. Doch weder sie noch die für die Krise verantwortlichen Banker müssen die Billionen-Dollar-Hilfen bezahlen, sondern die Steuerzahler und Sparer. Neben aktuell niedrigen Zinsen drohen künftig Steuererhöhungen und Inflation. Anleger sind in der Falle.


      Fünf Billionen Dollar. Auf diese Zahl bezifferte der britische Premier Gordon Brown während des G20-Gipfels in London die gesamten Konjunkturhilfen weltweit bis Ende kommenden Jahres. Die gewaltige Summe ging bei all den ambitionierten Ankündigungen zur Regulierung der Finanzmärkte, zur Aufsicht von Hedgefonds, zur Deckelung von Managergehältern und zur Austrocknung von Steueroasen fast unter.

      5.000.000.000.000 Dollar. "Wir haben es mit einer nie dagewesenen Geldzufuhr zu tun", sagte Brown. "Die G20 setzen das größte Konjunkturprogramm um, das die Welt je gesehen hat." Allein die zusätzlichen Hilfen, mit denen nach dem Beschluss der Mächtigen an der Themse (...mehr) die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) den ärmeren Ländern unter die Arme greifen sollen, beziffern sich auf insgesamt 1,1 Billionen Dollar.

      London bestätigt daher: Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise wird nach wie vor mehr und mehr Geld eingesetzt. Wohin das führen kann, wissen Ökonomen nur allzu gut: Die Staaten verschulden sich und wälzen diese Last früher oder später auf ihre Bürger ab. Die sind es schließlich, die eigentlich das Geld haben. Es folgen Steuererhöhungen und - eine vielfach unterschätzte Gefahr: die Rückkehr der Inflation.

      Schon jetzt zeigt sich, wie die Krise das Vermögen von Millionen Sparern und Anlegern belastet. An den Aktienmärkten etwa sind Dax und Dow Jones seit den Hochs 2007 und 2008 um fast 50 Prozent eingebrochen. Bei Kapitallebensversicherungen sieht es nicht besser aus. Laut einer Studie bringen sie 2009 zum achten Mal in Folge weniger als im Jahr zuvor (...mehr). Die Ankündigung namhafter Versicherer wie der Ergo, künftig noch weniger zu zahlen, lässt erwarten, dass der Trend anhalten wird.

      Ähnliches gilt für offene Immobilienfonds. Tausende Anleger sitzen darin zurzeit fest, weil die Anbieter die Rückgabe der Anteile vorübergehend gestoppt haben. Wenn die Fonds wieder öffnen, stehen den Beteiligten wahrscheinlich unangenehme Überraschungen ins Haus. Denn die Portfolios müssen wegen weltweit abrutschender Immobilienmärkte früher oder später abgewertet werden.

      Und schließlich die festverzinslichen Anlagen: Der Run der Anleger auf sichere Werte hat die Renditen von Staatspapieren schon auf Rekordtiefs gedrückt. Zehnjährige Bundesanleihen etwa bringen zurzeit weniger als 3 Prozent, beim US-Pendant, den Treasuries, sind es noch 0,2 Prozentpunkte weniger. Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken - zuletzt senkte die EZB am Donnerstag ihren Leitzins auf historisch niedrige 1,25 Prozent - hat zudem dazu geführt, dass auch die Angebote von Banken und Sparkassen kaum noch reizen.

      Alles kein Problem, könnte man jetzt sagen. Der Ölpreis ist gesunken, die Inflation zurückgegangen. Angesichts der schwachen Konjunktur macht man sich in Berlin und bei der EZB in Frankfurt zurzeit mehr Sorgen um eine drohende Deflation, als um einen übermäßigen Anstieg der Preise. Bei Inflationssraten von zuletzt nur noch rund einem Prozent jedenfalls bleibt auch von einer niedrigen Nominalverzinsung real noch einiges übrig.

      Aber Vorsicht: Die Inflation mag momentan vielleicht kein Thema sein. Künftig, da sind sich viele Experten einig, wird sie es dafür umso mehr. Manch einer - beispielsweise der Londoner Chefvolkswirt von Morgan Stanley, Joachim Fels - spricht gar von einer möglichen Rückkehr der Hyperinflation, mit Geldentwertungsraten von 50 Prozent und mehr.

      Hintergrund solcher Spekulationen ist die enorme Ausweitung der weltweiten Geldmenge, von der auch Premier Brown am Donnerstag sprach. Rund um den Globus versuchen die Staaten - John Maynard Keynes lässt grüßen -, die Rezession mit gewaltigen Konjunkturpaketen zu bremsen. In angelsächsischen Ländern sowie in Fernost mag eine andere Auffassung über den nötigen Umfang solcher Hilfen herrschen als etwa in Kontinentaleuropa.

      Eines ist aber überall gleich: Die Billionensummen, die für die Hilfen auf der Rechnung stehen, werden vielfach mit Dollar-, Pfund- oder Euro-Noten beglichen, die frisch aus der Druckerpresse kommen. Gleichzeitig machen sich die Notenbanken zum Billigheimer und überschwemmen die Märkte ebenfalls mit Geld.

      Die meisten Experten sind sich einig, dass die Maßnahmen früher oder später auch wirken werden. Die Finanzmärkte werden sich beruhigen, die Wirtschaft wieder anspringen.

      Das Problem: Nimmt am Ende einer Rezession die Konsumnachfrage zu, bevor der Produktionsmotor hochfährt, lässt die große Geldmenge die Preise steigen, das steht in jedem Lehrbuch.

      Auf diese Weise werden Inflationen geboren - die sich danach spiralförmig verschärfen können.

      Ein probates Mittel dagegen wäre, den Geldhahn im richtigen Moment wieder zuzudrehen. Die Krux ist jedoch: Genau daran ist vielen Staaten gar nicht gelegen. Denn die enorme Verschuldung, die auf den Etats dann immer noch lastet, lässt sich durch eine Geldentwertung bequem verringern (der Fachmann spricht vom "Weginflationieren").

      Nicht genug damit also, dass sich Anleger und Sparer derzeit mit Minirenditen begnügen müssen.

      Auch künftig wird von dem, was der Kapitalmarkt abwirft, real nicht allzu viel übrig bleiben. Hinzu kommen wohl Steuererhöhungen, mit denen die Staatenlenker ebenfalls versuchen dürften, ihre Defizite in den Griff zu bekommen.

      Auf dem G20-Gipfel hatten solche düsteren Aussichten keinen Platz. Auch dem großen Verfechter staatlicher Konjunkturprogramme, dem britischen Ökonom Keynes, selbst, dürften sie einerlei gewesen sein ("In the long run we are all dead").

      Den Anlegern dagegen lassen sie vor allem zwei Alternativen: Entweder sie erhöhen das Risiko ihrer Investments und erhalten so die Chance auf höhere Renditen. Oder sie flüchten in Sachwerte wie zum Beispiel Immobilien (...mehr), die - ein Blick ins Lehrbuch hilft auch hier - keinen nominal fixierten Wert haben und daher inflationsgeschützt sind. Jedenfalls theoretisch.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,616986,…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 14:34:13
      Beitrag Nr. 2.878 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.811.025 von Maraho am 20.03.09 12:51:49Noch dies ...

      Bundesrat billigt Banken-Enteignungsgesetz

      Berlin (dpa) - Der Bundesrat hat das Banken-Enteignungsgesetz gebilligt. Die Länderkammer verzichtete auf ein Vermittlungsverfahren. Damit kann die ums Überleben kämpfende Bank Hypo Real Estate zwangsverstaatlicht werden. Grünes Licht gaben die Länder auch für die Wiedereinführung der alten Pendlerpauschale ab dem ersten Kilometer. Sie wird von den Finanzämtern bereits rückwirkend ausgezahlt.

      © Die Welt
      erschienen am 03.04.2009 um 12:07 Uhr

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 18:43:33
      Beitrag Nr. 2.879 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.215 von Maraho am 02.04.09 19:37:52Guten Abend zusammen,
      ich hoffe, daß ihr einen angenehmen Tag hattet. Der Freitag hat es ja immer in sich. Obwohl, bei dem Wetter ...

      Nichtsdestotrotz ...
      ... solche Schlagzeilen kommen bei uns auch bald.

      US-Jobmarkt steuert auf Katastrophe zu

      Die Arbeitslosenquote in den USA ist auf den höchsten Stand seit 25 Jahren gestiegen. Im März verlor die größte Volkswirtschaft der Welt durch die schwere Konjunkturkrise 663.000 weitere Jobs. Experten befürchten katastrophale Auswirkungen auf den Konsum. Damit könnte die Rezession noch lange andauern.


      HB WASHINGTON. Der Jobabbau in den USA hat sich im März überraschend kräftig beschleunigt. Insgesamt fielen 663 000 Jobs weg, wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Im Vormonat war der Stellenabbau mit 651 000 niedriger ausgefallen.

      Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten für März nur ein Minus um 650 000 erwartet. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 8,5 Prozent das höchste Niveau seit 1983. "Dieser Bericht wird die Verbraucher bis ins Mark erschüttern, und wenn sie ihr Geld nicht ausgeben, könnte die Rezession noch das ganze Jahr andauern", sagte Chris Rupkey von der Bank of Tokyo UFJ. -Mitsubishi Er sieht die düstersten Konjunkturprognosen durch diesen Bericht bestätigt. "Wir könnten schon bald alle auf Lebensmittelmarken angewiesen sein, wenn die Firmen den Jobabbau nicht drosseln."

      "Der Anstieg der Arbeitslosenquote ist noch nicht vorbei und der Zuwachs im März wird nicht der letzte gewesen sein", sagte der US-Chefökonom der Regionalbank PNC der Wirtschaftsagentur Bloomberg. "Angesichts wegfallender Stellen und anhaltendem Druck auf Gehälter bleiben die Verbraucherausgaben schwach."

      Auch nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist in den USA noch kein Ende der schrecklichen Nachrichten vom Arbeitsmarkt zu erkennen. Der annualisierte Rückgang des Arbeitsvolumens im ersten Quartal übertreffe noch den Rückgang im Schlußquartal 2008, heißt es in einer Studie. Daher sei zu befürchten, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal abermals deutlich geschrumpft ist. Gegen Ende des Jahres sollte die US-Wirtschaft die Rezession aber überwinden. Gründe seien die expansive Geld- und Fiskalpolitik zusammen mit der Entlastung aus niedrigeren Energiepreisen. An Wirtschaftsindikatoren könne man diese Prognose aber (noch) nicht festmachen. Die aktuelle Lage sei nach wie vor denkbar düster.

      Die fortgesetzte Verschlechterung des US-Arbeitsmarktes belastet nach Einschätzung der Commerzbank die Kaufkraft der privaten Verbraucher. "Zum einen velieren viele Menschen ihre Jobs, zum anderen wird sich der Lohnzuwachs in den nächsten Monaten weiter abschwächen", heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Die Konsumenten seien vorerst damit beschäftigt, ihre Verschuldung abzubauen. Außerdem hätten sie in den letzten Quartalen massive Vermögensverluste erlitten. All das spreche für eine steigende Sparquote. Viel Geld für zusätzlichen Konsum bleibe da nicht übrig. Im März sei die Beschäftigung weiter eingebrochen. Somit habe der Arbeitsmarktbericht die erwartet schlechten Nachrichten gebracht.

      Vorsichtig positiv beurteilten Ökonomen, dass sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit im März nicht noch weiter beschleunigte. Auch entsprachen die Zahlen in etwa den Erwartungen. Im Februar hatte die Arbeitslosenquote noch bei 8,1 Prozent gelegen.

      Im März fielen die meisten Stellen im Service-Sektor weg. Hier wurden 358 000 Jobs gestrichen. In der Industrie waren es 169 000 weniger Stellen. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist entscheidend für die Konsumausgaben, die wiederum rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA ausmachen.

      Seit Beginn der Rezession Ende 2007 sind bereits mehr als fünf Mio. Jobs in den Vereinigten Staaten weggefallen, ungefähr zwei Drittel davon in den vergangenen fünf Monaten. Besonders düster war die Lage im Januar: Nach revidierten Daten verloren 741 000 Amerikaner ihren Job.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/u…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 18:56:30
      Beitrag Nr. 2.880 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.853.056 von Maraho am 26.03.09 13:17:35Etwas hierzu ...

      Dollar unter Beschuss
      Dossier Shoppen beim Staat

      Washington muss sich in diesem Jahr darauf einstellen, dass ihr die Zentralbanken der Welt erheblich weniger neue US-Staatspapiere abkaufen. Die US-Bürger sollen in die Bresche springen.


      "Der Großteil des Budgetdefizits der USA muss 2009 zu Hause finanziert werden", schreibt Brad Setser, Forscher am US-Think Tank Council on Foreign Relations. Diesen Schluss legten neueste Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) nahe, wonach die weltweiten Dollar-Reserven seit Sommer 2008 erstmals in diesem Jahrzehnt geschrumpft sind.

      So reduzierten die Notenbanken ihre Dollar-Bestände im vierten Quartal 2008 geschätzt um rund 130 Mrd. $ im Vergleich zum Vorquartal. Im vergangenen Sommer - noch vor Verschärfung der Finanzkrise - hatte es erstmals seit 1999 ein Minus gegeben. Damals hatte es sich aber auf gerademal 5 Mrd. $ belaufen.

      Der Rückgang der weltweiten Devisenreserven hat sich in den Monaten nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers drastisch verschärft. In der ersten Hälfte des Jahrzehnts waren die Währungsvorräte in den Schwellenländern noch kräftig gewachsen.

      Viele Ökonomen sehen darin eine wichtige Ursache für die globalen Ungleichgewichte und damit auch für die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. China etwa hatte bis zum Sommer Wertpapiere in Dollar für geschätzt mehr als 2000 Mrd. $ angehäuft, was den Kreditboom in den großen Industrieländern, besonders in den USA, kräftig anheizte.

      Für dieses Jahr sorgen sich viele Ökonomen, ob die US-Regierung ausreichend Anleger in den USA dafür interessieren kann, neue Staatspapiere zu kaufen. Denn vor allem die Amerikaner müssten die wegbrechende Nachfrage ausländischer Notenbanken wettmachen. Allein in den nächsten sechs Monaten dürfte Washington Schätzungen von Goldman-Sachs-Ökonomen zufolge neue Papiere im Umfang von 1700 Mrd. $ auf den Markt bringen. Damit würde die Bruttoschuldenaufnahme im Finanzjahr, das im September endet, auf gigantische 3250 Mrd. $ steigen.

      Die Hoffnungen ruhen nun auf den amerikanischen Verbrauchern sowie der US-Notenbank. "Die Haushalte steigern gerade kräftig ihre Sparquote", sagte Ed McKelvey, Ökonom bei Goldman Sachs.

      Zudem hielten sie derzeit mit einem Prozent einen historisch niedrigen Anteil an Staatspapieren. Üblich seien früher dreieinhalb Prozent gewesen. "Wenn diese Lücke auch nur um einen Prozentpunkt geschlossen wird, würden dem Schatzamt 400 Mrd. $ zufließen."

      Auch die US-Notenbanker kehrten mit ihren verstärkten Bondkäufen eher zu alten Geflogenheiten zurück. Anfang 2007 standen sie noch für 17,5 Prozent des Marktes für US-Staatsanleihen. Derzeit macht ihr Anteil an dem Markt noch 7,5 Prozent aus. Die Notenbanker hatten vergangene Woche ein Programm begonnen, mit dem sie binnen sechs Monaten US-Staatsanleihen für 300 Mrd. $ erwerben können.

      Ganz auf ausländische Bondkäufer brauchen die USA aber nicht zu verzichten. Auch McKelvey erwartet, dass angesichts der Unsicherheiten im Finanzsystem ausländische Investoren und Geldmarktfonds weiter US-Staatsanleihen kaufen dürften.

      Selbst bei den Notenbanken deutet derzeit wenig darauf hin, dass sie gezielt aus dem Dollar flüchten. Vielmehr reduzierten sie ihre Bestände fast gleichmäßig in allen Währungen, geht aus den IWF-Daten hervor. So sanken die Devisenreserven im vierten Quartal um insgesamt 180 Mrd. $. Bemerkenswert ist, dass der relative Anteil der US-Währung an den weltweiten Währungsvorräten mit 64 Prozent nahezu auf dem Niveau von Ende 2007 lag.

      Auch in China dürfte der Anteil des Greenbacks mit 65 Prozent bis zuletzt konstant geblieben sein, schätzt der Ökonom Setser vom Council on Foreign Relations. China gehört zu den wenigen Ländern, die die Zusammensetzung ihrer Devisenreserven verheimlichen.

      Für den rapiden Reserveschwund macht Dorothea Huttanus, Chefdevisenanalystin bei der DZ-Bank, gleich mehrere Gründe aus: So hätten in einigen Ländern die Währungshüter ausländische Devisen eingesetzt, um ihre heimischen Währungen zu stützen.

      Hinzu kommt, dass der Welthandel seit August 2008 um mehr als ein Fünftel eingebrochen ist, was es vielen Exportnationen erschwert, überhaupt noch Ausfuhrüberschüsse zu erzielen. Verschärft wurde der Rückgang der Devisenreserven auch dadurch, dass ausländische Investoren im vergangenen Herbst Kapital in großem Umfang aus Schwellenländern abzogen.

      Quelle: Aus der FTD vom 03.04.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 19:00:53
      Beitrag Nr. 2.881 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.407 von Maraho am 03.04.09 06:06:15Die Ernüchterung setzt ein ...

      G20-Beschlüsse
      Gipfel der Versprechungen
      von Kai Beller (Berlin)

      1100 Mrd. $ für die Weltwirtschaft: Die auf dem G20-Gipfel vereinbarte Summe ist gewaltig. Doch ob sie wirklich fließt, ließen die Staats- und Regierungschefs offen. FTD.de wirft einen kritischen Blick auf die gigantische Spende.


      Der G20-Gipfel hat große Erwartungen geweckt. Doch aus den Versprechungen müssen erst noch Taten werden. "Für die ärmsten Länder ist das entscheidend. Die Welt wird darauf achten", sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon. Sie seien auf die zugesagten Finanzmittel für den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank angewiesen.

      Die nächsten Monaten werden zeigen, ob aus London mehr als ein Lippenbekenntnis wird. Ftd.de zeigt, woher die Milliarden kommen, und wie sie verteilt werden sollen.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/international/:G20-Beschl%FCsse-Gi…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 19:11:20
      Beitrag Nr. 2.882 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.818.618 von Maraho am 21.03.09 20:22:01Damit auch das abgegessen ist ...


      TROTZ STAATSHILFE
      Millionen-Boni bei Fannie Mae und Freddie Mac

      Neuer Fall von Millionen-Boni in den USA: Die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac wollen laut "Wall Street Journal" rund 210 Millionen Dollar an Mitarbeiter auszahlen. Beide Unternehmen wurden mit Staatsmitteln vor dem Zusammenbruch gerettet.


      Washington - In den USA droht ein neuer Skandal um Manager-Boni: Das "Wall Street Journal" zitiert am Freitag aus einem Brief des für Fannie Mae und Freddie Mac zuständigen Regulierers an einen US-Senator. Demnach wollen die Immobilienfinanzierer 210 Millionen Dollar an Sonderzahlungen ausschütten, der höchste Einzelbonus liege bei 1,5 Millionen Dollar.

      Im März hatten Millionen-Boni für Manager des angeschlagenen US-Versicherers AIG wütende Proteste ausgelöst. Unter dem Druck der Öffentlichkeit gaben einige Manager das Geld zurück.

      Die Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac erlitten 2008 zusammen enorme Verluste von rund 108 Milliarden Dollar. Sie stehen hinter etwa jedem zweiten US-Immobilienkredit. Um einen völligen Kollaps am Häusermarkt zu verhindern, übernahm der Staat im vergangenen September die Kontrolle. Er stützt die Institute seither mit Milliardenhilfen. Mitte März hatte Freddie Mac weitere 30 Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket beansprucht und den Bedarf mit Verlusten in Höhe von 23,9 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2008 begründet.

      Die Gelder an die Mitarbeiter sollen als sogenannte "Halteprämien" überwiegend bis ins kommende Jahr hinein gezahlt werden, berichtet die Zeitung weiter. Knapp ein Viertel der Summe sei bereits geflossen.

      Der Regulierer bezeichnet die "Halteprämien" demnach als notwendig, um wichtige Mitarbeiter nicht zu verlieren. Bei Fannie Mae sollen 60 Prozent der Beschäftigten laut dem Bericht einen Bonus erhalten, beim etwas kleineren Finanzierer Freddie Mac sind es sogar etwa 80 Prozent.

      Schon vor der jetzigen Veröffentlichung der Details zu den Prämien hatten erste Spekulationen in den vergangenen Wochen für Aufregung gesorgt. Der Vorsitzende des Finanzausschusses im Repräsentantenhaus, Barney Frank, hatte den Regulierer zum Stopp des Bonusprogramms aufgefordert.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,617331,00.html
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 19:27:41
      Beitrag Nr. 2.883 ()
      Zur Kenntnisnahme ...

      Obama: Für die Deutschen weiterhin der politische Superstar
      Florian Rötzer

      Nach dem ARD-Deutschlandtrend finden vier Fünftel der Deutschen die Nato wichtig, die deutschen Soldaten sollen aber aus Afghanistan abgezogen werden

      Zuvor war Bush der böse Mann aus den USA, jetzt ist für die Deutschen Obama der gute Mann. Man erwartet vom Präsidenten der obzwar mittlerweile angeschlagenen, aber immer noch als Supermacht auftretenden USA, dass er die Geschicke der Welt regelt – zum Guten oder zum Schlechten. Der Anti-Amerikanismus der letzten Jahre, den manche konstatiert haben, war nur eine Ablehnung der Bush-Regierug, bei gleichbleibend hoher Erwartung an die USA. Barack Obama glänzt jedenfalls nach dem neuesten ARD-Deutschlandtrend noch immer hierzulande. 80 Prozent der Befragten finden gut, was er bislang geleistet hat.

      Gerne hätten die Deutschen offenbar statt den Merkels, Steinmeiers und Co. auch einen Obama an der Spitze des Staates. 76 Prozent wünschen sich Politiker wie Obama, 72 Prozent sagen, sie von ihm seit Amtsantritt positiv überrascht worden. Überhaupt macht er offenbar alles richtig. 89 Prozent meinen. Unter ihm seien die USA wieder auf dem richtigen Weg. Die Euphorie ist nur die Alles- oder Nichts-Kehrseite der früheren Ablehnung von Bush. Jetzt sehen wieder 78 Prozent der Deutschen die USA als vertrauenswürdigen Partner. Allerdings stehen hier die Franzosen – trotz oder wegen Sarkozy? – mit 87 Prozent weiterhin ganz oben.

      Wie die Deutschen hinter Obama stehen, tun sie dies auch bei der Nato, die jetzt ihren 60. Geburtstag feiert. 84 Prozent meinen, die Nato sei wichtig, um den Frieden zu sichern, nur 11 Prozent halten sie für überflüssig. Die Proteste gehen mithin von einer Minderheit aus. Gegen wen die Nato schützen soll, wurde aber nicht gefragt. 61 Prozent sind zwar der Meinung, dass die Nato weiterhin in Afghanistan tätig sein soll, aber nur 32 Prozent befürworten, dass deutsche Soldaten dabei sein sollen. Zwei Drittel würden lieber die deutschen Soldaten schnellst möglich abziehen. Obama, der mehr US-Truppen nach Afghanistan schicken will, wird es schon richten.

      Noch scheinen die Deutschen auch deswegen ruhig zu sein, weil die Krise bei zwei Dritteln noch nicht spürbar geworden ist. Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist sogar wieder ein wenig gefallen, dafür wächst die Sorge um die Sicherheit des Ersparten. 56 Prozent machen sich Gedanken, ob sie ihr Geld richtig angelegt haben, was aber auch heißt, sie haben Geld, das sie anlegen können. Zwei Drittel erwarten freilich, dass die Krise Deutschland erst noch wirklich erfassen wird. Der staatlichen Unterstützung von Opel steht bereits die knappe Mehrheit skeptisch gegenüber, 43 Prozent sprechen sich dafür aus.

      Auch wenn Steinmeier als Kanzlerkandidat (noch) keine Chance hat, ist er derzeit noch vor der Bundeskanzlerin der beliebteste Politiker. Nach Merkel kommen mit Steinbrück und Münteferring noch zwei SPD-Politiker vor dem bayerischen Shooting-Star Guttenberg. Gleichwohl sumpft die SPD in der Sonntagsfrage weiter bei 25 Prozent, die CDU konnte zwei Punkte auf 34 Prozent zulegen, die die FDP mit nun 15 Prozent verloren hat. Grüne und Linke hätten jeweils 11 Prozent.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30070/1.html

      Hier der direkte Link: http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/a…

      Wer steckt hinter infratest? http://de.wikipedia.org/wiki/TNS_Infratest
      40 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 19:51:42
      Beitrag Nr. 2.884 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.917.431 von Maraho am 03.04.09 19:00:53G -20, der nächste ...

      G-20-Gipfel
      "Wir haben es mit einer neuen Welt zu tun"

      Konjunkturspritzen in Billionenhöhe und der Wille zur Finanzmarktregulierung - der Ökonom Dennis Snower erklärt, was von den Beschlüssen des G-20-Gipfels zu erwarten ist.

      ZEIT ONLINE: Herr Snower, war der Weltfinanzgipfel ein „historischer“ Erfolg, wie es die Politik erklärt?

      Dennis Snower: London hat Fortschritte gebracht. Die Staaten wollen die internationale Finanzregulierung verschärfen, was ich für wesentlich halte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bekommt mehr Geld, um die Krise in den Ländern zu bekämpfen, die sich nicht alleine helfen können. Dem Protektionismus soll der Kampf angesagt werden. Alles richtig. Und doch fehlt dem Abschluss-Kommunique einiges, um als Durchbruch gelten zu können.

      ZEIT ONLINE: Was?

      Snower: Der Gipfel hat die Frage ignoriert, wie die G-20-Staaten künftig mit den giftigen Papieren umgehen werden, die weiterhin in den Bankbilanzen liegen. Um die Bankenkrise wirkungsvoll zu bekämpfen, bräuchte es eine Harmonisierung bei der Bewertung dieser Papiere. Das wird hoffentlich im neu formierten Financial Stability Board geschehen. Auch hat man die Chance verpasst, die Konjunkturprogramme an umweltfreundliche Ziele zu knüpfen.

      ZEIT ONLINE: Einige Beschlüsse sind zudem Absichtserklärungen: höhere Eigenkapitalquoten für die Banken, Kontrolle der Hedge-Fonds, Regeln für Boni-Systeme. Werden Amerikaner und Briten nicht doch in letzter Konsequenz vor zu viel Regulierung zurückschrecken, um ihre Finanzplätze zu schützen?

      Snower: Schwer zu sagen. Wir haben es seit der Krise mit einer neuen Welt zu tun. Der Wille ist größer, künftige Krisen zu vermeiden, auch bei Amerikanern und Briten. Das Financial Stability Forum wird zu einem Financial Stability Board aufgewertet und bekommt mehr Kompetenzen. Wie wirkungsvoll das sein wird, hängt davon ab, wie unabhängig es agieren kann. Die internationale Finanzmarktregulierung ist dort allerdings erheblich besser aufgehoben als beim IWF.

      ZEIT ONLINE: Die Amerikaner haben sich mit ihrer Forderung nach neuen und voluminöseren Konjunkturpaketen nicht durchsetzen können. Tun die Staaten genug, um die Konjunktur zu stützen?

      Snower: Ich halte da die deutsche Position für plausibel. Wir müssen erst das Finanzsystem regulieren, bevor wir weitere Konjunkturpakete beschließen. Derzeit wirken die Konjunkturmaßnahmen nicht so, wie wir uns das wünschen, weil das Vertrauen in die Finanzmärkte fehlt. Kehrt dieses zurück, kann man wieder über neue Hilfen diskutieren.

      ZEIT ONLINE: Die Klage der Amerikaner lautet, die Deutschen - und die Europäer insgesamt - täten zu wenig zur Belebung der Konjunktur.

      Snower: Ich halte es nicht für sinnvoll, mit Geld sinnlos um sich zu werfen, wie es die Amerikaner in Teilen tun. Viel entscheidender ist doch die Frage, was derzeit mit den Milliarden an Steuergeldern passiert. Ist das Geld gut für die Zukunft angelegt? Ich habe da meine Zweifel. In Deutschland behauptet die Mehrheit, ein Begräbnis sei teurer als ein paar Jahre Intensivstation. Deshalb hält man Unternehmen am Leben, statt das Geld für sinnvollere Dinge auszugeben: für die Weiterbildung von Menschen, die nun ihren Job verlieren, zum Beispiel.

      ZEIT ONLINE: Soll der Staat große Unternehmen untergehen lassen?

      Snower: Politiker denken, dass sie gezwungenermaßen auch jene unterstützen müssen, die in der Vergangenheit verantwortungslos gehandelt haben – Unternehmen und Haushalte gleichermaßen. Das halte ich aber für einen Denkfehler. Das Geld sollte eher in Bereiche fließen, die dem wirtschaftlichen Wachstum und der Umwelt am Besten helfen.

      ZEIT ONLINE: Gleichzeitig sind die Rettungspakete so angelegt, dass die globalen Ungleichgewichte, die mit zur Krise beigetragen haben, nicht reduziert werden. Amerika soll weiter konsumieren und sich verschulden, Staaten wie Deutschland weiter exportieren.

      Snower: Ja, aber die jetzige Ordnung wird keinen Bestand haben. In den USA wird es nicht so weiter gehen können wie bisher. Die Amerikaner können sich nicht weiter verschulden, um zu konsumieren. Das hat Obama auch zu Beginn des Weltfinanzgipfels klar gestellt. Die Nachfragelücke, die hierdurch künftig entstehen wird, kann vorerst kein anderes Land füllen. Allerdings weiß man auch in Peking, dass China seine Binnennachfrage stärken muss.

      ZEIT ONLINE: Ein Argument des deutschen Finanzministers lautet, eine zu hohe Verschuldung durch Konjunkturprogramme führe geradewegs in die Inflation. Teilen Sie diese Ansicht?

      Snower: Die Zentralbanken haben in der Tat viel Geld in die Märkte geschleust. Aber die Europäische Zentralbank (EZB) hat das anders getan als die Amerikaner. Während die amerikanische Notenbank quantitative easingbetrieben hat, also direkt Staatsanleihen gekauft hat, war die EZB zurückhaltender. Daher wird es den Europäern leichter fallen, die Liquidität wieder aus dem Markt abzuziehen. Auch steht sie nicht unter dem gleichen politischen Druck wie die Fed. Ich gehe davon aus, dass die Versuchung für die Amerikaner groß sein wird, ihren Schuldenberg über Inflation abzutragen. Die EZB hingegen hat sich bislang verantwortungsvoll verhalten. Ich glaube deshalb, dass wir das Problem der Inflation in Europa unter Kontrolle bringen können, wenn es uns wieder besser geht.

      Dennis Snower steht seit Oktober 2004 an der Spitze des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das zu den führenden ökonomischen Denkfabriken Deutschlands gehört. Der in Wien geborene Amerikaner studierte an den Universitäten von Oxford und Princeton (New Jersey) und machte sich als Berater zahlreicher Regierungen und internationaler Organisationen einen Namen. Zu den Forschungsschwerpunkten des 54-Jährigen zählen unter anderem die Beschäftigungspolitik und die Politik des Wohlfahrtsstaates.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/15/interview-snower
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 20:05:20
      Beitrag Nr. 2.885 ()
      Hier mal was anderes zur Abwechslung ...
      http://www.stuttmann.de/animation_single.php?id=2983
      ;)
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 20:20:09
      Beitrag Nr. 2.886 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.815 von Maraho am 02.04.09 18:59:24In Bezug.
      Auch hier, der "Griff in`s Klo" ...

      Nato-Gipfel
      Obama verschreckt Demonstranten

      Nur eine winzige Schar demonstriert in Baden-Baden gegen die Nato. Die Gründe: verschlossene Grenzen und Barack Obama. VON INGO ARZT


      Vor dem barocken Bahnhof in Baden-Baden ertönt es aus einem Lautsprecherwagen der Polizei: "Wir sind im moralischen Recht, die Nato bei ihrer Kriegsplanung morgen zu blockieren." Irgendwie ist das witzig, wenn ein solcher Satz aus einem Polizeiwagen heraushallt. Zumindest können sich manche Zuhörer ein Grinsen nicht verkneifen. Der Redner heißt Monty Schädel und ist Anmelder der großen Anti-Nato-Demonstration zum Gipfelauftakt in Baden-Baden. Eigentlich spricht Schädel zu dem Häufchen Demonstranten. Doch der Haufen Journalisten ist mindestens genauso groß, der Haufen Polizisten sicher noch größer.

      Den Lautsprecherwagen der Demonstranten ließ die französische Polizei nicht über die Grenze. Also haben die deutschen Polizisten Erbarmen gezeigt und dem Demonstrationsleiter einen Wagen geliehen. Denn längst ist klar, dass die Aktion nichtig ist.

      Was gab es nicht für Befürchtungen vor dem Gipfel: 3.000 gewaltbereite Militante fürchtete der Innenminister von Baden-Württemberg, also marschierten 15.000 Polizisten zum Schutz auf. Nun rufen 300 DemonstrantInnen: "60 Jahre ist zu viel, nie wieder Nato ist das Ziel", weit ab von den verbarrikadierten Sicherheitszonen um die Tagungsorte der Innenstadt. Vorn ein schwarzes Blöckchen, vielleicht 20 Männer und Frauen.

      Ein Grund, warum nur so wenige gekommen sind, heißt Barack Obama. Niemand hat eine verhunzte US-Fahne mitgebracht, niemand eine Freiheitsstatue mit Strick um den Hals gebastelt, und Bush-Teufelsmasken wurden nicht durch Obama-Masken ersetzt.

      "Wenn man so ein Feindbild nicht hat, dann kommen viele nicht", sagt Günter Wimmer, ein 66-jähriger Münchner mit melodischem Akzent, weißem Bart und weißem Haar, der schon 1982 gegen den Nato-Doppelbeschluss demonstriert hat. Er ist in Baden-Baden, weil er die Struktur der Nato für hochgefährlich hält, weil die Nato nie ein Verteidigungsbündnis gewesen sei. Aber Obama, sagt er, wolle wirklich etwas verändern, könne aber nicht, wie er wolle, wegen des Drucks aus Militär und Industrie.

      "Peace, yes we can!", hat sich Margherite Brisson auf die Rückseite ihres weißen Gewandes geschrieben, aus ihrem Kopfwickel schauen noch ein paar Gänseblümchen heraus. Obama, sagt sie, schickt nur deshalb mehr Truppen nach Afghanistan, weil er das aufgrund des internationalen Drucks muss, eigentlich wolle er doch anders. Andere sind weniger großzügig mit der Politik des neuen US-Präsidenten. Viele beschweren sich eben über jene Truppenaufstockung am Hindukusch, über US-Gefängnisse im Irak, über einen Obama, der seinen Bonus als charismatischer erster schwarzer Präsident überstrapaziert. Sie beschweren sich, dass sich die Machtstrukturen der Welt nicht ändern, dass Waffenexporte nicht gestoppt werden, dass es Atomwaffen gibt. "Alles ist besser als Bush", sagt ein Schüler. Obama aber ist hier kein Feindbild. Eher ein Freund, der nur den falschen Job hat.

      Dass so wenige Kritiker gekommen sind, liegt aber auch an der Polizei. Vom Anti-Nato-Camp aus Straßburg reist fast niemand an. In der Nacht zum Freitag waren in Straßburg 300 Nato-Gegner festgenommen worden, Agenturen berichteten von heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. "Viele befürchten, nicht mehr über die Grenze nach Frankreich zurückzukommen, wenn sie in Baden-Baden demonstrieren", sagt Monty Schädel.

      In der Bevölkerung gibt es kaum spontane Demonstrationsbesucher - nimmermüde predigte die Polizei zuvor, wie schwer die Krawalle werden könnten. Verdatterte Rentner auf geranienbestückten Balkonen blicken auf die kleine, friedliche Schar, die wegen absurder Auflagen der Polizei kaum mehr als Parolen rufen darf: Die Demonstranten durften sich nicht schminken. Das sei Vermummung - vermutlich fürchteten die Beamten die Rebell Clown Army, die gern Polizeimärsche imitiert und Blümchen auf Schutzschilde malt.

      Laut Auflagen war zudem alles verboten, was irgendwie zu laut sein könnte, Sambatrommeln etwa. Auch Wasserspitzpistolen waren untersagt sowie das Tragen von Kapuzenpullover. Ein Eilantrag der Veranstalter gegen die Auflagen beim Verwaltungsgericht Karlsruhe scheiterte. Das Gericht teile die Auffassung, "dass ohne die beanstandeten Auflagen Leib und Leben insbesondere der Gipfelteilnehmer sowie die Durchführung des Gipfels unmittelbar gefährdet würden", wie es in der Begründung hieß.

      Quelle: http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/obama-versc…
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      Avatar
      schrieb am 03.04.09 20:27:23
      Beitrag Nr. 2.887 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.062 von Maraho am 02.04.09 19:22:28Noch etwas hierzu ...

      IWF verteilt G-20-Gelder
      "Beunruhigende Entscheidung"

      Die Mittel des umstrittenen Fonds sollen vervielfacht werden, die Reform der IWF steht aber noch aus. Sie gilt als undemokratisch. Bis jetzt kann die USA noch jede Entscheidung blockieren.

      VON BEATE WILLMS

      Am Tag nach dem G-20-Gipfel in London beherrschte die Zahl die Schlagzeilen: 1,1 Billionen US-Dollar wollen die Regierungschefs der 20 größten Industrie- und Schwellenländer zusätzlich zur Krisenbekämpfung bereitstellen. Die schiere Größe überdeckte zunächst, dass die neuen Mittel fast komplett über den Internationalen Währungsfonds (IWF) verteilt werden sollen. Damit wird eine Institution deutlich aufgewertet, die zu den umstrittensten globalen Gremien gehört - auch wenn die Gipfelteilnehmer in ihrer Abschlusserklärung anmahnten, der Fonds müsse nun "reformiert und modernisiert" werden.

      "Das ist der Beweis, dass der IWF wieder da ist", freute sich dessen Direktor Dominique Strauss-Kahn. Jean Ziegler, ehemaliger Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, zeigte sich dagegen "beunruhigt". Der IWF sei die "undemokratischste Organisation, die es gibt". Hintergrund ist, dass sich die Stimmrechte der 185 IWF-Mitgliedsländer an ihrem jeweiligen Kapitalanteil orientieren, Beschlüsse aber nur mit einer Mehrheit von 85 Prozent getroffen werden können. Da die USA einen Anteil von 17 Prozent haben, können sie bislang jede missliebige Entscheidung verhindern.

      Die Gipfelteilnehmer empfehlen nun, den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China mehr Gewicht zu geben, nicht aber den ärmeren Ländern. Detlev von Larcher vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac sagte: "Die Mächtigen geben zwar viel Geld an den IWF, aber nichts von ihrer Macht ab." Offenbar interessierten sie sich nur für einem "möglichst krisenfreien Fortbestand des gegenwärtigen ungerechten Weltwirtschaftssystems". Peter Wahl von der Entwicklungsorganisation Weed erkannte in der Abschlusserklärung hingegen "Anzeichen für einen Paradigmenwandel". Anders als frühere G-8- und G-20-Dokumente beginne sie nicht mehr mit einem Bekenntnis zum freien Markt und bei den Zielen des IWF sei nicht mehr nur von Wachstum und Strukturreformen die Rede, sondern auch von Jobs und sozialer Sicherheit.

      Von den insgesamt 1,1 Billionen US-Dollar müssen nur 350 Milliarden sofort aufgebracht werden. 100 Milliarden gehen an die Weltbank und andere Entwicklungsbanken. 250 Milliarden US-Dollar bekommt der IWF, dessen Ressourcen für Kredite an Krisenländer sich damit verdoppeln. Mittelfristig sollen sie um weitere 250 Milliarden aufgestockt werden. Das Geld kommt von den Mitgliedsländern. Japan hat 100 Milliarden US-Dollar zugesagt, die Europäische Union will 105 Milliarden beisteuern, China 40 Milliarden. 6 Milliarden Dollar, die der IWF aus dem Verkauf von Goldreserven erlösen will, sollen direkt als Kredite an die ärmsten Länder fließen.

      Die restlichen 500 Milliarden Dollar der Londoner 1,1 Billionen kommen zustande, indem die Garantien für den grenzüberschreitenden Handel um 250 Milliarden Dollar ausgeweitet und zusätzliche Sonderziehungsrechte in gleicher Höhe verteilt werden. Sonderziehungsrechte sind eine Art Kunstgeld des IWF: Die Mitgliedsländer bekommen ein Guthaben gegenüber dem Fonds, mit dem sie etwa Schulden tilgen können. Alle IWF-Mitglieder müssen das Zahlungsmittel akzeptieren.

      Entwicklungspolitische Gruppen kritisierten, dass sämtliche Mittel für Kredite verplant sind. Südwind-Sprecherin Irene Knoke befürchtete "eine neue Verschuldungsspirale". Erlassjahr-Koordinator Jürgen Kaiser forderte ein "faires, transparentes Insolvenzverfahren für Staaten".

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/beunruhi…
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 20:39:09
      Beitrag Nr. 2.888 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.008 von Maraho am 03.04.09 20:27:23In Zusammenhang ...

      UN-Generalsekretär
      Ban Ki Moon befürchtet Zusammenbruch ganzer Staaten

      Der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat im Zusammenhang mit den möglichen Folgen der weltweiten Finanzkrise vor sozialen Unruhen und dem Kollaps ganzer Staaten gewarnt.

      Wie "Bild.de" unter Berufung auf ein Interview Ban Ki Moons im britischen "Guardian" berichtete, rechnet der UN-Generalsekretär und Amtsnachfolger von Kofi Annan mit einer ausgewachsenen politischen Krise, die auch soziale Unruhen und den Zusammenbruch ganzer Regierungen und Staaten zur Folge haben könnte.

      Ban Ki Moon befürchtet soziale Unruhen und strauchelnde Regierungen

      Gerade in den ärmsten Ländern sehe er "erschreckend schnelle Zerfallserscheinungen", erläuterte Ban Ki Moon seine Befürchtungen. Die ärmsten Staaten dieser Erde seien von der Finanz- und Wirtschaftskrise am stärksten betroffen. (svp)

      Quelle: http://www.noows.de/ban-ki-moon-befurchtet-zusammenbruch-g…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 20:51:45
      Beitrag Nr. 2.889 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.008 von Maraho am 03.04.09 20:27:23In Bezug.

      IWF-Kapital
      Ran an die Reserven

      Auf dem Weltfinanzgipfel in London haben die G 20 die Aufstockung der IWF-Mittel beschlossen

      Obwohl die Staats- und Regierungschefs der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer den Entwicklungsländern mehr als eine Billion Dollar für Investitionen in den nächsten Jahren zugesagt haben, belastet dies die Haushalte der Geberländer, auch den deutschen Bundeshaushalt, zunächst kaum. Die Möglichkeiten des IWF zur Kreditvergabe sollen von derzeit 250 Milliarden Dollar auf zunächst 500 und später auf 750 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Das Geld hierfür wird aus den Währungsreserven der Mitgliedsländer kommen. Die Weltbank und die regionalen Entwicklungsbanken erhalten 100 Milliarden Dollar. Hinzu kommen Bürgschaften und andere Liquiditätshilfen in Höhe von rund 250 Milliarden Dollar, um den Handel der ärmeren Länder stützen.

      Die Erhöhung der IWF-Ressourcen um 250 Milliarden Dollar im ersten Schritt teilen sich Japan, das 100 Milliarden Dollar beisteuert, die Europäische Union (EU), von der 105 Milliarden Dollar kommen, und China. Der europäische Beitrag von 105 Milliarden Dollar werde unter den EU-Staaten nach dem Schlüssel der bisherigen Beteiligung am Stammkapital des IWF aufgeteilt, sagte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia in Prag.

      Damit müsste Deutschland den größten Anteil übernehmen, vor Frankreich, Großbritannien und Italien. Deutschland hat derzeit einen Anteil von knapp 6 Prozent am Kapital und damit an den Stimmrechten des IWF, die EU insgesamt hat 31,5 Prozent IWF-Quote. Deutschland müsste also etwas weniger als ein Fünftel des europäischen Beitrags von 105 Milliarden Dollar übernehmen.

      Wie Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) erläuterte, wird die Bundesbank dem IWF Währungsreserven zur Verfügung stellen, um diese Ressourcenaufstockung zu finanzieren. Ob und in welchem Maß der Bundeshaushalt durch Kapitalaufstockung der multilateralen Entwicklungsbanken belastet sein wird, sei noch zu prüfen.

      Japan garantiert 100 Milliarden Dollar

      Die japanische Zusage an den IWF ist nicht neu. Der Großteil des japanischen Beitrags steht schon seit November 2008 fest. Damals hatte Ministerpräsident Taro Aso auf dem Gipfeltreffen in Washington dem IWF einen Kredit von 100 Milliarden Dollar zugesagt. Schon im Februar hatten der Fonds und Japan einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Japan greift für den Kredit auf seine Währungsreserven zurück, und Aso ist stolz, dass dem japanischen Vorbild andere Staaten nun gefolgt sind.

      Beteiligen wird das Land sich auch an der Initiative zur Finanzierung des internationalen Handels. Japan garantiert dazu zusätzliche Kredite und Handelsvertragsausfallbürgschaften bis zu 22 Milliarden Dollar. Der Staatshaushalt wird durch diese Zusagen nicht direkt belastet. Die zusätzlichen Kredite von bis zu 6 Milliarden Dollar werden über eine staatliche Förderbank abgewickelt, die sich selbst über eigene - staatlich abgesicherte - Anleihen finanziert.

      Die Ausfallbürgschaften von bis zu 16 Milliarden Dollar werden nur fällig, wenn die abgesicherten Handelsverträge platzen. Nicht bekannt ist bislang, wie Japan den absehbar höheren Kapitalbeitrag zur Asiatischen Entwicklungsbank finanzieren wird.

      Die Staats- und Regierungschefs haben vereinbart, das Kapital der Bank, das Ende 2007 etwa 56 Milliarden Dollar betrug, zu verdreifachen. Auf Japan - wie auch auf die Vereinigten Staaten - kommt damit eine Finanzierungslast von knapp 17,5 Milliarden Dollar zu, wenn sein Kapitalanteil von 15,6 Prozent konstant bleibt.

      Bundesbankgewinn könnte geschmälert werden

      Wichtigste Quelle des IWF für die Vergabe von Krediten sind die Kapitalanteile seiner 185 Mitgliedsländer. Sie belaufen sich derzeit auf rund 200 Milliarden Dollar. Hinzu kommen rund 50 Milliarden Dollar aus zwei besonderen Kreditvereinbarungen, den General Arrangements to Borrow (GAB) und den New Arrangements to Borrow (NAB), die der IWF mit einem kleineren Kreis von Ländern geschlossen hat, zu dem auch Deutschland zählt. Die beschlossene Aufstockung der IWF-Ressourcen bezieht sich auf diese besonderen Kreditvereinbarungen.

      Das bedeutet, dass die jeweiligen Notenbanken - im Fall Deutschlands die Bundesbank - dem Fonds einen höheren Kredit einräumen werden. Derzeit beläuft sich die Kreditlinie der Bundesbank an den IWF auf rund 3,9 Milliarden Dollar. Der Fonds kann das Geld dann an Mitgliedsländer verleihen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden. Voraussetzung für einen Rückgriff auf die GAB und NAB ist allerdings, dass die Mittel des Fonds aus den Kapitalanteilen erschöpft sind.

      Das ist bisher nicht der Fall. Außerdem ist Bedingung für eine Aktivierung dieser besonderen Kreditvereinbarungen, dass eine Mehrheit von Mitgliedern zustimmt, die zusammen mindestens 80 Prozent des gesamten Kreditrahmens vertritt.

      Finanzielle Nachteile haben die Bundesbank und andere Zentralbanken zunächst nur insofern, als die Kredite an den IWF niedriger verzinst sind als Währungsreserven, die zum Beispiel in Form von amerikanischen oder britischen Staatsanleihen gehalten werden. Das könnte den Bundesbankgewinn schmälern, der jährlich an das Finanzministerium überwiesen wird. Mögliche Verluste des IWF aus dem Kreditgeschäft - beispielsweise wenn ein Land das Darlehen nicht zurückbezahlen kann - würden letztlich anteilig die Geberländer tragen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266…
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 21:25:34
      Beitrag Nr. 2.890 ()
      Roubini: «Die Zombie-Banken müssen weg»
      03.04.2009 17:50

      Der US-Ökonom Nouriel Roubini, der bereits im Herbst 2006 vor der aktuellen Krise warnte, sieht etwas Entspannung. Eine Wende an der Börse und bei der wirtschaftlichen Grosswetterlage sieht erst 2010.

      Von Rüdi Steiner

      Das Schlimmste haben wir wohl eher hinter uns. Vorbei ist die globale Wirtschaftskrise deswegen aber noch lange nicht. Das sagte der US-Ökonomieprofessor Nouriel Roubini in Zürich an einer Tagung der Osec. Die Rezession werde das ganze Jahr anhalten, auch im vierten Quartal. Nächstes Jahr wird es besser. Die US-Wirtschaft wird leicht wachsen, nämlich um 1 Prozent. Nicht so Japan und Europa. «Europa und Japan werden ein Nullwachstum haben. Das wird sich wie eine Rezession anfühlen», so der Wirtschafts-Professor aus New York.

      Die aufstrebenden Schwellenländer wie China, Brasilien und Inden werden das Problem nicht lösen. China dürfte in seinen Augen zwar weiter wachsen, aber nicht stark genug. «China braucht 10 Prozent Wachstum, um die Umgestaltung der Wirtschaft voranzutreiben», erklärt Roubini. 2009 werde das Land aber nur 5 Prozent zulegen. «Das wird eine harte Landung geben».

      Der Wirtschaft droht eine Deflation

      Der Weltwirtschaft droht nicht eine Inflation, sondern vor allem eine Deflation. Die Nachfrage werde stark einbrechen und mit ihr die Preise, selbst in China. Die steigende Arbeitslosigkeit wird den Druck auf die Preise laut Rubini zusätzlich erhöhen. Fallen werden auch die Rohstoff-Preise.

      Ähnliches gilt für die Börse. Sie ist in Roubinis Augen trotz aktueller Bärenmarktrally kein starker Indikator für Erholung. «Schauen Sie auf die Kreditmärkte, da gibt es keine Erholung». Er sieht daher bis Ende Jahr deutlich mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial.

      Roubini begrüsst es, dass die Regierungen erstmals überzeugend und geschlossen gegen die Krise angehen. «Das zeigt auch die Verdreifachung der Mittel für den internationalen Währungsfonds durch die G-20.» Er plädiert dafür, kapitalschwache Banken zu verstaatlichen, auszumisten und wieder zu privatisieren, so wie es Schweden vor 10 Jahren gemacht hat. «Zombie-Banken am Leben zu erhalten, bringt nichts».

      Quelle- Cash News
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 21:59:19
      Beitrag Nr. 2.891 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.671.158 von Maraho am 27.02.09 20:31:05In Bezug.

      Damit komme ich für heute zum Schluß.
      Da ich die Aussage von folgender Ausführung ähnlich sehe, möchte ich dieselbe euch nicht vorenthalten.
      Eventuell ist sie ja für den einen oder die andere hier ebenfalls nachvollziehbar ...


      Ist Hopfen und Malz schon verloren?
      Die Abwesenheit von kritischem Verstand und das Versagen der Medien ist zum Verzweifeln

      (Teil X Finanzkrise)

      Manchmal beschleicht mich das Gefühl, unsere NachDenkSeiten-Arbeit sei vergebens. Mehdorn hat die Bahn saniert; die HRE ist eine systemrelevante Bank; 480 Milliarden für die Banken stehen bereit, aber 14 Milliarden des Bundes für ein Investitionsprogramm verteilt über zwei Jahre führen zu Schulden; abwarten, bis die bisherigen Konjunkturprogramme wirken und so weiter, und so fort. Ein dumpfes, schräges Vorurteil nach dem andern. Orwell hätte 60 Jahre nach Erscheinen von „1984“ furchtbar viel Stoff. Unser Land versinkt in einer Orgie der Lügen und der Vernebelung, dem Gegenteil von Aufklärung. Das ist nicht gerade ermutigend. Wenn es nicht unsere Leser gäbe, müssten wir sagen, es lohnt sich nicht. Albrecht Müller.


      Einer der Freunde der NachDenkSeiten hat uns gestern einen interessanten und zugleich kritischen Bericht von seinen Aufklärungsversuchen geschickt. Er schildert sowohl die Vergeblichkeit als auch die Notwendigkeit dagegenzuhalten. Sie finden diesen Bericht als Teil I, dann als Teil II einige Überlegungen zu den gerade grassierenden Legenden, Vorurteilen, Kampagnen und Manipulationen sowie zur Abwesenheit kritischer Medien. Die Überlegungen betreffen vor allem die Finanz- und Wirtschaftskrise. Deshalb auch die Zuordnung dieses Textes in die Reihe der Analysen der Finanzkrise, mit der Bezeichnung X (= römisch zehn; diese Ziffer war bisher in der Serie zur Finanzkrise versehentlich übersprungen worden).

      Teil I: Ein farbiger Bericht über schwierige Aufklärungsversuche (aus einer Mail vom 1.4.2009 an die Redaktion der NachDenkSeiten):

      Zunächst vielen Dank für die umfangreichen Ausführungen zum Rücktritt von Herrn Mehdorn und die vielen Argumentationshilfen. Ich hätte jedoch nicht für möglich gehalten, wie nötig diese Hilfen sind.

      Im heute-journal hat Steffen Seibert den Bericht über den Rücktritt mit den Worten eingeleitet „Trotz großer Erfolge…“ Und da war es bei mir schon aus. Meine Frau und ich schauten uns an und fragten gleichzeitig: „Welche Erfolge?“

      In den letzten beiden Tagen musste ich dann feststellen, dass in meiner Umgebung (egal ob in der Arbeit, im Verein, bei Verwandten) so ziemlich jeder an die Mär vom großen Sanierer Mehdorn glaubt.

      Exemplarisch möchte ich Ihnen von einer Unterhaltung mit einem guten Freund am gestrigen Abend erzählen. Einige andere Gespräche verliefen ähnlich.

      Unser Gespräch drehte sich zunächst um den Auftritt der Bundeskanzlerin bei Opel. Mein Bekannter vertrat die Auffassung, dass sich der Staat auf keinen Fall bei Opel einmischen dürfe, weil das zulasten der anderen Hersteller gehen würde und damit der Wettbewerb verzerrt würde. Meine Gegenfrage, wie er das denn dann bei den Banken wie HRE, Commerzbank, IKB usw. sehen würde, meinte er, das wäre etwas anderes, weil diese Banken seien „systemrelevant.“ Auf meine Frage, warum diese Banken so wichtig wären, wusste er keine Antwort. Er hatte halt einfach das nachgeplappert, was in fast allen Medien zu lesen und zu hören ist. Er konnte oder wollte mein Argument nicht gelten lassen, dass wenn der Staat und damit wir alle Hunderte von Milliarden für marode Banken und die dort lagernden Giftpapiere berappen müssen, dann sicherlich noch ein paar Euro für Opel übrig wären. Ob eine ganze oder teilweise Übernahme von Opel durch den Staat volkswirtschaftlich gesehen Sinn macht, kann ich letztlich nicht beurteilen. Ich vertrat aber die Ansicht, dass das allemal besser wäre, als den Banken irrwitzige Summen hinterher zu werfen.

      Von der Antwort auf dieses Argument war ich einigermaßen schockiert, obwohl ich sie eigentlich auch irgendwie erwartet hatte:

      „Ja glaubst Du denn dass der Staat tatsächlich ein Unternehmen führen kann? Das haben wir doch bei der Deutschen Bahn gesehen, dass er das nicht kann! Die Bahn ist ja erst profitabel und erfolgreich, seit sie privatisiert worden ist.“

      Ich kam mir vor als hätte ich gerade den Herrn Seibert wieder gehört.

      „Ja“, habe ich entgegnet, „genau das glaube ich. Glaubst Du alles was in der Zeitung steht oder in den Fernsehnachrichten verzapft wird? Der Mehdorn hat die Deutsche Bahn kaputt saniert.“

      Die Antwort darauf war kurz und lapidar: „Das stimmt doch nicht. Die Bahn macht heute Milliardengewinne.“

      Ich versuchte, meinen Bekannten zu erklären, wie die Milliardengewinne der Bahn zustandegekommen sind: Fahren auf Verschleiß, Lohndumping, Auslagerung von Personal in Servicegesellschaften, Ausdünnung des Netzes usw., und dass schließlich der Gewinn nur durch Zuschüsse des Bundes erzielt wurde.

      Das alles ließ er nicht gelten. Trotzig meinte er, das liege doch alles daran, dass der Mehdorn nicht all das tun durfte, was notwendig gewesen sei. Die Bahn müsse unbedingt an die Börse gebracht werden, damit sie weiter erfolgreich sein könne und auf dem Weltmarkt konkurrieren könne. Ja, Weltmarkt hat er gesagt.

      Zum Schluss fragte ich ihn nur noch: „Weißt Du eigentlich, dass der Börsengang vielleicht vier, fünf Milliarden einbringt? Und weißt Du, dass die Deutsche Bahn mit allen Anlagen und allen Einrichtungen ein vielfaches dieser paar Kröten wert ist?”

      „Nein“, meinte er, „das glaube ich nicht, dass die Deutsche Bahn mehr wert ist.“

      Was fällt einem denn da noch ein? Es ist zum Verzweifeln. Die Menschen in diesem Land sind gleichgeschaltet, quatschen den Unsinn nach, der ihnen jeden Tag von gleichgeschalteten Medien präsentiert wird, hinterfragen nichts und niemanden mehr und begreifen nicht, dass die Merkels, Steinmeiers, Münteferings, Pofallas, Kochs, Köhlers und wie sie alle heißen die Totengräber unserer Gesellschaft und der Demokratie in Deutschland sind. Mich beschleicht das schreckliche Gefühl, dass es für eine radikale Kehrtwende mehr braucht als gute Argumente. Wenn das so weiter geht, dann braucht es die totale wirtschaftliche Katastrophe. Das kann es aber doch nicht sein, oder? Ich finde, der seit Jahren bereits andauernde Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung muss ein Ende haben. Für einen solchen Fall sieht das Grundgesetz in Art. 20 Abs. 4 das Recht zum Widerstand vor. Dass jetzt auch Beamte zu streiken beginnen, ist ein Anfang.

      Viele Grüße und lassen Sie in Ihren Bemühungen bitte nicht nach!

      C. B.


      Teil II
      Einige Beobachtungen und Überlegungen zu erstaunlichen Möglichkeiten der Meinungsmache beim Thema Finanzkrise und Wirtschaftskrise und dem großen Versagen der meisten Medien:


      In der Debatte um die Wirtschafts- und Finanzkrise zeigt sich eine erstaunliche Bereitschaft zur Anpassung an gängige Denkmuster. Wenn die politische Führung und die Hauptmedien die gleichen Parolen verkünden und Denkmuster anbieten, dann wird das auch in breiten Kreisen geglaubt, selbst dann, wenn an jeder Ecke Zweifelhaftes sichtbar ist. Im Bericht des NachDenkSeiten-Lesers ist von Nachplappern und Gleichschaltung die Rede. Das entspricht auch meiner Beobachtung.

      Im Bericht wird auch die trotzige Reaktion auf Zweifel und Kritik beschrieben. Auch das entspricht meiner Erfahrung. Man will sich ungern die gerade angelernten Erklärungen aus der Hand nehmen lassen.

      Vermutlich spielt bei der bereitwilligen Konzentration auf die angebotenen Denkmuster auch eine Rolle, dass man sich in kritischen Situationen gerne mit der Mehrheit um die Führung versammelt.

      Diese Neigung wird zunehmend zu einem großen Problem: Die demokratische Kontrolle setzt aus, es gibt keine Sanktionen mehr auf Fehler, selbst auf schlimmes Versagen nicht. Das hat viel mit der Ausbreitung von Public Relations-Agenturen und ihrem Einfluss auf die Medien zu tun.

      Wir haben in den NachDenkSeiten schon oft auf diese Entwicklung hingewiesen. Wir tun dies mit Absicht immer wieder.

      Sanktionen wären spätestens beim Wahltermin Ende September fällig. Wenn die beobachteten und beschriebenen Vorgänge weiter so ablaufen, dann wird auch dieser ganz konkrete Mechanismus eines einigermaßen demokratisch organisierten Landes kläglich versagen. Keine schöne Perspektive.

      Und dennoch machen wir weiter, hier zunächst mit einer stichwortartigen Auflistung der gängigen Denkmuster, Klischees, Legenden und Lügen.
      Was man uns so alles erzählt, bis der Tag zu Ende geht:


      1. Die Finanzkrise hat uns überrascht. In vielen Köpfen ist verschwommen hängen geblieben, dass sie erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 über uns kam.

      2. Die Finanzkrise kam eigentlich aus den USA und sie hat auch damit zu tun, dass dort mit viel zu niedrigen Zinsen eine zu expansive Geldpolitik betrieben worden ist.

      3. Bei uns sind die Hauptbeteiligten und Hauptversager die öffentliche Banken, die KfW, die Landesbanken und andere Banken im Einflussbereich des Staates. Sie haben sich verzockt.

      4. Hier wie an anderer Stelle, bei der Bahn zum Beispiel kann man sehen, dass der Staat keine Unternehmen führen kann.

      5. Jetzt, in dieser Notlage, muss der Staat helfen. Aber er muss sich sofort wieder zurückziehen, wenn die Hilfe wirkt.

      6. Die Banken müssen alle gerettet werden. Keine darf mehr in Insolvenz gehen. Denn die Insolvenz von Lehman Brothers hat gezeigt, wie groß der Schaden ist.

