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    Am Sterbebett eines Systems - 500 Beiträge pro Seite (Seite 3)

    eröffnet am 21.01.09 17:19:56 von
    neuester Beitrag 21.01.14 17:41:49 von
    Beiträge: 43.781
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      schrieb am 18.02.09 18:28:52
      Beitrag Nr. 1.001 ()
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:34:02
      Beitrag Nr. 1.002 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.266 von Dorfrichter am 18.02.09 18:25:05 Halt Maraho, wo willst Du hin?!
      Diese Frage habe ich nicht verstanden. Kannst Du mir weiterhelfen?
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:35:21
      Beitrag Nr. 1.003 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.342 von Maraho am 18.02.09 18:34:02Lies mal, was ich da reingestellt haben.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:42:08
      Beitrag Nr. 1.004 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.687 von Maraho am 16.02.09 20:12:04In Bezug auf den Beitrag vom 16.02.09 (s.o.):

      Beliebtheit in der Krise
      Sarkozy will Milliardenhilfe für Arme

      In der Wirtschaftskrise leidet die Popularität von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Der hat nun Hilfsmaßnahmen von bis zu 2,6 Milliarden Euro für Arme und Arbeitslose vorgeschlagen.


      HB PARIS. Zum Auftakt eines Treffens mit Gewerkschaftern sprach er unter anderem von Steuererleichterung für Familien mit niedrigerem Einkommen und mehr Hilfe für Arbeitslose.

      In den vergangenen Wochen hat sich die Stimmung in der Bevölkerung massiv verschlechtert. Umfragen zufolge sind mehr als 60 Prozent der Bürger mit den bisherigen Konjunkturmaßnahmen unzufrieden. Im Überseegebiet Guadeloupe ist es gewaltsamen Protesten gekommen. Die Regierung will ein Übergreifen auf das Festland verhindern.

      Ende Januar hatten in ganz Frankreich 2,5 Millionen Menschen mit einem Generalstreik gegen Sarkozys Politik demonstriert. Die französischen Gewerkschaften planen für den 19. März den nächsten Streiktag. Sie fordern unter anderem eine Pauschalerhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes. Der Spielraum des Präsidenten ist durch den Widerstand der Unternehmer und Haushaltsrestriktionen allerdings begrenzt. Die Europäische Kommission leitete am Mittwoch ein Verfahren gegen Frankreich wegen Überziehens der Defizitgrenze ein.

      Die Krise hat sich auch auf Sarkozys Beliebtheit ausgewirkt. Nach einem Fernsehinterview vor zwei Wochen zu seiner Wirtschaftspolitik sanken seinen Werte schlagartig um elf Punkte auf 36 Prozent, der tiefste Wert seit seinem Wahlsieg 2007. Am Mittwochabend sollte er erneut im Fernsehen auftreten, diesmal allerdings in Form einer Ansprache statt eines Interviews.

      In der Nacht zum Mittwoch wurde auf Guadeloupe ein Gewerkschaftsvertreter von Demonstranten erschossen, mehrere Polizisten erlitten Verletzungen. Ein Generalstreik für höhere Löhne lähmt dort das gesellschaftliche Leben seit einem Monat. Auf anderen Überseegebieten ist es zu Protesten gekommen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/sarkozy-wi…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 18:44:02
      Beitrag Nr. 1.005 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.355 von Dorfrichter am 18.02.09 18:35:21Das werde ich mir ausdrucken und dann in Ruhe zu Gemüte führen.
      Danke Dir dafür!!!

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      schrieb am 18.02.09 19:02:59
      Beitrag Nr. 1.006 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.939 von Maraho am 17.02.09 18:48:41Hier noch etwas für Dich, windei.
      Diesmal aus der seriösen FTD.......

      Kolumne

      Erhard reicht nicht
      von Wolfgang Münchau

      Der neue Bundeswirtschaftsminister verbreitet unbegründeten Optimismus. Das ist schädlich.

      Wenn Menschen keine Ahnung von Wirtschaft haben, dann zitieren sie oft Ludwig Erhards berühmten Ausspruch, Wirtschaft sei zu 50 Prozent Psychologie. So tat es auch unser neuer Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, denn in seinem Ministerium ist es guter Ton, den Dicken mit der Zigarre zu zitieren.

      Erhards Aussage ist für sich genommen gar nicht mal so falsch, abgesehen von der numerischen Präzision (warum 50 Prozent und nicht 40 oder 60?). Es existiert ein respektables Gebiet der ökonomischen Forschung, das sich mit den psychologischen Aspekten der Wirtschaft beschäftigt und das die in der Ökonomie vorherrschende Annahme der Rationalität infrage stellt. Auch John Maynard Keynes sprach von den berühmten "Animal Spirits", für die es weder eine gute deutsche Übersetzung gibt noch eine rationale Erklärung.

      Nur sollte man Erhards Satz nicht aus dem Zusammenhang reißen. Der Aufschwung kommt nicht dadurch, dass man Erhard zitiert oder von Psychologie redet. Der Aufschwung wird auch nicht deswegen kommen, weil man ihn voraussagt, sondern nur wenn Menschen einen konkreten Anlass dafür sehen. Der Trick besteht darin, die Menschen dazu zu bekommen, ihre Erwartungshaltungen zu verändern. Das ist harte Arbeit.

      Unberechenbarer Export

      Dass das Rettungspaket der Regierung ab dem dritten Quartal anfängt, seine Wirkung zu zeigen, ist wahrscheinlich. Aber warum dieses Paket eine Trendwende einläuten soll, ist den meisten Menschen überhaupt nicht klar. Zum einen ist die Größe des Pakets immer noch klein, gemessen an der Stärke des Abschwungs. Darüber hinaus ist diese Krise keine deutsche, sondern eine globale. Woher weiß unser Wirtschaftsminister, dass die für unsere Konjunktur so wichtigen Exporte dann wieder ansteigen?

      Auf das Jahr hochgerechnet ist Deutschlands Wirtschaft im vierten Quartal 2008 um fast neun Prozent geschrumpft. Das ist eine unglaubliche Zäsur. Man hat nicht so richtig den Eindruck, dass Freiherr zu Guttenberg sich über den Ernst der Lage klar ist. Es ist völlig verständlich, dass sich ein fachfremder Wirtschaftsminister erst einarbeiten muss. Es ist aber überhaupt nicht verständlich, wenn der Minister schon am ersten Arbeitstag seine offensichtliche Inkompetenz zur Schau trägt und vom Aufschwung quasselt.

      Die Menschen im Lande wissen, dass die Bundesregierung diese Krise zu jedem Zeitpunkt unterschätzt hat. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und der darauffolgenden globalen Finanzkrise sollte es klar gewesen sein, dass jetzt ein starker Abschwung bevorsteht. Das erste Konjunkturpaket im Oktober war angesichts der schon damals sich abzeichnenden Bedrohung ein Witz.

      Das mit heißer Nadel gestrickte Bankenpaket enthält handwerkliche Fehler. Vor allem vermeidet es die notwendige Umstrukturierung des Sektors. Mit dem zweiten Konjunkturpaket hat sich die Regierung sehr viel Zeit gelassen. Auch wenn die Größenordnung jetzt ein wenig realistischer ist, so ist das Paket zu wenig effektiv, weil es die europäische Koordination auslässt. Wenn jetzt der Wirtschaftsminister gute Laune verbreiten will unter dem Vorwand, man habe schließlich das Problem gelöst, dann wird einem angst und bange. Und wenn die Wirtschaft tatsächlich aus 50 Prozent Psychologie besteht, dann ist es gar nicht gut, wenn einem angst und bange wird.

      Mich erinnert die Situation an einen Dialog im Action-Thriller "Speed". Dort antwortet Keanu Reeves auf die Frage, was einen Personenaufzug beim Absturz aus dem 30. Stock noch aufhalten könnte: "Der Boden."

      Natürlich wird die Konjunktur auch ohne den Staat irgendwann einmal landen. Irgendwann hört jeder ökonomische Teufelskreis auf. Das Problem ist nur, dass die Wirtschaft bis dahin eventuell um 10, 20 oder 30 Prozent geschrumpft ist. Keiner weiß es. Und genau deswegen wäre es gut, auch aus Gründen der Psychologie, wenn uns der Wirtschaftsminister signalisieren würde, dass er auf eine derartige Katastrophe vorbereitet ist.

      Besser wäre es, wenn sich Guttenberg mit dieser sehr komplizierten Materie ein wenig auseinandersetzte. Und das Beste, was er jetzt tun kann, ist, das Gespräch mit Fachleuten im In- und Ausland zu suchen. Er sollte nicht nur mit anderen Wirtschaftsministern, sondern auch mit führenden Ökonomen reden. Er wird dabei sehr unterschiedliche Einschätzungen hören, und er wird nicht alles verstehen, was man ihm sagt. Daher sollte Guttenberg zunächst einen offenen Geist bewahren und sich erst später ein Urteil bilden. Dabei wird er feststellen, dass es jenseits der hierzulande so beliebten ordnungspolitischen Grundsatzstandpunkte auch für einen Marktliberalen Gründe geben könnte, eine Bank zu verstaatlichen.

      Die unverstandene Krise

      Vor allem aber sollte er vermeiden, Erhard überzustrapazieren. Während Erhards Zeit in Wirtschaftsministerium und Kanzleramt gab es keine Rezession und keine Finanzkrise. Es waren nicht nur goldene Zeiten für Deutschland, sondern für die gesamte Weltwirtschaft.

      Wir wissen nicht, wie gut sich Erhard in den instabilen 70er-Jahren geschlagen hätte, als die Wechselkurse freigegeben wurden und als die Ölkrise ausbrach. Als während der 30er-Jahre die Große Depression wütete, glaubte der damals noch junge Wirtschaftswissenschaftler Erhard, die Ursache liege in den Kartellen, nicht etwa in der Geld- oder Fiskalpolitik oder beim Goldstandard. Erhard hätte damals möglicherweise die gleichen Fehler begangen wie Kanzler Brüning oder US-Präsident Hoover.

      Angesichts unserer heutigen Erkenntnisse ist es sehr leicht, die Politiker und Wirtschaftswissenschaftler vergangener Zeiten zu kritisieren. Dabei verstehen auch wir unsere heutige Krise möglicherweise weniger, als wir denken.

      Mit Peer Steinbrück haben wir schon einen Bundesfinanzminister, der sich selbst stets über- und die Krise unterschätzt. Mit Freiherr zu Guttenberg scheint für den Wirtschaftsminister nun genau das Gleiche zu gelten.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Wolfgan…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:12:07
      Beitrag Nr. 1.007 ()
      Was man hier bei Wallstreet-Online für interessante Threads findet, ist schon erstaunlich wie man das früher sah...
      Beispiel: Staatsbankrott

      http://www.wallstreet-online.de/diskussion/637696-1-10/auf-d…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:27:00
      Beitrag Nr. 1.008 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.638 von Dorfrichter am 18.02.09 19:12:07Das ist wohl war. Aber auch in der Gegenwart kommt bei solchen Themen leider immer noch das Totschlagargument "Verschwörungstheorie".

      Die Mehrheit der Leute hat große Probleme damit, verstehen zu wollen, daß es halt mal richtig knallen muß .

      Irgendwie aber auch verständlich.

      Ich habe Dich bzw. Deine Frage von vorhin übrigens verstanden.
      Auf dem Weg bleiben...
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:35:08
      Beitrag Nr. 1.009 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.776 von Maraho am 18.02.09 19:27:00Man sollte bei diesem Thema aber dennoch unterscheiden, denn es gibt tatsächlich hier zuhauf "Verschwörungstheorien" und Mißinterpretationen, siehe den alten Threadlink.

      Im Großen und Ganzen könnte man sagen:

      Es ist wie bei einem Monopoly-Spiel. Irgendwann endet es und man muß wieder ganz von vorne anfangen. Und jetzt ist es halt in der nächsten Zukunft so weit.

      Politisch einfärben sollte man das Thema dennoch nicht, denn ich denke, es wäre so oder so gekommen, alleine durch die rasante Verschuldungsquote.

      Wir brauchen jedoch künftig dringendst Banken unter staatlicher Kontrolle, auch wenn wir wider Erwarten da rauskommen sollten.

      Noch besser wäre ein internationales staatliches Bankenwesen und viele verschiedene Währungen.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:35:20
      Beitrag Nr. 1.010 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.492.016 von Maraho am 02.02.09 05:20:29Betrifft...

      Soziale Proteste
      Bewegungen erwarten heißen Frühling

      Soziale Gruppen erwarten bei Demonstrationen gegen Weltfinanzgipfel mehrere 10.000 TeilnehmerInnen.
      VON ANNA CORVES


      BERLIN taz Gewerkschaften, Initiativen und soziale Gruppen rechnen mit großen Demonstrationen gegen den Weltfinanzgipfel in London. Bei einem Aktionstag am 28. März rechne man mit mehreren 10.000 Protestierenden in Berlin und Frankfurt am Main, sagte Bernd Riexinger, Geschäftsführer des Ver.di-Bezirks Stuttgart, am Mittwoch. "Wir haben recht kurzfristig mobilisiert, aber es gibt eine breite gesellschaftliche Bewegung."

      Zu dem weltweiten Aktionstag ruft das Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise!" am 28. März auf, das Treffen der Regierungschefs der 20 größten Industrienationen findet am 2. April in London statt.

      Zu dem Mobilisierungsbündnis gehören Gewerkschaftsvertreter, Attac, die Partei Die Linke sowie entwicklungspolitische und antikapitalistische Gruppen. Sie haben sich auf einen Aufruf geeinigt, den Alexis Passadakis von Attac als "kleinsten gemeinsamen Nenner" bezeichnet. Darin fordert das Bündnis etwa Investitionen in Bildung, Umwelt- und Klimaschutz, die Regulierung des Finanzsystems und einen "sozialen Schutzschirm" für die Bürger.

      Vom Weltfinanzgipfel seien keine Lösungen der Wirtschaftskrise zu erwarten, begründete Passadakis den Protest. "Die G 20 betreiben ,business as usual'. Es wird mehr Transparenz versprochen, aber tatsächlich werden die Probleme nicht angegangen."

      Damit steht Protestierern ein stressiger Frühling bevor: Die alljährlichen 1.-Mai-Demonstrationen stehen an, am 16. Mai folgen bundesweite Demonstrationen des Europäischen und Deutschen Gewerkschaftsbundes. Mitte Juni sind bundesweite Bildungsstreiks geplant. Vor allem eine Veranstaltung könnte dem Anti-G-20-Protest Energie entziehen: Für den 3. und 4. April sind Aktionen in Baden-Baden und Straßburg geplant, die sich gegen die 60.-Jubiläums-Feierlichkeiten der Nato richten.

      Machen sich beide Protesttermine Anfang April die Teilnehmer streitig? "Wir hoffen, dass wir die Kräfte gegen Krieg und gegen Krise zusammenführen können", sagte Christina Kaindl von der Gruppe Soziale Kämpfe. In der Tat habe es die längste Diskussion im Bündnis über den Termin der Proteste gegeben, bestätigte Riexinger. "Es gibt da eine absolute Nähe zwischen den beiden Protestaktionen Anfang April. Aber es wäre unglaubwürdig gewesen zu sagen: ,Wir fahren alle nach Straßburg und setzen noch die Finanzkrise auf die Antikriegsthematik drauf.'"

      Insgesamt sei bei der Mobilisierung schwierig gewesen, dass es im derzeitigen "freien ökonomischen Fall" so schnell abwärtsgehe, sagte Michael Schlecht vom Bundesvorstand der Partei Die Linke.
      "Viele Auswirkungen der Wirtschaftskrise kommen bei den Menschen unterschiedlich und zeitversetzt an. Manche kriegen noch gar nichts mit, andere hat es schon voll erwischt."


      Letztendlich wird eines über den Erfolg des 28. März entscheiden. Ver.di-Mann Riexinger: "Alles wird davon abhängen, wie viele Menschen auf die Straße gehen. Und in wie vielen Köpfen noch die Illusion herrscht: ,Die Krise wird einfach an mir vorüberziehen.'"

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/dossiers/dossier-finanzkrise/a…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:37:04
      Beitrag Nr. 1.011 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.833 von Dorfrichter am 18.02.09 19:35:08Absolut korrekt.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:47:00
      Beitrag Nr. 1.012 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.554.382 von Maraho am 11.02.09 07:07:08Einfach mal lesen....

      Die Wurzeln der Krise
      Der Kapitalismus ruiniert sich selbst

      Von wegen Sozialismus! Nicht die Vermögen, die Schulden der Banken werden sozialisiert. Der Staat pumpt Steuergelder von morgen in ein kaputtes System. Das ist die eigentliche Krise. VON FRIEDRICH KROTZ


      "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten. Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?"

      So schreiben Friedrich Engels und der neuerdings wieder viel zitierte Karl Marx im Vorwort zum "Kommunistischen Manifest" über das Gespenst ihrer Zeit, den Zusammenschluss der Arbeiter, dessen Erfolg er sich erhoffte. Das Gespenst von heute ist die sogenannte Finanzkrise.

      Im Gegensatz zu Marx Gespenst von damals ängstigt es vor allem die Arbeiter und Angestellten, und erst recht die, die am Rande der Gesellschaft leben, hier oder in der Dritten Welt. Denn ihnen droht, so heißt es, Arbeitslosigkeit, Konsumverzicht und das Ende jeder Gesundheits- und Sozialpolitik. Auch wenn die Medien beharrlich über die Folgen schweigen - den Steuerzahlern dämmert allmählich, dass sie auf Jahrzehnte hinaus die unglaublichen Gelder werden abtragen müssen, die der Staat in das marode Bankensystem pumpt. Längst nicht so sehr ängstigt die Krise die Kapitalisten und Couponschneider, die Heuschrecken und Finanzierungsgenies, obwohl doch sie es waren, die zahlreiche Volkswirtschaften in den Ruin getrieben haben. Die die hart erarbeiteten Überschüsse der Völker der Welt in sinnlosen Spekulationen verbrannt und in irrwitzige Boni für sich selbst verwandelt haben. Das Übernachten unter der Brücke, die Teilnahme an einer Fernsehshow "Wie überlebe ich als Obdachloser in der Großstadt" ist für sie nicht vorgesehen.

      Das Verstörende an dieser Krise ist, dass sie bisher vor allem an den riesigen Geldbeträgen erkennbar wird, über die die Regierungen ganz plötzlich zu verfügen meinen und die die Krise eigentlich eindämmen sollen. Niemand weiß, was genau die Bedrohung ist, und erst recht nicht, welche Dimension und welches Ausmaß sie hat - eine tragfähige Analyse gibt es ebenso wenig wie eine begründete Strategie. Ist die Krise vielleicht vor allem ein Alibi dafür, Leute zu entlassen, Lohnforderungen abzublocken und Fehlspekulationen mit Steuergeldern auszugleichen? Sind vielleicht gar die gigantischen Rettungsmaßnahmen selbst die eigentliche Krise? Die Finanzberater empfehlen jedenfalls bereits wieder, Aktien und insbesondere Bankaktien zu kaufen, und auch das Karussell der Leerverkäufe hat wieder eingesetzt - das ideale Mittel, um aus den Verlusten anderer Kapital zu schlagen.

      Die Krise soll entstanden sein, weil Grundstückskäufer ihre Schulden nicht bezahlen konnten. Warum aber, so eine der Fragen, über die Medien und Regierung hinweggehen, warum werden dann die Banken mit Geld gefüttert und nicht die Familien und Haushalte, die ihre Kreditzinsen nicht mehr bezahlen können? Dann bekäme das Banksystem Geld, und zugleich würden Eltern und Kinder nicht aus ihren Häusern gejagt.

      Vermutlich würde dann allerdings deutlich werden, dass die sogenannten faulen Kredite nicht mehr als ein kleiner Auslöser der Krise waren. Es waren ja auch nicht die Kunden von Ratiopharm, die die Merckle-Gruppe in die Schieflage gebracht haben. Es waren vielmehr die gigantischen Spekulationen mit VW-Aktien, für die Merckle bezahlen musste und an denen vor allem Porsche verdient hat. Die Krise, wenn es denn eine ist, ist das Resultat von Spekulation und Gier, von Gewinnsucht und Maßlosigkeit, von überzogenen Marketingmaßnahmen und Überredung, von Betrug und Kasinokapitalismus. Wenn es eine Krise ist, dann war es vielleicht zunächst eine der Banken, jetzt ist es eine des Kapitalismus.

      Denn wenn die Banken jetzt kein Geld mehr verleihen, obwohl sie könnten, ist das das Ergebnis eines Lernprozesses. Sie haben verstanden: Wenn im Kapitalismus jemand freundlich zu dir ist, pass auf deine Brieftasche auf. Die Ostdeutschen mussten diese bittere Lektion nach der deutsch-deutschen Vereinigung lernen. Wer dir einen Kredit anbietet, will vor allem deine Zinsen, auch wenn du bankrottgehst. Wer dir Wertpapiere verkauft, legt dich rein, selbst wenn das von Bank zu Bank stattfindet. Vertrauenskrise? Nein. Die Angst vor dem andern ist im konsequenten Kapitalismus angelegt, und sie ist jetzt in seinem Zentrum, dem Bankensystem, angekommen. Das Misstrauen der Banken gegen ihre Kunden und das Misstrauen der Kunden gegen die Banken ist ein strukturell begründetes Misstrauen aller gegen alle, auch gegen die gültigen Gesetze und Regeln. Deswegen ist die Krise eine Krise des Kapitalismus.

      Dieses Misstrauen kann der Staat mit noch so vielen Milliarden nicht beseitigen. Dass er es versucht, wirft allerdings weitere Fragen auf. Deutschland hat ein funktionierendes staatliches Bankensystem. Es besteht flächendeckend und auf allen Ebenen aus kommunalen Sparkassen, staatlichen Landesbanken, der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Wenn es darum ginge, die "freie Wirtschaft" mit Krediten zu versorgen, wäre dies darüber gut zu organisieren. Die staatlichen Banken müssten natürlich viel besser kontrolliert werden als bisher - vielleicht nicht von Politikern, sondern von Sparkunden. Warum muss der Staat dann die Privatbanken retten? Warum sollen die, die den Markt immer vergöttert haben, jetzt nicht mit diesem Markt glücklich untergehen dürfen?

      Statt die Steuermittel gezielt und sinnvoll einzusetzen, transferiert die Regierung lieber die Steuern der nächsten Generationen in das marode private Bankensystem von heute. Im Namen der Marktwirtschaft wird so die Marktwirtschaft ruiniert. Statt der Vermögen der Banker werden die Verluste der Banken verstaatlicht und dadurch erst sozialisiert und den Steuerzahlern aufgebürdet. Dafür wird der Staat dann auch noch kritisiert. Nicht weil er kein Geld mehr haben wird für Umwelt, Infrastruktur, soziale Gerechtigkeit oder Bildung, sondern dafür, dass er für sein Geld ein wenig Kontrolle will und die aberwitzigen Gehälter zu begrenzen versucht. Aus Sicht der Wirtschaft: unverschämt und undankbar.

      Das machen uns Tag für Tag die Medien klar. Sie berichten, was Bundeskanzlerin Merkel den Chefredakteuren und Verlagsdirektoren schon bei einem eigens einberufenen Treffen im vergangenen Oktober vorgesagt hat. Sie halten die Bürger bei Laune, auf dass diese stillhalten. Wie viel Geld bereits in die Banken gepumpt wurde, wie viele Milliarden Bürgschaftszusagen vergeben wurden (und wie viele Hartz-IV-Monats"löhne" das sind), das steht auch nicht in der Zeitung. Die Süddeutsche (vom 15. 1.) beispielsweise versteckt die Mitteilung, dass die Hypo Real Estate zum vierten Mal in vier Monaten Milliarden Bargeld und Bürgschaften braucht, unter der Überschrift "Wenn Steinbrück an die Tür klopft". Sorgen macht man sich hier nur um die Frage, ob der Staat nicht zu mächtig wird. Gewiss, eine wichtige Frage, aber wohl kaum die derzeit wichtigste. Während die Banker die Staatsknete abzocken, wird die Diskussion über den Missbrauch wirtschaftlicher Macht zu einer Diskussion darüber, ob der Staat denn nun Schulden machen darf oder nicht - unabhängig davon, wofür er sie macht.

      Was also ist die Krise? Das Bankensystem hat sich selbst ruiniert, aber nicht weil es die Regeln des Kapitalismus verletzt hat, sondern weil es sie konsequent befolgt hat: Ziel war und ist nichts als Gewinn, soziale Verantwortung oder Ethik hin oder her. Ebenso wie der Staatssozialismus an sich selbst erstickt ist, haben sich die Banken damit in einem Meer von Geld selbst ertränkt und sich gegenseitig in die Pleite getrieben. Im Unterschied zum Staatssozialismus haben die Banken aber einen Weg gefunden, das Ende des Kapitalismus noch einmal in ein neues Aufblühen zu verwandeln. Denn zusammen mit den Medien sorgen sie dafür, dass sich die Struktur des Wirtschaftssystems nicht ändert, aber der Staat die Kosten trägt. Wie lange? Bis auch er pleite ist.

      Damit fügt sich die derzeitige Bankenkrise aber in eine ganz andere Entwicklung ein. In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil aus Vermögen und Unternehmertätigkeit am Bruttosozialprodukt kontinuierlich gestiegen, in der Bundesrepublik wie im Rest der Welt. Der entfesselte Kapitalismus hat getan, wofür er da ist, nämlich die Kapitalrenditen immer stärker in die Höhe getrieben und so die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter geöffnet. Der Anteil der Kapitalerträge am Volkseinkommen kann aber rein logisch nicht immer weiter wachsen: Wenn das, was Arbeiter und Angestellte vom Bruttosozialprodukt bekommen, zum Leben immer größerer Teile der Bevölkerung und zur Legitimation nicht mehr ausreicht, dann können die Gewinne nur noch zunehmen, wenn der Staat seine Steuergelder an die Banken und Unternehmen transferiert. Genau das erzwingt und legitimiert die derzeitige "Vertrauenskrise".

      Erhalt der Arbeitsplätze und der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt, das waren und sind die Argumente, warum Lohnforderungen nicht erfüllt und Arbeitsschutzregeln abgebaut werden. Jetzt sind es auch Argumente, warum der Staat die Schulden der Banken übernehmen muss. Von der Auto- bis zur Pornoindustrie, von den Herstellern von Armaturen bis hin zu denen von Spielzeugeisenbahnen fordern alle unter heftigen Drohungen Unterstützung. Peinlich, dass die deutschen Banken diese Gelder bevorzugt dazu verwenden, um andere Banken zu kaufen: die Deutsche die Postbank, die Commerzbank die Dresdner. Peinlich, dass die HSH-Nordbank ihren privaten Eigentümern Renditen ausschüttet, nachdem sie Staatshilfen erhalten hat. Peinlich, dass die Boni für Mitarbeiter einklagbar sind, selbst wenn die Bank pleitegeht. Insgesamt wird die Krise so aber zu einer Rettung der Renditen, zur Reparatur der Krise des Kapitalismus.

      Ein Gespenst geht um in Europa und in der Welt - das Gespenst einer Banken- und Finanzkrise ungeheuren Ausmaßes. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd auf dieses Gespenst verbündet - der Papst und die Zaren in Moskau, Merkel und Sarkozy, französische Radikale und deutsche Ordnungshüter, und auch die Herrscher in den asiatischen Ländern äußern Besorgnis darüber, was mit ihren Billionen Dollar wohl geschehen wird. Alle sind sich einig, dass dieses Gespenst unerbittlich bekämpft werden muss und dass alle Bürgerinnen und Bürger, vom reichen Banker bis hin zur letzten Putzfrau, dafür unvorstellbare Opfer zu bringen haben.

      Jene allerdings, die dieses Gespenst erst geschaffen haben, kooperieren jetzt mit ihm, die Aktienbesitzer und Banker, die Spekulanten und Vorstände. Sie verdienen bereits wieder an Spekulationen und billig erworbenen Aktien. Sie wissen, dass ihre Zukunft gesichert ist. Denn sie haben mit ihrer Pleite am Ende einer grandiosen Abzocke das erreicht, was Kapitalisten bei Strafe ihres Untergangs erreichen müssen: Sie haben großartige Renditen erzielt und überlassen jetzt dem Staat ihre Schulden, verlangen dafür aber nach wie vor Zinsen - ein Kapitalismus ohne Kapital, der von den Zinsen vergangener Geschäfte lebt.

      Die normalen Bankkunden, Bürgerinnen und Bürger, also jene, die die Zeche zahlen müssen, sie bleiben - einmal mehr - geduldig. Politiker, Banker und Medien gemeinsam appellieren an ihr Verantwortungsbewusstsein: "Wir haben euer Wirtschaftssystem ruiniert, und jetzt wollen wir noch die zukünftigen Generationen darauf verpflichten, jahrzehntelang Schulden dafür abzubezahlen. So lange haltet bitte noch still, bis wir das gesichert haben."

      Die Banken und Spekulanten wissen, was sie wollen. Die Bundesregierung modifiziert ihr neoliberales Denken nur wenig und zielt auf geringfügige, aber teure Reparaturen, bedient ihre Klientel und verbeugt sich vor der Lobby. Eine umfassende Analyse nimmt sie ebenso wenig vor wie das Entwickeln einer haltbaren Strategie. Auch die Zivilgesellschaft schweigt bisher, um Orientierung bemüht in einer unübersichtlichen Lage. Noch haben auch die Bürger, zumindest in Deutschland, Vertrauen und glauben den Versprechen der Ackermänner, obwohl sich deren Ansagen immer wieder als falsche Zusagen oder Prahlerei entlarven.

      Es wird Zeit, dass wir nicht mehr nur von den Regierungen in anderen Ländern erfahren, sondern auch davon, wie die Völker in diesen anderen Ländern auf die Krise reagieren: dass die irischen Banken anderen Unternehmen im Ausland Geld in der Größenordnung des Zehnfachen des Bruttosozialprodukts schulden - und dass das mit Abzahlen in Jahrzehnten nicht zu reparieren ist; dass Ursache der Unruhen in Griechenland nicht nur eine versteinerte Politik, sondern auch eine unverantwortliche "freie" Wirtschaft sind; dass die Isländer immerhin ihre Bankrotteursregierung davongejagt haben; dass sich in Lettland, Russland und Großbritannien Formen politischen Widerstands regen, die nicht mehr auf die Einsichtsfähigkeit der etablierten Regierungen hoffen.

      Hier sollten die Medien ansetzen, indem sie von Alternativen berichten, statt wie zu Kaisers Zeiten Ruhe als erste Bürgerpflicht zu propagieren. Auch sie müssen sich entscheiden, ob sie ein Korrektiv gegen gierigen Kapitalismus und ängstliche Politik sein wollen oder nicht. Wir brauchen neue, an die Wurzeln gehende Ideen und Debatten, um unser Leben nicht länger durch entfremdete Arbeit bestimmen zu lassen. Nur wenn die Bevölkerung die Sache selbst in die Hand nimmt und der Regierung sagt, wie sie zu handeln hat, wird diese sich gegen die Lobbys durchsetzen und sich das Finanzsystem untertan machen können. Sonst wird das alles enden, wie Marx es vorausgesagt hat: Der Kapitalismus als eine Folge von Krisen, die immer existenzieller werden. Irgendwann dann auch für die Banker.

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/dossiers/dossier-finanzkrise…
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:52:51
      Beitrag Nr. 1.013 ()
      Hier mal etwas ohne Bezug, aber dennoch passend....

      Steuerausgaben

      Mangelnde Transparenz: Deutschland nicht besser als Sri Lanka
      Wolfgang Kerler (Washington)

      Schlechte Noten für die deutsche Haushaltspolitik: Wer als Bürger wissen will, was der Staat mit seinen Steuereinnahmen anstellt, wird in Deutschland nicht besser informiert als im Bürgerkriegsland Sri Lanka. Das ergab eine internationale Studie.

      Weiterführend (für alle, die es interessiert): http://www.wiwo.de/politik/mangelnde-transparenz-deutschla…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 19:59:11
      Beitrag Nr. 1.014 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.602.806 von Maraho am 18.02.09 14:10:32So langsam habe ich kein Verständnis mehr....

      18.50 Uhr: Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate erweist sich als Fass ohne Boden. Nach einem Bericht der "FAZ" (Donnerstag), sollen in den kommenden Wochen weitere Garantien von bis zu 20 Milliarden Euro nötig sein. Zudem mangele es an Eigenkapital. Bis Ende März müsse die Bank ihren Jahresabschluss vorlegen. In der Branche kursiere die Befürchtung, dass die HRE die Mindestquoten für das Eigenkapital aus eigener Kraft nicht mehr erfüllen kann und weitere zehn Milliarden Euro erforderlich sind. Seit Oktober wurden der Bank bereits 102 Milliarden Euro an Kapitalhilfen und staatlichen Garantien gewährt. Ohne diese müsste der Konzern Insolvenzantrag stellen.

      Quelle Krisenticker: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:07:20
      Beitrag Nr. 1.015 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.403 von Maraho am 18.02.09 18:42:08Ergänzend noch hierzu:

      Defizitverfahren
      gegen sechs Staaten


      Die EU-Kommission hat sechs Länder wegen ihrer hohen Haushaltsdefizite abgemahnt. Gegen Frankreich, Spanien, Irland, Griechenland, Lettland und Malta wurden Defizitverfahren eröffnet. Die Neuverschuldung der Länder habe im vergangenen Jahr bereits über der Referenzmarke von 3 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt gelegen und werde im laufenden Jahr noch weiter steigen, hieß es zur Begründung.

      Quelle: http://www.cicero.de/index.php
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:25:18
      Beitrag Nr. 1.016 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.336 von Maraho am 16.02.09 19:24:00Jetzt schreiben auch schon andere Blätter bzw. Portale darüber....

      18,2 Billionen Euro faule Vermögenswerte?

      Die europäischen Banken sitzen derzeit auf 16,3 Billionen Pfund (18,2(? WL) Billionen Euro) unverkäuflicher Wertpapiere, geht aus einem Papier der EU-Kommission hervor, auf das sich die britische Tageszeitung “Daily Telegraph” beruft. Demnach seien derzeit rund 44 Prozent aller Vermögenswerte der europäischen Banken “faul” oder unverkäuflich und könnten für das EU-weite Bankensystem ein “systemisches” Risiko bedeuteten. Die EU-Finanzminister sollen am Donnerstag bereits über das 17-seitige “streng geheime” Papier beraten haben.

      “Schätzungen über die gesamten zu erwartenden Abschreibungen lassen erwarten, dass die budgetären Kosten für die Finanzhilfen - derzeit und geplant - sehr groß sein könnten - sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zum BIP der Mitgliedsstaaten”, heißt es im EU-Dokument laut Zeitung. “Es ist essenziell, dass die Staatshilfen nicht in einer Größenordnung stattfinden, die Sorgen über eine Überschuldung oder Finanzierungsprobleme hervorrufen”, heißt es weiter.

      Das Papier sieht außerdem die Gefahr eines Subventionswettbewerbs unter den EU-Staaten, sollten die Mitgliedstaaten einander untergraben, indem sie die besonders gefährdeten Forderungen in sogenannten “Bad Banks” auslagern. Dies könnte den EU-Binnenmarkt unterminieren, schreibt die Zeitung. Als weitere Folge wird auch eine Explosion der Budgetdefizite befürchtet. So rechnet man etwa in Irland für 2010 mit einem Budgetdefizit von 12 Prozent, während die Haushaltsdefizite fast 10 Prozent betragen dürften. Bisher haben die EU-Staaten mit Garantien und Konjunkturpaketen im Ausmaß von 2,7 Billionen Euro ihren Volkswirtschaften unter die Arme geholfen.
      Quelle 1: Der Standard http://derstandard.at/druck/?id=1234507293204
      Quelle 2: Daily Telegraph http://www.telegraph.co.uk/finance/financetopics/financia…

      Hinweis unseres Lesers P.R.-S.: Der Daily Telgraph berichtete am 11.2.2009 von einem EU-internen Dokument, aus dem hervorgeht, dass europaweit mit etwa 16,2-trillion-bail-outs zu rechnen ist. Es fehlen in dem Artikel (mittlerweile) die Zahlen, offensichtlich durften diese nicht veröffentlicht werden.

      In den ersten Ausgaben stand am 11. Februar 2009 noch:

      The figures, contained in a secret European Commission paper, are startling. The dodgy financial packages are estimated to total £16.3 trillion in banks across the EU. The impaired assets may amount to an astonishing 44 per cent of EU bank balance sheets. It is a deep ditch the bankers, regulators and their friends in government have dug us into.

      In der “redigierten” Ausgabe ist jetzt nur noch folgendes zu lesen:

      Estimates of total expected asset write-downs suggest that the budgetary costs – actual and contingent - of asset relief could be very large both in absolute terms and relative to GDP in member states.

      Wenn man über die seitliche Leiste rechts weitersurft oder googelt “‘Toxic’ EU bank assets total £16.3 trillion” gibt es weitere Infos und Diskussionsbeiträge über die von Zauberhand verschwundene Zahl von 16,2 Trillionen (…)

      Anmerkung WL: Für solche Zahlen fehlt einem ohnehin das Vorstellungsvermögen, wenn sie aber nur näherungsweise zutreffen, dann kann einem nur schwarz vor Augen werden – oder mir kommen die Geldscheine meines Großvaters aus den frühen zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in den Sinn, deren Nullen man kaum noch zählen konnte, für die man sich aber, wie mir meine Großmutter sagte, kaum noch ein Brot kaufen konnte.

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3779#more-3779
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:31:23
      Beitrag Nr. 1.017 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.081 von Maraho am 18.02.09 18:01:52Neuester Stand:

      Obama: 275 Milliarden für Eigenheime

      US-Präsident Obama hat erklärt, seine Regierung wolle neun Millionen Eigenheimbesitzern helfen, die von Zwangsversteigerung bedroht sind.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/video/politik/obama-275-milliar…

      Diesen "Müll" kann man nicht mehr ernst nehmen!
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:38:40
      Beitrag Nr. 1.018 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.597.965 von kiska am 17.02.09 20:38:22Weiterführend in Bezug auf kiska´s Beitrag:

      Anlagebetrug

      Stanford fliegt auf
      von Rolf Benders

      Die USA stehen nach dem Madoff-Skandal offenbar vor einem weiteren Fall von massivem Anlegerbetrug. US-Behörden werfen dem texanischem Milliardär Allen Stanford Anlagebetrug vor und schließen drei seiner Finanzinstitute – um Investoren zu schützen und rasche Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicheru…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:46:18
      Beitrag Nr. 1.019 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.350 von Maraho am 18.02.09 20:31:23Jetzt hab´ ich es kapiert: Die amerikanische Regierung hilft Hausbesitzern mit 75 Milliarden Dollar und den Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac mit 200 Milliarden.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:53:29
      Beitrag Nr. 1.020 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.566 von Maraho am 18.02.09 19:02:59@Maraho,

      Ja, Ja Erhard. Hierzu vielleicht eine kleine Anmerkung:
      Der ehemals in Bochum lehrende Historiker Abelshauser beschreibt
      in einem seiner Bücher, dass Erhard eigentlich im Jahr 1950 zur Entlassung wegen Unfähigkeit angestanden habe. Die Situation: Hohe
      Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig hoher Inflation. Also das, was wir heute Stagflation nennen. Der Hohe Kommissar Mc Cloy habe Adenauer auf den Petersberg bei Bonn zitiert und Erhards Entlassung gefordert.
      Gleichzeitig forderte er die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien Bergbau und Stahlindustrie. Adenauer jedoch hat die Entlassung Erhards um viele Monate hinausgzögert. Bis dahin hatte der Korea- Krieg einen solchen Nachfragesog entfaltet, dass das sog. Wirtschaftswunder in Gang kam und Erhard zur Kultfigur dieses Wirtschaftswunders aufstieg!
      Was die Deutschen kollektiv aus ihrem Gedächtnis gestrichen haben, ist dass, die Initialzündung dafür ein mörderischer Krieg war, an dessen Ende die Teilung Koreas stand, die bis heute andauert. So ungerecht ist das Leben.
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:54:29
      Beitrag Nr. 1.021 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.931 von Maraho am 18.02.09 19:47:00So, noch dies, dann reicht es (mir auch!)....

      Währung
      Großbritannien wirft die Notenpresse an

      Die Führung der Bank von England will Staatsanleihen aufkaufen. Dafür wird die Notenpresse angeworfen. Die Briten schlagen damit einen ähnlichen Weg ein wie die US-Notenbank Fed oder die Zentralbank von Japan. Großbritannien pumpt deswegen Geld in den Markt, um die Finanzkrise in den Griff zu bekommen.

      Quelle und weiterführend: http://www.welt.de/finanzen/article3227671/Grossbritannien-…
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:58:56
      Beitrag Nr. 1.022 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.539 von windei am 18.02.09 20:53:29Danke für diesen kleinen Exkurs.
      Einer muß halt immer zahlen!
      Im übrigen, rückblickend wird vieles glorifiziert.

      Dir einen schönen Abend und eine gute Nacht.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 21:03:33
      Beitrag Nr. 1.023 ()
      Liebe Freundinnen und Freunde dieses Threads,
      ganz herzlichen Dank meinerseits an Euch für euer Durchhaltevermögen, euer Interesse und euer Engagement.

      Einen schönen (Rest-)Abend bzw. eine gute Nacht wünscht
      Maraho

      P.S.: Schlaft gut!
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 22:49:27
      Beitrag Nr. 1.024 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.548 von Maraho am 18.02.09 20:54:29"Bank von England will Staatsanleihen aufkaufen"

      Das ist für alle die beste Lösung: Jedes Land muß den Dreck behalten, den es produziert, auch wenn es daran zugrunde gehen wird. Und je mehr von ihrem Dreck die verantwortlichen Notenbanken selbst aufkaufen, desto zunehmend geringer wird die Nachfrage aus dem Ausland für die kaufkraftbefreiten Papiere ausfallen.

      :)
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 22:58:59
      Beitrag Nr. 1.025 ()


      Avatar
      schrieb am 19.02.09 05:13:33
      Beitrag Nr. 1.026 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.602.693 von Maraho am 18.02.09 13:57:25Guten Morgen zusammen,

      ich wünsche euch zuerst einmal einen erfolgreichen Tag.
      Möge euch alles gelingen!

      Hier nun eine Meldung, Opel betreffend.
      Ich für meinen Teil denke, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
      Die Zeit wird es zeigen....

      Opel-Mitarbeiter können Hoffnung schöpfen

      Detroit (dpa) - Die rund 25 000 Opel-Mitarbeiter in Deutschland können neue Hoffnung schöpfen. General Motors hat bislang keine Pläne, Opel-Standorte in Deutschland dicht zu machen. Das sagte NRW- Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in Detroit nach einem Gespräch mit GM-Chef Rick Wagoner. Opel Europe werde nach dem Willen der GM-Spitze in den kommenden Wochen einen Sanierungsplan ausarbeiten. Zugleich zeigt sich GM-Chef Wagoner auch immer offener für eine schrittweise Herauslösung Opels aus dem ums Überleben kämpfenden GM-Konzern.

      © Die Welt
      erschienen am 19.02.2009 um 04:46 Uhr
      227 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 05:35:33
      Beitrag Nr. 1.027 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.292 von Maraho am 18.02.09 18:27:52Eigentlich sinn-entleert, das ganze....
      Zumal bei der Produktion von Neuwagen wieder eine Menge Resourcen draufgehen und auch die Umwelt dadurch belastet wird....

      Für die Presse viel zu schade?
      Dank Abwrackprämie: Trubel auf dem Autofriedhof

      Auf dem Hof von Stefanie Wolter sind sie alle vereint: Deutsche und Franzosen, Italiener und Japaner, selbst ein Amerikaner und ein Engländer sind dabei - friedlich, still, kaputt. Doch auf Wolters Betrieb, einer der größten Autoverwerter in Nordhessen, geht es derzeit lebhaft zu ...
      Quelle: http://www.handelsblatt.com/technologie/technik/dank-abwra…


      Für alle, die es interessiert, hier ein Link....

      Wie ressourceneffizient ist die Autoproduktion? Hersteller im Vergleich
      .... Im Zentrum der Debatte stehen jedoch nur die Verbrauchswerte und CO2-Emissionen der Autos. Die ebenfalls signifikanten Umweltbelastungen durch die Automobilfabriken bleiben bisher außen vor.
      http://idw-online.de/pages/de/news252578
      26 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 05:39:33
      Beitrag Nr. 1.028 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.498 von Groupier am 18.02.09 22:58:59Danke Dir für die "Nachtschicht"! Eigentlich immer ein guter Abschluß, Deine eingestellten Karikaturen.

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 05:53:03
      Beitrag Nr. 1.029 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.603.753 von Triakel am 18.02.09 15:44:16Ergänzend zu Triakels Beitrag:


      Strukturbruch

      Dossier: USA als Industriestaat am Ende
      von Ulrike Heike Müller und Stefanie Marie Scholz (Berlin)

      Die aktuelle Krise hat den strukturellen Einbruch der Industrie in den USA dramatisch beschleunigt. Erstmals arbeiten nach jüngsten Statistiken weniger US-Amerikaner in der Industrie als 1950.


      "Die US-Wirtschaft steckt in einer Phase der Deindustrialisierung", sagte David Milleker, Chefvolkswirt von Union Investment. Der US-Experte führt den Rückgang unter anderem darauf zurück, dass viele amerikanische Produkte international nicht mehr wettbewerbsfähig seien.

      Betroffen sind speziell die Autobauer, die nach Einschätzung von Experten jahrelang auf zu große, benzinfressende Fahrzeuge gesetzt haben. Großkonzerne wie General Motors bettelten nun mehrfach um neue Staatshilfen, um die aktuelle Rezession zu überstehen.

      Traditionell hat der Industriesektor in der weltgrößten Volkswirtschaft eine geringere Bedeutung als in den meisten Industriestaaten. Einzige Ausnahme ist Deutschland; hier hat der Sektor in den vergangenen Jahren zugelegt. Dennoch ist der Niedergang der US-Industrie in den vergangenen Jahrzehnten massiv.

      Lag der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wirtschaftsleistung im Jahr 1947 noch bei mehr als einem Viertel, waren es im Jahr 2007 weniger als zwölf Prozent. "In den USA, wo die Inlandsnachfrage am meisten zur Wertschöpfung beiträgt und relativ wenig über die Exporte läuft, gewinnt der Servicesektor natürlich an Bedeutung", sagte Milleker.

      Die aktuelle Flaute - sie hat die US-Wirtschaft in die tiefste Rezession seit Jahrzehnten gestürzt - verschärft die Talfahrt der Industrie noch. Während der Anteil der Industriejobs an der gesamten Beschäftigung im Jahr 1950 noch bei fast einem Drittel gelegen hatte, sank er im Januar erstmals unter zehn Prozent.

      Und Ökonomen sagen voraus, der Sektor werde weiter Jobs abbauen und an volkswirtschaftlicher Bedeutung verlieren. Wie schlecht es dem Sektor geht, verdeutlichen auch die Zahlen zur Industrieproduktion. Die Firmen stellten im Januar 1,8 Prozent weniger her als im Vormonat. Im Dezember hatte das Minus 2,4 Prozent betragen. Damit schrumpft die Industrie mit Ausnahme eines Monats seit August 2008.

      Angesichts der sinkenden Nachfrage nach Waren "made in USA" setzen die Firmen des verarbeitenden Gewerbes immer mehr Mitarbeiter auf die Straße. Allein von Dezember bis Januar gingen bei ihnen nach Angaben der Regierung fast 320.000 Jobs verloren. Besonders hart traf es die Mitarbeiter in der Industrie. Allein dort strichen die Unternehmen 207.000 Stellen.

      Anders als in Europa zählen die Statistiker in den Vereinigten Staaten den Bausektor nicht zur Industrie. Wäre dies der Fall, würde der Jobabbau des industriellen Sektors noch stärker ins Gewicht fallen. Unterm Strich bauen zwar auch die Dienstleister kräftig Stellen ab. In diesem Bereich gibt es aber trotz Rezession sogar noch Branchen, die neue Mitarbeiter einstellen: Im Bildungs- und Gesundheitswesen waren im Januar 54.000 Mitarbeiter mehr beschäftigt als im Dezember. Auch die Regierung stellte neue Leute ein. Ein Blick auf die Quartalszahlen bestätigt den Trend: Im dritten Quartal beschäftigte der gesamte Sektor 71.300 Mitarbeiter mehr als im dritten Quartal.

      "Ich halte es für übertrieben, von einer völligen Deindustrialisierung der USA zu sprechen", sagte Bernd Weidensteiner, US-Experte bei der Commerzbank. Zwar verlagerten Unternehmen die Herstellung einfacher Waren häufig ins Ausland. "Doch in den Hightechbereichen ist die US-Industrie immer noch wettbewerbsfähig", betonte er. Zudem gliederten Firmen Abteilungen aus. Diese zählen dann oft statistisch nicht mehr zur Industrie. Ökonomen betonen, die Fortschritte in Wissenschaft und Technik führten natürlich dazu, dass die Industrie mit immer weniger Mitarbeitern auskommt. Gleichzeitig sei die Produktivität der US-Industrie wie in jedem anderen Land deutlich stärker gestiegen als bei den Dienstleistern.

      Dies erkläre zumindest einen Teil des Beschäftigungsabbaus. Gleichzeitig sei um einzelne Industriezweige ein großer Servicebereich entstanden, der den Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wirtschaftsleistung immer stärker nach unten drückt, sagte Weidensteiner. "Trotzdem war der Rückgang des Industriesektors in den letzten 10 bis 15 Jahren zu heftig."

      Ein Fehler sei gewesen, dass Unternehmer sich auf Branchen konzentrierten, die ihnen ertragreicher schienen als ihre herkömmlichen Geschäfte; allen voran der Immobiliensektor.

      Quelle und weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Strukturbruch-USA…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 06:02:42
      Beitrag Nr. 1.030 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.973 von Maraho am 19.02.09 05:53:03Nehmen wir es einfach mal kommentarlos zur Kenntnis....


      Konjunktur
      Fed erwartet 2011 kräftiges Wachstum

      Die US-Notenbank erwartet für 2009 eine schwere Rezession in den USA. Doch bereits 2010 soll es schon wieder aufwärts gehen. Und 2011 könnte es noch besser kommen: Ausblickend erwartet die Fed ein Wachstum der US-Wirtschaft von bis zu 5 Prozent.

      Washington - Nach einem scharfen Konjunktureinbruch 2009 erwartet die US-Notenbank bereits in den nächsten beiden Jahren wieder ein solides Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt. Für 2010 prognostiziert die Zentralbank ein Wachstum von 2,5 bis 3,3 Prozent. Für 2011 rechnen die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve mit einem kräftigen Plus zwischen 3,8 und 5 Prozent, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten jüngsten Sitzungsprotokoll des Gremiums.

      Die Erholung der US-Wirtschaft hänge zuallererst von den staatlichen Maßnahmen ab, sagte Fed-Chef Ben Bernanke. Seien sie "kraftvoll und entschlossen", könnte es bereits in diesem Jahr Anzeichen einer Gesundung geben.

      Dennoch rechnet der Offenmarktausschuss, der den Leitzins festlegt, für 2009 mit einem Schrumpfen der US-Wirtschaft zwischen 0,5 und 1,3 Prozent. Nach dem robusten Plus im kommenden Jahr werde die Konjunktur dann 2011 voraussichtlich an Fahrt gewinnen und vorübergehend "ein Tempo gewinnen, das oberhalb der dauerhaften, langfristigen Wachstumsrate liegt", heißt es in dem Protokoll der Ausschusssitzung von Ende Januar.

      Erstmals veröffentlichte die Fed auch einen längerfristigen Ausblick, der sich auf die nächsten fünf bis sechs Jahre erstreckt. Danach sehen die Währungshüter ein Wachstum im Bereich zwischen 2,5 und 2,7 Prozent.

      Arbeitslosenquote bleibe vorerst hoch

      Trotz des erwarteten Aufschwungs im nächsten Jahr sieht die Notenbank die US-Arbeitslosenquote dann immer noch zwischen 8 und 8,3 Prozent. Erst 2011 werde sie demnach auf zwischen 6,7 und 7,5 sinken und damit leicht unter das derzeitige Niveau.

      Notenbankchef Bernanke zeigte sich derweil zuversichtlich, dass die Maßnahmen von Regierung und Fed im Kampf gegen die Kreditkrise Wirkung zeigen. Die Reaktion der Kreditmärkte auf die bisherigen Schritte der Fed nannte Bernanke am Mittwoch "generell ermutigend".

      Wenn darüber hinaus die von Finanzminister Timothy Geithner angekündigte, massive Ausweitung eines Fed-Programms zur Ankurbelung der Kreditvergabe an Verbraucher wie vorgesehen funktioniere, sei mit niedrigeren Zinsen für Verbraucher, Firmen und Hypothekennehmer zu rechnen, sagte er. Das Programm solle in Kürze anlaufen.

      Bernanke sieht mögliche Inflationsgefahr gelassen

      Bernanke trat Befürchtungen entgegen, die Kreditprogramme der Federal Reserve würden die Inflation anheizen. Angesicht gefallener Rohstoffpreise und des weltweiten Konjunkturabschwung sehe die Notenbank "kurzfristig wenig Risiko einer inakzeptabel hohen Inflation". Der Preisauftrieb werde "einige Zeit" niedrig bleiben.

      Mit dem Schritt, künftig auch längerfristige Wirtschaftsprognosen zu veröffentlichen, will die Fed die Erwartungen der Öffentlichkeit zur Preisentwicklung "stabilisieren", sagte Bernanke. Dies solle dazu beitragen, dass die tatsächliche Inflation nicht zu hoch steige oder zu weit falle, erläuterte der Notenbankchef.

      manager-magazin.de mit Material von dpa
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,608563,0…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 06:13:02
      Beitrag Nr. 1.031 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.931 von Maraho am 18.02.09 19:47:00Hier ein Kommentar aus der "wiwo":

      Banken

      Warum die Finanzbranche mit Prognosen für 2009 geizt
      Melanie Bergermann

      MLP und Commerzbank wollen für 2009 keine konkreten Prognosen abgeben. Verständlich. Schlechte Nachrichten verkündet niemand gern. Denn dieses Jahr wird noch einmal besonders bitter für die Finanzindustrie.

      Ganz knapp hat die Commerzbank im vergangenen Jahr noch ein positives Ergebnis erreicht. Drei Millionen beträgt der Gewinn. Im Vorjahr hatte die zweitgrößte deutsche Bank mit 1,9 Milliarden Euro noch so viel verdient wie nie zuvor in ihrer Geschichte.

      Besonders schlecht lief es im vierten Quartal. Allein im Eigenhandel machte das Institut 701 Millionen Verlust. Aber auch den sonst so stabilen Provisionsüberschuss hat es erwischt. Dieser fiel im vierten Quartal von 720 Millionen Euro auf 677 Millionen.

      Nebulöse Worte für dieses Jahr

      Eine Überraschung waren diese Zahlen nicht. Dass 2008 ein dramatisches Jahr für die gesamte Branche war, hat jeder geahnt.

      Spannend ist dagegen was das Jahr 2009 bringt. Hierzu geizen die Unternehmen mit Prognosen. Für die Commerzbank erwartet Finanzvorstand Eric Strutz ein sehr schwieriges Jahr „Wir werden weiter konjunkturelle Belastungen sehen, die aber in 2010 wieder abnehmen sollten.“

      Noch weniger sagt Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandschef des Finanzvertriebs MLP heute zu seinen Erwartungen für dieses Jahr. Er sei „verhalten optimistisch“, sagt Schroeder-Wilberg. „Ziel ist es, dass sich MLP besser entwickelt als das Marktumfeld.“ Das kann nun ein jeder so interpretieren, wie er gerne mag. Wenn sich der Ertrag von AWD und anderen Finanzvertrieben im diesem Jahr halbiert, wäre das dann für MLP wohl auch okay?

      2009 dürfte Katastrophenjahr für Finanzbranche werden

      Strutz und Schroeder-Wildberg wollen nichts zu ihren Erwartungen für dieses Jahr sagen. Natürlich haben sie eine Meinung, aber die dürfte nicht besonders förderlich für den Aktienkurs sein. Denn die Wahrheit ist in diesem Fall schmerzhaft.

      2009 dürfte für beide Unternehmen ein Katastrophenjahr werden. Die Konjunkturprognosen sind miserabel. Die Zahl der Arbeitslosen wird steigen. 2009 wird das Jahr, in dem die Finanzkrise auch beim Endverbraucher, beim Kunden ankommt. Für Finanzdienstleistungsunternehmen hat das zur Folge, dass nun ihr Kerngeschäft von der Krise erfasst wird.

      Die Experten des Frankfurter Investmenthauses Equinet erwarten beispielsweise, dass die Zahl der Unternehmenskredite um drei Prozent zurückgeht - bei einem gleichzeitigen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 15 Prozent auf mehr als 34.000. Banken werden also auf Unternehmenskrediten verhältnismäßig oft sitzen bleiben werden.

      Privatkundengeschäft doppelt betroffen

      Im Privatkundengeschäft werden die Institute in zweierlei Hinsicht getroffen. Zum einen haben in Folge steigender Arbeitslosenzahlen immer weniger Menschen Geld um beispielsweise in die Altersvorsorge oder Vermögensbildung zu investieren. Das trifft die Banken wie die Commerzbank genauso wie Finanzvertriebe wie MLP. Sie können künftig weniger Produkte verkaufen als bislang, damit fallen ihre Provisionseinnahmen.

      Den Banken kommt dabei noch zugute, dass sie ihre Erträge in unterschiedlichen Segmenten erwirtschaften. Vertriebe wie MLP leben dagegen fast ausschließlich von den Provisionen, die sie für verkaufte Produkte erhalten. Ebenfalls ist zu befürchten, dass es auch verstärkt zu Zahlungsausfällen bei Privatkrediten kommt. Wer arbeitslos wird läuft Gefahr seine Konsumentenkredite oder Immobilienkredite nicht mehr bedienen zu können.

      2009 dürfte deshalb noch einmal ein Jahr der schlechten Nachrichten für die Finanzdienstleister werden – auch wenn die Vorstände das noch nicht einräumen wollen.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/warum-die-finanzbr…


      So, das war es erst einmal meinerseits....
      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 06:13:46
      Beitrag Nr. 1.032 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.451 von heuschrecker am 18.02.09 22:49:27;)
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 07:05:30
      Beitrag Nr. 1.033 ()
      Dies geht noch. Wen es interessiert....viel Spaß beim Lesen.
      Bis später...


      Ökonomisches Denken

      Hausfrauen, brecht auf zum Ausverkauf!
      Von Rainer Hank


      „Es liegt eine neue Idee in der Luft.“ Mit diesem Satz beginnt der britische Ökonom John Maynard Keynes am 14. März 1932, mitten in der dramatischen Weltwirtschaftskrise, eine Radioansprache in der BBC: „Staatliche Planung“ heißt diese neue Idee, „etwas, wofür wir vor fünf Jahren im Englischen noch nicht einmal ein gebräuchliches Wort hatten“.

      Listig verschweigt der Ökonom, dass es seine eigenen im Entstehen begriffenen Ideen waren, die er in der Luft liegen sah und die er nun in einer Serie von Radioansprachen einem breiten Publikum zu erläutern suchte. Keynes brachte eine Revolution des ökonomischen Denkens in die Welt und ließ diese so an einem Urknall teilhaben. Das Radio war in den dreißiger Jahren das avancierteste Medium, dessen sich jeder bediente, der die Massen beeinflussen wollte.

      Vom Sparen und Investieren

      Der große Gelehrte war kein Mann des Elfenbeinturms. Der Intellektuelle, dessen Hauptwerk („General Theory“) nicht gerade als Bettlektüre durchgeht, liebte zugleich die einfachen Bilder: „Darum, ihr patriotischen Hausfrauen, brecht gleich morgen früh auf und geht zu den wundervollen Ausverkäufen, die überall angezeigt sind“, rief er in einem Vortrag über den „Zusammenhang von Sparen und Investieren“. Denn Einkaufen mache nicht nur Spaß, es nütze auch der Beschäftigung in Lancashire, Yorkshire und Belfast.

      Schon in seinem großen Essay „The End of Laissez-Faire“, veröffentlicht 1926 und so brillant und sarkastisch geschrieben wie stets, hatte Keynes, der 1883 geboren wurde und seit 1920 als Professor in Cambridge lehrte, eine tiefsitzende Ambivalenz der Menschen gegenüber dem Kapitalismus erkannt. Einerseits wüssten die Leute genau, dass der Wohlstand der Nationen sich ausschließlich dem Geldtrieb verdanke. Andererseits hegten sie eine latente Abscheu gegenüber der Art und Weise, wie sehr das Gewinnstreben alles in seinen Bann ziehe. „Unsere Aufgabe ist es“, schließt Keynes, „eine Sozialordnung zu entwerfen, die so effizient wie möglich ist, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, ohne dass wir unsere Vorstellungen von einem guten Leben verraten müssten.“

      Keine schwere These: Die unzureichende Nachfrage

      Zum wohl bedeutendsten Ökonomen des zwanzigsten Jahrhunderts aber machte Keynes seine Deutung der Großen Depression. Die These ist nicht schwer zu verstehen: Dreh- und Angelpunkt sei die unzureichende gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Wenn das Bedürfnis der Leute nach Gütern und Dienstleistungen zurückgeht, fallen die Einnahmen der Unternehmen. Das führt dazu, dass die Firmen ihre Produktion schrumpfen lassen und Leute entlassen, was abermals auf die Nachfrage drückt und sie zwingt, mit weiteren Kürzungen zu reagieren: eine Dynamik, die in die Katastrophe führt.

      Um diese Spirale zu stoppen, muss der Staat quasi als Ersatznachfrager einspringen und mit viel Geld klotzen. Er darf sich nicht davon abschrecken lassen, dies mit hohen Schulden zu finanzieren. Denn alsbald, so die Hoffnung, führten die Staatsausgaben dazu, dass die Firmen wieder Produkte herstellen, so dass sie und ihre Zulieferer wieder Gewinne machen und Leute einstellen.

      Seine Ansprachen: Aktueller denn je

      „Keynes on Air“, die Radioansprachen des Weltökonomen, muss lesen, wer die erste globale Krise des 21. Jahrhunderts verstehen will. Es ist verblüffend, wie die Themen sich gleichen. Die Ansprache vom 25. November 1932 über das „Für und Wider von Protektionismus“ kommt daher, als sei sie erst gestern über den Äther gegangen. Keynes bekennt sich einerseits zur Standardlehre des Freihandels, wonach der Wohlstand aller Menschen am besten wächst, wenn jedermann sich auf Tätigkeiten konzentriert, die er am besten kann.

      Das hindert ihn nicht, vehement für den Schutz der heimischen Automobilindustrie einzutreten mit dem Argument, die Autobranche sei von nationalem Interesse, „indem sie einer bestimmten, typischen Sorte Engländer überaus ansprechende und reizvolle Aufgaben und Probleme stellt“. Ohne staatlichen Schutz würde die Autoindustrie der Wucht der ausländischen Konkurrenz ausgesetzt und in den Bankrott getrieben. Frankreichs Premier Nicolas Sarkozy, Amerikas Präsident Barack Obama und der westdeutsche Landesfürst Jürgen Rüttgers klingen, als hätten sie Keynes gelesen.

      Die nachfolgenden Generationen waren dem kinderlosen Keynes egal

      Heute wie damals kommt in der westlichen Welt ein „klug gesteuerter Kapitalismus“ in Mode, in der Hoffnung, die staatliche Intervention könne die Instabilitäten der Märkte korrigieren. Allein so zu denken war seit den siebziger Jahren ziemlich verpönt. Jetzt preist der Zeitgeist, den Paul Krugman, der Wirtschaftsnobelpreisträger des vergangenen Jahres, auf den Begriff bringt, den „keynesianischen Moment“. Kaum einer unter Krugmans Kollegen wagt noch zu widersprechen.

      Dass wir den großen Deuter der Depression heute entdecken, ist unser Glück und unsere Tragik. Ob nämlich die Rezepte der dreißiger Jahren auch die angemessene Therapie für heute sind, ist längst nicht ausgemacht. Dass das viele Geld, das der Staat in die Hand nimmt, nachfolgenden Generationen einmal zur unerträglichen Last und den Staaten zum Verderben werden kann, war dem kinderlosen Keynes egal. „Auf lange Sicht sind wir alle tot“, pflegte er zu sagen. Auch ob Keynes sich heute an seine Rezepte von damals halten würde, ist fraglich. „Das ganze modernistische Zeug geht langsam schief und wird albern“, meinte er zu Ende seines Lebens und vertraute seinem Kollegen und Widersacher Friedrich A. von Hayek an, in seinem nächsten Buch gedenke er seine Theorie gründlich zu überprüfen. 1946 ist Keynes gestorben.

      Eine Auswahl von Keynes Radioansprachen finden Sie im Feuilleton der gedruckten Ausgabe der F.A.Z. auf dem Platz des Forsetzungsromans ab Donnerstag, den 19. Februar.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 08:18:26
      Beitrag Nr. 1.034 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.608.008 von Maraho am 19.02.09 07:05:30@Maraho
      Einige kleinere Anmerkungen zu diesem Text:

      "Keynes bekennt sich einerseits zur Standardlehre des Freihandels, wonach der Wohlstand aller Menschen am besten wächst, wenn jedermann sich auf Tätigkeiten konzentriert, die er am besten kann.

      Mit diesem Satz bezieht er sich auf das Ricardo Theorem der Komparativen Kosten. Das ist sozusagen das die theoretische Grundlage
      für das Glaubensbekenntnis all´ derjenigen, die Freihandel und Globalisierung predigen! Die neuere WiWi Forschung hat inzwischen wohl herausgefunden, dass die Aussagen Ricardos nur unter ganz bestimmten, eng begrenzten Annahmen Gültigkeit haben.

      Anmerkung zu Keynes:
      Er war wohl ein sehr erfolgreicher Börsenspekulant. Und außerdem
      Mitglied der englischen Verhandlungsdelegation bei Abschluss des
      Versailler Diktatfriedens 1919. Ich benutze dieses Wort Diktatfrieden ganz bewußt, weil Keynes einer der ganz wenigen
      Wirtschaftsexperten war, der vor den wirtschaftlichen und damit
      einhergehenden politischen Folgen warnte, die mit den Deutschland
      aufoktroyerten Bedingungen verbunden seien. Ganauso ist es dann ja
      auch gekommen. Die verheerende Inflation in Deutschland 1923,
      die schwere Rezession in England Mitte der 20ger Jahre, der die FED und die Bank von England mit einer massiven Geldmengenausweitung zu begegnen suchten und die dann in die Welt-
      wirtschaftskrise 1929 mündete. Aber Keynes konnte sich nicht gegen
      die Gier der Wallstreet-Banken durchsetzen, die England und Frankreich die Kriegskosten vorgestreckt hatten und nun die "Früchte" des Sieges über Deutschland ernten wollten.
      Also mußten die Zahlungsbedingungen für Deutschland immer wieder
      neu ausgehandelt werden. Stichworte: Dawes und Young-Plan.
      Und der Young-Plan 1930, mitten in der Weltwirtschaftskrise, war
      entscheidend für den Aufstieg Hitlers und der NSDAP zur stärksten
      politischen Kraft in Deutschland. Der Volksentscheid über die Annahme des Young-Plan verschaffte Hitler die Möglichkeit, Deutschland weit bekannt zu werden. Da entstand das geflügelte Wort von Hitler über Deutschland. Guido Knoop mit seiner ZDF History läßt dieses entscheidende Detail jedes mal weg, wird trotzdem mit dem Professorentitel belohnt. Denn er hilft dabei,
      zu verschleiern, dass dies der Grund ist, warum dem Deutschen Volk
      das Instrument eines Volksentscheides verwehrt wird.

      So dass soll´s jetzt aber auch gewesen sein.

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 09:08:48
      Beitrag Nr. 1.035 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.608.153 von windei am 19.02.09 08:18:26Guten Morgen windei,

      und am Rande bemerkt: Hitler wurde auch von einflußreichen Amerikanern unterstützt. Der Nationalsozialismus als Bastion gegen den Bolschewismus/Kommunismus sozusagen.

      Und der Knoop, na ja....

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 09:50:33
      Beitrag Nr. 1.036 ()
      Die Prognose der Fed ist ganz klar eine Aktienkurs-Push-Aktion.
      Die Wirtschaft kollabiert fast, die Industrieproduktion sinkt zum Vormonat um 1,8% (=annualisiert über 20%!), monatlich werden über eine halbe Millionen Menschen entlassen usw...
      Aber klar: minus 1,3% BIP für 2009! Das können die getrost mit dem Faktor 4 oder 5 multiplizieren.
      Aber irgendwie werden die schon statistische Tricks finden, um den Einbruch zu kaschieren.

      Gigantisch die Unterstützung für 9 Mio Häuslebauer in Höhe von 75 Mrd Dollar. Macht für jeden 833,33 Dollar. Nicht mal eine Monatsrate bei einer Verschuldung von hunderttausenden Dollar pro Haushalt.
      Die private Pro-Kopf-Verschuldung in den USA beträgt ca. 47000 Dollar, für eine 4-köpfige Familie also im Durchschnitt fast 190000 Dollar. Die Hilfen sollen ja besonders verschuldeten Haushalten zukommen, die folgerichtig deutlich über dieser durchschnittlichen Verschuldung liegen.
      Bei einer Verschuldung, sagen wir, von 400000 Dollar für eine Familie und einer entsprechenden Zinslast von etwa 24000 Dollar im Jahr und mehr (ohne Tilgung!!!) kann sich jeder ausrechnen, wie sich eine Hilfe von 833 Dollar auswirkt - nahezu Null Auswirkung.
      Und 400000 Dollar Schulden haben für US-Mittelklassehaushalte absolut keinen Seltenheitswert, Millionen Haushalte dürften über dieser Zahl liegen. Die fallen als Konsumenten weitestgehend für etliche Jahre aus, wenn sie nicht den Verlust ihres Hauses riskieren wollen.
      Insofern sind die angekündigten Wachstumszahlen der FED für 2010/11 dem Reich der Elfen und Feen zuzuordnen.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 10:29:00
      Beitrag Nr. 1.037 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.608.831 von Triakel am 19.02.09 09:50:33Stark reduziert auf das Wesentliche und zwingend Logische:

      Was ist Geld überhaupt?-
      Ein akzeptierter Ersatz der erworbenen Ware.

      Ist richtiges Geld vermehrbar? Eigentlich nicht, wenn es unterlegt ist. Gold ist begrenzt und eignet sich bestens zur Unterlegung, zumal eine breite Akzeptanz vorhanden ist beim Volke.

      Ist Papiergeld überhaupt Geld? Nur so lange eine Akzeptanz vorhanden ist.

      Vermehrt man Papiergeld, schwindet die Akzeptanz mit der Vermehrung.

      Was ist, wenn man bunt bedrucktes Geld ausgibt, um Rohstoffe für ein Land zu erwerben, wenn das geldvolumen steigt? Ja, irgendwann wird man mehr bedruckte Scheinchen dafür hinlegen müssen, zumal ja die Rohstoffe auch begrenzt sind!

      Was ist, wenn man soviel Geld geschaffen hat, daß man es überhaupt nicht mehr unterbringen kann? Ja, dann schafft man "künstliche Märkte hierfür und bringt es unter in weiteren ganz neuen Kreationen wie Zertifikaten ohne Unterlegung.

      Marktmanipulationen, wie sind die möglich? Ganz einfach, man wettet mit Optionsscheinen, die eigentlich eine ganz andere Funktionsweise hätten, wie Währungsabsicherungen. Durch Optionsscheine kann man jedoch auch die Aktienmärkte manipulieren, indem man wettet auf Zielkurse. Nun kommen auch noch die Hedge-Fonds ins Spiel.

      Angenommen eine Investmentbank sieht eine neue Technologie heranwachsen, die traumhafte Gewinne verspricht, sie bringt diese Firma an die Boerse. Ausgelagerte Hedge-Fonds kaufen sich ein und ziehen das eingebrachte Kapital über erzwungene Gewinnausschüttungen wieder ab. Der Eigner rettet sich in der Form, daß er seine hohe Beteiligung abbaut und sich so künstlich enteignet. Die Firma wird irgendwann geschluckt, die Technologie übereignet.

      Eich Betrügerspiel, das tagtäglich abläuft vor unseren Augen. Es funktioniert hervorragend, weil wir Alle mitspielen. In Wahrheit aber ist es doch so, daß, je mehr Menschen begreifen, dieses Spiel dann am Ende ist, wenn Niemand mehr bereit ist hier mitzuspielen.

      Was dann folgt ist klar. Die Waren dringendst benötigten verteuern sich enorm, es folgt eine Auslese innerhalb der Wirtschaft. Sie focussiert sich auf das dringendst Benötigte.

      Und da stehen wir gerade an der Schwelle.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 11:19:18
      Beitrag Nr. 1.038 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.609.156 von Dorfrichter am 19.02.09 10:29:00@alle,

      Stanford-Kunden stürmen Banken

      Verzweifelte Sparer kämpfen um ihr Geld: Nach den massiven Vorwürfen gegen US-Milliardär Allen Stanford wollten hunderte Kunden in Caracas und auf Antigua ihre Konten leerräumen - doch die waren schon eingefroren.


      Der Auftakt zu einem Bankenrun?

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 11:44:50
      Beitrag Nr. 1.039 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.609.653 von windei am 19.02.09 11:19:18Nein.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 11:57:49
      Beitrag Nr. 1.040 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.608.831 von Triakel am 19.02.09 09:50:33Gigantisch die Unterstützung für 9 Mio Häuslebauer in Höhe von 75 Mrd Dollar. Macht für jeden 833,33 Dollar


      triakel, rechne doch bitte noch mal nach;)
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 12:47:07
      Beitrag Nr. 1.041 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.006 von Prof.Dr.B.Scheuert am 19.02.09 11:57:49Ei, verbibbsch,
      hast völlig recht, Prof. Dr., da hat sich doch ein Zehnerstellenfehler reingemogelt.
      Man wir ja langsam total meschugge bei den Milliardensummen.

      Also: durchschnittlich 8333 Dollar pro Haushalt werden 9 millionen mal zur Verfügung gestellt.
      Wenn wir eine druchschnittliche Verschuldung von 400000 Dollar pro Haushalt rechnen (könnte realistisch sein, inkl. Konsumentenkredite), dann ergibt sich ein Gesamtschuldendienst von ca 27000 Dollar im Jahr. Da sind 8333 Dollar schon eine spürbare Entlastung auf Sicht von einem Jahr. Könnte also die Zwangsversteigerungen für 1 Jahr tatsächlich nach unten bringen.
      Und dann? Ob der Staat dann für die restliche Kreditlaufzeit auch jedes Jahr einen Scheck von 8333 Dollar rüberreicht?
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 12:58:50
      Beitrag Nr. 1.042 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.950 von Maraho am 19.02.09 05:13:33Guten Tag zusammen,

      hier noch was zu Opel.
      Übrigens: Saab dürfte wohl bald Geschichte sein.

      Finanzkrise

      Ökonomen warnen Staat vor Opel-Rettung
      von Dietmar Neuerer

      In den Bemühungen um die Rettung des Opel-Konzerns lehnen mehrere führende Wirtschaftsforschungsinstitute direkte wie indirekte staatliche Hilfe für den Autobauer strikt ab und warnen andernfalls vor schweren Schäden für die deutsche Volkswirtschaft. Die IG Metall setzt dagegen angesichts des drohenden Verlusts von 25 000 Arbeitsplätzen große Hoffnungen in den Staat – und erklärte sich zu Zugeständnissen bereit.


      DÜSSELDORF. Führende Wirtschaftsforschnungsinstitute haben sich gegen eine Rettung des Autobauers Opel unter Mithilfe des Staates ausgesprochen. "Entweder handelt es sich wie bei Opel um ein gut aufgestelltes Unternehmen, dann wird sich auch ein ausländischer Investor finden, oder das Unternehmen ist nicht mehr wettbewerbsfähig, dann muss es geschlossen werden. Andernfalls wird aus diesen Staatsinterventionen ein Fass ohne Boden", sagte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Wirtschaftsweise Wolfgang Franz im Gespräch mit Handelsblatt.com. Auch der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, sagte Handelsblatt.com: "So schwer es fällt, wir sollten die Spielregel akzeptieren, die besagt, dass in einer Marktwirtschaft manche Unternehmen ausscheiden - speziell während einer Rezession."

      Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, warnte im Gespräch mit Handelsblatt.com vor den "enormen" volkswirtschaftlichen Schäden die Staatshilfen anrichten könnten. Denn solche Hilfen zielten darauf ab, durch Bewahrung vorhandener Strukturen Arbeitsplätze zu retten und den Ausfall von Steuermitteln zu vermeiden. "Beides gelingt in aller Regel jedoch nicht", so Zimmermann. Die Autobranche leide vielmehr unter weltweiten Überkapazitäten, überhöhten Kostenstrukturen und falschen Produktstrategien. "Das süße Gift der Subventionen würde die notwendigen wirtschaftlichen Anpassungen an die Marktentwicklung verhindern", sagte der DIW-Präsident und fügte hinzu: "Im Ergebnis wird sich der Markt die Anpassungen über die Zeit mit Gewalt holen und die volkswirtschaftlichen Kosten wären viel höher als wenn der Staat jetzt nicht einspringt."

      Die letzten Optionen von Opel

      Eine gänzlich andere Auffassung vertritt der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn. Zwar meinte auch er im Gespräch mit Handelsblatt.com, dass grundsätzlich keine einzelnen Unternehmen subventioniert werden sollten, da dies die Arbeitsplätze in den Konkurrenzfirmen gefährde. Derzeit sei Deutschland aber durch die Finanzkrise in einer "besonderen" Situation. "Daher sind zeitlich begrenzte Bürgschaften zur Überbrückung finanzieller Engpasssituationen durchaus zu empfehlen", sagte Horn.

      Auch der Wirtschaftsweise Franz räumte ein, dass es auch Fälle geben kann, wo der Staat einspringen müsse. So habe man dem Bankensektor "wegen des systemischen Risikos zähneknirschend helfen müssen", sagte er. Direkte und indirekte Staatshilfen für Unternehmen seien allerdings abzulehnen, weil sie ohnehin meistens nicht viel helfen würden, wie Fall Holzmann zeige. Es sei daher "nicht einzusehen, wieso der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden soll", so Franz. Der Ifo-Konjunkturchef Carstensen meinte dazu: "Es ist die Aufgabe des Staates, die Spielregeln für die Wirtschaft festzulegen und zu überwachen, nicht aber, selbst ins Spiel einzugreifen", sagte er. Es sei denn, er müsse in einer systemweiten Bankenkrise als "Retter der letzten Instanz" auftreten, weil es keine andere Möglichkeit gebe, den gesamtwirtschaftlichen Zusammenbruch zu verhindern. "Eine Insolvenz von Opel hätte dagegen keine derart schwerwiegenden Folgen, so schlimm dies auch für die Betroffenen sein mag", sagte Carstensen.

      In den Bemühungen um die Rettung von Opel hat sich unterdessen die IG Metall zu Zugeständnissen bereit erklärt. Wenn es um die Sicherung der 25 000 Arbeitsplätze bei der Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) gehe, werde die Gewerkschaft Konzessionen machen, sagte ihr Vorsitzender Berthold Huber im Deutschlandfunk. Bedingung für sei aber, dass alle vier Standorte in Rüsselsheim, Eisenach, Bochum und Kaiserslautern erhalten würden. Aktuell gebe es zwar keinerlei Pläne für Werksschließungen. Allerdings bleibe die Sorge um den Erhalt der Stellen bei Opel bestehen.

      Konkret schlug der Konzernbetriebsratschef Klaus Franz vor, alle Möglichkeiten von Arbeitszeitverkürzungen über Vier-Tage-Woche zu prüfen. Der "Bild"-Zeitung sagte Franz: "Eine Werkschließung kostet 400 bis 500 Mio. Euro. Es ist besser, die Fertigung zu flexibilisieren."

      Bochumer Opel-Standort sind Verhandlungen über eine Vier-Tage-Woche nach Auffassung des Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel allerdings derzeit kein Thema. Solange noch die Möglichkeit von Kurzarbeit in dem Werk bestehe, habe die Vier-Tage-Woche keine Bedeutung, sagte Einenkel. Seit dem 1. Februar sei etwa die Hälfte der rund 5000 Beschäftigten am Standort Bochum von Kurzarbeit betroffen. Kurzarbeit sei innerhalb der gesetzlichen Frist für einen Zeitraum von 18 Monaten möglich. Angesichts der infolge der Abwrackprämie erhöhten Nachfrage nach Kleinwagen wie dem Corsa werde in einzelnen Werksteilen wie der Getriebefertigung im kommenden Monat bereits wieder voll gearbeitet, sagte Einenkel.

      Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte nach Gesprächen mit GM-Chef Rick Wagoner erklärt, bislang habe das Unternehmen nicht vor, Werke in Deutschland zu schließen. Die Wirtschaftsministerin des Bundeslandes, Christa Thoben, vewies im Deutschlandradio Kultur darauf, dass Opel zahlreiche technische Innovationen für General Motors in Detroit entwickelt habe. Diese Bedeutung dürfe man für die Fortentwicklung der deutschen Standorte nicht unterschätzen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/oekonomen…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:08:09
      Beitrag Nr. 1.043 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.559 von Maraho am 19.02.09 12:58:50@ Maraho,

      dann hat der gute Professor aus Mannheim die neueseten Verkaufszahlen des Insignia nicht mitgekriegt. Scheint
      ein richtiger Renner zu sein!
      Na, ja und die Fähigkeiten, Kenntnisse und das Know how der Mitarbeiter, die mit einer Insolvenz einfach vernichtet werden,
      zählen für diesen Herren ja nicht, weil man so etwas in einer Bilanz
      allenfalls im Goodwill indirekt erfassen könnte.
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:09:04
      Beitrag Nr. 1.044 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.609.653 von windei am 19.02.09 11:19:18Habe ich gerade gefunden....

      Kopf des Tages

      Richard Allen Stanford - Ritter der Kokosnuss
      von Sebastian Bräuer

      Amerika hat einen neuen gigantischen Betrugsfall. Allen Stanford soll Anleger um 8 Mrd. $ erleichtert haben. Der Texaner ist auf der Flucht. Vermutet wird er im Inselstaat Antigua und Barbuda - seiner zweiten Heimat.

      Das selbstgefällige Grinsen macht die Antwort noch unerträglicher. "Ja, es macht Spaß, Milliardär zu sein", bekennt Richard Allen Stanford im vergangenen Mai. Sein Gespräch mit dem Fernsehsender CNBC ist mehr eine Audienz als ein Interview. Stanford macht sich nicht die geringste Mühe, die Arroganz des Superreichen mit Selbstironie zu überspielen.

      In der Tat, sein Job war harte Arbeit. Beträchtlich war etwa der Aufwand, den der Texaner betrieb, um Kongressabgeordnete zu umgarnen. Er ließ sie mit Privatjets, von denen er stolze sechs Exemplare besitzt, in die Karibik fliegen. Unter Palmen diskutierte er mit ihnen über die Wirtschaft.

      Mehrere Politiker werden sich nun kritische Fragen anhören müssen, warum sie diesen Zirkus mitmachten. Oder warum sie fünfstellige Spenden von dem 58-Jährigen akzeptierten. Denn seit Dienstag ist Stanford verschwunden. Die US-Börsenaufsicht SEC wirft ihm vor, ein Schneeballsystem von gigantischen Dimensionen kreiert zu haben. 8 Mrd. $ hat er über die Ausgabe von Einlagenzertifikaten eingesammelt - eine Anlageform, die als absolut krisenfest gilt. Aber nach Ansicht der Ermittler betrog Stanford seine Kunden systematisch. Er soll Bilanzen gefälscht, unangemessen hohe Erträge versprochen und die Existenz einer ernst zu nehmenden Buchprüfung vorgetäuscht haben. Die Ermittler haben am Dienstag die Firmenzentrale in Houston auf den Kopf gestellt und Dutzende Mitarbeiter vernommen. Doch der Chef fehlte.

      Stanford betonte immer wieder, wie stolz er auf den Familienbetrieb sei. "Mein Großvater hat mich inspiriert, zu träumen", sagt er auf der Firmenwebsite. "Und er hat mir das Ziel vererbt, ein Geschäft aufzubauen, das keinem anderen gleicht." Vermutlich hatte Louis B. Stanford etwas anderes gemeint, als er seinem Enkel diesen Wunsch vermittelte.

      Der Investor, dessen Vermögen auf 2,2 Mrd. $ geschätzt wird, soll sich angeblich im letzten Moment in den Karibikstaat Antigua und Barbuda abgesetzt haben, bevor die Fahnder zuschlugen. Stanford hat eine Schwäche für die Inselgruppe. Dort sitzt seine Stanford International Bank, die im Zentrum der SEC-Ermittlungen steht. Der ehemaligen Regierung des Staates verdankt er auch seinen Adelstitel "Sir". Lange vor der Auszeichnung bekam er die Staatsbürgerschaft des Landes übertragen, dessen Bruttoinlandsprodukt nur halb so groß ist wie sein privates Vermögen.

      Aufsehen erregte Stanford auch mit seiner Leidenschaft fürs Kricket. Zuletzt hoffte der englische Verband auf eine Millionenspritze von Stanford, die "Sunday Times" feierte ihn während der Verhandlungen voreilig als "Retter Englands". Bei einer von ihm mit 20 Mio. $ gesponserten Turnierserie, die seine "Stanford Superstars" gewannen, verhielt er sich allerdings wenig ritterlich: Nachdem er auf der Tribüne allzu heftig mit Frauen und Freundinnen von englischen Spielern geflirtet hatte, musste sich der Sir entschuldigen.

      Antigua drohen derweil noch drastischere Konsequenzen als Beziehungsdramen. Nach der Anklage gegen den berühmtesten Inselbürger setzte Premierminister Baldwin Spencer Neuwahlen an. Er hat Angst, dass Unruhen ausbrechen.

      Quelle: http://www.ftd.de/koepfe/whoiswho/:Kopf-des-Tages-Richa…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:14:17
      Beitrag Nr. 1.045 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.604.968 von Maraho am 18.02.09 17:48:01Hier etwas für Metrik...


      UBS weicht Schweizer Bankgeheimnis gegenüber den USA auf

      WASHINGTON/ZÜRICH/GENF (dpa-AFX) - Die Großbank UBS weicht das Bankgeheimnis der Schweiz auf und will vertrauliche Daten von Kunden an die USA weitergeben. Außerdem hat sie sich in der Affäre um Beihilfe zur Steuerhinterziehung zur Zahlung einer Strafe und Wiedergutmachung von 780 Millionen Dollar (622 Millionen Euro) an die Washingtoner Regierung bereiterklärt. Das bestätigten die US-Behörden sowie die Bank. Wie viele Kundendaten weitergegeben werden, war am Donnerstag zunächst noch nicht bekannt. Die Genfer Zeitung "Le Temps" hatte am Mittwoch berichtet, UBS habe sich zur Herausgabe von 250 Namen aus der Liste der 20 000 Kunden bereiterklärt.

      Der Angriff auf das Schweizer Bankgeheimnis, das unter anderem verhindert, dass in vielen Fällen von Steuerhinterziehung Amtshilfe geleistet wird, wurde am Donnerstag von den Medien und der Politik scharf kritisiert. Die UBS habe mit ihrem Geschäftsverhalten dem Ansehen der Schweiz geschadet, hieß es.


      Die UBS ist nach einer in Zürich veröffentlichten Erklärung entschlossen, die Einigung mit dem US-Justizministerium und der US- Börsenaufsicht SEC rasch umzusetzen. "Offensichtlich haben wir Fehler gemacht", erklärte UBS-Vorstandschef Marcel Rohner, der erst seit dem vergangenen Sommer im Amt ist. Kundendaten blieben vertraulich, erklärte UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer. Doch sei es nie darum gegangen, "betrügerisches Verhalten" zu schützen. Die UBS werde ein wirksames Kontrollsystem einführen, hieß es weiter.

      Aus dem Geschäft mit in den USA wohnhaften Privatkunden muss sich die Bank auf Anordnung der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) verabschieden. Die Behörde zeigte sich aber erleichtert über die Vereinbarung. Durch den Vergleich habe eine Strafanklage gegen die UBS verhindert werden können, die letztlich auch die Existenz der Großbank gefährdet hätte. Die Herausgabe "einer begrenzten Zahl von Kundendaten durch die UBS" hat die Firma nach eigenen Angaben angeordnet, auch die Schweizer Regierung war dabei beteiligt. Das Material wurde den US-Behörden demnach bereits übergeben./ch/sg/hpd/DP/fn

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meld…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:21:34
      Beitrag Nr. 1.046 ()
      Hier etwas für Interessierte zum stöbern.

      Ich setze, da zu umfänglich , nur die Einleitung und dann den Link rein.

      Wen es interessiert, bitte sehr...
      Es sind übrigens auch noch weitere Teile zu lesen.

      Harvard-Agenda 2009

      Der Staatskapitalismus ist zurück
      Von Ian Bremmer und Juan Pujadas

      Die Finanzkrise hat eine Unternehmensform wiederbelebt, die schon längst totgesagt war. Staatlich kontrollierte Konzerne sind fürs Erste vor der Pleite geschützt. Doch sie wecken gefährliche Begehrlichkeiten in der Politik - und können ganze Branchen in den Ruin treiben. Lesen Sie Teil neun der Harvard-Agenda.

      Weiterführend: http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/a-60586…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:26:31
      Beitrag Nr. 1.047 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.624 von windei am 19.02.09 13:08:09windei,

      daß der Insignia gut laufen soll, habe ich auch vernommen.
      Alles andere ist halt so wie es ist. Die einstigen Pleiten von Borgward, Glas und wie sie alle hießen, hat man auch überlebt.
      Allerdings, schlimm für die Leute dort bei Opel!

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:36:19
      Beitrag Nr. 1.048 ()
      Und hier noch etwas aus "alten Zeiten".
      Einiges davon dürfte auch heute noch helfen....
      Gibt es übrigens wieder zu kaufen, die Büchlein.

      Durchhaltefibeln

      Es geht ans Eingemachte
      Von Tobias Rüther

      Langsam holt uns der Museumsshop ein. Weil es die schlechten alten Dinge plötzlich wieder gibt, wirken die guten alten Dinge, in denen man sich eben noch so komfortabel und nostalgisch-ironisch eingerichtet hatte, wirkt die sparsame, nachhaltige Manufactum-Welt von gestern auf einmal sehr gegenwärtig. Wir wollen die Umwälzungen nicht wünschen, die in Deutschland Werke aus Bakelit und Emaille vorbereiten könnten; aber sie rücken offenbar näher. Jetzt bricht die Zeit der Weckgläser wieder an, anders jedoch, als man sich das in den Altbauküchen der Bundesrepublik vorgestellt hatte. Es geht ans Eingemachte.

      Man nehme nur die vergangenen zwei Wochen mit den zurückgetretenen oder gar nicht erst angetretenen Ministern in Berlin und in Washington, mit einer Bundeskanzlerin, der, wie sie selbst gestand, vor lauter Krise neblig vor Augen wird, mit der Rede von Enteignungen und einer Rezession, die so wenig wegzugehen scheint wie die Grippewelle: Es herrscht Reizklima. „Als Nation verlieren wir immer noch ungefähr zweiundzwanzig Millionen Arbeitswochen an gewöhnliche, aber doch vermeidbare Krankheiten wie Erkältungen oder Influenza.“ Diese Diagnose ist allerdings schon ein paar Wochen älter. Sie wurde 1943 in England gestellt, wie man in einem Ratgeber nachlesen kann, den das Imperial War Museum in London unlängst für seinen Museumsshop wiederaufgelegt hat. „How To Keep Well In Wartime“ heißt das Büchlein, einst herausgegeben vom besorgten Gesundheitsministerium, grob übersetzt: wie man fit bleibt, wenn das Licht ausgeht.

      Für die Mittelschicht haben sich die Zeiten geändert

      Aber weil in England das Licht gerade wieder flackert (siehe Zurück an die Nähmaschinen: Großbritannien und die Krise), schlagen die Leute heute nach, um von den Alten zu lernen – Energiesparen, Fahrradfahren, Kleiderflicken, eine schmale, ewige Winterküche, mit einem Wort: Patentrezepte. Man findet sie auch im neuen Ratgeber „The Thrift Book“, verfasst von der englischen Journalistin India Knight, erschienen im November. Deren Vorschläge, zum Beispiel bei Make-up auf Markenware zu pfeifen, wenn die teuren wie die günstigen Produktlinien letztlich doch zum gleichen Mutterkonzern gehören, paart Globalisierungsskepsis mit gesundem Menschenverstand und dem kleinen Restglück an Glamour, das nun aber anders errungen werden muss: „Für die Mittelschicht und die Leser von Lifestyle-Beilagen“, schreibt India Knight, „haben sich die Zeiten gewandelt.“

      Man kann das auch anders sagen: „Keynes ist zurück“, schreibt Paul Krugman in „The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008“, einer überarbeiteten Studie des Nobelpreisträgers, die dieser kurz vor Weihnachten neu aufgelegt hatte und die jetzt als „Die neue Weltwirtschaftskrise“ auch auf Deutsch erschienen ist – nur ein Titel unter vielen, die sich einen Reim auf die Lage zu machen versuchen, Regeln einziehen wollen ins schwankende System. Dass Keynes zurück ist, wiederholt Krugman seit Wochen in seinem Blog. Dass Keynes zurück ist, kann man von heute an auch in dieser Zeitung in Fortsetzungen lesen. Mit Keynes kehrt allerdings auch eine historische Umwelt zurück, in der Durchhaltefibeln wie „How to Keep Well in Wartime“, „Wise Eating in Wartime“ oder „Make Do and Mend“ zu Hause waren.

      Trinkt Milch. Bier tut nicht gut

      Alle drei museumsreif geglaubten Titel sind aktuell lieferbar. Blättert man sie im Krisenjahr 2009 durch, erstaunt erst einmal, wie abwesend auf ihren wenigen Seiten jener Krieg ist, der sie notwendig gemacht hat. Das Wort selbst fällt in den drei Bänden etwa ein gutes Dutzend Mal – vielleicht, weil der Krieg 1943, in seinem fünften Jahr, längst zur Gewohnheit geworden war; vielleicht auch, weil die Briten mit der Zeit gelassener wurden. Vor dem Krieg, behauptet Hugh Clegg, der Autor von „How to Keep Well in Wartime“, seien die Leute viel unruhiger gewesen als jetzt. „Es könnte daran liegen, dass die echte Gefahr, die wir aushalten müssen, größer ist als die eingebildeten Gefahren, die die Leute nervös machen.“

      Und schon ist man wieder im vernebelten Krisenjahr 2009. Die kleinen Bücher lassen sich ständig auf solche Stellen hin lesen. „Ich weiß“, schreibt der „Radio-Doktor“ Charles Hill, der „Wise Eating in Wartime“ verfasst hat und später sogar kurzzeitig Minister unter MacMillan wurde, „dass, als ein Ergebnis des Kriegs, die Leute mehr und mehr essen gehen.“ Was sich deckt mit dem Zulauf an den Kassen von Kettenrestaurants, wie wir ihn im Augenblick erleben. Hill erklärte diesen Trend damals mit dem Einerlei der häuslichen Küche und der Lebensmittelkarten. Da hört die Parallele zu den Kettenrestaurants allerdings schon auf. Seine guten Ratschläge – „Hirn ist reich an Fett und Phosphor und gut für die Knochen“ – hatte der Arzt 1942 zuerst in der Morgensendung „Kitchen Front“ in der BBC erteilt; daraus entstanden dann ein Jahr später die fünfzehn Kapitel dieses Buchs. Man kann sie in ein paar Sätzen zusammenfassen: Trinkt Milch. Bier tut nicht gut. Sonntagsbraten muss nicht sein. Aber Vegetarier sind auch nicht unbedingt friedfertiger, guckt euch nur den Hitler an.

      „Innereien bieten viel für wenig Geld“

      Diese Fibeln sind eben auch komisch, sie kultivieren eine Art Solidaritätswitz: „Kuchenglasur, haha“, spottet Hill einmal, und was er damit meint, sagt er an anderer Stelle: „Oh, shades of the past!“, die schönen Schatten der Vergangenheit. Früher war allerdings gar nichts besser, und auch das lehrt einen der Radio-Doktor: Früher waren wir nämlich Allesesser. „Innereien bieten viel für wenig Geld“, ruft Hill seinen Lesern zu, ergeht sich danach in Rezepten für Herz („Gut zerkaut, können die meisten Menschen es gut vertragen“) und Nieren, schreckt aber vor Lunge zurück: „Sie besteht vor allem aus Wind, und wir wissen nur zu gut, dass heutzutage genug Wind auf unserem Speiseplan steht.“ Vom Bettnässen bis zur Syphilis, vom Stuhlgang bis zu Schweißfüßen, vom Niesen zum Sonnenbaden, vom Lüften der Wohnung bis zum Wenden von Mänteln und Kleidern, vom Säumen zum Kunststicken reicht der Maßnahmenkatalog dieser Bände, ein Konjunkturprogramm ganz anderer Art.

      Aber wo man zuerst lachen will, rührt es einen dann doch mehr und mehr, weil der Staat, in dessen Auftrag die Fibeln geschrieben wurden, hier so persönlich wird und sich dessen nicht schämt. Natürlich ist es kaum möglich, aus dem gar nicht einmal so hohen, eher vertraulich-leisen Ton den Krieg herauszurechnen. Aber plötzlich ist das Kriegsmuseum, aus dem diese Bücher kommen, sehr weit weg: Man hat nämlich die schmalen Worte des neuen Wirtschaftsministers zu Guttenberg und des Bundespräsidenten Köhler im Ohr, die Krise doch mal als Chance zu sehen und nicht in Sack und Asche zu gehen, wenn man Tipps liest wie: Seid freundlich, schlagt eure Kinder nicht, fühlt euch niemals zu alt zum Lernen. Dass der Ernst der Lage die Rhetorik verändert und Sorge nicht in Floskeln kaschiert werden muss, kann man auch aus diesen Fibeln lernen. Der Zynismus sich ständig überbietender Horrormeldungen ist ihnen gleichfalls fremd. „Um in aller Fülle zu leben, zu lieben, zu lachen und zu arbeiten“, so endet „How to Keep Well in Wartime“, „werdet und bleibt gesund.“ Von Finanzen ist in diesen Sparbüchern übrigens nicht die Rede.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/…

      Bis später......
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      Avatar
      schrieb am 19.02.09 13:47:47
      Beitrag Nr. 1.049 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.751 von Maraho am 19.02.09 13:21:34@ Maraho,
      Die Head-Line des Artikels habe ich für die anderen nochmals
      hier rein kopiert:

      "Die Finanzkrise hat eine Unternehmensform wiederbelebt, die schon längst totgesagt war. Staatlich kontrollierte Konzerne sind fürs Erste vor der Pleite geschützt. Doch sie wecken gefährliche Begehrlichkeiten in der Politik - und können ganze Branchen in den Ruin treiben."

      Also entweder habe ich ein Brett vor dem Kopf oder die in Havard.

      Wie kann man etwas als Staat ruinieren, was schon von den Marktradikalen ruiniert wurde. Der Staat greift doch nur ein,
      um zu retten, was noch zu retten ist. Beipiel HRE:

      Wenn Steinbrück nicht eingegeriffen hätte, wäre nicht nur der komplette Markt für die Pfandbriefe den Bach runter gegangen, sondern auch der Markt für die Staats- Kommunalfinanzierungen.

      Was unsere selbst ernannten Wirtschaftsexperten da von sich geben
      ist nur noch pure Ideologie hat aber kaum noch etwas mit Wissenschaft und gesundem Menschenverstand zu tun!
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 17:03:44
      Beitrag Nr. 1.050 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.977 von windei am 19.02.09 13:47:47servus windei,

      dazu kann man nur sagen: Verwirrte geben Verwirrendes von sich!

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 17:12:31
      Beitrag Nr. 1.051 ()
      19.02.2009 16:59
      US-Konjunktur: Winter in Philadelphia
      Philadelphia (BoerseGo.de) - In den USA gibt es zwar Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung, wie die soeben veröffentlichten Frühindikatoren signalisieren, im Großraum Philadelphia im hohen Norden der USA ist die Verbesserung aber anscheinend noch nicht angekommen. Der Index der Philadelphia Fed, der durch eine Umfrage ermittelt wird und dort angeblich die Industrieaktivität misst, verschlechterte sich jedenfalls im Februar auf minus 41,3 (Januar: minus 24,3). Die Volkswirte hatten mit einer Verschlechterung auf minus 25,0 gerechnet. Die Komponente für neue Aufträge fiel auf minus 30,3 von minus 22,3. Dennoch äußerten sich die befragten Fabrikbesitzer optimistisch und rechnen mit einer Verbesserung in den kommenden sechs Monaten.



      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 17:21:47
      Beitrag Nr. 1.052 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.593.456 von Maraho am 17.02.09 13:16:54Guten Abend werte Leser(innen),
      dann wollen wir einmal....

      Der folgende Text ist in Bezug auf Beitrag 36.593.456 zu sehen.


      Die nächste finanzielle Kernschmelze

      Zeitbombe: Die osteuropäische Kreditkrise und die tiefe Verstrickung der westeuropäischen Banken
      Thomas Pany


      Die zweite Runde einer "finanziellen Götterdämmerung" für das westliche Bankensystem sieht der britische Telegraph aus Österreich und Osteuropa heraufziehen: Wenn Osteuropa nicht gerettet werde, dann gebe es eine weltweite finanzielle Kernschmelze - das Schuldendrama in Russland, in der Ukraine und in östlichen EU-Ländern habe einen akuten Gefahrenpunkt erreicht, alarmiert die Zeitung.

      Österreichische Banken haben in Osteuropa Kredite im Volumen von 230 Mrd. Euro offen. Das entspricht einem beunruhigend hohen Anteil des BIPs - beinahe 70 Prozent, wie der Telegraph vorrechnet: Bereits nicht zurückbezahlte 10 Prozent dieser Kredite würden so zu einem Kollaps im österreichischen Finanzsystem führen. Die europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung den Anteil schätzt den Anteil fauler Kredite auf zwischen 10 und 20 Prozent. In der österreichischen Zeitung Die Presse wird darüber berichtet, dass der Bank Austria und ihrem italienischen Besitzer UniCredit, ein "monetäres Stalingrad" im Osten bevorstehe. (Dazu am Rande: Libyen hat das Kapital der italienischen Bank UniCredit mit einer Milliarden-Finanzspritze gesichert, damit hat der libysche Staatschef Gaddafi Einfluss auf das Kontrollgremium der Bank-Austria-Mutter).

      Zwar würden Politik und Banken laufend beteuern, dass es keine kritische Situation in den osteuropäischen Ländern gebe, schreibt die österreichische Kleine Zeitung, trotzdem aber setze sich die heimische Politik massiv für Stützungsmaßnahmen ein - allerdings "mit wenig internationalem Widerhall". Der Vorschlag des österreichischen Finanzministers Josef Pröll nach einem Hilfspaket für Osteuropa wurde in Brüssel nicht einmal diskutiert. Vor allem der deutsche Kollege Peer Steinbrück hatte Prölls Gesuch aus nationalen Interessen heraus brüsk abgewiesen.

      Eine Haltung, die Experten für einen "glasklaren politischen Fehler" halten und die eine Zeitbombe gezündet haben könnte, da diese Haltung die Schuldenkrise in den osteuropäischen Ländern verschärft hat. Länder wie Polen, Ungarn, die Ukraine, die baltischen Staaten und die Balkanländer können ihre Kredite nicht zurückzahlen, weil sie sie in Fremdwährungen aufgenommen haben, in der Annahme, dass die Kurse stabil bleiben - indessen sind die Landeswährung verfallen.

      Auch Russland steckt in großen Schwierigkeiten, da der Ölpreis niedriger ist als kalkuliert und sich die "russischen Oligarchen" nach Informationen des Telegraphs mit 500 Milliarden Dollar verschuldet haben.

      Laut dem Morgan Stanley-Währungsexperten Stephen Jen beläuft sich die Gesamtsumme, die sich osteuropäische Länder oft mit kurzfristigen Papieren geliehen haben, auf 1,7 Billionen Dollar. Davon werden 400 Milliarden dieses Jahr fällig. Das entspricht einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts der Region. Währungsstrategen warnen vor einer Währungskrise in Osteuropa, wahrscheinlich gepaart mit einer Solvenzkrise, die "erhebliche Auswirkungen" auf Westeuropa haben wird. Hans Redeker, Chef-Währungsstratege von BNP Paribas:

      "23 Prozent unserer Exporte sind in der Vergangenheit Richtung Zentral- und Osteuropa gegangen. Nun sind wir dabei, unseren zentralen Exportmarkt zu verlieren".

      Die europäischen Banken sind in dieses Desaster mehr verstrickt, als man lange Zeit gedacht hat. So hat Österreich seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise bereits Kredite in Höhe von 287 Milliarden Euro nach Mittel- und Osteuropa vergeben. Auf dem zweiten Platz liegt Italien als Kreditgeber mit rund 230 Milliarden Euro, Deutschland folgt mit 210 Milliarden Euro. Aber auch schwedische, griechische, italienische und belgische Banken sind Gläubiger.

      Da in Ungarn, Tschechien, Polen und Rumänien Kredite in Schweizer Franken sehr beliebt waren, stecken Schweizer Banken ebenfalls tief in der osteuropäischen Malaise, wie Arthur P. Schmidt kürzlich beschrieb (siehe Der Alpen-Hedge-Fonds):

      "So wurden nicht nur Hypotheken im Osten in hoher Zahl in CHF aufgenommen, sondern es wurden auch Niedrigzins-Kredite für Autos gewährt. Die Kreditsumme hierfür soll sich auf mehr als 600 Milliarden CHF belaufen, was deutlich mehr wäre als das Bruttosozialprodukt des Alpenstaates."

      Bei weiteren massiven Zahlungsausfällen, die auch zu Staatsbankrotten von osteuropäischen Staaten führen könnten, drohe auch sogar dem schweizerischen Staat durch das immense Gegenparteirisiko der Bankrott.

      Die Summen, die nötig wären, um die Zahlungskrisen in den osteuropäischen Ländern aufzufangen, übersteigen auch die Mittel des ohnehin stark beanspruchten Internationalen Währungsfonds. Für den Telegraph-Kommentator Ambrose Evans-Pritchard kann es die osteuropäische Kreditkrise in Umfang und Wirkung mit der amerikanischen Sub-Prime-Krise aufnehmen. Die Banken Europas hätten somit - im Gegensatz zu amerikanischen Banken - zwei dicke Krisen am Hals.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133144
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      Avatar
      schrieb am 19.02.09 17:33:33
      Beitrag Nr. 1.053 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.682 von Maraho am 19.02.09 13:14:17Ergänzend hierzu:

      Schweizer Bankgeheimnis mit Löchern
      Thomas Pany

      Großbank UBS gibt 300 Kundendaten an US-Justizbehörden weiter

      Die Schweizer Großbank UBS muss 780 Millionen Dollar Strafe an die USA zahlen und, was vielleicht noch schmerzhafter ist, vertrauliche Bankdaten von "rund 300 des Steuerbetrugs verdächtigten Kunden" weitergeben. Das ist Bestandteil eines Vergleichs zwischen der Bank und US-Justizbehörden. Mit dem Vergleich konnte eine Anklage der Bank vermieden werden, was laut amerikanischen Quellen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dazu geführt hätte, dass die "Totenglocken" für die Bank geläutet hätten.

      Von dramatischen Folgen einer solchen Anklage, die die Liquiditätsposition der UBS und letztlich ihre Existenz unmittelbar gefährden hätte können, berichtet heute auch die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, die bei dem Vergleich eine entscheidende Rolle gespielt hat. Letztlich hat sie dem Druck der US-Behörden nicht mehr standhalten können und auf die Herausgabe der vertraulichen Kundendaten gedrängt, obwohl sich Mitglieder der UBS-Führung strikt gegen diesen Schritt gewehrt haben sollen. Das amerikanische Justizministerium hatte, nach Angaben der Finma, einen Vergleich von der sofortigen Übermittlung einer beschränkten Zahl von Kundendaten abhängig gemacht.

      Seit einem Jahr ermittelte das US Departments of Justice (DoJ) gegen die UBS, beteiligt waren aber auch andere US-Behörden, die US Securities and Exchange Commission (SEC) und die US Internal Revenue Service (IRS), die Bundessteuerbehörde der Vereinigten Staaten, die auch Ermittlungen in Steuerstrafsachen führt (mit dieser Behörde steht eine vollständige Einigung noch aus. Augenscheinlich war die Geduld der amerikanischen Behörden am Ende, dies erschließt sich aus Medien-Berichten über den Vergleich, der von Experten als "das Ende ihres Bankenwesens ist, wie sie (die Schweizer, Einf. d. A.) es kannten" bezeichnet wird.

      Im Zentrum der Äffäre steht die "aktive Mithilfe" der Schweizer Bank beim Betrug des amerikanischen Fiskus. Die amerikanischen Behörden untersuchten 19.000 Konten, die die Bank für amerikanische Kunden zu diesem Zweck geführt hat – Verantwortliche der UBS bekannten sich dem Betrugsvorwurf gegebenüber als schuldig. Laut Angaben der New York Times schließt die UBS nun ihre Übersee-Konten. Nach Schätzungen der Fahnder soll die UBS ihren amerikanischen Kunden dabei geholfen haben, von 2002 bis 2007 illegal 20 Milliarden Dollar vor dem Fiskus zu verbergen, was einem jährlichen Steuerverlust von c.a. 300 Millionen Dollar entspreche.

      Durch die erzwungene Herausgabe der Kundendaten ist das Schweizer Bankgeheimnis, dessen Ruf weltweit einzigartig war, weiter beschädigt; der Mythos bröckelt, wie die Neue Zürcher Zeitung diagnostiziert. Angesichts der UBS-Affäre befürchtet die Zeitung nicht nur, "dass Kunden der Bank den Rücken kehren werden, weil sie nicht mehr sicher sein können, dass ihre Privatsphäre geschützt wird", sondern vor allem einen Nachahmereffekt: "Hinzu kommt, dass die Kapitulation gegenüber den USA zum Präzedenzfall für weitere dem Bankgeheimnis feindselig gegenüberstehende Länder werden könnte. Deutsche oder französische Steuerbehörden werden ähnliche Lösungen für sich reklamieren."

      Unberechtigt ist die Sorge nicht, denn politische Bemühungen, die in diese Richtung weisen, sind schon im Gange. Wie der Guardian heute meldet, will der britische Premierminister Brown in Kooperation mit anderen westlichen Spitzenpolitikern forciert gegen Steueroasen vorgehen, genannt wird an prominenter Stelle die Schweiz.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29774/1.html …

      Da in dem Text die"nzz" erwähnt wurde, hier der Link:
      http://www.nzz.ch/
      Dort kann man sich ein Bild davon machen, wie die Schweizer selbst es sehen.
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 17:47:56
      Beitrag Nr. 1.054 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.567.403 von Maraho am 12.02.09 17:24:03Der IWF macht sich Sorgen....

      Haushalt
      IWF fürchtet um Wirksamkeit der Konjunkturpakete

      Der Internationale Währungsfonds (IWF) fürchtet angesichts ungenügender Fortschritte bei der Sanierung des internationalen Finanzsystems um die Wirksamkeit der Konjunkturpakete gegen die Wirtschaftskrise.

      dpa PARIS. Der Internationale Währungsfonds (IWF) fürchtet angesichts ungenügender Fortschritte bei der Sanierung des internationalen Finanzsystems um die Wirksamkeit der Konjunkturpakete gegen die Wirtschaftskrise. "Die Dinge gehen zu langsam voran", sagte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn am Donnerstag bei einer Oecd-Veranstaltung in Paris. "Wenn es kein Großreinemachen bei den Banken gibt, wird der Großteil des Stimulus verloren sein." Die Krise könne sich dann weit in das Jahr 2010 hinein ausdehnen.

      Als beunruhigend bezeichnete Strauss-Kahn zudem die Entwicklung in den Schwellenländern. Der Kapitalfluss dorthin trockne aus. 2009 könne ein "richtig schlechtes Jahr" werden, sagte der frühere französische Finanzminister. Eventuell werde die Lage schlechter sein, als von den meisten prognostiziert. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Oecd) hatte am Vortag berichtet, dass die Wirtschaft in den 30 Mitgliedstaaten im vierten Quartal 2008 nach vorläufigen Schätzungen um 1,5 Prozent schrumpfte. Dies wäre das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen 1960.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 17:58:00
      Beitrag Nr. 1.055 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.568.568 von Maraho am 12.02.09 19:51:56Hier mal wieder Kritik an "unserem" Konjunkturpaket (II)....


      Kritik am Konjunkturpaket

      Warum Ökonomen das K2 zerpflücken
      von David Böcking und Ulrike Heike Müller (Berlin)

      Noch bevor das zweite Konjunkturpaket verabschiedet ist, legt das Kieler Institut für Weltwirtschaft eine Fundamentalkritik vor: Die Abwrackprämie sei Unsinn, die Steuerentlastungen halbherzig und die wahre Höhe der Neuverschuldung werde verschleiert. FTD.de dokumentiert.

      Am Freitag beschließt der Bundesrat aller Voraussicht nach das zweite Konjunkturpaket, mittlerweile auch als K2 bekannt. Mit 50 Mrd. Euro Umfang ist es das größte in der Geschichte der Bundesrepublik - trotzdem ist die zu erwartende Wirkung von Elementen wie der Abwrackprämie oder Steuerentlastungen umstritten.

      Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat schon jetzt den Stab über K2 gebrochen. "Mit dem Konjunkturpaket aus der Krise?", fragt eine am Donnerstag veröffentlichte IfW-Studie und gibt eine ziemlich eindeutige Antwort. Von vielen Elementen von K2 seien so geringe Effekte zu erwarten, dass sie "die Merklichkeitsschwelle im Budget der Bürger kaum überwinden und die deshalb weitgehend wirkungslos verpuffen dürften".

      Die deutlichste Kritik üben die Autoren an der Abwrackprämie, die derzeit Autohändler über großen Zulauf jubeln lässt. Aus IfW-Sicht ist sie ein "besonders krasses Beispiel dafür, wie eine fiskalpolitische Konjunkturförderung nicht ausgestaltet sein sollte". Die Prämie bevorzuge eine einzelne Branche und ändere nichts an deren Grundproblem, sie sei ungerecht gegenüber Konsumenten ohne Auto oder mit einem neueren Fahrzeug, sie sei von zweifelhaftem ökologischen Nutzen und vernichte ohne Not Werte.

      Aber auch die Steuersenkungen, nach langem Kampf innerhalb der Koalition beschlossen, können die Kieler Ökonomen nicht überzeugen. Zwar gingen Entlastungen bei der Einkommenssteuer in die richtige Richtung, sie fielen aber "zu halbherzig" aus. Die Wissenschaftler haben die zu erwartenden Entlastungen für drei Arbeitnehmer mit niedrigem, mittleren und hohem Einkommen ausgerechnet. Ihr Fazit: Die Änderungen beim Grundfreibetrag und den Steuersätzen reichten nicht einmal aus, um die "kalte Progession", also die steigende Steuerbelastung durch die Inflation, für länger als zwei Jahre auszugleichen.

      Schließlich kritisiert die IfW-Studie auch die massive Neuverschuldung, die das Konjunkturpaket mit sich bringt. Deren wahre Höhe sei nicht ersichtlich, weil die Investitionen des Bundes in Höhe von fast 19 Mrd. Euro aus einem als "Tilgungsfonds" bezeichneten Sondervermögen bezahlt werden. Dieser könne "nur den Zweck haben, die Finanzlage des Staates zu verschleiern, insbesondere die Situation des Bundes geschönt darzustellen".

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Kritik-am-Konjunktu…
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:00:48
      Beitrag Nr. 1.056 ()
      Mit der deutschen Bank geht es wieder aufwärts!
      Soeben gefunden :
      Angaben zum Mitteilungspflichtigen
      Name: Klee
      Vorname: Martina
      Firma: Deutsche Bank AG

      Funktion: Verwaltungs- oder Aufsichtsorgan

      Angaben zum mitteilungspflichtigen Geschäft

      Bezeichnung des Finanzinstruments: Deutsche Bank AG Aktien
      ISIN/WKN des Finanzinstruments: DE0005140008
      Geschäftsart: Kauf
      Datum: 17.02.2009
      Kurs/Preis: 20,165
      Währung: EUR
      Stückzahl: 18
      Gesamtvolumen: 362,97
      Ort: Xetra
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:04:03
      Beitrag Nr. 1.057 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.437 von Maraho am 19.02.09 17:58:00....und das sagt die Bundesbank dazu:


      Bericht der Bundesbank
      Konjunkturpakete stoppen Rezession nicht

      Die Bundesbank fordert ein unverzügliches Sparen nach der Krise. Die milliardenschweren Konjunkturmaßnahmen hält sie für vertretbar - aber nicht für ausreichend, um den Abschwung aufzuhalten.

      Die Bundesbank hält die milliardenschweren deutschen Konjunkturpakete angesichts der schweren Rezession für finanzpolitisch vertretbar. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten aktuellen Monatsbericht fordert sie von der Bundesregierung aber einen schnellen Abbau der Schulden nach der Krise.

      Die beschlossene Schuldenbremse für die Haushalte des Bundes und der Länder sei ein Schritt in die richtige Richtung, die langen Übergangszeiten bis zum kompletten Inkrafttreten der neuen Schuldenregeln allerdings problematisch. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es einfacher ist, einen Konsens über die Ausweitung der Kreditfinanzierung zu erreichen als über die später erforderliche Konsolidierung der Staatsfinanzen", schreiben die Bundesbanker. Eine "verlässliche Perspektive mit Blick auf die Rückführung der zu erwartenden hohen Defizite" sei deshalb "zwingend notwendig".

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) rechnet damit, dass die Stimulierung der Konjunktur das Haushaltsdefizit 2010 auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts hochtreibt. Damit würde Deutschland die Schuldenregel des Maastricht-Vertrages verletzen, der maximal ein Staatsdefizit von drei Prozent erlaubt. Diese Regel wird von der EU-Kommission in Krisenzeiten allerdings flexibel gehandhabt.

      Die Bundesbank betonte die Vorbildrolle der Bundesrepublik als größter Volkswirtschaft Europas beim Abbau der öffentlichen Defizite. Es müssten "verlässliche Verpflichtungen eingegangen werden, um die Defizite bei Verbesserung der wirtschaftlichen Lage rasch abzubauen, bis nahezu ausgeglichene Haushalte erreicht sind. Deutschland kommt hier im europäischen Kontext eine wichtige Rolle zu".

      Die Bank sieht in naher Zukunft kein Ende der konjunkturellen Talfahrt. "Die deutsche Wirtschaft ist im Herbst 2008 in eine schwere Rezession abgeglitten, die in den kommenden Monaten anhalten wird." Export und Industrie dürften wegen der parallelen Rezession in den Industrieländern als Stützen der Konjunktur ausfallen.

      "Nur abfedern, keinesfalls stoppen"

      Die umfangreichen Konjunkturpakete der Bundesregierung könnten diesen Trend bestenfalls abfedern, aber keineswegs stoppen, steht es weiter in dem Bericht. "Die Impulse werden selbst bei günstigen Annahmen die kurzfristig absehbaren Verluste im Auslandsgeschäft bei weitem nicht kompensieren können." Das Ziel staatlicher Nachfragestützung könne es nur sein, eine Verschärfung des vom Außenhandel ausgehenden Abwärtsdrucks durch ein Übergreifen auf die Inlandsnachfrage zu verhindern.

      Dennoch komme den Konjunkturpaketen eine entscheidende Rolle zu, weil die Tiefe der Rezession nach der Einschätzung der Notenbank entscheidend davon abhängen wird, inwieweit der private Konsum die Wirtschaft stabilisieren kann.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Bericht-der-B…
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      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:09:51
      Beitrag Nr. 1.058 ()
      Hypo Real Estate erschreckt Berlin: Eine Billion verliehen

      Der angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate bedroht den Finanzmarkt weit stärker als bisher vermutet. Mehrere Finanzexperten des Bundestages bestätigten am Mittwoch, dass der Münchener Finanzkonzern Kredit- und Derivatgeschäfte in Höhe von einer Billion Euro abgeschlossen hat.

      http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Hypo-…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:21:16
      Beitrag Nr. 1.059 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.292 von Maraho am 18.02.09 18:27:52Der Herr Minister Scholz. Sein Kollege zu Guttenberg ließ doch am Wochenende verlauten, daß es ab der zweiten Jahreshälfte wieder bergauf gehe.
      Alle zusammen, jeder für sich?

      Aber man trifft Vorbereitungen....

      Kampf gegen Arbeitslosigkeit
      Scholz erwägt zwei Jahre Kurzarbeit


      Kaum ist die Bezugsdauer auf 18 Monate verlängert, denkt Arbeitsminister Scholz bereits über den nächsten Schritt nach. Dauert die Wirtschaftskrise an, will der SPD-Politiker auch das Kurzarbeitergeld sechs Monate länger auszahlen.

      Per Rechtsverordnung will Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) im Bedarfsfall die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes weiter ausdehnen. "Ich kann sie auf 24 Monate verlängern. Das ginge innerhalb einer Woche", sagte er am Donnerstag in Hamburg. Er braucht dazu nicht einmal die Zustimmung des Bundestags. Geplant sei das derzeit aber nicht.

      Die Bundesregierung hatte die maximale Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes wegen der Krise von 12 auf 18 Monate verlängert. Scholz forderte die Arbeitgeber noch einmal auf, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen statt über Entlassungen nachzudenken. Laut Scholz werden in diesem Jahr durchschnittlich 250.000 Beschäftigte kurzarbeiten.

      Unser Wunsch ist, dass davon in großem Umfang Gebrauch gemacht wird", appellierte Scholz mit Blick auf die Kurzarbeit an die Arbeitgeber. Sie habe für alle Beteiligten Vorteile, für die Arbeitgeber, weil sie ihre eingearbeiteten Mitarbeiter behalten könnten, für die Arbeitnehmer, weil sie nicht arbeitslos würden, und für den Staat, da die Kosten aller Voraussicht nach unter jenen für das Arbeitslosengeld liegen werden. "Es rechnet sich für fast jeden." Scholz sagte, dass sich die Möglichkeit der Kurzarbeit vor allem auch an die kleinen und mittleren Betriebe richte und die Unternehmer auch für ihre Leiharbeiter Kurzarbeit beantragen könnten.

      Keiner wisse, was komme und wie lange die Krise anhalte, sagte Scholz. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ende 2009 oder Anfang 2010 die Konjunktur wieder anziehe, sei jedoch höher als ein weiteres Abrutschen - sofern die abwartende Haltung bei Konsum und Investitionen durchbrochen werden könne. Scholz wies darauf hin, dass es nach wie vor einen Fachkräftemangel gebe. Und der werde sich massiv verstärken, sollten die Menschen nicht weiter qualifiziert werden.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Kampf-gegen-Arbeit…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:26:21
      Beitrag Nr. 1.060 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.568 von Dorfrichter am 19.02.09 18:09:51Es fehlen einem langsam wirklich die Worte....
      Ich frage mich ernsthaft, wie lange das alles noch gut geht.
      Nur noch Experten mit unterschiedlichen Prognosen, Politiker mit diversen Sprechblasen, Bürger die gelassen bleiben....
      Aber keiner weiß was.

      Wir leben hier im Taka-Tuka-Land!
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:38:24
      Beitrag Nr. 1.061 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.471 von d.h.53 am 19.02.09 18:00:48:laugh:
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:43:45
      Beitrag Nr. 1.062 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.111 von Maraho am 18.02.09 20:07:20Ergänzend hierzu:

      Krise der Währungsunion
      Alles besser ohne Euro?


      Sechs Länder der Eurozone müssen sich Defizitverfahren stellen, die Kreditwürdigkeit von Staaten wie Griechenland sinkt rapide. Ist die Währungsunion in Gefahr? VON NICOLA LIEBERT

      Gerade hatte man sich daran gewöhnt, mit dem Euro eine grundsolide Währung zu haben, da stürzt er an den Devisenbörsen schon wieder ab. Noch im vergangenen Sommer ließ es sich dank des starken Euro zum Beispiel in den USA und in vielen anderen Ländern billig Urlaub machen. Mittlerweile bekommt man jedoch statt 1,60 nur mehr 1,25 Dollar für einen Euro. Der Wertverlust des Euro spiegelt den Vertrauensverlust gegenüber der europäischen Einheitswährung wider, der derzeit auf den Finanzmärkten zu beobachten ist.

      "Die Eurozone droht auseinanderzufallen", warnt der Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Hankel, ein radikaler Euro-Kritiker der ersten Stunde. "Das Fundament des Maastricht-Vertrags wankt", sagt die Investorenlegende George Soros. Hat der Euro angesichts von so viel Schwarzseherei noch eine Zukunft? Selbst die EU-Kommission bezeichnet die Lage in einigen Euro-Staaten angesichts der Verschlechterung bei den Defiziten und der Wettbewerbsfähigkeit als "nicht nachhaltig".

      Nicht nur die Athener Jugendlichen haben in letzter Zeit ein Problem mit ihrem heruntergewirtschafteten Land. Die wenigen wettbewerbsfähigen Branchen Griechenlands - Fremdenverkehr und Reedereien - leiden besonders stark unter dem globalen Konjunktureinbruch. Überdies ist die Staatsverschuldung fast so hoch wie die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung des Landes. Die Ratingagentur Standard & Poors bewertet die griechische Kreditwürdigkeit deutlich geringer als die aller anderen Euro-Länder. Für griechische Staatsanleihen wird daher ein hoher Risikoaufschlag fällig. Weil die Regierung nun immer höhere Zinsen zahlen muss, wird das Loch im Haushalt immer größer. Im Zusammenhang mit Griechenland liest man in letzter Zeit häufiger das Wort "Staatsbankrott". Inzwischen wurde auch Spaniens und Portugals Bonität herabgestuft, Irland gilt als Wackelkandidat. Am Mittwoch hat die EU-Kommission gegen Frankreich, Griechenland, Irland, Lettland, Malta und Spanien Defizitverfahren wegen zu hoher Neuverschuldung auf den Weg gebracht. Auf Strafzahlungen will sie aber angesichts der Finanzkrise verzichten.

      Früher, vor der Einführung des Euro, hätte es ein ganz einfaches Mittel gegeben, um die mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit auszugleichen: Abwertung. Die griechische Notenbank hätte die Zinsen gesenkt, die Nachfrage nach griechischen Drachmen wäre wegen der nun geringeren Rendite zurückgegangen und dadurch wäre der Wechselkurs von selbst gefallen. Das hätte Griechenland für Urlauber attraktiver gemacht, die griechischen Reeder hätten ihre Dienstleistungen günstiger anbieten können und alle Exporte von Olivenöl bis Textilien wären preiswerter und damit wettbewerbsfähiger geworden. Diese Möglichkeit fällt aber seit der Einführung des Euro weg.

      Allerdings ist auch nicht sicher, dass sich Griechenland damit aus der Krise manövrieren könnte. Diversen EU-Staaten außerhalb der Eurozone ergeht es auch nicht besser, trotz ihrer geldpolitischen Freiheit. In Osteuropa senkten die Notenbanken eifrig die Zinsen. Der ungarische Wirtschaftsminister signalisierte, er würde eine Abwertung des Forint zwecks Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ungarischer Exportgüter begrüßen. Die Folge: Die Währungen Ungarns, aber auch Polens und Tschechiens stürzen ins Bodenlose. Wer kann, zieht sein Kapital ab. Ungarn musste im vergangenen Herbst bereits vom Internationalen Währungsfonds gerettet werden. Jetzt droht auch den anderen Staaten der Crash.

      Selbst Euro-Skeptiker wie der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel plädieren deshalb nicht für eine Abschaffung des Euro: "Gerade in der jetzigen Krise kämen noch viel mehr Probleme auf die Regierungen zu, wenn sie sich auch noch um die Stabilisierung ihrer individuellen Wechselkurse kümmern müssten." Über einen Austritt einzelner Länder aus der Währungsunion wird dennoch immer öfter gemunkelt. Die Teilnehmer an der Onlineplattform Intrade, auf der man auf das Eintreten der verschiedensten Ereignisse spekulieren kann, setzten die Wahrscheinlichkeit derzeit bei exakt 26 Prozent an.

      Freiwillig werden Länder wie Griechenland oder Portugal den Euro ohnehin nicht aufgeben, sagt Moritz Kraemer, Leiter der Länderanalysen von Standard & Poors: "Die Wiedereinführung einer nationalen Währung würde zu einer Abwertung führen und die Schuldenquote nach oben treiben, weil die ausstehenden Verbindlichkeiten ja nach wie vor auf Euros lauten." Überdies käme den Staat dann die Kreditaufnahme viel teurer. Er müsste den Investoren deutlich höhere Zinsen zahlen, um sie für das Wechselkursrisiko zu entschädigen. Die darauffolgende Wirtschaftskrise wäre vermutlich viel schlimmer als das, was Griechenland jetzt durchmacht.

      Aber was passiert eigentlich, wenn ein Mitgliedstaat zahlungsunfähig wird? Die Wahrscheinlichkeit ist außerordentlich gering, wie Kraemer betont. Das aktuelle Rating griechischer Staatsanleihen entspreche einem Ausfallrisiko von 2 Prozent. Aber die Finanzmärkte schließen die Möglichkeit offenbar nicht ganz aus: Die Prämien für Credit Default Swaps - eine Art Versicherung gegen Zahlungsausfälle - steigen derzeit steil an.

      Und so macht sich auch die EU Gedanken über die Nöte diverser Euro-Mitglieder und spielt gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank entsprechende Szenarien durch. Jean-Claude Juncker, Vorsitzender der Euro-Gruppe, machte den Lösungsvorschlag, dass die Eurozone gemeinsam eine Anleihe aufnimmt, einen sogenannten Euro-Bond. Dann müssten Länder wie Griechenland, Spanien oder Italien nicht länger so ruinös hohe Zinsen zahlen. Die Kehrseite: Länder mit ausgezeichneter Bonität, wie Deutschland, müssten dann höhere Zinsen zahlen als bisher. Drei Milliarden Euro könnten so an jährlichen Mehrkosten auf den Bundeshaushalt zukommen. Die Reaktion von Finanzminister Peer Steinbrück war daher eindeutig: "Ich werde nicht eine Verschlechterung der Konditionen für deutsche Staatsanleihen billigend in Kauf nehmen", verkündete er nach dem EU-Finanzministertreffen Mitte Januar.

      Bliebe für den Notfall noch Plan B: Die EU müsste überschuldeten Staaten mit Überbrückungskrediten beispringen. Auch hier wären heftigste Proteste programmiert: Künftig würden sich dann auch andere Länder nicht länger mit einer Sanierung ihres Haushalts abmühen, so die Befürchtung, sondern sich einfach auf die EU verlassen. Der Maastricht-Vertrag enthält deshalb sogar die Klausel, dass die EU nicht für überschuldete Euro-Länder einsteht. Aber dass die EU auf der Klausel besteht, wenn es hart auf hart kommt, gilt als unwahrscheinlich. Denn was wäre die Alternative? Wäre etwa Griechenland erst einmal zahlungsunfähig, würden alle Investoren sofort ihre verbrannten Finger von Staatsanleihen der anderen Problemstaaten lassen. Die kämen dann auf einmal kaum noch an Geld beziehungsweise müssten horrende Aufschläge dafür zahlen. Eine Massenspekulation auf eine Pleite weiterer Euro-Länder würde einsetzen. Gleich Dominosteinen fiele als Nächstes vielleicht Portugal, dann Spanien. Italien könnte der nächste Kandidat sein. Oder Irland. Und dann hätten die Euro-Skeptiker recht bekommen, dann wäre der Euro Geschichte.

      So weit wird es die EU nicht kommen lassen, und auch der bis vor kurzem noch so hartleibige Finanzminister Steinbrück scheint sich angesichts der Zuspitzung der Probleme in den vergangenen Wochen eines Besseren zu besinnen. Auf ein Auseinanderbrechen der Währungsunion angesprochen, sagte er: "Können Sie sich vorstellen, dass irgendjemand so etwas auch nur in Kauf nehmen könnte?" Das sei "völlig absurd" mit Blick auf die öffentlichen Folgen. "Sollte Deutschland am Ende vor der Wahl stehen, zu helfen oder einem Bankrott zuzusehen, werden wir gemeinsam mit anderen tätig werden müssen", zitiert die Süddeutsche Zeitung aus Regierungskreisen. Schließlich hat gerade der Exportweltmeister Deutschland ein enormes Interesse daran, seine Handelspartner nicht pleitegehen zu lassen und ein Wechselkurschaos zu verhindern.

      Kurzfristig lassen sich die Probleme der Währungsunion mit Beistandskrediten jedenfalls lösen, ist sich der Ökonom Hickel daher sicher. Aber was muss mittelfristig passieren, um ein Auseinanderdriften der Euro-Staaten zu vermeiden? Die Problemstaaten müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern, fordert Rating-Experte Kraemer: "Inflation und Lohnstückkosten müssen über längere Zeit unterhalb des Niveaus der Eurozone insgesamt liegen, so wie dies Deutschland mit einigem Erfolg gemacht hat." Hickel sieht aber nicht nur die Defizitländer in der Pflicht. Die Kehrseite der Defizite seien schließlich die Überschüsse von Ländern wie Deutschland. "Die Währungsunion ist auch bedroht durch die aggressive Exportstrategie der Bundesrepublik, die nicht zuletzt auf immer niedrigeren Lohnkosten basiert", sagt Hickel. "Aber die Lösung ist jetzt nicht die Abwicklung des Euro, sondern seine Weiterentwicklung in Richtung einer Wirtschaftsunion, inklusive einer gemeinschaftlichen Lohn- und Beschäftigungspolitik."

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/alle…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:47:24
      Beitrag Nr. 1.063 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.471 von d.h.53 am 19.02.09 18:00:48Guten Abend d.h.53,

      endlich mal was positives! :laugh:
      Und ein fetter Umsatz!

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:59:44
      Beitrag Nr. 1.064 ()
      18. Februar 2009, 18:57
      Schafft das Banken- und Steuergeheimnis ab!
      Warum es angesichts der Finanzkrise unabdingbar ist, dass sich Österreich von einigen traditionellen "nationalen Eigenheiten" verabschiedet
      - Kurt Bayer



      Sturmtief über den Cayman-Inseln. Die meteorologischen Turbulenzen hat die Steueroase überstanden, die ökonomischen scheinen unabwendbar.
      *

      Schon der alte Adam Smith hat gefordert, dass jeder Bürger nach seinen Möglichkeiten zum Steueraufkommen beitragen sollte - und zwar "im Verhältnis, zu dem er Einkommen als Ergebnis des vom Staat zur Verfügung gestellten Schutzes erzielt".



      Auf heutige Verhältnisse übertragen heißt dies, dass Einkommen- und Körperschaftsteuer dort gezahlt werden sollte, wo das Steuersubjekt beheimatet ist. Unter der Vorausetzung der Mobilität von Arbeitskräften, Unternehmen und Kapital erfordert dies volle Information und Öffentlichkeit darüber, wo wirtschaftliche Aktivitäten stattfinden. Steueroasen, Bankgeheimnis und Steuergeheimnis stehen diesem Prinzip entgegen.

      Dies führt dazu, dass in den Industrieländern ein immer größerer Teil der Steuerlast auf die arbeitende Mittelschicht entfällt, da reiche Bürger/innen und Unternehmen legal (und manchmal auch illegal) die Komplexitäten und länderweisen Unterschiede des modernen Steuerrechts zu ihren Gunsten und zuungunsten des Staates mithilfe einer riesigen Steuervermeidungsindustrie ausnützen können. In armen Ländern fehlt dadurch das Steueraufkommen zur Bewältigung der riesigen Aufgaben bei Armutsbekämpfung, Ausbildung, Gesundheitsvorsorge, Infrastruktur etc.

      Fehlleitung von Kapitalflüssen, Steuervermeidung, Geldwäsche sind die Folge - und damit wichtige Mitverursacher der Finanzkrise, da viele Steueroasen neben niedrigen/keinen Steuern auch geringere/keine Berichtspflichten und Regulierungsauflagen haben. Die Nicht-Regierungsorganisation Tax Justice Network schätzt, dass in Steueroasen mehr als 11,5 Billionen $ angelegt sind. Danach verlieren die USA jährlich durch Steueroasen etwa 100 Mrd. $ an Steuereinnahmen, Frankreich etwa 50 Mrd. $, Deutschland 30 Mrd. $, das Vereinigte Königreich etwa ein Prozent des BIP. Den Entwicklungsländern entgehen dadurch insgesamt 800 Mrd. $ an Kapital, die sonst dort investiert würden.

