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    Am Sterbebett eines Systems - 500 Beiträge pro Seite (Seite 2)

    eröffnet am 21.01.09 17:19:56 von
    neuester Beitrag 21.01.14 17:41:49 von
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      schrieb am 04.02.09 14:06:40
      Beitrag Nr. 501 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.506.914 von Maraho am 04.02.09 06:20:30Guten Tag,

      ihr wart ja schon fleißig! Danke dafür!

      Und hier meine Ergebnisse aus der Recherche....



      Konjunktur
      Rezession trifft deutsche Dienstleister hart

      Die Dienstleister in Deutschland geraten immer stärker in den Strudel der Rezession. Ihre Geschäfte schrumpften zum Jahresauftakt noch deutlicher als im Dezember, wie die Marktforscher von Markit am Mittwoch mitteilten. Etwas weniger schlecht lief es für die Firmen der Branche vor allem in Frankreich und Italien.


      HB BERLIN. Erneut sammelten die Firmen weniger neue Aufträge ein; die Durststrecke ist inzwischen so lang wie seit sechs Jahren nicht mehr. In der Euro-Zone versuchten die Firmen, ihr lahmendes Geschäft mit kräftigen Preissenkungen wieder in Schwung zu bringen. Der Absturz verlor hier etwas an Tempo.

      Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland sank im Januar um 1,4 Punkte auf 45,2 Zähler und damit noch etwas stärker als in einer ersten Schätzung angenommen. In der Euro-Zone fiel das Barometer mit 42,2 (Erstschätzung: 42,5) Punkten fast so schlecht aus wie im Dezember, als mit 42,1 Zählern ein Rekordtief erreicht wurde. Für den Euro-Raum insgesamt zeichne sich eine Bodenbildung ab, sagte Postbank-Experte Thilo Heidrich. Allerdings dürfe man das Niveau des Barometers nicht außer Acht lassen, das immer noch eine tiefe Rezession anzeige. Erst ab Werten von 50 Punkten signalisiert der viel beachtete Indikator ein Wachstum.

      Etwas weniger schlecht lief es für die Firmen der Branche vor allem in Frankreich und Italien, wo der Index wieder etwas stieg. Schlusslicht unter den größeren Euro-Staaten war aber erneut Spanien. Hier lag der Einkaufsmanagerindex auf dem zweittiefsten Stand seit Umfragebeginn. Im Januar verloren knapp 200 000 Menschen in Spanien ihren Arbeitsplatz - so viele binnen eines Monats wie nie zuvor.

      Günstigere Preise sollten nun die Kunden wieder zurückholen. Die Preise in der Euro-Zone fielen im Januar so stark wie noch nie seit Beginn der monatlichen Umfrage unter 2000 Einkaufsmanagern im Juli 1998. „Weil die Nachfrage von Privat- und Geschäftskunden nach Dienstleistungen weiter sinkt, hält eine steigende Zahl von Firmen mit Preissenkungen dagegen“, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Zugute kam ihnen dabei der Rückgang der Kosten, vor allem wegen der deutlich billigeren Energie.

      Den Abwärtstrend bei den Neuaufträgen konnte das aber nicht stoppen. Die Talfahrt hält nunmehr seit acht Monaten an, der jüngste Rückgang ist der zweitstärkste seit Umfragebeginn. Wegen der Rezession würden viele Kunden sparen, hieß es. Viele Firmen bauten deswegen Arbeitsplätze ab.

      Auch für die Zukunft erwarten die befragten Firmen keine Besserung, sondern stellen sich auf weiter rückläufige Geschäfte ein. Allerdings war der Pessimismus in Deutschland nicht mehr ganz so groß wie noch zum Jahresende 2008, als zeitweise fast die Hälfte der Firmen ein schrumpfendes Geschäft vorhergesagt hatten - derzeit ist es gut ein Drittel. „Verbreitet wurden die Talfahrt der Weltwirtschaft, die anhaltende Finanzmarktkrise und die ausbleibenden Neuaufträge für die insgesamt miserable Stimmung verantwortlich gemacht“, schrieben die Markit-Experten.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichte…
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      schrieb am 04.02.09 14:07:31
      Beitrag Nr. 502 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.508.866 von kiska am 04.02.09 12:07:18Das finde ich traurig!
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 14:15:50
      Beitrag Nr. 503 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.478.546 von kiska am 30.01.09 07:30:48Wenn das so weiter geht...


      Quartalszahlen
      Japan wird immer roter

      Sony, Nintendo, Toshiba, Toyota – und nun auch noch Panasonic: Die Liste japanischer Unternehmen mit roten Zahl wird immer länger. Bei Panasonic sollen deshalb 15.000 Stellen wegfallen. Die Probleme in der Industrie schwächen auch die Banken des Landes weiter.

      Der japanische Elektronikkonzern Panasonic ist im zurückliegenden Quartal in die roten Zahlen gerutscht und rechnet im Gesamtjahr mit dem ersten Verlust seit sechs Jahren. Der weltgrößte Plasma-TV-Hersteller geht in dem Ende März endenden Geschäftsjahr von einem Minus von 380 Mrd. Yen (3,25 Mrd. Euro) aus. Nun will Panasonic angesichts von Milliardenverlusten 15.000 Stellen streichen. Dies entspricht rund fünf Prozent seiner weltweiten Belegschaft. Insgesamt sollten 27 Fertigungsstätten geschlossen werden.

      Damit saust die japanische Wirtschaft immer tiefer in die Krise. Inzwischen will die japanische Notenbank den Geschäftsbanken Aktienpakete im Wert von 1000 Mrd. Yen (9 Mrd. Euro) abnehmen, um deren Kapitalbasis zu stärken. Japans Banken halten hohe Unternehmensbeteiligungen. Der Kursverfall an den Aktienmärkten hat die Geldhäuser damit in der Finanzkrise zusätzlich unter Druck gesetzt.

      Vor Panasonic waren bereits die Gewinne bei den Elektronikkonzernen Sony, Nintendo und Toshiba eingebrochen. Ähnlich geht es der japanischen Fahrzeugbranche: Der Vorzeige-Autobauer Toyota wird bis zum 31. März erstmals in der Geschichte des Unternehmens einen operativen Verlust machen. Honda verzeichnete ebenfalls Gewinneinbußen.

      Besonders zu schaffen macht den japanischen Unternehmen der teure Yen. Er ist in den vergangenen Monaten zum Dollar und Euro rasant gestiegen. Hinzu kommt die schwache Nachfrage und der Preisverfall bei vielen Produkten.

      Teure Währung trifft Panasonic besonders

      Panasonic allerdings wird durch die starke heimische Währung noch stärker belastet als andere japanische Konzerne, weil Hauptkonkurrent Samsung Electronics gleichzeitig von der schwächeren südkoreanischen Landeswährung Won profitiert. "Die Umsätze sind im dritten Quartal in allen Geschäftsbereichen zurückgegangen. Im laufenden Quartal gehen wir von noch stärkeren Rückgängen aus, die Ergebnisse werden wahrscheinlich in allen Sparten sinken", sagte Panasonic-Direktor Makoto Uenoyama.

      Der von Panasonic erwartete Verlust fällt etwas höher als zuvor in der japanischen Finanzpresse gemunkelt. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Hersteller von "Viera"-Flachbildfernsehern und "Lumix"-Digitalkameras noch einen Überschuss von knapp 282 Mrd. Yen erzielt.

      Operativ rechnet Panasonic im Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen. Der Betriebsgewinn werde jedoch um 82 Prozent auf 60 Mrd. Yen (515 Mio. Euro) zurückgehen. Von Oktober bis Dezember summierte sich ein Nettoverlust von 63,1 Mrd. Yen (541 Mio. Euro).

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Quartalszahlen-J…
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      schrieb am 04.02.09 14:20:36
      Beitrag Nr. 504 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.502.929 von kiska am 03.02.09 16:28:55kiska`s Beitrag weiterführend:


      Starker Preisverfall

      US-Hausbesitzer verlieren 3300 Milliarden
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Die Zeit drängt für den amerikanischen Präsidenten: Die Situation auf dem Häusermarkt hat sich noch nicht stabilisiert. Jedem sechsten Hausbesitzer steht das Wasser bis zum Hals, die Zwangsvollstreckungen häufen sich.

      Die amerikanischen Hausbesitzer haben im vergangenen Jahr Werteinbußen von 3300 Mrd. $ hinnehmen müssen. Inzwischen übersteigen bei jedem sechsten Häuslebauer die Verbindlichkeiten den Immobilienwert, teilte der Datendienstleister Zillow.com in einem Bericht mit. "Es ist wie ein fahrender Zug, der abwärts rollt und an Geschwindigkeit gewinnt. Es ist noch kein Ende des Hauspreisverfalls zu erkennen", sagte Stan Humphries, Vice President bei Zillow.com, in einem Interview.

      Für den neuen US-Präsidenten Barack Obama ist es eine der größten Aufgaben, den Niedergang der amerikanischen Hauspreise zu stoppen. Derzeit arbeitet er mit seinem Finanzminister Timothy Geithner an einer Reform des 700 Mrd. $ schweren Bankenrettungspakets Troubled Asset Relief Program (TARP). Es soll auch die Welle an Zwangsvollstreckungen eindämmen. Momentan wird darüber nachgedacht, über staatliche Garantien die Schuldenlast der Hausbesitzer zu senken.

      Die Zeit drängt: Laut dem Datendienstleister Realtytrac wurde im vergangenen Jahr bei 2,3 Millionen Immobilien die Zwangsvollstreckung eingeleitet. Im Dezember kletterte die Zahl um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

      Niedrige Preise und Hypothekenzinsen kurbeln Nachfrage an

      Der Immobilienmarkt steht im Kern der aktuellen Marktturbulenzen. Er spielt für die Vereinigten Staaten eine entscheidende Rolle: Viele Amerikaner können ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen. Das belastet nicht nur den Konsum, der 70 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, sondern führt auch zu Wertverlusten bei hypothekenbesicherten Finanzinstrumenten, was wiederum die Banken belastet. Im vierten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft um 3,8 Prozent.

      Erste Fortschritte auf dem Immobilienmarkt sind indes erkennbar: Die tiefen Preise und günstigere Hypothekenraten locken inzwischen wieder Käufer an. Im Dezember vereinbarten mehr Amerikaner als gedacht einen Hauskauf, teilte der Marklerverband National Association of Realtors am Dienstag mit. Der Index für schwebende Hausverkäufe legte um 6,3 Prozent zu. "Preise und Hypothekenzinsen sind attraktiv. Was jetzt noch fehlt, ist das Kapital, das in den Hausmarkt fließt", sagte Joel Naroff, Präsident des Researchhauses Naroff Economic Advisors.

      Der Fall der Hypothekenzinsen ist auch ein Verdienst der US-Notenbank Fed. Sie kauft im großen Stil Papiere der beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac auf. Das führte dazu, dass die Hypothekenrate von 6,1 Prozent im November auf 5,33 Prozent im Dezember zuürckging.

      Hausbestand auf dem höchsten Stand seit 1956

      Die Nachfrage reicht noch nicht aus, um den Bestand an Häusern abzubauen. Die Zahl leerstehender Häuser kletterte im vierten Quartal auf 2,9 Prozent oder 19 Millionen. Das ist der höchste Stand, seitdem die Statistik durch die Zensusbehörde erhoben wird. Die Datenreihe reicht bis in das Jahr 1956 zurück.

      "Das Marktumfeld für die Bauindustrie hat sich auch im ersten Quartal des Geschäftsjahres weiter verschlechtert", sagte Donald R. Horton, Verwaltungsratsvorsitzender von D.R. Horton, dem drittgrößten Bauunternehmen in den USA, am Dienstag. Als Gründe nannte Horton die zunehmende Zahl von Zwangsvollstreckungen, den hohen Bestand unverkaufter Häuser, die steigende Arbeitslosenquote, der schwere Zugang zu Krediten und der Rückgang des Konsumentenvertrauens.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/immobilien/:Starker…
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 14:24:33
      Beitrag Nr. 505 ()
      Kein Wunder...
      es fehlt einem selbst ja langsam auch die Lust...
      ...nur noch Bares ist Wahres!


      Stimmung der Anleger trübt sich deutlich ein - Privatinvestoren meiden Anlage in Aktien

      Weiterer Rückgang des Dax erwartet - Selbst Zertifikate beliebter als Dividendentitel

      Börsen-Zeitung, 4.2.2009 ku/fb Frankfurt - Vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der Rezession hat sich die Stimmung deutscher Privatanleger zu Jahresbeginn deutlich verdüstert. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage unter deutschen Privatanlegern, die quartalsweise im Auftrag der DZ Bank erstellt wird. Das Institut spricht in einer Pressemitteilung von einem "ungewöhnlich heftigen Stimmungsumschwung", der vor allem auf die sich stetig verschlechternden Konjunkturaussichten zurückzuführen sei. So glauben gemäß der Mitte Januar durchgeführten Umfrage nur noch 28 % der Befragten daran, dass der Dax in den kommenden sechs Monaten zulegen wird. Im Oktober hatten noch 47 % diese Perspektive als realistisch erachtet. 35 % der Teilnehmer rechnen inzwischen mit einem weiter nachgebenden deutschen Aktienmarkt, nach 28 % drei Monate zuvor. Extreme Vorsicht herrscht bei der Auswahl der Anlageformen durch die privaten Investoren vor. 76 % bevorzugen derzeit Tages- oder Festgeld. Nur 13 % interessieren sich noch für das Direktinvestment in Aktien, selbst die zuletzt viel gescholtene Anlageform der Zertifikate findet derzeit mit 14 % der Befragten mehr Anhänger. In dieses düstere Stimmungsbild passt auch das jährliche Schwarzbuch der Börse der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Denn "krasse Fehlentscheidungen, undurchsichtige Machenschaften und Skurrilitäten" auch in der Realwirtschaft hätten dazu beigetragen, die Auswirkungen der Krise weiter zu verstärken, so die SdK. Dabei bezeichnet die Vereinigung Unternehmen wie Infineon, Premiere oder Freenet als Kapitalvernichter. Buhmänner des Jahres seien jedoch die Banker, so die SdK.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=20090…

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      schrieb am 04.02.09 14:32:18
      Beitrag Nr. 506 ()
      04.02.2009 14:28
      Banken-Rettung und HRE: Bundesregierung vertagt Entscheidung
      Berlin (BoerseGo.de) - Beim heutigen Spitzentreffen in Berlin hat die Bundesregierung noch keinen Beschluss zu möglichen Änderungen am Finanzmarktstabilisierungsgesetz getroffen. Auch eine Entscheidung über eine mögliche Enteignung der Aktionäre der Hypo Real Estate (News/Aktienkurs) steht damit noch aus, wie verschiedene Medien unter Berufung auf Regierungssprecher Ulrich Wilhelm berichten. Die fachlichen Beratungen würden fortgesetzt und alle Optionen müssten sorgfältig abgewogen werden, so Wilhelm laut dpa-AFX.

      Gegen ein Gesetz, dass die Verstaatlichung von einzelnen Bank erlaubt gibt es in der Regierung und in der Unions-Fraktion auch verfassungsrechtliche Bedenken. Laut "Handelsblatt" hält Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hingegen ein Gesetz für möglich, dass verfassungsrechtliche Probleme vermeidet. Im Zusammenhang mit der Hypo Real Estate (HRE) war eine mögliche Enteignung der Aktionäre und vollständige Verstaatlichung ins Spiel gebracht worden, nachdem sich der angeschlagene Hypothekenversicherer offenbar immer mehr zu einem Fass ohne Boden entwickelt. Die staatlichen Hilfen und Garantien summieren sich inzwischen auf 92 Milliarden Euro. Der US- Großinvestor J.C. Flowers, der weniger als ein Viertel der Anteile hält, ist Berichten zufolge gesprächsbereit.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Baron Oliver, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 14:32:39
      Beitrag Nr. 507 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.509.565 von d.h.53 am 04.02.09 13:32:20So Kinder`s, das war es erst einmal meinerseits...
      Einen schönen Mittag!
      Bis später...in Ruhe...


      BANKEN-VERSTAATLICHUNG
      Schäuble sieht Verfassungsprobleme

      Die Zukunft der Hypo Real Estate bleibt ungewiss: Die Bundesregierung hat sich noch nicht auf den angestrebten Einstieg bei der siechen Immobilienbank verständigen können. Innenminister Schäuble fürchtet, dass der aktuelle Krisenplan verfassungswidrig ist.

      Berlin - Der Durchbruch lässt auf sich warten: Bei einem Spitzentreffen unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind am Mittwoch zwar Optionen beraten worden, wie der Bund die Mehrheit bei der Hypo Real Estate (HRE) übernehmen kann. Entscheidungen seien aber nicht gefallen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

      Eine Kabinettsentscheidung kommenden Mittwoch sei daher unwahrscheinlich, hieß es. Wilhelm betonte, die fachlichen Beratungen würden fortgesetzt. Alle Optionen müssten sorgfältig abgewogen werden. Die Aktien des Immobilienfinanzierers tendierten nach Bekanntgabe der Entscheidung deutlich im Minus.

      Basis der aktuellen Beratungen dürfte auch ein Gesetzentwurf aus dem Finanzministerium gewesen sein, der aber in der Regierung nicht abgestimmt war. Darin ist die Möglichkeit einer Verstaatlichung von Geldinstituten enthalten, notfalls über eine Enteignung der Altaktionäre gegen eine angemessene Entschädigung. Allerdings waren dagegen von Anfang an erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken laut geworden.

      Nach Angaben aus Koalitionskreisen gibt es erhebliche Bedenken, ob eine Verstaatlichung und mögliche Enteignung von Bank-Aktionären mit dem Grundgesetz vereinbar wäre. Das "Handelsblatt" berichtete, Zypries halte es für grundsätzlich möglich, ein Gesetz zu Fragen der Verstaatlichung und Enteignung so zu formulieren, dass es keine verfassungsrechtlichen Probleme aufwerfe. Das von Schäuble geführte Innenministerium sehe dagegen einen derartigen Eingriff in die Eigentumsrechte "äußerst skeptisch".

      Auch in der Union insgesamt gibt es weithin Vorbehalte gegen die genannten Instrumente, vor allem gegen eine HRE-Verstaatlichung. Vor einer Enteignung müssten alle anderen Optionen ernsthaft geprüft werden, auch eine Einigung mit dem US-Investor J.C. Flowers, dessen Investmentfirma als Großaktionär nach eigenen Angaben 17 Prozent der HRE-Anteile hält, hieß es in der Unionsfraktion.

      Zugleich wurden Zweifel laut, ob mit Flowers bereits ausreichend verhandelt wurde. Wenn Flowers erkläre, er stehe zu Gesprächen bereit, müsse dies von der Regierung wahrgenommen werden. Möglicherweise müsse für eine Übernahme seiner Anteile durch den Staat zum aktuellen Niedrigkurs von 1,30 Euro je Aktie ein kleiner Aufpreis geprüft werden, hieß es in der Fraktion.

      Laut Grundgesetz Artikel 14 ist eine Enteignung "nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig". Die Aktionäre müssten entschädigt werden und könnten klagen. Die Regierung hat betont, dieser Schritt würde nur als letzte Möglichkeit erwogen. Alternativ könnte der Bund auch über eine Kapitalerhöhung die Kontrolle über die HRE übernehmen.

      Die HRE war durch die internationale Finanzkrise in arge finanzielle Nöte geraten. Vor allem kurzfristige Kreditaufnahmen der irischen Tochter Depfa setzten der Bank zu (siehe Infobox). Das Institut hat bereits 92 Milliarden Euro an Garantien und Eigenkapital von Staat und Finanzwirtschaft bekommen.

      Ebenfalls noch keine Einigung gibt es im Regierungslager zur Gründung von "Bad Banks", in die Kreditinstitute unverkäufliche Wertpapiere auslagern könnten. Anders als in den USA geplant wird es keine zentrale Sammelstelle geben. Vielmehr soll jedes Geldhaus bei Bedarf eine eigene "Bad Bank" einrichten können. Das Kapital dafür müssten sich die Kreditinstitute beim staatlichen Rettungsfonds Soffin besorgen. Die Banken sitzen auf Wertpapieren in Milliardenhöhe, die so gut wie unverkäuflich sind.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,605475,00.html …
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 14:35:31
      Beitrag Nr. 508 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.509.689 von Dorfrichter am 04.02.09 13:43:15Wäre eigentlich das konsequenteste!
      Besser als ein Tod auf Raten!

      Gruß Maraho

      P.S.: Unser A.... ist sowieso mit dran!
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 14:45:48
      Beitrag Nr. 509 ()
      04.02.2009 14:33
      ADP-Bericht indiziert weiteren enormen Stellenabbau in den USA
      New York (BoerseGo.de) - Gemäß einer von ADP erstellten monatlichen Umfrage zum US-Arbeitsmarkt wurden im Januar von privaten Unternehmen 522.000 Jobs gestrichen. Damit wird ein weiterer enormer Stellenabbau indiziert. Der verarbeitende Sektor sieht sich mit dem Verlust von 243.000 Stellen konfrontiert. Im Dienstleistungssektor gingen 279.000 Jobs verloren. Unter Einbeziehung der voraussichtlichen Schaffung von rund 10.000 Stellen durch den öffentlichen Sektor gingen im Januar rund 510.000 verloren.

      Die durchschnittlichen Erwartungen der Volkswirte für den kommenden Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktbericht des Arbeitsministeriums den Abbau von 525.000 Stellen vor. In diesem Fall würde die Beschäftigung das fünfte Monat in Folge um mindestens 400.000 Jobs gekürzt.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 15:11:15
      Beitrag Nr. 510 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.510.210 von Maraho am 04.02.09 14:35:31Wäre eigentlich das konsequenteste!
      Besser als ein Tod auf Raten!

      Für einen "radikalen Schnitt" wären wahrscheinlich Viele. Ich weiß nicht, was besser wäre, denke jedoch, das wäre die "sanfteste Form"!

      Gebe aber zu bedenken, daß die Nationen noch keine Konzepte besitzen für die Zeit danach. Täglich kann man zwar jetzt lesen, daß man versucht, sich zu positionieren, nur man weiß immer noch nicht wie!

      Ich fürchte fast, wir machen dieselben Fehler wie in der Vergangenheit und warte zu, bis alles den Bach runtergeht und die Massenverarmung durch eine Hyperinflation herbeigeführt wird- mit all den unangenehmen Begleiterscheinungen, die nur ganz Wenigen von Nutzen sein werden.

      Momentan das Problem, wie man´s denn lösen könnte. Mit vielen kleinparzelligen Währungen? Das würde nach meiner Meinung die sauberste Lösung einerseits, jedoch für die Zukunft hätte das zur Folge, daß die großen Probleme wieder nicht angegangen würden (Umwelt, Natur und Schluß mit dem Raubbau an den natürlichen Resourcen), weil protektionischtische Wirtschaftspolitik zwangsläufig wieder zu laufen begönne.

      Andererseits hätten Wir gerade die Nase ganz vorne mit den USA und Japan.

      Schwierig, das zu beurteilen.
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 16:12:19
      Beitrag Nr. 511 ()
      04.02.2009

      Schon mehr als 750.000 Kurzarbeiter in Deutschland
      Die Wirtschaftskrise hat den Stellenmarkt voll erfasst. In Deutschland arbeiten mehr als eine Dreiviertel Million Menschen kurz. Bundesminister Scholz ist trotzdem zufrieden: "Kurzarbeit verhindert Arbeitslosigkeit." Hart trifft es allerdings Zeitarbeiter.

      Berlin - Immer mehr Unternehmen schicken ihre Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Seit Oktober wurden bei der Bundesagentur für Arbeit fast 775.000 Beschäftigte wegen Auftragsrückgängen für Kurzarbeit angemeldet.

      Allein im Januar gingen neue Anmeldungen für rund 290.600 Arbeitnehmer aus 10.600 Betrieben ein, wie die Behörde mitteilte. Der Anstieg fiel damit ähnlich hoch aus wie im Dezember.

      Bundesarbeitsminister Olaf Scholz wertete dies als Hinweis, dass die Betriebe in der Krise Entlassungen vermeiden wollen. "Kurzarbeit verhindert Arbeitslosigkeit", sagte der SPD-Politiker. "Deshalb haben wir die Möglichkeiten, sie zu beantragen und zu nutzen, bewusst vereinfacht. Wenn dies breit in Anspruch genommen wird, ist das gut."


      Durch Kurzarbeit können die Betriebe Auftragsflauten ohne Entlassungen überbrücken. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt 60 Prozent des dadurch ausfallenden Nettolohns, bei Arbeitnehmern mit Kindern sind es sogar 67 Prozent - jeweils für maximal 18 Monate. Die Bundesregierung hatte die Unternehmen ausdrücklich ermutigt, in Zeiten der Wirtschaftkrise auf Kurzarbeit zu setzen statt Arbeitsplätze abzubauen. Als Anreiz dafür übernimmt die Bundesagentur die Hälfte der bisher von den Arbeitgebern allein zu tragenden Sozialabgaben.


      Hatten Merkel und Scholz und die anderen Strategen nicht von viel niedrigeren Zahlen gesprochen?

      O-Ton Merkel vor ein paar Monaten:

      Merkels Wahrheit
      "Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das, was vor den Wahlen gesagt wird, auch wirklich nach den Wahlen gilt. Und wir müssen damit rechnen, dass das in verschiedenen Weisen sich wiederholen kann."
      :laugh:




      Vor allem in der Autoindustrie, in der Herstellung von Metallerzeugnissen und im Maschinenbau arbeiten viele Beschäftigte kurz. Allein Volkswagen will 61.000 Beschäftigte in die Zwangspause schicken. Bei Daimler sind es rund 50.000 Arbeitnehmer. Auch bei Ford wird kurzgearbeitet.

      Zur konjunkturell bedingten Kurzarbeit kommt noch die Saisonkurzarbeit hinzu, die wetterbedingt vor allem am Bau entsteht. Dafür wurden im Januar 49.300 Beschäftigte neu bei der Bundesagentur angemeldet. Insgesamt verzeichnete die Bundesagentur im Januar daher rund 347.400 Anmeldungen.

      Bei den veröffentlichen Zahlen handelt es sich um sogenannte Anzeigen von Kurzarbeit. Sie sind Voraussetzung dafür, dass Betriebe für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld erhalten. Die genaue Zahl der tatsächlich in die Zwangspause geschickten Arbeitnehmer kann die Bundesagentur derzeit nicht nennen, da diese Zahlen zum Ende eines Quartals erfasst werden.

      Kritik vom Gewerkschaftsbund

      Noch härter trifft die Krise Zeitarbeiter. Nach Einschätzung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) haben Zeitarbeitsfirmen seit Frühjahr vergangenen Jahres schon bis zu 120.000 Arbeitskräfte entlassen. "Die Verleihbetriebe müssen endlich ihre langjährige Politik des Heuerns und Feuerns beenden und die verbesserten Möglichkeiten der Kurzarbeit und betrieblichen Weiterbildung nutzen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Die Firmen der Branche hätten bisher für lediglich 2300 Arbeitskräfte Kurzarbeit angemeldet.

      "Dies zeigt, dass die Branche der sozialen Verantwortung für ihre Beschäftigten nicht gerecht wird, im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen, die mit Kurzarbeit die schwierige Zeit zu überbrücken versuchen", sagte Buntenbach. Dabei träten gerade Verleihfirmen mit dem Anspruch an, Menschen auch dann zu beschäftigen und neue Einsatzmöglichkeiten zu suchen, wenn sich der Arbeitsplatz ändere und Aufträge wegfielen.

      Schlechte Nachrichten gibt es auch vom US-Arbeitsmarkt. Die amerikanischen Unternehmen haben zu Jahresbeginn so viele Entlassungen angekündigt wie seit sieben Jahren nicht mehr. Die Zahl stieg im Januar um 45 Prozent auf knapp 242.000, wie das auf Auslagerungen spezialisierte Unternehmen Challenger, Gray & Christmas in einer Studie mitteilte. Im Dezember waren es noch rund 166.000 Betroffene. Der Einzelhandel will die meisten Stellen abbauen. Hier wurden rund 54.000 Entlassungen geplant.

      wal/dpa/ddp/Reuters
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 16:28:26
      Beitrag Nr. 512 ()
      Starker Preisverfall
      US-Hausbesitzer verlieren 3300 Milliarden
      von Tobias Bayer (Frankfurt)
      Die Zeit drängt für den amerikanischen Präsidenten: Die Situation auf dem Häusermarkt hat sich noch nicht stabilisiert. Jedem sechsten Hausbesitzer steht das Wasser bis zum Hals, die Zwangsvollstreckungen häufen sich.

      Die amerikanischen Hausbesitzer haben im vergangenen Jahr Werteinbußen von 3300 Mrd. $ hinnehmen müssen. Inzwischen übersteigen bei jedem sechsten Häuslebauer die Verbindlichkeiten den Immobilienwert, teilte der Datendienstleister Zillow.com in einem Bericht mit. "Es ist wie ein fahrender Zug, der abwärts rollt und an Geschwindigkeit gewinnt. Es ist noch kein Ende des Hauspreisverfalls zu erkennen", sagte Stan Humphries, Vice President bei Zillow.com, in einem Interview.

      Für den neuen US-Präsidenten Barack Obama ist es eine der größten Aufgaben, den Niedergang der amerikanischen Hauspreise zu stoppen. Derzeit arbeitet er mit seinem Finanzminister Timothy Geithner an einer Reform des 700 Mrd. $ schweren Bankenrettungspakets Troubled Asset Relief Program (TARP). Es soll auch die Welle an Zwangsvollstreckungen eindämmen. Momentan wird darüber nachgedacht, über staatliche Garantien die Schuldenlast der Hausbesitzer zu senken.

      Die Zeit drängt: Laut dem Datendienstleister Realtytrac wurde im vergangenen Jahr bei 2,3 Millionen Immobilien die Zwangsvollstreckung eingeleitet. Im Dezember kletterte die Zahl um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.


      Niedrige Preise und Hypothekenzinsen kurbeln Nachfrage an
      Der Immobilienmarkt steht im Kern der aktuellen Marktturbulenzen. Er spielt für die Vereinigten Staaten eine entscheidende Rolle: Viele Amerikaner können ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen. Das belastet nicht nur den Konsum, der 70 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, sondern führt auch zu Wertverlusten bei hypothekenbesicherten Finanzinstrumenten, was wiederum die Banken belastet. Im vierten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft um 3,8 Prozent.

      Erste Fortschritte auf dem Immobilienmarkt sind indes erkennbar: Die tiefen Preise und günstigere Hypothekenraten locken inzwischen wieder Käufer an. Im Dezember vereinbarten mehr Amerikaner als gedacht einen Hauskauf, teilte der Marklerverband National Association of Realtors am Dienstag mit. Der Index für schwebende Hausverkäufe legte um 6,3 Prozent zu. "Preise und Hypothekenzinsen sind attraktiv. Was jetzt noch fehlt, ist das Kapital, das in den Hausmarkt fließt", sagte Joel Naroff, Präsident des Researchhauses Naroff Economic Advisors.

      Der Fall der Hypothekenzinsen ist auch ein Verdienst der US-Notenbank Fed. Sie kauft im großen Stil Papiere der beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac auf. Das führte dazu, dass die Hypothekenrate von 6,1 Prozent im November auf 5,33 Prozent im Dezember zuürckging.

      Hausbestand auf dem höchsten Stand seit 1956
      Die Nachfrage reicht noch nicht aus, um den Bestand an Häusern abzubauen. Die Zahl leerstehender Häuser kletterte im vierten Quartal auf 2,9 Prozent oder 19 Millionen. Das ist der höchste Stand, seitdem die Statistik durch die Zensusbehörde erhoben wird. Die Datenreihe reicht bis in das Jahr 1956 zurück.

      "Das Marktumfeld für die Bauindustrie hat sich auch im ersten Quartal des Geschäftsjahres weiter verschlechtert", sagte Donald R. Horton, Verwaltungsratsvorsitzender von D.R. Horton, dem drittgrößten Bauunternehmen in den USA, am Dienstag. Als Gründe nannte Horton die zunehmende Zahl von Zwangsvollstreckungen, den hohen Bestand unverkaufter Häuser, die steigende Arbeitslosenquote, der schwere Zugang zu Krediten und der Rückgang des Konsumentenvertrauens.

      Diskutieren Sie verschiedene Themen in der FTD-Debatte
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 17:36:04
      Beitrag Nr. 513 ()
      Guten Abend zusammen,

      hier bin ich wieder!

      Gleich geht es weiter...
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 17:37:51
      Beitrag Nr. 514 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.511.536 von kiska am 04.02.09 16:28:26Guten Abend kiska,

      den letzten Beitrag hatten wir schon! Um 14:20:36!
      Ich war schneller! :laugh:;)

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 17:40:27
      Beitrag Nr. 515 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.510.580 von Dorfrichter am 04.02.09 15:11:15Weiterführend ...man bastelt bereits an neuen Finanzmärkten. (Krieg in den Hinterzimmern der Nationen)

      http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Neue-Schu…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">[http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Neue-Schu…
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 17:46:36
      Beitrag Nr. 516 ()
      77 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 17:57:21
      Beitrag Nr. 517 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.510.580 von Dorfrichter am 04.02.09 15:11:15Guten Abend Dorfrichter,

      Ich fürchte fast, wir machen dieselben Fehler wie in der Vergangenheit und warte zu, bis alles den Bach runtergeht und die Massenverarmung durch eine Hyperinflation herbeigeführt wird- mit all den unangenehmen Begleiterscheinungen, die nur ganz Wenigen von Nutzen sein werden.


      Ich persönlich denke, daß es darum geht. In gewisser Weise ja auch ein Wachstumsmarkt bei dem "Vermögen" der Mittelklasse, das dieselbe in den vergangenen Jahrzehnten zusammengerafft hat. Zumindest in den Industrienationen.
      Die sogenannte "Dritte Welt" dient nur als Schatzkammer und das dürfte auch so bleiben. Wo kämen wir denn hin, wenn die auch noch
      Ansprüche stellten!

      Irgendwie steckt zwar kein Sinn dahinter (was haben die wenigen "da oben" davon, in einer Welt, die nur noch aus Slums besteht, zu leben), aber auf "normalem" Wege scheint kein Wachstum im herkömmlichen Sinne mehr möglich zu sein. Und in gewisser Weise gehört "die Masse" in deren Augen mal wieder diszipliniert und gefügig gemacht. Zumindest ist dies mein Eindruck.

      Unsere (deutsche) Gesellschaft kannst Du (inklusive der Politiker)
      sowieso vergessen, da für die meisten die deutsche Geschichte erst 1933 beginnt und die Zeit davor, mit all` ihren Begebenheiten, aus denen man eigentlich sehr viele Lehren ziehen könnte, verschüttet wurde. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

      Einen schönen Abend Dir von
      Maraho

      P.S.: Kennst Du den Film "Blade Runner". Passt irgendwie!
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:05:02
      Beitrag Nr. 518 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.588 von Maraho am 04.02.09 17:57:21Ich persönlich denke, daß es darum geht. In gewisser Weise ja auch ein Wachstumsmarkt bei dem "Vermögen" der Mittelklasse, das dieselbe in den vergangenen Jahrzehnten zusammengerafft hat. Zumindest in den Industrienationen.

      "Zusammengerafft" ist vielleicht ein bisserl hart. Ich würde sagen, die "Mittelklasse" (und dazu zähle ich mich auch) konnte überhaupt nicht anders, denn sie hatte ja nicht das "Geld" im Auge, sondern einfach nur den Leistungswillen. Übrigens gibt es viele Menschen aus der "Mittelklasse", die bereit wären zu teilen.


      _______________________________________________________________

      Mal was ganz anderes: Angenommen morgen bricht Alles zusammen und ein neues Siel begönne von vorne. Wetten daß auffallend viele Menschen (deren Namen) wieder dieselben wären als in der Vergangenheit?

      Weist Du, woran das liegt?

      Ja, Du hast es erraten. Am Leistungswillen und an der sozialen Kompetenz und an der Gabe, über den Tellerrand hinauszusehen, vor allem daran, in anderen Zeitdimensionen zu denken. Nein, nicht über den Tag hinaus, sondern in Jahrzehnten.

      Das ist so.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:11:19
      Beitrag Nr. 519 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.335 von Maraho am 04.02.09 17:36:04Das arme Grundgesetz....

      Staatsfinanzen
      Weisenrat mahnt Schuldenbremse an

      Der Rat der fünf Wirtschaftsweisen hat an Bund und Länder appelliert, sich angesichts der ausufernden öffentlichen Neuverschuldung am Donnerstag auf die Einführung einer Schuldenbremse im Grundgesetz zu einigen.

      "Gerade jetzt, wo die Verschuldung ausufert, brauchen die Bürger dringend ein Vertrauenssignal, dass es nicht auf alle Ewigkeit so weitergeht", sagte Wolfgang Wiegard, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) der FTD. "Die für eine Grundgesetzänderung notwendigen Mehrheiten kommen möglicherweise nicht wieder. Wenn man die Schuldenbremse jetzt nicht macht, wird sie gar nicht mehr kommen", warnte Wiegard.

      Da eine Einigung in der Föderalismuskommission ohne Zinshilfen für die ärmeren Bundesländer nicht durchsetzbar sei, müssten diese vom Rest der Bundesländer und vom Bund als kleineres Übel in Kauf genommen werden. "Die Schuldenbremse für Bund und Länder darf nicht scheitern, nur weil einige der Länder wie Bayern Konsolidierungshilfen für die ärmeren Länder ablehnen", so Wiegard. Der Regensburger Finanzexperte ist im SVR zuständig für die öffentlichen Haushalte.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Staatsfinanzen-Weise…

      Dazu die Schuldenuhr (bis es kapiert wird): http://www.steuerzahler.de/webcom/show_softlink.php/_c-33/i.…

      Und Artikel 146 GG:
      Grundgesetz

      Artikel 146 Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.

      Wird langsam Zeit!

      Ich weiß, das hatten wir schon einmal, aber wiederholt:

      „Die Bundesrepublik Deutschland ist die Organisationsform einer Modalität der Fremdherrschaft”.
      Carlo Schmid (SPD) am 18. September 1948 vor dem Parlamentarischen Rat zu Bonn, angesichts der noch fortdauernden Befugnisse der drei Besatzungsmächte.


      http://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Schmid …
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:12:49
      Beitrag Nr. 520 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.588 von Maraho am 04.02.09 17:57:21Unsere (deutsche) Gesellschaft kannst Du (inklusive der Politiker)
      sowieso vergessen,

      Hier stimme ich Dir zu 100% bei. Das liegt aber daran, daß viele Politiker das Spiel begriffen haben, das gespielt wird. Hat man nämlich nicht mitgespielt, wurde man rausgemobt/gekegelt.

      Auch das dürfte sehr bald schon vorbei sein. Auch Das wird sich ganz von selbst erledigen.
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:32:36
      Beitrag Nr. 521 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.672 von Dorfrichter am 04.02.09 18:05:02"Zusammengerafft" ist vielleicht ein bisserl hart.

      Ich meinte das nicht im Hinblick auf die "Masse", insbesondere nicht auf die jüngeren unter uns, aber es ist unbestreitbar, daß, zumindest hierzulande, Auswüchse gerade in den frühen 1960er Jahren ihren Anfang nahmen, die mit "Weitsicht" nicht mehr viel zu tun haben.

      Mahnende Stimmen bzw. Bücher gab es schon damals. Bei Bedarf kann ich Dir gerne Beispiele aufzählen.

      Insofern haben sich die Älteren an den Zuständen, die heute vorherrschen, mit schuldig gemacht, bzw. sich zumindest durch "Stillhalten" korrumpieren lassen. Wir jüngeren natürlich auch.

      Und bedenke: Bis Anfang der 1990er Jahre war es recht "leicht",
      Geld zu verdienen!

      Und was eine Zeit nach "dem Crash" betrifft: Habe da keine Illusionen. Einfach mal in der Geschichte lesen.
      Selbstverständlich werden die meisten "im Guten" Gas geben, aber die Profiteure werden wieder die "Anderen" sein.
      Fett schwimmt halt immer oben!

      Vielleicht etwas "negativ" meine Denke, aber dazu stehe ich!

      Gruß
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:36:29
      Beitrag Nr. 522 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.748 von Dorfrichter am 04.02.09 18:12:49 Hier stimme ich Dir zu 100% bei. Das liegt aber daran, daß viele Politiker das Spiel begriffen haben, das gespielt wird. Hat man nämlich nicht mitgespielt, wurde man rausgemobt/gekegelt.

      Dies ist mir selbst widerfahren. Allerdings bin ich sofort ausgetreten! Aus der CDU!
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:44:16
      Beitrag Nr. 523 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.998 von Maraho am 04.02.09 18:36:29Nachtrag: Der Trog bleibt derselbe, nur die Schweine wechseln

      Deshalb meinerseits: Kein Engagement mehr in irgendeiner Partei!
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:44:32
      Beitrag Nr. 524 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.998 von Maraho am 04.02.09 18:36:29Da bist Du nicht alleine. Das Gerangel ist mittlerweile so groß, daß man nur abwinken kann.
      Finger weg von politischem Engagement!

      Was jetzt folgt (was ich so beobachte) ist zwangsläufig. Die Rührigsten sitzen überall bereits in der Wirtschaft. Und diejenigen die jetzt meinen, es den Anderen gleichzutun, kommen viel zu spät. Sie werden die "Prügel" einzustecken haben, die eigentlich die Anderen verdient hätten.

      Jetzt kommt der Underdog.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:48:11
      Beitrag Nr. 525 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.088 von Maraho am 04.02.09 18:44:16Na, dann bist Du ja auf dem richtigen Weg!

      In diesem Sinne!
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:49:10
      Beitrag Nr. 526 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.093 von Dorfrichter am 04.02.09 18:44:32Perfekt formuliert!

      Und, nicht vergessen: Die Zukunft bzw. das Leben eigenverantwortlich führen. Ist zwar schwerer, aber ehrlicher!
      Sich selbst und dem Umfeld gegenüber!
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 18:53:22
      Beitrag Nr. 527 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.138 von Maraho am 04.02.09 18:49:10Mach ich doch schon immer.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 19:01:57
      Beitrag Nr. 528 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.181 von Dorfrichter am 04.02.09 18:53:22Pardon: Sollte keine Belehrung sein und war auch nicht auf Dich gemünzt. Eher ein Gedanke.

      Und eines noch: Selbstverständlich gehe ich wählen! Ich bin doch Demokrat! Aber meine Stimme bekommt niemand! ;)
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 19:07:48
      Beitrag Nr. 529 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.508.866 von kiska am 04.02.09 12:07:18Ergänzend zu kiska`s Beitrag:

      Unternehmen
      Fallende Ikonen – insolvente Kultunternehmen

      Der Modelleisenbauer Märklin ist insolvent. Schon oft mussten Traditionsunternehmen in Deutschland einen Insolvenzantrag stellen. Einige der bekanntesten Beispiele im Überblick.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/fallend…
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 19:26:50
      Beitrag Nr. 530 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.486.663 von Maraho am 31.01.09 08:26:54Passend hierzu:

      Ökonomen erwarten tiefe, aber kurze Rezession

      Die Rezession in Euroland wird nach Meinung der Mehrheit der Ökonomen zwar sehr tief ausfallen, dafür aber nicht sehr lange dauern. Die Wirtschaftsleistung werde 2009 um 1,4 % schrumpfen, spätestens 2010 aber wieder um 0,8 % steigen. Das zeigt das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung, in das die Wachstumsprognosen von Banken und Forschungsinstituten eingehen. Seit dem vorherigen Tableau im Dezember hat sich der Medianwert der Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das laufende Jahr um 1,2 Prozentpunkte nach unten bewegt. Ursache dafür sei, so Marcus Kappler vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, das die Prognosen für die Börsen-Zeitung sammelt und auswertet, dass zu diesem Zeitpunkt die Tiefe der globalen Wirtschaftskrise noch nicht abzusehen gewesen sei. Innerhalb der vergangenen zwei Monate habe sich dann besonders die Investitions- und Außenhandelsprognose drastisch eingetrübt. Im November 2008 habe die Mehrheit der Konjunkturprognostiker noch ein Schrumpfen der Anlageinvestitionen von allenfalls 0,7 % erwartet, nun sei die entsprechende Medianprognose für das laufende Jahr um 4,7 Prozentpunkte nach unten korrigiert worden. Sie steht jetzt bei einem Wert von –5,4 %. (Was auch immer uns das sagen soll!

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=300&artid=7…
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 19:34:03
      Beitrag Nr. 531 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.459 von Dorfrichter am 04.02.09 17:46:36PROTEKTIONISMUS

      Welche Staaten die Weltwirtschaft abwürgen
      Von Stefan Schultz

      US-Präsident Obama will die Buy-American-Klausel nach internationalen Protesten stoppen - doch viele Regierungen, die jetzt vor Protektionismus warnen, betreiben diesen längst selbst. SPIEGEL ONLINE zeigt, wie der internationale Wettbewerb verzerrt wird.

      Hamburg - 2009 wird ein Jahr der heftigen Einschnitte. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) befindet sich die Weltwirtschaft in einer tiefen Rezession, viele Länder leiden unter Nachfrageeinbrüchen, Kernindustrien fahren die Produktion zurück, Exportquoten brechen ein.

      Wie schlimm die Krise wirklich ist, zeigt sich am Welthandel. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs war dieser Motor des globalen Wachstums, selbst in den großen Wirtschaftskrisen 1990 und 2001 wuchsen die globalen Exporte weiter und entfalteten dadurch eine stabilisierende Wirkung. 2009 könnte das erste Jahr der Nachkriegszeit werden, in dem der Welthandel nicht mehr wächst: Der IWF rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang um 2,8 Prozent.

      Die Folgen einer solchen Entwicklung sind bekannt: Als Staaten wie die USA 1929 ihre Schutzzölle erhöhten, verschlimmerte sich die Weltwirtschaftskrise zur Großen Depression. Ökonomen fürchten nun, dass sich die Geschichte wiederholen könnte - und dass durch die Krise die Globalisierung zurückgedreht werden könnte.

      Sorge bereitete Ökonomen bis Dienstagnacht vor allem ein Vorschlag im US-Senat, der, sofern er umgesetzt worden wäre, wohl weltweit protektionistische Tendenzen befeuert hätte. Die von den Demokraten beherrschte Parlamentskammer hatte gefordert, dass nur Stahl und Eisen aus den USA für Infrastrukturinvestitionen aus dem neuen Konjunkturpaket der US-Regierung genutzt werden dürften. Der Senat forderte sogar, dass zusätzlich auch alle anderen Industriegüter, die im Rahmen von staatlich geförderten Projekten verwendet werden, in den USA hergestellt worden sein müssen.

      In Europa und China war die Empörung groß. Europäische Stahlhersteller drängten die EU-Kommission, notfalls gegen die USA zu klagen. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao warnte vor einer neuen Protektionismuswelle. Bundeskanzlerin Merkel forderte Obama telefonisch auf, keine protektionistischen Signale zu setzen.

      Was die Protestierenden allerdings verschweigen: Auch sie selbst greifen im Angesicht der Krise längst auf staatliche Schutzprogramme zurück. Zwar schotten sie ihre Märkte nicht offensiv gegen andere Staaten ab - verdeckt jedoch päppeln auch die Franzosen und Griechen, die Chinesen und Inder und auch die Deutschen mit Aktionen, die den internationalen Wettbewerb zumindest verzerren.

      Die Europäische Union etwa will Exporthilfen für Milchprodukte wieder einführen. China subventioniert Tausende Exportgüter. Deutschland erwägt Staatskredite für Unternehmen. Die USA machen dies längst. Die Protektionisten sind also - zumindest verdeckt - längst zurück.

      Quelle und weiterführend: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,605304,00.html …
      77 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 19:50:16
      Beitrag Nr. 532 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.552 von Maraho am 04.02.09 19:34:03Da es so gut passt:


      EU warnt Frankreich
      Obama bekräftigt Bekenntnis zu Freihandel

      US-Präsident Barack Obama hat sich zu einem offenen internationalen Handel bekannt: Das US-Konjunkturprogramm will einer Überprüfung protektionistischer Vorschriften unterziehen. Obama kündigte an, alles dafür zu tun, um einen Handelskrieg zu verhindern. Unterdessen warnt die EU Frankreich vor Protektionismus bei der geplanten Finanzhilfe die Autoindustrie.


      HB WASHINGTON/BRÜSSEL. Er plädiere dafür, alle Formulierungen aus dem Programm zu nehmen, die einen Handelskrieg auslösen könnten, sagte Obama am Dienstag im Sender ABC. "Ich glaube, wir müssen sicherstellen, dass keine der darin enthaltenen Klauseln einen Handelskrieg lostreten kann", sagte Obama mit Blick auf die Debatte, nur US-Produkte zu fördern. "Wir können kein Signal der Abschottung aussenden", ergänzte der US-Präsident in einem anderen Interview. Er halte es für einen Fehler, in einer Zeit, in der der weltweite Handel ohnehin zurückgehe, den Eindruck zu erwecken, die USA schauten nur nach ihren eigenen Interessen und hätten kein Interesse am Welthandel, sagte Obama dem Sender Fox.

      Das US-Repräsentantenhaus hatte mit seinen Beschlüssen für ein Konjunkturprogramm weltweit Sorge vor einer Abschottung der US-Märkte ausgelöst. Die von Obamas Demokraten beherrschte Parlamentskammer fordert etwa, dass nur Stahl und Eisen aus den USA für Infrastrukturinvestitionen aus dem 825-Milliarden-Dollar-Paket genutzt werden dürfe. Derzeit wird das Paket im Senat beraten.

      Unterdessen warnte die EU-Kommission Frankreich vor Protektionismus bei den geplanten staatlichen Finanzhilfen für die krisengeschüttelte Autoindustrie. Falls die Regierung den Beihilfe-Empfängern zur Bedingung stelle, nur im Heimatland zu investieren oder einzukaufen, werde EU-Recht verletzt, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem französischen Industrieminister Luc Chatel. Eine Beihilfe mit solchen Bedingungen könne nicht genehmigt werden. Chatel seinerseits habe versichert, Frankreich werde sich an EU-Gemeinschaftsrecht halten. Die Maßnahmen sollten nicht zu Protektionismus führen.

      Die Regierung in Paris will mit sechs Mrd. Euro Kreditgarantien die Autoindustrie in der Krise stützen. Nach Medienberichten will sie die Finanzhilfe nur gewähren, wenn die Hersteller ausschließlich bei heimischen Zulieferern einkaufen. Chatel sagte, es sei legitim, wenn die Empfänger staatlicher Hilfe ihre Produktion innerhalb der Landesgrenzen hielten. „Es geht nicht um protektionistische Maßnahmen, es geht darum, den europäischen Autosektor zu retten.“

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/obama-be…
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 20:05:05
      Beitrag Nr. 533 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.088 von Maraho am 04.02.09 18:44:16Bestätigt meine Meinung erneut!
      Nur Vertrauen...

      „Das Vertrauen der Unschuldigen ist des Lügners mächtigstes Werkzeug.“
      Stephen King


      Koalition
      Ende des Regierens


      Mindestlohn, Umweltgesetzbuch, Hartz IV für Kinder – die Große Koalition bringt nichts mehr zustande. Damit verspielt sie inmitten der Krise das letzte Vertrauen

      Einen Mindestlohn für die Zeitarbeit wird es weiterhin nicht geben. Da half es auch nichts, dass der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering Anfang der Woche eindringlich an Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte, Wort zu halten: Die mühsam ausgehandelte Einigung für eine Lohnuntergrenze in der Branche, den die Koalitionspartner Mitte Januar verkündet hatten, hat die Unionsfraktion wieder aufgekündigt; der fertige Gesetzentwurf wurde deshalb in der Kabinettssitzung heute von der Tagesordnung gestrichen.

      Es ist nach dem Umweltgesetzbuch und den Hartz-IV-Sätzen für Kindern bereits das dritte Regierungsvorhaben innerhalb weniger Tage, auf das sich Union und SPD nicht mehr einigen können, obwohl ein Kompromiss im Prinzip auf dem Tisch lag. Stattdessen wird gefeilscht, getrickst und getäuscht. Die eigene Profilierung ist endgültig wichtiger geworden als gemeinsames Regierungshandeln – der Wahlkampf hat begonnen, Krise hin oder her.

      Es ist dabei nicht verwunderlich, dass vor allem die Christdemokraten nervös und verunsichert sind. Die SPD hat ihren Absturz in der Wählergunst längst hinter sich und konsolidiert sich derzeit auf niedrigerem Niveau. Die Union hingegen erlebt erst jetzt die Entfremdung ihrer traditionellen Wähler. Denen hatte sie 2005 eine neoliberale Wende versprochen. Doch nachdem sie schon bisher häufig eher sozialdemokratisch regierte, greift die Kanzlerin im Kampf gegen die Wirtschaftskrise nun von Rekordschulden über Konjunkturprogramme bis zur Bankenverstaatlichung gänzlich auf Rezepte zurück, die für Christdemokraten bis vor Kurzem noch als Teufelszeug galten.

      Das verstört nicht nur die Anhänger und Verfechter ordoliberaler Vorstellungen in den Reihen der Union, sondern treibt auch Wähler zur FDP. Entsprechend sinken die Umfragezahlen. Zumindest bei politischen Randthemen versuchen die Christdemokraten deshalb, ihr Mütchen zu kühlen.

      Beim Umweltgesetzbuch stellte sich die CSU so lange quer, bis Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Chance witterte, den Koalitionspartner als ökologischen Dinosauerer vorzuführen. Beim Mindestlohn fanden CDU-Politiker vom Wirtschaftsflügel im Kleingedruckten des bereits abgestimmten Gesetzentwurfes so viele Einwände, dass dessen Verabschiedung ausgesetzt wurde. Derweil werfen sich Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) und Familienministerin Ursula von der Leyen gegenseitig vor, die Neuberechnung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder zu blockieren. Und am Freitag werden Union und SPD wohl auch noch das Scheitern der Föderalismusreform II verkünden, des letzten ambitionierten Vorhabens der Koalition. Nichts geht mehr.

      Stattdessen nehmen die Parteien bereits Aufstellung für den Wahlkampf. Wäre da nicht die Krise, die Große Koalition hätte das Regieren wohl schon völlig eingestellt. Doch in diesem Wahljahr ist alles anders: Die Bundestagswahl findet mitten in einer historisch beispiellosen Rezession statt. Die Zahl der Arbeitslosen schießt wieder in die Höhe, die Firmenpleiten nehmen dramatisch zu. Trotz aller Milliarden-Rettungs- und Konjunkturprogramme kann kein Politiker derzeit seriös voraussagen, ob es gelingen wird, einen Flächenbrand zu verhindern.

      Aber nicht nur die alten politischen Gewissheiten sind angesichts der Dramatik der Krise obsolet geworden, sondern auch die eingeübten Wahlkampfrituale. In der Politik ist diese Botschaft allerdings noch nicht angekommen. Mit Koalitionsspielchen um Lohnuntergrenzen und Umweltgesetze mögen die Christdemokraten kompensieren, dass ihr politisches Weltbild zusammengebrochen ist; mit verbalen Gegenattacken mögen die Sozialdemokraten sich stark zuzureden versuchen: Das alles hilft ihnen nicht.

      Denn tatsächlich präsentieren sich die Regierungsparteien orientierungslos und zwiespältig: hier Stillstand, dort Aktionismus. Einerseits gehen die Parteien aufeinander los, andererseits sind sie zur Zusammenarbeit verdammt. Fertige Vorlagen, die zuvor monatelang beraten wurden, werden abgeschossen. Gleichzeitig werden hektisch Gesetze geschrieben, die die Krise eindämmen sollen, von denen aber keiner der Beteiligten sicher ist, dass sie greifen und noch Schlimmeres verhüten.

      Union und SPD schwanken zwischen Vorwahlkampf und Krisenmanagement, sie spielen ein gefährliches Spiel. Die Stimmung in der Bevölkerung ist fragil und könnte sich schnell dramatisch gegen CDU, CSU und SPD gleichermaßen wenden. Vor allem dann, wenn sich herausstellt, dass das Krisenmanagement nicht die in Aussicht gestellten schnellen Erfolge erzielt.

      Das einzige Kapital hingegen, das der Großen Koalition angesichts der Rat- und Orientierungslosigkeit, die sie und ihr Wahlvolk gleichermaßen erfasst hat, noch bleibt, ist Vertrauen. Das allerdings lässt sich mit Wahlkampfritualen zur Unzeit schnell verspielen.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/06/grosse-koalition-stre…
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.02.09 20:33:01
      Beitrag Nr. 534 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.884 von Maraho am 04.02.09 20:05:05So, hiermit verabschiede ich mich für heute.

      Vielen, vielen Dank den Mitwirkenden sowie den "stillen Lesern".

      Allen einen schönen, ruhigen Abend.

      Maraho


      Dies jedoch ist noch "Pflichtprogramm":
      Ausführlicher und mit vielen Links: s.u.


      Weiteres über die enge Verflechtung von Politik und Finanzindustrie

      In den NachDenkSeiten wurde schon häufig über die enge Verflechtung von Politik und Finanzindustrie berichtet: über die engen persönlichen Verbindungen zwischen Kanzlerin Merkel und Investmentbankern zum Beispiel, über ihre Entscheidung, den Berater von Goldman Sachs, Otmar Issing, zum Vorsitzenden einer Kommission zu machen, die für Deutschland die Neuordnung der Finanzmärkte vorbereiten soll, über das Werben des Bundesfinanzministers und seines jetzigen Staatssekretärs Asmussen für die Öffnung des „Finanzplatzes Deutschland“ für neue Finanzprodukte und die Anlehnung an angelsächsische Methoden, die Zulassung von Hedgefonds usw., über die schnelle Hilfe für die private Bank IKB, über die auffallend häufige Beratungstätigkeit ehemaliger deutscher Politiker und Manager für ausländische Investmentbanken und Hedgefonds, usw. - Die Vorgänge um die Hypo Real Estate werfen ein neues zusätzliches Licht auf die enge Verflechtung:

      Der Bundesfinanzminister hat eine gute Woche vor dem Erscheinen der beiden Lobeshymnen genau am 29.9.2008 in einer Nachtaktion zusammen mit einigen Finanzinstituten die ersten 35 Milliarden für die HRE zur Verfügung gestellt. Seltsamerweise hielt diese Rettungsaktion nicht länger als eine Woche, weil das Geld nicht reichte und offenbar die anderen Institute nicht mehr richtig wollten. Jedenfalls wurden dann am 6. Oktober noch einmal 50 Milliarden nachgelegt.

      Der FDP-Abgeordnete Dr. Volker Wissing aus der Südpfalz fragte sich, warum die erste Rettungsaktion nun gerade bis zum 29. September hinausgezögert wurde. Steinbrück verwies auf den Wahltag in Bayern. Eine sonderbare Einlassung. Wegen der Wahl am 28. September muss man doch eine Rettungsaktion für eine Not leidende Bank nicht verschieben
      MdB Wissing fragte sich und auch Peer Steinbrück, seit wann der Bundesfinanzminister von den Schwierigkeiten der HRE und vor allem den Schwierigkeiten der irischen Tochter Depfa wusste. - Steinbrück ließ wissen, dass die deutsche Finanzaufsicht keine Möglichkeit habe, eine Bank in Irland zu prüfen. Diese (falsche) Einlassung passte allerdings nicht dazu, dass Prüfer der Deutschen Bundesbank im Auftrag der Bafin, der Finanzaufsicht, schon vom 27.2. bis 12.3.2008 in Dublin prüften und dass das Bundesfinanzministerium schon im März 2008 von dieser Sonderprüfung unterrichtet wurde. - Der Prüfbericht wurde dem Bundesfinanzministerium von der Bafin am 7. August 2008 vorgelegt. Auch davon will der Bundesfinanzminister keine Kenntnis gehabt haben.

      Dies alles ist bis dahin schon ziemlich unglaubwürdig. Schließlich muss auch beim Bundesfinanzminister angekommen sein, dass die Finanzkrise Deutschland mindestens dann schon erreichte, als der Bund über die KfW den Großteil einer Unterstützungsaktion über 10 Milliarden für die IKB leisten musste. Das bahnte sich schon im Sommer 2007 an. Die Zahlung wurde im wesentlichen vom Bundesfinanzministerium betrieben. Außerdem dürfte Steinbrück von den hohen Verlusten bei den Landesbanken, bei anderen deutschen Privatbanken und bei der schweizerischen Großbank UBS gewusst haben. Und auch vom Zusammenbruch von Lehman Brothers. Seine Schutzbehauptung, die Finanzkrise habe ihn wie ein Springinsfeldteufel angesprungen, konnte er beim besten Willen selbst nicht glauben.

      Es ist auch nicht glaubwürdig, das das zuständige Referat im Bundesfinanzministerium, bei dem der Bericht der Bankenaufsicht über die hohen Verluste bei der irischen Tochter der HRE und die Risiken für die HRE in München ankam, der Hausspitze in der heißen Zeit des Spätsommers und Septembers 2008 nichts gemeldet hatte. Die zuständigen Beamten müssten mit einem Disziplinarverfahren konfrontiert werden, wenn sie den Minister darüber nicht informiert haben.

      Im gleichen Referat müsste eigentlich auch angekommen sein, welches große Rad die Münchner HRE drehte, dass die Risiken nämlich ungefähr die Dimension der amerikanischen Investmentbanken erreicht haben. Wenn die Finanzkrise schon mindestens ein ganzes Jahr ins Haus steht, dann erkundigt man sich doch als zuständige Ministerialbeamte nach ähnlichen Risiken bei anderen Instituten. Dass dieses geschehen ist, dessen bin ich aus eigener Kenntnis solcher Ministerien ganz sicher.

      Das Bundesfinanzministerium musste auch noch etwas ganz anderes wissen, und dies führt uns auf den 29.9.2008 zurück: das Bundesfinanzministerium musste wissen, dass sein eigener Minister, der Vorgänger von Herrn Steinbrück und (soweit ich weiß) auch Steinbrück selbst bei der in den NachDenkSeiten schon des öfteren erwähnten Sitzung zwischen Kanzler Schröder, Bundesfinanzminister Eichel, Bundeswirtschaftsminister Clement und den Spitzen der Banken und Versicherungen zu Jahresbeginn 2003 zugegen waren. Damals ging es um die Gründung einer Bad Bank, einer üblen Bank. Die Banken und die Versicherer wollten ihre faulen Papiere auslagern. Die offizielle Gründung einer solchen üblen Bank kam nicht zu Stande, weil das Gespräch öffentlich wurde. Offensichtlich hat man sich dann zu inoffiziellen Gründungen deutscher, übler Banken entschlossen. Eine davon dürfte die HRE gewesen sein. Denn ihre Gründung geht auf die Auslagerung schlechter Risiken durch eine Bank zurück, die besonders betroffen war von schlechten Risiken: die HypoVereinsbank in München. Sie lagerte die schlechten Risiken auf die HRE aus und war dann gesund genug, um für ihre Aktionäre einigermaßen lukrativ an die italienische Bank UniCreditGroup verkauft zu werden.

      Das geschah am 29.9.2003.

      Fünf Jahre später, am 28.9.2008, lief nach geltendem Recht, dem Umwandlungsgesetz, die Haftung der HypoVereinsbank für Ansprüche (Risiken) der HRE aus. Man musste also mit der staatlichen Hilfe für die HRE bis zum 29.9.2008 warten, um die HypoVereinsbank aus der Haftung entlassen zu können und uns Steuerzahler alleine bezahlen zu lassen.

      Wenn die zuständigen Beamten des Bundesfinanzministeriums ihren Minister über diese Zusammenhänge nicht aufgeklärt haben, dann war das grob fahrlässig. Ich unterstelle aber zu Gunsten dieser Mitarbeiter, dass sie ihren Minister darüber informiert haben. Dafür spricht auch ein kleines Detail des Umgangs von Minister Steinbrück mit dem zitierten Abgeordneten Wissing. Als dieser am 28. Januar 2009 in einer Fragestunde wissen wollte, wann der Minister von diesen Ansprüchen und der Verjährungsfrist erfahren habe und um welche Ansprüche in welcher Höhe es sich handle, die mit Ablauf des 28. September 2008 verjährt sind, verwies der Minister darauf, der Abgeordnete solle seine Fragen schriftlich stellen. Der Sachverhalt sei zu komplex. Später erklärte der BMF, Wissings Erwägungen seien abwegig. Ich halte sie nicht für abwegig.

      Das mögen Details sein. Aber diese Details haben schwerwiegende Folgen. Schließlich handelt es sich bei den bisher 92 Milliarden für eine einzige private Bank und bei noch nicht absehbaren weiteren Risiken um einen äußerst gravierenden Vorgang, der uns alle belastet. 92 Milliarden, das ist schon ein knappes Drittel des gesamten Bundeshaushalts.

      Die Freundlichkeiten der Medien gegenüber den handelnden Personen in Berlin und das Ausbleiben kritischer Fragen

      Das sind Ereignisse und Fakten, die zumindest kritische Fragen bei den Medien auslösen sollten. Deshalb kann man die beiden zitierten Lobeshymnen auf den Bundesfinanzminister nur als Ergebnisse der Public-Relations-Arbeit des Ministers und der Finanzindustrie verstehen. Es gibt auch einige kritische Medien, genauer gesagt einige kritische Journalisten bei einigen Medien. Aber nur wenige bohren wirklich in den Ungereimtheiten der Abläufe zur Finanzkrise nach. Die meisten Medien haben die Winkelzüge der Bundeskanzlerin, des Bundesfinanzministers und anderer handelnder Personen und auch die Winkelzüge und Vernebelungen der Finanzwirtschaft selbst mitgemacht. Es gab keinen Sturm der Entrüstung, als die Bundesregierung, namentlich Angela Merkel und Peer Steinbrück versuchten, die Ursache der Krise nur in den USA zu suchen. Es wurde nicht entschieden genug darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung über Risiken in deutschen Reihen schon seit 2003 wusste. Und auf die konkreten Machenschaften im Zusammenhang mit der HRE wurde lange Zeit nicht eingegangen. Die Medien haben übrigens auch penetrant der Finanzindustrie nachgesprochen, als diese bis in diese Tage immer wieder behauptete, nur die staatlichen Banken hätten Probleme. Und die Medien widersprechen deshalb immer noch nicht den seltsamen Einlassungen, bei einer staatlichen Übernahme einer maroden Bank müsse aber dann ganz schnell für Privatisierung gesorgt werden - so zum Beispiel Professor Hans-Werner Sinn in der Tagesschau vom 2. Februar 2009, und so auch von seiten der Politik - sozusagen im vorauseilenden Gehorsam, auf die Wünsche der Finanzindustrie einzugehen. Der Steuerzahler soll die Risiken übernehmen, dann aber aus der gesundeten Bank ganz schnell wieder verschwinden.
      Die Medien, wie im konkreten Fall die Tagesschau in einem Interview zur Übernahme der HRE durch den Staat, informieren auch nicht darüber, dass der erwähnte Hans-Werner Sinn im Aufsichtsrat der HypoVereinsbank sitzt, also genau wissen müsste, dass die HRE mit dem schlechten Risiken der HypoVereinsbank belastet wurde, also die üble Bank im Dienste jener Bank darstellt, in dessen Aufsichtsrat der Professor Sinn nun seit Jahren sitzt.

      Die Medien sind bisher auch nicht der interessanten Frage nachgegangen, was eigentlich der Vorsitzende des Kuratoriums der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Hans Tietmeyer, im Aufsichtsrat der HRE getan hat. Was hat ihn bewogen, Aufsichtsrat einer quasi Bad Bank zu werden? Fand er die Tatsache, dass diese Bank ihre in Deutschland alteingesessene Pfandbrief-Tochter zum Steuersparen nach Irland verlagert hat, normal?

      Es gäbe unglaublich viel Interessantes zu recherchieren, wenn man nur wollte.

      Die enge Zusammenarbeit von Finanzindustrie und Medien

      Den Medien ist offenbar zum größeren Teil der Schneid abgekauft worden. Sicher auf verschiedenem Weg: zum Beispiel über die hohen Werbeaufwendungen der Finanzindustrie und dann über direkte „Bitten“ der Bundesregierung. Über Letzteres berichtete jetzt, fast drei Monate nach dem Ereignis, beiläufig eingestreut die Zeit. Just am Tag des Erscheinens der zu Anfang erwähnten Lobeshymne auf Peer Steinbrück („Macher am Rande des Abgrunds“), am 8. Oktober 2008, an jenem Mittwochabend, hatten die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister die Chefs der wichtigsten Zeitungen ins Kanzleramt eingeladen „um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die lautete: Wir wissen zwar nicht genau, was in zwei oder drei Wochen ist, aber würden doch sehr herzlich um Ihr Vertrauen bitten und vor allem darum, dass Sie keine schlechte Stimmung machen, denn dazu ist die Lage zu ernst.“

      Die Warnung davor, keine schlechte Stimmung zu machen, verstehe ich. Das ist nicht zu kritisieren. Aber offenbar haben die Chefredakteure diese Bitte ziemlich falsch verstanden, nämlich als Aufforderung, sich mit Kritik an den Verantwortlichen bei der Bundesregierung zurückzuhalten. Das hat funktioniert. Und beide, Angela Merkel und Peer Steinbrück, profitieren davon.

      Auf die enge Zusammenarbeit von Finanzindustrie und Medien, von Wallstreet und Madison Avenue wies der amerikanische Politologe McChesney in einem spannenden Buch mit dem Titel „Rich Media, Poor Democracy“ schon vor Jahren hin. Es ist typisch, dass über ein solches Buch nicht viel berichtet wurde und jetzt schon gar nicht mehr berichtet wird, obwohl seine Beschreibung der engen Zusammenarbeit und der Entwicklung der Public Relations Industrie noch aktueller geworden ist und bei uns genauso gilt wie in den USA.

      Sie können täglich, ja geradezu stündlich, Zeuge der engen Interessenverflechtung von Medien und Finanzindustrie sein: die Fernsehspots vor der Tagesschau und vor und nach „Heute“ oder bei den privaten Sendern werden zum überwiegenden Teil von der Pharmaindustrie und der Finanzindustrie getragen, genauso ein Großteil der Anzeigen; die Medien haben von Börsengängen bestens profitiert; sie füllen Programme mit Börsenberichten und profitieren von der Privatisierung der Altersvorsorge. Und sie honorieren die enge Verbindung mit ausgesprochen nachlässiger Recherche zu Vorgängen, die der Finanzindustrie nutzen. Weil ich diese Vorgänge seit langem beobachte, fallen mir außer den zuvor genannten noch reihenweise andere Beispiele ein. Ich zähle einige auf und wiederhole teilweise, in der stillen Hoffnung, dass sich doch noch der/die eine oder andere Journalist/in finden möge:

      Die Geschichte der Steuerbefreiung beim Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen ab dem 1.1.2002. Auf wessen Initiative haben Schröder und Eichel dies durchgesetzt?

      Überhaupt: die Geschichte der Auflösung der so genannten Deutschland AG und der Plünderung unglaublich vieler deutscher Unternehmen und vor allem zulasten der Arbeitnehmer. Eines der bekannteren ist zurzeit wieder in den Schlagzeilen: Märklin.

      Das Schweigen des Finanzausschusses zu den zuvor beschriebenen Vorgängen. Warum meldet sich außer den Abgeordneten der Linkspartei nur der FDP-Abgeordnete Volker Wissing? Wo und wie sind die anderen eingebunden?

      Eine Übersicht über weitere Boni-Zahlungen, Vergütungen und Dividenden von hilfsbedürftigen und vom Staat unterstützten Banken.

      Ist die Dresdner Bank die Bad Bank der Allianz? Und welcher Deal hat mit diesen und der Commerzbank stattgefunden? Welche staatlichen Stellen waren dabei involviert?

      Die Interessenverbindung der Bundeskanzlerin mit Investmentbanken und anderen Vertretern der Finanzwirtschaft

      Dito Bundesfinanzminister, sein Staatssekretär Asmussen und die Finanzindustrie.

      Warum äußert sich Bundespräsident Köhler nicht? Was weiß er?

      Warum ist das Geheimgutachten des Bundesrechnungshofes über den Verkauf der ostdeutschen Banken an die westdeutschen Banken noch nicht auf dem Tisch? Was steht im einzelnen drin?

      Genaueres zum Komplex Postbank, Post und Deutsche Bank. Für wen zahlt der Rettungsfond, wenn er für die Postbank zahlt?

      Ausführlicher: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3743


      Gute Nacht!
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      Avatar
      schrieb am 05.02.09 05:25:09
      Beitrag Nr. 535 ()
      Guten Morgen zusammen,

      vorab wünsche ich euch einen gelungenen Tag.

      Hier einiges zum Tagesbeginn...
      Dies finde ich bemerkenswert....


      Mexiko fürchtet NAFTA-Neuverhandung
      von Klaus Ehringfeld

      Es ist eine Bemerkung von Barack Obama, die in Mexiko für Nervosität sorgt. Man müsse das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) in den Punkten Umweltschutz und Arbeitsschutz nachverhandeln, sagte der US-Präsident während des Wahlkampfs. Südlich des Rio Grande fürchten jetzt vor allem Industrie und Politik, Washington könne den ganzen Vertrag noch mal auf den Prüfstand stellen, der vor 15 Jahren in Kraft trat und vor allem Mexikos Exportsektor zu großem Aufschwung verholfen hat. Heute gehört Mexiko zu den zwanzig größten Wirtschafts- und Exportnationen.

      Seit der Unterzeichnung des NAFTA-Abkommens zwischen USA, Kanada und Mexiko 1994 hat sich der Handelsaustausch zwischen den drei Staaten mehr als verdreifacht – von 288 Mrd. Dollar im Jahr 1993 auf 894 Mrd. 2007. Besonders profitiert hat davon Mexiko, das seinen Exportsektor mit dem Abkommen fast völlig auf die USA ausgerichtet hat. Gut 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA. Rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hängen an den Ausfuhren. 17 Prozent aller Jobs sind NAFTA-bedingt. Da ist die Furcht vor einer Neuverhandlung auf mexikanischer Seite nur allzu verständlich.

      „Die Themen Abbau von Handelshemmnissen und Zollerleichterungen stehen nicht zur Debatte und sollten kein Problem darstellen”, sagt Fernando Ruiz vom Außenhandelsrat der mexikanischen Industrie (Comce). Tatsächlich standen auch bei dem Treffen zwischen Obama und Mexikos Staatschef Felipe Calderón Mitte Januar in Washington die Themen Migration und Kampf gegen die Drogenkartelle im Vordergrund. NAFTA war nur am Rande ein Thema.

      Zudem sind die Bereiche, die Obama aktualisieren will, nicht Bestandteil des NAFTA-Vertrages, sondern sind in Nebenabkommen geregelt. Auch diese können nur mit Zustimmung der Staatschefs und Parlamente aller drei Staaten modifiziert werden. „Eine Sache ist, das Abkommen anzupassen, damit es seine Gültigkeit behält; eine andere ist es, die Grundlagen in Frage zu stellen”, warnt Jaime Zabludovsky, der den NAFTA-Vertrag für Mexiko mitverhandelt hat.

      Mittlerweile sind die USA auf Druck des Kongresses dazu übergegangen, Umwelt- und Arbeitsschutzklauseln direkt in die Handelsabkommen reinzuschreiben. Erstmas vereinbart wurde dies in dem Vertrag, der 2006 mit Peru geschlossen wurde.

      Präsident Calderón brennen im Verhältnis zum großen Nachbarn allerdings andere Themen mehr unter den Nägeln als NAFTA: Im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Rauschgiftkartelle drängt er darauf, dass Washington den Waffenschmuggel unterbindet. Auf US-Seite befinden sich im Grenzgebiet rund 12.000 Waffengeschäfte, in denen sich die Mafias mit Waffen eindecken. Nach Geheimdienstinformationen gelangen auf diesem Weg jeden Tag 2000 Schusswaffen illegal nach Mexiko.

      Zudem bemüht sich Mexiko bei den verschiedenen US-Regierungen seit Jahren vergeblich darum, sich einem Migrationsabkommen zu öffnen. Elf Millionen Mexikaner leben und arbeiten zum großen Teil ohne die notwenidge Erlaubnis in den USA und schicken jedes Jahr mehr als 20 Mrd. Dollar in die Heimat. Diese Rücküberweisungen entsprechen rund 2,5 Prozent des mexikanischen Bruttoinlandsprodukts. Mexiko will ein Gastarbeiterprogramm und die Legalisierung des Aufenthaltsstatus der Landseute in den USA vereinbaren.

      Quelle: http://blog.handelsblatt.de/mexico-city-ehringfeld/e…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 05:33:30
      Beitrag Nr. 536 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.514.172 von Maraho am 04.02.09 20:33:01Passt hierzu:


      Bad Bank
      Commerzbank plant Müllkippe

      Das Institut prüft die Auslagerung fauler Wertpapiere in Milliardenhöhe in eine Bad Bank. Damit ist die Commerzbank Vorreiter - Deutschlands Privatbanken diskutieren derweil mit dem Branchenverband BdB über eine Lösung.

      "Dazu laufen Diskussionen", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der FTD. Es gehe vor allem um Papiere der Tochter Eurohypo, die in der Staats- und Immobilienfinanzierung aktiv ist. Konkrete Beschlüsse gebe es aber noch keine. In der Bundesregierung werden derweil Überlegungen angestellt, eine gemeinsame Bad Bank für Commerzbank und Hypo Real Estate (HRE) zu gründen.

      Die Commerzbank ist die erste private Geschäftsbank, bei der konkrete Pläne über die Abstoßung von Papieren in eine Bad Bank an die Öffentlichkeit gelangen. Parallel arbeiten Deutschlands private Kreditinstitute nach FTD-Informationen über ihren Spitzenverband BdB an einer Bad Bank für den kompletten Sektor. Denkbar wäre, dass die Commerzbank dieses Vehikel für ihr Vorhaben nutzt.

      Ähnliche Pläne wie die Commerzbank verfolgt auch die Postbank - sie sagte schon mehrfach, dass sie ihr 6-Mrd.-Euro-Portfolio an komplexen Wertpapieren ausgliedern will. Allerdings bevorzugte die Postbank bislang eine Lösung, nach der der Bankenrettungsfonds Soffin die Papiere übernimmt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gilt als Anhänger einer Bad Bank - allerdings hat er kategorisch ausgeschlossen, dass sein Institut ein solches Auffangbecken für toxische Kredite benötigt.

      Die Idee einer gemeinsamen Bad Bank für die Commerzbank und den noch schwerer angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate wird sowohl im Kanzleramt als auch im Finanzministerium verfolgt. Der Staat ist mit einem Anteil von gut 25 Prozent größter Eigner der Commerzbank und hat faktisch bei beiden Instituten das Sagen.

      Auch beim Spitzentreffen der Großen Koalition am Mittwoch wurde das Thema besprochen. Eine Variante sieht vor, die Eurohypo und die HRE-Tochter Depfa zusammenzulegen. In Finanzkreisen gilt jedoch als fraglich, ob die Portfolios der Eurohypo und des maroden Staatsfinanzierers Depfa wirklich zusammenpassen. Überschneidungen gibt es immerhin zwischen der Depfa und der zur Eurohypo gehörenden Essen Hyp, die ebenfalls Staatsfinanzierung betreibt. Wie die Depfa hatte auch die Essen Hyp teilweise ihr langfristiges Kreditgeschäft nicht fristengleich refinanziert und war dadurch in Probleme geschlittert.

      Problemfall Eurohypo

      Die Eurohypo gilt unter Analysten und Finanzexperten als Problemfall. Commerzbank-Chef Martin Blessing sucht seit Monaten nach einer Lösung für das Sorgendkind, das der Konzern erst im November 2005 für 4,5 Mrd. Euro komplett erworben hatte.

      Bereits letztes Jahr war Blessing nach FTD-Informationen bereit gewesen, die Eurohypo zu verkaufen, um mit dem Erlös den Kauf der Dresdner Bank zu finanzieren. Inzwischen hat der Immobilienfinanzierer sein Neugeschäft dem Vernehmen nach quasi eingestellt. Zudem versuchte das Management zeitweise, aus bereits zugesagten Finanzierungen herauszukommen.

      Für die Commerzbank würde die Auslagerung riskanter Papiere einen weiteren Reputationsverlust bedeuten. Die Bank hat inzwischen 18,2 Mrd. Euro an direkten Staatsgeldern sowie 15 Mrd. Euro an Bürgschaften erhalten. Unklar ist, ob die Commerzbank für die Einrichtung einer Bad Bank weitere staatliche Hilfen benötigen würde. Je nach Ausgestaltung könnte sie das Vehikel womöglich auch selbst kapitalisieren.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Bad…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 05:42:23
      Beitrag Nr. 537 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.728 von Maraho am 04.02.09 19:50:16Da haben sich die Juristen wieder eine neue Formulierung einfallen lassen:

      US-Senat mildert «Buy American»-Vorschrift im Konjunkturplan ab
      Washington (dpa) - Der US-Senat hat eine umstrittene Klausel zur Bevorzugung amerikanischer Produkte im geplanten Konjunkturprogramm abgemildert. Ursprünglich war vorgesehen, dass mit den Staatsgeldern in erster Linie US-Produkte gekauft werden sollen. Nach Angaben des Senders MSNBC stimmten die Senatoren aber mit großer Mehrheit einer Änderung der sogenannten «Buy American»-Vorgabe zu. Nun heißt es, dass amerikanische Waren bevorzugt werden sollten, sofern dies nicht «amerikanische Verpflichtungen in internationalen Abkommen» verletze.

      © Die Welt
      erschienen am 05.02.2009 um 04:04 Uhr
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 05:56:23
      Beitrag Nr. 538 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.486.651 von kiska am 31.01.09 08:13:36Damit sage ich...
      ... bis später...

      Leitzins

      EZB verharrt an der Seitenlinie

      VON ROBERT VON HEUSINGER


      Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät durch ihre halbherzige Geldpolitik international immer weiter ins Abseits. Während die großen Notenbanken rund um den Globus zu unkonventionellen Maßnahmen greifen, um den Kreditfluss wieder in Gang zu bringen, hat die EZB noch keinen Plan vorgelegt. Auch von ihrer geldpolitischen Ratssitzung am heutigen Donnerstag erwarten Analysten kaum Neuigkeiten.

      Doch das Problem existiert auch in Euroland. Die Banken vergeben kaum Kredite, weshalb die Zinspolitik der Notenbank unwirksam zu werden droht. "Die EZB muss die Banken umgehen und direkt Kredite an die Unternehmen vergeben", fordert Patrick Artus, Chefvolkswirt der französischen Investmentbank Natixis. Intern diskutiere die Notenbank zwar solche unkonventionellen Schritte, ohne aber bislang konkrete Maßnahmen für den multinationalen Kontext des Euroraums parat zu haben. In den USA kauft die Notenbank dagegen seit Monaten Geldmarktpapiere der Unternehmen in großem Umfang auf und versorgt diese so mit Kredit. "Unkonventionelle Maßnahmen sind viel wichtiger als Zinssenkungen", sagt Artus.

      Das sehen nicht alle Experten so. Die EZB muss neben unorthodoxen Maßnahmen weiter rasch und radikal ihren Leitzins senken, fordern 13 von 15 Schattenratsmitgliedern. Sie empfehlen dem EZB-Rat, die Zinsen um 0,5 bis einen Prozentpunkt zu senken. Doch dass die Ratsmitglieder den Empfehlungen bereits heute folgen werden, gilt als aussichtslos. Zu oft hat EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in den vergangenen Tagen klar gemacht, "die nächste wichtige Sitzung ist die im März", woraus Beobachter haarscharf folgern, dass die EZB eine Zinspause einlegen wird.

      Dabei hat der Schattenrat die Argumente auf seiner Seite. Der Schattenrat ist eine vom Handelsblatt zusammengestellte Runde internationaler Volkswirte und EZB-Beobachter. Sie begründen ihre Forderung zum einen mit der Inflationsrate, die sich in Euroland im Sturzflug befindet. Zur Zeit liegt sie bei 1,1 Prozent, doch bereits zur Jahresmitte dürfte sie negativ werden. Zum anderen würden die Erfolgschancen unkonventioneller Geldpolitik erhöht, wenn der Notenbankzins in Richtung null marschiert. Immer mehr Volkswirte erwarten, dass die EZB ab März beginnt, den Leitzins von derzeit zwei Prozent auf 0,5 Prozent zur Jahresmitte zu senken - so etwa die Experten der Citibank und von Goldman Sachs.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktue…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 06:12:22
      Beitrag Nr. 539 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.510.580 von Dorfrichter am 04.02.09 15:11:15"Einer" geht noch...


      Finanzkrise
      Vorsorge für den Ernstfall


      Profi-Investoren wie Vermögensverwalter und Versicherer, die das Geld ihrer Kunden über Jahrzehnte sichern sollen, stellen sich längst im stillen Kämmerlein dieselbe Frage wie Millionen Deutsche: Angenommen, es käme in den nächsten Jahren richtig schlimm – wie erhalte ich mein Kapital?

      Wie würden sich solche Investoren für das skizzierte Worst-Case-Szenario wappnen? Zur Erinnerung: Die Weltwirtschaft schrumpft über fünf Jahre, das deutsche BIP insgesamt um 15 Prozent, Pleiten und Arbeitslosigkeit nehmen drastisch zu, Staatsschulden explodieren. Erst kommt es zur Deflation, dann zur Inflation.

      Michael Schramm, persönlich haftender Gesellschafter bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser, nimmt dann auch unkonventionelle Anlagen ins Visier – zum Beispiel Ackerland; „Wenn es in einem GAU darum geht, was die Welt wirklich braucht, gehört Getreide dazu.“ Über geschlossene Fonds – bei denen der Ausstieg allerdings kurzfristig schwer möglich ist – können sich Normalverdiener beteiligen.

      Aktien. Dividendenpapiere sieht Schramm in einem GAU-Szenario eher als Verlierer: „Wir werden noch sehr viele Pleiten sehen.“ Auch bei rettenden Teilverstaatlichungen müssten die Aktionäre damit rechnen, mit zur Kasse gebeten zu werden.

      Ganz so schwarz sieht es Alfred Roelli, Leiter der Finanzanalyse bei der Schweizer Privatbank Pictet, nicht. Wagemutigen rät er zu selektiven Käufen: „Vor allem unterbewertete Konzerne, die das Rückgrat des produzierenden Gewerbes sind.“ Wie den Industriegase-Hersteller Linde aus dem Dax, der schon für 95 Prozent des Buchwerts zu haben ist. „Wenn unsere Industriegesellschaft nicht verschwindet und wir zu einer Tauschgesellschaft zurückkehren, werden solche Firmen überleben und sind für Anleger einen Blick wert“, sagt Roelli. Selbst dann, wenn die Konzerne in einer langen Rezession auf Überlebensmodus umschalten und die Dividende opfern.

      Bekämpfung der Inflation im Mittelpunkt

      Anleihen. Um das Katastrophenszenario zu überdauern, gilt es, abgestuft zu handeln. „So lange Vermögenswerte und Preise weiter im freien Fall sind, muss die Hauptsorge der Staaten und Notenbanken die Bekämpfung der Deflation sein“, sagt Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer von PSM in München. Bis dahin sollten Anleger Schulden abbauen und Kasse halten, und zwar nur in erstklassigen Staatsanleihen wie Deutschland, Frankreich oder Finnland.

      Von einer Deflation würden vor allem Staatsanleihen mit zehn oder mehr Jahren Laufzeit profitieren. Franz Wenzel, Anlagestratege bei der Fondsgesellschaft des Versicherers Axa, sieht dafür nur eine Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent. Er räumt jedoch ein, dass in Japan während der Deflation in den Neunzigerjahren die Staatsanleihe-Renditen auf ein Prozent fielen. Die US-Renditen liegen derzeit bereits bei 2,6 Prozent.

      Bei einer Deflation wie in Japan fallen die Renditen weiter und die Kurse steigen. Das Problem bei Staatsanleihen: Kommt statt Deflation gleich eine moderate Inflation von zwei Prozent, haben sie kein Geld verdient – oder sogar welches verloren.

      Bei Unternehmensanleihen bleibt vor allem das Insolvenzrisiko. Weil das viele Investoren selbst bei solide finanzierten Großkonzernen mit stabilem Geschäft nicht mehr ausschließen wollen, bieten solche Firmenbonds derzeit Renditen von sieben oder acht Prozent. „Wenn Unternehmensanleihen, dann auch hier nur allererste Qualität mit lupenreiner Bilanz und hohem Cash-Flow“, sagt Schäfer von PSM.

      Gold. „Falls alle Finanzwerte zusammenbrechen, wären physisch greifbare Anlagen wie Gold noch am ehesten zu empfehlen“, bringt Alfred Roelli vom Bankhaus Pictet eine jahrhundertealte Erfahrung auf den Punkt. Und die gilt auch für die größte und liebste Vermögensanlage der Deutschen: die eigenen vier Wände.

      Crashwahrscheinlichkeiten für Hochzinsanleihen, Bewertungen von Aktien – diese Überlegungen interessieren Immobilienbesitzer nicht.
      Das gesteht sogar ein ausgewiesener Kritiker der selbst genutzten Immobilie ihnen zu. In guten Zeiten gilt für Matthias Thomas, Professor für Immobilienmanagement an der European Business School in Oestrich-Winkel: „Die meisten Anleger haben mit einer Immobilie ein extremes Klumpenrisiko im Portfolio. Man stelle sich vor, jemand setzte sein ganzes Eigenkapital plus einen hohen Kredit auf eine einzige Aktie – alle würden den Kopf schütteln.“ Doch in Krisen gewinnen Haus und Garten neuen Charme: „Finanzvermögen kann vernichtet werden, das Haus bleibt stehen, lässt sich vermieten und abbezahlt erneut beleihen um als Sicherheit zum Beispiel für eine Unternehmensgründung zu dienen.“

      Selbst das Worst-Case-Szenario muss Immobilienbesitzer also nicht um den Schlaf bringen. Im Moment liegen sie goldrichtig.

      Quelle und weiterführend: http://www.wiwo.de/finanzen/vorsorge-fuer-den-ernstfal…


      Bis dann....
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 07:21:12
      Beitrag Nr. 540 ()
      Guten Morgen zusammen,

      fange mal an mit einer etwas kuriosen Meldung:

      Nur mit Volkswagen Zufahrt zum VW-Werk Kassel VW-Werk in Baunatal

      Kassel (dpa) - Wer keinen Volkswagen fährt, steht beim VW-Werk in Baunatal bei Kassel künftig vor verschlossener Schranke. Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass Gästen und Lieferanten mit Fremdmarken künftig die Einfahrt verweigert werde.

      ;)
      Kassel (dpa) - Wer keinen Volkswagen fährt, steht beim VW-Werk in Baunatal bei Kassel künftig vor verschlossener Schranke. Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass Gästen und Lieferanten mit Fremdmarken künftig die Einfahrt verweigert werde.

      «Wer einmalig bei uns vorbeikommt, wird nur freundlich darauf hingewiesen. Aber von ständigen Partnern erwarten wir, dass er sich kooperativ zeigt und unsere Autos fährt», sagte der Sprecher. «Wen wir beschäftigen, der soll auch uns beschäftigen.»

      Wie die «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen» berichtete, hatte ein Handwerker von einem Volkswagen auf einen Opel umsteigen wollen. Der Werksschutz habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er dann nicht mehr auf das Werksgelände fahren dürfe, selbst wenn er schwere Teile habe. «Das ist bei großen Firmen ganz normal», sagte der VW-Sprecher. «Viele Zulieferer wie Bosch oder Conti haben unterschiedliche Fahrzeugflotten, mit denen sie die verschiedenen Kunden anfahren.» Damit werde Nähe aufgebaut und um Aufträge geworben. «Wir sehen darin kein Problem und unsere Partner eigentlich auch nicht.»

      Ein Hausverbot für Fremdmarken hätten bislang alle Werksdirektoren gewollt, aber nie richtig durchgesetzt. «Der jetzige Chef Hans-Helmut Becker ist da konsequenter. Es ist doch ganz normal, dass wir mit denen Geschäfte machen wollen, die auch mit uns Geschäfte machen wollen.» Lieferanten und Handwerker seien Partner, denen man gern helfe, von denen aber auch Hilfe erwartet werde.

      Der Betriebsrat des VW-Werkes distanzierte sich hingegen von der Politik des eigenen Hauses: «Wir leben in einem freien Land. Wir halten nichts von einem repressiven Vorgehen, das Menschen zwingt, ein bestimmtes Fahrzeug zu kaufen», sagte Betriebsratschef Jürgen Stumpf. Der Betriebsrat sei zwar von den Produkten der Konzernfahrzeugflotte überzeugt. «Dabei überzeugen aber unsere Produkte - nicht Zwänge und Restriktionen!»

      Url zum Artikel: http://www.ad-hoc-news.de/nur-mit-volkswagen-zufahrt-zum-vw-…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 07:24:27
      Beitrag Nr. 541 ()
      Autohausgruppe Heck ist zahlungsunfähig
      Die vier eigenständigen Gesellschaften der Autohausgruppe Heck haben bei den zuständigen Amtsgerichten in Koblenz und in Bad Kreuznach Insolvenzantrag gestellt. Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser am Mittwoch mitteilte, führten zwei aufeinander folgende Geschäftsjahre mit schwachem Neu- und Gebrauchtwagenabsatz zu der finanziellen Schieflage. Die Finanzmarktkrise habe die Situation im vergangenen Halbjahr nochmals verschärft.

      Nach den Worten von Lieser läuft der Betrieb zunächst ohne Einschränkungen weiter. Die Löhne und Gehälter der ca. 80 Beschäftigten seien durch das Insolvenzgeld bis Ende März gesichert. Der Koblenzer Rechtsanwalt will sich zunächst einen Überblick über das Unternehmen verschaffen und nach Lösungen für eine Betriebsfortführung suchen. Diesbezüglich sei er "verhalten zuversichtlich". "Es ist sehr bedauerlich, dass die seit Ende Januar geltende Abwrackprämie für Heck zu spät gekommen ist", erklärte der Verwalter.

      Von der Insolvenz betroffen sind drei Standorte in Dörth mit den Marken Ford, Volvo und Nissan sowie die dazugehörige Shell-Tankstelle. Der vierte Heck-Standort in Simmern, in dem Ford-Fahrzeuge verkauft werden, ist ebenfalls zahlungsunfähig. Die Handelsgruppe gilt als größter Anbieter der genannten Automarken in der Region. (rp)
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 07:34:27
      Beitrag Nr. 542 ()
      05.02.2009 07:19
      Kurzarbeit belastet Haushalt der Bundesagentur - Presse
      DJ Kurzarbeit belastet Haushalt der Bundesagentur - Presse

      MÜNCHEN (Dow Jones)--Der drastische Anstieg der Kurzarbeit in diesem Jahr wird den Haushalt der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg strapazieren. Allein das veranschlagte Kurzarbeitergeld von 300 Mio EUR werde bei weitem nicht reichen, sagte der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise bei den Münchner Seminaren der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) und der CESifo Gruppe.

      Weise schätzt, dass der Anstieg von Kurzarbeit bis zu 1,6 Mrd EUR kosten wird,
      wie die SZ in ihrer Donnerstagausgabe weiter berichtet. Deshalb könnte das erste Halbjahr seiner Einschätzung nach einigermaßen glimpflich verlaufen. "Aber wenn es bis Mitte des Jahres kein Signal gibt, dass es aufwärts geht, halten das viele kleine und mittelständische Betriebe nicht mehr durch", betonte er.

      Wenn die Konjunktur in diesem Jahr um etwas mehr als 2% einbricht, erwartet BA-Chef Weise im Jahresdurchschnitt 250.000 Arbeitslose mehr als 2008.:laugh: Im vorigen Jahr waren im Jahresdurchschnitt knapp 3,3 Millionen Menschen arbeitslos. Wenn die Wirtschaftsleistung allerdings um etwa 4% zurückgehe, könnten es auch 500.000 bis 700.000 Arbeitslose mehr sein, so Weise. "Aber wir kommen nicht mehr an die Fünf-Millionengrenze heran", sagte er.

      In der Arbeitslosenversicherung haben sich 17 Mrd EUR angehäuft, die der BA-Chef vor latenten Begehrlichkeiten der Politik bewahren konnte. "Eineinhalb Jahre halten wir damit durch", erklärte er.


      Webseite: http://www.sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 07:43:45
      Beitrag Nr. 543 ()
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 07:48:24
      Beitrag Nr. 544 ()
      05.02.2009 07:44
      Deutsche Bank sieht weiter schwierige Bedingungen und große Herausforderungen

      Die Deutsche Bank <DBK.ETR> rechnet nach dem ersten Jahresverlust in der Nachkriegsgeschichte auch 2009 mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld. "Für die nächste Zeit sehen wir weiterhin sehr schwierige Bedingungen für die Weltwirtschaft und damit große Herausforderungen für unsere Kunden wie auch für unsere Branche", sagte Vorstandschef Josef Ackermann (News/Aktienkurs) am Donnerstag laut Mitteilung. Die Bank stehe auch künftig zu ihrem Geschäftsmodell, das auf die beiden Pfeiler Investmentbanking und Privatkundengeschäft setzt.

      Dennoch plant die Bank Anpassungen in einigen Bereichen. "Die zuvor nie erlebten Marktverhältnisse in diesem Quartal haben einige Schwächen in unserem Geschäftsmodell offenbart. Deshalb ändern wir unsere Aufstellung in einigen Geschäftsfeldern." So solle etwa der Eigenhandel reduziert werden.

      2008 war die Bank wegen der Krise in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich lag der Verlust bei 3,9 Milliarden Euro. Allein im Schlussquartal lag das Minus bei 4,8 Milliarden Euro. Ackermann zeigte sich enttäuscht: "Wir sind absolut unzufrieden mit unserem Ergebnis im vierten Quartal und dem daraus resultierenden Verlust im Gesamtjahr 2008." Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Jahr eine deutlich reduzierte Dividende von 50 Cent erhalten nach 4,50 Euro für 2007./sb/zb

      ISIN DE0005140008

      AXC0025 2009-02-05/07:44
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 09:52:18
      Beitrag Nr. 545 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.782 von Maraho am 05.02.09 06:12:22Wie würden sich solche Investoren für das skizzierte Worst-Case-Szenario wappnen?
      Das haben sie doch getan zwischen 2001-2007. Sie haben sich positioniert in kleinen Beteiligungsgesellschaften, in Hedge-Fonds und direkten stillen Beteiligungen an innovativen Firmen und in Staatsanleihen. In Cross-Border Kontrakten mit Kommunen und Ländern dieses Globus. Ausgerichtet auf 30 Jahre laufen solche Verträge, die die Unterzeichner abhängig machen auch für die Zeit nach dem großen Knall.
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 12:42:26
      Beitrag Nr. 546 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.516.576 von Dorfrichter am 05.02.09 09:52:18Guten Tag Dorfrichter,

      von der Sicht aus betrachtet: Dem ist nichts hinzuzufügen!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 12:45:23
      Beitrag Nr. 547 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.861 von kiska am 05.02.09 07:48:24Ergänzend zu kiska`s Beitrag:

      Jahreszahlen
      Deutsche Bank warnt vor schweren Zeiten

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherung…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 12:54:25
      Beitrag Nr. 548 ()
      kiska hat schon einmal einen Beitrag darüber reingestellt.
      Leider finde ich ihn auf die Schnelle nicht, deshalb ohne "Vernetzung":


      Finanzskandal
      Betrugsfall Madoff: Erster Fonds macht dicht
      von Sonia Shinde

      Jetzt hat der Madoff-Skandal den ersten europäischen Fonds erwischt: Die Luxemburger Finanzaufsicht will die Liquidation des Fonds Lux Alpha erzwingen. Gleichzeitig rollen millionenschwere Schadensersatzklagen auf Fondsverwalter und Depotbanken zu. Der Skandal zieht immer weitere Kreise.


      FRANKFURT. Neuer Ärger kommt im Betrugsskandal Madoff auf die Schweizer Großbank UBS zu: Die Luxemburger Finanzaufsicht (CSSF) will die Liquidation des bis Ende 2008 von der UBS und dann von Access gemanagten Fonds Lux Alpha erzwingen. Es ist der erste Fonds in Europa, der aufgrund des Skandals geschlossen wird. Nach Informationen aus Finanzkreisen war er 2004 von der UBS aufgelegt worden und hatte ein Volumen von rund 1,3 Mrd. Dollar.

      Gleichzeitig rollen europaweit immer mehr millionenschwere Schadenersatzklagen auf Fondsverwalter und Depotbanken zu. Besonders im Visier der Anlegeranwälte sind neben der Banco Santander, vor allem die UBS und die HSBC.

      „Die Art und Weise wie die drei Fonds Lux Alpha, Lux Invest und Herald Lux gemanagt wurden, war nach unseren Erkenntnissen von Anfang an illegal“, sagt Erik Bomans, Partner der Anlegerschützer der Beratungsfirma Deminor in Luxemburg. Der Lux Invest wurde ebenfalls von der UBS gemanagt, zudem war sie Depotbank. Der Fonds soll nach Angaben aus Finanzkreisen ein Volumen von rund 300 Mio. Dollar haben. Den Fonds Herald Lux hat die Bank Medici verwaltet, Depotbank war die HSBC. Nach Recherchen von Anlegerschützern soll er ein Volumen von rund 2,5 Mrd. Euro gehabt haben.

      „Wir werden bis Anfang März in Luxemburg Klage einreichen gegen die Verwalter der drei Fonds, die Depotbanken und die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young“, sagt Deminor-Anwalt Bomans. Die Kanzlei vertritt nach eigenen Angaben rund 600 institutionelle und private Anleger in Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland und der Schweiz. Die bislang gesammelten Schadenersatzforderungen belaufen sich auf rund 300 Mio. Euro. Die UBS wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Die HSBC in London lehnte einen Kommentar zu den drohenden Klagen in Luxemburg ab. Man glaube aber, generell gut gerüstet zu sein, sagte eine Sprecherin dem Handelsblatt.

      Nach Presseberichten sollen europäische Investoren rund 14 Mrd. Euro durch Madoff verloren haben. In Deutschland haben nach Brancheninformationen Investmentfonds etwa 220 Mio. Euro in Madoff-Produkten angelegt. Hinzu kämen rund 110 Mio Euro, die indirekt über Zertifikate bei Madoff gelandet seien. Das Schneeballsystem der einstigen Wall-Street-Legende Bernard Madoff gilt mit einem vermuteten Schaden von mehr als 50 Mrd. Dollar als größter Kapitalanlagebetrug aller Zeiten. Nach Angaben von Anlegerschutzanwälten sollen weltweit mindestens drei Millionen Menschen direkt oder indirekt vom Madoff-Skandal betroffen sein.

      Ende Dezember war der amerikanische Wertpapierhändler und Vermögensverwalter Bernard L. Madoff verhaftet worden. Deminor wirft den als Depotbanken agierenden Instituten HSBC und UBS vor, Madoff und seine Geldflüsse nicht genau genug überprüft zu haben. „Die Depotbank muss nach luxemburgischen Recht jederzeit wissen, wo, wann, wie viel Geld investiert ist“, so Anwalt Bomans. „Das war hier eindeutig nicht der Fall.“

      Inzwischen steht die gesamte Finanzmarktregulierung Luxemburgs wegen Madoff auf dem Prüfstand. Mitte Januar rief Frankreich dabei die EU zur Hilfe und forderte einheitliche Regeln für die Fondsindustrie. Die allerdings dürften für die Madoff-Opfer in Luxemburg und anderswo zu spät kommen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/betrugsfal…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 12:57:18
      Beitrag Nr. 549 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.518.170 von Maraho am 05.02.09 12:45:23Herr Ackermann zum Thema "Bad Bank":

      Deutsche-Bank-Chef Ackermann gegen nationale 'Bad Bank'

      FRANKFURT (dpa-AFX) - In der Debatte um eine "Bad Bank" für Risikopapiere der Finanzbranche hat sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gegen eine nationale Lösung ausgesprochen. "Ich bin nicht für eine nationale 'Bad Bank', weil die Größenordnung alle Dimensionen sprengen würde", sagte Ackermann am Donnerstag in Frankfurt. Die Größenordnung sei mittlerweile so gewaltig, dass es schwierig sei, das zentral aufzufangen. Er sei für eine dezentrale Lösung. "Ich bin der Meinung, dass der erste Schritt sein muss, die Banken von Assets zu entlasten." Eine Enteignung der Eigentümer, wie im Fall der angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE) diskutiert, sollte möglichst vermieden werden und sei nur die "ultima ratio". Ackermann bekräftigte, die Deutsche Bank selbst brauche ein Vehikel wie eine "Bad Bank" nicht: "Wir würden uns selbstverständlich auch nicht an einer 'Bad Bank' beteiligen."/sb/jb/gr/tw

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldu…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 13:02:28
      Beitrag Nr. 550 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.774 von Maraho am 05.02.09 05:56:23Die Engländer...

      Zinsschritt der Notenbank

      Bank of England nähert sich der Null
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Der Bankensektor am Boden, die Hauspreise im freien Fall: Großbritannien durchläuft eine schwere Rezession. Die Bank of England muss sich dem Abschwung entgegenstemmen. Experten rechnen folglich mit einem großen Zinsschritt.

      Die Bank of England (BoE) nähert sich auf der heutigen Sitzung aller Voraussicht nach dem Nullzins. Marktteilnehmer gehen mehrheitlich davon aus, dass die Zentralbank den Leitzins um 50 Basispunkte auf dann 1,0 Prozent zurücknehmen wird. "Angesichts steigender Arbeitslosigkeit geraten die Währungshüter unter Druck, ganz auf Null zu gehen", sagte David Tinsley, Volkswirt bei der National Australia Bank und ehemaliger Mitarbeiter der BoE.

      Großbritannien befindet sich in einer historischen Krise. Das Bankensystem liegt im Zuge der Kreditkrise darnieder: Nachdem bereits die Hypothekenbank Northern Rock verstaatlicht werden musste, erwarb die Regierung auch einen Mehrheitsanteil an der Royal Bank of Scotland (RBS), die sich mit der Übernahme des niederländischen Kreditinstituts ABN Amro verhoben hatte. Spekulationen über gewaltige Kapitalspritzen für das Bankensystem und einer Verstaatlichung weiterer Banken wie Barclays ließ die Furcht vor einem Staatsbankrott wachsen, was wiederum dem Pfund zusetzte. Die Währung verlor in den vergangenen sechs Monaten 34,7 Prozent zum Dollar, 12,2 Prozent zum Euro und 62,5 Prozent zum Yen.

      Drastische Kehrtwende der Notenbank

      Wie die Europäische Zentralbank (EZB), vollzog auch die BoE eine geldpolitische Kehrtwende. Bereits am 8. Oktober beteiligte sich die Zentralbank an der konzertierten Zinssenkung und nahm den Spitzenrefinanzierungssatz um 50 Basispunkte zurück. Anfang November folgte dann der nächste Paukenschlag: Das Gremium um Notenbankgouverneur Mervyn King senkte den Satz um weitere 150 Basispunkte auf dann 3,0 Prozent. Im Dezember und Januar folgten dann erneut zwei Schritte um 100 und 50 Basispunkte.

      Für die Insel sind das neue Verhältnisse. Im September legte die Teuerung noch auf 5,2 Prozent zu - der höchste Stand seit elf Jahren. Seitdem trübte sich der wirtschaftliche Ausblick jedoch zusehends ein. Die Konsumenten schränken sich ein, die Arbeitslosigkeit steigt, und die Hauspreise fallen frei. Im Januar brachen die Immobilienpreise laut der Lloyds-Tochter HBOS um 16,4 Prozent auf Jahressicht ein. Auf Sicht von drei Monaten liegt das Minus sogar bei 17,2 Prozent, teilte die Bank am Donnerstag mit. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet das Forschungsinstitut National Institute of Economic and Social Research, dass das Bruttoinlandsprodukt um 2,7 Prozent schrumpft.

      Angesichts des dramatischen Abschwungs greift die BoE inzwischen zu alternativen Mitteln. Die britische Regierung übertrug der Notenbank Mitte Januar neue, weitreichende Aufgaben. Seit dem 2. Februar kauft sie für bis zu 50 Mrd. Pfund Wertpapiere des Privatsektors auf. "Das wird ein wichtiges zusätzliches Instrument sein, um die Finanzierungsbedingungen in der Wirtschaft zu verbessern", sagte Notenbankchef Mervyn King.

      Einige Experten kritisieren, dass die Regierung die Notenbank für ihr Krisenmanagement instrumentalisiere. Zuletzt waren bereits Sorgen um die Unabhängigkeit der BoE aufgekommen. Bereits im Jahr 1694 gegründet, ist die Notenbank erst seit 1997 operational unabhängig von der Regierung. Premierminister Gordon Brown hatte sie als Labour-Finanzminister unter Tony Blair selbst in die Unabhängigkeit entlassen.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devise…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 13:06:25
      Beitrag Nr. 551 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.774 von Maraho am 05.02.09 05:56:23Dieser Artikel ist aufgrund der vielen Tabellen/Grafiken hier nachlesbar....


      Banken nehmen Kunden in die Zins-Zange
      Von Anselm Waldermann

      Der Leitzins steckt in einem Drei-Jahres-Tief, doch die Verbraucher haben nichts davon: Deutschlands Banken speisen Sparer mit Mini-Zinsen ab, gleichzeitig verlangen sie Rekordgebühren für Kredite. Ein SPIEGEL-ONLINE-Vergleich zeigt das Ausmaß des Irrsinns.

      Mehr davon: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,605335,00.htm…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 13:13:03
      Beitrag Nr. 552 ()
      So kann es gehen....
      Bis später denn....


      WALL-STREET-BANKER-BLUES

      "Ich bin am Ende"
      Von Marc Pitzke, New York

      Eben noch Stars der Wall Street, jetzt Buhmänner der Nation: US-Investmentbanker werden für die Finanzkrise verantwortlich gemacht, Präsident Obama will ihre Gehälter begrenzen. Auf SPIEGEL ONLINE berichtet ein betroffener Banker über sein neues Leben als Hassobjekt.

      New York - Fernando Salinas* hat ein Buch auf dem Nachttisch liegen, mit dem er sich jeden Abend in den unruhigen Schlaf liest. "Firing Back" heißt es, eine Art Überlebensbibel für gestürzte Top-Manager. Darin zeigt der Harvard-Ökonom Jeffrey Sonnenfeld auf, "wie man nach einem vernichtenden beruflichen Rückschlag Karriere und Reputation rettet".

      Salinas liest das präventiv - noch hat er eine Karriere. Doch die Reputation ist längst dahin, und seine professionelle Zukunft wagt der New Yorker Investmentbanker auch kaum mehr vorherzusagen. "Mein Boss hat mir versichert, dass meine Stelle sicher sei", sagt er und seufzt. "Doch bevor ich tatsächlich die Namen der nächsten Entlassungsrunde höre, glaube ich ihm nichts."

      Salinas, 40, arbeitet in führender Stellung bei einer US-Großbank, die er nicht nennen darf, weil ihm verboten wurde, sich öffentlich zu äußern. Er leitet dort die Gruppe, die "Mortgage-backed Securities" (MBS) betreut, also Wertpapiere, die durch Hypothekendarlehen besichert sind - jene Investmentvehikel, mit denen das ganze Desaster begonnen hat. "Wir sind das Auge des Sturms", sagt er. "Ground Zero der Krise."

      Und nicht nur das. Anlageexperten wie Salinas, einst die Stars der Wall Street, sind plötzlich die Buhmänner der ganzen Welt - gehetzt von immer offenerer Wut und verbaler Lynchjustiz.

      Late-Night-Comedians verhöhnen sie als "Ratten". Die Abgeordnete Claire McCaskill nannte sie "einen Haufen Idioten". US-Präsident Barack Obama hat sie ins Visier genommen, nicht zuletzt wegen anhaltender Bonus-Bezüge ("eine Schande"). Er verordnete ihnen am Mittwoch obendrein Gehaltsobergrenzen, so ihre Konzerne Staatshilfen wollen - Kapitalismus an der Regierungskandare. "Ihre neue Rolle", schreibt die "New York Times" halb mitleidig, halb hämisch, "ist die Rolle der nationalen Parias."

      Wie ein Paria fühlt sich auch Salinas. Zu Unrecht, findet er: "Diese Krise hat viele Schuldige. Und wir leiden doch auch." Trotzdem trifft er sich nur unter konspirativen Umständen, wie ein flüchtiger Krimineller - fernab seines Büros, auf der diskreten Empore des Delikatessentempels "Balducci's" in Chelsea, von der man den Laden überblicken kann, ohne selbst groß aufzufallen. Er wirkt gehetzt und übermüdet. Seine Augen blinzeln.

      Kaputte Branche verliert ihren größten Anreiz

      Salinas will kein Mitleid, allenfalls Verständnis. "Diese Debatte um Schuld und Gier und blindes Vertrauen ins Geld", sagt er, "die hat doch noch eine andere Seite. Aber darüber redet ja keiner. Es ist politisch nicht opportun."

      In der Tat: Diese andere Seite geht derzeit schnell unter - die Seite der Banker, von denen im mittleren Management viele ebenso schwer betroffen sind. Da wird lieber schwarz-weiß gemalt, mit Soundbites getönt, die die Wähler angeblich besser verstehen. Böse, reiche Wall Street gegen gute, arme "Main Street". Abzocker gegen Betrogene. Täter gegen Opfer.

      Obama und sein Finanzminister Tim Geithner setzten sich am Mittwoch an die Spitze dieser Bewegung: "Diese Wirtschaftskrise ist zum Teil von einem Vertrauensverlust in unsere Finanzinstitutionen verursacht worden", sagte Geithner. Sprich: von einem Vertrauensverlust in die gesamte Branche und alle ihre Repräsentanten. "Diejenigen, die für diese Krise nicht verantwortlich waren, tragen nun eine größere Bürde als die, die es waren."

      Salinas hat da eine etwas andere Perspektive. Sein Team umfasste einmal zwölf Mitglieder, jetzt sind es nur noch vier, die anderen sitzen auf der Straße. Sein Grundgehalt würde die von Obama jetzt verhängte 500.000-Dollar-Obergrenze ohnehin nicht erreichen, auch wenn seine Bank einer der Nutznießer des staatlichen Rettungspakets ist. Und sein Bonus, bisher mehr als 50 Prozent seiner Gesamteinkünfte, ist zuletzt auf fast null geschrumpft - anders als die verteufelten Millionenboni der Wall-Street-Vorstandschefs.

      "Ein Bonus ist für uns Fußvolk keine luxuriöse Extraleistung", sagt Salinas. "Er ist Ansporn, um für unsere Firma mehr Geld zu verdienen, Nachtschichten zu fahren, uns mit ganzem Herzen zu engagieren. Das ist nun futsch." Er denkt nach. "Es war wie eine Droge, die mich antrieb, und jetzt stürze ich ab."

      Unabhängige Fachleute bestätigen diese Sicht: Der kaputten Branche gehe nun ihr größter Anreiz verloren. Der Kompensationsexperte James Reda zum Beispiel findet die neuen Gehaltsobergrenzen "ziemlich drakonisch" für die Wall Street, "vor allem, wenn es da keinen Bonus mehr drauf gibt". Dies würde es den fraglichen Firmen erschweren, neue Talente zu rekrutieren, sagte er der "New York Times".

      Absturz aus einem euphorischen Berufsleben ins Nichts

      Fernando Salinas wollte immer schon Banker werden. Es war sein Traumberuf. Ein Dutzend Jahre verbrachte er bei Fannie Mae, dem mittlerweile unter Staatsaufsicht gestellten Hypothekengiganten. Die letzten paar Jahre dann war er bei seinem jetzigen Arbeitgeber.

      Einst verschafft ihm sein Job tägliche Euphorie - und nicht nur ihm. Er arbeitete im Zentrum des American Dreams. "Immobilien", sagt er, "waren immer ein Hauptelement dessen." Die Kombination mit dem elektrisierenden Trading Floor, auf dem er anfangs handelte ("in meiner Jugend"), war wie ein Rausch: Schmetterlinge im Bauch, Kribbeln in den Fingerspitzen. "Ich lebte für diesen Job. Ich atmete diesen Job."

      Jeder nahm jahrelang freiwillig teil an diesem realen Monopolyspiel: Kleininvestoren, neue Hausbesitzer, Institutionen, Fondsmanager, ausländische Regierungen. "Als alle munter Geld machten, hat sich da jemand über uns beschwert, über unsere Gebühren, unsere Boni?", fragt Salinas. "Nein. Keine Seele."

      So sieht er denn auch viele Mitverantwortliche für das spätere Desaster. Die Rating-Agenturen, die selbst die riskanten Kredite "mit Ratings geadelt haben, die sie nicht verdienten". Die stillen Großinvestoren im Hintergrund mit schier endloser Toleranzgrenze, "bereit, jedes Risiko einzugehen". Die Aufsichtsbehörden wie die SEC, "die beide Augen zudrückten".

      Und nicht zuletzt die Konsumenten: "Die Hypotheken wurden doch an Erwachsene verkauft, nicht an kleine Kinder. Die wussten, worauf sie sich einließen. Stattdessen ergaben sie sich dem Dollar-Strudel, sparten nicht, lebten auf Pump, belasteten ihre Immobilien immer neu und machten ihre Häuser quasi zu Geldautomaten. Die Generation meiner Eltern war da immer vorsichtiger. Doch die Konsumenten, die kritisiert ja heute keiner."

      "Ich bin am Ende, todmüde"

      Sicher, auch Salinas gibt zu, dass es in seiner Industrie viele faule Äpfel gebe. Doch manche Ereignisse der vergangenen Monate seien Selbstläufer gewesen, deren Hintergründe bis heute keiner recht verstehe, etwa der rasante Kollaps der Investmentbank Bear Stearns.

      Auch kritisiert Salinas "instinktloses" Verhalten an der Spitze. Die Firmenjets - vor Jahren bestellt, aber ausgerechnet jetzt ausgeliefert. Die astronomischen CEO-Bezüge. Immer mehr Lustreisen in Nobelhotels. Dummerweise schlägt die populistische Wut darüber jetzt auch den Schuldlosen entgegen.

      "Ich bin am Ende, todmüde", sagt Salinas. Er verkaufe seit langem keine "Produkte" mehr, sitze nur noch herum, um das Debakel zu minimieren. "Ich habe keine Autorität mehr. Alle Entscheidungen kommen von oben." Sein Team sei überarbeitet und demoralisiert, die Kündigungswellen hätten das Vertrauen zerstört. "Das ist jetzt jeder gegen jeden."

      Salinas hat längst die Freude verloren an seinem Beruf, der ihm einst alles bedeutete. "Zum ersten Mal sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels. Keine Zukunft." Er plane nur noch 60 Tage im Voraus, "und wenn ich einmal rausfliege, werde ich bei der momentanen Lage mindestens zwei Jahre lang keine Anstellung mehr in der Finanzwelt finden".

      Er selbst könne sich zwar durchschlagen. "Aber ich muss ja auch meine gebrechlichen Eltern mitversorgen." Um seinen Tagen trotzdem einen Sinn zu geben, steht Salinas abends freiwillig bei God's Love We Deliver, einem Essen auf Rädern für Aidskranke, in der Küche.

      Salinas tritt aus "Balducci's" auf die Straße hinaus. Die Dämmerung legt sich über die Eighth Avenue. Auf dem Gehweg verkauft ein fliegender Händler T-Shirts. Eins davon trägt die Aufschrift: "Ich hasse Investmentbanking."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,605630,00.html …
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 13:20:08
      Beitrag Nr. 553 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.514.172 von Maraho am 04.02.09 20:33:01Dies muß noch sein:

      Pendlerpauschale
      "Das Steuervolk wird verdummt"
      Von Peter Bilsdorfer

      Neue Verwirrung in Sachen Pendlerpauschale

      Es war schon ein geniales Management, was Peer Steinbrück offiziell demonstrierte, nachdem das Bundesverfassungsgericht seiner Entfernungspauschale eine Abfuhr erteilt hatte (Az.: 2 BvL 1/07, 2/07, 1/08 und 2/ 08). Vor laufenden Kameras erklärte der Bundesfinanzminister, man werde „natürlich“ den Richterspruch akzeptieren. Aber nicht nur das: Die Finanzämter würden angewiesen, so schnell wie möglich die Erstattungsbeträge anzuweisen. Letztlich passe das Ganze doch exzellent in die trübe Konjunkturlandschaft.

      Genuss mit Reue?

      Dieser so propagierte Genuss könnte indessen wieder einmal ein „Genuss mit Reue“ werden. Es lohnt sich nämlich, genau hinzuschauen, wenn derzeit Millionen von Steuerbescheiden für das Steuerjahr 2007 versandt werden. Diese setzen zwar millimetergenau das um, was die Verfassungshüter vorgegeben haben, indem sie zur Berechnung der Werbungskosten für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte auf die „alte“ Pendlerpauschale zurückgreifen. Danach wurden und werden jetzt wieder auch für die ersten 20 Kilometer Entfernung jeweils 30 Cent angesetzt. Alles perfekt also, oder?

      Bei weitem nicht. Denn wer wirklich genauer hinsieht, kann den Bescheiden folgenden Passus entnehmen: „Die Festsetzung der Einkommensteuer ist gemäß § 165 Absatz 1 Satz 2 Nr. 3 Abgabenordnung vorläufig im Hinblick auf die durch Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Dezember 2008 (...) angeordnete Verpflichtung zur gesetzlichen Neuregelung der steuerlichen Berücksichtigung von Aufwendungen für die Wege zwischen Wohnung und Arbeitsstätte/Betriebsstätte. Sollte aufgrund der gesetzlichen Neuregelung dieser Steuerbescheid aufzuheben oder zu ändern sein, wird die Aufhebung oder Änderung von Amts wegen vorgenommen.“

      Sinneswandel vorbehalten

      Im Klartext: Kommt der Gesetzgeber etwa im Jahr 2010 - nach den Wahlen zum Bundestag - auf die verfassungsrechtlich nicht angreifbare Idee, der Weg zur Arbeit sei generell Privatsache, dann könnten sämtliche Erstattungsbescheide wieder rückwirkend kassiert werden. Wohl unter dem Stichwort „unverzinsliche Staatsanleihe“.

      Ein solches Szenario gilt zwar als wenig wahrscheinlich, weil politisch kaum machbar. Das ist das eine. Wobei der derzeitige Finanzbedarf des Staates wohl vor keiner „Unwahrscheinlichkeit“ haltmachen wird. Das andere ist der Umgang des Fiskus mit uns Steuerbürgern. Bei Verkündung der frohen Botschaft aus dem Hause Steinbrücks, man werde jetzt schnell handeln und die Erstattungen eiligst auszahlen, war an keiner Stelle davon die Rede, dass die Bescheide vorläufig ergehen würden und mithin unter der Unwägbarkeit späterer Rückforderungen leiden würden.

      Revision tut not

      Der Bundesfinanzminister täte gut daran, seine diesbezügliche Anweisung auf schnellstem Weg zu revidieren und für die Vergangenheit die Bescheide ohne den Vorbehalt jederzeitiger Änderbarkeit zu erlassen. Ein Vorgehen, wie es jetzt praktiziert wurde und weiterhin praktiziert wird, ist alles andere als eine Respektierung der Karlsruher Entscheidung. Die Verfassungsrichter wollten nämlich entgegen der bisherigen Handhabung auf dem Gebiet des Steuerrechts (siehe: Erbschaftsteuer) ein deutliches Zeichen setzen und dem Gesetzgeber eben keine Übergangsfrist zur Neuregelung einräumen. So aber schafft sich Steinbrück eine „Übergangsfrist durch die Hintertür“. Respekt vor der dritten Gewalt sieht anders aus.

      Der Autor ist Vizepräsident des Finanzgerichts des Saarlands. Er war am Vorlagebeschluss des Finanzgerichts zur Entfernungspauschale beteiligt.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubA5A53ED802AB47C6AFC5F33A9E1AA71F/…

      Schönen Mittag!
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 13:52:25
      Beitrag Nr. 554 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.518.467 von Maraho am 05.02.09 13:20:08Meldung ist ohne Relevanz. Die Pendlerpauschale ist endgültig!

      Gruß

      Kiska
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 13:56:37
      Beitrag Nr. 555 ()
      Angst vor Pleitewelle
      171 US-Banken in Gefahr
      Der Einlagensicherungsfonds in den USA schlägt Alarm: Die Zahl der Bankinsolvenzen könnte sich dieses Jahr vervielfachen. Die veranschlagten Gelder zur Absicherung der Sparer reichen hinten und vorne nicht mehr.


      Folge der Finanzkrise: Drei US-Bankenpleiten auf einen Schlag Wegen der teilweise dramatisch hohen Verluste amerikanischer Banken und der insgesamt schlechten Aussichten für die weltgrößte Volkswirtschaft sei die bisherige Prognose von 40 Mrd. $ nicht mehr aufrechtzuhalten, sagte John Bovenzi, der im Vorstand der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) für das operative Geschäft zuständig ist. Die FDIC schätzt derzeit 171 Banken als gefährdet ein, von denen 13 Prozent tatsächlich pleitegehen könnten - das jedenfalls ist der historische Durchschnitt.

      Eine neue Schätzung, welche Kosten auf seine Behörde für die Zeit bis 2013 zukommen könnten, gab Bovenzi zwar nicht; klar sei aber, dass die Belastungen für die FDIC höher ausfallen werden als prognostiziert, sagte er in einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses.


      Allein im Januar mussten die US-Behörden sechs Banken schließen. Zuletzt hatten die Suburban Federal Savings Bank in Crofton, Maryland, die Ocala National Bank in Ocala, Florida, und die Magnet Bank in Salt Lake City, Utah, Insolvenz angemeldet. Im Gesamtjahr 2008 hatte es 25 Bankpleiten gegeben. 2007 waren es sogar nur drei gewesen, in den beiden Jahren davor gar keine. Der bislang größte Zusammenbruch war Ende September die Pleite der einst größten US-Sparkasse Washington Mutual. Sie hatte eine Bilanzsumme von mehr als 300 Mrd. $.

      Die drei neuen Pleitebanken verwalten Kundengelder von insgesamt rund 880 Mio. $, die die FDIC absichert. Die 1933 gegründete Behörde garantiert beim Zusammenbruch einer ihrer 8384 Mitgliedsbanken, die zusammen auf eine Bilanzsumme von 13.600 Mrd. $ kommen, Sparguthaben bis zu 100.000 $. Im Oktober war die Absicherung zeitlich befristet auf 250.000 $ angehoben worden. Inzwischen gibt es im US-Kongress eine breite Mehrheit dafür, die Grenze dauerhaft nach oben anzupassen. Auch der neue US-Präsident Barack Obama ist dafür.

      Zudem soll die Kreditlinie der FDIC beim US-Finanzministerium von 30 Mrd. auf 100 Mrd. $ erhöht werden. Bis zum vollen Ausbruch der Krise hatte sich die FDIC komplett aus den Gebühren ihrer Mitgliedsbanken finanziert. Seither aber geht ihr wegen zahlreicher Bankpleiten das Kapital aus. So kam die FDIC per Ende September auf eine Reserve von nur 34,6 Mrd. $.

      Gesetzlich verlangt werden aber 1,15 Prozent aller versicherten Bankguthaben, mithin rund 156 Mrd. $. Mitte Dezember hatte die FDIC daher bereits die Gebühren pro Bank verdoppelt. Dennoch reicht das Geld bei Weitem nicht. Daher muss sie sich jetzt beim Finanzministerium refinanzieren. Zudem will Bovenzi erreichen, dass auch Großbanken gebührenpflichtig werden. So müssten die Regionalinstitute die Last nicht allein schultern.
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 14:43:31
      Beitrag Nr. 556 ()
      05.02.2009 14:33
      Eilmeldung - Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet stark gestiegen
      In den USA sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 35.000 auf 626.000 gestiegen. Der Konsens sieht einen Rückgang auf 580.000 vor.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 14:50:06
      Beitrag Nr. 557 ()
      Madoff-Skandal
      "Ich tat es für die USA"
      von Sebastian Bräuer (New York):laugh:
      Der frühere Investor Harry Markopolos hat die Börsenaufsicht SEC schon vor Jahren vor Bernard Madoff gewarnt - und dabei Todesängste ausgestanden. Jetzt rechnet er vor dem Finanzausschuss ab.

      Er habe fünf Minuten gebraucht, um in Bernard Madoff einen Betrüger zu erkennen, sagt Harry Markopolos. "Danach habe ich neun Jahre lang um mein Leben gefürchtet." So lange untersuchte Markopolos, einst selbst Investor, die Aktivitäten Bernard Madoffs. Seit 2000 will er reihenweise Belege gesammelt haben, dass Madoff seine Anleger um Milliarden betrog. Und das habe ihn in höchste Gefahr gebracht: Zwar hätten er uns sein Team Madoffs Psyche nicht gekannt. "Aber wir wussten, dass er einer der mächtigsten Männer an der Wall Street ist und unsere Karrieren ohne Weiteres zerstören kann - oder Schlimmeres."

      Vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses am Mittwoch in Washington liest Markopolos die Passage, in der es um seine Todesangst geht, nicht vor. Sie steht nur in einer vorab an die Presse lancierten Erklärung. Aber das ist auch nicht nötig: Angst vor einem unberechenbaren Verbrecher, Fassunglosigkeit über ein Betrugssystem von epischen Dimensionen und vor allem eine nur schwer in Zaum zu haltende Wut, jahrelang ignoriert worden zu sein - das alles steht Markopolos ins Gesicht geschrieben. Er trägt seine Erklärung, in der er seine bodenlose Verachtung für die Börsenaufsicht SEC deutlich macht, mit gepresster Stimme vor, hektisch, Zeit zum Durchatmen lässt er sich kaum. "Ich kann die Frustration nur erahnen, die sich bei ihnen jahrelang aufgestaut haben muss", sagt der Abgeordnete Ed Royce.


      Harry Markopolos vor dem FinanzausschussKein Politiker macht Markopolos Vorwürfe, mit seinen Warnungen nicht an die Presse gegangen zu sein, nachdem er bei der Börsenaufsicht mehrfach abgewiesen worden war. Stattdessen bekunden ihm mehrere Volksvertreter nach dem emotionalen Auftritt sogar ihre Sympathie. "Sie sind ein guter Bürger", sagt Michael Capuano.

      Markopolos hat sichtlich nichts dagegen, von den Abgeordneten in den Heldenstatus gehoben zu werden. Er habe für seine jahrelangen Untersuchungen als unabhängiger Ermittler kein Geld bekommen, sagt er. Und dann ergänzt Markopolos, die Augen weit aufgerissen, die rechte Hand zur Faust geballt, mit Pathos in der Stimme: "Ich tat es für die USA."

      Einer wie Markopolos könnte der SEC wieder zu der Reputation verhelfen, die sie in den vergangenen Jahren verloren hat - zu diesem naheliegenden Gedanken kommt ein Abgeordneter während seines Auftritts. Aber Markopolos weist das Jobangebot zurück. Familiäre Aktivitäten hielten ihn in den kommenden beiden Jahren davon ab, der Börsenaufsicht mit seinem Wissen zu helfen.

      Er belässt er es dabei, die SEC scharf zu kritisieren. "Sie haben keine Entschuldigungen, aber viel zu erklären." Die Börsenaufsicht sei unfähig, Finanzinstitute des 21. Jahrhunderts zu untersuchen. Bei seinen Hinweisen in Sachen Madoff hätten sowohl die mathematischen Kenntnisse gefehlt, die Warnungen überhaupt zu verstehen, als auch der Mut, gegen eine der mächtigsten Wall-Street-Figuren vorzugehen.

      Es müsse Entlassungen geben: "Die neue Chefin muss hereinkommen und den Laden aufräumen." Zumal die Aufsicht nicht nur bei Madoff versagt habe. Das aktuellste Beispiel sei die Untersuchung der Bonus-Ausschüttungen bei Merrill Lynch, die nur vom New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo vorangetrieben werde. "Bei den großen Entwicklungen steht die SEC immer abseits."

      Er habe weitere Ermittlungserkenntnisse im Zusammenhang mit dem Madoff-Skandal. Am heutigen Donnerstag möchte er einem SEC-Ermittler die Namen weiterer Partnerfonds von Madoff nennen. "Es gibt 12 weitere von ihnen in Europa, von denen sie noch nicht gehört haben." Auch einen weiteren mutmaßlichen Betrüger, der ein Schneeballsystem im Umfang von 1 Mrd. $ kreiert haben soll, möchte Markopolos enttarnen. Warum er diese Informationen bis jetzt für sich behalten hat und sie erst während des publikumsträchtigen Auftritts in Washington andeutet, sagt er nicht.
      eek::eek::eek:
      :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 15:25:20
      Beitrag Nr. 558 ()
      5. Februar 2009, 14:38, NZZ OnlineSwiss Re im SturzflugSwiss Re im SturzflugAktien verlieren über einen Viertel an WertToolboxDruckansicht
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      Artikel versenden Swiss Re im SturzflugAktien verlieren über einen Viertel an Wert
      Der angekündigte Milliardenverlust bei Swiss Re lässt die Aktie weiter tauchen: Nach dem Mittag verloren die Swiss Re-Titel am Donnerstag über 25 Prozent auf 22.32 Franken - ein erneutes Tagestief. ...
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      Fenster schliessen Der angekündigte Milliardenverlust bei Swiss Re lässt die Aktie weiter tauchen: Nach dem Mittag verloren die Swiss Re-Titel am Donnerstag über 25 Prozent auf 22.32 Franken - ein erneutes Tagestief.
      (sda/awp) Um 13 Uhr 45 wurden die Aktien des Rückversicherers bei sehr hohen Umsätzen 24,1% tiefer gehandelt. Der Gesamtmarkt (SMI) stand derweil 2,8% im Minus.
      Analysten äussern sich mehrheitlich negativ zu Swiss Re. Der Rückgang des Eigenkapitals sei deutlich stärker, als befürchtet und das Ergebnis als enttäuschend schwach ausgefallen, hiess es.
      Swiss Re habe sich den Einstieg von Warren Buffett mit einer zu 12% verzinsten Wandelanleihe ziemlich teuer erkauft. Um am Wandelpreis von 25 Fr. pro Aktie sei abzulesen, bei welcher Seite die Verhandlungsmacht lag.


      Wenn man sich die Umstellung der Bilanz der Dt. Bannk auf GAAP ansieht, weiß man auch, warum die Dt. Bank ihren Exitus auf Raten hinausschiebt. Ansonsten würde sie nämlich schon längst insolvent sein.
      :eek:
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 16:02:35
      Beitrag Nr. 559 ()
      05.02.2009 16:01
      Eilmeldung: Auftragseingänge der US-Industrie schlechter als erwartet

      Die Auftragseingänge der US-Industrie fielen im Dezember um 3,9 % (November: minus 4,6%). Der Konsens war von einem Rückgang um 3,1% ausgegangen.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 16:36:53
      Beitrag Nr. 560 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.519.600 von kiska am 05.02.09 15:25:20Wie bekommt man eine Bilanz schön gerechnet? Hab noch einmal einen ältern Artikel aus dem Handelsblatt eingestellt.
      Die eleganteste Methode ist die Umstellung auf US-GAAP.
      Wie funktioniert das überhaupt? Unten habe ich mal die Bilanz der Dt. Bank (aktuell eingelinkt. Bilanzieren kann so herrlich sein!;)



      05.11.2008
      Wiebes Weitwinkel
      Ackermanns langer Hebel
      Die Deutsche Bank hat laut Quartalsbilanz eine Eigenkapitalquote von nur 1,8 Prozent. Allerdings rechnen Analysten im Moment gern anders herum. Sie schauen auf den „Hebel“, der besagt, wie viel mal größer die Bilanzsumme als das Eigenkapital ist. Dieser Hebel ist bei der Deutschen Bank verdammt lang.

      Der Hebel liegt bei der Deutschen Bank bei 56. Zum Vergleich: Die Commerzbank kommt nur auf 38, UBS auf knapp 40, jeweils nach dem zuletzt veröffentlichten Quartalsbericht berechnet. BNP hat nur einen Hebel von 32, HSBC 19, Santander 15.

      Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, weist die Analysten gerne darauf hin, dass nach amerikanischer Rechnungslegung der Hebel viel niedriger sei. Deswegen hat seine Bank eine Überleitungsrechnung von internationaler (IFRS) zu amerikanischer Bilanzierung (US-GAAP) veröffentlicht. Auf amerikanisch ist die Bilanzsumme um ein Drittel kürzer, vor allem, weil nach US-GAAP bei manchen Termingeschäften nur saldierte :eek: Positionen ausgewiesen werden. Außerdem ist nach US-GAAP das Eigenkapital um elf Prozent höher, weil die Amerikaner den Wertverlust ihrer Schulden dem Eigenkapital zubuchen :eek:; eine zweifelhafte ;)( milde ausgedrückt) Praxis, die durch die Bilanzierung nach „Marktwerten“ gerechtfertigt wird.

      Amerikanisch gerechnet kommt die Deutsche Bank auf einen Hebel von nur noch 34. Allerdings ist auch das viel im Vergleich zu 28 für Morgan Stanley, 24 für Goldman Sachs und 16 für die Citigroup. Ackermann will nun den (amerikanischen) Hebel von 34 auf 30 senken, was einem Rückgang der Bilanzsumme um immerhin elf Prozent entspräche. Selbst damit läge er aber höher als andere US-Banken. Es bleibt also dabei: Die Deutsche Bank ist laut Bilanz relativ schwach kapitalisiert.

      Nun redet Ackermann lieber von der „Tier-one-Quote“ als von der Bilanz. Die liegt bei auskömmlichen zehn Prozent. Bei dieser Kennzahl werden „sichere“ Anlagen nur mit einem Bruchteil ihres Bilanzwertes angesetzt. Allerdings hat die Finanzkrise gezeigt, dass vieles weniger sicher war als man dachte.

      Wenn Ackermann kein Kapital aufnehmen will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf ein baldiges Ende der Finanzkrise zu hoffen. Wenn die Branche wieder boomt, meckern die Analysten nämlich, wenn der Hebel zu kurz ist – weil das Rendite kostet.


      Bilanz Dt. Bank:

      http://www.deutsche-bank.de/ir/de/download/Banziger_Analyst_…

      Hebel:
      Die Dt. Bank hat für jeden Euro Eigenkapital 56 Euro verliehen, in der Hoffnung für den Euro eingesetztes Kapital € 0,25 zu verdienen.
      Wenn ich zur Bank gehe und will einen Kredit von € 56000 haben und sage denen, dass als Sicherheit € 1000,- vorhanden sind, gelte ich nach Regel der Dt. Bank als noch seriös.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 17:52:38
      Beitrag Nr. 561 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.518.742 von kiska am 05.02.09 13:52:25Guten Abend kiska,

      ich fand es dennoch interessant, insbesondere im Hinblick auf die
      Spielchen hinter den Kulissen!

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 17:59:39
      Beitrag Nr. 562 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.519.236 von kiska am 05.02.09 14:50:06Hier noch etwas zum "Fall Madoff":
      Tja, die SEC...


      Finanzbetrug

      Fall Madoff: Zeuge fürchtete um sein Leben
      von Nils Rüdel

      Ein Ex-Elitesoldat blamiert die US-Börsenaufsicht: Seit neun Jahren will Harry Markopolos immer wieder vor dem Milliardenbetrüger Bernard Madoff gewarnt haben - doch niemand hörte zu. Vor dem Kongress schilderte der Ermittler seine Geschichte. Gleichzeitig wurde Madoffs riesige Kundenliste öffentlich. Auf ihr finden sich auch ein paar deutsche Namen.


      DÜSSELDORF. Die Araber wurden langsam ungeduldig. 200 Mio. Dollar hatten sie über einen Londoner Fonds bei Bernard Madoff angelegt – und nun wollten sie mal überprüfen lassen, wie der schillernde Wall-Street-Star eigentlich immer zu den sagenhaften Gewinnen kommt.

      Doch Madoff, der inzwischen als vermutlich größter Finanzbetrüger aller Zeiten enttarnt ist und unter Hausarrest auf seinen Prozess wartet, wollte sich nicht in die Karten gucken lassen. Nur sein Bruder und Compliance-Manager Peter dürfe in die Bücher schauen, beschied er die lästigen Fragensteller aus Nahost, „aus Gründen der Geheimhaltung“.

      So beschrieb es Harry Markopolos am Mittwoch vor dem US-Kongress. Der Finanzanalyst aus Boston ist eine Art Kronzeuge gegen Madoff. Vor neun Jahren schon will er geahnt haben, dass bei der Firma Madoff Investment Securities etwas faul war. Nur: Niemand wollte ihm glauben. Schon gar nicht die Börsenaufsicht SEC.

      Es war im Jahr 2000, Markopolos arbeitete in einer Bostoner Anlagefirma, als er von seinem damaligen Chef den Auftrag erhielt, Madoffs Strategie zu durchleuchten. Sie sollte später kopiert werden.

      Doch als sich Markopolos die Zahlen vornahm, witterte er bereits nach fünf Minuten Betrug, wie er nun erzählte. Nach vier Stunden Nachrechnen habe sich der Verdacht dann bestätigt. „Allein die Statistiken über die Indexoptionen in den Zeitungen zu lesen, hätte genügt, um festzustellen, dass seine angeblich so geniale Handelsstrategie nicht aufgeht“, sagte Markopolos. Madoff zu glauben hieß, an das Unmögliche zu glauben.

      Über die Jahre dann sammelte Markopolos, ehemals Kommandeur einer Eliteeinheit der US-Armee, fleißig Material und wandte sich immer wieder an die Börsenaufsicht SEC. Ohne Erfolg.

      So konnte Madoff unbehelligt weitermachen. Er legte das Geld gar nicht an, sondern reichte es an andere Investoren weiter – und ließ sie glauben, sie erhielten satte Renditen. Mit diesem Schneeballsystem soll Madoff seine Anleger um 50 Mrd. Dollar betrogen haben, von denen Treuhänder Irving Picard bislang knapp 950 Mio. zusammengeklaubt hat. Erst die Finanzkrise ließ das System kollabieren, Madoff stellte sich selbst. „Ohne die Krise wäre Madoff heute weiter unentdeckt und der Schaden betrüge vermutlich schon 100 Mrd. Dollar“, sagte Markopolis.

      Die SEC ist blamiert. Die Aufsichtsbehörde „brüllt wie ein Löwe und beißt wie ein Floh“, schimpfte Markopolos vor dem Parlamentsausschuss in Washington. Sie sei inkompetent, eine Gefangene der Finanzindustrie, die sie eigentlich überwachen soll, und habe Angst vor prominenten Finanzmanagern. Immerhin war Madoff einmal Verwaltungsrat der Technologiebörse Nasdaq. Markopolos dagenen habe bei seinen Ermittlungen Angst um sein Leben haben müssen, weil Madoffs Arm weit reiche. Hilfe von den Ermittlern? Fehlanzeige.

      Die ebenfalls bei der Anhörung geladenen SEC-Mitarbeiter gingen auf Tauchstation. Sie könnten zur Rolle der Behörde im Fall Madoff leider keine Stellung nehmen, sagten sie, weil der Fall ja Gegenstand von Ermittlungen sei.

      Die Parlamentarier trauten ihren Ohren kaum. „Sie sind mit ihrer Aufgabe vollständig gescheitert“, schimpfte der New Yorker Demokrat Gary Ackerman. Kollege Paul Kanjorski aus Pennsylvania nannte die Art der Zusammenarbeit „nicht akzeptabel“. Aufgeschreckt von der Wut der Volksvertreter, versuchte sich die neue Chefin der SEC, Mary Shapiro, Tags darauf in Schadensbegrenzung: In einem Brief an Kanjorski kündigte sie laut Bloomberg Bereitschaft zu Gesprächen an.

      Harry Markopolos ist durch den Madoff-Fall ein gefragter Mann geworden. Für die Geschichte des einsamen Warners soll sich bereits Hollywood interessieren. Doch der Kronzeuge winkt ab. Er fühle sich miserabel, sagte er laut „Wall Street Journal“. Ihn bringe der Selbstmord des Hedgefonds-Managers René-Thierry Magon de la Villehuchet um den Schlaf. Der Franzose hatte sich kurz nach Madoffs Verhaftung Anfang Dezember umgebracht, weil er 1,5 Mrd. Dollar an Kundengeldern verloren sah. Markopolos behauptet, er habe de la Villehuchet schon vor Jahren vor Madoff gewarnt. Vergebens.

      Wer alles zu Madoffs Kunden gehört, hat derweil das U.S. Bankruptcy Court am Donnerstag veröffentlicht. In dem 162-seitigen Dokument finden sich neben anderen auch die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Bayerische Landesbank. Die Commerzbank wollte am Donnerstag keinen Kommentar abgeben, von der BayernLB hieß es: „Die BayernLB München ist selbst nicht in Madoff-Fonds engagiert.“ Indirekt über Fonds sei die Bank in einer Höhe von unter einer Mio. Euro betroffen.

      Darüber hinaus listet das Papier unter anderem den Besitzer des Baseballteams New York Mets auf, Fred Wilpen, den Ground-Zero-Bauherren Larry Silverstein oder Madoffs eigenen Anwalt, Ira Sorkin. Auch Großbanken wie JP Morgan, Bank of America, UBS oder PNB Paribas stehen auf der langen Liste.

      Verluste, die die SEC laut Markopolos mit 20 Minuten Zeitunglesen hätte verhindern können.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/fall-mad…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 18:04:22
      Beitrag Nr. 563 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.518.170 von Maraho am 05.02.09 12:45:23Die Meinung von Frau Zypries:



      Finanzmarktkrise
      Zypries: „Enteignung ist Ultima Ratio“
      von Daniel Delhaes und Thomas Sigmund

      Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, SPD, setzt sich für einen Verhaltenskodex im Bankensektor ein: "Sie könne sich gut vorstellen, dass man sich auf der Grundlage des geltenden Kodex ergänzend auf branchenspezifische Regeln für diesen großen Unternehmenssektor verständigen könnte, sagt Zypries dem Handelsblatt im Exklusiv-Interview. Banker sollten nicht nur auf kurzfristige Gewinne und Bilanzzahlen schielen.

      Frau Zypries, die Debatte in der Großen Koalition über die Rettung der HRE-Bank ist in vollem Gang. Welche Möglichkeiten gibt es jetzt noch?

      Die erste Prämisse ist, dass möglichst wenig Steuergelder ausgegeben werden. Das heißt konkret, wir können Aktionäre einer in die Krise geratenen Bank nicht auch noch großzügig abfinden oder aufwerten, in dem wir Aktien aufkaufen und damit den Kurs nach oben treiben. Deswegen müssen wir als Staat, wenn wir schon finanzielle Risiken eingehen müssen, um Schlimmeres für die Allgemeinheit zu verhüten, so sparsam wie möglich agieren. Dazu gibt es nach meiner Einschätzung wohl nur zwei Wege: Entweder wir nehmen einen gesellschaftsrechtlichen Kapitalschnitt vor oder wir enteignen.

      Lässt sich eine Enteignung nicht umgehen?

      Alle Experten sagen uns: Wenn die HRE nicht gerettet wird, dann hat das systemische Verwerfungen in der Finanzbranche zur Folge, die wir einfach nicht riskieren können. Deswegen sieht sich der Staat in diesem konkreten Einzelfall zum Handeln genötigt. Ganz sicher nicht, weil diese Regierung so gerne über staatliche Intervention in der Wirtschaft oder gar über Enteignung diskutiert.

      Hat der Kapitalschnitt keine Chance?

      Enteignung ist immer die Ultima Ratio, das allerletzte Mittel. Die Entscheidung, wie es weitergeht, hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Aktionäre bereit sind, Mitverantwortung für die schlechte Lage bei der HRE zu übernehmen. Die Zeit drängt und man wird sehen müssen, was innerhalb des verbliebenen Spielraums zu verantworten ist.

      Wie schnell soll über die Art und Weise der Rettung entschieden werden?

      So schnell wie möglich. Jetzt werden erst einmal noch intensiv Gespräche geführt.

      Im Zweifel kommt es also zur Enteignung?

      Wenn eine Insolvenz der HRE weitere Institutionen mit an den oder gar in den Abgrund zöge - und das sagen uns die Experten - dann kann man jedenfalls diesen Schritt nicht von vornherein ausschließen. So schwer er uns allen fiele.

      Heißt das, im Zweifel enteignet der Staat künftig immer wieder Aktionäre, wenn deren Unternehmen als systemrelevant bezeichnet werden und Hilfe benötigen?

      Nun mal halblang. Nicht jedes Unternehmen in Schieflage hat eine systemische Relevanz. Aber es müssen sich alle wieder darüber klar werden, dass ein Aktionär Anteilseigner eines Unternehmens ist und damit auch Verantwortung trägt. Das scheint mir bei vielen aus dem Blick geraten zu sein. Viele Aktionäre haben zu sehr auf das schnelle Geld geschielt und versucht, Gewinne zu maximieren. Dabei wurde die Frage vernachlässigt, ob es nicht auch wichtig ist, dass im Interesse einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung Aktionäre bereit sind, Aktien über eine längere Zeit zu halten und zwar auch, wenn es dem Unternehmen mal nicht so gut geht.

      Andere sehen eher die Grundfesten des Rechtstaates gefährdet.

      Das ist nicht nur blühender Unsinn, die darin mitschwingende Unterstellung ist sehr tendenziös. Wir versuchen unser Möglichstes, Schaden aus einer Krise, die wir beileibe nicht selbst verursacht haben, von den Menschen in unserem Land abzuwenden und dafür zu sorgen, dass die soziale Marktwirtschaft mit einem funktionierenden Finanzmarkt eine Zukunft hat. Niemand in dieser Regierung pflegt Enteignungsphantasien. Ganz abgesehen davon gehört nach unserer Verfassung zur Enteignung ja immer auch die Entschädigung. Damit steht nicht nur das Ultima-Ratio-Prinzip der Verfassung, sondern auch der verantwortliche Umgang mit Steuergeld gegen solche Vermutungen.

      Was bedeutet das für die HRE?

      Das Engagement des Bundes ist ja vor allem gefragt, damit das Unternehmen sich am Markt günstiger die nötigen liquiden Mittel beschaffen kann. Der Staat hat keinerlei Interesse, auf Dauer Eigentümer dieser Bank zu bleiben.

      Könnten Sie sich einen eigenen Corporate Governance Kodex für die Banken vorstellen?

      Börsennotierte Banken fallen ohnehin unter den geltenden Kodex. Ich kann mit aber gut vorstellen, dass man sich auf der Grundlage des geltenden Kodex ergänzend auf branchenspezifische Regeln für diesen großen Unternehmenssektor verständigen könnte.

      Müssen die Banken mit einer besonderen Behandlung rechnen?

      Wir waren mit dem Phänomen konfrontiert, dass Banken zur Steigerung ihres Profits sagen: Wir müssen den Profit noch weiter steigern und bauen deshalb weiter Arbeitsplätze ab - obwohl sie schon bei einer Eigenkapital-Rendite von 20 Prozent lagen. Unsere Botschaft an die Unternehmen lautet: Schielt nicht nur auf kurzfristige Gewinne und Bilanzzahlen oder den Kurswert zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Unternehmen brauchen andere Parameter, wenn sie nachhaltig am Markt bestehen wollen. Das wollen Union und SPD.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/zypries-e…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 18:17:23
      Beitrag Nr. 564 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.496.272 von kiska am 02.02.09 17:27:26Protektionismus

      „Das Motto ,Auge um Auge' macht uns blind“
      von Torsten Riecke und Jan Dirk Herbermann

      Der Welthandel werde angesichts der globalen Wirtschaftskrise zurückgehen, sagt WTO-Chef Pascal Lamy und mahnt: „Wir müssen dafür sorgen, dass es sich dabei nur um ein konjunkturelles Phänomen handelt und nicht um die Folge von Handelsbeschränkungen."


      Herr Lamy, was halten Sie von dem Vorschlag der deutschen Bundeskanzlerin, einen Weltwirtschaftsrat einzurichten?

      Frau Merkel hat insofern recht, als dass eine globale Krise ein globales Krisenmanagement erfordert.

      Brauchen wir noch eine weitere internationale Institution, um die Wirtschaftskrise zu lösen?

      Wir haben bereits einen Wirtschafts- und Sozialrat bei den Vereinten Nationen. Der wurde allerdings im Laufe der Jahre immer mehr zur Seite gedrängt. Ich sehe drei Probleme für das Vorhaben von Kanzlerin Merkel: Was ist die Aufgabe des Rates? Wie soll er sich geopolitisch zusammensetzen? Und wie fügt er sich in die Organisation der Vereinten Nationen ein?

      Ist die G20 ein gutes Vorbild für den Weltwirtschaftsrat?

      Es macht keinen Sinn, dass vier europäische Länder in der G20 sind. Europa muss mit einer Stimme sprechen. Ich habe außerdem vorgeschlagen, dass Afrika durch den Präsidenten der Afrikanischen Union vertreten wird.

      Was erwarten Sie vom G20-Gipfeltreffen in London?

      Die G20-Länder müssen ihre Konjunkturhilfen koordinieren, das Finanzsystem säubern, eine neue Finanzordnung aufbauen und die Handelsfinanzierung absichern. Nach dem ersten Treffen in Washington haben viele Länder kalte Füße wegen ihres Bekenntnisses zum Freihandel bekommen. Aber wenn wir nach dem Motto „Auge um Auge“ verfahren, sind wir am Ende alle blind.

      Kann die G20 das Vertrauen in das Finanzsystem zurückbringen?

      Das Vertrauen kehrt so lange nicht zurück, solange die Bilanzen der Banken nicht gesäubert sind. Im Moment ist der Staat die letzte Institution, der man noch Vertrauen entgegenbringt.

      Wie lassen sich die Beschlüsse der G20 durchsetzen?

      Das ist die große Frage. Sind zum Beispiel Schwellenländer bereit, auf Souveränitätsrechte zu verzichten für die Bekämpfung einer Krise, die anderswo entstanden ist?

      Wie beurteilen Sie den aufkommenden Protektionismus bei Finanzdienstleistungen?

      Wenn Banken nur noch Kredite an einheimische Kunden vergeben dürfen, dann ist das ein Grund zur Sorge.

      Was kann die WTO dagegen tun?

      Die WTO kann immer nur dann einschreiten, wenn ein Land einen anderen Staat wegen protektionistischer Maßnahmen verklagt.

      Warum hat sich bislang niemand beklagt?

      Es besteht die Gefahr, dass in der aktuellen Krise keiner den anderen für die Bankenhilfen an den Pranger stellen will. Deshalb überwachen wir bei der WTO die Handelspolitik unserer Mitgliedsländer. So weiß jeder, woran er ist. Transparenz ist sehr wichtig.

      Braucht die WTO neue Regeln gegen den Finanzprotektionismus?

      Wir müssen unsere Regeln anpassen. Aber zunächst müssen wir die Regeln anwenden, die wir haben. Zum Beispiel im Bereich staatlicher Subventionen und Anti-Dumping-Maßnahmen.

      Macht die Finanzkrise die Globalisierung rückgängig?

      Nein, das glaube ich nicht. Technologisch gibt es kein Zurück. Und kulturell ist die Globalisierung lebendig wie eh und je. Die Kinder in Europa hören immer noch afrikanische Musik. Der Welthandel wird allerdings zurückgehen. Wir müssen dafür sorgen, dass es sich dabei nur um ein konjunkturelles Phänomen handelt und nicht um die Folge von Handelsbeschränkungen.

      Wird die Finanzkrise den Abschluss der Doha-Runde befördern?

      Der politische Druck ist gewachsen, die Welthandelsrunde zum Abschluss zu bringen. Wir haben 80 Prozent unserer Arbeit erledigt. Ich erzähle den politischen Führern, wenn wir die Doha-Runde beenden, wäre das ein klares Signal, dass wir selbst in schweren Zeiten in der Lage sind, globale Herausforderungen zu meistern.

      http://www.handelsblatt.com/politik/international/…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 18:24:07
      Beitrag Nr. 565 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.512.734 von Maraho am 04.02.09 18:11:19Da haben sie sich aber etwas vorgenommen...


      Konzept für Schuldenbremse

      Länder sollen bis 2018 entschuldet sein
      von David Böcking und Claudia Kade (Berlin)

      Lange hat die Politik um eine Schuldenbremse gerungen. Vor der entscheidenden Sitzung präsentiert die Föderalismuskommission II jetzt einen Kompromissvorschlag: Danach sollen arme Bundesländer bis 2018 entschuldet werden - mit jährlich rund 1 Mrd. Euro.

      Vor der letzten Sitzung der Föderalismuskommission II am Donnerstag haben ihre Vorsitzenden Peter Struck (SPD) und Günther Oettinger (CDU) einen Kompromissvorschlag für eine Schuldenbremse vorgelegt. Das Papier, das der FTD vorliegt, will Artikel 109 des Grundgesetzes so abändern, dass sich der Staat künftig nur noch mit maximal 0,5 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes verschulden darf. Das entspricht derzeit etwa 12 Mrd. Euro. Bislang gibt es in der Verfassung keine verbindliche Schuldenregel.

      Damit orientiert sich die Kommission an einem Vorschlag von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Demnach dürfen im Abschwung mehr Schulden gemacht werden, die aber in Aufschwungsphasen ausgeglichen werden müssen.

      Strittig war bis zuletzt, wie ärmere Bundesländer die Schuldenreduzierung finanzieren sollen. Während sich die meisten der finanzstarken Länder mit Unionsregierung zu Zinshilfen bereiterklärt hatten, verweigerte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bis zuletzt seine Zustimmung.

      In ihrem Kompromisspapier sprechen sich Struck und Oettinger nun für "Konsolidierungshilfen" in Höhe von 1 Mrd. Euro aus, die es den armen Ländern bis 2018 erlauben sollen, ihren Haushalt auszugleichen. Besonders schwierig ist die Lage nach Einschätzung der Vorsitzenden in Bremen, dem Saarland, Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt.

      Im Einzelnen soll Bremen jährlich 375 Mio. Euro erhalten, das Saarland 325 Mio. Euro und die anderen drei Länder je 100 Mio Euro. Die Mittel sollen also aus dem Umsatzsteueraufkommen und damit je zur Hälfte von Bund und Ländern kommen. Ausnahmen von der Schudenregel sollen im Fall "Naturkatastrophen und anderen außergewöhnlichen und unvorhersehbaren Ereignissen" gelten. In diesem Fall muss eine Mehrheit der Bundestagabgeordneten die vorübergehende Aufhebung der Obergrenzen genehmigen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Konzept-f%FCr-S…
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      schrieb am 05.02.09 18:33:10
      Beitrag Nr. 566 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.841 von kiska am 05.02.09 07:34:27Ergänzend zu kiska`s Beitrag:


      Schwächelnder Export
      Aufträge erneut eingebrochen

      "Made in Germany" verliert immer mehr an Zugkraft: Die Bestellungen bei deutschen Industrieunternehmen schrumpfen stark. Besonders stark brökelt der Export - vor allem die anderen EU-Länder versagen den Deutschen die Aufträge.

      Die Auftragseingänge in der Industrie sind im Dezember noch einmal kräftig zurückgegangen. Im Vergleich zum Vormonat nahmen sie um 6,9 Prozent ab, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Bereits im November waren sie gegenüber Oktober um 5,3 Prozent gesunken. Der Umfang an Großaufträgen sei für einen Dezember allerdings überdurchschnittlich gewesen.

      Die Auslandsnachfrage gab mit minus 9,4 Prozent stärker nach als die Inlandsnachfrage, die um 4,3 Prozent sank. Bei den Auslandzahlen schlugen die nachlassenden Bestellungen aus der Eurozone (minus 15,2 Prozent) deutlich stärker zu Buche als die aus Drittländern (minus 5,1 Prozent).

      Der Rückgang der Bestelltätigkeit setzt sich den Angaben zufolge in unvermindertem Tempo fort. Die Aussichten für die Industrieproduktion blieben vor diesem Hintergrund für die kommenden Monate äußerst gedrückt.

      Alle drei industriellen Hauptgruppen verbuchten im Dezember erneut weniger Bestellungen als im Vormonat. Am stärksten fiel der Rückgang mit minus 9,1 Prozent bei den Investitionsgüterproduzenten aus. Bei Produzenten von Vorleistungsgütern verringerte sich das Ordervolumen um 5,0 Prozent und bei den Konsumgüterproduzenten um 3,1 Prozent.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Schw%E4chelnder-E…
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      schrieb am 05.02.09 18:48:49
      Beitrag Nr. 567 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.774 von Maraho am 05.02.09 05:56:23Hier etwas zur EZB-Zinsentscheidung:


      Ratssitzung

      EZB stellt weitere Zinssenkung in Aussicht
      von Mark Schrörs (Frankfurt)

      In der Euro-Zone wächst nach Einschätzung von Volkswirten das Risiko einer zu niedrigen Inflation - und damit auch die Gefahr des Abrutschens in die Deflation. Die EZB hielt trotzdem still - signalisierte aber die Bereitschaft zu weiteren Lockerungen.

      Nach vier Zinssenkungen in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag ihren Leitzins bei 2,0 Prozent belassen. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte mehrmals betont, dass die nächste wichtige Entscheidung im März anstehe - und damit nach Ansicht der Experten eine Zinspause im Februar signalisiert.

      Trichet ließ aber durchblicken, dass weitere Zinssenkungen möglich seien: "Zwei Prozent sind nicht das niedrigste Niveau, das wir in Betracht ziehen", sagte der EZB-Präsident auf der Pressekonferenz. Zugleich betonte er, dass er einen Nullzins nicht für angemessen halte. Der Euro gab nach der Zinsentscheidung nach und notierte bei 1,2789 $.

      "EZB-Chef Trichet hat eine weitere Reduzierung des Leitzinses in Aussicht gestellt. Insgesamt hält die Zentralbank aber an ihrer vergleichsweise zögerlichen Haltung fest", sagte Ulrich Wortberg, Renten- und Devisenanalyst der Helaba. "Der Verweis, dass eine Nullzinspolitik nicht angemessen ist, kann dahingehend interpretiert werden, dass eine expansive Politik wie in den USA, Japan oder Großbritannien, nicht zu erwarten ist."

      Volkswirte sehen Zins bei 1,0 Prozent

      Seit Oktober hat die EZB den Zins von 4,25 auf 2,0 Prozent so stark gesenkt wie noch nie zuvor. Vorher hatte sie ihn trotz Finanzkrise und beginnendem Abschwung unverändert gehalten, weil sie fürchtete, der Preisanstieg bleibe dauerhaft hoch. Hintergrund des Kurswechsels ist, dass die wirtschaftliche Aktivität Ende 2008 kollabiert ist. Die Euro-Zone steckt in der schwersten Rezession seit Jahrzehnten. Zugleich ist die Inflation so rasant gesunken wie noch nie.

      Ökonomen rechnen fest damit, dass die EZB in den kommenden Monaten ihre Geldpolitik weiter lockert. Rund 70 Prozent der von der FTD befragten Volkswirte erwarten, dass der EZB-Leitzins bereits bis zur Jahresmitte von 2,0 auf 1,0 Prozent oder tiefer sinkt. Das geht aus einer Zusatzfrage zur monatlichen FTD-Zinsumfrage unter internationalen Banken hervor. "Die ökonomischen Argumente für niedrigere Zinsen sind absolut wasserdicht", sagte Ken Wattret, Europa-Chefvolkswirt bei BNP Paribas.

      Streitpunkt Deflationsgefahr

      Die EZB widersteht mit dem Stillhalten am Donnerstag den Forderungen zahlreicher Volkswirte. Die Experten hatten sich im Vorfeld für eine Lockerung des Zinssatzes um 50 Basispunkte ausgesprochen. "Die Situation ist schlimm genug, um den Zins so weit wie möglich zu senken - und so schnell wie möglich", sagte Agustín García Serrador, Volkswirt für die Euro-Zone bei der spanischen Großbank BBVA.

      Entscheidener Streitpunkt ist die Inflation: Während viele Volkswirte eine Deflationsgefahr sehen, erachtet die EZB den rasanten Rückgang der Inflation auf 1,1 Prozent im Dezember als vorübergehendes Phänomen infolge des Ölpreisverfalls. Die Notenbank erwartet, dass die Preissteigerung in 18 bis 20 Monaten - der für sie wesentliche Zeithorizont - wieder im Zielbereich von "unter, aber nahe 2,0 Prozent" liegt. Die Währungshüter begründen auch so ihren im Vergleich zu anderen Notenbanken vorsichtigeren Kurs.

      Große Kritik an der Zurückhaltung der EZB

      Die Zurückhaltung stößt auf große Kritik: "Die tiefe Rezession und die sich ausbreitende Kreditkrise erhöhen das Risiko eines erheblichen Unterschießens des EZB-Preisziels", sagte Jürgen Michels, Deutschland-Chefvolkswirt der Citigroup. Für die EZB ist Preisstabilität dann erreicht, wenn die Inflationsrate mittelfristig bei knapp 2,0 Prozent liegt.

      Volkswirte sehen die Inflation im Euro-Raum auch mittelfristig, also bis 2010, zunehmend klar unter 2,0 Prozent. "Die EZB-Sicht ist zu optimistisch", sagte Ken Wattret, Europa-Chefvolkswirt bei BNP Paribas. In den nächsten Monaten dürfte die Rate sogar negativ werden - nachdem sie im Juli noch bei 4,0 Prozent gelegen hatte. Zwar räumen die Ökonomen ein, dass der Rückgang vor allem mit dem Verfall des Ölpreises zu erklären ist. Er ging von knapp 150 $ je Barrel (159 Liter) Mitte 2008 auf rund 40 $ zurück. Sie sehen aber auf breiter Front einen nachlassenden Inflationsdruck - wegen der eingebrochenen Wirtschaftsaktivität.

      Notenbanker versuchen, eine zu niedrige Inflation genauso zu vermeiden wie eine zu hohe Inflation. Hintergrund ist, dass eine gewisse Steigerung der Preise für Güter und Dienstleistungen für das Funktionieren einer Wirtschaft unvermeidlich ist. Vor allem aber wollen sie genug Abstand zur Deflation halten. Ein solcher anhaltender Rückgang des Preisniveaus lähmt eine Wirtschaft, weil Verbraucher Konsumausgaben verschieben und Unternehmen nicht mehr investieren.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/europa/:Ratssitzung-EZB-stell…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 18:55:39
      Beitrag Nr. 568 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.489.481 von Maraho am 01.02.09 11:39:34Mal sehen, wann bei uns die Stimmung kippt...


      REZESSION IN GROSSBRITANNIEN
      Brown spielt die Patriotenkarte
      Von Carsten Volkery, London

      Großbritannien ist bisher eines der offensten Länder Europas, London ein Paradies für Einwanderer. Doch in der Rezession denkt die Regierung Brown über schärfere Einwanderungsregeln nach. Wilde Streiks gegen ausländische Arbeiter fördern das Umdenken.

      London - Der verstörende Slogan wurde in ganz Europa aufmerksam registriert. "Britische Jobs für britische Arbeiter" stand auf den Plakaten der englischen und schottischen Industriearbeiter, die seit einer Woche immer wieder zu wilden Streiks vor Raffinerien auftauchten und die politische Debatte auf der Insel beherrschten. In Kombination mit den wehenden Nationalfahnen, die auf keiner dieser Spontan-Demonstrationen fehlten, ergab sich ein vermeintlich klares Bild: Kaum schlägt die Rezession zu, verfällt der britische Malocher in ausländerfeindliche Reflexe.

      Auslöser der Streikwelle war die Entscheidung des Ölkonzerns Total, in seiner Raffinerie im nordenglischen Lindsey einen Auftrag an eine italienische Firma zu vergeben, die ihre eigenen Leute aus Italien und Portugal mitbrachte. Die britische Belegschaft fürchtete Lohndumping und setzt sich zur Wehr. Vergangene Woche kamen 500 Protestierer in Lindsey zusammen, diese Woche waren es schon tausend.

      Mitte der Woche feierten sie einen Etappensieg: Total sagte zu, von den 198 umstrittenen Stellen gut die Hälfte mit britischen Staatsbürgern zu besetzen. Die Belegschaft verkündete daraufhin am Donnerstag das Ende ihrer Aktion.

      Doch die Debatte ist damit noch lange nicht vorbei. "Britische Jobs für britische Arbeiter" - der Slogan drückt offensichtlich eine weit verbreitete Stimmung aus. Schließlich hatten sich im ganzen Land Arbeiter dem Protest anschlossen.

      Brown verteidigt "Britische Jobs für britische Arbeiter"

      Vor einer "Politik der Fremdenfeindlichkeit" warnte sogleich Wirtschaftsminister Peter Mandelson. Der frühere EU-Kommissar hat das Mantra der freien Märkte verinnerlicht und reagiert allergisch auf jedes Anzeichen von Protektionismus.

      Das Problem ist nur: Die Streikenden konnten sich auf Premierminister Gordon Brown höchstpersönlich berufen. Der hatte den Schlachtruf "Britische Jobs für britische Arbeiter" auf einem Labour-Parteitag 2007 in die Welt gesetzt - in einem anderen Kontext zwar, aber die politische Wirkung dürfte mit einkalkuliert gewesen sein.

      Und nachdem Brown in einer ersten Reaktion ähnlich wie Mandelson die Streiks verurteilt hatte, scheint er sich nun eine andere Strategie überlegt zu haben. Jedenfalls hat er sich entschieden, seinen Slogan zu verteidigen. "Kann irgendjemand hier sagen, dass er nicht möchte, dass britische Arbeiter Jobs in unserem Land bekommen?", fragte Brown am Mittwoch listig im Parlament.

      Opposition wirft Brown Protektionismus vor

      Es war eine rhetorische Frage an Oppositionsführer David Cameron, der Brown zuvor aufgefordert hatte, seinen "Riesenfehler" einzugestehen und den Spruch zu bedauern. Während Brown auf internationalen Gipfeln immer vor Protektionismus warne, mache er sich daheim "schuldig, protektionistische Gefühle zu verstärken", hatte der Tory-Chef gesagt. Der Premierminister zeige "mangelndes Urteilsvermögen", er spiele mit den Ängsten der Menschen.

      Diese Kritik wird nicht nur von den Tories geäußert. Linke wie rechte Kommentatoren haben Brown gescholten, und auch zahlreiche Labour-Abgeordnete haben Bauchschmerzen mit der latent fremdenfeindlichen Botschaft. Doch Brown hat sich entschieden, das Thema offensiv zu spielen. Verlieren kann er kaum: Es gibt Schlimmeres für einen Labour-Chef, als in der Öffentlichkeit als Verteidiger britischer Arbeiterinteressen dazustehen.

      Fast schon triumphierend setzte Brown im Parlament zum Gegenschlag an: Cameron rede das Pfund herunter, er rede Großbritannien herunter, er solle sich was schämen. Der Labour-Chef als guter Patriot, der Konservative als Vaterlandsverräter - die Abgeordneten auf den Labour-Bänken johlten.

      Gewerkschaften hoffen auf Umdenken

      Es geht bei dieser Debatte um mehr als die italienischen Arbeiter in Lindsey. Es geht um die Entsenderichtlinie der EU und - mal wieder - um die Philosophie der freien Märkte in der Union. Die britischen Gewerkschaften wittern die Gelegenheit, endlich die als unzulänglich wahrgenommene Entsenderichtlinie zu verschärfen. So sollen Unternehmen aus anderen EU-Ländern, die ihre eigenen Arbeitskräfte mitbringen, auch Tariflohn zahlen müssen - und nicht nur den Mindestlohn, wie der Europäische Gerichtshof kürzlich geurteilt hatte.

      Brown scheint nicht abgeneigt, den Gewerkschaften entgegenzukommen. Zwar betont er weiterhin, dass Protektionismus die größte Gefahr für die Weltwirtschaft darstelle. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass der frühere Neoliberale sich unmerklich nach links schummelt. Schon bei der Rettung des Bankensektors passte er sich geschmeidig dem Zeitgeist an. Beim Arbeitsmarkt könnte es ähnlich laufen. Man werde sich die Empfehlungen der Expertenkommission anschauen, die im Auftrag der EU die Entsenderichtlinie überprüft, versprach der Premierminister im Parlament einem Labour-Abgeordneten. Im Dezember hatte er die von Deutschland geforderte Untersuchung noch als unnötig abgetan.

      Die Streiks scheinen das Umdenken zu befördern. Etliche Labour-Abgeordnete haben Brown gedrängt, den Protest ernst zu nehmen und ihn nicht als fremdenfeindliche Aufwallung abzutun wie Mandelson. "Das hat sich seit Jahren angestaut", sagt einer der Demonstranten in Lindsey in die Fernsehkamera.

      Debatte um Einwanderung

      In Kommentaren werden die Streiks als verspätete Reaktion auf die Masseneinwanderung aus Osteuropa gedeutet. Die britische Regierung war 2004 eine der ersten, die ihren Arbeitsmarkt für die polnischen Klempner und tschechischen Ärzte öffnete, als die osteuropäischen Staaten der EU beitraten. Im Spitzenjahr 2006 kamen mehr als 230.000. Dies war ohne große Proteste abgelaufen.

      Die deutsche Regierung hingegen vertrat schon damals aus Angst vor dem Volkszorn die Auffassung "Deutsche Jobs für deutsche Arbeiter". Die Arbeitsminister der Bundesregierung, ob sie nun Franz Müntefering oder Olaf Scholz heißen, sind europaweit als Bremser berüchtigt.

      Auch die britische Regierung scheint ihre Politik der offenen Tür nun zu überdenken - in einigen Teilen zumindest. In den kommenden Wochen soll ein Gesetzespaket zur Einwanderung beschlossen werden. Laut "Independent" denkt die Regierung unter anderem über schärfere Einwanderungsregeln für Uni-Absolventen aus Nicht-EU-Ländern nach. Dieses Jahr drängen 400.000 britische Uni-Abgänger auf den Arbeitsmarkt, und gerade Einsteiger-Jobs sind rar. Ebenso könnten Arbeitgeber verpflichtet werden, Stellen erst in den lokalen Jobcentern anzubieten, bevor sie im Ausland auf Suche gehen.

      Im Parlament sorgt Browns Slogan derweil für kreatives Vergnügen. Angesichts der grassierenden Steuerhinterziehung hätte er noch einen Vorschlag, ätzte der Vorsitzende der Liberaldemokraten, Nick Clegg: "Britische Steuern für britische Unternehmen". Und ein Abgeordneter aus Southport dachte an die heimische Tourismusindustrie: "Britischer Urlaub für britische Bürger".

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,605618,00.html …
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 19:09:03
      Beitrag Nr. 569 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.727 von Maraho am 05.02.09 18:55:39Passend zu obigem Artikel:


      Krisenpolitik

      Milliarden sind nicht genug
      Von Joachim Fritz-Vannahme

      In Frankreich gehen Millionen auf die Straße, auch in Deutschland, Großbritannien und Spanien streiken Beschäftigte - von Bulgarien, Griechenland, Litauen oder Lettland gar nicht zu reden. Selbst Russland erlebt eine Protestwelle, und nebenan befindet sich das kleine Island in eisiger See. Überall ist Winter, die gefühlte Temperatur liegt im arktischen Bereich, und das ist nicht nur wetterkundlich gemeint.

      Die Regierenden häufeln Konjunkturpaket auf Konjunkturpaket und spüren doch, dass noch so viele Milliarden an Staatshilfen und Kapitalspritzen allein noch kein Vertrauen schaffen und den düsteren Horizont nicht aufzuhellen vermögen.

      Warum eigentlich? Wer die Motive der Streikenden genauer studiert, findet durchaus ein paar Hinweise dafür. Beispiel England: Dort protestierten 900 Arbeiter einer Atomanlage gegen die Beschäftigung von italienischen und portugiesischen Leiharbeitern durch den französischen Energiekonzern Total auf „ihrem“ Gelände in North Lincolnshire. Brüssel verurteilte den Streik, und der britische Premier Brown auch.

      Beide haben natürlich recht, wo es um das verbriefte europäische Recht der Freizügigkeit geht – im Binnenmarkt wird dies nicht nur dem Kapital, sondern auch dem Faktor Arbeit zuteil. Politisch wie psychologisch freilich verdeckt das gute Argument einen bedenklichen Trend. Denn die portugiesischen und italienischen Arbeiter treten in England unter dem dortigen Lohnniveau an: Lohndumping, schimpfen die Gewerkschaften, Ausbeutung, rufen die britischen Beschäftigten.

      Liegen sie denn falsch mit ihrem Protest? Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist seit über 100 Jahren die Parole der Lohnabhängigen und ihrer Fürsprecher. Im Nationalstaat hat sich diese Forderung inzwischen durchgesetzt, zumindest auf dem Papier (Frauen zum Beispiel machen da im Alltag vielerorts immer noch andere Erfahrungen). Jetzt muss dieses Recht europäisiert werden, und das in Zeiten verschärften Wettbewerbs. Die EU muss sich da eine Antwort einfallen lassen.

      Der britische Arbeitskonflikt ähnelt dem älteren Krach um polnische Klempner in Frankreich, osteuropäische Fleischer in Deutschland oder baltische Schiffsarbeiter in Schweden. Der Konflikt ist also nicht Ergebnis, wohl aber Begleiterscheinung der gegenwärtigen Krise.

      Anders liegt der Fall in Spanien, wo der Zusammenbruch des Immobilienbooms die Arbeitslosigkeit treibt. Wieder anders geartet sind die Gründe und Hintergründe des französischen Protests, wobei sich die angespannte Lage in der dortigen Automobilindustrie von der Streiksituation im französischen Erziehungswesen mehr unterscheidet als von der ähnlich motivierten Unruhe unter deutschen Automobilbauern.

      In Island trieb die soziale Unruhe den Premierminister zum Rücktritt. Ist das nur der Anfang – oder bleibt es die Ausnahme?

      Die Motive der Streikenden in Europa mögen sich unterscheiden, ihre Gefühle sind allenthalben dieselben: Gestern haben einige wenige mit ihren Spekulationen den großen Schnitt gemacht, heute ist ihretwegen die Wirtschaft in Brand geraten, ohne dass die Brandstifter haftbar gemacht würden. Und schlimmer noch: Ihren Banken und Instituten wird mit Milliarden geholfen, während dem kleinen Mann in seiner Krisenangst Verzicht gepredigt wird.

      Nur mit Milliarden ist dieses Gefühl von Ungerechtigkeit und Willkür nicht zu beschwichtigen. Im April treffen sich die G 20, die Staats- und Regierungschefs der großen Industrie- und Schwellenländer, um über eine regulierte Zukunft der globalisierten Kapital- und Finanzmärkte zu beraten. Vorher, Mitte März, steht turnusgemäß der EU-Frühjahrsgipfel in Brüssel auf dem Kalender, wieder mit nur einem einzigen Thema – Wirtschaft und Soziales, also Wachstum und Jobs.

      Selten war der Kalender so günstig für Europas Regierende: Sie müssten in den kommenden Wochen klarmachen, dass das europäische Projekt von Anfang an auch ein soziales war. Vom Gemeinsamen Agrarmarkt über die gemeinsame Währung zum gemeinsamen sozialen Regelwerk – schnurgerade verläuft der Weg der Union, die hier ihren Namen verdienen kann.

      Man muss diesen lichten Pfad nur beschreiten wollen. Doch genau diesen Willen erkennen die protestierenden Bürger Europas bislang nicht. Das ist der Kern ihrer Protestbotschaften.

      Die Ursachen dürften wohl eher andere sein, aber dieser Artikel wurde ja aus der Sicht von "besseren Herrschaften" geschrieben.
      Schon interessant, wie die Denke des gemeinen Volkes "uminterpretiert" wird.


      Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/finanzkrise-streiks-eu?pag…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 19:23:24
      Beitrag Nr. 570 ()
      Jetzt verkauft man uns "olle Kamellen" als neue Erkenntnisse.
      Dieselben, die uns noch vor einigen Jahren das "Quartalsdenken"
      andienten, wenden sich nun...
      War es nicht so, daß Unternehmer, die ihre Firma damals "konservativ" führten, dafür zerissen wurden?
      Ei, ei, ei...

      Da der Artikel zu lang ist: Bei Interesse einfach anklicken!


      Strategie

      Mit langem Atem
      Von Christian Rickens

      Der börsenfixierte Kapitalismus geht durch die Finanzkrise zugrunde. Jetzt beginnt eine neue Ära - die Idee der Nachhaltigkeit zieht ins Management ein.

      Man muss sich Alfred Rappaport als glücklichen Menschen vorstellen. Der 76-Jährige lebt in einem der angenehmeren Vororte von San Diego. Seine Tage verbringt er meist im La Jolla Beach and Tennis Club. Allein die Aufnahmegebühr kostet dort 60.000 Dollar.

      Zu den größeren Kümmernissen Rappaports gehört es, dass er gegen seinen Sohn immer seltener im Tennis gewinnt. "Der Junge vergisst völlig, wer seine Erziehung bezahlt hat", knurrt Rappaport dann. Aber das ist nur ein Scherz.

      23 Jahre ist es her, dass Alfred Rappaport mit einem Schlag vom Betriebswirtschaftsprofessor zur Managementlegende aufstieg. 1986 veröffentlichte er jenes Buch, dessen Titel wie eine Schlagzeile über den folgenden beiden Jahrzehnten der Wirtschaftsgeschichte stehen sollte: "Creating Shareholder-Value".

      Shareholder-Value ... je nach Weltanschauung ist dieser Begriff zum Synonym geworden für effiziente Unternehmensführung - oder für eiskalten Turbokapitalismus. Dabei hatte Rappaport in seinem Bestseller eigentlich lauter Dinge aufgeschrieben, die aus heutiger Sicht ziemlich selbstverständlich erscheinen: Die beste Unternehmensstrategie besteht darin, den Cashflow, den tatsächlichen Bargeldertrag des Unternehmens, kontinuierlich zu steigern. Das geht am besten durch langfristiges, profitables Wachstum. Unternehmen, die sich an diese simple Strategie halten, werden mit steigenden Aktienkursen belohnt.

      Mit langfristigem, profitablem Wachstum müssten sich eigentlich nicht nur Manager und Aktionäre anfreunden können, sondern auch Mitarbeiter, Kunden, Wirtschaftspolitiker und sogar Gewerkschaftsfunktionäre.

      Doch es kam anders. Shareholder-Value steht heute in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem für kurzfristige Gewinnmaximierung, für hektisches Ankündigungsmanagement von Quartal zu Quartal, für eine Unternehmenskultur, die Mitarbeiter vor allem als Kostenfaktor und Kunden als Melkkühe ansieht und die Investitionen regelmäßig zu kurz kommen lässt.

      Unter dem Leitbild des Shareholder-Value zimmerte Jürgen Schrempp aus Daimler eine "Welt AG" - und vernichtete Milliarden an Aktionärskapital. Dem Shareholder-Value zu dienen gab Thomas Middelhoff vor; wenn er bei Arcandor so lange Beteiligungen hin- und herdealte, bis sich der Börsenwert des Unternehmens nahezu auf null reduziert hat. Das Banner des Shareholder-Value wehte über all jenen Banken, die in den vergangenen Jahren mit immer weniger Eigenkapital und immer waghalsigeren Finanzinstrumenten auf immer größere Summen spekulierten - um durch diesen Hebeleffekt ihre Rendite zu steigern und nebenbei die aktuelle Finanzkrise auszulösen.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,591845…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 19:33:09
      Beitrag Nr. 571 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.674 von Maraho am 05.02.09 18:48:49Das Thema "Währungsschnitt" taucht immer öfter auf!
      Ein Schelm, der Böses dabei denkt!



      Schulden, Schulden, Schulden
      Der Währungsschnitt droht

      Während viele über Deflation reden, zeichnet sich ab, dass die milliardenschweren staatlichen Rettungspakete leicht zur Inflation führen können. Dann steigen die Preise, statt zu sinken.
      VON NICOLA LIEBERT


      Der Leitzins bleibt bei zwei Prozent. Das verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung. Dabei drängen Volkswirte auf eine schnelle Absenkung - nicht mehr nur, um die Kredite zu verbilligen und die Konjunktur anzukurbeln, sondern auch um die Preise im Rahmen zu halten.

      Für normal hält die EZB selbst eine Inflationsrate von 2 Prozent. Im Januar aber stiegen die Preise in der Eurozone um gerade einmal 1,1 Prozent. Allerdings ist wegen der verschiedenen finanzpolitischen Maßnahmen der EU-Länder schwer abzuschätzen, ob die Entwicklung auch so weitergeht. Die Finanzkrise könnte dann direkt in die Deflation führen. In Folge der billionenschweren Rettungspakete vieler Regierungen droht aber umgekehrt auch eine Inflation, die unsere Ersparnisse entwerten wird.

      Eine Deflation beginnt oft damit, dass Aktienkurse und Immobilienpreise - wie derzeit - fallen. Schlimm wird es, wenn auch die Verbraucherpreise sinken. Dann verdienen Produzenten und Dienstleister weniger und können sich keine Kredite mehr leisten. Sie entlassen Mitarbeiter. Damit sinken Kaufkraft und die Nachfrage nach Rohstoffen und Investitionsgütern - auch hier fallen die Preise.

      Eine derartige Abwärtsspirale kennzeichnete die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre, als die Preise um fast ein Viertel zurückgingen. Japan hat sich bis heute nicht von der Deflation Anfang der 1990er-Jahre erholt, die Folge der geplatzten Immobilienblase war. Der Teufelskreislauf droht jetzt wieder.

      Die Nachfrage schwächelt, die Preise sind unter Druck. Wenn überdies Schulden abgebaut oder abgeschrieben werden, schrumpft die Geldmenge. "Die Inflationsangst wird aus der Debatte verschwinden", ist Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter überzeugt. Doch die Regierungen haben ja aus den Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise gelernt. Für Konjunkturprogramme und die Rettung ihrer Banken will beispielsweise die US-Regierung etwa zwei Billionen Dollar aufwenden. Das Haushaltsdefizit würde dadurch auf elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anschwellen. Der Stabilitätspakt der Eurozone sieht eine Höchstgrenze von drei Prozent vor. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff sieht die Inflationsrate infolge dieser Geldschwemme auf bis zu sechs Prozent steigen.