      7. Banken sind systemrelevant. Auch die HRE ist systemrelevant, man kann auch sagen: systemisch. Deshalb ist es richtig, 112 Milliarden und mehr für diese einzige und vergleichsweise kleine Bank bereitzustellen. Opel ist offensichtlich nicht systemrelevant.

      8. Wir brauchen mehr Transparenz und mehr und bessere Regeln auf den Finanzmärkten.

      9. 480 Milliarden € für den Banken-Rettungsschirm sind vertretbar, 14 Milliarden, also gerade der 34. Teil davon, für Investitionen des Bundes im Rahmen des Konjunkturpakets II sind das Äußerste, wenn wir nicht wieder der Schuldenmacherei verfallen wollen.
      Konjunkturprogramme bringen Schulden, Bankenrettungsschirme nicht.

      10. Wir müssen jetzt schon festlegen, wie wir die Schulden später wieder abbauen. Deshalb haben wir eine Schuldenbremse verabredet.

      11. Ob wir weitere Konjunkturprogramme brauchen, sehen wir erst, wenn die bisherigen ihre Wirkung entfalten konnten. Also abwarten.

      12. Wir werden gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

      13. Wir wollen wieder Exportweltmeister werden.

      14. „Soziale Marktwirtschaft macht’s besser“ (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft)

      Das sind im wesentlichen die Botschaften und Aussagen, mit denen man uns malträtiert - leider mit Erfolg. Denn ein Großteil dieser Botschaften wird geglaubt.

      Es gab am Beginn der Offenlegung der Finanzkrise im Netz eine kleine Debatte darüber, ob die politisch führenden Personen und die in der Finanzindustrie maßgeblichen neoliberalen Kreise diese Krise politisch überstehen werden. Es gab Stimmen, die meinten, jetzt wären sie zu packen; Merkel „im Schaubstock“, wie ein Blogger schrieb. Ich habe daran nie geglaubt. Es war eigentlich klar,

      - dass die herrschenden Kreise über so viel Geld und so viel publizistische Macht verfügen, um auch die Verantwortung für eine so massive Schädigung unseres Gemeinwesens und der hier und überall auf der Welt lebenden Menschen von sich abzuschieben,

      - dass Finanzindustrie und Medienindustrie eng verflochten sind und sich auch in einer solchen Situation gegenseitig helfen werden,

      - dass die personelle und finanzielle Ausstattung zur schnellen Erarbeitung von Manipulationsstrategien, wie sie in den Ziffern 1-14 sichtbar werden, in der Politik, in der Finanzwirtschaft selbst, in den beauftragten Public Relations-Agenturen und in den Medien vorhanden, auf jeden Fall organisierbar ist,

      - und dass unser Land nicht mehr über eine messbar vorhandene, kritische Intelligenz verfügt, die als Gegenkraft aktiv werden könnte.

      Die Mehrheit der Medien hat im Verein mit der Wissenschaft jämmerlich versagt:
      Maßgebliche Medien erzählen bis heute die Mär, wir seien von einer in den USA ausgelösten Krise überrascht worden


      Sie haben ungeprüft nachgebetet, dass die Finanzkrise maßgeblich in den USA entstanden und plötzlich über uns gekommen ist. Sie erkennen und beschreiben nicht, dass schon die Vervierfachung der DAX-Werte zwischen 1995 und dem März 2000 keine wunderbare Wertschöpfung, sondern das Ergebnis maßloser Spekulation gewesen ist. Sie berichten nicht darüber, dass sich einige Banken und Versicherungen damals schon verzockt haben. Dass Hans Eichel als Finanzminister der Versicherungswirtschaft so nebenbei 5 Milliarden zugeschoben hat, dass die Spitzen der Banken und Versicherungen schon Anfang 2003 von der Bundesregierung die Unterstützung einer so genannten Bad Bank zur Sammlung schlechter Risiken verlangt hat, dass im gleichen Jahr die HypoVereinsbank dann ihre schlechten Risiken auf die neu gegründete HRE verlagert hat, ist in den meisten deutschen Medien kein Thema. Dass die bei der HRE inzwischen angehäuften Risiken in dreistelliger Milliardenhöhe hausgemacht sind und nicht in den USA - dies alles wird geschluckt.

      Die Mehrheit der Medien hat nicht kritisch beschrieben, in welch hohem Maße die Bundesregierung selbst die Türen für Hedgefonds und Privat Equity, für Verbriefungen und Zweckgesellschaften geöffnet und die Transaktionen steuerlich gefördert hat - und wie sehr die Bankenaufsicht und die Deutsche Bundesbank alle Augen zugedrückt haben. Der Bankenaufsicht hätten die Zweckgesellschaften doch auffallen müssen. Der Bundesfinanzminister selbst hätte intervenieren müssen, wenn öffentliche und halböffentliche Banken sich in Steueroasen tummeln.

      Die Medien haben mehrheitlich auch das dreiste Spiel mitgemacht, den öffentlichen Banken, den Landesbanken und Sparkassen, die Hauptrolle zuzuschieben. Sie haben, obwohl dies glatt gelogen ist, die Botschaft weiter getragen, die gescheiterte IKB sei eine öffentliche Bank gewesen. In den NachDenkSeiten konnten sie schon 2007 lesen, wie die massiven Manipulationsversuche in dieser Sache gestrickt waren.

      Das Elend der Mehrheits-Medien beginnt schon damit, dass sie seit Jahren den absonderlichen ökonomischen Theorien der Neoliberalen verfallen sind. „Konjunkturprogramme sind Strohfeuer“ war ein anerkannter Glaubenssatz.

      Die Medien haben uns im Verein mit Politik, Wirtschaft und der Mehrheit der Wissenschaft seit Jahren erzählt, es gäbe keine Konjunkturprobleme mehr, es seien alles Strukturprobleme, und mit Reformen, mehr Flexibilität, niedrigeren Löhnen und sinkenden Lohnnebenkosten würden wir unsere Probleme lösen können. Wer beim Niedergang der Konjunktur antizyklische Maßnahmen und Programme verlangte, wurde mit dem Schimpfwort „Keynes“ belegt. Keynes ist out, hieß es. Keynesianer hieß so viel wie „von gestern“, Traditionalist, die Zeichen der Zeit nicht erkannt habend.

      Ich selbst habe mehrere öffentliche Debatten mitgemacht, auch im Fernsehen, bei denen man mitleidig belächelt wurde, weil man den Einsatz aller möglichen Instrumente der Wirtschaftspolitik forderte und vor allem eine antizyklische Politik anmahnte.

      Als auswärtige Wissenschaftler wie der Nobelpreisträger Robert Solow und der Ökonom Jim O’Neille 2004 beklagten, in Deutschland würde keine vernünftige Makropolitik gemacht, als sie warnten vor dem Niedergang der Binnennachfrage und dem Risiko eines sinkenden Dollar, da wurden sie schlicht und einfach ignoriert. Ein Interview in der Zeit oder in der Wirtschaftswoche, basta. Das war’s dann auch. Den NachDenkSeiten und meinen Büchern erging es nicht viel anders Heute erkennen immerhin einige, dass sie sich getäuscht haben, dass es wichtig gewesen wäre, die Binnennachfrage zu stärken. Heute erkennen einige, dass es so etwas wie eine konjunkturelle Bewegung gibt, nach unten und nach oben. Und während nahezu alle in der Vergangenheit riefen: „Konjunkturprogramme sind Strohfeuer!“, nimmt eine wachsende Zahl immerhin schon das Wort Konjunkturpaket in den Mund. Und auch den Namen Keynes darf man wieder aussprechen.

      Bis heute hält sich jedoch in Deutschland auch dank der Meinungsführerschaft des Bundesfinanzministers Steinbrück der Glaube, Konjunkturprogramme führten zu mehr Schulden. Dieses eingeübte Denken in einzelwirtschaftlichen Schemata lässt sich wohl nicht ausrotten. Das wird zum Problem, weil wir hierzulande zur Überwindung der Talsohle zu wenig tun, und dieses auch noch zu spät. Wenn Steinbrück sagt, er wolle nicht mehr Schulden und deshalb auch kein drittes Konjunkturprogramm, dann steht ein maßgeblicher Teil der Medien stramm. Und wenn Frau Merkel sagt, wir wollen erst abwarten, dann erscheint dies trotz aller schlechten Erfahrung mit den schrägen Theorien schlüssig. Das Vorurteil gegen Konjunkturprogramme ist tief eingeübt. Es fehlt am Denken in gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen. Hierzulande wird ein Bundesfinanzminister dann populär, wenn er dem Volk mitten im Niedergang sagt, er sei der Sparkommissar und er wolle weiter sparen. Dass er den Sparerfolg damit selbst zunichte macht, haben in Deutschland immer noch nur wenige Medien begriffen.

      Auf der Basis des Vorurteils, Konjunkturprogramme seien Strohfeuer und brächten nur Schulden, sind inzwischen äußerst eigenartige Theorien akzeptiert: 480 Milliarden Rettungsschirm für die Banken und die dafür aufgenommenen Schulden sind gute Schulden, 14 Milliarden vom Bund für ein armseliges Konjunkturprogramm sind gefährlich. Dagegen muss man sofort mit einer mitten in der Krise vereinbarten Föderalismusreform und einer Schuldenbremse einschreiten. Wendehälse sind eben nicht so ganz berechenbar.

      Es wird behauptet, alle Banken seien systemrelevant, systemisch, ein dolles Wort. Keine einzige Bank dürfe mehr eingehen. Das haben wir fast durchgehend geglaubt.

      Die Medien haben diese Formeln bereitwillig transportiert. Nur wenige haben sie hinterfragt:

      - Ist das wirklich so? Was wäre passiert, wenn wir die HRE gleich im September hätten insolvent gehen lassen, bei Sicherung der normalen Einlagen und der normalen Geschäfte? Nach Aussagen des Aufsichtsratsvorsitzenden Endres zählen 10-20 % der Bilanzsumme zu den normalen Kreditgeschäften, die anderen 80-90 % sind „artifiziell“, was das auch immer heißen mag. Warum sind die Medien dieser Aussage nicht nachgegangen? So eine Recherchevorlage bekommt man doch nicht jeden Tag auf den Tisch.

      - Die Medien haben auch nicht verlangt, was die amerikanischen Parlamentarier von dem großen Versicherer AIG (American International Group) verlangt haben, nämlich offenzulegen, wer die Gläubiger sind, deren Forderungen an die AIG der amerikanische Steuerzahler beglichen hat, darunter zum Beispiel 12.000.000.000 $ an die Deutsche Bank. Warum darf man das bei uns nicht wissen? Warum lassen sich die Medien dieses Schweigen gefallen? Diese Zurückhaltung ist besonders absurd angesichts der Tatsache, dass viel kriminelle Energie in den Zockerbuden tätig war, für die wir jetzt als Steuerzahler zahlen dürfen.

      - Was wäre passiert, wenn man im Falle der Commerzbank oder im Falle der HRE eine geplante Insolvenz der „artifiziellen“ Teile der Bank hingenommen und den Rest mit öffentlichem Geld gerettet hätte?

      - Selbst der Hinweis auf den Fall von Lehman Brothers, der sich angeblich nicht wiederholen darf, wird von den Medien nicht nachgeprüft. Schon die Behauptung, dass die Insolvenz von Lehman Brothers eine Kettenreaktion ausgelöst habe, scheint mir nicht so ganz schlüssig zu sein. Die anderen leben doch alle noch. Und die Schieflage der IKB oder der HRE oder der Commerzbank folgt ja nicht aus der Insolvenz von Lehman Brothers. Also, auch hier stimmt nahezu nichts. Aber die Mehrheit der Medien geht dem nicht nach.

      Der Begriff Systemrelevanz und seine Anwendung in der staatlichen Politik führt zu einer Art Zwei-Klassen-Wirtschaft.

      Die Banken und Versicherungen bekommen Hunderte von Milliarden, ohne die Kanäle und die dahinter steckenden Akte, auch kriminelle Akte, offenlegen zu müssen. Die Finanzwirtschaft wird zu einem besonderen Wirtschaftssektor erkoren. Der ist sie eigentlich nicht. Sie ist ein Sektor wie andere Sektoren auch. Im Kern nicht wichtiger als der Maschinenbau oder die Chemie oder das Handwerk oder die Müllwerker. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft haben alle ihren prinzipiell gleichen Stellenwert.

      Die wertschöpfende Wirtschaft ist zweitrangig, so wird suggeriert. Innerhalb ihrer Reihen geht es dann wieder nach Größe und der angeblich zentralen Relevanz für die Branche. Der eigentliche Coup aber ist der Ritterschlag für die Finanzbranche. Das ist schon ein unglaublicher Vorgang, wenn man bedenkt, dass dieser Wirtschaftssektor geadelt wird in einer Phase und für ein Verhalten, bei dem man eigentlich den Staatsanwalt losschicken müsste. Die Mafia erhält das Adelsprädikat. Das ist eigentlich auch nichts Neues: Auch die mittelalterlichen Raubritter waren später die Geadelten.

      Gut und intensiv geplante Meinungsbeeinflussung

      Vermutlich sind die Begriff „systemrelevant“ und „systemisch“ die Erfindung von Public Relations-Agenturen oder der Stäbe in den Spitzen der Finanzwirtschaft. Wer sich diese beiden Begriffe ausdachte, hat sich vermutlich eine goldene Nase verdient. Jedenfalls haben diese Inspiratoren ihren Auftraggebern Milliarden eingebracht.

      Es sieht so aus, dass das Geflecht von Botschaften - siehe 1-14 - sorgfältig geplant und geknüpft worden ist und dass dann auch mit den entsprechenden Mitteln die Vervielfältigung und die Penetranz der Vermittlung der immer gleichen Botschaft gefördert wurde. Dafür spricht auch die Tatsache, dass einige Botschaften ausgesprochen eigenartig sind - typische Beispiele aus dem Katalog der „Methoden der Meinungsmache“.

      Zum Beispiel: Die neoliberalen Macher wissen, dass die Krise der sozialen Marktwirtschaft sie ein ordentliches Quäntchen Image kosten wird. Also übernehmen sie den Begriff und tun so, als ob es ihnen um eine Verbesserung der sozialen Marktwirtschaft ginge. Das ist der jedenfalls versuchte Trick, die eigene Verantwortung zu vertuschen.

      Zum Beispiel: Die völlig unmotivierte Behauptung Angela Merkels, wir kämen gestärkt aus der Krise. Diese eigenartige Botschaft soll unterschwellig nur vermitteln, dass diese Frau es schaffen wird.

      Zum Beispiel: Das wie im Gebetbuch immer wieder vorkommende Anhängsel an die staatliche Hilfe und Intervention, der Staat ziehe sich so schnell wie möglich wieder zurück. Das ist eine auf eigentümliche Weise bescheuerte Einlassung, jedenfalls in der ständigen Wiederholung. Sie soll aber vermitteln, dass der Staat eigentlich der Schuldige ist. Der Manipulationsprozess läuft hier ganz ähnlich wie bei früheren Aufforderungen von Merkel und Steinbrück an die Bankenwelt, diese möge doch bitte unser Geld nehmen. Diese Attitüde hatte, worauf ich schon einmal hinwies, die Funktion, die Banken aus der Bittstellerrolle herauszubringen und den Staat in diese Rolle hineinzudrängen.

      Gut geplant scheint mir auch die Konzentration der Vorschläge und Forderungen nach „Transparenz“ und „Regulierung“

      Damit ist es gelungen, die grundsätzliche Infragestellung des Casinobetriebs und die Diskussion seiner Schließung zu vermeiden. Tatsächlich hat der Finanzsektor in einigen Ländern einen absonderlich großen Umfang angenommen. Er beschäftigt sich mit dem Transfer von Vermögenswerten, mit Spekulationen, mit Wetten, mit der Erfindung immer neuer Produkte - lauter Dinge, die für das Gedeihen einer Volkswirtschaft nicht wichtig sind. Wer das Glücksspiel sucht, kann zur nächsten Spielbank fahren.

      Das Problem der Konversion der Finanzwirtschaft ist mit Merkels Konzentration der Vorschläge auf Transparenz und Regulierung weggedrückt. Und unsere famosen Medien und die Wissenschaft diskutieren und hinterfragen diesen Vorgang von sich aus leider nicht, wenn auch mit ganz wenigen Ausnahmen. (Siehe zum Problem Konversion auch den Tagebucheintrag zu Finanzkrise Teil I vom 7.1.2009, zur gesamten Problematik Finanzkrise die Beiträge in der Rubrik Sachfragen/Kapitalmarkt)

      Die Medien lassen sich mit ihrer Anpassung an die Meinungsführer von Politik und Finanzwirtschaft reizvolle Felder der Recherche und der Debatte entgehen.

      In der bei uns laufenden Debatte um die Finanzkrise und die Wirtschaftskrise insgesamt werden eine Fülle von spannenden Themen und Fragen einfach weggedrückt. Totschweigen, was nicht genehm ist, scheint die Parole zu sein. Welch ein fantastisches Feld für die Arbeit von Journalisten.

      Ich will ein paar Beispiele dafür nennen:

      - Die Verstrickung der Deutschen Bank in den Niedergang der Industriekreditbank. Wurden noch rechtzeitig schlechte Papiere an die IKB verkauft?

      - Wie war das mit der Dresdner Bank, der Allianz AG und dem neuen Käufer der Dresdner Bank, Commerzbank? Hat die Allianz AG bei der Dresdner Bank schlechte Risiken abgeliefert, deren Kosten dann über die Subvention für die Commerzbank von uns Steuerzahlern beglichen werden?

      - Was steckt hinter dem schnellen Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank?

      - Wird die Hilfe für die Allianz AG auch geleistet, um nicht offenbar werden zu lassen, wie teuer die Privatvorsorge ist und wie wenig rentabel? Hätten wir nämlich als Steuerzahler jetzt nicht über Commerzbank und Dresdner Bank der Allianz AG geholfen, dann hätte es vermutlich um die Renditen und die Sicherheit der Privatvorsorge noch schlimmer ausgesehen – so die Hypothese. Heißt das, wir zahlen inzwischen als Steuerzahler doppelt für die Privatvorsorge - einmal die Förderung für die Fördererrente, also Zulagen und Steuervorteile, und dann auch noch das Geld zur Rettung der Betreiber der Privatvorsorge? Das sind lauter fantastische Felder für Recherchen und Artikel von Journalisten. Wo bleiben sie?

      - Gab es einen Deal zwischen dem heutigen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Jörg Asmussen beziehungsweise anderen Stellen der Bundesregierung und dem neuen Eigentümer der IKB Lonestar? Es sieht so aus, dass an Lonestar für 150 Millionen ein Unternehmen verkauft wurde, in das der Bund und einige Banken kurz vorher 10 Milliarden investiert hatten. Was war die Gegenleistung von Lonestar dafür?

      - Wie kam es zu der Regelung, einen kleinen Zirkel mit Geheimnisverpflichtung 480 Milliarden an die Finanzwirtschaft vergeben zu lassen?

      - Warum wurden die Bankenaufsicht Bafin und die Bundesbank nicht tätig, als die ersten Zweckgesellschaften gegründet worden sind? Das geschah schon 2003, wenn nicht noch früher.

      - Wie kommt Angela Merkel auf die famose Idee, das Mitglied des Aufsichtsrats bei der in besonderer Weise Not leidenden Bank HRE, Hans Tietmeyer, zum Vorsitzenden der Expertengruppe zur Erarbeitung von Vorschlägen für eine neue Welt-Finanzordnung zu machen? Und wieso kommt sie auf den Berater von Goldman Sachs Otmar Issing? Das ist so absurd, dass man als Journalist doch riechen muss, wie es stinkt! Ich habe bisher auch nichts darüber gelesen, was eigentlich der Kuratoriumsvorsitzende der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Hans Tietmeyer, im Aufsichtsrat einer so eigenartigen Bank wie HRE zu tun hat?

      - Beim Recherchieren könnte man auch noch genussvoll ein paar Jahre zurückgehen. Ich will zwei Beispiele nennen:

      Zum ersten: Der Verkauf der ostdeutschen Banken an die westdeutschen Banken für Bruchteile des echten Wertes. Wie viel Milliarden haben die westdeutschen Banken dabei gutgemacht? Was war die Rolle von Horst Köhler genau? Was ist der detaillierte Inhalt des Gutachtens des Bundesrechnungshofes, das immer noch nicht offen zugänglich ist?

      Zum zweiten: Ende April 2004 gab es eine eigenartige Begegnung. Bundeskanzler Schröder hatte den Professor für Ökonomie, Peter Bofinger, zu einem Gespräch mit ihm und den beiden für die Belange der Bundesbank zuständigen Ministern für Wirtschaft und Finanzen, Clement und Eichel, eingeladen. Erklärtes Ziel der Einladung: mit Bofinger seine Ernennung zum Präsidenten der Deutschen Bundesbank zu besprechen. Das geschah wohl auch. Am Ende weigerte sich Eichel, als zuständiger Minister eine Kabinettsvorlage für diese Entscheidung vorzulegen. Provokant für Bofinger, peinlich für Schröder. Dann wurde auf Vorschlag Eichels der „Lehrer“ des damaligen Abteilungsleiters im Bundesfinanzministerium, Jörg Asmussen, der Professor Axel Weber zum Bundesbankpräsidenten erkoren. Schröder ließ das mit sich machen, was schon etwas eigenartig ist. Wahrscheinlich schien ihm das einen Konflikt nicht wert. Interessant daran ist, dass wir bis heute diesen Deal zu spüren bekommen. Jedenfalls erscheint es lohnenswert nachzuforschen, ob die mangelnde Kontrolle durch die Bundesbank etwas mit diesem Beziehungsgeflecht zu tun hat.

      Die Medien beschäftigen sich nahezu nicht mit dem kriminellen Charakter vieler Finanzgeschäfte.

      Wer faule Forderungen verpackt und sie als Wertpapiere weiterverkauft, ist aus meiner Sicht ein Betrüger. Diese Ansicht wird auch von Fachleuten geteilt. Wer solche Wertpapiere kauft, wie die IKB, ist ein Hehler. Dieser kriminelle Charakter der Hintergründe und Ursachen der Finanzkrise wird von den Medien nicht recherchiert und auch von der Wissenschaft mit Ausnahme einiger weniger Fachleute nicht hinterfragt.

      Dieses Versagen der Medien ist ein wichtiger Grund für die Unsicherheit und die Nachplapperei, von welcher der Leser der NachDenkSeiten in seinem zu Anfang wiedergegebenen Text berichtet. Die Mehrheit der Menschen ist Opfer dieses Versagens, und die Mehrheit hat vermutlich weder die Zeit noch die Kraft, ausreichend Widerstand gegen die tägliche Gängelung und Manipulation zu leisten. Das macht die Perspektive so wenig rosig.

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3869#more-3869
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 22:08:45
      Beitrag Nr. 2.892 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      wieder einmal ganz herzlichen Dank für eure Gewogenheit in dieser Woche.
      Wenn auch die Entwicklung immer unwirklicher wird.

      Darüber hinaus ein ganz besonderes Dankeschön folgenden usern:

      liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, marcpeters, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert, d.h. 53, paddelbootheizer, Looe, asturien, U_47, Schwabinho, Azotobacter und Miss B. Hagen.

      Euch allen wünsche ich nun ein schönes und entspannendes Wochenende.
      Macht etwas daraus! ;)

      Es grüßt euch herzlich Maraho
      14 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 22:40:08
      Beitrag Nr. 2.893 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.625 von Maraho am 03.04.09 22:08:45Das geht noch ...

      G-20-GIPFEL
      Der Goldene Schuss
      Von Gabor Steingart

      Die G-20-Staaten bekämpfen die Krise, indem sie die nächste vorbereiten: Mit neuen Billionen auf Pump soll die Weltwirtschaft angekurbelt werden. Das offizielle Gipfelmotto lautete Stabilität/Wachstum/Arbeitsplätze - das wahre müsste heißen: Verschuldung/Arbeitslosigkeit/Inflation.


      Nun feiern sie sich wieder. Die Steigerung von "zufrieden" heißt "historisch", zumindest in der Gipfel-Grammatik der deutschen Kanzlerin. Ein historischer Kompromiss sei erzielt, sagte sie zum Abschluss des G-20-Gipfels von London. Ein Wendepunkt sei erreicht, ergänzte US-Präsident Barack Obama. Hinter beiden leuchtete das Gipfelmotto: Stabilität, Wachstum, Arbeitsplätze.

      Wenn der Weihrauch sich verzogen hat, wird der Blick frei werden auf das, was in London tatsächlich geschah. Die Gipfelteilnehmer sind den einfachen Weg gegangen. Ihr Beschluss, in absehbarer Zeit fünf Billionen Dollar in die kollabierende Weltwirtschaft zu pumpen, könnte sich in der Tat als historischer Wendepunkt erweisen, aber als Wendepunkt nach unten. Die Staatengemeinschaft bekämpft die Krise, indem sie die nächstgrößere vorbereitet.

      Es wäre wohl ehrlicher gewesen, die Gipfelteilnehmer hätten an die Wand geschrieben: "Verschuldung, Arbeitslosigkeit, Inflation".

      Die entscheidende Frage wurde nicht beantwortet, weil sie gar nicht erst gestellt wurde: Warum stehen wir da, wo wir stehen? Wer oder was hat uns dorthin geführt?

      Die Suche nach einer Antwort hätte ergeben, dass dem Marktversagen ein Staatsversagen vorausging. Wall Street und die Banken, also die Gierigen der Finanzindustrie, spielten eine wichtige, aber nicht die entscheidende Rolle. Die Bankmanager waren die Dealer, die das heiße Spekulationsgeld unters Volk brachten. Der Mohnbauer aber sitzt im Weißen Haus.

      US-Präsident George W. Bush ließ die Anbaufläche in seiner Amtszeit enorm erweitern. Auf seinem Acker wuchsen die billigen Dollar, die schließlich die ganze Welt überschwemmten, die Bankbilanzen aufbliesen, Scheinwachstum erzeugten und sich kurz darauf zu einer Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt der USA blähten. Die fehlende Transparenz der Finanzmärkte sorgte dafür, das die giftige Frucht ihren Weg in alle Länder fand.

      Es gibt auch in der modernen Welt zwei Dinge, die kann kein Privatunternehmen aus eigener Kraft tun: Krieg führen und Geld drucken. Beides aber war die Antwort von George W. Bush auf die Terroranschläge vom 11. September 2001. Über seinen ersten Fehler, den Einmarsch in Bagdad, ist viel berichtet worden. Sein zweiter Fehler aber, die Weltwirtschaft mit Unsummen von billigem Geld zu überschwemmen, wurde bisher kaum gewürdigt.

      So hemmungslos wie Bush hat noch kein Präsident zuvor die Notenpresse angeschmissen und die Geldmenge ausgeweitet. Dieses neue Geld, und darin liegt seine tödliche Wirkung, ist nicht durch den Gegenwert von Waren oder Dienstleistungen gedeckt. Der Körper der Weltwirtschaft straffte sich zwar zunächst wie gewünscht. Der Konsum in den USA trieb auf Jahre die Weltwirtschaft an. Aber die derart erzeugten Wachstumsraten waren unwirklich. Die USA begannen zu halluzinieren.

      Die Sucht nach immer neuen Geldinfusionen wurde chronisch. Die USA hatten sich auf ein gefährliches Lotterleben eingelassen. Sie verkauften immer neue Staatsanleihen, um den Schein einer prosperierenden Nation zu wahren. Die Privathaushalte eiferten dem Staat zu allem Überfluss nach. Der Durchschnittsamerikaner lebt mittlerweile wie eine afrikanische Großfamilie - von der Hand in den Mund. 15 Kreditkarten nennt er sein eigen. Die Sparquote betrug noch vor kurzem annähernd null. Am Ende der Ära Bush flossen 75 Prozent der weltweiten Ersparnisse in die USA.

      Der Präsident und sein Notenbankchef Alan Greenspan wussten sehr wohl um die Problematik, vielleicht sogar um die Unverantwortlichkeit ihres Tuns. Sie taten zumindest alles, es vor der Welt zu verheimlichen. Seit 2006 wird die sogenannte Geldmenge M3, also jene Zahl, die angibt, wie viele Dollars im Umlauf sind, in den USA nicht mehr veröffentlicht. Was im Europa der Stabilitätskultur die entscheidende Kennziffer für die Europäische Zentralbank ist, gilt seither in den USA als geheime Kommandosache.

      Wachstum der US-Geldmenge*

      Jahr** in Milliarden Dollar
      1998 6088
      1999 6597
      2000 7174
      2001 8106
      2002 8634
      2003 8928
      2004 9482
      2005 10.201
      2006 11.300
      2007 13.100
      2008 14.600

      *: Geldmenge M3 (mehr auf SPIEGEL WISSEN...), immer zum Stichtag 31.12.
      **bis 2005 offizielle Daten der US-Notenbank, danach Schätzungen

      Nur noch aufgrund unabhängiger Schätzungen (siehe Tabelle) hat die Außenwelt ein Gefühl für die innere Aushöhlung der einst stärksten Währung der Welt. Diese Schätzungen melden einen steilen Anstieg der im Umlauf befindlichen Geldmenge. Seit dem Beschluss zur Geheimhaltung hat sich die Wachstumsrate für die Ausweitung der Geldmenge verdreifacht. Allein im vergangenen Jahr stieg die Geldmenge demnach um bis zu 17 Prozent. Zum Vergleich: Der Geldumlauf in Europa erhöhte sich im gleichen Zeitraum um nur sechs Prozent.

      Der Regierungswechsel in Washington brachte nicht die Rückkehr zu Selbstbeherrschung und Solidität, sondern die weitere Enthemmung. Barack Obama setzte den Weg in den Schuldenstaat mit erhöhtem Tempo fort. Ein Drittel seines Staatshaushaltes ist durch Einnahmen nicht mehr gedeckt. Das einzige, was in den USA derzeit heiß läuft, ist die Notenpresse.

      In London wurde über alles geredet, darüber nicht. So fiel nicht weiter auf, dass die Krise mit jenen Mitteln bekämpft wird, die sie verursacht hat. Die Anbaufläche für billige Dollars wird nun abermals erweitert. Nur dass diesmal der Staat auch noch als Dealer auftritt, um selbst für die Verteilung der Billionen zu sorgen. Der Internationale Weltwährungsfonds wurde ermächtigt, seine Hilfsgelder zu verdoppeln und später zu verdreifachen, auf Pump. Die Weltbank bekommt ebenfalls weitere Kreditermächtigungen. Alle Staaten wollen ihrer Wirtschaft mit Bürgschaften helfen, die im Falle der Beanspruchung die Staatsverschuldung in die Höhe treiben werden. Die USA bereiten ein neues kreditfinanziertes Konjunkturpaket vor. Andere werden wohl folgen.

      Wir leben in wahrhaft historischen Zeiten, da hat die Bundeskanzlerin recht. Womöglich setzt sich der Westen gerade den goldenen Schuss.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,617151,00.html …

      Gute Nacht!
      14 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.04.09 23:17:15
      Beitrag Nr. 2.894 ()
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 00:49:37
      Beitrag Nr. 2.895 ()
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 06:29:36
      Beitrag Nr. 2.896 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.907.907 von Maraho am 02.04.09 17:31:41Guten Morgen,
      einen schönen Samstag wünsche ich euch.

      Beginnen wir ...

      Was die Abwrackprämie über Deutschland aussagt

      Den ersten Prämientopf haben die Deutschen schon leer gekauft. Nun hebt der Streit an, unter welchen Bedingungen der nächste verteilt wird. Der Erfolg der Abwrackprämie in Deutschland ist Ausdruck eines unbegrenzten Anspruchsdenkens und zeigt, dass Eigenverantwortung längst einem Vulgärsozialismus geopfert wurde.

      Mehr als eine Million Anträge auf Abwrackprämie Während Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Londoner G-20-Gipfel sich von manchem Premier-Kollegen Zauderei vorhalten lassen musste, bescheinigen die Wähler der Bundeskanzlerin zu Hause das Gegenteil. Mit Euro-Scheinen. Denn wenn etwas den staatlichen Aktionismus gegen die Finanzkrise sinnfällig gemacht hat, ist es die Abwrackprämie für altersschwache Autos. Den ersten Prämientopf haben die Deutschen schon leer gekauft. Nun hebt der Streit an, unter welchen Bedingungen der nächste verteilt werden soll.

      Mit ihrer Popularität weist die Abwrackprämie aber auch auf ein anderes Problem hin: das Vertrauen der Deutschen in einen Staat, der sich nicht im Schaffen von Rahmenbedingungen erschöpft, sondern in konkreten Leistungen. Deren Bogen spannt sich von den Sozialversicherungen Bismarckscher Prägung, die die meisten Zeitgenossen mit Staatsleistungen verwechseln, bis hin zu Geschenken, die zu Fetischen der Sozialstaatsdebatte geworden sind: Wohnbau Förderprämie, Pendlerpauschale, Kinder- oder Elterngeld, von Hartz IV ganz zu schweigen.

      Aus dieser Perspektive bemisst sich die Qualität staatlichen Handelns nach der Höhe staatlicher Zuwendungen. Das Prinzip Subsidiarität, der Hilfe zur Selbsthilfe also, das ursprünglich bei der Schaffung solcher Geschenke Pate stand, ist dabei längst einem unbegrenzten Anspruchsdenken gewichen.

      Was aber zeigt es über die Verfassung einer Gesellschaft, in der die Autoschrottpresse zur wirtschaftlichen Steuerungsressource wird? Dass zentrale demokratische Prinzipien wie Eigenverantwortung längst einem Vulgärsozialismus geopfert wurden.

      Daran ist beileibe nicht die gegenwärtige Krise schuld. Generationen von Politikern sind an der Aufgabe gescheitert, den Schacher zwischen Staat und Bürger zu beenden. Doch weiterhin werden Steuern nicht auf einem Bierdeckel abgerechnet, sondern nach unzähligen Paragrafen. Der Bürger zahlt und ist glücklich, wenn er dafür etwas bekommt. Und sei es eine Prämie, wenn er seinen fahrbaren Untersatz verschrottet.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3497708/Was-die-Abwrack…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 06:41:16
      Beitrag Nr. 2.897 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.345 von AHEO am 03.04.09 21:25:34In Bezug.

      Vergesst die Banken nicht
      von Wolfgang Münchau

      Die Weltwirtschaft ist gefangen in einer Spirale aus Bankenkrise und Rezession. Damit die Institute wieder Kredite vergeben können, müssen die Regierungen deren Kapitalausstattung stärken. Die bisherigen Rettungspläne reichen nicht aus - weder in den USA noch in Europa.


      Sie meinen also, erste Anzeichen der Erholung zu erkennen? Sie trösten sich mit der jüngsten Stabilisierung von Frühindikatoren wie dem der Verkäufe neuer Eigenheime in den USA? Oder Sie denken, die Börsenrally bedeute das Ende der Krise?

      Natürlich müssen sich schon aus rein technischen Gründen die Wachstumsraten bald verbessern, sonst wäre bis zum Ende des Jahres nicht mehr viel von der Weltwirtschaft übrig. Aber selbst wenn eine Erholung Anfang 2010 einsetzt, wie manch ein optimistischer Prognostiker glaubt, haben wir die größten Schmerzen der Rezession noch vor uns: Arbeitslosigkeit und Kreditausfallquoten werden steil ansteigen. Im Finanzsektor drohen noch viel größere Schmerzen. All das wird sich wie eine Depression anfühlen, lange nachdem sie aufgehört hat, eine zu sein.

      Ich mache mir heute mehr Sorgen als noch vor einem Monat. Das größte Problem ist, dass die Rückkopplungen zwischen Realwirtschaft und Bankensektor wirklich beängstigend sind. Man darf nicht vergessen, dass sämtliche Prognostiker immer noch emsig dabei sind, ihre Konjunkturprognosen für 2009 nach unten zu revidieren. Die jüngste Abwärtskorrektur lieferte die Commerzbank: Sie erwartet für Deutschland in diesem Jahr einen Einbruch von sechs bis sieben Prozent.

      Toxische Papiere raus aus den Bilanzen

      Bei diesem Tempo dürfte die Zahl an Privat- und Firmeninsolvenzen drastisch ansteigen - noch stärker, als die Banken selbst durch Stresstests ermittelt haben. Nach der Krise, die durch toxische Wertpapiere ausgelöst wurde, wird die Finanzbranche nun von einer weiteren Krise von potenziell ähnlichem Ausmaß heimgesucht. Es sieht so aus, als hätten wir es mit einem der schlimmsten Kreditzyklen seit Menschengedenken zu tun.

      Volkswirte und Politiker, die sich Gedanken machen, wie viel Geld zur Rekapitalisierung des Bankensektors nötig ist, stellen fest, dass die Rettung der Banken eine viel schwerere Übung ist als gedacht. Egal, wie hoch die Kosten geschätzt werden - und die Schätzungen gehen weit auseinander -, sie werden wohl letztlich noch viel höher ausfallen. Die Wirtschaft ist gefangen in einem Teufelskreis aus Kreditklemme und Rezession.

      Stand Ende Dezember hatten die Banken weltweit etwa 1000 Mrd. $ an faulen Vermögenswerten abgeschrieben, rund die Hälfte davon in den USA. Seit Beginn der Krise wurden dort mehr Vermögenswerte abgeschrieben als frisches Kapital bereitgestellt. Selbst der Plan von Finanzminister Timothy Geithner für eine öffentlich-private Partnerschaft wird die absehbare Verschlechterung der Eigenkapitalquoten nicht schnell und nicht weit genug umkehren können. In Europa war die Menge des frischen Kapitals etwas größer als die Summe der Abschreibungen. Aber nach jüngsten Berechnungen könnte sich dieser Trend im Laufe des Jahres umkehren, sofern die Regierungen nicht weitere Pläne für eine Rekapitalisierung vorlegen.

      Ohne diese Pläne wird das Bankwesen die Kreditvergabe weiter zurückfahren, um damit seine Bilanzen zu schrumpfen. Dieses Verhalten ist völlig rational. Um wieder Bewegung in den Finanzmarkt zu bringen, muss deshalb die Kapitalisierung der Banken deutlich gesteigert werden - und zwar nicht nur auf den Status quo vor der Krise und nicht nur zur Berücksichtigung der toxischen verbrieften Vermögenswerte. Vielmehr müssen auch die Werte korrigiert werden, die jetzt oder in naher Zukunft toxisch werden. Der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan schätzt, dass das Verhältnis von Eigenkapital zu Vermögenswerten von 10 auf 13 bis 14 Prozent steigen muss. Nach einer langen Phase der Unterkapitalisierung ist eine Phase der Überkapitalisierung schon deshalb nötig, um wieder einen Normalzustand zu erreichen.

      Die Fehleinschätzung Europas

      Anders gesagt: Die Regierungen müssen einiges mehr tun als das, was sie für notwendig halten, und nicht einiges weniger. Deshalb ist etwa der Geithner-Plan nicht optimal. Zwar handelt es sich vom Ansatz her um eine sehr kluge Initiative. Sie bietet Anlegern aus der Privatwirtschaft ganz eindeutige Anreize für den Kauf toxischer Vermögenswerte. Aber sie sorgt nicht für eine ausreichende Rekapitalisierung - ganz zu schweigen davon, dass sie die Probleme nicht so weit löst, dass die Banken wieder Kredite vergeben. Wahrscheinlicher ist der Geithner-Plan eher eine kostspielige Ablenkung, die das unvermeidliche Eingreifen der Politik in Form eines Rekapitalisierungsprogramms nur verzögert.

      In Europa glaubt man, weil schon im Oktober Maßnahmen zur Bankenrettung angeschoben wurden, sei das Bankenproblem hier geringer. Das ist eine der vielen Fehleinschätzungen, zu denen europäische Spitzenpolitiker in diese Krise gelangen. Die derzeitigen Hilfspakete reichen nicht aus, sie waren nur Notfallmaßnahmen. Aber wir haben den unmittelbaren Notfall hinter uns gelassen und müssen nun strategisch vorgehen.

      Auch Europa wird sich dieses Problems annehmen und Banken zwingen müssen, Vermögenswerte im Tausch gegen frisches Kapital abzuschreiben. Nicht alle Banken sollten überleben. Wir müssen der Branche erlauben zu schrumpfen. Das bedeutet, es müssen noch viele schmerzhafte und unpopuläre Entscheidungen gefällt werden.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Kommentar-M%FCnchau…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 06:45:31
      Beitrag Nr. 2.898 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.075 von Maraho am 03.04.09 20:39:09In Bezug.


      Wirtschaft in der Krise
      Russen meutern gegen Putin
      von Verena Diethelm (Moskau)

      Bergarbeiter drohen mit Massen-Demonstrationen, Stahlarbeiter treten in den Hungerstreik. In Russland mehren sich infolge der wirtschaftlichen Krise die sozialen Proteste gegen die Regierung.


      Russische Bergarbeiter warnten Präsident Dmitri Medwedew laut verschiedenen Zeitungsberichten in einem Brief vor Massenunruhen, wenn die Politik ihrer Branche nicht unter die Arme greifen sollte.

      Sie warfen unter anderem dem Finanzministerium vor, die Steuern für die russische Kohleindustrie nicht wie versprochen gesenkt zu haben.

      Im März war es bereits zu Protesten gegen höhere Importsteuern auf Gebrauchtwagen in Wladiwostok gekommen. Zudem traten Stahlarbeiter in der Industriestadt Slatoust im Ural in Hungerstreik, um gegen niedrigere Löhne zu demonstrieren.

      Der wirtschaftliche Niedergang Russlands wird zunehmend zu einer harten Bewährungsprobe für Premier Wladimir Putin. In seiner Zeit als Präsident hatte er von stetigem Wachstum und steigendem Wohlstand profitiert - und darauf auch seine Popularität begründet. Im laufenden Jahr aber wird die russische Wirtschaft nach jüngsten Prognosen der Weltbank um 4,5 Prozent schrumpfen.

      In Umfragen des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada erklärten 26 Prozent der Teilnehmer, sie seien bereit, an Demonstrationen gegen die Verschlechterung ihres Lebensstandards teilzunehmen, deutlich mehr als noch vor einem Jahr. 54 Prozent der Befragten unterstützten die Motive der Demonstranten.

      Die Bergarbeiter beschuldigten die Regierung, ihrer Industrie den Todesstoß zu versetzen. Angeblich könnten eine Million Arbeiter ihre Jobs verlieren, wodurch die ökonomische Grundlage ganzer Städte bedroht sei. Die russische Arbeitslosigkeit ist innerhalb nur weniger Monate auf 8,5 Prozent hochgeschnellt. Alleine im Dezember und Januar verloren 800.000 Menschen ihren Job.

      In ihrem jüngsten Russlandbericht, der Ende März veröffentlicht wurde, warnt auch die Weltbank vor steigenden Arbeitslosenzahlen und wachsender Armut. Zudem sei anders als nach der Rubelkrise 1998 nicht damit zu rechnen, dass sich die Lage rasch verbessere. Das Institut forderte daher die Regierung auf, nicht nur Unternehmen und Banken zu unterstützen, sondern auch die Sozialausgaben zu erhöhen. "Die soziale Lage hat sich so schnell und so unerwartet verschlechtert, dass es nun wichtig ist, den Fokus der Antikrisenpolitik auf die Bevölkerung zu lenken", sagte Zeljko Bogetic, Chefökonom der Weltbank in Moskau.

      Das Institut regt etwa an, soziale Transferzahlungen vorübergehend deutlich zu erhöhen. So könnten für den Verlauf eines Jahres das Arbeitslosengeld um 70 Prozent, die niedrigsten Renten um 20 Prozent und das Kindergeld sogar um 220 Prozent angehoben werden.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Wirtschaft-in-der-K…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 06:53:29
      Beitrag Nr. 2.899 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.683 von Maraho am 02.04.09 20:27:11Nun auch in Europa ...

      EU will Bilanzregeln für Banken lockern

      20.15 Uhr: Die Europäische Union will die umstrittene Änderung der Bilanzierungsregeln für faule Wertpapiere in den USA rasch nachvollziehen. Die EU werde den zuständigen Standardsetzer IASB auffordern, das Problem anzugehen, da der Wettbewerb zwischen europäischen und amerikanischen Banken sonst verzerrt werde, sagte EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy nach dem Treffen der EU-Finanzminister in Prag.

      Die in den USA für Rechnungslegungsvorschriften zuständige Behörde FASB hatte am Donnerstag dem Druck von Banken und Politikern nachgegeben und die bisherigen Regeln zur Bewertung von Wertpapieren gelockert. US-Geldhäuser können künftig mehr Wertpapiere nach eigenen Modellen bepreisen und müssen nicht die teils massiv gesunkenen Marktpreise in ihren Bilanzen als Basis verwenden. Das senkt den Abschreibungsbedarf zum Teil drastisch und sorgt für geringere Verluste - voraussichtlich bereits im ersten Quartal. Experten hatten die flexibleren Regeln kritisiert, weil damit die Bilanzen weniger aussagekräftig werden und das ohnehin schwerbeschädigte Vertrauen gegenüber der Bankenbranche noch weiter schwinden könnte.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,282…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 07:15:18
      Beitrag Nr. 2.900 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.062 von Maraho am 02.04.09 19:22:28Wen es interessiert ...

      Das ist die ominöse Liste
      Von Olivia Kühni.

      Kaum war die Liste im Abschlussbericht der G-20 erwähnt, stellte sie die OECD auch schon ins Internet: Hier ist die graue Liste der mangelhaft kooperativen Staaten, auf der auch die Schweiz steht.

      Die Liste findet ihr hier: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Das-ist-di…
      28 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 07:28:05
      Beitrag Nr. 2.901 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.917.977 von Maraho am 03.04.09 20:20:09Noch etwas hierzu ...

      Nato-Gipfel
      Obama, der Kriegserklärer
      Von Jochen Bittner, Straßburg

      Mehr Soldaten, mehr Gewalt: Der neue US-Präsident wird in Europa für Forderungen beklatscht, für die sein Vorgänger Bush ausgebuht worden wäre.


      "He has got the whole world in his hands", darf Lisa Doby zur Einstimmung singen. Die Folkgitarristin ist Afroamerikanerin und lebt seit zehn Jahren im Elsaß. Mit anderen Worten: die menschgewordene neue transatlantische Harmonie. Ihre zarten Gitarrenklänge füllen die Luft der Straßburger Sporthalle, in der gut 4.000 Schüler aus Deutschland und Frankreich auf Barack Obama warten. Eigentlich ist der zum Nato-Gipfel hier. Aber der US-Präsident kennt, wie eine amerikanische Diplomatin sagt, "den Hunger der Europäer nach ihm und seinen Botschaften." Und den wolle er stillen. "There is love", singt Lisa Doby, "yeah, there is love!"

      Aber da ist auch Krieg. Ein Krieg, den die Nato zu verlieren droht. Und das will auch Obama nicht. Deswegen fordert er mehr Gewalt. Mehr Gewalt gegen die Taliban, die Hilfstruppen von al Qaida. Aber dieser Ruf nach mehr Feuerkraft stört die jugendlichen Tausenden, unter deren Jubel er jetzt in die Halle einzieht, kein bisschen. Wenn Obama es möchte, dann, scheint es, ergibt plötzlich auch der Krieg am fernen Hindukusch wieder einen Sinn.

      Nach einigen Artigkeiten ("Oft sieht man bei diesen Gelegenheit alles ja nur aus dem Fenster. Deshalb wollte ich gerne hier mit euch sprechen."), wechselt Obama zu dem Thema, das jenseits seines ersten Europabesuches dieses Gipfelwochenende beherrscht. Kann der Westen Afghanistan noch gewinnen?

      "Ich höre manchmal die Frage: Was soll das alles?", sagt Obama unter Anspielung auf die Kritiker, die die Mission in Afghanistan allmählich für sinnlos halten. "Und ich antworte: Wir würden diese Mission nicht unternehmen, wenn wir sie nicht für unverzichtbar für unsere Sicherheit hielten." Schließlich müsse man annehmen: "Wenn es weitere al-Qaida-Attacken gibt, dann gibt es sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in Europa."

      Sicher: Rhetorik, moralische Glaubwürdigkeit und - vor allem - die Afghanistan-Strategie von Obama sind besser kalibriert als die seines Vorgänger. Aber überraschend ist dennoch, wie leichthin es dem neuen Präsidenten gelingt, seine Zuhörer von einer Kausalität zu überzeugen, für die es seit immer längerer Zeit immer weniger Anhaltspunkte gibt. Für einem Zusammenhang nämlich zwischen der Schlagkraft von al Qaida und der Lage in Afghanistan. Der islamische Terrorismus schließlich hat sich von Afghanistan längst entkoppelt.

      "Wir haben kein Interesse, Afghanistan zu besetzen. Wir haben genug damit zu tun, Amerika wieder aufzubauen", sagte Obama, und Applaus brandet auf. Seltsamerweise wird der Beifall noch heftiger, als er sagt: "Aber die Mission in Afghanistan ist ein Test dafür, ob wir gemeinsam Sicherheit für uns schaffen können. Europa, und das sage ich deutlich, sollte nicht erwarten, dass Amerika die Bürde (des militärischen Teils der Mission) alleine schultert!"

      Hätte George Bush es gewagt, auf diese Weise von den Europäern mehr Kampftruppen zu fordern, das Publikum hätte sich mit Grausen und Entsetzen abgewendet.

      Was macht Obama anders? Ja, er hat eine neue Strategie, eine des "vernetzten Ansatzes", die auch Pakistan und den Iran als Partner einschließen soll. Ja, er gibt zu, Amerika habe über den Krieg im Irak den notwendigen "Fokus" auf Afghanistan verloren.

      Aber hat sich deswegen an dem Grundproblem der mangelnden Begründbarkeit des Einsatzes etwas geändert? Daran also, dass al Qaida heute Afghanistan gar nicht mehr braucht, um Anhänger zu rekrutieren und Attentate zu planen? Weil dies mittlerweile sogar im Sauerland geht, per ideologischer Anleitung aus dem Internet und Bombenmaterial aus dem Baumarkt? Nein, hat es nicht.

      Die Beschwörung eines abstrakten gemeinsamen Zieles, der Wichtigkeit eines Erfolges für die Nato, mag in der Honeymoon-Phase zwischen Obama und den Europäern noch ein paar Wochen lang Harmonie stiften. Aber je konkreter Obama gezwungen sein wird, ein wachsendes Engagement in Afghanistan zu begründen, desto deutlicher könnte zutage treten, dass die Europäer trotz aller Sympathie eine Einschätzung nicht teilen: Dass Afghanistan eine gemeinsame Herzensangelegenheit sei.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/15/natogipfel-obama-afghan…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 07:34:09
      Beitrag Nr. 2.902 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.293 von Maraho am 04.04.09 07:28:05In Bezug.
      Wir haben es ja.

      Auslandseinsätze der Bundeswehr kosteten 2008 900 Millionen Euro

      Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben im vergangenen Jahr mit mehr als 900 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Das berichtet die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf das Bundesfinanzministerium. Größter Kostenfaktor war demnach die Beteiligung an der internationalen Afghanistan-Schutztruppe mit 536 Millionen Euro.

      Quelle: http://www.dradio.de/nachrichten/200903190000/5
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 09:10:55
      Beitrag Nr. 2.903 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.806 von Maraho am 03.04.09 22:40:08In Bezug.


      Gipfelmonopoly
      von Wolfram Weimer

      Der G-20-Gipfel hat 1.000.000.000.000 Dollar locker gemacht. Die kommen zu den 5.000.000.000.000 Dollar obendrauf, die in den einzelnen Ländern schon als Konjunkturprogramme aufgelegt worden sind. Seit London wissen wir: Die Weltpolitik ist in die Sphäre der Fantastilliarden vorgedrungen.

      Im Gestus breitbeiniger Feuerwehrleute will das Gipfelpersonal den lodernden Brand der Rezession löschen. Dabei werden gewaltige bis gigantische Geldschläuche gelegt und es steht zu befürchten, dass man wild umherspritzt. Das Schlimmste aber ist: In den Schläuchen befindet sich kein Löschwasser sondern Brennbares. Denn es wird versucht, den Schuldenbrand mit neuen Schulden zu bekämpfen.

      Damit geraten nicht nur die öffentlichen Haushalte der westlichen Welt aus allen Fugen. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) wird hektisch zur Monsterkreditmaschine umgebaut. Nach dem Londoner Entscheid vergibt der Fonds seine - um mal eben 500.000.000.000 Dollar aufgestockten - Hilfen fortan ohne die bisher üblichen wirtschaftspolitischen Auflagen. Das ist wie Ostereierkriegen ohne Suchen. Als erstes Land hat Mexiko sich hasenschnell 47 Milliarden Dollar verschafft. Eine Kontrolle, ob das Geld klug investiert oder wild verschwendet wird, hat niemand mehr.

      Am schlimmsten stehen die USA da. Sie haben staatlicherseits bereits 10,7 Billionen Dollar Schulden, dazu addieren sich knapp 24 Billionen Dollar Verbindlichkeiten des amerikanischen Privatsektors. Die aktuelle Weltwirtschaftkrise ist ein Kind genau dieses Überschuldungsfiaskos. Noch versucht die Politik, gierige Banker und kleine Steueroasen öffentlich als Sündenböcke zu brandmarken. Doch sind sie es selbst, die uns mit ihrer ungezügelten Schuldenpolitik in immer riskantere Konstellationen bringen.

      Amerika hat viele Jahre lang vollkommen über seine Verhältnisse gelebt. Anstatt nun aber eine Vision solider Zukunftsentwicklung zu formulieren, macht Obama das Gleiche wie George Bush: neue Schulden und eine enthemmte Nullzinspolitik der Notenbank sollen akute politische Probleme bewältigen. Was bei Bush noch nach texanischer Wurstigkeit einer Finanzpolitik nach Gefahrenlage aussah, droht unter Obama zur Staatsdoktrin zu werden.

      Nun stellt sich die Frage, woher das viele Schuldengeld kommen soll? Wer gibt überschuldeten Halbbankrotteuren wie den USA frische Milliarden? Die Chinesen, die Araber, die Deutschen? An den internationalen Anleihemärkten haben es auch Staaten immer schwerer, sich zu refinanzieren.

      Angesichts dieser Gefahr hat die US-Notenbank kurzerhand beschlossen, Staatsanleihen auch selber zu kaufen. Damit tritt das globale Schuldenspiel in eine neue Dimension. Wenn Regierungen sich überschulden und sich selber die Schulden auch noch abkaufen, dann betreiben sie finanzpolitisches Eigenblutdoping. Was die Finanzpolitik der USA anbetrifft, fühlt man sich ein wenig an die finalen Tage von Ludwig XIV. erinnert. Der Staatsbankrott droht, also drucken wir Geld.

      Das Herzstück dieser Krisen-Politik ist also reines Inflationsmonopoly. Die Staatschefs spielen unter Obamas sanfter Führung das globale Vabanque einfach mit. Da die USA schon jetzt zwei Drittel der gesamten Weltsparleistung zur Finanzierung ihrer Schulden absorbieren, stellt sich die Frage nach dem Ausgang der Schulden-Spekulation. Wenn man die historisch übliche Lösung einer derartigen Konstellation - Krieg und Revolution - für unwahrscheinlich hält, dann bleibt eine massive Dollarabwertung die einzige Chance der Amerikaner, ihr Spiel noch zu gewinnen. Sie inflationieren ihre Dollar-Währung und entledigen sich so der dramatischen Schulden im Ausland.

      So oder so steht eines nun fest: Der G-20-Gipfel beendet die Crash-Phase dieser Krise und lasst die große Inflation beginnen.

      Quelle: http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=18&kol_id=1086…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 09:49:40
      Beitrag Nr. 2.904 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.524 von Maraho am 02.04.09 21:58:50Weiterführend ...

      Ein Zehntel der Amerikaner bezieht bereits Lebensmittelmarken
      Florian Rötzer

      Monatlich gehen in den USA 680.000 Jobs verloren.

      Trotz der Rettungspakete und Konjunkturptogramme, die US-Präsident Obama in Billionenhöhe auflegte, schwillt vorerst die Arbeitslosigkeit in den USA weiter an. Im März kletterte die Arbeitslosenrate auf 8,5 Prozent an und verloren weitere 660.000 Menschen ihren Job. In der Finanzbranche allerdings nur 43.000. Das Weiße Haus ging bislang optimistisch davon aus, dass die Arbeitslosigkeit bis Ende des Jahres nur auf 8,9 Prozent ansteigen werde.

      Seit November 2008 sind durchschnittlich monatlich 680.000 Jobs verloren gegangen – vor allem im Bau und in der Produktion. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Arbeitslosigkeit bei Männern (8,8%) höher als bei den Frauen (7%) ist. Am schlimmsten erwischt die Arbeitslosigkeit die sowieso Benachteiligsten. Bei den Afroamerikanern liegt sie bei 13,3 Prozent, ebenso hoch ist sie bei den Menschen ohne High-School-Abschluss. Zwar ist die Arbeitslosigkeit von Menschen mit einem College-Abschluss auch angestiegen, aber ihre Arbeitslosenrate ist mit 4,3 Prozent unterdurchschnittlich.

      Ähnlich wie in Deutschland dämpft das Ausweichen auf Kurzarbeit noch den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Seit November wuchs die Zahl der Kurzarbeiter um mehr als 5 Millionen. Nach Dean Baker vom Center for Economic and Policy Research (CEPR) sind auf dem Arbeitsmarkt noch keine Zeichen einer Wende auszumachen: Es ist so schlecht, wie man es sich vorstellen kann", sagt er wenig beruhigend. Man könne glücklich sein, wenn ab Ende des Jahres keine Arbeitsstellen mehr verloren gingen. In allen Branchen nehme der Stellenabbau weiter zu. Krisensicher scheint bislang nur der Ausbildungs- und Gesundheitssektor zu sein.

      Die US-Regierung setzt darauf, dass es doch nicht so schlimm kommen wird. Das Konjunkturprogramm könnte den weiteren Absturz bremsen und möglicherweise fängt sich die Wirtschaft auch schneller wieder. So steigen die Konsumentenausgaben wieder leicht, ebenso die Auto- und Immobilienverkäufe.

      Schaut man allerdings darauf, wie viele Menschen bereits Lebensmittelhilfen in den USA erhalten, wird das Bild noch düsterer. Ein Zehntel der Amerikaner bezieht bereits Lebensmittelmarken des Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP). Das sind über 32 Millionen Menschen. Maximum an staatlicher finanzieller Hilfe zum Kauf von Lebensmitteln beträgt für einen Vierpersonen-Haushalt im Monat 588 US-Dollar. Die US-Regierung hat seit 1. April die Bezüge erhöht.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/135770
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 10:04:57
      Beitrag Nr. 2.905 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.724.159 von Maraho am 08.03.09 13:06:23In Anlehung ...
      Die Elite predigt Wasser, trinkt selbst Wein - und kennt den Begriff Ethik oft nur aus Hochglanzbroschüren. Haben "die da oben" die Bodenhaftung verloren? Nein, die Gesellschaft hat versagt - weil sie diese Leute als Elite anerkennt.

      Was von den Kult-Managern übrig blieb
      von Horst von Buttlar (Hamburg)

      Charismatische Manager stürzen, Banker leisten Abbitte, Wirtschaftsdynastien scheitern. Eine ganze Elite dankt ab - und was machen wir jetzt?

      Da saßen sie also, zerknirscht und um Reue ringend, wie Lausbuben, die einen Streich zu viel gespielt haben. In einer Reihe, mit ernsten Augen und schmalen Mündern, die einst so große Sprüche gerissen hatten. Sie entschuldigten sich, und als sie fertig waren, entschuldigten sie sich noch mal: "Wir bedauern den Ausgang der Ereignisse zutiefst und uneingeschränkt", sagte Lord Dennis Stevenson, Ex-Chef der britischen Bank HBOS.

      "Ich entschuldige mich noch einmal umfassend. Es gibt ein tiefes Bedauern für all das Leid, das verursacht wurde", schob Fred Goodwin nach, ehedem Anführer der Royal Bank of Scotland, seine Blicke flüchteten zu seinen Kollegen links und rechts. "Sie haben eine große britische Bank zerstört", beschied ihm ein Abgeordneter.

      Es war Mitte Februar, und vier Banker hockten im britischen Parlament und baten um Verzeihung, was sie Großbritannien angetan hatten. Es würde noch einen Monat dauern, bis Fred Goodwins Haus nahe Edinburgh mit Steinen beschmissen würde. Jener Goodwin, der "Fred the Shred" genannt wurde (und wenn Manager Spitznamen haben, sind sie wirklich groß); ein Name, der immer dann hervorgekramt wurde, wenn sein Träger wieder etwas Tolles eingefädelt hatte. Das hatte er seit seinem Amtsantritt 1999 schon zwei Dutzend Mal getan und dafür 33 Mrd. Pfund ausgegeben - den letzten Deal, die Filetierung der niederländischen ABN Amro, nicht einberechnet, der seiner RBS den Rest gab.

      Natürlich waren die Banker vorbereitet, bestimmt hatten ihnen teure Berater geraten, zerknirscht zu tun. Doch in ihrer Vehemenz, in ihrer Tragik bündelte diese Szene die Zeitläufte wie ein Brennglas das Sonnenlicht. Ein Tribunal, eine Demontage, ein Bild, wie es früher in Spiegelsälen entstand.

      Binnen wenigen Wochen haben sich alte Gewissheiten überholt. Ikonen werden gestürzt, Retter müssen gerettet, Sanierer saniert werden, Ratgeber sind ratlos, Investoren suchen nach Geld. Wir erleben in der Wirtschaft eine seltsam heldenlose Zeit.

      Die guten Vorbilder wanken: Steve Ballmer, der sonst über Bühnen tobt und "I've got four words for you: I love this company!" schreit, muss erstmals in der Geschichte von Microsoft 5000 Mitarbeiter rausschmeißen. Carlos Ghosn, der "Icebreaker", wie der frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp ihn einmal nannte, dieses Saniereridol von Nissan, muss bei Renault 20.000 Stellen streichen.