      Steueroasen austrocknen

      Die britische Zeitung The Guardian hat drei Monate intensiv recherchiert und publiziert seit anfang Februar täglich Informationen, Dokumente, Einschätzungen und Meinungen zum Thema. Barack Obama hat sich für die Austrockung von Steueroasen ausgesprochen, ebenso der Papst. Der britische Premier Gordon Brown hat sich bei einer Anhörung im Unterhaus am 4. Februar ebenfalls in diese Richtung geäußert, Finanzminister Darling hat eine (neuerliche) Untersuchung eingeleitet. Der G-20-Gipfel vom vergangenen Dezember schlägt Ähnliches vor, Deutschland übt zunehmend Druck auf Liechtenstein und einige EU-Länder aus, darunter auch Österreich, sich den Mehrheitsregeln der Europäischen Union zu unterwerfen. In den Internatioanlen Finanzinstitutionen sind Bemühungen in Gang gekommen, Firmen, die in Steueroasen organisiert sind, keine Unterstützung mehr zu gewähren,

      Es ist heute nahezu Konsens, dass die neokonservative Ideologie, nach welcher "der Staat" sich aus der Wirtschaft heraushalten solle, da "der Markt" alles bestens selbst regle - und daher legale (im Einzelfall auch illegale) Steuervermeidung quasi moralisch geboten sei - uns die Finanz- und Wirtschaftskrise beschert hat. Die Eigentümer und Manager der steuervermeidenden - pardon "steuerminimierenden" - Unternehmen, die zuvor zu den lautesten Vertretern dieser Ideologie gehörten, scheinen jetzt plötzlich nichts dagegen zu haben, dass die Steuerzahler/innen ("der Staat") ihre Fehler ausbessern. Sie wollen allerdings auch keine Eingriffe (der neuen Mit-Eigentümer) in ihre Tätigkeit und keine Offenheit und Transparenz akzeptieren. Als Verfechter der Marktlehre müssten sie jedoch wissen, dass Geschäfte meist zweiseitig sind, es also einen Austausch, eine Gegenleistung, geben muss.

      Ein neues - tragfähigeres - System des Wirtschaftens ist derzeit nicht einmal in Ansätzen sichtbar, ist jedoch ein Überlebensgebot der Stunde. Ein solches System muss u. a. Offenheit in Steuerdingen, Offenheit und Transparenz darüber, welche wirtschaftliche Tätigkeiten wo getätigt werden, sowie volle Information der betroffenen Steuerbehörden und der Bürger über wirtschaftliche Vorgänge enthalten. Es ist nicht einzusehen, dass jene, welche den Hauptteil der Steuerlast und des derzeitigen bail-out tragen, nicht darüber informiert werden, wer wo welche oder keine Steuern zahlt. Der Grundsatz "no taxation without open and full information" muss weltweit durchgesetzt werden.

      Der Guardian berichtet, dass im britischen Territorium Cayman Inseln zehn Prozent der Einwohner als Rechtsanwälte, Steuerberater und Buchhalter tätig sind und dass dort 80 Prozent der weltweiten Hedge Funds, sowie 9000 Private Equity Fonds loziert sind. Auch die Namen der anderen Steueroasen sind bekannt. Deren tatsächlicher Beitrag zur weltweiten Wertschöpfung ist nicht nur nicht positiv, sondern da für ein tragfähiges Weltwirtschaftssystem schädlich, sogar negativ anzusetzen (siehe die obgenannten Phänomene Geldwäsche, Steuervermeidung etc.).

      Die tiefe Finanzkrise führt weltweit zu einem Umdenken, zumindest verbal. Wir alle erinnern uns jedoch an die - unter anderem von britischer Seite lancierten Blockaden bei EU-Versuchen zur Steuerharmonisierung, zur Abschaffung des Einstimmigkeitserfordernisses in Steuerfragen im Lissabon-Vertrag. Daher wird man erst in Zukunft sehen, was von den jüngsten Lippenbekenntnissen wirklich umgesetzt wird.

      Dessen ungeachtet wäre es jedoch hoch an der Zeit, etwa im Rahmen der Steuerreform, die in fast allen EU-Ländern (ausgenommen Österreich, Belgien, Luxemburg) geübte Praxis der Information anderer Steuerbehörden über Bankeneinlagen und Investitionen ausländischer EU-Bürgerinnen endlich auch in Österreich einzuführen und das Bankgeheimnis in der derzeitigen Form zu entsorgen.

      Gleichzeitig sollte auch das Steuergeheimnis überprüft und abgeschafft werden. Die österreichischen Steuerzahler verdienen dieselbe Offenheit, die ihre schwedischen Kollegen genießen. Nur wenn wir selbst transparent sind, können wir von anderen Ähnliches verlangen. Um im eigenen und allgemeinen Interesse die Steueroasen auszutrocknen, muss auch Österreich von obsolet gewordenen nationalen Eigenheiten Abschied nehmen. Der Lohn ist ein tragfähigeres, offeneres und gerechteres globales Steuer- und Wirtschaftssystem, bei dem alle nach ihren Möglichkeiten zur Finanzierung der wichtigen Staatsaufgaben beitragen und Fehlleitungen von Kapital allein aufgrund von Steuervermeidung und geringeren Aufsichtsverpflichtungen vermieden wird. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 19.2.2009)

      Und was sagt der Deutsche dazu? :eek:
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 18:59:49
      Beitrag Nr. 1.065 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.568 von Dorfrichter am 19.02.09 18:09:51Ergänzend:

      Hypo Real Estate

      Flowers wehrt sich gegen Enteignung
      Von Heike Göbel, Henning Peitsmeier und Joachim Jahn

      Der amerikanische Finanzinvestor Christopher Flowers hat der Bundesregierung Gespräche über die Zukunft der überschuldeten Hypo Real Estate (HRE) angeboten. Als deren Großaktionär droht ihm die Regierung mit Enteignung, um die zur Stabilisierung des Immobilienfinanzierers bereitgestellten öffentlichen Gelder zu retten. In einem Schreiben an die Staatssekretäre der beteiligten Ministerien in Berlin und an den Chef des staatlichen Sonderfonds (Soffin), das der F.A.Z. vorliegt, zeigt sich Flowers verwundert darüber, dass die Regierung keine weiteren Gesprächstermine angeboten habe. „Enttäuscht sind wir aber vor allem über den Umstand, dass keine alternativen Szenarien zur Diskussion gestellt und auch keine Termine für weitere Gespräche angeboten wurden“, schreibt Flowers. Er stehe jederzeit bereit.

      In dem Brief beteuert er, auch er verfolge das Ziel, dass der deutsche Staat eine Mehrheit von 75 Prozent plus eine Aktie an der HRE erlange. Der durchschnittliche gewichtete Preis je Aktie in den zwei Wochen vor einer möglichen Enteignung sei aber als Maßstab für die Entschädigung der betroffenen Aktionäre „aus unserer Sicht nicht akzeptabel“. Flowers fordert, dass sich die Entschädigung an dem Kurs orientieren sollte, der in den zwei Wochen vor dem Aufkommen der Verstaatlichungsgerüchte am 8. Januar gegolten habe. Daraus errechnet Flowers einen Preis von 2,97 Euro je Anteil, was „de facto dem auf eine Aktie anfallenden anteiligen Betrag des Grundkapitals in Höhe von 3 Euro entspricht“, heißt es in dem Brief weiter. Ein Einstieg des Bundes in die HRE zu diesem Preis würde damit auch den Vorgaben des deutschen Aktienrechts entsprechen. Flowers hatte bei seinem Einstieg 22,50 Euro für die HRE-Aktie bezahlt und dürfte bei einem Ausstieg knapp 1 Milliarde Euro verlieren.

      Steinbrück sieht wenig Chancen für eine gütliche Einigung

      Indirekt droht Flowers damit, sich juristisch zu wehren. Er sei fest davon überzeugt, dass sich der Weg zu der angestrebten Mehrheit des Bundes an der HRE „über eine Verstaatlichung bei weitem komplexer und auch kostspieliger darstellen würde als eine gemeinsam ausgearbeitete Lösung, die nicht mit einer Reihe von rechtlichen Unsicherheiten behaftet wäre“, schreibt der Investor. Eine pragmatische Lösung sei auch im Interesse der vielen HRE-Aktionäre, die etwa 10 Prozent des Kapitals an der Bank hielten – umgerechnet rund 21 Millionen Aktien. Sie vertrauten darauf, nach geltenden Regeln behandelt zu werden.

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erhöhte derweil den Druck auf Flowers: Er sehe wenig Chancen für eine gütliche Einigung, sagte er dem WDR. „Es gibt die Möglichkeit, auch ein Übernahmeangebot zu machen. Aber Herr Flowers wird Preisvorstellungen haben, die weit über das hinausgehen, was in einem Enteignungsverfahren zu zahlen wäre, gemessen an dem aktuellen Kurs.“ An einem Verbleib von Flowers hat Steinbrück offenbar wenig Interesse. „Das ist sein nachvollziehbares Interesse. Aber ich sehe nicht ein, warum ein Finanzinvestor, der genau weiß, dass er im guten Fall gutes Geld macht, aber im schlechten Fall auch Geld draufgibt, vom Bund quasi kompensiert werden soll“, erklärte der SPD-Politiker. Komme es zu einer Enteignung der HRE-Altaktionäre, müsste der Bund gemessen am derzeitigen Aktienkurs rund 270 Millionen Euro Entschädigung zahlen.

      Wirtschaft spricht von einem Tabubruch

      Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch ein Gesetz beschlossen, das als letzte Möglichkeit für eine Verstaatlichung von angeschlagenen Banken eine Enteignung vorsieht. Es ist auf den Fall HRE ausgerichtet und soll nur kurz gelten. Die Wirtschaft sprach dennoch von einem Tabubruch. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält diese Kritik für abwegig. Der Staat übernehme Anteile „an einem faktisch insolventen Unternehmen“, erklärte die DIW-Finanzmarktexpertin Dorothea Schäfer. In dieser Situation sei der Staatseingriff die einzige Möglichkeit, das systemrelevante Institut zu retten. Das staatliche Engagement entspreche einem Feuerwehreinsatz in höchster Not. Wer sich darüber beschwere, dass dabei die Eingangstür aufgebrochen wird, habe nicht verstanden, worum es gehe.

      Das Bundesverfassungsgericht prüft derweil die Beschwerde eines Aktionärs der Commerzbank gegen das erste Rettungsgesetz für den Finanzsektor vom vergangenen Oktober. Das sagte der Präsident des Gerichts, Hans-Jürgen Papier, am Mittwochabend auf dem Jahrespresseempfang in Karlsruhe, ohne den Namen des Geldinstituts konkret zu nennen. Der in dem Verfahren federführende Richter, Wilhelm Schluckebier, erläuterte auf Nachfrage, der Kläger wende sich gegen die Umgehung der Hauptversammlung beim Beschluss über die staatliche Finanzspritze. Außerdem beklage er den Ausschluss der Aktionäre vom Bezugsrecht für diese neuen Anteile. Nach dem „Finanzmarktstabilisierungsgesetz“ dürfen Vorstand und Aufsichtsrat ohne Zustimmung der Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung durch den Soffin beschließen. Das Bundesverfassungsgericht will versuchen, in diesem Jahr über die Beschwerde zu entscheiden (Az.: 1 BvR 119/09).

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubC9401175958F4DE28E143E68888825F6/D…

      Es gibt dazu auch noch ein Interview zu lesen:

      Im Gespräch: HRE-Aktionär Flowers
      „3 Euro je HRE-Aktie wären fair“


      http://www.faz.net/s/RubC9401175958F4DE28E143E68888825F6…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 19:15:06
      Beitrag Nr. 1.066 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.614.045 von kiska am 19.02.09 18:59:44Guten Abend kiska,

      alle sehr löblich, diese Texte. Aber seien wir ehrlich, es gibt immer Wege. Und die Schlauen fangen die sowieso nicht. Geld ist auch wieder schnell woanders.

      Zur Zeit sind halt alle hysterisch. Wenn es denn irgendwann einmal wieder "richtig zu schnappen" gibt und auch das Volk seinen Teil daran hat; Du wirst von solchen Diskussionen dann nichts mehr vernehmen.

      Jetzt sind sie hinter denen her, demnächst heben sie uns dann aus.
      Vielleicht Gebunkertes unter den Dielen, oder gehortete EM....

      Wer weiß?
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 19:27:18
      Beitrag Nr. 1.067 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.047 von Maraho am 19.02.09 17:21:47Ergänzend:

      Wirtschaftskrise

      Alt-Europa lässt den Osten im Stich
      Von Joachim Fritz-Vannahme

      In Budapest und Riga demonstrieren die Unzufriedenen, in Tschechien, Polen und Ungarn rutscht die Währung ab: Die alte EU verliert ihre östlichen Nachbarn aus dem Auge

      Allenfalls aus den Augenwinkeln nehmen Deutsche, Franzosen oder Niederländer den Niedergang Mitteleuropas wahr – was in Zeiten wie diesen verständlich und dennoch ein Fehler ist. Der ungarische Forint, die tschechische Krone, der polnische Zloty rutschten in den vergangenen Tagen gegenüber dem Euro von Tiefstand zu Tiefststand. Die Folge: Ausländische Kredite, in Hartwährung aufgenommen, verteuern sich täglich, Ungarn und die Ukraine etwa hängen bereits am Tropf des Internationalen Währungsfonds.

      Vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer leiden nicht nur die Währungen, sondern auch die arbeitende Bevölkerung unter Kapitalverteuerung und Kapitalabfluss, weil die geschwächten westeuropäischen Banken, wenn überhaupt, lieber erst heimischen Firmen Kredit geben. Die österreichische Regierung knüpft bereits an einem Rettungsnetz für Mittelosteuropa und drängt die Rumänen und Bulgaren, aber auch Kroaten und Ukrainer, einen nationalen Bankenschirm aufzuspannen. Am liebsten hätte die Wiener Regierung hierfür Berlin als Verbündeten gewonnen, dort hält man sich derzeit zurück.

      Mittel- und Osteuropa sind nicht erst jetzt in den Strudel der Krise geraten. Bis zum Herbst 2008 drückten hohe Nahrungs- und Energiepreise aufs Portemonnaie des kleinen Mannes von Riga bis Sofia, von Kiew oder Tiflis gar nicht zu reden. Der Konsum wurde auf Pump finanziert, das trieb die Zinsen. Ungarn oder Lettland melden derzeit über zehn Prozent für ihre Leitzinsen. In Riga und Budapest demonstrieren sie zu Tausenden, nicht allein gegen die internationale Krise, auch gegen hausgemachte Schnitzer der eigenen Regierung. Miserable Weltlage, schlechte Politik, allgegenwärtige Korruption – der Mix ist von Land zu Land verschieden, die Ingredienzien sind vielerorts dieselben.

      Zerschellt die Erweiterung an der Krisenklippe? "Vergisst" die alte Europäische Union ihre neuen Mitglieder und Partner, zum zweiten Mal binnen Kurzem - gestern in der Energiekrise, jetzt in der Finanzkrise? Deren Zwangslage ähnelt der ihrer westlichen Klubmitglieder und doch auch wieder nicht. Die Weltwirtschaftskrise verschont zwar keinen, ihr eiserner Griff aber setzt nicht überall am selben Punkt an.

      Das Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins, ist in den östlichen und neuen EU-Staaten wohl am ehesten mit den Ängsten der Opel-Belegschaft in Bochum, Eisenach, Rüsselsheim vergleichbar, über deren Schicksal ganz weit weg, im fernen Detroit entschieden wird, wie beim antiken Gottesurteil. Die heimische Industrie, die heimischen Banken, der persönliche Kredit kommt in den neuen EU-Mitgliedsländern fast immer aus dem Westen. Was gestern als Segen empfangen wurde, wird nun als Fluch erlitten: Zumindest für die psychologische Seite der mitteleuropäischen Depression sollten die alten und großen EU-Staaten mehr Verständnis aufbringen und Fingerspitzengefühl zeigen.

      Wer sich in solcher Lage nur selbst am nächsten ist, der wird bald erkennen, dass die Europäische Union dafür nicht gebaut ist. Der pure Egoismus zahlt sich unter ihrem Dach nicht aus, sondern kommt teuer zu stehen, weil fürs gemeinsame Wohlergehen, von Gemeinsinn nicht zu reden, selbst der Stärkste auf den Schwachen angewiesen ist.

      Womit wir wieder bei der Frage sind, warum es im Kreis der 27 zwar eine ähnlich hohe Zahl von nationalen Rettungspaketen gibt, aber so gut wie keine europäische Strategie. Ist also mehr Europa nötig, oder ist womöglich weniger Europa denn eine starke nationale Aktion die richtige Antwort?

      Derart prinzipiell konnte in der Vergangenheit gefragt werden. Da konnte mit einem gehörigen Schuss innerer Überzeugung für ein föderales oder lieber für ein Europa der Subsidiarität, für mehr Integration oder nur für mehr Kooperation gestritten werden. Spätestens im Angesicht dieser Krise kann sich die EU solchen Prinzipienstreit nicht länger leisten. Ein besseres Europa muss die Devise lauten. Und dazu gehören zuallererst ein geschärfter Blick und ein sensibler Sinn für die Nöte des Nachbarn.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/08/wirtschaftskrise-oste…
      333 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 19:37:04
      Beitrag Nr. 1.068 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.437 von Maraho am 19.02.09 17:58:00In Bezug auf o.g. Beitrag:

      Rettungsprogramm

      Flucht unter den Fallschirm
      von Sven Afhüppe und Klaus Stratmann

      Deutsche Firmen reißen sich um Hilfen aus dem Rettungsfonds des Bundes. Nach Informationen des Handelsblatts aus dem Bundeswirtschaftsministerium sprengen die Anfragen bereits jetzt das vorgesehene Volumen von 100 Mrd. Euro. Dem Ministerium liegen auch einzelne Anträge in zweistelliger Milliardenhöhe vor.

      BERLIN. Ab sofort können Unternehmen, die unverschuldet durch die Weltwirtschaftskrise in Liquiditätsschwierigkeiten geraten sind, Hilfen aus dem Rettungsprogramm des Bundes für die Realwirtschaft beantragen. Das Programm umfasst neben Krediten ein Bürgschaftsvolumen von 100 Mrd. Euro. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und der zuständige Lenkungsausschuss entwickeln in den nächsten Tagen Kriterien, welche Anträge auf Bürgschaften und Kredithilfen genehmigt werden. Bereits vor dem offiziellen Start häufen sich im Wirtschaftsministerium die Anfragen von Unternehmen, die den Fonds in Anspruch nehmen wollen.

      Der Rettungsschirm für die Realwirtschaft ist Bestandteil des zweiten Konjunkturpakets, das die Bundesregierung im Januar auf den Weg gebracht hat. Der Bundesrat entscheidet heute über das Paket. Es enthält neben dem zusätzlichen Bürgschaftsvolumen von 100 Mrd. Euro insbesondere Kreditprogramme der KfW, die sowohl dem Mittelstand als auch größeren Unternehmen zur Verfügung stehen. Die 100 Mrd. Euro des Bürgschaftsrahmens kommen zu dem 15 Mrd. Euro umfassenden Bürgschaftssonderprogramm hinzu, das die Bundesregierung bereits mit dem ersten Konjunkturpaket Ende vergangenen Jahres beschlossen hatte.

      Der Haushaltsausschuss hatte in den Schlussberatungen zum Rettungsschirm für die Realwirtschaft darauf gedrängt, dass nur solche Firmen Staatshilfen erhalten, die keinen Zugang zum Kapitalmarkt haben. Allerdings sind nach Angaben aus Regierungskreisen bei dieser Regel durchaus Ausnahmen denkbar.

      Außerdem müssen Hilfen aus dem Wirtschaftsfonds ab einem Volumen von 300 Mio. Euro beim Haushaltsausschuss vorgelegt werden. Eine weitere Bedingung: Bürgschaften dürfen nicht eingesetzt werden, um die Emission von Anleihen abzusichern. "Wer bei der Begebung einer Anleihe ein paar Basispunkte bei den Zinsen sparen will, ist beim Wirtschaftsfonds an der falschen Adresse", heißt es in Regierungskreisen.

      Um den Rettungsfonds für die Wirtschaft ans Laufen zu bringen, wird eine Konstruktion gewählt, die in weiten Teilen an den "Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung" (Soffin) anknüpft. Diesen Fonds hatte die Bundesregierung Ende vergangenen Jahres zur Stabilisierung des Finanzsektors eingerichtet.

      In der kommenden Woche will Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg bekannt geben, welche Manager in dem beratenden Ausschuss zum Wirtschaftsfonds sitzen. Nach Informationen des Handelsblatts handelt es sich um "erfahrene und bekannte Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft". Dieses Gremium soll künftig eine Vorentscheidung treffen, ob der Antrag eines Unternehmens genehmigt oder abgelehnt werden soll.

      Die letzte Entscheidung trifft aber der Lenkungsausschuss, in dem Staatssekretäre aus dem Wirtschafts-, Finanz- und Justizministerium sowie dem Kanzleramt vertreten sind. Vorbereitende Arbeiten zur Prüfung von Anträgen sind beim Wirtschaftsministerium angesiedelt, das den Rat von Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern hinzuziehen wird.

      Den Segen der EU-Kommission hat der Fonds bereits. Die Kommission genehmigte gestern staatliche Hilfen bei der Kreditversorgung von Unternehmen. Bund, Länder und Gemeinden sowie öffentliche Förderbanken könnten bis Ende 2010 Beihilfen in Form zinsgünstiger Darlehen vergeben, erklärte die Brüsseler Behörde. Die Kommission knüpft ihre Zustimmung an die Bedingung, das nur solche Unternehmen die Hilfe in Anspruch nehmen können, die nach dem 1. Juli 2008 in Schwierigkeiten geraten sind. Zinszahlungen können bis Ende 2012 subventioniert werden, danach müssen wieder marktübliche Zinsen gezahlt werden.

      Durch die Beihilfen würden die Kosten für Kredite erheblich gesenkt, um Investitionen der Unternehmen und die Erholung der Wirtschaft zu fördern, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Der Wettbewerb in der EU werde dadurch nicht verzerrt. Die Kommission hatte bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, sie wolle die Regelungen für die Genehmigungen von Beihilfen an Unternehmen wegen der Wirtschaftskrise lockern.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fluc…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 19:53:46
      Beitrag Nr. 1.069 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.378 von Maraho am 14.02.09 17:23:00In Bezug:

      Kartell der Krawalljournalisten
      ALBRECHT VON LUCKE

      Kein führender Journalist hat die ökonomische Großkrise rechtzeitig erkannt. Trotzdem überbieten sich die breitbeinigen Meinungsmacher weiter in analytischer Haltlosigkeit

      Der ehemalige Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Wolfgang Storz, analysiert die gegenwärtige Krise der Medien als eine Krise der Verleger und ihrer Profitinteressen (taz vom 7./8.2.2009). So richtig diese Diagnose ist, sie liefert noch keine hinreichende Erklärung dafür, warum von keinem Journalisten in den führenden Printmedien die ökonomische Großkrise rechtzeitig erkannt und analysiert wurde. Offensichtlich haben wir es nämlich auch mit einer Krise der schreibenden Zunft und ihrer Protagonisten zu tun.

      Untersucht man die Bundesrepublik auf ihre Brüche seit dem Umzug von Bonn nach Berlin im Jahr 1999, dann stellt man massive Veränderungen im Bereich der sogenannten Vierten Gewalt fest. Für die Medien ist die aufgekratzte "Berliner Republik" im Vergleich zum beschaulichen Bonn ein erstaunliches Biotop, das vor allem journalistischen Profilneurotikern zur Blüte verhilft. Henryk M. Broder und Matthias Matussek seien hier als die vielleicht auffälligsten Vertreter des neuen Typus des Krawalljournalisten genannt.

      Kennzeichnend für den neuen "Berliner Stil" ist ein eigentümlich machistisches Maulheldentum, dessen Ziel in größtmöglichem "Putz" besteht. Frauen sind auch in den publizistischen Chefetagen nur marginal vertreten. Scharfzüngige und kritisch-analytische Journalisten mit dezidiert linker Haltung kommen in den großen Medien mit Ausnahme von Heribert Prantl kaum vor - selbst wenn sie durchaus populär sind, man denke etwa an Friedrich Küppersbusch.

      Der langjährige Spiegel-Korrespondent Jürgen Leinemann sprach unlängst davon, dass den Politikern zunehmend das "innere Geländer" eigener Überzeugungen fehle. Für die journalistische Zunft gilt das nicht minder. Die erzielte Aufmerksamkeit ist ihr zumeist allemal wichtiger als der transportierte Inhalt.

      Dabei handelt es sich keineswegs um ein Phänomen bloß der journalistischen Beiboote, im Gegenteil. Die Journalistin Franziska Augstein stellte vor geraumer Zeit fest, dass im Fall des Spiegel der "Fisch vom Kopf stinke". Tatsächlich entwickelte sich das einstige selbsternannte "Sturmgeschütz der Demokratie" in der Ära Aust zum reißerischen Aufmacher-Magazin. Entscheidend in den Augen des einstigen Chefredakteurs war ganz primär - und letztlich völlig apolitisch - der Hefttitel, der über den Erfolg am Kiosk entscheidet.

      Dieser Zug zum Marktschreierischen zeigt sich jedoch nicht nur beim Spiegel, sondern gilt bis heute für weite Teile der hiesigen Medienlandschaft. Wenn etwa ein maßgeblicher FAZ-Herausgeber sich als Apokalyptiker in Permanenz erweist, kann das auf die Dauer nur abstumpfen. Zumal dann, wenn Frank Schirrmacher binnen weniger Monate vom radikalen Gegner von Rot-Grün und von staatlicher Regulierung zum führenden Kapitalismuskritiker mutiert - und dafür prompt mit dem renommierten Börne-Preis ausgezeichnet wurde.

      Dieses Chamäleonhafte der Person Schirrmachers ist nur der radikalste Ausdruck der Tatsache, dass heute bei den meisten Journalisten eine klare Unterscheidung nach den politischen Grundkategorien links oder rechts kaum mehr vorzunehmen ist. Das zeigt sich auch an der journalistischen Sprunghaftigkeit bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes. Man möchte gar nicht wissen, wie viele einstige taz-Journalisten heute bei Springers Welt in Lohn und Brot stehen. Von politisch begründeter Blattbindung kann jedenfalls keine Rede mehr sein.

      Zum Ausdruck eines zutiefst verluderten Betriebes wird diese Tendenz jedoch dann, wenn wir uns den zweiten repräsentativen journalistischen Typus anschauen, den des Machtjournalisten. Dafür stehen in erster Linie die Namen Aust, Schirrmacher, Döpfner und Dieckmann. Die weitgehende Auflösung einstiger klarer politischer Unterschiede der Medien - Vorreiter auch hier der Spiegel -, hat dazu geführt, dass an der Spitze heute jeder mit jedem kann. Hier gilt die Devise: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Denn alle verbindet ein primäres Interesse: Macht in den Medien und über die Medien.

      Beim distinguiert sich gebenden Springer-Vorstandsvorsitzenden Döpfner und seinem glatten Bild-Chef Dieckmann gehört die Kumpanei quasi schon von Hause aus zum guten Ton - beide verkörpern auf ihre je eigene Weise den Springer-Verlag. "Pornographie von oben" nennt der Schriftsteller Rainald Goetz deshalb die "simulierte Seriosität" des Springer-Chefs. Und was für die Bild-Zeitung dann doch intellektuell zu anspruchsvoll ist, erledigt Welt-Chefredakteur Thomas Schmid, ehemaliger Intimus von Joschka Fischer und Chefideologe des "Revolutionären Kampfes", als Döpfners Mann fürs Feine.

      Noch problematischer wird die Kumpanei allerdings im konzernübergreifenden Dreiecksgespann Dieckmann, Aust und Schirrmacher. Hier wäscht eine Hand die andere, so etwa wenn Bild-Zeitung und Spiegel weite Teile der Schirrmacher-Bücher "Methusalem-Komplott" und "Minimum" abdrucken - und damit zu den eigentlichen Geburtshelfern für den Bestseller avancieren. Umgekehrt darf sich die Bild-Zeitung dann gerne an einem ebenso reißerischen Schirrmacher-Artikel über die angebliche "Deutschenfeindlichkeit" hier lebender Ausländer gütlich tun, der dem Boulevard-Blatt willkommene Munition in Roland Kochs letztem Antiausländerwahlkampf lieferte.

      Man könnte das neue journalistische Machtkartell getrost vernachlässigen, wenn es dabei nur um Werbung für die neuesten Schirrmacher-Bücher ginge. Doch das Netzwerk zwischen Bild-, FAZ- und Spiegel-Meinungsmachern ist deshalb so problematisch, weil es die gegenseitige Kontrolle innerhalb der Vierten Gewalt ausschaltet. Journalisten werden zu Selbstherrlichkeit und Geltungssucht regelrecht verführt, wenn sie nicht wenigstens intellektuell Rechenschaft für ihre politischen Einschätzungen ablegen müssen. Kontrolliert sich die Vierte Gewalt nicht wechselseitig, durch gegenseitige harsche Kritik und Beurteilung, dann tut es keiner. Das aber fördert erstaunliche Verantwortungslosigkeit - und erstaunliche Radikalurteile.

      Bis heute hat sich noch keiner der nicht ganz wenigen Journalisten und Intellektuellen, die so energisch für den Irakkrieg getrommelt haben und von einem schnellen Sieg überzeugt waren, zu dessen Scheitern verhalten - ob sie nun Henryk M. Broder oder Wolf Biermann heißen. Von keinem hört man heute irgendeine Form der Selbstkritik.

      Wer die Politiker kontrolliert, muss selbst kontrollierbar sein. Ohne kritische Auseinandersetzung gerade unter Journalisten kann es nicht verwundern, wenn vermeintliche Überzeugungen von heute auf morgen aufgegeben werden, der politische Journalismus immer mehr an Kontur verliert und letztlich zur eitlen Selbstbespiegelung verkommt. Kurzum: Kontrollieren wir die Kontrolleure. Andernfalls bekommen wir nur die Journalisten, die die Berliner Republik (noch) nicht verdient.

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/dig…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 20:02:06
      Beitrag Nr. 1.070 ()
      Jetzt werden wir mal böse (oder ehrlich) oder beides....


      Wirtschaft

      Wir werden subtil belogen [1]
      Albrecht Müller

      Die Unsicherheit ist groß. Das Grundgefühl: Ohnmacht. Wenn ich höre, 10 Milliarden Steuergelder für die IKB, 18,2 Milliarden für die Commerzbank, 102 Milliarden für die Hypo Real Estate usw., hunderte von Milliarden zur Begleichung der Wettschulden und der fortlaufenden Boni für Investmentbanker, die die Misere angerichtet haben, dann kommt zur Ohnmacht Wut. Aber eine Mehrheit gibt bei Umfragen immer noch an, den politisch Verantwortlichen über den Weg zu trauen. – Vertrauen ist eigentlich schön und ohne dieses geht es auch in der Politik nicht gut zu. Aber im konkreten Fall der Finanzkrise ist Misstrauen angesagt. Andernfalls geht es nämlich einfach so weiter. Die Menschen müssen wieder zweifeln lernen. Es geht um ihr Geld und um ihre Zukunft.
      Es wurde uns erzählt, die Krise sei aus den USA über uns gekommen. – Das ist nicht richtig. So zeigt die wahnsinnig teure Pleite der Hypo Real Estate in München beispielhaft, dass hierzulande selbst arrangierte Zockereien stattgefunden haben.

      Spitzenbanker haben uns erzählt, 25 Prozent Kapitalrendite seien normal. Sie haben damit den Wettlauf um riskante Operationen angeheizt. Und sind immer noch im Amt. Und sie sind immer noch die Berater unserer Bundeskanzlerin.

      Die politisch Verantwortlichen haben uns erzählt, sie seien von der Finanzkrise überrascht worden. Er sei wie von einem „Springinsfeldteufel“ „ohne Vorankündigung” von „Risiken aus neuartigen Finanzprodukten angegriffen” worden, meinte Bundesfinanzminister Steinbrück im April 2008. Tatsächlich waren zu diesem Zeitpunkt die Milliarden-Verluste der Industriekreditbank (IKB) in Düsseldorf schon fast ein ganzes Jahr bekannt. Und fünf Jahre vorher, so berichtete das Handelsblatt am 24. Februar 2003, hatte Steinbrücks Vorgänger Hans Eichel zusammen mit seinem Kollegen Clement und Bundeskanzler Schröder schon mit den Spitzen der Banken und Versicherungen zusammengesessen, um eine Lösung für die Milliarden schlechter Risiken zu suchen, die damals schon unsere ehrenwerten Banken und Versicherungen angehäuft hatten.

      Man tat dann überrascht, als Josef Ackermann von der Deutschen Bank im Dezember 2008 die Gründung einer so genannten Bad Bank vorschlug, auf der die faulen Kredite zulasten der Steuerzahler abgeladen werden sollten. Genau dieser Vorschlag war aber schon beim erwähnten Spitzentreffen Anfang des Jahres 2003 von den Spitzen der Finanzwirtschaft gemacht worden. Damals wurde die Bad Bank offiziell nicht gegründet, weil das Handelsblatt vom Gespräch und der beabsichtigten Auslagerung schlechter Risiken berichtet hatte. Die „Üblen Banken“, wie ich sie nenne, wurden dann höchstwahrscheinlich mit dem Segen der Bundesregierung auf indirekte Weise gegründet. Die HypoVereinsbank lud schlechte Risiken bei ihrer Neugründung HRE ab.

      Auch die IKB hat ihre riskanten Geschäfte in ausgelagerten Zweckgesellschaften versteckt. Und die Dresdner Bank ist offensichtlich so etwas wie die Bad Bank der Allianz AG. Sie wurde aus nicht durchschaubaren Gründen von der Commerzbank übernommen. Und schon komisch! Kaum war dieser Deal in trockenen Tüchern, meldete die Commerzbank Finanzierungsbedarf beim Bund an. Die Übernahme der Allianztochter Dresdner haben wir Steuerzahler daraufhin mit 18,2 Milliarden finanziert.

      Hier ist niemand überrascht worden. Das ist von langer Hand eingefädelt. Übrigens ist unser Bundesfinanzminister auch nicht von den neuen Finanzprodukten angesprungen worden. Er und sein jetziger Staatssekretär haben aktiv an der Entwicklung und Einführung der Schrottpapiere mitgearbeitet. Die Verpackung von schlechten Forderungen in besser klingenden Wertpapieren wurde erleichtert. Hedgefonds wurden in Deutschland im Jahre 2004 zugelassen. Die Plünderung deutscher Unternehmen durch deutsche und ausländische so genannte Investoren wurde ab dem 1. Januar 2002 steuerlich gefördert.

      Die politisch Verantwortlichen tun so, als würden sie sorgfältig mit unserem Geld umgehen. Zu diesem Zweck allein inszenieren sie eine Debatte um die so genannte Schuldenbremse. Sachlich ein verrücktes Projekt. Es dient nur der Verschleierung. Tatsächlich gehen die etablierten Politiker großzügig mit unserem Geld um. Angela Merkel bittet die Banker inständig, endlich unser Geld zu nehmen. Und ihr Finanzminister schreitet zur Rettung der HRE mit staatlichem Geld genau einen Tag, nachdem die Haftung des früheren Eigentümers HypoVereinsbank am 28. September 2008 ausgelaufen ist. Ein Geschenk für diese Bank. Ein Geschenk des Himmels? Nein, ein Geschenk von uns.

      Steinbrück schwärmte vom „Finanzplatz Deutschland“ und den so genannten Investoren. Wenn man jedoch genauer hinschaut, dann sieht man, dass viele dieser „Investoren“ gar keine sind. Eine Welt voller Lügen. Ihre hohen Renditen erzielen sie dadurch, dass sie mit einem minimalen Anteil von circa 20 Prozent Eigenkapital ein Unternehmen übernehmen, Schulden mit hohen Zinsen zulasten des Unternehmens aufnehmen und es mit Beratungsverträgen zusätzlich belasten. So in Variationen bei Märklin, Hugo Boss, Altana alias Nycomed und vielen anderen Unternehmen.

      Die politisch Verantwortlichen quer durch alle etablierten Parteien haben dabei mitgemacht. Heute erzählen sie uns, wir bräuchten mehr Transparenz und mehr Regulierung. Auch das klingt wiederum schön und beeindruckt wohl viele. Wir brauchen aber nicht nur Transparenz und nicht nur Regulierung. Es ist dringend notwendig, das Spielcasino zu schließen. Also Schluss für Hedgefonds in Deutschland, Schluss für die unseriöse Übernahme intakter Unternehmen. Schluss mit der Erfindung neuer Finanzprodukte.

      Quelle: http://www.suedkurier.de/news/wirtschaft/wirtschaft/Wirtsc…
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 20:15:13
      Beitrag Nr. 1.071 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.984 von Maraho am 19.02.09 06:13:02"Mein" letzter Beitrag für heute:


      Finanzkrise: Versicherungspleiten trotz oder wegen Bankenrettung

      Selbst wenn die Banken durch den Staat gerettet werden, müssen es womöglich die Lebensversicherer mit der eigenen Insolvenz bezahlen. Zumindest aber droht die Reduzierung der Überschüsse, und damit eine geringere Altersversorgung für Privatversicherte. In den Portfolios der Versicherer befinden sich nämlich außer den echten Gift-Papieren - reinste Wetten, deren Totalverlust im Raum steht - auch hochriskante Ausleihungen an Banken, die bei den Versicherern bisher noch als “sichere festverzinsliche Papiere” gewertet werden. Dazu ein Beitrag von Johannes Fiala und Peter Schramm. Albrecht Müller


      PM Dr. Johannes Fiala / Diplom-Mathematiker Peter A. Schramm
      München im Februar 2009

      Finanzkrise: Versicherungspleiten trotz oder wegen Bankenrettung! *
      Lebensversicherungen als Wette auf geringere Überschüsse oder Insolvenz

      Selbst wenn die Banken durch den Staat gerettet werden, müssen es womöglich die Lebensversicherer mit der eigenen Insolvenz bezahlen. Zumindest aber droht die Reduzierung der Überschüsse, und damit eine geringere Altersversorgung für Privatversicherte. In den Portfolios der Versicherer befinden sich nämlich außer den echten Gift-Papieren - reinste Wetten, deren Totalverlust im Raum steht – auch hochriskante Ausleihungen an Banken, die bei den Versicherern bisher noch als „sichere festverzinsliche Papiere“ gewertet werden.

      Intransparenz und fehlendes Risikomanagement

      Die Hoffnung des Neoliberalismus, dass der Markt es schon regeln werde, wird am Ende nicht enttäuscht werden: Banken- und Versichererpleiten sind die Quittung für eine naive Gier nach dem Mehr an Rendite – ganz ohne fundamentalen Blick auf Risiken und Bonität. Hellseher und Wahrsager, modern Rating-Agenturen genannt, haben Konjunktur.

      Auch der größte Rückversicherer hat das Problem im Kern erkannt: Fehlendes Risikomanagement, mangelhafte Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Risiko zu Rendite, und neue Bilanzierungsregeln als Einladung zur Intransparenz. Auf Kapitalanlagen am Roulette-Tisch durch Versicherer seit 2000 folgte 2002 die Bilanzregel der „stillen Lasten“ – damit wurden die Verluste fast unsichtbar gemacht - und man konnte Gewinne ausschütten, die man gar nicht hatte. Die politische Antwort 2008 auf neue Verluste aus „strukturierten Papieren“ in den Finanzhäusern war die faktische Abschaffung der Insolvenz bei Überschuldung. Vernebelung untergräbt das Vertrauen der Anleger und Kreditgeber.

      Aber die Finanzaufsicht wird im traditionellen vorauseilenden Gehorsam bestimmt ein wachsames Auge darauf haben, sich am fehlenden Risikomanagement auch weiterhin nicht zu stören? Wenn die Kapitalanlagen zusammen mehr als 25 % über ihrem tatsächlichen Wert in der Bilanz stehen, will man diese Wertansätze dort erst einmal auf Nachhaltigkeit prüfen.

      Totalausfallrisiko: Investments der Versicherer in nachrangige Darlehen

      Im „Special zur Finanzkrise“ weist der „map-Report“ auf die geringe Quote bei amerikanischen Schrotthypotheken und Aktien in den Finanzanlagen der Lebensversicherer hin: „Besorgnis ist unbegründet“.
      Indes befindet sich das Risiko in nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken, welche im Vergleich zum denkbaren Totalausfallrisiko eine minimal höhere Verzinsung bieten: Solche Investments folgen dem Glauben, man könne ein reales Risiko schönreden, und damit jede noch so hohe Rendite am Ende sicher erwirtschaften: Strukturierte Schuldscheindarlehen und Nachranginvestments wurden gerne von Lebensversicherern gekauft, die mit diesen „sicheren festverzinslichen Papieren“ die erforderliche Rendite erwirtschaften wollten, um neben dem Garantiezins auch noch eine Überschussbeteiligung zahlen zu können.

      80% Verlust – keine Bilanzwahrheit

      Nun sind diese Papiere im Mittel nur noch 20 Cent je Euro Nennwert und teilweise weniger wert, was die Versicherer aber nicht so bilanzieren mögen und auch nicht müssen, solange die Zinsen gezahlt werden und die Papiere bis zum Ende gehalten werden können und dann am Ende von den Banken auch „vermutlich“ eingelöst werden. Das ist aber nicht einmal von den vorrangig zu bedienenden ebenfalls ungesicherten sonstigen Bankschuldverschreibungen sicher.

      Diese auf Hoffnung basierende Bilanzierung begründen die Versicherer ganz legal damit, dass es (bisher) keinen Run der Versicherungskunden auf ihr Geld gibt und die Leistungen an Kunden - statt aus dem Verkauf von Papieren - aus der laufenden Beitragseinnahme gezahlt werden können, und dass außerdem die Banken gerettet werden.

      Dies wäre gerade so, also wenn ein Handwerker den Abfluss der neuen Badewanne nicht dicht bekommt, und darauf hinweist, dass man ja beliebig frisches Wasser nachfüllen könne. Ob die Kunden es auf Dauer akzeptieren, dass ihr echtes frisches Beitrags-Geld gleich an andere ausgezahlt wird und sie dafür Anteile an inzwischen nahezu wertlosen Papieren erhalten, ist zwar fraglich, funktioniert aber sogar bei Schneeballsystemen ggf. sogar jahrelang. Man muss ja erst einmal merken, ob das Fass einen Boden hat.

      Zahlungseinstellung bei Nachrangdarlehen der Versicherer

      Nun zeichnet sich aber ab, dass zwar die Banken allgemein gerettet werden, aber die Vorstandsgehälter und Dividenden gekürzt bzw. ausgesetzt werden und - zur Überraschung der Versicherer - auch die Nachranganlagen zunächst einmal nicht mehr mit Zinsen und Tilgungen bedient - und womöglich auch am Ende gar nicht eingelöst werden.

      Der Kursverfall sogenannter Hybridanleihen kann täglich bei Bloomberg verfolgt werden. Bei Nachranganleihen handelt es sich um Risikokapital der Banken – für das Risiko, dass sie notfalls nicht verzinst und getilgt werden, wird etwas mehr Rendite versprochen. Andere, die Banken ebenfalls Eigenkapital in Milliardenhöhe zur Verfügung gestellt haben, werden heute vom Staat vor die Alternative gestellt, ihre Anteile freiwillig zu einem Bruchteil der ursprünglich dafür gezahlten Milliarden abzugeben oder durch rasch noch dafür geschaffene Gesetze enteignet zu werden. Bei trotz solcher Maßnahmen hohen Kosten für den Steuerzahler wäre es schwer vermittelbar, wenn die in riskante Nachranganleihen investierten Versicherer als einzige von den Folgen der bewusst eingegangenen Risiken freigestellt würden.

      Bei der BayernLB z.B. hat sich bereits Brüssel eingemischt und genehmigt zwar die Staatshilfen, aber nur unter der Voraussetzung eines Ausschüttungsverbots für Nachrangdarlehen. Gerade die Rettung der Banken führt mithin dazu, dass die Nachrangdarlehen (die ja fast nur von institutionellen Anlegern wie Versicherern gezeichnet wurden) womöglich nicht nur nahezu unverkäuflich, sondern auch ganz real ziemlich wertlos werden. Wenn aber ihre Tilgung nicht mehr anzunehmen ist, müssen sie auch gleich abgeschrieben werden.

      Versicherungsverband kündigt Leistungskürzungen an

      Die Reaktion der Versicherungswirtschaft ist nicht etwa, dass man inkompetente Finanzmanager entsorgt und ein solides Risikomanagement installiert. Schließlich ist bis heute, auch in Banken, die Innenrevision noch immer nicht aussagefähig über den genauen Umfang der Risiken in den eigenen Kapitalanlagen.
      Ganz im Gegenteil: Die Versicherer drohen den Banken und (mehr oder weniger indirekt) so auch dem Staat, die Refinanzierungsmöglichkeiten einzuschränken, wenn die Zins- und Tilgungszahlungen auf ihre Nachrangdarlehen nicht bedient werden. Außerdem würde die Altersvorsorge der Versicherungsnehmer vermindert werden, die der Staat gerade erst mit Milliarden Steuersubventionen auf eine vermehrte Kapitaldeckung umstellen will. Unwahrscheinlich, das sich der Staat von solchen Drohungen beeindrucken lässt. Vielleicht sollte man sich auf klassische Schuldscheindarlehen oder besser Pfandbriefe konzentrieren, ohne Strukturen und ohne Nachrang – mit wirklich guter Aussicht auf Rückzahlung.

      Finanzvorstände mit dem Rücken zur Wand

      Kurz: Obwohl die Banken gerettet werden, sind speziell die nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken damit keinesfalls sicher oder sogar, genau weil sie gerettet werden, fallen die Zins- und Tilgungszahlungen auf Nachrangdarlehen aus. Und damit ist genau das Gegenteil dessen richtig, was die Versicherer behaupten. Man wird sich wohl damit abfinden müssen, dass auch die Versicherten sich mit geringerer Altersversorgung an der Bankenrettung beteiligen werden.

      Und weil dies so ist, könnte es außerdem noch einen Run auf Versicherer geben, der letztlich dann doch noch den Verkauf bzw. die Abschreibung der betreffenden Papiere erzwingt - weil es dann ggf. nicht mehr anzunehmen ist, dass sie bis zum Ende gehalten werden können und dann getilgt werden.

      Die Aktuare der DAV erarbeiten derzeit einen konkreten Hinweis, wie in einem solchen Fall z. B. eines Runs auf Versicherer in einer Finanzkrise die Rückkaufswerte zusätzlich gekürzt werden können. Gesetzlich ist dies nach § 169 (6) VVG - und ohnehin auch schon gemäß der für Altverträge geltenden Regelung über den Zeitwert – möglich. Der Wert von Lebensversicherungen als Kreditsicherheit wird dadurch auch fraglich.

      Misstrauen führt zu Vorkasse und verstärktem Einsatz von Kreditsicherheiten

      Die Intransparenz der Bilanzierungsregeln führt zu Misstrauen – Unternehmer verlangen zunehmend Vorkasse. So werden auch institutionelle Anleger dazu übergehen müssen, auf eine werthaltige Besicherung ihrer Kapitalanlagen zu achten.
      Dieser Trend wird zunächst kaum aufzuhalten sein, denn infolge Rating-Verschlechterung wurden auch Staatsanleihen aus Italien und einige andere Papiere abgewertet, die zu “stillen Lasten” oder Abschreibungsbedarf bei Versicherern beitragen.

      Wo mein Geld noch sicher ist?

      Anleger werden sich die Frage stellen, ob sie sich den erheblichen Risiken bei Kapitalanlagen in Lebensversicherungen weiter aussetzen wollen. Niemand hat diesen Kunden vorher gesagt, dass zahlreiche Finanzvorstände der Versicherer das Geld direkt zur Spielbank tragen werden - dies hätten die Versicherungssparer auch selbst erledigen können. Solche Entwicklungen können nach höchstrichterlicher Rechtsprechung selbst zur Kündbarkeit an und für sich vertraglich unkündbarer Verträge führen. Welcher Riester- oder Rürup-Kunde schaut schon gerne zu, wie seine Altersversorgung verbrannt wird - oder akzeptiert, dass er es nur zurückerhält, wenn er als Steuerzahler erst einmal ein Vielfaches zu seiner Rettung bezahlt hat.

      Die Lebensversicherungsbranche hat jedoch ein viel größeres Problem: Das Vertrauen der Kunden hat sie verspielt, und arbeitet daran offenbar weiter. Boni für Verluste statt Personalwechsel, Spielsüchtige als Finanzmanager, Intransparenz statt Abschreibungen und Risiko-Management. Der US-Börsenbrief Heibel-Ticker schreibt: „Mein Rat an Sie – meiden Sie Lebensversicherungen wie der Teufel das Weihwasser“.

      Da alle Versicherer mehr oder weniger ähnlich betroffen sind, erledigt sich auch die Hoffnung, sie könnten in einer allgemeinen Finanzkrise - über „Protektor“ - sich gegenseitig retten.

      Wer bereits in auf kollektiver Risikotragung und kollektiver Kapitalanlage beruhenden Versicherungen investiert ist, wird sein Geld nicht einfach in einem Akt der Unsolidarität zu Lasten der Zurückbleibenden abziehen können. Hier haben die Versicherer ausreichend Mittel und Möglichkeiten, den treu bei seinem Versicherer ausharrenden Kunden vor einer Schädigung durch solche eigennützig gegen das Kollektiv spekulierende Anleger zu schützen. Sie werden diese sicher auch einsetzen, sollten Kündigungen aufgrund geschwundenen Anlegervertrauens überhandnehmen. Daher werden die Versicherer wohl die Krise auch irgendwie überleben.


      * von Dr. Johannes Fiala, Rechtsanwalt (München), MBA Finanzdienstleistungen (U-niv.), MM (Univ.), Geprüfter Finanz- und Anlageberater (A.F.A.), Lehrbeauftragter für Bürgerliches- und Versicherungsrecht (Univ.), Bankkaufmann (www.fiala.de) und Diplom-Mathematiker Peter A. Schramm, Aktuar DAV (Diethardt), Versicherungsma-thematischer Sachverständiger (www.pkv-gutachter.de)

      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3782
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 20:20:05
      Beitrag Nr. 1.072 ()
      Liebe Leute.

      Auch heute wieder ein herzliches Dankeschön. Danke für eure Beiträge! Danke für das Interesse! Danke für die Gewogenheit!

      Ich wünsche euch nun einen schönen Abend und einen gesunden Schlaf zu späterer Stunde.

      Bis morgen. In alter Frische!

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 21:12:04
      Beitrag Nr. 1.073 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.171 von Maraho am 19.02.09 17:33:33Wollte ich euch nicht vorenthalten...
      ...jetzt wird aber richtig angesetzt:

      Neue Klage in den USA
      UBS soll 52.000 Kundendaten rausrücken

      Im Streit mit den US-Behörden hat der Schweizer Bankkonzern bereits nachgegeben und das Bankgeheimnis erstmals etwas gelüftet. Das reicht den Steuerermittlern aber längst nicht aus.

      Die US-Regierung will die Schweizer Großbank UBS zur Herausgabe von bis zu 52.000 Kundendaten zwingen. Das Justizministerium in Washington teilte am Donnerstag mit, die Regierung habe UBS vor einem Bezirksgericht dazu verklagt, Daten von US-Kunden mit geheimen Schweizer Konten herauszugeben. Die Klage wirft diesen UBS-Kunden vor, die Konten vor der Regierung geheim zu halten und gegen die Steuergesetze des Landes zu verstoßen.

      Erst am Mittwoch hatte sich das Geldhaus bereit erklärt, das Bankgeheimnis zu lockern und den Ermittlungsbehörden Daten amerikanischer UBS-Kunden zu liefern - von 200 bis 300. In der entsprechenden Klage, die UBS auch durch Zahlung eines Bußgeldes in Höhe von 780 Mio. $ abwendete, ging es um insgesamt rund 17.000 mutmaßliche Steuersünder.

      Der Druck der Regierung in Washington auf die UBS löste in der Schweiz Wut und Unverständnis aus. Politik und Wirtschaft fürchten um das Bankgeheimnis und den Bankenplatz Schweiz: Das in dem Land besonders streng gehütete Bankgeheimnis bekommt durch den Schritt erste Risse.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Neue-Kl…


      Gute Nacht!
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 21:59:35
      Beitrag Nr. 1.074 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 23:47:22
      Beitrag Nr. 1.075 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 23:48:52
      Beitrag Nr. 1.076 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 23:51:53
      Beitrag Nr. 1.077 ()
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 00:40:43
      Beitrag Nr. 1.078 ()
      Die Rede des einzigen Volksvertreters in einem Parlament, das zu über 99% aus Volksverrätern besteht:

      Avatar
      schrieb am 20.02.09 05:46:52
      Beitrag Nr. 1.079 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.616.335 von heuschrecker am 20.02.09 00:40:43Guten Morgen heuschrecker,
      guten Morgen euch allen,

      zuerst einmal wünsche ich jedem einen halbwegs erträglichen Freitag!

      Nun dazu....
      Eine Anmerkung von mir: Lest in den (alten) Geschichtsbüchern....


      Tschechischer Präsident

      Klaus' Rede provoziert Tumult im Europa-Parlament

      Von Stefanie Bolzen und Christoph B. Schiltz

      Tschechiens Präsident Vaclav Klaus macht keinen Hehl aus seiner Europa-Skepsis. Den vom tschechischen Parlament abgesegneten Vertrag von Lissabon will er angeblich nicht unterzeichnen. Das i-Tüpfelchen lieferte Klaus jetzt im Europa-Parlament. Mit einer anklagenden Rede brachte er die Abgeordneten gegen sich auf.

      Keine Regung ist dem Staatschef anzusehen. Weder als sich der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, schon bei der Begrüßung Spitzen nicht verkneifen kann. Noch als die Europa-Hymne im Brüssler Plenum erklingt. Vaclav Klaus sitzt stocksteif auf seinem Stuhl, wendet unablässig den Kopf, wie ein Scanner die Reihen absuchend. Staatstragend im wahrsten Sinne gibt er sich, der Präsident Tschechiens, das seit Januar den Ratsvorsitz der EU innehat.

      Dann tritt Klaus ans Mikrophon, um vor den Angeordneten eine Rede zu halten, die so konziliant beginnt, dass Brüssels Europafreunde ihr Prager Schreckgespenst gar nicht wiederzuerkennen meinen. Zunächst. Denn die verbalen Schläge kommen. Und sie sitzen, weil er historische Vergleiche zieht, die in Europas Hauptstadt schmerzen müssen: Jene „Bürger, die einen großen Teil des 20. Jahrhunderts in Unfreiheit leben mussten“, reagierten „verständlicherweise empfindlich“ auf alles, das sich gegen Wohlstand und Freiheit richte, so Klaus.

      Genau dieses aber geschehe im Europäischen Parlament – „hier wird nur eine Alternative durchgesetzt. Wer über andere Alternativen nachdenkt, wird als Feind der europäischen Integration angesehen. Wo es aber keine Opposition gibt, verkommt die Freiheit“. Mit anderen Worten: Das Diktat der Europäischen Union unterscheidet sich nicht viel von der Diktatur der Kommunisten.

      Johlen und Buhrufe im Saal – und endlich erfüllt das Gesicht des tschechischen Präsidenten ein zufriedenes Grinsen. Er wäre nicht Vaclav Klaus, nutzte er diese Gelegenheit nicht, um gegen eine Institution und ihre Vertreter zu wettern, die seiner Meinung nach allein der Selbstzweck treibt.

      Als am Dienstag im tschechischen Parlament die Abstimmung über den Lissabonner Reformvertrag eine knappe Mehrheit bekam, soll Klaus dies dem Vernehmen nach mit den Worten „Das unterzeichne ich sowieso nicht“ kommentiert haben. Dass er am Folgetag Brüssels Demokratiedefizit anprangert, ficht den 67-Jährigen nicht an. Trotzdem weigert er sich vor der Presse hier erneut preiszugeben, ob er den Vertrag unterzeichnen wird: „Ich sage immer: Schachspieler kündigen ihren nächsten Zug auch nicht an.“ Bei den Parlamentariern indes ist Klaus’ Botschaft schon lange angekommen: Lissabon werde die Kluft zwischen den Bürgern und der EU nur noch vergrößern.

      Als Klaus kurz darauf den Banken jede Verantwortung für die Finanz- und Wirtschaftskrise abspricht und sie stattdessen in der „politischen Manipulation des Marktes“ sieht, wird es manchem im Plenum zu bunt. Fraktionsmitglieder der Konservativen, Sozialisten und Liberalen stehen auf, das Geraune schwillt an, Dutzende verlassen den Saal, „Oberlehrer!“, tönt es. Währenddessen applaudieren die Mitglieder der euroskeptischen britischen Partei Ukip – die schon die Europa-Hymne lautstark mit „God save the Queen“ konterten – dem Gast aus Prag frenetisch.

      Klaus ist zufrieden. „Es war eine perfekte Veranstaltung, ich habe sie sehr genossen“, wird er später sagen. „Das Schlimmste ist doch, wenn es ganz ruhig ist und sich niemand interessiert zeigt. Ich war nur überrascht, dass einige irgendwann nicht mehr bereit waren zuzuhören und den Saal verlassen haben.“

      Als der Parlamentspräsident abschließend zum Mikrophon greift, hat seine Gesichtsfarbe ein sattes Rot, die Halsadern sind angeschwollen, seine Stimme überschlägt sich. „Es war Ihr Wunsch, hier zu sprechen“, sagt Pöttering. Die Geschäftsordnung der Ratspräsidentschaft sah eigentlich nur eine Rede von Premier Mirek Topolanek vor. „In einem Parlament der Vergangenheit hätten Sie diese Rede nicht halten können.“ Applaus brandet auf, den Klaus offenbar als Begeisterung für seinen Auftritt versteht. Mit Mühe führt Pöttering den Gast vom Podium.

      Lesen Sie die Rede von Vaclav Klaus im Wortlaut
      auch auf dieser Seite zum Anklicken

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3236264/Klaus-Rede-prov…
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      schrieb am 20.02.09 05:51:54
      Beitrag Nr. 1.080 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.568 von Dorfrichter am 19.02.09 18:09:51Guten Morgen Dorfrichter,

      heute schon vernehmlicher.....

      Milliardengeschäfte laut Zeitung nicht in HRE-Bilanz

      Hannover (dpa) - Beim Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate sind nach einem Zeitungsbericht Milliardengeschäfte getätigt worden, die nicht in der Bilanz auftauchen. Sie seien zum Teil hochspekulativ gewesen, berichtet die «Hannoversche Allgemeine». Zusammen mit der offiziellen Bilanzsumme von etwa 400 Milliarden Euro ergebe sich eine Summe von knapp einer Billion Euro, die die Bank laufend refinanzieren müsse. Solche Dimensionen seien noch vor einem Jahr unvorstellbar gewesen, sagte der CDU-Experte Jochen-Konrad Fromme.

      © Die Welt
      erschienen am 20.02.2009 um 05:13 Uhr
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 06:02:02
      Beitrag Nr. 1.081 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.893 von Maraho am 19.02.09 18:43:45Weiterführend:

      Hilfe aus Deutschland

      Retter aus der Euro-Not
      von Ulrike Heike Müller (Berlin), André Kühnlenz und Simon Schäfer (Frankfurt)

      Deutschland könnte im Krisenfall gezwungen sein, bei einer Rettung der Euro-Zone die Verantwortung zu übernehmen. Weil einige Länder der Euro-Zone vor ernsthaften Zahlungsproblemen stehen, stellt sich die Bundesregierung darauf ein, im Währungsverbund zu helfen.

      "Jährlich könnte dies die Steuerzahler etwa 1,5 Mrd. Euro kosten", sagte Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat, der FTD. Dieser Betrag wäre fällig, wenn die Euro-Länder sich künftig über gemeinsame Anleihen finanzierten. In Brüssel und in Deutschland diskutieren Politiker darüber; es wäre ein möglicher Ausweg aus der schwierigen Lage.

      Die Währungsunion rutscht erstmals in ihrer zehnjährigen Geschichte in Turbulenzen. Für Spanien, Portugal, Irland und Griechenland wird es immer schwerer, Kredite an den Kapitalmärkten zu bekommen. Seit Wochen diskutieren deshalb Politiker, wie mögliche Staatspleiten und das Auseinanderbrechen der Euro-Zone verhindert werden können.

      Bislang hatte Steinbrück deutsche Hilfen wegen hoher Kosten ausgeschlossen. Aufgrund der steigenden Angst der Händler vor einem Anleiheausfall machte er jedoch eine Kehrtwende. Die Furcht vieler Ökonomen, die Euro-Zone könnte zerbrechen, nannte er "absurd", ergänzte jedoch: "Wir werden uns handlungsfähig zeigen." Auch Bundeskanzlerin Merkel zeigte Bereitschaft zur Hilfe, wenn nötig.

      Konkrete Details nannte Steinbrück nicht. Im Finanzministerium hieß es am Donnerstag, es lägen keine Pläne in der Schublade. Führende Ökonomen betonten jedoch , schnelles Reagieren sei notwendig. Jakob von Weizsäcker von der renommierten Brüsseler Denkfabrik Bruegel sagte: "Sicher ist, wenn ein Land wie Griechenland in Zahlungsschwierigkeiten gerät, ist es im Interesse aller, zu helfen."

      Bofinger lobte Steinbrück. Er habe den Märkten klargemacht, die Liquidität einzelner Länder und die Währungsunion stehen nicht zur Disposition. "Wenn es an einer Stelle kracht, etwa in Irland, rutscht das ganze Euro-System weg."

      Wenn für die Iren die Staatsausgaben nicht mehr finanzierbar sind, könnten sie versuchen, die Euro-Zone zu verlassen. Dann könnte Irland seine neue Währung abwerten lassen. Irische Exporteure könnten ihre Waren preiswerter verkaufen. Dieser Vorteil im Wettbewerb lindert - zumindest kurzfristig - die Finanzprobleme.

      "Der Bankrott eines Staates würde zu massiven Abschreibungen im Finanzsektor führen", sagte Michael Klawitter, Devisenexperte bei Dresdner Kleinwort. "Die Auswirkungen auf das weltweite Finanzsystem könnten schlimmer sein als bei der Lehman-Pleite."

      Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten, um Pleitekandidaten zu retten. Finanzstarke Länder könnten sie mit direkten Zahlungen unterstützen. Dies wäre für die deutschen Steuerzahler besonders teuer; Fachleute halten dies auch für unwahrscheinlich. Andere Möglichkeiten wären eine konzertierte Hilfsaktion der EU-Länder, eventuell gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Ungarn etwa erhält vom Fonds bereits Hilfen. Das brächte jedoch einen hohen Imageschaden für die EU.

      Als weitere Variante wird in Fachkreisen über die gemeinsame Ausgabe von Staatsanleihen diskutiert. "Nach jetzigem Stand würde eine solche Anleihe mit ,A‘ bewertet", sagte Moritz Kraemer, Staatsrating-Experte bei S&P. Das entspricht der Bonität von Griechenland.

      Den Vorschlag hatten Steinbrück und sein niederländischer Amtskollege abgelehnt, weil die Finanzierungskosten für Länder mit soliden Haushalten stiegen.

      Fachleute diskutieren auch die Gründung eines Fonds durch die Europäische Investitionsbank. Citigroup-Ökonom Jürgen Michels sagt: "Dieser Fonds würde die Anleihen von Ländern mit Problemen aufkaufen." Damit dieser Fonds glaubwürdig wäre, müsste er jedoch über ein beträchtliches Volumen verfügen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Hilfe-aus-Deutschland-R…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 06:08:25
      Beitrag Nr. 1.082 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.614.438 von Maraho am 19.02.09 19:37:04Es geht auch anders!

      um den kompletten Text lesen zu können, einfach anklicken.

      Mittelstand
      Mit Innovationen durch die Krise
      Jutta-Maria Nieswand

      Etliche Mittelständler klagen über Auftragsmangel und Kreditklemme. Doch es gibt sie noch: Unternehmen, die der Rezession trotzen. Sie haben in guten Zeiten vorgebaut und schöpfen jetzt Kraft aus innovativen Technologien und hohen Finanzreserven. Gewinner der Wirtschaftskrise in der Nahaufnahme.

      Weiterführend: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/mit-innovationen-dur…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 06:20:11
      Beitrag Nr. 1.083 ()
      Dies hier noch zum "in Ruhe lesen"...


      Joseph von Radowitz
      Der letzte Handkuss

      Kein Volk kommt ohne Adel aus. Deutschland glaubt, es zu können. Gefragt, ob Politiker Vorbilder sein sollten, antwortet ein Kolumnist einer großen deutschen Tageszeitung: „Nein, wir leben schließlich nicht in einer Aristokratie, sondern in einer Demokratie.“

      Die Demokratie verlangt nach der Herrschaft des Volkes. In modernen Massengesellschaften delegiert das Volk die Machtausübung aus vernünftigen Gründen an die von ihm gewählten Repräsentanten. Moralische Vorbilder brauchen die Abgeordneten nicht zu sein.

      Ein aristokratischer Staat erwartet von seiner Macht ausübenden Schicht hingegen einen hohen Grad an Sittlichkeit. Aristoteles beschreibt die Staatsform der Aristokratie als die Herrschaft derer, die am meisten Anteil an der Tugend besitzen.

      Man mag darüber streiten, ob tugendhaftes Verhalten angeboren, Produkt der Erziehung oder eigener Anstrengung ist. Auch ist der Hinweis erlaubt, dass Herkunftsadel nicht immer zugleich Geistesadel bedeutet. Doch auch eine demokratische Gesellschaft wird auf Dauer nicht ganz auf Adel verzichten können, welcher Herkunft auch immer.

      Entmachteter Adel

      Der historische Adel hat seine Macht und Privilegien schon lange verloren. Im öffentlichen Leben ist er unsichtbar geworden. In keinem Berufszweig sind Adelige herausragend vertreten. Schon gar nicht in der Politik, obwohl Aristokraten jahrhundertelang die abendländische Politik verantworteten und sich in ihren Reihen bestimmt auch heutzutage zahlreiche politische Begabungen finden ließen, da sich Talent nun einmal vererbt.

      Sie existieren noch, die Löwen, stolz in ihren Käfigen. Adelige, die weitgehend zurückgezogen in ihren privaten Refugien nach eigener Fasson leben. Sie besitzen Land, Forst und Güter und laden zur Jagd und zu Familienanlässen wie Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen. Auf Bällen und Festen trifft sich die junge Generation und tanzt anders als ihre Altersgenossen. Statt auf Kreuzzüge schicken noble katholische Familien ihre Kinder zur Wallfahrt nach Lourdes.

      Der Adel im Spiegel der Öffentlichkeit

      Ein anderes, karikaturistischeres Bild des Adels zeichnen naturgemäß die Society-Blätter, wenn Sie über Adelige berichten. Die Bühne füllen lustige Vögel, peinliche Tröpfe und böse Erblasser, die, reaktionär, wie sie nun einmal sind, das Familienerbe von einer standesgemäßen Heirat abhängig machen. Hauptrollen spielen die lebenslustige Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, der cholerische Prinz Ernst August von Hannover und die koksenden Mitglieder der Familien Fürstenberg und Bismarck.

      Die seriöse Presse behandelt das Thema mit Herablassung. Ein Feuilletonredakteur offenbart seine grollende Sicht auf aristokratische Epochen mit der Bemerkung über „Zeiten, da die meisten Menschen glaubten, erbliche Bevorrechtigung launischer Inzuchtprodukte sei eine tolle Verfahrensweise, den gesellschaftlichen Umgang der Menschen miteinander zu ordnen.“

      Die Herabwürdigung des Adels unterschätzt die Bedeutung von Erziehung, Familiensinn und Traditionsliebe. In generationenlanger Einübung bestimmter Werte bringt der Adel bis heute Menschen hervor, die zumindest Goethes Forderungen an die Nobilität gerecht werden: gute Manieren und eine vornehme Gesinnung zu besitzen.

      Die Diffamierung kann ohnehin nicht die Bewunderung auslöschen, die dem Adel natürlicherweise entgegengebracht wird. Tief in ihrem Inneren spüren die Menschen, dass sie sich nach Edlem sehnen, danach, sich um einen König zu scharen, dessen Banner im Wind weht, um mit ihm für das Gute und Rechte zu kämpfen. Es sind besondere Tugenden, die Achtung hervorrufen: Ritterlichkeit, Mäßigung, Tapferkeit, Großzügigkeit, Beständigkeit, Treue, Aufrichtigkeit, Demut.

      Kein deutscher Fürst hat freiwillig abgedankt. Und auch die meisten Aristokraten haben sich nur widerwillig zurückgezogen. Sie beugten sich dem Zwang der Zeit. Einige verharren bis heute in trotziger Ablehnung. Von außen erscheinen sie als Don Quijotes, die einer rückwärtsgewandten Utopie gegen die bürgerliche Gesellschaft frönen. In Wirklichkeit warten sie auf bessere Zeiten.

      Der Handkuss stirbt aus

      Gehen die Aristokraten, verschwindet das Formvollendete und Elegante aus dem öffentlichen Leben und damit die Umgangsformen, die der abendländischen Kultur ihre Prägung gegeben haben. „Was waren das für Zeiten, als Tausend Degen aus ihren Scheiden schnellten, um einen Blick zu bestrafen, der eine Dame zu beschimpfen drohte“, bemerkt Edmund Burke. Der Adel, niemand sonst, schafft die für eine Kultur gültigen Regeln des schicklichen Umgangs.

      Der Handkuss ist die ehrerbietige Form, mit der ein Herr eine Dame begrüßt und verabschiedet. Er wurde vom Spanischen Hof am Wiener Hof übernommen. Seine Ursprünge gehen wohl auf den Brauch zurück, Königen und Bischöfen den Siegelring zu küssen. Seine ungezwungene Eleganz ergibt sich idealerweise aus jahrelanger Übung seit Kindheitstagen. Korrekterweise nimmt der Herr die Hand der Dame, führt sie ein wenig zu sich empor und gibt, während er sich leicht vorbeugt, einen angedeuteten Kuss auf den Handrücken der Dame, ohne ihn freilich zu berühren.

      Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass der Handkuss bald aussterben wird. Es stirbt allerdings weit mehr, als nur eine graziöse Art, eine Dame galant zu begrüßen. Im Verschwinden vollendeter Umgangsformen kann ein sicheres Indiz für die Endphase einer Kultur gesehen werden. Sitten, wie der Handkuss, sind Ausdruck bestimmter Werte, auf denen eine Hochkultur wie das Abendland fußt. Was noch nicht ausreichend wahrgenommen wird, ist der sich rasant beschleunigende Untergang der abendländischen Kultur.

      Das Ende einer ganzen Kultur

      Mit Kulturpessimismus und dem vermeintlichen Aufwärmen der Thesen Oswald Spenglers erntet man automatisch Widerspruch. Das lässt sich nicht verhindern. Um was der Verfasser den Leser bittet, ist, sich die Zeit zu nehmen, die Argumente der Untergangsthese zunächst zu rezipieren und dann sein Urteil zu fällen. Schließlich haben so unterschiedliche Denker wie Theodor Adorno und Henry Kissinger Spengler gegenüber seinen Kritikern verteidigt.

      Für Spengler gelangt die abendländische Entwicklung im Absolutismus auf ihren Höhepunkt. Ihn interessiert dabei nicht die soziale und politische Ungleichheit, Leibeigenschaft, Ignoranz und Steuerungerechtigkeit. Spengler sieht im Absolutismus schlicht den Hochsommer der abendländischen Kultur. Geistig ist die abendländische Seele aus traumschwerer Weltangst zu philosophisch klarer Bewusstheit gelangt. Künstlerisch bedeutet es die Ausbildung des reifen Künstlertums im Barock und die äußerste Vollendung einer durchgeistigten Formensprache im Rokoko. Politisch schließlich sieht Spengler im Absolutismus die höchste Ausprägung der abendländischen Staatsidee im nationalen Zentralstaat.

      Es ist die Zeit von Ludwig XIV., Friedrich dem Großen, den Medici und Katharina der Großen. Die Epoche von Rubens, Velázquez, Rembrandt, Vermeer, Gainsborough und Watteau. Von Descartes, Leibniz und Voltaire. Von Vivaldi, Bach, Händel, Haydn und Mozart.

      Alles wird zur Form und fügt sich in ein kulturelles Ordnungssystem. Eine Phase der höchsten Gemeinsamkeit in der abendländischen Kultur, ein letzter einheitlicher Stil. Fast alle Nationen des Abendlandes fanden damals ihre Gestalt, die sich aus den dynastischen Ursprüngen ihrer Herrschergeschlechter ergab.

      Das Schicksal jeder Kultur ist es, ihre zentrale Idee mit aller Kraft zu verwirklichen, bevor sie in eine Verfallsphase einmündet, an deren Ende die Kultur untergeht, was nichts anderes heißt, als entweder von anderen Kulturen erobert zu werden oder in eine vorläufige Phase der Anarchie zu fallen, bevor sich eine neue Kultur bildet. Die Siechtumsphase vor dem Untergang einer jeweiligen Kultur nennt Spengler Zivilisation. In dieser befinden wir uns.

      Zivilisatorische Krankheitssymptome

      Die Zivilisation ist gekennzeichnet durch die Herrschaft der Weltstädte, durch Materialismus, Atheismus, Sinnlichkeit und den Zusammenbruch der traditionellen Moral.

      Für die sittliche Erosion, die im Zeitalter der Zivilisation einsetzt, gibt es viele Gründe. Vier davon sind von zentraler Bedeutung: Irreligiosität, Relativismus, Dekadenz und Geldherrschaft.

      Das Wesen jeder Kultur ist Religion. Die ersten Baumeister, die Grundsteinleger für das Riesengebäude einer Hochkultur, entstammen zu allen Zeiten dem Priestertum und dem Adel. So ist es auch in der abendländischen Kultur. Am Anfang war der Glaube an einen neuen Gott. Der Gott der Evangelien, die vom Leben Jesu künden. Von diesem Gott hat sich unsere Zeit in einem stetigen Prozess immer weiter entfernt und sich dem zugewendet, was als Säkularismus bezeichnet wird. Die menschliche Vernunft ist an die Stelle Gottes getreten und akzeptiert keine höhere Instanz mehr als sich selbst.

      Das zweite Merkmal kultureller Zersetzung ist die Vorherrschaft des wissenschaftlichen Relativismus´ im öffentlichen Diskurs. Das Akzeptieren und Tolerieren von sich widersprechenden Weltbildern, Philosophien, politischen Theorien und moralischen Ansichten ohne sie zu bewerten – ja, sie sogar gleichzeitig für wahr zu halten – führt zu Zersplitterung, Verwirrung, Formlosigkeit und einem Zusammenbruch der Moral. Wir fragen wie Pilatus: Was ist Wahrheit? Wir wissen es nicht mehr. Eine Kultur in ihrer Blüte fragt nicht, ob sie sich gegen fremde Kulturen verteidigen soll, sie tut es einfach. Es ist ein deutliches Zeichen kultureller Schwäche, wenn man sich nicht mehr für berechtigt hält, die eigene Kultur zu schützen.

      Das dritte Untergangssymptom ist die Dekadenz, die Genuss- und Prunksucht in Zeiten der Lebensangst. Wir erleben heute ein fast obszönes zur Schau stellen von Reichtum und Luxus. Schon der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga deutete Dekadenz als Merkmal ausgehender Geistesepochen. Statt der Tugend der Mäßigung zu folgen werden Laster wie Völlerei, Verschwendungssucht, Spekulation und Ausschweifungen aller Art gepriesen. „Was sind schon Laster, was sind Tugenden? Wer soll darüber richten?“ gibt der französische Modemacher Hedi Slimane zu bedenken.

      Die Macht des Geldes

      Das vielleicht entscheidende vierte Merkmal ist die Herrschaft des Geldes. Im Hintergrund der abendländischen Demokratien zieht das große Geld seine Fäden. Die Mitglieder der transatlantischen Geldelite verwirklichen den letzten großen Angriff des Abendlandes auf die Welt: die Ausdehnung des westlichen Wirtschaftssystems auf den gesamten Globus. Das Ziel ist eine Wirtschaftsweltordnung, in der die internationalen Finanziers zu ihrem bereits heute unermesslichen Reichtum Trilliarden und Abertrilliarden einer wie auch immer sich nennenden Weltwährung hinzufügen. Von ihren Höhen aus sind menschliche Leiden verschwindend klein. Die Opfer von Kriegen, Umweltkatastrophen, Hunger, Krankheiten, Flüchtlingsbewegungen, Börsencrashs, Arbeitslosigkeit und Inflation kümmern die Verfechter des entfesselten Kapitalismus´ nicht. Alles Große hat seinen Preis.

      Wenn Menschen Geld nicht mehr als Mittel zu Zwecken sehen, sondern „in Geld denken“ (Spengler), ist eine Kultur ihrem Ende nah.

      Das unheilvolle Wirken der Politik

      Statt sich um das Gedeihen der eigenen Kultur zu sorgen, kümmert sich die politische Klasse lieber um die Ziele der abendländischen Wirtschaftselite, wie beispielsweise der Abschaffung des Nationalstaats. Es ist der erklärte Wille der Globalisierer, die Souveränität des Nationalstaats zu ersetzen durch supranationale Organisationen, an deren Spitze einmal eine Weltregierung treten soll. Einzelne Schritte auf diesem Weg sind die Abschaffung nationaler Währungen, der eigenständigen Wirtschaftspolitik und eines Tages auch der nationalen Außenpolitik. Der Nationalstaat habe es nicht geschafft, optimale Bedingungen für einen reibungslosen Handel zu schaffen, argumentieren sie. Er sei für zu viele Kriege und egoistische Interessenpolitik verantwortlich. Eine Weltregierung könne das besser. Nun, bisher haben wir die Europäische Union, die unser Zusammenleben immer effizienter regeln soll. Irgendwann übernimmt dann wohl die UNO oder eine vergleichbare Weltorganisation.

      Zur Blüte der abendländischen Kultur gehörte immer die Vielfalt der Nationen. Der Staat ist nach der Familie die natürliche Ordnungseinheit der Gesellschaft. Schafft man den Nationalstaat ab, verschwindet der Reichtum einer gewachsenen Kultur.

      Eine neue Hochkultur

      Offenbart eine reife Kultur Zeichen der Schwäche, stehen fremde Kulturen jederzeit zur Übernahme bereit.

      Als erstes kommt einem natürlich der Islam in den Sinn. Heiner Müllers düstere Prophezeiung: „Wir werden wie Sklaven die Äcker pflügen im Schatten der Moscheen“, ist allerdings übertrieben. Zwar leben in Deutschland inzwischen über 3 Millionen Muslime. Der Islam wird aber weder die Christen zur Konversion inspirieren noch die Säkularen bekehren. Sein Programm ist nicht attraktiv genug für die abendländische Seele. Der Islam ist eine ganz der arabischen Geisteswelt entsprechende Religion. Alles was er an Kulturangriff auf das Abendland vermag, sind vereinzelte terroristische Anschläge seiner Fanatiker. Ansonsten wird er eine der vielen gleichberechtigten Religionen unserer Zivilisationsepoche werden.

      Für Spengler ist die nächste Hochkultur die russische. Er betont eindringlich, dass Russland bisher vom Abendland eine dem Russentum fremde Kultur aufgezwungen wurde, der sich die Slawen untergeordnet haben. Sowohl die Kulturvorstellungen der Zarenzeit, als auch die Ideologie des Kommunismus´ sind westliche Importe. Die russische Seele ist anders als die abendländische. Sie erwacht erst jetzt. Ob Russland das Abendland in Zukunft mit seiner Kultur erobern wird, bleibt abzuwarten. Eine vom Westen sich emanzipierende und unabhängige Entwicklung des riesigen Reiches ist aber bereits heute zu erkennen.

      Abschied und Zuversicht

      Wollte man das Abendland vor seinem Niedergang bewahren, wäre eine Operation à la Metternich vonnöten, wie er sie als Antwort auf die Französische Revolution und auf Napoleon unternommen hat. Sie erfordert die Rückbesinnung auf die Quellen der europäischen Kultur, ihren christlichen Ursprüngen und der zentralen politischen Idee des souveränen Nationalstaats.

      Ein wirkungsvolles Mittel, den kulturellen Kollaps für Deutschland hinauszuzögern, wäre ein moderner Konservativismus, der aus zwei Grundideen besteht: der Liebe zu den Traditionen, insbesondere dem Christentum, und der Verfolgung deutscher Interessen innerhalb der Grenzen des europäischen Allgemeinwohls. Die Politik müsste sich wieder der eigenen Kultur verpflichtet fühlen, die Wirtschaft in ihren Dienst nehmen und sich der Auflösung des Nationalstaats widersetzen.

      Hierzu ist ein starker, unbeugsamer Wille nötig, der fest an seine Ideale glaubt. Es scheint fraglich, ob momentan ein solcher Wille in den Kreisen der Politik zu finden ist.

      So wird die Rettung wohl ausbleiben. Das mag man bedauern oder nicht. Goethe sagt zu Eckermann: „Die Gottheit ist wirksam im Lebendigen, aber nicht im Toten; sie ist im Werdenden und sich Verwandelnden, aber nicht im Gewordenen und Erstarrten.“ Kulturen und politische Systeme entstehen und vergehen. Gottes Schöpfung bleibt.

      Das System der repräsentativen Demokratie braucht, wenn es überleben will, tugendhafte Abgeordnete. Unabhängig von ihrer Herkunft sollten Politiker aristokratische Ideale besitzen. Ihr Pflichtbewusstsein und ihre moralische Integrität müssen, zumindest in den Führungspositionen, vorbildhaft sein. Ansonsten führt der Weg entweder ins Chaos oder in die Diktatur.

      Selbst wenn die Demokratie es schaffen sollte - für die abendländische Kultur in ihrer Zivilisationsphase wird es fürwahr eng. Der Kampf zwischen Christen und Nichtchristen um die gesellschaftliche Ordnung der Zukunft tritt zweifelsohne in seine entscheidende Phase. Es scheint so, als würde sich das Antichristliche durchsetzen. Vorläufig.

      Der europäische Christ nimmt es gelassen, da er gewohnt ist, in langen Zeitabständen zu denken und optimistisch zu bleiben. Er glaubt an seine alten Werte, wie sehr sich die Zeiten auch ändern mögen.

      Vom Untergang, so hofft er, ist man zumindest noch ein paar Handküsse entfernt.

      Quelle: http://www.politik-poker.de/der-letzte-handkuss.php …


      Gehabt euch wohl! Bis später....
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 07:06:27
      Beitrag Nr. 1.084 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.616.477 von Maraho am 20.02.09 05:51:54Hier noch ein Kommentar aus der "sz":

      Hypo Real Estate
      Eine Pleitebank gefährdet Deutschland

      Mit stetiger Geldzufuhr hält der Bund die Hypo Real Estate im Wachkoma - und hofft auf ein Wunder.
      Ein Kommentar von Kurt Kister


      Alle Experten sagen, man dürfe die Hypo Real Estate nicht pleitegehen lassen. Also bekommt die HRE immer neue Kreditgarantien vom Bund. Es scheint keine Grenze dafür zu geben, wie viele Milliarden die Regierung Steinbrück/Merkel in dieses Fass schüttet, das noch nie einen Boden gehabt hat, weil die HRE vor sechs Jahren schon als Schuldenverteil- und Schuldenmach-Bank entstanden ist.

      Der HRE wurden bisher Garantien in Höhe von 102 Milliarden Euro ausgesprochen. Die Summe wird noch größer werden, denn das Funktionsprinzip der HRE bestand darin, möglichst viel Geld auszuleihen, um wieder viel Geld verleihen zu können. Heute gibt der HRE kaum ein Mensch mehr Geld, sondern nur noch der Staat. Das ist das Problem.

      Nichts ist zu groß, um zu scheitern

      Jene Experten, die jetzt um jeden Preis die HRE mit Staatsknete retten lassen wollen, haben noch vor kurzem gesagt, dass Firmen wie Lehman Brothers oder Goldman Sachs den Finanzkreislauf garantieren und die Vitalität der globalen Wirtschaft sichern.

      Ach ja, diese Experten waren auch davon überzeugt, dass der Staat im Bankensektor nichts verloren habe und, wenn es doch mal im Einzelfall brenzlig werden sollte, das Gesetz gelte: too big to fail, dieser Konzern oder jene Bank sind zu groß, um zu scheitern. Nein, nichts ist zu groß, um zu scheitern - keine Bank, keine Autofirma und vielleicht nicht einmal ein Staat.

      Der Bundeshaushalt beträgt 290 Milliarden Euro, es gibt Steuereinnahmen von knapp 245 Milliarden. Den größten Anteil am Etat hat mit 124 Milliarden Euro das Arbeitsministerium; mit dem zweitgrößten Posten, mehr als 42 Milliarden, werden Schulden bedient. Nun wird in Berlin immer beruhigend darauf hingewiesen, dass die HRE-Milliarden gar kein richtiges Geld seien, sondern nur das Versprechen des Staates, im ernstesten aller Fälle Geld zu bezahlen. Und außerdem werde der Markt jenes Vertrauen, das er in den Staat habe, auf die alsbald verstaatlichte HRE übertragen. Das mag sein. Hoffentlich kommt es so. Wenn aber nicht?

      Causa HRE gefährdet Deutschland

      Wenn der Bund mit richtigem Geld, mit Steuern und Krediten für das systemische Pleiteinstitut HRE aufkommen muss, wird es zappenduster.

      100 Milliarden - das ist fast doppelt so viel wie der Verkehrs- und der Verteidigungsetat zusammen. Müsste diese Summe über Jahre hinweg aufgebracht werden, würde der Bund die Nettokreditaufnahme von heute 36,8 Milliarden drastisch erhöhen müssen. Möglicherweise so drastisch, dass jenes Vertrauen, das der Staat bei Kreditgebern noch genießt, flöten geht. Die Causa HRE gefährdet Deutschland.

      Leider weiß niemand, was gefährlicher ist: die HRE pleitegehen zu lassen oder sie mit dauernder Geldzufuhr im Wachkoma zu halten. Vielleicht passiert ja ein Wunder und ihr Zustand stabilisiert sich wieder als VEB Hypo Real. Allerdings ist es mindestens fahrlässig, Regierungspolitik auf die Annahme von Wundern zu stützen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/finanzen/388/459034/text…

      Bis dann....
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 12:50:20
      Beitrag Nr. 1.085 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.950 von Maraho am 19.02.09 05:13:33Guten Tag zusammen,
      hier etwas neues von Opel....


      Autobauer

      Opel braucht größere Bürgschaften

      Der Kleinwagen Corsa mag sich gut verkaufen, aber die Autokrise nimmt an Fahrt auf - und reißt Opel immer weiter runter. Folge: Der deutsche Autobauer benötigt deutlich höhere Bürgschaften, wie das Handelsblatt aus Firmenkreisen erfahren hat. Die schwedische GM-Konzernschwester Saab hat unterdessen Gläubigerschutz beantragt.


      hz/HB RÜSSELSHEIM. Der Autobauer Opel braucht angesichts der sich verschärfenden Autokrise eine deutlich höhere Bürgschaft als bisher gedacht. Nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen strebt Opel jetzt einen Bürgschaftsrahmen von 2,6 Mrd. Euro an. Das sei auch eine Reaktion auf die sich verschärfende Autokrise, sagte eine mit der Situation vertraute Person dem Handelsblatt. Insgesamt belaufe sich der Finanzierungsbedarf bis 2011/2012 damit nunmehr auf 3,3 Mrd. Euro, bestätigten die Konzernkreise eine Vorabmeldung des Nachrichtenmagazins Spiegel.

      In dieser Summe sei allerdings auch ein möglicher Sanierungsbetrag der Arbeitnehmerseite enthalten, über den Management und Betriebsrat seit Wochen im Rahmen der laufenden Verhandlungen über ein Sparpaket verhandeln. Offiziell bestätigte die Adam Opel GmbH lediglich einen gestiegenen Bürgschaftsbedarf, nannte aber keine Zahlen. Der Finanzierungsbedarf sei aber höher als die beantragte Bürgschaft.

      "Nach der ersten Vorstellung der besonderen Lage der Adam Opel GmbH als Tochter von General Motors im November hat sich die für Opel so wichtige Absatzsituation auf großen europäischen Märkten dramatisch verändert", begründete die Tochter des schwer angeschlagenen US-Mutterkonzerns GM den erhöhten Bedarf. Die Auto-Verkäufe auf Märkten wie Spanien seien regelrecht zusammengebrochen. Heute Morgen beantragte die schwedische GM-Tochter Saab Gläubigerschutz.

      Mit Opel gerät eine zweite Tochter des ums Überleben kämpfenden US-Konzerns General Motors (GM) in finanzielle Bedrängnis. "Opel will erst in den nächsten zwei Wochen eine Zahl nennen", sagte ein ranghoher Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. "Solange sind alle Summen Spekulation." Die Regierung gehe aber davon aus, dass es um Beträge von "mehreren Milliarden Euro" gehe. Es gebe Gespräche zwischen Regierung und Unternehmen. "Es gibt Kontakte auf allen Ebenen, aber noch nichts Konkretes", sagte der Regierungsvertreter.

      Die schwere Krise des US-Autokonzerns General Motors hat nun also auch in Europa ihre ersten drastischen Konsequenzen: Saabs Antrag auf Gläubigerschutz ist nach Ansicht von Analysten auch ein Warnschuss für die deutsche GM-Tochter Opel, die momentan an einem Zukunftskonzept arbeitet und auf eine staatliche Bürgschaft dringt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/opel-br…
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      schrieb am 20.02.09 12:55:36
      Beitrag Nr. 1.086 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.614.339 von Maraho am 19.02.09 19:27:18Hier eine etwas ausführlichere Abhandlung über das Thema Osteuropa:

      Ende des Booms

      Warum Osteuropa taumelt
      von Christine Mai (Frankfurt)

      Schulden, Kapitalflucht, Währungsverluste: Die Krise hat die Länder Zentral- und Osteuropas voll erwischt. FTD.de zeigt, was Investoren aufschreckt - und was den Staaten noch blühen könnte.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/international/:Ende-des-Booms-Wa…
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      schrieb am 20.02.09 13:01:25
      Beitrag Nr. 1.087 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.547 von Maraho am 20.02.09 12:55:36Passend hierzu:

      Krise in Osteuropa

      Dossier Österreichs offensive Banken
      von Christian Höller (Wien)

      Nach massivem Druck von Analysten und Ratingagenturen haben österreichische Banken die Veröffentlichung ihrer Vorjahresergebnisse vorgezogen. Sie sind besonders stark in Osteuropa aktiv, das vor dem Abgrund steht.

      Die ausschließlich in Osteuropa tätige Wiener Bank Raiffeisen International teilte am Donnerstag mit, im Vorjahr den Nettogewinn trotz der Finanzkrise von 840 Mio. Euro auf 982 Mio. Euro gesteigert zu haben. "Diese vorläufigen Geschäftszahlen liefern einen eindeutigen Beweis dafür, dass unser Geschäftsmodell auch in einem außerordentlich schwierigen Marktumfeld funktioniert", sagte Raiffeisen-Chef Herbert Stepic. Bereits in der Vorwoche hatte die Erste Bank einen Nettogewinn von 860 Mio. Euro für 2008 bekannt gegeben.

      Mit den vorgezogenen Zahlen versuchen die Banken, den Druck von ihren eigenen Aktienkursen, aber auch von den osteuropäischen Währungen zu nehmen. Ein Schwäche der Währungen osteuropäischer Staaten verteuert deren Kreditrückzahlungen für in Euro gewährte Darlehen.

      In den vergangenen Tagen hatten Ratingagenturen und Bankanalysten vor dem Engagement österreichischer Banken in Osteuropa gewarnt. Sie haben Studien zufolge in Osteuropa Kredite von 230 Mrd. Euro vergeben, deren Rückzahlung aufgrund der Rezession nun gefährdet ist. In einer jüngsten Studie der Ratingagentur Moody's hieß es dazu: "Aus Gläubigersicht ist das österreichische Bankensystem nach Auffassung von Moody's den größten Risiken ausgesetzt."

      Lars Christensen, Analyst der dänischen Danske Bank, befürchtet, dass es Osteuropa ähnlich ergehen wird wie beim Zusammenbruch der asiatischen Volkswirtschaften im Jahr 1997. "Offenbar haben die Märkte entschieden, dass Osteuropa die Subprime-Region in Europa ist, und nun suchen Investoren so schnell wie möglich den Ausgang", sagt Christensen.

      Hans Redeker, Devisenexperte bei BNP Paribas, erwartet, dass in Osteuropa 20 Prozent des Kreditengagements abgeschrieben werden müssen. Gegen diese Sicht wehren sich nun Österreichs Banken. "Diese Meinung teilen wir in diesem Extrem ganz bestimmt nicht", sagte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl.

      Für Österreichs Banken sei die Situation nicht gefährlicher geworden. Treichl ist überzeugt, dass das Vertrauen der Anleger mit der Veröffentlichung weiterer Ergebniszahlen zurückkomt. Nächsten Freitag ist dazu in Wien eine Pressekonferenz geplant.

      Zudem dementierte die Erste- Bank Probleme im Osten: "Auch unsere Töchter machen ein gutes Geschäft", sagte ein Sprecher. Unterstützung kommt von der Österreichischen Nationalbank (OeNB). In einer Aussendung versicherte die OeNB am Donnerstag, dass Österreichs Banken "über eine zufriedenstellende Kapital- und Liquiditätsausstattung verfügen".

      Dem von Analysten und Ratingagenturen veröffentlichten Risikoprofil habe der österreichische Staat schon mit einem 100 Mrd. Euro schweren Bankenhilfspaket Rechnung getragen, schreibt die OeNB.

      Österreichs Banken betonen, für den drohenden Konjunkturabschwung in Osteuropa ausreichend vorgesorgt zu haben. Raiffeisen International verdoppelte im Vorjahr die Vorsorgen für Kreditrisiken auf 780 Mio. Euro. Die Erste Bank hat den Wert ihrer Rumänien-Tochter zu Jahresende um eine auf 2,7 Mrd. Euro gesenkt. Auch die Töchter in der Ukraine und Serbien wurden abgewertet.

      Der Markt beruhigte sich am Donnerstag: Der polnische Zloty, die tschechische Krone und der ungarische Forint kletterten gegenüber dem Euro binnen zwei Tagen zwischen 2,5 und 3,5 Prozent.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/geldanlage/:Krise-in-Os…
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      schrieb am 20.02.09 13:08:39
      Beitrag Nr. 1.088 ()
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 13:09:18
      Beitrag Nr. 1.089 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.437 von Maraho am 19.02.09 17:58:00Müllers Welt

      Wie wir aus der Schuldenfalle kommen
      Von Henrik Müller

      Die Welt erlebt die vermutlich größte Ausweitung der Staatstätigkeit, die es jemals in Friedenszeiten gegeben hat. Gigantische Programme, alles auf Pump finanziert. Aber die Defizite von heute schaffen Fakten für morgen. Wir alle werden uns damit auseinandersetzen müssen. Welche Optionen bleiben uns? Diskutieren Sie mit.

      Machen wir uns nichts vor: Wer auch immer im Wahljahr Steuersenkungen verspricht, ist entweder ein Lügner oder ein Ignorant. In Wahrheit wird derzeit jeglicher künftige Haushaltsspielraum durch die Krise beseitigt. Deutschland geht nicht bankrott - aber für das Finanzdesaster werden wir lange, lange zahlen.

      Im aktuellen manager magazin befasse ich mich mit den Folgen der ausufernden Staatsverschuldung. So beunruhigend die aktuelle Situation ist - ihre Weiterungen haben das Potenzial, die Welt, wie wir sie kennen, aus den Angeln zu heben.

      Was wir derzeit erleben, ist mutmaßlich die größte Ausweitung der Staatstätigkeit in Friedenszeiten. Rekapitalisierung der Banken, Rettung bankrotter Industriebetriebe, Konjunkturprogramme - all das reißt tiefe Löcher in die Haushalte. Die USA allein haben dieses Jahr einen Finanzierungsbedarf (neue Schulden plus Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten) von 2,5 Billionen Dollar. Auch die Europäer sind dabei, den Markt mit neuen Anleihen zu fluten.

      Die Aussichten sind prekär, weil viele Nationen mit enormen Lasten in die Krisen gestartet sind - Amerika mit einem gigantischen Doppeldefizit (außenwirtschaftlich, fiskalisch), Europa mit hohen Schuldenlasten und demographischen Problemen. Nun, in der Krise, geraten viele Staaten an die Grenzen ihres finanziellen Spielraums.

      Wohin das führt, hat Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, mit seinen Kollegen ausgerechnet: Eine Verdoppelung der Schuldenstandsquoten wären danach für die USA und für das Euroland durchaus realistisch. Gegen Ende des nächsten Jahrzehnts lägen die Staatsschulden Amerikas dann bei 140 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Staatsschulden Euroeuropas sogar noch höher; Details dazu im aktuellen manager magazin.

      Dies sind keine Horrorszenarien, sondern Berechnungen, die auf realistischen Annahmen beruhen. Übrigens entsprechen die Größenordnungen in etwa dem historischen Durchschnitt: Nach einer Studie der US-Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart stiegen die Staatsschulden in Folge von Finanzkrisen in den vergangenen Jahrzehnten im Schnitt um 86 Prozent. Gut möglich, dass es diesmal noch deutlich schlimmer kommt. Schließlich ist die aktuelle Krise kein nationales oder regionales Phänomen (wie die Finanzkrisen der vergangenen Jahrzehnte), sondern ein globales. Weltweite Kapitalflüsse und Güternachfrage wirken in der derzeitigen Weltwirtschaftskrise nicht stabilisierend, vielmehr verstärken sich die globalen Absturzbewegungen gegenseitig.

      Die Defizite von heute schaffen Fakten für morgen. Die Politik - wir alle - werden uns damit auseinandersetzen müssen. Welche Optionen bleiben?

      Prinzipiell gibt es vier Wege, die Schuldenberge abzutragen.

      Variante eins: Aus den Schulden herauswachsen. Zweifellos die eleganteste Lösung. Eine dynamische Wirtschaft - und eine wachsende Bevölkerung - tragen den Schuldenberg nicht ab, sondern türmen einfach kaum noch neue Verbindlichkeiten auf. Der bestehende Schuldenberg wird leichter finanzierbar, die Schuldenstandsquote sinkt.

      Variante zwei: Kalte Sanierung. Seriös, aber schmerzhaft. Der Staat erhöht seine Einnahmen, indem er den Bürgern mehr Geld abknöpft. Die Steuerquoten steigen. Zugleich werden die Ausgaben zurückgefahren.

      Variante drei: Überraschungsinflation. Umverteilung zu den Schuldnern auf Kosten der Gläubiger. Ein rapide steigendes Preisniveau mindert den realen Wert der Schulden. Negative Realzinsen schüren kurzfristig das Wachstum und mehren die Steuereinnahmen.

      Variante vier: Staatsbankrott. Räuberische Enteignung der Schuldner. Der Staat hört einfach auf, seine Schulden zu bedienen. Zinszahlungen werden eingestellt. Rückzahlungen von Anleihen werden gestrichen oder auf eigene Weichwährung umgestellt.

      Variante eins gelang vielen Staaten nach den Weltkriegen. So hatte Großbritannien 1937 - nach dem Ersten Weltkrieg und der Großen Depression - eine Schuldenstandsquote von 188 Prozent, konnte sie aber bis 1970 auf 82 Prozent senken. Frankreich verzeichnete 1937 Schulden in Höhe von 137 Prozent, hatte 1970 aber nur noch 53 Prozent. Das war in dieser Zeit relativ einfach, weil die Wirtschaft in den 50er und 60er Jahren überall im Westen stark wuchs und die Kopfzahl der Bevölkerung dynamisch zunahm. Für die Zukunft ist diese Strategie jedoch kaum anwendbar angesichts der demographischen Wende, die das Wachstum in allen westlichen Ländern dämpfen wird und eigene fiskalische Belastungen mit sich bringt.

      Variante zwei - Steuern rauf, staatliche Leistungen runter - ist in vielen Ländern erprobt. Deutschland hat sie in den vergangenen Jahren halbwegs erfolgreich angewandt - Schröders Agenda 2010 plus Mehrwertsteuererhöhung und Rente mit 67 unter Merkel, Müntefering, Steinbrück haben die langfristige Tragfähigkeit des Staatshaushalts nachhaltig verbessert. Für eine solche Strategie bedarf es allerdings eines gesellschaftlichen Stabilitätskonsenses und glaubwürdiger staatlicher Institutionen. Das ist längst nicht überall der Fall, nicht einmal überall im Euroland. Die Südländer - Italien, Griechenland, Spanien, Portugal - haben als ehemalige Weichwährungsvolkswirtschaften ("Club Med") einen zweifelhaften Track Record und werden deshalb prompt mit höheren Risikoaufschlägen auf die Zinsen bestraft.

      Variante drei funktioniert nur bei Staaten, die in der Lage sind, sich in eigener Währung zu verschulden. Nur dann lassen sich die eigenen Schulden weginflationieren. Amerika und Großbritannien sind deshalb Kandidaten für künftige Geldentwertungen. Auch die politische Ökonomie spricht in diesen Ländern für laxere Geldverhältnisse: Nicht nur die staatlichen, auch die privaten Schulden sind so hoch, dass die Entschuldung via Inflation vielen Bürgern durchaus attraktiv erscheinen mag.

      Variante vier ist das letzte Mittel einer verzweifelten Regierung in auswegloser Lage. Dadurch schneidet sich allerdings ein Land vom internationalen Kapitalmarkt ab. Ein hoher Preis, den zu zahlen wohlgeordnete Staatswesen nicht bereit sein werden. Denkbar allerdings, dass einzelne Euroländer in Zukunft mit Bankrott drohen, um die Partnerländer zu Hilfszahlungen zu nötigen (die eigentlich nach dem EU-Vertrag verboten sind).

      Hier ist mein Tipp: In den kommenden Jahren werden wir eine Mischung aus Variante zwei und drei erleben - steigende Steuern in Verbindung mit höheren Inflationsraten. Wobei die Akzente unterschiedlich sein werden: mehr Variante zwei in Kontinentaleuropa, mehr Variante drei bei den Angelsachsen. Die 70er Jahre lassen grüßen.

      Übrigens: Das war das optimistische Szenario.

      Das pessimistische: Hyperinflation, Dollar-Crash, Zerbrechen der Eurozone, Handelskrieg, Dauerkrise ...

      Nein, nein, das optimistische Szenario muss es sein.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
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      Avatar
      schrieb am 20.02.09 13:18:50
      Beitrag Nr. 1.090 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.350 von Maraho am 18.02.09 20:31:23Hier etwas über die ....

      US-Immobilienkrise

      Obamas Milliarden werden nicht reichen
      Von Astrid Dörner, New York | © ZEIT ONLINE 20.2.2009 - 11:55 Uhr

      Der amerikanische Rettungsplan für Hausbesitzer kommt bei Marktbeobachtern gut an. Den kranken Immobilienmarkt heilt er nicht. Die Krise wird weitergehen


      "Wir sind Lichtjahre weiter als in jedem Moment der Bush-Regierung", schwärmt Andrew Jakabovics, Immobilienexperte des Centers for American Progress. "Verglichen mit Obamas Konjunkturpaket und dem Rettungsplan für die Finanzmärkte ist das wahrscheinlich der beste Plan, den die neue Regierung vorgelegt hat", sagt Patrick Newport, Ökonom des Research-Hauses IHS Global Insights.

      Präsident Barack Obama war hart kritisiert worden für sein Konjunkturpaket und den vagen Plan zur Rettung der Finanzmärkte, den sein Finanzminister Geithner kürzlich vorgelegt hat. Diesmal wollte er alles richtig machen: Details vorstellen, schnelle Hilfe möglich machen, das Problem an der Wurzel packen. Auf sein Immobilien-Hilfsprogramm reagieren die Marktbeobachter nun positiv.

      "Obamas Plan wird Zwangsversteigerungen verhindern. Die Leute können in ihren Häusern bleiben, und die Immobilienpreise werden nicht so stark fallen", sagt Newport. Einer aktuellen Studie der University of Chicago zufolge sorgt ein zwangsversteigertes Haus dafür, dass die umstehenden Häuser bis zu neun Prozent an Wert verlieren – eine Kettenreaktion, die die Erholung des Häusermarktes weiter verzögert. Das Immobilien-Rettungspaket soll sie bremsen.

      In vielen Fällen von Zwangsversteigerung käme es die Banken zudem billiger, die Hypothekenbedingungen ihrer Schuldner anzupassen. "In diesem Marktumfeld kann man das Haus nur sehr schwer weiterverkaufen und wenn, dann oft nur zu sehr niedrigen Preisen", gibt Jakabovics zu bedenken. Hinzu kämen hohe Kosten für die Verkäufer: Sie müssen Grundstücksteuern begleichen und für die Instandhaltung der Häuser sorgen, bis sie den Besitzer wechseln.

      Viele Experten begrüßen, dass Obamas Plan an verschiedenen Enden ansetzt. Er gibt den im September verstaatlichten Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac eine wichtige Rolle. Sie dürfen weitere 100 Milliarden Dollar in Hypotheken investieren, um die Vergabe neuer Kredite zu fördern. Zudem könnten sie zusätzliche 100 Milliarden Dollar erhalten, um sich gegen Verluste zu schützen, die durch die Ausweitung ihrer Tätigkeit entstehen könnten.

      "Die Stütze für Fannie und Freddie ist sehr wichtig. Sie stabilisiert die Schulden der Institute und ihre mit Hypotheken besicherte Wertpapiere für mindestens ein Jahr", sagt Ellen Seidman vom Thinktank New America Foundation.

      Ohne die beiden ehemals halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer würde Obamas Plan nicht funktionieren. Zwar hat ihr einstiges Geschäftsmodell in der Krise versagt, und Obamas Wirtschaftsberater Paul Volcker plädiert gar dafür, die Institute mittelfristig ganz abzuschaffen. Fannie und Freddie sind derzeit jedoch die einzigen Institute, die den Banken Hypotheken abkaufen und verbriefen.

      Mit der genauen Anweisung für die Hypothekenfinanzierer hat sich Obama klar von seinem Vorgänger abgesetzt. "Die Bush-Regierung hat damals zwar die Führung von Fannie und Freddie übernommen, aber ihnen keine Richtlinien auf den Weg gegeben. Im Grunde blieb alles so wie zuvor", kritisiert Jakabovics. Obama wolle die Institute dagegen einsetzen, um zukünftige Verluste zu vermeiden.

      Doch trotz aller Lorbeeren: Eine Trendwende auf dem Häusermarkt wird das neue Konzept wohl nicht erreichen. Ökonomen gehen davon aus, dass die Preise für Immobilien weiter fallen werden. Erst gegen Mitte oder Ende des Jahres, so schätzen sie, werden sie sich wieder stabilisieren.

      Global Insight Ökonom Jakabovics hat errechnet, dass ohne staatliche Hilfe die Häuser im Durchschnitt weitere 15 Prozent an Wert verlieren würden. Durch Obamas Plan sollen ihre Preise jetzt nur um zehn Prozent fallen. "Das bedeutet, dass die stark vom Ausfall bedrohnten Wertpapiere in den Bank Bilanzen – wenn überhaupt – nur sehr gering an Wert gewinnen werden", sagt Jakabovics.

      Die Wirtschaftswissenschaftler von Goldman Sachs gehen gar davon aus, dass die vorgesehenen 75 Millarden Dollar nicht ausreichen werden, um den Häusermarkt nachhaltig zu stabilisieren. "Es ist wahrscheinlich, dass das Finanzministerium den Kongress um weitere Millarden bitten muss", schreibt Goldman-Ökonom Alec Phillips in einer aktuellen Studie. Allerdings könne der Kongress milder gestimmt sein, wenn durch seine Unterstützung auch weitere Hilfen bei den Hausbesitzer ankämen.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/09/obama-hilfen-fuer-hausbe…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 13:32:13
      Beitrag Nr. 1.091 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.322 von Maraho am 19.02.09 17:47:56Vorerst der letzte Artikel...
      ... für die "Spezialisten" unter euch...


      Deflation am Horizont


      Wegen des weltweit scharfen wirtschaftlichen Einbruchs fürchten viele Experten ein nachhaltiges Absinken der Preise, sprich: Deflation. Nur wenn die Politik konsequent gegensteuert, kann sich die Wirtschaft wieder erholen.


      Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeichnet ein düsteres Bild: Die Weltwirtschaft ist in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Für 2009 erwartet der IWF derzeit ein globales Wirtschaftswachstum von lediglich 0,5 Prozent. Wegen der Finanzkrise, fallender Vermögenswerte und des Zusammenbruchs des Unternehmens- und Verbrauchervertrauens drohe eine anhaltende Deflation. Deshalb müssten die Staaten die gesamtwirtschaftliche Nachfrage "noch stärker stützen".

      Wie gefährlich nachhaltig sinkende Preise sind, zeigt die wirtschaftliche Entwicklung Japans seit Mitte der 1990er-Jahre. Hansjörg Herr, Professor an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, hat diese analysiert: Sinkende Löhne trieben das Land nach dem Ende der Aktien- und Immobilienblase in die Deflation - und sorgten für eine Stagnation, die bis heute nicht überwunden ist.

      Ein fallendes Preisniveau speist sich aus zwei Faktoren: Zunächst sehen sich die Unternehmen gezwungen, wegen zu geringer Güternachfrage die Produktion zu reduzieren und die Preise zu senken. "Eine Nachfragedeflation ist während eines Abschwungs unumgänglich und tritt regelmäßig auf", so Herr. Gefährlich wird die Lage jedoch, wenn nun auch noch die Löhne sinken.

      Deshalb geht der Berliner Wissenschaftler davon aus, dass auch in Deutschland das Risiko einer Deflation gewachsen ist. Denn seit den 1980er-Jahren wurden weltweit nicht nur die Finanzmärkte dereguliert, sondern auch die Arbeitsmärkte.

      In Deutschland beispielsweise arbeitet eine immer größere Zahl von Beschäftigten in prekären Arbeitsverhältnissen. Ein koordinierter Lohnbildungsmechanismus funktioniert nur noch in einem Teil der Wirtschaft: In Teilen des Dienstleistungssektors, in Ostdeutschland und in Kleinunternehmen "sind Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände so geschwächt, dass das hergebrachte System der Lohnverhandlungen nicht mehr funktioniert", schreibt Herr. "Bei hoher Arbeitslosigkeit sind in der gegenwärtigen Lage Senkungen des Lohnniveaus nicht mehr auszuschließen." Das wäre ein deutlicher Schritt in Richtung Deflation.

      Ob es wirklich so kommt, hängt von der Politik ab, erläutert Gustav Horn, Wissenschaftlicher Direktor des IMK. Für die Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion spielt er verschiedene Szenarien durch, wie sich die Wirtschaft entwickeln könnte:

      1. Die Politik tut nichts. Zwar würde die Eurozone ein wenig von den Konjunkturprogrammen in den USA, Großbritannien und Asien profitieren. Dennoch würde die Arbeitslosigkeit stark steigen, die Löhne der Beschäftigten kämen unter Druck. Gehaltskürzungen würden sich ausbreiten, was wiederum die Preise nach unten drücken würde: der Beginn einer Deflation und damit auch einer lang anhaltenden Depression.

      2. Die Reaktion der Politik ist unkoordiniert und kommt zu spät. In diesem Fall wäre für 2009 noch keine wirtschaftliche Erholung zu erwarten, sondern erst Mitte 2010. Doch bis dahin seien die Löhne stark steigendem Druck ausgesetzt. Dementsprechend groß wäre die Deflationsgefahr. Möglich wäre auch eine so genannte Stagdeflation: die Verbindung von wirtschaftlicher Stagnation mit einem nachhaltig sinkenden Preisniveau.

      3. Alle Mitgliedstaaten des Euroraums reagieren gemeinsam und gleich Anfang 2009 auf die Wirtschaftskrise. Dies wäre das ideale Szenario gewesen. Ein deutsches Konjunkturpaket wäre nach Berechnungen des IMK um 30 bis 40 Prozent effektiver geworden, wenn die Bundesregierung es mit denen der anderen Mitgliedstaaten koordiniert hätte. Dafür hat Deutschland allerdings zu lange gezögert.

      Der Ausweg: Die Bundesrepublik stützt die Wirtschaft nun sehr schnell und um einiges stärker als bislang geplant. Nach den bisherigen Plänen der Bundesregierung beläuft sich der finanzielle Stimulus auf 1,3 Prozent in diesem und 1,4 Prozent im nächsten Jahr. Horn hält einen Stimulus von etwa 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts allein in diesem Jahr für erforderlich. Damit - und mit weiteren Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) - wäre der wirtschaftliche Tiefpunkt vielleicht schon Ende 2009 erreicht. Die Gefahr einer Deflation könnte gebannt sein.

      Infobox:
      Rettungspläne für die Wirtschaft
      Industrienationen rund um den Globus wollen mit mehr oder weniger großen Konjunkturprogrammen helfen, die Wirtschaftskrise zumindest abzufedern . Die EU-Kommission hat sich mit den Mitgliedstaaten auf ein Rettungspaket von insgesamt 200 Milliarden Euro geeinigt. Das wären 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). 30 Milliarden will die Kommission selbst über vermehrte Darlehen der Europäischen Investitionsbank beisteuern. Die restlichen 170 Milliarden sollen die Mitgliedstaaten bereitstellen. Ob das klappt, ist jedoch völlig offen: Nach Schätzungen des Brüsseler Forschungsinstituts Bruegel ist beispielsweise der fiskalische Stimulus des italienischen Rettungspakets negativ. Von ihm geht also sogar eine die Konjunktur dämpfende Wirkung aus. Italien selbst hingegen beziffert das Volumen des Programms auf 4,3 Prozent des BIP.

      Quelle und weiteres (Graphiken, Links etc.): http://www.boeckler.de/32014_94343.html?cis_mode=print" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener"> http://www.boeckler.de/32014_94343.html?cis_mode=print

      Bis später...
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 13:34:02
      Beitrag Nr. 1.092 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.670 von AHEO am 20.02.09 13:08:39Servus AHEO,
      oh, oh.......

      Danke, klasse von Dir!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 17:58:32
      Beitrag Nr. 1.093 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.500 von Maraho am 20.02.09 12:50:20Guten Abend zusammen,

      nach einem doch etwas heftigen Tag habe ich endlich wieder Zeit hierfür.

      Dann lasset uns beginnen....

      Autobauer

      Saab entzieht Opel geplante 9.5er-Produktion
      von Helmut Steuer, Carsten Herz und Tino Andresen

      Wohl und Wehe liegen bei den Konzerntöchtern des schwer angeschlagenen US-Autobauers General Motors dicht beieinander: Während Daewoo in Südkorea mit Staatshilfen rechnen darf, hat Saab am Freitag Gläubigerschutz beantragt. Bei Opel geht derweil das Zittern weiter - auch weil zwei neue Hiobsbotschaften publik wurden: das Unternehmen benötigt zum einen eine deutlich höhere Bürgschaft vom Staat. Zum anderen hat der Schritt von Saab direkte Folgen für das Rüsselsheimer Werk der deutschen GM-Tochter.


      RÜSSELSHEIM/TROLLHÄTTAN. Saab-Chef Jan Ake Jonsson kündigte am Freitag im Gespräch mit Handelsblatt.com an, das künftige Spitzenmodell 9.5 solle nicht wie ursprünglich geplant im Rüsselsheimer Werk der deutschen General-Motors-Tochter in die Serienfertigung gehen, sondern im schwedischen Trollhättan. Diese Entscheidung sei Teil des Rekonstruktionsplans. Am Vormittag hatten die Schweden ihren Antrag auf Gläubigerschutz bekanntgegeben. Jonsson sagte Handelsblatt.com zudem, das Unternehmen strebe kein Zusammengehen mit Opel an. Diese Möglichkeit hatten schwedische Medien ins Spiel gebracht.

      Bei Opel ging man noch am Freitagmittag davon aus, dass die Serienproduktion des Saab 9.5 ab diesem Sommer gemeinsam mit dem Opel Insignia in Rüsselsheim angesiedelt wird. In dem Werk sei unverändert für April der Start der Vorserienfertigung geplant, hatte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage erklärt. Am Nachmittag sagte er konfrontiert mit Jonssons Ankündigung nur noch: "Darüber wird zu reden sein." Erste Prototypen des Saab-Spitzenmodells sind laut dem Opel-Sprecher bereits in Rüsselsheim gebaut worden. Geplant wurde nach Informationen von Handelsblatt.com mit einem Jahresvolumen von mindestens 20 000, möglicherweise sogar bis zu 30 000 Stück.

      Die deutsche GM-Tochter braucht angesichts der sich verschärfenden Autokrise eine deutlich höhere Bürgschaft als bisher gedacht. Nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen strebt Opel jetzt einen Bürgschaftsrahmen von 2,6 Mrd. Euro an. Das sei auch eine Reaktion auf die sich verschärfende Autokrise, sagte eine mit der Situation vertraute Person dem Handelsblatt. Insgesamt belaufe sich der Finanzierungsbedarf bis 2011/2012 damit nunmehr auf 3,3 Mrd. Euro, bestätigten die Konzernkreise eine Vorabmeldung des Nachrichtenmagazins Spiegel.

      In dieser Summe sei allerdings auch ein möglicher Sanierungsbetrag der Arbeitnehmerseite enthalten, über den Management und Betriebsrat seit Wochen im Rahmen der laufenden Verhandlungen über ein Sparpaket verhandeln. Offiziell bestätigte die Adam Opel GmbH lediglich einen gestiegenen Bürgschaftsbedarf, nannte aber keine Zahlen. Der Finanzierungsbedarf sei aber höher als die beantragte Bürgschaft.

      "Nach der ersten Vorstellung der besonderen Lage der Adam Opel GmbH als Tochter von General Motors im November hat sich die für Opel so wichtige Absatzsituation auf großen europäischen Märkten dramatisch verändert", begründete die Tochter des schwer angeschlagenen US-Mutterkonzerns GM den erhöhten Bedarf. Die Auto-Verkäufe auf Märkten wie Spanien seien regelrecht zusammengebrochen. Heute Morgen beantragte die schwedische GM-Tochter Saab Gläubigerschutz.

      Der schwedische Autohersteller bekommt von der ebenfalls schwer angeschlagenen US-Mutter General Motors (GM) kein Geld zum Ausgleich neuer Verluste. Wie am Freitag in der Saab-Zentrale in Trollhättan und in Detroit mitgeteilt wurde, soll die Produktion mit 4000 Beschäftigten dennoch vorerst weitergeführt werden. Saab ist einer der kleinsten Autohersteller in Europa und hat sich seit 1947 einen Namen mit hochwertigen und als besonders sicher geltenden Autos gemacht.

      Mit Opel gerät nun eine zweite Tochter des ums Überleben kämpfenden US-Konzerns General Motors (GM) in finanzielle Bedrängnis. "Opel will erst in den nächsten zwei Wochen eine Zahl nennen", sagte ein ranghoher Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. "Solange sind alle Summen Spekulation." Die Regierung gehe aber davon aus, dass es um Beträge von "mehreren Milliarden Euro" gehe. Es gebe Gespräche zwischen Regierung und Unternehmen. "Es gibt Kontakte auf allen Ebenen, aber noch nichts Konkretes", sagte der Regierungsvertreter.

      Die schwere Krise des US-Autokonzerns General Motors hat nun also auch in Europa ihre ersten drastischen Konsequenzen: Saabs Antrag auf Gläubigerschutz ist nach Ansicht von Analysten auch ein Warnschuss für die deutsche GM-Tochter Opel, die momentan an einem Zukunftskonzept arbeitet und auf eine staatliche Bürgschaft dringt.

      Doch nicht überall im GM-Konzernverbund wird gebangt und gezittert. Die südkoreanische Tochter des angeschlagenen US-Autobauers General Motor (GM) rechnet nämlich mit finanzieller Unterstützung der Regierung. Vertreter des südkoreanischen Wirtschaftsministeriums hätten signalisiert, das GM Daewoo wie andere unter Kreditknappheit leidenden Firmen Mittel erhalten würden, sagte ein Firmensprecher unter Berufung auf GM-Daewoo-Vizepräsident Jay Cooney. Das Wirtschafsministerium plane Hilfen für die Auto-, Stahl- und Schiffsindustrie.

      Durch die Hilfen, zu deren Höhe sich der Sprecher nicht äußerte, solle die Fließbandfertigung modernisiert und neue Modelle entwickelt werden. Der südkoreanische Finanzminister Yoon Jeung Hyun hatte in den vergangenen Tagen angekündigt, dass die Regierung einen Extra-Haushalt plane, um die kriselnde Wirtschaft des Landes anzukurbeln.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/saab…
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      Avatar
      schrieb am 20.02.09 18:03:17
      Beitrag Nr. 1.094 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.958 von Maraho am 19.02.09 05:35:33Ergänzend hierzu:

      Abwrackprämie

      Merkels Blechschaden
      von Carsten Herz und Christoph Neßhöver

      Seit der Staat die Verschrottung alter Autos belohnt, brummt das Geschäft. Immer mehr Kunden fürchten, leer auszugehen. Am Ende könnte die Abwrackprämie die Regierung teurer kommen als gedacht.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/merkels-bl…
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      Avatar
      schrieb am 20.02.09 18:14:30
      Beitrag Nr. 1.095 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.488.377 von Maraho am 31.01.09 19:17:08Passt ganz gut dazu....
      Interessiert "hier bei uns" aber nicht wirklich. Da gibt`s halt nichts zu holen. Irgendwie traurig...


      Schuldenreport 2009

      Armen Ländern droht Insolvenz
      von Marina Zapf (Berlin)

      Auf die ärmsten Staaten der Welt rollt als Folge der globalen Wirtschaftsschwäche eine neue Schuldenkrise zu. Davor warnt in ihrem Schuldenreport 2009 die Nichtregierungsorganisation "Erlassjahr".

      Es sei in sieben Ländern eine kurzfristige Insolvenz wahrscheinlich, bei sechs weiteren Staaten bestehe ein hohes Risiko der Zahlungsunfähigkeit, heißt es in dem Report. Fast alle der Länder befinden sich in Afrika.

      Von dem vor zehn Jahren beim G8-Gipfel in Köln erstrittenen Schuldenerlass profitieren bislang 23 der ärmsten Länder der Welt. Die Entschuldungsinitiative HIPC für insgesamt 41 Länder hat bislang 50 Mrd. $ abgeschrieben. Während viele Länder noch auf eine nachhaltige Entschuldung warten, lockt vor allem China mit neuen Krediten im Austausch für Infrastrukturbauten. Die globale Finanzkrise macht die Sorge einer Schuldenfalle noch akuter - zumal keine internationale Instanz Staatsbankrotte regelt.

      IWF und Weltbank haben unlängst ihre Wachstumsprognosen für Entwicklungsländer drastisch nach unten korrigiert. Bricht das Wachstum wegen sinkender Exporte und abfließenden Kapitals ein, verschlechtert sich das Verhältnis von Schuldenstand zu Bruttoinlandsprodukt oder Exporten - ein Indiz für Zahlungsschwierigkeiten.

      Bei einigen Ländern kumulieren zudem die negativen Faktoren: weiter hoher Schuldenstand und hohes Leistungsbilanzdefizit, große Abhängigkeit von einem oder zwei Ausfuhrprodukten sowie gestiegene Belastungen aufgrund gestiegener Lebensmittelpreise.

      Ohne Notkredite treiben dem Report zufolge die Länder Benin, Burundi, Gambia, Liberia, Mosambik, Niger sowie São Tomé und Príncipe auf den Staatsbankrott zu. Ein hohes Risiko, zahlungsunfähig zu werden, laufen demnach Guinea, Mali, der Sudan, Burkina Faso, Ruanda und Äthiopien. Aber auch in Afghanistan oder im Kongo, der mit China eine Kreditaufnahme im Umfang von 9 Mrd. $ vorbereite, sei eine Verschlechterung absehbar.

      Die klassischen Beistandsfinanzierer IWF und Weltbank stützen vor allem "systemisch wichtige" Länder, die in Osteuropa und Asien, später vielleicht auch in Afrika und Lateinamerika als kritisch für ihr Umfeld betrachtet werden, bemängelt der Report. Die ärmsten Länder "sind nicht Gegenstand internationaler Rettungsbemühungen".

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Schuldenreport-200…
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      schrieb am 20.02.09 18:28:23
      Beitrag Nr. 1.096 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.547 von Maraho am 20.02.09 12:55:36Zum Thema Osteuropa schreibt die "FTD" weiterführend:

      Das Kapital

      Ein Hoch auf Osteuropa

      Osteuropa muss sich vorkommen wie der kleine Dealer, der verknackt wird, während die großen Fische unbehelligt davon kommen.

      Was ist schlimmer, Osteuropa oder Kalifornien? In der Abgrenzung des IWF - ohne Russland und Ukraine, inklusive Türkei - hatte Osteuropa 2007 ein BIP von gut 1800 Mrd. $, ebenso viel wie Kalifornien, das für 13 Prozent der US-Wirtschaftsleistung steht.

      Der bevölkerungsreichste US-Staat ist derart klamm, dass er nur mit Ach und Krach ein Budget zusammenflicken konnte und daher Bauprojekte einstellen und Angestellten mit dem Rausschmiss drohen musste. Doch egal, denn nun ist der Markt auf Osteuropa fixiert, jene Region, die unter der nachlassenden Nachfrage aus Westeuropa, der Verschuldung in Fremdwährung und damit unter den rapide sinkenden Wechselkursen leidet.

      Dem IWF gemäß hat sich die Brutto-Auslandsverschuldung der Region 2008 auf knapp 1200 Mrd. $ oder 50 Prozent des BIP belaufen. Selbst wenn diese Summe komplett ausfiele, würde das die Verluste kaum übersteigen, die europäische Banken bis zum Ende der Krise wohl allein in den USA zu verkraften haben werden. Dass die westeuropäischen Kreditinstitute - und nicht nur jene in Skandinavien oder Österreich - zudem von riesigen Zahlungsausfällen auf dem Heimatkontinent bedroht sind, sollte angesichts der wahnwitzigen konsolidierten Bilanzsumme der Banken von 24.000 Mrd. Euro allein im Euro-Raum ohnehin längst bekannt sein.

      Natürlich kommen Schwellenländer bei einem Leistungsbilanzdefizit von rund sieben Prozent des BIP in eine brenzlige Lage, wenn der Kreditnachschub plötzlich stockt. Aber bei einer Investitionsquote von 26 Prozent des BIP hat Osteuropa wenigstens etwas Sinnvolles mit den Krediten angestellt, die es vom Ausland erhalten hat. Überhaupt ist es normal, dass aufstrebende von entwickelten Volkswirtschaften im Aufholprozess Kredit erhalten.

      Gar nicht normal ist es hingegen, wenn das reichste Land der Welt bei einer Investitionsquote von 17,5 Prozent des BIP ein Außenhandelsdefizit von 4,7 Prozent aufweist - und das während des schlimmsten Einbruchs der Inlandsnachfrage seit Jahrzehnten. Komisch ist auch, wenn am Devisenmarkt völlig ignoriert wird, dass in den USA allein der Bund auf eine jährliche Netto-Neuverschuldung zuläuft, die dem Doppelten der Brutto-Auslandsschulden Osteuropas entspricht.

      Laut IWF steht Osteuropa mit Kaufkraftparitäten gerechnet übrigens für vier Prozent des globalen BIP, Amerika für 21 Prozent. Das nur zur Erinnerung, wo das Problem der Weltwirtschaft herrührt. Die deutschen Warenexporte nach Osteuropa (inklusive Russland und Ukraine) mögen inzwischen zwar größer sein als diejenigen nach Amerika und Großbritannien zusammen. Aber das ist auch gut so, denn erstens lässt das Pro-Kopf-Einkommen in Höhe von einem Drittel des US-Niveaus in Osteuropa dort auf ein erhebliches längerfristiges Potenzial schließen.

      Und zweitens scheinen besonders Länder wie Polen oder Tschechien in einer besseren finanziellen und strukturellen Position als die angelsächsischen Kreditjunkies zu sein. Dazu tragen die im Verhältnis zu den kurzfristigen Auslandsschulden beachtlichen Devisenreserven bei, aber auch der Umstand, dass große Teile des Auslandskapitals auf Direktinvestitionen zurückgehen, die Staatshaushalte relativ solide sind und viel EU-Geld fließen wird.

      Der Unterschied ist, dass die Welt die wertlosen Dollar akzeptiert, die die Fed zur Finanzierung des US-Budgets und zur Glattstellung fauler Privatkredite in Umlauf bringt, während kein Mensch Zloty oder Kronen haben will. Die Notenbanken in Osteuropa, wo die Verschuldung von Privatsektor und Staat im Verhältnis zum BIP insgesamt deutlich niedriger als in den USA ist, bleibt daher nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Die Zinsen mitten im Abschwung anzuheben, um die Währungen zu verteidigen und das Problem der Fremdwährungsschulden zu lindern - oder weitere Abwertungen zu riskieren.

      Dass Tschechen, Ungarn oder Polen inzwischen wieder 60 bis 90 Prozent über Kaufkraftparität für einen Dollar hinblättern müssen, scheint aber gerade mit Blick auf die Reflationierungsanstrengungen im Westen und die Aussicht auf weitere internationale Hilfen für Osteuropa eher sonderlich. Das heißt nicht, dass die Region keine Schwierigkeiten hätte, politische, finanzielle, (aufsichts-)rechtliche oder demografische. Dennoch muss sich Osteuropa vorkommen wie der kleine Dealer, der verknackt wird, während die großen Fische unbehelligt davonkommen.

      Quelle: Aus der FTD vom 20.02.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 18:43:46
      Beitrag Nr. 1.097 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.292 von Maraho am 18.02.09 18:27:52So kann es gehen. Erst gibt`s Dir, dann nimmt`s Dir!


      Wirtschaftsanwälte

      Boulevard of Broken Deals
      Von Klaus Werle

      Wenig Transaktionen, hohe Fixkosten: Wie ihre Auftraggeber durchlebt auch die Zunft der Wirtschaftsanwälte düstere Zeiten. Von Allen & Overy bis Linklaters - die Kanzleien müssen sparen und sieben bereits kräftig aus.

      Hamburg - Wenn für Freshfields Bruckhaus Deringer am 30. April das Geschäftsjahr endet, kann Seniorpartner Konstantin Mettenheimer (54) buchstäblich mit einem Pfund wuchern: Die Kanzlei macht einen Großteil des Umsatzes in Euroländern (in Deutschland 2007/08 etwa gut 400 Millionen Euro), bilanziert weltweit aber in Pfund. Dessen drastischer Wertverfall hübscht so nebenbei auch die Freshfields-Bilanz auf.

      Ein kosmetischer Lichtblick, doch die Branche der Wirtschaftsanwälte steckt in düsteren Zeiten. Insider prognostizieren Umsatz- und Gewinneinbußen von rund 20 Prozent. Der Immobilienbereich: wie schockgefroren. Private-Equity-Beratung: um fast zwei Drittel eingebrochen. Deals werden im Dutzend abgesagt oder verschoben: Für die eigentlich geplante Veräußerung des Zulieferers Honsel etwa fand sich kein Käufer.

      Auch der Verkauf des Eon-Hochspannungsnetzes (Wert: 1,5 Milliarden Euro) sowie der Stadtwerkeholding Thüga (Wert: rund drei Milliarden Euro) ist ins Stocken geraten. Interessenten gibt es schon, darunter die Allianz und diverse Finanzinvestoren, doch die Erlösaussichten sind eher verhalten, weshalb der Energiekonzern die Sache erst mal verschoben hat. Schlechte Nachrichten für Freshfields und Hengeler Müller, die Eon bei den Transaktionen zur Seite stehen.

      Schlimmer noch als das M&A-Geschäft trifft es die Finanzberatung - und die dort besonders aktiven Kanzleien wie Linklaters, Clifford Chance und Allen & Overy. Linklaters, zu deren Mandanten die IKB zählt, will sich laut dem Fachblatt "The Lawyer" weltweit von 10 Prozent der Partner und Associates trennen; in Deutschland werden wohl vier bis fünf Partner die Kanzlei verlassen. Bei Clifford, deren deutscher Ableger auch die Pleitebank Lehman beriet, stimmen die Partner im März über eine interne Evaluierung ab, mit der ertragsschwache Partner identifiziert und aussortiert werden sollen. Mit zahlreichen deutschen Associates werden derzeit Aufhebungsgespräche geführt.

      Und auch bei Allen & Overy, wo man wochenlang Dementi an Dementi reihte, läuten jetzt die Sparglocken. Um fast zehn Prozent will die Kanzlei ihren Headcount laut einem internen Papier reduzieren; von den 500 Partnern weltweit werden 47 die Kanzlei verlassen müssen, ebenso rund 200 Associates. Zudem werden die Gehälter auf dem Niveau von 2008 eingefroren, berichtet der Branchendienst legalweek.com.

      Jetzt zeigt sich die Kehrseite einer hohen "Leverage", also des Verhältnisses von Partnern und Associates. In guten Zeiten bringen die Junganwälte ordentlich Stunden auf die Abrechnung - doch in schlechten verursachen sie schmerzhafte Fixkosten: hoch bezahlt und unterbeschäftigt. Mit allerlei Tricks versuchen die Law Firms gegenzusteuern. Rabatte werden gewährt, und Anwälte aus auftragsschwachen Feldern sollen dort aushelfen, wo es aktuell brummt: Insolvenz- und Arbeitsrecht, Restrukturierungen.

      Einige Kanzleien, darunter Freshfields, frieren die Associate-Bezüge ein, die sonst mit jedem Berufsjahr kräftig steigen. Flächendeckend werden weniger Jungadvokaten als geplant eingestellt (bei Linklaters etwa nur 60 anstatt der geplanten 80) - und im branchenüblichen "up or out" wird strenger gesiebt.

      Manchem Topleister kommt die härtere Gangart sogar gelegen. "Einige Partner fuhren während des Booms im Windschatten der Großen", sagt ein akquisestarker Rainmaker. Jetzt liefere die Krise den "sozialen Segen", das zu ändern.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,28…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 18:55:46
      Beitrag Nr. 1.098 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.623.054 von Maraho am 20.02.09 18:43:46Passt ja perfekt als "Fortsetzung" des obigen Beitrags....

      MBA

      Business Schools in der Sinnkrise
      Max Haerder

      Ein MBA-Titel galt einst als Turbo für erfolgreiche Manager-Karrieren, doch zu viele Absolventen haben in der Finanzkrise versagt. Kritiker fordern deshalb den Wandel der Ausbildung: mehr Praxis, mehr Bildung – und weniger Fallstudien.


      Manchmal beginnt Birger Priddat so seine Seminare. Dann wartet der Professor einfach, eine Minute, zwei. Viel länger dauert es selten, dann entsteht Unruhe unter seinen BWL- und VWL-Studenten an der Universität Witten/Herdecke. Irritierte Blicke gehen durch die Reihen, nervöses Lachen. Was ist denn nun mit der Einführung in die Politische Ökonomie, fragt endlich einer in die Stille. „Tja, was ist das, Ökonomie?“, fragt Priddat dann in die verdutzten Gesichter zurück. Was er sagen will: Denken Sie selbst, fragen Sie selbst. Die Diskussion hat begonnen.

      Manchmal wird Priddat aber auch einfach nur zornig. Besonders dann, wenn es um das Thema MBA geht. Denn seine Meinung zu Manager-Ausbildung ist eine andere, als sie an vielen Business Schools weltweit bislang stets vertreten wurde. Und das sagt er auch. Ende des vergangenen Jahres wurde Priddat zwar als Präsident der Uni Witten geschasst, den Lehrstuhl für Politische Ökonomie leitet er aber weiterhin. Seine Leidenschaft ist ihm geblieben.

      Gierige Absolventen ohne moralischen Kompass

      Vor Kurzem hat Priddat seine Kritik am MBA in einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin „Brand Eins“ veröffentlicht. Dort schrieb er mit Blick auf die Finanzkrise, dass vielen Führungskräften das Verantwortungsgefühl fehle, die richtige Haltung und die richtigen Ziele. Dass unter den Managern Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit herrsche. „Ich habe einige positive Reaktionen darauf bekommen“, sagt Priddat heute, „Banker waren nicht dabei.“

      Kritik am MBA ist keine Sache von wirtschaftsfeindlichen Weltverbesserern mehr – die Schulen selbst stellen ihre Ausbildung infrage. „Gierige Absolventen ohne moralischen Kompass“ hätten sie hervorgebracht, bemängelt etwa Michael Czinkota, Professor an der Graduate School of Business der Georgetown-Universität. Die Finanzkrise ist zu einer Sinnkrise vieler Business Schools geworden.

      Zwar hat sich an der Nachfrage bisher nichts verändert – knapp 60 Prozent der amerikanischen Unternehmen wollen auch in diesem Jahr MBA-Absolventen einstellen, ergab eine Umfrage des Graduate Management Admission Councils, ein Zusammenschluss großer wirtschaftswissenschaftlicher Fakultäten.

      Gleichwohl werden es sich viele Schulen, die ihre klangvollen Namen, ihre vermeintlich erstklassigen Lehrpläne und ihre prominenten Absolventen international vermarkten, in Zukunft nicht mehr leisten können, mit Misserfolg in Verbindung gebracht zu werden.