      In Europa sind die meisten Regierungen noch etwas zurückhaltender mit ihren Programmen. Gut 50 Milliarden Euro neue Schulden will die Bundesregierung aufnehmen. Das Haushaltsdefizit dürfte wieder auf drei Prozent des BIP steigen. Unklar ist, ob es dabei bleibt, wenn sich die Finanzkrise noch deutlich verschlimmern sollte. Das Problem staatlicher Konjunkturprogramme ist das Timing. Öffentliche Bauvorhaben müssen geplant werden. Steuersenkungen greifen verzögert, sind dann aber kaum rückgängig zu machen. Die Konjunktur springt also womöglich schon wieder an, während die staatlichen Gelder weiter fließen. Das kann zu enormen Inflationsraten führen. Und es gibt noch mehr Risiken: Wie kommt der Staat wieder herunter von seinen Schulden? "Sparen", sagen viele Politiker und fordern eine Schuldenbremse.

      Doch Sparen funktioniert nicht immer. Einfacher ist es, die Geldpresse anzuwerfen: Das neue Geld, mit dem der Staat Rechnungen bezahlt, löst zwar eine Inflation aus. Aber wenn das Geld weniger wert ist, werden auch die Schulden entwertet. Das hält Rogoff für die schmerzloseste Art des Schuldenabbaus: "Die großen Notenbanken der Welt müssen endlich anerkennen, dass ein plötzlicher Ausbruch einer moderaten Inflation extrem hilfreich wäre, um den Schuldenmorast auszutrocknen."

      Hierzulande ist jedoch eher die Erinnerung an 1923 lebendig, als die Geld- und damit Schuldenentwertung nach dem Ersten Weltkrieg in einer Hyperinflation endete. So sehr schreckt diese Aussicht Anleger, dass man derzeit immer häufiger von einem drohenden Währungsschnitt munkeln hört, mit dem der Geldüberhang dann irgendwann einfach gekappt würde. Wie damals 1923 und noch einmal, nach dem nächsten Krieg, 1948. Ein ehemaliger Banker, der inzwischen den Anlegerbrief SilberBulletin herausgibt, schreibt von der "kommenden Währungsreform", als sei die so gut wie da: "Das System hat keine Zukunft in seiner heutigen Ausprägung. Die Summen, die im Raum stehen, sind für eine erfolgreiche Rettung viel zu gewaltig."


      http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/der-waehrun…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 19:43:12
      Beitrag Nr. 572 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.504.572 von kiska am 03.02.09 19:40:57Passend zu kiska`s Beitrag:

      Konsum in Krisenzeiten
      Rückzug in den Kokon

      Konsum in Zeiten der Wirtschaftskrise: Noch steigt die Kauflaune - doch wer direkt von den Folgen der Finanzkrise betroffen ist, ändert seine Kaufgewohnheiten. Er lebt jetzt zu Hause auf.
      Von Sabina Fischer

      Die Stimmung könnte schlechter sein. Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu Jahresbeginn geben die Verbraucher ihr Geld kräftig aus. Und Umfragen zeigen: Die Anschaffungsneigung ist sogar gestiegen. Schließlich verspürt sogar der schwächelnde Automobilmarkt nach Einführung der Abwrackprämie und Steuererleichterungen wieder ein wenig Aufwind.

      Doch bleibt der private Konsum von der Finanz- und Konjunkturkrise gänzlich unberührt?

      Momentan sei die Krise noch abgekoppelt vom normalen Konsumentenverhalten, sagt Andrea Gröppel-Klein, Professorin an der Universität des Saarlandes und Direktorin des dortigen Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung. Sie vermutet, dass die Finanzkrise sogar zur gestiegenen Kauflaune beigetragen habe. Viele Konsumenten hätten wahrscheinlich gedacht, das Geld sei ja auf der Bank sowieso nicht sicher, sie bekämen nicht viel Zinsen - dann könnten sie es also auch ausgeben.

      Wer die Krise hautnah erlebt, spart

      Anders verhalten sich Verbraucher aber bei einer Wirtschaftskrise. "Wenn sie selbst arbeitslos geworden sind oder Menschen in ihrem Umfeld, dann beeinflusst das das Konsumentenverhalten," sagt Gröppel-Klein. "Sie müssen die Krise hautnah erleben, dann reagieren die Konsumenten mit Zurückhaltung". Dann kauften sie bewusster und dächten mehr darüber nach, ob eine Anschaffung wirklich nötig sei.

      Eine solche Krise sehen mehr und mehr Deutsche auf sich zukommen. Entgegengesetzt zur Konsumlaune entwickelt sich laut der Konsumklimastudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Konjunkturerwartung und die Einkommenserwartung der Deutschen - beide sind rückläufig.

      Durch die anhaltend schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft sähen sich die Konsumenten zunehmend persönlich betroffen und mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit wachse bei den Beschäftigten auch wieder die Angst vor einem Jobverlust, hat die GfK ausgemacht.

      "Es muss zwischen krisengefährdeten und krisenresistenten Haushalten unterschieden werden", sagt GfK-Marketingleiter Wolfgang Twardawa. Eine Untersuchung habe ergeben, dass 21 Prozent der deutschen Haushalte direkt von der Krise betroffen seien – und zwar in Form von Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder Angst vor Arbeitslosigkeit. 46 Prozent seien hingegen krisenresistent.

      Der Experte nennt als Beispiel einen pensionierten Richter, der eine sichere und ausreichende Pension bekommt und keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben muss. 33 Prozent haben zwar einen sicheren Arbeitsplatz, befinden sich jedoch in finanziell angespannter Lage, weil sie beispielsweise gerade ein Haus gebaut haben und die Hypotheken abzahlen müssen.

      Jeder zusätzliche Arbeitslose führe dazu, dass drei weitere Arbeitnehmer Angst um ihren Arbeitsplatz hätten, sagt Twardawa. Wer von der Krise betroffen ist, spare zuerst im Non-Food-Bereich -also bei Waren, die nicht zum Essen vorgesehen sind.

      Ermittlung des Bedarfs

      Kai-Uwe Hellmann, Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Konsum- und Markenforschung in Berlin, sagt, dass es in einer Krise zunächst um die Grundunterscheidung gehe, was für den täglichen Bedarf nötig sei. Er verweist auf die Maslowsche Bedürfnispyramide, die diesbezüglich immer noch Gültigkeit habe. Diese Pyramide ist ein Modell des US-Psychologen Abraham Maslow und besagt, dass die menschlichen Bedürfnisse stufenweise aufeinander aufbauen.

      Die erste grundlegende Stufe bilden die körperlichen Existenzbedürfnisse wie Nahrung, Wärme und Wohnraum. Darauf aufbauend und mit abnehmender Dringlichkeit folgen Sicherheit, soziale Beziehungen, soziale Wertschätzung und schließlich Selbstverwirklichung.

      Diesen Stufen entsprechend lassen sich auch die Bedeutung von Konsumgütern und die Möglichkeit, auf sie zu verzichten, einschätzen. Der Kauf eines schicken neuen Autos ist beispielsweise im oberen Teil der Pyramide (soziale Wertschätzung, Selbstverwirklichung) einzuordnen. Dieser Konsum kann eher zurückgestellt werden. Ganz anders verhält es sich mit Nahrungsmitteln.

      Dann halt zum Discounter

      "Auch in wirtschaftlich schwachen Zeiten fahren die Verbraucher ihre Ansprüche an gesunde Lebensmittel und Qualität nicht zurück," sagt Twardawa. "Doch die Kunden schwenken problemlos auf Discounter um." Der Lebensmittelhandel werde von der Krise sogar profitieren, vermutet der GfK-Mann - in Krisenzeiten verlagere sich der Konsum außer Haus zum Konsum im Haus. Ein Bier werde dann nicht mehr im Restaurant, sondern daheim getrunken.

      “Cocooning“ heißt dieses Phänomen. Einen Kokon legen verschiedene Insekten an, um sich darin zu verpuppen. Ebenso zögen sich Konsumenten in ihre eigenen vier Wände zurück, weil sie sich dort sicher fühlten, sagt Twardawa. Statt des Besuchs eines Freizeitparks oder eines Schwimmbades verbringt eine Familie beispielsweise einen Tag daheim und beschäftigt sich mit Gesellschaftsspielen. Auch die Möbelindustrie hoffe, von diesem Phänomen zu profitieren – denn wenn die Bundesbürger schon mehr Zeit in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus verbringen, erfährt eine hübsche Einrichtung größere Bedeutung.

      Auch an Reisen werde gespart, sagt Konsumforscherin Gröppel-Klein. "Dann ist es nicht mehr die Fernreise, dann ist es doch die Ostsee" – sehr zum Nutzen der deutschen Tourismusbranche. Bei Textilien vermutet sie, dass es zu spürbaren, aber nicht drastischen Einsparungen kommen werde.

      Für den Handel sei von Bedeutung, mit wem er sein Geschäft mache, sagt Twardawa. Wessen Klientel vorwiegend zur Gruppe der krisenresistenten Haushalte zähle, habe die Krise natürlich weniger zu fürchten.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/488/457149/text/ …
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 19:48:34
      Beitrag Nr. 573 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.768 von Maraho am 05.02.09 05:33:30Ganz frisch!

      Restrukturierungsexperte Vijay Radhakishun berufen
      Commerzbank gründet eigene Bad Bank
      von Hans G. Nagl, Sven Afhüppe und Yasmin Osman

      Die Commerzbank hat nach Informationen des Handelsblatts eine interne Bad Bank für toxische Wertpapiere gegründet. Das Modell orientiert sich dabei an der Dresdner Bank, die eine derartige Abwicklungseinheit 2002 gegründet hatte. Commerzbank-Chef Martin Blessing sagte, er halte nichts von einer zentralen Bad Bank. Lösungen müssten eher institutsspezifisch sein.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherun…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 19:53:16
      Beitrag Nr. 574 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.522.075 von Maraho am 05.02.09 19:33:09Russische Notenbank muss Rubel stützen - Osteuropas Schwäche könnte für den Euro zum Problem werden


      Die Krise der osteuropäischen Währungen spitzt sich weiter zu. Der russische Rubel hat am Donnerstag die Grenze von 41 Rubel gegen einen Korb aus 55 % Dollar und 45 % Euro mehrfach kurz überschritten, sich aber wieder zurückgezogen. Die Notenbank hatte Ende Januar kundgetan, dass sie ein nachhaltiges Überschreiten dieser Schwelle nicht hinnehmen werden. Die Währung ist in den vergangenen Tagen immer näher an die 41 Rubel gerutscht, nach Aussage von Marktteilnehmern hat die Notenbank offenbar erhebliche Probleme, die Marke zu verteidigen. Dass der Rubel nun die kritische Schwelle überschritten hat, ist noch nicht mit einem Scheitern der Notenbank gleichzusetzen. Weil der Wert gegen einen Korb zweier ungleich gewichteter Währungen als Maßstab dient, hat jede Änderung im Euro-Dollar-Kurs eine unmittelbare Auswirkung auf den Rubelwert, den die Notenbank nicht antizipieren kann. Die Stützungsversuche der vergangenen Tage könnten für die russische Notenbank „ziemlich teuer werden", sagt Daniel Lenz, Analyst bei der DZ Bank. Am Donnerstag hatte die Zentralbank noch bei den Devisenreserven in der Woche zum 30. Januar ein Plus von 1,6 Mrd., auf 388 Mrd. Dollar vermeldet. Am kommenden Donnerstag wird der Preis der laufenden Interventionen bekannt werden – und der Markt könnte einen Hinweis darüber bekommen, wie lang die Notenbank sich die Eingriffe noch leisten kann. Unter Experten wird unterdessen Kritik am Handling der Notenbank laut. Als die Notenbank bei einem Kurs von 38 Rubel gegen den Währungskorb kundtat, dass sie ab der Marke von 41 intervenieren wolle, „war klar, dass der Markt das testen wird", so Lenz (und weiter) „Die Zentralbank hat sich da sehr weit aus dem Fenster gelehnt".

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=300&artid=786…
      Avatar
      schrieb am 05.02.09 20:04:56
      Beitrag Nr. 575 ()
      So, zum Ende noch etwas "Nachdenkliches":

      Die sich in der Ausführung befindenden Links findet ihr auf der Homepage (Link unten) zum Anklicken vor.
      Viel "Spass" beim Lesen.

      Vielen Dank euch allen und - wie immer - einen angenehmen Abend.
      Maraho


      Die Gefahr für unsere Demokratie geht nicht von den Armen, sondern von der Armut aus
      Verantwortlich: Wolfgang Lieb

      Zur Vorbereitung für ein Referat „Armut gefährdet unsere Demokratie“ habe ich Ergebnisse von Meinungsumfragen über die Zustimmung zu unserer Demokratie und zur Einschätzung der gegenwärtigen Politik gesammelt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Eine Gefahr für die Demokratie geht nicht von den Armen und an den gesellschaftlichen Rand Gedrängten aus, sondern von einer Politik, die immer mehr Armut zulässt und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich nicht aufhält, sondern vertieft hat. Diese Datensammlung wollte ich Ihnen gerne zur Kenntnis bringen.


      Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie wächst – aber Zustimmung zum Grundgesetz steigt

      Im Deutschlandtrend von infratest dimap (veröffentlicht am 3. 11. 2006) wurde gefragt „Sind Sie mit der Art und Weise, wie die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert alles in allem sehr zufrieden/zufrieden?“

      46% der Westdeutschen und 68% der Ostdeutschen (Durchschnitt 51 %) gaben an, dass sie weniger oder gar nicht zufrieden sind, wie die Demokratie in Deutschland tatsächlich funktioniert. Das ist der niedrigste Zustimmungswert, der je im ARD-Deutschlandtrend gemessen wurde.

      Nach einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie des Münchner Instituts Polis/Sinus [PDF - 248KB] Gesellschaft für Sozial- und Marktforschung mbH (veröffentlicht am 8. Juli 2008) antworten auf die Frage „Was glauben Sie, wie gut funktioniert die Demokratie bei uns in Deutschland?“ 4 von 10 Deutschen, die Demokratie funktioniere „weniger gut“ oder gar „schlecht“.

      Auch im sog. Eurobarometer der EU ist die Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland deutlich gesunken. Waren etwa 1979 80%, 1990 81%, 2000 immerhin noch 71% mit der Demokratie im Lande zufrieden, so waren es 2006 nur noch 55%.



      Andererseits:

      Anlässlich des 60. Jahrestags des Grundgesetzes hat das Institut für Demoskopie Allensbach gefragt:

      „Finden Sie das Grundgesetz im Großen und Ganzen gut oder nicht gut?“

      Darauf antworteten 82 %, sie fänden die Verfassung gut. 1955 waren nur 30% dieser Meinung und 1972 waren es 52 %. Allerdings in den neuen Ländern äußern sich zurzeit nur 58% positiv über das Grundgesetz.

      Auch nach der Polis/Sinus-Studie der FES findet die große Mehrheit der Bundesbürger (78 %), dass unsere Gesellschaftsordnung verteidigenswert ist (25 % vorbehaltlos, weitere 53 % mit Einschränkungen).

      II. Staatsverdruß oder Politikverdruß bzw. Politikerverdrossenheit

      In den Medien wurden die Umfragen mit den ziemlich negativen Bewertungen über das Funktionieren unserer Demokratie mit den Überschriften „Demokratieverdruß“ oder „Demokratie als Auslaufmodell“ aufgegriffen (z.B. im Spiegel).

      Der Politologe Franz Walter sprach gleichfalls im Spiegel) von „Staatsverdruß“.

      Demokratieverdruß eine leichtfertige Interpretation:

      Es war eindeutig nach der Art und Weise des Funktionierens der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland gefragt worden. Damit, wie sie bei uns tatsächlich funktioniert, sind 46% im Westen und 68% im Osten nicht zufrieden. Dass darunter auch solche sind, die mit dem demokratischen System insgesamt nicht einverstanden sind, will ich nicht bestreiten. Aber die Zahlen sagen darüber nichts.

      Schaut man sich die Umfragen etwas genauer an, dann ist es eigentlich nicht verwunderlich, warum so viele Menschen mit dem „Funktionieren der Demokratie“ unzufrieden sind:

      Die Unzufriedenheit mit dem „Funktionieren der Demokratie“ korreliert ziemlich exakt mit den Werten auf die Frage „Finden Sie, dass es in Deutschland alles in allem eher gerecht oder eher ungerecht zugeht?“ (ARD Deutschlandtrend, infratest diamap) Danach finden 56 % der Befragten, dass es in Deutschland eher ungerecht zugeht.

      Nach der Polis/Sinus-Studie der FES ist die Mehrheit der Bundesbürger (57%) reformskeptisch eingestellt: 35 Prozent sprechen sich für eine Reformpause aus, weitere 22 Prozent fordern gar eine Rückgängigmachung von Reformen der letzten Jahre.

      Mehrheit gegen die Reformen der letzten 8 Jahre

      58 Prozent halten die Hartz-Reformen alles in allem für nicht gut, nur 31 Prozent bezeichnen sie aus jetziger Sicht als gut (ZDF-Politbarometer August 2007).

      78 Prozent sind für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns für alle Branchen (ebd.)

      Gleichfalls 78 Prozent sind gegen die Rente mit 67.

      In einer jüngsten Umfrage 2009 von TNS Emnid sind 78% für den Verbleib der Bahn im öffentlichen Eigentum und nur 20% für die Teilprivatisierung.

      73% glauben nicht daran, dass durch die Lockerung des Kündigungsschutzes und eine Ausweitung der Probezeit auf 24 Monate in ihrem Betrieb neue Arbeitsplätze geschaffen würden (S. 46).

      Zu vielen weiteren Reformen der Agenda 2010, etwa zur Rentenreform, zur Arbeitslosenversicherung etc., ist die Haltung der Bevölkerung gleichfalls mehrheitlich ablehnend.

      Nach der gewiss reformfreudigen McKinsey Studie „Perspektive Deutschland“ (2006) hält die Hälfte der Teilnehmer die bisherigen „Reformen“ nicht für erfolgreich, und kaum jemand (15%) glaubt davon profitieren zu können (S. 34).

      Mehrheit für Sozialstaat und für mehr sozialen Ausgleich

      Nach der genannten McKinsey Studie sind 76% der Befragten der Ansicht, dass die sozialen Unterschiede schrumpfen sollten. Nicht einmal jeder Dritte hält die Vermögensverteilung für gerecht. Sogar nur 60 Prozent der Parlamentarier sind laut Spiegel davon überzeugt, dass das Vermögen in Deutschland gerecht verteilt ist.

      Alle Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit in der Bevölkerung am Sozialstaat, an einer solidarischen Gesellschaft festhalten will.

      Wenn die Politik in zentralen Fragen der sozialen Sicherheit dauerhaft gegen den Mehrheitswillen regiert, ist die Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie nicht verwunderlich.

      Nehmen wir nur einmal die besonders unzufriedenen Ostdeutschen:
      Den Menschen ist versprochen worden, dass der Beitritt zur bundesrepublikanischen Demokratie ihnen mehr Glück und „blühende Landschaften“ (Kohl) bringt. Mehr als ein Fünftel von ihnen ist aber heute arbeitslos und sieht keine berufliche Perspektive mehr. Ihre Familien, Dörfer und Städte leiden unter der Abwanderung von jungen Leuten und gerade der beruflich Qualifizierteren, und die Mehrheit - auch im Westen – leidet unter der zunehmenden Ungerechtigkeit der Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Und darunter, dass für sie wichtige staatliche Angebote wie Jugendzentren oder Fürsorgemaßnahmen heruntergefahren und ausgedünnt werden. Die gerade für die Schwächeren wichtigen öffentlichen Leistungen sind ein Opfer der Entstaatlichungs- und Privatisierungsideologie. Die schönen Reden der Politiker von „Freiheit“ und „Eigenverantwortung“ wirken auf immer mehr Menschen angesichts ihrer täglich erfahrbaren Perspektivlosigkeit wie Hohn.

      Viele Menschen haben den Eindruck, dass die Politiker die Interessen der Großen bedienen und bei den Kleinen zulangen. Die Vermögenssteuer wurde gestrichen, die Gewinne der „Heuschrecken“ sind steuerfrei gestellt worden, die Spitzensteuersätze und die Unternehmenssteuern wurden gesenkt; im Gegenzug wird wurden die Renten drastisch gekürzt und bei Neurentnern besteuert, die Pendlerpauschale, der Sparerfreibetrag, die Steuerfreiheit von Feiertags- und Nachtzuschlägen wurden beschnitten und es wurde die Mehrwertsteuer, die gerade die niedrigen Einkommensbezieher am stärksten trifft, um drei Punkte erhöht.Die Reformen haben zwar gegriffen, aber überwiegend in die Taschen der „Kleinen Leute“. Dies alles vor dem Hintergrund, dass sich in den letzten Jahren die Vermögensumverteilung von unten und von der Mitte nach oben beschleunigt hat. Nach einer im Januar 2009 vom DIW veröffentlichten Studie haben die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung in den letzten fünf Jahren noch mal satte drei Prozentpunkte zugelegt. Sie besitzen nun über 61 Prozent des gesamten Vermögens. Das reichste ein Prozent der Bevölkerung vereinigt inzwischen 23 Prozent allen Vermögens auf sich.

      Die ärmeren 70 Prozent besitzen hingegen zusammen nur neun Prozent des gesamten Vermögens. 27 Prozent der Erwachsenen haben überhaupt nichts auf der hohen Kante beziehungsweise Schulden.

      Die Schulden der ärmsten zehn Prozent sind größer geworden. Sie sind im Durchschnitt mit rund 15.000 Euro verschuldet
      (DIW Wochenbericht 4/2009 [PDF - 67 KB]).

      Auch die gewiss wirtschaftsfreundliche OECD konstatierte im Herbst letzten Jahres, dass in Deutschland Einkommensungleichheit und relative Armut in den vergangenen Jahren stärker gewachsen sind als im OECD-Schnitt.

      Der Anteil der Menschen, die in relativer Armut leben – d.h. mit weniger als der Hälfte des Medianeinkommens auskommen müssen – liegt mittlerweile knapp über dem OECD-Schnitt, während die Armutsquote Anfang der 90er Jahre noch rund ein Viertel geringer war als im OECD-Mittel (siehe OECD-Bericht [PDF - 67 KB]).

      Die Lohnquote – der Anteil der Arbeitnehmerentgelte (d.h. der Bruttolöhne incl. Lohnsteuern, Sozialabgaben und incl. AG-Anteile an Sozialversicherungsbeiträgen) am Volkseinkommen lag noch Anfang der 80er Jahre bei 76%. Bis zum Jahr 2000 ist der Anteil auf 72,2% nur langsam zurückgegangen. In den letzten 7 Jahren seit dem Jahr 2000 hingegen brach die Lohnquote regelrecht ein: im Gesamtjahr 2007 auf nur noch 64,6% (Destatis)! Zum Vergleich: Die USA haben seit Jahrzehnten eine konstante Lohnquote von etwa 70%!
      Was steckt hinter diesem scheinbar harmlosen Rückgang der Lohnquote um rd. 8%? Nun, dieser Rückgang bedeutet schlicht, dass die Arbeitnehmer und mit Ihnen die Sozialversicherungssysteme und der Staat auf nunmehr jährlich 135 Milliarden Euro (in den letzten 4 Jahren insgesamt über 400 Milliarden Euro) verzichten zugunsten der Unternehmer und Vermögenden (siehe NachDenkSeiten).

      Selbst Bundespräsident Köhler spricht vom „Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wenn die Einkommen der einen stark steigen, die der anderen dagegen eher stagnieren“.

      Die Schere zwischen Managern und Mitarbeitern öffnet sich seit Jahren immer weiter. 1987 verdienten Dax-Vorstände im Vergleich zum Durchschnittsgehalt der Beschäftigten noch das 14-Fache, 2006 war es das 44-Fache. Einschließlich Aktienoptionen beträgt das Verhältnis bei der Telekom 47, bei Siemens 59, bei Volkswagen 61, bei Lufthansa 94 (Focus Money).

      Die Bruttolöhne und -gehälter gingen in den Jahren zwischen 2002 und 2005 real von durchschnittlich 24.873 Euro auf 23.684 Euro und damit um 4,7% zurück (laut Drittem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung).

      Rund 1,6 Millionen Haushalte sind überschuldet (Dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung).

      Während im Jahr 2002 8,8% der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich tätig waren, waren es 2005 bereits 9,3% (Dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung). Das Risiko, in Deutschland einkommensarm zu sein, lag der amtlichen Erhebung LEBEN IN EUROPA zufolge im Jahr 2005 in Deutschland vor Sozialtransfers bei 26%. Nach Sozialtransfers betrug es noch 13% (Dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung).

      Nach einer anderen Statistik des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die Basis für den ersten und zweiten Armutsbericht (2001 und 2003) war, stieg die Zahl der Armen sogar von 16 Prozent im Jahr 2003 auf 18 Prozent 2005 (siehe Börse online).

      Das gestiegene Armutsrisiko bezieht sich dabei nicht mehr nur auf die Schicht am unteren Ende der Gesellschaft. Das Problem greift bis in die Mitte der Gesellschaft hinein [PDF - 48 KB].In den vergangenen 15 Jahren nahm die Zahl der Haushalte im mittleren Einkommensbereich um 14 Prozent ab. Die Zahl der Haushalte mit niedrigen Nettoeinkommen stieg um 27 Prozent (Böckler Impuls [PDF - 71 KB]).

      Zu den besonders armutsgefährdeten Gruppen zählen Arbeitslose (43%), Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung (19%) und Alleinerziehende (24%). Das Armutsrisiko ist in Ostdeutschland (15%) höher als in Westdeutschland (12%) (Dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung).

      Unter allen abhängig Beschäftigten liegt der Anteil von Niedriglöhnen (unterhalb von zwei Dritteln des Medians) 2006 bei gut 22% (6,5 Millionen Beschäftigte) - d.h. mehr als jede/r Fünfte ist gering bezahlt. Gegenüber 1995 ist der Niedriglohnanteil in Deutschland damit um gut 43% gestiegen. Der durchschnittliche Stundenlohn der Niedriglohnbeziehenden ist seit 2004 gesunken, während er in den Vorjahren gestiegen ist (Quelle: IAQ-Report).

      Im Januar 2009 hatten etwa 5,794 Millionen erwerbsfähige Frauen und Männer Anspruch auf Arbeitslosengeld (SGB III) bzw. Arbeitslosengeld II (Quelle: Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufsbildungshilfe e.V.).

      War 1965 nur jedes 75. Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, ist es heute mehr als jedes sechste. Mittlerweile gelten 14 Prozent aller Kinder offiziell als arm. Schätzungsweise 5,9 Millionen Kinder lebten in Haushalten mit einem Jahreseinkommen der Eltern von bis zu 15.300 Euro. Dies entspreche rund einem Drittel aller Kindergeldberechtigten Kinder. Seit Einführung von “Hartz IV” hat sich die Kinderarmut verdoppelt “Kinderreport 2007″ des Deutschen Kinderhilfswerks. Siehe auch

      Im Durchschnitt erreichen Männer eine Versichertenrente von 1.029 €, Frauen dagegen nur 629 €. In den alten Ländern fallen die Unterschiede zwischen Männern (1.074 €) und Frauen (598 €) noch größer aus, in den neuen Ländern (Männer: 862 €; Frauen: 748 €) entsprechend geringer (Altersvorsorge in Deutschland 2005 im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung Bund und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales [PDF - 1,3 MB]).

      Während heute noch 25 Beitragsjahre (wohlgemerkt) mit einem Durchschnittseinkommen erforderlich sind, um in der Altersrente überhaupt erst einen Anspruch auf Altersrente in Höhe der Grundsicherung von 660 Euro im Monat zu erreichen, müssen es 2030 bereits 30 Jahre sein (siehe NachDenkSeiten).

      NRW Sozialminister Karl-Josef Laumann: „Wer heute für sieben Euro in der Stunde arbeitet, muss 44 Jahre arbeiten, um eine Rente oberhalb der Armutsgrenze zu bekommen.“
      (zum NRW Armutsbericht).

      Die ehemalige DGB-Vizechefin Engelen-Kefer: „Aus einer jüngeren OECD-Studie geht hervor: Deutschland liegt im internationalen Vergleich beim Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung nach den Reformen der letzten Jahre für den so genannten Eckrentner mit 45 Beitragsjahren und Durchschnittseinkommen mit 39,9 Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens 2030 weit unten. (Heute beträgt das Rentenniveau noch 48,7 Prozent vom durchschnittlichen Bruttoeinkommen.) Zu berücksichtigen ist hierbei, dass in Zukunft immer weniger Arbeitnehmer überhaupt 45 beitragspflichtige Beschäftigungsjahre und über so lange Zeit ein Durchschnittseinkommen erzielen.“

      Ermittlungen des vor allem im Osten beheimateten großen Sozialverbandes Volkssolidarität (um 400.000 Mitglieder) besagen, dass „ungefähr 8 % der Rentner im Bereich oder unterhalb der Armutsgrenze leben“ (derzeit in NRW zum Beispiel 615 € als Single, 1045 Ehepaar). 2030 könnten bis zu 25 % der Vollzeitbeschäftigten in Altersarmut geraten, wenn sie dann in Rente gehen. Ursache seien geringe Beitragsleistungen zur Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) und fehlende Möglichkeiten zu privater Vorsorge durch Arbeitslosigkeit, Niedriglöhne und prekäre Beschäftigung.

      Die Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie schlägt um in eine Politikerverdrossenheit

      Regelmäßig werden von Demoskopen Umfragen zum Ansehen bestimmter Berufsgruppen durchgeführt; dabei schneiden Politiker regelmäßig sehr schlecht ab. Nach einer Umfrage des IfD Allensbach „Vor welchem Beruf haben Sie besonders viel Achtung“ nennen gerade 6% die Politiker, das ist der zweitschlechteste Wert aller Berufsgruppen (Quelle: Statista).

      Die Zweifel nehmen zu, ob Parteien und Politiker, die in den Parlamenten die Interessen ihrer Wählerschaft vertreten sollen, bei der Entscheidungsfindung ihre Aufgabe als Delegierte des Volkes wahrnehmen oder vernachlässigen. 47% meinen, die Politiker machen was sie wollen, deshalb sei es sinnlos, zur Wahl zur gehen. 51% sagen, alle Parteien sind gleich. Es ist egal, wen man wählt. Nur 23% halten die führenden Politiker für glaubwürdig, 49% für überwiegend nicht und 28% für gar nicht glaubwürdig. 44% sagen, die Politiker ließen sich bei ihrer Tätigkeit vor allem vom Erhalt der Macht leiten, und 24% meinen, es ginge den Politikern nur um den Erhalt ihrer Privilegien
      (Initiave ProDialog, diamap abrufbar: http://wordpress.35xxx.de/?p=757).

      Zum Glaubwürdigkeitsverlust hat sicherlich auch der „Drehtüreffekt“ beigetragen. So sind etwa von den 44 Ministern und Staatssekretären, die nach dem Regierungswechsel ihren Posten abgeben mussten, 12 in eindeutige Lobbytätigkeiten gewechselt, weitere 3 üben Tätigkeiten aus, die Lobbyaspekte beinhalten (Quelle: LobbyControl; siehe dazu auch unter dem Suchwort „Drehtür“ in den www.nachdenkseiten.de mit zahllosen weiteren Beispielen).

      Politik-/Parteienverdrossenheit

      Rückläufige Mitgliederzahlen, hoher Altersdurchschnitt der Mitglieder (2003 sind 45,7 Prozent der CDU-Mitglieder über 60 Jahre alt, 42,2 Prozent bei der SPD) und eine Abnahme der Stammwählerschaft.

      1990 hatten die Sozialdemokraten noch mehr als 940.000 Mitglieder, die CDU fast 780.000. Die Sozialdemokraten haben seither fast 400.000 Mitglieder verloren.

      Ende Mai 2008 lagen die Sozialdemokraten auf Grund ihres dramatischen Mitgliederschwunds mit 531.737 eingeschriebenen Anhängern nur hauchdünn vor der CDU, die noch 531.299 Mitglieder verzeichnete. Ende Juni besaßen nur noch 529.994 Menschen ein SPD-Parteibuch.

      Wahlbeteiligung erreicht fast überall historische Tiefstwerte

      Insgesamt 47 Prozent der Befragten können sich durchaus vorstellen, an der nächsten Bundestagswahl nicht teilzunehmen (siehe Polis/Sinus).

      2006 gingen in Berlin 58 Prozent zur Wahl. 15% aller Wähler haben SPD gewählt, 12,1% CDU, die Koalition aus SPD und Linke ist von 25,1% aller Berliner gewählt worden.
      In Mecklenburg-Vorpommern sahen die Zahlen im Jahr 2006 ähnlich aus.

      In Sachsen-Anhalt gingen 2006 über 55%, in Baden-Württemberg über 46% und in Rheinland-Pfalz rd. 42% der Wahlberechtigten nicht mehr zur Wahl. Bei den Kommunalwahlen in Hessen waren die aktiven Wähler in der Minderheit. Der wiedergewählte Ministerpräsident Wolfgang Böhmer fand gerade mal die Zustimmung von rund 15% seiner Landsleute, und der überaus populäre „Landesvater“ Kurt Beck hatte die Stimmen von einem guten Drittel der Rheinland-Pfälzer.

      Die Wahlbeteiligung in der ziemlich spektakulären Wahl im mit 18 Millionen einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Mai 2005 war mit 63 Prozent die zweitschlechteste aller Landtagswahlen. Auch bei der Kommunalwahl in NRW im Jahr 2004 lag die Wahlbeteiligung nur bei etwas über der Hälfte der Wahlberechtigten.

      In Thüringen beteiligten sich 2004 knapp 54 Prozent an der Wahl, und die Wahlbeteiligung bei den Landtagswahlen im gleichen Jahr lag in Brandenburg bei 56% und in Sachsen bei 59%. Das hieß umgekehrt: 44 bzw. 41% der Menschen in diesen ostdeutschen Ländern blieben zu Hause. Kein Wunder, dass die NPD 9,2% und die DVU 6,1% erreichten.

      Auch bei den letzten Landtagswahlen in Bayern (Wahlbeteiligung 58%) und in Hessen (Wahlbeteiligung 65%) erreichte die Beteiligung Tiefstwerte.

      Ärmere Menschen beurteilen das Funktionieren der Demokratie weit überdurchschnittlich kritisch

      73% der Arbeitslosen, 63% der Hartz-IV-Haushalte, 61% der Ostdeutschen, 60% der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 700 Euro beurteilen die demokratische Praxis in Deutschland kritisch (siehe Polis/Sinus Studie).

      Nun ist es alles andere als erstaunlich, dass gerade solche Menschen mit dem Funktionieren der Demokratie unzufrieden sind, denen es schlecht geht oder denen es in den letzten Jahren schlechter gegangen ist. Die These der Studie, dass „Armut bzw. soziale Disparität zu Demokratieverdruß“ führen, ist auch historisch nichts Neues; man denke nur an das Ende der Weimarer Republik.

      Unzufriedenheit mit der demokratischen Praxis nicht mit Verdruß über die Demokratie als Staatsform verwechseln

      Einleitend wurde schon darauf hingewiesen, dass die Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie wächst, während die Zustimmung zum Grundgesetz steigt. Der Rückschluss, dass „aus persönlichem Misserfolg…Staatsferne“ werde, ist empirisch kaum haltbar (so allerdings der Auftraggeber der polis/Sinus-Studie und Leiter der Abteilung gesellschaftspolitische Information der Friedrich-Ebert-Stiftung Frank Karl im ZDF).

      Die Unzufriedenheit mit der Demokratie wird als Ausdruck eines persönlichen Versagens gewertet und nicht etwa mit dem politischen Handeln in Verbindung gebracht. Frank Karl sieht in der Distanz großer Teile der Bevölkerung zur Demokratie nicht etwa eine „Politiker- oder Politikverdrossenheit“ oder eine „aktuelle Verärgerung“ über „einige politische Maßnahmen und Projekte“ oder „über das eine oder andere was nun gerade geschehen ist“, sondern „alarmierend“ sei „eine gewisse Systemdistanz“. Jemand dem es schlecht geht, der distanziere sich von der Demokratie, meinte Karl im Deutschlandfunk (Download der Studie [PDF - 248 KB]) .

      Wie schon bei der ebenfalls von der FES in Auftrag gegebenen Erhebung [PDF - 88KB] von TNS Infratest Sozialforschung vom Februar/März 2006, aus der sich damals eine Debatte über die „Unterschicht“ speiste, werden Ursache und Wirkung verkehrt. Es werden die Betroffenen stigmatisiert, anstatt dass die Gründe analysiert werden, warum große Teile des „abgehängten Prekariats“ unzufrieden sind mit dem Funktionieren der Demokratie.

      Diese stigmatisierende Interpretation halte ich nicht nur für falsch, sondern sogar für höchst gefährlich. Sie leistet nicht nur einer weiteren Spaltung der Gesellschaft Vorschub, sondern schürt geradezu antidemokratische Ressentiments. So hat etwa der Bielefelder Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer in einer Langzeitstudie herausgefunden, dass etwa die „Arbeitslosenfeindlichkeit“ inzwischen die „Fremdenfeindlichkeit“ als Symptom „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ offenbar ablöste.

      Die Opfer der Reformpolitik werden so unter der Hand zu schlechten Demokraten abgestempelt. Nicht die Tatsache, dass sich finanziell Schwächere ungerecht behandelt fühlen, ist demnach alarmierend, sondern dass sich 47 Prozent der Befragten durchaus vorstellen können, an der nächsten Bundestagswahl nicht teilzunehmen.

      Aus der polis/sinus-Studie ergibt sich meines Erachtens vielmehr eindeutig, dass die Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie weniger aus einer „Systemdistanz“ ergibt sondern in viel höherem Maße daraus, dass – wie Karl in dem DLF-Interview auch einräumt – der „Reformbegriff als hoffnungsmachend verbrannt“ ist. Dass jeder, wenn er Reform hört, nur noch daran denkt, sein Portemonnaie gut festzuhalten.

      So ist es wenig überraschend, dass die Mehrheit der Bundesbürger (57 %) reformskeptisch eingestellt ist.

      Dass es sozial gerecht zugeht, ist für die Deutschen ein konstituierender Bestandteil der Demokratie. 85% meinen, dass soziale Gerechtigkeit bedeutet, dass „jeder bei einem unverschuldeten Verlust seines Arbeitsplatzes abgesichert ist“. Und gerade diesen Eindruck, dass es sozial gerecht zugeht, hat die Mehrheit von der Unterschicht bis zur Mittelschicht verloren, und deshalb geht sie auf Distanz zu einer Demokratie, der etwa 53 % der Ostdeutschen keine Problemlösungskraft mehr zutrauen.

      Weil zunehmend mehr Menschen nicht nur den Eindruck haben, sondern die Erfahrung machen, dass die „Demokratie“ (genauer die Politik), die wir in Deutschland haben, ihre Probleme nicht mehr lösen kann, wenden sie sich von der Politik (und eben (noch) nicht von der Demokratie) ab. Es sind wiederum die Prekarisierten, die am politischen Geschehen nur noch desinteressiert sind (25 %).

      Wenn 82% der Deutschen glauben, dass das Volk politisch nichts zu sagen habe (DIE ZEIT, 18.01.2007 Nr. 04), dann ist die Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie kaum erstaunlich. Dieter Roth von der Forschungsgruppe Wahlen, der schon vor 2004 eine umfangreiche Studie über die politische Partizipation in Deutschland erstellt hat, warnt deshalb zu Recht vor voreiligen Schlüssen: „Bei aller Unzufriedenheit wird die Demokratie als optimale Staatsform nicht in Frage gestellt.“ Selbst von denen, die die Ergebnisse der realen Demokratie beklagten, antworteten zwei Drittel auf die Frage, ob sie die Demokratie für die beste Staatsform in Deutschland halten, mit Ja.

      Nicht die Demokratie, sondern die Regierung bekomme schlechte Noten (DIE ZEIT ebd.).

      Verdruß am Funktionieren der Demokratie ein Nährboden für Neonazis

      Zwar gibt es in Deutschland zum Glück noch immer eine überwiegende Zustimmung zur Demokratie als Regierungsform; wer aber meint die Unzufriedenheit mit der demokratischen Praxis und die Alarmsignale wie Politik-, Politiker- oder Parteienverdrossenheit oder auch sinkende Wahlbeteiligung auf Dauer in den Wind schlagen zu können, stellt auf Dauer nicht nur demokratische Wahlen, sondern die Demokratie insgesamt zur Disposition.

      Schon jetzt zeigen Untersuchungen, dass der Frust über die Politik einen Nährboden für Neonazis bereitet.
      Es sind keineswegs nur die Ausgegrenzten und Armen in der Gesellschaft, sondern bis weit in die Mitte der Gesellschaft sind rechtsextreme Tendenzen verbreitet. So meinen etwa 15,4% der Deutschen, ein “Führer”, der Deutschland mit starker Hand regiert, wäre durchaus “zum Wohle aller“. Dass Ausländer nur hierher kämen, um den Sozialstaat auszunutzen, halten 36,9% für eine zustimmungsfähige Aussage. Und gar 39,1% meinen, Deutschland sei “in einem gefährlichen Maß überfremdet” (siehe “Ein Blick in die Mitte. Zur Entstehung rechtsextremer und demokratischer Einstellungen”. Eine Studie von Oliver Decker, Katharina Rothe, Marliese Weißmann, Norman Geißler und Elmar Brähler unter Mitarbeit von Franziska Göpner und Kathleen Pöge. Im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin, Mai 2008).

      Die Gefahr für unsere Demokratie geht also nicht von den Armen, sondern allenfalls von der Armut aus.
      Es sind auch nicht die Glatzen aus MeckPom, die die Demokratie gefährden. Die viel größere Gefahr geht von den erlebten massiven Defiziten der Politik aus.

      Es sollte mehr als ein Denkzettel für die Politik sein,

      wenn sich 44% vom Staat allein gelassen fühlen,
      wenn 61 Prozent meinen, es gibt keine Mitte mehr, nur noch ein Oben und Unten
      wenn 39 Prozent befürchten, im Alter auf Sozialhilfe angewiesen zu sein
      wenn 14 Prozent sich in jeder Hinsicht als Verlierer der gesellschaftlichen
      Entwicklung und gesellschaftlich ins Abseits abgeschoben sehen (so die TNS Infratest Sozialforschung vom Juli 2006 im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung [PDF - 323 KB]).

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3746#more-3746 …
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      Avatar
      schrieb am 06.02.09 05:31:34
      Beitrag Nr. 576 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.488.049 von Maraho am 31.01.09 17:37:24Guten Morgen zusammen,

      vorab wünsche ich euch einen gelungenen Tag.

      Jetzt aber schlägt wieder die Realität zu...


      Weltwirtschaftsrat

      Merkels Finanztraum trifft auf eisernen Widerstand
      Von Florian Hassel

      Beim Gipfeltreffen der wichtigsten Wirtschaftsinstitutionen wird die Kernforderung der Kanzlerin nach einer Weltfinanzaufsicht zur Nebensache. Warum sich Regierungen und Bürokraten trotz Wirtschaftskrise so schwer tun, sich auf konkrete, grenzübergreifende Reformen zu verständigen.

      Es war ein dicker Stein, den Angela Merkel auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos ins Wasser warf. Die Regierungen dürften sich in der Finanzkrise nicht mit kurzfristigem Krisenmanagement begnügen. Stattdessen müssten sie zu einer neuen „Architektur der Zusammenarbeit“ im Finanzbereich kommen, plädierte die Bundeskanzlerin. „So etwas kann in einen Weltwirtschaftsrat bei den Vereinten Nationen münden, ähnlich wie wir nach dem Zweiten Weltkrieg auch einen UN-Sicherheitsrat geschaffen haben.“

      Nur sechs Tage nach ihrer Davoser Rede war die Kanzlerin am Donnerstag Gastgeberin für die Chefs von Weltbank, Internationalem Währungsfonds, Welthandelsorganisation, der internationalen Arbeitsorganisation und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Von einer neuen Architektur war auf der dem Treffen folgenden Pressekonferenz freilich keine Rede. Der Weltwirtschaftsrat leuchtete bei Merkel nur auf Nachfrage als „Endausbaustufe“ in der Ferne.

      Das ist kein Wunder. Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise tun sich Regierungen und internationalen Organisationen weiter schwer, sich auf konkrete, grenzübergreifende Reformen zu verständigen.

      Mitte November 2008 trafen sich die Staats- und Regierungschefs und Finanzminister der führenden Industrie- und wirtschaftlich wichtigsten Entwicklungsländer im Rahmen der G-20 zum Krisengipfel in Washington. George W. Bush war zu diesem Zeitpunkt schon Präsident auf Abruf. Sein französischer Amtskollege Nicholas Sarkozy musste Bush, ohnehin kein Anhänger internationaler Zusammenarbeit, drängen, überhaupt einen Finanz-Krisengipfel einzuberufen. Das Ergebnis war dürftig.

      Zwar soll die Finanzaufsicht umgekrempelt werden, um künftig Krisen zu vermeiden. In vier Arbeitsgruppen (Aufsicht und Transparenz, Verstärkung internationaler Zusammenarbeit, Reform des Internationalen Währungsfonds, Reform der Weltbank und multilateraler Entwicklungsbanken) brüten führende Beamte aus Finanzministerien der G-20 seitdem über Reformideen.

      In der Arbeitsgruppe „Verstärkung internationaler Zusammenarbeit und Integrität der Finanzmärkte“ etwa zerbricht sich Jörg Asmussen, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, den Kopf. Bis Mitte März muss er Minister Peer Steinbrück Vollzug melden: Dann fliegt der zur Vorbereitung des nächsten Gipfels. Zudem wird am 2.?April in London auch US-Präsident Barack Obama erwartet.

      Die Regierungschefs setzten dem Mandat der beamteten Reformer freilich von vornherein enge Grenzen. Sarkozys Idee über eine Weltbankenaufsicht scheiterte an den Amerikanern: Die hielten in der Abschlusserklärung fest, dass „Regulierung in erster Linie die Verantwortung nationaler Aufseher“ sei.

      Immerhin sollte die internationale Zusammenarbeit zwischen Bankaufsehern verstärkt werden. Damit nahm der Krisengipfel eine Idee des britischen Premierministers Gordon Brown auf. „Aufseher sollten (...) Aufseherkollegien für alle grenzübergreifenden Institutionen schaffen?Grosse globale Banken sollten sich regelmäßig mit ihrem Aufsichtskollegium treffen, um die Aktivitäten der Firma umfassend zu diskutieren und die Risiken zu bewerten.

      Im Klartext: Wie bisher sollen die – in der Krise bisher überforderten – nationalen Bankenaufsichten das Sagen haben und sich lediglich regelmäßig mit ihren Kollegen aus den Aufsehergremien anderer Länder treffen. „Für jede bedeutende Bank wird es ein eigenes Aufseherkollegium geben“, erklärt eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums. „Für die Deutsche Bank mit Hauptsitz in Frankfurt bedeutet dies, dass wie bisher die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Aufsicht führen, sich aber im Aufseherkollegium mit ihren Kollegen aus England und allen anderen Ländern treffen, in denen die Deutsche Bank nennenswert vertreten ist.“

      Englands Premier Gordon Brown, am 2. April Gastgeber des nächsten Finanzkrisengipfels, setzte in Davos mit einer weitergehenden Reformidee nach. Der Internationale Währungsfonds könne künftig „wie eine internationale Zentralbank auftreten“ und für Aufsicht zuständig sein, sagte der Premier dem Wall Street Journal.

      Doch David Woodruff, Finanzexperte der London School of Economics, glaubt nicht an eine Wandlung des IWF zum erfolgreichen Finanzaufseher. „Der Währungsfonds hat nicht einmal in den ärmeren Ländern, die weniger Widerstand leisten konnten, eine erfolgreiche Rolle bei der Finanzaufsicht gespielt .Wie soll er diese Rolle dann gegenüber entwickelten Industrieländern ausfüllen?“

      Eiserner Widerstand

      Der Finanzmarktforscher Jon Danielsson ist skeptisch, dass Merkel, Brown und andere Ideengeber stärkerer internationaler Finanzaufsicht diese auch in Wirklichkeit wollen. „Es haben ja nicht einmal die Euro-Länder geschafft, sich auch nur auf eine effektive grenzüberschreitende Bankenaufsicht in Europa zu einigen – wie soll das dann international funktionieren?“ Zwar sei es in der Tat notwendig, globale Kontrollinstitutionen für die Finanzwelt zu schaffen. „Doch jeder Vorschlag für eine grenzüberschreitende, mit echten Vollmachten ausgestattete Bankenaufsichtsbehörde wird auf eisernen Widerstand stoßen“, so Danielsson. „Weder Briten noch Deutsche sind bereit, das Sagen über ihre Banken aufzugeben. Schließlich gelten die als Teil des nationalen Tafelsilbers.“

      Auch in den USA sieht David Rothkopf, ehemaliger Staatssekretär im US-Handelsministerium, wenig Anlass für Optimismus, dass sich die Regierungen tatsächlich auf umfassende Finanzreformen einigen. „Zwar ist es keine Frage, dass wir die globalen Aufsichtsmechanismen dramatisch stärken und umbauen müssen. Persönlich halte ich etwa den Vorschlag von Kanzlerin Merkel (über einen Weltwirtschaftsrat) für überlegenswert.“

      Protektionismus und Nationalismus

      Doch zumindest kurzfristig hält Rothkopf, heute Forscher an der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden, die Chancen auf den Umbau für gering. „Wir stehen vor der paradoxen Situation, dass gerade in dem Moment einer weltweiten Krise, in dem wir weltweite Koordination brauchen, die Krise zu einer Wiedergeburt von Protektionismus und Nationalismus führt. Die Menschen fühlen, dass sie sich in der globalen Wirtschaft verbrannt haben, und denken, dass sie sich nun aus ihr zurückziehen und so schützen können.“

      Selbst der traditionell internationaler Zusammenarbeit und offener Wirtschaft zugeneigte US-Senat wollte beim neuen Milliarden-Hilfspaket gesetzlich festschreiben, lukrative Infrastrukturaufträge ausschließlich an amerikanische Unternehmen zu vergeben. Präsident Barack Obama reagierte immerhin am Mittwoch dieser Woche auf europäische Warnungen vor einem neuen Handelskrieg und kündigte an, die „US only“-Bestimmungen zumindest abzumildern.

      Selbst ohne wieder erstarkten Protektionismus sind Vorschläge, die die Macht von US-Institutionen zugunsten von internationalen Instrumenten schwächen wollen, auch unter einer Obama-Administration unwahrscheinlich, glaubt Edwin Truman, ehemaliger Staatssekretär im US-Finanzministerium. „Die Umwandlung des Internationalen Währungsfonds in eine internationale Zentralbank und die Schaffung eines Weltwirtschaftsrates haben zumindest in der nahen Zukunft keine Chance - schon aus Gründen unserer Souveränität und Jurisdiktion.“ Truman, heute Finanzforscher am Peterson-Institut für Weltwirtschaft in Washington, gibt neuen Mechanismen zur Regulierung der Finanzwelt grundsätzlich wenig Chancen. „Wir sollten uns darauf beschränken, das zu verbessern, was bereits vorhanden ist.“

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3154765/Merkels-Fina…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 05:37:56
      Beitrag Nr. 577 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.445 von Maraho am 05.02.09 18:24:07Zum Wohle des Volkes...


      Horst Seehofer zurück am Verhandlungstisch

      Harte Schuldenregeln für den Bund
      von Donata Riedel

      Die CDU-geführten Bundesländer haben am späten Donnerstagabend das komplette Scheitern der Föderalismusreform vorerst abgewendet. Mit einem neuen Kompromissvorschlag für eine Schuldenhilfe zugunsten der ärmsten Länder holten sie in letzter Minute Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) an den Verhandlungstisch zurück. Harte Schuldenregeln kommen zunächst nur für den Bund.


      BERLIN. „Ich sehe noch keinen Durchbruch, aber konkrete Fortschritte“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU), der gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Peter Struck die Abschlusssitzung der Föderalismuskommission leitete. Am späten Abend hieß es, Bund und Länder hätten eine endgültige Entscheidung über die Eckpunkte auf kommende Woche vertagt.

      Nach dem Kompromissvorschlag, den am Abend die gesamte Union unterstützte, sollen Bund und Länder ab dem Jahr 2020 möglichst ohne neue Schulden auskommen. Im Grundgesetz solle aber für den Bund eine Obergrenze von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Neuverschuldung niedergeschrieben werden. Die Länder sollten hingegen ab 2020 gar keine neuen Schulden mehr aufnehmen dürfen.

      In den Jahren 2011 bis 2019 sollen die ärmsten Länder – Bremen, Saarland, Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt – zusammen jährlich 900 Mio. Euro von Bund und Ländern als Konsolidierungshilfe bekommen. Damit wären Überlegungen vom Tisch, denen zufolge den Ländern eine Neuverschuldung von 0,15 Prozent gestattet werden könnte. Ausnahmen soll es aber in bestimmten Notsituationen wie Naturkatastrophen oder Finanzkrisen weiterhin geben. Die dann aufgenommenen höheren Schulden müssten aber zwingend im nächsten Aufschwung wieder getilgt werden. Ob die ärmsten Länder und die SPD dem Zwang zur Nullverschuldung zustimmen könnten, blieb zunächst offen.

      Seehofer und der nordrhein-westfälische Finanzminister Helmut Linssen (CDU) hatten bis zum Abend zunächst jede Zinshilfe für ärmere Bundesländer kategorisch abgelehnt, hieß es aus den Beratungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte kurz vor dem Scheitern die Länder auf, sich an den neuen Schuldenregeln zu beteiligen. „Wir auf der Bundesseite sind ja fest entschlossen, einen solchen Weg zu gehen“, sagte sie. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) lehnte es ab, dass der Bund allein an Bremen, das Saarland, Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt zahlt.

      Die Föderalismuskommission sollte ursprünglich eine umfassende Reform der Finanzbeziehungen von Bund und Ländern erarbeiten. Von den ehrgeizigen Plänen blieb bis zur Schlussrunde das Vorhaben übrig, künftig die Staatsschulden zu begrenzen (siehe „Kein großer Wurf“).

      Oettinger und Struck hatten in ihrem Vorschlag für die Abschlusssitzung das Abspringen der Länder offenbar einkalkuliert. Im Bund sollten die neuen Schuldenregeln „schnell in Kraft treten“, heißt es in ihrem Papier. Bis zum nächsten „haushaltstechnisch erreichbaren Jahr“ – dem Jahr 2011 – wäre dies gleichzeitig für Bund und alle 16 Länder aber kaum möglich. Der Koalitionsausschuss hatte deshalb im Januar das Jahr 2015 als Starttermin einer Schuldenbremse für Bund und Länder genannt. „Wir halten diese Reform für wichtig. Da macht es keinen Sinn, zu warten“, sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß dem Handelsblatt.

      Struck und Oettinger sparten sich in ihrem Papier mit dem Titel „Nachhaltigkeit als Perspektive“ außerdem die Mühe, ein Konzept für das dann notwendige Frühwarnsystem auszuformulieren, mit dem alle Etats von Bund und Ländern auf übermäßige Schulden kontrolliert werden sollen. „Es hat doch keinen Zweck, das jetzt schon zu machen, bevor feststeht, ob das überhaupt mehrheitsfähig ist“, hieß es lapidar aus dem Arbeitsstab.

      Für die härtere Schuldengrenze wollen Struck und Oettinger die Grundgesetz-Artikel 109, 109a und 115 ändern. Wie hart die Pflicht, Schulden aus Rezessionen im folgenden Aufschwung zu tilgen, formuliert wird, war in der Nacht ebenfalls umstritten. Oettinger verlangt, dass diese Schulden zurückgezahlt werden „müssen“. Struck und der SPD geht dies zu weit: Sie wollen im Grundgesetz die Formulierung, dass Kredite getilgt werden „sollen“. In der SPD herrschte nach dem Kompromissvorschlag der Union zunächst Misstrauen. „Das Papier von Struck und Oettinger war ein Kompromiss. Wir lassen uns auf keinen Fall von Seehofer den Schwarzen Peter für ein Scheitern zuschieben“, hieß es bei der SPD.

      Kein großer Wurf

      Vor zwei Jahren wollten Union und SPD zum großen Wurf ansetzen und die Finanzverfassung modernisieren. Vor dem letzten Treffen der Föderalismuskommission mussten die Vorsitzenden Peter Struck und Günther Oettinger aber das Scheitern in mehreren Punkten einräumen:

      Bundessteuerverwaltung: Außer bei Konzernbetriebsprüfungen waren die Länder nicht bereit, die Finanzverwaltung zu zentralisieren.

      Steuerautonomie: Nur die reichen Südstaaten wollten die Höhe der Einkommensteuer durch Zu- und Abschläge selbst gestalten.

      Abstimmung im Bundesrat: Die Länder verhinderten, dass Enthaltungen nicht mehr als Nein-Stimmen gewertet werden. Eine Änderung hätte Ihre Blockademacht geschwächt.

      Kooperationen von Bund und Kommunen: Sie sind seit der ersten Föderalismusreform untersagt. Die Länder bestehen darauf, dass der Bund den Kommunen beim Schulausbau oder Investitionen nicht direkt helfen darf.

      Übergang von Bundesstraßen auf Länder: Der Streit darüber, wer im Zweifel Bundesstraßen mit nur noch regionaler Bedeutung repariert, endete damit, dass wie heute der Bund zahlen müsste, es aber aus Desinteresse nicht tut.

      Einheitliche IT-Struktur: Auf einheitliche Verwaltungssysteme warten die Bürger weiter.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/harte-sc…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 05:55:29
      Beitrag Nr. 578 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.489.686 von Maraho am 01.02.09 12:39:36Passend hierzu:


      Steuerparadies in Not

      Anleger meiden Liechtenstein
      von Claus Hecking (Vaduz)

      Ein Jahr nach Beginn der Zumwinkel-Affäre liegt der Finanzplatz Liechtenstein am Boden. Die verunsicherten Anleger meiden das Steuerparadies, Banker bangen um ihre Existenz. Der Fürst will einen Neuanfang - doch dafür muss er das Bankgeheimnis aufbrechen.


      Dieser anonyme Brief. Er macht Andrea Matt Angst. Als die Fraktionsvorsitzende von Liechtensteins einziger Oppositionspartei Freie Liste neulich ein absenderloses Kuvert öffnete, entdeckte sie ein Foto von sich - mit ausgestochenen Augen. "Für einige Menschen hier sind wir Verräter", sagt Matt.

      Die 47-Jährige und ihre Parteifreunde mussten einiges über sich ergehen lassen in den vergangenen Monaten. Landsleute haben sie als Nestbeschmutzer beschimpft, eine "Gruppe für ein selbstbewusstes Liechtenstein" ruft in ganzseitigen Zeitungsanzeigen auf, die grün angehauchte Partei bei der Parlamentswahl am Sonntag zu boykottieren. Und das nur, weil die Freie Liste fordert, Steuerhinterziehung und Steuerbetrug am Finanzplatz Liechtenstein ein Ende zu machen.

      "Die Menschen hier versuchen, die Schuld am Debakel auf uns abzuladen", sagt Matt. Dabei kann die Freie Liste mit ihren drei Parlamentssitzen gar nichts für "2/14". So nennen viele hier den 14. Februar 2008. Jenen Tag, an dem der deutsche Post-Chef Klaus Zumwinkel wegen Steuerhinterziehung mithilfe einer Liechtensteiner Stiftung verhaftet wurde.

      Es war ein Skandal, der diplomatische Verwerfungen auslöste. Das Fürstenhaus tobte, warf Deutschland Hehlerei mit gestohlenen Kundendaten vor und sprach vom "Vierten Reich". Bundesfinanzminister Peer Steinbrück drohte im Gegenzug mit Wirtschaftssanktionen. Seitdem ist im Zwergstaat nichts mehr, wie es einmal war.

      Die Affäre hat Liechtensteins 15 Banken und 2000 Treuhändern das Geschäft mit Steuerflüchtlingen aus Deutschland und der ganzen Welt kaputt gemacht. Sie zwingt das Fürstentum mit seinen 35.000 Einwohnern, 45.000 Stiftungen und mehr als 100 Mrd. Euro verwaltetem ausländischem Vermögen, sein über Jahrzehnte ehern gehütetes Bankgeheimnis aufzubrechen. Widerwillig Abschied von einem Modell zu nehmen, das Milliarden gebracht hat.

      Walter Matt kann nicht fassen, dass die gute alte Zeit vorbei sein soll. "Wir dürfen nicht zulassen, dass wir geköpft werden", poltert der Treuhänder und klopft wutentbrannt auf seinen Schreibtisch. "Ohne Bankgeheimnis und Steuerattraktivität geht hier alles vor die Hunde." Der 75-Jährige, nicht verwandt mit Andrea Matt, lebt seit fünf Jahrzehnten von der Gründung und Verwaltung von Stiftungen. Nun sieht er seine Branche in ihrer Existenz bedroht. "Wenn alles dem Finanzamt gemeldet wird, wer Geld hier hat, dann können wir alle zumachen", ruft Matt mit hochrotem Kopf. Dann reißt ihn der Zorn aus seinem Sessel: "Das ist tödlich! Einfach tödlich!"

      Noch sind sie lebendig, die Institute, die ein bitterarmes Bauernland zum reichsten Staat Europas gemacht haben. Hinter dem Vaduzer Ortseingang drängen sie sich auf wenigen Hundert Metern zusammen: Centrum Bank, VP Bank, Liechtensteinische Landesbank (LLB), LGT Treuhand, Principal Vermögensverwaltung.

      Die Fußgängergasse dazwischen ist blitzblank, keim- wie menschenfrei. Das Leben im Hauptstädtchen spielt sich drinnen ab: hinter den abgedunkelten Scheiben der Finanzhäuser mit den diskreten Parketagen im Souterrain. 30 Prozent der Wertschöpfung erwirtschaftet das Geldgewerbe; von 2000 bis 2007 wuchs die Zahl der Beschäftigten um 40 Prozent.

      Eine einmalige Kombination aus Stiftungsrecht, niedrigen Steuern und Bankgeheimnis zog Steuerhinterzieher und Vermögende in Scharen ins beschauliche Alpental zwischen schneebedeckten Berggipfeln und dem tiefblauen Rhein.

      Seit dem 14. Februar ist das vorbei. Das Idyll ist zur unheilen Welt geworden, der Skandal schreckt die Anleger ab. So brach der Nettoneugeldzufluss der großen drei Liechtensteiner Banken LGT, LLB und VP Bank im ersten Halbjahr 2008 um 94 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein, die Treuhänder mussten vergangenes Jahr mehr als 2700 Stiftungen auflösen.

      Das Grenzschild des Fürstentums Liechtenstein"Dieses Land steht am Pranger", sagt ein deutscher Offshore-Vermittler. "Nur ein Wahnsinniger würde seinen Kunden heute noch Liechtenstein raten." Und so trocknet die Steueroase langsam aus.

      Die Staatsführung sieht nur einen Ausweg aus dem Desaster: die Kehrtwende. Sie will, muss das ehern gehütete Bankgeheimnis aufbrechen, Fahndern aus Deutschland und anderen EU-Staaten Auskunft über Steuerflüchtlinge erteilen. "Der Finanzplatz steht vor einem unfreiwilligen Paradigmenwechsel", sagt der Ökonom und Landesexperte Peter Eisenhut.

      Liechtensteins Souverän hat den Strategieschwenk notgedrungen beschlossen. Noch im August rühmte sich Fürst Hans-Adam II.: "Die Angriffe aus dem Norden haben Tradition, und trotzdem sind wir immer noch eine Steueroase."

      Ein halbes Jahr später klingen die Verlautbarungen aus der Burg über Vaduz anders: Der Treuhandsektor "kann nicht nur davon leben, als einzige Dienstleistung die Steuerhinterziehung anzubieten oder den Steuerbetrug", räumt Hans-Adam II. ein. Und Seine Durchlaucht hat nun mal das Sagen.

      Der Staat ist er. Der Fürst kann jedes vom Parlament verabschiedete Gesetz blockieren, ja sogar eigenmächtig die Regierung absetzen. Er und seine Familie haben auch die Wirtschaft fest in ihrer Hand - als Alleineigentümer der LGT, der wichtigsten Bank der Erbmonarchie.

      Wie sich der Herrscherclan die Zukunft vorstellt, zeigte er im November: Da versprach die Treuhandtochter der LGT - die einst Zumwinkel beim Verstecken seiner Millionen half - kein Schwarzgeld mehr anzunehmen. Wenige Wochen später unterzeichnete die Regierung ein Abkommen mit den USA, das die Behörden verpflichtet, Amerikas Fiskus in begründeten Verdachtsfällen Einblick in Konto- und Stiftungsdaten von US-Bürgern zu geben. Freiwillig passierte dies nicht: Die Vereinigten Staaten drohten bereits, Liechtensteins Banken den ungehinderten Zugang zu ihren Finanzmärkten zu entziehen.

      Es ist wie eh und je: Liechtenstein gibt erst dann seine Pfründen auf, "wenn aufgrund internationalen Drucks keine andere Möglichkeit mehr besteht". So steht es in "Futuro" - einem Reformgutachten führender Banker, Juristen und Steuerexperten des Landes, das Regierung und Fürstenhaus lange vor dem unseligen 14. Februar in Auftrag gegeben hatten. Liechtensteins Obere wussten seit Jahren, dass ihr Steuer- und Bankgeheimnis über kurz oder lang durchlöchert werden würde. Doch den Umbruch wagten sie nie. "Solange das alte Modell irgendwie noch funktioniert, führt man es halt fort", sagt Bankenverbandschef Michael Lauber. "Aber das letzte Jahr hat gezeigt: So geht es nicht weiter."

      Walter Matt sieht das ganz anders. "Ungewissheit ist schädlich", sagt der. Aber das sei immer noch besser, als das Bankgeheimnis zu zerstören. Er und viele andere Treuhänder sehen sich als Verlierer.

      Das Fürstenhaus habe sie für die Banken geopfert, sagen Branchenvertreter hinter vorgehaltener Hand. Anders als Institute wie die LGT - die schon vor Jahren ihr Geschäft erweitert hat und der Auslandsklientel eine Palette von Dienstleistungen aller Art anbietet - sind gerade kleine Treuhandbüros auf die Kundschaft mit dem Aktenkoffer angewiesen. "Es ist eine Diffamie, wenn man uns nachsagt, wir würden nur Steuerhinterziehung für deutsche Kunden machen", sagt Matt. Aber: "Wenn wir es nicht machen, geht das Geld woanders hin." In unberührte Offshore-Paradiese wie Panama, Dubai oder Singapur.

      Noch wird aber gerungen. Noch weigern sich die Liechtensteiner, den Nachbarn Rechtshilfe zu geben. In den Verhandlungen mit der EU fordern sie Gegenleistungen: eine Amnestie für Altkunden, die Anerkennung ihrer Niedrigsteuerstiftungen durch ausländische Finanzämter, Doppelsteuerabkommen - Hauptsache, es hält die Kunden im Land und sichert ihnen einen Rest Privatsphäre.

      Gespräche stocken

      Im Herbst war die Regierung kurz davor, ein von der EU-Kommission konzipiertes Abkommen zu unterschreiben. Dieses hätte Liechtenstein nur in offensichtlichen Fällen von Steuerbetrug, nicht aber bei einfacher Steuerhinterziehung zur Kooperation mit den Fahndern verpflichtet. Doch dann stellte sich Steinbrück quer, ihm genügte der Entwurf nicht. Seither stocken die Gespräche. Und mit jedem Tag Blockade verliert der Finanzplatz Liechtenstein Geld.

      Dem Fürsten ist der Frust anzumerken. "Wir können uns sehr glücklich schätzen", knurrte er im Neujahrsinterview mit Radio Liechtenstein, "dass wir keine gemeinsame Grenze mehr mit Deutschland haben."

      Doch die Verbalattacken auf den Big Brother im Norden kommen bei vielen Untertanen nicht mehr an. Sie erschweren nur eine Lösung. Vor allem die Wirtschaft dringt auf eine Einigung mit der EU - selbst wenn Liechtenstein klein beigeben muss. "Schnelles Faktenschaffen ist jetzt wichtiger als das, was am Ende im Inhalt dasteht", sagt ein hoher Banker. "80 Prozent zur richtigen Zeit sind besser als 100 Prozent zu spät."

      Andrea Matt fordert schon lange, ohne Ausgleich Amtshilfe zu gewähren, "aus ethischen Gründen", wie sie sagt. Dass das beim Wahlvolk gar nicht ankommt, weiß sie. "Aber ich wäre für mich unglaubwürdig, wenn ich diese Überzeugung aufgebe."

      Am Sonntag wird sie das wohl ihr Mandat kosten - und 50.000 Schweizer Franken Abgeordnetendiät, ihr einziges regelmäßiges Einkommen. Weil die gelernte Grafikerin mit 47 im alten Beruf wohl keinen Job mehr kriegt, will sie nun Jura studieren. "Das sehe ich als Chance", sagt sie und nickt, als stimme sie sich selbst zu. Sie will keine Angst vor dem Neuanfang haben.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Steuerparadies-in-Not…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 06:04:44
      Beitrag Nr. 579 ()
      Arbeitsagentur braucht hohen Steuerzuschuss
      von Dietrich Creutzburg

      Das milliardenschwere Finanzpolster der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist voraussichtlich bereits Mitte kommenden Jahres vollständig aufgebraucht. Damit wird die Regierung der Arbeitslosenversicherung schon mit dem Bundeshaushalt 2010 bis zu sechs Mrd. Euro als Steuerzuschuss bereitstellen müssen.
      BA-Chef Frank-Juergen Weise muss mit einem Milliardendefizit für seine Behörde rechnen und ist somit auf einen hohen Steuerzuschuss angewiesen.


      BERLIN. Das ergibt sich aus einem Finanzszenario, das die BA zur Vorbereitung ihres geplanten Nachtragshaushalts für 2009 berechnet hat. Wie das Handelsblatt aus BA-Kreisen erfuhr, rechnet die Behörde nun wegen Konjunkturkrise und steigender Arbeitslosigkeit allein für dieses Jahr mit einem laufenden Defizit von 10,5 Mrd. Euro, für 2010 erwartet sie demnach sogar fast zwölf Mrd. Euro Defizit – in beiden Jahren zusammen also mehr als 22 Mrd. Euro. Zwar hatte die BA Anfang 2009 noch ein Polster von beinahe 17 Mrd. Euro aus früheren Überschüssen auf ihren Konten. Doch bliebe dem Szenario zufolge damit im Jahr 2010 ein Fehlbetrag von 5,7 Mrd. Euro übrig, den sie nicht mehr aus ihren Mitteln decken kann.

      Erklärter Wille der Großen Koalition ist es, den gerade erst zu Jahresbeginn auf 2,8 Prozent des Bruttolohnes gesenkten Beitragssatz trotzdem nicht zu erhöhen.:laugh: Das Konjunkturpaket II, das in der kommenden Woche endgültig verabschiedet werden soll, sieht daher eine sogenannte Beitragssatzgarantie vor. Damit sichert die Regierung der BA gesetzlich zu, anfallende Fehlbeträge durch Darlehen aus Steuermitteln auszugleichen und den aktuellen Beitragssatz mindestens bis Ende 2010 stabil zu halten. Allerdings hatten sich die Finanzexperten der Regierung in ersten Überschlagsrechnungen auf Finanzhilfen von weit unter fünf Mrd. Euro eingestellt.

      Das neue Szenario ist insofern vorsichtig gerechnet, als es 2010 für das Wirtschaftswachstum eine „schwarze Null“ unterstellt. :eek:Die Regierung setzt demgegenüber für 2010 aktuell ein Wachstum entsprechend der längerfristigen Trendgröße von 1,25 Prozent an. Für das laufende Jahr 2009 basiert das BA-Szenario auf der amtlichen Projektion der Regierung, wonach die Wirtschaftsleistung um 2,25 Prozent sinkt.

      Formal stellt sich die Bundesagentur auf die drastisch veränderten Umstände dadurch ein, dass sie ihren im Herbst vergangenen Jahres aufgestellten Haushalt 2009 nun um einen Nachtragshaushalt ergänzt. Die offiziellen Beschlüsse dazu soll der Verwaltungsrat der Behörde am Freitag nächster Woche treffen. Nach dem bisherigen Haushaltsplan hatte die BA für 2009 lediglich mit einem laufenden Defizit von knapp sechs Mrd. Euro gerechnet. Mit dem Nachtragshaushalt wird nun eine neu entstandene Lücke von knapp fünf Mrd. Euro gedeckt.

      Diese geht zum einen auf die gegenüber Herbst 2008 deutlich verschlechterten Wirtschaftseckdaten zurück – die steigende Arbeitslosigkeit schlägt bei der Arbeitslosenversicherung besonders zu Buche, weil sie dann nicht nur weniger Beitragseinnahmen hat, sondern zugleich auch höhere Ausgaben für Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld. Zum anderen hat die Bundesregierung im Zuge ihrer Konjunkturhilfen etliche Zusatzausgaben für die BA beschlossen. So sollen durch gelockerte Vorschriften mehr Arbeitnehmer Zugang zu Kurzarbeitergeld und zu geförderter Qualifizierung erhalten.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 06:05:23
      Beitrag Nr. 580 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.515.771 von Maraho am 05.02.09 05:42:23So, zum Abschluß der "Frühschicht" dies hier...
      Bis später...


      Die Kreditkarte bleibt zu Hause
      VON ASTRID DÖRNER


      Im Mutterland der Kreditkarten sieht es ziemlich düster aus. Zwar hat der weltgrößte Kreditkartenanbieter Visa seinen Quartalsgewinn um 35 Prozent auf 574 Millionen Dollar gesteigert. Doch die guten Zahlen hat der Konzern vor allem dem Wachstum im Ausland zu verdanken. Der nächstgrößere Konkurrent, Mastercard, hat die Krise deutlicher zu spüren bekommen. Der Gewinn ist um 21 Prozent eingebrochen auf 293 Millionen Dollar.

      Die Amerikaner erleben gerade ihre ganz persönliche Finanzkrise. Jahrelang konnten sie ihre Träume auf Pump finanzieren: ein eigenes Haus, ein großes Auto, teure Reisen. Möglich gemacht hat dieses Leben die Kreditkartenindustrie, Plastikkarten mit hohen Kreditlimits waren praktisch für jeden zu haben. Jetzt kommt die Rechnung und treibt viele in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten.

      Die Zahl der Bürger, die ihre Kreditkartenrechnung nicht mehr bezahlen können, ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Nach einer Studie der Ratingagentur Fitch sind die Anzahl der überfälligen Forderungen im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent gestiegen, die Zahlungsausfälle um 27 Prozent. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Finanzbranche bis Ende dieses Jahres noch einmal Ausfälle von mindestens 55 Milliarden Dollar verbuchen wird.

      Zwar werden die Ausfälle nicht die Dimensionen der Hypothekenkrise erreichen. Dennoch treffen die hohen Kreditkartenausfälle die Banken gleich doppelt. Durch die Kreditkrise ist es für sie deutlich teurer geworden, die Kredite an ihre Kunden zu refinanzieren. Zudem war das Geschäft mit den Plastikgeld einer der wenigen noch lukrativ Bereiche, der jetzt auch noch wegzubrechen droht.

      Für Visa und Mastercard sind die Ausfallraten zwar weniger problematisch, weil sie keine Karten herausgeben, sondern nur an den Transaktionen beteiligt sind. Doch auch diese Konzerne leiden unter der sinkenden Kauflust der Amerikaner.

      Die Einzelhändler haben längst zu spüren bekommen, dass sich US-Konsumenten vor großen Ausgaben scheuen. Um sie dennoch zu locken, haben viele Geschäfte eine Verkaufsstrategie aus der Großen Depression wieder eingeführt: Die "Layaways" erleben eine Renaissance. Statt einen Fernseher sofort zu bezahlen, wird er in Raten abgestottert - und erst wenn er komplett bezahlt ist, kann ihn der Kunde mit nach Hause nehmen. Sogar für Urlaubsreisen und Konzertkarten gibt es mittlerweile Layaway-Pläne. Auch der Mobilfunk-Konzern T-Mobile soll Internetdiensten zufolge ein entsprechendes Angebot für US-Handys vorbereiten. "Das ist eine drastische Kehrtwende im Kaufverhalten", sagt Emily Peters von der Kreditberatung credit.com.

      Die Kreditkarte lassen viele Amerikaner lieber gleich zu Hause, um die Schulden nicht noch weiter in die Höhe zu treiben. In den USA können Kunden einen Großteil ihrer Kreditkartenschulden von einem Monat in den anderen übertragen. Doch das ist inzwischen extrem teuer: Die Zinsen seien in vielen Fällen von neun auf 27 Prozent gestiegen, berichtet Kreditberaterin Peters. "Die Zeiten des easy credits sind erst einmal vorbei."

      http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktu…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 06:08:04
      Beitrag Nr. 581 ()
      US-Senat verschiebt Votum
      Weiterer Steuer-Vorwurf gegen Obama-Kabinettsmitglied
      :eek:

      Ein weiteres Mitglied von Barack Obamas Wunschkabinett sieht sich Vorwürfen im Zusammenhang mit Steuerzahlungen ausgesetzt: Nach einem Medienbericht soll der Ehemann der designierten Arbeitsministerin Hilda Solis erst kürzlich Steuerschulden beglichen haben, die lange offen waren.:laugh: Der Senat vertagte am Abend kurzfristig die Abstimmung über Solis.

      HB WASHINGTON. US-Präsident Barack Obama droht bei der Kabinettsbildung erneut ein Rückschlag wegen einer Steueraffäre. Ein Senatsausschuss verschob am Donnerstag kurzfristig die Abstimmung über die Kandidatin für die Spitze des Arbeitsministeriums, Hilda Solis. Vorausgegangen war ein Bericht der Zeitung "US Today", wonach Solis' Ehemann am Mittwoch rund 6400 Dollar an geschäftlichen Steueraußenständen beglichen hatte, die seit 16 Jahren offen gewesen seien.:laugh: Der für die Arbeitsmarktpolitik zuständige Ausschuss ging in seiner Erklärung zwar nicht auf den Zeitungsbericht ein. Er erklärte aber, den Mitgliedern solle mehr Zeit gegeben werden, um die Nominierungsunterlagen zu bewerten.

      Erst am Dienstag hatten mit dem designierten Gesundheitsminister Tom Daschle und der als Haushaltswächterin vorgesehenen Nancy Killefer gleich zwei Anwärter auf hohe Posten in der neuen Regierung wegen Steueraffären einen Rückzieher gemacht.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 06:11:26
      Beitrag Nr. 582 ()
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 06:12:23
      Beitrag Nr. 583 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.524.281 von kiska am 06.02.09 06:08:04Guten Morgen kiska,

      wo viel Licht ist......

      Bis später...
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 06:58:20
      Beitrag Nr. 584 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.522.075 von Maraho am 05.02.09 19:33:09Dies hier noch...

      ...obwohl "ihr/unser" Geld sicher ist...


      Deutschland Trend

      Die Deutschen haben Angst um ihre Ersparnisse
      Von Thomas Vitzthum

      Den Beteuerungen der Kanzlerin, das Gesparte sei sicher, mögen immer weniger Bürger Glauben schenken. Und auch sonst trauen die Deutschen der Regierung angesichts der Wirtschaftskrise nicht mehr viel zu. Ausgerechnet die wirtschaftsliberale FPD kann jedoch ihren Höhenflug fortsetzen.


      Obwohl sich ein Viertel der Befragten noch keine Meinung gebildet hat – Obama ist schließlich erst wenige Tage im Amt –, darf man von einem enormen Vertrauensvorschuss für den US-Präsidenten sprechen. Der erste Härtetest könnte jedoch bald bevorstehen. Dann nämlich, wenn die erwartete formelle Anfrage aus Washington zur Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen in Berlin eintrifft.

      Denn in der Frage, ob Deutschland unschuldige Insassen des Gefangenenlagers aufnehmen sollte, ist das Land gespalten. Immerhin 49 Prozent sind dafür, 50 Prozent aber dagegen. Am ehesten sehen die Anhänger von Grünen und Linker unser Land in der Pflicht. Auch bei den SPD-Wählern ist eine Mehrheit dafür und damit auf der Linie von Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier.

      Mit dessen Popularität aber ist es nicht mehr so weit her. So würden bei einer Direktwahl des Bundeskanzlers nur noch 30 Prozent für ihn stimmen. Im Januar waren es noch zwei Prozent mehr. Angela Merkel vereint wie im Vormonat 51 Prozent der Stimmen auf sich. Auch im Hinblick auf die Bewertung seiner politischen Arbeit hat Steinmeier gegenüber Merkel verloren.

      Während die CDU-Kanzlerin drei Prozentpunkte auf 69 Prozent zulegt, muss Steinmeier einen Punkt abgeben und landet mit 65 Prozent auf dem dritten Rang der wichtigsten Politiker. Bundespräsident Horst Köhler thront uneinholbar auf dem ersten Platz. Einen Absturz muss SPD-Parteichef Franz Müntefering hinnehmen; dessen Zufriedenheitswerte gaben um sieben Prozentpunkte nach.

      Die Werte der Kanzlerin sind erstaunlich, hat ihre Regierung doch klar an Rückhalt verloren. Etwas mehr als die Hälfte der Bürger bescheinigt ihr, angesichts des Ausmaßes der Finanz- und Wirtschaftskrise den Überblick verloren zu haben. Eine klare Linie vermissen gar 65 Prozent. Damit endet eine seit Beginn der Krise anhaltende Phase, in der die Regierung kontinuierlich an Vertrauen zugelegt hatte. Ein Befund, der für die große Koalition umso dramatischer sein muss, als sie die Unterstützung just in dem Moment verliert, da sie mit den Konjunkturpaketen konkrete Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft ergriffen hat.

      Doch die Pakete helfen nicht, glauben die Bundesbürger, wenngleich sie Investitionen in Schulen und Straßenbau mehrheitlich positiv beurteilen. Insgesamt sind nur 33 Prozent der Deutschen und damit zehn Prozent weniger als noch vor einem Monat überzeugt, dass die vielen Konjunkturmilliarden ihre erhoffte Wirkung entfalten. Die viel diskutierte Abwrackprämie hält nicht einmal ein Drittel für eine gute Idee, beim Kinderbonus sieht es noch schlechter aus.

      Die Skepsis wirkt sich auf die Wahlentscheidung aus. Wäre am Sonntag Bundestagswahl, könnte die Union von Kanzlerin Angela Merkel nur noch mit 34 Prozent der Stimmen rechnen. Das bedeutet einen Verlust von drei Prozent im Vergleich zum Januar. Die SPD verliert einen Punkt und erreicht 25 Prozent. Profitieren können von der Schwäche der Großen vor allem die Liberalen. Sie verbessern sich um drei Punkte auf 16 Prozent. Die FDP erreicht damit bundespolitisch ein Rekordniveau. Grüne und Linke legen um jeweils einen Punkt auf elf Prozent zu.

      Die Verluste der Union deuten eine grundsätzliche Verunsicherung ihrer Klientel an. Grund sind wohl die Konjunkturpakete, aber auch die geplante Übernahme von Banken durch den Staat. Doch die Marktwirtschaft, auch das ist ein Ergebnis der Umfrage, halten die Bürger nach wie vor hoch. Es hat den Anschein, als könne derzeit nur die FDP dieses Vertrauen in das System in Wählerzustimmung ummünzen.

      Nur 18 Prozent der Wahlberechtigten sind demnach dafür, dass Banken in Staatsbesitz übergehen. 59 Prozent wären allenfalls einverstanden, dass der Staat Anteile an Banken übernimmt. 19 Prozent meinen, die Privatbanken müssten selbst aus der Krise kommen. Überhaupt sagt die Mehrheit, der Staat solle sich nicht an den größten und wichtigsten Unternehmen beteiligen, um mehr Einfluss auf die Wirtschaft nehmen zu können. Im November waren noch 51 Prozent für einen solchen Schritt, heute sind 53 Prozent dagegen.

      Den tatsächlichen Grad der Verunsicherung der Bürger dokumentiert ein anderer Wert. 49 Prozent, deutlich mehr als im November 2008, machen sich Sorgen um ihre Ersparnisse. Der Nachhall der Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, „Erspartes ist sicher“, wird offensichtlich deutlich schwächer. Die Nation der Sparer beginnt nervös zu werden.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3154124/Die-Deutschen-ha…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 09:48:35
      Beitrag Nr. 585 ()
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 09:56:23
      Beitrag Nr. 586 ()
      DWS: Missmanagement bei Rentenfonds?
      Freitag, 6. Februar 2009
      DWS patzt bei Rentenfonds. Ausgerechnet in Rentenfonds verloren Anleger Geld. Deutsche-Bank-Tochter beklagt Milliardenabflüsse.



      Der größte deutsche Fondsanbieter DWS hat beim Management seiner Anleihefonds im vergangenen Jahr schwer gepatzt, berichtet die Financial Times Deutschland. Nur einer von 36 europäischen DWS-Rentenfonds schnitt besser ab als der Vergleichsindex. Das Flaggschiffprodukt DWS Inrenta zum Beispiel verlor 5,7 Prozent – und das, obwohl der Anleihemarkt insgesamt deutlich zulegte. Die Anleger zogen massiv Mittel ab: Das Gesamtvolumen der DWS-Rentenfonds sank von Januar bis November um rund 6 Mrd. Euro auf 15 Mrd. Euro.
      :eek:
      Die Fehler der Deutsche-Bank-Tochter treffen auch viele Kleinanleger. Rentenfonds sind vor allem bei risikoscheuen Kunden beliebt, weil sie weniger stark schwanken als Aktienfonds und auch in schlechten Zeiten meist noch Rendite abwerfen. Tatsächlich entwickelte sich der Rentenmarkt im letzten Jahr positiv: Aufgrund der Finanzkrise flüchteten Investoren aus Aktien und legten ihr Geld stattdessen in krisenfestere Papiere wie Staatsanleihen an.

      Ausgerechnet im Krisenjahr fuhr die DWS den Anteil sicherer Staatsbonds aber zurück. Stattdessen setzten die Manager vor allem auf Pfandbriefe, Anleihen von Banken und Schwellenländern sowie auf sogenannte ABS-Papiere – Wertpapiere, die auf Kreditforderungen beruhen. Im DWS Inrenta sank der Anteil an sicheren Staatsanleihen auf zuletzt fünf Prozent. „Im Rückblick würden wir sagen, dass wir sehr früh in ABS eingestiegen sind. Das Timing war nicht optimal. Wir möchten das nicht beschönigen“, sagte ein DWS-Sprecher.

      Fragen wirft die Herkunft zahlreicher ABS-Papiere in den Anleihefonds auf. Im Zuge der Finanzkrise geriet ein ABS-Fonds der DWS unter Druck. Anleger flüchteten aus dem Produkt und zwangen die Gesellschaft so zu Verkäufen; das Fondsvermögen sank seit Mitte 2007 von 3,1 Mrd. Euro auf zuletzt 130 Mio. Euro.

      Zu zwei Dritteln liquidierte das Management dafür die ABS-Papiere am Markt. Ein Drittel allerdings wanderte nach FTD-Recherchen in Rentenfonds aus dem eigenen Haus – was die DWS bestätigt. Der Sprecher betonte, dass es sich um selbstständige Kaufentscheidungen der Rentenfondsmanager gehandelt habe. „Es gab keine Notwendigkeit, dass die Anleihefonds Papiere aus dem ABS-Fonds übernehmen mussten.“


      Kommentare


      Leserbeitrag hierzu:

      +6 #9 HIOB 2009-02-06 09:03
      Lug und Trug auf allen Ebenen

      Glaubt der Deutschen Bank und Ihren Toechtern nichts. Ich habe dort meine Lehre gemacht und war schockiert ueber die Vorgaben die gemacht wurden, um hauseigene Produkte an die Kunden zu brinden. Keine Bank ist da wahrscheinlich viel besser. Die Schlagworte fuer den Bankkunden allgemein, wenn man sich auf die Berater verlaesst:

      VERRATEN UND VERKAUFT

      wer heute noch Versprechungen glaubt, irgend etwas seien gute Anlagen, der versteht nicht, dass der einzige, der immer gewinnt, die BANK ist (ja genau, wie man das auch im Casino nennt).

      Mit anderen Anlagen, z.B. in Sachguetern, ist man um einiges besser dran. Uebrigens den Zeitgenossen, die immer noch in der Vergangenheit denken: Wenn durch viele Krisen und Kriege, die uns in den naechsten Jahren bevorstehen, die Weltbevoelkerung z.T. drastisch zurueckgeht, dann bringen auch Immobilien sehr wenig Sicherheit, dass man Miete im Alter kassiert. Also… mal ausserhalb der bekannten Geschichte denken und sich auch aussergewoehnliche Szenarien vorstellen. Die werden wahrscheinlicher als das Bekannte.

      gott zum gruss
      Zitieren

      Haben Fonds eventuell Papiere aus dem Handelsbestand der Bank übernommen? Hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
      Abbau der Risikoprodukte und gleichzeitige Verbesserung der Bilanz.
      Vielleicht auch noch ein kleiner Gewinn daraus, da die Fonds ja im Sondervermögen sind.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 10:10:15
      Beitrag Nr. 587 ()
      Wenn die Politik es nicht schafft den Staat innerhalb von 2 Jahren komplett umzubauen werden wir in schwere Turbulenzen geraten aus denen wir uns wahrscheinlich auf Jahrzehnte nicht mehr erholen werden zumindest bis das Energie Problem gelöst ist.Unter Energie Problem verstehe ich,Energie fast zum Nulltarif herzustellen.
      Das Märchen vom Aufschwung können wir jedenfalls mit den aktuellen Weltwährungen vergessen.Die werden kein Aufschwung mehr hergeben ausser Hyperinflation ein kurzes aufflammen nochmal und dann wars das.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 10:41:08
      Beitrag Nr. 588 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.354 von AHEO am 06.02.09 10:10:15Weltöconom!

      wilbi
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 10:53:59
      Beitrag Nr. 589 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.251 von kiska am 06.02.09 09:56:23Behauptung mit der Verschiebung wurde von der Deutschen Bank zugegeben.;)

      Interne Verschiebungen


      Fragen wirft die Herkunft zahlreicher ABS-Papiere in den Anleihefonds auf. Im Zuge der Finanzkrise geriet ein ABS-Fonds der DWS unter Druck. Anleger flüchteten aus dem Produkt und zwangen die Gesellschaft so zu Verkäufen; das Fondsvermögen sank seit Mitte 2007 von 3,1 Mrd. Euro auf zuletzt 130 Mio. Euro.

      Zu zwei Dritteln liquidierte das Management dafür die ABS-Papiere am Markt. Ein Drittel allerdings wanderte nach FTD-Recherchen in Rentenfonds aus dem eigenen Haus - was die DWS bestätigt. Der Sprecher betonte, dass es sich um selbstständige Kaufentscheidungen der Rentenfondsmanager gehandelt habe. "Es gab keine Notwendigkeit, dass die Anleihefonds Papiere aus dem ABS-Fonds übernehmen mussten."

      Ende 2008 hatte die DWS überraschend mitgeteilt, Anleihechef Heinz Fesser zum 1. März gegen Asoka Wöhrmann auszutauschen
      .


      Von Christian Kirchner und Elisabeth Atzler (Frankfurt)



      Quelle: Financial Times Deutschland
      :mad:
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 10:59:06
      Beitrag Nr. 590 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.625 von Wilbi am 06.02.09 10:41:08Ich bin kein "Weltöconom" hab aber scheinbar den besseren Durchblick als so manch schön Wetter Redner.Wenn ich BWL Studium oder sonst was hätte würde ich möglicherweise zu falschen Ergebnissen kommen.Ich bin aber ganz einfach strukturiert und zähle nur 1+1 zusammen.Das Ergebniss sagt mir jedenfalls,dass es so wie bisher unter keinen Umständen weiter funktionieren kann.So einfach kann die Welt sein Wilbigelle.Ich hab dir schon oft prophezeit, dass ich dich eines besseren belehren werde und hab es die letzten 2 Jahre auch geschafft deine Thesen immer wieder zu wiederlegen.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 11:09:42
      Beitrag Nr. 591 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.625 von Wilbi am 06.02.09 10:41:08Ich hab dir vor ca.2-3 Monaten gepostet,dass die Autoproduktion weltweit bis 2012 nur noch halb so hoch sein wird wie in den Boomjahren 2007. Jetzt muss ich schon fast meine eigene Prognose nach vorne reviediern vielleicht auf 2010-2011.General Motors hat es bereits jetzt schon geschafft andere sind dicht dran es auch bald zu schaffen und wir der Standort Deutschland wird bis 2011 auch dicht an dieses Limit herankommen.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 11:50:05
      Beitrag Nr. 592 ()
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 12:20:49
      Beitrag Nr. 593 ()
      Obama ist im System der Zerfleischung angekommen. Ich wünsche ihm viel Glück!

      KONJUNKTURPAKET
      Obamas Protektionismus-Rückzieher provoziert Parteifreunde
      Von Marc Pitzke, New York

      Der US-Präsident schwenkt um: Weil Kanada und die EU gegen die "Buy American"-Klausel im geplanten Konjunkturgesetz rebellieren, erteilt Barack Obama nun dem Protektionismus eine klare Absage. Damit verhindert er zwar einen Handelskrieg - vergrätzt aber Parteifreunde im Kongress.


      Die "Buy American"-Vorschrift versteckt sich in einer winzigen Klausel des 900-Milliarden-Dollar-Pakets für die US-Konjunktur, derzeit steckt der Entwurf im Senat. Die Bewilligung der Gelder wird an die Bedingung geknüpft, dass bei den damit finanzierten Projekten nur "in den Vereinigten Staaten produzierte Waren" zum Einsatz kommen. Einzige Ausnahmen: Lieferengpässe oder Kostenanstieg um mehr als 25 Prozent.


      Anfangs kaum beachtet hat diese Klausel Obama nun in eine innen- wie handelspolitische Zwickmühle getrieben.


      Obama steckt damit jedoch in einer vertrackten Lage: Sollten seine eigenen Demokraten an der Klausel festhalten, wäre er gezwungen, das ganze Gesetzesbündel - seinen erhofften ersten großen Wurf - per Veto abzulehnen.

      Gleichzeitig wird Obama ein altes Wahlverspechen zum Verhängnis. Auch um sich den Rückhalt der Gewerkschaften zu sichern, hatte er im Sommer in Pennsylvania eine Kampagne mit dem Titel "Buy American, Vote Obama" gestartet, mit Aufklebern und Flugzetteln, die er überall in dem wichtigen "Swing State" verteilen ließ.
      Damit reagierte er auf Angriffe seines Rivalen John McCain, der sich über Obamas internationale Popularität lustig gemacht hatte: Er höre lieber das Röhren von "50.000 Harleys" als den Jubel von 200.000 Deutschen, sagte McCain.


      Selbst die US-Industrie sieht die Klausel skeptisch. Die Stahlbranche ist zwar dafür: "Buy American"-Vorschriften für Stahl gebe es seit 1982, ohne dass es zu einem Handelskrieg gekommen sei. Doch die US-Handelskammer und etliche Großkonzerne, darunter General Electric und Caterpillar, trommeln dagegen - aus Angst vor Gegenmaßnahmen anderer Staaten.


      Das Weiße Haus muss zurücksteuern

      So sperren sich nun auch die Republikaner.
      Nun jedoch steuert das Weiße Haus zurück. "Dieses Gesetz wird kein Vorwand für Amerika sein, seine internationalen Verpflichtungen zu brechen oder sich irgendeine Art eines neuen Protektionismus anzueignen", versicherte Obamas oberster Wirtschaftsberater Larry Summers vor Journalisten. Wenige Stunden später äußerte sich sein Chef Obama ähnlich.

      Dies ist Obamas erster internationaler Testfall. Der Ökonom Willem Buiter nannte die Klausel in der "Financial Times" eine "wirtschaftliche Kriegserklärung an den Rest der Welt". Obama müsse "eine klare Linie in den Sand ziehen" und, falls sich die Klausel nicht verhindern lasse, das ganze Paket stoppen.

      Andernfalls, fährt Buiter fort, wäre "es klar, dass wir einen Weichling im Weißen Haus haben". In dem Fall gebe es sowieso nur noch eine Rettung für die Welt: "Gott helfe uns."

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 13:36:48
      Beitrag Nr. 594 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.251 von kiska am 06.02.09 09:56:23Guten Tag zusammen,

      hier einige Dinge meinerseits zum Mittag...

      Passt ja irgendwie zu kiska`s Beitrag:


      Schlechte Eigenkapitalausstattung
      Die Postbank kämpft mit eigenen Problemen
      von Nicole Bastian

      Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann lässt keinen Zweifel daran, dass die Postbank mit ihren 14 Millionen Privatkunden dazu beitragen soll, die stabilen Geschäftsbereiche der Deutschen zu stärken. Die von ihm mittelfristig anvisierten drei Mrd. Euro an Vorsteuerertrag mit Privat- und Geschäftskunden seien inklusive Effekte durch die Postbank, sagte er am Donnerstag, ohne Details zu nennen.


      FRANKFURT. Klar wurde am Donnerstag lediglich, dass die Deutsche Bank zumindest durch Kooperationen im Vertrieb und bei Bankprodukten mit der Postbank in drei bis vier Jahren jährlich 60 bis 70 Mill. Euro an zusätzlichen Gewinnen erwirtschaften will. Ähnlich hoch sollen die Effekte bei der Bonner Postbank sein. 60 Prozent davon stammten aus niedrigeren Kosten, 40 Prozent aus höheren Erträgen.

      Unter anderem planen beide Institute eine Zusammenarbeit in der Baufinanzierung und bei Fonds. Details soll es im März nach dem offiziellen Einstieg der Deutschen geben. Bis Ende Februar sollen 22,9 Prozent der Anteile offiziell an den Branchenprimus gehen, der dafür mit eigenen Aktien zahlt.

      Die große Frage im Markt ist, ob die Deutsche Bank bereits in diesem oder dem kommenden Jahr über ein öffentliches Übernahmeangebot die Mehrheit an der Postbank sucht, bevor sie die nächsten Aktien von der Deutschen Post bekommt. Dazu hätte sie ab September die Gelegenheit, wenn das Closing der ersten Beteiligung sechs Monate zurückliegt. Ab dann muss sie nicht mehr den Einstiegspreis von 22 Euro pro Aktie zahlen, sondern kann den Dreimonatsdurchschnittskurs anbieten. Derzeit liegt die Postbank-Aktie bei 9,21 Euro.

      Mit der im Januar verkündeten neuen Übernahmestruktur sei eine schnelle Übernahme unwahrscheinlicher geworden, argumentieren Analysten. Und ihr Blick auf die Postbank ist kritisch. "Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Kapitalerhöhung ist gestiegen", urteilt die WestLB in einer Studie. Nicht nur rücke die Integration in die Deutsche Bank in die Ferne. Die schlechten Wirtschaftsaussichten erschwerten es der Postbank in diesem und im kommenden Jahr zudem, durch Gewinne frisches Kapital zu generieren.

      Bis zum Herbst hatte sich die Postbank vergleichsweise gut geschlagen. Doch im vierten Quartal rissen der Verkauf des Aktienbestandes und Belastungen aus dem sechs Mrd. Euro großen Portfolio an strukturierten Wertpapieren große Lücken. Im Januar warnte das Institut vor einem "deutlich negativen Ergebnis" für 2008.

      Die Achillesferse der Postbank ist ihre Eigenkapitalausstattung. Die von Eigner Deutsche Post gestemmte Kapitalerhöhung im November hat die Quote (Tier 1) von 5,5 Prozent zum Ende des dritten Quartals zwar merklich angehoben, dürfte aber durch Verluste und Neubewertungen im Anleihebuch, die bei der Postbank anders als bei manch anderer Bank direkt über das Eigenkapital laufen, teilweise aufgefressen worden sein. Finanzkreisen zufolge soll die Eigenkapitalquote zum Jahreswechsel jedoch auch dank Bilanzierungserleichterungen immer noch über sieben Prozent gelegen haben - und damit weit über den gesetzlichen Anforderungen.

      Doch im Branchenvergleich ist dies eher niedrig, denn die Erwartungen der Investoren sind gestiegen. Viel Puffer für künftige Belastungen hat die Postbank deshalb nicht - und ein großer Bestandteil ihres Eigenkapitals ist weniger robustes Hybridkapital. Nach weiteren Abschreibungen auf die strukturierten Wertpapiere in den kommenden Quartalen könne eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen werden, fürchtet Philipp Häßler von Equinet. Andererseits wäre die Postbank aber gerade wegen ihrer strukturierten Kredite der größte Profiteur, sollte die Regierung ausgegliederte Wertpapiere in einer "Bad Bank" abschirmen. Häßler setzte die Aktie deshalb am Donnerstag auf "spekulativer Kauf" herauf.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherun…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 13:41:04
      Beitrag Nr. 595 ()
      Hier etwas durchaus bemerkenswertes:

      Betriebsrente

      Teure Pensionäre
      von Dirk Heilmann, Christine Mattauch, Finn Mayer-Kuckuk und Anke Rezmer

      Der tiefe Fall der Aktienkurse und die historisch niedrigen Zinsen reißen riesige Löcher in betriebliche Pensionskassen. Am härtesten trifft dies Unternehmen in den USA, Japan und Großbritannien. Hier sind die betrieblichen Rentenkassen die Hauptstütze der Altersversorgung. Die müssen sie nun stopfen - ausgerechnet in einer Zeit, in der Geld so knapp ist wie lange nicht mehr.


      LONDON/NEW YORK/TOKIO/FRANKFURT. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Watson Wyatt Heissmann sind die Altersvorsorgevermögen 2008 weltweit um fast ein Fünftel geschmolzen. In den elf bedeutendsten Ländern sanken sie auf gut 20 Billionen Dollar. Zugleich stiegen die Pensionsverpflichtungen. Konsequenz: Die Deckungsquote sank um knapp 30 Prozent - sie zeigt an, in welchem Maß die Rentenverpflichtungen durch Kapitalanlagen gedeckt sind.

      Weltweite Pensionspläne der Unternehmen

      "2008 hat gezeigt, dass die Kapitalmärkte die größte Herausforderung für die betrieblichen Pensionspläne bedeuten", sagt Torsten Köpke, Leiter der Anlageberatung bei Watson Wyatt Heissmann. Ein großer Teil des Vermögens ist nach wie vor in Aktien angelegt. Thomas Japser, Vorstand bei der Beratungsfirma Rauser Towers Perrin (RTP), schätzt, dass die Rentenverpflichtungen von US-Firmen nur noch zu knapp zwei Dritteln mit Vermögen gedeckt sind, in Großbritannien noch zu etwa 80 Prozent und in Japan nur noch zur Hälfte.

      In den USA haben die Rentenkassen der Firmen im S&P- 1500-Index im vorigen Jahr 469 Mrd. Dollar (366 Mrd. Euro) Verluste gemacht, errechnete die Beratungsfirma Mercer. "Das ist der dramatischste Einbruch, den es je gab", sagt Adrian Hartshorn von Mercer. Die Folge ist eine bedrohliche Unterkapitalisierung: Die Fonds hatten zum Jahresende 2008 ein Vermögen von 1,21 Billionen Dollar, aber Zahlungsverpflichtungen von 1,62 Billionen.

      Besonders hart trifft die Entwicklung Branchen, die ihren Rentnern in guten Jahren großzügige Zusagen machten - etwa Pharma, Energie und Autoindustrie. Allein der Pensionsplan von General Motors ist Schätzungen zufolge um 20 Mrd. Dollar und damit um 20 Prozent unterkapitalisiert, der von Chrysler um neun Mrd. Dollar oder 34 Prozent.

      Die Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, Kapital nachzuschießen. Doch das hätte in der gegenwärtigen Rezession große Konzerne in den Ruin getrieben. Darum setzte Ex-Präsident George W. Bush noch im Dezember diese Vorschrift aus.

      Ähnlich sieht es in Großbritannien aus: Die Krise hat binnen eines Jahres einen Überschuss der 7 800 betrieblichen Pensionskassen von zwölf Mrd. Pfund in ein Defizit von 195 Mrd. Pfund (221 Mrd. Euro) verwandelt. Auch hier sind Firmen verpflichtet, Geld nachzuschießen, wenn sich Lücken auftun. Der britische Wirtschaftsverband CBI befürchtet einen Teufelskreis: Die Pensionsfonds fordern mehr Geld von Unternehmen, deren Cash-flow-Position verschlechtert sich weiter, Aktienkurse und Bonitätsbewertungen fallen erneut, die Lücke in den Pensionskassen wächst - und so weiter.

      "Anleger und Treuhänder dürfen jetzt nicht das Feuer anfachen", sagt der stellvertretende CBI-Generaldirektor John Cridland. Die Unternehmen müssten die Chance bekommen, Pensionsdefizite über lange Zeiträume abzubauen, ohne von den Finanzmärkten dafür bestraft zu werden. Diese Mahnungen scheinen auf offene Ohren zu treffen. Die Rating-Agenturen Moody?s und Fitch kündigten an, auf pauschale Herabstufungen von Unternehmen mit hohen Pensionslasten zu verzichten. "Oft haben steigende Pensionsdefizite nur einen begrenzten kurzfristigen Einfluss auf den Finanzbedarf der Unternehmen", sagt Fitch-Direktor Alex Griffiths. "Nimm man an, dass sich die Wertpapierkurse mittelfristig erholen, sollten sie das langfristige Verschuldungsniveau nicht fundamental verändern."

      Die Pensionsfonds der japanischen Industrie haben nach einer Studie der Tokioter Ratingagentur Rating & Investment Information zwischen April und Dezember 2008 im Schnitt 15 Prozent Wertverlust verzeichnet. Japanische Bilanzregeln sehen vor, dass Unternehmen Zahlungen in ihre Pensionskassen über mehrere Jahre abschreiben müssen. Für Unternehmen mit hohen Pensionsverpflichtungen und niedrigen Gewinnen kann das den Unterschied zwischen roten und schwarzen Zahlen bedeuten. Die Fonds haben daher seit Beginn der Krise ihre Investmentstrategien umgestellt, um die Verluste zu begrenzen. Der Elektrokonzern Hitachi hat seit September keine Aktien mehr gekauft. Er hortet statt dessen Geld und wartet auf den richtigen Einstiegszeitpunkt.

      Die Finanzierungsprobleme beschleunigen die Abkehr von betrieblichen Pensionskassen. In den USA haben viele Unternehmen schon Systemwechsel vollzogen. Statt eigene Pensionspläne aufzulegen, zahlen sie Zuschüsse in Fonds und Sparpläne, die Arbeitnehmer individuell auswählen. Nur noch jeder fünfte Arbeitnehmer zahlt in eine Pensionskasse mit festen Renten ein. Die Zuzahlungen können leichter zurückgenommen werden, wenn es den Firmen schlecht geht. Fedex und Motorola haben angekündigt, dass sie ihre Beiträge während der Krise aussetzen.

      In Großbritannien haben inzwischen die meisten Unternehmen ihre Pensionskassen für neue Beschäftigte geschlossen. Außerdem haben sie von festen Auszahlungen auf feste Einzahlungen umgestellt. Experten sagen voraus, dass auch der Verkauf ganzer Pensionskassen an spezialisierte Versicherungsfirmen um sich greifen werde

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/teure…
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      Avatar
      schrieb am 06.02.09 13:45:56
      Beitrag Nr. 596 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.522.075 von Maraho am 05.02.09 19:33:09Dieser Meinung ist George Soros...


      Gastkommentar
      George Soros - Was vor uns liegt

      Nur eine koordinierte Wirtschaftspolitik kann den Absturz der Weltwirtschaft verhindern. Für die USA ist eine längere Phase der Stagflation noch das optimistischste Szenario.


      George Soros ist Chairman von Soros Fund Management. Gerade ist sein Buch "Reflections on the Crash of 2008" erschienen.
      www.project-syndicate.org

      Die Zukunft der Weltwirtschaft hängt in hohem Maße davon ab, ob Präsident Barack Obama ein schlüssiges und wirksames Maßnahmenpaket auf den Weg bringt. Wie die Chinesen, Europäer und andere wichtige Akteure reagieren, wird ebenso wichtig sein. Bei guter internationaler Zusammenarbeit könnte die Weltwirtschaft Ende 2009 anfangen, aus einem tiefen Loch hervorzuklettern. Andernfalls steht uns jedoch eine wesentlich längere Zeit des Chaos und Niedergangs bevor.

      Es ist nicht möglich, das wirtschaftliche Gleichgewicht auf einen Schlag wiederherzustellen. Stattdessen muss die Wirtschaft erst mit Geld vollgepumpt werden; dann, wenn Kredite langsam wieder fließen, muss diese Liquidität fast ebenso schnell wieder aus dem System abgezapft werden. Die zweite Operation wird sowohl politisch als auch technisch schwieriger als die erste.

      Der Versuch, die US-Wirtschaft mit Geld vollzupumpen, wird an zwei Fronten in Schwierigkeiten geraten: beim Wechselkurs und beim Zins. Der Dollar hat sich zuletzt stark erholt, aber der Grund für diese Stärke war nicht ein gestiegenes Verlangen, Dollar zu besitzen. Es war die wachsende Schwierigkeit, welche zu leihen. Europäische und andere internationale Banken hatten viele auf Dollar lautende Vermögenswerte erworben, die sie routinemäßig im Interbankenhandel refinanzierten. Als dieser Markt austrocknete, waren sie gezwungen, Dollar zu kaufen.

      Zugleich mussten Länder der Peripherie viele auf Dollar lautende Anleihen zurückzahlen, als sie diese nicht weiter umschulden konnten. Russland und die osteuropäischen Staaten an der Euro-Peripherie waren zwar viel stärker an den Euro gebunden; doch als der russische Markt zusammenbrach, war der Effekt auf den Dollar derselbe. Denn die russische Zentralbank hatte zu viele Euro gekauft und musste sie verkaufen, um den Rubel zu verteidigen.

      Die Tatsache, dass Deutschland und die EZB das Problem der globalen Wirtschaft ganz anders sehen als der Rest der Welt, wird künftig wahrscheinlich große Schwankungen bei den Wechselkursen hervorrufen und die Erholung behindern.

      Die EZB ist laut Gesetz verpflichtet, sich nur um die Aufrechterhaltung der Preisstabilität zu kümmern, nicht um Vollbeschäftigung. In Deutschland lebt immer noch die Erinnerung an die galoppierende Inflation der Weimarer Republik fort. Beides führt zu Widerstand gegen fiskalische Verantwortungslosigkeit und das unbegrenzte Drucken von Geld.

      Das sollte eigentlich den Euro begünstigen – doch die internen Spannungen Europas arbeiten in die entgegengesetzte Richtung. Es gibt keinen europaweiten Mechanismus zum Schutz des Bankensystems, und alle Länder müssen für sich allein handeln. Das weckt Zweifel, ob sie dazu in der Lage sind. Ist Irland kreditwürdig genug? Kann die EZB griechische Staatsschulden jenseits gewisser Grenzen noch als Sicherheit akzeptieren? Das Fundament des Maastricht-Vertrags wankt. Ganz zu schweigen von den Problemen Großbritanniens und der Schweiz, ihre übermäßig gewachsenen Banken zu schützen.

      Während die nationalen Behörden versuchen, ihre eigenen Banken zu schützen, schaden sie womöglich den Bankensystemen anderer Länder. Österreichs und Italiens Banken etwa sind in Osteuropa stark exponiert; die Royal Bank of Scotland, deren Löwenanteil jetzt der Staat besitzt, wickelt den Großteil ihrer Geschäfte im Ausland ab, während ein großer Anteil der britischen Haushalte durch ausländische Banken finanziert wird. Letztlich werden die verschiedenen nationalen Behörden einander schützen müssen, doch erst eine gemeinsame Bedrohung wird sie dazu zwingen.

      Wer Vermögen hat, wird sich vielleicht zunehmend dem Yen und dem Gold zuwenden, doch könnte er dabei auf den Widerstand der Behörden treffen – im Falle des Yen schneller als bei Gold. Und es wird zu einem Tauziehen zwischen denjenigen kommen, die Sicherheit suchen, und denjenigen, die ihre Reserven einsetzen müssen, um ihre Unternehmen zu retten. Bei all diesen widerstreitenden Kräften können wir uns auf wilde Währungsschwankungen einstellen.

      Der Ausweg aus einer Deflationsfalle besteht darin, zunächst eine Inflation herbeizuführen und diese dann zu reduzieren. Das ist eine knifflige Operation, deren Erfolg alles andere als gesichert ist. Sobald die Wirtschaft in den USA wieder anzieht, werden die Zinsen für Staatsanleihen womöglich in die Höhe schießen; die Zinsstrukturkurve wird wahrscheinlich sogar im Voraus steiler werden. So oder so wird ein Anstieg der Langfristzinsen den Aufschwung wohl abwürgen. Die Aussicht, dass die stark erhöhte Geldmenge zu Inflation führt, wird wahrscheinlich zu einer Periode der Stagflation führen. Das wäre jedoch ein erstklassiges und wünschenswertes Ergebnis, da so wenigstens eine längere Depression verhindert würde.

      Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, sich vorzustellen, dass die US-Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren mit einer Rate von drei Prozent oder mehr wächst. Die USA haben bislang ein chronisches Leistungsbilanzdefizit, das zu seiner Spitzenzeit über sechs Prozent des BIP betrug. Das wird verschwinden, und es wird eine schwere Bürde an Auslandsschulden hinterlassen, die durch die Haushaltsdefizite der nächsten Jahre weiter anschwellen werden.

      Selbst mit einer optimalen Politik wird das Binnenwachstum der USA wahrscheinlich der globalen Wirtschaft hinterherhinken.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-George…
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      schrieb am 06.02.09 13:49:44
      Beitrag Nr. 597 ()
      Keine so gute Nachricht...

      ROUNDUP:
      Produktionsrückgang beschleunigt sich - Deutsche Industrie am Boden

      BERLIN (dpa-AFX) - Der Abwärtstrend bei der deutschen Produktion hat sich im Dezember weiter beschleunigt. Damit bleiben die Vorzeichen für die deutsche Wirtschaft aus Sicht von Ökonomen trotz der jüngsten Hoffnungsschimmer auf eine Stabilisierung weiter düster. Im Vergleich zum Vormonat sank die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Dezember nach Angaben des Wirtschaftsministeriums vom Freitag preis- und saisonbereinigt um 4,6 Prozent. Volkswirte hatten nur einen Rückgang um 2,5 Prozent erwartet. Zudem fiel der Rückgang im Vormonat mit 3,7 (Erstschätzung 3,1) Prozent stärker als zunächst ermittelt aus. Im Jahresvergleich sackte die Produktion um 7,5 Prozent ab, nachdem sie im Vormonat um revidierte 10,6 Prozent (Zunächst: 6,4) eingebrochen war.

      DEUTSCHE INDUSTRIE AM BODEN

      Die deutsche Industrie liegt nach Einschätzung der UniCredit am Boden. Der rapide Produktionsrückgang werde sich im ersten Quartal fortsetzen, erwartet das Bankhaus. Dabei könnte sich der Abschwung im Vergleich zum vierten Quartal 2008 möglicherweise sogar noch beschleunigen. Die Aussichten für die nahe Zukunft seien trotz der jüngst aufgekommenen Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Wirtschaft weiter "sehr düster". Selbst wenn die Produktion Anfang 2009 seitwärts tendiere, dürfte die Produktion im ersten Quartal um mehr als vier Prozent im Quartalsvergleich schrumpfen.

      Auch das Ministerium selbst zeigt sich für die nahe Zukunft wenig zuversichtlich: "Angesichts des anhaltenden starken Rückgangs der Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen ist auch in den kommenden Monaten von einer schwachen Entwicklung der Gesamterzeugung auszugehen." Vor allem die ausgeprägte Schwäche der Industrieproduktion belaste die Gesamtproduktion.

      INDUSTRIE IM FREIEN FALL

      "Die Zahlen lassen überhaupt keinen Zweifel daran, dass sich die deutsche Industrie in der tiefsten Rezession seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland befindet", betonte die Postbank. Die deutsche Industrie befinde sich im freien Fall. Möglicherweise sei der Absturz aber durch Sondereffekte wie die Lage des Weihnachtsfestes begünstigt worden. Dies könnten ungewöhnlich viele Industrieunternehmen wegen der extremen Unsicherheit durch die Wirtschafts- und Finanzkrise zur vorübergehenden kompletten Stilllegung ihrer Betriebe genutzt haben.

      Die Industrieproduktion sank nach Angaben des Ministeriums im Dezember zum Vormonat um 5,3 Prozent. Im Bauhauptgewerbe erhöhte sich die Erzeugung hingegen um 1,4 Prozent. In den Industriebereichen sank die Produktion von Vorleistungsgütern um 8,2 Prozent und die Investitionsgüterproduktion um 4,9 Prozent. Der Ausstoß bei den Konsumgüterproduzenten lag mit einem Anstieg von 0,1 Prozent leicht über dem Niveau des Vormonats.

      ZWEIMONATSVERGLEICH

      Im Zweimonatsvergleich (November/Dezember gegenüber September/Oktober) sank die Produktion um 6,8 Prozent. Die Industrieproduktion sank im Zweimonatsvergleich um 7,3 Prozent und im vierten Quartal insgesamt um 7,5 Prozent. Die Konsumgüterproduktion verringerte sich im Zweimonatsvergleich um 1,5 Prozent. Leicht um 0,5 Prozent gestiegen ist hingegen die Produktion im Bauhauptgewerbe. Zum Vorjahr sank die Gesamtproduktion im Zweimonatsvergleich um 9,3 Prozent. Der Jahresabschluss ist aus Sicht der Commerzbank "miserabel" ausgefallen./jha/js

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldun…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 13:55:13
      Beitrag Nr. 598 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.526.518 von kiska am 06.02.09 12:20:49Hier noch etwas zu dem Thema:


      HÄNGEPARTIE IM KONGRESS
      US-Senatoren wollen Konjunkturpaket zusammenstreichen

      Barack Obama bangt um sein erstes großes Gesetzesprojekt: Sein 900-Milliarden-Dollar-Konjunkturpaket hängt im Kongress fest, immer neue Änderungsanträge verzögern die Abstimmung. Auch Senatoren aus Obamas eigener Partei finden den Plan zu teuer und fordern deutliche Kürzungen.

      Washington - Obama drückt bei seinem milliardenschweren Konjunkturpaket aufs Tempo. Er wolle das Gesetzpaket in der kommenden Woche zur Unterzeichnung auf seinem Schreibtisch haben, erklärte er am Donnerstag. Im Senat aber halten immer noch die Verhandlungen an - am Freitag sollen schon wieder weitere Änderungsanträge beraten werden. Ursprünglich war für diesen Tag eine Abstimmung geplant. Sollte der Plan nicht rasch umgesetzt werden, stehe die Wirtschaft vor einer Katastrophe, sagte Obama.

      Auch in seiner eigenen Partei hat Obama keinen hundertprozentigen Rückhalt. Laut "Washington Post" bemüht sich eine parteiübergreifende Gruppe von Senatoren weiterhin, das Paket um mehr als hundert Milliarden Dollar zu kürzen. Die Senatoren trafen sich mehrfach, um mögliche Einsparungen zu vereinbaren, fanden aber noch keinen Konsens und wollen die Gespräche fortsetzen. Die Republikaner dringen darauf, den Anteil an Steuererleichterungen im Programm zu erhöhen.

      Der Führer der Demokraten im Senat, Harry Reid, begrüßte zwar die überparteilichen Bemühungen um eine Einigung, mahnte aber gleichfalls zur Eile. Reid sagte, er sei bereit, ausnahmsweise eine Sitzung des Senates am Sonntag zusammenrufen, wenn es bis dahin immer noch keine Einigung gibt.

      Zwar verfügen die Demokraten über eine Mehrheit im Senat von 58 zu 41 Sitzen. Es sind jedoch 60 Stimmen nötig, um die Blockade eines Votums über das Konjunkturprogramm zu verhindern. Und trotz aller persönlicher Appelle Obamas ist die Zahl der Republikaner, die sich noch ernsthaft um eine überparteiliche Lösung bemühen, in den vergangenen Tagen sogar gesunken, so die "Washington Post".

      Das Konjunkturprogramm des Senats hat mittlerweile ein Volumen von 920 Milliarden Dollar erreicht. Nach dem Willen Obamas soll es die Rezession aufhalten und drei Millionen neue Stellen schaffen. Obama rief die Senatoren am Donnerstag auf einer Tagung seiner Partei in Williamsburg in Virginia auf, politische Spielereien zu vermeiden. Die Wähler hätten die Republikaner nicht abgewählt, weil sie den Status quo behalten wollten. "Sie haben uns gewählt, damit wir etwas verändern. Wir sind es ihnen schuldig, das auch umzusetzen."

      Selbst nach einer erfolgreichen Abstimmung im Senat wäre das Gesetz noch nicht bereit für die Unterschrift des Präsidenten. Nach dem Votum der kleineren Kongresskammer muss der Entwurf noch in Übereinstimmung mit der bereits verabschiedeten, 819 Milliarden Dollar umfassenden Version des Repräsentantenhauses gebracht werden.

      Es gehe nicht darum, wer das Sagen habe, betonte Obama. "Dies ist kein Wettbewerb, wer an der Macht sei, wer oben und wer unten". Er räumte ein, das Konjunkturprogramm werde "nicht absolut perfekt" sein. "Jeder von uns muss ein paar Opfer bringen", sagte er.

      Er sei für konstruktive Kritik, könne aber die "immergleichen alten und abgenutzten Argumente" nicht mehr hören, sagte er an die Adresse der Republikaner. Die Krise könne nicht durch eine Rückkehr zu einer Politik gemeistert werden, die in den vergangenen acht Jahren die Verschuldung des Landes verdoppelt und die Wirtschaft ins Trudeln gebracht habe. Obama räumte ein, das Konjunkturprogramm werde "nicht absolut perfekt" sein. "Jeder von uns muss ein paar Opfer bringen", sagte er.

      Nach heftiger Kritik aus dem Ausland hatte der Senat am Mittwoch eine protektionistische Passage des Konjunkturpakets entschärft. Eine Streichung der "Buy American"-Klausel lehnten die Senatoren zwar ab, beschlossen aber, dass alle Bestimmungen des Programms in Einklang mit internationalen Handelsvereinbarungen stehen müssen.

      Damit ist die Gefahr des Protektionismus de facto gebannt. In dem Gesetzesentwurf, der bereits im Repräsentantenhaus beschlossen wurde, steht auch nach der Entscheidung des Senats die Forderung, dass für Infrastrukturprojekte nur Eisen und Stahl aus US-Produktion verwendet werden darf.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605901,00.ht…


      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 14:38:12
      Beitrag Nr. 599 ()
      06.02.2009 14:32
      Eilmeldung - US-Jobverluste und Arbeitslosenrate höher als erwartet
      In den USA wurden im Januar 598.000 Stellen abgebaut. Der von Bloomberg erhobene Konsens liegt bei einem Abbau von rund 540.000 Stellen. Die Arbeitslosenrate ist von 7,2 Prozent auf 7,6 Prozent gestiegen. Hier sehen die Prognosen einen Anstieg auf eine Rate von 7,5 Prozent vor.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 15:33:00
      Beitrag Nr. 600 ()
      Wie sieht es eigentlich in den kleinen Firmen aus?

      Hierzu fand ich einen ganz interessanten Beitrag aus einen Forum von heute.

      Wir sind ein kleiner Betrieb in Stuttgart mit 20 Mitarbeitern . arbeiten auch mit Daimler zusammen. Aktueller Stand: Rechnungen von Oktober und Vovember werden nicht bezahlt. Auf Mahnungen wird nicht reagiert. So sieht es aus. Alles andere ist nur schönes Geschwätz.
      Konto bei der Commerzbank seit 8 Monaten ein Überziehungszins von 12,7%. Auf mehrfache Anfrange wieso die Zentralbank die Zinsen senkt und keine Bewegung im Alltag kommt, gibt es nur dumme sprüche von Ratings usw..
      Es sieht sicher viel besser aus als es ist.
      Berger
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 16:17:25
      Beitrag Nr. 601 ()
      Eine Meldung aus der FTD von heute die es in sich hat. Über die Hintergründe kann man spekulieren!:mad:

      Akteneinsicht bei Bafin
      Bayern plant Mauer um Finanzaufsicht
      von Monika Dunkel (Berlin) und Karsten Röbisch (Frankfurt)
      Mitten in der Finanzkrise plant der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), das Informationsfreiheitsgesetz einzuschränken. Danach sollen Bürger bei der BaFin keine Akteneinsicht mehr haben. Der Bundesrat hat schon zugestimmt.


      Künftig sollen Bürger, Anleger, Wissenschaftler und Medien keine Akteneinsicht mehr erstreiten können, wenn es um die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Bundesbank geht. Der Vorstoß würde die Transparenz für Verbraucher so gut wie abschaffen und Politikern und Bankern helfen, Fehler zu vertuschen, glauben Kritiker. "Wir werden gegen das Vorhaben intervenieren", sagte Klaus Nieding von der Anwaltskanzlei Nieding + Barth. Mit dem Gesetz werde versucht, eine schwarze Box zu schaffen, die keiner kontrollieren könne.

      Der Bundesrat hat der Initiative aus Bayern bereits im Dezember zugestimmt. Erst durch Anlegerschützer und Recherchen des ARD-Politikmagazins "Kontraste" sorgt das Vorhaben jetzt für Aufregung. Nach den bayerischen Plänen sollen BaFin und Bundesbank künftig vom Anspruch auf Auskunft und Akteneinsicht ausgenommen werden. Das Informationsgesetz würde damit ad absurdum geführt. Es gilt seit dem 1. Januar 2006 und "gewährt jedem gegenüber Behörden des Bundes einen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen".

      Die mitregierende FDP in Bayern hat den Vorstoß unterstützt. Bei den Liberalen in Berlin regt sich allerdings Widerstand. "Das Vorhaben ist skandalös", sagt Frank Schäffler, für die FDP-Bundestagsfraktion Mitglied des Finanzausschusses. Dort wird die Bundesratsinitiative beraten. Schäffler mutmaßt, dass Betrugsskandale so vertuscht werden sollen. Die Politik habe kein Interesse daran, das Versagen der BaFin transparent zu machen. Er fürchtet nun, dass die Abgeordneten der Großen Koalition die Einschränkung im Bundestag ebenfalls durchwinken
      :mad::mad::mad:
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 16:41:33
      Beitrag Nr. 602 ()
      Dieses Gesetz ist ganz klar das erste des neuen Faschismus auf deutschem Boden. War ja zu erwarten, daß ein solcher installiert wird, wenn den Bonzen wieder mal das Wasser bis zum Hals steht.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:13:37
      Beitrag Nr. 603 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.528.846 von kiska am 06.02.09 16:17:25Guten Abend kiska,

      es fängt an, enger zu werden...
      Alles nur ein Vorspiel!

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:20:12
      Beitrag Nr. 604 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.527.762 von kiska am 06.02.09 14:38:12Obama, wo bist Du?

      Arbeitsmarkt
      US-Unternehmen streichen massenhaft Jobs

      Während Politiker in den USA erbittert um das Konjunkturprogramm ringen, unterstreichen die neuen US-Arbeitsmarktzahlen den Ernst der Lage: Die amerikanischen Unternehmen haben im Januar so viele Stellen gestrichen wie seit 34 Jahren nicht mehr. Insgesamt fielen laut US-Arbeitsministerium 598 000 Jobs weg.


      HB WASHINGTON. Es handelt sich um den stärksten Stellenrückgang seit Dezember 1974. Analysten hatten lediglich einen Rückgang um 525 000 erwartet. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 7,6 Prozent das höchste Niveau seit mehr als 16 Jahren. Im Dezember waren es noch 7,2 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt für Januar mit einer Quote von 7,5 Prozent gerechnet. Damit hinterlässt die Finanz- und Wirtschaftskrise immer deutlichere Spuren am amerikanischen Arbeitsmarkt.

      Die meisten Stellen fielen in der Industrie weg. Hier wurden 207 000 Jobs gestrichen. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt Ende 1982.

      Darüber hinaus wurde der Beschäftigungsrückgang in den beiden Vormonaten Dezember und November um rund 66 000 Stellen größer als bislang ausgewiesen. Damit wurden in den vergangenen drei Monaten über 1,7 Millionen Stellen abgebaut.

      Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist entscheidend für die Konsumausgaben, die wiederum rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA ausmachen.

      Die US-Stundenlöhne sind im Januar indes etwas stärker als erwartet gestiegen. Sie seien um 0,3 Prozent auf 18,46 US-Dollar je Stunde geklettert, teilte das US-Arbeitsministerium mit. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit habe auf dem Vormonatswert von 33,3 Stunden verharrt.

      Eine Besserung der Lage am US-Arbeitsmarkt ist laut Experten auch in den kommenden Monaten nicht in Sicht. Eine Trendwende sei nicht vor dem dritten Quartal 2009 zu erwarten, hieß es bei der die Landesbank Hessen-Thüringen. Der Arbeitsmarkt sei in einer sehr schwachen Phase, die auch in den kommenden Monaten anhalten dürfte. Auch die Commerzbank geht davon aus, dass der Beschäftigungsabbau in den USA in den nächsten Monaten anhalten wird. Erst im kommenden Jahr sei mit einer Stabilisierung zu rechnen. „Das neue Jahr startet so wie das alte endete: Mit einem weiteren furchtbaren Arbeitsmarktbericht“, heißt es bei der Unicredit. Die Analysten werden die aktuellen Daten als Zeichen dafür, wie hart der US-Markt von der Finanz- und Wirtschaftskrise erfasst wurde.

      „Die seit über einem Jahr andauernde Rezession hat deutliche Spuren in nahezu allen Sektoren hinterlassen“, schreibt Bastian Hepperle, Volkswirt der WestLB in seinem aktuellen US-Konjunkturbericht. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibe auch auf Sicht der nächsten Monate angespannt. Darauf deuteten die entsprechenden Teilkomponenten in wichtigen Geschäftsklimaindizes sowie die hohe Antragszahl auf Arbeitslosenhilfe hin. Außerdem hätten viele Unternehmen weitere Stellenstreichungen angekündigt. Hepperle geht davon aus, dass die Arbeitslosenrate im Verlauf dieses Jahres rasch auf über acht Prozent steigen wird. Die Arbeitsplatzunsicherheit und die sich verschlechternde Einkommenssituation der privaten Haushalte dürften zu einer weiteren Zunahme des Sparens beitragen. „Spielraum für eine Ausweitung der Konsumausgaben bleibt somit nicht“, meint der WestLB-Volkswirt.

      Bernd Weidensteiner, Volkswirt der Commerzbankr ist sogar noch pessimistischer. Er schätzt, dass die Arbeitslosenquote mittelfristig über zehn Prozent steigen könnte. „Es gibt wenig Hoffnung, dass der private Verbrauch – der wichtigste Wachstumstreiber in guten Zeiten – bald deutlich ansteigen wird“, meint Weidensteiner.

      Die Bekanntgabe der neuen Arbeitsmarktzahlen kam inmitten eines erbitterten Ringens im US-Kongress um ein massives Konjunkturprogramm in Höhe von möglicherweise gut 900 Milliarden Dollar. Präsident Barack Obama dringt auf eine Verabschiedung bis Ende kommender Woche und hat vor „katastrophalen“ Folgen auch für den Arbeitsmarkt gewarnt, wenn nicht rasch und massiv gehandelt werde.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:26:53
      Beitrag Nr. 605 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.527.287 von Maraho am 06.02.09 13:49:44Ergänzend:

      Schwache Weltkonjunktur
      Deutsche Produktion stürzt ab

      Leere Auftragsbücher, Kurzarbeit und verlängerte Werksferien: All das hat die Erwartungen für die Produktion in Deutschland schon massiv gedrückt. Doch die tatsächlichen Daten sind noch viel schlimmer. Experten rechnen mit „hässlichen Zahlen“ beim Bruttoinlandsprodukt.

      Industrie-, Bau- und Energieunternehmen stellten 4,6 Prozent weniger her als im Vormonat, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik 1991 und bereits der vierte in Folge. Er fiel fast doppelt so stark aus wie von Analysten erwartet. Besonders Autobauer und ihre Zulieferer waren wegen der weltweiten Absatzkrise auf die Produktionsbremse getreten, hatten Kurzarbeit eingeführt und die Weihnachtsferien verlängert.

      Angesichts der Misere in der Industrie erwartet die Bundesregierung für das zurückliegende vierte Quartal den schwersten Konjunktureinbruch seit der Wiedervereinigung. Das Bruttoinlandsprodukt sei um etwa 1,75 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Regierungskreisen. "Es können auch zwei Prozent werden", hieß es. Analysten rechnen im Schnitt mit minus 1,8 Prozent. Den bislang stärksten Konjunktureinbruch gab es Anfang 1993 mit minus 1,2 Prozent.

      Eine erste Schätzung veröffentlicht das Statistische Bundesamt am kommenden Freitag. "Wir rechnen mit sehr hässlichen Zahlen", sagte UniCredit-Ökonom Alexander Koch. Wegen der starken Abwärtsdynamik könne das laufende erste Quartal sogar noch schlechter ausfallen.

      Das Ministerium sprach von einer "ausgeprägten Schwäche" der Industrie. Angesichts der stark sinkenden Nachfrage sei noch keine Trendwende in Sicht. Der exportabhängigen Industrie brechen die Aufträge wegen der weltweiten Wirtschaftskrise in Rekordtempo weg: Im Dezember sanken sie um 27,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung.

      Für Januar sieht es ähnlich schlecht aus: Audi meldete ein Absatzminus von 28,6 Prozent, BMW verkaufte fast ein Viertel weniger Autos, die Stahlproduktion brach mit 35,6 Prozent so stark ein wie noch nie seit 1990. "Die Zahlen lassen überhaupt keinen Zweifel daran, dass sich die Industrie in der tiefsten Rezession seit Bestehen der Bundesrepublik befindet", sagte Postbank-Experte Heinrich Bayer.

      Die Industrie drosselte ihre Produktion am Jahresende um 5,3 Prozent. Allerdings ergibt sich in den einzelnen Sparten ein differenziertes Bild. Die Hersteller von Vorleistungsgütern wie Verpackungen und Chemiefasern verzeichneten mit 8,2 Prozent das größte Minus, gefolgt von den Produzenten von Autos, Maschinen und anderen Investitionsgütern mit minus 4,9 Prozent. Dagegen kamen die Konsumgüterhersteller auf ein Plus von 0,1 Prozent. Auch das Bauhauptgewerbe steigerte seinen Ausstoß dank des vergleichsweise milden Dezember-Wetters um 1,4 Prozent. Die Energiewirtschaft fuhr ihre Leistung um 1,0 Prozent herunter.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Schwache-Weltkonj…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:29:58
      Beitrag Nr. 606 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.790 von AHEO am 06.02.09 10:59:06Du Weltuntergangsöconom hast in der Aufschwungphase schon dumm rumgesabbert. Daß es mal wieder abwärts gehen würde, ist doch wohl jedem klar. Du bist ein Typ der immer der Meinung ist, es geht abwärts. Sowas nennt man depressiv. Solche Menschen können nicht positiv denken, was im Augenblick leider auch schwerfällt, aber es geht auch wieder aufwärts. Aber von solchen Untergangspropheten will ich mich lieber nicht belehren lassen, die sollen Ihresgleichen belehren, basta.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:33:30
      Beitrag Nr. 607 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.874 von AHEO am 06.02.09 11:09:42"Ich hab dir vor ca.2-3 Monaten gepostet,dass die Autoproduktion weltweit bis 2012 nur noch halb so hoch sein wird wie in den Boomjahren 2007.


      Und? Ich poste seit einem halben Jahr schon, daß es abwärts gehen wird wegen de Finanz- und Wirtschaftskrise. Man muß halt die Tatsachen wahrnehmen wie sie sind, und nicht nur seine eigene Gedanken als wahr ansehen.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:37:44
      Beitrag Nr. 608 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.525.874 von AHEO am 06.02.09 11:09:42 "hoch sein wird wie in den Boomjahren 2007."

      Im Nachhinein Boomjahr? Während der Zeit zeig mir mal wo du was Boomjahren geschrieben hast. Immer war alles mies.
      Daß es jetzt schlecht ist gebe ich ja zu.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:44:57
      Beitrag Nr. 609 ()
      Sein Ruf soll erhört werden...
      Eine Meinung kann sich jeder selbst bilden.


      Zwischenruf eines Privatbankiers

      Populäre Irrtümer zur Finanzkrise
      Alexander Mettenheimer (Merck Finck & Co)

      Steuert die Wirtschaft tiefer in die Krise oder sind erste Leuchtfeuer zu sehen? Privatbankier Alexander Mettenheimer, Sprecher der Geschäftsführung von Merck Finck & Co., räumt in seinem Gastkommentar mit fünf verbreiteten Fehleinschätzungen auf.

      Führt eine Einkaufstour an der Börse in diesen Tagen zum großen Reibach? Oder bekommen wir bald wieder Buttermarken? Zukunftsprognosen für die Finanzwirtschaft deuten in verschiedene Richtungen – haben die Experten alle keine Ahnung? Der kleine Dampfer „Economy“ kämpft sich durch dichten Nebel, Leuchtfeuer und Irrlichter sind kaum zu unterscheiden. Tatsächlich weiß kaum einer, wohin die Weltwirtschaft steuert. Erster Schritt zur Besserung: Aufräumen mit Irrtümern – fünf Fehleinschätzungen

      Die gute Nachricht vorweg: Auch 2009 wird die Welt nicht untergehen. Im Gegenteil: Viele Anleger werden in diesem Jahr erneut Gewinne machen. Jedoch, die Meinung hat sich inzwischen durchgesetzt, dabei wird es sich um eine wesentlich dünnere Rahmschicht handeln, bei einem großen See saurer Milch. Ein gigantischer Geldbetrag, so eine weit verbreitete Einschätzung, wurde ja zwischenzeitlich „vernichtet“ – am Ende der Nahrungskette stehe der kleine Mann, der die Zeche mit seinem Steuergroschen zahle.

      1. Fehleinschätzung: Die Geldvernichtung schlägt zu

      Viele Lehrmeinungen mussten in den vergangenen Monaten korrigiert werden – etwa, dass eine Bank nicht „bankrott“ gehen kann – oder „banca rotta“, wie es ursprünglich hieß: Die Eigenschaften einer „zerbrochenen Bank“ offenbaren sich derzeit ja auch durch die so genannten „Toxic Assets“. Falsch ist aber auch, dass in den letzten Monaten vierstellige Milliardenbeträge angeblich schlicht „vernichtet“ worden seien. Tatsächlich gingen Unsummen an die Verkäufer einst gefragter Immobilien, für die aufgrund eines Überangebots irgendwann kein Markt mehr bestand. Banken müssen die Kredite, die sie dafür vergeben haben, nun massenweise abschreiben. Die Immobilienverkäufer haben die Beträge, wie es so schön heißt, längst verkonsumiert. Ein Teil wird dennoch zurückgezahlt werden: Das Geld der Banken und der jetzigen Investoren hat sich nicht in Luft aufgelöst, sondern den entgegen gesetzten Aggregatszustand angenommen, so dass es sich auf unbestimmte Zeit nur schwer verflüssigen lässt.

      2. Fehleinschätzung: Die Schuldigen sind bekannt

      Es hat sich längst eingebürgert, für die weltweiten Subprime-Turbulenzen die Finanzelite verantwortlich zu machen. Einen wesentlichen Anteil haben aber auch jene Rating-Agenturen, die Banken nun für ihre „Giftpapiere“ abstrafen: Sie haben den jahrelangen Etikettenschwindel bei der Kreditverbriefung bereitwillig unterstützt. Die Niedrigzinspolitik der US-Notenbank schließlich war Wegbereiter für die massenhafte Überschuldung der Immobilienkäufer. Wer diese Politik geißelt, setzt sich freilich schnell dem Vorwurf der Missgunst gegenüber niedrigen Einkommensschichten aus.

      Doch auch die Reaktionen der Politik auf wirtschaftliche Verwerfungen sind unzureichend – und das aus Tradition: Eine immer höhere Neuverschuldung zum kreditfinanzierten Brandlöschen hat sich auch in Deutschland längst etabliert und wird auch vom Wähler noch klaglos hingenommen. Das skandalträchtige Verhalten in einer drastischen Zahl: Experten schätzen die implizite Staatsverschuldung – inklusive Pensionslasten und anderer Leistungsversprechen – für 2007 auf 360 Prozent des BIP. Vergessen scheinen die Worte des ansonsten gerne zitierten Adam Smith: Die Verschuldungspolitik der öffentlichen Haushalte habe „nach und nach jeden Staat geschwächt, der sich ihrer bedient hat“.

      3. Fehleinschätzung: Der Sozialismus steht bevor

      Dennoch ist unstrittig, dass eine Regierung handeln muss, wenn ein Kollaps bevorsteht; notfalls eben auch mittels massiver Neuverschuldung. Hier greift das gängige Klischee zu kurz, Gewinne würden individualisiert, Verluste sozialisiert. Die Rettungsaktionen von Bundesregierung und internationaler Staatengemeinschaft haben ja gerade den Zweck, bei unzähligen Zulieferern der Schlüsselindustrien Arbeitsplätze zu sichern – und eben nicht in den Vorstandsetagen der Banken. Als Alternative blieben nur Zahlungen der Arbeitslosenversicherung.

      Ein Abgleiten in den Populismus droht besonders deutlich, wenn die Verstaatlichung einer Bank im Gespräch ist. Laut war daher das Geschrei, ein Gesetz zur „Zwangsenteignung“ von Banken wie der Hypo Real Estate (HRE) werde uns mehr oder weniger direkt in die Planwirtschaft führen. Keine Frage, aus ordnungspolitischer Sicht ein Fiasko. Doch wenn ein Zusammenbruch droht, sollten übergeordnete volkswirtschaftliche Interessen Vorrang haben. Dies mag als letztes Mittel auch eine Verstaatlichung sein, solange die Wettbewerbsneutralität gewahrt bleibt. Wer trotz öffentlicher Polemik ein wenig nüchtern bleibt, stellt dabei fest, dass die HRE ab dem Empfang massiver Staatsgarantien ohnehin nicht mehr autark operiert hat. Bei den meisten anderen Instituten aber stehen Enteignungen nicht zur Debatte: Bei einer einfachen Kapitalerhöhung wird der Staat lediglich Aktionär, allenfalls Mehrheitsaktionär, mit allen Rechten und Pflichten.

      4. Fehleinschätzung: Die Depression ist programmiert

      Aus Börsensicht sieht vieles anders aus als in der realen Wirtschaft. Überhaupt bekommt die klassische Zweiteilung der Volkswirtschaftslehre in Finanz- und Realwirtschaft zunehmend surreale Züge. Ursprünglich bezeichnet Realwirtschaft den Teil der Gesamtwirtschaft, der reale Güter produziert. Manch einer versteht darunter bereits das Wirtschaften mit realen Werten, statt mit vermeintlich virtuellen Geldwerten, die nur noch in der Phantasie von Börsianern zu bestehen scheinen.

      Tatsächlich besteht eine enge Beziehung beider Welten. Deshalb versuchte und hoffte man, ein Übergreifen der Krise auf die Realwirtschaft zu verhindern. Dies ist jedoch längst geschehen. So grausam dies klingt: Ganz gleich, ob Real- oder Finanzwirtschaft – beide beschäftigen Menschen und werden sich „gesundschrumpfen“ müssen. Das kann unangenehme Verluste bedeuten. Falsch wäre es jedoch, nun gleich den Weltuntergang zu wittern.

      Wie ist die Sachlage? Das Damoklesschwert der „toxischen Assets“ schwebt noch immer über der Bankenlandschaft. Kein Fachmann kann genau beziffern, wie viele Papiere das sind und was genau dazu zählt. Auch nicht, ob sie noch über- oder schon unterbewertet sind. Dennoch haben die Banken, allen voran die Deutsche Bank, diese Bestände 2008 in erheblichem Umfang reduziert. An die Stelle der alten Probleme treten unterdessen neue: 2009 sind nicht mehr nur die Banken betroffen; die Risikovorsorge der Kredit gewährenden Banken wird also steigen. Gleichzeitig sinken die Erträge, da immer weniger Anleger zu Investitionen bereit sind.

      Mut zur Hoffnung machen die staatlichen Konjunkturprogramme, die in den gängigen Katastrophenszenarien kaum berücksichtigt werden. Mit den Bestrebungen der US-Notenbank lässt sich so für die zweite Jahreshälfte eine konjunkturelle Erholung erhoffen. Unterdessen entwickeln sich ausgerechnet die Schwellenländer zum Motor der Weltwirtschaft. Trotz starker Einbußen geht es in China beispielsweise mit einem Wachstum von fünf Prozent noch immer aufwärts. Auch in Europa gehen das Kreditvolumen und das Geldmengenwachstum deutlich zurück – obwohl die Geldmenge immer noch über dem Korridor liegt. Hier zeigen die über lange Zeit restriktive Politik der EZB und die neuerdings den Verwerfungen angepasste Kreditvergabe der Banken erste Wirkung. Zudem hat sich der Euro von seinem historischen Höchststand gegenüber dem US-Dollar im Sommer 2008 verabschiedet, was der europäischen Exportindustrie weitere Impulse geben dürfte.

      5. Fehleinschätzung: Die Sachwerte retten das Vermögen

      Über allem Abwägen von Gefahren und Lichtblicken werden die Berater von Merck Finck & Co von ihren Kunden immer wieder nach der sinnvollsten Verhaltensweise gefragt. Wie immer in solchen Situationen wird im Markt gerne zu den angeblich krisensicheren „Sachwerten“ geraten, wie Immobilien und Gold bzw. Rohstoffe. Als Privatbankiers empfehlen wir dem Anleger zunächst, zu entscheiden, wie viel „gefühlte Sicherheit“ ihm wichtig ist – auch zu Lasten möglicher Renditen. In Zeiten der Deflation, solange also Sachwerte im Wert fallen, ist dies die falsche Politik. Nimmt jedoch die Inflation überhand, sicher eine richtige Entscheidung.

      Die Goldbarren im Schließfach sind derzeit also bestenfalls ein Edel-Sparstrumpf. Dabei lassen sich nach wie vor Renditen an den Kapitalmärkten erzielen. So wird es zunehmend Investitionsmöglichkeiten in Megatrends wie Globalisierung und Wachstum in den Schwellenländern geben. Doch wofür auch immer ein Anleger sich entscheidet – stets sollte ein Portfolio der jeweiligen Situation und den finanziellen Zielen des Anlegers entsprechen, was leider erschreckend oft nicht der Fall ist. Kurzum: Die Geldanlage sollte ausgewogen sein – wie eben auch die Meinungsbildung in stürmischen Zeiten.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/populaere-irrtuemer-zur-fina…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 18:59:32
      Beitrag Nr. 610 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.530.444 von Maraho am 06.02.09 18:44:57...und noch eine Meinung!
      Wie in Babylon!


      Gold statt Dollar

      Dollar als weltweiter Standard in Gefahr
      Matthias Kamp (Peking), Frank Doll

      Christopher Wood, Chefstratege der asiatischen Investmentgruppe CLSA, über Wege aus der Bankenkrise und das drohende Ende der US-Währung.

      WirtschaftsWoche: Mister Wood, die Lage der Weltwirtschaft wird immer bedrohlicher. Wann wird es besser?

      Wood: Falls es 2009 überhaupt gute Nachrichten zur Weltwirtschaft geben wird, werden diese aus China kommen. Die chinesische Exportwirtschaft hat einen schweren Schock erlitten. Die Frage ist nun, ob es die Chinesen schaffen, ihre Inlandsnachfrage in Schwung zu bringen. Das könnte mithilfe des massiven Konjunkturpakets, das die Chinesen im November angekündigt haben, gelingen.

      Regierungen und Zentralbanken haben Konjunkturpakete geschnürt, Rettungsaktionen für die Banken angeschoben und massiv die Zinsen gesenkt. War das die bisher richtige Reaktion?

      Was Regierungen und Zentralbanken bisher gemacht haben, waren nicht mehr als Ad-hoc-Maßnahmen, jedes Mal verbunden mit der Hoffnung, dass es schon irgendwie funktionieren wird. Das ist unmoralisch und ökonomischer Irrsinn. Unmoralisch, weil die Regierungen Steuergelder in die Banken pumpen, der Steuerzahler aber nichts zu sagen hat. Die Citigroup etwa erhielt eine Finanzspritze, deren Volumen größer war als die Marktkapitalisierung der Bank. Der Staat bekam dafür aber nur einen Anteil von zehn Prozent an der Bank. Hinzu kommt, dass die derzeitige Praxis, bei der Regierungen für alles Mögliche bürgen und garantieren, zu Interessenkonflikten und unbeabsichtigten Konsequenzen führt. Beispielsweise werden gesündere Banken bestraft. Bei einem freien Spiel der Marktkräfte würden die gesunden Banken, in Asien wären das etwa HSBC oder Standard Chartered, auf einmal alle Einlagen bekommen und könnten verstärkt Kredite vergeben. Das passiert aber nicht.

      Was muss geschehen?

      Grundsätzlich glaube ich, dass die Ursache dieser Krise ist, dass westliche Regierungen in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, es nicht zugelassen haben, dass Finanzinstitutionen auch mal untergehen. Es herrschte landauf, landab die Auffassung, es sei zu gefährlich, Banken pleitegehen zu lassen. Das Ergebnis war, dass es keine Disziplin im Finanzsektor mehr gab. Im Kapitalismus muss es aber die Bedrohung des Untergangs geben, sonst funktioniert der Kapitalismus nicht. Das Ergebnis wird nun eine massive Regulierung sein, die dem Bankensystem die Dynamik nehmen wird, das Wachstum einbremst, aber eben auch die Risiken begrenzt.

      Der Untergang einer Großbank würde vermutlich eine gewaltige Panik auslösen.

      Keine Regierung wird mehr eine Bank vor die Wand fahren lassen. Aber es gibt einen Mittelweg zwischen einer Pleite und einem rettenden Bailout – das schwedische Modell. Während seiner nationalen Bankenkrise Anfang der Neunzigerjahre verstaatlichte Schweden insolvente Privatbanken, die schlechten Vermögenswerte wurden in eine große Bank, eine sogenannte Bad Bank, ausgelagert. Diese wurde von der Regierung gesteuert. Die Regierung entschied dann, über welchen Zeitraum die schlechten Vermögenswerte verkauft wurden. Später wurde die Bank schrittweise reprivatisiert. In Schweden hat das Ganze fünf Jahre gedauert. Ich bin mir sicher, dass die Börsen in einem ähnlichen Modell heute die konsequente Verstaatlichung überschuldeter Banken, vor allem in den USA und in Großbritannien, mit großer Erleichterung aufnehmen würden.

      Könnte am Ende das ganze amerikanische Bankensystem verstaatlicht werden?

      Nein, das glaube ich nicht. Es gibt in den USA zahllose regionale Banken, die in besserer Verfassung sind. Aber in Großbritannien könnte es passieren, dass alle Großbanken am Ende verstaatlicht sind.

      Wird die Krise zu mehr Protektionismus führen?

      Das glaube ich nicht, denn die neue US-Regierung, so scheint es zumindest, will keine stärkere Abschottung. Wenn allerdings Peking im Laufe des Jahres seine Währung deutlich abwerten sollte, nimmt das Risiko des Protektionismus stark zu.

      Wo sollten Anleger jetzt investieren?

      Wer ein bisschen risikobereit ist und mit Sicht auf etwa fünf Jahre investieren will, sollte asiatische Aktien kaufen – aber nur, wenn er das Geld in diesem Jahr nicht unbedingt braucht. Anderenfalls sollte er auf keinen Fall Aktien kaufen. Wer kein großes Risiko eingehen will, sollte Anleihen etablierter, gesunder Unternehmen kaufen. Außerdem sollte jeder Gold im Portfolio haben, einfach als Versicherung gegen das unverantwortliche Vorgehen der Regierungen.

      Wie wird sich der Goldpreis entwickeln?

      Das Risiko ist groß, dass die US-Regierung weiter unverantwortlich handeln, für alles mögliche bürgen und alles garantieren wird. Dann aber bekommen es ausländische Geldgeber irgendwann mit der Angst zu tun und leihen Amerika kein Geld mehr, was zum Ende des Dollar als Reservewährung der Welt führen könnte. Die Zeiten, in denen Asien den amerikanischen Konsum finanziert, sind unwiederbringlich vorbei. Das Ende des Dollar als weltweiter Standard wird zu einem rasch steigenden Goldpreis führen, der schon Ende 2010 bei 3500 Dollar je Unze liegen könnte.

      Löst Gold den Dollar als Reservewährung ab?

      Ja, das glaube ich. Die Disziplin im US-Finanzsektor ging den Bach runter, seit Richard Nixon 1971 den Gold-Dollar-Standard gebrochen hat. Es ist ein Wunder, dass es nicht schon viel früher geknallt hat. Der einzige Grund dafür, dass das nicht passiert ist, war dieses informelle Abkommen zwischen Amerika und Asien: Asien leiht Amerika Geld, damit die Amerikaner einkaufen gehen können. Aber die Tatsache, dass die Sparquote in den USA jetzt steigt, zeigt dass dieses informelle Abkommen nicht mehr gilt. Darum ist China nun gezwungen, seine Binnenwirtschaft in Schwung zu bringen. Das ultimative Opfer dieser Krise, da bin ich mir sicher, wird der weltweite Dollar-Standard sein.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/dollar-als-weltweiter-stand…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 19:30:49
      Beitrag Nr. 611 ()
      Um das Bild abzurunden...

      Ich habe mir die Mühe gemacht, diesen langen Artikel "Leserfreundlich" zusammenzubauen.
      Wer mag, kann es sich so bequem ausdrucken.


      Finanzkrise und die Folgen

      Was droht in einer Weltwirtschaftskrise?

      Mark Böschen, Frank Doll, Martin Gerth, Anke Henrich, Stephanie Heise, Niklas Hoyer, Elke Pickartz, Anton Riedl, Christof Schürmann

      Das Undenkbare denken: Was wäre, wenn das Finanzdesaster doch noch zur Weltwirtschaftskrise wird, vergleichbar mit den schweren Krisen des 20. Jahrhunderts? Welche Anlagen haben Bestand, welche werden untergehen? Eine Analyse der Vergangenheit – und ein Ausblick auf ein mögliches Szenario.

      „Banken können nicht pleitegehen“, „Wenn die eine Anlageklasse fällt, steigt dafür die andere“, „Tagesgeld ist bestenfalls als Parkstation akzeptabel“, „Europäische Staatsanleihen sind sicher“ – das sind lauter Weisheiten, die die Finanzkrise auf den Friedhof der Wirtschaftsgeschichte befördert hat. Allen Börsen-Zwischenerholungen zum Trotz: Das angebliche Licht am Ende des Finanzkrisen-Tunnels erweist sich immer wieder als die Leuchte des entgegenkommenden Zuges.

      In nie gekannter Geschwindigkeit eskalieren die Ereignisse an den globalen Finanzplätzen, die Realwirtschaft ist längst infiziert, die Kreditklemme nachweisbar. Inzwischen quält nicht nur ältere Menschen die Frage: Wie war das noch 1923 mit der Hyperinflation, mit der Weltwirtschaftskrise 1929, der Währungsreform 1948?

      Trauen wir uns doch, weiterzudenken.

      Die WirtschaftsWoche hat mit Experten ein Szenario auf Basis bereits bekannter Fakten entwickelt, das in eine globale Depression mündet. Unter dieser Annahme: Was sind Aktien, Anleihen, Versicherungen, Immobilien und Spareinlagen dann noch wert? Und kann man aus den Krisen der Vergangenheit für die Zukunft lernen?

      Der Ist-Zustand. Er allein reicht schon, auch gelassene Naturen bange zu machen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Weltwirtschaft „in der schärfsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg“ und erwartet allein bei von amerikanischen Banken vergebenen Krediten Abschreibungen von 2200 Milliarden Dollar. „Trotz weitreichender Maßnahmen der Politik bleiben akute Verspannungen an den Finanzmärkten, die der Realwirtschaft zusetzen“, kauderwelschten vergangene Woche die IWF-Volkswirte.

      Deflation: Preisrutsch auf breiter Front

      Was gemeint ist: Anleihe- und andere Märkte stehen in einer Schockstarre, weil kein Handel mehr stattfindet (etwa bei Pfandbriefen); bei Unternehmen brechen die Umsätze in seit Generationen nicht mehr gekannter Geschwindigkeit zusammen. Täglich kündigen weltweit Konzerne ihren Mitarbeitern.

      Caterpillar will 20.000 Menschen auf die Straße setzen, SAP 3000, Philips 6000, bei der Commerz/Dresdner Bank werden wohl 9000 ihren Job verlieren. Der Ölpreis sackt ab, die für Deutschland lebenswichtigen Automobilhersteller liefern sich Rabattschlachten. Der IWF warnt vor den Risiken eines Preisrutschs auf breiter Front, einer Deflation also.

      Weil Regierungen dies um alles in der Welt vermeiden wollen, pumpen sie Milliarde um Milliarde in die Finanzmärkte – und treiben so die Staatsverschuldung: 51.000 Milliarden Dollar haben allein die USA an Schulden aufgehäuft; nicht eingerechnet die 8500 Milliarden neuer Garantien und Wirtschaftshilfen. US-Staatsanleihen im Wert von bis zu 2500 Milliarden Dollar werden allein in diesem Jahr in den Markt gedrückt. In Europa kommen 2009 neue Staatspapiere im Gegenwert von 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Euro-Länder neu auf den Markt – weil alte Anleihen auslaufen und weil die Staaten mehr Geld brauchen.

      Die Blaupause für das, was den größeren Wirtschaftsnationen noch droht – enorme Preissteigerungen nach Wirtschaftsdepression und unvorstellbaren Schulden – könnte Island liefern. Wie heißes Wasser aus dem Inselgeysir Strokkur schießt dort, trotz eines dramatischen Wirtschaftseinbruchs, inzwischen die Inflation in die Höhe. Zuletzt lag sie bei zehn Prozent.

      Investieren macht keinen Spaß mehr: Aktionärsvermögen von 30.000 Milliarden Dollar hat sich in Luft aufgelöst; in Deutschland sinkt die Zahl der Aktionäre rapide; Milliarden liegen in Festgeldern.

      Das Worst-Case-Szenario

      Man muss gar nicht fantasiebegabt sein, um rabenschwarze Jahre vor sich zu sehen. Das Worst-Case-Szenario spielt den Extremfall einer tiefen „Dreifachkrise“ von Finanzwirtschaft, Realwirtschaft und westlichem Wirtschaftssystem durch. Eine solch massive Depression gilt in den offiziellen Verlautbarungen noch als unrealistisch. Doch den Beruhigungspillen sollte niemand mehr trauen, Bank- und Staatsvertretern lagen in der Krise schon oft daneben. Nach all den Irrungen der letzten zwei Jahre sollten sich Investoren mit dem „Worst Case“ vertraut machen.

      Entstehung der Depression

      Dieser schlimmste Fall sähe grob gezeichnet in etwa wie folgt aus:

      Angenommen wird, dass die Weltwirtschaft über drei bis fünf Jahre schrumpft, teils mit zweistelligen Raten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP), mit einer Exportquote von 50 Prozent stark vom Welthandel abhängig, fällt bis 2013 um insgesamt 15 Prozent. Die Realwirtschaft hat schwerste Finanzierungsprobleme (Kreditklemme) und setzt so eine Negativspirale in Gang: Unternehmenspleiten steigen drastisch und ziehen Massenarbeitslosigkeit nach sich. Der Konsum bricht ein, weitere Pleiten folgen. In Deutschland steigt die Arbeitslosenzahl binnen fünf Jahren von derzeit 3,5 auf rund acht Millionen.

      Die Bundesregierung muss explodierende Sozialausgaben finanzieren und Konjunkturpakete stemmen. Zudem belasten die Verstaatlichung vieler Banken und die hohe Nachfrage nach staatlichen Krediten das Budget. Da Steuererhöhungen in einem solchen Szenario kontraproduktiv sind, entscheidet sich die Regierung für eine massive Neuverschuldung, die weit über die derzeitigen Volumina hinausgeht. Das Haushaltsdefizit dürfte sich unter diesen Vorzeichen auf acht Prozent des BIPs mehr als verdoppeln.

      Die stark schrumpfende Wirtschaft löst zunächst Deflation aus, lässt also die Preise mächtig purzeln. Politik und Notenbanken aber haben nach kurzer Zeit kaum noch Handlungsspielraum. Die Wirkung der Konjunkturprogramme bleibt schwach. Die Zentralbank rutscht in eine Liquiditätsfalle: Die Banken reagieren nicht mehr auf Zinssenkungen und massive Liquiditätsspritzen, sondern horten ihr Geld, statt es als Kredit an die Realwirtschaft zu geben.

      Die Lehren der Vergangenheit

      Die Europäische Währungsunion gerät unter massiven Druck. Staaten und Unternehmen können nur über eine Entwertung der Währungen ihre massive Verschuldung los werden. Und dafür ist Inflation die wichtigste Voraussetzung. Die Notenbanken kaufen – wie dieser Tage schon die Fed – Staatspapiere auf, drucken also faktisch Geld.

      „Geld zu drucken, wie es die Notenbanken zurzeit tun, und massive Konjunkturprogramme aufzulegen, sind leider ohne Alternative; freilich werden wir das in Form von Geldentwertung bezahlen“, sagt Joachim Paul Schäfer, Partner beim ältesten deutschen unabhängigen Vermögensverwalter PSM in München.

      Erst mit hohen Preissteigerungen verflüchtigen sich die Altschulden, am Ende kippt die Währung, Gläubiger wie Anleger, die Staats- oder Unternehmensanleihen halten, sind dann die Gelackmeierten. „Gewinner von Währungsreformen sind eben die, die Schulden haben“, so Martin Hüfner, Volkswirt und Berater des HypoVereinsbank-Vorstands. Die mittelfristig hohe Inflation setzt den Euro unter Druck und lässt die Europäische Zentralbank massiv an Glaubwürdigkeit verlieren. Einzelne Staaten treten aus der Euro-Zone aus.

      Wer an dieser Stelle schluckt, ist nicht allein. Angesichts einer derart massiven Krise lohnt sich ein Blick zurück auf die großen Wirtschaftskatastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

      Gleich drei Mal erlebten die Deutschen im vergangenen Jahrhundert tiefe Einschnitte in ihr Vermögen – weit schlimmere als etwa die Ölkrisen der Siebzigerjahre oder das Platzen der Technoblase nach der Jahrtausendwende. Untrennbar sind diese Brüche mit politischen Ereignissen verbunden. Das gilt vor allem für die beiden Währungsschnitte 1923 und 1948, mit denen die Deutschen die finanzielle Rechnung für den Ersten und den Zweiten Weltkrieg bezahlen mussten. Für Anleger und Sparer waren die Verluste hier noch weitaus größer als in der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932.

      Spareinlagen und Anleihen im Krisenfall

      Welche Vermögensanlagen aber sind am besten durch die Jahrhundertkrisen gekommen? Im folgenden eine Analyse der beliebtesten Investments der Deutschen.

      Spareinlagen. Mit ihnen sind Anleger mehrfach schlecht gefahren. In der Hyperinflation 1923 und bei der Nachkriegs-Währungsreform 1948 schmolz das Ersparte der Deutschen jeweils auf einen Bruchteil zusammen.

      Krisen-Fazit für Spareinlagen: In Extremsituationen droht Totalverlust. Kurzfristig dürfte die Deflation einen Werterhalt garantieren, aber nur so lange, wie die Staaten zahlungsfähig bleiben. Mittelfristig kann die Inflation jedoch die Spar-Renditen weiter schmälern – und bei galoppierender Inflation droht Total-Entwertung.

      Anleihen. Um den Ersten Weltkrieg zu finanzieren, legte das Kaiserreich neun Kriegsanleihen über insgesamt etwa 100 Milliarden Reichsmark auf. Nach Kriegsende waren diese nahezu wertlos. Die Kurse der länger laufenden, konventionellen Reichsanleihen erholten sich dagegen bis 1921 auf bis zu 70 Prozent des Nennwerts. Die gute Phase für Zinspapiere war aber nur von kurzer Dauer. Nach der Hyperinflation 1923 hielten alle Anleihesparer nur noch Altpapier in den Händen.

      Ausfallrisiko bei Anleihen

      Wer nach dem Weltkrieg auf Unternehmensanleihen setzte, profitierte bis 1922 vom Zinsaufschlag gegenüber Reichsanleihen. Über die höheren Zinserträge konnten sich die Anleger aber auch nur kurz freuen, denn die Unternehmen nutzten die Hyperinflation 1923, um ihre Schulden vorzeitig zu tilgen. Mit dem ausgezahlten Nennwert konnten sich die Gläubiger aber nicht mehr viel leisten, weil Papiergeld rasant an Wert verloren hatte.

      25 Jahre später, nach Nazi-Diktatur und Zweitem Weltkrieg, beutelte die Währungsreform 1948 Anleger abermals. Für eine Staatsanleihe über einen Nennwert von 100 Reichsmark bekamen sie nur noch 6,50 D-Mark. 93,5 Prozent waren verloren. Zum Vergleich: Forderungen aus Kaufverträgen stellte die Bank Deutscher Länder im Verhältnis 1 zu 1 um.

      Krisen-Fazit für Anleihen. Die größten Gefahren sind der Ausfall des Schuldners und eine Währungsreform. Während Letztere alle Zinspapiere gleichermaßen trifft, ist das Ausfallrisiko bei einem Staatspapier in der Regel geringer als bei der Anleihe eines Unternehmens. In einem Katastrophenszenario würde viel Kapital zunächst in vermeintlich sichere Staatsanleihen fließen. Steigende Kurse wären die Folge – bis entweder die Inflation zuschlägt oder die finanzschwachen Staaten ihre Schulden nicht mehr begleichen könnten.

      Noch stärker getroffen würden in einer Depression Unternehmensanleihen, weil mehr Unternehmen pleitegehen könnten. So lange Staaten noch zahlungsfähig sind, böten allenfalls Anleihen von Großunternehmen aus Schlüsselbranchen wie Auto oder Banken, die der Staat massiv unterstützt, etwas mehr Sicherheit. „Es ist daher wichtig, schon jetzt die für den Staat schützenswerten Branchen zu erkennen, um spätere Kursgewinne voll nutzen zu können“, sagt Andrew Bosomworth, Leiter Portfoliomanagement bei der Allianz-Tochter Pimco. Für relativ immun hält Uwe Burkert, Leiter Credit Research der LBBW, etwa die Versorger, unter anderem, weil hier „starker Staatseinfluss Tradition hat“.

      Der 1898 gegründete Energieriese RWE etwa überlebte die schlimmsten Krisen auch dank der Beteiligung der Kommunen. Deren Einfluss sicherte die Zahlungsfähigkeit. In der galoppierenden Inflation 1923 zum Beispiel konnte RWE die Preise nicht im Gleichschritt mit den Löhnen erhöhen, im Geschäftsbericht hieß es: „Bei einer Höhersetzung der Preise wären wir des Wuchers bezichtigt worden.“ Die mit 60 Prozent an RWE beteiligten Kommunen beauftragten kurzerhand Druckereien der Reichsbank, Geld zu drucken, um damit RWE-Arbeiter zu bezahlen.

      Aktien. Dass Aktionäre von Anfang an die großen Gewinner der Währungsreform waren, stimmt nur, wenn man auf den Kursanstieg nach dem 20. Juni 1948 blickt. Damals wurde die D-Mark eingeführt – und in der Tat stiegen die Aktienkurse darauf bis Anfang der Sechzigerjahre real um weit mehr als 3000 Prozent. Unter dem Währungsschnitt selbst allerdings litten Aktien genauso wie Anleihen und Spargelder: Die ersten Notierungen in Deutscher Mark lagen um mehr als 90 Prozent unter den letzten Reichsmark-Kursen. Siemens-Aktien etwa wurden kurz vor der Währungsreform auf dem Schwarzmarkt zu Kursen bis zu 137 Reichsmark gehandelt, der erste D-Mark-Kurs lag bei 12,75. Thyssen gingen von 225 Reichsmark auf 21 D-Mark zurück. Mit der Währungsreform wurde keine formale Umstellung der Aktienkurse festgelegt. Die Kursbildung am 21. Juni übernahm der Markt.

      Der Verlust war für die Zeitgenossen real, weil gleichzeitig die Preise für Waren, Mieten, Löhne, Gehälter und Zahlungsströme in den Unternehmen nicht umgestellt wurden, also im Wesentlichen in Reichsmark und D-Mark gleich blieben. Daneben spiegelte der harte Kurssturz die Erwartung wider, dass es zu einem Lastenausgleich kommen würde, bei dem Aktionäre zur Kasse gebeten würden. Schließlich sollten nach der Währungsreform ursprünglich die Benachteiligung von Besitzern von Geldwerten gegenüber denen von Sachwerten ausgeglichen werden. Erst als offensichtlich wurde, dass der Lastenausgleich milde ausfiel, stiegen die Kurse. Gemessen an der realen Wertentwicklung war der 20. Juni 1948 für die Aktionäre hierzulande der absolute Tiefpunkt. An keinem anderen Tag im 20. Jahrhundert standen die Kurse so weit unten. Wer mit Aktien durch die Krise ging, musste mehr als zehn Jahre durchhalten, bis er seine Verluste aufgeholt hatte.

      Jahrzehnte bis zum Verlustausgleich

      Noch länger mussten Anleger auf Ausgleich warten, die vor dem Ersten Weltkrieg Aktien besaßen. Auch wenn mit den ersten Schüssen Anfang August 1914 Anteile von kriegswichtigen Industrien (Kohle, Stahl, Kali) zunächst stiegen, gaben die Kurse im Durchschnitt während des Krieges immer weiter nach. Und das war nur der Vorgeschmack auf wesentlich heftigere Turbulenzen, die 1920 einsetzten und 1923 ihren Höhepunkt erreichten, als ein US-Dollar 4,2 Billionen Reichsmark wert war. Mehrmals in dieser Inflationsphase vervielfachten Aktien binnen weniger Monate ihren Wert – nur um die Gewinne danach genauso schnell wieder abzugeben. Wer diese Ausschläge durchhielt, konnte in der Hyperinflation mit Aktien sein Vermögen zumindest zum Teil erhalten.

      Vergleichsweise glimpflich kamen deutsche Aktionäre in der Weltwirtschaftskrise davon. Nach dem Crash an der Börse in New York im Oktober 1929 fiel der Dow Jones zwar um mehr als 90 Prozent. In Deutschland aber war nach drei Jahren und 40 Prozent Minus die Baisse vorbei.

      Krisen-Fazit für Aktien. Wer vor einer extremen Krise Aktien hat, dem drohen Kursrückgänge bis zum Totalverlust. Aktien bieten damit keinen sicheren Schutz in einem angenommenen Mega-GAU. Auch wenn die Kurse im nachhinein die Krisen-Verluste wieder aufholten, einen Automatismus dafür gibt es nicht – und die Wartezeiten können Jahrzehnte betragen.

      Hyperinflation ist Gift für die Altersvorsorge

      Lebensversicherungen. Trotz nachträglicher staatlicher Hilfen waren die Hyperinflation der Zwanzigerjahre und die Währungsreform 1948 für die Versicherten eine Katastrophe, vor allem, wenn sie ihre Verträge schon seit Jahrzehnten bespart hatten. „Solche langjährigen Versicherten erlitten Verluste, die sie Zeit ihres Lebens nie wieder aufholen konnten“, sagt Hans-Jörg Ehler, Autor eines Buchs zur Geschichte der Lebensversicherer.

      Bei der Währungsreform 1948 wurden private Rentenversicherungsverträge, anders als die staatlichen Renten, nicht 1 zu 1, sondern im Verhältnis 10 zu 1 von Reichsmark auf D-Mark umgerechnet. Zwar kam es anders als in der Hyperinflation der Zwanzigerjahre dieses Mal nicht zu Vertragsauflösungen, doch angesichts von 90 Prozent Wertverlust war das ein schwacher Trost. Kaum Spuren hinterließ dagegen die Weltwirtschaftskrise. „Unter dem Aktiencrash litten Lebensversicherer kaum, denn sie hatten nur etwa 0,6 Prozent ihres Vermögens in Aktien investiert“, sagt der Aachener Versicherungsexperte Peter Koch. Heute dürfen sie 30 Prozent darin anlegen.

      Krisen-Fazit Lebensversicherung. Dramatische Verluste für Lebensversicherte gab es vor allem bei Geldentwertung und Währungsschnitt. Grund ist die Anlagestrategie der Versicherer, die fast ausschließlich in festverzinste Wertpapiere investieren. Auch heute noch stecken Versicherungsunternehmen rund zwei Drittel der Anlagegelder in Anleihen und Pfandbriefe. Sollten deren Ausfallraten plötzlich massiv ansteigen, wären Renditeeinbrüche die Folge.

      Ähnlich desaströs lief es für die meisten Betriebsrenten. Viele Unternehmen boten sie schon Anfang des Jahrhunderts ihren Mitarbeitern an, um sie gegen Berufsunfähigkeit oder ihre Familien im Falle ihres frühen Todes abzusichern. Diese Zahlungszusagen fielen fast immer der Inflation und der Währungsreform zum Opfer.

      Heute wäre es nicht viel besser. Bei den Dax-Unternehmen waren zuletzt nur noch 58 Prozent der Betriebsrenten finanziert.

      Immobilien. Ein Dach über dem Kopf brachte zwar wenig Rendite, blieb aber unberührt von Inflation und Währungsreform – zumindest für alle, die nicht vertrieben oder enteignet wurden. Die Hyperinflation machte Immobilienkäufer gar zum großen Gewinner: Die Kredite tilgten sich über den Geldverfall quasi wie von selbst. Doch dem mochte die Regierung schon 1923 nicht tatenlos zusehen und erhob die Hauszinssteuer. „Die Nationalsozialisten froren dann im ganzen Land die Preise für Mieten und Grundstücke ab 1936 ein“, sagt Wilfried Dubbelmann vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte der Stadt Köln. Doch das Betongold hatte Bestand: Kurz nach der Währungsreform, als die Preisbindung aufhoben wurde, kletterte der Wert von Grundstücken und Immobilien wieder.

      Auf Knien danken dürften Erben ihren Großeltern, die an ihren ramponierten Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg festhielten. Ein Beispiel aus der Düsseldorfer Gneisenaustraße, einer Häuserreihe aus Gründerzeitbauten: 1895 erbaute eine Architektenfamilie einen viergeschossigen Bau mit Wintergarten, Fresken an den Wänden und 800 Quadratmetern Wohnfläche. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Villa leicht beschädigt. In den Siebzigerjahren galt das Schmuckstück mit seinen 4,20 Meter hohen Decken und alten Fenstern als schwer heizbares Trumm, aber immerhin zu vermieten – wenn auch nur billig. Decken wurden abgehängt, Stuck abgeschlagen, Nachtstromöfen eingebaut, Fresken übermalt, billige Trennwände eingezogen. Kaufen wollte das Haus niemand.

      Bis in den Neunzigern die Yuppies kamen, die lichte Altbauten liebten. Der jetzige Besitzer kaufte das Haus vor wenigen Jahren für 800 Euro den Quadratmeter, zahlte 1500 Euro pro Quadratmeter Sanierungskosten und verkauft jetzt es jetzt in Form von vier Eigentumswohnungen für bis zu 4000 Euro pro Quadratmeter.

      Krisen-Fazit Immobilien. Sie sind eine der nützlichsten Anlagen, wenn die Finanzmärkte kollabieren. Zwangsabgaben für Immobilienbesitzer sind aber auch bei politisch stabilen Verhältnissen nicht für alle Zukunft ausgeschlossen.

      Gold bleibt einzigartig

      Gold. Zeitweise wurde es konfisziert und sein Besitz verboten. Wer sich derartiger staatlicher Einflussnahme widersetzen konnte, fuhr mit Gold weitaus am besten. Die Lebensmittelmengen, die man für ein Gramm Feingold in Deutschland kaufen konnte, unterscheiden sich über alle Dekaden des Katastrophen-Jahrhunderts nur unwesentlich.

      Krisen-Fazit Gold. Regierungen können Gold weder herstellen und durch inflationären Gebrauch entwerten, auch droht dem Besitzer physischen Goldes keine Enteignung durch Konkurserklärung eines Schuldners. Barren und Münzen sind, anders als Anleihen, an kein Zahlungsversprechen einer Regierung oder eines Unternehmens gebunden. Während die Rückzahlung einer Anleihe von der Kreditwürdigkeit des Emittenten abhängt, stehen Gold keine Schulden gegenüber. Dies ist einzigartig und unterscheidet es von allen anderen auf Papier gedruckten Anlagen. Gold ist der einzig wirklich sichere Hafen und gehört als Versicherung in jedes Portfolio.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/was-droht-in-einer-weltwir…
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      schrieb am 06.02.09 19:38:52
      Beitrag Nr. 612 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.530.252 von Maraho am 06.02.09 18:26:53Dies schreibt die FAZ zur Konjunktur:


      Deutsche Konjunktur

      Die Realität ist schlimmer als die Prognosen
      Von Philip Plickert und Werner Sturbeck

      06. Februar 2009 Die deutsche Wirtschaft gerät in eine Rezession, die noch tiefer ist, als die meisten Prognosen befürchten ließen. Im Dezember ist die Erzeugung des produzierenden Gewerbes um 4,6 Prozent eingebrochen, teilte das Wirtschaftsministerium am Freitag mit. Im November war sie schon um 3,7 Prozent zurückgegangen. Im gesamten Herbstquartal lag die Produktion damit um fast 7 Prozent unter dem Niveau des Vorquartals.

      Viele Industriebetriebe haben mittlerweile Werke vorübergehend stillgelegt oder Kurzarbeit angemeldet. Der Auftragseingang der Industrie lag, wie bereits gemeldet, um rund 15 Prozent unter dem Vorquartalswert. „Die Zahlen sind noch wesentlich schlechter als befürchtet“, sagte Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. „So etwas hat es nach meiner Erinnerung noch nie gegeben. Es ist fast unbeschreiblich, was derzeit mit der Konjunktur passiert“, sagte Scheide. Die IfW-Prognose von 2,7 Prozent Einbruch der gesamten Wirtschaftsleistung in diesem Jahr liege nicht mehr am unteren Rand, sondern werde von den schlechten Zahlen noch unterboten.

      F.A.Z.-Konjunkturindikator drastisch eingebrochen

      Auch der F.A.Z.-Konjunkturindikator, der vom Institut für Weltwirtschaft berechnet wird, ist im Berichtsmonat Dezember drastisch eingebrochen. Er verminderte sich um 4,7 Prozent auf einen Wert von 103,3 Punkten. Gegenüber dem entsprechenden Monat des Vorjahres ergibt sich ein Rückgang um 15,2 Prozent. Einen so steilen Absturz hat es zuvor noch nicht gegeben. Maßgeblich war die Abnahme der Auftragseingänge in der Industrie, deren Abwärtstrend sich nochmals beschleunigt hat. Gleichzeitig hat sich das Geschäftsklima erheblich verschlechtert. Belastet hat auch der vorübergehend gestiegene Euro-Wechselkurs.

      Die Rezession, die im zweiten Quartal 2008 anfing und sich im vierten Quartal drastisch verschärfte, hat inzwischen auch den Arbeitsmarkt erfasst: So ist die Zahl der Arbeitslosen im Januar um 387.000 auf fast 3,5 Millionen gestiegen, die Quote stieg um 0,9 Punkte auf 8,3 Prozent. Bereinigt um saisonale Effekte stieg die Zahl um 56.000. Nach Schätzung des IfW könnten Ende 2009 rund 750.000 Menschen mehr arbeitslos sein als am Jahresanfang. Auch 2010 werde die Arbeitslosigkeit zunehmen und die Quote auf 9,5 Prozent steigen.

      Ökonomen schließen eine schnelle Erholung aus

      Eine baldige Erholung der Konjunktur schließen Ökonomen nach dem scharfen Auftragseinbruch der vergangenen Monate aus. „Der Absturz der Produktion hat ein beängstigendes Tempo“, sagte Kai Carstensen vom Münchner Ifo-Institut. „Der Rückgang beschleunigt sich, es ist überhaupt keine Bodenbildung zu erkennen.“ Nach einer Schätzung der Bank Unicredit könnte die Industrie im ersten Quartal – selbst wenn sie nur stagniert– wegen des miserablen Dezembers nochmals rund 4 Prozent unter das Vorquartalsniveau fallen. Besonders die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern haben im Dezember tiefe Einbrüche von 8,2 und rund 5 Prozent erlebt, während Konsumgüterhersteller stagnierten und die Bautätigkeit sogar um 1,4 Prozent zulegte, teilte das Wirtschaftsministerium mit. „Wenn nur noch wenig Vorleistungsgüter hergestellt werden, ist das ein ganz schlechtes Zeichen für die Produktion in den kommenden Monaten“, sagte Carstensen.

      Einen besonders schweren Einbruch erleben derzeit die Stahlproduzenten. Nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl vom Freitag hat sich der Auftragseingang von 10,6 auf 5,7 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr beinahe halbiert. Dies hat den Auftragsbestand – knapp 7,9 Millionen Tonnen – um fast ein Viertel auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gedrückt. Die Stahlwerke reagierten schneller als aus anderen Krisen bekannt. Der Produktionsrückgang im vierten Quartal von 20 Prozent hat sich auf knapp 36 Prozent im Januar beschleunigt. Die Branche leidet unter dem Geschäftseinbruch vor allem im Fahrzeug- und Maschinenbau. Ähnlich schlecht ist die Lage der Metall- und Elektroindustrie. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall teilte mit, dass die Auftragseingänge im vierten Quartal um 25 Prozent unter Vorjahresniveau lagen. „Die Talsohle ist offensichtlich noch nicht erreicht“, sagte Gesamtmetall-Chefvolkswirt Michael Stahl.

      Sinkende Energiepreise als gigantisches Nachfrageprogramm?

      Immer mehr Ökonomen bezweifeln, dass es nach der Jahresmitte zu einer konjunkturellen Erholung kommt. „Ich bin skeptisch, weil im Moment auch immer neue Hiobsbotschaften von den Banken kommen“, sagte Scheide. Selbst wenn nach der Jahresmitte der Abschwung beendet sei, erwarte er keine Erholung, sondern Stagnation, die auch im kommenden Jahr noch andauern könne.

      Etwas optimistischer ist der Würzburger Ökonom Peter Bofinger, der Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage ist. Er verweist auf die Entlastung durch die gesunkenen Energiepreise. „Das ist ein Nachfrageprogramm ganz großen Ausmaßes.“ Kritik äußerte Bofinger aber am Konjunkturpaket der Bundesregierung: „Die steuerliche Entlastung kommt zu spät, sie wird erst im zweiten Halbjahr wirksam.“ Er forderte, die Senkung vorzuziehen. „Sonst könnte die Stabilisierung zu spät kommen“, warnte Bofinger.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 19:43:27
      Beitrag Nr. 613 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.524.268 von Maraho am 06.02.09 05:37:56Ein Kommentar aus der FAZ zum Thema...


      Schuldenbremse

      Sparen bis zur Schmerzgrenze?
      Von Georg Paul Hefty

      Anspruch und Wirklichkeit – das ist das große Thema der Föderalismusreform II. Schon bei der vorausgegangenen Föderalismusreform I ging die Gleichung nicht ganz auf, denn der Zentralismus der Parteien steht im Widerspruch zum föderativen Aufbau der Bundesrepublik. So führte die Bundeskanzlerin und CDU-Bundesvorsitzende wie selbstverständlich den „Bildungsgipfel“ ein, obwohl eben erst festgezurrt worden war, dass die Bildungspolitik den Ländern vorbehalten bleibe. Dazu passt, dass auch der Kern der nun vorgesehenen Verschuldungsbegrenzung von parteipolitischen Kriterien nicht frei ist.

      Dass die Länder in zehn Jahren keine neuen Schulden mehr aufnehmen dürfen, ist angesichts des bisher stetig steigenden Schuldenstandes richtig und parteiübergreifender Konsens. Dass hingegen der Bund weiterhin regelmäßig nach heutigen Maßstäben mehr als acht Milliarden Neuschulden aufnehmen darf, ist nicht von allen Parteien gewollt, sondern nur von der SPD, deren Wortführer mit der Kraft des Bundesfinanzministers aufgetreten ist, aber für den Fall der Regierungsbeteiligung seiner Partei Spielräume sichern will.

      Doch wenn für den Bund die Ausnahme die Regel ist, wie lange wird dann die vorgesehene Änderung des Grundgesetzes im Fall der (späteren) Klage eines Landes vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben? Noch lautet Artikel 109 Satz 1: „Bund und Länder sind in ihrer Haushaltswirtschaft selbständig und voneinander unabhängig.“ Oder soll dieser Grundsatz gestrichen werden? Droht nicht die Föderalismusreform II den verfassungsrechtlichen Stand nach der Föderalismusreform I zu untergraben? Den Kompromiss, den die heutigen Politiker gefunden zu haben meinen (endgültig entschieden ist noch nichts), wird die Politikergeneration der Jahre nach 2020 keineswegs automatisch als dauerhaft anerkennen.

      Sollten die notwendigen Verfassungsänderungen im Bund und in den Ländern tatsächlich bis zum Sommer zustande kommen, dann ist das Leben auf Pump – mit Ausnahme des Bundes – tatsächlich in vermeintlich absehbarer Zeit vorbei. Die Bürger können und müssen sich dann auf das vielfache Abspecken der Landesverwaltungen einrichten. Das Verbot neuer Schulden führt nämlich in Verbindung mit dem Zwang zur Tilgung der alten Schulden zu Einsparungen bis zur Schmerzgrenze oder zu Steuererhöhungen. Es sei denn, das Land boomt.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E…
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 19:55:25
      Beitrag Nr. 614 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.514.172 von Maraho am 04.02.09 20:33:01Passt irgendwie:


      Warum lasst ihr euch das bieten?
      von Bodo Hombach

      Rendite statt Qualität, hohle Gratisprodukte statt ernster Journalismus? Tatsächlich ist die Medienkrise eine Sinnkrise. Bodo Hombach rechnet mit den verkommenen Sitten eines unkritischen Medienbetriebs ab und fordert den egoistischen Leser

      Morgens vor dem Rasierspiegel ist die Welt noch in Ordnung. Du bist Mitarbeiter einer großen und angesehenen Zeitung, mit Reichweite und Einfluss. Der redet niemand drein. Die macht seit Jahrzehnten eine ansehnliche Arbeit und versteht es, sich den meisten Lesern unentbehrlich zu machen. Die nimmt ihre Mittlerrolle ernst, ist Gelenkstelle zwischen allen Räumen des öffentlichen Lebens, Drehscheibe für Ideen, Schnittpunkt für Kraftlinien aller Art, Arena, Forum, aber auch Nische und Nest, Rumpelkammer für Exkurse ins Fantastische, frech, präzise, zivil, Sendbote zwischen den Ein- und Ausgeschlossenen, Dolmetscher zwischen oben und unten, Gestern und Morgen, Rand und Mitte, Vor- und Nachdenkern, Instrument der Auseinandersetzung und des Zusammengehens, aktuell, flexibel, empfindsam und hart, mit Leidenschaft und Kühle, Katheter für sozialen Problemstau, Kompostecke für Kulturabfall, Schredder für Abgelegtes, Abgenutztes, Abgestandenes, Seismograf für feinste Beben auf der nach oben offenen „Richter-Skala“ des Geistes, offen für jede Bitte, aber verschlossen für jeden Befehl. – Kein schlechtes Gefühl. Das Spiegelbild lächelt. „Ich kenne dich nicht, aber komm her, ich rasier dich!“ – Der Tag kann beginnen.