      In Deutschland das gleiche Bild. Die gefeierten Deals und Fusionen, die Neuordnungen der deutschen Wirtschaft - ein Fall für das Kanzleramt. Commerzbank und Dresdner, indirekt auch Postbank und Deutsche Bank, Schaeffler und Conti.

      Bei uns kam der Abstieg schleichend: Klaus Zumwinkel, der Post-Chef und Ehrenmann, wie ein Vorbote, mit aschfahlem Blick von Staatsanwälten abgeführt, dann vorgeführt. Die guten Familienunternehmer? Klar, es gibt sie scharenweise, und dennoch schauen wir atemlos zu, wie Adolf Merckles Imperium zerbirst und er einen unwürdigen Tod im Gleisbett sucht. Schaeffler lässt uns schütteln, der Niedergang ist tragisch, dagegen sind die Buddenbrooks Aufsteiger.

      Die Coups enden fast immer schmachvoll: Paul Achleitner, Finanzvorstand der Allianz, der die deutschen Banken neu ordnen wollte, der 2001 nach der Übernahme der Dresdner Bank sagte: "So, und jetzt nehmen wir uns die Sparkassen vor" - dieser Achleitner ist heilfroh, dass er das Milliardenversenkungsding mit Ach und Krach losgeworden ist.

      Und dann Martin Blessing! Der Commerzbank-Chef wurde gefeiert, er machte schließlich den Deal mit der Dresdner klar. Blessing, das ist eine Dynastie, der Großvater schon Präsident der Bundesbank, der Vater Vorstand der Deutschen Bank; und nun er: Nüchtern, sympathisch, aber auf dem Gipfel hält er sich nur mit Steigeisen und Halteseil des Steuerzahlers.

      Wir reden über die Tränen und Pelzmäntel von Frau Schaeffler, über Banker, die in Jeans zur Arbeit schleichen oder kleinlaut ihre Boni zurückgeben, über Geiselnahmen von Managern in Frankreich, die ihr Lunch hinter Jalousien in verschwitzten Hemden wie eine Henkersmahlzeit einnehmen, und reden dabei immer über das Gleiche: über Bilder, die entwürdigen und entweihen - und die nur eine Botschaft haben: Ende Legende.

      Diesen Größenwahnsinnigen geschieht das recht, werden viele sagen, sie gehören in den Abgrund. "Es ist nicht tragisch. Eine Gattung von Elite fällt weg. Um die ist es nicht schade. Das waren Egomanen, keine Vorbilder", sagt auch Daniel Pinnow, Managementtrainer und Geschäftsführer der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft. Er gesteht, dass auch er "innerlich kocht".

      Und doch wissen wir derzeit nicht mehr, wohin es gehen soll. Was ist richtig, was falsch? Was groß, was klein? Helden geben Orientierung. Sie schenken uns Geschichten und Bilder, die der Kapitalismus braucht, um weiterzubrodeln, sie treiben uns an, weil wir uns an ihnen reiben, sie verkörpern die Sehnsucht nach Erfolg. Können wir überhaupt heldenlos wirtschaften?

      Vielleicht waren es die falschen Helden, oder die wahren Helden blieben im Verborgenen. Manchem Schlagzeilenmacher und Etikettenerfinder schwant, dass er Teil des Spiels war. "Es waren auch die Medien, die aus den Managern und Bankern immer wieder die ,Masters of the Universe‘ gemacht haben", sagt Michael Hartmann, Elitenforscher und Soziologe an der TU Darmstadt.

      Natürlich gab es auch früher Aufstieg und Fall - aber das waren Einzelfälle, griechische Tragödien. Nun stürzen die Vorbilder im Kollektiv. Absoluter Tiefpunkt.

      Was ist mit den Investorenlegenden? Auch untergetaucht oder geerdet. Kirk Kerkorian, der im April 2008 noch groß bei Ford einstieg, verabschiedete sich kleinlaut wieder im Dezember. Warren Buffet, klar, er kaufte sich bei Harley-Davidson ein, das war cool - aber überschaubar.

      Seinen Aktionären schrieb er: "Die Party ist vorbei." Seine Investmentfirma Berkshire Hathaway fiel ins Bodenlose, die Aktie unter 100.000 $, der Gewinn brach im letzten Quartal 2008 um 96 Prozent ein. (Und bei seiner Goldman-Beteiligung ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.) Sogar die Ikonen des Kapitalismus geraten ins Grübeln: Jack Welch, der 20 Jahre lang über General Electric herrschte, der sagen durfte: "Wenn du weißt, wie du es erreichst, ist es keine Herausforderung!" - der große Welch also nennt Shareholder-Value plötzlich "die blödeste Idee der Welt". Da stürzen Weltbilder zusammen.

      Wie können wir uns davon erholen? Erwachsen aus den Trümmern neue Anführer? "Jetzt werden Helden geboren", trommelt schon Johannes Graf von Schmettow, Deutschlandchef der Personalberatung Egon Zehnder. Er meint die Aufräumer und Restrukturierer.

      Wir ahnen, dass das nicht reichen wird, Insolvenzverwalter und Berater schreiben andere Geschichten, mühsame, schmerzhafte Geschichten. Außerdem geht es nicht nur darum, dass die Helden wieder heldenhaft wie ihre Vorgänger sind - sie sollten anders sein.

      "Ich bin skeptisch, dass da neue Typen nachkommen. Die zweite Reihe ist nicht anders", sagt Elitenforscher Hartmann. "Die Charaktere sind seit 20 Jahren sehr uniform. Die Einstellungen und Weltbilder sind im Kern nicht angekratzt. Viele Manager haben sich immer mehr als uneingeschränkte Herrscher empfunden. Solch eine Haltung kann man nicht von heute auf morgen ablegen." Die Trümmer, meint Hartmann, seien für viele gar nicht so groß.

      Auch Pinnow ist vorsichtig: "Eine ganze Generation ist mit dem Gedankengut groß geworden. Ich glaube nicht an die Selbstheilung." Die gleichen Business-Schools, die gleichen Lehren, die gleichen Charaktere, die gleichen Ziele.

      Die entscheidende Frage kleidet Pinnow dann auch in einen schönen Satz: "Wenn Hans jetzt abtritt, folgt ihm Hänschen nach?" In diesen Übergangszeiten, in den sich in Unternehmen Lücken auftun, sagt er, würden Weichen gestellt. "Es kommt jetzt drauf an, welche Typen gefördert und ausgewählt werden."

      Und dann spricht er sprudelnd, er sagt, dass bisher den Lenkern etwas fehlte, dass zum Führen nicht nur Kraft, sondern auch Demut, nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch Selbstreflexion gehört. Irgendwann zitiert er Peter Drucker, den Managementguru, der doch alles schon vor 60 Jahren in einem Satz zusammengefasst hat: "Ich kann nur führen, wenn ich mich selbst führen kann." Solche Leute, sagt Pinnow, müssten nun auf der Karriereleiter nach oben klettern. Eine Illusion?

      Vielleicht waren es die Chefs von General Motors, Ford und Chrysler, die Ende Dezember noch einzeln mit ihren Firmenjets nach Washington flogen und um Staatshilfe baten, die uns die letzten Bilder jener alten Abgehobenheit und autistischen Größe gaben. Im Februar, als sie erneut Milliarden brauchten, kamen sie in Hybridschüsseln, die sie zu spät entwickeln ließen, neun Stunden Fahrt auf der Landstraße.

      Die Banker, die Mitte Februar vor dem Finanzausschuss des US-Kongresses antanzen mussten, hatten bereits verstanden. Sie kamen mit Linienfliegern, Jamie Dimon von JP Morgan Chase war sogar mit der Bahn aus New York angereist.

      Vikram Pandit, der Chef der Citigroup, entschuldigte sich, dass er einen Firmenjet für 50 Mio. $ bestellt (und wieder storniert) hatte, und sagte: "Ich verstehe die neue Realität, und ich werde sicherstellen, dass Citi sie auch versteht." Er wird künftig für 1 $ pro Jahr arbeiten, bis seine Bank wieder Gewinn macht.

      Alles nur Show? Denn dann ist da wieder John Thain, der mit Merrill Lynch Unterschlupf bei der Bank of America fand. Sein Büro hat er für 1,2 Mio. $ renovieren lassen. Darunter: ein kleiner Beistelltisch aus Mahagoni für 25.713 $, ein George-IV.-Stuhl für 18.468 $, ein Teppich für 87.784 $. Erst als sich Proteste regten, erklärte er sich bereit, alles selbst zu zahlen.

      Wieder Bilder der Demontage, der Reue und des Niedergangs. Aber wir wissen ja, wie das mit Lausbuben ist. Sobald sie den Raum verlassen haben und uns den Rücken zuwenden, ist auf ihrem Gesicht ein breites, freches Grinsen, und in ihrem Kopf reift schon der Plan, welche Scheibe sie als Nächstes einschmeißen können.

      Aus der FTD vom 03.04.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 10:14:52
      Beitrag Nr. 2.906 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.542 von Maraho am 04.04.09 10:04:57Da es ganz gut passt ...

      Der Champagner ist schuld!

      Idomeneo oder die Tragödie der Weltwirtschaft: Warum im ­Drama der Krise alle Zuschauer sein wollen

      Wenn Idomeneo das Schwert erhebt, um seinem Sohn Idamante vor dem versammelten Volk Kretas den Kopf abzuschlagen, donnert eine dunkle Stimme aus dem Theaterhimmel und ruft: „Halt!“ Um die Dramatik dieser Stelle zu verstehen, muss man die ganze Geschichte kennen: Es war einmal ein Gewitter, in dem der König von Kreta in Seenot geriet. Da versprach er dem Meeresgott Neptun, den nächsten Menschen seines Volkes zu opfern, der ihm begegnen würde – wenn er selbst nur heil davonkäme. An Land traf Idomeneo dann den eigenen Sohn. Der wollte sich auch bereitwillig opfern lassen. Doch nun kommt es zum Einsatz besagter Stimme. Neptun befiehlt Idomeneo aus dem Off, von seinem Opfer abzulassen und Idamante als neuen König einzusetzen. Kreta jubelt! Der Vorhang fällt.

      Idomeneos Sohn wird im letzten Moment gerettet. Die reale Tragödie der Weltwirtschaft ist leider weniger gefügig als der Opernstoff (Foto: AP) Diese merkwürdigen Wendungen im Theater nennen wir lieto fine. Findige Dramatiker von der Antike bis zur Operette haben immer wieder rettende Briefe erfunden, oder einfach Götter ex machina auf die Szene steigen lassen, um ihre vertrackten Handlungen mittels irgendeiner Form des Erbarmens oder des Zufalls aufzulösen. Die reale Tragödie unserer Weltwirtschaft ist leider weniger gefügig. Auch hier haben einige Manager ihrem Börsengott Mammon geschworen, Opfer aus dem Volk zu bringen, wenn sie selbst nur reich würden. Aber anders als Idamante hält das Volk nichts von dieser Art Sühne.

      Köhler als deus ex machina

      Im Gegenteil, es ist wütend und will eigentlich nur eines: den Managern an den Kragen. Die Übergriffe auf Boni-Banker und Manager häufen sich. Geprellte Anleger halten nichts von der Milde, die Gott einst Abraham zuteil werden ließ, der seinen Sohn ebenfalls opfern wollte; sie setzen lieber auf das biblische Motto: „Zahn um Zahn“. Im lieto fine wird die Frage von Schuld und Sühne zur Frage von Einsicht und Moral: Der Missetäter wird aufgefordert, ein Opfer zu bringen (lustigerweise nie sich selbst). Und sobald er bereit dazu ist, wird ihm erst von Gott, dann vom Volk vergeben. In der aktuellen Wirtschafts-Tragödie verhält es sich etwas anders. Viele Manager lassen sich für ihr Versagen auch noch exorbitante Boni auszahlen. Vielleicht weil sie denken, dass sie das Volk und die Weltwirtschaft bereits geopfert haben. Welcher Dramatiker soll in einer solchen Konstellation noch ein zufriedenstellendes lieto fine erfinden? Bundespräsident Köhler hat sich in seiner „Berliner Rede“ als deus ex machina angeboten. „Ich habe Schuld!“, hat er gesagt, und von Managern und Politikern ein ähnliches Bekenntnis gefordert. Also quasi ein Selbstopfer, und tatsächlich haben ihm viele applaudiert. Nur leider fühlen sich von Westerwelle bis Ackermann in diesem Theaterstück alle nur als Zuschauer – nicht als handelnde Personen.

      Dostojewskijs mordender Student Raskolnikow kann mit seiner Schuld nicht leben. Sein Gewissens-Kampf bringt ihm nach 1.000 Seiten endlich die Erlösung. So viel Zeit haben weder ein antikes Theaterstück noch die Weltwirtschaft. Der ehemalige Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter hat das Naheliegende versucht: Er hat auf seine Abfindung verzichtet und so ein modernes lieto fine geschaffen. Statt vom Volk aufs Maul zu bekommen, wurde er bei Anne Will prompt in den Manager-Himmel gelobt.

      Vielen Managern und Börsen-Spekulanten scheint das lieto fine der Operette allerdings näher zu liegen als das der Antike. In der Fledermaus löst sich die vertrackte Situation auf, indem alle feststellen, dass nicht sie selbst, sondern der Champagner schuld an ihrem Benehmen ist. Der Chor singt ein spritziges Schopenhauer-Zitat: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.“ Und dann tanzt die dekadente Gesellschaft weiter – auch dann noch, wenn der Vorhang längst gefallen ist.

      Quelle: http://www.freitag.de/positionen/0914-kommentar-tragoedie-wi…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 11:37:14
      Beitrag Nr. 2.907 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.798.085 von Maraho am 19.03.09 05:31:53In Bezug.
      Heute Demonstrationen in Italien ...

      Großdemonstration gegen Regierung Berlusconi im Rom Gewerkschaften plädieren für soziale Maßnahmen gegen die Krise

      Rom - In Rom hat am Samstag eine Großdemonstration des Gewerkschaftsverbandes CGIL gegen die Regierung Berlusconi begonnen. Fünf verschiedene Demonstrantenzüge durchquerten die Innenstadt und skandierten Slogans gegen die Mitte-Rechts-Regierung um Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Sie forderten soziale Maßnahmen gegen die Krise. Hunderttausende Menschen beteiligten sich laut den Organisatoren an der Kundgebung, die am Nachmittag ihren Höhepunkt mit einer Veranstaltung auf dem Circus Maximus haben wird.

      Angeführt wurde die Demonstration von Gewerkschaftschef Gugliemo Epifani und von Oppositionschef Dario Franceschini. "Berlusconi hat bisher Hilfsmaßnahmen zur Rettung der Banken und für die Autoindustrie ergriffen, ignoriert dabei aber die Notstandslage der Hunderttausenden Italiener, die ihre Arbeit verloren haben oder bald verlieren werden", betonte Epifani.
      An der Demonstration beteiligten sich Studentenverbände sowie linksorientierte Parteien.

      Die Regierung Berlusconi kritisierte die Proteste der Gewerkschaften, die erste Massenkundgebung gegen die Regierung seit deren Amtsantritt im vergangenen Mai. "Die Demonstration ist so absurd wie ein Streik gegen den Regen. Gegen eine Krise mit globaler Dimension sind Demonstrationen sinnlos", kommentierte Arbeitsminister Maurizio Sacconi. "Diese Demonstration hat rein politische Natur und hilft den Italienern in keiner Weise, einen Ausweg aus der Krise zu finden", sagte Sacconi. (APA)

      Quelle: http://derstandard.at/
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 11:52:06
      Beitrag Nr. 2.908 ()
      http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,617402,00.html

      Witzischkeit kennt keine Grenzen...
      Die Regierung will es also bei 2500 Euro Abwrackprämie belassen, aber erwägt eine Deckelung auf 4 Milliarden Euro, damit es nicht ein Fass ohne Boden wird. Sprich: der Betrag würde für 1,6 Millionen Fahrzeuge reichen.
      Mit der Summe hofft man bis zum Jahresende hinzukommen.

      Da hat es sich also noch nicht bis ins Kanzleramt rumgesprochen, dass bereits fast 1,2 Millionen Anträge vorliegen und dass in der letzten Woche jeden Tag über 100000, teils bis 200000 Anträge pro Tag eingingen.
      Selbst, wenn die Zahl der Anträge pro Tag auf 40000 zurückgehen sollte, wäre in 10 Werktagen die Summe aufgebraucht.
      Definieren wir also ab sofort den 22. April als Jahresende...
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 12:02:42
      Beitrag Nr. 2.909 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.767 von Maraho am 04.04.09 11:37:14... gestern in der Ukraine.

      Zehntausende demonstrieren gegen Juschtschenko und Timoschenko
      Präsident bietet erstmals Neuwahlen an

      Kiew/Moskau - Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko hat angesichts von Massenprotesten gegen seine Politik erstmals vorgezogene Parlaments- und Präsidentenwahlen angeboten. Er sei bereit, eine "Entscheidung über zeitgleiche Wahlen zu treffen", sagte Juschtschenko nach Angaben der Agentur Interfax am Freitag.

      Am Dienstag hatte Juschtschenko im Parlament mitgeteilt, die Wirtschaft der Ex-Sowjet-Republik Ukraine sei in den ersten zwei Monaten 2009 im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel eingebrochen: "Wir haben unsere Auslandsmärkte verloren und 60 Prozent des ukrainischen Exports."

      In Kiew protestierten zwischen 20.000 (Polizeiangabe) und 50.000 Menschen (Veranstalter) gegen die Kräfte der Orangen Revolution von 2004. Der frühere Ministerpräsident Viktor Janukowitsch forderte erneut den Rücktritt von Regierungschefin Julia Timoschenko. Ein Machtkampf zwischen Timoschenko und Juschtschenko hat die Ex-Sowjetrepublik in ein innenpolitisches Chaos gestürzt.

      Der Ukraine droht wegen der Auswirkungen der Finanzkrise außerdem der Staatsbankrott. "Ich habe keine Angst vor vorgezogenen Wahlen", sagte Präsident Juschtschenko. Nach jüngsten Meinungsumfragen unterstützen weniger als fünf Prozent der Bevölkerung seine Politik. Mit seiner im russischsprachigen Osten des Landes verankerten Partei der Regionen stellt Janukowitsch derzeit die stärkste politische Kraft im Parlament. Bei den Protesten am Freitag setzte der Oppositionsführer der Regierung eine Frist bis zum 14. April, um wirksame Schritte für einen Ausweg aus der wirtschaftlichen Krise im Land zu beschließen. Andernfalls würden die Proteste verschärft. (APA/dpa)

      Quelle: http://derstandard.at/
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 12:06:07
      Beitrag Nr. 2.910 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.804 von Triakel am 04.04.09 11:52:06Triakel, ich grüße Dich!

      Da hat es sich also noch nicht bis ins Kanzleramt rumgesprochen, dass bereits fast 1,2 Millionen Anträge vorliegen und dass in der letzten Woche jeden Tag über 100000, teils bis 200000 Anträge pro Tag eingingen.
      Selbst, wenn die Zahl der Anträge pro Tag auf 40000 zurückgehen sollte, wäre in 10 Werktagen die Summe aufgebraucht.
      Definieren wir also ab sofort den 22. April als Jahresende...


      Zu den Rechenkünsten in Berlin kann man nur sagen .... Pisa! ;)
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 12:46:46
      Beitrag Nr. 2.911 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.917.615 von Maraho am 03.04.09 19:27:41In Bezug.

      Die Linke und Obama
      Der neue alte Feind
      Von Lydia Harder

      Auf Plakaten war er Amerikas „most wanted“ Gangster, der Terrorist Nummer Eins. Genannt wurde er meistes nur „Mister Bush“ oder „George W.“, mit höhnischer Betonung auf dem „Dabbelju“. Der ehemalige amerikanische Präsident gab einen dankbaren Gegner für linke Kampagnen ab: Illustrationen zeigen ihn mit einer Atombombe, die er wie ein Baby im Arm schaukelt. Oder am Schreibtisch, während er sich eine dicke Zigarre an den brennenden Kyoto-Protokollen anzündet. Oder als Chefkoch, der die Erde über seinem texanischen Grill schmort. George Bush war der Lieblingsfeind der globalen Linken.

      Was aber tun mit Obama? Der neue Präsident passt nicht zum Feindbild des kulturlosen Amerikaners. Und im Gegensatz zu seinem Vorgänger kann man Obama – das verbietet die politische Korrektheit – nicht mit Hitlerbärtchen und Seitenscheitel ausstatten oder in ein Fadenkreuz montieren. Doch die Linke arbeitet auch an dem ersten schwarzen Präsidenten Amerikas ihre antiamerikanischen Stereotype ab. Vor den Wahlen im vergangenen Jahr gab sie sich zunächst reserviert. Der Vorsitzende der Linke-Fraktion im Deutschen Bundestag Gregor Gysi wollte Obama immerhin zutrauen, dass er die „wenigen Spielräume nutzt“ und das Völkerrecht wieder respektiert.

      „Halbwahrheiten und Lügen“

      Sogar die linksextremistische Organisation „Marx21“, eine Art Nachfolger von „Linksruck“, gestand zu, dass Obamas Wahlsieg ein „Zeichen gegen den noch immer tief verankerten Rassismus“ in Amerika sei. Obamas Wahlversprechen zielten auf linke Herzensangelegenheiten: Krankenversicherung für alle, Steuersenkungen für Arme. Dennoch sieht ihn „Marx21“ im Zwiespalt zwischen ärmeren Bevölkerungsschichten auf der einen sowie Großkonzernen und der Wall Street auf der anderen Seite. Auf dem Titelbild ihres Magazins zeigt die Organisation einen Obama, der sich die dunkle Gesichtshaut wie eine Maske vom Kopf abzieht. Darunter kommt ein Totenkopf zum Vorschein.

      Die „Linke Zeitung“ hat Obama längst zum neuen Gegenspieler auserkoren. Unter dem Leitspruch „Yes I can! Ich will den Sieg im imperialistischen Krieg!“ versucht sie, Obama als Lügner zu entlarven. Es bestätige sich jetzt, dass dessen Kandidatur kein Schritt zum Frieden sei, sondern bloß Ausdruck eines Kampfes innerhalb der herrschenden Elite, bei dem es um die strategischen Prioritäten des amerikanischen Imperialismus gehe. Obama bereite eine „blutige Befreiungskampagne“ in Pakistan und Afghanistan vor, um „die Teile der Bevölkerung auszurotten, die sich der amerikanischen Kontrolle über das Gebiet widersetzen“. Er habe die Öffentlichkeit getäuscht und begründe die Ausweitung des Krieges in Pakistan mit „Halbwahrheiten und Lügen“. Statt einer Antwort auf die Bedrohung durch den Terrorismus gehe es der Regierung Obama in Wahrheit nur um strategische Interessen in der Region.

      Die angebliche Militarisierung des Weißen Hauses bezeichnet die „Linke Zeitung“ als einen Ausdruck „einer bösartigen Tendenz in der amerikanischen Gesellschaft“. Obama wird als Handlanger des amerikanischen Imperialismus gesehen, weniger primitiv-aggressiv als der „Cowboy“ Bush, dafür aber kaltblütiger, da er die Öffentlichkeit hintergangen habe: Seine Kampagne für den Wechsel sei nichts als Betrug.

      „Nur eine Marionette“

      Auf dem Forum „Links im Süden“ wird in der Anonymität noch drastischer propagiert, dass Obama sein „wirkliches Gesicht gezeigt“ habe. Auch er sei, heißt es in der alten Sprache der Verschwörungstheorien, nur eine „Marionette auf der Weltbühne des globalen Kapitalismus“. Die Amerikaner würden abwechselnd für Pest und Cholera votieren. Eine Alternative sei unmöglich, obwohl es sie gebe, die „wenigen aufrichtigen Genossinnen und Genossen da drüben“.

      „Obama mag schwarz sein, sicher ist er nicht links und auch nicht allzu progressiv“, urteilte die Linkspartei schon 2007 auf ihrer Internetseite. Der Präsidentschaftskandidat vernachlässige die schwarze Unterschicht. Er ähnele zwar einer Friedenstaube, werde sich jedoch schnell zu einem „Falken mit scharfem Schnabel und blutigen Klauen“ entwickeln. Auch wenn es um Israel geht, laufe Obama „den Rechten hinterher“. Er verkünde gegenüber der israelischen Lobby „brav, was von ihm erwartet“ werde. Und er verspreche „dem Land, das die Bewohner von Gaza aushungert und bombardiert, militärische Unterstützung“.

      Zwar bietet Obama weniger Angriffsfläche für Hassbekundungen und primitive Ressentiments. Niemand nennt ihn geringschätzig „Barack Hussein“. Es wird auch sehr viel weniger „Not welcome“-Plakate beim nächsten Staatsbesuch geben. Doch für viele linke Gruppierungen ist er schon drei Monate nach seinem Amtsantritt nur ein Kriegstreiber mit Charisma, die neue Maske des Großen Satans.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/…

      Photo oben rechts: http://www.marx21.de/

      Oder hier: http://www.jwharrison.com/blog/wp-content/uploads/2009/02/…

      Weitere böse Dinge: http://images.google.de/images?hl=de&um=1&q=obama+karikatu…
      40 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 12:47:46
      Beitrag Nr. 2.912 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.928 von Maraho am 04.04.09 12:46:46Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 14:33:47
      Beitrag Nr. 2.913 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.875.021 von kiska am 29.03.09 18:34:48Weiterführend ...

      HSH Nordbank
      Marnette warnt vor Milliardenrisiko

      Nach seinem Rücktritt als Kieler Wirtschaftsminister legt Werner Marnette mit seiner Kritik an der HSH-Nordbank-Rettung nach. Die Bank stelle ihr Ausfallrisiko im Schiffsgeschäft zu optimistisch dar, sagte er in einem Interview. Die gerade freigegebene Staatshilfe von drei Milliarden Euro werde nicht bis Jahresende reichen.


      Hamburg - Der zurückgetretene Kieler Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) prognostiziert weitere Milliardenverluste für die schwer angeschlagene HSH Nordbank. Die von den Landesregierungen in Hamburg und Kiel beschlossene Eigenkapitalspritze in Höhe von drei Milliarden Euro für die Landesbank der beiden Länder sei "Ende dieses Jahres schon verfrühstückt", sagte Marnette dem Hamburger Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL laut Vorabbericht vom Samstag.

      Als Grund nannte Marnette zu optimistische Annahmen der HSH-Nordbank-Führung hinsichtlich der Konjunkturentwicklung und eine nicht ausreichende Risikovorsorge im Bereich Schifffahrt. "Die HSH Nordbank hat gut 33 Milliarden Euro Volumen bei der Schiffsfinanzierung. Wollen Sie mir erzählen, dass das Ausfallrisiko da unter 1 Prozent liegt", wie es HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher behaupte?

      Marnette hatte kurz vor seinem Rücktritt die als Projektstudie zusammengefassten Unterlagen der HSH Nordbank und der von beiden Landesregierungen beauftragten Beratungsunternehmen einsehen können. Aus denen gehe hervor, sagt der Ex-Minister dem Magazin, "dass 64 Prozent des finanzierten Schiffsportfolios von den Rating-Agenturen schlechter als A eingestuft wurden. Das sind alles Wackelkandidaten."

      Vor diesem Hintergrund sei es auch mehr als wahrscheinlich, dass die von beiden Ländern bereitgestellte Bürgschaft von zehn Milliarden Euro "kräftig angeknabbert" und weiteres Kapital benötigt werde.

      Darüber hinaus beklagte Marnette, dass Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) an realistischen Zahlen zur Bewertung der Bank kein Interesse gehabt hätten: "Es mag verrückt klingen, aber ich glaube, Carstensen und Wiegard hofften auf ein Wunder." Er habe Vermerke geschrieben und Fragenkataloge ausgearbeitet, um an solche Zahlen zu kommen. "All diese Papiere", so Marnette, "habe ich an die Staatskanzlei und das Finanzministerium geschickt und bin ins Leere gelaufen. Da ist nie eine Antwort gekommen." Dafür habe der Regierungschef mit brutaler Deutlichkeit Loyalität für seinen Kurs der Krisenbewältigung eingefordert.

      So habe Carstensen ihm am Vorabend der Finanzausschusssitzung vom 19. März mitgeteilt: "Wenn Sie sich morgen nicht klar hinter die Position der Landesregierung stellen, kann ich nicht länger mit Ihnen zusammenarbeiten. Und lassen Sie sich nicht vom Geschwätz aus dem Kreis der CDU-Fraktion irritieren. Das sind Leute, die ihre Hausaufgaben in ihrer Schlosserei oder ihrem Elektrogeschäft nicht hinkriegen, die aber hier große Finanzwelt spielen wollen."

      Marnette äußerte bereits vor seinem Rücktritt öffentlich Zweifel am künftigen Geschäftsmodell der HSH Nordbank und an deren Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Er hatte sein Amt erst im vergangenen Juli angetreten. Zuvor war er jahrelang Vorstandsvorsitzender der Norddeutschen Affinerie (inzwischen umbenannt in Aurubis ) mit Sitz in Hamburg. Schon damals war er als Freund offener Worte aufgefallen, zum Beispiel hatte er gegen das "Kartell" der Energiekonzerne Eon , RWE , Vattenfall Europe und EnBW gewettert, die Deutschland in vier "Besatzungszonen" aufgeteilt hätten.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,617412,00.…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 17:39:24
      Beitrag Nr. 2.914 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.725.545 von Maraho am 08.03.09 19:55:29Guten Abend,
      und schon kommt das ...

      Steuern
      Beamte erwarten 20-Milliarden-Minus

      Dem Staat beschert die Rezession milliardenschwere Steuerausfälle. Streit gibt es nur noch um deren Höhe. Laut einem Magazinbericht rechnet das Finanzministerium derzeit mit einem Minus von 20 Milliarden Euro für dieses Jahr. Soll die Konjunktur nicht noch weiter gebremst werden, bleiben nur höhere Schulden als Ausweg.


      Berlin - Wegen der Wirtschaftskrise rechnen Beamte der Bundesregierung einem Magazinbericht zufolge in diesem Jahr mit Steuerausfällen von 20 Milliarden Euro bei Bund, Ländern und Gemeinden. Entsprechende interne Berechnungen des Bundesfinanzministeriums gingen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung 2009 um 5 Prozent sinken werde, meldete das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL am Samstag vorab. Prognosen unabhängiger Konjunkturforscher sind sogar noch pessimistischer.

      Ein Sprecher des Ministeriums bezeichnete die Zahlen als Spekulation und lehnte einen Kommentar dazu ab. Er verwies auf die nächste Steuerschätzung im Mai. Die Bundesregierung geht bislang offiziell von einer Schrumpfung der Wirtschaft um rund 2,25 in diesem Jahr aus. In Berichten hieß es zuletzt, die in der zweiten Aprilhälfte anstehende neue Regierungsprognose könne einen Rückgang von etwa 4,5 Prozent voraussagen.

      Nach SPIEGEL-Informationen entfällt die Hälfte der Steuerausfälle auf den Bundeshaushalt, die andere Hälfte der Einbußen komme auf Länder und Gemeinden zu. Die entstehenden Lücken wolle Finanzminister Peer Steinbrück durch höhere Schulden und nicht durch Einsparungen oder höhere Steuern ausgleichen.

      Der Arbeitskreis Steuerschätzung, an dem neben Bund, Ländern und Bundesbank auch die großen Wirtschaftsforschungsinstitute beteiligt sind, gibt zu den Steuereinnahmen stets im Mai und im November eine Prognose ab. Bei der Schätzung im Herbst vergangenen Jahres sagten die Experten für 2009 Steuereinnahmen in Höhe von 572 Milliarden Euro voraus.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
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      Avatar
      schrieb am 04.04.09 17:49:53
      !
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      Avatar
      schrieb am 04.04.09 17:56:10
      Beitrag Nr. 2.916 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.492 von Maraho am 04.04.09 17:39:24Hallo Maraho,

      die "internen" Schätzungen gehen nicht nur von 20 Mrd. aus.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:00:58
      Beitrag Nr. 2.917 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.521 von kiska am 04.04.09 17:56:10kiska, sei gegrüßt!
      Das dürfte klar sein. Wenn die wahren Schätzungen jetzt schon publik würden ... . :confused:

      Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte die Wahrheit auf den Tisch kommen, denke ich.

      Gruß an Deine andere Hälfte und ein schönes Wochenende! Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:07:01
      Beitrag Nr. 2.918 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.292 von Maraho am 18.02.09 18:27:52Und wenn es dann wieder aufwärts geht, zahlen wir die Schulden mit links zurück! :laugh:


      STEIGENDE ARBEITSLOSIGKEIT
      Volksparteien erwägen Ausbau der Sozialleistungen

      Trostpflaster für Krisenopfer: Wegen des Anstiegs der Arbeitslosigkeit denken führende SPD-Politiker jetzt nach SPIEGEL-Informationen darüber nach, die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes zu verlängern. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers will dagegen Hartz-IV-Empfänger beglücken.


      Hamburg - Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit wächst in den Volksparteien die Bereitschaft, Sozialleistungen auszubauen. So werden in der SPD Forderungen laut, den Bezug von Arbeitslosengeld zu verlängern.

      "Wenn die Krise noch lange dauert, sollten wir das ins Auge fassen", sagt SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler. Die Maßnahme soll verhindern, dass die Binnennachfrage schwindet, wenn Erwerbslose kein Arbeitslosengeld mehr beziehen und auf die niedrigeren Sätze von Hartz IV angewiesen sind.

      "Die zusätzlichen Kosten muss der Bundeshaushalt tragen, weil wir es uns in der Krise nicht leisten können, die Sozialbeiträge zu erhöhen", sagt Stiegler.

      Nach Ansicht von SPD-Vorstandsmitglied Ottmar Schreiner muss die Bezugsdauer für das Arbeitslosengeld
      "so schnell wie möglich" auf 24 Monate verlängert werden. "Das würde den Menschen ein Stück weit die Angst vor der Arbeitslosigkeit nehmen", glaubt Schreiner. Es sei nicht einzusehen, dass in der Regierung über eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate geredet werde, beim Arbeitslosengeld jedoch nichts geschehen solle. Die IG Metall unterstützt die Forderungen der Sozialdemokraten.

      Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) will dagegen Hartz IV verbessern. Der Bezieherkreis soll ausgeweitet werden.

      Erreichen will Rüttgers dies durch die Erhöhung des sogenannten Schonvermögens. Statt 16.250 Euro sollen Hartz-IV-Bezieher künftig 45.500 Euro eigenes Vermögen für die Altersvorsorge behalten dürfen.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,617396,00.h…
      10 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:08:56
      Beitrag Nr. 2.919 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.531 von Maraho am 04.04.09 18:00:58Werde jetzt noch ein bischen Schreibtischtäter sein. Grüß Du auch Deine zweite Hälfte, nicht das sie irgendwann mal mosert. :yawn:
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:17:14
      Beitrag Nr. 2.920 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.548 von Maraho am 04.04.09 18:07:01Passend hierzu ...

      Globalisierung
      Elf Millionen Jobs in Deutschland gefährdet
      Von Martin Greive

      Die Arbeitsplätze von elf Millionen Menschen in Deutschland könnten einer Studie zufolge ins Ausland verlagert werden. Besonders Jobs von Hochqualifizierten in der Industrie gelten demnach als gefährdet. Einfache Tätigkeiten erscheinen dagegen stärker an Deutschland gebunden.


      Bis zu elf Millionen Jobs in Deutschland könnten ins Ausland verlagert werden, heißt es in einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IWF). Die Grafik zeigt den Anteil (in %) leicht (rot), bzw. verlagerbarer (rosa) Jobs sowie der Arbeitsplätze (hell- bis dunkelgrün), kaum auslagerbar sind.
      (siehe Link unten)

      Rund 11,3 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Deutschland sind potenziell ins Ausland verlagerbar. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) hervor, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt. Die Jobs von 42 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland könnten demnach potenziell auch im Ausland verrichtet werden.

      Damit sind in Deutschland doppelt so viele Jobs gefährdet wie in den Vergleichsländern der Studie, der USA und der Schweiz. Grund dafür ist der hohe Anteil des Industriesektors an der deutschen Wirtschaft.

      Die Wissenschaftler haben mehrere Hundert Berufsprofile ausgewertet und analysiert, ob ein Beschäftigter für seine Arbeit vor Ort anwesend sein muss und ob ein inländischer Standort erforderlich ist. In vielen Fällen fiel das Urteil negativ sein.

      So können nur 38 Prozent aller Beschäftigten nicht ins Ausland verlagert werden. 19 Prozent liegen in einer Grauzone. Besonders gefährdet seien überraschenderweise die Stellen von gut ausgebildeten Arbeitskräften.

      Nach Berechnungen der IfW-Experten sind 43 Prozent aller Geringqualifizierten von Outsourcing bedroht, bei Hochqualifizierten sind es 53 Prozent. „Wir konnten mit dem Vorurteil aufräumen, dass nur die einfachen Tätigkeiten von der globalisierten Arbeitswelt betroffen sind“, sagte Klaus Schrader, einer der Verfasser der Studie und IfW-Globalisierungsexperte.

      Der Grund dafür ist, dass mittlerweile durch den technischen Fortschritt viele Dienstleistungen digitalisierbar und somit handelbar sind, während viele einfache Tätigkeiten standortgebunden sind. „Den Pförtner oder die Kindergärtnerin kann ich nicht nach Indien verlagern, den Software-Experten hingegen schon“, sagte Schrader.

      Dies führt auch dazu, dass innerhalb Deutschland der Anteil der potenziell verlagerbaren Arbeitsplätze regional stark schwankt. So sind in Ostdeutschland deutlich weniger Stellen gefährdet als in Bayern oder Baden-Württemberg. Insbesondere Mecklenburg-Vorpommern bringe viele Dienstleistungen hervor, die überwiegend nicht handelbar sind, heißt es in der Studie.

      „Die hohe Zahl der gefährdeten Jobs bedeutet aber nicht, dass in naher Zukunft viele Stellen verschwinden“, sagte Schrader. Noch gebe es in vielen Ländern nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte für die anspruchsvollen Jobs deutscher Fachkräfte. Länder wie China, Indien oder auch Brasilien holten aber bei der Qualifizierung stark auf.

      „Deutschland muss deshalb auf breiter Front eine bildungspolitische Offensive zur Höherqualifizierung der heimischen Arbeitskräfte starten“, fordern die IfW-Forscher. Zwar seien Hochqualifizierte stärker von einer Verlagerung bedroht, aber wenn ihre Produktivität gestärkt wird, sei die Gefahr eines Abwanderns beherrschbar, heißt es in der Studie. „Ansonsten ist ein schleichender Prozess, in dem langsam aber sicher die besten Jobs ins Ausland wandern, nicht auszuschließen“, sagte Schrader.

      Quelle und weiteres: http://www.welt.de/wirtschaft/article3502127/Elf-Millione…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:19:50
      Beitrag Nr. 2.921 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.557 von kiska am 04.04.09 18:08:56nicht das sie irgendwann mal mosert.
      Nö, tut sie nicht. War in der Stadt konsumieren! Dann ist die Welt in Ordnung! ;)
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:36:13
      Beitrag Nr. 2.922 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.787.166 von paddelbootheizer am 17.03.09 20:49:57In Bezug.

      Nutzfahrzeuge
      MAN kappt Kapazitäten noch stärker
      Von Rüdiger Köhn

      Die Auftragslage im Geschäft mit Lastwagen hat sich weiter verschlechtert. Vorstandsvorsitzender Hakan Samuelsson hat auf der Hauptversammlung der MAN ein düstereres Bild gezeichnet als noch vor sechs Wochen. Der Absatz werde um mehr als die Hälfte gegenüber dem Vorjahr und damit auf weniger als 50.000 Fahrzeuge zurückfallen, sagte er. Damit werden die Kapazitäten noch stärker gekappt: Die in eine SE umgewandelte MAN weitet die Kurzarbeit auf das zweite Halbjahr deutlich aus. Mit den Belegschaftsvertretern im Werk Salzgitter ist nach Informationen der F.A.Z. gerade vereinbart worden, im zweiten Halbjahr die Produktion von zwei Schichten auf eine Schicht zurückzufahren. Außerdem soll es - statt bislang einen Tag - zwei Schließtage geben. Somit wird die Fertigung um mehr als die Hälfte gegenüber 2008 zurückgefahren, als das Werk Salzgitter mit 20.000 Einheiten noch voll ausgelastet war.

      Für das größte Werk in München sowie für das Motorenwerk in Nürnberg laufen derzeit noch die Verhandlungen mit den Betriebsräten über weitere Einschnitte. Es wird angenommen, dass es auch dort zu ähnlichen Kapazitätskürzungen kommen wird. Allein in München wurden vergangenes Jahr 35.000 Lastwagen produziert. Insgesamt, so ist zu hören, wird der Kapazitätsschnitt damit rechnerisch höher als in der ersten Jahreshälfte sein. Der Ausfall von 70 Produktionstagen entspricht einem Kapazitätsabbau gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 45 Prozent. Von ihm sind derzeit 9800 Mitarbeiter betroffen. Einzig das Werk in Wien ist wegen der Fertigung von Militärlastwagen unter anderem für die britische Armee noch gut ausgelastet. Maßnahmen zur Kurzarbeit sind dort derzeit nicht geplant.

      Keine Trendwende in Sicht

      Bereits im Februar hatte Samuelsson auf der Jahrespressekonferenz Kurzarbeit für das zweite Halbjahr angedeutet (siehe Nutzfahrzeuge: Auch MAN vereinbart Kurzarbeit). Doch hat sich seitdem die Lage weiter zugespitzt. Der Vorstandschef erwähnte am Freitag mehrfach einen Absatz- und Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent. Im Februar sprach er von einer Halbierung. "Klar ist, dass 2009 ein sehr schwieriges Jahr wird", sagte er am Freitag in München vor 2400 Aktionären.

      "Der Lastwagen-Markt ist zur Zeit sehr schwach mit deutlich niedrigerem Absatzvolumen." Er sehe derzeit noch keine Trendwende. Bei einem erwarteten Umsatz- und Absatzrückgang von 50 Prozent gebe es auch noch Potential für Kurzarbeit in der Verwaltung. Es müssten zudem stärker freiwillige Maßnahmen wie Abfindungen oder Vorruhestand genutzt, die Kosten für Informationstechnik oder Reisen weiter gesenkt werden. Natürlich sei es ganz schwierig, unter diesen Bedingungen die durchschnittlich anvisierte Zielumsatzrendite von 8,5 Prozent in diesem Jahr zu erreichen, gab er zwischen den Zeilen einen erheblichen Ergebnisrückgang zu verstehen. Die eingeleiteten Kostensenkungen von 500 Millionen Euro in diesem Jahr würden im Plan liegen. Davon kommt allein die Hälfte aus Personalmaßnahmen.

      Neuer Tiefpunkt in der Nutzfahrzeugbranche

      Damit setzen die Aussagen des zweitgrößten europäischen Anbieters einen neuen Tiefpunkt in der Nutzfahrzeugbranche. Vor zwei Wochen erst hat Marktführer Daimler Nutzfahrzeuge Einsparungen in Milliardenhöhe, einen Rückgang im Nutzfahrzeuggeschäft von "eher 50 Prozent" in diesem Jahr, einen Verlust im ersten Quartal sowie Personalabbau und Schließung von Standorten im Ausland angekündigt. Der schwedische Konkurrent Volvo berichtete im Februar von einem Auftragsminus von mehr als 50 Prozent - der zweite Monat in Folge.

      Zwar verwies Samuelsson auf das unverändert stabile Geschäft in den Bereichen Diesel und Turbo. Doch sagte er auch, dass bereits 15 Prozent des Auftragsbestandes bei Dieselmotoren für Schiffe storniert worden seien und womöglich weitere 5 Prozent hinzukommen könnten. Dies werde indes durch das relativ gute Kraftwerksgeschäft aufgefangen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9…
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:45:07
      Beitrag Nr. 2.923 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.161 von Maraho am 04.04.09 14:33:47Ein Kommentar.

      HSH-Desaster offenbart Demokratie-Defizit
      von Gerd Grözinger

      Die Rettung der HSH Nordbank wird für Hamburg und Schleswig-Holstein zum finanziellen Desaster. Wer da als Politiker noch glaubwürdig bleiben will, der sollte mit seinem Privatvermögen haften.

      Gerd Grözinger ist Geschäftsführender Direktor des Collegium Mare Balticum und Wirtschaftsprofessor an der Universität Flensburg

      Die Spekulationsverluste der HSH Nordbank und die Reaktion der beiden beteiligten Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein darauf offenbaren ein Politikversagen, das den Keim einer echten Demokratiegefährdung in sich tragen könnte. Der Mehrheitspolitik ist nicht allein die skandalöse Nichtaufsicht einer Bank durch ihre staatlichen Aufsichtsräte vorzuwerfen, sondern auch das aktuelle Krisenmanagement. Zwei Bundesländer gehen einen gefährlichen Weg, an dessen Ende der faktische Staatsbankrott stehen könnte.

      Dieser Weg wird von der Mehrheitspolitik als alternativlos beschrieben. Aber natürlich gibt es immer eine Alternative, und die heißt in diesem Fall Insolvenz der HSH Nordbank mit einer geordneten Abwicklung. Es ist durchaus denkbar, dass ein solcher Weg den Steuerzahler erheblich billiger käme. Und eine Systembedeutung wie bei der Hypo Real Estate (HRE) ist dieser Regionalbank nicht zuzusprechen, denn sonst wäre der Bund eingesprungen, was er bekanntlich abgelehnt hat. Eine offene, faktengestützte Diskussion über eine Abwicklung der HSH Nordbank findet jedoch nicht statt.

      Großes Staunen über Risiken

      Die Bevölkerung kann nur staunend vom Spielfeldrand aus mitverfolgen, welche Risiken ihre Vertreter zu ihren Lasten einzugehen bereit sind. Die bei Weitem wichtigste Entscheidung der letzten Jahrzehnte wird in geschlossenen Zirkeln auf der Basis unvollständiger Informationen vorbereitet, und von der Sache überforderte Abgeordnete werden zur Fraktionsdisziplin gezwungen. Das war sogar einem Vertreter des Führungspersonals zu viel: Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette ist wegen dieser Dunkelmännerpolitik zurück getreten.

      Eine demokratieorientierte Politik hätte auch anders mit dem Problem umgehen können. Sie hätte rechtzeitig in beiden Bundesländern Neuwahlen ansetzen und diese Wahlen zum Plebiszit über den besten Umgang mit der Pleitebank machen können. Diese Chance wurde vertan, wohl auch, um nicht allzu viele Fakten auf den Tisch legen zu müssen.

      Stattdessen wird nun eine Konstruktion umgesetzt, die nicht nur eine hohe Einlage vorsieht, sondern vor allem auch Bürgschaften in zweistelliger Milliardenhöhe. Begründet wird dieser teure Rettungsversuch mit dem Argument, dass sonst die Wirtschaft in der Region leide, der dann kein passender Finanzier zur Verfügung stünde.

      Wie merkwürdig! Deutschland ist das Land mit der vermutlich höchsten Dichte an Banken. Schon ein Gang durch die Fußgängerzone einer beliebigen norddeutschen Stadt findet auf kleinem Raum Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenkassen, Vertretungen aller großen heimischen Geschäftsbanken und dazu noch Filialen etlicher ausländischer Finanzinstitutionen.

      Wer hier eine weitere Einrichtung für nötig hält, der würde vermutlich auch den Erhalt von Saab-Händlern fordern, weil dem verwöhnten Kunden sonst das Angebot an Autos zu gering wäre.

      Es wird also wohl um anderes bei der Rettung der HSH Nordbank gehen. Eine plausible Erklärung wäre, dass man seitens der Mehrheitspolitik panisch noch die vielen anstehenden Wahlen überstehen möchte, ohne dass das Ausmaß der Katastrophe und damit das langjährige Fehlverhalten der Regierungen den Bürgern deutlich wird. Und dass man dafür bereit ist, dem schlechten Geld noch etliches an gutem hinterherzuwerfen.

      Das mag ein böser Verdacht sein. Aber ausgeräumt werden kann er bei der Extremdimension der Gefährdung nur, wenn die Mehrheitspolitik ein wirkliches Pfand hinterlegt, dass sie reinen Gewissens und tatsächlich im besten Interesse des Landes zu handeln glaubt.

      Ein solches Pfand könnte der Miteinsatz des Privatvermögens der Abgeordneten und Regierungsmitglieder sein, so wie wir das auch von reputierlichen Geschäftsleuten kennen, die nicht nur mit ihrem guten Namen, sondern auch mit eigenem Geld für ihre Entscheidungen haften.

      Angesagt von der Politik ist, dass mit der Einlage von 3 Mrd. Euro die HSH Nordbank gerettet werden kann. Über die Bürgschaft von weiteren 10 Mrd. Euro (und vielleicht demnächst noch einigem mehr) mag sie weniger gern sprechen und tut lieber so, als wäre hier praktisch keine Gefahr. Machen wir also einen Vertrag zwischen Staatsvolk und Politik: Wenn den Bundesländern in den nächsten Jahren Kosten über die Einlage hinaus entstehen, haftet jedes Kabinettsmitglied und jeder Abgeordnete, der diesen Beschluss mitträgt, mit 50 Prozent seines Privatvermögens einschließlich der Renten- und Pensionsansprüche. Wer ein solches Risiko einzugehen bereit ist, demonstriert, dass er oder sie sich tatsächlich grundlegend informiert hat und der festen Überzeugung ist, dass hier kein Fass ohne Boden entsteht.

      Für eine solche ökonomische Mithaftung wäre natürlich ein Gesetz am angemessensten. Aber auch wenn ein solches nicht kommt, könnte jedes Kabinettsmitglied und jeder Abgeordnete aus den Koalitionsfraktionen dies persönlich zusichern. Dafür reicht ein Gang zum Notar, eine eidesstattliche Hinterlegung der Aufstellung des Vermögensbestands zum 1. April 2009, eine unwiderrufliche Verpfändung der Hälfte davon und die Bereitschaft, Veränderungen im Vermögensbestand von der Zustimmung des Notariats abhängig zu machen, um die Ansprüche der Steuerzahler zu sichern.

      Nun: Wer wagt hier den ersten Schritt? Wer ist wirklich bereit, für das Abenteuer HSH Nordbank mit eigenem Geld zu bürgen?

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-HSH…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:51:28
      Beitrag Nr. 2.924 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.905.581 von Maraho am 02.04.09 13:29:41In Bezug.

      Schwarzer März
      Spanier überrennen Arbeitsämter
      von Ute Müller (Madrid)

      Das Land leidet unter den größte Jobverlusten in der EU - die Quote hat die 15-Prozent-Marke übersprungen. Vor allem junge Menschen sind von der Jobflaute besonders betroffen


      Noch vor einem Jahr waren Ana Quilés und ihr Ehemann optimistisch. Auf insgesamt 3000 Euro Einkommen netto im Monat brachten es die beiden gelernten Verkäufer im Elektrofachhandel. Sie verschuldeten sich und kauften eine Wohnung. Jetzt stehen die beiden Schlange vor dem Arbeitsamt. Wie sie ihre Hypothek weiter abzahlen werden, wissen sie noch nicht. "Die Krise", sagt Ana, "hat uns jetzt auch erwischt."

      Allein im März verloren 123.000 Menschen auf der Iberischen Halbinsel ihren Job. Es war der schwärzeste März in der Geschichte der spanischen Arbeitslosenstatistik. Landesweit sind mittlerweile 3,6 Millionen Menschen erwerbslos gemeldet. Damit hat Spanien mit nur 46 Millionen Einwohnern inzwischen sogar Deutschland überholt. Die Arbeitslosenquote dürfte im März die 15-Prozent-Marke übersprungen haben; sie wird allerdings nur vierteljährlich vom Nationalen Statistikamt INE errechnet. Ende 2008 lag sie noch bei 13,9 Prozent, die europäisch vergleichbare Quote war noch etwas niedriger (siehe Grafik).

      Kein Staat in der EU verliert derzeit so viele Jobs wie das einstige Boomland. Im Februar trug Spanien 75 Prozent zum Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone bei, obwohl es nur für zehn Prozent der Wirtschaftsleistung steht.

      Besonders schwer trifft die Arbeitslosigkeit die jungen Menschen, fast ein Drittel der unter 25-Jährigen hat keinen Job. Die schlechte Schulausbildung der Mädchen und Jungen sei ein Mühlstein für die Wirtschaft, mahnte vor Kurzem die Industriestaatenorganisation OECD. Jeder dritte Schüler macht keinen Abschluss.

      Vor allem hat es nach dem Einbruch auf dem Immobilienmarkt die Baubranche getroffen. Aber auch der Einzelhandel, Gaststätten und Hotels leiden unter der Rezession. Die jüngsten Wirtschaftsdaten bestätigen den anhaltenden Sinkflug der spanischen Wirtschaft.

      Im Januar fiel die Industrieproduktion um gut ein Fünftel. Die Umsätze der Einzelhändler sanken im Februar inflationsbereinigt um fast zwölf Prozent. Jeden Tag machen in Spanien rund hundert Läden dicht, heißt es bei den Gewerkschaften.

      Die Regierung des sozialistischen Premiers José Luis Rodríguez Zapatero hofft nun, dass in den nächsten Monaten das jüngste Konjunkturprogramm in Höhe von 8 Mrd. Euro greift. Die hoch verschuldeten Kommunen sollen das Geld für kleinere Infrastrukturprojekte einsetzen und damit zumindest vorübergehend 250.000 Arbeitsplätze schaffen.

      Über den Zweck solcher "Gießkannensubventionen" streiten sich Ökonomen. Viele schätzen, dass trotz der Konjunkturspritze bis zum Jahresende eine weitere Million Arbeitsplätze verloren gehen werden. Bei der spanischen Sparkassenstiftung Funcas rechnen die Volkswirte bis Ende 2009 mit einer Arbeitslosenquote von 19 Prozent, Dekabank-Ökonom Sebastian Wanke immerhin mit 17 Prozent. Insgesamt 4,4 Millionen Spanier wären dann erwerbslos. Bis Ende kommenden Jahres rechnet Wanke dann mit 4,7 Millionen.

      Wegen der düsteren Aussichten bemühen sich die Spanier jetzt wieder, etwas auf die hohe Kante zu legen. Die Sparquote ist seit dem vergangenen Jahr kontinuierlich angestiegen. Der neue Konsumverzicht macht sich besonders im Autosektor bemerkbar: Im ersten Quartal sank die Zahl der neu zugelassenen Wagen um 43 Prozent.

      Die Zeit arbeitet auch gegen die Finanzbranche. Im Januar stieg die Zahl notleidender Kredite wegen der Pleitewelle im Bau und der Zunahme der Arbeitslosigkeit um 9 auf insgesamt 68 Mrd. Euro. Das entspricht fast vier Prozent des gesamten Kreditvolumens.

      Experten erwarten einen Anstieg auf acht bis neun Prozent. Nicht zuletzt, weil für immer mehr Arbeitslose die Unterstützung ausläuft. Schon jetzt bekommen 900.000 arbeitslose Spanier kein Geld mehr vom Arbeitsamt. Und die Regierung stellt sich darauf ein, dass sie noch mehr Finanzinstitute retten muss, nachdem sie zu Wochenbeginn der regionalen Sparkasse Caja Castilla La Mancha mit einer Bürgschaft über 9 Mrd. Euro zur Seite sprang.

      "Spaniens Weg aus der Krise wird schmerzhaft, sogar sehr schmerzhaft", sagte Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman angesichts der galoppierenden Arbeitslosigkeit. Bei einem Besuch in Madrid empfahl er der Regierung, die Preise und Löhne um 15 Prozent zu senken. Nur so werde Spanien wieder wettbewerbsfähig.

      Doch da müsste sich die spanische Regierung mit den Gewerkschaften anlegen. Die geben sich kämpferisch und haben bereits Streiks angekündigt, falls die Arbeitgeber oder die Regierung die Krise als Vorwand nutzen wollten, um den Kündigungsschutz zu lockern oder sogar einen Lohnverzicht einzufordern.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Schwarzer-M%E4rz-Span…
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 18:58:37
      Beitrag Nr. 2.925 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.901.202 von Maraho am 01.04.09 21:02:36Der Herr Brown ...
      ... ein Meister der Krise!

      EU-Reformpläne
      Großbritannien zögert bei Finanzaufsicht

      Erst vor wenigen Tagen sprachen sich die weltweit wichtigsten Staaten für eine besser koordinierte Kontrolle des Sektors aus - auch das Vereinigte Königreich. Von konkreten Vorschlägen aus Brüssel will die Regierung in London nun nichts wissen.


      Großbritannien sträubt sich als einziges EU-Land gegen die geplante Reform der national zersplitterten Finanzaufsicht in Europa. Bei einer ersten Diskussion der Finanzminister über die neue Struktur äußerten die Briten Bedenken dagegen, dass die geplanten neuen Gremien einzelnen Ländern bindende Vorgaben machen könnten. Alle anderen Staaten begrüßten einem Diplomaten zufolge den Plan.

      "Die Diskussion wird lange dauern, wir müssen einen Konsens finden, den Willen gibt es dazu", sagte der tschechische Finanzminister und amtierende EU-Ratschef Miroslav Kalousek bei dem Treffen der EU-Finanzminister und -Notenbankchefs am Samstag in Prag.

      Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) bezweifelte, dass sich das Konzept schon 2010 in die Tat umsetzen lässt, wie es die Europäische Kommission hofft. Doch da die Bundesregierung zu den Vorkämpfern weltweit strengerer Finanzmarktregeln gehöre, wäre es nicht konsequent, neue Aufsichtsstrukturen abzulehnen. "Das generelle Bild war richtig", lobte auch Bundesbankpräsident Axel Weber.

      Die EU hat sich eine Reform der Finanzaufsicht vorgenommen, um grenzüberschreitend tätige Banken oder Versicherungen besser überwachen zu können. Denn die Finanzkrise hat Schwächen der national zersplitterten Aufsicht in Europa vor Augen geführt. Die Filialen und Töchter der Institute werden von den Aufsehern in den jeweiligen Ländern kontrolliert, doch die Informationen werden nicht gut genug zu einem Gesamtbild zusammengefasst. Bei der drohenden Pleite einer Großbank wäre zudem nicht geklärt, wie die Regierungen die notwendige Finanzhilfe untereinander aufteilen. Erst am Donnerstag hatten sich zudem die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt (G20) auf neue Vorgaben zur Regulierung der Finanzmärkte geeinigt - die eine bessere Koordination und Kooperation bei der Aufsicht einschließen.

      Eine unabhängige Expertengruppe hatte vorgeschlagen, mit neuen Gremien die Aufsicht besser zu verzahnen. Allerdings würde damit keine EU-weite zentrale Finanzaufsicht geschaffen, denn das lehnen die meisten Mitgliedsstaaten ab. Vor allem die kleinen Länder sperren sich, Kompetenzen an europäische Gremien abzugeben, die von den großen Staaten dominiert würden. "Wir müssen die kleinen Länder mitnehmen", mahnte Steinbrück.

      Großbritannien, das nicht der Euro-Zone angehört, lehnt auch den von den Experten angeregten Kontrollrat unter Leitung der Europäischen Zentralbank ab. Überstimmen wollen die anderen EU-Länder die Briten aber nicht. "Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden, weil wir Großbritannien nicht außen vor lassen können. London spielt eine zu wichtige Rolle in der Finanzarena", sagte die französische Finanzministerin Christine Lagarde.

      Die Verbesserung der Aufsicht werde "mehr eine Evolution als eine Revolution" sein, sagte EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy. "Wir haben darüber schon mindestens ein Jahrzehnt debattiert." Die EU-Staats- und Regierungschefs sollen bei ihrem nächsten Gipfel im Juni die Weichen für die Neuregelung der Aufsicht stellen. Die Kommission will dann im Herbst einen Gesetzesentwurf vorlegen, über den schon bis Jahresende die politische Einigung stehen soll.

      In der EU sind 70 Prozent der Vermögenswerte bei den 45 grenzüberschreitend tätigen Banken wie BNP Paribas oder Deutsche Bank angelegt. Zur Kontrolle der einzelnen Banken, Versicherungen oder Börsen soll ab 2011 ein europäisches System der Finanzaufsicht geschaffen werden. Es soll aus den bereits bestehenden Koordinierungsausschüssen der EU-Staaten gebildet werden, die mehr Rechte bekommen würden.

      Ihnen zur Seite gestellt würde der Kontrollrat der EZB, der Risiken im gesamten Finanzsystem beobachten würde. Ökonomisch gesprochen würde damit nicht mehr nur auf der Mikro-, sondern auch auf der Makroebene nach dem Rechten gesehen. "Wir haben in dieser Krise gelernt, dass beides gleichzeitig in die Beratungen einfließen muss", sagte Weber.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:EU-Reformpl%E4ne-Gro%DFbr…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 20:25:44
      Beitrag Nr. 2.926 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.908.679 von Maraho am 02.04.09 18:43:29Die "bösen" Schweizer ...

      Gehört auch Nicolas Sarkozy auf eine schwarze Liste?
      Von Ralph Pöhner.

      Er hat den Kampf gegen Steuerparadiese auf seine Fahnen geschrieben, doch Frankreichs Präsident war in einem früheren Leben Wirtschaftsanwalt. Da half er Kunden, ihr Geld in Genf zu deponieren.


      Allen voran wollte er die schwarze Liste der Steuerparadiese, er forderte harte Sanktionen, und er setzte sich weitgehend durch: Am G-20-Gipfel arbeitete Nicolas Sarkozy gestern entschlossen darauf hin, dass die Staatengemeinschaft durchgreift.

      Sarkozys Engagement hat einen Nebeneffekt: Denn in Frankreich erinnert man sich jetzt daran, dass Monsieur le Président die Sache nicht immer so streng sah – ja, dass er die Vorteile eines guten Steuerhafens einst durchaus zu schätzen wusste. Das war zu seiner Zeit als Wirtschaftsanwalt im Pariser Prominentenvorort Neuilly-sur-Seine. Wie «Rue89», ein politischer Newsdienst in Paris, gestern meldete, unterstützte Sarkozy reiche Klienten gern dabei, ihre Gelder in Genf anzulegen, und er begleitete sie auch regelmässig in die Schweiz. Das Magazin «Trends-Tendances» resümierte den Fall dann unter dem Titel «G20: Wo Nicolas Sarkozy Nicolas Sarkozy widerspricht», und die Londoner «Times» mutmasst: «Die Vorwürfe dürften den französischen Präsidenten, der laut eigener Aussage ‹Moralität in den Kapitalismus zurückbringen› will, in Verlegenheit bringen.»