      Der MBA-Titel ist teuer, die Einnahmen aus Spenden oder den Uni-eigenen Stiftungsfonds fließen immer spärlicher, die weltweite Konkurrenz ist groß. Die Hochschulen haben erkannt, dass sie ihren Ruf nur retten können, wenn sie bei Studenten und Arbeitgebern auch weiterhin für eine sinnvolle Ausbildung stehen. Alfons Sauquet, Dekan der Esade Business School in Barcelona, ist daher überzeugt: „Die Schulen müssen ihre Lehrpläne ändern.“

      Quelle: http://www.wiwo.de/karriere/business-schools-in-der-sinn…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 19:08:34
      Beitrag Nr. 1.099 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.623.181 von Maraho am 20.02.09 18:55:46Ergänzend:

      Manager-Ausbildung

      Der soziale Stillstand Amerikas
      Henry Mintzberg

      Der kanadische Professor Henry Mintzberg ist einer der renommiertesten Kritiker klassischer Manager-Ausbildungen. Er schreibt exklusiv für wiwo.de warum die Finanzkrise im Kern eine Management-Krise ist.

      „Wenn Du immer machst, was Du schon immer gemacht hast, wirst Du auch immer das bekommen, was Du schon immer bekommen hast.“ So lautet ein altes Sprichwort. Und so läuft es auch in der amerikanischen Wirtschaft.

      Wir sprechen von der Finanz- oder der Wirtschaftskrise, aber im Kern ist die jetzige Situation eine Management-Krise. Um das zu verstehen, muss man nur an das Hypotheken-Debakel denken.

      Wie konnten diese Hypotheken überhaupt entstehen und - schlimmer noch - wie konnten sie bei so vielen großen Finanzinstitutionen landen? Die Antworten darauf sind offensichtlich: Die Manager, die den Verkauf der Hypotheken förderten, taten dies mit Blick auf ihre eigenen Boni.

      Aber warum haben so viele seriöse Finanzinstitutionen diesen Müll gekauft – oder genauer: Warum haben sie eine Kultur der Bequemlichkeit oder des Desinteresses toleriert? Es ist ganz einfach: Diese Unternehmen wurden nicht gemanagt, sie wurden geführt, ohne Zweifel kurzfristig mit einer spektakulären Performance, aber eben nicht gemanagt.

      Legale Korrumpierung im Management

      Das Problem hätte schon jahrelang offensichtlich sein müssen. Die Bezahlung von Führungskräften – das offensichtlichste Beispiel für die legale Korrumpierung im Management – bezeichnete das Magazin „Fortune“ bereits vor 15 Jahren als skandalös. Während Amerika sich immer mehr in einer Liebesaffäre mit dem Prinzip der Leadership hineinstürzte, entfernten sich die Konzernlenker mit immer obszöneren Gehaltsmodellen genau davon. Und das, während sie Tugenden wie Teamwork und nachhaltiges Wirtschaften weiterhin in den Himmel hoben.

      Zu diesem Scheitern gehört auch das Prinzip der Planung. Viele Unternehmen sind zu Experten in Sachen Planung geworden: Geschäftspläne für Investoren, Strategie-Pläne für alles andere. Die Umsetzung stand auf einem ganz anderen Blatt. Ein Manager, den ich kenne, lachte einmal über die Debatten in seiner eigenen Firma, wenn es um Powerpoint-Präsentationen für Investoren ging. Es waren Pläne, von denen sie alle wussten, dass sie niemals in die Tat umgesetzt würden. Was sie umsetzten, waren ganze Wellen von Fusionen – mit dem Ziel, größer zu werden als der Mitbewerber, nicht besser.

      Management lernt man nicht im Hörsaal

      Aus diesem Blickwinkel ist die Ausbildung der Manager ein gewichtiger Teil des Problems. Über Jahre hinweg haben die Business Schools einen ausgesprochen analytischen, abgehobenen Management-Stil beworben, der Unternehmen in den Abgrund gezogen hat. Jahrzehnt für Jahrzehnt haben die amerikanischen Business Schools knapp eine Million Absolventen hervorgebracht. Die meisten von ihnen dachten, nach ein paar Jahren des Herumsitzens seien sie vorbereitet auf Management. Im Gegenteil.

      Denn Management ist Praxis, lernen kann man das nur in der richtigen Umgebung – und nicht im Hörsaal. Beispiel Harvard: Dort wird man zum Leader, indem man hunderte von Fallstudien liest. Jeweils am Tag, bevor man im Seminar vorschlagen soll, was die Firma zu tun habe. Gestern also wusste man noch nichts über Firma X, heute tut man so, als würde man über deren Zukunft entscheiden. Was für eine Führungsperson erzeugt das?

      Die Harvard Business School überprüft jetzt ihre Lehrpläne. Ihr Dean hat aber bereits klar gemacht, dass die Fallstudien dabei nicht auf dem Prüfstand stehen. Hier haben wir das ganze Problem: Die totale Verweigerung zur gemeinsamen Selbstprüfung. Oder anders gesagt: Amerika steckt in einen sozialen Stillstand.

      Es besteht das Risiko, dass wir weiterhin bekommen, was wir bereits haben.

      Quelle: http://www.wiwo.de/karriere/der-soziale-stillstand-amerik…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 19:20:20
      Beitrag Nr. 1.100 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.931 von Maraho am 18.02.09 19:47:00Die Prognosen. Und die Realität.
      Bis zum Turnaround sind es noch etwas mehr als vier Monate hin.
      Laut zu Guttenberg....

      Rezession im Euroraum vertieft sich weiter

      ks - Erste Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Unternehmensstimmung in der Eurozone sind durch die jüngsten Einkaufsmanagerindizes wieder zerschlagen worden. Den vorläufigen Angaben von Markit zufolge rutschten der umfassende Composite-Index und seine wichtigsten Sektorindizes im Februar auf neue Rekordtiefs. Vor allem der Dienstleistungssektor gerät nun immer mehr unter Krisendruck. Hier beschleunigte sich der Stimmungsverfall spürbar. Der Umfragewert in der Industrie gab entgegen den Erwartungen der Volkswirte ebenfalls auf einen bislang noch nicht registrierten Niedrigstand nach. Die Indizes entfernten sich damit immer weiter von der 50-Punkte-Schwelle, oberhalb derer erst Wachstum angezeigt wird.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=300&artid=965 …
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 19:26:59
      Beitrag Nr. 1.101 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.984 von Maraho am 19.02.09 06:13:02Und hier etwas "böses"....

      die wahrheit
      Das böse Kreditereignis

      Was passiert, wenn der Kleinsparer am Bankschalter giftfreies Geld anlegen möchte. VON RUDOLF WALTHER

      Wenn man heute von Toxischem und Infiziertem liest oder hört, befindet man sich nicht in einer medizinischen Bibliothek oder in einer Apotheke, sondern bei der Lektüre des Wirtschaftsteils einer Zeitung oder am Bankschalter. In den Tresoren der Banken lagern Berge von "toxischen" und "infizierten" Papieren, wie es heißt.

      Für deren Entsorgung gibt es zwei Vorschläge. Die Banken können ihre "papierenen Duplikate" realer Werte (Marx) verbrennen, aber damit würden sie nicht nur zu Verlierern, sondern obendrein zu Umweltverschmutzern. Die Banken können aber den fast wertlosen Schrott auch dem Staat verkaufen, der sie in seine Bad Bank legt. Dadurch werden die toxischen Papiere zu virtuellem Volksvermögen. Und wenn dieses "Vermögen" zu gegebener Zeit liquidiert wird, bleibt dem Volk die beim Kauf angefallene Staatsschuld. Und Staatsschulden sind das einzige Volksvermögen im wörtlichen Sinne: Nur Staatsschulden, nicht die Bahn und nicht das Gold im Keller der Bundesbank, gehören wirklich allen Bürgern.

      Normalbürger können mit ihren Problemen weder zur Bad Bank gehen noch zu Peer Steinbrück. Bürger sparen, denn es könnte dereinst enger werden. Wer aber spart, muss sich mit Zinsen herumschlagen, ob er will oder nicht.

      Und damit sind wir zurück am Bankschalter. Dort fragt man, was denn am besten zu tun sei mit dem übrig gebliebenen Geld angesichts von lausigen und tendenziell fallenden Zinssätzen für Festgeld. Ganze zweieinhalb Prozent Zinsen bietet die Sparkasse derzeit für garantiert giftfreies, echtes und obendrein versteuertes Geld. Auf den Hinweis, bei den famosen, weltweit agierenden Bigplayern unter den deutschen Großbanken gebe es immerhin zu denselben Konditionen ein ganzes Prozent mehr, reagiert der Sparkassen-Angestellte gereizt: "Zuerst holen sie" - gemeint waren die Dresdner Bank und die Commerzbank - "beim Steinbrück Milliarden an Krediten und Bürgschaften, und dann konkurrenzieren sie uns mit dieser Staatsknete in Grund und Boden."

      Auch dem Kleinsparer ist das Hemd näher als der Rock. Er geht also mit seinem echten Geld zu einem der privaten Giftpapier-Sammler. Da kriegt er zunächst eher alte Lieder zu hören: "HVB Crelino Anleihe auf die Republik Österreich" mit 4,9 Prozent Rendite und der papierenen Garantie "Rückzahlung zu 100 Prozent zum Laufzeitende, sofern kein Kreditereignis beim Referenzschuldner eintritt". Weder energische Nachfragen noch Internet-Anfragen können Klarheit darüber bringen, wie ein "Kreditereignis" definiert wird. Die Dreifaltigkeit dieses Ereignisses hat drei Namen: "Nichtzahlung von definierten Verbindlichkeiten, Nichtanerkennung und Restrukturierung von definierten Verbindlichkeiten". Und wie es sich für dreifach Rückversichertes gehört, kann die Strafe bös ausfallen: "Im Extremfall kann der Barausgleichsbetrag auf null sinken" - also mein giftfreies Geld perdu wegen "Restrukturierung von Verbindlichkeiten". Und wie sieht der "Referenzschuldner" wirklich aus? Das steht im ganz klein Gedruckten: "Im ungünstigsten Fall kann ein Totalverlust entstehen."

      Soll man jetzt auf die Bonität der "Republik Österreich" wetten, obwohl die Skifahrer aus dem Habsburgerland böse ins Abseits fuhren bei der WM?

      Zurück am Bankschalter: "Wie viel Zins zahlen Sie für echtes Geld?" - "Ein Prozent mehr als die Sparkasse." Auf die Frage, wie groß denn das Risiko sei, dass die private Bank pleitegehe, antwortete die Frau nicht mit dem Hinweis auf den "Einlagensicherungsfonds", sondern ganz trocken: "Sie haben doch sicher gehört, dass die Commerzbank bei uns eingestiegen ist, und die wird demnächst verstaatlicht."

      Wenn das so weiterläuft, landen wir alle bei Steinbrück. Und den Kindern und Kindeskindern bis ins letzte Glied vererben wir Staats-"Vermögen" in Form von Schulden.

      Quelle: http://www.taz.de/1/wahrheit/artikel/1/das-boese-kreditere…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 19:40:30
      Beitrag Nr. 1.102 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.616.477 von Maraho am 20.02.09 05:51:54Eine kurze Abhandlung zum heutigen Börsengeschehen.
      Wie heißt es so schön: Die Börse nimmt die Entwicklung voraus.


      Bankenkrise
      Dax und Dow mit herben Verlusten

      © ZEIT ONLINE, dpa, Reuters 20.2.2009 - 17:02 Uhr

      Neue Sorgen um die Finanzbranche drücken die deutsche und die US-Börse stark ins Minus. In Frankfurt sorgen neue Gerüchte um die HRE für erhebliche Unruhe

      Anhaltendes Misstrauen gegenüber dem krisengeschüttelten Bankensektor, wachsende Sorgen über neue Belastungen und eine Ausweitung der Konjunkturkrise haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag tief ins Minus gedrückt. Der deutsche Leitindex Dax verlor bis zum Nachmittag 4,2 Prozent auf 4039 Punkte und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit Ende November. Seit Jahresbeginn hat der Leitindex damit 15 Prozent eingebüßt.

      Auch der Dow-Jones-Index verlor nach der Eröffnung des Handels in New York in den ersten Minuten um 1,5 Prozent und rutschte auf 7356 Punkte. Damit setzt die Wall Street ihren Negativrekord fort, bereits am Vortag hatte der Dow den tiefsten Stand seit rund sechs Jahren erreicht. Viele US-Händler befürchten, dass der Rettungsplan der Regierung die Verstaatlichung einer Bank vorsehen könnte. "Es herrscht kein großes Vertrauen, dass die Regierung uns aus der Klemme helfen kann", sagte ein Börsianer. "Deswegen will hier niemand Aktien kaufen." Ein anderer verwies auf die jüngsten Statistiken zum US-Arbeitsmarkt.

      Auf dem Parkett in Frankfurt wurden vor allem viele Bankwerte gemieden. Die Commerzbank-Aktien bildeten mit einem Minus von 8,6 Prozent auf 2,83 Euro das Schlusslicht im Dax. Auch die Deutsche Bank mit minus 6,2 Prozent als auch die Allianz waren betroffen. Der Versicherungskonzern rutschte um 8,4 Prozent ab. Börsianern zufolge ist bei diesen Kursverlusten noch kein Ende der Fahnenstange erreicht: Vor sechs Jahren lag der Dax rund 1500 Punkte unter dem aktuellen Stand. "Ich würde einmal schätzen, dass die Aussichten für die Wirtschaft derzeit deutlich schlechter sind als damals".

      "Die Marktteilnehmer nehmen die katastrophale Lage zunehmend zur Kenntnis", kommentierte wiederum ein Marktstratege das deutsche Börsengeschehen. "Die Wirtschaftsdaten geben keinerlei Anlass, auch nur ein kleines Licht am Ende des Tunnels zu sehen", erklärte ein weiterer Aktienstratege. Die bisher vorgelegten Bilanzen der deutschen Unternehmen zeichneten ein düsteres Bild. "Selbst wenn ein paar Unternehmen besser berichten als befürchtet, entscheidend sind die Zukunftsperspektiven, und da steht jede Prognose derzeit auf sehr wackeligen Beinen."

      Für erhebliche Unruhe sorgte aber weiter die Zukunft der Hypo Real Estate (HRE). Dafür verantwortlich war zum einen ein Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Demnach sind bei dem Immobilienfinanzierer zum Teil hochspekulative Geschäfte in Milliardenhöhe getätigt worden, die nicht in der Bilanz auftauchten. Die Bank wies die Vorwürfe zwar in einer Mitteilung zurück, ihre Aktien allerdings gerieten dadurch am Freitagvormittag erheblich unter Druck, verloren bis zu 21,34 Prozent und rutschten zeitweilig auf 1,29 Euro ab.

      Bei vielen Marktteilnehmern herrschte helle Empörung über diese Nachrichten. Viele Händler sprachen von einem "Fass ohne Boden". "Die HRE ist die deutsche Lehman Brothers und derzeit der Dreh- und Angelpunkt für den deutschen Bankensektor", sagte ein Kapitalmarktanalyst. "Die Bundesregierung kann nicht zulassen, dass der Pfandbriefmarkt zusammenbricht, und hat deshalb keine Alternative: Sie muss das Institut stützen, was es auch kostet. Die Alternative wäre der permanente Aschermittwoch an den Finanzmärkten."

      Für Diskussion sorgten auch die Forderungen des HRE-Großaktionärs und US-Finanzinvestors J. C. Flowers. Er verlangt knapp 3 Euro je Aktie im Falle eines Verkaufs seiner Anteile an die Bundesregierung. Dies stieß einhellig auf Unverständnis. "Es ist mehr als klar, dass das ganze Unternehmen keine drei Euro wert ist - geschweige denn die drei Euro je Aktie, die Flowers verlangt", sagte ein Börsianer. Ein anderer forderte, der Finanzinvestor solle entweder Kapital nachschießen oder sich aus seinem Engagement zurückziehen, statt auf eine Abfindung zu spekulieren, denn immerhin wäre das Institut ohne staatliche Unterstützung längst zusammengebrochen.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/09/dax-boerse-bankenkrise …
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 19:49:59
      Beitrag Nr. 1.103 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.682 von Maraho am 19.02.09 13:14:17Es wird wirklich eng...

      G20-Pläne sehen Aus für Bankgeheimnis vor
      Abweichende Länder sollen als "Schurkenstaaten" geächtet werden

      Nicht nur das Austrocknen von Steueroasen steht auf dem Aktionsplan der G20, auch der volle
      Informationsaustausch zwischen den Behörden. Das Bankgeheimnis kommt damit von einer weiteren Seite unter Druck.

      Wien - Während am Freitag alle Parlamentsparteien mit Ausnahme der Grünen sowie der Kreditapparat ein Bekenntnis zum Bankgeheimnis ablegten, kommt dieses international immer stärker unter Druck. Nach Vorstößen der OECD und EU sehen jetzt auch Pläne für eine neue Weltfinanzarchitektur die Aushebelung der verfassungsmäßig abgesicherten Verschwiegenheitspflicht vor.

      G8-Treffen am Sonntag in Berlin

      Am Sonntag wird das von Italien ausgearbeitete Konzept - Silvio Berlusconi hat heuer den Vorsitz im Gremium der acht wichtigsten Industrienationen (G8) - mit den größten Schwellenländern bei einem G20-Treffen in Berlin diskutiert. Anfang April sollen Grundsatzentscheidungen in London fallen, im Juni will Italien das Unterfangen zum Abschluss bringen.
      Im Papier enthalten sind neben OECD-Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption auch die einschlägigen Bestimmungen zur Kooperation in Steuerangelegenheiten. Das Problem: "Bankinformationen werden nur in Steuerstrafsachen ausgetauscht, weshalb Österreich nicht völlig dem OECD-Standard entspricht" , erklärt Matthias Rumpf, ein Sprecher der in Paris ansässigen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

      "Schurkenstaaten"

      Was passiert nun, sollten sich die G20 tatsächlich auf die Reform einigen und Österreich am Bankgeheimnis festhalten? Laut dem italienischen Vorschlag sollten Abweichler durch einen stufenförmigen Prozess unter Druck gesetzt werden. Von "naming and shaming" (in etwa: an den Pranger stellen) bis hin zu "stärkeren Formen der Druckausübung gegen wirtschaftliche Schurkenstaaten" , wie es in dem Papier heißt.
      Diese Initiative könnte gepaart mit dem Druck der EU auf einen automatischen Informationsaustausch für Ausländer zur Brechstange des Bankgeheimnisses werden. Brüssel will ja die nur von Österreich, Belgien und Luxemburg verweigerten Meldungen von Zinserträgen an das Finanzamt am Ort des Anlegers abschaffen. Derzeit haben die drei Staaten eine Sonderregelung, indem die Zinsen zwar (mit derzeit 20 Prozent) besteuert werden, aber keine Informationen an den Fiskus des jeweiligen Heimatlandes des Sparers fließen.
      Die Verbündeten kommen der Alpenrepublik zusehends abhanden. Belgien zeigt sich schon länger gesprächsbereit. Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker hat sich erst diese Woche in Richtung Öffnung des Bankgeheimnisses ausgesprochen. Nachsatz: Aber erst nach den Wahlen im Großherzogtum im Juni.
      UBS lieferte Kundendaten aus
      Für Bewegung sorgt zudem die Auslieferung von Kundendaten durch die Schweizer Großbank UBS an die US-Behörden. Zudem schwenkt Liechtenstein nach der Steueraffäre immer stärker auf internationale Kooperation ein.
      Wie viel Beachtung dem Finanzplatz Österreichs am internationalen Parkett geschenkt wird, zeigen Äußerungen aus dem deutschen Finanzministerium. Berlin scheute nicht davor zurück, ein von Österreich gefordertes Stabilisierungspaket für Osteuropa mit der Aufgabe des Bankgeheimnisses zu junktimieren. Kein Wunder: Die ausländischen Finanzveranlagungen in Österreich werden auf 40 bis 70 Mrd. Euro geschätzt, ein Großteil davon dürfte aus Deutschland stammen, wie die hohen Einlagen der Banken im Kleinwalsertal, Jungholz und anderen grenznahen Gebieten zeigen.
      Steueroasen sollen trocken gelegt werden
      Die OECD hat ihrerseits die mangelnde Kooperation bei der Amtshilfe ins Visier genommen. Das Bankgeheimnis wird in Steuerangelegenheiten nur durchbrochen, wenn ein gerichtliches Verfahren anhängig ist. Andere Staaten verlangen aber bereits bei Ermittlungen Einschau in die Konten. Das Bankgeheimnis wurde außerdem durch den Verwaltungsgerichtshof verschärft, was SP-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter immerhin als "kleines Problem" bezeichnet.
      Ebenfalls in die Mangel genommen werden von der Staatengemeinschaft die internationalen Steueroasen, die ausgetrocknet werden sollen. Das trifft wiederum die heimischen Banken, die zwischen Jersey und Cayman Islands 14 Mrd. Dollar gebunkert haben.

      Quelle: http://derstandard.at/
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 19:58:39
      Beitrag Nr. 1.104 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.623.767 von Maraho am 20.02.09 19:49:59Zur gegenwärtigen Situation ein Interview:


      "... dann wären die Banken endgültig hin"
      Der deutsche Ökonom Dirk Schumacher von Goldman Sachs sieht Österreichs wirkliches Ostrisiko in der Reaktion der Märkte


      Der deutsche Ökonom Dirk Schumacher von Goldman Sachs sieht Probleme bei der Verstaatlichung der Banken, erwartet keine US-Erholung und sieht Österreichs wirkliches Ostrisiko in der Reaktion der Märkte. Eric Frey sprach mit ihm in Wien.

      STANDARD: Deutschland hat diese Woche die Enteignung von Banken ermöglicht. Ist das aus Ihrer Sicht der richtige Weg?

      Schumacher: In vielen Fällen mag die Verstaatlichung die sauberste Lösung sein, damit nicht dem Steuerzahler am Ende eine große Rechnung bleibt. Aber man muss sich wirklich überlegen, wie sich das Geschäftsmodell von Banken verändert, wenn sie unter staatlicher Kuratel stehen. Wird dann die Risikovorsorge geringer, weil der Staat das Interesse hat, mehr Kredite zu vergeben, obwohl die Bank die Bilanz schrumpfen will? Gerade das deutsche Beispiel zeigt, dass ein Bankensystem unter staatlicher Kontrolle nicht unbedingt besser funktioniert.

      STANDARD: Aber die Banken müssen ja mehr Kredite vergeben, damit die Wirtschaft wieder anspringt.

      Schumacher: Wenn ich das will, dann muss ich die Banken dazu auch in die Lage versetzen. Dann muss der Staat ihnen mit Garantien oder Eigenkapitalzuschüssen helfen. Den Banken einfach zu sagen, ihr müsst mehr Kredite vergeben, das würde zur Katastrophe führen, dann wären die Banken endgültig hin. Denn in einer Rezession müssen sie natürlich ihre Risikosituation überdenken.

      STANDARD: Die Krise ging von den USA aus, aber nun könnten sich die USA schneller erholen als die Eurozone. Ist das wahrscheinlich?

      Schumacher: Es wird in den USA und Europa eine Stabilisierung zu Jahresmitte geben und dann ein Wachstum um die Nulllinie. Aber die fundamentalen Probleme liegen in den USA, und dort wird die Anpassung sehr viel länger dauern. Ich bin für die USA sehr pessimistisch. Europa als Ganzes hat keine Sparquote, die unter null lag, kein riesiges Leistungsbilanzdefizit und nicht so viele Bilanzen zu bereinigen. Wir kriegen die Kollateralschäden von allem ab, aber wir haben keine Ungleichgewichte, die wir abbauen müssen. Aber wenn die Amerikaner mehr sparen, dann müssen andere mehr konsumieren - und das gilt vor allem für die Deutschen.

      STANDARD: Reicht das deutsche Konjunkturpaket dafür aus?

      Schumacher: Von der Größe her schon, aber es wäre schöner gewesen, wenn es schon früher Impulse setzen würde. Das meiste kommt erst in der zweite Jahreshälfte oder 2010 zum Tragen, und das ist ein Problem. Wir brauchen die schnellstmögliche Unterstützung. Deshalb hätte ich mir mehr Steuersenkungen gewünscht. Die wirken sich schneller aus. Denn wie schnell kann der Staat Investitionsvorhaben wirklich umsetzen?

      STANDARD: Wie sehr ist Österreich durch das Ostengagement seiner Banken gefährdet?

      Schumacher: Die Kredite im Osten betragen 68 Prozent von Österreichs BIP. Sollten wie einst in der Asienkrise 30 Prozent der Kredite ausfallen, dann wären das fast zehn Prozent des BIP. Das tut schon weh. Österreichs Schulden würden sprunghaft ansteigen, aber es könnte weiterhin seine Schulden bedienen. Wenn der Markt das allerdings ganz kritisch sieht, dann könnten die Zinsaufschläge auf Staatsanleihen so hoch werden, dass es zum echten Problem wird.

      Quelle: http://derstandard.at/
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      schrieb am 20.02.09 20:05:50
      Beitrag Nr. 1.105 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.682 von Maraho am 19.02.09 13:14:17Aus der Schweiz etwas zum Thema UBS...


      Die Suche nach dem wahren Steuerbetrüger
      Aktualisiert am 20.02.20092

      Haben Tausende Kunden der UBS Steuern hinterzogen? Oder haben sie bloss darauf vertraut, dass die UBS ihre Steuern schon korrekt abrechnet? Aus dem Unterschied dürften neue Probleme für die Grossbank entstehen.

      Die offizielle Version geht in etwa so: Übereifrige Banker der UBS halfen reichen Amerikanern beim Steuerbetrug - unter anderem, weil die Konzernspitze in Zürich sie zu wenig überwachte.

      Dieses Kurzfazit lässt sich aus dem «Agreement» ziehen, welches US-Justizministerium und UBS am Dienstag zum Steuerstreit unterzeichneten. Die Vereinbarung sieht vor, dass die UBS die Daten von rund 250 amerikanischen Kunden an Washington ausliefert - aber diese Kunden präsentieren eine völlig andere Sicht der Dinge.

      Deren Version geht in etwa so: Nicht sie hätten Steuern hinterzogen, sondern die UBS habe ihre Gelder in illegalen Schemen angelegt, Steuerbetrug inklusive. «Die Kunden haben immer nur das gemacht, was die UBS sagte», sagte Andreas Rüd, ein Anwalt der UBS-Kunden, gestern in der Fernsehsendung «10vor10». "Die Bank hat immer versichert, das sei absolut legal." Dabei habe die UBS Rechtsgutachten von «namhaften Kanzleien» vorgelegt, welche zum Schluss kamen, es habe alles seine Richtigkeit.

      Der «sorgfältig ausgedachte Plan»

      Die UBS will die Vorwürfe nicht kommentieren. Das Problem ist: Auf solch einer Argumentation lassen sich Gegenklagen aufbauen, Dutzende der jetzt ausgesetzten Kunden könnten sich bald gegen die UBS wenden. Einen ersten Fall hat die Bank bereits am Hals: Der Immobilien-Tycoon Igor Olenicoff hat die UBS in Kalifornien vor Gericht gezerrt.

      Der Milliardär fordert bis zu 500 Millionen Dollar Schadenersatz. Denn er selber, so Olenicoff, habe einfach konservative, sichere und ganz gewiss saubere Anlagen tätigen wollen. Die Bank jedoch habe in einem «sorgfältig ausgedachten Plan» sowohl ihn als auch den amerikanischen Fiskus hintergangen. Dabei klingt der Unternehmer aus Kalifornien im Kern wie Anwalt Andreas Rüd in Zürich: Seine Ansprechpartner bei der UBS hätten ihm wiederholt versichert, dass seine Investitionen bei der Bank von UBS-Anwälten kontrolliert worden seien. Und vor allem: dass sie im Einklang mit amerikanischen Gesetzen stünden.

      Die UBS - so die Klageschrift - habe Olenicoff informiert, «dass seine Investitionen korrekt waren und für Steuerzwecke korrekt offengelegt worden seien. In Tat und Wahrheit aber hielt die UBS AG Informationen von Olenicoff zurück, und sie versäumte es, ihm die korrekten Steuerdokumente zu senden.»

      Wie gutgläubig darf ein Milliardär sein?

      Nun berichten auch andere Anwälte, dass die UBS (wie viele Banken) grosse Kunden mit Rechtshilfe unterstützte, um im Rahmen von komplexen Offshore-Konstruktionen beispielsweise Firmen in Panama oder Liechtenstein zu gründen und zu leiten. Zu klären ist am Ende, welche Verantwortung hier die Bank trägt - und welche der Kunde.

      Konkret: Ist es glaubwürdig, dass sich ein Immobilienunternehmer und Milliardär wie Igon Olenicoff einfach von einer Bank hinters Licht führen liess? Rechtsgültig ist bis dato nur eine Feststellung: Weil er rund 200 Millionen Dollar am Fiskus vorbeigeschleust hatte, wurde Olenicoff letzten Sommer in Florida zu 52 Millionen Dollar Bussen und Nachsteuern verurteilt.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und…
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 20:27:04
      Beitrag Nr. 1.106 ()
      Gehört zwar nicht direkt zum Thema, indirekt aber doch.

      Was macht eigentlich der Nachwuchs, der den gegenwärtig angerichteten Schlamassel mal (mit)schultern soll?

      Studentenstudie
      Angepasst, gleichgültig, unpolitisch

      WAZ, 20.02.2009, Christopher Onkelbach

      Essen. Angepasst, gleichgültig, konzeptlos, beliebig, unpolitisch, unsolidarisch – so sind die Studenten von heute. Dieses düstere Bild zeichnet die Studie der Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz, die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums knapp 9000 Studenten befragte.

      Waren die Studenten der 70 bis 90er-Jahre noch beseelt von politischen und gesellschaftlichen Utopien, bezeichnet die Untersuchung die heutigen Studenten als „die ratlose Generation”. Tino Bargel, Autor der Studie, wertet die Ergebnisse als Aufforderung, die politische Bildung an Schulen und Hochschulen zu stärken.

      Teilnahmslos und verstärkt konservativ

      Seit 16 Jahren befragt die Konstanzer Arbeitsgruppe regelmäßig die Studierenden der Republik. Die neue Überblicksstudie zum Wandel politischer Orientierungen von 1983 bis 2007 belegt eine deutliche Entwicklung. Sie sei gekennzeichnet „durch mehr Teilnahmslosigkeit und den zunehmenden Verzicht auf Alternativen”, so die Studie. Zugleich rücken die Studierenden politisch mehr nach rechts. Die Autoren erkennen in den Antworten „Züge eines verstärkten Konservatismus”.

      Was Merkel und Co in Berlin so treiben, interessiert nur noch eine Minderheit der jungen Bundesbürger. Zeigten 1983 noch 54 Prozent ein „starkes Interesse” am politischen Geschehen, sank dieser Wert über 46 Prozent (1993) auf 37 Prozent (2007). Von den Studentinnen sind nur 29 Prozent stark an Politik interessiert. Der Rückzug ins Private vollzog sich zeitgleich: Für 72 Prozent der Studenten ist die Familie sehr wichtig, in den 80er-Jahren galt dies etwa für die Hälfte.

      Distanz zur Demokratie wächst

      Die Abkehr von den etablierten Parteien ist unter Studenten kein neuer Trend, dafür wurden Umweltschutzgruppen, Menschenrechtsorganisationen oder die Globalisierungsgegner von Attac für die Jugend attraktiver. Aber auch das stimmt offenbar nicht mehr: „Die Beteiligung an Bürgerinitiativen und anderen politischen Gruppierungen hat stark nachgelassen”, stellt die Erhebung fest. Fazit: „Es ist eine gestiegene Teilnahmslosigkeit in allen politischen Feldern zu beobachten.”

      Insgesamt stellt die Studie mehr Entscheidungslosigkeit fest, auch die Haltung zu demokratischen Prinzipien sei von wachsender Distanz geprägt. Die Zahl der „sattelfesten Demokraten” sinke, viele Studierende müssten hingegen als „labile Demokraten” bezeichnet werden. Einer Autokratie, also einer Herrschaft durch eine feste politische Elite, „würden die Studierenden keinen Widerspruch oder Widerstand entgegensetzen”, meinen die Autoren, und zwar, weil die Studenten „selbst Träger solcher Entwicklungen geworden sind”.

      Bereitschaft zum Protest nimmt ab

      Gegenkonzepte oder Alternativen für ein „anderes Leben” oder eine „andere Politik” entwickeln die Studenten kaum noch. Dazu passt: die Protestbereitschaft sinkt, die Anpassungsneigung steigt. Auch der Umweltschutz genießt nicht mehr Priorität, nur noch 51 Prozent sehen das so, 1993 waren es 76 Prozent. Dafür gewinnt die Förderung von technologischen Entwicklungen an Zustimmung.

      Den Autoren ist klar, dass eine solche Etikettierung der Jugend problematisch ist. Natürlich gebe es unter den Studenten „auch die anderen mit hohem politischen Engagement und alternativen Ideen”. Doch insgesamt seien die Trendaussagen zutreffend.

      Die Autoren fordern von der Politik, diese Befunde als Appell zu verstehen, der Entwicklung mit mehr politischer Bildung an Schulen und Hochschulen zu begegnen. Auch die jüngsten Hochschulreformen hätten die Apathie der Studenten befördert: „Für die politische Partizipation erweist sich die Zuschneidung der studentischen Rolle auf die eines Kunden als besonders nachteilig. Sie drängt ihn geradezu aus der Verantwortung hinaus.” Mit dem Hinweis, der Student könne künftig als Kunde auftreten und von seiner Universität mehr Qualität verlangen, wurde die Einführung der Studiengebühren begründet.

      Quelle und weiterführend: http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/2009/2/19/news-111…
      8 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 21:09:13
      Beitrag Nr. 1.107 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.845 von Maraho am 17.02.09 18:38:54In Bezug auf Beitrag 36.596.845.
      Sollte man wirklich im Auge behalten! Gerade in diesen Zeiten!
      Auch wenn es unwirklich erscheinen mag. Ist es aber nicht, bei näherem Besehen!


      Der Schutz der kritischen Infrastruktur und Einsatz der Bundeswehr im Inneren
      Christoph Hönow und Silvio Duwe 19.02.2009

      Mit dem Aufbau von Verbindungskommandos auf kommunaler und Landesebene haben sich weitgehend unbemerkt gefährliche Strukturveränderungen ergeben

      Der Aufbau von Verbindungskommandos auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene ist mittlerweile abgeschlossen. Sollten sich die Mehrheitsverhältnisse im so genannten Superwahljahr 2009 zu Gunsten der Befürworter des Bundeswehreinsatzes im Innern verschieben, so sind bereits Strukturen vorhanden, die diesen lokal effektiv koordinieren könnten.

      Was sind die Verbindungskommandos der Bundeswehr, die in jedem Kreis eingerichtet wurden?

      Claudia Haydt: Die Verbindungskommandos der Bundeswehr sitzen in jedem Kreis, in jeder kreisfreien Kommune, in manchen Bezirken. Es gibt insgesamt 426 Kreisverbindungskommandos und dann noch etwa 30 Bezirkskommandos. Sie sind integriert in die kommunalen Strukturen und gehören den kommunalen, zivilen Verwaltungen. Es sind aber Bundeswehrreservisten, die dann in diesen Büros sitzen.

      Diese Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und zivilen Stellen ist nicht grundsätzlich neu. In den 1970er und 1980er Jahren gab es zivil-militärische Übungen (WINTEX-CIMEX-Übungen), um die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und zivilen Stellen in Krisen- oder Katastrophenfällen zu üben. Aber seit den 1990er Jahren hat sich die Bundeswehr umstrukturiert, ist immer weiter aus der Fläche verschwunden, hat Stellen und Standorte abgebaut, mit dem Ergebnis, dass eine flächendeckende Zusammenarbeit zwischen den zivilen Stellen und der Bundeswehr nicht mehr ohne weiteres möglich war. Dadurch ist auch der Anspruch der Bundeswehr, Experte für Krisenlösung zu sein, Stück für Stück verloren gegangen.
      An dieser Stelle war es eine politische Entscheidung zu sagen, wir wollen die Bundeswehr aber im zivilen Kontext auch als Krisenlösungsfaktor installiert haben. Das war der Auslöser dafür, in Deutschland wie in anderen Ländern eine Art Homeland Security zu installieren. Diese Homeland Security wurde über die Bezirksverbindungskommandos installiert, so dass auch in Kreisen wie in meinem Heimatort in Tübingen, wo es schon längst keine Bundeswehr-Infrastruktur mehr gegeben hat, trotzdem wieder die Bundeswehr in den zivilen Strukturen präsent ist. Faktisch bedeutet das, dass 12 Reservisten pro Kreisverbindungskommando bereit stehen, um dort im Katastrophenfall mit den zivilen Katastrophenschutzbehörden zusammenzuarbeiten, um dann das Problem zu lösen.

      Dadurch erhebt die Bundeswehr auch gleich den Anspruch, ein Teil der Problemlösung zu sein. Durch diese Struktur, in jedem Kreis präsent zu sein, hat die Bundeswehr auch ihren Anspruch wieder zementiert. Wir sind da, wir sind vor Ort und wir sind Teil dieses Katastrophenschutzszenarios. Rein faktisch und praktisch war es für die Bundeswehr notwendig, wenn sie den Anspruch auf Ordnung im Inneren weiter aufrecht erhalten will, dass sie auch weiter präsent ist. Sie hat das nun systematisch gemacht, viel systematischer als das vorher der Fall war. Es gibt eigentlich keine Strukturen der Katastrophenhilfe mehr, die ohne die Bundeswehr funktionieren werden.

      Es handelt sich also in erster Linie um eine politische Entscheidung?

      Claudia Haydt: Die Bundeswehr ist deutlich präsenter, und auch systematischer präsent. Früher musste quasi vom Landratsamt zum jeweiligen Bezirkskommando eine Verbindung hergestellt werden. Entweder man telefonierte oder man tauschte Beamte aus, je nachdem, was notwendig war. Nun sitzt die Bundeswehr in den zivilen Strukturen vor Ort. Es ist also unglaublich schwierig, um sie herum zu kommen, wenn es um die Behebung einer wie auch immer definierten Katastrophe geht. Sie ist auch mit mehr Personal präsent. Wenn man das hochrechnet, kommt man auf ungefähr 5.500 Reservistenposten in der Bundesrepublik, die explizit nur für die Zusammenarbeit im Krisen- oder Katastrophenfall da sind. Das ist eine ganz neue sowohl quantitative als auch qualitative Dimension.


      Aushebelung der kommunalen Entscheidungsmöglichkeiten

      Wer bestimmt die Reservisten, die vor Ort sitzen?

      Claudia Haydt: Die Reservisten sind aufgerufen, sich selber zu melden für diese Arbeit. Die Bundeswehr sagt, wir brauchen zwölf Personen, die ein gewisses Rangspektrum, vom Feldjäger bis zum Offizier, aber auch ein gewisses Fähigkeitsspektrum abdecken müssen, zum Beispiel, dass es Sanitätsoffiziere geben muss und so weiter. Sie fragt dann, wer steht dafür zur Verfügung, und die Reservistenverbände bestehen häufig aus ehemaligen Soldaten, die einen sehr militaristischen Geist in sich tragen und sich auch zum größten Teil, zumindest im Westen der Bundesrepublik, gerne und freiwillig melden. Und dann muss natürlich die Bundeswehr, beziehungsweise die jeweilige Länderstruktur, entscheiden, wer passt. Aber es ist erst einmal die Initiative der Reservisten, und im Westen funktioniert das extrem gut.

      Haben die zivilen Stellen vor Ort die Möglichkeit, auf die Besetzung der Posten Einfluss zu nehmen?

      Claudia Haydt: Nein, es gibt keinerlei Möglichkeiten. Die zivilen Stellen bekommen die Menschen, mit denen sie im gleichen Haus, auf dem gleichen Flur zusammenarbeiten müssen, vorgesetzt. Die zivilen Stellen sind gezwungen und genötigt, für diese Personen die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, aber sie haben keinerlei Möglichkeiten, mit auszuwählen, wer das ist.

      Und es gibt auch keine Möglichkeit, diese Personen abzusetzen?

      Claudia Haydt: Nein. Das läuft dann über die Aufsicht der Bundeswehr. Es müsste dann also ein Landrat sich bei der Bundeswehr melden und sagen, wir haben schlechte Erfahrungen mit dieser Person gemacht, aber das wird wahrscheinlich wenig Erfolg haben, wenn es nicht wirklich ein klar nachweisbares Dienstvergehen ist. Sie stehen also außerhalb der Anweisungs- und Rechenschaftsstrukturen der jeweiligen kommunalen Behörden.


      Der Angriff auf die kritische Infrastruktur wird bewusst weit gefasst

      Eine Aufgabe der Verbindungskommandos ist es, die Kreise beim Schutz kritischer Infrastruktur zu unterstützen. Was versteht man darunter?

      Claudia Haydt: Kritische Infrastruktur ist, mit einfachen Worten gesagt, all das, was notwendig ist, um unsere fortschrittliche Industriegesellschaft am Laufen zu halten. Das sind Datennetze, Eisenbahnnetze, zentrale Brücken, Elektrizitätskraftwerke, im Zweifelsfall aber auch die Müllabfuhr. Das heißt, sobald man das durchdenkt, was alles kritische Infrastruktur ist, merkt man, dass ein Angriff auf kritische Infrastruktur aus allem Möglichen bestehen kann. Das kann ein Streik, eine Besetzung eines Elektrizitätswerks durch seine Mitarbeiter sein, es kann sich um einen Bahnstreik oder einen Castortransportprotest handeln, der Schienen blockiert.

      Der Krisenfall, der Angriff auf kritische Infrastruktur, kann ziemlich weit gefasst werden. Das heißt, eine Bekämpfung dieses Krisenfalls könnte auch bedeuten, dass im Zweifelsfall Soldaten gegen streikende Mitarbeiter oder gegen Menschen, die zum Beispiel Umweltproteste durchführen, eingesetzt werden können . Wenn das als Krise oder Terrorismus definiert ist, ist eben diese Einsatzschwelle gegeben. Ich vermute, dass wir in den nächsten ein, zwei oder drei Jahren noch nicht damit rechnen müssen, aber darauf könnte es längerfristig hinauslaufen. Den Sicherheitsbehörden wäre es dann möglich, neben Polizei auch tausende oder zehntausende Soldaten zur Verfügung zu haben, um dann solche Formen des Widerstandes auch niederschlagen zu können.

      Gibt es eine verbindliche Definition dieser kritischen Infrastruktur?

      Claudia Haydt: Es gibt keine verbindliche Definition dafür. Es gibt auf Ebene der EU eine Reihe von Hinweisen , was unter kritischer Infrastruktur zu verstehen ist. Da ist all das aufgezählt, was ich gerade eben genannt habe. Aber das ist nicht als Gesetz formuliert, es ist nicht einklagbar, sondern in gewisser Weise willkürlich, was jeweils bei einem Einsatz als kritische Infrastruktur definiert wird, deren Störung eine krisenhafte Auswirkung auf die Gesellschaft als Ganze haben kann. Der Protest gegen einen Zubringer für die Autobahn kann also ein Eingriff in kritische Infrastruktur oder auch nicht.


      Noch gibt es Begrenzungen für den Einsatz des Militärs im Inneren, die aber schon aufgeweicht werden

      Und der Schutz der kritischen Infrastruktur sieht dann so aus, dass Soldaten davor aufmarschieren?

      Claudia Haydt: Dazu muss man sagen, dass die Bundeswehr nach jetziger Gesetzeslage im Zuge der Amtshilfe mit dazu gezogen werden kann. Sie darf, zumindest bisher, noch nicht in militärtypischem Kontext auftauchen. Sie darf nach Gesetzeslage nicht mit Panzern auftauchen, nicht mit ihrer Bewaffnung, sondern mit der gleichen Bewaffnung, die auch der Polizei zur Verfügung steht. Ich betone deswegen nach jetziger Gesetzeslage, weil bei den Protesten in Heiligendamm ja deutlich sichtbar war, dass dies sehr locker interpretiert wird. Wenn Fennek-Spähpanzer auf jeder Autobahnbrücke stehen können oder wenn Tornados über Protestcamps fliegen, dann ist es klar, es ist militärtypisch. Das sind keine Polizeimittel, die vom Militär benutzt worden sind. Und nachdem das keine rechtlichen Konsequenzen hat, ist klar, dass politisch kein Interesse daran besteht, diese gesetzliche Lage auch wirklich umzusetzen, sondern dass eher der Versuch unternommen wird, den gesetzlichen Schutz dort noch weiter auszuhöhlen.

      Immer wieder wird gesagt, dass die Bedrohungen der heutigen Zeit wie der Terrorismus eine Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Stellen erforderlich machen würden. Macht dieser Zustand nicht eine entschlossene Sicherheitspolitik notwendig, bei der auch die Bundeswehr zunehmend eingebunden wird?

      Claudia Haydt: Es wird sehr häufig gesagt, wir leben in einer Zeit der grenzenlosen Bedrohung, wo man keine Unterschiede mehr zwischen innerer und äußerer Sicherheit machen kann. Die Terroristen agieren grenzüberschreitend und können in Berlin genauso zuschlagen wie in London oder Islamabad, also müssen wir ja auch grenzüberschreitende Formen der Sicherheitskooperation finden. Das ist etwas, was immer wieder gesagt wird und was durchaus etwas für sich hat.

      Aber es gibt ja auch die Möglichkeit grenzüberschreitender Polizeikooperation, die längst etabliert ist. Es werden Informationen, die die Polizei in einem Land erhoben hat, wenn es inhaltlich sinnvoll ist, in andere Länder weitergegeben. Das man nun noch zusätzlich die Bundeswehr brauchen sollte für eine Aufgabe, die polizeitypisch ist, das will mir nicht einleuchten. Die Bundeswehr ist nicht für polizeiliche Arbeit, für Ermittlungsarbeit, sondern für kriegerische Auseinandersetzung ausgebildet, also für das Bekämpfen von Gegnern. Wenn man die Terroristen als militärische Gegner definiert, dann macht man all die Fehler, die man macht, wenn man militärische Einsätze durchführt. Zivilisten werden gefährdet, es wird keine feine Ermittlungsarbeit, sondern relativ harte Formen des Zugriffs geben. All das, was die Polizei gelernt hat, haben diese Soldaten nicht gelernt, und sie werden deswegen Fehler machen.

      Diese Fehler werden wahrscheinlich mehr Widerstand und mehr Unruhe produzieren, als dass sie zur Entspannung oder Lösung der Situation beitragen werden. Ganz primitiv: Terroristen sind eben nicht mit Uniform versehen, und man kann sie nicht genau orten. Also man kann nicht sagen, der ist ein Terrorist, und dann kann ich ihn mit militärtypischen Mitteln auch nicht bekämpfen. Ich kann keine Panzer auffahren lassen, um jemanden, den ich als Gegner gar nicht erkenne, zu bekämpfen. Terroristenbekämpfung ist klassische Ermittlungsarbeit, bei der ich unter vielen tausenden Zivilisten die Personen herausfinden muss, die wirklich eine Gefährdung für die Zivilbevölkerung darstellen. Wenn ich sie aber militärtypisch bekämpfe, gefährde ich die Zivilbevölkerung, die ich eigentlich schützen will. Wenn man um die Herstellung von Sicherheit und um den Erhalt bürgerlicher Freiheiten besorgt ist, dann müssen wir klar für eine Aufgabenteilung kämpfen. Das Militär, wenn man es überhaupt braucht, hat eine Aufgabe, nämlich Feinde militärisch zu bekämpfen, die Polizei hat eine Ermittlungsaufgabe, und beides muss man fein säuberlich trennen, wenn man nicht zusätzliche Gefährdungslagen entstehen lassen will.

      Vor allem in der Union gibt es ja die Initiative, den Bundeswehreinsatz im Inneren zu ermöglichen. Gibt es da einen Zusammenhang zu den Verbindungskommandos?

      Claudia Haydt: Ja, da gibt es einen massiven Zusammenhang, weil wie ich sagte, momentan gibt es noch bestimmte Grenzen. Die Bundeswehr darf im Inneren nur im Krisen- oder Katastrophenfall eingesetzt werden, was eine Einschränkung ist, weil man dann zumindest einmal Krisen- und Katastrophenfall definieren muss. Eine weitere Einschränkung ist, dass nur polizeitypische Ausrüstung eingesetzt werden darf. All das schränkt die Bundeswehr in ihrer freien Verwendung nach Innen ein. Wenn man dann aber die Bundeswehr wesentlich selbstverständlicher zum Schutz von Atomkraftwerken oder von Brücken benutzen will, dann ist es sinnvoller, wenn man das nicht nur anlassbezogen machen kann, also wenn eine konkrete Gefährdung vorliegt, sondern ständig und dauerhaft, oder zumindest dann machen kann, wenn es politisch für opportun gehalten wird. Und dann ist es sinnvoll, wenn diese gesetzlichen Einschränkungen auch fallen oder zumindest minimiert werden, weil es eine größere Flexibilität der Einsätze der Bundeswehr ermöglicht.

      Außerdem ist der Einsatz momentan auch durch die Anzahl von Soldaten, die ständig zur Verfügung stehen, begrenzt. Die CDU/CSU hatte ja die Idee , nicht nur diese 5.500 oder 10.000 Reservisten zu haben, sondern schlussendlich 250.000 zur Verfügung zu haben, die im Inland im Einsatz sein können. Eine ganz andere Dimension. Und wenn man solche Dimensionen im Kopf hat, ist natürlich jede gesetzliche Einschränkung mindestens eine zu viel. Deswegen gibt es einen massiven Versuch, immer und immer weiter die Trennung von Polizei und Militär aufzuheben, aber auch die Art der Einsätze immer stärker und offensiver möglich zu machen.

      Aus meiner Sicht ist der wichtige Punkt, dass dies gar nicht so sehr gegen Terroristen gerichtet ist, das ist ein Einfalltor, sondern dass es gegen die eigene Bevölkerung gerichtet ist. Dahinter könnte etwa die Angst stecken, dass zum Beispiel Streiks so stark werden könnten, dass sie eine wirtschaftliche Auswirkung haben. Man hat Angst davor, als Staat erpressbar zu sein von streikenden Energiearbeitern zum Beispiel, und will die Möglichkeit haben, ein Gegendrohpotential zu entfalten. Und je mehr wir in einem armen Land leben, je mehr die Not zunimmt, desto mehr wird das auch als Notstand definiert und desto mehr müssen wir dann auch mit Bundeswehreinsätzen im Inneren rechnen.

      Und im Ergebnis stehen dann Flugzeugabwehrbatterien vor Stadien wegen Terrorgefahr und Panzer im Regierungsviertel...

      Claudia Haydt: Sie spielen auf den Einsatz der Bundeswehr bei der Fußball-WM 2006 an, als wirklich die Bundeswehr in den Stadien mit nicht polizeitypischer Ausrüstung präsent war. Und das bedeutet, dass jedes Großereignis auch ein militärisches Großereignis werden wird. Eine fürchterliche Vorstellung. Dann muss nur noch irgendeine Befehlslage unklar sein, man kann sich vorstellen, eine Panik im Stadion, die Soldaten im Stadion bekommen vielleicht eine Anweisung, die nicht passend ist zur Situation, da kann es dann ganz schnell zu Hunderten oder Tausenden von Opfern kommen, wenn die Soldaten entsprechend ausgerüstet, aber in der Situation völlig überfordert sind. Man kann sich vorstellen, dass das vollständig eskalieren und keinesfalls zum Schutz der Bevölkerung dienen wird.


      Wird die Bundeswehr bald auch auf Streikende schießen können?

      Warum glauben Sie, findet das Thema bisher in den Medien so wenig Beachtung?

      Claudia Haydt: Ich glaube, weil es so abstrakt ist. Es sind die Strukturen, die verändert worden sind, sichtbar wurde es eben nur bei der WM oder in Heiligendamm. Weitere Ereignisse, bei denen das zum Tragen kam, waren dann Vogelgrippe, Waldbrand oder Hochwasser. Das klingt erstmal schön, das ist so eine Art Public-Relations-Maßnahme für die Bundeswehr, wenn sie dort auftaucht und den Menschen helfen kann. Für solche Hilfe gibt es in den Medien dann auch häufig Beifall. Sich aber zu überlegen, was das in anderen Situationen bedeutet, das setzt eine Hintergrundrecherche voraus, für die meistens im Alltag von Journalisten wenig Zeit bleibt.

      Deswegen braucht es natürlich kritische Journalisten, die fragen, was das konkret bedeutet. Ist das nur dieser schöne Effekt, dass beim Hochwasser jemand da ist, der Sandsäcke füllt, oder bedeutet das etwas, was schlussendlich das Leben in der Bundesrepublik verändert? Diese Frage zu stellen braucht Zeit und Recherche und Reflexion, und all das findet im Redaktionsalltag viel zu selten statt. Aber es fehlt auch am Geschichtsbewusstsein. Vielen ist nicht klar, was es bedeutet, wenn Sicherheitskräfte, also Polizei, Geheimdienste und Militär, in einem Land so eng zusammenarbeiten. Das zeichnet einen totalitären Staat aus, den wir im Dritten Reich hatten.

      Und der letzte Punkt aus meiner Sicht ist, dass die Bundeswehr insgesamt ein sehr gutes Image hat. Nicht so sehr ihre Kriegseinsätze, der Afghanistaneinsatz hat ja ein schlechtes Image, aber die Bundeswehr als Ganze hat ein gutes Image in der Bevölkerung. Folglich traut man ihr nichts Böses zu, man kann sich nicht vorstellen, dass diese Bürger in Uniform sich tatsächlich auch gegen andere Bürger wenden könnten. Damit müssen wir, wie gesagt, auch nicht sofort rechnen, sondern das sind schleichende Strukturveränderungen, die etwas ermöglichen, wovor ich Angst habe und wovor ich warnen will, bevor wir unkontrollierbare Sicherheitskräfte haben. Wenn man Menschen auf der Straße fragt, dann denken sie beim Thema Afghanistan zuerst an einen Entwicklungshilfeeinsatz, und im Innern denkt man eben auch nur an das Sandsackschaufeln und nicht daran, was es zur Einschränkung von Demonstrationen oder zur Kontrolle der Bevölkerung und Einschränkung von Bürgerrechten beiträgt. Das wird systematisch ausgeblendet, und es ist noch eine harte Arbeit, dafür ein Bewusstsein zu schaffen.

      Aber mittelfristig trauen Sie der Bundeswehr nicht zu, auf Streikende zu schießen?

      Claudia Haydt: Ich sagte, kurzfristig traue ich es ihr nicht zu. Mittelfristig wage ich da wirklich keine Aussage. Es kommt jeweils auf die Eskalation von Situationen an.

      Ich habe ja schon einmal den Vergleich zu Afghanistan gezogen. Seit Juni 2008 sind in Afghanistan diese Quick Reaction Forces, also so eine Art militärische schnelle Eingreiftruppe im Einsatz. Das sind im Einzelnen sicherlich alles nette Jungs, aber sie sind von konkreten Situationen überfordert und reagieren falsch, was man zum Beispiel im August merkte, als Bundeswehrsoldaten an einem Checkpoint waren, es kamen Autos auf sie zu, wendeten, es war Nacht, sie hatten Angst, die Befehlslage war unklar, und einer der Soldaten schoss , als das Auto schon gewendet hat, und traf dann die Frau und die Kinder auf dem Rücksitz. Ich denke, dass ist einfach eine klassische Überforderungssituation. Und eine Checkpointsituation ist eine Polizeisituation, wo man Polizisten braucht, die gelernt haben, wie man nachts bei schlechten Sichtverhältnissen mit Kontrollsituationen umgeht, während die Bundeswehrsoldaten das noch nicht einmal richtig gelernt haben, sondern nur einen Kurzkurs über wenige Tage darüber hatten, wie sie mit so einer Situation umgehen müssen, und sich dann entsprechend falsch verhalten.

      Ich denke, solche Eskalationen werden erstmal nicht mit Absicht passieren, sondern sie werden aus Überforderung entstehen, weil das eben nicht der Ausbildung der Soldaten entspricht. So etwas Ähnliches kann ich mir im Innern auch vorstellen. Ein Beispiel wären Barrikaden, die Streikende aufgebaut haben und von denen die Soldaten nicht wissen, ob hinter diesen Barrikaden ein Kameraobjektiv ist oder vielleicht doch jemand auf sie zielt, und dann schießen sie eben, weil sie sich gefährdet fühlen. So etwas kann sehr schnell passieren, und das kann dann insgesamt ein Klima der Angst und des Hasses entstehen lassen. Ich denke, wir sind von Situationen wie in Griechenland noch weit entfernt, aber das zeigt ja, wenn in der Bevölkerung großer Hass, große Wut da ist, dann kann das sehr schnell eskalieren, und wenn auf der anderen Seite entsprechend ausgerüstete Soldaten sind, die in der Situation verunsichert sind, setzen sie ihre Waffen auch ein, oder zumindest ist zu befürchten, dass sie sie einsetzen, und genau das möchte ich verhindern und rechtzeitig davor warnen.


      Die Bundeswehr lernt bei Auslandseinsätzen auch Fähigkeiten für den Einsatz im Inneren

      Stellen Sie sich das zukünftige Vorgehen der Bundeswehr dann so vor, wie auf diesem Foto aus der Zeitschrift "Europäische Sicherheit" zu sehen ist?

      Claudia Haydt: Das ist nicht ausgeschlossen. All das, was die Soldaten gerade für den Auslandseinsatz üben oder auch im Einsatz mitmachen, sind Fähigkeiten, die sie nach Innen auch mitbringen. Und diese Fähigkeiten der "Crowd and Riot-Control", also der Kontrolle von Massen und der Kontrolle von Aufständen, gehören zum Beispiel für die Einsätze im Kosovo oder in Afghanistan zur Schnellausbildung der Bundeswehr. Das sind Fähigkeiten, bei denen dann durchaus politisch die Entscheidung kommen kann, dass sie jetzt im Inneren gebraucht werden.

      Ich nehme einfach noch einmal das griechische Szenario. Wenn es tausende oder hunderttausende Menschen geben würde, die auf den Straßen sind, weil sie zum Beispiel die weitere Verschärfung der Hartz-IV-Gesetze nicht mehr akzeptieren wollen, und das aus Sicht der Politik unkalkulierbar wird, man gleichzeitig aber auch nicht bereit ist, politische Zugeständnisse zu machen, dann bietet es sich an, Soldaten, die gelernt haben, wie man Massen in Schach halten kann, auch im Innern einzusetzen. Deswegen denke ich, dass wir sehr genau hinsehen müssen, nicht nur auf das, was hier in Deutschland passiert, sondern auch, welche Fähigkeiten sich Bundeswehrsoldaten im Ausland erwerben. Gerade dieses etwas brutalere Vorgehen als das der Polizei in Deutschland macht den Bundeswehreinsatz im Ausland aus. Nun gut, man versucht dann erstmal nur mit Schlagstöcken oder nur mit Wasserwerfern oder nur mit Tränengas, Gruppen in Schach zu halten, hat aber die Panzer im Hintergrund und kann Schusswaffen gebrauchen oder eben mit Panzern auf Menschenmengen zurollen. Das eskaliert eine Situation total und ist eben auch eine Gefährdung der Zivilbevölkerung, macht Zivilbevölkerung zum Gegner, im Ausland wie im Inland.

      Es gibt Konzepte der Bundeswehr, so genannte Konzepte der vernetzten Sicherheit. Zu denen gehört unter anderem zu sagen, dass die Bundeswehr ein ganz breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten hat. Wir können in zivilen Kontakt mit der Bevölkerung kommen, sie überreden, überzeugen, das auf der einen Seite. Und wir haben auf der anderen Seite die Möglichkeit, wirklich tödliche Gewalt anzuwenden. Und wir haben dazwischen ein ganzes Spektrum an Eskalationsmöglichkeiten, eben vom Schlagstock über den Wasserwerfereinsatz bis zum Schusswaffengebrauch, die wir je nachdem, wie wir es für nötig halten, einsetzen können.

      Dieses Kontinuum in der Ausweitung militärischer Gewaltanwendung wird gerade ausgetestet. Es wird nahtlos von einem zum anderen übergegangen, so dass es zuerst einmal freundlich aussieht, nicht militärisch, nicht so sehr nach Krieg, aber wir haben immer im Hinterhalt die Möglichkeit, auch harte Mittel einzusetzen. Situationen werden auch darüber definiert, wer das stärkste Mittel hat. Wenn ich mit jemandem verhandele, mit dem ich nur rede, aber der andere hat ein Maschinengewehr über der Schulter, dann ist es klar, dass er eine andere Verhandlungsposition hat. Das heißt, es geht darum, die Bundeswehr sowohl konkret in Einsatz zu bringen, aber sie auch als politisches Gewicht zur Überzeugung und zur Beeinflussung von Situationen heranzuziehen. Und dieses politische Gewicht der Bundeswehr ist etwas, vor dem ich große Angst habe, weil es Möglichkeiten einschränkt, auch Protest einschränkt.


      Anstatt die Bundeswehr bei Katastrophen heranziehen zu müssen, wäre der Ausbau des zivilen Katastrophenschutzes wichtig

      Die Verbindungskommandos sind in jedem Kreis installiert. Besteht denn die Möglichkeit der Einflussnahme dieser Kommandos auf die Kommunalpolitik?

      Claudia Haydt: Die Einflussnahme der Verbindungskommandos auf die Kommunalpolitik ist erst einmal indirekt, aber dennoch nicht unwichtig. Wenn Bundeswehrsoldaten in den kommunalen Behörden sitzen und das Militär zum Beispiel eine eigene Feuerwehr anbieten kann, die beim Brand einer Chemiefabrik helfen kann, oder auch in der Lage ist, auf Räumgeräte zurückzugreifen, mit dem nach einem Orkan die Straßen geräumt werden können, ist ein Anreiz für die Kommunen gegeben, zu sagen, wir haben ja die Bundeswehr, wir brauchen kein eigenes Gerät mehr, da können wir Geld sparen.

      Allein durch das Angebot dieser militärischen Fähigkeiten entsteht ein Druck, durch den die zivilen Fähigkeiten Stück für Stück abgebaut werden. Damit macht sich Militär immer unabkömmlicher, und da die Kommunen alle sehr arm sind, ist es ein extremer Druck, der da ausgeübt wird. Ich habe zehn Jahre lang Kommunalpolitik gemacht, und man sucht da jeden Punkt, wo man ein Feuerwehrauto, einen Räumbagger oder sonst was sparen kann, einfach um ein bisschen Geld, ein bisschen Luft frei zu haben. Das Militär wird dadurch nach und nach zum einzigen Anbieter, der den zivilen Schutz im Katastrophenfall bieten kann.

      In meinen Augen eine völlige Fehlentwicklung. Es wäre viel besser zu sagen, die Bundeswehr muss das nicht machen können, die zivilen Stellen müssen es können, und sie müssen im Notfall auch entscheiden können, was für sie wichtiger ist. Ist der Weg zum Krankenhaus oder der zur Kaserne der wichtigere? Solche Entscheidungen werden im Notfall vom Militär definiert, mit seinen eigenen Prioritäten. Deshalb halte ich das für einen ganz katastrophalen Einfluss auf die kommunalen Strukturen. Es ist nicht so, dass die zivilen Krisenhilfsstrukturen abgebaut werden, weil die Bundeswehr das sagt. Die Bundeswehr wird sagen, wir haben das niemandem vorgeschrieben, natürlich sollen die Kommunen das weiter behalten. Aber durch die normative Kraft des Faktischen wird es für die Kommunen fast selbstverständlich, ihre eigenen Kapazitäten abzuschaffen.

      Ein weiterer Punkt in diesem Kontext ist übrigens, dass es für die Kommunen dann doch nicht billig wird. Es wird gesagt, wir stellen ja militärisches Personal und militärisches Gerät zur Verfügung. Aber es gibt jetzt schon Kommunen , wo dann das Militär gesagt hat, naja, wir stellen das schon zur Verfügung, aber wir wollen dann ein anständiges Lagezentrum haben. Die Einrichtung eines Lagezentrums bedeutet immer: abhörsichere Kommunikationswege. Das bedeutet, dass es immer gesicherte Datenverbindungen von diesen zivilen Lagezentren zur Bundeswehr geben muss. Es ist also eine Art High-Tech-Lagezentrum erforderlich, und das kostet Geld. Das kostet hunderttausende Euro, die auch investiert werden müssen, und zwar von den Kommunen. Einerseits wird also Geld eingespart, aber andererseits müssen die Bürger dann doch wieder alles zahlen.

      Aber was sie nun bezahlen, kontrollieren sie nur noch begrenzt. In gewisser Weise entstehen dadurch in den zivilen und eigentlich demokratisch kontrollierbaren Strukturen kontrollfreie Räume in denen die Bundeswehr das Sagen hat. Und die Bundeswehr funktioniert nach Befehl und gehorsam, nach ganz eigenen Kriterien. Da kann dann vielleicht noch der einzelne Landrat oder einzelne Beamte etwas mitreden, aber schlussendlich wird die Bundeswehr die Oberhand haben.

      Die Verbindungskommandos sind also nicht mehr demokratisch kontrollierbar?

      Claudia Haydt: Sie sind nur noch begrenzt demokratisch kontrollierbar. Dadurch, dass die Bundeswehr mit bis zu zwölf Personen dort präsent ist, sie fast die gesamte Ausrüstung stellt und auch über Expertise verfügt, die im kommunalen Kontext Stück für Stück verloren geht, kann sie die jeweiligen Situationen mehr und mehr bestimmen. Sie kann definieren, was der Notfall räumlich und inhaltlich ist. Sie definiert die Lage, und sie ist außerhalb dessen, was kommunale Strukturen ausmacht.

      Die Bundeswehr ist also diejenige, die einen demokratiefreien Raum entstehen lässt. Einen Landrat kann man, je nach Bundesland, entweder abwählen oder zumindest bei den neuen Wahlen ist es klar, dass er nicht mehr von seiner Partei aufgestellt wird, wenn er Mist baut. Die einzelnen Beamten kann man vor Ort leichter kontrollieren, durch Dienstaufsichtsbeschwerden und so weiter, die auch einzelne Bürger machen können. Das ist gegenüber der Bundeswehr wesentlich schwieriger, wesentlich intransparenter. Sowohl die einzelnen Bürger als auch die kommunalen Strukturen haben weniger Möglichkeiten der Einflussnahme. All das ist für mich so unkontrollierbar, so intransparent, dass man sich allein aus demokratietheoretischen Gründen dieser Form der zivil-militärischen Kooperation versperren und verschließen sollte.

      Welche Alternative zur zivil-militärischen Zusammenarbeit schlagen Sie vor?

      Claudia Haydt: Wichtig ist, die zivilen Strukturen mit dem Gerät auszustatten, das benötigt wird, um in Krisen- und Katastrophenfällen auch helfen zu können. Gebraucht werden zum Beispiel Räumbagger oder ein gewisses Maß an Kommunikationsstrukturen, die funktionieren, auch wenn die Stromversorgung zusammenbricht. Weiterhin wird entsprechendes Personal mit entsprechender Ausbildung benötigt. All das ist möglich und all das gibt es ja auch schon in Ansätzen, nur eben zu wenig.

      Es ist eine Frage der politischen Prioritäten, wo investiert wird. Aus meiner Sicht ist das Zivile das einzig Sinnvolle, weil man nur so auch zivile Prioritäten setzen und dann entsprechend der Bedürfnisse der Bevölkerung agieren kann. Es ist durchaus möglich, ein gewisses Maß an Reservisten auch auf der Ebene der Bevölkerung mit einzubeziehen, auch Schulklassen mit einzubeziehen in die Ausbildung, was zu tun ist, wenn ein Damm zu brechen droht. Es lassen sich Strukturen finden, in denen man Menschen heranziehen kann, die helfen, die auch sicher bereit sind zu helfen, wenn man sich rechtzeitig entsprechende zivile Strukturen überlegt und ausbaut. Es ist nicht notwendig, auf die Bundeswehr zurückzugreifen, ganz im Gegenteil, ich halte es für sinnvoller, wenn sich eine zivile Bevölkerung von militärischen Strukturen unabhängig macht.

      Deswegen ist es aus meiner Sicht nicht nur so, dass es Alternativen zur Bundeswehr gibt, sondern man kann wesentlich effektiver Katastrophen bekämpfen, wesentlich effektiver helfen, wenn das in ziviler Hand ist. Und diese Hilfe kann man dann auch wesentlich effektiver in andere Länder bringen, wenn es dort notwendig ist, als wenn ich dazu die militärischen Strukturen brauche, weil dann das Humanitäre wesentlich mehr Priorität hat als im militärischen Kontext.

      Die Religionswissenschaftlerin und Soziologin Claudia Haydt war von 1989-1994 Mitglied des Kreistags Tübingen und von 1994 bis 1999 als Stadträtin in Tübingen aktiv. Aus Protest gegen den Krieg im Kosovo erklärte sie ihren Parteiaustritt bei Bündnis90/Die Grünen. Heute ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Bundestagsfraktion der Linkspartei. Außerdem engagiert sie sich in der Informationsstelle Militarisierung (IMI ). Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem die Europäische Militarisierung sowie allgemeine Friedens- und Konfliktforschung. Telepolis sprach mit ihr über "Homeland Security" in der Bundesrepublik.

      Quelle und weiteres: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29750/1.html
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      Avatar
      schrieb am 20.02.09 21:34:10
      Beitrag Nr. 1.108 ()
      Zum guten Schluß noch dies:

      Dieser Thread existiert nun seit (fast) 4 Wochen.

      Auch wenn hier "nur harter Stoff" dargeboten wird, so ist es doch bemerkenswert, wie viele Interessierte es hierfür zu geben scheint.

      Dafür vielen Dank allen Lesern!

      Und es ist erfreulich, daß in diesem Thread sehr angenehm miteinander umgegangen wird.

      Dafür mein besonderer Dank an folgende user bzw. Mitstreiter: liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, Wilbi, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert und d.h. 53

      Ich wünsche euch allen ein schönes, entspannendes Wochenende.
      Und eine weiterhin anregende und gute Zeit in diesem Thread.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 20.02.09 22:44:52
      Beitrag Nr. 1.109 ()
      Roland Leuschel
      Börsenguru sagt Währungsreform voraus



      Von Daniel Eckert 20. Februar 2009, 14:19 Uhr

      Crash-Prophet Roland Leuschel sieht den Aktienmarkt in einem langjährigen Abwärtstrend und sagt eine Währungsreform voraus. Nur Gold sei in diesen Zeiten sicher. Leuschel behielt mit seinen Prognosen oft genug recht: Er ahnte den Einbruch von 1987 und warnte frühzeitig vor der aktuellen Finanzkrise.

      Für manche ist er ein notorischer Panikmacher, für andere der mutige Verkünder unbequemer Wahrheiten. Fest steht, dass Roland Leuschel mit seinen Crash-Prognosen oft genug recht behielt: Er sagte den Einbruch von 1987 voraus und warnte frühzeitig vor dem Debakel von 2008. WELT ONLINE sprach mit Deutschlands Aktien-Skeptiker Nummer eins.


      WELT ONLINE: Herr Leuschel, vor einem Jahr haben Sie in dieser Zeitung vorausgesagt, dass der Dax sich halbieren würde.
      Damals stand das deutsche Börsenbarometer bei 8000 Punkten, heute bei knapp über 4000 Punkten.
      Sind wir am Tiefpunkt der Baisse angekommen?

      Roland Leuschel: Keineswegs. Damals war ich schlicht zu optimistisch.
      Wir befinden uns mitten in einem langen Bärenmarkt, der mit dem der Dreißigerjahre zu vergleichen ist.
      Der Dax wird sich vom jetzigen Niveau wohl noch mal halbieren.


      WELT ONLINE: Also ungebremst in den Abgrund?

      Leuschel: Ich rechne damit, dass der Index bei 3500 bis 3600 Punkten einen Zwischenstopp einlegt.
      Dort verläuft eine starke technische Unterstützung.
      Das ist dann eine letzte gute Ausstiegsgelegenheit.


      WELT ONLINE: Welche Art von Krise erleben wir?

      Leuschel: Die westlichen Volkswirtschaften kranken an einem Übermaß an Verschuldung.
      Staaten, Firmen, Private – alle haben ihren Wohlstand im großen Maße auf Kredit gebaut.
      Mit dem Platzen der US-Hypothekenblase ist dieses System aufgeflogen.
      Jetzt erleben wir den langwierigen und qualvollen Prozess, dass die Schulden-Ökonomie abgewickelt wird.
      Das ist keine Rezession, sondern eine Depression.


      WELT ONLINE: Die amerikanische Federal Reserve (Fed) und andere Notenbanken versuchen, der Wirtschaftskrise mit billigem Geld beizukommen. Die Regierungen haben milliardenschwere Konjunkturprogramme aufgelegt.
      Hilft uns das aus der Krise?


      Leuschel: Im Gegenteil. Das verschlimmert die Krise, weil es das Vertrauen der Menschen in die Währungen untergräbt.
      Vor allem dass die Fed und neuerdings auch die Bank of England die hochschnellende Staatsverschuldung mit der Notenpresse finanzieren, ist ein verheerendes Signal. Alle reden jetzt von der Gründung einer Bad Bank. Dabei haben wir schon eine "bad bank“, nämlich die FED
      527 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 06:48:07
      Beitrag Nr. 1.110 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.016 von Groupier am 20.02.09 22:44:52Guten Morgen,

      ich hoffe, daß ihr gut geschlafen habt und wünsche euch hiermit einen angenehmen Samstag.

      Zu Beginn dies hier:

      Paul Volcker
      Obama-Berater: Krise womöglich schlimmer als in 30er Jahren

      Die Weltwirtschaft durchläuft nach den Worten des obersten Wirtschaftsberaters des US-Präsidenten womöglich eine noch schlimmere Krise als in den 30er Jahren. Barack Obama selbst beteuerte indes seinen Glauben an ein privates Bankensystem.

      HB NEW YORK. „Ich kann mich keiner Zeit entsinnen - möglicherweise nicht einmal während der Weltwirtschaftskrise -, in der sich die Dinge so schnell abwärts entwickelt haben, und so sehr im Gleichschritt rund um die ganze Welt“, sagte am Freitag Paul Volcker, den der neue Staatschef Barack Obama an die Spitze seines persönlichen Teams aus Wirtschaftsberatern berufen hat. Der Kapitalismus werde die Krise aber in den meisten Aspekten überleben.

      Volcker sprach sich für eine größere internationale Angleichung der Bilanzregeln aus, äußerte sich aber skeptisch über eine zügige Reform des Finanzsystems. Er rate angesichts der anhaltenden Dynamik zur Vorsicht bei der Umsetzung neuer Vorgaben, sagte er. Zur Frage einer möglichen Verstaatlichung von US-Banken hielt er sich zurück. Große Finanzinstitutionen müssten immer vom Staat unterstützt werden, versprach der frühere Notenbankchef. Sie sollten aber gleichzeitig auch strenger beaufsichtigt werden.

      Zuvor hatte ein hochrangiger US-Senator hat eine Verstaatlichung von amerikanischen Banken nicht ausgeschlossen. Die Regierung von Präsident Barack Obama wolle diesen Schritt vermeiden, sagte der Vorsitzende des ankenausschusses, Christopher Dodd, am Freitag der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Verstaatlichung einer Bank „kann jedoch geschehen“.

      Ängste vor einem solchen Schritt bescherten den Aktien der US-Großbanken Citigroup und Bank of America den sechsten Tag in Folge starke Verluste. Beide Institute bemühten sich zwar, die Befürchtungen der Anleger zu zerstreuen. Die Titel der Citigroup gaben bis zum Mittag dennoch über 24 Prozent nach, die der Bank of America um über 21 Prozent. Beide Aktienkurse haben im vergangenen Jahr bereits über 90 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

      Händler werteten die Talfahrt als Anzeichen dafür, dass die Märkte eine Verstaatlichung der Institute als sehr wahrscheinlich betrachten. Das US-Finanzministerium will in den kommenden Wochen bis zu 25 Großbanken einem „Stresstest“ unterziehen, um zu prüfen, welches der Institute weiteres Kapital braucht.

      Die Bank of America erklärte indes, man sehe keine Gründe für die Verstaatlichung einer Bank, die profitabel sowie gut kapitalisiert sei und aktiv Kredite vergebe. Ein Sprecher der Citigroup teilte mit, die Kapitalbasis des Instituts sei „sehr stark“ und die Kernkapitalquote (Tier 1) gehöre zu den höchsten der Branche. Die Bank konzentriere sich weiter darauf, Vermögenswerte und Ausgaben zu reduzieren.

      Die Kreditkartenfirma Redecard bestätigte indes am Freitag Berichte, wonach sich Citigroup teilweise oder vollständig von ihrem 17-Prozent-Anteil an dem brasilianischen Unternehmen trennen will. Kreisen zufolge könnte die angeschlagene Großbank mit dem Verkauf rund 1,3 Mrd. Dollar erlösen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, es werde erwartet, dass die ebenfalls an Redecard beteiligte brasilianische Bank Itau einen Teil der Citigroup-Anteile übernehmen werde.

      US-Präsident Barack Obama versuchte, die Angst vor Verstaatlichungen zu zerstreuen. „Lassen Sie mich so gut wie ich nur kann versichern: Diese Regierung ist weiterhin fest davon überzeugt, dass ein privates Bankensystem der richtige Weg ist“, sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs am Freitag in Washington. „Das ist unsere Überzeugung seit einiger Zeit und wir bleiben dabei.“

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/obama-b…
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 07:02:53
      Beitrag Nr. 1.111 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.300 von Maraho am 18.02.09 20:25:18Um dieses weiterzuverfolgen....

      Über die trickreiche Unterbewertung hoher Wertpapierrisiken und Frau Merkels Blankoscheck (Teil VIII Finanzkrise)
      Verantwortlich: Albrecht Müller

      Die Bundeskanzlerin begründet ihre immer wieder neue Bereitschaft zur Rettung von Banken wie der HRE mit Milliarden von uns Steuerzahlern damit, die Banken seien so genannte systemische Banken und wir hätten uns international dazu verpflichtet, keine Bank mehr eingehen zu lassen, wie das bei Lehman Brothers geschehen ist. In den deutschen Medien werden ihr und der Bundesregierung insgesamt diese Argumente bisher mehrheitlich abgenommen. M.E. sind aber erhebliche Zweifel angesagt. Im Falle der HRE hätte man in Kenntnis des gesamten Risikos den Weg in die Insolvenz beschreiten müssen. Vermutlich ist das immer noch sinnvoller und um vieles billiger als die weitere Bereitschaft, Unsummen zu zahlen. Meine Zweifel sind durch Meldungen über die wahren Risiken im europäischen Bankensystem und durch ein Gespräch mit einem alten Bekannten und Experten der Bankenpraxis bestätigt worden. Albrecht Müller

      Vorweg: Die Meinung, es wäre besser gewesen, eine Bank wie die HRE eingehen zu lassen, ist nicht leichtfertig formuliert. Die dortigen Risiken sind mit über 102 Milliarden staatlicher Hilfe inzwischen quantitativ in einem Bereich, der den Vorgang auch qualitativ anders erscheinen lässt. Mit diesem Geld hätte man die Einlagen schützenswerter Anleger auch bei einer Insolvenz sicherstellen können. Die Öffentlichkeit ist zudem scheibchenweise mit den hohen Risiken bekannt gemacht worden. Bei der HRE wie auch bei anderen Banken haben die Insider und auch die Führung der Banken die Risiken gekannt. Sowohl die alte und wie auch die neue von der Deutschen Bank gestellte Führung der HRE musste sie kennen. Auch die Risiken bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank haben die Fachleute gekannt. Wenn die verantwortlichen Politiker sich etwas haben vormachen lassen, dann ist das ihre Schuld.
      Der Hinweis der Bundeskanzlerin auf die internationalen Verpflichtungen ist nicht sehr tragfähig, weil international vermutlich sowieso alles noch ins Rutschen gerät. Damit bin ich bei der ersten Information. Sie stammt vom Daily Telegraph, siehe Anlage B. Es geht dabei um einen alarmierenden Bericht über ein Papier aus Brüssel.
      Der Bericht im Daily Telegraf wurde leider, vermutlich auf Druck von außerhalb, von einigen wichtigen Daten befreit. Der österreichische Standard hat allerdings auf der Basis der ursprünglichen Meldung einen Bericht verfasst. Auszüge siehe Anlage A.

      Der Standard schreibt:

      18,2 Billionen Euro faule Vermögenswerte
      Laut einem Papier der EU-Kommission sind derzeit rund 44 Prozent aller Vermögenswerte der europäischen Banken “faul” oder unverkäuflich.

      Das sind unglaubliche Meldungen. Die Beträge und die daraus folgenden Gefahren beunruhigen zutiefst.
      Wenn man sich nach den Hintergründen erkundigt, dann erfährt man, wenn man Glück hat, dass die Vermögenswerte im Finanzsektor mit vielerlei Tricks überbewertet wurden. Beim Gespräch mit einem alten Banker mit Bewertungserfahrung habe ich folgendes erfahren, wobei anzumerken ist, dass dieser Bericht mit Sicherheit nicht das gesamte Desaster erklärt sondern einen Teilaspekt, wenn auch einen wichtigen:

      Die Gelder von Versicherern und Rückversicherern und auch die Einlagen von Banken werden von Vermögens-Management-Gesellschaften angelegt. Die Vermögens-Manager, in Englisch: Asset-Manager, bewegen Milliarden und legen diese Milliarden in allen Formen von Wertpapieren an. Sowohl in ganz normalen Aktien, als auch in strukturierten Produkten, also Finanzderivaten.
      Für die Jahresabschlüsse der verschiedenen Gesellschaften, für das Investment Accounting, müssen diese Wertpapiere bewertet werden. Nach deutschen und nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften. Nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) gilt das Niederstwertprinzip. Im Anlagevermögen das gemilderte Niederstwertprinzip, im Umlaufvermögen das strenge Niederstwertprinzip.
      Dieses Prinzip hätte eigentlich dazu führen müssen, dass die zum Umlaufvermögen gehörenden Wertpapier-Bestände nach dem strengen Niederstwertprinzip angesetzt werden. Wenn das geschehen wäre, dann hätten die Versicherungsgesellschaften und die Banken vermutlich schon sehr viel früher beachtliche Verluste melden müssen. Da ist es aus Sicht der Versicherungen und Banker gut, Tricks anzuwenden:

      Trick 1:
      Wertpapiere werden umklassifiziert von Umlaufvermögen zu Anlagevermögen. Die baldige Verkaufsabsicht wurde einfach aufgegeben. Somit gehörten die Wertpapiere nicht mehr zum Handelsbestand (Umlaufvermögen). Stattdessen wollte (so die scheinheilige Argumentation) die Versicherung diese Wertpapiere nun dauerhaft halten (zumindest, bis sich vielleicht der Wert wieder etwas erholt hat).
      Im Umlaufvermögen hätten die Wertpapiere auf den Zeitwert zum Stichtag des Jahresabschlusses abgeschrieben werden müssen, die Verluste also realisiert werden müssen.

      Im Anlagevermögen gilt wie schon gesagt das gemilderte Niederstwertprinzip. Auf den Zeitwert ist nur abzuschreiben, wenn davon auszugehen ist, dass die Wertminderung dauerhaft ist. Das sollte sie natürlich nicht sein, denn man hoffte ja, dass die Kurse sich wieder erholen (auch bei Junk-Bonds).

      Trick 2 bezog sich auf den internationalen Abschluss nach IFRS. Dort gibt es die Unterscheidung nach HGB nicht, sondern eine einheitliche Auslegung für Finanzinstrumente jeglicher Art. Diese müssen immer mit dem Zeitwert angesetzt werden. Dort sprang das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) mit einem Positionspapier [PDF - 80 KB] zu Hilfe. Aufgrund der Subprime-Krise liege einfach kein aktiver Markt für die Schrottpapiere vor. Die Kurse lagen zwar am Boden, aber zu diesen Kursen wollte natürlich niemand verkaufen. Also kein aktiver Markt. Somit keine Abschreibung, vereinfacht ausgedrückt.

      Die großen Wertberichtigungen sehen wir jetzt in den Jahresabschlüssen des Jahres 2008. Nach und nach melden die Banken und Versicherungen riesige Verluste für das vierte Quartal 2008. Eigentlich hätte das schon früher erfolgen müssen. Und ob wir nun das ganze Ausmaß bereits zu sehen bekommen, oder ob in Salamitaktik in 2009 und 2010 noch weitere Verluste folgen, wagt mein Konfident momentan nicht abzusehen. Er vermutet aber, es werden immer nur so viele Verluste gezeigt, wie Steinbrück gerade zum Ausgleich locker machen kann.
      Übrigens: Die Bundesregierung hat mit einer Gesetzesänderung für die Banken letzen Sommer noch dafür gesorgt, dass kein Banker den Gang zum Insolvenzgericht gehen muss.

      Die Tricks, die unrealistische Höherbewertung von riskanten Papieren hatte noch den angenehmen Nebeneffekt für die Banker und Versicherungsmanager, dass sie hohe Gewinne ausweisen konnten und sich Boni und sonstige Vergütungen auszahlen konnten. Diese gründeten zwar auf einer trickreichen Fehlbewertung der Vermögensbestände auf der Aktivseite der Bilanz, aber das macht ja nichts, solange man selbst von diesen Tricks profitiert.
      Wenn man das mal verstanden hat, dann begreift man auch, wie unverschämt das Beharren der Investmentbanker auf der Auszahlung solcher Boni in den vergangenen Jahren ist. Sie haben Einkommen aus Gewinnen bezogen, die auf viel zu hohen Bewertungen des Anlagevermögens gründeten.

      Anlage A:

      Auszug aus einem Artikel des österreichischen „Standard“ vom 17. Februar 2009
      18,2 Billionen Euro faule Vermögenswerte
      Laut einem Papier der EU-Kommission sind derzeit rund 44 Prozent aller Vermögenswerte der europäischen Banken “faul” oder unverkäuflich
      Quelle: Der Standard

      London - Die europäischen Banken sitzen derzeit auf 16,3 Billionen Pfund (18,2 Billionen Euro) unverkäuflicher Wertpapiere, geht aus einem Papier der EU-Kommission hervor, auf das sich die britische Tageszeitung “Daily Telegraph” beruft. Demnach seien derzeit rund 44 Prozent aller Vermögenswerte der europäischen Banken “faul” oder unverkäuflich und könnten für das EU-weite Bankensystem ein “systemisches” Risiko bedeuteten . Die EU-Finanzminister sollen am Donnerstag bereits über das 17-seitige “streng geheime” Papier beraten haben.

      “Schätzungen über die gesamten zu erwartenden Abschreibungen lassen erwarten, dass die budgetären Kosten für die Finanzhilfen - derzeit und geplant - sehr groß sein könnten - sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zum BIP der Mitgliedsstaaten”, heißt es im EU-Dokument laut Zeitung. “Es ist essenziell, dass die Staatshilfen nicht in einer Größenordnung stattfinden, die Sorgen über eine Überschuldung oder Finanzierungsprobleme hervorrufen”, heißt es weiter.

      Neuerliche Bankenhilfspakete

      Staatschefs und EU-Vertreter würden die Befürchtung teilen, dass neuerliche staatliche Bankenhilfspakete die Staatsverschuldung gerade zu einem Zeitpunkt weiter in die Höhe schrauben, zu dem Kreditgeber sich vermehrt darüber Sorgen machten, ob Länder wie Spanien, Griechenland, Portugal, Irland oder Großbritannien ihre Schulden zurückzahlen können, schreibt die Zeitung.

      “Für einige Mitgliedsstaaten dürften Bankenhilfspakete aufgrund ihrer Budgetprobleme oder auch der hohen Bilanzsumme der Banken im Verhältnis zum BIP keine Option mehr sein”, zitierte die Zeitung aus dem Bericht. Konkreten Staaten oder Banken werden nicht genannt, die Zeitung erwähnt in diese Zusammenhang unter anderem auch Österreich, die Niederlande, Belgien, Großbritannien, Irland, Schweden, Luxemburg aber auch das Nicht-EU-Mitglied Schweiz. Alle diese Länder hätten im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftskraft einen übergroßen Bankensektor.

      Streng geheim

      Die Bilanzsumme der europäischen Banken beziffert das Blatt mit 41,2 Billionen Euro. Die britische Zeitung nahm nach der Veröffentlichung von Auszügen des als “streng geheim” eingestuften Papiers im Internet offenbar auf Druck einige Zahlen aus dem Text wieder heraus.

      Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) hätten die internationalen Banken bis Anfang Februar 2009 bereits Abschreibungen in Höhe von 2,2 Billionen Dollar vorgenommen, berichtete die Zeitung. Demgegenüber stehen allein 1,6 Billionen Dollar an Forderungen der europäischen Banken in Osteuropa gegenüber, was zunehmend als das “EU-Subprime-Debakel” gewertet wird. Die Unternehmen in der EU seien gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU-Staaten zu 95 Prozent verschuldet, während in den USA dieser Anteil bei 50 Prozent liegt.

      Zwar würden laut dem IWF das faule Forderungsvolumen der europäischen Banken 75 Prozent jener der US-Banken ausmachen, allerdings würden die Banken die Abschreibungen wesentlich langsamer vornehmen, wird kritisiert. So habe es in den USA bisher 738 Mrd. Dollar an Abschreibungen gegeben, “während es in der EU nur 294 Mrd. Euro waren”.

      Subventionswettbewerb

      Das Papier sieht außerdem die Gefahr eines Subventionswettbewerbs unter den EU-Staaten, sollten die Mitgliedstaaten einander untergraben, indem sie die besonders gefährdeten Forderungen in sogenannten “Bad Banks” auslagern. Dies könnte den EU-Binnenmarkt unterminieren, schreibt die Zeitung. Als weitere Folge wird auch eine Explosion der Budgetdefizite befürchtet. So rechnet man etwa in Irland für 2010 mit einem Budgetdefizit von 12 Prozent, während die Haushaltsdefizite fast 10 Prozent betragen dürften. Bisher haben die EU-Staaten mit Garantien und Konjunkturpaketen im Ausmaß von 2,7 Billionen Euro ihren Volkswirtschaften unter die Arme geholfen. (APA)

      Anlage B

      Das Folgende ist der Artikel aus dem Daily Telegraph, der die Basis des Artikels in österreichischem Standard war:

      European bank bail-out could push EU into crisis
      A bail-out of the toxic assets held by European banks’ could plunge the European Union into crisis, according to a cBy Bruno Waterfield in Brussels
      Last Updated: 3:50PM GMT 11 Feb 2009 confidential Brussels document.
      Quelle: Telegraph.co.uk

      Quelle und die Links: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3786#more-3786 …
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      Avatar
      schrieb am 21.02.09 07:14:13
      Beitrag Nr. 1.112 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.610.883 von Maraho am 19.02.09 13:36:19Intereressante Themen, die vermehrt "auftauchen".
      Wie zum Beispiel dieses hier (weiterführend in Bezug)......


      Deutsche legen keine Vorräte an
      Bundesregierung rät zum Hamstern

      Die Vorratshaushaltung ist aus der Mode gekommen. Dennoch empfiehlt die Bundesregierung, stets für zwei Wochen genügend Essen im Haus zu haben. VON HANNA GERSMANN


      "Auf Nummer sicher gehen Sie mit folgendem Vorrat (pro Person für ein Jahr): 170 kg Weizen oder anderes Getreide im ganzen Korn, 45 kg Zucker oder Honig (Zucker hält jahrzehntelang, Honig ist unbegrenzt lagerfähig), 45kg Magermilchpulver (Haltbarkeit wird meist mit 2 Jahren angegeben, in Wirklichkeit kann man es weitaus länger lagern), 6 kg Salz (trocken unbegrenzt haltbar)." … "Wenn Sie keinen Bauernhof besitzen oder keinen pachten können, sollten Sie sich mit einigen Bauern anfreunden und somit stabile Kontakte zu Lebensmittelerzeugern aufbauen." … "Pachten Sie einen Schrebergarten" … "Kaufen Sie sich einen Brotbackautomaten." ( http://www.krisenvorsorge.com/)

      Herbst letzten Jahres: Die Isländer stürmen die Supermärkte. Sie decken sich mit Milch und Obst ein. Soeben sind ihre drei größten Kreditinstitute zusammengebrochen. Winter 2009: Deutsche Banken brauchen Staatshilfe, einst erfolgsverwöhnte Automobilkonzerne schicken ihre Leute in die Kurzarbeit. Die Deutschen hamstern nicht. Sie legen wenig Vorräte an. Zu wenig, meint die Bundesregierung.

      Die Beamten im Hause von CSU-Verbraucherministerin Ilse Aigner klagen: "Über mögliche Versorgungsengpässe macht sich kaum noch jemand Gedanken." Ihr Tipp heißt: immer "gut gewappnet zu sein für den Fall der Fälle".

      Sie empfehlen jedem, stets einen Vorrat für 14 Tage im Haus zu haben.
      Aber wer will schon Dosengemüse horten? Zumal viele gar keinen Keller und keine Speisekammer besitzen. Und die Zeiten, in denen Hausfrauen im Sommer Erbsen, Bohnen, Pflaumen einkochten, damit es auch im Winter etwas zu essen gab, sind lange vorbei. So stößt man auch nur zufällig auf die praktische Lebenshilfe der Regierungsbeamten. In den 1960er-Jahren war das - zumindest in Westdeutschland - noch anders.

      Die Bundesregierung wollte ein Land voller Hamster oder besser gesagt: eine Eichhörnchenrepublik. "Aktion Eichhörnchen: Denke dran, schaffe Vorrat ran" - so rief sie die Haushalte Anfang der 1960er-Jahre auf. Bürger bekamen Broschüren in die Hand gedrückt mit Einkaufslisten für eine 14-Tage-Ration: Mehl, Pumpernickel, Schmalzfleisch. Mehrere Jahre ging das so. Es war Kubakrise, Kalter Krieg. Für die Eichhörnchenwerbung spendierte die Regierung jedes Jahre bis zu 1,5 Millionen D-Mark. Die DDR sparte sich solche Aufrufe.

      Ende der 60er-Jahre galt Hamstern und Horten im Westen dann "als lächerlich", meint der Göttinger Psychologe und Panikforscher Borwin Bandelow. Menschen im Norden neigten allerdings eher zum Vorräteanlegen als jene, die im Süden leben. Bandelow erklärt: "Als die Menschen nach Norden wanderten, mussten sie mit der monatelangen Kälte zurechtkommen." Sie fürchteten zu verhungern.

      Angst? Die hatten viele, als der Atomreaktor in Tschernobyl in die Luft flog. H-Milch verkaufte sich damals gut. Medikamente wurden knapp, als die Vogelgrippe drohte. Zurzeit gibt es keine leeren Regale. "Die Finanzkrise sehen die meisten derzeit nicht als ihr Problem an", meint Bandelow - "noch nicht".

      http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/bundesre…
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      Avatar
      schrieb am 21.02.09 07:25:42
      Beitrag Nr. 1.113 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.623.054 von Maraho am 20.02.09 18:43:46Auch nicht erfreulich....

      Experten befürchten bis zu 700 000 Arbeitslose mehr in 2009

      Berlin (dpa) - Wirtschaftsexperten rechnen wegen der Wirtschaftskrise vom Sommer an mit Entlassungen und einem drastischen Anstieg der Erwerbslosenzahlen. Der Konjunkturchef des Münchner Ifo- Instituts, Kai Carstensen, sagte «Bild.de», derzeit wolle jedes dritte Industrieunternehmen Stellen abbauen. Carstensen erklärte, auch die Kurzarbeit werde für viele Firmen dauerhaft zu teuer. Für das Gesamtjahr 2009 rechnet der Wirtschaftsexperte mit einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um bis zu 700 000.

      © Die Welt
      erschienen am 21.02.2009 um 04:51 Uhr
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 07:27:55
      Beitrag Nr. 1.114 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.466 von Maraho am 21.02.09 07:25:42Auch ein Indikator...

      Kurzarbeit bei der Güterbahn


      Berlin (dpa) - Kurzarbeit bei der Deutschen Bahn: Betroffen sind vom 1. März an Beschäftigte der Güterbahn, wie eine Unternehmenssprecherin in Berlin sagte. Sie bestätigte damit einen Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Danach könnten bis zu 5000 von insgesamt 28 000 Mitarbeitern auf Kurzarbeit gehen. Diese Zahl bestätigte die Bahn aber nicht. Der Aufträge für die Güterbahn gehen seit Oktober verstärkt zurück. Bereits im Dezember hatte die Bahn rund elf Prozent ihrer Güterwaggons stillgelegt.

      © Die Welt
      erschienen am 21.02.2009 um 06:10 Uhr
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 07:33:35
      Beitrag Nr. 1.115 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.016 von Groupier am 20.02.09 22:44:52@ Groupier: http://www.welt.de/wirtschaft/article3241460/Boersenguru-s… ;)
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 07:42:19
      Beitrag Nr. 1.116 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.615.309 von Maraho am 19.02.09 21:12:04Betrifft: Bankgeheimnis

      Gericht
      UBS-Konten bleiben vorerst geheim

      Das höchste Schweizer Gericht hat die Herausgabe von Bankunterlagen der UBS an US-Behörden verboten. Mit dieser einstweiligen Verfügung erzielten acht Kontoinhaber einen Teilerfolg. Sie und tausende andere Kunden werden der Steuerhinterziehung verdächtigt.


      Bern - Das Bundesverwaltungsgericht in der Schweiz hat am Freitag die Herausgabe von Bankunterlagen oder Dokumenten der Großbank UBS an die US-Behörden per einstweiliger Verfügung vorerst untersagt. Das geht aus einem Beschluss des Gerichts hervor, der am Abend per Fax an beschwerdeführende Kontoinhaber sowie an die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zugestellt wurde.

      Die Verfügung des Gerichts bezieht sich sowohl auf die im Rahmen einer Einigung zwischen der Großbank UBS und den US-Steuerbehörden angesprochenen Daten von bis zu 300 US-Kunden als auch die neuen Daten von 52.000 weiteren Konten bei der Schweizer Bank.

      Die acht Beschwerdeführer hatten eine Verfügung der Finma zur Herausgabe der Dokumente beim Bundesverwaltungsgericht angefochten. Sie machten geltend, dass die Verfügung der Finma das Ergebnis des Verfahrens vorwegnehme und gravierendste Auswirkungen für sie habe.

      Außerdem stütze sich die Verfügung der Finma nicht auf eine genügende gesetzliche Grundlage. Das Bundesverwaltungsgericht hat nun die Finma aufgefordert, bis zum kommenden Dienstag zu den Anträgen der beschwerdeführenden Parteien Stellung zu nehmen.

      Im Steuerstreit mit der amerikanischen Justiz hatte sich die UBS auf Druck der USA am Mittwoch bereiterklärt, das Bankgeheimnis etwas zu lockern und außerdem 780 Millionen Dollar (614 Millionen Euro) Strafe zu zahlen. Die Bank wurde beschuldigt, rund 17.000 Kunden in den USA bei der Steuerhinterziehung im Umfang von 20 Milliarden Dollar geholfen zu haben. Mit dem Vergleich habe eine unmittelbar drohende Anklage der Bank in den USA vermieden werden können, betonte die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2…
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      Avatar
      schrieb am 21.02.09 08:05:14
      Beitrag Nr. 1.117 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.378 von Maraho am 14.02.09 17:23:00Bevor ich mich nun zum Frühstück begebe, noch dies für diejenigen,
      die es interessiert....
      (.... und da wir alle uns hierin bewegen....)


      Im Gespräch: Netzkritiker Andrew Keen
      Was das Internet weiß, ist meist banal

      In seinem Buch „Die Stunde der Stümper“ hat Andrew Keen das Internet als Ort der Amateure kritisiert - und wurde dafür selbst scharf angegangen. Der Brite sieht eine politische Korrektheit am Werk, die einen technischen Fortschritt bejubelt, dem bald die Kultur zum Opfer fallen könnte.

      Herr Keen, vor zwei Jahren ist Ihre Internetkritik „The Cult of the Amateur“ auf Englisch erschienen, jetzt kam es als „Die Stunde der Stümper“ auch in Deutschland heraus. Bei einem Medium, das sich so rasant verändert wie das Internet, ist das eine Ewigkeit.

      Ja, und die Lage ist ernster als je zuvor. Wir könnten bald Zeuge einer dramatischen Entwicklung werden. Etablierte Zeitungen werden verschwinden. Andere wird es nur noch als Online-Ausgabe geben oder auf Lesegeräten, wie sie die britische Firma Plastic Logic demnächst in Dresden produzieren will.Auch die Literaturindustrie steht vor einer riesigen Herausforderung durch die Internetkultur. Für die Ära der Massenunterhaltung, für Hollywood, könnte sie gar das Ende bedeuten.

      Ihr Buch trägt auf Deutsch den Untertitel „Wie wir im Internet unsere Kultur zerstören“. Was meinen Sie damit?

      Der Untertitel hat mir Kopfschmerzen bereitet. Die Gedanken dahinter sind komplexer, weil die Phänomene des Internets natürlich ohne gesellschaftliche Phänomene nicht denkbar wären. Die bedrohte Kultur, von der ich rede, ist jene Kultur, die wir den Schriftstellern, Filmemachern, Musikern und Journalisten verdanken. Natürlich wird es immer kreatives Arbeiten geben. Aber in welcher professionellen Form und in welcher beständigen Qualität, das ist die Frage.

      Für Sie ist das auch eine Frage der Zukunft unserer Demokratie.

      Was der Umgang der Politik mit dem Internet bedeutet, wird sich das erst noch herausstellen – denken Sie nur an Obama, der sich ja während des Wahlkampfs stark der Internet-Technologien bediente. Was mir vorerst Sorgen bereitet, ist die Demokratisierung der Kultur, die Amateurisierung der Kultur. Zum einen hat der von Amateuren ins Netz gestellte Inhalt per Definition nicht die Qualität dessen, was Profis machen. Dafür fehlt ihnen meistens die Ausbildung, die Praxis und die Zeit. Zum anderen entzieht all das – die Gratis-Kultur und die des Raubkopierens inbegriffen – dem Spezialistentum die wirtschaftliche Grundlage, zumal es schwer ist, geistiges Eigentum im Internet zu schützen. Gegen den technischen Fortschritt und neue Verbreitungswege ist auch nichts einzuwenden. Ich kann mir ein Leben ohne die neuen Technologien nicht mehr vorstellen. Nur wird es immer schwieriger, Inhalte zu verkaufen und von diesen Produkten zu leben. Es schlägt eben „Die Stunde der Stümper“ – den deutschen Titel meines Buchs finde ich etwas besser als den englischen.

      Dabei wäre auch Ihr Buch kaum ohne die Recherche im Internet entstanden. Wikipedia hat doch bei aller Kritik sinnvolle Seiten.

      Ja, Wikipedia kann nützlich sein, wenn man sich seinen Artikeln kritisch nähert. Das Problem ist, dass sich viele Nutzer, besonders Jugendliche, blindlings darauf verlassen. Wir müssen ihren kritischen Blick schärfen, ihre Medien-kompetenz.

      Brandneu sind Ihre Thesen schon lange nicht mehr. Sie werden vorgebracht, seit es das Internet gibt.

      Ich behaupte gar nicht, dass ich die Thesen erfunden hätte. Aber ich kann durchaus sagen, mit meinem Buch eine außerordentliche Debatte darüber angestoßen zu haben. Ich war selbst früher als Unternehmer vom Internet begeistert (Keen gründete 1995 im Silicon Valley das Start-up-Unternehmen Audiocafe, das im Jahr 2000 Konkurs anmelden musste, Anm. d. Red.). Mit meinem Buch habe ich es gewagt, mich gegen die „Political Correctness“ jener fortschrittsgläubigen Internetutopisten zu stellen, die jede Art von Diskussion zu unterbinden versucht. Es ist bewusst als Polemik konzipiert. Ich war der Erste, der rief: Der Kaiser ist nackt!

      Was waren die Reaktionen?

      Die Verlage, die Musik- und die Filmindustrie ermutigten mich zu dem Buch. Die Utopisten waren regelrecht erschrocken, dass ich ihre ideologische, ja orthodoxe Haltung kritisierte. Wie kann jemand etwas angreifen, was sie als Ausdruck eines besonders demokratischen, freiheitlichen Aufbruchs erachten? Sie attackierten mich scharf, als wäre ich der Antichrist. Darüber gingen auch Freundschaften zu Bruch.

      Sie selbst stilisieren sich zum einsamen Rufer in der Wüste.

      Es gibt genug Kulturschaffende, die meine Sorgen teilen. Sprechen Sie einmal mit Lehrern über das, was deren Schüler unter geistigem Eigentum verstehen. Oder mit Larry Sanger, einem der Wikipedia-Gründer, der dem „Kult um den Amateur“ ebenfalls längst kritisch gegenübersteht. Oder schauen Sie auf die Bestürzung, die der Aufstieg von Sarah Palin im amerikanischen Wahlkampf auslöste. Der ist ohne einen „Kult um den Amateur“, den es ja nicht nur im Web gibt, undenkbar.

      Die Kritiker, allen voran die Blogger, beeindruckt das wenig.

      Unter meinen Kritikern stechen interessanterweise zwei Gruppen heraus: die Jungen, die mit den Internettechnologien aufwachsen und mir regelrecht feindselig gesinnt sind. Und die Amerikaner, die meine Kritik an der Fortschritts- und Technologiegläubigkeit – die Kritik eines Briten wohlgemerkt – als Angriff auf ihre Kultur verstehen. In Deutschland und Skandinavien hingegen treffe ich eher auf Zustimmung.

      Das dürfte wohl an den unterschiedlichen Idealen liegen, die wir beim Begriff „freier Markt“ im Kopf haben.

      Im Internet können wir beobachten, was wir auch an den Finanzmärkten in den vergangenen Monaten beobachten konnten: Niemand hat mehr einen Überblick. Aber jeder ist zum Risiko bereit. Und flüchtet sich, wenn es hart auf hart kommt, in die Anonymität, anstatt Verantwortung zu übernehmen.

      In Debatten haben Sie die politische Kultur im Internet mit jener des Kommunismus verglichen und Propaganda-Instrumente ausgemacht, die einem Goebbels gefallen hätten.

      Das Internet ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Wir müssen wieder zu einer Kultur der Verantwortung finden.

      Verantwortungsbewusstsein lässt sich nicht verordnen.

      Nein, aber als Betreiber von Blogs, Foren und Online-Plattformen kann ich von meinen Nutzern die Abkehr von der Anonymität einfordern, bei Zeitungen zum Beispiel, deren Artikel im Netz kommentiert werden können. Lehrer und Eltern können den Sinn für diese Dinge, die Medienkompetenz und den Respekt für Leistungen anderer schärfen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut. Aber für Meinungen muss man auch Verantwortung übernehmen und zur Verantwortung gezogen werden können. Zumindest im Westen.

      Auch wenn man gegen die Anonymisierung angeht, wird das gegen den „Kult um den Amateur“ kaum ankommen.

      Die Kultur, die ich meine, muss endlich einen großen Schritt hin zum Internet wagen. Sie kann nicht länger darauf warten, dass sich ein Geschäftsmodell für die Zukunft von allein entwickelt. Sie sollte den Mut haben, dem „Kult um den Amateur“ zu widerstehen. Sie muss den Leuten klarmachen, was auf dem Spiel steht: eine professionelle, verlässliche und unabhängige Presse beispielsweise. Das wäre, wenn Sie so wollen, der Weg zur konstruktiven Überwindung des Web 2.0, wie wir es heute kennen. Die Musikindustrie beginnt vielleicht schon zu verstehen, gegen die neue Kultur nur ankommen zu können, indem sie sich ihr zuwendet. Und findet zu ihren Wurzeln und Stärken zurück: zum Live-Erlebnis.

      Untätig ist die Kultur- und Medienindustrie in Sachen Internet ja nicht gerade. Und es ist auch nicht so, als gäbe es nicht weiterhin das Bedürfnis nach Qualität. Im Fernsehen lässt sich der „Kult um den Amateur“ ebenfalls verfolgen, bei den Superstar- oder Modelwettbewerben zum Beispiel: Ist nicht das, was Sie beobachten, eher ein Zeit- und Übergangsphänomen?

      Es gibt viele Leute, die eine Wissensgesellschaft prophezeien. Der Großteil des sogenannten „Wissens“ im Internet aber ist banal und wenig verlässlich. Ich hoffe sehr, dass die „knowledge economy“ die Experten sucht – das wäre dann das Web der Generation 3.0. Garantien dafür aber gibt es nicht. In einem Internet, in dem es an jenen mangelt, die Fakten überprüfen und Qualität kontrollieren, gibt es keine Garantie für die Zukunft hochwertiger Bücher und Zeitungen.
      Die Fragen stellte Matthias Hannemann.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 10:08:40
      Beitrag Nr. 1.118 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.476 von Maraho am 21.02.09 07:42:19Auf die Schnelle...
      ...etwas zur Geschichte des Bankgeheimnisses der Schweiz...


      Der grosse Ba-Ba-Ba-Bankgeheimnisüberfall
      Von Thomas Knellwolf. Aktualisiert vor 46 Minuten

      Seit Jahrzehnten führen die listigen Schweizer eine Abwehrschlacht gegen die Knacker des Bankgeheimnisses. Denn sie wissen: Das Böse ist immer und überall.


      Alles scheint wie eh und je zum 75. Geburtstag des Bankgeheimnisses. Europa poltert. Vorerst ohne Folgen. Die weitaus gefährlicheren USA machen Druck. Mit Erfolg. Helvetien regt sich auf. Und ein Journalist fragt den obersten Wächter über das Nationalheiligtum: «Der deutsche Finanzminister sagt, in einem Jahr sei das Bankgeheimnis Geschichte. Was sagen Sie dazu?» Der Bundespräsident antwortet: «Dass er ein guter Finanzminister, aber vielleicht ein schlechter Historiker ist.» Als früherer UBS-Angesteller weiss Hans-Rudolf Merz: Die Geschichte des Bankgeheimnisses ist eine Geschichte von Abwehrkämpfen. Hitler, Franco, Bonn, erneut Berlin, Brüssel versuchten die Bestimmung wenigstens in ihrem Machtbereich auszuhebeln. Ihr Ertrag hält sich in Grenzen.

      Geschickter stellen sich seit je die Amerikaner an, von Truman über Nixon bis Obama. Just zum Jubiläum des bekanntesten, umstrittensten und skandalträchtigsten Schweizer Gesetzespassus starteten die USA den bislang erfolgversprechendsten Bankgeheimnisüberfall. Kundennamen oder Leben!, heissen die ultimativen Alternativen der amerikanischen Staatsanwälte und Fiskalbehörden. UBS und Finanzmarktaufsicht ritzen unter Hochdruck und im Popularitätstief das Bankgeheimnis. «Kapitulation im Steuerstreit mit den USA», titelt die «Neue Zürcher Zeitung», die publizistische Hüterin des Bankgeheimnisses. «In der verschwiegenen Welt des Schweizer Banking passiert das Undenkbare», schreibt die «New York Times», «Geheimnisse sprudeln ans Licht.» Das «Wallstreet Journal» spricht von einem «bedeutenden Bruch».

      Achse des Bösen als Kundschaft?

      Es droht das Ende des Bankgeheimnisses, 75 Jahre nach der mit Legenden umrankten Entstehung. Bis heute tischen Bankiers und Politiker gerne die Mär auf, das Bankgeheimnis sei 1934 zum Schutz verfolgter Juden entstanden. Es war ganz anders, es war ähnlich wie heute: Mit dem Börsencrash von 1929 war die Schweizerische Volksbank in Schieflage geraten. Der Bund schoss 1933 in einer Rettungsaktion 100 Millionen Franken ein, ein Viertel seiner jährlichen Mittel.

      Vor diesem Schock hatten sich die Grossbanken mit Zähnen und Klauen gegen staatliche Eingriffe in ihr Geschäft gewehrt. Nach der Finanzspritze gaben sie ihren Widerstand gegen das geplante Bankengesetz auf. Artikel 47 war ein Zückerchen für die Finanzinstitute, denen in der Zwischenkriegszeit französische und deutsche Spione das Geschäften schwer machten. An einem Oktobertag 1932 verhafteten Gendarmen in einem schicken Appartement in der Nähe der Champs-Elysées zwei hohe Vertreter der Basler Handelsbank. Die Fahnder beschlagnahmten ein Verzeichnis von zweitausend französischen Kunden. Unter den Steuerhinterziehern: drei Abgeordnete, zwei Bischöfe, mehrere Generäle, die Industriellenfamilie Peugeot, der Verleger des «Figaro» sowie ein Ex-Minister. Der Direktor und der Vizedirektor aus der Schweiz verbrachten zwei Monate hinter Gittern. Im Jahr nach ihrer Entlassung verabschiedeten National- und Ständerat das Bankengesetz. Ohne Gegenstimme.

      In den Augen der Welt profitierte seither eine historische Achse des Bösen von der darin verlangten Verschwiegenheit der Bankiers. Zuerst die Nazis, dann die Sowjets und Konsorten, immer wieder organisierte Kriminelle, Unterdrücker der Dritten Welt, al-Qaida und nun der neueste globale böse Feind: die Schuldigen an der neuen Weltwirtschaftskrise. Verbürgt sind die wenigsten dieser Kundenbeziehungen.

      «Wir brauchen Freunde in der Welt»

      Von den Exponenten des NS-Regimes waren auf einer nachträglichen Zusammenstellung eines helvetischen Spitzendiplomaten unter anderem Hitlers Vizekanzler Franz von Papen «mit einigen Säcken holländischen Goldes» und ein Vermögen des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht verzeichnet. Angesichts solcher Namen war das Bankgeheimnis nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals nicht mehr sakrosankt. Die Sieger machten Druck. Eine Schweizer Delegation versprach in Washington, eine Übersicht über deutsche Gelder und Firmen zu liefern und 250 Millionen Franken zu überweisen. Nationalratspräsident Robert Grimm, Berner Sozialdemokrat und einstiger Generalstreikführer, analysierte den Deal so: «Roh ausgedrückt, wäre man versucht zu sagen: Macht stand gegen Recht und Recht gegen Macht.» Ein liberaler Parlamentarier ortete einen «Rechtsbruch in mehrfacher Hinsicht», ein anderer sprach von einem «Diktat» und von der «Aushändigung eines Lösegeldes». Rhetorisch war für die nächsten Jahrzehnte vorgespurt. Für den Pragmatismus gegenüber den USA auch. «Wir brauchen Freunde in der Welt», erklärte Bundesrat Petitpierre. «Donquijotismus können wir uns nicht leisten.»

      Apropos Don Quijote: Zum ersten grossen Skandal rund um das Bankgeheimnis kam es 1958 in Spanien. Die Geheimpolizei des Diktators Francisco Franco war in den Besitz einer Liste mit Konten von Landsleuten bei Schweizer Banken gelangt. Zahlreiche Kunden wurden verhaftet, verhört und auch gefoltert.

      Im selben Jahr lancierten die USA den ersten ernsthaften Angriff auf das Bankgeheimnis. Der amerikanische Botschafter in Bern bezichtigte die Schweiz via «New York Times» der Kollaboration mit der UdSSR. «Es gibt Gründe zur Annahme», schrieb er, «dass die Kommunisten aus der Schweiz heraus ihre Provokateure, Spione und Schmuggel-Agenten finanzieren.»

      James Bond hatte keine Chance

      Beweise blieben aus, die schweizerische Empörung nicht. Unter Druck der Weltmacht willigte die Eidgenossenschaft jedoch kurz darauf ein, das Bankgeheimnis für Nazi-Opfer eingeschränkt aufzuheben. 1962 führte sie eine Meldepflicht für herrenlose Vermögen aus dem Zweiten Weltkriegs ein. Bern versprach, es handle sich um ein einmaliges Vorgehen, was sich als voreilig erwies: Mitte der 90er-Jahre publizierte die Bankiervereinigung eine Liste mit 14 700 Namen von Inhabern nachrichtenloser Konten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die NZZ schrieb vom «Emmentaler-Käse-Bankgeheimnis».

      US-Strafverfolgern bereiteten die Löcher bereits zuvor Freude. Ende der 60er-Jahre verkündete der New Yorker Staatsanwalt Robert Morgenthau, die Schweiz sei zu einem Eldorado der amerikanischen Mafia geworden. Erneut unter Druck, schloss die Schweiz 1974 ein Rechtshilfeabkommen mit den USA ab. Bei begründetem Betrugsverdacht galt das Bankgeheimnis nicht mehr. «Nixons Jagd nach schweizerischen Nummernkonten trägt ihre ersten Früchte», bedauerte die rechtsbürgerliche Nachrichtenagentur SPK. Zehn Jahre später flog die Pizza-Connection auf. New Yorker Mafiosi hatten, getarnt als Pizzeria-Betreiber, 1,6 Milliarden Dollar Drogengeld bei Schweizer Banken gewaschen.

      Bundespräsident Roger Bonvin versuchte bereits Ende der 60er-Jahre in einer Rede vor der Auslandspresse den zunehmenden Druck positiv zu sehen: «Die bösartigen und interessierten Angriffe auf unsere Banken werden allerdings erst aufhören, wenn ihre Urheber merken, dass gerade ihre Übertreibungen den Mythos des schweizerischen Bankgeheimnisses schaffen und in weiten Kreisen im Ausland eine unentgeltliche und doch wirksame Propaganda für unsere Banken darstellen.» Das Geschäft der diskreten Finanzinstitute lief prächtig. Diktatoren wie Ferdinand Marcos von den Philippinen, Mobutu Sese-Seko aus Zaire oder Sani Abacha aus Nigeria eröffneten Sparbüchlein in der Alpenrepublik. Heute versichern die Banken, sie nähmen keine Potentatengelder mehr an. Der innere Feind stellte nie eine ernsthafte Gefahr dar. Der stramme Finanzplatzpatriotismus litt erst mit der heutigen Krise. Noch 1984 hatten drei von vier Schweizern eine SP-Initiative zur Lockerung des Bankgeheimnisses abgelehnt.

      «Unantastbar wie eine Klosterfrau»

      Künstlerische Annäherungen festigten den Eindruck von der Solidität der Tresore in Zürich, Basel und Genf. Bewunderung vermischt mit Abneigung gegen das Vermögensverwaltungszentrum der Welt findet sich in unzähligen Bestsellern. Selbst James Bond und andere Filmhelden stossen auf eine unüberwindbare schweizerische Mauer des Schweigens.

      Dieses Schicksal teilte der Agent im Geheimdienst Ihrer Majestät mit anderen Europäern. Gehts ums Bankgeheimnis, taktierten die Schweizer Bankiers und Diplomaten gegenüber den Nachbarn meisterhaft. Bauernschlau spielten sie die uneinigen Staaten Europas gegeneinander aus. Der EU gewährten die listigen Schweizer mittlerweile eine Verrechnungssteuer für Konten ihrer Steuerflüchtigen. Jahr für Jahr überweisen sie einen mickrig anmutenden Betrag. Daheim üben sich Helvetiens Finanzminister gerne in verbaler Kraftmeierei: Willi Ritschard gelang der Vergleich, das Bankgeheimnis sei «unantastbar wie eine Klosterfrau», für Kaspar Villiger war es «nicht verhandelbar», und Hans-Rudolf Merz befand, daran würden sich «die Gegner die Zähne ausbeissen». Zehn Monate sind seither vergangen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-k…
      55 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 10:34:04
      Beitrag Nr. 1.119 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.590.888 von Maraho am 17.02.09 05:47:41Erst kommt das Fressen, dann die Moral!

      Hat sich auch nicht geändert, daß "Demokratien" im Eigeninteresse mit "Diktaturen" Geschäfte machen.
      Dererlei Geschäftsbeziehungen, wenn auch im Hinblick auf die Wirtschaftskrise für die Beteiligten sicher von Bedeutung, sind zumindest im Hinblick auf die Moral der USA fragwürdig. Und nicht nur auf deren.....


      ERSTER BESUCH IN PEKING
      Clinton klammert Menschenrechte aus

      Klimaschutz und Wirtschaftskrise - das waren die bestimmenden Themen des ersten China-Besuchs von US-Außenministerin Hillary Clinton. Die Missachtung von Menschenrechten soll in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen hingegen kein großes Thema mehr sein.

      Peking - "Es ist wichtig, dass die Vereinigten Staaten und China ein positives, von Zusammenarbeit geprägtes Verhältnis haben", sagte Clinton am Samstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem Kollegen Yang Jiechi. Beide teilten mit, dass sie vereinbart haben, den regulären Dialog über Wirtschaftsfragen um die Behandlung von Problemen der Sicherheitspolitik zu ergänzen. Beim Klimaschutz habe China, so erklärte Clinton, der Auffassung zugestimmt, dass es wichtig sein, gemeinsam saubere Energietechnologien zu entwickeln und die Emissionen der Kohleverbrennung aufzufangen und sicher zu lagern.

      Ein wichtiges Thema der Unterredung waren die Sorgen der chinesischen Regierung um die Sicherheit ihrer US-Staatsanleihen. Es gebe allen Grund vertrauen in die "Treasuries" der Vereinigten Staaten zu haben, sagte Clinton. "Wir haben allen Grund zur Annahme, dass sich die Vereinigten Staaten und China erholen werden, und zusammen werden wir dabei helfen, die Erholung der Weltwirtschaft anzuführen."

      Yang sagte, seiner Regierung sei sehr daran gelegen, die Devisenreserven sicher zu investieren. Diese sind mit 1,95 Billionen Dollar die größten von allen Staaten.

      Bereits vor ihrer Ankunft in China signalisierte Clinton, dass sie der Zusammenarbeit eine größere Bedeutung einräumen werde als der Menschenrechtspolitik. In dieser Hinsicht seien beiden Seiten die jeweiligen Positionen bekannt, sagte Clinton. Am Freitag erklärte die neue Außenministerin, die fortbestehenden Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Menschenrechte sowie mit Blick auf Taiwan und Tibet sollten die allgemeine bilaterale Zusammenarbeit nicht beeinträchtigen.

      Die Äußerungen Clintons wurden von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. "Amnesty International ist schockiert und tief enttäuscht", erklärte die Organisation. Human Rights Watch sprach von einem "strategischen Fehler".

      Clinton bleibt bis Sonntag in Peking. Auf ihrem Programm stehen noch Gespräche mit Staatspräsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao. Zuvor hatte sie Südkorea, Indonesien und Japan besucht.

      Matthew Lee, AP
      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,609126,00.…
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      schrieb am 21.02.09 13:02:26
      Beitrag Nr. 1.120 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.465 von Maraho am 14.02.09 18:03:04Zur Mittagszeit: Ein erneuter Blick "hinter die Kulissen"...

      Serie Finanzskandale: Jérôme Kerviel

      Die Anonymität des kleinen Soldaten
      Von Christian Schubert

      Vier Bücher und einen Comic hat man über den jungen Mann verfasst. Bei Facebook diskutiert ein Fanklub regelmäßig über ihn. Nur Filmarbeiten mit ihm in der Hauptrolle wurden dementiert. Keines der Bücher über den heute 32 Jahre alten Jérôme Kerviel wurde freilich ein Bestseller.

      „Der Händler, der fünf Milliarden Euro wert war, als der Kapitalismus verrückt spielte“, so der Titel eines der Werke, ist den Franzosen durch die ausführliche Medienberichterstattung jetzt hinlänglich bekannt. Erste Ermüdungserscheinungen treten ein.

      Immer noch offene Fragen

      Für die direkt Beteiligten hat die Affäre dagegen nichts an Brisanz verloren. Ein gutes Jahr nach Bekanntwerden der versteckten Geschäfte und der anschließenden Verluste von 4,9 Milliarden Euro sind die Befragungen durch die Untersuchungsrichter gerade erst abgeschlossen.

      Im Frühjahr wird man wissen, ob es zu einem Strafprozess kommt, was als wahrscheinlich gilt. Die Société Génerale (SG) rechnet als Klägerin nicht vor 2010 mit der Eröffnung der Verhandlung.

      Wie es sein konnte, dass ein einzelner Händler zeitweise 50 Milliarden Euro auf Aktienderivate wettete, ohne dass es Kollegen oder Vorgesetzte merkten - so jedenfalls ihre Aussagen -, ist somit immer noch eine offene Frage, zumindest für die Justiz.

      Wer schweigt, scheint zuzustimmen

      In den vergangenen Wochen hat der ehemalige Händler, der nach 38 Tagen Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß ist und jetzt im Informatikunternehmen eines Freundes arbeitet, eine Interviewoffensive gestartet. Sie soll ihn als robusten Verteidiger seiner Interessen darstellen.

      Nicht dass er abstreitet, seine bankinternen Handelslimits um ein Vielfaches überschritten zu haben. Er verneint auch nicht, seine Transaktionen verdunkelt zu haben, etwa mit gefälschten E-Mails und irreführenden Erklärungen.

      Doch Kerviel meint, dass seine direkten Vorgesetzten als Mitwisser beide Augen zudrückten, denn solange er Gewinne eingefahren habe, sei es seiner Abteilung am Handelstisch Delta One in der siebten Etage der SG-Türme von La Défense recht gewesen. Jean Veil, Anwalt der Bank, antwortet darauf mit einer Frage: „Wenn alle Welt es wusste, wieso musste er es dann verheimlichen?“

      Benachteiligt

      Ein Rückblick: Kerviel hat sich seit dem Jahr 2000 zielstrebig von den Kontroll- und Ausführungsinstanzen des Back- und des Middle-Office zum Händlertisch vorgearbeitet. Das ist seit je das Ziel des jungen Mannes gewesen, der seine durchschnittliche Universitätsausbildung gegenüber den Abgängern der französischen Eliteschulen immer schon als Nachteil empfunden hat.

      Er arbeitet im Arbitragehandel, wo die meist geringen Kursunterschiede gleicher oder ähnlicher Finanzprodukte an verschiedenen Handelsorten in Gewinne umgesetzt werden. Hohe Summen kommen dabei zum Einsatz, indem gegenläufige Transaktionen wie Käufe und Verkäufe in Auftrag gegeben werden.

      Im Rausch der Lawine

      Doch Kerviel unterschlägt immer die eine Seite: Wenn er an einem Ort Terminkontrakte kauft, verkauft er nicht an einem anderen, sondern erfindet Handelsgeschäfte, die solche Verkäufe simulieren. Schon im Sommer 2005 setzt er unerlaubt auf den Kursverlust der Allianz-Aktie und versucht mit Leerverkäufen daran zu verdienen.

      Er hat Glück, denn in London kommt es im Juli 2005 zu den schweren Terroranschlägen. „Die Märkte fallen nach den Attentaten von London. Und ich gewinne den Jackpot - 500.000 Euro“, sagt er später den Ermittlungsbehörden.

      Seinen Chefs fällt auf, dass er zu viel Risiko auf sich genommen hat, und sie verwarnen ihn. Doch Kerviel kümmert das wenig. „Ich bekam Lust, weiterzumachen. Es gibt da einen Schneeballeffekt.“ Der Händler geht mit erstaunlicher Energie eine Transaktion nach der anderen ein und erfindet genauso viele Scheingeschäfte.

      Überforderter Vorgesetzter

      Im November 2007 fragt die Terminbörse Eurex bei der SG nach, wie ein Händler für 1,2 Milliarden Euro in zwei Stunden 6000 Terminkontrakte kaufen könne. Kerviel hat für den Dax beispielsweise nur die Autorisierung für 200 bis 300 Kontrakte.

      Kerviels Vorgesetzter Eric Cordelle erkundigt sich bei seinem Untergebenen, doch gibt sich mit ausweichenden Antworten Kerviels zufrieden. Später wird Cordelle in einem Zeitungsinterview sagen, wie leicht der Weg in seiner Abteilung von einer zur nächsten Null war: „Um 1,19 Milliarden Euro zu kaufen, reicht ein etwas häufigerer Mausklick.“

      Cordelle stellt Kerviel öfter zur Rede - am Kaffeeautomaten. Dort genügen ihm ein paar Worte, und die Sache ist wieder erledigt. Der Vorgesetzte bezeichnet sich selbst als fachfremd und überlastet. Er erhalte täglich zu viele E-Mails, doch nicht die richtigen. Hätte er gewusst, dass die Eurex 6000 Transaktionen in zwei Stunden entdeckt habe, dann hätte er sofort reagiert, sagt er später.

      Kontrollen ohne Konsequenzen

      Die von der Bank eingesetzten internen Ermittler schreiben bald darauf: „Die Prozesse werden eingehalten. Doch niemand ergreift die Initiative, die Richtigkeit von Kerviels Angaben zu überprüfen, obwohl diese unglaubhaft erscheinen. Wenn die Vorgesetzten gewarnt werden, reagieren sie nicht.“ 75 interne Kontrollen verlaufen zwischen Ende 2006 und Januar 2008 im Sande.

      Der junge Händler scheut jedoch auch keine Anstrengung, um seine Geschäfte zu verschleiern. Er kommt morgens als Erster und geht abends als Letzter. Täglich verbringt er mehrere Stunden mit seinen Scheingeschäften. Selbst am Wochenende ist er im Büro und verzichtet mit ausdrücklicher Erlaubnis seiner Chefs auf Urlaub; die Genehmigung dafür ist ein weiterer Fehler der Vorgesetzten.

      Soldat im Hamsterrad

      Kerviel loggt sich auch unter den Passwörtern von Kollegen ein, annulliert viele Transaktionen, bevor sie fällig werden, und erfindet danach gleich neue. So vermeidet er Anzahlungen sowie die Überstellung von Wertpapieren.

      „Ich bin in eine Spirale geraten, die sich selbst am Laufen hielt. Doch meine Vorgesetzten gossen Öl hinein, damit alles rund lief“, sagt er nun. An einem eng besetzten Händlertisch, wo die Kollegen nur 30 bis 40 Zentimeter entfernt säßen, sei nichts verborgen geblieben. Die Abteilung habe seine Risiken gekannt, darauf beharrt Kerviel; abends seien die Vorgesetzten gekommen und hätten ihn für seine Gewinne sogar gelobt. Und er sagt: „Ich wünschte, jemand hätte mir gesagt: ,Hör auf mit diesem Unsinn!'“

      Nach allen verfügbaren Erkenntnissen arbeitete Kerviel allein, machte allenfalls ein paar Andeutungen gegenüber einem Broker oder Freunden. Für sich persönlich zweigte er kein Geld ab. Er sei „ein kleiner Soldat gewesen, der einfach nur viel Geld für seine Bank verdienen wollte“, gibt er zu Protokoll.

      Die Schlösser schnappen zu spät

      Ein gutes Jahr danach hängt der SG die Affäre immer noch nach, auch wenn sich die schlimmsten Befürchtungen eines Aufkaufs oder einer Zerschlagung nicht bewahrheitet haben. Einige Fondsmanager sagen, dass der Skandal so lange auf der Bank laste, wie der Gerichtsstreit andauere. Der Erzrivale BNP Paribas prüfte ein Übernahmeangebot, entschied sich aber dagegen. Was die Finanzkrise alles noch bringen wird, weiß indes niemand.

      SG-Manager dagegen finden, dass der Kerviel-Schock zur rechten Zeit gekommen sei. Noch bevor die ganze Branche wegen der Finanzkrise in die Kritik geriet, habe die SG so schon die Lehren aus ihren Schwächen gezogen, die Kontrollen verstärkt und sich reorganisiert. 100 Millionen Euro hat die Bank in die Umbauten investiert; sie schuf eine „Product Control Group“ mit 600 Mitarbeitern, die seit vergangenem November alle Ergebnisse der Bank zentral analysiert.

      Verschiedene Abläufe wie die Benutzung von unternehmenseigenen Gegenparteien für Transaktionen und überhaupt alle Geschäfte, die kurzfristig storniert oder verändert werden, unterstehen nun strengeren Prüfungen. Handbücher wurden neu geschrieben, Passwörter für den Zugang zum Handelssystem werden öfter geändert, 7800 Personen bildete die Bank mit dem besonderen Verweis auf die Möglichkeit von Betrug durch Kollegen fort. Die Stabsfunktion der Händlerkontrolle erhielt mehr Unabhängigkeit. „Ohne drei Unterschriften kann man hier nichts mehr machen“, stöhnt ein Händler.

      Am liebsten wieder ein Niemand sein

      Die unmittelbaren Vorgesetzten Kerviels verließen die Bank freiwillig oder wurden entlassen. Doch nicht alle fielen auf die Nase. Einer der Geschassten, Pierre-Yves Morlat, der für den Aktienhandel verantwortlich zeichnete und Kerviel zum Händler beförderte, fand kürzlich eine Stelle bei Credit Suisse, wo er den Eigenhandel für Europa und Asien leiten soll.

      Der Chef des Investmentbankings, Jean-Pierre Mustier, ist bei der SG jetzt Leiter der Vermögensverwaltung. Und der 58 Jahre alte Vorsitzende von Vorstand und Verwaltungsrat, Daniel Bouton, dem Präsident Nicolas Sarkozy heftige Vorwürfe machte, zog sich auf den Verwaltungsratsvorsitz zurück, überließ das operative Geschäft dem 44 Jahre alten Frédéric Oudéa - ein Generationswechsel.

      Kerviel unterdessen hofft mehr als alles andere, dass er einer Gefängnisstrafe entgeht. Mit dem Bankgeschäft will der in der Bretagne aufgewachsene Franzose nichts mehr zu tun haben und sehnt sich nach einer Rückkehr zu einem anonymen Leben. „Ich war immer Mister Nobody, und ich hoffe, es so schnell wie möglich wieder zu werden.“

      Quelle (mit weiteren Teilen): http://www.faz.net/s/RubBD6B20C3D01A48D58DA92331B0A80…
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 13:12:56
      Beitrag Nr. 1.121 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.457 von Maraho am 21.02.09 07:02:53The never ending story....


      Bankenkrise
      Hypo nach Verstaatlichung kaum kreditwürdiger

      Von J. Dams und S. Jost

      Mit einer Übernahme will der Staat den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate stabilisieren. Doch das wird die Bonität der Bank weit weniger verbessern, als die Regierung hofft. Das Geldinstitut wird weiter auf staatliche Garantien angewiesen sein, wie WELT ONLINE von der Ratingagentur S&P erfahren hat.


      Eine Verstaatlichung wird den schwer angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) nicht so sehr stabilisieren, wie von der Bundesregierung erhofft. "Auch nach einer Übernahme durch den Staat wäre die HRE voraussichtlich auf zusätzliche Bundesbürgschaften angewiesen", sagte Stefan Best von der führenden Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) WELT ONLINE.

      In Regierungskreisen wird darauf spekuliert, dass die HRE als ähnlich zahlungskräftig eingestuft wird wie der Bund selbst, wenn der Staat oder der Rettungsfonds Soffin erst mehr als 90 Prozent an der Bank hält. Ausdruck dafür wäre eine Bonitätsnote nahe dem Bestwert von AAA. Ratingagenturen sehen dies jedoch als Illusion an: "Auch wenn der Staat die Hypo Real Estate übernimmt, wird die Bank nicht auf Ratingnoten von AAA oder AA kommen", sagt Best. Michael Dawson-Kropf vom drittgrößten Bonitätsprüfer Fitch sagte WELT ONLINE: "Eine zukünftige Eigentümerrolle des Soffin oder der Bundesrepublik Deutschland ist in der Note 'A-' von Fitch schon berücksichtigt."

      Je besser die Bonitätsnoten einer Bank ausfallen, desto leichter bekommt sie Geld von Investoren und desto weniger Zinsen muss sie zahlen. Derzeit bekommt die HRE am Kapitalmarkt praktisch keinerlei Kredit mehr, weshalb der Bund seine Bürgschaften für die Bank bereits mehrfach auf inzwischen 87 Mrd. Euro erhöhen musste. In Berlin hofft man darauf, diesen Teufelskreis mit einer Übernahme der Bank durchbrechen zu können.

      So einfach wird dies jedoch offensichtlich nicht werden. S&P verweist darauf, dass auch die verstaatlichte Northern Rock nur eine Note von A erreiche, eine Landesbank wie die WestLB sogar nur A minus. Höher wird die HRE, die derzeit zwei Noten darunter bei BBB liegt, auch nicht kommen. Ein Vergleich mit der Förderbank KfW, die tatsächlich direkt vom Bundesrating von AAA profitiert, sei nicht angebracht, sagt Best: "Bei der Förderbank besteht durch den öffentlichen Auftrag eine dauerhafte Verbindung zum Bund - bei der HRE bestünde sie ja ausdrücklich nur auf Zeit." Außerdem gebe es eine explizite Bundesgarantie für alle Verbindlichkeiten der KfW. Auch Fitch-Analyst Dawson-Kropf verweist darauf, dass sich der Staat erklärtermaßen aus der HRE später wieder zurückziehen wolle.

      Mit diesen Noten müsste die Bank auch nach einer Verstaatlichung noch vergleichsweise hohe Zinsen zahlen. Deshalb halten die Ratingexperten weitere Bundesgarantien für notwendig. "Denn wenn diese Bank sich nicht ähnlich günstig refinanzieren kann wie der Staat, wird sie wohl dauerhaft Geld verlieren", sagt Best.

      Die Bundesregierung verhandelt derzeit mit dem HRE-Großinvestor Christopher Flowers über einen Kauf von dessen 24-Prozent-Anteil. Flowers fordert einen Preis von knapp drei Euro pro Aktie. In Regierungskreisen wurde diese Summe als "völlig realitätsfern und nicht vermittelbar" zurückgewiesen. An der Börse waren die Anteile zuletzt nur noch etwa 1,30 Euro wert. "Es ist kein Angebot vorstellbar, das substanziell über dem aktuellen Börsenwert liegt", hieß es dazu aus der Regierung. Der Bund droht Flowers mit Enteignung.