      Auf der Fahrt ins Büro kommt es zu Momenten des Innehaltens und Nachdenkens. Da sind die Leute, um die es geht: Gesichter und Schicksale, Interessen, Prägungen, Leidenschaften, Temperamente. Was ist ihr Lebensgefühl? Welches Bild haben sie von der Welt? Was treibt sie um? Der Kündigungsbrief im Postkasten, der Lottobescheid, die jüngste Geburts- oder Todesanzeige, der DAX, das „Tor des Monats“? – Millionen „hängen rum“, sind entbehrlich, nehmen nicht mehr teil und hören die Uhr ticken. An den Häuserwänden flotte Sprüche: „Hol dir!“ „Kauf dir!“ Grelle Bilder verordnen Jugend, Gesundheit, Schönheit, Erfolg. Jetzt und hier. Wehe dem Leistungsverweigerer oder Konsummuffel. Wehe dem Langsamen, Umständlichen, Behinderten! Wie viele werden heute außer Atem kommen?
      Ankunft im Pressehaus. Smalltalk im Aufzug. Das Wetter. Das Wochenende. Lange Korridore. Ein unglaublich zergliedertes System. Macher, Verwalter, Techniker, Gestalter, Planer. Hinter jeder Tür vielleicht ein kreativer Feuerkopf, vielleicht aber auch ein Bremser mit dem Territorialverhalten eines Merowingers.

      Nicht Maschinen machen die Zeitung, sondern Menschen. Da sind Redakteure mit ihren Sekretariaten. Da ist ein mittleres Heer von freien Mitarbeitern, Autoren, Fotografen, Layoutern. Da ist ein tief gestaffeltes Netz von Informationsquellen, persönlichen Kontakten, Präsenz in einschlägigen Gruppierungen, Publikationen, Akademien. Natürlich auch Technik und Logistik. Alles in allem eine lange Kette von Subjekten mit viel Erfahrung und guten Ideen, aber auch fehlbar und begriffsstutzig, mit Gelassenheit, aber auch Ungeduld und Leidenschaft. Der Leser ist das letzte Glied der Kette, mit seinen Vorlieben und Abneigungen, seinem Werdegang, Erziehung, Schule, Erfahrungen, mit seinem Charakter, Temperament und – Parteibuch. Und alles hat den Charme der Vergänglichkeit. Irgendwo im Hintergrund steht die Freiheitsgarantie des Grundgesetzes, das Pressegesetz mit seinen Idealen: Menschenrechte, Wahrheitsliebe, Ausgewogenheit, Berufsethos.

      Jetzt ist alles an der Arbeit. Finger klappern über die Tasten, Bildschirme leuchten, Telefone summen und unzählige Gespräche im Korridor, im Aufzug, an der Frühstückstheke. Es ­vibriert der Betrieb. Konferenzen, Regularien, Strukturdebatten. Der nächste Unternehmensberater steht ins Haus. Synergie-Hoffnung, Rationalisierungsanstrengung, Qualitätssteigerung, Einsparungen. Die Abonnentenzahlen schwanken mit fallender Tendenz, die Marktanteile sind bedroht. Früher sagte einer dem wütenden Leser: „Dann lesen Sie doch eine andere Zeitung!“ – Heute greift man zum Bußgewand und sagt: „Bitte, geben Sie uns noch einmal eine Chance!“

      Es gibt kaum noch Wichtigeres als Abonnentenstand und Anzeigenpegel. Ist das die „Vierte Macht im Staat“? Wir liefern gute Arbeit ab, und ist die ihr Geld noch wert? Der Leser spürt es hoffentlich noch: Ein gelungener Artikel entlässt ihn nicht dümmer als er vorher war, und beim Lesen erscheint er ihm kürzer, als er physikalisch ist. Er vernebelt nicht, sondern schafft Durchblick. Er macht nicht nieder, sondern richtet auf. Die Zeitung oder die Sendung erweitern seinen Horizont, ermöglichen Teilhabe, Meinungsbildung, Kontrolle der Macht. Seitdem immer mehr Menschen einen immer größeren Anteil der Welt nur noch über die Medien erfahren, entscheiden diese über die gefühlte Bedeutsamkeit eines Themas. Das ist eine tägliche Herausforderung und eine tägliche Verantwortung. Da provozierte einer: „Du hast dir nichts vorzuwerfen. Deine Zeitung ist immer noch gut. Nur deine Leser wurden schlechter.“ Treue Gefolgschaft ist aus der Mode. Es gibt immer mehr „Laufkunden“. Viele leben auf Probe, flüchtig, bis zum Widerruf. Blätter drängen auf den Markt, die kostenlos in die Menge geworfen werden. Scheinbar kostenlos, denn natürlich zahlen die Leute – über die Werbeetats und die Produktpreise. Sie zahlen auch, wenn sie das Blatt gar nicht lesen.

      Auch das ist wahr: Die Werbe-Inseln wachsen flächendeckend zusammen. Der Beeinflussungsversuch der PR auf journalistische Medien und die Beeinflussung der Berichterstattung durch wirtschaftliche Interessengruppen nimmt massiv zu. Für die Marketing- und Werbeabteilungen der Industrie ist es die effizienteste Form der Image- und Produktwerbung. Schleichwerbung kommt hinzu. Schon soll es Austauschbeziehungen nach dem Muster „Anzeige gegen Text“ geben. Nicht mehr alle können widerstehen. Für den Leser ist das kaum durchschaubar. Er soll es auch nicht merken. Etliche Journalisten passen sich an. Sie orientieren sich an der politischen Mehrheitsmeinung. Sie „jagen im Rudel“, wie ein Kluger von ihnen kritisierte. Kampagnenjournalismus muss nicht mehr organisiert werden. Es ergibt sich wie von selbst. Die Neidhammel umkreisen den Sündenbock. Einige Journalisten werden zu Dienern zweier Herren. Der Lokalredakteur, der auch für die Mitarbeiterzeitung eines Autokonzerns schreibt, muss diesem nicht nach dem Munde reden, aber er kann ihm nach dem Ohre schweigen. Er geht Konfliktthemen aus dem Weg.

      Karge Honorare in einigen Medien machen zusätzliche Einnahmen aus PR-Tätigkeiten verlockend. Doppelbindungen führen immer zur Rücksichtnahme, zu Schreib- und Recherchehemmungen im Dienste des heimlichen Auftraggebers.

      In vielen Blättern und Sendern werden Agenturberichte ungeprüft übernommen. Man hört, sieht und liest denselben Bericht. Das empfinden die meisten als Bestätigung. Mancher glaubt sogar dem selbst erfundenen Gerücht, wenn es zu ihm zurückkehrt.

      Kritische Berichte polarisieren und verprellen. Das halten manche nicht für gut für die Abonnentenzahl. Insgesamt scheint die Lust am argumentativen Streitgespräch nachzulassen. Komplexe Themen verwirren und ängstigen die Leute. Sie mögen es anscheinend einfach, schwarz-weiß, klar ausgerichtet, im Gleichschritt („Wir sind Papst“). Sie wollen nicht Gegenwind und Widerstand. Leser, Zuschauer und Hörer wollen Bestätigung. Es ist scheinbar einfach, sie glücklich zu machen. („Für mein Geld kann ich erwarten, dass man an meine niedrigsten Instinkte appelliert.“)

      Journalisten, die ihr Handwerk verstehen, gelten leider oft als lästige Schnüffelsucher und Fragensteller. Sie ähneln dem Zahnarzt. Sie bohren, bis es wehtut. Dann sind sie an der richtigen Stelle. Hinter den Fassaden der Macht, hinter Verlautbarungen und offiziellen Lesarten vermuten sie interessante Abstellräume. Würdenträger machen sie nicht schüchtern. Traditionen machen sie nicht ehrfürchtig.

      Das passt einigen nicht mehr in ihre Landschaft. Analytische und kritische Fähigkeiten von Journalisten sind wichtiger denn je, aber sie werden als störend empfunden, manchmal vom eigenen Arbeitgeber. Wenn eine große Kaufhauskette zur Bilanz-Pressekonferenz einlädt, darf kein Journalist mit eigenem Kamerateam anrücken. Die Firma selbst stellt den Ü-Wagen und „verkauft“ den fertigen Bericht. Sie bietet auch die Hochglanzfotos an und lässt sich vor dem Interview mit dem Firmenchef selbstverständlich die Fragen vorlegen. Wenn der dann trotzdem ins Stottern kommt, wird das ganze Interview kassiert.

      Warum lässt sich die Öffentlichkeit dies alles bieten? Die hohe Komplexität politischer, ökonomischer und sozialer Problemstellungen überfordert und ermüdet große Mehrheiten der Gesellschaft. Wer will heute überhaupt noch ein politisches Handlungskonzept als richtig oder falsch bewerten? Als „irgendwie richtig“ erscheint es, wenn es Komplexität reduziert, das heißt, wenn es in Schlagworten, fetten Schlagzeilen, Wort­hülsen und Vorurteilen daherkommt. Kritischer Journalismus glaubt letztlich an eine von Menschen beherrschbare Welt. Er traut sich zu, Fakten und Kriterien zu finden, die sinnvolles Handeln ermöglichen. Er unterstellt einen mehr oder minder vernünftigen Politikbetrieb, der in demokratischen Strukturen Meinungen und Informationen bewegt, um sich in diesem Wechselspiel selbst zu reproduzieren. Wer von den rund 50 Prozent Nichtwählern in diesem Lande teilt noch diesen Glauben? Vielleicht hat Journalismus als Erkenntnisweg noch nicht ausgedient, aber er kämpft ziemlich einsam – noch nicht chancenlos – gegen das Massenbündnis unkritischer Nutzer mit einer Unterhaltungs- und Verblödungsindustrie. Warum also sollte man als Politiker gegen den Trend schwimmen, wenn man Wahlen gewinnen will?

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?item=3418
      30 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 20:15:15
      Beitrag Nr. 615 ()
      Zum Abschluß dieses Tages meinerseits noch ein Beitrag aus den NachDenkSeiten. Der Inhalt dürfte die Meinung einiger Leser durchaus bestätigen.

      Einen schönen Abend sowie ein herzliches Dankeschön für das Interesse!

      Maraho


      Ohne eine Art Kulturrevolution werden wir die Plage der herrschenden Ökonomen nicht los
      Albrecht Müller

      Thomas Fricke hat verdienstvoller Weise in der Financial Times Deutschland die Diskussion über die herrschende Wirtschaftswissenschaft fortgeführt.
      http://www.ftd.de/wirtschaftswunder/index.php?op=ViewArticl…( Die Kolumne - Zeit für eine Bad Ideas Bank )

      Mit Hinweis Nr. 7 (Anmerkung: Damit ist der FTD-Artikel gemeint! Maraho) haben wir darauf aufmerksam gemacht, Orlando Pascheit hat leicht kritisch kommentiert. Ich finde, dass Thomas Fricke das anstehende Problem auf die leichte Schulter nimmt, wenn er zum Beispiel von der „gerade abtretenden Altökonomie“ schreibt. - Diese Damen und Herren treten nicht einfach ab. Sie werden die eingenommenen Machtpositionen, ihre Pfründen und ihre Meinungsführerschaft mit Zähnen und Klauen verteidigen.

      Das Beharrungsvermögen dieser herrschenden Gruppe ist groß.

      Die Macht der Sinns, der Straubhaars, Zimmermanns, Raffelhüschens, Weder di Mauros, Rürups, Franzens, Starkes, Issings, Tietmeyers, usw. ist noch lange nicht gebrochen; im Gegenteil: Sie besetzen nach wie vor die wichtigsten Schlüsselpositionen der Ökonomieberatung:

      die Mehrheit des Sachverständigenrates,
      die Wirtschafts- und Konjunkturforschungsinstitute mit Ausnahme des IMK,
      den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium,
      die Europäische Kommission,
      mit Otmar Issing die Leitung der Expertenkommission der Bundesregierung zur Neuordnung der Weltfinanzmärkte,
      die meisten Universitäten,
      etc.
      Sie besetzen zentrale politische Stellen, zum Beispiel:

      den Posten des Bundespräsidenten; Horst Köhler gehört zu einer Gruppe, die man wegen ihrer Nähe zur gescheiterten Chicago Schule der Ökonomie die deutschen Chicago Boys nennt,
      die Deutsche Bundesbank,
      die Europäische Zentralbank, dort zum Beispiel mit dem Deutschen Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank Jürgen Stark
      Sie bestimmen nach wie vor wichtige politische Entscheidungen und die Meinungsbildung zu wichtigen Fragen.

      Das sieht man zum Beispiel an dem zurzeit ablaufenden Theater um die Schuldengrenze, ein wahrlich absurdes Projekt, das von den herrschenden Ökonomen in Szene gesetzt worden ist. Man konnte es sehen am Versuch der Bundeskanzlerin, das Aufsichtsratsmitglied der gescheiterten HRE und gleichzeitig Kuratoriumsvorsitzender der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Hans Tietmeyer, zum Vorsitzenden der Expertenkommission zur Neuordnung der Finanzmärkte zu machen. Das ging nur wegen parteipolitischer Schlagseite schief. Ohne Diskussion wurde dann Otmar Issing bestellt.

      Die herrschende Lehre bestimmte wirtschaftspolitische Beratung im Großen und im Kleinen. Sie war durchbrochen und beiseite geschoben worden, als man endlich im vergangenen November auch in Deutschland wieder das Wort Konjunkturprogramm in den Mund nehmen durfte. Aber schon bei der Diskussion um die Ausgestaltung und um die Höhe des Konjunkturprogramms und die Finanzierung flossen ständig die gängigen Denkmuster der herrschenden neoliberalen Lehrer ein. Konjunkturprogramme bringen zusätzliche Verschuldung, diese Dauerparole, die aus der Unfähigkeit gespeist ist, in Wirkungszusammenhängen zu denken, ist in der Debatte nach wie vor fest verankert. Als kritischer Begleiter ist man immer wieder gezwungen, nimmermüde darauf hinzuweisen, das ohne solche Konjunkturprogramme die Verschuldung noch viel höher ausfallen würde. Dieser Lernschritt war der Politik bisher noch kaum möglich, weil sie immer noch den Sprechblasen der herrschenden Ideologen glaubt.

      Auch im Kleinen geht die Indoktrination auf der Linie der herrschenden Meinung weiter: der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat gerade ein 25 Seiten langes Papier mit dem Thema „Konjunkturprogramme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Einordnung und Bewertung der Globalsteuerung von 1967-1982“, verfasst von einem Dr. Claus-Martin Gaul, vorgelegt [PDF - 220 KB].

      Ein Kernsatz dieses Gutachtens lautet: „In der nachträglichen Bewertung der Globalsteuerung von 1967 bis 1982 wird deutlich, dass dieses Politikkonzept und damit die in diesem Rahmen verabschiedeten Konjunkturprogramme insgesamt als gescheitert gelten können.“

      Diese Bewertung stammt vom 22.1.2009. Und sie steht in einem quasi amtlichen Dokument, das der Beratung unserer Bundestagsabgeordneten dient. In der Literaturliste dieses Gutachtens sind nicht einmal die Gutachten des DIW und des Ifo-Instituts zu den Konjunkturprogrammen der Siebzigerjahre aufgeführt. Diese kamen damals zu positiven Bewertungen. Natürlich setzt sich der Autor nicht mit Texten auseinander, die zu anderen Bewertungen kommen als er. In „Machtwahn“ wie auch in der „Reformlüge“ bin ich ausführlich auf die damaligen Erfahrungen eingegangen. Der Autor des Bundestags muss solches ja nicht zitieren, aber er müsste sich mit gegenläufigen Bewertungen auseinandersetzen.

      Das Fazit: die gescheiterte neoliberale Wissenschaft ist noch lange nicht abgetreten.

      Ihrer Macht beruht auf Seilschaften, nicht auf einem überragenden Konzept

      Dass die neoliberalen geprägten Ökonomen so mächtig sind, beruht ja nicht auf der Intelligenz ihres Konzeptes. Dieses war über weite Strecken bisher schon zum Lachen. So zum Beispiel ihre Geldmengenlehre. Oder ihre Pferde-Äpfeltheorie, wonach man bei den oberen Einkommen ruhig zu legen kann, es komme dann schon unten an. Oder ihre Lohnnebenkosten-Vorstellungen. Oder ihre Vorurteile gegen Konjunkturprogramme. - Diese und andere Theorien waren nun wahrlich nicht von Intelligenz gesegnet. Aber sie waren und sind vorerst noch verankert, weil ihre Träger in Seilschaften verbunden sind und sowohl durch Personalpolitik als auch durch Verknüpfung mit Medien dafür sorgten, dass aus allen Ecken die gleichen Botschaften zu hören waren. Die „Gültigkeit“ ihrer Theorien beruht auf Gleichschaltung und nicht auf Qualität.

      An Deutschlands Universitäten ist diese gleiche Ausrichtung der Wissenschaft systematisch und mit beachtlichen Erfolg betrieben worden. In meinem Buch „Machtwahn“ habe ich dies für den Fall der Humboldt-Universität in Zeiten der Wende skizziert. Siehe Anhang.

      Ihrer Macht beruht vor allem auf der Verknüpfung mit Medien, großen Interessen und Public Relations-Agenturen

      Die Misere der ökonomischen Wissenschaft ist direkt mit der Misere des Wirtschaftsjournalismus und der Medien insgesamt geknüpft. Hans-Werner Sinn ist von der Bild-Zeitung zum besten Ökonomen Deutschlands ausgerufen worden. Rürup und Raffelhüschen sind von den Medien mit Unterstützung der Verbände und Unternehmen, zum Beispiel der Versicherungswirtschaft, für die sie tätig sind, hervorgehoben und immer wieder ins Rampenlicht gestellt worden. Auch ihr trotz Finanzkrise und trotz des Versagens ihrer ökonomischen Theorien weiter sichtbar großer Einfluss gründet wesentlich auf der Bereitschaft vieler Medien, ihnen immer wieder ein Forum zu bieten. An dieser Verknüpfung ist nichts gelöst. Sie wirkt weiter. Bisher jedenfalls. Von Abtreten kann nicht die Rede sein.

      Die Interessenverknüpfungen sind auch nicht gelöst und lösen sich offenbar auch künftig nicht: Raffelhüschens Institut in Freiburg wird auch weiterhin von Interessenvertretern der Versicherungswirtschaft gefördert; der Präsident des DIW Klaus Zimmermann ist im Nebenberuf immer noch Direktor des unter Einfluss der Deutschen Post AG stehenden Instituts für die Zukunft der Arbeit, IZA, das eine bedeutende agitatorische Rolle für Niedriglöhne und andere arbeitnehmerfeindliche Parolen spielt; und Hans-Werner Sinn sitzt immer noch im Aufsichtsrat der HypoVereinsbank, usw.

      Wie kann sich die Lage grundlegend ändern?

      Freiwillig abtreten werden die Damen und Herren nicht, schon gar nicht, wenn ihre fatale Herrschaft nicht deutlicher und lauter zum Thema gemacht.

      Die künftige Personalpolitik in diesem Bereich muss ein öffentliches Thema werden und bleiben. Es müsste einen Sturm der Entrüstung geben, wenn, wie gestern zu hören war, Nachfolger von Bert Rürup im Sachverständigenrat der neoliberal eingefärbte bisherige Chef des Rheinisch Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Christoph Schmidt, werden soll.

      Das Scheitern der neoliberalen Bewegung zum öffentlichen Thema zu machen ist auch wichtig, damit jüngere Wissenschaftler wenigstens Anstöße dafür bekommen, sich anders zu orientieren. Bisher sitzen diese doch mehrheitlich vermutlich auf der falschen Schiene.

      Also muss das Scheitern der herrschenden Ökonomie zu einem großen öffentlichen Thema gemacht werden.

      Das Thema sollte von den Studierenden aufgegriffen werden. Sie gilt es zu ermuntern, sich von der herrschenden Lehre nicht mehr jeden Unsinn bieten zu lassen.

      Das Thema muss so breit zur Debatte gestellt werden, dass zum Beispiel auch die Parlamentarier aufwachen, statt weiter zu glauben, was herrschende Lehre ist. Insofern ist es wirklich gut, das die Financial Times Deutschland das Thema aufgegriffen und weiter angestoßen hat.

      Vorerst wird man wohl auch auf Wendehälse setzen müssen. Darauf hat Orlando Pascheit in seinem Kommentar in unseren Hinweisen zu Recht aufmerksam gemacht. Aber das reicht nicht. Zentrale Positionen, die von Wirtschaftswissenschaftlern besetzt werden, müssen künftig den heute noch herrschenden Ideologen verschlossen bleiben und von anderen besetzt werden. Das ist ein weiter Weg. Wenn man ihn zu beschreiten beginnen will, darf man nicht den Eindruck erwecken, die Altökonomie sei abgetreten.

      Zur „Kulturrevolution“ würde gehören öffentlich und politisch zu untersagen, dass Professoren der Nationalökonomie, die vom Steuerzahler besoldet werden, nebenher beziehungsweise häufig im Hauptberuf für private Interessen tätig sind. In einer öffentlichen Debatte müssten wir die Herren Sinn, Rürup, Raffelhüschen, Franz u.a. zwingen, ihren Lehrstuhl aufzugeben, wenn sie zusätzlich für private Interessen tätig sind. Dieses Minimum an wissenschaftlichem Anstand ist notwendig, wenn wir eine Verbesserung der wissenschaftlichen Beratung in der Wirtschafts- und Finanzpolitik erreichen wollen.

      Anhang

      Auszug aus Albrecht Müller, „Machtwahn. Wie eine mittelmäßige Führungselite und zugrunde richtet“, Seite 209:

      Gleichrichtung der Wissenschaft

      In Deutschland ist die wirtschaftspolitische Diskussion auch deshalb so wenig plural und offen, weil es in der Wirtschaftswissenschaft selbst zu einer Verengung gekommen ist. Anders als zum Beispiel in den USA gibt es bei uns eine sehr dominante Hauptströmung und nur noch wenige Gegenstimmen. Vermutlich hat dies mit einer sehr einseitigen Berufungspraxis an unseren Universitäten und Hochschulen zu tun.

      Beispielhaft dafür war das Verfahren an der Humboldt-Universität Berlin. Dort wurde vom Berliner Senat der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Krelle für die Zeit von 1991 bis 1993 zum Vorsitzenden der Struktur- und Berufungskommission der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ernannt. Er war zu diesem Zeitpunkt schon pensioniert und wickelte nun die alte Fakultät aus DDR-Zeiten ab. Krelle hat in Berlin dafür gesorgt, dass tiefdunkel gefärbte Neoliberale, meist mit mathematischem Hintergrund, berufen wurden.

      Wirtschaftswissenschaftler, die eher der Richtung des britischen Nationalökonomen Keynes zuneigten, hatten keine Chance. Marxisten sowieso nicht. Bewerbungen von Kandidaten, die nicht zum herrschenden Strom der Wirtschaftswissenschaften gehörten, wurden nicht einmal mit einem Eingangsvermerk bestätigt. Mit harter Hand sorgte Krelle für die von ihm als richtig befundene Ausrichtung der Fakultät. Diese Intoleranz kennen wir auch aus anderen Zusammenhängen - so zum Beispiel vom Umgang der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit Journalisten.

      Auch die Entwicklung bei den wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten ist von einer beängstigenden Verengung gekennzeichnet. Das letzte unter den sechs Instituten, das in Fragen der Konjunkturpolitik eher die Keynesianische Richtung vertrat, wurde mit der Berufung von Professor Klaus Zimmermann zu seinem Präsidenten 1999 in den großen Strom eingepasst - mit der Konsequenz zum Beispiel, dass der profilierte Konjunkturforscher Gustav Adolf Horn das Institut verlassen musste. Jetzt sind alle deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute gleich ausgerichtet.

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3751#more-3751 …

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 20:50:29
      Beitrag Nr. 616 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.315 von Maraho am 06.02.09 20:15:15Wie blöd von mir...

      Einen schönen Abend sowie ein herzliches Dankeschön für das Interesse!

      Und natürlich allen, die über die kommenden zwei Tage mit anderen Dingen beschäftigt sind und hier demzufolge nicht lesen:

      Ein schönes, erholsames Wochenende!
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 21:10:52
      Beitrag Nr. 617 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.584 von Maraho am 06.02.09 20:50:29OK,geht in Ordnung.
      Avatar
      schrieb am 06.02.09 21:23:56
      Beitrag Nr. 618 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.753 von AHEO am 06.02.09 21:10:52Guten Abend, Aheo.
      Ich danke Dir! ;)

      Einen schönen Abend.

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 05:59:31
      Beitrag Nr. 619 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.530.191 von Maraho am 06.02.09 18:20:12Guten Morgen,

      es folgen Meldungen zum frühen Tagesbeginn...


      Kompromiss über US-Konjunkturpaket anscheinend erzielt
      Washington (dpa)

      Demokraten und einige Republikaner im US-Senat scheinen einen Kompromiss über ein Konjunkturpaket erzielt zu haben. Die Details des Programms sind noch nicht bekannt. Laut CNN hat das staatliche Investitionsprogramm einen Umfang von 780 Milliarden Dollar Bislang sollte es mehr als 900 Milliarden schwer sein. Die Konjunkturspritze soll helfen, die tiefe Rezession in den USA zu überwinden. Eine Abstimmung darüber wird für heute nicht mehr erwartet.

      © Die Welt
      erschienen am 07.02.2009 um 04:53 Uhr
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 06:10:05
      Beitrag Nr. 620 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.788 von Maraho am 07.02.09 05:59:31Gut, wenn man nicht darauf angewiesen ist...


      Banken verschärfen Kreditkonditionen

      Börsen-Zeitung, 7.2.2009 sto Frankfurt - Banken ziehen bei der Kreditvergabe an Unternehmen und Privatkunden immer stärker die Zügel an. Dies berichteten die Bundesbank und die Europäische Zentralbank. Im Schlussquartal 2008 wurden erneut die Kriterien für die Kreditbewilligung verschärft und die Margen ausgeweitet. Dies ist eine Reaktion der Geldhäuser auf die Konjunkturflaute und die Krise ihrer eigenen Branche. Damit wird es insbesondere für Firmen immer teurer und schwieriger, ein Darlehen für Investitionen zu ergattern. Allerdings ging wegen der schwächeren Wirtschaftslage auch die Nachfrage nach Krediten erneut zurück.

      Künftig soll die Kreditvergabe noch rigider gehandhabt werden, so die Prognose der Banken.
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 06:25:52
      Beitrag Nr. 621 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.530.252 von Maraho am 06.02.09 18:26:53Hier wieder eine Meinung zur Lage:


      RWI-Chef Christoph Schmidt
      http://www.rwi-essen.de/servlet/page?_pageid=200&_dad=po…

      "Bis zum nächsten Aufschwung können Jahre vergehen"
      Andreas Große Halbuer, Bert Losse

      Das künftige Mitglied des Sachverständigenrates Christoph Schmidt über Zwangsenteignungen, steigende Arbeitslosenzahlen und die Sinnkrise der Konjunkturforscher.

      WirtschaftsWoche: Herr Schmidt, bei den Banken läuft die zweite Rettungswelle, die Auftragseingänge brechen ein, die Arbeitslosigkeit steigt scharf an. Wie lange geht das noch so weiter?

      Schmidt: Das ist schwer vorherzusagen. In diesem Jahr wird die Wirtschaft nach unseren Berechnungen ohne Berücksichtigung des Konjunkturpakets II um zwei Prozent schrumpfen. Im Jahr 2010 dürfte es langsam wieder aufwärtsgehen. Bis allerdings ein kräftiger Aufschwung einsetzt, können viele Monate, wenn nicht Jahre vergehen.

      Sagten Sie: Jahre?

      Ja. Viel hängt davon ab, wie wir jetzt die politischen Weichen stellen. Wie viel Marktwirtschaft wollen wir künftig noch zulassen? Wo nistet sich der Staat dauerhaft ein? Wollen wir den Arbeitsmarkt weiter flexibilisieren oder die Hartz-Reformen zurückdrehen? Wo soll noch überall der Staat einspringen? Die Antwort auf solche Fragen wird die Dynamik des Aufschwungs wesentlich beeinflussen.

      In der Bankenwelt reißen die Horrormeldungen nicht ab. Warum zeigt das Rettungspaket der Regierung so wenig Wirkung?

      Wir müssen Geduld haben. Diese Krise ist zäh. Wir können nicht einen Rettungsschirm aufspannen und erwarten, dass am nächsten Tag alles funktioniert.

      Die Bundesregierung überlegt gerade, die Hypo Real Estate zu verstaatlichen und die Eigentümer per Gesetz zu enteignen. Ist das wirklich der einzige Weg?

      Die Politik hat seit der Lehman-Pleite große Angst, erneut eine systemrelevante Bank in den Abgrund gleiten zu lassen. Das nutzen die Eigentümer der Hypo Real Estate, die eine unverhältnismäßig große Verhandlungsmacht besitzen, anscheinend aus. Das Drohpotenzial einer staatlichen Zwangsenteignung ist deshalb wichtig, um Steuergelder zu sparen und das Problem zu lösen.

      Ist die Hypo Real Estate tatsächlich systemrelevant für den Bankensektor?

      Ich kann mich nicht zu einzelnen Banken äußern. Nur so viel: Bislang gibt es für die Systemrelevanz noch keinen überzeugenden Beweis.

      Bankenverstaatlichung, Zwangsenteignung – in dieser Krise brechen offenbar ordnungspolitisch alle Dämme.

      Das macht mir große Sorgen. Der Staat ist erwiesenermaßen nicht der bessere Banker. Ich bezweifle, dass er sich später rechtzeitig aus den Banken wieder zurückzieht. Es wird immer ein gutes Argument geben, den Rückzug zu vertagen. Deshalb muss schon mit der Verstaatlichung zwingend eine Art Reprivatisierungs-Fahrplan beschlossen werden.

      Nicht nur Banken, auch Industrie-Unternehmen wie der Zulieferer Schaeffler betteln um staatliche Hilfe. Sollte die Regierung nachgeben?

      Auf keinen Fall. Banken sind ein Sonderfall. Es besteht die Gefahr, dass ein kollabierendes Institut die anderen mit in die Tiefe reißt. In der Industrie gibt es diese systemischen Effekte nicht. Dort hat der Untergang eines Unternehmens, so bitter er für die Betroffenen oder eine Region auch sein mag, Vorteile für die Konkurrenten. Außerdem: Wer sollte denn entscheiden, welches Unternehmen gerettet wird und welches nicht? Wenn man damit einmal anfängt, gibt es kein Halten mehr.

      Brauchen wir eine Bad Bank, die risikoreiche Papiere aufkauft, damit die Finanzinstitute wieder Luft zum Atmen haben?

      Wenn man alles in einen staatlichen Topf wirft, bleiben die Risiken allein beim Steuerzahler. Gründen aber die Geldhäuser selbst viele kleine Bad Banks, wie das jetzt diskutiert wird, würde das immerhin eine gewisse Transparenz schaffen. Außerdem könnten sich die Banken dann nicht so leicht aus der Verantwortung stehlen.

      Sehen Sie überhaupt einen Ausweg aus der Bankenkrise, ohne dass der Steuerzahler für die Exzesse der Branche aufkommt?

      Zu einem sehr erheblichen Teil ist der Steuerzahler ja längst ins Obligo gegangen. Und je länger das Ganze dauert und je schlechter die Lage wird, desto mehr Lasten werden sozialisiert.

      Auch die 50 Milliarden Euro für das Konjunkturpaket reißen ein riesiges Loch in den Staatshaushalt. Erklären Sie uns bitte, wie wir mit einem Binnenkonjunktur-Programm gegen eine schwächere Exportnachfrage ankämpfen können.

      Zunächst einmal müssen Sie das Konjunkturpaket als vertrauensbildende Maßnahme verstehen...

      ...eine ziemlich teure Maßnahme.

      Einverstanden, aber was ist die Alternative? Soll die Regierung tatenlos zusehen, wie die Wirtschaft abschmiert? Sie haben recht, dass wir mit diesem Paket nicht die wegbrechenden Exportmärkte ersetzen können. Aber Teile des Pakets sind dennoch vernünftig und wirkungsvoll, etwa die Steuersenkungen oder die Investitionen in Infrastruktur und Bildung. Ich bezweifele allerdings, dass die Milliardenbeträge tatsächlich schnell und in vollem Umfang in den Märkten ankommen. Der Staat kann in einem Jahr gar nicht so viel ausgeben wie geplant.

      Und angesichts der Rekord-Neuverschuldung können wir uns Steuer-Erleichterungen nach der Bundestagswahl wohl abschminken.

      Das befürchte ich auch. Steigende Schulden führen auf Dauer zwangsläufig zu höheren Steuern oder gekürzten Ausgaben. Trotzdem bin ich ein Befürworter des Konjunkturpakets. Es ist sinnvoll, jetzt den Abschwung abzufedern, auch wenn wir dafür später auf ein Stück Wohlfahrt und Wachstum verzichten müssen.

      Welche Folgen hat die Krise für den Arbeitsmarkt?

      Zum Jahresende werden nach unseren Berechnungen etwa 600.000 Menschen mehr arbeitslos sein als zu Beginn dieses Jahres. Da die Krise erst mit zeitlicher Verzögerung auf dem Arbeitsmarkt ankommt, könnte es 2010 noch schlimmer werden.

      Wen wird es treffen?

      Hauptsächlich die niedrig Qualifizierten und Geringverdiener. In guten wie in schlechten Zeiten verliert diese Gruppe häufiger die Beschäftigung als die Gruppe der besser Qualifizierten. In der Krise nimmt dieses Ungleichgewicht zuungunsten der niedrig Qualifizierten noch zu.

      Wie wirken Mindestlöhne in einer solchen Situation?

      Kontraproduktiv. Bei einem flächendeckenden Mindestlohn von 7,50 Euro würde die öffentliche Hand einen Verlust von etwa zwölf Milliarden Euro pro Jahr hinnehmen müssen.

      Wie kommen Sie auf diese Zahl?

      Wir haben die positiven und negativen Effekte des Mindestlohns saldiert. Auf der einen Seite zahlen Mindestlöhner mehr Einkommensteuer, höhere Sozialversicherungsbeiträge und beziehen weniger staatliche Transferzahlungen. Auf der anderen Seite verlieren Hunderttausende ihre Stelle. Diesen Menschen muss mit Arbeitslosengeld geholfen werden. Zugleich treiben Mindestlöhne die Arbeitskosten insgesamt nach oben. Das mindert die Gewinne der Unternehmen, die dann weniger Steuern zahlen. Am Ende zahlt der Staat also drauf. Noch dazu schadet der Mindestlohn ausgerechnet denjenigen, denen man helfen will.

      Warum?

      Es gibt Substitutionsbeziehungen am Arbeitsmarkt. Ein Mindestlohn macht höher Qualifizierte oder Kapital attraktiver. Man preist die weniger Wettbewerbsfähigen aus dem Markt und hilft den ohnehin schon Wettbewerbsfähigen. Gut gemeint, aber schlecht gemacht.

      Auch Ihre Zunft zeigt sich – gelinde ausgedrückt – im Augenblick nicht in Bestform. Erst haben die Volkswirte die Krise nicht vorhergesehen, jetzt unterbieten sie sich mit Negativprognosen.

      Die Heterogenität unter den Ökonomen ist gar nicht so groß, wie Ihre Frage suggeriert. Wir kommen zu ähnlichen Ergebnissen, weil wir auf Grundlage der gleichen Informationen operieren. Die Wirtschaftsforschungsinstitute arbeiten handwerklich solide, ebenso der Sachverständigenrat. Doch Sie dürfen uns nicht überfordern. Wir können nun mal nicht genau vorhersagen, was wann passiert. Die Unsicherheit ist im wirtschaftlichen Leben sehr groß. Sie ist gewissermaßen Teil des Spiels.

      Trotzdem, hätten Sie nicht eindringlicher warnen können?

      Ja, das müssen wir uns ankreiden. Wir haben seit Jahren auf die Risiken hingewiesen, etwa auf weltwirtschaftliche Ungleichgewichte wie das Leistungsbilanzdefizit der USA. Wir hätten dem aber noch mehr Gewicht beimessen müssen.

      Sie haben das Unheil kommen sehen?

      Nein, es wäre vermessen, das zu behaupten. Die Risiken waren bekannt, aber nicht der Zeitpunkt und das Tempo des Einbruchs. Ich fühle mich wie ein begleitender Arzt, der seinen Patienten auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko hingewiesen hat, und trotzdem erleidet der Patient einen Herzinfarkt. Er fragt sich doch: Hätte ich nicht eine noch striktere Diät verordnen müssen? Wir sollten deshalb Modelle und Stresstests entwickeln, um ökonomische Risikoszenarien besser voraussagen zu können. Kurz: Wir brauchen immer auch einen Plan B.

      Sollten die Institute nicht besser ganz auf Prognosen verzichten?

      Auf keinen Fall. Wir müssen nur noch mehr auf die Unsicherheiten der Prognosen hinweisen. Unser Institut gibt seit einiger Zeit Bandbreiten an, innerhalb derer die Volkswirtschaft wahrscheinlich wachsen wird. Leider dringt das in der Öffentlichkeit nicht durch. Die Leute wollen am Ende doch nur eine einzige Zahl hören.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/bis-zum-naechsten-aufschwung…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 06:45:11
      Beitrag Nr. 622 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.315 von Maraho am 06.02.09 20:15:15Zum Frühstück noch dies...


      Dax-Geflüster

      Hilfst du mir, helf' ich dir
      Von Nils-Viktor Sorge

      Unter dem Druck der Bundesregierung haben sich die Dax-Firmen verpflichtet, ihren Mitarbeitern in der Krise nicht zu kündigen. Die Stellenstreichungen bei ThyssenKrupp zeigen, dass solche Versprechen letztlich Vertrauen zerstören. Die neue Kungelei zwischen Politik und Konzernen weckt Erinnerungen an die alte Deutschland AG.

      Bereits nach knapp vier Wochen droht der feierliche Schwur von Berlin in Vergessenheit zu geraten. "Ja, wir wollen Kündigungen verhindern", hatten 25 Dax-Vorstände nach einem Treffen mit Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) Anfang Januar gelobt.

      Doch mit ThyssenKrupp und SAP haben nun zwei Dax-Konzerne Stellenstreichungen angekündigt. Ob es dabei zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, ist noch nicht sicher. Trotzdem zeichnet sich ab, dass die als "Absichtserklärung" deklarierte Selbstverpflichtung (bei der ThyssenKrupp und SAP dabei waren) schon bald nicht mehr viel wert sein dürfte. Spätestens die Arbeitsmarktzahlen für Januar weckten Ahnungen, dass es noch weit schlimmer kommen dürfte. Auch Infineon schließt inzwischen weitere Stellenstreichungen nicht aus.

      "Wir sind nun mal nicht in einer Planwirtschaft, in der Betriebe ihren Personalbedarf für die nächsten fünf Jahre festlegen", sagt ein Restrukturierungsexperte, der sich über ausbleibende Aufträge derzeit nicht beschweren kann. "Es ist aber gefährlich, wenn man solche Versprechen schnell wieder bricht." Der krampfhafte Versuch, die Bürger in Krisenzeiten zu beruhigen, könnte sich in sein Gegenteil verkehren.

      Das Vertrauen in die illustren Berliner Runden, besetzt mit Vertretern aus Regierung und Großkonzernen, schwindet angesichts derartiger Luftnummern dahin. Das hat insofern sein Gutes, als es den Blick dafür schärft, was solche Treffen tatsächlich ausrichten können - und welche Schäden möglicherweise sogar entstehen. Die Dax-Konzerne gelten dabei gerade in Krisenzeiten vielfach als "die deutsche Wirtschaft", doch beschäftigen sie lediglich etwa 6 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland.

      "Wir retten die Wirtschaft, mit Hilfspaketen, Konjunkturprogrammen und guten Absichten" - das ist das Signal, das von den Gesprächskreisen ausgehen soll. Tatsächlich gehen die Beschlüsse, die in allen Details zum Teil gar nicht bekannt werden, oft an den langfristigen Bedürfnissen von Wirtschaft und Gesellschaft vorbei. Die Kungelrunden aus Politik und Dax-Konzernen orientieren sich zu oft an anderen Kriterien, die mehr mit den kurzfristigen Bedürfnissen der Beteiligten zu tun haben.

      Das Kanzleramt als Stammlokal der neuen Deutschland AG

      Schon Gerhard Schröder (SPD), seines Zeichens "Kanzler der Bosse", und andere Amtsvorgänger von Angela Merkel (CDU), setzten auf den Schulterschluss mit den Großen der Wirtschaft, wenn es darum ging, Großes zu bewegen. Autogipfel, Jobgipfel, Gesundheitsgipfel - oft genug saßen die Chefs der großen Unternehmen im Kanzleramt, um ihre Sicht der Dinge im Zentrum der politischen Macht darzulegen.

      Auch der Bundeskanzlerin erscheint es inzwischen komfortabler, die Nummern der Dax-Konzernchefs zu wählen und um Rat und Unterstützung zu bitten, als die notwendigen Schritte unabhängig vom Gemütszustand der Wirtschaftslenker zu erörtern. Bankenkrise, Konjunkturpaket, Arbeitsmarkt - immer sind da diese Themen, bei denen die Chefs der Konzerne ja viel dichter am Geschehen sind.

      Das Kanzleramt wird so zum Stammlokal der neuen, informellen Deutschland AG. Verhandelt werden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der großen Unternehmen sowie die Erfolgsaussichten der großen Parteien - unter der Annahme, die Interessenlagen und die des Allgemeinwohls seien dabei fast immer deckungsgleich.

      Die Ergebnisse fallen entsprechend aus. Das Bankenrettungspaket trägt die deutlich lesbare Handschrift der Finanzkonzerne. Es enthält Kapitalhilfen und Bürgschaften, garniert mit einer weitgehenden Verschwiegenheitspflicht. Niemand macht einen Hehl daraus, dass die Politik sich in der größten Not die Expertise der Bankenwelt begierig zu eigen machte. Dafür sicherte sich die Regierung Mitbestimmungsmöglichkeiten in den betroffenen Instituten, bei denen völlig unklar ist, ob sie geeignet sind, die Banken zu stabilisieren.

      Gehaltsgrenzen für Topmanager und eine marktgerechte Verzinsung der Hilfsgelder sind öffentlichkeitswirksame Pillen, die die Unternehmen angesichts des drohenden Kollapses gerne schluckten. Die Aussicht, eines Tages in ähnlicher Form weitermachen zu können wie bisher und notfalls erneut einen Rettungspakt auszuhandeln, wiegt deutlich schwerer.

      Josef Ackermann, erster Nutzer des Bankenrettungsschirms

      Als Erster nutzte Deutsche-Bank-Chef und Mitkonstrukteur Josef Ackermann den Rettungsschirm für sich - indem er in deftigen Worten verkündete, nicht darauf zurückgreifen zu wollen. Über die wütenden Reaktionen von Finanzminister Peer Steinbrück und Kollegen dürfte er zumindest ein wenig geschmunzelt haben. Ackermann hatte nach eigener Einschätzung schlicht das Beste aus der Runde im Kanzleramt für sich herausgeholt. Fortan galt die Deutsche Bank als relativ gesund.

      In diesem Sinn verfahren die anderen Gäste am ovalen Tisch ebenfalls. Für leichten Ärger unter den Unternehmenslenkern sorgte der Vorschlag für eine Art Jobgarantie in den von der Krise völlig unterschiedlich tangierten Dax-Firmen auch, weil er ausgerechnet von Siemens-Chef Peter Löscher mit ins Gespräch gebracht wurde.

      "So ein öffentlichkeitswirksamer Vorstoß fällt nicht schwer, wenn man sein Stellenstreichungsprogramm bereits durchgezogen hat", heißt es bei einem anderen Dax-Unternehmen mit Blick auf die Sparmaßnahmen beim Münchener Technologiekonzern , in dessen Rahmen 16.000 Stellen wegfallen. Dabei könnten die anderen Großunternehmen Löscher durchaus auch ein bisschen dankbar sein - immerhin führte das gemeinsame Bekenntnis dazu, dass die Bundesregierung ihre Zahlungen für Kurzarbeit im Gegenzug deutlich aufstockte.

      Trotzdem sehen auch manche Dax-Konzerne die von der Politik durchaus gewünschte Nähe skeptisch. "Mittel- und langfristig sind solche Treffen keine Hilfe", heißt es bei einem Unternehmen, das in der Jobrunde beim Arbeitsminister nicht vertreten war. Für das Geschäft seien andere Meetings wichtiger. Aber es sei nicht ganz einfach, sich zu entziehen.

      Auch die Konjunkturpakete lesen sich in Teilen wie eine Synopse der Wunschlisten der großen Unternehmen und Parteien. Infrastrukturinvestitionen für die Bauwirtschaft, Abwrackprämie und Kfz-Steuerreform für die Autoindustrie, Geldzahlungen für die Konsumbranche. Roter Faden ist es, zu retten was zu retten ist, und zwar vor allem bei den betroffenen Konzernen und in den traditionsreichen Branchen. Neue Akteure, die in der Krise ihre Chance wittern, haben das Nachsehen, weil es das Bestehende zu erhalten gilt.

      Die Initiative des Solarunternehmers Frank Asbeck, die General-Motors-Tochter Opel zum Nulltarif zu übernehmen, galt vollkommen zu Recht als PR-Gag. Allerdings könnte auch ein PR-Gag wenigstens zum Nachdenken in neue Richtungen animieren, wenn es gilt, Milliarden zu verteilen. Zwingen kann man allerdings niemanden zu etwas mehr Mut und Fantasie - schon gar nicht offenbar die großen Krisenmanager des Landes.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,605685,…


      Bis später...
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 09:30:56
      Beitrag Nr. 623 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.789 von Maraho am 07.02.09 06:10:05Hier weitere Nachrichten:


      Kapitalerhöhungen

      Es droht eine Welle von Kapitalerhöhungen
      von Peter Köhler, Hans G. Nagl und Robert Landgraf

      Europas Unternehmen haben derzeit ein Liquiditätsproblem. Der Kapitalbedarf ist riesig, doch es gibt kaum noch Wege um an frische Finanzmittel zu kommen. Banker erwarten darum eine Vielzahl von Kapitalerhöhungen im kommenden Jahr. Auch der Staat könnte Finanzmittel beisteuern.


      FRANKFURT. Europa steht vor einer Welle von Kapitalerhöhungen. Die Not an Finanzmitteln zwingt Unternehmen dazu, über den Verkauf von Aktien an der Börse Geld einzusammeln. „Unternehmen laufen derzeit in ein Liquiditätsproblem hinein angesichts von fallenden Umsätzen bei teilweise hohen festen Kosten“, sagt Joachim von der Goltz, bei JP Morgan für Aktienemissionen in Deutschland verantwortlich. Nachdem im vergangenen Jahr das Emissionsgeschäft weltweit von Notkapitalerhöhungen der Banken geprägt war, dürften jetzt andere Branchen in den Vordergrund rücken.

      Insgesamt erwartet Mark Pohlmann, Ko-Chef Investment-Banking der Schweizer UBS in Deutschland, in Europa im laufenden Jahr ein Volumen von rund 100 Mrd. Euro. Allerdings ist der Markt im Januar erst einmal langsam angelaufen. Nach Berechnungen des Finanzdatenanbieters Thomson Reuters wurden bislang über 21 Kapitalerhöhungen rund 1,5 Mrd. Euro platziert. Im schwierigen vergangenen Jahr war das Volumen in den ersten dreißig Tagen noch mehr als eine Mrd. Euro größer gewesen. Allerdings: Viele Manager müssten die neue, schwierige Finanzierungssituation erst begreifen, urteilt Andreas Bernstorff, Leiter Aktienkapitalmarktgeschäft der Citi in Deutschland. „Sie sind in der Realität noch nicht voll angekommen“, so der Experte. Seit September würden die Manager jedoch umdenken.

      Aktuell plant die schwedische Großbank SEB eine Kapitalerhöhung, an der sich die Wallenberg-Finanzgruppe als Großaktionär maßgeblich beteiligen will. Informationen der Wirtschaftszeitung „Dagens Industri“ zufolge hat die Finanzspritze ein Volumen von mindestens 1,4 Mrd. Euro. Doch der Gang der Kreditinstitute zu den Aktionären dürfte eine Ausnahme bleiben. Zwar wird der „Kapitalbedarf der großen Banken noch zunehmen“, sagt Andreas Schreiber, Managing Director bei der Privatbank Lazard, da weitere Verluste drohten und die aufsichtsrechtlichen Anforderungen zunähmen. Doch schon im vierten Quartal 2008 seien zwei Drittel der Mittel für Kapitalerhöhungen vom Staat gekommen. Dieser Anteil dürfte sich künftig noch erhöhen.

      Ganz anders sieht es bei börsennotierten Unternehmen aus. Für sie bleiben Kapitalerhöhungen oft ein wichtiger Ausweg, um an frische Finanzmittel zu kommen. So will sich der Schweizer Bergbaukonzern Xstrata über eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen und mit dem Milliardenbetrag Schulden abbauen sowie den Kauf eines Kohlevorkommens in Kolumbien bezahlen. „Der Refinanzierungsbedarf entsteht durch das Auslaufen von einem viele Milliarden schweren Markt für Commercial Papers in Europa, die eine Refinanzierung von maximal einem Jahr bieten“, sagt Bernstorff. Dazu kämen noch Eurobonds und syndizierte Kredite, die sich ihrem Laufzeitende näherten, ergänzt der Banker.

      Bei syndizierten Krediten, also Darlehen, die von Banken arrangiert und dann weiterverkauft werden, spielen Auslandsbanken eine wichtige Rolle. „In manchen Fällen vereinten sie bisher bis zu die Hälfte des Volumens auf sich“, betont Stephan Leithner, Chef des deutschen Investment-Bankings und Firmenkundengeschäftes der Deutschen Bank. Doch das habe sich gedreht. „Wir sehen heute wieder eine stärkere Ausrichtung der Institute auf ihren Heimatmarkt.“ Diese Lücke lässt sich über Kapitalerhöhungen schließen. Außerdem werden nach Schätzungen der französischen Bank Société Générale bei europäischen Gesellschaften im laufenden Jahr Anleihen im Volumen von 522 Mrd. Euro fällig.

      Leithner rät dazu, Kapitalerhöhungen frühzeitig anzugehen und nicht erst dann, wenn kein anderer Ausweg mehr offen sei. Sie könnten Teil einer Gesamtlösung sein, die etwa auch Anleiheemissionen umfasse. Dies haben etwa BMW und gestern auch RWE vorgemacht. Aber gerade mit Kapitalerhöhungen lassen sich „erhebliche Verschlechterungen“ im Rating verhindern, der Bonitätseinschätzung der Unternehmen, die eine Refinanzierung noch teurer machten, sagt von der Goltz.

      Trotz der Emissionswelle ist die Platzierung am Markt nicht einfach. Citi-Experte Bernstorff geht allein für Deutschland von „deutlich über zehn Mrd. Euro“ aus. Deshalb erwarten Banker Kursabschläge von bis zu gut 30 Prozent gegenüber den Börsenkursen, um so eine gute Aufnahme sicherzustellen. Denn: Hedge-Fonds hielten derzeit bewusst ungewöhnlich hohe Liquiditätsquoten von bis zu 70 Prozent. Zudem fließe bei Aktienfonds das Geld immer noch ab, sagt von der Goltz. Außerdem verhielten sich Staatsfonds beim Kauf von Aktien angesichts schlechter Erfahrungen sehr wählerisch, meint Leithner.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versich…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 09:58:26
      Beitrag Nr. 624 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.522.336 von Maraho am 05.02.09 20:04:56Na also, so schlecht ist die Stimmung doch gar nicht...
      Oder will man uns dies nur verkaufen?


      Deutsche sehen Krise gelassen

      Die Deutschen machen sich laut einer Umfrage nicht so große Sorgen um die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise wie ihre europäischen Nachbarn. Nur ein Fünftel hat Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

      Berlin - Während 66 Prozent der Bundesbürger laut einer TNS-Umfrage in ihrem Land eine Wirtschaftskrise erwarten, sind es unter den Franzosen 74 Prozent und in Großbritannien 81 Prozent. Unter den US-Bürgern rechnen 66 Prozent mit einer Depression. Die Daten für die repräsentative Online-Studie stammen aus Dezember vergangenen Jahres.

      Auch die Auswirkungen der Krise auf die eigene Situation betrachten die Deutschen gelassener als die Bürger anderer wichtiger Industrieländer. Wie in Frankreich sieht nur ein Fünftel den eigenen Job in Gefahr. In Großbritannien fürchten 29 Prozent der Befragten um ihre Arbeit, in den USA sind es 33 Prozent. Nur elf Prozent der Bundesbürger rechnen der Umfrage zufolge damit, den Eintritt in die Rente wegen der Krise verschieben zu müssen. In Frankreich und in den USA sind es mit 28 und 57 Prozent deutlich mehr.

      Keine Änderungen trotz schlechter Erwartungen

      Obwohl vier von zehn Deutschen glauben, dass sich Einkommen und Wert der Geldanlagen ihres Haushalts im kommenden halben Jahr verschlechtern werden, wollen 47 Prozent keine Änderungen an ihrem Portfolio vornehmen. In den USA (38 Prozent) und in Großbritannien (37 Prozent) ist der Anteil geringer.

      Zwei Drittel der Deutschen rechnen nach der Umfrage mit strengeren staatlichen Regeln für Finanzinstitute und befürworten diese auch. Unter den Franzosen sind es mit 55 Prozent deutlich weniger, während sich in den USA 70 Prozent und in Großbritannien 75 Prozent der Befragten für härtere Regelungen aussprechen.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Wirtschaftskrise;a…
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      schrieb am 07.02.09 10:06:28
      Beitrag Nr. 625 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.788 von Maraho am 07.02.09 05:59:31Hier ein Kommentar zur Situation in den USA:


      Veröffentlich am 07.02.2009 09:38 Uhr von Bill Bonner
      http://www.goldseiten.de/modules/news/print.php?storyid=96…


      Ja, liebe Leser, das Bild wird immer klarer und klarer. Es ist nicht anders als das, was ich erwartet hätte... aber es kommt immer näher. Ich kann mehr Details erkennen. Wie ein Asteroid, der Kurs auf die Erde nimmt, um diese zu zerstören. Wenn er näher kommt, dann kann man die Hügel erkennen... die Krater... und die staubigen Ebenen.

      Vielen Dank an David Rosenberg, einem Wirtschaftler von Merrill Lynch, der sein Teleskop auf die Felsen der Hölle gerichtet hat. Ihm sind zwei verwirrende Merkmale aufgefallen.

      Zum einen ist es keine Rezession; es ist eine Krise. Es gibt zwischen den beiden keinen genauen Unterschied, aber eine Krise hält man für noch ernster... und man geht NICHT davon aus, dass sie durch normale Regierungsmaßnahmen lösbar ist. Normalerweise begegnet man einem Konjunkturabschwung mit günstigeren Zinssätzen und höheren Regierungsausgaben. Diese beiden Zwillingswaffen der gesteigerten Verbraucherkredite und der höheren Defizite sprengen den Asteroiden normalerweise in seine Einzelteile, noch ehe er die Erde erreichen kann.

      Aber ich habe schon mehrfach die Meinung geäußert, dass es diesmal anders ist. Wir haben es mit einer echten, strukturellen Krise zu tun... die durch zu hohe Schulden hervorgerufen wurde. Wenn die Menschen in eine solche Situation kommen, dann können sie nicht weiter Geld ausgeben - selbst wenn ihnen jemand mehr Kredite zu günstigeren Bedingungen anbietet.

      Die Menschen treffen dann sehr bewusste Entscheidungen, nicht zu kaufen, und diese Art von Entscheidung lässt sich nicht so schnell auflösen", sagte ein Analyst der New York Times.

      Wie viel Schulden sind zu viel? Nun, Privatschulden belaufen sich normalerweise auf 80% des Bruttoinlandsprodukts. Jetzt liegen sie bei ungefähr 140% des Bruttoinlandsprodukts. Das sind ungefähr 6 Billionen Dollar Schulden, die bezahlt werden müssen... oder abgeschrieben. Und das nach einer Billion Dollar in Abschreibungen in den Jahren 2007 und 2008.

      Es gibt nur zwei Möglichkeiten, diese Schulden anzugehen: Inflation, Liquidierung oder Geldverschwendung auf Staatskosten. Friedman... und praktisch alle aus dem Hauptstrom der Ökonomen und Politiker... bevorzugen die dritte Möglichkeit. Ein wenig hiervon... ein wenig davon... und für jeden ist etwas dabei...

      Um einen Gesetzestext durchzubringen", erklärte ein Demokrat aus New York, werden Elemente hinzugefügt, die notwendig sind, um die Wählerstimmen zu sichern."

      Der International Herald Tribune erzählt ein bisschen über das, was in den Plan Obama gesteckt wurde.

      ... es gibt einen Entwurf über 54 Milliarden Dollar im Repräsentantenhaus für neue Formen amerikanischer Energie, eine Phrase mit einem Hauch Nationalismus, zusammen mit einer Serie von Kauft Amerika Bedingungen von zweifelhafter Legalität unter den Handelsabkommen. 141 Milliarden Dollar für die Bildung, 24 Milliarden Dollar für eine Senkung der Gesundheitskosten, und 6 Milliarden Dollar für Breitbandinternet..." und vieles mehr.

      Mein Kollege Porter Stansberry fügt diese Einschätzung bei:

      Der Kongress will uns glauben machen, dass wir uns selbst aus dieser Finanzkrise retten können, indem wir 400 Millionen Dollar dafür ausgeben, dass wir die Klimaerwärmung erforschen, 650 Millionen Dollar ausgeben, um das Fernsehen auf Digital umzustellen, 7 Milliarden Dollar, um die Bundesgebäude zu modernisieren", und 20 Milliarden Dollar für Lebensmittelmarken und so weiter.

      Dem Wall Street Journal zufolge, entfallen nur 90 Milliarden Dollar von 835 Milliarden Dollar, bzw. nur 12 Cent von jedem Dollar auf etwas, das man mit Recht als Wachstums-Stimulus bezeichnen könnte."

      Ich bezweifle nicht, dass all diese Korruption gut gemeint ist. Wer würde nicht gerne den Krisen-Asteroiden in die Luft pusten, ehe er uns trifft. Aber diese staatliche Geldverschwendung funktioniert nicht. Denn sie löst das wahre Problem nicht - die Schulden. Sie bewegt die Schulden eigentlich nur vom Privatsektor in den öffentlichen Sektor, insgesamt steigen die Schulden sogar.

      Es gibt ungefähr 6 Billionen Dollar in Schulden, die beseitigt werden müssen, ehe die Wirtschaft wieder wachsen kann. Die Liqudierung würde es bringen - schnell und schmerzhaft. Die Leute würden bekommen, was sie verdient haben. Das auf dem Dollar basierende System würde zusammenbrechen. Alle würden ihre Lektion lernen und hinterher besser dastehen.

      Aber das wird nur über die Leichen Ben Bernankes und anderer in politischen Schlüsselpositionen passieren. Ich würde diesen Ansatz bevorzugen. Aber ich bin Teil einer winzigen Minderheit.

      Jeder andere glaubt, dass dieser Hokus Pokus uns irgendwie aus den Schwierigkeiten bringen wird, ohne dass es Schmerz oder Leid geben würde.

      Lasst uns die richtigen Leute in den Raum holen, die Türe schließen und eine Lösung an die Wand brignen", sagte Jamie Dimon von JPMorgan Chase.

      Letzten Endes wird die Lösung, nach der diese einfachen Geister suchen, die letzte sein, die wirklich funktioniert: Inflation.

      Offene, schamlose, explizite Inflation.

      Wenn diese Verschwendung auf Staatskosten irgendwann deutlich scheitert... und wenn die Arbeitslosenzahlen bei deutlich über 12% liegen werden, dann werden sie sich an Gideon Gono wenden und ihn um Hilfe bitten.

      Wann? Ich werde darauf zurückkommen...
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 10:21:22
      Beitrag Nr. 626 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.041 von Maraho am 07.02.09 10:06:28Und hier ein Interview dazu:


      Fragwürdig

      Krise oder Zusammenbruch?
      Frithjof Bergmann über die wirtschaftlichen Perspektiven in den USA / Der gebürtige Sachse lehrte u.a. Philosophie in den USA und berät derzeit Regierungen in Afrika

      ND: Sie gelten in den USA als Begründer der Bewegung der »Neuen Arbeit«, die ein Gegenmodell zum Kapitalismus entworfen hat. Gegenwärtig erlebt das Land die heftigste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Manche Analysten schätzen allerdings ein, dass die Krise schon bald vorbei sein werde. Teilen Sie diesen Optimismus?

      Bergmann: Das ist absolut lächerlich. Da wollen Einzelne auf völlig geistlose Weise auf sich aufmerksam machen. Eigentlich ist das Bild in den USA ein deutlich realistischeres als in Deutschland, wo es immer heißt, es sind ja nur ein paar Banken betroffen. In den USA nimmt man wahr, dass immer mehr Menschen in Armut fallen. Man redet nicht von einer Krise, sondern vom Crash, vom Zusammenbruch.

      Das US-Amt für Arbeitsmarktstatistik schätzt 2008 als das Jahr mit dem höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit seit 1945 ein. Um welche Branchen geht es?

      Das zieht sich durch alle Branchen, Industrie, Bau, Dienstleistung. Ich beobachte zum Beispiel, dass renommierte Handelsketten betroffen sind, die Computer und Elektronik anbieten. Generell gilt, die Menschen verzichten auf Luxus, ohne den man gut auskommt. In den Einkaufszentren stehen viele Läden leer. Aber die Arbeitsmarktstatistik ist ohnehin nur Ablenkung, wie das bunte Tuch, mit dem der Zauberkünstler auf der Bühne winkt.

      Auffällig ist: In den USA suchen viele Menschen Vollzeitstellen und bekommen allenfalls Teilzeit.

      Ja, die Qualität der Lohnarbeit nimmt ab. Sehr viele Menschen haben inzwischen einen schlechteren Job als vor ein paar Monaten. Heute kriegt man vor allem stundenweise Arbeit, zu ungünstigen Zeiten, ohne Versicherung und mit niedrigen Löhnen. Die Gewerkschaften unterschreiben Verträge, die schlechte Arbeitsbedingungen beinhalten.

      US-Präsident Barack Obama will die Wirtschaft mit einem Investitionsprogramm von 800 Milliarden Dollar stimulieren.

      Es ist fraglich, ob seine Idee der Stimulierung aufgeht. Ich erinnere daran: Das viele Geld, das im Spätherbst vor allem in die Banken geflossen ist, hat die Wende jedenfalls nicht gebracht. Die öffentliche Meinung ist gespalten. Obama wird einerseits geradezu angebetet als eine Art messianische Figur. Es gibt aber auch eine Menge Leute, die sagen, der Präsident ist zwar intelligent und stark, aber wir bezweifeln, dass er die eigentlichen Probleme lösen kann.

      Welche Probleme sind das?

      Sie resultieren aus der gesellschaftlichen Spaltung zwischen den 20 Prozent, denen es immer besser geht und den 80 Prozent, denen es immer schlechter geht. Die gab es schon vor dem Crash, aber sie nimmt rasant zu. Die Folge sind zunehmende Spannungen zwischen Armen und Reichen. Unruhen sind nicht ausgeschlossen. Es ist fast schon eine Aufstellung wie vor einer Schlacht. Das ist die Herausforderung für Obama.

      Gibt es auch positive Aussichten?

      Um auf meine erste Antwort zurückzukommen: Die Idee, die in Deutschland so verbreitet ist, die ganze Misere könnte irgendwie folgenlos an uns vorbeigehen, hat in den USA kaum noch jemand. Man denkt über einen Neuanfang nach, setzt auf einfachere, kleinere, ökologischere Produkte. Die Erkenntnis, dass die Epoche des Wirtschaftswachstumswahnsinns vorbei ist, zeichnet sich zunehmend im öffentlichen Bewusstsein ab.

      Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/143490.krise-oder…
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      schrieb am 07.02.09 10:35:16
      Beitrag Nr. 627 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.489.972 von Maraho am 01.02.09 14:10:39Und hier etwas für die "Kopfmenschen" unter euch...


      "In 30 Jahren wird es keinen Kapitalismus mehr geben"

      Der Soziologe Immanuel Wallerstein sagte früh den Zusammenbruch des Sowjetblocks voraus und prophezeit nun das Ende des Kapitalismus.

      Immanuel Wallerstein war der Einladung einer spanischen Universität in die Hauptstadt Madrid gefolgt. Im überfüllten Veranstaltungssaal des Museums Reino Sofia sprach er über die Krise des Kapitalismus. Dabei sagte der Theoretiker, der im Kalten Krieg das Ende des Sowjetblocks prophezeite, nun das Ende des Kapitalismus in den nächsten 30 Jahren voraus. Wallerstein spricht seit langen davon, dass wir uns am Ende der zweiten Phase eines Kondratieff-Zyklus befinden. Der Zusammenbruch des Kapitalismus werde real, weil negative Konjunkturzyklen mit einer Systemkrise zusammenfielen, in welcher der Kapitalismus aus dem Gleichgewicht gerate, weshalb eine "Phase des politischen Chaos" anstehe.

      Wallerstein ist nicht irgendein Theoretiker. Der 1930 in New York geborene Sohn jüdischer Einwanderer aus Deutschland, gilt als einer der Begründer der Weltsystem-Theorie. Der Soziologe lehrt an der Yale University und hat das Studienzentrum Fernand-Braudel der Wirtschaften und Zivilisationen historischer Gesellschaften in Binghampton (New York) gegründet und bis 2005 geleitet. Einen Namen machte er sich vor allem mit seinen Studien zur globalen kapitalistischen Wirtschaft. Er entwickelte eine Makrotheorie mit einem universalen Anspruch, die sich auf politökonomische, historische und vergleichende Aspekte bezieht. Sein bekanntestes Werk ist das dreibändige "The Modern World-System", das 1974, 1980 und 1989 veröffentlich wurde.

      Er kritisierte frühzeitig den globalisierten Kapitalismus und inspirierte damit dessen Kritiker. Auch sein Eintreten für "anti-systemische Bewegungen" hat ihn, ähnlich wie Noam Chomsky und Pierre Bourdieu, zu einem der herausragenden Vertreter der Globalisierungskritiker gemacht. Er war Mitunterzeichner des Manifestes 12 Vorschläge für eine andere mögliche Welt des Sozialforums in Porto Alegre 2005.

      Trotz großen Publikumszuspruchs fand die Veranstaltung in den spanischen Medien kaum ein Echo. Nur die neue Tageszeitung Publico berichtete und druckte ein Interview mit Wallerstein ab. Der Theoretiker, der stets die zunehmende Bedeutung des Nord-Süd-Konflikts betonte, zeigte in diesem Gespräch eine Radikalisierung seiner Positionen bei der Beurteilung der sich verschärfenden und vertiefenden Finanz- und Weltwirtschaftskrise.

      Erklärte Wallerstein bisher meist allgemein, dass das derzeitige kapitalistische System nicht überleben kann, wurde er in einem Interview mit der französischen Zeitung "Le Monde" schon im vergangenen Oktober deutlicher. Die Lage für die Herrscher dieser Welt werde zunehmend "chaotischer und unkontrollierbarer", erklärte er. Er sah einen Kampf aufkommen, und "zwar nicht nur zwischen Verteidigern und Gegnern des Systems, sondern auch unter allen Akteuren", um zu bestimmen, welches System den Kapitalismus ablösen werde. Den Begriff "Krise" reserviert er ausdrücklich für eine derartige Situation. "Nun ja, wir befinden uns in der Krise, der Kapitalismus neigt sich dem Ende zu."

      "Alle Möglichkeite sind offen"

      In dem neuen Interview geht Wallerstein einen Schritt weiter und legt einen Zeitrahmen fest: "Wir können sicher sein, das wir in 30 Jahren nicht mehr in einem kapitalistischen Weltsystem leben." Auf die Frage, welches System den Kapitalismus ablösen wird, hat er keine Antwort. "Es kann ein besseres oder schlechteres System sein, alle Möglichkeiten sind offen." Als Spezialist des Nord-Süd-Konflikts sieht er darin den Dreh- und Angelpunkt. "Die Lösung finden wir, wenn der Konflikt zwischen dem Geist von Davos und dem Geist von Porto Alegre gelöst ist."

      Er bezieht sich hier auf die Weltsystem-Therorie, die von Karl Marx genauso beeinflusst wurde, wie von der Dependenztheorie und den Theorien französischer Historiker der Annales-Schule, besonders Fernand Braudel. Doch anders als bei Marx steht bei Wallerstein nicht der Widerspruch von Kapital und Arbeit im Vordergrund, sondern dieser Konflikt tritt hinter den Konflikt zwischen Zentrum und Peripherie zurück. In System der endlosen Akkumulation von Kapital seien die konkurrierenden Akteure für auftretende Spannungen verantwortlich. Daher seine Einschätzung, dass es auch zu verstärkten Widersprüchen und Konflikten innerhalb der Systembefürworter auf der einen und mit Akteuren des Südens kommen wird. Den Begriff "Dritte Welt" lehnt er ab, denn für Wallerstein gibt es nur "eine Welt", die durch ein arbeitsteiliges Netz ökonomischer Tauschbeziehungen eng miteinander verbunden ist.

      Wallerstein hält es für möglich, dass an die Stelle des "fürchterlich ungerechten" Kapitalismus ein noch extremeres, ein noch stärker polarisierendes und hierarchischeres System tritt. Es könne aber auch ein demokratischeres und egalitäreres System werden. Letztlich werde das Ergebnis von nahezu unendlich vielen individuellen Anstrengungen abhängen.

      Der Kapitalismus sei nicht zum Zusammenbruch verdammt, weil wir in die Endphase eines Kondratjew-Zyklus : de.wikipedia.org/wiki/Kondratieff eingetreten seien. Vielmehr macht er dafür das Zusammentreffen verschiedener negativer Konjunkturzyklen, die sich wiederum gegenseitig verstärken, mit dem Auftreten einer Systemkrise verantwortlich. Werde in der Phase A des Kondratjew-Zyklus der Gewinn durch materielle, industrielle oder andere Produktion geschaffen, muss der Kapitalismus sich in der Phase B, wenn er weiter Profit generieren will, finanzieren und flüchte deshalb in die Spekulation. Deshalb verschuldeten sich seit nun mehr als 30 Jahren die Unternehmen, die Staaten und die Privathaushalte massiv.

      "In diesem Sinne bietet die derzeitige Krise aber nichts Neues, über die alle so diskutieren, als wäre es etwas nie da gewesenes. Sie ist ähnlich zu anderen historischen Augenblicken, wie die große Depression oder die Periode zwischen 1893 und 1896." Nach der massiven Verschuldung platze eine Spekulationsblase nach der anderen und in der Folge brächen Firmen und Banken zusammen, die Kapitalkonzentration und die Arbeitslosigkeit stiegen und die Wirtschaft sei einer realen Deflationssituation ausgesetzt, die schon die zweitgrößte Volkswirtschaft fest im Griff hat (Droht mit den Leitzinssenkungen nun statt Stagflation eine Stagdeflation?). "Wir sehen also den Kollaps der Spekulationsperiode, die in den 1970er Jahren begonnen hat, soweit ist also alles ganz normal."

      Phase des politischen Chaos

      Dass hierzu eine Systemkrise komme, daran bestimme sich das Außerordentliche dieser Situation, meint Wallerstein. Der Kapitalismus sei ein Allesfresser, der stets den höchsten Profit anstrebe und sich mit kleinen, marginalen Profiten nicht begnüge. "Die realen Akkumulationsmöglichkeiten dieses Systems sind an ihre Grenzen gestoßen." Seit der Geburt des Kapitalismus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebe er vom Reichtumsunterschied zwischen dem Zentrum, wo die Gewinne zusammen fließen, und den immer stärker verarmenden Rändern. Die Aufholjagd in Asien und Lateinamerika stelle nun eine unlösbare Herausforderung für die vom Westen dominierte Weltwirtschaft dar.

      Dem Westen alle es zusehends schwerer, den Preis der Akkumulation zu kontrollieren: Rohstoffpreise, Preise für Lohnarbeit und Steuern stiegen seit Jahrzehnten an. Die nun auslaufende kurze neoliberale Periode habe diese Tendenz nur temporär bremsen können. Die jüngste Krise, die mit er mit der aufziehenden für vergleichbar hält, sei der Zusammenbruch des europäischen Feudalsystems und dessen Ablösung durch den Kapitalismus gewesen. Den scheidenden Kapitalismus hält er für ein System, welches "bemerkenswert und außergewöhnlich die meisten Güter und den größten Reichtum produziert hat".

      Trotz der Schäden an der Umwelt und an den Gesellschaften, habe er der größtmöglichen Zahl von Menschen ermöglicht, ein rationales und intelligentes Leben zu führen. Allerdings führe die Krise des Kapitalismus nun in eine "Phase des politischen Chaos", sagt er voraus. Die dominierenden politischen Akteure, vor allem die westlichen Unternehmen und Staaten, versuchten nun alles, um wieder ein Gleichgewicht zu schaffen. Dass werde ihnen höchstwahrscheinlich nicht gelingen, ist Wallerstein überzeugt. Die Intelligentesten hätten schon verstanden, dass etwas vollständig Neues organisiert werden muss. "Heute sieht man die Lage deutlich klarer in Porto Alegre als in Davos." So macht er klar, wo diese Intelligenz zu verorten ist. Verschiedene Akteure handelten bereits unbewusst und ohne Plan, um neue Lösungen zu schaffen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29687/1.html …


      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 11:13:13
      Beitrag Nr. 628 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.788 von Maraho am 07.02.09 05:59:31Dies habe ich gerade gefunden, gelesen und "reiche" es an euch weiter:


      10700000000000 Dollar Schulden
      von Eckert, Daniel und Zschäpitz, Holger

      Zur Abwehr einer langen und schmerzhaften Rezession will der neue US-Präsident die bereits erheblichen Staatshilfen vervielfachen. Damit hat Barack Obama beste Aussichten, als größter Schuldenmacher aller Zeiten in die Geschichte einzugehen


      Noch vor wenigen Jahren galt für Amerika wie selbstverständlich: „Time is on our side.“ Seit der Finanzkrise arbeitet die Zeit nun entschieden gegen die Vereinigten Staaten. Sinnfällig wird dies an der Schuldenuhr, die unweit des New Yorker Times Square Dollar für Dollar das schwindelerregende Hochtickern der Verbindlichkeiten zählt. Aktuell beläuft sich das Minus auf 10,7 Billionen Dollar, eine Zahl mit 14 Stellen. Spätestens seitdem die 13 ursprünglichen Ziffern der Digitalanzeige nicht mehr ausreichten, um den Schuldenstand der USA zu erfassen, lässt die Uhr an eine Zeitbombe denken. Am Ende könnte der große Knall stehen, der nicht nur die USA erschüttert, sondern auch die globale Ordnung.

      Dabei waren die ersten zehn Billionen Dollar Staatsschulden nur ein schwacher Vorgeschmack auf das, was kommt: eine Staats-Bubble ohne Beispiel. Mit Barack Obama, dem neuen US-Präsidenten der USA, wird sich der Takt der Schuldenuhr erheblich beschleunigen. Was bei George W.Bush noch wie ein historischer Ausrutscher anmutet, getrieben durch den „War on Terror“, den Irakkrieg und großzügige Steuergeschenke an Wohlhabende scheint bei seinem Nachfolger unter anderen Vorzeichen zur Staatsdoktrin zu werden. Zur Abwehr einer langen und schmerzhaften Rezession will Obama mit seinem hochkarätig besetzten Ökonomen-Team die bereits erheblichen Staatshilfen vervielfachen – das Ganze natürlich auf Kredit. Die de jure unabhängige Notenbank Fed ordnet sich in diesem Ausnahmezustand des Kapitalismus unter und stellt mit einer Nullzinspolitik und „unorthodoxen Maßnahmen“ die nötige Liquidität für dieses Manhattan Project der modernen Ökonomie bereit.

      Zu Obamas ersten Amtshandlungen gehörte es, ein Konjunkturpaket in Höhe von rund einer Billion Dollar auf den Weg zu bringen. Ganz im Stil von Franklin D. Roosevelt, der in den dreißiger Jahren den New Deal ausrief, will der Hoffnungsträger aus Chicago mit diesem gewagten Zug der Nation eine neue Perspektive geben. Vor allem will er die Arbeitslosigkeit bekämpfen und dem sozialen Absturz der Mittelschicht entgegenwirken. Mit Steuererleichterungen und Infrastrukturprojekten in Milliardenhöhe sollen vier Millionen Stellen gesichert werden.

      Die Statistiken zeigen ein Land in Agonie. Die Arbeitslosigkeit in der weltgrößten Ökonomie ist vergangenes Jahr so stark gestiegen wie seit 1945 nicht mehr, als durch die Umstellung von Kriegs- auf Zivilproduktion Millionen Jobs wegfielen. Die US-Wirtschaft als Ganze schrumpft so stark wie zuletzt in der harten Rezession Anfang der Achtziger.

      Zwar fordert die große Mehrheit der Ökonomen eine kraftvolle Intervention des Staates. Über eine Frage indes schweigen sich die Analytiker aus: Wer soll es am Ende zahlen? Ist es weise, eine durch ein Übermaß an Schulden ausgelöste Krise durch neue Schulden zu bekämpfen? Selbst wenn sich die Krise eindämmen lässt, wenn sich Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen stabilisieren, werden die Verbindlichkeiten dramatisch steigen. Ein kurzfristiger Erfolg, der alles andere als garantiert ist, könnte langfristig mehr Schaden als Nutzen anrichten: Die ökonomische Bereinigung bleibt aus, das politische System verliert an Handlungsspielraum.

      Insgeheim richten sich alle Hoffnungen auf ein Wunder, das eine schmerzlose Entschuldung ermöglicht. Denkbar wäre eine technische Revolution etwa auf den Gebieten Nanotechnologie, Robotik oder alternative Energien. Denkbar, aber eben nicht erzwingbar.

      Bleibt das Mirakel aus, eröffnet sich ein Horizont düsterer Zukunftsaussichten für die USA – und die Welt: Irgendwann müssen die Schulden zurückgezahlt werden. Zu den 10,7 Billionen Verbindlichkeiten der öffentlichen Hand addieren sich knapp 24 Billionen Dollar der privaten Haushalte. Rein theoretisch könnte der Staat den Ausweg zulasten der Bürger in drastischen Abgabenerhöhungen suchen. Um die Schuldenspirale zu stoppen, müsste Washington nach Berechnung von Experten die Einkommensteuern um den Faktor zwei erhöhen, was die politische Durchsetzbarkeit zweifelhaft macht. Eine andere ist die Inflationierung der eigenen Währung mittels Notenpresse. Über die damit einhergehende „Kalte Progression“ lassen sich die Steuereinnahmen steigern, was die Bedienung der Schulden erleichtert.

      Längst nicht immer nimmt eine Verschuldungspolitik einen glimpflichen Ausgang. Island 2008, Argentinien 2001 oder Russland 1998 klingen mahnend im Ohr. Die Geschichte kennt mannigfache Beispiele für Staatsinsolvenzen, auch großer Reiche, etwa Spanien unter Philipp II. oder Frankreich unter Ludwig XVI. Das sich selbst für solide haltende Deutschland musste in den vergangenen 100 Jahren immerhin zweimal einen Kapitalschnitt machen: 1923 und 1948. Harvard-Historiker Niall Ferguson hat bereits Parallelen zwischen der jetzigen Situation der USA und dem schleichenden, schuldengetriebenen Niedergang des Osmanischen Reiches im 19.Jahrhundert ausgemacht.

      Zwar gilt unter Finanzmarktexperten eine Insolvenz der mächtigsten Wirtschaftsnation des Globus als nahezu ausgeschlossen. Die Prämien auf US-Staatsanleihen, mit denen sich Investoren gegen einen Ausfall absichern können, zeigen indes, dass der Markt die Hitze zunehmend spürt. Um sich gegen den Ausfall von jeweils 10000 Dollar Kreditsumme abzusichern, müssen Halter von US-Titeln inzwischen 60 Dollar Prämie zahlen. Noch im Juli 2008 waren es nicht einmal zehn Dollar. Selbst bei dem Burger-Brater McDonald’s sowie Campbell’s Soup ist inzwischen eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit eingepreist als bei der Weltmacht USA.

      Die Zeit arbeitet auch hier gegen Obama und Amerika. Jenseits einer bestimmten Schuldengrenze ist die Zinslast mit konventionellen politischen Mitteln nicht mehr zu stemmen. „Wenn die jetzige Aufwärtsentwicklung der Verbindlichkeiten irreversibel würde, könnte die künftige Kreditwürdigkeit der USA leiden“, warnte die Ratingagentur Moody’s bereits in einer Studie. Aktuell genießen die Vereinigten Staaten noch die bestmögliche Bonitätsnote AAA und können sich damit auf den internationalen Kapitalmärkten zu Spitzenkonditionen Geld beschaffen. Das muss nicht bleiben.

      Genau diese Finanzierung der Konjunkturspritzen zu akzeptablen Bedingungen könnte bald passé sein. Momentan profitieren die USA wie andere große Industriestaaten auch davon, dass die Bondzinsen historisch niedrig sind. Sie sind es, weil Investoren in den Turbulenzen der Finanzkrise bei Staatsanleihen eine noch so niedrige Rendite hingenommen haben, solange sie ihr Kapital nur sicher wähnten. Dieses Gefühl der Sicherheit könnte ins Gegenteil umschlagen, sollte sich an den Märkten die Meinung durchsetzen, dass die Regierungen beim Schulden-Monopoly überreizen oder dass die Inflation zurückkehrt.
      Für die US-Regierung ist die Lage keineswegs komfortabel: Da ihre Bürger selbst nicht genügend auf die hohe Kante legen (die Sparquote war bis vor kurzem negativ), ist das Land darauf angewiesen, dass sich genügend ausländische Abnehmer für die Schuldpapiere finden. Bisher haben insbesondere Chinesen und Japaner die Funktion gerne wahrgenommen. Doch nun haben Asiens Exportnationen eigene Probleme. Lassen sie Amerika im Stich, muss der neue US-Finanzminister höhere Renditen bieten, um genügend kaufwillige Investoren zu locken. Müsste das Treasury Department statt wie aktuell 3,3 Prozent im Schnitt fünf Prozent für geliehenes Geld zahlen, würde das den Steuerzahler über den Schuldendienst jährlich mit rund 20 Milliarden Dollar mehr belasten.

      Obama hat beste Aussichten, als größter Schuldenmacher aller Zeiten in die Geschichte einzugehen. Und der Erfolg seines gewaltigen Experiments ist ungewiss. Sicher ist hingegen, dass schon an seinem ersten Tag im Weißen Haus die Neuverschuldung mit 8,3 Prozent der Wirtschaftskraft einen Höchststand in Friedenszeiten erreicht hat. Die Kosten für Obamas Impulspaket sind in dieser Zahl noch nicht enthalten. Setzen er und seine Nachfolger diese Defizitpolitik mit der gleichen Verve fort, werden schon 2033 die 14 Stellen der Schuldenuhr nicht mehr ausreichen.

      Am Ende der neuen Staatsdoktrin könnte nicht nur die Dominanz des Dollars fallen, sondern auch der ökonomische Supermachtstatus der USA.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=1&item=3434 …
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 14:53:36
      Beitrag Nr. 629 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.527.262 von Maraho am 06.02.09 13:45:56Hier ein Kommentar aus der FTD, passend zu obigem:


      Der große Selbstbetrug
      von Sven Clausen

      Nach jedem Absturz jammert die Menschheit über das böse Wesen des Kapitalismus. Sie fordert zu viel. Der Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem, kein humanistisches Erziehungsprogramm.


      Die meisten Menschen in der Wohlstandsgesellschaft leben ganz behaglich mit der Vorstellung, sich in einem Umfeld ständiger Verbesserung zu befinden. In Europa herrscht Frieden, zwischen dem Kontinent und den USA auch, das Verhältnis zu Russland und China ist okay, es gibt Nobelpreise, es geht zum Mond und zum Mars, neuerdings werden die Gefahren für Klima und Umwelt bekämpft. Und das Beste ist: Der Wohlstand nimmt beständig zu.

      All das gibt das gute Grundgefühl, bei einer ordentlichen Sache mitzumachen, einer wirklich sehr ansehnlichen, eigentlich sogar vorbildlichen Kulturgemeinschaft. Das Wirtschaftssystem, das vieles davon erst ermöglicht, ist zwar kapitalistisch und produziert viele Verlierer. Aber gut - es ist halt unter dem Strich doch ziemlich leistungsfähig.

      Solch ein anerkannt erfolgreiches Wirtschaftssystem müsste in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich einen hübschen Imagepuffer aufgebaut haben, um auch mal einen Stopp beim Wohlstandswachstum gut verkraften zu können und nicht gleich infrage gestellt zu werden. Sogar ein Wohlstandsrückgang darf nicht sein Untergang sein. Selbst wenn sich der Reichtum auf das Niveau von 2007 oder 2006 oder 2005 reduzieren würde - nicht schön, für viele Einzelne sogar dramatisch und alarmierend, das System insgesamt aber müsste das angesichts der Erfolge der Vergangenheit locker wegstecken und auspendeln können.

      Hang zur Fahnenflucht

      Die Wirklichkeit macht einen anderen Eindruck. Überall wird der Systemuntergang herbeigeredet. Kapitalismus - Sinnkrise mindestens, oft aber auch: Ende, Aus, Schluss. Natürlich haben viele prominente Protagonistent kläglich versagt, Institutionen auch. Warum aber soll dann gleich der Kapitalismus in toto am Ende sein? Woher kommt diese leicht provozierbare Bereitschaft zur Fahnenflucht? Und wo wird mal Anerkennung über den Erfolg der vergangenen Jahrzehnte artikuliert? Warum wird so wenig davon verteidigt?

      Kern des mangelnden Widerstands ist der Ungerechtigkeitsverdacht. Er ist immer irgendwie da. Bei jedem Absturz des Systems bestätigt er sich dann. Der Wohlstand der Menschen ist bei einigen deutlich stärker, bei anderen schwächer gewachsen. Das ist so lange in Ordnung, solange das auf Leistung, am besten gar auf Genialität beruht, und Auswüchse - und damit auch Armut - verhindert werden. Keine Blase aber, weder die New-Economy- noch die Immobilienblase, hatte mit Genialität zu tun, jedenfalls nicht im Wortsinn. Die Blasen wären nicht denkbar ohne universale Gier: die Gier der Privatanleger nach unrealistischen Wertsteigerungen bei Aktien von Kleinstfirmen, die Gier normaler US-Bürger nach überdimensionierten Immobilien samt Großkotzauto. Die Gier vieler Banker natürlich, die sich, angefeuert durch entsprechende Bonisysteme, der Verantwortung für die von ihnen vergebenen Kredite entledigten, indem sie sie schnell weiterverkauften.

      Diese Erkenntnis, dass Gier die Menschen antreibt, ist nicht neu. Nur wird sie beständig bitterer und eigentlich auch peinlicher. Mit jeder Generation, in der mal wieder eine Blase platzt, zeigt sich, dass sich immer noch kein Lernerfolg eingestellt hat.

      Es ist diese Erkenntnis, die zu so viel verkappter Selbstanklage führt: Das System macht mehr Wohlstand, aber einfach keine besseren Menschen. Seit Jahrzehnten zwar pumpt es Reichtum in die westliche Welt, aber selbst das treibt den Menschen ihre niederen Instinkte nicht aus. Eher im Gegenteil: Wenn nach einer erneuten Implosion einer giergeschwängerten Blase neue Grenzen und Kontrollen eingezogen werden, um die Missetäter aufzuhalten, machen sich neue gleich wieder ans Aushebeln.

      Kein Stoff für Utopien

      Die Leistungsbilanz des Systems ist zwar exzellent. Die humanistische Bilanz dagegen ist ziemlich mager: Die Menschen werden nicht besser. Jede Generation fängt mit ihrer Durchtriebenheit wieder mehr oder weniger von vorn an. Es findet keine Entwicklung statt. Was die Menschen also wurmt: Ein wirklich umfassend gutes Gewissen lässt sich im System nicht herstellen, ein moralischer Führungsanspruch nicht ableiten. Sie leben immer noch in einer ziemlich schnöden Giergesellschaft. Kapitalismus taugt einfach nicht für Utopien.

      Das ist keine besonders schmeichelhafte Erkenntnis. Sie mündet in Wehklagen und der zur Schau gestellten Bereitschaft, das System fallen zu lassen. Ein System, das nur den Wohlstand mehrt, aber die Menschen nicht besser macht - es ist nicht edel, hilfreich und gut genug. Dass keine Alternative in Sicht ist, macht die Sache nur noch schlimmer: Wir können es offensichtlich nicht besser.

      Was also tun? Cool bleiben und misstrauisch werden. Nach dieser Krise muss jeder wissen, dass er selbst schuld ist, wenn seine Träume von Wohlstandswucherungen mit der nächsten Blase platzen. Wer aber hilft, den Kapitalismus im Zaum zu halten, wird mit einem äußerst auskömmlichen Wohlstandsniveau belohnt. Es wird genügend übrig bleiben für Edles, Hilfreiches und Gutes.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Kommentar-Der-gr…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 14:59:15
      Beitrag Nr. 630 ()
      Hallo Maraho,

      mal wieder ein Danke an Dich! Sehr lesenswerte Artikel, und vor allem seriöse Quellen. Gerade die Vielfalt Deiner Zusammenstellung ist interessant, chapeau.

      Schönes WE
      kevine
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 14:59:32
      Beitrag Nr. 631 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.797 von Maraho am 07.02.09 06:25:52Neues über die Bundesfinanzen:


      Bundesetat
      Defizit erreicht 2010 Spitzenwert

      Der Bund wird als Folge der Finanzkrise in den nächsten Jahren mit enormen Budgetdefiziten zu kämpfen haben. Das Finanzministerium rechnet für 2010 mit einem Spitzenwert bei der Deckungslücke im Staatshaushalt von rund 60 Milliarden Euro nach 45 Milliarden Euro im laufenden Jahr.

      Berlin - In den nächsten Jahren werden große Deckungslücken im Bundeshaushalt klaffen. Das berichtet das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL am Samstag vorab. Nach der Erhöhung im nächsten Jahr erwarten die Experten des Finanzministeriums dem Bericht zufolge für 2011 einen Rückgang des Fehlbetrags auf den Stand des laufenden Jahres - also rund 45 Milliarden Euro. Ein Jahr später werde das Minus marginal um zwei Milliarden Euro geringer ausfallen.

      Damit die Neuverschuldung des Bundes bis 2016 in die Nähe von acht Milliarden Euro sinke, wie es in der Föderalismuskommission II gerade beschlossen wurde, müsse die Regierung bis dahin Jahr für Jahr rund sieben Milliarden Euro einsparen oder entsprechend die Einnahmen, etwa die Steuern, erhöhen.

      Der skizzierte Verlauf steht vom Trend her im Einklang mit der jüngsten Aktualisierung des deutschen Stabilitätsprogramms. Danach wird Deutschland beim Staatshaushalt insgesamt, der Länder, Kommunen und Sozialversicherungen einschließt, 2010 mit 4 Prozent die europäische 3-Prozent-Defizitgrenze übertreffen. Für 2011 ist dann ein Rückgang der Quote auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und 2012 auf 2,5 Prozent vorhergesagt.

      Einhergehend damit wird sich der Schuldenstand des Staates kontinuierlich auf bis zu 72,5 Prozent des BIP in 2012 erhöhen. Grund für diese Entwicklung sind neben den Konjunkturpaketen der Regierung die Beschlüsse zum höheren Kindergeld sowie die steuerliche Anrechnung der Beiträge zur Krankenversicherung.

      Die Regierung geht in ihren aktuellen Schätzungen davon aus, dass der Konjunktureinbruch im Wesentlichen auf dieses Jahr beschränkt bleiben wird.


      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,606162…

      http://www.steuerzahler.de/webcom/show_softlink.php/_c-33…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 15:10:53
      Beitrag Nr. 632 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.530.911 von Maraho am 06.02.09 19:30:49Dies noch zum Nachmittags-Kaffee:


      Folgen der globalen Rezession

      Die Unsicherheitskrise
      Die Finanzkrise ist das größte Sicherheitsproblem dieser Zeit. Wenn die Regierungen versagen, gemeinsam Lösungen zu finden, drohen ein Zerfall der EU und weltweite Kriege.
      Ein Kommentar von Stefan Kornelius


      Eine Bank, so lernten es bislang schon Kinder bei jedem Weltspartag, ist eine ziemlich sichere Angelegenheit - mit Tresorräumen, Panzertüren und Schließfächern. Eine Bank, das war gerade in Deutschland der Inbegriff von Stabilität und Sicherheit. Eine sichere Bank aber gibt es nicht mehr, spätestens seit September 2008, als Lehman Brothers aufhörte zu existieren.

      Seitdem hat sich die Erkenntnis verbreitet, dass Banken nicht zur Sicherheit, sondern zur Unsicherheit beitragen, und dass eine "sichere Anlage" ein Oxymoron ist, ein Widerspruch in sich. Nicht mal der Staat mag seinen Bürgern die Sicherheit geben, dass er mit seinen hoheitlichen Rechten der Finanzkrise ein Ende setzen kann.

      Die Finanzkrise und die globale Rezession beherrschen die Terminkalender der Staatenlenker, sie diktieren den Sitzungskalender der Parlamente. Sie sind präsent im Bewusstsein der Menschen und lösen weltweit sehr ähnliche Ängste aus - und sie sind das größte Sicherheitsproblem dieser Zeit.

      Ein Staat geht für die Sicherheit seiner Bürger drei Verpflichtungen ein: Er schützt mit seinem Militär vor einem äußeren Feind, er sorgt mit der Polizei für Sicherheit im Inneren, und er betreibt eine umsichtige Wirtschaftspolitik, die vor ökonomischer Unsicherheit schützen soll.

      Erstaunlich nur, dass der Zusammenhang zwischen der ökonomischen Krise und der physischen Sicherheit, der Unversehrtheit der Bürger von Riga bis Shanghai, von São Paulo bis Sacramento, nur selten hergestellt wird. Die Krise ist bisher nur ein Problem für den Geldbeutel, den Arbeitsplatz, das Immobiliendarlehen. Sie ist noch keine globale Sicherheitskrise. Aber das könnte sie bald werden. Wenn die Menschen an der Sicherheit garantierenden Autorität ihres Staates zweifeln, dann wächst Instabilität und droht Gefahr.

      Um das Eskalationspotential zu ermessen, genügt ein Blick nach Island, wo eigentlich friedliebende Bürger im Zorn über ihre Regierung auf die Straßen gingen und die Wut in Gewalt umschlug. Bulgarien, Lettland - überall kam es zu gewaltsamen Protesten. In Großbritannien gab es wilde Streiks, weil Arbeiter fürchteten, Ausländer aus anderen EU-Staaten würden ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen.

      Europas Fliehkräfte

      In den europäischen Zentralbanken werden Horrorszenarien durchgespielt, was ein Zerfall der Euro-Gruppe auslösen könnte: Wenn einige Staaten die Schuldenlast nicht mehr tragen könnten und auch die Unterstützung des Währungsfonds oder der europäischen Partner verlieren würden, dann bekäme der Kontinent nicht nur seinen alten Währungsteppich wieder, Europa würde auch politisch zerfallen - unfähig, das Bedürfnis seiner Bürger nach Sicherheit zu garantieren.Die EU, eine auf Wachstum und Wohlstandsverteilung begründete Idee, verlöre das stärkste Argument für ihren Zusammenhalt.

      Die Erweiterung der Gemeinschaft wurde und wird noch immer getrieben von der Aussicht auf Teilhabe. Die Balkanländer passen heute ihr Rechtssystem und ihre Gesetze den europäischen Normen an, so wie es die Staaten Mitteleuropas vor der jüngsten Erweiterungsrunde getan haben. Sie alle haben den Wunsch, an der ökonomischen Erfolgsgeschichte mitschreiben zu können. Wie schon in Griechenland, Spanien und Irland, so funktionierte die Wohlstandsverheißung auch in Polen und den baltischen Ländern.

      Das größte Exportgut der EU ist aber nicht ihre Währung, sondern das, was man im weitesten Sinn unter Sicherheit versteht. Ökonomische Stabilität und die Aussicht auf Wohlstand machen die friedensstiftende Kraft der Union aus. Löst sich dieser Klebstoff auf, dann werden Fliehkräfte auf die Gemeinschaft wirken - siehe Großbritannien, das EU-Regelungen so freizügig interpretierte, dass viele osteuropäische Wanderarbeiter zuzogen. Nun spürt die Regierung den Zorn der Briten.

      Auch zwischen China und den USA gibt es Konfliktpotential, das sich leicht instrumentalisieren lässt. Das gegenseitige Verhältnis ist von Schuldzuweisungen geprägt. Washington sieht in Peking eine egoistische Währungspolitik am Werk, die Chinesen wiederum beklagen die protektionistischen Tendenzen in Amerika. In der Tat, schon machen die Gewerkschaften mobil, und Kräfte im Kongress schreiben Abschottungsklauseln in die Gesetze: Was von dem Stimuluspaket für amerikanische Straßen, Brücken und Stromleitungen ausgegeben wird, soll nur mit US-Stahl, Beton und Werkzeugen verbaut werden dürfen. Die Nabelschau wird zur wichtigsten Erkenntnisquelle, globalisiert aber bleibt die Angst.

      Feindbilder gesucht

      Die Erinnerung an jene Zeit, als US-Kongressabgeordnete auf dem Regierungsboulevard voller Zorn mit Hämmern auf japanische Transistorradios eindroschen, ist noch präsent. Toyota und Fuji haben bis heute für viele Amerikaner ein negatives Image. Feindbilder und äußere Bedrohungen waren Politikern aller Zeiten schon immer willkommen, wenn es galt, von den Schwächen im Inneren eine Staates abzulenken.

      Es spricht vieles dafür, dass die russische Regierung den Gaskonflikt mit der Ukraine eben auch aus diesem Motiv suchte. Während die Währungsreserven in Moskau schmelzen, lässt sich die russische Regierung für ihren harten Kurs gegenüber den Billigheimern in Kiew feiern, die angeblich Gas stehlen und immer noch die Weltmarktpreise unterschreiten wollen. Kriege wurden schon aus nichtigeren Gründen vom Zaun gebrochen.

      Die Weltwirtschaftskrise ist auch eine Weltsicherheitskrise. Es macht keinen Sinn, die Konfliktregionen der Welt losgelöst von den Turbulenzen an den Börsen zu betrachten. Niemand kann über Energiesicherheit, die Klimabedrohung oder eine neue Weltordnungspolitik reden, ohne die chinesischen Devisenvorräte mit einzukalkulieren, oder die simple Möglichkeit der Staaten zu betrachten, für Außenpolitik Geld auszugeben. Niemand sollte ignorieren, dass der nächste Bankenkollaps zu einer Massenpanik bei Sparern und Anlegern führen kann, und dass dies am Ende Regierungen zu Fall bringen und radikale Kräfte an die Macht spülen könnte.

      2009 ist ein Schlüsseljahr für die Ordnung der Welt und für ihre Sicherheit. Der unmittelbare Druck ist noch nicht von den Märkten genommen, da beginnen die Staaten die Last der neuen Verantwortung zu spüren. Sie ringen um neue Gremien, um die Erweiterung der G-8-Gruppe der wichtigsten Industriestaaten, um eine Weltfinanzordnung. Sie suchen nach den Bösewichten und Krisenprofiteuren. Ein Regierungschef allein kann den Menschen in seinem Staat nicht mehr die gleiche Sicherheit garantieren wie noch vor 20 Jahren. Jetzt muss er kooperieren.

      Noch ist die Autorität der Staaten und Regierungen groß genug, um die schwierigen Prozesse zu lenken. Wenn aber erst einmal die schrillen Töne der Protektionisten überall offene Ohren finden und die Feindbilder Leuchtkraft gewinnen, dann ist das Finanzproblem wirklich ein Sicherheitsproblem geworden.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/847/457507/text/


      Bis später...
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 15:17:13
      Beitrag Nr. 633 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.968 von Maraho am 07.02.09 15:10:53Anmerkung: Ist schon interessant, daß sich die etablierten Medien vermehrt Gedanken um so etwas machen bzw. solche Inhalte veröffentlicht werden!

      Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 16:10:45
      Beitrag Nr. 634 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.926 von Maraho am 07.02.09 14:53:36Jetzt auch aktuell auf w:o....

      Währungsreform, Staatsbankrott -oder beides?
      http://www.wallstreet-online.de/nachrichten/nachricht/26…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 16:18:21
      Beitrag Nr. 635 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.073 von Maraho am 07.02.09 10:21:22Dann warten wir mal ab...


      Wall Street-Vorbericht
      US-Anleger hoffen auf Konjunkturpaket

      Die kommende Börsenwoche könnte spannend werden. Der neue US-Präsident Barack Obama macht Druck, endlich die Konjunktur zu unterstützen. Sollten die Maßnahmen bald kommen, könnten sie der Wall Street einigen Schwung geben. Manche Beobachter sprechen von „einer der wichtigsten Wochen des Jahres“. Denn neben die Hoffnungen treten auch ernste Befürchtungen.


      HB NEW YORK. Anleger setzen auf solche positiven Signale aus Washington. Gleich am Montag will Finanzminister Timothy Geithner seine weiteren Pläne für die Rettung der Finanzbranche vorstellen. Die Investoren hoffen zudem auf eine rasche Verabschiedung des milliardenschweren Konjunkturprogramms. Darüber will der Senat am Dienstag abstimmen. Am Freitag haben die Senatoren eine Einigung erzielt.

      Allein die Aussicht auf das Konjunkturpaket und weitere Maßnahmen aus dem Banken-Rettungspaket hatte zuletzt die Stimmung aufgehellt und trotz schlechter Wirtschafts- und Unternehmensdaten eine wahre Rally ausgelöst. "Die nächste Woche könnte eine der wichtigsten Wochen des Jahres 2009 werden", sagte Thomas Lee, Aktienstratege bei JP Morgan. "Welcher Plan auch vorgestellt wird, er wird den Rahmen für die Sanierung des Finanzsystems festlegen." Geithner bleiben noch rund die Hälfte der 700 Milliarden Dollar, die der Kongress im Oktober bewilligt hatte.

      Auch für Michael Pento, Marktstratege bei Delta Global Advisors, steht der Rettungsplan im Vordergrund. Die wichtigste Frage für ihn sei, wie der Plan genau aussehe. Für die Bilanzen und Wirtschaftsdaten der kommenden Woche zeigte sich Pento pessimistisch: "Es wird fürchterliche Nachrichten bei den Unternehmenszahlen und fürchterliche Nachrichten bei den Wirtschaftsstatistiken geben".

      Auf dem Kalender der Anleger stehen am Montag der Bericht des Handelsministeriums über den Außenhandel sowie am Freitag Zahlen zum Verbrauchervertrauen. Ihre Bilanzen legen unter anderem Größen wie der Dow-Konzern Coca-Cola und der Medienriese Viacom vor.

      Am Freitag konnten Berichte über den größten monatlichen Rückgang von Arbeitsplätzen in 34 Jahren die Stimmung an der Wall Street nicht trüben. So schloss der Dow-Jones-Index der Standardwerte 2,7 Prozent fester bei 8 280 Punkten, der breiter gefasste S&P-500 gewann 2,7 Prozent auf 868 Zähler, und der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg 2,9 Prozent auf 1 591 Punkte. Für die Handelswoche ergab sich damit ein Plus von 3,5 Prozent beim Dow, von 5,2 Prozent beim S&P und von 7,8 Prozent beim Nasdaq-Index.

      Neben den Finanztiteln trugen vor allem Technologiewerte zu den positiven Resultaten der Indizes bei. An der Nasdaq stiegen seit Jahresbeginn die Kurse der fünf Börsengrößen Microsoft, Google, Cisco, Oracle und Apple, während der S&P gleichzeitig um 3,8 Prozent nachgab.

      Doch selbst wenn sich die Rally in der kommenden Woche fortsetzen sollte, zeigen sich längst nicht alle Experten auch mittelfristig optimistisch. Das Konjunkturprogramm häufe große Schulden an, sagte Peter Boockvar, Aktienstratege bei Miller Tabak & Co. Die Investoren hegten die Hoffnung, dass die in Washington eingeleiteten Schritte zu einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte führten. "Sie werden in den kommenden Monaten enttäuscht werden."


      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/us-anle…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 16:28:15
      Beitrag Nr. 636 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.940 von kevine1 am 07.02.09 14:59:15 Hallo Maraho,
      mal wieder ein Danke an Dich! Sehr lesenswerte Artikel, und vor allem seriöse Quellen. Gerade die Vielfalt Deiner Zusammenstellung ist interessant, chapeau.
      Schönes WE
      kevine



      Guten Abend kevine,

      erst einmal vielen Dank. Vor allem aber freue ich mich, daß Dir die Zusammenstellung zusagt und Du auch Interessantes für Dich herausfiltern kannst!

      Ich bediene mich bewußt "seriöser" Quellen (alles andere wäre angreifbar) und nehme dabei keine Rücksicht auf die politische Ausrichtung der jeweiligen Veröffentlichungen, um ein "Gesamtbild" entstehen zu lassen.

      Ich werde mich auch weiterhin bemühen, den Standard hier zu halten.

      Es grüßt Dich
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 16:38:13
      Beitrag Nr. 637 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.486.645 von Maraho am 31.01.09 08:07:05Immer wieder Samstags...


      US-Markt
      Wieder drei Banken pleite

      Die Finanzkrise fordert weitere Opfer: In den USA haben erneut Banken dicht gemacht - gleich drei auf einmal. Seit Jahresbeginn sind bereits neun Institute zusammengebrochen. Und ein Ende der Kollaps-Serie ist nicht in Sicht.

      HB NEW YORK. Zum zweiten Mal in Folge hat es gleich drei Institute auf einen Schlag getroffen. Im Vorjahr gab es in den USA insgesamt 25 Pleiten von Geschäftsbanken. Diesmal waren zwei etwas größere Banken in Kalifornien betrofffen und damit nicht mehr nur ganz kleine Häuser. Die Kundeneinlagen aller drei Institute seien aber wie bisher in den meisten Fällen von anderen Banken übernommen worden und damit garantiert, teilte die staatliche Einlagensicherung FDIC mit.

      Alle drei Institute zusammen kamen auf eine Bilanzsumme von knapp 3,2 Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro). Die FDIC (Federal Deposit Insurance Corp.) rechnet mit weiteren Pleiten unter den weit mehr als 8 000 US-Banken. Die Schließungen erfolgen meist freitags, damit bis Montag ausreichend Zeit bis zur Wiedereröffnung unter dem neuen Besitzer bleibt.

      Größtes neues Opfer war die rund 1,7 Milliarden Dollar schwere County Bank in Merced (Kalifornien). Ihre Kundengelder wechseln zur ebenfalls kalifornischen Westamerica Bank in San Rafael. Die im selben Bundesstaat sitzende Alliance Bank in Culver City hatte eine Bilanzsumme von gut 1,1 Milliarden Dollar. Retter ist hier die California Bank & Trust in San Diego. Die dritte Pleite traf die relativ kleine FirstBank in McDonough (Georgia) mit knapp 340 Millionen Dollar Bilanzsumme, deren Einlagen zur Regions Bank in Birmingham (Alabama) kommen.

      Der bislang größte Banken-Zusammenbruch der US-Geschichte war Ende September vergangenen Jahres die Pleite der einst führenden US-Sparkasse Washington Mutual. Sie hatte eine Bilanzsumme von mehr als 300 Milliarden Dollar. Im Jahr 2007 hatte es lediglich drei Pleiten von US-Banken gegeben, in den beiden Jahren zuvor gar keine.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/wieder-drei-banken-pleite-3866…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 16:59:19
      Beitrag Nr. 638 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.942 von Maraho am 07.02.09 14:59:32TOPNEWS!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      Der wird wissen, wieso...
      Absatzbewegung...



      Wirtschaftsminister
      Glos bietet seinen Rücktritt an

      Wirtschaftsminister Michael Glos hat CSU-Chef Horst Seehofer seinen Rücktritt angeboten. Er begründete diesen Schritt mit seinem Alter und mit dem von Seehofer angestrebten personellen Neuanfang.

      Berlin - Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) will nach Informationen der "Bild am Sonntag" zurücktreten. Der Minister habe am Samstagnachmittag einen entsprechenden Brief an CSU-Chef Horst Seehofer geschrieben, berichtete die Zeitung. Glos unterrichtete demnach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Telefonat von seinem Brief an Seehofer.

      Der Minister begründete seinen Schritt dem Bericht zufolge mit seinem Alter und mit dem von Seehofer angestrebten personellen Neuanfang. Bei der CSU und bei der Bundesregierung war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

      "Bereits vor dem großen Neuanfang in der Bayerischen Staatsregierung und an der Parteispitze hatte ich dir angeboten, auch über mein Ministerium disponieren zu können", schrieb Glos laut "Bild am Sonntag" in dem Brief. "Ich bitte dich, mich von meinen Ministerpflichten zu entbinden." Die bayerische Landtagswahl habe gezeigt, "dass Erneuerung, Gestaltungskraft und Glaubwürdigkeit mehr denn je gefragt sind", zitierte die Zeitung weiter.

      "Zur Glaubwürdigkeit gehört auch, vor der Wahl genau zu wissen, welche Personen nach der Wahl für führende Ämter zur Verfügung stehen. Da ich in diesem Jahr mein 65. Lebensjahr vollende, entspricht es meiner Lebensplanung, nach dem 28. September keinem Kabinett mehr anzugehören." Deshalb wolle er jetzt vom Amt entbunden werden.

      In dem Brief mache der Minister auch deutlich, dass er ohne Groll gehe, berichtete die "Bild am Sonntag" weiter: "Die Arbeit als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie ist der Höhepunkt meines politischen Lebens, und ich bin dankbar, dass ich die Weichen stellen konnte. Vor allen Dingen war es mir wichtig, in der Finanz- und Wirtschaftskrise wirkungsvolle Maßnahmen, die auch meine Handschrift tragen, rasch durch- und umzusetzen."

      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,28…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 17:08:30
      Beitrag Nr. 639 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.968 von Maraho am 07.02.09 15:10:53Hier ein Zustandsbericht über die EU:


      Keine Einheit in der Krise
      Harald Neuber

      Ein EU-"Konjunkturprogramm" folgt derzeit auf das andere. Doch die Widerstände gegen strukturelle Änderungen sind groß
      In Brüssel und in den Hauptstädten der EU-Mitgliedsstaaten gibt man sich derzeit der Hoffnung hin, dass große Zahlen beruhigen. 200 Milliarden Euro hat die EU bereits im November vergangenen Jahres zur Verfügung gestellt, um die Folgen der Weltwirtschaftskrise einzudämmen und die Konjunktur anzukurbeln.


      50 Milliarden Euro stellt die deutsche Regierung zuletzt für den hiesigen Markt zur Verfügung – soviel wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte, Rund 24 Milliarden Euro schwer ist das "Konjunkturprogramm" in Großbritannien. In Frankreich sind es 26 Milliarden, in Spanien elf Milliarden und in Italien bislang 2,4 Milliarden Euro. Doch strukturell oder gar am System soll sich nichts ändern. Während die EU-Führung auf den so genannten Stabilitätspakt beharrt, treffen sich kommende Woche in Brüssel neoliberale Mitglieder des EU-Parlaments, um Einfluss auf die laufende Reformdebatte zu nehmen.

      Die Ziele sind überall gleich: die Massenarbeitslosigkeit soll verhindert und soziale Folgen der Krise für die Menschen abgeschwächt werden. In Großbritannien machte die Regierung ihren Bürgern deswegen "Steuergeschenke" und senkte die Mehrwertsteuer von 17,5 auf 15 Prozent. In Frankreich werden die Milliarden-Hilfsgelder vor allem in den Wohnungsbau gesteckt, ebenso in Spanien. In Italien und anderen Staaten der EU werden private "Konsumschecks" an Familien ausgegeben. Kurzum: Es wird staatliches Geld verschenkt, um den privaten Verbrauch und damit die Wirtschaft zu fördern.

      Länderübergreifend ist die Autoindustrie das Sorgenkind der EU: Zwölf Millionen Arbeitsplätze sind in dieser Schlüsselindustrie angesiedelt, ein beträchtlicher Teil von ihnen ist gefährdet. Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat im Rahmen ihrer jüngsten Hilfspakete bereits vier Milliarden Euro für technologische Erneuerungen zur Verfügung gestellt. Alles in allem verfolgen die EU-Staaten und –Institutionen damit eine konservative Krisenpolitik: Man pumpt Gelder in den Markt und hofft, dass der Motor der Wirtschaft wieder anspringt.

      Osteuropa und Russland besonders betroffen

      Dabei ist das Problem nicht auf die kerneuropäischen oder auch nur die Staaten der EU beschränkt. Der Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft warnte unlängst vor den möglicherweise katastrophalen Folgen für die nach wie vor strukturschwachen Ökonomien in Osteuropa. Die derzeit diskutierten Lösungsstrategien dürften nicht an den Außengrenzen der EU halt machen, fordert Jürgen Fitschen, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bank. Der Ökonom wies gegenüber der Deutschen Presse-Agentur darauf hin, dass besonders die Bankensysteme in Osteuropa schwach sind und der Unterstützung bedürfen.

      Fitschen steht mit dieser Meinung nicht alleine: Österreich hat seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise bereits Kredite in Höhe von 287 Milliarden Euro nach Mittel- und Osteuropa vergeben. Italien liegt als Kreditgeber mit rund 230 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz, gefolgt von Deutschland mit 210 Milliarden Euro.

      Auch der russische Riese wankt. Die russische Regierung musste den abstürzenden Rubel, der in einem halben Jahr um 40 Prozent eingebrochen ist, schon durch den Verkauf von hunderten Milliarden Dollar stützen. Rubel. Angesichts des eingebrochenen Erdölpreises erwartet Moskaus Finanzminister Alexej Kudrin bis Jahresende eine Inflation von 13 Prozent. Statt der erhofften 10,9 Billionen Rubel (gut 233 Milliarden Euro) muss sich Kudrin auf weitaus geringere Einnahmen aus dem Erdölgeschäft in Höhe von 6,5 Billionen Rubel (gut 139 Milliarden Euro) einstellen. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wird die russische Regierung der Staatsduma einen Nachtragshaushalt vorlegen. Das Defizit wird dabei rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen. Wurde im Vorjahr noch mit umgerechnet 95 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) Erdöl gerechnet, ist dieser Preis in den aktuellen Kalkulationen auf umgerechnet 40 US-Dollar korrigiert worden.

      Bemerkbar macht sich der Einbruch vor allem in der westlichen Exklave Kaliningrad, deren Aufschwung fast ausschließlich von dem bis zuletzt florierenden russischen Binnenmarkt abhängt. Im vergangenen Jahr gab es in Kaliningrad fast keine Arbeitslosigkeit. In den vergangenen Wochen ist die Erwerbslosenquote nun auf rund zehn Prozent angestiegen. Die Wachstumsprognose wurde von stolzen zwölf Prozent auf 0,1 Prozent korrigiert.

      Kommissionspräsident Barroso: "Ein mächtiges Gespann"

      Ähnliche Prognosen stellt die EU-Kommission für die Mitgliedsstaaten der Union an. Deutschland hat demnach die größte Krise der Nachkriegsgeschichte zu erwarten: Um 2,3 Prozent soll das BIP hier schrumpfen. Der dadurch erwartete Anstieg der Arbeitslosigkeit wird in Berlin mit einer halbe Million angegeben. Genaue Vorhersagen sind aber kaum zu machen, weil unklar ist, inwieweit die in Deutschland starke Exportindustrie betroffen sein wird.

      Auf die gesamte EU bezogen korrigierte das Brüssler Führungsgremium erst Mitte Januar die Vorhersagen aus dem vergangenen Herbst. Damals war noch ein – wenn auch kaum merkliches – Wachstum von 0,2 Prozent vorhergesagt worden. Im Januar dann hieß es, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone werde im laufenden Jahr um 1,9 Prozent einbrechen.

      Inwieweit die EU-Hilfe den Absturz bremsen kann, wird unterschiedlich bewertet. In Brüssel selbst gibt man sich trotz mehrfacher Negativkorrekturen optimistisch. "Europa wird in erster Linie an seinen Ergebnissen gemessen", schrieb Kommissionspräsident José Manuel Barroso bereits Ende November in einer Mitteilung über das europäische Konjunkturprogramm an den EU-Rat. "Die Möglichkeiten der Regierungen, die Instrumente der Europäischen Union und eine kluge Koordinierung bilden zusammen ein mächtiges Gespann", erklärte der Portugiese, um die beiden Säulen seines Konjunkturprogramms zu erläutern: Zum einen solle "ein massiver Kaufkraftschub für die Wirtschaft" erreicht werden, zum anderen ginge es um die "Notwendigkeit, mit kurzfristigen Maßnahmen Europas Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken". Barroso kündigte damals bereits eine Finanzspritze von 1,5 Prozent des EU-BIP an, die besagten 200 Milliarden Euro.

      Neoliberale Lobby wird in Brüssel aktiv

      Es dauerte nur wenige Tage, da wurden die Widersprüche innerhalb der EU-Führung offenbar. Nach einer kurzen Phase der Aufbruchstimmung machte Barroso Ende Januar deutlich, dass sich die Mitgliedsstaaten der Weltwirtschaftskrise zum Trotz an den so genannten Stabilitätspakt halten müssten. Demnach darf ein EU-Land die Defizitgrenze von drei Prozent des nationalen BIP nicht überschreiten. Schon jetzt aber liegen fünf EU-Staaten – Irland, Spanien, Griechenland, Frankreich und Malta – über dieser Grenze. Das Beharren auf den "Stabilitätspakt" droht zu Beginn der Krisenpolitik einen effektiven Schutz sozial schwacher Bevölkerungsschichten zu behindern.

      Die Schuldendebatte spiegelte sich auch im EU-Rat wieder. Zu einer heftigen Kontroverse kam es Anfang Dezember, als vor allem Vertreter südeuropäischer Staaten darauf bestanden, die EU-Hilfen mit 1,5 Prozent des BIP nicht fest zu definieren. Diese Quote solle als Mindestgrenze definiert werden, forderten vor allem Spaniens Vertreter. Die Regierung in Madrid ist von der Krise derzeit mit am stärksten betroffen.

      Während in den Brüssler Führungsgremien um den goldenen Mittelweg zwischen einer strikten Haushaltspolitik und kostspieligen Hilfsprogrammen gerungen wird, wollen neoliberale Politiker die Krise zur Durchsetzung der eigenen Ziele nutzen. Mitte Februar werden unter führender Beteiligung des CDU-Politikers und amtierenden Präsidenten des Europa-Parlaments Hans-Gert Pöttering meist konservative und liberale Politiker zu einer zweitägigen Konferenz in Brüssel zusammenkommen, um eine Neuordnung der europäischen Wirtschaftsordnung zu beraten. Pöttering und Repräsentanten der neoliberalen tschechischen Regierungspartei ODS laden zu dem Treffen ein, um einen "New Deal für den Aufschwung der europäischen Wirtschaft" zu beraten. Wie aus einem Programmentwurf hervorgeht, sind zu dem Treffen konservative Parteivertreter aus mehreren Mitgliedsstaaten eingeladen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29683/1.html …
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 17:23:09
      Beitrag Nr. 640 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.968 von Maraho am 07.02.09 15:10:53Hat nur indirekt mit der "Finanzkrise" zu tun, aber trotzdem...
      Oder sind das Vorbereitungen für den Tag X?


      STREIT MIT SPD
      Unionspläne für Daten-Großregister provozieren Widerstand

      Die Union will nach SPIEGEL-Informationen Daten von BND, Verfassungsschutz und Polizei miteinander verknüpfen - jetzt stellt sich die SPD quer. Auch andere Überwachungspläne wackeln. Im Bundesrat gibt es wegen eines Finanzstreits Widerstand gegen die Vorratsdatenspeicherung.


      Hamburg - Union und SPD streiten über erweiterte Befugnisse für die deutschen Geheimdienste. Eine umfangreiche Wunschliste der Sicherheitspolitiker der Unionsfraktion enthält unter anderem die Verknüpfung der Datenbanken des Bundesnachrichtendienstes (BND) mit dem im Inland tätigen Verfassungsschutz und den deutschen Polizeibehörden.

      Damit möchte der BND seine Erkenntnisse aus abgehörten internationalen Gesprächen automatisch mit Personaldaten im Inland abgleichen. Die Sozialdemokraten fürchten dagegen eine unüberschaubare Datenvermengung. Außerdem ist im Gespräch:

      Die Union will die Datensammlung des Verfassungsschutzes ausweiten, das bisherige Fundstellenregister Nadis zu einer umfangreichen Datenbank ausbauen - die SPD plant, das alte System beizubehalten.
      Strittig ist auch eine gesetzliche Regelung der sogenannten Quellen-Telekommunikationsüberwachung. Bei ihr geht es um das Belauschen von Telefonaten, die via Internet geführt werden und das Mitlesen von E-Mails.

      Weitgehend einig ist sich die Koalition dagegen, dass der BND künftig in Notfällen auch die Telefonanschlüsse von Deutschen im Ausland abhören darf, wenn eine "Gefahr für Leib und Leben" besteht. Damit soll auf die zunehmende Zahl von Entführungen von Deutschen reagiert werden, bei denen häufig mit den Handys der Opfer telefoniert wird. Neue Abhörkompetenzen soll der BND außerdem bei "besonders schweren und strategisch bedeutsamen Fällen der illegalen Schleuserkriminalität" erhalten.

      Bedenken im Bundesrat wegen Kostenerstattung

      Auch mit einem anderen Überwachungsprojekt gibt es Probleme: Im Bundesrat gefährdet nach SPIEGEL-Informationen ein Finanzstreit die geplante Vorratsdatenspeicherung. Der Bundesrat hat massive Bedenken gegen ein Gesetz, das den Telekommunikationsunternehmen höhere Entschädigungen für die Datenabfragen der Polizei gewähren soll. Drei der vier befassten Ausschüsse der Länderkammer (Recht, Innen und Finanzen) drängen darauf, an diesem Freitag den Vermittlungsausschuss anzurufen.

      Die Justizexperten wollen dort unter anderem durchsetzen, dass viele der im Gesetzentwurf genannten Aufwandsentschädigungen um bis zu 30 Prozent gesenkt werden. So sollen Auskünfte über gespeicherte Verbindungsdaten 20 statt 30 Euro kosten.

      Den Telekommunikationsfirmen waren im Zuge des im Januar 2008 eingeführten Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung höhere Entschädigungen versprochen worden – als Kompensation für die sechsmonatige Speicherung aller Verbindungsdaten von Telefon, Handy und inzwischen auch Internet.

      Einigen sich Bund und Länder nicht zügig, drohen bei der Vorratsdatenspeicherung empfindliche Lücken. Zwei Unternehmen der Telekommunikationsbranche – BT Germany und QSC – haben beim Verwaltungsgericht Berlin bereits die Erlaubnis erstritten, die Daten ihrer Kunden nicht zu speichern, solange es keine angemessenen Entschädigungen für den Aufwand gibt. Weitere Konzerne könnten folgen.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,606170,…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 17:56:52
      Beitrag Nr. 641 ()
      So, ihr lieben Leute, für heute reicht es mir!

      Ich danke euch hiermit und wünsche allen einen angenehmen Samstag-Abend.
      Maraho


      Der folgende Artikel sollte noch zur Kenntnis genommen werden:

      Finanzkrise
      Heuschrecken müssen abspecken

      Die einst stolzen Finanzinvestoren werden devot. Mit der Finanzkrise schmelzen nicht nur ihre Gewinne. Einer der größten fordert sogar den Staat.


      Finanzinvestoren müssen nach Auffassung von KKR-Gründer Henry Kravis künftig wohl kleinere Brötchen backen. Private-Equity-Fonds müssten sich auf schrumpfende Gewinne einstellen, sagte er der „Welt am Sonntag“. Es könne sein, dass „unsere Branche in den nächsten Jahren keine Renditen von 20 oder 25 Prozent mehr erzielen wird“. Dennoch blieben solche Fonds attraktiv für Investoren: Auch weniger Rendite könne ein gutes Ergebnis sein, „solange es mehr ist, als andere im Schnitt erwirtschaften“.

      Ein schnelles Ende der Finanzkrise sieht Kravis nicht. Die Zinssenkungen der US-Notenbank und das Konjunkturprogramm der US-Regierung würden „irgendwann greifen“. Doch der Ursprung des Häuserbooms in den USA, der die Krise ausgelöst hatte, reiche bis in die siebziger Jahre zurück. „Die Probleme, die sich über eine lange Zeit aufgebaut haben, können wir nicht über Nacht beseitigen.“ Zudem seien Krisen nie ganz zu verhindern. „Erfahrungsgemäß bringen sich die Banken eben alle zehn Jahre in Schwierigkeiten“, kritisierte der Finanzinvestor die Kreditinstitute, von denen sich etliche mit komplizierten Finanzinstrumenten bis zur Existenznot verspekuliert hatten.

      Regierungen müssten die Banken schärferen Regeln unterwerfen, forderte Kravis, dessen Branche sich immer für weniger staatliche Fesseln starkgemacht hatte. „Eine gewisse Regulierung muss sein, zum Beispiel in Form von strengeren Eigenkapitalvorschriften“, sagte er.

      http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/finanzkr…
      Avatar
      schrieb am 07.02.09 19:01:48
      Beitrag Nr. 642 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.534.274 von Maraho am 07.02.09 16:59:19Das muß noch sein:


      CSU-MINISTER Seehofer lehnt Glos' Rücktrittsgesuch ab

      Die Ereignisse in der CSU überschlagen sich: Bundeswirtschaftsminister Glos hat seinen Rücktritt angeboten - doch Parteichef Seehofer lehnt ab. Der 64-Jährige habe sein Vertrauen, der Bitte werde nicht entsprochen.


      Quelle: http://www.spiegel.de/

      Da kann man ja Vertrauen haben, bei diesem konfusen Programm...
      .... und das in diesen Zeiten!


      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 05:41:07
      Beitrag Nr. 643 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.534.622 von Maraho am 07.02.09 19:01:48Guten Morgen und einen schönen Sonntag.

      Fangen wir da an, wo wir gestern Abend aufhörten...
      Dazu schreibt "Bild"...


      Am Nachmittag teilte der Wirtschaftsminister Merkel und Seehofer mit, dass er nicht mehr will. Am Abend machte er es sich in Wiesbaden beim „Ball des Sports“ gemütlich
      Von MARTIN S. LAMBECK

      Politdrama um Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU)!

      Es begann am Samstagnachmittag mit einem Paukenschlag: Glos bot seinem Parteichef Horst Seehofer in einem Brief völlig überraschend seinen Rücktritt an, sagte BILD am SONNTAG später: „Ich habe das Amt meinem Parteivorsitzenden mit sofortiger Wirkung in seine Hand zurückgegeben.“

      Telefonisch informierte der Minister Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die bestand darauf, dass Glos im Amt bleibt. Am Abend informierte Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Kanzlerin, dass auch er keinen Glos-Rücktritt wolle.

      Seehofer erreichte den amtsmüden Wirtschaftsminister gestern Abend per Telefon, sagte ihm: „Ich nehme deinen Rücktritt nicht an!“

      Gegenüber BILD am SONNTAG erklärte Seehofer: „Michael Glos hat mein Vertrauen. Die im Brief dargestellten Beweggründe werde ich in einem persönlichen Gespräch mit ihm erörtern.“ Der Rücktrittsbrief liegt BILD am SONNTAG vor.

      Glos schreibt darin an Seehofer: „Bereits vor dem großen Neuanfang in der Bayerischen Staatsregierung und an der Parteispitze hatte ich dir angeboten, auch über mein Ministeramt disponieren zu können. Ich bitte dich, mich von meinen Ministerpflichten zu entbinden.“

      Glos begründet seinen Schritt so: „Zur Glaubwürdigkeit gehört auch, vor der Wahl genau zu wissen, welche Personen nach der Wahl für führende Ämter zur Verfügung stehen. Da ich in diesem Jahr mein 65. Lebensjahr vollende, entspricht es meiner Lebensplanung, nach dem 28. September keinem Kabinett mehr anzugehören.“

      Trotz dieser Erklärung wird über die Hintergründe für das Rücktrittsgesuch des Ministers heftig spekuliert. Das Verhältnis zwischen Glos und Seehofer gilt seit Langem als angespannt. Seehofer soll sogar schon nach einem Nachfolger für den Wirtschaftsminister für die Zeit nach der Bundestagswahl gesucht haben.

      Der in Seehofers Heimat Ingolstadt erscheinende „Donaukurier“ spekuliert über einen Namen: Thomas Bauer, Unternehmer aus Schrobenhausen. Formell ist allerdings nicht Seehofer, sondern Kanzlerin Merkel für die Besetzung von Kabinettsposten und die Entlassung von Ministern zuständig.

      Die CSU hat aber in diesem Fall die politische Entscheidungsgewalt.

      Die Regierung sucht jetzt nach einem Ausweg aus der Krise. Sollte Glos nicht umzustimmen sein, wird er weiter als einfacher Abgeordneter im Bundestag arbeiten, das Ministerium würde er ohne Pensionsansprüche verlassen.Gestern Abend besuchte Glos den Ball des Sports in Wiesbaden.

      Ein Lächeln im Gesicht, Ehefrau Ilse an seiner Seite. Gemeinsam mit ihr hatte er bereits im Januar über seinen Rückzug vom Ministeramt sorgfältig nachgedacht

      Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/politik/2009/02/08/michael-g…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 05:50:16
      Beitrag Nr. 644 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.042 von Maraho am 06.02.09 19:43:27Stichwort "Schuldenbremse"...



      Schuldenbremse

      Exklusiv Nahles kritisiert Einigung
      von Timo Pache (Berlin)

      Der Jubel währte einen Tag - jetzt melden sich die Kritiker einer Schuldenbremse im Grundgesetz. Die stellvertretende SPD-Chefin Andrea Nahles fürchtet nun um die Handlungsfähigkeit der Politik - und auch die Linke in der SPD-Bundestagsfraktion meldet Diskussionsbedarf an.

      Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat die geplante Schuldenbremse für Bund und Länder im Grundgesetz scharf kritisiert. "Ich finde es fragwürdig, wenn die jetzige Politikergeneration Regeln ins Grundgesetz aufnehmen will, die ab 2011 Handlungsspielräumen zukünftiger Generationen in einer Weise einschränkt, die die Generation Struck und Oettinger für sich nie akzeptiert hätte", sagte Nahles der Onlineausgabe der Financial Times Deutschland. Die vereinbarte Verschuldungsgrenze für den Bund von 0,35 Prozent des BIP gebe der Politik "zu wenig Spielraum ".

      Insbesondere für den linken Flügel der SPD ist die Schuldenbremse im Grundgesetz eine Zumutung. In der Nacht zu Freitag hatten sich Vertreter des Bundes und der Länder darauf verständigt, die Aufnahme neuer Kredite durch den Staat künftig streng zu begrenzen. Der Plan sieht vor, dass die Länder ab 2020 im Regelfall überhaupt keine neuen Schulden mehr machen dürfen.

      Für den Bund ist die Regelung etwas lockerer, er soll ab 2016 nicht mehr als 0,35 Prozent des BIP an neuen Schulden aufnehmen. In einer Übergangszeit zwischen 2011 und 2016 muss der Bund dazu sein strukturelles Defizit jedes Jahr um 0,25 Prozent des BIP oder etwa 6 Mrd. Euro senken. Allerdings sieht der Kompromiss auch Ausnahmen vor: Im Fall von Konjunkturkrisen oder Umweltkatastrophen dürfen Bund und Länder auch künftig mehr Schulden machen.

      Zwei Jahre Ringen bis zur "Sternstunde"

      Zwei Jahre hatten Bund und Länder unter dem Vorsitz von SPD-Fraktionschef Peter Struck und Baden-Württembergs Regierungschef Günther Oettinger (CDU) über die Zukunft der Staatsfinanzen verhandelt. Struck nannte den Kompromiss eine "Sternstunde des kooperativen Bundesstaats", Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sprach von einem "echten Durchbruch" und einer "Zeitenwende". Letzte Details sollen noch bis kommenden Donnerstag geklärt werden.

      Die SPD-Linke fürchtet nun aber, mit der geplanten Schuldengrenze beraube sich insbesondere der Bund selbst seiner Handlungsfähigkeit. "Eine strikte Schuldenregel in der Verfassung ist in der Theorie eine gute Sache, in der Praxis aber weltfremd", sagte Nahles der FTD weiter. Es sei daher auch kein Wunder, dass Bund und Länder ihre Schuldenbremse mit Ausnahmen und konjunkturellen Übergangslösungen auf das Jahr 2011 beziehungsweise 2020 geschoben hätten. "Gerade in den letzten Monaten wurde uns vor Augen geführt, wie Marktversagen alle guten und richtigen Erfolge der letzten Jahre bei der Haushaltskonsolidierung zunichte gemacht hat", so Nahles.

      Auch der Sprecher der Linken in der SPD-Bundestagsfraktion, Ernst Dieter Rossmann, wollte in den allgemeinen Jubel über die Einigung nicht einstimmen. Die Parlamentarische Linke werde "die Vereinbarung jetzt sehr genau prüfen", sagte Rossmann der FTD. Im Mittelpunkt stehe dabei die Frage, ob es sinnvoll sei, die vereinbarte Schuldengrenze mit all ihren Details wie geplant ins Grundgesetz zu schreiben. "Für uns ist entscheidend, dass dabei die Handlungsfähigkeit des Staates erhalten bleibt", so Rossmann.

      Für eine Änderung des Grundgesetzes ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag und Bundesrat erforderlich. Da auch die FDP bereits ihre Zustimmung zu der Vereinbarung signalisiert hat, gilt diese zwar nicht als gefährdet. Die Kritik der Parteilinken könnte aber noch für die SPD-Führung heikel werden, wenn trotz ihrer Verhandlungsführung das eigene Lager die Vereinbarung nicht geschlossen mitträgt.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Schuldenbremse…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 06:17:41
      Beitrag Nr. 645 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.788 von Maraho am 07.02.09 05:59:31Hier etwas aus der "Gerüchteküche" zum US-Konjunkturpaket...


      US-Konjunkturpaket
      Privatinvestoren sollen faule Papiere kaufen

      Doch keine staatliche "Bad Bank" in den USA: Nach Medienberichten sollen jetzt private Investoren zum Kauf fauler Wertpapiere angeregt werden.

      Das geplante neue US-Konjunkturprogramm soll laut Presseberichten Privatinvestoren einen Anreiz zum Ankauf fauler Wertpapiere geben. Auf diese Weise solle auf eine Verstaatlichung der angeschlagenen Banken verzichtet werden sowie darauf, über eine staatliche Struktur unverkäufliche Wertpapiere aufzukaufen, berichteten die Zeitungen Wall Street Journal und New York Times. Faule US-Immobilienkredite haben seit dem Sommer 2007 zahlreiche Banken in den Ruin getrieben.

      Laut Wall Street Journal soll jedoch anders als ursprünglich vorgesehen keine staatliche "Bad Bank" den Banken faule Wertpapiere abkaufen. Stattdessen solle ein Programm der US-Notenbank ausgeweitet werden, mit dem private Institutionen zum Kauf fauler Wertpapiere angeregt werden sollen.

      Das im November verabschiedete Programm, das noch nicht umgesetzt wurde, soll laut New York Times so erweitert werden, dass Investoren beim Kauf fauler Wertpapiere eine staatliche Garantie erhalten. Bislang sah das Programm der Fed vor, dass die Zentralbank institutionellen Anlegern Geld leiht, damit diese zweifelhafte Wertpapiere kaufen.

      So soll den Banken eine Refinanzierung ermöglicht werden, wenn sie neue Konsum-Kredite vergeben.

      Demokraten und Republikaner im US-Senat hatten sich am Freitag auf einen Kompromiss für ein Konjunkturprogramm mit einem Volumen von 780 Milliarden Dollar (603 Milliarden Euro) geeinigt.

      US-Finanzminister Timothy Geithner soll es am Montag vorstellen. Es soll das Maßnahmenpaket im Umfang von 700 Milliarden Dollar (545 Milliarden Euro) ergänzen, das die Vorgängerregierung im Oktober beschlossen hatte.

      Bis Montag dürfte es aber laut Wall Street Journal und New York Times noch einiges Ringen um den Entwurf geben. Eine Sprecherin des Finanzministeriums in Washington sagte, Geithner arbeite das gesamte Wochenende.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/897/457556/t…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 06:25:51
      Beitrag Nr. 646 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.534.622 von Maraho am 07.02.09 19:01:48Hier etwas aus der FAZ zum Thema Glos....


      Porträt

      Der Unglückselige
      Von Rainer Hank


      Es war der 5. Oktober 2008. Angela Merkel, die Kanzlerin, und Peer Steinbrück, ihr Finanzminister, traten vor die Fernsehkameras, und versprachen den Bürgern mit festem Blick: „Eure Sparguthaben sind sicher!“ In letzter Minute verstand es die Regierung, Vertrauen zu schaffen und zu verhindern, dass die Menschen am nächsten Morgen ihre Banken stürmten. Das hätte den Kollaps des Finanz- und Wirtschaftssystems bedeutet.

      Wo war der Wirtschaftsminister zu dieser kritischen Stunde? Tagsüber wurde er nicht gesichtet. Abends hatten sie ihn zu Anne Will in die Talkrunde geschickt, wo er durch die Äußerung der ein oder anderen Belanglosigkeit auffiel. Nett und sympathisch war er, nichts wirklich Falsches hat er gesagt. Aber wie immer war schon am nächsten Morgen davon nichts mehr erinnerlich. Und Fritz Kuhn, ein grüner Bösewicht, durfte Glos einmal wieder eine „Schlaftablette auf zwei Beinen“ nennen.

      Glos kapituliert, ohne überhaupt je in den Kampf gezogen zu sein

      Die Finanzkrise hat den Wirtschaftsminister intellektuell schlicht überfordert. Damit ist er zwar in bester Gesellschaft. Denn auch Ökonomen, Journalisten und Politiker anderer Parteien machen derzeit keine besonders gute Figur. Dass Glos nicht zu den Neunmalklugen gehört, die heute behaupten, früher immer alles vorher gesagt zu haben, aber nicht wissen, welche Bank in zwei Wochen kippt, macht ihn sogar ein wenig sympathisch. Doch selbst aus seinem Nichtwissen vermochte Glos politisch kein Kapital zu schlagen. Er war einfach nicht mehr da.

      Jetzt hat er kund getan, dass er künftig auch nicht mehr da sein will. Gestern, am späten Samstagnachmittag des 7. Februar, hat Glos selber die Konsequenz gezogen, und seinem Parteivorsitzenden Horst Seehofer den Rücktritt angeboten: „Ich bitte Dich, mich von meinen Ministerpflichten zu entbinden.“ Entgegen dem ersten Eindruck ist dieser Satz des Noch-Ministers kein Ausdruck der Schwäche, sondern zumindest eine jener Schlitzohrigkeiten, die den gelernten Müller (und verhinderten Theologen) aus dem Frankenland auszeichnet.

      Denn auch seiner Partei, der intrigenerfahrenen und hinterlistigen CSU, war nicht entgangen, dass Glos seit langem eine Klasse unter dem Finanzminister spielte. Während Steinbrück die Krise zur Allpräsenz nutzte, hatte Glos kapituliert ohne überhaupt je in den Kampf gezogen zu sein. Aber die Gerüchte, man wolle ihn aus München meucheln, waren ihm dann doch rechtzeitig zu Ohren gekommen. Da hat er den Spieß umgedreht, ging in die Offensive und Seehofer („Ich muss erst einmal mit ihm reden“) war überrumpelt und konnte in der ersten Reaktion nicht anders, als Seehofers raffinierte Bitte nicht anzunehmen.

      Stoiber war zu feige für den Posten

      Klar ist jedoch heute schon: Einer neuen Bundesregierung wird Glos, dann 65jährig, nicht mehr angehören, auch dann nicht, wenn die CSU dort wieder Plätze zu vergeben hat. Ob es aus Sicht der Union klug ist, mit ihm im Jahr der schwersten Wirtschaftskrise in der Nachkriegszeit in einen Wahlkampf zu ziehen, wird man bezweifeln dürfen. Immerhin hat Glos seine Parteifreunde spüren lassen, dass es vor Kandidaten in diesem (noch) der CSU zustehenden Ministerium nicht gerade wimmelt.

      Die Jahre des Michael Glos im Berliner Wirtschaftsministerium sind ein einziges Unglück, kein großes, eher ein kleines unauffälliges Unglück. Für die Bürger, für die Bundesregierung, aber auch für ihn selbst. Schon dass er überhaupt in dieses Amt gekommen ist, war ein historisches Missgeschick, ausgelöst nur durch die Feigheit des damaligen CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber, der zwischen Größenwahn („Superminister“) und Kleingeistertum schließlich die Flucht nach München vorzog und holterdiepolter Glos zum Wirtschaftsminister ernennen ließ.

      Da stand der brave Mann nun, sah die Schuhe von Ludwig Erhard und meinte, er müsse in Interviews nun sagen, er sei das „ordnungspolitische Gewissen der Regierung“. Dabei wusste er gar nicht so genau, was Ordnungspolitik ist (auch da ist er in bester Gesellschaft). Freilich wirkte er auch selten so, als würde ihn das sonderlich interessieren. Spott und Hohn hatten sie in dieser Anfangszeit der schwarz-roten Koalition für ihn übrig, weil er bei jeder Rede erkennen ließ, wie fremd ihm das war, was seine Redenschreiber aufgeschrieben hatten.

      Staatssekretär Otremba wurde zur wichtigsten Waffe von Glos

      Erst als der glücklose Minister im zweiten Jahr der Legislaturperiode, als die dunklen Haare plötzlich schlohweiß geworden waren, einen Mann namens Walther Otremba zu seinem Staatssekretär machte, bekam auch er selbst ein etwas klareres Profil. Otremba ist ein ehemaliger Redenschreiber des ehemaligen Finanzministers Theo Waigel, blitzgescheit, machtbewusst und politstrategisch nicht ohne Raffinesse, der die Hintergrundbescheidenheit zu seinem Markenzeichen gemacht hat. In seinem Bücherschrank stehen nicht nur die Grundzüge der Mikroökonomie, er weiß auch, dass das deutsche Wirtschaftsministerium in der Tradition der sozialen Marktwirtschaft vor allem die Aufgabe hat, darauf zu achten, was Sache des Staates ist und was nicht.

      Kurzum: Otremba wurde zur wichtigsten Waffe von Glos und brachte ihm zugleich eine freundliche Presse ein. „Die Nachricht von meinem Ableben ist stark übertrieben“, ließ Glos seine politische Neugeburt mit einem alten Kalauer von Mark Twain verkünden, legte sich genüsslich mit Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD und dieselbe politische Gewichtsklasse wie Glos) an, womit er die übrigen Kabinettsmitglieder wahlweise erheiterte und nervte. Selbst die Manager der Industrie, bei denen Glos auch nie sonderlich aufgefallen war, attestierten ihm, er mache im Ausland Bella Figura und tauge durchaus als Türöffner zur Anbahnung für ihre lukrativen Geschäfte.

      Große Gestalten im Wirtschaftsministerium sind selten

      Freilich blieb dem Machtmenschen Glos nicht unverborgen, dass sein Staatssekretär Otremba immer stärker wurde. „Lenkt Glos seinen Spitzenbeamten, oder läuft es umgekehrt?“, munkelte man in Berlin und erinnerte daran, dass mit dem legendären Otto Schlecht schon einmal ein Staatssekretär von sich gab, es sei ihm egal, wer unter ihm Wirtschaftsminister sei. Zuletzt jedenfalls galt auch das Verhältnis zwischen Otremba und Glos nicht mehr als allzu innig, wurde sogar kolportiert, Glos habe dem Staatssekretär dessen Personalvorschlag für die Rürup-Nachfolge im Sachverständigenrat abgeschossen.

      Doch das ist Trotz im kleinen Karo, gespielt in den Hinterzimmern der Berliner Scharnhorststraße, während Kanzlerin und Finanzminister gerade wieder einmal an der neuen Weltfinanzordnung basteln, einen Weltwirtschaftsrat einrichten oder ein paar Bankaktionäre (fast) enteignen. All das geht am Wirtschaftsminister vorbei. Er wirkt müde, desinteressiert, uninformiert und irgendwie daneben.

      Jürgen Thumann, der BDI-Präsident, der zum Ende des vergangenen Jahres demissionierte, selbst auch eher glücklos, war offenbar einer der letzten, die Glos stützten. Dann wandte sich auch die Industrie von ihm ab, und Randolf Rodenstock, ein erfolgloser Brillenunternehmer aus Bayern, aber dort ein politisch mächtiger Mann, gesellte sich unter die politischen Fallensteller und Intriganten, die zusammen mit den CSU-Spezis an seiner Ablösung bastelten.

      Nein, ein Unglück für das Land ist die Amtszeit dieses Wirtschaftsministers wirklich nicht. Denn dieses Ministerium hat einen großen Ruf, aber selten große Gestalten an seiner Spitze gehabt. Wer erinnert sich heute noch an die Riege der Möllemänner und Hausmänner? Eigentlich bleiben nur zwei Namen übrig. Ludwig Erhard und Otto Graf Lambsdorff.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C8…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 06:43:57
      Beitrag Nr. 647 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.968 von Maraho am 07.02.09 15:10:53Passend zum Artikel in der SZ...
      ...auch die FAZ macht sich langsam Gedanken...

      ...ich bin erstaunt! Merkwürdig, kommt da doch mehr auf uns zu in Zukunft? Wenn schon Blätter dieses Kalibers so schreiben...


      Geld und Sinn

      Die Krise hat erst begonnen
      Von Nils Minkmar

      Am Donnerstagabend war Nicolas Sarkozy an der Reihe, live aus dem Elyséepalast. Er beruhigte. Er drohte. Er versprach, „alle zu beschützen“. Er ratterte Zahlen herunter wie ein Manager und beschrieb Einzelschicksale wie ein Geistlicher. Einmal, er hatte gleichzeitig die Abschaffung der Gewerbesteuer und die Erhöhung der Zuschüsse für Minijobs versprochen, knurrte er einen skeptisch murmelnden Journalisten an: „Wollen Sie mir mitteilen, mein Beruf sei nicht einfach? Danke, das wusste ich schon.“ Doch Sarkozy hatte am Donnerstag ebenso wenig einen Plan wie am Mittwoch oder heute. Die Krise frisst sich mit nicht nachlassender Geschwindigkeit in die Fundamente der Gesellschaft, die Arbeitslosigkeit steigt, weitere Demos sind angekündigt. Sein historischer Auftritt hat sich längst versendet.

      Seit Monaten sehen wir Angela Merkel oder Gordon Brown oder nun Barack Obama vor wechselnden Kulissen auf- und abtreten, ein Theater der Ratlosigkeit, in dem immer nur ein Motiv improvisiert wird: dass es bald schon weitergehen werde wie bisher. Bald sind die Banken gerettet, dann können sie wieder mit Quatschpapieren handeln. Bald ist das richtige Politikinstrument – irgendwo muss es doch liegen – gefunden, dann wird, Lieblingsvokabel des Politsprechs, die „Stellschraube“ angezogen, und wir setzen die Fahrt fort wie zuvor, bitte entschuldigen und verkennen Sie die Tatsache unseres anhaltenden Absturzes.

      Gefahr kommender sozialer Krisen

      Unsere Milliarden, die diversen Pakete, Schirme und Spritzen hätten die Krise längst beeindrucken müssen. Aber Pustekuchen. „Fast täglich“, schreibt Nobelpreisträger Paul Krugman über die dilettierenden Politiker, „kramen sie eine neue Fahne hervor, die sie den Mast emporziehen, um zu testen, ob jemand salutiert.“ Nichts passiert.

      Politiker haben diese Krise nicht angezettelt und keinen Plan, sie zu stoppen. Alle anderen schauen zu, geduldig und nett, wie wir postmodernen Menschen heute sind. Es ist viel zu ruhig.

      Es ist längst Zeit, das Staunen über die irrwitzige Geschichte von den mehrfach gebündelten Schrottpapieren und den kriminellen Systemen, die ihre Verbreitung zum Geschäft gemacht haben, diesen Dealern mit gepanschten Finanzspritzen, zu überwinden und das ganze Ausmaß der sich gerade voll entfaltenden Weltkrise ins Auge zu fassen. Das monatelange öffentliche Kümmern um die Banken hat wenig gebracht und führt dazu, die akute Gefahr kommender sozialer Krisen zu vernachlässigen. Wir haben bald ganz andere Probleme, abstrakt war letztes Jahr: In Island führten Proteste der chronisch friedlichen Bevölkerung, die langen schlechten Zeiten entgegensieht, zum Sturz der Regierung, der auch nur ,abwiegeln‘ und ,weiter so‘ einfiel.

      Es gab kein Axiom und kein Naturgesetz

      Die angesehene Zeitschrift „Foreign Policy“ hat nun die Liste der „nächsten Islands“ veröffentlicht, Staaten, bei denen sich totale Überschuldung, politisches und wirtschaftliches Missmanagement und ein kompletter Glaubwürdigkeitsverlust der Regierenden krisenhaft zuspitzen. Nicaragua ist dabei, alle anderen aber liegen in und bei Europa: Großbritannien, Griechenland, Lettland und die Ukraine. Deren wachsendes Elend wird nicht stumm bleiben. Abgesehen von Streiks, Demonstrationen, Unruhen und Plünderungen können wir rassistische Ausschreitungen gegen Migranten und Minderheiten, politische Instabilität, höhere Kriminalität und generell eine um sich greifende Gewaltbereitschaft und Radikalisierung erwarten. Diese Krise beschert uns zerfallende Gesellschaften in unserer Nachbarschaft: Wo noch die Republik war, herrscht bald die Mafia. Krise ist keine Frage von Blasen und Buchungen, da geht es um durchgeheulte Nächte. Anderswo, unter den chinesischen Wanderarbeitern und bei den Illegalen, die aus Afrika nach Europa wollen, wird die Krise Leben kosten.

      Zwei Metaphern kursieren, wenn offiziell von der Krise gesprochen wird: Die vom Tsunami oder des „perfekten Sturms“, der über uns gekommen ist, und, häufiger, die vom Giftmüll, jener „toxischen Papiere“ in den „Kellern“. Der große Vorteil solcher Bilder ist ihr naturwissenschaftlicher Ursprung. Moral, Gewissen und vor allem das Strafrecht haben da nichts zu suchen. Im Mittelalter wurden Tiere vor Gericht gestellt und Krankheiten verboten, also wäre es in unseren Zeiten doch ein Witz, die Verursacher der Krise mit dem Staatsanwalt suchen zu gehen. Bloß: Diese Krise ist nicht natürlichen Ursprungs. Es gab kein Axiom und kein Naturgesetz, welches eine Bank gezwungen hätte, Papiere zu kaufen, die auf dem glücklichen Ausgang einer Wette auf den ewig steigenden Wert von Riesenhäusern basierte, die man tagträumenden Erdbeerpflückern und Putzfrauen angedreht hatte. Es gab bloß einen Wunsch nach Rendite, und die steigt nun mal mit dem Risiko. Lag der ganze Witz in diesen Systemen darin, die hohe Rendite vom Risiko zu trennen, in dem man es der Öffentlichkeit eines Nachts gebündelt auf die Straße kippt? Darf man fragen, ob diejenigen, die die Risiken eingingen, je die Absicht hatten, die Folgen eines negativen Ausgangs zu tragen? Ob sie alles unternommen haben, frühzeitig zu warnen und den Schaden zu begrenzen? Oder haben sie lange Jahre, in denen der Crash mit guten Argumenten in vielen Büchern prognostiziert stand, kassiert und weitergespielt mit der guten Gewissheit, ihr Institut, die ganze Branche sei „too big to fail“?

      Mehr faul als nur ein Stapel Papiere

      Nichts gegen hohe Gewinne, aber wenn das Risiko dieser Spielchen nicht von denen getragen wird, die den Gewinn kassieren, dann ist die Spielanordnung ein Fall für den Staatsanwalt.

      Es ist derzeit völlig offen, ob die Textur der Gesellschaft diese Krise übersteht. Denn das Versagen der Banken war ja in der herrschenden Ideologie, die sich als Wissenschaft tarnte, gar nicht vorgesehen: Weniger Steuern und mehr Freiheiten für die Tüchtigen, dann geht es allen gut. Doch wir sehen: Nirgendwo gibt es so viele tüchtige und berühmte Millionäre wie in Kalifornien. Hollywood und Silicon Valley ziehen Talente aus der ganzen Welt an, und doch kann es sein, dass dieser reiche, dynamische Staat bald seine Lehrer nicht mehr bezahlen kann. Da ist mehr faul als nur ein Stapel Papiere. Wie lebt der Kalifornier, zu dessen Betriebssystem das große Versprechen auf ewige Verbesserung gehört, mit einer dauerhaft verbauten und überschuldeten Zukunft?

      Die deutsche Gesellschaft hat auf die Krise erst mal recht liebevoll reagiert: Jemand ist süchtig geworden, hat alles Geld verbraucht und verlangt nun nach mehr. Also räumt man die Schränke aus, um ihm über die nächsten Tage zu helfen. So haben wir, obwohl der Haushalt fast ausgeglichen war, Schulden gemacht und Bürgschaften abgegeben, wie in den „Kindern vom Bahnhof Zoo“ die Freunde den Junkies Rotwein und Hustensaft gemixt haben – um die Schmerzen zu lindern.

      Warum sollen wir eure Schulden zahlen?

      Aber so kann es nicht weitergehen. Die Republik kann nicht länger koabhängig sein und muss auf die systemische Krise mit einem Systemwandel reagieren. Dem muss eine klare und öffentliche Analyse der Ursachen dieser Krise vorausgehen. In Washington wurden ja bereits parlamentarische Anhörungen vorgenommen, wenn Konzerne Steuergelder oder Garantien wollten. Es waren wichtige Anhörungen, auch für die Branchen selber: Die amerikanischen Autohersteller haben etwa erkannt, dass es besser kommt, wenn sie von Detroit nach Washington mit dem Auto fahren, als wenn jeder Boss seinen eigenen Firmenjet nimmt. Und die Öffentlichkeit, darunter ja auch die Beschäftigten der betroffenen Unternehmen, konnte sehen, wie die Verantwortlichen bei ganz normalen Fragen in Schwierigkeiten gerieten, etwa nach dem Verwendungszweck für die beantragten Gelder. Die Führungsebene hat das Vertrauen der Aktionäre und der Belegschaft missbraucht, das wurde da klar, aber einem Land von Erwachsenen kann man solche Erkenntnisse nicht ersparen. Angst vor dem Sozialismus rechtfertigt nicht das Vertuschen der Fehler der Kapitalisten. Auch nach den Attentaten vom 11. September 2001 hat der amerikanische Kongress einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Die dort vorgetragene öffentliche Entschuldigung des einstigen Terrorabwehrchefs Richard Clarke für das Versagen der für den Schutz der Bürger verantwortlichen Exekutive war eine wichtige Etappe der nationalen Traumaverarbeitung.

      Es ist ein Skandal, dass der Bundestag zwar Gelder in Höhe der Wiedervereinigungskosten bereitstellt, aber nicht mal einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzt, um zu fragen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Und ob es im Privatvermögen der Verantwortlichen nicht noch Reserven gibt, die man zur Begleichung des entstandenen Schadens heranziehen könnte, etwa in Form einer Härtefallstiftung für kleine Betriebe oder ländliche Gemeinden? Die Bürger wollen wissen, was war. Schon bald wird an den Küchentischen der Nation das große Rechnen und Grübeln einsetzen, und bald darauf kommt man auch in Deutschland auf die Frage, die die italienischen Studenten längst stellen: Warum sollen wir eure Schulden zahlen?

      Um die Gesellschaft vor Unruhen und kalten Bürgerkriegen zu bewahren, muss ein großer Dialog begonnen werden. Das alte System wird sich nicht fangen , für die Ramschpapiere gibt es keinen Markt, und es wird auch keinen mehr geben. Mit gouvernementalem Herumfuchteln in Klüngelrunden, um irgendwelche Stellschrauben zu befingern, ist nichts mehr zu gewinnen. In solch einer Lage kann es einen Fortschritt nur geben, wenn man sich von ideologisch begründeten Prinzipien verabschiedet und all das stärkt, was Gemeinsinn stiftet.

      Geld verleiht keinen Sinn

      Wäre es undenkbar, eine Bank untergehen zu lassen und mit den Rettungsmilliarden lieber ein neues Institut mit weniger krimineller Energie zu gründen?

      Es ist unklar, welche politischen Kräfte das überstehen werden. Attac hat mit der jahrelangen Kampagne gegen die Zocker an den Finanzmärkten präziser gearbeitet als die im Bundestag vertretenen Parteien. Die müssen schon deutlich machen, dass man sie hinters Licht geführt hat, sonst gibt es keinen Grund mehr, diesen braven Begleitern eines wahnsinnigen Marktgeschehens zu folgen. Die Leute werden sonst dieselben Schlüsse ziehen, die schon die Bürger Argentiniens gezogen haben: „Ihr alle müsst gehen!“ war da der Slogan.

      Symbolische Handlungen sind heute wichtiger, als Milliarden zu versprechen, die eh kein Mensch mehr hat. Die Wirksamkeit symbolischer Gesten auch auf den verfahrensten Politikfeldern belegt die Wissenschaft: Von 2004 bis 2008 haben die amerikanischen Anthropologen Scott Atran und Jeremy Ginges viertausend Akteure des Nahostkonflikts an einem Test teilhaben lassen: Sie sollten erklären, welche Handlung der Gegenseite, also der Palästinenser oder Israelis, sie als wichtigen Fortschritt anerkennen würden. Zu beurteilen hatten sie drei Möglichkeiten: Die Gegenseite bietet ihnen etwas mehr Land, oder sie erhalten, gegen eigene moderate Zugeständnisse, eine wirklich bedeutende internationale Finanzhilfe, oder aber die anderen entschuldigen sich: Die Palästinenser für die Terrorakte und die Israelis für die Vertreibung.

      Schon die Nennung dieser dritten Möglichkeit soll selbst von den grimmigsten Gestalten auf beiden Seiten mit Erleichterung aufgenommen worden sein, in erdrückender Mehrheit wurde diese Option bevorzugt. Sich den Verzicht auf heilige Ansprüche bezahlen zu lassen, dieser Vorschlag rief oft Abscheu hervor. Geld verleiht keinen Sinn.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A1823…
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      Avatar
      schrieb am 08.02.09 06:52:33
      Beitrag Nr. 648 ()
      Noch etwas sarkastisches aus der taz...


      die wahrheit
      Der Börsenhaifischfutterplatz

      Zu Besuch in der gerade neu gegründeten "Bad Bank" im Frankfurter Bahnhofsviertel
      VON CHRISTIAN BARTEL


      Ein Mundgeruch liegt über der Stadt. Es ist der faulige Brodem der Rezession, der durch jede Ritze kriecht, einstmals blühende Bankentürme zum Verdorren bringt und aus dem heiteren Gesellschaftsspiel des Kaufens und Verkaufens bittersten Broterwerb werden lässt. Wie konnte es dazu kommen, barmt die Wirtschaft, es war doch alles nicht so, sondern ganz anders gemeint. Viel besser nämlich und mit höheren Renditen.

      Doch jetzt ist der Bulle in die Baisse gefallen, wie man auf dem Börsenparkett zu sagen pflegt, über Nacht sind die Superreichen weniger superreich, das Geld ist weg und die anderen haben eh wieder nichts.

      Um wenigstens die größten sozialen Härten abzufedern, hat der Staat riesige Geldbeträge erfunden, die jeden Tag öffentlich vorgelesen werden. Das beruhigt die nervösen Märkte, die derzeit kaum etwas bei sich behalten können, so schlecht ist ihnen. Doch auch der kleine Kreditnehmer von nebenan profitiert, hat sich die Bundesregierung doch verpflichtet, gebrauchten Finanzschrott, abgelaufene Dispokredite, Spielschulden und andere komplizierte Finanzvehikel anzukaufen und fachgerecht zu entsorgen.

      In einem aufgelassenen Bordell im Frankfurter Bahnhofsviertel, das zuletzt als Apfelwein- und Fixerstube diente, eröffnet heute darum Deutschlands erste "Bad Bank" für Privatkunden.

      Der Andrang ist groß, eine Menschentraube drängt gegen das Tor und veranstaltet einen Börsenkrach, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Viele Bürger haben ihre Telekom- und Infineon-Aktien aus Portfolios und Sofaritzen geprokelt und hoffen nun, die wertlos gewordenen Papiere gegen Bargeld oder Sachwerte eintauschen zu können. Manche versuchen gar, ihre Payback-Karten einzulösen. Der offizielle Kurs der Papiere ist draußen an einem Holzbrett angeschlagen und wird zu jeder vollen Stunde von einem Büttel ausgerufen, der nach jedem Kurssturz greinend den Himmel um Vergebung anfleht. "… und auch wir vergeben unseren Schuldigern", antworten die Wartenden dann tonlos, doch ihr Gemurmel klingt resigniert und teilnahmslos.

      An der Abgabestelle riecht es nach Schweiß, Tränen und Altpapier. Drei kräftige Finanzanalysten, deren trostlos graue Einreiher schon bessere Tage gesehen haben mögen, schaufeln die Papiere der Unglücklichen in eine große Waagschale - eine Feder in der anderen dient als Gegengewicht. Wegen der Ansteckungsgefahr tragen die Mitarbeiter Tiermasken, vielleicht wollen sie aber auch einfach nicht erkannt werden.

      Für ein Kilo Aktien gibt es derzeit 100 Reichsmark aus Altbeständen des Finanzministeriums und eine Autogrammkarte von Manfred Krug mit Entschuldigung. Wer zusätzlich zu seinen Wertpapieren auch den zuständigen Vermögensberater einreicht, erhält für beide eine saftige Abwrackprämie sowie einen Nacktkalender mit Peer-Steinbrück-Motiven oder einen druckfrischen Notopferaufkleber im Wert von zwei Euro. Auf diesen Notopfermarken sind bedrohte Berufe wie etwa Asset-Manager oder Börsenfernsehheini dargestellt, deren Inhaber zwar nicht vom Aussterben, aber immerhin von Umschulung bedroht sind.

      Die junge Frau in der Schlange hat ihre beiden Kinder mitgebracht. Die seien auch faul, sagt sie und zeigt ungefragt deren Grundschulzeugnisse. "Diese Papiere sind hoffnungslos überbewertet", meint sie und fleddert mehrfarbige Diagramme aus einer Kladde, auf denen die enttäuschende Performance der Kinder in den Sparten "Beruf", "Gesellschaft" und "Sport" eindrucksvoll belegt wird. Sie fordert eine staatliche Auffanggesellschaft für ihren Nachwuchs und droht ihnen mit einer Klage wegen Marktversagens.

      "Die Gier", ruft ein schnöseliger Mittfünfziger im Josef-Ackermann-Kostüm, der sich statt seines Mobiltelefons einen trockenen Kanten Brot ans Ohr hält. "Die verdammte Gier ist an allem schuld." Er beichtet seinem Brot die sechsstelligen Boni, die Lustreisen auf Firmenkosten, die Sondervergütungen und kleinen Gefälligkeiten, bricht schließlich von Weinkrämpfen geschüttelt zusammen und verspricht, dem teuflischen Materialismus zu entsagen, zumindest solange der DAX unter fünftausend steht. Achselzuckend wendet sich die Menge ab und einem amüsanteren Spektakel zu. Ein blutjunger Börsenhai, dem der Dottersack noch um den Latz seines lachsfarbenen Button-down-Hemdes schlackert, übergießt sich mit toxischen Derivaten und droht sich anzuzünden. Die Leute finden das gut, sie wollen endlich Blut sehen.

      Ein junger Heißsporn ruft derweil zum Kreuzzug auf, doch kann man sich auf kein gemeinsames Feindbild einigen, bis ein arbeitsloser Finanzjongleur, der die Wartenden bislang vergeblich mit kleinen Kunststückchen zu erfreuen versucht hatte, die Gunst der Stunde nutzt und sich als Prügelknabe und Sündenbock anbietet. "Ich wars" steht auf dem Pappschild, das er um den Hals trägt. Gegen eine Bearbeitungsgebühr von zehn Euro lässt er sich von den wütenden Endverbrauchern massakrieren, während die Sonne den Parketthandel einstellt und die Stadt in der tiefen, schwarzen Nacht der Depression versinken lässt.

      Quelle: http://www.taz.de/1/wahrheit/artikel/1/der-boersenhaifisch…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 07:04:30
      Beitrag Nr. 649 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.968 von Maraho am 07.02.09 15:10:53Passend zu den Artikeln aus der SZ und der FAZ dies hier...


      Der Pleitegeier auf Beutezug

      Die Wirtschaftskrise bedroht die europäische Währungsunion
      Von Dieter Janke

      Weltweit stemmen sich die Regierungen mit bislang einmaligen Konjunkturprogrammen gegen die Rezession. Mit ihnen wächst jedoch auch die Angst vor Staatsbankrotten, die sich in den Ländern der Eurozone zu einer Gefahr für die Einheitswährung auswachsen könnten.
      Nicht nur EU-Spitzenbeamte wie Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia sorgen sich um die Bonität einiger Euro-Staaten wie Spanien, Italien, Irland oder Griechenland, die sich derzeit massenhaft frisches Geld an den Anleihemärkten beschaffen, um milliardenschwere Konjunkturspritzen zu finanzieren.

      Im Unterschied z. B. zur Bundesrepublik, die als tadelloser Schuldner gilt, der pünktlich seine Kredite bedient, machen sich in den vergangenen Wochen verstärkt Sorgen breit, einige Länder könnten in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten kommen. Mit wachsenden Risiken wird das Geldpumpen für die betreffenden Regierungen teurer. Sie müssen den Käufern ihrer Bonds einen Risikoaufschlag auf die Rendite ihrer Anleihen zahlen, der in den letzten Wochen kräftig gestiegen ist. Da für den Ausbruch aus dem Teufelskreis steigender Zinsen und sinkender Wachstumsraten mit der Einführung des Euro die Möglichkeit der Abwertung der Landeswährung nicht mehr gegeben ist, könnten die Spannungen zwischen den guten Bonitätsbewertungen auf der einen und weniger guten auf der anderen Seite im Zuge der Verschärfung der Wirtschaftskrise weiter zunehmen.

      Euro-Experten stellen mit dem drohenden Staatsbankrott wichtiger Länder der Währungsunion wie Italien oder Spanien gar die Einheitswährung insgesamt in Frage. »Das größte Risiko liegt darin, dass es zu einem Käuferstreik kommt, der zu einer Finanzierungskrise in einem Euro-Staat führt«, schätzt Ralf Preusser, Analyst der Deutschen Bank in London, ein. Ein Vorstoß des Luxemburgischen Regierungschefs und Finanzministers Jean-Claude Juncker gilt als Testballon für die derzeitigen Befindlichkeiten innerhalb der Eurozone. Um den wachsenden Druck auf Staaten mit schlechteren Kreditkonditionen zu mildern, hatte Juncker vorgeschlagen, die 16 Euroländer sollten gemeinsame Anleihen, sogenannte »Euro-Bonds«, ausgeben. Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück lehnte den Vorstoß als »nicht akzeptabel« ab. Er werde eine solche Verschlechterung der Konditionen für deutsche Staatsanleihen mit Mehrkosten von rund drei Milliarden Euro nicht »billigend in Kauf nehmen«. Steinbrück unterstrich die Notwendigkeit eines zügigen Abbaus der Defizite in den Euroländern, damit der »Wachstumspakt«, der eine Obergrenze der Nettoverschuldung von drei Prozent vorschreibt, nicht torpediert werde. Assistiert wird er von seinem österreichischen Amtskollegen Pröll, der in den Euro-Bonds »einen Freibrief zum Schuldenmachen auf Kosten anderer« sieht.

      Es wird allerdings abzuwarten sein, ob sich im Zuge einer weiteren Zuspitzen der Wirtschaftskrise eine derart kompromisslose Haltung aufrechterhalten lässt. Schließlich ist für die exportabhängige bundesdeutsche Wirtschaft die Euro-Zone von existenzieller Bedeutung. Sie hat wie keine andere in den vergangenen Jahren vom Wegfall der Währungsparitäten profitiert und kann an einem Auseinanderbrechen der Währungsunion kein Interesse haben. Allein die Zahlungsunfähigkeit eines einzelnen Landes wie Griechenland, mit dem derzeit niedrigsten Ranking seiner Staatsanleihen, der Bonitätsstufe A, unter den Euro-Ländern, hätte im Falle einer harten Haltung der Partnerländer sehr wahrscheinlich verheerende Folgen für weiter Problemstaaten wie Irland, Spanien und Italien. Die Märkte würden das als Signal dafür interpretieren, dass der Pleitegeier auch hier sichere Beute machen kann. Die Folge wären rasant steigende Marktzinsen mit immensen volkswirtschaftlichen Konsequenz in den betreffenden Ländern und eine spekulative Woge, die auf den Zusammenbruch des Euro setzt. Will man ein solches Szenario verhindern, bleibt keine andere Wahl als der Euro-Bond. Mit ihm jedoch wäre auch das Ende des reinen Währungsverbundes und der Startschuss für eine Fiskalunion verbunden.

      Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/143480.der-pleit…

      So, das war es meinerseits. Vorerst einmal.....
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 07:27:35
      Beitrag Nr. 650 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.528.846 von kiska am 06.02.09 16:17:25Ergänzend zu kiska`s Beitrag:


      Seehofer geht gegen Bankenskandale vor
      … indem er Informationen darüber schwerer zugänglich macht

      Ende des letzten Jahres stellte der Bund der Steuerzahler (BdSt) Strafanzeige gegen Vorstandsmitglieder der BayernLB. In der schriftlichen Begründung dazu dokumentierte der Verein sehr ausführlich, wie es zu den Milliardenverlusten der Bank kam: Nach der von der EU durchgesetzten Abschaffung der Gewährträgerhaftung legte die BayernLB viele Milliarden über Zweckgesellschaften in Delaware oder auf den Kaiman-Inseln an. Durch die Geschäfte dort wurden nicht nur Steuern in Deutschland vermieden, sondern auch Eigenkapitalvorschriften umgangen und Risiken verdeckt. Unter dem Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt erhöhte man das "Agreement" für solche Abenteuer auf 58 Milliarden Euro. Hinweise auf eine vorherige Risikoprüfung fand der BdSt nicht. Auch als Ende 2006 die Gefahren ohne Prüfung offenbar zu werden begannen, reagierte der Vorstand nicht. Was folgte, waren massive Verluste, die jedoch nicht die Verursacher, sondern die Steuerzahler aufgebürdet bekamen und weiter bekommen. Vielmehr gewährte man ausscheidenden Managern einen – so der BdSt – "goldenen Handschlag".

      Nun wurde eine erste Reaktion der bayerischen Staatsregierung auf die Strafanzeige bekannt: Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Koalitionspartner Martin Zeil zimmerten sich nämlich im Bundesrat eine überparteiliche Mehrheit für eine Gesetzesänderung zusammen, die künftig Akten der Bankenaufsichtsstelle BaFin von einer nach dem Bundesinformationsfreiheitsgesetz möglichen Einsichtnahme ausnehmen soll. Beim Versuch der Begründung dieses Vorhabens wollte sich Zeil im RBB-Magazin Kontraste auf den Schutz von Kundendaten berufen, musste aber zugeben, dass diese bei Herausgaben ohnehin geschwärzt werden. Tatsächlich sind Verbraucher und Steuerzahler die großen Verlierer der neuen Regelung, weil für sie ein Nachweis von eventuell schadensersatzrelevantem Versagen nun sehr viel schwieriger wird.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/127042
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 09:27:19
      Beitrag Nr. 651 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.315 von Maraho am 06.02.09 20:15:15Eine ergänzende Ausführung hierzu:
      Links und weiteres findet ihr auf der HP!


      Mit stumpfem Schwert gegen die Hydra des Lobbyismus


      Lobbyisten versuchen kontinuierlich, auf politisch höchster Ebene, in Deutschland und bei den europäischen Institutionen, nachdrücklich die Interessen der Industrie, mit allem Mitteln des Lobbyismus, bis hin zur Vergabe von lukrativen Mandaten in Aufsichtsgremien und Beratersverträgen oder hochdotierten nachträglichen „Dankeschön“-Posten an Politiker durchzusetzen. Sie wirken auf Entscheidungsträger und Entscheidungsprozesse durch gezielte Informationen ein, arbeiten in Ministerien Gesetzestexte aus, beeinflussen Politiker durch persönliche Kontakte sowie Vergünstigungen und prägen die öffentliche Meinung über gezielt platzierte Artikel, Kampagnen und Fernseh- und Rundfunkbeiträge. US-Präsident Obama hat angekündigt den Einfluss der Lobbyisten einzugrenzen und dabei mit aller Konsequenz vorzugehen. Davon sind Deutschland und Europa weit entfernt. Von Christine Wicht


      Nach den Vorstellungen des US-Präsidenten dürfen Regierungsmitarbeiter keine Geschenke von Lobbyisten mehr annehmen und die Regeln für den Wechsel zwischen Regierung und Lobby-Tätigkeiten sollen verschärft werden. Die Mitarbeiter der Regierung sollen sich überdies in einem Ethik-Eid verpflichten, für den Rest der Amtszeit der Regierung keine Lobbyarbeit gegenüber der Regierung zu machen, falls sie während der Zeit ausscheiden.

      Außerdem plant die US-Regierung, Aufzeichnungen von Treffen mit Interessengruppen auf der neuen Webseite des Weißen Hauses veröffentlichen . Mehr Details zu den Ethik-Regeln finden sich im neuen “Executive Order — Ethics Commitments by Executive Branch Personnel“.

      Die Initiative Lobbycontrol berichtet darüber, dass die Regelung zwar auch die Möglichkeit von Ausnahmegenehmigungen vorsehe, auf jeden Fall aber gehe Obama damit weit über das hinaus, was in Deutschland an laschen Regeln existiere. Nach der öffentlichen Debatte über die vielfachen Beratertätigkeiten des Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder schon kurz nach seiner Abwahl habe sich nichts getan. Die große Koalition habe keine neuen Regeln für den Drehtüreffekt aus der Politik in Lobby-Tätigkeiten geschaffen. Jüngste Nutznießerin der fehlenden Regeln war Hildegard Müller (CDU), die aus dem Kanzleramt zur Energielobby wechselte.

      Brüsseler Lobbyregister liegt weit hinter den Erwartungen zurück

      Die EU-Kommission hat am 21. März 2007 beschlossen, ein öffentliches Register für alle Interessenvertreter einzurichten, die Einfluss auf Entscheidungen der EU-Organe nehmen wollen (“ALTER-EU kritisiert das Transparenzregister der EU-Kommission”). Die Registrierung beruht auf freiwilliger Basis. Die Alliance for Lobbying Transparency & Ethics Regulation (ALTER-EU) hat seinerzeit einen offenen Brief an EU-Kommissar Barroso moniert, dass das so genannte Lobbyisten-Register, das im Juni 2008 in Kraft trat, nutzlos sei, da es zu wenig detaillierte Informationen enthalte. Bei einem Treffen mit der EU-Kommission kritisierte ALTER-EU, dass in dem von der Kommission ausgearbeiteten Register vor allem zwei entscheidende Informationen fehlen: Das Register enthält zum einen nicht die Namen der einzelnen Lobbyisten und zum anderen werden die Geldbeträge, die für Lobbying ausgegeben werden, nicht erfasst. ALTER-EU stellte Ende Januar 2009 eine erste Auswertung des freiwilligen Lobbyistenregisters der EU-Kommission vor und kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass die Rate der Registrierungen erschreckend gering und die Qualität der offen gelegten Daten unzureichend ist:

      Bislang haben sich nur 871 Lobbyorganisationen oder Unternehmen registriert (Stand: 23. Januar 2009). Davon haben nur 458 ein Büro in Brüssel, der Rest sind Organisationen aus den EU-Mitgliedsländern. Das Europaparlament hatte die Zahl der Lobbygruppen in Brüssel bereits für das Jahr 2000 auf 2.600 geschätzt. Demnach sind über sieben Monate nach dem Start weniger als 20 Prozent der Lobbyisten registriert (vermutlich noch weniger, weil die Zahl der Lobbybüros inzwischen höher sein dürfte).
      Einflussreiche Unternehmen und Interessengruppen fehlen weiterhin. Anwaltskanzleien und Brüsseler Denkfabriken scheinen das Register mehr oder weniger völlig zu boykottieren.
      Die Anforderungen an die finanzielle Offenlegung sind viel zu schwach, insbesondere bei Lobbyagenturen.
      Aufgrund unpräziser Definitionen fallen die eingetragenen Budgets zudem sehr unterschiedlich aus. Sie dürften bei zahlreichen Lobbygruppen oder Unternehmen deutlich unter den tatsächlichen Lobbyausgaben liegen.
      Aus Sicht von ALTER-EU zeigen die Ergebnisse, dass das EU-Register grundsätzlich überholt werden müsse. Die Registrierung müsse zudem verpflichtend sein, das Register die Namen der einzelnen Lobbyisten enthalten und die Finanzdaten genauer angegeben werden. Weitere Kritikpunkte und Forderungen lassen sich in der Online-Version der Kurzstudie [PDF - 287 KB] nachlesen. Der Bericht wurde Rahmen einer Veranstaltung mit Sheila Krumholz vom Center for Responsive Politics aus den USA vorgestellt. Das Center wertet die Daten des US-Lobbyistenregisters aus, das seit 1995 verpflichtend ist. Die Webseite opensecrets.org gehört zu den umfangreichsten Informationsstellen über den Lobbyismus in Washington. Ein Bericht (englisch) von der Veranstaltung kann abgerufen werden unter: theparliament.com.

      Erste Schritte zu einem Lobbyregister in Großbritannien

      Lobbycontrol berichtet auch über Lobbyismusdiskussionen in Großbritannien. Das Public Administration Select Committee (PASC), ein einflussreicher Ausschuss des britischen Parlaments, hatte am 5. Januar 2009 einen Bericht vorgelegt, in dem die Forderung nach einem verpflichtendes Lobbyregister erhoben wird. Im Bericht wird dargelegt, dass die bisherige Praxis der Selbstregulierung nicht wirksam sei und aus dem freiwilligen Register der EU-Kommission keinerlei Vorteile eines freiwilligen Registers zu erkennen seien. Es erlaube den Lobbyisten, die Art und Weise und das Ausmaß ihrer Aktivitäten zu verschleiern, dies habe unlängst der Fall der Lobby-Firma GPlus Ltd. gezeigt. Darüber hinaus führe das Register zu uneinheitlichen und einseitigen Informationen ohne jeden Zugewinn für diejengen, die das Ausmaß und die Art und Weise der Lobbyaktivitäten beurteilen. Die Amsterdamer Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) berichtet in ihrem “Brussels Sunshine Blog“ darüber, dass GPlus, eine der großen PR- und Lobbyagenturen in Brüssel, vom Lobbyregister der EU-Kommission suspendiert wurde, da sich die Agentur Mitte Dezember 2008 zwar registriert, dabei aber laut eigenen Angaben vier Kunden verschwiegen habe:

      The list above excludes the names of three clients who have asked not to be included in the register and one further client who has itself registered. Each of these clients accounts for less than 10% of our relevant revenues.

      Die EU-Kommission hat den Eintrag von GPlus vorerst aus der Suchfunktion der Datenbank gestrichen, der Eintrag selbst findet sich noch, unter dem direkten Link .

      Lobbycontrol sieht die Suspendierung ambivalent. Es sei zwar positiv zu sehen, dass die EU-Kommission darauf reagiert, dass Lobbyagenturen nach Gutdünken Kunden angeben oder auch weglassen. Andererseits sei es fragwürdig, dass die einzige Konsequenz auf eine falsche Registrierung das stillschweigende Löschen des Eintrags ist. Es fehle jegliche Sanktion. Weiterlesen

      Worst EU Lobbying Awards

      Am 9. Dezember 2008 haben die Initiativen LobbyControl, Corporate Europe Observatory (CEO), Friends of die Earth Europe und Spinwatch die „Worst EU Lobbying Awards“ in Brüssel verliehen. Insgesamt hatten über 8.500 Menschen an der Online-Abstimmung teilgenommen. Fritz-Harald Wenig, EU-Kommissionsbeamter und Kandidat für den Worst Conflict of Interest Award, hatte Insider-Informationen über Zölle an „Lobbyisten“ weitergegeben, die in Wirklichkeit investigative Journalisten waren. Wenig wollte durch einen Gerichtsprozess erreichen, dass sein Name von der Liste der Nominierten gestrichen und während der Preisverleihung nicht erwähnt wird. Das Brüsseler Gericht urteilte jedoch, dass die Meinungsfreiheit in diesem Fall vorgehe. Den Worst EU Lobbying Award 2008 gewannen gemeinsam das

      Malaysian Palm Oil Council, (MPOC, ein Zusammenschluss der malaysischen Regierung der Palmölproduzenten),
      die UNICA (eine Initiative der brasilianischen Zuckerbarone)
      und der Energiekonzern Abengoa Bioenergy (eine US-amerikanische Tochter des spanischen Konzerns Abengoa).
      Diese Lobbyorganisationen erhielten über 50 Prozent der abgegebenen Stimmen, da es ihnen gelang das EU-Parlament und den Europäischen Rat davon zu überzeugen, dass Agrotreibstoffe „grün“ und eine nachhaltige Alternative seien. Mehr Informationen zur Nominierung.

      Den Worst Conflict of Interest Award 2008, der Sonderpreis für den schlimmsten Interessenkonflikt, erhielt die finnische Europaabgeordnete Piia-Noora Kauppi, die im Januar 2009 zur Federation of Finnish Financial Services gewechselt hat. Die Anti-Lobby-Organisationen haben der finnischen Abgeordneten den Preis für ihre Änderungsanträge, die sie im EU-Parlament eingebracht hatte und die im Übrigen nahezu wortgleich vom „European Banking Industrie Committee“ stammten, für die schlimmste Strippenzieherin der EU verliehen. Piia-Noora Kauppi trieb die Interessen ihres künftigen Arbeitgebers, einer Banken-Lobbygruppe, voran, während sie noch aktives Mitglied des Europäischen Parlaments war. Kauppi hatte durchgehend auf eine geringe Regulierung des Bankensektors gedrängt. Mehr Informationen zu ihrer Nominierung.

      Transparency International Deutschland (TI) und degepol, die Deutsche Gesellschaft für Politikberatung (ein Lobbyisten-Netzwerk) haben eine gemeinsame Stellungnahme vorgelegt zum Thema „Interessenvertretung in Deutschland transparenter gestalten und fair regeln“. LobbyControl begrüßt, dass die Debatte über Regeln und Schranken für Lobbyisten damit in Deutschland weiter voran gehe, sieht aber zugleich deutliche Schwachstellen in dem Papier.

      Lobbyisten-Stadtplan

      Die Initiative Lobbycontrol hat den “LobbyPlanet Berlin”, einen Stadtführer ganz anderer Art, ausgearbeitet und bringt damit etwas Licht in das Dunkel des Lobbyismus, der vorwiegend im Hintergrund seine Fäden zieht. Ob Finanzmärkte, Klimaschutz, Lebensmittel, Rentenversicherung, Bildung oder „Reformstau“, überall hinterlassen Lobbyisten ihre Spuren, auch wenn dies auf den ersten Blick für den Bürger nicht erkennbar ist. Der Stadtführer von Lobbycontrol führt anhand von 55 Stationen durch den Berliner Lobby-Dschungel, in dem schätzungsweise 5000 Lobbyisten agieren und gibt eine leicht verständliche Einführung in die Themen: Was ist Lobbying? Wie arbeitet ein Lobbyist? Wieso betrifft mich das? Im “LobbyPlanet Berlin” werden die Methoden und Tricks der unsichtbaren Strippenzieher im Hintergrund erläutert. Lobbycontrol zeigt, wo und wie zwischen touristischen Sehenswürdigkeiten und glitzernden Einkaufswelten Politik gemacht wird und welche Interessen dabei zu kurz kommen. Der Übersichtsplan enthält eine große Anzahl Fakten über die Lobbyaktivitäten, zahlreicher Verbände, Agenturen und Unternehmen. In den Stadtführer eingeflochtene Exkurse geben Hintergrundinformationen zu den mächtigen Akteuren im Politikgeschäft, wie zum Beispiel der gut positionierten Energie-, Finanz- und Pharmaindustrie oder der Rüstungsbranche, sowie einige Fallbeispiele für Lobby-Kampagnen wie der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” oder “Du bist Deutschland”. Auch ohne einen Besuch in der Hauptstadt verschafft der „Stadtführer“ den Leserinnen und Lesern überaus spannende Einblicke in die verborgene Dimension unseres politischen Systems. Der Lobby-Wegweiser enthält die langjährige Arbeit von Lobbycontrol, die durch aktuelle Recherchen ergänzt wurde und nun zu bestellen ist.