      Von Paris nach Genf, von Genf auf die Cayman Islands

      Nun war aufmerksamen Franzosen bereits bekannt, dass Steuerflucht für den privaten Sarkozy nicht ganz so verwerflich ist. So stellte er sich offen hinter Johnny Hallyday, den pauschalbesteuerten Einwohner von Gstaad, der in seiner Heimat zum Inbegriff des Steuerflüchtlings geworden ist: Schuld an dieser Art von Flucht sei der gierige Staat, kommentierte Sarkozy den Fall, und er lud den Sänger nach seiner Wahl zum Präsidenten ostentativ zur Party. Wie «Rue89» nun aber meldet, manifestierte Sarkozy ein noch aktiveres Verständnis für die Anliegen von Steueroptimierern.

      1987 gründet Nicolas Sarkozy seine eigene Anwaltskanzlei, spezialisiert auf Wirtschaftsfälle. Hier berät er unter anderem den Tennisprofi Henri Leconte – und er hilft auch mit, als der Spitzensportler Mitte der Neunzigerjahre in die Schweiz ziehen will. Sarkozy vermittelt den Sportler an den Genfer Vermögensverwalter Jacques Heyer. Und dieser transferiert das Geld seiner Kunden mit Vorliebe erst in die USA, um sie von dort auf die Cayman Islands und die Virgin Islands weiterzusenden.

      Viele Opfer, keine Kläger

      Leconte zieht 1995 nach Genf, und er legt auch fast sein ganzes Vermögen bei Heyer an. Doch wenig später kommen zwiespältige Machenschaften ans Licht; 1997 wird bekannt, dass der Vermögensverwalter eine Knastvergangenheit hat, und er muss seine Heyer Management SA schliessen. 2005 verurteilt ein Genfer Gericht den Finanzspezialisten wegen Veruntreuung.

      Heyers Kunden verlieren einen Grossteil ihres Vermögens, wobei etwas auffällt: Sie wehren sich nicht. Wie der zuständige Untersuchungsrichter Marc Tappolet später im «Le Matin Dimanche» sagt, vertrauten rund 200 reiche Menschen ihr Geld Heyer an, vor allem Franzosen; aber nur eine Handvoll reicht Klage ein. Ein Phänomen, das oft auf Schwarzgeld deutet.

      «Berufliche Reisen als Anwalt»

      Henri Leconte ist einer der wenigen, die öffentlich zum Fehlinvestment stehen, deshalb wird auch Sarkozys Beziehung zu Heyer bekannt. Auch schreibt der Prominenten-Journalist Marc Francelet in einem Buch über Sarkozy, Heyer habe sich selber als «intim mit Nicolas Sarkozy, als Geschäftspartner» bezeichnet. «Ich habe ihn selber ins Amtshaus von Neuilly begleitet» (wo Sarkozy damals Bürgermeister war).

      Wie sich der Genfer Bankier gegenüber «Rue89» erinnert, reiste Sarkozy in den Neunzigerjahren regelmässig in die Schweiz, «es waren berufliche Reisen als Anwalt». Deshalb würden Sarkozys Angriffe auf die Steueroasen in Genfer Justizkreisen auch als moralisierend oder gar als heuchlerisch beurteilt, denn: «Wie viele Wirtschaftsanwälte» – so «Rue89» – «zögerte auch Nicolas Sarkozy nie, die Möglichkeiten des Finanzsystems zu seinen Gunsten zu verwenden.»

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Gehoert-auch-Nic…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 20:30:47
      Beitrag Nr. 2.927 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.188 von Maraho am 02.04.09 21:23:54In Bezug.

      Die unschuldig-weissen Inseln vor Britanniens Küste
      Von Peter Nonnenmacher, London.

      Jersey, Guernsey und die Isle of Man sind auf der weissen Liste der OECD gelandet. Gehören sie da hin? Auch in Grossbritannien gibt es Zweifel.


      Mit Erleichterung und unverhohlenem Triumph haben die britischen Kanalinseln und die Isle of Man auf die Entscheidung der OECD reagiert, sie in Sachen Steueroasen auf die weisse Liste zu setzen. Alle drei Inseln, die für niedrige Steuersätze und «stille» Geschäftspraktiken bekannt sind, wurden während des G-20-Gipfels diese Woche an der Seite des Vereinigten Königreichs und von Ländern wie Deutschland, Frankreich, die USA und China als Gebiete eingestuft, die den internationalen Standards «im Wesentlichen nachgekommen» seien.

      Dabei hatte der britische Schatzkanzler Alistair Darling noch kürzlich die Isle of Man als «Steueroase mitten in der Irischen See» attackiert. Mittlerweile seien aber alle drei Inseln mit vielfältigen Vertragsschlüssen den Anforderungen nachgekommen, hiess es gestern in London. Jeffrey Owens von der OECD bestätigte, dass die Inseln beim Unterzeichnen der Vereinbarungen zum Austausch von Steuerinformationen - sogenannten TIEA - «vorbildlich» seien.

      Kritik von allen Seiten

      Kommentatoren in London äusserten jedoch Zweifel an der Fairness dieser Beurteilungen. Der Leiter des Informationszentrums Tax Research, Richard Murphy, warf Jersey vor, TIEA-Abkommen unter anderem «mit Ländern wie Grönland, den Färöern und Island» geschlossen zu haben, um sich aus der Schusslinie zu bringen. Ein 2001 mit den USA geschlossener Vertrag habe seither zur Herausgabe von Informationen «in nicht mehr als fünf Fällen» geführt. Das Problem mit den TIEA sei, «dass es unglaublich schwierig ist, solche Informationen anzufordern - und dass eine Steueroase sie ganz leicht verweigern kann». Auch die Tatsache, dass Jersey nicht über ein Trust-Register verfügt, ist vielfach kritisiert worden.

      Regierungskritiker äusserten die Vermutung, Premierminister Gordon Brown sei beim G-20-Gipfel einen stillschweigenden Deal mit den anderen grossen Staaten eingegangen, um die Kanalinseln «weiss-waschen» zu lassen. «Wie China seine Steueroasen hat auch London seine Krongebiete eindeutig geschützt», meinte gestern der Verbund für Steuergerechtigkeit, der in der Kampagne gegen Steueroasen im Königreich eine führende Rolle spielt. «London, Wallstreet, Jersey und all die anderen dürften eigentlich nirgendwo auf einer weissen Liste stehen.»

      Appelle an die Londoner Regierung

      Am Rande des G-20-Gipfels hatten auch hochrangige Vertreter der deutschen Delegation darauf hingewiesen, dass die Briten mit ihren Finanzzentren «eine sehr spezifische Interessenlage» verfolgten. Appelle zum Schutz dieser Interessen hatten die Inseln in den Wochen vor dem Gipfel an die Londoner Regierung gerichtet. Ein falscher Listenplatz könne Guernsey schweren Schaden zufügen, liess Inselchef Trott den britischen Premier wissen.

      Einem Bericht des Londoner «Guardian» zufolge haben Jersey und Guernsey in jüngster Zeit sogar - für den Fall der Fälle - den Schritt zur Unabhängigkeit von Grossbritannien vorbereitet. Gesetzgeberische Vorbereitungen in dieser Richtung seien «weit fortgeschritten», berichtete die Zeitung, «und könnten jederzeit in Kraft gesetzt werden, wenn London versuchen würde, an den niedrigen Steuersätzen der Insel etwas zu ändern». Der «Guardian», Wortführer in der Debatte um Steueroasen, betonte gestern, wie alle anderen Finanzplätze müssten auch die britischen «noch sehr viel stärker ans Tageslicht gezerrt» werden, als dies bisher der Fall sei.

      Derweil wartet Grossbritannien weiter auf den amtlichen Report zu britischen Finanzplätzen und Steueroasen, mit dem der ehemalige Steuerkommissar Michael Foot beauftragt worden ist. Dieser Bericht soll noch in diesem Monat veröffentlicht werden. Schwerwiegende Kritik an den Kanalinseln wird aber, nach der Klassifizierung dieser Woche, nicht erwartet.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-unschuld…
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      schrieb am 04.04.09 21:02:08
      Beitrag Nr. 2.928 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.490.387 von Maraho am 01.02.09 16:43:43In Bezug.

      Ökonomie
      Eine Ahnung von der Krise
      Von Markus Zydra

      Wirtschaftswissenschaftler haben die Finanzkrise viel zu spät erkannt. Nur zwei verpönte Denkschulen sahen das Unheil kommen.


      Sitzen ein Chemiker, ein Physiker und ein Ökonom auf der einsamen Insel und haben nur Konserven zu essen. Wer öffnet wie die Dose? Der Chemiker macht Feuer, der Physiker nimmt einen Stein, und der Ökonom sagt: "Nehmen wir doch einfach mal an, wir hätten einen Büchsenöffner."

      Ja, über Ökonomen lässt sich gut Witze machen. Viel ist geschimpft worden auf diese Zunft, weil die meisten von ihnen die verheerende Finanzkrise viel zu spät erkannt haben. Zu modellgläubig seien sie, zu leichtgläubig würden sie sich auf Statistiken verlassen, um daraus Prognosen abzuleiten, so der Vorwurf. Warum hat kein Experte rechtzeitig die rote Flagge gehisst?

      "Menschliche Marktwirtschaft"

      Die Frage ist suggestiv und nicht ganz fair. Denn einige Ökonomen haben Alarm geschlagen, nur hatten sie in der Öffentlichkeit keine große Plattform dafür. Guido Hülsmann ist einer von ihnen, Professor an der französischen Universität Angers. Er warnt schon lange vor dem Kollaps des Finanzsystems, weil zuviel billiges Papiergeld im Umlauf sei. Erst die niedrigen Zinsen in den USA hätten die Immobilienkrise möglich gemacht, sagt er. Doch die Mehrheit der Ökonomen hielt und hält niedrige Zinsen bis heute für ein gutes Instrument.

      Hülsmanns Thesen stehen nur auf wenigen Lehrplänen. Er bemängelt eine "Homogenisierung" der ökonomischen Ausbildung. "Das Grundstudium ist keynesianisch geprägt, und dessen Makroökonomie geht davon aus, dass der Staat die Wirtschaft in Wachstum lenken kann", sagt Hülsmann, der völlig anderer Meinung ist. Die aktuellen Rettungsaktionen für Banken und Unternehmen sowie die Konjunkturprogramme hält er für falsch. Der Markt würde verzerrt, schlechte Unternehmen erhielten Hilfe auf Kosten der guten. Banken würden gerettet, nicht das Banking.

      Auch Ulrich Thielemann ist ein Außenseiter im Wissenschaftsbetrieb. Er ist Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Schweizer Universität St.Gallen. Dieser Forschungszweig hat europaweit nur wenige Lehrstühle. "Dabei spürt die Bevölkerung, dass da etwas schief gelaufen ist", sagt Thielemann.

      Und die Politik greift dieses Gefühl auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert etwa eine Gestaltung der Globalisierung hin zu einer menschlichen Marktwirtschaft. "Aber wer berät Merkel eigentlich darin, wie diese menschliche Marktwirtschaft aussehen könnte?", fragt Thielemann rhetorisch und gibt die Antwort selbst: "Die Profiberater sind ja beinahe ausnahmslos durch die Schule der Marktgläubigkeit gegangen." Dem eloquenten Wirtschaftsethiker fehlt der Pluralismus in der ökonomischen Lehre. "Es gibt eine Art Kartell. Wer das System in Frage stellt, kommt mit seinen Forschungsergebnissen nicht in die wichtigen Wissenschaftsjournale."

      Ökonom Hülsmann kann sich ebenfalls auf eine sympathische Art in Rage reden. Seine Argumentation klingt zwar fremd, sie kommt aber eingängig daher, ganz ohne Zahlen. "Die Banken haben aus ihrer eigenen Perspektive genau richtig gehandelt, denn sie wussten, dass die Zentralbanken sie retten", sagt Hülsmann. Die Banker bewegten sich im Ordnungsrahmen der Politik, dessen Thesen das Establishment belächle.

      Billiges Geld

      Hülsmann ist Vertreter der Österreichischen Schule, einer seit Jahrzehnten öffentlich kaum beachteten ökonomischen Denkrichtung. Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises und Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich von Hajek sind die bekanntesten Vertreter dieser staatskritischen Lehre. Das Grundproblem auch dieser Krise sei die Existenz der Zentralbanken, die das Geld viel zu billig auf den Markt werfen, um andere Banken zu retten. "Es gibt eine Vollkasko-Mentalität in der Finanzwelt, wir haben eine Planwirtschaft in der Geldversorgung", sagt Hülsmann. Er will die Zentralbanken abschaffen und die Geldproduktion privatisieren. Mit solchen Vorschlägen erzeugt Hülsmann eine Abwehrhaltung, was fast schon verständlich ist, denn all das klingt sehr radikal. Doch öffentlich debattiert sollten diese Vorschläge schon werden, meint er, was jedoch nur selten geschieht.

      Wirtschaftsethiker Thielemann erkennt hier ein Aufklärungsparadox: "Als Wissenschaftler müssten sich die Ökonomen eigentlich sagen: Das ist doch eine ganz andere Position, mit der wir uns beschäftigen müssten - doch genau das passiert nicht." Natürlich sollten Unternehmen nach Gewinnen streben, "die Gewinnmaximierung ist jedoch ethisch unzulässig", sagt Thielemann, der inzwischen große politische Einigkeit spürt, dass es wichtig ist, dem Managementnachwuchs Integrität nahezubringen. "Ziel der Wirtschaftsethik ist es, die ökonomische Rationalität zur Vernunft zu bringen." Der Markt tauge nicht zum obersten Gesellschaftsprinzip.

      Guido Hülsmann ist derzeit häufiger als Gastredner gefragt als früher. Doch er hat es schwer, mit seinen Argumenten durchzudringen. "In den Doktorandenkursen sieht man eine Spezialisierung auf Modellbildung", sagt er. Man befasse sich dort nicht mehr mit der Wirtschaft an sich, sondern mit der Modellierung von wirtschaftlichen Zusammenhängen. "Man kann aber nicht alle Risiken modellieren", sagt Hülsmann. Mitunter fehlt er einfach, der Büchsenöffner.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/finanzen/432/464036/t…

      http://mises.de/
      http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_Mises
      http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_August_von_Hayek
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      Avatar
      schrieb am 04.04.09 21:34:06
      Beitrag Nr. 2.929 ()
      Ein Bankier mit einer eigenen Meinung ...

      Reden wir über Geld
      "Der wahre Bankier ist ein Anarchist"

      Der Schweizer Bankchef Konrad Hummler über seine Neigung, gegen den Strom zu schwimmen, Bargeldkoffer aus Deutschland und unendliche Faulheit.

      Interview: M. Zydra

      Konrad Hummler, 55, verspätet sich etwas. Wie viele Minuten es genau sind, bleibt unklar, obwohl im Konferenzsaal der St. Galler Privatbank Wegelin&Co. zwei Wanduhren ticken. Doch sie zeigen unterschiedliche Zeiten an - und das in der Schweiz, bei der ältesten Bank des Landes, gegründet im Jahr 1741. Bankchef Hummler setzt sich an den Nussbaumtisch. "Sie wissen, dass auf diesem Tisch mal ein Leichnam aufgebahrt lag", sagt er. "In der Anfangszeit der Bank ist ein Teilhaber im Amt gestorben."


      SZ: Herr Hummler, reden wir über Geld. Sie haften bei Wegelin mit Ihrem persönlichen Vermögen. Wenn Ihr Institut Pleite geht, dann sind Sie es auch?

      Konrad Hummler: Ja, und das finde ich super, denn ich übernehme so die Verantwortung für meine Entscheidungen. Wenn eine Bank beim Staat rückversichert ist, wird es immer gefährlich.

      SZ: Der Staat sollte marode Banken bankrott gehen lassen?

      Hummler: Auf jeden Fall, aber nicht so unkontrolliert wie Lehman Brothers. Es ist das große Versagen der Finanzaufsicht, dass der geordnete Konkurs der Banken nie durchgespielt wurde.

      SZ: Wie läuft so etwas geordnet ab?

      Hummler: Wenn es einer Bank schlecht geht, dann bezahlt zunächst der Aktionär durch den Wertverlust seiner Beteiligung. Dann kommt der nachrangige Anleihebesitzer an die Reihe. Und wenn immer noch Kapital fehlt, sind die übrigen Gläubiger dran, die ihr Geld verlieren. Die Einlagen der Sparer bleiben dabei abgesichert.

      SZ: Die Staatshilfe ärgert Sie.

      Hummler: Nachrangige Gläubiger der Schweizer Bank UBS bekommen weiter ihre Zinszahlungen, auch von mir. Durch die Staatshilfen übernimmt jeder Schweizer Bürger pro Kopf 6000 Franken für das Institut.

      SZ: Wenn die UBS oder die Citigroup bankrott geht, wird alles schlimmer.

      Hummler: Eine Pleite tut immer weh, jetzt tut sie aber dem Steuerzahler weh und nicht demjenigen, der das Risiko übernommen hat. Die Politik glaubt, dass ein wirtschaftlicher Schnitt etwas schlechtes sei. Ich glaube jedoch an die unendliche Anpassungsfähigkeit des Menschen, aus einer neuen Situation das Beste zu machen.

      SZ: Sie haben gut reden.

      Hummler: Wieso? Ich könnte mir vorstellen ein guter und glücklicher Straßenkehrer zu sein. Ich suche das jetzt nicht, aber grundsätzlich kann ich mir das vorstellen. Wer diese Bereitschaft zu radikalen Neuanfängen nicht hat, der ist kein Unternehmer.

      SZ: Ein Leben lang Straßen kehren?

      Hummler: Das habe ich nicht gemeint, mit Sicherheit hätte ich innerhalb einer Woche zehn Angestellte (lacht).

      Im zweiten Teil: "Ich nehme unversteuertes Bargeld in Koffern an."

      SZ: Politiker wollen durch Staatshilfen weitere Turbulenzen vermeiden.

      Hummler: Das ist der falsche Weg. Durch die Übernahme der Risiken aus dem Bankensektor und der Industrie bringen sich Staaten in eine verderbliche Position. Auch sie sind nicht unendlich risikofähig.

      SZ: Nun machen viele Staaten Druck auf die Schweiz. Nehmen Sie unversteuertes Bargeld in Koffern an?

      Hummler: Ja, sicher. Ob der Kunde das Geld in Deutschland versteuert hat, interessiert mich nicht. Ich würde aber nachfragen, wie er das Geld verdient hat, um auszuschließen, dass es aus dunklen Quellen stammt.

      SZ: Wie sicher wäre das Kapital vor dem deutschen Fiskus?

      Hummler: Wesentlich unsicherer als noch vor zwei Monaten. Bislang war die Schweiz Garant dafür, dass sauberes ausländisches Kapital unbesehen vom Steuerstatus sicher aufbewahrt wird. Dieser Nimbus ist angekratzt.

      SZ: Warum geht ein Jurist und Offizier wie Sie in die Finanzwirtschaft?

      Hummler: Ich begann bei der Schweizerischen Bankgesellschaft, der früheren UBS. Als jüngster Analyst schrieb ich einen Bericht zu einer US-Ölfirma, in dem ich deutlich machte, dass die Firma bald Pleite geht. Statt Anerkennung erhielt ich den wütenden Anruf eines Direktors der Bank. Man habe kurz zuvor eine Anleihe der Ölfirma am Markt platziert.

      SZ: Sie verloren den Job?

      Hummler: Nein, alsbald ging die Ölfirma Pleite (lacht lauthals). Dieses Ereignis machte mir klar, dass man mit gesundem Menschenverstand und einfacher Mathematik im Finanzsektor sehr viel herausfinden kann, wo andere nur nachplappern.

      SZ: Warum wird gesunder Menschenverstand eher gepredigt als gelebt?

      Hummler: Es ist so viel angenehmer, dem allgemeinen Trend zu folgen. Ich stelle in den meisten Gremien diese Bequemlichkeit und Feigheit fest.

      SZ: Wie bekämpft man diese Feigheit?

      Hummler: Es muss das Risiko bestehen, dass der Verantwortliche persönlich alles verlieren kann. Dann hat er ein existenzielles Interesse daran, genau nachzudenken. Eine solche Haftungsstruktur macht auch Vorstandsgespräche inhaltlich relevanter und kontrolliert die Gier.

      SZ: Wie misst man Gier?

      Hummler: Gier drückt sich meist in einem hohen Verschuldungsgrad des Unternehmens aus. Das ist meine Kritik an der Finanzwirtschaft. Es gibt niemanden in den Gremien, der für genügend Kapitalreserven und Eigenkapital sorgt. Alle streben stattdessen eine maximale Eigenkapitalrendite an.

      SZ: Betrifft das nur die Banken?

      Hummler: In der gesamten Wirtschaft herrscht diese angespannte Situation. Produktionsprozesse sind bis auf die letzte Minute ausgereizt, es gibt keine Lagerhaltung. Beim kleinsten Fehler steht alles still. Doch die Vorstellung, dass alles immer perfekt funktioniert, ist weltgeschichtlich absurd. Ich habe meine Zweifel, dass die kapitalistische Unternehmung zu Ende gedacht ist.

      SZ: Was schlagen Sie vor?

      Hummler: Wir brauchen eine Instanz, die das längerfristige Interesse des Unternehmens wahrnimmt.

      SZ: Diese Instanz gibt es doch in Form der Aufsichtsräte.

      Hummler: Nein, die tun es nicht, ebenso wenig Arbeitnehmer und Finanzanalysten. Es gibt keinen, der genügend Eigenkapital sicherstellt. Also brauchen wir eine gesetzliche Regelung, die Obergrenzen für Verschuldung vorschreibt.

      Im dritten Teil: "Ich habe kein Interesse, das zu denken, was andere denken."

      SZ: Sie tragen den Spitznamen "Anarcho-Banker".

      Hummler: Ich habe mal das Buch Le Banquier anarchiste des portugiesischen Philosophen Fernando Pessoa lobend erwähnt. Die Idee ist, dass der wahre Bankier von der Interessenslage seiner Kunden sehr weit entfernt ist, um so die richtige Haltung zu haben. Das ist im Idealfall ein Anarchist, weil er außerhalb der Ordnung steht.

      SZ: Banker und Anarchist?

      Hummler: Es ist ein reizvolles Gedankenspiel. Ich habe mir für die Kundenberatung immer vorgenommen, diese Distanz zu wahren.

      SZ: Wie sieht das genau aus?

      Hummler: Ich möchte keine Aktien oder Anleihen für das nächste halbe Jahr empfehlen, sondern die Gesamtsituation des Kunden aus einer langfristigen Perspektive betrachten.

      SZ: Ihnen gefällt die Rolle als Agent Provocateur?

      Hummler: Ja, ich bewege mich am Rande der Finanzszene. Ich habe kein Interesse, das zu denken, was andere denken.

      SZ: Was treibt Sie denn an bei der täglichen Arbeit?

      Hummler: Das Geld natürlich, denn es ist eine sehr praktische Umsetzung für wirtschaftliche Leistungen. Dann motiviert mich aber auch eine große Neugier.

      SZ: Wie weit geht die?

      Hummler: Neulich verstarb die Schweizer Schauspielerin Anne-Marie Blanc. Im Nachruf stand, dass Frau Blanc sogar auf ihren Tod neugierig war. Das fand ich bemerkenswert. Da ist jemand so alt und hat eine Neugier zu wissen, wie es nachher aussieht. So habe ich ein neues Vorbild gekriegt.

      SZ: Woher kommt Ihre kritische Grundhaltung?

      Hummler: Mein Elternhaus war sehr liberal, mein Vater war Politiker, meine Mutter entstammt einer Unternehmenfamilie, sehr frankophon. Mit 15 Jahren habe ich 1968 einen eigenständigen Ausflug nach Paris zur Studentenrevolte gemacht. Meine Eltern ließen das zu, schließlich könne der Junge ja Französisch sprechen. So war der Stil zu Hause, was meine Offenheit gefördert hat.

      SZ: War es ein privilegiertes Zuhause?

      Hummler: Nein, denn die Eltern gehörten nicht zur St. Galler Oberschicht. Dadurch fehlten gesellschaftliche Zwänge. Ich durfte tun, was ich tun wollte.

      SZ: Wie bringen Sie Job und Privatleben in Einklang?

      Hummler: Prinzipiell sollte das Wochenende frei sein, die Familie darf keine Residualgröße des Terminkalenders werden. Meist schaffe ich das auch, und an solchen Tagen bin ich bezüglich geschäftlicher Belange auch unendlich faul.

      SZ: Viele fordern eine neue Moral.

      Hummler: Die Leute sollten sich bewusst sein, dass sie für das, was sie tun oder nicht tun, wirklich verantwortlich sind. Erklärungen, man habe nur das getan, was andere getan haben, akzeptiere ich nicht. Ich entscheide selbst, und ich bin haftbar. Mich auf andere Meinungen abzustützen, das brauche ich nicht.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt7l2/finanzen/287/463892/tex…

      Anmerkung: Wenn ihr ein wenig "googelt", werdet ihr feststellen, daß Herr Hummler sich selbst seit langem treu ist! Respekt!
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:06:20
      Beitrag Nr. 2.930 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.928 von Maraho am 04.04.09 12:46:46Zum Abschluß noch dies. In Bezug.

      Das Lächeln der Schlachtbank

      Wir sind eine europäische Blindengesellschaft, taub noch dazu. Unsere Wahrnehmung scheint begrenzt, Sinneseindrücke spärlich, gar nicht mehr dazu tauglich, daraus einen rationalen Akt zu entwickeln. Immer wieder starren wir der Sophisterei und der Hinterlist in die Augen, fixieren das uns friedvoll Anlächelnde, sich kurz darauf ins Fäustchen Lachende, erkennen aber nicht, woran wir sind; wir vernehmen Worte, die vielleicht sogar Einzug in Gehirnwindungen finden, aber keinerlei Reflexe auslösen, keine Denkprozesse anstoßen. Wir sind blind und taub, wir sind behindert durch jahrelange Konditionierung seitens einer schrillen Unterhaltungsmedienwelt, die Farben und Spektakel liefert, aber das Denken nicht fördert und anstößt, das Denken sogar abstellt.

      Der Präsident der Vereinigten Staaten tritt auf. Er polarisiert die Jugend dieses Kontinents, läßt sie zu ihm pilgern wie zu einem Propheten. Für sie ist er ein Messias, die Offenbarung einer medienlasziven Zeit, in der nicht politische Inhalte und Ideale maßgeblich sind, sondern oberflächliche Betrachtungsweisen. Er ist die Offenbarung einer Zeit, die von sich selbst behauptet, sie hätte die gröbsten Rassismen der menschlichen Gesellschaftsentwürfe überwunden, um gleichzeitig einen Präsidenten nur deshalb zu feiern, weil er schwarzer Hautfarbe ist. Der am Teint gemessene Präsident läßt die Kindlein zu sich kommen, tritt vor europäischen Jugendlichen auf, hält enthusiastische Reden für sie, reißt sie mit, wird seinem Ruf als lebende Ikone gerecht. Stunden warteten die jungen Menschen auf ihn. Europäische Jugendliche mit Geduld, die Parolen aus einem konzern-amerikanischen Wahlkampf nachbeten, als seien es die Weltverbesserungsformeln schlechthin, als sei dieses Gemisch aus Schlagworten und Worthülsen das Amen unserer Zeit.

      Die jungen Menschen sind begeistert. So haben es sie die Medien gelehrt: stets begeistert sein, wenn eine Veranstaltung, ein Happening, bunt, emotional und schrill ist. Bodyguards, endlose Kontrollen, Wachpersonal und Polizei, dazu ein ausufernder Medienapparat – das alles beeindruckt junge Menschen, und aus einer schalen Zeremonie für Europas Jugend wird urplötzlich ein gigantisches Mega-Event, etwas Begeisterndes, was man nicht kritisieren kann, weil der Protz und die Gloria jeden kritischen Verstand erschlagen haben, jede negierende Kritik des sinnlich Wahrgenommenen verbietet. Nach dem Muster, das aus jedem zum Protz aufgeblasenen Casting- und Realityshow-Gossenhauer etwas ebenso Erhabenes und Unberührbares macht, etwas Sakrosanktes, das ebenso über jede Negation erhaben ist.

      Und gleichzeitig lehnt sich jener Messias aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten weit über seine Kanzel, und bittet um Europas Jugend, bittet um mehr Soldaten vom alten Kontinent, um weiterhin den Mittleren Osten okkupieren, eine effektivere Besatzungsmacht darstellen zu können. Dabei jubeln sie ihm zu, diese Schafe; unkritisch blöken sie, und er wetzt schon das Messer oder Beil, will einige dieser Lämmchen auf die Schlachtbank führen, deren Blut zumindest theoretisch-möglich opfern; dieses Blut, das so heiß in Wallung geriet, als er europäischen Boden betrat und damit Europas johlende Zukunft um den Verstand brachte. Seines Vorgängers Egozentrik, dessen rücksichtsloses Cowboy-Gebaren entschuldigt er dezent, bittet Europa um Annäherung, bittet die NATO um Rückhalt, obwohl es der nicht gewählte Amtsvorgänger war, der sich um NATOs Ansicht wenig kümmerte. Nicht die USA alleine müßten heranrücken, sondern auch alle anderen; nicht die USA müßten die Alleingänge des Vormaligen mit Annäherung an die einst Stehengelassenen bezahlen, sondern die Stehengelassenen sollen sich gefälligst auch bewegen. Die Reue einer Weltmacht bereuen meistens jene, die vormals nicht reuig genug waren, jeden Irrsinn bis zum bitteren Ende mitzutragen.

      Und so einem Sophisten händigen wir unsere Kinder aus, so einem Scharlatan, der Europas Jugend einlullt mit seinem Propagandasprüchen, mit seinen Wahlkampfparolen, mit seinem Image als Präsident aus einer Minderheit, der er niemals angehört, in deren Wohngegenden er niemals gelebt hat. Einem Charmebolzen mit der Gabe des herzergreifenden Lächelns treiben wir die jungen Menschen zu, damit er ihnen Märchen von einer besseren Welt erzählt, die aber nur dann entstehen könne, wenn erstmal noch mehr westliche Uniformen in Weltgegenden herumlaufen, in denen sie nichts zu suchen haben. Er führt sie ganz ungeniert auf seine Schlachtbank und sie schreien ihm zu, dass sie es könnten, yes we can! – und er kann es auch, und wie! Er kann und macht das, was er schon vor seiner Präsidentschaft verkündete, wovon die Medien des alten Europa aber nichts mehr wissen, wovon sie komischerweise nicht mehr berichten: er verlagert die US-amerikanischen Interventionen auf den europäischen Steuerzahler. Und was noch viel schlimmer ist: er verlagert die US-amerikanischen Weltkontrollgelüste auf Europas Jugend. Sie soll ihm erst andächtig zuhören, bevor sie in fernen Ländern bluten darf.

      Wir sind blind und taub, wir sind an unserem Harmoniebedürfnis erblindet, es behindert uns. Die Eliten aus den Industrieländern dieser Welt, führen ständig Menschen auf Schlachtbänke, lullen sie davor ein, ködern sie mit Versprechen. Am Ende erkennt man noch kurz das heranrauschende Beil, nun hektisch um sich blickend auch noch einige lächelnde, wohlwollende Gesichter, die das Beil leugnen, es ignorieren und zur Sorglosigkeit aufmuntern, es würde schon alles gut gehen. Aber irgendwann spürt man instinktiv, dass da ein Beil im Nacken droht, aller erzwungenen Gelassenheit zum Trotz. Die Frage ist nur, wann man diesem Instinkt traut – Europas Jugend hoffentlich nicht zu spät. Aber solange Springer und Konsorten lächelnd am Schafott stehen, fällt es den jungen Blutopfern freilich schwer, hinter einem Lächeln eine Teufelstat zu vermuten.

      Quelle: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/04/das-lacheln-der-…
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:19:36
      Beitrag Nr. 2.931 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.110 von Maraho am 04.04.09 22:06:20Wie immer (zum Ende meinerseits), ganz herzlichen Dank für euer Interesse an diesem heutigen Samstag.
      Ich hoffe, daß wieder etwas interessantes für die eine oder den anderen zu finden war.

      Bevor ich mich nun zurückziehe, wünsche ich euch einen noch angenehmen Abend und später einen gesegneten Schlaf.

      Grüße von Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:29:05
      Beitrag Nr. 2.932 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.139 von Maraho am 04.04.09 22:19:36Vielleicht könnt ihr darüber lachen ...

      Der kleine Sohn

      Der kleine Sohn geht zum Vater und fragt ihn, ob er ihm erklären kann, was Politik sei.

      Der Vater meint:

      "Natürlich kann ich dir das erklären. Nehmen wir zum Beispiel mal unsere Familie. Ich bringe das Geld nach Hause, also nennen wir mich Kapitalismus. Deine Mutter verwaltet das Geld, also nennen wir sie die Regierung. Wir beide kümmern uns fast ausschließlich um dein Wohl, also bist du das Volk. Unser Dienstmädchen ist die Arbeiterklasse und dein kleiner Bruder, der noch in den Windeln liegt, ist die Zukunft. Hast Du das verstanden?"

      Der Sohn ist sich nicht ganz sicher und möchte erst einmal darüber schlafen.

      In der Nacht erwacht er, weil sein kleiner Bruder in die Windeln gemacht hat und nun schreit. Er steht auf und klopft am elterlichen Schlafzimmer, doch seine Mutter liegt im Tiefschlaf und lässt sich nicht wecken. Also geht er zum Dienstmädchen und findet dort seinen Vater bei ihr im Bett. Doch auch auf sein mehrmaliges Klopfen hin lassen die beiden sich nicht stören. So geht er halt wieder in sein Bett und schläft weiter.

      Am Morgen fragt ihn sein Vater, ob er nun wisse, was Politik sei und es mit seinen eigenen Worten erklären könne.

      Der Sohn antwortet:

      "Ja, jetzt weiß ich es. Der Kapitalismus missbraucht die Arbeiterklasse, während die Regierung schläft. Das Volk wird total ignoriert und die Zukunft ist voll scheiße!"

      Gute Nacht! ;)
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:35:21
      Beitrag Nr. 2.933 ()
      Hallo Maraho,

      das war wieder eine super Wochenendlektüre,

      ich bedanke mich für Deine hervorragende Presse-Auswahl und wünsche Dir einen schönen Sonntag.

      Gruß, kevine
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:39:46
      Beitrag Nr. 2.934 ()
      Maraho,

      extra für Dich habe ich hier was ausgegraben - lange gesucht - aus den Tiefen des w.o.-Boards.

      Schau(t) mal rein - die Retrospektive lohnt sich!

      Thread: Kein Titel für Thread 331958110
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:45:46
      Beitrag Nr. 2.935 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.174 von kevine1 am 04.04.09 22:35:21Guten Abend kevine, es freut mich, daß es Dir zusagt!
      Auch Dir einen schönen Sonntag!

      LG von Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:53:17
      Beitrag Nr. 2.936 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.183 von kevine1 am 04.04.09 22:39:46Sorry, irgendwie klappt der Link nicht,
      weiß nicht, was ich falsch gemacht habe oder ob das Teil schon im Archiv verschütt gegangen ist ; ... probiere es gleich noch mal.:(
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:55:00
      Beitrag Nr. 2.937 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.183 von kevine1 am 04.04.09 22:39:46kevine, hilfe, es funzt nicht! Kannst Du es vielleicht nochmals versuchen? Ganz herzlichen Dank. Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:56:02
      Beitrag Nr. 2.938 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.207 von kevine1 am 04.04.09 22:53:17Danke. ;)
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 22:58:34
      Beitrag Nr. 2.939 ()
      http://www.wallstreet-online.de/diskussion/331958-1-10/die-a…

      Der Threaderöffner heißt gieristnichtgut, Titel: "Die amerikanische Verschuldungsmaschine" und die Nummer des Threads müsste sein: 331.958
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 23:04:16
      Beitrag Nr. 2.940 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.218 von kevine1 am 04.04.09 22:58:34Ich sehe gerade, jemand hat sogar den Thread im Januar dieses Jahres reaktivieren lassen, und sogar der Thread-Eröffner hat sich nach vielen Jahren noch einmal zu einem Posting hinreißen lassen.

      Im ganzen Board kenne ich keinen Thread, der sich über acht Jahre gehalten hat. Eine kleine Sensation.

      Das erste Posting stammt vom 22.01.2001.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 23:05:37
      Beitrag Nr. 2.941 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.218 von kevine1 am 04.04.09 22:58:34Nochmals danke für die Mühe!
      Gute Nacht.
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 23:08:20
      Beitrag Nr. 2.942 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.235 von kevine1 am 04.04.09 23:04:16Und die Telepolis, heise-Verlag gibt´s heute auch noch. Das ist gut so!
      Avatar
      schrieb am 04.04.09 23:23:10
      Beitrag Nr. 2.943 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.250 von Maraho am 04.04.09 23:08:20Tja, wen es noch so alles gibt! ;)
      Unkraut vergeht nicht...

      Wer gerne in alten Threads stöbert, kann sich auch hier gut ein Bild machen von alten Zeiten, wo schon über die im Anmarsch befindliche und dann abgebremste Wirtschaftskrise heftig debattiert wurde.

      Und der Link führt nur zum 4. Teil...

      Leider ist die Suchfunktion bei w.o. grottenschlecht, vieles geht verloren. Wer da Hilfe braucht, kann mich gern anmailen, ich habe ein paar Tricks gefunden, wie ich noch an die alten Sachen rankomme.

      Thread: Märkte (4. Teil) - und die Zukunft der Weltwirtschaft
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 07:39:14
      Beitrag Nr. 2.944 ()
      Guten Morgen,
      ein schöner Sonntag sei euch gewünscht!

      Beginnen wir mit einer "Randnotiz" ...
      Für mich ein weiteres Stück des Puzzles.

      Nordkorea startet Rakete

      Tokio (dpa) - Nordkorea hat nach japanischen Informationen seine Rakete wie angekündigt gestartet. Nordkorea hatte angekündigt einen Satelliten in den Weltraum zu schießen. Aus Sicht der USA sowie Südkoreas und Japans will Nordkorea jedoch unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts die Technologie für eine militärische Langstreckenrakete erproben.

      © Die Welt
      erschienen am 05.04.2009 um 04:43 Uhr


      Japan ruft nach Raketenstart Weltsicherheitsrat an

      Tokio (dpa) - Japan hat wegen des nordkoreanischen Raketenstarts den Weltsicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung aufgefordert. Das teilte die japanische Vertretung am UN-Sitz in New York mit, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Tokio bestätigte. Trotz aller internationalen Warnungen hatte Nordkorea am Morgen seinen angekündigten Raketenstart unternommen.

      © Die Welt
      erschienen am 05.04.2009 um 05:45 Uhr
      63 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 07:48:56
      Beitrag Nr. 2.945 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.497 von Maraho am 04.04.09 09:49:40In Bezug.


      Tödliche Wut auf die Gesellschaft
      Florian Rötzer

      Ein Einwanderer, der arbeitslos wurde, im Besitz von Schusswaffen war und vom "amerikanischen Traum" enttäuscht war, "explodierte" in den USA


      Ärgerlich, wütend war er wohl, der 41-jährige Jiverley Wong, der in dem kleinen Städtchen Binghamton im Bundesstaat New York mit zwei Schusswaffen, für die er einen Waffenschein haatte, und einem Messer in ein Zentrum für Einwanderer eingedrungen ist und dort 13 Menschen getötet hat – Killerspiele haben bei dem Erwachsenen vermutlich keine Rolle gespielt, ansonsten ist viel nach dem üblichen Drehbuch geschehen.

      Der chinesische Einwanderer aus Vietnam hatte sich nach Medienberichten neben den Schusswaffen mit einer Schutzweste ausgerüstet, offenbar, um länger kämpfen zu können, auch wenn der Überfall im Stil eines Amoklaufs mit dem eigenen Tod geplant gewesen zu sein scheint. Geplant hatte der Selbstmordattentäter im eigenen Auftrag wohl ein wieder einmal ein möglichst großes Massaker. Seinen Wagen hatte er an der Rückseite des Gebäudes der American Civic Association, um den Rückausgang zu versperren.

      Beim Eintritt in den Haupteingang tötete er gleich einmal eine Mitarbeiterin am Empfang und verletzte eine andere, dann ging er in einen Raum, in dem gerade ein Englischkurs für Einwanderer stattfand, die damit den Test zur Erlangung der US-Staatsbürgerschaft bestreiten wollten. Hier tötete er 12 Menschen, die dem "amerikanischen Traum" folgen und US-Bürger werden wollten. Er selbst, in den 90er Jahren in die USA gekommen, war offenbar vom Versprechen des "amerikanischen Traums" enttäuscht worden. Er hatte seinen Job verloren, konnte keine andere Arbeit finden und soll sich darüber beklagt haben, dass er gerade einmal 200 US-Dollar Arbeitslosengeld erhielt.

      Der 41-Jährige hatte zuletzt wieder mit Mutter, Vater und Schwester zusammen gelebt und trotz der langen Zeit in den USA offenbar nur schlecht Englisch Angeblich habe er selbst Kurse in dem Zentrum belegt gehabt und hat wohl keine Fortschritte erzielt. Anfang März soll er aus einem Kurs ausgestiegen sein.

      Der zunehmende Trend, seinen Frust an der Gesellschaft durch ein suizidales Massaker abzureagieren, hat in den USA und in anderen westlichen Länden – sieht man vom 11.9. ab – bereits mehr Todesopfer als der politisch oder religiös motivierte Terrorismus gefordert. Es könnte gut sein, dass dieses Drehbuch, sich durch leicht verfügbare Schusswaffen mit möglichst vielen anderen Menschen aus der Welt zu verabschieden, mit der Wirtschaftskrise noch attraktiver werden könnte. Allerdings können offenbar die Mächtigen und Reichen beruhogt sein, die Gewalt richtet sich meist gegen die Schwächeren, gegen Seinesgleichen, gegen Mitschüler und Lehrer, gegen die eigene Familie, gegen Arbeitskollegen oder eben gegen Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Das sind die "soft targets" der Alltags- und Aufmerksamkeitsterrorismus, die Planung von Selbstmordanschlägen gegen die Mächtigen würde weitaus mehr Logistik erfordern und übersteigt das Vermögen der suizidalen Einzelkämpfer.

      Dennoch sollte beunruhigen, dass die Selbstmörder, die sich bislang weitgehend autonom nd isoliert verabschiedet haben, nun ein neues Drehbuch entdeckt haben. Mit einem Massaker kann das eigene Ableben wenigstens noch mit Bedeutung und Nachruhm versehen werden – und man reißt noch andere Menschen mit, die irgendwie allein durch ihre Existenz mitschuldig am Zustand der Welt sind. Sehr viel gefährlicher würde es, wenn die westlichen Amokläufer und Selbstmordattentäter wie die islamistischen Todeskandidaten von Schusswaffen auf Sprengstoff umsatteln und politisch wichtigere Ziele ins Visier nehmen würden. Das könnte schnell geschehen, wenn die westlichen Gesellschaften nicht wieder Gerechtigkeit kultivieren und vor allem aus der Wirtschaftskrise auftauchen.

      Pervers ist allerdings, wenn nun Taliban-Gruppen die Verzweiflungs- oder Enttäuschungststat in einen Anschlag umdeuten wollen. So soll einer der Talibanchefs, Baituallah Mehsud, die Verantwortung für das Massaker in den USA übernommen haben. Der Anschlag sei in Reaktion auf die US-Drohnen-Angriffe in Pakistan ausgeführt worden. Das ist durchsichtig, weil er damit glauben machen will, dass seine Hand bis in die USA reicht. Immerhin, was wohl auch ein Effekt der Post-Bush-Ära ist, weist das FBI jede Verbindung mit dem islamistischen Terrorismus zurück.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30077/1.html
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 08:06:35
      Beitrag Nr. 2.946 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.386 von Maraho am 05.02.09 18:17:23In Anlehnung.

      Protektionismus
      Das Ende eines amerikanischen Traums
      von Sebastian Bräuer (New York)

      Die USA waren einmal ein Land, das stolz auf seine Offenheit war. Nun macht sich eine giftige Stimmung gegen ausländische Arbeitnehmer breit. Nichtamerikanische Studenten fürchten um ihre Zukunft.


      Jeder Satz ein Angriff. Jeder Satz, den Charles Grassley sagte, machte William Scott Angst. Es gebe Beweise für Visumsmissbrauch, donnerte Grassley kürzlich. Der Senator des amerikanischen Bundesstaats Iowa wetterte gegen ausländische Arbeitnehmer, also gegen alle, die nicht aus dem Land der ehemals unbegrenzten Möglichkeiten kommen. Er will sie einfach nicht dahaben: "Es wird immer klarer, dass Unternehmen Visa benutzen, um qualifizierte amerikanische Arbeiter zu ersetzen", sagte er. Weil dieser Populismus in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ja so gut ankommt im Volk. Studenten wie William Scott kann er die Karriere in den Staaten kosten.

      Der 21-jährige Harvard-Student stammt aus Südafrika. Banker in den USA würde er gern werden. Doch seit Grassleys Worten, seit der giftigen Stimmung gegen ausländische Arbeitskräfte, die sich in den USA breitmacht, ist alles anders. Neue Barrieren versperren die US-Karriere. Wie soll es weitergehen nach dem teuren Studium? Wer gibt ihm, dem Fremden, noch einen Job? Aus der Traum vieler nicht amerikanischer Studenten, die ihr Glück in den USA versuchen wollten.

      In Harvard haben sich Ende März einige von ihnen zusammengefunden, um ihre Zukunft zu diskutieren. Als ob sie sich vor den einschlagenden Wortbomben der populistischen Politiker verstecken wollten, versammelten sie sich zu ihren Besprechungen in einem schmucklosen Kellerraum der Uni. Krisengespräch beim Office of Career Services. "Ich habe Angst", bekennt einer, der später darauf besteht, dass sein Name nicht in der Zeitung steht. Eine auf Immigrationsfragen spezialisierte Rechtsanwältin ist an diesem Tag extra aus Boston angereist. Sie versucht vergeblich, die Studenten mit dem Hinweis auf Ausnahmegenehmigungen zu beruhigen.

      In der einstündigen Diskussion wird jedem schmerzlich bewusst, dass es auf die drängendste Frage keine Antwort gibt: Ist die ausländerfeindliche Stimmung nur eine Krisenerscheinung oder wird sie anhalten und einen Job in den USA dauerhaft unmöglich machen? "Wenn wir so diskriminiert werden, ist es wohl nicht die beste Idee, in diesem Land zu bleiben", sagt der Chinese Jun Zhu resigniert. Er, Scott und die anderen drohen zum Paradebeispiel für die Tendenz zu werden, hoch qualifizierte Ausländer vom US-Arbeitsmarkt zu verbannen.

      Scott ist in wenigen Monaten fertig. Über ein Praktikum wollte er bei Morgan Stanley einen Fuß in die Tür bekommen. "Das war mein großes Ziel", sagt der 21-Jährige, der sich mit festem Händedruck vorstellt und für sein Alter erstaunlich abgeklärt auftritt. Den Praktikumsvertrag hatte er bereits in der Tasche. Doch jetzt: Scotts Wunscharbeitgeber musste im vergangenen Herbst Staatshilfen von 10 Mrd. $ annehmen. Und Senator Grassley hat gemeinsam mit einem Kollegen erreicht, dass sämtliche am Tropf der Regierung hängenden Institute erst eine Reihe von Hindernissen aus dem Weg räumen müssen, bevor sie ein H1B-Visum für einen Ausländer beantragen dürfen.

      Die Banken, Versicherungen und Autokonzerne müssen nachweisen, in den drei vorhergehenden Monaten keinen Amerikaner von der entsprechenden Stelle entlassen zu haben. Und sie müssen erst intensiv nach Amerikanern suchen, die den Job ebenfalls übernehmen könnten. Kaum überwindbare Hürden nach Ansicht von Experten. "Das Gesetz macht es den Unternehmen praktisch unmöglich, ausländische Masterabsolventen zu rekrutieren", sagt Angelo Amador von der amerikanischen Industrie- und Handelskammer. Es ist das Ende der großen US-Karriere vieler nicht amerikanischer Studenten.

      Dabei hat Scott doch so viel richtig gemacht: Vor drei Jahren zog er nach Harvard, um mit einem Wirtschaftsstudium die Grundlagen für eine Wall-Street-Karriere zu legen. Generationen von ausländischen Topbankern haben ihr Handwerk in den USA gelernt. Sie lebten die akademische Version der "Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte" vor.

      Vikram Pandit etwa. Mit 16 Jahren wagte er den weiten Weg aus seiner indischen Heimat nach New York, um an der Columbia University zu studieren. Er blieb und leitet jetzt die Citigroup, eine der größten Banken der Welt. Sein Landsmann Abhijit Chakrabortti brachte es bei Morgan Stanley zum Chefinvestmentstrategen. Und der Deutsche Jan Hatzius wechselte von einer Forschungsstelle an der London School of Economics an die Wall Street. Heute ist er Chefvolkswirt bei Goldman Sachs.

      Eine Karriereberaterin der Uni drängt die Harvard-Studenten, den Kampf mit der Bürokratie um ein Visum aufzunehmen. "Zeigt den Behörden, dass ihr unersetzlich seid", sagt Amy Sanford. "Vielleicht könnt ihr Chinesisch und seid deswegen für einen bestimmten Job besser qualifiziert als ein Amerikaner." Doch Scott hat keine exotischen Sprachkenntnisse. Aber selbst das würde ihm in diesem Jahr wohl nicht helfen, von Morgan Stanley rekrutiert zu werden. Der Rivale Bank of America hat bereits erklärt, 2009 keine Bewerbungen von Ausländern anzunehmen, die ein H1B-Visum bräuchten - was für fast alle Berufsanfänger gilt.

      Diese Woche kam heraus, dass die Großbank Wells Fargo erwägt, Ausländer zu entlassen. In einer E-Mail an ihre Mitarbeiter, die Marketwatch vorliegt, begründet das Institut die Überlegungen mit Druck der US-Regierung. Die Vorgaben aus Washington betreffen zwar nur Visaneuanträge - Wells Fargo wird die bestehenden, zeitlich beschränkten H1B-Visa aber wohl auslaufen lassen. "Es heißt zwar nicht ausdrücklich, dass wir die Visa nicht verlängern dürfen", schreibt die Bank in der E-Mail. "Aber die Hilfsgelder sind mit deutlich strengeren Erwartungen verknüpft." Wells Fargo hatte im Herbst 25 Mrd. $ von der US-Regierung erhalten.

      "Alle Banken, die Regierungsmilliarden erhalten haben, werden von den Hindernissen beeinträchtigt", sagt Adam Zoia, Gründer der Recruitingfirma Glocap Search. Die Banken bräuchten zwar Nachwuchs, doch angesichts der Schieflage des Finanzsystems sei ihre Verhandlungsposition schlecht.

      "Die Institute haben Konferenzen gestrichen, Flugzeuge verkauft und Boni gekürzt, und sie werden auch diesmal vor den neuesten Ideen aus Washington einknicken müssen." Senator Grassley wollte angeschlagenen Banken die Ausstellung von Visa in diesem Jahr ursprünglich komplett verweigern. Noch scheiterte er mit diesem Ansinnen. An einem anderen Ziel hält er aber fest: Wenn Unternehmen Stellen streichen müssen, sollten sie seiner Meinung nach verpflichtet werden, erst Ausländer vor die Türe setzen.

      Die Tonlage gegen ausländische Arbeitnehmer verschärft sich: Abgeordnete Sue Myrick aus North Carolina möchte Banken, die vom Staat gestützt werden, das Auslagern von Callcenter-Aktivitäten an ausländische Unternehmen verbieten.

      Auch beim in die Schieflage geratenen Versicherer AIG ziehen Ausländer besondere Wut auf sich. Mehr als die Hälfte der Bonizahlungen seien an nicht amerikanische Finanzjongleure geflossen, rechnet der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo empört vor. Als ob Boni für erfolglose Ausländer schlimmer wären als Boni für erfolglose Amerikaner.

      Am Ende flüchtet man sich bei der Diskussion in Harvard in Sarkasmus. "Seid froh, nicht bei AIG zu arbeiten", sagt Karriereberaterin Sanford den Studenten, für die der Konzern mit Sicherheit noch vor wenigen Monaten eine Topadresse gewesen wäre. "Auch bei mancher Großbank würde ich mir eine Bewerbung derzeit zweimal überlegen."

      Scott denkt bereits nach, nach Kanada zu ziehen. "Es wäre eine Schande, wenn das nötig werden sollte", sagt er. Eine Schande für den Staat, der seit Jahrhunderten mit seiner Offenheit wirbt. Scotts Kommilitonen sind wütend und fassungslos. "Wir sind alle hierhergekommen, um uns auf die Wall Street vorzubereiten", sagt der Chinese Yun Zhu. Seine Stimme bebt vor Zorn.

      Nach heutiger Sicht könnte die jahrelange Knochenmühle für die Katz gewesen sein. Er wird im kommenden Jahr mit dem Studium fertig. Aber das Gesetz, das eine Rekrutierung durch eine US-Großbank für Leute wie ihn äußerst unwahrscheinlich macht, gilt bis Februar 2011. Und natürlich ist nicht auszuschließen, dass es verlängert wird. "Viele meiner Freunde haben schon jetzt Visumsschwierigkeiten", sagt Zhus Landsmann Joel Vao. Auch er überlegt sich, das Land nach dem Ende seines Harvard-Studiums umgehend zu verlassen.

      Am Ende weiß selbst Karriereberaterin Sanford keinen rechten Ausweg. Ihr Rat klingt genauso resigniert wie die Aussagen der Studenten: "Schaut doch mal", sagt sie, "ob bei euch zu Hause eure Jobchancen als Inländer nicht besser sind."

      Quelle: FTD.de, 04.04.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 08:26:40
      Beitrag Nr. 2.947 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.910.524 von Maraho am 02.04.09 21:58:50In Bezug.
      Noch etwas hierzu ...


      US-Arbeitslosenquote jetzt offiziell bei 16,2 Prozent

      Der Begriff „arbeitslos“ ist dehnbar wie ein Gummiband. Im März stieg die offizielle US-Arbeitslosenquote (U3) von 8,1 Prozent auf 8,5 Prozent. Wer keine Arbeit hat, muss nicht zwangsläufig arbeitslos sein. Dazu bedient man sich einiger hochwissenschaftlicher Stellschrauben. Deshalb werden in den USA sechs verschiedene Arbeitslosenquoten herausgegeben, wobei immer die U3-Zahl in den Zeitungen steht bzw. die Börsen bewegt, obwohl es noch fünf weitere Arbeitslosenquoten gibt. Aufschlussreich gilt die U6-Zahl...

      [Mehr:]

      Doch zuerst zum offiziellen Teil: Im März wurden 663.000 Jobs gestrichen. Da man im Amerika die Arbeitslosen nicht zählt, sondern schätzt, werden die Vormonate immer „revidiert“. Die heutigen Zahlen berichten vom höchsten Stand seit 1983 Jahren. Inoffiziell ist es ein Desaster wenn nicht noch mehr.

      U3 ist immer die freundlichste Zahl. aus der Datenreihe des Bureau of Labour Statistics ( http://www.bls.gov/news.release/empsit.nr0.htm ). Nach dem etwas interessanteren U6-Bogen muss man schon etwas genauer suchen. (http://www.bls.gov/news.release/empsit.t12.htm). Dieser beinhaltet nämlich auch alle Personen, die U3 ausblendet und informiert etwas genauer über die realen Zustände am US-Arbeitsmarkt. U6 dagegen kommt der Wirklichkeit dabei am nächsten..

      Total unemployed, plus all marginally attached workers, plus total employed part time for economic reasons, as a percent of the civilian labor force plus all marginally attached workers.

      U6 vermeldet heute eine offizielle Quote von 16,2% Prozent, nach 16,0% im Februar 2009. Interessant auch die Datenreihe der Leute, die länger als 15 Wochen ohne Beschäftigung sind (U1). Da sprang die Rate von 3,7% auf 4,1%. Warum nimmt man diese Zahl nicht als offizielle Referenz?

      Egal, welche U-Bahn man jetzt nimmt, ob Linie U1 oder Linie U6, ich wette, mit keiner dieser Bahnen kommt man ans Ziel. Nach der statistischen Methode aus dem Jahr 1980, auffindbar auf der viel beachteten Internetseite Shadow Stats (http://www.shadowstats.com/alternate_data), liegt die Arbeitslosenquote jetzt bei nahe 20 Prozent.

      Armut wird in den USA zur Normalität. Trotz Staatsausgaben in Billionenhöhe gab es noch nie soviele Snappys wie im Januar 2009. (SNAP = Supplemental Nutrition Assistance Program) Snappys sind diejenigen, denen monatlich eine Beihilfe zum Kauf von Lebensmitteln in Höhe von 112,82 USD gezahlt wird. Bezugsscheine erhalten nur diejenigen, die zwischen 16 und 60 Jahre alt sind und nachweisen können, dass sie auf Arbeitssuche sind bzw. bereit, an Beschäftigungs- und Ausbildungsprogrammen teilzunehmen. Im Januar waren das 32,2 Mio. US-Bürger, oder 11% der Bevölkerung „snappy“, mehr als offiziell arbeitslos sind.

      Quelle: http://frank-meyer.eu/blog/?p=609&more=1&c=1&tb=1&pb=1#more6…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 08:45:34
      Beitrag Nr. 2.948 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.902.233 von Groupier am 02.04.09 00:09:31In Bezug zu den Ergebnissen des G - 20 Gipfels ...


      Von den 30ern zu den 70ern
      von weissgarnix, 3. April 2009

      Nun hat sie sich also doch am G20-Gipfel durchsetzen können, unsere Frau Bundeskanzlerin, mit ihrer Forderung nach mehr Regulierung für die Finanzboutiquen dieser Welt. Angesichts der zeitgleichen FASB-Beschlüsse zur Bilanzierung von Kreditpapieren und Derivaten, aufgrund derer die Rechnungslegung von Banken nun endgültig zur Lachnummer geworden ist, halte ich das einerseits für einen Treppenwitz, und andererseits gehe ich davon aus, dass das an der grundsätzlichen Instabilität des Finanzsystems nicht das Geringste ändern wird. Zumal, und es wäre langsam an der Zeit, diesen Punkt auf die Agenda politischer Prioritäten zu setzen, mit den diversen Bailout- und Beteiligungsaktionen unweigerlich ein Klima des Moral Hazard erzeugt wurde, das uns in den nächsten paar Jahren sicherlich noch viel Freude bereiten wird. Wir befinden uns - meiner Ansicht nach - in einem Zustand, denn die Franzosen sehr treffend mit “usine à gaz” bezeichnen, und eigentlich dürfte man sich Institutionen wie Großbanken und offene, internationale Devisenmärkte gar nicht mehr leisten: Sie sind Lunte und Feuerzeug zu einem Pulverfass, das mit den schier unglaublichen Mengen an Base Money, die aktuell durch die weltweiten Notenbankmaßnahmen in das Geschäftsbankensystem gedrückt werden, gefüllt ist.

      Mir ist zwar nach wie vor nicht klar, was der Impetus sein könnte, der zur Kreditexpansion führen wird, aber wie man am “Erfolg” der Abwrackprämie sehr schön sehen kann: es braucht nicht viel, und schon ist das Verhalten wirtschaftlicher Akteure ein gänzlich anderes als gerade eben noch - gestern noch aus Angst vor der Bankenpleite das Sauerverdiente vom Konto geholt und hinter der Kommode versteckt, heute raus damit und ein neues Auto gekauft, weil der Staat ein Appel und ein Ei dazu gibt: falls das tatsächlich der Massenpsychologie der aktuellen Epoche entspricht, dann fallen mir für die nahende Zukunft nur 3 Worte ein: Inflation, Inflation, Inflation. - In unserem reichhaltigen Fundus an historischen Parallelen zu dieser Krise wäre es daher womöglich an der Zeit, sich von den 1930ern ab- und den 1960ern und 1970ern zuzuwenden. Denn es waren keineswegs alleine die “Ölpreis-Schocks” die damals für einen mächtigen Badabumm an der Verbraucherpreisfront sorgten, sondern vor allem geldpolitische Maßnahmen gegen Ende der 1960er, die zu einer weltweiten Schwemme an Base Money führten. Bezeichnenderweise war in den Jahren davor die Bankenregulierung verschärft worden, insbesondere durch die sogenannte “regulation Q” in den USA, die zur Entstehung des “Eurodollar”-Marktes führte, mittels dem der amerikanische Liquiditäts-Tsunami auf Europa zurollte.

      Weil sich die Politik diesseits und jenseits des Atlantiks weiterhin beharrlich weigert, die Geldgeschichte des 20. Jahrhunderts zur Kenntnis zu nehmen, haben Frau Merkel und ihre Freunde offenbar keine Einsicht, dass die Regulierung der Finanz- und Kreditmärkte ein Rennen zwischen Hase und Igel ist: der politische Hase mag schnell und restriktiv sein, aber der Igel als Banker ist innovativ - er hat das Rennen bereits gewonnen, noch bevor es überhaupt startete.

      Daher lautet die einzig tragfähige Lösung des Finanzmarktproblems: Banken verstaatlichen oder in atomistische Strukturen überführen, und den internationalen Kapitalverkehr massiv zurückfahren. Und wer meint, das wären nur feuchten Träume ohne rationale Basis: Ersteres war schon immer eine ordnungspolitische Überzeugung, die in den letzten Jahrzehnten nur leichtsinnig vernachlässigt wurde. Und letzteres darf man in Ökonomie-Kreisen schon fast als so etwas wie “Consensus” bezeichnen, von einzelnen Liberalisierungs-Cheerleaders mal abgesehen.