      Am Freitag brach der Kurs erneut um mehr als 20 Prozent ein, weil Gerüchte über einen noch weitaus höheren Finanzbedarf bei der HRE die Runde machten. Grund sind Absicherungsgeschäfte der Bank in einem Volumen von einer Billion Euro. Die HRE wies jedoch daraufhin, dass dies keinesfalls einen Finanzierungsbedarf in dieser Höhe bedeute.

      Mit der Materie vertraute Personen bestätigten, dass die mit diesen Absicherungen verbundenen Risiken allenfalls einen Bruchteil der offiziellen Bilanzsumme von rund 400 Mrd. Euro ausmachen könnten. Solche Sicherungsgeschäfte sind bei allen Großbanken üblich und tauchen nie mit vollem Nominalwert in der Bilanz auf.


      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3246145/Hypo-nach-Ver…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 13:23:30
      Beitrag Nr. 1.122 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.466 von Maraho am 21.02.09 07:25:42...und zum Dritten....

      Da der Artikel zu lang ist, bei Interesse einfach anklicken:

      Arbeitslosigkeit
      Die große Jobschmelze
      Von Kolja Rudzio

      Die Krise zeigt: Auch bei den Arbeitslosen gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die einen fallen sofort in Hartz IV, die anderen sind auf Jahre abgesichert

      http://www.zeit.de/2009/09/Arbeitslosigkeit

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 13:40:57
      Beitrag Nr. 1.123 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.596.210 von Maraho am 17.02.09 17:35:18Dies noch...

      KfW erkennt keine Kreditklemme

      Börsen-Zeitung, 21.2.2009 hip Frankfurt - Für ein durchschnittliches Unternehmen in Deutschland sei die Kreditversorgung noch intakt, lautet das Ergebnis einer Blitzumfrage der KfW Bankengruppe für die Monate November 2008 bis Januar 2009. Eine "umfassende Kreditklemme" liege also derzeit nicht vor. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Bundesverband deutscher Banken gehen davon aus, dass die meisten Unternehmen "kaum Probleme" hätten, insbesondere im kurzfristigen Bereich Kredite zu bekommen.

      "Es kommt jetzt darauf an, dies auch für die Zukunft sicherzustellen und die Möglichkeiten für langfristige und strukturierte Finanzierungen wieder zu verbessern", lassen sich die Präsidenten von BDI und Bankenverband in einer gemeinsamen Erklärung zitieren. Ein Drittel der von der KfW befragten Finanzierungsexperten führender Wirtschaftsverbände klagte allerdings über einen bereits erschwerten Zugang der Mitgliedsunternehmen zu Bankkrediten. Für die langfristige Kreditfinanzierung waren die Erwartungen trüber als für die kurzfristige: 73,3 % der Befragten gingen davon aus, dass es in den kommenden drei Monaten schwieriger wird, Investitionskredite zu bekommen. 60 % erwarten, dass sich Banken bei Krediten mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr schwerer tun. Bei den Liquiditätslinien gehen 54,5 % von unveränderten Konditionen aus. In der Autoindustrie einschließlich der Zulieferer sowie in exportorientierten Branchen existierten "ernstere Probleme", so das Fazit der KfW. Angesichts der schärferen Bedingungen stellten Unternehmen Investitionsvorhaben zurück. 27 % der Experten berichteten von Bestrebungen, verstärkt Alternativen zum Bankkredit zu nutzen. Im Zuge der Krise sei aber auch der Einsatz anderer Instrumente wie etwa Anleihen oder Verbriefungen schwieriger geworden. Neben Leasing werde nun verstärkt auf eigene Mittel oder eine Eigenkapitalzuführung gesetzt, bei kleineren Firmen auch auf Kredite aus Familie und Bekanntenkreis. Durch die Optimierung von Forderungs- und Kreditmanagement sowie der Lagerhaltung versuchten viele Unternehmen, kurzfristig zusätzliche Liquidität zu schaffen.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 15:29:47
      Beitrag Nr. 1.124 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.466 von Maraho am 21.02.09 07:25:42Ausführlicher hierzu:


      REZESSION
      Experten rechnen mit Massenentlassungen ab Sommer

      Die Krise schlägt auf den Arbeitsmarkt durch: Ökonomen rechnen im Jahr 2009 mit deutlich mehr Erwerbslosen als bisher vorausgesagt. So manche Firma, die jetzt auf Kurzarbeit setze, könne sich das bald nicht mehr leisten. EU-Kommissionspräsident Barroso verlangt nun staatliche Hilfe.


      Hamburg - Führende Wirtschaftsexperten rechnen wegen der Wirtschaftskrise ab Sommer mit Massenentlassungen und einem drastischen Anstieg der Erwerbslosenzahlen. Der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, sagte der Online-Ausgabe von "Bild": "Jetzt setzen viele Firmen noch auf Kurzarbeit. Wir rechnen aber ab Sommer mit einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit." Derzeit wolle jedes vierte Unternehmen Stellen abbauen. Carstensen erklärte, auch die Kurzarbeit werde für viele Firmen dauerhaft zu teuer.

      Für das Gesamtjahr 2009 rechnet der Wirtschaftsexperte mit deutlich mehr Arbeitslosen als bisher. "Die Zahl der Arbeitslosen könnte im Jahresverlauf um bis zu 700.000 steigen", sagte Carstensen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet einem Pressebericht zufolge mit etwa einer halben Million mehr Menschen ohne Job. Ende 2008 hatte das Ifo-Institut noch ein Plus von 500.000 vorausgesagt.

      Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befürchtet eine spürbare Zunahme der Erwerbslosigkeit, weil die Firmen beispielsweise befristete Verträge nicht weiter verlängern würden. IW-Direktor Michael Hüther forderte, die Regelungen für befristete Verträge zu ändern und damit befristete Arbeitsverträge über die derzeit geltende Dauer von zwei Jahren hinaus zu ermöglichen. "Ein liberaleres Befristungsrecht würde uns helfen. Aber ich sehe keine Bereitschaft des Gesetzgebers, das wirklich zu tun", sagt Hüther.

      Signale aus der Metall- und Elektroindustrie bekräftigen die Befürchtungen der Experten. Jedes zweite Unternehmen der Branche rechnet einem Zeitungsbericht zufolge in diesem Jahr mit Stellenabbau. Nach zweieinhalb Jahren Beschäftigungsaufbau seien im November und Dezember erstmals wieder Jobs verloren gegangen, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, der "Welt am Sonntag". Insgesamt 13.000 Stellen. Dies werde sich fortsetzen. Im vierten Quartal sei der Auftragseingang um 25 Prozent eingebrochen, die Produktion um acht Prozent.

      Die Kapazitätsauslastung sei im Januar auf das Rekordtief von 76,6 Prozent gesunken, sagte der Gesamtmetall-Präsident der Zeitung. Die Tendenz sei weiter fallend. Sollte die aktuelle Talfahrt anhalten, werde man mit Kurzarbeit nicht weiter als bis zum Herbst kommen.

      Anders als in den beiden Vorjahren ist die Arbeitslosigkeit nach Ansicht von Experten schon von Januar auf Februar gestiegen. Betroffen seien vor allem Leiharbeiter und Beschäftigte mit Zeitverträgen. Die Zahl der Erwerbslosen könnte die Marke von 3,5 Millionen deutlich übersteigen. Gründe sind der relativ strenge Winter und Auftragseinbrüche in den Unternehmen. Zahlen darüber, wie viele Arbeitnehmer seit Beginn der Wirtschaftskrise in Kurzarbeit geschickt wurden, gibt die BA am Donnerstag bekannt.

      EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso appellierte an die EU-Mitgliedstaaten, den Anstieg der Arbeitslosigkeit mit finanziellen Hilfen für Unternehmen zu begrenzen. "Gesunden Firmen, die allein wegen der Wirtschaftskrise in Turbulenzen geraten, sollten Geld vom Staat bekommen, damit sie auf Jobabbau verzichten", sagte Barroso dem "Hamburger Abendblatt". "Das Geld könnte in die Weiterbildung jener Mitarbeiter fließen, für die es gegenwärtig weniger oder keine Arbeit gibt."

      Barroso hieß das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung gut, mahnte Deutschland allerdings zur Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspakts. "Deutschland hat einen sehr wertvollen Beitrag zur Bekämpfung der Krise geleistet", sagte er. "Aber es ist ebenso wichtig, einen Weg aus der Verschuldung zu finden." Er forderte: "Wir dürfen keine kurzfristigen Maßnahmen ergreifen, die unvereinbar sind mit nachhaltigem Wirtschaften." Mittel- und langfristig müsse eine Haushaltskonsolidierung entsprechend den Vorgaben des Stabilitätspakts angestrebt werden.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,609127,00.html …
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 15:37:03
      Beitrag Nr. 1.125 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.612 von Maraho am 21.02.09 15:29:47Indirekt passend zu vorherigem Beitrag:

      Cigarettes, beer, whisky

      Alle prügeln auf den Chef der Jungen Union ein, weil er meint, die Erhöhung des ALGII-Regelsatzes wäre ein Anschub für die Tabak- und Alkholindustrie gewesen. Warum eigentlich diese Schelte? Ein paar aufmunternde Worte zum Wochenende für den JU-Chef.

      Lieber Herr Mißfelder,

      Sie müssen nicht besorgt sein: ich gehöre nicht zu denen, die Ihnen wegen Ihrer "ALGII-Äußerung" nun empörte Kritik zukommen lassen. Im Gegenteil, ich denke, Sie wurden missverstanden. Oder vielleicht haben Sie auch gar nicht bedacht, dass, wenn Ihr Kommentar den Tatsachen entsprechen würde, dies nur davon zeugt, dass ALGII-Empfänger sich noch mit ihrem letzten Geld für die Gemeinschaft einsetzen, statt dieses egoistisch für sich selbst zu behalten.

      Ja, Herr Mißfelder, die üppige Erhöhung des ALGII-Regelsatzes um immerhin 4 Euro monatlich für Erwachsene hat die ALGII-Empfänger nämlich vor schier unlösbare Probleme gestellt. Beseelt von dem Gedanken, sich mit der Gemeinschaft (die ihnen die Hängematte zur Verfügung stellt, in der sie Tag für Tag unrasiert, ungeschminkt und fernsehbedrönt vor sich hin gammeln) zu solidarisieren, fragten sich die Prekariatsangehörigen natürlich, wo sie helfen könnten. Als Erstes fielen ihnen die Banken ein, aber da war schon die Regierung emsig, also benötigte man dort keine Hilfe mehr. Die Rettungspakete waren geschnürt, insofern stellte sich nun dem um 4 Euro monatlich reicheren ALGII-Empfänger (gemeinhin auch Hartzie genannt) die Frage: wie kann ich helfen? Und wo?

      Und so, wie auch diejenigen, die direkt von der Schaeffler-Krise betroffen sind, hier aktiv werden, so werden die Hartzies eben bei der Alkohol- und Tabakindustrie aktiv. Sie wissen doch: alles halt Alkoholiker und Kettenraucher. Wo sollten denn diese, die nach allgemeinem Wissen sowieso größtenteils unvermittelbar, weil zu faul, sind, auch sonst ihr Engagement zeigen? Würde ein Vegetarier ausgerechnet sein letztes Geld in die Rettung einer Burgerkette investieren?

      Herr Mißfelder, sehen Sie doch einmal das Potential des Ganzen. Das ist übrigens etwas, was auch Herrn Sarrazin nie gelingt: einmal über den Tellerrand zu schauen. Warum soll man denn den Regelsatz noch weiter kürzen, nur weil man sich auch mit weniger Geld gesund ernähren kann? Sehen Sie doch das Positive an der Verschwendungssucht, die dem gemeinen Hartzie unterstellt wird: er konsumiert. Er benötigt nicht einmal die angekündigten Konsumgutscheine, um zum Lädchen zu gehen und zu konsumieren. Nein, der Hartzie macht das ganz freiwillig. Wie viele Brauereien und Tabaklädchen können so durch die selbstlose Aufopferung der Hartzies gerettet werden? Überlegen Sie doch, Herr Mißfelder: in Scharen opfern Menschen ihre letzten 4 Euro, die die Erhöhung des Regelsatzes brachte, um damit nicht etwa egoistischerweise den Sparstrumpf zu füllen, sondern selbstlos in die deutsche Wirtschaft (man verzeihe das Wortspiel) zu investieren.

      Herr Mißfelder - stellen Sie doch nur einmal vor, was passieren könnte, wenn alle Hartzies nun so wären, wie es von der Politik immer verlangt wird. Millionen von Menschen würden tagtäglich frisch gewaschen, rasiert, hübsch geschminkt und adrett angezogen (das hat Herr Beck ja immer gepredigt) zu den Arbeitsagenturen laufen oder fahren. Der morgendliche Berufsverkehr würde unglaublich darunter leiden, dass die Bahnhöfe, Busse und Bahnen völlig überfüllt wären. Geschockte Arbeitsberater (Case Manager) müssten sich der geradezu schockierenden Frage stellen: Wo ist nun der Job für mich, den ich gleich antreten kann, der aber keinen anderen durch den Dumpinglohn den Job kostet? Denn das Rangieren würde natürlich nichts nützen - das Spielchen: "Hugo bekommt den Job von Renate und dafür wird Renate arbeitslos" wäre also schlichtweg umsonst gespielt, da ja dann Renate vor der Tür stünde. Die Mittagspause würde nicht mehr durchführbar sein und die Sicherheitsbeamten vor den Türen der Arbeitsagenturen würden von den nach fair bezahlter Arbeit verlangenden, bisher so einfach als saufende, kettenrauchende Schmarotzer bezeichneten, Prekariatlern förmlich niedergewalzt werden. Vielleicht müsste man die Bundeswehr einsetzen oder gar Leute von dem kreativen "Fähnchen wechsel Dich"-Einsatz auf See abziehen.

      Der Ruf "Gebt uns Arbeit - oder habt ihr keine für uns?" würde durch das Land schallen und somit entlarven, dass es gar nicht genug fair bezahlte Arbeit gibt. Aber vielleicht wäre das auch völlig egal, weil sich die in den Billigjobs gefangenen Menschen dann mit den Hartzies solidarisieren würden, gemeinsam mit ihnen durch die Straßen des himmlischen sozialen Friedens in Deutschland laufen und nach fairen Löhnen und humanen Arbeitsbedingungen rufen würden. Kindergeldempfänger würden ein Transparent mit den Worten "Bei uns könnt ihr auch nicht sehen, was wir mit dem Geld der Gemeinschaft tun! Wühlt doch auch in unseren Schlüpfern!" hochhalten und ein Tross von Hartzies würde gebetsmühlenartig herunterleiern, welchem Ehrenamt sie bisher nachgehen, während die Ein-Euro-Jobber gleichzeitig im Kanon die durch ihre "gemeinnützigen, zusätzlich anfallenden, nicht den Wettbewerb schädigenden Jobs" weggefallenen Arbeitsplätze auflisten. Die Banken würden zusammenbrechen unter dem Ansturm derjenigen, die für ihre Idee zur Selbständigkeit dringend einen Kredit benötigen und die diesbezüglichen Anträge samt Konzepten schon unter dem Arm tragen; die Alkohol-/Zigaretten-/Fast Food-/Fertiggericht-Industrie müsste Konkurs anmelden weil alle Herrn Sarrazins Rezepte ausprobieren und zusätzlich im eigenen Garten Gemüse anbauen, verzweifelte Winzer und Bauern würden um den nächsten Rettungsschirm betteln, das Oktoberfest wäre in Gefahr! Somit auch die Touristikbranche, die ja schlecht die nach Unterhaltung lechzenden Touristen zur nächsten Tofubude lotsen kann, wo bei leiser, ohrenunschädlicher Musik die dem BMI angepasste Ration Tofu und Sojamilch kredenzt wird.

      Lieber Herr Mißfelder - bevor also Horden von "Hartzies" die argen ARGEn heimsuchen und nach dem rufen, was ihnen keiner bieten kann (somit also die hübschen kleinen Rabulistiken der Politik durch ein paar Schlachtrufe entlarven könnten), lassen Sie ihnen doch die 4 Euro pro Monat in der Geldbörse. Oh - und falls diese in 2 Gläser Bier oder 1 Packung Zigaretten investiert werden, freuen Sie sich doch einfach über dieses Rettungspaket, diese Subvention oder den Rettungsschirm, unter dem wenigstens noch Platz ist für ein paar feiernde Politiker, die demnächst während der Fastnachtszeit sicherlich wieder zeigen werden, dass auch sie ohne Spaß Alkohol haben können.

      Herzlichst, Ihre Twister

      PS: Darauf ein Püls-Bräu und ne Kippe ;)

      Bettina Winsemann 21.02.2009

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/5/133309
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 16:10:46
      Beitrag Nr. 1.126 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.016 von Groupier am 20.02.09 22:44:52@ Groupier,

      Es ist interessant, dass keiner der "Experten" auch keiner hier in der Diskussion bisher das Marx-Wort von der Überproduktionskrise in den Mund genommen hat. Es scheint so, als fürchten alle diese Bezeichnung wie der Teufel das Weihwasser!!
      Die von Greespan verursachte Liquiditätsschwemme hat eine Scheinblüte verursacht, ähnlich der, die Deutschland nach dem Krieg 1870/71 erlebte und die mit ihren schmerzhaften wirtschaftlichen Folgen noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu spüren war.
      Tatsache ist:
      1.
      Die Entwicklungsländer sind weiterhin nicht in der Lage
      Produkte der Industrieländer zu kaufen.
      2. Die BRIC- Staaten, die auf dem besten Weg waren, den Abstand zu den führenden Industrieländern zu verkürzen, erleiden einen herben Rückschlag. Insbesondere China wird sich intensiv mit der
      Frage auseinandersetzen müssen, was machen wir mit den praktisch
      wertlosen US-Dollar-Beständen in Höhe von 1,8 Billionen!!( überspitzt formuliert ), und wie begegnen wir den
      sich daraus ergebenden Vermögensverlusten! Dieses Gefühl wird sicherlich nicht die Nachfrage ankurbeln.
      3. Auch die Industrienationen, allen voran Deutschland ( ca. 1,5
      Billionen US-Dollar Devisenreserven) werden sich ernsthaft, vor allem sehr schnell um eine Lösung kümmern müssen!!
      Das dümmste wäre es jetzt, Gold zu verkaufen, aber wir haben nun einmal Poltiker, die dies allen Ernstes fordern!!
      Viel wichtiger wäre es, die Frage zu klären, wie repatrieren wir
      die 3500 Tonnen Gold, die uns gehören, so schnell wie möglich aus den USA, bevor sie uns endgültig verloren gehen. Diese Frage wird um so drängender, je ernsthafter in den USA eine Währungsreform
      ins Haus steht. Vor allem dann, wenn eine Goldkernwährung angedacht werden sollte.
      Fakt bleibt: Große Produktionskapazitäten, Vermögensverluste, eben
      nicht nur auf dem Papier und wenig Neigung der Bevölkerung sich dem Konsumrausch hin zu geben. Und selbst die Verschwendungssucht der Amis nützt uns nichts, denn wir haben schon ein Übermaß quasi wertloser Greenbacks in den Tresoren der Bundesbank!
      Also eine Situation so klassisch wie sie Marx beschrieben hat!!

      Um ernsthafte Antworten wird gebeten!!

      521 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 17:23:31
      Beitrag Nr. 1.127 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.746 von windei am 21.02.09 16:10:46Servus windei,

      ich begrüße Dich!
      Du hast Dir viel Mühe gemacht und ich gebe Dir in fast allem recht.

      Zu folgenden Punkten meine Meinung:

      Zu 1.: Man hat sich seitens des Westens bisher nicht bemüht dies zu ändern. Man lebt letztendlich auf deren Kosten. Und dies eigentlich recht gut bisher. Im Hinblick auf die Zukunft (Völkerwanderungen, durch die Armut bedingt) wird sich das rächen.

      Zu 2.: Die Chinesen gehen immerhin auf Einkaufstour mit diesem Geld. Nicht nur im Rohstoffsektor. Wie sie die Abhängigkeit von den USA in Bezug auf die Abnahme ihrer Produkte in Zukunft lösen wollen, darauf bin ich sehr gespannt. Meiner Meinung nach werden sie die Krise nutzen und versuchen, anspruchsvollere Produkte als bisher zu entwickeln und dann auch zu vertreiben. Da die Märkte eigentlich gesättigt sind, werden sie damit allerdings anderen Produktionsländern Schaden zufügen.

      Zu 3.: Das "Deutsche Gold". Hier werden die USA weiter die Hand drauf halten. Keiner "unserer Politiker" wird es wagen, dieses Gold
      einzufordern, denn es bestehen "Abhängigkeiten", um dies einmal so zu formulieren.

      Was das Konsumverhalten betrifft: Zumindest ich für meinen Teil bin in gewisser Weise "übersättigt". Wo sind neue Produkte, die auch ein Kaufverlangen erzeugen. Seit Jahren derselbe Mist, nur neu verpackt. Viele werden ähnlich denken.
      Darüber hinaus geht der Masse der Bevölkerung das Geld aus.


      Ich finde Deinen Gedankengang recht interessant und stelle gleich etwas dazu ein.

      Gruß von Maraho
      521 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 17:48:53
      Beitrag Nr. 1.128 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.956 von Maraho am 21.02.09 17:23:31@ Maraho,

      in allen Punkten d´ accord!

      Wichtig ist vor allem: Was passiert, wenn sich in China im Zuge der Krise die Zahl der geschätzten 130 Mill. Wanderarbeiter verdoppelt oder gar verdreifacht. Das menschl. Leid mag ich mir gar nicht ausmalen! Dann dürfte in China auch kein Stein mehr auf dem anderen bleiben! Und Milliarden von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen sind beim Teufel!
      Schon amüsant, dass deutsche Kapitalisten Chinas kommunistischer Partei die Daumen drücken müssen! Was würde Marx wohl dazu sagen? Welche Exportmärkte bleiben für Deutschland:
      -USA sind eh nur noch ca. 7% aller Ausfuhren
      -Westeuropa nur bedingt
      -Osteuropa und das Baltikum dürften wegen der Bankenkatastrophe
      weit gehend ausfallen!
      -Der Maghreb?
      -Der Nahe Osten?
      -Afrika bis auf weiteres ein Totalausfall.
      -Lateinamerika, da weiß ich zu wenig darüber, um Aussagen
      treffen zu können.
      Interessant ist das Chavez-Modell vom Sozialismus des 21. Jahrhunderts! Aber funktioniert es auch ohne große Einnahmen aus dem Erdölgeschäft?

      Fragen über Fragen!!

      Gruß Windei
      521 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 17:51:08
      Beitrag Nr. 1.129 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.746 von windei am 21.02.09 16:10:46Zum besseren Verständnis für die Leser:
      Dies schreibt wikipedia über den Begriff "Überproduktionskrise":
      http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberproduktionskrise …

      Wie nicht anders zu erwarten, beschäftigen sich hauptsächlich die "Linken" mit diesem Thema. Die Erklärung dafür ist wikipedia zu entnehmen.

      Ich stelle hier etwas dazu ein. Dort werden die Gedankengänge von Marx hierzu erklärt. Wen es interessiert:

      Mythos Finanzmarktkrise
      Guenther Sandleben

      Die gegenwärtige Krise ist die schwerste seit der Weltwirtschaftskrise von 1929/32 – ihr Ende ist nicht absehbar. Aber sie wird erstaunlich harmlos interpretiert, als Finanzkrise, die nun auf die Realwirtschaft überspringt. Diese Interpretation ist Konsens, im bürgerlichen Lager, aber auch bei einem Großteil der „Linken“.
      http://www.rsb4.de/content/view/3237/88/
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 18:07:50
      Beitrag Nr. 1.130 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.053 von windei am 21.02.09 17:48:53 Interessant ist das Chavez-Modell vom Sozialismus des 21. Jahrhunderts! Aber funktioniert es auch ohne große Einnahmen aus dem Erdölgeschäft?
      Durch den Verfall des Ölpreises hat der Gute mittlerweile einige Probleme, wie man hört!


      Vielleicht müssen wir uns langsam von Begriffen wie Sozialismus, Kommunismus, Kapitalismus, Nationalsozialismus etc. freimachen. Jedes dieser Systeme bzw. Ideologien ist auf seine Weise gescheitert. Insofern sind wir alle "der Vergangenheit verhaftet".

      Ein neuer ....ismus, d. h. eine Mischung aus den positiven Eigenschaften der bekannten Ismen dürfte ein Ansatz sein. Doch aus ihren "geistigen (und/oder auch ideologischen) Gefängnissen" dürften die wenigsten sich befreien.
      Es ist ja auch einfacher "Links", "Rechts", "Links", "Rechts"....

      Und die sogenannte "Mitte"? Die hält sich neutral!
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 18:19:51
      Beitrag Nr. 1.131 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.053 von windei am 21.02.09 17:48:53Hierzu noch etwas "älteres". Dies war ja auch einmal ein Thema!
      Dann kam das nächste. Und das übernächste....
      Und gegenwärtig: Die "Finanzkrise" mit Bankenrettung etc..

      Und irgendwann schlägt plötzlich und "unerwartet" die Realität zu!


      UNO-WARNUNG
      Die Wüste wächst

      Ein Uno-Bericht warnt vor einer katastrophalen Ausbreitung der Wüsten dieser Welt. In den kommenden zehn Jahren könnten dadurch bis zu 50 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren. Schuld ist an der Ökokatastrophe nicht zuletzt die Globalisierung - und der Klimawandel.

      Der Bericht einer Uno-Forschungskommission lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Ausbreitung der Wüsten auf unserem Planeten sei "die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit". Der Bericht warnt vor massenhaften Wanderungsbewegungen und unabsehbaren ökologischen Folgen. 200 Experten aus 25 Ländern haben daran mitgearbeitet.

      Einer der Wissenschaftler, Janos Bogardi von der United Nations University in Bonn sagte der "New York Times", die durch das Wüstenwachstum ausgelöste Völkerwanderung sei ein gewaltiges Problem. Und zwar eines, das auch die nicht betroffenen Länder der ersten Welt direkt angehe: "Diejenigen, die am Ende in Boote Richtung Europa steigen, sind nur die Spitze des Eisbergs." Denn bislang vollziehe sich die verzweifelte Flucht vor den wachsenden Wüsten vor allem weit entfernt - und außer Sicht - der reichen Länder der Erde.

      Schuld am Wüstenwachstum, vor allem im Subsahara-Gebiet und in Zentralasien, ist der Mensch. Zu viel Vieh grast auf vielen Flächen, mit Bewässerung und extensiver Landwirtschaft zerstört die lokale Bevölkerung in Trockengebieten die eigene Umwelt. Es sei unabdingbar, dass "effektive politische Maßnahmen ergriffen und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken eingeführt werden, um den Niedergang der Trockengebiete zu stoppen", sagte Hans van Ginkel von der United Nations University. Verschärft wird das Problem durch den Klimawandel, der Dürreperioden verstärkt und häufiger macht.

      50 Millionen auf der Flucht vor den Wüsten?

      Über vierzig Prozent der Landfläche der Erde sind Trockengebiete - und Teile davon sind in Gefahr, sich in Wüstengebiete zu verwandeln. Zwei Milliarden Menschen leben in diesen Regionen. Wenn nicht bald gravierende Maßnahmen ergriffen werden, sei mit einer wahren Völkerwanderung zu rechnen, mahnt der Bericht: 50 Millionen Menschen würden vermutlich in den kommenden zehn Jahren ihre Heimat verlassen, einfach, weil der Boden sie nicht mehr ernähren kann.

      Schon heute flüchten viele Menschen aus ihren ursprünglichen Wohnorten. Viele verlassen auch ihr Heimatland aufgrund der Zerstörung der Böden. Fallstudien zeigen etwa, dass 20 Prozent der Bevölkerung Malis in Dürrejahren ins Nachbarland Elfenbeinküste ziehen. Schnell könnten solche gewaltigen Zuströme auch zum Zusammenbruch der Gastländer führen, warnen die Forscher.

      Bogardi sagte der "New York Times": "Die Zahlen, die uns heute alarmierend erscheinen, können auf unkontrollierbare Weise explodieren. Wenn man sich Landnutzung und Trockengebiete heute ansieht, erkennt man, dass Situation bald kippen könnte." Außerdem drohen weitere Folgen: Wüstenboden kann plötzliche Regenfälle nicht gut aufnehmen, was zu überraschend anschwellenden Flüssen oder gar Überschwemmungen in weit entfernten Gebieten führen kann - ganz abgesehen von den katastrophalen Folgen für die lokale Flora und Fauna.

      Das Problem wächst, die Mittel zur Bekämpfung schrumpfen

      Die Politik hat das Problem noch nicht im Blick: Bei der letzten Uno-Konferenz zum Thema im Jahr 2005 wurden die Mittel für die Bekämpfung des Wüstenwachstums um 29 Prozent gekürzt. "Politikern ist nicht klar, wie schwerwiegend die Situation ist", sagte der Erstautor des Berichtes, Zafar Adeel von der United Nation University, "sie stellen keine ausreichenden Ressourcen zur Verfügung, um diese Herausforderung anzugehen." Das Problem, so Adeel, werde größer, die bereitgestellten Mittel dagegen schrumpften. Der enge Zusammenhang zwischen dem Kampf gegen die Armut in der Welt, der Entwicklung er Bodennutzung und der Bekämpfung des Wüstenwachstums werde offenbar nicht verstanden.

      Dabei weiß man nicht erst seit gestern von der schleichenden Katastrophe. Ein Bericht des Forscherkonsortiums Millennium Ecosystem Assessment enthielt schon im Jahr 2005 deutliche Worte: "Wenn man die Bevölkerungszahlen in Trockengebieten zurgrundelegt, ist die Anzahl der Menschen, die vom Wüstenwachstum betroffen sind, vermutlich größer als bei jedem anderen Umweltproblem." Schon damals forderten die Wissenschaftler zu sofortigem Handeln auf - und benannten deutlicher als der neue Bericht die Ursachen: "Studien haben gezeigt, dass Handelsliberalisierungen, makroökonomische Reformen und die Konzentration auf Produktionssteigerungen für den Export zu Wüstenbildung führen können."

      Ursache Globalisierung

      Solche "Verzerrungen der internationalen Nahrungsmittelmärkte" drückten die Preise auf lokalen Märkten und unterminierten so die Lebensgrundlage von örtlichen Landwirten. Das Ergebnis einer derartig globalisierten Lebensmittelwirtschaft sei "eine Abwärtsspirale aus immer schlimmer werdender Schädigung des Bodens und Armut", sagte einer der Autoren damals.

      Ein Ausweg aus der Krise könnte gleichzeitig auch ein zweites, mit diesem verwobenes Problem lindern: Wiederaufforstung. Ökotourismus und sinnvolle, nicht-landwirschaftliche Wiederanpflanzung könnten Hand in Hand die Wüstenbildung stoppen - und gleichzeitig den Klimawandel bremsen helfen. Denn wachsende Pflanzen binden Kohlendioxid.

      Adeel spricht von "innovativen Lebensgrundlagen für die Menschen", die keinen weiteren Druck auf die regionalen Ökosysteme ausüben. Einfach Bäume zu pflanzen, hilft allerdings nicht notwendigerweise: Am Rande chinesischer Wüsten hat man genau das versucht - aber die dadurch notwendige Bewässerung hat das Problem des lokalen Wassermangels eher verschärft.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,491191,00…
      521 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 19:05:54
      Beitrag Nr. 1.132 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.687 von Maraho am 16.02.09 20:12:04... und jetzt die Iren.

      Proteste
      100 000 demonstrieren in Dublin wegen Finanzkrise

      Die Finanzkrise treibt die Iren auf die Straße: Am Samstag sind rund 100 000 Menschen in der irischen Hauptstadt Dublin auf die Straße gegangen, um gegen den Umgang der irischen Regierung mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu protestieren.


      HB LONDON. Die Demonstration vom Samstag wurde vom irischen Gewerkschaftsbund veranstaltet. Dabei wurden vor allem die Auswirkungen der Rezession auf die Arbeiter und Angestellten in Irland angeprangert. Die Regierung wurde aufgefordert, die Geschädigten unter den Lohnabhängigen besser zu unterstützen. Irland verzeichnete bis vor kurzem noch das rasanteste Wirtschaftswachstum in Westeuropa. Seit Beginn der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise im vergangenen Herbst ist das Land jedoch in eine tiefe Rezession gerutscht.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/100-00…
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 19:38:27
      Beitrag Nr. 1.133 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.746 von windei am 21.02.09 16:10:46@ windei,

      hier habe ich noch etwas zum Thema "Marx" gefunden. Sehr lang, der Text, deshalb:

      Hans Jürgen Schönamsgruber
      Der postrealsozialistische Kapitalismus aus werttheoretischer Sicht

      http://www.glasnost.de/autoren/schoen/postsoz.html …

      Dir einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 19:56:10
      Beitrag Nr. 1.134 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.451 von Maraho am 21.02.09 06:48:07Zum Schluß für heute (meinerseits) noch dies:


      Gastkommentar
      Vier Hebel gegen die Krise
      von J. Bradford DeLong

      Im Kampf gegen eine drohende Depression hat die Wirtschaftspolitik normalerweise eine Reihe von Optionen. Anders bei der US-Regierung: Ihr bleiben nur noch eingeschränkte Möglichkeiten.


      Wenn eine Volkswirtschaft in eine Depression verfällt, kann die Regierung vier Dinge ausprobieren, um die Beschäftigung zurück auf ein normales Niveau und die Produktion auf ihr "potenzielles" Niveau zu bringen. Nennen wir sie Fiskalpolitik, Kreditpolitik, Geldpolitik und Inflation.

      Inflation ist am einfachsten zu erklären: Die Regierung druckt jede Menge Geldscheine und gibt sie aus. Das zusätzliche Bargeld in der Wirtschaft lässt die Preise steigen. Wenn die Preise steigen, wollen die Menschen kein Geld mehr in der Tasche oder auf ihrem Konto haben - sein Wert könnte täglich dahinschmelzen -, also beschleunigen sie ihr Ausgabetempo und versuchen, ihr Vermögen von Bargeld, das an Wert verliert, auf reale Wirtschaftsgüter umzuschichten, die etwas wert sind.

      Diese Ausgaben führen die Menschen aus der Arbeitslosigkeit in Arbeit und pushen die Kapazitätsauslastung auf ein normales und die Produktion auf ihr "potenzielles" Niveau.

      Dennoch würden Menschen bei klarem Verstand Inflation eher vermeiden. Es ist ein sehr gefährliches Mittel, das Wertestandards untergräbt, ökonomische Berechnungen praktisch unmöglich macht und Besitz nach dem Zufallsprinzip umverteilt. Wie John Maynard Keynes einmal schrieb: "Es gibt kein feineres und sichereres Mittel, die bestehenden Grundlagen der Gesellschaft umzustürzen, als die Vernichtung der Währung. Dieser Vorgang stellt alle geheimen Kräfte der Wirtschaftsgesetze in den Dienst der Zerstörung, und zwar in einer Weise, die nicht einer unter Millionen richtig zu erkennen imstande ist ..."

      Doch bevor die Regierungen eine weitere Weltwirtschaftskrise zulassen, werden sie auf Inflation zurückgreifen - man sollte also besser nicht in diese Lage geraten, wenn es irgendeine andere Möglichkeit gibt, das Beschäftigungs- und Produktionsniveau wiederherzustellen.

      Normalerweise werden einsetzende Depressionen durch die Geldpolitik bekämpft. Wenn Beschäftigung und Produktion abzunehmen drohen, kauft die Zentralbank Staatsanleihen gegen Cash auf und verkürzt damit die Laufzeit der sicheren Vermögenswerte, die von den Investoren gehalten werden.

      Wenn es auf dem Finanzmarkt weniger Vermögenswerte mit sicheren Gelderträgen gibt, steigt der Preis für derartige Assets. Damit wird es für Unternehmen lohnender, in die Expansion ihrer Kapazitäten zu investieren und auf diese Weise Cashbestände, die sie auch an die Aktionäre verteilen könnten, lieber für eine bessere Marktposition auszugeben, die es ihnen dann in der Zukunft ermöglichen wird, ihre Aktionäre zu belohnen. Die Steigerung der zukunftsorientierten Ausgaben heute holt die Menschen aus der Arbeitslosigkeit und steigert die Kapazitätsauslastung.

      Das Problem mit der Geldpolitik ist, dass die Zentralbanken der Welt als Antwort auf die derzeitige Krise bereits so viele Staatsanleihen für so für viel Geld gekauft haben, dass der Preis für sicheres künftiges Vermögen bereits absolut flach ist - der nominale Zinssatz für Staatspapiere beträgt fast null.

      Die Geldpolitik kann den Wert sicheren künftigen Vermögens nicht mehr weiter hochtreiben. Und das ist wirklich schlimm, denn wenn wir eine Depression allein mit den Mitteln der Geldpolitik verhindern könnten, würden wir das tun. Sie ist das politische Instrument zur makroökonomischen Stabilisierung, das wir am besten kennen und das die geringste Gefahr störender Nebeneffekte mit sich bringt.

      Das dritte Instrument ist die Kreditpolitik. Wir würden die Ausgaben gern sofort ankurbeln, indem wir Unternehmen dazu bringen, nicht nur in Projekte zu investieren, die Geld, das heute sicher ist, gegen sichere Gewinne in der Zukunft eintauschen, sondern auch in Projekte, die riskant oder ungewiss sind. Doch wenige Unternehmen sind derzeit in der Lage, dafür das nötige Geld zu bekommen.

      Riskante Projekte sind heute ungeheuer billig zu erwerben, denn die Risikotoleranz des Finanzmarkts im Privatsektor ist zusammengebrochen. Niemand ist bereit, solche Vermögenswerte zu kaufen und zusätzliche Unsicherheit auf sich zu nehmen, weil alle Angst haben, dass jemand anders mehr weiß als sie selbst - und zwar, dass man schön blöd wäre, jetzt zu kaufen. Obwohl die Zentralbanken und Finanzministerien der Welt schon viele erfinderische und innovative Maßnahmen ersonnen haben, um die Kreditvergabe anzukurbeln, hatten sie bislang keinen großen Erfolg.

      Nachteile der Fiskalpolitik

      Das bringt uns zum vierten Instrument: der Fiskalpolitik. Hier leiht sich die Regierung Geld und gibt dieses aus, wodurch sie die Menschen aus der Arbeitslosigkeit holt und die Kapazitätsauslastung auf ein normales Niveau bringt.

      Das hat Nachteile: den darauf folgenden Nettoverlust an Wohlfahrt bei der Finanzierung der zusätzlich entstandenen Staatsschulden und auch die Angst, dass ein zu rasches Schuldenwachstum die privaten Investoren davon abhalten könnte, selbst in die Errichtung physischer Wirtschaftsgüter zu investieren. Diese privaten Investitionen bilden aber die Besteuerungsgrundlage für zukünftige Regierungen, die die zusätzlichen Schulden eines Tages tilgen müssen.

      Wenn einem nur zwei Instrumente bleiben, von denen keines perfekt für die anstehende Aufgabe ist, dann ist es das Vernünftigste, beide - die Kreditpolitik und die Fiskalpolitik - gleichzeitig auszuprobieren. Und genau das versucht die Regierung Obama jetzt.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Vier-…
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 19:59:24
      Beitrag Nr. 1.135 ()
      Liebe Leser, liebe Mitstreiter,

      ich logge mich nun aus. Doch zuvor möchte ich euch einen schönen Samstag-Abend wünschen!

      Macht etwas daraus! ;)
      Maraho
      62 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 21:51:34
      Beitrag Nr. 1.136 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.330 von Maraho am 21.02.09 19:38:27@ Maraho,

      Ein wunderschöner Artikel, den ich mir auch abgespeichert habe.
      Dieser Artikel beschreibt aber im ersten Teil nichts anderes als
      die Grundprinzipien der Prozentrechnung und die Wirkungsweise des
      Grundwertes. Die Verzahnung zwischen betriebswirtschaftlicher und
      volkswirtschaftlicher Sichtweise versuche ich jetzt mal in einfachen
      Bildern zu skizzieren, ohne dieses mathematische Brimborium!
      Marx beschreibt ja die Folgen der zunehmenden Kapitalakkumulation.
      Wir haben diese Folgen in den letzten Jahrzehnten in einer rapide fallenden Lohnquote feststellen können. Betriebswirtschaftlich gesehen bedeutete das: der Anteil des Lohnes an den Stückkosten eines Produktes beträgt nach meinen Informationen nur noch im Schnitt zwischen 6% und 7%. Deswegen lache ich auch nur noch laut, wenn Interessenvertreter wie der du...Hundt das Menetekel des Niedergangs der deutschen Wirtschaft als Folge zu hoher Lohnabschlüsse an die Wand malen. Dass die Unternehmensbosse mit
      einer solchen Denkweise an dem Ast sägen, an dem der Erfolg ihrer
      Unternehmen hängt, werden die meisten niemals begreifen.
      Der Artikel formuliert das ja klar und deutlich: " Ist die Produktion (von ihrem Wert her) großer als die Kaufkraft, dann müssten die Preise unter ihren aktuellen Warenwert fallen, sollen die Waren verkauft werden." Bei einem so geringen Anteil der Löhne
      an den Stückkosten ist aber die Nachfragewirkung des Lohnes zu gering, um einen angemessenen Effekt zu zu entfalten. Der nicht verkäufliche Rest steigt an und muss exportiert werden.
      Was in Deutschland ja geschehen ist. Der Export weitete sich aus, der Binnenkonsum war teilweise rückläufig( über die letzten 4 Jahre gesehen!!).
      In den USA ging man einen anderen, fatalen Weg. Auch hier waren die Lohnsteigerungen im Vergleich zum Anstieg der Kapitalerträge
      minimal. Um den Konsum der breiten Masse zu finanzieren, pumpte Greenspan Unmengen billigen Geldes in die Wirtschaft. Es reichte, wenn der einfache US-Amerikaner von seinem Gehalt die Zinsen für
      seine Kredite zahlen konnte. Er blieb damit zahlungsfähig. Gleichzeitig boomte die Börse und zog, einem Magnet gleich, die
      Ersparnisse solcher Länder wie Japan, Deutschland und China an und das zu Zinssätzen die lächerlich niedrig waren und das Phänomen der Carry-Trades ermöglichte. Der in Amerika eigentlich
      entstandene unverkäufliche Rest konnte problemlos zu akzeptablen Preisen verkauft werden. Nun aber sind die Wirte Japan, Deutschland, China u.s.w., um ein Bild aus der Biologie zu nehmen,
      leergefressen, sie sind nicht mehr Willens bzw. in der Lage zusätzliche Ersparnisleistungen zu erbringen, vor allem für wertlose US-Dollars in die USA zu transferieren. Man versuchte es mit einem höheren Zinssatz für Zentralbankgeld. Dies aber löste einen fatalen Mechanismus aus: Die Last riesiger privater Schulden, für die Zinsen zu zahlen sind + steigende Zinssätze machten es dem Durchschnittsamerikaner unmöglich auf Basis seines
      Gehaltsschecks auch nur weiterhin die Zinsen zu zahlen. Er wurde offiziell zahlungsunfähig. Das System kollabierte.
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 21:59:31
      Beitrag Nr. 1.137 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.401 von Maraho am 21.02.09 19:59:24Ich habe noch etwas für euch.
      Da wir heute doch etwas kopflastigere Sachverhalte zum Thema hatten, denke ich, daß folgender Artikel ein würdiger Abschluß hierzu ist.


      Oswald von Nell-Breuning: Grundzüge der Börsenmoral wieder gelesen
      von Friedhelm Hengsbach

      Oswald von Nell-Breuningm veröffentlichte ein Jahr vor dem großen Crash 1929 eine sozialethische Untersuchung mit dem Titel: "Grundzüge der Börsenmoral". Eine Rückbetrachtung.

      Die vollmundigen Bekenntnisse zur Selbststeuerung der Finanzmärkte und zum schlanken Staat als dem besten aller möglichen Staaten sind schlagartig verdampft. Stattdessen breiten sich eine depressive Stimmung sowie eine öffentliche Empörung über die maßlose Gier der Manager und die fehlende Moral an den Börsen aus. Vielfach wird die Dramatik der Finanzkrise auf den Börsenkrach des Jahres von 1929 bezogen. Und einzelne erinnern sich daran, dass ein Jahr vor diesem Börsenkrach der so genannte Nestor der katholischen Soziallehre, der Jesuit Oswald von Nell-Breuning, eine sozialethische Untersuchung mit dem Titel: "Grundzüge der Börsenmoral" veröffentlicht hat.

      Oswald Nell Breuning war die ganze Zeit seines Lebens in der katholischen Kirche zu Hause. Aber sein Denken und Empfinden lebte "an der Grenze" zwischen einer traditionellen Kirche und der modernen Wirtschafts- und Arbeitswelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er vorwiegend als "Freund der Gewerkschaften" bekannt, als einer, der seinen Lebenszweck darin sah, den unseligen Graben zwischen einer bürgerlichen Kirche und der Arbeiterschaft zu überbrücken. Dabei respektierten sehr viele seine wirtschaftliche Kompetenz und sein Vermögen, sich in äußerst komplexe Sachverhalte einzufühlen. Diese Fähigkeit hat zweifellos damit zu tun, dass der Beginn seiner Karriere als "politischer Intellektueller" mit einer scharfsinnigen Untersuchung über das Börsengeschehen begann.

      Wer in diesem Buch liest, das 2002 im LIT-Verlag nachgedruckt worden ist, mag sich auf vielen Seiten über eine fremde Ausdrucks- und Argumentationsweise wundern. Eine Prinzipienethik, die aus der so genannten Natur der Sache moralische Normen ableitet, eine scholastische Debatte über den gerechten Preis, die Annahme eines objektiv vorgegebenen Sachziels der Wirtschaft oder die Vorstellung eines Staates, der als Hüter des Gemeinwohls über den privaten Interessen wacht und die ausschließliche Kompetenz beansprucht, verbindliche Regeln für die Finanzgeschäfte zu setzen, klingen heutzutage wie aus einer anderen Welt. Dennoch regt die vorliegende Textauswahl zu einigen nachdenklichen Reflexionen an.

      Die Wirtschaft, das Geld und die Börse bieten für Nell-Breuning keinen Grund, angehimmelt oder verdammt, sakralisiert oder dämonisiert zu werden. Sie sind geniale Erfindungen der Menschen, religiös gesprochen: Gottes gute Schöpfung. Dies gilt auch und gerade für die Einrichtungen, die zum Kapitalismus dazu gehören wie das Wasser zum Meer. Denn ohne Börse kein Kapitalismus. Die arbeitsteilige, marktwirtschaftlich und erwerbswirtschaftliche Wirtschaft sowie das Gewinnstreben stehen für Nell-Breuning nicht zur Disposition, selbst nicht die kapitalistische Wirtschaftsweise, die er gegen einen Kapitalismus als ein gesellschaftlich asymmetrisches Machtverhältnis abgrenzt. Sowohl die Technik als auch das Funktionsgerüst der Börse hält er zunächst für indifferent, nicht in sich schlecht. Sie können nützlich sein, aber auch großen Schaden anrichten. Die politisch Verantwortlichen sind aufgefordert, nicht bloß auf das tugendhafte Handeln der Spieler an der Börse zu setzen, sondern faire Spielregeln zu vereinbaren, die das Handeln der Spieler steuern und aufeinander abstimmen. Das Interesse einer sozialethischen Reflexion richtet sich zuerst darauf korrumpierte Regeln zu kritisieren, nicht darauf, am Fehlverhalten der Individuen herum zu mäkeln. Die Rekonstruktion einer stabilen und beteiligungsgerechten Finanzarchitektur ist vordringlicher als eine spontane, blinde und übertriebene staatliche Intervention, um die Unfallstelle zu räumen. Denn sobald das Feuer der Krise gelöscht ist und der Rauch sich verzogen hat, wird der Brandschutz zur erstrangigen Aufgabe.

      Die Finanzmärkte und auch die Börse sind kein moralfreier Raum. Die Ansichten Niklas Luhmanns oder Friedrich A. von Hayeks, dass moderne Gesellschaften die früher inhaltlich geltenden moralischen und religiösen Bindungen abgestreift und durch formale Verfahren ersetzt hätten, würde Nell-Breuning zurückweisen. Funktional ausdifferenzierte Teilsysteme, die gemäß binärer Codes operieren, mögen zwar durch eine moralische Kommunikation irritiert werden. Aber die Störanfälligkeit eines Wirtschaftssystems, das mit Folgeproblemen der Ökologie und der sozialen Gerechtigkeit konfrontiert wird, belegt, dass es - vermittelt über die wirtschaftlichen Akteure - für Signale jenseits der eigenen Grenzen sensibel ist, also gerade nicht moralfrei. Dass allerdings weder die Moral gegenüber der Wirtschaft noch diese gegenüber der Moral sich imperial gebärden dürfen, ist Nell-Breuning bewusst. Die ökonomischen Regelkreise haben nämlich eine relative Eigenständigkeit, die durch Kanzelreden und moralische Appelle nicht außer Kraft gesetzt wird. Und diejenigen, die Moral predigen, müssen lernen, die systemischen Rückkopplungen wahrzunehmen und zu respektieren.

      Die Finanzmärkte erwecken zwar heutzutage den Anschein, als hätten sie sich von der Realwirtschaft relativ abgekoppelt, als sei die Finanzkennziffer des "shareholder value" der ausschließliche Maßstab für den Erfolg eines Unternehmens und als seien das Interesse der Kapitaleigner oder die Orientierung am Börsenkurs die einzige Orientierungsmarke für die Geschäftspolitik der Manager. Finanzexperten haben noch vor wenigen Wochen heftig bestritten, dass das Bankensystem ein Mandat hätte, der Lebensqualität der Bevölkerung und besonders der Armen in der Gesellschaft zu dienen. Demgegenüber beurteilt Nell-Breuning die finanziellen Transaktionen der Händler und Manager sowie die Institutionen der Börse und des Bankensystems danach, ob sie einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen stiften, ob sie die unternehmerische bzw. volkswirtschaftliche Wertschöpfung steigern, und ob sie die Funktion der Wirtschaft insgesamt erfüllen, nämlich die Bedürfnisse von Verbrauchern zu befriedigen und sinnvolle Arbeitsplätze zu schaffen. Offenkundig sind die Geldversorgung und die Geldwertstabilität ein öffentliches Gut und nicht mit der Summe des Rendite- und Risikomanagements privater Finanzunternehmen gleichzusetzen. Selbst die Börsenspekulation unterliegt einer solchen Orientierung: Stiftet sie einen volkswirtschaftlichen Nutzen, etwa indem sie übertriebene Kursausschläge glättet, ist sie vertretbar. Treibt sie solche Kursschwankungen ausschließlich im eigenen Profitinteresse auf die Spitze, ist sie verwerflich.

      Nell-Breuning kann sich zwar mit der liberalen Idee anfreunden, dass der Eigennutz der Leistungsstarken eine mächtige Triebkraft dafür ist, den Wohlstand weiter Kreise der Bevölkerung zu heben. Aber gleichzeitig würde er die Vermutung als wirklichkeitsfremd abtun, dass der Wohlstand und das Glück aller wie von einer unsichtbaren Hand erreicht werden, wenn nur jeder unbeirrt seinen individuellen Vorteil anstrebt. Folglich sieht er jedes wirtschaftliches Handeln, das über knappe Mittel verfügt, um bestimmte Ziele zu erreichen, an moralische Normen gebunden. Jedes Wirtschaftssystem ist für ihn in gesellschaftliche Verhältnisse und diese wiederum sind in das Naturverhältnis eingebettet. Mögen marktradikale Ökonomen etwa auf die Selbstheilungskräfte des Marktes pochen, der rechtliche Rahmen etwa der Vertragsfreiheit und des Privateigentums unterliegen selbst nicht dem Wettbewerb und der freien Preisentwicklung, sondern einer gesellschaftlich verbindlichen Übereinkunft. So gilt auch für die heutige Börse, was der frühere Limburger Bischof, Franz Kamphaus in ein anschauliches Bild gefasst hat: Im Mittelalter war der Dorfplatz umgeben von der Kirche und der Schule, von einem Krankenhaus und dem Rathaus. Ohne diese gesellschaftlichen Einrichtungen hätte es keinen Markt gegeben.

      Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=3169 …

      Gute Nacht!
      62 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 22:07:17
      Beitrag Nr. 1.138 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.597 von windei am 21.02.09 21:51:34windei,
      freut mich, daß ich etwas für Dich gefunden habe, auch wenn Dir noch etwas gefehlt hat! Leider ist das Optimum recht selten. ;)
      Aber ich bemühe mich, dieses wenigstens annähernd zu erreichen.

      Dir vielen Dank und eine gute Nacht.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 22:25:45
      Beitrag Nr. 1.139 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.625 von Maraho am 21.02.09 22:07:17@ windei,

      habe noch mal gekramt für Dich. Vielleicht ist etwas dabei...

      Unterkonsumtion und allgemeine Krise des Kapitalismus
      von Klaus Winter
      http://www.trend.infopartisan.net/trd1199/t201199.html …

      Was sind die Ursachen der gegenwärtigen kapitalistischen Weltkrise?
      http://www.slp.at/theorie/krisentheorie.html

      und diese Seite: Aber erkennt Hegel auch schon das Problem der Überproduktion (Über-reichtum),
      als Quelle der Armut und der “Produktion” des “Pöbels” (“Überflüssigmachens von Menschen”)?

      http://www.abcphil.de/html/hegel__uberproduktion.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">
      http://www.abcphil.de/html/hegel__uberproduktion.html

      So, jetzt reicht es aber hiermit! Bis morgen....
      Avatar
      schrieb am 21.02.09 23:32:23
      Beitrag Nr. 1.140 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 00:51:41
      Beitrag Nr. 1.141 ()

      Präsidentenkatze Socks: Verstorben im Alter von 18 Jahren
      :cry:
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 01:17:57
      Beitrag Nr. 1.142 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 08:20:44
      Beitrag Nr. 1.143 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.885 von Groupier am 22.02.09 00:51:41Guten Morgen Groupier,

      vorab wiederholt meinen Dank für Deine Mühe!

      Das mit der Katze...
      Ich habe dies gestern irgendwo "gelesen". Das sind die Meldungen, die wir brauchen! :laugh:
      Meinst Du nicht auch, daß wir aus Verbundenheit kondolieren sollten? :laugh:

      Dir einen schönen Tag!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 08:27:50
      Beitrag Nr. 1.144 ()
      Guten Morgen,

      ich hoffe, daß ihr gestern einen schönen Abend verbracht und später auch gut geschlafen habt.

      Bevor es hier weitergeht, sei euch ein entspannender Sonntag von mir gewünscht.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 08:47:33
      Beitrag Nr. 1.145 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.451 von Maraho am 21.02.09 06:48:07Eine Warnung....
      .... auf die von anderer Seite ganz sicher wieder eine "optimistische" Prognose folgt....


      DIW-Präsident Zimmermann warnt vor Inflation und Staatsversagen

      Berlin (dpa) - In der Diskussion über Staatshilfen für
      angeschlagene Autohersteller und Banken haben Wirtschaftsexperten und Politiker davor gewarnt, dass sich der Staat übernimmt. DIW-Präsident Klaus Zimmermann, sieht vor allem die Gefahr einer Inflation. Mit einer Überschuldung wachse die Gefahr von Inflation und Staatsversagen, sagte er der «Welt am Sonntag». Bis Ende 2010 könne bei einer weiteren Verschärfung der Krise die Verschuldung Deutschlands von jetzt über 1,5 bis auf 1,8 Billionen Euro ansteigen.

      © Die Welt
      erschienen am 22.02.2009 um 05:53 Uhr
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 08:59:06
      Beitrag Nr. 1.146 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.624.387 von Maraho am 20.02.09 21:09:13Heute ist ja in Berlin eine große "Quassel-Runde" angesetzt....
      Die Kosten und diese Veranstaltung könnte man sich doch eigentlich sparen...

      Weltwirtschaft

      Die Gruppe der 20 Egoisten
      Von Mark Schieritz

      Gestern G7, morgen G20: In mehreren Zirkeln kämpfen die Staaten gegen den Protektionismus – und gegen die eigene Verführbarkeit


      Tim Geithner steht vor einer schweren weißen Holztür. Sie führt in den Ballsaal des Hotels Excelsior in Rom. Der neue amerikanische Finanzminister will der Welt erklären, wo die USA stehen. Es ist sein erster internationaler Auftritt. Doch ausgerechnet jetzt streiken die Mikrofone. Eben ging der G-7-Gipfel zu Ende, Geithner hat zwei Tage mit seinen Kollegen aus den anderen großen Industrienationen verbracht, er hat ihnen den amerikanischen Bankenrettungsplan erklärt, er hat mit Peer Steinbrück über Protektionismus gesprochen. Die deutsche Regierung sorgt sich, dass die Amerikaner ihre Märkte abschotten, weil ihr Konjunkturpaket heimische Unternehmen bevorzugt.

      Geithners Vorgänger, der bullige Wall-Street-Veteran Henry Paulson, hätte an dieser Stelle den Raum mit einem überdimensionierten Sternenbanner dekorieren lassen, er wäre in den Saal gestürmt, hätte ein vorbereitetes Statement abgelesen, zwei oder drei Fragen ausgewählter US-Journalisten zugelassen und wäre wieder verschwunden. Statt des Sternenbanners zieren nun die Flaggen der G-7-Mitglieder den Raum. Als der Ton schließlich funktioniert, öffnet man Geithner, dem eher schmalen Karrierebeamten, die Saaltür. Er nimmt sich für die wenigen Meter zum Rednerpult viel Zeit, wirft hin und wieder einen verstohlenen Blick zum Publikum, so als wolle er herausfinden, ob er willkommen ist. Wenn er Fragen beantwortet, fixieren seine Augen den Gesprächspartner. Er holt noch einmal aus, wenn er Skepsis registriert, und wirkt erleichtert, wenn der Fragesteller zustimmend nickt.

      Herr Geithner, schotten die Amerikaner ihre Märkte ab?

      »Wir haben die Bedenken zur Kenntnis genommen, und der Präsident hat darauf reagiert. Wir werden unsere Grenzen offen halten.«

      Die Zurückhaltung des Ministers unterstreicht die Botschaft seines Auftritts: Amerika hört wieder zu, es braucht seine Partner, das ist sein Signal an die Welt. Und die achtet in diesen Tagen auf solche Dinge. Sie sollen Aufschluss geben, ob die Staaten kooperieren oder ob jeder seinen eigenen Weg geht. Das klingt lapidar, doch daran hängt der Wohlstand der Nationen. Die Geschichte zeigt: Abschottung führt in den ökonomischen Abgrund.

      So wie im Sommer 1931. Am 8. Juli sprach der Chef der Danatbank, damals eines der größten deutschen Finanzinstitute, bei Hans Luther vor, dem Präsidenten der Reichsbank. Das Institut sei praktisch zahlungsunfähig. Das nach dem Krieg durch Reparationszahlungen geschwächte Deutschland hat kaum noch Geld, also reist Luther nach London und Paris. Einen Kredit über eine Milliarde Dollar benötige er, um das Finanzwesen zu stabilisieren, vertraute Luther seinem britischen Kollegen Montagu Norman an. Doch Luther holt sich eine Abfuhr ein. Großbritannien kämpft selbst mit Finanzproblemen, Frankreich knüpft für Deutschland unerfüllbare politische Bedingungen an eine Kreditvergabe, und die Amerikaner wollen sich nicht einmischen. So bleiben am 13. Juli die Schalter der Danatbank geschlossen, vor den Filialen bilden sich Schlangen. Die Weltwirtschaftskrise ist in Deutschland angekommen.

      Immer wieder versagt in den Jahren darauf die internationale Kooperation. Um ihre Konjunktur zu stützen, werten viele Länder ihre Währung ab und errichten Grenzen für den Handel. Sie wollen sich einen Vorteil verschaffen, ihre heimischen Unternehmen stützen und schützen gegen ausländische Konkurrenz. Doch am Ende ziehen sich die Volkswirtschaften gegenseitig nach unten.

      Frankreich fordert Autokonzerne auf, Werke in Osteuropa zu schließen

      Für die Architekten der Nachkriegsordnung war die mangelnde internationale Abstimmung ein zentraler Grund für die Depression der dreißiger Jahre – und die politische Radikalisierung jener Zeit. Sie errichteten deshalb ein ganzes Netzwerk von Institutionen und Foren, die die Länder dazu bringen sollen, miteinander und nicht gegeneinander zu handeln. Sie gründen auf der Überzeugung, dass offene Märkte und ein freier Handel zu einem vorher nicht gekannten Wohlstand der Welt geführt haben. Es sind die Sicherheitsnetze für die Weltwirtschaft. Und für den Frieden. Sie sollen aus Einzelkämpfern Teamplayer machen, basierend auf dem freien Willen der Beteiligten. Einen anderen Weg gibt es nicht, denn souveräne Staaten können zu nichts gezwungen werden.

      Dieses System steht heute infrage. Es herrscht Hochbetrieb in den internationalen Gremien.

      Am Sonntag, eine Woche nach dem G-7-Gipfel in Rom, empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Staatschefs aus Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden in Berlin, um eine gemeinsame europäische Position im Kampf gegen die Krise zu finden. Kurz darauf treffen sich die führenden Industrie- und Schwellenländer der G20 in London, um eine neue Weltfinanzordnung zu verabreden. Wenige Wochen später kommen in Washington die Mitgliedstaaten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen, der die internationale Finanzstabilität überwacht.

      In den Theorien der Ökonomen ist klar, was auf diesen Weltwirtschaftsgipfeln beschlossen werden müsste: Überschuldete Länder wie die USA oder Großbritannien verpflichten sich zu sparen, um ihre Finanzen in Ordnung zu bringen, solide Staaten wie Deutschland, Japan oder China geben mehr Geld aus, um den so entstehenden Ausfall der globalen Nachfrage wettzumachen. Das Bankensystem wird neu saniert und reguliert, damit die globalen Finanzströme wieder fließen können, und Länder, die ins Straucheln geraten, erhalten Finanzhilfen. Denn in Zeiten globaler Märkte sind die Staaten voneinander abhängig – in guten Jahren ziehen sie sich gegenseitig nach oben, in schlechten nach unten. Deshalb brechen die deutschen Exporte ein, weil die amerikanischen Verbraucher streiken. Deshalb reißt der Staatsbankrott Islands Löcher in die Bilanzen deutscher Geldinstitute.

      Die Praxis allerdings sieht anders aus: Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte keine neuen Konjunkturpakete mit nach Rom gebracht, sondern wollte mit seinen Kollegen schon darüber sprechen, wie sich der Staat wieder aus der Wirtschaft zurückziehen kann. China will international mitreden, ist aber nicht bereit, sich an teuren Rettungsaktionen zu beteiligen. Frankreich fordert die Automobilindustrie auf, Werke in Osteuropa zu schließen, die USA haben die protektionistischen Klauseln im Konjunkturpaket zwar abgeschwächt, aber nicht ganz gestrichen, Großbritannien legt seinen Banken nahe, vor allem den Heimatmarkt zu bedienen. Das könnte ganze Regionen destabilisieren, deren Bankensystem in ausländischer Hand ist. Osteuropa ist so ein Fall – und andere Staaten würden mit in den Abgrund gerissen, wenn der Osten in Zahlungsschwierigkeiten kommt. »Jämmerlich« sei die Performance der Staatengemeinschaft, urteilt die britische Financial Times.

      »Wenn wir uns auf Kosten anderer sanieren könnten, würden wir es tun«

      Vielleicht liegt das daran, dass sich der politische Alltag nicht in römischen Nobelhotels abspielt, sondern in Wahlkreisen, Parlamenten und Parteisitzungen. Dort geht es nicht um die Rettung der Welt, sondern um das eigene Land oder die nächsten Wahlen. Da muss sich die Regierung mit Politikern wie Walter Hirche auseinandersetzen. Hirche ist Mitglied der FDP in Niedersachsen. Wenn Niedersachsen dem Konjunkturpaket nicht zustimmt, wird es vielleicht nicht Gesetz, denn die Koalition hat nicht genug Stimmen im Bundesrat. Und Hirche will erst zustimmen, wenn die Regierung ein paar Wünsche der FDP berücksichtigt.

      Im Grunde haben die internationalen Wirtschaftsbeziehungen viel mit der Situation in einem Fußballstadion gemeinsam. Wenn einer aufsteht, sieht er mehr. Wenn die anderen nachziehen, ist der Vorteil dahin. Es geht sogar allen schlechter, weil sie jetzt stehen müssen. Wenn Steinbrück oder Geithner von ihren Gipfelausflügen nach Hause kommen, treffen sie auf jede Menge Abgeordnete und Parteistrategen, die nur zu gern ausprobieren würden, ob es nicht doch funktioniert, einfach aufzustehen. Die verhindern wollen, dass Steuergelder, die zur Rettung der Banken und der Konjunktur ausgegeben werden, ins Ausland fließen.

      Auch deshalb streiten die Beamten in den Hauptstädten wochenlang über die Abschlusserklärung eines Gipfeltreffens. Was lässt sich in der Heimat noch verkaufen, was treibt ein Land international in die Isolation? Die Briten beispielsweise wehren sich gegen zu strenge Regeln für die Finanzmärkte, weil sie den Finanzplatz London schützen wollen. Die Deutschen wollen alles vermeiden, was sie zu neuen Konjunkturspritzen verpflichten könnte – hierzulande sorgt deshalb für Irritation, dass Großbritannien die G-20-Tagung in London intern als »Gipfeltreffen für Wachstum, Stabilität und Beschäftigung« ankündigt und sich nicht auf die Finanzmärkte beschränkt. Es ist ein mühsames Abwägen von globalem und nationalem Interesse.

      Es gibt Experten, die deshalb schier verzweifeln. »Wenn wir so weitermachen, dann ist eine globale Depression möglich«, sagt der Londoner Wirtschaftsprofessor Willem Buiter. Auch wer in diesen Tagen mit hohen Beamten aus den großen Industriestaaten spricht, bekommt eine recht schonungslose Einschätzung der Lage zu hören. Selbst in den höchsten Stellen in den Regierungen und den Zentralbanken kursieren Szenarien, in denen von Staatspleiten, wachsendem Nationalismus die Rede ist, von einem Zerfall der Europäischen Union und anderer Nachkriegsinstitutionen, sogar von Unruhen und bewaffneten Konflikten.

      Vielleicht ist es dieses Wissen um die desaströsen Konsequenzen nationaler Alleingänge, auch für das eigene Land, welches die Staaten bisher davon abhält, dem innenpolitischen Druck nachzugeben. »Wenn wir uns wirklich auf Kosten anderer sanieren könnten, dann würden wir das natürlich tun. Jeder denkt zuerst an sich. Aber wir wissen doch, was auf dem Spiel steht«, sagt ein G-7-Vertreter.

      Deshalb sind, allen Anfechtungen zum Trotz, die meisten Märkte noch offen. Japan hat in Rom 100 Milliarden Dollar für den IWF bereitgestellt, um Länder in Not Finanzhilfen zu gewähren. Steinbrück vermeidet bislang eine konkrete Zusage, wenn es aber Ernst wird, so ist aus Berlin zu hören, würde auch die Bundesregierung andere Länder stützen, selbst Staaten wie Griechenland, die Mitglied der Euro-Zone sind. Die Zentralbanken helfen sich bereits gegenseitig aus. Die Federal Reserve in den USA etwa versorgt Mexiko, Brasilien und Korea mit Dollar. Und die Vorbereitungen für den Weltfinanzgipfel kommen nach anfänglichen Problemen und trotz des britischen Widerstands voran. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Geithner mit den Europäern zusammenarbeiten will: Auch eine schärfere Kontrolle von Hedgefonds kann man sich in Washington inzwischen vorstellen.

      Noch ist die Welt nicht so weit wie im Jahr 1931.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/09/Weltwirtschaft?page=1 …
      31 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 09:10:50
      Beitrag Nr. 1.147 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.058 von Maraho am 22.02.09 08:47:33Eine weitere Expertenmeinung....


      Im Gespräch: Christoph Schmidt
      „Die Große Depression sehe ich nicht kommen“

      Der Arbeitsmarktforscher Christoph Schmidt ist soeben von der Regierung in den Kreis der „Wirtschaftsweisen“ entsandt worden. Er widerspricht der Idee von Arbeitsminister Olaf Scholz, das Kurzarbeitergeld noch weiter zu verlängern. Statt des beschlossenen Konjunkturpakets hielte er Steuersenkungen für wirkungsvoller, um die Konjunktur zu beleben.

      Deutschland steuert auf eine Million Kurzarbeiter zu. Wie lange kann der Staat auf diese Weise gegen die Arbeitslosigkeit ansubventionieren?

      Ich halte den starken Einsatz der Kurzarbeit weiterhin für richtig. Aber es ist auch klar, dass das recht bald ein Ende haben muss. Es können nicht Millionen dauerhaft kurzarbeiten. Die Hoffnung ist, dass die Rezession in absehbarer Zeit ein Ende findet und dass durch das Konjunkturpaket die Krise abgefedert wird. Das könnte bis zu 100 000 Arbeitslose weniger mit sich bringen.

      Wie aussagekräftig ist dann im Wahljahr überhaupt die Arbeitslosenstatistik, wenn Unterbeschäftigung in großem Stil durch Kurzarbeit kaschiert wird?

      Natürlich ist das Bild verzerrt. Es wird etliche hunderttausend Beschäftigte geben, die in Kurzarbeit geparkt werden, die normalerweise arbeitslos würden.

      Durch Kurzarbeit können Stammbelegschaften zunächst gehalten werden. Aber werden nicht etwa in der Autoindustrie auch Strukturen konserviert, die eigentlich angepasst werden müssten?

      Das sind die beiden Seiten der Medaille: Zum einen die sozial abfedernde Wirkung im Umbruch, die auch den Unternehmen hilft, ihre Investitionen ins Personal erst einmal zu retten. Zum anderen der Pferdefuß, dass Anpassungen verlangsamt werden. In einem Abschwung wie diesem ist ein staatliches Gegensteuern meiner Meinung nach aber gerechtfertigt. Die spannende Frage im Wahljahr wird sein: Kann sich die Politik mit ihren Eingriffen zurückhalten?

      Wo sind für Sie die Grenzen?

      Es gibt gute Gründe, im Finanzsystem einzugreifen, wenn eine Bank als systemrelevant erachtet wird, wobei das nicht jede Bank sein kann. Geht eine Bank unter, ist die Gefahr groß, dass sie andere mit sich zieht. In den meisten übrigen Branchen ist die Situation anders: Ein Wegfall eines Unternehmens ist schmerzhaft für die Beschäftigten, nutzt aber den Wettbewerbern. Ich sehe die Gefahr eines Dammbruchs, wenn der Staat an die Stelle privater Investoren tritt. Wo soll das dann enden?

      Also Geld für die Commerzbank, aber nicht für Opel?

      Wenn es so ist, dass der Untergang der Commerzbank zu einer Kettenreaktion führt, dann ja. Im Fall Opel sehe ich dieses Risiko nicht. Jegliches Engagement des Staates sollte hier nur nach Vorlage eines überzeugenden Zukunftskonzepts durch das Unternehmen erfolgen. Das gilt auch schon für Bürgschaften. Eine staatliche Beteiligung ist ganz abzulehnen.

      Ist es überhaupt konsequent, Kurzarbeit in der Autoindustrie zu subventionieren, so lange Überkapazitäten bestehen?

      Man hat zwar die Kurzarbeit erweitert, doch nach 18 Monaten ist Schluss. So eine bindende Regelung, die nicht auf Zuruf verlängert werden sollte, ist auch sehr wichtig. Dann müssen die Unternehmen wettbewerbsfähig sein. Sicherlich hat die Abwrackprämie ein Strohfeuer entfacht. Trotzdem werden die Verantwortlichen strategisch reagieren müssen. Wenn Überkapazitäten vorhanden sind, warum sollte man lange warten, diese abzubauen?

      Die Abwrackprämie ist Teil des zweiten Konjunkturpakets. Insgesamt erscheint dieses als ein Sammelsurium von Maßnahmen. Wird es trotzdem wirken?

      Wir hatten sehr offensiv für ein einfacheres Konzept geworben. Steuersenkungen im Umfang von 25 Milliarden Euro wären besser gewesen. Natürlich sind auch öffentliche Investitionen grundsätzlich sinnvoll. Der Staat hat einen hohen Investitionsstau, weil er die Konsumausgaben nicht zurückgefahren hat. Etwa beim Personal hätte er stärker sparen können. Ich bin aber skeptisch, dass die jetzt geplanten Investitionen stark als Konjunkturimpuls wirken können. Es wird schwierig, für 18 Milliarden Euro in relativ kurzer Zeit vernünftige Projekte zu finden. Wir haben das ganze Konjunkturpaket durchgerechnet und kommen auf einen eher kleinen Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten. Um so viel wird die Rezession gedämpft.

      Das 50-Milliarden-Paket entspricht einem Betrag von rund 1 Prozent vom BIP in diesem und im nächsten Jahr. Und diese Ausgabe soll im ersten Jahr nur einen Impuls von 0,5 Prozentpunkten ergeben? Ist das ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis?

      Wenn es möglich wäre, einfach durch eine Erhöhung der Staatsausgaben die Wirtschaftsleistung eins zu eins zu steigern, wäre das ja eine tolle Sache. Aber der Staat verdrängt durch seine Aktivitäten auch private Wirtschaftsleistung. Daher ist der Effekt staatlicher Konjunktur-stimulierung geringer. In den Bereichen, wo stimuliert wird, etwa in der Bauwirtschaft, ist die Auslastung zudem noch vergleichsweise gut. Das Investitionsprogramm wird dort auch Preissteigerungen auslösen. Wir rechnen über die gesamte Laufzeit des Konjunkturpakets mit einem Multiplikator von 0,8. Das heißt: Wenn der Staat 10 Milliarden Euro ausgibt, kommen beim BIP etwa 8 Milliarden an.

      Warum hat kein Wirtschaftsforschungsinstitut die Schärfe der Rezession frühzeitig erkannt?

      Wir waren im Dezember das erste der größeren Institute, das mit einer Zahl von 2 Prozent BIP-Einbruch herauskam. Davor haben wir schon von einem Abschwung geredet, der sich beschleunigt. Aber den exogenen Schock vom September, als die Investmentbank Lehman unterging, konnten wir nicht voraussehen. Wir hatten auch Risikoszenarien durchgespielt. Aber die werden kaum wahrgenommen. Und ehrlicherweise haben wir darauf auch nicht besonders hingewiesen. Künftig müssen wir mehr darüber reden.

      Können schlechte Prognosen die Krise verschlimmern?

      Sich so wichtig zu nehmen wäre total daneben. Unternehmen schauen doch zuerst in ihre Auftragsbücher und handeln entsprechend, als dass sie sich allein nach den Worten von Ökonomen richten.

      Gibt es schon Anzeichen für einen konjunkturellen Wendepunkt?

      Leider nein. Auch das erste Quartal 2009 dürfte noch sehr schlecht werden. Selbst wenn die Rezession im Jahresverlauf endet, bleibt die Wirtschaft noch einige Zeit schwach. Die Große Depression, die mancher heraufbeschwört, sehe ich aber auch nicht kommen. Grundsätzlich sprechen die Daten für Deutschland: Die Unternehmen sind wettbewerbsfähig, die Staatsfinanzen waren halbwegs konsolidiert, wir hatten keine Immobilienblase wie Spanien oder England. Natürlich sind wir sehr stark vom Export abhängig. Solange der Rest der Welt nicht auf die Beine kommt, bleibt es für Deutschland schwer.

      Einige Ökonomen sagen, wir seien zu sehr auf den Export angewiesen und müssten stattdessen unsere Binnenwirtschaft stärken. Stimmen Sie zu?

      Es wäre meiner Meinung nach falsch, wenn der Staat mit noch mehr Umverteilung eingreift, um den Konsum zu beleben. Ich glaube nicht, dass das die Wirtschaft aufblühen lässt. Wir könnten unsere Binnenwirtschaft aber dadurch stärken, dass wir auf flexiblere Märkte setzen. Wir haben uns lange den Luxus gegönnt, den Arbeitsmarkt sehr stark zu regulieren. Wenn wir Märkte deregulieren und damit mehr Beschäftigung schaffen, dann um den Preis, dass die Spreizung der Einkommen zunimmt. Wenn man mehr Wachstum will, muss man das in Kauf nehmen.

      Der Arbeitsminister sagt, durch Mindestlöhne werde die Kaufkraft gestärkt, das nütze der Wirtschaft.

      Dem würde ich sehr stark widersprechen. Wenn wir einen gesetzlichen Mindestlohn einziehen, dann folgt das vielleicht guter Absicht, aber es wird ganz erheblich Beschäftigung vernichten und die öffentlichen Haushalte enorm belasten. Gut gemeint ist leider schlecht gemacht.

      Christoph Schmidt ist Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A626…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 09:20:47
      Beitrag Nr. 1.148 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.476 von Maraho am 21.02.09 07:42:19Weiteres zum "Fall" UBS....


      UBS hat «die USA systematisch betrogen»
      Aktualisiert um 07:07 Uhr

      Vertrauliche E-Mails und Details aus dem Vergleich der UBS mit den USA belegen, dass die UBS-Chefs über das «Steuerbetrugssystem» in den USA Bescheid wussten. Warum nur werden sie von der Finma in Schutz genommen?

      Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) spricht in ihrem Untersuchungsbericht bloss von «Einzelfällen», in denen die UBS in Steuerbetrugsfälle verwickelt gewesen sei. Das entpuppt sich jetzt als Beschönigung. Denn es ist die UBS selber, die es im Vergleich mit den USA explizit als «wahr» bezeichnet, dass sie «von 2000 bis 2007 die USA systematisch betrogen» habe. Das geht aus dem Vergleichsdokument hervor, das dem «Sonntag» vorliegt.

      Wiederholt ist in dem Dokument das Wort «Executives» zu lesen. Damit gemeint sind die Chefs der UBS. In der Anklage ist der Begriff näher erläutert: «Executives» werden dort als «nicht angeklagte Mitverschwörer» (Co-Conspirators) bezeichnet – mit «höchsten Positionen im Management».

      Damit stellen sich die Fragen: Warum geht die UBS mit ihrem eigenen Schuldeingeständnis weiter als die Finma in ihrem Untersuchungsbericht? Warum schützt die Schweizer Behörde die UBS – auch gestern wieder, als Finma-Präsident Eugen Haltiner die UBS-Chefs gegenüber Radio DRS in Schutz nahm? Warum werden keine Verfahren eingeleitet, etwa wegen Sorgfaltspflichtverletzung – und das auch nicht von der Staatsanwaltschaft?

      Die Eingeständnisse der UBS sind massiv

      Die Bank sagt im Vergleich, einige Führungskräfte und Manager, die wussten, wie das (illegale) Geschäft betrieben wurde, hätten dieses nicht nur fortgeführt, sondern sogar ausgebaut.
      Führungskräfte und Manager hätten die Einstellung des Geschäfts bis 2007 verzögert, weil sie die Kostenfolgen fürchteten.
      UBS-Private-Banker seien im Schnitt dreimal pro Jahr in die USA geflogen. Allein 2004 habe es 3800 Kundenbesuche in den USA gegeben – solche Treffen waren verboten.

      Vor diesem Hintergrund erklärt sich, warum die US-Behörden scharf gegen die Schweizer Grossbank vorgegangen sind und die Herausgabe von 300 Kunden-Datensätzen erwirkt haben.

      UBS-Konzernchef Rohner wurde bereits am 2. Mai 2001 in einem E-Mail auf die Problematik der Umgehung des sogenannten QI-Abkommens mit Amerika hingewiesen. Rohner war damals Chef Private Banking Schweiz. In einem weiteren Brief vom 9. Januar 2002 wurde Rohner erneut darauf aufmerksam gemacht.

      Hinweisen nicht nachgegangen

      Weiter gab es 2004, 2005 und 2006 interne Untersuchungen und Audits, über welche die Spitze informiert war, aber es geschah nichts – das US-Geschäft wurde sogar noch ausgebaut.

      Eine letzte Chance einzugreifen vergaben die «Executives» im Jahr 2006. Damals kam es zu einer internen Untersuchung aufgrund von Hinweisen eines Whistleblowers. «Die Untersuchung ist vorhandenen Hinweisen nicht nachgegangen. Hätte sie das getan, wäre sie auf die beschriebenen Gesetzesverstösse gestossen», heisst es im Vergleich. Hierbei soll auch der namentlich nicht genannte Peter Kurer, damals Chefjurist der UBS, involviert gewesen sein.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konj…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 09:37:52
      Beitrag Nr. 1.149 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.597 von windei am 21.02.09 21:51:34Guten Morgen windei,

      noch etwas zum gestrigen "Themenschwerpunkt":

      Robert Kurz
      ABSTURZ DES BETRIEBSSYSTEMS

      Eine neue Dimension der kapitalistischen Krise wird manifest

      Krisen gehören zum Kapitalismus wie das Sturmtief zum Wetter. Trotz aller Turbulenzen werden sie daher zumindest in den letzten Jahrzehnten nicht mehr besonders ernst genommen. So auch in der seit 2007 schwelenden globalen Finanzkrise. Da sowieso fest zu stehen scheint, dass sie vorüberziehen wird wie alle früheren ökonomischen Unwetter, bezieht sich der mediale Diskurs immer schon auf die „Zeit danach“. Wer sind die Gewinner, wann muss man wieder einsteigen? Dass eine globale Erschütterung von historischen Ausmaßen erst noch kommen könnte, darf gar nicht laut gesagt werden. Wenn dabei der Kapitalismus in seinen gesellschaftlichen Formen als „ewige Wiederkehr des Gleichen“ erscheint, wird nicht in Rechnung gestellt, dass er andererseits eine irreversible Entwicklung der Produktivkräfte hervorbringt, die auf die Verwertungsbedingungen zurückwirkt.

      In dieser Hinsicht begann nach dem Ende des fordistischen „Wirtschaftswunders“ mit der 3. industriellen Revolution der Mikroelektronik ein Rationalisierungsprozess neuer Qualität, der zum ersten Mal in der kapitalistischen Geschichte produktive Arbeitskraft schneller überflüssig machte, als die Märkte sich ausdehnen konnten. Abstrakte Arbeit, die in der gesellschaftlichen Synthesis inhaltslos bestimmte betriebswirtschaftliche Verausgabung menschlicher Energie, bildet aber nach Marx die „Substanz“ des Kapitals. Die rapide Aushöhlung dieser Substanz konnte seit den 80er Jahren nur noch durch eine fortschreitende Entkoppelung des Finanzüberbaus von der realen Mehrwertproduktion kompensiert werden. An die Stelle der substantiellen Verwertung trat eine beispiellose Expansion des Kreditsystems als Vorgriff auf zukünftigen Mehrwert, dessen reale Einlösung immer illusorischer wurde. Globale Massenarbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung und die globale Aufblähung von „fiktivem Kapital“ bildeten die Kehrseite derselben Medaille.

      Die Finanzblasen-Ökonomie begann zunächst in Form einer Ausdehnung des Staatskredits gemäß der keynesianischen Doktrin. Da die wachsende Staatsverschuldung aber nicht mehr ausreichend durch die steuerliche Abschöpfung realer Mehrwertsubstanz bedient werden konnte, war seit Ende der 70er Jahre eine ausufernde Inflation mit teilweise zweistelligen Raten im Westen und Hyperinflationen in der Peripherie die Folge, verbunden mit zunehmender Wachstumsschwäche („Stagflation“). In dieser Situation vollzogen die Eliten mit der „neoliberalen Revolution“ eine abrupte Kehrtwende. Das keynesianische staatliche „deficit spending“ und überhaupt die staatliche Regulation wurden für die Misere verantwortlich gemacht. Keynesianismus und Neoliberalismus sind aber nicht so gegensätzlich, wie man glauben wollte, sondern moderieren nur relativ verschiedene Verlaufsformen derselben Verwertungsprobleme. Die Arbeitsmarktreformen und der Sozialabbau im Zuge der neoliberalen Wirtschaftspolitik verstärkten die „Entsubstantialisierung“ des Kapitals und in der Konsequenz das Abschmelzen der Binnenkaufkraft. Umgekehrt verlagerte die exzessive Deregulierung der Finanzmärkte die Aufblähung des „fiktiven Kapitals“ nur vom Staatskredit auf die Finanzblasen einer fiktiven Wertsteigerung finanzkapitalistischer Eigentumstiteln. Diese „Vermögensinflation“ führte nur deshalb nicht zu einer entsprechenden Geldentwertung, weil sie durch transnationale Geldströme außerhalb der nationalen Währungsräume vermittelt war.

      Bekanntlich ging mit der neoliberalen Wende eine soziale Spaltung auch in den kapitalistischen Kernländern einher. Der Sozialstaat mutierte zur repressiven Krisenverwaltung einer wachsenden Massenarmut. Trotzdem schien sich das „finanzgetriebene Wachstum“ unendlich fortsetzen zu können. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als in den 90er Jahren ein „Recycling“ der Finanzblasen-Ökonomie in die sogenannte Realwirtschaft begann. Im Zentrum stand dabei die politische Ökonomie der letzten Weltmacht USA. Dort fand seit Reagan eine doppelte Verlagerung statt; nicht nur vom Staatskredit auf die private „Vermögensinflation“, sondern auch innerhalb des Staatskredits von Sozial- und Kulturprogrammen auf eine forcierte defizitäre Rüstungsökonomie. Für die Finanzmärkte galt die militärische Garantiemacht des Weltkapitals als „sicherer Hafen“ der Geldanlage, der einen überproportionalen Anteil des globalen „fiktiven Kapitals“ absorbierte.

      Daraus entstand eine abenteuerliche globale „Arbeitsteilung“. Während überall sonst die Binnenkaufkraft stagnierte oder zurückging, wurde sie in den USA durch die „Arbeitsplätze“ des militärisch-industriellen Komplexes und die relativ breite Streuung von Finanztiteln gefüttert. Obwohl auch hier die Massenarmut zunahm, konnte auf diese Weise die Mittelklasse ein „Konsumwunder“ tragen, das sich nicht mehr aus realer Wertschöpfung speiste. Als Kehrseite des Zustroms von fiktivem Geldkapital nahmen die USA so durch einseitige Importströme die überschüssigen Waren aller Weltregionen und insbesondere Asiens auf. Dem astronomischen US-Außenhandelsdefizit stehen inzwischen entsprechende Dollarguthaben der Exportregionen gegenüber. Dieses scheinbar reale Wachstum ist auf Sand gebaut, weil es seinen Ausgangspunkt nicht in Einkommen aus realer Mehrwertproduktion hatte, sondern von den Finanzblasen genährt wurde. Deshalb ist auch die Verlagerung industrieller Arbeitsplätze etwa in die „Wachstumswunder“ China und Indien eine optische Täuschung.

      Dieses „finanzgetriebene Wachstum“ ging zwar schon mit Schuldenkrisen, Börsen- und Währungskrächen einher, die aber zunächst regional begrenzt blieben (Japan, Tigerländer, Russland, Argentinien etc.). Nach der Jahrhundertwende schien mit dem Platzen der Dotcom-Blase und der nachfolgenden Rezession das Ende der Fahnenstange erreicht. Dieser Einbruch konnte zwar noch einmal durch eine exzessive Senkung der Leitzinsen aufgefangen werden, insbesondere der US-Notenbank unter Alan Greenspan. Aber das war schon der Sündenfall des neoliberalen Monetarismus, der eine strikte Begrenzung der Geldmenge postuliert hatte. Greenspans Dollarschwemme zündete noch einmal eine globale Defizitkonjunktur, die aber nur von der Mutter aller Finanzblasen zehrte, nämlich der berühmten Immobilienblase in den USA und in Teilen Europas sowie Asiens. Deren Platzen seit 2007 hat jeden bisherigen Begrenzungsrahmen gesprengt und das gesamte globale Banken- und Kreditsystem erfasst. Damit kommt das in Jahrzehnten aufgehäufte weltweite Schuldengebirge ins Rutschen.

      Wie wenig die wirkliche Sachlage in ihrer historischen Dimension erfasst wird, zeigen die bis vor kurzem kolportierten Hoffnungen, man könne mit einer milden Rezession davonkommen. Es wird so getan, als würde sich das Drama hauptsächlich im Finanzhimmel abspielen und die „Rückwirkungen“ auf die Realwirtschaft ließen sich eindämmen. In Wirklichkeit verhält es sich genau umgekehrt. Die neoliberale Epoche der Finanzblasen-Ökonomie war keine „Verirrung“, die durch ein bißchen mehr Regulierung und Bankermoral rückgängig gemacht werden kann, sondern selber eine notwendige Folge mangelnder realer Verwertungsbedingungen, deren Erneuerung nirgends in Sicht ist. Wir haben es mit einem Absturz des weltkapitalistischen „Betriebssystems“ zu tun, das keiner Oberflächenbearbeitung mehr zugänglich ist. Der unaufhaltsame realökonomische Einbruch muss nach dem Dominoprinzip den gesamten Verkettungszusammenhang der Weltwirtschaft erfassen; einschließlich China, Indien usw., die keinerlei autonomes Wachstum aufweisen, das als Lokomotive einspringen könnte. Die Illusion einseitiger Exportströme ist zu Ende.

      Das nicht mehr einlösbare Realitätsprinzip substantieller Mehrwertproduktion macht sich aber nicht nur gegenüber der abstürzenden Defizitkonjunktur geltend, sondern droht alle Lebensbereiche niederzureißen. Von der individualisierten „kapitalgestützten“ Alterssicherung bis zu den privatisierten Infrastrukturen und der Kulturindustrie ist in den vergangenen Jahrzehnten die gesamte gesellschaftliche Reproduktion von der Aufblähung des „fiktiven Kapitals“ abhängig geworden. Die neue Dimension der Krise hat keine sektoralen Grenzen. Das immer noch verleugnete Ausmaß des Absturzes kommt allerdings in einer neuerlichen Kehrtwende der Eliten zum Ausdruck. Die scheinbare Rückkehr zur keynesianischen Regulation und zum Staatskredit hat aber nichts mit einer Erneuerung „geordneter“ und sozialstaatlich flankierter Verhältnisse zu tun. Die Verwaltung der bloßen Konkursmasse verbrannter Billionenbeträge überfordert bereits die staatliche Kreditfähigkeit. Damit ist aber noch kein einziger Euro oder Dollar an Kaufkraft gewonnen. Zusätzliche Konjunkturprogramme in der erforderlichen Größenordnung werden zwangsläufig die Schleusen der Inflation öffnen; die alte „Stagflation“ kehrt vielfach verstärkt wieder. Da hilft kein Antiamerikanismus und keine subjektive Schuldzuweisung. Diese Ideologieproduktion zeigt nur, dass die objektiven Grenzen der herrschenden Lebensweise verdrängt werden.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&i…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 09:53:56
      Beitrag Nr. 1.150 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.136 von Maraho am 22.02.09 09:37:52Es gibt durchaus Personen, die nach Alternativen suchen...
      Der Artikel ist recht lang, aber ich möchte ihn euch dennoch "zumuten"......


      Carl Christian Rheinländer
      Die Kategorische Marktwirtschaft als Ökonomie des 21. Jahrhunderts
      04. August 2006

      Die Krise der Industriegesellschaft verfestigt sich. Kein nachhaltiger Ausweg scheint in Sicht. Plädoyer für eine grundsätzlich neue Debatte unter Missachtung politisch-ökonomischer Dogmen.

      Eine Frage beschäftigt uns immer drängender: Wie kann die Krise der Industriegesellschaft und der Wirtschaft beendet werden? Oder etwas alltagssprachlicher: Wie kommt der Karren dauerhaft aus dem Dreck?
      Langsam aber sicher gelangen immer mehr Menschen zu der Überzeugung, dass unsere Volksvertreter überhaupt nicht in der Lage sind, dieses Problem zu lösen, dass ihr ständiges, plakatives Bemühen, ihre offensichtliche Unfähigkeit nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln, ihr eifriges Herumkurieren an allerlei Symptomen, nichts anderes ist, als die schlichte Verwaltung eines scheinbar unaufhaltsamen Niedergangs.
      Allmählich beginnen wir zu ahnen, dass die berühmte Antwort auf obige Frage, die da lautet. - "Durch mehr Wirtschaftswachstum!" - eigentlich nicht richtig sein kann, dass diese Äußerung eigentlich nichts anderes darstellt, als das berühmte Pfeifen des kleinen Jungen beim Gang durch den dunklen Wald.
      Immer drückender werden die Indizien für die provozierende Annahme, dass die große Phalanx der Wachstumsbefürworter aus Ökonomiewissenschaft, Politik und Wirtschaft sich tatsächlich irren muss.

      Doch wenn diese berühmte Antwort, über die immer noch weltweit, entweder kleinlaut oder aber auch trotzig Konsens herrscht, in die Sackgasse führt, wie kann eine realistische Antwort denn aussehen? Kann es vielleicht sogar sein, dass das Streben nach quantitativem Wachstum, dass die ökonomisch-politischen Maßnahmen, welche zu mehr Wachstum herkömmlicher Art führen sollen, der eigentliche Grund für die anwachsende Krise sind?
      Fest steht: Wirtschaftswachstum herkömmlichen Verständnisses führt nur sehr eingeschränkt zu qualitativem Wohlstand, geschweige denn zu mehr Lebensqualität. Durch Wirtschaftswachstum, bzw. durch das vorangehende Wirtschaftsgeschehen werden große soziale und ökologische Schäden verursacht, und dies mit zunehmender Tendenz. Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität, laut ökonomischem Lehrbuch die erste Voraussetzung zur Steigerung von Wirtschaftswachstum, schönen auf der einen Seite die Statistik, sind auf der andern Seite aber auch verbunden mit höherem Energieverbrauch, erhöhter Abgaserzeugung, höherem Rohstoff- und Materialbedarf, intensiverem Naturflächenverbrauch, Abbau regionaler Versorgungsstrukturen, Erhöhung des allgemeinen Transportbedarfs, Verringerung der physischen und psychischen Bevölkerungsgesundheit also höheren Gesundheitskosten, Verringerung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Menschen, ungebremste Müllproduktion, Reduzierung der Rentabilität von Reparatur und Verwertung, Herabwürdigung privater Eigeninitiative und regionaler Eigenversorgung, usw.

      Zumindest die ökologischen Schäden unseres Wirtschaftens lassen sich immer genauer beziffern. Es existieren etliche Studien dazu etwa vom Umwelt- und Prognoseinstitut Heidelberg, vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlruhe, von der Prognos AG, Basel, usw.
      Rechnet man die letzten davon auf die Gegenwart hoch, so muss man von einer jährlichen Schadenssumme nur für Deutschland in Höhe von derzeit mindestens 400 Milliarden Euro ausgehen.
      Hiermit gerät die Verklärung des Wirtschaftswachstums schon erheblich ins Wanken.
      Die sozialen Kosten unseres Wirtschaftens lassen sich sehr viel schwieriger erfassen. Der größte Posten davon, die Massenarbeitslosigkeit mit ihren subtilen Folgeerscheinungen, ist bei genauem Hinsehen eng mit einem Großteil der ökologischen Schäden verbunden und lässt sich darüber besser fassbar machen:

      Im Grunde gibt es eigentlich nur zwei relevante Arten von Arbeitsenergie, mit denen eine Produktion betrieben werden kann: Die menschliche und die technische Arbeitsenergie. Erstere, im Überfluss vorhanden, sehr umweltfreundlich und nahezu überall einsetzbar, wird einerseits gespeist aus Nahrung, also aus regenerativer Quelle, andererseits natürlich auch durch eine gute Ausbildung der Individuen.
      Ihr direkter Konkurrent, die technische Arbeitsenergie, bereitgestellt durch die Energieerzeugung aus Erdöl, Gas, Kohle, Radioaktivität und regenerativen Quellen in Kraftwerken, Motoren und Fahrzeugen, ist aber mit Abstand die größte Ursache für Schäden an den natürlichen Lebensgrundlagen.
      Diese werden ganz und gar nicht von den Verursachern, von den Verbrauchern dieser Energie übernommen, sondern sie werden auf die Allgemeinheit und vor Allem auf die nachfolgenden Generationen abgewälzt.
      Der Wettbewerb zwischen technischer und menschlicher Arbeitsenergie mündet heutzutage immer wieder in die gleiche Schlussfolgerung: "Die menschliche Arbeitskraft ist zu teuer!"
      Nach diesem Satz bleibt der Politik nur noch die finanziell auf Dauer verhängnisvolle Maßnahme übrig, die menschliche Arbeitskraft zu bezuschussen. Diese Aussage aber ist genauso falsch wie der Glaubenssatz, dass Wachstum Arbeit schafft.
      Warum heißt es nicht: "Der direkte Konkurrent zur menschlichen Arbeitskraft, die technische Arbeitsenergie, ist zu billig!"? So herum interpretiert ergäbe sich ein völlig neuer politischer Handlungsspielraum. Die Plausibilität dieser neuen Betrachtung ist verblüffend.
      Würde man alle Folgekosten und -schäden durch Bereitstellung und Verbrauch von Energie anteilig auf jede Energieeinheit addieren, würde man den direkten Verursachern, also letztendlich den Energieverbrauchern die gesamten, bis heute größtenteils externalisierten Kosten auferlegen, bekämen wir völlig neue Bedingungen im Wettbewerb zwischen menschlicher und technischer Arbeitsenergie.
      Die Preise für die Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas stiegen um 300%, die Strompreise würden sich verzwölffachen, Strom aus Kernkraft wäre fast unbezahlbar.
      Für die menschliche Arbeitskraft würde dies bedeuten: Die individuelle kalkulatorische Grenze innerhalb jeder wirtschaftlichen Sparte, jenseits welcher sich die Beschäftigung einer Arbeitskraft für den Betrieb nicht mehr lohnt und der Technikeinsatz billiger kommt, würde sich zu Gunsten der Menschenenergie deutlich verschieben. Die Menschen würden einen angeborenen Wert, den ihnen der technische Fortschritt ungerechterweise genommen hat, ihre Schaffenskraft, ihre Bereitschaft, für die Gesellschaft nützlich zu sein, zurückerhalten.

      Die Experten aus der Wirtschaftswissenschaft können über solcherlei Thesen natürlich nicht begeistert sein.
      Eigentlich dafür zuständig, eine realistische ökonomische Analyse vorzulegen, wenn nicht gar Lösungsvorschläge auf den Tisch zu bringen, verzetteln sich die angesagten Institute lediglich in wüste Orakeleien über die voraussichtlichen Wachstumszahlen und äußern sich widersprechende Empfehlungen aus der ökonomischen Mottenkiste.
      Gegenwärtig bricht die beunruhigende Lage lediglich einen neuen Streit zwischen den beiden Hauptströmungen der Wirtschaftswissenschaft, der angebotsorientierten und der nachfrageorientierten Wirtschaftstheorie vom Zaune. Doch auch hier wird sich keine Lösung finden lassen, ist doch das Wirtschaftswachstum bei allen Unterschieden, in beiden Glaubensrichtungen der wichtigste Faktor, das erklärte Ziel.
      So werden auf diesem längst abhanden gekommenen Fundament immer noch jedes Frühjahr dicke Expertisen erstellt, mit welchen die Politiker zwar pflichtgemäß vor die Presse treten, von denen sie aber nur, wenn überhaupt, die Zusammenfassung der Zusammenfassung lesen. So verhindern die sogenannten Wirtschaftsweisen und ihre Auftraggeber jede Erkenntnis, die über den eigenen Horizont geht. Die Formel "Wachstum schafft Arbeit" bleibt goldenes Kalb, die vom "Okunschen Gesetz" abgeleitete Behauptung, dass ab 2,5 Prozent Wachstum wieder Arbeit entsteht, bleibt oberste Entscheidungsgrundlage und die eklatanten Widersprüche der fatalen Gegenwartsökonomie werden hartnäckig ignoriert.

      Immer noch routinemäßig wird die kapitalistische Ökonomie als Marktwirtschaft bezeichnet, obwohl beide alles andere als dasselbe sind. Auch das gängige Verständnis, wonach der Kapitalismus eine Form von Marktwirtschaft sei, geht fehl. Er ist vielmehr eine sich früher oder später einstellende Degeneration von Marktwirtschaft. Hauptmerkmal der Marktwirtschaft ist neben dem freien Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage die Notwendigkeit, dass alle erdenklichen Kosten, die zur Herstellung eines Artikels, bzw. zur Bereitstellung einer Dienstleistung, anfallen, in den Preis einfließen.
      Im Kapitalismus dagegen sind Unternehmer bestrebt, immer stärker den heimlichen Produktionsfaktor -Externalisierung von ökologischen und sozialen Schäden - für die Verbilligung ihrer Produkte zu nutzen. Eigentlich handelt es sich hierbei um eine heimliche und weitgehend unauffällige gigantische Wirtschaftssubventionierung auf Kosten einer ungefragten Allgemeinheit und auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Subventionierungen sind aber kein marktwirtschaftliches Instrument, ja sie machen ab einer gewissen Dimension sogar die volkswirtschaftlich erwünschten Entwicklungen einer Marktwirtschaft zunichte und verkehren diese ins Gegenteil.
      Angesichts der ungeheuren Dimension der Subventionierungen durch die Externalisierung von Produktionskosten heutzutage muss man eigentlich aufhören diese unsere real existierende Ökonomie noch als Marktwirtschaft zu bezeichnen. Ja in Wahrheit existiert diese so wunderbar schlüssige Ökonomieform nirgendwo auf der Welt. Wäre unsere Ökonomie eine Marktwirtschaft und zwar eine im kategorischen Sinne, wo es ausgeschlossen ist, Kosten für die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen auf Dritte zu externalisieren, dann hätten wir nicht die gegenwärtige Krise.

      Wenn, wie bis hierher festgestellt, zum Schaden und auf Kosten Dritter gewirtschaftet wird, ergibt sich daraus natürlich auch eine umfassende juristische Frage: Ist die Externalisierung von ökologischen und sozialen Kosten überhaupt rechtlich zulässig?
      Man wird in den Gesetzesbüchern darauf keine direkte Antwort finden, über die Frage wird bis heute gar nicht debattiert. Wenn man aber die Auswirkungen der allgemein üblichen Schadkostenexternalisierung näher betrachtet, zeigt sich, dass viele Auswirkungen unseres Wirtschaftens direkt verfassungswidrig, gar verfassungsfeindlich sind. Einige unserer wichtigsten Grundrechte werden direkt missachtet, bzw. werden stillschweigend und ohne gesetzliche Grundlage eingeschränkt. Das ganze Selbstverständnis unserer Verfassung, der große Geist der Gerechtigkeit der hier wohnen sollte, wird zunehmend zweifelhaften ökonomischen Notwendigkeiten geopfert.
      Leider lässt sich mit diesen Erkenntnissen so leicht keine Verfassungsklage erheben. Die erste Klagevoraussetzung, nämlich die Betroffenheit in eigenen Rechten, ist kaum plausibel zu machen, besonders wenn man für den Schutz der Lebensgrundlagen für die nachfolgenden Generationen streiten wollte. Die Hauptbeeinträchtigten sind nicht einmal geboren, ein absolutes Novum in der Rechtsgeschichte. Auch geschieht die Schädigung Dritter meist nicht direkt und einfach nachvollziehbar, sondern auf äußerst subtilen Wegen.

      Immerhin deutet sich ab hier ein wirklicher Ausweg für unsere Industriegesellschaft aus dem verzwickten Dilemma an. Ohne Frage muss die herrschende Ökonomie so bald als möglich durch ein gesellschaftsverträgliches Wirtschaftssystem ersetzt werden. Jedes Kurieren an den Symptomen, und nichts anderes ist die gegenwärtig praktizierte Politik, führt nur tiefer in die Krise. Die einzige Möglichkeit bietet der Übergang in eine Form von Marktwirtschaft, in welcher jeglicher Anreiz zur Externalisierung irgendwelcher Produktionskosten dauerhaft ausgeschlossen ist.

      Zur Wahrung von Gerechtigkeit unter den Menschen und zur Erhaltung dieser Marktwirtschaft ist die Zugrundelegung einer weitgehenden Ethik für das ökonomische Handeln eine unabdingbare Notwendigkeit. Anderenfalls ist die Degeneration in den Kapitalismus nur eine Frage der Zeit.
      Wenn wir nun einen Namen suchen, in welchem auch der ethische Anspruch erkennbar sein soll, werden wir bei dem Philosophen Immanuel Kant und seiner Formulierung des Kategorischen Imperativs fündig.
      Er lautet: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!" Oder: "Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte!" Oder: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne!"
      Hier steht genau das, was von der Wirtschaft verlangt werden muss. Kein Unternehmer kann, auch entsprechend dem Geist unserer Verfassung, jemals das Recht bekommen, sich auf Kosten oder zum Schaden anderer zu bereichern. Niemand würde wirklich wollen, dass die Maxime der Ausbeutung oder der Zerstörung der Lebensgrundlagen Dritter allgemeines Naturgesetz werden sollte, nicht einmal die Funktionäre in der Wirtschaft. Deshalb sei hiermit vorgeschlagen, das gesuchte Wirtschaftssystem, welches jegliche Kostenexternalisierungen bei der Produktion nicht zulässt, Kategorische Marktwirtschaft zu nennen.

      Doch wie kann die Gesellschaft aber aus der jetzigen Situation in eine Kategorische Marktwirtschaft gelangen? Das entscheidende Instrument dabei ist die Internalisierung aller bisher externalisierten Kosten in den Endpreis jedes Produkts, jeder Dienstleistung.
      Eine echte vierte verfassungsmäßige Gewalt muss geschaffen werden, die ausschließlich über die Erhaltung der Lebensgrundlagen wacht und die, ebenso wie das Bundesverfassungsgericht, der Politik gegenüber weisungsberechtigt ist. Zusammengesetzt werden könnte diese Gewalt aus allen wissenschaftlichen Instituten und den Universitäten im Land, also aus den Institutionen, die zur Berechnung der Externalisierungssumme in der Lage sind und unterstellt einem Gremium aus unparteiischen, demokratisch gewählten Wahlmännern und -frauen, die ehrenamtlich tätig und in allen Regionen regelmäßig, parallel zu den Parlamenten, zu wählen sind.
      Ohne großen bürokratischen Aufwand könnten die berechneten voraussichtlichen Schadkosten vom Staat immer dort erhoben werden, wo sie das erste Mal auftreten, angefangen beim Import von Energieträgern und Rohstoffen, über alle Zwischenproduzenten, bis zum Endverbraucher. Alle Waren würden sich individuell ganz unterschiedlich verteuern, einige um 10 % andere aber um 500 %. Es würde ein Mechanismus angestoßen, in welchem sich ganz automatisch das gesellschaftlich Verträglichste herausbildet, bzw. verträglichere Alternativen zu problematischen Produkten und Produktionsmethoden entstehen. Der Preis und die geänderte Nachfrage würden zielsicher den Wandel bewirken.

      Hier taucht natürlich die Frage auf, wie die Bürger die teils sehr empfindlichen Verteuerungen des Konsums in der Umstellungsphase denn bezahlen sollten.
      Bei einer geschätzten Verteuerung der Waren um mindestens 400 Milliarden Euro pro Jahr, käme man für jeden der 80 Millionen Menschen in Deutschland rechnerisch auf Mehrkosten in Höhe von rund 400 Euro monatlich. Demgegenüber stehen aber auch Einnahmen des Staates in der gleichen Höhe. Dieser Betrag muss eingesetzt werden, um sozusagen den Grund für seine Erhebung abzuschaffen. Wenn der Staat das Geld also wieder an die Bevölkerung auszahlt, schmiert er damit den marktwirtschaftlichen Mechanismus, der die Gesellschaft in die Kategorische Marktwirtschaft führt.
      Allerdings, und dies ist ein entscheidender Punkt, darf er nicht so auszahlen, wie erhoben wurde, sondern in Form eines garantierten Mindesteinkommens für alle Staatsbürger in gleicher Höhe, egal ob Spitzenverdiener oder Arbeitsloser, Kleinkind oder Greis. Jeder bekommt pro Monat 400 Euro, für die er nichts weiter tun muss.
      Profitieren würde davon der größte Teil der Bevölkerung, für welchen die Verteuerung ihrer Lebenshaltungskosten durch die Internalisierungsaufschläge weit unter den 400 Euro pro Monat läge. Besonders die unteren Einkommensgruppen, Alte und Familien mit Kindern würden finanziell erheblich gestärkt, ohne dass die Rente, das Kindergeld oder die Sozialhilfe erhöht werden muss.
      Neben der Neustrukturierung ganzer Produktionsmethoden wäre die Rückbesinnung auf die umwelt- und sozialfreundliche menschliche Arbeitskraft der deutlichste Effekt der Kategorischen Marktwirtschaft. Der Globalisierungsdruck auf die deutschen Betriebe würde erheblich und dauerhaft abnehmen, weil alle Importwarenpreise nun auch durch umfangreiche Transportaufschläge und sonstige ökologische Ausgleichskomponenten in die Höhe stiegen.
      Unternehmer, die unter den Bedingungen der Kategorischen Marktwirtschaft ihren Betrieb mit Erfolg führen könnten, stiegen zu den neuen und wahren Leistungsträgern auf, zu solchen, die das Wort auch verdient hätten. Neuentwicklungen in Technik und Verfahren würden aus dem Ausland immer stärker nachgefragt, weil bald alle Länder das fatale Ende ihres bisherigen Wegs erkennen.
      Logischerweise würde natürlich im Lauf der Zeit auch die Summe der Abgaben für Externalisierungseffekte zurückgehen, damit die Internalisierungseinnahmen des Staates und die Summe des auf die Bevölkerung verteilbaren Geldes. Das garantierte Mindesteinkommen, ohnehin nur ein Übergangsinstrument, würde entsprechend den Erfolgen im Abbau der Schadkostenexternalisierung immer weiter absinken.
      Parallel dazu entstünden Millionen neuer und dauerhafter Arbeitsplätze ohne dass der Staat einen Cent dafür ausgeben müsste. Es gäbe immer noch große Industriebranchen mit einem nun stark erhöhten Personalbedarf, doch vor allem wären unzählige kleinbetriebliche Geschäftsideen auf einmal erfolgversprechend, vornehmlich in der regionalen Produktion und Dienstleistung. Die Regionen hätten eine wirtschaftliche Erholung durchgemacht, das Land wäre weitgehend energie- und rohstoffautark, der Anreiz für Unternehmen, Teile der Produktion in Niedriglohnländer auszulagern, würde verkümmern.
      Die Komponenten des sozialen Netzes würden wieder greifen und hetzten nicht, wie gegenwärtig, den Problemen nur hinterher.

      Allerdings, und dies ist der größte Wermutstropfen an der Kategorischen Marktwirtschaft, kann die nachhaltige Ökonomie aus der Gegenwartssituation heraus nicht inselartig in einem Land existieren. Die Profitaussichten durch Schmuggel wären verlockend, und deshalb muss die Kategorische Marktwirtschaft mindestens ein Europamodell sein.
      Ohnehin hat Europa, geprägt von blinder Durchwurstelei, derzeit alles andere als ein ernsthaftes Konzept für die Zukunft, alles andere, als einen ernsthaften Grund für eine gemeinsame Verfassung. Die Staaten in Europa sollten aufhören, dem Wirtschaftsliberalismus angelsächsischer Prägung hinterherzulaufen und sich darauf besinnen, dass sie selbst der Welt die Richtung vorgeben können. Die Weltgemeinschaft würde diese Richtung bald übernehmen, weil der Fortgang dramatischer Entwicklungen, regional wie global sie unausweichlich dazu zwingt.

      Quelle: http://www.politik-poker.de/kategorische-marktwirtschaft.p…

      Bis später.....
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 10:03:18
      Beitrag Nr. 1.151 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.156 von Maraho am 22.02.09 09:53:56Hier noch etwas von "Attac" zu diesem Thema.

      Alternativen zum Kapitalismus

      Wen der Vortrag interessiert, einfach anklicken: http://sandimgetriebe.attac.at/795.html
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 11:24:33
      Beitrag Nr. 1.152 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.392 von Maraho am 21.02.09 19:56:10Hier mal wieder etwas aus den USA:


      US-Staatshaushalte

      Obama will Haushaltsdefizit bis 2013 halbieren
      22. Februar 2009, 11:06 Uhr

      US-Präsident Barack Obama will beinahe Unglaubliches schaffen. Das US-Haushaltsdefizit soll von derzeit rund 1,3 Billionen Dollar bis 2013 halbiert werden. Zugleich kurbelt Obama mit einem 787 Milliarden schweren Konjunkturpaket die Wirtschaft an, das noch nicht im Haushaltsdefizit berücksichtigt ist.

      US-Präsident Barack Obama will das wachsende Haushaltsdefizit seines Landes bis 2013 halbieren. Zum Ende der ersten Amtszeit Obamas soll das Haushaltsminus den Plänen zufolge nur noch 533 Milliarden Dollar oder drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen, sagte ein hochrangiger Regierungsmitarbeiter.

      Geerbt habe die Obama-Regierung dagegen ein Defizit von 1,3 Billionen Dollar oder 9,2 Prozent des BIPs. Einsparungen bringen sollten vor allem sinkende Ausgaben für den Irakkrieg, höhere Steuern für Besserverdiener und die Streichung von unnützen staatlichen Programmen.

      Ein Gipfeltreffen von unabhängigen Fachleuten, Gewerkschaftern, Kongressabgeordneten und Mitgliedern von Interessengruppen wird am Montag über das Thema beraten, sagte Obama in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. Der Rechnungshof des Kongresses erwartet für das laufende Haushaltsjahr ein Rekorddefizit von 1,2 Billionen Dollar, wobei das staatliche Konjunkturpaket noch nicht eingerechnet ist.

      Obama kündigte zugleich die Umsetzung der im Konjunkturprogramm enthaltenen Steuersenkungen ab Samstag an. Spätestens zum 1. April soll eine Durchschnittsfamilie in den USA demnach jeden Monat über 65 Dollar mehr verfügen. Insgesamt soll es für 95 Prozent der Arbeitnehmer Steuererleichterungen geben. Der US-Präsident bekräftigte zugleich, dass die Maßnahmen nur die ersten Schritte im Kampf gegen die Wirtschaftskrise seien.

      Die US-Regierung will am Donnerstag die Grundzüge ihres ersten Etats für das Haushaltsjahr 2010 vorstellen. Der Entwurf wird hohe Ausgabensteigerungen für Infrastrukturprojekte enthalten. Sie sind Teil des 787 Milliarden Dollar schweren Konjunkturpakets, das Obama in dieser Woche unterzeichnet hat.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3251077/Obama-will-Ha…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 11:30:10
      Beitrag Nr. 1.153 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.381 von Maraho am 22.02.09 11:24:33Hierzu ein, etwas älterer, Kommentar.
      In einigen Jahren sind wir schlauer...


      Robert Kurz
      KEIN ZWEITER NEW DEAL

      Sein Versprechen ist der große Wandel. Seine Aura scheint darauf zu verweisen, dass das weiße, angelsächsisch-protestantische Subjekt nicht mehr allein die Macht behaupten kann. Die militärische Interventionspolitik soll gemildert, der christliche Fundamentalismus eingedämmt und der globale Ausgleich gesucht werden. Wirtschaftspolitisch gilt es das Ende des neoliberalen Marktradikalismus zu ratifizieren. Viele möchten sich an Roosevelts New Deal erinnern und an die Nachkriegsordnung von Bretton Woods mit ihren straff regulierten Finanzmärkten und fixen Wechselkursen. Selten hat ein neuer Präsident der USA so viel Begeisterung mobilisiert wie Barack Obama. Und selten war die Möglichkeit miserabler, auch nur eine einzige der geweckten Hoffnungen zu erfüllen. Die weltweite Obamania repräsentiert kein kritisches Bewusstsein, sondern die Illusion eines heilen Wachstumskapitalismus für alle. Das durch nichts gedeckte Programm einer „sozialen Weltmarktwirtschaft“, wie es auch Angela Merkel in ihrer Handtasche herumträgt, suggeriert eine zukunftsoptimistische Aufbruchstimmung, die nur von den nostalgischen Sehnsüchten der Mittelschicht zehrt. Dass sich das Gesicht des Kapitalismus ausgerechnet unter dem Eindruck des Finanzzusammenbruchs und der abstürzenden Konjunktur vermenschlichen soll, ist ein eher peinlicher Gedanke. Die Weltwirtschaftskrise hat kein Happy End.

      Der 44. US-Präsident erbt einen Staatshaushalt, der schon vor seinem Amtsantritt durch die verbrannten Billionen Dollars der Kriegsfinanzierung und der Sanierungskosten für das abschmierende Bankensystem ruiniert ist. Der noch lange nicht beendete Crash der Finanzblasen-Ökonomie kann nicht zu einem „normalen“ und „seriösen“ Wachstum zurückführen, weil dafür keinerlei selbsttragendes Potential in Sicht ist. Statt eines zweiten New Deal steht eine finanzkapitalistische Notstandsverwaltung auf der Agenda, die gerade erst begonnen hat und sich aller Wahrscheinlichkeit nach in den kommenden Monaten auf das Kreditkartensystem, die Hedge-Fonds sowie die Auto- und Flugzeugindustrie ausweiten wird. Sozial ist nicht das Ende des Billiglohns, sondern eine Elendsverwaltung neuer Qualität zu erwarten, wenn der konjunkturelle Abwärtssog die aufgeblähten Dienstleistungssektoren erfasst, die Bestandteil des „finanzgetriebenen“ Scheinwachstums waren. Ein zweites Bretton Woods wird es erst recht nicht geben. Die staatliche „Streckung“ der Krise ist nur noch mittels einer Inflationspolitik der US-Notenbank möglich, die weitere Billionen Dollars der asiatischen Währungsreserven entwertet und das Weltwährungssystem in die Auflösung zu treiben droht.

      Gegen die Lähmung der ökonomischen Nervenbahnen hilft kein medial produziertes Charisma. Obama wird den Kapitalismus ungefähr in derselben Weise zur friedlichen Sozialverträglichkeit wandeln, wie einst Gorbatschow den Sozialismus „demokratisch erneuert“ hat. Sein Job ist die größte Abwicklung der modernen Geschichte, die im Unterschied zu derjenigen des Ostblocks nicht auf die Integration in einen übergeordneten kapitalistischen Systemzusammenhang hinausläuft, sondern auf die schubweise Desintegration des Weltmarkts. Zu befürchten ist leider, dass der erste schwarze US-Präsident nicht als Lichtgestalt in die Annalen eingehen wird, sondern als tragische Figur, die gerade in der Eigenschaft des afroamerikanischen Aufsteigers vom kollektiven Unbewussten dazu auserkoren wurde, die Krise des Weltkapitals und der letzten Weltmacht auszubaden.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelle…
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      schrieb am 22.02.09 13:20:39
      Beitrag Nr. 1.154 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.911 von Maraho am 20.02.09 18:28:23So "versucht" es Polen....

      Gegen den Trend

      Polen spart in der Not
      von Andrzej Rybak

      Die weltweite Krise lähmt Polens Wirtschaft. Doch von Konjunkturpaketen will die Regierung in Warschau nichts wissen. Mit eisernem Sparkurs hält sie an ihrem großen Ziel fest: dem Beitritt zur Euro-Zone im Jahr 2012.

      Ein Betonskelett ragt einsam inmitten einer großen Wiese empor. Berge von Sand türmen sich ein paar Meter weiter, direkt neben einer provisorischen Straße. Es ist alles bereit für die nächsten Handgriffe, um die Gebäude fertigzustellen. Doch die Baustelle in Miedzeszyn, im Südwesten der polnischen Hauptstadt Warschau, liegt verlassen da. Aus Mangel an Aufträgen hat der Immobilienentwickler die Arbeit von heute auf morgen gestoppt.

      Landesweit sieht es nicht wesentlich besser aus. Polens Baubranche erlebt ihre schlimmste Zeit seit der politischen Wende von 1989. Über 100 Immobilienunternehmern droht die Pleite. Der Absatz an Baumaterial ist allein im Januar um zehn Prozent gefallen. Die Konföderation der Bau- und Immobilienunternehmen fordert von der Regierung deshalb ein Stimuluspaket und weniger Umsatzsteuern.

      Regierung und EU-Kommission schätzen, dass Polens BIP statt um 3,7 nur noch um 1,7 Prozent wachsen wird. Der krisenbedingte Einbruch der Exporte traf die Polen schwer. Viele Unternehmen, vor allem aus der Autozulieferer- und Möbelbranche, müssen nun ihre Produktion drosseln und Leute entlassen. Die Arbeitslosigkeit ist Ende Januar auf 10,5 Prozent gestiegen.

      Von groß angelegten Konjunkturspritzen, wie sie in den USA oder Deutschland verabschiedet wurden, hält Warschau aber nichts. Stattdessen schlägt Polen einen strikten Sparkurs ein, der in Europa einmalig ist. "Die Wirkung der Konjunkturprogramme ist umstritten", sagt Zbigniew Chlebowski, Fraktionschef der regierenden Bürgerplattform (PO). "Ex-Präsident George W. Bush hat 800 Mrd. $ in die US-Wirtschaft gepumpt, ohne Ergebnis. Niemand weiß, wo das Geld verschwunden ist."

      Ende Januar ordnete Ministerpräsident Donald Tusk eine radikale Kürzung der Staatsausgaben an. Nach zähen Verhandlungen mit seinem Kabinett wurden Einsparrungen von 19,7 Mrd. Zloty (4,2 Mrd. Euro) beschlossen. Das Verteidigungsministerium will seine Auslandseinsätze zurückschrauben, das Außenministerium muss einige Vertretungen schließen. Auch an der Bildung wird gespart.

      Kurz vor der Krise hatte die Regierung den Euro-Beitritt für 2012 beschlossen und hält eisern an diesem Ziel fest. Damit sie noch in diesem Jahr dem Währungsmechanismus beitreten darf, der für die zwei Jahre vor dem Beitritt einen engen Wechselkurskorridor festlegt, muss sie das Haushaltsdefizit auf drei Prozent drücken. "Sichere Staatsfinanzen und ein schneller Beitritt zum Euro sind der beste Weg aus der Krise", sagt Polens Finanzminister Jacek Rostowski.

      Um eine höhere Verschuldung zu vermeiden, will Tusk sogar Privatisierungen beschleunigen. Obwohl der polnische Aktienindex WIG auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren gefallen ist, will die Regierung mit dem Verkauf von Energiebetrieben den Haushalt stützen. Vier Konzerne stehen nun offiziell im Angebot und sollen rund 12 Mrd. Zloty in die Kasse bringen.

      "Die Haushaltsdisziplin dürfte der Wirtschaft nach dem Abschwung einen richtigen Kick geben", sagt Dariusz Filar, Mitglied des geldpolitischen Rats bei der Zentralbank. "Bei niedriger Inflation und niedrigen Zinsen kann Polen schneller expandieren und den Rückstand zu der europäischen Spitze aufholen."

      Doch die Opposition tobt. "Privatisierung in Krisenzeiten ist Verrat", schimpft Solidarnosc-Gewerkschafter Kazimierz Grajcarek. "Sie werden weniger einnehmen, als die Unternehmen wert sind." Die größte Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) fordert "aktive Stimulierung der Wirtschaft" und nimmt höhere Verschuldung in Kauf. Die linke SLD will Steuererhöhungen. "Die unsichtbare Hand des Markts wird die Krise nicht lösen", sagt Jacek Rybicki, Führungsmitglied der Solidarnosc.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Gegen-den-Trend-Polen-sp…
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      schrieb am 22.02.09 13:27:46
      Beitrag Nr. 1.155 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.078 von Maraho am 22.02.09 08:59:06Dies noch zum Treffen in Berlin...


      Spitzentreffen in Berlin

      Neue Weltfinanzordnung verzweifelt gesucht
      Von Rainer Hank

      Im Juni 1933 trafen sich Vertreter von 66 Staaten im Weltfinanzzentrum London, um Wege aus der globalen Krise zu finden und ein neues Finanzregime zu erarbeiten. Doch eine Einigung scheiterte am Gegensatz zwischen etablierten und aufsteigenden Weltmächten. Das Treffen, an dem so viele Erwartungen hingen, ging ohne Ergebnis zu Ende. "Konferenzen dieser Art enden meist in leeren Platituden und zweideutigen Phrasen", meinte der Ökonom John Maynard Keynes schon damals in einer seiner berühmten Radioansprachen im BBC. "Überall nur Gähnen."

      Ob dem kommenden Weltwirtschaftsgipfel, zu dem am 2. April die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Länder zusammenkommen, das traurige Schicksal des Treffens vor mehr als 75 Jahren beschieden sein wird, ist noch nicht ausgemacht. Abermals sind die Erwartungen hoch: Nichts weniger als der Entwurf einer neuen Weltfinanzordnung steht auf der Tagesordnung. Am heutigen Sonntag treffen sich die Chefs der wichtigsten europäischen Staaten schon einmal in Berlin, um die Londoner Konferenz vorzubereiten.

      Für den großen Zukunftsentwurf war bislang keine Zeit

      Doch die Welt ist immer noch ganz und gar mit der Rettung der Banken befasst. So war bislang noch keine rechte Zeit, sich mit großen Zukunftsentwürfen einer neuen Finanzarchitektur zu beschäftigen. Als beim ersten Treffen der G 20 am 20. November 2008 in Washington das Folgetreffen in London vereinbart wurde, hoffte man, in diesem Frühjahr sei das Gröbste vorbei. So kann man sich täuschen.

      Herrschte im vergangenen Herbst noch die Überzeugung vor, dass nur ein international koordiniertes Handeln den Ausweg aus der Krise weise, macht sich inzwischen ein neuer Nationalismus breit. Getreu der Devise: "Rette sich jeder, wie er kann." Amerika schützt General Motors, aber General Motors opfert Saab. Frankreich schützt Peugeot, aber natürlich nur, solange Franzosen in Frankreich ihre französischen Autos fertigen. Und deutsche Ministerpräsidenten träumen von einem staatlichen Opel-Kombinat. Je mehr die Nationalstaaten zugunsten ihrer heimischen Unternehmen intervenieren, desto wertloser wird ihre mit viel pathetischer Abscheu geäußerte Verurteilung des Protektionismus.

      Das sind keine guten Voraussetzungen für einen einheitlichen Wurf der Staatengemeinschaft, der nach Auffassung vieler nötig wäre, um eine Systemkrise dieses gigantischen Ausmaßes ein zweites Mal zu verhindern. Schlimmer noch: Allüberall auf der Welt tagt eine Vielzahl von Arbeitsgruppen, die Vorschläge einer Neuordnung des Weltfinanzsystems erarbeiten sollen. Die einen wollen Hedge-Fonds verbieten, die anderen wollen sie noch nicht einmal regulieren. Die einen wollen Managergehälter staatlich deckeln, die anderen finden solche Vorschriften skandalös.

      Merkel begeistert sich besonders für einen Risikoatlas

      "Da höre ich ziemlich viel Durcheinander", sagt Jan Pieter Krahnen, Finanzprofessor in Frankfurt und Mitglied der sogenannten Issing-Kommission, eines offiziellen Rates, der für die deutsche Bundesregierung denken soll. So preußisch wohlgeordnet wie hierzulande geht es in den anderen Ländern nicht zu. Schon vor zwei Wochen hat die Issing-Kommission ihr Empfehlungsdokument der Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht.

      Merkel zeigte sich besonders begeistert von dem Vorschlag eines weltumspannenden "Risikoatlanten". Dahinter verbirgt sich die Idee, angesichts der globalen Verflechtung der Finanzbeziehungen künftig genau aufzumalen, wo welche Schulden und Wertpapiere stecken. "Wir wollen Licht in das Schattenbanking bringen", sagt Krahnen. Dass Banken ihre komplizierten Wertpapiere mit den unverständlichen Buchstaben (CDO, CDS) außerhalb ihrer Bilanzen in sogenannte Zweckgesellschaften (häufig in Irland oder auf den Cayman-Inseln) verstecken konnten, ist wesentlicher Grund dafür, dass niemand merkte, wie sie "toxisch" - auf Deutsch: nicht mehr viel wert - wurden.

      Der Zeitgeist will von der Politik mehr Regulierung. Die deutschen Finanzarchitekten warnen davor, diesem Geist nachzugeben. Gerade Banken waren immer schon eine sehr rigide regulierte Branche, mit viel staatlicher Aufsicht, vielen Vorschriften und Sanktionsmöglichkeiten. Das alles hat die Systemkrise nicht verhindert. Im Gegenteil: Märkte (und Marktakteure) sind listig und unterlaufen Regulierungen.

      Erst muss der Staatskapitalismus aufgelöst werden

      "Regulierungsarbitrage" wird diese List genannt, die sich mit einem Beispiel erläutern lässt. Wenn die Preise für die Ratingagenturen künftig von den Anlegern und nicht von der Finanzindustrie bezahlt werden (siehe unten), wird das sehr teuer. Die Fachleute wetten deshalb darauf, dass rasch ungeratete und daher billigere Produkte auf den Markt kommen. Und schon wäre das systemische Risiko wieder in der Welt.

      Bevor jedoch die neue Finanzordnung überhaupt auf die Welt kommen kann, muss der Staatskapitalismus, der in der Krise überall Raum griff, aufgelöst werden. Weil aber die Regierungen der ganzen Welt Hals über Kopf ihre Banken verstaatlicht und ihre Schlüsselindustrien aufgefangen haben, konnte bislang noch niemand darüber nachdenken, wie man aus dieser Verstrickung wieder herauskommt. "Exitstrategie" ist deshalb das nächste Stichwort auf der Agenda von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.

      Eine Debatte der besten Ökonomenvorschläge findet sich auf www.voxeu.com. Die offizielle Seite zum London-Gipfel heißt www.LondonSummit.gov.uk

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A62…
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      Avatar
      schrieb am 22.02.09 16:05:50
      Beitrag Nr. 1.156 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.790 von Maraho am 22.02.09 13:27:46Neues aus Berlin....

      Vorbereitung auf Weltfinanzgipfel
      Europäer schmieden Krisenplan


      Sie haben einen Nenner gefunden: Die europäischen Mitglieder der G20-Gruppe haben sich auf Vorschläge für eine lückenlose Aufsicht über die globalen Finanzmärkte verständigt. Ziel ist es, eine Wiederholung der Finanzkrise zu vermeiden.

      Europa macht bei der angestrebten Neuordnung der Finanzmärkte Druck und will im Kampf gegen die Krise eine führende Rolle übernehmen. Die Staats- und Regierungschefs wichtiger EU-Länder vereinbarten bei ihrem Treffen am Sonntag in Berlin konkrete Schritte für mehr Transparenz und eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte.

      Wie es aus Teilnehmerkreisen am Rande des Treffens hieß, sollen "alle Finanzmärkte, Finanzprodukte und Marktteilnehmer" lückenlos beaufsichtigt und reguliert werden. Bei ihrem Vorbereitungstreffen für den nächsten Welt-Finanzgipfel am 2. April in London erteilten die EU-Spitzen dem Vernehmen nach allen protektionistischen Tendenzen eine klare Absage. Die führenden EU-Nationen wollen ferner den Druck auf internationale Steueroasen und unkooperative Finanzzentren erhöhen. Im Gespräch sind Sanktionen gegen einzelne Staaten bei unzureichender Hilfe im Kampf gegen Steuerflucht und Geldwäsche.

      Bei dem gut dreistündigen Treffen auf Einladung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stimmten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien, Luxemburg sowie Tschechien mit den Spitzen der EU-Kommission sowie der Europäischen Zentralbank und der Bank of England ihre Positionen ab. Die G20 hatten im November auf ihrem ersten Gipfel in Washington einen 47-Punkte-Aktionsplan vereinbart, um eine Wiederholung der Finanzkrise zu verhindern.

      Die EU-Spitzen forderten in Berlin dem Vernehmen nach, den Aktionsplan "rasch und vollständig" umzusetzen. Auch über den 2. April hinaus müsse Druck aufrecht erhalten werden. Alle Finanzmärkte, -produkte und Marktteilnehmer müssten lückenlos und unabhängig davon, wo sie ihren Sitz haben, einer angemessenen Aufsicht oder Regulierung unterstellt werden, hieß es. Auch eine angemessene Aufsicht oder Regulierung von spekulativen Hedgefonds werde gefordert. Ferner sollten Rating-Agenturen registriert und beaufsichtigt werden.

      Alle Länder müssten protektionistischen Tendenzen widerstehen und sich für eine weitere Öffnung des Welthandels einsetzen, hieß es nach dem Treffen weiter. Die WTO-Verhandlungen ("Doha-Runde") zur weiteren Liberalisierung des Welthandels müssten erfolgreich abgeschlossen werden. Wettbewerbsverzerrungen durch die Konjunktur- und Bankenhilfen sollten auf ein absolutes Mindestmaß beschränkt werden.

      Die EU-Länder folgten dem Vernehmen nach dem Vorstoß Merkels für einen globalen Ordnungsrahmen, um künftig Krisen zu vermeiden. Sie wollen sich für eine neue Charta für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Die Länder sollten schnellstmöglich zur Budgetdisziplin zurückkehren. Mit Blick auf die hohen Zusatzzahlungen an Bank- Manager forderten die EU-Staaten neue transparente Vergütungssysteme, um Bonuszahlungen zu vermeiden, die zu exzessiven Risiken verleiten.

      Die Lage auf den Finanzmärkten wird dem Vernehmen nach als weiter angespannt bezeichnet. Die EU-Spitzen bekannten sich nachdrücklich zur Verpflichtung, wichtigen systemrelevanten Finanzinstituten weiter beizustehen. Eine krisenverstärkende Wirkung von Regeln soll eingedämmt werden. Für den Umgang mit "faulen Wertpapieren" in Bank- Bilanzen werden gemeinsame EU-Grundsätze gefordert.

      Der Internationale Währungsfonds (IWF) als Krisenmanager soll gestärkt werden. Eine Verdopplung der IWF-Mittel wird unterstützt. Der IWF und das von Industriestaaten getragene Forum für Finanzstabilität (FSF) sollen zur Risikoüberwachung und Schaffung von Frühwarnsystemen gestärkt werden. Das FSF sollte rechtzeitig vor dem Londoner Gipfel um Schwellenländer erweitert werden.

      Am Rande des Gipfels hatten auch die Finanzminister getagt. Ein gemeinsames Papier wollten sie allerdings nicht veröffentlichen, hieß es in den Kreisen. Darauf werde verzichtet, um auch den nicht anwesenden EU-Staaten die Möglichkeit einzuräumen, sich in eine gemeinsame europäische Position für den Weltfinanzgipfel in London Anfang April einzubringen.

      Grundsätzlich habe sich unter den EU/G20-Finanzministern auch in anderen für Deutschland wichtigen Fragen ein einheitliches Meinungsbild abgezeichnet, hieß es weiter. So sollten Banken angehalten werden, in guten Zeiten Kapitalpuffer für Krisenzeiten aufzubauen. Bei Weiterverkäufen von Krediten sollten sie einen Teil der Risiken in den eigenen Büchern behalten müssen. Zudem sollten die Maßnahmen der Industrieländerorganisation OECD gegen schädlichen Steuerwettbewerb gestärkt werden.

      Ziel sei, "dass es in Zukunft keine weißen Flecken mehr auf der Landkarte der unserer Welt gibt, wenn es um Finanzmarktprodukte, um die Teilnehmer des Marktes und um die Instrumente geht", sagte Merkel. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderte seine EU-Kollegen auf, in den anstehenden Reformverhandlungen keine faulen Kompromisse einzugehen. "Ich werde keine Antwort auf diese Situation unterstützen, die nicht ehrgeizig ist", sagte er.

      Neben Merkel und Sarkozy nahmen der britische Premierminister Gordon Brown, der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi, Spaniens Ministerpräsident José Luiz Rodriguez Zapatero und der niederländische Regierungschef Jan Peter Balkenende an dem Treffen teil. Auch der tschechische EU-Ratspräsident Mirek Topolanek, Luxemburgs Ministerpräsident Jean Claude Juncker und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sind dabei.

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach sich für eine strengere Kontrolle von Banken und Hedge-Fonds aus. Das geht aus einem Diskussionspapier hervor. Unter anderem sollen Finanzinstitute verpflichtet werden, in guten Jahren eine Reserve anzulegen, um Krisen besser zu überstehen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Vorbereitung-auf-W…
      31 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:24:53
      Beitrag Nr. 1.157 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.637 von Maraho am 20.02.09 17:58:32Guten Abend,

      hier etwas zu Opel. Wie es scheint, wird die Firma zum VEB....
      Klar, es sind ja viele Wahlen in diesem Jahr....


      Staatliche Hilfen
      Steinbrück: Opel-Pleite würde Milliarden kosten

      Um die Zukunft des angeschlagenen Autobauers Opel zu sichern, könnte der Staat als Retter einspringen. Finanzminister Peer Steinbrück stellte erstmals staatliche Hilfen in Aussicht. Ein Zusammenbruch von Opel sei für den Steuerzahler teurer. Auch Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier drängt auf eine Lösung.