      WEED-Aktion zur Zweckgemeinschaft zwischen GD-Handel und BUSINESSEUROPE

      AktivistInnen von WEED (Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung) und des Seattle to Brussels Networks drückten im Oktober 2008 mit einem Schauspiel ihren Ärger und ihre Bedenken gegenüber dem Bündnis aus Europäischer Union und Big Business aus und forderten von der Handelskommissarin Baroness Catherine Ashton die sofortige Auflösung der intimen Arbeitsbeziehung zwischen der Generaldirektion Handel und dem europäischen Unternehmensverband BUSINESSEUROPE. Als Brautpaar verkleidet, verkörperte die Braut die Generaldirektion Handel und versprach ihrem zukünftigen Ehemann bedingungslosen Beistand bei der Öffnung neuer Märkte, der Sicherung von geistigem Eigentum und Zugang zu Ressourcen, während der Bräutigam - ein Symbol für den Verband BUSINESSEUROPE - sich als Inspirationsquelle für die zukünftigen Gesetzesvorschläge anbot. Die originell verpackte Botschaft kam bei den Konferenzteilnehmern an. Der General Direktor von BUSINESSEUROPE, Philippe de Buck, bestritt jedoch die “eheliche Beziehung” und sprach lediglich von einer “engen Partnerschaft”.
      Der Vertreter des europäischen Arbeitsgeberverbands und der Europäischen Kommission waren sich darüber einig, dass der Kurs der Global Europe Strategie beibehalten werden müsse - auch und gerade vor dem Hintergrund der Finanzkrise. Der Kommissar für Unternehmen und Industrie, Günter Verheugen, hält die EU Agenda für Wettbewerbsfähigkeit “not at all discredited”.

      Erläuterungen:
      Die ALTER-EU ist eine breite Koalition von über 160 Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaften, wissenschaftlichen Gruppen, die sich unter anderem für effektive Maßnahmen zur öffentlichen Prüfung der Entscheidungsfindung der Europäischen Union einsetzt.

      CEO ist eine europäische Forschungs-Gruppe mit Sitz in Amsterdam, die mit Kampagnen auf die Gefahren für die Demokratie, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und die Umwelt, die durch die wirtschaftliche und politische Macht der Konzerne und ihrer Lobby-Gruppen verursacht werden, aufmerksam macht.

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3741#more-3741 …
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 09:42:34
      Beitrag Nr. 652 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.797 von Maraho am 07.02.09 06:25:52Die Messen...


      Negativschlagzeilen

      Messen spielen Krisensignale herunter
      von Axel Granzow, Annina Reimann und Tino Andresen

      Die Negativschlagzeilen in der Messebranche häufen sich. Ob Autos oder Gummibärchen, die Unternehmen setzen den Rotstift an. Wie groß die Probleme für die Branche werden, liegt auch am Branchenmix und dem Rhythmus der Veranstaltungen. Noch bleiben die Messegesellschaften gelassen - doch Notfallpläne liegen bereits in der Schublade.


      DÜSSELDORF. Barcelona Auto Show und Tokio Motor Show stehen auf der Kippe. Opel kürzt die Mittel für die IAA um bis zu 30 Prozent. Haribo ist erstmals nicht auf der Kölner Süßwarenmesse vertreten. Die Maschinenmesse Austrotec in Graz ist abgesagt. Die Negativ-Schlagzeilen häufen sich, im Zuge der Finanzkrise gerät die Messebranche unter Druck: Aussteller sagen ihre Teilnahme an Veranstaltungen ab oder dampfen ihre Messestände ein. Besucher machen sich rar. "Die Messebranche muss sich auf einen Umsatzrückgang von 20 bis 30 Prozent einstellen", sagt Messeexperte Norbert Stoek von der Unternehmensberatung Roland Berger. Er rechnet damit, dass die Krise länger dauert und heftiger ausfällt als zunächst angenommen.

      Die Messebranche hält solche Prognosen dagegen für weit übertrieben: "Wir rechnen allenfalls mit einem Minus in der Größenordnung von fünf Prozent," sagte ein Sprecher des Messeverbandes Auma. Die Veranstalter wollen die Krise nicht noch herbeireden: Miese Stimmung sei schlecht fürs Geschäft, meint Egon Galinnis, Chef der Messe Essen, könnten doch Gastveranstalter auf die Idee kommen, die Gunst der Stunde zu nutzen, um über die Konditionen zu reden, noch mehr Aussteller ihre Messebudgets kürzen oder sogar ganz fernbleiben.

      Auch im europäischen Ausland läuten die Alarmglocken. "Wir rechnen erst im zweiten Halbjahr mit ersten Auswirkungen," sagt zwar ein Sprecher der Emeca, des Verbands der europäischen Messen. Das erste Halbjahr sei weitgehend gebucht. Auf den Auftritt an sich werde auch dann in der Regel nicht verzichtet, sagt René Kamm, Chef der Messe Schweiz AG. Am Drumherum, also dem Messestand, den Übernachtungen und der Dauer des Messebesuchs, werde aber schnell gespart.

      In Ländern wie Spanien ist die Krise auf den Messeplätzen aber längst angekommen. "Das liegt vor allem am Platzen der spanischen Baublase, die auf die spanische Wirtschaft durchschlägt, und weniger an der aktuellen Finanzkrise," wiegelt der Emeca-Sprecher ab. Die Folgen für die Messebranche dürften aber die gleichen sein: Umsatzeinbrüche.

      Vielfach liegt es schlicht am Branchenmix und dem Rhythmus der Veranstaltungen, wie groß die Probleme für die Messegesellschaften werden. So ist gerade in München die Bau 2009 mit einem Besucherrekord zu Ende gegangen. Die Messe war erneut ausgebucht, von Finanzkrise sei nicht viel zu spüren gewesen, sagte Messe München-Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer. Kein Wunder: Die Baubranche profitiert angesichts zahlreicher Konjunkturprogramme durch neue Aufträge von der Krise.

      Ganz anders sieht es bei den Konsumgütermessen aus, allen voran den Automessen. Hier hagelt es Absagen, wie zuletzt auf der Detroit Motor Show. Einige Veranstaltungen stehen auf der Kippe, wie in Tokio oder Barcelona. Noch ist aber nichts entschieden. Auch die IAA in Frankfurt spürt den Druck: Insbesondere von der Krise betroffene Hersteller wie Opel dampfen ihre Stände ein. Andere wie BMW bauen dagegen aus. Nach außen herrscht Zuversicht: "Es gibt den Trend, sich auf die wichtigsten Messen zu konzentrieren; da gehören wir natürlich dazu," sagt ein IAA-Sprecher.

      Auf der Süßwarenmesse in Köln fehlt neben dem Zugpferd Haribo mit seinen Gummibärchen auch Kaugummihersteller Wrigley - ein verheerendes Signal für die Branche. Die Zahl der Aussteller auf der Fachmesse dürfte unter dem Vorjahreswert von 1640 liegen, bestätigt Köln Messe-Chef Gerald Böse.

      Auf der gerade beendeten Möbelmesse wurden knapp 90 Aussteller weniger gezählt als im Vorjahr, insbesondere italienische, spanische und britische Aussteller. Ähnliches erlebte der rheinische Konkurrent aus Düsseldorf. Zur Publikumsmesse "Boot" kamen elf Prozent weniger Besucher als im Vorjahr. "Die Boot fand unter den denkbar schwierigsten Bedingungen für eine Verbrauchershow statt," so Werner Dornscheidt, Chef der Messe Düsseldorf. Auch der Caravan-Salon werde in diesem Jahr bescheidener daherkommen.

      Doch für Dornscheidt und auch Böse ist alles nur "halb so schlimm" - eine eher seltene Eintracht der beiden rheinischen Rivalen. Die Umsatzstatistik scheint den Messe-Chefs Recht zu geben: Nach einer Analyse des Messe Instituts brachte das abgelaufene Geschäftsjahr Umsatzzuwächse. "Nichts ist so wichtig wie verkaufen", glaubt Dornscheidt. Die Rückgänge seien daher nur vorübergehend. Er räumt aber ein, froh darüber zu sein, 2009 keine großen Investitionsgütermessen im Programm zu haben. Ganz anders Köln, wo viele Großveranstaltungen anstehen. Böse gibt sich "realistisch optimistisch" und hofft auf den guten Start von acht neuen Veranstaltungen, wie der Computerspielemesse GamesCom.

      Doch auch bei den Messen liegen bereits strategische Konzepte für den Umgang mit dem Abschwung in der Schublade. "Es gibt Szenarien", bestätigt Böse. Sie reichen von einer weiteren Internationalisierung der Veranstaltungen bis zur Konzentration auf den eigenen Platz. Die Optimierung der Infrastruktur sowie die Ausweitung des Serviceangebots gehören genauso dazu wie die Überprüfung des Geschäftsmodells. Messegesellschaften könnten sich künftig als globales Kompetenzzentrum einer bestimmten Branche positionieren, meint das Institut für Messewirtschaft der Uni Köln. Vor allem sei die Kooperation mit Wettbewerbern im Vergleich zum Ausland noch unterentwickelt.

      Claudio Artusi, Chef der Messe Mailand, plädiert sogar für mehr internationale Allianzen. Er hat gut reden: Gerade hat Artusi mit der Hannover Messe eine Kooperation in den BRIC-Staaten vereinbart.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleis…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 09:54:45
      Beitrag Nr. 653 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.506.914 von Maraho am 04.02.09 06:20:30Passend hierzu (Beitrag 36.506.914)...
      ...irgendwo muß die Kohle ja herkommen!


      Mogelpackungen
      Firmen tricksen mit versteckten Preiserhöhungen

      Viele Firmen stecken in der Zwickmühle: Die Rendite schrumpft – aber die Kunden akzeptieren mitten in der Wirtschaftskrise keine Preiserhöhungen. Also wenden sie raffinierte Tricks an. Ob Marmelade oder Taschentücher, plötzlich ist in der Verpackung weniger drin. Auch Vermieter haben eine neue Masche.


      Wie viele Tücher enthält eine Packung Tempo-Taschentücher? Zehn? Sicher? Vielleicht sollten Sie mal kurz nachzählen. Oder am Ende dieses Artikel die Auflösung lesen. Oder sich aber zuvor erst noch die folgenden Zeilen zu Gemüte führen – denn auch hier warten noch einige Überraschungen.

      Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, das wissen inzwischen alle. Die Unternehmen machen weniger Gewinn, oft sogar Verluste. Die Preise können sie jedoch auch nicht erhöhen – das würde in einer solchen Situation niemand verstehen und einen Proteststurm auslösen. Daher verlegen sich viele Firmen derzeit auf heimliche Preiserhöhungen, die dem Kunden nicht auffallen. Und eine gesetzliche Neuregelung, die im April in Kraft tritt, könnte ihnen künftig dazu noch viel mehr Möglichkeiten geben.

      Besonders deutlich wird die Entwicklung im Lebensmittelhandel. „Die Zahl der Tricksereien hat in letzter Zeit mit Sicherheit zugenommen“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Da schrumpft das Marmeladenglas plötzlich von 225 auf 200 Gramm, die Packung Aluminiumfolie enthält nur noch zehn statt 20 Meter oder bei Staubsaugerbeuteln sind nur noch vier statt fünf in einer Packung – und der Preis bleibt dennoch der gleiche. „Solche Mogelpackungen gibt es immer häufiger“, sagt Schwartau, die entsprechende Beispiele seit vielen Jahren sammelt.

      Doch nicht nur im Einzelhandel sind derartige Praktiken verbreitet. Ähnlich verfährt die Finanzindustrie, denn sie steht aufgrund der Finanzkrise extrem unter Druck. Besonders dreist ging dabei zuletzt die DAB Bank vor. Sie erhöhte zum 1. Januar die Depot-Gebühren für alle Kunden, die ihre vermögenswirksamen Leistungen in einen Fondssparplan fließen lassen, auf 32 Euro pro Jahr. Im entsprechenden Schreiben an ihre Kunden verschwieg sie allerdings, wie hoch die Gebühr bis dahin war, offenbar in der Hoffnung, die wenigsten würden sich daran erinnern oder nachsehen. Doch wer es tat, der konnte erkennen, dass der Preis von zwölf auf 32 Euro erhöht worden war – um 166 Prozent. Besonders perfide: Die entsprechenden Kunden können ihr Depot nicht einfach kündigen, denn vermögenswirksame Leistungen müssen mindestens sieben Jahre unangetastet bleiben, andernfalls müssen die Sparer ihre staatliche Förderung zurückzahlen.

      Ähnlich schwer getroffen von der Finanzkrise sind Firmen der Immobilienbranche, vor allem große Wohnungsunternehmen. Und so verwundert es nicht, dass auch hier Tricks angewendet werden, um den Kassenstand etwas zu verbessern. Die Gagfah, ein börsennotiertes Unternehmen mit rund 150.000 Mietwohnungen in ganz Deutschland, verschickte im Dezember Nebenkostenabrechnungen für 2007 an ihre Mieter. Viele mussten nachzahlen, doch einige hatten auch ein Guthaben, bekamen teilweise hohe Beträge zurück.

      Das hinderte die Gagfah nicht, die Nebenkostenvorauszahlungen zu erhöhen. So wurde beispielsweise einem Mieter mitgeteilt, dass er rund 120 Euro zurückerhält. Und weiter: „Nach dem Ergebnis und aus Anlass dieser Abrechnung erhöht sich die Vorauszahlung um monatlich 30,75 Euro.“ Der Mieter sollte also pro Jahr rund 370 Euro mehr an Nebenkosten vorauszahlen, obwohl er zuletzt ein Guthaben von 120 Euro hatte. Am Ende wird er das zu viel gezahlte Geld zwar zurückerhalten, doch inzwischen kann die Gagfah damit arbeiten.

      Auf welchem Wege auch immer – die Unternehmen versuchen über solche Maßnahmen ihre Gewinnspannen zu erhöhen, ohne allzu viel Aufsehen zu erregen. Und zumindest für den Einzelhandel könnte dies ab 11. April sogar noch leichter werden als bisher. An diesem Tag tritt nämlich eine Änderung der Fertigpackungsverordnung in Kraft. „Und dann wird es für die Kunden noch viel schwerer die Preise zu vergleichen“, sagt Evelyn Keßler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

      Bisher legt die Verordnung für einige Produkte fest, in welchen Packungsgrößen diese ausschließlich verkauft werden dürfen. So darf beispielsweise Schokolade, sofern die Packung mehr als 85 Gramm wiegt, nur in Tafeln zu 100, 125, 150, 200, 250, 300 oder 400 Gramm verkauft werden. Oder Mineralwasser: Hier sind bisher nur 125, 200, 250, 330, 500 oder 750 Milliliter sowie 1 Liter, 1,5 oder 2 Liter zulässig. Auch für Zucker, Kakao, Limonaden, Fruchtsäfte, Bier oder Milch gibt es entsprechende Verordnungen.

      Diese Regelung fällt ab 11. April weg, im Rahmen einer Liberalisierung in der gesamten Europäischen Union. Fortan können dann auch Schokoladetafeln mit nur noch 90 Gramm Inhalt verkauft werden, die vielleicht sogar genau so groß sind wie die 100-Gramm-Tafeln, dafür aber etwas dünner. Oder Wasser könnte in 0,9-Liter-Flaschen verkauft werden, Zucker in 475-Gramm-Packungen. „Man wird dann bei vielen gewohnten Packungsgrößen gar nicht merken, dass plötzlich weniger Inhalt drin ist“, sagt Keßler.

      Künftig wird es daher noch wichtiger als bisher, Preise zu vergleichen. „Kunden sollten dabei auf die Grundpreisangabe achten“, rät Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale. Denn die Lebensmittelhändler sind verpflichtet, bei allen Produkten anzugeben, wie hoch der Preis je Grundeinheit ist, also je Liter oder je Kilogramm. Allerdings fehlen diese Angaben am Regal allzu oft, oder sie sind nur in kleiner Schrift angegeben oder an Stellen, für die man sich tief bücken muss. „Wahrscheinlich wird man daher künftig oft nicht umhinkommen, mit Zettel und Taschenrechner durch die Geschäfte zu laufen“, sagt Silke Schwartau.

      Doch die Kunden sollten ohnehin genauer hinschauen, beispielsweise bei Tempo-Taschentüchern. Denn dann werden sie feststellen, dass in Standardpackungen zwar nach wie vor zehn Tücher enthalten sind, wie eh und je. Wer jedoch Tempo-Taschentücher mit Menthol oder Aloe-Vera-Duft kauft, erhält nur neun Exemplare pro Packung. Dafür sind diese ja aber auch teurer als die Standardtücher.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3165004/Firmen-tricks…
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      schrieb am 08.02.09 11:38:14
      Beitrag Nr. 654 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.524.279 von kiska am 06.02.09 06:04:44In Bezug auf kiska`s Beitrag:


      7 000 Mitarbeiter betroffen
      Kurzarbeit auch beim Autozulieferer Mahle

      Der Stuttgarter Autozulieferer Mahle plant einem Zeitungsbericht zufolge für den Großteil seiner Beschäftigten Kurzarbeit.

      7 000 der mehr als 9 000 Mitarbeiter in Deutschland seien betroffen, berichtete die "Stuttgarter Zeitung" am Samstag. "Bei uns gilt von März an faktisch die 3-Tage-Woche", zitierte die Zeitung eine Sprecherin des Unternehmens mit Blick auf die Stuttgarter Firmenzentrale des Kolbenherstellers.

      Für zwölf der 22 deutschen Standorte sei Kurzarbeit vereinbart worden, hieß es weiter. Zahlreiche deutsche Autobauer und Zulieferer haben wegen der Absatzkrise in der Branche Produktionsstopps verfügt oder setzen auf Kurzarbeit.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/kurzarbei…
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      schrieb am 08.02.09 11:51:43
      Beitrag Nr. 655 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.073 von Maraho am 07.02.09 10:21:22Ein kritischer Kommentar zu Obamas Konjunkturprogramm...


      US-Konjunkturprogramm

      Obamas falsche Rücksicht
      Von Martin Klingst, Washington

      Der demokratische Präsident wird Opfer seines Bemühens, die Republikaner beim Konjunkturpaket einzubinden. Sie schneiden Kernstücke heraus, die in die Zukunft weisen


      Was ist der Preis für Überparteilichkeit? Wie lange ist es sinnvoll, sich um sie zu bemühen? Und wann ist der Punkt gekommen, an dem sich Barack Obama ernsthaft fragen muss, ob ihm seine Liebe zum breiten Kompromiss nicht zu große Opfer verlangt, zu viele Abstriche an dem von ihm für notwendig erachteten Rettungs- und Erneuerungsprogramm für Amerika?

      Am Freitagabend war es in Washington endlich so weit: Nach einem tagelangen Verhandlungsmarathon schienen zwei, vielleicht sogar drei republikanische Senatoren willens, dem Konjunkturprogramm des neuen Präsidenten zuzustimmen – zwei oder drei von über 40 Konservativen!

      Sie sagten aber erst „Ja“, nachdem sie einen Sieg reklamieren konnten. Nachdem es ihnen gelungen war, aus dem fast eine Billion Dollar teuren Paket rund hundert Milliarden heraus zu operieren. Sie behaupten, sie hätten damit der Verschwendungssucht der Demokraten Einhalt geboten und nur dort eingespart, wo der staatliche Geldregen nicht sofort zu neuen Arbeitsplätzen geführt hätte.

      Das ist eine sehr kurze Sicht der Dinge. Denn bei Lichte betrachtet, fielen dem Rotstift nicht irgendwelche nutzlosen Lieblingsprojekte wie die berühmten Brücken nach Nirgendwo zum Opfer, sondern Kernstücke des Obamaschen Reformprogramms. Sprich: 40 Milliarden für die Not leidenden Bundesstaaten, 20 Milliarden für neue Schulen und die Renovierung maroder Lehrstätten, acht Milliarden für die Instandsetzung öffentlicher Gebäude nach modernen Energiereinsparungsstandards, eine Milliarde für die kindliche Früherziehung, zwei Milliarden für die Versorgung ländlicher Gebiete mit schnellem Internetzugang. Und so weiter.

      Der Charme von Obamas Konjunkturprogramm lag ursprünglich darin, schnell neue Jobs zu schaffen und zugleich Arbeit in der Zukunft zu sichern, indem es entscheidende ökonomische Weichen für das 21. Jahrhundert stellt: für eine bessere Infrastruktur, für eine grüne Erneuerung, für ein zukunftsfähigeres Schulwesen und einen Internetzugang für alle.

      Doch Obamas Wunsch, die Sanierung des Landes auf eine parteiübergreifende Basis zu stellen, droht die wirkliche Revolution Amerikas zu verhindern. Denn für ihr „Ja“ fordern die paar Republikaner gerade dort Einsparungen und Zurückhaltung, wo der Staat um der Zukunft Willen gerade jetzt vorpreschen und in Vorleistung treten müsste: im Bildungswesen, in der Ökologie, in Hilfestellungen für die siechen Bundesstaaten.

      Zwischen Atlantik und Pazifik wissen die Gouverneure nicht, wie sie ihre Rechnungen bezahlen und gleichzeitig einen ausgeglichenen Haushalt anstreben sollen. Wie immer sparen sie dort, wo es der Zukunft am meisten schadet: bei den Schulen und Universitäten, bei der Gesundheitsversorgung und den staatlichen Dienstleistungen. Am Freitag schickte Kalifornien 200.000 Staatsbedienstete in den unbezahlten Urlaub. Sie sollen künftig jeden ersten und dritten Freitag im Monat nicht mehr arbeiten und eine neunprozentige Gehaltskürzung hinnehmen.

      Barack Obama ist mit dem guten Willen ausgezogen, die alten ideologischen Gegensätze zwischen Republikanern und Demokraten zu überbrücken. Nicht mehr oder weniger Staat sei die entscheidende Frage, sagte er in seiner Vereidigungsrede, sondern, ob der Staat effektiv handele und die Probleme des Landes in den Griff bekomme.

      Doch wie man dieser Tage sieht, bricht der alte Streit wieder auf. Er wird sich fortsetzen und heftiger werden, denn in ihrer großen Mehrheit halten die Republikaner an ihrer Überzeugung fest: Staat und Regierung sollen sich aus der Wirtschaft, der Bildung und der Zukunftsplanung so weit wie möglich heraushalten und sie den Bürgern und dem freien Spiel des Marktes überlassen.

      Natürlich muss ein Präsident wie Obama, der das ein wenig anders sieht, für seine Pläne Mehrheiten gewinnen – nicht nur im Volk, sondern gerade auch im Parlament. Amerika ist eine Verhandlungsdemokratie. In der kommenden Woche geht es in die nächste Runde, dann müssen Senat und Abgeordnetenhaus um einen gemeinsamen Kompromiss für das Konjunkturprogramm ringen, damit Obama am Ende unterzeichnen kann. Im ersten Anlauf hatten alle republikanischen Abgeordneten bereits mit „Nein“ votiert.

      Die entscheidende Frage am Ende aber ist, ob Barack Obama und die Demokraten sich vom Gegner aus ihrem Konzept gerade jene Herzstücke herausschneiden lassen, die über die schnelle Hilfe hinaus in die Zukunft weisen.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/07/obama-konjunkturpaket?…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 12:29:57
      Beitrag Nr. 656 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.535.411 von Maraho am 08.02.09 06:25:51Nochmals etwas der FAZ entnommen zum Thema Glos...


      Glos' Rücktrittsgesuch

      Ein Amt nimmt Schaden
      Von Heike Göbel

      Der Mann und das Amt, sie kamen nie zusammen. Das hat beiden geschadet: Michael Glos, der sich von seiner CSU in die Pflicht nehmen ließ, obwohl ihm bewusst war, dass es mehr braucht als einen klaren ordnungspolitischen Kompass (den Glos unzweifelhaft hat), um die Rolle des Bundeswirtschaftsministers in Zeiten einer großen Koalition auszufüllen. Der Bundeswirtschaftsminister muss bereit sein, sich mit vielen im Kabinett anzulegen, die über mehr Geld und größere Kompetenzen verfügen, mit denen sie entscheidend auf die Standortbedingungen der Unternehmen Einfluss nehmen. Reibungsstellen gibt es zuhauf: Von der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, über das Steuerrecht und Energiefragen bis hin zu den Vorgaben für Umweltschutz und Sicherheit. Alle Ressorts sollten daher im Wirtschaftsminister ein kompetentes, wachsames und besonders hartnäckiges Gegenüber haben; frühzeitig muss dieser den Kollegen in die Parade fahren, wenn ihre Pläne Markt und Wettbewerb schaden.

      Das ist schon unter günstigeren politischen Bedingungen nicht leicht. In einem Kabinett, in welchem zwei Volksparteien permanent um die Macht rangeln, ist das eine Sisyphusaufgabe. Indem die Union diese einem Mann aufgedrängt hat, der dafür zwar Leidensfähigkeit, aber keine Leidenschaft aufzubringen vermochte, zeigt sie ihre Geringschätzung auch dem Amt gegenüber, dessen Ruhm einst einer, den sie zu den ihren zählt, begründet hat: Ludwig Erhard.

      Ein fatales Signal

      Nun kommt es für das Amt noch schlimmer: Die Union möchte Glos nicht einmal jetzt ziehen lassen. Sie nimmt damit in Kauf, den CSU-Mann und das Amt vollends zur Lachnummer zu machen. Und dies während die deutsche Wirtschaft in den Abgrund der schlimmsten Rezession seit fünfzig Jahren blickt – und die Soziale Marktwirtschaft zunehmend in Kritik gerät.

      Das ist ein fatales Signal. Es soll wohl heißen: Auf den Bundeswirtschaftsminister – diesen oder einen anderen – kommt es jetzt ohnehin nicht mehr an, da alle Dämme brechen und die Grenzen zwischen Staatswirtschaft und Privatwirtschaft zumindest vorübergehend aufgehoben sind. Der Finanzminister schmiedet sich die Kreditbranche nach seinem Gusto, ebnet den Weg für die Verstaatlichung und Enteignung der Banken und fügt sie zu neuen Einheiten zusammen. Bezeichnenderweise war es nicht Wirtschaftsminister Glos sondern Innenminister Wolfgang Schäuble, der gegen die geplante Enteignungsvollmacht als erster klar im Kabinett protestiert hat.

      Glos weiß, dass er zu vielen Plänen „nein“ sagen müsste

      Lassen sich die staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen für die Kreditwirtschaft wenigstens zum Teil mit dem Systemrisiko begründen, also dem Risiko, dass der Geld- und Kreditkreislauf durch insolvente Großbanken ganz zusammenbricht, zählt dieses Argument für die Industrieunternehmen nicht. Dennoch entsteht unter Obhut des Bundeswirtschaftsministers gerade ein riesiger Rettungsfonds für Unternehmen in Schieflage. Staatsbürgschaften in großem Stil sollen Zusammenbrüche zunächst verhindern. Doch für den Fall, dass das nicht reicht, erwägt die Regierung auch hier den letzten Schritt zu tun und den Staat direkt zu beteiligen. Etwa, indem sie dem Familienunternehmen Schaeffler unter die Arme greift, das sich mit der Übernahme des wesentlich größeren Konzerns Conti verspekuliert hat. Glos weiß, dass er „Nein“ sagen müsste, wenn er je wieder aufrecht an Erhards Büste vorbeigehen will, die er im Ministerium hat aufstellen lassen. Doch Glos weiß auch: In CSU und CDU gilt das Diktum von Helmut Kohl, dass mit Ludwig Erhard keine Wahlen zu gewinnen sind.

      Oder doch? Das Erstarken der FDP, die in Umfragen mittlerweile auf 16 Prozent kommt, sollte der Union und ihrer Kanzlerin eine Warnung sein. Angela Merkel hat nicht nur den Wirtschaftsminister mit demontiert, sondern es auch zugelassen, dass die Wirtschaftspolitiker der C-Parteien im Parlament an den Rand gedrängt wurden. Weder Glos noch die Abgeordneten drangen durch mit ihren Warnungen vor der fatalen Mindestlohnpolitik, man ließ sie hängen mit den Forderungen nach Steuerentlastung oder längeren Laufzeiten der Kernkraftwerke im Interesse einer bezahlbaren, sicheren Energieversorgung, auf die die Wirtschaft angewiesen ist.

      Wofür steht die Union wirtschaftspolitisch?

      Nun gibt es kaum noch jemanden, der sagen könnte, wo die Union wirtschaftspolitisch steht oder in Zukunft hin will – und dies auch in der Öffentlichkeit gut hörbar zu artikulieren vermag. Glos Rücktrittsersuchen bietet seiner CSU und der Bundeskanzlerin vor der Wahl die Chance für einen personellen und inhaltlichen Neuanfang auf dem Feld, auf dem die FDP gerade viel Boden gut macht. Sollte die Union es nicht für nötig halten (oder nicht in der Lage sein) diese Chance zu nutzen?

      Das wäre eine schlechte Nachricht: Wachstum und Wohlstand in Deutschland gründen auf einer liberalen Wirtschaftsordnung. Deren Fundamente – offene Märkte, Wettbewerb, privates Eigentum, Vertragsfreiheit – werden in dieser Krise einer harten Belastungsprobe unterzogen, allerorten werden Zweifel an der Tragfähigkeit laut. Soll diese Ordnung nicht dauerhaft Schaden nehmen, braucht sie endlich wieder einen überzeugenden Anwalt in der Bundesregierung.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub4D8A76D29ABA43699D9E59C0413A582C…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 13:33:03
      Beitrag Nr. 657 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.535.423 von Maraho am 08.02.09 07:04:30.... und auch die Frankfurter Rundschau....


      Stresstest für den Euro
      VON BERND SALZMANN

      Politiker und Ökonomen haben Angst um den Euro. Erstmals in ihrer zehnjährigen Geschichte steht die Währungsunion vor einer Zerreißprobe. Einzelne Länder stöhnen unter einer hohen Schuldenlast. Die Ratingagenturen beobachten das mit Argusaugen. Standard & Poor's strafte Griechenland, Portugal und Spanien bereits ab, verschärfte damit deren Lage aber nur. Schwächere Bonitätsnoten haben ungünstigere Refinanzierungsbedingungen zur Folge. Urplötzlich rückt eine Frage auf die Tagesordnung, die vor Monaten noch keiner auszusprechen gewagt hätte: Kann ein Euro-Staat pleite gehen - und die Währungsunion sprengen?

      Die Repräsentanten Eurolands spielen das Problem herunter. "Es gibt kein Risiko einer Demontage der Eurozone", sagt Jean-Claude Trichet, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB). Doch überall dort, wo frei von den Zwängen eines Amtes gedacht wird, ist auch von einem solchen "Worst-Case-Szenario" die Rede. Sicher: Wenn ein Euro-Land wieder seine alte Währung einführen würde, stünde es vor einem riesigen Berg in Euro abzutragender Schulden. Das Wagnis scheint schon deshalb außerordentlich groß. Die Ökonomen Gernot Griebling und Jens-Oliver Niklasch von der LBBW in Stuttgart schließen gleichwohl nicht aus, dass ein EU-Land "sein Heil in der Flucht suchen könnte, um durch Abwertung der eigenen Währung zumindest die internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen".

      Tatsächlich ist die Lage prekär: Besonders für südeuropäische Länder wird es immer teurer, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Staatsanleihen können sie nur noch mit saftigen Risikoaufschlägen zu Bundesanleihen loswerden, die am Markt als das Nonplusultra in puncto Ausfallrisiko gelten. Der Unterschied etwa bei zehnjährigen Staatsanleihen betrug zwischen Deutschland und Griechenland zeitweise 2,5 Prozentpunkte. Rund zehnmal mehr als im langjährigen Durchschnitt. Inzwischen hat er sich zwar wieder etwas angenähert. Grund zur Entwarnung gibt es jedoch nicht.

      Europa trifft die aktuelle Schuldendebatte unvorbereitet. Der EG-Vertrag regelt nur, was nicht in Frage kommt: Die EZB darf nicht einfach Geld drucken und die Schulden eines Landes bezahlen. Und: Eine No-Bailout-Klausel schließt aus, dass die anderen Länder für die Schulden eines unsoliden Mitglieds aufkommen müssen. Allein Artikel 103a des EG-Vertrags bietet mit vielen Wenns und Abers überfrachtet ein Schlupfloch für kollektive Hilfe.

      Doch selbst eine Gemeinschaft kann schnell überfordert sein, wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist. Der Internationale Währungsfonds, der in diesem Zusammenhang häufig genannt wird, kann kleineren Ländern helfen. Im Falle von Island, der Ukraine und Ungarn hat er das in der aktuellen Krise bereits unter Beweis gestellt. Im Falle von Italien oder Spanien würde er jedoch schnell die Grenzen seiner Möglichkeiten erreichen.

      Selbst die Europäische Union kann wohl nicht jede Last stemmen. Ökonomen der Commerzbank haben errechnet, dass die anderen Euro-Länder ihr Emissionsvolumen etwa um die Hälfte erhöhen müssten, wollten sie den Refinanzierungsbedarf Italiens vollständig decken.

      Die Politik ist daher gefordert, in einem frühen Stadium einzugreifen. Der einzige Vorschlag, eine vom italienischen Finanzminister Giulio Tremonti angeregte gemeinsame EU-Anleihe, wurde vom Tisch gefegt. Insbesondere die Regierung in Berlin und ihre Bundesbank argumentierten, dies sei zum finanziellen Nachteil Deutschlands. Und: Es mindere die disziplinierende Wirkung der Finanzmärkte auf die stark verschuldeten Länder. Das alles ist nicht von der Hand zu weisen. Die entscheidende Frage lautet allerdings: Kommt Nichtstun am Ende nicht viel, viel teurer?

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/spezi…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 14:56:20
      Beitrag Nr. 658 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.535.410 von Maraho am 08.02.09 06:17:41Ein Kommentar aus dem Handelsblatt:

      USA

      Wer die Musik bezahlt ...
      von Rolf Benders

      Das globale Bankensystem wird nach dem Ende dieser Finanzkrise völlig anders aussehen als die Geldwirtschaft, die wir in den vergangenen 20 Jahren gekannt haben. So viel ist sicher. Es wird stärker staatlich reguliert sein und weniger mit geliehenem Geld spekulieren dürfen. So weit richtig und sinnvoll.

      Derzeit zeichnet sich aber zumindest in den USA ab, dass selbst das klassische Tagesgeschäft der Kreditinstitute dauerhaft zum Spielball von Politikern wird. Dabei geht es nicht um Kritik an Luxussanierungen von Büros wie im Fall von Ex-Merrill-Lynch-Chef John Thain oder an teuren Mitarbeitermotivationsseminaren in Las Vegas. Es geht vor allem um die alltägliche Kreditvergabe. Politiker gerieren sich zunehmend als Obersachbearbeiter. Eine Entwicklung, die die Neuentstehung eines gesunden, an möglichst effektiver Kapitalverwendung orientierten Wirtschaftssystems bremst oder sogar verhindert. Wegen der Leitfunktion der USA bei der Suche nach einem Ausweg aus der Krise kann dies auch Europa nicht egal sein.

      Seit die US-Großbanken mit vielen Hundert Milliarden Dollar aus dem Staatssäckel vor der Pleite bewahrt werden mussten, missbrauchen Politiker aller Parteien und Organisationsstufen der Vereinigten Staaten die neue Eigentümerrolle des Staates. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Magistratsmitglieder aus der Provinz, Gouverneure von Bundesstaaten oder Abgeordnete aus Washington sich auf die Weisheit beruft: "Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, was gespielt wird." Publikumswirksam fordern sie von den Banken Kredite für bestimmte Firmen und Projekte in ihren Wahlbezirken. So zwang der ehemalige Gouverneur von Illinois, Rod Blagojevich, die Bank of America zur Gewährung eines zuvor verweigerten Millionenkredits an den angeschlagenen Türenhersteller Republic Windows & Doors. Schließlich habe die Bank Milliarden vom Staat bekommen, so seine in jedes verfügbare Mikrofon gesprochene Begründung. Zudem drohte er mit dem Abzug aller Konten des Bundesstaates bei der Bank. Das Ereignis wurde über die lokalen Grenzen bekannt, weil Blagojevich gleichzeitig vorgeworfen wurde, er habe versucht, den frei werdenden Senatsposten von US-Präsident Barack Obama an den Meistbietenden zu verkaufen. Mittlerweile ist er seines Amtes enthoben und Republic Windows & Doors hat Insolvenz angemeldet. Was die Gläubiger aus der Insolvenzmasse zu erwarten haben, ist unsicher.

      Blagojevich & Co stützen sich bei ihren Forderungen auch auf den in der breiten Öffentlichkeit als gesichert geltenden Befund, dass die Banken zu wenige Kredite vergeben und damit Schuld an der sich vertiefenden Rezession tragen. Tatsächlich zeigen die Statistiken der US-Notenbank Fed, dass die US-Geschäftsbanken trotz der Rezession ihre Kreditvergabe 2008 sogar um 5,6 Prozent ausgedehnt haben. Vergessen wird bei diesen Diskussionen regelmäßig, dass die traditionellen Institute seit einiger Zeit für die Kreditversorgung der Wirtschaft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Ihr Anteil sank seit 1982 von 40 Prozent auf 22 Prozent. Den Rest stellten Geldmarktfonds und die Verbriefungsmaschinen der Investmentbanken bereit. Da es derzeit faktisch unmöglich ist, Darlehen, in Anleihen verbrieft, am Markt weiterzuverkaufen, ist diese Kreditquelle weitgehend versiegt. Daher sind die Ankaufprogramme der Fed für diese Bonds, mit denen der Verbriefungsmarkt wieder in Schwung gebracht werden soll, so wichtig.

      Jenseits dieser Statistiken und der Erkenntnis, dass politisch motivier-te Kreditvergabe ökonomisch zweifelhaft ist, muss man sich auch fragen, ob ein Zwang zur Kreditausweitung für das Gesamtsystem sinnvoll ist. Vergeben am Tropf des Staates hängende Banken Risikokredite, die später ausfallen, verlängert dies die Abhängigkeit der Institute. Denn die ohnehin sehr begrenzte Bereitschaft privater Investoren, Kapital in die Geldhäuser zu stecken, wird weiter sinken, wenn dieses Kapital auf Geheiß der Politik in unsinnigen Projekten verbrannt wird. Das heißt, am Ende muss der Staat wieder Kapital einschießen. Die Verstaatlichung des Bankensystems wäre damit nur noch wenige Schritte entfernt.

      Der Umgang mit dem für Banken und die Wirtschaft wichtigen Thema Kreditvergabe im mit Spannung erwarteten Finanzmarktsanierungsprogramm der Regierung Obama wird ein Gradmesser dafür sein, wie privatwirtschaftlich das US-Bankensystem in nächster Zukunft bleibt. Nicht wenige Politiker fordern, die Banken müssten sich im Gegenzug für weitere Hilfen zur Ausdehnung von Kreditzusagen verpflichten. Das wäre ein Freibrief für Politiker à la Blagojevich, mit ihren öffentlichen Erpressungen fortzufahren.

      Eine sich derart ausweitende politisch motivierte Darlehensvergabe würde das Ziel des Regierungsprogramms gefährden, die Wirtschaft anzukurbeln und das Finanzsystem zu stabilisieren. Denn Aufsichtsbehörden erhöhen derzeit die Anforderungen an die Kapitalausstattung der Banken. Das heiß: Jeder "politische" Kredit begrenzt die Fähigkeit der Banken, sinnvolle Darlehen an Firmen zu geben, die daraus tatsächlich Wachstum generieren. Und schlussendlich wäre etwa die Vorgabe eines Kreditvolumens nach der rigiden Regulierung der Vorstandsgehälter ein weiterer Grund für Banken, die staatliche Hilfe nicht anzunehmen.

      Fazit: Wenn die Politik daran interessiert ist, zügig zu einem gesunden, privatwirtschaftlichen Bankensystem zurückzukehren, sollte sie die Finger vom Tagesgeschäft lassen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handelsblatt-komme…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 15:01:17
      Beitrag Nr. 659 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.536.477 von Maraho am 08.02.09 14:56:20Und noch etwas aus demselben Blatt hierzu...


      Finanzkrise

      Banker sind überbezahlt – wie schon 1929
      von Olaf Storbeck

      Seit Mitte der neunziger Jahre sind die Gehälter im Finanzsektor dramatisch angestiegen, zeigt eine neue Studie von zwei US-Ökonomen. Warum ein Großteil dieser Entwicklung ökonomisch nicht gerechtfertigt war - und auf welche erstaunlichen historischen Parallelen die Wissenschaftler gestoßen sind.

      Panik an der Wall Street im Jahr 1929: Im Finanzsektor konnten gut ausgebildete Akademiker im vergangenen Jahrzehnt deutlich mehr verdienen als in anderen Branchen, und die Gehälter sind überproportional schnell gestiegen Quelle: ap
      DÜSSELDORF. Fast 20 Milliarden US-Dollar an Boni haben Banker in den USA im Krisenjahr 2008 kassiert - genau so viel wie 2004, als die Welt noch in Ordnung war. "Das ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit", kritisierte US-Präsident Barack Obama. In Zeiten, in denen die Geldinstitute nur dank massiver Staatshilfen überleben, sollten die Banker mehr "Zurückhaltung und Disziplin" zeigen, forderte Obama Ende Januar.

      Die Maßlosigkeit der Finanzbranche hat System, zeigt eine neue Studie mit dem Titel "Wages and Human Capital in the U.S. Financial Industry: 1909-2006". Thomas Philippon von der New York University und Ariell Reshef von der University of Virginia stellen darin fest: Bereits seit Mitte der neunziger Jahre sind US-Banker systematisch und massiv überbezahlt.

      Im Finanzsektor konnten gut ausgebildete Akademiker im vergangenen Jahrzehnt deutlich mehr verdienen als in anderen Branchen, und die Gehälter sind überproportional schnell gestiegen, zeigt die Analyse von Philippon und Reshef. Besonders extrem war die Entwicklung im Investment-Banking.

      Banken müssten zwar gut ausgebildete Mitarbeiter, die Börsengänge organisieren, Kreditrisiken bewerten und andere komplexe Aufgaben übernehmen, entsprechend bezahlen, räumen die Forscher ein. Doch seien ab Mitte der neunziger Jahre die Gehälter derart fürstlich gewesen, dass sie mit solchen Argumenten allein nicht mehr zu rechtfertigen gewesen seien.

      Lediglich 50 bis 70 Prozent der Lohnunterschiede zur restlichen Privatwirtschaft ließen sich mit den höheren Anforderungen an das Personal in der Finanzbranche erklären. Die restlichen 30 bis 50 Prozent sind laut Studie leistungsloses Einkommen - eine ungerechtfertigte "Rente", wie es im ökonomischen Fachjargon heißt.

      Zu diesen Exzessen gibt es eine erstaunliche historische Parallele: Ähnlich gut waren die Verdienstmöglichkeiten an der Wall Street ab Mitte der zwanziger Jahre - unmittelbar vor dem Börsencrash und der "Great Depression". Damals wie heute war die "Entlohnung der Angestellten in der Finanzindustrie zu hoch, als dass sie mit einem nachhaltigen Arbeitsmarkt-Gleichgewicht hätte einhergehen können", heißt es in der Studie.

      Angesichts dieser historischen Parallele lasse sich die Entwicklung der vergangenen Jahre auch nicht damit erklären, dass durch den Siegeszug von Computer und Internet in den Banken viele einfache Tätigkeiten weggefallen sind, schreiben die Wissenschaftler. Auch das gute Börsenklima der neunziger Jahre scheidet als Erklärung aus. Denn in anderen Zeiten, die durch ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Handelsvolumen an den Börsen geprägt waren, wirkte sich dies nicht auf die Löhne in der Finanzindustrie aus.

      Ein zentraler Faktor für die Gehaltsexzesse in der Finanzbranche dürfte die lasche Regulierung des Bankensektors gewesen sein - in den zwanziger Jahren ebenso wie sieben Jahrzehnte später. Zwischen Regulierungsdichte und Entlohnung im Bankensektor besteht laut Studie ein sehr enger Zusammenhang. Nach der "Great Depression" legte die US-Regierung den Banken Daumenschrauben an - parallel dazu verloren die Banker ihren Gehaltsvorsprung gegenüber der restlichen Wirtschaft. Das änderte sich mit der Deregulierung der Branche in den achtziger Jahren.

      Die Schlussfolgerung für die Politik liegt auf der Hand: Will sie die Gehaltsexzesse der Banker beenden, sollte sie die Branche wieder an die kürzere Leine nehmen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/wissenswert/banker-s…
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 15:13:14
      Beitrag Nr. 660 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.536.000 von Maraho am 08.02.09 12:29:57Ein Letztes noch zum Thema Glos.
      Ist zwar vom November des vergangenen Jahres, aber dennoch aktuell und auch treffend:


      Donald Steinbrück, Michael Duck
      von Carlos A. Gebauer

      Alle Augen blicken auf die Männer, die den Krisenministerien vorstehen: Das Duo aus Wirtschaftsminister und Finanzminister hat eine Schlüsselrolle übernommen. Leider nur spielen die Zufallsfiguren die falsche Rolle.


      Es ist die Stunde der Exekutive. Wie in jeder Krise schart sich das Volk hinter den Rettern in der Not. Davon profitiert vor allem Angela Merkel. Je nachdem, ob es ihr gelingt, Deutschland mit geringen Blessuren aus dem Sturm zu führen, entscheidet sich in diesen Wochen ihre Kanzlerschaft. Doch neben ihr verschiebt sich die Hierarchie der Aufmerksamkeitsdemokratie. Für einstige Publikumslieblinge wie Ursula von der Leyen oder Frank-Walter Steinmeier ist das Rampenlicht erst einmal ausgeschaltet. Auch Sigmar Gabriel und Wolfgang Schäuble wirken wie in einem Börsenloch verschwunden.

      Alle Augen blicken dagegen auf jene Männer, die den Krisen-Ministerien vorstehen, Wirtschaftsminister Michael Glos und Finanzminister Peer Steinbrück. Das Schicksal hat das Duo in eine unerwartete Schlüsselrolle der Geschichte geworfen. Dabei sind beide Zufallsfiguren des großkoalitionären Kabinetts. Beide sind Fremdlinge in den Machtarchitekturen ihrer Parteien. Beide sind für Überraschungen und Querdenkereien gut. Und müssen nun etwas verkörpern, das ihnen bislang abgesprochen wurde: Grundruhe, Expertise, Führungskraft.

      Peer Steinbrück ist diplomierter Volkswirt und arbeitet seit 1975 in der öffentlichen Verwaltung. Als dem Großneffen eines Bankengründers waren ihm die Themen dieses Wirtschaftskreises schon in die Wiege gelegt.

      Auch Michael Glos, der bodenständige Müllermeister, hat eigentlich gute Voraussetzungen fürs Krisenmanagement. Er schwebt nicht über den Dingen. Er ruht neben ihnen und in sich selbst. Während Steinbrück mit roten Ohren schon den Handyakku leer telefoniert hat, schaltet er sein Mobilfon erst einmal an. Seit Jahrhunderten lebt seine Familie an ein und derselben Stelle. Seit Generationen betreiben sie eine Mühle. Klar, dass auch Michael Glos zuerst nur dies wollte: Müller werden. Im Jahre 1970 wurde er CSU-Mitglied, sechs Jahre später zog er in den Bundestag ein und blieb bis heute. Glos ist auch ein ausgebildeter Rettungsschwimmer, was Entschlusskraft und einen Blick für das Wesentliche fordert.

      Die beiden, so will man gerne glauben, haben die Sache fest im Griff.

      Doch das Krisenmanagement der vergangenen Monate weckt Zweifel. Seit anderthalb Jahren treiben gewaltige Probleme schiffbrüchig im Meer der Weltwirtschaft. Welle um Welle brachte Schlagseite und Seenot. Wo aber waren Steinbrück und Glos?

      Die Talfahrt in den Crash war unübersehbar. Doch der Finanzminister gab noch im September 2008 zu Protokoll, die Sache sei beherrschbar, und Auswirkungen auf den Bundeshaushalt seien nicht zu befürchten. Deutschland sei nicht Amerika. Unser Land könne stolz auf einen soliden Aufschwung sein, schwadronierte auch Glos. Dass die Welt sich in den vergangenen zwanzig Jahren rasanter änderte als in vielen fränkischen Jahrhunderten zuvor, erzählt Glos gerne. Dennoch wird er mit den Worten zitiert, er brauche stets Hilfe, um in das Internet zu kommen. Seine öffentlichen Auftritte von KfW-Krise bis zu Merkels Einlagengarantie hatten den Hinterwäldlercharme eines tapsenden Honigbären, der etwas von der modernen Marmeladenindustrie herumbrummt.

      Steinbrück war fortan zwar Profi genug, um in seine Statements stets die verbindlichkeitsausschließenden Füllworte von der „derzeitigen“ Erkenntnislage einzuflechten. Trotzdem konnte ihm in den darauffolgenden Wochen nicht gelingen, seine ursprünglich völlige Fehleinschätzung der Lage zu kaschieren. Er verfiel lieber von einem Extrem ins andere. War in der einen Woche das deutsche Universalbankensystem völlig unberührt, so verkündete er sieben Tage später, es werde nichts mehr so bleiben wie es war.

      Wo mögen sie mit ihren Gedanken gewesen sein, wenn sie ihre Ämter als Verwaltungsräte der Kreditanstalt für Wiederaufbau versahen? Sahen beide die Billionen vor lauter Milliarden nicht? Die öffentliche Meinung entlarvte die beiden als hilflos. Ihr Glück war, dass ihr eigenes Versagen bei IKB und KfW durch noch größere Bankenpleiten in die Gnade des Vergessens gedrängt wurde.

      Augenscheinlich ergriff den Finanzminister Anfang Oktober jene Art von Hektik, die ein Rettungsschwimmer zu vermeiden gelernt hat. Der Wesenszug vom Machen-Sie-einfach! brach sich Bahn. Er spannte finanzpolitische Schutzschirme und wickelte die Hypo Real Estate zur gleichen Zeit verbal ab, während er sie bundesbürgend stützte. Für den Bankensektor kündigte er einerseits „Einzelfall-Lösungen“ an, entwarf zugleich aber einen Rettungsplan, konterkarierte den aber sofort mit einem ominösen „Plan B“. Während die Amerikaner und Engländer ihre Krisenpakete schon geschnürt hatten, trat Steinbrück mit seiner Kanzlerin vor die Presse und garantierte jedem Bundesbürger die Sicherheit jedes gesparten Euro. Blankes Entsetzen diktierte diesen Moment, in dem beide wirkten wie Klassensprecher, die erstmals vom Direktor einen Einblick ins wahre Leben erhalten haben.

      Die Garantie verpuffte, sie alarmierte mehr als dass sie beruhigte. Und sie zog neue Turbulenzen nach sich. Vor allem nachdem Glos am historischen Abend bei Anne Will einen Auftritt hinlegte, der sich mehr nach fränkischem Weinabend denn nach Weltwirtschaftskrise anfühlte.

      Kurzum: Steinbrück und Glos hatten ihre Chance, in die Reihe von Ludwig Erhard, Karl Schiller und Helmut Schmidt einzutreten. Sie hätten als Super- und Batman punkten können. Heute wirken sie eher wie Donald Steinbrück und Michael Duck.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=3046 …
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 15:52:07
      Beitrag Nr. 661 ()
      Zum Nachmittag noch dies hier:

      Versickernde Geldflut

      Analyse. Der Entstaatlichungswahn ist offenbar vorüber. Ein Blick auf die internationalen Konjunkturprogramme
      Von Sahra Wagenknecht

      http://www.jungewelt.de/2009/02-07/023.php

      Wen es interessiert, einfach anklicken. Ein recht langer Artikel.


      Für heute bedanke ich mich für ob eures Interesses und wünsche noch einen angenehmen Sonntag-Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 08.02.09 22:11:42
      Beitrag Nr. 662 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.536.641 von Maraho am 08.02.09 15:52:07Eine tolle Informationsquelle. Hier können die Rotsocken richtig lernen.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 09.02.09 05:16:32
      Beitrag Nr. 663 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.537.968 von Wilbi am 08.02.09 22:11:42Guten Morgen Wilbi,

      in diesen Zeiten sollte man schon wissen, was an den "Rändern" von sich gegeben bzw. gedacht wird.

      Immerhin erfreuen sich, für mich zwar unverständlich, an derartigen Thesen doch einige hierzulande.

      Aber man kann es ja auch ausblenden.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.02.09 05:41:02
      Beitrag Nr. 664 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.536.531 von Maraho am 08.02.09 15:13:14Guten Morgen zusammen,

      heute (ganz spannend und wichtig;)) entscheidet man über die Nachfolge von Michael Glos:

      Fahrenschon oder Guttenberg Nachfolger von Glos

      Berlin (dpa) - Wer wird Nachfolger von Bundeswirtschaftsminister Michale Glos? Das will CSU-Chef Horst Seehofer heute bekanntgeben. Die Entscheidung fällt nach dpa-Informationen zwischen Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg und Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon. Nach einem Treffen mit Seehofer in München sagte Glos, es gebe eine sehr gute Lösung. Er hatte seinen Rücktritt vorgestern angeboten. Seehofer lehnte zunächst ab. Gestern einigte er sich mit Kanzlerin Angela Merkel aber darauf, Glos abzulösen.

      © Die Welt
      erschienen am 09.02.2009 um 04:47 Uhr
      Avatar
      schrieb am 09.02.09 05:46:34
      Beitrag Nr. 665 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.535.409 von Maraho am 08.02.09 05:50:16Noch etwas zur "Schuldenbremse":

      Verfassungsrechtler
      „Starke Zweifel an geplanter Schuldenbremse“

      Der frühere Bundesverfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch hält die geplante Schuldenbremse für verfassungsrechtlich zweifelhaft. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erläutert er, warum eine solche Regelung, wonach die Länder von 2020 an im Regelfall keine neuen Kredite mehr aufnehmen sollen, selbst mit Zustimmung der Länder nicht vereinbart werden dürfe.

      Herr Jentsch, das Grundgesetz enthält schon jetzt eine Schuldenbremse, nur wurde sie nicht genutzt. Wird die geplante Neuregelung, die den Ländern das Schuldenmachen vom Jahr 2020 an verbietet, wirksam sein?

      Nein. Dazu reicht die Regelung zu weit in die Zukunft. Die Bedingungen werden sich ändern. Eine Verfassung kann nicht die Politik ersetzen. Sie hat nicht die Details einer Haushaltsordnung vorzugeben. Zudem sind gewaltige Ausnahmen vorgesehen.

      Darf der Bund den Ländern solche Vorschriften machen?

      Der Bund hat keine Regelungsbefugnis, eine konkrete Verschuldungsgrenze einzuführen. Im Grundgesetz heißt es: „Bund und Länder sind in ihrer Haushaltswirtschaft selbständig und voneinander unabhängig“. Das kann nicht verändert werden, weil es Ausdruck des Bundesstaatsprinzips ist.

      Auch nicht durch eine Verfassungsänderung, die immerhin der Zustimmung auch von zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates bedarf?

      Nein. Die geplante Regelung fällt unter die Ewigkeitsgarantie. Zwar kann der Gesetzgeber eingreifen und Grundsätze aufstellen. Und die Länder sind nicht ganz frei; sie haben Verhaltenspflichten. Die kann der Bund auch einfordern, wenn sich ein Land nicht bundestreu verhält. Der Bund darf aber keine ,Nulllinien' für alle Länder vorgeben - auch nicht mit Zustimmung der Länder.

      Das soll unzulässig stark in das Bundesstaatsprinzip eingreifen?

      Ja. Hier geht es um die eigenständige Haushaltswirtschaft der Länder.

      Die Klage eines Landes dagegen hätte also Aussicht auf Erfolg?

      Hier besteht tatsächlich ein Risiko. Der Gesetzgeber muss zumindest zu erkennen geben, dass er das Problem sieht. Er muss es transparent machen. Das geschieht nicht.

      http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE…
      Avatar
      schrieb am 09.02.09 05:51:46
      Beitrag Nr. 666 ()
      Fand ich wichtig, deshalb...

      'FTD': EU will massive Abschreibungen bei Wertpapieren vor ihrer Entsorgung

      HAMBURG (dpa-AFX) - Vor dem Abladen "toxischer" Wertpapiere beim Staat sollen Banken einem Pressebericht zufolge diese in ihren eigenen Büchern massiv abschreiben. Die EU-Kommission wolle strenge Regeln für "Bad Banks", berichtete die "Financial Times Deutschland" (Montag) ohne Quellenangabe. Banken sollen demnach ihre Risikopapiere vollkommen offenlegen und auf Marktpreise abschreiben, bevor sie den Giftmüll beim Staat abladen. Auf diese strengen Vorgaben wolle die Kommission nach Informationen alle Mitgliedsstaaten verpflichten, die staatliche Auffangbecken für faule Wertpapiere einrichteten. Solche "Bad Banks" dürften demnach nur eine begrenzte, EU-weit festzulegende, Auswahl komplexer Papiere aufnehmen.

      "Die Marktbewertung stellt sicher, dass die daraus folgenden Abschreibungen erst durch Eigenmittel der Bank absorbiert werden. Das wäre ein effektiver Weg, um mit Verzerrungen im Wettbewerb und schädlichen Anreizen (Moral Hazard) umzugehen sowie die Kosten für den Staat zu minimieren“, schrieben die Kommissionsbeamten in einem vertraulichen, der Zeitung vorliegenden Papier, über das der Wirtschafts- und Finanzausschuss (WFA) am Montag beraten solle. Im WFA sind die Finanzministerien, die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) durch Spitzenbeamte vertreten. Das mächtige Gremium soll Empfehlungen ausarbeiten für die EU-Finanzminister, die sich am Dienstag in Brüssel treffen.

      Da es für viele Risikopapiere weiter keine Marktpreise gibt, gingen die Brüsseler Beamten davon aus, dass noch einmal "erhebliche Abschreibungen“ nötig werden: "Die Offenlegung und Abschreibung der Papiere vor der Ausplatzierung an den Staat kann dazu führen, dass das Kapital einiger Banken unter die regulativen Mindestanforderungen rutscht. Dann hat die Politik die Wahl, Banken zu rekapitalisieren, sofern diese zukunftsfähig sind, und andere geordnet abzuwickeln oder zu verstaatlichen“, heiße es in dem Kommissionspapier. Damit kämen auf die Staatshaushalte erneut große Probleme zu./he

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meld…

      Einen schönen Tag.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 09.02.09 07:00:56
      Beitrag Nr. 667 ()
      Einen schönen Tag.
      Maraho


      Immer wenn es am "schönsten" ist, soll man gehen...

      Nochmals vielen Dank und allen Lesern eine gute Zeit bzw. Zukunft.

      Und vergesst nicht: "Wer die Vergangenheit kennt, braucht die Zukunft nicht zu fürchten!" ;)

      Adieu...
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 05:48:59
      Beitrag Nr. 668 ()
      Guten Morgen,

      einer geht noch....


      Beirat fordert Aussetzung von Basel II - Bad Banks "kein gangbarer Weg"

      Berater des Wirtschaftsministeriums fürchten erneute Beschleunigung der Abwärtsspirale im Finanzsystem

      Börsen-Zeitung, 10.2.2009 ge Berlin - Durch die drastische Konjunkturabkühlung droht den Banken aufgrund der derzeitigen Eigenkapitalregulierung nach Basel II eine erneute Abwärtsspirale. Da die heutigen Regularien viel früher als in der Vergangenheit eine zusätzliche Eigenkapitalunterlegung erfordern, was die Lage für Banken "dramatisch verschärft", fordert der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium eine zumindest teilweise Aussetzung der prozyklisch wirkenden Regeln. "Basel II versucht einzelne Banken sicher zu machen, aber das gesamte Bankensystem wird damit unsicher mit entsprechenden Auswirkungen auf Investitionen", urteilt Beiratsmitglied Hans Gersbach, Professor für Wirtschaftspolitik am Center of Economic Research an der ETH Zürich. "Wir können uns ein Regulierungssystem, das die Krise so verschärft, in Zukunft nicht mehr leisten." Zugleich raten die Fachleute dringend von der Gründung einer oder mehrerer staatlich finanzierter Bad Banks ab. Weil die Preisfindung für die aufzukaufenden Vermögenswerte "extrem schwierig" sei, bezeichnet die Beiratsvorsitzende Claudia Buch, Professorin für Wirtschaftstheorie an der Uni Tübingen, Bad Banks als "keinen gangbaren Weg". Da zudem davon ausgegangen werden müsse, dass sich der Bedarf für die Ausgliederung von schlechten Titeln an eine Bad Bank ständig verändere und in der Krise vergrößere, sei auch keine Beruhigung der Märkte zu erreichen, schreiben die Berater in einem Brief an den Wirtschaftsminister. Als mögliche Maßnahmen für angeschlagene Banken blieben somit einerseits die Fortsetzung der schon praktizierten Rekapitalisierung durch eine staatliche Beteiligung am Aktienkapital und andererseits auch die vorübergehende treuhänderische Übernahme betroffener Banken - ohne dass sich die Beiratsmitglieder über eine mögliche Verstaatlichung etwa der Hypo Real Estate äußern wollten. Dafür plädierten sie umso heftiger gegen die strikte Anwendung der vorgeschlagenen Solvency II-Regularien, wie sie für Versicherer geplant sind. Denn "das erhöht das Risiko eines Systemzusammenbruchs". Die Bundesregierung sollte daher auf eine Neufassung der Regulierung dringen, mahnen die Berater. Skeptisch äußern sie sich zudem zu Überlegungen, Gelder auch für große Unternehmen der Realwirtschaft zur Verfügung zu stellen.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=20090…

      Einen schönen Tag
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 08:23:50
      Beitrag Nr. 669 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.538.491 von Maraho am 09.02.09 07:00:56Danke für die Zeit und Arbeit, die Du in den Thread hier und die äußerst gelungene Auswahl an Meldungen/News investiert hast.

      Dir ebenfalls einen Schönen Tag und eine gute Zeit/Zukunft.

      :)
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 09:00:32
      Beitrag Nr. 670 ()
      Kritik aus der Branche
      Kravis nimmt Banken in die Pflicht
      Die Weltwirtschaftskrise hat Finanzinvestoren besonders gebeutelt. So schreibt der KKR-Gründer Kravis die Hoffnung auf 20-Prozent-Renditen ab. Seine Einsicht zur Finanzbranche: "Banken bringen sich alle zehn Jahre in Schwierigkeiten".
      Finanzinvestoren müssen nach Auffassung von KKR-Gründer Henry Kravis künftig wohl kleinere Brötchen backen. Besonders Private-Equity-Fonds müssten sich auf schrumpfende Gewinne einstellen, sagte der Investor der "Welt am Sonntag". Es könne sein, dass "unsere Branche in den nächsten Jahren keine Renditen von 20 oder 25 Prozent mehr erzielen wird". Dennoch blieben solche Fonds attraktiv für Investoren: Auch weniger Rendite könne ein gutes Ergebnis sein, "solange es mehr ist, als andere im Schnitt erwirtschaften".

      Ein schnelles Ende der Finanzkrise sieht Kravis nicht. Die Zinssenkungen der US-Notenbank und das Konjunkturprogramm der US-Regierung würden "irgendwann greifen". Der Ursprung des Häuserbooms in den USA, der die Krise ausgelöst hat, reiche bis in die 1970er-Jahre zurück. "Die Probleme, die sich über eine lange Zeit aufgebaut haben, können wir nicht über Nacht beseitigen."


      Henry Kravis, einer der Gründer der US-Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR)Zudem seien Krisen nie ganz zu verhindern. "Erfahrungsgemäß bringen sich die Banken eben alle zehn Jahre in Schwierigkeiten", kritisierte der Finanzinvestor die Kreditinstitute, von denen sich etliche mit komplizierten Finanzinstrumenten bis zur Existenznot verspekuliert hatten.

      Regierungen müssten die Banken schärferen Regeln unterwerfen, :eek:forderte Kravis, dessen Branche sich immer für weniger staatliche Fesseln starkgemacht hatte. "Eine gewisse Regulierung muss sein, zum Beispiel in Form von strengeren Eigenkapitalvorschriften", sagte er.



      Hierzu auch: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,579842,00.…

      http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1126624-1-10/neue…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:09:38
      Beitrag Nr. 671 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.546.088 von heuschrecker am 10.02.09 08:23:50 Danke für die Zeit und Arbeit, die Du in den Thread hier und die äußerst gelungene Auswahl an Meldungen/News investiert hast.

      Danke auch Dir, heuschrecker.

      Hat mir sehr viel Spass gemacht, bzw. tut es immer noch.
      Irgendwie bin ich suchtgefährdet!

      Ich mach` mal `ne kleine Pause, werde aber wieder vermehrt posten, wenn ich mich "erholt" habe.

      Hatte mich eigentlich gestern komplett abgemeldet bei w:o (im Affekt), aber anscheinend lassen die mich nicht, oder die Abmeldung ist da nicht angekommen.

      Also entweder geht es unter Maraho weiter oder unter einem neuen Nick. Ich werde mich dann aber zu erkennen geben.

      Bis dann
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:15:29
      Beitrag Nr. 672 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.548.363 von Maraho am 10.02.09 13:09:38Und weil es so "schön" ist....

      Die Hoffnung stirbt zuletzt...


      Exportmotor
      Maschinenbau sieht bis Sommer schwarz

      Wegbrechende Auftrage, sinkende Produktion, Jobbaubau: Die deutsche Vorzeigeindustrie geht in die Knie. Und Besserung ist laut Branchenverband erst ab Sommer in Sicht. Aber auch das könnte noch zu optimistisch sein.

      Der Maschinenbau erwartet in den kommenden Monaten keine grundlegende Verbesserung bei den Bestellungen. "Plusraten sehe ich beim Auftragseingang bis zum Sommer nicht", sagte der Chefvolkswirt des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), Ralph Wiechers, am Dienstag in Frankfurt. Möglicherweise würden aber die Minusraten im zweiten Halbjahr geringer. Kunden im In- und Ausland seien verunsichert und verhängten teilweise Investitionsstopps. Allein im Dezember seien die Bestellungen um 40 Prozent eingebrochen.

      Die Fertigung werde 2009 voraussichtlich um sieben Prozent schrumpfen, prognostizierte der VDMA. Es müsse mit dem Verlust von 25.000 Jobs gerechnet werden.

      Die stark exportabhängige Branche war in den vergangenen fünf Jahren von einem Höhenflug zum anderen geeilt. Im Vorjahr legte die Zahl der Stellen noch um 40.000 auf 975.000 zu. Die Hersteller steigerten ihre Produktion um 5,4 Prozent auf ein Volumen von 194 Mrd. Euro und der Umsatz legte um 8 Prozent auf 205 Mrd. Euro zu. Wachstumstreiber war die starke Nachfrage in Ländern wie China, Indien, Brasilien und Russland.

      Noch im Oktober hatte der Verband gehofft, dass die Produktion 2009 nur stagnieren werde. Die Aussichten hätten sich aber in den vergangenen Monaten weiter eingetrübt, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse. "Wir sind wegen unserer ausgeprägten Exportorientierung weltweit konfrontiert mit außergewöhnlichen, in ihren Auswirkungen für uns nicht abschätzbaren Ereignissen."

      Wegen der unsicheren Aussichten sei auch die neue Prognose nicht in Stein gemeißelt. Der Maschinenbau habe aber beste Voraussetzungen, mit dem Ende der Krise auf seinen langfristigen Wachstumspfad zurückzukehren.

      Da der VDMA stets zu vorsichtigen Vorhersagen tendiert, hatte der Verband seine Voraussagen in der Vergangenheit schon häufig nachbessern müssen. Auch in der aktuellen Krise distanzierten sich Verbandsvertreter von ihrer Prognose einer stagnierenden Produktion erst, nachdem die Auftragseingänge im November um 30 Prozent eingebrochen waren.

      Lang anhaltender Abschwung erwartet

      Experten befürchten einen länger anhaltenden Abschwung. WestLB-Analyst Achim Henke rechnet erst ab Mitte 2010 mit einer leichten Aufwärtstendenz. In den nächsten zwölf Monaten hingegen sei mit einer Flut negativer Nachrichten zu rechnen, heißt es in einer Studie des Kreditinstituts. Die meisten Maschinenbauer treffe der Abschwung erst in der Mitte oder am Ende des Konjunkturzyklus.

      Einige Fachzweige wie die Landtechnik und Turbinenhersteller liegen noch immer im Plus. Doch selbst Frühzykliker wie die Druckmaschinenindustrie werden nach Henkes Ansicht die Strukturkrise nicht vor 2010 bewältigt haben. Zudem laufen nach Berechnungen der WestLB bei zahlreichen Maschinenbauunternehmen ab 2010 umfangreiche Kreditlinien aus. "Wir erwarten zähe Verhandlungen und eine deutliche Verschlechterung der Finanzierungskonditionen."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Exportmotor-Maschi…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:19:52
      Beitrag Nr. 673 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.546.294 von kiska am 10.02.09 09:00:32Servus kiska,

      hatten wir am Wochenende schon, aber doppelt hält besser. ;)

      Passend hierzu....
      Das haben wir doch alle mitbekommen.


      Investmentfonds
      "Schlechtestes Jahr der Geschichte"

      Abflüsse in zweistelliger Milliardenhöhe haben der Fondsbranche 2008 das Geschäft verhagelt. Nach Meinung von BVI-Präsident Mansfeld ist die Bundesregierung schuld - erst ihre Garantieerklärung habe Panik unter den Anlegern ausgelöst.

      Anleger hätten aus Publikumsfonds 27,8 Mrd. Euro abgezogen, teilte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) am Dienstag in Frankfurt mit. "Das Gesamtjahr war - ohne Wenn und Aber - das schlechteste Jahr der Investmentgeschichte in Deutschland", sagte BVI-Präsident Wolfgang Mansfeld. Daran gebe es nichts zu beschönigen. Die stärksten Abflüsse habe es bei Renten- und Geldmarktfonds gegeben. Bei den Spezialfonds verbuchte die Branche 2008 zwar Mittelzuflüsse von 19,9 Mrd. Euro, allerdings sei auch das deutlich weniger als 2007.

      Begonnen hatten die Probleme in der Fondsbranche erst im September, als sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten durch die Pleite der US-Bank Lehman Brothers dramatisch verschärften. Von Januar bis August verzeichneten Publikumsfonds - also etwa Aktien- und Rentenfonds, Geldmarktfonds oder offene Immobilienfonds - laut BVI noch Mittelzuflüsse von 24 Mrd. Euro. Allein im Oktober zogen Sparer dann innerhalb weniger Tage mehr als 45 Mrd. Euro ab.

      Nach Ansicht Mansfelds ist der Hauptgrund die von der Bundesregierung abgegebene Garantie für sämtliche Bankeinlagen Anfang Oktober. Dies habe ohnehin verunsicherte Anleger dazu veranlasst, ihr Geld "panikartig" umzuschichten, kritisierte er. Im Dezember seien bereits wieder Gelder in Fonds geflossen.

      Entschädigung für Madoff-Opfer

      Im laufenden Jahr erwartet der BVI-Päsident eine Rückkehr der Anleger zum Fondssparen. "Wann und wie stark Anleger zurückkehren und wie rasch wir wieder Mittelzuflüsse erleben, hängt allerdings vom weiteren Verlauf der Krise ab", räumte Mansfeld ein. Zentrale Aufgabe der Branche sei es nun, das Vertrauen der Sparer in Fondsprodukte wieder zurückzugewinnen.

      Mansfeld zeigte sich zuversichtlich, die bei deutschen Fonds entstandenen Verluste aus Anlagen bei Zielfonds des mutmaßlichen Anlage-Betrügers Bernard Madoff wieder hereinholen zu können. "Davon gehen wir aus", sagte er. Fonds von BVI-Mitgliedern hätten rund 200 Mio. Euro in Madoff-Fonds investiert, was 0,02 Prozent des gesamten Fondsvermögens der BVI-Gesellschaften entspreche.

      Mansfeld begrüßte in diesem Zusammenhang die Absicht der EU-Kommission, die Regeln für die Entschädigung von Investoren zu überprüfen. Madoff soll Anleger über ein Schneeballsystem um bis zu 50 Mrd. $ betrogen haben. Bislang wurden nach Angaben des Insolvenzverwalters von Madoffs Firma nur knapp 950 Mio. $ sichergestellt

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/investmentfonds/:I…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:32:27
      Beitrag Nr. 674 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.727 von Maraho am 05.02.09 18:55:39Und hier ein Bericht von der Insel:

      Großbritannien

      Wut und Bitterkeit über Banker mit Bonus
      Von Bettina Schulz, London

      Dieser Tage ist die Wut der Steuerzahler auf Großbritanniens Banker groß. „Beamtengehälter sollten diese Leute beziehen. Staatsdiener - nichts anderes sind sie ja jetzt wohl“, bellte ein wütender Passant dem Sender BBC ins Mikrofon. Die Empörung richtet sich vor allem gegen die Royal Bank of Scotland (RBS), die von ihrem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Sir Fred Goodwin dermaßen vor die Wand gefahren wurde, dass sie in diesen Tagen einen Verlust für 2008 von fast 28 Milliarden Pfund ausweisen wird - der größte Verlust eines Unternehmens in der britischen Geschichte.

      Ohne die 20 Milliarden Pfund Steuergelder, die der britische Staat als Eigenkapital in die Bank pumpte, könnte die RBS gar nicht mehr existieren. Zu 70 Prozent geht die Bank nun in Staatseigentum über - ein Symbol des Missmanagements im Bankensektor in Zeiten der ungebremsten Hausse. Und dennoch: trotz der Hilfe des Steuerzahlers und exorbitanter Verluste leistet die Bank dieser Tage Bonuszahlungen von 1 Milliarde Pfund für das vergangene Jahr. „Da gab es vertragliche Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern“, räumte Finanzminister Alistair Darling zähneknirschend ein. Schließlich musste die staatliche „UK Financial Investments Ltd (UKFI)“ des Treasury dieser Bonuszahlung zustimmen.

      Trotz Pleite wird weiter „abkassiert“

      Die Briten können schwer verstehen, warum die Banken das Land in eine schwere Rezession geführt haben und die Banker, die für die Misere verantwortlich waren, immer noch „abkassieren“. Ein Großteil der Bevölkerung fände es nur gerecht, wenn Banker für das vergangene „annus horribilis“ überhaupt keine Bonuszahlungen erhielten.

      Die Regierung schimpft daher kräftig über die Ungerechtigkeit der „exorbitanten“ Bonuszahlung. Alistair Darling lancierte am Wochenende in aller Eile eine unabhängige Untersuchung der leistungsabhängigen Entgelte im Bankensektor. Am heutigen Dienstag wird sich der parlamentarische Finanzausschuss Banker wie Sir Fred Goodwin vorknöpfen und ihn - auch mit Blick auf die Bonuszahlungen - „grillen“.

      Die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank oder der Barclays Bank haben schon vor Wochen angekündigt, dass sie auf ihre Bonuszahlungen verzichten werden. Sie würden ihren Teil der Verantwortung an der Misere tragen. Viele Banker meinen dies auch durchaus erns

      Jeder nur für seinen eigenen „Mist“ verantwortlich

      Dieser Entscheid lässt sich jedoch nicht „per ordre de Mufti“ auf alle Mitarbeiter übertragen. Bonuszahlungen sind Vertragsbestandteil, auch wenn sie je nach Ertragsentwicklung der Bank, dem Erfolg des Mitarbeiterteams und der Leistung des einzelnen Bankers stark variieren können. Selbst wenn eine Bank einen Verlust ausweist, wirkt sich damit zunächst „nur“ ein Teil der Bewertungsgrundlage für einen Bonus negativ aus. Wenn der Mitarbeiter selbst eine hohe Leistung und einen guten Ertrag für die Bank erwirtschaftet hat und sein Team ebenfalls profitabel gearbeitet hat, dann stehen diesen Mitarbeitern in der Regel Bonuszahlungen zu. Erfolgreiche Devisenhändler würden zum Beispiel mürrisch fragen, warum sie keinen Bonus erhalten sollen, nur weil im Geschäft mit strukturierten Kreditprodukten Mist gebaut wurde.

      Im Fall von Übernahmen zum Beispiel von ABN Amro durch die RBS oder von Lehman Brothers durch Barclays stehen den Mitarbeitern der gekauften Institute Bonuszahlungen aus ihren alten Verträgen zu. Die Hälfte der umstrittenen Bonusmilliarde der RBS fließt zum Beispiel an - sogar entlassene - Mitarbeiter von ABN Amro.

      Im Gerangel um die Besten zog keiner die Boni-Bremse

      So zahlen die Banken also trotz Abschreibungen, Verlusten und Peinlichkeiten: An der Wall Street werden für das Jahr 2008 fast 18 Milliarden Dollar an Investmentbanker fließen. In der Londoner City werden es etwa 3,6 Milliarden Pfund sein - etwa 40 Prozent der Summe von 2007. Zahlreiche Personalabteilungen haben im Eigeninteresse schon vor langer Zeit begonnen, die Zahlungsanreize der Boni so auszurichten, dass die mittelfristige Ertragsentwicklung der Bank und der Erfolg ihrer Mitarbeiter eine größere Rolle spielen als bisher. Auch werden zunehmend größere Teile der leistungsabhängigen Bezahlungen in Form von Aktien oder Aktienoptionen entrichtet und über mehrere Jahre gestaffelt ausgezahlt, um Mitarbeiter bei der Stange zu halten und ihren Blick vom kurzfristigen Erfolg auf mittelfristig stabile Geschäfte zu lenken.

      Letztlich hängt freilich ein gutes Bankgeschäft von Mitarbeitern ab, die die technische Komplexität des Geschäftes beherrschen. Dieses Talent lässt sich teuer bezahlen. In der Londoner City wurde allen Beteuerungen zum Trotz die Regel der leistungsabhängig variablen Bezahlung immer wieder über den Haufen geworfen, wenn hochkarätige Mitarbeiterteams von der Konkurrenz abgeworben wurden. Nicht selten erhielten diese Mitarbeiter von ihrem neuen Arbeitgeber eine Garantie über mehrjährige Bonuszahlungen. Die staatlichen Aufsichtsorgane der Finanzplätze und die Notenbanken konnten sich diese teuren Spielchen nicht leisten. Es ist daher nicht überraschend, dass die Finanzkrise von Seiten der Aufsichtsorgane und Notenbanken - auch wegen mangelnder Fachleute -verkannt wurde.

      Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, reagierte daher schnell, als in den Vereinigten Staaten eine Gehaltsobergrenze für Investmentbanker von 500.000 Dollar diskutiert wurde. Das Talent arbeite dann sicher gerne für die Deutsche Bank, meinte Ackermann. Die britische Regierung weiß, wovon Ackermann redet: Sie hat neben zahlreichen Beratern mehrere Investmentbanker der Deutschen Bank angeheuert, damit diese das Treasury bei der Rettung der Banken beraten. Zu ihnen gehört allen voran Anshu Jain, Chef des Bereiches Global Markets, der im Jahr 2007 fast 60 Prozent des Vorsteuergewinnes der Deutschen Bank erzielte und über Jahre mit die höchsten Bonuszahlungen in der Londoner City erhielt.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:38:30
      Beitrag Nr. 675 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.532.797 von Maraho am 07.02.09 06:25:52So ein shit...
      War aber zu erwarten.


      11:23 Uhr: Trendwende bei den Firmenpleiten: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist 2008 in Westeuropa um 11 Prozent auf gut 150.000 Fälle gestiegen. Das geht aus einer Aufstellung der Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor, die am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt wurde.

      Der seit 2005 anhaltende Trend zu sinkenden Insolvenzzahlen in der Wirtschaft Westeuropas habe damit gedreht. Lediglich in den Niederlanden, Luxemburg und der Schweiz ging die Zahl der Firmenpleiten 2008 zurück. In Deutschland stieg die Zahl der Pleiten 2008 nach der bereits veröffentlichten Einschätzung von Creditreform um 2,2 Prozent auf 29.800 Firmenpleiten.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:40:02
      Beitrag Nr. 676 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.548.458 von Maraho am 10.02.09 13:19:52Seite 65, Beitrag Nr.: 36.534.429 ;)
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 13:44:30
      Beitrag Nr. 677 ()
      Gerade noch entdeckt.
      Zu lang zum reinstellen, deshalb der Link:


      Bank, Banker, Bankrott
      Der größte Bankraub aller Zeiten
      Von René Zeyer

      Was treiben die Mächtigen der Finanzwelt? Wie sieht ihre Arbeit, wie ihr Leben aus? manager-magazin.de präsentiert Auszüge aus dem Buch "Bank, Banker, Bankrott", in dem Autor René Zeyer Eitelkeiten, Intrigen und Karrieresucht von Gelddealern entlarvt, die den Bezug zur Realität schon längst verloren haben.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…

      ...die den Bezug zur Realität schon längst verloren haben.

      Nicht nur die...


      Bis dann....
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 15:36:23
      Beitrag Nr. 678 ()
      Geithner Says U.S. Financial System Badly Damaged, Needs Aid
      By Rebecca Christie

      Feb. 10 (Bloomberg) -- Treasury Secretary Timothy Geithner said the U.S. financial system is badly damaged and needs more government help to avoid a collapse that could devastate an already battered economy.

      “The financial system is working against recovery, and that’s the dangerous dynamic we need to change,” Geithner said in remarks prepared for delivery today at a speech in Washington. “Without credit, economies cannot grow, and right now, critical parts of our financial system are damaged.”

      In the speech, Geithner lays out the administration’s overhaul of the $700 billion bank rescue plan it inherited. He acknowledged that “the American people have lost faith in the leaders of our financial institutions” and are skeptical of the rescue spending so far.

      The Obama administration’s strategy has three main components: more capital for banks, financing for as much as $1 trillion of consumer and business loans, and public financing for private investors willing to buy distressed assets, people familiar with the plan said.

      This comprehensive strategy will cost money, involve risk :eek:, and take time,” Geithner said. The initial bailout effort, which he helped administer in his previous job as head of the Federal Reserve Bank of New York, was “essential” and also “inadequate” to support the financial system and the secondary lending market, he said.

      “In our financial system, 40 percent of consumer lending has historically been available because people buy loans, put them together and sell them,” Geithner said. “Because this vital source of lending has frozen up, no plan will be successful unless it helps restart securitization markets for sound loans made to consumers and businesses -- large and small.”

      TARP Renamed

      Geithner will also give the $700 billion Troubled Asset Relief Program a new name: the Financial Stability Plan. His announcement is scheduled for 11 a.m. in Washington.

      Among the plan’s other components is $50 billion for measures to stem mortgage foreclosures, a Republican aide and a Democratic congressional aide said after Treasury officials briefed lawmakers and staff members yesterday.

      “We are going to have to work with the banks in an effective way to clean up their balance sheets so that some trust is restored within the marketplace,” President Barack Obama said in his first prime-time news briefing yesterday. At “any given bank they’re not sure what kinds of losses are there. We’ve got to open things up and restore some trust.”

      New Tests

      Regulators plan to subject banks to new tests to determine whether they have enough capital, people familiar with the matter said. The Treasury, Federal Reserve and other supervisors in the President’s Working Group on financial markets will develop guidelines for the examinations.

      Banks that don’t have sufficient capital under various scenarios for losses on their assets will be able to get additional taxpayer funds in the form of convertible preferred securities, people familiar with the matter said.

      The new capital injections would have tougher conditions than the Treasury’s first round of as much as $250 billion of bank-stake purchases. Participating banks will be subject to lending requirements and restrictions on new acquisitions and dividends.

      The administration is also aiming to differentiate the next phase of the financial plan by bringing in private investors. It plans a public-private investment fund to take on older toxic assets. Officials have not yet decided on the specific mechanics of the facility, which will be introduced in lieu of the so- called bad bank of earlier proposals.

      Investment Fund

      The scope of the investment fund is expected to be a range of as much as $500 billion, backed by roughly $50 billion in public funding, people familiar with the matter said.

      To kick-start new lending, the Financial Stability Plan will expand a Federal Reserve program for consumer and business loans to as much as $1 trillion from the current $200 billion. The Term Asset-Backed Securities Lending Facility will be backed by as much as $100 billion of Treasury funds in case of losses.

      Fed officials have yet to start up the TALF, which was intended to be under way this month and could now be renamed. It will lend funds to investors in securities backed by student, credit-card and auto loans. Eligible debt will be expanded today to include commercial mortgage-backed securities, and more types of lending may be added later, people familiar with the matter said.

      The Federal Deposit Insurance Corp. is also set to expand its debt-guarantee program, created late last year to ensure banks’ access to credit markets, the people said. The agency is looking at 10-year guarantees for some kinds of assets.

      The new approach comes four months after the start of the $700 billion TARP, which both Democrats and Republicans have criticized as ineffective. The task Geithner faces is reviving a U.S. banking system throttled by $752 billion in credit losses and an economy that lost almost 600,000 jobs last month.

      To contact the reporter on this story: Rebecca Christie in Washington at rchristie4@bloomberg.net;

      Last Updated: February 10, 2009 06:00 EST



      Fannie, Freddie Funding Needs May Pass $200 Billion, FHFA Says

      By Dawn Kopecki

      Feb. 10 (Bloomberg) -- Fannie Mae and Freddie Mac, the mortgage-finance companies seized by regulators, may need more than the $200 billion in funding pledged by the U.S. government if the housing market continues to deteriorate, Federal Housing Finance Agency Director James Lockhart said.

      The companies’ needs will depend largely on the direction of home prices, Lockhart said in an interview in Las Vegas yesterday. His comments followed statements from Fannie Mae in November and Freddie Mac Chairman John Koskinen last week that the government’s funding commitment through 2009 may fall short of what the companies need to make good on their obligations.

      “When we sized the amount in September, we obviously looked at stress tests and what was happening in the marketplace,” Lockhart said. “There’s been some significant events since then that weren’t in our forecast.”

      The U.S. housing market lost $3.3 trillion in value last year and almost one in six owners with mortgages owed more than their homes were worth, according to a Feb. 3 report from Zillow.com. Following a record boom, home prices are down 25 percent on average since mid-2006 amid a tightening of lending standards and an economic recession, the S&P/Case-Shiller Composite 20-city price index shows.
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 16:14:57
      Beitrag Nr. 679 ()
      +++ EILMELDUNG +++

      US-Regierung will Finanzmärkte mit Billionen-Dollar-Plan wiederbeleben

      Die Regierung Obama plant einen Kraftakt gegen die Kreditklemme. US-Minister Geithner kündigt ein Großprogramm an, das mehr als eine Billion Dollar an privaten und staatlichen Hilfen umfassen soll - und warnt: "Entscheidende Teile unseres Finanzsystems sind beschädigt", sagte Geithner. Das Finanzsystem würde sich trotz der bisherigen Hilfsmaßnahmen noch nicht erholen, sagte Geithner, dieser gefährliche Prozess müsse gestoppt werden.

      Der Kampf für ein Ende der Finanzkrise müsse an "zwei Fronten" geführt werden, sagte Geithner: Es müssten einerseite neue Jobs geschaffen werden, andererseits müssten wieder Kredite an Unternehmen und private Haushalte fließen.
      http://www.spiegel.de/
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 16:31:00
      Beitrag Nr. 680 ()
      Hi Maraho,
      ich lese gerne mit.... ;)

      Ob Obamas Wiederbelebungsversuche fruchten...?
      Ich hoffe es sehr.
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 17:45:33
      Beitrag Nr. 681 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.550.402 von Metrik am 10.02.09 16:31:00Guten Abend Metrik,

      ich freue mich, daß es auch Dir zusagt!

      Was Obama betrifft: Ich persönlich denke nicht, daß es klappt.
      Zu viel Geld, vor allem zuviel "ungedecktes"! Es werden sich eine Menge Leute daran bereichern, auch hier in der BRD und in anderen Ländern durch die diversen "Hilfspakete".
      Der Gute soll halt Hoffnung verbreiten und Zeit schinden. Obama ist leider auch nur ein Werkzeug, bzw. ein Rädchen im System.

      Erschreckend ist, daß es bis jetzt sehr gut gelungen ist, vor allem bei uns, das Leben der Bürger vollkommen von dem Schlamassel unbeeinflusst zu lassen.
      Bis auf diejenigen, die jetzt durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit "dran glauben müssen".
      Ansonsten läuft alles doch ganz "normal" weiter....

      Sollte in den USA das gedruckte Geld zu keinem Erfolg führen, dann war halt "der Neger" daran schuld (ist nicht von mir; dieses habe ich irgendwo gelesen). Vorteile hätte es auch für die "Weißen" in den USA, denn dann wären für lange Zeit die Begehrlichkeiten der "Schwarzen" in Bezug auf Machtansprüche abgeschmettert.

      Wir werden es erleben. Bedenke aber: Auf die Euphorie folgt die Ernüchterung. Und der gute Volcker hat ja auch schon angedeutet, daß es in die Hose gehen kann (bzw. sogar wird).

      Einen schönen Abend Dir
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 17:51:19
      Beitrag Nr. 682 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.550.402 von Metrik am 10.02.09 16:31:00 Das Bemerkenswerte an den Äußerungen Paul Vockers ist nun aber nicht das Risiko eines Dollarcrashs, die Warnung vor einem Einbruch bei US-Staatsanleihen oder der Hinweis auf das viele Geld, das man noch benötigen werde, um die Krise zu beseitigen. Neu ist vielmehr, dass diese Risiken von einem US-Präsidentenberater und früheren Notenbankchef öffentlich ausgesprochen werden. Doch die mit Abstand wichtigste Frage lautet, warum dies geschieht...

      Habe ich hier von w : o.
      Hier der Link: http://www.wallstreet-online.de/nachrichten/nachricht/…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 17:57:17
      Beitrag Nr. 683 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.550.193 von Metrik am 10.02.09 16:14:57Wie heißt es so schön: "Der Markt hat immer recht!"
      z. Zt. - 3,51%
      Sehr überzeugend scheint das nicht zu sein....


      US-Börsen

      Dow bricht nach Geithner-Rede ein
      von Anne Kunz (Frankfurt)

      Finanzwerte im freien Fall: Nach Bekanntgabe der Rettungspläne für den Bankensektor durch US-Finanzminister Timothy Geithner werfen die Anleger ihre Papiere auf den Markt.

      Der Dow Jones gab 2,7 % auf 8048 Punkte nach. Der S&P 500 verlor 2,6 % auf 847 Zähler. Der Nasdaq Composite sank um 2 % auf 1560 Punkte.

      US-Finanzminister Timothy Geithner legte seinen Plan für weitere Milliardenhilfen zur Stabilisierung der Finanzbranche vor. Dazu gehört die Bildung einer "Bad Bank" in öffentlich-privater Partnerschaft, die den angeschlagenen Instituten faule Vermögenswerte im Umfang von zunächst 500 Mrd. $ abnehmen soll. Weitere Hilfen sollen das Eigenkapital der Banken sowie die Vergabe von Krediten an Verbraucher und Unternehmen gezielter fördern. Er werde das Programm den sich verändernden Bedingungen anpassen, kündigte Geithner an.

      Der Regierung steht mit 380 Mrd. $ noch etwas mehr als die Hälfte der 700 Mrd. $ zur Verfügung, die der Kongress nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst bereit gestellt hatte. Bankaktien brachen nach dieser Ankündigung ein: JP Morgan verlor 3,3 %. Bank of America sank um 10,6 %, und Citigroup brach um 5,8 % ein.

      Das Papier des US-Flugzeugbauers Boeing fiel um 5 %. Das Unternehmen rutschte im vierten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen als zunächst bekanntgegeben. Der Verlust je Aktie falle 4 Cent höher aus als Ende Januar berichtet, teilte der Airbus-Konkurrent mit. Als Grund nannte der Konzern den geringeren Beleihungswert von Flugzeugen in seiner Finanzierungssparte sowie Aufwendungen für ein Schiedsverfahren. Boeing begründete das Minus mit einem zweimonatigen Mechanikerstreik und Rückschlägen bei der Entwicklung neuer Modelle.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 18:09:54
      Beitrag Nr. 684 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.534.297 von Maraho am 07.02.09 17:08:30Das "vereinigte Europa", welch` ein Armutszeugnis...
      Ist doch nett, daß man wenigstens feststellt...


      Finanzmarkt
      EU bekommt Bankenkrise nicht in den Griff

      Die EU bekommt trotz milliardenschwerer Hilfsprogramme der Mitgliedstaaten die Bankenkrise nicht in den Griff. Die Finanzminister stellten heute in Brüssel fest, dass Kredite für die rezessionsgeschwächte Wirtschaft immer noch nicht frei fließen.

      HB BRÜSSEL. Unter den 27 Mitgliedstaaten gibt es auch erhebliche Meinungsverschiedenheiten, wie die Bankenbilanzen bereinigt werden können, um das Vertrauen in der Finanzwirtschaft wieder herzustellen. Die Staats- und Regierungschefs der EU werden bei einem Krisengipfel Ende Februar in Brüssel über die gefährliche Kreditkrise beraten. Europa steckt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg.

      Für den Umgang mit faulen Wertpapieren von Banken wird es keine rasche Regelungen auf EU-Ebene geben. Der amtierende Vorsitzende der Ministerrunde, der tschechische Ressortchef Miroslav Kalousek, sagte: "Die Bewertung der problematischen Wertpapiere ist eine Riesenaufgabe. Ich hoffe, dass wir am Ende ein gemeinsames Ergebnis finden." Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte, keiner könne erwarten, dass EU-Experten bis zum Sondergipfel Ende des Monats dazu Lösungen vorlegen. Einer zentralen Auffangbank ("Bad Bank") in Deutschland für faule Wertpapiere erteilte der Berliner Minister erneut wegen enormen Kapitalbedarfs eine Absage. Stattdessen seien zugeschnittene Lösungen für einzelne Banken vorstellbar. Er forderte dazu Flexibilität von der EU.

      EU-Währungskommissar Joaquín Almunia sagte, die Minister hätten sich zu den giftigen Wertpapieren auf erste Prinzipien geeinigt. Dazu gehört, dass die Last der Rettungsaktionen nicht ausschließlich vom Steuerzahler zu tragen ist, sondern auch von Aktionären der Banken. Die Kommission wolle dazu in zwei Wochen Leitlinien vorlegen. "Damit wollen wir das normale Funktionieren der Kreditmärkte wieder in Gang bringen. Das setzt voraus, dass das Vertrauen in die Bilanzen der Banken verstärkt wird." Wettbewerbsverzerrungen zum Nachteil von Instituten, denen nicht geholfen werde, dürfe es nicht geben.

      Vor dem Hintergrund neuer Hilfen Frankreichs für die heimische Autoindustrie sprachen die obersten Kassenhüter der EU auch über Protektionismus in Europa. Über das Thema müsse offen gesprochen werden, forderte Steinbrück. Der Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs werde sich damit beschäftigen. Die französische Ressortchefin Christine Lagarde habe in der Sitzung der Euro-Finanzminister in der Nacht zum Dienstag gesagt, die Pariser Maßnahmen enthielten keinen protektionistischen Kern. Unter Protektionismus versteht man eine Abschottung des eigenen Marktes zu Lasten grenzüberschreitenden Handels. Kalousek sagte: "Protektionismus ist eine Bedrohung in Form von staatlichen Beihilfen."

      Deutschland sprach sich gegen den Vorschlag der EU-Kommission aus, im Kampf gegen die Wirtschaftskrise fünf Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt für grenzüberschreitende Energieverbindungen und schnelle Internetleitungen in die Hand zu nehmen. Die langfristige, bis 2013 laufende Finanzplanung würde damit "weiter ausgehebelt", kritisierte Steinbrück. Bei den Konjunkturanstrengungen sehe er nicht die Notwendigkeit, "dass die EU-Kommission zwingend selber zusätzlich tätig wird".

      Die EU-Außenminister werden Ende des Monats über die Pläne der Kommission beraten. Zu den ablehnenden Staaten gehören laut Diplomaten auch Großbritannien, Italien, schweden, Österreich und die Niederlande. Weiteres Thema waren verminderte Mehrwertsteuersätze für arbeitsintensive Dienstleistungen wie Restaurants. Nach einem Kurswechsel Deutschlands wird nach langwierigen Debatten eine Verständigung im März erwartet.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-be…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 18:32:57
      Beitrag Nr. 685 ()
      Da wir gerade bei "Konjunkturpaketen" sind...


      Denkfabrik
      Deutschlands Konjunkturpaket ist bestenfalls wirkungslos

      Das milliardenschwere Konjunkturpaket der Bundesregierung ist makroökonomisch bestenfalls wirkungslos – und mikroökonomisch sogar schädlich, sagt Stefan Homburg.

      Keynes ist tot – es lebe Keynes! Die große Koalition beschließt das mit 50 Milliarden Euro größte deutsche Konjunkturprogramm aller Zeiten, der neue US-Präsident Obama erhöht das ohnehin riesige Budgetdefizit, das er von seinem Amtsvorgänger Bush geerbt hat, um sagenhafte 800 Milliarden Dollar. Dabei galt es doch gut 30 Jahre lang als ausgemacht, dass die antizyklische Fiskalpolitik der Sechziger- und Siebzigerjahre gescheitert ist.

      Einzelstimmen wie die des Wirtschaftsweisen Peter Bofinger, der selbst in Boomjahren unbeirrt höhere Staatsschulden forderte, vermochten an dieser Mehrheitsmeinung nichts zu ändern. Im Rückblick erscheint es bemerkenswert, dass die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder auch in der Krise keine Konjunkturprogramme auflegte. Ihre Abstinenz wurde vom Sachverständigenrat unterstützt, der auf Einhaltung des Europäischen Stabilitätspakts, auf Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit pochte und Konjunkturprogramme als wirkungslos ablehnte.

      Auch im aktuellen Jahresgutachten vom November 2008 wiederholt der Rat sein Petitum, antizyklische finanzpolitische Konjunkturprogramme seien „wenig erfolgversprechend und entsprechend skeptisch zu sehen“. Gleich darauf empfiehlt er aber in einem logischen Salto mortale einen ganzen Strauß schuldenfinanzierter Maßnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur. Die Bundesregierung, die sonst Empfehlungen der Wirtschaftsweisen routinemäßig ignoriert, hat diese Ratschläge im Wahljahr 2009 postwendend aufgegriffen und umgesetzt.

      Worauf beruht dieser abrupte Kurswechsel, der umso rätselhafter erscheint, wenn man bedenkt, dass auch die düstersten Prognosen lediglich besagen, das Bruttoinlandsprodukt werde am Jahresende ungefähr so hoch sein wie Anfang 2007? Ich weiß darauf keine Antwort. Die fällt eher in das Arbeitsgebiet der Psychologen und wird in den kommenden Jahren unter dem Stichwort Massensuggestion zu entwickeln sein.

      Konjunkturmassnahmen erhöhen Nachfrage nicht

      Wichtiger ist, welche gesamtwirtschaftlichen Wirkungen das deutsche Konjunkturprogramm hat. Dabei stellt sich makroökonomisch zunächst die Frage, ob das Maßnahmenpaket die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöht. Die Antwort lautet: nein! Staatliche Nachfrage verdrängt im Wirtschaftskreislauf lediglich private Nachfrage – es kommt zu einem crowding out. Ersparnisse der Konsumenten wandern nämlich, vermittelt über Banken und Kapitalmärkte, zum Staat oder zu privaten Investoren oder ins Ausland, wobei im letzteren Fall zugleich ein Exportüberschuss entsteht. Keine Bank zahlt Einlagenzinsen, wenn sie für die erhaltenen Mittel keine Verwendung hat. Beansprucht der Staat einen größeren Teil der Ersparnisse, bleibt für andere Kreditnehmer weniger übrig. Theoretische Lehrbuchkonstruktionen wie die Liquiditätsfalle, die Keynes selbst als rein hypothetische Möglichkeit erwähnte, ändern an dieser Grundeinsicht nichts.

      Zwar kann der Staat innerhalb eines Jahres mehr ausgeben als er einnimmt, doch folgt aus dieser Partialbetrachtung in keiner Weise, dass die Nachfrage auch gesamtwirtschaftlich zunimmt. Mittel- und langfristig werden die staatlichen Ausgaben durch dessen Einnahmen begrenzt. Daher erzwingen die jetzt beschlossenen Schulrenovierungen, Transferzahlungen und Abwrackprämien korrespondierende Kürzungen in den Folgejahren – oder Steuererhöhungen, die wiederum die Kaufkraft der Privaten schwächen. Wie man es dreht und wendet: Milton Friedmans Diktum zufolge gibt es in der Wirtschaft keinen „free lunch“. Behauptungen, der Staat könne die gesamtwirtschaftliche Nachfrage aus dem Nichts heraus erhöhen und damit die Konjunktur stabilisieren, haben sich als Chimäre erwiesen. Solche Fantasien negieren die von dem Arzt François Quesnay im 18. Jahrhundert entwickelte Vorstellung des Wirtschaftskreislaufs als eine Art Blutkreislauf – und entsprechen in ihrer vorwissenschaftlichen Naivität der physikalischen Annahme, es existiere ein Perpetuum mobile.

      Mikroökonomisch schneidet die antizyklische Fiskalpolitik noch schlechter ab als in der makroökonomischen Sicht, die lediglich Wirkungslosigkeit attestiert. Jüngst hat mir ein Politiker geschrieben, er fühle sich zu unsinnigen Ausgaben genötigt, um eine „mediale Hinrichtung“ zu vermeiden. Konkret geht es um die Renovierung von Schulen in einem Landkreis, der für diese Aufgabe in den vergangenen Jahren viel Geld aufgewendet hat. Das Konjunkturprogramm erzwingt eine erneute „Renovierung“, die zum Kummer des Politikers wohl auch Schulen betreffen wird, die bald aufgrund der demografischen Entwicklung schließen müssen.

      Natürlich ist das ein Negativbeispiel und natürlich werden andere Gelder sinnvoll verwendet. Allgemein aber beinhaltet der Zwang, unerwartete Zuweisungen rasch auszugeben, die Gefahr der Ineffizienz. Gute Planungen kosten Geld und liegen nicht fertig in der Schublade. Vielmehr, und das zeigen die Erfahrungen aus den Siebzigerjahren, sind es oft sinnlose Projekte, die auf die Schnelle realisiert werden können – wie die legendären Schwimmbäder, die später immense Folgekosten nach sich zogen.

      Fazit: Fiskalpolitische Versuche, den Konjunkturzyklus zu glätten, sind makroökonomisch wirkungslos und mikroökonomisch schädlich. Das jetzt beschlossene Paket wird den Wohlstand Deutschlands schmälern, weil es effiziente Projekte, die man in den nächsten Jahren realisiert hätte, zugunsten ineffizienter Schnellschüsse opfert. Sobald die Kosten des Konjunkturprogramms offenbar werden, wird man die politisch Verantwortlichen hoffentlich zur Rechenschaft ziehen.

      Vielleicht sogar ihre Berater.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/deutschlands-konjunkturpaket…
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      schrieb am 10.02.09 19:02:44
      Beitrag Nr. 686 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.290 von Maraho am 05.02.09 18:04:22Die Meinung von Frau di Mauro...


      Beatrice Weder di Mauro
      „Ein Gesamtkonzept für Rettung der Banken fehlt“

      Die Regierung hat die Stabilisierung der Banken vom falschen Ende her aufgezogen, kritisiert die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro. Im Gespräch mit der F.A.Z. skizziert sie Eckpunkte einer wirkungsvolleren Strategie sowie der nötigen Reformen.

      Frau Weder di Mauro, wieso ist das Finanzsystem in diese Schieflage geraten?

      Weil die wirtschaftspolitisch Verantwortlichen über viele Jahre mit zwei Illusionen gelebt haben: erstens, die zunehmende Verschuldung sei unbedenklich, und zweitens, die Finanzinnovationen hätten die Systemstabilität erhöht, indem sie die Risiken verteilt hätten. Tatsächlich verblieben die Risiken aber im Bankensystem, was auch daran lag, dass einiges mit Billigung der Bankaufseher außerhalb der Bilanzen gehalten wurde. Generell hatte das System eindeutig zu kleine Kapital- und Liquiditätspuffer, um Schwierigkeiten abzufedern. Auch ist die Aufsicht zu stark auf Einzelinstitute ausgerichtet, zu wenig auf die Stabilität des Gesamtsystems. Die systemische Gefahr hat man lange im wenig regulierten Teil des Systems, bei den Hedge-Fonds, vermutet und dabei übersehen, dass der Kern des regulierten Systems, die Banken, außer Kontrolle gerieten.

      Was ist nun zu tun?

      Die Diskussion über Rettungspakete leidet darunter, dass es an einem Gesamtkonzept fehlt. Die Reihenfolge, nämlich erst über die Finanzierung der Rettungsmaßnahmen nachzudenken und dann über die Restrukturierung, ist verkehrt.

      Wieso?

      Die Lehre aus früheren Bankenkrisen ist: In einem Gesamtkonzept muss der erste Schritt sein, die Bücher der Banken zu prüfen und festzustellen, welche Banken überlebensfähig sind und welche nicht. Bei den Überlebensfähigen muss differenziert werden, welche aus eigener Kraft überlebensfähig sind und welche die Hilfe des Staates benötigen. Für diese A- und B-Banken muss ein Restrukturierungsplan entwickelt werden. Bei den C-Banken, die abgewickelt werden müssen, muss der Staat massiv eingreifen. Bei den B-Banken gilt es abzuschätzen, wie stark der Staat unterstützen muss. Auf alle Fälle sollte der Soffin, der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung, dann eine Vorstellung davon haben, wie das Bankensystem nach der Krise aussehen soll.

      Ist das nicht der Fall?

      Ich vermisse diesen Gesamtansatz. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass in Deutschland eine Sondersituation besteht, da ein Großteil der Banken bereits in staatlicher Hand ist. Bei den Landesbanken geht es nicht um die Frage, welche Verluste die privaten Eigentümer tragen müssen und wie viel die Steuerzahler, sondern darum, welcher Steuerzahler in Bund, Ländern und Gemeinden wie viel zur Rettung beisteuern muss. Bei den Landesbanken muss eine Gesamtlösung her. Der Soffin müsste hier als Hebel wirken, um Veränderungen zu erreichen. Denn es besteht ein gesamtwirtschaftliches Interesse an einer Restrukturierung des Landesbankensektors. Die betroffenen Länder werden sich darauf nicht einigen können.

      Was soll mit den C-Banken geschehen?

      Hätten wir eine Einteilung in A-, B- und C-Banken, könnte der Soffin mit den einzelnen Banken ganz unterschiedlich verfahren. Dann gäbe es keine Diskussion mehr über die Verstaatlichung aller Banken oder eine Bad Bank für alle Banken. Die C-Banken sind insolvent, und damit sind auch ihre Aktien nichts mehr wert. Sie müssen geordnet abgewickelt werden.

      Und der Staat muss die Verluste tragen?

      Ja insofern, als diese Banken dann keine privaten Aktionäre mehr haben, sondern nur noch den Staat als Eigentümer. Doch kommt momentan eine Diskussion in Gang, wer weitere Verluste schultern könnte. Sicherlich nicht die kleinen Einleger und Sparer. Aber die übrigen Fremdkapitalgeber kommen in Frage, die zum Beispiel Anleihen einer C-Bank halten und die bislang am meisten von den staatlichen Nothilfen profitiert haben.

      Liegt es dann nicht nahe, die Aktionäre dieser C-Banken zu enteignen?

      Ich verstehe die Bedenken, dass man auf keinen Fall einen ordnungspolitischen Präzedenzfall für andere Unternehmen schaffen will. Natürlich müsste einer Enteignung eine genaue Prüfung der betreffenden Bank vorausgehen. Dazu müsste der Soffin allerdings sehr viel stärker aufgestellt sein als derzeit.

      Wie sollte man mit den B-Banken verfahren?

      Was die Landesbanken anbelangt, gibt es ja bereits einige kleinere Bad Banks. Aber eine Gesamtlösung fehlt noch. Hier wäre es am Soffin, die Entwicklung voranzutreiben. Bei privaten B-Banken können die existierenden Instrumente eingesetzt werden: Durch eine Rekapitalisierung wird der Staat an möglichen späteren Gewinnen beteiligt. Wenn der Staat einer Bank toxische Wertpapiere abkauft, muss dies so geschehen, dass der Steuerzahler an späteren Gewinnen der Bank beteiligt ist und die Bank an etwaigen Verlusten des verkauften Wertpapierportefeuilles.

      Ist das gesamte deutsche Bankensystem insolvent?

      Das sehe ich nicht so. Es gibt durchaus Banken, die ein tragfähiges Geschäftsmodell haben.

      Was muss getan werden, um solchen Krisen künftig vorzubeugen?

      Wir müssen die Risikopuffer vergrößern, in dreierlei Hinsicht. Nicht zuletzt mit den Basel-II-Eigenkapitalvorschriften haben wir ein System geschaffen, das sehr fein eingestellt ist. Bildlich gesprochen, fliegt es in niedriger Höhe und passt sich dabei jeweils gut an Hügel und Täler an. Aber dieses System war nicht richtig eingestellt. Wir sind gegen einen Berg geflogen.

      Wie können solche Unfälle künftig vermieden werden?

      Um im Bild zu bleiben: Wir müssen künftig so hoch fliegen, dass wir keinesfalls in einen Berg krachen können. Mein erster Vorschlag dazu ist, künftig zusätzlich zu den risikogewichteten Basel-II-Vorschriften ein gröberes Instrument zur Risikomessung zu nutzen: eine Leverage Ratio. Damit ist gemeint, dass das Verhältnis von Eigenkapital zur gesamten ungewichteten Bilanzsumme einer Bank ein bestimmtes Minimum nicht unterschreiten darf, beispielsweise 4 Prozent.

      Ihr zweiter Vorschlag?

      Zudem sollte eine Bank desto mehr Eigenkapital vorhalten müssen, je wichtiger sie für die Stabilität des Gesamtsystems ist. Das ist extrem wichtig: Denn dies schafft eine Verbindung zwischen mikroprudentieller Aufsicht über die einzelne Bank und makroprudentieller Aufsicht über die Stabilität des Gesamtsystems.

      Und drittens?

      Wir brauchen Puffer für die Liquiditätsrisiken. Denkbar ist, dass Institute, die in großem Stil Fristentransformation betreiben, zusätzlich Eigenkapital vorhalten müssen.

      Hat nicht auch die Geldpolitik zur Krise beigetragen?

      Es ist ziemlich unumstritten, dass die amerikanische Geldpolitik nach dem Platzen der Spekulationsblase zu Beginn des Jahrzehnts die Zinsen zu lange zu niedrig gehalten hat. Der zweite Fehler war die Vorstellung, dass es letztlich einfacher und billiger sei, auf das Platzen einer Spekulationsblase im Nachhinein zu reagieren, statt das Entstehen der Blase zu verhindern. Jetzt kommen die beiden größtmöglichen Unfälle für eine Volkswirtschaft zusammen, nämlich eine Immobilienkrise gepaart mit einer Bankenkrise – und es zeigt sich, dass die Möglichkeiten, die Folgen abzufangen, gering sind und die Kosten hoch.

      Bereitet die amerikanische Notenbank mit ihrer expansiven Geldpolitik die nächste Blase vor?

      Das sehe ich nicht. Momentan sind wir immer noch auf der Intensivstation, und die Liquiditätszufuhr ist notwendiger Sauerstoff. Momentan halten Banken, Unternehmen und Haushalte die zusätzliche Liquidität. Damit wirkt sie sich weder auf die Vermögens- noch auf die Verbraucherpreise aus.

      Aber gibt es nicht mittelfristig Risiken für die Preisstabilität?

      Die mittlere Frist ist global von einem Nachfragerückgang geprägt. Deshalb sehe ich Preisdruck derzeit nicht als Problem. Die Zentralbanken können die Liquidität recht schnell wieder absaugen, da sie zum großen Teil nur befristet – als Kredit – bereitgestellt wird. Wichtig wird natürlich sein, den Wendepunkt nicht zu verpassen.

      Bereitet Ihnen die hohe Neuverschuldung vieler Staaten Sorgen?

      Ja, sie bereitet mir große Sorgen, denn sie kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die industrialisierte Welt für die kommende Alterung sparen sollte, anstatt Anleihen bei der Zukunft aufzunehmen. Dennoch sind die Konjunkturpakete kurzfristig unverzichtbar. Unverzichtbar ist mittelfristig aber auch eine wirksame Schuldenbremse.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Gründung eines Weltwirtschaftsrats unter dem Dach der Vereinten Nationen vorgeschlagen. Was halten Sie davon?

      Grundsätzlich würde ich eine Stärkung der multilateralen Institutionen begrüßen. Wenig sinnvoll wäre es allerdings, einfach eine weitere hinzuzufügen. Die Vereinten Nationen verfügen bereits über eine Bretton-Woods-Tochter, die die Wirtschaftspolitik international überwachen soll. Leider hat der Internationale Währungsfonds aber oftmals zu wenig Gewicht gegenüber Industrieländern.

      Wird Ihr Rat in der Krise häufiger gesucht als früher?

      Ja. Aber ich denke, dass alle Makroökonomen, die sich auf Finanzkrisen und Finanzmärkte spezialisiert haben, derzeit gefragt sind. Oft sind das Ökonomen, die sich mit Schwellenländern befasst haben. Denn dort ist es immer wieder vorgekommen, dass sich makroökonomische Instabilität und Bankenkrisen gegenseitig verstärkt haben. Mein Interesse an diesem Forschungsgebiet stammt ebenfalls aus meiner früheren Tätigkeit beim Internationalen Währungsfonds.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A626…
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 19:43:09
      Beitrag Nr. 687 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.521.445 von Maraho am 05.02.09 18:24:07Hier ein Kommentar aus dem "Spiegel" zum Thema "Schuldenbremse":


      KOMMENTAR

      Wieso die Schuldenbremse Wahnsinn ist
      Von Sebastian Dullien

      Die Große Koalition jubelt, CDU und SPD verkaufen die grundsätzliche Einigung auf eine staatliche Schuldengrenze als neue Ära der deutschen Fiskalpolitik. Doch das Vorhaben könnte mehr Schaden als Nutzen bringen.

      Mal wieder gab es gegenseitiges Schulterklopfen in der Großen Koalition: "Wegweisend" sei der Kompromiss für eine sogenannte Schuldenbremse, verkündeten SPD-Fraktionschef Peter Struck und der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach gleich von einer "Wetterwende" in der Finanzpolitik. Und auch SPD-Finanzminister Peer Steinbrück zeigte sich zufrieden. Schließlich ähnelt der jetzt erreichte Kompromiss ziemlich dem, was er sich schon lange als Schuldenbremse vorstellt.

      Auch in vielen Medien wurde am Wochenende die grundsätzliche Einigung der Föderalismuskommission als Erfolg gefeiert. Über den längst fälligen "Einstieg in den Ausstieg" vom Schuldenmachen wurde berichtet. Bestenfalls wurde kritisiert, dass dem Bund überhaupt noch ein winziger Spielraum zur Kreditaufnahme bleibt.

      Sicher, die genauen Details der Schuldenbremse stehen noch nicht fest. Klar aber ist: Nach den neuen Regeln sollen ab 2020 die Länder überhaupt keine Schulden mehr machen dürfen. Die Verschuldung des Bundes wird auf überschaubare 0,35 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) begrenzt. Ausnahmen gibt es für schwere Rezessionen und Naturkatastrophen. Außerdem sollen schwankende Steuereinnahmen im Konjunkturzyklus hingenommen werden. All das wollen die Parteien im Grundgesetz festschreiben.

      Erschreckend ist dabei, wie wenig ökonomischer Sachverstand in die Debatte oder die Kommentierung eingeflossen ist. Tatsächlich nämlich ist die Schuldenbremse nicht nur gesamtwirtschaftlich fragwürdig. Selbst aus einzelwirtschaftlicher Sicht ist nicht nachzuvollziehen, wie man solche Regeln festschreiben kann.

      Einmal mehr zeigt sich, dass in Deutschland Politik gerne dem Bauchgefühl folgt. Schulden sind demnach grundsätzlich schlecht. Jeder aber, der schon einmal in der Wirtschaft eine Führungsposition innehatte, weiß, dass dieses Gefühl trügt. Kaum ein erfolgreiches Unternehmen expandiert ohne Kredite.

      Tatsächlich ist es sogar für Firmen sinnvoll und im Sinne der Eigentümer, dass ein Betrieb für neue Investitionen Kredite aufnimmt. Nämlich dann, wenn er mit den Neuanschaffungen mehr Geld erwirtschaften kann, als er für den Zinsdienst aufwenden muss. Ein Manager, der dauernd erfolgversprechende Projekte mit Renditen von zehn Prozent streicht, wenn er sich für fünf Prozent Zinsen Geld von der Bank leihen kann, wird sehr bald von den Aktionären abgesetzt. Und das zu Recht.

      Auch für Privathaushalte sind Schulden nicht unbedingt gefährlich. Wenn eine Familie feststellt, dass sie sich mit einer monatlichen Hypothekenrate von 1000 Euro ein Haus leisten kann, für das sie sonst 1500 Euro Miete zahlen müsste, kann es durchaus sinnvoll sein, einen Kredit über mehrere Hundertausend Euro aufzunehmen. Auch wenn das ein Vielfaches des Jahreseinkommens ausmachen kann.

      Die Schuldenbremse soll aber nun gerade dem Staat das verbieten, was für Unternehmen und Privathaushalte vernünftig ist: Die Bundesländer sollen grundsätzlich gar keine Schulden mehr machen. Für den Bund gilt die 0,35-Prozent-Hürde. Dabei differenziert die Regel nicht danach, ob das Geld vom Staat verschwendet oder investiert wird.

      Was für ein fragwürdiges Unterfangen das ist, erkennt man leicht, wenn man es auf den Privathaushalt überträgt: Eine analoge Regel für eine Durchschnittsfamilie mit einem Jahreseinkommen von 60.000 Euro würde erlauben, jedes Jahr 210 Euro Schulden für ein üppiges Weihnachtsessen zu machen. Gleichzeitig aber verbietet die Vorgabe, 150.000 Euro für den Bau eines Einfamilienhauses oder 10.000 Euro für das Studium der Tochter zu leihen.

      Für den Staat ist das besonders dramatisch, weil es durchaus eine Vielzahl potentieller öffentlicher Ausgaben gibt, die eine gesamtwirtschaftliche Rendite weit über den Zinskosten erreichen. Berechnungen zu Bildungsinvestitionen deuten oft auf Renditen von zehn Prozent und mehr hin, während der Staat derzeit nur knapp mehr als drei Prozent Zinsen auf seine Schulden zahlen muss. Selbst der Bau von Schienen oder Autobahnen kann enorme gesamtwirtschaftliche Renditen bringen, weil die Bürger enorme Zeitgewinne haben und bessere Straßen die Abnutzung der Autos senken.

      Die Schuldenaufnahme für solche Projekte zu begrenzen, hat nichts mit Generationengerechtigkeit zu tun: Genau wie ein Unternehmenserbe nichts davon hat, wenn er ein schuldenfreies Unternehmen erbt, das aus Angst vor Verschuldung nicht mehr in neue Technologien und Produkte investiert hat, erweisen wir unseren Kindern und Enkeln einen Bärendienst, wenn wir öffentliche Investitionen unterlassen, die mehr Nutzen bringen, als die Schulden kosten.

      Besonders unverständlich ist allerdings, dass SPD und Union die Schuldenbremse auch noch ins Grundgesetz schreiben wollen. Die Finanzkrise der vergangenen Monate hätte den Politikern vor Augen führen müssen, wie kurz die Halbwertszeit von wirtschaftspolitischen Glaubenssätzen ist. Noch vor einem Jahr hätte in Deutschland kaum jemand etwas von der Verstaatlichung von Banken wissen wollen. Jetzt wird eigentlich nur noch debattiert, unter welchen Bedingungen ein solcher Schritt sinnvoll ist und wann nicht.

      Nur zur Erinnerung: In einem der ersten Entwürfe für die Schuldenbremse aus dem Finanzministerium aus dem Januar 2008 stand, angesichts der hohen internationalen Verflechtung der deutschen Wirtschaft sei die Möglichkeit geschwunden, Finanzpolitik zur Konjunktursteuerung einzusetzen. Gerade einmal ein Jahr später beschloss die Große Koalition unter Zustimmung der führenden deutschen Volkswirte ein Konjunkturpaket in Höhe von 50 Milliarden Euro - und hofft, dass ihr die zuvor abgelehnte Konjunktursteuerung gelingt.

      Doch statt aus den Entwicklungen der vergangenen Jahre zu lernen, dass selbst vermeintliche Wahrheiten oft nicht für ewig gelten, wollen die Politiker der Großen Koalition ihr Bauchgefühl für immer im Grundgesetz festschreiben. Peer Steinbrück wird damit nicht nur als jener Finanzminister in die Geschichte eingehen, der die bisher größte Neuverschuldung der Bundesrepublik verantwortet hat. Wenn die Schuldenbremse tatsächlich wie geplant verabschiedet wird, hat er es auch noch geschafft, dass Deutschland unter den großen OECD-Ländern die kurioseste Schuldenregel in der Verfassung stehen hat.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,606389,00.html …
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 19:57:55
      Beitrag Nr. 688 ()
      Die Große Koalition jubelt, CDU und SPD verkaufen die grundsätzliche Einigung auf eine staatliche Schuldengrenze als neue Ära der deutschen Fiskalpolitik.

      Das ist ja der Wahnsinn.In der schwersten Krise aller Zeiten nehmen die das Wort Schuldenbremse in den Mund.
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 20:13:51
      Beitrag Nr. 689 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.535.414 von Maraho am 08.02.09 06:43:57Hier noch eine - etwas längere - Abend- bzw. Bettlektüre.
      Viel Spaß beim Lesen.

      Eine Anmerkung zu dem Artikel in der FAZ (Beitrag 36.535.414 s.o.)
      und ähnliche dergleichen:


      "Geld verleiht keinen Sinn"
      Warum der Kapitalismus gerade dabei sein könnte, das Geld abzuschaffen
      Tomasz Konicz

      Endlich spricht das konservative Leitmedium der Bundesrepublik Klartext. Während viele Linke sich noch in der öden Diskussion der diversen Konjunkturpakete ergehen, die international in jüngster Zeit aufgelegt wurden, stellt die Frankfurter Allgemeine Zeitung bereits die Systemfrage: "Unsere Milliarden, die diversen Pakete, Schirme und Spritzen hätten die Krise längst beeindrucken müssen", schrieb Nils Minkmar in seinem Beitrag für die FAZ, doch die Krise fresse sich mit "nicht nachlassender Geschwindigkeit in die Fundamente der Gesellschaft".

      Selbst die entwickelten kapitalistischen Gesellschaften seien "von Unruhen und kalten Bürgerkriegen" bedroht, weswegen nun ein "großer Dialog" initiiert werden müsse:

      "Das alte System wird sich nicht fangen, für die Ramschpapiere gibt es keinen Markt, und es wird auch keinen mehr geben. Mit gouvernementalem Herumfuchteln in Klüngelrunden, um irgendwelche Stellschrauben zu befingern, ist nichts mehr zu gewinnen. In solch einer Lage kann es einen Fortschritt nur geben, wenn man sich von ideologisch begründeten Prinzipien verabschiedet und all das stärkt, was Gemeinsinn stiftet."
      Nils Minkmar

      Wenn das bundesrepublikanische Leitmedium, das Hausblatt der deutschen Eliten aus Politik und Wirtschaft, zu einem großen, "Gemeinsinn" stiftenden Dialog aufruft, dann müssen die "Fundamente der Gesellschaft" von der Krise nicht nur angefressen, sondern nahezu aufgelöst sein. Jahrzehntelang galt schließlich das kapitalistische System als eine nicht zu hinterfragende "natürliche" Voraussetzung jeglicher öffentlichen Diskussion. Aus dieser "Naturalisierung" sozialer, menschengemachter Verhältnisse bezog gerade der neoliberale Sachzwang-Diskurs seine Durchschlagskraft. Bis vor kurzem wurden ja selbst in der Linkspartei alle jene Menschen als "Spinner" tituliert und in alter Tradition mit dem Parteiausschluss bedroht, die das bestehende System in Frage zu stellen wagten.

      Die FAZ lässt nun angesichts der rapide voranschreitenden Krisendynamik diese ideologische Verteidigungslinie fallen, um einen kontrollierten Pseudodiskurs über Scheinalternativen zum bestehenden System zu initiieren, der den aufkommenden Unmut der Bevölkerung in sichere, systemimmanente und "Gemeinsinn stiftende" Bahnen lenken soll.

      Euro in Gefahr?

      Wie verzweifelt für die kapitalistischen Eliten die Lage bereits ist, wie weit insbesondere die monetären "Fundamente" des kapitalistischen Weltsystems von der Krisendynamik bereits unterspült wurden, das offenbart der Blick in den Wirtschaftsteil der Tagespresse jeden Tag aufs Neue. Namentlich die europäische Einheitswährung, der Euro, befinde sich in höchster Gefahr, er werde nun wahlweise einen Stress- oder Härtetest unterzogen und könne alsbald kollabieren beziehungsweise abstürzen - so die Warnrufe diverser Tageszeitungen.

      Wieso steht die einstmals gefeierte europäische Einheitswährung am Abgrund? Für Springers "Die Welt" ist der Schuldige schnell ausgemacht. Es seien Spekulanten, die die Währungsunion ins Visier genommen hätten und nun die Zinsen der 16 Mitgliedsstaaten auseinander trieben, da sie auf den Zerfall der Gemeinschaft "wetten" würden. Länder wie Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Irland müssen inzwischen für die Neuaufnahme von Schulden weitaus höhere Zinsen zahlen als Deutschland, da die Haushaltslage der vorgenannten Staaten besonders angespannt ist. Damit klafft die Zinsentwicklung bei Staatsanleihen im Euroraum immer weiter auseinander.

      Die Bundesrepublik kann ihre Bonds Mit einer Laufzeit von 10 Jahren mit einer Verzinsung von 3 % absetzen, während Griechenland seine Staatsanleihen nur mit einer Verzinsung von 6 % auf dem Finanzmarkt platzieren kann. Diese auch als "Spread" bezeichnete Zinsdifferenz zu den deutschen Staatsanleihen ist bei irischen Bonds mit 2,25 % ebenfalls sehr hoch, während die Anleihen der Mittelmeerländer Italien, Portugal und Spanien einer Differenz von ca. 1,5 % zu den deutschen Wertpapieren aufweisen. Hier sieht die "Welt" das Wirken der bösen Spekulanten, während es sich doch eher um ein ehrendes Gesetz der Marktwirtschaft handelt, dem zufolge bei Investitionen die Verzinsung mit dem Risiko zu steigen hat:

      "Das gilt auch, wenn ein Land Schulden macht und sich in Form von Staatsanleihen Geld von vielen ausborgt. Steigt das Risiko, dass ein Staat seine Anleihen nicht zurückzahlen kann, muss er höhere Zinsen zahlen, um an Geld zu kommen."
      Kurier

      Diese Gesetzmäßigkeit wirkt sich natürlich verheerend auf diese besonders stark von der Krise betroffenen Volkswirtschaften aus, da sie nun für eventuelle Gegenmaßnahmen - wie Konjunkturpakete - ungleich höhere Zinsen zahlen müssen als die Bundesrepublik. Etlichen dieser Länder, hier seien insbesondere Griechenland und Irland genannt, droht tatsächlich der Staatsbankrott, wie er im Falle der Ukraine und von Lettland nur durch Interventionen des Internationalen Währungsfonds (IWF) hinausgeschoben werden konnte. Ende Januar musste beispielsweise Irland Gerüchte dementieren, laut denen das Land bald ebenfalls einen IWF-Kredit aufnehmen müsste, um überhaupt noch die Zahlungsfähigkeit des Staates aufrechtzuerhalten.

      "In den angelsächsischen Ländern", liest man in einer Kolumne von Wolfgang Münchau der Financial Times Deutschland, "fragen die Investoren mittlerweile nicht mehr, ob die Europäische Währungsunion zusammenbricht, sondern nur noch wann." Es gelte als "selbstverständlich", dass Griechenland oder Portugal den Euro "bald aufgeben werden, weil gar kein anderer Ausweg bleibt".

      Die Ratingagentur Standard & Poor hat bereits die Kreditwürdigkeit von Spanien, Portugal und Griechenland zurückgestuft, wodurch die Ausweitung der Zinsdifferenz beschleunigt wurde. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass die unter Druck geratenen Länder zumindest kurzfristig in der Eurozone verbleiben werden, da die mit einem eventuellen Ausstieg aus der Eurozone verbundenen Kosten schnell ins astronomische anschwellen könnten. Alle genannten Länder sind stark verschuldet, weswegen die Zinslast nochmals stark ansteigen würde. Zudem könnte eine Neu eingeführte, rasch abwertende Währung zur Vermögensflucht führen:

      "Dass ein Land wie Griechenland so einfach austritt, ist aber auch aus eine Reihe von anderen Gründen unwahrscheinlich. Gerade wenn es seine Schulden nicht mehr bezahlen kann, wäre das Land schlecht beraten, den Euro-Raum zu verlassen. In dem Fall würde jeder Grieche sein Vermögen nach Luxemburg schicken, um einen Zwangsumtausch in die neue Drachme zu vermeiden. Griechenland erlebte dann eine Bankenkrise und vermutlich auch eine Währungskrise. Die Zinsen würden in die Höhe schießen, die Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen. Aus der Krise würde eine Katastrophe."
      Wolfgang Münchau, FTD

      Was Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal beim Austritt aus dem Euro drohen würde, können wir am Beispiel der osteuropäischen Länder studieren. Deren Währungen befinden sich seit Ausbruch der Krise im freien Fall, da westliches Kapital, das ihre Finanzsektoren und deren verbliebene Industriezweige nahezu vollständig beherrscht, nun massiv abgezogen wird. Alle diese Länder sind ebenfalls sehr stark im Westen verschuldet, wegen ihre Schulden mit fortschreitender Abwertung der einheimischen Währungen beständig wachsen.

      Deutschland profitierte von der Eurozone

      Die unter einer enormen - öffentlichen oder privaten – Schuldenlast stöhnenden Mittelmeerländer und Irland sind somit bis auf weiteres an eine Währungsunion geklettert, die sie jeglicher finanz- und währungspolitischer Spielräume beraubt und den Krisenverlauf zusätzliche Schärfe verleihen wird. Diese Staaten werden bis zur "Katastrophe" dem Euro treu bleiben müssten. Das sind ausnehmend gute Nachrichten für den "Exportweltmeister Deutschland", denn neben einem schwelenden Haushaltsnotstand, neben horrender Verschuldung weisen alle unter der steigenden Zinslast ihre Staatspapiere leidenden Volkswirtschaften ein beträchtliches Handelsdefizit aus.

      Die Europäische Union stellt den wichtigsten Absatzmarkt der exportfixierten deutschen Wirtschaft dar, die gerade dank des Euro die innereuropäische Konkurrenz niederkonkurrieren konnte - und zu einem guten Teil zu den derzeitigen Spannungen im europäischen Währungsraum beitrug. Heiner Flassbeck, Chefvolkswirt der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) und Staatssekretär unter Oskar Lafontaine 1998/99 im Bundesfinanzministerium, erläuterte in einem jüngst publizierten Interview diese Zusammenhänge. Laut Flassbeck konnten die beständig steigenden deutschen Exporte vor allem aufgrund des gnadenlosen Lohndumpings in Deutschland realisiert werden:

      "Wenn allerdings eines dieser Länder – auch noch das größte! – beginnt, unter seinen Verhältnissen zu leben, indem es weit weniger Löhne zahlt, als es könnte, und weniger konsumiert als produziert, dann fegt es die anderen vom Markt."
      Heiner Flassbeck

      Sollte das Euro-System wieder durch nationale Währungen ersetzt werden, so Flassbeck, dann müßten die anderen Länder gegenüber Deutschland um 20 bis 30 Prozent abwerten. Die deutsche Exportindustrie habe die Volkswirtschaften des Euroraumes mit Waren überschwemmt, sie habe sie gewissermaßen "ausgesaugt":

      "Man darf den Euro nicht einführen, wenn nicht die Schwankungen der eigenen Lohnstückkosten – also Nominallöhne minus Produktivitätszuwachs – auf zwei Prozent begrenzt werden können. … So kann man das nennen. Einer gewinnt alles, der Rest fällt hinten runter."
      Heiner Flassbeck

      Die Verelendung in der BRD, die mit Hartz IV ihren Durchbruch erlebte, bildete also das Rückgrat des magersüchtigen Exportweltmeisters Deutschland (Der magersüchtige Export|-weltmeister). Mit beständig voranschreitenden Produktivitätszuwächsen und fallenden Löhnen fiel es der deutschen Exportwirtschaft leicht, enorme Gewinne zu realisieren und ihre europaweite Marktstellung auszubauen. Laut der Zeit ging die ökonomische Leistungsfähigkeit Deutschlands und der restlichen EU enorm auseinander:

      "Die deutschen Lohnstückkosten – also die durchschnittlichen Lohnkosten zur Herstellung eines Produkts – sind im Vergleich zum gesamten Euroraum seit 1999 um 14 Prozentpunkte gefallen. In Italien und Spanien stiegen sie dagegen um mehr als neun Prozentpunkte, in Frankreich um knapp drei Prozentpunkte. Vereinfacht ausgedrückt, hätten es sich deutsche Autobauer leisten können, die Preise ihrer Autos um 14 Prozent zu senken, während die italienische Konkurrenz die Verkaufspreise schon um neun Prozent anheben musste, um keine Verluste zu machen."

      Durch die Einführung des Euro wurde den unter Druck geratenen Volkswirtschaften ihre wichtigste monetäre Waffe genommen, mit der sie sich zuvor gegen die deutschen Exportoffensiven zur Wehr setzen konnten: Eine Abwertung ihrer eigenen Währungen war nicht mehr möglich, um so auf die sinkenden Lohnstückkosten in Deutschland zu reagieren. Italien beispielsweise konnte vor der Einführung des Euro vermittelst abermaliger Währungsabwertung immer wieder sich gegenüber der aggressiven deutschen Exportindustrie behaupten. Somit ist der Euro die deutsche Bevölkerung nicht zu Unrecht ein Symbol des sozialen Abstiegs – für die deutsche Exportindustrie war die Einheitswährung hingegen das monetäre Vehikel ihres europaweiten Triumphs.

      Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung sanken die deutschen Reallöhne zwischen 2000 und 2008 um 0,8 %, während sie in den Niederlanden, Schweden, Finnland, Dänemark, Großbritannien, Irland und Griechenland zwischen 12,4 und 39,6 % angestiegen. Hier, in den deutschen Löhnen, liegt das Geheimnis der deutsche Exportweltmeisterschaft, die noch vor Monaten von derselben FAZ gefeiert wurde, die nunmehr kleinlaut die Systemfrage stellt.

      Die Länder, die nun unter Druck geraten sind, bildeten folglich ein Handelsdefizit aus, das in Spanien und Portugal nahezu 10 % des Bruttosozialprodukts (BSP) beträgt, in Irland vier, und im Falle Griechenlands sogar 15 %. Diese Handelsdefizite wurden vermittelt einer "Defizitkonjunktur" finanziert – die private Verschuldung beträgt in Spanien 159 % des BSP, in Portugal sind es 143 % und in Irland rekordverdächtige 179 %. Der Konsum, und im Falle Spaniens die ausartende Immobilienblase, bildeten das Rückgrat dieser Defizitkonjunkturen, die vermitteltes überhandnehmender Kreditaufnahme die Exportüberschüsse Deutschlands aufnahmen. Dabei sind es gerade diese während der stürmischen Boomphase aufgebauten Defizite, die nun diesen Volkswirtschaften (und dem Euro) das Rückgrat zu brechen drohen.

      Wachstum auf Pump

      Dabei stehen die genannten Mittelmeerländer und Irland mit ihrem nun unter einem Schuldenberg zusammenbrechen Defizitkonjunkturen wahrlich nicht allein da. Die gesamte östliche Peripherie der EU – die Region zwischen Baltikum und schwarzen Meer – bildete ebenfalls eine auf exzessive Verschuldung fußende, in den letzten Jahren recht stürmische Konjunktur aus (Die Party geht zu Ende). Doch die wichtigste, exzessiv betriebene Defizitkonjunktur, die als globaler Konjunkturmotor fungierte, bildeten die Vereinigten Staaten aus.

      Während die Industrieproduktion in den USA zwischen 1975 und 2007 um den Faktor acht anstieg, erhöhte sich die Schuldenlast des Landes um das 20-Fache auf 355 % des Bruttosozialprodukts. Ähnlich dramatisch sieht die Lage – neben Irland – auch in Großbritannien aus. Einem schwarzen Loch gleichen nahmen die USA die Exportüberschüsse vor allem Chinas auf, um so eine schuldenfinanzierte globale Konjunktur aufrechtzuerhalten. Unsere Weltwirtschaft glich somit einem kreditfinanzierten Schneeballsystem, das vor kurzem halt zusammenbrach.

      Es stellt somit nur noch eine Frage: wieso etablierte sich diese weltwirtschaftliche Struktur aus Defizitökonomien und exportorientierten Volkswirtschaften? Wieso musste der globale Aufschwung der letzten Jahre "auf Pump" finanziert werden? Die Antwort ist banal: Es gab keinen anderen Ausweg mehr, die der spätkapitalistischen Wirtschaftsweise eigenen Widersprüche zu überbrücken.

      Eine der Absurditäten unserer Wirtschaftsstruktur besteht darin, dass zunehmende Produktivitätsfortschritte in der Industrie nicht zu einem Anstieg des Wohlstands, sondern zur Arbeitslosigkeit, zum Lohndumping und Massenverelendung führen. Die beständigen Produktivitätsfortschritte lassen spätestens seit der "dritten industriellen Revolution" der Mikroelektronik und Informationstechnologie in den 80ern immer mehr Menschen im Produktionsprozess "überflüssig werden". Es ist diese drohende "20 zu 80 Gesellschaft" [Von der Finanzkrise in die 20:80 Gesellschaft), in der nur 20 % der arbeitsfähigen Bevölkerung zur gesellschaftlichen Reproduktion benötigt werden, deren vollständige Realisierung durch die kreditfinanzierte Konjunktur der letzten Jahre verzögert wurde. Die Verschuldung schaffte kreditfinanzierte Nachfrage, die wiederum Arbeitsplätze sicherte, die nun massenhaft wegbrechen. Die inzwischen in die Millionen gehenden Massenentlassungen, die derzeit weltweit vollzogen werden, finden gerade in dem Zusammenbruch dieser Defizitkonjunktur ihre Ursache.

      Sind wir bald alle Milliardäre?

      Die Industrie bricht gerade deswegen zusammen, weil sie zu produktiv geworden ist, weil mit immer weniger Menschen in immer kürzerer Zeit immer mehr Güter herstellen werden können – die dann aber aufgrund ausufernder Massenarbeitslosigkeit keine Abnehmer mehr finden (Explosionsartige Ausweitung der Finanzmärkte in der Clinton-Ära). Der fundamentale kapitalistische Widerspruch zwischen betriebswirtschaftlicher Logik (dem Bestreben, möglichst günstig zu produzieren) und volkswirtschaftlicher Rationalität (der Sorge um eine ausreichende Massennachfrage) wurde von den Produktivitätsfortschritten der letzten Jahre auf die Spitze getrieben und bricht nun – bei zusammenbrechender Defizitkonjunktur - voll aus.

      Die Weltwirtschaft sitzt nun auf einen riesigen Berg Schulden. Und hier droht nicht nur dem Euro, sondern auch dem Dollar, weiteres Ungemach. Wie sollen beispielsweise die USA, Großbritannien oder Irland ihre absurd hohen Außenstände begleichen? Die Antwort hierfür liefert ein Artikel. Hier wurde vor allem die Inflation als ein wichtiger Hebel genannt, um diese Schuldenlast zu mindern. Durch eine expansive Geldpolitik, durch die de facto nicht mehr vorhandenen Zinssätze in den USA, würde die Geldmenge weiterhin radikal expandieren - und die mittelfristig einsetzende Inflation diese Verschuldung (bei Beibehaltung der nominalen Werte) absenken.

      Ein inflationärer Prozess, so unwahrscheinlich er auch bei den derzeit fallenden Rohstoffpreisen klingt, ist aufgrund der derzeit betriebenen Geldpolitik nur eine Frage der Zeit. Er hat eigentlich schon eingesetzt. Alle Rohstoffpreise fallen – mit Ausnahme des Goldes. Das Gold fungiert seit Jahrtausenden als die natürliche Währung, auf die sich nun im Angesicht der Krise immer mehr Menschen wieder besinnen. So ist beispielsweise der Euro seit Krisenausbruch im September 2008 stark entwertet worden:

      "Gemessen an der natürlichen Währung Gold beträgt der Wertverlust in diesem kurzen Zeitraum durchschnittlich 25,1 Prozent. Umgekehrt stieg das Edelmetall in Euro gerechnet zuletzt auf einen Rekordstand. Erstmals in der Geschichte mussten für eine Feinunze (31,1 Gramm) knapp 700 Euro gezahlt werden. Das Rekordhoch lag am Freitag bei 697,64 Euro, das wären 1364,46 Mark."
      Die Welt Ende Januar

      Inzwischen muss man für die Feinunze Gold sogar 705 Euro aufwenden. Nach einer gewissen Inkubationszeit wird diese inflationäre Entwicklung, die durch die Ausweitung der Geldmenge verursacht wird, an zusätzlicher Fahrt aufnehmen, und möglicherweise in eine Hyperinflation münden, wie Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Barclays Capital, gegenüber dem Handelsblatt warnte:

      "Wenn die Gesellschaften meinen, Probleme lassen sich mit einem Ausweiten der Geldmenge lösen, wird diese Torheit mit Inflation, möglicherweise mit sehr, sehr hoher Inflation, zu bezahlen sein - und mit den damit verbundenen schmerzlichen ökonomischen und politischen Begleiterscheinungen."
      Thorsten Polleit

      Es macht schon Sinn, wenn Nils Minkmar in dem eingangs erwähnten alarmistischen FAZ-Artikel erklärt:

      "Geld verleiht keinen Sinn... Symbolische Handlungen sind heute wichtiger, als Milliarden zu versprechen, die eh kein Mensch mehr hat".
      Nils Minkmar

      Bald werden wir alle merken, dass diese buntbedruckten Papierschnipsel, denen nachzujagen wir genötigt sind, letztendlich und objektiv nur ihren Altpapierwert innehaben. Doch mit ihren Milliarden sollte die FAZ nicht so knauserig sein. Es ist gut möglich, dass wir bald alle Milliardäre sein werden.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29705/1.html …
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 20:44:42
      Beitrag Nr. 690 ()
      So, für heute reicht es absolut!

      Bei der Gelegenheit möchte ich mich einmal bei folgenden usern ganz herzlich bedanken. Bedanken für die Aufmunterung, die Beteiligung, die Kommentierung und überhaupt...

      Als da wären: liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, Wilbi, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize.

      Ich hoffe, keinen vergessen zu haben. Euch ganz herzlichen Dank!!!

      Und selbstverständlich auch den "stillen Mitlesern".

      Einen schönen Abend wünscht euch
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 20:54:58
      Beitrag Nr. 691 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.552.880 von Maraho am 10.02.09 20:44:42 Als da wären: liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, Wilbi, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize.

      Die Reihenfolge ist rein zufällig. Dies nur am Rande, damit es keine Eifersüchteleien gibt! ;)

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 21:15:29
      Beitrag Nr. 692 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.345 von Maraho am 10.02.09 17:57:17Das Letzte:

      http://indizes.wallstreet-online.de/dowjones/chart.htm…

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 10.02.09 23:14:53
      Beitrag Nr. 693 ()
      Die Amis zeigen nun aller Welt, wie man es auf keinen Fall machen sollte:

      An der bislang völlig falschen Politik festhalten und an die Unsummen, die man zum Fenster rauswirft gegen neue Schulden, auch noch mehrere Nullen dranhängen.

      Doch wie ich unsere US-hörigen Geldverbrennungsexperten in Berlin einschätze, werden die schon morgen damit beginnen, die noch nicht einmal in trockene Tücher eingewickelten Entwürfe der Amis stümperhaft zu kopieren.

      :rolleyes:
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 05:40:35
      Beitrag Nr. 694 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.553.982 von heuschrecker am 10.02.09 23:14:53 Doch wie ich unsere US-hörigen Geldverbrennungsexperten in Berlin einschätze......

      Guten Morgen heuschrecker,

      ich denke mal, Hörigkeit ist die falsche Umschreibung.
      Ist Dir schon aufgefallen, daß das Ziel der ersten Auslandsreise eines jeden neugewählten Bundeskanzlers die USA sind? Danach folgt in der Regel Israel. Die Ursachen hierfür dürften in der Zeit von 1945 bis 1949 zu finden sein. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

      Und bedenke: Die US-Amerikaner haben sich seit Kriegsende hier in der BRD mächtig eingekauft. Für die sind wir der "Brückenkopf" in Europa. Und solange Deutsche davon provitieren, machen sie mit.
      Beste Beispiele sind die Diskussionen um Abzüge amerikanischer Truppenverbände aus jeweiligen deutschen Städten und Gemeinden. Da wird dann immer angeführt, daß mit dem Abzug die "Kaufkraft" verloren ginge und nebenbei auf die Freundschaft mit "unseren Befreiern" verwiesen. In Frankreich wäre so etwas nicht möglich.

      Churchill, über den man durchaus geteilter Meinung sein kann, umschrieb es mal so: "Entweder man hat sie (die Deutschen) zu seinen Füßen oder am Hals!"

      In diesem Zusammenhang kann ich nur wieder auf Carlo Schmid verweisen: http://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Schmid
      Carlo Schmid: „Was heißt eigentlich Grundgesetz?“ – vollständige Rede des Abgeordneten Dr. Carlo Schmid (StenBer. S. 70 ff.; PDF) zu finden unter Weblinks!


      Dir einen schönen Tag
      Maraho
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      Avatar
      schrieb am 11.02.09 05:55:34
      Beitrag Nr. 695 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.334 von Maraho am 11.02.09 05:40:35Dazu passenend:


      US-Investitionen

      Deutschland läuft Osteuropa den Rang ab
      Von Nils-Viktor Sorge

      In der Wirtschaftskrise wird Deutschland für viele US-Unternehmen der wichtigste Standort in Europa. Dagegen verlieren die jungen EU-Mitgliedstaaten im Osten an Bedeutung, wie eine Studie ergeben hat. Kurzfristig nützt das dem deutschen Arbeitsmarkt wenig - 41 Prozent der US-Unternehmen wollen Stellen abbauen.

      Hamburg - US-Firmen wenden sich in der Wirtschaftskrise zunehmend von den osteuropäischen Standorten ab und setzen verstärkt auf Investitionen in Deutschland. Das hat eine gemeinsame Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) und der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) unter großen US-Firmen mit deutschen Niederlassungen ergeben.

      Der Bundesrepublik als Investitionsstandort gaben die befragten US-Unternehmen 65 von 100 möglichen Punkten. Die östlichen EU-Staaten, zuvor jahrelang an der Spitze des Rankings, erhielten lediglich 53 Punkte. Auch westeuropäische Staaten wie Großbritannien und Frankreich rangieren auf den hinteren Plätzen.

      In Krisenzeiten seien den US-Firmen "die traditionellen 'deutschen Tugenden' wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Qualität" besonders wichtig, heißt es in der Studie. "Da das Sicherheitsbedürfnis der Kunden steigt, legen die Unternehmen besonderen Wert auf eine hohe Produkt- und Prozessqualität – und diese finden sie in Deutschland", sagt BCG-Deutschland-Chef Christian Veith.

      Im Wettbewerb mit Osteuropa falle zudem das Kostenargument immer weniger ins Gewicht. Der Konsumgüterproduzent Procter & Gamble sieht seine deutschen Standorte gestärkt, "weil eine Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Osteuropa sich aufgrund der dort stark gestiegenen Löhne und der hohen Verlagerungskosten selten gerechnet hat", sagt der Finanz- und Logistik-Geschäftsführer der deutschen Tochter, Otmar Debald.

      Auch Restrukturierungsexperten beobachten, dass nicht nur US-Firmen ihr Engagement im Osten in der Krise zugunsten von Produktionsstätten und Stammwerken in Deutschland zurückfahren. Es sei jedoch nicht sicher, ob es sich um einen anhaltenden Trend handele. "Oft ist es schlicht einfacher, einen Standort in Osteuropa schnell zu schließen als einen in Deutschland", sagt ein Unternehmensberater gegenüber manager-magazin.de. Grund seien flexiblere Gesetze im Osten und besser organisierte Arbeitnehmer im Westen.

      Auch für Deutschland rechnen indes deutlich mehr befragte US-Manager 2009 mit rückläufigen Investitionen als im Vorjahr. So erwarten 17 Prozent der Firmen, dass die Aufwendungen ihres Unternehmens in diesem Bereich sinken. Vor einem Jahr hatten das nur 3 Prozent für 2008 vorhergesagt.

      Jobabbau könnte bei US-Unternehmen besonders heftig ausfallen

      Auch der Umsatz der US-Firmen leidet unter der Wirtschaftsflaute. Jedes vierte Unternehmen rechnet mit einem Rückgang, nur 52 Prozent sehen es als realistisch an, ihre Erlöse zu steigern.

      Das hat Folgen für die Lage der Beschäftigten. Zwei von fünf US-Unternehmen erwarten 2009 Stellenabbau in den deutschen Niederlassungen (41 Prozent). Weitere 41 Prozent planen, die Zahl ihrer Mitarbeiter konstant zu halten. Nur noch 18 Prozent wollen zusätzliche Leute einstellen.

      Der Umfrage zufolge sind Arbeitsplätze bei US-Firmen damit möglicherweise etwas unsicherer als im Schnitt aller Betriebe in Deutschland. Eine ähnliche Umfrage des Kölner Instituts für Wirtschaftsforschung hatte für alle Unternehmen in Deutschland ergeben, dass "nur" gut jeder dritte Betrieb Stellenabbau plant.

      "Unsere Mitglieder haben uns versichert, dass Deutschland aufgrund des verhältnismäßig stabilen Immobilienmarktes, der hohen Kaufkraft und der geringen Verschuldung der Privathaushalte noch immer ein äußerst attraktiver Markt ist", sagt Fred B. Irwin, Präsident von AmCham Germany.

      Nur 17 Prozent der Befragen sehen Deutschland stärker von der Krise betroffen als andere Länder Europas. 34 Prozent sehen das Land in vergleichsweise weniger heftigeren Turbulenzen. "Wir haben hier eine viel ausgewogenere Wirtschaftsstruktur als beispielsweise Großbritannien, welches stark vom Finanzmarkt abhängig ist", sagt der Chef von Ford in Deutschland, Bernhard Mattes.

      Auch die Deutschland-Geschäftsführerin von Coca-Cola , Béatrice Guillaume-Grabisch sieht Deutschland im Vorteil: "Die Bemühungen und die Fortschritte, die Deutschland in den letzten Jahren erzielen konnte, zahlen sich nun aus und sorgen für Stabilität." Die Bundesrepublik bleibe ein attraktiver Standort.

      Langfristig rechnen die befragten Manager damit, dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen in Wirtschaft und Politik deutlich an Kraft gewinnen. Dafür machen sie nicht zuletzt die Wahl des Demokraten Barack Obama zum Präsidenten und das Ende der Ära Bush verantwortlich, der sich besonders mit dem "neuen Europa" im Osten verbunden fühlte. 86 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen durch den Regierungswechsel verbessern, 79 Prozent sehen das auch für die politischen Beziehungen so.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 06:02:50
      Beitrag Nr. 696 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.345 von Maraho am 10.02.09 17:57:17Guten Morgen auch allen anderen,

      hier ein Artikel aus der FTD zum Konjunktur- bzw. Rettungspaket der Amerikaner.
      Ist recht ausführlich, deshalb nur die Einführung und der Link:

      US-Rettungspaket

      Geithner bleibt Details schuldig
      von Sebastian Bräuer (New York) und Mark Schrörs (Frankfurt)

      Die amerikanische Regierung möchte sich mit einer Kombination milliardenschwerer Hilfen gegen die Finanzkrise stemmen. Finanzminister Timothy Geithner verdeutlichte den Handlungsbedarf in drastischen Worten. Doch die Börsen waren geschockt über das, was er nicht sagte.

      http://www.ftd.de/politik/international/:US-Rettungs…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 06:09:35
      Beitrag Nr. 697 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.344 von Maraho am 11.02.09 06:02:50... und noch eine neue Meldung hierzu:

      Neues Ringen um US-Konjunkturpaket

      Washington. Nach der Verabschiedung des massiven Konjunkturpakets von US-Präsident Barack Obama im US-Senat hat im Kongress ein heftiges Tauziehen um den Milliardenplan begonnen. Drei Republikaner wollen es nicht mehr unterstützen, sollte es von den Demokraten im Vermittlungsausschuss aufgestockt werden. Der Senatsentwurf mit einem Volumen von 838 Milliarden Dollar muss mit einer abweichenden Version des Abgeordnetenhauses in Einklang gebracht werden. Obama dringt dabei auf Eile. (dpa)

      Quelle: http://www.fr-online.de/_em_cms/_multifunktion/?em_art=…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 06:17:30
      Beitrag Nr. 698 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.347 von Maraho am 11.02.09 06:09:35Hier noch ein Hinweis.

      Der folgende Artikel ist, um ihn in voller Länge lesen zu können,
      kostenpflichtig. Deshalb nur die Einleitung und der Link:


      "Die Wirtschaft ist wie ein Schlachtfeld"

      Der US-Ökonom hält Staatseingriffe in der Krise für unvermeidlich -Kritik an Regulierung und Banken

      Die derzeitige Finanzkrise hat das Potenzial, sich zu einer Weltwirtschaftskrise in der Dimension der Großen Depression in den 1930er Jahren auszuweiten, befürchtet Robert Shiller. Der US-Ökonom und diesjährige Preisträger des "Deutsche Bank Prize in Financial Economics" hofft aber, dass entschiedenes Eingreifen der Wirtschaftspolitik eine vergleichbare Abwärtsspirale verhindern kann. Daher hält der überzeugte Marktwirtschaftler ein vorübergehend stärkeres Engagement des Staates in den Märkten für geboten. Sobald die Wirtschaft sich aber wieder erhole, müsse der Staat sich wieder zurückziehen und die Notenbanken die Zinsen auf ein höheres Niveau anheben, forderte er im Gespräch der Börsen-Zeitung. Ursächlich für das Aufkommen der Blase am US-Immobilienmarkt seien vor allem die fehlende Regulierung am Hypothekenmarkt und räuberische Machenschaften der Kreditvermittler gewesen. Mitunter wurde den Anlegern vorgegaukelt, die Investitionen seien sicher. Dies müssten die regulatorischen Instanzen zukünftig verhindern.

      Weiterführend: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=310&subm=ausgab…

      Bis dann....
      ....und einen erfolgreichen Tag!
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 07:07:08
      Beitrag Nr. 699 ()
      Und hier noch ein interessantes Interview:


      "Wenn die Titanic absäuft, braucht man Rettungsboote"


      Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Senf über die tieferen Ursachen der Weltfinanzkrise und über Experimente mit Regionalwährungen.


      Herr Professor Senf, was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen der Finanzkrise?

      Die amerikanische Immobilienkrise ist ein Auslöser, aber nicht die tiefere Ursache der derzeitigen Krise. Ein großes Problem sehe ich in unserem bestehenden Geldsystem – in der Dynamik, die Zins und Zinseszins entfalten. Weitere Probleme sehe ich in der Art und Weise, wie das Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangt, also das Thema Geldschöpfung.

      Worin besteht die Problematik des Zinssystems?

      Der Zins bewirkt für die Geldanleger, dass sich deren Vermögen vermehrt. Wenn die Zinserträge wieder auf die Geldanlage draufgepackt werden, dann setzt der sogenannte Zinseszins ein. Eine schöne Sache aus Sicht der Geldanleger: Das Geldvermögen wächst nicht linear sondern im beschleunigten Maße an, was man exponentielles Wachstum nennt.

      Kaum jemand fragt, wie das auf Dauer möglich ist. Das Geld, das den Banken zufließt, wird von ihnen als Kredit ausgeliehen – zum Beispiel an Unternehmen, die damit investieren. Sie sind dann aber die Schuldner und müssen den Kredit bedienen. Also muss der Zins erwirtschaftet werden. Der Zins setzt die Gesamtheit der verschuldeten Unternehmen unter eine Art Wachstumszwang. Sie müssen von Jahr zu Jahr mehr produzieren, mehr absetzen und soviel erwirtschaften, dass sie die Schuld bedienen können und möglichst noch einen Gewinn erzielen.

      Was heißt das in der Konsequenz?

      Dem Anwachsen des Geldvermögens steht unvermeidlich ein entsprechend schnelles Anwachsen der Verschuldung gegenüber. Was bringt das nun mit sich, wenn die Verschuldung exponentiell wächst? Auch die Zinslasten steigen beschleunigt an. Diese müssen vom erwirtschafteten Sozialprodukt aufgebracht werden. Das kann so lange gut gehen, wie das Sozialprodukt mit der Rate des Kreditzinses wächst.

      Wirkt der Zins hier nicht wie ein Antrieb?

      Der Zins treibt die Verschuldeten in Richtung Produktivitätssteigerung. Er könnte daher auch als ein Motor des Wirtschaftswachstums betrachtet werden. Aber wie stark kann eine Wirtschaft auf Dauer real wachsen? Oder betrachtet aus Sicht der Geldanleger: Was würde es bedeuten, wenn Geldvermögen jährlich um fünf Prozent Zins und Zinseszins anwachsen würden? Schon nach einigen Jahrzehnten kommt man in astronomische Größenordnungen hinein – sowohl bei den Geldvermögen als auch entsprechend bei der Verschuldung. Dies kann nicht mehr wirklich erwirtschaftet werden. Man könnte sagen: Der Teil, den das Geldvermögen von den Schuldnern fordert, frisst einen immer größeren Teil des Sozialproduktes auf.

      Was bedeutet das?

      Wenn sich die Wachstumsraten des Sozialproduktes auch nur abschwächen – jetzt sind wir ja sogar in einer Rezession – während sich die Zinslasten immer weiter ausweiten, muss es immer enger werden. Nach Abzug der Zinslasten wird das, was noch übrig bleibt und in der Gesellschaft verteilt werden kann, immer kleiner. Somit müssen sich die Verteilungskämpfe verschärfen.

      Dies strapaziert das System über?

      Das Zinssystem baut innerhalb mehrere Jahrzehnte wachsende Spannungen auf, zwischen wachsenden Geldvermögen einerseits und spiegelbildlich wachsender Verschuldung andererseits. Irgendwann braucht es nur noch gewisse Auslöser, damit diese Spannungen sich lösen. Ein Beispiel ist die amerikanische Hypothekenkrise. Aber auch ohne diesen Auslöser wäre es irgendwann dazu gekommen, dass Entwertungsprozesse von Forderungen und Schulden stattfinden.

      Und dann muss der Staat eingreifen?

      Der normale Gang der Dinge in einer Marktwirtschaft sollte sein, dass Unternehmen, die sich verkalkuliert haben beziehungsweise Verluste gemacht haben und keine Reserven besitzen, ihre Existenzberechtigung verlieren. Das ist der Ablauf, der Jahrzehntelang gepredigt worden ist: Die Märkte regulieren sich selbst. Wer sich am Markt bewährt, der hat Chancen. Wer sich nicht bewährt, der landet im Konkurs oder geht Pleite. Mit einem Male sehen wir, dass dies für Banken nicht gilt. Der Staat muss zunehmend als Retter auftreten. Er soll die Verluste ausgleichen.

      Ist das angesichts der Krise nicht die bessere Lösung?

      Die Frage ist, wo nimmt denn der Staat das Geld her? Entweder hat er es aus Steuermitteln, er senkt die Staatsausgaben oder er verschuldet sich noch mehr. Vor einem halben Jahr haben Kanzlerin und Finanzminister noch gesagt: Eines der obersten Ziele ist ein ausgeglichener Staatshaushalt für 2011. Dies ist alles Makulatur. Für mich ist das nicht verwunderlich angesichts des bestehenden Zinssystems. Solange die Geldvermögen wachsen wollen und dies auch einfordern, muss irgendwo anders die Staatsverschuldung wachsen. Und wenn dies bei privaten Unternehmen und Haushalten auf Grenzen stößt, dann muss der Staat in zunehmende Verschuldung geraten.

      Hat die Politik versagt?

      Es ist nicht nur individuelles Versagen von Finanzministern und Regierungen. Das Versagen ist systembedingt. Fast jede Regierung ist angetreten mit dem Ziel einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu schaffen oder sogar Verschuldung abzubauen. Doch im System ist ein Zwang zu wachsender Verschuldung eingebaut.

      Und die Banken fördern die Verschuldung?

      In den USA hat man den privaten Haushalten Kredite zu niedrigen Zinsen quasi hinterher geschmissen. Dann ist drauf los gebaut worden und es gab einen Boom an den Immobilienmärkten. Damit schienen diese Kredite abgesichert: Selbst wenn die Haushalte den Kredit nicht abbezahlen könnten, dann hätten sie ein wertvolles Grundstück, mit dem im Ernstfall die ausstehenden Forderungen bedient werden könnten.

      Man hat die Kreditnehmer mit steigenden Häuserpreisen in die Verschuldung gelockt. Irgendwo im Kleingedruckten stand dann, dass der Kreditzins variabel ist, also auch steigen kann. Und dann stieg er und viele Haushalte waren nicht mehr in der Lage, die Kredite zu bedienen. Die Häuser mussten verkauft oder zwangsversteigert werden, was den Immobilienmarkt mit Angebot überflutet und den Preis gedrückt hat. So stellte sich heraus, dass die vermeintlichen Sicherungen keine waren.

      Das Zinssystem erzwingt also eine solche wachsende Verschuldung?

      Ja. Banken und Investmentfonds, die diese Geldflüsse vermitteln, stehen unter einem systembedingten Druck. Ihnen sind die Gelder anvertraut worden, mit der Aufgabe, etwas daraus zu machen. Sie stehen also unter Druck – und in Konkurrenz zueinander –, immer wieder neue Schuldner zu finden. Ich nenne das "monetären Stauungsdruck".

      Die Gier einzelner hat zwar auch eine Rolle gespielt, aber es sind Struktur und Dynamik des Systems, die die wachsende Verschuldung hervor treiben. Die Sicherungen der Kredite, wie zum Beispiel Grundstücke und Häuser, können sich jedoch nicht entsprechend vermehren. Wenn die Sicherungen mit dem geforderten Wachstum der Schulden und der Geldvermögen nicht schritthalten können, dann muss es bei der Kreditvergabe immer leichtfertiger zugehen.

      Die Kreditvergabe der Banken lässt die Geldmenge ja weiter anwachsen. Stichwort Giralgeldschöpfung. Welche Auswirkung hat dies?

      Wir können alle mit bargeldloser Überweisung oder Schecks bezahlen – mit sogenanntem Giralgeld, das auf Girokonten als Guthaben vorhanden ist. Es wirkt wie ein gesetzliches Zahlungsmittel, auch wenn es keines ist. Immer mehr Menschen verzichten auf Bargeld und lassen ihr Geld auf dem Girokonto. Die Banken stellen sich darauf ein: Wenn ein Großteil des Bargeldes im Normalbetrieb nicht angetastet wird, dann überlegen sie alternative Verwendungsmöglichkeiten und leihen es beispielsweise als Kredit aus. Dies ist eigentlich nicht korrekt.

      Wenn ich einen Mantel an der Garderobe der Philharmonie abgebe, dann erwarte ich, ihn jederzeit wieder abholen zu können. Stellen Sie sich vor, sie kommen in der Pause zur Garderobe um den Mantel vorzeitig abzuholen, und er ist nicht da, weil er verliehen wurde an jemanden der draußen fror – gegen eine Gebühr. Hier wird deutlich: Das geht eigentlich nicht. Die Banken nutzen wie selbstverständlich einen Großteil der vorhandenen Einlagen zur Kreditvergabe.

      Und so schöpfen sie neues Buchgeld…

      Die privaten Geschäftsbanken sind so in der Lage, über das von der Zentralbank in den Wirtschaftskreislauf eingebrachte Geld hinaus noch zusätzliches Geld zu schaffen. Zwar nicht in Papierform – das wäre Geldfälschung – aber in Form von Guthaben auf Girokonten und zwar um ein Vielfaches ihrer Bargeldreserven. Diesen aus dem Nichts geschöpften zusätzlichen Guthaben liegen keine Einlagen zugrunde.

      Die privaten Geschäftsbanken schöpfen Geld aus dem Nichts und bringen es als Kredit in Umlauf. Dadurch wird es eine sehr reale Forderung gegenüber Schuldnern, und diese Schuldner müssen dann für dieses Geld auch noch Zinsen zahlen und den Kredit tilgen. Wenn sie das nicht schaffen, dann hat die Bank Zugriff auf deren Eigentum. Das ist eigentlich ungeheuerlich. Auf diese Problematik hatte schon Irving Fisher in den 30er Jahren hingewiesen und ein Giralgeld gefordert, das zu 100 Prozent durch Bargeld gedeckt sein muss.

      Was muss jetzt, angesichts der aktuellen Krise, geschehen?

      Man muss sich auf die tieferen Ursachen der Krise besinnen. Wenn man nur an den Symptomen kuriert – und das ist das, was ich jetzt mit den ganzen Rettungspaketen beobachte – dann greift das nicht tief genug. Die Nebenwirkungen einer solchen Medizin werden schnell zum Hauptproblem.

      Zum Beispiel die Nebenwirkung einer exorbitanten Staatsverschuldung…

      Ja, wo treibt das hin? Eine Möglichkeit ist der Staatsbankrott. Irgendwann sagt der Staat: Ich kann die Löhne der Staatsdiener nicht mehr bezahlen, oder die Sozialprogramme, oder – und das kommt meist zuletzt – ich kann die Gläubiger nicht mehr bedienen. Island stand kurz davor. Damit das keine Panik auslöst, ist das Land durch internationale Rettungsaktionen vor dem Staatsbankrott bewahrt worden.

      Gibt es andere Möglichkeiten?

      Eine andere Verlaufsform wäre – und das hatten wir in der deutschen Geschichte 1923 – die Hyperinflation. Alle Geldbeträge aber auch alle Schulden werden dadurch vernichtet. So kann sich der Staat entschulden. Vernichtet werden aber auch die Ersparnisse der mittleren und kleinen Einkommen, beispielsweise deren Altersvorsorge.

      Gibt es Alternativen zum derzeitigen System?

      Was die Rolle des Zinses angeht, ja. Die Frage ist, ob sich das Geld nicht auf andere Weise in Umlauf bringen und halten lässt, ohne dass die Umlaufsicherung so destruktive Folgen hat wie Zins und Zinseszins. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat es Überlegungen von Silvio Gesell hinsichtlich einer Geldumlaufsicherungsgebühr gegeben. Diejenigen, die Geld übrig haben und es dem Wirtschaftskreislauf entziehen, werden mit einer solchen Gebühr belastet und haben so einen Anreiz, das Geld wieder der Realwirtschaft zuzuführen – ohne jedoch einen hohen Zins dafür zu fordern.

      Um ein Zinsverbot geht es also nicht?

      Nein. Aber die Folge einer Umlaufsicherungsgebühr sind vergleichsweise niedrige Zinsen. Die Idee ist sogar im kleinen Maßstab verschiedentlich umgesetzt worden. Das waren dann regionale Alternativwährungen, etwa 1932 in der österreichischen Stadt Wörgl. Damals gab es eine Weltwirtschaftskrise, aber das Gebiet um Wörgl ist ökonomisch aufgeblüht. Man sprach sogar vom "Wunder von Wörgl". Allerdings wurden dieses Experiment in Wörgl und andere Versuche in den USA ausgebremst. In Österreich zog die Nationalbank vor Gericht und berief sich auf ihr Privileg der Geldversorgung.

      Aus den Versuchen mit Regionalwährungen kann man jedoch lernen. Denn: Wenn die Titanic absäuft, dann braucht man mindestens Rettungsboote – und die sollte man vorher mal ausprobiert haben.

      Und das Thema Geldschöpfung?

      Geldschöpfung gehört in öffentliche Hand und nicht größtenteils in die Hand des privaten Bankensystems, das ja an der Steuerung der Geldmenge keinerlei Interesse hat. Die Notwendigkeit einer entsprechenden Geldreform wurde in jüngster Zeit von Joseph Huber und James Robertson begründet. Die Geldschöpfung gehört – abgesehen von Regionalwährungen – in die Hand der Zentralbank. Aber da wäre die Konstruktion einer Zentralbank noch einmal zu diskutieren, denn manche Zentralbanken sind nicht in öffentlicher Hand.

      Wie zum Beispiel die amerikanische Zentralbank?

      Ja, wie zum Beispiel die Fed. Sie wurde 1913 von einem privaten Bankenkartell gegründet und ist bis heute in privater Hand. Zwar gibt es einige öffentliche beziehungsweise staatliche Kontrollmechanismen, aber die Anteilseigner der Fed sind private Großbanken. Das gehört auch in die öffentliche Diskussion: Wer sind eigentlich die Herren der Geldschöpfung? Und liegt sie in den richtigen Händen?

      Und die privaten Banken sollten nicht verstaatlicht werden?

      Irving Fishers Meinung dazu war: Verstaatlichung der Geldschöpfung, ja – Verstaatlichung der Banken, nein. Die Geschäftsbanken sollten sich auf Kreditgeschäfte mit dem Geld konzentrieren, das ihnen dafür anvertraut wurde und bereits im Wirtschaftskreislauf ist. Geldschöpfung in öffentliche Hand bedeutet dabei nicht in die Hand der Regierung. Das ist oft schief gelaufen. Die Zentralbank sollte öffentlich aber unabhängig von der Regierung sein. Ich nenne das eine "Monetative", die als vierte Säule neben Exekutive, Legislative und Judikative im Sinne der Gewaltenteilung geschaffen werden sollte. Sie sollte vor allen Dingen unabhängig vom privaten Bankensystem sein.

      Bernd Senf ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der FHW Berlin.
      Das Interview führte Carsten Kloth.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzen-Finanzkris…


      So, das war`s jetzt wirklich, ich muß los....
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 07:30:12
      Beitrag Nr. 700 ()
      Moin zusammen:

      Tagestermine heute:

      11.02.2009 07:05
      TAGESVORSCHAU/11. Februar 2009
      DJ TAGESVORSCHAU/11. Februar 2009

      ===
      ***07:00 DE/Fraport AG, Verkehrszahlen Januar, Frankfurt
      Fraport-Verkehrszahlen im Januar: Konjunkturschwäche in
      Frankfurt durch Wetter, Streiks und Datenpanne
      verstärkt / Konzernflughäfen weitgehend stabil
      http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2009-02/13078129…
      ***07:00 CH/Credit Suisse Group (CS Group), Jahresergebnis, Zürich
      Rekortverlust 2008
      http://www.20min.ch/finance/news/story/10235144
      ***07:00 LU/Arcelor Mittal Group, Jahresergebnis, Luxemburg
      ***07:30 DE/Rheinmetall AG, Jahresergebnis, Düsseldorf
      ***07:30 FR/Danone SA, Jahresergebnis, Paris
      ***07:30 FR/Peugeot - PSA Peugeot Citroen SA, Jahresergebnis, Paris
      ***07:30 FR/Sanofi-Aventis SA, Jahresergebnis, Paris
      ***08:00 DE/Destatis, Verbraucherpreise Januar (endgültig)
      PROGNOSE: -0,5% gg Vm/+0,9% gg Vj
      vorläufig: -0,5% gg Vm/+0,9% gg Vj
      zuvor: +0,3% gg Vm/+1,1% gg Vj
      ***08:45 FR/Leistungsbilanz Dezember
      09:00 DE/Euroforum Deutschland GmbH, Handelsblatt-Jahrestagung
      "Zukunftsstrategien für Sparkassen und Landesbanken"
      (bis 12.2.), Berlin
      09:00 SK/Verbraucherpreise Januar
      ***09:15 EU/Europäische Zentralbank (EZB), Ausschreibung 7-tägiger
      Refi-Tender im Rahmen der Term Auction Facility
      (11:00 Zuteilung)
      ***09:30 SE/Sveriges Riksbank, Bekanntgabe des Zinsbeschlusses
      10:00 DE/Bundesverfassungsgericht, Abschluss Mündliche Verhandlung
      in Sachen "Lissabon-Vertrag" (seit 10.2.), Karlsruhe
      10:00 FR/Internationale Energieagentur (IEA),
      Monatsbericht zum Ölmarkt, Paris
      ***10:30 GB/Arbeitsmarktdaten Januar
      Arbeitslosengeldbezieher
      PROGNOSE: +90.000 Personen
      zuvor: +77.900 Personen
      Arbeitslosenquote
      PROGNOSE: 3,8%
      zuvor: 3,6%
      ***11:00 DE/ifo Institut für Wirtschaftsforschung,
      Wirtschaftsklima Eurozone 1Q
      ***11:00 DE/Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur GmbH,
      Zuteilung der Aufstockung zehnjährige Bundesanleihe
      über 6 Mrd EUR
      ***11:00 DE/Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB),
      Frühjahrs-PK, Berlin
      ***11:15 EU/Europäische Zentralbank (EZB), Zuteilung sechsmonatiger
      ao Langfrist-Refi-Tender
      ***11:15 EU/Europäische Zentralbank (EZB), Zuteilung dreimonatiger
      ao Langfrist-Refi-Tender
      ***11:30 GB/BoE, Quartalsbericht zur Inflation
      11:45 DE/American Chamber of Commerce in Germany,
      Rede von EZB-Direktoriumsmitglied Stark, Stuttgart
      13:00 US/MBA, Zahl der Hypothekenanträge (Woche)
      14:00 DE/Deutscher Bundestag, Sitzung Finanzausschuss zum Entwurf
      eines Gesetzes zur Umsetzung der aufsichtsrechtlichen
      Vorschriften der Zahlungsdienstrichtlinie, Berlin
      ***14:30 US/Handelsbilanz Dezember
      PROGNOSE: -35,00 Mrd USD
      zuvor: -40,44 Mrd USD
      15:00 BE/BIP 4Q (1. Veröffentlichung)
      15:50 US/Global Association of Risk Professionals 10th Annual Risk
      Management Convention and Exhibition, Rede von Duke,
      Gouverneurin der Federal Reserve Bank, zum Thema:
      "Stabilizing the Housing Market: Next Step", New York
      ***16:00 US/Haushaltsausschuss des Senats, Anhörung von
      Finanzminister Geithner zum Thema: "Crises in Financial and
      Housing Markets", Washington

      16:00 DE/Wirtschaftsrat Deutschland, Rede von
      EZB-Direktoriumsmitglied Stark zum Thema: "Der Euro nach
      10 Jahren - Reformkatalysator oder Schutzschild",
      Baden-Baden
      ***16:30 US/DoE, Rohöllagerbestände (Woche)
      PROGNOSE: +2,8 Mio Barrel
      zuvor: +7,2 Mio Barrel
      18:30 US/CFA Society of Iowa, Rede des Präsidenten der Federal
      Reserve Bank of Chicago, Evans, zu Wirtschaftsaussichten und
      Geldpolitik, Des Moines
      ***19:00 US/Treasury, Auktion zehnjähriger Notes
      20:00 US/Haushaltssaldo Januar
      PROGNOSE: -85,00 Mrd USD
      zuvor: -83,62 Mrd USD
      22:30 GB/Society of Business Economists,
      Rede von EZB-Vizepräsident Papademos, London

      Außerdem im Laufe des Tages zu erwarten:
      - DE/Deutsche Bundesbank, Kapitalbilanz Dezember
      - DE/Messe Essen GmbH, Fortsetzung Energiemesse
      "E-world energy&water 2009" (bis 12.2.), Essen
      - DE/Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und
      Deutsche Telekom AG, Abschluss 3. Runde der Tarif-
      verhandlungen (seit 10.2.), Frankfurt
      - JP/Feiertag ("Tag der Staatsgründung"), Börse geschlossen


      - Über die genannten Termine wird Dow Jones voraussichtlich berichten
      - *** kennzeichnen Termine mit herausragender Bedeutung
      - Uhrzeiten in MEZ
      - Keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit
      ===
      DJG/dgm/cbr
      Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

      (END) Dow Jones Newswires
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 09:57:32
      Beitrag Nr. 701 ()
      Auch ich bin fassungslos, wie schnell sich Summen aufschaukeln, Rettungspläne entwickelt und, weil sich der gewünschte Effekt nicht einstellt, wieder verworfen werden.
      Aber jetzt mal Fassungslosigkeit beiseite und klare Analyse her:

      1. kann man wirklich davon ausgehen, dass sich Privatinvestoren in diesen Größenordnungen (0,5 bis 1 Billion Dollar) an der Rettungsaktion beteiligen?
      Klar, der Staat gibt sozusagen eine Garantie. Aber ich bezweifele, dass diese Summen von Privatinvestoren aquiriert werden können.
      2. Nehmen wir an, es finden sich genügend Privatinvestoren, so wird also massiv privates Kapital in diese Rettungsaktion fließen, zusätzlich zu den gigantischen Summen an Staatsgeldern.
      Optimistisch betrachtet hat der US-Staat einen Finanzierungs- und Refinanzierungsbedarf von 2,5 Billionen Dollar in 2009, wenn die Arbeitslosenzahlen weiter so explodieren und immer mehr Bundesstaaten in finanzielle Schieflage kommen wohl eher noch mehr. Also wird der Staat den Kapitalmarkt schon alleine leersaugen. Er wird dadurch zu einem übermächtigen Konkurrenten für Wirtschaft und Verbraucher bei der Kapitalsuche.
      Nun kann man natürlich hoffen, dass die Banken, deren Bilanzen mit dem Trick von einem größeren Teil der toxischen "Wertpapiere" bereinigt wurden, der Wirtschaft und den Verbrauchern wieder mehr Kredite zur Verfügung stellen, was natürlich eine weitere Neuverschuldung von Bürgern und Wirtschaft bedeuten würde!!!
      Nun muß man allerdings wissen, dass die Geschäftsbanken in den USA nur 22% der Unternehmensfianzierungen durchführen (1980: 40%).
      Der Rest kam von Investmentbanken (die es quasi garnicht mehr gibt), Geldmarktfonds, PE-Gesellschaften, Hedgefonds usw. Dieser Bereich liegt nach wie vor in Agonie.
      Eine teilweise bilanzielle "Bereinigung" durch Geithners Rettungsprogramm wird aber die Risikoaversion der Banken auch kaum beseitigen können. Und Konzerne, die krisenbedingt statt satten Gewinnen nun satte Verluste erwirtschaften, haben natürlich auch für wieder etwas spendablere Banken eine schlechtere Bonität. An der Zurückhaltung bei der Kreditvergabe wird sich also nicht viel ändern.

      Das ganze Vorgehen erinnert an eine Notlandung eines Jumbo-Jets auf dem Hudson, allerdings im Gegensatz zu der kürzlich erfolgreichen Notwasserung nun bei einer Sichtweite von 30 Metern infolge starken Nebels und einer in diesen Dingen wenig erfahrenen Crew.


      Übrigens: ein Riesenkompliment für Maraho und Kiska für diese mit unglaublichem Fleiß und Zeitaufwand betriebene Informationsdienstleistung.
      Für mich ist dieser Blog neben Steffens Querschüssen zur vorrangigen Informationsquelle geworden.
      Leider kann ich mich infolge sehr angespannten Zeitbudgets nicht stärker mit eigenen Beiträgen beteiligen.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 13:41:02
      Beitrag Nr. 702 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.555.266 von Triakel am 11.02.09 09:57:32Guten Tag Triakel,

      Übrigens: ein Riesenkompliment für Maraho und Kiska für diese mit unglaublichem Fleiß und Zeitaufwand betriebene Informationsdienstleistung.
      Für mich ist dieser Blog neben Steffens Querschüssen zur vorrangigen Informationsquelle geworden.
      Leider kann ich mich infolge sehr angespannten Zeitbudgets nicht stärker mit eigenen Beiträgen beteiligen.


      Danke, danke. Ich persönlich kann dadurch auch sehr viel lernen
      und habe so auch etwas davon!
      kiska ist auch eine "treue Seele", der mich, wenn er Zeit hat, unterstützt!
      Wenn es Dich interessiert, bzw. Du hier mitliest, ist es auch schon ein Beitrag!

      Einen schönen Tag von mir für Dich.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 13:46:55
      Beitrag Nr. 703 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.350 von Maraho am 11.02.09 06:17:30Hier der Artikel aus der Börsenzeitung komplett und kostenlos für euch:

      Gespräch mit Robert Shiller: "Die Wirtschaft ist wie ein Schlachtfeld"

      Der US-Ökonom hält Staatseingriffe in der Krise für unvermeidlich -Kritik an Regulierung und Banken
      Von Jürgen Schaaf, Frankfurt

      Die derzeitige Finanzkrise hat das Potenzial, sich zu einer Weltwirtschaftskrise in der Dimension der Großen Depression in den 1930er Jahren auszuweiten, befürchtet Robert Shiller. Der US-Ökonom und diesjährige Preisträger des "Deutsche Bank Prize in Financial Economics" hofft aber, dass entschiedenes Eingreifen der Wirtschaftspolitik eine vergleichbare Abwärtsspirale verhindern kann. Daher hält der überzeugte Marktwirtschaftler ein vorübergehend stärkeres Engagement des Staates in den Märkten für geboten. Sobald die Wirtschaft sich aber wieder erhole, müsse der Staat sich wieder zurückziehen und die Notenbanken die Zinsen auf ein höheres Niveau anheben, fordert er im Gespräch der Börsen-Zeitung.

      Shiller ist weit davon entfernt, die Bedrohung, die von der derzeitigen Finanzkrise ausgeht, kleinzureden. "Das Finanzsystem ist Belastungen ausgesetzt, die jenseits der üblichen Grenzen liegen." Gefragt nach den tieferen Ursachen der Finanzkrise, sagt er: "Die entscheidenden Stressfaktoren waren die beiden Blasen am Immobilienmarkt und am Aktienmarkt." Erstaunlich langsam sei dieser Prozess verlaufen. Die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt hatte in Shillers Urteil ihren Höhepunkt bereits 2006 erreicht, die am Aktienmarkt erst ein Jahr später. Diese Verzögerungen hält er für typisch und nennt ein weiteres historisches Beispiel: die große Depression in der 1930er Jahren. Ihr sei in den USA eine Immobilienblase vorausgegangen, die ihren Höhepunkt im Jahre 1926 hatte, sowie eine Aktienblase, die 1928 ihren Höhepunkt erreicht hatte. "Aber die Große Depression hatte erst 1933 ihren Tiefpunkt erreicht", sagt Shiller. Er sieht deutliche Parallelen zur damaligen Zeit. "Es muss nicht so schlimm kommen wie damals, aber die Probleme, die die Große Depression ausgelöst hat, sind wieder aufgetaucht", so der Yale Professor. "Ich hoffe sehr, dass die Politik dieses Mal besser agiert." Das Verständnis von Spekulationsblasen sei nicht besonders tief, bedauert Shiller. Dazu bedürfe es nicht nur der Kenntnis der Funktionsweise von Finanzmärkten, sondern auch der Psychologie. Unter Spekulationsblasen oder Asset-Bubbels verstehen Ökonomen, dass Preise für bestimmte Anlageklassen wie Aktien oder Immobilien sich weit von ihrem fundamental gerechtfertigten Niveau entfernt haben.

      Shiller hatte bereits frühzeitig sowohl vor der Aktienmarktblase um die Jahrhundertwende als auch vor der wenige Jahre später aufkommenden Immobilienblase gewarnt und auf die Gefahr zahlreicher Firmenpleiten und einer weltweiten Rezession hingewiesen, sollte die "Housing-Bubble" erst einmal platzen. Dennoch wollte selbst dann kaum jemand seinen Warnungen Gehör schenken, nachdem Shiller mit seinem Urteil zur Bewertung der Internetaktien richtig gelegen hatte. Niemand wolle solche Szenarien hören. Einige Leute hätten sogar sehr verärgert auf seine Thesen reagiert. "Es ist, wie wenn man ,Feuer' in einem überfüllten Theater ruft."

      Deshalb sei es fast schon natürlich, sich mit den Risiken auseinanderzusetzen. "Ich selbst fühlte mich gehemmt, diese Dinge anzusprechen", räumt er ein.

      Schwieriger Weg

      Einen Weg aus der Krise zu finden, dürfte sehr schwierig werden, fürchtet Shiller. "Das Vertrauen der Leute wurde beschädigt." Weltweit würden die Wirtschaftsakteure ihre Geschäftspläne und ursprünglich geplante Ausgaben verschieben wie die fälligen Reparaturen an Häusern oder die Anschaffung eines neuen Autos. Und diese Einstellung sei schwer zu ändern, sagt Shiller. Daran dürften auch die umfangreichen Finanzhilfen der Regierungen nicht viel ändern, die weltweit auf den Weg gebracht werden.

      "Die Leute wissen ganz genau, dass es sich um Konjunkturpakete handelt und dass das etwas anderes ist, als ein gesundes wirtschaftliches Umfeld." Gleichwohl seien die fiskalischen Stimulierungspakete das Beste, was die Regierungen derzeit tun könnten. Außerdem "muss die Kreditvergabe wieder zum Laufen gebracht werden", so Shiller. Eine vorübergehende stärkere Präsenz des Staates in den Märkten sei derzeit unvermeidlich. "Es ist, wie wenn man Grippe hat. Dann muss man viel trinken und sich ausruhen, bis die Krankheit ausgestanden ist." Entscheidend für die Wiederbelebung der Wirtschaft sei die Motivation und die Zuversicht der Akteure. "Die Wirtschaft ist wie ein Schlachtfeld", sagt Shiller. In einer Marktwirtschaft werde alles Mögliche geschaffen, aber auch zerstört. Damit einher gingen Schwankungen der Zuversicht - ähnlich wie in einem Krieg. Und die Moral der Soldaten sei mitentscheidend dafür, wer die Schlacht letztlich gewinne. Wenn sie wegliefen oder sich zurückzögen, käme es zur Krise.