      Quelle: http://www.weissgarnix.de/?p=1922
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 08:52:09
      Beitrag Nr. 2.949 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.504 von Maraho am 05.04.09 07:39:14Na, wer sagt`s denn...
      Kommt ja schon wieder eine "Bombenstimmung" auf.

      Nordkorea startet Rakete – USA drohen mit «Reaktion»

      Heute Morgen um 4.30 Uhr hat Nordkorea eine Rakete abgefeuert. Japan bat den Uno-Sicherheitsrat um eine Dringlichkeitssitzung, die USA kündigen «angemessene Schritte» an.

      Die nordkoreanische Rakete sei heute Morgen gegen 11.30 Uhr Ortszeit (4.30 Uhr MESZ) abgefeuert worden. Dies berichteten japanische Medien unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Tokio. Die Rakete fliege über Japan hinweg in Richtung Pazifik.

      Auch der südkoreanische Fernsehsender KBS berichtete von dem Start und berief sich auf Regierungsreise in Seoul. Die Nachrichtenagentur Reuters wiederum berief sich auf einen Sprecher des State Departments.

      Japanisches Gebiet überflogen

      Tokio hat bereits heute Morgen den Weltsicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung aufgefordert. Das teilte die japanische Vertretung am Uno-Sitz in New York mit, wie ein japanischer Aussenministeriumssprecher bestätigte.

      Laut der Regierung in Tokio hat die Rakete japanisches Gebiet überflogen. Japanische Medien berichteten, die erste Raketenstufe sei in das Japanische Meer und die zweite in den Pazifik gestürzt. Japan hatte zuvor gedroht, die Rakete oder Teile von ihr abzuschiessen, falls diese auf japanischen Boden zu fallen drohten.

      Gegenmassnahmen angedroht

      Der amerikanische Präsident Barack Obama bezeichnete den Start als «provokativen Akt». Die USA kündigten «angemessene Schritte» an: Man werde Nordkorea wissen lassen, dass das Land nicht ungestraft die Sicherheit anderer bedrohen dürfe, erklärte ein Sprecher des US-Aussenministeriums. Obama kündigte an, dass auch die USA eine Sitzung des Weltsicherheitsrates beantragen würden.

      In einer Erklärung des Weissen Hauses aus Prag, wo sich Obama am Sonntag aufhielt, hiess es: «Die Entwicklung und Weitergabe von Technologie für ballistische Raketen durch Nordkorea stellt eine Bedrohung für nordostasiatische Region und den internationalen Frieden und Sicherheit dar.»

      Gar von «Gegenmassnahmen» sprach die südkoreanische Regierung: «Die Regierung wird entschlossene Gegenmassnahmen ergreifen» sagte ein Sprecher. Südkorea könne «sein Bedauern und seine Enttäuschung» wegen Nordkoreas Handlungsweise nicht zurückhalten.

      Grösste Reichweite im nordkoreanischen Arsenal

      Nordkorea behauptet nach wie vor, einen Satelliten in den Weltraum zu schiessen. Aus Sicht der USA, Südkoreas und Japans will Nordkorea jedoch unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts die Technologie für eine militärische Langstreckenrakete vom Typ Taepodong-2 testen. Sie hat die grösste Reichweite im nordkoreanischen Arsenal. Mit einem solchen Test würde Nordkorea gegen Uno-Resolutionen verstossen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Nordk…
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      schrieb am 05.04.09 09:07:44
      Beitrag Nr. 2.950 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.550 von Maraho am 05.04.09 08:52:09Hat nicht lange gedauert ...

      China mahnt nach Raketenstart zur Zurückhaltung

      Nach dem Start einer Rakete im kommunistischen Nordkorea hat China zur Zurückhaltung gemahnt. „Wir hoffen, dass alle Beteiligten ruhig bleiben und Zurückhaltung üben“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Jiang Yu, in Peking. Alle betroffenen Parteien sollten mit der Situation angemessen umgehen und gemeinsam Frieden und Stabilität in der Region sichern. China sei bereit, hierbei eine konstruktive Rolle zu spielen.

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/telegramm/news-ticker,rendertex…
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      schrieb am 05.04.09 09:16:59
      Beitrag Nr. 2.951 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.110 von Maraho am 04.04.09 22:06:20In Bezug.
      "Das ist schon irgendwie unheimlich."
      oder: Er funktioniert noch immer, der "Führerkult"!


      FRAGESTUNDE MIT DEN OBAMAS
      "Barack ist so cool"
      Aus Straßburg berichtet Jochen Schönmann

      In Straßburg haben sich Michelle und Barack Obama den Fragen von 4000 Jugendlichen gestellt - mit dabei waren fünf Heidelberger Schüler. Den ganzen Tag ließen sie langwierige Secret-Service-Kontrollen über sich ergehen - und bekamen am Ende einen Rat fürs Leben.


      Straßburg - Was erwartet man, wenn man den mächtigsten Mann der Welt aus der Nähe sieht? "Auf jeden Fall jede Menge Secret Service", sagt Johannes Miltner. Der 17-Jährige steht topfit am Rastplatz in Kehl, kurz vor dem deutsch-französischen Grenzübergang. Seit sechs Uhr morgens ist er mit seinem Englischkurs des St.-Raphael-Gymnasiums in Heidelberg unterwegs zum Rhenus Sport Center in Straßburg.

      Das deutsch-amerikanische Institut hatte die Reise kurzfristig organisiert. Jetzt stehen die sechs Busse aus Heidelberg an der Raststätte und vereinigen sich mit einem ganzen Busgeschwader: Schüler und Studenten aus Deutschland und Frankreich.

      Vor dem Autobus hasten Konsulatsbeamte hin und her. Alles muss stimmen. Wer keine Karte hat, kommt nicht zu Obama. Keine Chance, heißt es immer wieder.

      "Was die hier für einen Aufwand treiben. Alles nur für einen Mann", staunt Noomi Müller. "Das ist schon irgendwie unheimlich."

      Dabei ist noch gar nichts passiert. Eine halbe Stunde später fährt die Buskolonne gemeinsam los. Mindestens 20 sind es jetzt. Dutzende Polizisten auf Motorrädern eskortieren den Tross. In Straßburg sind die Straßen menschenleer. Keine parkenden Autos auf der Route. Rote Ampeln werden unter dem Jubel der Schüler schlechterdings ignoriert. Heute hat die Jugend Vorfahrt.

      Im Bus immer von Neuem die selben Durchsagen: Alle zusammenbleiben, keine Taschen, keine Getränke, Personalausweise bereithalten, technische Geräte anschalten und vorzeigen, zwecks Kontrolle.

      Busschaukeln gegen die Langeweile

      Noomi sagt: "Ich finde es toll, dass er Jugendliche treffen will." Doch noch ist es nicht soweit. Kurz nach neun Uhr erreicht die Kolonne den Parkplatz vor dem Rhenus Center. Die Fahrer parken ein, als wären die Busse ein überdimensionales Tetris-Spiel: Rechts, links, vorne, hinten - überall nur noch Blech. Die Motoren gehen aus.

      "Alles sitzen bleiben", lautet das Kommando, und heute wagt niemand ein Widerwort. Man akzeptiert: Ein Präsident ist nun mal etwas Besonderes. Also warten. Und warten. Und warten. Man flüchtet sich in Witze: "Wo sind denn jetzt die Paparazzi?"

      Irgendwann wird die Zeit dann doch lang, der Bewegungsdrang zu groß. Ein paar Hyperaktive beginnen mit Busschaukeln, was der grummelige Fahrer mit ein paar saftigen Flüchen begleitet.

      Dann endlich dürfen alle raus. Jetzt aber schnell, alle gemeinsam, hopp, hopp, hopp, und schon ist wieder Hektik. Uniformierte treiben die bunte Herde hinüber zur Arena. Andere Besucher der Veranstaltung gibt es nicht. Nur diejenigen, die sich bereits vor Tagen über ihre Schule mit Personalausweisnummer angemeldet haben, kommen heute überhaupt nach Straßburg, scheint es.

      Dann nochmals Kontrollen vor der Halle. "Wie am Flughafen", findet Johannes. Am Check-in steht zur Enttäuschung vieler allerdings nicht der Secret Service. Aber die Franzosen versuchen nach Leibeskräften, zumindest annähernd cool zu wirken. Höflich aber bestimmt weisen sie den Weg: Blaue Zone, rosa Zone, gelbe Zone. Alles zackig, wenn's geht.

      Die Heidelberger Gruppe sitzt als erste. Dummerweise hinter der Bühne. Sofort geht die Angst um: Der ganze Aufwand für einen Hinterkopf?

      Dann kommt endlich der Secret Service

      Um kurz vor elf Uhr sitzt die Gruppe. Die Veranstaltung soll um 14 Uhr beginnen. Die Sitze sind schäbig, aber den Schülern ist es egal.

      Um 12. 30 Uhr ist die Halle etwa halb gefüllt. Immer wenn ein neuer Stoß reingelassen wird, balgen sich die Neuankömmlinge um die besten Plätze. So geht es weiter, eine Stunde nach der anderen.

      Um 14 Uhr sorgt der Hallensprecher für erste Aufregung: "Wir beginnen nun unser Programm." Das allerdings kann man sehen wie man will: Ein Assistent klebt das Präsidentensiegel auf das Rednerpult, während zwei Damen die Tribüne absaugen, damit die präsidialen Füße auch einen hygienischen Stand haben.

      Doch dann, endlich, kommt der Secret Service: Nicht ganz in Hollywood-Manier, aber immerhin dunkle Anzüge, finstere Blicke, Knopf im Ohr. Das ist schon mal ein Grund, um aufzustehen und zu schauen.

      Und dann ist er da.

      Gemeinsam mit seiner Frau betritt er die Halle. Hager sieht er aus, die Bewegungen gewohnt lässig und souverän. Ein kurzer Kuss mit der First Lady und los geht's. "Barack ist so cool", sagt Lena Mangold, und versucht, ein paar Bilder zu schießen.

      Obama spult sein Programm ab, redet von Gemeinsamkeit, von Anstrengung, vom Aufbäumen in der Krise. Dann wird er plötzlich deutlich: "Ihr jungen Leute müsst führen", sagt er. "Es ist eure Verantwortung, der Planet liegt in euren Händen." Und er gesteht Fehler ein: "Wir waren oft arrogant gegenüber Europa. Wie haben euren Führungsanspruch nicht akzeptiert." Die Europäer wiederum sollten ihren Antiamerikanismus überdenken. Der sei von Unverständnis geprägt. "Keiner von uns schafft es allein", ruft er. Spätestens jetzt ist die Halle voll dabei.

      "Work hard!"

      Dann nimmt sich Obama Zeit für Fragen: Geduldig beantwortet er, was gegen die Armut in der Welt zu tun ist, professionell gibt er Auskunft über die Zukunftsaussichten mitten in der Krise.

      Erst als eine Heidelberger Schülerin fragt, ob er bereut, Präsident geworden zu sein, kommt der Polit-Superstar ins Stocken. Er schaut die Ränge hinauf und sagt. "Weißt du, manchmal ist das Gewicht auf den Schultern sehr sehr schwer." Jeder in der Halle kann das förmlich fühlen. Doch Obama leistet sich nicht mehr als diesen Gedanken. "Worum es geht, ist, es gibt nichts Edleres, als für das Gemeinwohl zu arbeiten", ruft er und erntet Applaus.

      Als die Obamas sich verabschieden, läuft das Präsidentenpaar direkt auf die Heidelberger zu. "How are you?", fragt der Präsident Lena Mangold und schüttelt ihr die Hand. Michelle greift ebenfalls danach und zieht sie zu sich heran: "Work hard!", sagt sie zu der 17-Jährigen, und geht weiter.

      Jubelnd verfolgen die Schüler den Ausmarsch des Paars, bevor sie sich selbst wieder auf den Weg zu den Bussen machen. "Gesagt hat er eigentlich nicht viel", konstatieren Noomi und Johannes. "Das meiste kannte man schon." Aber das war es alle mal Wert, finden sie.

      Müde ist immer noch niemand. Im Gegenteil: Auf der Rückfahrt geht es um die Fotos, um die Rede, um das Händeschütteln, und natürlich ums Abendprogramm. "Heute Abend wird gefeiert", sagt Jakob Schirmböck: "President's Party."

      Quelle: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,617413,00.html
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      schrieb am 05.04.09 09:22:53
      Beitrag Nr. 2.952 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.062 von Maraho am 02.04.09 19:22:28Ein Scherz von ...

      Putin: "Was man nicht alles tut, ergibt sich ein FSB"

      Der beim jüngsten G20-Gipfel in London gefasste Beschluss, das Forum für finanzielle Stabilität in den gleichnamigen Rat (Financial Stability Board/FSB) umzubenennen, hat für Aufmunterung beim russischen Regierungschef Wladimir Putin gesorgt.

      "Was man nicht alles tut, ergibt sich ein FSB", scherzte Putin am Samstag bei einem Arbeitstreffen mit Vizeregierungschef und Finanzminister Alexej Kudrin in Nowo-Ogarjowo in Moskau. Die Abkürzung "FSB" steht in Russland für den "Föderalen Sicherheitsdienst" - Nachfolgeorganisation des Inlandsgeheimdienstes KGB. Ex-Präsident Putin war Ende der 1990er Jahre FSB-Chef gewesen.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090404/120918555.html
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 09:28:11
      Beitrag Nr. 2.953 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.580 von Maraho am 05.04.09 09:22:53Auch dieser Quelle entnommen ...
      Was auch immer damit gemeint ist ...

      Commandante Fidel warnt vor neuer verheerender Wirtschaftskrise

      HAVANNA, 04. April (RIA Novosti). Die Welt wird in der nächsten Zukunft in eine neue Wirtschaftskrise stürzen, die im Verhältnis zur gegenwärtigen unvergleichbar stärker sein wird.

      Das schreibt der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro in dem mit "Obamas Lied" überschriebenen Beitrag aus der Serie "Gedanken", der am Samstag in der kubanischen Presse abgedruckt wurde. "Die nächste Krise wird schneller kommen und deutlich stärker sein, als (US-Präsident Barack) Obama und seine wichtigsten Verbündeten in der G7 denken."

      "Die Krisen können weder mit administrativen noch technischen Methoden beigelegt werden, weil sie das System selbst angreifen sowie die Wirtschaft und die Globalisierungsprozesse auf dem Planeten tangieren ... Die Natur der Krise ist eng verbunden mit dem kapitalistischen System von Produktion und Verteilung", schreibt der Commandante.

      "In ihrer Geschichte hatten die USA bereits zwei Krisen durchgemacht, deren Auswirkungen auf ihre Wirtschaft im Laufe von mehr als 20 Jahren zu spüren waren. Nach dieser dritten Krise werden sich die USA extrem langsam erholen. Europa kennt das aus seinen bitteren Erfahrungen", betont Fidel.

      Quelle: http://de.rian.ru/world/20090404/120920124.html
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      schrieb am 05.04.09 09:41:26
      Beitrag Nr. 2.954 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.516 von Maraho am 05.04.09 08:06:35Auch da Umkehr-Stimmung ...

      Deutsche in Irland
      Flucht von der grünen Insel

      Von Claus Hecking, Dublin

      Zu Tausenden kamen junge Deutsche nach Irland, um Karriere in dem Boomstaat zu machen.
      Nun steht das Land am Rand des Bankrotts - und viele Auswanderer denken an die Rückkehr.


      "Da bewegt sich ja doch noch was!", ruft Henrike Schmidt und deutet auf das halb fertige Grand Canal Theatre. Zwei Arbeiter werkeln an den überlebensgroßen Stahlträgern des Gebäudes herum, das nach den Plänen des Stararchitekten Daniel Libeskind einmal 2000 Besucher fassen soll. Ansonsten ist die riesige Baustelle so gespenstisch leer wie alles in Dublins Docklands. Hier im alten Hafen sollte das neue Irland entstehen: ein Vorzeigeviertel voller Büropaläste, Designerhotels, Boutiquen und schicker Apartments für zahlungskräftige Aufsteiger. Ein Ort für Menschen wie Henrike Schmidt, die Einwanderin aus Deutschland.

      Doch Schmidt wird nicht in den zugigen Geisterstadtteil umsiedeln. Im Gegenteil: Die Recruiterin eines großen Dubliner Personalvermittlers ist gerade auf dem Sprung. Sie plant, Irland nach vier Jahren zu verlassen. Weg von der Insel, auf der sie ihr Glück gefunden hat. Wo die junge, rothaarige Darmstädterin ihren Partner kennengelernt und weiße, einsame Strände zum Surfen entdeckt, wo sie Karriere gemacht und viel Geld verdient hat.

      "In Deutschland ist die Lage wesentlich stabiler."

      Nun ist alles anders: Die Wirtschaftskrise hat Irland ergriffen und Schmidts Auftragsbücher geleert. Plötzlich muss die 30-Jährige feuern statt heuern. "Es ist nur noch deprimierend", sagt sie. "Kürzlich habe ich mein gesamtes eigenes Team entlassen müssen." Und weil sie Angst hat, als Nächstes selbst dran zu sein, bewirbt sie sich weg. Noch ein paar Tage, dann hat sie ein Vorstellungsgespräch in München. "In Deutschland ist die Lage wesentlich stabiler als hier."

      Gehen oder bleiben? Diese Frage stellen sich gerade viele der rund 10.000 Deutschen in Irland. Zu Hunderten, Tausenden kamen sie nach der Jahrtausendwende auf die Insel des Aufschwungs: junge Berufseinsteiger, die dem ökonomischen Stillstand und der Aussicht auf ein Dauerpraktikanten-Dasein daheim entfliehen wollten. Sie nahmen teil am keltischen Wirtschaftswunder, sie machten Karriere bei Intel, Pfizer oder im boomenden Bankensektor. Nun ist der Rausch vorbei. Irlands Wirtschaft steht vor dem Zusammenbruch - und die Einwanderer bangen, mitgerissen zu werden. Manche aus der Generation Goodbye sind schon in die Heimat zurückgekehrt, andere zögern. Sie haben Wurzeln geschlagen, wollen ihren Traum nicht aufgeben.

      Deutsche Auswanderer konnten sich die Jobs damals aussuchen

      Auch Henrike Schmidt ist in Dublin durchgestartet. Als die damals 26-Jährige im Juni 2005 ankommt, ein Lehramtsstudium in der Tasche, gerät sie sofort ins Visier der Headhunter. "Ich war selbst überrascht", erzählt sie, "aber nach wenigen Tagen konnte ich zwischen mehreren Angeboten wählen."

      Emsig, ehrgeizig, zuverlässig: Absolventen aus Deutschland genießen in Irland einen exzellenten Ruf, und die Arbeitgeber suchen in den Jahren nach qualifizierten Leuten. Pharma- und Textilunternehmen, IT-Giganten wie Microsoft, Ebay, Google oder Hewlett-Packard - sie alle bauen ab Mitte der 90er-Jahre ihre Europa-Hauptquartiere oder Fabriken in Irland auf. Zwischenzeitlich machen sie das einstige Agrarland zum größten Software-Exporteur der Welt. Eine englischsprachige Bevölkerung, relativ niedrige Löhne und vor allem konkurrenzlos niedrige Steuern sind damals die Trümpfe des Standorts. Ganze 12,5 Prozent Körperschaftsteuer verlangt die Regierung den Firmen ab, für jeden neu geschaffenen Arbeitsplatz gibt sie ihnen Tausende Euro dazu. Die EU nährt den Boom mit großzügigen Fördergeldern, und so wird das alte Auswandererland zur Einwanderernation. Innerhalb von 15 Jahren steigt der Ausländeranteil von nahezu null auf zwölf Prozent.

      Es sind die fetten Jahre - für Irland und die Gastarbeiter aus Germany. "Hier wurde einem von Anfang an etwas zugetraut", sagt Thomas Bornheim, Business Analyst bei Google, der 2006 nach Dublin kam. "Man durfte sofort Verantwortung übernehmen, auch wenn man noch nicht so viel Erfahrung hatte. Hierarchien wie in Deutschland gibt es hier es nicht." Und weil auch das Gehalt stimmt, ist es für den damals 30-Jährigen Nebensache, dass er und seine WG-Kollegen für ein Drei-Zimmer-Apartment 2500 Euro Monatsmiete zahlen müssen. Wohnraum wird knapper und knapper auf der Insel, Jahr für Jahr müssen 50.000 neue Zuwanderer untergebracht werden. Zwischen 1996 und 2003 vervierfacht sich der mittlere Quadratmeterpreis; selbst zugige Reihenhäuschen in grauen Dubliner Trabantensiedlungen kosten plötzlich 400.000 Euro. Hunderttausende Eigentümer nutzen die Wertsteigerungen, beleihen ihre Immobilien, konsumieren.

      Auch Henrike Schmidt verdient damals prächtig mit: Ihr Hauptkunde, eine Dubliner Großbank, sucht im Hypothekenboom ständig neue Leute. Die vielen Provisionen verdoppeln Schmidts Gehalt. Jetzt muss sie wieder mit ihrem Basislohn auskommen. "In manchen Wochen vermittele ich gar niemanden mehr hierher", sagt die Deutsche, während sie durchs Finanzviertel geht, nur ein paar Hundert Schritte entfernt von den Docklands. Achtlos läuft sie an einem marmorverkleideten Gebäude vorbei - der Zentrale der Depfa, der Skandaltochter der deutschen Problembank Hypo Real Estate. Milliarden hat das Institut verzockt; doch darum schert sich hier niemand: Irland hat seine eigenen Katastrophenfälle. Die Bank of Ireland und die Allied Irish Bank wären ohne Kapitalspritzen der Regierung von rund 11 Mrd. Euro sofort bankrottgegangen. Ihr Kreditportfolio war so aufgebläht wie alles hier im Finanzdistrikt. "Viele Institute haben Leute ohne ausreichende Qualifikation eingestellt und ihnen Zusatzausbildungen bezahlt, nur um überhaupt Personal zu haben", sagt Schmidt.

      Im Dubliner Bankenviertel folgt eine Entlassungswelle auf die andere

      Mehr als 300 Finanzinstitute haben sich am Nordufer des Flusses Liffey angesiedelt, fast so viele wie in Frankfurt. Ihre Bilanzsumme ist zusammen fast zehnmal so hoch wie Irlands Wirtschaftsleistung. Laxe Regulierung und niedrige Steuern haben Dublin zur Spielwiese gemacht, für Institute wie die Depfa oder die Sachsen LB, die über eine Zweckgesellschaft Milliarden in hochriskanten US-Immobilienpapieren verjuxte.

      Noch im Sommer 2008 beschäftigt der Finanzplatz Dublin 25.000 Menschen. Heute folgt im Bankenviertel eine Entlassungswelle der nächsten. "Es gibt Tage, da werden im Distrikt 150 oder 200 Leute gefeuert", sagt ein Fondsmanager aus Süddeutschland. "Hier wurde alles in einem irren Tempo hochgezogen. Bergab geht es noch rasanter." Auch er bangt um seinen Posten, doch zurück in die Heimat kann er jetzt nicht: Seine Frau, eine Irin, erwartet ein Kind. "Notfalls fahre ich Taxi", sagt der 32-Jährige.

      "Es fühlt sich an, als würde die Welt untergehen."

      Doch selbst an einfache Jobs kommt man kaum noch heran. "Als neulich in der Nähe von Limerick ein McDonald's aufgemacht hat, haben sich mehr als 500 Bewerber auf 50 Jobs beworben", erzählt Schmidt, "darunter Fondsmanager, Anwälte, Bauingenieure." Der PC-Hersteller Dell schließt gerade sein Werk mit 1900 Beschäftigen in Limerick, verlagert es nach Polen. Microsoft, IBM und Apple haben ihre Präsenz auf der Insel reduziert - die Löhne sind mittlerweile zu hoch. Und nun gibt Irland auch den letzten Standortvorteil preis: Die Regierung wird am Montag wohl die Steuern erhöhen, um die Löcher im Staatshaushalt wenigstens zu kaschieren. "Es fühlt sich gerade so an, als würde die Welt um einen herum untergehen", sagt der deutsche Manager.

      Man kann die Rezession nicht mehr übersehen. Um 7,5 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2008 eingebrochen. Nun ist der Abschwung überall: auf den Bussen, auf denen Burger King ein Double-Cheeseburger-Menü als "Recession Buster" bewirbt; in den Lebensmittelmärkten, die billige "Credit Cruncher"-Sandwiches feilbieten; in Dubliner Vororten wie Tallaght, wo Rohbauten von Luxushotels und leer stehende Bürotürme vor sich hin rotten; im Zentrum, wo gefühlt an jedem vierten Haus "For sale"-Schilder hängen. "Neulich musste ich zur Post und stand in einer langen Schlange", erzählt Henrike Schmidt. "Ich war die Einzige mit einem Brief in der Hand. Die anderen waren alles Arbeitslose, die sich ihre Unterstützung abholten."

      Die Hälfte der Uniabsolventen will Irland verlassen

      Es stellt sich das alte Gefühl wieder ein. Die Iren beginnen wieder auszuwandern. Die Arbeitsvisa für Kanada sind bereits fürs gesamte Jahr vergriffen. Laut einer Umfrage in Dublins größter Uni will die Hälfte aller Studenten nach dem Examen das Land verlassen. "Die Leute haben so sorglos mit ihrem Reichtum gelebt", sagt Schmidt und nimmt einen kräftigen Schluck Guinness. "Aber das ist auch das Schöne an Irland: dass hier nie alles so durchgeplant und ernst ist." Es ist Abend, sie sitzt im Keogh's Pub in Dublins Innenstadt. Hier hat sie sich früher mit Kollegen getroffen, zum "Liquid Lunch", "Thirsty Thursday" oder zum Rugbygucken. Sie hat sich perfekt angepasst, spricht Englisch mit irischem Akzent, lernt Gälisch - ja, sie mag sogar Stew, das Nationalgericht. Sie wollte eine gute Irin werden, keine Job-Nomadin.

      Jetzt muss sie womöglich wieder umziehen, zurück nach Deutschland. In Dublin haben Recruiter keine Perspektive mehr, und ihr Partner, ein irischer Banker, will unbedingt mitkommen. Sie selbst tut sich schwer, Abschied vom "Land der Grüntöne" zu nehmen, wie sie es nennt. "Wer weiß, ob die Wirtschaftslage nach dem Sommer nicht doch wieder besser wird", sagt sie. Obwohl sie es eigentlich besser weiß.

      Quelle: www.stern.de
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 11:17:14
      Beitrag Nr. 2.955 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.573 von Maraho am 05.04.09 09:16:59Anlässlich der Entscheidung über den neuen Nato-Generalsekretär.
      Widerstand in der Türkei.

      Tausende protestieren in der Türkei gegen Obama
      Kundgebungen vor dem Besuch des amerikanischen Präsidenten

      In der Türkei hat es am Samstag Demonstrationen gegen den amerikanischen Präsidenten Obama gegeben. Im Visier von linksgerichteten Kundgebungen war auch die Nato. Im Südosten der Türkei beteiligten sich auch Kurden an den Demonstrationen gegen Obama.


      (ap) Mehrere tausend Personen sind am Samstag in der Türkei zu Protesten gegen die USA und die Nato auf die Strasse gegangen. «Yankee Go Home!» war bei den Aktionen einen Tag vor dem Besuch des amerikanischen Präsidenten Barack Obama zu hören. «Obama komm nicht! Wir wollen dich nicht» riefen Demonstranten in Ankara. Auf einem Transparent in Istanbul hiess es: «Obama geh' zurück nach Hause». Die Demonstranten forderten ausserdem die Auflösung der Nato.

      Vier linksgerichtete Aktivisten ketteten sich in Istanbul an eine Brücke und wurden festgenommen, wie auf Bildern der Fernsehnachrichtenagentur Dogan zu sehen war. Sie trugen T-Shirts mit dem Aufdruck «Mörder Nato».

      An Protesten im Südosten der Türkei beteiligten sich gemäss den Fernsehbildern Hunderte von Kurden. Sie warfen Steine gegen Polizisten und Soldaten, die rund 3000 Demonstranten daran hinderten, das Dorf des inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan zu erreichen, um dessen 60. Geburtstag zu feiern.

      Laut der Agentur Dogan waren mehrere hundert Sicherheitskräfte im Einsatz und versuchten, die Menge mit Wasserwerfern und Tränengas aufzulösen.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/international/tuerkei_obama_pr…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 11:22:46
      Beitrag Nr. 2.956 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.801 von Maraho am 05.04.09 11:17:14Aus demselben Blatt.

      In Europa angekommen
      Der Alte Kontinent feiert Barack Obama, als sei er gestern Präsident geworden

      Zu Hause schlägt sich US-Präsident Obama mit den Niederungen der Krisenbekämpfung herum.
      In Europa ist er noch ganz Idol. Den Realitätstest seiner Gipfel-Tournee hat er gut überstanden.

      Axel Veiel, Strassburg


      Es ist, als habe sich der Messias angesagt. Die Wartenden können kaum an sich halten. Alle Blicke richten sich auf einen schwarzen Cadillac. Die breite Sicherheitstür des Wagens öffnet sich, Barack Obama windet sich aus dem Fond. Barack Obama reckt das Kinn, knöpft das Jackett zu, deutet ein Lächeln an, schreitet in das wenige Schritte entfernte Palais Rohan. Das Publikum hinter den Absperrgittern klatscht und ruft.

      Nicht nur die Zaungäste vor dem Schloss vergöttern den zum Nato-Gipfel nach Strassburg gekommenen US-Präsidenten. Auch der Rest Frankreichs blickt zu ihm auf. In Umfragen bringt er es auf Zustimmungsraten von 92 Prozent. Nicolas Sarkozy muss mit 38 Prozent vorliebnehmen. «Die Welt retten? Obama muss das machen.» Das sagt der Direktor der amerikanischen Handelskammer in Frankreich, Olivier Griffith. Selbst dieser nüchterne Wirtschaftsfachmann erwartet Wunder von diesem Präsidenten, der auf seiner ersten Europatournee in fünf Tagen einen Weltfinanzgipfel in London, einen Nato-Gipfel in Strassburg und einen EU-Amerika-Gipfel in Prag bewältigt.

      Aber Obama ist auch nur ein Mensch, obendrein einer, der an der Spitze eines angeschlagenen Landes steht, das sich vorhalten lassen muss, beim Sturz in die Finanzkrise die Welt mitgerissen zu haben. Auf dem Londoner G-20-Treffen trat dies zutage. Wenn die Staats- und Regierungschefs eine Billion Dollar zur Ankurbelung der Weltkonjunktur bewilligt und den Kampf gegen Steuerparadiese verstärkt haben, dann nicht, weil Obama den Weg gewiesen hätte.

      Obama hält sich zurück

      Der US-Präsident nahm sich zurück. Er wolle «den Kollegen keine Lektionen erteilen und ihnen zuhören», hatte er angekündigt. Er tat es in einem Ausmass, dass offenbar bei den Gesprächsrunden manch eine Diskussion an ihm vorbeilief. In den Delegationen wunderte man sich. Laut dem «Figaro» wurde Obamas Verhalten als Folge der Schwäche Amerikas und des Heraufziehens einer multilateralen Weltordnung gedeutet. Der Korrespondent der Zeitung berief sich auf deutsche Delegationsmitglieder und schrieb, die Rede sei von den Problemen Amerikas gewesen, die den Präsidenten in Beschlag nähmen. Lobend wurde angemerkt, dass es eben Obamas Stil sei, entspannt zuzuhören und sein Gegenüber ernst zu nehmen. Das Verhandlungsergebnis war ein fairer Kompromiss. Die Amerikaner rühmten die bewilligten Gelder, die Europäer die in Angriff genommene Regulierung der Finanzmärkte.

      Auch in Strassburg bleibt Obama in der Form stets verbindlich, in der Sache bisweilen vage. Er wirkt mehr als Projektionsfläche für Wunschphantasien denn als Projektleiter. Er wolle «hilfreich sein», sagt er. Obwohl die 26 europäischen Mitglieder der künftig 28 Staaten zählenden Nato nicht einmal halb so viel Geld in die Allianz stecken wie die USA und Kanada und obwohl Obama die Last gerechter verteilen will, fällt zu dem konfliktträchtigen Thema kein böses Wort. «Amerika hat manchmal Arroganz an den Tag gelegt», räumt Obama vielmehr vor Jugendlichen aus Frankreich und Deutschland ein und fährt fort: «Wir wollen nicht der Vorgesetzte Europas sein, sondern der Partner, deswegen sähen wir es gern, wenn Europa grössere Verteidigungskapazitäten hätte.»

      Erwartungen erfüllt

      Selbst die deutsche Bundeskanzlerin, als Pastorentochter und Physikerin Lichtgestalten gegenüber von Natur aus skeptisch eingestellt, ist von dem Amerikaner eingenommen. Hatte sich Angela Merkel am Freitag noch eher spröde gezeigt, sah man sie am Samstag im herzlichen Smalltalk mit Obama vereint. Auch Präsident Sarkozy war zum Abschluss des Strassburger Nato-Treffens des Lobes voll über den Gast.

      Wenn heute Sonntag in Prag nichts mehr anbrennt, wird Obama ein wichtiges Ziel seiner Europatournee, das lädierte Ansehen Amerikas aufzupolieren, erreichen. Einen Erfolg können auch jene verbuchen, die im US-Präsidenten einen Hoffnungsträger sehen. Ihre Erwartungen wurden erfüllt.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/international/in_europa_angeko…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 11:52:18
      Beitrag Nr. 2.957 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.921.528 von Maraho am 05.04.09 08:26:40In Bezug.

      Wirtschaftskrise
      Amerikaner sparen mehr

      Länger arbeiten, weniger ausgeben – so reagieren die Amerikaner auf die Krise der US-Ökonomie. Trotzdem: Die Sparquote der Deutschen erreichen sie noch lange nicht.

      Als Folge der Wirtschaftskrise wollen die US-Amerikaner ihren Lebensstil nachhaltig ändern. Langfristig streben die US-Konsumenten eine Sparquote von 14 Prozent an, zitiert das Nachrichtenmagazin FOCUS aus einer Umfrage der Unternehmensberatung AlixPartners unter mehr als 5000 US-Bürgern. Erreichen die Amerikaner ihr Sparziel, hat das weitreichende Konsequenzen: Die US-Wirtschaftsleistung fiele pro Jahr um zehn Prozent niedriger aus als vor der Rezession.

      Fast zwei Drittel der Amerikaner erklärten in der Umfrage, sie fühlten sich persönlich von der Wirtschaftsmisere stark betroffen. 67 Prozent der Befragten erwarteten, dass sich die US-Ökonomie frühestens 2011 erholt. Entsprechend drastisch fallen laut FOCUS die Reaktionen aus: 53 Prozent der Amerikaner wollten kostspielige Anschaffungen verschieben, 46 Prozent vorsichtiger mit Kreditkarten umgehen. Mehr als ein Viertel gehe später als geplant in den Ruhestand. Als ihre größten wirtschaftlichen Probleme in diesem Jahr bezeichneten die Befragten den Abbau von Schulden und einen möglichen Jobverlust.

      Die Umfrage führte die auf Restrukturierungen spezialisierte Unternehmensberatung AlixPartners Ende Februar bis Anfang März 2009 durch. „Die neue Sparsamkeit der Amerikaner ist dauerhaft“, sagte Alix-Berater Michael Baur. Erstmals seit Jahrzehnten erlebten US-Konsumenten, wie gefährlich schnell Wohlstand verloren gehen kann. Baur: „Diesen Schock vergessen die Menschen in ihrem Leben nicht mehr.“

      Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftskrise-amerikane…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 12:12:04
      Beitrag Nr. 2.958 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.555 von Maraho am 03.04.09 21:59:19In Bezug.
      Na also, geht doch.

      Finanzbranche
      Geldvernichter ohne Haftung

      Risiko bis zum Exzess: Es fehlt eine schonungslose gesellschaftliche Debatte über das Fehlverhalten der Finanzbranche.

      Von Thilo Bode und Katja Pink

      Selten war sich das Land so einig wie im Falle der Bonus-Zahlungen für die „schamlosen Banker“. In der Kritik stehen diese Zahlungen allerdings vor allem deshalb, weil sie fließen, obwohl der Staat die Geldinstitute der Boni- Empfänger mit Steuergeldern vor der Insolvenz bewahren musste. Tabu zu sein scheint dagegen die Frage, ob die Gewinne, auf denen diese Bonus-Zahlungen beruhen, rechtmäßig verdient waren – zumindest in Deutschland. Im britischen Unterhaus müssen Bankchefs wegen riskanter Geschäfte Rede und Antwort stehen, im amerikanischen Senat werden sie von den Finanzfachleuten erbarmungslos „gegrillt“. Hierzulande beraten sie die Regierung bei der Bekämpfung der Krise.

      Es stimmt verdächtig, dass insbesondere Vertreter der Finanzwirtschaft sich gerne hinter einer vermeintlichen Kollektivschuld verstecken. „Wir haben alle Fehler gemacht“, meint zum Beispiel Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank. Das erinnert an die Argumentation, beim Gammelfleischskandal seien die Käufer von billigem Döner schuld. Also ob der Käufer von einem Gammelfleisch- Döner gegen das Lebensmittelrecht verstoßen hätte und nicht der Hersteller der Gammelware!

      Die „Zeit“ verhebt sich in einem Artikel gar zu der Aussage, es „gibt keine bösen Buben“. Doch, die gibt es. Die Finanzakteure haben betrogen, fremdes Vermögen veruntreut und die gesamte Gesellschaft existenziell geschädigt. Aber können sie auch juristisch zur Verantwortung gezogen werden, und wenn ja, mit welchen Konsequenzen? Zweifellos kann der Betrug eines Bernhard Madoff, der Großanleger um sagenhafte 50 Milliarden US-Dollar geprellt hat, geahndet werden. Ob jedoch Bankvorstände wegen mangelnder Sorgfaltspflicht Schadenersatz an die Eigentümer der Banken zahlen müssen oder wegen Untreue strafrechtlich belangt werden können, ist höchst unsicher. Und selbst wenn: Es wären Einzelfälle. Die astronomisch hohen Schäden könnten die Verurteilten ohnehin nicht wieder gutmachen. Vor allem die zentrale Frage bliebe damit unbeantwortet: Welche Schuld tragen die Bankmanager an dem Schaden, den das Platzen der Finanzblase der Allgemeinheit zugefügt hat? Dieser Schaden ist in zweifacher Hinsicht gewaltig. Einmal schädigt die von der Finanzkrise ausgelöste wirtschaftliche Rezession hunderte Millionen von Menschen in Deutschland und der Welt. Zum zweiten muss sich der Staat, um die Krise zu bekämpfen, verschulden. Irgendwann muss die Allgemeinheit diese Schulden zurückzahlen – durch Geldentwertung und/oder höhere Steuern.

      Dieser Schaden entzieht sich der juristischen Aufarbeitung. Wurden individuelle Rechte Dritter verletzt, können die Täter vor Gericht gestellt werden – nicht jedoch, wenn der Schaden an objektiven Schutzgütern wie dem Allgemeinwohl entstanden ist. Ob Bankvorstände und ihre Aufseher verantwortlich gehandelt haben, ist jedoch nicht nur eine Frage der straf- oder zivilrechtlichen Relevanz. Verantwortlichkeit muss sich schlicht daran messen lassen, ob Bankmanager, obwohl sie formal die Regeln des Finanzmarktes eingehalten haben, diese so ausgehebelt und umgangen haben, dass die eigentlichen Ziele dieser Gesetze und Regeln unterlaufen wurden. Juristen sprechen hier von Rechtsmissbrauch, in der Finanzwelt heißt ein derartiges Vorgehen eher technisch „Regulierungsarbitrage“. Welch ein Zynismus! Man stelle sich vor, ein Hartz-IV-Empfänger, der zwar legal, aber rechtsmissbräuchlich die Annahme eines ihm angebotenen Jobs verweigert, würde sich damit verteidigen, er betreibe „Regulierungsarbitrage“. Jeder Bankmanager würde das Sozialbetrug nennen.

      Die Auslagerung riskanter Geschäfte in „bilanzferne“, also nicht konsolidierungspflichtige, ausländische Zweckgesellschaften war ein klarer Rechtsmissbrauch, keinesfalls eine harmlose „Regulierungsarbitrage“. Nach dem Bilanzrecht müssen die Geschäftszahlen die im Unternehmen tatsächlich steckenden Risiken offenlegen und dürfen sie nicht verstecken. Mit der Gründung von Zweckgesellschaften haben die Banken genau das Gegenteil gemacht, nämlich Eigenkapitalregeln umgangen und Risiken verborgen. Die Zweckgesellschaften nahmen kurzfristige Kredite auf und finanzierten damit den Kauf langfristiger Risikopapiere. Für die kurzfristigen Kredite bürgte zwar der Konzern, diese mussten jedoch nicht in der Konzernbilanz erscheinen und deshalb auch nicht mit Eigenkapital abgesichert werden, weil ihre Laufzeit weniger als ein Jahr betrug. Allerdings verbesserten die Gewinne aus diesen Geschäften durch die dicken Beratungsgebühren, die der Mutterkonzern den Zweckgesellschaften in Rechnung stellte, den Bilanzgewinn kräftig. Es war der Zusammenbruch dieses Marktes, der den Kollaps des gesamten Finanzsystems nach sich zog. Erst seit 2008 sind diese kurzfristigen Kreditlinien nach dem internationalen Bankenabkommen Basel II bilanzierungspflichtig und müssen deshalb mit Eigenkapital abgesichert werden. Aber warum wurde diese Bilanzierungspflicht überhaupt beschlossen – lange, bevor von einer Krise die Rede war? Natürlich weil man die aus den Kredit- und Bilanztricks resultierenden Risiken erkannt hat und in den Griff bekommen wollte. Im Klartext bedeutet das: Bankmanager haben also in vollem Bewusstsein des damit verbundenen, unzulässigen Risikos geltende Regeln bis zum Exzess ausgenutzt, obwohl deren Änderung schon beschlossen, nur noch nicht in Kraft getreten war.

      Es gibt eine internationale Bankenregel: Die Summe des verliehenen Geldes soll nicht mehr als das Achtfache des dafür haftenden Eigenkapitals betragen. Diese Regel stand den Renditezielen der Banker entgegen. So betrug am Ende bei Banken die tatsächliche Relation von verliehenem Geld und dafür haftendem Eigenkapital nicht mehr acht zu eins, sondern 80 bis 100 zu eins. Der Rechtsmissbrauch liegt primär in diesem verantwortungslosen Umgang mit den geltenden Eigenkapitalregeln. Jochen Sanio, der oberste Finanzaufseher Deutschlands, Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), kritisierte, dass „geschickte Finanzingenieure die geltenden Regeln, mit denen Risiken begrenzt werden sollten, aushebeln konnten und dies auch getan haben“. Und zwar auch dann noch, als das Desaster sich schon abzeichnete.

      Bereits im Juni 2006 warnten die Experten der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der renommierten Notenbanker- Zentrale in Basel, vor der „Anfälligkeit der Kreditmärkte“. Anlegern drohten „unerwartet hohe Verluste“ bei „übertriebenem Vertrauen in die Einschätzung der Rating-Agenturen“. Doch die verantwortlichen Banker haben das große Rad weitergedreht, im vollen Bewusstsein, dass sie den Karren eines Tages gegen die Wand fahren würden – und damit ganz bewusst das Leid von Millionen in Kauf genommen!

      Während die Tatherrschaft eindeutig bei den verantwortlichen Bankern liegt, ist diese durch die willfährige Unterstützung der Politik erleichtert worden. Die Finanzkrise ist auch das Ergebnis eines unfassbaren Regierungs- und Regulierungsversagens. Anstatt die Finanzmärkte zu zähmen, geschah das Gegenteil – und nicht nur in den USA oder Großbritannien, sondern auch in Deutschland. Im Koalitionsvertrag von 2005 haben die Regierungspartner CDU, CSU und SPD für den Finanzsektor vereinbart, „überflüssige Regulierungen abzubauen“ und „zur Erleichterung der Kreditvergabe durch die Banken … die Regulierung der Finanzaufsicht auf das notwendige Maß zurückzuführen“. Es liegt somit auch keine Krise des Kapitalismus vor, sondern eine Krise der Demokratie: Denn nicht externer, unabhängiger Sachverstand prägt das Regierungshandeln, sondern die Interessen von Lobbyisten. Beispiele? Das deutsche „Finanzmarkt-Stabilisierungs-Ergänzungsgesetz“ haben nicht etwa die Experten des Finanzministeriums geschrieben, sondern die US-Großkanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer, eine Kanzlei also, die hochkarätige Mandanten aus der Finanzwirtschaft vertritt. Und auf europäischer Ebene setzt sich die von der EU Kommission installierte „High Level Group“, die Vorschläge zur Regulierung der Finanzmärkte erarbeiten soll, ausschließlich aus Bankern, Ex-Bankern oder Lobbyisten von Finanzunternehmen zusammen.

      Nicht zuletzt haben auch die Medien als „vierte Gewalt“ versagt und ihren verfassungsmäßigen Auftrag als Kontrollorgane politischer Entscheidungen nicht erfüllt. Jahrelang wurde Josef Ackermann von Finanz- und Wirtschaftsjournalisten für das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent gefeiert. Das Versagen der Medien hat ebenfalls Systemcharakter. Unter ständig steigendem Renditedruck, nur mit knappen Mitteln für unabhängige, tiefgehende Recherche ausgestattet, beziehen Medien ihre Sachkenntnis zunehmend aus der Industrie.

      Wie sehr auch die jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen zur Regulierung der Finanzmärkte von Lobbyisten geprägt sind, zeigt sich überdeutlich: So werden zwar flächendeckende Kontrollen gefordert, aber keine stringenten Eigenkapitalanforderungen an Finanztransaktionen gestellt. Doch nur wenn in Zukunft Finanzmarktgeschäfte mit ausreichendem Eigenkapital abgesichert werden, kann „Regulierungsarbitrage“ vermieden werden. Eine ausreichende Haftung mit Eigenkapital wird riskante Geschäfte bereits im Vorfeld verhindern. Mehr bürokratische Kontrolle führt lediglich dazu, dass das Schattenbanksystem vielleicht dichter kontrolliert, aber als solches nicht in Frage gestellt wird. „Solide, widerstandsfähige Eigenkapitalstandards“ fordert demzufolge der Finanzaufseher Jochen Sanio.

      Solange die Verantwortlichen für die Finanzkrise, nämlich vor allem die einzelnen beteiligten Bankmanager und ihre Aufsichtsräte sowie deren rechtsmissbräuchliche Handlungen, nicht klar benannt werden, bleiben nicht nur Straftaten ungesühnt und Geschädigte erhalten keinen Schadenersatz. Es wird sich auch das Unrechtsbewusstsein der Akteure in der Finanzbranche nicht ändern. Bisher scheinen doch die Banker zu glauben, dass sie irgendwie davon kommen werden, künftig vielleicht etwas strikter kontrolliert werden, aber im Prinzip so weitermachen können wie bisher. Eine schonungslose gesellschaftliche Debatte über das Fehlverhalten dieser Branche muss daher die Basis dafür schaffen, dass sich das Desaster nicht wiederholt, sondern neue gesetzliche Regelungen auch greifen und nicht erneut ausgehebelt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass diejenigen, die das Unheil angerichtet haben, als Ratgeber des Regierungshandelns bestellt werden. Und nur so kann auch sichergestellt werden, dass die Kosten für die Sanierung der Finanzmärkte nicht den Opfern der Krise aufgebürdet werden, sondern den Verursachern.

      Regierung und Parlament müssen jetzt eine unabhängige Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten für die Finanz- und Wirtschaftskrise beschließen. Auch die Rolle des Staates und der staatlichen Finanzaufsicht muss untersucht werden. Das ungeheure Geschehen an den Finanzmärkten ist kein Betriebsunfall. Es ist vielmehr ein Modellbeispiel, das zeigt, wie gefährdet unser freiheitliches Wirtschaftssystem und unsere Demokratie sind. Manager großer Konzerne praktizieren eine Art haftungsfreien Kapitalismus, der die Prinzipien unserer Wirtschaftsordnung auf den Kopf stellt. Sie nehmen für sich unternehmerische Freiheiten in Anspruch, um Gewinne zu erzielen. Dem unternehmerischen Risiko, für Verluste zu haften, entziehen sie sich jedoch erfolgreich. Dies wird sich erst dann ändern, wenn sich der Staat nicht mehr als Kooperationspartner der Finanzwirtschaft versteht. Und wenn er in Wahrnehmung seiner hoheitlichen Aufgaben die Interessen des Finanzmarktes der am Gemeinwohl ausgerichteten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung unterordnet.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Finanzbranc…
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      schrieb am 05.04.09 12:42:14
      Beitrag Nr. 2.959 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.911.396 von Maraho am 03.04.09 05:33:10In Bezug.

      Post aus Harvard
      US-Ökonom Feldstein: China wird sich als erstes von Krise erholen

      China könnte das erste Land werden, das die Wirtschaftskrise überwindet. Voraussetzung: Die Politik sorgt dafür, dass die Chinesen weniger sparen müssen, sagt Martin Feldstein.


      Welche der großen Volkswirtschaften der Welt erholt sich wohl als erste von der globalen Konjunkturkrise? Ich bin sicher: Dies wird China sein. Mag sein, dass sein Wachstum nicht zweistellig ausfallen wird wie in den vergangenen Jahren, doch dürfte China 2010 schneller wachsen als alle Länder Europas oder der gesamten westlichen Hemisphäre.

      Noch ist die Lage in China freilich kritisch: Das Land leidet gegenwärtig stark unter dem weltweiten Einbruch der Nachfrage bei einer Vielzahl von Industrieprodukten. Der steile Rückgang der Einzelhandelsumsätze in den USA und Europa lässt die Bestellungen für die in chinesischen Fabriken gefertigten Waren zurückgehen. Hinzu kommt: Während der Kurs des chinesischen Yuan im Vergleich zum Dollar im vergangenen Jahr mehr oder weniger konstant blieb, hat die steile Aufwertung des Dollar gegenüber dem Euro und weiteren Währungen zu einem Anstieg des handelsgewichteten Außenwertes der chinesischen Währung geführt. Dies drückt zusätzlich auf die chinesischen Exporte.

      Und die Wirkungskette geht weiter. Weil der Export lahmt, verlieren immer mehr chinesische Fabrikarbeiter ihren Arbeitsplatz; dies führt zu negativen Zweitrundeneffekten bei der Nachfrage nach chinesischen Waren und Dienstleistungen vor Ort, weil die chinesischen Haushalte ihre Ausgaben einschränken. Viele kleine, ausschließlich für den Export produzierende Fabriken mussten bereits schließen. Millionen gering qualifizierter Arbeiter, die Bauernhöfe im Inland verließen, um in den Produktionszentren an der Küste zu arbeiten, sind nun gezwungen, in ihre Dörfer zurückzukehren. Und die bisher von ihren Überweisungen profitierenden Familien müssen ihrerseits ihren Konsum einschränken.

      Die chinesischen Behörden stehen daher unter Druck. Sie müssen denen, die ihre Jobs verloren haben, und den Millionen junger Menschen, die in China jedes Jahr neu auf den Arbeitsmarkt drängen, Arbeitsplätze verschaffen. Sollte ihnen dies nicht gelingen, würde dies nicht nur Not und Elend für Millionen von Arbeitslosen zur Folge haben – sondern auch die auf der Erwartung anhaltenden wirtschaftlichen Wohlstands beruhende politische Stabilität des Landes bedrohen.

      Die auf eine Steigerung der Gesamtnachfrage zielende politische Strategie der Regierung konzentriert sich auf Investitionen in die Infrastruktur, zum Beispiel in den Straßenbau und den öffentlichen Nahverkehr. Viel wichtiger wäre es hingegen, die Politik so zu ändern, dass sie den Konsum der chinesischen Verbraucher anregt, und die staatlichen Ausgaben zu erhöhen, von denen Chinas Haushalte unmittelbar profitieren. Warum? Weil der Konsum der Chinesen dem Wirtschaftswachstum seit Jahren hinterherhinkt. Dies spiegelt der sinkende Anteil der Löhne und Gehälter am Bruttoinlandsprodukt und der gegenüber den Haushaltseinkommen steigende Anteil der Kapitaleinkünfte wider. Um die Konsumausgaben zu erhöhen, muss die chinesische Regierung beide Trends umkehren. Beispiel Löhne: Obwohl die privaten Unternehmen der am schnellsten wachsende Teil der chinesischen Volkswirtschaft sind, bleiben die sich ganz oder teilweise in Staatseigentum befindlichen Unternehmen weiterhin ein wichtiger Arbeitgeber. Die Regierung kann die Löhne in diesen Firmen direkt beeinflussen und damit das gesamtwirtschaftliche Lohnniveau verändern.

      Ein Problem ist auch die hohe Sparquote der chinesischen Haushalte. Diese spiegelt sowohl die hohe Sparquote jüngerer Generationen als auch die Tatsache wider, dass die älteren Generationen in ihrer Jugend sehr geringe Einkommen hatten und daher nur wenig Geld zurücklegen konnten. Die aggregierte Sparquote der privaten Haushalte entspricht der Differenz zwischen der Ersparnisbildung der (meist jungen) Sparer und der Auflösung von Ersparnissen der (meist alten) Entsparer. Da die Jungen viel sparen und die Alten nur geringe Ersparnisse auflösen können, ist die Nettosparquote hoch. Junge Leute haben in China viele Gründe, um zu sparen: Das öffentliche Rentensystem ist unzureichend. Krankenversicherungen, die die hohen Kosten medizinischer Leistungen auf westlichem Niveau bezahlen, gibt es kaum. Für die Ausbildung ihrer Kinder müssen Eltern Schulgeld bezahlen. Kredite für den Kauf langlebiger Gebrauchsgüter sind kaum zu bekommen, und für den Kauf einer Wohnung ist eine hohe Anzahlung erforderlich.

      Ich glaube, dass die Regierung hier handeln muss und wird. Damit der Zwang entfällt, hohe Ersparnisse anzuhäufen, wird sie die Kreditvergabe erleichtern, ein Krankenversicherungssystem einführen und die Anzahlungspflichten für Immobilienkäufe lockern. Ministerpräsident Wen Jiabao hat jüngst vor dem Volkskongress deutlich gemacht, dass er alles Erforderliche tun wird, um die Nachfrage anzukurbeln und ein starkes Wirtschaftswachstum in China zu gewährleisten. Ich habe wenig Zweifel an seiner Bereitschaft und seiner Fähigkeit, dies zu tun.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/us-oekonom-feldstein-china-wird-s…
      303 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 05.04.09 13:20:47
      Beitrag Nr. 2.960 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.004 von Maraho am 05.04.09 12:42:14Die lassen sich was einfallen ...

      Körper-Upgrade zur Wirtschaftskrise
      Florian Rötzer

      Weil für die Millionen neuer Hochschulabgänger in China der Arbeitsmarkt düster aussieht, versuchen manche, ihre Chancen durch kosmetische Chirurgie zu verbessern

      Aufgrund der Wirtschaftskrise bricht der chinesische Arbeitsmarkt ein. Betroffen sind nicht nur Millionen von Wanderarbeitern, die in den Städten keinen Job mehr finden und wieder zurück auf das Land gehen, sondern auch junge Akademiker. 2008 haben bereits eine Million Hochschulabgänger keinen Job gefunden. Dieses Jahr kommen weitere 6 Millionen - 9 Prozent mehr als 2008 - auf den Arbeitsmarkt, vorerst mit schlechten Aussichten.

      Die chinesische Regierung versucht, mit Graduierungsprogrammen und anderen Förder- und Weiterbildungsmaßnahmen den sich aufstauenden Unmut der jungen akademischen Elite, die aus dem Universitäten nicht in lukrative Jobs gelangt, sondern in die Arbeitslosigkeit stürzt, zu dämpfen. Schließlich steigt der Frust mit wachsender Ablehnung. Manche der Absolventen greifen aber, wie auch staatliche Medien – zur Abscheckung? – berichten, zu einer Art Selbsthilfe, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

      Chinesische Frauen sind sowieso schon besessen von Schönheitsoperationen, junge Akademikerinnen scheinen nun auch zum Mittel der kosmetischen Chirurgie zu greifen, um nicht ihre Chancen auf dem Heirats-, sondern auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. So berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua von einer Studentin, die dieses Jahr ihren Abschluss machen wird, aber schon einmal ihre Augenlider operieren ließ, damit ihre Augen größer aussehen. Das soll ihr bei der Jobsuche helfen, ihre Eltern, die als Bauern arbeiten, haben dafür 300 US-Dollar zusammen gekratzt. Eine andere Studentin erzählt, dass sie nach mehreren Vorstellungsgesprächen unsicher wurde und ihr Gesicht zu breit fand. Also gab sie viel Geld aus, das wieder ihre Eltern in ihr Aussehen investierten, um das Gesicht schmaler und die Augengrößer zu machen. Zumindest gebe ihr das größere Selbstvertrauen, sagt sie.

      Xinhua zitiert am Ende des Artikels einen Soziologen, der zwar einräumt, dass das Aussehen "die Qualität einer Person" darstellt und bei einem Arbeitgeber en ersten Eindruck hinterlässt: "Aber Arbeitssuche ist kein Schönheitswettbewerb", versichert er: "Talent und Können bleiben die wichtigsten Faktoren."

      In Krankenhäusern werden offenbar Korrekturen an Augen und Nasen oder andere kleine Eingriffe im Gesicht mehr nachgefragt. Einen besonderen Anstieg soll es eben bei Hochschulabgängerinnen gegeben haben. Seit November des letzten Jahres drängen die Menschen in die Schönheitskliniken, sagt etwa Liao Yuhua vom Shanghai Time Plastic Surgery Hospital. Dort seien gegenüber dem Vorjahr 40 Prozent mehr Menschen operativ verschönert worden, 50 Prozent der Eingriffe seien mit der Arbeit verbunden, wie die Los Angeles Times berichtet. Bei einem Teil derjenigen, die sich körperlich upgraden wollen, handele es sich um Hochschulabgänger, bei dem anderen um höhere Angestellte, die arbeitslos wurden. Beide Gruppen wollen ihre Chancen auf die Weise verbessern.

      Tatsächlich werden in manchen Jobangeboten auch Angaben zu erforderten körperlichen Eigenschaften von Bewerbern gemacht, beispielsweise was ihre Größe betrifft, das Aussehen ihres Gesichts oder ihre Schlankheit. Eine Regierungsbehörde in einem Kanton soll gar symetrische Brüste von Bewerberinnen verlangen. Voreilend werden da Schönheitsvorstellungen über gut proportionierte Gesichter in Fleisch und Knochen umgesetzt.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30073/1.html
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 13:26:56
      Beitrag Nr. 2.961 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.767 von Maraho am 04.04.09 11:37:14Ergänzend ....

      Hunderttausende fordern in Rom Maßnahmen gegen Wirtschaftskrise

      Rom (Reuters) - In Italien haben Hunderttausende gegen die Politik der Regierung in der Wirtschaftskrise protestiert.

      Studenten, Arbeiter und linke Politiker demonstrierten am Samstag in Rom für höhere Ausgaben zur Schaffung von Jobs. Einige Demonstranten skandierten "Ciao Silvio", ein Arbeiter trug ein Transparent mit der Aufschrift "Genug! Es ist Zeit für Italien, Berlusconi zu feuern". Unter den Teilnehmern war auch Oppositionsführer Dario Franceschini. Zu den Protesten hatte die größte italienische Gewerkschaft CGIL aufgerufen. Nach Angaben der Organisatoren gingen 2,7 Millionen Menschen auf die Straße.

      Ministerpräsident Berlusconi zufolge belaufen sich die Maßnahmen zum Ankurbeln der rezessionsgeplagten Wirtschaft auf bis zu 80 Milliarden Euro. Kritiker bemängeln jedoch, dass nur ein Bruchteil davon zusätzliche Ausgaben sind. Der Arbeitgeberverband Confindustria rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren bis Mitte 2010 mehr als 500.000 Italiener ihren Job verlieren. Die Gewerkschaft CGIL erwartet, dass Ende 2010 eine Million mehr Menschen arbeitslos sein werden als vor Beginn der Krise 2007.

      Quelle: http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE53403A2009040…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 13:51:22
      Beitrag Nr. 2.962 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.918.806 von Maraho am 03.04.09 22:40:08Ergänzend ...

      Inflation
      Wie lange hält der Euro durch?
      Von Patrick Bernau

      Ein Päckchen Butter für 400 Millionen, ein Anzug für 110 Milliarden und kurz danach ein Brot für eine Billion: Das waren die Preise in Deutschland zur Zeit der großen Inflation 1923. Am Ende stand die Währungsreform. Die ist jetzt mehr als 80 Jahre her - und doch in den deutschen Gehirnen so präsent wie der Mauerfall oder der 11. September 2001.

      Denn dieser Tage schreiben viele Deutsche in Gedanken schon wieder Preisschilder mit zehn Nullen. Die Regierungen in aller Welt verschulden sich über beide Ohren. Wie sollen sie diese Schulden jemals wieder loswerden? Das fragen sich die Bürger, und einige antworten: durch Inflation.

      Wenn es nicht der Staat ist, der die Inflation verursacht, dann könnten es auch die Zentralbanken sein. Sie lassen fast im Wochenrhythmus neues Geld auf die darbenden Banken darniederregnen. Allein die amerikanische Federal Reserve hat auf ihren Konten drei Billionen Dollar mehr stehen als vor einem Jahr. Einigen Experten ist das sogar recht. Aus Amerika ruft Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff: Fünf Prozent Inflation wären ganz gut, um die Krise zu mildern.

      Die Banken horten das Geld für Notfälle

      Also kriecht die Angst in die Knochen der Deutschen. "Das kann doch nicht gutgehen!", sagen sie. Die Sorgen zeigten sich am vergangenen Sonntag, als sich Leser der Sonntagszeitung kostenlos von Anlageexperten beraten lassen konnten: Die weitaus meisten Fragen drehten sich um Inflation und den Schutz davor, also Gold oder Immobilien. Die große Frage dieser Wochen lautet: Kommt die Inflation zurück?