      HB BERLIN. Ein Zusammenbruch von Opel könnte den Steuerzahler nach Einschätzung von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) zwei bis drei Milliarden Euro kosten. Steinbrück zeigte Bereitschaft für staatliche Hilfen, sofern ein schlüssiges Konzept vorgelegt wird. Im Fall einer Insolvenz seien bei Opel und seinen Zulieferern etwa 50 000 Beschäftigte betroffen, sagt er im ARD -"Bericht aus Berlin" . Wenn diese arbeitslos würden, koste dies den Staat zwei bis drei Mrd. Euro. "Ist es dann nicht sinnvoller, behilflich zu sein, damit diese Menschen in Lohn und Brot bleiben?", sagte Steinbrück.

      Opel ist um staatliche Hilfen in Milliardenhöhe bemüht. Die Firma mit über 25 000 Beschäftigten und Werken in vier Bundesländern benötigt nach unterschiedlichen Angaben bis zu 3,3 Mrd. Euro. Die Arbeitsplätze bei Opel in Deutschland sind laut Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier "umso sicherer, wenn sie Teil einer europäischen Verbundlösung werden". Steinmeier plädierte am Sonntag für eine europäische Lösung.

      Ein Opel-Sprecher kündigte ein Gesamtkonzept für das "künftige Geschäftsmodell von Opel in Europa" an. Dies werde die Adam Opel GmbH in den kommenden Tagen in enger Abstimmung mit dem US-Mutterkonzern General Motors vorlegen. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sucht eine enge Abstimmung mit den USA.

      Aus der Union mehrten sich die Stimmen, die Hilfen für Opel ablehnten. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Union, Michael Fuchs, nannte eine Insolvenz des Autobauers unvermeidlich. Einem Bericht der "Bild-Zeitung zufolge droht Opel nach Einschätzung des Bürgschaftsausschusses von Bund und Ländern, der über staatliche Garantien für Opel berät, spätestens im Mai oder Juni die Zahlungsunfähigkeit. Das Wirtschaftsministerium wollte den Bericht nicht bestätigen.

      Aus der Union gab es Stimmen, die Hilfen für Opel ablehnten. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Union, Michael Fuchs, nannte eine Insolvenz des Autobauers unvermeidlich. Einem Bericht der "Bild-Zeitung zufolge droht Opel nach Einschätzung des Bürgschaftsausschusses von Bund und Ländern, der über staatliche Garantien für Opel berät, spätestens im Mai oder Juni die Zahlungsunfähigkeit. Das Wirtschaftsministerium wollte den Bericht nicht bestätigen.

      Der CSU-Generalsekretär Alexander Dorbrindt machte sich hingegen für eine deutsche Lösung zur Rettung des angeschlagenen Autobauers Opel stark. "Nachdem der Bund den deutschen Autobauern durch die Abwrackprämie mit 1,5 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen hat, kann man erwarten, dass sich die deutschen Autokonzerne Gedanken über eine Kooperation mit Opel machen", sagte Dobrindt dem Handelsblatt. Nach den Worten des CSU-Generalsekretärs sei es überzeugender, wenn die Autoindustrie in Deutschland gemeinsam ein Konzept für Opel entwerfe, statt nach Investoren in Indien oder China zu suchen.

      Staatliche Bürgschaften macht der CSU-Politiker insgesamt von einem tragfähigen Rettungskonzept für Opel abhängig. "Wir erwarten möglichst bald ein Konzept von Opel, das zeigt, wie Opel auch nach einer Abkopplung von General Motors überlebensfähig bleibt. Auf einer solchen Grundlage lässt sich auch über Bürgschaften des Bundes reden, mit denen der Schutz der Arbeitsplätze in Deutschland zusätzlich gesichert wird", sagte Dobrindt.

      Auch Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) will erst dann über staatliche Bürgschaften entscheiden, wenn Opel nachgewiesen habe, dass die Staatshilfen nur temporär benötigt werden und Opel dauerhaft überlebensfähig sei, sagte er dem Handelsblatt.

      Opel-Betriebsratschef Klaus Franz kritisierte die Berichte über eine drohende Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens als Spekulation, die Kunden, Händler, Zulieferer und Beschäftigte verunsichere. "Derartige Spekulationen gefährden die positiven Gespräche über Bürgschaften", erklärte Franz am Sonntag. Opel könne "mit temporären staatlichen Einlagen" unabhängig werden. Der CDU-Politiker Fuchs argumentiere mit seiner Ablehnung gegen den Mittelstand, da Opel jährlich allein in Deutschland mit über 700 mittelständischen Firmen über fünf Mrd. Euro umsetze.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/steinbru…
      227 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:29:27
      Beitrag Nr. 1.158 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.624.070 von Maraho am 20.02.09 20:27:04Hier etwas zum Thema...

      Hochschulen

      Frust im Elfenbeinturm
      von Dorit Heß

      Eine Exklusiv-Umfrage zeigt: Der wissenschaftliche Nachwuchs ist hochgradig unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen an deutschen Unis. Die Reformen der letzten Jahre habe vieles nur noch schlimmer gemacht. Gute Beziehungen sind nach Ansicht der jungen Wissenschaftler für die eigene Karriere viel wichtiger als exzellente Forschung.

      Da zu lang, hier weiterführend: http://www.handelsblatt.com/politik/nachrichten/frust-im-…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:33:11
      Beitrag Nr. 1.159 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:36:24
      Beitrag Nr. 1.160 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.247 von Maraho am 21.02.09 19:05:54Ergänzend noch etwas zu Irland....

      In Irland formiert sich Widerstand gegen die Wirtschaftspolitik
      Florian Rötzer

      In Island und Lettland mussten die Regierungen bereits zurücktreten, in Dublin fand am Samstag eine Großkundgebung der Gewerkschaften statt, auf die weitere Proteste folgen sollen.

      Für den Samstag hatte der Congress of Trade Unions (ICTU) in Dublin zu einer Großkundgebung aufgefordert, um damit weitere Proteste gegen die Wirtschaftspolitik der irischen Regierung einzuleiten. 120.000 Menschen haben an der nationalen Auftaktveranstaltung teilgenommen. Nachdem bereits die isländische Regierung und nun auch die lettische Regierung aufgrund von Protesten gegen die Wirtschaftspolitik zurückgetreten sind und in anderen Ländern wie Litauen, Estland, Griechenland, Italien oder Frankreich weitere Proteste anstehen, ist jetzt auch die irische Regierung mit einer wachsenden Opposition konfrontiert.

      Irland, aufgestiegen vom "Armenhaus Europas" zum "keltischen Tiger", hatte in den letzten Jahren als Finanzstandort geboomt und ist besonders schwer getroffen worden von der Finanzkrise. Die Regierung hat angesichts explodierender Staatsverschuldung und wachsender Arbeitslosigkeit einen Paket von Maßnahmen mit Sparplänen, einem Konjunkturprogramm und einer "Reorganisation" der Wirtschaft beschlossen, gegen das die Gewerkschaften Sturm laufen.

      Zentrale Punkte sind neben dem Konjunkturprogramm, das Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen soll, und einem Innovationsfonds etwa die Beibehaltung niedriger Unternehmenssteuern und Steuerkürzungen für Unternehmen, während der Staat verschlankt und die Bürokratie rationalisiert werden sollen.

      Die Gewerkschaften kritisieren die Maßnahmen als einseitig. Eine "Wirtschaftselite" habe die Wirtschaft zerstört, so ICTU-Generalsekretär David Begg, und sei bislang dafür nicht zur Verantwortung gezogen worden. Die führenden Bankmanager hätten "Wirtschaftsverbrechen" begangen. Die Lasten würden von der Regierung ungleich verteilt, es müssten diejenigen stärker herangezogen werden, die während der Boomjahre reich geworden sind. Für Unmut hat vor allem auch die angekündigte Erhöhung der Rentenversicherung für die 350.000 Angestellten im öffentlichen Dienst gesorgt, die 1,4 Milliarden Euro einbringen soll. Nach der Gewerkschaft IMPACT können damit untere und mittlere Angestellte jährlich zwischen 1500 und 2800 Euro weniger im Geldbeutel haben.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133333
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:47:28
      Beitrag Nr. 1.161 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.764 von Maraho am 21.02.09 10:34:04Hört, hört, Ernüchterung macht sich breit!
      Wer hätte das gedacht? ;)


      Obama und die Bush-Methoden

      „Die Hoffnung hat sich zerschlagen“

      Von Matthias Rüb, Washington

      Politik ist zu guten Teilen Symbolik. Deshalb war es von großer symbolisch-politischer Bedeutung, als Präsident Barack Obama am zweiten vollen Arbeitstag seiner Amtszeit eines seiner wichtigsten Wahlkampfversprechen einlöste und per Dekret eine Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo Bay auf Kuba binnen eines Jahres verfügte. In zwei weiteren Dekreten verfügte er am „Resolute Desk“ im Oval Office vor genau einem Monat, dass der Auslandsgeheimdienst CIA in Übersee keine Geheimgefängnisse mehr unterhalten darf. Dem Dienst wurde auch verboten, bei Verhören mutmaßlicher Terroristen „harsche“ Methoden wie das simulierte Ertränken (Waterboarding) anzuwenden.

      Damit setzte Obama drei wesentliche Instrumente jenes „Krieges gegen den Terrorismus“ außer Kraft, der Amerika mit den Anschlägen vom 11. September 2001 aufgezwungen worden war. Präsident George W. Bush hatte gelobt, diesen Krieg bis zum Sieg fortzusetzen, ohne freilich sagen zu können, wann dieser Sieg erreicht sein und woran man den Übergang zum Frieden erkennen würde.

      Doch auch Obama hat in seiner Rede zur Amtseinführung vom „Krieg gegen ein weitreichendes Netz der Gewalt und des Hasses“ gesprochen und den Feinden der Freiheit zugerufen: „Ihr werdet nicht länger durchhalten als wir, und wir werden euch besiegen.“
      Zwar hat Obama im gleichen Atemzug bekräftigt, dass die Nation bei diesem Kampf „nicht zwischen Sicherheit und unseren Idealen“ wählen müsse, doch hat sich inzwischen herausgestellt, dass dies leichter zu versprechen als in praktischer Politik zu verwirklichen ist.

      Denn trotz Obamas Willensbekundung, Guantánamo bis zum 20. Januar 2010 zu schließen, lässt sich bisher keine signifikante Abkehr von Politik und Praxis im Umgang mit mutmaßlichen Terroristen während der Regierungszeit von George W. Bush erkennen. So ließ das Justizministerium am Wochenende wissen, nach Ansicht auch der neuen Regierung hätten die etwa 600 Gefangenen, die auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Bagram nahe Kabul festgehalten werden, nicht das Recht, ihre Haftgründe vor einem amerikanischen Zivilgericht anzufechten. Unklar ist auch, ob Obama die Fertigstellung eines bereits im Bau befindlichen Gefängnisgebäudes in Bagram zur langfristigen Unterbringung von Gefangenen stoppen wird.

      In Afghanistan sitzen etwa 600 Gefangene teils seit vielen Jahren in amerikanischem Gewahrsam - das sind mehr als doppelt so viele wie in Guantánamo Bay, wo derzeit noch etwa 245 Männer festgehalten werden. Im Irak halten die amerikanischen Streitkräfte gegenwärtig sogar etwa 14.700 Gefangene fest, die gemäß einem am 1. Januar in Kraft getretenen Abkommen zwischen Bagdad und Washington bis Jahresende freigelassen oder an die irakischen Behörden überstellt werden sollen. Im Zweistromland werden derzeit pro Monat etwa 1500 Gefangene von den amerikanischen Streitkräften freigelassen oder überstellt, so dass vieles dafür spricht, dass die amerikanischen Gefangenenlager dort tatsächlich bis zum Jahresende aufgelöst werden können. In die afghanischen Justizbehörden haben die Amerikaner - und auch die Nato-Partner - weniger Vertrauen als in die irakischen.

      Jedenfalls geht es im Irak rascher voran mit der Entlassung von Gefangenen als mit der Freilassung etwa 60 Häftlinge in Guantánamo, die selbst vom amerikanischen Militär nicht mehr als gefährlich eingestuft werden. Denn niemand will sie haben. Seit 2002 wurden mehr als 525 Gefangene aus Guantánamo in ihre Heimatländer oder in Drittstaaten geschickt, die sich zu deren Aufnahme bereit gefunden hatten. Wie viele von ihnen „rückfällig“ und (wieder) terroristisch aktiv geworden sind, ist umstritten. Das Pentagon spricht von 61 ehemaligen Gefangenen, mithin von einer Rückfallquote von knapp zwölf Prozent. Menschenrechtsorganisationen und Rechtsvertreter von Gefangenen halten diese Zahlen für stark übertrieben.

      „Wir haben alle etwas Besseres erwartet“

      Auf das Rechtsgutachten der Regierung Obama, das den Gefangenen in Bagram den Gang vor amerikanische Zivilgerichte verwehrt, reagierten Menschenrechtsorganisationen und die Anwälte der Gefangenen in Afghanistan tief enttäuscht. „Die Hoffnung, die wir alle gehegt hatten, dass uns Präsident Obama in eine neue Richtung führen wird, hat sich zerschlagen“, sagte die Anwältin Tina Monshipour Foster, die ehrenamtlich einen der Gefangenen in Bagram vertritt: „Wir haben alle etwas Besseres erwartet.“

      Letztlich wird sich wohl das Oberste Gericht mit dem Fall der Gefangenen in Afghanistan und auch im Irak befassen müssen. Bisher gilt das Urteil vom Sommer 2008, wonach Gefangene in Guantánamo in einem Habeas-Corpus-Verfahren ihre Haftgründe vor einem amerikanischen Zivilgericht anfechten dürfen, eben nur für dieses Lager. Denn das hat nach Überzeugung der Obersten Richter einen hybriden Sonderstatus: Es gehört zwar de jure zu Kuba, weil das Territorium von Havanna gepachtet ist, de facto gilt dort aber amerikanisches Recht. Das ist in Bagram in Afghanistan, wo alle Gefangenen nach Einschätzung des amerikanischen Militärs „feindliche Kämpfer“ sind, sowie im Irak anders.

      Zudem kam ein Gutachter des Pentagons am Wochenende zu dem Ergebnis, dass die Haftbedingungen in Guantánamo Bay den Bestimmungen der Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen entsprechen. In dem von Obama in Auftrag gegebenen Bericht von Admiral Patrick Walsh wird lediglich empfohlen, die Gefangenen sollten mehr Kontakte zueinander pflegen und gemeinsam beten dürfen.

      Der Enthusiasmus ist verflogen

      Zum Vorsitzenden einer Kommission, die Empfehlungen zum weiteren Umgang mit den Gefangenen in Guantánamo geben soll, ernannte der neue Justizminister Eric Holder den früheren stellvertretenden Abteilungsleiter des Ministeriums Matthew Olson, der von Präsident Bush auf seinen Posten berufen worden war. Justizminister Holder will an diesem Montag erstmals selbst nach Guantánamo reisen, um sich ein Bild von der Unterbringung der Gefangenen zu machen.

      Schon unmittelbar nach der Verfügung, Guantánamo zu schließen, war in den in den Vereinigten Staaten eine heftige Debatte über den Umgang der Gefangenen dort entbrannt. Sie betraf vor allem die sogenannten „Platinum-Gefangenen“ um Khalid Scheich Mohammed und Ramzi Binalshib, die als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 gelten. Politiker von Demokraten wie Republikanern aus Bundesstaaten, die als Ort einer möglichen Unterbringung von Gefangenen genannt wurden, äußerten ihren Widerstand gegen eine Verlegung mutmaßlicher oder abgeurteilter Terroristen in Hochsicherheitsgefängnisse ihrer Staaten. Genannt wurden unter anderem die Militärgefängnisse Fort Leavenworth in Kansas und North Charleston in South Carolina sowie das zivile Hochsicherheitsgefängnis Florence in Colorado. Angeheizt wurde die Debatte über Guantánamo durch Berichte, wonach sich zwei ehemalige saudische Gefangene des Lagers nach ihrer Freilassung und einer offenbar wenig erfolgreichen „Rehabilitierung“ in Saudi-Arabien in den Jemen absetzten, wo sie mittlerweile Zellen des Terrornetzes Al Qaida führen sollen.

      Vom Enthusiasmus der ersten Tage nach Obamas Amtsantritt und von der Hoffnung einer deutlichen politischen Wende im Kampf gegen den Terrorismus ist in diesen Tagen nur noch wenig zu hören.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/D…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:54:25
      Beitrag Nr. 1.162 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.027 von Maraho am 22.02.09 18:36:24... und hier die Situation in ...


      Lettland

      Absturz ohne besonderen Grund
      Von Reinhard Veser

      Das einzige, womit die lettische Regierung ihre Bürger in den vergangenen Monaten noch erfreuen konnte, waren unfreiwillig komische Äußerungen. Eine besondere Karriere machte eine Antwort von Finanzminister Atis Slakteris in einem auf Englisch geführten Fernsehinterview – auf die Frage, was geschehen sei, dass Lettland vom wirtschaftlichen Tiger zu einer „Rezessionsmaus“ geworden sei, antwortete er: „Nothing special“. Für einige Geschäftsleute war diese Antwort ein wirtschaftlicher Lichtblick in den düsteren Zeiten – sie druckten sie in der Schreibweise „Nasing spešal“, mit der der starke Akzent des Ministers im Englischen karikiert werden sollte, auf T-Shirts, die sich offenbar gut verkaufen.

      Sonst weist die Entwicklung freilich überall nach unten. Der Spott der Letten über ihre Regierung, die am Freitag als erste in der EU über die Weltwirtschaftskrise stürzte, ist Galgenhumor. 2007 hatte das Land mit 10,3 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum in der EU; nun wird es von der stärksten Rezession innerhalb der Gemeinschaft heimgesucht. Im letzten Quartal 2008 ging die Wirtschaftsleistung um etwa zehn Prozent zurück, für dieses Jahr wird eine Schrumpfung von bis zu zwölf Prozent erwartet. Die Regierung rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote, die 2007 unter fünf Prozent lag, in diesem Jahr auf gut zwölf Prozent steigt – und ist damit deutlich optimistischer als viele Wirtschaftsfachleute, die fürchten, dass sie am Ende des Jahres zwischen 15 und 25 Prozent liegen wird.

      Regierungschef ohne Gefolgschaft

      Die Gründe für die Krise liegen in dem starken Wachstum der vergangenen Jahre. Sie ist nach Ansicht vieler Wirtschaftswissenschaftler hausgemacht, wurde aber durch die Finanzkrise seit Herbst dramatisch verschärft: Das Wachstum wurde vor allem durch ausländisches Kapital finanziert, mit dem das Leistungsbilanzdefizit geschlossen wurde, das durch die während des Booms sprunghaft gewachsenen Importe entstanden war. Mit ihren schnell wachsenden Löhnen hatten die Letten zum an Konsum nachgeholt, was sie in den schweren Jahren der Wirtschaftsreformen in den neunziger Jahren entbehren mussten – eine starke Inflation war die Folge.

      Zum anderen hatten sie Wohnungen gekauft, was – wie in den Nachbarstaaten Estland und Litauen – zu einer Blase auf dem Immobilienmarkt geführt hatte. Etwa vier Fünftel der Wohnungskäufe wurden mit Krediten in Euro finanziert. Das bringt sozialen Sprengstoff in die derzeit erbittert geführte Debatte, ob die Nationalwährung Lats von ihrer engen Bindung an den Euro gelöst und abgewertet werden soll. Sowohl die verschuldeten Privathaushalte als auch viele Unternehmen, die in den vergangenen Jahren stark investiert haben, könnten ihre Kredite dann nicht mehr bedienen.

      Das erste spektakuläre Krisenopfer war im November die Parex-Bank, die größte Bank Lettlands. Sie hatte sich bei ihren Versuchen verhoben, in den westeuropäischen Markt vorzudringen, und musste verstaatlicht werden, um ihren Zusammenbruch zu verhindern. Zur Abwendung eines Staatsbankrotts gewährten danach die EU, der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und mehrere europäische Staaten Lettland dann einen Kredit von 7,5 Milliarden Euro. Bedingung war jedoch, dass die Regierung den Staatshaushalt konsolidiert. Mit dieser Begründung wurden Ende vergangenen Jahres die Mehrwertsteuer auf 21 Prozent erhöht und die Gehälter der Staatsangestellten um 15 Prozent gekürzt.

      Gegen diese Politik gingen Mitte Januar etwa 10.000 Menschen auf die Straße und forderten schnelle Neuwahlen. Aus der friedlichen Demonstration heraus entwickelten sich schwere Krawalle – und Lettland hatte zu der wirtschaftlichen auch noch eine politische Krise, in der sich Präsident Valdis Zatlers gegen die Regierung stellte: Er forderte sie auf, bis 31. März die Verfassung so zu ändern, dass eine Volksinitiative zur Auflösung des Parlaments möglich wird – andernfalls werde er ein Referendum dazu herbeiführen.

      Außerdem verlangte er eine Verkleinerung und Umstrukturierung des Kabinetts, was zu heftigem Streit zwischen den Koalitionsparteien führte und vermutlich der Grund dafür ist, dass die beiden größten Parteien des Bündnisses Ministerpräsident Godmanis am Freitag die Gefolgschaft versagten. Präsident Zatlers forderte alle Parteien auf, ihm bis zu diesem Montag Vorschläge für eine Regierungsbildung vorzulegen; Lettland brauche jetzt eine Regierung auf möglichst breiter Basis. Alle Parteien stimmten dem im Grundsatz zu – und stritten darüber, ob die regulär im Herbst 2010 stattfindende Parlamentswahl vorgezogen werden sollte.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:54:50
      Beitrag Nr. 1.163 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.012 von Groupier am 22.02.09 18:33:11:laugh:
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 18:57:29
      Beitrag Nr. 1.164 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.109 von Maraho am 22.02.09 18:54:50Also ich finds eigentlich nicht zum lachen.

      Die einen bekommen Milliarden die anderen Hartz VI.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:01:39
      Beitrag Nr. 1.165 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.911 von Maraho am 20.02.09 18:28:23Die an diesem Interview Interessierten....
      .... einfach anklicken!

      Weltbank-Präsident Zoellick
      "Ohne stabile Banken gibt es keinen Aufschwung"

      Der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, über die globale Wirtschaftskrise, die kritische Lage Osteuropas und den Welthandel.

      http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/wirtschaft/645/459288…
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:05:47
      Beitrag Nr. 1.166 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.119 von Groupier am 22.02.09 18:57:29Guten Abend Groupier,

      ich fand die Karikatur gut gemacht.

      Die "Begleiterscheinungen" dieser Entwicklung sind, da gebe ich Dir recht, gelinde gesagt, unerträglich!

      Dir einen schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:12:35
      Beitrag Nr. 1.167 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.974 von Maraho am 22.02.09 18:24:53Nachdem die Zeitarbeiter gehen durften, jetzt dies für die Stammbelegschaft....


      Bänder stehen still: VW fährt die Produktion runter

      Die Horrormeldung über eine drohende Zahlungsunfähigkeit von Opel ist kaum 48 Stunden her. Nun drückt Volkswagen in Wolfsburg auf die Bremse und ordnet erstmals seit 25 Jahren Kurzarbeit an. Der Konzern rechnet nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr und trotz Abwrackprämie mit einem Umsatzeinbruch für 2009.

      Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen gibt es erstmals seit 25 Jahren wieder in mehreren Werken Kurzarbeit. Von Montag an bleiben die Bänder vor allem im Fahrzeugbau für fünf Tage stehen. Betroffen sind rund zwei Drittel der 92.000 Beschäftigten in den deutschen Werken, also rund 61.000 Mitarbeiter. Die Sparte Forschung und Entwicklung sowie Teile der Komponentenfertigung bleiben von der Regelung unberührt. Auch Aus- und Weiterbildung laufen weiter. Nach der Kurzarbeitsphase wird die Arbeit mit der Nachtschicht am 1. März wieder aufgenommen.

      Fox und Polo werden nicht in Deutschland produziert

      Volkswagen rechnet für das laufende Jahr angesichts der trüben Branchenaussichten früheren Aussagen zufolge mit einem konzernweiten Absatzeinbruch um zehn Prozent. Ein VW-Sprecher sagte, die Kurzarbeit betreffe vor allem die Fahrzeuge produzierenden Werke, also das Stammwerk Wolfsburg sowie die Fabriken in Emden, Hannover, Zwickau und Dresden. Keine Angaben gab es darüber, wie stark die Autoproduktion sinken soll. Gefragt sind derzeit wegen der Abwrackprämie vor allem Kleinwagen wie etwa Fox und Polo, die jedoch nicht in Deutschland gebaut werden.

      Der VW-Konzern hatte im vergangenen Jahr gegen den Branchentrend noch einen Absatzrekord erzielt. Der Konzern lieferte weltweit 6,23 Millionen Fahrzeuge aus. Das waren 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings hatte VW im Jahresverlauf deutlich an Wachstumstempo verloren.

      Betriebsrat stimmt Kurzarbeit zu

      Der Betriebsrat hatte der Kurzarbeit zugestimmt. Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte, die aktuelle Marktlage habe auch Auswirkungen auf VW. Die Überstundenkonten seien mittlerweile weitestgehend abgebaut. Den Beschäftigten entstünden keine Nachteile, denn VW stocke das Kurzarbeitergeld weitgehend auf.

      Auch andere Autobauer wie BMW und Daimler greifen zu Kurzarbeit, um angesichts der dramatischen Absatzkrise vor allem in den wichtigen Märkten USA, Westeuropa und Japan gegen Überkapazitäten zu kämpfen. Viele Zulieferer haben ebenfalls ihre Produktion gedrosselt und schicken die Belegschaften in Kurzarbeit. (ml/dpa)

      Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2009/02/22/2736438.xml …
      226 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:20:59
      Beitrag Nr. 1.168 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:21:17
      Beitrag Nr. 1.169 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.974 von Maraho am 22.02.09 18:24:53Hier ein Interview zum angedachten Einstieg des Staates bei Opel...


      Staatseinstieg

      Dohnanyi hält Opel für weniger wichtig als die HRE
      Von Günther Lachmann

      Der ehemalige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (80) war Ende der 50er-Jahre Manager bei Ford in Köln und saß später im Aufsichtsrat von Audi. Nun spricht er mit WELT ONLINE über die Rolle des Staats bei Opel. Einen Staatseinstieg sieht er sehr kritisch, denn die Branche sitzt auf erheblichen Überkapazitäten.

      WELT ONLINE: Herr von Dohnanyi, hat Opel überhaupt noch eine Chance?

      Klaus von Dohnanyi: Opel ist in einer sehr schwierigen Lage. Der Staat muss überlegen, ob er mit Steuergeld Überkapazitäten erhalten will, für die es weltweit keine Nachfrage gibt. Opel hat in Deutschland einen Marktanteil von zehn Prozent ?

      WELT ONLINE: Immerhin pumpt der Staat doch auch Milliarde um Milliarde in die Investmentbank Hypo Real Estate (HRE), er schnürt ein milliardenschweres Rettungspaket für die Banken. Warum sollte er nicht über einen Einstieg bei Opel nachdenken?

      von Dohnanyi: Der Staat muss deutlich unterscheiden zwischen Opel und Hypo Real Estate. Die Regierung sagt, dass es sich bei der Hypo Real Estate um eine systemische Bank handelt, also um eine Bank, die insbesondere durch ihre Verbindung mit der Depfa eine große Bedeutung für die Anlagensicherheit anderer Banken und Unternehmen hat. Ein Konkurs der Hypo Real Estate würde, nach Darstellung der Regierung, eine Gefahr für das gesamte Finanz- und Wirtschaftssystem der Bundesrepublik bedeuten. Unterstellt, dass diese Analyse richtig ist, frage ich mich aber, warum man jemals dem Großaktionär Flowers ermöglicht hat, sich an dieser Bank zu beteiligen.

      WELT ONLINE: Warum hätte man ihm die Beteiligung verweigern sollen?

      von Dohnanyi: Bei einer systemischen Bank sollte man darauf achten, dass kein Anteilseigner ziemlich rücksichtslos sein kann. Aber das nur mal nebenbei bemerkt. Wenn der Brand von Hypo Real Estate wirklich eine Feuergefahr für das ganze Dorf, die ganze Gemeinschaft bedeutet, dann muss die Bank vom Staat gerettet werden.

      WELT ONLINE: Warum nicht auch Opel mit seinen Zehntausenden Arbeitsplätzen?

      von Dohnanyi: Hypo Real Estate ist offenbar eine tragende Wand im Wirtschaftsgebäude der Republik. Opel ist das weder für die europäische noch für die deutsche Automobilindustrie. Insofern muss da unterschieden werden. Solange nicht ein Gesamtbild darüber vorliegt, wie tragfähig die Strukturen bei Opel dauerhaft sind, wäre ich auch mit Bürgschaften sehr vorsichtig. Opel ist in seiner Produktionspalette mit ganz Europa vernetzt.

      WELT ONLINE: Wäre denn eine europäische Lösung für Opel vorstellbar, an der sich auch Großbritannien und Schweden beteiligen?

      von Dohnanyi: Auch das ist sehr schwierig. Man müsste ja einen stabilen Opel-Vauxhall-Saab-Konzern aufbauen. Diesen müsste man dann vermutlich mit weiteren europäischen Herstellern zusammenbinden. Das würde sehr kompliziert. Ich habe gehört, dass es Jahre dauern wird, bis man die General-Motors-Rechte auseinanderdividieren kann. Offenbar gehören zum Beispiel die Grundstücke der Zentrale in den USA. Die ganze Vermögensauseinandersetzung und Produktionsvernetzung erscheint mir außerordentlich schwierig.

      WELT ONLINE: Es gibt gar keine Chance für Opel?

      von Dohnanyi: Schwer zu sagen. Wenn Opel wenigstens noch einen asiatischen Teil mitbringen könnte, wenn etwa Nissan zu Opel gehörte, dann könnte man daraus vielleicht einen zukunftsfähigen Verbund schmieden. Aber Opel alleine mit Vauxhall und Saab halte ich für sehr problematisch. Der Staat muss in der Krise mit seinen Mitteln schon das Richtige machen. Und ob die Automobilindustrie mit ihren Überkapazitäten da das Richtige ist, da bin ich nicht so sicher.

      WELT ONLINE: Es heißt immer, es gäbe eine Kreditklemme und die Banken würden kein Geld mehr verleihen. Liegt das Problem der Krise, die wir erleben, aber wirklich bei den Banken oder doch eher an den Überkapazitäten in der Realwirtschaft?

      von Dohnanyi: Wenn General Motors Gefahr läuft, in Konkurs zu gehen, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Banken bei Mercedes und anderen beginnen, sehr viel höhere Risikoaufschläge zu nehmen. Das machen die Banken sicher auch, weil sie ihre eigene Überschuldung zurückführen müssen. Vor allem aber nehmen sie diese Risikoaufschläge, weil sie den Unternehmen nicht mehr trauen. Und sie trauen den Unternehmen deshalb nicht, weil es Überkapazitäten und schwache Nachfrage gibt. Es liegt doch nicht an fehlenden Unternehmenskrediten, dass die Konzerne keine Autos verkaufen können. McDonald's hat übrigens keine Probleme, Kredite zu bekommen.

      WELT ONLINE: Es gibt also auch Profiteure der Krise. Aber was müssen die anderen tun, damit sie irgendwann wieder Gewinne machen können?

      von Dohnanyi: Die Wirtschaft muss Überkapazitäten abbauen. Das muss so schmerzlos wie möglich für die Gemeinschaft geschehen. Aber es ist unausweichlich.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3252895/Dohnanyi-hae…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:21:55
      Beitrag Nr. 1.170 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:24:22
      Beitrag Nr. 1.171 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.148 von Maraho am 22.02.09 19:01:39"Ohne stabile Banken gibt es keinen Aufschwung"

      Dann sollte man neue unbelastete gründen. Das ist wesentlich billiger, als in den bestehenden weitere Milliarden zu versenken.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:26:21
      Beitrag Nr. 1.172 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.234 von Borealis am 22.02.09 19:24:22Richtig!:cool:

      Die Sauställe müssen ausgemistet werden.
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:27:17
      Beitrag Nr. 1.173 ()


      Evolution der Manager
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:27:37
      Beitrag Nr. 1.174 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.058 von Maraho am 22.02.09 08:47:33Weitere Inflationswarnungen...


      FINANZKRISE

      Politiker befürchten Inflation durch Konjunkturhilfen

      Immer neue Bankenrettungspakete und Konjunkturhilfen in vielen Ländern: Politiker und Experten sehen durch die Staats-Unterstützung die Inflationsgefahr steigen. Deutschland könnten sogar zweistellige Inflationsraten drohen, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.


      Berlin - Mit milliardenschweren Konjunkturpaketen versuchen Regierungen weltweit die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise zumindest abzumildern. Doch was zur Stützung der Wirtschaft entscheidend beitragen soll, kann durchaus auch negative Folgen haben. Wegen der Aufnahme von Krediten durch den Staat wird die Geldmenge aufgebläht, was zu steigenden Preisen führen könnte.

      Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) warnt deswegen bereits vor einem Anstieg der Inflationsrate. "Ich habe die Befürchtung, dass wir etwas machen, was wir als Fehler schon mal gemacht haben nach den Anschlägen vom September 2001", sagte der Minister am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Er fügte hinzu: "Wir pumpen sehr viel Liquidität in den Markt, und mit wir meine ich noch nicht einmal Deutschland, sondern insbesondere auch die Amerikaner." Steinbrück sagte, es sei fraglich, "ob wir die Kraft haben, diese Liquidität aus dem Markt wieder herauszuziehen", wenn die Krise vorbei sei.

      Auch einige Wirtschaftsforscher teilen die Befürchtungen des Ministers: "Mit der Überschuldung, die auf Dauer nur durch eine Aufblähung der Geldmenge erreicht werden kann, wächst die Gefahr von Inflation und Staatsversagen", warnte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, der "Welt am Sonntag". Zimmermann sagte, bis Ende 2010 könnte die Verschuldung Deutschlands von derzeit gut 1,5 Billionen Euro bis auf 1,8 Billionen Euro ansteigen.

      Der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), Thomas Straubhaar, hat berechnet, was das für die Inflationsrate bedeuten könnte. Heraus kam eine bedrückende Prognose: Die Inflation werde im kommenden Jahr "rasch in den Bereich zwischen fünf und zehn Prozent steigen", so Straubhaar. Schuld daran sei nicht zuletzt der massiv anziehende Preis für Öl. Die HWWI-Experten rechnen damit, dass sich der Ölpreis bis zum Jahresende auf bis zu 80 Dollar verdoppelt. "Wenn die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte weltweit anzieht, werden auch die Energiepreise steigen", sagte Straubhaar der Ulmer "Südwest Presse".

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,609233,00.html …
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:29:03
      Beitrag Nr. 1.175 ()


      Unserem nagelneuen Wirtschaftminister viel Erfolg :kiss:
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:32:36
      Beitrag Nr. 1.176 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.234 von Borealis am 22.02.09 19:24:22Guten Abend Borealis,

      wem sagst Du das! Hast Du Dir auf der Seite mal dieses durchgelesen: Robert Zoellick, 54, ist seit 1. Juli 2007 Präsident der Weltbank. Er übernahm sein Amt, nachdem der Vorgänger Paul Wolfowitz über eine Affäre wegen des Gehalts seiner Freundin gestürzt war. Von 2001 bis 2005 war Zoellick Handelsbeauftragter von Präsident George Bush. Für seine Rolle als Chefunterhändler der USA bei der Wiedervereinigung Deutschlands wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Interview drängt er die Westeuropäer, sich schnell der Probleme Osteuropas anzunehmen.

      Damit wäre eigentlich alles geklärt! ;)

      Dir einen schönen Abend!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:33:07
      Beitrag Nr. 1.177 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:37:44
      Beitrag Nr. 1.178 ()


      Nebenjobs in der Krisenzeit

      Unser Alt-Kanzler ein echtes Vorbild ;)
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:44:04
      Beitrag Nr. 1.179 ()
      Zum Abschluß meinerseits noch dies:
      Danke für euer Interesse und die Beteiligung. Auch wenn es manchmal weh tut!

      Einen schönen Abend euch allen von
      Maraho

      Und hier noch etwas über ...


      Die uneigentliche Republik
      von Wolfram Weimer

      Eigentlich findet jeder die RTL-Dschungelshow unmöglich. Tatsächlich schauen sie Millionen mit großem Vergnügen. Eigentlich ist Angela Merkel die CDU-Vorsitzende. Tatsächlich betreibt sie eine sozialdemokratische Politik. Eigentlich fordert die deutsche Politik seit Jahren, man müsse in Bildung investieren. Tatsächlich sehen unsere Schulen aus wie Hinterhöfe in Restjugoslawien, die Klassen sind voll wie in Burundi, und die Ausstattung mancher Uni hat das Niveau von Usbekistan.
      Die Uneigentlichkeit ist aber nicht nur schönfärberisch unterwegs. Eigentlich fühlt sich Deutschland ungeliebt wie das Aschenputtel der Weltgeschichte. Tatsächlich sind die Deutschen nach einer BBC-Studie das beliebteste Volk der Welt überhaupt. Eigentlich reden alle von der "schlimmsten Krise seit 1929". Tatsächlich wären wir auch nach drei Rezessionsjahren in Folge noch hundertmal so reich wie 1929 oder 1945.

      Die Mode der Uneigentlichkeit überschreitet alle Perspektiven. So ist eigentlich die CDU noch die CDU. Tatsächlich spielt sie die neue SPD. Eigentlich ist die FDP die FDP. Tatsächlich spielt sie die neue CDU. Eigentlich ist die SED die PDS. Tatsächlich nennt sie sich Linkspartei. Eigentlich müsste diese "Linkspartei" von der Finanzkrise profitieren. Tatsächlich schwindet ihre Zustimmung. Eigentlich müsste Guido Westerwelle unter der Finanzkrise leiden, tatsächlich erreicht er Sympathiewerte wie Günther Jauch. Eigentlich ist der Krieg in Afghanistan nach sieben Jahren verloren. Tatsächlich aber sprechen unsere Politiker von einer "erfolgreichen Mission", die so lange fortgeführt werden müsse, bis sie die Dauer zweier Weltkriege übersteigt.

      Eigentlich haben in der aktuellen Finanzkrise die Staatsbanken – von IKB über KfW bis zu den Landesbanken – die schlimmsten Fehler gemacht. Tatsächlich aber verstaatlichen wir nun auch die letzten Privatbanken. Eigentlich wissen alle, dass der Papst alles andere als ein Antisemit ist. Tatsächlich aber spielen einige die Günter-Grass-Lieblingsrolle: das Tribunal, dem man entkommt, indem man es wird.

      Es legt sich ein Nebel der Uneigentlichkeit übers Land. Immer häufiger passen Sein und Schein nicht mehr zusammen. Nun ist das für Krisenzeiten beinahe typisch. Die Sprache der Uneigentlichkeit gewährt den Unsicheren Asyl. Doch diesmal wächst sich das Phänomen vom rhetorischen zum kognitiven Problem aus. An der Schuldenkrise lässt sich diese Gefahr gut ablesen.

      Eigentlich haben sich einige westliche Gesellschaften – vor allem die USA – so überschuldet, dass über das Stocken des Refinanzierungsmotors die gesamte Weltwirtschaft abgebremst wird. Eigentlich haben wir also zu viele Schulden gemacht, eigentlich müssten wir jetzt solide haushalten. Tatsächlich aber verabschieden wir nach den Milliardenschulden nun Billionen-"Konjunkturpakete" (auch so ein uneigentlicher Begriff), die in Wahrheit das Schuldenmonopoly nur eine Runde weiterdrehen.

      Jeder Familienvater weiß, dass er auf Dauer besser nicht mehr ausgibt als er hat. Jeder Mittelständler kennt die Gefahr, die in überzogenen Krediten steckt. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass wir die 4400 Euro pro Sekunde an deutscher Neuverschuldung uns besser nicht länger leisten sollten. In der uneigentlichen Republik wird diese Einsicht aber beiseitegeschoben.
      Meister der Uneigentlichkeit droht Barack Obama zu werden. Dem großen Sympathen nehmen wir jede Botschaft von "Hope" und "Change" nur allzu gerne ab. Das Problem ist nur – seine Politik wagt im Kern des amerikanischen Schuldendesasters überhaupt keinen "Change". Im Gegenteil türmt er auf die Bush-Billionen an Schieflagen neue Barack-Billionen.

      Die Regierung von George W. Bush hat alleine mehr neue Schulden angehäuft als alle vorherigen Regierungen seit 1776 zusammen. Die Schuldensummen erreichen Dimensionen kafkaesker Schlösser. Nichts steht mehr in Proportionen. Der Irakkrieg ist inzwischen für die USA teurer als die Weltkriege. Im Außenhandel gibt Amerika 700 Milliarden Dollar pro Jahr mehr aus als es einnimmt. Die amerikanische Notenbank senkt den Zins auf null und beginnt mit dem Kauf eigener Staatsanleihen. Die Welt der Uneigentlichkeit schafft sich ein Obama-Schlaraffenland, in dem man das Geld einfach druckt, was man braucht. Diese Welt ist wie der Lustgarten in Goethes Faust II, in dem der Kaiser die Reize des Papiergeldes entdeckt, Faust die Solidität nur zaghaft anmahnt, doch Mephisto die Uneigentlichkeit der Gelddruckmaschinen durchsetzt.

      Die eigentliche Welt aber wird die uneigentliche irgendwann einholen. Uneigentlich könnte es mit der Hyperverschuldung noch weitergehen. Eigentlich aber werden die Märkte diesen Exzess korrigieren. Uneigentlich kommt Obama in seinem Faust’schen Lustgarten durch die Krise. Eigentlich aber geht das nicht ohne eine gewaltige Inflation und Dollarabwertung. Uneigentlich können wir den Wohlstand über neue Konjunkturprogramme sichern. Eigentlich müssen wir ihn uns wieder neu erarbeiten. Denn eigentlich ist die Welt keine Dschungelshow. Es gibt nämlich niemanden, der bei einer Krise dem Ruf folgt: Hol mich hier raus.

      Quelle: http://www.cicero.de/259.php?kol_id=10844
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:44:05
      Beitrag Nr. 1.180 ()

      Foto: Stephan Rürup

      Sparschweine für die Konjunktur

      :(
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:49:06
      Beitrag Nr. 1.181 ()


      So ändern sich die Zeiten :eek:
      Avatar
      schrieb am 22.02.09 19:51:09
      Beitrag Nr. 1.182 ()


      Neuere Kreditandträge:look:
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 05:51:14
      Beitrag Nr. 1.183 ()
      Guten Morgen zusammen,
      vorab: Einen schönen Tag und eine erfolgreiche Woche!

      Aufgrund der "dünnen" Nachrichtenlage fällt das "Frühstück" heute etwas mager aus.

      Hier etwas über die Börsenentwicklung....
      .... wobei wir dies auch schon feststellen durften!


      Börse
      Nichts gilt mehr
      VON DOROTHEE HOLZ


      Kaufen, wenn die Kanonen donnern, also wenn die Krise noch voll im Gange ist und die Zeichen bei den meisten Investoren und Privatanlegern eher auf weniger, denn auf mehr Risiko stehen. Diese Börsenweisheit ist aber nur dann angebracht, wenn am Aktienmarkt möglichst alle Risiken eingepreist sind, die Tiefststände also schon erreicht wurden. Doch ob das schon der Fall ist oder ein echter Test noch bevorsteht, ist derzeit schwer vorherzusagen.

      Auf den ersten Blick scheint die Gelegenheit günstig, sehen der Deutsche Aktienindex (Dax) und einige Einzelwerte verlockend billig aus. Das drückt zumindest das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aus, das man dem Kursteil der Zeitungen entnehmen kann. Das KGV ist eine der maßgeblichen Kennzahlen an den Finanzmärkten zur Bewertung von Aktien. Wie der Name schon sagt, bezeichnet das Kurs-Gewinn-Verhältnis die Relation zwischen dem aktuellen Kurs und dem Jahresgewinn pro Aktie. Man kann das einfach ausrechnen, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie dividiert wird. Im Normalfall kann man sich an die Faustregel halten, je niedriger das KGV, desto günstiger die Aktie.

      Unzuverlässige Gewinnprognose

      Doch im Moment sind die Zeiten nicht normal: "Alte fundamentale Zusammenhänge funktionieren derzeit nicht", meint Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Denn dem KGV liegt in der Regel der geschätzte Gewinn des laufenden und des nächsten Jahres zugrunde. Robert Halver sieht darin aber das größte Problem, weil die Unternehmensgewinne in diesen Zeiten des Abschwungs die große Unbekannte sind, vor allem bei Unternehmen, die besonders konjunkturabhängig sind: "Die Gewinnschätzungen sind ein Schuss in die Luft, weil niemand weiß, was wirklich kommt." Er glaubt, dass die Gewinnerwartungen der Analysten gerade bei zyklischen Aktien derzeit noch um 20 Prozent zu hoch angesetzt sind. "Man kommt mit den Gewinnrevisionen derzeit gar nicht nach", meint auch Oliver Roth vom Handelshaus Close Brothers Seydler.

      Gerade im vergangenen Dezember gab es gewaltige Erschütterungen, da brachen die Aufträge bei Maschinenbauern um 40 Prozent ein, was einen Gewinneinbruch von 30 Prozent nach sich zog. Doch das alles spiegelt sich in den Schätzungen und auch in den Kursen noch nicht wider - deshalb ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis auch eine sehr unsichere Größe. So sehen heute zum Beispiel Aktien der Deutschen Bank mit einem KGV von fünf historisch günstig aus. Doch wenn die Gewinnprognosen zu hoch angesetzt waren, wenn sie zum Beispiel um fünfzig Prozent fallen würden, dann würde sich das KGV gleich auf zehn verdoppeln. Das Risiko, dass deutsche Banken in diesem Jahr gar keine Gewinne machen, ist auch nicht zu unterschätzen: "Wenn bei einer großen deutschen Bank nur fünf Prozent des Kreditportfolios auf der Strecke bleiben, dann gibt es keine Gewinne mehr", so Aktienexperte Robert Halver. In den Prognosen ist aber die Rezession und die damit verbundenen Kreditausfälle noch gar nicht enthalten. Genauso sieht es für den Dax aus, der derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8,9 ebenfalls ein Kaufargument liefern könnte. Wenn aber die Gewinne stärker einbrechen, als erwartet, dann wäre der Dax demnach zu teuer und von einem Einstieg am Aktienmarkt abzuraten.

      Ganz verdammen wollen die Experten diesen Bewertungsmaßstab aber nicht, zumal er in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren durchaus als akzeptable Richtgröße durchgehen konnte. Deshalb macht es bei nicht-zyklischen Werten durchaus Sinn, einen Blick auf das Verhältnis von Kurs und Gewinn zu werfen: Dazu zählen die Versorger, dazu zählt aber auch die Telekom oder der Gesundheitssektor. Diese Aktien scheinen derzeit günstig oder zumindest "fair bewertet" zu sein, weil man davon ausgeht, dass diese Unternehmen auch in der Krise noch Gewinne machen, denn ohne Strom oder Telefon lässt sich schlecht leben. Der Gesundheitskonzern Fresenius Medical Care hat für dieses Jahr sogar ein Gewinnplus von neun Prozent angekündigt.

      Sichere Häfen gibt es also, doch das gilt nicht für den Gesamtmarkt. "Die Kurse sind angesichts der Unsicherheiten und der vielen Risiken noch viel zu stabil, auf dieser Basis sind Aktien derzeit noch zu teuer", sagt Oliver Roth von Close Brothers Seydler. Er glaubt fest an die nächste Verkaufswelle, sieht den Dax erst bei 3500 bis 3800 fair bewertet.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuel…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 05:59:39
      Beitrag Nr. 1.184 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.483 von Maraho am 22.02.09 16:05:50Deutschland....
      Griechenland....


      "Gouvernante" Merkel
      Gerd Höhler

      Nun hat sich Angela Merkel endlich zu der Erkenntnis durchgerungen, dass die stärkeren Länder der Eurozone den Schwachen durch die Krise helfen sollen; aber das ist manchen nun auch wieder nicht recht: "Deutsche Gouvernante" titelt heute die Sonntagsausgabe der linksgerichteten Athener Zeitung Eleftherotypia.

      Das Wirtschaftsressort gehört nicht gerade zu den Stärken der Zeitung. Aber eines scheint selbst den Redakteuren der Eleftherotypia aufgegangen zu sein: die Hilfe, wenn sie denn kommt, wird es nicht aus reiner europäischer Nächstenliebe oder zum Nulltarif geben. Wenn es zu einem gemeinsamen Euro-Bond kommt, wie ihn am Wochenende auch der IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn befürwortete, wird er mit strikten Auflagen verbunden sein, ähnlich wie sie der IWF an seine Beistandskredite knüpft - "Deutsche Disziplin für unsere Brieftasche" fürchtet die Eleftherotypia für einen solchen Fall und veröffentlicht ein offenbar als Abschreckung gemeintes Bild des Bundesrates sowie des Finanzministers Steinbrück.

      Brauchen könnten die Griechen die Hilfe allemal. Vergangene Woche schossen die Renditen der zehnjährigen griechischen Staatsanleihen zeitweilig auf mehr als 300 Basispunkte über die Realverzinsung der vergleichbaren Bundesanleihe - ein klares Misstrauensvotum der Finanzmärkte. Anders als von der konservativen Athener Regierung dargestellt, bemängeln die Anleger nicht nur den hohen Schuldenstand, der vor allem auf die Misswitschaft der sozialistischen Regierungen in den 80er und 90er Jahren zurückgeht - Italien ist noch höher verschuldet, kommt aber günstiger an Kredite. Im Fall Griechenlands sind es vor allem die Reformversäumnisse, die strukturellen Defizite im Haushalt, die sich die Anleger mit einem heftigen Risikozuschlag bezahlen lassen. Der Athener Finanzminister muss ihnen rund drei Prozent mehr zahlen als sein deutscher Kollege. Das verteuert den Schuldendienst, lässt die Staatsschulden noch weiter wachsen, was die Bonität noch mehr belastet - ein Teufelskreis.

      Peer Steinbrück hatte bisher gute Gründe, sich gegen eine Euro-Anleihe zu sträuben. Warum sollte er (bzw. die deutschen Steuerzahler) für die unsolide Haushaltspolitik der Griechen einstehen? Aber er wird seine Vorbehalte früher oder später aufgeben müssen. An der gemeinsamen Anleihe dürfte kaum ein Weg vorbeiführen, auch wenn noch völlig unklar ist, wie ein solches Finanzinstrument ausgestaltet sein könnte, wer den Bond begibt und wer für ihn garantiert.

      Dass damit die deutschen Steuerzahler, die bereits seit 1981 über die EU-Töpfe mit vielen Milliarden griechische Infrastrukturprojekte finanziert und Zuschüsse gezahlt haben, die oftmals in dunklen Kanälen versickerten, nun erneut einspringen müssen, scheint zumindest der Zeitung Eleftherotypia nicht im Geringsten peinlich zu sein. Das Blatt vermutet vielmehr finstere Motive: die Kanzlerin wolle bei dieser Gelegenheit das Steuer der EU an sich reißen. Die Gouvernante eben.

      Ich lebe lange genug in Griechenland, um die Vorzüge der hiesigen leichten Lebensart zu schätzen - den variesai. Mir ist allerdings auch nicht entgangen, dass dieses Land seit langem über seine Verhältnisse lebt - abzulesen an einem Leistungsbilanzdefizt, das mittlerweile fast 14 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung erreicht hat. Etwas mehr Disziplin wäre den griechischen Politikern also bei der Aufstellung und Umsetzung ihrer Haushaltspläne schon zu wünschen. Noch mag es in Athen niemand gerne hören: aber wenn so weitergewirtschaftet wird wie bisher, läuft das Land mit mathematischer Sicherheit auf den Staatsbankrott zu.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/gouvernante-mer…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 06:09:54
      Beitrag Nr. 1.185 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.628.111 von Maraho am 22.02.09 09:20:47Ein Interview...
      ... zum Thema "Bankgeheimnis".


      «Man muss Druck nicht immer nachgeben»
      Von Stephan Israel, Brüssel.

      Die Kanzlei des belgischen Steueranwalts Thierry Afschrift berät wohlhabende Kunden. Der Uni-Professor verteidigt das Bankgeheimnis und rät der Schweiz, durchzuhalten.


      Die UBS händigt den US-Steuerbehörden die Daten von 250 Kunden aus. Herr Afschrift, empfehlen Sie Ihren Kunden weiterhin, ihr Geld zur UBS zu bringen?

      Ich empfehle nie eine Bank oder eine andere. Es ist am Klienten, zu wählen. Unter so viel Druck hätte jede Bank nachgeben müssen.

      Aber was bedeutet es für das Image der UBS bei Ihren Klienten?

      Da sehe ich ein doppeltes Problem. Auf der einen Seite schaut es aus, als hätte die UBS in den USA gegen Gesetze verstossen. Auf der anderen Seite hat die Bank am Ende nachgegeben und Namen herausgerückt. Die Leute werden sich fragen, ob eine Bank, die Namen herausrückt, noch glaubwürdig ist. Das Image als sicherer Tresor ist beschädigt.

      Was heisst das fürs Bankgeheimnis?

      Eine Schweizer Bank, die ihren Kunden auf dem Territorium eines anderen Landes hilft und dabei gegen Gesetze verstösst, kann sich nicht auf das Bankgeheimnis berufen. Würde eine Schweizer Bank in Frankreich Depots einsammeln, bekäme sie auch Schwierigkeiten. Die Bank muss warten, bis der Kunde das Depot in die Schweiz bringt.

      Aber gegenüber den USA ist das Schweizer Bankgeheimnis doch schon länger löchrig.

      Die Schweizer Banken haben sich in einem Abkommen mit den amerikanischen Steuerbehörden verpflichtet, auf Anfrage Informationen über Konten von US-Bürgern mit Wohnsitz in der Schweiz auszuhändigen. Ich habe es öfter mit amerikanischen Kunden erlebt, dass es für US-Bürger schwierig wird, bei einer Schweizer Bank ein Konto zu eröffnen. Die Formalitäten sind so erdrückend, dass es sich für die Bank nur bei sehr guten Kunden lohnt.

      Wie reagieren Ihre Kunden auf die Probleme der UBS in den USA?

      Es gibt eine Bewegung in zwei Richtungen. Es gibt Kunden, die sich fragen, ob die Schweiz noch ein guter Ort ist, um Ersparnisse unterzubringen. Andere sagen sich, das Bankgeheimnis werde zuerst innerhalb der EU fallen. Da hat die Schweiz einen Vorteil gegenüber Luxemburg, Belgien oder Österreich.

      Also vorbei mit dem perfekten Bankgeheimnis. Was raten Sie nun Ihren Klienten?

      Ich empfehle nicht jedem Klienten, das Bankgeheimnis zu nutzen. Das interessiert jene unter meinen Klienten, die Probleme mit Erbgeschichten haben oder die keine Lust haben, dass die Steuerbehörden ihre Vermögenssituation kennen. Und heute kenne ich tatsächlich kein besseres Bankgeheimnis als das schweizerische. Ich habe ein gewisses Vertrauen, dass die Schweiz Widerstand leistet und das Bankgeheimnis gegen allen Druck verteidigt –

      Der Druck kommt aus allen Richtungen, auch von der EU und der OECD.

      Es gibt ein Risiko, aber man muss Druck nicht immer nachgeben. Und kann eine Schweizer Bank noch existieren ohne Bankgeheimnis? Es gibt ausgezeichnete Bankiers in der Schweiz, aber auch in Grossbritannien, in Indien oder in Hongkong. Die Schweiz wäre gegenüber einem chinesischen oder einem amerikanischen Bankier nicht mehr konkurrenzfähig. Es gäbe keinen Grund mehr, das Geld in die Schweiz zu bringen, wenn das Bankgeheimnis wegfiele.

      Die Gegner bekämpfen das Bankgeheimnis im Namen der Transparenz.

      Klar, Länder mit hohen Steuern fordern maximale Transparenz. Der Staat muss bei der Verwendung der öffentlichen Mittel transparent sein. Aber wenn der Staat Einblick haben will in die Besitzverhältnisse jedes Einzelnen, steht der Schutz der Privatsphäre auf dem Spiel. Wenn man Einblick in das Bankkonto einer Person hat, weiss man fast alles über sie.

      Aber in Zeiten von staatlichen Rettungsprogrammen für Banken gibt es doch gute Gründe gegen das Bankgeheimnis.

      Der Bankensektor ist der am meisten regulierte Sektor. Es gibt nicht zu wenig Gesetze, sondern die falschen. In den USA haben 23'000 Beamte den Markt überwacht – und sie sind gescheitert. Am Tag, an dem es 46'000 gibt, wird es nicht besser funktionieren. Das ist eine alte Weisheit: Die Kontrolleure verstehen die Dinge nie besser als die Kontrollierten.

      Aber Steuerparadiese wie die Schweiz oder Luxemburg haben doch heute ein Imageproblem.

      Ist es schlecht, wenn ein Land die Freiheit und die Privatsphäre der Bürger verteidigt? Ich persönlich finde, die Schweiz hat ein sehr positives Image.

      Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hat nichts gegen das Bankgeheimnis, solange ein Staat es nur für seine eigenen Bürger anwendet. Ist das ein Argument?

      Das ist ein etwas enges Konzept. Man setzt Grenzen, wo heute alle von Globalisierung reden. Jede Bank ist ein Dienstleister für Menschen auf der ganzen Welt. Von der Schweiz hat die EU Zustimmung zur Personenfreizügigkeit verlangt. Personen müssen auch frei sein dürfen, von Vorteilen in anderen Staaten zu profitieren.

      Die Schweiz hat ihre Anliegen gegenüber der EU, ist sie da nicht verletzlich?

      Die Schweiz muss zwischen ihren verschiedenen Interessen abwägen, wobei der Bankensektor wirklich auf das Bankgeheimnis angewiesen ist. Aber ich bin nicht sicher, ob für die EU der Kampf so vital ist, wie das manchmal erscheint. Ich sehe Sarkozy nicht Truppen vor Genf aufmarschieren lassen. Es gibt auch innerhalb der EU Interessen, dass es noch irgendwo ein Bankgeheimnis gibt. Sonst wäre Schluss mit dem Steuerwettbewerb, und das wäre eine Gefahr für alle.

      Was hat denn das Bankgeheimnis mit dem Steuerwettbewerb zu tun?

      Heute haben die Leute die Möglichkeit, mit ihren Füssen abzustimmen. Sie können mit ihrem Geld dorthin gehen, wo die Belastungen geringer sind. Wenn deutsche Bürger es vorziehen, in die Schweiz zu gehen, gibt es dafür vielleicht Gründe, und der deutsche Staat müsste sich bemühen, dass diese Gründe nicht mehr existieren. Fällt das Bankgeheimnis weg, fehlt dieser Ausweg, und die Staaten können ihre Belastungen ohne Grenzen anheben.

      Woher kommt die grösste Gefahr für das Bankgeheimnis? Auch US-Präsident Barack Obama gilt nicht als Freund davon.

      Die einzigen gefährlichen Angriffe sind jene, die global koordiniert sind. Solange etwa Hongkong mit China im Hintergrund Widerstand leistet, hält das Bankgeheimnis überall. Wenn die Schweiz und Luxemburg nachgeben, wandert das Geld einfach ab. Es ist einfacher, Druck auf die Schweiz auszuüben als auf Hongkong. Die kleinen europäischen Steuerhinterzieher hätten dann kein Bankgeheimnis mehr. Der Rentner mit Geld auf einer Bank in Luxemburg oder in der Schweiz würde nicht nach Hongkong gehen. Die reiche Familie könnte es sich aber leisten, das Geld zu verlagern. Die Mafia übrigens auch. Die Abschaffung der europäischen Steuerparadiese wäre also undemokratisch.

      Wie können sich Länder mit Bankgeheimnis gegen den Druck verteidigen?

      Die beste Strategie ist, eine gewisse Zeit den Rücken hinzuhalten. Man muss seine Prinzipien hochhalten, die Prinzipien der Freiheit sind. Und gleichzeitig müsste man Bündnispartner wie Hongkong suchen. Es ist paradox, dass ein kommunistischer Staat wie China den Schlüssel für das Bankgeheimnis hält.

      Aber die Front der Freunde des Bankgeheimnisses bröckelt, Liechtenstein scheint im Streit um seine Stiftungen nachzugeben.

      Bisher sind das nur Erklärungen, in der Praxis hat sich nichts geändert. Aber klar, ich befürchte, dass auch die Schweiz unter Druck einige Konzessionen macht und das System des Informationsaustausches auf Anfrage akzeptiert. Das würde wie ein Kompromiss zwischen dem Status quo und dem automatischen Informationsaustausch aussehen, dem eigentlichen Ziel der Gegner des Bankgeheimnisses.

      Welches der Länder mit Bankgeheimnis ist das schwächste Glied?

      Die Schweiz ist nicht das schwächste Glied, aber wenn Druck auf Liechtenstein oder Luxemburg ausgeübt wird, ist immer die Schweiz gemeint. Alle verstecken sich hinter der Schweiz. Liechtensteiner oder Luxemburger sagen: Wir halten am Bankgeheimnis fest, solange die Schweiz es nicht aufgibt. Die Position der Schweiz ist es, weiter Richtung Hongkong oder Singapur zu zeigen. Das ist sicher der beste Schutz.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Man-mus…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 06:25:36
      Beitrag Nr. 1.186 ()
      ...und für`s erste....

      USA
      ... und wir sind schuld
      Von Martin Klingst

      Bankrotte Staaten, stürzende Regierungen, Aufruhr überall - Washingtons Vordenker zeichnen ein bedrohliches Bild von der Welt in der Krise


      Washington DC - Haben Sie wirklich gerade gesagt, die Wirtschaftskrise gefährde den Weltfrieden?«, fragten die Senatoren Amerikas neuen Geheimdienstchef. »Ja«, erwiderte Dennis Blair während seiner Anhörung. In einer Expertenrunde vor dem Auswärtigen Ausschuss zielte Senator John Kerry in dieselbe Richtung: »Ist die Wirtschaftskrise Ihrer Meinung nach tatsächlich bedrohlicher als der Terrorismus?« – »Ja«, antworteten fünf einvernommene Ökonomen und Politikwissenschaftler nachdrücklich. Bankrotte Länder, stürzende Regierungen, Arbeitslosenheere, Aufruhr, Handelskämpfe und Kriege dominierten die Prognosen. Kein Land bleibe verschont, doch am schlimmsten treffe es die Ärmsten. Sinkende Rohstoffpreise, schrumpfende Exportchancen und sündhaft teure Kredite – das sei »die Formel für den Niedergang«, erklärte ein Harvard-Professor.

      In der Expertenrunde im Raum 419 des Senatsgebäudes Dirksen konnte man das Fürchten besonders gut lernen. Nur wenige Zuhörer durften lauschen, Saaldiener zogen die schweren Brokatvorhänge zu und sperrten die Wintersonne aus. Nichts sollte die Runde ablenken. In der Mitte saßen rund um dunkle Eichentische drei Senatoren und die Experten aus Universitäten und Denkfabriken. Mit straffer Hand dirigierte Senator John Kerry, der gern selbst neuer Außenminister geworden wäre, die Fragestunde. Sobald einer der Professoren sich in Wolkigkeit verlor, unterbrach Kerry: »Bitte bleiben Sie konkret! Wo sind Ihre Beweise für die Gefahren? Wir wollen es genau wissen!«

      Die Fachleute reichten Blätter mit Zahlen und schwindelerregenden Kurven herum. Ihr werde ganz schwarz vor Augen, bemerkte eine Senatorin angesichts der Nachrichten aus Europa und Asien. Im Stakkato trugen die Professoren vor: Island ist ruiniert und hoch verschuldet in Moskau, weil westliche Verbündete die Hilfe verweigerten. Russland winkt mit Geld und macht sich trotz sinkender Öl- und Gaspreise und schwindender Devisenreserven seine Nachbarn gefügig; Kirgistan zum Beispiel erhielt soeben eine Geldspritze und schließt im Gegenzug den amerikanischen Stützpunkt für Afghanistanflüge.

      Osteuropa befürchtet den Kollaps, weil seine Exportmärkte zusammenbrechen. Libyen rettet europäische Banken. EU und Euro stehen vor einer Zerreißprobe. Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Irland, meinten die Experten, könnten nicht mehr lange im europäischen Feld mithalten, Spaniens Arbeitslosigkeit sei bereits von acht auf 14 Prozent geschnellt und werde bis Ende des Jahres wahrscheinlich auf 18 Prozent steigen. »Das muss eine junge Demokratie erst einmal aushalten können«, so der Harvard-Politologe.

      Überdies: In Japan sinkt der Export um 30 und die Industrieproduktion um zehn Prozent, Hightech- und Autobranche entlassen Zehntausende, der Finanzminister musste soeben zurücktreten. In Südkorea ist die Lage ebenso verheerend und eine Besserung nicht in Sicht. Laut der Experten müsse China seine Wachstumsprognose für dieses Jahr von dreizehn auf sechs Prozent reduzieren, alles unter acht Prozent sei schlimm, Millionen von Wanderarbeitern würden keine Anstellung mehr finden. Die Wut auf Amerika als den Verursacher der Krise werde wachsen. In dieser Woche will Außenministerin Clinton versuchen, die Wogen in Asien zu glätten.

      Schließlich: Das Erdbeben auf der Wall Street hat Pakistans kleine, aber wichtige Mittelschicht unter sich begraben. In Indien, in Ägypten, in Iran und im Gaza-Streifen wächst das Heer arbeitsloser junger Männer. Weltweit verschwinden gegenwärtig etwa 50 Millionen Jobs. Die Folgen, wurde den Senatoren erläutert, seien offenkundig: Extremismus, Hungeraufstände, Unterdrückung, alte und neue Kriege. In Kongo und Sri Lanka zum Beispiel seien die Kämpfe erneut wieder heftig aufgeflammt. Eine gutes Viertel aller Regierungen rund um den Globus sei bereits in Bedrängnis geraten. Im Angesicht des Volkszorns würden vielerorts Bürgerfreiheiten beschnitten. In Wladiwostok gehe Russlands Polizei schon seit Monaten brutal gegen Demonstranten vor, die gegen höhere Steuern für Importautos protestierten.

      »Und was, wenn inmitten des Chaos Nordkorea und Iran die Atombombe bauen?«, fragte Kerry dazwischen. »Wir können da nicht beruhigen«, lautete die Experten-Auskunft, »manche Staaten werden mit dem Feuer spielen. Und in der Weltwirtschaftskrise verlieren leider auch die Löschzüge an Kraft.« Die Geschichte zeige: Statt gemeinsam zu handeln, denke jeder nur noch an sich selber. Dieser Egoismus sei hochgefährlich. In Großbritannien gingen bereits Tausende auf die Straße und forderten »Arbeit nur für Briten«, und Amerikas Regierung würde mit dem Geld aus ihrem Rettungsplan am liebsten nur nationale Firmen und Produkte bedenken. »Wir steuern auf neue Handelskriege zu«, warnen die Ökonomen im Raum 419.

      »Noch mehr Kriege?«, bemerkte John Kerry einigermaßen deprimiert, klopfte auf den Tisch und schloss die Sitzung. Auf dem Flur steckten alle für einen kurzen Moment die Köpfe zusammen. Ein Teilnehmer bemerkte ironisch: »Vielleicht sollten unsere Nachrichtensatelliten statt Raketenstellungen lieber die nationalen Wirtschaftslagen beobachten.« Dann eilten Kerry und die beiden anderen Senatoren von dannen. Sie mussten über Amerikas 780 Milliarden US-Dollar teuren Sanierungsplan abstimmen.

      Quelle: http://www.zeit.de/2009/09/USA?page=1

      Bis dann...
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 07:00:00
      Beitrag Nr. 1.187 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.631.147 von Maraho am 23.02.09 06:25:36Noch was aus USA...

      Rettungsplan
      US-Bank Citigroup steht vor Teilverstaatlichung

      23. Februar 2009, 06:40 Uhr

      Umdenken in den USA: Die Regierung steht laut einem Medienbericht kurz davor, die Citigroup teilzuverstaatlichen. Es geht um einen Anteil von bis zu 40 Prozent. Die Bank ist eine der größten der Welt – und hatte bislang schon staatliche Hilfen in Höhe von 45 Milliarden Dollar bekommen.

      Die US-Regierung könnte einem Zeitungsbericht zufolge einen Anteil von bis zu 40 Prozent der Stammaktien an der Großbank Citigroup anstreben. Das berichtet das „Wall Street Journal“ auf seiner Internetseite unter Berufung auf Personen, die mit den staatlichen Plänen vertraut sind. Die Manager der Bank hofften indes, dass die Gespräche mit der Regierung in einer Beteiligung von etwa 25 Prozent mündeten. Die Citigroup hat von der amerikanischen Regierung im Rahmen des TARP-Programms zur Stützung der Finanzbranche seit Oktober 45 Milliarden Dollar bekommen. Dafür erhielt der Staat Vorzugsaktien. Der Zeitung zufolge könnte nun ein Großteil der Vorzugspapiere in Stammaktien umgewandelt werden.

      Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Kreisen, dass die Gespräche zwischen der Citigroup und den Behörden zu einer Anteilsaufstockung des Staats bei der Bank führen könnten. Die Aktienfutures an den US-Börsen drehten nach dem Bericht ins Plus, während sich die US-Anleihen auf Talfahrt begaben.

      Unter Berufung auf einen Sprecher berichtete die Zeitung zudem, dass die Bank of America dagegen nicht über eine größere Beteiligung der Regierung verhandele. Die US-Regierung hatte dem Kreditinstitut erst kürzlich mit einer weiteren Milliarden schweren Finanzspritze und umfangreichen Garantien unter die Arme gegriffen. Damit will der Staat die nach Anlagen größte Bank des Landes stabilisieren, deren Bilanz durch den Kauf von Merrill Lynch belastet ist.

      Die „Financial Times“ berichtete, dass die Regierung ihren Anteil bei der Citigroup vergrößern könnte. Eine Beteiligung von bis zu 40 Prozent sei möglich. Die Behörden wollten jedoch nicht so weit gehen, die Bank gänzlich zu verstaatlichen. Das US-Finanzamt wollte die Berichte zunächst nicht kommentieren.

      Die Aktien der Citigroup und Bank of America waren am Freitag an der Wall Street aufgrund von Ängsten vor einer Verstaatlichung zeitweise dramatisch eingebrochen. Erst ein ausdrückliches Bekenntnis des US-Präsidialamtes zum privaten Bankensystem begrenzte die Verluste. „Lassen Sie mich so gut wie ich nur kann versichern: Diese Regierung ist weiterhin fest davon überzeugt, dass ein privates Bankensystem der richtige Weg ist“, hatte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Robert Gibbs, gesagt. „Das ist unsere Überzeugung seit einiger Zeit und wir bleiben dabei.“ Zuvor hatte der Vorsitzende des Bankenausschusses des Senats, Christopher Dodd, der Agentur Bloomberg erklärt, die Verstaatlichung einiger Banken könne zumindest für eine kurze Zeit nötig sein.

      Die Entwicklung bei Citigroup und der Bank of America hat nach Einschätzung von Analysten maßgebliche Auswirkungen für den Bankensektor und die US-Wirtschaft allgemein.

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3255183/US-Bank-Citigr…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 12:55:28
      Beitrag Nr. 1.188 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.518.291 von Maraho am 05.02.09 13:02:28Guten Tag,

      die Not in GB scheint groß zu sein....


      Rückkehr von Northern Rock

      Britische Regierung setzt auf Pleitebank
      von Tobias Bayer (Frankfurt)
      Hauspreise im freien Fall, keine Kredite für Privatleute oder Unternehmen: Die Regierung in London wendet sich in ihrer Not an die Pleitebank Northern Rock. Sie soll mit Milliardenkrediten die Wirtschaft ankurbeln.

      Die britische Regierung verpflichtet die verstaatlichte Hypothekenbank Northern Rock, die Kreditvergabe um 14 Mrd. Pfund auszuweiten. "Das geschieht vor dem Hintergrund, dass sich zahlreiche ausländische Banken zurückgezogen haben", sagte Schatzkanzler Alistair Darling am Montag dem Radiosender BBC Radio 4. "Wir wollen nun Northern Rock dazu nutzen, die Lücke zu füllen."

      Die britische Wirtschaft befindet sich in einer schweren Rezession. Der Verfall der Hauspreise setzt den Hauseigentümern zu, die sich wiederum mit dem Konsum zurückhalten. Trotz staatlicher Hilfen von insgesamt 37 Mrd. Pfund halten sich die Londoner Banken mit der Kreditvergabe zurück. Im Dezember genehmigten sie nur 31.000 neue Hypotheken. Das ist fast der tiefste Stand seit einer Dekade. Zum Vergleich: 2007 lag der monatliche Durchschnitt neuer Hypotheken bei 107.000.

      Kehrtwende für Northern Rock

      Die Regierung stellt Northern Rock neue Mittel zur Verfügung, die die Hypothekenbank in Form von Immobilienkrediten weiterreichen soll. Für die Regierung und Northern Rock ist das eine Kehrtwende. Ende 2007 geriet die Hypothekenbank in Schieflage, nachdem Tausende von empörten Anlegern die Filialen gestürmt und ihr Geld zurückgefordert hatten. Da ein Verkauf an einen Privatinvestor scheiterte, musste die Regierung das Institut verstaatlichen. Seitdem wurde es dazu angehalten, die Darlehen der Regierung zurückzuzahlen. Das entsprach auch den Forderungen der EU-Kommission. Nun jedoch spannen Premierminister Gordon Brown und Schatzkanzler Darling die Bank als Kreditvehikel ein, um der britischen Wirtschaft wieder auf die Sprünge zu helfen.

      "Ich will sicherstellen, dass genug Geld für Unternehmen und für potenzielle Hauskäufer da ist, wenn sich die Wirtschaft wieder zu erholen beginnt", sagte Darling. "Solange die Banken in der Krise sind, wird die schleppende Kreditvergabe die Erholung verlangsamen." Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll Northern Rock sein Hypothekenportfolio dieses Jahr um 5 Mrd. Pfund und im kommenden Jahr um 9 Mrd. Pfund ausweiten. Dazu soll die Rückzahlung eines im Juli gewährten Milliardenkredits von 3 Mrd. Pfund verzögert werden. Das Kapital soll stattdessen für neue Hypotheken verwendet werden.

      Teil eines größeren Plans

      Britische Politiker begrüßten mehrheitlich der Plan der Regierung. George Osborne, finanzpolitischer Sprecher der konservativen Opposition, bezeichnete die Ankündigung Darlings als "gewaltige Kehrtwende", die überfällig war. "Ich gehe davon aus, dass die Regierung nicht viele Alternativen hatte. Es war von Anfang an bizarr, Northern Rock zu einem Verringern der Schulden und zu einer Verkleinerung des Hypothekenportfolios zu zwingen, wenn zugleich andere Ansätze sich als nicht wirksam erwiesen", sagte Osborne BBC Radio.

      Der Northern-Rock-Plan ist Teil einer neuen Initiative der Regierung, das britische Bankensystem wieder fit zu machen. Laut Berichten britischer Medien verhandeln Brown und Darling mit Bankenvertretern über eine Versicherung von problematischen Schuldenpapieren in Höhe von 500 Mrd. Pfund. Details könnten noch in dieser Woche veröffentlicht werden. Die Bank of England ist ebenfalls involviert. Mit einem Schuldenaufkaufprogramm soll die Kreditvergabe wieder angekurbelt werden.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:R%FCckkehr-von-Norther…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 13:00:19
      Beitrag Nr. 1.189 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.466 von Maraho am 21.02.09 07:25:42Etwas zum Anhören im "Handelsblatt".

      Bei Interesse.....

      „Unternehmen und Politik ignorieren Wirklichkeit“

      Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Deutschen Bank in diesem Jahr noch drastischer einbrechen als bisher befürchtet. Chefvolkswirt Norbert Walter fordert nun ein globales Konjunkturprogramm unter der Führung von US-Präsident Barack Obama.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/audio/audio-news/unternehme…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 13:07:24
      Beitrag Nr. 1.190 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.633.098 von Maraho am 23.02.09 13:00:19Weitere Erfreulichkeiten....

      Konjunkturausblick

      Und es geht noch weiter abwärts
      von Matthias Eberle und Dorit Heß

      Rund um den Globus haben Banken und Investoren, Unternehmen und Privatleute das Spiel mit billigen Schulden überdreht, die führende Volkswirtschaft USA vorneweg. Eine schnelle Erholung scheint indes immer unwahrscheinlicher. Trotz Konjunkturprogramm rutscht der Konsumtempel USA immer tiefer in die Krise - und droht Deutschland mitzureißen.


      NEW YORK. Wo ist der Boden? Liegt das Schlimmste bald hinter uns? Oder setzt sich die Rezession mit steigender Dynamik fort? Die Fragen im US-Wirtschaftssender CNBC sind seit Wochen seltsam eintönig, die Antworten der Experten ungewöhnlich ratlos. Auffällig ist allein, dass die Zahl derjenigen schwindet, die eine schnelle Erholung im Land der raschen Krisenbewältiger prophezeien. Dass sich der Mainstream inzwischen auf eine lange Krise einrichtet und Mini-Lichtblicke bei dem einen oder anderen Frühindikator eher als Fehlsignal denn als Hoffnungsschimmer interpretiert, hat einleuchtende Gründe.

      Die Welt erlebt eine historisch äußerst seltene Situation, in der die führenden Industrienationen annähernd synchron in einer tiefen Rezession stecken. Kaum hat die Wirtschaftslokomotive Amerika Totalschaden vermeldet, geht in Europa die Kohle aus.

      Beispiel Deutschland: Der Anteil der deutschen Exporte in die USA sank zwar von 2001 bis 2007 von 10,6 auf 7,6 Prozent. Dennoch ist die USA nach Frankreich der bedeutendste Absatzmarkt für hiesige Exporteure. 2007 gingen Waren im Wert von mehr als 73 Mrd. Euro über den Atlantik. Das Genick gebrochen hat der hiesigen Wirtschaft aber nicht allein die wegbrechende Nachfrage aus den USA. Es sind vielmehr die indirekten Auswirkungen: Wenn die Amerikaner weniger Konsumgüter nachfragen, zieht das auch China und kleinere asiatische Länder nach unten.

      Dass Asien ebenfalls Dampf verliert, zerstört ein fest eingeprägtes Weltbild, in dem sich irgendwo auf dem Planeten stets Oasen des Wachstums finden lassen. Unternehmen müssen in Krisenzeiten ihre Expansion nur in konjunkturell unbeschadete Regionen lenken, dann werde die Wirtschaft schon wieder auf Touren kommen, hieß die Devise bisher.

      2009 funktioniert das nicht mehr. Rund um den Globus haben Banken und Investoren, Unternehmen und Privatleute das Spiel mit billigen Schulden überdreht, die führende Volkswirtschaft USA vorneweg. "Das Wachstum der Vermögenswerte war eine Illusion, nicht aber das Wachstum der Schulden", schreibt Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman in seinem jüngsten Gastkommentar für die "New York Times". Es werde Jahre dauern, bis der Berg wieder abgetragen ist. Wer noch immer an einen raschen Umschwung wie zuletzt nach dem Terror des 11. September 2001 glaubt, sollte zwei aktuelle Befunde untersuchen, die im täglich gelieferten Zahlensalat zwischen allzu vielen Nullen leicht untergehen.

      Erstens: Amerikas Haushalte haben durch die Einbrüche an den Immobilien- und Finanzmärkten inzwischen rund 15 Billionen Dollar verloren: Konsumieren war gestern, Sparen ist das Gebot der Stunde. Damit fällt der bisherige Dynamo der Weltwirtschaft aus, vermutlich für lange Zeit.

      Zweitens: Finanzexperten taxieren den verbliebenen Abschreibungsbedarf im US-Bankensystem auf mindestens weitere zwei Billionen Dollar - eine Summe, die das Eigenkapital aller Institute bei weitem übersteigt. Zwar wird der Staat systemkritische Banken weiter vor dem Kollaps schützen, wie bereits bei Citigroup und Bank of America zu besichtigen. Beruhigend ist das freilich nur auf den ersten Blick. Die Rezession und insbesondere der einbrechende US-Jobmarkt mit seinen Rückkopplungen auf die Kreditportfolien der Banken fachen vielmehr Spekulationen um eine Verstaatlichung großer Institute an.

      Diverse ökonomische Daten, die diese Woche veröffentlicht werden, dürften die Gerüchte um neue Rettungseinsätze aus Washington eher befeuern als entkräften. Ein neuer Tiefstand des Verbrauchervertrauens wird ebenso erwartet wie ein deutlicher Rückgang der Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter und eine Revision des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Schlussquartal 2008 von minus 3,8 Prozent auf minus 5,4 Prozent.

      Die Notrufe im amerikanischen Auto- und Bankensektor weisen darauf hin, dass sich die Schmerzen 2009 noch verschlimmern. Joseph LaVorgna, US-Chefökonom der Deutschen Bank, prophezeit für das laufende Quartal ein reales Minus der Wirtschaftsleistung von 6,5 Prozent und warnt vor einer "brutalen ersten Jahreshälfte".

      Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Ära der Entschuldung seien selbst mit den mutigsten Konjunkturprogrammen nicht aufzufangen. Eine rasche Erholung sei allein deshalb unwahrscheinlich, weil etwa 70 Prozent der beschlossenen Stimulus-Ausgaben und Steuerkürzungen ihre Wirkung frühestens im Jahr 2010 entfalten.


      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten…
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      schrieb am 23.02.09 13:10:27
      Beitrag Nr. 1.191 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.250 von Maraho am 22.02.09 19:27:37Es ermüdet einen langsam...

      Bundesregierung: Keine Überlegungen für neue 'Bank für Wirtschaft'

      BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung hat keine Pläne für die Gründung einer "Bank für Wirtschaft", um die Kreditvergabe an Unternehmen anzukurbeln. Dies werde von der Bundesregierung nicht betrieben, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Montag in Berlin. Das Wirtschaftsministerium stellte klar, es spiele keine koordinierende oder initiierende Rolle für die Gründung einer solchen Bank. Es sei der Wirtschaft allerdings unbenommen, eine private Bank nach dem Kreditwesengesetz zu gründen.

      Nach einem Bericht des "Handelsblatts" (Montag) arbeitet das Wirtschaftsministerium an einer "Bank der Wirtschaft", um gegen die Liquiditätsprobleme in vielen Unternehmen anzukämpfen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) könnte nach den Vorstellungen des Ministeriums bei der Errichtung einer solchen Bank eine koordinierende Rolle spielen, schreibt das Blatt.

      Die privaten Banken und der Industrieverband BDI hatten erst vergangene Woche vereinbart, gemeinsam etwas gegen Probleme bei der aktuellen Unternehmensfinanzierung zu unternehmen. Die Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) und des BDI, Klaus-Peter Müller und Hans-Peter Keitel, hatten vereinbart, entsprechende Lösungsansätze zu erarbeiten. Details wurden nicht genannt./sl/DP/zb

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meld…
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      schrieb am 23.02.09 13:25:26
      Beitrag Nr. 1.192 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.610 von Maraho am 21.02.09 21:59:31Vorerst der letzte...

      Kapitalrücknahme beschränkt

      Hedgefonds frieren Kundengelder ein
      Mark Böschen (Frankfurt), Yvonne Esterházy (London)

      Immer mehr Hedgefonds frieren das Geld ihrer Kunden ein. Die laufen dagegen Sturm. Auch deutsche Privatanleger und Versicherte sind betroffen.

      Eine Dreiviertelstunde vor der Anhörung des Finanzausschusses im britischen Unterhaus taucht Chris Hohn auf, der Gründer des Hedgefonds TCI, ein gefürchteter Aktivist und Großaktionär der Deutschen Börse. Im marineblauen Anzug von der Stange geht er rasch mit zwei Begleitern den Gang entlang. 15 Minuten später schlendert Douglas Shaw vom Fondsriesen Blackrock vorbei, allein, mit einer kleinen Aktentasche. Auf der Straße würde er glatt als Buchhalter durchgehen. Paul Marshall, Mitbegründer des Hedgefonds Marshall Wace, dagegen rückt mit einer Phalanx von Beratern an.

      Hedgefonds-Vermögen sind dramatisch geschmolzen

      An diesem grauen Wintertag ist Demut geboten. Die sonst so selbstbewussten „Hedgies“ geben sich unterwürfig und sagen, sie seien selbst zum Opfer geworden: „Den Hedgefonds-Managern die Schuld für die Bankenkrise zuzuschieben ist so, als wenn man die Passagiere für den Busunfall verantwortlich macht“, sagt Marshall.

      Als Passagiere im zerbeulten Unfall-Bus fühlen sich derzeit aber vor allem die Hedgefonds-Kunden: Sie wollen raus – aber nun geht die Tür nicht auf. Manager wie Kenneth Griffin von Citadel oder Philip Falcone von Harbinger Capital reagieren auf die Krise, indem sie Kundenkapital einfrieren. Hohn musste vor dem Ausschuss einräumen, dass das von ihm verwaltete Vermögen inzwischen auf 9,5 Milliarden Dollar geschrumpft ist – früher waren es über drei Milliarden Dollar mehr. Seine Investoren mussten sich von Anfang an verpflichten, ihr Geld auf mindestens drei oder fünf Jahre festzulegen.

      Beschränkte Kapitalrücknahme

      Die meisten Fonds aber nutzen jetzt erst Klauseln in ihren Prospekten, mit denen sie Kapitalrücknahmen auf 10 oder 20 Prozent des Kapitals beschränken können; weitere Anleger müssen bis zum nächsten Kündigungstermin warten. Auch Blackrock hat am 16. Februar die Anteilsrückgabe beim Dach-Hedgefonds Absolute Return Strategies beschränkt, nachdem der in London gelistete Fonds seit dem Start im April 2008 fast die Hälfte des Börsenwerts eingebüßt hat. Blackrock verweist darauf, immerhin eine eingeschränkte Rückgabemöglichkeit zu bieten, obwohl die Gesellschaft hierzu nicht verpflichtet sei.

      Massenhaft sitzen Investoren in Hedgefonds fest

      Andrew Baker, Leiter des Branchenverbandes Alternative Investment Managers Association (AIMA), schätzt, dass bis zu 40 Prozent der etwa 1000 von London aus verwalteten Einzelfonds sogenannte Sperren („Gates“) gegen den Abzug von Kundengeldern verhängt haben. Die Sperren seien ein Schutz für verbleibende Investoren, sagt ein Berater für Hedgefonds-Investments bei einer deutschen Privatbank, „damit nicht die verbleibenden Anleger auf den illiquidesten Werten sitzen bleiben“.

      Sperren zum Schutz der Anleger: Das kommt bei den Beschützten gar nicht gut an. „Jeder will derzeit Geld – und es ist unangenehm, darauf zu verzichten“, räumt der Banker ein. Die Konsequenz: „Die Kunden sind echt wütend“, sagt der für Hedgefonds-Investments zuständige Manager einer anderen deutschen Bank. „Sie haben in der Finanzkrise viel Geld verloren. Hedgefonds bewahrten sie teilweise vor Verlusten – doch jetzt, da sie Cash brauchen, bekommen sie es nicht.“ Noch dazu habe der Madoff-Betrugsskandal Investoren verunsichert. „Die Leute haben Angst, dass die Hedgefonds-Branche ein Problem hat und es mehr Betrug gibt“, sagt er. Diese Angst wächst durch den neuen Skandal um Stanford Financial.

      Deutsche Anleger sind über Dachfonds investiert

      Die Branche kämpft ums Überleben und – verprellt dabei ihre Kunden. Trotz der Sperren schrumpfte das in Dollar gerechnete verwaltete Vermögen der Hedgefonds weltweit durch Verluste und Mittelabflüsse im zweiten Halbjahr 2008 von 1900 Milliarden auf rund 1200 Milliarden Dollar, schätzt die Bank Morgan Stanley; im laufenden Jahr könne das Kapital auf 750 Milliarden Dollar sinken.

      In Deutschland dürfen Privatanleger nur über Dachfonds in die Branche investieren. Die haben ebenfalls die Möglichkeit, Kundengelder zu sperren. Doch bislang machen die fünf deutschen Dach-Hedgefonds-Anbieter von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch, ergab eine Umfrage der WirtschaftsWoche. Viel Geld ist ohnehin nicht mehr in den nach der Reform des Investmentgesetzes 2004 aufgelegten Fonds, viele Gesellschaften schließen sie daher wieder. So zum Beispiel Union Investment oder die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, die noch 2004 eine Milliarde Euro mit Hedgefonds einsammeln wollte. Im DWS-Dach-Hedgefonds sind gerade noch 5,9 Millionen Euro, er wird im Mai abgewickelt.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/hedgefonds-frieren-kundengeld…

      Bis nachher....
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 17:04:26
      Beitrag Nr. 1.193 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.633.098 von Maraho am 23.02.09 13:00:19Guten Abend,

      wer es sich nicht angehört hat (siehe Beitrag 36.633.098), für die/den hier in Worten:

      Deutsche Bank malt schwarz
      Ralf Streck

      Gewarnt wird vor einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um mindestens 5 Prozent und der Wirkungslosigkeit des Konjunkturpakets.

      Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Norbert Walter hatte schon im vergangenen Jahr das finsterste Bild von der ökonomischen Entwicklung in Deutschland gezeichnet. Er prognostizierte, die Wirtschaftsleistung werde 2009 um 4 % schrumpfen. Doch nun setzte er noch einen drauf: "Die deutsche Wirtschaft wird nur dann 2009 um lediglich fünf Prozent schrumpfen, falls wir ab Sommer einen richtigen Aufschwung haben." Und dabei sei es sei gut möglich, dass der Aufschwung ausbleibe. "Deshalb ist auch ein höheres Minus nicht mehr auszuschließen", sagte er der Bild-Zeitung.

      Unternehmen und Politikern redeten die Lage schön und ignorierten die Wirklichkeit, meinte er. "Alle bisherigen Konjunkturprognosen werden bis Ostern überholt sein", fügte Walter an. Tatsächlich müssen Institutionen wie der IWF ihre Prognose fast monatlich nach unten korrigieren müssen. Walter stellte mit seiner Schätzung auch den Bemühungen der Bundesregierung ein negatives Zeugnis aus. Denn faktisch geht er davon aus, dass deren Konjunkturpaket in einer Höhe von 50 Milliarden Euro wohl weitgehend wirkungslos verpuffen wird. Die Antwort aus Berlin folgte sofort. Die Bundesregierung ließ verkünden, sie halte für das laufende Jahr vorerst an der Prognose von einem Minus von 2,25 %. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die bisherige Schätzung korrigiert werden müsse.

      Walter fordert angesichts der Lage ein global abgestimmtes Programm, um die Konjunktur zu stimulieren: "Wir müssen uns weltweit zusammensetzen, am besten unter Führung von US-Präsident Obama." Damit zeigte er, wem er Handlungsfähigkeit in der Krise zutraut. Barack Obama hat gerade das größte Konjunkturpaket der Geschichte auf den Weg gebracht, das von einem [(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29772/1.html Paket zur Stabilisierung des Immobilienmarkts] flankiert werden soll. Walter forderte koordinierte Maßnahmen, die "zu mehr privaten und staatlichen Ausgaben" führen sollen.

      Walter macht die Aussagen jetzt und nicht zufällig gegenüber der Bild-Zeitung, obwohl die nicht gerade für eine seriöse Finanzberichterstattung steht. Er benutzt deren Medienmacht, um Druck auf die Bundesregierung zu machen, damit die deutlich tiefer in den Steuersäckel greift und sich Initiativen auf internationaler Ebene, wie sie schon im Herbst gestartet werden sollten, nicht weiter verschließt. Gerade hat Berlin erneut Bedenken gegen ein EU-Konjunkturprogramm geäußert. Die EU-Kommission will europaweit etwa 5 Milliarden Euro ausgeben. 3,75 Milliarden Euro sollen in den Bau neuer Gas- und Stromleitungen, in Windenergieparks und moderne Kohlekraftwerke fließen, auch um unabhängiger von russischen Energieimporten zu werden. Etwa 800 Millionen Euro sollen für Investitionen in schnelle Internetverbindungen in ländlichen Gebieten ausgegeben werden und knapp eine halbe Milliarde soll für Klima- und Wasserschutz in der Landwirtschaft fließen.

      Erstaunlich ist die Kritik der Bundesregierung, dass nur ein Bruchteil der Gelder in diesem Jahr ausgegeben werde, weshalb dem Anspruch einer Stimulierung der Konjunktur nicht nachgekommen werde. Doch das gilt auch für deren Konjunkturpaket, das allerdings nicht über Ländergrenzen hinaus beschlossen und abgestimmt werden musste. Viel eher stört man sich in Berlin wohl daran, dass Deutschland mit etwa einer Milliarde zur Kasse gebeten werden soll, aber die deutsche Wirtschaft wohl wenig profitieren dürfte. "Über die jetzt vorgelegte Projektliste gibt es bei uns und bei anderen Diskussionsbedarf“, erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei den Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel.

      An den Börsen gehen die Kurse weltweit und in Deutschland weiter nach unten. Der Dax ist heute unter die 4000-Marke gerutscht.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133383
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 17:28:45
      Beitrag Nr. 1.194 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.582.636 von Maraho am 15.02.09 16:12:54Erkenntnisse....


      Finanzkrise und Wirtschaftswissenschaft

      Der teure Irrtum der Makroökonomie
      von Olaf Storbeck

      Die Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt das Versagen der modernen Volkswirtschaftslehre. Nicht irgendwelche Außenseiter stellen diese Thesen auf, sondern die Top-Ökonomen George Akerlof und Robert Shiller. In einem neuen Buch fordern sie einen Paradigmenwechsel-und eine Rückbesinnung auf einen bekannten Altmeister.

      Die "Great Depression" war nicht nur eine wirtschaftliche Mega-Katastrophe, sie war auch ein Desaster für die Wirtschaftswissenschaft. Die bis dahin gängige ökonomische Theorie konnte den Zusammenbruch der Wirtschaft weder erklären noch Auswege aufzeigen. Erst John Maynard Keynes gab 1936 mit der "General Theory" die "Antwort auf die Krise der Wirtschaftstheorie", so der Freiburger VWL-Professor Oliver Landmann.

      Heute ist die Situation ganz ähnlich, postulieren zwei US-Ökonomen in einem neuen Buch. Der makroökonomische Mainstream leide unter entscheidenden analytischen Schwächen. Diese führten zu falschen Politikempfehlungen und letztendlich zur weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

      Nicht irgendwelche wissenschaftlichen Außenseiter stellen diese Thesen auf, sondern zwei der weltweit angesehensten Ökonomen: Der Berkeley-Professor George Akerlof, der 2001 den Ökonomie-Nobelpreis erhielt, und sein Yale-Kollege Robert Shiller. Er erlangte Weltruhm, weil er vor neun Jahren in seinem Bestseller "Irrational Exuberance" frühzeitig vor dem Platzen der Börsenblase warnte und den Kollaps auf dem US-Immobilienmarkt richtig prognostizierte.

      "Das zentrale Problem sind die allgemein akzeptierten Grundannahmen, auf denen der Großteil der heutigen ökonomischen Theorie basiert", schreiben Akerlof und Shiller in ihrem Buch "Animal Spirits", das vergangene Woche in den USA auf den Markt gekommen ist. Auf Deutsch erscheint es unter dem gleichen Titel am 5. März im Campus Verlag. Besonders problematisch sei der Glaube daran, dass die Märkte stets effizient seien und sich die Menschen von rationalen Erwartungen leiten ließen. Beides führe dazu, dass Ökonomen die wichtigsten Triebkräfte von Wirtschaftskrisen übersehen: psychologische und emotionale Faktoren, die unser wirtschaftliches Verhalten oft stärker bestimmen als rationales Kosten-Nutzen-Kalkül.

      Akerlof und Shiller sprechen von den "Animal Spirits" und lehnen sich damit ganz bewusst an die Wortwahl von Keynes an. In der "General Theory" hatte dieser postuliert, "dass ein großer Teil unserer positiven Tätigkeiten mehr von spontanem Optimismus als von einer mathematischen Erwartung abhängt". Dies hielt Keynes für eine zentrale Triebfeder der Wirtschaft: "Wenn die animalischen Instinkte abgedämpft werden und der plötzliche Optimismus stockt, wird somit das Unternehmertum schwinden und sterben - obschon die Angst vor Verlusten keine vernünftigere Grundlage gehabt haben mag als vorher die Hoffnung auf Gewinn."

      Doch "Animal Spirits" sind in der Keynes-Rezeption schnell unter den Tisch gefallen. Bereits in der 1937 von John Hicks publizierten Interpretation der "General Theory", die die bis heute gängige Sicht auf Keynes prägte, spielen Unsicherheit und Erwartungen keine Rolle mehr.

      In modernen Makro-Modellen unterstellen Forscher stets, dass Menschen rational agieren und nur ihre ökonomischen Interessen im Sinn haben. Nicht-ökonomische Motive und irrationale Verhaltensweisen haben keinen Platz in den Modellen. Von der menschlichen Neigung zu Fairness und übermäßigem Optimismus wird abstrahiert, ebenso von sozialen Normen und dem Hang zur Geld-Illusion. "Die Makroökonomie ist in dieser Hinsicht in den letzten 30 Jahren in die falsche Richtung gegangen", schreiben Akerlof und Shiller

      Denn die "Animal Spirits" seien für die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger als rational-ökonomische Faktoren: "Die Wellen von Optimismus und Pessimismus verursachen große Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage."

      Alle Wirtschaftskrisen gingen letztlich auf psychologische Faktoren zurück. "Diese Sicht", räumen die Forscher ein, "widerspricht dem ökonomischen Standarddenken." So seien aber auch in der aktuellen Krise weder die Geldpolitik noch Auswüchse im Bankensystem die eigentliche Ursache. Der Kern der Krise sei vielmehr, dass bis 2007 in den USA eine Massenhysterie rund um das Thema Immobilien geherrscht habe. Quasi alle Amerikaner seien überzeugt gewesen, dass die Hauspreise weiter steigen. Ein klassischer Fall von "Animal Spirits", so Akerlof und Shiller.

      Was folgt wirtschaftspolitisch aus der großen Bedeutung der Psychologie? Akerlofs und Shillers Schlussfolgerungen liegen nahe an denen des alten Keynes. Der Staat solle eine aktive Rolle in der Wirtschaft spielen und die durch "Animal Spirits" verursachten Schwankungen reduzieren. Der Markt dürfe nicht sich selbst überlassen werden.

      Den Kapitalismus an sich stellen sie allerdings keineswegs infrage. Er habe der Menschheit einen Wohlstand beschert, der in vergangenen Jahrhunderten unvorstellbar gewesen sei. "Der durchschnittliche Konsument in Nordamerika, Europa und Japan hat heute einen höheren Lebensstandard als ein König im Mittelalter", betonen sie. Damit der Kapitalismus allerdings seine Wunder vollbringen kann und auf Dauer stabil ist, müsse es staatliche Regeln geben. Diese Lektion habe die Menschheit in der "Great Depression" schmerzlich gelernt - und dummerweise zwischendurch wieder vergessen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/wissenswert/der-teure-i…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 18:04:54
      Beitrag Nr. 1.195 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.635.175 von Maraho am 23.02.09 17:04:26Wenn es schon große bzw. bekannte Unternehmen erwischt...


      Düstere Aussicht für Kreditmarkt

      Rekordpleitewelle rollt auf Anleger zu
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Schlechte Nachricht für Kreditanleger: Nach nur eineinhalb Monaten meldeten 2009 laut einer Studie weltweit mehr Firmen Insolvenz an als in den Gesamtjahren 2006 und 2007. Knapp 500 Mrd. $ Schulden können vielleicht nicht zurückbezahlt werden.

      Die Kreditkrise reißt so viel Unternehmen in den Abgrund wie seit Jahren nicht mehr. Laut der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) mussten seit Jahresbeginn bis zum 17. Februar insgesamt 32 der von den Bonitätswächtern bewerteten Unternehmen weltweit Insolvenz anmelden. Das entspricht einem Viertel der gesamten Pleiten des vergangenen Jahres und übersteigt bereits die Gesamtzahl der Firmeninsolvenzen in den Jahren 2006 und 2007. Diese Daten gehen aus einem am Montag vorgestellten Bericht von S&P hervor.

      Unter den Opfern der Kreditkrise befinden sich bekannte Firmenadressen: In Deutschland mussten der Speicherchiphersteller Qimonda und der Modelleisenbahnanbieter Märklin Insolvenz anmelden. In den USA traf es den Einzelhändler Circuit City, die Unternehmensberatung Bearing Point, den Medienkonzern Tribune und mit Trump Entertainment einen Teil des Imperiums von Immobilieninvestor Donald Trump. Große Unsicherheit herrscht über die amerikanischen Automobilhersteller General Motors (GM), Chrysler und Ford. Die schwierige Finanzlage lässt die europäischen Töchter der Autokonzerne zittern: In Schweden beantragte GM-Tochter Saab Gläubigerschutz, in Deutschland ist die Zukunft von Opel ungewiss.

      Ratingagentur erwartet Rekordzahl von Insolvenzen

      Von den 32 von S&P verzeichneten Insolvenzen entfallen 23 auf die USA, sechs auf Schwellenländer, zwei auf Kanada und eine auf Frankreich. Besonders Unternehmen, die unter einer hohen Schuldenlast leiden, sind von einem Ausfall bedroht. Die Ausfallrate bei Firmen mit spekulativer Bonitätsnote kletterte im Januar auf 3,83 Prozent von 3,47 Prozent im Oktober. Damit nähert sie sich dem langjährigen Durchschnitt von 4,25 Prozent.

      Die Bonitätswächter erwarten für 2009 einen Rekord für Insolvenzen. In den kommenden zwölf Monaten werde die Ausfallrate auf 13,9 Prozent steigen, schätzt S&P. Das wäre der höchste Stand seit mindestens 28 Jahren. Der bisherige Rekord liegt bei 12,5 Prozent und datiert aus dem Jahr 1991. Eine solche Ausfallrate würde bedeuten, dass im Durchschnitt 17 große von S&P bewertete Unternehmen weltweit im Monat in die Pleite schlittern. Die Gesamtzahl der Insolvenzen würde bis so bis Ende Januar 2010 auf 206 klettern.

      Erste Anzeichen für solch eine dramatische Entwicklung gibt es bereits. Die Zahl der Unternehmen, die S&P unter der Kategorie "Weakest Links" zusammenfasst, legte in den vergangenen zwölf Monaten ununterbrochen zu. Bis zum 16. Februar schwoll die Zahl auf 265 Unternehmen an. Die Schulden dieser Unternehmen belaufen sich auf 485,7 Mrd. $. Unter "Weakest Links" fallen Firmen, deren Ratingausblick negativ ist und denen damit eine Herabstufung droht.

      Quelle: FTD.de, 15:12 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 18:22:49
      Beitrag Nr. 1.196 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.635.175 von Maraho am 23.02.09 17:04:26Auf die "Rede" folgt die "Gegenrede":


      Deutsche-Bank-Prognose
      Walter erwartet steilen Absturz

      Der Chefvolkswirt gibt erneut den Superpessimisten: Um fünf Prozent werde die Wirtschaftsleistung einbrechen – auch wenn sich die Lage im Sommer spürbar verbessern sollte. Doch die Ökonomen-Zunft widerspricht dem Horrorszenario des Chefvolkswirtes.

      "Die deutsche Wirtschaft wird nur dann 2009 um lediglich fünf Prozent schrumpfen, falls wir ab Sommer einen richtigen Aufschwung haben. Aber es ist nicht auszuschließen, dass dieser Aufschwung ausbleibt. Deshalb ist auch ein höheres Minus nicht mehr auszuschließen", sagte Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter der "Bild"-Zeitung. Er warf Unternehmen und Politikern vor, die derzeitige Lage schönzureden. "Unternehmen und Politik ignorieren die Wirklichkeit. Alle bisherigen Konjunkturprognosen werden bis Ostern überholt sein", fügte der Chefökonom hinzu.

      Die Bundesregierung sieht ungeachtet solch düsterer Prognosen derzeit keinen Anlass, ihre jüngste Konjunkturprognose für 2009 aus dem Januar zu revidieren. Die Bundesregierung rechnet für das Gesamtjahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,25 Prozent. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte, die nächste Schätzung werde im April vorgenommen - auf Basis der dann bekannten Indikatoren. Es gebe im Moment "keine belastbaren Hinweise", dass die Januar-Prognose jetzt schon korrigiert werden müsste.

      Walter gehört zu den größten Pessimisten unter den Ökonomen. Er hatte bisher einen BIP-Rückgang in Deutschland von bis zu vier Prozent für 2009 vorausgesagt. Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Wolfgang Franz, hält die Prognose Walters für ein "Worst-Case-Szenario mit vergleichsweise geringer Wahrscheinlichkeit".

      Auch das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) teilt den Pessimismus Walters nicht. "Um eine minus Fünf vor dem Komma zu sehen, müsste es noch mindestens drei Quartale kräftig bergab gehen. Dafür haben wir vorerst keine Anzeichen", sagte IfW-Konjunkturchef Joachim Scheide.

      Auch aus der Politik erntete der Chefvolkswirt der Frankfurter Großbank Kritik: Walter setze sich immer wieder an die Spitze der Katastrophenprognostiker, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionschef Joachim Poß: "Aber noch hat sich seine vorherige Prognose eines BIP-Minus von vier Prozent lange nicht erfüllt."


      Walter forderte ein global abgestimmtes Programm, um die Konjunktur anzuschieben. "Wir müssen uns weltweit zusammensetzen, am besten unter Führung von US-Präsident Obama", sagte Walter. Es müsse ein koordiniertes Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht werden, das "zu mehr privaten und staatlichen Ausgaben führt".

      ZEW-Chef Franz befürchtet zudem einen kräftigen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt. Im Sommer könne es bei einer andauernden konjunkturellen Talfahrt zu Massenentlassungen kommen."Falls die zuletzt positiven Signale der Frühindikatoren trügen sollten, befürchte ich, dass am Arbeitsmarkt alle Dämme brechen werden", sagte Franz.

      Bekräftigt wird die düstere Prognose von neuen Hiobsbotschaften vom Jobmarkt. Das Stellenangebot dürfte in den ersten Monaten 2009 kräftig abnehmen, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit am Montag mit. Im vierten Quartal 2008 habe der heftige Einbruch bei Metall- und Elektrofirmen noch durch eine verstärkte Nachfrage etwa bei sozialen Dienstleistungen abgefedert werden können.

      Insgesamt zählten die Forscher zum Jahresende 2008 knapp 1,1 Millionen offene Stellen, das sind 130.000 weniger als im Vergleichszeitraum 2007. In den Branchen Metall, Elektro, Maschinen- und Fahrzeugbau sei das Angebot allerdings um fast die Hälfte zurückgegangen.

      Das IAB befragte von Oktober bis Dezember rund 13.600 Betriebe, um auch die offenen Stellen zu erfassen, die nicht den Arbeitsagenturen gemeldet werden. Ein großer Teil der Antworten sei aber im Oktober und November eingegangen, "als die ganze Wucht der Krise noch nicht so absehbar war", sagte IAB-Expertin Anja Kettner.


      Quelle: FTD.de, 17:13 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 18:39:18
      Beitrag Nr. 1.197 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.081 von Maraho am 22.02.09 18:47:28Es folgt die Ernüchterung in den...

      USA

      Wie viel Bush steckt in US-Präsident Obama?
      Von Torsten Krauel

      Auf ihm lag die Hoffnung, alles besser zu machen als sein Vorgänger Bush. Statt dessen stellen die Linken jetzt fest: US-Präsident Obama stellt sich bei vielen Themen auf die Seite seines Vorgängers. Vor allem dann, wenn es um die Wahrung seines eigenen Freiraums als Präsident der Vereinigten Staaten geht.

      Linksliberale Idealisten in Amerika verstehen die Welt nicht mehr. Denn Barack Obama, der Präsident, den sie mitgewählt haben, macht in rascher Folge ihre Hoffnung zunichte, es werde alles anders als unter George W. Bush. Stattdessen erleben sie das Gegenteil. Obama stellt sich bei linken Herzensthemen ausdrücklich auf die Seite seines Amtsvorgängers.

      Konkret tat sein Justizministerium es mit drei Stellungnahmen zu laufenden Gerichtsverfahren. Sie betrafen die Interniertenrechte in Übersee, das Abhörprogramm gegen mögliche al-Qaida-Sympathisanten in den USA, und den Umgang mit internen Emails des Weißen Hauses. Mit den Schriftsätzen beendete Barack Obama die Illusion, George W. Bush habe durchweg rechtswidrig gehandelt. Stattdessen bedeutete er: In den drei Fällen hatte Bush Recht.

      Die Stellungnahme zu den Internierten betraf eine Haftbeschwerde von vier Insassen des US-Internierungslagers Bagram bei Kabul. Sie beriefen sich, noch unter Bush, auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA vom Juni zu Guantánamo, in welchem den dort Festgehaltenen das Recht auf Haftbeschwerde eröffnet worden war. Der für den Fall Bagram zuständige Richter hielt das Verfahren bis zu Obamas Amtseid an und gab der neuen Regierung vier Wochen Zeit, Position zu beziehen.

      Unmittelbar vor Ablauf der Frist stellte das US-Justizministerium fest, die Beschwerdeführer würden zu Recht als „feindliche Kämpfer“ festgehalten. Rechte aus der US-Verfassung hätten sie nicht. Vertreter des Ministeriums ließen durchblicken, andernfalls werde jeder von den USA in Übersee festgesetzte Ausländer Haftprüfung fordern. Die Kriegsinternierung würde ausgehebelt.

      Die amerikanische Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union (ACLU), die die Beschwerdeführer vor Gericht vertritt, war platt. Einer der ACLU-Anwälte sagte trocken, Obama unterschreibe nun Bushs Haltung, „Gefängnisse jenseits des Rechts zu betreiben“.

      Die Stellungnahme zum Abhörprogramm betraf die Klage einer moslemischen Wohlfahrtsorganisation in San Francisco. Die Organisation hatte das Verfahren angestrengt, nachdem ihr Anwalt versehentlich interne Unterlagen erhalten hatte, aus denen der Abhörbefehl hervorging. Der Anwalt hatte die Unterlagen wieder zurückgegeben, doch das linksliberal dominierte Gericht hatte die Klage angenommen. Es war der einzige Fall, in welchem das ultrageheime, bei Liberalen hoch umstrittene Abhörprogramm justiziabel war – sofern die internen Papiere als Beweismittel vorhanden wären. Die Richter bestanden auf den Unterlagen. Ebenso hartnäckig berief sich Bush auf die Wahrung von Staatsgeheimnissen. Anfang Februar drohten die Richter mit Konsequenzen, falls die neue Regierung nicht Folge leiste.

      Obamas Justizressort folgte am Freitag der Haltung Bushs. Es reichte bei einem Bundesberufungsgericht einen Eilantrag ein, das Verfahren niederzuschlagen. Begründung: Schutz von Staatsgeheimnissen.

      Im dritten Fall ging es um die Offenlegung interner Mails des Weißen Hauses zur Abberufung von Bundesrichtern unter Bush. Der hatte Anträge des Kongresses abgelehnt, die Emails für eine Parlamentsanhörung freizugeben, und das Veto mit dem Schutz vertraulicher Regierungsberatungen begründet. Bürgerrechtsgruppen hatten Klage erhoben. Obamas Justizministerium beantragte nun, die Klagen abzuweisen. Begründung: Schutz interner Regierungsberatungen.

      Zu alledem drang Ende der vergangenen Woche aus dem Weißen Haus auch noch eine negative Äußerung zur „Fairnessdoktrin“. Der Begriff umfasst ein Gesetz von 1949, das die Medien zur Ausgewogenheit verpflichtet. Präsident Ronald Reagan hatte es 1986 gekippt und den Weg für rechtskonservative, oft fanatisch parteiliche Radiotalkshows geebnet, die großen Einfluss gewannen. Linke Radiotalkshows erwiesen sich meist als Flop. Im Kongress gibt es Bemühungen, die „Fairnessdoktrin“ wieder zum Gesetz zu machen. Ein Sprecher Obamas sagte nun dem konservativen TV-Sender Fox: „Der Präsident glaubt nicht, dass die Wiederbelebung eine gute Idee ist.“

      In der Außenpolitik setzt Obama derweil die Raketenangriffe auf al-Qaida-Ziele in Westpakistan fort und weitet sie geografisch sogar auf eine Provinz aus, die Bush nicht hatte angreifen lassen. Seit seinem Amtseid gab es bereits drei solche Attacken. Er behält offenbar auch eine Gruppe von siebzig US-Militärberatern bei, die pakistanische Soldaten in Pakistan zum Kampf gegen die Taliban ausbilden. Darüber berichtete gestern die „New York Times“. Außenministerin Hillary Clinton wiederum stellte bei ihrem ersten Chinabesuch die öffentliche Kritik an Menschenrechtsverletzungen hintan. Linksliberale Aktivisten reagierten verstört.

      Wie viel Bush steckt in Obama? Viel, wie Bushs Gegner schockiert merken. Wenn es um die Wahrung seines Freiraums als Präsident geht, ist der neue Amtsinhaber genauso entschieden wie der alte.

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3258617/Wie-viel-Bush-s…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 18:50:12
      Beitrag Nr. 1.198 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.221 von Maraho am 22.02.09 19:21:17Der folgende Artikel ist recht lang.
      Wen es denn interessiert, einfach anklicken!

      Insolvenzkredite
      Obama trifft Vorkehrungen für GM-Pleite

      Die US-Regierung rechnet für Chrysler und General Motors mit dem Schlimmsten. Offenbar führt das Weiße Haus Verhandlungen über Insolvenzkredite, die den Autokonzernen im Falle der Zahlungsunfähigkeit einen Neuanfang ermöglichen sollen - es wären die höchsten Kredite dieser Art in der Geschichte Amerikas.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 18:59:19
      Beitrag Nr. 1.199 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.623.461 von Maraho am 20.02.09 19:20:20Das "Vereinte Europa"....

      Europäische Union
      Barrosos Konjunkturpaket scheitert

      Die EU-Kommission ist mit ihrem Vorschlag für ein fünf Milliarden Euro umfassendes Konjunkturpaket zunächst gescheitert. Die Außenminister der 27 EU-Staaten verweigerten dem Vorhaben die Zustimmung. Zu den Blockierern zählt die deutsche Regierung.

      Brüssel - Vor allem Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Österreich lehnten die Absicht der Kommission ab, den Betrag von fünf Milliarden Euro durch eine nachträgliche Umschichtung von Geld zu finanzieren, das in der Finanzplanung für 2008 vorgesehen war.Andere Staaten, vor allem südliche Länder, kritisierten hingegen die Absicht, vor allem Energieprojekte östlicher Länder zu finanzieren. Die Liste sei "geografisch und sektoriell unausgewogen", sagte Österreichs Außenminister Michael Spindelegger: "Das ist so nicht akzeptierbar."

      Deutschland kritisierte, es sei "nicht die richtige Herangehensweise", wenn die Kommission behaupte, das Konjunkturpaket könne mit nicht ausgegebenem Geld aus dem Jahr 2008 finanziert werden. Es handele sich nach deutscher Auffassung um "neues Geld" - eine Änderung der Finanzplanung lehne Berlin jedoch ab. Zudem entspreche die Liste der Projekte nicht den Kriterien, die für einen Konjunkturanschub nötig seien.

      Die Niederlande argumentierten, die Mitgliedstaaten müssten sich auf nationale Projekte konzentrieren. "Die Wirkung eines so kleinen Betrags sollte auch nicht überschätzt werden." Das Fünf-Milliarden- Projekt ist Teil eines 200 Milliarden Euro umfassenden EU- Konjunkturprogramms, bei dem die Mitgliedstaaten mit rund 170 Milliarden Euro in nationalen Plänen den Löwenanteil tragen. Großbritannien wandte sich ebenso wie Deutschland gegen eine nachträgliche Korrektur der EU-Finanzplanung. Die Kommission solle nun Vorschläge machen, wie die fünf Milliarden aus den EU-Budgets der Jahre 2009 und 2010 finanziert werden könnten.

      Kommission lässt neue Vorschläge offen

      Spanien, Portugal, Bulgarien und Griechenland forderten eine stärkere Berücksichtigung ihrer Länder in der Liste der Förderprojekte. Östliche EU-Staaten begrüßten hingegen die Vorschläge. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, rund 3,7 Milliarden Euro für Energieprojekte auszugeben, beispielsweise für die Verbindung von Gas-Pipelines und Stromnetzen. Für die ländliche Entwicklung - vor allem schnelle Breitbandnetze - waren 1,2 Milliarden Euro vorgesehen. Spindelegger schlug eine "stufenweise Finanzierung" der Projekte vor. Entscheidungen müssten erst dann getroffen werden, wenn es tatsächlich konkrete Projekte gebe.

      Energiekommissar Andris Piebalgs ließ am Montag zunächst offen, ob und wann die Kommission neue Vorschläge für die Finanzierung und für die Projekte des Konjunkturpaketes machen werde. Die Außenminister erwarten nach Angaben von Diplomaten, dass sie sich am 17. März - unmittelbar vor dem EU-Gipfel - erneut mit dem Paket beschäftigen werden. Auch die EU-Finanzminister werden zuvor noch einmal darüber beraten. Im vergangenen Jahr hatten die EU-Mitgliedstaaten vier Monate lang gestritten, bevor sie Barroso gestatteten, eine Milliarde Euro EU-Haushaltsmittel in die Hände armer afrikanischer Bauern zu leiten.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 19:06:21
      Beitrag Nr. 1.200 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.635.419 von Maraho am 23.02.09 17:28:45Das folgende Interview finde ich recht interessant.
      Es ist aber, vom Text her, zu lang.

      Wen es auch interessiert... Ihr wißt schon...

      Lehren aus der Krise

      "Die Macht der Finanzindustrie begrenzen"
      Von Arvid Kaiser

      Die EU will die Finanzmärkte schärfer kontrollieren. Als vor Jahren die Preise amerikanischer Häuser abhoben und die heutige Wirtschafskrise ihren Ausgang nahm, zählte Dean Baker zu den ersten, die davor warnten. Im Interview mit manager-magazin.de erklärt der Washingtoner Ökonom, was gegen künftige Blasen zu tun ist.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,60…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 19:19:55
      Beitrag Nr. 1.201 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.631.147 von Maraho am 23.02.09 06:25:36Ein Kommentar aus der "taz"....


      Die Löhne zu senken setzt in der Krise eine Abwärtsspirale in Gang
      Wahnwitz Lohnkürzungen

      KOMMENTAR VON ULRIKE HERRMANN

      Die weltweite Finanzkrise schaltet auf Autopilot: Sie ist nicht mehr zu stoppen und verschärft sich stets weiter. Zu den neuesten Entwicklungen gehört, dass in vielen Ländern die Löhne gesenkt werden. Jüngste Beispiele: Um 7 Prozent will Estland jetzt die Gehälter seiner Staatsangestellten kürzen. Irland hegt ähnliche Pläne, wogegen am Sonntag 120.000 Menschen protestierten. Auch in der Privatwirtschaft werden die Gehälter oft zusammengestrichen. Weltweit kommt eine Abwärtsspirale in Gang: Fallende Löhne bedeuten weniger Konsum bedeuten weniger Aufträge bedeuten weniger Steuern bedeuten weniger Löhne …

      Gegen diesen Sog wirken die internationalen Bemühungen geradezu lächerlich, so ehrenwert sie sind. Zum Beispiel hat der Internationale Währungsfonds gefordert, dass die Regierungen 2 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Konjunkturprogramme stecken sollen. Das ist ohnehin illusorisch - vor allem aber wird nun deutlich, dass es sämtlichen Konjunkturpaketen nicht gelingen wird, den Nachfrageausfall zu kompensieren, der durch die weltweit sinkenden Löhne und die Arbeitslosigkeit entsteht. Die Rezession dürfte sich zu einer großen Depression entwickeln.

      Schon kursieren unter US-Volkswirten erste Rechnungen, wie lange es wohl braucht, eine Depression zu überwinden, wenn die Konjunkturpakete versagen. Die Antworten variieren. Die Optimisten gehen davon aus, dass es dann rund sechs Jahre dauern dürfte, bis sich eine Erholung andeutet. Sie verweisen auf eine historische Erfahrung: 1873 gab es schon einmal einen großen Wirtschaftseinbruch. Damals wussten die Regierungen nichts über die Steuerung einer Krise und ließen sie einfach laufen. 1879 ging es dann wieder bergauf. Die Pessimisten glauben, dass eine Erholung erst einsetzt, wenn alle Investitionsgüter verschlissen sind. Wenn kein Auto mehr fährt, keine Maschine mehr läuft - dann muss einfach wieder gekauft werden. Das kann aber noch 15 Jahre dauern. Vorerst jedenfalls verstärkt sich die Krise. Denn die Lohnkürzungen sind ein Anfang, nicht das Ende.

      Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/wahnwitz-lo…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 19:32:31
      Beitrag Nr. 1.202 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.685 von Maraho am 20.02.09 18:03:17... und auch "wiwo" schließt sich der Meinung des "Handelsblattes" an.....

      Hatten wir hier nicht vor geraumer Zeit auch diese Meinung? ;)


      Autokrise

      Trügerischer Jubel über die Abwrackprämie
      Florian Brückner

      Einen Monat nach Einführung der Abwrackprämie sieht die Bilanz vieler Autohändler gut aus, Hersteller wie Opel jubeln. Einen regelrechten Stimmungsumschwung hat der Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) ausgemacht. Aber die Freude über die Abwrackprämie könnte nur von kurzer Dauer sein.

      DÜSSELDORF. Es sah duster aus für die deutschen Autohändler, stockduster. Mehr als 25 000 Jobs seien durch die Autokrise in Gefahr, hatte der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) noch Ende vergangenen Jahres gewarnt. Doch dann kam die Abwrackprämie. Seitdem hat sich das Bild in den Verkaufsräumen und Showrooms deutscher Autohäuser offenbar grundlegend gewandelt. "Die Stimmmung hat sich gewandelt, es herrscht eine regelrechte Euphorie", sagt Helmut Blümer, Sprecher des ZDK. Unternehmer und Verkäufer seien wieder richtig motiviert. Und: "Liquidität ist wieder da."

      Auf dem ersten Blick gibt es für die Begeisterung vieler Autohändler auch allen Grund: So sind seit Einführung der Abwrackprämie für ältere Autos laut ZDK mehr als 220 000 Kaufverträge unterschrieben worden. Und wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn mitteilt, sind bis dato auch bereits 104 840 Anträge auf die Umweltprämie von jeweils 2500 Euro pro Auto eingegangen. Damit ist bereits ein Sechstel der bereitgestellten Fördermittel vergeben. Experten rechnen deswegen fest damit, dass die Absatzprognosen für den Automarkt bald nach oben korrigiert werden.

      Damit nicht genug. Befürchtungen etwa des Automobilfachmanns Professor Ferdinand Dudenhöffer, wonach die Prämie vor allem ausländischen Marken nutzen würde, bewahrheiten sich nur zum Teil. Dudenhöffer hatte in einem Kommentar in der Wirtschaftswoche geschrieben: "Nach meiner Einschätzung werden vielleicht ein Viertel der verkauften Neuwagen von deutschen Autobauern sein und drei Viertel von den Importeuren. Man kann also sagen, die Abwrackprämie ist ein Konjunkturprogramm für die Fabriken und Italien, Frankreich, Ost-Europa und Korea."

      Nur: Zwar werden wie erwartet vor allem Kleinwagen und Sprit sparende Modelle geordnet - aber eben nicht nur von Importeuren. Ganz im Gegenteil. Nach Informationen von Handelsblatt.com stammen rund die Hälfte aller mit Hilfe der Abwrackprämie verkauften Autos von heimischen Herstellern - was freilich wiederum nicht heißen muss, dass diese auch in Deutschland produziert werden wie etwa VW Fox und Polo zeigen. Und dennoch: VW soll binnen einer Woche 38 000 Autos verkauft haben, auch jetzt, so gut informierte Kreise, fahre Volkswagen rund 8000 Aufträge am Tag ein. Zum Vergleich: Peugeot soll mit gut 24 000 verkauften Wagen von der Abwrackprämie profitiert haben, Opel immerhin noch mit 19 000, Skoda mit 20 000. Auch die Absatzzahlen der Premiumhersteller Daimler, BMW und Audi hätten zugelegt. Kurzarbeit bei VW

      Nun sagte auch VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh der Deutschen Presse-Agentur dpa, dass es im Moment gut aussehe es für VW im Vergleich zu anderen Autobauern. Der Volkswagen-Konzern profitiere massiv von der Abwrackprämie. "Wir haben einen Ansturm auf Fox und Polo, aber mittlerweile auch auf den Golf", sagte Osterloh. "Wir verzeichnen derzeit einen überaus erfreulichen Bestelleingang."

      Ganz ähnlich sieht es bei Opel aus: Das Unternehmen habe die Kurzarbeit im Werk Eisenach ausgesetzt, hatte der Autohersteller Mitte des Monats mitgeteilt. In Deutschland habe Opel beim Auftragseingang im Januar ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbucht. Besonders gefragt seien die kleinen Modelle wie Corsa, Agila und Meriva. Offiziell angegebener Grund: Die Abwrackprämie.

      "Wir werden in Deutschland mehr als 40 000 Opel-Verkäufe in diesem Februar haben - das ist der beste Monat seit fünf Jahren. Diese gute Entwicklung verdanken wir auch der Entscheidung der Bundesregierung, über die Umweltprämie die Nachfrage anzukurbeln", sagte Thomas Owsianski, Geschäftsführer Vertrieb von Opel. Allein am vergangenen Wochenende seien mehr als 2000 Kaufverträge abgeschlossen worden. Wie Opels Zukunft aussehen könnte

      ZDK-Sprecher Blümer kann bestätigen, dass "die gesamte Branche jetzt richtig durchatmet. Im Moment kennen die Händler keine Krise mehr." Nur, so recht trauen will der ZDK dem Abwrack-Aufschwung nicht. "Unserer Meinung erleben wir jetzt eine Sonderkonjunktur", so Blümer. Und bei der ist fraglich, ob sie die Branche nicht am Ende noch teuer zu stehen kommt. Denn hinter all den schönen neuen Absatzzahlen steht für den ZDK die große Frage: "Was ist reines Zusatzgeschäft, und was sind Mitnahmeeffekte, die uns im nächsten Jahr dann fehlen werden?", so Blümer. Im Klartext: Möglicherweise wurden nun Autokäufe getätigt, die ansonsten erst im kommenden Jahr angestanden hätten.

      Mal ganz abgesehen davon, dass der Run auf die Abwrackprämie auch sehr schnell wieder nachlassen kann - wenn die Wirtschaftskrise weiter an Schwung gewinnen sollte. Dann würde aus dem Absatzsturm schnell ein laues Lüftchen. Der ZDK sieht bereits Parallelen zum Jahr der Wiedervereinigung. Damals seien die Verkaufszahlen ebenfalls schnell nach oben geklettert - bis dann auf einmal der ostdeutsche Automarkt gesättigt war. Deshalb ist es durchaus fraglich, ob der 1,5 Milliarden Euro schwere Fördertopf, der für knapp 600 000 Anträge reicht, auch tatsächlich geleert wird - und bis dahin viele Händler sich das Leben nicht schöner einreden, als es tatsächlich ist.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/truegerischer-jubel-…
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 19:56:45
      Beitrag Nr. 1.203 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.378 von Maraho am 14.02.09 17:23:00Dieser zwölf Jahre alte Text hat nichts von seiner Aktualität verloren. Gerade auch im Hinblick auf die Gegenwart.
      Aus diesem Grunde habe ich ihn für die interessierten Leser unter euch hier eingestellt (bzw. den Link dazu).

      Warum die Mainstreammedien "Mainstream" sind
      von Noam Chomsky

      http://zmag.de/artikel/Warum-die-Mainstreammedien-Mainstrea…


      Damit verabschiede ich mich für heute.
      Euch allen, wie immer, vielen Dank und noch einen schönen Abend.

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 21:00:12
      Beitrag Nr. 1.204 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.547 von Maraho am 20.02.09 12:55:36Gerade reingekommen und, wie ich finde, nicht unwichtig:


      Aktienmärkte in Tschechien, Polen und Ungarn

      Euro-Träume werden Zentraleuropa nicht retten können
      von Ian Campbell und breakingviews.com

      Die Hoffnung auf eine Aufstockung des IWF-Hilfsfonds auf 500 Milliarden Dollar hat an den Aktienmärkten in Zentraleuropa eine Rallye ausgelöst. Aber bis Polen, Ungarn und die Tschechische Republik ihre Probleme lösen können, werden Jahre vergehen. Jedes Land muss dabei für sich entscheiden, ob der Euro die Rettung bringen kann.

      Es sieht so aus, als verstärke Westeuropa seine Anstrengungen, dem Osten aus der Bredouille zu helfen. Die Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens haben zum Abschluss ihres Wochenendmeetings ihre Differenzen beiseite gelegt, um sich gemeinsam für eine Verdopplung des IWF-Notfonds auf 500 Milliarden Dollar einzusetzen. Daraufhin konnten sich der polnische Zloty und der ungarische Forint am Montag deutlich erholen. Aber die Rettungsaktion im Osten wird schwierig und erfordert einen langen Atem - sie wird Jahre in Anspruch nehmen und nicht nur ein Wochenende.

      Unter den drei ehemaligen zentraleuropäischen Stars Tschechien, Polen und Ungarn scheint Ungarn mit den schwerwiegendsten Problemen zu kämpfen zu haben. Die Zentralbank des Landes ließ ihren Leitzins am Montag unverändert bei 9,5 Prozent. Das Leistungsbilanzdefizit, der weiteste Indikator für die Außenhandelsaktivitäten eines Landes, übersteigt fünf Prozent des BIP, die zweistelligen Renditen auf ungarische Staatsanleihen sind eine Strafe und das Inlandsprodukt könnte in diesem Jahr um 4 Prozent sinken. Auf dem Immobilienmarkt sinken die Preise in den Keller und drohen das Kapital der Hauseigentümer zu vernichten. Noch schlimmer, wer sich in Euro oder Schweizer Franken verschuldete, muss jetzt zusehen, wie seine Schulden - in Forint gerechnet - steigen, obwohl der Wert des Eigentums abnimmt.

      Polen befindet sich in einer ähnlichen Zwickmühle wie Ungarn. Die Auslandsschulden, die jedes Jahr zu finanzieren sind, liegen mit rund 130 Milliarden Dollar etwa dreimal so hoch wie in Ungarn, aber die Haushaltssituation ist besser und das Zinsniveau ist nur etwa halb so hoch. Das große Problem liegt darin, dass etwa die Hälfte der Inlandsverschuldung in Polen auf Euro lautet. Die Banken, die sich zu 70 Prozent im ausländischen Besitz befinden, werden dadurch hart getroffen. Aber sie, wie die Polen auch, haben kaum eine andere Möglichkeit als durchzuhalten - und auf Hilfe von außen zu hoffen. Die könnte letztendlich von Seiten des IWF kommen.

      Auch in der Tschechischen Republik sind besonders die Banken anfällig, aber Außenhandel und Haushalt sind in besserer Verfassung, sodass das Land von den drei Zentraleuropäern noch am besten dran ist. Aber auch in Tschechien ist der Auslandseinfluss in den Banken zu hoch - und die Zukunftsplanung muss dringend überdacht werden.

      Die meisten Politiker der Region sehen in der Einführung des Euro eine Lösung für die Anfälligkeit ihrer Volkswirtschaften. Aber wie das Beispiel Irland zeigt, ist der Euro alles andere als ein Allheilmittel. Die ungehemmten Kapitalströme in der Einheitswährung begünstigen Exzesse, während das starre Währungsverhältnis es in schlechten Zeiten schwierig macht, Lohnanpassungen durchzusetzen, die wieder auf ein konkurrenzfähiges Niveau zurückführen.

      Die Anpassung der Region hat gerade erst begonnen, wirtschaftlich genauso wie politisch.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/breakingviews/euro-tra…

      Gute Nacht!
      145 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 23.02.09 23:09:54
      Beitrag Nr. 1.205 ()
      @ alle,
      manchmal fragt man sich, ob diese Hirnis bei der FTD völlig den
      Bezug zur Realität verloren haben. Wann nehmen sie zur Kenntnis, dass die Masse der Steuereinnahmen aus der LSt/ESt und der USt
      also aus der Tasche von zig Millionen einfacher Arbeitnehmer und
      Konsumenten kommt. Dann ist es alle mal sinnvoll, dass ein Teil dieses Geldes in die Taschen derjenigen zurückfließt, die es
      aufgebracht haben. Denn die Rettung von über 200.000 Arbeitsplätzen ist 6 Mrd. allemal wert, auch wenn es mir nicht paßt, dass die Milliardäre und Conti-Zocker Schaeffler davon profitieren. :mad: Denn, wenn wichtige Lieferketten in der Automobilindustrie zusammenkrachen, dann betragen die Folgekosten ein vielfaches der Staatsknete, die für Schaeffler/Conti als Darlehen ausgereicht werden sollen.
      hier der:

      Leitartikel
      Schaeffler - Wann sie schreiten Seit' an Seit'

      "Man kann nicht im Nerzmantel nach Staatshilfe rufen", hat Arbeitsminister Olaf Scholz, SPD, gesagt. Gemeint waren die Hilferufe von Maria-Elisabeth Schaeffler, der stets edel gekleideten Ex-Milliardärin, deren Unternehmen jetzt am Rande der Insolvenz steht.

      Dieses Scholz-Prinzip ist völlig richtig. Deshalb gilt aber noch lange nicht im Umkehrschluss, dass der Ruf nach dem Staatsgeld überzeugender wird, wenn er nur im Blaumann und möglichst vielstimmig vorgetragen wird.

      Die spektakuläre Reform der Unternehmensverfassung, die die Familie Schaeffler jetzt mit der IG Metall ausgehandelt hat, verdient zwar als solche alle Achtung. An den Argumenten gegen staatliche Rettungsmanöver für ein einzelnes Unternehmen ändert sie aber überhaupt nichts.

      Dass solche Hilfen den Wettbewerb verzerren und mit enormen Risiken für alle Steuerzahler verbunden sind, ist schließlich keine Frage der modischen oder politischen Kleiderordnung im Betrieb. Auch wenn der Deal ganz offenkundig darauf angelegt ist, in der Öffentlichkeit Sympathien für ein staatliches Engagement zu gewinnen, darf sich die Politik nicht beeindrucken lassen.

      Das neue Bündnis zwischen Eigentümerfamilie und Beschäftigten bei Schaeffler trägt zweifellos revolutionäre Züge. Hier scheint plötzlich wahr zu werden, was Linke-Chef Oskar Lafontaine fordert: Große Unternehmen müssten den Belegschaften gehören, denn ein Milliardenvermögen wie das der Schaefflers sei "verfassungswidrig". Nun erklärt sich die Familie selbst bereit, die Mitbestimmung einzuführen und demnächst sogar Anteile auf die Mitarbeiter zu übertragen.

      Das mag man gesellschaftspolitisch begrüßen, vielleicht wird das Unternehmen durch diese in der Not gefundene Solidarität auch wirtschaftlich stärker. Klar ist aber, dass Eigentümer und Belegschaft vor allem aus einem Grund so eng zusammenrücken: Es geht darum, überlebenswichtiges Geld vom Staat zu bekommen. Ohne diese Hilfen sind alle Unternehmensanteile schlicht wertlos.

      Schaeffler ist nun das fatale Image des abgehobenen Milliardärsclans los. In der Sache hat sich aber nichts geändert. Rettungsmilliarden aus Steuergeld haben nicht den Zweck, die Sozialpartnerschaft zu fördern. Sie sind nur zu rechtfertigen, wenn allein auf diesem Weg ein Schaden für die ganze Volkswirtschaft abzuwenden ist. Dieses Kriterium ist bei Schaeffler weiterhin nicht erfüllt.

      Trotz allem
      Gute Nacht Windei
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 02:14:17
      Beitrag Nr. 1.206 ()
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 05:52:50
      Beitrag Nr. 1.207 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.198 von windei am 23.02.09 23:09:54Guten Morgen windei,

      das für mich auch Erschreckende an der von den Medien und der Politik zelebrierten "Diskussion" um Scheffler bzw. deren Firmengruppe ist, daß unter anderem eine "Neid-Debatte" losgetreten wird und sich in den Köpfen verfestigt (siehe Stichwort "Pelzmantel").

      Unser Arbeitsminister dürfte schließlich ebenfalls keine Not leiden bzw. von Existenzängsten getrieben sein!
      Abgestandene "Parolen", aber gleichzeitig mit dem Ar... in der S-Klasse sitzend!

      Ich denke, letztendlich geht es im Fall Scheffler darum, dieses "Imperium" zu zerschlagen. Es werden ganz sicher genug "offene Rechnungen" seitens der Familie beglichen werden müssen. Und die eigentlich Betroffenen, also vorerst die Mitarbeiter der Scheffler-Firmen, sind bei diesem Spiel zu Statisten degradiert!

      Alle weiteren Beteiligten (Politik, Gewerkschaft, Medien) versuchen sich mal wieder zu profilieren. Auch ihnen sind die "Einzelschicksale" letzlich egal. Irgendwie Leichenfledderei, die mich anwidert.

      Dir einen schönen Tag von
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 06:01:43
      Beitrag Nr. 1.208 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.636.143 von Maraho am 23.02.09 18:50:12Guten Morgen zusammen,

      ein weiteres "Fass ohne Boden" in den USA...