      Ursächlich für das Aufkommen der Blase am US-Immobilienmarkt sind laut Shiller vor allem die fehlende Regulierung am Hypothekenmarkt und mitunter räuberische Machenschaften der Kreditvermittler gewesen. "Es gab auch Finanzinstitute, die verbriefte Hypotheken auf nicht ganz ehrliche Weise verkauft haben", kritisiert Shiller. Mitunter, so der Wirtschaftsprofessor, wurde den Anlegern vorgegaukelt, die Investitionen seien sicher. Dies müssten die regulatorischen Instanzen zukünftig verhindern. Das werde Jahre in Anspruch nehmen, glaubt der Yale-Ökonom, aber es sei erforderlich.

      Geringe Teilschuld der Fed

      Die niedrigen Leitzinsen in Europa und vor allem in den USA hätten dagegen nur eine relativ geringe Teilschuld an dem Zustandekommen der Krise. Die Kritik an den Zentralbanken ist im Urteil Shillers überzogen. Dass die Realzinsen in den USA von 2002 bis 2005 unter der Ägide des Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Alan Greenspan, negativ waren, habe sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Immobilienblase aufblähte. Aber der Boom beim Wohneigentum habe lange vorher eingesetzt. Auch seien die Zinsen in Europa höher gewesen als in den USA. Dennoch hätten sich auch in Europa in regionalen Märkten Immobilienpreisblasen gebildet. "Wenn man die Fed zum alleinigen Schuldigen ausruft, macht man es sich zu einfach", glaubt er. "Es gibt eine Tendenz, den Zentralbanken die Schuld zu geben, für alles, was schief läuft."

      Gefragt, ob die derzeitige aggressive Geldpolitik der Fed, die den Leitzins praktisch auf Null gekappt hat und die zu unkonventionellen Methoden zur Ausweitung der Geldmenge übergangen ist, nicht bereits den Keim für die nächste Spekulationsblase in sich trägt, räumt Shiller ein, dass derzeit ein gefährliches Experiment durchgeführt würde. Aber das Ausmaß der derzeitigen Krise erfordere Experimente. Die aggressiven Zinssenkungen seien auch geboten, um Verhältnisse wie in Japan in den 1990er Jahren zu vermeiden. Aber sobald die Konjunktur wieder anspringe, müsse die Fed die Zinsen zügig auf ein höheres Niveau führen, um Inflation zu vermeiden.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 13:51:24
      Beitrag Nr. 704 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.545.874 von Maraho am 10.02.09 05:48:59Hier etwas zu "Basel II".
      Wen es interessiert, einfach anklicken. Ist zu lang zum reinstellen.

      Eigenkapitalrichtlinie

      Basel II: Licht ins Dunkel
      von Norbert Häring und Robert Landgraf

      Die Eigenkapitalregeln für Banken haben die Krise nicht verhindert. Jetzt steht alles wieder auf dem Prüfstand. Wie würde sich eine Reform auf den Bankensektor auswirken, und wie lange würde es dauern, bis eine Reform greift? Handelsblatt.com beantwortet zentrale Fragen.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicheru…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 13:57:16
      Beitrag Nr. 705 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.955 von Maraho am 10.02.09 19:02:44Frau di Mauro hat recht....
      ....alles Stückwerk....


      Fass ohne Boden
      Hypo Real Estate bekommt noch mehr Geld

      Die krisengeschüttelte Bank hat als erstes deutsches Institut die 100-Milliarden-Hürde genommen. Über den Rettungsfonds Soffin stellt der Staat dem Institut weitere 10 Mrd. Euro an Garantien zur Verfügung.

      Mitten im Gezerre um die Rettung der Hypo Real Estate (HRE) braucht der schwer angeschlagene Immobilienfinanzierer weitere Unterstützung.

      Der Konzern teilte am Mittwoch in München mit, dass er weitere staatliche Garantien in Höhe von 10 Mrd. Euro erhält. Der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) habe den zusätzlichen Garantierahmen bis zum 12. Juni gewährt. Damit hat die Hypo Real Estate insgesamt 102 Mrd. Euro an Kapitalhilfen und staatlichen Garantien erhalten.

      Die Gespräche über die Gewährung längerfristiger und umfassender Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität seien aber noch nicht abgeschlossen, teilte der Konzern mit. An der Börse zeigte die Nachricht keine Wirkung: Die Aktie der Bank notierte wie vor der Mitteilung bei knapp 1 Prozent im Plus.

      Zuvor hatte die FTD aus Regierungskreisen erfahren, dass der Soffin will mit dem Großaktionär, dem US-Investor J.C. Flowers, über die Rettung des Instituts verhandeln will. Ein Flowers-Sprecher bestätigte die Informationen am Mittwoch: "Es ist erstmalig eine Einladung durch den Bund erfolgt. Die Gespräche werden morgen stattfinden", sagte er.

      Die Finanzpolitiker der Unionsfraktion hatten sich am Dienstag darauf geeinigt, dass sie weder eine Enteignung Flowers' noch eine "geordnete Insolvenz" von Teilen der Bank mittragen könnten. Eine Insolvenz war auch im Gespräch.

      Damit wird eine Verhandlungslösung mit dem US-Investor wahrscheinlicher. Flowers hält zurzeit knapp 25 Prozent der HRE-Anteile. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) droht ihm mit der Enteignung, falls er seine Aktien nicht zu einem marktgerechten Preis abgeben will. Flowers hatte seine Aktien für 22,50 Euro pro Stück gekauft. Angesichts des Kursverfalls will die Regierung aber weniger als 2 Euro zahlen.

      Steinbrück ist der Ansicht, dass der Bund mindestens 95 Prozent an der HRE halten muss, um eine weitere Verbrennung von Steuergeld zu verhindern. Auch die Refinanzierung der Bank am Kapitalmarkt werde dann einfacher, so Steinbrück. Von einer "geordneten Insolvenz" hält man auch im Finanzministerium nichts, weil dann die 102 Mrd. Euro verloren wären.

      Die Finanzexperten der Unionsfraktion bezeichnen die Diskussion um eine Bundesbeteiligung von 95 Prozent dagegen als "Phantomdebatte". Sie argumentieren, dass der Bund mit einem Anteil von 75 Prozent genug Einfluss bei der HRE hätte und die Refinanzierung ebenfalls gesichert wäre. Sie wollen eine Konsenslösung mit Flowers herbeiführen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Fass-o…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 14:04:44
      Beitrag Nr. 706 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.513.552 von Maraho am 04.02.09 19:34:03Zum Thema "Protektionismus" ein weiterer Artikel:

      Export

      Welthandel droht wegen Protektionismus der Absturz
      Silke Wettach (Brüssel), Yvonne Esterházy (London), Matthias Kamp (Peking)

      Von Washington über London und Brasilia bis Peking ist weltweit der Protektionismus auf dem Vormarsch – fatal für eine Exportnation wie Deutschland.

      Im Prinzip sind sich alle einig. „Wir brauchen eine offene Weltwirtschaft“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Protektionismus wäre „der todsichere Weg von der Rezession in die Depression“, warnt der britische Premier Gordon Brown. „Wir dürfen nicht in Isolationismus und unbeschränkten ökonomischen Egoismus zurückfallen“, fordert selbst Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin.

      In der Praxis bleibt von den vollmundigen Bekenntnissen zum Freihandel in diesen Wochen allerdings wenig übrig. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo in der Welt eine Handelshürde aufgebaut wird. Die Welthandelsorganisation (WTO) ist über die Entwicklung so beunruhigt, dass sie ein eigenes Überwachungssystem aufgebaut hat. Ende Januar schlug es besonders laut Alarm: Das US-Abgeordnetenhaus billigte eine Konjunkturpaket über 820 Milliarden Dollar, das für Infrastrukturinvestitionen die Verwendung von Eisen oder Stahl ausschließlich aus dem Inland vorschreibt. Auch wenn Präsident Barack Obama davon abgerückt ist, droht jetzt eine fatale Kettenreaktion.

      Denn die aufstrebenden Wirtschaften wie China, Brasilien und Indien könnten den wachsenden Protektionismus der wohlhabenden Länder mit gleicher Münze heimzahlen. Folge wäre ein weltweiter Handelskrieg, bei dem es am Ende nur Verlierer gibt. Ganz schlimm würde es eine Exportnation wie Deutschland treffen.

      In schwierigen Zeiten neigen Regierungen zum Nationalismus
      Der Reflex ist altbekannt. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben Regierungen schon immer zum Nationalismus geneigt. Oft wird in diesen Tagen an die amerikanischen Politiker Willis Hawley und Reed Smoot erinnert, die 1930 ein Gesetz initiierten, das den Zoll auf mehr als 900 Waren drastisch erhöhte. WTO-Generaldirektor Pascal Lamy nennt heute das Hawley-Smoot-Gesetz „einen der größten Fehler der Wirtschaftsgeschichte“. Der mexikanische WTO-Botschafter in Genf brachte unlängst sogar Fotos der beiden Übeltäter mit in eine WTO-Besprechung, um nachdrücklich vor einer Neuauflage ihrer falschen Strategie zu warnen. Als andere Länder damals mit gleichen Mitteln gegen die USA zurückschlugen, kam der Welthandel fast zum Erliegen. Zwischen 1929 und 1933 schrumpfte sein Volumen um zwei Drittel.

      Die Warnungen vor dem Horrorszenario scheinen eine gewisse Wirkung zu entfalten. Immerhin will die US-Regierung jetzt von der Buy-American-Klausel absehen, auch wegen massiver Proteste von Handelspartnern und bestimmten Konzernen im eigenen Land. International aufgestellte Unternehmen wie Boeing, Caterpillar und General Electric, die für ihre Inputs wie auch für ihren Absatz auf offene Märkte angewiesen sind, haben sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass eine Politik der Abschattung ihre Geschäfte gefährdet.

      Trotzdem bleibt der Protektionismus global auf dem Vormarsch. In Spanien fordert Industrieminister Miguel Sebastián ungeniert Verbraucher auf, heimische Produkte zu bevorzugen: „Es gibt etwas, das die Bürger für ihr Land tun können: auf Spanien und seine Produkte setzen.“ In Frankreich hat Präsident Nicolas Sarkozy den Automobilbauern das Versprechen abgenommen, keine Jobs ins Ausland zu verlagern, wenn sie Staatsbeihilfen annehmen. Und nun stellt er den Autobauern weitere Prämien in Aussicht, wenn sie heimische Zulieferer bevorzugen.

      In Deutschland regte CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg an, die Abwrackprämie zu überarbeiten, sodass deutsche Hersteller davon profitieren: „Unser Konjunkturpaket soll Arbeitsplätze in Deutschland sichern und nicht in Fernost.“ EU-Industriekommissar Günter Verheugen kontert: „Wenn die CSU vorschreiben will, dass nur in Deutschland hergestellte Autos gekauft werden dürfen, wenn die Abwrackprämien in Anspruch genommen wird, dann kann sie das vergessen.“

      Doch die EU-Kommission, die eigentlich darüber wachen soll, dass sich europäische Staaten nicht voneinander abschotten, schreckt gegenüber dem Rest der Welt vor protektionistischen Maßnahmen nicht zurück. Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer-Boel kündigte an, Europa werde die Exportbeihilfen für Milch, Butter und Käse wieder aufnehmen, und weckte so neue Begehrlichkeiten: Die Franzosen fordern, die Hilfen auf Schweinefleisch auszuweiten. Mit solchen Interventionen werden Agrarerzeugnisse in Märkte gedrückt, in denen es eigentlich keine Nachfrage nach teuren europäischen Produkte gibt, etwa in Afrika und Südamerika.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/welthandel-droht-wegen-prote…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 14:24:47
      Beitrag Nr. 707 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.344 von Maraho am 11.02.09 06:02:50Und das schreiben die Schweizer über das US-Rettungspaket:


      Obama ungehalten über Wall Street

      Negative Reaktion der Börsen auf Billionenpaket für den Finanzsektor

      Präsident Obama hat verärgert auf die negative Antwort der Börsen auf sein Billionenpaket zur Rettung des Finanzsektors reagiert. «Die Wall Street hofft auf einen einfachen Weg aus der Krise, aber es gibt keinen einfachen Weg», sagte Obama im Fernsehsender ABC.

      Die ungnädige Reaktion der Börsen auf den Banken-Plan der US-Regierung hat Barack Obama erzürnt. Der Präsident sagte, er werde die Banken «hart rannehmen», um das Finanzsystem wieder transparent zu machen. Obamas Finanzminister Tim Geithner hatte am Dienstag einen Drei-Punkte-Plan vorgestellt, der den Finanzsektor stabilisieren und die Kreditvergabe wieder in Schwung bringen soll.

      Im Mittelpunkt stehen die Errichtung einer «Bad Bank», die den Finanzhäusern faule Wertpapiere abkaufen und so den Kreditfluss wieder in Gang bringen soll, sowie die Aufstockung eines Kreditprogramms der Notenbank Fed auf bis zu eine Billion Dollar.

      Der Dow Jones-Index hatte daraufhin um 4,62 Prozent nachgelassen, die Technologiebörse Nasdaq verlor 4,2 Prozent. Analysten an der Wall Street kritisierten Obamas Vorhaben als zu komplex und an einigen wichtigen Stellen zu vage.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/obama_un…


      Bis später.....
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 15:21:16
      Beitrag Nr. 708 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.557.585 von Maraho am 11.02.09 14:24:47Obama und Geithner haben vollkommen Recht. All die Banker und Investmentlegenden fordern nur und haben auch kein in sich schlüssiges Konzept. «Die Wall Street hofft auf einen einfachen Weg aus der Krise, aber es gibt keinen einfachen Weg».

      Im Augenblick geht es doch mehr darum, dass jede Partei auslotet, "wie kann ich meine Sache verkaufen und dabei den höchstmöglichen Reibach machen." Mittlerweile gibt es nur noch Opfer der Krise.

      Straf- und Gewalttaten stellen Menschen zwangsläufig in konfliktreiche Täter-Opfer-Beziehungen. Opferrolle und Täterrolle scheinen zumeist eindeutig verteilt. Doch im Kontext von Ursache, Schuld, Strafe und Leiden können Täter zugleich Opfer sein, Opfer zu Tätern werden. Konfliktsituationen erzeugen bei Bankern ethische Probleme, zwingen zum Tätersein und Opferwerden. :laugh:

      Ich möchte gar nicht auf das Thema Verantwortung eingehen. Mittlerweile hat sich ja klar rausgestellt, dass der kleine Häuslebauer und der Fondssparer die Verantwortlichen der Krise waren.
      Häuslebauer haben wider besseren Wissen Geld von Banken genommen, obwohl sie wussten, dass sie nie in die Lage kommen würden, den Betrag zurückzuzahlen.

      Durch die Masse der verzweifelt nach rentierlichen Anlagen suchenden Fondsparer wurden die Banker doch erst gezwungen immer mehr in den spekulativen Bereich zu gehen. Halt die Gier der kleinen Leute!;)
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 16:28:59
      Beitrag Nr. 709 ()
      Wall Street klar auf Erholungskurs

      Nach dem gestrigen Kurseinbruch in Zusammenhang mit dem durch US-Finanzminister Timothy Geithner vorgelegten Bankenrettungsplan befindet sich die Wall Street am Mittwochmorgen klar auf Erholungskurs. Der Dow Jones verbucht aktuell ein Plus von 0,69 Prozent und notiert bei 7.943,20 Indexpunkten. Der Nasdaq_Composite legt 0,56 Prozent zu und steht bei 1.533,20 Zählern.



      Laut Angaben des Handelsministeriums hat sich das Defizit beim Handel mit Waren und Dienstleistungen im Dezember verringert. So sank das Handelsbilanzdefizit um 4 Prozent auf 39,9 Mrd. Dollar, während Volkswirte einen Rückgang auf 36 Mrd. Dollar prognostiziert hatten.
      :laugh::laugh::laugh:
      Der Chip-Ausrüster Applied Materials hat am Vorabend die Zahlen für das erste Fiskalquartal auf den Tisch gelegt. In Zusammenhang mit Restrukturierungskosten ist der Konzern dabei in die Verlustzone gerutscht. Auf bereinigter Basis wurde beim EPS-Ergebnis wie erwartet ein ausgeglichenes Ergebnis eingefahren. Die Aktie gibt leicht ab. Für den kanadischen BlackBerry-Hersteller Research In Motion geht es dagegen um rund 12 Prozent in die Tiefe, nachdem der Konzern seine Anteilseigner mit einem schwachen Ausblick verschreckt hat.

      Daneben knicken Titel von NVIDIA um rund 6 Prozent ein. Wie der Grafikchip-Hersteller am Vorabend mitteilte, hat er im Schlussquartal bei einem Umsatzeinbruch um 60 Prozent einen deutlichen Verlust hinnehmen müssen. Die Prognosen der Analysten wurden dabei verfehlt. Papiere des IT-Dienstleisters Computer Sciences, der für das abgelaufene Quartal einen operativen Ergebnisanstieg vermelden konnte und die Erwartungen geschlagen hat, rücken um gut 2 Prozent vor.

      Eine positive Nachricht konnte auch General Electric verkünden. Der Mischkonzern hat aus Saudi-Arabien einen Großauftrag zur Lieferung von mehr als 30 Gasturbinen an Land gezogen. Das Auftragsvolumen wurde auf knapp 1 Mrd. Dollar beziffert. Der Wert gewinnt daraufhin fast 3 Prozent.Im Gesamtjahr 2008 stieg der Umsatz um sechs Prozent auf 182,5 Milliarden Dollar. 1 Mrd Umsatz = 3% :laugh: Dagegen informierte der Sportartikelhersteller Nike im Zuge von Kostensenkungsmaßnahmen über ein groß angelegtes Stellenstreichungsprogramm. Der Titel gibt kurz nach Handelsstart leicht ab. Hätte der Titel jetzt nicht 25% zulegen müssen? :eek:

      Das sind schon tolle Erklärungen für ein Kursplus! ;)

      Autor: w:o_redaktion
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 17:09:43
      Beitrag Nr. 710 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.558.081 von kiska am 11.02.09 15:21:16Guten Abend kiska,

      Obama und Geithner haben vollkommen Recht. All die Banker und Investmentlegenden fordern nur und haben auch kein in sich schlüssiges Konzept. «Die Wall Street hofft auf einen einfachen Weg aus der Krise, aber es gibt keinen einfachen Weg».

      andererseits bedenke eines:

      1. Obama ist auch nur eine Figur auf dem Brett.
      Die "Finanzkrise" lief ja schon während des Wahlkampfes, sodaß er auch involviert war/ist. Als Präsidentschaftskandidat sowieso.
      Im übrigen gehören seinem Kabinett Personen an, die schon "Regierungserfahrung" haben und somit um die Zusammenhänge wissen.

      2. Mag ja sein, daß seine Aussage vom Inhalt her richtig ist, aber Fakt ist auch, daß (nicht nur in Ami-Land) die Aufsichtsbehörden versagt haben, in denen meines Wissens auch die Politik sitzt.

      3. Ich denke, dies alles ist nur ein großer Mummenschanz. Der Menschheit wird "Demokratie" bzw. "Meinungsfreiheit" durch solche gegenseitigen Forderungen bzw. Schuldzuweisungen nur vorgegaukelt.
      An das Drehbuch, welches wir nicht kennen, halten sich "dort oben" alle.
      USA = Hollywood!
      Was wirklich läuft, entnehmen wir der Presse sowieso nicht. Es sei denn, man kann zwischen den Zeilen lesen.

      So zumindest sehe ich es.

      Grüße von Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 17:19:21
      Beitrag Nr. 711 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.558.081 von kiska am 11.02.09 15:21:16Hierzu übrigens ein interessanter Artikel:

      Zäsur

      US-Rettungspaket: Macht rutscht zum Staat
      von Markus Ziener

      Konjunkturpaket und Banken-Bail-out: Durch den staatlichen Superkraftakt in den USA sind alle anderen Beteiligten nahezu erstarrt. Mit einem funktionierenden Markt hat das nur noch wenig zu tun.

      Selten in der amerikanischen Geschichte musste ein neuer Präsident so schnell das politische Kapital einsetzen, das er kurz zuvor von den Wählern übertragen bekam. Ganze drei Wochen nach Amtsantritt wird alleine Obamas Name mit dem Konjunkturpaket, dem Banken-Bail-out und dem Ringen im Kongress verbunden. Geht die Sache schief, dann wird Obama das Scheitern angelastet. Da mögen George W. Bush und dessen Finanzminister Henry Paulson noch so sehr an der Entstehung beteiligt gewesen sein. Es interessiert niemanden mehr.

      Selten auch musste so viel Vertrauen und Goodwill in ein Projekt investiert werden, von dem man so wenig sagen konnte, ob es glückt. Verfolgt man die Debatten über das rund 800 Milliarden Dollar schwere Konjunkturpaket und den Plan zur Rettung der Banken, so ist es faszinierend aber auch erschreckend zu sehen, wie unsicher die Architekten des Plans sind. Obwohl seit Wochen über den Nutzen debattiert wird, findet sich kein wirklicher Konsens. Während die Konservativen das Heil im Instrument der Steuersenkungen sehen, glauben die Liberalen, dass ohne massive Staatsausgaben die Abwärtsspirale nicht gestoppt werden kann.

      Allerdings fühlen sich beide Seiten in ihrer Haut nicht wohl. Weil sie einfach nicht wissen, ob die Rezepte, die sie vorschlagen, für diese Krise tatsächlich taugen. Sie wissen weder, ob die Ausgaben tatsächlich die erhofften Jobs produzieren, ob die Hilfen für Banken endlich den Kreditmarkt auftauen und ob die Steuersenkungen wirklich ausgegeben oder nicht vielleicht doch vor allem gespart werden.

      Auf seiner ersten großen Pressekonferenz konnte Barack Obama auch nicht erklären, warum dieses Konjunkturpaket die optimale Lösung darstellt. Mit einem Drittel Steuersenkungen und zwei Dritteln Staatsausgaben ist es in Wirklichkeit ein Kompromissangebot, um sich nach beiden Seiten abzusichern. Immer wieder führte Obama deshalb das ultimative, allerdings ökonomisch nicht gerade überzeugende Argument an, dass die Dramatik der Stunde schnelles Handeln erfordere. Nur so könne verhindert werden, dass aus der Krise eine Katastrophe werde, sagte Obama.

      Getrieben wird die Regierung von den jeden Monat weiter ansteigenden Arbeitslosenzahlen. Der Hinweis darauf, dass alleine im Januar in den USA mit über 500 000 Jobs so viele Arbeitsplätze verlorengingen wie der Bundesstaat Maine insgesamt zur Verfügung hat, verleiht den Regierungsmaßnahmen etwas Atemloses. Und genau das ist es, was ein ungutes Gefühl erzeugt: Denn wer jetzt nicht mitmacht, der muss sich später möglicherweise vorhalten lassen, die Misere noch verschlimmert zu haben. Doch eine gute Basis für Entscheidungen ist das kaum.

      Die Republikaner beschwert zudem eine politische Dimension. Denn so wie kaum ein anderer US-Präsident hat Barack Obama mit dem Ausgabengesetz die Chance, die Prioritäten grundsätzlich zu verändern. Zur Erinnerung: Die Tatsache, dass die amerikanische Infrastruktur, das Sozialsystem, das Bildungswesen so sehr reparaturbedürftig sind, hat einen Grund. Denn seit Jahrzehnten kämpft eine Lobby mit staatsphilosophischen Argumenten darum, dass sich ebenjener Staat aus öffentlichen Aufgaben so weit wie möglich heraushält. Bislang hat dies auch funktioniert. Selbst unter der Präsidentschaft des Demokraten Bill Clinton wuchs das öffentliche Engagement nur bescheiden an. Das resultierte zunächst aus den Zwängen, die sich aus dem Budgetdefizit ergaben. Später sorgte ein republikanisch kontrollierter Kongress für eine Begrenzung staatlicher Ausgaben.

      Vor dem Hintergrund der Krise kann Obama diese Agenda nun radikal verändern. Obama kann das föderale Füllhorn über den Arbeitslosen ausschütten, über dem Gesundheitssystem, über notleidenden Bundesstaaten. Schon jetzt sichert ihm das die Unterstützung von Gouverneuren jeder politischen Couleur, denen schlichtweg das Geld ausgeht. So hat sich etwa auch der populäre Republikaner Charlie Crist aus Florida demonstrativ auf Obamas Seite geschlagen. Ideologie hin oder her – Crist setzt darauf, mit Hilfe der Obama-Milliarden den Niedergang seines Urlauber- und Rentnerparadieses zu stoppen.

      Dabei ist das, was sich derzeit abspielt, sehr wahrscheinlich noch nicht das Ende. Finanzminister Tim Geithner kündigte gestern zwar an, sich bei der Bankenhilfe zunächst auf die zweite Tranche des 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets beschränken zu wollen. Doch hinter den Kulissen wird bereits an einem Plan B gearbeitet, sollten die 350 Milliarden Dollar nicht genügen. Dazu zählt die Auflage eines öffentlich-privaten Fonds, der mit bis zu einer Billion Dollar gefüllt werden soll. Aus diesem Topf könnten dann die toxischen Guthaben gekauft werden – in der Hoffnung, dass diese irgendwann gewinnbringend wieder abgegeben werden. Mit ähnlichen Modellen sollen der eingefrorene Kreditmarkt für Autos, Studentendarlehen und Konsumentenkredite wieder flottgemacht werden. Gearbeitet wird zudem an einem Rezept für den Immobilienmarkt. Die Gesamtsummen, die hier verhandelt werden, sind schwindelerregend.

      Einen negativen Effekt hat der staatliche Superkraftakt bereits jetzt: Da die Regierung so dominant wirkt, sind alle anderen Beteiligten nahezu erstarrt. Sie unternehmen nichts, solange sie nicht wissen, was der Staat tatsächlich vorhat. Mit einem funktionierenden Markt hat das nur noch wenig zu tun.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-komment…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 17:27:42
      Beitrag Nr. 712 ()
      Einfach so, ohne direkten Bezug auf etwas, oder vielleicht doch...
      ...die Abwrackprämie. Opel fordert doch eine Verlängerung derselben.
      Ich lasse also mein Fahrzeug "abwracken", entscheide mich für einen Opel. Und was bekomme ich dafür....;)
      Toll!


      Autobauer
      Opel ruft 166 000 Autos zurück

      Es ist die größte Rückrufaktion seit Jahren: Der Autobauer Opel ruft offenbar über 150 000 Fahrzeuge zurück in die Werstätten. Es gibt laut Medienberichten Probleme mit der Handbremse. Dabei könnten die Autos ungewollt wegrollen.

      HB RÜSSELSHEIM. Wegen Problemen mit dem Handbremshebel ruft Opel nach einem Bericht der Online-Ausgabe von auto motor und sport in Deutschland 166 300 Fahrzeuge der Baureihen Vectra und Signum in die Werkstätten zurück. Bei den betroffenen Modellen besteht aufgrund einer zu schwachen Feder die Möglichkeit, dass die Handbremse nicht richtig einrastet.

      Dadurch kann es zu einem ungewollten Wegrollen des Fahrzeugs kommen. Von der Serviceaktion sind alle Vectra und Signum der Baujahre 2002 bis 2007 betroffen. Die Halter werden von Opel informiert und mit ihren Fahrzeugen in die Werkstätten gebeten.

      Während des etwa 15-minütigen Werkstattaufenthaltes wird die betroffene Feder kostenlos ausgetauscht. Laut Aussage eines Opel-Sprechers gegenüber auto-motor-und-sport.de ist es bisher noch zu keinen Personenschäden gekommen. Die Rückrufaktion ist mit über 160 000 Fahrzeugen eine der größten Aktionen der vergangenen Jahre.

      2008 hatte Opel nach der Rückrufstatistik von auto motor und sport mit 53 780 Fahrzeugen die meisten Autos zurück gerufen. Allein 47 000 Astra-Fahrer mussten für eine Überprüfung des Öldrucksensors in die Werkstatt. Auch 2007 waren die Modelle aus Rüsselsheim weit oben in der Rückrufstatistik von auto-motor-und-sport.de: 34 000 Opel Corsa und 26 500 Opel Zafira mussten in die Werkstätten beordert werden. Nur Peugeot war 2007 noch stärker von Rückrufen betroffen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/opel-ru…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 17:41:25
      Beitrag Nr. 713 ()
      Eigentlich ist es unglaublich, dass trotz der extrem gesunkenen Preise für die US-Rohstoffimporte und trotz des eingebrochenen Konsums in den USA das Defizit immer noch bei fast 40 Milliarden liegt.
      Alleine die Kostenerparnis bei den Ölimporten ist beträchtlich.
      Die USA importieren Pro Tag etwa 13 Mio Barrel Öl, also im Monat 390 Mio Barrel. Wenn statt der gegenwärtigen 40 Dollar pro Barrel das Öl 120 Dollar kosten würde, wie im 1. Halbjahr 2008 im Durchschnitt, dann wäre die Importrechnung um 31 Milliarden Dollar im Monat höher.
      Dann wären die bei einem Defizit von 70 Milliarden pro Monat.
      Der zurückgehende Ölpreis alleine hat also gerade mal für diesen Rückgang gesorgt. Der Rückgang im Konsum hat sich garnicht Defizitdämpfend ausgewirkt.
      Andere günstigere Preise für sonstige Rohstoffimporte sind in der Rechnung noch nicht enthalten
      Sollten der Ölpreis und/oder der US-Konsum wieder ansteigen, dann würde das Defizit erneut durch die Decke gehen, auf wahrscheinlich neue Höchststände.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 18:02:34
      Beitrag Nr. 714 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.559.502 von Triakel am 11.02.09 17:41:25Guten Abend Triakel,

      das "Programm" ist einfach nur krank!
      Mehr kann/muß man dazu eigentlich nicht mehr sagen.

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 18:25:54
      Beitrag Nr. 715 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.481.555 von Maraho am 30.01.09 13:36:59Seit Wochen Diskussionen...
      ...wo ist die Lösung...


      Robert Solow

      "Konjunkturpaket ist zu klein"
      von Ulrike Heike Müller (Berlin)

      Ein schnelleres und abgestimmtes Steuern gegen die Rezession hat der Nobelpreisträger von den Regierungschefs in Europa gefordert. "Sie müssen ihre Hilfen in den kommenden ein oder zwei Monaten koordinieren", sagte der US-Ökonom im FTD-Interview.

      Gemeinsam mit anderen Volkswirten forderte er ein neues Sekretariat bei der informellen Euro-Gruppe, das entsprechende Schritte planen soll. Damit würden die Finanzminister der Euro-Länder gestärkt.

      Bislang sei die europäische Krisenpolitik mager und unkoordiniert. "Je schneller Europa beginnt, den wegbrechenden privaten Konsum und Firmeninvestitionen durch Staatsausgaben zu ersetzen, desto effektiver wirken Konjunkturprogramme", sagte der emeritierte MIT-Professor.

      Für ein koordiniertes Vorgehen zur Krisenbekämpfung sprach sich am Montag auch der derzeitige EU-Ratsvorsitzende aus, Tschechiens Ministerpräsident Mirek Topolanek. Auf einem Sondertreffen sollten die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder noch vor ihrem regulären Frühjahrsgipfel im März Maßnahmen abstimmen.

      Der Fiskalpolitik kommt nach Ansicht Solows eine besondere Bedeutung zu, da sie im Gegensatz zur Geldpolitik in der Euro-Zone den einzelnen Ländern Spielräume lässt. Vor allem die wirtschaftlich bedeutenden Staaten sollten mit großen Hilfspaketen in die Bresche springen. "Deutschland kann da eine Schlüsselrolle einnehmen", sagte Solow. Bislang tue es dies nicht ausreichend.

      "Deutschland sollte mehr tun. Das Konjunkturpaket im Umfang von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ist zu klein", sagte Solow. Er und die im Cournot-Zentrum für Wirtschaftsforschung zusammengeschlossenen Ökonomen forderten am Montag mindestens zwei Prozent.

      Zu der Gruppe um Solow - er ist Gründungsdirektor des Zentrums - gehören Professoren wie Paul De Grauwe und Gerhard Illing von den Unis in Leuven und München. Sie plädieren vor allem für arbeitsintensive Investitionen und solche in die öffentliche Infrastruktur.

      Steuersenkungen "reine Verschwendung"

      Von Steuersenkungen erwarten sie keinen Beitrag zur Wirtschaftsbelebung. "Sie sind reine Verschwendung", sagte Solow. Mindestens die Hälfte des geringeren Steuerbetrags würde gespart. Solche Maßnahmen sind nach Ansicht des 84-Jährigen nur sinnvoll, wenn sie genau darauf abzielen, die Nachfrage sofort anzukurbeln. Die Cournot-Gruppe verweist dabei auf Steuersenkungen, von denen private Haushalte mit Finanzproblemen profitieren.

      Angesichts offener Volkswirtschaften könne ein Land nicht darauf setzen, einziger Profiteur von Maßnahmen zur Stützung der Inlandsnachfrage zu sein. Weil Staaten unterschiedlich umfangreiche Hilfspakete schnürten, wachse die Gefahr von Protektionismus. Das Risiko könnte minimiert werden, wenn alle Staaten sich auf Fiskalimpulse von zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung einigten. Im Dezember hatten sich die Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel vage auf rund 1,5 Prozent festgelegt.

      Als Handlungsanweisung ist dies den Ökonomen um Solow zu vage. Deshalb solle die Euro-Gruppe ein sofortiges Mandat erhalten, um konkrete Bedingungen für Staatspakete festzulegen. Die Euro-Gruppe ist ein informelles EU-Gremium zur Koordinierung der Steuer- und Wirtschaftspolitik der Euro-Zone. Vertreten werden die Länder vor allem durch die Wirtschafts- beziehungsweise Finanzminister. "Ein Abwarten, bis ein geeigneter Koordinationsmechanismus auf europäischer Ebene ausgehandelt ist, würde die Rezession noch weiter vertiefen und verlängern", schreibt die Cournot-Gruppe. Solow: "Es gibt genügend Experten, die Details eines solchen Planes schnell ausarbeiten können."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Robert-Solow-Konjunktu…
      445 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 18:48:57
      Beitrag Nr. 716 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.508.866 von kiska am 04.02.09 12:07:18So lange ist das schon wieder her...


      Unternehmensinsolvenzen

      Firmen sterben wie die Fliegen
      von Dieter Fockenbrock, Markus Hennes und Susanne Metzger

      2009 wird die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland kräftig nach oben schnellen. Das prognostiziert die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Bis zu 35 000 Unternehmen könnten in diesem Jahr zahlungsunfähig werden. Dabei sind gerade die Mittelständler derzeit besser gerüstet als vor einigen Jahren.


      DÜSSELDORF. Schiesser, Märklin, Rosenthal - drei traditionsreiche Markenartikler hat es bereits erwischt. Sie werden wohl nicht die letzten sein: Im Gesamtjahr 2009 wird die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wieder kräftig nach oben schnellen, prognostiziert die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. "Der globale Wirtschaftsabschwung und die härteren Finanzierungsbedingungen führen dazu, dass in diesem Jahr voraussichtlich 33 000 bis 35 000 Unternehmen zahlungsunfähig werden", sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödl in Düsseldorf.

      Die gute Nachricht: Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland wird auch im schlimmsten Fall deutlich unter dem Höchststand aus dem Jahr 2003 bleiben, als 39 470 Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten mussten. Im Vergleich zur damaligen Krise seien die deutschen Mittelständler diesmal besser für den Abschwung gewappnet. "Und die Unternehmen haben", fügte Rödl hinzu, "früher reagiert". Außerdem geht der Creditreform-Experte davon aus, dass die Konjunkturpakete der Bundesregierung im Laufe des Jahres Wirkung entfalten und den schlimmsten Absturz verhindern werden. Für die EU-Staaten plus Norwegen und die Schweiz erwartet Creditreform einen ähnlichen Trend: Die Experten prognostizieren einen Anstieg der Insolvenzen um 13 Prozent auf 170 000 Fälle.

      Creditreform legte zugleich Daten für das Jahr 2008 vor. Demnach ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa erstmals seit dem Jahr 2005 gestiegen: um elf Prozent auf gut 150 000 Fälle. Massiv betroffen von Firmenpleiten waren dabei ausgerechnet diejenigen Länder, in denen die Wirtschaft in den Jahren zuvor regelrecht boomte. In Spanien stieg die Zahl der Insolvenzen im vergangenen Jahr um 138,6 Prozent auf 2100 und in Irland um 120,8 Prozent auf 700 Fälle. Der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 36,4 Prozent, der Handel (33,3 Prozent) und das Baugewerbe (19,3 Prozent) waren die am stärksten betroffenen Branchen.

      Auch in Deutschland drehte der Trend. Erstmals seit 2003 nahm im vergangenen Jahr die Zahl der Firmenpleiten wieder um 2,2 Prozent auf 29 800 Fälle zu. Fast eine halbe Million Beschäftigte war von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen. 2009 könnte die Zahl um bis zu 18 Prozent steigen, schätzt Creditreform.

      Mit der Rezession hat sich die Zahlungsmoral in fast allen untersuchten europäischen Staaten ebenfalls verschlechtert. In Italien dauert es mittlerweile im Schnitt 92 Tage, bis offene Rechnungen beglichen werden. In Deutschland muss ein Gläubiger mit 39 Tagen nur halb so lange warten, bis er an sein Geld kommt. Kritisch ist darüber hinaus, dass sich Kreditversicherer aus Teilen des Marktes ganz oder teilweise zurückziehen. "Das ist nicht von Pappe", warnt Credit-Reform-Manager Rödl. Denn der Rückzug der Kreditversicherer vergrößert die Probleme bei der Absicherung von Forderungen gegenüber Kunden.

      Die wichtigste Kennziffer zur Beurteilung der Bonität des Schuldners bildet aus Sicht des Gläubigers traditionell das Eigenkapital. Hierbei tun sich im deutschen Mittelstand große Unterschiede auf: 30 Prozent der von Creditreform untersuchten Unternehmen haben eine Eigenkapitalquote an der Bilanzsumme von weniger als zehn Prozent. 42 Prozent dieser Firmen berichten, dass sich als Folge der verschlechterten Geschäftslage die Konditionen für die Kreditaufnahme in den vergangenen Monaten merklich verschärft hätten.

      Bei den Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent lag dieser Anteil dagegen nur bei 16 Prozent. Zu dieser Gruppe zählt inzwischen fast jeder zweite deutsche Mittelständler. Gleichwohl sind in ganz Westeuropa sieben Mio. Unternehmen unterfinanziert, schätzen die Experten.

      Dies dürfte insbesondere für die etwa 1 200 Unternehmen in Deutschland aus der Autozulieferbranche gelten. Sie stecken seit Herbst 2008 in einer schweren Krise, weil die gebeutelten Autokonzerne quasi über Nacht die Abruforders um 30 Prozent kürzten. Postwendend brach wegen der engen Verzahnung mit den Abnehmern auch die Produktion der Zulieferer zusammen.

      Verschärfend kommt hinzu: Etwa jeder zwölfte Autozulieferer in Deutschland befindet sich, so schätzen Branchenkenner, in der Hand von Finanzinvestoren. Die meisten dieser Unternehmen sind hochverschuldet, weil die betreffenden Firmen den Kaufpreis selbst finanzieren mussten. Wenn dann noch der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft versiegt, wird die Liquidität schnell knapp. Der Weg, zusätzliche Kredite bei den Banken aufzunehmen, ist versperrt. Das wurde dem niedersächsischen Zulieferer Stankiewiecz zum Verhängnis. Das Unternehmen musste im Dezember Insolvenz anmelden, weil es am Ende nicht einmal die Löhne für die 2 200 Mitarbeiter zahlen konnte.

      Immerhin: Aus Kreisen führender Insolvenzverwalter ist zu hören, dass die Chancen, einen Kaufinteressenten für einen insolventen Automobilzulieferer zu finden, weit besser sind als erwartet. Zwar seien auch einige Finanzinvestoren unterwegs, um für "kleines Geld ein interessantes Portfolio zusammenzukaufen", heißt es. Aber es gebe weitaus mehr finanzstarke Mittelständler, die jetzt die Gunst der Stunde nutzen wollten, um Konkurrenten aufzukaufen oder die Produktpalette zu erweitern.

      Fehlgeschlagen sind in jüngster Zeit Versuche, sich dem deutschen Insolvenzrecht zu entziehen. So hatten die Käufer des Autozulieferers Schefenacker (heute Visiocorp) vor einigen Jahren den Firmensitz von Stuttgart nach London verlegt, um das gläubigerfreundliche britische Insolvenzrecht zu nutzen. Auch beim Bauunternehmen Brochier versuchten Investoren den Trick mit der Verlagerung. Doch auch die englischen Richter befanden schließlich, dass das Recht am tatsächlichen Unternehmenssitz maßgeblich ist - und nicht dasjenige irgendeiner Briefkastenfirma. Diese Fälle hatten eine heftige Debatte darüber ausgelöst, ob das vor zehn Jahren renovierte deutsche Insolvenzrecht international wettbewerbsfähig sei.

      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/nachrichten-trends…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 18:55:56
      Beitrag Nr. 717 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.559.864 von Maraho am 11.02.09 18:25:54Tja, und unsere Staatslenker in Europa beschimpfen sich gegenseitig...


      Französische Autohilfen
      Merkel wettert gegen Sarkozy-Milliarden

      Der Autobau ist Deutschlands Schlüsselbranche. Nach der Milliardenhilfe des französischen Präsidenten Sarkozy für heimische Hersteller macht sich Angst vor Protektionismus breit. Die Kanzlerin fordert gleiche Wettbewerbsbedingungen.

      Die französische Milliardenspritze werde Thema eines informellen EU-Sondergipfel am 1. März sein, sagte Merkel am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem neuen belgischen Premierminister Herman Van Rompuy in Berlin. Im europäischen Binnenmarkt müssten gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen, betonte die CDU-Vorsitzende. Mit Van Rompuy vereinbarte sie eine enge Zusammenarbeit, um die Krise bei Opel zu überwinden. Belgien hat ein Opel-Werk in Antwerpen.

      Der von Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy als "außerordentliche Hilfe" angekündigte Kredit in Höhe von 6 Mrd. Euro soll auf fünf Jahre je zur Hälfte an die Autobauer Renault und PSA Peugeot Citroen gehen. Der Zinskurs wird dabei gegenüber den marktüblichen zwölf Prozent bei sechs Prozent liegen. Angeblich gibt es die Bedingung, dass die Konzerne für die Dauer der Kredithilfen auf Verlagerungen ins Ausland verzichten und vorrangig bei heimischen Lieferanten kaufen sollen. Das war mehrfach als Protektionismus kritisiert worden.

      Zu den französischen Hilfen für die Autoindustrie sagte Merkel: "Es wird sicher um die Frage gehen, welche Zinssätze marktgerecht sind". Auch die Frage der Vorproduktion von französischen Autos in anderen EU-Ländern werde Thema sein. "Hier müssen wir schon für ein gleiches Spielfeld eintreten, auf dem dann auch der europäische Wettbewerb stattfindet", sagte die Kanzlerin.

      Alle hätten Sorgen um die Autoindustrie und prüften Wege zur Beschäftigungssicherung. Die EU-Kommission sei dafür zuständig, dass es dabei fair und gerecht zugehe, betonte Merkel. Auch Van Rompuy sagte: "Die Wettbewerbsregeln müssen für alle Länder in Europa die gleichen sein."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Franz%F6sische-Autohilfe…
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      schrieb am 11.02.09 19:02:21
      Beitrag Nr. 718 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.555.266 von Triakel am 11.02.09 09:57:32Für Dich, Triakel...
      Böse, böse...


      Weltwirtschaftskrise

      Der überforderte Kapitalismus

      Die USA stemmt sich mit einem 2 Billionen-Programm gegen die Abwärtsspirale. Jetzt zeigt sich: Der Neoliberalismus hat die Welt ins größte Desaster seit Hitler und Stalin geritten.
      VON ROBERT MISIK


      1.000.000.000.000, eine Billion Dollar, so viel will die Obama-Regierung in die Finanzwirtschaft pumpen. Wohlgemerkt: nur ins Bankensystem. Rund 800 Milliarden zur Stimulierung der einbrechenden Konjunktur kommen noch dazu. Eine irre Zahl, mit viel Symbolwert. Das ist nicht nur ein "Hilfsprogramm", das den privaten Investoren die Verluste abnimmt, nachdem sie jahrelang die Gewinne eingesackt haben. Wie immer der Plan von US-Finanzminister Timothy Geithner im Detail aussehen wird, der Staat wird die Bedingungen diktieren. Im Extremfall werden Banken, die praktisch insolvent sind, verstaatlicht werden. Die Idee dabei: Wenn die Finanzhäuser mal wieder saniert sind, werden nicht die heutigen Investoren verdienen, sondern das Gemeinwesen wird hoffentlich etwas zurückerhalten. Das ist ein Gebot der Gerechtigkeit.

      Noch gibt es ein paar Unentwegte, die uns immer noch sagen: Das mag gerecht erscheinen, jedoch sei dieser Weg ökonomisch ganz falsch. Schließlich sei der Staat doch ein schlechter Unternehmer. Nun, das mag sein. Aber ein schlechterer Unternehmer als die, die gegenwärtig das Sagen haben, kann er gar nicht sein.

      Der Staat ist zurück. Für einen Augenblick wollen wir festhalten, wie paradox das ist. Die "Mehr privat, weniger Staat"-Ideologie schwappte aus den USA über die westliche Welt. Wobei der Begriff "Ideologie" nur ein Hilfsausdruck ist. Denn es war nicht eine Idee schwindliger Ideologen, sondern Regierungspraxis. Mit Ronald Reagan war ein Präsident ins Weiße Haus eingezogen, der von der Spitze der Regierung aus stets bekundete, dass der Staat letztendlich etwas Schlechtes ist. Ein Regent, der gegen das Regieren regierte. Unter George W. Bush setzte sich diese Tragödie als Farce fort. Eines der Kuriosa dieses Sachverhalts ist, dass deshalb diese Ideologie auch nicht Schaden nahm, wenn ihre Verfechter grottenschlecht regierten. Schließlich konnten sie einwenden: "Ja, Regierungen sind eben etwas Schlechtes, haben wir ja immer schon gesagt." Gut sind die Märkte, die Privatinitiative, die unsichtbare Hand. Schlecht sind die Institutionen, die Regeln, die Ämter, die Bürokraten - bis zum vergangenen Herbst.

      Damals, nach dem Infarkt der Finanzmärkte infolge der Lehman-Pleite, kollabierte der Kapitalismus nur deshalb nicht, weil der Staat ihn gerettet hat. Es war die größte Staatsinterventionswelle seit Wladimir Iljitsch Lenin.

      Mittlerweile zeigt sich, dass die Hunderte von Milliarden, die in den Finanzsektor gepumpt wurden, nicht ausgereicht haben - auch nicht die konzertierten Aktionen der wichtigsten Notenbanken. Das globale Finanzsystem ist zu sehr beschädigt. In den Bilanzen der Banken schlummern faule Kredite und unberichtigte "Werte", also krass überbewertete Wertlosigkeiten, in exorbitanter Höhe. Deswegen hat sich erst in den vergangenen Wochen wirkliche Katastrophenstimmung breitgemacht. Bislang hat man sich, bei all dem Desaster, noch in Sicherheit gewogen, die rund siebzig global "systemrelevanten" Banken und Investmenthäuser seien "too big to fail". Das Vertrauen werde schon zurückkommen und auch die Kreditmärkte würden wieder in Schwung geraten. Aber was passiert, wenn der Schuldenberg so hoch ist, dass nichts mehr geht?

      Genaue Daten kennt niemand, stattdessen raunt man sich Horrorzahlen zu: 2.000 Milliarden Euro an faulen Krediten in den Bilanzen deutscher Banken, 270 Milliarden an ausstehenden Darlehen in den Bilanzen österreichischer Banken, zum Großteil Kredite in Osteuropa. Noch sind es "nur" die Schrottpapiere wie jene "Asset Backed Securities", die berühmten Bündel amerikanischer Immobilienkredite, die große Löcher reißen. Aber diese Vermögensverluste setzten eine Kettenreaktion in Gang mit fatalen Rückkopplungseffekten. Investoren, die viel verloren haben, ziehen ihre Investitionen anderswo ab, um liquide zu bleiben. Weil alle gleichzeitig verkaufen, verfallen die Preise. Die Konjunktur schmiert ab. Auch "normale" Kreditnehmer, Unternehmer in der "Realwirtschaft" gehen pleite oder können zumindest ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Wenn ein Risiko schlagend wird, werden gleich viele Risiken schlagend, weil einer, der fällt, mehrere mit ins Loch reißt. Ganze Staaten könnten pleitegehen - nicht nur weit hinten in Asien oder nahe dem Polarkreis. Ungarn, die Ukraine und Griechenland sind Kandidaten. Selbst wohlhabende Länder könnten dann ihre Banken womöglich nicht mehr retten. Verluste von zwei Dritteln des Bruttoinlandsprodukts würden sogar Deutschland überfordern.

      Langsam wird klar, wie groß das Ausmaß der potenziellen Katastrophe ist. Der Neoliberalismus hat der Welt das größte globale Desaster seit Hitler und Stalin beschert. Tolle Bilanz.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/der-ueb…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 19:16:42
      Beitrag Nr. 719 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.557.336 von Maraho am 11.02.09 13:57:16Ein Kommentar zur HRE aus der FAZ:

      Hypo Real Estate
      Bank in Abwicklung

      Von Holger Steltzner

      Für eine einzige Bank haften die Steuerzahler mit 100 Milliarden Euro. Das ist unglaublich. Die Hypo Real Estate ist ein Fass ohne Boden, ständig wird mit Milliarden nur Zeit gekauft. So hat der Immobilienfinanzierer keine Existenzberechtigung mehr.

      Doch wie wickelt man eine Bank ab, die fast so groß ist wie die Investmentbank Lehman Brothers? Vom Schock dieser Pleite haben sich die Märkte bis heute nicht erholt. Was heißt das für die Pfandbriefgläubiger, wenn mit der HRE der größte Emittent zusammenbricht?

      Ein Einstand für Guttenberg

      Die Lösung könnte – sozusagen als Einstand – der neue Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg präsentieren. In seinem Haus gibt es einen Vorschlag, wie eine für das Finanzsystem relevante Bank in eine „eingeschränkte Insolvenz“ geführt werden kann.

      Demzufolge verlören Risikokapitalgeber ihren Einsatz – und das mit Recht – weil die Bank faktisch pleite ist. Der Staat träte in die Verträge ein, das Institut lebte weiter. Diese Insolvenzregelung wäre keine Enteignung. Aber sie nähme die Alteigentümer in Haftung für eine Bank, die allein mit Staatshilfe am Leben erhalten wird. Und sie schützte den Steuerzahler vor Ausbeutung durch die Aktionäre der HRE.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubAB001F8C99BB43319228DCC26EF52B4…

      Na dann, viel Spaß Herr Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg!
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 19:36:02
      Beitrag Nr. 720 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.478.422 von Maraho am 30.01.09 05:23:34Wieder etwas Böses in Bezug auf Beitrag 36.478.422....


      Robert Kurz

      TOTE AUF URLAUB
      Ein Zusammenbruch der Arbeitsmärkte ist denkbar geworden

      Gibt es eine Weltwirtschaftskrise mit stabilen Arbeitsmärkten? Die Bundesregierung hofft anscheinend immer noch auf die Quadratur des Kreises in dieser Hinsicht. Aber pünktlich zum Start des Krisenjahrs 2009 ist die Arbeitslosenzahl innerhalb weniger Wochen um eine halbe Million gestiegen. Wenn schon im Januar alle Befürchtungen übertroffen werden, kann man sich die weitere Entwicklung ausmalen. Gegen das Wegbrechen der Exportaufträge und der Inlandsnachfrage ist kein Kraut gewachsen. Trotz einer Rekord-Neuverschuldung von 50 Milliarden Euro gleichen die Konjunkturprogramme dem Versuch, eine Lawine mit vorgehaltenen Aktentaschen zu stoppen. Der voreilig gemeldete Erfolg der berüchtigten Abwrackprämie hat sich bereits als Rohrkrepierer erwiesen; nicht nur in der BRD stürzt der Absatz von Autos in einem nie da gewesenen Ausmaß ab. Quer durch das gesamte Branchenspektrum häufen sich die Hiobsbotschaften, obwohl die globale Kettenreaktion der konjunkturellen Abwärtsspirale noch gar nicht in vollem Umfang wirksam geworden ist.

      Noch immer wird so getan, als hätten wir es mit einer vielleicht etwas größeren gewöhnlichen Konjunkturdelle zu tun. Tatsächlich ist das „finanzgetriebene Wachstum“ von mehr als zwei Jahrzehnten zum Stillstand gekommen. Die fiktiven Gewinne auch des industriellen Sektors aus den Aktien- und Immobilienblasen lösen sich in Rauchwolken auf. Die davon genährte Defizitkonjunktur war aber schon ein indirektes weltkeynesianisches Rettungsprogramm, das trotz langfristig steigender Sockelarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung auch die Arbeitsmärkte relativ stabilisiert hatte. Nur deshalb konnten die Konzerne Kernbelegschaften halten, auch wenn diese in einem schleichenden Prozess abgebaut wurden. Die über die Autobranche hinaus um sich greifende Kurzarbeit zeigt, dass diese Stabilisierung zu Ende geht. Zwar will die Bundesregierung durch Verlängerung des Kurzarbeitergelds den Dammbruch verzögern, aber ein solche Subventionierung lässt sich bestenfalls einige Monate durchhalten. Von der Kernbeschäftigung in den Konzernen hängen Millionen Arbeitsplätze in den Zulieferbetrieben und bei den Dienstleistungen ab. Hier wird es kein Zwischenstadium der Kurzarbeit geben, sondern den direkten Übergang zu Massenentlassungen.

      Selbst auf dem Höhepunkt der Defizitkonjunktur waren die Gewerkschaften viel zu zahm, um auch nur für die Kernbelegschaften dem Verfall des Lohnniveaus ernsthaft entgegenzutreten. In der Weltwirtschaftskrise versprechen die anstehenden Tarifrunden zum Trauerspiel zu werden, wenn die Konkurrenz um verbleibende Arbeitsplätze mit Zähnen und Klauen ausgetragen wird, während die kapitalkonforme Anbindung der eigenen Forderungen an das Gewinnwachstum ihren Gegenstand verliert. Jetzt sind auch die „aristokratischen“ Kernbeschäftigten in ihrer Arbeitsexistenz nur noch „Tote auf Urlaub“; nicht mehr bloß in Form einer langsamen Ausdünnung, sondern in großflächigem Ausmaß. Nachdem das Finanzsystem bereits die einst stolzen Banker massenhaft aufs Pflaster geworfen hat, ist einigermaßen unerfindlich, warum das produzierende Gewerbe verschont bleiben soll, das doch schon längst nicht mehr selbsttragend war, sondern zuletzt nur noch von der irregulären Kaufkraft aus den Finanzblasen gelebt hatte.

      Wenn die Rettungspakete und Konjunkturprogramme nicht einmal den Einbruch der Kernbeschäftigung länger als einige Monate verzögern können, ist das Schicksal der angeschwollenen Randbeschäftigung noch weitaus kurzfristiger absehbar. In allen Industriestaaten schlägt die Stunde der Wahrheit für die geschönte Arbeitslosenstatistik. Den Krisenverwaltungen wird sehr schnell das Geld für die Maßnahmen ausgehen, mit denen Langzeitarbeitslose, Ältere oder Behinderte in einen miserabel ausgestatteten Wartestand abgeschoben wurden. Vor allem aber droht die millionenfache Billigbeschäftigung in einer bisher kaum vorstellbaren Größenordnung unterzugehen. Wie kein anderes europäisches Land hat die BRD im vergangenen Jahrzehnt einen gesellschaftspolitisch gewollten riesigen Billiglohnsektor hervorgebracht. Spiegelbildlich zur immer einseitigeren Exportorientierung wurde der Arbeitsmarkt in einen weitgehend globalisierten Sektor der schrumpfenden Normalarbeit und einen rapide wachsenden Binnensektor der Prekarisierung gespalten. Offenbar besteht die Absicht, in der Krise den ersten Sektor mühsam über Wasser zu halten und den zweiten unter nochmals verschlechterten Bedingungen weiter auszudehnen. So soll die in Aussicht gestellte Mindestlohnregelung für Zeitarbeiter wieder zurückgenommen werden.

      Geht schon die erste Rechnung nicht auf, so die zweite noch weniger. Die ungeschützten Zeit- und LeiharbeiterInnen, geringfügig und in Teilzeit Beschäftigten, Scheinselbständigen und 1-Euro-Jobber springen als erste über die Klinge, denn diese ganze Scheinbeschäftigung war noch mehr auf Sand gebaut als diejenige des ersten Sektors. VW hat bereits die erste Entlassungswelle bei der Leiharbeit angekündigt; und das ist noch die Creme der Billigbeschäftigung. Es wäre ein Wunder, wenn ausgerechnet die große Menge der würdelosen Dienstleistungsklitschen im Domestiken- oder Putzgewerbe am Leben bliebe. Ein Zusammenbruch der Arbeitsmärkte auf breiter Front ist denkbar geworden. Sogar die „Wirtschaftswoche“ hat ein Worst-Case-Szenario entwickelt, das in der BRD bis 2013 einen Fall des Bruttoinlandsprodukts um 15 Prozent und eine Arbeitslosenzahl von 8 Millionen für möglich hält. Es geht nicht mehr um einen Abschwung, sondern um eine historische Systemkrise, die mit dem Vorstellungsvermögen und dem Instrumentenbesteck von Merkel, Steinbrück u.Co. nicht mehr zu bewältigen ist.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 19:53:32
      Beitrag Nr. 721 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.158 von Maraho am 06.02.09 19:55:25Interessante These...

      Kolumne

      Mit Hightech in die Krise
      von Thomas Klau
      Eine Ursache des Crashs liegt im technologischen Fortschritt. Die Gesellschaft hat darin versagt, Dimension und Folgen der IT-Revolution zu begreifen. Das nächste Opfer könnten die Medien sein.


      Hemmungslose Gier, hyperaktive staatliche Deregulierung, passive staatliche Aufsicht, eine falsche globale Verteilung von Angebot und Nachfrage - das sind die Phänomene, die als Ursachen für diese Weltwirtschaftskrise am häufigsten genannt werden. Es gibt eine andere Lesart, die in der Diskussion bisher nur gestreift wird und es verdient, viel stärker in den Mittelpunkt gerückt zu werden: Was der Welt widerfährt, ist primär Folge der Unterschätzung und mangelnden Beherrschung der technologischen Revolution.

      Die Spekulationsorgie, der die Finanzwelt in den vergangenen Jahren frönte und deren Big-Bang-Ende jetzt eine Wohlstandsvernichtung seltenen Ausmaßes zur Folge hat, wäre nicht möglich gewesen ohne den vorhergehenden Big Bang in der Informationstechnologie. Erst Entwicklungen in der IT haben die Spekulationsmodelle möglich gemacht, die auf statistischen Durchschnittswerten beruhen. Die Komplexität dieser Modelle übertraf das Fassungs- und Urteilsvermögen der Führungsetagen der Banken. Und mit ihrer Hebelwirkung konnten sie sowohl gigantische Profite wie gigantischere Verluste erzeugen. Sowohl Deregulierung als auch weltweite makroökonomische Ungleichgewichte haben ihr zerstörerisches Potenzial erst dank der IT voll entfalten können.

      Naives Staunen

      Die Finanzeliten wie die Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber haben in den letzten 15 Jahren verkannt, dass der hoch gepriesene technische Fortschritt neben Chancen auch ein komplett neues Risikopotenzial schuf. Man kann die Krise auch als Kollektivversagen einer mit dem Füllfederhalter aufgewachsenen Führungsgeneration vor einer neuen Technologie lesen, deren Management ein paar sehr jungen Experten überlassen wurde. Wir haben alle hingeguckt und gestaunt. Manche fanden das neue Spielzeug gut, andere oft lästig. Verstanden haben wir das, was wir da sahen, nicht.

      Jetzt, wo es zu spät ist, wird die ungeheure Zerstörungskraft der technologischen Revolution in der Finanzwirtschaft und damit in der Realwirtschaft offenkundig. Unterschätzt wird die technologische Revolution in ihrer Gänze aber noch immer. Wir haben zu spät erkannt, dass die IT die Spielregeln des Finanzmarkts und damit der Wirtschaft samt ihrer Aufsicht und Regulierung radikal verändert hat. Ebenso radikal verändert sie die Spielregeln der Informationsübermittlung in der Demokratie.

      Bisher wurde dieser Prozess als Befreiung von den Monopolen der etablierten Informationsvermittlung erlebt und beschrieben, also der Magazine, der Tageszeitungen, des Fernsehens, der Nachrichtenagenturen. So falsch es im Rückblick war, die Auswirkungen der IT-Revolution auf die Finanzwirtschaft blindlings als positiven Befreiungsprozess zu sehen, so falsch und unverantwortlich ist es jetzt, diese Haltung im Bereich der politischen Informationsermittlung einzunehmen.

      IT revolutioniert die Grundlagen der Medienwirtschaft, und es wäre fatal, wenn wir in einigen Jahren zu dem Schluss kommen, wir hätten die Folgen dieser Revolution ebenso verschlafen, wie wir die Folgen des Big Bang in der Finanzwirtschaft verkannt haben. Es geht hier nicht nur um die bedrängten Zeitungen, die mit den Agenturen noch immer den überwältigenden Teil der seriösen Nachrichten produzieren, die im Internet verfügbar sind. Es geht auch um das Medium Buch, das von der Digitalisierung der Bibliotheken in seiner kommerziellen Dimension massiv betroffen ist. Und um andere Informations- und Kulturgüter wie Film oder Musik.

      Wir sollten uns zumindest klarmachen, dass IT unsere Welt genauso radikal verändert, wie ein Bill Gates das vor 15 Jahren vorausgesagt hatte; die Zeit dieser Veränderung ist jetzt gekommen und kann neben positiven auch dramatisch destruktive Folgen haben, wenn sie nicht durchschaut und durchdacht und folglich auch nicht beherrscht wird. So wie wir tatenlos zugesehen haben, wie die Finanzbranche die Informationstechnologie in einer Weise benutzt hat, die zu ihrer Quasi-Selbstzerstörung führte, sehen wir jetzt tatenlos zu, wie die IT die Grundlagen der Informationsversorgung der demokratischen Debatte verändert.

      Eine neue Informationswelt entsteht Monat um Monat, von der noch nicht klar ist, ob sie die öffentliche Diskussion auch nur annähernd so gut befördert wie bisher. Man unterschätzt weithin, in welchem Ausmaß Politiker, Kolumnisten, Kommentatoren, Blogger - auch die, die unter Nutzung des neuen Mediums Internet an den alten Medien vorbei hervorragende Arbeit liefern - ihre Erkenntnisse aus dem Nachrichtenangebot und der Recherche der alten Medien gewinnen. In dem Maße, wie deren Fähigkeit zur Nachrichtenproduktion schrumpft, verarmt auch die Qualität jenes Teils der öffentlichen Debatte, der außerhalb der traditionellen Medien produziert wird.

      Begreifen und beherrschen

      Es ist möglich, dass Historiker die Implosion der Finanzwelt und die schwere Krise der traditionellen Presse im Rückblick als parallele Symptome eines gleichen gesellschaftlichen Unvermögens analysieren. Es besteht darin, die Dimension der informationstechnologischen Revolution und deren Folgen für Ökonomie und Demokratie zu begreifen. Es ist vergebens, die Technologie, deren unreflektierte, unbeherrschte Nutzung dazu beigetragen hat, unsere Wirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs zu bringen, aus unserem Alltag wegzuwünschen. Und es wäre dumm, in einer Gegenreaktion das ungeheure Potenzial der IT zu verkennen, die Welt zum Besseren zu verändern.

      Doch die existenzielle Krise unserer Finanzwirtschaft zeigt: Wir müssen dringend erkennen, dass die technologische Revolution einen viel klareren Blick für die Gefahren erfordert, die aus ihrem noch immer unterschätzten Veränderungspotenzial entstehen können. IT schreibt in Wahrheit die Spielregeln des Lebens und Wirtschaftens neu, und unsere Gesetzgeber und Denker müssen sich jetzt daranmachen, die Folgen zu ermessen und wo nötig Konsequenzen zu ziehen. Es ist höchste Zeit, sich der Informationsrevolution zu stellen. Die Debatte darüber steht erst ganz am Anfang.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Thoma…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 20:02:39
      Beitrag Nr. 722 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.552.602 von Maraho am 10.02.09 20:13:51Die düsteren Umschreibungen der gegenwärtigen Situation nehmen kein Ende. Diesmal die FTD...
      In Bezug auf gestrigen Beitrag.


      Der nächste Superlativ
      von Wolfgang Münchau

      Die Zeichen mehren sich, dass die aktuelle Wirtschaftskrise schlimmer wird als die Große Depression. Es besteht die Gefahr, dass wir aus der rasanten Abwärtsspirale lange nicht herauskommen werden.


      Ist es bald an der Zeit für einen neuen Superlativ? Zunächst sprachen wir von der schlimmsten Wirtschaftskrise seit der Wiedervereinigung. Dann war es die schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg. Heute fragen sich einige besorgte Beobachter bereits: Ist diese Krise möglicherweise schlimmer als die Große Depression?

      Wer hier mit Nein antwortet, wird mit großer Sicherheit folgende Argumente ins Spiel bringen: In den Vereinigten Staaten sank das Bruttosozialprodukt zwischen 1929 und 1933 um mehr als 30 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg von etwas über drei Prozent auf 25 Prozent. In dieser Krise werden wir solche Größenordnungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erreichen. Wir haben heute im Gegensatz zu damals stabile Sozialsysteme, sodass selbst ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht zu einem völligen Einbruch des Konsums führen wird. Auch verfolgt unsere Notenbank keine Deflationspolitik. Die Regierungen versuchen diesmal nicht, die Einnahmeausfälle durch höhere Steuern auszugleichen. Zu guter Letzt haben wir heute keinen Goldstandard, eine der wesentlichen Ursachen dafür, dass in den 30er-Jahren aus einer amerikanischen Krise eine globale wurde.

      Bis vor Kurzem habe ich selbst so argumentiert. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher.

      Der freie Fall geht weiter

      Der Welthandel ist in den Monaten November, Dezember und Januar mit einer Dynamik eingebrochen, die stärker war als während der Großen Depression. Im November sind die globalen Handelsvolumina um ganze sechs Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen. Der deutsche Export, der im November knapp elf Prozent an Wert fiel, ging im Dezember um weitere vier Prozent zurück. Experten prognostizieren weitere Rückgänge im ersten Quartal in einer Größenordnung von sieben Prozent. Wenn man das alles zusammenrechnet, kommt man auf einen Verfall von mehr als 20 Prozent innerhalb von nur fünf Monaten. Zwischen 1929 und 1932 sind die Handelsvolumina insgesamt um etwas mehr als 25 Prozent gefallen. Wir kommen an diese Marke wahrscheinlich schon in diesem Jahr heran - und das sogar ohne eine neue Ära des Protektionismus.

      Da die Konjunkturprogramme sowohl in den USA als auch hierzulande erst ab dem dritten Quartal anfangen, ihre Wirkung zu zeigen, wird sich der freie Fall der globalen Wirtschaft bis in den Sommer hinein ungebremst fortsetzen. Mich würde nicht überraschen, wenn wir noch in diesem Jahr wieder vier Millionen Arbeitslose in Deutschland haben werden - mit stark steigender Tendenz im kommenden Jahr.

      Aber selbst diese düstere Prognose würde noch nicht die Aussage rechtfertigen, die Krise sei schlimmer als die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre. Dazu bedarf es einer anhaltend negativen Interaktion zwischen Realwirtschaft und Finanzsektor. Solange die Wirtschaft nicht wieder in Gang kommt, bleibt der Finanzsektor am Boden, denn für die faulen Kreditprodukte wird es so lange keinen liquiden Markt geben, wie die Häuserpreise verfallen und die Arbeitslosigkeit und Insolvenzraten steigen. Umgekehrt wird die Realwirtschaft nicht wachsen können, solange die Finanzwirtschaft nicht ihre wichtigste Funktion wahrnehmen kann, nämlich die ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit Krediten.

      Ich sehe momentan nicht, wie wir ohne ein strategisches Konzept zur Wiederherstellung eines funktionierenden Finanzsystems aus diesem Teufelskreis herauskommen. Da ein Großteil des amerikanischen Finanzsektors insolvent ist, lässt sich dies meines Erachtens nach ohne Verstaatlichung oder einer staatlich unterstützen Bad Bank kaum realisieren.

      Genau dazu ist die Obama-Administration allerdings nicht bereit. Der amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs machte vor Kurzem einen sehr interessanten Vorschlag, wie man aus diesem Schlamassel herauskommen könnte. Sein Rezept: Man richte eine staatliche Bad Bank ein, die den Banken die faulen Wertpapiere abnimmt und im Gegenzug eine Wandelanleihe erhält, also eine Anleihe, die sich später in gewöhnliche Aktien umwandelt. Der Trick an Sachs' Vorschlag ist, dass das Umwandlungsverhältnis von dem Verkaufserlös abhängt. Ist die nötige Abschreibung bei den faulen Krediten höher als das Kapital der Bank, so fällt die Bank automatisch in den Besitz des Staates, der sie dann abwickelt. In anderen Fällen erhält der Staat einen Anteil an der Bank, dessen Höhe sich am dem Verkaufserlös bemisst.

      Keine Alternative zur Radikalkur

      Solche Vorschläge sind sicher radikal, weil sie am Ende zu einer großen Verstaatlichungswellen führen werden. Aber ich sehe keine wirkliche Alternative zu einer Radikalkur. Das von der US-Regierung am Dienstag vorgestellte Programm zur Rettung des Finanzsektors ist der erneute Versuch, das Problem mit noch komplizierterem technischem Gedöns zu lösen, indem Washington den Banken Wertpapiere abkaufen will. Und da auch das Konjunkturpaket von Weißem Haus und Kongress windelweich geklopft wurde, gibt es keinen Grund zu glauben, dass wir mit der Politik des neuen Präsidenten Barack Obama aus dieser Negativspirale herauskommen werden.

      Genau das aber gelang den Amerikanern in den 30er-Jahren. Die Wachstumsraten blieben zwar enttäuschend, doch die Arbeitslosigkeit fiel dramatisch. Präsident Franklin D. Roosevelts New Deal brachte diese Krise zu Ende, auch wenn es zwischendurch immer wieder zu Einbrüchen kam wie zum Beispiel der Rezession im Jahre 1937.

      Ob uns das ebenfalls gelingen wird, ist überhaupt nicht klar. Die Politik in fast allen Ländern drückt sich um eine effektive Lösung der akuten Probleme des Finanzsektors. Selbst die besten Konjunkturpakete helfen da nicht, und die meisten dieser Pakete sind eher mittelmäßig.

      Genau darin liegt die eigentliche Gefahr dieser Krise. Sie besteht nicht darin, dass die Arbeitslosigkeit auf 30 Prozent ansteigt, sondern darin, dass wir aus unserer Depression lange nicht mehr herauskommen werden. Genau so passierte es in Japan.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Wolfgan…
      20 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 20:23:25
      Beitrag Nr. 723 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.560.403 von Maraho am 11.02.09 19:36:02Ein letzter Beitrag für heute:

      Globale Jobvernichtung

      Krise erschüttert Arbeitsmarkt der führenden Wirtschaftsmächte.
      Millionen Beschäftigten droht das berufliche Aus, vielen der Absturz in die Armut
      Tomasz Konicz

      Die globale Krise hat die führenden Volkswirtschaften USA, Japan, China und Deutschland voll erwischt. Auch beim »Exportweltmeister« dürften die Arbeitsämter bald hoffnungslos überfüllt sein. Denn der globale Nachfrageeinbruch trifft die BRD-Wirtschaft besonders hart. Ende 2008 waren die Umsätze der Industrie um zwölf Prozent gesunken. Einen derartig steilen Absturz der Nachfrage hat es in der bundesrepublikanischen Wirtschaftsgeschichte noch nicht gegeben. Der bislang stärkste Umsatzrückgang (minus 9,8 Prozent) wurde im Februar 1993 registriert, als die ökonomische Einverleibung der DDR abgeschlossen war.

      Nun kommt eine zu Wochenbeginn veröffentlichte Studie der Prüfungsgesellschaft KPMG zu dem Ergebnis, daß 43 Prozent der deutschen Unternehmen aufgrund der schlechten Auftragslage Arbeitsplätze abbauen werden. Nur neun Prozent aller deutschen Industriebetriebe planten Neueinstellungen. Damit dürften die durch Lohndumping, Arbeitslosenschikanen und Deregulierung des Arbeitsmarktes errungenen »Erfolge« beim Abbau der offiziellen Erwerbslosigkeit bald Geschichte sein. Noch im Oktober 2008 hatte die veröffentlichte Meinung Deutschlands über eine (gnadenlos frisierte) Arbeitslosenstatistik gejubelt, die weniger als drei Millionen Arbeitssuchende auswies. Im Januar mußten amtlich wieder 3,487 Millionen Erwerbslose eingestanden werden – 387000 mehr als im Dezember.

      Dennoch ist diese Entwicklung, die Deutschland offiziell bald über vier Millionen Arbeitslose bescheren dürfte, noch relativ moderat, angesichts der ausufernden Krisendynamik, mit der sich die zweite wichtige globale Exportnation, das als »Werkstatt der Welt« bezeichnete China, konfrontiert sieht. Im Reich der Mitte sollen inzwischen 15 Prozent des 130-Millionen-Heeres der Wanderarbeiter ohne Arbeit sein. 20 Millionen dieser Arbeitsnomaden stehen ohne Broterwerb da, Menschen, die aus ländlichen Gebieten in den zahllosen Fabriken der Küstenregionen meist prekäre Beschäftigung fanden. Im Dezember wurde die Zahl der arbeitslosen Wanderarbeiter von der chinesischen Statistikbehörde noch mit sechs Millionen angegeben. Dabei muß beachtet werden, daß die Wirtschaft im vierten Quartal 2008 immer noch um 6,8 Prozent gewachsen war. Zudem hat die chinesische Führung umgerechnet 456 Milliarden Euro bereitgestellt, um die Krisensymptome zu bekämpfen.

      Trotz dieses öffentlichen Investitionsprogramms soll selbst staatlichen Prognosen zufolge das Arbeitslosenheer in den ländlichen Regionen Chinas auf 25 Millionen Menschen anschwellen. Laut Prognosen der Citigroup Hongkong könnten sich 2009 im schlimmsten Fall sogar bis zu 40 Millionen erwerbsfähiger Chinesen in den Provinzen auf der Straße wiederfinden. Die nun in ihre Dörfer zurückkehrenden Tagelöhner stehen vor dem Nichts. Bis zu sieben Millionen Hektar Land, das die vormals als Kleinbauern tätigen Wanderarbeiter bewirtschaftet haben, sind von den Behörden übernommen und für den Aufbau von Industrieanlagen freigegeben worden, die nun massenhaft in die Insolvenz marschieren. 670000 kleinere Unternehmen sollen chinesischen Medienberichten zufolge bereits bankrott gegangen sein. In Chinas Städten stieg die offizielle Arbeitslosenquote von vier Prozent 2008 auf inzwischen 9,4 Prozent im Januar 2009.

      Auch die dritte wichtige Exportnation, Japan, verzeichnete im Dezember einen noch nie erlebten Einbruch der Industrieproduktion (minus 9,6 Prozent gegenüber dem Vormonat). Die Erwerbslosenquote sprang innerhalb eines Monats von 3,9 Prozent auf 4,4 Prozent, so schnell wie seit 42 Jahren nicht mehr. Auch hier ist die nachlassende Auslandsnachfrage – die Exporte sanken im Dezember um 35 Prozent ein – der Auslöser.

      Ursache dieser Entwicklung ist der Zusammenbruch der Defizitkonjunktur in den USA. Inzwischen sitzt »God’s own Country« auf Schulden in Höhe von 355 Prozent des jährlichen Bruttosozialprodukts. Dieses gigantische Defizit war faktisch der Preis dafür, die Überschußproduktion der exportorientierten Wirtschaftsnationen aufnehmen zu können und so die globale Konjunktur am laufen zu halten. Die Party ist vorbei. Selbst die noch eifriger als in Europa frisierte US-Arbeitslosenstatistik weist steil nach oben. Offiziell liegt die Erwerbslosenrate in den USA nun bei 7,6 Prozent. Innerhalb der zurückliegenden drei Monate wurden den Angaben zufolge zwischen San Diego und Boston 1,7 Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Wie verlogen die US-Statistiken sind, wird dabei an der Tatsache ersichtlich, daß im selben Zeitraum die Beschäftigungsrate um 1,5 Prozentpunkte auf 60,5 Prozent fiel – das wären dann allerdings 2,8 Millionen Arbeitsplätze weniger. Das alternative Statistikportal shadowstats.com bemüht sich seit Jahren um eine korrekte Ermittlung der US-Arbeitslosenquote, die bereits seit Jahrzehnten manipuliert wurde. Laut shadowstats sind real 18 Prozent aller arbeitsfähigen US-Amerikaner ohne Beschäftigung.

      Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) warnt in ihrem jüngsten Bericht, daß aufgrund der Krise in der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems zusätzliche 200 Million Menschen in »absolute Armut« abrutschen. Weltweit würden 45 Prozent aller Beschäftigten, das sind 1,4 Milliarden Menschen, zu den »arbeitenden Armen« zählen. Diese verdienen weniger als zwei US-Dollar pro Tag.

      Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/02-11/041.php?print=1 …

      Für alle, die dieses Thema interessiert, eine weitere Quelle: http://www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/aktuel…
      Avatar
      schrieb am 11.02.09 20:28:00
      Beitrag Nr. 724 ()
      Wie an jedem Abend zum Schluß:

      Vielen Dank euch allen, den bekannten und unbekannten "Gesichtern", für das Interesse, die Gewogenheit und die Ausdauer.

      Euch allen "da draußen" einen schönen Abend von Maraho!
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 01:39:36
      Beitrag Nr. 725 ()
      Der folgende Link beschreibt mit seiner Bezeichnung schon den Inhalt des Artikels:

      http://www.ftd.de/politik/europa/:Absturz-aller-Industriesek…

      Ein Zitat hieraus, das die Problematik recht gut beschreibt, welche die aktuelle Politik zu verantworten hat - in jeder Hinsicht (Schulden können niemals Lösung dieses Problems sein, da sie die Ursache für die vorhandenen Probleme sind):


      ...
      Aufnahme von Kapital oft unmöglich

      Auch für Hersteller sei es oft unmöglich, über Anleihen Kapital aufzunehmen. So konnten die französischen Hersteller PSA (Peugeot und Citroën) und Renault mit einer Anleihe bei Investoren kein Interesse erregen. Denn die Anleger stürzen sich derzeit auf die als sicherer geltenden Staatsanleihen und drängen so Firmenanleihen vom Markt.
      ...
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 06:05:07
      Beitrag Nr. 726 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.266 von heuschrecker am 12.02.09 01:39:36Guten Morgen heuschrecker,
      guten Morgen alle zusammen,

      wie schrieb mal kevine1: Ist der Ruf erst ruiniert....
      Feuer mit Benzin versuchen zu löschen, mal sehen ob es gelingt!


      ROUNDUP 2: US-Kongress einigt sich auf Kompromiss bei Konjunkturprogramm (Neu: Stellungnahmen der Senatoren Collins und Reid)

      WASHINGTON (dpa-AFX) - Unter dem Druck der Wirtschaftskrise hat sich der US-Kongress am Mittwoch überraschend schnell auf einen Kompromiss über das geplante Konjunkturpaket geeinigt. Das Programm, auf das sich der Vermittlungsausschuss von Repräsentantenhaus und Senat einigte, soll einen Umfang von 789 Milliarden Dollar (607 Milliarden Euro) haben, sagte die republikanische Senatorin Susan Collins. Nun müssen beide Kammern des Kongresses erneut über den Entwurf abstimmen, voraussichtlich bis zum Ende der Woche.

      35 Prozent der Summe seien für Steuererleichterungen vorgesehen, der Rest für Investitionen, sagte Collins, die sich mit anderen gemäßigten Republikanern für den Kompromiss eingesetzt hatte. Mit 789 Milliarden Dollar liegt das Paket deutlich unter Entwürfen, die zuvor jeweils der Senat und das Repräsentantenhaus beschlossen hatten.

      MEDIEN: ABSTIMMUNG AM DONNERSTAG IM REPRÄSENTANTENHAUS MÖGLICH

      "Wir waren in der Lage, die Differenzen zu überbrücken", sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid. "Es war ein Geben und Nehmen." Nach den Worten der republikanischen Senatorin Olympia Snowe, die auch entscheidend an der Einigung mitgearbeitet hatte, habe das Paket nun "die richtige Größe". Es gleiche die Interessen von Demokraten und Republikanern aus, sagte sie.

      US-Medienberichten zufolge könnte es schon an diesem Donnerstag zu einer Abstimmung über den Kompromiss im Repräsentantenhaus kommen, wo die Demokraten eine deutliche Mehrheit haben. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, wolle auf eine zügige Abstimmung in der kleineren Kammer drängen. Dort brauchen die Demokraten 60 Stimmen, um eine Blockade des Entwurfs zu verhindern. Sie verfügen allerdings nur über 58 Stimmen. Bei der Abstimmung über den Entwurf des Senats hatten sich drei republikanische Senatoren, darunter Collins und Snowe, auf die Seite der Demokraten geschlagen.

      OBAMA: PAKET 'ENTSCHEIDEND' FÜR ERHOLUNG DER WIRTSCHAFT

      Der Senat hatte am Dienstag einen Plan mit einem Volumen von 838 Milliarden Dollar verabschiedet, das Abgeordnetenhaus zuvor ein 819- Milliarden-Dollar-Paket. Ein Hauptstreitpunkt bei der Kompromisssuche waren erhebliche Kürzungen von Mitteln für die Bundesstaaten im Bildungsbereich, denen die Demokraten im Senat zugestimmt hatten, um moderate Republikaner auf ihre Seite zu ziehen. Die Demokraten im Abgeordnetenhaus hatten gefordert, zumindest einen Teil der Mittel wieder in die endgültige Version aufzunehmen.

      US-Präsident Barack Obama hatte in den vergangenen Tagen immer schärfer eine rasche Verabschiedung des Konjunkturpakets gefordert. Er warnte dabei vor einer deutlichen Verschlimmerung der Lage, sollte er das Programm nicht bald in Kraft setzen können. Das Paket werde dringend benötigt und sei "entscheidend" für eine Erholung der Wirtschaft, erklärte der Präsident erneut am Mittwoch./fb/DP/he

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldu…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 06:18:25
      Beitrag Nr. 727 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.560.660 von Maraho am 11.02.09 20:02:39Wenn China wankt...

      Der Handel und die Rezession

      Teufelspakt der Weltwirtschaft

      Die Weltwirtschaft steckt in der schwersten Krise seit acht Jahrzehnten. Die Folge: Der Teufelspakt, der die USA und China über Jahre zusammengehalten hat, funktioniert nicht mehr.
      Ein Kommentar von Ulrich Schäfer


      Es war einmal ein Pakt, für den heute die gesamte Welt bezahlt. Geschlossen haben ihn die Vereinigten Staaten von Amerika und die Volksrepublik China. Er funktionierte im Prinzip so: Die Amerikaner lebten ungeniert auf Pump, sie frönten ihrem exzessiven Lebensstil und kauften ein, was ihnen gefiel. Die Chinesen wiederum verdienten prächtig an der Einkaufslust der US-Bürger. Sie lieferten, was die Menschen in Michigan oder Alabama brauchten: Spielzeuge, Textilien, Schuhe oder Computer. Und sie kassierten dafür jedes Jahr Hunderte Milliarden Dollar.

      Dank der konsumwütigen Amerikaner stieg China zur drittgrößten Wirtschaftsmacht der Erde auf, platziert noch vor Deutschland. Vor allem aber verfügte das Land plötzlich über mehr US-Dollar als irgendwer auf der Welt, alles in allem über 1,8 Billionen. Das übersteigt die Menge der Banknoten und Münzen, die die Amerikaner selbst in den Händen halten. Die Chinesen waren klug genug, diese Devisen nicht zu horten, sondern dort anzulegen, wo sie ihnen den größten Nutzen brachten: in den Vereinigten Staaten. Peking steckte seine Devisenreserven in US-Anleihen, vor allem in Staatsanleihen, und ermöglichte den Amerikanern so, noch mehr Schulden machen und noch mehr einkaufen zu können - in China, aber auch in Europa.

      Ohne die Milliarden aus China wäre der Boom in den USA nicht möglich gewesen. Ohne diese Milliarden wäre auch die Wall Street nicht so rasant gewachsen. Und ohne die Dollar, die Peking zurück in die USA schickte, hätte sich die Blase am amerikanischen Immobilienmarkt nicht derart rasant aufgebläht. Nun ist diese Blase geplatzt, die Weltwirtschaft steckt in der schwersten Krise seit acht Jahrzehnten. Und auch der Teufelspakt ist zerbrochen, der die Vereinigten Staaten und China - und damit die Weltwirtschaft - jahrelang zusammengehalten hatte. Denn die amerikanischen Verbraucher halten ihr Geld beisammen, sie schaffen immer weniger Dollar nach China, während die Regierung in Washington immer höhere Schulden anhäuft. Der neue Präsident Barack Obama hantiert bereits mit mehreren Billionen Dollar.

      Die entscheidende Frage dabei ist: Wer soll das bezahlen? Wer gibt Obama dafür Kredit? Die Banken werden es nicht tun, denn sie sind mehr oder weniger pleite. Die Bürger werden es nicht tun, denn sie sparen. Und die Chinesen werden kaum bereitstehen, um Amerikas neue Schulden zu finanzieren. Denn auch die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stürzt in atemberaubendem Tempo ins Verderben.

      Noch halten die Propagandisten in Peking an ihrer Prognose fest, die Wirtschaft des Landes werde in diesem Jahr mit acht Prozent wachsen. Wenn man sich die jüngsten Exportzahlen anschaut, kann man sich solch ein Wachstum nur schwer vorstellen. Die Lenker in Peking versuchen alles, um den Absturz zu verhindern. Sie stecken Hunderte Milliarden Dollar in die heimische Wirtschaft. Für Amerika wird da nicht allzu viel übrig bleiben.

      Ökonomen fürchten diese Entwicklung seit langem. Sie sprechen von "globalen Ungleichgewichten", die auf Dauer untragbar seien. Doch diese Formulierung beschönigt das Problem. Auch in den Kommuniqués der Gipfel der sieben führenden Industriestaaten wurde seit Jahren vor den Ungleichgewichten gewarnt, ohne dass jemand daraus Konsequenzen zog. Nun zahlt die ganze Welt für diese Nachlässigkeit.

      Auch die Chinesen leiden nun unter ihrer einstigen Stärke. Womöglich könnte es ihnen irgendwann so ergehen wie schon jetzt den Russen. Deren Export, der vor allem vom Öl und Gas abhängt, ist eingebrochen, die Devisenreserven verflüchtigen sich, der Rubel trudelt. "Wenn China sich erhebt, erzittert die Welt", sagte einst Napoleon. Heute gilt: Wenn China in Not gerät, erzittert die Welt ebenso.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/wirtschaft/343/45799…
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 06:27:07
      Beitrag Nr. 728 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.471 von Maraho am 10.02.09 18:09:54Noch ein Letztes...
      Euch allen einen schönen Tag!
      Bis später...


      Interview mit Makroökonom Hankel

      Zurück zur D-Mark

      Professor Hankel, die Sorge, die Europäische Währungsunion könne auseinanderbrechen, ist zum Top-Thema avanciert. Sie haben vor dem Euro gewarnt. Fühlen Sie sich nun bestätigt?

      Ich habe immer gesagt: Erst kommt der gemeinsame Staat und dann die gemeinsame Währung. Nicht anders herum. Die Sachzwangtheorie der Bundesregierung - die Währung zieht den Staat nach sich - war in Wahrheit eine Konflikttheorie.

      Inwiefern?

      Die Eurozone droht auseinander zu fallen. Den Beginn sehen wir im Auseinanderdriften der Zinssätze. Die Geldbeschaffung wird für Staaten, die kurz vorm Bankrott stehen, immer teurer. Das betrifft Irland, Griechenland, Spanien, Portugal und sogar Italien. All diese Länder geraten jetzt innenpolitisch unter Druck, denken Sie an die Ereignisse etwa in Griechenland. Die wachsende Arbeitslosigkeit gefährdet die demokratische Legitimation der dortigen Regierungen. Sie müssen etwas tun. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten.

      Welche?

      Entweder die noch stabilen Länder helfen ihnen und ersetzen die dort abfließenden Gelder durch Beistandskredite und verhindern den drohenden Bankrott von Banken und Staat. Das geht aber nur solange, solange sie selber genug Geld haben, sprich ausreichende Leistungsbilanzüberschüsse. Oder aber die wackeligen Länder müssen sich selber helfen und innere Konjunktur- und Beschäftigungsprogramme auflegen. Das aber zwingt sie früher oder später den Euro zu verlassen.

      Sie sprechen vom Staatsbankrott. Wie kommen Sie darauf?

      Beim zehnjährigen Geburtstag des Euro hat man vor lauter Lobeshymnen ausgeblendet, dass Länder wie Spanien, Portugal, Italien oder Griechenland eine verheerende Politik betrieben haben. Gestützt auf die von der D-Mark geerbte Stabilität und die daraus resultierenden Niedrigzinsen haben sie sich mit Auslandskrediten bis zur Halskrause verschuldet. Jetzt werden diese Gelder abgezogen. Die Situation ähnelt fatal derjenigen Islands.

      Spanien hat eine geringere Staatsverschuldung als Deutschland.

      Aber weitaus höhere private Auslandsschulden. Dazu kommt der Anstieg der Lohnkosten. Sie haben sich wie auch in Italien und Griechenland gegenüber Deutschland in zehn Jahren fast verdreifacht. Damit haben sich diese Länder um ihre Wettbewerbsfähigkeit gebracht - weltwirtschaftlich wie in der Eurozone. Ihre Leistungsbilanzen weisen tiefrote Zahlen aus. In Spanien lag das Defizit im vergangenen Jahr bei knapp zehn Prozent, höher als in den USA.

      Ist das nicht ein Henne-Ei-Problem? Weil die Deutschen eine so starke Lohnzurückhaltung geübt haben, haben wir Leistungsbilanzüberschüsse angehäuft und die anderen Länder spiegelbildlich Defizite?

      Ich gebe Ihnen Recht. Deutschlands Gewerkschaften, aber auch die Linke, haben sich in der Euro-Frage nicht mit Ruhm bekleckert. Sie haben den von der gemeinsamen Währung ausgehenden Druck auf das Lohnniveau nicht wahrgenommen oder verdrängt. Sie haben das in Deutschland betriebene Lohndumping akzeptiert mit dem Argument, die Stabilität des Euro verlange das. Das hat zu den inneren Spannungen kräftig beigetragen. Aber das war vorhersehbar.

      Dass die Deutschen so agieren?

      Ja, die deutsche Volkswirtschaft stand auch zu DM-Zeiten unter dem einseitigen Einfluss der Exportlobby. Schon damals hatten die deutschen Gewerkschaften den Gedanken einer expansiven Lohnpolitik aufgegeben.

      Wo liegt in der aktuellen Situation das Problem?

      Der Euro erzwingt eine abgestimmte Politik der Währungsmitglieder. Die aber gibt es nicht. Die Krise macht deutlich, dass viele Länder über ihre Verhältnisse gelebt haben. Jetzt muss den Sündern geholfen werden, durch so disziplinierte Länder wie Deutschland, Niederlande, Österreich - oder sie müssen sich selber helfen und die Krise zu Hause bekämpfen. Da blockiert sie der Euro.

      Warum?

      Die Krisenbekämpfung muss auf zwei Beinen stehen: Der Geld- und der Finanzpolitik. Die Geldpolitik ist bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zentralisiert. Die EZB kann nur eine Politik für die Eurozone insgesamt betreiben. Nationale Sonderinteressen sind ausgeschlossen. Aber auch die Fiskalpolitik ist blockiert durch den Wachstums- und Stabilitätspakt; er schränkt die Spielräume nationaler Haushaltspolitik stark ein.

      Aber es hält sich doch niemand mehr an den Stabilitätspakt. Was also ist so schlimm?

      Schlimm ist, dass die Geldpolitik bei der Krisenbewältigung ausfällt, ja sogar blockiert. Die krisengeschüttelten Euroländer müssten jetzt abwerten können. Aber im Euro geht das nicht. Dadurch funktioniert auch das Zusammenspiel zwischen Zinsen und Wechselkurs nicht mehr: Die Zinsen für die Defizitländer steigen statt zu fallen! Das verstärkt die Krise und den Druck auf die Steuerzahler.

      In der Krise ist der Staat gefordert. Aber der kann nicht so helfen, wie er helfen müsste?

      Richtig. Man darf eben nicht Staat und Währung trennen. Länder mit eigener Währung werden mit der Krise wesentlich besser fertig als die Länder der Eurozone. Das zeigt der Vergleich mit den USA, Japan oder der Schweiz. Der Steuerzahler kommt dort wesentlich besser weg als bei uns.

      In den USA ist der Rettungsschirm für die Banken ungefähr so groß wie in Deutschland. Nur ist die Wirtschaftskraft der USA dreieinhalb mal größer, die Belastung für Staat und Bürger entsprechend geringer. Den Großteil der dortigen Sanierungskosten übernimmt die US-Notenbank.

      Wäre nicht der Ankauf von Staatsanleihen der wackeligen Länder durch die EZB eine Möglichkeit, die Zinsen zu drücken?

      Das wäre das Ende des Euro als einer immer noch leidlich stabilen Währung.

      Wieso? Die Amerikaner machen das doch genauso. Die Fed kauft auch Staatstitel, um die langen Zinsen niedrig zu halten.

      Die Amerikaner haben seit Jahrzehnten das verdammte Glück, dass Dreiviertel ihrer Währung im Ausland umläuft. Sie ist für Millionen Menschen in der Welt immer noch besser als das eigene Geld. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Deshalb kann Präsident Obama darauf bauen, dass dieser Kredit, den Amerika vom Ausland erhält, nicht gekündigt wird.

      Euroland hat diese Chance nicht?

      Nein, das zeigt ja die Entwicklung des Wechselkurses. Als weltweite Reservewährung scheidet der Euro aus, weil es keine Euro-Staatsanleihen gibt. Es gibt keinen europäischen Staat.

      Die Italiener fordern eine europäische Gemeinschaftsanleihe. Wäre das nicht ein erster Schritt?

      Nein. Rechnen Sie doch nach wie groß die Summe dieser Anleihe sein müsste angesichts der Defizite von einem halben Dutzend Euroländer! Dazu kommen die Hilfsgesuche von elf weiteren Euro-Anwärtern in Osteuropa! Glauben Sie im Ernst, dass von Existenzängsten geschüttelte Bürger eine solche Anleihe zeichnen? Ein überzeugendes Kreditstanding besitzt allein Deutschland mit seinen hohen Überschüssen. Doch selbst diese gehen zurück. Die Anleihe wäre zu groß und viel zu teuer.

      Aus Sicht der Deutschen.

      Für alle Länder, die noch leidlich solide sind: Deutschland, die Niederlande und Österreich

      Aber zahlt Deutschland nicht so oder so? Würden überall wieder nationale Währungen eingeführt, würde die neue D-Mark brutal aufwerten und die Wettbewerbsfähigkeit wäre dahin.

      So argumentiert der Exportlobbyist. Für Deutschland wäre diese Aufwertung, wie schon Karl Schiller sagte, eine Sozialdividende für das deutsche Volk. Alles würde billiger: Energie, Benzin, Bananen bis hin zum Urlaub im Ausland. Die damit einhergehende Abwertung der anderen würde unseren Partnerländern die Chance geben, ihre Krise durch eigene Kraftanstrengungen zu meistern: etwa mit niedrigeren Zinsen, staatlichen Programmen. Deutschland hülfe Spanien durch eine Aufwertung seiner Währung mehr als durch eine noch so große Anleihe!

      Das eine ist, den Euro zerfallen zu lassen. Aber warum nicht den großen Wurf wagen: Ein europäisches Parlament, eine europäische Regierung und so auch einen Finanzminister, der Steuern erheben darf und echte Euro-Staatstitel begeben kann?

      Ökonomisch scheint das vernünftig. Politisch wäre es das Ende der Demokratie in den europäischen Staaten. Statt Verfassung und Parlamenten regierte eine mit diktatorischen Vollmachten ausgestattete Wirtschaftsregierung in Brüssel. Ein Albtraum!

      Was also tun?

      Die Politik muss die Konflikte in den Ländern des gemeinsamen Marktes und der Eurozone so gering wie möglich halten. Deshalb schlage ich die Rückabwicklung des Euro vor. Die EZB könnte als eine Art Internationaler Währungsfonds in Europa wirken, der Euro bliebe, wie früher der ECU, die unabwertbare Recheneinheit für die wieder nationalen Währungen. Diese wiederum hätten in Bandbreiten "atmende", also anpassbare Wechselkurse untereinander. Wir hätten ein Europäisches Zentralbanksystem (EZBS), wie es die Verträge vorsehen mit einem Sprecher nach außen, der EZB.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 07:09:38
      Beitrag Nr. 729 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.560.660 von Maraho am 11.02.09 20:02:39Das muß noch sein...
      Hat heuschrecker bereits reingestellt, aber hier noch mal der Volltext!

      Wie war das noch: Laut unserer Regierung sollte sich die Wirtschaft doch in der zweiten Jahreshälfte erholen...
      Keine Einblicke in die internen Analysen, oder Vera..... des Publikums?


      Absturz aller Industriesektoren

      Exklusiv EU sieht Produktion kollabieren
      von Wolfgang Proissl (Brüssel)

      Die Wirtschaftskrise löst in allen Industriesektoren Europas beispiellose Einbrüche aus. Zu dieser düsteren Einschätzung kommt die EU-Kommission. Eine interne Analyse stellt den Abschwung schonunglos dar.

      "Völlig neu sind Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise", sagte Industriekommissar Günter Verheugen, der die Analyse am Mittwoch in der Sitzung des Kollegiums vorstellte.

      Die Kommissionsstudie beschreibt an Einzelbeispielen aus dem verarbeitenden und dem Baugewerbe, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise überall zu bisher nicht gekannten Produktions- und Absatzrückgängen geführt hat. Der Geschäftsklimaindex BCI, den die EU-Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen seit 1985 erstellt, sackte auf das niedrigste Niveau seit seiner Einführung.

      Besonders die Automobilindustrie, die in der EU direkt 2,2 und indirekt 12 Millionen Menschen beschäftigt, ist von den anhaltenden Kreditproblemen stark betroffen. "Der allgemeine Zugang zu Krediten spielt für die Autoindustrie eine wichtige Rolle, da 60 bis 80 Prozent der Privatwagen in Europa mit Krediten gekauft werden", heißt es in der Analyse.

      Aufnahme von Kapital oft unmöglich

      Auch für Hersteller sei es oft unmöglich, über Anleihen Kapital aufzunehmen. So konnten die französischen Hersteller PSA (Peugeot und Citroën) und Renault mit einer Anleihe bei Investoren kein Interesse erregen. Denn die Anleger stürzen sich derzeit auf die als sicherer geltenden Staatsanleihen und drängen so Firmenanleihen vom Markt.

      EU-Kommissar Günter Verheugen: "Neu sind Ausmaß und Tempo der Krise"Dramatisch ist die Lage der Studie zufolge bei Lastwagen. Die monatlichen Lkw-Bestellungen in der EU seien von 38.000 im Januar 2008 auf 600 im November zusammengebrochen. "Es muss betont werden, dass die tägliche Produktionskapazität eines europäischen Herstellers allein schon bei rund 90 Fahrzeugen liegt", heißt es in dem Papier.

      Die Autoren warnen weiter, dass die Krise desaströse Folgen für die Herstellung und Sicherheit von Lebensmitteln habe: "Die Kombination aus fallenden Preisen in der Landwirtschaft und reduziertem Zugang zu Krediten dürfte negative Folgen für die Landwirtschaft der ärmsten Staaten haben. Das zieht ernste Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit nach sich und verschärft die Preisvolatilität."

      In der Stahlindustrie verzeichnen die Kommissionsökonomen Auftragseinbrüche von 43 bis 57 Prozent. Der Absturz liege auch an der aggressiven Verkaufspolitik chinesischer Hersteller. Zugleich, so warnt die Studie, schotten China, Indien, Russland und möglicherweise die USA ihre Märkte immer weiter gegen EU-Stahl ab.

      Verheugen warnte die Regierungen und seine eigene Behörde, in "blinden Aktionismus" zu verfallen. "Die Mitgliedsstaaten und die Kommission dürfen sich nicht in der Rolle des Weißen Ritters wie bei Unternehmensrettungen gefallen", sagte der Industriekommissar. "Die finanziellen Möglichkeiten der EU und der Mitgliedsstaaten stoßen an ihre Grenzen."

      EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der tschechische Ratsvorsitzende Mirek Topolanek beriefen am Mittwoch für den 1. März in Brüssel einen EU-Sondergipfel zur Wirtschafts- und Finanzkrise ein. Im Mai soll es dann einen Sozial- und Beschäftigungsgipfel in Prag geben.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Absturz-aller-Industri…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 07:58:04
      Beitrag Nr. 730 ()
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 08:08:22
      !
      Dieser Beitrag wurde moderiert. Grund: Beleidigung
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 08:16:36
      Beitrag Nr. 732 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.485 von kiska am 12.02.09 07:58:04Guten Morgen kiska,

      das ist Amerika!

      Dir einen schönen Tag...

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 08:32:38
      Beitrag Nr. 733 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.521 von kiska am 12.02.09 08:08:22Ich habe es auch gelesen. Wir haben es ja. Die Summe ist doch "Peanuts"! ;)

      Übrigens: Ich finde, eine merkwürdige Partie. Mit den "Stones", wer hört denn die noch? Irgendwie abgestanden, wie die ganze "BRD"!
      Und das im 21. Jahrhundert. Lässt irgendwie Rückschlüsse zu.

      Maraho

      P.S.: Von elektronischer Musik haben die wohl noch nie etwas gehört!
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 13:03:10
      Beitrag Nr. 734 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.557.281 von Maraho am 11.02.09 13:51:24Guten Tag,

      hier einige Angelegenheiten zum Mittag:


      "Lückenlose Umsetzung der G 20-Regeln"

      Steinbrück macht Dampf in der G 7 - USA unterstützt Hedgefonds-Regulierung - Arbeiten an der Bad Bank

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) will beim bevorstehenden Treffen mit seinen Amtskollegen der sieben führenden Industriestaaten (G 7) auf eine sofortige und lückenlose Einführung strengerer Regeln für die Finanzmärkte dringen. "Wir sehen gute Chancen auf die Umsetzung", sagte Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen in Berlin.

      Die Finanzminister tagen am Freitag und Samstag in Rom. Sie bereiten das zweite Treffen der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G 20) vor. Diese kommen am 2. April in London zum zweiten Mal zusammen, um die Neuordnung der Regeln auf den internationalen Finanzmärkten voranzubringen. Den Auftakt hatte die G 20 im November in Washington gemacht.

      Aktionsplan mit 47 Punkten

      Die Kernbotschaft von Washington laute, kein Marktteilnehmer solle ohne angemessene Aufsicht sein, sagte Asmussen. In der US-Hauptstadt hatten sich die Staats- und Regierungschefs auf einen Aktionsplan mit 47 Sofortmaßnahmen zur Reform des Regelwerks der Finanzmärkte verständigt.

      Konkrete Vorschläge zur Regulierung von Hedgefonds liegen seitdem aus einer Arbeitsgruppe vor, der auch der neue US-Finanzminister Timothy Geithner und der neue Chefberater im Weißen Haus, Larry Summers, angehören, sagte Asmussen. Die deutsche Bundesregierung hatte lang mit Widerstand in den USA zu kämpfen, als sie bereits 2007 während ihrer G 7/G 8-Präsidentschaft eine stärkere Regulierung von Hedgefonds auf die internationale Tagesordnung setzte. Steinbrück will in Rom die Pläne der deutschen Expertengruppe unter Leitung des früheren EZB-Chefvolkswirts Otmar Issing zur Entwicklung einer globalen Risikolandkarte, verbunden mit einem internationalen Kreditregister, in die Debatte einbringen.

      Der Auftritt Geithners, der in Rom zum ersten Mal persönlich mit seinen Amtskollegen zusammentrifft, wird mit großem Interesse erwartet. Am Montag hatte der US-Minister seine G 7-Amtskollegen über das inzwischen öffentliche neue US-Bankenpaket in einer Telefonkonferenz informiert. Neben zusätzlichen Kapitalspritzen für die Institute will die Regierung von Präsident Barack Obama eine privat finanziert Bad Bank mit einem Anfangsvolumen von 500 Mrd. Dollar an den Start bringen. Diese Bad Bank soll die Kreditwirtschaft von risikobeladenen Wertpapieren befreien. In Berlin wurde das Vorgehen Geithners als neuer Stil gewertet, verbunden mit der Hoffnung auf eine intensive internationale Kooperation. In Deutschland arbeitet die Regierung Asmussen zufolge ebenfalls an einem Modell, um es einzelnen Kreditinstituten zu ermöglichen, sich von Risikoaktiva zu befreien. Es gehe aber nach wie vor nicht um eine zentrale Bad Bank. Vielmehr soll der auf die Probleme in Deutschland zugeschnittene Instrumentenkasten differenziert erweitert werden. In Rom will Steinbrück vor allem mehr zu den US-Plänen hören. Eine Präsentation von möglichen deutschen Vorhaben sei nicht vorgesehen. Gegenstand der Debatte der Minister sollen jedoch Überlegungen sein, wie die Regierungen mittelfristig und koordiniert aus den Staatsgarantien für den Finanzsektor wieder aussteigen können, ohne dass es zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Ländern kommt.

      Basel II intelligent anpassen

      Ein Teil des Washingtoner Aktionsplans umfasst zudem Maßnahmen, um prozyklische Wirkungen abzumildern. Es gehe darum, die Eigenkapitalregeln für die Kreditwirtschaft zu modifizieren, hieß es im Ministerium. Überlegungen, Basel II auszusetzen, gibt es indessen nicht. Im Kern sollen die Kreditinstitute in konjunkturell besseren Zeiten Risikoaufschläge nehmen können, um einen Eigenkapitalpuffer für schlechtere Zeiten zu schaffen. Das theoretische Modell schafft jedoch erhebliche technische Probleme. Unter anderem die Definition, wann Aufschwung und Abschwung beginnen, ist in der Praxis kaum lösbar.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=20…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 13:12:05
      Beitrag Nr. 735 ()
      Gefährliche Preisentwicklung

      "Zinsen auf null"
      Von Karsten Stumm

      Weil die Preise langsamer und langsamer steigen, sehen Fachleute wie der Wirtschaftsweise Peter Bofinger eine unheimliche Gefahr auf Europa zukommen: Deflation, eine brisante Abwärtsspirale. Europas Zentralbanker müssten die Zinsen deshalb rasch auf null senken. Übertriebene Hast, entgegnen andere Ökonomen - und beruhigen. Vorerst.

      Düsseldorf - Die Lage ist verzwickt, und so oder so kommt Europas Zentralbank (EZB) nur schwer mit ihr klar. Die Preise in Deutschland steigen nur noch unmerklich: Im Januar gerade noch um 0,9 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Das ist nur noch ein Hauch und weit, weit unter jenen 2 Prozent Teuerung, die EZB-Präsident Jean-Claude Trichet selbst als Preisstabilität bezeichnet.

      "Die Gefahr, dass wir jetzt in eine Deflation stürzen, ist sicher fünf mal höher als in eine Inflation zu treiben", sagt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger zu manager-magazin.de. Er fordert deshalb den radikalen Schnitt: "EZB-Chef Trichet muss die Zinsen in Europa jetzt auf Null senken", sagt Bofinger.

      So würden Investitionen angeregt, die Nachfrage gestärkt - und die vielleicht gefährlichste Spekulationsblase der Welt überhaupt verhindert: die auf sinkende Preise. Das lähmende Warten darauf, das alles noch billiger wird.

      Deflation - mahnendes Beispiel Japan

      Jene üble Lage also, in der die Bundesbürger noch weniger als traditionell schon ausgeben würden. Weil sie damit rechneten, interessante Waren in ein paar Monaten noch billiger als jetzt kaufen zu können. In der Unternehmen deshalb ihre Produkte nicht mehr an die Frau und den Mann bekämen, erst ihre Produktion einschränkten, dann Leute entließen. Und die so steigende Arbeitslosigkeit mehr und mehr Menschen das nötige Bare zum Einkaufen nähme - ein Abwärtsspirale brisanten Ausmaßes also.

      Das Ergebnis wäre eine siechende Volkswirtschaft, wie sie Japan in den 1990er Jahren erlebte. "Allein die Angst vor einer Wiederholung dieses so genannten verlorenen Jahrzehntes könnte die Japaner derzeit zum Schocksparen verleiten", sagt Martin Schulz zu manager-magazin.de, Forscher des Fujitsu Instituts in Tokio.

      Nach Berechnungen der Investmentbanker von Goldman Sachs ist die Inflationsrate in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde zum Jahresbeginn wieder unter null gerutscht. Die Kollegen von Barclays Capital schätzen, dass Japans Wirtschaftsleistung zuletzt - und hochgerechnet auf das Jahr - um etwa 10 Prozent eingebrochen ist.

      Gerade die Produktionseinbrüche solcher Staaten, die wie Japan oder Deutschland als exportstarke Volkswirtschaften breit aufgestellt seien, lassen Harvard-Ökonom Ricardo Hausmann aber ein langes wirtschaftliches Tal für die Weltwirtschaft vermuten, das noch vor der Welt läge.

      "Beklagenswerte Prognosequalität"

      "Dennoch beharrt die EZB bisher auf unerklärlich hohen 2 Prozent Zinsen. Im besten Falle verzögert die Notenbank durch ihre Zurückhaltung die Erholung Europas. Im schlimmsten Fall jedoch trägt sie zu einer langen ausgeprägten Deflation wie eben einst in Japan bei", sagt Erik Nielsen, Chefvolkswirt Europa der Investmentbank Goldman Sachs.

      Die Euro-Banker halten allerdings dagegen. Zwar würde die Teuerung wohl noch einige Monate zurückgehen, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark gestern vor der Amerikanischen Handelskammer in Stuttgart. "Auch sind negative Inflationsraten in einigen Monaten möglich. Doch die Gefahr einer ausgewachsenen Deflation sehe ich nicht", sagte Stark.

      "Trichets Leute achten einfach nicht auf die zu erwartende kommende Entwicklung. Sie entscheiden stets nur nach den bereits vorliegenden Zahlen - mit üblen Konsequenzen. Die Prognosefähigkeit der EZB ist wirklich beklagenswert", kommentierte Bofinger die Einstellung der Währungshüter gegenüber manager-magazin.de.

      Doch weil die wirtschaftliche Lage derzeit so vertrackt ist, die Daten widersprüchlich und viele Modelle der Wirtschaftsweisen derzeit wackeln, wollen sich auch die prominenten deutschen Konjunkturexperten nicht auf eine Linie festlegen.

      "Die Teuerung ist noch beruhigend hoch"

      "Ich bin eigentlich überrascht, dass die Teuerung mit den aktuell 0,9 Prozent noch vergleichsweise beruhigend hoch ist", sagt Professor Udo Ludwig, Leiter der Konjunkturabteilung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, im Gespräch mit manager-magazin.de.

      "Denn damit sind die Preise im Schnitt noch einmal über das Niveau vor einem Jahr hinausgegangen, in dem die Teuerung so immens durch die damals explodierenden Ölpreise in die Höhe gerissen worden ist", sagt Ludwig.

      Mittlerweile aber seien die Energiepreise deutlich gesunken. Da die Teuerung aber im Schnitt noch leicht zugelegt habe, könne von einem breiten, deflationären Preisrutsch eher nicht gesprochen werden. Tatsächlich sind etwa die Ölpreise - je nach Sorte - von mehr als 140 Dollar je 159-Liter-Fass vor einigen Monaten auf nunmehr rund 45 Dollar zurückgefallen.

      Steigende Löhne als Schutz vor Inflation

      "Eine der wichtigsten Gründe für sinkende Preise sind zudem stagnierende Löhne. Und derzeit setzen die Gewerkschaften ja durchaus steigende Entgelte durch. Wie soll da eine Deflation auftreten?", fragt Ludwig. Zuletzt hatte die Bahn 150.000 Beschäftigten 4,5 Prozent höhere Löhne und Gehälter zugesagt sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro.

      Die Europäische Zentralbank sollte vielmehr versuchen, mittelfristig wieder steigenden Preisen rechtzeitig vorzubeugen, auch wenn aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage noch leichte Zinssenkungen möglich sind", sagt Roland Döhrn, Chefökonom des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, zu manager-magazin.de.

      Denn ein Teil der ebenfalls kürzlich beschlossenen gigantischen staatlichen Konjunkturstützen flössen auch noch in Bereiche, die noch vergleichsweise stabil wären. Etwa in Teile der Bauindustrie. Zumindest partiell könnten die Preise dank der künstlichen Zusatznachfrage bei vergleichsweise guter Kapazitätsauslastung deshalb in geraumer Zeit sogar wieder steigen.

      "Die größte Kunst für die EZB wird darum darin liegen, in geraumer Zeit den Moment abzupassen, an dem die Wirtschaft wieder Tritt fasst und dann nicht mehr diese expansive Geldpolitik wie derzeit benötigt wird", sagt Döhrn.

      Zumindest ein bisschen Hoffnung auf diesen Moment macht der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, Christian Dreger. "Das letzte Quartal des Jahres 2008 war desaströs. Das erste dieses Jahres scheint für die Bundesrepublik auch desaströs zu werden. Aber damit sollte der Tiefpunkt der Entwicklung erreicht sein", schätzt Dreger. "Radikale Zinssenkungen aus Angst vor einer Deflation müssen meiner Meinung nach jetzt nicht mehr sein", sagte er manager-magazin.de.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
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      Avatar
      schrieb am 12.02.09 13:19:32
      Beitrag Nr. 736 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.384 von Maraho am 12.02.09 07:09:38Weiterführend bzw. ergänzend hierzu:

      Die machen einem Mut.....
      Irgendwie überfordert, die Herren....


      Europäische Union
      „Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise völlig neu“

      José Manuel Barroso sieht schwarz - für die Industrieproduktion und für den Arbeitsmarkt

      Mehrere Konjunkturindikatoren deuten darauf hin, dass die derzeitige Krise enorme Einbrüche in der europäischen Wirtschaft zur Folge haben wird. Nicht nur ist gestern der Ifo-Index für das Wirtschaftsklima im Euro-Raum auf ein Rekordtief gesunken. Die EU-Kommission ist außerdem der Auffassung, dass die Krise verheerende Folgen für den europäischen Arbeitsmarkt haben wird. Für alle Industriesektoren sagt sie darüber hinaus wegen der Wirtschaftskrise beispiellose Produktionseinbrüche voraus.

      Der „Financial Times Deutschland“ sagte EU-Kommissionspräsident Barroso: „Völlig neu sind Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise.“ Eine dem Blatt vorliegende interne Analyse beschreibe anhand von Beispielen aus dem verarbeitenden und dem Baugewerbe ungekannte Produktions- und Absatzeinbrüche. Der seit 1985 von der EU-Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen erstellte Geschäftsklimaindex sei auf das niedrigste Niveau seit seiner Einführung gefallen.

      Folgen auch für Lebensmittelherstellung und -sicherheit

      Besonders die Autoindustrie werde von einer anhaltenden Kreditklemme hart getroffen, zitiert die Zeitung weiter aus der Analyse. Grund sei, dass der Großteil der Privatwagen mit Krediten gekauft werde. In der Stahlindustrie sähen die Experten der EU-Kommission Auftragseinbrüche von 43 bis 57 Prozent. Hinzu kämen eine aggressive Verkaufspolitik chinesischer Hersteller und Abschottungstendenzen vieler außereuropäischer Länder.

      Für Lebensmittelherstellung und -sicherheit könne die Wirtschaftskrise verheerende Folgen haben. Die Kombination aus fallenden Preisen für Agrarprodukte und erschwertem Zugang zu Krediten dürfte die Landwirtschaft der ärmsten Staaten beeinträchtigen und Preisschwankungen verschärfen.

      Auch der Ifo-Index für den Euro-Raum ist auf einem Rekordtief

      Schon am Mittwoch hatte das Münchner Ifo-Institut bekannt gegeben, dass laut seinem Index das Wirtschaftsklima im Euro-Raum zu Jahresbeginn einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Der Geschäftsklimaindex fiel im ersten Quartal auf 45,8 Zähler von 50,8 Punkten am Jahresende 2008. Das war bereits der sechste Rückgang in Folge seit Ende 2007. Die Stimmung habe sich „in allen Ländern des Euroraums verschlechtert und liegt auf einem historischen Tiefpunkt“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

      Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate hellten sich zwar etwas auf, blieben aber weiter „stark unterkühlt“, sagte Sinn. Die Lage wurde von den befragten 268 Experten dagegen abermals deutlich negativer bewertet. Sie verschlechterte sich in Deutschland und den Niederlanden am stärksten. Am ungünstigsten wird die wirtschaftliche Situation jedoch weiter in Frankreich, Irland, Portugal, Spanien sowie Italien beurteilt.

      Entwarnung gaben die Experten für die Preisentwicklung. Die Teuerungsrate werde im Jahresschnitt bei 1,6 Prozent liegen. 2008 hatte es im Sommer eine Rekordinflationsrate von vier Prozent gegeben. Eine deutliche Mehrheit der Experten erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins von derzeit zwei Prozent weiter senken wird.

      Verheerende Konsequenzen für den Arbeitsmarkt

      EU-Kommissionspräsident Barroso ist ferner überzeugt, dass die Konsequenzen der Krise für den europäischen Arbeitsmarkt verheerend sein werden. Zwar würden diese vollständig erst in einigen Monaten zutage treten, sagte Barroso. Es sei aber schon jetzt abzusehen, dass sie drastisch sein würden. Nach Angaben der EU-Behörde wollen die europäischen Unternehmen momentan rund 158.000 Stellen abbauen. Dem stehen nur knapp 25.000 Arbeitsstellen gegenüber, die sie neu schaffen wollen.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266…
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      Avatar
      schrieb am 12.02.09 13:28:43
      Beitrag Nr. 737 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.550.402 von Metrik am 10.02.09 16:31:00Hier noch etwas für Dich, Metrik:


      Wie gut ist Obama wirklich?

      Die ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten waren populär. Und doch wirft seine erwartbare Politik eine wichtige Frage auf.
      Von Dieter Degler

      Barack Obama hat die politische Welt verändert. Wie er den Vorwahl-und Wahlkampf führte, welche Alternativen er der Bush-Administration entgegensetzte, wie er in den ersten Tagen in Washington an den Start ging, das hat das nationale und internationale Publikum beeindruckt. Es gibt ihn also doch, so das weit verbreitete Credo, den Gutpolitiker.

      Seit ein paar Tagen irritiert mich aber etwas an diesem rasend schnell populären US-Präsidenten: Es sind nicht die personellen Irrtümer, die ihm bei der Zusammenstellung seines Kabinetts unterlaufen, so etwas kommt vor. Es ist vielmehr die Erwartbarkeit seiner Handlungen.

      Obama schließt Guantanamo: Gut. Er schnürt das Rettungspaket für die Wirtschaft: Wahrscheinlich alternativlos. Er stärkt die Rechte von Arbeitnehmern: Auch gut. Er fordert der Automobilindustrie umweltfreundlichere Fahrzeuge ab: Prima. Er kündigt Gespräche mit dem Iran an. Klingt nach einer besseren Zukunft für die US-Außenpolitik.

      Das alles sind mehr oder weniger Maßnahmen, die sich zumindest liberale Europäer von einem US-Präsidenten wünschen. Nur: Was macht Obama, wenn die iranische Regierung ihren Atomwaffenkurs weiterhin so störrisch und weltfremd verfolgt, wie es der Auftritt des Parlamentspräsidenten Ali Laridschani vergangene Woche in München signalisierte. Was macht er, wenn China, mit bald einer Billion Dollar der weltweit größte Kreditgeber der USA, mit dem Verkauf von US-Bonds droht? Und was macht er, wenn die Autobauer nicht hören wollen?

      Wie handlungsfähig ist dieser Präsident, wenn etwas nicht nach Plan läuft und ein Konflikt nicht mehr moderiert werden kann, sondern entschieden werden muss?

      Es kommt in den Amtszeiten von Regierungschefs häufig zu Prüfungen des Härtegrades eines Amtsinhabers. In Deutschland war das bei Helmut Kohl das sture Durchsetzen von deutscher Einheit und Euro, ohne den Europa heute noch schlechter dastünde - bei Helmut Schmidt die Debatte um den Nato-Doppelbeschluss und der Deutsche Herbst, denen er mit Entscheidungen begegnete, vor denen man nicht stehen möchte. Und in den USA musste John F. Kennedy während der Kubakrise beweisen, dass seine Nerven auch dem Nuklearpoker am Rande eines Weltkrieges standhielten.

      Ist Barack Obama konfliktfähig und im Zweifel hart? Seine erste große Bewährungsprobe ist das internationale Wirtschaftsbeben. Es wäre zu wünschen, dass er einmal demonstriert, wie sich jenseits der allgemeinen Erwartungen agieren lässt. Auch gegen eine starke Lobby. Auch gegen den großen Konsens. Und ohne weltweiten Applaus.

      Eine gute Gelegenheit dazu hätte er beispielsweise bei der Teilfrage, wie die US-Automobilindustrie zu retten ist. Den drei großen Losern der Branche im Angesicht senkrecht fallender Umsätze und steil steigender Arbeitslosenzahlen die Hilfe zu verweigern, kommt kaum infrage.

      Der Messias muss zum Macher werden

      Aber statt jedes der drei maroden Auto-Unternehmen mit Milliardenspritzen zu retten und sie weiter über die bröckelnden Weltmärkte zu schleppen, könnte Obama beispielsweise vorschlagen, aus dem ökonomischen Trio infernale General Motors, Ford und Chrysler ein neues, modernes Unternehmen zu formen - das noch einmal mit sparsamen, preiswerten und umweltfreundlichen Produkten gegen die mächtige Konkurrenz aus Europa und Asien antritt.

      Das wäre sicher eine extreme Herausforderung. Doch eine solche Lösung wäre tough und kreativ. Sie täte vielen weh und wäre vielleicht doch richtig, weil er die verbleibenden Arbeitsplätze dauerhaft sichern könnte.

      Man darf gespannt sein, ob der Messias auch ein Macher ist.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/284/457939/text/ …

      Bis dann....
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 17:16:48
      Beitrag Nr. 738 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.384 von Maraho am 12.02.09 07:09:38Guten Abend, wertes Publikum!
      Lose verteilt über den Abend weiteres zur Situation.

      Dieses hier in Bezug auf Beitrag 36.562.384:


      Industrieproduktion

      „Auf die Wirtschaft kommt Drastisches zu“

      von Heike Anger

      Laut einer internen Analyse für EU-Industriekommissar Günter Verheugen sind Produktion und Absatz in vielen Industriesektoren der Europäischen Union drastisch gesunken. Marcus Kappler, Konjunkturforscher am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, deutet im Gespräch mit Handelsblatt.com die alarmierenden Zeichen.

      DÜSSELDORF. Die Folgen der wirtschafts- und Finanzkrise werden immer drastischer: Verglichen mit dem Vorjahr ist die Industrieproduktion in der Euro-Zone im Dezember um zwölf Prozent zurückgegangen. Das ist das stärkste Minus seit Beginn der Eurostat-Datenerhebung 1990. Eine interne Analyse für EU-Industriekommissar Günter Verheugen, die dem Handelsblatt vorliegt, malt ein ähnlich düsteres Bild. Viele Industriesektoren sowie der Bau erführen den schlimmsten Einbruch seit Jahrzehnten, heißt es in dem Bericht. Marcus Kappler, Konjunkturforscher am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, beurteilt die Lage im Interview mit Handelsblatt.com ähnlich.

      Herr Kappler, in dem EU-Bericht verkünden die hauseigenen Ökonomen aufgrund von Fallbeispielen einen beispiellosen Einbruch in der Industrieproduktion. Sind solche Analysen realistisch?

      Leider ja. Allein die aktuelle Wirtschaftsstimmung in Eurozone befindet sich auf einer historischen Talfahrt. Der Economic Sentiment Index der EU-Kommission, der unter anderem das Industrie-, Dienstleistungs- und Verbrauchervertrauen berücksichtigt, ist auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1985. Das ist ein Signal dafür, wie die realwirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Quartalen verlaufen wird. Es gibt also alarmierende Zeichen, dass die Industrieproduktion weiter drastisch einbricht. Und wenn Industriekommissar Günter Verheugen sagt, Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise seien völlig neu, dann hat er recht. Ich teile also die Sorge der EU-Kommission, dass noch Drastisches auf die europäische Wirtschaft zukommen wird.

      Der Einbruch betrifft alle Industriesektoren. Gibt es besonders gebeutelte Branchen?

      Sicherlich die Auto- und die Baubranche. Die deutsche Stahlbranche hat bereits für das vierte Quartal 2008 einen historischen Auftragseinbruch verzeichnet. Dass Experten nun davon ausgehen, dass in Europa 57 Prozent der Aufträge wegbrechen, ist nicht unbegründet. Die Branche ist allein mit seinen Spezialstahlen ein starker Teil der Auto-Wertschöpfungskette. Insgesamt geht die Nachfrage zurück, die Stahlpreise sinken. Erhebliche Überkapazitäten sind schon jetzt vorhanden. Zwar kann Kurzarbeit die Effekte etwas abfedern. Doch wenn die Krise länger andauert, werden viele Jobs verloren gehen.

      Werden denn die Konjunkturpakete ihre erhoffte Wirkung entfalten?

      Derzeit befinden sich alle im Blindflug. Niemand weiß, ob die Konjunkturpakete die Folgen der Finanzkrise in ausreichendem Maße mildern können. Äußerst bedenklich ist es allerdings schon jetzt, dass sich die Industriestaaten nicht ausreichend abstimmen. Das betrifft sowohl den Umfang der einzelnen Länderprogramme als auch das Timing. Einzelne Branchen - etwa die Autobranche - massiv zu begünstigen, dem stehe ich zwar ablehnend gegenüber. Generell ist der verfolgte Ansatz der Konjunkturstützung jedoch richtig.

      Innerhalb der EU führen die milliardenschweren Konjunkturprogramme aber dazu, dass die Länder ihre Wirtschaft abschotten – ganz entgegen den Regeln des Binnenmarktes…

      Das ist sehr negativ zu bewerten. Das ist keine Linie, die in der Krise verfolgt werden sollte. Würden die Konjunkturprogramme konzertiert verlaufen, bestünde gar kein Anlass für einen solchen Reflex. Anstatt sich in einen Wettbewerb um Autosubventionen zu stürzen, sollten die Mittel gleichmäßig verteilt werden. Es ist aber offensichtlich, dass es um politisch motivierte Aktivitäten geht, die wirtschaftspolitisch nicht besonders sinnvoll sind.

      Gibt es denn Länder in der EU, die derzeit im Vorteil sind?

      Es handelt sich um einen synchronisierten Einbruch. Das bedeutet: Alle sind in etwa gleich stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen. Wer stark in der Autoproduktion engagiert ist – zum Beispiel Deutschland und Frankreich – ist etwas mehr unter Druck. Der Gleichlauf ist jedoch außergewöhnlich hoch.

      Wann wird denn eine mögliche Wirkung der Rettungsprogramme überhaupt zu messen sein?

      Das ist schwierig zu sagen. Zunächst müsste ein Tiefpunkt erreicht und eine Trendwende erkennbar sein. Dann wären zwei Prognose abzugeben: eine für die Wirtschaftsleistung ohne stützende Maßnahmen und eine, die solche berücksichtigt. Im Vergleich wäre eine mögliche Wirkung der Konjunkturprogramme und Rettungspakete abzulesen. Doch wann ist die Bodenbildung erreicht? Derzeit sind die Verlaufsmuster unbekannt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 17:24:03
      Beitrag Nr. 739 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.560.660 von Maraho am 11.02.09 20:02:39... und auch das Handelsblatt bläst in´s selbe Horn...
      Ich dachte, die Medien seien "angewiesen" worden, Optimismus zu verbreiten... ;)


      Wirtschaftskrise

      Industriestaaten verspielen ihr Kapital
      von Michael Brackmann, Jens Münchrath und Christoph Sandt

      Die Finanzkrise treibt Regierungsetats weltweit tief ins Minus. Die langfristigen Risiken steigen enorm. Selbst erfahrene Volkswirte schließen nicht mehr aus, dass bald die ersten Industriestaaten bankrott sind. Es droht ein Wettlauf gegen die Zeit.

      Es ist eine Wette, die man sich größer gar nicht vorstellen kann. In einem historisch einmaligen Kraftakt stemmen sich die Regierungen der großen Industriestaaten und einiger Schwellenländer gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise. Ein milliardenschweres Konjunkturprogramm jagt das nächste. Gerade kommen die USA mit ihrem 800 Mrd. Dollar schweren Paket, das noch in dieser Woche in Gesetzesform gegossen werden soll. Zusätzlich sehen sich die Staaten gezwungen, die darbenden Banken entweder zu verstaatlichen oder zumindest ordentlich mit Kapital auszustatten.

      Alle diese Aktionen haben eins gemeinsam. Sie kosten Unmengen an Geld. Geld, das letztlich der Steuerzahler aufbringen muss. Die regulären Staatsetats können die Programme unmöglich finanzieren. Was bleibt, ist eine massive Kreditaufnahme. Allein die Amerikaner müssten in diesem Jahr Staatsanleihen im Volumen von 2 200 Milliarden Dollar platzieren, um ihre geplanten Wohltaten zu finanzieren.

      Die Risiken der Staatsverschuldung

      Greifen die Maßnahmen, könnte die große Wette aufgehen. Das Kalkül: Der Staat gleicht den Nachfrageausfall aus, solange sich die Privatwirtschaft nicht erholt hat – Keynes lässt grüßen. Springt die Wirtschaft rechtzeitig wieder an, haben sich die Milliardeninvestitionen vielleicht gelohnt. Denn Wachstum spült über die höheren Steuereinnahmen Geld in die Kassen des Staates. Doch was ist, wenn die Erholung nicht eintritt, wenn die Wirtschaft trotz der Stützung des Staates weiter abrutscht?

      Könnten die Kassandra-Rufer, die eine Entschuldung der Staaten über eine Hyperinflation mit anschließender Währungsreform für unausweichlich halten, letztendlich doch recht behalten? Droht in diesem Fall nicht selbst großen Industriestaaten der Bankrott?

      Selbst der sonst so vorsichtige Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Joachim Scheide, ist mittlerweile pessimistisch. „Vor einem Jahr hätte ich den Staatsbankrott eines großen Industrielands noch kategorisch ausgeschlossen, heute würde ich das nicht mehr tun – auch wenn wir davon noch weit entfernt sind“, sagte er dem Handelsblatt.

      Auch der Deutschland-Chefvolkswirt der britischen Bank Barclays Capital, Thorsten Polleit, warnt vor enormen Risiken: „Der fatale Kreditboom wird schlichtweg mit anderen Mitteln fortgesetzt. Die Regierungen führen das Auftürmen der Schuldenpyramide verstärkt fort“, sagte Polleit. Die Gefahr hoher Inflationsraten sei akut. Die Teuerung könnte sogar stärker ausfallen als noch in den 70er-Jahren. Damals lag die Rate bei gut zehn Prozent.

      Zumindest auf den ersten Blick wirken die Rettungskonzepte der Regierungen durchaus fragwürdig. Die Finanzkrise, die letztlich durch eine Überschuldung der amerikanischen Hausbesitzer entstanden ist und sich zu einer Schuldenkrise der Banken und vieler Unternehmen ausweitete, wird mit neuen Schulden bekämpft: denen des Staats.

      US-Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman beschreibt das Agieren der Regierungen so: „Fast täglich kramen die Politiker eine neue Fahne hervor, die sie den Mast emporziehen, um zu testen, ob jemand salutiert.“ Doch bislang salutiert keiner. Denn die gigantischen Volumina der Hilfspakete – wer hätte noch vor einem Jahr geglaubt, dass etwa die Bundesregierung mal eben 50 Mrd. für die Konjunktur investiert – wirken bescheiden im Vergleich zu den astronomischen Summen, die die Krise absorbiert. Selbst das 800 Mrd. schwere Konjunkturpaket der US-Regierung und die Rettungsmaßnahmen für die Banken in Höhe von bis zu zwei Bill. Dollar muss man relativieren. Der US-Ökonom Nouriel Roubini schätzt allein die Verluste des amerikanischen Finanzsektors aus der Finanzkrise auf 3,6 Bill. Dollar.

      Und der neue US-Präsident Barack Obama hat wiederholt betont, er sei gewillt, den Banken zu helfen, wo es nur geht. Viele amerikanische Banken sind nur deshalb noch am Markt, weil die Notenbank sie großzügig mit frischem Kapital versorgt und als Sicherheit zweifelhafte Wertpapiere akzeptiert. Auf mehr als 2,2 Bill. Dollar hat sich die Bilanz der Fed mittlerweile durch den Aufkauf von Schrottpapieren aufgebläht. Mit allen Mitteln will Fed-Chef Ben Bernanke einen Zusammenbruch des Finanzsystems verhindern. Auch die Geldmenge ist in den USA, aber auch in Europa in den vergangenen Monaten um die Hälfte angewachsen – eine dramatische Entwicklung.

      Alle Maßnahmen der Regierungen und Notenbanken bergen enorme Risiken. Aber haben die Regierungen angesichts der Wucht der Krise noch eine andere Wahl? Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, verneint das. „Wenn das Haus brennt, muss die Feuerwehr löschen und braucht nicht über die Güte der Schläuche zu diskutieren“, sagt er dem Handelsblatt. Es handele sich um eine lange und schmerzliche Krise.

      Fest steht: Sollte die Wirtschaft nach all diesen Aktionen nicht bald wieder Tritt fassen, könnte es kritisch für Regierungen und Staatsfinanzen werden. Um was es zurzeit geht, ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Skeptisch stimmt die Tatsache, dass die Interventionen der Staaten bislang erstaunlich wenig Wirkung entfaltet haben. Joachim Voth, Finanzkrisenexperte der Universität Pompeu Fabra in Barcelona, glaubt, dass „die schwindelerregenden Summen, mit denen Regierungen und Notenbanken“ um sich werfen, den „Endverbraucher stark verunsichern“. Solange aber die Konsumenten keine Kühlschränke oder Autos kauften, hätten die Milliardenpakete der Regierungen vor allem einen Effekt: Sie treiben die Staatsschulden nach oben – mit all den damit verbundenen Risiken.

      „Irgendwann ist Zahltag“, mahnt Österreichs neuer Finanzminister Josef Pröll. Für den obersten Kassenwart eines Staates eine denkbar undiplomatische Äußerung.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrich…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 18:18:08
      Beitrag Nr. 740 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.337 von Maraho am 12.02.09 06:18:25Der Teufelspakt...
      Was bleibt ihnen auch anderes übrig. Schließlich müssen sie ihre Waren loswerden....
      ....sonst drohen Volksaufstände in China, bedingt durch steigende Arbeitslosigkeit....
      Wenn das mal gutgeht.....


      "Wir hassen Euch"

      China kommt von US-Treasuries nicht los
      von Henny Sender (New York)

      Auch wenn die enorme Verschuldung den Dollar drücken dürfte: Peking will auch in Zukunft amerikanische Staatsanleihen kaufen. Die Skepsis, mit der die Regierung des Landes auf das US-Finanzsystem blickt, ist allerdings ungebrochen.

      China wird weiter US-Staatsanleihen kaufen - trotz der drohenden Abwertung des Dollars. Das sei die "einzige Option" für das Land, sagte ein hochrangiger Vertreter der chinesischen Bankregulierungsbehörde.

      China hat die Dollars, die es durch seine Exporte in die USA eingenommen hat, dazu benutzt, den weltweit größten Bestand von US-Staatspapieren aufzubauen. Durch milliardenschwere Programme zur Stärkung der Konjunktur und Rettung der Banken ist die Verschuldung der Vereinigten Staaten aber enorm angestiegen, was den Dollar drücken dürfte. Allein für 2009 wird der Finanzierungsbedarf der USA auf 2500 Mrd. $ geschätzt.

      Diese Entwicklung hat die Frage aufgeworfen, ob die Chinesen auch in Zukunft weiter auf US-Staatspapiere setzen werden. Luo Ping, Generaldirektor bei der chinesischen Bankenaufsicht, bejahte dies am Mittwoch in New York - trotz allem Missbehagens im Bezug auf das US-Finanzsystem. "Was kann man halten außer US-Treasuries?", sagte er. "Gold? Man hält keine Bonds der japanischen oder der britischen Regierung. US-Staatsbonds sind der sichere Hafen. Das ist für jeden die einzige Option, auch für China."

      Luo, der sich auf Englisch umgangsprachlich ausdrückt, fügte hinzu: "Wir hassen Euch. Wenn Ihr einmal anfangt, Bonds über 1000 bis 2000 Mrd. $ auszugeben, dann wird der Dollar abwerten, das wissen wir, deshalb hassen wir Euch, aber es gibt nicht viel, was wir tun können."

      Er sagte auch, die Regierung in Peking werde die Banken des Landes ermutigen, Fusionen und Übernahmen im Heimatmarkt zu fördern - und nicht notleidende Finanzkonzerne in anderen Ländern zu retten. Dies gelte vor allem für die USA, "weil es große Unsicherheit über die Qualität der Bücher gibt". Chinesische Staatsfonds haben mit Investitionen in US-Firmen wie den Finanzinvestor Blackstone Verluste in Millionenhöhe erlitten.

      China will demnach auch an der Trennung von Investmentbanken einerseits und Geschäftsbanken andererseits festhalten. Damit will das Land Lehren aus dem Beispiel der USA ziehen. In Amerika hatte der Glass-Steagall Act ab den 30er-Jahren eine strikte Trennung zwischen den verschiedenen Aktivitäten etabliert - bis er 1999 abgeschafft wurde. Luo sieht darin einen Grund für die Krise.

      Wie andere Regulierer aus Schwellenländern - Saudi-Arabien etwa - sprach sich auch Luo gegen Laissez-faire-Kapitalismus amerikanischer Prägung aus. "Staatseigentum wurde als etwas Negatives gesehen, aber das Pendel schwingt jetzt in die andere Richtung. Vielleicht ist das Bankwesen nichts anderes als öffentliche Versorgungsbetriebe, wo die Beteiligung der Regierung notwendig ist", sagte er. "Die Deregulierung ist in den USA etwas zu weit gegangen. Der Markt kann nicht allmächtig sein."

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devisen…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 18:39:47
      Beitrag Nr. 741 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.382 von Maraho am 11.02.09 07:07:08Und hier eine Abhandlung über das Thema:


      Hyperinflation
      Warum eigentlich ...können ausufernde Staatsschulden zu einem Inflationsschock führen?
      Malte Fischer


      Hohe Inflationsraten gibt es nicht nur in Simbabwe. Auch in Deutschland ließ von 1919 bis 1923 eine Hyperinflation breite Teile der Bevölkerung verarmen.

      Es ist der Albtraum aller Notenbanker: 200.864.125.034.589 Prozent Inflation – gemessen in Simbabwe 2008. Nie zuvor hat es auf der Welt eine so hohe Inflationsrate gegeben. Gleichzeitig schoss das Haushaltsdefizit in dem von Diktator Robert Mugabe ruinierten Land auf 19 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Höhe.

      Die unheilvolle Kombination von explodierenden Schulden und rasanter Geldentwertung ist keine afrikanische Spezialität. Von 1919 bis 1923 etwa ließen in Deutschland Hyperinflation und steigende Staatsschulden breite Teile der Bevölkerung verarmen. Auch in anderen Ländern zeigte sich immer wieder, dass steigende Staatsschulden mit höherer Geldentwertung einhergehen. Deshalb blicken Ökonomen mit Skepsis auf die sprunghaft steigende Kreditaufnahme des Staates in den Industrieländern.

      Rund um den Globus haben die Regierungen riesige Konjunkturprogramme aufgelegt, um eine Depression zu verhindern. Die Löcher im Staatshaushalt stopfen die Politiker mit Krediten, die sie am Kapitalmarkt aufnehmen. Nach Schätzung von Barclays Capital werden die USA, die Länder der Euro-Zone, Japan und Großbritannien 2009 Anleihen im Volumen von 3,6 Billionen Dollar emittieren – 800 Milliarden Dollar mehr als 2008. Ökonomen fürchten, dass dies mittelfristig die Inflation anheizt.

      Staatsverschuldung und Inflation haben zunächst wenig miteinander zu tun

      Dabei haben Staatsverschuldung und Inflation zunächst einmal wenig miteinander zu tun. Ob und wie stark die Preise in einer Volkswirtschaft steigen, ist abhängig davon, wie viel Geld die Notenbank in Umlauf bringt. Steigt die Geldmenge nur so stark wie das Produktionspotenzial – also die Menge an Gütern und Dienstleistungen, die die Wirtschaft bei normaler Auslastung ihrer Kapazitäten produzieren kann –, so bleiben die Güterpreise konstant. Erst wenn die Geldmenge stärker zulegt als das Produktionspotenzial, klettern die Preise.

      Weitet die Notenbank die Geldmenge potenzialorientiert aus, kann auch eine höhere Staatsverschuldung die Verbraucherpreise nicht in die Höhe treiben. Ein Beispiel dafür ist Japan: Schon seit 1993 klettern die Defizite im Staatshaushalt, von 2000 bis 2005 lag die Defizitquote im Schnitt bei sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die zusätzlichen Kredite, die die Regierung aufnahm, haben die Staatsverschuldung von knapp 74 Prozent des BIPs 1993 auf zuletzt rund 173 Prozent in die Höhe getrieben. Trotzdem blieb die Inflation gering, von 1999 bis 2005 sank das Preisniveau sogar. Die Banken hielten sich bei der Vergabe neuer Kredite zurück, die Geldmenge wuchs kaum noch.

      Dass höhere Staatsschulden – anders als in Japan – trotzdem häufig mit höherer Inflation einhergehen, liegt daran, dass Zentralbanken die Staatsschulden „monetisieren“. Sie kaufen – nicht selten auf Geheiß der Regierung – vom Staat emittierte Anleihen und stellen der Regierung so frisches Geld zur Verfügung. Die zusätzliche Liquidität treibt dann die Preise in die Höhe. Das war auch im Deutschen Reich während des Ersten Weltkriegs der Fall. Um die Armee zu finanzieren, gab die Regierung Kriegsanleihen aus, die die Notenbank kaufte.

      Nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte, ratterte die Notenpresse noch schneller, denn die Regierung finanzierte die Reparationszahlungen an das Ausland mit frisch gedrucktem Geld. Die Folge war eine Hyperinflation, die erst im November 1923 durch eine Währungsreform beendet wurde. Diese negativen Erfahrungen veranlassten viele Länder nach dem Zweiten Weltkrieg, ihren Regierungen den Zugriff auf die Geldpresse zu entziehen, die Notenbanken in die Unabhängigkeit zu entlassen und den Währungshütern die Finanzierung des Staatshaushalts durch Geldschöpfung zu verbieten.

      Im Zuge der Finanzkrise geraten diese Grundsätze jedoch ins Wanken. So erwägt die US-Notenbank, direkt Staatsanleihen zu kaufen. Damit wollen die Währungshüter die Kurse stützen und die Effektivzinsen senken. Weil viele Kreditzinsen an der Rendite von Staatsanleihen ausgerichtet sind, würde dies die Kredite für Unternehmen und Verbraucher verbilligen. Faktisch bedeutet das, dass US-Präsident Barack Obama das Geld für sein Konjunkturprogramm direkt aus der Notenpresse erhält.

      Solange sich die Wirtschaft in der Krise befindet und die Banken sich bei der Kreditvergabe zurückhalten, hat diese Geldschöpfung keine inflationstreibende Wirkung. Doch sobald die Konjunktur anzieht, muss die Fed das zusätzliche Geld aus der Wirtschaft absaugen, um einen Anstieg der Inflation zu verhindern. Ökonomen fürchten, dass dieser Kurswechsel misslingt: Die Regierung könnte die Notenbank unter Druck setzen, ihre Zinsen niedrig zu halten und mehr Inflation zu akzeptieren, denn höhere Geldentwertung verringert die reale Schuldenlast des Staates. Allerdings: Langfristig nutzt dem Staat höhere Inflation nicht viel. Sie treibt die Zinsen am Kapitalmarkt in die Höhe – und macht neue Kredite teurer.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/warum-eigentlich-koennen-ausu…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 18:55:17
      Beitrag Nr. 742 ()
      18.15 Uhr: Die Häuserpreise in den USA sind im vierten Quartal 2008 um 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen. Das ist der stärkste Rückgang seit 1979 und damit der stärkste Preisverfall, seit die National Association of Realtors die Daten sammelt. Der Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus fiel Ende 2008 auf rund 180.000 Dollar. Ende 2007 waren es noch 205.000 Dollar gewesen. Die Daten sind für all diejenigen ernüchternd, die auf eine rasche Erholung der US-Wirtschaft noch in diesem Jahr setzen. Ohne eine Erholung der Häuserpreise wird es nach Ansicht der Mehrheit der Volkswirte auch keine Erholung der US-Konjunktur geben: Denn auch das geplante Konjunkturpaket könne die Vermögensverluste der US-Konsumenten nicht ausgleichen.

      Quelle: Krisenticker des Manager-Magazins
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 18:59:11
      Beitrag Nr. 743 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.534.297 von Maraho am 07.02.09 17:08:30Passend zu dem Beitrag vom 07.02.09:


      KAMPF GEGEN DIE REZESSION
      Wer sich abschottet, schadet Europa

      Sarkozy stützt Renault und Peugeot mit Milliarden, Berlin hilft der Commerzbank - in der Finanzkrise ist sich jedes Land selbst das nächste, EU-Vorgaben werden dreist ignoriert. Thomas Straubhaar warnt: Dieser protektionistische Kurs bedroht den Wohlstand Europas.

      Hastig, schnell - und undurchdacht: Wer sich die Billionen Euro schweren Konjunkturprogramme in Europa anschaut, die Diskussionen um nationale Alleingänge verfolgt und die nach Lösung ringenden politischen Eliten beobachtet, der bekommt fast Mitleid. Die Angst, dass aus der Rezession der Weltwirtschaft eine lang anhaltende Depression wird, ist groß - und treibt Politiker aller Couleur zu einer Flut von Rettungspaketen, um dem ökonomischen Untergang zu entgehen.

      Das ist an sich nicht falsch. Denn angesichts der gewaltigen ökonomischen Herausforderungen muss schnell gehandelt werden. Allerdings scheint in der Eile im Kampf gegen die globale Wirtschaftskrise der Zweck jedes Mittel zu heiligen.

      Zwar ist es mit Artikel 115 des Grundgesetzes noch einigermaßen zu rechtfertigen, dass "zur Abwehr einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts" die verfassungsmäßig geltende Schuldenbremse außer Kraft gesetzt und die öffentliche Neuverschuldung auf Rekordstände hochgefahren wird.

      Rechtsgrundsätze werden leichtfertig übergangen

      Schwieriger wird es unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten schon, wenn der Staat der bereits angeschlagenen Commerzbank die Übernahme der mit Milliardenverlusten belasteten Dresdner Bank ermöglicht. Denn die Finanzmarktkrise hat mit aller Klarheit gezeigt, dass Größe zu einem systemischen Risiko für die Volkswirtschaft insgesamt werden kann.

      Besonders eklatant aber ist, mit welcher Dreistigkeit der wirtschaftlichen Not wegen in den EU-Ländern ein rein nationales Krisenmanagement Oberhand gewinnt - ohne Rücksicht auf europarechtliche Vorgaben. Frankreich unterstützt Renault und Peugeot mit direkten Hilfen in Höhe von sechs Milliarden Euro. Nordrhein-Westfalen will Opel "angemessen und nachhaltig" helfen. Überall streben Regierungen danach, mit Subventionen und Beihilfen der einheimischen Wirtschaft Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

      Dazu gehört auch die einseitige Entscheidung der Bundesregierung, das europäische Vergaberecht bei der öffentlichen Ausschreibung der milliardenschweren Infrastrukturprojekten für längere Zeit zu verwässern. Deutschen Kommunen ist wieder erlaubt, im Baubereich Aufträge unter einer Million Euro freihändig zu vergeben. Das zeigt exemplarisch, wie sehr die europäische Idee in den Hintergrund gedrängt wird und wie sehr nationale Interessen die politische Diskussion dominieren.

      Das ist gefährlich - denn dabei wird vernachlässigt, dass nationale Alleingänge einen europaweiten Subventionswettlauf schüren können, der am Ende allen schadet. Denn Protektionismus ist eine kostspielige, bestenfalls kurzfristige, aber sicher nicht nachhaltige Strategie zur Rezessionsbekämpfung. Nationaler Protektionismus löst die Probleme der globalen Finanzmarktkrise nicht, im Gegenteil: Er verschärft sie. Das war während der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre und bei der Mehrzahl nationaler Konjunktureinbrüche so. Nationale Abschottung verlängert und vergrößert die negativen Folgen ökonomischer Krisen.

      Europäisierung ist kein Nullsummenspiel

      Gerade die in den letzten Jahren vorangetriebene Europäisierung der nationalen Märkte hilft, die Rezession schneller zu überwinden. Sie sorgt dafür, dass Waren, Personen und Kapital innerhalb der EU ungehindert nationale Grenzen überqueren dürfen. So können Überfluss und Mangel einfacher und schneller ausgeglichen werden. So entsteht eine kostensparende europaweite Arbeitsteilung. Der Euro tut ein Übriges für mehr Transparenz: Kosten- und Preisvergleiche werden erleichtert. "Mehr Europa" bedeutet eben auch weniger nationale und nationalistische Politik -und damit weniger kostspielige Abschottungstendenzen.

      Nicht von ungefähr sind in der EU staatliche Monopole im Energie-, Transport- und Kommunikationssektor verschwunden. Eine radikale Reform der Wettbewerbsregeln hat zu niedrigeren Preisen und damit einer realen Aufwertung der Einkommen geführt.

      Aber die Vorteile europäisierter Märkte kommen nicht nur den wettbewerbsfähigeren EU-Ländern zu Gute: Europäisierung ist kein Nullsummenspiel, bei dem die einen verlieren müssen, was die anderen gewinnen können. Die Europäisierung hat allen EU-Mitgliedsländern geholfen, den Lebensstandard ihrer Bevölkerungen zu heben. Das war vor der Finanzmarktkrise so. Es wird auch danach Gültigkeit haben.

      Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt, der in dieser Debatte nicht verdrängt werden darf: die politisch Signalwirkung, die die gegenwärtigen Protektionismus-Debatten haben. Über Jahre ist in schwierigen Verhandlungen schrittweise ein gemeinsamer Binnenmarkt geschaffen worden. Die europäische Wirtschafts- und Währungsunion entstand. Der Euro löste symbolträchtiges nationales Geld ab. Bei aller berechtigten Kritik, dass es noch besser hätte gemacht werden können, bleibt eines absolut zweifelsfrei: Die Geschichte der Europäischen Union ist eine Erfolgsgeschichte.

      Nach unermesslich schmerzhaften Narben, die sich Europäer in zwei Weltkriegen gegenseitig zugefügt hatten, ist es gelungen, Hass, Ängste und Misstrauen gegenüber den europäischen Nachbarn abzubauen und politisches Vertrauen zurückzugewinnen. Das über Jahrzehnte langsam gewachsene gegenseitige Vertrauen hat überhaupt erst die entscheidende politische Voraussetzung für wirtschaftliche Stabilität und Berechenbarkeit geschaffen. Gehörte der Krieg unter Europäern zur Konstanten der Weltgeschichte, kann er heute ausgeschlossen werden. Innerhalb Europas herrscht Frieden und Sicherheit in einem Maße, das unsere Großeltern noch für undenkbar gehalten hätten.

      Diese Integrationsdividende sollte nicht durch einen Rückfall in nationales protektionistisches Denken gefährdet werden. Vertrauen aufzubauen dauert Jahrzehnte, es zu zerstören nur ein paar hektische Tage während einer Finanzmarktkrise.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,607128,00.html …
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 19:10:40
      Beitrag Nr. 744 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.528.846 von kiska am 06.02.09 16:17:25Etwas zu kiska`s Beitrag vom 06.02.09:

      Mit Maulkorb aus der Finanzkrise?

      Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert Pläne, die Auskunftspflicht der Finanzaufsicht abzuschaffen

      11.02.2009 - Die Auskunftspflicht der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) muss ausgeweitet anstatt abgeschafft werden. Dies fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) anlässlich einer Anhörung im Deutschen Bundestag diesen Mittwoch. "Die richtige Antwortet auf die Finanzkrise lautet mehr und nicht weniger Transparenz. Wer der Finanzaufsicht jetzt einen Maulkorb verpassen will, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt", erklärt Vorstand Gerd Billen. Der Bundesrat will auf Initiative Bayerns das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) gegenüber der Finanzaufsicht ausschließen.

      Ein wesentlicher Grund für die aktuelle Finanzkrise ist nach Auffassung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes mangelnde Transparenz auf den Märkten. Die Bafin sollte daher den Auftrag erhalten, die Öffentlichkeit zu warnen, wenn ihr Erkenntnisse über gravierendes Fehlverhalten von Anbietern vorliegen. Zudem muss sie Prüfberichte zumindest prozessöffentlich machen, damit sich geschädigte Anleger in einem Gerichtsverfahren auf diese stützen können. Der Bundesrat will dagegen die Auskunftspflicht der Finanzaufsicht abschaffen. Im Rahmen der Umsetzung der EU-Zahlungsdiensterichtlinie soll die Anwendbarkeit des IFG gegenüber der Bafin ausgeschlossen werden. In der Folge verlören Verbraucher und Verbände das Recht, bei der Aufsicht harte Fakten abzufragen. "Diese Initiative entmündigt die Verbraucher und setzt in Sachen Krisenbewältigung völlig falsche Signale. Dass sie ausgerechnet vom ehemaligen Verbraucherminister Horst Seehofer stammt, ist doppelt ärgerlich", so Billen.

      Bundesratsinitiative würde Verantwortungslosigkeit Tür und Tor öffnen

      Im Januar 2008 hatte das Verwaltungsgericht Frankfurt/M. festgestellt, dass die Bafin nach dem IFG grundsätzlich auskunftspflichtig ist. Ausnahmen vom Gesetz für Finanzbehörden gelten demnach nur für Steuer- und Abgabebehörden, nicht für die Marktaufsicht. Bei Wegfall der Informationspflicht würden aufgrund des geltenden Beweisrechts die Chancen für Verbraucher noch geringer, erfolgreich Schadensersatzansprüche gegen Anbieter geltend zu machen. Auch die generalpräventive Wirkung einer derartigen Transparenz würde entfallen. "Dies würde der organisierten Verantwortungslosigkeit Tür und Tor öffnen", kritisiert Billen.

      Geschäftsinteressen dürfen nicht alleiniger Maßstab sein

      Dabei besteht für eine Neuregelung von Rechts wegen gar kein Grund. Denn die Vertraulichkeitsinteressen der Finanzbranche sind im IFG bereits durch spezielle Normen mehr als hinreichend berücksichtigt. Und die jetzt umzusetzende EU-Zahlungsdiensterichtlinie befasst sich mit einer gänzlich anderen Thematik. "Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier zweifelhafte Geschäftsinteressen geschützt werden sollen. Die Lehren aus der Finanzkrise haben offenbar noch nicht alle gezogen", so Billen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert, dass Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse vom Gesetz nicht geschützt sein dürfen, wenn es um die Schädigung Dritter geht.

      Quelle: http://www.vzbv.de/go/presse/1120/index.html?ref_pr…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 19:14:34
      Beitrag Nr. 745 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.158 von Triakel am 12.02.09 18:55:17Guten Abend, Triakel.
      Danke Dir!
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 19:43:52
      Beitrag Nr. 746 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.559.864 von Maraho am 11.02.09 18:25:54So besehen, wundert es einen, daß es noch so ruhig ist.
      Andererseits: Wie sagen die Leute so gerne: "Man kann ja sowieso nichts ändern!" Geradezu allwissend. Daß man nichts ändern kann, wissen sie. Was auf uns zukommt, können sie aber nicht sagen! Irgendwie krank.



      Rainer Nahrendorf
      Ein Kommunikationsdesaster
      11. Februar 2009

      Zwei Drittel aller Deutschen unterstützen nach Umfragen das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung, aber mehr als die Hälfte glaubt, es werde im Kampf gegen die Rezession nicht viel ausrichten. Die Skepsis über die Wirksamkeit des Pakets liegt nicht nur am Kleinreden der Maßnahmen durch die Opposition, die es ein Schuldenpaket nennt, an der Kritik von Wissenschaftlern und Experten, dem überwiegend negativen Echo in den Medien sondern an einem Kommunikationsdesaster der Regierung. Sie hat in dem vergangenen halben Jahr so viele Zweifel an Konjunkturprogrammen gesät und sie so lange immer wieder abgelehnt, dass ihre Argumente in den Ohren der Bürger nachklingen und sie den politischen Paradigmenwechsel nicht nachvollziehen können.
      Das Schaffen und Stärken von Vertrauen ist die anspruchsvollste Aufgabe der Krisenkommunikation, heißt es in einem aktuellen Leitfaden des Bundesinnenministeriums zur Krisenkommunikation für Behörden und Unternehmen. Vertrauen entstehe nur dann, wenn sich ein Mensch oder eine Organisation konsistent, also glaubwürdig, verhalte. Diese Verhaltenskonstanz kann die Bundesregierung nicht für sich beanspruchen.

      Entscheidend für die Verkürzung der Krise ist nach den Leitsätzen das frühe Eingestehen der Krisensituation. Aber die Krise war für die Bundesregierung viele Monate lang nur eine amerikanische Angelegenheit. Noch am 16. September hat Peer Steinbrück im Bundestag Sado-Maso-Tendenzen bei der Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung gegeißelt, Untergangsszenarien kritisiert und geradezu lehrbuchhaft drei Argumente gegen nationale Konjunkturprogramme vorgetragen. Steinbrück warnte vor dem Verbrennen von Steuergeld und der Flucht in neue Schulden als Verletzung der Generationengerechtigkeit. Einen Tag zuvor war Lehmann Brothers, die viertgrößte Bank der USA insolvent geworden, aber die Tragweite der Insolvenz war noch nicht klar.
      Unvollständige Informationen sind typisch für Krisen. Das Handeln unter solchen Bedingungen ist eine Herausforderung für Politiker. Sie müssen keine Hellseher, aber sie sollten weitsichtig sein. An der Weitsicht der Regierung sind aber Zweifel berechtigt, wie diese kurze Chronik zeigt: Die Lehman-Insolvenz wird für Steinbrück zur „Wasserscheide“ in der Krisenbeurteilung. Am 25. September spricht er im Bundestag von einem Erdbeben in der internationalen Finanzarchitektur, am 5. Oktober gibt er zusammen mit der Kanzlerin eine Staatsgarantie für alle Spareinlagen. Wenige Tage später spannt die Regierung ihren hunderte Milliarden-Euro umfassenden Garantieschirm für die Banken.
      Aber die Fehleinschätzungen wiederholen sich. Noch am 15. Oktober spricht die Kanzlerin nur von einer Wachstumsabschwächung und gibt sich überzeugt, dass es nicht zu einem dauerhaften Konjunktureinbruch kommen wird. Anfang November widerlegt sich die Regierung selbst. Sie beschließt ihr erstes Konjunkturpaket. Angela Merkel rechtfertigt die Abkehr vom Sparkurs mit Herausforderungen, für die es kein Drehbuch gibt. Zu zögerlich, zu wenig, nicht zielführend lautet der Tenor der Kritik am „Sammelsurium“ des ersten Konjunkturpakets.
      Als die Warnung vor einer Rezession und die Forderungen nach einem zweiten, größeren Konjunkturpaket immer lauter werden, hält Merkel Kurs. Sie erteilt einem Milliarden-Wettlauf eine Absage, plädiert für Maß und Mitte. Peer Steinbrück weist Anfang Dezember Forderungen nach einem zweiten Konjunkturpaket noch als wirkungslosen Populismus zurück und warnt erneut davor, sinnlos Geld zu verbrennen.
      Angela Merkel stört sich nicht an dem Image der „Madame No“. Die immer schlechter werdenden Konjunkturprognosen, die steigende Kurzarbeit und ein Konjunkturgipfel kurz vor Weihnachten stimmen die Kanzlerin um. Am 14. Januar erläutert sie im Bundestag das Konjunkturpaket zwei. Achtzig Milliarden Euro umfassen die beiden Pakete, die Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgehen lassen sollen. Zunächst bedeutet „gestärkt“ aber nur, dass die Wirtschaftsleistung 2009 nach den Schätzungen der Regierung nicht um drei sondern um 2,25 Prozent schrumpft.
      Das Maßnahmenbündel ist das Ergebnis parteipolitischer Kompromisse, mit denen sich die Koalitionsparteien im Wahljahr 2009 in Position bringen. Die Koalition rühmt sich, Handlungsfähigkeit in der Krise bewiesen zu haben. Aber das allein schafft noch kein Vertrauen. Der Paket-Preis ist hoch. Die Neuverschuldung erreicht 2009 einen neuen Rekord. Ein Tilgungsfonds und eine Schuldenbremse sollen dafür sorgen, dass die hohen Erblasten der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 getilgt werden. Mehr als Absichtserklärungen sind das nicht. Die große Koalition hat mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte zum 1. Januar 2006 den Erfahrungssatz bestätigt, dass die Schulden von heute die Steuern von morgen sind. Der Spielraum für eine wirkliche Steuerreform ist auf Jahre dahin und die Schuldenlast wird Generationen drücken. In einigen Jahren wird die Frage kommen, waren die Konjunkturpakete das wert, waren sie richtig gepackt oder wurde nur wieder einmal Geld verbrannt?
      Der Eindruck bleibt: Wenn die Rezession des Jahres 2009 die tiefste der deutschen Nachkriegsgeschichte wird, hat die Bundesregierung sie zu spät erkannt, zu zögerlich gehandelt und ihre Antikrisenpolitik schlecht kommuniziert. Der Regierung fehlte nicht nur ein Drehbuch. Es fehlte ihr auch ein Regisseur.

      Karl Kraus hat Journalisten als Menschen bezeichnet, die nachher alles vorher gewusst haben. Dabei teilen sie nur, wie Helmut Schmidt einmal gesagt hat, mit Politikern das Schicksal, dass sie heute über Dinge reden oder schreiben müssen, die sie erst morgen ganz verstehen. Für die Weltfinanzkrise trifft dies allemal zu. Sie haben ihren Teil zu dem Desaster der Krisenkommunikation beigetragen.

      Quelle: http://www.politik-poker.de/kommunikationsdesaster.php …
      445 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 19:51:56
      Beitrag Nr. 747 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.508 von Maraho am 12.02.09 19:43:52Und siehe da, die "Zeit" hat es auch schon gemerkt (in Bezug auf obigen Beitrag) und spricht bereits vom "Konjunkturpaket 3"!


      Konjunktur
      Berlin in Verzug
      Von Mark Brost

      Ein Konjunkturpaket kommt – übers nächste wird schon nachgedacht

      Jeder Einzelne der 445 Bundestagsabgeordneten der Großen Koalition steht an diesem Freitag mit seinem Namen für eine Wette ein: die Regierungswette, dass der härteste Wirtschaftseinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik erst Mitte des Jahres spürbar wird. Genau dieser Gedanke verbirgt sich hinter dem zweiten Konjunkturpaket, welches das Parlament in namentlicher Abstimmung beschließen soll. Die für die Bürger wichtigsten Maßnahmen – niedrigere Steuern und weniger Sozialabgaben – greifen erst zum 1. Juli. Irgendwie, so das Kalkül, werde man sich schon durchs Frühjahr mogeln, um dann, wenn die Krise zuschlägt, das Volk finanziell zu entlasten. Doch diese Wette wird kaum aufgehen.

      Bereits jetzt steckt das Land in der Krise. Die Industrieproduktion und die Exporte sind eingebrochen. Die Arbeitslosenzahlen steigen so schnell wie lange nicht, das drückt den privaten Konsum. Und so wird das Parlament an diesem Freitag seltsam zeitversetzt debattieren: Die Abgeordneten reden übers Konjunkturpaket zwo, wo man doch längst Paket Nummer drei auf den Weg bringen müsste.

      Noch sagt es in Berlin niemand laut. Aber natürlich spielen Regierungsbeamte gedanklich durch, was die Große Koalition Ende März oder Anfang April tun könnte – wenn sich die Krise weiter ausbreitet. Wenn ein Betrieb nach dem anderen in die Insolvenz geht. Wenn die Sorgen der Bürger wachsen und man sie nicht mehr bis Juli vertrösten kann. Die klassischen Instrumente staatlicher Konjunkturpolitik – höhere Investitionen und niedrigere Steuern und Abgaben – werden dann nichts mehr bringen. Zu lange dauert es, bis sie greifen. Als einzige wirksame Maßnahme wird es dann noch möglich sein, die staatlichen Transferzahlungen zu erhöhen – etwa das Arbeitslosengeld II. Die Unterstützung für Hartz-IV-Empfänger lässt sich von einem Monat auf den anderen steigern.

      So gehört wenig Fantasie dazu, sich heute vorzustellen, welche sozialpolitische Debatte in diesem Frühjahr über das Land hereinbrechen könnte: Müssen die Arbeitslosensätze rauf, und wenn ja, um wie viel? Soll der Staat noch einmal das Kindergeld erhöhen? Haben nicht auch die Rentner eine Bonuszahlung verdient? Eine Regierung, die – völlig zu Recht – die Banken mit Hunderten Milliarden Euro stützt, wird keine einzige dieser Fragen mit Nein beantworten können.

      Die Koalition hätte all das vermeiden können – mit einem Konjunkturpaket, das zum Jahreswechsel wirksam geworden wäre und nicht erst zur Jahresmitte. Doch eine Entscheidung darüber haben die Abgeordneten an diesem Freitag nicht mehr.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/08/Kolumne-Konjunkturprogramm…
      445 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 20:05:20
      Beitrag Nr. 748 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.345 von Maraho am 10.02.09 17:57:17Hier ein böser Kommentar aus der "Zeit" über Geithner`s Rede:

      Banken-Rettungsplan

      So nicht, Herr Geithner!
      Von Mark Schieritz

      Der Rettungsplan des US-Finanzministers ist nichts weiter als Stückwerk. Wirtschaftspolitisch legt der neue, gefeierte Präsident Obama einen Fehlstart hin. Ein Kommentar


      Wenn Historiker in einigen Jahren die Geschichte der Finanzkrise schreiben werden, werden sie den 10. Februar 2009 vielleicht als jenen Tag bezeichnen, an dem aus einer Rezession eine Depression, aus einer Krise eine Katastrophe wurde. Am gestrigen Dienstag nämlich stellte der neue amerikanische Finanzminister Timothy Geithner sein mit Spannung erwartetes Bankenrettungspaket vor. Groß sollte es sein, aus einem Guss und entschlossen.

      Klein ist es geworden, Stückwerk und zögerlich. Mit einem ganzen Bündel an hochtechnischen, aber größtenteils wirkungslosen Maßnahmen versucht die amerikanische Regierung zu kaschieren, dass sie keine Antwort auf die Schieflage im Finanzsektor hat. Das Schlimme daran ist, dass Geithner natürlich weiß, was zu tun wäre, sich aber aus polittaktischen Gründen zurückhält. Ähnlich wie beim Konjunkturpaket, das sich Barack Obama von den Republikanern zurechtstutzen ließ, wagen die Demokraten nicht den großen Wurf. Wirtschaftspolitisch legt der neue, gefeierte Präsident einen gewaltigen Fehlstart hin.

      Zur Erinnerung: Geithner will mittels eines komplizierten Fonds den Privatsektor dazu animieren, den Banken ihre faulen Wertpapiere abzukaufen. Das Problem ist aber, dass die meisten dieser Papiere nichts mehr wert sind. Kein Investor wird sie den Banken für einen angemessenen Preis abkaufen. Ansonsten wäre das schon längst geschehen.

      Wenn der Kreditfluss wieder in Gang kommen soll, muss also der Staat ran. Das hat allerdings weitreichende politische Konsequenzen. Denn die Regierung kann den Banken diese Papiere erstens zu einem überhöhten Preis abkaufen. Sie würde also eine Bad Bank gründen, eine staatliche Giftmülldeponie. Das ist unpopulär, denn die Verluste würden sozialisiert, der Steuerzahler übernimmt die Risiken, die Banken sind hingegen fein raus. Oder sie kann zweitens die Kapitalpuffer der Banken so auffüllen, dass diese die Lasten wieder selbst schultern können. Weil aber Kapital in der Regel nur gegen Aktienbeteiligungen bereit gestellt wird, hieße das, die Institute zu verstaatlichen.

      Aus ökonomischen und gerechtigkeitstheoretischen Gründen spricht viel für die zweite Lösung. Sie würde endlich anerkennen, dass weite Teile des amerikanischen Finanzsystems nach allen gängigen Kriterien schlicht insolvent sind. Wenn sie erst einmal die Kontrolle über die Banken hat, könnte die Regierung im Finanzsektor aufräumen. Die guten Banken würden wieder privatisiert, die schlechten abgewickelt. Es ist davon auszugehen, dass auch einige der großen Adressen an der Wall Street in die zweite Kategorie fallen. Zwar will Geithner auch die Mittel für die Rekapitalisierung aufstocken und die Banken auf Herz und Nieren prüfen. Aber das ist nicht das zentrale Element seines Plans.

      Es ist sicher nicht angenehm für eine Regierung, einen ganzen Wirtschaftssektor zu verstaatlichen. Gerade in Amerika. Aber es ist die sauberste Lösung, so haben es auch die Schweden einst erfolgreich gemacht. Desillusionierend ist insbesondere die Begründung, mit der Obama diesen Weg ablehnt. Auf seiner ersten Pressekonferenz kam der Präsident auf das schwedische Modell zu sprechen – um es dann mit dem Argument, es gebe in den USA eben "andere Traditionen" zurückzuweisen. Das ist nicht Ökonomie, sondern Ideologie. Solche Töne bestimmten die Debatte in Washington in den vergangenen acht Jahren. Es fällt schwer, an einen Neuanfang zu glauben.

      http://www.zeit.de/online/2009/07/rettungsplan-banken-geit…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 20:10:04
      Beitrag Nr. 749 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.698 von Maraho am 12.02.09 20:05:20Auch lesenswert, aber zu lang:

      USA
      Das schwarze Loch
      Von Heike Buchter, New York | © DIE ZEIT, 12.02.2009 Nr. 08

      Der Versicherungskonzern AIG trieb Amerika tief in die Finanzkrise – und kostet das Land jetzt mehr als jede Bank

      Hier der Link: http://www.zeit.de/2009/08/AIG
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 20:19:27
      Beitrag Nr. 750 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.552.299 von Maraho am 10.02.09 19:43:09Zum Abschluss und absolut aktuell:

      Bund und Länder einig
      Die Schuldenbremse kommt

      Bund und Länder haben sich auf alle wesentlichen Eckpunkte der geplanten Schuldenbremse im Grundgesetz geeinigt. Allerdings müssen nun noch einmal Arbeitsgruppen ran - um die letzten Details zu klären.

      Von der Einigung berichtete der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) am Rande einer Sitzung der Föderalismuskommission in Berlin. Nach seinen Worten bleibt es bei der vereinbarten Konsolidierungshilfe von 800 Mio. Euro jährlich für die fünf armen Länder Saarland, Bremen, Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt.

      In der Kommission habe allerdings das Land Mecklenburg-Vorpommern gegen den Kompromiss gestimmt, Schleswig-Holstein habe sich enthalten. Arbeitsgruppen sollen nun noch letzte Details wie die Begründung der geplanten Verfassungsänderung ausarbeiten.

      Bereits vor einer Woche hatte sich die Föderalismuskommission darauf verständigt, dass der Bund seine Neuschulden bis 2016 auf 0,35 Prozent des Bruttoinlandprodukts begrenzen muss. Derzeit wären das 8,5 Mrd. Euro pro Jahr. Die Länder dürfen ab 2020 überhaupt keine neuen Kredite mehr aufnehmen. Im Gegenzug sollen die ärmeren Länder die Konsolidierungshilfen erhalten.

      Ein von Bund und Ländern gespeister Fonds wird neun Jahre lang jedes Jahr mindestens 800 Mio. Euro auszahlen. In "Notsituationen" wie Naturkatastrophen oder der aktuellen Rezession sollen Bund und Länder aber entgegen der Schuldenregel mehr Kredite aufnehmen können.

      Die Staatsverschuldung Deutschlands beträgt zurzeit mehr als 1500 Mrd. Euro. Davon schultert zwei Drittel der Bund.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Bund-und-L%E4nde…

      http://www.steuerzahler.de/webcom/show_softlink.php/_c…
      Avatar
      schrieb am 12.02.09 20:43:22
      Beitrag Nr. 751 ()
      An dieser Stelle:

      Vielen Dank euch allen für das Interesse an diesem Thread und einen angenehmen Abend!

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 05:39:25
      Beitrag Nr. 752 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.550.402 von Metrik am 10.02.09 16:31:00Guten Morgen zusammen,

      erst einmal sei euch ein angenehmer Freitag gewünscht.
      Heute ist übrigens der 13te! Aber wir sind ja nicht abergläubisch.

      Nun ein Beitrag zu Obama`s Personal. Hat nicht direkt etwas mit dem Thema hier zu tun, dennoch möchte ich es euch nicht vorenthalten.


      Vom Top-Lobbyisten des Rüstungskonzerns Raytheon zum Vize-Verteidigungsminister

      Die Drehtüre funktioniert auch unter US-Präsident Obama.

      Obgleich Barack Obama als eine der ersten Akte als neuer Präsident einen Ethikkodex erlassen, der eben dies verhindern soll, ist nun ausgerechnet im Pentagon der nächste Ex-Lobbyist zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt und vom Kongress bestätigt worden. William Lynn III ist ein typischer Drehtürkandidat. Unter der Clintonregierung war er bereits im Pentagon tätig, zuletzt als Staatssekretär. Dann war er von 2002-2008 bei Raytheon Vizepräsident von Government Operations and Strategy, also der Toplobbyist des Rüstungskonzerns.

      Für Lynn – und andere – macht man da halt mal eine Ausnahme – natürlich nur im öffentlichen Interesse. In seinem Fall soll er sich gerade einmal ein Jahr bei Entscheidungen zurückhalten, die seinen früheren Arbeitgeber, den Rüstungskonzern Raytheon, betreffen. Wie das überhaupt gehen soll, ist die Frage, da Pentagon und Raytheon, einer größten Rüstungskonzerne, enge Bande haben. Beispielsweise ist Raytheon entscheidend am umstrittenen Raketenabwehrsystem beteiligt.

      Mag es da etwa verwunderlich sein, wenn Vizepräsident Biden auf der Sicherheitskonferenz in München klar stellte, dass die US-Regierung an der Weiterentwicklung des Raketenabwehrsystems, eines der teuersten Rüstungsprojekte der Bush-Regierung, festhalten will, sofern es "kosteneffektiv und effizient" sei, auch wenn man sich noch diplomatisch verhält, was den Aufbau einer Abschussbasis in Polen und eines Radarsystems in Tschechien betrifft. Von kosteneffektiv und effizient kann man wohl bei diesem Projekt nicht sprechen. Würde das Pentagon beim Raketenabwehrsystem Kürzungen vornehmen, dann wäre davon Raytheon erheblich betroffen.

      Nur vier Senatoren stimmten nicht für Lynn, der bis zum letzten Sommer der Toplobbyist von Raytheon war. Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain kritisierte zu Recht, dass die Regierung ihre Versprechen, die sie den Menschen gegeben hat, nicht einhält, gab ihm aber doch seine Zustimmung.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/132478
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 05:47:13
      Beitrag Nr. 753 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.570.463 von Maraho am 13.02.09 05:39:25Und da es soooo gut passt...


      Neue Panne für Obama
      Nominierter US-Handelsminister Gregg springt ab


      Der neue US-Präsident Barack Obama muss schon wieder eine Schlappe hinnehmen: Der für das Amt des Handelsministers vorgesehene republikanische Senator Judd Gregg hat seine Bewerbung völlig überraschend zurückgezogen. Als Begründung für seinen Schritt nannte er "unauflösbare Konflikte".


      US-Präsident Barack Obama hat bei der Bildung seiner Regierung einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen: Der für das Amt des US-Handelsministers nominierte republikanische Senator Judd Gregg zog seine Bewerbung überraschend zurück.

      Zur Begründung nannte Gregg am Donnerstag „unauflösbare Differenzen“ mit der Politik von US-Präsident Barack Obama. Dazu gehörten das vor der Abstimmung im Kongress stehende Konjunkturpaket und die Volkszählung 2010, wie es in einer Erklärung seines Büros heißt.Der für das Amt des US-Handelsministers nominierte republikanische Senator Judd Gregg hat seine Bewerbung zurückgezogen. Zur Begründung nannte Gregg am Donnerstag „unauflösbare Konflikte".

      „Wir gehen bei vielen entscheidenden Fragen der Politik von unterschiedlichen Ansichten aus“, sagte der 61-Jährige. Gregg wäre nach Verteidigungsminister Robert Gates und Verkehrsminister Ray Lahood der dritte Republikaner am Kabinettstisch gewesen.

      In seiner Erklärung dankte Gregg Obama für die Nominierung. Er bewundere besonders dessen Bereitschaft, über die Parteigrenzen hinweg die Hand zu reichen, erklärte Gregg. Zwar hätten beide über potenzielle Differenzen gesprochen, den heiklen Themen aber leider nicht ausreichend Beachtung geschenkt.

      Das Weiße Haus erklärte in einer ersten Reaktion, es sei Gregg selbst gewesen, der sich als Handelsminister ins Spiel gebracht habe. Als deutlich geworden sei, dass er nicht hinter der gesamten Politik des Präsidenten stehe, hätten sich die Wege von Gregg und Obama trennen müssen, sagte Präsidentensprecher Robert Gibbs.

      Obama hatte Gregg erst in der vergangenen Woche für das Amt nominiert, nachdem der erste Kandidat für den Posten des Handelsministers, Bill Richardson, seine Bewerbung wegen Ermittlungen zur Auftragsvergabe seines Staates an mögliche Spender zurückgezogen hatte.

      Obama musste bereits mehrere schwere Pannen in seiner Regierungsbildung hinnehmen. Neben Richardson verzichtete auch der als Gesundheitsminister vorgesehene Tom Daschle auf die Kandidatur. Ihm wurde Lobby-Arbeit und mangelnde Steuerehrlichkeit zum Verhängnis.

      Die als „Haushaltswächterin“ vorgesehene Nancy Killefer verzichtete ebenfalls auf das ihr angetragene Amt. Sie begründete ihre Entscheidung mit Steuerproblemen. Zudem war auch der neue Finanzminister Timothy Geithner in die Kritik geraten, nachdem bekanntwurde, dass er zu wenig Steuern gezahlt hatte.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3196689/Nominierter-US-…
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 05:57:14
      Beitrag Nr. 754 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.560.403 von Maraho am 11.02.09 19:36:02Eine Meldung zur BA:


      Staatshaushalte
      Defizit der Arbeitsagentur steigt auf elf Milliarden

      In der Krise steigen die Ausgaben für Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit dramatisch an. Die Bundesagentur für Arbeit wird im laufenden Jahr ein Defizit von bis zu elf Milliarden Euro ausweisen. Bislang waren nur sechs Milliarden geplant. Arbeitslosen drohen auf lange Sicht Kürzungen, wenn der Bund nicht haftet.

      Das Defizit der Bundesagentur für Arbeit wird in diesem Jahr im operativen Geschäft auf zehn bis elf Milliarden Euro anwachsen. Das sagte Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes und Mitglied des Verwaltungsrates der Bundesagentur für Arbeit (BA), WELT ONLINE. Am Freitag berät der Verwaltungsrat über einen Nachtragshaushalt. Bisher war nur mit einem operativen Defizit von sechs Mrd. Euro geplant worden. Nun rechnete die BA mit der Annahme neu, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 2,25 Prozent schrumpft. „Spätestens Mitte kommenden Jahres werden alle Reserven der BA aufgebraucht sein“, sagte Buntenbach.

      Die Behörde hat in den vergangenen Jahren eine Reserve von über 16 Milliarden Euro angehäuft. Die steigende Arbeitslosigkeit und die finanzielle Unterstützung der Kurzarbeit werden die Kosten in diesem Jahr in die Höhe treiben. Auch wenn die Rücklagen aufgebraucht sind, soll der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung nach Wunsch der Bundesregierung stabil bleiben – der Bund soll dann aushelfen, und der BA ein Darlehen gewähren.

      Das ist Buntenbach jedoch nicht genug. „Das reicht nicht. Wenn die BA in die roten Zahlen gerät weil die Arbeitslosigkeit steigt, drohen schnell Kürzungen für Arbeitslose. Deshalb drängen wir darauf, dass die Defizithaftung des Bundes wieder eingeführt wird“, forderte Buntenbach. Bereits 2006 war diese abgeschafft worden. „Schon jetzt, wo die BA mit der großzügigen Unterstützung der Kurzarbeit Aufgaben übernimmt, die von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung sind, muss auch der Steuerzahler einspringen“, begründete Buntenbach ihre Forderung. Wenn man aus Steuergeldern Milliarden für Banken bereitstelle, müsse auch für die Arbeitslosenversicherung ein Schutzschirm aufgespannt werden. Die massive Nutzung von Kurzarbeit soll dazu beitragen, dass Entlassungen vermieden werden. Allein dafür rechnet die BA mit Ausgaben von zwei Milliarden Euro in diesem Jahr.

      Auch die Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeber (BDA) sprach sich dafür aus, dass der Steuerzahler für die Mehrausgaben der BA in der Krise haften müsse. „Die Ausweitung der Kurzarbeit gehört zu einem konjunkturpolitischen Programm und geht über die reine Arbeitsmarktpolitik hinaus“, sagte Peter Clever, Vorsitzender des Verwaltungsrates der BA, WELT ONLINE.

      Die Arbeitgeber wollen jedoch die Defizithaftung nicht neu einführen. Stattdessen plädieren sie dafür, lediglich eine mögliche „Restschuld“ im Jahr 2010 in den im Konjunkturpaket II vorgesehenen Investitions- und Tilgungsfonds aufzunehmen und sie so zu tilgen. Der Fonds soll die Mehrausgaben von Bund, Ländern und Kommunen für die Bekämpfung der Krise auffangen. Für die BA müsse es eine „Gleichbehandlung“ geben, forderte Clever. Eine nach der Krise verschuldete BA sei nicht ausreichend unabhängig handlungsfähig.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3195752/Defizit-der-A…
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 06:05:28
      Beitrag Nr. 755 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.568 von Maraho am 12.02.09 19:51:56Ergänzend zum gestrigen Kommentar:


      Finanzkrise

      Warum die Konjunkturpakte allesamt nichts taugen
      Von Günther Lachmann

      Der Bundestag will das Konjunkturpaket II beschließen. Doch Ausmaß und Tempo der Weltwirtschaftskrise schockieren selbst Experten. Ratlos müssen die Regierenden zuschauen, wie die Milliarden, die sie in das Finanzsystem pumpen, wirkungslos versickern. Können sie die Krise überhaupt bekämpfen?

      An großen Gesten und salbungsvollen Worten wird es im Bundestag nicht mangeln. Immerhin geben die Abgeordneten 50 Milliarden Euro aus, mit denen sie die Wirtschaft retten wollen. Es ist das größte deutsche Konjunkturprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg. Wer mag es da der Kanzlerin und ihrem Finanzminister vergönnen, wenn sie angesichts dieser Summe ein wenig pathetisch werden?

      Andererseits gab es in den vergangenen Wochen und Monaten seit dem Zusammenbruch der Finanzmärkte hinreichend Theatralik, Pathetik, Betroffenheits-Lyrik und hilflosen Aktionismus auf den politischen Bühnen weltweit.

      Von US-Präsident Barack Obama über Britanniens Premier Gordon Brown, Frankreichs Staatspräsidenten Nikolas Sarkozy und Kanzlerin Angela Merkel kündigten die Regierenden der reichsten Industrienationen ein ums andere Mal größere Hilfsaktionen an. Doch kaum hatten sie ausgesprochen, meldeten die Märkte neue Einbrüche, verlangten die Banken nach weiteren Milliarden.

      Die Hypo Real Estate ist ein Fass ohne Boden

      Das beste Beispiel ist die Hypo Real Estate. Sie gleicht einem Fass ohne Boden. Zum wiederholten Male muss die Regierung ihre Garantien um weitere zehn Milliarden Euro erhöhen. Inzwischen hat die Bank 102 Milliarden Euro an Kapitalhilfen und Garantien erhalten. Und wenn man Insidern Glauben schenken darf, ist das noch lange nicht genug.

      Was immer also die Staatschefs bisher ankündigten oder unternahmen, blieb wirkungslos. Es gelang ihnen nicht einmal, den Absturz der Ökonomie auch nur zu bremsen. Im Gegenteil. Die Schussfahrt beschleunigt sich sogar.

      Längst besteht kein Zweifel mehr daran, dass die Welt den gewaltigsten ökonomischen Erdrutsch seit 80 Jahren erlebt. Und allein sein bisheriger Verlauf lässt darauf schließen, dass die Krise, zumal in ihrer sozial-gesellschaftlichen und politischen Dimension, noch gar nicht richtig begonnen hat.

      Als die OECD in der vergangenen Woche ihre Prognosen veröffentlichte, dürfte auch dem letzten Zweifler das wahre Ausmaß des weltweiten Wirtschaftseinbruchs klar geworden sein. In USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, allen osteuropäischen Ländern sowie China, Indien und Russland erwartet die OECD einen starken Rückgang der Wirtschafsleistung (strong slowdown). Lediglich Brasilien kommt mit einem Rückgang (slowdown) davon. Weltweit gehen Handel und industrielle Produktion um fast zwanzig Prozent zurück.