      So viel ist klar: Die Inflation steht noch nicht vor der Tür. Es ist noch nicht einmal irgendetwas von ihr zu sehen. Aktuell liegt die Inflationsrate in der Euro-Zone nur bei 1,2 Prozent. Solange die Rezession nicht ausgestanden ist und die Banken nicht gerettet sind, bleibt die Gefahr von sinkenden Preisen deutlich größer - also die einer Deflation. Um das zu verhindern, überschüttet die Zentralbank die Wirtschaft gerade mit Geld.

      Doch davon kommt nur wenig an. Denn die Zentralbank stellt den Kreditinstituten zwar Massen an Geld bereit, doch die geben nur Bruchteile davon per Kredit an Firmen oder Privatleute weiter. Die Geldmenge in der Wirtschaft stagniert. Denn die Banken horten das Geld für Notfälle und legen es in der Zwischenzeit zu schlechteren Zinsen wieder bei der Zentralbank an. Solange das so bleibt, stabilisiert das viele Geld der Notenbanken zwar die Banken, hat aber ansonsten keine Wirkung. Einige Zentralbanken vergeben jetzt deshalb an den Banken vorbei direkt Geld an die Firmen, zum Beispiel, indem sie deren Anleihen kaufen.

      Doch auch wenn das Geld in der Wirtschaft ankommt, kann es derzeit kaum Inflation auslösen. Denn eine Inflation gibt es nur dann, wenn die Preise steigen. Preiserhöhungen trauen sich die Firmen aber nur, wenn sie genügend Bestellungen haben - doch daran fehlt es derzeit allerorten. Tatsächlich fiel nur einmal in der Geschichte eine Inflation mit der Wirtschaftskrise zusammen: in der Ölkrise der siebziger Jahre. Damals aber trieb die Opec zunächst den Ölpreis in die Höhe und löste dadurch die Krise erst aus. Sobald die Rezession einmal da ist, hat auch die Opec kaum Spielraum für Preiserhöhungen.

      Die Zentralbanken müssen das Geld wieder einsammeln - doch das wird schwierig

      Doch irgendwann wird sich die Wirtschaft wieder berappeln, und die Nachfrage wird zurückkehren. Ob das noch in diesem Jahr ist oder erst 2011, weiß niemand genau. Doch sicher ist: Dann ist die Inflationsgefahr wieder da. Denn dann könnten die Banken das gehortete Geld an die Wirtschaft weitergeben. Die Nachfrage nach Rohstoffen kann wieder in Gang kommen und deren Preise in die Höhe treiben. Irgendwann wird auch die Arbeitslosigkeit sinken, und die Löhne werden steigen. Vielleicht steigen auch nicht die Preise fürs Brot, sondern für irgendeine Geldanlage wie Staatsanleihen - auch das wäre nicht gut, denn dann entstünde bald wieder eine Finanzkrise.

      In der Theorie ist klar, was die Zentralbank tun muss: Sie muss den Leitzins anheben und das Geld, das sie den Banken bereitgestellt hat, schnell wieder einsammeln. Das kann zumindest in Europa theoretisch durchaus fix gehen, denn die Kredite der Notenbank an die Banken laufen meist ohnehin nur ein Vierteljahr. Die Zentralbank dürfte dann nur keine neuen Kredite mehr ausgeben. Doch in der Praxis wird das schwierig. Heute schon ist klar, dass es auch eine Reihe guter Gegenargumente geben wird. Zum Beispiel: Höhere Zinsen verteuern den Schuldendienst auch für den Staat. Und sie könnten den zarten Aufschwung töten. Diese Argumente gibt es auch in anderen Abschwüngen. Aber angesichts hochverschuldeter Staaten und einer tiefen Rezession könnte der öffentliche Druck auf die Notenbanken diesmal besonders hoch sein.

      Darum könnte der Kampf gegen die Inflation schwerfallen - vor allem der amerikanischen Fed, die möglicherweise gar nicht alles Geld wieder einsammeln kann, wie der Chicago-Ökonom Harald Uhlig betont. Schließlich kauft die Fed gerade toxische Wertpapiere an. "Damit kann sie auch Verluste machen. Dann wird es für sie schwierig, das gezahlte Geld wieder aus der Wirtschaft zurückzuholen."

      Zum Glück würde eine amerikanische Inflation den Europäern wenig ausmachen, solange sie nicht allzu hoch wird. Der Dollar würde dann zwar schwächer, erwartet der Frankfurter Geldprofessor Volker Wieland. Aber das habe die Welt schon in den siebziger Jahren erlebt und sei damit zurechtgekommen. "Es wird Unterschiede zwischen den Staaten geben", schätzt Wieland. "In Europa wird die Inflation eher kleiner ausfallen." Anders als die Fed soll die EZB nämlich nur die Inflation bekämpfen und nicht noch die Arbeitslosigkeit. Außerdem hat sich die EZB ein klares Inflationsziel gegeben: Sobald die Inflation über zwei Prozent steigt, hat die EZB es verfehlt - und zwar öffentlich.

      Experten rechnen mit Inflationsraten zwischen drei und sechs Prozent

      Drei Haken bleiben, glaubt Wieland: Erstens stehe die Europäische Zentralbank in der Gefahr, zu langsam zu handeln, weil sich in den großen Gremien möglicherweise einige Staaten gegenseitig blockieren. Zweitens könnten sich die EU-Staaten im Übermaß verschulden, wenn ein gefährdeter Staat wie Irland oder Italien pleitegeht und von den anderen Staaten gerettet wird, denn das würde die Kreditdisziplin der Staaten zerstören. Und drittens könnten die Politiker auch einen Zentralbankchef berufen, der die Inflation schätzt.

      Doch die Politiker wüssten, dass auch die Inflation nicht hilft, wenn das Volk damit rechnet, glaubt der Wirtschaftshistoriker Hans-Joachim Voth an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Denn dann muss der Staat auf seine Schulden vielleicht von vornherein einen Inflationsausgleich zahlen - zum Beispiel in Form von inflationsgeschützten Anleihen. Schon in der Wirtschaftskrise von 1929 hätten die deutschen Politiker daher die Inflation vermieden, sagt Voth, weil ihr Volk noch die Hyperinflation von 1923 im Kopf hatte.

      Die Experten rechnen mit Inflationsraten zwischen drei und sechs Prozent. Wie es tatsächlich ausgeht, liegt letztlich an den Europäern: Wollen sie lieber eine hohe Inflation oder hohe Steuern? Und haben sie sich schon auf Teuerungen eingerichtet? Dann wird Inflation für den Staat uninteressant.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubB8DFB31915A443D98590B0D538FC0BEC/Doc…
      14 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 16:21:59
      Beitrag Nr. 2.963 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.822.119 von Maraho am 23.03.09 06:16:04Die Altersvorsorge ...

      Lebensversicherungen
      Zweitmarkt bricht zusammen
      von Berrit Gräber (München)

      Für viele Lebensversicherte war es die Rettung in der Not: Policen nicht mit Verlusten kündigen, sondern verkaufen. Doch der Markt existiert quasi nicht mehr. Grund: Die Aufkäufer sind selbst finanziell klamm.


      Harte Zeiten für Lebensversicherungskunden in Finanznot: Die Chancen, eine Police zu verkaufen statt zu kündigen, gehen allmählich gegen null. Nur noch die wenigsten Versicherungsnehmer finden einen Käufer. Im Sog der Finanzkrise ist auch der sogenannte Zweitmarkt für Lebensversicherungen in die Knie gegangen. Vorbei die Zeiten, in denen Aufkäufer mehr Geld zahlten als der eigene Versicherer beim Storno. Die Policenhändler sind inzwischen selbst knapp bei Kasse, ihr Geschäftsmodell wackelt.

      "Gekauft wird momentan nur noch wenig und wenn, dann ausgewählt", sagt Thomas Laumont, Vorstand des Bundesverbands Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) in München. Für abgewiesene Versicherungsnehmer mit Finanzengpass bedeutet das: In den sauren Apfel beißen und sich mit dem mageren Rückkaufswert des Versicherers bescheiden. "Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.

      Verkaufen ist besser als stornieren: Seit Gründung des Zweitmarkts 1999 hatten Millionen Verbraucher die Chance genutzt, ihre Kapitalleben auf diesem Weg bestmöglich loszuwerden. Jeder zweite der etwa 94 Mio. Lebensversicherungsverträge wird noch vor Laufzeitende aufgelöst, so der BVZL. Viele Versicherungsnehmer konnten die herben Verluste, die bei jedem Frühstorno anfallen, mit einem Verkauf wenigstens noch ein wenig abfedern.

      Ankäufe drastisch gefallen

      In Spitzenzeiten zahlten die Aufkäufer zwischen 5 und 15 Prozent mehr Geld als der Versicherer - allerdings auch nur für renditestarke Policen solider Gesellschaften, die nur noch ein paar Jahre Laufzeit vor sich hatten.

      Jetzt klopfen selbst die Besitzer solcher Policen häufig vergeblich an die Tür der Ankäufer. Deren Zurückhaltung ist drastisch. Die BVZL-Mitglieder kauften 2008 nur noch Verträge für 500 Mio. Euro an. 2007 gaben sie noch 1,4 Milliarden Euro für Ankäufe aus. Der Ausblick auf 2009 ist eher düster.

      "Ich weiß nicht, wer aktuell noch Policen kauft", räumt Laumont ein. Die Bücher der Policenhändler seien voll mit Policen, die Firmen eher satt. Wer eine konkrete Anfrage über die Hotline eines der größten Ankäufer startet, bekommt am Telefon die Auskunft: "Es passiert, dass wir heute Versicherungen ablehnen, die wir noch vor einem halben Jahr genommen hätten."

      Dass die gesamte Branche in Schieflage sei, liege nicht zuletzt an der Konstruktion des Geschäftsmodells, ist Verbraucherschützer Gottschalk überzeugt. Die Policenhändler boten mehr als den Rückkaufswert der Versicherer, weil sie die Lebensversicherungen mit Gewinn an Fondsgesellschaften weiterverkauften. Diese bündeln gebrauchte Policen in einen geschlossenen Fonds und verkaufen Anteile an Anleger.

      Einige Aufkäufer führen Policen auch auf eigenes Risiko weiter bis zum Ende der Laufzeit. Und streichen damit den Teil des Gewinns ein, der fällig ist, wenn der Vertrag bis zum Schluss durchgehalten wird.

      Doch seit der Finanzkrise funktioniert das alles nicht mehr wie vorher. "Der klassische Policenaufkäufer kann nur dann kaufen, wenn Abnehmer da sind", sagt Laumont. Zudem mache das Zinsniveau der Branche zu schaffen. Der Policenankauf wird oft auf Pump vorfinanziert. Je höher die Kreditzinsen sind, desto mehr sinkt die Gewinnspanne. Dazu kommt, dass die Renditen vieler Versicherungsverträge nach unten tendieren.

      Todesfallschutz ade?

      Wer dennoch einen Aufkäufer finde, solle sich darüber im Klaren sein, dass eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung insolvent gehen könne, gibt Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zu bedenken. Weiteres Risiko: Der Todesfallschutz könne weg sein, wenn der Aufkäufer so klamm ist, dass er selbst Policen beim Versicherer stornieren muss, um an Geld zu kommen.

      Das sei bereits passiert, meldet das Magazin "Finanztest". Grundsätzlich werben BVZL-Mitglieder zwar damit, dass der Todesfallschutz für Verkäufer bis zum Laufzeitende erhalten bleibt. Im Vertrag behalten sie sich jedoch ein Recht zur Kündigung vor.

      Bei kurzfristigen Engpässen sollten Kunden versuchen, ihre eigene Police zu beleihen statt zu verkaufen oder zu kündigen. "Das wäre noch eine Lösung, aber auch nicht für jeden", sagt Lars Gatschke, Versicherungsfachmann beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Betroffene sollten sich immer beraten lassen, bevor sie bei ihrer Kapitalleben verlustreich die Reißleine ziehen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:Lebensversiche…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 16:35:47
      Beitrag Nr. 2.964 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.390 von Maraho am 05.04.09 16:21:59Und da es gut passt ...

      Finanzplatz Deutschland
      Versicherer uneins über Weg aus der Krise
      von Herbert Fromme und Anja Krüger

      Die Deutsche Assekuranz steht in der Finanzkrise derzeit deutlich besser da als die Banken oder die amerikanische Konkurrenz. Einschläge müssen die Deutschen dennoch fürchten.


      Die schlechten Nachrichten über Versicherer kommen zurzeit vor allem aus den USA. Mit 163 Mrd. $ muss die amerikanische Regierung den dortigen Marktführer American International Group (AIG) stützen, um den Kollaps des Unternehmens zu verhindern. AIG hatte sich mit der Absicherung von Kreditderivaten gewaltig verhoben. Stürzt AIG, hätte dies Folgen für das gesamte Bankensystem.

      AIG ist nicht allein. Fast alle amerikanischen Lebensversicherer haben wegen der Kreditkrise mit dramatischem Abschreibungsbedarf auf ihre Kapitalanlagen zu kämpfen. Und die Krise trifft Versicherer nicht nur in den USA. Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re musste 9 Mrd. Franken auf Derivate abschreiben. Britische Versicherer melden Verluste oder starke Gewinneinbrüche.

      Trotz der gespannten internationalen Lage gelingt es der deutschen Assekuranz, ihre Branche als Insel der Seligen darzustellen. Zwar hat Marktführer Allianz nach einem Rekordgewinn von 8 Mrd. Euro für 2007 fürs vergangene Jahr 2,4 Mrd. Euro Verlust gemeldet. Doch ist der vor allem der gerade verkauften Dresdner Bank mit ihrem Bestand an Hochrisikopapieren geschuldet. Auch die Münchener Rück muss einen Gewinneinbruch von 3,8 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro hinnehmen. Aber immerhin war das Ergebnis positiv.

      Dem Sog entgehen

      Die meisten deutschen Versicherer wollen um jeden Preis vermeiden, in den Sog der Finanzkrise gezogen zu werden. Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen darüber, was geschehen soll, wenn ein Versicherer tatsächlich Probleme bekommt. "Die Branche muss sich in der Krise stärker als stabil profilieren", argumentiert Friedrich Schubring-Giese, Chef der Versicherungskammer Bayern.

      "Wir sollten nicht so tun, als seien wir reicher geworden, aber zeigen, dass wir ein sehr stabiler Faktor sind." Sollte die Krise einen Versicherer ins Schleudern bringen, müsse die Branche ihn auffangen. Das Buhwort für die Branche ist "Mannheimer". Die Mannheimer Lebensversicherung ist 2002 der Kapitalmarktkrise zum Opfer gefallen. Damals gründete die Branche zwar die Gesellschaft Protektor, die den Bestand der Mannheimer übernahm, der Fall schadete den Versicherern dennoch sehr.

      Im Altersvorsorgegeschäft stehen sie im Wettbewerb mit den Banken. So etwas dürfe sich nicht wiederholen, betont Schubring-Giese. "Das darf nicht passieren, das wäre das Schlimmste, der GAU." Auch Robert Baresel vom Münsteraner Versicherer LVM warnt vor einem zweiten Fall Mannheimer. Transparenz sei wichtig, sagt Baresel, fordert aber: "Einen Problemfall geräuschlos aufzufangen würde ich begrüßen."

      Das Selbstbewusstsein der Branche zeigt sich auch in den Überschussbeteiligungen für das Jahr 2009. Im Schnitt senkten die Lebensversicherer den Zinssatz des Sparanteils nur wenig, von 4,34 Prozent auf 4,26 Prozent. Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard findet das angesichts der Krise unverständlich. "Ich habe mich über einige der Gewinnzusagen erheblich gewundert", sagt er. "Wenn man das ökonomisch betrachtet, sollte es nur wenige Unternehmen geben, die solche Gewinnzusagen machen."

      Ohnehin machen Münchener Rück, Allianz und einige andere Große den Eindruck, dass sie die Mehrheitsmeinung der Branche - jeder Fußkranke muss gestützt werden - nicht teilen. Offen sprechen sie nicht darüber. "In der Krise werden die starken, gut geführten Gesellschaften natürlich ihren Marktanteil ausbauen, auf Kosten der schwächeren", sagt ein Allianz-Manager.

      Tatsächlich muss die Assekuranz noch erhebliche Belastungen befürchten. Die Rezession wird sich auf das Kerngeschäft auswirken: die Absicherung von Gebäuden, Autos, Industrieanlagen oder Transporten. Die Umsätze werden sinken. Turbulent wird es vor allem in der Lebensversicherung. Zwar haben die meisten Gesellschaften den Anteil der Aktien an ihren Kapitalanlagen deutlich gesenkt. Er dürfte jetzt unter acht Prozent liegen, davon ist das meiste auch noch gegen Kursverluste abgesichert.

      Die nächsten Probleme

      Die eigentlichen Probleme erwarten Branchenkenner bei den festverzinslichen Papieren, die über 80 Prozent der Kapitalanlagen ausmachen. Viele Versicherer haben ihr Portfolio mit hochverzinslichen Produkten aufgepeppt, bei denen sie ein erhebliches Ausfallrisiko haben - etwa nachrangige Anleihen von Banken.

      Da investiert ein kleiner Krankenversicherer wie die Landeskrankenhilfe 200 Mio. Euro bei Lehman. Die deckt zwar der Einlagensicherungsfonds mithilfe der Regierung - obwohl er dazu bei institutionellen Anlegern nicht verpflichtet wäre. Aber diese Investition ist kein Einzelfall. Nicht umsonst haben sich die Versicherer an der Rettung der Hypo Real Estate beteiligt. Fiele diese Bank um, würde das eine Reihe von Versicherern in Schwierigkeiten bringen.

      Ein weiteres, größeres Problem rollt auf die Branche zu: Die niedrigen Zinsen machen es für die Versicherer immer schwerer, die den Kunden garantierte Verzinsung zu verdienen, die im Schnitt etwa 3,3 Prozent beträgt. Verglichen mit den Schwierigkeiten, die in einer lange anhaltenden Niedrigzinsphase für Lebensversicherer entstehen, sind die aktuellen Ausfallrisiken klein.

      Gute Aussichten

      DIW-Expertin Schäfer geht von mindestens fünf Jahren aus, bis der Staat sich aus den Bankbeteiligungen zurückziehen kann. "Zunächst muss die Frage geklärt werden, was mit den Problemaktiva der Banken geschieht." Erst dann könne der Staat konkrete Rückzugspläne schmieden.

      Wissenschaftler Gerke glaubt dennoch an eine rasche Erholung des Privatbankensektors: "Das Investmentbanking wird in naher Zukunft wieder hochrentabel. Risikobereinigt werden die Renditen sogar höher sein als vor der Krise, auch wenn sie in absoluten Zahlen sinken werden", sagt er.

      Neue gesetzliche Rahmenbedingungen werden die Investmentbanken zwar dazu zwingen, mehr Eigenkapital vorzuhalten, und dadurch die Renditen drücken. Gleichzeitig sind aber viele Konkurrenten vom Markt verschwunden - auch ohne hohe, risikoreiche, über Schulden finanzierte Renditen haben die wenigen verbliebenen Großbanken deshalb gute Gewinnaussichten.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Finanzpl…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 16:45:53
      Beitrag Nr. 2.965 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.928 von Maraho am 04.04.09 12:46:46In Bezug.
      Alles hat seinen Preis ...

      EU/USA-Gipfel
      Obama dringt auf EU-Mitgliedschaft der Türkei

      US-Präsident Barack Obama hat die Europäische Union aufgerufen, die Türkei als Mitglied aufzunehmen. Dies wäre ein positives Signal für die islamische Welt, sagte Obama beim EU-USA-Gipfel in Prag. Bundeskanzlerin Angela Merkel erneuerte dagegen ihre Bedenken.


      Die Vereinigten Staaten haben Europa aufgefordert, mehr für die Kooperation mit der islamischen Welt zu tun. Ein „wichtiges Signal“ dafür wäre eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union, sagte US-Präsident Barack Obama am Sonntag.

      Bereits seit 2005 laufen die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei. Ein schneller Fortgang war bisher vom EU-Mitglied Zypern blockiert worden, da es von der Türkei völkerrechtlich nicht anerkannt wird.

      So erkaufte die Nato das Einlenken der Türkei Obama bekräftigte die Bereitschaft seines Landes zum verstärkten Dialog mit der muslimischen Welt. Gerade angesichts gemeinsamer Herausforderungen sollten gemeinsame Antworten gesucht werden. Die Vereinigten Staaten sähen muslimische Staaten nicht als Feinde, sondern als „Freunde, Nachbarn und Partner“ an. Die Beziehungen sollten von Verständnis und gegenseitigen Respekt geprägt sein.

      Tags zuvor hatte Obama hat der Türkei ausdrücklich dafür gedankt, den Weg für die Einigung auf den künftigen Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen freigemacht zu haben. Er sei zuversichtlich, dass Rasmussen die von der Türkei geäußerten Vorbehalte berücksichtigen werde. Die Entscheidung für Rasmussen nach mehrstündigen Beratungen der Staats- und Regierungschefs der Nato sei einstimmig gefallen, betonte Obama.

      Die Türkei hatte den dänischen Ministerpräsidenten zunächst wegen seiner Haltung im Streit über die 2006 in Dänemark veröffentlichten Mohammed-Karikaturen abgelehnt.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Sonntag, sie bleibe trotz anderer Meinung der USA bei ihrer kritischen Haltung zu einer Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU. Die amerikanische Position dafür liege „in der Tradition der Vereinigten Staaten von Amerika“, sagte Merkel am Sonntag in Prag zum Abschluss des EU-USA-Gipfels.

      „Ich glaube, dass eine enge Anbindung der muslimischen Welt, insbesondere der Türkei, an die Europäische Union in uns aller Interesse liegt.“ In welcher Art und Weise das erfolgen werde, ob als Vollmitgliedschaft oder als „privilegierte Partnerschaft“, „darüber ringen wir noch“, sagte Merkel.

      Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok sah am Wochenende wegen des Streits um Rasmussen keinen Sinn mehr in weiteren Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei. Mit der zeitweiligen Blockade der Wahl des dänischen Regierungschefs habe sich das Land „endgültig für eine Mitgliedschaft in der EU disqualifiziert“.

      „Die Türkei zeigt hier eine völlig andere Mentalität. Wenn wir sie aufnehmen, können wir den Laden gleich ganz abschließen“, betonte er.

      Auch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte den sofortigen Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei gefordert. „Wer islamische Propaganda über die Zukunft der Nato und über unsere europäische Werteordnung stellt, hat in der EU nichts zu suchen“, sagte Dobrindt am Samstag bei der CSU-Vorstandsklausur im fränkischen Kloster Banz.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3507106/Obama-dringt-a…
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      Avatar
      schrieb am 05.04.09 17:13:08
      Beitrag Nr. 2.966 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.637.241 von Maraho am 23.02.09 21:00:12In Anlehnung ...

      Wanderarbeiter
      Krise heißt in Polen zurück auf den Kartoffelacker
      Von Sven Astheimer, Warschau/Oppeln

      Wanderarbeiter? Ryszard Zembaczynski zuckt mit den Schultern. „Die hat es hier schon immer gegeben“, sagt der Bürgermeister von Oppeln, der Hauptstadt der gleichnamigen schlesischen Verwaltungsregion, auf halbem Weg zwischen Breslau und Kattowitz gelegen. Man müsse sich nur mal den Busbahnhof anschauen. Fast 200 Verbindungen in westeuropäische Städte beginnen hier, es geht mitunter zu wie in einem Taubenschlag. Rund eine halbe Million Menschen aus Oppeln haben in den vergangenen 20 Jahren zumindest zeitweilig im Ausland gearbeitet, schätzt der Bürgermeister. Oft genug wurden sie mit offenen Armen empfangen. Am cleversten seien die Niederländer gewesen, findet Zembaczynski, „die haben hier 43 Arbeitsvermittlungen eingerichtet“. Aber auch Großbritannien und Irland haben ihren Arbeitskräftebedarf in den Boomjahren gerne in Polen gedeckt. In diesen beiden Ländern hält sich ein Großteil der schätzungsweise 1 bis 1,5 Millionen polnischer Wanderarbeiter auf.

      Doch die Zielländer stecken tief in der Rezession, die Baubranche liegt dort am Boden, und immer mehr Polen verlieren in der Fremde quasi über Nacht ihre Arbeit. Anspruch auf staatliche Unterstützung haben die meisten nicht, weil sie entweder schwarzgearbeitet haben oder nicht die erforderlichen zwölf Monate Beschäftigung vorweisen können.

      Der polnische Sozialstaat gilt als unterentwickelt

      Packten die Enttäuschten ihre Koffer, stünde Polen wohl vor enormen Schwierigkeiten. Schließlich gilt der dortige Sozialstaat, gemessen etwa an deutschen Standards, 20 Jahre nach dem Ende des Kommunismus noch immer als unterentwickelt. Arbeitslose erhalten sechs Monate lang jeweils 590 Zloty, das sind umgerechnet gerade mal 125 Euro. Das Niveau der Sozialhilfe ist noch niedriger.

      Für eine Rückwanderungswelle größeren Ausmaßes gibt es derzeit noch keine Anzeichen, heißt es offiziellen Angaben zufolge. Aus den landesweiten Arbeitsämtern wird bislang noch von „Einzelfällen“ berichtet. Doch Roy Heynlein macht gerade ganz andere Erfahrungen. Vor zwei Jahren hat der Finanzvorstand für die Niederlassung der Diehl-Gruppe in Breslau einen Produktionsleiter gesucht. „Ganze zwei Bewerber hatten wir, und die haben astronomische Summen aufgerufen.“ Jetzt wurde die Stelle abermals ausgeschrieben, und die Resonanz sei riesig gewesen, sagt Heynlein. Von den Kandidaten könnten viele Auslandserfahrung vorweisen. Die Rückkehrer drücken auch die Gehälter. Ein Architekt sei heute nur noch halb so teuer wie noch vor einem Jahr, sagt Heynlein.

      Auch in Oppeln hat sich die Zahl der Rückkehrer erhöht, berichtet Andrzej Kasiura, Vertreter der Regionalregierung. Die könnten allerdings noch problemlos in die lokale Wirtschaft integriert werden, schließlich herrschte hier bis vor kurzem noch akuter Fachkräftemangel, weshalb die Behörden das Projekt „Ich bleibe hier“ anstießen.

      Polen behauptet sich bislang besser in der Krise als seine östlichen Nachbarn

      Noch wachse zum Beispiel die Bauwirtschaft, und die Rückkehrer verfügten über eine Menge Berufserfahrung, sagt Kasiura. Immerhin geht die polnische Regierung für dieses Jahr noch von einem Wirtschaftswachstum von mehr als 1 Prozent aus. Allerdings mehren sich die skeptischen Stimmen.

      Denn auch wenn Polen sich bislang besser in der Krise behauptet als seine östlichen Nachbarn, bekommen vor allem die exportorientierten Branchen die Folgen des Wirtschaftsabschwungs immer stärker zu spüren. Der Nachfrageeinbruch beim wichtigsten Handelspartner Deutschland macht der Automobil- und der Möbelbranche schwer zu schaffen. Die Arbeitslosenquote ist wieder deutlich über 10 Prozent gestiegen. Bis zum Jahresende könnten es bis zu 14 Prozent werden, heißt es aus dem Arbeitsministerium.

      „Die Situation am Arbeitsmarkt ist gefährlich“, findet Andrzej Kropiwnicki von der Gewerkschaft Solidarnosc, schließlich verlören monatlich 100.000 Menschen ihre Arbeit. Gehe gerade in wirtschaftlich unterentwickelten Regionen ein großer Arbeitgeber pleite, könne es zu sozialen Unruhen kommen, warnt der Gewerkschaftsfunktionär mit großer Gestik. Die Arbeitnehmervertreter arbeiten deshalb zusammen mit den Arbeitgebern und der Regierung an Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Dazu gehören eine polnische Variante des Kurzarbeitergeldes und flexible Arbeitszeitkonten. Doch Kropiwnicki ist skeptisch, ob die Regierung dieses Paket rechtzeitig auf den Weg bringen wird.

      Jeder dritte Rückkehrer will die Heimat wieder verlassen

      Gerade aus strukturschwachen Landstrichen stammen die meisten Auswanderer, sagt Justyna Frelak vom Warschauer Institute for Public Affairs. Wie viele nun in die Heimat zurückfinden, kann auch sie nicht sagen. „Die ersten Erfahrungen aus Island zeigen aber, dass die Mehrheit nicht gleich die Koffer gepackt hat.“ Vielmehr warteten die meisten vor Ort auf Besserung. Denn auch wenn die Polen etwa in London am unteren Ende der Lohnskala aller Gastarbeiter stünden, seien die Verdienstaussichten selbst mit Gelegenheitsjobs häufig noch besser als in der Heimat, wo viele nur den gesetzlichen Mindestlohn von umgerechnet weniger als 300 Euro erhalten.

      Die starke Abwertung des britischen Pfund werde jedoch den Anreiz erhöhen, in andere, vermeintlich attraktivere Regionen wie die Niederlande oder Skandinavien weiterzuziehen. Migrationsforscherin Frelak spricht von „Supermobilität“. Der EU-Beitritt habe es möglich gemacht, der Arbeit hinterherzuwandern. Denn mit Ausnahme von Deutschland und Österreich steht den Neumitgliedern die ganze Europäische Union offen. Eine Befragung des Instituts hat überdies ergeben, dass jeder dritte polnische Rückkehrer vorhat, die Heimat wieder zu verlassen. Frelak ist deshalb überzeugt, dass vor allem junge Landsleute weiterhin ihre berufliche Zukunft außerhalb Polens suchen werden.

      Die Polen sind es gewohnt, sich selbst zu helfen, sagt eine Sprecherin des Arbeitsministeriums. So habe man auch aus der schweren Krise in den neunziger Jahren herausgefunden, als jeder fünfte Pole keine Arbeit hatte. Die Leute seien harte Zeiten gewöhnt. Und überhaupt: Was bedeute denn eigentlich Krise? „Das heißt bei uns, dass man wieder aufs Land gehen und Kartoffeln anbauen muss, um zu überleben.“ Und so weit sei es ja glücklicherweise noch lange nicht.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc…
      17 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 17:30:10
      Beitrag Nr. 2.967 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.946 von Maraho am 04.04.09 21:02:08In Bezug auf den gestrigen Artikel ...
      Anmerkung: Die "FAZ" kommt auch dahinter ...

      Es ist erstaunlich, dass alles trotzdem weitergeht.
      Die Medien haben ihren Anteil daran!


      Was ist schiefgelaufen?
      Die Ökonomen in der Sinnkrise
      Von Lisa Nienhaus und Christian Siedenbiedel

      Es ist erstaunlich, dass alles trotzdem weitergeht. Während so manches Unternehmen sich weigert, überhaupt noch einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr zu wagen, scheint die Vorhersage für die gesamte Volkswirtschaft weitaus einfacher zu sein. Die professionellen Prognostiker jedenfalls machen weiter. Komme, was da wolle, sie geben ihr Votum ab. Minus drei Prozent, minus vier Prozent, minus fünf Prozent: Munter korrigieren sie das Wachstum nach unten - mit gewohnter Verve und Überzeugung.

      Ein Frechdachs, wer nachzuschlagen wagt, was sie vor einem Jahr gesagt haben. Doch aufschlussreich ist es in jedem Fall. Anfang 2008 war die Welt nämlich noch in Ordnung. Die Ökonomen sprachen von einer Abkühlung im Jahr 2009. Ein Wachstum von 1,2 Prozent, 1,5 Prozent, 1,8 Prozent sei zu erwarten, hieß es damals, aber weiß Gott keine Rezession, nicht einmal Stagnation. Ach ja.

      Dann kam die Krise - und mit ihr wurde offenbar, wie sehr die professionellen Prognostiker in Deutschland danebengelegen haben. Sie haben sich täuschen lassen, sind kollektiv der Illusion erlegen, die Finanzmärkte seien stabiler, als sie es tatsächlich waren. Sie haben die Kreditkrise erst nicht kommen sehen - und dann nicht geglaubt, dass sie sich zur Wirtschaftskrise auswachsen würde.

      Jeder hätte warnen können

      Das Versagen betrifft nicht nur die Institute der Konjunkturforscher. Es betrifft alle Ökonomen. Jeder von ihnen betrachtet die Weltwirtschaft oder Teile von ihr mit einiger Aufmerksamkeit. Jeder hätte warnen können. Doch kaum einer hat erkannt, was kommen könnte. Und die wenigen, die etwas ahnten, haben nicht laut genug um Hilfe gerufen.

      Jetzt hat die Wirtschaftskrise die Ökonomen in eine Sinnkrise gestürzt. Die Debatte hat gerade erst begonnen. Die Fragen lauten: Was ist da schiefgelaufen? Und was kann Ökonomie überhaupt?

      Einige Nicht-Ökonomen haben ihre Antwort schon gefunden. Der SPD-Fraktionschef Peter Struck etwa schlug Ende vergangenen Jahres vor, den renommierten Sachverständigenrat, auch Rat der fünf Weisen genannt, kurzerhand abzuschaffen. Er produziere mit seinen Prognosen sowieso "vor allem viel heiße Luft". Und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück - ein studierter Ökonom - lästert gerne, dass man von zwei Ökonomen immer mindestens zwei Ratschläge bekomme.

      Viele Wissenschaftler sehen ein Versagen

      Die Ökonomen selbst reagieren verschreckt: Die einen geben sich zerknirscht, die anderen behaupten, alles immer schon gewusst zu haben. Letztere nerven besonders. Denn wenn sie tatsächlich schon in ihrer Doktorarbeit vor fehlender Bankenregulierung gewarnt haben, so fragt man sich, wieso sie nicht all ihre Macht und Prominenz eingesetzt haben, die Öffentlichkeit zu warnen.

      Die zerknirschten Wissenschaftler sind angenehmer - und sie sind in der Überzahl. "Ich habe versagt, weil ich die Tiefe des Abschwungs so nicht erwartet hätte", sagt etwa Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrats. Der Finanzwissenschaftler Clemens Fuest von der Universität Oxford erinnert sich an ein Gespräch, das er vor einigen Jahren mit einem hochrangigen Bankenregulierer führte. "Er sagte mir, er habe ein sehr schlechtes Gefühl, weil die Rating-Agenturen so stark mit den Firmen verbandelt sind, die sie eigentlich kontrollieren sollen", erzählt Fuest. "Ich habe das nicht ernst genug genommen."

      Und Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, sagt: "Es ist eine Katastrophe. Was wir in den letzten zehn bis 15 Jahren in der Makroökonomie gemacht haben, ist durch die Krise komplett über den Haufen geworfen worden." Ein Schlag. Jetzt geht es darum, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Klar ist: Ökonomen sind keine Wahrsager. Könnten sie das Wirtschaftswachstum auf den Prozentpunkt genau vorhersagen, die Rohstoffpreise in drei Monaten korrekt prognostizieren und die Bewegung an den Aktienmärkten im Detail vorhersehen - sie wären allesamt reich.

      Die Krise hat die Gräben tiefer werden lassen

      Sollen die Wirtschaftswissenschaftler Prognosen also einfach bleiben lassen? Wohl kaum. Denn was die meisten Menschen an der Arbeit der Ökonomen zuerst interessiert, sind die Vorhersagen. Unternehmen brauchen sie für ihre Unternehmungen, Politiker für ihre Politik. Und Arbeitnehmer wollen wissen, ob sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen.

      Wie geht es also weiter mit der Ökonomie? Eine ganze Wissenschaft sucht nach einem neuen Selbstverständnis. Die Krise hat die Gräben zwischen den verschiedenen Forschungsrichtungen, die es immer schon gab, tiefer werden lassen. Noch nicht einmal über den Gegenstand der Forschung ist man sich einig. Sollen die Ökonomen sich wie Physiker mit der Welt befassen, wie sie ist? Oder wie die Astrologen darüber spekulieren, wie sie sein wird? Oder sollen sie wie die Philosophen Regeln dafür aufstellen, wie die Welt besser werden kann?

      Wie stark die Verunsicherung der gesamten Wirtschaftswissenschaften ist, zeigt ein heftiger Streit an einer der traditionsreichsten Fakultäten in Deutschland: der Universität zu Köln. Viele große Ökonomen lehrten dort als Professoren. Seit der Nachkriegszeit hatte in Köln eine ökonomische Richtung das Sagen, die mit besonderem Selbstbewusstsein auftritt: die Ordnungsökonomen. Diese Spezies, die es praktisch nur in Deutschland gibt, rühmt sich selbst, besonders kritisch mit der Politik umzugehen: Statt sich mit komplexen mathematischen Modellen aufzuhalten, arbeiten sie eher wie Philosophen. Sie leiten aus wenigen Grundsätzen wirtschaftspolitische Ratschläge für die Politik ab. Das Ergebnis geht dabei meist in dieselbe Richtung: weniger Staat, mehr Markt.

      Die Ordnungsökonomen haben Angst, „ausgerottet“ zu werden

      Jetzt herrscht Heulen und Zähneklappern bei den Ordnungspolitikern. Denn man will ihre altehrwürdigen Lehrstühle an andere weitergeben: an neue, junge Makroökonomen, die vor allem mit mathematischen Modellen arbeiten. Die Ordnungsökonomen selbst äußern die Angst, "ausgerottet" zu werden. Es geht um Geld und Macht - vor allem aber um Deutungshoheit.

      Denn die mathematisch orientierten Makroökonomen haben nicht nur völlig andere Methoden - sie kommen auch häufig zu entgegengesetzten Ergebnissen. Eingriffe des Staates in die Wirtschaft beurteilen sie oft pragmatisch und weniger kritisch. Grund genug für die Ordnungspolitiker, zum großen Angriff zu blasen. Selbst einige emeritierte Professoren fühlten sich bemüßigt, in einem Brandbrief auf den Niedergang der Kölner Tradition hinzuweisen.

      Der Kölner Professorenstreit wird nicht über die Zukunft der Welt entscheiden - aber er ist das Symptom einer grundlegenden Identitätskrise der Wissenschaft. In langen Blogs im Internet und in vielen Artikeln zeigt sich immer wieder dasselbe Bild: Eine Wissenschaft, die in der Stunde ihrer größten Herausforderung versagt hat, muss sich neu definieren.

      Wirtschaftsforscher Snower etwa fordert nicht weniger als eine Revolution. "Wir stehen am Anfang einer spannenden Zeit, in der sich die Wirtschaftswissenschaft grundlegend ändern wird." Ein Richtungswechsel in einer bislang hochnäsigen Wissenschaft, die gern den "Siegeszug des ökonomischen Paradigmas in alle Wissenschaften" verkündete. Jetzt sollen die Ökonomen von ihren einst geschmähten Kollegen lernen, findet er. "Erkenntnisse vor allem aus den Neurowissenschaften, aber auch aus Psychologie und Anthropologie müssen herangezogen werden, um die Annahmen über menschliches Verhalten realitätsnäher zu machen." Sie sollen sich also von nun an mehr um das normale Leben kümmern und empirisch arbeiten.

      Der Herdentrieb hat dem Fach geschadet

      Längst nicht jeder Volkswirt ist der Ansicht, dass schon ein bisschen mehr Psychologie helfen wird, um künftige Krisen besser zu erkennen. So wollen einige die komplizierten Modelle lieber gleich ganz abschaffen und fordern eine Rückkehr zur eher philosophischen Ökonomie des gesunden Menschenverstands. Andere sind der Ansicht, dass die heutigen Methoden der Ökonomen durchaus ausreichen, eine Krise zu erkennen, dass die Wissenschaftler aber ihren eigenen Ergebnissen nicht getraut hätten. Die Rolle des Crash-Propheten ist vielen nicht geheuer, glaubt etwa Clemens Fuest. "Wer ein sehr unwahrscheinliches Ereignis mit katastrophalen Auswirkungen gebetsmühlenartig ankündigt, der gilt leicht als Spinner."

      Das bestätigt der Mann, der es wirklich vorher gewusst hat: der amerikanische Ökonom Robert Shiller. Er sagt: "Menschen in Expertengruppen sorgen sich ständig um ihre persönliche Bedeutung und ihren Einfluss. Sie haben den Eindruck, wenn sie zu weit vom Konsens abrücken, werden sie in keine ernsthafte Position gelangen." Das Versagen der Ökonomen angesichts ihrer Jahrhundertaufgabe, einer rechtzeitigen, lautstarken Krisenwarnung, erklärt er mit dem Herdentrieb in seiner eigenen Wissenschaft - und einem unheilvollen Hang zum Dogmatismus. Dies zu verändern fordert mehr als neue Modelle.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubB8DFB31915A443D98590B0D538FC0BE…
      16 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 17:54:39
      Beitrag Nr. 2.968 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.914.807 von Maraho am 03.04.09 14:23:25Die Meinung des SNB-Direktor`s ...

      Nationalbank-Direktor: «Sehr grosse Krise»

      Thomas Jordan, Direktor der Schweizerischen Nationalbank SNB, glaubt noch nicht an eine konjunkturelle Trendwende. Daran ändern auch die Beschlüsse der G-20 nichts – vorerst.

      Es sei durchaus möglich, dass 2010 insgesamt ein Jahr der wirtschaftlichen Stagnation werde, sagte er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Ein Rückgang des BIP von 2,5 bis 3 Prozent, wie sie die SNB für 2009 prognostiziert habe, bedeute die stärkste Kontraktion der Schweizer Wirtschaft seit 1975. «Trotzdem sind die Risiken bei unserer Prognose weiterhin nach unten gerichtet», sagte Jordan weiter.

      Die SNB wolle resolut eine Aufwertung des Frankens gegen den Euro verhindern, falls die Schweizer Währung wieder zum «sicheren Hafen» werde, sagte Jordan der Zeitung, und weiter: «Wir handeln proaktiv, um die Deflationsgefahr in der Schweiz zu bannen, die mit einer Aufwertung verbunden wäre.» Damit könne eine für die Schweizer Wirtschaft schädliche Entwicklung gar nicht erst entstehen. Denn die derzeitige Rezession sei eine «sehr grosse Krise». Man müsse schon in die 1930-er Jahre zurückgehen, um Vergleichbares zu finden: «Wir haben eine scharfe Rezession und ein Risiko, in eine deflationäre Spirale zu geraten, das heisst eine längere Phase mit negativen Inflationsraten. Dies würde zu einer Situation führen, in der niemand mehr investiert oder dauerhafte Konsumgüter kauft, weil alle auf weiter fallende Preise warten», sagte Jordan.

      Es sei positiv zu werten, dass am Gipfel der G-20 konkrete Beschlüsse gefasst worden seien. «Eine Trendwende in der Krise wird aber erst eintreten, wenn die Umsetzung der anvisierten Massnahmen durch die verschiedenen Länder zu einer nachhaltigen Verbesserung des Vertrauens in die Finanzmärkte führt,» sagte Jordan weiter.

      Schweiz soll sich an IWF-Aufstockung beteiligen

      Die Beschlüsse des Gipfels wirkten sich auf die Schweiz aus. Die Schweiz profitiere einerseits von der Stabilisierung der Weltwirtschaft, die man sich von den Beschlüssen erhoffe. Andererseits werde sie längerfristig auch strukturell in Bezug auf die Finanzmarktregulierung und das Bankgeheimnis betroffen sein, sagte Jordan.

      Es sei für die Schweiz wichtig, einen finanziellen Beitrag zu leisten, wenn die Mittel des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 750 Milliarden Dollar aufgestockt würden. Es sei aber noch zu früh, um hier eine Grössenordnung zu nennen, da die Gespräche zu diesem Thema eben erst angelaufen seien.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Nationa…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 18:30:30
      Beitrag Nr. 2.969 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.433 von Maraho am 05.04.09 16:45:53Ein Kuhhandel übrigens. Die Türkei (Erdogan) nickt auf Rasmussen ab. Hinzu kommt noch deren "neue" good-will-Strategie den Armeniern und Kurden gegenüber.

      Obama macht dafür Druck auf die Gegner des Beitritts der Türkei in die EU. Die Vorteile für die USA (Afghanistan und auch der Einflusserhalt, sowie die geschäftlichen Beziehungen) sind hierbei berücksichtigt.

      Erdogan hingegen kann sein Abnicken und die neue "Toleranz" gegenüber den ethnischen Minderheiten als Erfolg für sich verbuchen (sein bzw. der Türken Preis für den EU-Beitritt) und bekommt (durch Obama) den Rücken gestärkt.
      Für den eigenen Machterhalt (Wahlen). Und den Beitrittsgegnern in West-Europa geht die Luft aus. Toll!
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 18:46:25
      Beitrag Nr. 2.970 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.510 von Maraho am 04.04.09 17:49:53In Bezug.
      Hier ein Beispiel für seriöse Berichterstattung ...
      (Die Schlagzeile würde inzwischen geändert!)

      Randalierer verwüsten Straßburg

      Straßenschlachten mit der Polizei, zerstörte Bushaltestellen, niedergebrannte Gebäude: Einige hundert militante Demonstraten haben die friedlichen Proteste gegen den Nato-Gipfel zerstört und Straßburg in Schutt und Asche gelegt. Die Polizei konnte das Treiben der Chaoten nicht stoppen. Eine Bilanz der Ausschreitungen in Bildern.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/randaliere…

      Und hier der passende Kommentar dazu ...

      Schutt und Asche
      von f. luebberding

      Man mag zu den Ereignissen beim Nato Gipfel in Straßburg stehen wie man will. So ist durchaus ein zivilisatorischer Fortschritt zu beobachten. Im 19. Jahrhundert hätte ein Otto von Bismarck die diplomatische Demütigung Angela Merkels durch Silvio Berlusconi als Kriegsgrund genutzt - wenn er denn bezüglich Italien einen solchen hätte nutzen wollen, was allerdings zu bezweifeln wäre. Statt Emser Depesche Straßburger Telefonat. Heute ist von einem solchen Krieg zum Glück nicht mehr die Rede. Der Einmarsch preußischer Grenadiere in Norditalien fällt aus. Berlusconi geht dafür alleine, aber mit Telefon, über eine Brücke und fehlt auf einem Erinnerungsfoto. Nun wissen wir nicht, ob die Kollegen vom Handelsblatt mit der Emser Depesche etwas anfangen können. Auf jeden Fall sind ihnen die historischen Maßstäbe verloren gegangen.

      Die Krawalle, ausgelöst von Natogegnern oder darf man die Autonomen fragen: Natofeinden (?), haben in Straßburg messbare Schäden hinterlassen. Es wurde ein Hotel schwer beschädigt und ein Zollhäuschen zerstört. Im Handelsblatt dagegen titelt die Redaktion:

      Randalierer legen Straßburg in Schutt und Asche

      Und nennt als Beleg lediglich eine “Spur der Verwüstung” in einem ärmeren Stadtteil. Nun sind Spuren der Verwüstung in einer Stadt etwas anderes als wenn man eine Stadt insgesamt verwüstet. Daher spricht niemand von einer Spur der Verwüstung nach den Luftangriffen auf Coventry, Dresden oder Tokyo im Zweiten Weltkrieg.

      Selbst in einer Wirtschaftszeitung sollte der Unterschied zwischen einer Spur und einem Totalschaden bekannt sein. Diese Form der Berichterstattung ist maßlos - ohne erkennbaren Sinn.

      So hinterläßt das Handelsblatt heute morgen eine Verwüstung - wenn auch nur eine publizistische. Aber es kann ja nicht überall solche Fortschritte geben wie im Fall des Straßburger Telefonats.

      Quelle: http://www.weissgarnix.de/?p=1939#more-1939
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 18:54:56
      Beitrag Nr. 2.971 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.652 von Maraho am 05.04.09 18:30:30Der "Spiegel" hat es jetzt auch geschnallt ...
      (Die Schweiz war schneller. Mein Kompliment!)

      US-AUSSENPOLITIK
      Tausende Türken demonstrieren gegen US-Politik

      In Ankara und Istanbul demonstrieren Tausende Menschen gegen US-Präsident Obama, der am Sonntagabend zu seinem ersten Türkei-Besuch eintrifft. "Wir wollen dich nicht", skandieren sie. Obama hatte sich zuvor für eine Aufnahme der Türkei in die EU ausgesprochen.

      Weiterführend: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617536,00.ht…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 19:40:47
      Beitrag Nr. 2.972 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.390 von Maraho am 05.04.09 16:21:59In Anlehnung.

      Rentenkrise in den Niederlanden
      Das System kollabiert

      Angeblich haben die westlichen Nachbarn Deutschlands bei der Altersvorsorge das "beste System der Welt" installiert, doch die Wirtschaftskrise sorgt nun für Milliardenverluste. VON KOEN HAEGENS


      In den Niederlanden droht den Erwerbstätigen eine Rentenkürzung. Aufgrund der Finanzkrise kämpft die Hälfte der rund 600 Pensionskassen mit Problemen, wie Sozialminister Piet Hein Donner von den Christdemokraten unlängst einräumen musste. Jeder Euro, den die Kassen an ihre künftigen Rentner zahlen müssen, ist momentan nur noch mit durchschnittlich 85 Cent gedeckt. Die Lücke beträgt insgesamt etwa 100 Milliarden Euro. Allein das Vermögen der größten Kasse, ABP, schrumpfte letztes Jahr um 44 Milliarden Euro und betrug Ende 2008 nur noch 173 Milliarden.

      Schon jetzt bekommen die Arbeitnehmer die Krise zu spüren. Normalerweise werden die Renten an die Inflation angepasst. Das ist vorbei. Der Amsterdamer Wirtschaftsprofessor Arnoud Boot warnte in der Tageszeitung NRC Handelsblad, dass die Altersbezüge bis zu 50 Prozent ihres Wertes verloren haben könnten, wenn die jetzt Erwerbstätigen in einigen Jahrzehnten in Rente gehen. Der prominente sozialdemokratische Wirtschaftsexperte Flip de Kam sprach von einer "schleichenden Enteignung".

      Dabei galt das holländische Rentensystem bislang als internationales Vorbild. Die Weltbank sprach vom "besten System der Welt", da es der zunehmenden Vergreisung am besten entgegenwirke. Zudem wirkte es wie eine moderne Form des Volkskapitalismus, da fast alle Niederländer indirekt in Aktien investierten.

      Im Vergleich zu Deutschland ist die staatliche Rente in den Niederlanden nur gering. Den Kern machen die Pensionsfonds aus, die inzwischen ein riesiges Vermögen von 600 Milliarden Euro angehäuft haben. Das Geld wurde zur Hälfte in Aktien investiert. Außerdem steckten die Fonds mehrere Milliarden Euro in Hedgefonds und Private Equity. Dieser Anlagestrategie lag die irrige Einschätzung zugrunde, dass sich schwere Wirtschaftskrisen nur einmal in vierzig Jahren ereignen - und der Zusammenbruch der New Economy ist ja gerade erst acht Jahre her.

      Sozialminister Donner wollte dem Parlament bisher dennoch nicht mehr zusagen, als dass sein Ministerium die Investitionsentscheidungen der Pensionsfonds nochmals analysiert. Gleichzeitig räumte Donner den Rentenkassen eine Fristverlängerung ein: Diese haben nun fünf statt drei Jahre Zeit, um ihre Verluste auszugleichen. Dazu dürfen sie höhere Prämien verlangen und die Renten nicht erhöhen oder sogar senken.

      Eine fundamentale Debatte über die Zukunft des Rentensystems findet in den Niederlanden jedoch noch nicht statt. Verbon ist einer der wenigen Experten, der für eine Reform plädiert. "Die Regierung sollte die staatliche Rente erhöhen, die aus Steuermitteln finanziert wird." Doch letztendlich glaubt auch Verbon, dass das niederländische System langfristig am besten geeignet sei, um die Vergreisung aufzufangen.

      Die Gewerkschaften denken ähnlich. Sie gehören aber auch dem Vorstand der Rentenkassen an und sind so mitverantwortlich für die bisherige Investitionspolitik - riskante Aktien und Hedgefonds inklusive.

      Diese Anlagestrategie solle sich trotz der Krise nicht fundamental ändern, versichert Noordman. "Alle Wirtschaftsexperten sagen, dass die Zinsen steigen werden und die Aktienindices ebenso. Das ist nur eine Frage der Zeit."

      Quelle: http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/das-system-koll…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 19:45:31
      Beitrag Nr. 2.973 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.917.977 von Maraho am 03.04.09 20:20:09Noch etwas hierzu ...

      Kümmerliche Proteste gegen G-20 und Nato
      Bewegung am Boden

      Die erhoffte große Protestwelle beim G-20-Gipfel in London und beim Nato-Gipfel am Rhein blieb aus. "Ernüchternd" falle die Bilanz aus, heißt es bei Attac. Was waren die Gründe?

      VON FELIX LEE


      Mindestens 40.000 sollten am 28. März in Berlin und Frankfurt am Main auf die Straße gehen, um Druck auf den G-20-Weltfinanzgipfel in London auszuüben. Es kamen - wenn überhaupt - 30.000. In London selbst lag die Zahl während des Gipfels sogar gerade mal bei einem Fünftel dessen. Und was vom Nato-Jubiläumsgipfel im öffentlichen Bewusstsein hängen bleibt, sind allenfalls versprengte Protestierer in Baden-Baden und brennende Häuser im Straßburger Armenviertel. Dass es auch friedliche Demonstrationen mit etwa 16.000 TeilnehmerInnen gegeben hat, täuschte nicht darüber hinweg, dass auch die Friedensaktivisten ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreichen konnten. "Von einem überschaubaren Kreis", sprach Mitorganisator Monty Schädel, als zur Kundgebung am Freitag in Baden-Baden statt der erwarteten "mindestens 5.000" gerade mal 600 erschienen.

      Nato-Gipfel, G 20 und die großen Krisendemonstrationen: Es sollte die Woche der Proteste werden. Die Globalisierungskritiker von Attac wollten sich mit der Friedensbewegung zusammenschließen, radikale Antikapitalisten mit den Gewerkschaften. Umweltverbände wollten ebenso dabei sein wie die zum Teil kirchlich orientierten entwicklungspolitischen Initiativen. Vor allem hatten sich die Aktivisten erhofft, dass in Krisenzeiten endlich auch die Menschen auf die Straße gehen würden, die sonst nicht so häufig anzutreffen sind: "Menschen aus der Mitte der Gesellschaft", wie es der linke Politologe Peter Grottian nennt. Doch die Erwartungen der Aktivisten wurden nicht erfüllt. "Ernüchternd" sei die Woche gewesen, sagt Peter Wahl von Attac. Von einem "sehr, sehr bescheidenen Erfolg", spricht auch Grottian.

      Nun wird nach den Gründen gesucht. Dass die Dramatik der Krise für viele Leute nach wie vor nicht spürbar ist, sei ein wesentlicher Grund, sagte Wahl. Zugleich sei es ein Fehler gewesen, zu so vielen Anlässen gleichzeitig zu mobilisieren. "Die Bewegungen haben sich selbst überschätzt", sagt der Attac-Vordenker und findet es umso wichtiger, "ein gutes Gespür dafür zu entwickeln, wie mobilisierungsfähig die Menschen tatsächlich sind". Bewegungen könne man nicht erzwingen, so Wahl.

      Werner Rätz vom linken Attac-Flügel hingegen beteuert, dass er von vornherein nicht mit "Massendemos" gerechnet habe. Beim Protest am 28. März sei es vor allem darum gegangen, die unterschiedlichen Aktivisten zunächst zusammenzubringen. Dies sei auf den Demos am 28. März durchaus gelungen. Einig sind sich Rätz, Wahl und Grottian darin, dass es ein "Auftakt" gewesen sei. Bei den bereits vorgesehenen Protesten im Mai könnte die Stimmung bereits eine andere sein.

      Der Bewegungsforscher Roland Roth von der Universität Magdeburg ist da skeptisch. Er spricht gar von einem "generellen Abgesang der Mobilisierungsfähigkeit in Deutschland". Hierzulande gebe es in den Betrieben eine lange Tradition der Sozialpartnerschaft. Die derzeitige Krise zeige, dass Belegschaften und Unternehmer in schlechten Zeiten enger zusammenrücken. "Man kann hier lange warten, bis Manager in Geiselhaft genommen werden wie in Frankreich", so Roth. Und auch Dauerthemen wie die Nato würden nach Ansicht des Politikwissenschaftlers nur dann viele Menschen auf die Straße bringen, wenn eine unmittelbare Bedrohung anstehe. "Ein Jubiläumsgipfel, an dem nicht mal vorher klar ist, was auf der Tagesordnung steht, mobilisiert gerade einmal den harten Kern."

      Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/bewegu…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 19:54:07
      Beitrag Nr. 2.974 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.919.267 von Maraho am 04.04.09 06:45:31Etwas zu Russland ...

      Konsumrausch
      Russen geben letztes Geld für Zähne und Autos aus

      In der Wirtschaftskrise geben die Russen das Sparen auf – und verfallen dem Konsumrausch. Denn sie trauen der Landeswährung Rubel nicht mehr. Stattdessen investieren viele Menschen in Russland ihre Notgroschen in teure neue Zähne, schicke Autos oder modische Kleidung.


      Dass Nastja Probleme mit den Zähnen hatte, fand niemand außer ihr selbst. Aber irgendwann werde sie ihr Gebiss richten lassen, ließ die 34-jährige Assistentin einer internationalen Anwaltskanzlei in Moskau unter Freunden ab und an fallen. Irgendwann, wenn die Einzimmerwohnung abgezahlt sei, die sie vor vier Jahren für 70.000 Dollar erworben hatte.

      Die Hypothek ist aber heute nicht getilgt. Trotzdem hat Nastja im Januar ihren Notgroschen von 5000 Dollar hervorgekramt, um sich die Mundhöhle nach dem letzten Schrei der Mode und Technik ausstatten zu lassen. Seitdem trägt sie eine unsichtbare Zahnspange im Mund. Die Wirtschaftskrise machte es möglich.

      Sie fördert einen eigenwilligen Zug im Kaufverhalten der ohnehin ausgabefreudigen Russen zutage: Während andernorts der Konsum eifrig gestutzt wird, greifen die Menschen hier nochmals tief in die Tasche. „Die Russen kauften die Dinge, die sie sich ohnehin zulegen wollten“, meint das Wirtschaftsmagazin SmartMoney: „Die Krise hat sie dazu gezwungen, das etwas früher zu tun“.

      Im Januar 2009 gaben die Russen erstmals seit Jahren mehr aus, als sie einnahmen, ganze 376,3 Milliarden Rubel – trotz des Rückgangs der Realeinkommen stieg der Kauf von Konsumgütern an: „Die Ausgaben blieben noch auf dem alten Niveau und wurden mit Ersparnissen und Bargeld finanziert“, sagt Natalja Akindinova vom „Zentrum für Entwicklung“.

      Ende 2008 sagten bei einer Umfrage der Agentur für Finanzstudien in den Moskau und Petersburg 23 Prozent all jener, die über Ersparnisse verfügen, diese dadurch zu sichern, dass sie langlebige Konsumgüter kaufen – ihr Rezept gegen den Wertverlust des Rubel. Der Währungscrash 1998 hat ein Trauma hinterlassen.

      Seit Beginn der Krise hat der Rubel 50 Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Auch wenn er sich zuletzt stabilisierte: Es gibt keine Garantie gegen weiteren Wertverlust. Sollte der Ölpreis auf unter 35 Dollar je Barrel abfallen, werde die Zentralbank eine weitere Rubelabwertung um zehn bis 20 Prozent zulassen, schreibt das „Zentrum für Entwicklung“, das den Präsidenten berät, in einer Studie. Außerdem animiere die aus Monopolisierung und Korruption genährte Inflation, die bis Mitte März 4,7 Prozent betrug, nicht zum Sparen.

      „Du weißt nicht, was morgen ist“, sagt der 33-jährige Alexej, Logistiker bei einer Moskauer Handelskette für Autoersatzteile: „In Russland schon gar nicht“. Alexej hatte in den fetten Jahren ein Gefühl der Stabilität empfunden und einen Anflug von Sparsinn entwickelt. In der Krise flüchtete er wieder ins Handfeste: Im Nu war der Billigmazda verkauft, ein neuer Honda Accord in der Garage: „Irgendwann hätte ich mir meinen Wunsch ohnehin erfüllt. Warum warten?“, sagt Alexej.

      Er ist in der glücklichen Lage, einen sicheren Job zu haben. Seit Oktober ist aber die Arbeitslosenzahl um 900.000 auf 2,1 Millionen gestiegen. Wer Arbeit hat, fürchtet ausbleibende Lohnzahlungen, den vierten Monat in Folge geben die Reallöhne nach: Ein Drittel der Bevölkerung erwartet laut Umfrageinstitut VZIOM eine finanzielle Verschlechterung.

      Aber selbst wenn die ersten Russen anfangen zu sparen: Das Markenbewusstsein wird beibehalten. Wenn das Budget für Restaurantbesuche knapper wird, wechselt man nicht in ein billigeres Lokal, sondern geht seltener ins teure. „Ich kaufe die gleiche Markenkleidung wie vorher“, sagt auch Nastja, die vor Freude über die Zahnspange strahlt: „Nur nicht mehr so oft“. Status um jeden Preis, weiß SmartMoney: „Lieber einen löcherigen Anzug von Dolce & Gabbana, als zu Hugo Boss herabzusteigen.“

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3508022/Russen-geben…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 20:12:29
      Beitrag Nr. 2.975 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.652 von Maraho am 05.04.09 18:30:30Um dieses leidige Thema zum Abschluß zu bringen, noch dies aus der Schweiz dazu ...

      Obama mischt sich in Europa ein
      Von Michael Fischer, AP.

      US-Präsident Barack Obama hat die Europäische Union aufgerufen, die Türkei als Mitglied aufzunehmen. Das gefällt gar nicht allen.