      Verhandlungen über Staatshilfe laufen
      US-Versicherer AIG steht vor Rekordverlust
      von Matthias Eberle

      Zwei Mal bereits griff die US-Regierung dem schwer angeschlagenen Versicherer AIG finanziell unter die Arme, jetzt braucht der Konzern offenbar erneut Hilfe vom Staat. Medienberichten zu Folge steht AIG vor dem größten Verlust eines Unternehmens in der US-Geschichte.


      NEW YORK. Der angeschlagene Versicherungskonzern AIG verhandelt Kreisen zufolge über weitere Finanzhilfen von der US-Regierung. Möglich seien weitere Mittel für den Versicherer oder das Begleichen von Schulden durch Aktien, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Montag. Die Verhandlungen seien jedoch noch im Gange und auch andere Optionen würden diskutiert, fügte die Person hinzu. AIG äußerte sich nicht zu dem Bericht. „Wir werden mit der Zentralbank neue Alternativen erörtern um die finanziellen Herausforderungen von AIG zu lösen“, sagte eine AIG-Sprecherin lediglich. Auch das Finanzministerium wollte keine Stellung dazu nehmen.

      Die US-Regierung hat AIG mit zwei Finanzspritzen in Höhe von rund 150 Milliarden Dollar bereits zweimal vor dem Aus gerettet. Der einst weltgrößte Versicherer stand wegen Hypothekenpapieren im vergangenen Herbst vor dem Abgrund. Infolge der Finanzkrise hatten die Papiere stark an Wert verloren und sind mittlerweile unverkäuflich.

      Der Fernsehsender „CNBC“ und die Nachrichtenagentur Reuters berichteten, AIG werde wegen Abschreibungen einen Verlust von beinahe 60 Milliarden Dollar erleiden. Wenn es kein Übereinkommen mit der US-Regierung gebe, würden sich die Anwälte von AIG auf die Möglichkeit einer Insolvenz vorbereiten. AIG wies dies zurück und erklärte, es gebe keine konkreten Pläne für einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11.

      An der Wall Street stürzten die Aktien von AIG zwischenzeitlich um rund 15 Prozent ab, erholten sich dann aber und schlossen 1,9 Prozent tiefer.

      AIG hatte sich im Zuge der Finanzkrise mit der Absicherung von Kreditrisiken verhoben und musste im Vorjahr von der Bush-Regierung finanziell aufgefangen werden. Seitdem hat der Staat in mehreren Tranchen bereits 150 Milliarden Dollar in das Unternehmen gepumpt und sich im Gegenzug einen Anteil von 80 Prozent gesichert.

      Derzeit bemüht sich der Versicherer, Konzernteile zu versilbern, um das teure Staatsdarlehen ein Stück weit abzutragen. Konkurrenten von China bis Deutschland sind vor allem an Filetstücken wie den asiatischen Versicherungstöchtern interessiert.

      AIG galt lange als Benchmark – unter anderem für die deutsche Allianz. Ein Jahr und etliche staatliche Rettungsaktionen später steht jedoch fest: Weder Größe noch beste Bonitätsnoten der Ratingagenturen schützen vor Finanzkatastrophen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 06:09:42
      Beitrag Nr. 1.209 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.648 von Maraho am 24.02.09 06:01:43Dazu noch etwas...

      Notfallplan
      USA planen Bankenverstaatlichung

      In den USA zeichnet sich eine Revolution des Finanzwesens ab. Nicht nur die Citigroup könnte teilverstaatlicht werden. Die Regierung könnte generell bis zu 40 Prozent der Stimmrechte an Großbanken übernehmen, wenn diese allein nicht mehr überlebensfähig sind.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,609…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 06:18:44
      Beitrag Nr. 1.210 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.637.241 von Maraho am 23.02.09 21:00:12Ein recht treffender Kommentar zur Situation in Osteuropa...


      Wirtschaftskrise
      Absturz Ost

      Die Krise begann in den amerikanischen Vorstädten, sie erfasste später westliche Banken, schließlich kippte Island - und nun wankt auch Osteuropa, jene Region, auf der die Hoffnungen ruhten.
      Ein Kommentar von Thomas Urban


      Die Länder östlich von Deutschland galten als "Emerging Markets", als aufstrebende Märkte, als Vorhof der westlichen Industrie. Doch wegen der Wirtschaftskrise demonstrierten vor kurzem in Lettland Zehntausend und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei.

      Auch in Bulgarien gingen die Menschen auf die Straße. Länder wie Ungarn oder die Ukraine stehen, ähnlich wie Island, vor dem Bankrott. Die Regierungen suchen Hilfe beim Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union.

      Die große Krise dürfte durch die gerade erst demokratisch gewordenen Gesellschaften mit ihren jungen Marktwirtschaften eine Schneise der Zerstörung schlagen.

      Die Länder stürzen ohne Übergang vom Boom in die tiefe Rezession. In Ungarn und in Lettland, wo die Regierenden Milliardenhilfe vom Internationalen Währungsfonds beantragt haben, ist dies bereits offenbar. In den beiden Ländern wurde extrem über die Verhältnisse gelebt, mit der Finanzkrise sind die großen Kreditblasen geplatzt. In Lettland ist die Regierung wegen der Krise bereits gestürzt, in Ungarn wankt sie.

      Andere osteuropäische Staaten erleben ebenfalls, dass ihr Wirtschaftsmodell kollabiert. Sie haben ihren Boom vor allem mit ausländischem Geld finanziert, doch nun ziehen die Anleger ihr Geld ab und drücken damit die osteuropäischen Währungen nach unten.

      Doch ist angesichts dessen keine Häme in den alten EU-Ländern angebracht. Denn die Osteuropäer haben nur den westlichen Vorbildern nachgeeifert und voll und ganz auf die Marktwirtschaft gesetzt.

      Auch Staaten, in denen recht solide gewirtschaftet wurde, erfasst die Krise, angefangen mit Polen, mit fast 40 Millionen Einwohnern das wirtschaftlich stärkste Land in diesem Teil Europas.

      Die polnischen Geldhäuser haben sich nicht an den Kreditpyramiden der globalen Investmentbanken beteiligt, sondern vor allem auf das klassische Kundengeschäft gesetzt. Doch nun leidet das Land unter dem Einbruch der Automobilindustrie. Alle großen europäischen Konzerne haben in Polen Fabriken gebaut, zudem hatten sich polnische Zulieferer Marktanteile erkämpft.

      Überdies werden in den osteuropäischen Ländern Hunderttausende Emigranten zurückerwartet, die in Westeuropa Lohn und Brot gefunden hatten, nun aber wegen der Krise als Erste entlassen werden. Auch hier trifft es die neuen EU-Länder ohne eigenes Verschulden.

      Die Bevölkerung ist deswegen zutiefst verunsichert, mittlerweile glauben 70 Prozent der Polen, dass die proeuropäische Mitte-Rechts-Regierung von Donald Tusk die Lage nicht kontrolliere. Tusk hatte sich vor zwei Jahren als Oppositionsführer weit vorgewagt, als er ein Wirtschaftswunder versprach und die Wahlen gewann. Nun wird er an seinen nicht mehr zu erfüllenden Wahlversprechen gemessen. Sollte er scheitern, so dürften wieder euroskeptische Kräfte ans Ruder kommen.

      Auch in anderen EU-Staaten könnten sich die Dinge in diese Richtung entwickeln. Es geht in den Ländern, die bis vor zwei Jahrzehnten noch zum Sowjetblock gehörten, nicht nur um wirtschaftliche Eckdaten, um gestiegene Inflationsraten und Arbeitslosenquoten.

      Vielmehr wird das geradezu mythische Vertrauen in den "golden Westen", der dem einzelnen Menschen viel mehr Möglichkeit gibt "sein Glück zu machen", zutiefst erschüttert. Die längst überwunden geglaubte Skepsis gegenüber Marktwirtschaft und Demokratie wächst kräftig.

      Es ist kein Zufall, dass in den beiden kleinen Ostseerepubliken Estland und Lettland Angehörige der russischen Minderheit auf die Straße gegangen sind, die den Anschluss an den Westen stets weniger als Verheißung, sondern eher als Entfremdung angesehen haben. Die baltischen Staaten haben sich bereits am sicheren Ufer gewähnt, nachdem sie erst der Nato, dann der EU beigetreten waren. Nun drohen ihnen wieder Turbulenzen, die vom russischen Nachbarn im Osten noch geschürt werden.

      In der von den großen Industrienationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien dominierten EU sollten diese Stimmungen nicht unterschätzt werden. Denn das Gemisch aus wachsender EU-Skepsis und anhaltender Russenangst könnte in mehreren Ländern Populisten das Feld bereiten und somit zur Destabilisierung führen.

      Das hätte unabsehbare Folgen für die EU. Es bestünde die Gefahr, dass diese Populisten die längst überfällige EU-Reform, die den schwerfälligen Brüsseler Apparat flexibler und transparenter machen soll, weiter blockieren würden - zum Schaden der gesamten Gemeinschaft.

      Die Großen in der EU sollten daher, ungeachtet der eigenen Probleme, rasch umfassende Hilfs- und Sanierungskonzepte für die gefährdeten Neuen im Osten entwickeln. Und dafür Milliarden bereitstellen. Es wären keineswegs Geschenke an die armen Nachbarn, sondern gute Investitionen im eigenen Interesse. Denn für eine Osthälfte der EU, die in die Krise stürzt, müsste der Westen später einen noch viel höheren Preis bezahlen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/719/459361/text/ …
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      Avatar
      schrieb am 24.02.09 06:26:45
      Beitrag Nr. 1.211 ()
      Dies noch und dann....

      Unbekannte Gläubiger, unsichtbare Netze
      Paul Schreyer 24.02.2009

      Zur Finanzierung der Finanzkrise

      Man gewöhnt sich ja an alles. Auch die Summen fallen inzwischen weniger auf. Nach einem halben Jahr Finanzkrise als medialem Dauerthema setzt leichte Müdigkeit beim Publikum ein. 18 Milliarden für die Commerzbank, 50 fürs Konjunkturpaket, 100 als Garantiesumme für die Hypo Real Estate. Viele Nullen und noch mehr Rauschen im Blätterwald - aber wenig Erklärungen. Woher nimmt der Staat das viele Geld?


      Von einer GmbH. Die Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH untersteht dem Finanzministerium und ist bereits seit dem Jahr 2000 "zentraler Dienstleister für die Kreditaufnahme und das Schuldenmanagement des Bundes". Wie das im Einzelnen abläuft hat vor einigen Jahren (18.04.02) bereits das ARD-Magazin "Panorama" vor Ort in Frankfurt erfragt:

      Thomas Weinberg (Chefhändler, Finanzagentur): "Heute konkret war es zum Beispiel so, dass wir eine Summe von etwa vier Milliarden Euro im Markt aufnehmen mussten."

      Interviewer: Also, die Bundesrepublik Deutschland braucht heute vier Milliarden Euro.

      Thomas Weinberg: Wir rufen an, und wenn der Kontrahent eben grade dieses Volumen zur Verfügung hat, dann versuchen wir uns auf einen Zinssatz zu einigen. Und dann ist das Geschäft gemacht, und das Geld fließt in unsere Kassen.

      Doch wer sind die Geldgeber? Konkrete Informationen dazu bleiben rar. Die Finanzagentur veröffentlicht lediglich eine allgemeine Liste der "Bietergruppe Bundesemissionen". Diese nennt für das Jahr 2008 als Hauptkreditgeber die Barclays Bank, die Deutsche Bank, Merrill Lynch, UBS und Morgan Stanley, weiter unten tauchen Goldman Sachs und Citigroup auf, schließlich sogar die mittlerweile teilverstaatlichte Commerzbank.

      Doch wer Deutschlands Gläubiger im Einzelnen sind, bleibt verborgen. "Registriert sind lediglich die Banken, die das Gros der Schuld im Namen ihrer Kundschaft halten. Größter Zinsempfänger ist die Firma Clearstream, die im Auftrag zahlloser Banken die technische Abwicklung von deren Portfolios betreibt. Die eigentlichen Begünstigten dahinter bleiben anonym", schreibt der Tagesspiegel.

      Das ist schade. Man würde schon gern wissen, an wen Deutschland Jahr für Jahr mehr als 40 Milliarden Euro Zinsen überweist - immerhin gut 15 Prozent des kompletten Bundeshaushalts , mehr als für Verkehr, Bau, Gesundheit, Umwelt und Familie zusammen. Und die Beträge wachsen. 2009 will die Finanzagentur Anleihen im Wert von gigantischen 323 Milliarden losschlagen. Die Zinsempfänger bei Barclays, Deutscher Bank, Merryll Lynch und ihren Finanziers wird es freuen. Denn um die geht es. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung besitzen nämlich die kleinen Privatanleger nur ein Volumen von zwei Prozent der Staatspapiere[1] .

      Für den Bund rechnet sich das Ganze langfristig kaum. Von 1980 bis 2000 betrug beispielsweise die staatliche Kreditaufnahme 752 Milliarden Euro, die Zinszahlungen für diese Kredite beliefen sich im gleichen Zeitraum jedoch auf 903 Milliarden[2] . Warum, so kann man fragen, wird dann weiterhin ständig der Weg über neue Schulden gewählt? Eine Alternative wäre bekanntermaßen, die Wohlhabenden und Superreichen stärker zu besteuern - statt das gleiche Geld teuer von ihnen zu leihen.

      Doch eben das wird vorerst wohl nicht passieren. Wie auch echte Finanzmarktkontrolle und die von vielen Fachleuten darüber hinaus als notwendig erachtete umfassende Bankenverstaatlichung in nächster Zeit nicht stattfinden wird. Die Geldwelt hat sich mit einem personellen Schutzschild umgeben, an dem ambitionierte Reformen abprallen. Die Autoren Harald Schumann und Christiane Grefe berichten davon am Beispiel der Bankenaufsicht in ihrem Buch "Der globale Countdown":

      Allen (Aufsichts-)Gremien ist gemeinsam, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandeln und personell mit der Finanzindustrie verflochten sind. So war etwa der Vorsitzende des Stabilitätsforums, der italienische Zentralbankpräsident Mario Draghi, vor seinem Aufrücken ins Währungshüteramt Teilhaber bei Goldman Sachs. Umgekehrt arbeitet der langjährige Chef der Bank für internationalen Zahlungsausgleich heute für den Geldriesen J. P. Morgan Chase. Als ehedem informeller Sprecher aller Notenbanker hat er die besten Verbindungen und kann sicherstellen, dass nirgendwo allzu teure Regeln geschmiedet werden. Auch die beiden früheren Chefs der New- York-Filiale der Federal Reserve, die im US-Notenbanksystem für die Aufsicht zuständig ist, dienen heute jenen, die sie zuvor kontrollieren sollten. Gerald Corrigan, bis 1993 bei der Fed New York, gehört seitdem zum Leitungsgremium von Goldman Sachs, wo er heute auch Ottmar Issing, dem langjährigen Chefökonomen der Europäischen Zentralbank, begegnen kann.

      Ottmar Issing? Der begegnete der interessierten Öffentlichkeit erneut im letzten Herbst, als ihn Angela Merkel zum Chef ihrer Expertengruppe zur Reform der internationalen Finanzmärkte machte. Nach einer möglichen Interessenkollision wurde dabei nicht gefragt. Es ging schließlich um den Rat von "Experten". Ursprünglich hatte die Kanzlerin ja sogar Hans Tietmeyer für den Posten vorgesehen. Jenen Tietmeyer, der als Bundesbankpräsident 1996 unter Applaus verkündet hatte:

      "Ich habe bisweilen den Eindruck, dass sich die meisten Politiker immer noch nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden."
      Hans Tietmeyer

      Er hat recht behalten.

      Quelle und Links: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29781/1.html


      .... bis später!
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      Avatar
      schrieb am 24.02.09 07:05:08
      Beitrag Nr. 1.212 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.636.143 von Maraho am 23.02.09 18:50:12Ergänzend:

      Bundesregierung prüft Kredit für Opel

      Berlin (dpa) - Zur Rettung des Autobauers Opel erwägt die Bundesregierung nach einem Zeitungsbericht auch die Gewährung eines Kredits. Das berichtet die «Financial Times Deutschland». Eine Übernahme von Anteilen, wie sie Politiker von Union und SPD sowie mehrere Bundesländer in Betracht ziehen, finde dagegen in Berlin keine Zustimmung. Die Bundesregierung hatte gestern von Opel und dem US-Mutterkonzern General Motors die Vorlage eine Sanierungskonzeptes verlangt.

      © Die Welt
      erschienen am 24.02.2009 um 05:49 Uhr
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 10:08:13
      Beitrag Nr. 1.213 ()
      24.02.2009 10:04
      Eilmeldung: ifo-Index fällt auf 82,6

      Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Februar überraschend auf 82,6 Punkte (Januar: 83,0 Punkte) gefallen. Die Volkswirte hatten im Mittel mit einer Verbesserung auf 83,2 Punkte gerechnet.


      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Gansneder Thomas, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 11:06:31
      Beitrag Nr. 1.214 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.675 von Maraho am 24.02.09 06:26:45Interessant wäre die Antwort auf die Frage, was die Finanzmafia (die Personen im Hintergrund von Goldman Sachs & JPM u.a.) zu tun gedenken, um ihr durch Betrug und Verbrechen erworbenes Kapital und die Besitztümer gegen die sich ausweitende Krise (Inflation, Unternehmenspleiten, etc.) abzusichern.

      Wo gibts da ein Schlupfloch? Ich bin nämlich der Meinung, daß je größer das zu sicherende Vermögen, desto größer auch die Schwierigkeiten dies zu sichern gegen Wert- und Totalverluste. Die Suche nach der Antwort auf obige Frage beschäftigt mich schon lange Zeit und ich hab sie noch nicht gefunden.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:20:42
      Beitrag Nr. 1.215 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.640.217 von heuschrecker am 24.02.09 11:06:31Guten Tag heuschrecker,

      Interessant wäre die Antwort auf die Frage, was die Finanzmafia (die Personen im Hintergrund von Goldman Sachs & JPM u.a.) zu tun gedenken, um ihr durch Betrug und Verbrechen erworbenes Kapital und die Besitztümer gegen die sich ausweitende Krise (Inflation, Unternehmenspleiten, etc.) abzusichern.

      Wo gibts da ein Schlupfloch? Ich bin nämlich der Meinung, daß je größer das zu sicherende Vermögen, desto größer auch die Schwierigkeiten dies zu sichern gegen Wert- und Totalverluste. Die Suche nach der Antwort auf obige Frage beschäftigt mich schon lange Zeit und ich hab sie noch nicht gefunden.

      ich werde mich in den nächsten Tagen hierzu einmal auf "Spurensuche" begeben. Vielleicht finde ich etwas.

      Dir einen schönen Tag.
      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:21:09
      Beitrag Nr. 1.216 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.639.692 von kiska am 24.02.09 10:08:13Servus kiska! ;)
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:28:28
      Beitrag Nr. 1.217 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.189 von Maraho am 22.02.09 19:12:35Guten Tag zusammen,

      die nächsten Kurzarbeiter...

      Baumarktkette
      Praktiker prüft Kurzarbeit in einzelnen Märkten


      Die Baumarktkette Praktiker prüft Kurzarbeit für einzelne Märkte: Der Vorstand hat angesichts der Wirtschaftskrise mit dem Betriebsrat vorsorglich die Voraussetzungen für die Einführung von Kurzarbeit in einzelnen Märkten geschaffen.

      HB KIRKEL. Ob überhaupt und an welchen Standorten Mitarbeiter in Kurzarbeit müssten, sei aber noch nicht geklärt. Der Konzern widersprach damit Medienberichten, wonach die Kurzarbeit bereits für alle deutschen Standorte eingeführt worden sei.

      Die Voraussetzung für einen Antrag auf Kurzarbeit sei, dass an dem betroffenen Standort die Umsatzrückgänge eine festgelegte Größe überschreiten, teilte das Unternehmen mit. Praktiker treffe mit der Vorbereitung auf Kurzarbeit Vorsorge, um die Beschäftigung aller Mitarbeiter zu sichern. Der im M-Dax notierte Konzern betreibt 436 Märkte, davon 336 in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland rund 19 000 Menschen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleist…

      Dazu im selben Blatt:
      Home Depot bleiben die Kunden weg

      Von wegen Heimwerken ist angesagt. In der Krise kann davon erst einmal keine Rede mehr sein. Die weltgrößte Baumarktkette Home Depot bekommt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher deutlich zu spüren.

      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:36:25
      Beitrag Nr. 1.218 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.636.213 von Maraho am 23.02.09 18:59:19Dies meint ....


      George Soros - Wie dem Euro zu helfen ist

      Um die Finanzkrise wirksam bekämpfen zu können, braucht Europa gemeinsame Staatsanleihen. Allerdings sind Zugeständnisse notwendig, um dafür auch deutsche Unterstützung zu gewinnen.

      Der Euro leidet unter strukturellen Mängeln. Er hat eine Zentralbank, aber keine zentrale Institution für die Finanzpolitik, und die Aufsicht über das Bankensystem ist nationalen Behörden überlassen. Der Einfluss dieser Defizite ist immer stärker zu spüren und verschärft die Finanzkrise.

      Ernst wurde es nach dem Konkurs von Lehman Brothers, als die europäischen Finanzminister es am 12. Oktober 2008 für nötig hielten, der Öffentlichkeit zu versichern, dass sie keine anderen systemisch wichtigen Finanzinstitute bankrottgehen lassen würden. Da es kein zentrales Finanzministerium gibt, oblag die Aufgabe den nationalen Behörden. Diese Situation führte zu einer sofortigen und schwerwiegenden Finanzkrise in den neuen Mitgliedsstaaten der EU, die den Euro noch nicht eingeführt hatten. Und schließlich verstärkte es die Spannungen innerhalb der Euro-Zone.

      Die meisten Kredite in den neuen Mitgliedsstaaten werden durch Banken der Euro-Zone bereitgestellt, und die meisten Schulden der Privathaushalte lauten auf ausländische Währungen. Als die Banken der Euro-Zone versuchten, ihr Kapital durch den Rückzug unter dem Rettungsschirm ihrer Heimatländer zu schützen, gerieten die osteuropäischen Währungen und Anleihemärkte unter Druck, ihre Wirtschaft gab nach, und die Fähigkeit der Haushalte, ihre Schulden zurückzuzahlen, nahm ab. Banken, die in Osteuropa stark vertreten sind, mussten feststellen, dass ihre Bilanzen Schaden genommen hatten.

      Politik auf Kosten der Nachbarn

      Die Fähigkeit der einzelnen Mitgliedsstaaten, ihre Banken zu schützen, wurde infrage gestellt, und die Zinsspreads zwischen verschiedenen Staatsanleihen begannen, sich alarmierend zu vergrößern. Zudem haben die nationalen Regulierungsbehörden bei ihren Versuchen, ihre Banken zu schützen, unbeabsichtigt eine "Beggar-thy-Neighbour-Politik" betrieben. All das trägt zu internen Spannungen bei.

      Gleichzeitig hat die sich ausbreitende Finanzkrise die Vorteile einer Einheitswährung überzeugend bewiesen. Ohne sie hätten sich einige Mitglieder der Euro-Zone in denselben Schwierigkeiten wiedergefunden wie die osteuropäischen Länder.

      Wie die Dinge stehen, leidet Griechenland weniger als Dänemark, obwohl seine Fundamentaldaten wesentlich schlechter sind. Der Euro steht zwar unter Druck, aber er wird uns erhalten bleiben. Schwächere Mitglieder werden auf jeden Fall an ihm festhalten; wenn es eine Gefahr gibt, dann geht diese von seinem stärksten Mitglied aus: von Deutschland.

      Deutschlands Haltung zur Finanzkrise stimmt nicht mit der der meisten anderen Länder überein, aber die Gründe hierfür sind leicht nachvollziehbar. Es ist nach wie vor traumatisiert von seiner historischen Erinnerung an die 30er-Jahre, als die Inflation in der Weimarer Republik in den Aufstieg Hitlers mündete. Während der Rest der Welt erkennt, dass dem Zusammenbruch des Kreditsystems damit zu begegnen ist, dass die Zentralbankgeldmenge ausgeweitet wird, widersetzt sich Deutschland allem, was den Keim einer späteren Inflation in sich tragen könnte. Zudem sträubt sich Deutschland, obwohl es ein treuer Anhänger der europäischen Integration war, verständlicherweise dagegen, zum Zahlmeister für die Rettungspläne der Euro-Zone zu werden.

      Dennoch schreit die Situation nach einer institutionellen Reform, und Deutschland würde davon ebenso profitieren wie die anderen. Die Schaffung eines Marktes für Staatsanleihen der Euro-Zone würde sofortige Vorteile bringen und zudem ein Strukturdefizit korrigieren.

      Zum einen würde damit die Rettung des Bankensystems glaubwürdig und weitere Unterstützung für die neueren und wehrloseren EU-Mitglieder möglich. Zum anderen entstünde ein Finanzierungsmechanismus für koordinierte antizyklische Fiskalpolitik. Richtig strukturiert, würde er Deutschlands Ängste ausräumen, andere könnten ihm in die Tasche greifen.

      Der Markt für Anleihen und Schatzanweisungen der Euro-Zone würde die vorhandenen Märkte ergänzen, aber nicht ersetzen. Die neuen Bonds unterlägen der Kontrolle der Finanzminister der Euro-Zone. Die Regulierung des Finanzsystems würde der Europäischen Zentralbank übertragen. Die Aufgabe, für Finanzinstitutionen zu bürgen beziehungsweise sie zu retten, läge bei den Finanzministern.

      So entstünde in der Euro-Zone ein einheitliches und gut gesichertes Finanzsystem. Selbst Großbritannien, das mit einem übergroßen und unterfinanzierten Bankensystem kämpft, könnte versucht sein, sich anzuschließen.

      Die Anleihen der Euro-Zone könnten den neuen EU-Staaten helfen, die dem gemeinsamen Währungsraum noch nicht beigetreten sind. Sie könnten auch dazu dienen, die Kreditvergabekapazität der EU über die aktuellen Mandate der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung hinaus zu erhöhen. Die EU könnte dann Investitionsprogramme finanzieren, die eine antizyklische Funktion mit wichtigen europäischen Zielen kombinieren, etwa einem Stromnetz, einem Netzwerk aus Gas- und Ölpipelines, Investitionen in alternative Energien und öffentlichen Beschäftigungsprogrammen in der Ukraine.

      Zwei heikle Fragen

      All diese Investitionen würden dazu beitragen, Russlands Macht über Europa zu brechen. Der Einwand, es würde zu lange dauern, bis sie einen antizyklischen Zweck erfüllten, kann damit zurückgewiesen werden, dass auch die Rezession wahrscheinlich lange dauern wird.

      Zwei heikle Fragen müssten beantwortet werden - die Verteilung der Schuldenlast auf die Mitgliedsstaaten und das relative Stimmrecht der unterschiedlichen Finanzminister der Euro-Zone. Deutschland würde die vorhandenen Vorbilder - den EU-Haushalt und die Zusammensetzung der EZB - für ungerecht und inakzeptabel halten.

      Obwohl sich viele Mitgliedsstaaten gegen eine Lösung sträuben werden, welche die internen Machtverhältnisse der EU verändert, wären einige Zugeständnisse notwendig, um Deutschland mit an Bord zu holen. In der Regel braucht es eine Krise, um einen Kompromiss herbeizuführen, aber die Krise braut sich gerade zusammen, und je schneller sie überwunden wird, desto besser.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Geo…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:43:55
      Beitrag Nr. 1.219 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.639.692 von kiska am 24.02.09 10:08:13Ergänzend:


      Geschäftsklima
      Stimmung in der Wirtschaft auf Tiefpunkt

      Das Klima der deutschen Wirtschaft hat angesichts der weltweiten Konjunktur- und Finanzkrise einen neuen Tiefpunkt erreicht. Seit neun Monaten trübt sich die Stimmung damit zunehmend ein. Die Erwartungen an die Zukunft werden allerdings seit Jahresanfang besser. Und längst nicht alle Branchen leiden gleichermaßen.

      München - Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Unternehmensstimmung in Deutschland haben sich zunächst nicht erfüllt. Das Ifo-Geschäftsklima - wichtigstes Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft - trübte sich im Februar überraschend ein, während Volkswirte mit einer leichten Stimmungsaufhellung gerechnet hatten.

      Das Geschäftsklima sei von 83,0 Punkten im Vormonat auf 82,6 Punkte gesunken, teilte das Ifo Institut am Dienstag in München mit. Am Markt war ein leichtes Plus auf 83,1 Punkte erwartet worden, nachdem sich der Indikator im Vormonat nach sieben Rückgängen in Folge leicht aufgehellt hatte.

      "Insgesamt deuten die Befragungsergebnisse nicht auf eine konjunkturelle Wende hin", kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn die Ergebnisse. So hellten sich zwar die Erwartungen der Unternehmen erneut auf, die aktuelle Lage wurde indes abermals schlechter beurteilt. Die Lagebeurteilung ist damit den neunten Monat in Folge rückläufig, während die Erwartungen den zweiten Monat in Folge zulegen konnten. Die Geschäftserwartungen hellten sich laut Ifo von 79,5 Punkten auf 80,9 Punkte auf. Die Lagebeurteilung trübte sich von 86,8 Punkte auf 84,3 Punkte ein.

      Auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) kann in den neuen Umfragedaten kein Signal für eine baldige konjunkturelle Trendwende sehen. "Auch das erste Quartal 2009 wird von deutlich negativen Wachstumsraten geprägt sein", kommentierte die Helaba in einer Kurzstudie. Der Anstieg der Ifo-Erwartungen lasse allerdings weiter Raum für Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Stabilisierung in der zweiten Jahreshälfte. Um eine konjunkturelle Trendwende anzuzeigen, müsse der Ifo-Geschäftsklimaindex aber dreimal in Folge zulegen.

      Kleine Lichtblicke gab es unterdessen in den untersuchten Sektoren. So hellte sich das Geschäftsklima im Einzelhandel, bei den Dienstleistern und im Baugewerbe leicht auf. In der Industrie und im Großhandel gab die Stimmung indes weiter nach. An den Finanzmärkten zeigten nur die Aktien eine merkliche Reaktion, die ihre Verluste ausweiteten. Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf etwa 7000 monatlichen Meldungen von Unternehmen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,60…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:52:05
      Beitrag Nr. 1.220 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.660 von Maraho am 24.02.09 06:09:42Sogar Prämien werden schon bezahlt...

      Prämie, um Kunden loszuwerden
      Florian Rötzer

      Um verschuldeten Kunden doch noch zum Zahlen zu verlocken, bietet American Express eine Geldprämie an - dann wird so oder so das Konto geschlossen.

      In den USA gab es nicht nur die Immobilienblase, die bereits geplatzt ist, es droht möglicherweise auch die Kreditkartenblase zu platzen. Besonders betroffen ist American Express. Das Unternehmen hat sich schon mal in eine Bank umgewandelt, um staatliche Unterstützung annehmen zu können. Hier ist der Gewinn im letzten Quartal 2008 um 80 Prozent eingebrochen MasterCard rutschte in die Verlustzone, Visa allerdings steigerte den Gewinn im letzten Vierteljahr.

      American Express will nun gerne Kunden loswerden, die Rückzahlungsschwierigkeiten haben. Dafür gibt es nun auch Prämien, wie man sie sonst nur neuen Kunden anbietet. Den "faulen" Kreditkartenkunden wird eine 300-Dollar-Prepaid-Kreditkarte offeriert, wenn diese ihre Finanzen "vereinfachen", will heißen, ihre Kreditschulden zwischen dem 1. März und dem 30. April zurückzahlen. Wer mitmacht, dem wird dann das Konto automatisch gesperrt. Wenn die Schulden bis Ende April nicht gezahlt worden sind, gibt es den Bonus nicht, aber das Konto wird ebenfalls gesperrt.

      American Express dürfte darauf hoffen, mit der Investition von 300 Dollar wenigstens einige Kunden dazu zu bringen, ihre Schulden doch noch zu bezahlen und so besser zu fahren, als wenn man die Konten gleich schließt und möglicherweise kein Geld mehr sieht. Aber eigentlich will man den Kunden ja nur helfen, seine Finanzen in Ordnung zu bringen, "to simplify your finances", heißt es. Offen bleibt, ob das Bild, das auf der Webseite eingefügt ist, einen Sonnanauf- oder –untergang zeigt.

      Andere Kreditkartenunternehmen wie Visa, Bank of America, Capital One oder Citi haben letzte Woche die Website HelpWithMyCredit.org eröffnet, um Kunden, die in Schwierigkeiten geraten, zu beraten – aus eigenem Interesse natürlich.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133399
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 13:58:26
      Beitrag Nr. 1.221 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.631.140 von Maraho am 23.02.09 06:09:54Die Schweiz schießt zurück....

      «Finanzplatz-Sumpf» Florida – Hummler schiesst gegen die USA

      Der Präsident der Schweizer Privatbankiers, Konrad Hummler, fordert die Schweizer Politik auf, bei der Debatte über das Bankgeheimnis den Spiess umzudrehen.

      Beim politischen Kampf um das Bankgeheimnis handle es sich um ein gross angelegtes Ablenkungsmanöver, teilte der Teilhaber der St. Galler Privatbank Wegelin mit. Es sei das Nichtfunktionieren der bisher getroffenen Massnahmen gegen die Krise, die die Politiker dies- und jenseits des Atlantiks in Bedrängnis bringe.

      Hummler fordert ein Vorgehen gegen die falsche Moralität der Absender. Der Banker verweist dabei auf die Trusts auf den britischen Kanal- und Karibikinseln sowie auf die «sumpfigen» Verhältnisse der US-Finanzplätze Delaware und Florida, die es auszutrocknen gelte.

      Was die anderen alles falsch machen

      «Die Schweiz darf auch in Europa nicht zum Sündenbock gemacht werden», forderte der Privatbankier. Am G-20-Gipfels, von dem man die Schweiz ausgeschlossen habe, müssten die Teilnehmer auch Rechenschaft ablegen über die Rolle des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, über die Zahlungsmodalitäten im deutschen Schwarzmarkt und die Verwendung der Kokain-Gelder in den USA.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Finanzpla…
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      schrieb am 24.02.09 14:06:09
      Beitrag Nr. 1.222 ()
      Hier noch ein Interview...

      Im Gespräch: Niall Ferguson
      „Wir erleben die finanziellen Symptome eines Weltkriegs“


      Als Historiker blicken Sie manchmal auch in die Zukunft. Wie werden Historiker in fünfzig Jahren die aktuelle Krise beurteilen?

      Sie werden sagen, mit dieser Krise endete die Ära der großen Kredithebel und der exzessiven Schulden. Es ist noch nicht klar, wie tief die Rezession sein wird, vielleicht wird es sogar eine Depression. Künftige Historiker werden die Krise sicherlich als ein Ereignis ansehen, das in seiner Bedeutung vergleichbar ist mit der Depression der frühen dreißiger Jahre, wobei die Politik versucht hat, Lehren aus der damaligen Zeit zu ziehen.

      Werden sie damit verhindern, dass sich Geschichte wiederholt?

      Wir sehen, dass sie wenig erfolgreich sind. Sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik sind derzeit absolut anders als in den Dreißigern. Und dennoch ist noch nicht klar, ob die enormen Anstrengungen ausreichend sein werden, um einen drastischen Einbruch der Wirtschaft und der Beschäftigung zu verhindern.

      Die amerikanische Notenbank Fed unter Ben Bernanke zieht alle Register, um die Märkte mit Liquidität zu fluten. Funktioniert das?

      Die Politik der Fed ist wirklich ziemlich unorthodox. Sie hat ihre Bilanzsumme in spektakulärer Weise ausgeweitet, von weniger als 1 Billion Dollar auf mehr als 2 Billionen Dollar. Sie kauft immer mehr schlechte oder toxische Wertpapiere von den Banken auf und nimmt sie in ihre Bilanz. Das Problem ist, dass trotz der 150-Prozent-Ausweitung der Basis der deflationäre Druck weiter zunimmt und engere Geldmengen wie M1 und M2 eher sinken. Obwohl Banken herausgehauen werden, schrumpft die Kreditvergabe. Sie horten das Geld einfach, weil sie sich für noch größere Turbulenzen wappnen wollen. Die Verluste steigen weiter, weil die Häuserpreise noch weiter fallen und damit die mit Hypotheken besicherten Wertpapiere verfallen. Nach einigen Schätzungen übersteigen die Verluste inzwischen das gesamte Eigenkapital aller Banken. Das heißt, es gibt eine generelle Insolvenz des Finanzsystems.

      Die Einrichtung einer riesigen staatlichen Bad Bank ist vorerst abgesagt worden. Wird sie doch noch kommen?

      Die Bad Bank existiert doch schon. Es ist die Fed, die besonders seit September wie eine Bad Bank agiert. Brauchen wir noch eine Bad Bank, um die Fed zu entlasten, damit nicht zu offensichtlich wird, dass die Fed ein Abladeplatz für Giftpapiere geworden ist? Das Problem mit einer separaten Bad Bank ist die Bewertungsfrage für die Papiere, die sie kaufen würde. Keiner weiß, was diese Papiere noch wert sind. Wenn die Banken effektiv insolvent sind, dann sollten sie besser in staatlichen Besitz überführt werden.

      Ist das die Ironie der Geschichte, wenn zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus praktisch das gesamte westliche Finanzsystem verstaatlicht würde?

      Die Verstaatlichung darf nur temporär sein, sie muss die Restrukturierung des Systems bringen. Finanzkrisen gab es immer wieder. Wichtig ist, dass wir Finanzmärkte als evolutionäre Systeme begreifen. Die derzeitigen Schritte zur Krisenabmilderung sollten nicht den Evolutionsprozess verhindern. Die Dinosaurier müssen sterben, aber möglichst mit geringen Schmerzen, nicht durch große Bankrotte, weil die das gesamte Finanzsystem und die Wirtschaft erschüttern. Nach dem Absterben der Dinosaurier entstehen neue Lebensformen. Die Staatsinterventionen dürfen diesen Prozess der Evolution nicht stoppen oder verzerren. Die Gefahr der staatlichen Intervention ist, dass sie wie in Japan diesen Erneuerungsprozess verhindert, wenn sie Zombie-Banken erhält, die lebend tot sind und nicht mehr funktionieren.

      Zusätzlich zur Bankenstabilisierung versuchen die Regierungen noch, die Konjunktur zu stabilisieren. Erleben wir eine Renaissance des Keynesianismus?

      Der amerikanische Kongress hat es geschafft, das große Konjunkturprogramm in einen politischen Kuhhandel zu verwandeln. Im Englischen spricht man von "pork barrel" - also einem Fass voller Fleisch, aus dem sich jeder bedient. Den Kongress zu bitten, 800 Milliarden in vernünftiger Weise auszugeben, ist so, als würde man eine Gruppe von Alkoholikern bitten, eine Bar vernünftig zu leiten. Ich glaube, das Paket wird kaum oder gar keinen makroökonomischen Effekt haben.

      800 Milliarden werden keine Wirkung zeigen? Nach keynesianischer Auffassung spielt es keine Rolle, ob vernünftige Projekte geplant werden, sondern nur, dass das Geld die Nachfrage stärkt.

      Wir leben aber nicht in einer keynesianischen Welt. Keynes hat ja in den dreißiger Jahren schon gesagt, dass seine Ideen besser in einer geschlossenen Volkswirtschaft, sogar in einer totalitären Volkswirtschaft funktionieren würden. Wenn man die Staatsausgaben in einer offenen Volkswirtschaft stark erhöht, also einer mit freiem Handel und freien Kapitalströmen, dann versickert sehr viel Geld.

      Bräuchten wir koordinierte Ausgabenprogramme aller Staaten?

      Wenn alle gleichzeitig ein Defizit von 3, 4, 6 oder 8 Prozent fahren, woher soll das ganze Geld dann kommen? Die große Frage an keynesianische Programme ist auch, ob der Multiplikator wirklich hoch ist, ob aus einem Dollar Staatsausgabe mehr als ein Dollar zusätzlicher Wirtschaftstätigkeit folgt. Der Multiplikator ist aber leider ziemlich niedrig, wie viele Studien, etwa von Robert Barro, zeigen. Wir werden ja sehen, ob wir in einer keynesianischen Welt leben, ob die gigantischen Ausgabenprogramme funktionieren oder ob die Verschuldung nur die Volatilität der Anleihe- und Devisenmärkte erhöht.

      Die Rettungspakete bringen auch die Staaten an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Sehen Sie die Gefahr von Staatsbankrotten?

      Es gibt die Gefahr einer Explosion öffentlicher Schulden. Das Staatsdefizit im laufenden Jahr könnte auf 1,5 Billionen Dollar hochgehen. Billionen-Dollar-Defizite über einige Jahre werden den Schuldenberg auf eine Höhe wachsen lassen, die man seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Wir erleben momentan die finanziellen Symptome eines Weltkriegs - ohne den Krieg. Wer jetzt in Regierungsanleihen investiert, tut dies in einer gefährlichen Zeit.

      Wer soll eigentlich all die Staatspapiere kaufen?

      Es ist nicht klar, ob der internationale Finanzmarkt mit so einer Masse an neu begebenen Anleihen fertig wird. Ich halte es für gut möglich, dass die Zinsen für Staatspapiere bald hochgehen, was die Staaten mit höheren Zinslasten beschwert. Anders als etwa in Japan ist die Sparquote in den Vereinigten Staaten sehr gering. Also wird die Fed einen ziemlich großen Anteil der Staatsanleihen diskontieren müssen. Im Klartext: Die Fed druckt Geld und gibt es der Regierung.

      Was bedeutet das für den Dollar?

      Es ist ein schlechtes Zeichen für den Dollar. Ich glaube, er könnte erheblich abwerten. Und dann gäbe es vermutlich den Vorwurf, dass die Amerikaner ihre Währung "manipulierten", so wie sie es gerade den Chinesen vorwerfen. Werden dann andere auch versuchen, ihre Währung abzuwerten? In den dreißiger Jahren gab es ein Abwertungsrennen, das die Weltwirtschaftskrise verschärft hat.

      Sehen Sie auch die Gefahr einer Welle protektionistischer Maßnahmen?

      Das wäre das Albtraumszenario - eine komplette Wiederholung der Geschichte und ein Zusammenbruch der Globalisierung. Das schlimmste Szenario wäre, wenn die Konjunkturprogramme den Finanzbedarf der Staaten so stark erhöhen, dass sie sich nur noch über die Zentralbanken finanzieren können. Die Fed druckt immer mehr Geld, der Dollar wertet ab, es gibt Streit darüber. Dann fordert die öffentliche Meinung protektionistische Maßnahmen, Zölle - es folgen Handelskriege wie in den dreißiger Jahren.FRAGE:

      Wie realistisch ist dieses Szenario?

      Die Wahrscheinlichkeit dafür schätze ich auf mehr als 50 Prozent.


      Das Gespräch führte Philip Plickert.
      Quelle: http://www.faz.net/s/RubB8DFB31915A443D98590B0D538FC0BEC/Do…


      Bis später....
      128 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 17:59:12
      Beitrag Nr. 1.223 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.979 von Maraho am 19.02.09 06:02:42Guten Abend,

      hier mal wieder was von Mr. Bernanke...
      Am 19.02.2009 (s.o.) so, heute wird relativiert...
      Ja was denn nun? Wieso sich nicht einfach bedeckt halten?


      USA in der Krise

      Bernanke fürchtet um Erholung 2010
      von Tobias Bayer und Mark Schrörs (Frankfurt)

      Schlechte Nachrichten für die US-Regierung: Notenbankchef Ben Bernanke setzt ein großes Fragezeichen hinter eine Erholung der US-Wirtschaft im kommenden Jahr. Jüngste Konjunkturzahlen sind dramatisch: Immobilienpreise und Verbrauchervertrauen brechen ein.

      US-Notenbankchef Ben Bernanke fürchtet, dass selbst 2010 keine Erholung für die US-Wirtschaft bringen könnte. "Sollten die Hilfsaktionen der Regierung, des Kongresses und der Notenbank erfolgreich sein, ist es durchaus möglich, dass die Rezession 2009 endet, und 2010 das Jahr der Erholung wird", sagte Bernanke in seinem halbjährlichen Wirtschaftsausblick am Dienstag. Er betonte, dass dieser Ausblick davon abhängig ist, dass Banken und Finanzinstitute stabilisiert werden. "Die Abwärtsrisiken sind wahrscheinlich größer als die Aufwärtschancen", sagte Bernanke. Er sprach zudem davon, dass sich die US-Wirtschaft derzeit in einer Phase des "starken Schrumpfens" befindet und in vielen Märkten die Spannungen nach wie vor groß seien.

      Bernanke stellt mit seinen deutlich skeptischen Äußerungen klar, dass die Krise in den USA selbst durch aggressive Fiskal- und Geldpolitik nicht schnell in den Griff zu kriegen ist und setzt ein Fragezeichen hinter die vergangene Woche veröffentlichten Wachstumsprognosen der Fed. Die Notenbank geht im Mittel ihrer Erwartungsspanne davon aus, dass die Wirtschaft um 0,9 Prozent schrumpft. Für 2010 setzt sie aber wieder auf eine Erholung. 2011 erwartet sie bis zu fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote sieht sie 2009 auf bis zu 8,8 Prozent klettern und erst 2011 wieder deutlich sinken.

      Schlechte Zahlen vom Häusermarkt, Verbrauchervertrauen bricht ein

      Die Hauspreise in den USA sind seit 2006 um 25 Prozent eingebrochen Die schwierige Situation der US-Wirtschaft spiegelt sich in aktuellen Konjunkturzahlen wider. Die Krise auf dem amerikanischen Häusermarkt ebbt nicht ab: Im Dezember brachen die Immobilienpreise in den 20 größten US-Metropolen um 18,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Das ist der größte Einbruch, seit dem die Daten in Form des S&P-Case/Shiller-Hauspreisindex erhoben werden. Die Daten wurden am Dienstag veröffentlicht.

      Gegenüber dem Vormonat lag das Minus bei 2,5 Prozent. Es ist der größte Rückgang seit Februar 2008. Seit der Hochzeit des Immobilienbooms im zweiten Quartal 2006 brachen die Hauspreise damit um 26,7 Prozent ein. Die Investmentbank Goldman Sachs geht davon aus, dass die Hauspreise um weitere 20 bis 25 Prozent fallen werden.

      Der Häusermarkt steht im Zentrum der Wirtschaftskrise der Vereinigten Staaten. Seit Dezember 2007 befindet sich die USA in der Rezession. Im vierten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt auf das Jahr hochgerechnet um 3,8 Prozent, die Arbeitslosenquote kletterte im Januar auf 7,6 Prozent. Dementsprechend schlecht ist es um das Verbrauchervertrauen bestellt. Im Februar brach es auf 25 Zähler ein. Das ist der tiefste Stand seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1967.

      Die Regierung von Präsident Barack Obama stemmt sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Am 17. Februar unterzeichnete Obama die "Recovery Bill" im Umfang von 787 Mrd. $.

      Darüberhinaus sollen bis zu neun Millionen Amerikaner mit staatlichen Finanzspritzen vor der Zwangsversteigerung ihrer Häuser bewahrt werden. Dazu werden 75 Mrd. $ zur Verfügung gestellt. Anspruch auf die Hilfe haben Eigentümer, die ohne eigenes Verschulden von der Immobilienkrise erfasst wurden. Zudem sollen die Hypotheken-Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac mit 200 Mrd. $ weiter gestärkt werden.

      Am Montag gab US-Finanzminister Timothy Geithner darüberhinaus Details zur anstehenden Runde an Rekapitalisierungen der größten Finanzinstitute des Landes bekannt. Demnach sollen die Geldhäuser einem Stresstest unterzogen werden, der über den Finanzbedarf entscheidet. Fehlt privates Kapital, springt der Staat ein - mit Vorzugsaktien, die in Stammaktien gewandelt werden. Besonders dramatisch ist es um den Versicherungskonzern American International Group (AIG) und die Banken Citigroup sowie Bank of America bestellt. AIG häufte laut Medienberichten im vierten Quartal einen Verlust von 60 Mrd. $ an und braucht demnach dringend frisches Kapital.

      Fed setzt sich Inflationsziel

      Die starke Abschwächung der US-Wirtschaft geht einher mit verstärkten Deflationssorgen. Laut dem vergangene Woche veröffentlichten Protokoll der Januarsitzung fürchten "einige" Notenbanker infolge der schweren Krise einen anhaltenden Preisrückgang, der Investitionen und Konsum lähmt. Die US-Teuerungsrate lag im Dezember bei nur 0,1 Prozent.

      Um eine solche Deflationsspirale zu verhindern, legte die Fed erstmals de facto ein Inflationsziel fest. Im Januarprotokoll gab sie überraschend Prognosen über drei Jahre hinaus ab. Die Inflation sieht sie "langfristig" bei 1,7 bis 2,0 Prozent. Die Prognose sei als jenes Niveau zu interpretieren, das die Notenbanker als am besten vereinbar mit ihren Zielen einer hohen Beschäftigung und stabiler Preise ansehen, hieß es dazu.

      Der längere Prognosehorizont solle "helfen, die Inflationserwartungen der Öffentlichkeit besser zu stabilisieren, und dazu beitragen, dass die tatsächliche Inflation weder zu stark steigt noch zu stark fällt", sagte Bernanke.

      Damit nähert sich die Fed anderen Notenbanken wie der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Bank of England an. Sie haben solch ein Ziel, meist sind es rund 2,0 Prozent. Viele US-Politiker lehnen eine solche Vorgabe ab. Sie fürchten, die Fed könne ihr zweites Mandat, eine hohe Beschäftigung, vernachlässigen. Aber auch in der Fed gab es lange Skepsis.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:USA-in-der-Krise-…
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      schrieb am 24.02.09 18:14:33
      Beitrag Nr. 1.224 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.709 von Maraho am 24.02.09 07:05:08Was ist teurer, Herr Minister?

      Steinbrück und die Kosten der Arbeitslosigkeit
      Von Sven Astheimer

      Was kommt den Staat teurer: Den Autohersteller Opel in die Insolvenz gehen zu lassen oder eine Rettungsaktion durch die öffentliche Hand? Dazu machte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Wochenende seine eigene Rechnung auf. 25.000 Mitarbeiter der Marke mit dem Blitz seien im schlimmsten Fall von Arbeitslosigkeit betroffen, dazu kämen etwa noch einmal so viele Arbeitnehmer in Zulieferbetrieben. Nach Steinbrücks Berechnungen würde deren Unterstützung „den Staat, Sie und mich als Steuerzahler oder als Sozialversicherungsabgabenzahler wahrscheinlich zwei bis drei Milliarden Euro kosten“. Wäre es da nicht sinnvoller, das Geld Opel direkt zukommen zu lassen, um damit gleichzeitig die öffentlichen Kassen zu entlasten?

      Hinter dieser Rechnung steckt die Idee, in Arbeit zu investieren statt in Arbeitslosigkeit. Für viele Leute klingt dieser Gedanke in der Tat zunächst verlockend. Allerdings ist zunächst die Frage zu klären, ob Steinbrücks Zahlen belastbar sind. Sein Ministerium konnte die Rechnung am Montag nicht nachvollziehen. Eine Annäherung ist aber trotzdem möglich. Denn die Bundesagentur für Arbeit rechnet regelmäßig die „gesamtfiskalischen Kosten von Arbeitslosigkeit“ aus. Diese beinhalten sowohl Lohnersatzleistungen wie die Zahlung von Arbeitslosengeld als auch die Belastungen für Staatshaushalt und Sozialkassen durch den Ausfall beziehungsweise die Minderung von Steuern und Beiträgen bei Erwerbslosigkeit.

      Ökonom: Langfristige Folgekosten beachten

      Im Fall Opel kann man davon ausgehen, dass die meisten Beschäftigten Ansprüche gegenüber der Arbeitlosenversicherung geltend machen können. Dann betragen der Bundesagentur zufolge die Kosten je Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 22.700 Euro. Für 50.000 Betroffene ergäben sich also Gesamtkosten in Höhe von rund 1,14 Milliarden Euro im Jahr. Da viele Mitarbeiter schon relativ lange ihrem Unternehmen angehören dürften, dürfte ihr Anspruch auf Leistungen sogar bis zu zwei Jahre betragen. Über diesen Zeitraum betrachtet, würde Steinbrücks Betrachtung also einigermaßen hinkommen.

      Wenn sich die Kosten also einfach gegenüberstellen lassen, warum rettet der Staat dann nicht noch öfter bedrohte Arbeitsplätze? Vor dieser Überlegung warnen viele Ökonomen. Eine bloße Aufstellung direkter Kosten blende die Signalwirkung aus, die von staatlichem Eingreifen ausgehe, warnt Hilmar Schneider, Direktor am Institut zur Zukunft der Arbeit: „Wer ein Problem hat, der muss nur zum Staat kommen.“

      Es drohten gigantische Folgekosten. „Wenn der Gedanke richtig wäre, dann müsste auch die DDR heute noch bestehen.“ Außerdem sei es falsch anzunehmen, dass durch den Erhalt von Arbeitsplätzen automatisch auch Wachstum entstehe – obwohl die Ursachen für die Schieflage des Unternehmens nicht behoben wurden. Als warnendes Beispiel gilt Philipp Holzmann. Im Jahr 1999 fädelte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die vermeintliche Rettung von Deutschlands größtem Baukonzern und seinen 28 000 Mitarbeitern durch Kredite und nicht gezogene Bürgschaften ein. Drei Jahre später ging Holzmann in die Insolvenz.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc…
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      schrieb am 24.02.09 18:21:07
      Beitrag Nr. 1.225 ()
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 18:22:37
      Beitrag Nr. 1.226 ()
      Auch das noch! ;)

      24.02.2009 17:03
      Kreml will wegen Finanzkrise mindestens 100 Mitarbeiter entlassen
      Auch der russische Kreml muss sparen: Mindestens 100 Kreml-Mitarbeiter sollen wegen der Finanzkrise entlassen werden.

      Außerdem sollten bis 2011 die Ausgaben reduziert werden. Genauere Angaben zu den Sparplänen machte die Sprecherin zunächst nicht - Einzelheiten würden bis zum 1. März bekanntgegeben. Im Kreml sind derzeit rund 1500 Menschen beschäftigt.

      Sparen in ganz Russland. Vergangene Woche hatte Medwedew den gesamten Staatsapparat wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise zum Sparen aufgefordert: "Die wirtschaftliche Situation ist nicht einfach, und wir müssen unsere Staatsausgaben überdenken", sagte er. Die russische Regierung bereitet inzwischen eine Revision des Haushalts für 2009 vor, um das Defizit unter acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu halten.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 18:23:13
      Beitrag Nr. 1.227 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.648 von Maraho am 24.02.09 06:01:43Dumm gelaufen....


      Finanzkrise

      An AIG hängen auch deutsche Banken

      Der US-Versicherungsgigant AIG bittet um Staatshilfen. Mehr als 150 Milliarden Dollar hat er schon erhalten - das ist Rekord. Seine Pleite träfe das gesamte Finanzsystem


      Noch ist nicht offiziell, wie hoch der Quartalsverlust des Versicherungskonzerns AIG genau ist. Klar ist aber: Das Unternehmen ist akut bedroht, und mit ihm seine Kunden, Tausende von Banken, Versicherern, Firmen, Städten und Gemeinden auf der ganzen Welt – auch in Deutschland.

      "Hauptsächlich europäische Banken", so heißt es im Jahresbericht 2007, hätten mit AIG Kreditausfallversicherungen in Höhe von 379 Milliarden Dollar abgeschlossen. Diese Papiere stehen neben anderen Formen der Kreditverbriefung im Zentrum der Finanzkrise – und von AIGs Schwierigkeiten. Ginge der Versicherer bankrott, könnte das Europas Geldhäusern weitere schwerwiegende Verluste einbringen. New Yorker Derivate-Experten prognostizieren den Europäern für diesen Fall eine "extrem hässliche" Zeit.

      60 Milliarden Dollar, umgerechnet 47 Milliarden Euro, soll AIG im vergangenen Quartal in den Sand gesetzt haben, berichtet der Wirtschaftssender CNBC. In den Quartalen zuvor war bereits ein Minus von 43 Milliarden Dollar aufgelaufen. Nie verlor ein Unternehmen in der amerikanischen Geschichte so viel, und nie hat eine Regierung so viel Geld eingesetzt, um eine private Firma zu retten: 152 Milliarden Dollar hat der Konzern bereits erhalten. Jetzt braucht er noch mehr.

      Das Problem des Versicherers: Er sitzt auf einer Masse von Hypothekenpapieren, die durch die Finanzkrise quasi wertlos geworden sind. Dafür trägt AIG weit mehr eigene Verantwortung als andere Geldhäuser, die seit dem Zusammenbruch des Kreditderivatemarkts ums Überleben kämpfen. AIG hat die kritischen Papiere nicht einfach nur gekauft. Der Konzern mischte aktiv mit im Geschäft mit Kreditausfallversicherungen (CDS) und zusammengestückelten Kreditanleihen (CDO) – also eben jenen Produkten, welche die riesige Blase am amerikanischen Häusermarkt erst ermöglichten.

      Als Garantiegeber für diese Papiere scheffelte AIG jahrelang üppige Gewinne. Fünf Milliarden Dollar Profit waren es zwischen 1987 und 2005. Doch als die Blase platzte, begann die Abwärtsspirale, die bis heute anhält. Plötzlich forderten die Vertragspartner der Versicherung höhere Sicherheiten in Milliardenhöhe – bezahlbar in bar. Hinzu kam, dass die Ratingagenturen die Bonitätsbewertung des Konzerns schon vorher gesenkt hatten. Auch das konfrontierte AIG mit Kosten, die nie eingeplant worden waren.

      Kritisch wurde es für das Unternehmen erstmals im vergangenen September. Als die Investmentbank Lehman Brothers damals Konkurs anmelden musste, stuften die Agenturen die Bonität von AIG erneut herab. Neue Milliardenforderungen waren die Folge.

      AIG wurde von ihnen überwältigt. Der Gigant mit einer Bilanzsumme von über einer Billion Dollar und 10.000 Mitarbeitern stand am Rande des Zusammenbruchs. Doch nach dem Lehman-Bankrott wagte die Bush-Regierung nicht, nun auch AIG fallen zu lassen – zum Glück des Versicherers und der mit ihm verknüpften Institute.

      AIG aber braucht stetig neues Geld. Die Vertragspartner, vor allem Banken, die selbst tief im Schlamassel stecken, beharren auf ihren Forderungen. Ein Großteil des staatlichen Rettungspakets ist inzwischen an sie geflossen.

      In der Not versucht der Konzern, seine Schulden durch den Verkauf großer Geschäftsfelder so schnell wie möglich zu reduzieren, doch das gestaltet sich schwieriger als geplant. Agenturen zufolge gibt es bereits konkrete Angebote für die Lebensversicherungssparte American Life Insurance. Acht bis elf Milliarden Dollar könnte AIG dafür erhalten – verglichen mit dem kolportierten Quartalsverlust ist das nicht viel.

      Jetzt bleibt wohl nur die Hoffnung, der Staat möge erneut einspringen, um das Institut vor dem Bankrott zu bewahren. Gespräche mit der Notenbank laufen bereits, bestätigte eine Sprecherin. Am Wochenende will der Verwaltungsrat zusammenkommen, um eine neue Vereinbarung mit der Regierung zu besiegeln. In der kommenden Woche soll die Bilanz vorgelegt werden.

      Die Zeit drängt. Bricht AIG zusammen, könnte das das globale Finanzsystem tiefer in die Krise stürzen als der Kollaps jeder großen Bank.


      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/09/aig-pleite-hintergrund?…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 18:35:14
      Beitrag Nr. 1.228 ()
      Krise?

      Nichts da. Geschäfte brummen!

      Waffenmesse Idex-2009: Rüstungsindustrie leidet nicht unter Finanzkrise
      14:01 | 24/ 02/ 2009



      ABU DHABI, 24. Februar (RIA Novosti). Auf der neunten Ausstellung von Defensivwaffen Idex-2009 in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate hat General Obeid al-Katabi, offizieller Vertreter der Ausstellung von Seiten des Gastgeberlandes eingeschätzt, dass die globale Finanzkrise die Entwicklung der Rüstungsindistrie nicht beeinträchtigt.

      Bereits am dritten Tag der Ausstellung, die vom 22. bis 26. Februar dauert, können die VAE auf ein Ergebnis von Rüstungsverträgen über mehr als eine Milliarde US-Dollar für die eigenen Streitkräfte verweisen.

      Nach Angaben Obeids schlossen die VAE-Streitkräfte bisher acht Verträge mit ausländischen und einheimischen Unternehmen ab, die auf der Ausstellung vertreten sind, schreibt die Zeitung "Emirates Business" am Dienstag.

      Laut der Zeitung wurde der größte Vertrag vom VAE-Verteidigungsministerium mit dem einheimischen Schiffbauunternehmen ADSB unterzeichnet, das für die Kriegsmarine des Landes 24 Schnellboote im Gesamtwert von über 255 Millionen US-Dollar bauen soll.

      Außerdem haben die VAE mit der Firma Euro-Art einen Liefervertrag über drei High-Tech-Radarsysteme Kobra aus französisch-deutsch-britischer Produktion für etwa 244 Millionen US-Dollar, über die Lieferung von Funksystemen zur Ausrüstung von Panzern der VAE sowie über den Kauf von Hubschraubern für die Armeeführung und von Ersatzteilen für Militärtechnik geschlossen, so die Zeitung.

      "Ich glaube nicht, dass die Wirtschaftsrezession irgendeinen Einfluss auf die Verteidigungsindustrie ausgeübt hat", sagte der General.

      Den gleichen Standpunkt vertritt auch Generaloberst a.D. Nikolai Dimidjuk, Leiter der russischen Delegation auf der Ausstellung.

      Am Montag sagte er bei einem Treffen mit Journalisten in Abu Dhabi, dass die Weltwirtschaftskrise die Entwicklung der militärtechnischen Zusammenarbeit Russlands mit seinen ausländischen Partnern nicht behindere. Die Konkurrenz auf dem Weltwaffenmarkt nehme ungeachtet der Wirtschaftsrezession weiter zu.

      "Die Anzahl der Anträge verringert sich nicht, und Russland erfüllt termingerecht alle zuvor geschlossenen Verträge", sagte Dimidjuk.


      Quellen in der russischen Delegation auf der Ausstellung haben in Gesprächen mit RIA Novosti nicht ausgeschlossen, dass die russischen Unternehmen auf der Idex-2009 neue Verträge oder Vorverträge schließen werden.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 18:49:19
      Beitrag Nr. 1.229 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.243 von Maraho am 21.02.09 13:12:56Etwas zur HRE...


      Gedanken zur Verantwortung und Haftung von Aufsichtsratsmitgliedern bei riskanten Geschäften von Banken
      Verantwortlich: Albrecht Müller

      Am 23. Februar fanden Sie beim Hinweis Nummer 1 einige Fragen zu der Verantwortung des Aufsichtsratsmitglieds bei HRE und Depfa, Professor Dr. Hans Tietmeyer, der gleichzeitig Kuratoriumsvorsitzender der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist. Siehe dazu unten. Zwei NachDenkSeiten Leser haben sich dazu und zusätzlich zum Fall der HSH Nordbank Gedanken gemacht. Wir stellen diese Anmerkungen ein, auch mit dem Ziel, dass sich andere Nutzer der NachDenkSeiten weitere Gedanken machen und dass vor allem daraus eine Initiative zu Strafanzeigen wächst, so diese berechtigt sind. Da Vorstände und Aufsichtsräte bei den betreffenden Unternehmen jeweils gegen den andern Ansprüche geltend machen müssten, entsteht de facto eine gegenseitige Abhängigkeit und Blockade. Umso wichtiger wäre es, dass Staatsanwälte von sich aus tätig werden. Albrecht Müller

      Hier zunächst der Hinweis und Kommentar von gestern:

      HRE hat Milliardengeschäfte nicht in der Bilanz
      Die Kette der Hiobsbotschaften im Zusammenhang mit der in Schieflage geratenen Hypo Real Estate reißt nicht ab. Einem Medienbericht zufolge hat der Immobilienfinanzierer Geschäfte in Milliardenhöhe getätigt, die nicht in der Bilanz auftauchen. Diese seien zum Teil hochspekulativ gewesen, berichtet die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” (HAZ). Damit stellt sich die Lage noch wesentlich schlimmer dar, als bislang angenommen. Insgesamt habe der Münchener Finanzkonzern Kredite im Volumen von einer Billion Euro herausgegeben. Gegenüber der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” bestätigten mehrere Finanzpolitiker, dass die HRE Verträge in Höhe von einer Billion Euro abgeschlossen habe, insbesondere in “außerbilanziellen Geschäften”. Öffentlich bekannt war bislang nur die Bilanzsumme in Höhe von 400 Milliarden Euro.
      Quelle: FinanzNachrichten

      Kommentar AM: In diesem Zusammenhang ist - weil es in den deutschen Medien in der Regel verschwiegen wird - daran zu erinnern, dass der Spiritus Rector und Kuratoriumsvorsitzende der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Professor Dr. Hans Tietmeyer (CDU), im Aufsichtsrat der HRE saß. „Der frühere Bundesbankchef saß mehrere Jahre auch im Verwaltungsrat der irischen Depfa-Bank, die die Probleme beim heutigen Mutterkonzern HRE zu großem Teil verursacht hat“, berichtete die Financial Times Deutschland vom 15.10.2008. Hat er von den Machenschaften in Dublin und München nichts mitbekommen? Oder entsprach das Verhalten der Unternehmensleitung von HRE und Depfa-Bank seinen Vorstellungen von sozialer Marktwirtschaft? Wusste Tietmeyer nichts davon, dass die HRE, diese Unternehmensgründung der HypoVereinsbank, eine Art Bad Bank darstellte?

      Im folgenden finden Sie zunächst unter I. eine Stellungnahme des Juristen Manfred von Beinen und dann unter II eine solche eines Unternehmensprüfers zur HRE und von ihm dann auch noch unter III. die Kommentierung eines Interviews des Aufsichtsratsvorsitzenden der HSH Nordbank, Peiner:

      I. Stellungnahme von Manfred von Beinen zu den Vorgängen bei der HRE

      Der heutigen Tagespresse ist zu entnehmen: Bei der angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) schlummern womöglich weitere Risiken außerhalb der Bilanz. Wie ein Sprecher der Bank am Freitag auf Anfrage bestätigte, hat die Bank ihre Markt- und Kreditrisiken mit Derivatgeschäften in Billionenhöhe abgesichert.
      Nun hat die HRE, wie alle Kapitalgesellschaften dieser Größenordnung gemäß § 289 HGB einen Lagebericht zu erstellen, der die Bilanz ergänzt und erläutert. Außerhalb der Bilanz heißt keinesfalls, dass die HRE über schlummernde Risiken nicht hätte berichten müssen (und dies vielleicht ja auch getan hat, dazu müsste man den Bericht lesen).
      In den Lagebericht gehören laut HGB und nach herrschender Meinung unter anderem Tatsachen bezüglich des Risikomanagements und der Absicherung von Risiken durch Sicherungsgeschäfte, sowie bezüglich der Ausfall- und Liquiditätsrisiken beim Einsatz von Finanzinstrumenten, sofern dies für die Beurteilung der Lage und der Entwicklung von Bedeutung ist.
      Nach § 331 Nr. 1 des Handelsgesetzbuches macht sich derjenige strafbar, der als Mitglied des vertretungsberechtigten Organs (z.B. Vorstand) oder des Aufsichtsrates einer Kapitalgesellschaft die Verhältnisse der Gesellschaft im Lagebericht unrichtig wiedergibt oder verschleiert. Unrichtigkeit liegt vor, wenn die Darstellung der Lage des Unternehmens nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Nach § 289 HGB ist die Lage der Gesellschaft so darzustellen, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird.
      Geschieht das nicht, kann gegen den oder die Betreffenden eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe verhängt werden.
      Dass ein Aufsichtsrat von der risikoreichen Geschäftspolitik nichts gewusst haben könnte, ist nicht recht wahrscheinlich. Nach § 90 Aktiengesetz muss der Vorstand dem Aufsichtsrat über die beabsichtigte Geschäftspolitik und andere grundsätzliche Fragen der Unternehmensplanung berichten. Dieser Bericht müsste ja vorliegen. Hat der Vorstand einen unvollständigen Bericht geliefert, ist er strafrechtlich verantwortlich (auch nach § 400 AktG), hat er korrekt berichtet hat der Aufsichtsrat den Schwarzen Peter.

      Für einen Wirtschaftsjuristen ist das obenstehende gut bekannt. Ich wäre sehr verwundert, wenn die zuständige Staatsanwaltschaft nicht wenigstens einen Anfangsverdacht erkennen könnte.
      Interessant wäre auch der Rattenschwanz von zivilrechtlichen Schadenersatzansprüchen, die sich aus einem fehlerhaften Bericht ergeben könnten. Ebenso interessant sind die möglichen Konsequenzen für die Abschlussprüfer, die nach § 162 Aktiengesetz zu prüfen hatten, ob die Angaben im Lagebericht nicht eine falsche Vorstellung von der Lage der Kapitalgesellschaft wecken.

      Ich denke, die Sache wird noch spannend.
      Mit freundlichen Grüßen
      Manfred von Beinen, Ass.jur.


      II. Stellungnahme eines befreundeten Fachmanns für Betriebsprüfungen zum Umgang mit ausgelagerten Risiken bei der HRE

      Ich versuche es mal, soweit möglich, kurz und dennoch verständlich darzulegen.

      „Bilanzfälschung“ ist der umgangssprachliche Begriff für die unrichtige Darstellung des Jahresabschlusses (§ 331 HGB) bzw. grundsätzlich die unrichtige Darstellung der Lage der Gesellschaft in Darstellungen oder Übersichten jedweder Art (§ 400 AktG). Beides sind strafbare Handlungen (sog. Nebenstrafrecht) und wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet. Beide Delikte sind Offizialdelikte, d.h. bei hinreichendem Tatverdacht ist die Staatsanwaltschaft zur Aufnahme von Ermittlungen verpflichtet.

      Ein Jahresabschluss besteht nach § 264 Abs. 1 HGB nicht nur aus einer Bilanz und einer Gewinn- und Verlustrechnung sondern bei Kapitalgesellschaften (GmbH, GmbH & Co.KG, AG) auch aus einem Anhang und ist außer im Fall von kleinen Kapitalgesellschaften (§ 267 Abs. 1 HGB) um einen Lagebericht zu erweitern. Der Lagebericht wird von der Strafnorm des § 331 HGB umfasst, so dass auch die strengeren Kriterien des § 400 AktG darauf anzuwenden sind.

      Die Verantwortung für die Aufstellung des Jahresabschlusses trägt der Vorstand, so dass auf diesen auch die Strafnormen der §§ 331 HGB bzw. 400 AktG anzuwenden sind. Im Fall von Aktiengesellschaften stellt der Aufsichtsrat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss fest, sofern er dies nicht in die Verantwortung der Hauptversammlung übergibt (§ 172 AktG).

      In der Betrachtung hier gehe ich von Banken in der Rechtsform einer Aktiengesellschaften aus, da ich mich mit öffentlich-rechtlichen Banken nicht auskenne, aber auch die Landesbanken wie z. B. HSH Nordbank in der Rechtsform der Aktiengesellschaft geführt werden. Zur Anwendung der Normen des Aktiengesetzes auf öffentlich-rechtliche Banken hat Professor Lutter sich in seinem Aufsatz „Bankenkrise und Organhaftung“ (ZIP 2009, 197-201/ dazu siehe hier) auch nur kurz beschäftigt, sieht aber dort die gleiche Anwendung. Nach § 340a HGB haben Kreditinstitute, auch wenn sie nicht in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft betrieben werden, auf ihren Jahresabschluss die für große Kapitalgesellschaften geltenden Vorschriften anzuwenden. Daher würde ich diese Ansicht auch bejahen.

      Die Thematik der außerbilanziellen Geschäftseinheiten (Zweckgesellschaften) ist ein äußerst schwieriges Thema, mit dem ich selbst bisher nur sehr wenig zu tun hatte. Geht man aber von der im Lagebericht verpflichtenden Risikoberichterstattung (§ 289 Abs. 1 und 3 HGB bzw. § 315 Abs. 1 HGB sowie DRS 5-10 „Risikoberichterstattung von Kredit- und Finanzdienstleistungsunternehmen) des Vorstands aus, so hat er alle Risiken, also auch diese, die nicht in der Bilanz der Gesellschaft erfasst werden, die Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft haben können, ausführlich zu benennen.

      Nach den internationalen Rechnungslegungsstandards sind Teile der zuvor genannten Verpflichtungen noch strenger.

      Im Geschäftsbericht 2007 der HRE konnte ich keine Angaben zu Risiken aus Zweckgesellschaften finden. Unter diesem Aspekt und der nun in der Presse genannten Beträge von mehr als einer Billion Euro kann man wohl davon ausgehen, dass der Lagebericht der HRE unrichtig ist und somit ein strafbarer Verstoß gegen § 331 HGB („Bilanzfälschung“) vorliegt.

      Die Staatsanwaltschaft müsste hier wegen einer strafbaren Handlung ermitteln.

      Der Aufsichtsrat müsste, wie Lutter ausführte, wegen Sorgfaltspflichtverletzungen des Vorstands tätig werden. Da der Aufsichtsrat selbst auch schuldig sein dürfte, wird dies aber nicht geschehen. Es ist ein Systemfehler des Aktiengesetzes, dass der Aufsichtsrat die Ansprüche gegen den Vorstand geltend machen muss und der Vorstand die Ansprüche gegen den Aufsichtsrat. Im dualistischen System von Geschäftsführung und Aufsicht hat der Gesetzgeber nicht bedacht, dass beide Organe gemeinsam kriminell werden könnten.

      Das wirksame Instrument hier wäre die Sonderprüfüng nach § 142 ff. AktG auf Antrag der Aktionäre und die anschließende Aktionärsklage nach § 148 AktG. Im Fall IKB steht dieses Vorgehen vor dem Scheitern. Steinbrück hat Steuermilliarden hineingesteckt und die IKB anschließend an Lone Star verschleudert. Lone Star als neuer Großaktionär will nun die im letzten Jahr beschlossene Sonderprüfung wieder einstellen. Ich würde etwas darauf verwetten, dass das ein Bestandteil des Deals mit Steinbrück war.

      Anmerkung AM: Und mithilfe der FDP wurde verhindert, dass es einen Untersuchungsausschuss zur IKB gab.

      Quelle und weiterführend: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3790
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 18:52:43
      Beitrag Nr. 1.230 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.644.323 von kiska am 24.02.09 18:21:07Guten Abend kiska,

      "Zwei Dumme, ein Gedanke!" :laugh: Siehe: 24.02.09, 18:23:13, Beitrag Nr.: 36.644.341

      Dir einen schönen Abend!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 19:03:07
      Beitrag Nr. 1.231 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.637.241 von Maraho am 23.02.09 21:00:12Das müßten "wir" nur einmal wagen, dann wäre aber ....


      Tschechien: Ausreiseprämie für arbeitslos gewordene Ausländer
      Florian Rötzer

      Im Boom hat man die Ausländer gebraucht, jetzt sollen sie dem Land nicht auf der Tasche liegen.

      Mit der Krise und der steigenden Arbeitslosigkeit wächst auch die Abwehr gegen Ausländer, die den Bürgern angeblich Arbeitsplätze wegnehmen. Damit gehen gerne Rechte hausieren, die auch letzten Monaten versuchten, die Streiks in Großbritannien zu kapern, bei denen Slogans wie "Britische Arbeitsplätze für britische Arbeiter" laut wurden.

      Die tschechische Regierung hat sich nun eine neue Masche einfallen lassen, um mit diesem Thema zu punkten, während das Land in die Rezession rutscht und die Arbeitslosigkeit steigt. Um die 300.000 Ausländer sollen im Land arbeiten, die vom einstigen Boom angelockt wurden. Seit einer Woche werden den Arbeitslosen ein kostenloser Heimflug und eine Prämie von 500 Euro geboten, wenn sie in ihr Land zurückkehren. Nach Innenminister Ivan Langer soll das Programm gut ankommen. Von den bislang 2000 arbeitslos gewordenen Ausländern hätten 270 einen Antrag gestellt, 60 seien bereits ausgereist.

      Angeblich soll mit dem Programm, das bislang nur mit 2 Millionen Euro ausgestattet ist, die Kriminalität unter arbeitslosen Ausländern bekämpft werden. Die Zahl der in die Arbeitslosigkeit fallenden Ausländer dürfte weiter steigen, zudem laufen zehntausende Arbeitgenehmigungen bis zum Sommer ab. Zwar könnten einige der 60.000 Vietnamesen das Angebot annehmen, bezweifelt wird jedoch, ob die über 80.000 Ukrainer nur mit 500 Euro in ihr Land zurück wollen, dem es noch weit schlechter geht. Langer will auf jeden Fall mehr Geld, um mehr Ausländer aus dem Land zu locken.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133398
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 19:17:55
      Beitrag Nr. 1.232 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.466 von Maraho am 21.02.09 07:25:42Dann "hoffen" wir einmal...

      Arbeitsmarkt

      Zwei Drittel der Unternehmen wollen nicht entlassen
      Bert Losse

      Die Rezession hat den Arbeitsmarkt erreicht: bis zu 400.000 Jobs stehen auf der Kippe. Doch die meisten Unternehmen versuchen, die Stammbelegschaft zu halten - mit verschiedenen Instrumenten reagieren sie auf die Krise.


      Optimisten haben es nicht leicht in dieser Zeit, die täglich neue Katastrophenmeldungen produziert. Das gilt auch für Michael Hüther, den Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft: „Wenn im dritten Quartal die konjunkturelle Talsohle erreicht ist, worauf einige Frühindikatoren hindeuten, könnten wir am Arbeitsmarkt mit einem blauen Auge davonkommen“, prophezeit der Ökonom.

      Der Arbeitsmarkt sei „besser gerüstet als in früheren Abschwungphasen“. Weil das Rekrutieren neuer Fachkräfte schwieriger werde, versuchten die Betriebe, ihre Stammbelegschaft so lange wie möglich zu halten.

      400 000 Jobs auf der Kippe

      Sicher: Die Rezession hat den Arbeitsmarkt erreicht. Viele Arbeitnehmer werden in diesem Jahr ihren Job verlieren. Die Bundesregierung rechnet mit 250.000 zusätzlichen Arbeitslosen im Jahresschnitt, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sieht gar 400.000 Jobs auf der Kippe.

      Trotzdem droht (vorerst) kein totaler Absturz. 62 Prozent der Unternehmen wollen ihre Mitarbeiterzahl in den kommenden sechs Monaten konstant halten, 13 Prozent sogar neue Leute einstellen. 24 Prozent planen zwar einen Stellenabbau (Industrie 32 Prozent) – aber nur acht Prozent setzen auf betriebsbedingte Kündigungen. Das hat eine repräsentative Umfrage des Münchner ifo Instituts für die WirtschaftsWoche ergeben.

      Trotz Krise wollen die Unternehmen weiter ausbilden

      Die rund 650 befragten Manager aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungssektor gaben darin auch detailliert zu Protokoll, mit welchen Maßnahmen sie bislang auf die Krise reagiert haben und was sie in Zukunft noch zu tun gedenken.

      Ergebnis: Zwei Drittel der Betriebe haben personalpolitisch bereits reagiert oder planen dies in Kürze, etwa durch Kündigungen, Kurzarbeit, den Abbau von Arbeitszeitkonten oder die Reduzierung von Zeitarbeitern.

      Was positiv ist: Trotz Krise wollen die Unternehmen unter dem Strich ihre Ausbildungsaktivitäten nicht zurückfahren. Als größtes Hindernis, neue Leute einzustellen, nennen die Betriebe nach der schlechten Auftragslage überraschenderweise nicht hohe Lohnkosten und Abgaben – sondern die mangelnde Qualität der Bewerber. Und das hat nun rein gar nichts mit der Konjunktur zu tun.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/zwei-drittel-der-unternehmen-…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 19:40:05
      Beitrag Nr. 1.233 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.160 von Maraho am 21.02.09 18:19:51Werden hier wenigstens Alternativen aufgezeigt?
      Leider nein!


      "Die Krise tötet Menschen"

      UN-Berater Jean Ziegler über den Hunger im Süden, Wirtschaftsverbrecher und die Schweizer Banken.


      Herr Ziegler, Sie müssen sehr zufrieden sein. Der Neoliberalismus, gegen den Sie seit Jahren kämpfen, scheint sich gerade selbst zu erledigen.

      Aber die Verwüstungen, die er noch in seinem Niedergang verursacht, können niemanden freuen. In den USA herrscht bereits Massenarbeitslosigkeit, dahinter verbergen sich Millionen persönlicher Tragödien. Und für die Dritte Welt ist die Krise eine Katastrophe. Laut Weltbank sind zusätzlich zu den 2,2 Milliarden extrem armen Menschen nun 100 Millionen unter die Armutsgrenze gefallen. ‚Wenn der Reiche abmagert, verhungert der Arme‘, sagt der französische Autor Alphonse Allais.

      Ist das wörtlich zu verstehen?

      Ja. Ein Beispiel: Im Oktober beschlossen die 15 Regierungschefs der Eurozone, 1700 Milliarden Euro zur Rettung ihrer Banken lockerzumachen. In der gleichen Woche wurden die Beiträge für die Humanitärhilfe der UN um durchschnittlich 50 Prozent gekürzt und tausende Entwicklungshilfeprojekte gestrichen.

      Mit welchen konkreten Folgen?

      Ich war kürzlich in Darfur. Dort leben 2,7 Millionen Flüchtlinge in 17 UN-Lagern. Die internationale Gemeinschaft ist verpflichtet, sie am Leben zu erhalten. Aber das Welternährungsprogramm kann nur noch Tagesrationen von 1500 Kalorien verteilen. Das sind 700 Kalorien weniger als die von den UN festgesetzten 2200 Kalorien, die ein Erwachsener täglich zum Überleben braucht. Die UN organisieren also die Unterernährung. Und das etwa auch in Somalia, Kenia und Bangladesch. Die Katastrophenbanker haben nicht nur die westlichen Volkswirtschaften ruiniert. Woanders morden sie. Das ist keine Hypothese, sondern eine Tatsache.

      Müsste man sie strafrechtlich verfolgen?

      Der internationale Gerichtshof für Wirtschaftskriminalität wird kommen. Darüber wird bei den UN schon diskutiert. Wirtschaftsdelikte müssen wie Kriegsverbrechen verfolgt werden. Die Banker haben mehr Menschen auf dem Gewissen als mancher afrikanische Warlord.

      Zurück zu den Hilfen der EU-Länder für ihre Banken und Industrien. Es ist doch verständlich, dass sich jeder in der Krise selbst der Nächste ist?

      Aus Regierungssicht ist das verständlich. Die afrikanischen Kinder sterben ja nicht auf dem Ku’damm oder den Champs Élysées. Einzig die Zivilgesellschaft kann die hungernden Kinder noch vertreten. Und zwar aus einem moralischen Imperativ heraus. Das klingt pompös, aber ich möchte Immanuel Kant zitieren: ,Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir.‘ Die Menschen der Herrschaftswelt müssen endlich begreifen, dass es so nicht weitergehen kann. Jeden Tag sterben hunderttausend Menschen am Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. 963 Millionen Menschen sind permanent schwerstens unterernährt, alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter 10 Jahren. Laut Welternährungsorganisation aber könnte die derzeitige Landwirtschaft problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren, also das Doppelte der Menschheit. Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet. Wir brauchen einen neuen planetarischen Gesellschaftsvertrag.

      Wo sehen Sie die ideologischen Ursachen für die Krise?

      Sie ist eine direkte Folge der neoliberalen Wahnidee, dass sich der Markt ohne jede normative Instanz selbst regulieren müsse. So wurde der Staat unterminiert und die totale Liberalisierung der Dienstleistungen sowie der Kapital- und Warenströme betrieben. Diese Theorie besitzt eine innere Logik: Wenn sämtliche territorialen und normativen Beschränkungen abgeschafft sind, geht das Kapital spontan dahin, wo es maximalen Profit erzielt. Das ist zunächst geschehen: Laut Weltbank hat sich das Weltbruttosozialprodukt zwischen 1992 und 2002 mehr als verdoppelt, der Welthandel verdreifachte sich. Gleichzeitig aber fand eine ungeheure Monopolisierung statt. Die 500 größten der 85 000 multinationalen Konzerne auf der Welt kontrollierten letztes Jahr 52 Prozent des Weltbruttosozialprodukts, also die Hälfte aller auf der Welt erzielten Reichtümer. Das bedeutet Einfluss auf Regierungen und Parlamente und eine ideologische und finanzielle Kraft, die kein König, Kaiser oder Papst je hatte.

      Welche Rolle spielten die Banken dabei?

      Auf den Kapitalmärkten setzte sich das Finanzkapital durch, das keiner Aufsicht unterworfen war. Selbst das Risikomanagement der Banken entfiel wegen der Gier der Manager. Sie agierten wie Raubritter. Ein Beispiel: Richard Fuld, der ehemalige CEO von Lehman Brothers – einst die viertgrößte Bank der Welt –, hat am 12. September 2008 Gläubigerschutz beantragt, also die Vorstufe zum Konkurs. Am 26. September ging die Bank Konkurs. Aber in der Zwischenzeit hatte er 25 Millionen Dollar aus der Kasse genommen. Der Dezernatsleiter für organisierte Kriminalität beim LKA Nordrhein-Westfalen, Wilhelm Schwerdtfeger, hat gesagt: ,Organisiertes Verbrechen ist verschärfter Kapitalismus.‘

      Aber die wichtigsten EU-Staaten haben gestern beschlossen, Regeln für die internationalen Finanzmärkte zu fordern.

      Man wird sehr genau schauen müssen, was dabei herauskommt. Viele Politiker halten ja nach wie vor an den neoliberalen Glaubenssätzen fest, die ihnen die Lobbys jahrelang vorgebetet haben. Sie scheuen vor einer Analyse der Krisenursachen zurück und vertreten weiter die Partikularinteressen der sogenannten Wirtschaftseliten. Dahinter steckt die pathologische Annahme, dass alles so weitergehen werde wie bisher. Wissen Sie, worauf sich die Hedge-Fonds verlegt haben? Sie spekulieren mit Grundnahrungsmitteln. Das ist einer der Gründe für die Explosion der Weltmarktpreise von Reis, Mais und Getreide. Keine Regierung tut etwas dagegen.

      Sie waren kürzlich auf dem Weltsozialforum im brasilianischen Belém. Die Globalisierungskritiker haben sich dort wieder nicht auf ein Programm einigen können.

      Belém war sehr ermutigend, es war nicht so ein Vampirball wie das Weltwirtschaftsforum in Davos. Aber es gibt in der Tat keinen kohärenten Gegenentwurf zum globalisierten Raubtierkapitalismus. Es herrscht die Angst, dass ein Programm von oben die Lebendigkeit der Bewegung ersticken könnte. Der spanische Lyriker Antonio Machado hat gesagt: ,Wanderer, es gibt keinen Weg. Den Weg machen deine Füße selbst.‘ Das gilt auch für den Fortschritt der Geschichte.

      Welche Chancen eröffnet die Krise?

      Leid ist nie positiv, aber wenn die Menschen leiden, beginnen sie nachzudenken. Aus diesem Wissenwollen kann eine vernünftigere und gerechtere Welt entstehen. Ich bin voller Hoffnung.

      Kommt Ihre Hoffnung auch daher, dass das Schweizer Bankgeheimnis, gegen das Sie seit Jahrzehnten kämpfen, vor wenigen Tagen gefallen ist? Die Schweizer Großbank UBS will auf Druck der USA die Namen von Steuerhinterziehern herausgeben. Ein Kulturbruch?

      Ja. Der schweizerische Bankenbanditismus geht dem Ende zu. Es wird geschätzt, dass rund 80 Prozent der 6000 Milliarden Dollar Fremdkapital, die in der Schweiz liegen, Fluchtgelder aus der Dritten Welt, Mafiagelder und vor allem Steuerhinterziehungsgelder insbesondere aus Deutschland sind. Bislang verweigerte die Schweiz jede Rechtshilfe an die deutsche Steuerfahndung. Nun wird die Plünderung der umliegenden Volkswirtschaften wohl enden. Die Schweiz wird zu einem ganz normalen europäischen Staat werden. Sie ist eine lebendige Demokratie, die auch das Ende des Bankgeheimnisses überstehen wird.

      Das Gespräch führte Philipp Lichterbeck.

      Jean Ziegler, 75, ist ein Schweizer Soziologe. Er ist Mitglied des beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats. Zuvor war er UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Zuletzt erschien von ihm das Sachbuch „Das Imperium der Schande“ (Bertelsmann). Im Herbst kommt von ihm „Der Hass auf den Westen“ (Bertelsmann) in die Buchläden.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/Jean-Ziegler-Finanzkris…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 19:52:11
      Beitrag Nr. 1.234 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.578.766 von Maraho am 14.02.09 07:22:57Das sagt...

      Präsident Axel Weber

      Bundesbank für Ende der Konjunkturprogramme
      Von Jörg Eigendorf und Martin Greive

      Trotz Wirtschaftskrise mahnt Bundesbank-Präsident Weber vor weiteren Ausgaben. Der Spielraum sei ausgeschöpft, mit weiteren Konjunkturprogrammen müsse nun endlich Schluss sein. Für die Zeit nach der Rezession erwartet er starke Preissteigerungen und schnell steigende Zinsen.

      Deutschland wird noch eine Weile in der Rezession stecken und dennoch soll der Staat keine weiteren Milliardenpakete für die Wirtschaft schnüren. Das sagt Bundesbank-Präsident Axel Weber WELT ONLINE. „Deutschland hat seinen Spielraum mit dem zweiten Konjunkturpaket ausgeschöpft“, sagte Weber. Auch vor Steuersenkungen warnt der Notenbanker. Jede Steuersenkung müsse gegenfinanziert werden. „Kreditfinanzierte Steuersenkungen halte ich hingegen für falsch.“

      Für die kommenden Monate rechnet Weber damit, dass sich der Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft weiter fortsetzt, wobei er keinen Zeitpunkt für eine Trendwende nennen wollte: „Wir werden noch eine Weile mit dieser Rezession leben müssen.“ Auch langfristig sieht er keine rosigen Wachstumsaussichten. Im Gegenteil: Das Wachstumspotenzial Deutschland von zurzeit 1,5 Prozent jährlich könne wie in vielen anderen Ländern noch weiter zurückgehen: „Alle müssen ihre langfristigen Wachstumsannahmen korrigieren.“

      Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Aussichten sieht der oberste Währungshüter Deutschlands, der gleichzeitig auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sitzt, Spielraum für weitere Zinssenkungen: Man „habe ja noch etwas Spielraum, den wir nutzen können.“ Von einer Nullzinspolitik rät er allerdings ab. Der Hauptrefinanzierungssatz von einem Prozent ist für den Bundesbanker die Untergrenze.

      Mittelfristig fürchtet Weber aber weniger fallende als steigende Preise. „Sobald die Krise vorbei ist, werden wir die Zinsen schnell wieder anheben müssen“, sagte Weber. „Wir werden nicht zulassen, dass die jetzige Entwicklung zukünftig über Inflation zu Lasten der Preisstabilität und der Vermögen der Bürger geht.“

      Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3266221/Bundesbank-f…
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 20:00:45
      Beitrag Nr. 1.235 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.644.139 von Maraho am 24.02.09 17:59:12Ein Kommentar....

      Eine Rezession wie keine andere
      von Axel Leijonhufvud

      Die amerikanische Wirtschaft wird erst wieder Fahrt aufnehmen, wenn die desolaten Bilanzen der Banken, Unternehmen und Privathaushalte in Ordnung gebracht sind. Das erfordert einen massiven Einsatz der Wirtschaftspolitik - der aber der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln ist.


      Dies ist keine normale US-Rezession, die nur etwas härter ausfällt als frühere. Sie hat eine andere Qualität. Schauen wir zurück auf das Ende des Kalten Krieges: Damals fielen die Rüstungsausgaben, was vor allem US-Bundesstaaten wie Kalifornien traf. Insgesamt stieg die Arbeitslosenquote zwischen 1989 und 1992 von 5,25 auf 7,5 Prozent. Danach fiel sie aber Jahr für Jahr und sank im Jahr 2000 sogar unter vier Prozent. Der "freie Markt" bewältigte diese Rezession, Ressourcen wanderten aus der Rüstungsindustrie in andere Branchen.

      Die Regierung brauchte nicht viel zu tun. Ab 1993 sank des Budgetdefizit der USA jedes Jahr, 1998 wurde daraus sogar ein leichter Überschuss. Dies war eine sehr normale Rezession.

      Wenn die Lage jetzt auch nur annähernd ähnlich wäre, würden wir eine Rezession im Hausbau und steigende Arbeitslosigkeit bei Bauarbeitern und Hypothekenvermittlern erwarten. Natürlich wären die Regionen, die zuletzt boomten, stark getroffen, aber die Ressourcen würden allmählich in andere Beschäftigungen wandern. Stattdessen bedroht uns ein veritables Desaster.

      Worin besteht der Unterschied? Im Zustand der Bilanzen. Die Finanzkrise hat große Teile des Bankensystems an den Rand der Insolvenz gebracht - oder darüber hinaus. Große Teile des Unternehmenssektors haben hohe kurzfristige Schulden, die im aktuellen Markt nicht zu verlängern sind. Nachdem die Sparquote jahrelang bei null lag, sind die privaten US-Haushalte stark verschuldet.

      Die Löcher, die sich in den Bilanzen des Privatsektors auftun, sind sehr groß und wachsen weiter. Jan Hatzius und Andrew Tilton von Goldman Sachs schätzen das verlorene Kapital auf 2100 Mrd. $, Nouriel Roubini glaubt, dass es 3000 Mrd. $ sind. Die Hälfte dieser Verluste entfallen auf Finanzinstitutionen, was bedeutet, dass mehr Banken insolvent oder fast insolvent sind, als bisher in der Öffentlichkeit gesehen wird.

      Der Privatsektor ist also bemüht, Schulden abzubauen. Weniger Investitionen und mehr Ersparnis bedeuten, dass die Einkommen sinken werden. Der Cashflow, der den Schuldendienst finanziert, schwindet. Das ist ein destabilisierender, allerdings sehr langsamer Prozess. Die Bemühungen der Finanzunternehmen, ihre Schuldenhebel zu reduzieren, sind gefährlicher, weil sie eine Lawine von Insolvenzen auslösen können.

      Richard Koo hat 2003 den Begriff "Balance Sheet Recession" (Bilanzrezession) geprägt, um die endlosen Mühen zu beschreiben, durch die Japan nach dem Kollaps seiner Immobilien- und Aktienblase ging. Der japanische Staat tat nichts, um die Bilanzen des Privatsektors zu reparieren. Stattdessen wählte er eine Nullzinspolitik, sodass der Einlagenzins sank und die Banken so viel verdienen konnten, dass sie wieder solvent wurden.

      Zugleich unterstützte er die Realwirtschaft mit wiederholtem keynesianischem Deficit-Spending in hoher Dosis. Es dauerte anderthalb Jahrzehnte, bis die japanische Wirtschaft wieder einigermaßen gesund wurde.

      Während der Großen Depression der 30er Jahre gab es kein konsequentes Deficit-Spending. Kriegsausgaben brachten später die Wirtschaft nicht nur zur Vollbeschäftigung zurück, sondern sie verdrängten auch privaten Konsum. Die Defizite der Kriegsjahre bedeuteten daher erstens, dass die Staatsschulden so hoch waren wie nie zuvor, dass aber, zweitens, die Bilanzen des Privatsektors endlich wieder in Ordnung waren.

      Seinerzeit prognostizierten die meisten, dass die Wirtschaft nach dem Ende der Rüstungsausgaben wieder in die Depression rutschen würde. Diese Prognosen waren falsch. Das berühmte "Prognosedebakel" nach dem Krieg zeigt, wie simples Einnahmen-Ausgaben-Denken in die Irre führen kann, wenn der Zustand der Bilanzen ignoriert wird.

      Die Lehre aus diesen beiden Beispielen ist, dass defizitfinanzierte Staatsausgaben von den Löchern in den privaten Bilanzen absorbiert werden und erst effektiv werden, wenn diese Löcher geschlossen sind. Während der Jahre, in denen die Wirtschaftsleistung stagniert, sind die Steuereinnahmen niedriger, und die Staatsschulden fallen dadurch wahrscheinlich noch höher aus, als wenn die Verluste des Bankensektors gleich zu Beginn vom Staat getragen worden wären.

      Zuletzt ist oft Schwedens Politik nach 1992 zitiert worden. Schweden handelte schnell und durchgreifend, schloss insolvente Banken und lagerte faule Assets in einen Spezialfonds aus. Am Ende landeten alle guten und schlechten Assets wieder im privaten Banksektor. Die Aktionäre der Banken verloren ihr gesamtes Eigenkapital, während der Verlust für die Steuerzahler am Ende minimal war.

      Die Operation war notwendig für eine Erholung, aber was die Wirtschaft wirklich aus der sehr scharfen und tiefen Rezession brachte, war die Abwertung der Krone um 25 bis 30 Prozent. Sie brachte eine lange Phase starken exportgetriebenen Wachstums. Es ist klar, dass die USA diesen Aspekt der schwedischen Erfolgsstory nicht kopieren können.

      Es gibt starke kontraktive Kräfte in den USA, die sowohl von der Kapitalrechnung als auch von der Einkommensrechnung ausgehen. Eine Stabilisierung erfordert große wirtschaftspolitische Maßnahmen an beiden Fronten: Zunächst muss das Finanzsystem rekapitalisiert werden, um den gnadenlosen Druck von den Banken zu nehmen, ihre Schuldenhebel abzubauen.

      Zweitens ist ein Ausgabenstimulus notwendig, der stark genug ist, um den sich schnell verschlimmernden Rückgang der Einkommen umzukehren.

      Wenn der gesamte private Sektor bemüht ist, seine Bilanz zu verkürzen und Schulden abzubauen, dann muss sich die Bilanz des Staatssektors in die umgekehrte Richtung bewegen. Wenn der Privatsektor sparen will, dann muss die Regierung entsparen. Die politischen Hindernisse, so etwas in den nötigen Dimensionen zu tun, sind gewaltig.

      Wenn die Verluste des US-Bankensystems sich in der Größenordnung bewegen, die von Goldman Sachs oder von Nouriel Roubini geschätzt worden ist, dann brauchen die Banken Kapitalspritzen von mindestens weiteren 200 bis 300 Mrd. $. Selbst wenn es möglich wäre, Kapitalspritzen in der vollen Höhe der Verluste zu geben, dann wäre es immer noch möglich, dass die Banken schrumpfen wollen - jetzt, wo sie wissen, wie gefährlich ihre früheren Schuldenhebel waren.

      Die amerikanische Öffentlichkeit versteht genau, dass das gegenwärtige Desaster an der Wall Street angerichtet wurde (wenngleich mit einigem Stimulus von der Geldpolitik der Fed). Direkte Bailouts lassen sich deshalb schwer verkaufen. Aber auch Amerikas ideologisches Tabu gegenüber "Verstaatlichungen" blockiert eine Lösung des Problems in der direkten Art, wie sie Schweden praktiziert hat. Wie schon ihre Vorgänger würde die gegenwärtige Regierung die Banken gerne so rekapitalisieren, dass zumindest teilweise privates Kapital beteiligt ist. Das kann aber kaum gelingen, solange alle nur raten können, was große Teile der Assets der Banken wirklich wert sind.

      Staatliche Garantien, die Verluste (wenigstens teilweise) absichern, könnten dieses Problem lösen. Aber das wäre eine merkwürdige Verrenkung, um den Weg aus einer politischen Sackgasse zu finden.

      Der Fiskalstimulus wird ohne große Wirkung bleiben, solange das Finanzsystem Schulden abbaut. Selbst wenn dieses Problem mehr oder weniger gelöst würde, müsste das Staatsdefizit noch immer einen Ausgleich für den gleichzeitigen Rückgang der Unternehmensinvestitionen und den Anstieg privater Ersparnis schaffen - eine Lücke, die wächst, je tiefer die Rezession wird.

      Auch hier ist die Öffentlichkeit skeptisch, und sie wird zu dem Schluss neigen, dass ein Programm, das den Absturz nur verlangsamt oder stoppt, aber die Wirtschaft nicht "anspringen" lässt, eine Verschwendung von Steuergeldern gewesen sein muss. Es ist auch ein Problem, wie die effektivste Zusammensetzung eines Programms aussehen soll.

      Wenn die Programme nicht groß genug sind, um die Wende herbeizuführen, stehen wir vor einer deflationären Phase unbestimmter Länge. Wenn sie erfolgreich sind, könnte schnell erheblicher Inflationsdruck aufkommen.

      Der Schuldenstand der USA ist gemessen am BIP derzeit nicht besonders hoch. Aber das berücksichtigt nicht die hohen künftigen Lasten aus Sozialprogrammen. Seit Beginn der Krise haben die Notenbank und andere Behörden zudem Garantien in Höhe mehrerer Billionen Dollar übernommen, deren Folgen für den gesamtstaatlichen Schuldenstand unklar sind.

      Vieles hängt davon ab, dass ausländische Kreditgeber der USA weiterhin niedrig verzinste Dollar akkumulieren oder wenigstens halten. Lässt diese Bereitschaft nach, ist die Inflation schwerlich zu kontrollieren.

      Es gibt noch vieles zu fürchten jenseits der Furcht selbst.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Eine-R…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 20:16:19
      Beitrag Nr. 1.236 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.483 von Maraho am 22.02.09 16:05:50Dies hier noch ...

      Was Banken dazu treibt, hochriskante Geschäfte zu machen
      JÖRG HUFFSCHMID

      PolitikerInnen aus aller Welt zeigen sich entschlossen, aus der Finanzkrise Lehren zu ziehen: Alle Finanzmärkte, ihre handelnden Personen und Produkte, alles soll lückenlos reguliert und Banker und Spekulanten an die kurze Leine genommen werden. In Zukunft soll es unmöglich sein, dass Gier, Größenwahn und Regulierungslücken die Welt in Chaos stürzen. Dies ist das Programm der Bundesregierung, der EU, der USA und der G20. Im April soll es dazu einen Gipfel geben. Dort sollen die Regulierungslücken geschlossen werden, die dadurch entstanden seien, dass die Finanzmärkte sich internationalisiert haben und die Finanzaufsicht nicht mitgekommen sei. Das habe die wilde weltweite Spekulation erst möglich gemacht, die jetzt zusammengebrochen ist.

      In der Tat: Wenn auf dem Gipfel beschlossen würde, die Märkte transparenter zu machen, den Handel mit Krediten einzuschränken und short selling gar ganz zu verbieten, wären das schon wichtige Schritte in die richtige Richtung.

      Allerdings stellt die Fixierung auf die Regulierungslücken die Zusammenhänge auf den Kopf. Es ist ja nicht so, dass die Finanzmärkte der Politik vorausgeeilt sind und diese sich zwar bemüht hat, aber das Tempo nicht halten konnte - und sie deshalb in einen Rückstand gekommen ist, den es jetzt aufzuholen gilt. Im Gegenteil: Die Politik hat den Spekulanten die Türen weit geöffnet, indem sie bestehende Regulierungen gelockert oder abgeschafft hat. Sie hat politische Beschränkungen des internationalen Kapitalverkehrs beseitigt. Sie hat durch "Basel II" die Finanzaufsicht weitgehend privatisiert und den Banken überlassen. In Deutschland dürfen hochspekulative Hedgefonds erst seit 2004 vertrieben werden, nachdem das Parlament ihnen im vierten Finanzmittelförderungsgesetz den roten Teppich ausgerollt hat.

      Wenn das nun revidiert wird und Finanzmärkte unter stärkere Kontrolle kommen, ist das wichtig und gut. Aber es schafft den Druck nicht aus der Welt, der Banken und andere Finanzakteure dazu getrieben hat und ohne weitergehende politische Eingriffe auch künftig dazu treiben wird, immer riskantere Strategien einzuschlagen. Wo kommt dieser Druck her?

      Es ist der Druck der Anleger, deren Finanzvermögen immer weiter zunimmt und Renditen erwartet. Diese auf dem traditionellen Weg der Produktion von Wert und Mehrwert zu erzielen wird immer schwieriger, weil die produktiven Investitionsgelegenheiten langsamer wachsen als das Finanzvermögen. In dieser Lage bieten sich die Finanzinvestoren als Dienstleister an, die versprechen, das Finanzvermögen gewinnbringend anzulegen. Sie konkurrieren um das Geld der Eigentümer, und sie sind umso erfolgreicher, je höhere Renditen sie beschaffen.

      Privat-Vorsorge mit Folgen

      Woher kommt die enorme Anhäufung von Finanzvermögen? Sie speist sich vor allem aus zwei Quellen: erstens der seit 30 Jahren anhaltenden Umverteilung von Einkommen. Oben kommt immer mehr Geld an, das nicht wieder produktiv reinvestiert wird - weil unten zu wenig Geld bleibt, um zusätzliche Güter und Dienste zu kaufen. Zweitens führt die zunehmende Privatisierung der Alterssicherung dazu, dass Versicherungsbeiträge, die früher unmittelbar an RentnerInnen ausgezahlt wurden, jetzt erst für ein paar Jahrzehnte auf den Kapitalmärkten angelegt werden. Umverteilung, Privatisierung und Liberalisierung, die zum Aufstieg des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus geführt haben, sind Ausdruck einer Verschiebungen wirtschaftlichen Reichtums und politischer Macht zugunsten einer kleinen Elite von Konzernen und reichen Familien, in deren Auftrag die Finanzinvestoren agieren.

      Wer langfristig stabile Finanzmärkte schaffen will, muss also nicht nur Banker bekehren oder notfalls disziplinieren. Auch die Beschränkung der Spekulation ist wichtig, reicht aber nicht aus. Langfristige Stabilisierung muss die Verteilungsverhältnisse zugunsten der Masseneinkommen verändern und die Alterssicherung dem Kapitalmarkt entziehen. Statt den Druck der Finanzmärkte immer wieder mühsam einzudämmen, sollte Politik darauf abzielen, diesen Druck gar nicht erst entstehen zu lassen.

      Jörg Huffschmid ist Mitglied der Enquête-Kommission des Bundestages "Globalisierung der Weltwirtschaft". Der Volkswirt gehört dem wissenschaftlichen Beirat von Attac an und nimmt an dem Kongress "Kapitalismus am Ende?" vom 6. bis 8. März in Berlin teil.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuel…
      Avatar
      schrieb am 24.02.09 20:21:49
      Beitrag Nr. 1.237 ()
      Liebe Mitbestreiter, liebe Leser,

      das war es für heute meinerseits. Ich hoffe, es war wieder etwas interessantes für euch dabei.
      Vielen Dank euch allen und noch einen schönen, fröhlichen Faschings - Dienstagabend!

      Maraho
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 05:49:35
      Beitrag Nr. 1.238 ()
      Guten Morgen zusammen,

      ich hoffe, daß ihr den gestrigen Abend gut überstanden habt.
      Ohne negative Begleiterscheinungen! ;)

      Zur amerikanischen Börse....

      Gestern schloß diese ja deutlich im Plus. Aufgrund einer Rede, die letztlich, zumindest sehe ich dies so, keine neuen Erkenntnisse beinhaltete. Es hat sich nichts geändert....

      Marktbericht: Börse New York
      Wall Street atmet kräftig durch

      Nach Verlusten an sechs Handelstagen in Folge hat der New Yorker Aktienmarkt am Dienstag tief Luft geholt. Alle führenden Indizes legten um mehr als drei Prozent zu.

      http://www.handelsblatt.com/finanzen/marktberichte/wall…
      602 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 05:58:44
      Beitrag Nr. 1.239 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.641.958 von Maraho am 24.02.09 14:06:09Aus der "FTD"...


      Das Kapital
      Ein ketzerischer Vorschlag

      Die Fed könnte dem US-Finanzministerium einfach mal 1000 Mrd. $ überweisen. Denn in den USA gibt es doch ohnehin keinen Zusammenhang zwischen Geld und Inflation.

      Jetzt mal Butter bei die Fische. In den USA summieren sich alle staatlichen Kapitalspritzen, Liquiditätshilfen und Kreditgarantien für den Finanzsektor laut Bloomberg inzwischen auf 9700 Mrd. $. Trotzdem verschärft sich die Krise fast täglich, wie nicht nur das Konsumklima belegt. Das Problem ist, dass man die Ursachen der Krise immer noch nicht wahrhaben oder eingestehen will: dass die Banken deswegen pleite sind, weil etliche ihrer Kunden pleite sind, also die Verbraucher und Firmen. Die Banken (über jeglichen Wertberichtigungsbedarf hinaus) zu rekapitalisieren und ihnen Zugang zu billiger Refinanzierung zu verschaffen, hilft daher allein recht wenig.

      Denn welches Institut würde heute noch freiwillig die Kreditlinie für ohnedies überschuldete Kunden erhöhen - oder taufrische Pleitiers direkt mit neuen Fremdmitteln ausstatten? Sicher, man kann die Banken zur Darlehensvergabe zwingen. Doch wenn überhaupt, werden sich eher Schuldner zweifelhafter Bonität um Kredit bemühen. Insgesamt dürften Risikobereitschaft und Kreditnachfrage des zutiefst verunsicherten US-Privatsektors bis auf Weiteres gedämpft bleiben.

      Bei Schulden von 25.000 Mrd. $ oder 200 Prozent des Nationaleinkommens, mit denen in den USA allein Verbraucher und nichtfinanzielle Firmen in der Kreide stehen, dürfte, im Gegenteil, fürs Erste die Tilgung von Krediten anstehen. Trotz umfangreicher Fiskalmaßnahmen steht daher eine Fortsetzung des Niedergangs zu befürchten, der damit angefangen hat, dass überschuldete Bankkunden plötzlich ihre Finanzierungsdefizite nicht mehr überbrückt bekommen haben, was über Multiplikatoreffekte der Wirtschaft übel mitgespielt hat.

      Wie die Dinge stehen, drohen die Amerikaner den Entwicklungen ständig hinterherzuhecheln, ähnlich wie das in Japan der Fall war. Daher auch hier mal ein ketzerischer Vorschlag: Die Fed überweist dem Finanzministerium 1000 Mrd. $, welches die Mittel - knapp zehn Prozent des verfügbaren Einkommens - sodann gleichmäßig auf das Volk verteilt. Wird das Manna für die Rückführung von Krediten oder die Aufstockung des Sparkontos verwendet, macht nix: Dann gibt's eben noch mal 1000 Mrd. $ ... Natürlich wäre das hochinflationär.

      Aber darum geht es ja: die Schulden zu entwerten, damit sie tragbar werden. Den Bankvolkswirten, die der US-Administration aus der Hand fressen und seit Alan Greenspan ohnehin keinen Zusammenhang zwischen Geld und Inflation mehr erkennen können, würde die Fed beteuern, die Kohle diene bloß der Schließung der Nachfragelücke in Zeiten der Kreditkontraktion und werde bei erster Gelegenheit zurückerstattet; jede Wette, dass etliche Ökonomen sofort die EZB beschimpfen würden, der Fed nicht zu folgen. Auch die Verbraucher könnten leicht über den Tisch gezogen werden, denn den Umfragen zufolge sind ihre Inflationssorgen derzeit kaum der Rede wert.

      Das Dumme ist, dass eine solche Politik am Devisenmarkt dennoch als das aufgenommen werden könnte, was sie wäre: ein Offenbarungseid. Damit aber stünde die Fähigkeit der USA auf dem Spiel, mit wertlosem Papier jene Güter einführen zu können, für deren Herstellung im Inland die Kapazitäten und Fähigkeiten fehlen. Vermutlich ist das der Grund, warum die USA nicht durchgreifend, sondern nur schleichend inflationieren.

      Quelle: Aus der FTD vom 25.02.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 06:09:26
      Beitrag Nr. 1.240 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.637.241 von Maraho am 23.02.09 21:00:12Es gibt immer Geld zu verdienen...

      Börse

      Spekulanten wetten auf den Staatsbankrott
      Von Daniel Eckert

      Die Finanzmärkte haben ein neues Lieblingsthema gefunden: Ganze Länder könnten Pleite gehen. Deswegen sind Ausfallversicherungen für Staatsanleihen gefragt wie nie. Osteuropa und Südamerika stehen unter besonderer Beobachtung. Aber selbst Deutschland gilt bei den Zockern als gefährdet.


      Zuerst die gute Nachricht: Die Bundesrepublik ist der solideste Staat der Welt. Jetzt die schlechte: Für Anleger haben sich die Langfrist-Perspektiven auch dieses solidesten Schuldners wesentlich eingetrübt. Diese Botschaft sendet die Preisentwicklung bei Kreditausfallversicherungen, auch Credit Default Swaps oder CDS genannt. Die Gründe für die gesteigerte Risikowahrnehmung sind vielfältig: „Die zunehmenden Sorgen über einer Eskalation der Krise in Osteuropa sowie wachsende Finanznot in einigen Euro-Ländern spielen eine Rolle“, schreibt Ulf Krass von der Helaba in einer Studie. Direkt oder indirekt seien davon auch die deutschen Staatsfinanzen betroffen. Hinzu kommen die Kosten für die Konjunkturpakete und die damit einhergehende Neuverschuldung – allein dieses Jahr 37 Mrd. Euro.

      CDS sind Kreditderivate, die Investoren nutzen, um sich abzusichern oder aber damit zu spekulieren. Sie gelten als ein Seismograf für Insolvenzrisiken. Je höher die Prämie, als desto unsicherer wird die Finanzlage eines Schuldners eingeschätzt. „Diese CDS werden uns in nächster Zeit noch beschäftigen“, ist UniCredit-Analyst Kornelius Purps überzeugt.

      Die Versicherungsprämien für deutsche Regierungstitel haben sich seit Ende 2008 fast verdoppelt. Gemessen am Nennwert der Anleihen zahlen Akteure wie Hedgefonds oder Pensionsfonds inzwischen 90 Basispunkte, um sich gegen eine mögliche Insolvenz der Bundesrepublik abzusichern, für Bonds im Wert von zehn Mio. Euro also zum Beispiel 90.000 Euro. Für Europas größte Volkswirtschaft ist das ein Negativrekord. Vor der Pleite der Bank Lehman Brothers Mitte September 2008, die das internationale Finanzsystem ins Wanken brachte, war die Absicherung gegen einen Zahlungsausfall der Bundesrepublik noch viel günstiger zu haben: Nicht einmal acht Basispunkte kostete damals ein Credit Default Swap auf die fünfjährige Bundesanleihe. Sprich: Eine Pleite des deutschen Staates wurde als etwas rein Hypothetisches erachtet.

      Doch wie der Fall Island gezeigt hat, sind Staatsbankrotte auch in der heutigen Zeit keineswegs unmöglich. Vielmehr befördert die Ausweitung der Finanzkrise auf immer neue Wirtschaftszweige wie den Automobilbau und ganze Regionen wie Osteuropa die Angst, dass die Probleme größer sein könnten als selbst die ökonomisch stärksten Nationen.

      Auffällig ist die Verschlechterung der deutschen CDS-Notierungen seit dem Jahreswechsel. An Silvester lagen die Prämien noch deutlich hinter denen für amerikanische Schuldtitel (Treasuries). Damals bereitete den Investoren vor allem der Zustand von Wirtschaft und Staatsfinanzen in den USA Sorgen. Seither haben sich die Belastungen für einige Länder der Euro-Zone beträchtlich verstärkt. Vor allem das bankenlastige Irland und die südeuropäischen Staaten Griechenland und Spanien wurden von den Märkten fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel: Verglichen mit anderen Mitgliedern der Währungsunion müssen diese Länder deutlich höhere Zinsen auf ihre Regierungstitel bieten. So verlangen Investoren bei fünfjährigen spanischen Staatstiteln eine Rendite von 3,2 Prozent, bei griechischen gar von 4,8 Prozent. Deutschland muss lediglich 2,1 Prozent zahlen.

      CDS Indes deutet Letzteres auf eine Ungereimtheit im Markt hin: Während die Kreditversicherungen steil nach oben geschossen sind, ist der Zinsertrag gesunken. „Wenn sich Investoren mit einer so niedrigen Rendite zufriedengeben, signalisiert das normalerweise, dass sie den Schuldner für sehr sicher halten“, sagt Darius Hinz, Rentenanalyst bei der DZ Bank. Er vermutet denn auch, dass die Preise für Kreditversicherungen verzerrt sind. „CDS dienen auch der Spekulation, das macht sie zu einem unzulänglicher Indikator“, sagt er. Ein Manko bestehe darin, dass die Anbieter der Kreditversicherungen häufig Geldhäuser seien: „Und wer darf denn erwarten, dass die Bank X noch da ist, wenn die USA oder die Bundesrepublik pleitegehen?“

      Dennoch sollten Anleger die Entwicklung bei den Credit Default Swaps nicht ganz auf die leichte Schulter nehmen. „Die Erfahrung lehrt, dass Kreditderivate kommende Schwierigkeiten häufig schon lange vor den Ratingagenturen zeigen“, sagt UniCredit-Mann Purps.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3266907/Spekulanten-w…
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 06:18:07
      Beitrag Nr. 1.241 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.001 von Maraho am 25.02.09 05:49:35Obama....
      Man muß Optimismus verbreiten...

      KONGRESS-AUFTRITT
      Obama verspricht Amerika bessere Zeiten


      Großer Auftritt vor dem Kongress: In der wichtigsten Rede seit der Vereidigung will Barack Obama seinen Landsleuten Mut zusprechen - und neue Pläne im Kampf gegen die Wirtschaftskrise vorstellen. Für das noch immer vakante Amt des Handelsministers hat der US-Präsident einen neuen Kandidaten.

      Washington - US-Präsident Barack Obama wird Mittwoch (drei Uhr nachts deutscher Zeit) seinen ersten politischen Bericht im US-Kongress abgeben. Schon vor Beginn der Ansprache war klar: Im Vordergrund seiner etwa 45-minutigen Ansprache werden die geplanten Maßnahmen der Regierung zur Wiederbelebung der Wirtschaft und zur Stabilisierung der Finanzmärkte stehen.

      Es wurde außerdem erwartet, dass Obama ausführlich auf seine Absicht eingehen wird, das massive US-Haushaltsdefizit in Höhe von gut einer Billion Euro in den kommenden vier Jahren zu halbieren. Er hatte die Amerikaner in den vergangenen Tagen angesichts der enormen Staatsschulden bereits auf ein drastisches Sparprogramm eingeschworen. "Ich weigere mich, unseren Kindern Schulden zu überlassen, die sie nicht zurückzahlen können", sagte Obama.

      Erste Zitate, die vor Beginn der Rede freigegeben wurden, weisen auf eine kämpferischen Präsidenten hin, der seinen Landsleuten Mut machen will: "Obwohl unsere Wirtschaft geschwächt sein mag und unsere Zuversicht erschüttert, obgleich wir in schwierigen und unsicheren Zeiten leben, möchte ich, dass heute jeder Amerikaner weiß: Wir werden wiederaufbauen und wir werden uns wieder erholen", wird Obama zitiert.

      "Das fleißigste Volk auf dieser Erde"

      Laut Nachrichtenagenturen wird Obama zudem sagen: "Was jetzt notwendig ist, ist das dieses Land zusammensteht. Den Herausforderungen kühn gegenübertritt und wieder einmal die Verantwortung für unsere Zukunft übernimmt". Und ferner: "Das Gewicht der Krise wird nicht das Schicksal dieser Nation bestimmen."

      Es gebe Antworten auf die derzeitigen Probleme. "Sie finden sich in unseren Laboratorien und Universitäten, auf unseren Feldern und in unseren Fabriken, im Einfallsreichtum der Unternehmer und dem Stolz des fleißigsten Volkes auf dieser Erde."

      Diese Qualitäten, die "Amerika zur stärksten Kraft für Fortschritt und Wachstum in der Geschichte gemacht haben, besitzen wir noch immer in reichlichem Maße", so der US-Präsident

      Laut Robert Gibbs, dem Sprecher des Weißen Hauses, wird der Präsident weitere Einzelheiten seiner Wirtschaftspläne vorstellen und zugleich eine "nüchterne Einschätzung" der anstehenden Herausforderungen geben. Obama werde sagen, "dass wir auf dem richtigen Weg sind..., und dass bessere Tage vor uns liegen."

      Gary Locke soll Handelsminister werden

      Neusten Meinungsumfragen zufolge kann sich Obama einen Monat nach seinem Amtsantritt auf die breite Zustimmung der Amerikaner stützen.

      Obama will am Mittwoch außerdem seinen Handelsminister nominieren: den ehemaligen Gouverneur des Staates Washington, Gary Locke. Das verlautete laut Agenturberichten aus Regierungskreisen. Locke war der erste US-Gouverneur mit chinesischen Wurzeln. Er stand von 1997 bis 2005 an der Spitze des Staates im Nordwesten der USA.

      Die zwei ersten Kandidaten Obamas für das Amt des Handelsministers, der Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, und der republikanische Senator Judd Gregg, hatte ihre Nominierung zurückgezogen. Grund für Richardsons Entscheidung waren Korruptionsermittlungen zur Vergabe staatlicher Aufträge in New Mexico. Gregg begründete seinen Verzicht mit "unlösbaren Differenzen" mit der Politik des Demokraten Obama.

      Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,609745,00.htm…
      602 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 06:25:18
      Beitrag Nr. 1.242 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.019 von Maraho am 25.02.09 06:18:07Weiterführend:

      25.02.2009 06:13:05
      Obama: Autoindustrie retten - Einsparungen notwendig


      WASHINGTON (dpa-AFX) - US-Präsident Barack Obama hat sich erneut für die Rettung der US-Autoindustrie eingesetzt. Eine neu aufgestellte, umstrukturierte Autoindustrie sei wichtig, um Millionen von Arbeitsplätzen zu retten, sagte Obama am Dienstagabend (Ortszeit) vor beiden Häusern des Kongresses in Washington. "Die Nation, die das Auto erfunden hat, kann sich nicht einfach von ihm verabschieden."

      Obama kündigte einen Etat an, der "eine Vision für Amerika, einen Bauplan für die Zukunft" beinhalte. Der Etat erzwinge zwar "harte Entscheidungen", um das Staatsdefizit zu reduzieren. Er werde nicht alle Probleme lösen können, aber er spiegele die Realität wieder, die "wir geerbt haben": Eine Billion Dollar Defizit, eine Finanzkrise und eine kostspielige Rezession. Demokraten, Republikaner ebenso wie der Präsident selbst müssten manche Prioritäten opfern, weil es für vieles kein Geld mehr gebe. Als Beispiele nannte Obama missglückte Bildungsprogramme, Agrarsubventionen sowie "verschwendete Milliarden im Irak" und unnütze Waffensysteme aus den Zeiten des Kalten Krieges./tr/DP/zb

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldu…
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      Avatar
      schrieb am 25.02.09 06:39:38
      Beitrag Nr. 1.243 ()
      Konjunktur
      Freiberufler trifft die Krise besonders hart

      Dienstag, 24. Februar 2009 23:07 - Von Steffen Fründt
      Die Wirtschaftskrise fegt über den Arbeitsmarkt – und Selbstständige sind als erste dran: Vielen bricht derzeit die Existenzgrundlage weg, weil Auftraggeber den Geldbeutel zu machen. Auf Hilfe aus der Politik können sie nicht zählen. Allerdings könnte sich das Blatt auch schnell wieder wenden.

      Arbeit gesucht:
      Die Wirtschaftskrise hat Selbstständige voll erwischt
      An der Qualität ihrer Arbeit, das wurde ihr immer wieder versichert, liegt es nicht. Mit der sei man hochzufrieden. Seit mehreren Jahren koordiniert Diana Becker (27, Name geändert) für einen großen deutschen Industriekonzern IT-Projekte. Die Hamburgerin sorgt dafür, dass neue Technik pünktlich installiert ist und läuft, dass die Abläufe stimmen. Ein wichtiger Job für den Kunden, der lange gut bezahlt wurde. Doch plötzlich, sagt die freie „Rollout-Managerin“, werde alles infrage gestellt. Verträge werden nicht mehr verlängert oder nur noch für kurze Zeit. Projekte werden gestrichen, geschoben – oder der Konzern versucht, sie mit Bordmitteln selbst zu stemmen. Über Nacht steht Diana Becker mit einem Fuß auf der Straße. „Das ist nicht nur mein wichtigster Kunde. Es ist mein einziger.“

      Während in der Öffentlichkeit um die Zukunft großer Konzerne wie Opel oder Hypo Real Estate gerungen wird, wo Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel stehen, spielen sich andere Tragödien unbemerkt im Kleinen ab. Viele Freiberufler und Selbstständige bekommen die Auswirkungen der Krise bereits zu spüren. Wenn bei ihnen die Aufträge wegbrechen, schützt kein Betriebsrat, es gibt keinen Sozialplan, keine Politiker vor den Werkstoren und schon gar keine Rettungspakete. Die jetzt angekündigten Massenentlassungen vieler großer Unternehmen werden die angestellten Mitarbeiter erst nach Monaten treffen. Bei vielen Freien ist die Krise hingegen schon da. Und sie stehen damit vollkommen allein.

      „Die meisten Freiberufler werden auf Basis von Projekt- und Beraterverträgen engagiert; die Verträge sind in der Regel unkompliziert kündbar“, sagt Christiane Strasse. Sie ist Geschäftsführerin des Unternehmens Projektwerk, einer internetbasierten Projektbörse vor allem für IT- und Beratungsvorhaben. „Deshalb fällt es Unternehmen auch leicht, zuerst an externen Ressourcen zu sparen.“
      Die Lage auf dem Markt der Freien eilt der allgemeinen Entwicklung voraus. Das spiegelt sich auch im Marktmonitor von Projektwerk: Nach stetigem Wachstum brach dort die Anzahl der IT-Projekte vom dritten aufs vierte Quartal 2008 um mehr als elf Prozent ein. Im aktuellen Quartal liegen die Zahlen wiederum etwa zehn Prozent darunter. „Hier werden kurzfristig Kosten gespart. Dabei sind viele der betroffenen Freiberufler hoch qualifizierte Spezialisten, die gerade in der Krise dringend benötigt werden“, sagt Strasse.

      Zahl der Insolvenzen steigt

      Nachdem der Bund Existenzgründungen und Selbstständigkeit in Deutschland massiv förderte, um die Arbeitsmarktzahlen zu verbessern, zeigt sich nun auch die Schattenseite. Die Zahl der Gründungen durch Einzelunternehmer stieg 2004 auf einen Höchststand von mehr als 700.000 und liegt immer noch bei fast 590.000 Neuanmeldungen im Jahr. Doch mit etwa zwei Jahren Zeitverzögerung folgt nun eine Pleitewelle. Mehr als 15.000 Einzelunternehmer und Freiberufler meldeten 2007 Insolvenz an; in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres waren es bereits mehr als 14.000. Und die Wirtschaftskrise dürfte die Lage verschlimmern.

      Ein Reisekaufmann, bei dem keiner mehr bucht, ein Grafiker, der nicht mehr angerufen wird. Architekten, PR-Leute. Und immer wieder Berater verschiedenster Fachrichtungen, die nun selbst Beratungsbedarf haben. Wenn in der vierten Etage des alten Kontorhauses in der Hamburger Innenstadt das Telefon von Kerstin Heuer klingelt, können alle möglichen Leute in der Leitung sein. Die Gemeinsamkeit ist: Sie haben Sorgen, meist große. Sonst hätten sie nicht die Nummer der Firmenhilfe gewählt. „Viele Anrufer klingen anfangs noch ganz ruhig und souverän. Aber schon wenn man kurz mit ihnen gesprochen hat, wird klar, dass sie in Wirklichkeit nicht wissen, von welchem Geld sie sich nächste Woche Essen kaufen sollen“, sagt die Beraterin des öffentlich finanzierten, in seiner Form bundesweit einzigartigen Hilfsangebots.
      Allein im Januar wandten sich 52 Selbstständige an die Firmenhilfe, mehr denn je. „Die Krise offenbart viele handwerkliche Fehler. Viele Selbstständige haben keine Liquiditätsplanung oder sind von nur einem oder wenigen Kunden abhängig. In den guten Jahren schmälerte das nur den Gewinn, doch in den schlechten kann das die Existenz bedrohen“, sagt Firmenhilfe-Sprecher Olaf Brockmeyer. 70 Prozent der Anrufer kriegen nach der telefonischen Strategieberatung noch die Kurve. Doch in 30 Prozent der Fälle führt kein Weg mehr an der Insolvenz vorbei.
      „Wir könnten in einigen Branchen eine katastrophale Insolvenzwelle von Selbstständigen erleben“, sagt der Trierer Insolvenzverwalter Thomas B. Schmidt. Gefährdet seien besonders Einzelunternehmer mit großem Kapitalbedarf, etwa Besitzer von Autohäusern oder Handwerksbetrieben, die nun große Probleme in der Finanzierung hätten und zugleich darauf angewiesen seien, dass ihre Rechnungen immer kurzfristig bezahlt werden. Nach den Erfahrungen des Juristen und Buchautors („Das Autohaus in Krise und Insolvenz“) stehen Alleinkämpfer im Krisenfall besonders schlecht da. „Selbst wenn durch einen guten Insolvenzplan eine Rettung möglich wäre, ist es in der aktuellen Situation fast unmöglich, dafür eine Bankfinanzierung zu bekommen.“ Zudem lasse sich anders als bei großen Konzernen auch kein öffentlicher Druck erzeugen. Die Folgen können bitter sein: „Selbstständige müssen sich von der Vorstellung lösen, dass es eine Grenze zwischen dem betrieblichen und privaten Vermögen gibt. Sie haften mit allem, was sie haben.“
      Die Freelancer-Krise geht quer durch die Branchenlandschaft. Freischaffende Architekten etwa verzeichnen rapide sinkende Auftragseingänge. Der jüngsten Umfrage des Ifo-Instituts zufolge ist das Auftragsvolumen gewerblicher Kunden um fast 50 Prozent gesunken. „Wir bekommen viele Rückmeldungen von Kollegen, die die Krise bereits spüren. Viele Investoren stellen neue Projekte erst mal zurück – schon weil es keine Finanzierung mehr dafür gibt“, sagt Bernd Blaufelder vom Bund Deutscher Architekten. Die Hoffnung vieler Architekten liege nun vor allem in öffentlichen Bauvorhaben, durch das Konjunkturpaket finanziert.

      Harter Wettbewerbsdruck

      Diesen Ausweg haben Freiberufler in der Medienbranche nicht. Nach der Einstellung von Titeln, zuletzt des deutschen Ablegers von „Vanity Fair“, und gekürzten Redaktionsetats schreiben viele Journalisten nicht mehr nur über die Krise, sondern stecken selbst mittendrin. „Viele Freie verlieren reihenweise Auftraggeber. Auch solche, für die sie schon seit Jahren gearbeitet haben“, sagt Hendrik Zörner vom Deutschen Journalistenverband. Zugleich verschärfe sich der Wettbewerbsdruck, da immer mehr Schreiber ihr Glück in der Freiberuflichkeit suchten. Manche gezwungenermaßen.
      Dabei kann eine Freiberuflichkeit als Verlegenheitslösung ein fataler Holzweg sein. Probleme bekämen nun vor allem diejenigen, die schon im Angestelltenverhältnis nicht so erfolgreich waren und vielleicht auch unfreiwillig ausgeschieden seien, formuliert es der Münchner Unternehmensberater Michael Waubke. „Dann drucken sie sich mit dem Tintenstrahldrucker einen Briefkopf und versuchen, mit dem Köfferchen in der Hand als Consultant durchs Land zu reisen. Das klappt schon in Boomzeiten nicht gut – und in der Krise werden es viele nicht schaffen.“
      Waubke selbst wagte vor 13 Jahren den Schritt vom angestellten Ingenieursdasein in die Selbstständigkeit. Heute hat seine Unternehmensberatung Büros in drei Städten, und er greift seinerseits auf mehr als 500 Freiberufler als Kooperationspartner zurück. „Wir liegen in Umsatz und Ergebnis über Vorjahr – trotz der Krise. Vielleicht auch wegen ihr“, sagt Waubke. Der Beratungsbedarf sei sehr groß, wenn sich damit unmittelbar die Profitabilität steigern ließe, zum Beispiel beim Flottenmanagement. Für gut qualifizierte Freelancer sieht er denn auch gute Zeiten kommen. „Wenn die Auftragslage besser wird, werden viele Unternehmen, die jetzt Stellen abbauen, zunächst vermehrt auf externe Kräfte setzen.“ Die Freien werden von der Krise also nicht nur früher erreicht. Sie gehen möglicherweise auch als Erste wieder daraus hervor.
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 07:10:03
      Beitrag Nr. 1.244 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.645.124 von Maraho am 24.02.09 19:52:11Hier noch etwas in Bezug:

      Kampf gegen die Krise

      Wenn die Ratlosigkeit regiert
      von Claudia Kade und Peter Ehrlich

      Im Kampf gegen die Krise hat die Große Koalition das meiste Pulver schon verschossen: milliardenschwere Konjunkturpakete und Rekordverschuldung. Aber Union und SPD haben keine Ahnung, ob das reicht.


      Es ist ein Moment, in dem die Abgeordneten viel Fantasie brauchen. Die Spitze der Unionsfraktion muss über Milliardenbürgschaften und Nothilfen für die Wirtschaft entscheiden. Aber die Wucht der Krise übersteigt die Vorstellungskraft der Parlamentarier. Reichen 50 Mrd. Euro aus, um die Konjunktur zu stützen, wenn allein der Immobilienfinanzierer HRE Hunderte Milliarden verschlingt und noch lange nicht über den Berg ist? Wie viel Schulden darf die Regierung aufnehmen, ohne einen Staatsbankrott zu riskieren?

      Dann meldet sich der erfahrene CSU-Familienpolitiker Johannes Singhammer zu Wort: "Wie lang geht das denn noch mit der Krise", fragt er. Die Kollegen sind ratlos, einige grinsen über die unbefangene Frage. "Wer weiß das schon", antwortet einer.

      Kanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht von einer Nebelwand, die sich vor die Augen der Politiker geschoben habe. Wenn die Große Koalition einen Totalschaden in der Krise vermeiden will, kann sie sich also nur Schritt für Schritt vorwärts tasten. Eine Spur, der sie durch das Ungewisse folgen könnte, ist nicht zu sehen. Die mittlere Sicht ist verhangen, nur ganz kurzfristig ist der Tritt einigermaßen sicher. Die Koalition hängt in der Ratlosigkeit fest.

      Dennoch versucht Merkel hin und wieder, ein wenig Zuversicht zu verbreiten. "Wir können das schaffen, wir werden das schaffen", sagt die CDU-Chefin ab und zu, wenn sie über die Krise spricht. Aber auf eine große Optimismusrede hat sie bislang verzichtet. Sie zögert, weil auch sie nicht weiß, wie schlimm es noch kommen wird. Zuversicht verbraucht sich irgendwann. Deshalb ist die Kanzlerin sparsam damit, vielleicht hebt sie sich die Zuversicht auch für den Sommer auf. Dann dürfte die Arbeitslosigkeit dramatisch steigen, und die Bundestagswahl ist nah.

      Noch näher aber rückt derzeit die Nebelwand. Drei Tage, nachdem das 50 Mrd. Euro schwere Konjunkturpaket auf den Weg gebracht ist, rauscht der Dax unter die 4000-Punkte-Marke. Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter sagt voraus, dass die Konjunktur um mindestens fünf Prozent einbrechen wird. "Wir sind in harten Zeiten", sagt Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) abends im ZDF. Eine eigene Prognose verkneift sich der Neuling im Kabinett.

      Auch die SPD-Führung stellt sich darauf ein, dass die Talsohle noch nicht erreicht ist. Zwar gebe es erste Zeichen, dass das Konjunkturprogramm wirke. Für den Fall, dass es nicht wie gewünscht greife, habe man aber noch keinen Plan, heißt es in der Umgebung von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Weil man auf Sicht fährt, will man sich in der Parteispitze in Fällen wie Schaeffler und Opel nicht festlegen, sondern pragmatisch im Einzelfall entscheiden.

      Gerade bei Opel hat sich Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) allerdings schon früh für staatlichen Beistand ausgesprochen und Merkel mit einem eigenen Autogipfel schon Konkurrenz gemacht. Am Donnerstag beim europaweiten Opel-Aktionstag will Steinmeier bei der Hauptkundgebung der IG Metall in Rüsselsheim auftreten. So etwas verpflichtet.

      Einerseits genießen die Genossen, dass der Staat gefragt ist wie nie und sozialdemokratische Ideen Konjunktur haben. Andererseits sei auch klar, dass der Staat nicht endlos eingreifen könne. Bundespräsidentschaftskandidatin Gesine Schwan fürchtet bereits: "Der Staat gerät an die Grenze seiner Möglichkeiten." Er müsse ausgerechnet für diejenigen einspringen, die ihn immer als unfähig und überfordert hingestellt hätten. Wenn das nicht gelinge, könne die Legitimation des Staates langfristig untergraben werden, sagt Schwan der FTD. Es könne sein, "dass wir ein Instrumentarium anwenden, das vielleicht schon in einigen Jahren vollkommen unbrauchbar sein wird".