      Erst gestern gestand der für Industriepolitik zuständige EU-Kommissar Günter Verheugen ein, "Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise" bislang falsch eingeschätzt zu haben. Der SPD-Politiker ist nicht der einzige. Mit einem Rückgang der deutschen Industrieproduktion um zwölf Prozent im Dezember 2008 hatte niemand gerechnet. Und mit einem Auftragseinbruch um sage und schreibe 40 Prozent im Februar beim Maschinenbau ebenfalls nicht. Jetzt stehen 25.000 Arbeitsplätze allein dieser Branche auf der Kippe. Noch heftiger trifft es die Stahlindustrie. Dort sanken die Aufträge von Oktober bis Dezember 2008 sogar um 47 Prozent und damit so stark wie nie zuvor seit dem Zeiten Weltkrieg.

      Die Abwrackprämie rettet die Autobranche nicht

      Wer glaubt, die Abwrackprämie könne die Automobilbranche retten, der hat sich getäuscht. Das "Manager-Magazin" berichtet über eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company.

      Danach wird die globale Produktion in diesem Jahr gegenüber 2007 „um elf Millionen Einheiten einbrechen“. Das entspricht etwa 65 Prozent des westeuropäischen Marktes und übertrifft die Auswirkungen der vergangen beiden Ölkrisen. Es besteht die Gefahr, dass ein Fünftel der deutschen Zulieferbetriebe dieses Jahr nicht überlebt. Bereits heute liegen der Bundesagentur für Arbeit rund eine Million Anträge für Kurzarbeit aus konjunkturellen Gründen vor.

      Wie die Automobilbranche lebt ein Großteil der deutschen Wirtschaft vom Export. Wohin aber sollen die deutschen Unternehmen ihre Waren exportieren, wenn die Rezession alle Industrienationen zeitgleich in den Abgrund reißt und dort jeder Konsument sein Geld so gut es geht zusammenhält?

      Vor diesem Hintergrund also muss man das zweite deutsche Konjunkturpaket sehen und bewerten, dessen Ziel es ist, die Inlandsnachfrage zu stärken und so die Wirtschaft zu stabilisieren. Inhaltlich ist es ein Sammelsurium unterschiedlichster Maßnahmen. Unter anderem steigt der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer um 170 Euro auf 7834 Euro, der Eingangssteuersatz sinkt von 15 auf 14 Prozent. Jedes Kind erhält eine Bonuszahlung von 100 Euro.

      Einen Großteil des Geldes, rund 18 Milliarden Euro, investiert der Staat in Straßen und den Ausbau von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern. Dieser Teil ist das Herzstück des Konjunkturprogramms. Und all jenen Unternehmen, die kurzarbeiten müssen, werden in den Jahren 2009 und 2010 die Sozialbeiträge zur Hälfte von der Bundesagentur für Arbeit erstattet. Für Unternehmen in Not sieht das Paket zusätzliche Kreditbürgschaften in Höhe von 100 Milliarden Euro vor.

      All das ist schön und gut, aber wird es am Ende mehr bewirken als all die Milliarden, die etwa Frankreich und Großbritannien bislang in die Wirtschaft und ihr Finanzsystem gepumpt haben? Sprich: Mehr als nichts? Es bleibt abzuwarten.

      Das Konjunkturpaket ist vor allem eines: Regieren nach dem Prinzip Hoffnung. Alles ist besser als Nichtstun. "Wir können es doch nicht kaputtgehen lassen", sagte ein ratloser SPD-Vorsitzender Franz Müntefering über das Wirtschaftssystem in einem Interview mit WELT ONLINE.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3195212/Warum-die-K…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 06:23:48
      Beitrag Nr. 756 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.533.968 von Maraho am 07.02.09 15:10:53Zum Abschluß des "Früh-Blocks" noch dies:
      Dann gibt es ja bald viel zu tun....


      Finanzkrise
      Der Staatsfeind Nummer eins

      Überraschendes fördern die US-Geheimdienste am Donnerstag zu Tage - die Finanzkrise sei die derzeit größte Bedrohung für die Sicherheit des Landes. Denn die Krise schüre Instabilitäten weltweit.

      Washington - Die US-Geheimdienste sehen in der weltweiten Wirtschaftskrise die derzeit größte Bedrohung für die Sicherheit des Landes. In dem am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht des Leiters der Nationalen Geheimdienste hieß es, in einem Viertel aller Staaten sei es wegen der Krise zu Instabilität gekommen.

      Die Lage in Afghanistan habe sich verschlechtert, hieß es in dem Bericht weiter. Insbesondere sei dies im Osten, Süden und Nordwesten des Landes der Fall. Sie werde sich auch nicht verbessern, bis Pakistan die Kontrolle über die Grenze erlangt habe. Die amerikanischen Geheimdienste gehen zudem davon aus, dass es schwierig sein werde, den Iran zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms zu bewegen.

      Ein Weg zu einer Lösung sei nicht zu erkennen, hieß es in dem Bericht. Die Atomziele des Iran und der Widerstand Israels dagegen bringe die Gefahr eines Konflikts mit sich. Der Iran hat wiederholt erklärt, sein Atomprogramm diene nur friedlichen Zwecken.

      manager-magazin.de mit Material von reuters


      Bis dann...
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 07:03:23
      Beitrag Nr. 757 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.559.367 von Maraho am 11.02.09 17:27:42Noch etwas aktuelles:

      Verhandlungen mit GM geplant

      Berlin macht Opel zur Chefsache
      von Carsten Herz, Klaus Stratmann und Daniel Delhaes

      Der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) macht die Forderung des Autobauers Opel nach einer Milliardenbürgschaft zur Chefsache. Nach Informationen des Handelsblatts aus Verhandlungskreisen sucht der Minister kurzfristig den direkten Kontakt zum Chef des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM), Rick Wagoner.


      FRANKFURT/BERLIN. Außerdem findet bereits heute ein Krisengipfel im Bundeskanzleramt statt, an dem auch GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster teilnimmt. Zu Guttenberg wolle direkt mit Wagoner verhandeln, um offene Fragen zu klären. Nach Angaben aus Konzern- und Regierungskreisen sind nach wie vor wichtige Probleme bei der Bürgschaftsvergabe ungeklärt. Dennoch seien alle Beteiligten daran interessiert, "im März zu einer Lösung zu kommen". Das kurzfristig anberaumte Treffen im Kanzleramt unterstreiche die Entschlossenheit.

      Die Opel-Führung bemüht sich seit Ende November um staatliche Bürgschaften, um sich für den Fall einer Zahlungsunfähigkeit des Mutterkonzerns zu wappnen. Dabei geht es laut Unternehmenskreisen um ein Volumen von insgesamt 1,8 Mrd. Euro.

      Opel verhandelt mit dem Bund sowie den Ländern Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Hessen hat bereits für Opel und die Zulieferbetriebe des Landes einen Rettungsschirm gespannt. Doch Opel will sich weitere Sicherheiten organisieren. In Hessen hat Opel seinen Hauptsitz, in Thüringen und NRW unterhält das Unternehmen Fertigungsstätten. Nach Informationen des Handelsblatts aus Verhandlungskreisen sucht auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) den direkten Kontakt zu GM-Chef Wagoner. Rüttgers will Wagoner Mitte nächster Woche in Detroit treffen.

      GM konnte in den vergangenen Monaten nur dank staatlicher Notkredite in Milliardenhöhe überleben. Seit Monaten befürchten die Opel-Verantwortlichen, die Mutter GM könne die deutsche Tochter mit in den Abgrund reißen.

      In einem ersten Spitzengespräch im Dezember hatte die Bundesregierung bereits mit GM-Europa-Chef Forster, Opel-Boss Hans Demant und Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz verhandelt. Nach wie vor fahnden die Beteiligten nach einer Lösung, wie ein Abfluss von Geldern in die Zentrale des kriselnden Mutterkonzerns General Motors verhindert werden kann. "Wir können erst etwas für Opel tun, wenn hundertprozentig sichergestellt ist, dass die Gelder, die dank unserer Bürgschaft lockergemacht werden können, am Ende nicht in Detroit landen", hieß es in Regierungskreisen. Diese Frage werde im Mittelpunkt der Gespräche von Wirtschaftsminister zu Guttenberg mit GM-Chef Wagoner stehen.

      Offen ist ebenfalls noch, welche Bank mit ins Boot für die Kreditlinien an die Rüsselsheimer geht. Denn die von Opel angestrebten Kredite der Europäischen Investitionsbank, zu denen der Autobauer mit einer Bürgschaft Zugang erhalten möchte, machen die Beteiligung einer weiteren Bank zur Bedingung - und das sei derzeit nicht leicht zu realisieren, heißt es.

      Insgesamt, so heißt es in Berliner Regierungskreisen, fehle noch immer eine solide Entscheidungsgrundlage. Die Suche nach einer weiteren Bank sei allein Sache des Unternehmens. GM-Europa-Vize Alain Visser sagte, man befinde sich "in konstruktiven Gesprächen, und die Verhandlungen in Berlin laufen weiter".

      Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Franz hatte sich zuletzt fest davon überzeugt gezeigt, dass der Hersteller eine Bürgschaft erhalten werde. Kanzlerin Angela Merkel hatte indes noch kürzlich moniert, dass Opel bis jetzt noch kein akzeptables Konzept vorgelegt habe.

      Wichtig für die Verhandlungen in Berlin wird auch der Dienstag kommender Woche. An diesem Tag muss GM der US-Regierung sein konkretes Überlebenskonzept vorlegen.

      In der Bundesregierung ist man davon überzeugt, dass der Mutterkonzern selbst ein hohes Interesse an einem Fortbestand von Opel hat. Bei Opel würden zukunftsträchtige Fahrzeugkonzepte und effiziente Motoren entwickelt - genau darauf werde der US-Konzern in Zukunft verstärkt zurückgreifen müssen. Man gehe daher davon aus, dass GM schon aus reinem Eigeninteresse Lösungen befördern werde, die es Opel ermöglichten, Staatshilfen in Anspruch zu nehmen. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen seien, müsse man sich allerdings in einem zweiten Schritt mit der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells von Opel befassen.

      In GM-Kreisen sieht man das allerdings anders. Dort heißt es, man habe bereits alle Informationen vorgelegt, darunter auch ein Geschäftsmodell, sagte ein hochrangiger GM-Manager, der namentlich nicht genannt werden wollte. Es sei nur so, dass eben noch nicht das gesamte Paket inklusive Krediten auf dem Tisch liege, weshalb die Regierung davon spreche, dass noch kein akzeptables Unternehmenskonzept vorhanden sei.

      Die neuen Regeln zur ersten Hilfe

      Der Bund hat nun die Regeln festgelegt, nach denen Unternehmen Kredite und Bürgschaften aus dem 100-Milliarden-Euro-Hilfspaket beantragen können:

      Zunächst prüft die Staatsbank KfW die Kreditanträge und legt bedeutende Fälle dem neuen "Lenkungsausschuss Unternehmensfinanzierung" vor.

      Den Lenkungsausschuss besetzen je ein Staatssekretär aus dem Bundeswirtschaftsministerium (Vorsitz), dem Finanzressort und dem Justizministerium sowie ein Vertreter des Bundeskanzleramtes.

      Bürgschaften werden durch den Bund geprüft und dem Bund-/Länder-Bürgschaftsausschuss vorgelegt. Grundsätzliche Fälle entscheidet der Lenkungsausschuss.

      Unternehmen, die noch Zugang zu den Kapitalmärkten haben, werden ausgeschlossen. Ausnahmen gibt es nur bei "zwingenden Gründen".

      Bürgschaften oder Garantien für Kapitalmarktinstrumente des Antragstellers, "insbesondere dessen Anleihen", sind nicht zulässig.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/berli…

      Das war es dsnn erst einmal...
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 08:29:32
      Beitrag Nr. 758 ()
      Moin Maraho, Moin Gemeinde,

      sach mal für alle ein herzliches Dankeschön für Deine Arbeit!
      Und natürlich für alle anderen Beiträge!

      Maraho, vergiß aber nicht die schönen Seiten des Lebens.

      kiska ;)
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 10:45:46
      Beitrag Nr. 759 ()
      Moin Maraho,

      auch von mir ein herzliches Dankeschön für Deine Arbeit. Und auch danke für alle anderen Beiträge. Hatte die Woche nur etwa 80% der Beiträge lesen können aus Zeitmangel. Werde ich am Wochenende nachholen.

      Beste Grüße,

      hs
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 13:28:27
      Beitrag Nr. 760 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.570.705 von kiska am 13.02.09 08:29:32Tag kiska,

      Maraho, vergiß aber nicht die schönen Seiten des Lebens.

      Tue ich nicht. Der Tag hat 24 Stunden! :laugh: ;)

      Und danke für das Danke. Aber euer Interesse und die Unterstützung reicht mir eigentlich und ist schon auch einen Dank wert.

      Macht ja auch Spaß (überwiegend), das Ganze.

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 13:30:40
      Beitrag Nr. 761 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.571.736 von heuschrecker am 13.02.09 10:45:46Guten Tag heuschrecker,

      ist schon in Ordnung. Hauptsache ist, daß es Dir (und den anderen)
      zusagt! Lass` Dir Zeit, für Dich interessante Dinge kannst Du ja auch ausdrucken!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 13:40:02
      Beitrag Nr. 762 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.802 von Maraho am 12.02.09 20:19:27Guten Tag zusammen,

      dann wollen wir einmal....

      Nichts geht richtig voran, Tatsachen werden ignoriert, Stümperei an jeder Ecke...


      Finanzkrise

      Führende Ökonomen verteufeln Schuldenbremse
      von Dietmar Neuerer

      Eigentlich war sie schon vom Tisch. Dass sich Bund und Länder nun aber doch auf eine Schuldenbremse geeinigt haben, liegt an der Finanzkrise und der daraus resultierenden Rekordverschuldung für die Konjunkturpakete. Irgendwie scheint aber niemand wirklich glücklich mit dem Instrument zu sein. Ökonomen verteufeln es mit markigen Worten. Und auch in der Politik regt sich Widerstand.


      DÜSSELDORF. Führende Ökonomen haben den Bund-Länder-Kompromiss für eine Schuldenbremse scharf kritisiert. „Die Politik ist von der Denkstruktur einer schwäbischen Hausfrau getrieben und leider nicht von der Denkstruktur eines schwäbischen Unternehmers“, sagte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger am Freitag im Gespräch mit Handelsblatt.com. Denn öffentliche Schulden seien, wenn sie investiv eingesetzt werden, grundsätzlich nicht schlecht. „Mit einer Schuldenbremse werden die Investitionsmöglichkeiten des Staates aber massiv eingeschränkt“, kritisierte Bofinger und fügte hinzu. „Statt über ein neues Wachstumsmodell für Deutschland nachzudenken, nehmen wir uns Handlungsspielräume und mauern uns ein.“

      Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, nannte die Einführung einer Schuldenbremse „einen wirtschaftspolitischen Irrweg“. Die Politik erschöpfe sich in „Symbolpolitik, die die Glaubwürdigkeit beschädigt“, sagte Horn Handelsblatt.com. Die Bestimmungen, auf die sich Bund und Länder geeinigt hätten, führten zudem zu einer dauerhaften Belastung für das Wachstum in Deutschland, da die Konsolidierung der Haushalte wie in der Vergangenheit „primär zu Lasten der öffentlichen Investitionen“ gehen werde.

      Bund und Länder hatten sich am Donnerstagabend abschließend auf die bisher umfassendste Schuldenbegrenzung verständigt. Unter dem Druck immer höherer Staatsausgaben vereinbarte die Föderalismuskommission, dass die Länder von 2020 an keine neuen Schulden mehr aufnehmen dürfen. Die Schulden des Bundes werden streng begrenzt. Bis zuletzt war heftig über den Abbau der Altschulden besonders armer Länder gerungen worden. „Die Schuldenregeln werden strenger sein als die Haushaltspraxis der letzten Jahrzehnte“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU), der die Föderalismuskommission mit Struck zusammen leitet.

      Zu einer anderen Einschätzung als Bofinger und Horn kommt der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. "Der Beschluss über eine Schuldenbremse ist ein wichtiges Signal für Konsolidierung in Zeiten, in denen höhere Defizite unvermeidbar sind“, sagte er Handelsblatt.com. Gleichwohl dürfe das Instrument nicht überschätzt werden. „Die Budgethoheit ist das zentrale Recht des Parlaments“, betonte er. Insofern werde man keine „Betonschranke“ bauen können. Hüther gab aber auch zu bedenken, dass, wie die derzeitige Krise zeige, „Situationen eintreten können, in denen kreditfinanziert Fiskalimpulse gesetzt werden müssen. Dann erst die Verfassung ändern zu müssen, ist sicher keine gute Idee.“ Es müsse daher „ein diskretionärer Spielraum bleiben, allerdings scharf konditioniert durch Kriterien, wie sie im Stabilitäts- und Wachstumspakt der Europäischen Währungsunion niedergelegt sind“.

      Dass sich wirtschaftliche Koordinaten in einer Krise verschieben können, betonte auch der Wirtschaftsweise Bofinger: Da aktuell die Exportdynamik nicht mehr funktioniere, müsse man sich eben um die Binnendynamik kümmern, erläuterte er. Hier könnten vor allem zusätzliche Investitionen des Staates einen „wichtigen“ Beitrag leisten. Die Schuldenbremse führe aber letztlich dazu, dass der Staat als Investor „massiv eingeschränkt“ werde. „Zugleich wird damit den deutschen Sparern die Möglichkeit einer sicheren Geldanlage in deutschen Staatsanleihen genommen“, kritisierte der Ökonom. Sie müssten in Zukunft ihr Geld bei ausländischen Staaten anlegen und damit deren Investitionen finanzieren, obwohl dieses Geld besser in die Zukunft Deutschlands investiert wäre.

      Das Thema sorgt für heftigen Streit in der SPD. Der Sprecher des linken SPD- Flügels, Björn Böhning, lehnt wie Bofinger und Horn eine Schuldenbegrenzung ab, weil dadurch die Handlungsfähigkeit des Staates übermäßig eingeschränkt werde. SPD-Fraktionschef Peter Struck reagierte mit Empörung und wies den Parteilinken mit scharfen Worten zurecht. „Böhning hat keine Ahnung“, sagte Struck nun am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Böhning kenne die Papiere nicht, die zu den Beschlüssen der Föderalismuskommission geführt hätten.

      Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) verteidigte den Bund-Länder-Kompromiss gegen Kritik. „Ich halte die Grundaussage und die politische Absicht für dringend notwendig“, sagte Böhmer dem Radiosender MDR Info.

      Böhmer sagte, der Bund und die Länder hätten sich mehr als 30 Jahre lang Geld über den Kreditmarkt besorgt. „Diese Entwicklung kann so nicht weitergehen.“ Vor allem Sachsen-Anhalt habe sich zu stark verschuldet. Nun müsse es von allen Bundesländern die zweithöchste Zinsbelastung pro Einwohner tragen. Es sei „nicht besonders ehrenvoll“, aus dem gemeinsamen Topf Zinshilfen zu bekommen. „Trotzdem sind wir dankbar, dass es auch zu dieser Solidaraktion gekommen ist“, sagte Böhmer.

      Bofinger regte an, künftig mehr in Bildung zu investieren. Die Politik sollte mittelfristig ein Bildungsprogramm auflegen, bei dem Bund und Länder über fünf Jahre hinweg einen Betrag von rund einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts zusätzlich für Bildung zur Verfügung stellten. „Dann würden wir zumindest den Durchschnittswert der OECD erreichen“, sagte er und fügte hinzu: „Das wäre auch ein vernünftiger Weg, Geld im eigenen Land anzulegen.“

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fuehrende-…
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 13:49:23
      Beitrag Nr. 763 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.568 von Maraho am 12.02.09 19:51:56Äusserst passend hierzu:

      13.02.2009 11:57:32
      ROUNDUP: Deutsche Wirtschaft geschrumpft - Minus 2,1 Prozent im 4. Quartal


      WIESBADEN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft steckt in einer tiefen Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im vierten Quartal 2008 um 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Das war der dritte Rückgang der Wirtschaftsleistung gegenüber einem Vorquartal in Folge und der größte seit der Wiedervereinigung. Noch im Januar waren die Statistiker für das vierte Quartal von einem Minus zwischen 1,5 und 2,0 Prozent ausgegangen. Auch die ohnehin pessimistischen Erwartungen von Ökonomen wurden übertroffen, die mit einem Minus von 1,8 Prozent gerechnet hatten. Gegenüber dem Schlussquartal 2007 schrumpfte die gesamtwirtschaftliche Produktion preisbereinigt um 1,6 Prozent.

      Für das Gesamtjahr 2008 bestätigten die Statistiker am Freitag das bereits im Januar errechnete Wachstum der deutschen Wirtschaft um real 1,3 Prozent. 2007 war das BIP um 2,5 Prozent gestiegen, im Boomjahr 2006 sogar um 3,0 Prozent.

      SCHNELLE BELEBUNG UNWAHRSCHEINLICH

      Eine schnelle Belebung der Wirtschaft erwarten Volkswirte nicht. Allianz-Experte Rolf Schneider sagte am Freitag: "Auch im ersten Quartal dieses Jahres sinkt das deutsche BIP wahrscheinlich weiter. Allerdings dürfte sich das Tempo des Schrumpfens bereits verlangsamen." Nach einer Analyse der WestLB dürfte der Schrumpfungsprozess um die Jahresmitte herum zum Stillstand kommen. Für die zweite Jahreshälfte sei mit einer zaghaften Erholung der Konjunktur zu rechnen. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnet nach den Worten von Volkswirt Stefan Mütze für 2009 trotz leichter Plusraten ab Jahresmitte mit einem Minus von 2,6 Prozent.

      Insbesondere geringere Anlageinvestitionen und der schwache Export belasteten die deutsche Wirtschaft zum Jahresende, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Die Ausfuhren des Export- Weltmeisters Deutschland waren infolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise im November um 11,8 Prozent und im Dezember um 7,7 Prozent im Vergleich zu den Vorjahresmonaten eingebrochen. Allianz-Volkswirt Schneider schreib in einer Analyse: "Der im Vergleich zu anderen Industrieländern stärkere Rückgang des BIP in Deutschland hat seine Ursache in der starken Exportorientierung. Der internationale Handel ist in einigen Wirtschaftsregionen seit Herbst geradezu kollabiert." Auch die Verbraucher hielten sich zum Jahresende zurück: Die Konsumausgaben gingen nach Angaben des Statistikamts gegenüber dem dritten Quartal zurück.

      Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamts war das BIP in Deutschland Anfang 2008 gegenüber dem Vorquartal real noch um 1,5 Prozent gewachsen. In den beiden darauffolgenden Quartalen ging es real jeweils um 0,5 Prozent zurück.

      http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldung…
      397 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 13:54:09
      Beitrag Nr. 764 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.573.473 von Maraho am 13.02.09 13:49:23Dazu ein Kommentar aus der FTD:

      Kommentar

      Krise des deutschen Wirtschaftsmodells
      von Thomas Fricke

      Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2008 drastischer geschrumpft als die meisten anderen Volkswirtschaften der Welt. Welch ein Desaster. Jetzt lässt sich kaum noch wegreden, dass es die Deutschen sogar härter als andere trifft.


      Noch vor drei Monaten polterten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminster Peer Steinbrück (SPD), die Deutschen stünden doch viel besser da als Amerikaner und andere. Noch vor zwei Wochen hielt die Kanzlerin in Davos noch Lobesreden auf den deutschen Weg, deutsche Tugenden und deutsche Haushaltssanierung.

      Jetzt lässt sich kaum noch wegreden, dass es die Deutschen sogar härter als andere trifft. Rechnet man die Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts vom vierten Quartal auf ein Jahr hoch, wie es die Amerikaner machen, ist die Wirtschaftsleistung um atemberaubende beinahe neun Prozent eingebrochen.

      In den USA waren es nach bisherigen Schätzungen nicht einmal vier Prozent, ebenso wie in Spanien oder Frankreich. Selbst die Briten kommen mit einem hochgerechneten Minus von 6 Prozent noch besser weg. Da hilft auch der Verweis darauf wenig, dass bisher die Arbeitslosigkeit weit weniger steigt als etwa in den USA, wo sich die Lage schon seit einem Jahr verschlechtert. Frühindikatoren und Firmennachrichten lassen befürchten, dass die deutschen Unternehmen nicht mehr lange nur mit Kurzarbeit reagieren und ein Hochschnellen der Arbeitslosigkeit unmittelbar bevor steht.

      Das ist umso erschreckender, als die Deutschen weder eine Immobilienkrise haben wie Amerikaner, Briten oder Spanier, noch das eigentliche Zentrum der Finanzkrise waren. Warum stürzen wir dann stärker ab als andere?

      Eine Erklärung könnte sein, dass Regierung wie Notenbank viel zu lange gezögert haben, bis sie mit Konjunkturpaketen und drastischer sinkenden Zinsen auf das seit Monaten nahende Desaster reagierten. Eine andere, tiefere Erklärung ist, dass sich jetzt zu rächen droht, wie einseitig die Deutschen über Jahre versucht haben, Wirtschaftswachstum über Kostenwettbewerb, Einkommensverzicht und Exportweltmeisterschaft zu erzwingen. Das ging einigermaßen gut, als der Rest der Welt von 2002 bis 2007 eine historisch einmalige Boomphase erlebte, wovon Exportnationen wie Deutschland und China besonders profitierten. Der Haken ist, dass sich dies in der Krise jetzt in sein Gegenteil verkehrt, zumal die Globalisierung für eine rasante Ausbreitung solcher Konjunkturkrisen sorgt.

      Da hilft auch das Gequassel wenig, dass die Deutschen beim nächsten Aufschwung dann auch wieder die ersten Profiteure sind. Jetzt ist die Krise da. Und es spricht einiges dafür, dass Amerikaner und andere auf absehbare Zeit nicht wieder so sorglos konsumieren (und deutsche Produkte kaufen), wie sie dies in den vergangenen Jahren getan haben.

      Die Deutschen müssen ihr Wirtschaftsmodell dringend überholen. Wäre in den vergangenen Jahren nicht so Vieles getan worden, was über Einkommensverzicht, Praxisgebühren oder Mehrwertsteuer-Rekordanhebungen die inländische Konjunkturdynamik gebremst hat, wären die Deutschen heute zwar etwas weniger wettbewerbsfähig; sie hätten dafür aber eine viel solidere Binnenwirtschaft, um globale Schocks wie diesen abzufangen. Und die Krise würde mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich weniger und nicht stärker reinhauen als bei anderen.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Kommentar-Krise-de…
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 13:59:26
      Beitrag Nr. 765 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.565.022 von Maraho am 12.02.09 13:19:32Der Herr Sinn....


      Ifo-Chef Sinn
      "Wir haben ja alle noch zu essen"
      Von Arne Stuhr

      Sein Ifo-Index ist das Konjunkturbarometer der deutschen Wirtschaft. Und auch wenn dieses jüngst ein bisschen nach oben ausschlug, rechnet der Münchener Ökonom Hans-Werner Sinn damit, dass Deutschland die wahren Folgen der Krise erst in ein paar Monaten wirklich spüren wird - Hunderttausende zusätzliche Arbeitslose inklusive.

      Hamburg - "Wenn jemand behauptet, dass es schon im Sommer wieder aufwärtsgeht, ist das alles Käse." Hans-Werner Sinn gab sich am Donnerstagabend vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten erst gar keine Mühe, Optimismus zu verbreiten. "Die Krise kommt, und zwar massiv", sagte der Leiter des Münchener Ifo-Instituts weiter.

      Allein der Blick auf die so stark wie noch nie eingebrochenen Auftragseingänge der deutschen Industrie reiche aus, um diese Prognose zu wagen. Bis zur Bundestagswahl Ende September rechnet Sinn daher im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 500.000 bis 700.000 zusätzlichen Arbeitslosen. "Wir haben ja alle noch zu essen", so Sinns Hinweis darauf, dass die wahren Auswirkungen der Krise hierzulande noch gar nicht spürbar seien. Erst wenn der Nachbar seinen Job verloren haben wird, werden viele das Ausmaß der Verwerfungen realisieren.

      Noch habe Deutschland das niedrigste Arbeitslosenniveau seit 16 Jahren, die USA aber schon das höchste in diesem Zeitraum. Da die deutsche Wirtschaft der amerikanischen seit jeher rund anderthalb Jahre hinterherlaufe, erwartet Sinn den Scheitelpunkt der Krise hierzulande erst im Sommer 2010. Vom Ausmaß der Finanz- und Wirtschaftskrise zeigte sich der gebürtige Ostwestfale sichtlich beeindruckt. Allein 2008 seien weltweit 64 Finanzinstitute Pleite gegangen oder verstaatlicht worden. "So ein Bankensterben gab es noch nie", so der Ökonom.

      Warum sich auch viele deutsche Institute an den in erster Linie aus amerikanischen Immobilienkrediten abgeleiteten Giftpapieren verhoben haben, machte Sinn an zwei simplen Tortengrafiken deutlich. So entfielen 2007 nahezu die Hälfte der weltweiten Kapitalexporte auf das Spitzentrio China (21 Prozent), Deutschland (14 Prozent) und Japan (12 Prozent). Da die Chinesen fast ausschließlich auf Staatsanleihen setzten, dürfte "ein großer Teil des Schrotts in Deutschland gelandet sein", lautet Sinns Analyse. Somit hätten die deutschen Sparer, die für ihr Geld offensichtlich zu wenige Investitionsmöglichkeiten im eigenen Land finden, zu einem großen Teil den riesigen Kapitalhunger der USA gestillt. Die Vereinigten Staaten absorbierten nämlich 2007 fast 50 Prozent der weltweiten Kapitalimporte - auf Platz zwei und drei folgten übrigens Spanien (10 Prozent) und Großbritannien (7 Prozent).

      Als wesentliche Ursache der Krise bezeichnete Sinn die zu geringe Eigenkapitalausstattung der Banken. Daher müssten die deutschen Banken - dem Beispiel Großbritannien folgend - "gezwungen werden, staatliches Geld anzunehmen". "Es geht nicht anders", so Sinn, der darin übrigens keinen Widerspruch zu seiner neoliberalen Grundeinstellung sieht. Die Neoliberalen seien nämlich entgegen vieler Vorurteile und im Gegensatz zu den Paläoliberalen nicht für eine völlig unregulierte Wirtschaft. Ganz im Gegenteil: Vom Staat gesetzte Spielregeln seien wichtig und die bisherigen "waren falsch".

      Zentral sei nun eine Reform der aktuellen Eigenkapitalvorschriften, die unter dem Begriff "Basel II" zusammengefasst sind. Diese müssen laut Sinn so überarbeitet werden, dass es künftig nicht mehr erlaubt sein sollte, mittels Kreditversicherung und Risikogewichtung die tatsächliche Unterlegung mit Eigenkapital deutlich unter die derzeit geforderte Quote von 8 Prozent zu drücken. Über Basel II hinaus müsste außerdem die Bankenregulierung international harmonisiert werden, damit es nicht wie in der Vergangenheit geschehen zwischen den Finanzplätzen zu einem "Laschheitswettbewerb" komme.

      Die Kritik an der eigenen Zunft, nicht rechtzeitig vor der Krise gewarnt zu haben, wies Sinn entschieden zurück. Es hätte viele Warnungen aus der Wissenschaft gegeben, nur hätte die Gesellschaft dafür keinen Sensor gehabt. Er gestand aber auch ein, wie schwer es immer noch sei, bei Finanzprodukten wie zum Beispiel Kreditderivaten überhaupt an Daten zu kommen. "Dort gibt es noch immer viel Dunkelheit", so Sinns Fazit.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 14:04:15
      Beitrag Nr. 766 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.570.482 von Maraho am 13.02.09 06:05:28Dann sind wir mal gespannt....


      Bundesregierung plant Mittwoch Gesetzesbeschluss zur Bankenrettung

      BERLIN (Dow Jones)-Die Bundesregierung will am Mittwoch kommender Woche die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Rettung angeschlagener Banken und damit auch für eine mögliche staatliche Übernahme der Hypo Real Estate auf den Weg bringen.

      Dafür soll im Rahmen der Novellierung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes ein sogenanntes "Rettungsübernahmegesetz" am kommenden Mittwoch Tagesordnungspunkt im Kabinett sein, bestätigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag. In dem Gesetz sollen die Bedingungen geregelt werden, die bei einer Teilverstaatlichung oder der Gesamtverstaatlichung einer Bank erfüllt sein müssten.

      Wilhelm bestätigte ferner, dass in Vorbereitung ein Treffen von Bundeskanzlerin Merkel mit den beteiligten Ressortministern am Freitag im Reichstag stattgefunden habe. Weitere Gespräche seien im Verlauf des Tages und auch am kommenden Montag geplant.

      Wir konnten bisher sehr gute Fortschritte erzielen und haben auch in vielen Fragen bereits Einvernehmen erreicht", sagte der Regierungssprecher weiter. Näher wollten sich Regierung und Finanzministerium erst äußern, wenn konkrete Ergebnisse vorlägen, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums Stefan Olbermann. Detailfragen seien zurzeit noch in der Diskussion. Ergebnisse stünden noch nicht fest.

      Das Gesetz sieht nach Darstellung des finanzpolitischen Sprechers der Unionsfraktion, Otto Bernhardt, "als allerletztes Mittel" eine Enteignung der HRE-Aktionäre vor. Dazu sagte Regierungssprecher Wilhelm, dass eine Verstaatlichung die "ultima ratio" sei, ergebe sich nicht nur aus den bisher geführten Gesprächen, sondern auch "unmittelbar" aus der Verfassung.

      Nach Angaben von Wilhelm wie auch dem Sprecher des Bundesfinanzministeriums (BMF), Stefan Olbermann, bedarf es auch im Fall der angeschlagenen Hypo Real Estate noch weiterer Klärungen. Ergebnisse zur HRE gebe es bislang nicht, sagte Olbermann.

      Der Münchener Immobilien- und Staatsfinanzierer HRE hat bereits 102 Mrd Euro an Kapitalhilfen und Garantien erhalten, ist damit aber noch immer nicht saniert.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/vwdnews/0,282…

      Bis heute Nachmittag bzw. Abend....
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 16:35:42
      Beitrag Nr. 767 ()
      16.15 Uhr: Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist überraschend stark gesunken. Der entsprechende Index von Reuters und der Universität Michigan fiel im Februar nach vorläufigen Berechnungen vom Freitag auf 56,2 Punkte von 61,2 Zählern im Vormonat und damit auf den tiefsten Stand seit November. Volkswirte hatten mit 61,0 Punkten gerechnet. Die US-Wirtschaft steckt bereits seit über einem Jahr in der Rezession.


      Die Erwartungen sanken sogar auf den tiefsten Stand seit Mai 1980. Zwei Drittel der Konsumenten gehen der Umfrage zufolge davon aus, dass der Abschwung noch fünf weitere Jahre anhalten wird. Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 17:43:03
      Beitrag Nr. 768 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.575.149 von Triakel am 13.02.09 16:35:42Guten Abend Triakel,

      Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist überraschend stark gesunken.

      Diese Passage entbehrt nicht einer gewissen Komik.
      Wenn dem wirklich so ist, haben die US-Amerikaner ja lange gebraucht. Tja, Disneyland, Cola, Marlboro und Fast-Food scheinen in Mengen doch den Sinn für die Realität zu trüben. Die Ernüchterung kommt jetzt....

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 17:54:01
      Beitrag Nr. 769 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.575.837 von Maraho am 13.02.09 17:43:03Stimmt, Maraho.
      Aber wenigstens einen Trost hat der US-Verbraucher: er lebt in "Gottes eigenem Land".
      Und wer sonst kann das schon von sich behaupten?
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 18:17:59
      Beitrag Nr. 770 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.573.616 von Maraho am 13.02.09 14:04:15@ alle
      Damit ist klar, dass keine Großbank in Deutschland ohne Staatsintervention auskommen wird.
      Gruß Windei

      BGH brüskiert Finanzbranche
      von Karsten Röbisch

      Lange war unklar, ob Vermittler auch beim Verkauf von geschlossen Fonds die Provisionen offenlegen müssen. Ja, entschied nun der BGH und stärkte damit die Rechte der Anleger. Der Finanzbranche droht eine Klagewelle ungeheuren Ausmaßes.
      Der Finanzbranche droht eine massive Klagewelle von geschädigten Anlegern geschlossener Beteiligungen. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einem Beschluss erstmals klargestellt, dass Berater auch beim Verkauf von geschlossenen Fonds die Rückvergütungsgebühren offenlegen müssen (BGH-Beschluss XI ZR 510/07). Damit droht der Branche eine erhebliche Zahl von Rückabwicklungen von Finanzgeschäften wegen Falschberatung.

      "Der Bundesgerichtshof entfacht mit seinem Beschluss zu den Provisionen bei geschlossenen Fonds im Bankensektor einen Flächenbrand", sagte Rechtsanwalt Dietmar Kälberer von der Kanzlei Kälberer & Tittel, die das Urteil erstritten hat. Laut Kälberer lässt sich die Entscheidung, die sich speziell auf einen Medienfonds bezog, auf alle geschlossenen Fonds anwenden, egal ob diese Filme, Schiffe oder Immobilien finanziert haben.

      In dem konkreten Fall hatte ein Anleger gegen die Commerzbank geklagt. Der Mann hatte 2001 Anteile für 50.000 Euro am Medienfonds CFB Commerz Fonds Nr. 140 gekauft, den eine Commerzbank-Tochter aufgelegt hatte und der ihm von einem Berater der Bank empfohlen wurde. Der Fonds erhielt von der Bank eine Platzierungsgarantie. Für den Fall, dass nicht das gesamte Eigenkapital von 50 Mio. Euro eingeworben werden konnte, hätte die Bank die ausstehenden Anteile übernommen. Für diese Garantie und ihre Vermittlungsarbeit erhielt die Bank eine Vergütung von mindestens 8 Prozent. Diese Provision wurde dem Anleger im Beratungsgespräch aber nicht mitgeteilt. Nachdem der Fonds in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, klagte der Anleger wegen Falschberatung auf Schadenersatz von rund 41.000 Euro.

      Gescheitert in den ersten beiden Instanzen

      Während der Kläger in den ersten beiden Instanzen gescheitert war, entschieden die BGH-Richter nun zu seinen Gunsten und wiesen das Verfahren an das OLG Naumburg zurück. Nach Ansicht des BGH hätte der Berater den Anleger über die Provision informieren müssen. Für den Vermittler bestand nämlich ein erheblicher Anreiz, dem Anleger gerade diese Fondsbeteiligung zu empfehlen. Der Interessenskonflikt hätte dem Anleger bekannt gemacht werden müssen, um einschätzen zu können, ob die Bank ihm das Produkt nur wegen ihres eigenen finanziellen Vorteils verkauft.

      Im konkreten Fall ging es um eine Klage gegen die Commerzbank
      Im konkreten Fall ging es um eine Klage gegen die Commerzbank

      Bei Rückvergütungen ("Kickbacks") handelt es sich um eine übliche Vermittlungsprovision, die der Verkäufer eines Finanzprodukts vom Emittenten erhält. Sie speist sich aus einem Teil des Ausgabeaufschlags oder der jährlichen Verwaltungsgebühr. Diese Kosten sind zwar im Produktprospekt nachzulesen, wie viel davon an den Vermittler fließt, geht daraus jedoch nicht hervor.

      Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte den Beschluss. "Die Entscheidung ist eine konsequente Weiterentwicklung der Rechtsprechung des BGH zum Thema Vermittlungsprovisionen", sagte ein Sprecher. Das Gericht hatte bereits Ende 2006 die Banken zur Offenlegung von versteckten Provisionen verpflichtet. Das damalige Urteil bezog sich jedoch explizit nur auf Investmentfonds. Ob dieser Grundsatz auch auf andere Finanzprodukte übertragen werden kann, war jedoch lange Zeit umstritten.

      Mit dem Beschluss sorgt der BGH nun für Klarheit und verschafft den Anlegern geschlossener Beteiligungen einen wichtigen Trumpf in der Auseinandersetzung wegen Falschberatung. "Die Banken kann jetzt nur noch retten, wenn sich nur ein Bruchteil der Anleger wehrt", sagte Kälberer. Er schätzt das Ausmaß der möglichen Schadenersatzansprüche auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

      Denn laut Kälberer ist der Beschluss auch für viele Altfälle anwendbar. Während Beratungsfehler bei Aktien- und Wertpapiergeschäften bereits drei Jahre nach Vertragsabschluss verjähren, gelten für die übrigen Finanzgeschäfte die Fristen des BGB. Demnach verjähren Schadenersatzansprüche erst drei Jahre nach Kenntnisnahme der Pflichtverletzung. Da die Vermittlungsprovisionen in den meisten Fällen nie offengelegt worden seien, hätten selbst Anleger, die vor mehr als drei Jahren eine Beteiligung erworben haben, gute Chancen auf Schadenersatz, so Kälberer. Der DSW-Sprecher äußerte jedoch Zweifel, ob diese Entscheidung eine Prozessflut auslösen wird. Es dauere seine Zeit, ehe sich die Rechtsauffassung in der Praxis durchsetzen werde.
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      schrieb am 13.02.09 18:35:46
      Beitrag Nr. 771 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.576.203 von windei am 13.02.09 18:17:59Guten Abend windei,

      da kann man nur sagen: Dumm gelaufen!

      Danke und Gruß
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 18:47:29
      Beitrag Nr. 772 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.568 von Maraho am 12.02.09 19:51:56Na hoffentlich sind sie damit nicht auch in Verzug. Nicht das es vorher knallt...

      Bundesrat macht Weg frei für den elektronischen Personalausweis

      Der Bundesrat hat in seiner Plenarsitzung am heutigen Freitag das vom Bundestag im Dezember beschlossene Gesetz (PDF-Datei) über biometrische Personalausweise und den elektronischen Identitätsnachweis ohne Debatte gebilligt. Demnach sollen die Bundesbürger die neuen Dokumente im kleineren Scheckkartenformat von November 2010 an erhalten. Der neue Auswweis wird einen kontaktlos auslesbaren Chip enthalten, auf dem ein biometrisches Gesichtsbild sowie auf Wunsch zwei Fingerabdrücke gespeichert werden. Dazu kommt eine ebenfalls freiwillig zu aktivierende Zertifikatsfunktion, die als Ausweis fürs Internet dienen soll. Die Identitätsdaten können dabei der Spezifikation nach nur von Diensteanbietern abgefragt werden, wenn sie ihrerseits ein gültiges Bezugszertifikat an den Ausweisinhaber übermitteln und dieser den Austausch mit seiner Geheimnummer freigibt.

      Ferner wird die Möglichkeit geschaffen, eine weitere Zusatzfunktion für die qualifizierte elektronische Signatur gemäß Signaturgesetz auf den Personalausweis aufzubringen und ihn so für verschiedene Formen verbindlichen, identitätsrelevanten Handelns im elektronischen Rechtsverkehr zu nutzen. Etwa fürs Ummelden bleibt ein Gang zum Amt aber weiterhin erforderlich. Der neue Ausweis ist wie bisher für alle Deutschen über 16 Jahren Pflicht, wenn sie sich nicht per Reisepass ausweisen können. Das Dokument soll wie das alte eine Gültigkeit von zehn Jahren haben. Die zum Einsatz kommenden kryptographischen Verfahren sind laut Bundesinnenministerium vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausgewählt worden.

      Der Bundesrat begrüßte beim Durchwinken des Gesetzes, dass das Parlament einige von den Ländern gewünschte Änderungen aufgenommen habe. So sei etwa ein Benachteiligungsverbot verankert worden für den Fall, dass sich ein Antragsteller gegen die Aufnahme der Fingerabdrücke entscheidet. Auch soll die Möglichkeit des elektronischen Identitätsnachweises auf die Fälle begrenzt werden, in denen ein Zugang für diese Möglichkeit eröffnet wurde. Dadurch soll sichergestellt werden, dass keine elektronischen Verfahren erzwungen werden, "die nicht sachgerecht sind oder auf die die Behörden nicht vorbereitet sind". Da fahrlässiges Verhalten leicht gegeben sei und einen niedrigen Unwertgehalt in sich trage, werde zudem auch im Personalausweisrecht – wie bereits im Passgesetz – auf eine Bußgeldbewehrung für fahrlässige Falschangaben verzichtet.

      Schwer im Magen liegt der Vorstoß unter anderem dem Chaos Computer Club (CCC). Die Hacker beklagen nicht nur eine biometrische Zwangserfassung der gesamten Bevölkerung, sondern sehen im E-Perso generell ein überfrachtetes Konzept. So werde der Chip von tausenden Meldeämtern und Botschaften beschreibbar sein, was Missbrauchsmöglichkeiten eröffne. Die für die Aktivierung des Internetausweises nötige sechsstellige PIN sei zudem so lang, dass sie sich kaum einer merken könne. Insgesamt sieht der CCC in der Initiative ein fehlgeleitetes Großprojekt zur Förderung der beteiligten Industriebranchen.

      Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Bundesrat-macht-Weg-frei-f…
      32 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 18:50:54
      Beitrag Nr. 773 ()
      Man sollte nicht vergessen,das immer mehr Kurzarbeit nicht nur die Arbeitsämter belastet,es wir auch immer weniger Einnahmen in die Sozialsysteme Rente Pflege usw. fließen.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 19:00:03
      Beitrag Nr. 774 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.570.482 von Maraho am 13.02.09 06:05:28Neue Rettungs- und Konjunkturpakete:

      Für die Schwächsten fällt nur wenig ab
      Ralf Streck 13.02.2009

      Obama will mit 800 Milliarden-Dollar die Wirtschaft ankurbeln, Billionen in den Finanzmarkt pumpen und Deutschland fördert den Mittelstand mit 50 Milliarden Euro

      Heute werden der US-Senat und das Repräsentantenhaus über das geplante 789 Milliarden Dollar schwere Konjunkturpaket von Barack Obama abstimmen. Es scheint, dass der neue US-Präsident das abgespeckte Paket durch beide Häuser bekommt. Der Demokrat stützt sich aber nur auf wenige republikanische Stimmen, weshalb Überraschungen nicht völlig ausgeschlossen sind. Heftig gezerrt wird noch am Paket in Billionenhöhe zur Stabilisierungen des US-Finanzsystems. In Deutschland trat heute der Bundestag zu der abschließenden Beratung über das über das zweite Konjunkturpaket zusammen und segnete es mit den Stimmen der großen Koalition ab. Allerdings muss es noch die Hürde im Bundesrat nehmen, wo der Widerstand der Länder wächst.

      Die wochenlangen Verhandlungen hat man sich in Washington zu einem Kompromiss durchgerungen. Obamas Demokraten mussten ziemlich viel geben, um an wenige Stimmen von Republikanern zu kommen, um die nötigen Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat zu erhalten. Daran ändert auch die optimistische Darstellung des demokratischen Mehrheitsführers im Senat, Harry Reid, nichts, der den erzielten Kompromiss lobte: "Wir waren in der Lage, die Differenzen zu überbrücken", sagte er.

      Allerdings dürfen Überraschungen bei der Abstimmung, ähnlich wie beim Rettungspaket von Bush (siehe Finanzkrise erschüttert Börsen und erreicht endgültig Europa), nicht völlig ausgeschlossen werden. Dass Obamas Wunschkandidat für das Handelsministerium, Judd Gregg, gerade seine Kandidatur zurückgezogen hat, kann als düsteres Zeichen gewertet werden. Der Republikaner hat den Schritt mit starken Differenzen zum Konjunkturprogramm begründet. Es könnte sein, dass die Republikaner trotz der Zugeständnisse dem Präsidenten schon zu Beginn der Amtszeit eine harte Niederlage beibringen wollen.

      Republikaner freuen sich über 282 Milliarden Steuererleichterungen

      Vor dem Kompromiss hatten der Senat und das Repräsentantenhaus jeweils eigene Pakete verabschiedet, deren Umfang mit 838 Milliarden und 820 Milliarden Dollar deutlich höher ausfielen, als das Kompromisspaket mit 789 Milliarden (614 Milliarden Euro). Vier wesentliche Bereiche umfasst dieses Paket: Steuererleichterungen für Haushalte und Unternehmen, Investitionen ins Gesundheitswesen und in erneuerbare Energien, Investitionen in die Infrastruktur und finanzielle Hilfe für Bundesstaaten und Kommunen, worin Zuschüsse für Arbeitslose enthalten sind, die über keine Krankenversicherung verfügen.

      Das Paket habe nun "die richtige Größe", sagte die republikanische Senatorin Olympia Snowe, die entscheidend an der Einigung mitgewirkt hat. Sie kann zufrieden sein, denn mehr als ein Drittel der Gesamtsumme fließen als Steuererleichterungen. Das sind 282 Milliarden Dollar und das liegt ganz auf der Linie der Republikaner. Das gilt auch dafür, dass die geplanten Finanzhilfen für die Bundesstaaten, für den Bau und die Renovierung von Schulen auf Druck der Republikaner genauso gekürzt wurden, wie die Unterstützung für die Krankenversicherung von Arbeitslosen.

      Gekürzte Programme für die Schwächsten

      Damit haben die Republikaner Obama schon einige Zähne gezogen und bereiten den Unmut in seiner Wählergruppe vor. Denn für die Schwächsten fällt nur wenig ab. Der Staat erhöht seine Ausgaben für Essensmarken auf zwei Jahre befristet um 20 Milliarden Dollar. In den Bereich fällt auch, dass die Arbeitslosenhilfe um 20 Wochen verlängert und die Unterstützung um 25 Dollar pro Woche angehoben wird, was mit etwa 60 Milliarden zu Buche schlägt.

      Den Arbeitslosen soll auch geholfen werden, die Beiträge zur Krankenversicherung weiter bezahlen zu können. Der Staat will die Beiträge zu der privaten Versicherung mit 60 % subventionieren. Damit soll verhindert werden, dass noch mehr Menschen ohne Krankenversicherung sind (siehe Zunahme der Armen in den USA) und gleichzeitig wird die angeschlagene Versicherungswirtschaft ( siehe Hunderte Milliarden zur Stabilisierung der Finanzmärkte in den Geldmarkt gepumpt) gestützt.

      Das ist zwar im Vergleich zum deutschen Konjunkturpaket nicht so schlecht, wo die Ärmsten voll in die Röhre gucken ( siehe 50 Milliarden für Wahlkampfgeschenke). Doch eine deutliche soziale Schieflage hat auch das Paket in den USA. Der große Teil der Maßnahmen kommt denen zu Gute, die eigentlich keine Hilfe brauchen. Ein großer Teil der Steuererleichterungen fließt über Gutschriften in einer Höhe von 400 Dollar pro Person und 800 Dollar pro Familie. Doch um in den Genuss des Geldes zu kommen, muss das Jahreseinkommen 75.000 respektive 140.000 Dollar ausmachen. Normalverdiener schauen auch hier in die Röhre und auch das ist ein Sieg der Republikaner.

      150 Milliarden Dollar sollen in Infrastrukturmaßnahmen fließen

      Das sind etwa 20 % des Gesamtpakets und damit der zweitgrößte Posten. Das Geld soll in arbeitsintensive Bereiche, wie der Ausbau von Straßen, Stromleitungen und Schienenwege fließen. Auch für den Ausbau des Breitbandkabelnetzes sollen daraus 7,2 Milliarden ausgegeben werden und mit 11 Milliarden soll die Energieversorgung verbessert werden. Insgesamt knapp 10 Milliarden sollen in die Gebäudesanierung fließen, auch um die Energieeffizienz zu steigern.

      Die protektionistische "Buy-American"-Klausel wurde in dem Kompromiss abgeschwächt, allerdings nicht beseitigt. War in der ursprünglichen Version vorgesehen, dass bei Bauvorhaben ausschließlich Eisen, Stahl und andere Materialien aus US-Produktion verwendet werden dürften, wurde die Klausel nun ergänzt. Die Ausschreibungen sollen im Einklang mit den Verpflichtungen der USA aus internationalen Abkommen stehen, heißt es in dem Zusatz. Zuvor hatten die EU, Japan und Kanada heftig protestiert.

      Es war klar, dass eine solche Klausel den Protektionismus angeheizt hätte, der ohnehin, trotz gegenteiliger Beteuerungen (siehe Auch in Davos wird nach dem Staat gerufen) schon allseits zu beobachten.

      Trotz der Zugeständnisse an die Opposition zeigte sich Obama zufrieden über den Kompromiss, "der mehr als dreieinhalb Millionen Jobs retten oder schaffen und unsere Wirtschaft wieder in Fahrt bringen wird", sagte er. Dass damit Jobs gerettet werden, ist klar, dass Jobs geschaffen werden, ist zweifelhaft, genauso wie die Tatsache, dass mit diesem Paket tatsächlich das Land aus der tiefen Rezession geholt werden könnte.

      3 Millionen neue Stellen nicht genug

      Angesichts von 3,6 Millionen Stellen, die seit dem Ausbruch der Finanzkrise schon vernichtet wurden, wären auch 3 Millionen neue Stellen nicht genug. Die Arbeitslosenquote ist im Januar auf 7,6 Prozent gestiegen, auf den höchsten Stand seit 1992. Im dreizehnten Monat in Folge wurden Stellen abgebaut, diesmal waren es fast 600.000 und das war damit der stärkste Einbruch seit 1974. Die Summe von 789 Milliarden für das Paket hört sich zwar gewaltig an, doch die verteilen sich über drei Jahre. Bis Oktober sollen 214 Milliarden ausgegeben werden, womit sicher kein durchschlagender Effekt erzielt wird.

      Ein wesentliches Problem wird ohnehin nur ganz am Rande berührt: der Immobilienmarkt. Das Platzen der Schuldenblase am Immobilienmarkt ist aber eine der Hauptverursacher der Krise. Dass der Staat nun den Hauskäufern einen Kredit über 8000 Dollar anbietet, wird kaum zu einer Stabilisierung des Immobilienmarkts führen. Doch ohne die werden sich immer neue und riesige Finanzlöcher in den Bilanzen der Banken auftun. Die großen Immobilienfinanzierer können davon ein Lied singen. Ihr Absturz war fulminant, inzwischen wurden sie verstaatlicht (sieh Die größten Immobilienfinanzierer der USA unter staatlicher Kontrolle) und schreiben weiter Rekordverluste.

      Steigende Zahl von Zwangsversteigerungen

      Doch allseits wird erwarten, dass sich vor 2011 der US-Immobilienmarkt nicht erholen wird, denn die Preise fallen weiter. Die steigende Zahl von Zwangsversteigerungen verdeutlicht dieses Problem und macht auf die Misere von unzähligen Familien aufmerksam. Sie haben 2008 um 81 Prozent zugenommen; fast 2 % aller US-Wohnungen und Häuser mussten an die Gläubiger übergeben werden.

      Eine Karte im Internet setzt diese Misere ins Bild, hinter der enormer sozialer Sprengstoff steht. Je röter das Bild, desto schlimmer die Lage. Und die Experten gehen davon aus, dass sich die Entwicklung auch im kommenden Jahr fortsetzt, der Preisverfall soll bis auf 35 % steigen. Der Moodys Wirtschaftsdienst Economy.Com rechnet 2009 mit einer weiteren Steigerung der Zwangsvollstreckungen um 18 Prozent. Erst 2011 werde sich der Immobilienmarkt erholen. Der Wert der Häuser liegt weit unter den Preisen, die für den Kauf bezahlt wurden, was weitere Abschreibungen nötig macht.

      Maßnahmen an diesem neuralgischen werden in das bisher noch diffuse Rettungspaket von Finanzminister Timothy Geithner verschoben. So kochte bei den Parlamentariern der Unmut hoch, als Geithner am Dienstag versuchte Grundzüge seiner Pläne darzulegen. Sogar aus den eigenen Reihen hagelte es Kritik: "Es gibt nicht viel, auf das wir uns einen Reim machen könnten", klagte der demokratische Senator Robert Menendez über die unpräzisen Darstellungen von Geithner.

      Bei den Hilfen für Hausbesitzer, die dabei sind ihr Heim zu verlieren, weil sie die Kredite nicht mehr bedienen können, spielt er auf Zeit. Seinen Plan wolle er in den nächsten ein bis zwei Wochen fertig stellen. Es würden diverse Optionen geprüft: von der Staatshilfe zur Verringerung der Monatszahlungen bis zur Schaffung von Standards für die Umschuldung der Kredite.

      Befreiungsfond für toxische Papiere

      Geithner, soweit ist bisher klar, will viel Geld in die Hand nehmen und auch privates Kapital mobilisieren. Ein Fonds soll die Aufgabe haben, den Banken und anderen Finanzmarktakteuren von den "Unwertpapieren" und toxischen Krediten zu befreien.

      Gemeinhin wird behauptet, dass sie die Bilanzen der Banken belasten, was einer der Gründe dafür sei, dass immer weniger Kredite an Verbraucher und Unternehmen vergeben werden. Geschätzt wird, dass für eine solche Maßnahme zwischen zwei und vier Billionen Dollar benötigt werden.

      Deutschland: Konjunkturpaket II mit sozialer Schieflage

      In Deutschland wird dagegen über ganz andere Summen gestritten. Heute hat der Bundestag das Konjunkturpaket II beschlossen. Das Paket, dessen soziale Schieflage (siehe 50 Milliarden für Wahlkampfgeschenke) noch viel eklatanter als in der USA ist, wurde mit den Stimmen der Union und SPD verabschiedet. Die Opposition votierte gegen das Paket der großen Koalition, das ein Gesamtvolumen von 50-Milliarden Euro hat. Der damit verbundene Nachtragshaushalt wurde ebenfalls gebilligt. Damit ist nun offiziell, dass sich die Neuverschuldung auch den Rekord aus dem Jahr 1996 übertreffen wird. Beschlossen wurde auch die Reform der Kfz-Steuer, wonach sie für Neuwagen künftig auch nach dem CO2-Ausstoß berechnet werden.

      In der Debatte hatte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) die Maßnahmen als erforderlich bezeichnet, um wieder Impulse für die Wirtschaft zu geben. Das sei nicht ohne die Aufnahme neuer Schulden möglich. In diese Kerbe schlug auch der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. In seiner ersten Rede im Parlament erklärt er, noch nie sei so schnell und konsequent auf eine solche Krise reagiert worden. "Die Menschen in unserem Land" könnten erwarten, dass der Staat eingreife, wenn der Markt sich nicht mehr selbst helfen könne, weil sich einige durch Profitgier "versündigt" hätten.

      Hypo Real Estate: "Steinbrück-Debakel"

      Komisch nur, dass man einem der Sündiger, dem Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE), mit immer neuen Milliardenspritzen unter die Arme greift. Dem Institut wurden ohne größere Debatten mit 100 Milliarden Euro nun schon doppelt so viel Geld zur Verfügung gestellt, wie mit dem gesamten Konjunkturpaket ausgegeben werden soll. Den ganzen Vorgang könnte man auch "Steinbrück-Debakel" bezeichnen.

      Die Frage ist, woher Guttenberg seine Weisheit nimmt. Denn von schnellem und konsequentem Handeln kann keine Rede sein. Zunächst versuchte Merkel (siehe Börsen in Panik) und Steinbrück die Krise und die sich abzeichnende Rezession zu ignorieren und wegzudiskutieren. Dann wurde ein Minikonjunkturpaket (siehe Am staatlichen Geldtropf) geschnürt und nun soll mit 50 Milliarden nachgelegt werden, die aber erst mit großer Verzögerung wirksam werden.

      Horrorzahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland

      Jedenfalls hat dieses Handeln dazu geführt, dass auch Deutschland mit höchster Geschwindigkeit in die Krise rauscht. Es ist erstaunlich, welche realitätsfernen Äußerungen Politikern im Parlament noch immer über die Lippen kommen, ohne dass sie vor Scham rot anlaufen. Denn gerade heute hat das Statistische Bundesamt Horrorzahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland vorgelegt. Nach Angaben der Wiesbadener Statistiker schrumpfte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2008 sogar um 2,1 % im Vergleich zum Vorquartal.

      Damit fällt der Konjunktureinbruch in Deutschland sogar noch stärker aus als in der Euro-Zone. Denn die europäische Statistikbehörde Eurostat teilte mit, die Wirtschaftsleistung in den Euro-Ländern sei im gleichen Zeitraum nur um 1,5 % geschrumpft. Aber auch das ist der schlechteste Wert seit Beginn der Eurostat-Quartalsberichterstattung im Jahr 1995. In Deutschland gehen die Exporte, Investitionen und auch die Konsumausgaben zurück, die Unternehmen produzierten auf Halde und die Arbeitslosigkeit steigt.

      Wirkung?

      Eine starke Wirkung auf diese Entwicklung wird das Berliner Paketchen nicht haben. Ohnehin muss am nächsten Freitag noch der Bundesrat über das Konjunkturpaket entscheiden. Verschiedene Bundesländer haben Nachbesserungen verlangt und um eine Mehrheit zu erreichen, braucht es die Unterstützung einiger Länder, in denen FDP, Grüne oder die Linkspartei mitregieren. Berlin hatte sich frühzeitig auf ein Nein festgelegt, aber auch in Hamburg und Niedersachsen regt sich Widerstand. Die FDP sendet allerdings aus den mitregierten Ländern zweideutige Signale aus.

      Dabei lehnte der FDP-Chef Guido Westerwelle im Bundestag das Paket erneut ab: Er nannte es einen "Sammelsurium", bei dem Steuergeld "mit der Gießkanne" ausgeschüttet werde:

      "Es wird wenig wirken, aber die Schulden werden unfassbar lange bleiben."

      Orginal mit Links: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29739/1.html …
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 19:06:12
      Beitrag Nr. 775 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.576.539 von AHEO am 13.02.09 18:50:54Guten Abend Aheo,

      ...belastet, es wir auch immer weniger Einnahmen in die Sozialsysteme Rente Pflege usw. fließen.

      den betroffenen Leistungsempfängern muß man dann "leider mitteilen", daß aufgund..... die Zahlungen gekürzt oder auch eingestellt werden müssen.

      Scheiß Spiel, aber das ist die Realität!

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 19:16:06
      Beitrag Nr. 776 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.557.336 von Maraho am 11.02.09 13:57:16Hört, hört....

      Finanzkrise

      Oettinger würde HRE auch pleitegehen lassen
      von Dietmar Neuerer

      Noch sind die Gespräche der Bundesregierung mit dem Großaktionär der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE), Christopher Flowers, zur Rettung des Immobilien- und Staatsfinanzierers im Gange, da prescht Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) vor und bringt eine Insolvenz des Unternehmens ins Gespräch. Damit liegt er quer zur Linie der Unionsspitze.


      DÜSSELDORF. Unter wachsendem Zeitdruck streitet die Große Koalition weiter über den besten Weg zur Übernahme der Hypo-Real-Estate-Bank. Die Verhandlungen über ein "Rettungsübernahmegesetz", das die Beteiligung des Staates an maroden Banken regeln soll, dauerten an, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag in Berlin. Eine Enteignung könne nur die allerletzte Möglichkeit sein. Das Bundeskabinett will am kommenden Mittwoch über den Gesetzentwurf beraten.

      Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger hält eine Insolvenz der Pfandbriefbank für eine mögliche Lösung. Er sei nicht überzeugt, dass "die HRE um jeden Preis erhalten werden muss", sagte der CDU-Politiker im Interview mit der Wirtschaftswoche. Bei einer Insolvenz wären zwar viele andere Banken zu Abschreibungen gezwungen. Aber ihnen "könnten wir dann zielgenauer und möglicherweise auch kostengünstiger helfen als durch eine in ihrer rechtlichen Dimension und finanziellen Auswirkung nicht überschaubare Verstaatlichung dieser Bank", sagte Oettinger. Er erwarte, dass die Bundesregierung diese Alternative prüfe.

      Oettinger stellt sich damit gegen die von Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) ausgegebene Linie, die HRE in jedem Fall zu retten. Mit Finanzhilfen von bislang schon 102 Mrd. Euro haben Bund und Banken die HRE vor dem Zusammenbruch bewahrt. Kauder sagte, nach Gesprächen mit Großaktionären der Hypo Real Estate werde man "eine ganz genaue Einzelfalllösung für die Hypo Real Estate finden". Entscheidend sei, dass die Bankenrettung den Steuerzahler so wenig wie möglich koste. Die HRE erhalte aber weiterhin ihre staatlichen Milliarden, da eine systemrelevante Bank nicht pleitegehen dürfte. Eine Insolvenz der HRE würde das ganze Bankensystem in Mitleidenschaft ziehen, betonte Kauder.

      Der neue Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sprach sich gegen eine Enteignung der HRE aus. Eine Enteignung sei „die härteste Option, zu der ein Staat greifen kann. Ich würde gerne ganz darauf verzichten“, sagte der CSU-Politiker der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

      Die Bundesregierung bereitet derzeit die Enteignung der HRE-Aktionäre vor. Parallel soll aber mit dem US-Investor J.C. Flowers, der knapp 24 Prozent an der HRE kontrolliert, über einen freiwilligen Verkauf seiner Anteile verhandelt werden. Die Koalition berät seit Wochen über ein Enteignungsgesetz, das vor allem in der Union sehr skeptisch gesehen wird. Auch bei der Firmengruppe Schaeffler mahnte Guttenberg zur Zurückhaltung. „Ich warne davor, vorschnell einem Staats-Eintreten das Wort zu reden“, sagte er.

      Bei der Opposition löste der Oettinger-Vorstoß ein geteiltes Echo aus. „Ich weiß nicht, woher Herr Oettinger die Weisheit nimmt, das zu behaupten", sagte Otto Fricke (FDP), Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Bundestag, am Freitag im Gespräch mit Handelsblatt.com mit Blick auf die Aussage Oettingers, bei einer Pleite der HRE könne den in Deutschland betroffenen Banken möglicherweise kostengünstiger geholfen werden als durch eine Verstaatlichung dieser Bank. Die Grünen-Politikerin Christine Scheel zeigte sich dagegen offen für die Oettinger-Lösung. „Ich wäre da vorsichtiger“, warnte dagegen Fricke. „Auch bei der US-Investmentbank Lehman Brothers handelte es sich ‚nur’ um eine mittelgroße amerikanische Bank, die aber bei anderen Finanzinstituten einen vielfachen Schaden hinterlassen hat“.

      Dagegen sagte die Vize-Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Christine Scheel im Gespräch mit Handelsblatt.com: „Man sollte keine Lösungsvarianten ausschließen." Wie Fricke verglich auch sie die Situation bei der HRE mit der von Lehman Brothers. „Wenn die Bundesregierung jetzt Fehler macht, dann hat das Auswirkungen auf das gesamte Bankengefüge", warnte sie. Dennoch sei irgendwann der Punkt erreicht, wo eine Entscheidung getroffen werden müsse. „Das Finanzministerium muss dem geheim tagenden Finanzmarktgremium im Bundestag seine Prüfvarianten für die HRE zügig vorlegen", sagte Scheel. „Die Rettungsaktion darf keine Geheimaktion werden." Das Parlament müsse in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.

      Ein Treffen zwischen dem HRE-Großaktionär Flowers und dem Bankenrettungsfonds Soffin war am Donnerstag ohne greifbares Ergebnis geblieben. Man habe in konstruktiver Atmosphäre Standpunkte ausgetauscht und ein weiteres Treffen vereinbart, verlautete aus Berliner Finanzkreisen. Über einen Verkaufspreis für das HRE-Aktienpaket des US-Investors sei nicht gesprochen worden, sagte ein Flowers-Sprecher der Nachrichtenagentur AP.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/oetting…
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 19:35:18
      Beitrag Nr. 777 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.573.473 von Maraho am 13.02.09 13:49:23Hier etwas aus der "Zeit" zum BIP....


      Konjunktur und Wirtschaftspolitik

      BIP sinkt mit einer Rate von 8,2% - Politik muss gegensteuern!
      Von Dieter Wermuth

      Ich weiß, die –8,2% klingen reißerisch – es handelt sich aber einfach um die Hochrechnung der heutigen BIP-Zahl für das vierte Quartal von real und saisonbereinigt -2,1% q/q auf ein ganzes Jahr und entspricht dem Wert von -3,8%, den die Amerikaner kürzlich für ihr viertes Quartal veröffentlicht hatten. Die hochgerechnete Verlaufsrate gibt die aktuellen Trends besser wieder als der Vorjahresvergleich. Bei dem kam im vierten Quartal für Deutschland übrigens -1,7% heraus. International üblich sind Verlaufsraten allemal.

      Das reale BIP ist also noch schlechter ausgefallen als befürchtet, allerdings angesichts dessen, was sich in der Industrie tut, nicht so schlecht, wie es hätte sein können. Im laufenden Quartal wird es im selben Rhythmus weitergehen, so dass sich unter den Annahmen, dass der Rückgang im zweiten Quartal “nur” noch 1,0% q/q beträgt und es danach zu einer Stagnation kommt, im Jahresdurchschnitt 2009 beim realen BIP im Vorjahresvergleich ein Rückgang von 4,7% errechnet. Das gab es seit den dreißiger Jahren nicht mehr.

      Wenn die Produktivität, das reale BIP je Beschäftigtem, in diesem Jahr mit ihrer Trendrate von etwa 1% zunimmt, sinkt damit die Beschäftigung um 5,7%, das heißt um 2,3 Millionen Menschen. Um so viel könnte dann auch die Arbeitslosigkeit steigen. Im Jahresdurchschnitt errechnet sich danach ein Wert von 5,57 Millionen. Dazu wird es nicht kommen, weil die Unternehmen – und der Staat – zum einen die Leute gar nicht so rasch entlassen können, und weil sie es auch nicht wollen, weil sie bis auf weiteres darauf setzen dürften, dass der Abschwung nicht lange anhalten wird und ihnen dann im kommenden Aufschwung die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen. Viele werden auch aus dem Arbeitskräfteangebot verschwinden, weil sie nicht mehr damit rechnen, auf absehbare Zeit wieder einen Job zu finden und auch keinen Anspruch auf staatliche Hilfe haben. Sie werden nicht mehr als Arbeitslose gezählt und haben sich zur sogenannten stillen Reserve gesellt. Das Refugium Kinder, Küche, Kirche wird einiges abfedern, oder eine verlängerte Ausbildung.

      Ich kann nur warnen: Nach wie vor zwingen die hereinkommenden Statistiken die angeblich weisen professionellen Ökonomen dazu, ihre Prognosen nach unten zu revidieren. Jede neue Prognose fällt pessimistischer aus als vorherige. Was spricht dafür, dass wir beim realen BIP in diesem Jahr keinen Rückgang um 4,7% bekommen werden? Wenn ich mir die Ifo-Indikatoren oder die Auftragseingänge ansehe, habe ich keine Probleme mit einer solchen Zahl.

      Gerade gab es auch von Eurostat die erste Schätzung für das BIP von Euroland; es sieht bei unseren Nachbarn etwas besser aus als hierzulande, weil bei ihnen auf der Nachfrageseite die Exporte und auf der Angebotsseite die Industrieproduktion eine geringere Rolle spielen als bei uns. Beide befinden sich ja im freien Fall. Die Verlaufsrate für das reale BIP betrug im vierten Quartal -6%, und im Vorjahresvergleich ergab sich -1,2%. Die Lage am Arbeitsmarkt ist trotz der leichten Vorteile bei der Produktion deutlich schlechter als in Deutschland, “katastrophal” ist das angemessene Wort.

      Ich mag eigentlich nicht immer die Kassandra spielen, und ich weiß auch, dass diese negative Sicht der Dinge die Erwartungen weiter verschlechtert. Wenn wir alle nicht so pessimistisch wären, könnten wir uns leicht am eigenen Schopf aus dem Schlamm ziehen. Oder? Roosevelt hatte beim Amtsantritt 1933 zu recht verkündet “we have nothing to fear but fear itself”. Angesichts der gewaltigen Ersparnisse und dem nach wie vor ungestillten Bedarf an Gütern und Dienstleistungen müsste das doch möglich sein. Ich vermute aber, dass der private Sektor zur Zeit so verklemmt ist, dass er das nicht von allein hinbekommt, und dass sowohl der Staat als auch die EZB auch nicht annähernd genug tun, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bekommen.

      Die Outputlücke im Euroland wird im Jahr 2009 um etwa sechs Prozentpunkte (des BIP) größer sein als im vergangenen Jahr, einem Jahr, in dem keineswegs Vollbeschäftigung herrschte. Das ist unter der Annahme, dass das Trendwachstum des Produktionspotentials 2 ¼% p.a. beträgt. Im Jahr 2010 dürfte die Lücke noch einmal größer werden, vielleicht um einen Prozentpunkt. Die staatlichen Konjunkturprogramme müssen sich an diesen Zahlen messen lassen.

      David Saha und Jakob von Weizsäcker von Bruegel, dem Brüsseler Think Tank, haben soeben berechnet, dass die gesamten Konjunkturpakete, die 2009 in der EU wirksam werden, gerade einmal 0,9% des nominalen BIP ausmachen (Deutschland 1,4%). In den USA werden es schätzungsweise 1,8%, in China 7,1% sein. Das Problembewusstsein ist in diesen Ländern viel stärker ausgeprägt. Die chinesische Führung kämpft vermutlich um ihr Überleben – eine Diktatur, die keinen Wohlstand erzeugen kann, und die die Bevölkerung auch nicht mehr vom freien Zugang zu Informationen abhalten kann, ist auf’s Höchste gefährdet.

      Es kommt nicht nur darauf an, dass die Konjunkturpakete mindestens fünfmal größer sind als jetzt anvisiert, sie müssen auch eine Eurozonen-Dimension bekommen, damit es weder zu Trittbrettfahren noch zu einem neuen innereuropäischem Protektionismus kommt. Frankreich ist auf dem besten Weg dahin. Der Kommission ist daher dringend der Rücken zu stärken, und sie muss wirkungsvollere wirtschaftspolitische Instrumente an die Hand bekommen. Vor allem Deutschland ist dabei gefragt. Da die politische Integration immer noch ein Ziel der deutschen Politik ist, könnte jetzt durch geschicktes Verhandeln ein weiterer großer Schritt in diese Richtung getan werden, nach dem Motto “biete wirtschaftliche Hilfe gegen eine koordinierte Politik gegenüber dem Finanzsektor und der Automobilindustrie”. Die Eurozone braucht eine größere Investitionsbank, und sie braucht eine einheitliche und zentralisierte Finanzaufsicht, möglichst unter dem Schirm der EZB (aber vielleicht in Amsterdam statt in Frankfurt angesiedelt).

      Eine zentralisiertere Finanzpolitik muss auch deshalb einen Spitzenplatz auf der Agenda bekommen, weil wir uns dem Punkt nähern, an dem die Zentralbanken des Eurosystems beginnen müssen, Geld zu drucken, indem sie im Sekundärmarkt Anleihen der einzelnen Mitgliedsstaaten, der Banken und anderer Unternehmen aufkaufen. Wie sieht es dann mit der Haftung aus? Und kann dieses “quantitative easing” eigentlich nur funktionieren, wenn Euroland so jemanden hat wie Tim Geithner, den amerikanischen Treasurer?

      Im Chinesischen hat das Schriftzeichen, das für “Krise” steht, auch die Bedeutung von “Chance”. Ich kann nur wünschen, dass das unsere Politiker auch so sehen, und zwar möglichst rasch, bevor die Krise außer Kontrolle gerät. Es beunruhigt mich sehr, dass der Euro in diesen Tagen so schwach ist und offensichtlich nicht mehr als Zufluchtwährung gilt, anders als Yen, Dollar und Gold.

      Quelle: http://blog.zeit.de/herdentrieb/2009/02/13/bip-sinkt-mit…
      397 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 20:00:00
      Beitrag Nr. 778 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.334 von Maraho am 11.02.09 05:40:35Nehmen wir es mal so zur Kenntnis....


      Protektionismus
      Der amerikanische Traum

      Nationale Interessen in einer globalen Krise: Auch deutsche Unternehmen wollen vom US-Konjunkturpaket profitieren. Vor allem Umwelttechnologie könnte zum Renner werden.

      Berlin - Die deutsche Wirtschaft hofft, vom US-Konjunkturpaket profitieren zu können. „Vor allem für die deutsche Umwelttechnologie erwarten wir neue Möglichkeiten in den USA“, sagte Barbara Konner, Amerikaexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), dem Tagesspiegel. Auch Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels (BGA) sieht große Chancen bei den erneuerbaren Energien und in der Umwelttechnik. „Da sind wir weltweit führend, da kriegen wir auf jeden Fall etwas ab“, sagte Börner dem Tagesspiegel. Neue Aufträge könnten sich für deutsche Unternehmen auch in der Medizintechnik und anderen Hochtechnologiebranchen ergeben, meint Börner. Nach Tagesspiegel-Recherchen gehen auch deutsche Baufirmen und Baustofflieferanten davon aus, an den geplanten Milliardeninvestitionen in die US-Infrastruktur zu partizipieren.

      Das Konjunkturpaket, auf das sich Senat und Repräsentantenhaus jetzt nach wochenlangen Verhandlungen geeinigt haben, hat ein Volumen von knapp 790 Milliarden Dollar. Es soll am heutigen Freitag verabschiedet und am Wochenende von US-Präsident Barack Obama unterzeichnet werden. Das Rettungspaket sieht Steuererleichterungen vor sowie Investitionen in die Infrastruktur von über 150 Milliarden Dollar. Damit will Obama die USA aus ihrer schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren holen.

      Rückenwind bekommen die Deutschen dadurch, dass die umstrittene „Buy-American-Klausel“ in der aktuellen Fassung entschärft worden ist. Das Repräsentantenhaus hatte ursprünglich jegliche Hilfe an den Kauf von „in den USA produzierten Waren“ koppeln wollen. Nach internationalem Protest auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel heißt es jetzt stattdessen, die staatliche Auftragsvergabe müsse mit den Regeln der Welthandelsorganisation vereinbar sein. „Das ist zwar etwas unscharf formuliert“, sagt BGA-Chef Börner. Dennoch begrüßt er die Entschärfung. „Der Protektionismus kann nicht greifen, weil die USA mit all den gigantischen Konjunkturpaketen, die sie aufgelegt haben und noch auflegen werden, dringend auf ausländische Investoren angewiesen sind“, meint Börner. „Ich glaube nicht an einen transatlantischen Handelskrieg. Die Gefahr ist vom Tisch.“

      Bereits heute sind die deutsche und die amerikanische Wirtschaft eng vernetzt, weiß DIHK-Expertin Konner. Jeder 50. Arbeitsplatz in Deutschland wird von einem US-Unternehmen geschaffen. Zudem sind die USA für Deutschland der wichtigste Handelspartner außerhalb der Europäischen Union.

      Für viele deutsche Firmen ist der US-Markt schon heute unverzichtbar. „Die USA gehören zu unseren wichtigsten Märkten“, sagte ein Sprecher von Deutschlands größtem Baukonzern Hochtief. Mit seiner Tochter Turner ist der Essener Konzern in den USA die Nummer eins im Hochbau. Auch Heidelberg Cement sieht „sehr große Chancen in den USA“, berichtet Sprecherin Brigitte Fickel. Von den 300 Millionen Euro Umsatz, die der größte deutsche Baustofflieferant weltweit mit Sand und Kies macht, entfallen 45 Prozent auf Nordamerika. Beim Umsatz mit Asphalt ist es ein Drittel.

      „Wir werden sicherlich profitieren“, heißt es auch beim Verband der Deutschen Bauindustrie. Die Branche kann eine zusätzliche Konjunkturhilfe gut gebrauchen. Denn obwohl auch die deutsche Regierung Milliarden in die Infrastruktur stecken will, rechnet die Bauindustrie für dieses Jahr mit einem realen Umsatzrückgang von zwei Prozent. Zwar würden Straßen gebaut, betonte ein Sprecher, aber dafür gebe es weniger gewerbliche und private Neubauten.

      „Die deutschen Firmen können weiterhin in den USA selbstbewusst auftreten“, so Barbara Konner vom DIHK. „Die Unternehmen haben viel zu bieten“, meint auch Sigrid Zirbel, Direktorin für Nord- und Lateinamerika beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).

      (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 13.02.2009)
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 20:11:02
      Beitrag Nr. 779 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.341 von Maraho am 12.02.09 06:27:07 "Ohne den Euro wäre die Krise doppelt so schlimm"
      Das Gegenteil lässt sich leider nicht beweisen....


      STAATSVERSCHULDUNG
      Rezession stürzt EU-Staaten in Schuldenkrise

      Die Wirtschaft in der Euro-Zone schrumpft, immer neue Multi-Milliarden-Rettungspläne drücken die Staatshaushalte tief ins Minus. Viele Mitgliedstaaten werden die Stabilitätsziele der EU schon 2009 dramatisch verfehlen - ihnen droht ein Teufelskreis aus steigenden Zinsen und wachsenden Schulden.

      Hamburg/Dublin - Der Abschwung an den Rändern des Euro-Raums nimmt zu. Dabei erschien die Währungszone noch vor wenigen Monaten als sicherer Hafen im Sturm der Finanzkrise: Draußen sahen Nicht-Euro-Länder wie Island und Ungarn ihre Währungen abstürzen, Banken in den USA und Großbritannien gingen unter. Doch inzwischen scheint die Mitgliedschaft im Club der 16 keine Garantie für Haushaltsstabilität mehr zu sein.

      Unter den Euro-Staaten haben sich unübersehbare Differenzen aufgetan: Auf der einen Seite steht Deutschland, Grundstein des Euro-Gebäudes, das eine Politik vergleichsweise kleiner Risiken verfolgt. Auf der anderen Seite Irland, Portugal, Spanien und Griechenland: Diese Regierungen müssen Investoren mit immer höheren Zinsen anlocken, um ihre Anleihen verkaufen zu können.

      Nicht nur, dass steigende Zinszahlungen diese Länder noch weiter in die Schulden treiben könnten. Eine weitere Verschuldungspolitik könnte letztlich auch die Gemeinschaftswährung Euro untergraben.

      Die größte Euro-Skepsis macht sich ausgerechnet in Irland breit, das mehr als zehn Jahre in einem spektakulären Boom lebte. Doch 2008 verdoppelte sich die Arbeitslosigkeit fast, selbst namhafte Unternehmen schlossen Fabriken. Und in dieser Woche meldete Irland den ersten Rückgang der Inflationsrate seit 1960 - ein sicheres Zeichen für die Konsumflaute.

      "Irland wird vom Sturm böse zugerichtet", sagt Dan McLaughlin, Chef-Ökonom der Bank of Ireland. Auf seiner Liste der Katastrophen steht das Platzen der Wohlstandsblase, die Kreditkrise und das jüngste Euro-Allzeithoch gegenüber Dollar und britischem Pfund - den Währungen der beiden wichtigsten irischen Exportmärkte. Viele irische Produzenten wünschen deshalb inzwischen, ihr Land hätte den Euro niemals eingeführt.

      Am Mittwoch bestätigte die irische Regierung, dass sie jeweils 3,5 Milliarden Euro in die beiden größten Banken des Landes pumpen will, um klaffende Löcher zu stopfen - internationale Investoren wollen nicht mehr helfen. Eben diese Investoren muss die Regierung jetzt davon überzeugen, dass der irische Staat selbst noch eine sichere Bank ist.

      Dramatische Lage in Irland und im Süden der EU

      Eigentlich dürfen Euro-Länder nicht mehr als drei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts an neuen Schulden aufnehmen. Doch das völlig außer Kontrolle geratene irische Haushaltsdefizit wird für 2009 auf elf Prozent geschätzt. Ebenfalls dramatisch ist die Lage an der südlichen Peripherie: Prognosen sehen das spanische Haushaltsdefizit bei 5,8 und das portugiesische bei 4,6 Prozent, das italienische bei 3,8 und das griechische bei 3,7 Prozent. Selbst Frankreich droht die Grenze mit 3,41 Prozent zu überschreiten.

      Vor allem Portugal durchleidet eine dramatische Krise: Gründe für die steigende Verschuldung sind Ineffizienz, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und extreme Abhängigkeit von Energieimporten, wie Ökonom Goncalo Pascoal erklärt. Er sieht die Mitgliedschaft in der Euro-Zone als Vor- und Nachteil: Einerseits würden die aggressivsten Währungsspekulanten abgehalten. Doch gleichzeitig könne Portugal seine Wirtschaft nicht mit noch niedrigeren Zinsen anschieben: "Wir sind jetzt besser geschützt. Aber wir haben weniger Raum für finanzielle und politische Manöver als unsere internationalen Wettbewerber."

      Aber auch Deutschland ist von der Wirtschaftskrise getroffen, das Statistische Bundesamt meldete am Freitag einen Rückgang der Wirtschaftsleistungen um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Ob Deutschland die Stabilitätskriterien also erfüllt, ist noch offen. Ende Januar sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder, er gehe davon aus, dass Deutschland unter der Drei-Prozent-Grenze bleibe, vorausgesetzt, die Wirtschaft schrumpfe nicht stärker als 2,25 Prozent.

      "Ohne den Euro wäre die Krise doppelt so schlimm"

      Zwar hat die EU bereits angekündigt, dass sie in der Bewertung der Stabilitätskriterien während der Krise ein Auge zudrücken will. Doch der Markt zeigt weniger Gnade: Griechenland musste für seine Zehn-Jahres-Anleihen am Donnerstag bereits durchschnittlich 5,7 Prozent Zinsen gewähren, Irland 5,2 und Portugal und Italien je 4,3 Prozent. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik, die eine bessere Kreditwürdigkeit hat, musste Investoren nur 3,2 Prozent zahlen und damit viel weniger für die Geldbeschaffung ausgeben.

      Hätten die Euro-Länder noch ihre eigenen Währungen, könnten die Zentralbanken die Zinsen deutlicher und schneller senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Europäische Zentralbank jedoch verfolgt eine Zinspolitik, die für alle Euro-Länder gilt. Direkte Einflussnahme auf nationale Wirtschaftssysteme ist kaum möglich.

      Trotzdem sind sich Analysten einig, dass die Euro-Mitgliedschaft die Gemeinschaft als Ganzes weniger angreifbar macht. "Ohne den Euro wären die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise doppelt so schlimm - mit Abwertungen, die höhere Zinsen und höhere Arbeitslosigkeit ausgelöst hätten", sagt Yves-Thibault de Silguy, früher EU-Finanzkommissar.

      Allerdings sind sich Ökonomen einig, dass die Euro-Staaten gegen Verschuldung und Rezession auf eigene Faust kämpfen müssen - schließlich sind auch die Probleme vor allem hausgemacht. "Doch einige Länder werden nicht mehr mithalten können", warnt Simon Tilford, Chefökonom des Londoner Center for European Reform. "Wir werden immer größere Haushaltsdefizite sehen."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,607451,00.html …
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 20:19:46
      Beitrag Nr. 780 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.576.892 von Maraho am 13.02.09 19:35:18Erst gibt`s Dir, dann nimmt`s Dir...
      Die "SZ" schreibt hierzu:


      Deutschland in der Rezession
      Globalisierung schlägt zurück


      Die Deutschen sind seit Jahren Exportweltmeister - in der Krise bekommen sie dies bitter zu spüren.
      Ein Kommentar von Ulrich Schäfer

      Lange waren die Deutschen stolz auf diesen Titel: Weltmeister! Nicht im Fußball, sondern bei den Exporten. Nicht ein Mal, sondern sechs Mal hintereinander. Seit 2003 liefern deutsche Unternehmen mehr Waren und Dienstleistungen in alle Welt als irgendwer sonst. Chinesen, Amerikaner, Franzosen, Briten: Sie alle spielen vorne mit - aber oben auf dem Siegerpodest stand bislang die Bundesrepublik. Die Exportzahlen dienten lange als Beleg dafür, dass keine andere Wirtschaftsnation derart von der Globalisierung profitiert wie die Deutschen.

      Nun aber schlägt die Globalisierung zurück. In der größten Wirtschaftskrise seit acht Jahrzehnten wendet sich der große Vorteil der deutschen Unternehmen, ihre starke Stellung auf den internationalen Märkten, in einen Nachteil für das ganze Land. Denn der weltweite Handel mit Waren bricht seit November in einem geradezu atemberaubendem Tempo ein, 2009 wird der Welthandel erstmals seit Jahrzehnten schrumpfen.

      Krise scheint weit weg

      Alle bekommen dies zu spüren: Die Chinesen, die drauf und dran waren, die Bundesrepublik als Exportweltmeister abzulösen; die Wachstumsstaaten in Osteuropa, deren rasantes Wachstum sich gerade verflüchtigt; und ganz besonders die Deutschen. Im November gingen die Ausfuhren der hiesigen Unternehmen um elf Prozent zurück, im Dezember um weitere vier Prozent. Wenn sich dieser Trend in den ersten Monaten des Jahres fortsetzt (und das ist zu befürchten), dann schrumpft der Welthandel schneller als während der Großen Depression in den 30er Jahren - und dies ohne den irrwitzigen Protektionismus von damals.

      Noch merken die meisten Bundesbürger von dieser Entwicklung wenig. Die Krise scheint weit weg zu sein. Die Einkaufsstraßen sind voll, die meisten Händler verkaufen nach wie vor recht ordentlich, und die Zahl der Beschäftigten ist mit gut 40 Millionen höher als jemals zuvor seit der Wiedervereinigung. Doch schon bald wird die Krise ihre tiefe Spuren hinterlassen.

      Die Kurzarbeit, die nun in vielen Unternehmen verordnet wird, bei Auto- und Maschinenbauern, in der Chemieindustrie und zuletzt bei Siemens, ist ein erster Vorbote. In ein paar Monaten wird die Welle der großen Entlassungen beginnen. Dann werden Hunderttausende ihren Job verlieren, auch in Unternehmen, die die Krise vor wenigen Monaten noch gar nicht gespürt haben. Losgehen wird es in jenen Branchen, die vor allem vom Export leben. Aber auch der Handel wird irgendwann spüren, dass die Menschen weniger Geld haben.

      Kein Konjunkturpaket ist groß genug, um diese Entwicklung zu stoppen. Aber wenn die Regierung nun die Binnennachfrage stärkt, die in den vergangenen Jahren nicht so dynamisch wuchs wie der Export, kann dies Folgen des Abschwungs abmildern. Eines ist daneben schon jetzt klar: Die Krise ist, anders als Bundesfinanzminister Peer Steinbrück im September vorigen Jahres behauptet hat, kein "amerikanisches Problem". Sie ist vor allem auch ein deutsches Problem.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/650/458304/text/ …
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      Avatar
      schrieb am 13.02.09 20:30:15
      Beitrag Nr. 781 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.576.605 von Maraho am 13.02.09 19:00:03Zum Abschluß dieses Tages noch etwas aus der "taz":

      No more Mr. Nice Guy
      MARCIA PALLY

      Post aus New York: Obama hat eine "Politik der ausgestreckten Hand" versprochen. Das Ringen um sein Konjunkturprogramm hat die Grenzen dieses Konzepts gezeigt

      Barack Obama, Retter des amerikanischen Traums und Symbol der Hoffnung, ist jetzt seit rund drei Wochen Präsident, und schon haben wir es mit sämtlichen Evangelien zu tun. Jesus sagte: liebe deinen Nächsten, und sei er auch dein Feind. Pontius Pilatus war ein Feind, der diese Liebe eindeutig nicht erwiderte. Jesus gab Liebe und wurde gekreuzigt. Und jetzt beginnt die ganze verflixte Geschichte noch mal von vorn.

      In seiner Antrittsrede sprach Obama davon, denen die Hand zu reichen, die ihre Fäuste öffnen. Sein Wahlkampf basierte auf dem Versprechen parteiübergreifender Aussöhnung in Washington. Im Glauben, Amerikaner würden dieselben Grundwerte vertreten, möchte er die Gemeinsamkeiten suchen und nicht spalten. Also streckte er seine Hand zum politischen Gegner aus, um das größte Problem der Nation zu lösen: die Finanzkrise. Er sagte, er werde sein Konjunkturpaket anpassen, um republikanische Vorstellungen mit aufzunehmen - und streckte damit eine politische Hand aus.

      Aber in dieser Wiederaufführung von "Pontius Pilatus" besitzen die Republikaner Fäuste und Äxte. Reicht Obama ihnen die Hand, hacken sie sie ab.

      In der zweiten Woche seiner Präsidentschaft veränderte Obama die Vorlage des Repräsentantenhauses, um die Republikaner mit ihren Prioritäten einzubinden. Zum Beispiel strich er ein paar ursprünglich für Medicaid, die staatliche Krankenversicherung für Arme, vorgesehene Leistungen. Dazu gehörten eine ganze Reihe von Angeboten zur Familienplanung sowie Vorsorgeuntersuchungen für bestimmte Arten von Krebs. Wäre es bei dieser Regelung geblieben, so wäre es langfristig möglich gewesen, bis zum Jahr 2014 bis zu 200 Millionen Dollar einzusparen, zugleich hätten 2,3 Millionen armer Frauen diese Hilfe durch Medicaid erhalten. Indem einer halben Million armer Frauen der Zugang zu Verhütungsmitteln erleichtert worden wäre, wäre auch die Zahl der Abtreibungen gesenkt worden. Das hätte den Republikanern, die sich "wenig Staat" und weniger Ausgaben wünschen, ebenso wie den Abtreibungsgegnern der religiösen Rechten eigentlich zusagen müssen. Aber so war es nicht. Die Republikaner sahen nur die Worte "Empfängnisverhütung" und "öffentliche Mittel" und beschuldigten Obama, ein König der Geldgeschenke zu sein. Obama strich die Klausel - und streckte damit eine politische Hand aus.

      Sein Zugeständnis wurde nicht erwidert. Kein einziger Republikaner im Repräsentantenhaus stimmte für Obamas Konjunkturpaket. Im Senat wurden weitere Millionen gestrichen, die für Schulbauten, Nahrungsmittel und Gesundheitsversorgung für Bedürftige sowie dafür, den finanziell angeschlagenen Bundesstaaten zu helfen, vorgesehen waren.

      Obamas ursprüngliches Konjunkturprogramm enthielt auch eine Klausel, um Familien zu helfen, die ihre Hypotheken nicht mehr abzahlen können. Er strich sie ebenfalls aus der Gesetzesvorlage, weil er sich nicht den Zorn der Republikaner zuziehen wollte. Diesmal wartete Obama nicht einmal ab, ob die Republikaner seine Hand zurückweisen würden: Er schoss sich gleich selbst ins Knie.

      Wie lautete die Antwort der Republikaner auf Obamas rücksichtsvolles Entgegenkommen? Lindsay Graham aus South Carolina kreischte im Senat: "Dieses Gesetz stinkt!" Auf Fox News ging sie noch weiter: "Der Präsident hat keine Führungsqualitäten gezeigt." McCain steuerte sein eigenes "Ich klage an" bei: "Das ist kein Konjunkturprogramm, das ist ein Ausgabenprogramm."

      Nun, in den Evangelien hat sich Jesus nicht entschuldigt, sonst hätte Pilatus die Kreuzigung vielleicht abgeblasen. Nicht so die Republikaner, sie griffen erneut an. In der dritten Woche kam heraus, dass Tom Daschle, den Obama zum Gesundheitsminister ernennen wollte, Steuerschulden hatte. Daschle verzichtete und Obama entschuldigte sich - worauf die Republikaner auf ihn eindroschen. Als wenn eine Entschuldigung etwas Schlimmes sei. Diesmal stürzte sich die Presse auf Obama, weil er seine Hand zu weit ausgestreckt und zu viele Pläne fallen gelassen hatte. Graham hätte in einem Punkt recht, erklärten boshafte Beobachter: Obama führe die Republikaner nicht so, wie es ihnen gebühre, mit einer kurzen Peitsche in geballter Faust - stattdessen versuche er, ihnen die Hand zu reichen.

      Schließlich war Obama genervt. Auf McCains Ausgabenvorwurf antwortete er: "Was glauben Sie, was Konjunkturprogramm heißt? Natürlich geht es dabei um Ausgaben." Er sagte, die Republikaner würden erneut auf ebenjene Politik drängen, die erst zu der Finanzpleite geführten habe: Laisser-faire, geringe Staatsausgaben, Steuererleichterung für die Reichen. Er sagte, angesichts weiterer 600.000 Arbeitsplätze, die im Januar verloren gingen, seien sie verantwortungslos. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, "feindselig und schnippisch" zu sein, wie es ein Autor der New York Times sagte, was "einem Mann nicht ansteht, der versprach, den Tonfall in Washington zu ändern."

      Letztendlich werden sich Senat und Repräsentantenhaus auf ein Konjunkturpaket einigen. Aber dies hier ist das Ergebnis der dritten Woche: Wenn Obama die Hand reicht und die Republikaner sie abhacken, ist er nicht hart genug. Wenn er Härte zeigt, macht er sich schuldig, weil er die Republikanern nicht dazu bringt, ihm die Hand zu reichen.

      Als Bush im Jahr 2000 an die Macht kam, hatte er die Wahl nicht gewonnen; stattdessen wurde ihm die Präsidentschaft vom Obersten Gericht zugesprochen. Dennoch verhielten sich die Republikaner, als sei er von Gott persönlich eingesetzt worden. Sie paukten ein Gesetz nach dem anderen durch, wie es ihnen passte, und dachten nicht im Entferntesten daran, den Demokraten die Hand zu reichen.

      Die Republikaner verstehen sich auf Aggression. Sie versuchen, Macht zu bekommen - und zwar nicht, indem sie, wie einst Jesus, der Welt das Evangelium der Feindesliebe predigen. Wofür er gekreuzigt wurde. Aber Jesus war kein Politiker. Obama dagegen schon. Er ist Präsident, nicht Retter. Dabei schließt das eine das andere nicht aus: Selbst Präsidenten können sich ethisch verhalten. Wenn Obama allerdings seine Vision vom "Wandel" umsetzen will, muss er dafür sorgen, dass andere sie nicht zerstören. Dass andere sie nicht zerstören können. Das ist Macht.

      In den ersten drei Wochen als Präsident hat Obama den Unterschied zwischen einer ausgestreckten Hand und Macht kennengelernt. Das wird sich wiederholen - nicht nur zwischen Republikanern und Demokraten, sondern etwa zwischen den USA und dem Iran, und zwischen den USA und Deutschland. Vielleicht wünschen sich die Deutschen heute, dass Obama gegenüber den Republikanern mehr Härte zeigt. Aber würden Sie sich dieselbe Härte wünschen, wenn er mehr Soldaten für Afghanistan anfordert?

      Obama ist weder der Retter Amerikas noch Deutschlands. Er ist "nur" Präsident.

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/dig…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 20:40:18
      Beitrag Nr. 782 ()
      An dieser Stelle wieder einmal ein herzliches Dankeschön für eure Ausdauer und Gewogenheit.

      Bedanken möchte ich mich insbesondere bei: liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, Wilbi, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei und moveson.

      Und selbstverständlich den stillen Mitlesern!

      Euch allen einen schönen Freitag-Abend - auch wenn heute der 13te ist - und ein erholsames Wochenende.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:12:36
      Beitrag Nr. 783 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.576.381 von Maraho am 13.02.09 18:35:46@Maraho,

      "da kann man nur sagen: Dumm gelaufen!"

      Vor allem für uns die Bürger dieses Landes!
      Wenn wir Glück haben, kriegen wir ´ne Stagflation!
      Dann bleiben wenigstens die meisten Arbeitsplätze erhalten und
      die Eigentümer eines kleinen Häuschens kommen halbwegs ungeschoren
      davon. Wenn wir Pech haben, enden wir in der Katastrophe der 1930ger Jahre, an deren Ende der 2. WK begann. Ist ja nun bald 70 Jahre her!
      Auf alle Fälle ist die Generation Babyboomer völlig verarscht!
      Alles was kapitalgestützte Altersvorsorge ist, wird man knicken können. Ob Betriebsrenten sicher sind, wage ich zu bezweifeln!!
      Am sichersten und am kostengünstigsten ist immer noch die Bismarck-Rente, dieser nun fast 140 Jahre alte Geniestreich des besten Kanzlers, den Deutschland je hatte! Was haben die Marktradikalen in den letzten Jahren diese gesetzliche Rentenversicherung diffamiert! Leider sind die meisten Babyboomer
      auf diese falschen Robin Hoods hereingefallen und haben ihr sauer Erspartes Leuten anvertraut, die sie gnadenlos über den Tisch gezogen haben! Alles verzockt!!
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:12:54
      Beitrag Nr. 784 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.361 von Maraho am 13.02.09 20:40:18Wer liest denn den ganzen Scheiß ?

      Kopieren, kopieren......

      hast Du keine eigene Meinung ?
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:30:16
      Beitrag Nr. 785 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.572 von windei am 13.02.09 21:12:36@ windei,

      genau darum ging es ja. Auf Kosten der geburtenstarken Jahrgänge.
      Und denen (uns) hat man erfolgreich weisgemacht, daß es so auch für uns weitergeht. Bis jetzt. Es wird noch etwas dauern, bis alle dahintergekommen sind!

      Dir einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:33:30
      Beitrag Nr. 786 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.573 von d.h.53 am 13.02.09 21:12:54Guten Abend d.h53,

      Und wem es nicht zusagen sollte: Niemand zwingt einen, es zu lesen!

      Aus dem "Eröffnungsbeitrag" dieses Threads.
      Mehr muß ich dazu wohl nicht sagen.

      Ein angenehmer Abend sei Dir dennoch gewünscht!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:52:58
      Beitrag Nr. 787 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.685 von Maraho am 13.02.09 21:30:16Nachtrag:

      ...genau darum ging es ja. Auf Kosten der geburtenstarken Jahrgänge.
      Und denen (uns) hat man erfolgreich weisgemacht, daß es so auch für uns weitergeht. Bis jetzt. Es wird noch etwas dauern, bis alle dahintergekommen sind!


      Um es zu präzisieren. Irgendwann fing es an, daß sich Schulden anhäuften (ich behaupte jetzt einfach mal Ende der 1950er Jahre / genaueres müßte man recherchieren). So begann es, daß eine Generation auf Kosten der nächsten lebte. Uns dürfte das so nicht mehr gelingen. Und unsere Kinder, sofern den welche da sind, werden auf uns schießen!

      Also, einen schönen Abend Dir!
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:53:16
      Beitrag Nr. 788 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.573 von d.h.53 am 13.02.09 21:12:54Solche Postings wie Deines braucht der Thread jedenfalls keines. Andere Threads können auf solche Postings aber wohl ebenso gut verzichten.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 21:59:38
      Beitrag Nr. 789 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.820 von heuschrecker am 13.02.09 21:53:16Guten Abend heuschrecker,

      ich danke Dir für Deinen "Beistand". Sei aber nachsichtig mit ihm.
      Das Profil von d.h.53 sagt alles!

      Dir eine gute Nacht!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 13.02.09 22:06:39
      Beitrag Nr. 790 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.572 von windei am 13.02.09 21:12:36 dieser nun fast 140 Jahre alte Geniestreich des besten Kanzlers, den Deutschland je hatte!

      Dem ist, zumindest meinerseits, nichts hinzuzufügen.
      Ich bin halt konservativ.

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 06:48:05
      Beitrag Nr. 791 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.572 von windei am 13.02.09 21:12:36Guten Morgen allerseits,
      vorab sei euch erst einmal ein angenehmer Tag gewünscht.

      Hier ein Kommentar aus dem "cicero" in Bezug auf den Beitrag von windei....


      von Wolfram Weimer
      Der Schuldenskandal


      Die Bundesregierung hat damit begonnen, Wahlgeschenke zu verteilen. Ein Rentenbonus hier, längeres Arbeitslosengeld da, mehr Pflegeleistungen dort. Einige Minister wollen nun für 2009 das ganz große Füllhorn auspacken. Peer Steinbrück wehrt sich wie ein Deichgraf. Doch die Flut kommt.

      In der Öffentlichkeit reden die Politiker von Sparpolitik und Haushaltskonsolidierung. Doch in Wahrheit nimmt die deutsche Staatsverschuldung auch in diesem Jahr weiter zu. Und zwar um 474 Euro pro Sekunde. Insgesamt sind es nun schon 1 585 000 000 000 Euro. Deutschlands Staatsverschuldung erreicht die unfassbaren Dimensionen eines kafkaesken Schlosses – eine gigantomane Fiktion gewesenen Geldes und doch so mächtig, dass wir alle zu Höflingen künftiger Forderungen degradiert sind. Und nach der Lektüre dieses Absatzes haben wir 5000 Euro neue Schulden dazubekommen.

      Nicht einmal mit gewaltigen Steuererhöhungen und einer boomenden Wirtschaft im Rücken gelingt es unserer Bundesregierung, auch nur ausgeglichene Haushalte vorzulegen. Nun lassen sich ordnungspolitische Sünden von verfehlten Gesundheitsreformen bis Mindestlohnwirrnissen wieder korrigieren – die Staatsverschuldung aber nicht. Sie lässt sich nicht wegreformieren. Sie muss schlichtweg bezahlt werden. Und langsam beschleicht einen die Frage: Was passiert eigentlich mit Deutschland in der nächsten Rezession? Zumal schon wieder 5000 Euro Schulden gemacht wurden.

      Wenn der Schuldenabbau aber nicht einmal der Zwei-Drittel-Mehrheitsregierung im Aufschwung gelingt, dann gelingt er der Politik in geordneten Bahnen wohl gar nicht mehr. Wer jedoch den Staat als eine Kuh betrachtet, die auf Erden gemolken, aber im Himmel gefüttert wird, der wird diese Kuh schlachten. Aller historischen Erfahrung nach drohen Kriege, Enteignungen oder Kapitalschnitte, wenn es nicht gelingt, die fiskalische Amokfahrt der Republik zu beenden. Deren Schuldenstand ist übrigens soeben um neue 5000 Euro größer geworden.

      Nun wirkt die Staatsverschuldung nicht bloß wie eine Zeitbombe. Sie ist zugleich ein Sozialisierungsindikator. Wir leben weithin in dem Irrglauben, Deutschland stecke in einem globalisierten, neoliberalen Privatisierungshexenkessel des Raubtier¬kapitalismus. Ein Blick in das Bilanzbuch unserer Nation beweist das glatte Gegenteil. Nicht die großen Konzerne, sondern der Staat reißt immer größere Anteile vom Volksvermögen an sich.

      So haben die Deutschen noch nie in ihrer Geschichte mehr Steuern gezahlt als heute – mehr als 500 Milliarden Euro im Jahr. Die Staatsquote erreicht 45,5 Prozent. Ordnungspolitisch besehen, ist Deutschland damit heute so sozialistisch, wie es sich vor einer Generation nur die extreme Linke erträumt hatte. Vor 100 Jahren machten die Staatsausgaben bescheidene zehn Prozent der Wirtschaftsleistung aus, vor 50 Jahren waren es erträgliche 30 Prozent, heute dagegen sind es fast die Hälfte.

      Anders als im Rest der Welt, wo nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die Staatsschlösser verbürgerlicht wurden, hat Deutschland einen etatistischen Sonderweg eingeschlagen. Denn jeder Euro neue Staatsschuld – eben gerade waren es wieder 5000 – vergrößert das Gewicht des Staates in der Machtbalance der Gesellschaft weiter. Schon Bismarck wusste: „Wer den Daumen am Schuldbeutel hat, der hat die Macht.“

      Durch seine gewaltige Kreditaufnahme treibt der Staat obendrein die Zinsen hoch und erhöht die Kapitalkosten für die Bürger. Jeder Häuslebauer und Unternehmer konkurriert mit dem Staat um Kreditgelder. Darunter leidet die Modernisierung des Kapitalstocks und erschwert Wachstum. Zugleich verlocken die höheren Zinsen viele Investoren, lieber bei Staatsanleihen einzusteigen als unternehmerische Investitionen zu wagen. Durch die schiere Eigendynamik der Verschuldung wird die Volkswirtschaft also verlangsamt. Schließlich fehlen uns schon wieder 5000 Euro.

      So weit die Diagnose für die über Sechzigjährigen. Für die Jüngeren aber kommt irgendwann etwas ganz anderes als nur schleichende Erlahmung. Es kommt der Zahltag. Denn sie müssen wissen: Diese Staatsverschuldung ist eine vorweggenommene Massenenteignung. Inklusive der 474 Euro dieser Sekunde, 474 Euro der nächsten und 474 Euro der übernächsten…

      Quelle: http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=18&kol_id=10619 …


      Schon alleine im Hinblick hierauf ist die Souveränität der Bundesrepublik anzuzweifeln....
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 06:59:30
      Beitrag Nr. 792 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.310 von Maraho am 13.02.09 20:30:15Nur der guten Ordnung wegen. Jetzt ist es amtlich...

      Kongress stimmt Obamas Konjunkturpaket zu

      Washington (dpa) - Das milliardenschwere Konjunkturpaket von US- Präsident Barack Obama ist beschlossene Sache. Am Abend gab auch der US-Senat grünes Licht für das knapp 790 Milliarden Dollar teure Programm. 60 Senatoren stimmten für die Vorlage - das war lediglich die benötigte Mindestzahl. Präsident Obama will das Gesetz nun so rasch wie möglich unterschreiben, voraussichtlich bereits an diesem Montag. Die größte Konjunkturspritze in der Geschichte der USA soll 3,5 Millionen Arbeitsplätze erhalten oder schaffen.

      © Die Welt
      erschienen am 14.02.2009 um 06:24 Uhr
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 07:10:52
      Beitrag Nr. 793 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.310 von Maraho am 13.02.09 20:30:15Wie ich schon vor einigen Tagen schrieb, der Euphorie folgt die Ernüchterung....

      Immer mehr Probleme für Obama
      Washington bleibt Washington

      US-Präsident Obama muss schon zum vierten Mal einen Wirtschaftsminister suchen - und einsehen: Die Republikaner machen Politik gegen ihn, nicht mit ihm.
      Ein Kommentar von Reymer Klüver

      Obama muss nun schon zum vierten Mal einen Wirtschaftsminister suchen. Das ist ein Debakel. Erst wollte er den Posten einer Vertrauten aus Chicago zuschustern, der Milliardärin Penny Pritzker. Dann musste Bill Richardson zurückziehen, weil er eine peinliche Affäre am Hals hat.

      Nun hat der republikanische Senator Judd Gregg plötzlich Skrupel, einem demokratischen Präsidenten zu dienen. Dabei ist der Posten des US-Wirtschaftsministers traditionell eher unbedeutend. Die Kette der personalpolitischen Fehlgriffe Obamas und die Umstände von Greggs Rückzug verleihen der Angelegenheit indes mehr Gewicht: Obama hat Schaden genommen.

      Durch eigenes Zutun sicher. Vor allem aber weil die Republikaner offenkundig finster entschlossen sind, Fundamentalopposition zu betreiben. Das hat ihr kategorisches Nein zum Konjunkturpaket Obamas verdeutlicht. Es ist nicht an der Sache orientiert. Die Behauptung, dass alles nur Selbstbedienung der Demokraten sei, um deren eigene Klientel zu befriedigen, ist schlichtweg falsch und unsachlich.

      Die Republikaner haben sich vielmehr gegen das Konjunkturpaket entschieden, weil sie hoffen, Obama und die Demokraten damit schwächen zu können. Es war nicht der verbale Ausrutscher eines Hitzkopfs, als der republikanische Kongressabgeordnete Pete Sessions vor ein paar Tagen sagte, dass seine Partei von den Taliban lernen könne und "Aufstandstaktik" gegen die Demokraten anwenden solle.

      Seine Parteifreunde haben in den vergangenen Tagen enormen Druck auf Senator Gregg ausgeübt. Es dürfte nicht an Hinweisen gefehlt haben, welch merkwürdige Rolle er spielen würde, wenn er als Republikaner die angebliche Prasserei der Demokraten verteidigen müsste. Die Brachialstrategie der Republikaner zeigt Erfolge. Vom Glanz der Übergangszeit zwischen Wahl und Amtsantritt ist nicht mehr viel übrig. Wo ist die hochgepriesene Disziplin und Professionalität im Team Obama? Nach dem Rückzug von ungefähr einem halben Dutzend Ministerkandidaten und Anwärtern auf Posten im Weißen Haus wirkt seine Personalpolitik erratisch und amateurhaft.

      Obamas Versprechen als Worthülse

      Die Republikaner lassen Obamas Versprechen als Worthülse erscheinen, er werde eine neue Ära der Verständigung zwischen den Parteien begründen. Das gelingt ganz leicht: Sie schlagen einfach seine Angebote zur Kooperation aus. Im Kongress hat die Führung der Republikaner alle Abgeordneten bis auf drei Senatoren auf den Konfrontationskurs einschwören können. Und ihren Parteifreund Gregg haben sie dazu gebracht, nicht als dritter Vorzeigerepublikaner im Kabinett zu dienen.

      Vor allem aber zielen die Republikaner auf Obama. Sie wollen ihn als Novizen entlarven, der dem komplexen politischen Geschäft in Washington nicht gewachsen ist. Damit würden sie ihn an einem Punkt treffen, wo er im Moment unverwundbar zu sein scheint und allen überlegen ist. Denn die Amerikaner trauen ihren Politikern nicht. Sie glauben nicht, dass sie mit der Krise fertig werden.

      In Umfragen hat der Kongress geringe Zustimmungswerte, erst recht die Republikaner im Parlament. Aber die US-Bürger trauen ihrem neuen Präsidenten. Seine enorm hohe Popularität belegt das. Wenn es den Republikanern gelänge, dieses Grundvertrauen zu erschüttern, könnten sie den scheinbar Unangreifbaren schnell schwächen.

      Obama muss nun lernen. Zivilere Umgangsformen zwischen politischen Gegnern wird er gewiss weiter propagieren können. Aber er erfindet die Regeln in Washington nicht neu. Obama wollte seinen Spielraum erweitern und nicht allein von den Stimmen seiner Parteifreunde abhängig sein. Das Vorhaben ist gescheitert. Er muss nun versuchen, seine Politik mit den Demokraten durchzusetzen. Dafür haben ihn die Amerikaner schließlich auch gewählt. Sie hatten einfach genug von den Republikanern.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/politik/669/458323/t…

      Bis später...
      Lasst euch das Frühstück munden!
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 07:22:57
      Beitrag Nr. 794 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.568 von Maraho am 12.02.09 19:51:56Dies habe gerade noch entdeckt.
      Das Ergebnis einer Umfrage zum deutschen Konjunkturpaket:

      Bürger wollen sozialeres Konjunkturprogramm - Große Koalition nicht mehrheitsfähig

      Repräsentative Umfrage durch Infratest-dimap ergibt: 48 Prozent für ein soziales Konjunkturprogramm und nur 36 Prozent für das Konjunkturprogramm der Bundesregierung. Sozialeres Konjunkturprogramm bei allen Parteianhängern (außer CDU/CSU) klar mehrheitsfähig. Presseerklärung zur Repräsentativumfrage zum Konjunkturprogramm durch Infratest-dimap im Auftrag der Frankfurter Rundschau und einer Professorengruppe von Sozialwissenschaftlern.


      Die Bürgerinnen und Bürger der Republik sind einer repräsentativen Umfrage von Infratest-dimap vom11./11. 2. 2009 zufolge vom 50 Milliarden Euro-Konjunkturpaket der Großen Koalition mehrheitlich nicht überzeugt.

      Sie bevorzugen unter den Gesichtspunkten von Konjunkturanschub und Gerechtigkeit zu 48 Prozent ein eher sozial ausgerichtetes Projekt, das auf eine dauerhafte Erhöhung der HartzIV-Regelsätze, Mindestlöhne und eine menschenwürdige Versorgung von armen Menschen setzt. Nur 36 Prozent sprechen sich für das Programm der Bundesregierung aus. Die Devise der Bürger lautet:

      Konjunkturimpulse und Gerechtigkeit können Schwestern sein, wenn diejenigen das Geld erhalten, die es dringlichst benötigen und auch ausgeben müssen. Der Befund ist ein herbes Misstrauensvotum für die Große Koalition.

      Sicherlich gibt es einen großen Konsens, Bildungs- und kommunale Infrastruktureinrichtungen zu sanieren, aber schon die Steuerentlastungen, die diejenigen am meisten begünstigen, die sehr gut verdienen und Abwrackprämien, die CDU/CSU 25 mal höher als die Kinderprämie einstufen, scheinen mit sozialen Gerechtigkeitsvorstellungen erheblich zu kollidieren. Die Große Koalition ignoriert mit Bedacht den Zusammenhang zwischen Konjunktur und sozialer Gerechtigkeit.

      Dass sich mit 38 Prozent selbst unter den Anhängern von CDU/CSU zumindest eine große Minderheit für ein sozialeres Konjunkturprogramm ausspricht, sollte Merkel und Seehofer zu denken geben.

      Für die SPD wird der Befund zu einer schrillen Alarmglocke. Aus der Befragung wird ersichtlich, dass sich nur 32 Prozent der SPD-Anhänger mit dem Konjunkturprogramm der Koalition identifizieren können, aber 57 Prozent für das sozialere Projekt votieren. Müntefering und Steinmeier haben immer noch nicht verstanden, was sie mit HartzIV und ihrer Armutspolitik angerichtet haben – und warum sie so tief und selbstverschuldet im konstanten Umfragetief stecken. Bürgerinnen und Bürger halten es für eine Zumutung von einer solchen SPD noch etwas soziales erwarten zu sollen.

      Auch die Partei Die Linke kann sich nur vordergründig freuen. Sie hat in ihren Verlautbarungen ihr 50 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm und nicht die massive Hilfe für die sozial Schwächeren in den Vordergrund gestellt. Dass eine linke Partei nur verschämt koalitionsblinzelnd eine Erhöhung der HartzIV-Regelsätze von 351 Euro auf 435 Euro fordert, macht sie nicht wirklich zum Anwalt der sozial Benachteiligten.

      Selbst die 46 Prozent Zustimmung der FDP-Anhänger zu einem sozialeren Konjunkturprogramm zeigt, dass die Parteiführung sozial kälter als ihre Basis ist.

      Kurzum: Der deutsche Michel und die deutsche Michaela haben sehr wohl eine dezidierte Meinung zur grundsätzlichen Ausrichtung von Konjunkturanreizen und möglicher Gerechtigkeit. Sie wollen ein sozialeres Konjunkturprogramm. Ein solches Programm wird als drittes Konjunkturpaket notwendig werden, wenn die Proteste der würdigen Wut und die weitere Rezession zusammen fallen. Das wird mit den Sozialprotesten (28. 3.), Gewerkschaftsprotesten (16. 5.) und dem geplanten Bildungsstreik (15.-19.6.) schon der Fall sein.

      Ein drittes und soziales Konjunkturprogramm ist das Gebot der Stunde.

      Gez.

      Prof. Dr. Peter Grottian (FU Berlin) – V. i. S. d. P.
      Prof. Dr. Christoph Butterwegge (Universität Köln)
      Prof. Dr. Mohssen Massarrat (Universität Osnabrück)
      Prof. Dr. Roland Roth (FH Magdeburg-Stendal)
      Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr (FU Berlin)
      Die Frage lautete:

      Die Bundesregierung plant ein Konjunkturprogramm im Umfang von 50 Milliarden Euro, das verschiedene Maßnahmen umfasst wie steuerliche Entlastungen, Bau- und Infrastrukturmaßnahmen in den Bereichen Bildung und Verkehr sowie eine Abwrackprämie für alte Autos und einen Kinderbonus von einmalig 100 Euro pro Kind. Weiterhin ist ein 100 Milliarden-Euro-Rettungsfonds für bedrohte Unternehmen im Gespräch. Eine Gruppe von Professoren hat einen Gegenvorschlag gemacht, der sich auf die Erhöhung sozialer Leistungen konzentriert. Dabei wird vor allem auf die dauerhafte Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze, der Sozialleistungen für arme Kinder und Rentner sowie auf Mindestlöhne gesetzt. Welches der beiden Programme ist Ihrer Meinung nach besser geeignet, die Wirtschaftskrise abzumildern, das Konjunkturprogramm der Bundesregierung oder der Gegenvorschlag?

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3767#more-3767

      Die Anlage: Grafiken Infratest [PDF - 24 KB] findet ihr auch auf dieser Seite (einfach anklicken).
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      Avatar
      schrieb am 14.02.09 10:14:19
      Beitrag Nr. 795 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.251 von Maraho am 13.02.09 20:19:46Hier, auf die Schnelle, die Ergebnisse zweier Umfragen:

      Die erste....
      Kommentar meinerseits: Wenn es denn mal so bleibt...


      Meinungsforschung
      Allensbach-Chefin: Mehrheit der Bürger bleibt trotz Krise gelassen
      14.02.2009

      Die relativ gelassene Stimmung unter den Verbrauchern trotz Krise beruht auf einer sehr unterschiedlichen Betroffenheit der Bürger. Zu diesem Ergebnis kommt Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach.

      Die nicht abreißende Serie von Hiobsbotschaften aus der Finanzwirtschaft und Industrie hat die Bevölkerung auf ein schwieriges Jahr eingestimmt. Mittlerweile rechnen 80 Prozent der Bundesbürger mit einer deutlich steigenden Arbeitslosigkeit; zwei Drittel erwarten für die kommenden Monate einen anhaltenden Abwärtstrend. Der Kreis der Optimisten, der bereits bis Sommer mit einer Wende zum Besseren rechnet, ist auf sechs Prozent abgeschmolzen.

      Inmitten dieser düsteren Szenarien aber bleibt die Verbraucherstimmung resistent, die Bevölkerung gelassen, reagiert teilweise sogar unwillig auf die Dauerkonfrontation mit Kassandrarufen und Untergangsszenarien. Die, die sich täglich mit dem Krisenmanagement beschäftigen, haben teilweise den Eindruck, die Bevölkerung begreife das Ausmaß der Krise nicht oder verweigere sich der Realität. Ist dem wirklich so?

      Die Gelassenheit der großen Mehrheit geht auf die Kluft zwischen der Nachrichtenlage über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und den eigenen Erfahrungen zurück. Nach wie vor können die meisten Erwerbstätigen in ihrem Unternehmen keine Anzeichen der Krise erkennen. 31 Prozent sehen in ihrem Unternehmen Auswirkungen; dieser Anteil hat sich in den letzten zwei Monaten nicht verändert. Eine Analyse nach Branchen zeigt, wie unterschiedlich einzelne Wirtschaftszweige betroffen sind. Während sich die Automobilindustrie und ihre Zulieferer im Auge des Taifuns befinden und auch der Maschinenbau mittlerweile stark betroffen ist, erleben die Beschäftigten der Bauwirtschaft, im Handel oder des Gesundheitswesens die Krise überwiegend über die Medien. 76 Prozent der Beschäftigten der Automobilhersteller und -zulieferer berichten, dass das eigene Unternehmen von der Krise betroffen ist. 59 Prozent sind es im Maschinenbau – aber bisher nur 30 Prozent in der Bauwirtschaft und 25 Prozent im Dienstleistungssektor. Von den Angestellten im öffentlichen Dienst sehen nur neun Prozent in ihrem Bereich zumindest begrenzte Auswirkungen der Krise.

      Durch die sehr unterschiedliche Betroffenheit haben sich auch die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz nur selektiv in einzelnen Branchen signifikant erhöht. Mittlerweile machen sich 19 Prozent der nichtbeamteten Berufstätigen Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Dieser Anteil liegt vier Prozentpunkte über dem Niveau von Anfang 2008 und zwei Prozentpunkte über dem Niveau von Anfang 2005. Von den bereits Arbeitslosen gehen zurzeit zwei Drittel davon aus, dass sie auch im nächsten halben Jahr keinen Arbeitsplatz finden werden; dieser Anteil ist nicht höher, sondern niedriger als im Vergleichszeitraum der Vorjahre. Anfang 2008 waren noch drei Viertel der Arbeitslosen überzeugt, dass sie an ihrer Lage innerhalb der nächsten sechs Monate wenig ändern können.

      Nimmt man nicht nur die Erwerbstätigen, sondern die gesamte Bevölkerung in den Blick, so geben zurzeit 20 Prozent zu Protokoll, dass die Krise unmittelbar in ihr Leben eingreife. Dies erklärt auch, warum die staatlichen Stützungsmanöver von der Mehrheit relativ emotionslos verfolgt werden. Emotionen sind zurzeit im Allgemeinen erst dann zu beobachten, wenn das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung verletzt wird und sie beispielsweise den Eindruck gewinnt, dass unternehmerische Chancen privatisiert, unternehmerische Risiken in der Krise jedoch von Staat und Steuerzahlern übernommen werden.

      Die wirtschaftliche Lage der großen Mehrheit der privaten Haushalte ist zurzeit stabil. Drei Viertel erwarten auch, dass dies in diesem Jahr so bleibt; 13 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse, zehn Prozent mit einer Verbesserung. Dies erklärt die Gelassenheit der Bevölkerung. Auch die fallenden Energiepreise sorgen für Beruhigung, nachdem der vorherige Anstieg über zwei Jahre den Sorgenkatalog der Bevölkerung anführte. 76 Prozent der Bevölkerung sehen sich als Nutznießer des Preisverfalls; 38 Prozent der Bevölkerung und 48 Prozent der Berufstätigen ziehen die Bilanz, dass sich ihre wirtschaftliche Situation durch die niedrigen Energiepreise deutlich verbessert. Dazu kommen „kleine Geschenke“, wie die Abwrackprämie oder die Wiedereinführung der Pendlerpauschale, die zumindest in Teilen der Bevölkerung für gute Laune sorgen. 60 Prozent der Berufstätigen sind überzeugt, dass sie von der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Pendlerpauschale profitieren, 28 Prozent sogar erheblich.

      Die Gelassenheit der Mehrheit ist nicht Ausdruck von Realitätsverlust, sondern Ergebnis ihrer persönlichen Alltagserfahrungen. Dies ist in der derzeitigen Krise ein wichtiger stabilisierender Faktor.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/allensbach-chefin-mehrheit-der…
      397 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 10:23:36
      Beitrag Nr. 796 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.579.055 von Maraho am 14.02.09 10:14:19Und hier die zweite...
      Kommentar meinerseits: Die Gelassenheit der dann Betroffenen dürfte sich wohl schnell erschöpft haben...


      Kienbaum-Umfrage
      Jeder dritte Manager muss in Kürze Mitarbeiter entlassen
      14.02.2009

      Die Krise kommt in den Chefetagen an: Fast jeder dritte Manager muss einer Kienbaumstudie zufolge in den kommenden Wochen Mitarbeiter entlassen. Zwei Drittel der Manager fürchten Imageschäden durch gekündigte Angestellte.

      Fast jeder dritte Manager (29 Prozent) muss einer Kienbaumstudie zufolge in den kommenden Wochen Mitarbeiter entlassen. Die von der WirtschaftsWoche in Auftrag gegebene Untersuchung ergab zudem, dass davon 26 Prozent zwischen 11 und 50 Kündigungen aussprechen müssen, und sich jeweils 21 Prozent der Manager von 51 bis 100 bzw. 501 bis 1000 Mitarbeitern trennen müssen.

      Zwei Prozent der befragten Chefs werden sogar mehr als 5000 Mitarbeiter entlassen. Die größte Sorge der Manager ist dabei, dass die Betreffenden auf ihre Entlassung hin versuchen werden, dem Unternehmen Imageschäden zuzufügen. Für 63 Prozent der Manager war dies die am meisten gefürchtete Reaktion.

      Das Stören des Betriebsfriedens (63 Prozent) und das Verbreiten negativer Gerüchte (53 Prozent) folgten auf Platz zwei und drei. Mehrfachnennungen waren möglich. Immerhin elf Prozent der Manager hatten Angst vor privaten Racheakten und jedem Zehnten graute es vor Tränen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/karriere/jeder-dritte-manager-muss-…
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 11:34:27
      Beitrag Nr. 797 ()
      Und nun etwas über die Situation bei unseren französischen Nachbarn:

      Irrweg Staatskapitalismus

      Verstaatlichungen galten noch vor kurzem als Teufelszeug. Sie waren ein sozialistisches Instrumentarium und gehörten allenfalls zum Forderungskatalog unbelehrbarer Alt-Marxisten. Das einzige westliche Land, das sie nach wie vor praktizierte, war Frankreich: Der Staat stieg dort bei der Werft Chantiers de l'Atlantique ein und erhöhte die Beteiligung am Halbleiterhersteller STMicroelectronics. Im Rahmen der Diskussion um den "ökonomischen Patriotismus" erwarb die Staatsbank Caisse des Dépôts et Consignations (CDC) Anteile an den meisten Großkonzernen des Landes. Um angeschlagene Unternehmen wie die France Télécom oder den Energie- und Transportkonzern Alstom zu "retten", griff man kurzerhand zu Re-Verstaatlichungen. Ähnliche Pläne gab es für den Telekomausrüster Alcatel-Lucent. Außerhalb Frankreichs schüttelte man darüber den Kopf. Die Idee, staatliche "Manufakturen" zu schaffen und sich möglichst nach außen abzuschotten, reicht zurück auf Jean-Baptiste Colbert, den Finanzminister von Louis XIV. Trotz der zweifelhaften Ergebnisse dieser Politik gibt es eine Kontinuität bis heute. Der Colbertismus ist heute sogar weltweit "en vogue". Verstaatlichungen und Protektionismus verbreiten sich überall. Ob britische, deutsche oder amerikanische Banken, die vergesellschaftet werden oder Milliarden für die US-Autoindustrie und Hilfsprogramme für Peugeot und Renault, für deren Inanspruchnahme die Unternehmen im Gegenzug Arbeitsplätze im Heimatland schützen sollen: Angesichts der Wirtschaftskrise ist alles möglich. In Frankreich fühlt man sich bestätigt. Der Staat gilt dort als Stratege, der Dynamik in die Wirtschaft bringt und Unzulänglichkeiten des Marktes ausgleicht. Milliardengräber wie die unter staatlichem Einfluss erfolgten katastrophalen Expansionspolitiken der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais, des Computerherstellers Bull oder das Überschallflugzeug Concorde haben diesen Glauben nicht erschüttern können. Präsident Nicolas Sarkozy und seine Berater, allen voran der einflussreiche Henri Guiano, sehen nun die Chance, das französische Modell, das weltweit auf dem Vormarsch zu sein scheint, auf Europa zu übertragen. Sie wollen die historische Chance nutzen, die als zu streng erachteten Brüsseler Wettbewerbsregeln auszuhebeln und französische Konzerne als weltweite Champions zu etablieren. Schon in der Vergangenheit gelang es Paris immer wieder, durch die Hinauszögerung und verspätete Umsetzung von Marktöffnungen staatlichen einheimischen Unternehmen wie dem Energieversorger EdF, der dank massiver Staatshilfen das ganze Land mit Atomkraftwerken überzog, der GDF oder der Staatseisenbahn SNCF Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Aus einem weitgehend abgeschotteten Heimatmarkt expandierten diese ungehindert ins Ausland. Es gelang, die Fusion des staatlichen Gasversorgers GDF mit dem privaten Suez-Konzern trotz der Marktdominanz in Frankreich praktisch ohne Auflagen einzufädeln. Paris denkt auch an einen Einstieg bei dem schwer angeschlagenen Medientechnologiekonzern Thomson, ist über einen staatlichen Hilfsfonds beim Autozulieferer Daher eingestiegen und plant die Neuordnung der Atomindustrie um Bouygues, Alstom und Areva. Auch beim Verkauf der Thales-Beteiligung von Alcatel spielte die Regierung eine wichtige Rolle: Sie "verbot" der EADS die Übernahme und schanzte den Anteil dem Sarkozy-Freund Dassault zu. Ähnlich intensiv mischt man sich in die Neuordnung der Bankenlandschaft um die genossenschaftlichen Sparkassen und Volksbanken ein. Im Fernsehen forderte Sarkozy zudem sogar die Rückverlagerung von Autofabriken aus Tschechien und der Slowakei. Es bleibt zu hoffen, dass Brüssel, Berlin und andere dem Protektionismus und Staatskapitalismus einen Riegel vorschieben, statt, wie in der Vergangenheit, wachsweiche Kompromisse mit Paris zu suchen. Selbst dauerhaft Unternehmen zu verstaatlichen und sich durch Protektionismus abzuschotten, wäre ein fataler Irrtum und würde gerade der deutschen Wirtschaft massiven Schaden zufügen. Klare Wettbewerbsregeln und Kontrollen, die diesen Namen verdienen, sind dringend nötig, um Auswüchse, wie sie vor allem in der Finanzwelt bestanden, künftig zu verhindern. Auch Auflagen für die Vergabe von Staatsknete sind unerlässlich. Alles andere hieße, den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen. Wohin das führt, zeigt Frankreich. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen staatlichen Eingriffe ist die Wirtschaft des Landes international nicht wettbewerbsfähig. Das Außenhandelsdefizit explodierte 2008 auf 55,7 Mrd. Euro. Die staatlich "inspirierte" Einführung der 35-Stunden-Woche hat der Wirtschaft ebenso gewaltigen Schaden zugefügt wie die einseitige Förderung staatlicher Großkonzerne. Es fehlen innovative und exportfähige Produkte, es fehlt ein leistungsfähiges Netz kleiner und mittelgroßer Unternehmen, die die Stärke Deutschlands ausmachen. Die Verteidiger der Sozialen Marktwirtschaft müssen jetzt ihre Stimme erheben und, etwa in der EU, Zentralismus und Verstaatlichungen aktiv und entschlossen Einhalt gebieten.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=…
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 11:57:32
      Beitrag Nr. 798 ()
      Ich finde den Artikel gut, ist etwas für Kopfmenschen.
      Vielleicht gefällt er euch, wenn nicht: Ignore! ;)


      Herrschaftswissen des frühen 21. und 14. Jahrhunderts

      Dafür aber war Sinowij Borissowitsch in seinem Kellergewölbe so gut untergebracht, dass es ohne Hilfe seiner Frau und ihres Liebhabers keinem je gelungen wäre, ihn aufzufinden bis zum Tage der Auferstehung.
      Nikolai Ljesskow, Lady Macbeth aus Mzensk


      Es gibt eine gute Nachricht in diesen tristen Tagen: Ein englisches Ehepaar muss nicht mehr mit dem Wohnmobil meine Alpenpässe verstopfen, sondern kann sich dank meiner Generosität einen Billigflug in die Berge leisten. Etwas mehr als 200 Euro habe ich bezahlt, um ihnen die Mittel für eine würdige Anreise zu stellen, und im Gegenzug habe ich sie von etwas altem Plunder befreit und das hier erhalten:

      Eine britische Silberkanne, mit 1,5 Litern Fassungsvermögen und 600 Gramm Silbergewicht. Auf der Insel trinkt man heute eher Kaffee zwei Geh, wenn man Glück hat, und die eigenen Tränen, wenn man sich mit der Lage des Finanzsektors und des dafür zahlenden Staates auseinandersetzt. Tee ist da nur eine Erinnerung an eine Epoche, da man missratene Söhne noch den Kolonien und Eingeborenen zumuten konnte, und man deren Konsequenzen noch nicht selbst ausbaden musste. Die Kolonien von damals sind heute der Finanzplatz London, und das Volk bekommt durch Ausplünderung und Milliardenboni für Bankversager einen guten Eindruck davon, welche Stimmung 1773 in Boston zur Teeparty und vor dem Boxeraufstand von 1900 in China geherrscht haben dürfte.

      Bei uns, das wissen wir durch die geldsichernden Worte unserer geliebten Kanzlerin, ist das alles natürlich ganz anders. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir eines Tages im Süden der Republik mit, sagen wir es deutlich, retardierten nordnigerianischen Stämmen leben müssen, die uns in einer schweren Wirtschaftskrise aufgrund von archaischen Stammesriten und undemokratischen Absprachen einen unfähigen Wirtschaftsminister nach dem nächsten aufzwingen. Auch würde man vor uns nicht Geheimpapiere verstecken, mit denen die Minister der EU das wahre Ausmass der Probleme diskutieren: Wenn sie etwa die Gesamtmenge der abschreibungsgefährdeten Papiere der europäischen Banken bei 18 Billionen Euro (siehe URL, im Beitrag wurde die Zahl gelöscht, ein Schelm, wer Böses...) veranschlagen würden, was uns bei nur 10% Wertberichtigung nach unten gesamtwirtschaftlich in die unschöne Rolle des Koyoten versetzte, der bei der Jagd auf den Roadrunner einen Moment innehält, zu seinem Bedauern realisiert, dass unter seinen Füssen nur noch der Abgrund ist und dann, wie immer, der Schwerkraft seinen Tribut zollt. In solchen Zeiten würden wahrscheinlich auch die Auktionen für 6 Milliarden Euro formidabler 10jähriger Staatsanleihen - dieses erstklassige Instrument, mit dem der Staat seine Bürger verschuldet, um den Banken zu geben - auf zu geringes Marktinteresse in Höhe von nur 4,962 Milliarden stossen, womit der Staat letztlich nur 4,209 Milliarden zuteilen könnte. Aber darüber würden man ohnehin kaum einen Medienbericht finden - das Thema ist nämlich kein Analystenpapier, das man einfach abschreiben kann. Ihr bevorzugtes Onlinemedium jedoch würde in diesen hochgradig unwahrscheinlichen Zeiten mit Leitartikeln mit der Überschrift "Die große Verschwendung" aufwarten. Das wären die Tage, an denen ihnen befreundete Bankenpräsidenten, Riesterwerber und andere Schönwetterprediger zuflüsterten:

      Kauf Gold und vergrab es im Garten.

      Es ist nicht nur reine Panikmache, dergleichen zu empfehlen: Es ist auch ein Zeichen dafür, dass die Finanzmarktelite weder über Tradition noch Wissen verfügt. Gold hatte schon immer den Nachteil, dass man im täglichen Gebrauch kaum jemand fand, der einem darauf herausgeben konnte. Deshalb war das normale Geld in Silber geprägt. In der Zeit der Edelmetalldeckung von Geld bedeutete das: Allein für das Material der obigen Kanne konnte man im 18. Jahrhundert 12 Monate normal schlecht leben, und Schiller musste dafür als Geschichtsprofessor 3 Monate arbeiten. Erfahrungsgemäss entspricht das dem sehr beständigen Kurs von Silber in Finanzsystemen, die kein Papiergeld kennen, oder deren Papiergeld nicht mehr erarbeitet, sondern ohne Gegenwert erdruckt wird, wie man es aus exotischen Simbabwe kennt, dessen Führung zu dumm ist, dieses Vorgehen unter dem Begriff "Quantitave Easing" dem Volke schmackhaft zu machen.

      Silber also ist das Gebot der wahrscheinlich nie kommenden Stunde. Wie Sie aber an der obigen bayerischen Münze unschwer erkennen, ist sie nicht nur durch das Gesicht des sogenannten "blauen Kurfürsten" hässlich (ein sehr moderner Mann im übrigen, der gegen die Muslime focht, grössenwahnsinnig wurde, sein Volk in den Ruin führte, und heute als Berufswunsch vermutlich republikanischer US-Präsident angäbe). Die Münze ist hässlich, weil sie längere Zeit im feuchten Erdreich war. Als ich sie fand, war sie grün und schwarz angelaufen, und besser kann man sie nicht reinigen. Das Erdreich ist auch sonst vollkommen ungeeignet: Man muss zu später Stunde Löcher im Garten graben, was natürlich auffällt, man muss sie zu später Stunde öffnen, um Silbermittel zu entnehmen, was auch auffällt, man muss viele Löcher graben, wenn man den Ort nicht mehr findet, was ebenfalls auffällt, und man kann sich die Mühe sparen, wenn der Nachbar den Zweck der Übung erkannt hat und die Gelegenheit des nächsten Schwarzmarktbesuches nutzt, sein Wissen gewinnbringend umzusetzen. Obendrein ist so ein Garten kaum zu verteidigen, wenn der Nachbar seine Familie mitbringt. Ansonsten sind die Museen voll mit den Werten, die Idioten irgendwo vergruben und nicht mehr fanden. Und warum? Weil sie schlechte Ratgeber hatten, die keine Tradition und Stammhäuser haben. Löcher graben ist nur was für Hunnen, Ostgoten und andere Neureiche, die sich ausserhalb der Städte ansiedeln.

      Meine Familie dagegen wohnt seit über 160 Jahren in einem angenehmen Anwesen in einer reizenden Provinzstadt mit Mauer; von aussen betrachtet ist es ein ehemaliges Jesuitenseminar, das in der späten Renaissance recht imposant gewirkt haben muss, und auch heute noch mit Gesindehaus und 50+x Räumen - ich habe sie nie alle gezählt - eine feine Anlage ist. Allerdings beliess es die Gesellschaft Jesu im Jahr 1600 dabei, drei mittelalterliche Patrizierhäuser zusammenzufassen und nur deren Fassaden einheitlich zu gestalten, weshalb im Hausgang die Seccomalerei des 15. Jahrhunderts zu finden ist - und darunter der Keller. Ein richtiger Keller, der mal wieder aufgeräumt werden musste, aber anhand diverser Flaschenfunde aus dem 19. Jahrhundert erscheint es mir als Familientradition, ihn so zu lassen. Das Gewölbe wurde aus Jurabruchsteinen gemauert, die 60 Kilo wiegen und aus 40, 50 Kilometer Entfernung angeliefert wurden, was um 1350 keine geringe Leistung war. Der Raum war absolut bombensicher, wie die Amerikaner knapp 700 Jahre später dann auch bewiesen. Hier unten waren die Brunnen, von denen manche noch durch Mauereinfassugen erkennbar sind, und exakt hier würde ich mein Silber verstecken: Einfach in einem der alten, ausgetrockneten Brunnen, und danach legte ich einen der alten Grabsteine darauf, die irgendein Vorfahr aus unbekannten Gründen hier einlagerte. Hier unten ist so viel Schrott, dass Besuchern, die sich nicht vorgestellt haben, auch kein Metalldetektor helfen könnte. Überflüssig zu sagen, dass von aussen kein Mensch mitbekommt, was ich da unten treibe.

      Neureiche in den Vorstädten haben dagegen keine Bruchsteinkeller mit gestampftem Boden. Sie haben viele Keller, und alle stecken sie in einer massiven Betonwanne. Da kann man kein Loch graben, ohne sich das Grundwasser einzuladen. Da bleibt dann wirklich nur der Garten. Zu dumm, wenn in solchen Zeiten, da man die Teekannen zerschneidet, auch noch die Versorgung zusammenbricht; ich stelle mir das Heizen in alleinstehenden Häusern weniger angenehm vor, als in der dicht bebauten Stadt, und wenn der Strom abgeschaltet wird, wie man das schon aus Kabul und Kalifornien kennt, hilft keine Alarmanlage gegen die praktische Anwendung des Sozialneides niedriger Klassen auf Landspaziergang.

      Das allerdings ist ein Problem, dessen man sich im 14. Jahrhundert gewärtig war, als Volksaufstände und Pest das Leben abwechslungsreich gestalteten, und bayerische Erbfolgekriege noch nicht innerhalb der CSU ausgetragen wurden. Auch die Gesellschaft Jesu war nicht unumstritten, und hätte der Schwede 1632 die Stadt genommen, hätten sie Gebrauch von einer sinnvollen Einrichtung des Mittelalters gemacht, die sie, ebenso klug wie heimtückisch, beim Umbau nicht veränderten: So verfüge ich noch über zwei nur leicht zugemauerte, jederzeit wieder verwendbare Schiessscharten hinter einer sehr dicken Mauer zur Strasse.

      Aber soweit wird es vermutlich doch nicht kommen; eher wird sich die Kanzlerin erneut hinstellen und sagen, das Geld sei sicher, und plündern wird nicht die Unterschicht, sondern über Inflation, Steuer und Umverteilung nur das Klientel eben jener Neoliberalalas, die politische Grundlagen für die Krise schufen. Sollte es aber dennoch schlimm und die Gärten umgepflügt werden, werde ich hoffentlich noch die ein oder andere Silberkanne zum Zerschneiden im sicheren Keller haben, und, auch das ist angewandtes Herrschaftswissen des 14. Jahrhunderts, Bedarf an Personal, das Holz herbeischleppt und niedere Tätigkeiten vollbringt - noch im 19. Jahrhundert brauchten wir fünf Bedienstete, um das Haus am Laufen zu halten. Ich nehme dafür eventuell sogar gepflegte Banker (aber bitte keine Startupper), denn dafür haben wir ja noch ein Waschhaus und das Gesindehaus aus einer Epoche, die mit der Leibeigenschaft 800 Jahre stabile soziale Verhältnisse zeitigte, und, seien wir ehrlich, kein moderner Irrweg wie der Finanzkapitalismus mit den Konsumsklaven und der Pleite nur 12 Jahre nach der Erfindung der Credit Default Swaps war.

      Begleitmusik: Im Zweifelsfall werde ich natürlich als Freund der Aufklärung ein mildes Regime führen, als wäre es der Garten Candides und nicht die Jesuitenreduktion. Als Voltaire der Musik galt im 18. Jahrhundert der kreolische Komponist Monsieur de Saint-George, der seinen Reichtum den Spekulationen seines Vaters verdankte, und dessen angenehm eingängige Musik auch sieben halbwegs gebildete Banker aufführen können, wenn ich mit einer philosophischen Therese im Boudoir speise (und wenn Sie das alles verstanden haben, sind Sie als Kammerzofe von Madame qualifiziert, wenn nicht: Können Sie wenigstens Holz hacken?). Solange allerdings behelfe ich mir mit der vorzüglichen Einspielung seiner Violinkonzerte von "Les Archets de Paris", zu erwerben für ein paar Groschen beim Label Calliope.

      Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/stuetzen/archive/20…


      So, ich gehe jetzt erst einmal die Sonne genießen...
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 17:23:00
      Beitrag Nr. 799 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.531.158 von Maraho am 06.02.09 19:55:25Guten Abend,
      ich hoffe, ihr habt einen schönen Mittag bzw. Nachmittag verbracht.

      Hier habe ich etwas in der "taz" gefunden, das ich in Bezug auf den Autor des Beitrages 36.531.158 hier einstelle:

      Der deutsche Zeitungsmarkt
      Sparen, entlassen, einstellen

      Die Verlage reagieren auf die Wirtschaftskrise - sie sparen Stellen ein, entlassen Mitarbeiter und machen die Zeitungen dünner. VON STEFFEN GRIMBERG


      BERLIN taz Die deutschen Zeitungen schrumpfen: Seit Jahren geht die Auflage um jährlich 2 bis 3 Prozent nach unten. Ende 2008 lag die Gesamtauflage aller deutschen Blätter bei nur noch 23,4 Millionen - 1998 waren es noch knapp 30 Millionen Exemplare pro Tag. Auch die Anzeigenerlöse gehen weiter zurück: Für 2009 rechnet der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger mit einem Minus von mindestens 10 Prozent. Noch heftiger fällt der Rückgang bei den überregionalen Blättern wie der FAZ aus: Sie sind anders als die Regionalzeitungen besonders stark von den überregionalen Stellenanzeigen abhängig, die in der Konjunkturkrise gerade völlig wegzubrechen drohen.

      Anders als viele US-Blätter sind deutsche Zeitungen bisher nicht dramatisch verschuldet und beschäftigen deutlich weniger Personal:
      So hat die FAZ rund 450 Redakteure im Vergleich zu 1.300 Journalisten bei der New York Times. Dennoch wird in Deutschland dramatisch gespart - und zwar bei den Redaktionen.

      Bei der Süddeutschen Zeitung sollen trotz gegen den Trend sogar leicht steigender Auflagen nach Branchenberichten in Verlag und Redaktion 15 Millionen Euro eingespart werden. Redakteure wurden gedrängt, von Abfindungsangeboten Gebrauch zu machen und freiwillig auf ihren Job zu verzichten. Bei der weiter heftige Verluste machenden Frankfurter Rundschau bereitet sich die Redaktion auf eine neue Sparrunde vor.

      Bei der WAZ-Gruppe, Deutschlands größter Regionalzeitungskette, werden allein bei den vier Ruhrgebietszeitungen des Konzerns ein Drittel der 900 Stellen gestrichen. Die bisher klar getrennten Redaktionen von WAZ, Neuer Ruhr Zeitung, Westfälischer Rundschau und Westfalenpost verlieren einen großen Teil ihrer Unabhängigkeit: Die Titel sollen in Zukunft ihre überregionalen Seiten von einer neuen Zentralredaktion vom WAZ-Standort Essen aus bekommen. Bei den drei WAZ-Titeln in Thüringen soll demnächst eine ähnliche Sparwelle rollen. Der Stuttgarter Holtzbrinck-Konzern (Zeit, Handelsblatt, Tagesspiegel) macht bereits erste Titel dicht: Ende Februar werden die Billigblätter 20cent Saar (Saarbrücken) und 20cent Lausitz (Cottbus) wegen Einbrüchen im Anzeigenmarkt eingestellt.

      Besonders dramatisch ist die Situation bei Wirtschaftstiteln wie der Financial Times Deutschland: Die zur Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr gehörende FTD ist 2009 deutlich dünner geworden und wird nun mit den Redaktionen der im selben Verlag erscheinenden Wirtschaftmagazine Capital, Impulse und Börse Online zusammengelegt, dutzende Stellen in der Redaktionen stehen auf der Streichliste.

      Viele große Verlage nutzen die Krise zudem auf ihre Weise - und kaufen zu. Vor einer Woche erst hat die Madsack-Gruppe aus Hannover Springers Regionalzeitungsbeteiligungen von Lübeck bis Leipzig übernommen. Im Januar hatte der Kölner Zeitungskonzern DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger, Express, Frankfurter Rundschau) die Titel des glücklosen britischen Finanzinvestors David Montgomery (Hamburger Morgenpost, Berliner Zeitung, Berliner Kurier) gekauft.

      Quelle: http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/sparen-entlassen…

      Anmerkung: Da bei den Redaktionen gespart wird, werden vermehrt Artikel bzw. Meldungen eingekauft. Darum werden sich die Blätter vom Inhalt her immer ähnlicher. Die individuelle Recherche bleibt auf der Strecke. Der Meinungsvielfalt ist dies auch nicht gerade dienlich.
      Aber letztlich spielt sich sowieso immer mehr im Netz ab.
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      schrieb am 14.02.09 17:44:48
      Beitrag Nr. 800 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.551.715 von Maraho am 10.02.09 18:32:57Die "FTD" hat einige Pressestimmen zum Konjunkturpaket II zusammengestellt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.


      Pressestimmen
      Konjunkturpaket - Kleinmut in der Krise

      Das umfangreichste Konjunkturprogramm der Nachkriegszeit hat es durch den Bundestag geschafft. Einige Kommentatoren deutscher Tageszeitungen lassen dennoch kaum ein gutes Haar an der Regierung - ausgerechnet mit Verweis auf die USA.

      "Leipziger Volkszeitung"

      Nichts wäre verheerender in der öffentlichen Wahrnehmung als wochenlanges Feilschen um Details und Nuancen des zweiten Konjunkturpakets. Nun steht ausgerechnet ein Freitag, der 13., als Datum dafür, dass die Politik den Versuch startet, mit einem Konjunkturpaket der Krise zu trotzen. Das ist kein gutes Omen für Abergläubige, aber auch kein Anlass, um in kollektive Depressionen zu verfallen. Das Land müsse nicht in Sack und Asche gehen, hat der neue Wirtschaftsminister zu Guttenberg mit Blick auf staatliche Maßnahmen in seinem bemerkenswerten Auftritt vor dem Bundestag gefordert. Dem ist nichts hinzuzufügen.

      "Kölnische Rundschau"

      Es regiert derzeit keine Koalition, sondern ein Prinzip - das Prinzip Hoffnung. Dass derzeit die FDP über den Bundesrat auch noch versucht, in dieser Phase der allgemeinen Verunsicherung mit weiterem Hin und Her, noch mehr Feilschen und Verhandeln und Taktieren den einen oder anderen kleinen politischen Vorteil zu erkämpfen, ist atemberaubend. Das Paket ist ein großer Entschluss. Wenigstens das, wenn schon niemand weiß, ob er richtig ist. Den auch noch zu Verzögern kann nicht gut sein. Was bleibt, ist dieses ziemlich ungute Gefühl in der Magengrube.

      Guido Westerwelle (FDP) hat gesagt, das Paket werde wenig bewirken, aber die Schulden würden unfassbar lange bleiben. Auch er könnte Recht behalten. Das ist das ganze Dilemma. Man ist geneigt Westerwelle zu glauben. Aber man ist noch mehr geneigt, Merkel und Steinbrück einfach mal zu vertrauen.

      "Pforzheimer Zeitung"

      Das Beste für die Konjunktur sind also Politiker, die den Menschen glaubhaft vermitteln können, dass alles gut wird. Das lindert die Zukunftsängste und lockert die Geldbörse. Kontraproduktiv in diesem Sinne ist ganz sicher das Parteiengezänk über das Milliardenprogramm. Weder die Große Koalition noch die Opposition können davon profitieren. US-Präsident Barack Obama hat sicher auch nicht die Weisheit gepachtet aber seine Entschiedenheit wird eine traumhafte Rendite erwirtschaften.

      "Berliner Zeitung"

      Überall auf der Welt werden riesige Konjunkturprogramme beschlossen. Die USA investieren 15 Prozent ihrer Wirtschaftskraft, China und Russland sogar jeweils 18 Prozent. Nur die Große Koalition hat den Ernst der Lage noch nicht begriffen und will bloß 2,4 Prozent ausgeben. Das wird weder die Kaufkraft genügend heben noch Investitionen der Unternehmen ausreichend fördern. Die Folge: Bis zum Herbst dürfte die Zahl der Arbeitslosen dramatisch steigen und das dritte Konjunkturpaket noch vor der Bundestagswahl kommen.

      "Münchner Merkur"

      Die Umstände, unter denen die Große Koalition ihr zweites Konjunkturpaket verabschiedet hat, lassen Ludwig Erhard im Grabe rotieren. Nicht allein wegen der Debatte um Enteignungen - auch daran hätten die Väter der Marktwirtschaft nie zu denken gewagt. Das Hauptproblem ist die fehlende Überzeugung, der Kleinmut, die Sprachlosigkeit, mit der die Regierung der Krise begegnet.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Pressestimmen-Konju…
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      schrieb am 14.02.09 18:03:04
      Beitrag Nr. 801 ()
      Ein Blick hinter die Kulissen....


      Finanzkrise

      Ansichten eines Bankers
      Von Michael Schlieben

      Sie sind die Prügelknaben der Finanzkrise. Einer von ihnen spricht über den Druck im Job, ignorierte Krisensymptome und schwarze Listen


      Lange Zeit war es in Martin K.s Leben nur aufwärts gegangen. Gleich nach dem Studium bekam er einen lukrativen Job bei einer der größten Investmentbanken in Deutschland. Er zog nach Frankfurt und kletterte die Karriereleiter nach oben. Erst war er Analyst, inzwischen ist er Fondsmanager. Er handelt mit Währungen, Rohstoffen, Aktien. Täglich bewegt der 30-Jährige Millionenbeträge, manchmal auch Hundertmillionen.

      Am Anfang, so erzählt er, rief er oft abends seine Eltern in Leipzig an, um zu erzählen, wie viel Millionen Euro Gewinn er an diesem Tag wieder gemacht hatte. Inzwischen gibt es für solche Telefonate keinen Grund mehr. Denn jetzt geht es nur noch darum, weniger zu verlieren als der Durchschnitt. In seiner Branche herrsche "Panik", sagt Martin. Zwar seien alle Börsianer an Auf- und Abschwünge gewöhnt, aber diesmal habe die Krise eine "ganz andere Dimension" als alles, was er oder seine älteren Kollegen bislang erlebt haben.

      Eigentlich ist es nicht erwünscht, dass Fondmanager mit der Presse sprechen. Deswegen wird Martins richtiger Name hier nicht genannt. Tatsächlich aber ist sein Redebedürfnis gewaltig. Anderthalb Stunden sprudelt es aus ihm heraus. Seine Bank, obgleich ein Marktführer, stellt keine neuen Leute mehr ein, sondern baut Stellen ab. Währungen schwanken am Tag zwischen 10 und 15 Prozent, was sie zu einem unkalkulierbaren "Wahnsinn" machen. Die Krisensymptome hat fast jeder in seiner Branche erkannt, aber keiner konnte etwas dagegen unternehmen.

      Spätestens als die Anweisungen vom Vorstand sich häuften, mit bestimmten Banken keine Geschäfte mehr zu machen, wusste Martin: Hier stimmt irgendetwas nicht. Schon im Sommer 2007 hatte das begonnen. Ständig wurde die schwarze, streng geheime Liste der kreditunwürdigen Institute länger. Alle ahnten, dass andere Banken es genauso handhaben. "So kam das System zum Erliegen." Misstrauen beherrschte den Markt, dann Schockstarre.

      Martin ist ehrlich. Auch er sei Teil des Systems gewesen, das sehenden Auges in die Krise rannte. Beispiel Ölpreis: Als dieser vor wenigen Monaten steil anstieg, war jedem Experten klar, dass er irgendwann auch wieder drastisch an Wert verlieren würde. Trotzdem konnte Martin es sich nicht leisten, kein Öl zu kaufen.

      Einmal stand sein Chef hinter ihm und schimpfte: "Wie, Sie verkaufen Öl? Das kaufen doch gerade alle. Los, kaufen!" Seine Bank konnte in diesem Quartal nicht auf die Öl-Gewinne verzichten. Als der große Knall dann kam, der Ölpreis binnen weniger Tage rasant fiel, ging es nur noch darum, wer das Öl am schnellsten verscherbeln kann.

      Die Finanzkrise habe seine Branche verändert, und irgendwie auch ihn selbst. Zwar war sein Job nie stressfrei und immer schon habe großes Konkurrenzdenken geherrscht. Aber dafür war ja auch der Kick da, wenn man satte Gewinne einfuhr. Wenn aber über Monate hinweg die Erfolgserlebnisse ausbleiben, dann zehrt das an den Nerven. Seither ist das Betriebsklima schlecht, seither beherrschen Zynismus und Galgenhumor die Pausengespräche. Viele seiner Kollegen haben Angst um ihre Jobs.

      Ein Teufelskreis. Weil die Kunden immer misstrauischer werden, holen sie sich ihr Geld zurück, verkaufen ihre Fondsanteile und ihre Aktien. Die Anlageberater haben spürbar weniger Geld zu verwalten. Dadurch werden die Umsätze und die Gewinne zwangsläufig geringer. Seinen Kunden verübeln kann Martin das nicht. Er selbst traut dem Markt derzeit nicht mehr, guten Gewissens kann er kaum eine Anlage empfehlen.

      Martin selbst hat keine Angst vor einer möglichen Entlassung. Erstens ist er jung und einer der besten und erfolgreichsten Manager seiner Bank. Zweitens hat er viele Interessen und ein intaktes soziales Umfeld. Seine Freundin, seine Eltern, sein Bruder – sie alle würden zu ihm stehen, auch wenn er kein Investmentbanker mehr wäre. "Wie wichtig Freunde und Familie sind, merkt man immer erst in der Krise." Aber er merkt schon, wie er unausgeglichener geworden ist. Wie er abends vor dem Schlafengehen nervös den Dow-Jones-Index studiert, morgens sein erster Blick auf die Börse in Tokio geht. Wie ihn die Gedanken an fallende Kurse auch im Schlaf nicht loslassen.

      An seinem Arbeitsplatz ist er jetzt zwölf Stunden am Tag, mindestens, und die ganze Zeit starrt er auf Diagramme, telefoniert, rechnet, kauft und verkauft. Vor der Krise gab es Tage, wo er noch nicht um sieben Uhr früh in seinem Büro saß. Aber das sei jetzt unvorstellbar. Auch wegen des sozialen Drucks. "Wenn einer jetzt schon am Nachmittag nach Hause geht, kommt das gar nicht gut an." Obwohl das die Produktivität nicht unbedingt befördere, sei Abschalten und Entspannen kaum mehr möglich. Zu stark sei die Angst vor neuen Milliardenverlusten.

      Nur einmal wird Martin leicht zornig. "Banker sind nicht kriminell", sagt er. Das sei populistischer Quatsch. Sicher habe seine Branche "fahrlässig" und "blauäugig" auf die Krisenzeichen reagiert. Aus heutiger Perspektive sei es natürlich hirnrissig, dass eine deutsche Mittelstandsbank in derart großem Stil in amerikanische Immobilien investiert, wie die IKB es getan hat. "Aber die Banker haben keine Gesetze übertreten". Alle Entscheidungen seien vom jeweiligen Aufsichtsrat, also von Menschen aus Politik und Gesellschaft, abgesegnet worden. Auch diese Kontrollmechanismen hätten versagt. Wenn man nun wie die Linkspartei die Banker am liebsten verhaften möchte, mache man es sich schon sehr einfach.

      Tatsächlich hätten "alle Schuld". Jeder, der sich darüber beklagt, dass er bei seinem Girokonto nur zwei Prozent Zinsen bekomme, jeder, der sich satte Rendite wünscht. Die Banker seien lediglich "ausführendes Organ" gewesen, das mit seinen Risikokäufen dem gesellschaftlichen Wunsch nach Gewinnmaximierung nachgekommen sei.

      Das Fazit des Bankers ist düster. "Der Wirtschaft geht es demnächst dreckig." Noch so ein Grund, warum er seinen Job nicht wechseln möchte. Medien, Autobauer, Krankenhäuser – überall werde man die Auswirkungen der Krise noch zu spüren bekommen. Weil die Banken den Betrieben jetzt weniger Kredite geben, werden demnächst Jobs überall abgebaut. "Dabei braucht so eine Mittelstandsfirma ja eigentlich nicht viel - 500.000 oder eine Million Euro", sagt er.

      Das Wort "Peanuts" verkneift er sich.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/44/banker-insiderbericht?pa…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 18:04:21
      Beitrag Nr. 802 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.427 von Maraho am 14.02.09 17:44:48 ressestimmen-Konjunkturpaket-Kleinmut-in-der-Krise/474255.html " target="_blank" rel="nofollow">http://www.ftd.de/meinung/kommentare/
      Entschuldigt bitte das Versehen! ;)
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 18:26:56
      Beitrag Nr. 803 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.562.337 von Maraho am 12.02.09 06:18:25Mit diesem Thema sollten sich hier bei uns viel mehr Leute beschäftigen, aber, ich vergaß, der Blick ist nach wie vor gen Westen gerichtet. Nur... im Osten geht die Sonne auf!


      Das Los der Wanderarbeiter

      Die nächste chinesische Revolution
      Von Mark Siemons, Peking


      Das „Dokument Nr. 1“ des neuen chinesischen Jahres befasst sich mit den Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf die Bauern - doch die Umstände, unter denen die Regierung in Peking das Papier vorstellte, lassen keinen Zweifel daran, dass sie dieses Thema nicht bloß für ein ökonomisches hält. Das gemeinsam vom Staatsrat und vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei herausgegebene Achtundzwanzig-Punkte-Programm verknüpft die geschätzten zwanzig Millionen Wanderarbeiter, die infolge der verminderten Auslandsnachfrage arbeitslos geworden und jetzt in ihre Dörfer zurückgekehrt sind, direkt mit der Sicherheit des Staates. Die lokalen Verwaltungen wurden angewiesen, nach Möglichkeit auf Deeskalation zu setzen. Am selben Tag mahnte Staatspräsident Hu Jintao die Oberbefehlshaber der Volksbefreiungsarmee, angesichts möglicher militärischer Auseinandersetzungen die Disziplin zu wahren und sich über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.

      Offensichtlich steht der Regierung ein Szenario vor Augen, das noch gewaltiger und bedrohlicher ist als die jährlich achtzigtausend „Zwischenfälle“, die die amtlichen Statistiken ohnehin schon vermelden. Die Unruhen waren bislang lokal begrenzt und hatten meist die Willkürherrschaft örtlicher Funktionäre zum Anlass, vor allem, was Umsiedlungen und ausbleibende Entschädigungen betraf.

      Einen umfassenden Armuts- und Verzweiflungsaufstand hat es bisher nicht gegeben, doch anscheinend hält ihn die Regierung mittlerweile für möglich. Das rührt an historische Traumata.

      Die Macht der Bauern

      Schon der alten kaiserlichen Geschichtsschreibung erschien die Zufriedenheit der Bauern als das entscheidende Kriterium politischer Legitimität. Dass eine Dynastie das Mandat des Himmels, ihr Recht zu herrschen, verloren hatte, erkannte man daran, dass Bauernaufstände, ausgelöst durch Hunger und untragbare Steuerlasten, sie zu Fall brachten.

      Den Konfuzianern galten die Bauern als eine der beiden Stützen des Staats: Die Regierung regiert, und die Bauern produzieren. Für die Kommunisten waren sie im Bürgerkrieg der Motor der Revolution: „Die Städte vom Land her einkreisen“, hieß Maos Devise. In früheren Rebellionen waren es oft krude Heilsprediger, die sich an die Spitze der empörten Massen stellten, am fatalsten in der Taiping-Bewegung, die im neunzehnten Jahrhundert einen Bürgerkrieg mit dreißig Millionen Toten entfesselte.

      Solche kollektiven Erinnerungen schwingen wohl mit, wenn das „Dokument Nr. 1“ die Anmerkung macht: „Wir müssen feindliche Kräfte daran hindern, die Religion zu benutzen, um unsere Dorfgemeinden zu infiltrieren.“

      Kein Land, keine Sicherheiten, keine Arbeit

      Jedenfalls ist offensichtlich, dass es sich im Fall der Wanderarbeiter nicht um eine Arbeitslosenstatistik wie jede andere handelt. Laut einer Schätzung des Staatlichen Forschungszentrums für Landwirtschaft stammen vierzig Prozent der Einkünfte auf dem Land von dieser Gruppe, die sich in den Städten auf Baustellen und in Fabriken verdingt.

      Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen auf dem Land ist in den letzten Jahren dank solcher Tätigkeiten auf 4700 Yuan, umgerechnet etwa 500 Euro, gestiegen. Zugleich verfügen viele der Bauern und der jetzt zurückgekehrten Wanderarbeiter nicht mehr über die ursprüngliche Quelle ihrer Selbsterhaltung, das eigene Land, das sie an Immobilieninvestoren mehr oder weniger freiwillig und oft ohne genügende Kompensation veräußert haben.

      So ist ein gigantisches Proletariat entstanden, das im Wortsinn nichts mehr hat: kein Land, keine staatliche Sicherung (die ihm als nominellem Teil der Landbevölkerung, die sich selbst ernähren muss, nicht zusteht), keine privaten Versicherungen und keine Arbeit. Ökonomisch ist die Lage der Bauern ein strukturelles Problem: Jeder Prozentpunkt Produktivitätssteigerung kostet nach einer Berechnung des Landwirtschaftsministeriums drei weitere Millionen Bauern ihre Arbeit.

      Angst vor einer Landflucht

      Eine besondere Zuspitzung erfährt dieser Zustand noch dadurch, dass die Definition, wer „Bauer“ ist, von der realen Tätigkeit ganz losgelöst ist. Sie geht auf das 1958 eingeführte, aber auf weit ältere Muster zurückgreifende Registrierungswesen zurück, das die Nation in Selbstversorger auf dem Land und Staatsversorgte in den Städten einteilte; im Umkehrschluss waren die Bauern daher dadurch bestimmt, dass sie für die Staatsbetriebe überflüssig waren.

      Seit den marktwirtschaftlichen Reformen hat diese Einteilung gar keine Grundlage in der Realität mehr, da viele Staatsbetriebe privatisiert sind und große Teile der Landbevölkerung in den Städten arbeiten: Aber die Bestimmung gilt weiterhin, dass einer, der sein Bauerntum vererbt bekommen hat, keinen „Hukou“, keinen Stadtpass, und damit kein volles Stadtrecht mit den dazugehörigen sozialen Sicherungen erhält. Trotz zunehmender Kritik konnte sich die Kommunistische Partei bisher nicht zu einer Revision durchringen, da sie eine massive Landflucht und eine Überlastung der städtischen Sozialsysteme befürchtet.

      So ragt aufgrund einer Mischung aus Tradition, Kommunismus und moderner Durchwurstel-Sozialtechnik etwas Archaisches in die kapitalistische Gesellschaft Chinas hinein: Das soziale Schicksal, „Bauer“ zu sein, ist ans Blut gebunden und kann daher vom Einzelnen nicht beeinflusst werden. Und es droht nun auf den Staat, der das nicht ändern wollte, jenen Fluch der Geschichte herabzurufen, der in der chinesischen Vergangenheit mit dem Bauernstatus verbunden war.

      Zu viel Vertrauen in die Weltwirtschaft

      Die Figur des „Wanderarbeiters“, die die strukturellen Probleme der chinesischen Landwirtschaft ausgleicht, indem sie den industriellen Warenexport billig hält, war von Anfang an ein prekäres Provisorium: Die ihr zugedachte Rolle - und damit der Frieden unter den Bauern - hängt von der Voraussetzung ab, dass die Nachfrage im Ausland stabil bleibt. China hat sich, so scheint es aus heutiger Sicht, zu ausschließlich auf das fortdauernde Funktionieren der Weltwirtschaft verlassen.

      Zhang Hongyu, immerhin ein leitender Beamter im Landwirtschaftsministerium, sagt jetzt, die lokalen Behörden hätten es versäumt, sich um die Ausbildung, Gesundheitsfürsorge und soziale Sicherheit der Wanderarbeiter zu kümmern. Erst recht hat es keine Stadtplanung und keine öffentlichen Dienstleistungen gegeben, die die Wanderarbeiter über ihre Warenfunktion hinaus zur Kenntnis genommen hätten.

      So ist eine Schicht entstanden, die nun zwischen allen Stühlen sitzt und die Bauernschaft, die sie am Leben halten sollte, mit sich zu reißen droht.

      Bauern sollen private Unternehmer werden

      Das „Dokument Nr. 1“ kündigt eine Reihe von Maßnahmen an, um das Schlimmste abzuwenden. Der Staat will mehr investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen, Kreditaufnahmen sollen erleichtert werden, damit sich mehr Bauern in eigenen Unternehmen selbständig machen können, Agrarprodukte werden bezuschusst; dieses Jahr werden zwölf Milliarden Euro Subventionen allein zur Stabilisierung der Getreidepreise verwendet. Eine Schlüsselrolle spielen die Weiterbildungskurse, die arbeitslos gewordene Wanderarbeiter in technische Fertigkeiten einweisen sollen, die auf dem Arbeitsmarkt besonders dringend gebraucht werden.

      Schon die gesamte Amtszeit von Präsident Hu Jintao hatte eine Umverteilung zugunsten der ärmeren Regionen zum Programm. Der Fünfjahresplan von 2006 umfasst auch die Bildung einer „neuen sozialistischen Landwirtschaft“, in der Bauern dazu befähigt werden sollen, als kapitalistische Unternehmer zu agieren; vermehrte Anreize zum privaten Unternehmertum gehören ebenso dazu wie Infrastrukturmaßnahmen. Gleichzeitig gab es massive steuerliche Entlastungen für das Land.

      Forderungen nach einer sozialen Neugliederung

      Doch eine Reihe von hohen Regierungsbeamten haben in den letzten Wochen zu erkennen gegeben, dass sie nichts Geringeres als eine Umgestaltung der ganzen sozialen Gliederung für notwendig halten. Ihre Vorschläge laufen darauf hinaus, die anachronistisch gewordene Bauern-Definition aufzulösen und dadurch die gesamte Gesellschaft für jene individuelle Eigeninitiative durchlässig zu machen, die den Städten so viel Erfolg gebracht hat.

      Das von der Regierung zur Konjunkturankurbelung angekündigte Geld, sagt Li Tie von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, solle auch zu einer Reform des Meldewesens verwendet werden, um der entscheidenden „kreativen Gruppe“ der Wanderarbeiter einen realen Platz in der Gesellschaft zu verschaffen, also auch dort, wo sie arbeiten: in den Städten.

      Ähnlich fordert Dong Keyong in der Wochenzeitung „Nanfang Zhoumo“ von den Städten Vorkehrungen, damit sich Wanderarbeiter in ihnen dauerhaft niederlassen und Unternehmen eröffnen können; so ließe sich langfristig die für China notwendige Binnennachfrage steigern.

      Als Voraussetzung, sagte der Entwicklungsforscher Tang Min auf einer von dem reformerischen Wirtschaftsmagazin „Caijing“ veranstalteten Konferenz, müsse so rasch wie möglich ein soziales Sicherungssystem auf dem Land aufgebaut werden.

      Eine ungwohnte Rolle für China

      Wenn diese Reformen tatsächlich durchgesetzt würden, stünde China eine Umgestaltung von nicht geringerem Ausmaß bevor, als sie in den neunziger Jahren die Privatisierung der meisten Staatsbetriebe mit sich brachte. Das Niveau der gesamten Wirtschaft würde auf einen Schlag gehoben: Die höheren Sozialleistungen und die bessere Ausbildung erfordern höhere Steuern und ein höheres Lohnniveau - und bedeuten für die ausländischen Abnehmer höhere Preise für höherwertige Produkte.

      Das ist riskant. Die vertraute Rolle Chinas als Billiglohnland würde sich rascher als geplant ändern, mit ungewissem Ausgang. Aber möglicherweise erzwingt die globale Krise einen solch plötzlichen Entwicklungssprung.

      So oder so beschwört die Lage der chinesischen Bauern wieder einmal große Veränderungen herauf. Jetzt betreffen sie allerdings zum ersten Mal die ganze Welt.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE…
      19 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 18:36:13
      Beitrag Nr. 804 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.427 von Maraho am 14.02.09 17:44:48Eine weitere Kritik am Zustandekommen und dem Inhalt des Konjunkturpaketes II:

      Ein löbliches Ziel, das nicht zu erreichen ist
      Von Lucas Zeise

      Noch nie sei auf einen Konjunktureinbruch so schnell und umfassend reagiert worden, meinte gestern in der Bundestagsdebatte zum Konjunkturpaket Freiherr von und zu Guttenberg. Offensichtlich ist der adelige Wirtschaftsminister in der Wahrnehmung der Realität so langsam wie sein Vorgänger Glos im sprachlichen Ausdruck. Immerhin wurde laut Glos in seinem Ministerium schon vor einem Jahr die Auflegung eines Konjunkturprogramms erwogen. Ein Jahr dauerte es also, bis die Wirtschaftsverbände, die orthodoxen Volkswirte und schließlich auch die Bundesregierung ihre interessegeleiteten Hemmungen gegen Konjunkturprogramme endlich aufgegeben haben. Wahrlich rasant!

      Wirklich schnell ging oder geht es dagegen bei der Bankenrettung. Das, so werden Gutwillige sagen, liegt daran, dass man im Falle einer drohenden Bankenpleite sofort handeln muss. Unter dem Zwang der Umstände hätten deshalb binnen Tagen, wenn nicht Stunden die zweistelligen Milliardenbeträge für IKB, Commerzbank und Hypo Real Estate locker gemacht werden müssen. Auch in den USA und in anderen westeuropäischen Ländern sei schließlich so verfahren worden. Eine Bank über die Wupper gehen zu lassen, habe verheerende Folgen. Das könne man ja am Fall Lehman Brothers gut erkennen.

      Diesen Fall sollte man sich, finde ich, noch einmal anschauen. Viele Volkswirte und Politiker argumentieren, erst nach dem Fall dieser Investmentbank sei die zuvor noch ziemlich harmlose zu einer gefährlichen Finanzkrise und zu einer Wirtschaftskrise geworden. Mir scheint, dass hier ein Mythos aufgebaut wird – ähnlich abgeschmackt wie die sonderbare und weit verbreitete Geschichtsinterpretation, für den Crash am Aktienmarkt von 2000 bis 2003 sei der Terroranschlag vom 11. September 2001 verantwortlich. Ähnlich wie 9/11 im Aktien-Crash ist der Fall von Lehman Brothers in der laufenden Finanzkrise nur eine Episode, mit dem Unterschied freilich, dass die Pleite der Brokerfirma ihrerseits Resultat der sich entfaltenden Finanzkrise war.

      Es stimmt, dass erst seit dem September 2008, als Lehman gefallen war, der zuvor noch ziemlich heiter gestimmte Aktienmarkt die Krise so richtig zur Kenntnis nahm. Richtig ist auch, dass speziell im Frühherbst die Mehrzahl der Indikatoren für die Realwirtschaft scharf nach unten knickte. Das allerdings kann mit Lehman Brothers nichts zu tun haben. Der Ölpreis beispielsweise sackte zwei Monate vor der Lehman-Pleite ab. Es würde bestimmt schwer fallen, das Abknicken des Auftragseingangs in Deutschland im Sommer 2008 als Folge der Lehman-Pleite darzustellen. Die direkte negative Wirkung der Lehman-Pleite bezog sich auf den Finanzmarkt im engeren Sinne. Lehman war am Markt für Bonds und Bondderivate schließlich einer der wichtigsten Spieler. Gut möglich, dass AIG und Merrill Lynch ohne diese Pleite nicht in so starke Bedrängnis geraten wären, dass sie beim Staat bzw., der Bank of America Schutz suchen mussten.

      Warum ist das überhaupt von Belang? Ich meine, dass der Mythos, die Pleite von Lehman Brothers habe die Finanzkrise erst schlimm gemacht, dazu dienen soll, noch mehr Geld für die Finanzbranche locker zu machen. Vor Lehman galt es als ausgemacht, dass lediglich im Zahlungsverkehr und im Kreditgeschäft aktive große Banken vom Staat vor dem Untergang bewahrt werden müssten, weil andernfalls eine Kreditausfalllawine und/oder ein Stopp des Zahlungsverkehrs die Folge wären. Nun, nach Lehman, gilt der Erhalt des Finanzmarktes oder einiger Teilsegmente schon als Grund, um eine Bank oder eine Brokerfirma am Leben zu erhalten.

      Die mittlerweile 100 Mrd. €, die der Hypo Real Estate zugeschoben wurden, sollen dem Überleben des Pfandbriefmarktes dienen. Sind die Herren im Finanzministerium sicher, dass sich dieser Einsatz lohnt? Der mit staatlichen Schulden besicherte Pfandbrief zumindest dürfte sich nicht mehr beleben lassen. Wie soll eine private Bank sich jemals billiger finanzieren können, als es die staatliche Institution (also etwa die deutsche Kommune oder die italienische Regionalregierung, die ihre Schulden über die Depfa oder die HRE dem Publikum verkaufen wollen) tut? Dieses Geschäft funktionierte auch vor der Krise nur mit riskantem Derivateeinsatz und Fristentransformation. Die Hypo Real Estate muss ohnehin abgewickelt werden.

      Notenbank und Regierung geben den Banken zur Zeit Kredit und Garantien in nach oben offenem Ausmaß. Das soll sie in die Lage versetzen, selbst wieder Kredite zu geben und sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Ein löbliches Ziel, das auf absehbare Zeit nicht zu erreichen ist. Die Wirtschaftskrise beginnt gerade erst, ihre negative Wirkung auf Umsatz und Gewinn der Unternehmen zu entfalten. Wem sollen die Banker nun Kredit geben? In zunehmendem Maß brauchen Unternehmen jetzt Kredit, nicht um in einem wachsenden Markt zu investieren, sondern um in einem schrumpfenden Markt Zahlungsausfälle zu überbrücken. Da ist keine lebhafte Kreditvergabe zu erwarten.

      Das viele Geld für die Banken wird also gerade ausreichen, um sie überleben zu lassen. Die bessere Strategie ist es, das Geld für die Stützung der privaten Endnachfrage und der staatlichen Investitionsnachfrage zu verwenden. Die halbtoten Banken müssen vom Staat übernommen und dann in großen Teilen abgewickelt werden. Das wird teuer genug sein, aber immer noch billiger als die aktuell laufende Schüttaktion in Fässer ohne Boden.

      Quelle: http://blog.zeit.de/herdentrieb/2009/02/14/ein-lobliches-…
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 19:00:44
      Beitrag Nr. 805 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.579.055 von Maraho am 14.02.09 10:14:19Bei uns sind die Bürger laut einer (noch) Umfrage gelassen.
      Sollte es jedoch so weit kommen wie in Irland...


      Krise in Europa

      Der Abstieg des Wirtschaftswunderlandes Irland
      Von Tina Kaiser

      Irland galt in der Europäischen Union lange Zeit als mustergültiges Beispiel für wirtschaftlichen Aufschwung. Nun ist der Inselstaat binnen Monaten abgestürzt: Die Wirtschaftsleistung schrumpft, die Arbeitslosigkeit nimmt dramatisch zu. Das Beispiel der Stadt Limerick zeigt, wie hart die Krise zuschlägt.


      Die Schlange reicht fast komplett um den mächtigen alten Backsteinbau. Rund 200 Menschen warten an diesem Montagmorgen vor dem Arbeitsamt der irischen Stadt Limerick. Es wird nicht viel gesprochen, die meisten starren zu Boden und treten nervös von einem Fuß auf den anderen. Gerade mal null Grad sind es heute, der Wind pfeift durch die breite Straße. Auf Platz 14 der Schlange vergräbt John seine Hände in der Bauchtasche seines grauen Kapuzenpullovers. Als das Jobcenter um halb zehn Uhr endlich die Türen öffnet, hat der 21-Jährige fast eineinhalb Stunden in der Kälte gestanden. Trotzdem wird er noch vier weitere Stunden warten, bis er endlich mit einem Berater sprechen kann.

      "Ich würde absolut jeden Job annehmen", sagt er. Viel Hoffnung hat er allerdings nicht. "Die Chancen, in den nächsten zwölf Monaten Arbeit zu bekommen, sind doch gleich null." John schüttelt den Kopf: "Hätte mir das einer vor zwei Jahren gesagt, ich hätte es nicht geglaubt."

      Wie sollte er auch: Rezession, Arbeitslosigkeit und Existenzangst waren für John und seine Generation bisher nur abstrakte Begriffe -Dinge, die andere Länder betreffen, aber doch sicher nicht Irland. Das Land galt seit den 90er-Jahren als die Vorzeigeökonomie. Günstige Unternehmensteuersätze, niedrige Löhne und gut ausgebildete, englischsprachige Arbeitskräfte lockten amerikanische Konzerne wie Google, Microsoft, Intel, HP, Pfizer oder IBM an. Vom Armenhaus Europas entwickelte sich der "keltische Tiger" in zwei Jahrzehnten zu einem der reichsten Länder der Welt. Im Jahr 2006 hatten die Iren nach den Luxemburgern das zweithöchste Pro-Kopf-Einkommen aller 27 EU-Länder. Vollbeschäftigung und Wachstumsraten von bis zu 10,7 Prozent ließen Wirtschaftspolitiker sämtlicher westlicher Nationen vor Neid erblassen.

      Die Party ist vorbei. Nach 25 Jahren konstanten Wachstums schlitterte Irland als erstes der EU-Länder im vergangenen Herbst in eine Rezession. Aus einem Land, in dem es jeder schaffen konnte, wenn er nur wollte, ist in kürzester Zeit eine Nation am Abgrund geworden. Die Schuldenquote - also das Verhältnis von öffentlichen Schulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) - vervierfachte sich seit 2007 auf mehr als 80 Prozent. Viele reagieren mit Sarkasmus. "Was ist der Unterschied zwischen Island und Irland? Ein Buchstabe und sechs Monate", ist zurzeit der meisterzählte Witz unter Iren.

      John kann nicht darüber lachen. Seine Heimatstadt Limerick ist am härtesten von der Krise in Irland getroffen. Um 70 Prozent stieg hier in den vergangenen zwölf Monaten die Arbeitslosigkeit. Seit dem 8. Januar weiß jeder hier, dass es 2009 noch viel schlimmer kommen wird. An diesem Tag gab der Computerhersteller Dell bekannt, 1900 Mitarbeiter am Standort Limerick zu entlassen. Die Produktion wird dichtgemacht und komplett nach Polen verlagert, wo die Löhne um ein Drittel niedriger sind. Für Irland ist die Nachricht ein schwerer Schlag, denn Dell erwirtschaftete als zweitgrößter Arbeitgeber des Landes rund fünf Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der Nation. Für Limerick kommt die Nachricht einem Todesurteil gleich.

      Karan O'Loughlin steuert ihren Kleinwagen über die leere Ausfallstraße in Richtung Raheen Business Park, einem Industriegebiet im Südwesten von Limerick. "Am Verkehr kann man sehen, wenn gerade ein Schichtwechsel bei Dell ansteht. Dann ist hier alles verstopft", sagt O'Loughlin. Die Gewerkschafterin von Irlands größter Handelsgewerkschaft SIPTU vertritt die Rechte von Zehntausenden Mitarbeitern der produzierenden Firmen Limericks. Mit ihren rotbraunen halblangen Haaren, dem runden Gesicht, der eckigen Brille auf der Nasenspitze und dem strengen Blick sieht sie ein bisschen wie die Fernsehrichterin Barbara Salesch aus. Im Fall von Dell steht ihr Urteil fest. "Der Wegzug ist eine Katastrophe für die Stadt."

      Nachdem sich Dell 1990 in Limerick angesiedelt hatte, entstand um die mit Sicherheitsschranken abgesperrte Produktionsstätte herum der Raheen Business Park. Die meisten der dort ansässigen Firmen sind Dell-Zulieferer. Sie verlieren ihre Existenzgrundlage, wenn der US-Konzern nach Polen abrückt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass mindestens fünf dieser Firmen die nächsten Monate nicht überleben werden." Zwei Hotels haben seit Anfang des Jahres schon dichtgemacht. Auch Taxiunternehmen und Restaurants rechnen mit Umsatzeinbrüchen von bis zu 50 Prozent. 5000 bis 10 000 Arbeitsplätze werden wohl insgesamt in Limerick verloren gehen. Bei einer Stadt mit weniger als 80 000 Einwohnern geht das an die Substanz.

      Auch Johns Arbeitgeber Irish Cargo Express (ICE) hängt am Tropf von Dell. Die Firma verdiente bislang gutes Geld damit, Computer-Komponenten zu verpacken und in die Welt zu schicken. Damit ist es jetzt vorbei: Jeder zweite der 200 ICE-Mitarbeiter erhielt vergangene Woche die fristlose Kündigung. Wirklichen Grund zur Hoffnung hätten die anderen Kollegen aber auch nicht. "Ich glaube, die Firma wird pleitegehen", sagt John. Der 21-Jährige überlegt, es seinen Urgroßeltern gleichzutun und nach Kanada auszuwandern. "Hier gibt es doch keine Perspektive für mich."

      Dabei hat John noch Glück im Unglück. Er lebt bei seinen Eltern und kann erst mal auf deren Unterstützung hoffen. "Viele meiner Kollegen haben Kinder und hohe Hypotheken, die nicht vom Arbeitslosengeld finanziert werden können." Anders als in Deutschland berechnet sich die staatliche Hilfe in Irland nicht nach dem letzten Nettoeinkommen. Jeder erhält einen Standardsatz von 815 Euro pro Monat - dazu kommen kleine Zulagen für Kinder oder nicht erwerbstätige Ehepartner.