      Ein Beitritt der Türkei zur EU wäre ein positives Signal für die islamische Welt, sagte Obama am Sonntag beim EU-USA-Gipfel in Prag. Einigkeit bestand beim Gipfeltreffen zwischen der EU und den USA hinsichtlich eines weiteren Ausbaus der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Zudem wollen beide Seiten gemeinsam darauf hinarbeiten, dass es auf der UN-Konferenz in Kopenhagen im Dezember zu einem neuen Klimaschutzabkommen mit konkreten Zielen kommt.

      Versprechungen Obamas an Gül unklar

      Mit dem nur zweistündigen EU-USA-Gipfel ging am Sonntag ein fünftägiger Gipfelmarathon zu Ende. Vorangegangen waren die jeweils zweitägigen Treffen der G-20 und der NATO. Für Obama war Prag die vorletzte Station seiner einwöchigen Europareise, die er in der Türkei beendet. Am Samstag hatte Obama den NATO-Gipfel gerettet, indem er den türkischen Präsidenten Abdullah Gül dazu brachte, seinen Widerstand gegen eine Ernennung des dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen aufzugeben. Was genau Obama der Türkei dafür angeboten hat, blieb unklar.

      Die Regierung in Ankara nimmt Rasmussen unter anderem die in Dänemark veröffentlichten Mohammed-Karikaturen krumm und befürchtet, dass mit dem Dänen an der Spitze die Beziehungen der NATO zur muslimischen Welt ernsthaft belastet würden. Gül sagte, Obama habe versichert, er werde den türkischen Bedenken Rechnung tragen. Der US-Präsident habe ausserdem versprochen, einen neuen engen Dialog mit der islamischen Welt aufzunehmen.

      Sarkozy dagegen

      Einen Tag später machte Obama beim EU-USA-Gipfel dann seinen Vorstoss für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei. Die im Jahr 2005 aufgenommenen Beitrittsverhandlungen stecken in einer Sackgasse. Grund sind Meinungsverschiedenheiten unter anderem wegen des Zypern-Konflikts und wegen der Menschenrechte.

      Frankreich, Österreich und andere EU-Mitglieder haben aber auch Vorbehalte gegen die Aufnahme eines bevölkerungsreichen Landes mit einem grossen Anteil von Armen. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy sagte in einem Fernsehinterview, seine Haltung gegen eine Mitgliedschaft der Türkei habe sich nicht verändert und werde sich auch nicht ändern. Die «grosse Mehrheit» der EU-Mitglieder teile diese Haltung.

      Merkel diplomatisch

      Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, es gebe unterschiedliche Auffassungen, ob es eine privilegierte Partnerschaft oder einen Beitritt der Türkei geben solle. «Darüber ringen wir noch.» Sie glaube aber, dass eine enge Anbindung der muslimischen Welt und insbesondere der Türkei an die EU richtig sei. Merkel hatte eine EU-Mitgliedschaft der Türkei als CDU-Vorsitzende immer abgelehnt und für eine privilegierte Partnerschaft plädiert. Als Kanzlerin trägt sie den Beitrittsprozess allerdings mit.

      Barroso begrüsste die Äusserungen Obamas. Alle 27 EU-Mitgliedstaaten seien sich einig, dass die Beitrittsverhandlungen fortgesetzt werden sollen. «Letztlich müssen wir sehen, ob die Türkei bereit ist beizutreten und ob die Europäische Union bereit ist, die Türkei zu aufzunehmen», sagte er. «Das ist eine Entscheidung, die wir später zu treffen haben.»

      Demonstrationen in Ankara und Istanbul

      Vor dem Besuch Obamas in der Türkei demonstrierten dort mehrere tausend Menschen gegen die amerikanische Aussenpolitik. Zahlreiche Aktivisten versammelten sich am Sonntag in Istanbul und in Ankara, wo Obama am Abend erwartet wurde. «Wir wollen dich nicht», riefen Demonstranten bei einer Protestaktion am Samstag in Ankara. Auf einem Transparent in Istanbul war zu lesen: «Obama geh' zurück nach Hause».

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Obama-mischt-…
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 20:24:35
      Beitrag Nr. 2.976 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.139 von Maraho am 05.04.09 13:51:22Damit komme (zumindest) ich zum Ende für heute ...

      Inflation, Deflation, Inflation, Deflation ....


      Wo sind sie nur - die Milliarden?

      Gehen Sie auch jeden Morgen hoffnungsvoll zum Briefkasten, in Erwartung eines Checks des Finanzministers mit den aufmunternden Worten: Gehen Sie mal flott einkaufen und stützen Sie die Konjunktur? Tja, die Enttäuschung ist jeweils gross und ich frage mich nur "Wo sind sie denn nur - die Milliarden?"

      Seit Rettungsmassnahmen Hochkonjunktur haben, vermehren sich auch die "Vorsicht-Hyperinflation" Beiträge in den Gazetten wie Pilze im feuchten Waldboden. Nur bis jetzt ist nicht viel bemerkbar von den drohenden Ankündigungen - im Gegenteil. Die Schweiz ist gerade das erste Mal seit fünf Jahren in die Deflation gerutscht. Im März lagen die Lebenskosten gemäss Bundesamt für Statistik um 0,4 Prozent tiefer als ein Jahr zuvor. Hübsch umschrieben wird das mit Minus-Teuerung. Das Wort Billigerung muss erst noch erfunden werden.

      Wie sinkende Preise mit Konjunkturprogrammen zustande kommen können, lässt sich schön an der Abwrackprämie beobachten. Deutsche Bundesbürger bekommen für die Verschrottung ihres Autos seit Januar eine Prämie von 2500 Euro. Dieser Anreiz hat zu einem wahren Sturm auf neue Kleinwagen geführt. Die Gewinner sind Hyundai, Suzuki, Fiat und Kia. "Ein staatliches Dumping für Importfahrzeuge", wie es der Car-Direktor Ferdinand Dudenhöffer nennt.

      Die Kehrseite der Medaille sind deflationäre Preise im Gebrauchtwagenhandel und die Aussicht, dass beim Wegfallen der Prämie niemand mehr die alten höheren Preise bezahlen möchte. Mit Inflation ist hier also noch lange nicht zu rechnen. Doch das ist nur eine Lappalie im weltweiten Schenkkreis der Finanzspritzen. Fast alle Injektionen gingen an die Finanzindustrie und die sind nicht inflationär.

      Zu Beginn der Finanzkrise hatten internationale Banken und Finanzinstiute Fremdkapital angehäuft, welches ihr Aktienkapital um das 20 bis 50-fache überstieg. Mit den Billionen der Steuerzahler müssen jetzt deren Löcher gestopft werden und ein Ende der Fahnenstange ist nicht abzusehen. Es geht hier somit nicht um neue Schulden, sondern die Verlagerung alter Schulden auf neue Schultern, um das Finanzsystem am Leben zu erhalten.

      Neben der deutschen Abwrackprämie ist somit nicht viel beim Bürger angekommen und solange wird er auch nicht einkaufen gehen - Kreditkartenkredite sind im Moment gar nicht en vogue. Kurzum: Der Konsument hängt in den Seilen und versucht gerade seine Shoppingsucht von gestern ein wenig auf die Reihe zu kriegen. Wer in diesem Umfeld die Preise erhöht, kann gleich die Jalousien runterlassen. Einzige Ausnahme in diesem Umfeld sind die Lebensmittelpreise: denn gefressen wird bekanntlich immer.

      Dazu noch ein paar Zahlen aus den USA. Laut einer Umfrage können dort bei einem Jobverlust 50% der Bevölkerung keinen Monat ihre Verpflichtungen bedienen. Weitere 22% kommen 2-3 Monate ohne Gehaltszahlung aus. Die Rentner stehen noch am besten da. 59% aller Amerikaner haben bereits erste Schritte unternommen, um mehr zu sparen und weniger auszugeben. Weitere 34% planen diese Schritte, womit wir bei einer Quote von 93% wären. In Europa dürfte es in manchen Ländern auch nicht viel besser aussehen. (Quelle: http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=94871&pag…)

      In den USA ist inzwischen jeder zehnte Bürger auf die Lebensmittelhilfe der Regierung angewiesen. Im Januar habe eine Rekordzahl von 32,2 Millionen Bedürftigen Lebensmittelmarken erhalten, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Im Durchschnitt seien in dem Monat pro begünstigter Person 112,82 $ bezahlt worden.

      Eine nachfragegetriebene Inflation seitens der Konsumenten braucht somit niemand zu befürchten. Tatsächlich haben die Billionenbeträge eine Deflation Richtung Null bei toxischen Wertschriften und deren Besitzern verhindert - viel mehr war da nicht und viel mehr ist auch nicht geplant. Sollte mir der Finanzminister dennoch eines Tages schreiben, dann dürfte es eher um einen Steuererhöhungsbescheid gehen, Geschenke aber gibt es keine.

      Quelle: http://blog.zeitenwende.ch/hansruedi-ramsauer/wo-sind-sie-nu…
      14 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 20:31:11
      Beitrag Nr. 2.977 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.075 von Maraho am 05.04.09 20:24:35Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,

      ganz herzlichen Dank für euer Interesse auch an diesem Sonntag!

      Genießt den Rest des Abends wie auch immer ihr mögt und habt später eine gute Nacht!

      Es grüßt euch
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 21:56:21
      Beitrag Nr. 2.978 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.692 von Maraho am 05.04.09 18:46:25Noch mal ich. Aber nur kurz.

      Nun wissen wir nicht, ob die Kollegen vom Handelsblatt mit der Emser Depesche etwas anfangen können.

      http://de.wikipedia.org/wiki/Emser_Depesche

      Das war`s. Gute Nacht! ;)
      Avatar
      schrieb am 05.04.09 23:26:18
      Beitrag Nr. 2.979 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.433 von Maraho am 05.04.09 16:45:53Obama dringt auf EU-Mitgliedschaft der Türkei


      Jetzt fängt der auch schon mit der alten Bush-Leier an.
      Eben noch erklärt er, daß die USA Europa nicht spalten wollen
      (was eine gottverdammte Lüge in meinen Augen ist) und dann kommt er mit diesem Ladenhüter:
      Wenn die USA bei den Arabern oder Türken etwas gut zumachen haben, sollen sie es gefällig selbst tun, können den Laden ja als 53.Staat in die Union aufnehmen.

      Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok sah am Wochenende wegen des Streits um Rasmussen keinen Sinn mehr in weiteren Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei. Mit der zeitweiligen Blockade der Wahl des dänischen Regierungschefs habe sich das Land „endgültig für eine Mitgliedschaft in der EU disqualifiziert“.
      „Die Türkei zeigt hier eine völlig andere Mentalität. Wenn wir sie aufnehmen, können wir den Laden gleich ganz abschließen“, betonte er. -Ende des Zitats.
      Genau das wollen ja die Amerikaner, daß wir uns selbst "liquidieren"! Zumindestens einer mal, der das erkannt hat!
      Diesem "Messias" traue ich nicht über dem Weg, der lügt nur geschickter als Bush.
      37 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 00:26:14
      Beitrag Nr. 2.980 ()
      05.04.2009


      ZELTSTÄDTE IN AMERIKA
      Amerikas Alptraum kehrt zurück



      Von Stefan Schultz, Sacramento

      Durch die Rezession verlieren immer mehr US-Bürger ihr Heim, suchen Zuflucht in illegalen Zeltstädten.
      An den Stadträndern wachsen Armensiedlungen - und Ängste vor einer Massenobdachlosigkeit wie in der Großen Depression.


      SPIEGEL ONLINE hat Amerikas neue Obdachlose besucht.

      Sacramento - Amerikas berühmteste Armenstadt steht auf einem Strich Ödland neben einer Bahnstrecke nahe Sacramento.
      Entlang des American River stehen Hunderte Zelte, viele davon in dichten Trauben auf dem Feld, manche versteckter im nahe gelegenen Gebüsch.
      Stromleitungen ziehen waagerechte Linien in den Himmel.
      In unregelmäßigen Abständen donnern Züge vorbei.

      ZELTSTADT IN SACRAMENTO: DIE FRATZE DER REZESSION


      Aussteiger leben hier, Kleinkriminelle und Drogensüchtige.

      Und neuerdings auch immer mehr Menschen, die durch die Wirtschaftskrise ihr Heim verloren haben.

      Es ist ein Ort, an dem die Rezession unverhüllt ihre Fratze zeigt.

      Zwischen den Zelten liegen Hamburger-Verpackungen, Fahrräder und kaputte Holzplanken.
      Der Bauch einer Ginflasche ragt kopfüber aus dem Sand.
      Ein Mann mit tätowiertem Rücken zieht einen Bollerwagen mit Plunder durchs Lager.
      Eine Frau im Feinrippunterhemd hängt zwischen zwei Flussbirken Wäsche auf.
      In der Ferne hinter ihr glitzert die Skyline Sacramentos.



      Bilder wie diese schockieren derzeit Amerika, obwohl es sie dort schon seit Jahren gibt: Die wachsende Zeltstadt weckt im kollektiven Gedächtnis schlimme Erinnerungen, sie wirkt wie eine Miniaturversion der Hoovervilles der Großen Depression. Hunderttausende Amerikaner verloren damals Haus und Hof.
      Manche lebten jahrelang in Zelten, Autos und Wellblechhütten.
      Mitte der dreißiger Jahre übernahmen die Obdachlosen in manchen Städten ganze Viertel.
      Viele haben jahrelang weggesehen, doch jetzt - auch durch die wachsende Aufmerksamkeit der Medien - rückt die Angst wieder ins Bewusstsein.

      Dass die Armensiedlung in Sacramento bald ähnliche Ausmaße erreicht, zeichnet sich zwar noch nicht ab.
      Die sozialen Netze sind heute dichter, die politischen Möglichkeiten, der Krise entgegen zu wirken, weiter entwickelt.
      Dennoch avanciert die Zeltstadt zu einer Projektionsfläche der um sich greifenden Rezessionsangst.
      Sie symbolisiert die allmähliche Rückkehr des amerikanischen Alptraums: den Verlust des Eigenheims, das Abrutschen immer breiterer Gesellschaftsschichten in die Obdachlosigkeit, das Comeback der Massenarmut.

      HOOVERVILLES: ARMENSIEDLUNGEN DER GROSSEN DEPRESSION




      Aus einem offenen Zelt ist rasselndes Husten zu hören.
      Eine Frau mit strähnigem Haar sitzt vorne übergebeugt auf einer Luftmatratze.
      Ihr Gesicht ist mit Pusteln übersät.
      Sie stellt sich als Rainbow Singer vor und erzählt, dass sie eine halbe Cherokee ist.

      Vor sieben Monaten verlor Rainbow ihren Job als Türsteherin und Teilzeit-Bodyguard bei einer Sicherheitsfirma.
      Kurz darauf schmiss man sie aus ihrer Wohnung in Sacramento.
      Für eine Weile wohnte Rainbow im staatlichen Obdachlosenheim.
      Mit sieben Frauen teilte sie sich dort einen engen Schlafsaal.
      Dann bekam eine von ihnen eine bakterielle Lungenentzündung, und Rainbow steckte sich an.
      Die Kranken wurden im Heim nicht von den Gesunden getrennt.
      Rainbow zog aus.
      Sie sagt, sie wohne lieber allein auf einem Feld als mit Kranken in einem schmutzigen Zimmer.


      Zeltstädte wachsen am Rande der Städte

      Rainbow sagt auch, dass sie in der Zeltstadt bleiben will.
      Dass sie aus Holzperlen und Schnüren Schmuck flechtet, um etwas Geld zu verdienen.
      Und dass sie keine Angst habe vor den Trinkern und Crack-Junkies, deren Gegröle bisweilen über den Hügel bis zu ihrem Zelt zu hören ist.
      Ein Mann namens Spider passe auf sie auf.



      IHRE MEINUNG IST GEFRAGT

      Mehr als ein Dutzend Zeltstädte haben sich nach Angaben der National Coalition for the Homeless (NCH) in Amerika gebildet.
      Die Siedlung, in der Rainbow lebt, zählt zusammen mit einem Lager in St. Petersburg, Florida, zu den größten.
      Aber auch in Fresno, in Portland, Phoenix oder Seattle wachsen die Zeltstädte.

      Die NCH schätzt, dass 44 Prozent aller obdachlosen Amerikaner unter freiem Himmel oder im Auto schlafen.
      Das sogenannte Section-8-Programm, das ihnen Wohnungen bezuschusst, ist oft auf Jahre ausgebucht.
      Soziale Einrichtungen beklagen Überfüllung.
      Dabei werden sie von vielen Armen wegen strenger Benimmregeln ohnehin nicht genutzt.
      In vielen Heimen herrscht striktes Alkoholverbot, Frauen und Männer müssen getrennt schlafen, Haustiere müssen draußen bleiben, und eigenes Essen darf nicht mitgebracht werden.


      2. Teil: Oprah Winfrey macht die Bewohner der Zeltstadt zu Medienstars - und Sacramentos Bürgermeister entschließt sich zu drastischen Schritten.

      Ein Pick-up-Truck schaukelt über einen Feldweg zur Zeltstadt hinauf, er hält am Rande der Siedlung.
      Um das Auto herum bildet sich eine Menschentraube. Ein Mann mit rotem Hemd, Kinnbart und Sonnenbrille steht auf der Laderampe und verteilt Cheeseburger, Pizza und Flyer an die umstehenden Heimatlosen. "God loves you", steht auf dem Flugblatt.
      Oder: "You can be saved".


      Michael Ballot - Baseballmütze, schwarzes Tank-Top - hat zwei Cheeseburger ergattert.
      Er wickelt einen davon aus, knüllt Packpapier und Jesus-Flyer zusammen, wirft die Papierkugel achtlos zu Boden und beginnt zu essen.

      Michael sagt, dass Kirchenorganisationen und private Wohltäter mehrmals täglich Essen ins Zeltdorf bringen und dass sich vor allem deshalb viele Neu-Obdachlose hier niederlassen.
      "Wer hier verhungert, ist selbst schuld", sagt er.
      Schwieriger sei es, sauber zu bleiben.
      Öffentliche Duschen seien gut einen Kilometer entfernt, die Waschzeit müsse streng eingehalten werden.

      Er sei 19, erzählt Michael.
      Vor kurzem habe er seine Schweißerlehre beendet und finde nun keinen Job.
      Tagsüber füllt er im Internetcafé Online-Fragebögen aus.
      Für jedes Formular gibt es ein paar Cent oder einen Geschenkgutschein für Essen oder Kleidung.
      "Ich habe mich bei der Armee beworben", sagt er.
      "Bis sich etwas ergibt, bleibe ich bei meinem Vater."


      Michaels Vater lebt schon lange von der Stütze und seit vier Jahren in der Zeltstadt.
      Seine rechte Wange ist von einer rechtwinkligen Narbe zerfurcht.
      Er nennt sich selber Mickey Mouse.
      Den Namen benutze er immer, wenn Cops ihm etwas anhängen wollen.
      Stolz zeigt er einen gelben Strafzettel, auf dem er mit dem Pseudonym unterschrieben hat.
      Die Zeltstadt sei in den vergangenen Wochen deutlich gewachsen, murmelt er.
      "Seit Oprah hier war, können wir uns vor Reportern und neuen Gästen kaum retten."

      Gemeint ist Oprah Winfrey.
      Amerikas beliebteste Talkmasterin filmte vor vier Wochen in der Zeltstadt die Gesichter der Krise.
      Danach wimmelte es auf dem Ödland am American River von Fotografen und Kamerateams.
      Al-Dschasira kam, die "Los Angeles Times", australische Journalisten.
      Demnächst will sogar der Filmemacher Michael Moore die Gegend unsicher machen.

      Manche Bewohner sind inzwischen Medienstars, weil sie überdeutlich das soziale Drama repräsentieren.
      Renee etwa trägt eine Einhorn-Tätowierung auf dem rechten Oberarm und ein Rosen-Tattoo auf dem linken.
      Der Boden ihres Zelts ist mit schmutziger Kleidung und Essensresten übersät.
      Es stinkt nach Urin.
      Ein Song der Metal-Band Pantera dröhnt aus dem Ghettoblaster.
      Renee teilt ihr Zelt mit einem weißen Kater, den sie "Wake 'n' Bake" nennt - in Anspielung an ihren Ex-Freund, der sich oft schon nach dem Aufstehen mit Haschisch zudröhnte.


      "Ich wurde von Australien und England interviewt", sagt Renee.
      Dabei sei die Rezession gar nicht der Grund dafür, dass sie auf dem Feld zelte.
      Renee sagt, sie sei seit acht Jahren arbeitslos.
      Ihr Obdach habe sie verloren, weil Mr. Wake 'n' Bake sie aus seiner Wohnung geschmissen hat.

      Boyd Zimmermann hat der Medienrummel sogar geholfen.
      Vor vier Monaten verlor er seinen Job als Trucker.
      Die letzten Wochen über stapelte er in Lagern Kisten und kaufte von dem dürftigen Lohn Insulin für seine zuckerkranke Frau Christina.
      Nachdem er zahlreichen Lokalzeitungen und TV-Sendern Interviews gegeben hatte, wurde die Hilfsorganisation Loaves & Fishes auf ihn aufmerksam.
      Jetzt, sagt Boyd, habe man ihn dort eingestellt - als Pressesprecher.


      Politisch zeigt der Medienrummel mittlerweile Wirkung.


      Er werde immer wieder gefragt, ob er die Zeltstadt für den Schandfleck der Stadt halte, sagte Sacramentos Bürgermeister Kevin Johnson kürzlich in einem Interview.
      Bis zum 30. April will der Ex-NBA-Profi die Siedlung nun räumen lassen.
      Geplant ist nach Angaben der Stadt, die Obdachlosen vorerst auf einen Campingplatz mit Toiletten und Duschen zu verlegen.
      Den Lebensstandard im illegalen Camp nennt Johnson inakzeptabel.


      In der Siedlung stößt der Plan des Bürgermeisters indes auf wenig Begeisterung.
      "Viele Menschen, die hier leben, wurden in der Krise aus ihren Wohnungen vertrieben", sagt Renee.
      "Jetzt werden sie aus ihren Zelten vertrieben.
      Ich glaube, ich habe jetzt alles schon einmal gehört."

      Avatar
      schrieb am 06.04.09 00:29:24
      Beitrag Nr. 2.981 ()
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 05:22:09
      Beitrag Nr. 2.982 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.625 von Looe am 05.04.09 23:26:18Diesem "Messias" traue ich nicht über dem Weg, der lügt nur geschickter als Bush.
      Das "Programm" wurde nur neu verpackt! Es wird noch etwas dauern, bis die Leute dahinter kommen!

      Die hohe Kunst der Volksverarschung ist es, selbiges so schnell über den Tisch zu ziehen,
      daß die dabei entstehende Reibung als Nestwärme empfunden wird.
      ;)

      In diesem Sinne ...

      Dir einen schönen Tag
      Gruß von Maraho
      37 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 05:39:50
      Beitrag Nr. 2.983 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.824 von Maraho am 06.04.09 05:22:09Guten Morgen zusammen,
      eine erträgliche Woche sei euch gewünscht.

      Beginnen wir mit einer Analyse ...

      Nato-Gipfel: Sieger sehen anders aus
      Peter Nowak

      Die Nato ist in Straßburg auf Normalmaß geschrumpft worden, aber auch die Nato-Gegner sind eher ratlos
      Was wird vom groß angekündigten Nato-Geburtstag in Straßburg in Erinnerung bleiben? Vielleicht das Bild einer ungeduldigen Angela Merkel, die vergeblich den mit seinem Handy telefonierenden italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi zur Eile drängte? Schließlich gehörte das Gruppenfoto aller führenden Politiker auf der Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg zum zentralen Zeremoniell des Gipfels. Berlusconi ließ sich nicht drängen, verzichtete auf das Gruppenfoto und ging im Anschluss allein über die Brücke.

      Er habe seinen Job erledigen müssen und den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan telefonisch davon überzeugt, dass der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen der richtige Mann für den Posten des Nato-Geralsekretärs ist, lautete Berlusconis knappe Begründung für seine Extratour. Damit hatte er allerdings schon einen weiteren entscheidenden Punkt des Nato-Tffens angesprochen. Denn die Einigung auf Rasmussen wurde von den Gipfelteilnehmern als großer Erfolg des Treffens verkauft. Das zeigt aber einmal mehr das Dilemma auf, in dem sich die Nato befindet.

      Denn eigentlich sollte die Frage, wer neuer Generalsekretär der Nato wird, auf der Tagung keine Rolle spielen, sondern nur bekannt gegeben werden. Weil sich allerdings die türkische Regierung bis zum Schluss vehement gegen den dänischen Ministerpräsidenten aussprach, überschattete diese Personalie den Gipfel. Weil am Freitag noch Worst-Case-Szenarien die Runde machten, nach denen die Frage des Generalsekretärs vertagt und unter Umständen der jetzige Amtsinhaber kommissarisch den Posten weiterführen sollte, konnte die Einigung in letzter Minute als ein Erfolg des Natogipfels verkauft werden. Schließlich waren auch die anderen Ergebnisse alles andere als sensationell:

      Magere Ergebnisse

      So will die Nato den Aufbau der afghanischen Sicherheitsbehörden massiv verstärken. Dazu werden mehr Ausbilder in das Land geschickt und die Finanzmittel zur Ausrüstung afghanischer Polizisten und Soldaten aufgestockt. Das Ziel der Bemühungen ist es, die afghanischen Sicherheitskräfte so zu stärken, dass die internationalen Truppen in den nächsten Jahren schrittweise zurück gezogen werden können.

      Allerdings ändert diese Bekräftigung nichts daran, dass der Streit innerhalb der Nato über die Unterstützung des Afghanistan-Einsatzes weitergeht. Da zur Zeit hinter den Kulissen heftig spekuliert wird, ob die USA den bisherigen afghanischen Präsidenten Karsai fallen lässt oder noch einmal bei den künftigen Wahlen als ihren Kandidaten unterstützt, bleibt die Frage weiter auf der Tagesordnung.

      Auch bei der Haltung zu Russland ist neuer Streit vorprogrammiert. Auf der Tagung wurde beschlossen, die nach dem Georgien-Krieg eingefrorenen Kontakte im Nato-Russland-Rat wieder aufzunehmen. Darauf drängen verschiedene westeuropäische Staaten, allen voran Deutschland, schon länger. Die neuen Nato-Mitglieder aus Osteuropa hingegen wünschen eine stärkere Abgrenzung zu Russland. Spätestens bei neuen Konflikten zwischen Russland und einem seiner Nachbarländer wird der Streit wieder neu ausbrechen.

      Der Nato-Gipfel hat noch die Erarbeitung eines neuen strategischen Konzeptes in Auftrag gegeben, mit dem sich das Bündnis den Herausforderungen das 21. Jahrhundert stellen will. In einem Jahr soll die dafür zuständige Beratergruppe erste Ergebnisse auf den Tisch legen. Angesichts der Tatsache, dass seit Jahren über die Notwendigkeit eines neuen Natokonzepts geredet wird, handelt es sich um eine Vertagung der Diskussion um mindestens 1 Jahr. Zwei Ereignisse, die parallel zum Nato-Gipfel stattfanden, machten den Bedeutungsverlust des Bündnisses klar.

      Prag statt Straßburg

      Am Ende hat US-Präsident Obama die Rolle der aktuellen Nato noch einmal kräftig zurecht gestutzt. Schließlich hat er in Straßburg eine Grundsatzrede angekündigt, die die Vision einer atomwaffenfreien Welt enthalten sollte. Allerdings hat er diese Rede nicht in Straßburg sondern beim EU-USA- Treffen in Prag gehalten. Damit machte der US-Präsident noch einmal deutlich dass für ihn die Nato nur eine untergeordnete Bedeutung hat und er in der Nato-Tagung nicht das entscheidende Forum für Bekenntnisse zur Weltpolitik sieht, selbst wenn es um das Themenfeld Abrüstung handelt.

      Das zweite Ereignis, das die geschrumpfte Bedeutung der Nato offenbarte, war der Start eines nordkoreanischen Flugobjekts, bei dem es sich nach offiziellen Angaben um einen Fernmeldesatelliten handelte, internationale Beobachter aber von einer Rakete ausgehen. Schon im Vorfeld drohte Japan mit militärischen Gegenmaßnahmen. Das Ganze hätte sich sehr schnell zu einem internationalen Konflikt entwickeln können. Doch die Nato-Konferenz hatte zu dem Konflikt mit langer Ansage nicht viel zu sagen. Das zeigt einmal mehr, dass eine von manchen angestrebte Rolle als Global Player doch eher Wunschdenken ist. Die Nato ist mit der Neuaufnahme von Albanien und Kroatien und der vollständigen Integration von Frankreich größer geworden, aber auch die internen Konflikte sind damit gewachsen.

      Auch Nato-Gegner nicht wirklich zufrieden

      Aber auch die Nato-Gegner, die seit Monaten zu Protesten gegen den Gipfel aufgerufen hatten, können nicht wirklich zufrieden sein. So blieb die Teilnahme an den Protesten am Freitag in Baden-Baden weit hinter den Erwartungen der Antimilitaristen zurück.

      Als einen Grund nannte Demoorganisator Monty Schädel die starke Einschüchterung durch die Polizei. Tatsächlich waren die polizeilichen Auflagen bei den Demonstrationen und die Zurückweisung von Nato-Gegnern an der deutsch-französischen Grenze besonders rigide. Die Maßnahmen waren auch von einem offen zur Schau getragenen Rechtsnihilismus geprägt. So erklärte ein Mitarbeiter des Legal-Teams gegenüber Telepolis, dass zahlreiche Menschen an der französischen Grenze erneut abgewiesen worden sind, obwohl sie in Besitz von juristischen Schreiben waren, nach denen ihre vorige Abweisungen keine Rechtsgrundlage besitzen. "Deutsche Polizisten überflogen die Schreiben, gaben ihren französischen Kollegen ein Zeichen und die verweigerten erneut die Einreise", berichtete der Beobachter über das Geschehen an der Grenze am Donnerstag und Freitag.

      Diese offen zur Schau getragene Ignoranz rechtsstaatlicher Beschlüsse vollführte auch eine Sprecherin des Nato-Presseamtes, die erklärte, sie interessiere nicht, was deutsche Gerichte entscheiden. Dabei ging es um die verweigerte Akkreditierung des deutschen Journalisten Björn Kietzmann und des polnischen Mitarbeiters der Le Monde Diplomatique Kamil Majchrzak .

      Planlose Aktionen

      Die schweren Ausschreitungen und Brände in einem Vorort von Straßburg am Samstag werden die Befürworter der Einschränkungen von Grundrechten jetzt als Beleg dafür heranziehen, richtig gehandelt zu haben und sogar weitere Gesetzesverschärfungen zu planen. Dabei liefern diese Auseinandersetzungen gerade den gegenteiligen Beweis.

      Hunderte von Nato-Gegern, die an der Einreise nach Frankreich gehindert wurden, saßen auf der deutschen Seite der Grenze fest. Sie errichteten beispielsweise auf dem Marktplatz von Kehl eine Mahnwache gegen Einreisebeschränkungen und Grundrechtsverletzungen. Von ihnen ging keinerlei Gewalt aus. Selbst die Polizei bestätigte, dass es in Kehl und auch vorher bei den Demonstrationen in Baden-Baden, also dort, wo sich auch die Menschen aufhielten, die wegen angeblicher Gewaltbereitschaft nicht nach Frankreich einreisen durften, total friedlich zuging.

      Trotz aller Grenzkontrollen und eines massiven Polizeiaufgebotes brannten mehrere Gebäude in einem Randbezirk von Straßburg völlig aus, darunter ein ehemaliges Grenzhaus, ein Billighotel und eine Apotheke. Am späten Samstagabend, als die Europabrücke wieder geöffnet wurden, waren die Brände noch immer nicht gelöscht. Bewohner der umliegenden Häuser äußerten ihr Unverständnis darüber, dass die Zerstörungen in einem Stadtteil angerichtet wurden, der zu den ärmsten in Straßburg gehört und in dem garantiert kein Teilnehmer des Nato-Gipfels Quartier nahm.
      Großdemonstration blockiert

      Durch die Auseinandersetzungen wurde auch die lange vorbereitete Großdemonstration gegen die Nato massiv gestört. So saßen über 7000 Menschen, die von Kehl über die Brücke nach Straßburg ziehen wollten, auf der deutschen Seite fest, weil die nach den Bränden gesperrt worden war. Die Enttäuschung bei den Menschen, die teilweise lange Anreisewege in Kauf genommen hatten, war unüberhörbar. Unter den verhinderten Demonstranten befanden sich auch die Teilnehmer des baden-württembergischen Ostermarsches, der wegen des Nato-Gipfels um eine Woche vorverlegt worden war. Unter den Kritikern der Ereignisse in Straßburg befinden sich auch Anhänger von kreativen Straßenprotesten, die Aktionen nicht nach der Legalität sonder der Legitimität bewerten. Bilder von verbrannten Gebäuden in einem Straßburger Außenbezirk gehören ebenso wenig dazu, wie Aktionen, die die Schließung der Grenze für Nato-Gegner provozieren. Eine Aktivistin brachte ihr Unverständnis auf dem Punkt. "Das deutsch-französische Grenzregime ignoriert juristische Beschlüsse, um Nato-Gegnern den Grenzübertritt zu verweigern. Ihm kommen angeblich Nato-Gegner zur Hilfe, denen nichts besseres einfällt, als Brandstiftungen in unmittelbarer Grenznähe kurz vor der Großdemonstration, die die Schließung der Grenze für Nato-Gegner zur zwingenden Folge haben muss."

      Dummheit oder Kalkül, diese Frage wird sich wenn überhaupt erst beantworten lassen, wenn genauere Informationen über den Ablauf der Ereignisse vorliegen. In der Vergangenheit gab es sowohl bei den Protesten in Heiligendamm, als auch in Genua, starke Indizien für das Agieren von Geheimdienstleuten, die die vorhandene Wut kanalisierten. So erklärten Polizeisprecher in Heiligendamm, dass ein zentrales Ziel der Einsatzplanung darin bestand, etwaige Auseinandersetzungen außerhalb der Rostocker Innenstadt zu halten. Wie lautete die Einsatzplanung in Straßburg?

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30080/1.html
      37 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 06:04:51
      Beitrag Nr. 2.984 ()
      Eine Angelegenheit, die untergegangen ist ...

      Obamas Chefökonom ist ein Boni-Bezüger
      Von Walter Niederberger, San Francisco.

      Larry Summers, Wirtschaftsberater des US-Präsidenten, hat von der Finanzindustrie rund 8 Millionen Dollar an Boni und Honoraren bezogen.


      Die Entschädigungen für einen der Chefarchitekten des Sanierungsplans für die Finanzindustrie waren am späten Freitagabend publik geworden. Ein gut gewählter Zeitpunkt, will das Weisse Haus eine zu breite Berichterstattung verhindern.

      Den grössten Teil seiner Entschädigungen vom letzten Jahr, nämlich 5,2 Millionen Dollar, bezog Summers vom Hedge-Funds D.E. Shaw, der mit einem verwalteten Vermögen von über 30 Milliarden zu den Grössten überhaupt gehört. Der Funds hatte ihn mit einen Pensum von 50 Prozent zu sich geholt, nachdem Summers wegen kontroverser Aussagen zur Karriere von Frauen sein Amt als Präsident der Harvard-Universität hatte aufgeben müssen. Dazu kamen Honorare von 2,7 Millionen Dollar, die der Ökonom für 40 Auftritte bei mehreren prominenten Finanzinstituten bezogen hatte. Von Goldman Sachs etwa, einem der Profiteure der Bankenrettung, erhielt Summers für zwei Reden 202'500 Dollar.

      Keine Änderungen der Lobbybestimmungen

      In normalen Zeiten würden solche Bezüge kaum zu reden geben. Angesichts der Regierungsintervention in der Finanzbranche und der anstehenden verschärften Regulierung ist die Rolle von Summers allerdings besonders heikel. «Dies ist ein namhaftes Beispiel dafür, wie verwickelt die Beziehungen geworden sind», sagt Julian Zelitzer, Politologe an der Princeton Universität. «Es ist nicht auszuschliessen, dass nicht doch eine griffige Reform möglich ist; aber ohne Änderung der Lobbybestimmungen werden wir stets solche Probleme antreffen.» Präsident Obama hatte zwar Beziehungen zu Lobbyisten im Weissen Haus untersagt; davon jedoch seine direkten Berater, die in der Privatwirtschaft tätig waren, ausgenommen. Ein Sprecher der Regierung erklärte, die namhaften Bezüge kurz vor dem Wechsel ins Weisse Haus seien angesichts des Rufs von Summers als führender Ökonom nicht überraschend.

      Summers ist mit Finanzminister Timothy Geithner verantwortlich für den 700 Milliarden Dollar teuren Rettungs- und Sanierungsplan der US-Finanzindustrie. Summers spielt eine ebenso wichtige Rolle als Berater von Barack Obama auf der internationalen Ebene. Am Gipfeltreffen der G-20-Länder in London sperrten sich die USA gegen weitergehende Pläne von Deutschland und Frankreich zur Regulierung der Finanzbranche, auch gegen eine globale Kontrolle der Hedge-Funds.

      Keine Beteiligung an faulen Kreditpapieren

      Im eigenen Land versuchen Summers und Geithner, rigide Kontrollen und Vorschriften für die Finanzbranche zu umgehen. So bereitet das Finanzministerium ein Ausweichmanöver vor, um den Kongress in der Frage der Managerboni auszustechen. Der Kongress hatte den Aufkauf der Banken mit der Auflage verbunden, dass die Boni stark limitiert werden sollen. Diese Vorschrift war auf Widerstand der Branche gestossen, die drohte, sich nicht am Aufkauf der faulen Kreditpapiere zu beteiligen.

      Das Finanzministerium will deshalb die restriktiven politischen Auflagen für Bonibezüge aufweichen, wie aus einem Bericht der «Washington Post» hervorgeht. Dies soll ermöglicht werden, indem die Staatshilfen nicht direkt an die Krisenfirmen, sondern an abgetrennte Spezialfirmen gezahlt werden. Ob dieser Trick, der auch von Enron angewandt wurde, legal ist, wird vom Justizministerium untersucht.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 06:10:15
      Beitrag Nr. 2.985 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.827 von Maraho am 06.04.09 05:39:50In Anlehnung ...

      Der amerikanische Freund
      von Sabine Muscat (Prag)

      Mit Charme, Nachgiebigkeit und diplomatischem Geschick versucht US-Präsident Barack Obama, die Europäer einzufangen. Konkrete Ergebnisse erzielt er nicht. Protokoll einer fünftägigen Gipfelreise nach London, Straßburg und Prag.

      Auf dem Prager Schlossplatz werden Barack Obamas tschechische Zuhörer von sanften Gitarrenklängen einer Band umgarnt, während sie auf den amerikanischen Präsidenten warten. Von der Aufregung, wie sie sonst bei Obama-Auftritten herrscht, ist auf dem Hradschin wenig zu spüren. Die Tschechen lassen sich von den Scharfschützen, die zwischen den Türmen der Adelshäuser auf dem Schlossplatz postiert sind, ebenso wenig aus der Ruhe bringen wie von den Fahnen schwenkenden Auslandsamerikanern.

      Die Nachkommen des braven Soldaten Schwejk sind bodenständig. "Ich interessiere mich nicht für ihn, weil er Barack Obama heißt, sondern weil er der Präsident der USA ist", sagt der Student Vladimir Vojta. "Wir wollen ein Teil der westlichen Welt sein", und deshalb sei ihm wichtig, dass die USA die Russen im Zaum hielten.

      Prag ist der perfekte Ort für Obama, um zu beweisen, dass er "zuhören, lernen und führen" kann. Das ist das Motto seiner Europareise, an die er am Montag noch einen Besuch in der Türkei anhängt. Um kurz nach 10 Uhr steigt er auf das Rednerpodest - und sofort ist zu spüren, wie sein Charisma auf das Publikum überspringt. Schon nach kurzer Zeit sagt Obama den Satz, den Vojta hören will: "Die USA werden den Menschen dieses Landes niemals den Rücken kehren." Und als er dann noch die Samtene Revolution erwähnt, mit der die Tschechen den Kommunismus abschüttelten, hat er die Zuhörer für sich gewonnen.

      Die Rede ist der Höhepunkt von fünf bewegten Tagen, in denen der Menschenfänger Obama sein Netz über Europa ausgeworfen hat. In denen er Politiker umschmeichelt und begeistert hat. In denen er bewiesen hat, dass er nicht nur Charme und Charisma besitzt, sondern auch kulturelles Fingerspitzengefühl, diplomatisches Geschick und den Willen, sich den Problemen der Welt zu stellen. Und am Ende hat er sie eingefangen: Briten wie Franzosen, Deutsche wie Tschechen.

      Was er für seinen Einsatz bekommen wird, ist am Ende weniger klar. Nichts könnte dies besser verdeutlichen als die Prager Rede. Wenige Stunden bevor Obama seine Vision einer atomwaffenfreien Welt darlegt, ist er von seinem Sprecher Robert Gibbs aus dem Schlaf gerissen worden. Nordkorea hatte seine Drohung wahr gemacht und eine Langstreckenrakete abgefeuert, die zwischen Japan und Hawaii in den Pazifik stürzte. Der Diktator Kim Jong-il gehört nicht zu denen, die Obamas Friedenstraum teilen.

      Auch von den anderen Stationen lässt sich schlecht behaupten, dass der Präsident seine Mission erfüllt hätte. Beim G20-Gipfel in London denken Deutsche und Franzosen gar nicht daran, sich in der Abschlusserklärung auf neue Konjunkturprogramme festzulegen, bei der Finanzmarktregulierung, die ihnen am Herzen liegt, ringen sie bis zum letzten Komma. "We did okay", schätzt Obama am Ende seinen Erfolg ein.

      Der Nato-Gipfel in Straßburg kann erst recht nicht als der große Wurf bezeichnet werden. Die Europäer loben seine neue Afghanistan-Strategie, mehr Truppen für den militärischen Teil des Einsatzes stellen sie aber nicht. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel geht im Herbst in eine Bundestagswahl - und sie regiert ein Land, in dem auch viele Erwachsene so denken wie der Realschüler Jannik Pisot aus Sinsheim, der in Straßburg an einem "Townhall Meeting" mit Obama teilnehmen darf. "Ich finde es super, dass Obama mit dem Irakkrieg aufhören will", sagt er. Was er von dem Nato-Einsatz in Afghanistan halten soll, weiß er nicht so recht. "Das muss geregelt werden", ringt er sich durch - aber Deutsche sollten da lieber nicht mitmachen. "Das ist ja ziemlich gefährlich."

      Und so übernimmt es Obama, den jungen Deutschen und Franzosen zu erklären, warum ihre Soldaten in Afghanistan gebraucht werden. "Wir wurden von einem Al-Kaida-Netzwerk angegriffen, das Tausende auf amerikanischem Boden getötet hat, darunter Franzosen und Deutsche", erinnert er an die Anschläge vom 11. September 2001. Dann spricht er eine Warnung aus: "Falls es einen weiteren Anschlag gibt, ist es genauso wahrscheinlich, wenn nicht sogar wahrscheinlicher, dass er hier in Europa sein wird."

      Obama erwartet keine sofortigen Ergebnisse, er investiert in die Zukunft. Wenn die Politiker vor Ort nicht wollen oder nicht können, umgeht er sie und baut Druck auf, indem er sich an die Bevölkerung wendet. Das macht er auch zu Hause so: Als sich im Kongress Widerstand gegen sein milliardenschweres Konjunkturprogramm regte, reiste er wie in Wahlkampfzeiten durch das Land und erklärte den Menschen, die in Indiana ihre Jobs und in Kalifornien ihre Häuser verloren hatten, seine Pläne.

      In der Straßburger Rheinhalle und auf dem Prager Schlossplatz wirkt Obama wie beflügelt. Die beiden Termine sind sein Ausbruch aus den Tagungszentren, in die er sonst verbannt ist. Obama hasst die "Sicherheitsblase", die ihn von möglichen Anschlägen abschirmen soll. Was sich für ihn geändert habe, seit er Präsident sei, will eine Studentin in Straßburg wissen. Da wird Obama ganz wehmütig: "Wenn ich früher nach Europa kam, konnte ich in einem Straßenrestaurant sitzen und die Sonne untergehen sehen", sagt er. "Jetzt verbringe ich all meine Zeit in Hotelzimmern."

      Innerhalb dieser Grenzen versucht Obama, so viele normale Europäer wie möglich zu treffen. Er ist verärgert, als die erste Wortmeldung beim Jugendtreffen in Straßburg von einer amerikanischen Austauschschülerin kommt. "Wartet, bis ich wieder zu Hause bin!", ermahnt er seine Landsleute. Bei seinen Begegnungen mit Journalisten muss die sonst so privilegierte White House Press auf Vorzugsbehandlung verzichten. Schon nach dem G20-Gipfel in London weicht Obama von der Liste ab, auf der ihm seine Berater empfehlen, wen er aufrufen soll. "So, jetzt brauche ich noch eine internationale Person", sagt er - und nimmt Wortmeldungen eines Chinesen und einer Inderin entgegen.

      Europas Führer sind entschlossen, sich nicht von Obama über den Tisch ziehen zu lassen, allen voran Angela Merkel, die sich dem Amerikaner bei Themen, die ihr wichtig sind, so selbstbewusst in den Weg stellt, dass sie unter den mitreisenden US-Journalisten den Spitznamen "Mrs. Doubtfire" bekommt - wie das stachelige Kindermädchen alias Robin Williams aus der Hollywoodkomödie. Merkel ist eine harte Nuss für den Amerikaner, doch er spinnt die Fäden seines Charmes, macht Zugeständnisse in London, preist in Straßburg ihre "Weisheit und Führungsstärke" und rettet ihr schließlich das Gesicht, indem er die Türkei dazu bringt, in letzter Minute den Dänen Anders Fogh Rasmussen als Nato-Generalsekretär zu akzeptieren. Merkel hatte sich mit aller Wucht hinter den Kandidaten gestellt, wäre er gescheitert, hätte auch sie verloren.

      "Zu vielen von ihnen habe ich eine Beziehung aufgebaut", sagt Obama über die Staatsführer, die er in Europa getroffen hat. Nach acht Jahren, in denen George W. Bush in der ganzen Welt für seine Alleingänge gehasst wurde, möchte Obama den Multilateralismus üben. Er spinnt an mehreren Themenfäden zugleich und legt bei jeder Station die Grundlage für die nächste. Vor seiner Abrüstungsrede hat Obama bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in London sichergestellt, dass Moskau sich mit in der Pflicht fühlt, wenn es darum geht, die Zahl der strategischen Nuklearwaffen zu reduzieren. Und nach seinem Plädoyer am Sonntag in Prag für einen baldigen türkischen Nato-Beitritt ist ihm ein herzlicher Empfang in Ankara sicher.

      Sein Gipfelhopping gibt Obama auch die Chance, die anderen in Aktion zu beobachten. Wie der Europäische Rat funktioniert, ist Amerikanern oft schwer zu vermitteln, doch Obama stellt am Ende nur fest, dass es dort nicht viel anders zugehe als im US-Senat. Auch dort werde schließlich gekungelt und gedealt. Geschickt bewegt sich der Neue durch das verwirrende multilaterale Terrain und schaltet sich nicht nur im Streit um Rasmussen als Vermittler ein. Auch in London hat er einen Kompromiss geschmiedet. Chinas Präsident Hu Jintao will in der Endphase der G20-Verhandlungen nicht akzeptieren, dass Hongkong und Macau als Steueroasen angeprangert werden, schon gar nicht auf einer Liste der Industriestaatenorganisation OECD, der China nicht angehört. Obama nimmt den Chinesen beiseite und schlägt ihm vor, dass die G20 die Liste nur "zur Kenntnis nehmen", nicht aber "unterstützen". Hu lenkt ein.

      "In sehr wichtigen Fragen ist jeder Führer in der Lage, seine engen Eigeninteressen zu überwinden, um gemeinsame Ziele zu erreichen", ist Obamas Fazit nach seinen diplomatischen Erfolgen. In seiner idealen Welt kann man über alles miteinander reden. Doch in Prag wird klar, dass nicht jeder dieser Devise folgt. Nordkoreas Diktator Kim Jong-il ist einer von ihnen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Agenda-Der-amerikan…
      37 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 06:55:50
      Beitrag Nr. 2.986 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.946 von Maraho am 04.04.09 21:02:08In Anlehnung.
      Etwas aus dem "Handelsblatt" ...

      Interview mit Leonhard Fischer
      "Die Finanzindustrie hat sich kollektiv blamiert"
      von Hermann-Josef Knipper und Robert Landgraf

      Leonhard Fischer war früher Banker und arbeitet heute für einen Finanzinvestor. Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt er, an welchen Stellen Banker und Politiker in der Finanzkrise versagt haben, welche fatalen Folgen die jetzige Schuldenpolitik haben wird und warum eine Rettung von Lehman Brothers die Krise nicht verhindert hätte.

      Leonhard Fischer galt über Jahre als Senkrechtstarter in der Bankenbranche. Jetzt ist der 46-Jährige Co-Chef des Finanzinvestors RHB International. Quelle: Bloomberg


      Herr Fischer, der weltweit mit hohen Erwartungen überfrachtete G20-Gipfel in London ist mit einem umfassenden Maßnahmenbündel zu Ende gegangen. Wie bewerten Sie die Beschlüsse?

      Die Beschlüsse im einzelnen stellen sicher keine Überraschung dar. Viel entscheidender war und ist das Signal, dass die Regierungschefs den Umständen entsprechend abgestimmt und geschlossen agieren. Dies Signal ist nicht zu unterschätzen.

      Hat der Gipfel die Chance, tatsächlich als „historische Wendemarke“ im Kampf gegen die Weltwirtschaftskrise in die Geschichte einzugehen?

      Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube auch nicht, daß wir mit Begriffen wie „historische Wendemarke“ weiterkommen.

      Ihre Zunft steht aufgrund der Finanzkrise massiv in der Kritik. Kurz vor dem G20-Treffen mahnte etwa Bundespräsident Horst Köhler die Banker, endlich öffentlich Selbstkritik zu üben. Fühlen Sie sich noch wohl in Ihrer Haut?

      Ich arbeite zwar seit über zwei Jahren nicht mehr als Banker, aber immer noch in der Finanzindustrie. Damit muss ich konzidieren, dass wir, die in der Finanzindustrie arbeiten, uns kollektiv blamiert haben.

      Wie konnte es so weit kommen?

      Das werden wir wahrscheinlich erst in einigen Jahren in seiner Gesamtheit verstehen. Aus meiner Sicht gab es hauptsächlich zwei treibende Faktoren: Der erste liegt in der Verantwortung von uns, der Finanzindustrie: Wir haben auf unserem wichtigsten Gebiet, dem Risikomanagement versagt. Und zwar in einem Maße, das nur schwer nachvollziehbar ist.

      Warum?

      Wir sind einer Risikoillusion erlegen. In den letzten15 Jahren war es eine weit verbreitete Annahme, die Risiken einer Bankbilanz, eines komplizierten Anlageproduktes geschäfts oder eines Investmentgeschäfts könne man mit derselben Genauigkeit und Prognosewahrscheinlichkeit modellieren wie naturwissenschaftliche Prozesse. Diese Übermathematisierung ist kolossal und katastrophal gescheitert. Es bleibt die Erkenntnis, dass man eine große Bilanz – ich vergleiche das hier mal mit einem Flugzeug – nicht nur mit dem Autopiloten fliegen darf. Man muss auch wirklich etwas vom Fliegen verstehen, um die Grenzen der Belastbarkeit des Flugzeuges zu kennen.

      Haben wirklich alle Banker versagt?

      Wir haben uns als Branche gesamthaft blamiert, aber natürlich hat nicht jeder Banker versagt. Sie müssen unterscheiden zwischen den Bankern, die geradezu dumm oder ignorant waren, und denjenigen, die zwar vorsichtig waren, aber am Ende eingestehen müssen, dass sie sich dennoch viele Risiken aufgeladen haben. Zwischen beiden Gruppen gibt es fundamentale Unterschiede. Ich glaube, unter den Banken und Investoren hat sich schon sehr klar die Spreu vom Weizen getrennt. Das wird jedoch überdeckt von diesen ganzen Rettungsmaßnahmen, weswegen immer noch viele Institute existieren, die gar nicht mehr existieren sollten.

      Sie sprachen von einem zweiten treibenden Faktor…

      Ja. Wer wirklich glaubt, dass Banker oder Finanzinvestoren alleine in der Lage gewesen wären, eine Krise dieses gigantischen Ausmaßes zu erzeugen, der überschätzt sowohl die Macht als auch die Fähigkeiten meiner Branche bei weitem. Für mich ist diese Krise auch ein faustischer Pakt gewesen zwischen der Finanzindustrie und der Wirtschaftspolitik. Darum ist auch die Schlussfolgerung fragwürdig, dass der Staat als einziger Retter übrig bleibt.

      Was meinen Sie damit?

      Damit meine ich zum Beispiel die völlig falsche Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed, die auf jede Krise der letzten 15 Jahre immer mit dem gleichen Rezept reagiert hat: Große financial player werden in Krisen als „too big to fail“ eingestuft, also müssen alle gerettet werden, und billiges Geld überschwemmt den Markt. Das ist jedes Mal das Gleiche, und die darauf folgenden "Bubbles" wurden immer größer.

      An frühzeitigen Warnungen hat es nicht gemangelt.

      Stimmt. In vielen Zeitungsartikeln von vor zehn Jahren konnten Sie im Nachgang zur Krise des Hedge-Fonds LTCM lesen, dass die expansive Geldpolitik gefährlich ist, dass sie eine Blase nach der anderen produzieren kann. Das Stichwort damals war Asset Inflation, also eine Blase von Anlageklassen wie Aktien und Immobilien. Das hat die Zentralbank damals nicht interessiert, das war ein Riesenfehler.

      Das zweite Beispiel…

      … ist die gerade im angelsächsischen Bereich bewusst geförderte Komplettüberschuldung der privaten Haushalte. Der Subprime-Markt ist ja nicht eine Idee der Banker, sondern der amerikanischen Politik, die die Förderung des Wohnungseigentums – koste es, was es wolle – verlangt hatte. Die Banker haben sich im wahrsten Sine des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste darauf gestürzt und den Schaden vergrößert. Aber die ganze Idee ist von zwei staatlichen Institutionen in den USA besonders gefördert worden, Fannie Mae und Freddie Mac. Hinzu kommen die seit 15 Jahren erfolglos diskutierten, aber extrem großen ökonomischen Ungleichgewichte auf der Welt…

      …Sie meinen das doppelte Defizit der USA bei Leistungsbilanz und Staatshaushalt?

      Seit dem Plaza Agreement von 1985 wurde auf allen G7-Meetings darüber gestritten. Vor allem Deutsche und Japaner äußerten immer wieder Kritik an den amerikanischen Defizigen, völlig zu Recht natürlich. Umgekehrt wurden wir von den USA immer wieder aufgefordert, die Binnennachfrage zu stärken und die hohe Exportabhängigkeit zu reduzieren, auch das war richtig. An diesem Hin und Her und dem Aneinandervorbeireden hat sich bis heute leider nichts geändert, und nichts ist passiert. Auch nicht beim Gipfel in London. Keine der beiden Seiten hat die Probleme gelöst. Die heutige Weltwirtschaftskrise ist die Quittung für das Nichtstun.

      Das klingt düster…

      Es handelt sich um eine strukturelle Krise der Globalisierung, und die Krise wird deshalb auch sehr viel nachhaltiger und tiefgreifender sein als viele denken, und sie wird noch lange andauern. Die Lösung erfordert ein hohes Maß an selbstkritischer Veränderungsbereitschaft bei allen.

      Wo stehen wir denn gerade in der Krise, die ja schon fast zwei Jahre alt ist?

      Noch befinden wir uns im taktischen Teil. Zurzeit sind wir mitten im bloßen Krisenmanagement. Keiner hat die Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was wir nun wirklich strukturell verändern müssten, sondern es geht im Moment hauptsächlich darum, noch Schlimmeres zu verhindern.

      Die Bankenrettungspakete scheinen den Markt immerhin stabilisiert zu haben.

      Die Entscheidung der westlichen Regierungen, keine systemrelevante Bank pleite gehen zu lassen, kann ich gut verstehen. Ich wundere mich nur darüber, dass dieser Beschluss überhaupt nicht weiter diskutiert und von niemandem ernsthaft in Frage gestellt wird. Das macht mir große Sorge. Man muss doch sehen, dass sich eine völlig neue Machtkonstellation ergibt. Derjenige, der Staatsgeld bekommt, muss natürlich akzeptieren, dass seine Freiheitsgrade massiv eingeschränkt werden. Wozu das alles führen wird, können wir heute noch gar nicht abschätzen. Dem privaten Recht auf Gewinne steht auch die Pflicht zur Akzeptanz von privaten Verlusten gegenüber.

      Trübe Aussichten…

      Ich bin eigentlich eher Optimist, und nicht alles ist traurig an dieser Krise. Ökonomisch bedeutsam und sehr positiv ist die Tatsache zu bewerten, dass es bisher keine Anzeichen einer massiven Verwerfung der großen Wirtschaftsnationen untereinander gibt, also Abschottungstendenzen oder Ähnliches. Das Signal von London ist sehr positiv: Die internationale Abstimmung der Politik klappt in meinen Augen trotz gewisser politischer Theatralik überraschend und bewundernswert gut. Das gibt sehr viel Anlass zu der Hoffnung, dass die Weltwirtschaft am Ende gestärkt aus dieser Krise herauskommen kann.

      Die Pleite von Lehman-Brothers wird immer wieder als Grund dafür genannt, warum sich die Krise so dramatisch zugespitzt hat. War es wirklich ein Fehler, Lehman fallen zu lassen?

      Meine dezidierte Meinung ist: Nein, es war überhaupt kein Fehler. Gerade wir in der Finanzindustrie sollten sehr vorsichtig sein, die Welt vor Lehman und die Welt nach Lehman zu betrachten. Wer das sagt, tut ja gerade so, als ob vor Lehman die Rosen geblüht hätten. Das ist natürlich grober Unfug.

      Was war denn in Ihren Augen der größte Brandbeschleuniger?

      Die eigentliche Zäsur nach Ausbruch der Subprime Krise war für mich der Untergang von Bear Stearns. Zum ersten Mal ging damit eine relativ große amerikanische Investmentbank sang- und klanglos innerhalb von zwei Wochen durch einen so genannten Liquidity-Run in die Knie. Damals hat sich die US-Regierung entschlossen, Bear Stearns aufzufangen. Nicht der Name wurde gerettet, aber die Bilanz. Von da an hat der Markt sechs Monate lang nichts anderes gemacht als alle Banken abzutesten, um den nächsten Fall Bear Stearns zu suchen.

      Lehman tauchte dann ab Mai regelmäßig in den Zeitungen auf…

      Richtig, fast täglich gab es Berichte über den Überlebenskampf von Lehman. Unterstellen wir mal, die amerikanische Regierung hätte Lehman genauso aufgefangen wie Bear Stearns, dann wäre nach meiner Überzeugung die nächste Attacke auf jemand anderen losgegangen. Vielleicht auf Merrill Lynch, die wären auch gerettet worden, dann wären die nächsten Banken gerettet worden. Und so weiter. Am Ende, selbst wenn alles so weitergegangen wäre wie jetzt, wäre eine Bank nach der anderen angegriffen und vom Staat gerettet worden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem irgendjemand gesagt hätte, jetzt reicht’s. Wenn man damals Lehman nicht hätte pleite gehen lassen, wäre die Gefahr gewesen, dass man einige Monate später vielleicht eine viel, viel größere Bank hätte pleite gehen lassen müssen.

      Viele Beobachter dachten unmittelbar vor der Lehman-Pleite, das Schlimmste sei bereits überstanden.

      Wir haben uns alle irgendwann im Lauf der Krise über Ausmaß und Umfang geirrt. Einige Leute allerdings, die behaupten, es sei ein Fehler gewesen, Lehman nicht zu retten, unterstellen, dass im Falle einer Rettung die Krise weg gewesen wäre. Das ist Unsinn, denn diese Krise ist keine psychologische Krise. Im Gegenteil, die Psychologie ist das einzige, was hier funktioniert. Das Vertrauen der Menschen in ihre Institutionen ist heute so groß, dass ich immer wieder beeindruckt bin, mit welcher Disziplin die politischen Prozesse, die ökonomischen Prozesse und auch die ganzen Interaktionen noch funktionieren. Von totaler Panik ist selbst in den absoluten Krisenzeiten im Oktober und November 2008 in der Breite der Gesellschaften nicht so viel zu spüren gewesen.

      Für viele ist es primär eine Liquiditätskrise.

      Nein, das ist der nächste Unfug. Noch niemals in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte hatte bereits vor Lehman die Zentralbank die Tore so weit geöffnet, um Geld ins System zu pumpen. Diese Krise ist auch nicht prioritär eine Vertrauenskrise zwischen Banken, wie viele glauben. Diese Krise ist die brutale Erkenntnis, dass der Kaiser keine Kleider trägt. Oder anders ausgedrückt, dass einige der westlichen Volkswirtschaften völlig überschuldet sind.

      Die Lehman-Pleite war also unvermeidlich?

      Ich weiß, dass ich damit eine Minderheitsmeinung vertrete, aber ich glaube, dass Lehman heute von vielen einfach nur als Ausrede benutzt wird, um davon abzulenken, dass man vielleicht die Krise unterschätzt hat. Ich bin froh, dass die Lehman-Pleite so gekommen ist. Weil sie dazu geführt hat, dass wir gezwungen wurden, das Ausmaß und den Umfang dieser Krise anzuerkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.

      Wie soll es nun weitergehen?

      Auf diesem Gebiet bin ich genauso unwissend und tastend wie jeder andere auch. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Das Gerede vom Ende des Kapitalismus oder der Marktwirtschaft kann ich allerdings nicht mehr hören. Das ist deshalb falsch, weil die gesamte Entwicklung des Kapitalismus immer von ökonomischen Krisen begleitet wurde. Die gehören dazu. Das ist in etwa so,wie der Mensch durch Krankheit und hohes Fieber sein Immunsystem erst aufbaut. Wer keine Krisen haben will, der träumt vom Paradies auf Erden – und macht es am Ende noch viel schlimmer.