      FDP-Vize Rainer Brüderle gibt der Regierung eine Mitschuld an der Lage: "Durch ein schlechtes Krisenmanagement und durch eine falsche Politik hat die Bundesregierung die allgemeine Vertrauenskrise noch verstärkt."

      Am Donnerstag soll es einen kleinen Lichtblick geben: Der CDU-Politiker und Merkel-Vertraute Norbert Röttgen stellt sein Buch vor. Titel: "Deutschlands beste Jahre kommen noch. Warum wir keine Angst vor der Zukunft haben müssen."


      Krisenstimmung

      Meinungsumschwung Die Finanzkrise wurde anfangs unterschätzt. Auch von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Ein Protokoll des Kollaps in seinen Worten:

      20. Juli 2008: "Warum sollten wir denn die Krise herbeireden? Wir lösen die Probleme, wenn sie da sind"

      16. September 2008: "Nach dem, was wir bisher wissen, werden die Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen in Deutschland sehr begrenzt sein"

      25. September 2008: "Die Welt wird nicht wieder so werden wie vor dieser Krise"

      23. November 2008: "Wir sind in einer Rezession, und es liegt ein schweres Jahr 2009 vor uns"

      1. Dezember 2008: "Wir können mildern und abflachen. Aber wir sind doch nicht allmächtig"

      7. Dezember 2008: "Es kann zu einer Kreditklemme kommen, und dann wird man handeln müssen"

      28. Januar 2009: "Die Zeiten für vollmundige Steuerversprechen sind längst vorbei"

      Quelle: Aus der FTD vom 25.02.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland

      Bis später....
      @ kiska: Guten Morgen! ;)
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      Avatar
      schrieb am 25.02.09 11:49:14
      Beitrag Nr. 1.245 ()
      Tach Maraho,

      das musste ich mir mehrmals durchlesen. Einfach nur noch geil!

      Hedge-Fonds helfen US-Regierung
      von Elisabeth Atzler (Frankfurt) und Sebastian Bräuer (New York)

      Vielfach als mitschuldig an der Finanzkrise gescholten, winkt ausgerechnet Hedge-Fonds eine Hauptrolle bei der Beseitigung der Folgen des Desasters: So liebäugeln nach Aussagen von Experten derzeit zahlreiche Fonds damit, angeschlagenen US-Banken hochriskante Wertpapiere abzukaufen, um deren Bilanzen zu säubern.
      Helfen will dabei ausgerechnet die US-Regierung. Sie versucht, für die Teilnahme an ihrer geplanten Bad Bank private Investoren zu gewinnen - neben Hedge- auch Private-Equity-Fonds.

      Dabei will Washington den Anlegern die Finanzierung garantieren. Zu weiteren Anreizen hat Washington bislang zwar keine Details genannt. Laut einem Bericht der Financial Times sollen aber je privat investiertem Dollar 6 $ Kredit der US-Regierung zu attraktiven Konditionen gewährt werden, um potenziell hohe Renditen :laugh: für private Anleger zu ermöglichen.
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 13:35:18
      Beitrag Nr. 1.246 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.648.733 von kiska am 25.02.09 11:49:14Servus kiska,

      in der Not frißt der Teufel Fliegen! ;)

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 13:40:14
      Beitrag Nr. 1.247 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.641.668 von Maraho am 24.02.09 13:36:25Guten Tag,

      schon geht es weiter.

      In Bezug auf das gestrige Interview mit Soros....

      Finanzkrise
      Brüssel greift nach nationalen Finanzaufsichten

      Dass die Finanzbranche in Europa bisher überwiegend national kontrolliert wird, könnte bald der Vergangenheit angehören. Angesichts der bedrohlichen Finanzkrise will die EU-Kommission eine neue einheitliche europäische Branchenaufsicht durchsetzen. Details dazu hat eine Expertengruppe erarbeitet. Fraglich ist, ob die Pläne wirklich Realität werden, denn viele Mitgliedsstaaten sträuben sich, Kompetenzen abzugeben.


      HB BRüSSEL. Die Finanzaufsicht in Europa soll nach Ansicht einer von der EU eingesetzten Expertengruppe durch zwei neue europaweite Gremien verbessert werden. "Ein europäisches System der Finanzaufsicht sollte geschaffen werden. Dieses ESFS sollte ein dezentrales Netzwerk sein", heißt es in dem Entwurf des Berichts der Gruppe unter der Leitung des ehemaligen Notenbankers Jacques de Larosiere, der am Mittwoch in Brüssel vorgestellt werden soll. Die bisherige Zusammenarbeit der nationalen Aufseher sei nicht ausreichend, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten, heißt es in dem Reuters vorliegenden Entwurf weiter.

      Als zweites Gremium schlagen die Experten einen "europäischen Rat für systemische Risiken" vor. Diesem sollen Vertreter aller Zentralbanken in der EU sowie der Banken-, Versicherungs- und Wertpapieraufsichtsbehörden angehören. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) soll den Vorsitz übernehmen. Im ESRC würden alle Informationen zusammenlaufen, um die Stabilität des Finanzsystems zu überwachen.

      EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatte die Arbeitsgruppe um den ehemaligen IWF-Chef de Larosiere im Oktober eingesetzt. Sie sollte eine Reform der grenzüberschreitenden Bankenaufsicht in Europa entwerfen. Denn die Finanzkrise förderte Schwächen der bisher national fragmentierten Aufsicht bei der Überwachung der großen europaweit tätigen Banken zutage. Rund 70 Prozent des Vermögensbestandes werden von nur 45 Banken beherrscht, wie etwa der französischen BNP Paribas oder der Deutschen Bank. Die Großbanken fordern schon lange eine europäische Aufsicht, weil sie damit die Kosten etwa bei den Berichtspflichten senken könnten.

      Das ESFS soll nach dem Vorschlag der Experten ein politisch unabhängiges Organ sein, das bestimmte Aufgaben in der grenzüberschreitenden Aufsicht hätte. Der Aufseher des Heimatlandes einer Bank werde weiterhin erster Ansprechpartner sein. Das europäische Gremium würde die Umsetzung einheitlicher europäischer Aufsichtsstandards koordinieren und dafür sorgen, dass die Interessen der Aufsicht des Landes, wo eine Großbank Tochterunternehmen betreibt, gewahrt werden. Die nationalen Behörden wären weiter für die praktische Aufsicht vor Ort zuständig, heißt es in dem Bericht weiter.

      Viele Mitgliedsstaaten sträuben sich dagegen, Kompetenzen in der Aufsicht abzugeben. Schließlich müssen sie bei einer drohenden Bankenpleite mit dem Geld ihrer Steuerzahler einspringen. Die EU-Kommission verspricht sich von dem Bericht, die Blockade der EU-Länder überwinden zu können. Die EU-Staats- und Regierungschefs werden die Empfehlungen beim nächsten regulären Gipfel am 19./20. März diskutieren.

      Bisher wird die Arbeit der nationalen Aufseher in drei Fachausschüssen für Banken-, Versicherungs- und Börsenaufsicht koordiniert. Neue Gremien wie sie die Expertengruppe jetzt vorschlägt könnten die Vorstufe einer europäischen Aufsichtsbehörde sein, für die der EU-Vertrag geändert werden müsste, sagte Eddy Wymeersch. Der Vorsitzende des Fachausschusses für Börsenaufsicht (CESR) erinnerte daran, dass die EZB ebenfalls aus einer Vorläufereinrichtung, dem Europäischen Währungsinstitut, entstanden war.

      Die EZB hat bereits stärkere Kompetenzen in der Finanzaufsicht gefordert. Bisher kann die Zentralbank nicht viel mehr tun, als regelmäßig Berichte über die Stabilität des Finanzsystem abzuliefern. Ihre frühzeitigen Warnungen vor wachsenden Risiken an den Kreditmärkten fanden wenig Beachtung. Im EU-Vertrag ist festgelegt, dass die EU-Länder mit einstimmigem Beschluss der EZB Aufgaben bei der Bankenaufsicht übertragen können.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/bruesse…
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      Avatar
      schrieb am 25.02.09 13:44:02
      Beitrag Nr. 1.248 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.644.585 von Maraho am 24.02.09 18:49:19Passt perfekt hierzu....


      Aktionärsschützer wollen Ende der Sonderprüfung bei IKB verhindern

      Aktionärsschützer befürchten, dass bei der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB Deutsche Industriebank Fehler ehemaliger Manager unter den Teppich gekehrt werden sollen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) will deshalb die Pläne des neuen IKB- Großaktionärs Lonestar durchkreuzen, eine Sonderprüfung bei der Bank einzustellen. Die Aufräumarbeiten dürften nicht beendet werden, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Mittwoch in Düsseldorf. Auf Antrag des US-Investors soll eine außerordentliche Hauptversammlung den Sonderprüfer abberufen. Die DSW will in diesem Fall den Prüfer von einem Gericht neu einsetzen lassen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Aktion%E4…
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      Avatar
      schrieb am 25.02.09 13:53:34
      Beitrag Nr. 1.249 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.056 von Maraho am 25.02.09 07:10:03Wieder eine Meinung:


      Sind wir viel zu pessimistisch?
      Von Henrik Müller

      Es könnte sein, dass der schlimmste Absturz der neueren Wirtschaftsgeschichte bereits fast zu Ende ist. Kann sein, dass wir derzeit übertreiben in unseren ökonomischen Untergangsfantasien. Ein plausibles Szenario: Die akute Krise geht bald zu Ende. Sie weicht einer langen Dürrephase. Wie geht es weiter? Diskutieren Sie mit!


      Uns Deutschen wird ja eine Lust am Untergang nachgesagt. Endzeitfantasien finden hierzulande immer eine Menge Anhänger, auch in der Wirtschaft. Nun gab es in der deutschen Geschichte relativ viele Phasen des Chaos. Recht- und Staatslosigkeit, Krieg, Terror, vom Dreißigjährigen Krieg bis zu den extremen 20er, 30er, 40er Jahren - im nationalen Gedächtnis stecken diese Erfahrungen tief drin.

      Klar, das nervt. Mich jedenfalls.

      In den vergangenen Jahren habe ich viele Artikel und Bücher geschrieben, die sich mit dem Pessimismus der Deutschen befassten. Warum trauten wir uns so wenig zu? Warum glaubten wir, Deutschland sei dazu verurteilt, einer der Verlierer der Globalisierung zu sein? Lange hat die spezifisch deutsche Verzagtheit Reformen und Investitionen behindert und eine Auswanderungswelle sondergleichen begründet.

      Im vergangenen Jahr allerdings haben wir gelernt, dass Pessimismus der neue Realismus ist. Entsprechend zeigen diverse Umfragen, dass die Bundesbürger nicht so überrascht und nicht so verängstigt sind wie unsere Nachbarn in Europa.

      Der große Absturz der Weltwirtschaft nimmt seinen Lauf, so scheint es. Und deutsche Ökonomen sind jetzt vorn dabei, mit extrem pessimistischen Vorhersagen Volk und Märkte auf noch mehr Düsternis einzustimmen. Norbert Walter, Deutsche Bank, sagte Ende vorigen Jahres 4 Prozent Wirtschaftsschrumpfung voraus, nun prophezeit er 5 Prozent Minus. Bietet jemand weniger?

      Um nicht missverstanden zu werden: Auch ich zähle eher zur pessimistischen Fraktion. Mich beunruhigen vor allem die gesellschaftlichen und politischen Rückwirkungen der Krise. Überschuldete, geschwächte Staatswesen drohen finanziell zusammenzubrechen, Inflation, gar eine Hyperinflation, könnte sich verfestigen. Im aktuellen manager magazin habe ich einen umfassenden Report darüber geschrieben.

      Inflation ist immer ein Zeichen schwacher staatlicher Institutionen, und diese Krise schwächt die Institutionen enorm, ja, sie stellt die ganze Idee unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystem in Frage. Während die Märkte noch ein Deflationsszenario für wahrscheinlich halten, könnte dahinter ein Inflationsschock lauern. Wie der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff, Ex-Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, sagt: Im Bemühen, eine Deflation zu vermeiden, könne es durchaus sein, dass wir am Ende "200 Prozent Inflation statt mit 2 Prozent wie gewünscht" bekommen. Dies zu verhindern, sei die "real challenge".

      Aber das Hochinflationsszenario ist eben dies: ein Szenario. Es muss nicht so kommen. Genauso steht es um das andere derzeit grassierende Krisenverschärfungsszenario: die totale Kernschmelze des Wirtschaftssystem - asset deflation. Alle Werte - Häuser, Aktien, Anleihen, Rohstoffe, ganze Sektoren, komplette Volkswirtschaften - würden in diesem Prozess neu bestimmt. Am Ende der Talfahrt hätten sie nur noch einen Bruchteil ihres bisherigen Werts.

      Auch das ist nach wie vor möglich, schließlich hat sich der Dax seit 2007 halbiert, der Ölpreis ist seit seinem Höchststand voriges Jahr um zwei Drittel gesunken, die Häuserpreise geben überall nach, Staatsanleihen vieler Staaten sind eingebrochen, und auch Topbonds wie deutsche oder amerikanische können angesichts der Schuldenorgien jederzeit abstürzen. Aller staatlichen Interventionen zum Trotz wären wir in einem Szenario der debt deflation, wie es in den 30er Jahren, auf dem Höhepunkt der letzten großen Weltwirtschaftskrise, der US-Ökonom Irving Fisher beschrieb - (habe ich kürzlich noch mal nachgelesen, wirklich erhellend). Ein Ende der Krise - politische Katastrophen inklusive - wäre längst nicht absehbar.

      Es kann aber auch sein, dass wir viel zu pessimistisch sind, dass wir gefangen sind in einer düsteren Gegenwart. Am Tiefpunkt angelangt, würden wir den unmittelbar vor uns liegenden Wendepunkt nicht erkennen und den Abwärtstrend einfach immer weiter fortschreiben.

      Diese Vermutung äußert zum Beispiel Jan Poser, Chefvolkswirt der Schweizer Privatbank Sarrasin: "Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass die seit fast zwei Jahren wütende Finanzkrise immer neue Superlative hervorbringt." Und tatsächlich sei es "nicht übertrieben zu behaupten, das vierte Quartal 2008 werde als das katastrophalste Quartal in die Wirtschaftsgeschichte eingehen". Schließlich habe es "seit Beginn der modernen statistischen Erhebungen keinen solchen synchronen Absturz der volkswirtschaftlichen Indikatoren gegeben".

      Aber jetzt sei eine "Bodenbildung" erkennbar. Poser räumt ein, dass dies eine "momentan noch fast radikal anmutende These" sei. Aber: Die Stimmungsindikatoren (wie der Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland oder der ISM-Index in den USA) verharrten zwar auf niedrigem Niveau, sackten aber nicht weiter dramatisch ab. Das zeige noch keinen Aufschwung an, aber eine weitere Beschleunigung des Abschwungs sei unwahrscheinlich.

      All die Notpakete und Rettungsaktionen der Regierungen und Notenbanken, all die Staatsaufträge und -bürgschaften führten endlich zu einer Stabilisierung der Psychologie. Und dies, sagt Poser, sei eine wichtige Vorbedingung dafür, dass der Abschwung ausläuft und allmählich, womöglich im zweiten Halbjahr 2009, erste Anzeichen einer zyklischen Aufwärtsbewegung sichtbar seien.

      Beim Ifo-Index, Dienstag dieser Woche veröffentlicht, verfestigt sich (momentan! - man muss ja vorsichtig sein in diesen Zeiten) der Eindruck einer Trendwende. Die Geschäftserwartungen - im Gegensatz zur aktuellen Geschäftslage - sind zuletzt deutlich gestiegen, und zwar sogar in der arg gebeutelten Industrie. Amerikas Verbraucher hingegen werden immer noch pessimistischer, wie der ebenfalls am Dienstag veröffentlichte Index des Konsumentenvertrauens zeigt.

      Auch ich halte dies für das wahrscheinlichste Szenario für die Zeit ab Herbst 2009: eine Stabilisierung auf niedrigerem Niveau; geringes Wachstum, steigende Preise, wieder deutlich teurere Rohstoffe.

      Die Schulden drücken, die Zinsen sind hoch, die Finanzierungsbedingungen eng, die Steuern steigen, der Abbau öffentlicher und privater Schulden geht weiter - viele wachstumsbegrenzende Faktoren. Kein ökonomisches Armageddon, aber eine ausgeprägte Ära der Dürre, geprägt von jenen "Sieben Knappheiten", die ich in meinem jüngsten Buch beschreibe.

      Es stimmt schon: Wir stehen am Beginn einer neuen Phase der Weltwirtschaftsgeschichte. Die Globalisierung, wie wir sie bisher kannten, geht zu Ende. Aber das heißt noch nicht, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 13:59:00
      Beitrag Nr. 1.250 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.499.975 von kiska am 03.02.09 10:14:03Die Japaner hat es voll erwischt....

      Wirtschaftskrise
      Japans Exporte brechen um fast die Hälfte ein


      Japan verzeichnete das größte Handelsdefizit seit 1980, als die zweite Ölkrise im Nahen Osten die Wirtschaft lähmte. Die Exporte des Landes sind wegen der weltweiten Wirtschaftskrise so stark eingebrochen wie nie zuvor. Im Januar verminderten sich die Ausfuhren im Jahresvergleich um nahezu die Hälfte. Vor allem eine Branche erfährt einen drastischen Einbruch.

      HB TOKIO. Den Einbruch teilte das Finanzministerium am Mittwoch mit. Beschleunigt wurde der Rückgang durch die tagelange Schließung einiger wichtiger Exportmärkte in Asien aufgrund des Neujahrsfestes. Allein die japanischen Autoexporte brachen um zwei Drittel ein. Bereits im Vormonat waren die Ausfuhren Toyotas und seiner einheimischen Konkurrenten um knapp die Hälfte zurückgegangen.

      „Wir sehen keine Anzeichen für eine baldige Besserung der japanischen Wirtschaftslage. Die Wirtschaft wird sich zunehmend verschlechtern“, sagte der Chefvolkswirt des Forschungsinstituts Norinchukin, Takeshi Minami. „Die Exporte nach Asien, besonders in China, purzeln genauso stark wie die in die USA. Das signalisiert, dass womöglich sogar Chinas Wirtschaft schrumpfen könnte.“

      Asiatische Länder sind extrem abhängig von den Ausfuhren ihrer Fabrikwaren. Die Region bekommt den Rückgang der Ausgaben bei den westlichen Verbrauchern stark zu spüren. Mit einem Rückgang der Exporte von 45,7 Prozent im Januar wird Japan besonders stark von der Krise gebeutelt. Der Einbruch war hier sehr viel deutlicher als in Südkorea und China. Die Importe sackten um 31,7 Prozent ab, hier schlug sich eine deutlich schwächere heimische Nachfrage nieder.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/…
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 14:07:01
      Beitrag Nr. 1.251 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.483 von Maraho am 22.02.09 16:05:50Gefahr der Krisenwiederholung

      Zurück zur guten alten Bank
      von Thomas Fricke (Berlin)

      Der europäische Topökonom de Grauwe hat eine klare Meinung zu den Vorhaben, die die G20 planen: Sie drohten zu scheitern. Damit sich die Finanzkrise nicht wiederholt, fordert er viel radikalere Reformen.


      Nach Einschätzung des europäischen Topökonomen Paul de Grauwe drohen die G20-Regierungen mit ihrem Vorhaben zu scheitern, eine Wiederholung der derzeitigen Finanzkrise künftig zu verhindern. Was die Verantwortlichen jetzt planten, gehe zwar in die richtige Richtung, sagte Grauwe der FTD. Um die Finanzmärkte krisenfester zu machen, müssten die Reformen aber um einiges weiter gehen. So schlägt er etwa vor, die Geschäftsbanken wieder strikt von den Investmentbanken zu trennen.

      "Die Banken sollten so weit wie möglich daran gehindert werden, Risiken aufzunehmen, die über ihr traditionelles Kreditgeschäft hinausgehen", sagte der Wirtschaftswissenschaftler von der belgischen Universität in Leuven.

      Die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten EU-Länder hatten am Wochenende in Berlin getagt, um den Finanzgipfel Anfang April in London vorzubereiten. Ziel ist, zu verhindern, dass die Finanzmärkte künftig erneut überschießen. Dazu wollen die Regierenden Sanktionen gegen Steueroasen entwickeln, Hedge-Fonds sowie Ratingagenturen stärker kontrollieren und Banken dazu verpflichten, in guten Zeiten stärker für Rücklagen zu sorgen.

      Zu den positiven Ergebnissen des Gipfels zählt nach Einschätzung von Grauwe vor allem, dass die Verantwortlichen "einiges daran setzen wollten, die Funktionsweise der Finanzmärkte weniger prozyklisch zu machen". Ein Grundproblem sei, dass Finanzinstitutionen in guten Zeiten von Natur aus dazu neigten, immer höhere Risiken einzugehen, um zum Beispiel dem aufschwungbedingten Druck auf immer höhere Rendite nachzukommen.

      Entsprechend positiv sei, von den Banken gerade in besseren Zeiten zusätzliche Eigenkapitalreserven zu verlangen, wie es die G20-Vertreter vorhaben. Durch die bisherigen Basel-II-Vorschriften würden Boom- und Crashphasen gefährlich verstärkt, da Banken in guten Zeiten zu wenig Druck verspürten und in schwierigen Zeiten auch noch höhere Eigenkapitalvorschriften zu erfüllen hätten, so Grauwe.

      Ob das, was diesbezüglich in London beschlossen werden soll, ausreicht, hängt nach Grauwes Urteil aber stark von den Details der Umsetzung ab. Es müsse ein wirksamer Mechanismus gefunden werden, die Anforderungen an die Banken vom makroökonomischen Umfeld abhängig zu machen.

      Dann könne eine Eigenkapitalquote definiert werden, die sich in guten Zeiten erhöht und in schlechten automatisch verringert. Als Kriterium ließe sich gegebenenfalls das jeweilige Kreditwachstum heranziehen. Mögliche Vorschläge dazu habe eine Expertengruppe um den ehemaligen Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Andrew Crockett, sowie den britischen Ökonomen Charles Goodhart in einem Genfer Bericht gemacht. Erste Erfahrungen mit einer solchen antizyklischen Regulierung sammele gerade die spanische Zentralbank.

      Grauwe widersprach zwar der Ansicht, dass sich Krisen an den Finanzmärkten völlig unterbinden ließen. "Das Auftreten von Herdenverhalten, von Boom- und Crashphasen ist in kapitalistischen Systemen unvermeidbar", sagte der Experte, der als Politiker der Grünen bis 2003 den Wirtschafts- und Währungsausschuss des belgischen Parlaments leitete. Doch zeige die jetzige Krise, wie wichtig es sei, die Ausschläge im System möglichst klein zu halten und zu verhindern, dass aus dem Auf und Ab systemische Krisen werden.

      Dies werde erst dann gelingen, wenn die Rolle der Banken neu definiert werde, so Grauwe. Weil die Geldinstitute durch ihre Kreditvergabe eine sehr sensible Funktion für die gesamte Wirtschaft ausübten, müsse es im Kern darum gehen, sie aus dem spekulativen Boom- und Bust-Prozess herauszuhalten. "Die Banken sollten so wenig zusätzliche Risiken aufnehmen wie möglich", so Grauwe. Am besten wäre daher, die Geschäftsbanken wieder strikt von den risikoreichen Investmentbanken zu trennen, wie es die USA als Lehre aus der Krise der 30er-Jahre schon einmal getan hatten.

      Damals war die Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken im Glass-Steagall-Gesetz beschlossen worden. Es sei kein Zufall, so Grauwe, dass es nun wieder zu einer solchen Finanzkrise gekommen sei - nachdem die Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken in den 90er-Jahren aufgehoben wurde. "Da sind die Lehren aus der Geschichte zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten."

      Er widersprach Kritikern der US-Notenbank, die den Ursprung der Krise in einer zu laxen Geldpolitik sehen. Zwar hätten die Leitzinsen eine Zeit lang zu niedrig gelegen. "Das fundamentale Problem ist aber die mangelnde Regulierung der Banken", sagte Grauwe. "Selbst wenn die US-Notenbank Fed ihre Zinsen stärker angehoben hätte, wäre das Bankensystem früher oder später in Schwierigkeiten geraten."

      Aus der FTD vom 24.02.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 14:13:01
      Beitrag Nr. 1.252 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.649.736 von Maraho am 25.02.09 13:44:02Noch etwas hierzu und dann...

      Finanzkrise

      Gierige Pleitebanker

      Politik behindert Aufklärung

      von Reinhard Laska und Martin Giesler

      Experten und Politikern zufolge wird die Bankenkrise nicht richtig aufgeklärt und Banker können sich aus der Verantwortung stehlen. Eine Sonderprüfung zu Milliarden-Verlusten bei der IKB etwa soll jetzt nach knapp einem Jahr ausgesetzt werden. "Man will am Ende vertuschen", wirft der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler der Bank und der Bundesregierung vor.


      Schäffler, der für die FDP Mitglied im Finanzausschuss des Bundestages ist, hält die Aussetzung der Sonderprüfung durch die neue IKB-Eigentümerin Lone Star für eine Absprache. "Ich glaube, das war ein Teil des Deals mit der Bundesregierung und das ist ein skandalöser Vorgang. Denn diese Sonderprüfung haben die Kleinaktionäre auf Druck in der Hauptversammlung durchgesetzt und nur auf Druck der Kleinaktionäre haben die Bundesregierung und die KfW am Ende dieser Sonderprüfung zugestimmt." Das Finanzministerium bestreitet dagegen eine solche Absprache. Jetzt werde nicht aufgeklärt, inwieweit der Aufsichtsrat oder der Vorstand Verantwortung für Fehler im Unternehmen tragen, kritisiert Schäffler.

      Die Opposition beklagt schon länger einen Mangel an Transparenz, viele Parlamentarier sehen sich unzureichend informiert. Auch der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Gerhard Schick, kritisiert die Bundesregierung. "Bei der Bankenrettung ist es derzeit ein sehr kleiner Kreis an Menschen, die über Milliarden Summen entscheiden, die für die Bankenrettung eingesetzt werden", sagt Schick gegenüber Frontal21. "Es gibt aber keine wirkliche öffentliche Kontrolle über die Verwendung der Milliarden bei der Bankenrettung."

      Anwalt warnt vor Folgen für Anleger

      Auch an anderer Stelle sehen Experten die Transparenz bei der Aufklärung der Bankenkrise in Gefahr. Auf Vorstoß des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil (FDP), soll das Informationsfreiheitsgesetz eingeschränkt werden. Dann könnten Bürger, Anleger oder Wissenschaftler nicht mehr wie bisher Akteneinsicht bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Bundesbank erstreiten.

      Der Anwalt Klaus Rotter sieht darin gravierende Folgen für Anleger. "Es wäre ausgeschlossen, dass ein Anleger auf Unterlagen, die sich beispielsweise bei der BaFin befinden, zugreifen könnte." Auskünfte bei BaFin seien jedoch von zentraler Bedeutung, um vor Gericht Fehler einer Bank nachweisen zu können. "Die Bank wird Informationen, die die Bank belasten, nie freiwillig herausgeben", warnt Rotter. Der Bundesrat hat der Initiative aus Bayern bereits im Dezember zugestimmt. Die Bundesregierung prüft die vorgeschlagene Gesetzesänderung derzeit.

      Haftung gefordert

      Die Steuerzahler springen ein, um strauchelnde Banken zu retten. Aufsichtsräte und Vorstände müssten jedoch nach Ansicht von Professor Marcus Lutter vom Bonner Zentrum für Europäisches Wirtschaftsrecht zur Verantwortung gezogen werden. "Sie haften sehr streng nach deutschem Recht, auf den ganzen Schaden, den sie angerichtet haben, jeder einzelne persönlich", sagt er gegenüber Frontal21.

      Selbstverständlich könne niemand den ganzen Schaden bezahlen. "Aber die Vorstände und Aufsichtsräte sollten wenigstens mit einem kleinen Teil ihres Vermögens an der Wiedergutmachung dieses Schadens beteiligt sein", fordert Lutter. Parlamentarier müssten sich energisch für die Aufklärung einsetzen und sich nicht von Verweisen auf das Bankgeheimnis abhalten lassen.

      Quelle: http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/11/0,1872,7527435,00…

      Bis später....
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 17:47:36
      Beitrag Nr. 1.253 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.024 von Maraho am 25.02.09 06:25:18Guten Abend zusammen,

      erst verkauft man "uns" Obama als Messias (zumindest denen, die es gerne glauben wollten), jetzt wird man ungeduldig und dann?

      Hier ein Beispiel:

      USA
      Obamas lange Wunschliste
      von Markus Ziener

      Als wären die akuten Krisen nicht genug, hat sich Barack Obama noch zusätzliche Probleme aufgeladen. Einem staunenden Kongress legte der Präsident eine Blaupause vor, wie er die USA von Grund auf erneuern und modernisieren will. Stets geleitet von dem Prinzip, die Krise als Chance zu begreifen, setzt der 47-Jährige zum großen Wurf an. Doch jedes große Wagnis birgt die Gefahr eines grandiosen Scheiterns - das war es, was dem Zuhörer zuweilen den Atem stocken ließ, als Obama gar nicht mehr aufhören wollte, neue Ziele zu definieren.

      Natürlich muss man ein Gutteil des landesüblichen Pathos abstreichen und darf sich von der rhetorischen Brillanz des Redners nicht blenden lassen. Doch auch dann bleibt noch genug übrig für ein Stoßgebet, um diesem Mann zu wünschen, dass er weiß, was er tut. Lösen will Obama die Immobilien-, Auto- und Bankenkrise, reformieren will er das Gesundheitssystem, die Energiepolitik und das Bildungswesen, halbieren will Obama bis 2013 das Haushaltsdefizit, und dabei sollen alle Amerikaner, die weniger als 250 000 Dollar im Jahr verdienen, keinen Cent höhere Steuern zahlen. Um so ein Programm zu formulieren, muss man entweder ein unerschütterlicher Optimist sein oder etwas wissen, was sonst keiner ahnt.

      In europäischen Breiten würde kein Staatschef ein derart an Resultaten orientiertes Konzept auf den Tisch legen. Das würde unser Sicherheitsdenken verhindern: Man könnte ja eines Tages für seine Ziele in Haftung genommen werden.

      Dass Amerika anders funktioniert, macht seinen Charme aus. Aber diese Eigenschaft verleitet auch dazu, sich allzu schnell allein der Hoffnung hinzugeben. Das Bild des jugendlichen, strahlenden Obama, der da im Kongress in vorzüglicher Rede seine Pläne entwirft, hat etwas Entwaffnendes. Doch zumindest für den Augenblick vernebelt es auch den realistischen Blick auf die Möglichkeiten einer Regierung. Denn damit Obamas To-do-Liste tatsächlich abgearbeitet werden kann, benötigt er vor allem eines: viel Glück. Die Volkswirtschaft muss bis Jahresende das Sauerstoffzelt verlassen haben, und die Politik darf ihm nicht allzu viele Knüppel zwischen die Beine werfen.

      Seine Strategie ist nicht nur riskant. Auch inhaltlich fehlen in Obamas Puzzle noch wichtige Teile. So hat der Präsident zwar verständlich erklärt, was die Wirtschaft in die derzeitige Starre versetzt hat. Auch beschrieb er zutreffend, warum die Belebung der Kreditvergabe der alles entscheidende Faktor für einen Aufschwung ist. Aber wir wissen noch immer nicht, wie Obama die Geldkanäle der Banken wieder freiräumen will. Wir wissen weiterhin auch nicht, wie Obama die neuen Jobs im Umweltsektor schaffen will, die derzeit vor allem im Ausland existieren. Und Obama hat es auch bei Andeutungen belassen, welche Punkte auf seiner Wunschliste nach unten gerutscht sind. Der Präsident sprach zwar davon, dass "wertvolle Prioritäten" geopfert werden müssten. Doch welche?

      Es mag sein, dass eine Ansprache vor dem Kongress nicht der Ort ist, die Details eines Wirtschaftskonzepts herunterzudeklinieren. Und es ist nachvollziehbar, dass Obama vor allem Optimismus verbreiten wollte und nicht Angst vor den vielen Herausforderungen. Doch wer so viel verspricht, der muss auch bald sagen, wie sein Kunststück gelingen soll.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommenta…
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      schrieb am 25.02.09 18:00:07
      Beitrag Nr. 1.254 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.637 von Maraho am 20.02.09 17:58:32Schade drum, aber es ist so wie es ist....


      Autokrise
      Saab muss Produktion einstellen
      von Helmut Steuer

      Nun ist es soweit: Der insolvente schwedische Autohersteller Saab muss wegen akuter Zahlungsprobleme die Produktion einstellen. Zuvor hatte schon der schwedische Zoll keine für Saab bestimtme Teile mehr durchgelassen. Damit findet ein traditionsreicher Autobauer voerst sein Ende.


      HB STOCKHOLM. Wie ein Sprecher des Zollamtes am Mittwoch im Rundfunk bestätigte, haben die Behörden jede Anlieferung oder Auslieferung von Material oder fertigen Autos für das Stammwerk Trollhättan verboten, weil das Unternehmen seine Zollgebühren nicht entrichtet hat. Es handele sich um „eine beträchtliche Summe“.

      Saab hatte letzte Woche als Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) Insolvenz beantragt, dabei aber auch die Fortsetzung der Produktion mit 4100 Beschäftigten angekündigt. Aus dem Unternehmen verlautete, dass man die Probleme mit dem schwedischen Zoll „alsbald“ lösen werde.

      Der selbst um sein Überleben kämpfende Mutterkonzern in Detroit will die Fortsetzung der Produktion für die zunächst auf drei Monate befristete Umstrukturierung Saabs zu einem „selbstständigen Unternehmen“ finanzieren, verlangt aber auch Regierungszuschüsse aus Stockholm. Die Regierung lehnt alle Hilfen solange ab, bis es keinen neuen Eigner für den kleinen Autohersteller mit einer Jahresproduktion von 94 000 Wagen (2008) gibt.

      Zuvor hatte bereits der schwedische Zoll Lieferungen von und an den schwer angeschlagenen Auto-Konzern Saab gestoppt. Die General Motors-Tochter, die Ende vergangener Woche wegen akuter Zahlungsschwierigkeiten Gläubigerschutz beantragt hat, soll nach Angaben des schwedischen Zolls "nicht unerhebliche" Schulden bei der Behörde haben. Deshalb habe man bis auf Weiteres alle Lieferungen aus Nicht-EU-Ländern an Saab gestoppt. Davon sind auch Ausfuhren fertiger PKW in Nicht-EU-Länder betroffen. Innerhalb der EU fallen keine Steuern und Gebühren an.

      Außerdem haben einige Zulieferer nach Angaben der Göteborger Zeitung "Göteborgs-Posten" ihre Lieferungen an Saab gestoppt. Auch die Spedition Schenker hatte kurzfristig einen Lieferstopp für Saab eingeführt. Mittlerweile habe man jedoch wieder Aufträge ausgeführt und dafür einige Produkte der GM-Tochter als Pfand einbehalten, erklärte ein Sprecher gegenüber der Zeitung.

      Saab hatte schon vor dem Antrag auf Gläubigerschutz die Produktion wegen geringer Nachfrage stark heruntergefahren. Seit Anfang dieser Woche läuft sie allerdings wieder normal. Insofern ist das Unternehmen auf Lieferungen von Komponenten angewiesen. Der Mutterkonzern GM, der sich bis Ende des Jahres von Saab vollständig lösen will, hatte am vergangenen Freitag allen Saab-Zulieferern versichert, dass er die Bezahlung garantiere.

      Offenbar herrscht bei den Zulieferern jedoch Misstrauen gegenüber dieser Garantie. Unterdessen ist Saab weiter auf der Suche nach einem Partner. Aus dem schwedischen Wirtschaftsministerium hieß es am Mittwoch, dass es auch Gespräche mit Opel gegeben habe. Über Ergebnisse wurde nichts bekannt. Saab-Chef Jan-Åke Jonsson hatte sich gegenüber dem Handelsblatt sehr kritisch zu einer Eheschließung mit Opel geäußert und gleichzeitig die Rückführung der eigentlich in Rüsselsheim geplanten Produktion des neuen Saab 9-5 nach Trollhättan angekündigt.

      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/saab-…
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 18:14:13
      Beitrag Nr. 1.255 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.613.502 von Maraho am 19.02.09 18:04:03Hier geht es um die neuen Zahlen des BIP.
      Da der Artikel recht lang ist und außerdem zahlreiche Graphiken beinhaltet, setze ich nur den Titel und dann den Link hier rein.

      Bei Interesse, bitte sehr....

      Konjunktur und Wirtschaftspolitik
      Konsum hält sich, Exporte und Investitionen brechen weg
      Von Dieter Wermuth

      http://blog.zeit.de/herdentrieb/2009/02/25/konsum-halt-sich-…
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      schrieb am 25.02.09 18:22:12
      Beitrag Nr. 1.256 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.335 von Maraho am 25.02.09 18:14:13Dazu schreibt die "FAZ":


      Haushalt
      Staatsdefizit 2008 höher als erwartet


      25. Februar 2009 Das deutsche Staatsdefizit ist im vergangenen Jahr höher als zunächst berechnet ausgefallen. Das Defizit für 2008 betrage nach neuen Berechnungen 3,3 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Mitte Januar waren die Statistiker noch von einem Defizit von rund 1,6 Milliarden Euro ausgegangen. Bezogen auf die Wirtschaftsleistung Deutschlands (Bruttoinlandsprodukt, BIP) ergibt sich eine gesamtstaatliche Defizitquote von minus 0,1 Prozent. Im Jahr 2007 lag die Quote bei minus 0,2 Prozent, 2006 bei minus 1,5 Prozent.

      Grund für das höhere Defizit 2008 sind laut Bundesamt geringere Staatseinnahmen. Allerdings verminderten sich auch die Ausgaben, wenngleich schwächer als die Einnahmen. Ausschlaggebend für die Gesamtentwicklung seien neue Informationen zum Steueraufkommen und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Pendlerpauschale. Deutschland erfüllte 2008 wie in den beiden Vorjahren das Maastricht-Kriterium, das ein maximales Defizit von 3,0 Prozent des BIP erlaubt.

      Der Einbruch des Exports aufgrund der noch immer andauernden Krise hat die deutsche Wirtschaft Ende 2008 allerdings in die schwerste Rezession seit der Wiedervereinigung geschickt. Entsprechende frühere Angaben bestätigte das Statistische Bundesamt. Das Bruttoinlandsprodukt sank demnach von Oktober bis Dezember um 2,1 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal. Das war das größte Minus seit 1987 und bereits das dritte negative Quartal in Folge.

      Neuaufträge für die Industrie sinken im Rekordtempo

      Die in Rekordtempo sinkenden Neuaufträge für die Industrie und das unter der globalen Rezession leidende Exportgeschäft ließen für das erste Quartal 2009 eine „ähnlich hässliche Zahl“ erwarten wie im Schlussquartal 2008, sagte Unicredit-Ökonom Alexander Koch. Der Deutschland-Chefvolkswirt der Citigroup, Jürgen Michels, rechnet mit einem Minus von etwa 1,5 Prozent. „Eine Stabilisierung der Wirtschaft ist erst am Jahresende in Sicht“, sagte Michels.

      Der Konjunktureinbruch am Jahresende ist vor allem der Exportschwäche geschuldet. Die Ausfuhr sank im vierten Quartal um 7,3 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr. Das war das größte Minus seit Frühjahr 1991. Exportweltmeister Deutschland leidet stärker als andere Industriestaaten unter der weltweiten Rezession. Der Branchenverband BGA rechnet für 2009 mit einem Exporteinbruch von bis zu acht Prozent. Das wäre der größte Rückgang seit Bestehen der Bundesrepublik und der erste seit 1993. Wegen des schwachen Auslandsgeschäfts stoppten viele Unternehmen ihre Investitionen. Sie gaben 4,9 Prozent weniger für Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen aus. Die Bauinvestitionen sanken um 1,3 Prozent. Auch die Verbraucher hielten sich zurück: Die privaten Konsumausgaben sanken um 0,1 Prozent. Der Staatskonsum blieb dagegen stabil.

      Staatsschulden werden 2009 in die Höhe schnellen

      Die Rezession, aber auch die beschlossenen Konjunkturmaßnahmen werden die Staatsschulden voraussichtlich auch im Gesamtjahr 2009 in die Höhe schnellen lassen. Das nach oben korrigierte Staatsdefizit wird in den Jahren 2009 und 2010 bei rund 3 und etwa 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesehen. Auch der prognostizierte Schuldenstand verheißt nichts Gutes. Diese Quote steigt dieses Jahr auf etwa 68,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und in den Folgejahren bis auf rund 72,5 Prozent im Jahr 2012. Das sind 11 Prozentpunkte mehr, als noch im Dezember vorhergesagt worden war.

      Bei einem Bruttoinlandsprodukt von gegenwärtig rund 2500 Milliarden Euro heißt das, dass sich der Schuldenstand in knapp vier Jahren um 275 Milliarden Euro erhöhen wird. Wie das Bundesfinanzministerium hervorhebt, kann es noch schlimmer kommen: „Die Projektion ist insgesamt mit deutlichen Risiken behaftet“, heißt es in einem an die EU-Kommission gerichteten Papier von Anfang Februar. So wird davon ausgegangen, dass der konjunkturelle Einbruch im Wesentlichen auf dieses Jahr beschränkt bleibt. Vom nächsten Jahr an wird wieder ein reales Wachstum von rund 1,25 Prozent unterstellt. „Nicht unbeträchtliche Risiken ergeben sich darüber hinaus aus möglichen weiteren Finanzmarktstabilisierungsmaßnahmen sowie Ausfällen aus Garantievergaben an nichtfinanzielle Unternehmen im Rahmen des im Januar beschlossenen Maßnahmenpakets“, heißt es weiter.

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub050436A85B3A4C64819D7E1B05B60928/Doc…

      Und da so gut passt, hier wieder einmal die Schuldenuhr:
      http://www.steuerzahler.de/webcom/show_softlink.php/_c-33/i.…
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 18:41:16
      Beitrag Nr. 1.257 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.619.601 von Maraho am 20.02.09 13:01:25In diesem Text geht es um das Engagement österreichischer Banken in Osteuropa und die Sicht des "Standard" an der Kritik des Auslandes daran:


      Die Sündenböcke

      In der globale Wirtschaftskrise geschehen Dinge, die man bis vor kurzem für unvorstellbar hielt

      Die globale Wirtschaftskrise entfaltet sich in einer Weise, die niemand vorausgesehen hat. Es geschehen Dinge, die man bis vor kurzem für unvorstellbar hielt. Von Washington bis Berlin plant man durch Enteignung und Verstaatlichung die Marktwirtschaft teilweise außer Kraft zu setzen, um sie zu erhalten. Die Politiker versuchen indessen zwischen den Extremen der Verniedlichung und der Dramatisierung einen Mittelweg einzuschlagen.

      Nicht nur für sie, sondern auch für die meisten Wirtschaftsgurus und Futurologen gilt allerdings der Spruch Churchills: "Politische Fähigkeit ist die Fähigkeit vorauszusagen, was passiert morgen, nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr und dann zu erklären, warum all das nicht geschah." Die Vorwürfe, dass an allem die Bankiers, ihre Gier und ihre Boni schuld seien, greifen nicht mehr. Es geht auch um das Versagen der abgehobenen Entscheidungsträger - national und international - auf dem verhängnisvollen Weg "vom Sparkapitalismus zum Pumpkapitalismus" (Ralf Dahrendorf).

      Wenn man die Karriere und die Leistungen der meisten EU-Kommissare unter die Lupe nimmt, fällt es dem unabhängigen Beobachter schwer, die Richtigkeit der "Spiegel" -Schlagzeile zu bestreiten: "In der EU-Spitze fehlt es an Kompetenzen, Geld und weitsichtigen Köpfen."

      Trotz der schwersten Krise der Nachkriegszeit in Japan und in den USA sieht man einen (wenn auch wohl nur vorübergehenden) Höhenflug des Yen und des Dollar, wogegen nach der Herabstufung der Kreditqualität der osteuropäischen Schuldner durch die (auch umstrittenen) Ratingagenturen der "Sturzflug" oder "Absturz" der osteuropäischen Wirtschaft und der dadurch angeblich entstandene "Risikofall" Österreich in den Mittelpunkt mancher Kommentare rückt. Allerdings muss man vor der sich abzeichnenden Jagd britischer, amerikanischer und mancher deutscher Zeitungen nach Sündenböcken warnen.


      Erstens ist es nach wie vor Unsinn, alle mittel- und osteuropäischen Staaten von Kasachstan und der Ukraine bis zu den EU-Kleinstaaten Slowenien oder Tschechien als geschlossenen Krisenherd zu betrachten. Zweitens waren es die westlichen Experten, die den postkommunistischen Regierungen schnellstmögliche Privatisierung und Deregulierung geraten haben. Drittens sind keineswegs nur die österreichischen Banken vom Währungsverfall in Ungarn und Polen, Lettland und Rumänien betroffen. Immerhin sind auch deutsche Finanzinstitute mit knapp 220 Mrd. Dollar in Mittel- und Osteuropa (sowie Großbanken Italiens und Frankreichs) engagiert.

      Trotz aller möglichen Gefahren und dem offensichtlichen Versagen der politischen Eliten etwa in Ungarn, Lettland und Rumänien sind die Pionierleistungen der österreichischen Finanz- und Industrieunternehmen in den Reformländern national und international richtig und wichtig gewesen. Die österreichische Initiative für ein europäisches Hilfspaket liegt im gesamteuropäischen Interesse. Die hektische Suche nach Sündenböcken dient nur der Ablenkung von der Verantwortung jener Politiker (wie etwa des deutschen Finanzministers Steinbrück), die die Dimensionen der Weltkrise völlig unterschätzt hatten.

      (Paul Lendvai, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.02.2009)
      http://derstandard.at/
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 18:51:47
      Beitrag Nr. 1.258 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.483 von Maraho am 22.02.09 16:05:50Nach Luxemburg und Belgien jetzt auch Österreich...


      Enthüllungen beim Bankgeheimnis

      Nach dem Einlenken Belgiens zeigt sich auch Österreich für einen Ausbau der Amtshilfe bei Steuerverfahren offen

      Finanzminister Josef Pröll stellt das "Bankgeheimnis selbst" zwar nicht zur Disposition, ist aber zu Konzessionen bereit. Der ÖVP-Obmann will nun ein Gesamtpaket mit der EU und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aushandeln, erklärte der Ressortchef am Mittwoch.

      Bereits am Dienstag hatte Belgien eingelenkt: Das Land, das sich bisher wie Österreich und Luxemburg vom EU-weiten Informationsaustausch der Finanzämter ausgenommen hat, will künftig Steuerdaten innerhalb der Union melden.
      Pröll erklärte sich bereit, einen Beitrag zur Verbesserung der Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Steuervergehen zu leisten. Hier hat sich das Bankgeheimnis bisher als Hindernis erwiesen, weshalb Österreich unter internationalen Druck geraten ist. Es ist unter anderem eine Gesetzesreparatur geplant, nachdem der Verwaltungsgerichtshof das Öffnen von Konten in einem Amtshilfefall verwehrt hatte.


      Wien - Österreich gerät mit seinem Bankgeheimnis zusehends in die Defensive. Nachdem kürzlich Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker eine Lockerung der Vorschriften nach den Wahlen im Großherzogtum im Juni angekündigt hatte, lenkte Dienstagabend auch Belgien ein. Das Land will nach Aussagen seines Finanzministers Didier Reynders auf den EU-weit verbreiteten Informationsaustausch umsteigen.

      Derzeit machen die drei genannten Staaten von einer Ausnahme Gebrauch und besteuern Zinserträge ausländischer Anleger an der Quelle mit derzeit 20 Prozent.

      Der Satz steigt 2011 auf 35 Prozent, womit die Kosten der Sonderregelung massiv steigen. Weshalb Belgien die Zinsen lieber an die Wohnsitz-Finanzämter im Ausland melden will. Österreich hat sich gegen diesen Schritt bisher gewehrt. Man befürchtet, dass die auf bis zu 70 Mrd. Euro geschätzten internationalen Gelder auf heimischen Konten merklich schrumpfen könnten.

      Allerdings scheint Finanzminister Josef Pröll nun zu Konzessionen bereit. Und zwar im Zuge eines Gesamtpakets bei den Fragen europäische Amtshilfe sowie Ausdehnung der Zinsbesteuerung. Man sei bereit, sich konstruktiv an einer Diskussion in der EU und der OECD zu beteiligen, wie man die internationale Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Steuervergehen verbessern kann, erklärte er anlässlich eines Besuchs des luxemburgischen Budgetministers Luc Frieden in Wien. Nachsatz: "Das Bankgeheimnis selbst steht nicht zur Disposition."

      Offenbar will Pröll die Vorstöße von Seiten der EU, der G20 und der OECD bündeln und dann eine Gesamtlösung aushandeln. Im Gepäck hat der ÖVP-Chef dem Vernehmen nach ein leichteres Knacken des Bankgeheimnisses bei ausländischen Ansuchen. Hier gibt es Probleme, seit der Verwaltungsgerichtshof die Einschau in die Tiroler Konten eines Augsburger Zahnarztes verwehrte. Die deutsche Finanz hatte darum wegen Verdachts auf Schwarzgeld-Transfers nach Österreich ersucht.

      Seither hat sich der internationale Druck auf das Land merklich erhöht. Wie eine Reparatur aussehen könnte, will man im Finanzministerium freilich nicht preisgeben. Das hänge auch von einer in Ausarbeitung befindlichen Reform der Amtshilfe auf EU-Ebene ab, die Bestandteil der Gesamtreform werden soll.

      Quellensteuer auf Stiftungen

      Ebenfalls begrüßt wird nun die von der Europäischen Kommission geplante Ausdehnung der Zinsbesteuerung auf Stiftungen sowie auf Produkte wie Lebensversicherungen. Derzeit kann die Abgabe leicht umgangen werden, weshalb sie gerne als "Deppensteuer" bezeichnet wird. Hier erwartet Wien keine Verschlechterungen für ausländische Stifter im Land.

      Das Bankgeheimnis stellt übrigens auch bei kleineren Strafvergehen im Inland ein Hindernis für die Ermittler dar. Das Lüften der Verschwiegenheitspflicht der Banken gilt nämlich nur bei Verfahren mit einer Strafandrohung von mehr als einem Jahr. Bei einfachem Diebstahl (unter 3000 Euro) drohen sechs Monate Freiheitsentzug, erläutert der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Werner Pleischl. Hier seien den Ermittlern die Hände gebunden.

      (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.02.2009)
      http://derstandard.at/
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 18:58:25
      Beitrag Nr. 1.259 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.194 von Maraho am 25.02.09 18:00:07Noch etwas zur Automobil-Industrie....

      Autobau: EU gegen Hilfe
      "Der Staat ist nie ein besserer Unternehmer"

      Nun verweigert Brüssel der Autobranche doch direkte Unterstützung. Die Hersteller seien zuerst alleine für ihr Überleben verantwortlich.
      Von C. Gammelin und M. Kläsgen


      Einen Tag vor den angekündigten europaweiten Protesten Zehntausender Arbeiter der Autobranche hat die Europäische Union erklärt, dass sie doch kein Paket zur Rettung der europäischen Autoindustrie schnüren wird. Daran ließ Industriekommissar Günter Verheugen am Mittwoch in Brüssel keinen Zweifel. "Zuerst sind die Hersteller für ihr Überleben verantwortlich", sagte Verheugen. "Der Staat ist niemals ein besserer Unternehmer." Die Brüsseler Behörde lehnt damit die Wünsche des europäischen Automobilverbandes klar ab. Dessen Vertreter hatten gefordert, Brüssel müsse dringend "Maßnahmen ergreifen, um der Autoindustrie aus der Krise zu helfen". Noch im Herbst hatte die EU-Kommission angekündigt, sie arbeite an einem solchen Paket.

      Zusammen mit EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes kündigte Verheugen Leitlinien für nationale Autohilfen an. Diese sollen am Sonntag auf dem EU-Gipfel beschlossen werden. Den Regierungen ist es danach erlaubt, sowohl den Absatz von Fahrzeugen als auch die Hersteller selbst mit staatlichen Beihilfen zu unterstützen, solange die Regeln des Binnenmarktes und des fairen Wettbewerbs beachtet werden. Zudem sollen die Unternehmen ausreichend Kredite bekommen. In den nächsten Tagen wird die Europäische Investitionsbank über Kreditanträge in Höhe von 3,8 Milliarden Euro entscheiden. Anträge über weitere 6,8 Milliarden Euro liegen vor.

      Verheugen warnte die Regierungen, falsche Versprechungen abzugeben. Unternehmen müssten selbst entscheiden, wo sie produzieren. Lenkend in den Strukturwandel der Autobranche einzugreifen sei "ebenso wenig eine politische Aufgabe wie die Rettung von Opel. Die schwierige Lage des Autobauers resultiere vor allem aus Managementfehlern in der US-amerikanischen Zentrale von General Motors. Solange die Lage dort unklar sei, "können wir über Hilfe nur spekulieren". Niemand dürfe "jetzt den weißen Ritter spielen und durch Scheinaktivität Hoffnungen wecken, die nicht erfüllt werden können". Kroes zufolge muss erst ein Restrukturierungsplan für ein eigenständiges Unternehmen Opel vorliegen, bevor Brüssel über Hilfen entscheiden kann. Sie kündigte an, entschieden gegen Protektionismus vorzugehen.

      Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ändert beim Thema Hilfen für die Autoindustrie der Tageszeitung Le Figaro zufolge seinen Kurs. Seine Regierung werde die Hilfe ohne politische Auflage gewähren. Die Regierung fordere nun keine schriftliche Zusicherung mehr, auf Werksschließungen zu verzichten. Diese Klausel hatte eine europaweite Debatte über Protektionismus ausgelöst.

      Sarkozy reist an diesem Donnerstag zu dem ebenfalls bedrohten Autozulieferer Plastic Omnium in die Nähe von Lyon, um seinen Plan zu Wiederankurbelung der Autoindustrie anzukündigen. Am Dienstag hatte er in Rom mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi eine gemeinsame europäische Industriepolitik gefordert und sich von Brüssel und Berlin distanziert. "Ich hätte mir eine koordinierte europäische Politik zur Unterstützung der Autoindustrie gewünscht", sagte Sarkozy.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/wirtschaft/5/459644/t…
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 19:10:40
      Beitrag Nr. 1.260 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.019 von Maraho am 25.02.09 06:18:07Obama`s Kandidat Nr. 3.....

      Obama nominiert Ex-Gouverneur Locke als Handelsminister
      Dritter Anlauf nach zwei Fehlschlägen

      Im dritten Anlauf hat US-Präsident Barack Obama doch noch einen Kandidaten für das Amt des Handelsministers gefunden. Obama nominierte am Mittwoch den ehemaligen Gouverneur des Staates Washington, Gary Locke. Der 59-Jährige sei «der richtige Mann für diesen Job», erklärte der Präsident. ...


      (ap) Gary Locke war der erste Gouverneur eines US-Staates mit chinesischen Wurzeln und war von 1997 bis 2005 im Amt. Seine Nominierung muss noch vom Senat bestätigt werden.

      Die zwei ersten Kandidaten, der Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, und der republikanische Senator Judd Gregg, hatten ihre Nominierung zurückgezogen. Grund für Richardsons Entscheidung im Januar waren Korruptionsermittlungen im Zusammenhang mit der Vergabe staatlicher Aufträge in New Mexico. Gregg dagegen sprach bei seinem Verzicht von «unlösbaren Differenzen» mit der Politik des Demokraten Obama.

      «Versuchen, bis es klappt»

      Vermutlich sei bemerkt worden, dass er sich schon mehrfach mit einer Nominierung für das Handelsministerium versucht habe, sagte Obama bei Lockes Vorstellung am Mittwoch scherzhaft. «Aber ich glaube fest daran, dass man etwas versuchen soll, bis es klappt.»

      Locke werde als Handelsminister «ein unermüdlicher Fürsprecher für unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sein und ein einflussreicher Botschafter für die amerikanische Industrie», erklärte Obama weiter. Locke kündigte an, das Handelsministerium «kann und wird dabei helfen, die Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Dynamik zu schaffen, die unser Land braucht».

      Fragen zur Rolle in Clintons Spendenskandal

      Der frühere Gouverneur arbeitet derzeit für eine in Seattle ansässige Anwaltskanzlei, die sich unter anderem auf China spezialisiert hat. Vor dem Senat muss er sich vermutlich Fragen zu seiner Rolle im Spendenskandal von Bill Clintons Wahlkampf 1996 stellen. Damals hatte er alle Vorwürfe zurückgewiesen, und ein Ausschuss des Repräsentantenhauses kam zu dem Schluss, dass er nicht wissentlich illegale Spenden angenommen habe.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/international/obama_nominiert…

      Weitere Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Locke
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 19:18:17
      Beitrag Nr. 1.261 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.649.713 von Maraho am 25.02.09 13:40:14Noch etwas neues aus Brüssel...

      Brüssel dringt auf rasche Entsorgung fauler Wertpapiere

      Die EU-Kommission dringt auf eine rasche Entsorgung fauler Wertpapiere aus den Bilanzen der Banken. Die Brüsseler Behörde schlug am Mittwoch EU-weite Regeln für die Einrichtung sogenannter Bad Banks vor, in die ausfallgefährdete Kredite und andere Risikopapiere ausgelagert werden könnten.

      (ap) «Viele Banken verheimlichen das wahre Ausmass ihrer möglichen Verluste», kritisierte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Deshalb herrsche auf den Finanzmärkten weiter grosses Misstrauen, die Kreditvergabe komme nicht in Gang.

      Welche Banken staatliche Unterstützung bei der Bereinigung ihrer Bilanzen bekommen, soll nach dem Kommissionsvorschlag jede EU-Regierung selbst entscheiden dürfen. Die Brüsseler Behörde ging damit auf Kritik unter anderem von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ein, der die von der Kommission zunächst angestrebte Beschränkung auf akut gefährdete Banken scharf kritisiert hatte.

      Jede Bank, die Hilfe in Anspruch nehmen will, soll nach den Vorstellungen der Kommission zunächst zu einer Offenlegung aller Risiken gezwungen werden. Zudem soll der Zugang zur Bad Bank zeitlich befristet werden: Interessierte Kreditinstitute sollen ihre Beteiligung spätestens sechs Monate nach der Einrichtung der Bad Bank anmelden müssen.

      IWF befürchtet Abschreibungen von 2,2 Billionen Dollar

      Wie viele faule Wertpapiere noch in den Bankbilanzen schlummern, ist nach Angaben der EU-Kommission völlig unklar. Seit Mitte 2007 hätten Kreditinstitute weltweit bereits Hypotheken und Kredite im Wert von gut einer Billion Dollar abgeschrieben, auf europäische Banken entfiel dabei ein Verlust von knapp 300 Milliarden Euro. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den drohenden Gesamtverlust auf 2,2 Billionen Dollar.

      Reform der Finanzmärkte

      EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso forderte als Konsequenz aus der Krise eine «integriertes Finanzmarktaufsichtsystem» für Europa. Barroso griff damit eine Empfehlung des Finanzexperten Jacques de Larosière auf, der am Mittwoch die Vorschläge einer von der Kommission einberufenen Beratergruppe zur Reform der Finanzmärkte vorlegte.

      Die Gruppe schlägt zur besseren Kontrolle der Märkte die Einrichtung eines Frühwarnsystems vor. Dazu solle unter Vorsitz des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Gremium namens Europäischer Rat für Systemische Risiken eingerichtet werden, dem unter anderem die Chefs der naitonalen Zentralbanken angehören sollten. Zur Überwachung grenzüberschreitend tätiger Banken, Versicherung und des Wertpapierhandels sollten den Experten zufolge Ausschüsse aus Vertretern der nationalen Aufsichtsbehörden gebildet werden.

      Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/bruesse…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 25.02.09 19:29:48
      Beitrag Nr. 1.262 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.221 von Maraho am 22.02.09 19:21:17Mal wieder etwas über die HRE...

      HRE von Anfang an eine »Bad Bank«

      Schon rot-grüne Bundesregierung wusste über hohe Risiken deutscher Banken Bescheid
      Von Hermannus Pfeiffer

      Der Verkauf fauler Kredite trug maßgeblich zur Finanzkrise bei und wird seit langem von Staat und Regierung gedeckt.

      Während der späten neunziger Jahre hatte die Shareholder-Value-Ideologie jede kaufmännische Vernunft unter sich begraben. »Wer 15 Prozent und mehr Gewinn nach Steuern einfahren will, muss wohl fusionieren«, resignierte damals der prominente Kritiker Professor Uwe Jens vor der Gier der Banken. Bald wurden aus 15 Prozent Gewinnerwartung 20 und daraus 25 Prozent und mehr. Zum Höhepunkt wurde in München der Zusammenschluss der privaten Hypotheken- und Wechselbank mit der halbstaatlichen Vereinsbank, aus der 1998 die Hypo-Vereinsbank hervorging. Kurz nach der Fusion entdeckte der neue Vorstand ein Finanzloch über 3,5 Milliarden Mark für uneinholbare Hypothekenkredite.

      Zu den Stärken der Bayern hatte die Finanzierung von Häusern, Fabrikgebäuden und anderen Immobilien gehört. Ein solides Geschäft, das aber vergleichsweise wenig Gewinn abwarf. Zu wenig, befanden die Shareholder-Value-Manager. 2003 spalten sie das gewerbliche Immobiliengeschäft in die rechtlich selbstständige »Hypo Real Estate Holding AG« ab und brachten die HRE an die Börse. Die HRE war also von Anfang an eine »Bad Bank«, mit der sich die marode Konzernmutter Hypo-Vereinsbank von schlechten Krediten befreien konnte, um 2005 von der italienischen Unicredit aufgekauft zu werden. Die Altaktionäre um die Münchner Rück kamen so mit einem blauen Auge davon.

      Seit ihrer Gründung folgte die HRE einem Trend: Die bundeseigene KfW hatte zwischen 2000 und 2004 für Privatbanken Verbriefungen von schlechten Krediten im Gesamtwert von über 36 Milliarden Euro vorgenommen. Dazu wurden mehr oder weniger Not leidende Darlehen gebündelt und als Wertpapier (»Verbriefung«) verkauft. Größter Verkäufer war laut »Handelsblatt« die Hypo-Vereinsbank mit 7,62 Milliarden Euro. Zwar verbriefte die Kreditanstalt für Wiederaufbau nicht auf eigene Rechnung, sondern als Dienstleister, doch sie nutzte ihren guten Ruf, um zweifelhafte Wertpapiere zu platzieren.

      Die Idee stammt aus den USA: Darlehensverkäufe hatten in den 1970ern dazu gedient, marode Kreditinstitute und Bausparkassen vor dem Zusammenbruch zu retten. In Deutschland wurden sie in den 1990ern bei privaten Großbanken modern, um gefährdete Kredite beispielsweise für »Schrottimmobilien« in Ostdeutschland abzusichern und die Risiken zu verteilen. 2005 wurde der Bestand an Problemkrediten in Deutschland auf 300 Milliarden Euro geschätzt.

      Für Albrecht Müller von den »Nachdenkseiten« verbirgt sich dahinter ein »krimineller Akt«: Wer faule Kredite verpacke und sie als Wertpapiere verkaufe, »ist am Beginn einer betrügerischen Kette beteiligt«. Unter Billigung der Politik, die nicht nur die KfW dafür bereitstellte, sondern den Banken auch Steuererleichterungen bot.

      Für den ersten privaten Ausverkauf ohne die KfW zeichnet ausgerechnet die Hypo Real Estate verantwortlich: Im Jahr 2004 verscherbelte sie 4200 Hauskredite für 3,6 Milliarden Euro an den berüchtigten Finanzinvestor Lone Star aus Texas. Mit »problematischen Folgen« für die Hausbesitzer, prangerte Professor Karl-Joachim Schmelz vor dem Finanzausschuss des Bundestages an, denn die Texaner setzten ihren Kunden finanziell die Pistole auf die Brust.

      Mit dem Verkauf war die HRE zunächst diese Risiken los, aber nicht der Markt. Andere Problemfälle konnte die HRE nicht rechtzeitig abstoßen, neue kamen durch die Auslandsexpansion und 2007 durch die Übernahme des Staatsfinanzierers Deutsche Pfandbriefbank hinzu. Um ihre zu geringen Renditen aufzupolieren, setzte die HRE auf ein Finanzierungsmodell, dass gegen alle Regeln der Branche verstößt: Langfristige Geldanlagen finanziert die HRE durch kurzfristige Kredite.

      Im Ergebnis der dubiosen Geschäftspolitik konnte die 2007 in den USA ausgelöste Immobilien- und Finanzkrise voll auf die HRE durchschlagen. Die schlechten (»bad«) Risiken der bayerischen Bad Bank trägt nun der Steuerzahler, denn der Bund bürgt mittlerweile für 102 Milliarden Euro.

      Die HRE war keineswegs die einzige Bad Bank, die Privatbanken gründeten. Zwei Jahre zuvor hatten die Frankfurter Großbanken ihre schwächelnden Hypothekenbanken verschmolzen. Commerzbank, Deutsche und Dresdner Bank bündelten 2001 ihre Immobilienfinanzierungen in der neuen »Eurohypo AG«. Zuvor war ein Teil der Altlasten über die KfW auf den Kapitalmarkt geflossen.

      »Der scharfe Wettbewerb und schwache Margen hatten es« – so der damalige Eurohypo-Boss Karsten von Köller – »immer schwerer gemacht, die notwendige Rentabilität im Inland zu erzielen und den Trend zur Konsolidierung (also Fusionen) in der Branche spürbar zunehmen lassen.« Auf dem deutschen Hypothekenmarkt spielen seitdem neben der Eurohypo nur noch die HRE sowie die öffentlichen Landesbanken eine relevante Rolle. Köller und seine Bank zog es wie die HRE ins scheinbar lukrativere Ausland, nicht nur in die USA – wo die Immobilienblase bereits geplatzt ist – sondern auch nach Großbritannien und Spanien, wo die überhöhten Immobilienpreise jederzeit platzen können.

      2005 wurde die Eurohypo von der Commerzbank geschluckt. Aber daran könnte sich die Großbank noch verschlucken und mit ihr die Bundesregierung. Die Große Koalition griff nicht nur bei der HRE, sondern auch bei der Commerzbank-Eurohypo ein und teilverstaatlichte den Geldgiganten, der gerade mit der Dresdner Bank fusioniert und so die Allianz von Altlasten befreit.

      Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/144407.hre-von-an…
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      schrieb am 25.02.09 19:41:03
      Beitrag Nr. 1.263 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.644.585 von Maraho am 24.02.09 18:49:19Fortsetzung von den "NachDenkSeiten"....


      Was tun, um den immensen Schaden für uns alle zu verringern? Schadensersatz für Untreue und Betrug? (Finanzkrise Teil IX)

      Jetzt kommt endlich die Debatte um die strafrechtliche Seite der Finanzkrise in Gang. So gestern Abend bei Frontal 21 und vorher schon durch den Juristen Marcus Lutter und andere. Wir haben lange darauf gewartet, nachdem in den NachDenkSeiten vom 17. August 2007 schon zu lesen stand: „Die Blase - das Werk von Kriminellen, kriminellen Vereinigungen und Hehlern“. Es ist wichtig, die Debatte über die strafrechtliche Seite endlich voranzubringen, weil damit zum einen auch die Frage des Schadenersatzes auf den Tisch kommt und zum andern - viel wichtiger - mit der notwendigen Kriminalisierung der Täter die Hoffnung besteht, dass diese nicht weiter auf Kosten der Allgemeinheit mithilfe von Boni, Gehältern und Dividenden plündern können, wie dies bis jetzt nahtlos geschieht. Albrecht Müller

      Da die weiterführende Abhandlung den Rahmen sprengen würde, hier der Link:
      http://www.nachdenkseiten.de/?p=3795#more-3795
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      schrieb am 25.02.09 19:55:56
      Beitrag Nr. 1.264 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.638.648 von Maraho am 24.02.09 06:01:43....die AIG.
      Es scheint eng zu werden.....


      Versicherungen
      AIG glaubt kaum noch auf Tafelsilber-Verkauf

      Der taumelnde US-Versicherer AIG stößt beim Verkauf seines Tafelsilbers in Asien offenbar auf wachsende Hindernisse. Die Wirtschaftskrise schmälere laut Medienberichten die Chancen auf einen Verkauf der hoch geschätzten Lebensversicherungssparte AIA rasant.

      HB HONGKONG. Mehrere potenzielle Bieter seien bereits abgesprungen erklärten mit dem Verkaufsprozess vertraute Personen am Mittwoch. Der einst weltgrößte Versicherer benötigt dringend Geld, denn im vergangenen Vierteljahr verbuchte er Finanzkreisen zufolge mit 60 Mrd. Dollar den größten Verlust in der Wirtschaftsgeschichte und steht damit schon zum dritten Mal innerhalb weniger Monate vor der Pleite.

      Lediglich der britische Versicherer Prudential, der kanadische Rivale Manulife sowie Singapurs Staatsfonds Temasek erwägen ein Gebot für bis zu 49 Prozent an der rund 20 Mrd. Dollar teuren Sparte AIA, wie Reuters erfuhr. Prudential will sich aber offenbar mehr Zeit ausbitten. Es sei unwahrscheinlich, dass das Unternehmen die Frist für die Offerten am Freitag einhalte, hieß es in Konzernkreisen.

      Abgesprungen sind den mit den Verkaufsplänen vertrauten Personen zufolge die Bank of China und HSBC. Für den richtigen Preis will AIG auch eine Mehrheit abgeben. Falls die Auktion nicht erfolgreich verlaufe, erwäge AIG einen AIA-Börsengang, hieß es weiter. Die genannten Unternehmen wollten sich nicht dazu äußern.

      Die American International Assurance (AIA) gilt als Kronjuwel unter den asiatischen AIG-Sparten, von denen derzeit gleich mehrere zum Verkauf stehen. Ihre Abspaltung wurde bereits im Herbst auf den Weg gebracht, nachdem die US-Regierung AIG erstmals vor der Pleite retten musste. Das einst stolze Unternehmen wurde danach ein weiteres Mal vor dem Bankrott bewahrt und hat mittlerweile Geldspritzen von insgesamt 152 Mrd. Dollar erhalten. Mit dem Verkauf von Firmenteilen will AIG die Staatshilfen teilweise zurückzahlen. AIG hatte den Angaben zufolge vor allem gehofft, die kapitalstarke Bank of China würde ein hohes Gebot einreichen. Eine große Hürde für viele Interessenten dürfte nämlich die Finanzierung des Kaufs sein, denn viele Banken haben die Kreditvergabe im Zuge der Finanzkrise eingeschränkt.

      Die "Financial Times" hatte zuletzt berichtet, dass auch die deutsche Allianz Informationen zu dem geplanten Geschäft angefordert habe. Europas Branchenprimus hat jedoch immer wieder betont, kaum Spielraum für Zukäufe zu sehen. Viele Unternehmen scheuen wegen der schwierigen Kreditbedingungen derzeit größere Deals und haben stattdessen mit eigenen Problemen zu kämpfen.

      Für seine Lebensversicherungssparte American Life Insurance hat der US-Konzern der Agentur Bloomberg zufolge Gebote von MetLife und Axa erhalten. MetLife biete vorläufig 11,2 Mrd. Dollar, dies könne jedoch noch auf acht Mrd. schrumpfen, hieß es am Dienstag. Das Axa-Gebot beziehe sich nicht auf das Japan-Geschäft, das den Löwenanteil des Umsatzes erwirtschaftet.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/aig-glaubt-kaum-noch-auf-tafelsi…
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      schrieb am 25.02.09 20:08:53
      Beitrag Nr. 1.265 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.335 von Maraho am 25.02.09 18:14:13Dies schreibt die "Frankfurter Rundschau" hierzu:

      Immer mehr sparen

      Angst hält Konsumenten zurück
      VON ROLAND BUNZENTHAL

      Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Februar offenbar weiter gestiegen. Die Angst um ihren Arbeitsplatz hat dazu beigetragen, dass die Bundesbürger wieder mehr sparen und weniger konsumieren. Im vierten Quartal 2008 stieg die Sparquote von 9,6 auf 10,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, berichtet das Statistische Bundesamt.

      Auch bei den Unternehmen ist ein strikter Sparkurs mehr und mehr zu spüren: Ausgelöst vom gesunkenen Export (preisbereinigt minus 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr) brachen die Produktion und die Investitionen der Unternehmen regelrecht ein. Acht Prozent weniger als Ende 2007 stellten die Firmen des Produzierenden Gewerbes zwischen Oktober und Dezember her. Vor allem der Maschinen-, aber auch der Fahrzeugbau bekamen die plötzliche Zurückhaltung der Investoren aus dem In- und Ausland zu spüren. Im kurzfristigen Vergleich zum Vorquartal schrumpften die Ausrüstungsinvestitionen denn auch um 4,9 Prozent. Dagegen nahmen die "sonstigen Anlagen" (immaterielle Güter wie Software oder Lizenzen) noch zu.

      Vielfach produzierten die Hersteller im Herbst bereits auf Halde. So sind die Lagerbestände kräftig gewachsen, was einen noch stärkeren Abschwung verhinderte. Allerdings ist das auch auf die gravierenden Absatzprobleme der Unternehmen zurückzuführen. Angesichts der begrenzten Lagerkapazitäten dürfte sich dieser Wachstumseffekt kaum so rasch wiederholen.

      Die Verbraucher haben offenbar auf den Rückgang der Heizölpreise reagiert und im vierten Quartal die Tanks wieder gefüllt. Die - preisbereinigten - Ausgaben für Wohnung, Wasser und Energie stiegen dadurch um 1,8 Prozent. Die Aufwendungen für "Verkehr und Nachrichtenübermittlung" sanken dagegen um 4,8 Prozent. Darin enthalten sind sowohl die aufgeschobenen Autokäufe als auch die niedrigeren Telefon- und Internet-Tarife. Insgesamt gaben die Konsumenten 0,6 Prozent weniger aus als ein Jahr zuvor. Dass die Kauffreude nicht noch stärker einbrach, ist vor allem den um 3,6 Prozent und damit überdurchschnittlich gestiegenen Arbeitsentgelten zu verdanken-

      In der laufenden Drei-Monats-Periode dürfte der Lageraufbau langsam an seine Grenzen stoßen und damit kaum noch einen Wachstumsbeitrag leisten. Auch sonst lassen die Zahlen aus Wiesbaden einen weiteren deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung erwarten. Die Prognosen für die Jahresrate in der aktuellen Periode schwanken derzeit zwischen minus zwei und minus fünf Prozent. Allein der Effekt des statistischen Unterhangs dürfte das BIP im Vorjahresvergleich um über zwei Prozent schrumpfen lassen. Unterhang bedeutet, dass die Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt 2008 noch um 1,3 Prozent gestiegen, im vierten Quartal allein jedoch um 1,6 Prozent gesunken ist, was die statistische Basis für 2009 nach unten drückt.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/…
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      schrieb am 25.02.09 20:18:11
      Beitrag Nr. 1.266 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.605.292 von Maraho am 18.02.09 18:27:52Ein sicherer Job?
      Das war einmal...

      Finanzkrise trifft Finanzbranche
      Bankangestellte zittern um ihre Jobs

      325.000 Arbeitsplätze wurden in der Finanzbranche durch die Krise bisher vernichtet, und es werden noch mehr. Betroffen sind vor allem Angestellte mit geringen Einkommen. VON STEFAN SPIEGEL

      Mit Mitleid können Angestellte in der Finanzbranche derzeit nicht rechnen - dabei hätten sie es mehr als dringend nötig. Die Finanzkrise macht vor den Unternehmen, die sie verursacht haben, nicht halt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, die am Mittwoch in Genf vorgestellt wurde.

      325.000 Arbeitsplätze sind dem Report zufolge seit August 2007 in der Finanzwirtschaft verloren gegangen. Allein in den letzten drei Monaten wurde der Abbau von 130.000 Stellen angekündigt. Und die Krise dürfte sich noch beschleunigen, sagte Elisabeth Tinoco von der ILO. "Die bisherigen Zahlen geben die Situation mit einiger Wahrscheinlichkeit noch zu positiv wieder."

      Die Krise vernichtet vor allem gering und mittel bezahlte Jobs. Entgegen der öffentlichen Meinung machen diese einen erheblichen Anteil der Beschäftigten aus. Zudem sind laut Tinoco alle Berufsgruppen betroffen: "von Managern über Kundenberater bis zu Verwaltungsangestellten und EDV-Technikern". Die Letzteren trifft es besonders hart. Schätzungen zufolge droht insgesamt 50.000 von ihnen bis Ende 2009 die Entlassung.

      Besonders dramatisch ist die Lage in London und New York, wo sich vor der Krise das Investmentbanking zentrierte. So gehen die ILO-Experten davon aus, dass in New York bis zu 100.000 Jobs, in London sogar rund 200.000 Jobs in der Finanzbranche verloren gehen könnten. Allein die Citigroup mit Hauptsitz in New York hat bereits 75.000 Arbeitsplätze gestrichen - genauso viele, wie die Deutsche Bank insgesamt hat.

      Neben Pleiten und Konsolidierungen macht sich in London und New York aber auch besonders bemerkbar, dass Banken aus aller Welt ihr Personal im Investmentbanking abziehen, weil es nicht mehr gebraucht wird.

      Bei den deutschen Finanzunternehmen ist die Situation noch nicht so schlimm. Aber auch hier macht sich die Krise bemerkbar. So kündigte die Commerzbank den Abbau von 6.500 Stellen in Deutschland an, bei der BayernLB sollen 5.000 Jobs wegfallen, die WestLB streicht 1.500, die Deutsche Bank 1.400, die HSH Nordbank 1.100 Jobs.

      Das Problem für jobsuchende Bankmitarbeiter: Neue Arbeitsplätze gibt es fast keine, sagt Sigrid Betzen vom Deutschen Bankangestellten-Verband. "Vor einigen Monaten hatten Vertriebler zumindest noch Chancen, aber auch da geht jetzt nichts mehr." Weil die Banken nicht mehr einstellen, versucht die Gewerkschaft mit allen Mitteln, so viele Jobs wie möglich zu retten. Sorgen macht Betzen aber vor allem die Stigmatisierung der Bankangestellten. Der Großteil trüge an der Krise keine Schuld. "Es gibt immer schwarze Schafe", aber die Allermeisten würden sich immer bemühen, ehrlich und gut zu arbeiten.

      Da der Finanzsektor auf jeden Fall zunächst weiter schrumpfen wird, fordern die ILO-Experten Umschulungen und eine soziale Absicherung für die Arbeitnehmer. Sie warnen aber davor, Vorruhestand zu fördern. Das schädige den Arbeitsmarkt und fördere Arbeitslosigkeit im Alter.

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/bankangeste…
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      schrieb am 25.02.09 20:30:10
      Beitrag Nr. 1.267 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.653.087 von Maraho am 25.02.09 19:41:03Liebe Leserinnen,
      liebe Leser,

      für heute verabschiede ich mich. Habt vielen Dank!
      Ich wünsche allerseits einen geruhsamen Abend.

      Maraho

      P.S.: Ich möchte noch auf einen Text hinweisen, den es sich (aber bitte wertfrei) zu lesen lohnt. Falls ihr Lust habt...

      „Dringend gesucht - ein noch selbst denkendes Bürgertum.“
      http://www.nachdenkseiten.de/?p=2517
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      Avatar
      schrieb am 25.02.09 22:59:32
      Beitrag Nr. 1.268 ()
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 05:20:40
      Beitrag Nr. 1.269 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.653.363 von Maraho am 25.02.09 20:08:53Guten Morgen zusammen,
      erst einmal sei euch ein erfolgreicher Tag gewünscht!

      Zu Beginn, wie könnte es auch anders sein, etwas unerfreuliches:

      Arbeitslosigkeit im Februar stark gestiegen

      Nürnberg (dpa) - Die Auftragsflaute vieler Unternehmen hat die Arbeitslosigkeit im Februar erneut überdurchschnittlich stark steigen lassen und damit die bereits im Januar spürbare Trendwende verstärkt. Insgesamt seien im zu Ende gehenden Monat rund 3,55 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit gewesen; das seien rund 65 000 mehr als im Januar, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken der dpa. Das wäre der stärkste Februar- Anstieg seit 2005. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit am Vormittag bekannt geben.

      © Die Welt
      erschienen am 26.02.2009 um 04:53 Uhr
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      Avatar
      schrieb am 26.02.09 05:26:34
      Beitrag Nr. 1.270 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.194 von Maraho am 25.02.09 18:00:07Die Opelaner geben nicht auf....

      Aktionstag für Opel-Rettung

      Rüsselsheim (dpa) - Im Ringen um die Zukunft des Autobauers Opel wollen Mitarbeiter der GM-Tochter in ganz Europa heute für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und gegen Standortschließungen demonstrieren. Zur zentralen Kundgebung am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim erwartet der Gesamtbetriebsrat bis zu 15 000 Teilnehmer. Unterdessen sprach sich Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee für einen Einstieg des Staates bei Opel aus. Die Länder, die Opel- Standorte haben, könnten sich am Unternehmen beteiligen, sagte er dem «Hamburger Abendblatt».

      © Die Welt
      erschienen am 26.02.2009 um 04:57 Uhr
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 05:39:08
      Beitrag Nr. 1.271 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.641.958 von Maraho am 24.02.09 14:06:09Ein weiteres Interview...
      Die Worte hör` ich gerne, doch alleine.......


      EU-Handelskommissarin Catherine Ashton
      "Nicht die Fehler von 1929 wiederholen“
      von Ruth Berschens

      EU-Handelskommissarin Catherine Ashton fürchtet dramatische Einbußen im Welthandel. Im Handelsblatt-Interview erläutert sie, warum in der Krise die Versuchung groß ist, die Einfuhrzölle zu erhöhen. Sie spricht zudem über die Erwartungen an US-Präsident Barack Obama und äußert Verständnis für Merkels Befürchtungen bezüglich der US-Autohilfen.

      Handelsblatt: Frau Kommissarin, im Kampf gegen die Krise greifen immer mehr EU-Staaten zu protektionistischen Mitteln. Was bedeutet das für den europäischen Handel?

      Catherine Ashton: Den Regierungen muss klar sein, dass Protektionismus den Abschwung nur verlängern würde. Ich kann zwar nachvollziehen, dass alle Staaten ihre Industrie retten wollen. Doch der berechtigte Schutz der Unternehmen darf nicht in Protektionismus ausarten.

      Und wo verläuft die Trennungslinie zwischen beidem?

      Protektionismus beginnt da, wo Staatshilfen für die Industrie kein strategisches Ziel mehr haben wie etwa die Entwicklung grüner Produkte. Das berechtigte Bedürfnis, die eigene Industrie zu schützen, muss zudem einhergehen mit dem Bekenntnis zu einem offenen Binnenmarkt.

      Das wollen die EU-Regierungschefs beim Gipfel am Sonntag abgeben. Doch reicht ein so vages Bekenntnis überhaupt aus?

      Ich halte es sogar für sehr wichtig: Die EU muss starke Zeichen setzen gegen den Protektionismus, um den Märkten verlorengegangenes Vertrauen zurückzugeben. Natürlich muss auf solche symbolische Erklärungen dann auch konkretes Handeln folgen. Doch das ist Aufgabe der nationalen Regierungen und der EU-Kommission.

      EU-Kommissionschef Barroso strebt eine zweite Amtszeit an und meidet deshalb Konflikte. Ist die Kommission unter diesen Umständen stark genug, um protektionistische Staatsbeihilfen in manchen Mitgliedstaaten zu verhindern?

      Ob Barroso wiedergewählt wird oder nicht, ist nicht meine Sache. Die Kommission muss jetzt sehr stark sein. Sie muss die nationalen Konjunkturprogramme koordinieren und dafür sorgen, dass sich alle an die Regeln des EU-Binnenmarktes halten.

      Unterminieren die protektionistischen Tendenzen in der EU Ihre Bemühungen um einen freien Welthandel?

      Ich fühle mich überhaupt nicht unterminiert. Aber es stimmt schon: Wir müssen bei uns selbst genauso wachsam sein wie bei den anderen. Und das bedeutet, dass wir unsere Märkte so weit öffnen müssen wie möglich.

      Von den Landwirten über die Industrie bis zur Finanzwirtschaft rufen in der Krise alle nach Staatshilfen. Sehen Sie da überhaupt eine Chance für ein neues Welthandelsabkommen?

      Ja. Allen Handelsministern, mit denen ich gesprochen habe, ist klar, dass ein erfolgreicher Abschluss der Doha-Runde absolut entscheidend ist. Die Chancen dafür stehen jetzt besser als im vergangenen Sommer. Das wirtschaftspolitische Klima hat sich seitdem total verändert.

      Inwiefern?

      Jetzt in der Krise ist die Versuchung groß, die Einfuhrzölle zu erhöhen. Im Rahmen der geltenden Handelsabkommen besteht für die Regierungen da noch viel Spielraum. Wir schätzen, dass eine Anhebung der Zölle bis zur erlaubten Obergrenze das Welthandel-Volumen um 300 Mrd. Pfund vermindern würde, ein gewaltiger Betrag. Wir brauchen einen Abschluss der Doha-Runde, um diesen Rückfall zu verhindern.

      Auf wen kommt es jetzt besonders an?

      Wir warten auf zwei Staaten: die USA und Indien. Der neue US-Präsident wird bald seine handelspolitische Strategie vorlegen, und in Indien stehen Wahlen an. Insgesamt bin ich optimistisch für die Doha-Runde.

      Was erwarten Sie von Obama?

      Ich habe den Eindruck, dass der US-Präsident sein Land global neu positionieren will. Dabei spielt der Welthandel eine wichtige Rolle. Wir brauchen das Doha-Abkommen, damit sich die Rezession nicht verschlimmert. Ich wäre überrascht, wenn die 20 größten Industrie- und Schwellenländer bei ihrem Gipfel im April in London kein entsprechendes Signal senden würden.

      Sie treffen den neuen US-Handelsminister Ron Kirk Mitte März. Worüber wollen sie mit ihm sprechen?

      Ich will eine starke Beziehung zum wichtigsten Handelspartner Europas aufbauen. Dafür sollten wir die Möglichkeiten des Transatlantic Economic Council besser nutzen. Drei unserer Spitzenbeamten führen darüber bereits Gespräche in Washington.

      Kanzlerin Merkel ist besorgt über die US-Subventionen für die Autoindustrie. Teilen Sie diese Sorge?

      Es ist absolut legitim, dass die US-Regierung ihre Industrie erhalten will. Man muss sehen, dass Industriepolitik in den USA auch soziale Elemente hat, zum Beispiel geht mit dem Arbeitsplatz die Krankenversicherung verloren. Merkel hat dennoch recht, wenn sie bei Staatsbeihilfen für die US-Autoindustrie zur Vorsicht mahnt. Schließlich haben ausländische Hersteller sehr viele Jobs in den USA geschaffen. Von Toyota bis BMW produzieren viele in den USA. Wir dürfen nicht die protektionistischen Fehler wiederholen, die die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre mitverursacht haben.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/nicht-die-…
      127 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 05:46:19
      Beitrag Nr. 1.272 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.113 von Maraho am 26.02.09 05:39:08Passend hierzu....

      Rückgang des Warenaustauschs

      Dossier Welthandel rauscht in den Keller
      von Birgit Marschall und Ulrike Heike Müller (Berlin)

      Der weltweite Handel mit Waren und Diensten ist so stark eingebrochen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Nachfrageschwund trifft vor allem die Exportnationen hart.


      "Er ist regelrecht kollabiert", sagte Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank in Frankfurt. Noch nie in der Nachkriegszeit - seitdem sammeln Statistiker die Daten - habe es gleichzeitig in allen Regionen der Welt einen so starken Rückgang beim Warenaustausch gegeben wie seit dem vierten Quartal 2008.

      Besonders stark betroffen vom Zusammenbruch der weltweiten Nachfrage sind die klassischen Exportländer Deutschland, Japan und China. "Das Markante ist, dass das verarbeitende Gewerbe und die Hersteller von Investitionsgütern und Autos momentan besonders stark leiden", sagte Heiner Flassbeck, Chefvolkswirt bei der Uno-Organisation für Welthandel und Entwicklung (Unctad).

      Japan schockierte am Mittwoch mit neuen Außenhandelsdaten: Danach sanken die japanischen Exporte im Januar um 10,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und sogar um knapp 46 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Schon im November und Dezember fielen Japans Exporte im Vormonatsvergleich mit zweistelligen Prozentraten.

      Auch Auftragseingänge, Industrieproduktion und Ausrüstungsinvestitionen befinden sich weltweit seit Herbstbeginn im freien Fall. Ökonomen begründen dies mit der Beschleunigung der Finanz- und Konjunkturkrise nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September. Die ohnehin schwelende Krise habe sich dadurch potenziert, die Verunsicherung der Investoren weltweit stark zugenommen. Der Beinahestaatsbankrott Islands im Oktober tat ein Übriges. Vor allem die Schwellenländer leiden seither unter einem massiven Vertrauensverlust der Kapitalgeber und der Handelspartner.

      Japans Wirtschaftsleistung, die bislang zu mehr als der Hälfte vom Export getragen war, muss besonders hohe Einbußen hinnehmen. Durch die jüngsten massiven Aufwertungen des Yen haben sich die Exporte verteuert; der Einbruch der Auslandsnachfrage hat sich dadurch noch beschleunigt. Experten erwarten nun drastische Rückgänge beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Schon im vierten Quartal dürfte Japans Wirtschaftsleistung um drei Prozent geschrumpft sein, mindestens die gleiche Größenordnung erwarten Ökonomen für die ersten drei Monate 2009.

      Auch in Deutschland lässt der Exporteinbruch das Wirtschaftswachstum schrumpfen. Im letzten Vierteljahr 2008 sank das BIP um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bestätigte. Die Ausfuhren sackten um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ab und um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die deutsche Wirtschaft verzeichnete damit den stärksten Exporteinbruch seit 15 Jahren.

      Der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) prognostiziert für das Gesamtjahr einen Exportrückgang um acht Prozent. Das wäre der größte Rückgang seit Bestehen der Bundesrepublik und der erste überhaupt seit 1993.

      Infolge der starken internationalen Vernetzung gehe der Außenhandel derzeit deutlich rascher zurück als die Produktion, sagte Georg Koopmann, Handelsexperte beim Hamburger HWWI-Institut für Wirtschaftsforschung. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) erwartet im Jahresschnitt 2009 einen Rückgang der weltweiten Exporte um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, sagte dessen Außenhandelsexperte Klaus-Jürgen Gern. Der Negativtrend werde sich im ersten Halbjahr 2009 fortsetzen, bevor im Sommer die erhoffte leichte Stabilisierung einsetze. Die Kieler und Hamburger Forscher setzen auf die massiven staatlichen Konjunkturhilfen.

      Stärker als die Industrieländer leiden derzeit die Schwellenländer unter dem Einbruch der Auslandsnachfrage. Hier spielten Finanzierungsprobleme eine besondere Rolle, sagte IfW-Experte Gern. Außenhändler in den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften bekämen von den Banken keine Bürgschaften - vor allem Akkreditive - für ihre Ausfuhren mehr. Sofern die Bankenrettungspakete funktionieren, sollte auch die Finanzierung wieder laufen, sagte Gern. "Dann kommt der Handel hoffentlich zurück." Einen wesentlichen Grund für den Einbruch des Handels sieht Unctad-Chefökonom Flassbeck in der "dramatischen Veränderung aller relativen Preise". Er betonte vor allem die jüngsten Aufs und Abs bei Rohstoffpreisen und Wechselkursen. Unternehmer seien deshalb sehr verunsichert. "Wer noch investieren will, der wartet, bis sich der Staub gelegt hat", sagte Flassbeck, der unter Oskar Lafontaine Ende der 90er-Jahre Staatssekretär im Bundesfinanzministerium war.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:R%FCckg…
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      Avatar
      schrieb am 26.02.09 05:54:19
      Beitrag Nr. 1.273 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.120 von Maraho am 26.02.09 05:46:19Die Chinesen auf...

      Einkaufstour in Berlin

      Konjunkturspritze aus Peking
      von Joachim Zepelin und Bastian Reichert (Berlin)

      China stützt die deutsche Industrie mitten in der Rezession mit Milliardenaufträgen. Eine Handelsdelegation tätigte in Berlin Geschäftsabschlüsse im Umfang von mehr als 10 Mrd. $ - und Wirtschaftminister zu Guttenberg kann sein Treffen mit Chinas Handelsminister Chen als Erfolg verbuchen.

      Die Handelsdelegation unterzeichnete in Berlin mit 36 deutschen Unternehmen Lieferverträge für Produkte vor allem der Maschinenbau-, Elektrotechnik- und Autobranche. Das chinesische Handelsministerium bezifferte die Auftragssumme mit mehr als 10 Mrd. $. Mit der Einkaufstour unterstreichen die Chinesen die Bedeutung der Volksrepublik als internationaler Investor.

      Während den deutschen Unternehmen die Aufträge aus dem westlichen Ausland derzeit massiv wegbrechen, prescht die Regierung in Peking mit strategischen Investitionen vor. So kaufen chinesische Staatsunternehmen momentan gezielt Technologie im Westen ein und sichern sich langfristig Zugang zu Rohstoffen.

      Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bezeichnete die chinesischen Aufträge als "exzellente Nachricht für die deutsche Exportwirtschaft". Es sei ein "außerordentlich starkes Zeichen, wie gut es um unsere Wirtschaftsbeziehungen steht". Der Politiker kündigte an, im Frühjahr nach China zu reisen.

      Der Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft bezifferte die Aufträge für deutsche Unternehmen sogar auf insgesamt rund 11 Mrd. Euro. Ein Großteil der Vereinbarungen mit den Chinesen sind allerdings Vorverträge und Absichtserklärungen.

      Guttenberg und der chinesische Handelsminister Chen Deming sagten, beide Länder wollten ein Zeichen gegen den Protektionismus setzen. "Protektionismus wäre die völlig falsche Antwort auf die Krise", sagte Guttenberg. Er appellierte an die Chinesen, ausländische Unternehmen bei der Vergabe von Aufträgen im Rahmen von Pekings Konjunkturprogramm nicht auszuschließen.

      "Wir haben die Lehren von 1929 vor Augen", sagte Chen in Anspielung auf die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre. "Wer sich damals dem Protektionismus verschrieb, wurde schwer getroffen."

      An den Gesprächen in Berlin nahmen rund 450 Vertreter von deutschen und chinesischen Unternehmen teil. Deutschland war die erste Station der Einkaufsdelegation, die anschließend in die Schweiz reiste. Weitere Stationen sind Großbritannien und Spanien. "In der Form und diesem Umfang gab es so etwas in der jüngeren Vergangenheit noch nie", sagte Jens Nagel, Leiter der Außenwirtschaftsstelle beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel.

      Peking forciert seine Investitionen im Westen auch wegen des gewaltigen Außenhandelsüberschusses des Landes. Deutschland ist seit Längerem der wichtigste Technologiepartner der Volksrepublik. "China ist klar, dass Deutschland hier führend ist", sagte Nagel.

      Der deutsch-chinesische Außenhandel erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordumfang von 115 Mrd. $. Berlin und Peking wollen dieses Niveau trotz der weltweiten Wirtschaftskrise 2009 halten. Auch deshalb hatte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao bei seinem Besuch in Berlin Ende Januar die Reise der Einkaufsdelegation nach Deutschland angekündigt. Handelsminister Chen versprach am Mittwoch weitere Besuche aus China.

      Für alleine 880 Mio. Euro beauftragten die beiden Telekomkonzerne China Mobile und China Unicom am Mittwoch den Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks mit dem Aufbau von 2G- und 3G-Netzen für Mobilfunk. Nach Aussage von Teilnehmern wurden zahlreiche Verträge vorgezogen, um dem politischen Willen zu entsprechen. Vertreter der Maschinenbaubranche sagten, das positive Klima in Peking verhelfe mittelständischen Unternehmen zu schnelleren Abschlüssen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Einkaufstour-in-Ber…
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      schrieb am 26.02.09 06:00:56
      Beitrag Nr. 1.274 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.107 von Maraho am 26.02.09 05:20:40Und so sieht es in England bzw. Frankreich aus...
      (vom 25.02.2009)

      20.35 Uhr: In Folge der Wirtschaftskrise ist die Zahl der Arbeitslosen in Frankreich im Januar in die Höhe geschnellt. Wie das Wirtschaftsministerium am Mittwoch bekanntgab, meldeten sich 90.200 Menschen arbeitslos. Das ist gut doppelt so viel wie im Dezember. Damit stellt der Januar auch den bisherigen Rekordanstieg vom November mit 64.000 in den Schatten. Insgesamt waren im Januar 2,2 Millionen Franzosen ohne Job.

      20.10 Uhr: In ungewöhnlicher Deutlichkeit hat ein Notenbanker Großbritannien zu einer kräftigen Konjunkturspritze aufgefordert. Die britische Volkswirtschaft brauche Hilfen im Umfang von umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro, wenn die Arbeitslosigkeit nicht bis Ende des Jahres auf zehn Prozent steigen solle, sagte David Blanchflower am Mittwoch in Schottland. "Es sollte einen substanzieller kurzfristiger Anreiz mit dem Schwerpunkt Beschäftigung geben", sagte der Arbeitsmarkt-Experte, der noch bis Ende Mai im geldpolitischen Ausschuss der Bank of England (BoE) sitzt. Gewöhnlich halten sich die britischen Notenbanker mit Ratschlägen an die Regierung zurück. Am Nachmittag war bekannt geworden, dass Die britische Wirtschaft Ende 2008 so stark eingebrochen ist wie seit 28 Jahren nicht mehr.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,609…
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      schrieb am 26.02.09 06:08:16
      Beitrag Nr. 1.275 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.125 von Maraho am 26.02.09 05:54:19Weiterführend bzw. ergänzend.

      Der Meinung, die in diesem Text dargelegt wird, ist eigentlich nicht zu widersprechen (m.M.)....


      "Die Zinsen sollten bei Null liegen"
      Artur P. Schmidt 26.02.2009

      Dampfplauderer Roubini – eine Kritik an Mr. Doom

      So langsam muss man sich um den Geisteszustand von Nouriel Roubini, prominenter Ökonomie-Professor an der New York University, ernsthafte Sorgen machen. Der Mann, der als Mr. Doom den Untergang propagiert ("Das Schlimmste steht noch bevor", empfiehlt als Medizin allen Ernstes, dass Europa die Zinsen auf Null senkt. Dies ist in etwa so als ob man einem Drogensüchtigen den Entzug mit einer Überdosis Heroin ermöglichen will.


      Wenn Herr Roubini in einem Interview mit dem Stern meint, dass die deutsche Wirtschaft in schlechterer Verfassung ist als die der USA, so mag dies hinsichtlich der starken Exportabhängigkeit und des Rückgangs des Bruttosozialproduktes zwar richtig sein, aber faktisch ist es falsch.

      "Rechnet man die aktuellen Zahlen für das vierte Quartal 2008 aufs Jahr hoch, dann fällt die Wirtschaftsleistung im Moment um acht Prozent. Damit geht es Deutschland zurzeit schlechter als den USA."
      Nouriel Roubini

      Deutschland hatte keine Sparquote von minus 2 Prozent und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist bei weitem besser als die der amerikanischen. Entscheidend für den zukünftigen Aufschwung ist nicht der Rückgang des Bruttosozialproduktes, auch wenn er bei einer exportabhängigen Nation mehr als 8 % betragen könnte, sondern die Adaptionsfähigkeit der Schulden und die Innovationsfähigkeit der Schlüsselindustrien. Und hier zeigt sich bei den Amerikanern aktuell das finanzielle Armageddon.

      Wenn Roubini meint, er könne die USA mit einem Rückgang von 3,8% des BSP gegenüber Europa mit voraussichtlich minus 6 % und Japan mit minus 12 % gesundrechnen, dann hat er nicht begriffen, dass in Amerika nicht nur der Häusermarkt, sondern auch alle Bundesstaaten völlig marode sind und kurz vor dem Kollaps stehen. Die völlig abgewirtschafteten Infrastrukturen sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt.

      Deshalb sollten wir nicht auf die USA und ein Obama-Wunder hoffen, um die Weltwirtschaft aus der Krise zu führen, sondern einzig und allein auf China. Nach dem Crash 1987 war es Japan, welches für Stabilität sorgte. 1990 war es die USA, welches nach dem Platzen des Nikkei-Bubbles den Weg aus der Krise wies. Und jetzt wird die entscheidende Stimulans für die Weltwirtschaft weder von den USA noch von Japan oder Europa kommen, sondern von China. Nicht von ungefähr hat sich der dortige Aktienmarkt seit November 2008 als der stabilste erwiesen. Diese Divergenz ist beeindruckend und zeigt in aller Klarheit auf, wo das zukünftige Wachstumszentrum der Weltwirtschaft liegen wird.

      Richtig an Roubinis Aussagen ist, dass wir uns in einer Phase der Deflation befinden, doch diese dürfte sehr schnell durch das ausufernde Schuldenmachen in eine Inflationsphase übergehen. Richtig ist auch, dass eine Phase der Massenarbeitslosigkeit die führenden Industrienationen ergreifen wird. Falsch ist jedoch, dass die Amerikaner die Krise richtig einschätzen würden und die richtigen Maßnahmen ergriffen hätten.

      Der Kontinent hängt bei der Krisenbekämpfung nicht hinterher, wie Roubini meint, wenn er die Zinsen nicht auf Null senkt. Er hängt dann hinterher, wenn die Europäer die gleichen Krisenbekämpfungsstrategien wie die Amerikaner wählen. Europa sollte seinen eigenen Weg gehen und dies bedeutet, die Zinsen anzuheben, Banken nicht mehr zu unterstützen und lieber Direktkredite an die Industrie zu geben. Im Gegensatz zu Roubinis Ansichten wären Steueranhebungen für Reiche, das Aussetzen von Hilfen für bankrotte Banken und anstatt von Konjunkturpaketen eine Erneuerung der Wirtschaft hin zu innovativen Technologien zu forcieren. In diesem Kontext ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit China zu suchen, da dort die Zukunft für die Weltwirtschaft liegen wird.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29812/1.html
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 06:15:29
      Beitrag Nr. 1.276 ()
      Noch ein Beitrag aus der Schweiz...
      Etwas für den Kopf...


      Über die Geheimloge der Banker
      Von Lukas Hartmann.

      Der Berner Schriftsteller Lukas Hartmann wirft einen Blick von aussen auf ein geschlossenes System.

      Warum äussern sich die Intellektuellen nicht zur Finanzkrise? Weil sie befürchten, dass ihre Meinung als inkompetent gilt? Oder weil ökonomische Zusammenhänge jenseits ihres Interessenhorizonts liegen?

      Ich habe mich lange selbst nicht getraut, hier mitzureden. Immer wieder strengte ich mich im Lauf der Jahre an, mir das ökonomische Grundwissen anzueignen, und kam, alles in allem, über die Anfängerstufe nicht hinaus. Ich empfand es als Mangel, so wenig von wirtschaftlichen Zusammenhängen zu verstehen. Natürlich las ich die Zeitungen und bekam mit, was für unwahrscheinliche Gewinne am Finanzmarkt gemacht wurden. Manchmal schalt ich mich einen Narren, dass ich nicht selber irgendwelche gewinnversprechenden Derivate erwarb. Aber die Vorsicht überwog; ich verstand einfach zu wenig, worum es da konkret ging und was mit meinem Geld geschehen würde.

      Nun aber, seit dem Fast-Kollaps des ganzen Systems, habe ich begriffen, dass auch die Sachverständigen, die den unaufhaltsamen Gewinnzuwachs predigten, letztlich nicht verstanden, was sie taten. Und es wird immer klarer, dass sie noch heute nicht verstehen wollen, was ihr Handeln oder ihr Wegschauen bewirkte. Mir scheint, nicht nur hier – aber auch hier – kann der Blick von aussen erfassen, was Insider ausblenden oder verdrängen, und ich greife darum drei Punkte auf, die nach meiner Meinung in der ganzen Diskussion zu kurz gekommen sind.

      1. Das System in Frage stellen

      Das geltende Finanzsystem als Ganzes wurde bisher kaum ernsthaft in Frage gestellt. Es geht offensichtlich bloss um seine Reparatur und darum, möglichst rasch wieder möglichst viel Geld verdienen zu können. Ich meine hier keineswegs, dass der Slogan von der «Überwindung des Kapitalismus» aus der marxistischen Mottenkiste hervorgeholt werden soll. Aber es wäre dringend nötig, die Anreize und die Wirkungsweise der heutigen Zinswirtschaft genau zu analysieren und nach Alternativen zu fragen.

      Der Zins, von vielen mit der Rendite gleichgesetzt, ist eine der Antriebskräfte im real existierenden Kapitalismus. Es sind die völlig unrealistischen Renditeversprechen, die das Kredit- und Investitionssystem unmässig aufgebläht haben. Wenn Berater und Kunden sich in gemeinsamer Gewinngier verbünden, dann wird offensichtlich der Verstand ausgeschaltet. Nach aller Erfahrung – und einem Blick auf die Wirtschaftsgeschichte – wissen wir, dass ein Renditeziel, das über 5 Prozent hinausgeht, auf längere Sicht hoch riskant ist. Dennoch will bei uns niemand darüber nachdenken, was es zum Beispiel bedeuten würde, hier prozentuale Obergrenzen – oder zumindest Bandbreiten – vorzuschreiben.

      Einer der bedeutenden Ökonomen des 20. Jahrhunderts, Silvio Gesell, hat über solche Zusammenhänge gründlich geforscht. Er sah das Geld als Tausch- und nicht als Hortungsmittel, er forderte die Einführung von «Freigeld» und glaubte, dadurch Konjunkturausschläge verhindern zu können. Gesell wurde zu seiner Zeit von links und von rechts verlacht. John Maynard Keynes allerdings, der grosse Theoretiker der Nachfragepolitik, der heute wieder viel zitiert wird, forderte 1944 für das Bretton-Woods-Abkommen, ganz im Sinne Gesells, eine «umlaufgesicherte» internationale Währung. Das Horten, das spekulative Zurückhalten von Geld sollte mit einer Nutzungsgebühr belegt werden, der Zins bis auf null sinken.

      So würde «neutrales» Geld entstehen; und weil dadurch der Geldbesitz nicht mehr im gleichen Mass belohnt würde, hätte dies positive Auswirkungen auf den Geldumlauf. Diese «Umlaufsicherung» würde den ungerechten Vorteil des Geldes gegenüber verderblichen Sachgütern und dem Gut der Arbeitskraft vermindern. Keynes nannte seine Weltwährung «Bancor»; er fand dafür keine Mehrheit. Im Licht der neusten Entwicklungen wäre es an der Zeit, wieder ernsthaft über seine Vorschläge zu diskutieren.

      2. Die Psychologie der Banker

      Zu wenig nachgedacht wurde bis heute auch über die kollektiven Denk- und Verhaltensweisen der Investmentbanker. Zwar brachte der «Spiegel» eine Titelgeschichte über ihre Schamlosigkeit; er begnügte sich aber damit, Beispiele individueller Masslosigkeit aufzuzählen und damit die allgemeine Empörung zu schüren, und er versäumte es, die sozialpsychologischen Gründe dafür zu durchleuchten. Ich fände es erhellend, die obersten Schichten der Bankenwelt mit Geheimlogen zu vergleichen, die untereinander in komplizierten Codes kommunizieren und gegen aussen das, worum es ihnen wirklich geht, systematisch vertuschen und abstreiten.

      Ein solches Verhalten führt, sobald es genügend verinnerlicht ist, früher oder später zu einer Art Autismus, der bewirkt, dass die Aussenwelt nur noch verzerrt oder gar nicht mehr wahrgenommen wird. Was Logenbrüder für richtig halten, wie sie leben, was sie für sich anhäufen, wird zum alleinigen Massstab. Was tut jemand mit zehn, zwanzig, vierzig Millionen Franken, die er pro Jahr erhält? Diese Frage stellt sich gar nicht, solange solche Einkünfte, innerhalb des geschlossenen Zirkels, als normal gelten.

      Um die Logenbrüder (auf den Führungsetagen fehlen die Frauen völlig) mit der Realität zu konfrontieren, gibt es nur ein Mittel: Transparenz. Sie müssen, ganz ohne Floskeln und Verschwommenheiten, den «Normalbürgern» erklären, was sie tun und wie sie es tun, sie müssen deutsch und deutlich erklären, wohin das Geld fliesst, das ihnen anvertraut wird, sie müssen nachweisen, woher ihr Lohn kommt und wie sie ihn begründen.

      3. Verständlichkeit fordern

      Das ist ja, drittens, mein eigenes Bedürfnis: Ich will verstehen, ich fordere Verständlichkeit auf jeder Ebene; und das sollte auch die Politik tun, wenn die Banker nicht fähig sind, ihre Sprache – und damit ihr Verhalten – zu ändern. Verstehen setzt voraus, dass Wörter und Sätze wirklich meinen, was sie bedeuten; Verstehen heisst: Sachverhalte und Zusammenhänge eindeutig erfassen. Verträge und Geschäftsbedingungen, in denen Begriffe wie Credit Default Swaps und Forward Rate Agreement unerklärt bleiben, gehören in den Papierkorb. Auch gegen dieses Bankenkauderwelsch, das zum Jargon der Begehrlichkeit geworden ist, müsste die Finanzmarktaufsicht eigentlich einschreiten. Sie wird es nicht tun; ihre Mitglieder sind Gefangene der Bankeninnensicht und ebenso wenig in der Lage, den Entrüstungssturm über Boni zu begreifen, wie die Führungsgremien der Grossbanken.

      Meine Hoffnung, dass unbequeme Ideen von aussen etwas bewirken, ist offengestanden gering. Je verständlicher und einleuchtender sie sind, desto heftiger werden die Insider sie als «unqualifiziert» und «naiv» abtun. Es braucht einen noch grösseren Leidensdruck, bis der Kulturwandel, nach dem jetzt viele rufen, tatsächlich einsetzt.

      Die Mitschuldigen werden sich eine Zeitlang hinter rhetorischen Abwehrmauern ducken. Wenn ihre PR-Berater ihnen raten, Zerknirschung zu zeigen, werden sie es tun und allenfalls Sündenböcke opfern, nie aber die Grundlagen eines mit falschen Anreizen gestützten Systems in Frage stellen. Die bankennahen Politiker – es sind viel zu viele – werden in die alten ideologischen Gräben zurückkehren und griffige Massnahmen verhindern, die in ihrer Sprachregelung «den Finanzplatz Schweiz gefährden».

      Sobald der nächste Boom an den Börsen einsetzt, wird alles vergessen und verziehen sein; die nächste Spekulationsblase wird in zehn oder fünfzehn Jahren platzen, mit möglicherweise noch schlimmeren Folgen als heute. C'est ça. Auch darum wohl ziehen die Intellektuellen es vor, zu schweigen. Die «durchschlagende Wirkungslosigkeit» ihrer Interventionen ist ihnen allzu bewusst.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/ber-die-Geheimlog…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 07:10:11
      Beitrag Nr. 1.277 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.077 von Maraho am 25.02.09 17:47:36Eine Momentaufnahme aus den USA...


      WALL-STREET-KRISE

      Bankenverstaatlichung spaltet Amerika
      Aus Los Angeles berichtet Marc Pitzke

      Sogar Jay Leno macht schon Witze darüber - die drohende Verstaatlichung kaputter Großbanken bewegt Amerika wie kaum ein anderes Thema. Noch wiegelt die Obama-Regierung ab, doch viele Experten sind sicher: Der direkte Einstieg des Staates bei Citigroup und Co. ist unvermeidlich.


      Los Angeles - Das Restaurant Swingers in West Hollywood zieht eine Szene an, die sich selbst für ziemlich cool hält: Rockmusiker, Drehbuchautoren und Schauspieler lieben die berühmte Retrokantine. An diesem Dienstagmorgen aber dreht sich die Unterhaltung in einer Ecke nicht um die üblichen Themen: Welcher Film ist in Vorproduktion? Wo ist das nächste Vorsprechen? Es geht: um die Krise im US-Finanzsystem.

      Drei verstrubbelte Jünglinge, die aussehen wie Models der Modemarke Abercrombie & Fitch, streiten sich um die jüngste Panikfrage an der Wall Street: Übernimmt der Staat nun auch Aktien mit Stimmrechten bei Großbanken wie der Citigroup und der Bank of America ? Der eine plädiert dafür: "Wir müssen den Abzockern die Macht entziehen." Der andere warnt vor "dem neuen Kommunismus". Der dritte klickt sich auf seinem Laptop durch die Börsenkurse. Die Kreditkrise, sie hat das ganze Land erfasst, selbst so realitätsferne Ecken wie Hollywood.

      Die bisherigen Milliardenhilfe vom Staat habe nicht gereicht, die Geldhäuser zu stabilisieren - viele kämpfen weiter. Zuletzt musste JP Morgan Chase seine Dividende um fast 90 Prozent zusammenstreichen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das gefürchtete N-Wort die Runde zu machen begann: "Nationalization."

      Das Weiße Haus und die US-Notenbank betonen seit Tagen , dass nichts dergleichen geplant sei. "Ich beabsichtige, diese Banken für die Hilfen, die sie erhalten, zur vollen Verantwortung zu ziehen", betonte Präsident Obama in seiner ersten Rede vor dem Kongress - gleichzeitig stellte er klar, dass die Regierung die freie Wirtschaft nicht ersetzen könne. Ähnlich US-Zentralbankchef Ben Bernanke vor den Bankenausschuss des Senats: "Wir brauchen keine Mehrheitsanteile, um mit den Banken zusammenzuarbeiten, wir müssen sie nicht übernehmen." Er fügte hinzu: "So das nicht notwendig ist."

      An diesem Mittwoch will Finanzmister Timothy Geither weitere Details seines Bankenrettungsplans vorlegen. Klar ist, dass die US-Regierung zumindest als Minderheitseigner bei Banken einsteigen könnte. Vorher werden die 20 größten Institute einer peniblen Buchprüfung unterzogen - dem "Stresstest", der über Ausmaß und Form des staatlichen Engagements entscheidet.

      Eine Minderheitsbeteiligung wäre weit weniger drastisch als eine volle Übernahme mit Entmachtung der privaten Shareholder. Die Senatoren beim Bernanke-Auftritt blieben trotzdem misstrauisch: "Dies ist eine Form der schleichenden Verstaatlichung, oder?", fragte der Republikaner Bob Corker. Auch der demokratische Ausschussvorsitzende Christopher Dood sagte: "Der Stresstest fängt an zu stressen."

      Doch es scheint kein Weg an einem weiteren Staatsengagement vorbeizuführen. Denn allein Citigroup und Bank of America dürften über die nächsten Jahre hinaus weitere Hunderte Milliarden Dollar verlieren. Ungelöst bleiben die Fragen: Was bekommt die Regierung im Gegenzug? In welcher Form verabreicht sie die Finanzspritzen? Wie kontrolliert sie die Verwendung der Gelder?

      Die "New York Times" prophezeit schon jetzt: "Zumindest eine Teilverstaatlichung scheint für Citigroup unvermeidlich." So erwägt die US-Regierung, bis zu 40 Prozent der einst größten Bank der Welt zu übernehmen. Dabei hat sich Washington im Ausgleich für die bisherigen Hilfsmilliarden schon kräftig in die Geschäfte der Bank eingemischt: Citi musste seine Brokertochter Smith Barney abstoßen, sein Board umkrempeln, Dividende und Boni kürzen, das Jetset-Leben der Manager beenden und monatlich Zeugnis ablegen. Für manche ist eine volle Verstaatlichung da nur noch eine Formfrage. "Sie sind ja jetzt schon Mündel des Staates", sagte der Finanzhistoriker Charles Geisst in der "New York Times".

      Auch bei der Bank of America macht sich Unruhe breit: Die Aktie der Großbank, die sich an der Übernahme des Wall-Street-Hauses Merrill Lynch verhoben hat, brach in den vergangenen zwei Wochen um fast die Hälfte ein. Vorstandschef Ken Lewis versicherte in einem internen Memo, dass er dem Staat keine weiteren Zugeständnisse machen werde: "Unsere Firma braucht heute keine neue Unterstützung, und ich glaube auch nicht, dass wir in der Zukunft welche brauchen werden."

      Greenspan wird zum "Genossen"

      Einer, der die Verstaatlichung befürwortet, ist ausgerechnet der frühere Notenbankchef Alan Greenspan. "Es könnte notwendig sein, einige Banken zumindest vorübergehend zu verstaatlichen, um eine rasche und ordentliche Umstrukturierung zu gewährleisten", sagte er der "Financial Times". "Genosse Greenspan", spottete der Kolumnist und Nobelpreisträger Paul Krugman daraufhin - und fügte hinzu: "Ich stimme dem zu."

      Krugman führte dafür drei Gründe an. Erstens: Einige Großbanken stünden bereits "gefährlich nah am Abgrund". Zweitens: Ein Kollaps von Banken sei inakzeptabel - schon der staatlich sanktionierte Untergang von Lehman Brothers hätte das Finanzsystem fast zerstört. Drittens: Die Shareholder dürften nicht profitieren, während die Steuerzahler bluteten.

      Immer wieder wird in der Debatte betont, in Schweden habe die Bankenverstaatlichung das Finanzsystem saniert - ein Vergleich, der nicht weiter bringt, wie eine lauter werdende Gruppe von Experten betont. William Gross, der einen der weltgrößten Anleihefonds managt, warnt in seinem jüngsten Investmentbrief: "Die USA sind nicht Schweden."

      Selbst Late-Night-Talker Jay Leno hat sich eingeschaltet. "Sie sagen, sie neigten zum schwedischen Modell für Banken", juxte er. "Ich habe eine bessere Idee. Wie wäre es, nur Banken mit schwedischen Models zu eröffnen?"

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,609784,00.html …

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:23:43
      Beitrag Nr. 1.278 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.109 von Maraho am 26.02.09 05:26:34Guten Tag zusammen,

      diese Schlagzeile habe ich gerade im "Handelsblatt" aufgetan.
      Wahrscheinlich gibt´s dazu bald mehr....

      Eilmeldung: General Motors macht fast 10 Milliarden Dollar Verlust

      http://www.handelsblatt.com/
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:28:40
      Beitrag Nr. 1.279 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.317 von Maraho am 21.02.09 13:40:57Einmal hüh, einmal hott....

      Umfrage
      Ifo sieht Kreditklemme bei großen Firmen

      Seit Wochen gibt es widersprüchliche Angaben darüber, wie gut oder schlecht Firmen an Kredite kommen. Eigentlich schien es zuletzt zumindest bei Mittelständlern wieder besser auszusehen. Große Unternehmen haben laut dem Ifo-Institut durchaus Probleme.

      HB MÜNCHEN. Die großen Unternehmen in Deutschland kommen nach eigener Einschätzung wegen der Zurückhaltung der Banken immer schlechter an Kredite. In einer Umfrage bezeichnete jedes zweite Großunternehmen die Kreditvergabe der Banken als restriktiv, wie das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag in München unter Berufung auf seine monatliche erhobene sogenannte "Kredithürde" mitteilte.

      Einen Monat zuvor hatte der Anteil noch bei 44,4 Prozent gelegen. "Bei den Großunternehmen kneift die Kreditklemme, was sich negativ auf die Investitionstätigkeit auswirken dürfte", teilte ifo- Chef Hans-Werner Sinn mit.

      Insgesamt stieg der Anteil der Firmen, die die Kreditvergabe der Banken als restriktiv empfanden, von 39,8 im Januar auf 42,5 Prozent im Februar. Am besten mit Geld versorgt fühlten sich demnach die kleineren Unternehmen, hier klagten nur 36,6 Prozent über die Zurückhaltung der Banken. Die Umfrage zur Kreditversorgung basiert auf 4000 Meldungen von Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/ifo-sie…
      25 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:34:08
      Beitrag Nr. 1.280 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.137 von Maraho am 26.02.09 06:15:29Dossier

      London im Auge des Sturms
      von Eva Busse

      Von London aus nahm das globale Finanzdesaster seinen Lauf. Milliardenwerte wurden pulverisiert, das Image der City ist am Boden. Doch während im Rest der Welt noch die Krise tobt, arbeiten Londons Banker bereits an ihrem Comeback. Ein Frontbericht.

      Wen es interessiert: http://www.ftd.de/politik/europa/:Agenda-London-im-Auge-des-…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:36:54
      Beitrag Nr. 1.281 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.658.167 von Maraho am 26.02.09 13:23:43Hier dazu aus der "FTD"....

      Horror-Schlussquartal
      GM verliert 9,6 Milliarden in drei Monaten


      Verluste und kein Ende. Der größte US-Autobauer General Motors hat allein im vierten Quartal einen Verlust von fast 10 Mrd. $ eingefahren. Im Gesamtjahr sind es fast 31 Mrd. $ Verlust.

      Der nur mit Staatshilfe vor einer Insolvenz gerettete US-Autobauer General Motors hat im abgelaufenen Quartal 9,6 Mrd. $ Verlust gemacht. Der Barmittelabfluss habe 6,2 Mrd. $ betragen, teilte der Konzern in Detroit mit. Im Gesamtjahr belaufe sich der Verlust auf 30,9 Mrd. $

      Der Fehlbetrag je Aktie lag bereinigt bei 9,65 $ und unbereinigt bei 15,71 $. Analysten hatten einen Verlust pro Aktie von 7,40 $ vorausgesagt. Der Umsatz lag im Quartal bei 30,8 Mrd. $ nach 46,8 Mrd. $ vor einem Jahr. Der Opel-Mutterkonzern schreibt damit bereits das vierte Jahr in Folge tiefrote Zahlen. Im Jahr 2007 hatte GM einen Verlust von fast 39 Mrd. $ erlitten.

      GM kann derzeit nur durch staatliche Notkredite überleben. Zusammen mit bereits erhaltenen Hilfen fordert der Autobauer von der US-Regierung insgesamt rund 30 Mrd. $ (24 Mrd. Euro) für seine Sanierung. Die Probleme des US-Konzerns haben auch die deutsche Tochter Opel in eine schwere Krise gestürzt. Die GM-Tochter Saab musste sogar schon Gläubigerschutz beantragen.

      GM-Chef Rick Wagoner warnte bereits mehrfach vor einer Insolvenz des Konzerns, wenn der Staat nicht spätestens Ende März neues Geld zur Verfügung stellt. Bis dahin muss der Autobauer der US-Regierung seine Überlebensfähigkeit beweisen. Zur Sanierung plant GM unter anderem weltweit den Abbau von 47.000 Stellen, die Schließung weiterer Werke und die Trennung von Konzernmarken.

      Diese Pläne wird eine Task-Force kritisch abklopfen. Diesen hochrangig besetzten Arbeitsstab hat Präsident Barak Obama eingerichtet. Die Experten werden darüber entscheiden, ob und wie GM und auch Chrysler weiter geholfen werden kann. Mögliche Optionen sind günstige Kredite der Regierung oder eine Sanierung unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Wagoner sollte noch am Donnerstag in Washington mit der Kommission zusammentreffen.

      Die weltweite Autobranche steht derzeit so schlecht da wie nie. Beinahe allen Herstellern brechen die Absätze weg, zur Finanzierung der Forschung und Entwicklung neuer Fahrzeuge fehlt vielen Autobauern das Geld. Besonders hart trifft es derzeit die US-Konzerne. Aber auch Branchenprimus Toyota steckt in Schwierigkeiten. Für Deutschland erwarten Experten ein Horrorjahr. Europas größter Autobauer Volkswagen rechnet weltweit für den Konzern mit einem Absatzminus von zehn Prozent.

      Die Probleme vor allem der US-Autobauer zeigten sich jüngst auch auf der Detroit Motor Show. Die Zeiten von spritfressenden Pick-ups sind selbst in den USA vorbei. Alternativen wie Hybridfahrzeuge, Kleinwagen oder Elektroautos fehlen oder sind noch nicht marktreif.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:Horror-Schlussq…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:42:26
      Beitrag Nr. 1.282 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.644.585 von Maraho am 24.02.09 18:49:19Einfach realitätsfremd....


      HRE
      Skandalbanker klagen Gehälter ein


      Ex-HRE-Chef Georg Funke und seine zwei ehemaligen Vorstandskollegen Markus Fell und Frank Lamby ziehen nach ihrem Rausschmiss vor Gericht. Ihre Forderungen: Rücknahme der Kündigungen und Zahlungen in bis zu sechsstelliger Höhe.

      Hamburg - Drei ehemalige Vorstandsmitglieder des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) haben ihren früheren Arbeitgeber verklagt. Ein Sprecher des Landgerichts München bestätigte gegenüber manager-magazin.de den Eingang dreier Klagen.

      Ex-Vorstandschef Georg Funke hat demnach eine Zahlungsklage eingereicht, mit der er Ansprüche auf die Nachzahlung von 150.172,03 Euro geltend mache. Offen ließ der Sprecher, ob Funke auch gegen seinen Rauswurf klage.

      Das frühere Vorstandsmitglied Markus Fell klagt nach Angaben des Gerichts gegen seine Entlassung. Fell erhielt früher 450.000 Euro im Jahr als Festgehalt und weitere 450.000 Euro Erfolgsbonus. Ex-Vorstand Frank Lamby fordere in seiner Klage die Zahlung von 37.500 Euro "Versorgungsansprüchen".

      Funke war im Oktober 2008 zurückgetreten, nachdem die HRE zuvor fast pleitegegangen war. Der neue Aufsichtsrat hatte Funke im Dezember wegen angeblich gravierender Fehler nachträglich fristlos gekündigt, ebenso wie den bis dahin amtierenden Finanzchef Markus Fell. Nur dank der Hilfen von Steuerzahlern und Banken in Höhe von rund 102 Milliarden Euro wurde die HRE bisher vor dem Bankrott bewahrt.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,609993,…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:46:49
      Beitrag Nr. 1.283 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.109 von Maraho am 26.02.09 05:26:34Hier ein Bericht zur Opel-Demo....


      Opel-Rettung
      "Es ist eine Lumperei"

      Rüsselsheim im Ausnahmezustand: Im Kampf um ihre Arbeitsplätze sind mehrere Tausend Opelaner auf die Straße gegangen. An anderen Standorten in Europa laufen ähnliche Aktionen. Ein Zukunftskonzept für das Unternehmen wird am Freitag erwartet - dann will die Bundesregierung über Staatshilfen entscheiden.


      Rüsselsheim - Mehrere Tausend Opelaner haben am Donnerstag in Rüsselsheim für die Rettung ihres Unternehmens und ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Mit Trillerpfeifen und Trommeln forderten sie bei der zentralen Kundgebung eines europaweiten Aktionstages lautstark den Erhalt der ums Überlebenden kämpfenden Traditionsmarke. "Opel muss bleiben, auch ohne GM", hieß es auf Plakaten, die eine Loslösung von der kriselnden Muttergesellschaft General Motors forderten.

      "Es ist eine Lumperei, wenn Beschäftigte für strategische Fehlentscheidungen und Missmanagement die Zeche zahlen", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Die IG Metall hatte sich bereits zu Zugeständnissen bereiterklärt, wenn es um die Rettung der 25.000 Opel-Arbeitsplätze gehe.

      Im Rahmen des Aktionstags sind an allen europäischen Standorten der GM-Töchter Opel/Vauxhall und Saab Proteste geplant. So wollen die Arbeitnehmer auch in Antwerpen und Saragossa demonstrieren. In den Werken in Großbritannien, Österreich und Ungarn soll die Produktion für eine Stunde gestoppt werden, um Betriebsversammlungen abzuhalten. Die Saab-Arbeitnehmer im schwedischen Trollhättan wollen am Abend in einer Lichter-Prozession durch die Stadt ziehen.

      Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hält eine Rettung des ums Überleben kämpfenden Autobauers nur im europäischen Maßstab für machbar. "Jeder Alleingang eines einzelnen Standorts wäre zum Scheitern verurteilt", sagte der SPD-Politiker bei der Kundgebung. Der Vizekanzler forderte den Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) auf, Verantwortung für die Zukunft der deutschen Tochter zu übernehmen. "Wir sind uns einig, dass das Management von GM jetzt gefordert ist. GM hat lange viel und gut mit Opel verdient. Die europäischen Standorte jetzt wie eine ausgepresste Zitrone wegzuwerfen, das wäre unanständig", sagte der SPD-Kanzlerkandidat am Donnerstag vor den rund 15.000 Menschen in Rüsselsheim.

      Für Freitag wird ein Zukunftskonzept für den Autobauer erwartet, auf Grundlage dessen die Bundesregierung über die beantragten Staatshilfen entscheiden will. Kreisen zufolge ist der Kapitalbedarf wegen der einbrechenden Autonachfrage in den vergangenen Monaten auf bis zu 3,3 Milliarden Euro gestiegen.

      In dieser Rechung ist auch ein Arbeitnehmerbeitrag von 700 Millionen Euro enthalten. Neben einer Beteiligung der Beschäftigten wird auch über einen Beitrag der Opel-Händler zur Rettung des Unternehmens diskutiert.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,610…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 13:55:47
      Beitrag Nr. 1.284 ()
      Zum Abschluß etwas....

      Krisentheorie

      Der Garten Eden ist nicht genug
      Von Alexander Armbruster


      Die Schlange gehört zum Paradies dazu: Weil Hyman Minsky das sinngemäß beständig behauptete und gegen alle Widerstände verteidigte, ist der 1996 verstorbene Finanzmarktforscher zurzeit gefragt. Er ist der Ökonom, in dessen Büchern und Aufsätzen Angehörige seiner Zunft, aber auch Politiker und Politikberater stöbern - auf der Suche nach einer Lösung dieser so elementar erschütternden Krise. Er ist der Ökonom, der den intelligentesten Plan unter allen verfügbaren vorgelegt hat für das, was sich im Moment an den Kapitalmärkten abspielt oder eben nicht. Die Krise verliert deshalb nichts vom Weltbildzerstörungspotential, das ihr innewohnt - aber sie wird begreifbar.

      Weil Minskys Theorie einen Sinnzusammenhang herstellt zwischen „Subprime Mortgages“, „Credit Default Swaps“, „Collateralized Debt Obligations“, Wall Street, Bayern LB, Opel, Island, Irland und Osteuropa. „Bis bessere Ideen auftauchen, sollten wir seine Hypothese als Arbeitsgrundlage dafür nehmen, wie das System funktioniert“, fordert deshalb beispielsweise George Cooper, ein Hedge-Fonds-Manager, der mit dem im vergangenen Jahr erschienenen Buch „The Origin of Financial Crisis“ eine der jüngsten Minsky-Rezeptionen geschrieben hat.

      Hyman Minsky, Jahrgang 1919, hat mit seiner Theorie die Arbeiten des britischen Ökonomen John Maynard Keynes fortgeschrieben. Dabei interessierte er sich vor allem für die Interaktion zwischen dem Finanzsektor und dem „realen“ Teil einer Ökonomie, die Keynes zwar schon analysiert hatte, die hernach aber sogar gestandene „Keynesianer“ immer wieder ignorierten. Minsky hielt diese Verkürzung von Keynes für einen entscheidenden Fehler. In seinem Standardwerk „Stabilizing an Unstable Economy“ aus dem Jahr 1986 warnte er davor, dass gerade in Wirtschaftssystemen mit hochentwickelten Finanzmärkten Krisen von „innen“ heraus entstehen können - und das auch werden, wenn niemand etwas dagegen unternimmt.

      Die Krise entspringt unserer Natur

      „Instabilität entsteht im System selbst“, postulierte Minsky und fügte hinzu: „Unsere Wirtschaft ist nicht instabil aufgrund von Öl, Kriegen oder monetären Überraschungen, sondern aufgrund ihrer eigenen Natur.“ Das ist der Kern. Dieses letzte, einfach darniedergeschriebene Satzstück: „aufgrund ihrer eigenen Natur“. Damit wird die Krisenanfälligkeit und -möglichkeit zu einer natürlichen Konstante: Die Schlange gehört immer dazu, auch zum Paradies; zu jenem konstruierten konjunkturschwankungsfreien Idealzustand, für den Wirtschaftswissenschaftler einmal das Wort „Vollbeschäftigungsgleichgewicht“ erdacht haben. In diesem paradiesischen Zustand endet die Welterklärung vieler „orthodoxer“ Ökonomen. Weil jeder Arbeitslose, der will, dann eine Stelle gefunden hat. Weil jedes Unternehmen seine Produkte verkaufen kann. Weil die Staatsfinanzen stimmen und Zentralbanken zu Museen geworden sind, da niemand, der in dieser Modellwelt lebt, dann noch versuchen würde, als allmächtiger Lenker die Stabilität zu stören. Genau dann geht Minskys Geschichte los. Denn er war sicher, dass das nicht von selbst so bleibt.

      „Ein genauer Blick auf das Vollbeschäftigungsgleichgewicht zeigt, dass auch daran Kräfte rütteln“, schrieb er. Umso länger die letzte Krise zurückliegt, so Minsky, umso zuversichtlicher schauen besonders die Unternehmensführer in die Zukunft. Sie erwarten, dass ihre Gewinne steigen, und investieren beispielsweise in neue Maschinen oder Gebäude. Dadurch steigen die Gewinne tatsächlich, und der Optimismus nimmt weiter zu. Spiegelbildlich dazu sinkt ihre Angst vor Risiken. Das ist nach Ansicht Minskys auch deswegen so, weil die vielen guten Nachrichten in zunehmend weniger hinterfragte Modelle einfließen, die aus einer rosigen Gegenwart eine rosigere Zukunft „berechnen“. Wenn ein Unternehmer in solch einer Zeit einmal mehr Mittel investieren will, als in der eigenen Kasse liegen, ist er darum eher bereit, sich (höher) zu verschulden. Die Banken leihen ihm gern Geld. Denn „sie befinden sich in demselben aufgehellten Erwartungsklima wie die Industrieunternehmen“, erläutert Bernhard Emunds, der mit einer Arbeit über Minsky promovierte und Direktor des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschaftsethik in Frankfurt am Main ist.

      Ständig steigt die Systemkomplexität - bis zum Crash

      In Minskys Theorie sucht auch die Finanzbranche in guten Zeiten verstärkt nach Möglichkeiten, aktiv mehr zu verdienen, und erfindet dafür neue Instrumente. Das ist für sie umso leichter, je weiter entwickelt die Finanzmärkte sind. Die ganze Wirtschaftsgesellschaft steigert sich so allmählich in eine Hochstimmung hinein, in der die vorgehaltenen Sicherheiten aller Beteiligten schrittweise sinken. „Die allseits akzeptierte und erwünschte Verschuldung“, schrieb Minsky, „nimmt als Folge des lang anhaltenden Erfolgs der Ökonomie zu.“

      Wie lange die Party dauert, ist ungewiss, mindestens nicht berechenbar. Denn in Minskys Welt entwickeln sich insbesondere Kapitalmärkte als evolutionärer Prozess. Ständig ändern sich die Instrumente, ständig tauchen besser angepasste Produkte auf. Ständig steigen die Gewinne. Ständig steigt die Systemkomplexität. Bis zum Crash. Bis ein Ereignis eintritt, mit dem niemand gerechnet hat. Bis der Truthahn merkt, dass er als Festtagsbraten vorgesehen ist. Oder auch: bis der amerikanische Markt für Wertpapiere, die aus Hypotheken niedriger Qualität gezimmert wurden, zusammenbricht und die Papiere wertlos werden.

      Denkt an die schwarzen Schwäne

      Als im Sommer 2007 genau das passierte, schlug die Stimmung panisch um. An die Stelle der Euphorie trat blanke Angst. Weil Minsky in seiner Theorie genau solche Schockereignisse vorhersagte, sind sie nach ihm benannt. Der Absturz des amerikanischen Hypothekenmarktes war so ein „Minsky-Moment“. Als sich die Marktteilnehmer und -beobachter dessen sicher waren, kam Minskys Moment. Zwar ist auch er nicht von einer Krise ausgegangen, in der die wichtigsten Wall-Street-Investmentbanken verschwinden. Und in der die Beträge, die nun auf dem Spiel stehen könnten, in nie dagewesenem Ausmaß die Vorstellungskraft übersteigen. Aber wenigstens bringen seine Thesen ein orientierendes Licht in den lehrbuchlosen Nebel.

      Bis in die aktuelle Gegenwart hinein ist die Krise dem von Minsky geschriebenen Katastrophendrehbuch gefolgt: Erst stürzten die Wertpapierpreise in einem Segment des Kapitalmarktes ab, dann flächendeckend, dann hat die todkranke Finanzindustrie die übrige Wirtschaft angesteckt. Die meisten Unternehmen produzieren mittlerweile wesentlich weniger Waren, weil ihre gleichfalls verunsicherten Kunden weniger kaufen. Die Arbeitslosigkeit steigt und wird weiter zulegen, auch im Wahlkampfdeutschland. Die Politik, die am Zustandekommen der Krise ebenfalls ihren Anteil hat, reagiert so, wie Minsky es für den Krisenfall vorgeschlagen hat: mit milliardenschweren Konjunkturprogrammen, die retten sollen, was noch zu retten ist. Und mit neuen Regeln, die dafür sorgen sollen, dass die Finanzmärkte Märkte bleiben. Mehr hat auch Minsky für diese Phase nicht parat - außer vielleicht der Empfehlung, etwas Geduld zu haben, damit sich zeigen kann, ob die Hilfe hilft.