      "Die Arbeitsämter sind komplett überlastet", sagt die Gewerkschafterin O'Loughlin. Oft dauere es acht Wochen, bis überhaupt die erste Zahlung bei den Arbeitslosen einginge. "Offenbar war keiner in unserem Land darauf vorbereitet, dass der Boom irgendwann vorbei sein könnte."

      Dabei hatte es Alarmsignale genug gegeben. Hauptgrund für den Zusammenbruch der irischen Wirtschaft war nicht die Abwanderung einzelner Firmen wie Dell, sondern eine gigantische Immobilienblase, die im vergangenen Jahr platzte. Wirtschaftsexperten warnten seit Jahren vor den in ungesunde Höhen gestiegenen Häuserpreisen. "Wir haben in den vergangenen Jahren gedacht, dass Exporte und Wettbewerbsfähigkeit keine Rolle spielen und dass wir reich werden können, indem wir uns gegenseitig Häuser verkaufen", mahnte Morgan Kelly, Professor am University College Dublin schon 2006.

      Während in den 90er-Jahren das Wachstum hauptsächlich durch die Ansiedlung multinationaler Konzerne zustande kam, sei die Förderung der Exportwirtschaft in den vergangenen Jahren zusehends in Vergessenheit geraten und durch den Boom in der Bauindustrie verdrängt worden, so Kelly. 2007 steuerte die Bauindustrie mit ihren Umsätzen rund ein Viertel des BIP bei - Milliarden, die jetzt dem Steuerhaushalt fehlen. Seit dem Platzen der Blase sind Immobilien nur noch etwa die Hälfte wert. Geplante Bauprojekte wurden fast gänzlich gestoppt.

      "Es ist zum Verrücktwerden", sagt James Houlihan. Der 32-Jährige sitzt in einem Restaurant nicht weit vom Raheen Business Park und rührt missmutig in seinem Tee. "Seit zwei Jahren haben wir die Regierung angebettelt, für neue ausländische Investitionen in Limerick zu sorgen. Aber die haben nicht zugehört." Houlihan arbeitet seit zehn Jahren in der Verwaltung von Flextronics, einem Logistik-Dienstleister für Dell. Den Job hat er schon lange abgeschrieben, seine Kündigung sei weniger eine "Ob-, sondern eine Wann-Frage". "Wir wissen seit zwei Jahren, dass Dell diese Fabrik in Polen baut."

      Trotzdem habe die Regierung nichts unternommen, um neue Unternehmen anzusiedeln. Die letzte Firma, die sich in Limerick niederließ, war der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson - vor rund zehn Jahren. Der 32-Jährige sitzt im Stadtrat von Limerick. Dort war der drohende Abgang von Dell lange ein Thema. "Aber das ist eine Aufgabe der Regierung. Uns waren die Hände gebunden." Vergangene Woche hat die Regierung nun endlich eine Arbeitsgruppe aus prominenten Managern und Politikern gebildet, die für neue Jobs in Limerick sorgen soll. Erste Ergebnisse werden aber erst in einem Jahr erwartet. "Viel zu spät für Tausende von Arbeitslosen, von denen viele bis dahin ihre Häuser verloren haben werden."

      Juan Carlos Azzopardi wäre froh, wenn es für seine Schützlinge überhaupt eine Taskforce gäbe. Seit 1992 arbeite der 44-jährige Sozialarbeiter im Gemeindezentrum von Moyross, einem Problembezirk im Norden der Stadt. Drogen, Kriminalität und Bandenkriege sind an der Tagesordnung. Mindestens einen Mord pro Jahr hat Moyross durchschnittlich zu verzeichnen. Die rund 3500 Einwohner des Stadtteils sind diejenigen, die nie wirklich vom Wohlstand des "keltischen Tigers" profitieren konnten.

      "Die durchs Raster Gefallenen hat der Staat hier in Sozialbauten zu einem Getto zusammengepfercht", sagt Azzopardi. Der Sozialarbeiter führt durch die vermüllten, leeren Straßen. In einem der grauen, kasernenartigen Häuser öffnet eine Frau im Pyjama die Tür. Die Sozialarbeiter sprechen hier vom "Schlafanzug-Index": Je weniger Menschen sich die Mühe machen, sich während des Tages anzuziehen, desto schlechter ist die wirtschaftliche Situation. Der Index ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen. Auf rund 50 Prozent schätzt Azzopardi die Arbeitslosenquote. "Im Extremfall könnte sie zurück auf den Höchststand von 80 Prozent steigen."

      Azzopardi ist frustriert. Hatte die Regierung 2006 nach einem Brandanschlag auf zwei Kinder doch endlich das Okay gegeben, die Gegend zu sanieren. Neue Häuser, ein Schwimmbad, ein Sportplatz, das alles wurde ihnen versprochen. Aber es ist klar, dass bei Irlands Rekorddefizit das Moyross-Projekt als eines der ersten gestrichen wird. "Wir stehen ganz unten auf der Prioritätenliste."

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3205997/Der-Abstieg-d…
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      Avatar
      schrieb am 14.02.09 19:04:06
      Beitrag Nr. 806 ()
      Wie immer, vielen Dank allen Lesern und einen schönen Abend!

      Ich hoffe, es war wieder etwas lesenswertes dabei für den einen oder die andere.

      Maraho
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 19:39:46
      Beitrag Nr. 807 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.596 von Maraho am 14.02.09 19:04:06Hallo Maraho,

      machst hier eine super Zeitung in Zeiten, wo der Blätterwald immer dünner wird und Redakteure massenhaft entlassen werden!
      Danke - viel Lesenswertes für mich dabei.:)
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 19:42:01
      Beitrag Nr. 808 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.591 von Maraho am 14.02.09 19:00:44Sollte heißen: Bei uns sind die Bürger laut einer Umfrage (noch) gelassen.
      Pardon! ;)

      Schönen Abend euch allen!
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 19:55:34
      Beitrag Nr. 809 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.671 von kevine1 am 14.02.09 19:39:46Guten Abend kevine,

      wie immer, ich habe Dir zu danken! ;)

      Sicher hast Du den Beitrag aus der "taz" über die (sich anbahnende ) Misere bei den Zeitungsverlagen gelesen. In der Tat,
      aufgrund meiner vielseitigen Recherchen kann ich durchaus bestätigen, daß es sehr schwer ist, etwas "besonderes" bzw.
      "eigenes" in den verschiedenen Blättern zu finden. Hier und da hat man Glück, aber es ist schon erschreckend, wie sich die Inhalte oft gleichen. Kein Wunder, daß alles immer "glatter" wird.
      Wenn das so weitergeht, reicht irgendwann wieder eine Zeitung!

      Ein schönes Wochenende wünscht Dir Maraho
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 20:36:33
      Beitrag Nr. 810 ()
      428 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 20:41:57
      Beitrag Nr. 811 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.671 von kevine1 am 14.02.09 19:39:46kevine,
      extra noch für Dich!

      Eine lange, aber schaurig-schöne Geschichte zum späten Abend, wie ich finde. Sie hat was.

      So wünsche ich Dir (euch) nun viel Freude beim Lesen...


      Finanzkrise

      Der Weg des Samurai
      Von Claude Baumann und Peer Teuwsen

      Alex Widmer, Chef von Julius Bär, war der erfolgreichste Privatbanker der Schweiz. Wie kein anderer hatte er die Mechanismen der Märkte durchschaut. Deshalb traf die Finanzkrise den Draufgänger wie ein Schlag. Den Niedergang begriff er als persönliche Niederlage – und erhängte sich.


      Am Montag, dem 1. Dezember 2008, stellt er zum ersten Mal die unerhörte Frage. Kurz vor Feierabend sitzt er mit Jan Bielinski zusammen, Sprecher der größten Schweizer Privatbank und einer seiner engsten Mitarbeiter. Man genießt eine Zigarre, schweigt, kommt zur Ruhe, während der Flachbildschirm an der Wand weiterflimmert; mit ausgeschaltetem Ton überträgt er die katastrophalen Nachrichten aus der Hochfinanz. In diese Stille fragt Alex Widmer aus seinem Sessel heraus: »Jan, was habe ich falsch gemacht?«

      Bielinski ist überrascht, weil er solch selbstkritische Worte, so viel fundamentalen Selbstzweifel, von seinem Chef noch nie gehört hat. Widmer ist immer ein unbedingter Optimist, ein Macher gewesen, vom Glauben beseelt, der Mensch sei seines Erfolgs eigener Schmied. Wer versagt, ist selbst schuld.

      Aber schon in den Monaten zuvor hatten manche Leute in der Bank Julius Bär bemerkt, dass ihr Vorgesetzter ruhiger war als sonst. Es gab Meetings, da sagte er kaum ein Wort. Das fiel auf bei einem, der ganze Teams in Euphorie versetzen konnte, der die Überzeugung des grenzenlosen Wachstums vorlebte wie kein anderer und eine Schaffenskraft an den Tag legte, die ihresgleichen suchte. An diesem 1. Dezember nimmt Bielinski seinen ganzen Mut zusammen und sagt: »Alex, du gefällst mir gar nicht.«

      Es braucht einiges für eine solche Äußerung, denn in der Bank und insbesondere in der Chefetage spricht man nicht über persönliche Befindlichkeiten. Was zählt, sind Leistung und Erfolg. Nun aber insistiert Bielinski, zum ersten Mal: »Alex, du weißt, es gibt auch Medikamente.« Widmer aber biegt das Gespräch sofort ins Ungefähre ab. Sein Gegenüber kann nicht wissen, dass er seit einer Woche Antidepressiva nimmt.

      Zwei Tage später, am 3. Dezember, hält die Julius-Bär-Gruppe um 14 Uhr die letzte Verwaltungsratssitzung des Jahres ab. Was sich in den zwei Monaten zuvor abgezeichnet hat, wird nun Gewissheit. Die Expansionsstrategie des Instituts, für die man Alex Widmer drei Jahre zuvor geholt und die er mit der ihm eigenen, bisweilen fast aggressiven Beharrlichkeit verfolgt hatte, wird gestoppt. Die Bank ist vor dem Hintergrund der Finanzkrise, die selbst mächtigste Firmen wie Merrill Lynch oder die Schweizer UBS an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat, nicht länger bereit, so hohe Investitionen für weitere Filialeröffnungen in der ganzen Welt zu tragen. Nun sind Bescheidenheit und Maßhalten angesagt. Alex Widmer schweigt fast ausnahmslos in jener Sitzung. Wochen später wird Raymond J. Bär, Verwaltungsratspräsident des Bankhauses, sagen: »Alex hatte wohl unterbewusst erkannt, dass seine Skills in Zukunft weniger gefragt sein würden.«

      Die Sitzung ist um 16 Uhr zu Ende, zwei Stunden früher als geplant. In seinem Büro bespricht sich Widmer ein letztes Mal mit dem Amerikaner David Solo, dem Co-CEO der Bank, der 9 Jahre jünger ist. Vom Naturell her könnten die beiden nicht gegensätzlicher sein. Da Widmer, ein rastloser Lebemann, ein eitler bisweilen auch, dem man diese Charaktereigenschaft aber nachsieht, weil er offen und ehrlich wirkt – gewinnend zumeist. Dort Solo, der nüchterne Analytiker, nach außen absolut emotionslos, ein Mensch, der gut in die Welt der Finanzen passt, indem er traumwandlerisch komplexe Zusammenhänge rasch erfasst.

      Nach dem Gespräch verlässt Widmer sein Büro, etwas unordentlich, so, als ob er nochmals zurückkehren würde. Daran erinnert sich Raymond J. Bär später. Er wollte mit Widmer sprechen; nach der Verwaltungsratssitzung ging es ihm ebenfalls nicht sonderlich gut. Doch Widmer war schon weg. Zu jenem Zeitpunkt ist Alex Widmer in sein Haus im aargauischen Städtchen Baden gefahren. Hier sind seine drei Kinder aufgewachsen, hier hat er mit seiner Frau Vera gelebt, bevor sie im März 2006 an Krebs starb. Er schreibt vier Abschiedsbriefe. Dann erhängt er sich im Wohnzimmer. Damit man später die Tür nicht aufbrechen muss, lässt er den Schlüssel außen stecken.

      Selbstmorde von Männern, die an der Finanzkrise zerbrechen, haben sich enorm gehäuft. In die Öffentlichkeit dringen nur die bekanntesten Namen. Der deutsche Unternehmer Adolf Merckle warf sich vor einen Zug, der französische Investmentberater René-Thierry Magon de la Villehuchet schlitzte sich die Pulsadern auf, der dänische Banker Christen Schnor erhängte sich, der amerikanische Immobilienhändler Steven Good erschoss sich. Sie alle sahen ihr Lebenswerk zerstört, nachdem sich viele ihrer Prinzipien durch die neuen Realitäten der Krise als falsch und nichtig erwiesen hatten. Und je rascher sich Männer auf fundamentale Veränderungen einstellen müssen, desto bedrohter wird ihre Psyche. Das erlebte auch Karina Robinson, die Witwe des Bankers Kirk Stephenson, der sich im September letzten Jahres in England unter einen Hochgeschwindigkeitszug warf. Er hatte angesichts der finanziellen Probleme seiner Firma Olivant keinen anderen Ausweg mehr gesehen. In einem bewegenden Artikel schrieb Karina Robinson Ende Januar im Wall Street Journal: »Mein Mann teilte seine Sorgen mit mir, aber er weigerte sich, professionelle Hilfe anzunehmen oder auch nur Freunde um Rat anzugehen, weil er glaubte, dies würde nichts nützen.«

      Im letzten Oktober, als Alex Widmer bei einem Spaziergang mit seiner Lebenspartnerin Susanne Mühlemann, die er im Herbst 2006 bei einem Alumni-Treffen der Hochschule St. Gallen kennengelernt hat, ein Gespräch über die Seele beginnt, fragt er unvermittelt: »Was passiert eigentlich mit der Seele, wenn sich jemand umbringt?« Mühlemann, ein sehr gegenwärtiger Mensch, verwirft die Frage. Im November dann sagt Widmer zu ihr: »Es ginge euch allen wohl besser ohne mich.« Mit »allen« meint er seine Kinder, seine Freundin und die Bank. Widmer nimmt sich vor, Bär mitzuteilen, dass er seinen Posten zur Verfügung stellen wolle. Er sei »dieser Bank nicht mehr würdig«. Doch er tut es nicht. Sein Zustand verfinstert sich weiter. Mitte November sagt ihm seine Partnerin, dass er jetzt wirklich zum Arzt müsse. Er sei ernsthaft krank. Widmer willigt ein, verschiebt jedoch den Termin. Erst zehn Tage vor seinem Tod lässt er sich Antidepressiva verschreiben.

      Der frühere Vorstandsvorsitzende der Halifax Bank of Scotland (HBOS), Lord Stevenson of Coddenham, ist einer der wenigen Banker, die öffentlich gestanden, unter klinischen Depressionen zu leiden. Er sagt heute, es sei wichtig, ein menschliches Umfeld in den Banken zu schaffen, das auf mentale Schwierigkeiten der Mitarbeiter reagiere. Vor allem müsse man ältere Angestellte im Auge behalten. Sie seien besonders gefährdet, dem immensen Druck zu erliegen.

      Die Bank Julius Bär kommuniziert den »überraschenden« Tod ihres Chefs am Freitag in einer knappen Pressemitteilung. Von einem Selbstmord ist nicht die Rede. Dafür beeilt sich das Unternehmen zu betonen, dass der Hinschied in keinem Zusammenhang mit dem Geschäftsgang der Bank stehe. Dennoch bricht der Kurs der Julius-Bär-Aktie an jenem Tag um 10 Prozent ein. Wenige Tage später, an der Abdankung für die Mitarbeiter, wird Verwaltungsratspräsident Raymond J. Bär sagen: »Für Kollegen und Kunden gleichermaßen, aber auch für die Branche war Alex Widmer der Inbegriff des Schweizer Private Bankers.«

      Die Medien berichten global über Widmers Tod. Er sei einer der top banker dieser Welt gewesen, schreibt die New York Times . Das Handelsblatt meint: »Alex Widmer war ein Banker, der auffiel. Das lag zum einen an seinem Äußeren, das so gar nicht zum uniformen Bankerlook passte: Mit dem stets fast auf Zopflänge getragenen, grauen, zurückgekämmten Haar glich er eher einem spanischem Edelmann.«

      Widmer wächst in ländlicher Idylle auf. Sein Vater ist Schreiner bei der Chemiefabrik Soda im aargauischen Zurzach, seine Mutter ist als italienische Gastarbeiterin in die Schweiz eingewandert. Er ist ein Schüler mit dem Ehrgeiz, nicht nur der Beste, sondern auch anders als alle andern zu sein. Deshalb will er Banker werden, nicht Arzt oder Lehrer. Die Finanzwelt, die Börse, das ständige Auf und Ab der Aktienkurse, diese Hektik, das fesselt einen Draufgänger wie ihn. In den Sommerferien, wenn seine Freunde mit dem Railpass durch Europa reisen, bleibt er zu Hause. Er bestellt sich Geschäftsberichte von Großunternehmen wie Nestlé, Brown Boveri oder Georg Fischer. Diese Unterlagen liest er akribisch und kauft sich dann mit 16 Jahren seine ersten Aktien – Papiere des Schuhherstellers Bally. Schon damals hat er ein goldenes Händchen. Später werden seine Kenntnis der Finanzmärkte und seine Intuition von allen, die ihm begegnen, bewundert werden.

      Wenige Monate vor seinem Tod, als die Börse schon tief gefallen ist, sagt er in seinem letzten langen Interview: »Das Funktionieren der Märkte fasziniert mich ungemein, die Preisbildung der Aktien, die Psychologie der Märkte, die Psychologie der Leute. Daran wird sich nie etwas ändern.« Und dann spricht er einen jener Sätze aus, die man heute anders auffasst: »Wenn es an der Börse gut läuft, hängt der Himmel voller Geigen, wenn es schlecht läuft, bedeutet das den Tod.«

      Bereits im Laufe des Jahres 2007 sagt er seinen engsten Vertrauten wiederholt, der Boom an den Finanzmärkten könne nicht so weitergehen. Nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking werde es zu einem großen Kollaps kommen. Doch Widmer hält sich nicht an seine eigenen Voraussagen, wenngleich er beobachten kann, wie alles darauf hinausläuft. Vielleicht handelt er nicht so, wie er sollte, weil er düsteren Prognosen in seinem Innersten nicht glauben kann – dafür ist er zu sehr Optimist. Ein fataler Widerspruch. Zuletzt wird sich Widmer dafür selbst die Schuld geben und die Konsequenzen ziehen.

      1981 geht er an die Hochschule St. Gallen, der Talentschmiede für Wirtschaftskräfte. Josef Ackermann, Konzernchef der Deutschen Bank, hat dort studiert genauso wie Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, der zweitgrößten Schweizer Bank. Auch in St. Gallen ist Alex Widmer vom Ehrgeiz getrieben, ohne dass er es sich mit den Studienfreunden verspielt. Im Gegenteil, er ist ein beliebter Kommilitone, nicht zuletzt weil er zu feiern weiß. Er kann sich einiges leisten, schließlich ist er einer der Besten, wenn nicht der Beste. Schon vor dem Studium hat er die beste Matur seines Jahrgangs geschafft, und so geht es weiter. Er liefert das beste bankwirtschaftliche Diplom seines Studiengangs und schließt den Doktor summa cum laude ab. »Ich habe immer hart gearbeitet. Das hat dazu geführt, dass ich so oft der Beste war«, sagt er wenige Monate vor seinem Tod.

      Ein Erlebnis in Widmers Kindheit wird sein Denken prägen. Er ist mit dem Vater auf einem Spaziergang, als ihnen ein Mann begegnet, den der Vater mit einer Verbeugung und den Worten grüßt: »Grüezi, Herr Doktor!« In diesem Augenblick, wird er Jahre später in einem vertrauten Moment sagen, habe er beschlossen, ein »Doktor« zu werden: »Diesen Respekt, den wollte ich auch.«

      Als Doktor der Wirtschaftswissenschaften bleibt Widmer zunächst in St. Gallen, wo er als Unterrichtsassistent arbeitet. Dank dieses 60-Prozent-Pensums kann er sich seine erste kleine Wohnung leisten und einen alten VW. Als ihm sein Doktorvater vorschlägt, sein Nachfolger zu werden, zögert Widmer allerdings, obschon ihm das Salär von 120000 Franken sehr verlockend vorkommt. Widmer entscheidet sich für die Bank. Angebote hat er genug. Die großen Institute reißen sich um den talentierten Mann. Zudem kennt Widmer ein paar Verantwortliche, weil er an der Uni eine Zeitlang für die Rekrutierungsanlässe der Banken zuständig ist. Schließlich gibt er der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) den Zuschlag. Sie stellt ihm einen Auslandsaufenthalt in Aussicht. Widmer, voller Tatendrang, aber letztlich noch völlig ahnungslos, will in die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden einsteigen, die Königsdisziplin der Schweizer Banken. »Das Private Banking«, wird ihm sein Mentor bei der SKA, Hans-Ueli Dörig, jedoch erwidern, »ist nichts für Sie. Das ist ja bloß, mit dem Hund reicher Kundinnen spazieren zu gehen und übers Wetter zu plaudern. Mit Ihren Talenten gehören Sie in die Corporate Finance. Sie sind ein Investmentbanker.«

      »Ich stand im Schützengraben. Ich war an der Front«

      Nach seinem Einstand in Zürich 1986 wird Widmer ein Jahr später nach New York zur First Boston versetzt, einer späteren Tochtergesellschaft der SKA, damals aber noch eine der ruhmreichsten Institutionen an der Wall Street. Die Bank zählte zu jenen Häusern, welche die großen Deals abwickelte, die Mergers & Acquisitions, wie die millionen-, später milliardenschweren Fusionen und Übernahmen genannt werden. So kann Widmer Wall-Street-Größen wie Bruce Wasserstein und Joe Perella über die Schulter schauen, so erfährt er Demut angesichts der Wenigkeit seiner selbst, aber auch Draufgängertum inmitten dieser »Söldner«, die stets im Dienste dessen stehen, der am meisten zahlt. In New York beginnt, was seine Karriere in der Folge immer auszeichnet und das er einmal so beschreibt: »Mein Leben lang habe ich mich in der Finanzwelt bewegt. Nicht von oben herab, nicht aus der Vogelperspektive, sondern von unten, dort, wo ich angefangen habe. Ich stand im Schützengraben. Ich war an der Front. Ich habe stets den Kundenkontakt gesucht und dabei all die Frustrationen erfahren, die auch meine wurden.«

      Der 15. September 2008 wird zum Anfang vom Ende des Alex Widmer. Es ist der Tag, an dem die Weltöffentlichkeit erfährt, dass die amerikanischen Behörden die Investmentbank Lehman Brothers kollabieren lassen. Damit wird ein Exempel statuiert; damit wird klar, dass die Krise längst von viel größerer Dimension ist, als man angenommen hat, und der Niedergang, das Scheitern größter Institutionen möglich geworden ist. Von da an werden die Börsen rund um den Globus in einer hypernervösen Kadenz immer wieder einbrechen und die Fehlkonzeption der Finanzmärkte erbarmungslos offenbaren. Und von diesem Tag an ist Alex Widmer nicht mehr der gleiche Mensch. Er verliert viel Geld, seine Bank auch. Aber nicht nur das. Mit seiner Erfahrung, seinen profunden Kenntnissen weiß Widmer besser als die meisten, dass alles noch viel schlimmer kommen wird. Damals sagt er: »Ich habe fast 30 Jahre gearbeitet, um mir diese Glaubwürdigkeit, diesen Respekt zu erschaffen. Ich habe mir ein Gesicht erarbeitet. Und jetzt soll alles zu Ende sein?« Widmer kann nachts nicht mehr schlafen. »Am Schluss fürchtete er um seinen Job«, sagt Susanne Mühlemann. Von diesem 15. September 2008 an kann man verfolgen, wie das Konstrukt dieses Erfolgsmenschen in sich zusammenbricht.

      In New York arbeitet Widmer im Arbitragegeschäft, so heißen Transaktionen, die bereits auf geringsten Kursschwankungen zwischen verschiedenen Märkten beruhen. Wenn für dieselbe Ware oder für dasselbe Finanzprodukt an zwei Orten auf der Welt für einen kurzen Augenblick ein unterschiedlicher Preis bezahlt wird, kann der talentierte Banker diese Differenz zu seinen Gunsten ausnutzen. Jetzt erfährt Widmer, wie atemlos die Finanzwelt ist, von frühmorgens bis spätabends, und dass es keinen Erfolg ohne totale Hingabe gibt.

      Das Arbitragegeschäft verliert aber während der achtziger Jahre in den USA aufgrund von Wechselkurs- und Zinsveränderungen rasant an Bedeutung; Widmer wird an den Hauptsitz nach Zürich zurückbeordert. Doch schon bald erhält er eine neue Herausforderung in Japan, wo 1988 der Kapitalmarkt extrem floriert. Widmer erlebt gerade noch die Ausläufer der Japan-Hausse, also das Phänomen der Blase, der Übertreibungen. Widmer wird nie sagen können, er habe nicht gewusst, wie Erfolg in Misserfolg umschlagen kann. Der Nikkei-Index, das Börsenbarometer der japanischen Firmenwelt, notiert auf seinem Höhepunkt bei knapp 39000 Punkten, innerhalb weniger Jahre bricht er auf unter 8000 ein.

      1996 kann Widmer nach Singapur wechseln, wo die Credit Suisse stark expandiert. Ihrer Zeit und der Konkurrenz weit voraus, erkennt sie, welches Potenzial in dieser Region steckt. Mit der Globalisierung wächst der neue Wohlstand in diesem Teil der Welt geradezu exponentiell. Davon will sich die Schweizer Bank einen Teil sichern, Widmer ist der Mann für diese Mission. Das ist auch sein erster Kontakt mit dem Private Banking – und ein Karrierebeschleuniger. Schnell steigt er mit seinen empathischen Fähigkeiten zum »Mr. Swiss Banking« einer ganzen Region auf. »Alex Widmer hat die Gabe, sich auf höchst unterschiedliche Kulturen einlassen zu können«, erinnert sich Wilfried Kofmehl, heute Chef von Julius Bär in Singapur, und Marc Faber alias »Dr. Doom«, der Schweizer Börsenguru in Asien, sagt: »Er kannte alle wichtigen Leute hier.« Asien wird zu Widmers zweiter Heimat, er identifiziert sich mit der Lebensweise, der Mentalität von Japanern und Chinesen; sie passt zur Beharrlichkeit, zur Selbstbeherrschung, zum Stolz und Ehrgeiz, also zu jenen Tugenden, die seit je Widmers Denken und Handeln durchdringen.

      Nach der Millenniumswende wird der Frontmann nach Zürich zurückberufen, wo er in die Konzernleitung der Großbank aufsteigt – er wird Chef Private Banking. Allerdings stürzt das Platzen der Hightechblase die CS in eine Krise, das Geschäft harzt, und je mehr sich Widmer, der Selfmademan, ins Zeug legt, desto mehr vernachlässigt er seine Chefpflichten; es kommt zu internen Machtrangeleien. Bald steht Widmer mit dem Rücken zur Wand, drei seiner direkten Untergebenen sprechen sich bei Konzernchef Oswald J. Grübel gegen Widmer aus. Und schon ist er seinen Posten los. Sein neuer Funktionstitel »Senior Advisor« kommt ihm wie eine Erniedrigung vor. Auch über diese tiefe Verletzung hat Widmer nie geredet.

      Seine Frisur ist ein Markenzeichen, das von jungen Bankern kopiert wird

      Als ihm Raymond J. Bär 2005 die Leitung der Julius-Bär-Gruppe anbietet, zögert Widmer nicht lange, auch wenn seine Stelle kurze Zeit später wieder verschwindet. Im Zuge einer Reorganisation erhält Widmer mit Johannes de Gier einen ehemaligen UBS-Mann vor die Nase gesetzt und muss sich mit der Position Chef Private Banking begnügen. Er akzeptiert das, und noch kurz vor seinem Selbstmord sagt er stolz: »Ich musste in meinem Leben einige Male zurückbuchstabieren. 1996 bei der großen Reorganisation der Credit Suisse, später, als ich bei der CS nach fast 20 Jahren Firmentreue gehen musste, und schließlich auch bei Julius Bär, als ich im Zuge einer Reorganisation zunächst wieder zurückgestuft wurde.« Den Krebstod seiner Frau erwähnt er damals nicht. Raymond J. Bär hatte ihm angeboten, eine Auszeit zu nehmen, Widmer, der Samurai, wollte nichts davon wissen. Private Gefühle gehören nicht ins Geschäft. An der Bilanzpressekonferenz der Julius-Bär-Gruppe, am 8. Februar 2008, erfährt Widmer, dass seine Mutter Clara gestorben ist. Er lässt sich nichts anmerken, verschwindet, kehrt bald zurück, um einigen Medien Rede und Antwort zu stehen.

      Widmer zeigt gern, was er hat. Er fährt mit offenem Hemd im Bentley zum Büro an der Zürcher Bahnhofstrasse. Sein mit viel Gel straff nach hinten gekämmtes Haar fällt deutlich über den Nacken. Damit hat er ein Markenzeichen geschaffen, das von einigen jungen Bankern bereits kopiert wird. In Wahrheit ist seine Frisur jedoch eine Reminiszenz an die Zeit in Japan. Spezielle, die Kopfhaut pflegende Haarwasser hatte Widmer in Tokyo entdeckt, daran Gefallen gefunden, zunächst in den eigenen vier Wänden einen neuen Look ausprobiert und sich schließlich mit neu gestyltem Haupthaar auch öffentlich gezeigt.

      Das ist der Alex Widmer, der nach außen hin etwas betont, um damit handumkehrt etwas zu verbergen. In der Bank darf bis zuletzt niemand von seinen mentalen Schwierigkeiten wissen. Er ist jetzt, nach dem Rücktritt von Johannes de Gier, doch noch zum obersten Chef der Bank Julius Bär avanciert, die Ernennung zum CEO ist die Krönung seines Lebens: »Ich könnte mir nicht vorstellen, etwas lieber zu machen als diesen Job da.«

      Bei Julius Bär triumphiert Widmer. Er spurt die Bank auf einen nie da gewesenen Expansionskurs ein. Er heuert neue Kundenberater im Eiltempo an und zahlt ihnen extrem großzügige Löhne. Das geht so weit, dass in der Branche behauptet wird, in den Arbeitsverträgen könnten die Kandidaten ihren Lohn selbst eintragen. Verbürgt ist immerhin, dass er manchen Angestellten einen Bonus über drei bis fünf Jahre garantiert. Widmer eröffnet eine Vielzahl von neuen Standorten, rund um den Globus. All das fällt in eine Zeit, in der die Finanzmärkte florieren. Widmers Strategie zahlt sich aus. Bis zu jenem 15. September 2008. Dem Anfang seines Endes.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/08/CH-Widmer?page=1

      Gute Nacht!
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 20:44:03
      Beitrag Nr. 812 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.672 von Maraho am 14.02.09 19:42:01Klar sind die Bürger hier noch gelassen. Dank der Kreditklemme kommt die Finanzkrise in der Realität noch nicht an. Kann man sich in etwa wie eine riesige Eisscholle vorstellen, die zwischen Amerika und Europa hin- und hergeschoben wird.;)

      Man weiß ja auch nicht recht, woran man Währungsverluste in Euro und Dollar noch messen soll. Alle Maßstäbe aufgehoben? :rolleyes:

      Dir auch schönes WE! ;)
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 20:53:19
      Beitrag Nr. 813 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.779 von AHEO am 14.02.09 20:36:33Guten Abend AHEO,

      danke Dir für Deine Schnelligkeit. Ich habe heute den ganzen Tag nach einer neuen Bankenpleite oder ähnlichem in den USA gesucht und wunderte mich schon, daß es so ruhig ist.
      Mehr oder weniger üble Geschichten werden ja mittlerweile nur noch Samstags (auch in D) veröffentlicht, wenn das Volk putzt, konsumiert oder mit "Deutschland sucht den Superstar" dem Schlaf entgegendämmert.

      GM = fertig, das ist schon ein Knaller!

      Dir einen schönen Abend.
      Gruß Maraho
      201 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 21:10:24
      Beitrag Nr. 814 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.779 von AHEO am 14.02.09 20:36:33Hier noch einmal Schwarz auf Weiss:

      Aufbau eines neuen Konzerns geplant
      GM erwägt offenbar Gläubigerschutz

      Nach einem Medienbericht erwägt der US-Autobauer General Motors (GM) die Beantragung von Gläubigerschutz. Demnach würden die gesunden Unternehmensteile in den USA und weltweit zu einem neuen Unternehmen aufgebaut werden.

      HB CHICAGO. Der Gläubigerschutz sei eine Option, berichtete das "Wall Street Journal" in seiner Samstagausgabe. Demnach könnten im Rahmen eines Konkursverfahrens nach Chapter elf des US-Rechts die gesunden Unternehmensteile in den USA und weltweit in einem neuen Konzern zusammengefasst werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht näher identifizierte Kreise.

      Am Dienstag müssen GM und sein US-Konkurrent Chrysler dem Kongress in Washington einen Sanierungsplan vorlegen, um staatliche Kredithilfen in Milliardenhöhe beanspruchen zu können. Der Zeitung zufolge wollte sich GM nicht zu den Informationen äußern. Die deutsche GM-Tochter Opel verhandelt derzeit mit der Bundesregierung über eine Bürgschaft, um von seinem US-Mutterkonzern nicht in den Abgrund gerissen zu werden. Die US-Autobauer leiden unter dem weltweiten Absatzeinbruch infolge der Finanzkrise besonders, weil sie lange Zeit auf Modelle mit hohem Spritverbrauch gesetzt haben.

      GM verhandelt derzeit mit Anteilseignern und der Gewerkschaft über ein Sanierungskonzept. Angekündigt hat der Konzern bereits, weltweit 10 000 Stellen und damit 14 Prozent streichen zu wollen. Neben Opel gehört auch die schwedische Marke Saab zu General Motors.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/gm-erw…
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 21:15:22
      Beitrag Nr. 815 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.848 von Maraho am 14.02.09 21:10:24Ist schon ein Hammer!!

      Man kann sich schon gar nicht mehr über alles aufregen, sonst bleibt einem die Puste weg.

      Hier mal, nur beim Durchclicken gefunden, was Neues zum Madoff-Skandal. Wo sich das Geld befindet, ist unklar.

      Na, genau das will ich aber wissen!!;)



      13.02.2009
      Gattin schafft Millionen beiseite
      Geldsegen für Madoffs Frau
      von Christine Mattauch

      Im Betrugsfall des New Yorker Investmentbrokers Bernard Madoff kommen immer mehr pikante Einzelheiten ans Licht. So hat Madoffs Ehefrau Ruth noch kurz vor der Verhaftung ihres Mannes 15,5 Millionen Dollar von einem Brokerkonto abgehoben. Wo sich das Geld jetzt befindet, ist unklar. Zugleich schließen die ersten Stiftungen, deren Spender Millionen bei Madoff angelegt und verloren haben.
      Presseauflauf vor Bernard Madoffs Haus in New York. 15,5 Millionen Dollar sind in letzter Minute verschwunden. Quelle: dpaLupe

      Presseauflauf vor Bernard Madoffs Haus in New York. 15,5 Millionen Dollar sind in letzter Minute verschwunden. Quelle: dpa

      NEW YORK. Wegen der Komplexität des Falls haben sich die Staatsanwaltschaft und Madoffs Anwalt geeinigt, die Ermittlungsfrist bis Mitte März zu verlängern. Die Ermittler haben damit 30 Tage mehr Zeit.

      Der 70-jährige Madoff wurde am 11. Dezember vergangenen Jahres verhaftet. Wie jetzt bekannt wurde, zog seine Frau Ruth am Vortag zehn Mio. Dollar von der Brokerfirma Cohmad Securities ab, die ihrem Mann teilweise gehört. Bereits zwei Wochen zuvor, am 25. November, hatte sie sich 5,5 Mio. Dollar überweisen lassen.

      Cohmad wurde von Madoff und seinem Freund Maurice Cohn gegründet; ein weiterer Eigentümer ist Madoffs jüngerer Bruder Peter. Die Firma war ein sogenannter "feeder fund", der Investorengelder eintrieb und an Madoff weiterleitete. Sie ist im Staat New York beheimatet, besitzt aber auch ein Büro in Boston. Die Behörden in Massachusetts hatten die Überweisungen entdeckt und die Öffentlichkeit informiert.

      Ob die 15,5 Mio. Dollar in der Vermögensaufstellung auftauchen, die Madoff den Ermittlungsbehörden übergeben hat, ist nicht bekannt. Beobachter werten das Timing aber als Indiz dafür, dass Madoff versucht haben könnte, noch kurz vor seiner Verhaftung Geld auf die Seite zu schaffen. Der Investmentbroker soll den Betrug schon am 9. Dezember seinem Bruder Peter gestanden haben. Am Abend des 10. Dezember hatte er sich nach eigener Darstellung seinen in der väterlichen Firma angestellten Söhnen anvertraut, die am nächsten Morgen die Polizei informierten.

      Madoff soll bis zu 50 Mrd. Dollar Klientengelder veruntreut haben; ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Das Ehepaar musste seine Pässe abgeben und steht unter Hausarrest. Madoffs hatten schon einmal versucht, Auflagen zu umgehen, indem sie aus dem Arrest heraus Schmuck und wertvolle Uhren im Wert von rund einer Mio. Dollar an Bekannte und Freunde schickten.

      Unterdessen werden die Auswirkungen des Betrugs auf den privaten Wohltätigkeitssektor deutlich, der in den USA sehr ausgeprägt ist. Viele Stiftungen legten Teile ihres Vermögens bei dem Investmentbroker an, der sich in den besten Kreisen der Manhattaner High Society bewegte und vielfach selbst als Philanthrop in Erscheinung trat. Viele dieser Organisationen müssen nun ihre Zahlungen einschränken oder werden aufgelöst, berichtet das "Wall Street Journal".

      So hat das Philanthropenehepaar Barbara und Jeffrey Picower angekündigt, seine Stiftung zu schließen. Sie hatten unter anderem den Aufbau des Instituts für Lernwissenschaften an der Elitehochschule MIT mit 50 Mio. Dollar unterstützt und auch seine laufende Arbeit gesponsert. Der Immobilienmagnat Mortimer Zuckerman sagte, seine Stiftung habe 30 Mio. Dollar bei Madoff verloren und müsse die Ausgaben entsprechend zurückfahren. Die Carl and Ruth gegründet von dem gleichnamigen Unternehmerehepaar, wurde um 100 Mio. Dollar geschädigt und gibt keine neuen Spendenzusagen mehr.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 21:21:16
      Beitrag Nr. 816 ()
      Hast Du mitbekommen, dass da bei Madoff eine Holocaust-Stiftung praktisch ihr gesamtes Vermögen verloren hat?

      Ich weiß ja nicht, warum sie nicht diversifiziert haben.... aber es ist schon ein gewaltiger Vermögens- und vor allem Werteverlust für die Gesellschaft.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 21:49:37
      Beitrag Nr. 817 ()
      Zur Frage, wo ist das Geld, das der Steuerzahler jetzt auf Kosten der Nachfolgegenerationen mit Zins und Zinseszins aufbringen soll:

      >Bayerisches Justizministerium unter Verdacht
      Druck auf Staatsanwalt, der gegen BayernLB-Manager ermitteln wollte?

      Der Süddeutschen Zeitung liegt angeblich eine "inoffizielle Darstellung aus dem Justizapparat" vor, nach der dem Münchener Oberstaatsanwalt Stephan Reich ein Versetzungsantrag "nahegelegt" wurde. Danach wollte Reich ein Ermittlungsverfahren gegen Manager der Skandalbank BayernLB einleiten, die durch Spekulationen einen hohen Milliardenschaden für den Steuerzahler verursachten. Allerdings bestritt das Justizministerium die Vorwürfe und behauptete, eine tatsächlich vorliegende Bitte um Versetzung des Staatsanwalts sei ein ganz normaler Beförderungswunsch, zudem habe es keine Konsequenzen für Reich, wenn er seinen Antrag wieder zurückziehen würde.

      Im Dezember hatte der Bund der Steuerzahler eine sehr aufwändig begründete Strafanzeige gegen BayernLB-Manager gestellt. Angeblich liefen aber schon seit Oktober "Vorermittlungen", deren Ergebnisse in einem "Zwischenbericht" für das Ministerium zusammengefasst wurden. Über die Einleitung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens wurde dort den offiziellen Auskünften zufolge noch nicht entschieden. Allerdings äußerten Mitglieder der bayerische Staatsregierung bereits öffentlich, dass dem Vorstand der Bank "keine Vorwürfe" gemacht werden könnten.

      BayernLB-Vizechef Rudolf Hanisch, der sich am 1. Mai in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet, bekommt noch das volle Gehalt aus seinem eigentlich bis Mitte 2010 laufenden Vertrag. Die Summe ist "geheim" und wird zwischen 500.000 und einer Million Euro geschätzt. Auch der ehemalige Vorstandschef Werner Schmidt wurde vorzeitig und ohne "Einbußen" für seine nicht geleisteten Arbeitsverpflichtungen verabschiedet. Das Finanzministerium erklärte sein Einverständnis mit diesen teuren Lösungen, ohne vorher abzuwarten, ob Ermittlungsbehörden auf Rechts- oder Pflichtverletzungen stoßen.

      Stattdessen verwies man auf den "geheimen" Bericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, den allerdings nicht einmal die extra für den BayernLB-Skandal eingerichtete Kontrollkommission im Landtag sehen durfte. Allerdings reichen die Untersuchungen von Ernst & Young offenbar nur bis zum Anfang des Jahres 2006 zurück, während der Bund der Steuerzahler vor allem Anhaltspunkte für im Jahr 2005 gemachte Fehler fand.

      Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Fällen, in denen der Verdacht laut wurde, dass das von Beate Merk geführte Ministerium den Justizapparat für politische Zwecke einsetzt: Kurz vor der Landtagswahl 2008 fand eine Hausdurchsuchung bei einem nicht beschuldigten Oppositionspolitiker statt, um ein "Leck" im Justizministerium zu finden, das Dokumente über den möglichen Einsatz illegaler Überwachungsmaßnahmen an die Öffentlichkeit gab. Und Anfang dieses Jahres begründete Merk eine Beschlagnahmeaktion gegen die Zeitschrift Zeitungszeugen damit, dass die Staatsanwaltschaft eingreifen musste, weil die Herausgeber das Finanzministerium "provoziert" hätten.

      http://www.heise.de/tp/blogs/8/132546<
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 21:49:56
      Beitrag Nr. 818 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.866 von kevine1 am 14.02.09 21:21:16Guten Abend kevine,

      ja, so am Rande. Ich habe mal nachgeschaut:

      Holocaust-Stiftung verliert wegen Madoff gesamtes Vermögen
      Aktualisiert am 25.12.2008

      Jeden Tag tritt ein neues Opfer des Milliardenbetrügers Bernard Madoff an die Öffentlichkeit. Heute teilte die renommierte Elie-Wiesel-Stiftung mit, dass sie 15,2 Millionen Dollar verloren hat.

      http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-k…

      Andererseits, diese Kreise (damit meine ich Madoff und das gesamte Umfeld) empfinde ich als etwas suspekt bzw. vulgär.
      Daher interessiert mich dieses Thema nicht so.

      Dir nun wirklich einen schönen Abend!
      Schlaf` gut! Maraho
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 22:00:01
      Beitrag Nr. 819 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.810 von Maraho am 14.02.09 20:53:19 Ich habe heute den ganzen Tag nach einer neuen Bankenpleite oder ähnlichem in den USA gesucht und wunderte mich schon, daß es so ruhig ist.

      Und ich habe tatsächlich wieder 3 Bankenpleiten in den USA "gefunden". Immer wieder Samstags....

      Drei weitere US-Regionalbanken pleite

      Die Sherman County Bank im Bundesstaat Nebraska, die Riverside Bank of the Gulf Coast in Florida und die Corn Belt Bank and Trust Company im Staat Illinois sind geschlossen worden.

      Die Kundeneinlagen würden auf andere Banken übertragen. In Nebraska sei dies die erste Bankenpleite seit 1990. In Illinois und in Florida die zweite seit Jahresbeginn.
      (bru/sda)

      Erstellt: 14.02.2009, 08:22 Uhr

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konj…
      201 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 22:02:10
      Beitrag Nr. 820 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.796 von kevine1 am 14.02.09 20:44:03"woran man Währungsverluste in Euro und Dollar noch messen soll"

      Den inneren Wert einer Währung erkennt man zu allererst und immer zeitnah an der (Entwicklung der) Rendite der 10jährigen Anleihen. Zu allerletzt dagegen erkennt man den Wert einer Währung an den Aktienkursen, bei denen wie im aktuellen Fall die negativen Erwartungen eingepreist werden, selbst dann noch wenn die Hyperinflation schon längst auf dem Vormarsch sein wird - bzw. dann erst recht. Bei den Aktienkursen wird praktisch die Angst vor Pleiten, Überbewertung und mangelhafter Glaubwürdigkeit/Falschinformationen von Unternehmensseite in Baissephasen besonders stark und nachtragend/nachhaltig bei der Bewertung berücksichtigt.

      Wenn die Anleihen nicht mehr platziert werden können (wie es aktuell der Fall ist), dann ist das praktisch schon der Startschuss für eine Hyperinflation. Nun gilt es die Preisentwicklung auf breiter Front im Auge zu behalten und entsprechend zu reagieren.

      Beim Öl erwarte ich in Kürze eine Rückkehr zur letzten Haussebewegung mit neuen ATHs in Folge. Deshalb versucht man womöglich jetzt noch (u.a. über Abwrackprämie), soviele Leute wie möglich schnellstmöglich zu Autokäufen zu motivieren, bevor ein Ölpreis über 100 oder gar 200 Dollar die Leute eher zum Radfahren bewegt, als zum Autokauf.

      Das was wir bis jetzt an rezessiven Veränderungen gesehen haben (u.a. in der Automobilbranche), dürfte meiner Meinung nach eher ein laues Lüftchen sein im Vergleich zu dem Sturm, der bald die Weltwirtschaft dahinraffen wird. Umso witziger finde ich das aktuelle Konjunkturprogramm. Es ist nicht nur viel zu winzig, es kommt auch noch um Jahre zu früh. Denn alles was man derzeit mühsam retten möchte, wird ebenfalls noch dahingerafft werden, da das Kapital für weitere Konjunkturpakete einfach nicht mehr zusammengerafft werden kann.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 22:03:01
      Beitrag Nr. 821 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.922 von kevine1 am 14.02.09 21:49:37kevine,
      das hatte ich schon gelesen. Zum Kotzen, oder!?

      Bis dann...
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 22:38:02
      Beitrag Nr. 822 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.947 von heuschrecker am 14.02.09 22:02:10Hallo heuschrecker,

      danke.
      Anleihen hab ich auch im Blick... interessant Dein Gedanke, dass sich das Öl wieder aufschwingen könnte.


      Es ist nicht nur viel zu winzig, es kommt auch noch um Jahre zu früh.


      Das ist das eigentlich spannende Thema. Da sitzen Träumer. Gaukeln uns vor, es liefe alles weiter nach Schema F wie bisher. Noch nie was von Zyklen gehört, oder wie. Von "Systemschwierigkeiten" (*hüstel) sowieso nicht. Nein,

      "my desk is my castle".
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 22:45:51
      Beitrag Nr. 823 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.006 von kevine1 am 14.02.09 22:38:02Das sollte man die kommenden Monate genau im Auge behalten, dann es sieht mir insgesamt schon ziemlich düster aus:

      http://www.deutsche-finanzagentur.de/cln_117/nn_104052/DE/In…

      Momentan wird sich die Schildkröte evtl. noch kurzfristig refinanzieren können, bis da auch die Mittelzuflüsse austrocknen (sollte eigentlich auch nicht mehr Monate dauern).

      Ich bin mal höchst gespannt, ob die Insolvenz von GM das Schneeballsystem/Kartenhaus endlich zum Einsturz bringt.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 23:02:18
      Beitrag Nr. 824 ()
      Wenn ich das Streitgespräch zwischen Homburg und Rürup im Spiegel lese, werde ich das Gefühl nicht los, dass sie alle im Tunnel sitzen... jeder hat irgendwo Recht, aber beide behalten ihre Scheuklappen auf.
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 23:46:20
      Beitrag Nr. 825 ()
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 23:47:06
      Beitrag Nr. 826 ()
      Avatar
      schrieb am 14.02.09 23:47:51
      Beitrag Nr. 827 ()
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 07:38:34
      Beitrag Nr. 828 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.570.537 von Maraho am 13.02.09 07:03:23Guten Morgen zusammen,

      erst einmal von mir: Einen schönen und erholsamen Sonntag!

      Über folgendes habe ich mir Gedanken gemacht:

      Am Freitag, den 13.09. (siehe Beitrag 36.570.537) wurde verkündet,
      daß Berlin Opel zur Chefsache macht.

      Gestern Abend, am Rande dann die Meldung, daß GM offenbar Gläubigerschutz erwägt .

      Ein Zufall?

      Übrigens habe ich auf die Schnelle heute noch nichts darüber gefunden (GM Chapter 11). Die Ruhe vor dem Sturm?
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 07:41:55
      Beitrag Nr. 829 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.096 von Groupier am 14.02.09 23:47:51Guten Morgen Groupier,

      danke Dir für das Einstellen der Karikaturen! Böse, böse...

      Einen schönen Tag Dir von
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 07:47:32
      Beitrag Nr. 830 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.022 von heuschrecker am 14.02.09 22:45:51Guten Morgen heuschrecker,

      Momentan wird sich die Schildkröte evtl. noch kurzfristig refinanzieren können, bis da auch die Mittelzuflüsse austrocknen (sollte eigentlich auch nicht mehr Monate dauern).

      Schildkröte wahrscheinlich sinnbildlich, da sie bei dem ihr von Natur gegebenen Tempo den eigenen Tod nicht mitbekommt! :laugh:

      Es grüßt Dich
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 07:50:35
      Beitrag Nr. 831 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.054 von kevine1 am 14.02.09 23:02:18Guten Morgen kevine,

      Wenn ich das Streitgespräch zwischen Homburg und Rürup im Spiegel lese, werde ich das Gefühl nicht los, dass sie alle im Tunnel sitzen... jeder hat irgendwo Recht, aber beide behalten ihre Scheuklappen auf.

      Verfangen im System! ;)

      Dir einen schönen Sonntag!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 08:20:22
      Beitrag Nr. 832 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.022 von heuschrecker am 14.02.09 22:45:51Das Passende für Dorfrichter....

      Anmerkung: Andere Länder wären schon herabgestuft worden, hier kann man sich dies (noch) nicht leisten.

      Den letzten Absatz dieses Artikels nehmen wir einfach mal so zur Kenntnis.


      Staatsanleihen

      Anleger zweifeln an Kreditwürdigkeit der USA

      Von Karsten Seibel und Frank Stocker

      Viele Länder, darunter die USA, machen mehr Schulden, um ihre gigantischen Konjunkturprogramme zu finanzieren. Sie holen sich Geld vom Finanzmarkt, geben Anleihen aus. Doch nun werden Zweifel an der Kreditwürdigkeit der USA laut. Deutsche Titel halten Investoren noch für stabiler.

      Die Nachricht klingt zunächst recht unspektakulär. Die Ratingagentur Moody's äußerte erstmals leise Zweifel, ob die Bestnote AAA für die Kreditwürdigkeit der USA angesichts der riesigen Rettungspakete wirklich auf Dauer bestehen bleiben kann. Die Brisanz dieser Meldung liegt jedoch in den Folgen, die eine Herabstufung nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt hätte.

      Jeder Privatmensch kennt es aus seinem eigenen Erleben: Will er etwas auf Kredit kaufen, so wird er durchleuchtet und auf seine Kreditwürdigkeit getestet. Je schlechter sie ist, desto höhere Zinsen muss er bezahlen. Ganz ähnlich läuft es auch bei Staaten – je größer die Gefahr ist, dass ein Staat sein Geld nicht mehr zurückzahlen kann, desto höher der Zins. Und diese Gefahr wird von Ratingagenturen in Noten ausgedrückt. AAA ist die Bestnote.

      Bislang galten die USA stets als hervorragender Schuldner. Dass es wirklich zu einer Herabstufung der größten Volkswirtschaft der Welt kommen wird, erwartet bislang auch kaum jemand. Schon aus einem einfachen Grund: Die USA können praktisch gar nicht bankrottgehen, da sie – anders als Pleitekandidaten wie Island oder Ungarn – keine Schulden in anderen Währungen als dem Dollar hat. "Zur Not können sie einfach Dollar nachdrucken", sagt Holger Sandte, Chefvolkswirt der WestLB.

      Die Geldgeber der USA machen sich aber dennoch Sorgen. Länder wie China, mit US-Staatsanleihen im Wert von 682 Milliarden Dollar der größte Gläubiger, fürchten wegen des Zustands der amerikanischen Staatsfinanzen um ihr Geld. Die Gefahr ist dabei weniger, dass die Anleihenkurse sinken, denn die Notenbank hat bereits erklärt, dass sie dies verhindern werde, indem sie notfalls die Papiere aufkauft.

      Doch ausländischen Anlegern würde das nicht viel helfen, im Gegenteil: Als Folge dürfte der Dollar-Kurs verfallen, und so würden die ausländischen Anleger auf diesem Weg Teile ihres investierten Geldes verlieren. Um das zu verhindern, könnten die Anleger die Staatsanleihen verkaufen - und so den Dollar weiter auf Talfahrt schicken.

      Allein um einen solchen Teufelskreis zu verhindern, dürften sich China und Japan hüten, US-Staatsanleihen zu verkaufen. Denn sie könnten niemals auf einen Schlag ihre gesamten Anlagen in Euro-Anleihen umlenken. Die noch im Portfolio befindlichen US-Papiere verlören erheblich an Wert. Doch die Anleihenbesitzer, die auf den karibischen Inseln sitzen, sind wesentlich flexibler. Denn dahinter verbergen sich meist Hedgefonds. Auch die vielen kleineren Investoren sind weitaus freier in ihren Entscheidungen. "Private Pensionsfonds könnten durchaus eine Fluchtbewegung auslösen", sagt WestLB-Volkswirt Sandte.

      Noch ist es nicht so weit. "Die Krise müsste sich noch einmal erheblich verschärfen, bis es zu einer dauerhaften Fluchtbewegung aus US-Anlagen in europäische Staatstitel kommt", sagt Christian Apelt, Devisenexperte der Landesbank Helaba. Viel hänge davon ab, zu welchen Maßnahmen die US-Notenbank noch gezwungen werde. Jeder ihrer Schritte wird von den nervösen Investoren aufmerksam verfolgt. "Wenn die Notenbank tatsächlich beginnt, US-Staatsanleihen in großem Umfang aufzukaufen, könnte dies zu einem plötzlichen Vertrauensverlust führen", sagt Apelt. Viele Anleger könnten dem Dollar-Raum dann den Rücken kehren.

      Die ersten haben damit offenbar bereits begonnen, wie ein Blick auf die Entwicklung der Aktienmärkte in den vergangenen zwei Wochen zeigt. Dabei ist auffällig, dass der Deutsche Aktienindex (Dax) deutlich besser abschloss als der amerikanische Dow Jones. Und auch bei Staatsanleihen deutete sich in den vergangenen Tagen bereits eine solche Bewegung an. Die zehnjährige Bundesanleihe zeigte sich etwas stabiler als ihr US-Pendant.

      Auch im Vergleich zu Anleihen anderer Staaten der Euro-Zone haben deutsche Titel ihren Ruf als Hort der Sicherheit zuletzt gefestigt. Griechenland oder auch Irland müssen für eine Zehn-Jahres-Anleihe wieder deutlich mehr als fünf Prozent Zinsen zahlen, während die Anleger bei Deutschland schon mit drei Prozent zufrieden sind.

      "Deutschland ist langfristig in einer guten Ausgangslage: Wir haben eine hohe Sparquote, niedrige Lohnkosten und eine stabilen Immobilienmarkt", sagt Stefan Schilbe, Chefvolkswirt bei HSBC Trinkaus. Auch Moody's hält Deutschland für robuster als die Vereinigten Staaten.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3206469/Anleger-zwe…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 08:25:34
      Beitrag Nr. 833 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.310 von Maraho am 13.02.09 20:30:15In Bezug.

      Soll nur der Dokumentation dienen. Wen es denn interessiert...

      Kurssturz
      Wall Street watscht Obama ab
      Von Kai Lange

      Seit US-Präsident Obama gewählt ist, kennt die Börse fast nur eine Richtung: Nach unten. Regelmäßig, wenn die US-Regierung Neues zur Rettung der Wirtschaft verkündet, wird sie von der Wall Street abgewatscht. Es scheint, als arbeiteten die Finanzmärkte emsig an der Entzauberung des Hoffnungsträgers.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,6076…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 08:30:32
      Beitrag Nr. 834 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.306 von Maraho am 15.02.09 08:25:34Da es so gut passt:

      Obama unterschreibt Konjunkturpaket am Dienstag
      Aktualisiert vor 38 Minuten

      US-Präsident Barack Obama will das 787 Milliarden Dollar schwere Konjunkturprogramm am Dienstag in Denver unterzeichnen. Das sagte ein Vertreter des Weissen Hauses am Samstag.

      Obamas hauchdünner Sieg im Kongress

      Am Freitag hatte der US-Kongress in Washington dem Paket nach wochenlangen Verhandlungen zugestimmt.

      Es sieht Steuererleichterungen und eine massive Ausweitung der Staatsausgaben vor. Insbesondere sollen 3,5 Millionen Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert werden.

      Obama kündigte eine rasche Umsetzung an. Das Programm sei ambitioniert. Es werde aber dringend gebraucht, sagte der Präsident in seiner wöchentlichen Radioansprache am Samstag. «Wir werden damit anfangen, die unmittelbar nötigen Investitionen zu tätigen, um die Menschen wieder in Arbeit zu bringen.»

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Obama-untersc…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 08:36:51
      Beitrag Nr. 835 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.378 von Maraho am 14.02.09 17:23:00Hatten wir gestern schon, aber dazu ergänzend:

      Medien

      Schwindende Vielfalt auf dem Zeitungsmarkt

      Im deutschen Zeitungsmarkt nimmt durch immer mehr Übernahmen die Konzentration zu. wiwo.de zeigt die zehn größten Verlagsgruppen mit ihren Verbreitungsgebieten. Klicken Sie auf die Karte.

      http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/schwindende-vielfa…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 08:49:02
      Beitrag Nr. 836 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.848 von Maraho am 14.02.09 21:10:24Etwas aktualisiert:

      Betrifft GM.............

      Gespräche mit der Gewerkschaft in der Sackgasse

      Die Verhandlungen von General Motors mit den Gewerkschaften über ein Sanierungsprogramm sind Kreisen zufolge in eine Sackgasse geraten. Grund seien Bedenken der Gewerkschaft United Auto Workers wegen der Krankenversicherung pensionierter Mitarbeiter, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

      GM schuldet der Gewerkschaft rund 20 Milliarden Dollar, die der Konzern in einen Fonds für die Krankenversicherung ehemaliger Mitarbeiter einzahlen muss. Die GM-Führung hat die Gewerkschaft aufgefordert, auf die Hälfte des Betrages zu verzichten und dafür Anteile an einem rekapitalisierten Konzern zu übernehmen.

      Parallel dazu verhandelt auch Chrysler mit der Gewerkschaft über einen ähnlichen Sachverhalt. Auch hier seien bislang kaum Fortschritte erzielt worden, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person.


      Ausführlich: http://www.welt.de/wirtschaft/article3207413/General-Mot…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 09:18:34
      Beitrag Nr. 837 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.779 von AHEO am 14.02.09 20:36:33Ich stelle mal zu Thema GM einen älteren Artikel ein, in dem die Konsequenzen "im Falle eines Falles" beschrieben werden:


      US-Autobauer

      Wenn einer fällt, taumeln viele
      Von Alexandra Endres

      © ZEIT ONLINE 12.12.2008

      Vielleicht hilft jetzt das Weiße Haus. Denn wenn Chrysler oder GM bankrott gehen, schmerzt das die gesamte Autobranche. Auch große deutsche Zulieferer könnten in Schwierigkeiten geraten


      Chrysler oder General Motors (GM): Mindestens einer der beiden großen amerikanischen Autokonzerne dürfte schon bald gezwungen sein, offiziell Konkurs anzumelden, nachdem die Republikaner im Senat ihre Zustimmung zum geplanten Rettungspaket verweigerten. "GM hat vermutlich noch Zeit bis Januar", sagt Berater Erich Merkle aus Grand Rapids in Michigan, der Heimat der amerikanischen Automobilindustrie. Andere Fachleute fürchten einen Bankrott noch vor Weihnachten. Der Konzern soll schon einen Insolvenzberater engagiert haben, berichtet das Wall Street Journal.

      Die Big Three ereilt nun die Strafe für jahrelange Managementfehler. Doch die Folgen treffen die gesamte amerikanische Wirtschaft hart, mitten in einer schweren Rezession. Drei Millionen Jobs sind gefährdet – vor allem in Regionen, in denen schon viele Menschen arbeitslos sind. Hinzu kommen Hunderttausende Ruheständler, die ihre Pensionen verlieren könnten.

      Melde nur einer der "Großen Drei" Bankrott an, könnte die ganze Autoindustrieim Land zusammenbrechen, schreibt Equinet-Analyst Tim Schuldt in einer Reaktion auf die Verweigerung der Hilfen durch den Senat. Das zielt vor allem auf die Zulieferer. Rund drei Viertel jedes Fahrzeugs wird in ihren Werken gefertigt, ein großer Teil auch von ihnen montiert. Viele sind sehr abhängig von den Herstellern. Die Wahrscheinlichkeit ist deshalb hoch, dass einige ebenfalls in die Tiefe stürzen, wenn ein großer Autobauer kollabiert.

      Schon jetzt ist die Lage mancher Betriebe kritisch. Sie verzeichneten Zahlungsausstände von teilweise bis zu einem dreiviertel Jahr, sagt der Branchenfachmann Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Fachhochschule Gelsenkirchen. "Bricht ihnen in so einer Situation ein großer Kunde weg, dann sind sie tot. Selbst ein großer Konzern wie Continental, der unter einer dünnen Kapitaldecke leidet, könnte ins Wanken kommen."

      Vor allem die amerikanischen Zulieferer träfe die Insolvenz eines Autobauers hart. Doch auch viele deutsche Konzerne sind in den USA aktiv, neben Conti beispielsweise Bosch, ZF oder Hella. Deutsche Mittelständler hingegen, die sich stärker auf den heimischen Markt konzentrieren, könnten vergleichsweise glimpflich davonkommen, hofft Dudenhöffer. Doch sie alle haben ein eigenes Interesse daran, dass die Amerikaner überleben.

      Im Moment fürchten vor allem die europäischen Töchter der "Großen Drei“, unter ihnen Opel, um ihre Zukunft. Doch kein Unternehmen der Branche scheint wirklich sicher vor den Folgen einer möglichen GM- oder Chrysler-Pleite. Die Unternehmen sind stark vernetzt, die großen Zulieferer arbeiten meist für mehrere Kunden. Kommt einer von ihnen ins Trudeln, fällt möglicherweise auch der Nachschub für die Konkurrenten der Big Three aus. Das würde die Bänder selbst bei eigentlich soliden Autobauern wie Toyota stillstehen lassen – mit weiteren Folgen auf deren Zulieferer. "Eine Abwärtsspirale", sagt Dudenhöffer.

      Trotz der Entscheidung im Senat hofft man immer noch auf Rettung in letzter Minute. Vielleicht könne man die amerikanischen Autogewerkschaften doch noch bewegen, Lohnkürzungen zu akzeptieren und so doch noch die Zustimmung durch den Senat erwirken, sagt Dudenhöffer. Doch das offizielle Washingtoner Procedere sieht gar nicht vor, dass vor Januar weiter über ihre mögliche Unterstützung verhandelt wird. Erst wenn der neue Senat sich konstituiere, werde weiter daran gearbeitet, sagte der Mehrheitsführer der Demokraten im bisherigen Senat, Harry Reid.

      Die allerletzte Hoffnung der Konzerne für 2008 ruht deshalb auf dem scheidenden Präsidenten George W. Bush: Er soll ihnen Zugang zum 700-Milliarden-Paket eröffnen, das eigentlich der Finanzbranche zugedacht ist. Die Anzeichen mehren sich, dass es genau so kommen könnte. Immerhin war am Freitag aus dem Weißen Haus zu vernehmen, dass die Möglichkeit geprüft werde, einen Teil der 700 Milliarden zugunsten der Autoindustrie umzuwidmen. Und aus dem Finanzministerium hieß es, man stehe bereit, den Kollaps zu verhindern, bis der Kongress wieder zusammentrete und Maßnahmen treffe, die die Existenzfähigkeit der Branche langfritig sichere.

      Die deutsche Automobilbranche bastelt angesichts dessen an ihrem eigenen Rettungspaket. Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) will einen Fonds auflegen, der Zulieferern im Notfall Finanzhilfe gewähren soll. Einzahlen sollen die Hersteller; Details sind noch nicht klar. "Richtig und gut" sei das, sagt Branchenkenner Dudenhöffer. Mit Hilfe des Geldes könnten eigentlich gesunde Unternehmen, die derzeit keine Kredite von Banken bekämen, die kommenden beiden Dürrejahre überstehen.

      Den Autobauern aus Detroit könnte am Ende selbst Geld nicht helfen. "Selbst wenn das Rettungspaket angenommen worden wäre, hätte das die fundamentalen Probleme der dortigen Autoindustrie ja nicht gelöst", sagte ein Börsenhändler. Auch Nobelpreisträger Paul Krugman sagte vor wenigen Tagen den Untergang der wankenden Konzerne voraus. Das Hilfspaket kaufe ihnen höchstens weitere zwei Monate Zeit, sagte er. Da ihre Probleme aber strukturell bedingt seien, würden sie am Ende aber wohl verschwinden.

      Der Konkurrenz aus Japan oder Deutschland würde das ganz neue Chancen auf dem amerikanischen Markt eröffnen – auf lange Sicht zumindest. Dudenhöffer: "Vorher aber tut’s allen weh."

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/51/gm-chrysler-vor-bankr…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 09:27:14
      Beitrag Nr. 838 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.331 von Maraho am 15.02.09 08:49:02Guten Morgen Maraho, guten Morgen Gemeinde,

      Vielleicht hilft jetzt das Weiße Haus. Denn wenn Chrysler oder GM bankrott gehen, schmerzt das die gesamte Autobranche. Auch große deutsche Zulieferer könnten in Schwierigkeiten geraten

      Bankrott und eine Firma unter Chapter 11 zu stellen sind verschiedene Schuhe. Bankrott wäre Chapter 7.
      Chapter 11 ist natürlich auch ne ganz harte Sache für die vielen Gläubiger, Pensionäre und Arbeitnehmer.

      Würde auch einen riesigen Vertrauensverlust darstellen, ist aber m.E. der einzige, richtige noch machbare Schritt.

      Nur ganz kurz, bei Chapter 11 werden verkürzt beispielsweise Anleihe in neue junge Aktien umgewandelt, deren Werthaltigkeit natürlich sehr gering ist. Ist aber nur eine verkürzte Darstellung von Chapter 11.

      Gruß

      Kiska
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 09:28:13
      Beitrag Nr. 839 ()
      Hier noch für alle, die davon überzeugt sind, daß es zum "Big Bang" kommt, ein Link.

      Einigen dürfte er sicher bekannt sein, andere haben nun etwas zu lesen:
      http://www.krisenvorsorge.com/

      Ich werde jetzt erst einmal frühstücken.
      Bis später...
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 09:35:27
      Beitrag Nr. 840 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.371 von kiska am 15.02.09 09:27:14Guten Morgen kiska,

      Chapter 11 ist natürlich auch ne ganz harte Sache für die vielen Gläubiger, Pensionäre und Arbeitnehmer.

      darum geht es ja. In gewisser Weise Enteignung, um fortbestehen zu können.

      Danke übrigens für die Erklärung (hilfreich für nicht Informierte).

      Dir einen schönen Tag!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 09:53:23
      Beitrag Nr. 841 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.541 von Maraho am 14.02.09 18:36:13Mein Kaffee wird kalt...
      ...egal, dies geht noch...

      Konjunkturpaket II: Und wieder droht die Steuerlüge
      Von Sebastian Christ und Mandy Schünemann


      Das Konjunkturpaket II treibt die Neuverschuldung in Rekordhöhe. Eigentlich ist derzeit kaum Geld da - doch Union und FDP wollen nach der Wahl eine groß angelegte Steuersenkung auf den Weg bringen. Bleibt die Frage: Wer soll das bezahlen? Die Gefahr ist groß, dass die bürgerlichen Parteien ihr Versprechen nicht halten können.

      Guido Westerwelle macht die Oppositionsrolle sichtlich Spaß. In diesen Tagen vielleicht noch ein wenig mehr, schließlich schwebt seine FDP von einem Umfragehoch zum nächsten. Ein Grund dafür: Die Liberalen positionieren sich als Steuersenkungspartei. Dementsprechend scharf griff er am Freitag das Konjunkturpakt II an, bevor es mit den Stimmen der Großen Koalition beschlossen wurde. "Die Schulden werden bleiben, aber für die Konjunktur und für die Bürger wird sehr wenig herausspringen", sagte er. Im Paket seien die Entlastungen für die Bürger zu kurz gekommen. Man müsse mehr "Lust auf Leistung" machen. Sinngemäß: Wer mehr in der Tasche hat, strengt sich auch stärker an. Eine Mehrheitsmeinung ist das noch nicht. Aber es könnte dazu kommen, weil auch die Union nach der Wahl weitere Steuersenkungen in Aussicht gestellt hat.

      Bundestagswahl ist Abstimmung über Steuerpläne

      Die Bundestagswahl wird deshalb auch zu einer Abstimmung über zwei verschiedene Steuerkonzepte werden. Auf der einen Seite die Sozialdemokraten: "Die SPD will nach der Wahl eine Steuerreform, die die unteren Einkommen entlastet und zur Vereinfachung beiträgt", sagte Peer Steinbrück vergangene Woche in der "Bild am Sonntag". Das Projekt soll durch höhere Steuern für Großverdiener gegenfinanziert werden.

      Union und FDP dagegen wollen weitere Steuersenkungen, ohne Zusatzbelastungen für Wohlhabende. Ziel ist vor allem die Entlastung des Mittelstandes. Die Pläne des bürgerlichen Lagers würden den Haushalt nach dpa-Informationen mit 25 Milliarden Euro belasten. "Ist es ihnen eigentlich klar, was es für eine Ironie ist, wenn die Bürger sehen: Die Finanzämter werden renoviert, aber für eine Steuersenkung ist kein Geld da?", verteidigte Westerwelle das Projekt am Freitag im Bundestag mit Verweis auf die im Konjunkturpaket vereinbarten Sanierungsmittel für öffentliche Gebäude.

      Die FDP hat bereits eine Liste mit Einsparungsvorschlägen präsentiert. Dagegen steht die Expertenmeinung: Einige der bekanntesten deutschen Wirtschaftswissenschaftler halten ein Steuersenkungsprogramm momentan nicht für realisierbar.

      "Ich sehe in unserer derzeitigen Situation nicht, dass wir Spielräume für Steuersenkungen haben", sagt Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung stern.de. "Steuersenkungen sind frühestens in fünf Jahren wieder möglich, also nach der nächsten Legislaturperiode." Zimmermann warnt davor, dass durch eine groß angelegte Steuersenkung die Neuverschuldung gleich bleibend hoch bliebe. "Wir laufen in eine unglaubliche Verschuldung hinein. Wenn wir irgendwie Ausgaben reduzieren können, dann müssten wir den Spielraum nutzen, um die Neuverschuldung zurückzunehmen", so Zimmermann.

      "Möglichkeiten sind ausgeschöpft"

      Michael Hüther, Direktor des wirtschaftsnahen Instituts der Deutschen Wirtschaft, glaubt ebenfalls, dass die Haushaltslage nach Verabschiedung des Konjunkturpakets kein groß angelegtes Steuersenkungsprogramm zulässt. "Im Augenblick haben wir eine unüberschaubare Situation. Mit den Entlastungsmaßnahmen haben wir aber vorerst die Möglichkeiten ausgeschöpft. Diese Begrenzung muss man realistischerweise sehen", so Hüther stern.de.

      Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, sagt dagegen, dass eine groß angelegte Steuersenkung in Zukunft zusätzliche Einnahmen bringen werde. Allerdings hätte man damit schon früher beginnen müssen: "Ich verstehe nicht, warum die Union als Regierungspartei erst nach der Bundestagswahl diesen Schritt gehen will", sagt Straubhaar. "Die Union ist beim Konjunkturpaket II nicht stark genug für ihre eigene Überzeugung eingestanden."

      CDU/CSU hätten also demnach schon die Möglichkeit gehabt, die Steuern zu senken - wenn sie es wirklich gewollt hätten. Stattdessen folgte ein Streit dem nächsten. Zuerst gerierte sich die CSU als Steuersenkungspartei, die CDU mochte nicht so recht folgen. Dann war auch die CDU für Steuersenkungen - musste aber in den Verhandlungen mit der SPD Federn lassen.

      Hoffnung auf Steuermehreinnahmen

      Wie Schuldenbremse und Steuersenkungen unter einen Hut gebracht werden können, hat die Union bisher nicht abschließend erklärt. Die Gegenfinanzierung beruht auf einer Hoffnung: Nach einer Reduzierung der Einkommenssteuersätze würde die Konjunktur derart stimuliert, dass die Gesamteinnahmen stiegen. Das ist zwar auch eine verbreitete, zugleich aber auch umstrittene Meinung unter Wirtschaftswissenschaftlern. Wenn aber infolge der Wirtschaftskrise die Arbeitslosenzahl weiter stiege, kämen die Steuerentlastungen immer weniger Menschen zugute - bei gleichzeitig immer höher werdenden Belastungen für den Bundeshaushalt.

      Die FDP ist für ein generelles Neuverschuldungsverbot, muss aber als kleinere Partei nicht so viele Rücksichten nehmen wie die CDU. Im Zweifelsfall könnten die Liberalen in einer möglichen schwarz-gelben Koalition eben Kürzungen in Ministerien, die nicht von FDP-Ressortchefs besetzt werden. Ob das aber durchsetzbar ist? Das böse Wort vom faulen Kompromiss klingelt da an allen Ecken und Enden: Vor der Wahl etwas fordern, was man nach der Wahl zwar nur teilweise umsetzen kann - es aber als Erfolg verkaufen. Genau das ist derzeit die große Gefahr für FDP und Union: Je optimistischer und lauter eine Steuersenkung propagiert wird, desto näher die Steuerlügenfalle. Und die steht jetzt schon sperrangelweit offen.

      Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Konjunkturpaket…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 12:11:23
      Beitrag Nr. 842 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.496.779 von Maraho am 02.02.09 18:45:37Zur Mittagszeit wieder einmal etwas zum Thema "Protektionismus":


      Wirtschaftskrise

      Der neue Nationalismus kostet Milliarden
      Von Lisa Nienhaus und Christian Siedenbiedel


      Es ist erstaunlich, wie schnell die Welt sich zurückdreht. Gerade noch waren wir auf der Höhe der Globalisierung. Vernetzte Weltwirtschaft allüberall. Multinationale Unternehmen, die ihre Fabriken und Produkte quer über die Weltkugel verteilten. Banker, die Kredite in Taiwan und Brasilien vergaben. Kunden, die ihre Ersparnisse bei isländischen, irischen oder indischen Banken anlegten. Politiker, die das toll fanden.

      Und nun das: Der isländische Staatspräsident Olafur Grimsson kritisiert, dass die Deutschen ungeduldig ihre Millionen zurückfordern, die sie bei der Pleitebank Kaupthing angelegt haben. Der amerikanische Kongress debattiert ernsthaft darüber, ob man die Aufträge aus dem Milliarden-Konjunkturpaket bevorzugt an amerikanische Unternehmen vergeben sollte. Und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy treibt den Wunsch nach Wohltaten für die eigene Nation auf die Spitze. „Wir wollen damit aufhören, die Fabriken ins Ausland zu verlagern“, sagt er, „und vielleicht holen wir sie zurück.“

      Die wichtigste Regel lautet: Wir zuerst

      Obwohl sich beim G-7-Treffen in Rom die versammelten Finanzminister gegen Protektionismus aussprachen, blieb ihre Erklärung vage (siehe: G-7-Finanzministertreffen: „Protektionistische Maßnahmen vermeiden“). Und an anderer Stelle klingen viele Politiker auf einmal, als wären sie bei Attac. Sie beginnen, sich von der Globalisierung zu verabschieden, die sie nie geliebt haben. Schließlich seien es ihre Steuerzahler, die die Milliarden-Rettungspakete stemmen. Und davon sollten sie auch etwas haben, finden die Politiker, die ja wiedergewählt werden möchten. Es sind die Staaten, die der Wirtschaft jetzt die neuen Regeln diktieren. Die wichtigste Regel lautet: Wir zuerst. „In der Krise ist allen Ländern das Hemd näher als der Rock“, sagt Henning Klodt vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.

      Dass Staaten einheimische Unternehmen schützen, ist nicht neu. Zölle beispielsweise sind ein uraltes Instrument, um Konkurrenzprodukte aus dem Ausland fernzuhalten. Doch der neue Nationalismus ist anders. Er ist viel teurer. Denn er beschäftigt sich vor allem damit, Geld des Staates in die scheinbar richtige Richtung zu lenken: in einheimische Unternehmen. Das hat es früher zwar auch schon gegeben, etwa durch Subventionen für neue Fabriken. Doch mit den riesigen Konjunkturprogrammen und Bankenrettungspaketen stößt der Staat in eine neue Dimension vor. Er finanziert auf einmal fast eine ganze Branche - die Banken - und zumindest Teile der Realwirtschaft. Wer das Geld gibt, will auch bestimmen. Das Problem dabei: Der neue Finanzier, der Staat, ist national, die Wirtschaft aber global. Das kann nicht gutgehen.

      „Ganz neue Form des Finanzprotektionismus“

      Ein neuer Nationalismus macht sich breit - zuerst im Finanzwesen.
      Eine „ganz neue Form des Finanzprotektionismus“ nennt das der britische Premierminister Gordon Brown. Die Kreditmärkte renationalisieren sich. Denn viele Staaten fordern von ihren Banken als Gegenleistung für die Kapitalhilfen, die sie gewähren, dass die Kredithähne zunächst für die heimischen Unternehmen und Verbraucher geöffnet werden. In einigen Ländern ist das sogar ausdrücklich festgeschrieben, etwa in Frankreich. In anderen Ländern wird es weicher formuliert.

      Die deutsche Regierung etwa hat der Commerzbank mitgegeben, sie solle die Kredite an den Mittelstand ausweiten: an den deutschen, versteht sich. Doch es sind nicht die Politiker allein, die nationaler denken. Auch die Banken selbst besinnen sich in der Krise darauf, wo ihr Hauptquartier steht. Strategien, wie man neue Märkte erschließen kann, will im Augenblick keiner hören, berichten Unternehmensberater: „Alle gucken jetzt, wie sie auf dem Heimatmarkt durchkommen.“

      Nicht nur Folge, sondern auch Motiv

      Die neue Sparsamkeit ist auch in Deutschland zu spüren: Um rund sechs Prozent haben ausländische Banken seit der Lehman-Pleite ihre hiesigen Kredite zurückgefahren. Mitten in der Übernahme von Hapag-Lloyd ließ die inzwischen verstaatlichte Royal Bank of Scotland die Käufer wissen, sie stehe für die Finanzierung nicht mehr zur Verfügung.

      Der nationale Gedanke ist längst nicht mehr nur Folge der Bankenrettung, er wird sogar zum Rettungsmotiv. Wenn der Staat eine Bank immer wieder mit Milliarden stützt, wie die Hypo Real Estate, dann irgendwann auch deshalb, um zu verhindern, dass eine ausländische Bank sie übernimmt. Das Argument: sonst würden deutsche Steuermittel in ausländische Hände geraten.

      Eine neue Welle der Heimatliebe

      Wenn sich das hochschaukelt, kann es dramatische Konsequenzen haben. Denn die Weltwirtschaft ist jahrelang auch deshalb gewachsen, weil das Geld dorthin gelangen konnte, wo die Finanziers die höchsten Gewinne vermuteten. Das hat zu monströsen Spekulationen auf einzelnen Märkten geführt, aber auch für Effizienz gesorgt. „Wenn das Geld nicht mehr dahin gelangt, wo es den größten Nutzen stiftet, wird der weltweite Wohlstand gefährdet“, sagt Wirtschaftsforscher Klodt.

      Mit den Konjunkturpaketen rollt nun eine zweite Welle der Heimatliebe auf die Welt zu. Denn fast jedes Land versucht, die Milliardenhilfen so auszugeben, dass vor allem die inländische Wirtschaft profitiert. Das geht, indem man direkt ins Gesetz schreibt, dass inländische Unternehmen bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt werden sollen - wie es die Amerikaner diskutiert haben. Es funktioniert aber auch, wenn man Hilfen im Konjunkturpaket vorsieht, die natürlicherweise vor allem von Inländern erbracht werden, etwa die Renovierung von Schulen.

      Importzölle und frisierte Wechselkurse

      Längst werden auch die alten Barrieren wieder errichtet. Zum Beispiel die Zölle. Indien, Vietnam, die Ukraine und Argentinien haben ihre Importzölle für Stahl drastisch erhöht. Russland hat seine Abgabe für die Einfuhr von neuen Autos zum Jahresbeginn um 25 Prozent angehoben. Beliebt ist es auch, an den Wechselkursen herumzuschrauben, um Exporte billig und Menschen in Arbeit zu halten. Amerika wirft China vor, dieses Mittel gewählt zu haben.

      Das gefährdet den Wohlstand aller. Denn die Weltwirtschaft fährt seit Jahren gut damit, dass die Länder die Arbeit klug untereinander aufgeteilt haben. China näht Kleidung, Japan baut Elektronik, Deutschland kümmert sich um Maschinen, Autos und Chemieerzeugnisse - das macht die Arbeit effizienter und die Produkte billiger.

      Für Deutschland wäre es sogar besonders gefährlich, wenn der Welthandel zurückginge. Denn es gibt einerseits viele Produkte, die hier kaum mehr hergestellt werden. Andererseits ist Deutschland sehr davon abhängig, was ins Ausland verkauft wird. 45 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften wir mit dem Export. Würde sich „Buy American“, „Buy British“ und „Buy Chinese“ durchsetzen, blieben deutsche Unternehmen auf vielen Maschinen, Autos und Chemikalien sitzen. Stattdessen müssten sie wieder mehr Fernseher und T-Shirts herstellen. Eine Entwicklung, die nicht so schnell wieder rückgängig zu machen wäre. Der Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Krugman warnt deshalb: „Wenn wir alle Protektionisten werden, macht das die schwer erkämpften Errungenschaften aus 70 Jahren Handelsgesprächen zunichte - und es könnte Jahrzehnte dauern, dies wieder zurückzudrehen.“

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 12:22:00
      Beitrag Nr. 843 ()
      Etwas Leichtes...
      ...wem es gefällt...


      die wahrheit

      Bankies Abenteuer
      Die ganz gewöhnlichen Erlebnisse einer Bankkarte in schweren Krisenzeiten.
      VON CORINNA STEGEMANN

      Das Erste, an das Bankie sich erinnern konnte, waren die Hände ihres Herrn, die sie beinahe zärtlich aus dem Papier zogen, ein paarmal hin- und herdrehten und dann mit einem langen Metallstöckchen über den Magnetstreifen strichelten, was sehr kitzelte. Das hatte Bankie gern, und sie kicherte, doch es sollte leider das einzige Mal bleiben, dass sie so hübsch gekitzelt wurde.

      Von nun an wurde Bankie die treue Begleiterin ihres Herrn und sie wich niemals von seiner Seite. Bankie wohnte in einem feinen Ledermäppchen, das ihr Besitzer stets bei sich trug, zusammen mit vielen anderen Plastikkarten. Mit den übrigen Kärtchen verstand Bankie sich recht gut, aber eine besonders enge Freundschaft entwickelte sie zu Bahnie50 und Pressie. Mit den beiden plapperte und scherzte Bankie unentwegt, sie tauschten Geheimnisse aus und erzählten sich alles. Wo sie schon gewesen waren und wem sie schon vor die Augen gehalten wurden. Da waren aber auch ein paar Eierköpfe dabei gewesen …

      Mindestens einmal am Tag holte ihr Herr und Meister Bankie aus dem Mäppchen, um ihr etwas von der Welt draußen zu zeigen. Bankie sah Supermärkte und Bankautomaten, Schuhgeschäfte und Fahrradläden. Manchmal holte der Herr Bankie sogar gemeinsam mit Bahnie50 nach draußen. Dann sinnierten Bankie und Bahnie50, wie wunderbar sie es in einer Welt angetroffen hatte, die so bunt und vielfältig war. Davon berichteten sie dann Krankie, die nur ganz selten herausgeholt wurde aus dem Mäppchen und deshalb auch bereits ganz verblichen war. Krankie erzählte dafür die schönsten Schauergeschichten von hässlich ungesunden Menschen, die ihr in Arztpraxen begegnet waren.

      Bankie aber spürte die besondere Freude ihres Besitzers, wenn sie ihm lustige bunte Scheine aus den Bankautomaten holte, und das erfüllte sie mit großem Stolz. Auch die Automaten begrüßten sie stets freundschaftlich einladend. Ein kurzer Plausch über Kredite, Dispos und Ähnliches war immer drin! Es war einfach ein schönes, sorgloses und behütetes Leben, und da Bankie nichts anderes kannte, glaubte sie, dass es ewig währen würde.

      Eines Tages dann kam der Augenblick, an dem Bankie völlig unvorbereitet eine entsetzliche Erfahrung machen musste: Den ganzen Tag schon hatte sie sich auf die Begegnung und den Plausch mit dem befreundeten Geldautomaten gefreut, fröhlich war sie in den Schlitz geschlüpft - doch dann der Schock! Der vermeintliche Automaten-Freund weigerte sich nicht nur, die bunten Scheine für ihren Herrn auszuspucken oder freundlichen Small Talk mit Bankie zu machen, nein, der Automat schlug plötzlich wie aus dem Nichts einen äußerst harschen Ton an. Er behauptete, Bankie sei "gesperrt". Bankie verstand die Welt nicht mehr und wollte nur noch raus aus dem bösen Automaten! Doch sie war gefangen, der Automat ließ sie nicht mehr hinaus! "Mein Herr wird mich hier rausholen!", redete Bankie sich zitternd Mut zu.

      Drei Tage verbrachte sie erst in einem düsteren Schacht und dann in einem Aktenordner. Eine Bankangestellte hatte Bankie aus dem Automaten geholt und ein eindringliches Gespräch mit ihrem Herrn geführt, der endlich in die Filiale gekommen war, um sie auszulösen.

      Die fröhlichen Zeiten aber waren perdu, die Stimmung im Ledermäppchen wurde bitterer. Bahnie50 war verschwunden, Pressie murmelte nur unwirsch etwas von Krise und war sonst maulfaul, Krankie durfte nun öfter aus dem Ledermäppchen, Bankie selbst aber kam nur noch selten ans Tageslicht.

      Bankie ertrug das alles, doch das ehemals so bunte Leben war nur noch ein Schatten seiner selbst. Bankie hatte keine Lust mehr. Und endlich kam der Tag, an dem es hieß: abgelaufen! Bankie wurde mit einer großen Schere zerteilt. Ruhe in Frieden, liebe, kleine Bankkarte.

      Quelle: http://www.taz.de/1/wahrheit/artikel/1/bankies-abenteue…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 12:34:07
      Beitrag Nr. 844 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.022 von heuschrecker am 14.02.09 22:45:51Die Schweizer!
      Die Seite müßt ihr anklicken. Eine klasse Graphik und ein anschauliches Bild, um den Text im Ganzen "verarbeiten" zu können.


      Die teuerste Rechnung aller Zeiten: 11'000'000'000'000 Franken
      Aktualisiert um 10:41 Uhr

      Erstmals zeigt eine Übersicht der «NZZ am Sonntag» das Ausmass der weltweit angelaufenen Staatshilfe. Die Staaten stützen ihre taumelnden Banken und Konzerne mit insgesamt 11'324 Milliarden Franken.

      Würde die Rechnung unter der Weltbevölkerung aufgeteilt, müsste sich jeder Bewohner mit 1665 Franken daran beteiligen. Bisher haben weltweit 37 Staaten, die EU sowie der Internationale Währungsfonds Rettungsmassnahmen für Banken und andere Firmen in der Höhe von 11’324 Milliarden Franken beschlossen. Dies ergibt eine Aufstellung der «NZZ am Sonntag», die mit Hilfe von Research-Abteilungen internationaler Grossbanken entstanden ist.

      Die Summe ist hundertmal so gross wie die jährliche Entwicklungshilfe derselben Industriestaaten, die nun ihre taumelnde Wirtschaft zu retten versuchen.

      Rund 40 Prozent des Betrags entfallen allein auf die USA, weitere 40 Prozent sollen in Europa in den Markt gepumpt werden. Die Kosten könnten noch weit höher ausfallen als jetzt prognostiziert. Die «New York Times» hat letzte Woche berechnet, dass die Bankenrettungspläne der USA im Extremfall 8800 Milliarden Dollar kosten könnten, mehr als dreimal so viel wie die heutige Summe.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-teue…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 12:38:35
      Beitrag Nr. 845 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.372 von Maraho am 15.02.09 09:28:13Ergänzend hierzu:

      Tresorbranche jubelt über Finanzkrise

      Wer den Banken nicht mehr traut, kauft sich einen Tresor: Zahlreiche Händler verzeichneten seit Oktober Steigerungen von 30 Prozent im Geschäft mit Privatpersonen, meldet «Der Spiegel».

      «Die Kunden haben seitdem ein geringeres Vertrauen in die Banken, das merken wir ständig in Gesprächen», sagte Thies Hartmann von der Hamburger Stahltresor GmbH dem Nachrichtenmagazin. Die Sicherheitsfirma Burg-Wächter spricht demnach von einem «Nachfrage-Hype» und einem «ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis» bei Privatpersonen.

      Besonders hochwertige Tresore wie Panzerschränke mit Feuerschutz im Preissegment 2000 und 5000 Euro seien neuerdings gefragt. Teilweise komme es sogar zu Lieferengpässen, meldete der «Spiegel». Der Dachverband der Sicherheitsbranche, die European Security System Association, warne vor Spontankäufen und weise auf ausreichende Sicherheitsstufen und Verankerungen hin. Einbrecher hätten sonst leichtes Spiel und könnten die Wertgegenstände samt Tresor einfach wegtragen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Tresorbran…
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 13:09:06
      Beitrag Nr. 846 ()
      So, zum Abschluß (für den Moment) noch dies...

      Anmerkung: Mit was die sich alles beschäftigen, aber etwas ist dran an der Aussage.....


      MERCEDES-ZUKUNFTSFORSCHER
      "Ohne Eleganz landen wir in der Stadt der Schweine"

      Die alten Griechen befragten vor wichtigen Entscheidungen ein Orakel. Eine ähnliche Funktion erfüllt bei Mercedes der Soziologe Alexander Mankowsky. Er ist der Zukunftsforscher des Unternehmens - und nahm SPIEGEL ONLINE im Interview mit auf die Reise nach Übermorgen.

      SPIEGEL ONLINE: Herr Mankowsky, wie kommt ein Soziologe zu einem Autohersteller?

      Alexander Mankowsky: Für manche Kollegen im Entwicklungszentrum war ich sicher ein Kulturschock. Doch ein paar Entscheider im Unternehmen haben gemerkt, dass man bei der Entwicklung neuer Autos auch Fragen berücksichtigen muss, denen man allein mit Formeln und Maßeinheiten nicht gerecht wird.

      SPIEGEL ONLINE: Was tun Sie?

      Mankowsky: Etwa 40 Wissenschaftler untersuchen in der Forschungsgruppe, was die Menschen bewegt, die unsere Autos kaufen sollen. Was ihnen gefällt. Welche Sehnsüchte, Sorgen und Wünsche sie haben.

      SPIEGEL ONLINE: Wie finden Sie das heraus?

      Mankowsky: Wir machen ganz einfach die Augen auf. Ich bin auf allen wichtigen Märkten und in allen großen Städten unterwegs und beobachte die Menschen. Gehe in Ausstellungen, auf Messen und Modeschauen. Daraus und aus Statistiken zu Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung leite ich Trends ab – gewissermaßen bin ich der Seismograph für künftige Entwicklungen.

      SPIEGEL ONLINE: ... und die Ingenieure hören dann auf Sie?

      Mankowsky: Durchaus. Wir halten im Unternehmen regelmäßig Vorträge, haben Entscheidungsträger zu Gast und sind bei den großen Runden mit dabei, in denen Vertrieb, Entwicklung und Design neue Autos planen.

      SPIEGEL ONLINE: Derzeit wirkt die Autoindustrie ziel- und orientierungslos. Werden Sie jetzt häufiger gefragt?

      Mankowsky: Wer verunsichert ist, hat als erstes den Reflex: Weitermachen wie bisher, denn da kenne ich mich aus, da kann mir nichts passieren. Doch wer ein bisschen nachdenkt merkt schnell, dass das gefährlich sein kann. Daher finden wir Zukunftsforscher gerade in Zeiten wie diesen noch mehr Gehör.

      SPIEGEL ONLINE: Was kommt dabei heraus?

      Mankowsky: Schauen Sie auf die Forschungsfahrzeuge von Mercedes. Das Leitmotiv "grüner Luxus" für die Oberklasse-Studie F 700 kam von uns. Wir gehen davon aus, dass sich die Menschen in einer immer hektischeren Welt immer öfter zurückziehen wollen. Grün steht für umweltfreundliche Materialien und Ökologie, aber auch für viel Raum und Ruhe und Lebensqualität.

      SPIEGEL ONLINE: Der F700 war eine Studie – kein Serienauto…

      Mankowsky: Natürlich überzeichnen wir bei Studien auch mal und provozieren ein wenig. Aber wir hatten zum Beispiel auch Einfluss darauf, dass der Innenraum der neuen E-Klasse so wohnlich wirkt wie ein zweites Zuhause.

      SPIEGEL ONLINE: Warum ist Ihnen beim Blick in die Zukunft die heraufziehende Krise nicht aufgefallen?

      Mankowsky: Es war absehbar, dass bald ein tiefer Einschnitt kommen würde. Ich hatte ihn mit der US-Wahl erwartet. Aber ich muss zugeben, dass wir die Börsen nicht genug auf dem Radar hatten.

      SPIEGEL ONLINE: Welche Lehren ziehen Sie daraus?

      Mankowsky: Seit dem Börsencrash ist die pure Globalisierung endgültig out. Die Menschen suchen neuen Halt, besinnen sich auf alte Werte und brauchen einen Kompass, mit dem sie sich in der Welt zurechtfinden.

      SPIEGEL ONLINE: Bitte vervollständigen Sie: die nächste Autogeneration …

      Mankowsky: … muss authentisch sein. Das ist auch in anderen Bereichen so. Jeans kommen wieder aus den USA statt aus China. Und Luxus kommt aus Europa.

      SPIEGEL ONLINE: Wie kommen Sie denn darauf?

      Mankowsky: Weil Luxus nirgends mehr Tradition und Fundament hat als in Europa. Dieser Kontinent ist das Shangri-La, das Paradies für die restliche Welt – vom Beginn des guten Geschmackes in der Renaissance bis ins Art Deco. Unser Ziel ist, der Botschafter dieses europäischen Stils zu sein.

      SPIEGEL ONLINE: Luxus? Derzeit geht es doch ums Sparen und Maßhalten.

      Mankowsky: Die Definition von Luxus wandelt sich stetig, aber das Bedürfnis nach Schönheit und Eleganz wird es immer geben. Sonst landen wir über kurz oder lang in der 'Stadt der Schweine'.

      SPIEGEL ONLINE: Wie bitte?

      Mankowsky: Das ist nicht von mir, sondern ein Bild von Platon für eine Gesellschaft, in der vollkommene Gleichheit herrscht. In ihr wohnen alle in gleichen Wohnungen, kleiden sich ähnlich, essen das Gleiche. Es gibt keinen Neid, man lebt im Einklang mit der Natur. Eben wie die Schweine im Stall. Das Gegenbild dieser Gesellschaft entwickelt alle Dinge, die der ersten fehlen – individuelle Kleidung, Schmuck, Künste. Alles was wir unter Zivilisation verstehen. Das Bedürfnis nach Luxus wird gewissermaßen zum Motor, um dem Schweinestall zu entkommen. Aus diesem Bild der Zivilisation, können wir viel lernen.

      Das Gespräch führte Tom Grünweg

      Quelle: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,607401,00.ht…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 16:12:54
      Beitrag Nr. 847 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.465 von Maraho am 14.02.09 18:03:04Zur Kaffee-Zeit noch einige "Fundstücke":

      Wissenswert

      Die Fehler der Finanz-Alchemisten
      von Olaf Storbeck

      Über Jahrhunderte war es ein Menschheitstraum, Blei in Gold zu verwandeln. Woran die Alchemisten verzweifelten, schien in den Neunzigern den Wall-Street-Bankern zu gelingen. Sie schufen neue, hochkomplexe Finanzprodukte und verursachten damit die Weltwirtschaftskrise. Lesen Sie, wie die Finanz-Alchemisten vorgingen - und woran sie scheiterten


      DÜSSELDORF. Blei in Gold zu verwandeln - das ist einer der großen, alten Menschheitsträume. Es dauerte Jahrhunderte, bis die Alchemisten des Mittelalters einsahen: Das ist leider unmöglich. Zumindest mit den Mitteln der Chemie. Die Wall Street jedoch schien in den 90er-Jahren einen Weg gefunden zu haben: das Strukturieren von Darlehen. Durch das Bündeln, Mischen und den portionierten Weiterverkauf von Krediten entstanden Finanzprodukte, die deutlich hochwertiger erschienen als ihre einzelnen Zutaten. Diese "Collateralized Debt Obligations" (CDOs) versprachen attraktive Renditen bei sehr geringen Ausfallrisiken. Das war eine Illusion, so viel ist heute klar: Die CDOs sind längst "toxic waste" - Giftmüll, der die Bankbilanzen verstrahlt und das weltweite Finanzsystem ins Wanken bringt.

      Wer die aktuelle Krise verstehen will, der muss begreifen, woran die Finanz-Alchemisten scheiterten. Ein US-Forscherteam ist daher der Arbeit der Kredit-Strukturierer auf den Grund gegangen. Die Ökonomen Joshua Coval, Erik Stafford (beide: Harvard) und Jakub Jurek (Princeton) kommen in ihrer Studie mit dem Titel "The Economics of Structured Finance" zu dem Ergebnis: Strukturierte Kredite leiden unter systematischen Problemen, für die es keine einfachen Lösungen gibt. Daher sei es unwahrscheinlich, dass sich der CDO-Markt je wieder erholt.

      So komplex reale CDOs auch sind, letztlich basieren sie auf einem einfachen Prinzip: Durch das Mischen von Krediten werden die statistischen Ausfallrisiken minimiert. Bei zwei Hypotheken über 10 000 Euro, die jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent platzen, funktioniert das so: Eine Investmentbank bündelt beide Darlehen, so dass ein Kreditportfolio in Höhe von 20 000 Euro entsteht. Dieses wird dann neu in zwei Hälften aufgeteilt - in die "Junior-" und die "Senior-Tranche". Diese werden an andere Investoren - zum Beispiel deutsche Landesbanken - weiterverkauft. Wer die Junior-Tranche hält, bekommt höhere Zinsen, ist aber gleichzeitig einem höheren Risiko ausgesetzt. Sobald nur einer der beiden 10 000-Euro-Kredite platzt, bekommt der Halter der Junior-Tranche kein Geld mehr zurück. Die Senior-Tranche dagegen wird so lange bedient, wie mindestens einer der beiden Hypotheken-Schuldner seinen Kredit zurückbezahlt.

      Der Clou des Verfahrens: Das Kreditrisiko der "Senior-Tranche" fällt drastisch. Es liegt laut Wahrscheinlichkeitsrechnung nur noch bei einem Prozent und nicht mehr - wie bei den Einzeldarlehen - bei zehn Prozent. Voraussetzung dafür ist, dass die Ausfallwahrscheinlichkeiten der beiden Hypotheken unabhängig voneinander sind, sich also nicht gegenseitig beeinflussen.

      Noch interessanter wird es, wenn man zwei solcher CDOs miteinander verschneidet. Dann entsteht ein "quadratisches CDO". Dessen riskantere Junior-Tranche, die stets die ersten Verluste trägt, hat dank den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung nur noch ein statistisches Ausfallrisiko von 3,6 Prozent. Noch gründlicher lassen sich Risiken wegzaubern, wenn man nicht zwei, sondern viele Kredite bündelt. Dann steigt der Anteil der scheinbar sicheren Tranchen überproportional an. Dank der theoretisch extrem geringen Risiken bekamen solche CDOs von den Ratingagenturen oft die Bestnote "AAA". Auf dem Papier waren sie so sicher wie US-Staatsanleihen.

      Aber die Finanz-Alchemie hat enorme Tücken, zeigen Coval, Jurek und Stafford in ihrer Studie, die in der neuen Ausgabe des "Journal of Economic Perspectives" erschienen ist. So führen schon kleinste Fehler bei der Bewertung der einzelnen Kreditrisiken dazu, dass die Ausfallwahrscheinlichkeiten der CDOs drastisch unterschätzt werden. Das Gleiche gilt für die Frage, wie stark die Ausfallrisiken der einzelnen Kredite miteinander korrelieren. Auch hier potenzieren sich schon kleine Ungenauigkeiten enorm, zeigen Modellrechnungen der Forscher. Besonders stark sind diese Multiplikator-Effekte bei den vermeintlich sehr sicheren "quadratischen CDOs".

      Selbst wenn es bei der Risikobewertung nicht zu Fehlern käme, gibt es ein zweites fundamentales Problem. Denn mit dem Strukturieren lässt sich nur eine Art von Risiko verkleinern. Zum Beispiel wird es unwahrscheinlicher, dass man als Investor zufällig an einen Schuldner gerät, der seinen Kredit platzen lässt. Anders sieht es aus, wenn durch Schocks von außen insgesamt der Anteil der säumigen Zahler steigt - zum Beispiel durch fallende Immobilienpreise oder steigende Zinsen.

      Für CDO-Investoren steigen diese systemischen Risiken sogar, argumentieren Coval, Jurek und Stafford. Da durch das Strukturieren die Einzelrisiken verschwinden, hänge das Auszahlungsprofil der CDOs nur noch von Systemrisiken ab. Investoren gingen eine Wette auf die Gesamtwirtschaft ein. Geht diese den Bach hinunter, kommen auf CDO-Halter plötzlich enorme Verluste zu.

      Dies aber bilden die Kreditratings nicht ab. Sie machen nicht deutlich, dass "AAA"-CDOs nur so lange sicher sind, wie es keine systemische Krise gibt. Daher sei es falsch, CDOs mit der gleichen Systematik zu bewerten wie klassische Anleihen.

      Dies habe die Anleger in die Irre geführt. Sie hätten nicht verstanden, welch enorme Systemrisiken sie tragen, und daher zu geringe Risikoaufschläge gefordert. Wären die Risiken angemessen eingepreist worden, hätten die CDOs aber viel von ihrem Zauber verloren - und viele Exzesse hätten vermieden werden können.

      Weiterführend mit Download von Studie (Seite 2): http://www.handelsblatt.com/politik/wissenswert/die-fehler…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 16:23:12
      Beitrag Nr. 848 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.567.882 von Maraho am 12.02.09 18:18:08Noch etwas zum Verhältnis China - USA...


      USA-China

      Auf Gedeih und Verderb
      von Christoph Rabe

      Dass die erste Auslandsreise von US-Außenministerin Hillary Clinton nach Asien führt, ist sicherlich kein Zufall. Seit langem betrachtet Washington Asien als Region der Zukunft. Und mit kaum einem Land stecken die USA in einer so tiefen und zugleich so widersprüchlichen Partnerschaft wie mit China. Peking finanziert die enormen US-Ausgaben und hält auch in der Finanzkrise zu den USA. China spielt eine Schlüsselrolle bei der Reintegration Nordkoreas in die Weltgemeinschaft. Die Volksrepublik teilt sich mit den USA das Los als klimapolitischer Sünder. Und Peking zieht in der Menschenrechtspolitik immer wieder herbe Kritik auf sich.

      Wenn Clinton auf der zweiten Station in Peking eintrifft, dann sind die ersten Irritationen über die harschen Töne aus der neuen US-Regierung dort schon fast wieder vergessen. Zwar hatte Finanzminister Timothy Geithner in Peking für beträchtliche Verärgerung gesorgt, als er China eine Manipulation seiner Währung vorwarf. Doch die Chinesen sind pragmatisch genug, um diesen Konflikt nicht über Gebühr zu dramatisieren. In der Wirtschaftskrise sitzen beide schließlich im selben Boot.

      China und die USA sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Deshalb ließ Peking auch kurz vor der Clinton-Tour verlauten, dass es weiter US-Staatsanleihen kaufen werde. Was bleibt China auch anderes übrig? Die Dollar, die es durch Exporte nach Amerika verdiente, ließen sich im vermeintlich sicheren Hafen USA am besten langfristig anlegen. Und die USA erhielten jenes Kapital, das notwendig war, um den aufwendigen Lebensstil ihrer Verbraucher zu finanzieren.

      Aussteigen kann China aus dem Greenback jetzt nicht. Zwar wächst in Peking die Nervosität über die Stabilität des Dollars, der durch die gigantischen Rettungspakete Washington nicht gerade an Wert gewinnt. Doch echte Alternativen bieten sich nicht an: weder in Japan, dessen Verschuldung bei 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt, noch in der Euro-Zone, die unter ganz eigenen Spannungen leidet. Aus chinesischer Sicht macht es wenig Sinn, Dollar in Euro zu tauschen, nur um Währungsfluktuationen dann umso stärker ausgesetzt zu sein. Die chinesische Währung ist mehr oder minder an den Dollar gekoppelt. Da muss Peking nur hin und wieder den Zorn der US-Politiker über zu geringe Flexibilität in der Währungspolitik aushalten.

      China und Amerika bleiben aufeinander angewiesen. Ohne den US-Exportmarkt gerät die chinesische Wirtschaft schnell in turbulentes Fahrwasser, ohne Chinas Überschüsse lässt sich das US-Defizit nicht finanzieren. Daher haben beide ein elementares Interesse, einander jetzt nicht zusätzliche Probleme zu bereiten.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-komment…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 16:32:23
      Beitrag Nr. 849 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.885 von Maraho am 15.02.09 12:34:07Die nächste, bitte...

      Finanzkrise
      Aareal-Bank beantragt Staatshilfen


      15. Februar 2009 Die Immobilienbank Aareal bekommt eine Stille Einlage und Kreditgarantien des Bundes. Die Bank teilte am Sonntag mit, der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) stelle ihr eine unbefristete Stille Einlage in Höhe von 525 Millionen Euro zur Verfügung und räume zudem einen Garantierahmen für unbesicherte Emissionen im Gesamtvolumen von bis zu vier Milliarden Euro ein. Damit werde sich die Kernkapitalquote der Aareal Bank deutlich erhöhen. Die mit neun Prozent verzinste Einlage solle möglichst rasch zurückgeführt werden, dafür werden die Aktionäre für 2008 und 2009 keine Dividende bekommen.

      Noch im November des vergangenen Jahres hatte der Vorstandsvorsitzende des Wiesbadener Immobilienfinanzierer, Wolf Schumacher, angekündigt, wohl ohne die angebotenen Staatshilfen auskommen zu können. Jedoch könne niemand seriös sagen, wie man „am Ende des Jahres rauskommen werde“. Nun scheint sich die Situation nochmals verschlechtert zu haben.

      Wettbewerber nehmen auch Staatshilfe in Anspruch

      Noch im Herbst 2008 hatte der Neun-Monats-Gewinn vor Steuern 106 Millionen Euro beziehungsweise 31 Millionen Euro im dritten Quartal 2008 betragen. Im Vorjahr hatte der Vorsteuergewinn nach neun Monaten aufgrund von einmaligen Verkaufserlösen 353 Millionen Euro betragen. An der Börse verlor die Aareal Bank rund 17 Prozent auf 6,14 Euro; Analysten bemängelten vor allem die Streichung der Jahresprognose.

      Schumacher deutete im November jedoch auch an, dass eine Staatshilfe im internationalen Umfeld notwendig werden könne, da die Wettbewerber im Ausland durch staatliche Hilfen so gestützt worden seien, „dass sie gestärkt aus der Krise kommen werden“. Die Aareal Bank müsse die Veränderung der Wettbewerbssituation deshalb genau prüfen.


      Die durch die Bundesregierung zur Verfügung gestellten 480 Milliarden Euro zur Rettung des Bankensystems sind inzwischen zu gut einem Viertel beansprucht worden. Nach Angaben des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) liegen derzeit 15 Anträge von Kreditinstituten vor.

      Folgende deutsche Banken und Institutionen wollen das Maßnahmenpaket nutzen bzw. haben bereits Gelder bekommen:

      Hypo Real Estate 52 Milliarden Euro Garantien (bereits gewährt)

      Commerzbank 15 Milliarden Euro Garantien / 18,2 Milliarden Euro Eigenkapital (bereits gewährt)

      HSH Nordbank 30 Milliarden Euro Garantien (bereits gewährt)

      BayernLB 15 Milliarden Euro Garantien (bereits gewährt)

      Sicherungseinrichtungsgesellschaft deutscher Banken (Die SdB bekam die Garantie vom SoFFin, um Kunden der insolventen US-Bank Lehman Brothers in Deutschland zu entschädigen.) 6,7 Milliarden Euro Garantien (bereits gewährt)

      IKB 5 Milliarden Euro Garantien (bereits gewährt)

      Aareal Bank 525 Millionen Euro Eigenkapital 4 Milliarden Euro Garantien

      Volkswagen VW Financial Services und VW Bank laut Kreisen jeweils einstelliger Milliardenbetrag an Garantien (noch in Verhandlung)

      Düsseldorfer Hypothekenbank laut Kreisen kleiner einstelliger Milliardenbetrag an Garantien (noch in Verhandlung)

      WestLB laut Kreisen zweistelliger Milliardenbetrag an Garantien (noch in Verhandlung)

      Zudem haben weitere kleinere Institute um Hilfe gebeten. Ihr Bedarf an Staatskapital liegt Kreisen zufolge deutlich unter dem der genannten Banken, zumeist unter einer Milliarde Euro.

      (Quelle: Reuters)

      http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/D…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 17:01:24
      Beitrag Nr. 850 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.582.636 von Maraho am 15.02.09 16:12:54Zum Abschluß dieses Tages von meiner Seite aus noch ein wenig Klatsch und Tratsch:

      New Yorker Banker

      Traurigster Valentinstag aller Zeiten
      von Astrid Dörner (New York) und Nikolaus Röttger (Hamburg)

      Weniger Geld, weniger Ansehen: Das Leben der New Yorker Banker ist derzeit sowieso schon hart. Nun laufen ihnen auch noch die Frauen weg. Oder machen sich - noch schlimmer - über sie lustig. Was für ein trauriger Valentinstag!


      Es war einmal eine gute Zeit. Damals bekam man als Investmentbanker, was man wollte: einen dicken Bonus und schöne Frauen. Das Geld floss, der Paarungsprozess verlief nach einfachen Regeln. Zur Bonussaison schlüpften New Yorks Singlefrauen in kurze Röcke und hohe Schuhe, um in Bars und Diskotheken erfolgreiche Banker kennenzulernen. Sogar aus dem Umland kamen sie angereist, um mit den selbstbewussten Alphatieren die Sonderzahlungen auf den Kopf zu hauen.

      Aber das alles war damals. Vor der Kreditkrise. Vor der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Vor dem großen Desaster an den Finanzmärkten und der Wirtschaftskrise.

      Die Welt heutzutage sieht so aus: "Ich war am Wochenende aus und habe ein paar Mädels kennengelernt. Als sie mich fragten, was ich mache, und ich ,Ich arbeite im Finanzbereich‘ sagte, fingen sie an zu kichern", sagt Ben, 24 Jahre alt, gegenüber dem amerikanischen Magazin "Details". "Dann machten sie sich lustig darüber, dass ich in ein paar Jahren arm sein werde, und fünf Minuten später waren sie weg."

      Ähnliches erlebte M&A-Experte Aaron. Als er seiner neuen Bekanntschaft von seinem Beruf erzählte, war sie plötzlich überhaupt nicht mehr interessiert. Im Gegenteil: Sie reagierte sehr wütend und schrie ihn an: "Ihr Typen habt alles ruiniert!" Dann stand sie auf und ging.

      Vorbei die Zeit, in der Geld alles regelte und für Glanz und Ansehen sorgte - selbst wenn man klein, dick und hässlich war. Es reicht nicht mehr, den besten Tisch im Restaurant zu bekommen, weil man den Oberkellner besticht. Nachdem die Kreditkrise das dritte Jahr andauert und Bonuszahlungen fast den Ruch des Illegalen haben, sind die Banker auf der Rangliste der erstrebenswerten Karrieren weit nach unten gerutscht.

      Umfragen zufolge sind die Plutokraten bei Affären auch weniger spendabel. Laut einer aktuellen Studie der Analysegesellschaft Prince & Associates unter 191 Multimillionären wollen 80 Prozent der Befragten ihren Geliebten weniger Geld zukommen lassen und bei Geschenken sparen.

      Darum werben Unternehmen inzwischen mit Schnäppchen um die Gunst der Banker. Wie etwa eine Pyjamafirma in einem TV-Spot, der seit Tagen auf dem amerikanischen Börsensender CNBC rauf- und runterläuft: Eine Blondine im rosa Schlafanzug räkelt sich glücklich neben einem Banker, der zufrieden an seinem Champagnerglas nippt. "Zeigen Sie ihr, wie viel sie Ihnen bedeutet, mit einem Pyjama, den sie lieben wird", sagt die Frau aus der Werbung. Preis: nicht teurer als ein Dutzend Rosen.

      Klar ist: Statt teuren Klunkern von Tiffany's werden viele Banker in diesem Jahr wohl eher zu günstigeren Geschenken für den Valentinstag am Samstag greifen.

      Doch damit haben sie sich ein für sie unerwartetes Problem aufgeladen: Sie sind auf der Beliebtheitsskala bei Frauen weit nach unten gerutscht. Wer will schon einen Schlafanzug, wo es früher den Diamanten gab? "Es gehörte zum Selbstverständnis vieler Banker, sich teure Spielzeuge zu leisten und damit bei Frauen zu punkten. Doch jetzt können oder wollen sie sich diese Hilfsmittel nicht mehr leisten und bekommen Schwierigkeiten in der Datingwelt", sagt Wall-Street-Psychologe Alden Cass.

      Auch im Internet lästern Damen über die Herren im Bankingsektor und schütten zum Beispiel im Weblog "Dating a Banker Anonymous" ihr Herz aus: Julias Freund führt sie nicht mehr abends zum Essen aus, sondern kocht stattdessen selbst. "Leider haben sich seine Kochkünste immer noch nicht verbessert, und ich kann doch nicht jedes Mal beim Chinesen etwas zum Mitnehmen bestellen", klagt sie. "Wenn das so weitergeht, werde ich verhungern." Courtney, die Geliebte eines verheirateten Bankers, muss bis auf Weiteres auf teure Ausflüge verzichten. Seine Frau prüft nun selbst die Ausgaben der Familie - ein Trip auf die Bahamas würde da sofort auffallen.

      Was ist ein Banker ohne Bonus

      Alle Teilnehmerinnen des Blogs kommen zur gleichen Schlussfolgerung: Ein Banker ohne Bonus ist ungefähr so nützlich wie eine Gewindemutter ohne Schraubenschlüssel. "Ich würde nicht sagen, dass ich nur aufs Geld aus bin, aber ich würde mich nicht mit einem bankrotten Banker abgeben", schreibt eine der Damen.

      Höchste Zeit also, dass sich die Bankergirls selbst um das Geldverdienen kümmern. "Dating a Banker Anonymous", behaupten böse Zungen, sei vor allem ein PR-Gag. Sein Ziel hat das Weblog offenbar schon erfüllt. Die Gründerinnen sollen einen Buchauftrag an Land gezogen haben. Das Potenzial zum Bestseller ist auf jeden Fall da.

      Quelle: http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice/:New-Yorker-Bank…
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 17:11:11
      Beitrag Nr. 851 ()
      Ich verabschiede mich hiermit für heute.

      Wie immer an dieser Stelle: Vielen Dank für euer Interesse und die Beteiligung! Ich hoffe, daß etwas für jede(n) dabei war.

      Einen schönen Sonntag-Abend wünscht
      Maraho


      Zum guten Schluß:

      Eine Regierung muß sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, daß jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, daß er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muß.

      Friedrich II. der Große, 24.01.1712 - 17.08.1786
      König von Preußen


      Dem ist nichts hinzuzufügen.
      Avatar
      schrieb am 15.02.09 19:41:19
      Beitrag Nr. 852 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.570.482 von Maraho am 13.02.09 06:05:28Ich bin gerade darüber "gestolpert". War dezent versteckt.
      Es wundert einen gar nichts mehr....


      Verkauf von HRE-Aktien
      Banken unter Insiderverdacht


      Mehrere Banken sind einem Medienbericht zufolge wegen des Verdachts des Insiderhandels mit Aktien der Hypo Real Estate ins Visier der Finanzaufsicht geraten. Die Banken stünden im Verdacht, HRE-Aktien vor einem Kurssturz Ende September 2008 in größerem Umfang verkauft zu haben.

      München - Die Untersuchung dauert noch an", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" die Finanzaufsicht BaFin. Gegen welche Banken ermittelt werde, habe die Behörde nicht mitgeteilt. Insiderhandel kann in Deutschland mit bis zu fünf Jahren Haft oder Geldbußen bestraft werden.

      Ende September war bekanntgeworden, dass die damals noch im Dax notierte Hypo Real Estate wegen Finanzierungsproblemen ihrer Tochter, dem Staatsfinanzierer Depfa, kurz vor der Pleite stand. Daraufhin stürzte die Aktie am 29. September 2008 innerhalb eines Tages um rund 80 Prozent ab.

      Der Konzern musste schließlich mit Hilfe von Bund und Banken gerettet werden und hat seitdem mehr als 100 Milliarden Euro an Kapitalhilfen und Garantien erhalten.

      Die dramatische Lage der HRE war mehreren Banken dem Bericht der "SZ" zufolge bereits in der Woche vor dem Kurssturz bekannt. Vom 23. September an hatte die damalige HRE-Spitze nach Erkenntnissen der BaFin in der Finanzbranche um Hilfe gebeten, berichtete die Zeitung.

      Der Zeitung zufolge hatte die BaFin bereits im Herbst vergangenen Jahres auffällige Verkäufe von HRE-Aktien vor dem Kurssturz am 29. September 2008 registriert. Das gehe aus einer internen Notiz der Aufsichtsbehörde hervor. Die betreffenden Banken hätten sowohl HRE- Aktien, die ihnen selbst gehörten, als auch HRE-Papiere von Kunden veräußert. Die BaFin habe die Banken bereits aufgefordert, die Namen dieser Kunden mitzuteilen.

      manager-magazin.de mit Material von dpa

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,607740,0…

      Gute Nacht!
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 00:19:35
      Beitrag Nr. 853 ()
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 05:01:52
      Beitrag Nr. 854 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.250 von Groupier am 16.02.09 00:19:35Guten Morgen Groupier,

      ;)

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 05:21:55
      Beitrag Nr. 855 ()
      Guten Morgen zusammen,

      erst einmal einen guten Wochenbeginn für euch alle!
      Lasst es langsam angehen.

      Hier, nur der guten Ordnung wegen, die Aussage unseres neuen "Wirtschaftsministers" zum weiteren Verlauf der Krise.
      Ich stelle nur die Einleitung hier rein, da diese Optimismusverbreitung a bisserl fad ist.

      WIRTSCHAFTSKRISE
      Neu-Minister Guttenberg verspricht schnellen Aufschwung
      Der frisch ernannte Wirtschaftsminister verbreitet Aufbruchsstimmung: Karl-Theodor zu Guttenberg erwartet nach eigenen Worten, dass die Konjunktur im Herbst wieder anspringt, spätestens. Für 2010 wünscht er sich eine Steuerreform. Seine Frau plaudert derweil über Humor und private Sparsamkeit.
      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,607724,00.h…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener"> http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,607724,00.h…


      Dazu fällt mir folgendes Zitat ein:

      Autor dieses Zitats: Tyll Necker
      Nicht jeder, der eine Wirtschaft besucht, versteht auch etwas von Wirtschaftspolitik.


      Seine Frau müsste dies eigentlich wissen! ;)
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 05:37:36
      Beitrag Nr. 856 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.578.761 von Maraho am 14.02.09 06:59:30Hier etwas für kiska...
      Keine Antwort ist auch eine Antwort....


      Geithner beim G7-Treffen

      Das Schweigen des Neuen
      von Andre Tauber

      Die Welt schaut bei der Lösung der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die USA. Doch beim Treffen der G7-Finanzminister warten die Amtskollegen des US-Vertreters Timothy Geithner vergeblich auf Antworten.


      Zum Debüt darf er den Star spielen. Eigentlich sollte US-Finanzminister Timothy Geithner nach dem Treffen der sieben führenden Industrienationen G7 im Kellergewölbe des römischen Hotels Excelsior vor die Kameras treten. Doch der italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti, der den Vorsitz der G7 führt, bietet dem 47-Jährigen an, in das elegante Winterpalais umzuziehen. Dort, unter opulentem Stuck, rühmt sich der jugendlich wirkende Finanzminister mit dem 787 Mrd. $ schweren Konjunkturpaket, das US-Präsident Barack Obama am Dienstag unterzeichnen will. "Ich denke, Sie haben noch keine Regierung gesehen, die so schnell gehandelt hat", sagt er am Samstag.

      Geithners erster Auftritt im Kreis der G7 wurde mit Spannung erwartet. Denn vom neuen Finanzminister werden dringend Antworten verlangt, wie er die Probleme lösen will, die die alte US-Regierung unter Präsident George W. Bush hinterließ. Es geht um die Fragen, wie die USA das Vertrauen in die Bankenwelt wiederherstellen wollen, wie das Konjunkturprogramm umgesetzt wird und wie weit die Regierung unter Präsident Obama bereit ist, die Finanzmärkte zu regulieren. Die Liste mit Fragen ist lang.

      Geithner ist kein neues Gesicht. Die Finanzminister kennen ihn durch seine Arbeit in der Regierung von Bill Clinton sowie als Chef der New Yorker Notenbank und Mitglied der Sachverständigengruppe G30. Er sei ein "Schwergewicht" am Tisch, lobt der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Jean-Claude Trichet, Chef der Europäischen Zentralbank, sagt: "Er weiß, wovon er spricht. Er hat eine sehr einfache Weise, seine Gedanken auszudrücken."

      Doch trotz der klaren Ausdrucksweise überzeugen Geithners Antworten vorerst nicht. Gleich nach Sitzungsbeginn nehmen die Finanzminister ihren neuen Kollegen in die Mangel. Sie fordern Details, wie Geithner die Bilanzen der US-Banken von Schrottpapieren säubern möchte. Der Finanzminister nennt spärliche Details. Eine öffentlich-private Einrichtung soll gegründet und der Anleihenwert wohl in einer Auktion bestimmt werden. Mehr sagt er nicht. Vorher will er seinen Plan fertig ausarbeiten. Geithner überzeugt nur wenige sofort. Die Grundidee des Planes wird zwar weithin gelobt, Steinbrück bezeichnet sie als "interessant". Doch die meisten seiner Kollegen stellen klar, dass sie nun auch konkrete Taten erwarten. "Auf dem Papier sieht das gut aus, die Prinzipien sind sehr gut, es ist nun wichtig, dass das auch umgesetzt wird", sagte etwa Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde.

      Indes versucht Geithner erfolglos, seine Amtskollegen in die Pflicht zu nehmen. Er wolle die anderen Staaten zu "außergewöhnlichen Maßnahmen" überreden, kündigt er schon vor der Ankunft in Rom an. Doch niemand ist bereit, weitere Konjunkturpakete aufzulegen. Steinbrück warnt bereits vor Inflationsgefahren, wenn Liquidität nicht wieder abgeschöpft wird. Man solle sich nun Gedanken zu "Exit-Strategien" machen, fordert er. In der Abschlusserklärung klopfen sich die Minister auf die Schultern. Man habe "außergewöhnliche Maßnahmen" bereits getroffen.

      Der Blick richtet sich nun auf den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten, zu denen auch die Schwellenländer Brasilien, China, Indien und Russland gehören. "Das darf nicht nur eine Wiederholung von Washington werden", sagt Steinbrück mit Verweis auf das letzte, weitgehend ergebnislose Treffen dieser Runde im vergangenen November. Er erwarte "konkrete Ergebnisse" bei dem Treffen Anfang April in London.

      Steinbrück sieht gute Chancen, dass Geithner dabei eine positive Rolle spielen könnte: "Die Amerikaner verfolgten das verabredete Prinzip, dass kein Finanzmarktakteur, kein Finanzprodukt und kein einzelner Finanzmarkt mehr ohne Aufsicht sein sollte."

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Geithner-be…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 16.02.09 05:54:05
      Beitrag Nr. 857 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.577.251 von Maraho am 13.02.09 20:19:46So sehe ich es auch...

      Anlagenbau
      SMS-Group-Chef kritisiert Staatshilfen für Unternehmen



      Während andere Unternehmen seit Wochen nicht müde werden, die Bundesregrieung und damit den Staat um Hilfe anzugehen, hält sich der Chef des Anlagenbauers SMS-Group zurück. Private Unternehmen müssten ohne öffentliche Hilfen auskommen, sagt Heinrich Weiss dem "Handelsblatt".

      Der Chef und Miteigentümer des Anlagenbauers SMS Group, Heinrich Weiss, spricht sich gegen öffentliche Hilfen für Privatunternehmen aus. "Wenn ich ein bedeutendes unternehmerisches Risiko eingehe, kann ich nicht öffentliche Hilfe beanspruchen, wenn es schiefgegangen ist", sagte Weiss dem Handelsblatt (Montagsausgabe). Staatssubventionen als "Reparaturbetrieb des Kapitalismus" verzerrten den Wettbewerb, sagte Weiss mit Hinblick auf die diskutierten Hilfen für Schaeffler und Opel.

      Der Schutzschirm für die Banken sei dagegen wegen der Bedeutung der Branche für die Gesamtwirtschaft notwendig. Der Chef des Weltmarktführers im Bau von Stahl- und Walzwerken kündigte an, die Investitionen in der Krise zu verdoppeln. Als erstes würde das Geschäft in China wieder anspringen. Eine Prognose, wann das sein wird, wagt er allerdings nicht SMS habe seit September keinen größeren Auftrag mehr bekommen, sei in den Ingenieurabteilungen bis Ende 2009 und in der Fertigung bis Ende 2010 auselastet.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/sms-group-chef-kriti…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 06:03:17
      Beitrag Nr. 858 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.581.885 von Maraho am 15.02.09 12:34:07Etwas zum Nachdenken...

      Das Kapital

      Den Schein wahren

      Auch auf die Gefahr hin, von passionierten Etymologen künftig nicht mehr ernst genommen zu werden, eröffnet die Gleichstellung der Wörter Schein und Geld bei Betrachtung der Finanzkrise erstaunliche neue Blickwinkel.

      Seit Anbeginn der Krise scheint es oberste Priorität der einzelnen Banken und später auch der Notenbanken und Regierungen zu sein, den Schein zu wahren. Im Falle der Einzelinstitute der Schein, dass man genügend liquide und eigenkapitalstark sei, auf dass ansonsten verunsicherte Privatkunden die Schalter nicht stürmen oder Geschäftspartner nicht den Hahn zudrehen, wie bei Bear Stearns. Eine Möglichkeit der Scheinwahrung besteht darin, den Wertberichtigungsbedarf der eigenen Aktiva in stets gerade noch verträglichen Portionen auf die einzelnen Quartale zu verteilen.

      Oder aber mittels Scheingeschäften (früher gern Sale-and-Leaseback), Scheingewinnen (etwa die nach IFRS erlaubte erfolgswirksame Anpassung der eigenen Verbindlichkeiten an den - in dem Fall geringeren - Zeitwert) oder Scheinbuchungen (wenn etwa unliebsame Finanzinstrumente vom Handels- in das Bankenbuch umgebucht werden, um so den Schein zu erwecken, die Qualität des Instruments hätte sich geändert).

      Auch auf aggregierter, höherer, amtlicher Stelle muss der Schein gewahrt werden - dass man alles unter Kontrolle habe, dass die Einlagen sicher seien, dass das Geldsystem diese Belastungsprobe überstehen werde und dass Regierungen Wirtschaftszyklen mittels Fiskal- und Geldpolitik nicht nur beeinflussen, sondern in ihrem Lauf gar umkehren können. Um dies zu erreichen, versuchen die Regierenden durch allerlei Verbalinterventionen, Staatsgarantien und üppige Konjunkturpakete, den Bürger in Scheinsicherheit zu wiegen.

      Bei diesem amtlichen Aktionismus dürfte aber insbesondere den amerikanischen Bürgern schnell mulmig werden. Denn hier addieren sich die Garantien, Hilfen und Pakete zu noch sehr viel imposanteren Billionensummen als anderswo. Den Bürgern dürfte nicht nur mit Blick auf die explosionsartige Erweiterung der Fed-Bilanz, sondern auch bei jeder weiteren öffentlichen Erwähnung des Euphemismus "quantitative easing" bewusst werden, wie viel frische Scheine die Fed heute und morgen drucken muss, um den Scheintod des Systems abzuwenden oder nur hinauszuzögern.

      Dank des gestörten Transmissionsmechanismus findet das viele frische Notenbankgeld seinen Weg zwar noch nicht in das Wirtschaftssystem, sondern bleibt bei den Banken hängen. Doch schon vor der zu erwartenden Scheinflut dürfte den Bürgern aufgehen, dass die Fed und mit ein wenig Verzögerung wohl auch die anderen Zentralbanken dabei sind, deutlich mehr Schein als Sein zu produzieren. Und wenn dem einzelnen Bürger - dem nach Northern Rock und Lehman ja Bares noch so viel sicherer schien als Bankguthaben - nun auch der Schein nur noch scheinbare materielle Sicherheit vermittelt, dann stellt sich bald die Frage nach der Stabilität und der erwartbaren Lebenszeit des heutigen Scheinsystems.

      Jenem Geldsystem, das sich 1971 auf amerikanisches Geheiß hin von der materiellen Welt entkoppelte und vom Bürger den unbedingten Glauben an den Schein erzwang. Nun gibt es ja einige, die diesen Schritt als Grundsteinlegung für die vielen darauf folgenden Vermögensblasen betrachten. Ob Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Schwellenländer, Kunst oder natürlich Immobilien, es bildeten sich fortan fürwahr genügend Blasen.

      Erstaunlicherweise könnte erst die jetzige Krise nicht nur die Mutter aller Blasen generieren, sondern sie auch offenbaren: die Geldblase. Ist nicht Papiergeld die von allen überbewertetste Vermögensklasse, wurde also konsequent überschätzt?

      Was, wenn - fiat lux - den Bürgern das Licht aufginge, dass die Notenbanken das Credo fiat Geld - es werde Geld - etwas zu ernst nähmen? Und sie bereits heute erahnen, dass selbige Notenbanken das systematisch erforderliche anschließende evanescat Geld - es verschwinde Geld - sträflich vernachlässigen werden? Ob wir die Rückkehr zum Goldsystem oder, wie ansatzweise wieder in Russland zu sehen, zum Bartergeschäft erleben werden, sei dahingestellt. Doch ein Problem wird mit Aufkommen der Inflation sicherlich verschwinden: Die Geldumlaufgeschwindigkeit wird zunehmen. Man frage nur die Einwohner Simbabwes, wie lange sie ihre Haufen Scheine freiwillig halten.

      Quelle: Aus der FTD vom 16.02.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland

      Erklärung: http://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie
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      schrieb am 16.02.09 06:07:18
      Beitrag Nr. 859 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.447 von Maraho am 16.02.09 05:21:55Und das schreibt "Bild"...
      Opium für`s Volk....

      http://www.bild.de/BILD/politik/2009/02/16/bundeswirtschafts…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 13:25:54
      Beitrag Nr. 860 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.447 von Maraho am 16.02.09 05:21:55Guten Tag zusammen,
      jetzt geht es weiter.....

      Tja, Herr zu Guttenberg, mal sehen ob die Rechnung aufgeht....


      Rezession stärker als erwartet

      „Derartiger Rückgang wäre bislang einmalig“

      Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet für das laufende Jahr den schwersten Konjunktureinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik: Ein Rückgang der Jahreswirtschaftsleistung „von mehr als drei Prozent“ sei wahrscheinlich.


      HB BERLIN. Die deutsche Wirtschaft steckt nach Einschätzung des Berliner DIW auch zum Jahresauftakt tief in der Rezession. Die Wirtschaftsforscher sagten am Montag ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung von 1,4 Prozent zum Vorquartal voraus – verglichen zum Vorjahreszeitraum würde das Bruttoinlandsprodukt damit um 4,5 Prozent zurückgehen. „Ein derart kräftiger Rückgang der ökonomischen Aktivität wäre in der west- beziehungsweise gesamtdeutschen Nachkriegsgeschichte bislang einmalig“, sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths am Montag. Damit dürfte auch im gesamten Jahr das Minus größer ausfallen als bislang angenommen und ebenfalls einen Negativrekord markieren. Bislang war das DIW davon ausgegangen, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um gut ein Prozent schrumpfen wird.

      „Da die deutsche Volkswirtschaft bereits mit einem statistischen Unterhang von zwei Prozentpunkten in das laufende Jahr gestartet ist, liegt ein Rückgang der Jahreswirtschaftsleistung von deutlich mehr als drei Prozent nunmehr im wahrscheinlichen Bereich“, sagte DIW-Experte Kooths. Der statistische Unterhang bedeutet, dass die Wirtschaft 2009 selbst dann schrumpfen würde, wenn in allen Quartalen Stagnation herrschen sollte.

      Im vierten Quartal 2008 war die Wirtschaft mit 2,1 Prozent noch stärker geschrumpft als von Experten angenommen. Vor allem der Einbruch der Exporte und das kräftige Minus bei den Investitionen waren für den historischen Konjunktureinbruch verantwortlich.

      Zum Jahresauftakt sei damit zu rechnen, dass das Produzierende Gewerbe sich weiter abkühle, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung weiter mit. Auch die Bauleistung werde wohl zurückgehen. Das dürfte die unternehmensnahen Dienstleister belasten; die sonstigen Dienstleister seien dagegen weniger betroffen, da sie von der stabileren Entwicklung des privaten Konsums und dem öffentlichen Bereich profitierten.

      Entscheidend für die weitere Entwicklung der deutschen Konjunktur sei, ob das weltweite Wachstum wieder anziehe, schrieben die Experten weiter. Die staatlichen Konjunkturpakete könnten zwar dazu beitragen, ein Überspringen des Abschwungs auf die konsumnahen Bereiche zu dämpfen, sagte Kooths. „Ein Ersatz für die derzeit wegbrechende Nachfrage nach Investitionsgütern ist damit aber nicht zu schaffen.“

      Die deutsche Industrie sammelte bereits im vergangenen Jahr in allen Monaten mit Ausnahme von August weniger Aufträge ein, vor allem aus dem Ausland war die Nachfrage schwach. Der Branchenverband BGA geht davon aus, dass in diesem Jahr die Ausfuhren erstmals seit 1993 zurückgehen.

      Auch der Bankenverband malt die aktuelle Lage in düsteren Farben. „Die deutsche Wirtschaft steckt in einer tiefen Rezession. Mit einer allmählichen Stabilisierung ist aus heutiger Sicht frühestens im Sommer zu rechnen“, erklärte der Geschäftsführende Vorstand Manfred Weber. Diese Hoffnung stütze sich auf die weltweit sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik, den stark gesunkenen Ölpreis und rückläufige Inflationsraten.

      Nach Ansicht des Verbands sind die Aussichten für einen anschließenden raschen Aufschwung aber keineswegs günstig. „Wegen der in vielen Ländern erforderlichen strukturellen Anpassungen ist aus heutiger Sicht sowohl für die Weltkonjunktur als auch für die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft nur eine langsame Erholung zu erwarten“, schrieb der Bankenverband.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 13:34:37
      Beitrag Nr. 861 ()
      Die "FTD" hat Pressestimmen veröffentlicht zum leidigen Thema Banker-Boni....


      Pressestimmen zu Banker-Boni
      "Ist der Ruf erst ruiniert"

      Angela Merkel fand es selbst "unverständlich", dass Banken, denen der Staat unter die Arme greift, gleichzeitig riesige Boni für das Jahr 2008 auszahlen. Die Kommentatoren stimmen noch schärfere Töne an.


      "Recklinghäuser Zeitung" (Marl):

      "Wenn sich die Kanzlerin jetzt einreiht in den Chor der Empörten, mag sie sich das in der Öffentlichkeit gut anhören. Vielleicht kann sie damit auch punkten beim Wähler, gleichzeitig aber stellt sie sich und ihrer Politik ein Armutszeugnis aus. Wer hat denn den viel gepriesenen Bankenrettungsschirm aufgespannt? Offenbar gibt es immer noch genügend Möglichkeiten für die Raffkes in den Managementetagen, an Geld und zwar an viel Geld! zu kommen."

      "Rhein-Neckar-Zeitung" (Heidelberg):

      "Das Problem sind im konkreten Fall weniger die gierigen Banker, es sind die fachfremden Politiker, die offensichtlich einen Bankenrettungsschirm aufgespannt haben, der seine erwünschte Wirkung gar nicht entfalten kann. An Boni-Zahlungen hat wohl niemand gedacht, als die Bedingungen für die Staatshilfen aufgeschrieben wurden. Und wieso nicht? Es ist doch längst bekannt, dass (nicht nur) Bank-Manager vor allem an den Extra-Zahlungen reich werden."

      "Cellesche Zeitung":

      "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt' s sich völlig ungeniert, wusste der Volksmund schon lange vor der aktuellen Finanzmarktkrise. Weltweit haben Bankmanager verantwortungslos gezockt; jetzt trauen sich die Damen und Herren in den Geldinstituten auch gegenseitig nicht mehr über den Weg. Weltweit müssen die Staaten mit gigantischen Finanzhilfen in die Bresche springen, um trudelnde Volkswirtschaften vor dem Absturz zu retten. Doch mit der eigentlich fälligen Selbstkritik der Banker scheint es nicht weit her zu sein, die Gier feiert in den Vorstandsetagen weiter fröhlich Urstände."

      "General-Anzeiger" (Bonn):

      "Gefährlich wird die Managerkritik von Kanzlerin und Kandidat aber, weil sie Raum für unzulässige Verallgemeinerungen lässt. Das deutsche Wirtschaftssystem ist auch deshalb relativ robust, weil eben die Mehrheit der Unternehmer und Industriemanager fernab vom Denken Dagobert Ducks agiert. Sie dürfen nicht in einen Topf mit der im Bankwesen herrschenden Raffke-Mentalität geworfen werden."

      "Westfälischer Anzeiger Hamm":

      "Entschlossen klang es, als Finanzminister Peer Steinbrück eine Gehaltsobergrenze von 500.000 Euro für Manager jener Banken verkündete, die Staatshilfe erhalten. Kaum verzichten muss die zweite Riege der Top-Banker mit ihren exorbitanten Boni. Seit Mitte der 90er Jahre verloren parallel zum Boom an den Finanzmärkten auch die Boni jede Bodenhaftung. Der Zusammenhang von Leistung und Verdienst hat sich aufgelöst. Derzeit wird der Banken-Rettungsschirm nachgebessert. Dabei sollte eine Neuordnung der Bonus-Systeme explizit verlangt werden. Kernpunkt muss sein: Zurück auf den Teppich!"

      "Rhein-Zeitung" (Koblenz/Mainz):

      "Im Herbst des Vorjahres hat die Regierung einen Bankenrettungsschirm aufgespannt, der auch die Manager finanziell an die Kandarre nehmen sollte. Wer das Kleingedruckte liest, wird aber kaum darauf kommen, dass die Regierung Wort gehalten hat. Gerade bei den Bonuszahlungen ist das Gesetz ein zahnloser Tiger. Wie wärs mit einem Blick nach Amerika? Dort wurde das Konjunkturpaket von Barack Obama mit der Auflage verknüpft, dass Boni grundsätzlich erst dann wieder fließen sollen, wenn die betroffene Bank ihre staatlichen Hilfen zurückbezahlt hat. Das könnte auch ein Vorbild für Deutschland sein notfalls per Gesetz."

      "Südwest Presse" (Ulm):

      "Natürlich sollte krasses Versagen niemals mit Zusatz-Zahlungen belohnt werden. Offenbar wurden die Bankmanager zu einer Zeit mit garantierten Bonus-Zahlungen geködert, als dies für die Spitzenleute noch marktüblich war. Wenn die Versager jetzt darauf drängen, dass die Verträge auch eingehalten werden, mögen sie juristisch im Recht sein - moralisch sind sie es nicht. Hier berührt die leidige Sache allgemein gültige ethische Abgrenzungen. Steht mir zu, was juristisch unanfechtbar ist? Oder bin ich zu persönlichem Verzicht bereit, wenn dadurch Gemeinwohl-Werte intakt bleiben? So gewendet könnte die Raffgier-Mentalität einiger Bankmanager nur ein Spiegelbild einer Gesellschaft von Egoisten sein."

      "Nordkurier" (Neubrandenburg):

      "Schier unglaublich: Steuerzahler füllen im Extremfall die Privatkonten von Finanzhasardeuren, die zuvor vielleicht Anleger um ihre Ersparnisse gebracht haben. Und weil der Staat für seine Bankenhilfen selbst hohe Schulden aufnehmen muss, blechen auch noch Kinder und Enkel für die Boni der Chef-Banker. Statt fälliger Abzüge saftige Prämienzahlungen für den Misserfolg, diese verquere Logik lässt sich niemanden vermitteln. Auch wenn die Ansprüche auf die Boni noch vor der Krise entstanden sein sollten die Ausschüttungen sind Teil einer Spekulationsblase, die geplatzt ist. Heißt: Dieses Geld existierte in den meisten Fällen gar nicht, sondern wurde lediglich als Computerdatei mehrfach um die Welt gejagt und dabei möglichst oft umbenannt. So gesehen, fehlt vielen Bonuszahlungen die reale Grundlage in harter Währung."

      "Neue Osnabrücker Zeitung":

      "Die Methoden der Vergütung von Spitzenkräften bei global tätigen Großbanken wurden schon seit Jahren in New York und London diktiert doch offenbar hatte man das in der Finanzprovinz Berlin nicht zur Kenntnis genommen. Das böse Erwachen gab es für die Bundesregierung vor wenigen Tagen. Da wurde ruchbar, dass Managern der jetzt zur Commerzbank gehörenden Investmentsparte Dresdner Kleinwort 400 Mio. Euro Boni für 2008 fest zugesagt worden waren. Dieses Geld wird der Commerzbank-Retter Staat abschreiben müssen, weil es sich einklagen lässt. Die deutsche Regierung vergießt Krokodilstränen: Schließlich wurde auch von ihr oft genug verlangt, dass die Bezahlung heimischer Manager internationalem (sollte heißen: US-) Standard entsprechen müsse."

      "Lausitzer Rundschau":

      "Die Kanzlerin hat recht: Es ist ein erschreckender Zustand, dass Banker für ihr Versagen auch noch üppige Bonuszahlungen kassieren, während Otto-Normalbürger die angeschlagene Finanzwelt mit seinen Steuern alimentieren muss. Nur, warum tut Angela Merkel so wenig dagegen? Im Herbst des Vorjahres hat die Regierung einen Bankenrettungsschirm aufgespannt, der auch die Manager finanziell an die Kandare nehmen sollte. Wer das Kleingedruckte liest, wird aber kaum darauf kommen, dass die Regierung Wort gehalten hat. Gerade bei den Bonuszahlungen ist das Gesetz ein zahnloser Tiger."

      "Nordbayerischer Kurier" (Bayreuth):

      "Die Kanzlerin empört sich zurecht aber ihre Verbalattacke und ihr Appell an den Weltfinanzgipfel zeugen auch von Hilflosigkeit. Das darf aber doch nicht wahr sein! Alle Politiker hatten geschworen, Lehren zu ziehen aus dem Finanzcrash, das Bonussystem und Managergehälter mit ihren fragwürdigen Anreizen überprüfen. Worauf, bitteschön, wartet man denn noch?"

      Quelle: FTD.de, 09:08 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 13:41:34
      Beitrag Nr. 862 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.848 von Maraho am 14.02.09 21:10:24GM und Opel.....


      GM in Insolvenzgefahr

      Länder spielen Opel-Rettung durch
      von Gregor Haake (Hamburg)

      Ohne die Mutter geht es besser: Die Länder arbeiten angeblich an einem Modell zur Herauslösung von Opel aus dem GM-Konzern. Diese Überlegung ist nicht neu, aber populär. Nun hängt alles von General Motors ab.

      Die Regierungen der Bundesländer mit Opel-Standorten arbeiten einem Zeitungsbericht zufolge an einem Modell zur Herauslösung der Werke aus dem Mutterkonzern General Motors. Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet unter Berufung auf nordrhein-westfälische Regierungskreise, bei den Szenarien zur Rettung der Traditionsmarke spielten auch Überlegungen zu Landesbeteiligungen eine Rolle.

      Als Vorbild dafür gelte Volkswagen, an dem Niedersachsen mit 20 Prozent beteiligt ist. Bei Europas größtem Autobauer hat das Land von jeher eine Sonderrolle. Mit ihrer Sperrminorität kann die Regierung wichtige Entscheidungen blockieren. Das VW-Gesetz ist umstritten. Die EU will es in wesentlichen Punkten kippen, Deutschland jedoch erhalten.

      Auch Arbeitnehmervertreter wollen demnach die Trennung. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte der "WAZ": "Es gibt kein Weiterso mit GM, wir sehen nur eine Perspektive in der Herauslösung." Nach Informationen der Zeitung laufen die Gespräche zwischen Opel und GM bereits seit einigen Wochen. "Spiegel Online" berichtet auch über einen Brief von Franz an die Belegschaft, in dem er die Abspaltung Opels vom Mutterkonzern fordert.

      Opel wollte sich nicht zu den angeblichen Plänen äußern, ebenso wie Hessen und Thüringen. "Wir sagen keinen anderen Satz als den, dass wir gemeinsam mit dem Bund und den anderen Opel-Ländern in guten Gesprächen sind", sagte ein Sprecher der hessischen Landesregierung.

      Überlegungen zu einer Trennung von GM sind nicht neu. Seit der US-Konzern am Rande der Insolvenz schwebt, haben sich etwa in Hessen unter anderem die FDP und die Grünen für eine Herauslösung Opels aus dem US-Mutterkonzern ausgesprochen. Am Montag forderten auch die hessischen Jusos eine Trennung.

      Am Stammsitz im hessischen Rüsselsheim beschäftigte das Unternehmen zuletzt rund 16.000 Mitarbeiter, in Bochum in Nordrhein-Westfalen 5300, in Eisenach in Thüringen 1800 und in Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz etwa 2300.

      Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) will sich bei einer USA-Reise für die deutsche Autoindustrie stark machen. "Ich werde mich in Detroit dafür einsetzen, dass General Motors und Ford den deutschen Tochterunternehmen aus der Krise helfen", sagte Rüttgers der "Bild"-Zeitung.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel schloss erneut staatliche Hilfen für Opel nicht aus. Allerdings betonte sie im ZDF, dass zunächst GM seine Pläne vorlegen müsse. Die Bundesregierung werde allerdings darauf achten, dass die Interessen der europäischen Töchter gewahrt blieben und diese ihre Chancen bekämen. Darüber werde Deutschland auch mit GM und mit der US-Regierung sprechen. Wenn es ein Konzept für eine positive Fortentwicklung von Opel gebe, dann seien dafür auch Bürgschaften denkbar, sagte die CDU-Chefin.

      GM und Chrysler, können derzeit angesichts der schweren Branchenkrise nur mit staatlichen Notkrediten in Milliardenhöhe überleben. Beide müssen dem US-Kongress am Dienstag ein Sanierungskonzept vorlegen, um Rechenschaft über die seit Dezember gewährten Staatshilfen in Höhe von 13,4 Mrd. $ abzulegen.

      Abwrackprämie stützt Opel

      Die staatliche Abwrackprämie bringt, wie bei vielen anderen Autobauern auch, die Produktion bei Opel in Schwung. Im März werde es keine Kurzarbeit in Eisenach geben, sagte ein Sprecher. In Deutschland gebe es einen Silberstreif am Horizont, allerdings sei die Lage in anderen europäischen Ländern nach wie vor kritisch, vor allem in Spanien.

      GM-Europa-Vizechef Alain Visser sagte dem "Handelsblatt", die Abwrackprämie von 2500 Euro habe die Nachfrage vor allem nach Kleinwagen deutlich belebt. Im Januar seien die Auftragseingänge von Privatkunden bei Opel um die Hälfte gestiegen, die Nachfrage nach dem Agila habe sich sogar verdoppelt, die Bestellungen für den in Eisenach produzierten Kleinwagen Corsa hätten um 70 Prozent zulegt, die für den Astra um 30 Prozent. Einen tiefgreifenden Umschwung auf dem deutschen Markt sieht Visser allerdings auch im Februar noch nicht.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:GM-in-Insolve…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 13:46:27
      Beitrag Nr. 863 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.789 von Maraho am 14.02.09 20:41:57Etwas zum Thema Steueroasen...

      16.02.2009 13:22:24
      Strafrechtsexperte geht mit Schweizer Banken hart ins Gericht

      ZÜRICH (dpa-AFX)

      Die Schweiz wird nach Ansicht des Strafrechtsprofessors Mark Pieth ohne eine Reform ihres Finanzplatzes nicht aus der internationalen Schusslinie herauskommen. In einem Interview, das die Finanzzeitung "Cash" am Montag veröffentlichte, greift der Basler Professor, der als Experte für Wirtschaftsdelikte, organisiertes Verbrechen, Geldwäsche und Korruption gilt, besonders den Bankenplatz Genf an. Die offizielle Schweiz, also die Regierung, verschließe die Augen davor, dass Banken ausländische Steuerflüchtlinge anziehen, sagte Pieth. Besonders Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte die Schweiz hart angegriffen.

      Weil das ebenfalls international attackierte Fürstentum Liechtenstein nun den USA Amts- und Rechtshilfe bei Steuerbetrug und Steuerhinterziehung angeboten habe, komme die Schweiz weiter unter Druck, was sie sich selbst zuzuschreiben habe, sagte Pieth. "Man hat das Bankgeheimnis beziehungsweise die Einschränkungen im Rechtshilferecht dazu benutzt, um Steuerflüchtlinge zu begünstigen." Außerdem sei es ungeschickt, wenn "hier vielen Leuten Finanzasyl gewährt wird".

      Das habe zwar nicht "die offizielle Schweiz" gemacht. Besonders die Genfer Privatbankiers täten sich da aber hervor, sagte Pieth. "Die Genfer Privatbanken bringen immer wieder Gelder von Leuten in Sicherheit, die es nicht verdienen." Sie benutzten das Bankgeheimnis relativ aggressiv, um Steueroptimierung oder möglicherweise auch Steuerhinterziehung zu betreiben. "Dieser Finanzplatz hat (...) ein klar erhöhtes Risiko und operiert immer wieder in einer Grauzone", sagte der Finanzexperte der Zeitung. Einfache Steuerhinterziehung ist in der Schweiz nicht grundsätzlich strafbar, nur Steuerbetrug, etwa mit gefälschten Papieren. Deshalb gibt es bei Steuerhinterziehung auch kaum Amtshilfe, zum Beispiel für deutsche Behörden.
      /hpd/DP/js

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=me…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 13:51:39
      Beitrag Nr. 864 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.586.844 von Maraho am 16.02.09 13:41:34Hier etwas zum Thema Abwrackprämie, die ja so hochgelobt wird...

      Der Artikel ist zu lang, deshalb habe ich ihn verlinkt.
      Wen es denn interessiert....

      Autobauer
      Abwrackprämie könnte zum Bumerang werden

      Die Abwrackprämie droht für die Autobauer zum Bumerang zu werden – mit großen Gefahren im kommenden Jahr.

      http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/abwrackpraemie-ko…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 14:02:31
      Beitrag Nr. 865 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.447 von Maraho am 16.02.09 05:21:55Hier noch eine Meinung über die Dauer der Rezession....

      Bulthaupt-Kolumne

      Zwei Jahre Rezession
      Von Frank Bulthaupt

      Die jüngsten BIP-Zahlen haben die Befürchtungen der Marktteilnehmer bestätigt. Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in ihrer schärfsten Rezession seit mehr als vierzig Jahren. Die Erfahrungen mit vergangenen Finanzmarktkrisen sprechen für eine Fortsetzung der gesamtwirtschaftlichen Talfahrt bis zum Jahresende.

      Der Jahreswirtschaftsbericht des Wirtschaftsministeriums sowie das jüngste Statement der US-Notenbank Federal Reserve haben eines gemeinsam: Optimismus bei der Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in diesem Jahr.

      Während der (ehemalige) deutsche Wirtschaftsminister ein Anspringen des privaten Konsums ab Mitte diesen Jahres sieht, erwartet der Offenmarktausschuss der Fed eine allmähliche wirtschaftliche Erholung im späten Verlauf 2009. Diese positive Rhetorik ist begrüßenswert, da sie den Glauben an den wirtschaftlichen Aufschwung wach hält. Auch die Erwartungskomponente des IFO-Indexes, die nach einem Allzeittief zuletzt wieder leicht aufwärts zeigte, ist eine Mut machende Meldung wert.

      Lange Rezession nach Bankenkrise

      Bei der Entwicklung eines wahrscheinlichen Konjunkturszenarios für dieses Jahr muss bedacht werden, dass es sich bei der gegenwärtigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung um keine gewöhnliche Rezession handelt. Im Gravitationszentrum steht weder ein Börsencrash noch ein normaler Investitionszyklus, sondern eine Krise im Finanzsystem. Bei einer Abschätzung ihrer Auswirkungen kann ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte anderer Länder hilfreich sein: Vielen Banken- und Finanzmarktkrisen gingen Innovationen und Liberalisierungen im Finanzsystem voraus. Parallel dazu stiegen Asset-Preise zunächst stark an, bevor die Bubble platzte. Den Verwerfungen im Bankensektor folgten daraufhin in der Realwirtschaft vergleichsweise lange Rezessionen, zumeist abgefedert durch massive staatliche Interventionen und einer "Diesmal ist alles anders" - Überzeugung.

      Ein Vergleich mit der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre ist nicht angebracht. Seinerzeit verfolgten die Finanzminister einseitig ein Sparziel, anstatt die Krise durch Konjunkturprogramme abzufedern. Auch die großen Zentralbanken waren im Lichte des damals herrschenden Goldstandards damit beschäftigt, durch Zinsstraffungen den heimischen Wechselkurs zu festigen und damit die eigenen Goldreserven vor ausländischem Zugriff abzuschirmen. Im Gegensatz dazu versuchen die Notenbanken heute, nicht die Goldreserven, sondern die Realwirtschaft zu schützen. Zinsen werden weltweit gesenkt und Liquidität auch durch unkonventionelle Maßnahmen in maximal möglichem Umfang dem Bankensektor bereit gestellt.

      Kredite werden dauerhaft teurer

      Diese wirtschaftspolitischen Maßnahmen federn ab, sie können die Rezession aber nicht verhindern. Der Grund: Die wirtschaftliche Entwicklung in den Industrieländern wird maßgeblich durch ihr Finanzsystem geprägt.

      Je fortgeschrittener und entwickelter es ist, umso besser können Unternehmer die Wachstums- und Absatzpotentiale der Volkswirtschaft nutzen. Nicht umsonst begründen viele Ökonomen die schlechte wirtschaftliche Entwicklung armer Länder mit deren unterentwickelten Finanzinstitutionen.

      Seit der Jahrtausendwende standen dies- und jenseits des Atlantiks Kredite dank der Verbriefungsindustrie, niedriger Notenbankzinsen und einer hohen Ersparnis in China nicht nur reichlich, sondern auch günstig zur Verfügung. Durch ein ausgefeiltes System erreichten die erforderlichen Mittel Unternehmen und Haushalte. Überdies konnten sich Finanzinstitute am Interbankenmarkt in einem Netzwerk von Geschäftspartnern je nach Bedarf billig refinanzieren.

      Nachdem dieses System ins Stocken geraten ist, spüren die Volkswirtschaften ihre Finanzierungs-Abhängigkeit. Viele Finanzinstitute sehen sich nunmehr einer Liquiditäts-Notversorgung gegenüber, die durch staatliche Garantien und Notenbankaktivitäten aufrechterhalten wird. Kapital fließt nur mühsam und teuer in produktive Verwendungen; Wachstums- und Absatzchancen bleiben ungenutzt .

      Strategie auf Rezession bis Jahresende ausrichten

      Eine gesamtwirtschaftliche Erholung in Deutschland setzt ein regeneriertes und reibungslos funktionierendes Finanzsystem voraus. Trotz intensiver staatlicher Bemühungen wird dieser Zustand noch auf sich warten lassen. Empirische Untersuchungen vergangener Bankenkrisen zeigen, dass die jeweils nachfolgende Rezession über mindestens zwei Jahre währte. Drei negative Quartale für das BIP haben wir bereits überstanden. Es zeugt von keinem ausgeprägten Pessimismus, wenn Unternehmer in ihren Absatzszenarien weitere "schlechte Zeiten" bis zum Jahresende einplanen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,28…

      So, bis später denn...
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 14:29:18
      Beitrag Nr. 866 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.586.935 von Maraho am 16.02.09 13:51:39@Maraho,
      die Abwrackprämie wird mit Sicherheit zum Boomerang, und zwar nicht erst nächstes Jahr, sondern schon im Herbst diesen Jahres, wenn die vorgezogenen PKW-Käufe abgearbeitet sind.
      Dann werden die Autohäuser plötzlich noch leerer werden, als sie es ohne Abwrackprämie ohnehin schon wären.
      Dann bricht der Neuwagenverkauf nicht um 25% sondern vorraussichtlich um 50% ein.
      Diese Prämie zeigt exemplarisch den Strohfeuercharakter von Konjunkturprogrammen.

      Und es gibt ohnehin ein glänzendes Beispiel, wie aussichtslos konjunkturunterstüzende Maßnahmen sind: Japan.
      in den letzten 20 Jahren jagte ein Konjunkturprogramm das nächste, wodurch sich die Staatsverschuldung auf 190% vom BIP verdreifachte, aber trotzdem erwischt die Krise Japan nun mit voller Wucht. Minus 12% beim BIP, schlimmer kann es kaum kommen.

      Es gibt nur einen Ansatz, bei dem Konjunkturprogramme eine längerfristig positive Wirkung entfalten: Bildung und Auflösung von Investitionsrückstaus bei der Infrastruktur.
      Unterstützung des Konsums ist reines Geldverbrennen, zumal wenn es handwerklich so dillitantisch gemacht wird, wie die Abwrackprämie:
      -lädt zum Betrug ein,
      -fördert überproportional ausländische Wagen,
      -vernichtet Werte.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 16:46:57
      Beitrag Nr. 867 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.587.176 von Triakel am 16.02.09 14:29:18Guten Abend Triakel,

      eines habe ich mir auch noch überlegt. Laut der untenstehenden Meldung (die schon etwas älter ist, aber dennoch aktuell sein müßte) zahlt nur noch 1/4 der Kunden in bar. Der Rest kauft auf Pump.
      Die Abwrackprämie ist von den Steuerzahlern, also auch den Käufern, finanziert. Gut, MwSt. fließt zurück, da hat der Staat etwas davon.
      Drei Viertel der Kunden finanzieren. Durch den Anreiz, die Prämie zu erhalten, stürzen sich diese Inanspruchnehmenden in Schulden. Daran verdient wieder die Bank der jeweiligen Hersteller bzw. die Hausbank. Letztendlich wieder eine Subvention.
      Ich verstehe die Leute nicht...


      Ein neues Auto kostet im Schnitt 25.000 Euro. Kein Wunder, dass nur ein Viertel der Kunden bar bezahlt. Der Rest kauft auf Kredit. Wer sich bei der Finanzierung auf die Informationen des Händlers verlässt, kann aber laut Stiftung Warentest leicht in die Falle laufen. Die „Bankberatung“ im Autohaus sei in der Regel schlecht, heißt es.

      http://www.rp-online.de/public/article/wirtschaft/ratgebe…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 16:52:08
      Beitrag Nr. 868 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.587.176 von Triakel am 16.02.09 14:29:18die Abwrackprämie wird mit Sicherheit zum Boomerang, und zwar nicht erst nächstes Jahr, sondern schon im Herbst diesen Jahres, wenn die vorgezogenen PKW-Käufe abgearbeitet sind. Das ja, aber man ist auch in der Pflicht bez. der Arbeitsplätze. Etwas Entspannung und Zeit hat man dadurch aber schon gewonnen.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 17:33:42
      Beitrag Nr. 869 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.588.271 von Dorfrichter am 16.02.09 16:52:08Guten Abend Dorfrichter,

      Das ja, aber man ist auch in der Pflicht bez. der Arbeitsplätze.

      Leider für eine Branche, die ihre Zeit in gewisser Weise hinter sich hat.

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 18:19:22
      Beitrag Nr. 870 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.428.205 von Maraho am 22.01.09 16:37:02Guten Abend zusammen,

      gehen wir kurz in die Staaten. Hierzu habe ich etwas interessantes gefunden:

      Wachsende Wirtschaftskriminalität überfordert Strafverfolgung

      Florian Rötzer

      Ob der neue Justizminister Holden der richtige Mann ist, um die nach dem 11.9. vernachlässigte Aufklärung und Bestrafung von Wirtschafts- und Finanzbetrügern zu verbessern, ist fraglich.
      Die Terroranschläge vom 11.9. hatten zur Folge, dass in den USA – wie anderswo - Hals über Kopf nicht nur die Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit in die Höhe schossen und damit einen erneuten Schub für den militärisch-sicherheitstechnisch-wissenschaftlichen Komplex und die damit verbundenen "Dienstleistungen" erzeugte, sondern auch vorhandene Ressourcen und Personal in Verteidigung und Abwehr von Terrorismus umschaufelte.


      So wurde schon vor Jahren kritisiert, dass in den USA die Kriminalität ansteigt, aber gleichzeitig die Aufklärungsquote zurückgeht, weil der Polizei und dem FBI das Personal fehlte, das nun der imaginären Terrorabwehr diente, schließlich war seit Jahren trotz ausbleibender Anschläge die Terrorwarnstufe unverändert hoch.

      Inzwischen warnen nicht nur die Geheimdienste davor, dass die Folgen der Wirtschaftskrise gefährlicher werden könnten als der Terrorismus, auch das Justizministerium gab bekannt, dass die Zahl der Betrugsfälle und der Finanzkriminalität besorgniserregend gestiegen sei. Vor dem Rechtsausschuss des Senats warnte Rita Glavin, die stellvertretende Generalstaatsanwältin in der Betrugsabteilung, dass selbst das riesige Konjunkturpaket nicht nur dem Wirtschaftsaufschwung dienen könnte, sondern auch den Betrug. Hunderte von Milliarden Dollar, die nun verteilt werden sollen, werden in der Tat reichlich Möglichkeiten für Betrug bieten.
      Beim FBI stieg die Zahl der Untersuchungen von Kreditbetrug von 881 im Jahr 2006 auf mehr als 1600 im letzten Jahr, Die Finanzkrise verschärft die Situation. Jetzt sind mehr als 530 Fälle des Wirtschaftsbetrugs ungeklärt, davon 38 bei Finanzinstitutionen wie American International Group (AIG), Fannie Mae und Freddie Mac. Das FBI beklagt, dass die Zunahme von Kredit- und Wirtschaftsbetrug sowie der Bankrottverfahren die vorhandenen Kapazitäten überfordert. So waren nach dem 11.9. über 2000 FBI-Mitarbeiter, die bislang für Wirtschaftsbetrug zuständig waren, in die Antiterrorbekämpfung abgezogen worden. Das Finanzministerium meldete, dass im Jahr 2008 60.000 Anzeigen wegen Kreditbetrug eingegangen seien, zehn Mal so viel wie 2002.

      Um Finanz- und Wirtschaftsbetrug wirksamer aufklären zu können, haben die Senatoren Patrick Leahy (ein Demokrat) und Charles Grassley (ein Republikaner) einen Gesetzesvorschlag eingereicht, nach dem für über 200 Millionen Dollar mehr Personal zur Verfolgung von Wirtschaftsbetrug im Justizministerium, im FBI, im Wohnungsministerium und in der Postinspektionsbehörde eingestellt werden könnten.

      Ein Problem ist allerdings, dass Eric Holder, der gerade das Justizministerium übernommen hat (Der Lieblingskandidat der Unterhaltungsindustrie als Justizminister), vor 10 Jahren als stellvertretender Justizminister neue Richtlinien zur Verfolgung von Wirtschaftsvergehen ausgegeben hatte. Strafverfolger sollten danach – ganz im Sinne der Outsourcing-Ideologie - des Betrugs verdächtigen Firmen auffordern, die Vorwürfe gegenüber Mitarbeitern von Rechtsanwaltbüros oder Detekteien untersuchen zu lassen und die Beweise dann der Regierung zu übermitteln, wodurch die Chancen auf ein geringeres Strafmaß steigen. Das ist natürlich ein absurdes Verfahren, bei dem wenig herauskommt, Sündenböcke geschaffen werden und Fälle auf Jahre hinaus verzögert werden können.

      Pikanterweise arbeitete Holder ab 2001 just bei Rechtsanwaltspraxen, die ihr Geld mit solchen Aufträgen verdienten. Interessant ist auch, dass neben Holder auch noch weitere nominierte hohe Mitarbeiter des Justizministeriums zuvor auch auf der Seite der Wirtschaft standen. Der nominierte Vizeminister David Ogden hatte für Medien-, Technologie- und Rüstungsunternehmen vertreten, Lanny Breuer, der die Kriminalitätsabteilung leiten soll, hatte ebenfalls im Dienste zahlreicher Unternehmer gearbeitet.

      Leahy, der Vorsitzende des Rechtsausschusses, forderte auf der Sitzung, dass Wirtschaftskriminelle wirklich belangt werden sollen, um das Geld für mehr Personal zu begründen. Nach Informationen der Washington Post ist sich die Obama-Regierung aber noch nicht im Klaren darüber, wie gegen Wirtschaftskriminalität vorgegangen werden soll. Ogden hatte bei seiner Anhörung schon mal angekündigt, dass es eine "starke Antwort der Strafverfolgung" auf Kriminalität der Wall Street geben werde. Haftstrafen könnten angemessen sein. Ob das auch anhält, wenn er im Amt ist, dürfte eine andere Frage sein, schließlich wird nun von der Öffentlichkeit und den Abgeordneten erwartet, dass streng gegen Finanzbetrüger vorgegangen werden soll.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29742/1.html …

      Das Kabinett von Obama: http://de.wikipedia.org/wiki/Kabinett_Obama


      Daß das deutsche Konjunkturpaket auch bei uns den Betrug fördert, sehe ich kommen. Ich bin schon jetzt auf die Enthüllungen dereinst gespannt...
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 18:22:38
      Beitrag Nr. 871 ()
      Hallo Maraho & all,

      schaut Euch mal dieses innovative Bankkonzept aus Schweden an:

      >1.2.2005 | Druckansicht

      Praxis & Projekte

      Die etwas andere Bank aus Schweden

      Die kleine schwedische JAK-Bank – ihre drei Buchstaben stehen für Jord, Arbete, Kapital, zu deutsch Land, Arbeit, Kapital – trotzt erfolgreich dem Zins. JAK tritt für nachhaltiges Wirtschaften ein und betreibt Aufklärung über die negativen Folgen einer Wirtschaft, die auf dem Zinsgeldsystem basiert. Wer bei JAK sein Geld anlegt, erhält keine Zinsen. Und wer hier Geld ausleiht, muss kaum Zinsen zahlen. Wie geht das? Recht gut sogar: Die einst als Genossenschaft gegründete Bank existiert schon seit vierzig Jahren und zählt heute rund fünfundzwanzigtausend Kunden und Einlagen von rund siebzig Millionen Euro. Und hat jetzt eine deutsche Variante im Visier.

      Beitrag von Matthias Lohrer

      Auch Schweden kennt die Konzentration im Bankwesen. Als immer mehr kleine Filialen geschlossen wurden und die Versorgung mit Bankdienstleistungen vor allem in den ländlichen Gebieten immer schlechter wurde und Kredite für Bauherren und Geschäftsleute immer schwerer zu bekommen waren, wurde 1965 diese etwas andere Bank gegründet. JAK war zuerst keine „echte“ Bank, sondern ein genossenschaftlicher Zusammenschluss als Leih- und Sparverein. Erst 1997 erhielt die Genossenschaft den offiziellen Status einer Bank.

      Im Prinzip arbeitet JAK ähnlich wie eine Bausparkasse: Die Mitglieder legen ihr Geld zusammen und verleihen es untereinander. So bleibt das Geld im Land und sorgt für die finanzielle Stabilisierung ländlicher Gebiete. Die meisten Kredite vergibt die JAK für den privaten Hausbau. Anleger können bestimmen, welche gemeinnützigen Projekte damit gefördert werden sollen.

      Wie funktioniert das? Wer bei einer üblichen Bank zum Beispiel hunderttausend Euro leihen will, kann diesen Betrag in hundert Raten zu je tausend Euro plus Zinsen tilgen. Bei der JAK-Bank zahlt er stattdessen zweihundert Raten zu tausend Euro – und bekommt den „Überschuss“ von hunderttausend Euro anschließend zurück. So hat er hunderttausend Euro Kredit erhalten und hunderttausend Euro unverzinst angespart. Bereits während der Rückzahlphase steht dieses unverzinst gesparte Geld anderen Mitgliedern als zinsloser Kredit zur Verfügung. Das ist das Grundprinzip.

      Und wovon zahlt die Bank Gehälter und andere Betriebskosten? Dafür zahlen die Kunden Mitgliedsbeiträge und Gebühren, die aber nicht steigen und fallen wie Zinssätze, sondern berechenbare Konstanten sind. Private Baudarlehen entsprechen dann etwa einem effektiven Jahreszins zwischen ein und zwei Prozent.

      Gibt oder gab es so etwas auch in Deutschland? Nachfragen bei einigen Banken und Bausparkassen wurden skeptisch bis verwundert und in einigen Fällen wenigstens mit historischen Fakten beantwortet, blieben am Ende aber wenig ergiebig. Verständnis zeigte man nur bei der GLS-Bank. Auch die verwendet zinslose Einlagen für zinslose Darlehen an gemeinnützige Kreditnehmer und berechnet eine Kostendeckungsumlage. Das JAK-Ansparmodell sei etwas anderes.

      Von der GLS-Bank führte die Spur zu Falk Zientz vom Deutschen Mikrofinanz Institut. In Zusammenarbeit mit der bekannten Regiogeld-Expertin Margrit Kennedy und dem JAK-Entwicklunsgdirektor Oskar Kjellberg plant er ein dem JAK-Modell entsprechendes Konzept für Deutschland. Konkret sei hier noch nichts, aber er geht davon aus, „dass wir bald erste Ansätze realisieren können“.

      Zientz weist auf die Besonderheiten des schwedischen Modells hin: JAK sei nicht nur ein finanzmathematisches, sondern insbesondere ein sozialethisches Modell. Und: „Die starke regionale Präsenz in Schweden ist nur durch zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter möglich. Das kann aber eine Bank nicht einfach aus dem Boden stampfen, sondern das muss aus einer Bewegung wachsen.“ Außerdem weist Zientz auf die Grenzen dieses Finanzierungsmodells hin: „Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen haben derzeit Probleme, Kredite zu erhalten. Das JAK-Geschäft funktioniert aber dezidiert nur in risikoarmen Bereichen, etwa bei Privatkrediten und im privaten Wohnungsbau.“
      Die JAK-Mitgliedsbank ist im Internet unter www.jak.se erreichbar.
      Die kanadische Unternehmensberatung Anielski hat eine umfangreiche Studie über die JAK-Bank erstellt, die als PDF heruntergeladen werden kann.<

      Links:

      http://www.humonde.de/artikel/10052

      Die JAK-Bank hat auch ein Forum, wo man online an internationalen Konferenzen zum Thema Zinspolitik teilnehmen kann.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 18:35:26
      Beitrag Nr. 872 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.478.422 von Maraho am 30.01.09 05:23:34Zurück nach Deutschland.
      Bereitet man sich auf etwas "Größeres" vor?


      Rezession erhöht Zeitdruck

      Bund und Länder bauen Jobcenter um
      von Dietrich Creutzburg

      In den Aufschwungjahren wurden viele Probleme kaschiert, doch nun sollen die Jobcenter für bundesweit insgesamt sieben Millionen Bezieher von Hartz-IV-Leistungen noch vor der Bundestagswahl organisatorisch neu aufgestellt werden.


      BERLIN. Nach langer Vorarbeit hat sich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe dazu auf einen Gesetzentwurf geeinigt, der nach dem Willen von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) nun zügig auf den Weg gebracht werden soll. „Es gibt eine Einigung“, berichtete dessen Sprecher gestern nach einer Reihe von Abstimmungsgesprächen, die Scholz mit NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und dem rheinland-pfälzischen Regierungschef Kurt Beck (SPD) geführt hatte.

      Den Plänen zufolge sollen die 350 regionalen Arbeitgemeinschaften, in denen Kommune und Bundesagentur für Arbeit (BA) jeweils kooperieren, künftig als Körperschaften des öffentlichen Rechts firmieren und dazu eine neue verfassungsrechtliche Grundlage erhalten. Im Ergebnis sollen sie damit effektiver arbeiten können. Die von der Verfassung ansonsten vorgegebene Aufgabentrennung zwischen Bund und Kommunen soll durch eine neue Ausnahmeregel im Grundgesetz speziell für diesen Bereich aufgehoben werden.

      Tatsächlich ist der formale Anlass für das Projekt zwar staatsrechtlicher Art: Das Bundesverfassungsgericht hatte das bisherige Modell der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Ende 2007 als grundgesetzwidrige „Mischverwaltung“ verworfen und eine Änderung bis spätestens 2010 verlangt. Zugleich ist das Vorhaben ist aber auch arbeitsmarktpolitisch brisant. Denn im Zuge von Konjunkturkrise und steigender Arbeitslosigkeit steuert die Arbeitsverwaltung ohnehin auf neue Belastungsproben zu – während Verwaltungspraktiker zugleich von anhaltenden Abwanderung unzufriedener Jobcenter-Mitarbeiter in andere Bereiche des öffentlichen Dienstes berichten.

      „Jenseits aller technischen Einzelfragen brauchen wird ganz dringend eine klare Perspektive für die Jobcenter-Organisation“, mahnt daher etwa Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Arbeitsminister Reiner Haseloff (CDU). Die günstige Arbeitsmarktentwicklung in den zurückliegenden Aufschwungjahren habe so manche Probleme nur vorübergehend kaschiert. „Jetzt aber pressiert es umso mehr“, sagte Haseloff dem Handelsblatt. Noch zeige sich die Konjunkturkrise zwar vor allem in Form zunehmender Kurzarbeit und damit im Aufgabenbereich der Arbeitslosenversicherung. Doch sei es nur eine Frage der Zeit, bis es auch die Jobcenter im Hartz-IV-System mit steigenden Fallzahlen zu tun bekämen. „Umso mehr kommt es darauf an, Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit in den Jobcentern zu stärken“, so Haseloff.

      Die politische Debatte über eine Neuregelung der Jobcenter war lange Zeit festgefahren, da nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zunächst ein alter Grundsatzstreit wider aufgebrochen war: Schon zu Beginn der Hartz-Reformen hatten Teile der Union – allen voran das CDU-geführte Hessen – massiv dafür gestritten, die Hilfe für Langzeitarbeitslose möglichst ganz in die Hände der Kommunen zu legen. Sie setzten damals einen Modellversuch mit kommunaler Organisationsform – Stichwort: „Optionskommune“ – durch.

      Dass sich als Standard das Mischmodell der „Arge“ etablierte, hat indes auch damit zu tun, dass in den Jobcentern zwei verschiedene Aufgabenfelder aufeinander treffen: Die Arbeitsvermittlung, eine Kernkompetenz der Bundesagentur für Arbeit, und soziale Betreuungsleistungen wie Schuldnerberatung und Suchthilfe, die traditionell stets in kommunaler Verantwortung lagen.

      Dass die geplante Grundgesetzänderung ein solches Mischmodell dauerhaft festschreiben soll, birgt trotz der aktuellen Einigung noch politischen Zündstoff: Zum einen läuft es der erst vor zwei Jahren mit der Föderalismusreform I begonnenen, klareren Aufgabentrennung zwischen Bund, Ländern und Kommunen zuwider. Zum anderen ist für die Durchsetzung des geplanten Jobcenter-Konzepts eine verfassungsändernde Mehrheit nötig – auch im Bundesrat, wo FDP und Grüne neuerdings ein gewichtiges Wort mitzureden haben.

      Dass ein Misch-Modell der Föderalismusreform zuwiderlaufe, räumt auch Haseloff ein. Dies sei aber eher in Kauf zu nehmen als eine ineffektive Arbeitsverwaltung und eine weitere Verunsicherung der Jobcenter-Mitarbeiter, betonte er.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bund-und-…
      36 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 18:50:34
      Beitrag Nr. 873 ()
      Sind diese Regio-Geld-Ideen eigentlich alle gescheitert, oder warum hört man nie was davon? Versteht mich nicht falsch, ich will da keine Werbung für machen und auch nicht einem neuen Protektionismus das Wort reden. Ich interessiere mich nur für alternative Modell zum aktuell - noch - bestehenden System. Welche Ideen gibt es, was wurde ausprobiert, was ist daraus geworden. In dem Sinne... Man bräuchte ja mal wieder einen Lösungsansatz, für den man eintreten kann, wenn alle so hoffnungs- und planlos durch die Gegend irren. An vorderster Front unsere Politiker.

      http://www.humonde.de/artikel/10010?PHPSESSID=98b09fa3a51d7f…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 18:52:22
      Beitrag Nr. 874 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.582.664 von Maraho am 15.02.09 16:23:12Weiter ergänzend zum Thema China:

      Kenneth Rogoff - Wie immun ist China?

      Selbst wenn Peking massiv interveniert, um den Abschwung zu bremsen, wird sich das chinesische Wachstum nur schwer auf dem gewohnt hohen Niveau halten lassen.


      Die Worte des chinesischen Ministerpräsidenten waren wie Balsam für das rezessionserstarrte globale Führungspersonal aus Politik und Wirtschaft. Wen Jiabao erklärte auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum, wie seine Regierung der wirtschaftlichen Kernschmelze mit öffentlichen Ausgaben und Darlehen entgegenwirken werde, und garantierte praktisch, dass Chinas Wachstum 2009 bei über acht Prozent bleiben würde.

      Aber verfügt die chinesische Regierung wirklich über die erforderlichen Instrumente, um die Wirtschaft derart widerstandsfähig zu halten? Vielleicht. Es ist jedoch alles andere als eindeutig.

      Die sich vertiefende amerikanische Rezession setzt dem Exportsektor in China ebenso zu wie anderswo in Asien. Das unmittelbare Problem ist nicht so sehr die Kreditklemme in China, sondern die in den USA und Europa, wo viele kleine und mittelgroße Importeure die Handelskredite nicht bekommen, die sie zum Kauf von Inventar aus dem Ausland benötigen.

      Daher sehen einige chinesische Küstengegenden, die früher florierten, nun aus wie Geisterstädte, da Zehntausende entlassene Arbeiter aufs Land zurückgekehrt sind. Ebenso sind etwa die Hälfte der 200.000 bis 300.000 Einwohner von Pekings koreanischem Viertel - großteils Arbeiter, die von koreanischen Firmen bezahlt werden, die in China Waren für den Export herstellen - Berichten zufolge in ihre Heimat zurückgegangen.

      Mit ungefähr 2000 Mrd. $ an Devisenreserven haben die Chinesen einiges auf der hohen Kante, um ihre Staatsausgaben massiv zu erhöhen und Bankendarlehen aufzufangen. Aber es gibt einen Haken. Selbst wenn die Regierung kurzfristig Erfolg hat, wird die massive Verlagerung in Richtung Regierungsausgaben in einigen Jahren zu weit niedrigeren Wachstumsraten führen.

      Einfach ausgedrückt: Es ist fraglich, ob sich der Bau marginaler Infrastrukturprojekte lohnt, zumal China bereits über 45 Prozent seiner Einnahmen investiert - einen Großteil davon in Infrastruktur. Es stimmt zwar, dass ein Teil von Chinas fiskalischem Stimulus effektiv aus Krediten an den Privatsektor besteht. Aber wer sagt, dass neue Kredite an lohnende Projekte gehen anstatt an politisch vernetzte Kreditnehmer?

      Tatsächlich ist Chinas Erfolg bislang darauf zurückzuführen, dass das Gleichgewicht zwischen der Expansion des staatlichen und des privaten Sektors aufrechterhalten wurde. Das Gewicht des Staates in der Wirtschaft ist schon jetzt überproportional. Eine starke Vergrößerung wird das delikate Gleichgewicht stören und zu langsamerem Wachstum in der Zukunft führen.

      China täte besser daran, die private Nachfrage aus den USA durch die chinesische zu ersetzen, doch scheint das System außerstande zu sein, sich schnell in diese Richtung zu bewegen. Wenn also staatliche Investitionen das Hauptvehikel sein müssen, dann wäre es viel besser, dringend benötigte Schulen und Krankenhäuser zu bauen als "Brücken ins Nichts", wie Japan es bekanntlich in den 90er-Jahren tat. Unglücklicherweise werden Chinas lokale Beamte befördert, wenn sie im "Wachstumsturnier" glänzen. Schulen und Krankenhäuser bringen einfach nicht die Art von schnellen Steuereinnahmen und BIP-Wachstum, die notwendig sind, um die politischen Rivalen zu übertreffen.

      Schon vor Beginn der globalen Rezession gab es triftige Gründe, an der Tragfähigkeit des chinesischen Wachstumsmodells zu zweifeln. Die Umweltschäden sind selbst für oberflächliche Beobachter offensichtlich. Zudem deuten ökonomische Rechnungen darauf hin, dass der chinesische Anteil an der Weltwirtschaft bei der gewaltigen Wachstumsrate bald viel zu groß würde, um die Exportkurve der letzten Zeit aufrechtzuerhalten. Eine Verlagerung auf mehr Konsum im Inland war daher ohnehin unausweichlich. Die globale Rezession hat dieses Problem nur ein paar Jahre nach vorn gezogen.

      Interessanterweise ähneln viele dieser Herausforderungen denen der Amerikaner. Jahrelang sind die Vereinigten Staaten schnell gewachsen, indem sie einer Vielzahl von Themen, von der Umwelt bis hin zu Infrastruktur und Gesundheitsfürsorge, keine Aufmerksamkeit schenkten. Selbst ohne die Finanzkrise hätten die Defizite in diesen Bereichen das US-Wachstum wahrscheinlich verlangsamt. Das heißt nicht, dass die USA und China gleich sind. Angesichts der riesigen Handelsungleichgewichte besteht eine der großen Herausforderungen der Zukunft darin, eine Möglichkeit zu finden, die Ersparnisse beider Länder in Einklang zu bringen.

      Ich wurde vor Kurzem an diese Herausforderung erinnert, als ein chinesischer Wissenschaftler erklärte, dass viele Männer in China heute sparen müssen, um eine Braut zu finden. In derselben Woche erklärte mir einer meiner ehemaligen Studenten, der seinen lukrativen Job in der Finanzbranche verloren hatte, dass er keine Ersparnisse habe, weil Verabredungen in New York so teuer seien! Diese gesellschaftlichen Unterschiede haben wenig mit dem Renminbi-Dollar-Wechselkurs zu tun, obwohl der auch wichtig ist.

      So oder so wird die Finanzkrise das chinesische Wachstum mittelfristig wohl deutlich verlangsamen. Doch wird es den Machthabern gelingen, die Situation in der näheren Zukunft zu stabilisieren? Ich hoffe es. Stärker überzeugen würde mich jedoch ein Plan, der auf den Binnenkonsum sowie auf das Gesundheits- und Bildungswesen ausgerichtet ist. Der jetzige dagegen beruht auf derselben Wachstumsstrategie wie in den letzten 30 Jahren.

      Aus der: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Kenn…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 18:57:57
      Beitrag Nr. 875 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.588.612 von Maraho am 16.02.09 17:33:42Leider für eine Branche, die ihre Zeit in gewisser Weise hinter sich hat.
      das sehe ich Anders. Ich glaube, die Autobranche steckt mitten in einer Umorientierungsphase. Die vielen neuen Technologien müssen sich erst "aussieben" und sich bewähren.

      Deutschland steht ganz vorne! Nur es dauert halt noch 3-4 Jahre. Bis dahin, so denke ich, hat der Dollar die Krätsche gemacht, möglicherweise auch der Euro, wenn das mit dem Protektionismus hochgefahren wird.

      Ich denke mal, die Zeit danach verspricht in der Tat spannend zu werden, zumal wir auch ein erstklassiges Ingenieurwesen besitzen, das wohl einmalig ist auf der Welt.

      Auch in den Solartechnologie stehen wir vorne, Winkraft- auch da sieht es sehr gut aus. Was wollen wir überhaupt noch?

      Europa - und das ist meine unverrückbare Meinung, geht in 10-15 Jahren in eine goldene Zukunft- in jeder Hinsicht. Aber zuerst müssen wir "durch ein Tal der Tränen waten".
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:15:00
      Beitrag Nr. 876 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.196 von Dorfrichter am 16.02.09 18:57:57 ....zumal wir auch ein erstklassiges Ingenieurwesen besitzen, das wohl einmalig ist auf der Welt.