      Umfragen belegen, dass das Misstrauen gegenüber der Marktwirtschaft wächst…

      Eine Krise der Marktwirtschaft sehe ich nicht, allenfalls eine Krise der Ideologie des Marktes. Die hat versagt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass diese unsägliche Diskussion der letzten zehn Jahre zu Ende ist, die so tat, als könne man alles und jedes ökonomisch erklären, bis hin zum zwischenmenschlichen Verhalten. Die Reduktion des Menschen zum Homo oeconomicus, der sozusagen nur nach Nutzenoptimierung agiert, ist für mich eine der unverschämtesten ideologischen Behauptungen. Trotz allem ist die Marktwirtschaft das weitaus bessere Instrument, um unser wirtschaftliches Zusammenleben zu organisieren, da gibt es nichts dran zu rütteln.

      Im Moment ruft aber alle Welt nach dem Staat.

      Staatsinterventionismus muss auf ein Minimum begrenzt bleiben. Andernfalls müssten wir mit einer Verlängerung des wirtschaftlichen Stillstands um Jahre rechnen. Das klassische Beispiel ist Japan. Die fummeln seit 17 Jahren mit staatlichen Rettungsmaßnahmen in einer nicht mehr wachsenden Wirtschaft herum. Ohne erkennbaren Erfolg. Der Wohlstand, den die Marktwirtschaft schafft, ist verbunden mit dem Preis ständiger Veränderung. Ausufernder Staatsinterventionismus, der uns vorgaukelt, er könnte uns von Krisen verschonen, werden wir am Ende mit einem hohen Preis bezahlen.

      An der Münchener Immobilienbank Hypo Real Estate sieht man, dass manchmal offenbar kein Weg am Staat vorbei führt. Die HRE hat inzwischen Staatsgarantien über mehr als 100 Mrd. Euro, jetzt steht die Verstaatlichung bevor. Was halten Sie von der drohenden Enteignung?

      Ich verstehe die Bundesregierung sehr gut. Die macht das Richtige, auch ordnungspolitisch. Man kann ja darüber diskutieren, ob der Staat Banken retten soll, aber wenn man sich einmal dafür entschieden hat, dann hat man auch das Recht zur Verstaatlichung. Das hat aus meiner Sicht mit Enteignung nichts zu tun. Die Aktien sind in Wahrheit längst wertlos.

      Die Banken werden mit Staatsgeld überhäuft, aber von einem weiteren Konjunkturprogramm will die Bundesregierung nichts wissen. Ist das in Ordnung?

      Wir dürfen nicht vergessen, dass die Krise letztlich dadurch entstanden ist, dass in den USA und vielen anderen Ländern zu viele Bürger zu viel Schulden gemacht hat, um sich Dinge zu kaufen, die sie sich nicht leisten können und die sie wahrscheinlich auch nicht brauchen. Man kann die Krise jetzt nicht überwinden, indem man die Menschen in anderen Teilen der Welt animiert, noch mehr Schulden zu machen, um sich wieder Dinge zu kaufen, die keiner will oder braucht und die man sich oft nicht leisten kann. Das natürliche Ende der fiskalpolitischen Maßnahmen ist irgendwann erreicht und wenn man über diesen Punkt hinaus geht, bringt es auch ökonomisch nichts mehr. Zu glauben, wir sollten jetzt 10 000 Brücken bauen, die wir nicht brauchen, halte ich für Unsinn. Gerade in den westlichen Ländern müssen wir einsehen, dass wir schlicht über unsere Verhältnisse gelebt haben. Da müssen wir jetzt durch.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherun…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 07:07:29
      Beitrag Nr. 2.987 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.920.548 von Maraho am 04.04.09 18:07:01So, noch etwas dazu und dann ...

      Arbeitsagenturen zahlen immer weniger Arbeitslosengeld I - Zeitung

      BERLIN (Dow Jones)--Die Arbeitsagenturen haben nach einem Zeitungsbericht im vergangenen Jahr so wenig für Lohnersatzleistungen ausgegeben wie seit 18 Jahren nicht mehr. Der Berliner "Tagesspiegel" (Montagausgabe) berichtete unter Berufung auf eine Analyse des DGB, die Arbeitslosenversicherung trage immer weniger zur Sicherung Arbeitsloser bei. Nur noch eine Minderheit habe überhaupt Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Zudem sei die Höhe der ausgezahlten Beträge oft so stark gesunken, dass bereits gut jeder neunte Erwerbslose zusätzlich "Hartz-IV"-Leistungen beantragen müsse.

      Das Blatt schrieb, während die Bundesagentur für Arbeit 2004 noch 29 Mrd EUR an Arbeitslosengeld I ausgezahlt habe, seien es nach den Kürzungen im Rahmen der "Agenda 2010" im vergangenen Jahr noch 13,9 Mrd EUR gewesen. Auch bei einer weiteren Eintrübung am Arbeitsmarkt werde das Ausgabevolumen für Arbeitslosengeld immer noch niedriger liegen als in den ersten sieben Jahren dieses Jahrzehnts.

      Insgesamt erhielten laut DGB nicht einmal 30% der Arbeitslosen das Arbeitslosengeld I, berichtete die Zeitung. Die meisten Menschen ohne Arbeit hätten nur Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder bekämen gar nichts. 1992 hätten noch gut 56% der Arbeitslosen Lohnersatzleistungen erhalten. 2008 habe ein Erwerbsloser im Schnitt 733 EUR im Monat bekommen - 17 EUR weniger als 2007 und 30 EUR weniger als 2006. Insbesondere Leiharbeitskräfte und befristet Beschäftigte drohten bei Verlust des Arbeitsplatzes direkt zum "Hartz-IV-Fall zu werden.

      Quelle: http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2009-04/13558304…

      Bis später ....
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:08:18
      Beitrag Nr. 2.988 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.868 von Maraho am 06.04.09 07:07:29Guten Tag zusammen,
      einige Nachrichten ...

      Arbeitsmarkt
      Kurzarbeit greift um sich

      Wegen der Wirtschaftskrise melden immer mehr Unternehmen vorsorglich Kurzarbeit für ihre Beschäftigten an. Jeder zweite Beschäftigte in der Automobilindustrie und in der Metallerzeugung ist inzwischen von der Zwangspause bedroht. Allein im März verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit 670 400 neue Anzeigen für Kurzarbeit aus konjunkturellen Gründen.


      HB BERLIN. Seit Jahresanfang haben die Unternehmen damit für fast 1,7 Mio. Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet, weil sie die Produktion zurückfahren. Betroffen davon sind vor allem der Maschinenbau sowie die Automobil- und Zulieferbetriebe. Die Bundesregierung hatte die Unternehmen ermuntert, mit Kurzarbeit in der Krise Entlassungen zu vermeiden. Ein Sprecher von Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) wertete die neuen Zahlen in diesem Sinne positiv. „Das zeigt, dass das Instrument der Kurzarbeit angenommen wird und die Unternehmen versuchen, gemeinsam mit ihren Mitarbeitern durch die Krise zu kommen.“

      Trotz reduzierter Arbeitszeit und geringeren Lohnzahlungen können sich die Unternehmen Kurzarbeit allerdings nur für einen befristeten Zeitraum leisten. Besonders dramatisch ist die Lage für Autobauer und Metaller. In der Automobilindustrie wurde nach BA-Zahlen in den vergangenen zwölf Monaten für 420 000 Arbeitnehmer oder 51,6 Prozent der sozialabgabenpflichtig Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt. In der Metallerzeugung und -bearbeitung waren es 160 000 oder 48,2 Prozent der Beschäftigten. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, sieht daher die Grenzen der Kurzarbeit nahen. Die wirtschaftlichen Kennzahlen der Branche befänden sich im Sturzflug, sagte Kannegiesser dem Handelsblatt. Der Erhalt von Arbeitsplätzen etwa per Kurzarbeit habe zwar hohe Priorität. „Das kann aber nur Überbrückung sein, welche die meisten Betriebe kaum zwölf oder 18 Monate in großem Stil durchhalten können.“ Der Verband nimmt nun verstärkt Instrumente ins Visier, die einen Arbeitsplatzabbau abfedern können, wenn die Pufferfunktion der Kurzarbeit ausgereizt ist. Laut Kannegiesser prüft Gesamtmetall daher den Ausbau von Transfergesellschaften.

      Insgesamt zeigten im März 24 000 Betriebe Kurzarbeit an. Das waren 7 200 mehr als im Februar. Die Zahl der Beschäftigten, für die Kurzarbeit neu angezeigt wurde, ging von Februar auf März um 28 500 zurück, legte im Vergleich zum März 2008 aber um 658 200 zu. Das war mehr als das 50-fache der Anzeigen vor einem Jahr. Seit Oktober, als die Finanz- und Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt erreicht hatte, gingen bei der BA rund 2,15 Mio. Anzeigen für Kurzarbeit ein. Im März schnellte vor allem die Zahl der Anzeigen aus der Zeitarbeitsbranche nach oben. Dort kamen im März 43 000 Anzeigen hinzu auf nunmehr insgesamt 69 000 seit November. Damit ist fast jeder zehnte Zeitarbeiter betroffen.

      Die Anzeigen bilden rechnerisch die Obergrenze für die Inanspruchnahme der Kurzarbeit. Wie viele Beschäftigte davon tatsächlich kurzgearbeitet haben, bleibt offen. Zahlen dazu legt die BA Ende Mai für das erste Vierteljahr vor. Ein Teil der Lohneinbußen in der Zwangspause wird von der Arbeitslosenversicherung ausgeglichen. Kurzarbeiter bekommen 60 Prozent (mit Kindern 67 Prozent) des ausgefallenen Nettolohns von der BA erstattet.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichte…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:12:15
      Beitrag Nr. 2.989 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.440.937 von Maraho am 24.01.09 06:55:42Etwas zu "Riester" ...

      Riester-Fondsrente
      Versicherungen tricksen bei Renditeprognosen
      von Thomas Schmitt

      Mit satten Renditeversprechen werben Versicherungskonzerne um Kunden für ihre Riester-Policen. Großes Vertrauen sollten Sparer in die Prognosen allerdings nicht setzen. Denn die Rechnungen vieler Anbieter sind künstlich aufpoliert und beziehen auch Provisionen ein, die der Versicherte in der Realität nie zu sehen bekommt.


      DÜSSELDORF. Viele Beispielrechnungen für fondsgebundene Rentenversicherungen sind unrealistisch. Diesen Vorwurf aus der Fondsbranche bestätigen Mathematiker und Altersvorsorgespezialisten. Um Geschäft zu machen, würden Kunden mit hohen Prognosen in die Irre geführt. Wie Versicherer ihre Renditeprognosen für die Riester-Fondsrente künstlich aufpolieren. „Die Ablaufleistung wird künstlich hochgerechnet“, kritisiert der Finanzplaner Mark Ortmann, Geschäftsführer des Instituts für Transparenz in der Altersvorsorge.

      Als eines der Negativbeispiele gilt der Volkswohl Bund. Der Versicherer aus Dortmund vertreibt Fondspolicen sehr erfolgreich über mehr als 13 000 Agenten und Makler. Doch Spitze ist man nicht mehr. Deshalb werben die Dortmunder seit kurzem so: „25 Prozent mehr prognostizierte Rente.“

      Es geht um die vorderen Plätze in Ranglisten. Wenn man einen Vergleich mit dem Datenanbieter Morgen & Morgen vornimmt, fördert das aber merkwürdige Ergebnisse zutage. Der Volkswohl Bund liegt mit seinen Prognosen bei Riester-Renten weit vorne, Spitze sind aber auch die Kosten. Das ist kein Einzelfall: Für etliche Versicherer mit hohen Kosten weist die Datenbank die besten Ablaufleistungen aus, während ein günstig arbeitender Versicherer wie Cosmos Direkt im Mittelfeld landet.

      Gute Ergebnisse für die Kunden und hohe Kosten sind langfristig schwer vereinbar. Über Beispielrechnungen punkten manche Versicherer damit heute dennoch im Markt. Wie solch ein Kniff funktioniert, erklärt der Volkswohl Bund gegenüber seinen Maklern ganz offen: „Auch unsere fondsgebundenen Riester-Renten erhalten ab sofort einen jährlichen Überschuss in Höhe von 0,65 Prozent des vorhandenen Fondsguthabens. Die prognostizierte Leistung erhöht sich somit um fast zehn Prozent.“

      Für Experten geht es hier um nicht anderes als einen „Kickback“, also eine Rückvergütung der Fondsgesellschaft an den Versicherer. Üblicherweise fließt so ein Teil der jährlichen Managementgebühr von durchschnittlich 1,5 Prozent wieder an den Anbieter zurück. Der Versicherer verbucht dies als Gewinn zugunsten des Kunden und rechnet es in die Prognose ein.

      Das Problem: Ob der Kunde dieses Geld irgendwann sieht, ist völlig offen. Erst in den 60 Seiten starken Versicherungsbedingungen räumt der Versicherer ein, dass die Beispielrechnung eine reine Hypothese ist und der Kunde keinerlei Anspruch auf die errechneten Leistungen hat. Das liest aber erfahrungsgemäß kaum ein Kunde. Und wenn, versteht er es nicht.

      Branchenkenner sagen zudem, dass die Versicherer es sich gar nicht leisten können, die Marge komplett weiterzugeben. Um hohe Prognosen hinzubekommen, nehmen manche sogar bewusst teure Fonds ins Programm. Solche, die vielleicht zwei Prozent jährliche Managementgebühr kosten. Damit treiben Versicherer auch die Rückvergütung hoch. Die höheren Fondskosten bleiben in den Prognoserechnungen jedoch unberücksichtigt, wogegen die höhere Rückvergütung angerechnet wird.

      Jochen Ruß, Geschäftsführer am Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften, kennt diese und weitere Tricks. Sie seien immer wieder im Markt anzutreffen. Abhilfe schaffe nur eine neue Form der Modellrechnung. Diese müsse bei der Prognose von Ablaufleistungen den Produkteigenschaften gerecht werden. Hierzu müssten alle Kosten berücksichtigt werden: Die Kosten der Fonds sowie die Kosten der Versicherungspolice.


      Prognosen der Lebensversicherer

      Hypothetisch

      Wie viel eine Rentenpolice mit Fonds bringt, ist unsicher. Versicherer machen eine Prognose und nehmen dazu eine konstante Fondsentwicklung an.

      Irreführend

      Mathematiker kritisieren, dass dabei nur die Versicherungskosten berücksichtigt werden. Kosten des Fonds dagegen nicht. Wer als Versicherer teure Fonds mit günstigen Versicherungskosten kombiniert, erscheint daher preiswerter als er ist.

      Ungeeignet

      Ein schiefes Bild ergibt sich bei Garantieprodukten. Garantiekosten innerhalb der Fonds werden nicht berücksichtigt. Dies gilt für Absicherungen genauso wie für Umschichtungen in risikoärmere Anlagen. Oft wird der falsche Eindruck erweckt, dass Garantieprodukte dasselbe Renditepotenzial haben wie Angebote ohne Garantie.

      Unvollständig

      Um Kosten der Versicherung und der Fonds zusammen zu erfassen, könnte man eine Renditeminderung aus beiden Quellen berechnen. Das wäre im Sinne der Kunden, hat sich aber bisher nicht durchgesetzt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/versicherungen…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:17:12
      Beitrag Nr. 2.990 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.074 von Maraho am 06.04.09 13:08:18Ergänzend hierzu ...

      10.50 Uhr: Die Anträge auf Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind im März zwar weiterhin auf einem hohem Niveau geblieben, im Vergleich zum Februar nahmen sie allerdings ab. Wie die BA am Montag mitteilte, fiel die Zahl der Anträge gemessen an der Anzahl der betroffenen Beschäftigten um 28.500 auf 670.400. Im März 2008 hatte sie allerdings noch rund 10.000 betragen. Die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit beantragten, stieg hingegen gegenüber Februar um 7200 auf 24.000. Die BA verwies darauf, dass die Anzeigen zur Kurzarbeit zu einem Großteil aus dem Maschinenbau und von den Automobil- und Zulieferbetrieben gekommen seien.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:21:38
      Beitrag Nr. 2.991 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.490 von Maraho am 05.04.09 17:13:08In Bezug ...

      Euro-Zone
      IWF fordert schnelle Osterweiterung

      Nur der Euro kann einige Länder in Osteuropa noch retten, heißt es in einem Bericht des Internationalen Währungsfonds. Der IWF empfiehlt einen schnellen Beitritt zur Währungsunion - die dafür aber die Zugangskriterien lockern müsste. Nach dem G-20-Gipfel ist die Rolle des IWF als Finanzfeuerwehr und Weltmarktaufsicht gewachsen.


      London/Paris - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einem Medienbericht zufolge den krisengeschüttelten Ländern in Mittel- und Osteuropa die Einführung der Gemeinschaftswährung Euro empfohlen. Sie sollten ihre Währungen zugunsten des Euro aufgeben, ohne formell Mitglied der Eurozone zu werden, berichtete die Onlineausgabe der "Financial Times" am Montag unter Berufung auf einen vertraulichen IWF-Bericht.

      Darin werde vorgeschlagen, dass die Eurozone ihre Beitrittskriterien lockere, damit neue Länder als "Quasi-Mitglieder" ohne Sitz in der Europäischen Zentralbank (EZB) beitreten könnten. Nach dem Maastrichter Vertrag und dem Stabilitätspakt gelten Grenzen für Staatsverschuldung, Haushaltsdefizit, Inflation, langfristige Zinssätze und Wechselkurse.

      Ein Beitritt zur Eurozone verspricht dem IWF zufolge die besten Erfolgschancen für eine Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise in diesen Ländern. Die große Unsicherheit unter den Investoren würde damit zurückgehen. Einige osteuropäische Länder erleben derzeit den weltweit stärksten wirtschaftlichen Einbruch. Seit Ende 2008 sind mehrere nationale Währungen im Außenwert abgestürzt. Weil viele Privathaushalte und Firmen Kredite zu Niedrigzinsen in Euro oder Dollar abgeschlossen haben, geraten sie in Zahlungsnot. Die Euro-Mitglieder Slowakei und Slowenien stehen in der Region noch am besten da.

      Der IWF hat bereits unter anderem Lettland, Rumänien, Serbien, Ungarn und der Ukraine Notkredite in Milliardenhöhe gewährt. Auf dem G-20-Gipfel in London in der vergangenen Woche wurde vereinbart, das Budget des IWF um 750 Milliarden Dollar zu verdreifachen, um ihm Spielraum für weitere Hilfen zu verschaffen. Gleichzeitig wurde den ärmeren Entwicklungsländern eine direkte Konjunkturhilfe von 250 Milliarden Dollar gewährt. Der IWF soll zudem in Zukunft die Stabilität des globalen Finanzsystems überwachen.

      Der französischen Zeitung "Le Figaro" (Montagausgabe) sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, die chinesische Landeswährung Yuan sei unterbewertet und das Land sollte sich weniger stark auf seine Exporte verlassen, um seine Wirtschaft anzukurbeln. Die Vorherrschaft des US-Dollar werde noch für eine lange Zeit bestehen, trotz der Vereinbarung beim G-20-Gipfel, die Sonderziehungsrechte des IWF aufzustocken.

      Die ersten Anzeichen für ein Ende der Wirtschaftskrise werden nach seiner Einschätzung vom US-Immobilienmarkt kommen. "Die Krise ist von den Vereinigten Staaten ausgegangen - vom Immobiliensektor. Auch der Wiederaufschwung wird sich dort zuerst feststellen lassen", sagte er. Wenn der Preisverfall auf dem US-Markt stoppe, werde dies ein wichtiges Zeichen sein. Nach IWF-Schätzungen ist im ersten Halbjahr 2010 mit einem Aufschwung zu rechnen.

      Als weitere Indikatoren für den Verlauf der Krise nannte Strauss-Kahn die Entwicklung des internationalen Handels und die Situation auf den noch "eingefrorenen" Kreditmärkten. Auch die Lagerbestände der Unternehmen gelte es zu beobachten. Wenn diese abgebaut seien, werde die Produktion wieder hochgefahren, sagte der ehemalige französische Finanzminister.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/eu/0,2828,61762…
      8 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:24:30
      Beitrag Nr. 2.992 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.926.183 von Maraho am 06.04.09 13:21:38Hier der Link zum "FTD"-Bericht ...

      Kampf dem Kollaps
      Währungsfonds drängt Osteuropa zum Euro
      http://www.ftd.de/politik/europa/:Kampf-dem-Kollaps-W%E4hru…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:35:35
      Beitrag Nr. 2.993 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.922.895 von Maraho am 05.04.09 19:45:31In Anlehnung ...

      Finanzkrise
      Wohin nur mit unserer Wut?
      Von Winand von Petersdorff


      Die Isländer jagen ihre Regierung fort, die Franzosen nehmen Manager in Geiselhaft. Briten hauen in London auf den Putz. Und die Deutschen? Sie delegieren die eher kleineren Demonstrationen auf das klassische Protestpersonal aus Ökos, Antiglobalisten und Gewerkschaftern. Außerdem kaufen sie 1,2 Millionen subventionierte Autos. Das sieht aus wie eine ziemlich coole Art, mit der größten globalen Wirtschaftskrise seit 70 Jahren umzugehen. Aber wirkliche Coolness ist es nicht.

      Denn eines steht außer Zweifel: Die Wut über die Bombenkrater des Finanzkapitalismus ist greifbar, groß und gerecht. Sie wird geteilt von den meisten gesellschaftlichen Gruppen und findet Widerhall im gesamten politischen Spektrum. Inzwischen. Deshalb klingen die Appelle der IG Metall, in denen grenzenlose Profitgier gegeißelt wird, nicht mehr anders als die Beiträge eines Volksbankenfunktionärs, der bei Maybrit Illner dem Gewinnstreben abschwört. Die CSU kommt inzwischen mit ihren Anti-Manager-Tiraden daher wie Attac im Trachtenanzug und gewinnt damit Popularität. Sonst würde sie ja nicht so reden.

      So viel Einigkeit herrschte selten. Das deutsche Problem ist eher, hierzulande eine geeignete Abladestelle für die geballte Wut zu finden. Denn unsere Wirtschaft - so ist der Eindruck - hat ja nicht zu Immobilienzockereien, flächendeckendem Kauffieber und dramatischen Verschuldungen der privaten Haushalte verführt. Die Gehälter und Boni der Banker haben auch nicht das angelsächsische Obszönitätsniveau erreicht. Die Spekulanten und ihren Reichtum sieht man hierzulande nicht. Das gewaltige Schlamassel wurde in London und New York ausgebrütet, sind sich viele Menschen sicher. Finanzkapitalismus, das sind die anderen. Die Wut richtet sich auf sie und zielt gerade nicht auf die deutsche Spielart der Marktwirtschaft. Die findet überraschenderweise sogar noch Freunde.

      Hohe Zustimmung für die deutsche Marktwirtschaft

      Im Februar dieses Jahres zogen die Interviewer des Instituts für Demoskopie Allensbach durchs Land mit folgender Frage: "Haben Sie vom Wirtschaftssystem in Deutschland eine gute oder keine gute Meinung?". Die Ergebnisse sorgen für Verblüffung: 46 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten ein gute Meinung. Das war der höchste Zustimmungswert für die deutsche Marktwirtschaft seit September 2000. Damals fanden 49 Prozent das System gut, fünf Jahre später nur noch halb so viele.

      Eine Erklärung dafür, dass die Deutschen ihr eigenes System für unschuldig halten, liegt in der ziemlich deutschen Tradition, die Wirtschaft zweizuteilen. Noch heute wird sie in der Wortwahl für den Industriesektor deutlich. Er repräsentiert die "reale Wirtschaft". In ihr bauen Menschen prima Maschinen und Autos, verkaufen sie in die ganze Welt und teilen die Erlöse einigermaßen fair zwischen Unternehmern und Arbeitern. In der anderen Welt regieren Kredit, Zins, schlaue Köpfe, die komplizierte Wertpapiere erfinden und gewaltige Gehälter einstreichen.

      Die Zweiteilung ist mit handfesten Werturteilen verbunden. Die reale Wirtschaft wird mit Attributen wie Anständigkeit, Sorgfalt und Sparsamkeit versehen. Die Finanzwelt dagegen gilt als parasitär. Sie saugt die produzierende Welt aus. Ihr Hauptprodukt Kredit wird nicht als Instrument begriffen, armen ambitionierten Menschen zu Aufstieg und Prosperität zu verhelfen, sondern vor allem als Einladung, über seine Verhältnisse zu leben.

      Unsere Ersparnisse haben wir liebend gerne in lukrative Anlageprodukte gesteckt

      Banker machen Geschäfte mit Geld, das ihnen nicht gehört. Das war in Deutschland immer schon höchst verdächtig, und den Vorurteilen war stets eine kräftige Prise Antisemitismus beigemengt. Heute fühlt man sich bestätigt. Der Verdacht gegen den unmoralischen Finanzkapitalismus hat sich in einer Weise erhärtet, wie es kühne Antikapitalisten sich nicht hätten träumen lassen.

      Die Lage bleibt gleichwohl unübersichtlich. Deutschland ging es gerade in den letzten Jahren so gut wie lange nicht mehr. Das Land erntete die Früchte der Globalisierung und der internationalen Arbeitsteilung. Es bestückte die Fabriken der Aufsteigerländer mit Maschinen, verkaufte den wachsenden Mittelschichten schöne Autos und lebte nicht schlecht mit der Lüge, dieser Erfolg sei ein Erfolg der realen Wirtschaft.

      Die Aufsteigerländer haben ihre Aufholjagd mit Krediten von den Finanzkapitalisten bezahlt. Womit denn auch sonst?

      Indirekt verdankt Deutschland die Prosperität der letzten Jahre jedoch durchaus auch der verschmähten Klasse der Finanzakrobaten. Denn schließlich haben wir unsere Maschinen und Autos gerne an Menschen verkauft, die sie mit dubiosen Krediten finanzierten. Und schließlich haben wir unsere Ersparnisse liebend gerne in diverse lukrative Anlageprodukte gesteckt, ohne zu fragen, bei wem es am Ende landet. Dieser Gedanke traut sich nur zaghaft an die Öffentlichkeit. Wer fühlt sich schon gerne wie ein Hehler? Trotzdem ist da eine Scham, sich an einem Wirtschaftsprozess beteiligt zu haben, ohne ihn verstanden zu haben. Hätten wir nicht etwas genauer hinschauen müssen? Haben wir nicht eine Idee zu viel delegiert an unsere Banken? Sicher ist: Scham lähmt. Die Wut kann sich nicht gut entfalten.

      Wohin soll man schimpfen?

      Zusätzlich trägt das aktuelle Wohlstandsniveau dazu bei, den Protest-Elan nicht groß werden zu lassen. Es entsteht keine Bewegungsenergie, die für Demonstrationszüge Grundvoraussetzung ist. "Es brodelt, aber die Krise ist noch nicht richtig angekommen", sagt Grünen-Politiker und Attac-Deutschland-Mitbegründer Sven Giegold. "Die Katastrophe findet in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen und den Analysen der Ökonomen statt", sagt Meinungsforscher Matthias Jung. Im wahren Leben ist sie noch nicht angekommen; bei vielen wird sie nach seiner Darstellung nie ankommen.

      Mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung ist weitgehend entkoppelt von der Unruhe, die die Marktwirtschaft zurzeit stiftet. Sie sind Rentner, deren Bezüge zuletzt antizyklisch aufgestockt wurden, Arbeitslose oder Beamte. Ihre Position dürfte sich nicht dramatisch verschlechtern: Beamte und Rentner mögen zwar Geld verloren haben in ihren Depots, aber selten doch so einschneidend, dass der Lachsschinken vom Abendbrottisch verschwindet. So betrachten sie die Vorkommnisse höchstens mit neugieriger Distanz.

      Die anderen bleiben ruhig, solange ihnen Kurzarbeit noch ein Auskommen sichert. Brenzliger wird es erst, wenn die Programme auslaufen und die Unternehmen keine neuen Aufträge bekommen. Dann schnellen die Arbeitslosenzahlen schnell über die magische Vier-Millionen-Grenze, wird unheilschwanger geraunt. Doch selbst dann wird es keine gravierenden Proteste geben, vermutet Jung, Chef der Forschungsgruppe Wahlen.

      Wohin soll man denn auch schimpfen? Die Politik macht doch längst das, was links immer forderte. Sie pumpt Geld in die Wirtschaft, als ob es kein Morgen gäbe. Sie steigt in private Banken ein, und sie enteignet diese sogar, wenn es opportun erscheint. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Linke in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten an Zustimmung verliert, statt auf einer Erfolgswelle zu surfen. Man braucht sie nicht.

      Die Systemkritik bleibt in den Kinderschuhen

      Und die Gewerkschaften? Sie haben für den 16. Mai zur Großdemo gerufen und verwischen gleichzeitig die klassischen Frontlinien zwischen Arbeit und Kapital. Sie kämpfen mit der Kitzbühel-Milliardärin Maria-Elisabeth Schaeffler, mit dem Opel-Management für die Rettung der Unternehmen und mit der gesamten Autoindustrie für die Abwrackprämie. Das ist zutiefst pragmatisch. Kein Wunder, dass da die Systemkritik in den Kinderschuhen bleibt.

      Und schließlich hat sich in Deutschland längst eine Nüchternheit eingeschlichen, was alternative Wirtschaftssysteme angeht. Wie ist es denn, das Paradies, für das es sich aufzubrechen lohnt? Irgendwie soll auf jeden Fall der Mensch in den Mittelpunkt rücken. So fordert es Verdi, so steht es aber auch im Nachhaltigkeitsbericht der Bayer AG und im Unternehmensgrundsätze-Katalog der DM-Drogeriekette. Es sind Forderungen, die so wirken wie Baldrian mit Bio-Siegel: korrekt und einschläfernd.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:42:30
      Beitrag Nr. 2.994 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.909.062 von Maraho am 02.04.09 19:22:28Die Meinung von Heiner Flassbeck ...


      Verpasste Chance
      Gipfel der Belanglosigkeit

      Eine Außenansicht von Heiner Flassbeck

      Beim Treffen der G-20-Staaten in London wurde die Chance verpasst, die Weichen der Weltwirtschaft neu zu stellen.

      Die Weltwirtschaft, getrieben von den Finanzmärkten, ist in einen tiefen Sumpf geraten, und ihre Lage lässt sich nur noch mit der in der Großen Depression vom Anfang des vorigen Jahrhunderts vergleichen. Die große Politik, offenbar ebenfalls getrieben von den Finanzmärkten, hält mit Gipfeln dagegen und versucht, den im Sumpf Strampelnden einen festen Halt zu bieten. Das ist notwendig, aber unglaublich teuer. Die Billion wird inzwischen zu einer gebräuchlichen Zahl. Doch niemand fragte in London, warum die Finanzmärkte die Wirtschaft eigentlich in den Sumpf getrieben haben. War es ein Unfall, war es Absicht, war es Dummheit? War es vielleicht unsere eigene Dummheit, weil wir alle über unsere Verhältnisse leben wollten?

      Viele Fragen, aber keine Antworten aus London.

      Wissen die Politiker nicht, was passiert ist, oder wollen sie es nicht wissen? Stattdessen gab es die übliche Gipfel-Routine, diesmal nur mit größeren Zahlen. Ein erweitertes Financial Stability Forum soll es in Zukunft vor allem richten. Das ist die Institution, die nach der asiatischen Finanzkrise vor zehn Jahren gegründet wurde, um die Finanzmärkte zu überwachen und vor drohenden Gefahren zu warnen. Was heute nur den Schluss zulässt, dass keine Institution mehr versagt hat als dieses Financial Stability Forum. Na dann, auf ein Neues.

      Wiedersehen macht Freude Geld (besser: Kredite) haben die Führer der G 20 vor allem dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Verfügung gestellt. Damit soll er in Not geratenen Ländern helfen. Wenn der Internationale Währungsfonds das aber so tut, wie vor zehn Jahren in Asien und wie vor kurzem in Osteuropa, wo er die Kredite regelmäßig an die Bedingung gebunden hat, dass die vor der Zahlungsunfähigkeit stehenden Länder die Zinsen erhöhen, Löhne kürzen und Staatsdefizite verringern, also ihre wirtschaftliche Lage zusätzlich verschlechtern, dann ist das viele Geld keine wirkliche Hilfe für die Länder. Und es ist außerdem kontraproduktiv für die Weltwirtschaft. Nur der Teil, der sich auf die Aufstockung der Sonderziehungsrechte bezieht (250 Milliarden Dollar), wird ohne solche "Bedingungen" vergeben.

      Warum aber macht der Fonds solche Auflagen? Nun, die Antwort ist einfach: Weil es die Führer der Welt, wie schon nach früheren Krisen, auch diesmal mit aller Macht vermieden haben, über das eine und entscheidende Thema der globalisierten Wirtschaft zu reden: die Frage nämlich, wie eine globale Währungsordnung aussehen soll, bei der die Wechselkurse nicht von spekulativen Finanzmärkten bestimmt werden, sondern sich den fundamentalen ökonomischen Daten der miteinander handelnden Länder anzupassen haben - also vor allem den Differenzen der Inflationsraten in den einzelnen Länder.

      Gäbe es eine solche Ordnung, müssten Länder mit hohen Inflationsraten zwar nach wie vor abwerten, sie müssten aber nicht mit einer restriktiven Politik die "Märkte" davon überzeugen, dass ihre Währung nicht ins Bodenlose fallen muss, um wieder eine stabile Wettbewerbsposition zu erreichen.

      Die Krux der Kredite

      Das zeigt die grundlegende Schwäche der Gipfelergebnisse. Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die Finanzmärkte die reale Wirtschaft in den Sumpf getrieben haben, weil sehr viele Akteure rund um die Welt mit sehr viel geliehenem Geld auf vielen unterschiedlichen Märkten, bei Hypothekenderivaten, Rohstoffen, Aktien und Währungen gewettet und verloren haben. Sie mussten verlieren, weil ihren spekulativen Geschäften keine Produktivität gegenübersteht, schon gar keine, aus der zweistellige Renditen hätten bezahlt werden können.

      Der Zusammenbruch kommt, weil sich irgendwann die normalen Menschen die spekulativ überteuerten Häuser oder das Öl für die Heizung nicht mehr leisten können oder ein hoher Wechselkurs die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft so sehr zerstört hat, dass jeder merkt, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

      Über all das spricht das Kommuniqué des Gipfels mit keinem Wort. Es spricht nicht davon, dass dieses "Wetten", das globale Kasino also, natürlich vollkommen unproduktiv war, es sagt nicht, dass überzogene Renditeerwartungen der Spieler ein für allemal auf den Müllhaufen der Geschichte gehören, es stellt nicht fest, dass die Welt die Nullsummenspiele dieser Kasinos nicht braucht, und es beklagt nicht, wie viel Schaden das Spielen mit Schulden mittlerweile angerichtet hat. Keine Rede ist von den massiven Preisverzerrungen im internationalen Handel durch Rohstoffpreis- und Währungsspekulation, aber die im Vergleich dazu völlig unwichtige Welthandelsrunde soll zu Ende gebracht werden.

      Zwar sollen die zukünftigen Regulierer die "Verbraucher und Investoren" schützen, sie sollen aber auch "Wettbewerb und Dynamik" an den Finanzmärkten fördern und Schritt halten mit den "Innovationen" an diesen Märkten. Konkret ist daran nichts außer der Ankündigung, dass jeder, der zukünftig ins Kasino geht, seinen Ausweis vorzeigen muss.

      Die Spieler stehen bereit

      So geht es nicht. Schon stehen die globalen Spieler, die "Investment Banker", wie sich ein Teil von ihnen großspurig und irreführend nennt, bereits wieder in den Startlöchern, um das nächste große Spiel zu beginnen. Sobald die Bilanzen mit dem Geld des Steuerzahlers bereinigt sind und, wie in den letzten beiden Wochen geschehen, Rauchzeichen vom Gipfel eine Stabilisierung des Systems durch die Politik andeuten, steigen die Spieljunkies sofort wieder ein. Die Aktienkurse steigen, Rohstoffe legen zu und Währungen werden aufgewertet, die bis vor Kurzem noch als hoffnungsloser Fall galten, aber immer noch hohe Zinsen bieten. Die Politik aber schaut interessiert zu und freut sich, dass das "Vertrauen" in die Märkte zurückgekehrt ist.

      Wieder einmal ist die Politik, national wie international, vollkommen unfähig, ein komplexes Problem zu verstehen, Lobbyismus konsequent abzuwehren und Lehren aus einem solchen Schock zu ziehen, die wirklich etwas mit den Ursachen zu tun haben. Dazu passt, mit welcher Akribie und welcher Energie das Problem der "Steueroasen" angegangen wurde. Das hat zwar absolut nichts mit der Finanzkrise zu tun, ist aber schön anschaulich und der Druck auf ein paar kleine Länder verspricht doch schnell einen vorzeigbaren Erfolg. Der erste große Gipfel in der Krise hat das Thema verfehlt, und viele Versuche werden die Regierungen nicht mehr haben, bevor das Experiment der Globalisierung endgültig gescheitert ist.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt5m1/wirtschaft/556/464158…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:49:21
      Beitrag Nr. 2.995 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.771.560 von Maraho am 16.03.09 06:56:58Die Schweizer über Herrn Ackermann ...

      Sankt Josef von Mels
      Von Ralph Pöhner.

      Erst symbolisierte er die Abzocker, dann wurde er zu einer Respektfigur, dann wieder zum Ärgernis – und jetzt dient er als moralische Instanz: Josef Ackermann, Schweizer Chef der Deutschen Bank, überrascht die Deutschen immer wieder neu.


      «Ackermann fordert Bonus-Verzicht», meldet das «Handelsblatt» in Düsseldorf, «Ackermann kritisiert Banker-Boni», verkündet der «Stern» in seiner Online-Ausgabe, «Ackermann hat Angst vor sozialen Unruhen», berichtet die «Welt».

      Ackermann hat offenbar etwas zu sagen in Deutschland: Momentan ist der Schweizer Chef der Deutschen Bank wieder auf allen Kanälen. Anlass bot ein Interview in der «Bild»-Zeitung, bei dem Chefredaktor Kai Diekmann ihn zu den grossen moralischen Stammtischthesen des Finanzwesens befragte: Sind Banker gierige Geldsäcke? Verstehen Sie die Wut der Menschen? Ist das Streben nach immer mehr Profit moralisch noch in Ordnung? Brauchen wir mehr Anstand in der Wirtschaft?

      Tête-à-tête mit Angela Merkel

      Und Josef Ackermann lieferte die Antworten, welche die Fragen suggerierten: Ja, er verstehe den Ärger vieler Menschen, ja, die Millionenzahlungen bringen eine ganze Berufsgruppe in Verruf, ja, natürlich hätten die Banken Fehler gemacht. Und so wird im Auftritt eine Wandlung spürbar: Jahrelang galt Josef Ackermann in Deutschland als Inbegriff des hässlichen Managers – «die Ackermänner» wurde zu einem geflügelten Schimpfwort –, aber jetzt kommt er daher wie ein Aussenstehender: Er ist ein Zeuge der Anklage gegen die gierigen Bankmanager. «Ackermann schmäht die eigene Kaste», betitelt denn auch «Focus online» seinen heutigen Bericht.

      Nun ist das nicht völlig neu. Denn der Mann, dessen Victory-Zeichen vor fünf Jahren zum Urbild für Managerarroganz geworden war, konnte sich in einer ersten Phase der Finanzkrise neuen Respekt verdienen. Während andere Grossbanken in schwere Not gerieten, segelte Deutschlands wichtigstes Finanzinstitut scheinbar unbeschädigt voran: Ackermann und seine Crew, so schien es lange, hatten die Risiken im Griff. Deutschland versöhnte sich wieder mit dem Schweizer. Zur Feier seines sechzigsten Geburtstags richtete ihm Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich ein Diner im kleinen Kreis aus – kein anderer Manager konnte sich solch einer Prestigeeinladung erfreuen.

      Reiner Kapitalist im rheinischen Kapitalismus

      Doch die neuerwachte Liebe war brüchig. Der HSG-Absolvent aus dem St. Gallischen blieb und ist ein kompromissloser Vertreter der Marktwirtschaft, also dessen, was man in Deutschland lieber als Kapitalismus abtut. Auch im heutigen «Bild»-Interview liess er spüren, dass er in ordnungspolitischen Fragen keineswegs Kreide gefressen hat. «Gewinn ist nicht nur moralisch gerechtfertigt, sondern sogar geboten», beantwortete er Diekmans Zweifel am Profit. Die Frage stelle sich nicht in Bezug auf die Höhe, sondern auf die Art und Weise, wie Gewinne erwirtschaftet werden.

      Und so hatten sich in letzter Zeit neue Friktionen ergeben. Als Finanzminister Peer Steinbrück im Oktober 500 Milliarden Euro unter den deutschen Banken verteilen wollte, bemerkte Ackermann, er würde sich schämen, Geld vom Staat zu nehmen. Was in anderen Ländern – etwa der Schweiz – ein ganz vernünftiger Gedanke sein mag, weckte in Deutschland Widerspruch von links bis rechts: Erneut stand Ackermann als arroganter Typ da. Präsidentschaftskandidat Peter Sodann (Die Linke) wünschte die Verhaftung des Bankers, Kanzlerin Merkel setzte sich dafür ein, dass ihm ein Preis verweigert werde. Und auch Top-Banker gingen offen auf Distanz zum Mann aus den Bergen. Der Grund: Weil sich der oberste Deutsch-Banker so spöttisch gegen Staatshilfe gewandt hatte, wagten es die anderen Institutschefs kaum, in Berlin um den notwendigen Check zu bitten.

      Ackermann, der Kleinverdiener

      Und doch hört man jetzt erneut auf ihn. Denn sein riskantes Spiel scheint aufzugehen: Zwar musste die Deutsche Bank für 2008 einen Rekordverlust von rund 7 Milliarden Franken vermelden, worauf Deutschlands Politik- und Finanzelite eifrig darüber spekulierte, ob nicht auch Ackermann bald ein Hilfspaket benötige – es wäre das Ende seiner Karriere gewesen. Aber jetzt, wo wieder Gewinne in Aussicht stehen, scheint er Recht zu erhalten mit seiner sturen Distanz zum Staat.

      Auf der anderen Seite ging ausgerechnet Josef Ackermann voran beim Bonus-Abbau: Schon im November verkündete er, dass er und seine Geschäftsleitungskollegen auf alle Boni verzichten. Letzte Woche wurde bekannt, dass seine Vergütung auf rund 1,8 Millionen Franken geschrumpft war. Nachdem er jahrelang unter den Top-Dreien der deutschen Salärkönige gewesen war, rangiert er also im Wettbewerb der Managermillionen unter ferner liefen.

      Und schon glaubt man ihm wieder, wenn er als Frontmann im Kampf gegen Banker-Boni herangezogen wird.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 13:58:06
      Beitrag Nr. 2.996 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.869.486 von Maraho am 27.03.09 21:09:18In Bezug ...

      Armut und Demut
      Rudolf Stumberger

      Eine Studie zeigt: Unter Hartz IV wurden die Arbeits- zur Gesinnungskontrollbehörde

      Der jüngste Hartz IV-Sündenfall, bei dem in Göttingen ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur einem bettelnden Langzeitarbeitslosen die Bezüge kürzte, lässt die Frage nach der sozialpolitischen Einstellung der Arbeitsvermittler aufkommen. Denn um einen Bettelnden - wohlgemerkt in der Freizeit - längere Zeit zu beobachten, seine Bettel-Einkünfte zu schätzen, dies als Einkommen mit den Hartz IV-Groschen zu verrechnen und den Bettelnden so zu bestrafen, dies bedarf schon einer gewissen Blockwartmentalität, die anscheinend den Fürsorgegedanken der früheren Sozialhilfe ersetzt hat.


      Wie sich unter dem Einfluss von Hartz IV die Einstellung von Arbeitsvermittlern gegenüber ihren "Kunden" verändert hat, darüber gibt eine Studie der Universität Bielefeld Auskunft [1]. Dabei wurden 107 Arbeitsvermittler in Arbeitsagenturen nach der Einstellung zu ihrer Tätigkeit befragt. Das Ergebnis: Unter Hartz IV wird der Umgang mit Arbeitslosen in den Arbeitsverwaltungen zu einer neuen Form sozialen Kontrolle. Bestraft werden nicht nur Verstöße gegen die gesetzlichen Regelungen (wie bisher schon), sondern bestraft wird mittlerweile vielmehr die innere Haltung, die Meinung. Mit "die Gedanken sind frei" ist es unter Hartz IV jedenfalls für Arbeitslose vorbei, jetzt steht die rechte Gesinnung auf dem Prüfstand.

      So konstatiert die Studie, dass zwar die Arbeitsvermittlung die zentrale Aufgabe der Arbeitsverwaltung sei, dies aber in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit in den "Hintergrund" trete (weil, wo keine Jobs, auch keine Vermittlung). Was aber machen dann die Angestellten der Arbeitsverwaltung? Die einfache aber weitreichende Antwort, so die Sozialforscher, lautet: Aktivieren. Und dabei kommt es, so die fundamentale Einsicht eines Arbeitsvermittlers, auf die "Haltung" der "Kunden" an:

      Also wenn ich nicht selbst in mir den Willen habe, hier von uns weg zu kommen, zu sagen: ‚Also am liebsten möchte ich mit denen hier nicht zu tun zu haben', wenn das nicht in mir ist, dann wird das einfach nicht klappen...
      Arbeitsvermittler in Süddeutschland


      In derartigen Einstellungen wird Beschäftigung zu einer vom Willen des Arbeitslosen abhängigen Leistung. Das Arbeitsamt kann nur die Rahmenbedingungen setzen (Stellenangebote, Mobilitätshilfe, Zuschüsse) und dann liegt es an den Arbeitslosen selbst, etwas aus sich zu machen. Schaffen sie es nicht, war vermutlich der Wille nicht groß genug. Die Studie kommentiert diese Einstellung so: "Was bis hierher als Binsenweisheit der ökonomischen Eigenständigkeit daherkommt, gibt sich nur bei genauer Lektüre als etwas ganz anderes zu erkennen. Denn die objektive Situation auf dem Arbeitsmarkt spielt hier keine Rolle mehr: Arbeit zu finden wird subjektiviert." Und diese Einstellung ist in den Arbeitsämtern die Regel, denn "Vergleichbare Aussagen finden wir in fast allen Interviews mit Arbeitsvermittlern."

      Wie eine "falsche" Einstellung von Arbeitslosen von Seiten der Arbeitsvermittler bestraft wird, zeigt das Beispiel eines Kraftfahrers, der eine "Trainingmaßnahme" bei einem möglichen künftigen Arbeitgeber ablehnt:

      … und der sollte eine Trainingsmaßnahme machen und wäre danach eingestellt worden, und dann har er dem Arbeitgeber gesagt: "er wäre doch nicht bescheuert und würde doch nicht zwei Wochen für nichts arbeiten"...
      Arbeitsvermittlerin


      Der an sich ja nicht unbegründete Einwand ihres "Kunden" weckt aber Zweifel an der Arbeitswilligkeit bei der Arbeitsvermittlerin und wird dann so beantwortet: "Fazit: als Nächstes bekommt der jetzt eine Gemeinwohlarbeit zugewiesen..."

      Die Studie macht an diesem Beispiel klar, was sich unter Hartz IV geändert hat: Entscheidungen von Arbeitslosen werden nicht einfach mehr als Handlungen von autonomen Bürgern hingenommen, die bei Verstoß gegen das Gesetzt zum Beispiel durch Leistungsentzug bestraft werden. "Darum geht es heute nicht mehr: Es geht vielmehr um Einsicht und Kooperation."

      Der Arbeitslose ist in diesen Sichtweisen kein autonomer Bürger mehr und der Staat kein Organ der Volkssouveränität. Der Staat, so die Studie, wird hier zur formalen Organisation, die mit dem Arbeitslosen eine Tauschbeziehung eingeht: Er kriegt Hartz IV, aber dafür soll er arbeiten, auch wenn es nur für ein paar Euro ist. Die politische Verbindung zwischen Bürger, Volkssouverän und Herrschaftsinstitution, also die demokratische Verfasstheit, wird so aufgelöst in das einfache Modell eines "Tausches" zwischen dem "Staat" und dem "Kunden".

      Auch hier ist wieder anzumerken, dies ist keine Einzelmeinung, sondern: "Diese Denkweise wird von der Mehrheit der befragten Arbeitsvermittler innerlich geteilt." Nur eine Minderheit weist mittlerweile noch dieses Prinzip des Subjektivierens zurück und hält an der Vor-Hartz IV-Sicht der Dinge fest, dass nicht der eigene Wille, sondern die Lage am Arbeitsmarkt entscheidend ist:

      Jetzt, was soll ich denn da für ein härteres Regiment führen, wenn die Leut' nichts finden? Was soll ich denn da machen, soll ich sie erschießen?
      Arbeitsvermittlerin aus dem Südwesten


      "Aktivieren als soziale Kontrolle", so die Studie, zielt heute primär direkt auf die Einstellung und Haltung. Und was bedeutet dies für den Arbeitslosen? Wer mit derartigen Zumutungen kein Problem hat und auch bereit ist, den sozialen Abstieg hinzu nehmen, könnte – freilich je nach Arbeitsmarktlage – von der Aktivierung profitieren: Sie würden bei der "richtigen" Arbeitssuche (also die Bereitschaft, auch die schlechtbezahlteste und schmutzigste Arbeit anzunehmen) unterstützt. Wer sich allerdings weigert, dieses massive soziale Deklassierungs- und Ausbeutungsprogramm zu akzeptieren und zum Beispiel auf seiner Berufsidentität beharrt, denen – so die Studie – ergeht es schlecht: "Sie laufen Gefahr, in das Visier der Arbeitsvermittler zu geraten" und "bekommen dann als Abweichler zusätzliche Probleme, da gerade bei ihnen die Haltung und nicht die Vermittlung in Arbeit in den Fokus des Arbeitsvermittlers gerät".

      Man muss sich deutlich vor Augen führen, was dieses – im soziologischen Fachjargon "nachsolidarische" – Denken und Tun der Arbeitsbehörde bedeutet: Sie mutierte unter Hartz IV offensichtlich zu einer Kontroll- und Bestrafungsbehörde nicht nur des Handelns, sondern des Denkens, der Einstellung, der Gesinnung. Nicht nur die Zurückweisung einer Arbeit wird sanktioniert, sondern allein schon die nicht Hartz IV-kompatible Einstellung, mit einem erlernten Beruf ausreichend Geld zum eigenen Unterhalt zu verdienen und so ein normales Leben führen zu wollen. Die Arbeitsbehörden werden so praktisch zur Schule der Armut und Demut – die Armen- und Arbeitshäuser des 19. Jahrhunderts lassen ideologisch grüßen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30050/1.html

      Bis später ...
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 17:40:56
      Beitrag Nr. 2.997 ()
      Guten Abend,
      jetzt geht es gelockert voran ...

      Zwei interessante Dinge aus der "FTD" ...

      Dauerhafte Erholung?
      Wie die Börsianer die Rally begründen
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Steigende Börsenkurse trotz Rezession: Die seit vier Wochen andauernde Rally an den Aktienmärkten stößt eine kontroverse Debatte an. FTD.de fasst die Argumente zusammen, was für die Hochstimmung der Anleger spricht - und was dagegen.


      Frühling an den Weltbörsen: Der S&P 500 steigt seit vier Wochen ununterbrochen, der Dax notiert bei knapp 4400 Punkten - und auch bei Währungen und Rohstoffen gehen die Investoren wieder Risiko.

      "Green shoots" ("Grüne Sprösslinge") ist das Wort der Stunde. Zu den stärksten Befürwortern der optimistischen These, dass der Welt bald bessere Zeiten bevorstehen, zählt Larry Kantor, Leiter Research bei Barclays Capital. "Wir sind der Überzeugung, dass die aktuelle Rally an den Märkten besser unterstützt ist als die vorangehende. Die wirtschaftlichen Daten werden besser werden", schreibt Kantor im Kapitalmarktausblick.

      "Green shoots" oder Bärenmarktrally

      Nicht überall stößt die "Green-shoots-These" auf Zustimmung. Bob Janjuah, Stratege bei der Royal Bank of Scotland, sieht eine Bärenmarkt-Rally vor sich und warnt vor heftigen Korrekturen. Die "grünen Sprösslinge" seien zu einem "tropischen Regenwald" überhöht worden. "Jeder, der die weltweite Rezession nicht hat kommen sehen, stellt sich jetzt vor die Kamera und teilt der Welt mit, dass das Schlimmste vorüber sei", schreibt Janjuah, der mit einem Verfall der Aktienkurse um 30 Prozent rechnet.

      Dieser Meinung schließen sich auch die Aktienstragen von JP Morgan an. Sie sehen drei Indikatoren, die das Ende eines Bärenmarkts ankündigen, noch nicht auf "grün springen". Erstens liege die Eigenkapitalrendite der Nicht-Finanzunternehmen mit 17,4 Prozent noch über dem langjährigen Durchschnitt von 12,8 Prozent.

      Zweitens decke der Bestand an unverkauften Häusern in den USA noch für zwölf Monate die Nachfrage ab, erst bei einem Wert von acht Monaten sei eine Erholung in Sicht. Und drittens gehe aus einer Umfrage unter Managern hervor, dass 64 Prozent aller Befragten die Kreditvergabe verschärften. Ein Faktor von 20 Prozent sei erst ein gutes Signal. "Wir ziehen Bargeld Aktien vor", fassen die JP-Morgan-Experten ihre Analyse zusammen.

      FTD.de zeigt die aktuelle Debatten zur Rally auf.

      Weiterführend ... http://www.ftd.de/index.html
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 17:50:44
      Beitrag Nr. 2.998 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.923.835 von Maraho am 06.04.09 06:10:15In Bezug auf die Tournee ...

      Debatte um Abrüstung
      Wo auf der Welt Atomwaffen lagern
      von Kai Beller (Berlin)

      Die Ankündigung ist historisch: In Prag hat Barack Obama eine Zukunft ohne Kernwaffen gefordert. Doch noch verfügen etliche Länder über die tödliche Waffe - trotz aller Abrüstungsbemühungen. FTD.de beleuchtet den aktuellen Rüstungsstand.


      US-Präsident Barack Obama hat mit seiner Vision einer atomwaffenfreien Welt ein fast vergessenes Menschheitstrauma zurück ins Bewusstsein geholt. Das Gleichgewicht des Schreckens, das bis zum Ende des Kalten Kriegs die internationale Politik bestimmte, existiert nach wie vor. Allen voran die USA und Russland verfügen über Atomwaffenarsenale, welche die Welt in eine nukleare Wüste verwandelt könnten.

      Das Interesse an Abrüstung war in den vergangenen Jahren auf beiden Seiten erlahmt. Obama will nun wieder Schwung in die Verhandlungen mit Moskau bringen. Neben der Vision spielen dabei aber auch ganz praktische Erwägungen eine Rolle. Die Atomstreitmacht ist teuer und denkbar ungeeignet für die Jagd auf Terroristen.

      Welche Staaten gelten als Atommächte?

      Die USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China gelten offiziell als Nuklearwaffenmächte. Durch den Atomwaffensperrvertrag ist es ihnen untersagt, Kernwaffen und ihr Know-how zum Bau entsprechender Waffen weiterzugeben. Rund 190 Staaten haben den Vertrag unterzeichnet - darunter Deutschland. Sie dürfen keine Atomwaffen erwerben und besitzen. Auch ist es ihnen verboten, derartige Waffensysteme zu entwickeln.

      Gibt es trotz des Atomwaffensperrvertrags noch andere Atommächte?
      Indien, Pakistan und Israel haben den Vertrag nicht unterzeichnet. Die Regierung in Neu-Dehli hat Indien offiziell zur Atommacht erklärt. Nach Schätzungen der Organisation Bulletin of the Atomic Scientists verfügt Indien über 50 einsatzfähige Atomsprengköpfe. Das Nachbarland Pakistan soll rund 60 Nuklearsprengköpfe besitzen. Die USA werfen China vor, bei der atomaren Aufrüstung mitgeholfen zu haben.

      Ein großes Geheimnis wird auch um das israelische Atomwaffenprogramm gemacht. Die Regierung in Jerusalem hat den Besitz von Kernwaffen nie offiziell zugegeben. Es gilt jedoch als sicher, dass die Streitkräfte über solche Waffensysteme verfügen. Auf mehr als 80 Sprengköpfe wird das israelische Kernwaffenpotenzial geschätzt.

      Neben den genannten Ländern gelten auch der Iran und Nordkorea als potenzielle Atommächte. Beide haben den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben. Während die Regierung in Teheran bestreitet, Atomwaffen zu entwickeln, hat das kommunistische Regime in Pjöngjang 2006 eine Atomwaffe getestet. Der Uno-Sicherheitsrat verhängte daraufhin Sanktionen gegen Nordkorea.

      Wie groß ist das Atomwaffenpotenzial?

      Die Organisation Federation of American Scientists (FAS) schätzt die Zahl der atomaren Sprengköpfe weltweit auf mehr als 23.000. Atomwaffengroßmächte sind die USA und Russland. Die US-Streitkräfte sollen über rund 6000 Sprengköpfe verfügen. Davon sind rund 2700 sofort einsatzbereit. Die andere Hälfte lagert in Depots. Das russische Atomwaffenpotenzial wird auf knapp mehr als 4100 geschätzt. Beide Staaten haben ihre Bestände nach dem Ende des Kalten Kriegs reduziert.

      Das Kernwaffenarsenal der anderen drei offiziellen Atommächte ist wesentlich kleiner. Die französische "Force de Frappe" verfügt laut Schätzungen über rund 300 Sprengköpfe. Der größte Teil davon ist auf U-Booten untergebracht. Auch die britische Atomstreitmacht setzt auf U-Boote: Etwas weniger als 200 Sprengköpfe sind auf vier atomaren Unterseebooten stationiert. China soll über mehr als 400 atomare Gefechtsköpfe verfügen.

      Welche Vereinbarungen gibt es über Atomwaffentests?

      Die Geschichte der Rüstungskontrollvereinbarungen begann mit dem Atomteststopp-Abkommen aus dem Jahr 1963. Der Vertrag verbietet Nuklearwaffentests in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser. Die Supermächte verlegten sich auf unterirdische Versuche. Nur Frankreich und China testeten weiter oberirdisch - sie haben das Abkommen nicht unterzeichnet.

      Ein Vertrag über ein umfassendes Verbot von Kernwaffentests wurde zwar 1996 unterzeichnet. Er ist aber noch nicht in Kraft getreten, weil ihn unter anderem die USA, China und der Iran noch nicht ratifiziert haben.

      Welche Abrüstungsverträge gibt es?

      Neben dem Atomwaffensperrvertrag hat es in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren eine Reihe von Versuchen gegeben, das atomare Wettrüsten zu begrenzen. Dafür stehen die beiden SALT-Verträge (Strategic Arms Limitation Talks) aus den Jahren 1972 und 1979.

      SALT I begrenzte die Zahl der Abschussvorrichtungen für landgestützte Interkontinentalraketen und ballistische U-Boot-Raketen. SALT II setzte die Obergrenze für die Trägersysteme auf 2400 fest. Das zweite Abkommen wurde von den USA nie ratifiziert - allerdings hielt sich Washington an die Vereinbarung.

      1987 unterzeichneten die USA und die Sowjetunion den INF-Vertrag über die vollständige Vernichtung atomarer Mittelstreckenraketen. Zum ersten Mal musste eine Waffengattung - betroffen waren Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite bis zu 5500 Kilometer - komplett zerstört werden.

      Die beiden START-Verträge (Strategic Arms Reduction Treaty ) waren in den 90er-Jahren die letzten großen Abrüstungsschritte der Supermächte. Mit START I wurden die Nuklearwaffensysteme auf 1600 Trägersysteme und 6000 Sprengköpfe begrenzt. Mit START II wurden Gefechtskopfarsenal auf beiden Seiten auf 3500 limitiert. Doch der Vertrag wurde von Russland erst 2000 ratifiziert und an Bedingungen geknüpft.

      START II scheiterte schließlich und wurde durch den SORT-Vertrag abgelöst. Darin verpflichten sich die USA und Russland, die Zahl ihrer Sprengköpfe bis 2012 auf 1700 bis 2200 Stück zu verringern. Doch dem Vertrag fehlen wichtige Elemente: Es gibt keine Kontrollmechanismen, und die Sprengköpfe müssen auch nicht zerstört werden.

      Gibt es noch Atomwaffen in Deutschland?

      Um die Lagerung von Atomwaffen in Deutschland wird ein großes Geheimnis gemacht. Dass es hierzulande noch Bestände gibt, belegte die Absicht von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit der US-Regierung darüber zu sprechen. Offen zugeben mag die Existenz der Nuklearwaffen aber niemand.

      Atomwaffengegner gehen davon aus, dass auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz 10 bis 20 Sprengköpfe lagern. Bis 2004 wurden auch in Ramstein Kernwaffen gelagert. FDP und Linke forderten den vollständigen Abzug der Atomwaffen aus Deutschland.

      Quelle: FTD.de, 16:58 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      37 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 17:50:55
      Beitrag Nr. 2.999 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.253 von Maraho am 06.04.09 17:40:56Fast nur noch institutioneller Handel ausgelöst durch die Rettungspakete der USA. Das dürfte aber nach meiner Meinung diese Woche noch gut laufen.

      Morgen beginnt die Q1-Saison mit ALCOA- und da droht kein Ungemach. Nächste Wpoche dann wird´s wohl zur Sache gehen.
      Avatar
      schrieb am 06.04.09 17:54:35
      Beitrag Nr. 3.000 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.928.325 von Dorfrichter am 06.04.09 17:50:55Guten Abend Dorfrichter,

      ich denke auch, daß es sich bald totläuft! Aber für den Moment passt Deine Erklärung ganz gut. Die "Gipfeltournee" dürfte auch ein Grund sein.

      Grüße von Maraho
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