      Leider werden, wie es die Vergangenheit zeigt, diese Resourcen hier überwiegend nicht gewürdigt und deren Erfindungen bzw. Entwicklungen dann im Ausland umgesetzt.

      Beispiele dafür findest Du bzw. findet ihr hier genug:
      http://www.goethe.de/wis/fut/prj/dst/deindex.htm …
      Auf "Deutsche Stars" (rechts/PDF) klicken.

      Europa - und das ist meine unverrückbare Meinung, geht in 10-15 Jahren in eine goldene Zukunft- in jeder Hinsicht. Aber zuerst müssen wir "durch ein Tal der Tränen waten".

      Dies wäre wünschenswert. Ich habe aber Bedenken wegen der demographischen Entwicklung.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:20:14
      Beitrag Nr. 877 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.278 von Maraho am 16.02.09 19:15:00Dies wäre wünschenswert. Ich habe aber Bedenken wegen der demographischen Entwicklung.

      Gerade deswegen.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:24:00
      Beitrag Nr. 878 ()
      Auf die Bitte von liebgeld stelle ich hier folgendes rein.

      Da der Artikel recht lang ist, hier die Einführung und dann der Link:

      Streng geheim: Faule Wertpapiere für 18,1 Billionen Euro bei westlichen Banken
      Udo Ulfkotte

      17 Seiten umfasst ein als »streng geheim« eingestuftes internes Papier der EU-Kommision in Brüssel, in dem ungeschminkt die Wahrheit über die desolate Wirtschaftslage im Finanzsystem beschrieben wird. Danach gibt es derzeit bei europäischen Banken faule oder derzeit unverkäufliche Wertpapiere im Wert von 18,1 Billionen Euro. Nicht Milliarden, nein – Billionen. 44 Prozent aller Vermögenswerte europäischer Banken sind demnach derzeit »faul«. Seit Februar 2003 – also seit genau sechs Jahren – wusste die Bundesregierung schon um die wachsenden faulen Vermögenswerte und um die daraus resultierenden Risiken. Das ist für jeden per Mausklick einsehbar. Getan hat sie nichts.

      Quelle: http://www.goldseiten.de/content/nachrichten/index.php …
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:27:03
      Beitrag Nr. 879 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.336 von Maraho am 16.02.09 19:24:00Nichts wirklich Neues.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:28:08
      Beitrag Nr. 880 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.336 von Maraho am 16.02.09 19:24:00Tja... die Meldung kursiert seit gestern durch die Foren. Kann sein, dass es stimmt, kann auch sein, dass nicht. Ulfkotte ist für mich ein Populist, dessen Artikel ich sehr skeptisch sehe.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:28:43
      Beitrag Nr. 881 ()
      16.02.2009 08:37
      Die Ruhe vor dem Sturm. Dem ganz großen Sturm.
      Gastbeitrag von Günter Hannich, Chefredakteur Crash Investor
      Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und jetzt beginnt er sich an die täglichen Horrormeldungen in den Nachrichten zu gewöhnen.
      „Was juckt uns das? Wir machen einfach so weiter wie bisher. Es wird schon alles wieder gut werden“, scheint ein Großteil der Bevölkerung zu denken. Und tatsächlich:
      Aktienmärkte, Währungen und Rohstoffe dümpeln seit Wochen auf demselben Niveau vor sich hin, ohne dass es zu großen Änderungen käme.
      Doch diese Konstellation zeigt weniger ein Ende der Krise an, sondern viel mehr die Ruhe vor dem Sturm.
      Es ist wie bei einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht und bei dem die dortigen Bewohner meinen, die sich zwischenzeitlich verziehenden Rauchwolken würden eine Beruhigung der Lage anzeigen – im Untergrund jedoch brodelt es bedenklich:

      * Schon beginnen Traditionsunternehmen, die wir nie mit der Finanzkrise in Verbindung gebracht hätten, über den Jordan zu gehen. Denken Sie nur an Schießer … Denken Sie an Märklin … Die Krise schleicht sich immer weiter in unser Leben …

      * Der Automobilzulieferer-Gigant Schaeffler steht vor dem Aus und schreit nach Geld vom Staat …

      * Die großen Vorzeigeunternehmen im deutschen Maschinenbau, die so viel Bedeutung für unseren Wohlstand haben, müssen mit einem mehr als dramatischen Auftragsschwund leben: 40% weniger Aufträge allein im Dezember …

      * Die Zeit der Massenentlassungen beginnt: Die krisengeschüttelte HSH Nordbank will 1.500 Stellen streichen - doppelt so viele wie bisher befürchtet.

      Und die großen Anleger haben bereits erkannt, dass die glorreichen Rettungspakete der Obamas und Merkels dieser Welt nichts gegen den unerbittlichen Mahlstrom der Wirtschaftskrise ausrichten können:
      US-Finanzminister hat die Details zum neuen amerikanischen Notprogramm mit einem Volumen von unvorstellbaren 3 Billionen Dollar bekannt gegeben – und der Dow Jones geht um 400 Punkte nach unten. Das heißt in klaren Worten:
      Die Insider haben bereits die Hoffnung aufgegeben. Eine Rettung ist nicht mehr möglich. Die große Depression unvermeidbar.
      Meine dringende Frage an Sie:

      * Sind Sie wirklich darauf vorbereitet? Sind Sie in Sicherheit?

      * Mit einem Vermögen, das vor Deflation und der darauf folgenden unkontrollierten Inflation sicher ist?

      * Mit einem Depot, das selbst Staatsbankrotte und Währungszusammenbrüche überlebt und Ihnen ein Leben ermöglicht, das frei von Existenzangst ist?

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      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:29:12
      Beitrag Nr. 882 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.336 von Maraho am 16.02.09 19:24:00Da ich gerade auf den "Goldseiten" war, habe ich dort etwas aktuelles von Max Otte entdeckt unter dem Titel:

      Wussten Sie, dass es deutsche Euros gibt?

      http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?stor…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:29:23
      !
      Dieser Beitrag wurde moderiert.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:30:28
      Beitrag Nr. 884 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.309 von Dorfrichter am 16.02.09 19:20:14Da werde ich mir mal Gedanken drüber machen.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:32:14
      Beitrag Nr. 885 ()
      @Maraho,

      nur mal als allgemeine Einschätzung von mir.
      Ich finde, es gibt so viel Interessantes querbeet zu lesen, da brauch ich derzeit nicht die Goldseiten und den Herrn Otte.;)
      Aber nichts für ungut, bitte.
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:35:59
      Beitrag Nr. 886 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.354 von Dorfrichter am 16.02.09 19:27:03Ich entsprach nur einer Bitte!
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:39:46
      Beitrag Nr. 887 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.365 von Dorfrichter am 16.02.09 19:28:43@ Dorfrichter,

      und diese "Politintelligenzler" in Berlin haben gerade den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung gesenkt.
      Die sind noch unfähiger als die letzte demokratische Reichregierung
      unter Müller 1930, die an dieser Frage auseinanderbrach.
      Können diese politischen "Vollpfosten" nicht einfach einmal in die Geschichtsbücher gucken?

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:43:00
      Beitrag Nr. 888 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.402 von kevine1 am 16.02.09 19:32:14Kein Problem. Ich fand es interessant. ;)

      Übrigens, das Schweden-Modell liest sich durchaus interessant. Ich werde es mir nachher einmal in Ruhe zu Gemüte führen.

      Gruß von Maraho
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:45:08
      Beitrag Nr. 889 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.459 von windei am 16.02.09 19:39:46Guten Abend windei,

      Können diese politischen "Vollpfosten" nicht einfach einmal in die Geschichtsbücher gucken?

      Für die beginnt die Geschichte 1945. Alles davor ist Pfui!
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:48:21
      Beitrag Nr. 890 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.479 von Maraho am 16.02.09 19:43:00Zu JAK: Mach(t) das mal. Ich wäre sehr an Meinungen, und seien sie nur kurz, interessiert. Ich finde, es gibt in Anbetracht der gewaltigen Krise so wenig Lösungsansätze, dass sich fast jeder Strohhalm zu einer Neugestaltung zum Nachdenken lohnt. Die Großen weigern sich offenbar standhaft...

      Dieses Modell ist immerhin schon, wenn auch örtlich begrenzt, seit 1965 erfolgreich.
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 19:55:00
      !
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      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:02:23
      Beitrag Nr. 892 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.563 von Maraho am 16.02.09 19:55:00Nachdem ich dreißig Jahre lang berufstätig war und bin und nach 13 Monaten Arbeitslosigkeit mal wegen der Kinder in den "Genuss" von Hartz IV kam, ist mir alles klar. Ich werde auch dreißig, vierzig, fünfzig Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben und dann nur ein Jahr Rente bekommen.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:12:04
      Beitrag Nr. 893 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.579.055 von Maraho am 14.02.09 10:14:19Bei uns bleibt man gelassen, in Frankreich dagegen...

      Krise in Frankreich

      Im Volk wächst der Unmut
      Von Gero von Randow

      In Frankreich rumort es: Die Wirtschaftskrise schlägt voll auf die Stimmung im Land durch. Die Sorge wächst, dass es unregierbar wird. Nicolas Sarkozy muss gegensteuern

      Erst die Wirtschaftskrise, nun die politische Krise? "Ruhig Blut" empfiehlt der Chef seinen Ministern, aber seit den Massenstreiks vom 29. Januar geht die Sorge um, das Land könne unregierbar werden. Nicht umsonst hat Präsident Nicolas Sarkozy in den vergangenen Wochen mehrmals auf die Revolutionsgeschichte des Landes verwiesen.

      Für die am höchsten lodernden Konflikte - Schulen, Universitäten, Jugend, Massenproteste in den Überseegebieten - hat er bereits "Moderatoren" eingesetzt. Offenbar packen es die Minister nicht mehr aus eigener Kraft. Moderierend sollen doch bitteschön auch die Gewerkschaften wirken. Mit ihnen wird seit Tagen fieberhaft über soziale Trostpflaster verhandelt, am Mittwoch treffen ihre Bosse den Staatspräsidenten - haben aber bereits einen Generalstreik für Mitte März angekündigt.

      Bis dahin wird sich noch ordentlich Druck aufbauen. Am Donnerstag dieser Woche landesweiter Streik an den Universitäten, Aktionen der Schüler, und bald darauf geht’s wieder in den Betrieben rund.

      Bedingungen, unter denen Sarkozy nicht mehr den schneidigen Reformer geben kann. Er muss sich neu erfinden.

      Eine ganze lange Woche nach den Massenstreiks vom 29. Januar hat er es versucht, im Fernsehen. Sanft wie Softbälle segelten die Fragen der sorgsam ausgesuchten Moderatorenschar heran, und der Präsident retournierte mit sicherer Hand. Keine Tics diesmal, kein aggressives Grinsen, Sarkozy wirkte erwachsen, wie Johnny Halliday, oder wie Peter Maffay. Wurde ganz weich vor Verständnis, versprach Erleichterung für die Bedürftigen sowie Sicherheit für die untere Mittelschicht und war auf einmal nicht mehr Reformer, sondern guter Onkel.

      Nur eben, dass es ein armer und nicht mehr ganz seriöser Onkel ist, der ausgibt, was er nicht hat. Der Staat wirkt wie ein Spieler, der sich immer neue Summen leiht. Sie wandern großenteils in die Finanz- und Güterwirtschaft, doch was unten ankommt, sind die schlechten Arbeitsmarktprognosen. Und während bis vor Kurzem noch Schreckstarre statt Aufruhr herrschte, sammelt sich nun der Zorn, und er entlädt sich. Nicht nur auf großen Demonstrationen, sondern auch im hässlichen, scheinbar unpolitischen Klein-Klein der Sozialkonflikte: Unternehmer und Soziologen berichten von zunehmender Sabotage, anonymen Gewaltattacken gegen Vorgesetzte, Bankbeamte, Schaffner, von Drohungen, Rempeleien, vom Mobbing nach oben, nach unten und nach allen Seiten.

      Als Anfang November eine TGV-Linie fachgerecht lahmgelegt wurde, war die Furcht im Management der Bahngesellschaft SNCF groß, es habe sich womöglich um Sabotageaktionen der eigenen Mitarbeiter gehandelt. Nun, wer weiß. Seither sitzt ein junger Mann namens Julien Coupat in Haft, dem diese Aktion zur Last gelegt wird; Beweise wurden bisher nicht präsentiert. Wohl aber hat er ein militantes Buch über den "kommenden Aufstand" geschrieben, das reißenden Absatz in Frankreich findet.

      Es lag auf dem Büchertisch zum Eingang der Kongresshalle, in der kürzlich die "Neue Antikapitalistische Partei" (NPA) gegründet wurde. Sie ist ein Bündnis von ergrauten Kadern der trotzkistischen LCR und jungen Linksradikalen, vorwiegend aus dem akademischen Prekariat. Ihre Gallionsfigur, der halbtags als Briefträger arbeitende Olivier Besançenot, genießt mehr Sympathie als jeder andere Oppositionspolitiker, auch weil man ihm einfach nichts Böses zutrauen mag. Doch als die meisten Journalisten nach seiner Rede den Saal verlassen hatten, zeigten die Antragsdiskussionen, dass mit den Problemen von Gewalt und Recht ein eher instrumenteller Umgang bevorzugt wird; überdies existiert in der NPA eine starke bolschewistische Fraktion, die explizit den Staat "zerschlagen" will.

      Neben dem Buch des rebellischen Coupat lag übrigens auch eines von Jean-Marc Rouillan, einst Kopf der terroristischen "action directe" und wegen Mordes im Gefängnis. Rouillan hat Kontakt zur NPA, und diese weigert sich, zu ihm auf Distanz zu gehen, obwohl er seine Taten nach wie vor nicht öffentlich bereut.

      Nicht, dass diese militante Linke so etwas wie eine Speerspitze der Bewegung wäre. Aber sie ist auch nicht gerade ein befriedendes Moment. Und ihr Maximalismus trifft den Ton derzeit besser, als es der gemäßigten Linke gelingt. Deren Wirtschaftskonzept bewegt nichts und niemanden. Demonstriert wird stattdessen für den "rêve géneral", den "allgemeinen Traum", was ein Wortspiel mit "grève générale" ist, dem Generalstreik. Ein utopisches Moment, das der Bewegung nicht etwa die Zielgenauigkeit nimmt, sondern ihr vielmehr Kraft gibt.

      In Frankreich fehlt es an Angeboten politischer Beteiligung, da nimmt es nicht wunder, dass der Druck der Straße den Ausgleich herstellt. Sarkozy bekommt ihn zu spüren, mag er auch während seiner Reisen durchs Land anordnen, dass sich nur Anhänger und nicht Gegner in seine Nähe bewegen können (kommt es anders, verlieren die obersten Ordnungshüter ihre Posten).

      Nein, ihm bleibt nichts anderes übrig, er muss ein neues Bündnis anbieten. Und deutet bereits die groben Umrisse an. Den ideologischen Kern bildet ein "Drittelkonzept": Ein Drittel der Unternehmensgewinne für die Investitionen, eines für die Aktionäre, eines für die Lohnabhängigen; und kommt es für die Wirtschaft zu arg, zahlt der Staat dazu. Dafür muss er sich erstens Geld leihen und zweitens, dennoch, seine Ausgaben schmälern.

      Staat, Kapital und Arbeit schlössen damit einen Pakt zulasten anderer ab, nämlich zu Ungunsten der riesigen Beamtenschaft sowie des Frankreichs der Provinzen, namentlich der Landwirtschaft. Ob so ein Frankreich für die kommende Globalisierungswelle gerüstet wäre? Gleichwohl, für einige Zeit kann eine solche Politik die Verhältnisse sichern. Zumindest solange die Jugend nicht merkt, dass sie am Ende die Zeche zahlen muss.

      Fragt sich nur, ob Sarkozy für eine solche Wende zum Sozialgaullismus überhaupt der Richtige ist. Womöglich zweifelt er selbst daran. Wie sonst wären seine vom Canard enchaîné hinterbrachten Äußerungen darüber zu verstehen, dass ihm möglicherweise ein Quinqennat - die fünfjährige Amtszeit des Präsidenten - reiche und er die Politik diesenfalls ab 2012 "nur noch durchs Fernrohr" betrachten werde? Manchmal nimmt das "Regieren durch Infragestellen", diese von Sarkozy bevorzugte Methode, geradezu selbstzerstörerische Formen an. Was sich in einer Krise wie dieser übrigens nicht für einen Staatsmann gehört.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/08/frankreich-krise-polit…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:16:16
      Beitrag Nr. 894 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.635 von kevine1 am 16.02.09 20:02:23Darauf läuft´s hinaus.
      Aber einer muß ja zahlen! "Nur der Tod ist die Erlösung!" :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:29:37
      Beitrag Nr. 895 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.512 von kevine1 am 16.02.09 19:48:21Wenn ich das richtig verstehe, lautet das Modell, Du nimmst einen Kredit ohne Zinsen auf, zahlst aber immer die doppelte Rate monatlich ab. Das, was Du mehr bezahlst, steht anderen Kreditnehmern zur Verfügung. Ist dein Kredit abbezahlt, bekommst du das zuviel gezahlte Geld wie eine Auszahlung vom Sparbuch zurück, nur ohne Zinsen. Dafür musstest du aber auch vorher keine Kreditzinsen bezahlen, sondern nur mehr in den Topf reintun.

      Kann das auf größerer Ebene funktionieren, oder wo ist der Haken.
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:31:11
      Beitrag Nr. 896 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.447 von Maraho am 16.02.09 05:21:55Es nimmt einfach kein Ende...
      Selbst wenn es ab der zweiten Jahreshälfte wieder leicht aufwärts gehen sollte, so ist doch die Frage, von welchem Level aus...


      Exportwirtschaft

      Deutsche Ausfuhren fallen im Rekordtempo
      von Dorit Heß

      Ein Grundpfeiler der deutschen Wirtschaft bröckelt – der Export. Die Ausfuhrwirtschaft steht vor dem schwärzesten Jahr der bundesdeutschen Geschichte. Fast jedes zweite Großunternehmen erwartet spürbare Rückschläge – selbst die erfolgsverwöhnten deutschen Maschinenbauer. Wichtig ist jetzt vor allem eines: ein Impuls aus dem Inland.


      FRANKFURT. Die hiesige Ausfuhrwirtschaft steht vor dem schwärzesten Jahr der bundesdeutschen Geschichte. „Wir rechnen 2009 mit einem Exporteinbruch von bis zu acht Prozent“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, dem Handelsblatt. Die Deka-Bank erwartet sogar ein Minus von mehr als zehn Prozent.

      Auch die deutschen Topmanager sind außerordentlich skeptisch. 74 Prozent der Führungskräfte gehen davon aus, dass das Auslandsgeschäft in diesem Jahr stagnieren oder sich verschlechtern wird. Fast jedes zweite Großunternehmen mit mehr als 5 000 Beschäftigten erwartet spürbare Rückschläge. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Psephos unter fast 800 Führungskräften im Auftrag des Handelsblatts und der Unternehmensberatung Droege & Comp. Knapp 60 Prozent der Befragten sind im Export tätig.

      Die Exportwirtschaft ist seit Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft – zurzeit liegt der Anteil der Ausfuhren am deutschen Bruttoinlandsprodukt bei fast 50 Prozent. Insgesamt waren die Exporte nur in vier Jahren rückläufig, zuletzt 1993 mit einem Minus von 6,4 Prozent. Das war zugleich auch der mit Abstand schärfste Einbruch, der in diesem Jahr aber den Prognosen zufolge klar übertroffen wird. 2008, als die Finanzkrise bereits wütete, hatten die Ausfuhren noch um 2,8 Prozent zugelegt.

      Verantwortlich für den Einbruch der deutschen Exportwirtschaft in diesem Jahr ist die Unsicherheit darüber, ob sich die Finanz- und Wirtschaftskrise noch zuspitzen und wie lange sie dauern wird. Die Folge: Wichtige Kunden verringern ihre Bestellungen oder stornieren sogar Aufträge. Und neue Abnehmer sind nicht in Sicht.

      Die Krise trifft nicht nur einzelne Länder, sondern die gesamte, eng miteinander verwobene Weltwirtschaft. Das allein bremst die deutschen Ausfuhren schon massiv. Dass die Exporteure im Konjunkturboom phänomenale Wachstumsraten erzielten, lässt den Absturz nun umso heftiger ausfallen. „Deutschland dürfte 2009 den Titel des Exportweltmeisters an China verlieren“, sagt der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Axel Nitschke. Seine Begründung: In der Krise sinke der Bedarf an Investitionsgütern, auf die deutsche Unternehmen spezialisiert seien, stärker als der an Konsumgütern, die chinesische Unternehmen herstellen.

      Deshalb sind auch die erfolgsverwöhnten, überwiegend vom Export abhängigen deutschen Maschinenbauer äußerst skeptisch. Nach dem dramatischen Auftragseinbruch im Dezember rechnen 41 Prozent der Befragten in diesem Jahr mit rückläufigen Exporten. Krisenverschärfend kommt hinzu, dass branchenübergreifend die meisten Spitzenmanager von einem nachlassenden oder stagnierenden Inlandsgeschäft ausgehen. Insgesamt kann der Binnenmarkt den Exportrückgang entweder gar nicht oder kaum abfedern. Das geben 42 Prozent der Befragten an. 18 Prozent der Führungskräfte fürchten sogar, das Inlandsgeschäft werde die Unternehmen „zusätzlich bremsen“.

      Wie wichtig ein Impuls aus dem Inland wäre, zeigt ein Blick auf die Regionen, in denen die deutschen Exporteure Verluste einfahren. Es sind ihre traditionellen Kernmärkte: die Euro-Zone und Nordamerika. Ausgerechnet die dortigen Kunden bestellten zuletzt weniger. Andere Regionen, die dieses rückläufige Geschäft kompensieren könnten, sind aus Sicht von zwei Dritteln der Manager weder bisher noch künftig zu erkennen.

      China und Russland sind in den vergangenen Jahren für deutsche Unternehmen zwar wichtiger geworden – und zählten 2008 auch zu den bedeutendsten Absatzmärkten. Aber auch dort brach das Geschäft in den zurückliegenden zwölf Monaten deutlich ein.

      „Das wird in den nächsten Monaten auch so bleiben“, sagt BGA-Chef Börner. Mit Blick auf 2010 sieht er aber nicht mehr ganz so schwarz für das deutsche Auslandsgeschäft. Dann würden die Schwellenländer die deutschen Exporteure wieder kräftig stützen, 2010 sei von leicht positiven Wachstumsraten auszugehen. „In Ländern wie China und Indien ist der soziale Druck viel zu groß, als dass sie es sich leisten könnten, nicht zu wachsen“, sagt Börner.

      Erste Wirtschaftsindikatoren deuten ebenfalls auf ein Ende des freien Falls hin. So kletterte der Einkaufsmanagerindex in einigen Regionen ebenso wie die vom Münchener Ifo-Institut ermittelten Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen. Auch der Baltic-Dry-Index, der als Spiegelbild der Kapazitätsauslastung von Schiffen gilt, wies in den letzten Wochen wieder leicht nach oben. „Die weltweiten Konjunkturprogramme, vor allen in China und den USA, die globalen Zinssenkungen und die im Trend rückläufigen Rohölpreise könnten dafür sorgen, dass es schon ab der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder leicht aufwärtsgeht“, sagt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachric…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:36:34
      Beitrag Nr. 897 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.635 von kevine1 am 16.02.09 20:02:23Hat zwar nichts mit der staatlichen Rente zu tun, ist aber dennoch interessant....

      Folge der Krise

      Milliardenlöcher bei Betriebsrenten
      von Anja Krüger und Herbert Fromme (Köln)

      Angelsächsische Firmen stecken das Geld für ihre betriebliche Altersvorsorge traditionell in Fonds mit hohem Aktienanteil. Dass auch deutsche Unternehmen diesem Vorbild folgten, rächt sich nun. Betroffen sind vor allem Großkonzerne.

      "Anders als englische oder amerikanische Firmen müssen sie aber nicht sofort Geld nachschießen", sagte Norbert Seeger vom Kölner Beratungshaus Heubeck der FTD. Auch in den Bilanzen werde der Wertverlust nicht auf Anhieb sichtbar sein, wohl aber mittelfristig viel Liquidität kosten.

      Sagen Arbeitgeber Beschäftigten eine Betriebsrente zu, müssen sie dafür Rückstellungen bilden. Dieses Geld ist in betriebseigenem Vermögen wie Maschinen angelegt oder in Unterstützungs- und Pensionskassen. Vor allem Großkonzerne sind in den vergangenen Jahren einen neuen Weg gegangen: Forderungen von Analysten und Ratingagenturen folgend haben sie große Vermögenswerte für Betriebsrenten in Treuhandgesellschaften ausgelagert, die Contractual Trust Arrangements (CTA) - darunter oft Anteile an Firmen und Aktien. Durch die Auslagerung sinkt der Fremdkapitalanteil in der Bilanz.

      "Auslagerung wird kritischer betrachtet"

      "Die Auslagerung wird kritischer betrachtet werden", sagte Klaus Heubeck, renommierter Experte für betriebliche Altersversorgung. Er stand der Auslagerung stets skeptisch gegenüber. Seiner Meinung nach haben Unternehmen mehr davon, wenn sie die für die Auslagerung erforderliche Liquidität im Betrieb lassen. "Die durch die Finanzkrise ausgelösten Wertverluste haben eine Größenordnung von bis zu 30 Prozent", warnte Heubeck.

      Wie hoch die Deckungslücken genau sind, lasse sich selbst nach Veröffentlichung der Bilanzen für 2008 nicht exakt beziffern. Denn Unternehmen können auf ein Corridor Accounting genanntes Glättungsverfahren zurückgreifen. Sie müssen die Differenz zwischen den finanziellen Verpflichtungen und dem Vermögen in einem CTA nicht sofort zeigen, sie aber im Laufe der kommenden Jahre ausgleichen. Ein Konzern kann also Gewinne ausweisen, faktisch aber aufgrund seiner nicht gedeckten Verpflichtungen gegenüber späteren und heutigen Betriebsrentnern in den roten Zahlen stecken.

      Nach einer Untersuchung des Beratungshauses Rauser Towers Perrin droht den Firmen im Dax und im MDax durch den geschrumpften Wert der Pensionsrückstellungen ein Verlust von 20 Mrd. Euro. Allerdings wird der faktische Wertverlust teilweise durch die aktuelle Erhöhung des Zinssatzes kompensiert, mit dem die Wertentwicklung der Betriebsrenten berechnet wird. Er richtet sich nach dem Zins für Unternehmensanleihen.

      2007 hatten Dax-Konzerne Pensionsverpflichtungen von 211 Mrd. Euro, MDax-Unternehmen kamen auf 33 Mrd. Euro, so Rauser Towers Perrin. Dem standen Pensionsvermögen von 150 Mrd. Euro und 18 Mrd. Euro gegenüber.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/:Folge-der-Krise-Milliardenl%…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:42:19
      Beitrag Nr. 898 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.792 von kevine1 am 16.02.09 20:29:37Ist aber für die Bank ein recht bescheidenes Geschäft, wenn sie "nur" die ihnen zur Verfügung gestellten Gelder für sich arbeiten lassen und nicht auch noch Zinsen von den "Schuldnern" kassieren.
      Sollte dem so sein, dann brauchst Du Dich nicht zu wundern, daß es
      in größerem Rahmen so nicht läuft.
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:50:47
      Beitrag Nr. 899 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.490 von Maraho am 16.02.09 19:45:08@ Maraho,

      und das Schlimme daran ist,dass Hitler wahrscheinlich gar nicht Reichskanzler geworden wäre, wenn sich diese Marktradikalen nicht
      schon damals so dämlich rücksichtslos verhalten hätten.
      Und heute 2009 hat man das Gefühl, das gleiche Stück wird wieder aufgeführt. Nur mit anderen Dummköpfen in der Besetzung!
      Ich habe heute das Interview dieses "Herren" von und zu Guttenberg gelesen, der nur um ordnungspolitischer Prinzipien Willen die dringend notwendige Verstaatlichung der HRE in Frage stellt.
      Da habe ich nur gedacht:" Als Gott Hirn vom Himmel schmiss" da muss
      dieses Politexemplar wohl eine Gabel statt eines Löffels erwischt haben.
      Schönen Abend noch, trotz allem
      Windei
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 20:57:35
      Beitrag Nr. 900 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.799 von Maraho am 16.02.09 20:31:11So, dieses zum Schluß meinerseits...

      Zwei Gesichter einer Krise


      Auch wenn Ökonomen und Politiker in den USA und in Europa "japanische Verhältnisse" fürchten - die Ursachen der Krisen in den 90er-Jahren in Japan und heute lassen sich nicht vergleichen. Dennoch ist Japans verlorenes Jahrzehnt ein Warnsignal für die exportorientierten Deutschen.


      Das Land, das der außergewöhnlichen Weltwirtschaftskrise in diesen Tagen Name und Adresse gibt, heißt Japan. "Japanische Verhältnisse" sind das Horrorszenario der amerikanischen Wirtschaftspolitiker, die für die USA nach dem großen Crash ein "verlorenes Jahrzehnt" mit mickrigem Wachstum befürchten, so wie es Japan in den 90er-Jahren erlebte.

      Zugleich ist die Konjunktur in keinem großen Industrieland so brutal eingebrochen wie in Japan. Die Wirtschaft schrumpfte zuletzt in einem Tempo, das aufs Jahr hochgerechnet ein Minus von fast 13 Prozent ergibt. In den USA betrug der entsprechende Wert zuletzt vier, in Deutschland knapp neun Prozent.

      Die japanischen Verhältnisse der 90er-Jahre und die aktuelle Krise haben allerdings verschiedene Ursachen.

      Vor knapp 20 Jahren stürzte das Land in Fernost in die Krise, weil eine riesige Spekulationsblase am Aktien- und Immobilienmarkt platzte und das Bankensystem daraufhin von faulen Krediten erdrückt wurde. Dieses Mal sind die japanischen Banken vergleichsweise gesund, von heimischer Blasenbildung kann keine Rede sein. Der Schock kommt von außen, die Implosion der US-Kreditblase zieht die exportlastige japanische Wirtschaft ganz besonders heftig in Mitleidenschaft.

      Würde sich der Exporteinbruch vom Jahresende 2008 in den kommenden Monaten mit gleicher Wucht fortsetzen, würden Japans Ausfuhren im Laufe des Jahres nahezu halbiert. Der Exportweltmeister Deutschland kann nur hoffen, dass ihm solche Verhältnisse erspart bleiben.

      Verglichen mit den USA und Europa ist auch der wirtschaftspolitische Spielraum in Tokio begrenzt. Der japanische Staat kämpft bereits seit vielen Jahren mit großen Ausgabenprogrammen gegen die Flaute. Die Folge ist, dass der Berg der Altschulden auf bald 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zusteuert, den mit Abstand höchsten Wert unter den G7-Staaten. Zugleich ist das Land bereits mehr als üppig mit öffentlicher Infrastruktur ausgestattet, es fehlt längst schon an sinnvollen Investitionsprojekten.

      Die Geldpolitik ist ebenfalls seit Langem äußerst expansiv. Das Gespenst der Deflation, das die Ökonomen in den USA und Europa so sehr fürchten, ist in Japan altbekannte Realität.

      Bleibt als Hebel noch der Wechselkurs, der momentan die Krise aber noch verschärft: Der Yen hat deutlich aufgewertet, sodass Japans Exporteure zusätzlich mit einem Wettbewerbsnachteil zu kämpfen haben.

      Theoretisch könnten Notenbank und Regierung hier ansetzen und mit massiven Verkäufen von selbst geschöpften Yen eine Abwertung erzwingen. Die aber könnte zum Auftakt eines Abwertungswettlaufs werden, der zu internationalen Konflikten führen würde. Nach wie vor ist Japan eines der reichsten Länder der Welt. Durch eine zu zögerliche und einfallslose Politik in der Vergangenheit wird es jetzt aber zu einem der Hauptopfer der Krise. Gerade den exportorientierten Deutschen muss das eine Warnung sein.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Leitartikel-Zwei-…
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 21:14:49
      Beitrag Nr. 901 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.932 von windei am 16.02.09 20:50:47 dass Hitler wahrscheinlich gar nicht Reichskanzler geworden wäre, wenn sich diese Marktradikalen nicht
      schon damals so dämlich rücksichtslos verhalten hätten.

      Hitler ist nicht nur deswegen Reichskanzler geworden, das hatte auch noch andere Gründe. Aber dies wäre ein anderes Thema und ist hier etwas unpassend.

      Und heute 2009 hat man das Gefühl, das gleiche Stück wird wieder aufgeführt. Nur mit anderen Dummköpfen in der Besetzung!

      Das Stück wird irgendwann wiederaufgeführt, da es nach der Kapitulation 1945 letztendlich nicht sauber beendet wurde....
      Leider. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben!
      Aber auch dies ist ein eigenes Thema.

      Und wie ich schon schrieb, die Alten sitzen dement in den Heimen und den Jungen (auch mir) fehlt einfach die existenzielle Erfahrung. Auch gibt es den Typus "vom Lehrling zum Direktor" nicht mehr. Wir haben leider zuviel studierte "Glattä....." da oben sitzen.

      Aber lassen wir das. Mein Herz...

      Dir einen schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 21:28:04
      Beitrag Nr. 902 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.583.372 von Maraho am 15.02.09 19:41:19Ein, meiner Meinung nach, guter Kommentar zur HRE-"Rettung":


      Merkel bereitet Verstaatlichung der Hypo Real Estate vor
      Ralf Streck

      Noch wird der Schritt als "ultima ratio" bezeichnet, aber schon jetzt wurde in die HRE, deren Wert bei 280 Millionen liegt, mit 87 Milliarden Steuergeldern schon doppelt so viel wie in das Konjunkturpaket gesteckt.
      Die große Koalition aus CDU und SPD arbeitet an einem "Rettungsübernahmegesetz" (Lex HRE), um den abstürzenden Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) verstaatlichen und die Aktionäre notfalls auch enteignen zu können. Als "Ultima Ratio müssen wir überlegen, ob wir eine Enteignung vornehmen", sagte die Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag im ZDF. Um den Schlingerkurs der Bundesregierung, der wohl als Steinbrück-Debakel in die Geschichte eingeht, zu verschleiern, wird so getan, als solle sich nur um einen ganz besondern Ausnahmefall handeln. Deshalb soll dieses Gesetz nur bis zum Ende dieser Legislaturperiode gelten, dass am Mittwoch im Kabinett abgenickt werden soll.

      Lange Zeit hatte man sich in Berlin gegen den britischen Weg der Verstaatlichungen gewehrt. In Großbritannien folgten nach dem Ausnahmefall Northern Rock dann noch weitere Fälle, allerdings ohne einen Absturz Großbritanniens verhindern zu können. Die Verstaatlichungen wurden auf der Insel so absurd durchgezogen, dass man zum Teil Mehrheiten an Banken hält, aber dort nichts entscheiden kann. Gordon Brown kann nicht einmal verhindern, dass bei Banken, die Rekordverluste schreiben, Milliarden an Bonuszahlungen an die Banker gezahlt werden, die für das Debakel verantwortlich sind.

      Daraus scheint man in Berlin gelernt zu haben. "Auf jeden Fall wollen wir die Kontrollmehrheit", sagte Merkel. Gesprochen wird von einem Anteil von mindestens 95 Prozent, womit die HRE praktisch komplett verstaatlicht wäre. In der CSU hat man damit aber große Probleme. Der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg meinte: "Jede Lösung ist besser als eine sofortige Enteignung. Ludwig Erhard würde sich sonst im Grabe umdrehen." Bei der SPD sieht man das anders und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) stellt nun auf einmal fest, dass die HRE bereits 102 Milliarden Euro erhalten habe, "ohne dass irgendein direkter Einfluss zur Umstrukturierung gegeben ist". Diese Summe, von der 87 Milliarden vom Staat stammen, werden in eine Bank gepumpt, deren Börsenwert bei gerade einmal 280 Millionen Euro herumdümpelt. Ein "Wert", der nur noch vorhanden ist, weil Staatshilfe fließt.

      Angesichts dieser Summen ist auch die Einschätzung von Merkel mehr als erstaunlich, wenn sie meint, mit dem Gesetz solle gewährleistet werden, dass die notwendige Rettung der HRE für den Staat "möglichst billig" werden solle. Allein in die Bank ist allerdings fast doppelt so viel Geld geflossen, wie nun für das zweite Konjunkturpaket locker gemacht werden soll. Merkel widersprach Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger, denn auch in der CDU ist der neue Weg umstritten. Oettinger hatte angeregt, das Institut notfalls auch in die Insolvenz gehen zu lassen. "Das machen wir nicht", entgegnete die Kanzlerin. International habe man sich darüber verständigt, dass keine Bank zahlungsunfähig werde, die andere mitreißen könnte, gab sie eine Bestandsgarantie für große Teile des Bankensektors auf Staatskosten.

      Letztlich soll mit dem Gesetz eine Drohkulisse aufgebaut werden, um den Großaktionär J.C. Flowers unter Druck zu setzen. Der US-Investor hält mit einem befreundeten Hedge-Fonds rund 24 % der Aktien an der Pleite-Bank. Er weigert sich, seine Anteile im Bereich des aktuellen Kurses zu verkaufen und spekuliert auf eine deutlich höhere Entschädigung. Man muss kein Hellseher sein, dass Flowers nun noch deutlich mehr aus den Aktien herausholen wird, die eigentlich keinerlei Wert mehr haben.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/132629
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 21:32:26
      Beitrag Nr. 903 ()
      So, liebe Leser und Leserinnen,
      euch und auch den Aktiven hier danke ich recht herzlich und wünsche eine gute Nacht!

      Schlaft schön und träumt etwas nettes.....
      Bis morgen.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 23:15:40
      Beitrag Nr. 904 ()
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 23:36:11
      Beitrag Nr. 905 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.877 von Maraho am 16.02.09 20:42:19Ist schon richtig, aber warum gibt es die Bank seit 45 Jahren , ohne dass sie in den Schlagzeilen ist.

      Könnten sich die von uns Steuerzahlern subventionierten Raffzähne nicht ein Scheibchen davon abschneiden, um weiter zu überleben.

      Mir geht es um Modelle für die Zukunft - egal was. Es nützt doch nix, hier zynisch Meldungen zur Lage einzustellen, wenn man nicht irgendwo auch konstruktiv ist. Du kannst mir auch sagen, dass es sowieso nix bringt, wenn ich mal eigene Ideen einbringe, aber ich finde es immer noch besser, hier zu posten und nebenbei als Milchmutti in der Grundschule oder sonstwas für die Grundversorgung zuständig zu sein als gar nichts zu tun und nur auf Gutwetter und steigende Aktien zu hoffen.

      Ich denke, es gibt viele Leute, die mehr Zeit haben als ich - sollen die doch mal bitteschön unsere Anregungen aufgreifen und selber konstruktiv werden! Ich klink mich beizeiten gerne wieder ein.
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.09 23:39:37
      Beitrag Nr. 906 ()
      Früher (also viel früher) hiess das mal Raiffeisen
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 00:09:22
      Beitrag Nr. 907 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.792 von kevine1 am 16.02.09 20:29:37"Kann das auf größerer Ebene funktionieren, oder wo ist der Haken."

      Der Haken liegt bei den Kreditrisiken, aufgrund derer immer mit Kreditausfällen zu rechnen ist - nur die Höhe der Ausfälle ist von den jeweils aktuellen Rahmenbedingungen abhängig. Die Zinsen sind ja bei Krediten kein Reingewinn, sondern müssen nicht nur die Fixkosten abdecken, sondern auch noch das Kreditrisiko. Deshalb geht sowas nicht ohne Zinsen. Nullzinsen/Zu niedrige Zinsen sind langfristig immer ein Verlustgeschäft für die Gläubiger.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 00:26:41
      Beitrag Nr. 908 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.731 von heuschrecker am 17.02.09 00:09:22Hmmm..., verstehe schon.
      Aber es muss doch möglich sein, dieses kleine Modell umzusetzen auf ein größeres, wenn viele das wollen, die noch an Werte glauben. Und Letzteres tun vieles.

      Es geht mir um den Ursprung des Wortes: credere = Glauben.

      Darauf hat mal die Wirtschaft basiert, bevor wir den Turbokapitalismus bekamen.

      Und ich meine, man kann das rückgängig machen - entweder im Kleinen, was ein für die Weltwirtschaft unguter Protektionismus wäre - oder im Großen, was eine Systemänderung bedeuten würde - beispielhaft dafür die Idee, wir ändern die Welt auf eine maximale Zinsbelastung von, sagen wir, 3%, sowohl beim Gläubiger als auch beim Kreditnehmer. Was würde passieren? Wären die Geschäfte weiterhin eingefroren wie bisher, oder würde sich was bewegen?

      Ich möchte damit aber nicht sagen, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe. Nur sehe ich unsere Agenten, die wir irgendwie mal gewählt haben, so furchtbar hilflos, dass ich auch nur noch Hilfloses beisteuern kann in der stillen Hoffnung, jemand möge mehr wissen als ich und die Lösung finden.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 05:40:46
      Beitrag Nr. 909 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.663 von kevine1 am 16.02.09 23:36:11Guten Morgen kevine,

      Du kannst mir auch sagen, dass es sowieso nix bringt, wenn ich mal eigene Ideen einbringe....

      Dies würde ich nie tun, da ich vor Menschen, die sich eigene Gedanken machen, großen Respekt habe. Doch diese sind dünn gesäht.

      Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
      Immanuel Kant, 22.04.1724 - 12.02.1804
      dt. Philosoph


      Ich denke, es gibt viele Leute, die mehr Zeit haben als ich - sollen die doch mal bitteschön unsere Anregungen aufgreifen und selber konstruktiv werden!

      „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel,
      aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.”

      Konrad Adenauer


      Also nicht verzagen. ;)

      Dir einen schönen Tag
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 05:47:41
      Beitrag Nr. 910 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.977 von Maraho am 16.02.09 20:57:35Guten Morgen zusammen,

      ich hoffe, daß ihr gut geschlafen habt und wünsche euch einen schönen Tag.

      Die folgende Meldung bezieht sich auf das Verhältnis USA - Japan.
      Mal sehen, was die Chinesen davon halten...

      USA und Japan wollen Allianz stärken


      Tokio (dpa) - Die USA und Japan wollen ihre Allianz als Sicherheitspartner weiter festigen. Darauf verständigten sich die US-Außenministerin Hillary Clinton und ihr japanischer Amtskollege Hirofumi Nakasone bei einem Treffen in Tokio laut Jiji Press. Beide Länder wollen auf eine Lösung im Streit um Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm sowie in der Frage der Entführungen von Japanern nach Nordkorea hinarbeiten. Clinton war gestern zum Auftakt ihrer ersten Auslandsreise als Außenministerin in Japan eingetroffen.

      © Die Welt
      erschienen am 17.02.2009 um 04:21 Uhr
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 05:49:41
      Beitrag Nr. 911 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.602 von Groupier am 16.02.09 23:15:40Guten Morgen Groupier,

      Du bist ein "böser" Mensch. :laugh:

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 05:56:10
      Beitrag Nr. 912 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.762 von kevine1 am 17.02.09 00:26:41kevine,

      noch eines: Nur sehe ich unsere Agenten, die wir irgendwie mal gewählt haben, so furchtbar hilflos, dass ich auch nur noch Hilfloses beisteuern kann in der stillen Hoffnung, jemand möge mehr wissen als ich und die Lösung finden.

      Ich habe in diesen, aber auch in den "Vorgängerthread", bereits einige Lösungsansätze eingestellt. Diese sind jedoch so radikal (was auch nötig wäre, um etwas zu verändern), sodaß eine Umsetzung derselben vielleicht in einer Extremsituation gelingen könnte. Da der Mensch aber immer den Weg des geringsten Widerstandes sucht, ist eine Resonanz auf derartige Ideen bisher nicht zu vernehmen.
      Es läuft doch noch alles...

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 06:07:34
      Beitrag Nr. 913 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.591 von Maraho am 14.02.09 19:00:44Langsam macht man sich Gedanken....

      Drohende Staatspleiten

      Ende des irischen Ratingglücks
      von André Kühnlenz und Mark Schrörs (Frankfurt)

      Die starke Verteuerung von Kreditausfallversicherungen für Irland hat die Diskussion über die Rettung ganzer Staaten im Euro-Raum wieder aufflammen lassen. Die EU diskutiert, wie sie im Fall des Falles Pleitestaaten aushelfen kann.

      "Wir brauchen einen Aktionsplan für Irland, und wir brauchen ihn jetzt", forderte etwa Simon Johnson, früher Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, am Wochenende in der britischen Zeitung "Sunday Times".

      Die Kosten der Versicherungen (Credit Default Swaps, CDS) für den Ausfall irischer Staatsanleihen stiegen am Montag bis auf 350 Basispunkte. Für 100 Euro fünfjähriger irischer Schulden muss ein Anleger damit 3,50 Euro hinlegen, um sich gegen die Zahlungsunfähigkeit des Staats abzusichern. Vor einem Jahr hatte das nur 10 Cent gekostet. Irland droht zudem eine Herabstufung seiner Bonität durch die Ratingagentur Standard & Poor's.

      Schon seit Wochen spielen die Notenbanker im Eurotower der Europäischen Zentralbank (EZB) und Politiker in Brüssel hinter verschlossenen Türen Szenarien durch, was passieren sollte, falls ein Staat im Euro-Raum tatsächlich vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Der Austritt aus dem Währungsraum wäre zwar theoretisch möglich, da die Infrastruktur für eine eigene Währung noch voll intakt ist: So managen die nationalen Zentralbanken etwa Devisenreserven und geben im Auftrag der EZB die Münzen und Geldscheine aus.

      Irland droht neben der Zahlungsunfähigkeit eine Herabstufung seiner Bonität. Doch die Pleite eines Euro-Staats oder der Austritt eines Landes hätte für die Währungsunion, den Euro und damit die Politik der EZB unkalkulierbare Folgen. "Die politischen und ökonomischen Kosten sind zu hoch - sowohl für die Länder, die austreten, als auch für die, die drinbleiben", sagt Michael Klawitter, Devisenstratege bei Dresdner Kleinwort. Daher rechnen die meisten Experten damit, dass die Notenbanker und Politiker kein Land einfach fallen lassen.

      Bewiesen haben die Währungshüter schon, dass sie schnell handeln können. Etwa mit ihren Liquiditätshilfen für Dänemark, Ungarn und Polen im Oktober und November 2008 haben die EZB-Notenbanker ihre Bereitschaft zu Notmaßnahmen aus dem Stegreif bewiesen. Laut EU-Vertrag ist es der EZB zwar untersagt, Euro-Staaten direkt Kredit zu gewähren. Sie kann aber am Sekundärmarkt Staatsanleihen kaufen - und damit die Nachfrage für die angeschlagenen Emittenten stützen. "Wenn die EZB oder die nationalen Zentralbanken bereitstehen, diese Anleihen zu kaufen, würden sie praktisch die Regierung finanzieren", heißt es in einer Studie von Goldman Sachs.

      In den USA erklärten die Notenbanker, sie stünden bereit, US-Staatspapiere zu kaufen. In der Euro-Zone sei das schwieriger, dämpfen zwar einige Notenbanker die Erwartungen. Doch auch hier gilt: "Die EZB könnte etwa jedem Land entsprechend seiner Größe Anleihen abkaufen, so Erik Nielsen, Europa-Chefvolkswirt bei Goldman Sachs.

      Quelle: Aus der FTD vom 17.02.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      397 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 06:22:17
      Beitrag Nr. 914 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.893 von Maraho am 17.02.09 05:56:10Und hier noch etwas aus der "Frankfurter Rundschau":


      Kapitalismus am Ende?

      "Die Macht des Marktes, eine Macht der Menschen"

      Die Attac-Mitglieder Heiner Geißler und Pedram Shahyar diskutieren über ein alternatives Wirtschaftsmodell und die Kultur des Wettbewerbs.

      Ich lese Ihnen zum Warmwerden etwas vor: "Wir entschlacken die Vorschriften zum Kreditwesengesetz und führen die bestehende Überregulierung bei der Bankenaufsicht auf das notwendige Maß zurück. Wir schaffen international attraktive Bedingungen für Wagniskapital, um die Gründung von innovativen Unternehmen zu fördern. Wer wagt, der gewinnt." Wie finden Sie das, Herr Shahyar?

      Shahyar: Hmm, ist das noch aus dem rot-grünen Koalitionsvertrag?

      Nicht ganz. Es ist aus dem letzten Wahlprogramm der CDU.

      Geißler: Das ist noch das Programm von 2005, vom Leipziger Parteitag. Das können Sie zu den Akten legen, das spielt insofern keine Rolle mehr.

      Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos klang Frau Merkel in der Tat ganz anders: Sie forderte, wie Sie das schon lange tun, eine globale soziale Marktwirtschaft und einen Weltwirtschaftsrat, der Regeln für die Finanzwelt festlegt. Wie stellt die Kanzlerin sich das vor?

      Geißler: Das Konzept muss noch konkretisiert werden. Wichtig ist, dass der Begriff überhaupt verwendet wird, als klare Ansage, dass der Kapitalismus nicht die Wirtschaftsphilosophie der CDU ist, und auch nicht die des Grundgesetzes - der Sozialismus allerdings auch nicht.

      Aber wie macht man die globale Wirtschaft sozial?

      Geißler: Wesentliche Punkte stehen im Attac-Programm. Zum Beispiel eine internationale Börsen- und Bankenaufsicht, einen TÜV für Finanzprodukte und eine Steuer auf bestimmte finanzielle Transaktionen, deren Erträge zur Finanzierung der UN-Millenniumsziele genutzt werden, als eine Art globaler Marshall-Plan zur Bekämpfung der Armut.

      Brauchen wir noch den Markt? Ist er nicht diskreditiert?

      Shahyar: Ich glaube, wir sollten so wenig Markt wie möglich haben und so viel öffentliche, demokratische Kontrolle wie möglich.

      Geißler: Da bin ich anderer Meinung. Nach meiner Auffassung gibt es keine Alternative zu einem geordneten Markt. Der freie Markt, der freie Kapitalverkehr, der ist diskreditiert. Heute bestimmen Banken, wie Unternehmen sich betriebswirtschaftlich zu verhalten haben. Dieses System, in dem die Menschen den Kapitalinteressen dienen müssen, hat abgewirtschaftet. Aber der Kapitalismus ist nicht identisch mit einer Marktwirtschaft, die human orientiert ist und die soziale Regeln kennt.

      Herr Shahyar, Sie wollen lieber verstaatlichen als Marktwirtschaft?

      Shahyar: Verstaatlichung allein ist keine Lösung, schon gar nicht, wenn der Staat als Konkursverwalter auftritt und auf den Kosten sitzen bleibt. Es geht um öffentliche Kontrolle. Was ich am Markt auszusetzen habe ist, dass alles auf Gewinn ausgerichtet ist, alles unter Wettbewerbsbedingungen abläuft. Das sind nicht die Prinzipien, die mein Leben bestimmen sollen. Das gesamte gesellschaftliche Leben nimmt Warenform an, alles wird gehandelt.

      Geißler: Es stimmt, wir haben in den vergangenen Jahrzehnten eine Privatisierungsideologie mit negativen Folgen gehabt. Aber es gibt auch Alternativen zwischen privat und staatlich. Nehmen Sie die Kassenärzte, die erfüllen eine öffentliche Aufgabe - die Gesundheitsversorgung - als Privatleute. Das darf aber nicht zu ihrer Privatangelegenheit werden. Deshalb sind sie Mitglieder öffentlich-rechtlicher Körperschaften, der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer. Das ist der mittlere Weg, den ich mir auch in anderen Bereichen vorstellen kann. Aber die Versorgung der Menschen, mit Energie, mit Wasser et cetera, die kann man nicht total privatisieren, die dürfen nicht den Bedingungen der Profitmaximierung unterworfen werden. Das muss in staatlicher oder kommunaler Verantwortung bleiben.

      Shahyar: Der Staatssozialismus ist historisch gescheitert...

      Geißler: Richtig!

      Shahyar: ... der Markt ist aber auch gescheitert.

      Geißler: Der freie Markt.

      Shahyar: Die Wirtschaftsform, die meinte, über Profit und über Wettbewerb gesellschaftliche Belange erkennen und organisieren zu können. Die Alternative ist eine weitreichende Demokratisierung der wirtschaftlichen Abläufe. Der Mensch ist die Instanz, die erkennen kann, was gebraucht wird und wie man es macht - nicht der Markt. Die Gesellschaft muss von unten und für unten organisiert sein. Wie das ablaufen soll, darüber muss man sich unterhalten. Aber zuerst muss man dieses Denken über Bord werfen, dass es keine Alternativen zum Markt gebe.

      Geißler: Ich habe es bereits gesagt: Es gibt zum geordneten Markt keine Alternative.

      Shahyar: Aber wer ordnet den Markt? Das Problem ist doch, dass die ökonomischen Interessen die Politik dominieren und bestimmen.

      Geißler: Das ist nicht zwingend, das geht auch anders. Als wir in den 1980er Jahren das bleifreie Benzin einführten und Katalysatoren zur Pflicht machten, hat uns die Automobilbranche gesagt, Ihr macht die zentrale Industrie in Deutschland kaputt. Wir haben es trotzdem getan, mit Erfolg.

      Shahyar: Aber das Diktat der Ökonomie hat sehr viele Kanäle, über die es die öffentliche Meinung und die Politik beeinflusst. Deshalb glaube ich, dass man die Mechanismen des Marktes so klein wie möglich halten muss, weil sie sonst doch wieder die Politik bestimmen.

      Geißler: Ohne Wettbewerb geht's nicht, er muss nur geordnet sein.

      Shahyar: Aber warum muss es denn Wettbewerb geben? Warum kann das nicht auf eine kollegiale, gemeinschaftliche Weise organisiert werden? Wenn Sie mit Freunden Bergsteigen gehen, dann gehen Sie den Gipfel doch auch im Team an, nicht im Wettbewerb darum, wer als erster oben ist. Das Miteinander, nicht das Gegeneinander muss das Prinzip der Ökonomie sein. Aber der Markt ist bestimmt vom Gegeneinander.

      Geißler: Der geordnete Markt ist auch ein Miteinander. Er eröffnet den Menschen die Möglichkeit, durch ihre Nachfrage zu bestimmen, was produziert wird. Das ist die Macht des Marktes, eine Macht der Menschen.

      Shahyar: Das ist die Macht des Portemonnaies, sie wird bestimmt davon, was ich mir leisten kann. Es ist nicht gerecht, wenn die Steuerung über ökonomische Macht läuft.

      Geißler: Ja wer soll denn sonst steuern? Ich bin sehr skeptisch, dass irgendwelche Ministerialbeamten nachher bestimmen sollen, wie viele Wurstsorten es geben darf.

      Shahyar: Die Steuerung muss von unten kommen.

      Geißler: Unten ist der Kunde.

      Shahyar: Warum denn der Kunde? Der Mensch!

      Geißler: Der Kunde ist ein Mensch. Das Problem des Portemonnaies muss man lösen einerseits durch gerechte Löhne und Sozialtransfers, andererseits durch das Kartellrecht, z. B. um für Erzeuger ruinösen Preisdruck zu verhindern. Wie anders soll es denn gehen?

      Shahyar: Es gibt Beispiele aus Südamerika, wo Bewohner von Kommunen über alle Ausgaben entscheiden, oder von Energieversorgern in Kalifornien, deren Aufsichtsräte sich bei jeder Wahl dem Votum der Bevölkerung stellen müssen. In einer wirklichen Demokratie, einer sozialen Demokratie der Wirtschaft, tauschen Menschen sich über ihre Bedürfnisse, über ihre Ziele aus, kommunizieren miteinander, und verständigen sich über den Weg, wie sie sie erreichen. So wie Sie, Herr Geißler, mit Ihren Bergsteigerfreunden entscheiden, welchen Weg gehen wir zum Gipfel. Man macht Erfahrungen, man macht Fehler, schreitet aber gemeinsam voran und erreicht ihn irgendwann.

      Geißler: Aber Sie kommen nicht ohne Leistung auf den Gipfel. Wer Leistung bringen will, steht auch in einem Wettbewerb miteinander. Zu 68er-Zeiten hat der Universitätssportclub in Rheinland-Pfalz, wo ich Sportminister war, mal eine Zeit lang Fußball ohne Tore gespielt. Die haben gekickt, aber man konnte nie feststellen, wer besser war. Das hat sich nicht durchgesetzt. Wenn sie das Beste, was Menschen erreichen können, verwirklichen wollen, dann müssen Sie in irgendeiner Form die Leistung honorieren.

      Herr Geißler, die Union steuert auf eine schwarz-gelbe Bundesregierung zu. Die würde einen ganz anderen wirtschaftspolitischen Kurs vertreten als Sie und Attac. Treten Sie dann aus der CDU aus?

      Geißler: Dann bleib ich extra drin, um die Dinge wieder zu verändern.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktue…


      So, das war es meinerseits, vorerst....
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 07:01:18
      Beitrag Nr. 915 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.836 von Maraho am 16.02.09 20:36:34Einer geht noch...

      Prüfer für Umkehr in Goodwill-Bilanzierung

      IDW fordert einheitliche Bewertung toxischer Papiere

      Börsen-Zeitung, 17.2.2009 swa Frankfurt - Der Verzicht auf die planmäßige Abschreibung von Goodwill ist aus Sicht des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) einer der Kardinalfehler in der internationalen Bilanzierung. Dies müsse dringend korrigiert werden, fordert IDW-Vorstandssprecher Klaus-Peter Naumann im Interview der Börsen-Zeitung. Nachdem Firmenwerte nicht mehr ratierlich abgeschrieben werden, haben akquisitionsfreudige Konzerne hohen Goodwill in den Bilanzen, der nun in der Konjunkturkrise oftmals wertberichtigt werden muss, was die Lage zusätzlich zur operativen Ertragserosion zyklisch verschärft. Mit Blick auf andere Krisenthemen fordert Naumann einen einheitlichen Wertmaßstab bei der Auslagerung toxischer Wertpapiere. Es dürfe nicht sein, dass Banken, die in der Vergangenheit vorsichtig bilanziert und Risiken durch Abschreibungen berücksichtigt hätten, benachteiligt würden, meint der IDW-Vertreter. Der "faire Wert" sei hier nicht zwangsläufig der Zeitwert, also der Fair Value. Die Prüfer plädieren für einen Wert, der stärker die künftige Verwertung beinhaltet, also Discounted-Cash-flow-Überlegungen berücksichtigt. Die deutsche Bilanzrechtsmodernisierung komme genau zur richtigen Zeit.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 07:05:37
      Beitrag Nr. 916 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.900 von Maraho am 17.02.09 06:07:34Sollte man vielleicht gelesen haben....

      Banken in Osteuropa

      Drohender Dauerfrost
      Von Grit Beecken

      Westeuropäische Banken dominieren den osteuropäischen Markt. In der Krise schränken sie die Kreditvergabe ein: Der Zusammenbruch einiger Banken kündigt sich auch im Osten an. Mit ernsthaften Folgen.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,607390,…

      Bis später....
      397 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 12:48:36
      Beitrag Nr. 917 ()
      Guten Tag,

      hier eine erneute Prognose....
      Eigentlich wie immer, man vermutet und man hält sich alle Türen offen...
      Den Absturz hat auch keiner präzise vorausgesagt, da waren alle überrascht, daß es so kam...


      Konjunkturbarometer

      ZEW: „Nur ein Hoffnungsschimmer“

      Die politischen Schritte gegen die Wirtschaftskrise zeigen offenbar Wirkung, zumindest psychologisch: Die Stimmung deutscher Finanzexperten hat sich im Februar wesentlich stärker als erwartet aufgehellt. Das ZEW-Konjunkturbarometer verbesserte sich stark. ZEW-Präsident Wolfgang Franz warnt dennoch vor allzu starkem Optimismus.


      HB MANNHEIM. Das vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ermittelte Stimmungsbarometer stieg im Vergleich zum Vormonat um 25,2 Punkte auf minus 5,8 Punkte. Die befragten Experten zeigen sich damit zum vierten Mal in Folge optimistischer hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in den kommenden sechs Monaten. „Derzeit geht es mit der Konjunktur weiter bergab. Das Erreichen der Talsohle wird allerdings in den nächsten Monaten erwartet. Ab Mitte des Jahres schickt sich die Konjunktur dann an, sich allmählich aus dem Tief zu befreien“, wurde ZEW-Präsident Wolfgang Franz in der Mitteilung vom Dienstag zitiert. Es handele sich dabei aber nur um einen „Hoffnungsschimmer – nicht mehr, aber auch nicht weniger“.

      Die Lageeinschätzung trübte sich laut ZEW hingegen weiter deutlich ein. Sie sank um 9,1 Punkte auf minus 86,2 Punkte. Erwartet wurde ein Wert von minus 80 Punkten.

      Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone haben sich nach Angaben des ZEW im Februar ebenfalls etwas aufgehellt. Die Erwartungen seien um 22,1 Punkte gegenüber dem Vormonat auf minus 8,7 Punkten gestiegen. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum sank im Februar hingegen um 6,3 Punkte auf minus 91,0 Punkte.

      Nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) stützt der unerwartet kräftige Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen die Hoffnungen auf eine allmähliche konjunkturelle Stabilisierung in der zweiten Jahreshälfte. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Heinrich Bayer, Volkswirt bei der Postbank. Man könne davon ausgehen, „dass wir den Tiefpunkt der konjunkturellen Entwicklung sehen. Es sollte jetzt innerhalb eines halben Jahres aufwärts gehen.“ Dennoch gebe es noch viel Skepsis, was man an der Einschätzung der aktuellen Lage sehen könne.

      Dirk Schumacher von Goldman Sachs hält den Anstieg für eine Konsequenz aus der aktuellen Schwäche: „Je schlechter die Lage ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass es mittel- bis langfristig wieder besser wird. Das muss man berücksichtigen. Immer mehr Analysten glauben, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.“ Der Volkswirt warnt jedoch: „Der ZEW war in der Vergangenheit aber nicht immer der beste Gradmesser für eine Trendwende“. Die Rezession werde noch bis zum Sommer anhalten. „Der Grad der Unsicherheit über die künftige Entwicklung bleibt aber hoch, weil niemand weiß, was im Bankensektor passiert“, sagt Schumacher. Jürgen Michels, Volkswirt bei der Citigroup, geht davon aus, dass das Konjunkturpaket derzeit eine große Rolle spielt: „Davon wird ein großer Impulse für die Stabilisierung ausgehen.“

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichte…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 12:53:30
      Beitrag Nr. 918 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.779 von AHEO am 14.02.09 20:36:33Mal sehen, was dabei herauskommt...

      Autokrise

      GM bekommt weitere vier Milliarden
      von Nils Rüdel

      Heute geht es für die Chefs der angeschlagenen US-Autobauer General Motors und Chrysler vor dem Kongress um alles oder nichts: Sie müssen einen überzeugenden Sanierungsplan vorlegen, um unter dem Schutz des Staates zu bleiben. Mittlerweile hat sich sogar Ex-Präsidet Bill Clinton zu Wort gemeldet.


      WASHINGTON. Für GM-Chef Rick Wagoner beginnt der wichtige Tag mit einer guten Nachricht: Sein Konzern erhält im Februar wie geplant weitere vier Mrd. Dollar an Staatshilfen. Das Geld werde noch am heutigen Dienstag zur Verfügung gestellt, sagte ein Vertreter des Präsidialamtes. Die frühere US-Regierung unter George W. Bush hatte noch Ende letzten Jahres für die kriselnden Autobauer 17,4 Mrd. Dollar aus dem Bankenrettungstopf lockergemacht.

      Der Opel-Mutterkonzern hatte für Dezember und Januar 9,4 Mrd. Dollar erhalten, weitere vier Mrd. stehen nun an. Konkurrent Chrysler hat zunächst vier Mrd. Dollar erhalten und um weitere drei Mrd. Dollar gebeten.

      Am Spätnachmittag US-Ostküstenzeit müssen die Chefs von GM und Chrysler dem US-Kongress ein Sanierungskonzept vorlegen und Rechenschaft über die bislang erhaltenen staatlichen Milliardenkredite ablegen. Sollte das Konzept nicht überzeugen, droht die Rückzahlung. Die Folge wäre wohl eine Insolvenz und der Verlust zehntausender Arbeitsplätze.

      GMs gut hundertseitiger Plan sieht harte Einschnitte vor. Darin wird offenbar die Schließung von bis zu vier europäischen Werken erwogen, darunter der Opel-Standort Bochum. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

      Für Wagoner scheinen die Chancen auf einen guten Ausgang in Washington zu steigen, denn es gibt offenbar Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen der GM-Führung und der Autogewerkschaft UAW. Dies berichteten Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Einigung ist von großer Wichtigkeit: Eine der Hauptforderungen der Parlamentarier ist, dass der Konzern die UAW zu Konzessionen bewegt, denn GM schuldet den Arbeitnehmervertretern rund 20 Mrd. Dollar für die Krankenversicherung pensionierter Mitarbeiter. Auch bei den Gesprächen zwischen der UAW und Chrysler gebe es Fortschritte, hieß es.

      Unterdessen hat sich Bill Clinton zu Wort gemeldet. Die Regierung solle der heimischen Autoindustrie helfen, sagte der Ex-Präsident auf einer Konferenz in Kalifornien. Im Gegenzug müssten die Hersteller aber verpflichtet werden, effizientere Autos zu entwickeln. Dies ist auch eine der Forderungen des US-Kongresses vom Dezember.

      Die hoch verschuldeten Konzerne GM und Chrylser leiden unter einer dramatischen Absatzkrise. Allein im Januar, dem schlimmsten Monat seit 1981, waren die US-Verkäufe um 37 Prozent eingebrochen. Kritiker werfen den Autobauern aus Detroit unter anderem vor, zu lange auf die selben Sprit fressenden Modelle gesetzt und die Wünsche der Verbraucher nach sparsameren Autos ignoriert zu haben.

      „Haben sie Fehler gemacht? Darauf können Sie wetten“, sagte Clinton mit Blick auf die Autobauer. „Hat die Gewerkschaft Fehler gemacht? Natürlich.“ Doch habe sich die Welt eben verändert, und auch das politische System habe stets am Status Quo festgehalten. „Ich war ein Teil dessen, wir alle waren es“, sagte Clinton.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/gm-bek…
      227 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 12:58:31
      Beitrag Nr. 919 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.563 von Maraho am 16.02.09 19:55:00Und wieder mehr Kurzarbeiter...
      Aber ab der zweiten Jahreshälfte wird es ja....

      ZF Sachs weitet Kurzarbeit aus - alle 7600 Mitarbeiter betroffen

      SCHWEINFURT (dpa-AFX) - Der Autozulieferer ZF Sachs weitet die Kurzarbeit in seinem Werk Schweinfurt zum 1. März auf alle 7.600 Beschäftigten aus. Grund sei die anhaltend schwache Nachfrage der Automobilhersteller, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. In Schweinfurt ist der Unternehmensbereich Antriebs- und Fahrwerkkomponenten des ZF Konzerns (Friedrichshafen) angesiedelt. Bereits seit dem 1. Februar arbeitet ein großer Teil der Belegschaft kurz. Nun seien neben der Produktion und produktionsnahen Bereichen auch andere Abteilungen betroffen, teilte das Unternehmen mit./sm/DP/edh

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=me…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 13:10:54
      Beitrag Nr. 920 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.593.173 von Maraho am 17.02.09 12:48:36So besehen...
      Daran habe ich auch noch nicht gedacht...


      Bankenkrise


      US-Rettungsplan setzt Europas Banken unter Druck

      Von Conrad Mattern

      So schlecht, wie die Wall Street schimpft, ist der US-Plan zur Rettung der Finanzmärkte nicht. Doch für Europa könnte es teuer werden. Eine Analyse

      An den Finanzmärkten muss man immer dann besonders vorsichtig sein, wenn sich alle zu einig sind. Das gilt auch bei der Beurteilung des Bankenrettungsplans der US-Regierung, den Finanzminister Timothy Geithner jüngst vorstellte.

      Die Reaktion der Börsianer war einhellig: "Enttäuschend“, "nichtssagend“, "ohne klare Details“. Dies sei der schlechteste Start eines amerikanischen Finanzministers, der jemals verzeichnet worden sei.

      Doch Gemach: Ein kleines Researchhaus stellt sich gegen die Herde – mit guten Argumenten. Die Sentimentanalysten von sentix lobten die große und umfangreiche Ursachenanalyse, die Geithner vorgelegt habe. Darin geht es um Banken, die ohne ausreichende Risikomodelle immer weiter Kredite vergeben haben; um Notenbanken und Aufsichtsbehörden, die das nicht unterbanden; um Regierungen, die nach dem Beginn der Krise zu zögerlich zu Werke gingen.

      Und sentix lobt Leitlinien, welche Geithner für seine Politik aufstellte. Denn sie verpflichten die Banken (besonders jene der Wall Street) dazu, alles zu tun, was der Volkswirtschaft, den Immobilienbesitzern und den Konsumenten hilft, um aus der Krise zu kommen.

      Gleichzeitig will die Regierung den amerikanischen Banken offensichtlich die toxischen Papiere aus ihren Immobilienkrediten abkaufen und in einen staatlich geförderten Hedgefonds einbringen, der privatem Kapital offen steht. Das wird zu weiteren Abschreibungen bei den Banken führen, denen die Regierung deshalb neues Kapital zur Verfügung stellen wird.

      Der Plan erscheint gut, birgt allerdings große Gefahren für Europas Geldhäuser. Denn bislang gibt es keinen Markt und damit auch keine Marktpreise mehr für viele der strukturierten Produkte, die den Instituten der Welt so schwer zu schaffen machen.
      Diese Werte stehen aber in den Büchern der Banken. Weil es keinen Markt gab, setzten die Institute diesen Kurs zuletzt "frei Schnauze“ fest – oft viel zu hoch. Denn je höher der Preis, desto geringer war der Abschreibungsbedarf.

      Wenn Washington nun aber den amerikanischen Banken Papiere abkauft, entsteht auf einmal wieder ein Marktpreis. Europas Banken sind dann gezwungen, ihre nun vollkommen unrealistischen Bewertungskurse anzupassen. Sofort wird es zu Abschreibungen kommen, ohne dass den Banken bislang von ihren Regierungen im gleichen Ausmaß wie in Amerika Kapital zur Verfügung gestellt würde.

      Die ganze Rettungsaktion wird Amerika teuer zu stehen kommen. Denn die notwendigen Beträge sind immens. Finanziert wird der Rettungsplan, indem der Staat Anleihen ausgibt. Weil sich auf diese Weise das Angebot an Staatsanleihen stark ausweiten wird, entsteht jedoch eine weitere Gefahr, diesmal für den Rentenmarkt. Denn wer soll die zusätzlichen Anleihen im Volumen von mehr als einer Billion Dollar noch kaufen?

      Noch bis vergangene Woche konnte man davon ausgehen, dass die amerikanische Notenbank einen Rentenmarktkollaps verhindern würde, indem sie als zusätzlicher Käufer auftritt und die Staatsschulden quasi monetarisiert. Doch nun sprach Notenbankchef Ben Bernanke während einer Anhörung nicht mehr davon, Staatsanleihen gegebenenfalls zu übernehmen. Aha?

      Geithner hat davor gewarnt, dass sein Weg nicht unbedingt zu einem Erfolg führen muss. Aber es scheint so zu sein, als sehe die Regierung in ihrem Plan die einzige Chance, die zumindest etwas Erfolgswahrscheinlichkeit birgt.

      Conrad Mattern ist Vorstand der Conquest Investment Advisory AG und Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität, München

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/08/finanzkrise-geithner-ret…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 13:16:54
      Beitrag Nr. 921 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.948 von Maraho am 17.02.09 07:05:37In Bezug auf Beitrag 36.590.984....

      «Der Schweiz droht der Bankrott»

      Schweizer Banken haben Milliardenkredite nach Osteuropa vergeben – nun können die Kunden die Gelder nicht zurückzahlen. Der Schweiz drohe das Schicksal Islands, sagt Wirtschaftsexperte Artur P. Schmidt.

      In Ländern wie Polen, Ungarn und Kroatien ist der Franken zur wichtigen Fremdwährung geworden. Tausende Haushalte und Kleinfirmen nahmen ihre Kredite wegen tieferen Zinsen in Franken auf, und nicht in den Landeswährungen Zloty, Forint oder Kuna. In Ungarn sind 31 Prozent aller Kredite in der Schweizer Währung ausgestellt, bei den privaten Haushaltskrediten sind es fast 60 Prozent.

      Kreditnehmer in Nöten

      Nun hat die Finanzkrise die Ära der günstigen Kredite beendet: Die Ostwährungen sacken ab. Ende September musste man für 100 polnische Zloty noch 46 Franken bezahlen, heute sind es 30 Franken. Das heisst: Immer mehr Kreditnehmer kriegen Probleme mit den Zinsen und bei der Abzahlung. Die Frage ist also, wie sich das auf den Schweizer Finanzplatz auswirkt. Einer, der für die Schweiz schwarz sieht, ist der Wirtschaftsexperte Artur P. Schmidt*: Er glaubt, dass die Schweizer Währung wegen der Frankenkredite in Osteuropa in Gefahr ist.

      In Polen, Ungarn und Kroatien ist der Schweizer Franken zur wichtigen Fremdwährung geworden – sozusagen zum Dollar Osteuropas. Tausende Haushalte und Unternehmen haben Franken-Kredite aufgenommen. Warum?
      Das rasante Wachstum in vielen Ländern Osteuropas wurde durch Kredite in Schweizer Franken angekurbelt. Schweizerische Banken und Offshore-Institute haben den dortigen Banken Franken geliehen, die diese an ihre Kunden weitergaben. Die Kredite waren attraktiv, weil die Kreditnehmer viel tiefere Zinsen zahlen mussten als bei Krediten in der jeweiligen Landeswährung.

      Nun ist dieses System ins Wanken gekommen.
      Ja, das System hat nur so lange funktioniert, wie die Wechselkurse zwischen Franken und diesen Währungen einigermassen stabil waren. Das ist aber zurzeit nicht mehr der Fall: So haben der ungarische Forint und der polnische Zloty in den letzten Wochen gegenüber dem Franken über ein Drittel an Wert verloren. Wegen der Abwertungen der Landeswährungen haben sich die Schulden gegenüber der Schweiz um mehr als einen Drittel gesteigert. Viele der osteuropäischen Länder haben ernste Zahlungsschwierigkeiten und stehen quasi vor dem Staatsbankrott.

      Was bedeutet das für die Schweiz?
      Es ist anzunehmen, dass ein beträchtlicher Teil der insgesamt 200 Milliarden Dollar Osteuropa-Kredite in Schweizer Franken ausgestellt wurden. Gemäss einem Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sind weltweit Franken-Kredite im Gegenwert von rund 675 Milliarden Dollar im Umlauf – davon wurden etwa 150 Milliarden direkt von der Schweiz, 80 Milliarden von Grossbritannien sowie rund 430 Milliarden Dollar über Offshore-Finanzzentren vergeben. Wieviele dieser Kredite faul sind, ist nicht bekannt. Doch schon wenn die Ausfallrate 20 Prozent beträgt, würden die Banken viel Geld verlieren.

      Muss nun der Bund eingreifen?
      Wenn die Banken einen massiven Abschreibungsbedarf durch solche Kredite haben, muss ab einer bestimmten Grössenordnung der Staat eingreifen. Dies geschieht bereits durch die Schweizerische Nationalbank: In Polen hat sie der dortigen Zentralbank mehrere Milliarden Franken zur Verfügung gestellt, damit polnische Banken die Kredite decken können. Zugleich hat die schweizerische Nationalbank bereits bei der Europäischen Zentralbank angefragt, ob ihr diese im Notfall Geld ausleihen könnte. Dies ist ein klares Warnzeichen, dass der schweizerische Franken in Bälde unter einen enormen Abwertungsdruck geraten könnte.

      Waren die Schweizer Banken zu unvorsichtig bei der Kreditvergabe in Osteuropa?
      Ja, in der Tat. Viele Banker wollten zu viel verdienen und haben dabei die Risiken vernachlässigt. Schuld ist auch die Nationalbank, die nicht eingegriffen hat. Zudem haben die Aufsichtsbehörde und die Politiker völlig versagt.

      Was muss die Schweiz nun tun?
      Nun müssen die möglichen Verluste durch diese Kredite auf den Tisch; vor allem müssen alle möglichen osteuropäischen Risiken lückenlos offengelegt werden. Zusammen mit den Kreditausfällen von UBS und Credit Suisse könnte der gesamte Abschreibungsbedarf für die Schweiz die Grössenordnung des Schweizer Bruttosozialprodukt übersteigen.

      Das heisst?
      Der Schweiz droht wie Island der mögliche Staatsbankrott. Eine Folge davon wäre, dass die schweizerische Währung massiv an Wert verlieren könnte, möglicherweise sogar crasht. Eine andere wäre, dass die Schweiz in ihrer Kreditfähigkeit massiv zurückgestuft würde. Das wäre ein Trauma für das Land: Die Schweiz galt immer als Hort der Stabilität. Der Franken könnte zu einer instabilen Weichwährung werden. Dann würde die Schweiz vielleicht gezwungen sein, den Franken aufzugeben und den Euro zu übernehmen.

      *Artur P. Schmidt ist promovierter Wirtschaftskybernetiker und Herausgeber der Finanzportale www.wallstreetcockpit.com sowie www.bankingcockpit.com. Er hat elf Bücher verfasst, sein aktuellstes Buch «Unter Bankstern» ist im EWK-Verlag erschienen. Schmidt schreibt zudem Fachartikel und Kolumnen für die Nachrichtenportale moneycab.com und telepolis.de.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Der-Sch…
      397 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 13:29:16
      Beitrag Nr. 922 ()
      Zum Abschluss des "Mittagsblocks" noch dies.
      Wen es interessiert, einfach anklicken...

      Ist die Fed bankrott?
      Artur P. Schmidt

      Verstaatlichung ist nicht die Lösung für die aktuelle Krise, sie ist das eigentliche Problem, das den Namen Bailout trägt. Aber es gibt Auswege aus der Krise.

      Weiterführend: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29752/1.html …

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 14:35:51
      Beitrag Nr. 923 ()
      Eilmeldung

      17.02.2009 14:32
      Eilmeldung - Empire State-Index bricht kräftig ein
      Der Empire State-Index zum verarbeitenden Gewerbe im Großraum New York ist im Februar von minus 22,2 Punkten auf minus 34,65 Punkte eingebrochen. Der Konsens sieht einen Stand von minus 24 Punkten vor.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)




      Avatar
      schrieb am 17.02.09 15:06:32
      Beitrag Nr. 924 ()
      Der arme D. T.
      Hoffe, er hat nicht alles verloren. Hat ja auch eine gewisse Lebensleistung vollbraucht. Muß Irvana ihn jetzt unterstützen?

      http://online.wsj.com/article/SB123487140896299121.html
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 16:42:31
      Beitrag Nr. 925 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.594.431 von kiska am 17.02.09 15:06:32Guten Abend kiska,

      ich kann mir nicht vorstellen, daß die Lust dazu verspürt. Die macht doch jetzt die Kohle mit einem Jüngeren (ohne Toupet) platt. :laugh:

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 16:46:59
      Beitrag Nr. 926 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.594.119 von kiska am 17.02.09 14:35:51Kein Wunder, denn die Stützungsmaßnahmen für den US-Dollar wirken sich gerade in Krisenzeiten verheerend aus.

      1,26 Dollar sind nun 1 Euro. Ich bin mal gespannt, wann sich das umdreht. Eigentlich ist die Zeit schon überschritten. Der Dollar müßte fallen wie ein Stein.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 16:59:21
      Beitrag Nr. 927 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.595.656 von Dorfrichter am 17.02.09 16:46:59Guten Abend Dorfrichter,

      Der Dollar müßte fallen wie ein Stein.

      ...und Gold durch die Decke gehen! Meine Meinung.

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 17:25:35
      Beitrag Nr. 928 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.584.454 von Maraho am 16.02.09 05:54:05Guten Abend zusammen,

      Dow und Dax auf Talfahrt. War da nicht irgendwas mit Obama = Rettungspaket?
      Nun denn...

      Es folgen weitere Grauslichkeiten.

      Hilferuf
      IG Metall: Ohne Staatshilfe droht Schaeffler Insolvenz

      Ohne staatliche Hilfen droht dem hoch verschuldeten Schaeffler-Konzern nach Darstellung der IG Metall in absehbarer Zeit die Insolvenz. Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sagte, es gebe derzeit keine Alternative zu Staatshilfen.

      HB HERZOGENAURACH. Für die Finanzierung der Conti-Übernahme müsse Schaeffler monatlich Zinsen in Höhe von 70 Millionen Euro aufbringen, sagte der Schaeffler-Betreuer der IG Metall, Wolfgang Müller, am Dienstag in Herzogenaurach. Dies falle dem Unternehmen zunehmend schwer. „Die staatliche Hilfe ist dringlich“, sagte Müller. „Es muss schnell gehen.“ Das Unternehmen habe massiven Eigenkapitalbedarf. „Es wird demnächst am Abgrund stehen, wenn nicht frisches Geld kommt.“ Ein Finanzinvestor werde sich nicht so bald finden. Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sagte, es gebe derzeit keine Alternative zu Staatshilfen. Es gehe darum, „Zeit zu kaufen“, um dann einen Investor zu finden. Schaeffler ist nach der Übernahme des Hannoveraner Autozulieferers Continental mit mehr als zehn Milliarden Euro verschuldet. Berichten zufolge bittet das Unternehmen um staatliche Bürgschaften von vier Milliarden Euro. In der Politik gibt es jedoch Bedenken dagegen.

      Neugebauer forderte auf einer Mitgliederversammlung der IG Metall ein Finanzierungskonzept des Unternehmens und der Banken, eine Garantie für Arbeitsplätze und Standorte sowie mehr Transparenz und Mitbestimmung im Unternehmen. Es dürfe aber auch nicht zu Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Hilfen kommen. Es gebe viele Betriebe in Deutschland, die ähnliche Produkte wie Schaeffler herstellten.

      Die IG Metall wolle alles tun, um eine Zerschlagung zu verhindern, sagte Neugebauer. Für die Gewerkschaft sei es nicht wichtig, wer später Eigentümer des Unternehmens sei. „Ob Müller, Meier, Huber oder Schaeffler darübersteht, ist zweitrangig“, sagte er. Entscheidend sei, die rund 80 000 Arbeitsplätze bei Schaeffler und Conti in Deutschland zu erhalten. Die Gewerkschaftsvertreter beklagten zugleich, dass die Kommunikation mit dem fränkischen Unternehmen trotz der Notlage weiterhin sehr schlecht sei. Auch der Betriebsrat werde nicht mit einbezogen, ergänzte Thomas Mölkner, Betriebsratsvorsitzender von Schaeffler in Herzogenuarach.

      Die Bürgermeister der Schaeffler-Standorte in Deutschland baten in einem gemeinsamen Hilferuf am Dienstag ebenfalls um staatliche Hilfen für den hoch verschuldeten Autozulieferer. „Aufgrund der Vielzahl der direkt und indirekt betroffenen Arbeitsplätze in ganz Deutschland“ sollte der Antrag der Schaeffler-Gruppe auf staatliche Unterstützung befürwortet werden, schrieben die insgesamt 24 Kommunalpolitiker an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Schaeffler sei im Kern gesund. „Es ist daher falsch, zu sagen, die Schaeffler Gruppe habe sich „verzockt““, betonen die Bürgermeister.

      Der Autozulieferer Magna International hat unterdessen verneint, an einer Übernahme der Schaeffler-Gruppe interessiert zu sein. „Diese Frage stellt sich nicht“, sagte der Vorstandschef des weltweit viertgrößten Zulieferers, Siegfried Wolf, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er sagte, Schaeffler habe zu Beginn der Übernahme von Continental eine sehr gute Strategie gehabt, sei aber unverschuldet ein Opfer der Finanzmarktkrise geworden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/ig-metal…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 17:35:18
      Beitrag Nr. 929 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.587.006 von Maraho am 16.02.09 14:02:31Ich dachte, vernommen zu haben, daß es keine "Kreditklemme" gäbe...

      Studie

      Mittelstand klagt über Kreditklemme

      Die deutschen Mittelständler kämpfen laut einer Umfrage mit zunehmender Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Wer gestern noch als grundsolider Kunde galt, hat aufgrund der Finanzkrise heute im Zweifel nur noch geringen Chancen, seine geplanten Investitionen über Kredite zu finanzieren“, heißt es bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton.


      HB MÜNCHEN. Wie aus einer am Dienstag in München vorgelegten Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton hervorgeht, klagen zwei Drittel der traditionellen deutschen Familienunternehmen, dass es schwieriger geworden ist, Kredite für Investitionen aufzutreiben.

      „Unsere Mandanten berichten zunehmend von Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe. Dabei werden nicht nur neue Kredite verwehrt. Vielmehr werden bereits erteilte Zusagen widerrufen und in Einzelfällen sogar bereits geleistete Zahlungen zurückgefordert“, schreibt der Geschäftsführer von Grant Thornton Deutschland, Christian Kirnberger.

      Kreditinstitute nähmen ihre Klientel heute völlig anders wahr. „Wer gestern noch als grundsolider Kunde galt, hat aufgrund der Finanzkrise heute im Zweifel nur noch geringen Chancen, seine geplanten Investitionen über Kredite zu finanzieren“, so Kirnberger. Für die Studie waren 350 deutsche Mittelständler mit 100 bis 500 Mitarbeitern befragt worden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/nachrichten-tr…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 17:39:14
      Beitrag Nr. 930 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.210 von Maraho am 17.02.09 17:35:18... übrigens auch eine Folge total falscher Politik.(2 versemmelte Unternehmenssteuerreformen)
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 17:42:04
      Beitrag Nr. 931 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.948 von Maraho am 17.02.09 07:05:37Hattn wir das nicht schon heute morgen um 7:05:37?

      Dax knickt ein – Sorge um Osteuropa belastet

      Die schlechte Stimmung am deutschen Aktienmarkt hält an - der Dax droht unter die Marke von 4200 Punkten zu sacken. Sorgen bereitet den Investoren ein Kommentar der Ratingagentur Moody's, nach der in Osteuropa massive Probleme drohen. Auch Deutschland könnte mittelbar betroffen sein.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/finanzen/marktberichte/dax-kn…

      Siehe auch Beitrag 36.593.456
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 17:43:35
      Beitrag Nr. 932 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.262 von Dorfrichter am 17.02.09 17:39:14Tja, die Sünden aus der Vergangenheit....
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 17:59:45
      Beitrag Nr. 933 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.977 von Maraho am 16.02.09 20:57:35In Bezug und ergänzend:

      Japan versinkt in der Krise
      Andrea Auler mit Material von dpa/Reuters


      Einbrechende Exportzahlen, düstere Konjunkturprognosen, Massenarbeitslosigkeit – die schlechten Nachrichten aus Japan reißen nicht ab. Der angekündigte Rücktritt von Finanzminister Shoichi Nakagawa verschärft auch die politische Krise im Land.

      Es war kein guter Tag für Japans Finanzminister Shoichi Nakagawa. Schwer angeschlagen nahm Nagakawa am Samstag an einem Treffen der G7 in Rom teil und katapultierte sich damit ins politische Aus. Fragen auf der Pressekonferenz konnte er nur lallend beantworten, sprach er nicht, schien er zu schlafen. Starke Medikamente gegen eine Erkältung seien der Grund für seine schlechte Verfassung gewesen, versicherte Nakagawa und dementierte damit das Gerücht, er habe beim Mittagessen ein wenig zu tief ins Glas geschaut.

      Als Konsequenz aus seinem peinlichen Auftritt bot Nakagawa seinen Rücktritt von seinem Amt als Finanzminister an. Einen genauen Zeitpunkt für seinen Rücktritt nannte Nakagawa jedoch nicht, er wolle noch die Budget-Beratungen im Unterhaus abwarten. Wirtschaftsminister Kaoru Yosano soll Nakagawas Amt zusätzlich übernehmen.

      Für Japans Premierminister Taro Aso kommt Nakagawas Rücktritt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die schlechte konjunkturelle Lage im Land schlägt sich auch in sinkenden Popularitätswerten der Regierung nieder. Politische Beobachter gehen davon aus, dass die seit nunmehr 50 Jahren regierende Liberal-Demokratische Partei (LDP) bei den nächsten Wahlen ihre Mehrheit im japanischen Unterhaus verlieren wird. „Japan ist reif für eine Revolution“, sagt Jesper Koll, Chef des privaten Wirtschaftsforschungsinstituts Tantalon in Tokio. Neuwahlen finden voraussichtlich im September statt.

      Stärkster Einbruch der Wirtschaft seit 1974

      Japan ist von der weltweiten Wirtschaftskrise besonders stark betroffen. Das Bruttoinlandsprodukt war im vierten Quartal 2008 um 12,7 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum dritten Quartal sank das japanische BIP damit nochmals um 3,3 Prozent, der stärkste Einbruch der Wirtschaftsleistung seit der ersten Ölkrise 1974.

      Grund für die schlechte Lage ist vor allem Japans starke Exportabhängigkeit. Im vierten Quartal brachen die Exporte um fast 14 Prozent ein. Während die großen japanischen Unternehmen für 2007 noch deutliche Gewinne verzeichnen konnten, stehen heute bei Toyota, Honda, Sony und Toshiba Betriebsschließungen, Kurzarbeit und Massenentlassungen auf der Tagesordnung.

      Zusätzlich wird der Niedergang der Exportwirtschaft durch die starke Aufwertung des Yen beschleunigt. Im Vergleich zum US-Dollar stieg der Yen seit dem Sommer um fast 20 Prozent an, gegenüber dem Euro fiel der Anstieg mit 40 Prozent noch weit höher aus.

      Damit verkehrt sich der jahrelange Wettbewerbsvorteil Japans durch die Niedrigzinspolitik jetzt ins Gegenteil. Internationale Anleger hatten in den vergangenen Jahren niedrigverzinsliche Kredite in japanischer Währung aufgenommen, das Geld in Dollar oder andere Währungen getauscht und in Ländern mit hohen Zinsen wie den USA und Australien wieder angelegt. Mit den sinkenden Zinsen auch in diesen Ländern lohnen sich die Anlagen nicht mehr, das Geld wird wieder in Yen getauscht, um die Kredite zu tilgen. Diese sogenannten Carry Trades sorgen seit einigen Wochen für eine erhöhte Nachfrage nach Yen. Für die exortorientierte Autoindustrie bedeutet der starke Yen, dass sie für ihre in Dollar oder Euro verkauften Waren weniger bekommen. Allein für Toyota macht ein Yen Kursunterschied mehr als 400 Millionen Dollar Jahresgewinn aus.

      Auch die lahmende Binnennachfrage schwächt die Wirtschaft zusätzlich. Mit Konsumgütern bereits überversorgt, halten die Japaner jetzt ihr Geld beisammen. Eine von der Regierung in Aussicht gestellte Einmalzahlung an alle Japaner, um die private Konsumnachfrage wieder anzukurbeln, stößt dementsprechend auf wenig Gegenliebe bei Opposition und Bevölkerung. Rund zwei Drittel der Japaner halten diese Maßnahme für wenig sinnvoll.

      Neues Konjunkturpaket schon in Arbeit

      Trotzdem plant Regierungschef Aso, der anhaltenden Rezession im Land jetzt mit frischem Geld entgegenzusteuern. Bis zum G20-Gipfel Anfang April in London will die Regierung ein neues bis zu 169 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm ausarbeiten.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/japan-versinkt-in-der-krise-3…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 18:08:33
      Beitrag Nr. 934 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.563 von Maraho am 16.02.09 19:55:00Oh, oh....

      WIRTSCHAFTSKRISE

      EU rechnet mit 3,5 Millionen mehr Arbeitslosen

      Irland, Spanien und das Baltikum leiden besonders - aber auch Deutschland ist schwer betroffen. Die EU-Kommission befürchtet angesichts der Wirtschaftskrise den Verlust von Millionen von Jobs. Auch 2010 sei keine Besserung in Sicht, heißt es in ihrem ersten Monatsbericht zur Beschäftigungslage.

      Brüssel - Die am Dienstag vorgelegte Analyse der Europäischen Kommission geht von einem Anstieg der durchschnittlichen Arbeitslosenquote um 2,5 Prozentpunkte in den kommenden beiden Jahren aus. Schon im Dezember war die Arbeitslosigkeit in den 27 EU-Staaten auf durchschnittlich 7,4 Prozent gestiegen. In den 16 Ländern der Eurozone lag sie sogar bei 8,0 Prozent.

      Dabei habe sich die Wirtschaftskrise bislang nur begrenzt auf die Beschäftigung ausgewirkt, erläuterten die EU-Fachleute. Im Allgemeinen schlage sich ein wirtschaftlicher Rückgang erst drei Monate später auf dem Arbeitsmarkt nieder. Zudem hätten Kurzarbeit und andere flexible Arbeitszeitregelungen Entlassungen in größerem Stil vermieden.

      Die Zahl freier Stellen ging der Analyse zufolge deutlich zurück. Das gelte auch für Deutschland und Großbritannien, obwohl in beiden Ländern immer noch rund 500.000 Arbeitsplätze angeboten würden. Der Handel widerstehe der Krise bisher am besten. Dort seien bis in den Januar hinein neue Stellen geschaffen worden.

      In Deutschland dürfte die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr um 500.000 steigen, heißt es in dem EU-Bericht unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Dort und in anderen EU-Staaten treffe die Krise besonders die Autoindustrie; der gesamte Sektor beschäftigte 12,5 Millionen Menschen und erwirtschafte ein Steueraufkommen von 381 Milliarden Euro jährlich.

      Der Monatsbericht zur Beschäftigungslage in Europa ist ein neues Instrument der EU-Kommission. Die Brüsseler Behörde will damit nach eigenen Angaben die sozialen Folgen der Wirtschaftskrise mit aktuellen Daten beschreiben.

      kaz/dpa

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,608211,00.html …
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      schrieb am 17.02.09 18:38:54
      Beitrag Nr. 935 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.576.514 von Maraho am 13.02.09 18:47:29Auch ein Baustein:

      Einsätze der Bundeswehr im Inneren haben massiv zugenommen
      Florian Rötzer

      Nach einer Kleinen Anfrage der Linken werden Soldaten im Zuge der "Amtshilfe" und der Übernahme des Hausrechts immer öfter eingesetzt.
      CDU und CSU drängen seit langem, die Bundeswehr durch eine Änderung des Grundgesetzes im Inneren stärker einsetzen zu können. Ein Kompromiss der großen Koalition war bereits gezimmert worden, scheiterte aber dann doch an Bedenken von Sozialdemokraten.

      Allerdings hat sich in den letzten Jahren, vornehmlich unter der großen Koalition, bereits ein Wandel ergeben, da die Bundeswehr immer öfter, etwa bei Großveranstaltungen, mittels "Amtshilfe" zum Einsatz herangezogen wird, wodurch die Einschränkungen durch das Grundgesetz aufgeweicht werden. Erlaubt wären eigentlich auch hier nur die Verwendung von polizeilichen Mitteln, aber bei der Fußballweltmeisterschaft oder während des G8-Gipfels in Heiligendamm wurden auch militärische Mittel verwendet.

      Auf zwei Kleine Anfragen zur Amtshilfe und zu Hausrechtseinsätzen seitens der Bundestagsfraktion der Linken wurde durch die Antwort der Bundesregierung die Zunahme der Einsätze im Inneren deutlich. Ulla Jelpke, die innenpolitische Sprecherin der Linken, stellt die Zahlen vor:

      "Gab es bis 1999 gerade mal eine Amtshilfe im Jahr, so waren es 2007 schon 16. Im Jahr 2008 stieg die Zahl dann auf 30. Auch die Zahlen für so genannte Unterstützungsleistungen Dritter steigen rasant an. Im Gegensatz zur Amtshilfe können dabei nicht nur Behörden, sondern auch Privatvereine und beispielsweise Rüstungsfirmen Einsätze der Bundeswehr beantragen. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 pendelten die Zahlen zwischen 11 und 32. Im Jahr 2008 waren es 74.2.

      Auch bei den Hausrechtseinsätzen, bei denen der Bundeswehr das Hausrecht von zivilen Einrichtungen oder öffentlichen Räumen erhält, um diese – anstatt der Polizei - mit "Handwaffen" und anderen "verhältnismäßigen Mitteln" zu schützen, ist eine ähnliche Zunahme zu verzeichnen: "Seit Anfang 2005 haben solche Militärkommandos mindestens 927 Mal in Rathäusern, Fußgängerzonen oder Stadien das Kommando übernommen."

      http://www.heise.de/tp/blogs/8/132718
      32 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 18:48:41
      Beitrag Nr. 936 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.932 von windei am 16.02.09 20:50:47Ganz speziell für Dich, windei...

      Der "Think positive-Minister"

      Wenn jemand den Bürgern wohlige Märchen erzählt, wenn jemand ihnen Heilsgeschichten und ein kleines Utopia vorbetet, wenn jemand Erleichterungen und neue Werte verkündet, wenn jemand nicht schonungslos realpolitische Sachzwänge konstruiert, die er den Menschen dann in gemäßigter Form an den Kopf wirft, dann gilt er im bundesdeutschen Politikalltag als Populist. Nach der offiziellen Lesart des Begriffes ist ein solcher Mensch verabscheuungswürdig, weil er falsche Hoffnungen schürt, in Kauf nimmt Bürger zu enttäuschen, weil er höchst unmoralisch die Notwendigkeiten verleugnet, um stattdessen eine kleine heile Welt zu propagieren.

      Paradebeispiel dieser Sorte, sei ein gewisser Lafontaine, der in genau jener Weise Menschen ködert, sie einfängt und mit seinen Irrlehren gefügig macht.

      Was ist aber jener adlige Spross, der nun das Wirtschaftsministerium leitet, sich täglich auf der ersten Seite diverser Tageszeitungen findet, von denen herunter er Optimismus predigt? Was ist mit seiner Aussage, wonach spätestens im Herbst der Aufschwung käme, das Jammertal durchschritten sei? Auf Fakten und Zahlen kann er sich bei letzterer Aussage nicht stützen, und selbst wenn er welche hätte, dürfte man diese nur mit äußerster Vorsicht genießen - haben doch alle Zahlenspielereien der jüngsten Vergangenheit keinen Bestand gehabt. Was niemand in dieser Phase wagt, was gar kein vernünftiger Mensch wagen kann, wagt jedoch er: Er verkündet eine Heilslehre, ein Paradies am Ende des Horizonts, verteilt kleine Stückchen Hoffnungsschimmers.

      "Politisch vernünftig", werden viele sagen. "Populistisch", müßte man aber antworten. Denn des Guttenbergs Prophezeiungen sind einzig und alleine seiner Intuition geschuldet, atmen nicht wissenschaftliche Luft, sondern verteilen den fauligen Dunst jenseitiger Heilslehren, die genauso gut wahr wie unwahr sein können. Ihm geht es nur darum, sein trübes Steuersenkungsgeschäft hinter jenseitigem Optimismus zu kaschieren; auch darum, den vermeintlichen Aufschwung von seines Geistes Gnaden, hinter die anstehende Bundestagswahl zu schieben, um die Wirtschaftskrise nicht zur Gefahr für einen schwarz-gelben Wahlerfolg werden zu lassen.

      Aber Guttenberg wird mit so einer fadenscheinigen, inhaltslosen Aussage nicht zum Populisten erklärt. Er ist der Presse neuer Liebling, den keine noch so schwammige Zukunftsprognose in den populistischen Ruch bringen kann.

      Dies liegt vorallem daran, dass die offizielle Lesart des Populisten-Begriffes nicht jene obige ist, die auch wirklich herangezogen wird, wenn es mal wieder darum geht, eine öffentliche Person zu verunglimpfen. Populist ist man nicht, wenn man fadenscheinige und daher anzuzweifelnde Heilslehren von der Kanzel predigt – das alleine ist nicht ausreichend. Zum Populisten wird man erst, wenn man solche Heilslehren auf Kosten der herrschenden und besitzenden Kreise verkündet; wenn aus dem Kitzeln an gerechten Umständen beispielsweise ein politisches Programm wird, in welchem Unternehmen, hohe Einkommen, herrschaftliche Privilegien und dergleichen mehr herangezogen werden, um eine Umverteilung und damit gerechtere Zustände zu erwirken.

      Solange der Messias aber vage These ins Land ruft, solange er optimistisch vor sich hin brabbelt, dabei aber keine Namen, keine konkreten Maßnahmen, keine Forderungen benennt, solange gilt er als vernünftiger Zeitgenosse, als Seelsorger, der den Menschen Mut zuspricht und ihnen beim Ertragen des Leides moralisch unter die Arme greift. Aber wehe demjenigen, der konkrete Vorschläge macht, der nicht nur lamentiert und im Trüben fischt, der seinen Gerechtigkeitssinn unverfrorenerweise an die Realpolitik bindet: der ist Populist, Menschen- und Rattenfänger, ein neuer Verführer.

      Auch aus diesem Grunde sind die Apologeten der Think positive-Industrie heute sehr beliebt. Sie werden nie handfest, bleiben immer in milchigen Gewässern, bedienen sich allerlei Unklarheiten, deuten nebenher auf die Quelle des Verbesserungspotenzials, welche in einem selbst liegt – „Ändere dich, wenn du die Zustände nicht ändern kannst!“ – und zeitigen damit Erfolg. Würden sie konkret, würden sie verkünden, dass es Maxime des think positive sei, die Reichen und Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen, fänden diese Taschenbuch-Populisten keine Leserschaft mehr. Der adlige Betriebswirtschafter ist ministerieller Ausdruck dieser Mentalität, schwimmt in Unkonkretheit und nährt nebenbei innerhalb dieser Gewässer das uralte Leitbild deutscher Liberaler, wonach die Steuern weiter und weiter und weiter zu senken seien. Da wird er wiederum konkret – aber auf der richtigen Seite, auf der Seite herrschender Meinungsmache.

      Quelle: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/02/der-think-positiv…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 18:56:09
      Beitrag Nr. 937 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.635 von kevine1 am 16.02.09 20:02:23Hier etwas für Dich, kevine (und natürlich alle Interessierten).
      Ist zu lang. Wenn es Dich interessiert, einfach anklicken...

      Gruß von Maraho

      Angst um die Rente
      Altersvorsorge in Zeiten der Finanzkrise
      Von Michael Braun und Dorothee Holz

      Weil die staatliche Rente nicht mehr für einen sorgenfreien Lebensabend ausreicht, haben viele Menschen in den vergangenen Jahren in eine private Altersvorsorge investiert. Doch angesichts von Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten und drohenden Bankenpleiten machen sich viele Sorgen um ihre Einlagen.

      Weiterführend: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/919…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 18:58:01
      Beitrag Nr. 938 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.939 von Maraho am 17.02.09 18:48:41Vielen Dank,

      aber wie komme ich zu dieser Ehre?

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 19:04:43
      Beitrag Nr. 939 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.017 von Maraho am 17.02.09 18:56:09kevine, in gewisser Weise auch Werbung durch Lobbyisten in diesem Beitrag. Nur um das Ganze objektiv zu sehen. ;)

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 19:07:35
      Beitrag Nr. 940 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.037 von windei am 17.02.09 18:58:01Guten Abend windei,

      warum nicht? Du tust ja auch was...

      Dir einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 19:21:01
      Beitrag Nr. 941 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.159 von Maraho am 16.02.09 18:52:22Die Chinesen, man sollte sie nicht unterschätzen....
      Entsteht da eine neue Achse...

      Energieversorgung
      Russland beliefert China für Milliardenkredit mit Öl


      Rekordkredit von 25 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2030 mit Erdöl. Nach monatelangen Verhandlungen unterzeichneten beide Seiten in Peking das größte Energie-Kreditabkommen in der russischen Geschichte.

      HB MOSKAU/PEKING. China soll sich damit den Zugriff auf insgesamt 300 Millionen Tonnen Öl gesichert haben. Die staatlichen russischen Energiekonzerne benötigen infolge der drastisch gefallenen Weltmarktpreise dringend ausländische Kredite. Moskau sucht beim Energieexport nach Alternativen zum europäischen Absatzmarkt.

      Im Beisein von Chinas Vize-Regierungschef Wang Qishan und dessen russischem Amtskollegen Igor Setschin besiegelten die Staatskonzerne auch den Bau einer Pipeline-Abzweigung zur russisch-chinesischen Grenze. Eine offizielle Bestätigung der Kredit-Einigung lag zunächst nicht vor. Der vom Kreml kontrollierte größte russische Erdölförderer Rosneft soll von der chinesischen Entwicklungsbank den Angaben zufolge 15 Milliarden Dollar erhalten. Für den Pipelinebetreiber Transneft seien zehn Milliarden Dollar vorgesehen.

      Vor fünf Jahren hatte der chinesische Konzern CNPC bereits eine Vorauszahlung in Höhe von sechs Milliarden Dollar an Rosneft geleistet. Damit finanzierte Rosneft den Aufkauf des vom Staat zerschlagenen Konkurrenten Yukos, der dem wegen Steuerhinterziehung verurteilten Oligarchen und Kremlkritiker Michail Chodorkowski gehört hatte. Zuletzt gab es zwischen Moskau und Peking wiederholt Unstimmigkeiten bei der Festlegung der Ölpreise.

      Russland baut seit Jahren an seiner ersten Ölpipeline in Richtung Fernost. Von der Ostsibirien-Pipeline soll eine knapp 70 Kilometer lange Abzweigung zur chinesischen Grenze gebaut werden. Bislang kann die Jahresmenge von zuletzt neun Millionen Tonnen nur per Eisenbahn nach China transportiert werden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/russland-…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 19:41:14
      Beitrag Nr. 942 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.536.498 von Maraho am 08.02.09 15:01:17Hier etwas böses...
      Könnte man in gewisser Weise auch auf unsere Verhältnisse übertragen...

      Harvard-Professor:
      CEOs missbrauchen Firmen als persönliche Bancomaten
      Von Norbert Raabe

      Abrechnung mit dem Management: Der renommierte Harvard-Professor Rakesh Khurana geisselt die Führungskräfte als raffgierige Versager. Werte und Jobs erschaffen? Von wegen: Es gelte weiterhin vor allem abzusahnen.

      Obwohl der neue Hoffnungsträger der USA, Barack Obama, nun im Amt ist – die Empörung über den «Exekutiv-Exzess» ist keineswegs verebbt, schreibt Khurana in einem Beitrag für die «Washington Post», gemeinsam mit Andy Zelleke von der Harvard John F. Kennedy School of Government. Mit gutem Grund, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen: Die Bank of America, die 45 Milliarden Dollar Rettungsgelder braucht, sponsorte eine 5-tägige «NFL Experience» anlässlich des Super-Bowl-Finals. Und das Geldinstitut Wells Fargo, mit 25 Milliarden am Tropf des Staates, plante 12 Partynächte in Las Vegas für ausgewählte Führungskräfte.

      Amerika hat ein Problem, schreibt Khurana – eines, das tiefer greife, als dass es allein mit einem Salärlimit zu beheben sei.

      Anstand als Mangelware in den Chefetagen

      Seit Mitte der Achtzigerjahre nämlich, so die Professoren, dient die amerikanische Wirtschaft vorrangig dem Zweck, den Wohlstand der leitenden Angestellten schnell zu mehren. Natürlich hätten sie versucht, den Aktionären einen Gewinn zu erwirtschaften, sinnvolle Produkte herzustellen und, natürlich, Arbeitsplätze zu schaffen – doch dies alles mehrheitlich nur als Ergänzung zur Bereicherung jener an der Spitze. Zynismus allenthalben.

      Mit Wonne nehmen die Harvard-Grössen den geschassten Merill-Lynch-Chef ins Visier. «Nehmen Sie das infame Beispiel», so schreibt Khurana, «von John Thain, der nicht nur mit seinem Büro-Dekor protzte, sondern auch die Unverfrorenheit besass, einen 10-Millionen-Dollar-Bonus für sich selbst vorzuschlagen.» Wozu? «Für ein Jahr Arbeit, in dem die Firma falsche Entscheidungen traf, 80 Prozent ihres Wertes verlor und sich selbst an die Bank of America verkaufte, um den drohenden Zusammenbruch abzuwenden?» Das düstere Fazit: Thains Griff nach zehn Millionen zeige, was man mittlerweile von Amerikas Wirtschaftselite zu erwarten habe.

      Erinnerung an bescheidenere Zeiten

      Natürlich, es war nicht immer so. Noch 1960 war das Verhältnis des jährliche CEO-Salärs in einer grossen Firma zu dem des US-Präsidenten (400'000 Dollar) mit 2:1 bescheiden – verglichen jedenfalls mit dem Verhältnis von 20:1, das im Jahr 2007 registriert wurde. Und während solche Chefs 1980 das 40-Fache eines Durchschnittsarbeiters verdienten, war es im vergangenen Jahr 360 Mal so viel.

      Zugleich geisseln Khurana und Zelleke das schnelle Geschäft an der New York Stock Exchange: Heutzutage würde die Aktien durchschnittlich nach weniger als einem Jahr den Besitzer wechseln, während es im Jahr 1960 noch fünf Jahre waren und 1990 immerhin noch zwei. Was eine Firma tatsächlich tue – das zähle gar nicht mehr, sondern nur noch die Erwartungen, die Aktien einem «noch grösseren Dummkopf» zu einem noch höheren Preis verkaufen zu können.

      Abgesang auf eine gescheiterte Kultur

      In der vorherrschenden Geschäftskultur, so Khurana und Zelleke weiter, seien nur wenig Werte erschaffen worden – von wenigen lobenswerten Ausnahmen abgesehen. Und es gebe wenig Anzeichen dafür, dass man sich um das langfristige Wohlergehen eines Unternehmens oder seiner Angestellten sorge. «Das ist Amerika», zitieren die Autoren den neuen Präsidenten Barack Obama, «wir verunglimpfen Wohlstand nicht.» Schön, aber bitte: Die zeitgenössische Wirtschaftskultur habe den Geist des traditionellen amerikanischen Kapitals entstellt – indem sie das Mittelmass belohne und sogar das Versagen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 19:54:40
      Beitrag Nr. 943 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.237 von Maraho am 17.02.09 19:21:01Da es zum Thema recht gut passt, hier noch etwas aus der Rubrik "Klatsch und Tratsch"....

      Reichste Russen

      Verarmte Oligarchen
      Von Moritz Gathmann, Moskau

      Russlands Reiche leiden unter der Wirtschaftskrise, von über 100 Dollar-Milliardären sind binnen Jahresfrist nur noch 49 übrig. Der neue reichste Russe heißt Michail Prochorow. Er löst Oleg Deripaska ab, der knapp 90 Prozent seines Vermögens verloren hat und sich nur noch knapp unter den Top Ten halten kann.

      Moskau - Wachwechsel im Ranking der reichsten Russen: Die neue Nummer eins heißt laut Rangliste der Zeitschrift "Finans" Michail Prochorow - und das mit "nur noch" 14,1 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Oleg Deripaska, der letztjährige Spitzenreiter, hatte die Liste noch mit einem Vermögen von 40 Milliarden Dollar angeführt.

      Die Finanzkrise hat die Russen demnach schwer gebeutelt. Von 101 Milliardären im Jahr 2007 sind Anfang 2009 nur noch 49 übrig. Und das zusammengerechnete Vermögen der zehn reichsten Russen macht nur noch 75,9 Milliarden Dollar aus - zwei Drittel weniger als im Vorjahr.

      In den Top Ten sind aktuell sieben jünger als 50 Jahre. Auch der 43 Jahre alte Prochorow startete seine Karriere wie die meisten Oligarchen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Sein Geld verdiente er bei der Privatisierung von ehemals staatlichen Rohstoffproduzenten, vor allem in der Öl- und Nickelbranche. Heute ist er unter anderem Vorstandsvorsitzender des größten russischen Gold-Produzenten Poljus Soloto.

      Zwar hat auch Prochorow im Vergleich zum letztjährigen Rating über sieben Milliarden Dollar verloren. Aber ein Deal aus dem Frühjahr hat ihn zum Krisengewinner gemacht: Noch bevor die Wirtschaftsflaute die Rohstoffpreise ins Bodenlose fallen ließ, verkaufte er seine 25 Prozent am Nickelproduzenten Norilsk Nickel , damals noch 13 Milliarden Dollar wert, und bekam dafür sieben Milliarden Dollar in bar.

      Teure Bleibe an der Côte d'Azur

      Und während sich nur wenige Monate später die Reichen der Welt angesichts fallender Börsenkurse ihrer Unternehmen die Haare rauften, flog Prochorow im August 2008 mal eben nach Frankreich und kaufte für eine halbe Milliarde Euro eine der exklusivsten Villen an der Côte d'Azur, nämlich das ehemalige Ferienanwesen des belgischen Königs Leopold II..

      Prochorow gehört zwar kein englischer Fußballclub wie Oligarchen-Kollege Abramowitsch: Er sorgt aber als Präsident des russischen Biathlon-Verbandes für internationale Erfolge seines Landes, wenn auch mit zweifelhaftem Erfolg, wie der Doping-Skandal von vergangener Woche zeigte.

      Gleichzeitig ist Prochorow aber auch für seine exzessiven Partys bekannt. Im Januar 2007 wurde er zusammen mit 25 weiteren Russen im französischen Nobel-Skiort Courchevel festgenommen: Die Polizei beschuldigte ihn, an einem internationalen Zuhälterring beteiligt zu sein. Angeblich habe er aus Russland Prostituierte einfliegen lassen.

      Allerdings wurde Prochorow nach einigen Tagen wieder freigelassen. "Weiß der Teufel, wessen die mich da beschuldigten", beschwerte er sich später in einem seiner seltenen Interviews. "Im Ausland wird das Auftauchen freier, unabhängiger, gut gebildeter, selbstbewusster Russen leider mit Erstaunen, Neid und Aggression aufgenommen."

      Der tiefe Fall des Oleg Deripaska

      Die sieben Milliarden Dollar, wegen derer Prochorow inzwischen wieder gut lachen hat, bekam er kurioserweise durch einen Deal mit Oleg Deripaska, 2008 reichster Russe und im aktuellen Rating schwer abgestürzt. Von seinen 40 Milliarden Dollar ist Deripaska nur noch gut ein Zehntel geblieben.

      "Finans" kommentiert seinen Abstieg mit Schadenfreude. "Etwas Besseres als Rusal gibt es in Russland nicht - und in drei Jahren wird es phantastisch sein", zitiert die Zeitschrift ihn aus einem Interview von Anfang 2007, in dem Deripaska optimistisch über die blendenden Aussichten des von ihm mitgeformten weltgrößten Aluminiumproduzenten sprach.

      An Selbstvertrauen mangelte es dem Unternehmer, der 2007 auch 30 Prozent des österreichischen Bauriesen Strabag kaufte, nie. Seit Sommer 2008 ist aber der Aluminiumpreis um 60 Prozent gefallen - Rusal steht mit 17 Milliarden Dollar in der Kreide und kämpft ums Überleben.

      Ähnlich schlecht wie Deripaska ist es den Milliardären ergangen, die sich zuvor an den horrenden Immobilienpreisen in Moskau eine goldene Nase verdient hatten. Sergej Polonski etwa, dessen Mirax Group in den vergangenen Jahren in der russischen Hauptstadt Dutzende Luxus-Wohnviertel aus dem Boden gestampft hat, ist ganz aus der Milliardärsliste gefallen. Von 4,35 Milliarden Dollar, so hat "Finans" errechnet, sind Polonskij noch 70 Millionen geblieben.

      Roman Abramowitsch, der im Westen bekannteste russische Oligarch, hält sich in Zeiten der Finanzkrise dagegen recht gut: Ihm bleiben von 23 immerhin noch 13,9 Milliarden Dollar. Damit hält er den zweiten Platz im "Finans"-Rating. Neu ist in der Liste seine Ex-Frau Irina. Sie steht mit 250 Millionen Dollar auf Platz 122. Das Geld stammt aus der Abfindung, die sie nach der Scheidung von Abramowitsch bekommen hatte.

      Quelle und weiterführend: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,60…
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:00:18
      Beitrag Nr. 944 ()
      So, werte Leser(innen), für heute reicht es.

      Ich danke euch wie immer, hoffe, daß für alle etwas dabei war und wünsche euch einen schönen Abend.

      Bis morgen...
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:08:27
      Beitrag Nr. 945 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.576 von Maraho am 17.02.09 20:00:18Der Goldpreis auf 10 Jahre gesehen.

      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:15:51
      Beitrag Nr. 946 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.671 von Dorfrichter am 17.02.09 20:08:27Danke für den Chart.

      Dir einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:29:00
      Beitrag Nr. 947 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.742 von Maraho am 17.02.09 20:15:51Dir auch Maraho.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:38:22
      Beitrag Nr. 948 ()
      17.02.2009 20:29
      SEC spürt möglichen Betrugsskandal auf
      New York (BoerseGo.de) – Die US-Börsenaufsicht SEC hat möglicherweise einen weiteren milliardenschweren Betrugsfall aufgespürt. Im Visier der SEC steht das 50 Milliarden schwere Finanzimperium Standford Group des texanischen Milliardärs Allen Standford. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen Untersuchungen, ob die von der Stanford Investment Bank (SIB) gezahlten überdurchschnittlich hohen Renditen von 10 bis 15 Prozent korrekt erwirtschaftet worden sind.

      Die im Steuerparadies Antigua Bank ansässige Bank ist in der letzten Zeit ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachgekommen. Einige Marktteilnehmen vermuten bereits einen zweiten Madoff-Skandal.
      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Hoyer Christian, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:39:36
      Beitrag Nr. 949 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.593.224 von Maraho am 17.02.09 12:53:30Das sollte noch sein...
      Mal sehen, wie es ausgeht. Morgen wissen wir mehr...

      Angst bei Opel

      Rette sich, wer kann!
      von Matthias Eberle und Mark C. Schneider

      Opel vor dem Abgrund: Mit aller Macht stemmen sich die Rüsselsheimer dagegen, mit dem Mutterkonzern General Motors zusammen in die Tiefe zu stürzen. Von den USA aus finden immer mehr bedrohliche Gerüchte den Weg über den großen Teich - und machen Opel-Management und Belegschaft zusehends nervöser. Es könnte auf einen letzten Ausweg hinauslaufen: dem Abschied von GM.


      NEW YORK/HAMBURG. Es sind hochemotionale Tage des Kampfes für Klaus Franz, den sonst so nüchternen Betriebsratschef von General Motors in Europa (GME) und Opel in Rüsselsheim. Wütend machen ihn die Manager der US-Mutter General Motors (GM). Noch bevor um Mitternacht der Sanierungsplan in den USA publik werden sollte, schwappten am Dienstag böse Gerüchte nach Deutschland. Angeblich planten die von der neuen US-Regierung - angesichts der Milliarden Dollar schweren Staatshilfe - bedrängten Automanager das Aus für drei Opel-Fabriken und ein Werk der schwedischen Schwester Saab. Die Produktionsanlagen sollten verkauft oder geschlossen werden.

      Die Folgen wären bitter: Opels Fabriken in Bochum und im belgischen Antwerpen könnten dem GM-Rettungsplan zufolge dichtgemacht, das Werk in Eisenach abgestoßen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Insider. Ähnliche Gerüchte hatten zuvor bereits das Fachmedium "Automotive News" und die Zeitung "Detroit News" gestreut.

      Arbeitnehmerführer Franz sieht hinter den Detroiter Schreckensszenarien frustrierte Manager am Werk. "Ich gehe davon aus, dass es auch Menschen im Management von GM gibt, die Bestrebungen haben, verbrannte Erde zu hinterlassen. Ich warne davor, dass man so mit dem Schicksal von Menschen und einem Traditionsunternehmen umgeht", sagte der aufgebrachte IG-Metaller. "Wir werden das niemals akzeptieren." Das seien Menschen, die keinen Beitrag zum Wohl von Opel geleistet hätten.

      In Arbeitnehmerkreisen in der Rüsselsheimer Opel-Zentrale heißt es, mancher in Detroit wolle offenbar Europa mit in den Abgrund reißen - und gefährde durch dieses Vorgehen staatliche Bürgschaften und Garantien für Opel. Ziel der Europäer - Betriebsrat, Topmanagement und Politik ziehen weitgehend an einem Strang - ist dagegen eine Loslösung der Geschäfte diesseits des Atlantiks. "Abkoppeln vom gescheiterten zentralistischen Unternehmensmodell", nennt Franz das. Dem Deutschen ist klar, dass dann eine "harte Zeit" vor den Opelanern liege. Zumindest wüssten sie dann aber, wofür sie es tun.

      In Unternehmenskreisen heißt es, Franz überziehe seine Position zwar im Eifer des Gefechtes, wisse im transatlantischen Tauziehen aber General-Motors-Europa-Chef Carl-Peter Forster generell hinter sich. Zum Wochenauftakt hatte Franz in einem geharnischten Brief an die europäischen Beschäftigten vor einem "Kahlschlag" gewarnt und die Abspaltung der europäischen Töchter Opel, Saab und Vauxhall gefordert. GM Europa produzierte zuletzt 1,6 Mio. Fahrzeuge pro Jahr.

      Bis 18 Uhr Ortszeit musste GM am Dienstag seinen neuen Sanierungsplan in Washington vorgelegt haben. Konzernkreisen zufolge sollen in dem Plan allerdings - entgegen den Gerüchten - keine konkreten Werksschließungen in Europa enthalten sein.
      Stattdessen werde die dringende Notwendigkeit eines drastischen Kostenabbaus hervorgehoben. Angesprochen auf das mögliche Aus für Fabriken sagte ein Sprecher von GM Europa, das seien "Spekulationen", die er nicht bestätigen könne. GM Europa müsse aber seine Hausaufgaben machen. "Wie auch immer die Zukunft aussehen wird, klar ist: Wir müssen profitabel und wettbewerbsfähig sein. Daran werden wir alles setzen", sagte der Sprecher.

      In Unternehmenskreisen hieß es aber, man könne kaum um Bürgschaften von Ländern und Bund bitten - und dann die deutschen Fabriken dichtmachen. Hierzulande beschäftigt Opel mehr als 25 000 Mitarbeiter in vier Werken in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. Unternehmenskreisen zufolge will Opel durch Staatshilfe unabhängiger von GM werden, um auf eigenen Beinen zu stehen.

      Schon die Abwrackprämie der Bundesregierung helfe, heißt es in Rüsselsheim. Und auch das neue Mittelklassemodell Insignia lockt offenbar mehr Kunden zu den leidgeprüften Händlern. Konsequenz: Die für März geplante Kurzarbeit im Werk Eisenach (Opel Astra, Zafira) fällt weg, in Bochum (Opel Corsa) wird ein solcher Schritt erwogen. Auf lange Sicht dürfte Opel aber schlicht zu klein sein. "Dauerhaft wird es schwer, gegen Massenhersteller wie VW, Renault oder Peugeot zu bestehen", sagt Branchenanalyst Marc-René Tonn von der Privatbank MM Warburg. Mehr Selbstständigkeit sei aber sinnvoll. Das ermögliche später die Zusammenarbeit mit anderen Autobauern."

      Der Machtkampf um Opel eskaliert vor allem, weil weder GM-Vorstand noch die US-Regierung bisher ein Konzept besitzen, wie sie den Konzernriesen ohne einen Konkurs sanieren könnten. Dabei sieht die Europa-Sparte ihre Einflussmöglichkeiten vollends schwinden, sollte GM in die Insolvenz rutschen. Washington lässt inzwischen durchblicken, dass ein von der US-Regierung kontrolliertes Insolvenzverfahren möglicherweise die einzige Chance sei, um die horrenden Verluste einzudämmen: "Autobauer-Konkurs zeichnet sich ab", titelte das "Wall Street Journal" am Dienstag. GM-Chef Rick Wagoner hat einen Antrag auf Gläubigerschutz bisher strikt abgelehnt mit dem Hinweis, ein Konkurs würde nur weitere Autokäufer abschrecken. Dies führe unweigerlich in die Liquidation des nach Umsatz fünftgrößten US-Konzerns, warnte Wagoner.

      Um das Horrorszenario zu verhindern, verhandelt der Vorstand mit Gläubigern und Offiziellen der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) über Milliarden-Entlastungen. Die Auflagen für die kurz vor Weihnachten gewährten Staatskredite über 13,4 Mrd. Dollar sehen unter anderem vor, dass GM seine unbesicherten Kredite um zwei Drittel auf rund neun Mrd. Dollar abbauen muss. In diesem Zusammenhang soll der Konzern auch die Beiträge für den Krankenversicherungsfonds der UAW auf 10,2 Mrd. Dollar halbieren. Kann Wagoner nicht beweisen, dass die bereits gewährten Steuermilliarden zu einer umfassenden Neustrukturierung genutzt werden, droht GM das finanzielle Aus. Nach Informationen der "Washington Post" könnte der Konzern nun bereits 18 Mrd. Dollar Staatshilfe benötigen, um angesichts dramatisch gesunkener Umsätze weiter zu überleben.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/rette…

      Gute Nacht!
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      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:40:34
      Beitrag Nr. 950 ()
      17.02.2009 20:19
      Regierungskreise: Gesetzentwurf für Bankenenteignung steht

      Der Gesetzentwurf für die Enteignung von Banken steht Kreisen zufolge. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa-AFX) hat die Bundesregierung die noch offenen Punkte für das sogenannte Rettungsübernahmegesetz geklärt. Das Gesetz soll nur bis Ende Juni 2009 gelten, wie am Dienstag aus Regierungskreisen in Berlin verlautete./sl/tb/DP/he

      AXC0228 2009-02-17/20:19
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:42:28
      Beitrag Nr. 951 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.976 von Maraho am 17.02.09 20:39:36Entschuldigung! Hier der richtige Link: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/rette-sic… ;)
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:43:14
      Beitrag Nr. 952 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.879 von Dorfrichter am 17.02.09 20:29:00;)
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:45:19
      Beitrag Nr. 953 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.965 von kiska am 17.02.09 20:38:22Tja kiska, irgendwo steckt die Kohle...

      Auch Dir ein "Gut`s Nächtle"!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 20:46:08
      Beitrag Nr. 954 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.976 von Maraho am 17.02.09 20:39:36Stichwort Opel. Da wurden sogar noch im letzten Jahr (soweit ich das in Erinnerung habe) noch Gelder abgeführt. Die Opel-Geschichte ist insoweit interessant, weil GM ja nicht der alleinige Anteilseigner ist!

      Dennoch- läßt man Opel fallen- und da meine ich vorwiegend den Staat USA und rettet die total marode GM, dann wäre das ein weiterer Fall von Protektionismus!

      Genau hinsehen bitte, denn ich denke, wir werden es uns nicht mehr lange leisten können, "die Welt zu retten"!
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      Avatar
      schrieb am 17.02.09 21:11:41
      Beitrag Nr. 955 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.598.040 von Dorfrichter am 17.02.09 20:46:08Ich habe mal nachgeschaut, aber nur dieses gefunden.
      Ein kurzer Abriss der Geschichte GM - Opel:

      Opel/GM

      Transatlantische Eiszeit
      Von Philip Faigle | © ZEIT ONLINE 19.11.2008 - 17:10 Uhr

      Vor rund 80 Jahren rettete General Motors den Autobauer Opel vor der Krise. Heute wäre man in Rüsselsheim froh, den Helfer von einst loszuwerden

      1929, das Jahr der Weltwirtschaftskrise. Die Konjunktur bricht weltweit ein, und damit auch die Nachfrage nach Autos. Auch Opel, damals größter Autohersteller in Deutschland, gerät in Not. Gerettet wird der Autobauer nur durch den US-Konzern General Motors (GM), der die Werke in Rüsselsheim übernimmt.

      2008, wieder droht der Welt eine lange Wirtschaftskrise. Doch diesmal ist aus Amerika kaum Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil: Opels Mutter GM steht am Rande des Abgrunds – und droht den deutschen Autobauer mit sich zu ziehen. Auch andere Fahrzeughersteller aus Deutschland haben Schwierigkeiten, doch die Abhängigkeit von GM macht Opels Probleme weit gravierender.

      Der Retter von einst wird für Opel zum Problem. Jede Stunde verbrennt Opels Konzernmutter in den USA mehr als drei Millionen Dollar. Geht das so weiter, wird GM sein Geschäft nicht fortführen können. Dadurch steht auch die Existenz von Opel auf dem Spiel – und damit eine 146 Jahre alte Tradition.

      Dabei ging es in der Beziehung zwischen Opel und GM lange Zeit bergauf. Zeitweise konnte Opel von der starken Mutter in den USA profitieren - ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz, deren Geschäfte von Deutschland aus gelenkt wurden. In den Sechzigern und Siebzigern bescherte das Bündnis Opel goldene Jahre. Der Autohersteller baute die Autos für die aufstrebende Mittelschicht: Die Modelle Kadett, Rekord und auch Manta wurden zu Erfolgen, bis in die achtziger Jahre hinein.

      Im Jahr 1972 hielt Opel 20,4 Prozent Anteile am deutschen Automarkt, mehr noch als der Konkurrent Volkswagen. 878.000 Autos liefen in diesem Jahr von den Bändern der Opelwerke – so viele wie noch nie in der Geschichte der Autoherstellung.

      Der erste Schock kam mit der zweiten Ölkrise 1980 bis 1982. Opel schrieb erstmals Verluste, 7500 Beschäftigte mussten gehen, der Absatz vieler Modell brach drastisch ein. In den Jahren darauf verschlechterte sich das Klima zwischen Detroit und Rüsselsheim zusehends.

      Das Geld aus den USA wurde knapp. Die Konzernmutter legte Sparprogramme auf, worunter auch die Qualität vieler Opel-Modelle litt. Finanzmittel flossen in die USA, die Rotation auf dem Chefposten in Rüsselsheim beschleunigte sich, es gab Abstimmungsschwierigkeiten zwischen der GM-Zentrale in Detroit, der Europa-Zentrale in Zürich und der deutschen Zentrale in Rüsselsheim.

      In den neunziger Jahren schlitterte Opel so immer tiefer in die Krise. Versäumnisse in der Qualitätssicherung und rasche Wechsel der Modellpolitik häuften sich. Der spanische Manager José Ignacio Lopez, der 1987 als Kostensenker nach Rüsselsheim kam, sparte weiter und gilt bis heute als Verräter an der Marke Opel. 1993 wechselt er zu Volkswagen – angeblich mit internen Dokumenten im Gepäck.

      In den Folgejahren sank der Marktanteil von Opel weiter und erreichte seinen Tiefpunkt mit 9,1 Prozent im vergangenen Jahr. Die Konzernmutter reagierte und baute drastisch Stellen ab. Im Jahr 2006 hatte Opel in Deutschland nur noch 27.600 Mitarbeiter. Zehn Jahre zuvor waren es noch 46.000 gewesen.

      Heute hat die Geschichte bei vielen Mitarbeitern von Opel Spuren hinterlassen. Seit Jahren schon gilt die Beziehung zwischen GM und Opel als zerrüttet. Wie problematisch die Ehe der beiden Unternehmen mittlerweile geworden ist, zeigt sich auch daran, wie die Opelaner die Politik um Hilfe bitten. Unter allen Umständen müsse verhindert werden, dass es zu einem Abfluss der Hilfsgelder „aus dem Opelverbund“ komme, hieß es unlängst vom Opel-Betriebsrat. Man fürchtet, GM könne die Hilfen der Bundesregierung dazu benutzen, die eigene Bilanz zu verbessern.

      Nun träumt man in Rüsselsheim von einer neuen Unabhängigkeit. Zwar wird das Geschäft von Opel heute aus der GM-Zentrale in Zürich gelenkt, die Marke steht im engen Verbund mit den anderen GM-Töchtern Vauxhall, Saab, Cadillac und Chevrolet. Dennoch hoffen die Opelaner, dass sich die Geschäfte wieder voneinander trennen lassen. Sie suchen Schutz vor den einstigen Rettern.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/47/opel-gm-portrait?page=1 …

      Die Geschichte von der "Rettung" durch GM ist übrigens nicht ganz korrekt. Diese "Rettung" haben sich die Opels seinerzeit vergolden lassen! http://de.wikipedia.org/wiki/Opel#1929.E2.80.931945:_.C3…

      Bis morgen!
      227 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 21:13:53
      Beitrag Nr. 956 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.598.247 von Maraho am 17.02.09 21:11:41Soweit ich weiß, gehört Opel "Privatinvestoren", ein Gewinnabführungsvertrag existiert aber mit GM

      (berichtigt mich bitte, wenn ich da falsch liegen sollte)
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 21:36:52
      Beitrag Nr. 957 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.598.264 von Dorfrichter am 17.02.09 21:13:53Stimmt. Dazu habe ich etwas gefunden.

      Hier der Link: http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt982.html…

      Respekt vor Deinem Wissen!!!

      Wenn denn der "Staat" einspringt.....unser schönes Geld (das wir ja eigentlich gar nicht haben)....und die Politiker profilieren sich.....

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 17.02.09 23:48:04
      Beitrag Nr. 958 ()
      17.02.2009 18:05 Uhr



      Kalifornien in der Finanzkrise
      Armer Gouvernator




      Mit einer Brutalsanierung versucht Gouverneur Arnold Schwarzenegger, das kalifornische Finanzloch zu stopfen - aber sein einst so schillernder Stern droht damit zu verglühen.
      Von Christian Wernicke



      In der Finanzkrise gefangen: Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger.
      Foto: AP


      Die Erinnerung an Kaliforniens vorletzte Krise ist noch frisch.
      Nicht einmal volle sechs Jahre sind vergangen, seit der Sonnenstaat ähnlich düstere Zeiten erlebte wie heute: Die Wirtschaft stürzt ab, durchs Silicon Valley schwappt eine Bankrottwelle, und weil deshalb überall an der Westküste die Steuereinnahmen wegbrechen, steht der größte, reichste und bevölkerungsstärkste US-Bundesstaat am Rande der Pleite.


      Im Herbst 2003 entlud sich die Wut der Bürger in einem Referendum.
      Der damalige Gouverneur Gray Davis musste gehen.
      Stattdessen inthronisierte das Wahlvolk einen muskulösen Außenseiter mit alpinem Akzent: Arnold Schwarzenegger, einst aus Österreich importierter Held martialischer Hollywood-Filme, sollte als Gouvernator endlich aufräumen in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento.


      Der Stern des Anti-Bush

      Schwarzenegger hat sich Mühe gegeben. Seinen Ruf als schillerndster Kopf unter den 50 US-Gouverneuren verdankt er längst nicht mehr nur jener barbarischen Aura, die er einst als "Conan" oder "Terminator" erwarb.
      Nein, nach argen Anfängerproblemen arrangierte sich Arnie geschickt mit Kaliforniens Demokraten, die im Kongress des Staates die Regie führen.

      Sehr zum Ärger seiner konservativen Parteifreunde stilisierte sich der inzwischen 61-Jährige zum Idealtypus eines moderaten, kompromissbereiten und obendrein grünen, weil klimabewussten Republikaners.
      Als Anti-Bush erstrahlte sein Stern, weit über Kaliforniens Grenzen hinaus.

      Jetzt jedoch droht der Glanz des Gouvernators zu verglühen.
      Denn Kaliforniens aktuelles Fiasko aus Immobilien- und Finanzkrise ist noch weit größer und gefährlicher als das Dot-Com-Desaster, das Schwarzenegger an die Macht brachte.


      Die Arbeitslosigkeit liegt bei zehn Prozent, und weil es dem Gouverneur mangels Verbündeter in den eigenen Parteireihen nicht gelingt, ein Notbudget durch den Kongress zu boxen, muss er seit Dienstag sogar selbst massenhaft Kündigungen schreiben.


      Bis zu 20.000 öffentlichen Angestellten droht die Entlassung, zugleich lässt Sacramento reihenweise Großbaustellen verrammeln und Schulen schließen - kein Geld, weder für Poliere noch für Lehrer.
      Kein Bürgermeister bekommt mehr Zuschüsse, kein Bürger darf vorerst auf Steuererstattungen hoffen.

      An der Wall Street gelten kalifornische Anleihen inzwischen als die miesesten US-Staatspapiere überhaupt.
      Nicht einmal der nationale "Stimulus", das von Präsident Barack Obama am Dienstag unterzeichnete Multi-Milliarden-Paket, hilft dem Gouverneur aus der Klemme: Aus Washington winken Kalifornien nun zwar bis zu elf Milliarden Dollar - Schwarzenegger aber fehlen 42 Milliarden.


      Um dieses Loch zu stopfen, hat er mit den Demokraten eine Brutalsanierung ausgehandelt.
      15 Milliarden Dollar werden eingespart, vor allem im Erziehungswesen.
      Und weitere 14 Milliarden sollen her durch höhere Tribute vom Bürger - per Zuschlag auf die Mehrwert- und Benzinsteuer.


      Just an dieser Stelle jedoch mutieren die Republikaner zu Staatsrebellen: Die meisten Konservativen im Kongress haben öffentliche Partei-Eide geleistet, niemals Steuererhöhungen zuzustimmen.
      Ohne sie aber bekommt Arnie nicht die Zwei-Drittel-Mehrheit, die er laut Verfassung braucht für sein Budget.

      Als Ausweg hat sich Schwarzenegger nun ausgedacht, die Abgeordneten praktisch einzusperren: Vor der Notsitzung in der Nacht zum Mittwoch hieß die Parole: "Zahnbürste mitbringen!"

      (SZ vom 18.02.2009/cag)
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 08:08:38
      Beitrag Nr. 959 ()
      Guten Morgen zusammen,

      ich melden mich später, da ich heute morgen keine Zeit habe.

      Bis dahin...

      Einen schönen Tag.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 11:43:17
      Beitrag Nr. 960 ()
      Moin Maraho,

      so hab ich wenigstens Zeit, meinen Leserückstand in diesem Thread abzuarbeiten. Wie immer danke für die Infos und Dir und den anderen ebenfalls einen schönen Tag.

      :)
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 13:53:07
      Beitrag Nr. 961 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.601.561 von heuschrecker am 18.02.09 11:43:17Servus heuschrecker, Du bist zu langsam.... :laugh: ;) (nicht böse sein)

      Grüße von Maraho
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 13:57:25
      Beitrag Nr. 962 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.598.247 von Maraho am 17.02.09 21:11:41Guten Tag zusammen,

      beginnen wir, womit wir gestern aufgehört haben.

      Da zu lang, nach der Einführung der Link:

      General Motors
      Opel macht die Tür auf

      In höchster Not dürfen nun bei Opel auch andere ran. Der deutsche Autobauer ist offen für Beteiligungen, wie GM-Europa-Chef Carl Peter Forster eben mitteilte. Und: Management und Arbeitnehmer wollen Opel auf gesunde Füße stellen. Dabei ist die Rede von "deutlichen Maßnahmen". Das Bundeswirtschaftsministerium fordert Opel auf, binnen 14 Tagen ein tragfähiges Konzept vorzulegen.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/opel-ma…
      227 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:03:09
      Beitrag Nr. 963 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.593.173 von Maraho am 17.02.09 12:48:36Eine weitere Expertenmeinung....
      Schau`n wir mal...


      Interview mit Klaus Kaldemorgen
      „Das Doping wird wirken“

      von Jörg Hackhausen und Christian Panster

      Wie geht es an der Börse weiter? Turbulent, meint Klaus Kaldemorgen. Im Interview erklärt der DWS-Chef, wo sich trotzdem Chancen bieten und wie man sich am besten gegen hohe Inflationsraten absichert.

      Handelsblatt: Als der Dax vor kurzem über 5 000 Punkte sprang, hofften viele bereits auf eine Wende zum Guten. Jetzt knicken die Börsen wieder ein. Wie geht es weiter?

      Klaus Kaldemorgen: Die Aktienmärkte werden im laufenden Jahr immer wieder kurze Rallyes aufweisen, allerdings ist eine anhaltende Erholung derzeit noch nicht auszumachen.

      Was muss passieren, damit die Unsicherheit weicht?

      Die Bondmärkte müssen wieder funktionieren, die Liquidität gerade für Credit Default Swaps (CDS) muss anziehen. Zudem müssen Aktienmärkte schlechte Nachrichten besser verdauen können. Erst dann ist der Wendepunkt erreicht.

      Helfen die politischen Maßnahmen, die Märkte dauerhaft zu stabilisieren?

      Die fiskalpolitischen aber auch geldpolitischen Dopingmaßnahmen werden bald Wirkung zeigen. Allerdings mit der Nebenwirkung Inflation. Ein Hinweis darauf liefert der Goldpreis, der ein Allzeithoch markiert. Mit Aktien und Unternehmensanleihen wird man der Inflation besser entkommen als mit Staatsanleihen.

      Auf welche Branchen sollte man jetzt bei der Aktienauswahl setzen – und warum?

      Auf große etablierte Märkte und Standardunternehmen. Dort ist ausreichend Werthaltiges zu finden. Peripherie, Leverage und Nebenwerte sind aktuell weniger interessant.

      Welche Regionen sollten Anleger „übergewichten“?

      Auch hier zählt Reife: USA und Europa vor Asien.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/das-d…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:07:05
      Beitrag Nr. 964 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.427 von Maraho am 17.02.09 19:41:14Das ist eigentlich auch nichts neues....
      Wiederum zu lang, deshalb....

      Kontrolleure in der Kritik

      Ämterhäufung bei Aufsichtsräten
      Christof Schürmann

      Trotz Wirtschaftskrise tagen Aufsichtsräte selten, halten aber weiter kräftig die Hand auf. Ihre Vergütung hängt meist von Gewinnziffern ab, die der Vorstand steuert. Konsequenz: Die Kontrolleure tun, was Manager wollen – auf Kosten der Aktionäre.

      Weiterführend: http://www.wiwo.de/finanzen/aemterhaeufung-bei-aufsichtsra…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:10:32
      Beitrag Nr. 965 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.991 von kiska am 17.02.09 20:40:34Damit haben wir das auch abgehandelt.....

      18.02.2009 13:23:43

      ROUNDUP: Steinbrück verteidigt mögliche Banken-Verstaatlichung - HRE im Visier

      BERLIN (dpa-AFX) - Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat die umstrittenen Notfall-Gesetzespläne für eine Verstaatlichung maroder Banken verteidigt. Ziel sei, eine systemrelevante Bank wie die Hypo Real Estate (HRE) zu stabilisieren, sagte er am Mittwoch nach der Kabinettsentscheidung in Berlin. Ein Zusammenbruch der HRE könne eine Erschütterungsdynamik über Deutschland hinaus auslösen. Deshalb sei ein mögliches Enteignungsverfahren auf die HRE zugeschnitten. Die Regierung habe in diesem Zusammenhang keine anderen Banken im Visier.

      Nach Angaben von Steinbrück soll nach den Abstimmungen im Bundestag der Bundesrat am 3. April zustimmen. Danach könnten auf einer Sonder-Hauptversammlung der HRE die notwendigen Maßnahmen - Herabsetzung des Grundkapitals mit drastischer Kapitalerhöhung - zur Rettung des Instituts beschlossen werden. Sollten die Aktionäre nicht zustimmen oder klagen, werde es notfalls eine Enteignung geben, kündigte Steinbrück an. Die Verhandlungen mit dem HRE-Großaktionär und US-Investmentbanker J.C. Flowers, der knapp 25 Prozent hält, hätten noch keine Ergebnisse gebracht.

      Steinbrück kritisierte die deutsche Enteignungs-Debatte. In den USA, Großbritannien oder Irland seien Banken ohne großes Getöse verstaatlicht worden, um die Finanzmärkte zu stabilisieren. In Deutschland sei der Eindruck erweckt worden, als ob es "um mehr als Leben und Tod geht". Niemand in der Regierung und der Koalition stelle die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft infrage./sl/tb/DP/tw

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meld…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:14:54
      Beitrag Nr. 966 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.593.456 von Maraho am 17.02.09 13:16:54So sieht es in der Schweiz aus....


      Jetzt kommt die Krise bei den Kleinen an – 40 Prozent mehr Konkurse

      Sie spüren die Baisse: 2008 mussten wesentlich mehr Plattenleger Konkurs anmelden als im Vorjahr. Besonders gut erging es hingegen den TV-Händlern – und den Informatikern.

      Der Bausektor, ein traditioneller Indikator für die Lage der Konjunktur, leidet. 1017 Unternehmen des Sektors mussten 2008 Konkurs anmelden. Das sind 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in einer heute veröffentlichten Branchenstatistik mitteilt. In der gesamten Schweizer Wirtschaft haben die Konkurse nur um 2,2 Prozent zugenommen.

      Am besten konnten sich innerhalb der Branche noch die Baugeschäfte halten. Bei ihnen nahmen die Konkurse lediglich um 1,3 Prozent zu. Ganz anders sieht es bei den Fussboden-, Fliesen- und Plattenlegereien aus: Hier schoss die Zahl der Pleiten um über 40 Prozent nach oben. Damit halten sie den traurigen Rekord im ganzen Sektor Bau.

      Wenig rosig präsentiert sich die Lage auch bei den Elektroinstallations-Firmen, bei denen die Konkurse um 27,3 Prozent zunahmen. Auch bei den Architektur- und Ingenieurbüros kletterte die Zahl der Insolvenzen um 23 Prozent.

      Weniger Konkurse im Handel

      Im Gegensatz zum Bau konnten sich die anderen grossen Sektoren wesentlich besser halten: Dort waren weniger Pleiten zu verzeichnen. So ging im Handel die Zahl der Konkurseröffnungen um 7,4 Prozent zurück.

      Bei den Händlern von TV-, Radio- und Haushaltsgeräten schrumpften die Insolvenzen gar um 37,4 Prozent. Bei den Lebensmittel-, Getränke- und Tabakgeschäften blieben die Konkurse genau auf dem Niveau des Vorjahres. Dagegen mussten 10 Prozent mehr Textilien-, Bekleidungs- und Schuhverkäufer ihren Laden dicht machen als 2007.

      Im Dienstleistungssektor nahmen die Insolvenzen um 6,4 Prozent ab. Bei den Informatikfirmen schrumpften sie um über 10 Prozent, während 9 Prozent weniger Hotels und 4 Prozent weniger Restaurants pleite gingen. Auffallend sei indes der Anstieg der Konkurse im Bereich Unterhaltung, Kultur und Sport um über ein Viertel, hiess es weiter.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Jetzt-…
      64 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:21:18
      Beitrag Nr. 967 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.427 von Maraho am 17.02.09 19:41:14In Bezug....

      "Hall of Shame"
      DSW kürt größte Kapitalvernichter
      von Franz von den Driesch

      Zum schlechten Umfeld kommt krasses Managementversagen: Wer bei einem solchen Unternehmen als Aktionär engagiert ist, muss üble Wertverluste hinnehmen. Besonders erschreckend: Auf der Flop-50-Liste der Aktionärsschützer sind erstmals seit Jahren wieder zwei Dax-Konzerne vertreten.


      Der Technologiedienstleister Tria IT, das Internet-Reiseportal Travel24 und die IKB-Bank sind die größten Wertvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in ihrer am Mittwoch veröffentlichten sogenannten Watchlist. Darin listet sie jährlich die 50 schlechtesten Aktien auf.

      "Gerade in diesem Jahr zeigt unsere Watchlist der größten Kapitalvernichter, dass die Risiken am deutschen Aktienmarkt massiv gestiegen sind", sagte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Unterm Strich haben mehr als drei Viertel der 297 untersuchten Unternehmen Wert vernichtet; schlechter fiel die Bilanz zuletzt im Jahr 2003 aus. Erstmals seit 2004 sind mit Infineon (Platz 9) und der Commerzbank (48) wieder mehr als ein Dax-Wert in der Watchlist vertreten. Zudem finden sich fünf MDax-, vier SDax- und zwei TecDax-Unternehmen in der diesjährigen Liste. Hinzu kommen neun Mitglieder aus dem Familienindex Gex; die restlichen 28 Firmen sind im Prime Standard notiert.

      Zwar hat die Finanzkrise den Börsen 2008 schwer zu schaffen gemacht - allein verantwortlich ist sie für das schlechte Abscheiden jedoch nicht: Die schwarzen Schafe der Negativliste, "haben nicht nur unten den Belastungen von außen zu leiden. Es scheint dort auch keinerlei Strategie gegen mögliche Abschwungphasen zu geben", sagte Hocker.

      Dies trifft vor allem für das Technologieunternehmen Tria IT zu, das den wenig ruhmreichen ersten Platz belegt. Ein Neuling ist der Münchener Konzern auf der Wachtlist nicht. 2008 landete die Firma auf Platz drei, vor zwei Jahren rangierte das im Familien-Index Gex gelistete Unternehmen schon einmal auf dem ersten Platz. "Gelernt hat das Management seitdem wohl nichts", sagte Hocker. Die Leittragenden sind die Aktionäre. Wer vor fünf Jahren Tria-Aktien im Wert von 10.000 Euro gekauft hat, der verfügt heute noch über ein Kapital von gerade mal 80,23 Euro.

      Auch die zweitplatzierte Travel24 ist ein bekannter Name. In den vergangenen zwei Jahren belegte das Internet-Reiseportal jeweils einen Platz unter den ersten zehn. Die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB komplettiert das unrühmliche Spitzentrio. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre mussten IKB-Aktionäre einen Verlust von 43,4 Prozent hinnehmen - und zwar jährlich.

      "Die Watchlist legt offen, wo das Management total versagt hat", sagte Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums.
      Dass das Ergebnis im kommenden Jahr besser ausfällt, bezweifelt er: "Die Finanzkrise wird uns das ganze Jahr 2009 begleiten und Spuren in den Büchern der Unternehmen hinterlassen".

      Bereits seit den 90er- Jahren erstellt die DSW ihre Watchlist. Über die Aufnahme entscheidet die Kursperformance über ein Jahr, drei sowie fünf Jahre. Sonderausschüttungen und Dividenden werden nicht berücksichtigt. Die Performance fließt mit festgelegten Gewichten in die Gesamtnote ein, wobei längere Zeiträume höher gewichtet werden. Dadurch treten einmalige Kursausrutscher gegenüber längeren Trends in den Hintergrund. Beobachtet werden in der Watchlist nur im Prime Standard gelistete Unternehmen, die seit mindestens fünf Jahren in dem Börsensegment notiert sind. Gesellschaften aus dem weniger regulierten General Standard oder Freiverkehr des Entry Standard werden nicht in die Analyse einbezogen. "Diese Firmen erfüllen die erhöhten Transparenzanforderungen nicht und sind damit gerade für Privatanleger nicht geeignet", sagte Hocker.

      Quelle mit Graphiken: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:27:54
      Beitrag Nr. 968 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.602.737 von Maraho am 18.02.09 14:03:09Und hier, der Herr Rürup...
      ....wir haben nichts anderes erwartet!


      Wirtschaftsweiser Rürup

      Deutschland für Aufschwung gut gerüstet
      Von Henrik Müller

      Die deutsche Wirtschaft ist nach Ansicht von Bert Rürup in einer guten Startposition für den nächsten Aufschwung. Wir werden "eine Renaissance des Industriestaatsmodells erleben", sagte der Chef der Wirtschaftsweisen im Interview mit manager magazin. Zugleich müssten sich die Bundesbürger auf höhere Belastungen einstellen.

      Hamburg - Durch die Reformen der vergangenen Jahre sei Deutschland "besser gerüstet als die meisten anderen reifen Länder", sagte Bert Rürup, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, in einem Interview mit dem manager magazin. Das vollständige Gespräch erscheint in der neuen Ausgabe, die ab Freitag (20. Februar) im Handel erhältlich ist.

      Rürup zeigte sich "überzeugt, dass wir eine Renaissance des Industriestaatsmodells erleben werden. Die Schwellenländer werden weiter wachsen. Die deutsche Industrie zählt zu den leistungsfähigsten der Welt. Deshalb werden wir vom globalen Wachstum überproportional profitieren."

      Doch der Chef der Wirtschaftsweisen ist auch überzeugt, dass der Aufschwung zunächst sehr verhalten sein wird. Außerdem müssten die Bürger sich auf höhere Belastungen als Folge der derzeit rasch steigenden Staatsverschuldung gefasst machen.

      "Ich gehe für Deutschland wie für die meisten Staaten von einer Mischung aus Ausgabenkürzungen und höheren Steuern aus", sagte Rürup. "Die Bewährungsprobe kommt in den Jahren nach 2011/2012. Dann müssen die Regierungen die Konsolidierung ernsthaft in Angriff nehmen."

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…

      Bis später denn....
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:37:53
      Beitrag Nr. 969 ()
      California Senate Deadlocked on Tax Increase Bill to Fix Budget

      By William Selway and Michael B. Marois

      Feb. 18 (Bloomberg) -- California’s senate remained deadlocked over a plan that would raise taxes to help close the state’s $42 billion budget shortfall after four days of nearly round-the-clock talks failed to sway enough Republican lawmakers.

      The senate stopped voting on the bill and recessed after 1 a.m. in Sacramento today when it didn’t win enough support for the $14 billion tax measure. The bill is the cornerstone of a budget package worked out by Republican Governor Arnold Schwarzenegger and leaders of the legislature’s Democratic majority, and is at least one Republican vote short of the two- thirds majority needed to pass it.

      “We are going to be here all night and we are going to be here until the budget is done,” Senate President Darrell Steinberg, a Democrat, told reporters waiting outside. “We aren’t leaving until we get that one vote.”

      For four months California’s politicians have been unable to agree on ways to cut spending or raise revenue to replace tax collections lost amid the U.S. recession. The stalemate forced California, the most-populous U.S. state, to cut off funding for thousands of construction projects, delay income tax refunds and tell 20,000 government workers that they may be fired.

      Schwarzenegger and Democratic lawmakers, who control both legislative chambers, have backed a $40 billion package of tax increases, spending cuts and bond sales to close the shortfall through June 2010.

      Senate Ouster

      The package ran into opposition in the Senate, where Republicans late yesterday ousted Senator Dave Cogdill, who sought to rally support in his party for the budget plan. Three Republicans are needed to secure a majority to pass it.

      Republicans said higher taxes would only further burden residents being squeezed by the souring economy.

      “Californians are already some of the highest taxed,” Republican Senator George Runner said during two hours of debate on the measure yesterday. “They are paying their fair share and now we are going in and asking them for more.”

      The budget proposal would raise the state sales-tax rate to 8.25 percent from 7.25 percent; boost vehicle license fees to 1.15 percent from 0.65 percent of the value of an automobile; add 12 cents to the per-gallon gasoline tax; reduce the dependant-care tax credit to $100 from $300 and impose a surcharge of as much as 5 percent on income taxes, amounting to an extra $50 for every $1,000 owed to the state.

      Combined, the measures would raise taxes and fees by $14 billion, cut spending by $16 billion and add $10 billion to the state’s debt. Another $2 billion in reserves would be created from funds moved on balance sheets.

      ‘Exhausted’

      Steinberg warned fellow Senators on Feb. 16 that he may enforce a lockdown if votes needed to push the plan through weren’t forthcoming. Throughout yesterday Senators were seen carrying bags full of toiletries and at least one carried a sleeping bag onto the floor. During the recess they were advised not to leave the building.

      “We’re all exhausted and it’s just not that much fun,” Steinberg said. “But our minor inconvenience pales in comparison to the pain and the harm that will be done to the people of California if we don’t do their business.”

      Citing politicians’ inaction, Standard & Poor’s on Feb. 2 cut the rating on $46 billion of California’s bonds to A from A+, giving it the lowest credit grade of any U.S. state. A California bond due in 2036 that pays 4.5 percent interest last traded for 82.8 cents on the dollar to yield 5.75 percent. On Feb. 13, that bond traded for an average 86 cents to yield 5.48 percent, according to Municipal Securities Rulemaking Board data.

      Job Losses

      Without a new budget in place, California yesterday notified 20,000 state employees that they may lose their jobs, a step Schwarzenegger put off taking last week when a deal seemed imminent. The governor is also set to shut down $3.8 billion of public works projects, including many already under construction, because the state doesn’t have enough money to pay for them.

      The impasse has also strained counties across California, which won’t get $270 million the state was supposed to pay them for welfare programs, according to the California State Association of Counties. Sacramento and San Diego counties said on Feb. 13 they were suing to get the funds released, and that more counties may join them.

      Greg Cox, a supervisor from San Diego County, said the payment withholding may force the county to dip into its reserves to pay for welfare. More rural counties, with less money set aside, may be harder hit, he said.

      “This may be enough to push them over the edge,” Cox said yesterday. “We’re used to dealing with dead-beat dads, but we’ve never had to deal with a dead-beat state before.”

      To contact the reporter on this story: Michael B. Marois in Sacramento at mmarois@bloomberg.net; To contact the reporter on this story: William Selway in San Francisco at wselway@bloomberg.net

      Last Updated: February 18, 2009 05:41 EST

      Die Demokraten machen ein Konjunturpaket mit Steuersenkungen und die Republikaner wollen Steuern erhöhen damit Kalifornien nicht auseinanderbricht. Unglaublich! :confused:
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:40:25
      Beitrag Nr. 970 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.602.972 von Maraho am 18.02.09 14:27:54 "Die Bewährungsprobe kommt in den Jahren nach 2011/2012.
      nach der Wirtschafts/Währungs und Finanzreform?
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 14:41:19
      Beitrag Nr. 971 ()
      18.02.2009 14:32
      Eilmeldung - US-Baubeginne-und Genehmigungen überraschend stark gesunken
      In den USA sind die Baubeginne im Januar von revidiert 560.000 im Dezember auf 466.000 :eek: eingebrochen. Der von Bloomberg erhobene Konsens sieht eine Abnahme auf 529.000 vor. Die Baugenehmigungen brachen von revidiert 547.000 auf 521.000 ein. Hier geht der Konsens von einer Abnahme auf 525.000 aus.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:11:58
      Beitrag Nr. 972 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.097 von kiska am 18.02.09 14:41:19Und was macht unser Dax? Er schießt ins Plus.
      Nach dem Motto: " Och, geil, in den USA wird wesentlich weniger gebaut. Na, wenn das keine gute Meldung ist!"
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:24:25
      Beitrag Nr. 973 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.395 von Triakel am 18.02.09 15:11:58Ist doch logisch.
      Weniger Bauten,
      weniger Kredite,
      weniger Abschreibungen.

      mehr Gewinn! :look:
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:34:15
      Beitrag Nr. 974 ()
      an der Börse wird doch die Vergangenheit gehandelt oder ~so

      Baltic Dry Index verdoppelt sich
      Datum 18.02.2009 - Uhrzeit 12:12 (© BörseGo AG 2000-2009, Autor: Stanzl Jochen, Redakteur, © GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)

      Es ist nie alles so schlimm wie es aussieht. Diesen Satz gab in der letzten Woche ein namhafter Vertreter aus der Bergbauindustrie von sich. Obwohl die großen Unternehmen ihre Capex-Budgets (Capex = Capital Expenditure, zu dt. Investitionen in Kapitalgüter) um im Schnitt 30-50 Prozent kappten, gibt es auch gute Nachrichten zu vermelden.

      Der oft in verschiedenen Fachartikeln bemühte Baltic Dry Index hat sich in den letzten fünf Wochen verdoppelt – doch wie lässt sich dies angesichts des Pessimismus, der anhaltenden Horrornachrichten aus der Bankenwelt und der grottenschlechten Konjunkturdaten erklären? Zum einen wohl vor allem dadurch, dass der Absturz des Index, der die Höhe der Seefrachtraten misst, immer noch über 90 Prozent unter seinem Hoch notiert – auch nach der Rallye noch.

      Es gibt aber noch einen anderen Grund: In den letzten Wochen sprangen die Eisenerzverschiffungen von Australien und Brasilien, den beiden größten Produzentenländern für den Stahlgrundstoff, deutlich an. Zielland: China. Dort stützt das 585 Milliarden US-Dollar schwere Konjunkturprogramm die Nachfrage aus der Bauindustrie. Eisenerz ist der am meisten verschiffte Rohstoff der Welt. 890 Tonnen Eisenerz wurden auf dem Seeweg im letzten Jahr verschifft. Die neue Nachfrage in den letzten Wochen stammt von den cleveren Chinesen, die die Niedrigpreise nutzen, um sich einzudecken. Zumindest, was über den Spotmarkt zu beschaffen ist. Und was an billigeren Seefrachtraten an Kostenersparnissen zu bewerkstelligen ist. Die Preise für die großen Mengen an Eisenerz werden alle über Verträge ausgehandelt. 50 Prozent der 890 Tonnen Eisenerz, die in 2008 verschifft wurden, waren vertraglich im Preis ausgehandelt. Bei den Vertragsverhandlungen, die jetzt langsam wieder beginnen ist zu beobachten, dass die Chinesen und andere Nachfrageländer wahrscheinlich nicht ihre gewünschte Kürzung der Eisenerzpreise für 2009 von 30 Prozent bekommen. Die Spotpreise liegen aktuell nur 15 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2008.

      Die Lagerbestände der chinesischen Stahlindustrie liegen bei 60 Millionen Tonnen und damit deutlich unter dem letztjährigen Rekordhoch von 90 Millionen Tonnen.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:37:28
      Beitrag Nr. 975 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.518 von kiska am 18.02.09 15:24:25Stimmt! Ideal wäre eine Menge an Baubeginnen von Null! Da würde aber wirtschaftlich bald die Post abgehen.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:44:16
      Beitrag Nr. 976 ()
      "15.21 Uhr: In den USA ist die Industrieproduktion im Januar stärker gesunken als von Experten erwartet. Die Produktion der Industrieunternehmen sei zum Vormonat um 1,8 gefallen, teilte die US-Notenbank am Mittwoch in Washington mit. Volkswirte hatten hingegen mit einem Rückgang um 1,5 Prozent gerechnet. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 2,4 (zuvor 2,0) Prozent gefallen.

      Die Kapazitätsauslastung der Industrie lag bei 72,0 Prozent. Volkswirte hatten hingegen mit 72,5 Prozent gerechnet. Im Dezember hatte die Kapazitätsauslastung bei revidiert 73,3 (73,6) Prozent gelegen."

      Zitat Ende.

      Annualisiert sind das immerhin mehr als 20%.
      Und wie bei fast allen Konjunkturindizes: "Schlechter, als von Experten erwartet."
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:49:38
      Beitrag Nr. 977 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.753 von Triakel am 18.02.09 15:44:16soviel zur Quantität(oder wie das heißt) von Experten ...:keks:
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 15:56:17
      Beitrag Nr. 978 ()
      15.35 Uhr: In den USA startet der Dow Jones gut behauptet. Nach dem Hilfspaket für die US-Konjunktur wendet sich Präsident Barack Obama nun der Hypothekenkrise zu. Am Mittwochabend will der Präsident bei einer Rede im Bundesstaat Arizona ein Konzept vorstellen, mit dem Hausbesitzern beim Abzahlen ihrer Kredite geholfen werden soll und Banken zur Vergabe von besseren Bedingungen bewegt werden sollen. Bereitgestellt werden sollen dafür zunächst 50 Milliarden Dollar. Von dem Paket könnten bis zu 9 Millionen Hausbesitzer in den USA profitieren.

      Zitat Ende (Krisenticker des Manager-Magazins)

      Gewaltig!!! Das sind pro Hausbesitzer 555,55 Dollar Unterstützung!
      Da sind die bei Verschuldungen von hunderttausenden Dollar doch sofort aus dem Schneider. Ist ja schon fast eine halbe Monatsrate!
      :laugh:

      (Ich komme heute aus dem Lachen garnicht mehr raus)
      60 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 16:19:53
      Beitrag Nr. 979 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.602.835 von Maraho am 18.02.09 14:14:54
      Wehe wenn man sich nur die Überschriften zu Gemüte führt....


      Eine niederschmetternde Headline - passend zum Zeit-Geist:
      "Jetzt kommt die Krise bei den Kleinen an – 40 Prozent mehr Konkurse"

      Und dann, so nebenbei am Rande, schrumpft es in diesem Zahlen-Verwirrspiel gewaltig.
      Das liest sich dann doch schon ganz anders:

      "...In der gesamten Schweizer Wirtschaft haben die Konkurse nur um 2,2 Prozent zugenommen.
      [...]
      So ging im Handel die Zahl der Konkurseröffnungen um 7,4 Prozent zurück.

      Bei den Händlern von TV-, Radio- und Haushaltsgeräten schrumpften die Insolvenzen gar um 37,4 Prozent.
      [...]
      Im Dienstleistungssektor nahmen die Insolvenzen um 6,4 Prozent ab. Bei den Informatikfirmen schrumpften sie um über 10 Prozent, während 9 Prozent weniger Hotels und 4 Prozent weniger Restaurants pleite gingen...."
      64 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 16:41:50
      Beitrag Nr. 980 ()
      Einfach rührend: tausende jubeln der Milliardärin Scheffler zu.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,608475,00.html

      Volk und Milliardäre in festem Schulterschluß!
      Der Jubel war mehr als berechtigt angesichts der epochalen Entscheidung von Frau Scheffler, sich die wesentlich größere Conti-Gruppe einverleiben zu wollen.
      Einer solch weisen Entscheidungsträgerin muss man einfach applaudieren.

      Und nun her mit dem Zaster, lieber Steuerzahler. Nicht, dass die Milliardärin noch ihre sauer verdienten Euro höchstselbst ins eigene Unternehmen stecken muß.
      Wofür gibt es einen Staat?
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 16:54:43
      Beitrag Nr. 981 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.090 von Dorfrichter am 18.02.09 14:40:25Guten Abend Dorfrichter,

      genau das habe ich mir auch gedacht!
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 16:57:55
      Beitrag Nr. 982 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.096 von Metrik am 18.02.09 16:19:53Guten Abend Metrik,

      klappern gehört zum Handwerk. Die müssen doch verkaufen (Auflage)! ;)
      Aber Du hast recht, der Inhalt zählt!

      Zumindest aber haben die Schweizer auch Probleme.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 16:58:51
      Beitrag Nr. 983 ()
      Viva italia... :laugh:
      Molto Bene...:D


      Italien begegnet der Wirtschaftskrise mit Gelassenheit
      Mittwoch, 18. Februar 2009, 14:50 Uhr
      - von Gavin Jones -

      Rom, 18. Feb (Reuters) - Die Italiener blicken anders als ihre europäischen Nachbarn mit Gelassenheit auf die Weltwirtschaftskrise. Während andere Regierungen in Europa milliardenschwere Hilfspakete aufsetzen, setzt Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf anhaltenden Optimismus und handelt so, als ob es die Krise gar nicht gibt.

      Dabei geht es der italienischen Wirtschaft alles andere als gut. Im vierten Quartal 2008 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,8 Prozent zum Vorquartal. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Datenerhebung 1980. Gegenüber dem letzten Quartal des Vorjahres brach das BIP sogar um 2,6 Prozent ein - ebenfalls ein Rekord. Experten der Europäischen Kommission erwarten, dass die italienische Wirtschaft in diesem Jahr um rund zwei Prozent schrumpfen wird. Mit diesem Rückgang läge Italien aber zum ersten Mal seit Jahren im Mittelfeld der Länder der Eurozone, noch vor Deutschland und Großbritannien.

      "Italien ist an eine stagnierende Wirtschaft gewöhnt und eine Gesellschaft spürt den Unterschied zwischen einem Nullwachstum und minus zwei Prozent weit weniger stark als einen Rückgang von drei Prozent Wachstum auf minus drei oder vier Prozent, wie es an anderen Orten passiert", erläutert ein Unicredit-Analyst in Mailand. Das könnte erklären, warum die globale Wirtschaftskrise sich noch nicht auf die Stimmung im Land niedergeschlagen hat. "Für uns gibt es hier seit 2001 eine Krise, aber im letzten Jahr hat sich nicht viel verändert" sagte beispielsweise ein Kioskbetreiber in Rom.

      Die italienische Wirtschaft geht traditionell wenig Risiko ein und akzeptiert dafür auch ein kleineres Wachstum. Die Banken in dem Mittelmeerstaat stehen aufgrund ihrer konservativeren Kreditvergabe weitaus besser da als die Finanzinstitute anderer europäischer Länder. Viele Italiener leben in bereits abbezahlten Häusern und haben nur ein Bruchteil der Schulden, die Familien in den USA und Großbritannien tragen müssen. Die relativ hohen Ersparnisse und die geringen Schulden gäben den italienischen Familien in der Krisenzeit ein bisschen Raum zum Atmen, meint Unionsführer Guglielmo Epifani.

      Ministerpräsident Berlusconi reagierte auf die Wirtschaftskrise auch nur mit einem vergleichsweise bescheidenen Konjunkturprogramm. Die rund 80 Milliarden Euro sind nur ein Bruchteil dessen, was andere Länder in die Genesung ihrer Wirtschaft stecken. Experten kritisieren das Paket als zu klein, zumal es neben den neuen auch noch ältere Maßnahmen enthält. Doch beim Volk kommt Berlusconis Politik gut an. In Umfragen führt er deutlich und nach dem Rücktritt des Oppositionsführers Walter Veltroni erscheint der Kopf der konservativen Partei Forza Italia noch stärker.

      Ein ranghoher Mitarbeiter des Finanzministeriums sagte derweil, der erschreckendste Aspekt der Krise für Italien sei die Frage, was passiert, wenn sie vorbei ist. Die anderen würden sich dann wieder rasch erholen und Italien werde wieder der "kranke Mann Europas" sein, befürchtet er.

      (Reporter: Gavin Jones; bearbeitet von Fabian Hanschen; redigiert von Andreas Kenner)
      http://de.reuters.com/article/deEuroRpt/idDELI53096420090218
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:03:19
      Beitrag Nr. 984 ()
      Guten Abend liebe Leute,

      es freut mich, daß das die "treuen Seelen" hier etwas Leben reinbringen. Dafür danke.
      Ich muß mir jetzt erst einmal einen Kaffee machen, aber dann geht es meinerseits auch weiter.

      Bis gleich....
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:03:43
      Beitrag Nr. 985 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.534 von Maraho am 18.02.09 16:57:55
      Hallo Marahao
      Na ja 2,2 % mehr Konkurse - das sind doch eigentlich keine "Probleme"... ;)
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:08:38
      Beitrag Nr. 986 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.592 von Metrik am 18.02.09 17:03:43
      Mit dem dritten "a" habe ich jetzt auch übertrieben...:( Streiche es hiermit.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:10:14
      Beitrag Nr. 987 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.579.055 von Maraho am 14.02.09 10:14:19Metrik,

      in Bezug auf Deinen Beitrag: Auch hier in D soll es so sein!
      Laut einer Umfrage! Na ja....
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:12:05
      Beitrag Nr. 988 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.592 von Metrik am 18.02.09 17:03:43Das mag sein. Aber ein Anfang ist gemacht....
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:40:37
      Beitrag Nr. 989 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.677 von Maraho am 18.02.09 17:12:05"Ein Anfang ist gemacht."

      Um das definitiv so bewerten zu können, wie du es tust, müsste man eruieren, wie die vorhergehenden
      Jahre Insolvenz-mäßig gewesen sind.


      Auf die Schnelle mal so hingegoogelt:
      von 2003 auf 2004 lag die Steigerungsrate bei den Unternehmensinsolvenzen der Schweiz z.B. bei 9,5 %
      http://www.foerderland.de/414.0.html

      Also deutlich mehr.

      Dagegen sind die 2.2% wirklich gut. Vor allem keine Anzeichen einer Krise, wie in dem Artikel suggeriert. Sic!
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:47:44
      Beitrag Nr. 990 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.915 von Metrik am 18.02.09 17:40:37Hallo Metrik,
      Jahreszahlen aus 2008 sind Zahlen im Rückspiegel.
      Lass uns in 12 Monaten die Insolvenzzahlen aus 2009 betrachten.
      Wenn die dann auch so positiv sind, freue ich mich mit Dir.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:48:01
      Beitrag Nr. 991 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.096 von Metrik am 18.02.09 16:19:53Metrik,

      extra für Dich. Dies schreibt die "nzz" darüber:

      Baugewerbe leidet unter Pleitewelle
      Viele Konkurse im Jahr 2008 in der stark fragmentierten Branche

      Obwohl in der Schweiz im letzten Jahr 2,2 Prozent weniger Firmen in Konkurs gegangen sind, litt der Bausektor 2008 unter einer Pleitewelle. 1017 Unternehmen mussten aufgeben. Das sind 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bau tummeln sich allerdings sehr viele Klein- und Kleinstfirmen.

      Am besten konnten sich letztes Jahr die traditionellen Baugeschäfte behaupten. Bei ihnen nahmen die Konkurse lediglich um 1,3% zu, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrer jüngsten Branchenstatistik festhält.

      Plattenleger besonders gefährdet

      Ganz anders sieht es bei den Fussboden-, Fliesen- und Plattenlegereien aus: Hier schoss die Zahl der Pleiten um über 40% nach oben. Damit halten sie den traurigen Rekord im ganzen Sektor Bau.

      Wenig rosig präsentiert sich die Lage auch bei den Elektroinstallations-Firmen, bei denen die Konkurse um 27,3% zunahmen. Auch bei den Architektur- und Ingenieurbüros kletterte die Zahl der Insolvenzen um 23 Prozent.

      Weniger Pleiten in den meisten andern Branchen
      Im Gegensatz zum Bau konnten sich die anderen grossen Sektoren wesentlich besser halten: Dort waren weniger Pleiten zu verzeichnen. So ging im Handel die Zahl der Konkurseröffnungen um 7,4% zurück. Bei den Händlern von TV-, Radio- und Haushaltsgeräten schrumpften die Insolvenzen gar um 37,4 Prozent.

      Bei den Lebensmittel-, Getränke- und Tabakgeschäften blieben die Konkurse genau auf dem Niveau des Vorjahres. Dagegen mussten 10% mehr Textilien-, Bekleidungs- und Schuhverkäufer ihren Laden schliessen als 2007.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/bau_pl…
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      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:50:19
      Beitrag Nr. 992 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.964 von Triakel am 18.02.09 17:47:44
      Du meinst wohl über 9.5 %...:D
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:55:43
      Beitrag Nr. 993 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.663 von kevine1 am 16.02.09 23:36:11Speziell für kevine,

      ist aber zu lang. Deshalb nur die Schlagzeile und der Link....

      "Global Green New Deal" oder "Weiter wie bisher"?
      Weiterführend: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29761/1.html …
      5 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 17:59:25
      Beitrag Nr. 994 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.968 von Maraho am 18.02.09 17:48:01Klar das Baugewerbe.
      Habe ich ja auch nicht bestritten. Aber die Headline suggerierte etwas ganz anderes mit der
      Aussage von "40 Prozent mehr Konkurse". Wo es dann gesamtwirtschaftlich nur 2,2 % waren.

      Und so etwas ist ein-deutig unlauter..!

      Jetzt aber Ciao,
      muss noch etwas arbeiten
      Einen schönen Abend.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:00:22
      Beitrag Nr. 995 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.602.737 von Maraho am 18.02.09 14:03:09@Maraho,

      "Die Bondmärkte müssen wieder funktionieren, die Liquidität gerade für Credit Default Swaps (CDS) muss anziehen. Zudem müssen Aktienmärkte schlechte Nachrichten besser verdauen können. Erst dann ist der Wendepunkt erreicht."

      Keiner, der halbwegs bei Verstand ist, schreibt in diesen Zeiten CDS.
      Das Interview zeigt reines Wunschdenken und völligen Realitätsverlust
      dieser hochbezahlten Finanzmanager.
      Dabei habe ich bis vor 3 Jahren mal sehr viel von Kaldemorgen gehalten.
      Gruß
      Windei
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:01:52
      Beitrag Nr. 996 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.871 von Triakel am 18.02.09 15:56:17Für Triakel...

      Zwangsversteigerungen

      Obamas Hypothekenplan kostet 75 Milliarden

      Bis zuletzt wurden die Einzelheiten unter Verschluss gehalten, nun werden die Details bekannt: US-Präsident Barack Obama will mit einem 75 Milliarden Dollar schweren Programm Zwangsversteigerungen verhindern. Damit soll der US-Immobilienmarkt stabilisiert werden. Den beiden verstaatlichten Hypotheken-Finanzierern Fannie Mae und Freddie Mac kommt bei dem Plan auch eine Rolle zu.


      HB WASHINGTON. Die USA wollen mit den milliardenschweren Hilfen Millionen Hausbesitzern bei ihren Hypotheken unter die Arme greifen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Zusammenfassung des Pakets ist von neun Millionen Familien die Rede, denen eine Zwangsversteigerung erspart werden solle. Bis zu fünf Millionen „verantwortungsbewusste Hausbesitzer“ sollen bei einer Refinanzierung ihrer Hypotheken unterstützt werden. Weitere bis zu vier Millionen sollen Zuschüsse zu ihren monatlichen Zahlungen erhalten.

      Dazu würden 75 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt. Zudem sollen die Hypotheken-Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac gestärkt werden.

      Präsident Barack Obama sollte das Paket am Nachmittag Ortszeit vorstellen. Es muss vom Kongress verabschiedet werden. Die Veröffentlichung des Entwurfs gab den Aktien in Europa und den USA Auftrieb.

      Nach einer Schätzung von Credit Suisse könnten 8,1 Millionen US-Haushalte bis 2012 vor der Zwangsvollstreckung stehen. Das wären 16 Prozent der Haushalte mit Hypotheken. Die Probleme auf dem US-Hypothekenmarkt waren mit der Auslöser für die weltweite Finanzkrise.

      „Letztendlich zahlen wir alle einen Preis für die Immobilienkrise und wir alle werden noch einen weit höheren Preis zahlen, wenn wir es zulassen, dass sich die Krise ausweitet“, warnte Obama. Allein 2008 mussten in den USA über drei Millionen Häuser zwangsversteigert werden. „Wir müssen das Ausbreiten der Zwangsversteigerungen und die fallenden Hauspreise für alle Amerikaner eindämmen und alles tun, um es verantwortungsbewussten Hausbesitzern zu ermöglichen, in ihren Häusern bleiben zu können“, hatte Obama am Dienstag betont.

      Am Dienstag hatte der Präsident im Kampf gegen die tiefe Rezession das größte Konjunkturprogramm der US-Geschichte mit einem Umfang von 787 Milliarden Dollar (624 Milliarden Euro) unterzeichnet. Es war im wesentlichen von den demokratischen Mehrheiten im Kongress durchgesetzt worden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/obama…
      60 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:08:05
      Beitrag Nr. 997 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.071 von windei am 18.02.09 18:00:22Guten Abend windei,

      Das Interview zeigt reines Wunschdenken und völligen Realitätsverlust
      dieser hochbezahlten Finanzmanager.
      Dabei habe ich bis vor 3 Jahren mal sehr viel von Kaldemorgen gehalten.


      genau darum geht es hier in diesem Thread ja. Das Eingestellte lesen.... und in vielerlei Hinsicht macht sich die Ernüchterung breit! ;)
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:13:33
      Beitrag Nr. 998 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.062 von Metrik am 18.02.09 17:59:25 Aber die Headline suggerierte etwas ganz anderes mit der
      Aussage von "40 Prozent mehr Konkurse". Wo es dann gesamtwirtschaftlich nur 2,2 % waren.
      Und so etwas ist ein-deutig unlauter..!

      Das soll auch in der Schweiz vorkommen.... ;)

      Auch Dir einen schönen Abend.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:25:05
      Beitrag Nr. 999 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.164 von Maraho am 18.02.09 18:13:33Halt Maraho, wo willst Du hin?! Ich habe hier eine Schrift, die vor vielen Jahren verfaßt wurde!

      Das Wissen um unsere Zahlungssysteme war auch früher schon groß.
      Das dürfte EUCH ALLE interessieren!

      http://www.c3.hu/~bocs/korg/deutsch/material/mat-g-3.htm
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:27:52
      Beitrag Nr. 1.000 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.563 von Maraho am 16.02.09 19:55:00Betrifft den....

      Arbeitsmarkt

      Krise: Wie viele ihren Job verlieren werden
      von Heike Anger

      Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird in Deutschland viele Jobs kosten. Darüber sind sich Politiker, Wirtschaftsführer und Ökonomen einig. Doch wie drastisch der Arbeitsmarkt tatsächlich schrumpfen wird, darüber gehen die Prognosen deutlich auseinander.


      DÜSSELDORF. Die Bundesregierung präsentiert sich derzeit vergleichsweise optimistisch. Sie geht davon aus, dass in diesem Jahr durchschnittlich 250 000 Menschen mehr arbeitslos werden als im Jahr 2008. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, hält bei einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um vier Prozent auch 500 000 bis 700 000 Arbeitslose mehr für möglich. Pessimistisch zeigt sich das Kieler Institut für Weltwirtschaft und erwartet gar, dass die Zahl der Arbeitslosen am Ende des Jahres um rund 750 000 Personen höher liegen wird als ein Jahr zuvor. Doch welche Prognose ist nun realistisch?

      „Zunächst einmal sollte klar sein wovon die Rede ist“, sagt Hilmar Schneider, Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Sinnvoll sei nur der Vergleich von Jahresdurchschnitten, nicht der Vergleich von Jahresende mit Jahresanfang. Laut Schneider geht die pessimistischste Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute derzeit von einem Anstieg auf 3,7 Millionen Arbeitslose aus, die meisten liegen eher bei 3,5 Millionen. Das entspreche einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 300 000 bis 500 000. „Das ist schon ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass wir augenblicklich ja immer noch um fast 200 000 unter dem Wert des Vorjahresmonats liegen“, meint der Arbeitsmarktforscher. Dass der Anstieg noch stärker ausfällt als derzeit prognostiziert, kann sich Schneider deshalb nicht vorstellen.

      Wie sehr Einschätzungen danebenliegen können, zeigt unter anderem das Beispiel von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD). Vor gut einem Jahr blickte er zufrieden auf die Arbeitmarktdaten und verkündete, Deutschland werde weiter auf Wachstumskurs bleiben: „Trotz Bankenkrise und Nokia-Schließung können wir weiter zuversichtlich sein: Der Aufschwung am Arbeitsmarkt hält an. Es gibt einen robusten Aufwärtstrend.“

      Einer aktuellen Studie der Managementberatung Kienbaum zufolge will nun knapp ein Drittel der deutschen Unternehmen mit einem Stellenabbau auf die Wirtschaftskrise reagieren. Die Befragung unter 500 Unternehmen aller Größen und Branchen zur Personalkostenreduzierung ergab: Sachbearbeiter, Produktionsmitarbeiter und Hilfsarbeiter wären am stärksten von den Abbau-Plänen betroffen. Auch Führungskräfte kämen nicht ungeschoren davon. Nach Einschätzung von IZA-Experte Schneider trifft der Stellenabbau momentan vor allem die exportorientierten Branchen. Der Ökonom sieht Entlassungen jedoch weniger als branchenspezifisches Problem als als eine Frage des Arbeitsverhältnisses. Zeitarbeiter, Menschen mit befristeten Arbeitsverträgen und Selbständige sind demnach eher gefährdet als Arbeitnehmer mit unbefristetem Arbeitsvertrag. „Das heißt, die Risiken sind ungleich verteilt. Je besser die einen geschützt sind, desto gravierender sind die Folgen für die anderen“, sagt Schneider.
      Dass die staatlichen Konjunkturpakete ein starkes Ansteigen der Arbeitslosenzahl verhindern können, beurteilen Ökonomen indes skeptisch. Norbert Berthold, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, Experte für Sozialpolitik und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium beschreibt im ordnungspolitischen Blog „Wirtschaftliche Freiheit“ das Problem:

      „Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen. Die Politik weltweit hat sich entschieden, sie setzt mit ihren finanziellen Rettungsschirmen für bedrohte Branchen auf höhere Mauern. Damit kann sie aber weder den strukturellen Wandel verhindern, noch Unternehmen vor der Pleite retten und auch nicht den Verlust von Arbeitsplätzen in Branchen aufhalten, die ihre Zukunft längst hinter sich haben.“ Für diese Branchen gebe es allenfalls ein Leben nach dem Tod auf Kosten der Steuerzahler. Und das könne, wie etwa der Bergbau oder die Landwirtschaft hierzulande lehre, sehr kostspielig werden.

      IZA-Direktor Schneider hält vor allem die Abwrackprämie „für einen ziemlichen Unfug“. Es sei ja nicht so, dass wegen der Krise überhaupt keine Autos mehr gekauft würden. „Neun von zehn Wagen wären auch so gekauft worden, was bedeutet, dass im Extremfall zehn Neuwagenkäufe subventioniert werden, um einen zusätzlichen Neuwagenkauf auszulösen“, rechnet Schneider vor. Dieser eine zusätzliche Neuwagen koste den Steuerzahler folglich nicht 2 500 Euro, sondern de facto 25 000 Euro. Wenn man dann auch noch berücksichtige, dass nur ein Bruchteil in die Nachfrage nach Neuwagen aus deutscher Produktion fließe, komme „eine völlig unverhältnismäßige Summe“ zur Förderung eines zusätzlichen Neuwagens aus deutscher Produktion zusammen.

      Hinzu komme, dass damit einseitig eine bestimmte Bevölkerungsgruppe gefördert werde, nämlich die der Neuwagenkäufer. Das solcherlei Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket die Folgen der Wirtschaftskrise für den Arbeitsmarkt abfedern, glaubt Schneider nicht.
      Am meisten verspricht sich der Ökonom von der Weiterbildungsinitiative, insbesondere der Kopplung von Kurzarbeit an Weiterbildung.

      Der Politik empfiehlt Schneider, Kurs zu halten. Mit den Reformen in den Jahren 2003 bis 2005 sei der Arbeitsmarkt in eine gute Ausgangsposition gebracht worden, um auch Krisen wie die gegenwärtige zu meistern. „Wir brauchen jetzt keine Steuerleute, die hektisch am Ruder drehen und blindlings alle möglichen Knöpfe betätigen“, sagt Schneider und warnt vor einer Rückkehr zu den Fehlern der 80er Jahre, etwa der Subventionierung des Erwerbsausstiegs. „Wenn die Politik das jetzt nicht durchhält, laufen wir nicht nur Gefahr, das Erreichte wieder zu verspielen, sondern auch den nächsten Aufschwung zu verpassen“, ist Schneider überzeugt.

      Der bislang größte Anstieg der Arbeitslosigkeit in zwei aufeinander folgenden Jahren trat im Übrigen 1982 auf. Damals stieg die Zahl der Arbeitslosen in Westdeutschland um knapp 600 000. „So gesehen sind die derzeitigen Prognosen noch vergleichsweise harmlos“, meint IZA-Experte Schneider.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrich…
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