      Wie lange die aktuelle Krise dauern wird und was noch passiert, darüber streiten zurzeit die Wirtschaftsforscher. Nur wenige glauben, dass sich noch in diesem Jahr etwas bessert, und nahezu alle verhalten-optimistischen Prognosen werden bloß unter der Annahme gewagt, dass keine wirklich bedeutende Bank mehr pleitegeht. Hyman Minsky selbst ging jedenfalls davon aus, dass es ihn grundsätzlich gibt, den Weg zurück in eine Zeit mit stabilem Wachstum. Sogar wenn dieser Weg „in einer Welt mit komplexen Finanzmärkten“, wie er schrieb, „vielleicht auch durch die Hölle“ führt. Ob und wann dann die nächste Krise kommt, hängt für Minsky entscheidend ab von der Erinnerungsfähigkeit der Marktteilnehmer. Oder um es mit dem Risikoerforscher Nassim Nicholas Taleb zu vergleichen: Nicht nur die Möglichkeit, dass es schwarze Schwäne geben könnte, ist relevant, sondern auch die, dass wir das vielleicht vergessen, wenn wir lange keinen mehr gesehen haben.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Do…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 15:00:28
      Beitrag Nr. 1.285 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.658.506 von Maraho am 26.02.09 13:55:47@ maraho,

      "dann hat die todkranke Finanzindustrie die übrige Wirtschaft angesteckt."

      Wenn das kein Argument ist, für die komplette Verstaatlichung der Finanzindustrie einschl. des Verbots des Derivate- Handels und der Leerverkäufe, des Rückkaufs eigener Aktien etc. was soll dann noch
      ein Argument sein.
      „Ein genauer Blick auf das Vollbeschäftigungsgleichgewicht zeigt, dass auch daran Kräfte rütteln“, schrieb er. Umso länger die letzte Krise zurückliegt, so Minsky, umso zuversichtlicher schauen besonders die Unternehmensführer in die Zukunft. Sie erwarten, dass ihre Gewinne steigen, und investieren beispielsweise in neue Maschinen oder Gebäude. Dadurch steigen die Gewinne tatsächlich, und der Optimismus nimmt weiter zu. Spiegelbildlich dazu sinkt ihre Angst vor Risiken. Das ist nach Ansicht Minskys auch deswegen so, weil die vielen guten Nachrichten in zunehmend weniger hinterfragte Modelle einfließen, die aus einer rosigen Gegenwart eine rosigere Zukunft „berechnen“. Wenn ein Unternehmer in solch einer Zeit einmal mehr Mittel investieren will, als in der eigenen Kasse liegen, ist er darum eher bereit, sich (höher) zu verschulden. Die Banken leihen ihm gern Geld. Denn „sie befinden sich in demselben aufgehellten Erwartungsklima wie die Industrieunternehmen“, erläutert Bernhard Emunds, der mit einer Arbeit über Minsky promovierte und Direktor des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschaftsethik in Frankfurt am Main ist.
      Im Grunde beschreibt er nur das, was in den 30ger Jahren passierte.
      Das Ergebnis war , dass der Glass- Steagall-Act der Finanzindustrie Fesseln anlegte, die die Marktradikalen in ihrer
      totalen Verblendung durchschnitten.
      Das fatale Ergebnis erleiden wir jetzt.

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 16:56:45
      Beitrag Nr. 1.286 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.659.085 von windei am 26.02.09 15:00:28Guten Abend windei,

      Das fatale Ergebnis erleiden wir jetzt.

      Dem ist nichts hinzuzufügen!

      Dir einen schönen Abend.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 17:06:59
      Beitrag Nr. 1.287 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.137 von Maraho am 26.02.09 06:15:29Guten Abend zusammen,

      in Bezug. Schlau wird sowieso keiner mehr daraus....

      Merkwürdige Allianzen mit tiefroten Zahlen
      Ralf Streck

      Die Allianz-Versicherung hat 2,4 Milliarden Euro Verlust wegen ihrer Beteiligung an der Dresdner Bank eingefahren

      Der größte Versicherungskonzern Europas hat im vergangenen Jahr einen Gesamtverlust von 2,4 Milliarden Euro geschrieben. Die Verluste der Allianz stammen vor allem aus der Beteiligung an der Dresdner Bank, deren Verluste sich für 2008 auf 6,3 Milliarden Euro summieren. Doch auch das Versicherungsgeschäft läuft nicht mehr wie geschmiert. Vor allem in den Bereichen Lebensversicherung und Vermögensverwaltung musste die Allianz Gewinneinbußen hinnehmen. Vor einem Jahr hatte der Versicherungskonzern noch einen Gewinn von 8 Milliarden Euro verbucht.

      Inzwischen hat die Allianz das Fass ohne Boden erfolgreich an die Commerzbank weiter gereicht. Der Bund hat die Commerzbank teilverstaatlicht, um ihre Übernahme zu ermöglichen und die Pleite zu verhindern. Insgesamt erhielt die Commerzbank schon 18,2 Milliarden Euro an Staatshilfen, wofür der Bund mit 25 Prozent und einer Aktie eine Sperrminorität erhielt. Zwar beteuert die Commerzbank ihre Solidität, doch der Commerzbank-Chef warnte: "Die Krise dauert an und wir haben noch eine schwere Wegstrecke vor uns". Martin Blessing lokalisiert die Probleme der Dresdner Bank vor allem im Investmentbereich, der nun "so schnell wie möglich" zurückgefahren werde.

      Auch der Einstieg des Bundes über die Hintertür bei der Deutschen Bank wird gerade festgezurrt. Das Kartellamt hat gestern die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank abgesegnet. Mit 4,7 Millionen Aktien hat die Deutsche Bank in den letzten Wochen schon gut 2,1 % der Anteile an der Postbank zusammengekauft und dafür die niedrigen Aktienkurse genutzt. In den kommenden Tagen wird sie nun weitere 22,9 Prozent der Anteile der Post übernehmen. Die Post erhält im Tausch rund 8 % Anteile an der Deutschen Bank. Eigentlich wollte die Deutsche Bank für etwa 2,8 Milliarden Euro 29,75 Prozent der Aktien übernehmen, was sie wegen der eigenen hohen Verluste nicht Schultern kann.

      Es ergibt sich eine unheilige Allianz. Die halbstaatliche Post, die selbst gerade einen Verlust von 1,7 Milliarden Euro eingefahren hat, wird Teilhaber an der Deutschen Bank, die im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 3,9 Milliarden Euro verbuchen musste, damit die Großbank die Postbank schlucken kann, die ihrerseits einen Verlust von 821 Millionen Euro gemacht hat. Man muss kein Hellseher sein, um zu behaupten, dass eine solche Allianz in der derzeitigen Situation wohl kaum ohne Staatshilfen auskommen kann. Schließlich warnt die Deutsche Bank davor, dass der Absturz der Wirtschaftsleistung in Deutschland 2009 sogar über 5 % liegen könnte.

      Und es handelt sich ja nicht um ein deutsches Problem. Die Royal Bank of Scotland (RBS) musste gerade den Rekordverlust von 27 Milliarden Euro (24 Milliarden Pfund) bestätigen. Damit wurde der bisherige Rekord von 22 Milliarden Pfund übertroffen, den Vodafone 2006 aufgestellt hatte, was allerdings die RBS nicht daran hindert, hohe Bonuszahlungen an die Banker auszuschütten.

      In den USA hat die ehemalige Investmentbank Merrill Lynch noch deutlich schlechter abgeschnitten, als ohnehin erwartet wurde. Sie war von der Bank of America (BoA) übernommen worden und schloss das letzte Quartal mit einem Minus von 15,84 Milliarden Dollar ab, eine halbe Milliarde mehr als erwartet wurde. Zunächst war die Übernahme als ein tolles Geschäft gefeiert worden. Doch es wird immer deutlicher, dass die neue Tochtergesellschaft ein Fass ohne Boden ist. Schon mehrfach musste die BoA Staatshilfen in Anspruch nehmen. Sie gehört zu den größten Almosen-Empfängern.

      So wird die BoA wie bei die großen Citigroup als Kandidat für die Verstaatlichung gehandelt. Das "Wall Street Journal" berichtet nun, eine Einigung zwischen der US-Regierung und der Citigroup über die Erhöhung des Staatsanteils auf 40 Prozent direkt bevorstehe. Die Vereinbarung könne noch heute bekannt gegeben werden, zitierte die Zeitung mit dem Vorgang vertraute Personen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133583
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 17:40:28
      Beitrag Nr. 1.288 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.077 von Maraho am 25.02.09 17:47:36Das gleiche Schema wie bei uns. Gab es unter Bush keine Opposition?
      Oder anders gefragt: Was haben die Demokraten in dieser Zeit gemacht?

      Ohne Worte.

      Haushaltsdefizit
      Obama fehlen 1,75 Billionen Dollar


      Ganze 134 Seiten ist er dick: der Haushaltsentwurf, den US-Präsident Barack Obama am Donnerstag vorstellen will. Auf den Seiten finden sich nach US-Medienberichten schockierende Zahlen: Das Haushaltsdefizit für 2009 wird mit 1,75 Billionen Dollar beziffert. Zudem könnten für die Bankenrettung weitere Milliardensummen anfallen.


      HB WASHINGTON. Laut dem Entwurf nimmt Obama im Kampf gegen die Wirtschaftskrise damit offenbar das größte Haushaltsdefizit seit dem Zweiten Weltkrieg in Kauf. Zwei ranghohe Regierungsvertreter sagten vor der Veröffentlichung des Haushaltsentwurfs für 2010 am Donnerstag, das Defizit für das laufende Fiskaljahr werde umgerechnet 1,37 Billionen Euro erreichen. Dies wären 12,3 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP), der höchste Anteil seit den 40er Jahren. Obama will sich gleichzeitig die Möglichkeit offenhalten, für die Bankenrettung weitere 250 Milliarden Dollar einsetzen.

      Bisher gebe es aber keine Entscheidung, den Kongress um eine Bewilligung der Gelder zu bitten, hieß es. Die 250 Milliarden Dollar seien lediglich ein Platzhalter, falls Maßnahmen notwendig seien, sagte einer der Regierungsvertreter.

      Der Präsident erbt aus der Regierungszeit seines Vorgängers George W. Bush ein Defizit für 2009 von mehr als eine Billion Dollar. Ein gerade vom Kongress verabschiedetes, auf zwei Jahre ausgelegtes Konjunkturpaket von 787 Milliarden Dollar und andere Kosten dürften das Defizit auf 1,75 Billionen Dollar heben. Im Fiskaljahr 2008 lag es bei 455 Milliarden Dollar, als absolute Summe ein Rekord.

      Obama hatte am Dienstagabend in einer Grundsatzrede wiederholt seinen Haushalt angesprochen. Er kündigte eine „Blaupause für die Zukunft“ an, mit der fundamentale Änderungen bei der Energie-, Gesundheits- und Bildungspolitik eingeleitet würden. Zudem sollen erstmals auch die Kosten der Kriege in Afghanistan und im Irak als normale Ausgaben eingebunden und damit transparent gemacht werden. Aus den Kreisen verlautete, sie würden 2009 mehr als 140 Milliarden Dollar erreichen. Im Gegenzug sollen ab dem Haushalt 2010 verschiedene Regierungsprogramme wie Agrarsubventionen eingedampft und Steuerschlupflöcher geschlossen werden.

      Der Finanzplan für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr 2010 ist ein erster Entwurf, der detaillierte Haushalt wird im April erwartet. Obama hat angekündigt, bis zum letzten Jahr seiner ersten Amtszeit 2013 das Haushaltsdefizit auf 533 Milliarden Dollar drücken zu wollen. Mit Spannung wurde erwartet, welche Ansätze davon am Donnerstag zu sehen sein könnten.

      Obama liefert dabei nur einen Entwurf des Haushalts, die eigentliche Arbeit findet im Kongress statt. Dort wird massiver Widerstand gegen einige der angekündigten Maßnahmen erwartet. So dürften Abgeordnete aus den Bundesstaaten mit einer starken Landwirtschaft sich gegen Kürzungen im Agrarbereich stemmen. Zwar haben Obamas Demokraten im Repräsentantenhaus wie im Senat eine Mehrheit. Die Abgeordneten in den USA unterliegen jedoch keinem Fraktionszwang und werden von den Bürgern ihrer Bundesstaaten direkt gewählt.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/obama-feh…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 17:45:44
      Beitrag Nr. 1.289 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.658.417 von Maraho am 26.02.09 13:46:49Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

      Rettungsplan
      Opel braucht wohl neun Milliarden Euro

      Eine Zukunft ohne General Motors wird für Opel teuer - oder den Staat. Denn um auf eigenen Beinen stehen zu können, benötigt Opel langfristig eine deftige Finanzspritze. Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, wird der Kapitalbedarf auf bis zu neun Milliarden Euro geschätzt.


      HB BERLIN/RÜSSELSHEIM. Der Autobauer Opel benötigt für eine eigenständige Zukunft ohne den US-Mutterkonzern General Motors (GM) Kreisen zufolge langfristig acht bis neun Milliarden Euro. Dieser Kapitalbedarf wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa von GM - und Opel-Managern in den Verhandlungen mit Bund und Ländern über mögliche Staatshilfen genannt.
      Vom Bund wünscht das Unternehmen bisher Kredite oder Bürgschaften von rund 3,3 Milliarden Euro. Konkrete Zahlen könnten mit dem für diesen Freitag erwarteten Sanierungskonzept vorliegen.

      Nach dpa-Informationen aus Finanzkreisen hat General Motors bisher keine verbindlichen Angaben über die Zukunft der rund 25.000 Arbeitsplätze und der Werke in Deutschland gemacht. GM prüfe einen Verkauf des Opel-Werkes in Eisenach (Thüringen), für das es Interessenten gebe. Entscheidungen sind aber auch hier noch nicht getroffen.

      Kurz bevor die besorgniserregenden Zahlen an die Öffentlichkeit durchsickerten, gingen in einer beispiellosen Großdemonstration europaweit 25 000 Opelaner für die Rettung ihres Unternehmens auf die Straße. Zur zentralen Kundgebung am Firmensitz Rüsselsheim kamen allein 15.000 Beschäftigte.

      Sie forderten eine rasche Trennung der Traditionsmarke von der schwer angeschlagenen US-Mutter General Motors (GM) und verbündeten sich mit Kollegen der ebenfalls ums Überleben kämpfenden Schwestermarken Saab aus Schweden und Vauxhall aus Großbritannien, die ebenfalls auf die Straße gingen.

      Die prekäre Lage der drei Autobauer unterstrich der Mutterkonzern GM, der für das vergangene Jahr mit umgerechnet rund rund 31 Milliarden Dollar den zweithöchsten Verlust seiner der 100-jährigen Firmengeschichte vorlegte.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/opel-brau…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 18:05:23
      Beitrag Nr. 1.290 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.429.363 von Maraho am 22.01.09 18:23:20Ein comeback....
      Man glaubt es nicht....

      Retter in der Not

      IWF rüstet sich für 300-Milliarden-Schaden
      von Andre Kühnlenz und Mark Schrörs (Frankfurt)

      Die Kreditkrise reißt ganze Volkswirtschaften in die Tiefe. Folglich ist der Internationale Währungsfonds so gefragt wie selten. Jetzt verdoppelt der IWF seine finanzielle Kraft - um sich für das Schlimmste zu rüsten.

      Die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnen im schlimmsten Fall damit, dass sie 300 Mrd. $ für die Rettung von in Not geratenen Staaten bereitstellen müssen. Das geht aus der Überprüfung des Finanzbedarfs des Fonds hervor, der am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde.

      Gleichzeitig teilte der IWF mit, die Summe zu verdoppeln, die für Hilfskredite zu Verfügung gestellt werden kann. Darauf hätten sich die Direktoren unter Führung von Dominique Strauss-Kahn geeinigt. Kurzfristig soll der Umfang von gut 250 Mrd. $ vor der Finanzkrise auf jetzt 500 Mrd. $ (386 Mrd. Euro) steigen.

      Die IWF-Experten betonten, dass sie die aktuelle Ausstattung des Fonds als adäquat ansehen. Die Aufstockung sei aber notwendig, um sich für alle Eventualitäten zu wappnen. Die zusätzlichen Gelder sollen kurzfristig durch Kredite bei anderen Staaten oder Notenbanken aufgenommen werden. Auf die Stimmrechtverteilung und die Anteile am IWF-Kapital hätte dies keinen Einfluss.

      IWF als Retter in der Not wieder gefragt

      Vor Ausbruch der Krise hatte der IWF bereits seit Jahren an Einfluss verloren. In Zeiten weltweiten robusten Wirtschaftswachstums und ausbleibender Währungskrisen gab es immer weniger Länder, die Kredite beim Währungsfonds aufnahmen - zumal sie die damit verbundenen strikten Auflagen oft ablehnten. Der IWF drohte in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

      In der Finanzkrise aber ist der IWF weltweit als Geldgeber gefragt. Vor allem in Osteuropa, aber etwa auch beim drohenden Staatsbankrott in Island, hat er in den vergangenen Wochen ausgeholfen. Zuletzt wurde gar über Hilfen für Euro-Länder wie etwa Irland spekuliert. Das Problem ist aber, dass die Mittel des Fonds nach eigener Auskunft bald erschöpft sind. Die beschlossene Aufstockung gibt dem Währungsfonds nun Handlungsspielraum.

      Zusage von Japan und Merkel

      Bereits im Februar hatte der IWF ein Abkommen mit Japan abgeschlossen, das ihm erlaubt, auf bis zu 100 Mrd. $ aus japanischen Mitteln zurückzugreifen. Das ist der größte zusätzliche finanzielle Beitrag für den Währungsfonds, den ein einzelnes Land bisher als Folge der Finanzkrise erbrachte.

      Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Mitte Februar gesagt, Deutschland werde sich im Bedarfsfall nicht verweigern, die Kraft des IWF zu stärken. Hintergrund waren Spekulationen um Zahlungsschwierigkeiten einzelner EU-Länder. Die IWF-Experten machten noch keine Angaben darüber, mit welchen Ländern sie gerade noch verhandeln.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Retter-in-der-Not-I…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 18:28:37
      Beitrag Nr. 1.291 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.403 von Maraho am 25.02.09 18:22:12Nun geht es um den...


      Angriff auf die Staatskasse

      Mit Steuermilliarden sollten die Finanzmärkte gerettet werden. Heraus kam ein Selbstbedienungsprogramm für gescheiterte Banker.
      Von Harald Schumann


      Renaissance des Staates, Wiederkehr des Primats der Politik, die Regierung am Steuer – so und ähnlich lauten die Schlagworte, wenn die politische Klasse über ihre neue Lage im Jahr eins nach dem Super-Crash reflektiert. Endgültig vorbei scheinen die Zeiten, in denen marktradikale Ideologen der Politik vorhalten können, sie würde „von den Finanzmärkten kontrolliert“, wie Hans Tietmeyer, der frühere Präsident der Bundesbank, es einst verkündete. Nur noch lächerlich scheint das Diktum des einstigen Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer, der die Finanzmärkte zur „fünften Gewalt“ erkor, die „besser als die Wähler“ die Politik auf die „richtigen Zielsetzungen“ festlegen könne. Stattdessen wettert nun eine Kanzlerin Merkel gegen die „Exzesse der Märkte“ und schwärmt vom „Staat als letzte Institution, die handeln konnte“. Ganz ähnlich geben sich auch Britanniens Gordon Brown oder Frankreichs Nicolas Sarkozy als Wirtschaftsreformer, und gemeinsam mit ihren Kollegen aus aller Welt veranstalten sie Globalkonferenzen zur Zähmung des Finanzkapitalismus gleich in Serie.

      Erleben wir nun also die große Wende nach drei Jahrzehnten der Staatsverächtung und der Diktatur des Marktes? Verwandeln sich die Regierungen vom ausführenden Organ der organisierten Konzernlobby in den „Hüter der Ordnung“, der den Markt „zum Wohle des gesellschaftlichen Gesamtinteresses steuert“, wie die Kanzlerin verspricht? Schön wär’s. Doch im wirklichen Leben spielt sich das genaue Gegenteil ab. Nicht etwa machen gewählte Politiker knallharte Vorgaben, wie die mit Hybris in die Pleite gewirtschafteten Geldkonzerne saniert werden müssen, wenn sie Staatshilfen in Anspruch nehmen. Sondern umgekehrt diktiert der alte Filz aus Bankern und ihren Lobbyisten im Amt, wie jenseits aller demokratischen Kontrolle Abermilliarden Euro, Pfund und Dollar aus Steuergeldern ausgereicht werden, ohne dass ein konkreter Nutzen auch nur in Aussicht steht.

      In Deutschland begann dieser Angriff auf die Staatskasse schon an jenem Oktoberwochenende im Kanzleramt, wo Deutsch-Banker Josef Ackermann wie selbstverständlich am Gesetzentwurf für den „Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung“ (Soffin) mitwirkte. Die Formulierung des Textes übernahmen dann auch gleich die Anwälte der Kanzlei Freshfields, die weltweit der Finanzindustrie zu Diensten ist. Ganz ähnlich lief es in London und Washington, wobei dort mit Henry Paulson, dem Ex-Chef von Goldman Sachs, ohnehin ein Sachwalter der Wall Street das Heft in der Hand hielt. So durften die Vertreter der Begünstigten gleich selbst mitbestimmen, zu welchen Konditionen ihre Branche Zugriff auf die öffentlichen Haushalte bekommen sollte.

      Als zentrale Rechtfertigung der Eil -Operation diente die berechtigte Furcht, die im Schwarzen Loch des selbst verursachten Misstrauens gefangenen Banken seien zu groß, um sie in Konkurs gehen zu lassen. Noch ein Fall wie Lehman Brothers könne die Kreditvergabe zum Erliegen bringen, ohne die aber in der Wirtschaft vom Großkonzern bis zum Handwerksbetrieb gar nichts laufe, lautete das Argument. „Too big to fail“ hieß es allenthalben auch von Washington bis Melbourne, wenn aufgeblähte Finanzkonzerne mit Milliardenspritzen vor dem Untergang bewahrt werden mussten. Und treuherzig versicherte die Kanzlerin, „nicht die Banken, sondern die Bürger“ gelte es zu schützen.

      Doch merkwürdig: In der praktischen Ausführung der jeweiligen Programme spielten eben diese Kriterien, die Größe der begünstigten Geldhäuser und das Ausmaß ihrer Kreditvergabe, gar keine Rolle. Die Regierungen machten nicht etwa konkrete Vorgaben, bis wann sie auf eine Größe unterhalb der Gefahrenschwelle zurückgeführt werden sollen. Im Gegenteil: Die Rettungsmilliarden werden missbraucht, um damit noch größere Finanzgiganten zu schmieden – und das ohne Vorgaben für die Kreditverteilung.

      So stützte die US-Regierung gleich ein halbes Dutzend Fusionen mit mehr als 100 Milliarden Dollar. Dabei erhielt ausgerechnet die Megabank J. P. Morgan, Marktführer beim Verkauf von „giftigen“ Kreditderivaten, 25 Milliarden Dollar für den Kauf der Sparkasse „Washington Mutual“. In Großbritannien muss der Steuerzahler die Fusion von Lloyds TSB mit der Halifax Bank subventionieren – ein Geschäft jenseits aller marktwirtschaftlichen Vernunft. 30 Prozent aller britischen Haushalte sind nun Kunden nur eines Geldkonzerns.

      Dem gleichen Muster folgt das Commerzbank-Projekt von Finanzminister Steinbrück. Gleich 18,2 Milliarden Euro ließ er an die Bank mit dem gelben Logo überweisen, damit diese die heruntergewirtschaftete Dresdner Bank übernehmen kann. Dabei hätte deren bisheriger Eigentümer, der reiche Allianz-Konzern, die Dresdner durchaus mit eigenem Geld sanieren können. Doch Steinbrück will getreu der gerade erst gescheiterten Logik des „Standortwettbewerbs“ einen „starken Player neben der Deutschen Bank“.

      So absurd diese Begründung ist, so bizarr sind die finanziellen Konditionen. Da fließt eine Summe, die dem Gesamtetat aller Bundesländer für ihre Universitäten entspricht, an eine Bank, die an der Börse nicht mal mehr ein Sechstel davon wert ist. Und im Gegenzug wird nicht etwa der Staat im Namen seiner Steuerzahler Eigentümer, sondern er bekommt nur eine Sperrminorität von 25,1 Prozent und eine „stille Einlage“ von 16,4 Milliarden. Deren „marktübliche Verzinsung“, wie sie eigentlich EU-weit Pflicht ist, steht nur auf dem Papier. Die jährlich fälligen anderthalb Milliarden Euro wird es mangels Gewinn für viele Jahre nicht geben, geschweige denn eine Rückzahlung. Mit anderen Worten: Die Bank bekommt umsonst Kapital, und der Steuerzahler bekommt Aktien, die nicht mal die dadurch verursachten zusätzlichen Schuldzinsen eines Jahres decken. Wenn dann irgendwann der Aktienwert wieder steigt, werden die privaten Aktionäre die großen Gewinner sein. Und zu allem Überfluss versichert Steinbrück, dass die Regierung sich keinesfalls „in das operative Geschäft einmischen“ wolle, sondern dies lieber jenen überlässt, die für das bisherige Missmanagement verantwortlich sind. Alles andere wäre ja, „ein zu starker Eingriff in die Rechte und das Eigentum der Aktionäre“, erklärte flankierend Otto Bernhardt, der Bankenexperte der Unionsfraktion im Bundestag.

      Dass er als Volksvertreter in erster Linie die Interessen der Steuerzahler zu wahren hat, kommt dem Mann offenbar gar nicht in den Sinn. Aber er ist in guter Gesellschaft. Schließlich betreiben die Abgeordneten der großen Koalition beim Umgang mit den Soffin-Milliarden alle gemeinsam „systematisch die Entmachtung des Parlaments“, wie der Grünen-Abgeordnete Alex Bonde beklagt. Die Entscheidungsgewalt überlassen sie allein einem ministerialen „Lenkungsausschuss“, wo Finanzstaatssekretär Axel Nawrath den Vorsitz führt. Dessen Qualifikation besteht vor allem darin, dass er zuvor Geschäftsführer der Deutschen Börse AG war. Für die von ihm und seinen Mitlenkern gefällten Beschlüsse hat sich der Haushaltsausschuss nicht mal einen Vorbehalt gesichert. Stattdessen wird lediglich ein Unterausschuss errichtet, dessen Mitglieder aber die Öffentlichkeit nicht informieren dürfen. So müssen die Bürger zwar für bis zu 480 Milliarden Euro haften, aber für wen und zu welchen Bedingungen, das sollen sie nicht wissen. Und selbst der Geheimausschuss ist nur eine Farce. Der Commerzbank-Deal ging über die Bühne, ohne dass die Abgeordneten auch nur informiert wurden.

      Unkontrolliert ging so auch durch, dass die Bankenretter die Gebühren für die vergebenen Bürgschaften auf ein Prozent der jeweiligen Summen kürzten, obwohl in der Gesetzesbegründung noch jene zwei Prozent genannt waren, die Geschäftsleute gemeinhin für eine Bankbürgschaft zahlen müssen. Bezogen auf die Gesamtsumme verzichtet der Staat damit mal eben auf vier Milliarden Euro im Jahr. Und das in einem Land, wo gleichzeitig Zigtausende vor den Sozialgerichten um ein paar Euro mehr an Arbeitslosenhilfe kämpfen.

      Die Aussetzung des wichtigsten aller Parlamentsrechte, der Hoheit über die Staatsausgaben, begründeten die Bankenretter mit dem vermeintlich notwendigen Schutz wichtiger Geschäftsgeheimnisse. Doch das rechtfertigt nicht, dass die Abgeordneten den Finanzminister seinen 480-Milliarden- Fonds so betreiben lassen, wie es die Banken mit ihren Investmentvehikeln in Steueroasen hielten – außerhalb der Bilanz und ohne jede Aufsicht. Zugegeben, auch in anderen Staaten läuft es nicht viel besser. Der bisherige US-Finanzminister Paulson brachte es fertig, seiner Ex-Firma Goldman Sachs für 10 Milliarden Dollar Wandelanleihen abzukaufen, deren Wert nicht mal ein Viertel dessen beträgt, was der private Investor Warren Buffet kurz zuvor fürs gleiche Geld bei Goldman erhielt. Aber in den USA und anderswo sorgen die Parlamente wenigstens für Öffentlichkeit und Korrekturen. Deutschlands Parlamentarier dagegen verweigern einfach ihre zentrale Aufgabe. In jedem anderen Job würde das für eine fristlose Kündigung reichen. Das gilt auch für die Opposition, der für ihren Protest nichts anderes einfällt als ein paar Presseerklärungen.

      All das wäre noch erträglich, wenn wenigstens das Ziel, die Stabilisierung des Kreditgeschäfts, erreicht würde. Doch genau das wird so nicht gelingen. Der Einsturz des globalen Kartenhauses, in dem Kredit über Kredit geschichtet wurde, während die Qualität der Schuldner immer weiter abnahm, ist noch lange nicht beendet. Weltweit stehen der Finanzbranche nach Berechnungen des bisher treffsicheren US-Ökonomen Nouriel Roubini weitere Wertverluste von mehr als einer Billion Dollar bevor. Den meisten betroffenen Finanzkonzernen, auch den deutschen, droht der Verlust des gesamten Eigenkapitals. Vor diesem Hintergrund ist es nur rational, dass die Banker extrem vorsichtig bei der Kreditvergabe sind und ihr Geld auf den Zentralbankkonten horten, auch wenn sie damit die Krise eskalieren.

      Anstatt immer mehr Staatsgeld ohne Gegenleistung in ein Fass ohne Boden zu stecken, sollten sich Regierung und Parlament darum endlich der Realität stellen: Der Volkswirtschaft wäre am besten geholfen, wenn alle Banken, die nicht ohne Staatshilfen auskommen, zu ihrem verbliebenen Börsenwert in Staatshand überführt werden. Dann hätte das Versteckspiel mit den faulen Investments von unbestimmtem Wert ein Ende, und es könnte endlich wieder ehrlich bilanziert werden. Anschließend könnten die „giftigen“ Wertpapiere tatsächlich, so wie es die Bankvorstände derzeit fordern, in eine „Bad Bank“, eine staatlich verwaltete Depotbank, überführt werden, aber eben so, dass dabei die Steuerzahler nicht über den Tisch gezogen werden. Denn diese wären ja auch an den Wertsteigerungen der betroffenen Geldhäuser beteiligt, wenn diese ihr normales Geschäft wieder aufnehmen und Gewinne erwirtschaften könnten. Sobald sie so wieder auf ihr Kerngeschäft zurückgeführt wären, stünde einer erneuten Privatisierung nichts im Wege. Eine solche Strategie wäre auch keineswegs ein Verstoß gegen die marktwirtschaftliche Verfassung. Denn zum Markt gehört, dass schlecht geführte Unternehmen in Konkurs gehen müssen. Wenn das aber bei Banken im Interesse des Gemeinwohls nicht geschehen darf und sie de facto eine implizite Staatsgarantie genießen, dann ist der enge Zügel staatlicher Kontrolle die zwingende Folge.

      Gewiss, auch diese Lösung wäre nicht billig. Aber sie könnte die unvermeidliche Gesundschrumpfung des Finanzsektors und einen Neustart drastisch beschleunigen. Gleichzeitig würde das bisher nur postulierte Primat der Politik, das die Belange der Bürger über die organisierten wirtschaftlichen Einzelinteressen stellt, erstmals seit langem wieder Realität. Für die Demokratie wäre das ein Rekordgewinn.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/art141,271…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 19:23:19
      Beitrag Nr. 1.292 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.107 von Maraho am 26.02.09 05:20:40Ach ja, die neuen ....

      ARBEITSLOSENZAHLEN
      Kurzarbeit rettet Arbeitslosenstatistik

      Die Wirtschaftskrise macht sich in der Statistik bemerkbar, die Zahl der Arbeitslosen ist den dritten Monat in Folge gestiegen. Trotzdem hält die Bundesagentur an ihrer Prognose für 2009 fest - denn die hohe Zahl der Kurzarbeiter federt den Abschwung vorerst ab.


      Nürnberg - Es sind keine schönen Zahlen, aber sie könnten schlimmer sein: Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Februar aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise den dritten Monat in Folge gestiegen. Die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen stieg gegenüber Januar um rund 63.000 auf 3,552 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Allerdings waren das immer noch 66.000 Menschen weniger als im Februar 2008. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich gegenüber dem Vormonat von 8,3 auf 8,5 Prozent.

      Dass die Zahlen trotz all der Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen und der anhaltenden Wirtschaftskrise nicht schlimmer ausgefallen sind, ist vor allem einem Instrument des Arbeitsmarkts zu verdanken: der Kurzarbeit. Sie hat die Entwicklung abgefedert. "Die schwierige Wirtschaftslage wirkt sich auch im Februar auf den Arbeitsmarkt aus", erläuterte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die deutliche Zunahme der Kurzarbeit hielt den Anstieg allerdings in Grenzen.

      BA rechnet mit weiterem Anstieg bei der Kurzarbeit

      Denn tatsächlich rettet die Kurzarbeit die Arbeitslosen-Statistik: Wurde im Dezember 2008 noch für 270.800 Beschäftigte das Kurzarbeitergeld bezahlt, beantragten die Unternehmen im Februar nach Angaben von BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker bereits für 620.000 bis 670.000 Mitarbeiter das konjunkturelle Kurzarbeitergeld. Der steile Anstieg innerhalb von nur drei Monaten zeigt, wie die Wirtschaftskrise mit mehrmonatiger Verzögerung auch den Arbeitsmarkt erreicht.

      Auch für die nächsten Monate rechnet die BA mit einem weiteren Anstieg beim Kurzarbeitergeld. "Wir haben dazu genügend Mittel eingeplant und sind darauf vorbereit", sagte Weise. Auch seien 2500 zusätzliche Vermittler in den Arbeitsagenturen eingestellt worden.

      Trotz der schlechten Vorhersagen von Forschungsinstituten hält die BA deshalb an ihrer Prognose von durchschnittlich 3,5 Millionen Arbeitslosen in diesem Jahr fest. "Es gibt noch keine Anzeichen dafür, dass die Unternehmen Entlassungen im großen Stil planten", sagte Becker.

      Die Zahl der Kurzarbeiter ist sogar geringer ausgefallen als erwartet. Ihr vorausgegangen waren die monatlichen vorsorglichen Anzeigen über Kurzarbeit - die höher ausfielen. "Die Anzeige und die realisierte Kurzarbeit können sehr stark auseinanderfallen", stellte BA-Vorstandsmitglied Becker fest. Eine Erklärung dafür sei, dass sich der Pessimismus mancher Unternehmen bisher nicht bewahrheitet habe. "Opel hat Kurzarbeit beantragt im erheblichen Umfang", sagte Becker. "Durch Konjunkturpaket und Abwrackprämie findet die tatsächliche Kurzarbeit derzeit aber nicht so statt wie angezeigt."

      Kurzarbeit wird vorsorglich angemeldet

      Anderen Betrieben mag es ähnlich gehen. Die Ankündigung von Kurzarbeit ist bisweilen nur eine Vorkehrung, um den Beschäftigten den Anspruch auf Kurzarbeitergeld in Höhe von 60 Prozent des ausfallenden Nettolohns zu sichern. Denn Kurzarbeitergeld wird frühestens von dem Monat an gezahlt, in dem die Anzeige eingegangen ist. So kann es sein, dass im Dezember Kurzarbeit angezeigt wird - aber erst im März tatsächlich Arbeitnehmer in die Zwangspause müssen.

      Der Eindruck des Zahlenwirrwarrs bei der Kurzarbeit wird durch die Termine ihrer Bekanntgabe verstärkt. Die provisorischen Anzeigen werden zum Monatsende erfasst und von der BA veröffentlicht. Die tatsächliche Zahl der Kurzarbeit wird erst viel später bekannt. Erst nach Ablauf eines Quartals erstatten die Betriebe Meldung über die realisierte Kurzarbeit. Etwa acht Wochen nach Quartalsende legt die BA dann die Zahlen vor. So wurden nun die Kurzarbeiterzahlen für Oktober bis November bekanntgegeben. Über das erste Vierteljahr 2009 gibt es erst Ende Mai Aufschluss.

      Unterschieden wird zudem zwischen Kurzarbeit aus konjunkturellen und aus jahreszeitlichen Gründen. Von Dezember bis Ende März können Betriebe des Baugewerbes in der Schlechtwetterzeit Saison-Kurzarbeit anmelden. Das waren im Dezember gut 60.000 Beschäftigte. Hinzu kommt noch das kaum ins Gewicht fallende Transferkurzarbeitergeld zur Vermeidung von Entlassungen bei Betriebsänderungen. Insgesamt gab es daher im Dezember 270.500 Bezieher von Kurzarbeitergeld. Die Kurzarbeit verringert den Anstieg der Arbeitslosenzahl.

      Die 201.000 Kurzarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen im Dezember arbeiteten im Durchschnitt ein Drittel weniger. Der Arbeitsausfall entsprach etwa 66.000 Vollzeitarbeitskräften - die ohne Kurzarbeit möglicherweise arbeitslos geworden wären.

      Der Kurzarbeiter-Höchststand wurde im März 1993 mit gut 1,3 Millionen verzeichnet - wenn man die aus der Wiedervereinigung resultierenden Zahlen von über zwei Millionen Kurzarbeitern 1991 außer Acht lässt. Experten erwarten derzeit nicht, dass dieser Rekord eingestellt wird. Die vorsorglichen Anzeigen für Kurzarbeit schnellen allerdings nach oben. Eine Hochrechnung der BA geht für Februar laut Becker von 620.000 bis 670.000 neuen Anzeigen aus. Das wären doppelt so viele wie im Januar - und seit Oktober hätten über 16.000 Betriebe für etwa 1,4 Millionen Beschäftigte Kurzarbeit aus wirtschaftlichen Gründen angekündigt.

      Quelle (mit Graphiken): http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,610095,00.html
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 19:32:06
      Beitrag Nr. 1.293 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.536 von Maraho am 26.02.09 19:23:19Und so steht es in anderen Ländern....

      Berichte aus vier Nationen
      So bangen andere um ihre Jobs

      Die Wirtschaftskrise umfasst den Globus: Weltweit bangen Beschäftigte um ihre Jobs oder sind bereits entlassen. Vier taz-Korrespondenten über die Lage in ihren Ländern.


      40.000.000 Chinesen ohne Job
      GEORG BLUME

      Die neue Arbeitslosigkeit in China in Folge der globalen Finanzkrise übersteigt alle Erwartungen. Nach Pekinger Regierungsangaben haben 20 Millionen von insgesamt 130 Millionen Wanderarbeitern in den letzten Wochen ihren Job verloren. Schätzungen der Europäischen Handelskammer in Peking gehen viel weiter: Demnach liegt die Zahl der Wanderarbeiter in China schon bei 200 Millionen, von denen 40 Millionen in diesem Jahr keine Arbeit mehr finden würden. China würde damit fast so viele neue arbeitslose Wanderarbeiter verbuchen, wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) neue Arbeitslose im Jahr 2009 für die ganze Welt erwartet.

      Hinzu kommen in China in diesem Jahr 7 Millionen Universitätsabsolventen, von denen laut Angaben der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften ein Viertel ohne Arbeit ausgehen werden. Die Akademie berichtet auch von einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Städten: Dort habe sich die Arbeitslosenrate von den ersten drei Quartalen zum letzten Quartal 2008 verdoppelt - auf 9,4 Prozent. Diese Quote bezieht Landbewohner, zu denen die meisten Wanderarbeiter zählen, nicht mit ein. Die Regierung plant im Rahmen ihres 400-Milliarden-Euro schweren Konjunkturprogramms Ausbildungsprogramme und zusätzliche Krankenversicherung für die vielen neuen Arbeitslosen.

      Noch gibt es keine Unruhen. Durch Medienberichte wissen viele Chinesen, dass die Krise nicht durch die Regierung ausgelöst wurde. Sie wissen, dass Exporteinbrüche verantwortlich sind für die zahlreichen Schließungen von Textil-, Spielzeug- und Elektronikfabriken. Fast jeder verfügt auch noch über eigene Sparguthaben. China hat eine der höchsten privaten Sparquoten in der Welt. Allerdings: "Für die Wanderarbeiter gibt es kein Zurück mehr aufs Land. Ohne Arbeit werden sie durch die Städte vagabundieren und für soziale Instabilität sorgen", warnt der Pekinger KP-Vordenker Shang Dewen.

      Andere vertrauen den Errungenschaften der 30 Jahre zurückliegenden sozialistischen Landreform. "Die Migranten können sich immer noch auf den Landbesitz und das Sparguthaben ihrer Familien zurückfallen lassen," sagt Chen Shuxian, Direktor eines Arbeitsamtes. Vor 30 Jahren bekam in China jede Bauernfamilie ihr Stück Land zugeteilt - und kann es nicht verkaufen.


      Russland rüstet sich für Massenproteste
      BERNHARD CLASEN

      1,8 Millionen Arbeitslose sind in Russland gemeldet, so die Ministerin für Gesundheitsentwicklung, Tatjana Golikowa. Sie schätzt, dass diese Zahl 2009 auf 2,2 Millionen registrierte Arbeitslose steigen dürfte. Insgesamt seien derzeit jedoch 5,8 Millionen Menschen in Russland auf der Suche nach Arbeit, das wären ungefähr 7 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.
      Besonders betroffen seien Metallurgie, Chemie- und Automobilindustrie und die Förderung von Bodenschätzen. Der Beschäftigungsrückgang gegenüber dem Januar 2008 beim verarbeitenden Gewerbe liegt laut Statistikbehörde Rosstat bei 24 Prozent. Tatsächlich dürften die Zahlen höher liegen. Viele Arbeitslose melden sich nicht. Bei einem Arbeitslosengeld von durchschnittlich 100 Euro in Moskau macht dies wenig Sinn. Migranten, die oft ohne Arbeitsgenehmigung arbeiten, fallen genauso wenig unter die Statistik wie die zunehmende Zahl von Kurzarbeitern.

      Nicht ins Bild passen die Ergebnisse einiger Wirtschaftsbranchen. Die Produktion von Benzin und Diesel fiel im Januar um lediglich 1 Prozent. Brisant für das gesellschaftliche Klima dürfte sein, dass circa 460 Städte mit einer Bevölkerung von insgesamt 25 Millionen zum großen Teil von einem einzigen Industriezweig abhängen. Dort könnte es nach Auffassung des Instituts für regionale Politik zu regelrechten Aufständen kommen, wenn dieser Industriezweig Arbeiter entlässt. Von den Firmen des russischen Bergbau- und Metallurgiekonzerns Evraz Group beispielsweise sind sieben Städte mit einer Bevölkerung von insgesamt 696.000 Menschen abhängig. Von dem Metallkonzern Rusal sind gar 13 Städte mit einer Gesamtzahl von 815.000 Menschen abhängig, berichtet das russische Internet-Portal SmartMoney.ru.

      Unterdessen bereiten sich die Behörden auf Proteste vor. Die für Ende letzten Jahres geplante Reduzierung der Truppen des Innenministeriums wurde kurzfristig gestoppt. Und im Februar hatte die Miliz in Kaliningrad in der bisher größten Übung in der Geschichte der Region fingierte wütende Arbeitslose mit Nahkampf an der Erstürmung eines Verwaltungsgebäudes gehindert. Lediglich die Fabrik für Feuerschutzausrüstung in Wagaschi braucht sich keine Sorgen um weitere Aufträge zu machen. Dort erhielt man einen Großauftrag für gepanzerte Wasserwerfer.


      Die Spanier sind Europameister
      REINER WANDLER

      Spanien leidet unter einer doppelten Krise. Die eine ist der internationalen Lage geschuldet, die andere ist hausgemacht. Nirgends boomte der Bausektor in den letzten zehn Jahren so wie in Spanien. Jetzt ist die Spekulationsblase geplatzt. Die Arbeitslosigkeit wächst so schnell wie nie zuvor. Spanien ist Europameister. Anfang Januar waren mehr als 3 Millionen Menschen arbeitslos, das sind 13,9 Prozent. Allein im letzten Jahr wurden 1,2 Millionen arbeitslos. In 827.000 Haushalten sind alle Mitglieder ohne Arbeit. Über eine halbe Million beziehen kein Arbeitslosengeld.

      Immer mehr Spanier zieht es jetzt in die Landwirtschaft, die in den letzten acht Jahren fest in der Hand ausländischer Arbeitskräfte war. "Wir haben bei der Erdbeerernte dieses Jahr 20 Prozent mehr nationale Arbeiter als 2008", erklärt der Sprecher des spanischen Landwirtschafts- und Viehzuchtverbandes (Coag) Eduardo Domínguez.

      Nicht nur in der südspanischen Provinz Huelva, die Europa mit Früherdbeeren eindeckt, sondern auch bei der Olivenernte macht sich diese Entwicklung bemerkbar. In den andalusischen Provinzen Jaén, Granada und Córdoba sowie in Castilla-La Mancha schütteln wieder mehrheitlich Spanier die Ölfrüchte von den Bäumen. "Überall in den Dörfern ziehen Gruppen von Immigranten umher, die verzweifelt nach Arbeit suchen", so Domínguez.

      Als die Bauwirtschaft boomte, verließen die einheimischen Arbeiter die Landwirtschaft und das Gaststättengewerbe. Immigranten waren willkommen. Lebten 2000 nur knapp eine Million Ausländer im Lande, sind es heute 5,3 Millionen.

      Die Krise im Bau zieht andere Sektoren mit in den Abgrund. Im Hotel- und Gaststättengewerbe bleiben die Kunden aus. Es kommen immer weniger ausländische Touristen. Und auch die Automobilindistrie, Spaniens größter industrieller Arbeitgeber, bekommt die Krise zu spüren. 2008 ging die Produktion um 12 Prozent zurück, im Januar dieses Jahres gar um 53 Prozent. Die Madrider Regierung verhandelt über ein milliardenschweres Hilfspaket.

      Langsam, aber sicher regt sich Unmut in der Arbeiterschaft. Dieser Tage rufen die Gewerkschaften überall im Lande zu Demonstrationen für eine sozialere Krisenpolitik. Der Europäischen Gewerkschaftsbund plant für Mai eine Großdemonstration.


      Südafrika ist angeschlagen
      MARTINA SCHWIKOWSKI

      Die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei 25 Prozent, bezogen auf die aktiv Suchenden. Tatsächlich dürfte die Zahl traurig stabil bei etwa 40 Prozent liegen. Genaue Zahlen werden erst in den kommenden Tagen veröffentlicht. "In dieser Zeit der Wirtschaftskrise ist das Ziel, 500.000 neue Jobs jährlich zu schaffen, um die Arbeitslosigkeit bis 2014 zu halbieren. Eine entmutigende Herausforderung", sagt Ebrahim-Khalil Hassen, Mitarbeiter im Human Science and Research Council in Pretoria. "Besonders wenn man bedenkt, dass wir es in den guten Zeiten nicht geschafft haben."

      Erstmals in den vergangenen zehn Jahren ist Südafrikas Wirtschaft jetzt um 1,8 Prozent im letzten Vierteljahr von 2008 im Vergleich zum vorherigen Vierteljahr geschrumpft. Finanzexperten warnen, dass Südafrika hart von der globalen Situation getroffen sei: Das verarbeitende Gewerbe ist auf dem schlechtesten Stand seit 1960, und Automobilhersteller fragen bei der Regierung um "Rettungspakete" in Höhe von rund 7,6 Milliarden Euro an.

      Auch ist die Nachfrage an Rohmetallen gesunken, darunter Gold, Platin und Diamanten. Bergbaugigant Anglo American will 19.000 Arbeitsplätze 2009 kürzen. Die Goldproduktion ist auf dem tiefsten Niveau seit 80 Jahren, erklärte die südafrikanische Bergbaukammer am Dienstag. Die Kammer macht die Energiekrise im Land wegen nicht ausreichender Stromversorgung verantwortlich. Minen mussten im Januar für eine Woche schließen. Die Firma Lonmin, drittgrößter Platinproduzent der Welt, kündigte die Streichung von 5.500 Stellen in zwei südafrikanischen Minen an. Lonmin ist stark betroffen von der Krise in der Autoindustrie, die Platin zur Herstellung von Katalysatoren nutzt.

      Diamantenproduzent De Beers in Südafrika hat bereits im Dezember 2008 und jetzt im Januar Arbeiten teilweise eingestellt. Grund: ein Verkaufsrückgang der polierten Steine von 20 Prozent. Im benachbarten Botswana werden zwei der vier Diamantminen von De Beers für das ganze Jahr geschlossen, weil sich die globale Rezession auf die Nachfrage der Edelsteine auswirkt. Trotz vereinzelter Proteste seien Unruhen wohl auszuschließen, glaubt Marius Rodt, Mitarbeiter beim Institut für Rassenbeziehungen: "Die Regierung macht eine solide Finanzpolitik und hat Sozialhilfen erhöht."

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/so-bangen-a…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 20:06:24
      Beitrag Nr. 1.294 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.536 von Maraho am 26.02.09 19:23:19Aus dem "Stern" etwas über die Statistik.
      Schön, daß man sich diesem Thema auch einmal annimmt...


      Arbeitsmarktstatistik:
      Wer offiziell arbeitslos ist - und wer nicht



      In Deutschland sind derzeit 3,552 Millionen Menschen arbeitslos. Sagt die Bundesagentur für Arbeit. Doch stimmt die Statistik überhaupt? Oder beschönigt sie eigentlich nur, wie viele stern.de-Leser meinen? Tiemo Rink hat nachgerechnet.

      Eigentlich ist es doch ganz einfach, oder? Ein Mensch, der nicht arbeitet, obwohl er das könnte, ist ein Arbeitsloser. Er bekommt staatliche Unterstützung und wird in der Arbeitslosenstatistik mitgezählt. Einmal im Monat verkündet der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, die Ergebnisse. So wie an diesem Donnerstag. Demnach gibt es in Deutschland exakt 3.552.000 Arbeitslose.

      Offiziell. Denn eigentlich sind es wesentlich mehr. Experten sprechen von "verdeckter Arbeitslosigkeit", die nicht in den Statistiken auftauche. Auch die stern.de-Leser sind äußerst skeptisch. "Seit Jahren wird bei der Arbeitslosenstatistik getrickst", empört sich "cybertanne", "man könnte natürlich auch sagen, dass wir belogen werden." Für "Haris_Pilton" sind die monatlichen Berichte aus Nürnberg eine einzige "Augenwischerei - das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern". Und "Zorn123" spricht aus, was scheinbar viele denken: "Wer glaubt denn noch an die offiziellen Arbeitslosenzahlen?"

      Ohne Job, aber nicht arbeitslos

      Offenbar nur die Regierungsparteien. Die Opposition jedenfalls hält von den vorgelegten Zahlen nichts. "Die Arbeitslosenstatistik zeigt nur die halbe Wahrheit", sagt die FDP-Bundestagsabgeordnete Claudia Winterstein im Gespräch mit stern.de. Tatsächlich gibt es Millionen Menschen, die zwar Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II (umgangssprachlich: Hartz IV) beziehen, trotzdem aber offiziell nicht als arbeitslos gelten. Das gilt zum Beispiel für jene, die unter die Rubrik "Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik" fallen. Konkret sind damit gemeint:

      Alle Menschen, die von staatlichen Stellen in die Warteschleifen von Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen geschickt werden, gelten offiziell nicht als arbeitslos. Ob sie eines Tages einen "echten" Job finden, ist fraglich.
      Ein-Euro-Jobber werden nicht in die Arbeitslosenstatistik eingerechnet - eben so wenig wie Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder anderen öffentlich geförderten Jobs.
      Insgesamt 160.000 Menschen wurden vom Jobcenter an private Arbeitsvermittler weitergeleitet. Diese Drittanbieter sollen dafür sorgen, dass ihre "Kunden" in reguläre Jobs vermittelt werden. Davon profitiert auch Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) - schließlich fallen die 160.000 Arbeitslosen sofort aus der offiziellen Statistik, unabhängig davon, ob die privaten Anbieter sie tatsächlich in Lohn und Brot bringen.
      Der Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen weist in seinem Jahresbericht 2008 nach, dass rund 560.000 Menschen im Jahr 2008 von Vater Staat vorzeitig verrentet wurden. Der Clou dabei: Zwar bekommen diese ehemals Arbeitslosen weiterhin staatliche Unterstützung, offiziell arbeitslos sind sie aber nicht mehr.

      Unterm Strich handelt es sich 1,5 Millionen Menschen. Sie müssten nach Ansicht von Experten in die offizielle Arbeitslosenzahl eingerechnet werden. Das bedeutet: Eigentlich sind in Deutschland nicht 3,55 Millionen Menschen arbeitslos, wie an diesem Donnerstag verkündet. Sondern mindesten 5 Millionen.

      Kampf um die Statistik

      3,5 Millionen oder 5 Millionen? Der Unterschied ist gewaltig - und das nervt die Opposition. "Unser Gefühl ist, dass sich ständig etwas an der Statistik ändert und die Zahlen immer beschönigt werden", schimpft die Liberale Winterstein im Gespräch mit stern.de. Auch Brigitte Pothmer, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, ärgert sich: "Der Arbeitsminister frisiert die Zahlen, wenn er Arbeitslose an Drittanbieter auslagert und so aus der Statistik herausnimmt."

      Von solchen Vorwürfen will man im Arbeitsministerium nichts wissen. "Die Zahlen sind genau ausgewiesen", sagt eine Sprecherin des Ministeriums zu stern.de. So seien Menschen, die sich weiterbilden, schon deshalb nicht arbeitslos, weil sie einfach keine Zeit für reguläre Jobs hätten. Außerdem sei die Zahl der Betroffenen im monatlichen Bericht der Bundesagentur unter der Rubrik "Auflistung aller Förderaktivitäten insgesamt" korrekt dargestellt - was auch stimmt. Aber wann hätte man Weise oder Arbeitsminister Olaf Scholz jemals von einer solchen Auflistung sprechen hören?

      Arm trotz Arbeit

      Neben den offiziellen Arbeitslosen und den Menschen in "arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen" sind noch viel mehr Menschen in Deutschland auf staatliche Hilfe angewiesen. Sie haben zwar einen Arbeitsplatz, verdienen aber nicht genug, um davon leben zu können. Deshalb springt der Staat ein und stockt das kärgliche Gehalt der Betroffenen auf, so dass sie über die Runden kommen. Experten sprechen in solchen Fällen von "Unterbeschäftigung". Sie liegt dann vor, wenn die Nachfrage nach Arbeitsplätzen größer ist als das Angebot. Wolfgang Franz, Mitglied des Sachverständigenrates, sagte zu stern.de: "Wenn man sich ein richtiges Bild über das Ausmaß von Unterbeschäftigung machen will, muss man sich anschauen, wie viel verdeckte Arbeitslose es gibt." Hier sind sie.

      Knapp 110.000 Menschen haben aus der Arbeitslosigkeit den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und werden dabei vom Jobcenter finanziell unterstützt. In der offiziellen Arbeitslosenstatistik tauchen diese Menschen nicht mehr auf.
      Mehr als 1,3 Millionen Menschen sind angestellt, verdienen aber nicht genug, um finanziell über die Runden zu kommen. Sie alle bekommen zusätzlich Hartz IV - als arbeitslos zählen sie trotzdem nicht.
      Auch die Kurzarbeit, die Unternehmen helfen soll, Arbeitsplatzabbau zu verhindern, wird staatlich subventioniert. Ohne diese Unterstützung könnte die Arbeitslosenquote in den kommenden Monaten rapide ansteigen.

      Insgesamt kommen so noch einmal knapp 1,5 Millionen Menschen dazu, die zwar nicht arbeitslos sind, aber dennoch mit massiven Problemen auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen haben. Addiert man diese Personengruppe zu den 1,5 Millionen Menschen in Maßnahmen und den "offiziell" 3,5 Millionen Arbeitslosen, so gab es im Januar 2009 in Deutschland faktisch rund 6,5 Millionen Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt einfach nicht zurechtkommen. Eine solche Zahl würde die Bundesregierung aber wohl nie veröffentlichen.

      "Stille Reserve"

      Fehlt schließlich noch eine dritte Personengruppe: die sogenannte "stille Reserve". Auch hier gibt es Arbeitslosigkeit, wie viele von ihr betroffen sind, lässt sich jedoch nicht genau feststellen. Es sind die Menschen, die durch jedes Raster fallen, die sich an keine staatlichen Stellen wenden können und in keiner Statistik auftauchen.

      Menschen, die zwar arbeitslos sind, jedoch keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung haben. In diese Gruppe fallen beispielsweise Hausfrauen ohne vorherige Berufserfahrung eben so wie Schüler und Studenten, die einen Nebenjob suchen.
      In Deutschland lebende Ausländer ohne Arbeitserlaubnis ("Illegale"). Sie verdienen ihr Geld zum Beispiel in Großküchen, auf Baustellen oder als Haushaltshilfen. Genaue Daten gibt es nicht - so fällt auch nicht auf, wenn diese Menschen arbeitslos werden und auf Unterstützung angewiesen wären.
      All die Personen, die nicht beim Amt gemeldet sind, die Suche nach einer Stelle frustriert aufgegeben haben, aber sich bei einer günstigen Auftragslage wieder um einen Job bemühen würden.

      Also: Ist die ganze offizielle Statistik Lug und Trug? Stimmt alles hinten und vorne nicht? Wirtschaftsexperte Franz sagt zu stern.de, es spräche überhaupt nichts dagegen, auch die hier zusätzlich genannten Gruppen in die Arbeitslosenstatistik aufzunehmen. Genau das sieht die Bundesregierung jedoch anders. Experten warnen, dass es im Sommer zu massiven Jobstreichungen kommen kann. Was die Statistik davon ausweisen wird - man wird sehen.

      Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Arbeitsmarkts…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 20:12:32
      Beitrag Nr. 1.295 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.660.724 von Maraho am 26.02.09 17:45:44Der guten Ordnung wegen...

      Rettungsplan
      Opel-Kapitalbedarf weiter offen

      Eine Zukunft ohne General Motors wird für Opel teuer - oder den Staat. Denn um auf eigenen Beinen stehen zu können, benötigt Opel langfristig eine deftige Finanzspritze. In welcher Höhe ist noch unklar. Einen Bericht, wonach der Kapitalbedarf auf bis zu neun Milliarden Euro geschätzt werde, wies Opel als absurd zurück.

      http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/opel-kapit…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 20:19:34
      Beitrag Nr. 1.296 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.120 von Maraho am 26.02.09 05:46:19Noch etwas hierzu....

      Wir sind gerettet, die anderen liegen im Koma
      von Thomas Fricke

      Deutschlands Regierende gefallen sich in Urteilen darüber, dass andere über ihre Verhältnisse gelebt haben. Dabei ist das nur die eine Seite der Krise. Die andere steckt im deutschen Streben nach endlosem Export.


      Die Welt kriselt, aber was können wir dafür? Immerhin haben wir in den vergangenen Jahren Kosten gespart, Staatsdefizite abgebaut, ordentlich Riester gespart und unser Gesundheitssystem reformiert. So oder so ähnlich klingt, was Kanzlerin, Finanzminister und andere Großdenker hierzulande derzeit sagen, wenn es um die Krise geht. Und wenn sie Amerikaner und andere schimpfen, sie hätten ja nun wirklich über ihre Verhältnisse gelebt.

      Der Tenor passt zu dem, was jahrelang in Deutschland gepredigt wurde: dass wegen der Globalisierung nichts wichtiger ist, als günstiger und besser zu werden. Jetzt sind die Deutschen so umwerfend besser und billiger, dass es kracht. Zufall oder nicht, womöglich kriegen die Deutschen nach Jahren der Wettbewerbspanik in Talkshows und Basarbüchern gerade auf verstörende Weise vorgeführt, dass es nicht dasselbe ist, wenn ein Unternehmen Wettbewerber niederkonkurriert - oder eine ganze Volkswirtschaft die Konkurrenz.

      Natürlich ist es im Grunde prima, wenn Leute auf der Welt deutsche Produkte kaufen. Und natürlich kann man sagen, dass die anderen sich eben mehr anstrengen müssen, wenn sie (bei uns) nicht so viel verkaufen. Die Frage ist nur, ob von 2000 bis 2008 nicht etwas Tückisches passiert ist.

      In der Zeit sind die ohnehin enormen deutschen Verkäufe weltweit um weitere 70 Prozent hochgeschnellt. Der Exportanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von 33 auf 47 Prozent - eine tektonische Verschiebung. Selbst der Anteil am Weltexport ist heute höher, obwohl er arithmetisch auch bei prima Wettbewerbsfähigkeit hätte sinken müssen, weil weltweit ständig neue Exportländer dazukamen.

      All das wäre für den Rest der Welt halb so wild, wenn wir auch wild einkaufen würden. Hier beginnt das Drama. Vor acht Jahren exportierten die Deutschen weniger als sie importierten. Seitdem ist der Leistungsbilanzsaldo um 224 Mrd. Euro gestiegen, das macht fast ein Zehntel des heutigen BIP.

      Selbst das mag man grobschlächtig in manchen Fällen noch auf die anderen schieben. Sagen wir, auf schludernde Südeuropäer, deren Exportdefizit mit Deutschland sich in zehn Jahren fast versiebenfacht hat (siehe Grafik). Oder auf die Amis, die zu viel konsumieren - und jetzt, tja, mit Deutschland eben ein Handelsdefizit haben, das seit 2000 ebenfalls explodiert ist und sich auf Dollarbasis fast verfünffacht hat.

      Die Frage ist, warum sich eigentlich unser Exportüberschuss mit den soliden Schweden verdreifacht hat und wir mittlerweile sehr viel mehr in Finnland verkaufen als Nokia-Land bei uns. Oder in Indien, wo der deutsche Exportüberschuss heute fast fünfmal so hoch ist wie in den 90er-Jahren. Ähnliches gilt für Kanada, Polen - und Island (bis kürzlich). Sind das alles Schluderer? Selbst die gelobten Österreicher kommen nicht mehr mit. Das alpin-deutsche Handelsdefizit hat sich in vier Jahren verzweieinhalbfacht.

      Zu den wenigen Gegenfällen zählen neben Simbabwe (die halten sich prima) und Nordkorea die Chinesen. Wobei wir auch hier prahlen können, dass es uns gelungen ist, das Defizit seit 2004 zu stabilisieren. Wer sonst?

      Hinter all den Überschüssen steckte ein einmaliger Mix aus gründlicher Kostensenkung und entsprechend depressiver Inlandsnachfrage, was wahrscheinlich nur die Deutschen durchzuleiden bereit sind - mit pathologischen Zügen, wie sich jetzt zeigt. Es gibt kein vergleichbares Land, das sein Wachstum so einseitig vom Export abhängig gemacht hat. Wenn die Wirtschaft seit 2000 überhaupt expandierte, dann rechnerisch zu fast 100 Prozent wegen des jährlich gestiegenen Exportüberschusses. Jetzt wächst die Welt nicht mehr - ein Desaster.

      Die Exportmanie führt sich teils selbst ad absurdum. Wenn die Südeuropäer derzeit an den Finanzmärkten unter Beschuss sind, liegt das stark daran, dass Spanier, Portugiesen und Griechen Außendefizite zwischen 10 und 14 Prozent des BIP haben, die zum Gutteil das Gegenstück zweifelhaft toller deutscher Überschüsse sind.

      Wären Amerikaner und andere so konsumdepressiv und kostensparend gewesen wie wir, hätten die Deutschen wahrscheinlich keine Überschüsse und im Zweifel auch kein Wachstum gehabt. Da wären fünf Millionen Arbeitslose erst der Anfang gewesen. Und: Wenn nichts passiert, gibt es bald noch eine Menge mehr kriselnde Handelspartner - auch das ist nicht gut für ein Land, das alles auf den Export gesetzt hat.

      Die Deutschen sind Opfer jener Fehldiagnose, wonach die Krise nach 2000 vor allem mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit zu tun hatte. Jetzt sind Jahre damit verbracht worden, diese Wettbewerbsfähigkeit durch Kostentrimmen und Billigmachen immer noch mal zu verbessern. Ergebnis: Der Rest der Welt liegt (nicht nur deshalb natürlich) mittlerweile im Koma - und Deutschland schrumpft plötzlich stärker als die, die von der Kanzlerin geschimpft werden. Nicht nur Amerika, auch Deutschland braucht dringend ein neues Wachstumsrezept.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Thomas-Fr…
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 20:45:31
      Beitrag Nr. 1.297 ()
      So, für heute reicht es.

      Wie immer, an dieser Stelle, vielen Dank euch allen für das Interesse.

      Einen schönen (Rest-) Abend wünscht
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 26.02.09 23:22:59
      Beitrag Nr. 1.298 ()
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 05:30:23
      Beitrag Nr. 1.299 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.077 von Maraho am 25.02.09 17:47:36Guten Morgen,

      es sei euch ein angenehmer und somit erträglicher Freitag gewünscht.

      Zu Beginn eine weitere kritische Anmerkung zu Obama`s Politik....

      Obamas Denkfehler
      Artur P. Schmidt
      27.02.2009

      Mit dem Konjunkturprogramm werden die Probleme nicht gelöst, notwendig wäre eine Umkehrung der Vermögensdisparität
      Die Rede des US-Präsidenten am Dienstag zur Lage der Nation war glänzend. Er versteht es, große Auftritte zu zelebrieren und mit seiner Rhetorik seine Zuhörer zu fesseln. Doch bei allem Zauber, der von ihm ausgeht, muss man konstatieren, dass er, wenn es um ökonomische Fragestellungen geht, die von ihm angesprochene Langfristigkeit im Denken vermissen lässt. Selbst wenn das aktuelle Konjunkturprogramm kurz- bis mittelfristig für einen Anschub sorgen kann, so löst es keines der Probleme, die zur Weltwirtschaftskrise geführt haben.


      Es ist zu leicht, als Schuldige der aktuellen Krise alleine die Wallstreet auszumachen. Hauptverantwortlich war die Federal Reserve, die mehr als 13 Jahre lang die Geldmenge stärker steigen ließ als das Wachstum des Bruttosozialproduktes. Die Notenbank handelte grob fahrlässig, als sie die Zinsen immer tiefer senkte, um Krisen zu lösen, wodurch sie eine Blase nach der anderen auslöste. Der amerikanische Kongress, der die Gründung der unregulierten mit Staatsgarantien ausgestatteten Monopole Fannie Mae und Freddy Mac gestattete, trug maßgeblich dazu, dass sich die gesamte US-Ökonomie in ein riesiges Ponzi-Schema verwandelte. Selbstverständlich ist es nicht akzeptabel, dass Banker dieses System radikal zu ihren Gunsten ausgenützt haben, die Schuldigen der Krise saßen aber in den Zentralbanken und den Regierungen dieser Welt.

      Clintons großer Fehler

      Eine der katastrophalsten Fehlentscheidungen wurde von Bill Clinton und Al Gore getroffen, als diese im Jahr 1999 den "Glass Steagall Act" aufhoben, der eine Trennung von Investmentbanken und Geschäftsbanken vorsah. Damit wurde der immense Leverage bei Finanzprodukten der letzten Jahre und somit die Blase am amerikanischen Häusermarkt erst ermöglicht. Um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten, mussten Investmentbanken immer höhere Risiken eingehen, was letztendlich zu deren völligem Kollaps im Herbst 2008 führte.

      Dass Obama den Federal Reserve-Chef Bernanke mit seiner ausufernden Gelddruckmaschinerie jetzt nicht bremst, wird sich als eine fatale Fehlentscheidung herausstellen, da mit einer inflationären Politik letztendlich der gesamte Mittelstand in den USA quasi enteignet wird.

      Obamas Diagnose fehlt die Erkenntnis, dass sich durch die bisherige Politik die Kreditklemme nicht verbessert hat. Dann nämlich hätte er nicht einem Bailout von Banken zustimmen dürfen, sondern das Geld besser direkt den Unternehmen zur Verfügung stellen sollen. Nur durch eine derartige Kreditluftbrücke kann verhindert werden, dass die Realwirtschaft weiter kollabiert. Wenn es genügend Kredite für die Wirtschaft gibt, können auch die Zinsen angehoben werden, denn wenn es den USA an etwas mangelt, dann ist es eine höhere Sparquote. Diese lässt sich jedoch nicht durch niedrige Zinsen und das Verschenken von Steuergeldern an Banken realisieren, da hier falsche Anreize und Zeichen gesetzt werden.

      Exogene Abschwungfaktoren

      Zwar mag es unter ökonomischen Gesichtspunkten Sinn machen, das aktuelle Haushaltsdefizit von 10 % des Bruttosozialproduktes auf 3 % bis zum Jahr 2013 zu reduzieren, jedoch funktioniert so etwas nicht in Phasen der Rezession, sondern nur in einer Phase der boomenden Wirtschaft. In Amerika boomt jedoch nicht die Wirtschaft, sondern das Schuldenmachen - und durch die Inflationierungspolitik soll dieses durch den Rest der Welt jetzt mitfinanziert werden.

      Wenn es nach Bernanke geht, wird man in Bälde sogar Staatsanleihen selbst aufkaufen, um das Zinsniveau niedrig zu halten. Doch halt: Warum steigen dann die 10-jährigen und 30-jährigen Zinsen auf Staatsanleihen aktuell deutlich an? Sollte der Markt Bernankes Milchmädchenrechnung nicht tolerieren? Obama tut gut daran zu erkennen, dass die zwei wesentlichen Kräfte, die den Wirtschaftsabschwung in den USA beschleunigen werden, exogene Faktoren sind: Erstens spricht der demografische Faktor klar dafür, dass durch das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben eine klare Wachstumsschwächung der US-Wirtschaft in den nächsten zwei Jahrzehnten eintritt, und zweitens werden ausländische Investoren immer weniger bereit sein, der USA zu niedrigen Zinsen Geld zu leihen, wenn man Helikopter-Bernanke weiter gewähren lässt.

      Erhards Vermächtnis: Die Reallöhne müssen wieder steigen!

      Die Doch woher kann dann das Geld kommen, welches für die Restrukturierung Amerikas benötigt wird? Es kann nur von denjenigen kommen, die es über Jahrzehnte der Unter- und Mittelschicht geraubt haben, nämlich von der amerikanischen Oberschicht. Wenn in einem Land die Vermögensdisparität so groß geworden ist wie in den USA, muss hier der ökonomische Hebel angesetzt werden, wenn es wieder aufwärts gehen soll.

      Auch die Große Depression der 30er Jahre hatten ihren Ausgangspunkt in einer unglaublichen Umschichtung der Vermögen hin zu einer Minderheit. So zeigen Erhebungen der letzten Jahre, dass etwa 300.000 Amerikaner zusammen etwa soviel Einkommen erzielten wie 150 Millionen Amerikaner aus der unteren Einkommensschicht. Pro Person erhielt die Topgruppe der Verdiener das 440-fache an Gehalt als eine durchschnittliche Person der unteren Einkommensklasse. Damit haben sich diese Zahlen seit dem Jahr 1980 nahezu verdoppelt.

      Es hat beileibe nichts mit Sozialismus zu tun, wenn man von den so genannten Eliten das der Mittelschicht gestohlene Geld über höhere Steuern wieder eintreibt. Die angebliche Wirtschaftsfeindlichkeit einer solchen Maßnahme lässt sich sofort entkräften, da es gerade die Akkumulierung von Kapital in immer weniger Händen war, welche die Weltwirtschaftskrise erst ermöglicht hat. Wenn Obama als erfolgreich die vielleicht größte Depression der Wirtschaftsgeschichte bekämpfen will, dann muss er hier ansetzen. Der Schlüssel im Erfolg seiner Wirtschaftspolitik wird darin liegen, dass die Reallöhne der unteren Einkommensgruppen und der Mittelschicht wieder ansteigen.

      In den USA wirft mittlerweile nur noch jeder zweite Arbeitsplatz ein Gehalt ab, das für die Aufrechterhaltung eines Familienhaushaltes ausreicht. Die Folge sind Doppel- oder Dreifachbeschäftigungen mit oftmals erheblichen sozialen Konsequenzen für allein erziehende Mütter, Väter und ihre Kinder. Für Ludwig Erhards Mahnung, dass der Tatbestand einer sozialen Marktwirtschaft nur dann erfüllt werden kann, wenn "echte Reallohnsteigerungen" möglich werden, war im Neoliberalismus kein Platz.

      Die Vermögensdisparität umkehren

      Wenn Obama also später daran gemessen werden wird, ob seine Wirtschaftspolitik erfolgreich war, dann muss er es schaffen, die Vermögensdisparität wieder umzukehren und die 10 % der US-Bevölkerung, die zwei Drittel der Vermögenswerte kontrollieren, durch höhere Steuern zur Solidarität zu zwingen. Hätte Roosevelt in den 30er Jahren hier angesetzt, wäre sein New Deal wesentlich erfolgreicher gewesen.

      Obama hat jetzt die Chance, der Welt zu zeigen, dass Amerika nicht nur die Rassentrennung durch seine Präsidentschaft endgültig überwinden wird, sondern auch die Einkommenstrennung, die zu einer der ungerechtesten Ökonomien geführt hat, die die Welt je gesehen hat. Es ist eine Schande für die USA, dass mindestens 1/5 der Bevölkerung, d.h. etwa 60 Millionen Amerikaner, unterhalb der Armutsschwelle leben, während die Reichen über Jahrzehnte rauschende Feste feierten. Seit Milton Friedman galt bei Top-Managern die Doktrin: "Wirtschaft wird in der Wirtschaft gemacht", ohne auf Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit allzu viel Rücksicht zu nehmen. "Yes we can" sollte bedeuten, dass Obama diese Doktrin durchbricht und die wahren Ursachen der aktuellen Krise erkennt und nicht nur Symptome behandelt.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29816/1.html
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 05:37:19
      Beitrag Nr. 1.300 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.942 von Maraho am 14.02.09 22:00:01Und noch etwas aus den USA...

      252 Instituten in den USA droht Pleite

      Washington (dpa) - Das Risiko neuer Bankenpleiten verschärft sich in den USA weiter dramatisch. Die Zahl gefährdeter Institute auf der «roten Liste» der US-Einlagensicherung FDIC verdreifachte sich zum Jahresende im Vergleich zu 2007 auf 252 Banken. Insgesamt gibt es in den USA noch 8300 Banken und Sparkassen. Die FDIC gibt die Namen der vom Aus bedrohten Banken nicht bekannt, um die Probleme nicht durch einen Ansturm besorgter Anleger zu verschärfen. Bislang konnte sie die meisten zusammengebrochenen Institute an Wettbewerber verkaufen.

      © Die Welt
      erschienen am 27.02.2009 um 04:51 Uhr
      201 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 05:48:37
      Beitrag Nr. 1.301 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.636.213 von Maraho am 23.02.09 18:59:19Man wäre angenehm überrascht, wenn einmal Übereinstimmung bestehen würde......

      Finanzkrise

      EU: Ost- und West streiten über Konjunkturprogramme
      von Eric Bonse und Mathias Brüggmann

      Die Europäische Union geht tief gespalten in den Sondergipfel zur Finanzkrise am Sonntag in Brüssel. Neben dem Streit um protektionistische Tendenzen in Frankreich, Italien oder Spanien droht den 27 EU-Staaten auch eine Auseinandersetzung zwischen alten und neuen, großen und kleinen Mitgliedern. Vor allem die Osteuropäer sind unzufrieden mit Brüssels Krisenmanagement.


      BRÜSSEL/BERLIN. Polen hat wegen des Streits zu einem Vorbereitungstreffen am Sonntagmorgen geladen. Doch selbst die Teilnehmer des "Frühstücksgipfels" sind gespalten. Während Polens Premier Donald Tusk eine maßgeschneiderte Antwort der EU auf die wirtschaftlichen Probleme Osteuropas fordert, wiegelt der tschechische EU-Ratsvorsitz ab. Man dürfe die Lage im Baltikum, wo die Währungen massiv unter Druck geraten sind, nicht verallgemeinern, sagte ein tschechischer EU-Diplomat. Sowohl Tschechien als auch Gastgeber Polen stünden relativ gut da. Tschechiens Premier Mirek Topolanek, der an dem Ost-Gipfel teilnimmt, warnte vor Absetzbewegungen und forderte, die 27 EU-Länder müssten eine "kooperative und koordinierte" Antwort auf die Krise finden.

      Nur in einem Punkt sind sich die Osteuropäer einig: Sie wehren sich gegen Vorwürfe westeuropäischer EU-Länder, sie legten keine eigenen Konjunkturprogramme auf, profitierten aber von Belebungsmaßnahmen anderer EU-Staaten. Der niederländische Finanzminister Wouter Bos sprach von "Trittbrettfahrern". "Wir haben aber nicht genug Geld, um keynesianische Konjunkturprogramme aufzulegen. Denn wir müssen harte Kriterien vor allem beim Defizit und der Staatsverschuldung erfüllen, wenn wir, wie geplant, 2012 der Euro-Zone beitreten wollen", konterte ein polnischer Regierungsvertreter vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Polens Premier Tusk in Hamburg. Dort wollen beide über Wege aus der Wirtschaftskrise reden.

      Bisher hatte Warschau Konjunkturprogramme mit Hinweis auf die Kriterien zur Euro-Einführung abgelehnt: "Sichere Staatsfinanzen und ein schneller Beitritt zum Euro sind der beste Weg aus der Krise", lautete das Credo von Polens Finanzminister Jacek Rostowski. Zudem gibt es in osteuropäischen Ländern Zweifel an der Wirksamkeit der Programme. Doch auch Warschau kündigte inzwischen an, die heimische Industrie verstärkt unterstützen zu wollen. Um die 29 Mrd. Euro, die Polen aus EU-Regional- und Strukturfonds bekommen kann, vollständig abzurufen, sei die Regierung bereit, Firmen zu helfen, sagte ein hochrangiger Diplomat in Berlin. So werde die Regierung "großzügig kofinanzieren", wo dies nach EU-Recht zum Erhalt der Fördermittel notwendig sei, Firmen aber keine entsprechenden Kredite bekämen.

      Tschechiens Premier Topolanek kritisierte, vor allem Deutsche und Franzosen nähmen sich Sonderrechte heraus, indem sie krisengeschüttelte Industrien stützten und dafür die Maastrichter Euro-Kriterien verletzten. Unmut gibt es bei kleineren Mitgliedsländern auch darüber, dass die großen EU-Staaten die Verhandlungslinie der EU für den Weltfinanzgipfel festlegen. Bundeskanzlerin Merkel wies die Kritik gestern zurück und forderte ihrerseits größere Offenheit der EU-Partner: "Ich setze darauf, dass unsere osteuropäischen Kollegen ein klares Wort sagen", betonte sie in Berlin. Noch im Dezember hätten die Länder erklärt, sie hätten gar keine Bankenkrise. Tatsächlich wächst in Berlin der Unmut über eine schleppende Informationspolitik der Osteuropäer. Falls Osteuropa oder Staaten der Euro-Zone Hilfe brauchten, werde es in der EU Solidarität geben, betonte Merkel. Details über mögliche Hilfswege nannte die aber Kanzlerin nicht.

      Unterstützung bekamen die Osteuropäer vom Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft: Vom EU-Krisengipfel müsse ein "klares Signal zur Stützung der osteuropäischen Märkte ausgehen, die unter einem massiven Kapitalabfluss und dem Verfall ihrer Währungen leiden". Für die deutsche Exportwirtschaft sei die Region wichtiger als die Märkte der USA und Chinas zusammen. Das Handelsvolumen mit Mittel- und Osteuropa inklusive Russland erreichte im vergangenen Jahr laut Ostausschuss den Rekordwert von 307 Mrd. Euro. Die deutschen Exporte kletterten um neun Prozent auf 166 Mrd. Euro.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-ost-un…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 06:04:59
      Beitrag Nr. 1.302 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.909 von Maraho am 25.02.09 19:18:17Wer hätte das gedacht....

      Verlustgeschäft Refinanzierung
      EZB bleibt auf Milliardenforderungen sitzen
      von Mark Schrörs (Frankfurt)

      Drohender Verlust für die Europäische Zentralbank: Wegen der Finanzkrise bleibt die EZB erstmals seit ihrem Bestehen auf Milliardenforderungen aus ihren Refinanzierungsgeschäften mit Geschäftsbanken sitzen.


      Die Summe offener Forderungen aus Geschäften, die bereits fällig geworden sind, belief sich am Donnerstag auf rund 10,2 Mrd. Euro, wie aus Daten der EZB hervorgeht. Sie sind frei zugänglich, bislang aber nicht öffentlich thematisiert worden. Die EZB lehnte dazu auf Anfrage eine Stellungnahme ab.

      Wie groß der tatsächliche Verlust für die EZB ausfällt, entscheidet sich, wenn sie die Wertpapiere verkauft, die die Banken als Sicherheiten bei der Notenbank hinterlegt hatten. Hintergrund der offenen Forderungen ist die Insolvenz einzelner Finanzinstitute, also etwa die Pleite der fünftgrößten US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.

      Der Vorgang wirft ein Schlaglicht darauf, dass durch die Krise nicht nur die Bilanzen der Geschäftsbanken belastet werden. Weltweit verzeichnen sie Rekordabschreibungen und -verluste. Auch die Notenbanken stellt die Finanzkrise vor neue Probleme.

      Jean-Claude Trichet hat wiederholt auf Risiken in den Bilanzen der Notenbanken hingewiesenBemerkenswert ist das auch vor dem Hintergrund, dass es im EZB-Rat starke Vorbehalte gibt gegen Pläne, wie die Federal Reserve oder die Bank of England in großem Stil Firmenanleihen oder andere Wertpapiere des Privatsektors direkt zu kaufen, um die Wirtschaft anzukurbeln. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat wiederholt auf Risiken in den Bilanzen der Notenbanken hingewiesen. Drohende Verluste aus den Refinanzierungsgeschäften dürften die Zurückhaltung der EZB-Vertreter verstärken.

      Bei Refinanzierungsgeschäften leihen EZB oder nationale Notenbanken den Geschäftsbanken Geld für einen bestimmten Zeitraum und Zins und erhalten dafür Sicherheiten. Nach Ablauf dieses Zeitraums gibt die Bank das Geld zurück. So war es in der Vergangenheit stets. In der Krise sind nun aber einige Banken, die sich bei der EZB refinanziert haben, pleitegegangen und haben das erhaltene Geld nicht zurückgezahlt.

      Die EZB verfügt zwar über die Sicherheiten, auf die sie zudem Risikoabschläge erhoben hat - das heißt, sie hat Banken weniger Geld gegeben, als es dem ursprünglichen Wert der Sicherheit entsprach. Fraglich ist jedoch, ob angesichts der enormen Wertverluste vieler Papiere deren Verkauf den Ausfall von Rück- und Zinszahlung ausgleichen kann.

      Die Zeitung "Le Monde" berichtete am Donnerstag, der Schaden für die EZB aus den Pleiten von Lehman und isländischen Instituten belaufe sich 2008 auf mehr als 1 Mrd. Euro. Sie nannte aber keine Quelle oder Details. Die EZB teilte am Abend mit, es habe 2008 "keine Verluste" aus Geschäften des Euro-Systems gegeben.

      Nächsten Donnerstag legt die EZB ihren Jahresabschluss vor. Dann dürfte es weitere Informationen darüber geben, wie sie die Sicherheiten verwertet. Bei einem übereilten Verkauf würde die EZB derzeit wohl höhere Verluste einfahren, als wenn sie sie streckt. Zudem könnten solche Notverkäufe die Märkte weiter belasten.

      2008 dürfte die EZB laut Experten einen deutlichen Gewinn erzielt haben - auch weil Banken sich in Sorge um Liquidität Geld bei der EZB besorgt und es zu einem geringeren Zins wieder bei ihr geparkt haben. Der Gewinn fließt teils in einen Reservefonds, teils an die nationalen Notenbanken. Über den Bundesbankgewinn profitiert damit in Deutschland etwa auch der Staatshaushalt. Schmälern Verluste den EZB-Gewinn, fällt auch der Bundesbankgewinn geringer aus - letztlich zu Lasten des Steuerzahlers.


      Ewiger Kreislauf

      Ausleihe Die Europäische Zentralbank (EZB) führt den Banken Liquidität über Refinanzierungsgeschäfte (Repos) zu. Sie leiht ihnen Geld für eine vereinbarte Laufzeit zu einem bestimmten Zinssatz. Die Banken hinterlegen dafür Sicherheiten bei der EZB.

      Verfall Repos haben verschiedene Laufzeiten, von einer Woche bis zu mehreren Monaten, und werden regelmäßig erneuert. Die Repos werden von den nationalen Notenbanken vorgenommen. Sie akzeptieren ein breites Spektrum von Wertpapieren als Sicherheiten, die bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen müssen. Geht eine Bank pleite, kann die Notenbank die Wertpapiere verwerten.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Verlustgesch%E4ft-Refinanz…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 06:11:50
      Beitrag Nr. 1.303 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.568 von Maraho am 27.02.09 05:37:19Etwas aus der Schweiz...


      US-Banken im Stress-Test von Finanzminister Geithner
      Von Ralf Kaminski, New York.

      19 Finanzinstitute müssen bis Ende April beweisen, dass sie liquide genug sind, die Krise zu überstehen.

      Bei den 19 grössten amerikanischen Banken hat der Stresstest von US-Finanzminister Timothy Geithner begonnen. Sie haben rund zwei Monate Zeit zu analysieren, wie gut oder schlecht sie mit der aktuellen Finanzkrise fertig werden. Parallel dazu müssen sie durchrechnen, was passieren würde, sollte sich die Lage noch verschärfen. Das Finanzministerium hat ihnen ein Szenario vorgegeben, bei dem die Wirtschaft 2009 um 3,3 Prozent schrumpft und 2010 praktisch unverändert bleibt, bei dem die Arbeitslosigkeit auf 8,9 Prozent und 2010 auf 10,3 Prozent steigt und bei dem die Häuserpreise um weitere 22 Prozent fallen – alles einiges schlimmer, als die aktuellen Prognosen es vorsehen. Anschliessend liegt es an der Bankenaufsichtsbehörde FDIC, diese Analysen zu überprüfen.

      Kommen sie zum Schluss, dass das Kapital einer Bank nicht reicht, muss diese innerhalb von sechs Monaten neues auftreiben. Gelingt dies nicht – was wahrscheinlich ist –, schiesst die Regierung das notwendige Geld ein, erhält im Gegenzug allerdings Vorzugsaktien mit einer Dividende von 9 Prozent. Ausserdem muss sich das Unternehmen an die Richtlinien der Administration für Managerentlöhnung halten.

      Keine Verstaatlichung geplant

      Finanzminister Geithner hat erneut versichert, eine Verstaatlichung sei nicht geplant. Der Stresstest scheint auch nicht dazu zu dienen, eine Bank zu liquidieren, obwohl mehrere als faktisch insolvent angesehen werden. Letztlich geht es darum, das Vertrauen in die 19 grössten und wichtigsten Finanzhäuser wiederherzustellen, in der Hoffnung, so auch das ganze System zu stabilisieren. Der Stresstest ist der erste Teil eines Rettungsplans des Finanzministers, dessen Details in den kommenden Wochen bekannt werden sollen.

      Kritiker sagen, dass das zweite Szenario nicht negativ genug gewählt sei. Auch wird moniert, dass es den Banken überlassen sei, diese Analysen durchzuführen – diese könnten in Versuchung geraten, die Aufsichtsbehörde in die Irre zu führen. Andere befürchten, dass es einen Run auf jene Banken geben könnte, die den Stresstest nicht bestehen, was zu einem Kollaps führen würde.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      201 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 06:24:42
      Beitrag Nr. 1.304 ()
      Zum Abschluss des "Früh-Blocks" noch dies...


      Ein Land unter Valium

      Mehr Milliardenverluste und Arbeitslose - doch die deutschen Steuerzahler ertragen in der Krise geduldig jede weitere Zumutung. In anderen Ländern kocht die Volksseele.
      Von Dieter Degler


      Vergangene Woche habe ich hier den Verdacht geäußert, dass es wirtschaftlich erst noch schlimmer wird, bevor es vielleicht wieder besser werden könnte und den neuen Wirtschaftsminister dafür kritisiert, dass er - ohne jede sachliche Begründung - bereits für Herbst oder früher den nächsten Aufschwung vorhergesagt hat.

      Am Montag hat dann die Profi-Kassandra Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, öffentlich befürchtet, was Expertenspatzen von den Dächern pfeifen: Der Absturz des Bruttoinlandsprodukts könne dieses Jahr sogar fünf Prozent betragen. Prompt wurden er und andere Konjunkturskeptiker wieder von Guttenberg der Schwarzmalerei bezichtigt.

      Was ist eigentlich los in diesem Land? Ist Ruhe, wie nach Jena und Auerstädt vor zweihundert Jahren, wieder die erste Bürgerpflicht? Darf man nicht mehr sagen, was man für richtig hält oder worüber man sich Sorgen macht, nur weil den ratlosen Berliner Damen und Herren im Angesicht des ökonomischen Niedergangs der Sinn nach Optimismus steht?

      Diese Woche fiel mir noch eine andere Vertraute der Leser dieser Kolumne auf, diesmal ohne Pelzmantel, dafür mit Krokodilstränen. Der armen Milliardärin Maria-Elisabeth Schaeffler ist es gelungen, die IG Metall als Verstärker für ihren Hilfeschrei nach Staatshilfe zu gewinnen. Stolz taten die Metaller kund, sie dürften dafür künftig bei Schaeffler mitbestimmen.

      Nachdem die Unternehmerin jahrzehntelang prächtig verdient hat, können die Gewerkschafter jetzt bei einer Firma mitreden und sich daran beteiligen, die wegen des übergroßen Conti-Happens mit mehr als zehn Milliarden Euro in der Kreide steht. Welch ein Erfolg der Arbeiterbewegung!

      Es ist schon erstaunlich, wie ruhig es ist in Deutschland: Die geschröpften Wähler sind still. Von den sonst so selbstbewussten Wirtschaftslenkern, deren Unternehmen täglich an Wert verlieren, ist kaum etwas - und schon gar nichts Wegweisendes oder wenigstens Eigenverantwortliches - zu hören. Und die Gewerkschaften freuen sich, wenn sie bei Pleiteunternehmen mitmischen können.

      Innerhalb weniger Monate belastet der Staat jeden seiner Bürger (und dessen Kinder) mit schätzungsweise wenigstens 10.000 zusätzlichen Euro, um marode Banken (inklusive der Bonus-Empfänger) und andere Unternehmen zu stabilisieren. Die Zahl der Arbeitslosen steigt in Hunderttausendersprüngen, jetzt auf mehr als 3,5 Millionen, Opel und Allianz machen Milliardenverluste, die Staatsverschuldung wächst in Zigmilliardenschritten - und die Steuerzahler nehmen es hin wie die Lemminge.

      Das ganze Land ist wie unter Valium. Die Deutschen, die einst wegen weit entfernter Kriege, der Verteidigungs- und Kernkraftpolitik der Bundesregierung oder auch nur wegen einer unliebsamen Umgehungsstraße zur Demo baten, scheinen sich unter der Superkrise wegzuducken.

      Während hierzulande Verkäuferinnen fristlos gefeuert werden, weil sie Pflaschenpfand für 1,30 Euro nicht abgerechnet haben und Kleinkriminelle hinter Gitter wandern, hält sich der Zorn im Namen und des Volkes gegen die Verursacher der womöglich schlimmsten Wirtschaftskrise aller Zeiten in Grenzen. Dabei geht es, auch wenn dieser Straftatbestand in keinem Gesetzbuch steht, im Ergebnis um nichts anderes als die fahrlässige, vielleicht sogar vorsätzliche Beraubung ganzer Gesellschaften, die schon jetzt Nationen an die Grenze zur Zahlungsunfähigkeit geführt hat.

      In anderen Ländern sind ökonomisch-politische Verwerfungen und Wähler schon weiter. In Dublin hat am Wochenende die erste einer Serie von Großdemonstrationen begonnen, mit denen die Bürger ihren Unmut über den hilflosen Umgang des Kabinetts mit der Krise ausdrücken.

      In Island hat das Volk die Regierung aus dem Amt gejagt, in Frankreich gingen am "Tag der Wut“ zwei Millionen Menschen gegen das Mismanagement Sarkozys auf die Straße. Und in Britannien, wo Gordon Brown letztes Jahr noch bekundete, sein Land sei besser als jedes andere gegen die Krise gewappnet (kommt das Ihnen bekannt vor?), die Arbeitslosenzahlen nun aber noch schneller steigen als hierzulande, hat sich eine Stimmung breitgemacht, die der Schriftsteller Tony Parsons so zusammenfasst: "Wir sollten die Köpfe der Schuldigen auf Pfählen vor der Bank von England ausstellen."

      Das ist literarische Freiheit, kein Aufruf zur Selbstjustiz. Aber es macht zwei Dinge klar: Wer die Krise schönzureden versucht, heizt den berechtigten Groll der Menschen nur noch weiter an. Und wer seinem Ärger zwischendurch auch mal Luft macht, dem geht es anschließend vielleicht ein bisschen besser.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/53/459692/text/

      Bis dann....
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 12:53:10
      Beitrag Nr. 1.305 ()
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 13:48:56
      Beitrag Nr. 1.306 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.666.251 von Groupier am 27.02.09 12:53:10;)
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 13:53:05
      Beitrag Nr. 1.307 ()
      Guten Tag zusammen,

      willkommen zum "Kleinen Spiel"....

      1-Dollar-Regel
      New Yorker Börse senkt ihre Ansprüche

      Unternehmen, deren Aktien weniger als einen Dollar kosten, hatten an der New Yorker Börse bisher nur eine kurze Gnadenfrist. Schafften sie nicht schnell den Sprung zurück über die Ein-Dollar-Grenzen, wurden sie gnadenlos gestrichen. Doch in der Finanzkrise lockert die Nyse ihre Regeln. Vielen Unternehmen sichert das die Börsennotierung.

      HB NEW YORK. In der Krise wird so mancher alte Zopf abgeschnitten: Die New Yorker Börse (Nyse) will offenbar unter dem Eindruck von Finanzkrise und der nach unten rauschenden Aktienkurse ihre 1-Dollar-Regel lockern. Bislang galt: Unternehmen, deren Aktien an über 30 aufeinanderfolgenden Tagen weniger als ein Dollar wert waren, mussten innerhalb von sechs Monaten beweisen, dass sie in der Lage sind, den Börsenwert wieder über die 1-Dollar-Hürde zu hieven. Sonst wurden sie aus dem Handel genommen. Jetzt soll diese Bewährungsfrist verlängert werden, wie ein Sprecher der weltgrößten Börse erklärte.

      "Es ist allen besser gedient, wenn man mehr Zeit hat, Dinge auszubügeln und abzuwarten, wie sie sich entwickeln", sagte Vizepräsident Glenn Tyranski. Begründet wird die Lockerung mit der "aktuellen Phase ungewöhnlicher Marktschwankungen und Rückgänge".

      Die Schwelle der Marktkapitalisierung (Aktienwert mal Anzahl ausgegebener Aktien) war bereits im Oktober von 25 auf 15 Mio. Dollar gesenkt worden. Beide Lockerungen sollen zunächst bis 30. Juni gelten. Rund drei Prozent der etwa 1 950 Aktiengesellschaften an der Nyse gehandelten Werte hatten die Börsenregeln zuletzt nicht erfüllt.

      Im vergangenen Jahr hatte die Nyse 54 Unternehmen von ihrer Liste gestrichen. Davon hatten 29 eine zu geringe Marktkapitalisierung und fünf weitere einen "unnormal niedrigen Aktienpreis".

      Die Technologiebörse Nasdaq hatte bereits im Oktober ihre Regeln gelockert und die Änderung im Dezember noch einmal verlängert.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-inside/new-york…
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 13:57:17
      Beitrag Nr. 1.308 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.594 von Maraho am 27.02.09 06:11:50Die Citigroup...
      Das gibt heute wieder was....

      Finanzbranche
      US-Regierung erhöht Anteil an Citigroup

      Die Citigroup steht immer stärker mit dem Rücken zur Wand. Helfen kann jetzt nur noch der Staat. Und das tut er jetzt auch: Die US-Regierung erhöht ihren Anteil an der schwer angeschlagenen Citigroup, und zwar auf 36 Prozent. Die Börse reagierte prompt: Im vorbörslichen Handel sackt die Aktie massiv ab.


      HB WASHINGTON. Die US-Regierung stockt ihre Anteile an der Citigroup massiv auf. Der Staat werde Vorzugsaktien in Stammaktien umwandeln und seinen Anteil dadurch auf 36 Prozent erhöhen, teilte die Citigroup am Freitag mit. Durch die Transaktion sei es nicht nötig, weiteres Staatsgeld in das wegen der Finanzkrise ins Straucheln geratene Institut zu stecken. Bislang hält die US-Regierung acht Prozent an dem ehemals weltgrößten Geldhaus.

      Die US-Regierung stützte das Institut bislang - wie andere Banken auch - mit dem Ankauf von Vorzugsaktien. Seit einiger Zeit wird dies am Kapitalmarkt aber nicht mehr als ausreichend angesehen. Denn im Falle einer Insolvenz werden Vorzugsaktien aus der Konkursmasse eher bedient als Stammaktien. Daher fühlen sich die Besitzer der im Mittelpunkt der Börsenberichterstattung stehenden Stammaktien nicht ausreichend vor dem Ausfall geschützt.

      Ende 2008 hatte die Regierung der Citigroup bereits mit einem gigantischen Hilfspaket von insgesamt 320 Mrd. Dollar unter die Arme gegriffen. 20 Mrd. Dollar davon waren direkte Kapitalspritzen, der Rest Bürgschaften für risikobehaftete Kreditpapiere.

      Im Zuge der Umstrukturierung des Instituts sind auch personelle Änderungen im Direktorium geplant, wie die Citigroup mitteilte. Die Mehrheit in dem Gremium werde so bald wie möglich durch unabhängige Mitglieder ersetzt. Aus Kreisen hatte Reuters erfahren, dass Citigroup-Chef Vikram Pandit seinen Job wohl behalten werde.

      Durch die höhere Beteiligung des Staates soll die Citigroup stabilisiert werden. Sie ist weltweit eine der Banken, die am stärksten von der Finanzkrise betroffen sind. Andere Aktionäre der Citigroup, darunter ein Staatsfonds aus Singapur, wollen die Umwandlung von Vorzugsaktien in Stammaktien mittragen.

      Die Börse reagiert mit deutlicher Ablehnung: Die Aktie der Citigroup fällt im vorbörslichen Handel um zwischenzeitlich knapp 25 Prozent. Der Staat hat als mächtiger Großaktionär für die freien Anteilseigner eben auch Nachteile. Die Zahlung von Dividenden dürfte auf absehbare Zeit unwahrscheinlich werden.

      Die Citigroup gab zusätzlich am Freitag in New York weitere enorme Wertberichtigungen von 9,6 Milliarden Dollar (7,5 Mrd Euro) vor Steuern bekannt. Die Bank gehört zu den weltweit größten Verlierern der Finanzkrise.

      Durch die höhere Beteiligung des Staates steigt das Eigenkapital der Citigroup auf 81 Mrd. Dollar. Bisher liegt sie bei 30 Mrd. Dollar. Nach den Angaben des „Wall Street Journals“ werde Citigroup-Chef Vikram Pandit seinen Job behalten.

      Über Kapitalspritzen hinaus hatte der Staat über der Citigroup Ende vergangenen Jahres einen enormen Rettungsschirm mit Garantien von mehr als 300 Mrd. Dollar aufgespannt. Die Citigroup hatte in den vergangenen zwölf Monaten zuletzt rund 90 Prozent ihres Börsenwerts eingebüßt. Der steile Kursverfall weckt Erinnerungen an den Absturz von US-Banken im Herbst, der etwa der Investmentbank Lehman Brothers das Genick gebrochen hatte. Das Aus für Lehman sorgte für einen Höhepunkt der Finanzkrise mit weltweiten Schockwellen, die wiederum zur aktuellen Wirtschaftskrise führten.

      Die Citigroup versucht daher seit langem, durch den Verkauf von Beteiligungen frisches Kapital aufzutreiben. "Wir werden fortfahren, unsere Bilanz durch Portfolioverkäufe zu verkleinern, Ausgaben zu kürzen und das Geschäft schlanker zu machen", schrieb Pandit dazu an seine Mitarbeiter. Nachdem bereits Tafelsilber wie die deutsche Citibank AG verkauft sind, stehen derzeit offenbar die südamerikanischen Beteiligungen des Finanzriesen auf dem Prüfstand. So halten sich seit langem Gerüchte, die Mexiko-Tochter Banamex stehe wie die Beteiligung am brasilianischen Kreditkartenunternehmen Redecard zum Verkauf.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versiche…
      63 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 14:04:46
      Beitrag Nr. 1.309 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.631.126 von Maraho am 23.02.09 05:51:14Wen es interessiert, hier etwas "Börsen-Psychologie".
      Ist zu lang, deshalb....

      Dax-Geflüster

      Den Börsencrash überstehen
      Von Kai Lange

      Mehr als 50 Prozent Verlust im Dax in 13 Monaten: Welcher Anleger tut sich das noch an? Und warum wagt sich kaum ein Käufer vor, obwohl die Kurse schon extrem gefallen sind? Börsenpsychologe Joachim Goldberg erklärt, welche Kräfte in der Krise regieren - und wie man den schlimmsten Börsencrash seit Jahrzehnten übersteht.

      Weiterführend: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,610248,00.…
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 14:12:10
      Beitrag Nr. 1.310 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.917 von Maraho am 26.02.09 20:06:24In Bezug auf gestern...

      108.000 Selbstständige nahmen im September 2008 ALG II in Anspruch
      Arbeit und Soziales/Antwort

      Berlin: (hib/BOB) Die Zahl der selbstständig erwerbstätigen Bezieher von Arbeitslosengeld II (ALG II) ist seit Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende im Januar 2005 kontinuierlich gestiegen. Das teilt die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/12021) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (16/11830) mit. Seien im Einführungsmonat rund 34.000 Selbstständige (gleich 0,8 Prozent aller ALG-II-Bezieher) registriert worden, die gleichzeitig Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende bezogen hätten, so habe sich diese Zahl auf 108.000 (2,2 Prozent) im September vorigen Jahres erhöht. Die Regierung weist darauf hin, dass in den Daten alle selbstständig erwerbstätigen ALG-II-Bezieher erfasst seien, unabhängig von der Frage, ob Einkommen aus der selbstständigen Tätigkeit berücksichtig worden sei.

      Im Jahr 2007 erhielten selbstständig erwerbstätige und erwerbsfähige Hilfebedürftige im Jahresdurchschnitt 510 Euro aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende, wie es in der Antwort weiter heißt. 190 Euro seien dabei auf kommunale Leistungen wie etwa Mieten entfallen. Bedarfsgemeinschaften, die Einkommen aus selbständiger Erwerbstätigkeit bezögen, erhielten den Angaben zufolge im Jahresdurchschnitt 845 Euro an Geldleistungen, wovon 358 Euro auf kommunale Leistungen entfielen. Betrachtet seien hierbei alle Personen, bei denen mindestens ein Euro aus der selbstständigen Tätigkeit als Einkommen berücksichtigt worden sei.

      Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2009/2009_056/04.html …
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 14:18:18
      Beitrag Nr. 1.311 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.174 von Maraho am 27.02.09 14:12:10Für Freunde der Statistik noch etwas hierzu:

      5,952 Millionen “Arbeitslosengeld-Empfänger/innen” (Alg und Alg II). 5,794 Millionen Arbeitsuchende,
      darunter 3,552 Millionen Arbeitslose


      Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/090227_alo0209t.…
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 14:25:25
      Beitrag Nr. 1.312 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.010 von Maraho am 27.02.09 13:57:17Die "Baustelle" gibt es ja auch noch....


      Bankenkrise
      Fannie Mae verliert 25,2 Milliarden Dollar

      Der staatlich kontrollierte größte US-Hypothekenfinanzierer hat im vierten Quartal ein enormes Verlustgeschäft gemacht - und die Regierung um weitere Hilfe gebeten


      Der von der US-Regierung kontrollierte Hypotheken-Finanzierer Fannie Mae hat im vierten Quartal einen Verlust von 25,2 Milliarden Dollar erlitten. Damit lag das Minus sieben Mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum, teilte die Firma in der Nacht zu Freitag mit. Im Gesamtjahr erreichte das Minus damit 58,7 Milliarden Dollar (46,0 Milliarden Euro).

      Grund für den hohen Verlust seien gefallene Zinsen und eine Verschlechterung der Hypotheken-Qualität. Nach Angaben des Finanzkonzerns könnte die Krise an den Haus- und Kreditmärkten 2009 noch schlimmer werden. Um diese Talfahrt zu überstehen, braucht der Finanzierer frisches Geld aus Washington: Fannie Mae hat die Regierung um die Zahlung weiterer 15,2 Milliarden Dollar gebeten.

      Fannie Mae hatte bereits Ende Januar seinen nun offiziell angemeldeten Kapitalbedarf in etwa dieser Höhe angekündigt. Für den Finanzierer ist es die erste Kapitalspritze im Rahmen eines eigens geschaffenen staatlichen Hilfspakets. Das vom Finanzministerium im Herbst aufgelegte Programm sieht für Fannie Mae und dessen Rivalen Freddie Mac mögliche Kapitalspritzen in Höhe von bis zu 100 Milliarden Dollar vor.

      Obamas Milliarden werden nicht reichen: Der amerikanische Rettungsplan für Hausbesitzer kommt bei Marktbeobachtern gut an. Den kranken Immobilienmarkt heilt er nicht. Die Krise wird weitergehen. »
      Die dramatische Schieflage der beiden Hypothekengiganten zeigt das ganze Ausmaß der Häuserkrise in den USA. Sie war der Auslöser der Turbulenzen an den Finanzmärkten und der inzwischen weltweiten Wirtschaftskrise. Auch beim etwas kleineren Wettbewerber Freddie Mac wird in den nächsten Tagen ein erneut hoher Milliardenverlust erwartet.

      Um den völligen Kollaps des Hypothekenmarkts zu verhindern, hatte der Staat im vergangenen September das Steuer bei den zwei Instituten übernommen. Sie stehen hinter etwa jedem zweiten Immobilienkredit in den USA. Die Finanzierer sind daher zentrale Säulen im Plan von Präsident Barack Obama, bis zu neun Millionen Hausbesitzer vor der Zwangsversteigerung ihrer Eigenheime zu retten. Aus diesem Grund hatte das Weiße Haus die Kreditlinien für beide Institute vergangene Woche auf jeweils 200 Milliarden Dollar aufgestockt.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/fannie-mae-milliardenverlu…

      Bis später...
      63 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 14:30:14
      Beitrag Nr. 1.313 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.320 von Maraho am 27.02.09 14:25:25Wie in Dubai.Baustellen rundherum.
      26 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 17:49:15
      Beitrag Nr. 1.314 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.379 von AHEO am 27.02.09 14:30:14Guten Abend AHEO,

      Wie in Dubai.Baustellen rundherum.
      exakt! Und ähnlichen Problemen!

      Liquiditätsengpass
      In Dubai geht das Zittern weiter

      Der Boom ist vorbei: Der Wüstenstaat Dubai leidet unter fallenden Immobilienpreisen und einer hohen Schuldenlast. Nun müssen die Nachbarn helfen. Nach einer Milliardenkapitalspritze erwarten Experten noch weitere Notschritte.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/politik/international/:Liquidit%E4tsengpas…

      Dir einen schönen Abend.
      Gruß von Maraho
      26 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 17:58:30
      Beitrag Nr. 1.315 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.562 von Maraho am 27.02.09 05:30:23Obama, wir folgen Dir!

      Amerika in der Krise

      US-Wirtschaft schrumpft um 6,2 Prozent
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Um die Vereinigten Staaten ist es schlechter bestellt als ursprünglich gedacht: Im vierten Quartal schrumpfte die Wirtschaft fast doppelt so schnell wie erwartet. Hoffnungen ruhen nun auf Präsident Obama.

      Statt auf das Jahr hochgerechnet um 3,8 Prozent fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 6,2 Prozent. Das ist das größte Minus seit 1982. Die Revision teilte das US-Handelsministerium am Freitag mit. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Minus von 5,4 Prozent gerechnet.

      Verantwortlich für die Abwärtskorrektur waren vor allem die Veränderung des Lagerbestandes: Trug ein Anstieg der Lagerbestände bei der ersten Schätzung noch 1,3 Prozentpunkte zur Stabilisierung der BIP-Zahl bei, so sind es jetzt nur noch 0,2 Prozentpunkte. "Die USA - und der Rest der Welt - befinden sich in der schärfsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, vermutlich seit den frühen Dreißigern. Auch für das erste Quartal 2009 ist mit einer massiv negativen BIP-Entwicklung zu rechnen", sagte Ulrich Wortberg, Renten- und Devisenanalyst der Helaba.

      Weitere Konjunkturbarometer fielen enttäuschend aus: Das von der Universität Michigan berechnete Verbrauchervertrauen blieb im Februar nahezu unverändert bei 56,6 Zählern. Im November hatte das Barometer mit 55,3 Zählern ein 28-Jahrestief erreicht. Ebenfalls auf tiefem Niveau verharrte der Chicago-Einkaufsmanagerindex. Er kletterte im Februar nur leicht von 33,3 auf 34,2 Zähler. Werte unter 50 signalisieren dabei ein Schrumpfen der Wirtschaft.

      Die Aktienmärkte bauten ihre ohnehin schon starken Verluste nach Bekanntgabe der BIP-Zahlen weiter aus. Der Dax rutschte 4,2 Prozent auf 3777 Punkte ins Minus. Der S&P-Future notierte 2,6 Prozent schwächer und ließ somit auf eine sehr schwache Erföffnung der Wall Street schließen. Gold drehte ins Plus und kostete zuletzt 962,5 $ pro Feinunze (31,1 Gramm). Der Dollar legte gegenüber dem Euro stark zu, die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt nur noch 1,26 $. Am Morgen hatte sie noch bei 1,2782 $ notiert.

      Stresstest für die Banken

      Die Regierung von Präsident Barack Obama stemmt sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Am 17. Februar unterzeichnete Obama die "Recovery Bill" im Umfang von 787 Mrd. $. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, 3,5 Millionen neue Jobs zu schaffen oder bestehende zu erhalten.

      Obamas Programm kostet: Insgesamt plant der neue US-Präsident für das laufende Jahr mit Rekordausgaben von beinahe 4000 Mrd. $. Neben den bereits beschlossenen Initiativen sieht Obamas Haushaltsentwurf nochmals einen Puffer von 250 Mrd. $ für mögliche Bankenrettungen vor. Das Haushaltsdefizit steigt auf 1750 Mrd. $. Das entspricht rund zwölf Prozent des BIP.

      Derzeit unterzieht Washington die 19 größten Bankhäuser des Landes einem Stresstest. Am Freitag teilten die Behörden mit, dass der Staat seinen Anteil an der Citigroup auf 36 Prozent erhöht. Bislang hält die US-Regierung acht Prozent an dem ehemals weltgrößten Geldhaus. Zusätzliches Geld ist dadurch aber nicht vonnöten: Die Regierung wandelte nur Vorzugs- in Stammaktien um.

      Die Vereinigten Staaten befinden sich seit Dezember 2007 in der Rezession. Im dritten Quartal schrumpfte das BIP auf das Jahr hochgerechnet um 0,5 Prozent, die Arbeitslosenquote kletterte im Januar auf 7,6 Prozent.

      Ein weiterer Anstieg ist abzusehen: Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kletterten vergangene Woche um 667.000. Das ist der größte Anstieg seit 1982. Damit leben inzwischen 5,1 Millionen Amerikaner von staatlicher Unterstützung. Alle Branchen sind vom Abbau betroffen. Selbst Gewinner der Kreditkrise wie JP Morgan Chase treten auf die Kostenbremse. Erst am Donnerstag gab das Wall-Street-Haus bekannt, dass 12.000 Stellen im Zuge der Übernahme der angeschlagenen Bausparkasse Washington Mutual wegfallen.

      Angst um die Automobilindustrie

      Besonders kritisch ist es um die Automobilindustrie bestellt. General Motors (GM) fuhr allein im vierten Quartal einen Verlust von 10 Mrd. $ ein. Der Staat muss helfen: Offiziell fordert GM 30 Mrd. $ von Washington. Branchenkenner kalkulieren mittlerweile aber mit einem Gesamtbedarf von 100 Mrd. $. Eine Pleite würde Tausenden von Mitarbeitern den Arbeitsplatz kosten. Gerade für Industriestädte wie Detroit wäre das verheerend.

      Dementsprechend schlecht ist es um das Verbrauchervertrauen bestellt. Im Februar brach es auf 25 Zähler ein. Das ist der tiefste Stand seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1967. Für die USA ist der Konsum entscheidend: Er macht 70 Prozent des BIP aus. In den nun revidierten Zahlen zum vierten Quartal fiel der Konsum auf das Jahr hochgerechnet um 4,3 Prozent. "Die BIP-Zahlen stimmen einen schon depressiv. Nicht einmal geringere Benzinpreise konnten dem Konsum helfen", sagte Rob Carnell, Volkswirt bei ING. "Für das erste Quartal ist eine weitere Horrorgeschichte wahrscheinlich."

      Die Industrieproduktion befindet sich im freien Fall. Die Auftragseingänge für Investitionsgüter fielen im Januar im Vergleich zum Vormonat um 5,2 Prozent. Mit Ausnahme des zivilen Flugzeugbaus waren alle Teilbereiche von dem Orderrückgang betroffen. Die Auftragseingänge für Investitionsgüter, Verteidigung und Flugzeugbau ausgeklammert, verringerten sich auf Monatssicht um 5,4 Prozent.

      Die meisten Experten geben einen pessimistischen Ausblick. Die Notenbank Federal Reserve beispielsweise geht im Mittel ihrer Erwartungsspanne davon aus, dass die Wirtschaft um 0,9 Prozent schrumpft. Für 2010 setzt sie aber wieder auf eine Erholung. 2011 erwartet sie bis zu fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote sieht sie 2009 auf bis zu 8,8 Prozent klettern und erst 2011 wieder deutlich sinken. Notenbankchef Ben Bernanke machte die Erholung im kommenden Jahr aber abhängig von der Stabilisierung des Bankensystems und der Finanzmärkte. Vor dem Kongress wies er diese Woche in Bezug auf die Wachstumsprognosen daraufhin, dass die Abwärtsrisiken größer seien als die Aufwärtschancen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Amerika-in-der-Kri…
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 18:03:54
      Beitrag Nr. 1.316 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.669.844 von Maraho am 27.02.09 17:58:30So soll er funktionieren, der "Stresstest".

      US-Banken

      Wie der Stresstest funktioniert
      von Sebastian Bräuer (New York)

      Seid ihr überlebensfähig, wenn alles noch viel dicker kommt? Mit dieser Frage konfrontiert die US-Regierung 19 Banken des Landes. Wer durchfällt, bekommt zur Not zwangsweise Staatshilfe. Und die soll dann wirklich in der Wirtschaft ankommen.


      Weitere Kapitalspritzen und Mitbestimmung bei strategischen Fragen, aber keine Verstaatlichungen: Mit dieser Strategie stemmt sich die US-Regierung gegen die Bankenkrise.

      Finanzminister Timothy Geithner sprach sich Donnerstag erstmals eindeutig gegen Verstaatlichungen aus.

      Das sei die falsche Strategie, sagte Geithner dem TV-Sender PBS und schloss sich der Einschätzung von Notenbankchef Ben Bernanke an. Wochenlange Unsicherheit, ob Washington Komplettübernahmen angeschlagener Institute wie der Citigroup oder der Bank of America plant, hatte an der Börse zu Panikverkäufen geführt. Bei der Citigroup steht die Regierung indes kurz davor, ihre 7,8 Prozent, die sie in Vorzugsaktien hält, in 40 Prozent der Stammaktien umzuwandeln.

      Um sich einen Überblick über ihre Krisenresistenz zu verschaffen, unterzieht die Regierung die Banken seit dieser Woche "Stresstests". Bis Ende April müssen insgesamt 19 Banken mit mindestens 100 Mrd. $ Bilanzsumme in zwei Konjunkturszenarien nachweisen, dass ihre Kapitalausstattung ausreicht. Anschließend haben sie sechs Monate Zeit, Kapital über Kapitalerhöhungen einzutreiben - oder Staatshilfe zu akzeptieren. Im Gegenzug erhält das Finanzministerium Vorzugsaktien, die in Stammaktien gewandelt werden können.

      Erhalten Banken Staatsgeld, müssten sie mehr Kredite vergeben. "Dieses Mal werden die Chefs die Steuergelder nicht mehr verwenden können, um ihre Gehälter aufzustocken, ausgefallene Büroeinrichtrungen zu kaufen oder in einem Privatjet zu verschwinden. Diese Zeiten sind vorbei", hatte Präsident Barack Obama vor dem Kongress gesagt. Seine starken Worte und sein Rettungsplan sollen helfen, das Vertrauen in den Bankensektor wiederherzustellen, ohne alle 19 Banken stützen zu müssen.

      Die meisten US-Banken seien ausreichend kapitalisiert, aber die unsichere wirtschaftliche Lage lasse das Vertrauen erodieren, erklärte das Finanzministerium. Daher setzt Washington bei Kapitalspritzen keine Obergrenze. Zudem hat Bernanke signalisiert, dass die zweite Hälfte des im September 2008 verabschiedeten, 700 Mrd. $ teuren Rettungspakets nicht reichen könnte. Obamas Etatentwurf sieht zusätzlich 750 Mrd. $ zur Stützung des Finanzsektors vor, wie Donnerstag bekannt wurde. Das könnte den Fiskus letztlich mit 250 Mrd. $ belasten. Der Kongress müsste zustimmen, dass das Geld tatsächlich den Banken zugutekommt.

      Analysten lobten, dass die Regierung ihre Pläne konkretisiert. "Das ist der bisher aggressivste Versuch, den Sorgen um die Banken zu begegnen", sagte Richard Bove von Rochdale Securities. Kritisiert wird aber die Konzentration auf die Großbanken, da derzeit viele regionale Institute die Krise nicht überleben.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:US-Banke…
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 18:33:20
      Beitrag Nr. 1.317 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.564.948 von Maraho am 12.02.09 13:12:05Und hier eine Abhandlung über das Thema ....

      Deflation

      Wenn nur noch Gelddrucken hilft
      Von Arvid Kaiser

      Binnen weniger Monate ist die Angst vor überbordender Inflation erloschen. Stattdessen fürchten Ökonomen nun eine Deflation. Wie real ist die Gefahr einer Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und schrumpfender Produktion? Und wie können Staat und Unternehmen darauf reagieren? manager-magazin.de gibt Antworten.


      Hamburg - Notenbanker sind auf Ruhe bedacht. Sie umgeben sich mit der Aura des besonders Seriösen und Konservativen. Bloß nicht hektisch werden, schließlich ist Stabilität ihr höchstes Ziel. Doch ein Wort kann die bedächtigen Herren (und wenigen Damen) aus der Ruhe bringen: Deflation.

      Welchen Horror Zentralbanker vor dem D-Wort haben, zeigte eine Rede des heutigen Fed-Gouverneurs Ben Bernanke im Jahr 2002. Da nannte er das Phänomen nur düster "Es", wie in Stephen Kings Gruselroman.

      Es schien aus einer fremden, weit entfernten Welt zu stammen, doch Bernanke mahnte nachdrücklich, man müsse "sicherstellen, dass 'Es' hier nicht passiert".

      Genau dafür ist er heute in Amerika zuständig, und das erklärt vielleicht, warum er den dortigen Leitzins rasch auf null gekappt hat: Das gilt als bestes Mittel, um eine Deflation, eine sich selbst verstärkende Dynamik aus fallenden Preisen und schrumpfender Produktion, zu verhindern. "Der beste Weg, aus dem Ärger herauszukommen, ist, gar nicht erst hineinzugeraten", weiß Deflationsexperte Bernanke.

      "Die Entschuldung vereitelt sich selbst"

      Vor 75 Jahren, mit der frischen Erfahrung aus der Weltwirtschaftskrise, beschrieb der US-Ökonom Irving Fisher, wie die Abwärtsspirale funktioniert. Sie entsteht, so Fisher, wenn Gläubiger oder Schuldner bemerken, dass in der Wirtschaft insgesamt zu viele Schulden angehäuft wurden. Unternehmen und Privatpersonen können in einer solchen Situation praktisch nichts richtig machen.

      Jeder Einzelne versucht, sich zu entschulden, was auch vernünftig erscheint. Doch wenn das alle machen, wird die Misere nur schlimmer. Der beschleunigte Schuldenabbau führt zu Notverkäufen, schrumpfenden Spareinlagen, Preisverfall, Insolvenzen, Produktionsstopps, Arbeitslosigkeit, Pessimismus, dem Horten von Barvermögen, einer Aufwertung des Geldes und so zu einem Anstieg der realen Zinslast.

      "Die Entschuldung vereitelt sich selbst", schlussfolgerte Fisher. "Während sie die Zahl der geschuldeten Dollars verringert, kann sie dabei nicht so schnell sein, wie sie den Wert jedes geschuldeten Dollars steigert." So entstehe das Paradox, dass der massenhafte Versuch, den Schulden zu entkommen, die Gesellschaft nur tiefer in die Schuldenfalle treibt. "Wenn das Boot der Wirtschaft kippt, schwingt es nicht wieder zurück ins Gleichgewicht, sondern es kentert."

      Die Notenbanker wurmt besonders der letzte Teil der Entwicklung, von Fishers britischem Zeitgenossen John Hicks als "Liquiditätsfalle" beschrieben. Wenn die Zentralbanken die Ausleihzinsen für die Banken auf null gesenkt haben, können sie mit ihren klassischen Instrumenten nichts mehr gegen den Abschwung tun.

      Wenn das allgemeine Preisniveau fällt, ist selbst ein Zinssatz von null zu hoch, weil jeder einen Anreiz hat, sein Geld zu horten, anstatt es in Umlauf zu bringen. Doch null ist eine technische Grenze, noch billiger kann man Geld nicht anbieten. Die Zentralbank kann zwar negative Zinsen nehmen, also Geld verschenken. Auf dem klassischen Weg über die Banken wird das aber kaum an die Kunden weitergereicht - die es ohnehin wahrscheinlich nicht ausgeben würden. Nur der Staat kann die Wirtschaft dann noch mit seiner Nachfrage in Gang halten.

      In den USA und Japan liegen die Leitzinsen bereits an der Nulllinie, andere Zentralbanken bewegen sich - die Europäische Zentralbank etwas verzögert - darauf zu. Der von Irving Fisher beschriebene Mechanismus ist in der Finanzbranche heute eindeutig wiederzuerkennen. Nun ist die große Frage, ob die Krankheit die ganze Wirtschaft ansteckt. Wie ernst ist also die Gefahr, dass die Deflationsfalle in den kommenden Monaten oder Jahren zuschnappt?

      Wie hoch ist die Deflationsgefahr?

      Darüber gehen die Meinungen führender Ökonomen stark auseinander. "Deflation ist eine reale Gefahr für die Wirtschaft", warnte Larry Summers, der oberste Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama, Anfang Februar. Ganz anders dagegen erklärte sich EZB-Chef Jean-Claude Trichet vor dem Europäischen Parlament: "Es gibt derzeit keine Deflationsgefahr." Was stimmt also nun? Geht es nur um einen Unterschied in der wirtschaftlichen Lage zwischen Amerika und Europa?

      Bereits jetzt fallen die Verbraucherpreise, vor allem infolge des sinkenden Ölpreises. Ab dem Sommer sind negative Inflationsraten wahrscheinlich, denn dann bezieht sich der Jahresvergleich auf das Ölpreishoch von Sommer 2008. Der US-Ökonom Dean Baker sieht diese Entwicklung aber gelassen: "Eine Deflationsrate von 0,5 Prozent ist schlechter als eine Inflationsrate von 0,5 Prozent, aber so entscheidend ist der Unterschied nicht." Japan habe zwar mit einer derartigen moderaten Deflation in den 90er Jahren sein "verlorenes Jahrzehnt" erlebt, doch da waren die fallenden Preise "mehr ein Symptom der wirtschaftlichen Schwäche als dessen Ursache".

      Von Deflation solle in so einem Fall noch lange nicht gesprochen werden, erklärt vorsorglich EZB-Direktor Lorenzo Bini Smaghi: "Ich würde diesen Prozess Disinflation nennen." Vom Ölpreis getriebene Deflation ist aus der Sicht der EZB also weniger ernst zu nehmen als vom Ölpreis getriebene Inflation. Die nahm sie noch im Juli 2008 zum Anlass, den Leitzins anzuheben - eine Entscheidung, die sie nur drei Monate später wieder zurücknehmen musste.

      "Linker" als düstere Vorzeichen

      Die Frankfurter Geldpolitiker verweisen in ihren Entscheidungen stets auf die Inflationserwartungen - die machen laut Bini Smaghi den Unterschied zwischen segensreicher Disinflation und katastrophaler Deflation aus. Erst wenn die wirtschaftlichen Akteure für die Zukunft mit weiter fallenden Preisen rechnen, droht eine Abwärtsspirale.

      Manche Akteure sind dabei jedoch schon recht weit. Aus den Renditen inflationsbesicherter Staatsanleihen (Inflation linked Bonds oder "Linker") beispielsweise lassen sich solche Erwartungen ableiten. Normalerweise werfen diese Papiere mehr ab als gewöhnliche Staatsanleihen, als Ausgleich für die erwartete Inflation. Derzeit aber sind die Renditen vieler Staatsanleihen als Folge der Flucht der Anleger in diese sicheren Papiere nahe null, während viele Linker noch mit 4 Prozent oder mehr rentieren.

      Der Markt signalisiert so, dass beispielsweise Frankreich schon in diesem Jahr in die Deflation rutscht. Japan erlebt, wenn der Rentenmarkt recht hat, eine Neuauflage des "verlorenen Jahrzehnts", nur schlimmer: 2 Prozent Deflation pro Jahr, während sich die Raten in den 90er Jahren noch nahe null bewegten.

      Frankreich und Japan droht bereits 2009 die Deflation

      Für die USA droht demnach ein besonders dramatisches Szenario. In diesem und dem kommenden Jahr fielen die Preise um jeweils 4 Prozent, erst im Jahr 2019 käme die - dann wohl lang ersehnte - Inflation wieder zurück ins Spiel, jedoch noch 30 Jahre lang mit bescheidenen Raten.

      Nun könnte es allerdings sein, dass der Markt von irrationalen Ängsten getrieben wird, mit der Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Die japanische Regierung hat bereits in den Markt eingegriffen und Inflationsanleihen zurückgekauft, um deren Renditen zu drücken.

      Andere Marktteilnehmer treibt dagegen die gegenteilige Sorge um: Die Reaktion auf die Wirtschaftskrise und die Deflationsgefahr könnte überzogen sein und selbst ohne Hilfe des Ölpreises eine neue Inflationsspirale auslösen. Billiges Geld, teure Konjunkturprogramme, neue Staatsschulden auf Rekordniveau - müsste das alles nicht langfristig die Preise treiben?

      Nicht unbedingt. Die zusätzliche Liquidität im Bankensektor und die von den Konjunkturprogrammen beförderte Nachfrage reiche bei Weitem nicht aus, die entstandenen wirtschaftlichen Lücken zu füllen, meinen Experten der Dekabank. Und steigende Staatsschulden wirken nur dann inflationär, wenn der Staat absichtlich die Notenpresse anwirft, um das Geld zu entwerten und so seine Schuldenlast zu mildern. Doch genau das, die Ausweitung der Geldmenge, ist laut Ben Bernanke das Mittel der Wahl, wenn die Liquiditätsfalle einmal zugeschnappt hat. "Wir können Trost darin finden, dass die Logik der Notenpresse sich Geltung verschaffen wird", erklärte er in seiner Rede 2002. "Ausreichend große Geldspritzen werden letztlich immer eine Deflation umkehren können."

      Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der uns "jetzt schon näher an einer Deflation als jemals seit der Weltwirtschaftskrise" wähnt, sieht die Zukunft der Wirtschaft davon abhängen, ob die biederen Notenbanker über ihren Schatten springen können. Krugman beschreibt diese schwierige Mission mit den Worten: "Sie müssen glaubwürdig machen, unglaubwürdig zu sein."

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,6…
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      Avatar
      schrieb am 27.02.09 18:40:00
      Beitrag Nr. 1.318 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.963 von Maraho am 26.02.09 20:12:32Dies schreibt die "Zeit" zum "Opel-Plan"....

      Opel

      Ein Konzept, keine Rettung
      Von Alexandra Endres

      Die Pläne der Opel-Führung sind mutlos und vage. Selbst wenn der Staat dafür Geld gibt: Gesund macht das den siechen Autobauer nicht


      Das Opel-Management kann den Autohersteller nicht retten. Seine Pläne, die am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, erfüllen zwar die Forderungen von Belegschaft und Betriebsrat nach mehr Unabhängigkeit vom Mutterkonzern General Motors. Doch das Konzept taugt kaum, die Marke mit dem Blitz darüber hinaus fit zu machen für die Zukunft.

      Die Firmenleitung will aus Opel und den europäischen Schwesterunternehmen Vauxhall und Saab eine rechtlich selbstständige Gesellschaft formen, die aber nicht völlig unabhängig vom Mutterkonzern General Motors (GM) sein soll. Welche Aufgaben die einzelnen Werke künftig übernehmen sollen, ist unklar. Ob Fabriken geschlossen oder Mitarbeiter entlassen werden, bleibt ebenfalls im Dunkeln.

      Weitere Details wurden nicht bekannt – wohl aber, dass Opel für dieses vage "Rettungskonzept" von der Bundesregierung mehr als drei Milliarden Euro Unterstützung erbittet. Eine weitere Milliarde sollen die Mitarbeiter beisteuern, indem sie Lohnkürzungen akzeptieren. Vor allem aber hofft Opel, die nahezu bankrotte Mutter GM werde weitere drei Milliarden Euro beisteuern, um den Fortbestand ihrer Tochter zu sichern.

      Ob GM das überhaupt kann, weiß niemand. Ebenso wenig ist klar, wie die Emanzipation von der Mutter gelingen soll. Wie wacklig das Ganze ist, zeigt ein Nebensatz in den Meldungen, die über die Rüsselsheimer Selbsthilfepläne berichten: Die neue Gesellschaft sei "offen für Investitionen von Dritten", hieß es da, Beschäftigte könnten sich beteiligen oder Händler. Vor allem aber wolle man um Investitionen der öffentlichen Hand werben.

      Das bestätigt lediglich, was schon lange zuvor bekannt war: Dass Opel sich von seiner todkranken Mutter lösen muss, um zu überleben – aber auch zu klein ist und viel zu eng mit GM verflochten, um ganz auf eigenen Beinen zu stehen. Und dass das Unternehmen viel Geld braucht, um überhaupt die nächsten Monate zu erleben.

      Vor allem aber löst dieses Rettungskonzept nicht das Grundproblem von Opel: Das Unternehmen verkauft einfach zu wenige Autos. Das wird sich so schnell nicht ändern, selbst wenn die komplizierte Loslösung von GM gelingt und Staatsgelder fließen. Opel baut Wagen für einen besonders hart umkämpften Markt, der unter großen Überkapazitäten leidet. Was will Opel tun, um auf ihm künftig zu bestehen? Auf welche neuen Modelle setzt man, welche Technologien fördert man, wie will man Überkapazitäten abbauen?

      Das sind die drängendsten Fragen. Sie unbelastet zu diskutieren, ist in der gegenwärtigen Not jedoch nicht möglich. Schon melden sich die Ministerpräsidenten der Länder zu Wort, in denen Opel-Werke stehen. Jürgen Rüttgers, der Regierungschef Nordrhein-Westfalens, fordert den langfristigen Erhalt aller vier deutschen Standorte. Neben ihm werden seine Kollegen aus Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz sowie Bundeswirtschaftsminister Guttenberg jetzt über Opels Zukunft entscheiden.

      Sie alle verbinden mit dem Unternehmen eigene Interessen. Der Druck der Wähler, Opel zu erhalten, ist groß – und damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat doch noch Geld geben wird. Doch selbst wenn die Milliarden fließen: Die 25.000 deutschen Opel-Mitarbeiter müssen weiter um ihr Unternehmen bangen.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/opel-rettung-kommentar?pag…
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      schrieb am 27.02.09 19:02:39
      Beitrag Nr. 1.319 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.562 von Maraho am 27.02.09 05:30:23Obama und die Sozialkosten....
      Obwohl, dies wird für uns in Deutschland in naher Zukunft auch ein großes Thema werden! Stichwort Überalterung/Unterjüngung. Wie es beliebt.


      US-Haushalt

      Experten warnen Obama vor enormen Sozialkosten
      Von Florian Hassel

      Der Haushaltsentwurf von Barack Obama sieht ein Rekorddefizit von 1,75 Billionen Dollar vor. Doch diese Zahl schockiert Wirtschaftsspezialisten wenig. Sie sorgen sich stattdessen, dass die Ausgaben für Renten, Krankenversorgung und andere Sozialleistungen das Budget sprengen könnten. Sie verlangen deshalb radikale Reformen.

      1,75 Billionen Dollar sind keine Summe, die Scott Lilly aus der Ruhe bringen. In den vergangenen Monaten gehörte der Wirtschaftsspezialist der Washingtoner Denkfabrik „Zentrum für amerikanischen Fortschritt“ zu den Experten, die vehement für ein massives Konjunkturbelebungsprogramm warben. „Unsere Wirtschaft fällt weiter dramatisch. Es ist schlimmer als alles seit der Großen Depression. Über Sparen können wir uns in ein paar Jahren wieder Gedanken machen“, glaubt Lilly, 31 Jahre lang Wirtschaftsexperte des US-Kongresses.

      Das 800-Milliarden-Dollar-Konjunkturpaket, das Präsident Barack Obama kürzlich durchsetzte, hat in Lillys Augen nur einen Fehler: „Es ist zu klein.“ Eine Billion Dollar hätte das Weiße Haus mindestens zur Ankurbelung der Konjunktur einplanen sollen. Dass schon das kleinere Konjunkturpaket das Defizit der Vereinigten Staaten in diesem Jahr auf voraussichtlich 1,75 Billionen Dollar schraubt, ist für Lilly keine Katastrophe. „Wir können uns solche Belebungsprogramme leisten. Selbst, wenn sie mehrere Jahre dauern.“

      Lilly ist mit seiner Meinung in Washington nicht allein. „Das aktuelle wirtschaftliche Erholungspaket ist nicht das Problem“, trug der Haushaltsexperte Robert Greenstein Obama am vergangenen Montag im Weißen Haus beim „Gipfel finanzpolitischer Verantwortung“ vor.

      Atemberaubend, wie die heute bereits über sechs Billionen Dollar umfassenden US-Staatschulden auf den ersten Blick erscheinen, sind sie im Verhältnis zur amerikanischen Wirtschaftsleistung von jährlich rund 14,5 Billionen Dollar gering: etwa 45 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, geringer als etwa die Deutschlands (65 Prozent) oder gar Japans (180 Prozent).

      Selbst wenn Obama statt der vorgelegten 1,75 Billionen Dollar gleich zwei Billionen Dollar Haushaltsdefizit vorgeschlagen hätte, hätte dies die Staatsschuld nach Lillys Kalkulationen lediglich auf 53 Prozent der Wirtschaftsleistung gebracht. Am Ende des Zweiten Weltkrieges waren es 120 Prozent. „Unsere echten Probleme liegen ganz woanders“, sagt Lilly. Auch Experte Greenstein sagte dem Präsidenten beim Finanzgipfel, die Kosten des Konjunkturprogramms seien „Zwerge im Vergleich zu größeren, länger anhaltenden Faktoren“.

      Eine Bombe mit Zeitzünder

      Die hören auf die Abkürzung MMS: die Anfangsbuchstaben für die Sozialprogramme Medicare, Medicaid und Social Security. Die versorgen arme Familien, Behinderte, vor allem aber Amerikas Rentner mit Renten und ärztlicher Hilfe. Diese Programme sind für die Staatsfinanzen eine Bombe mit Zeitzünder.

      Nicht nur steigt die Lebenserwartung amerikanischer Rentner ständig, sondern auch ihre Zahl von heute 36 Millionen. Die Kosten für die Krankenversorgung wachsen viel schneller als die Wirtschaft – jedes Jahr um mindestens zehn Prozent. „Im Jahr 2000 haben wir etwa für Medicare 216 Milliarden Dollar ausgegeben – 2008 schon 455 Milliarden“, erklärt Lilly. Die Gründe sind neben der längeren Lebensdauer und steigenden Rentnerzahl immer neuere, teure medizinische Behandlungen und Apparate.

      Selbst weitere Bankenhilfsprogramme und Rekorddefizite von über einer Billion Dollar pro Jahr würden die Verschuldung auf lediglich 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hochtreiben. Die Gesundheitsausgaben aber würden ohne radikale Reformen in den nächsten drei Jahrzehnten mehr als 200 Prozent der Wirtschaftsleistung übersteigen.

      Niemand weiß das besser als Peter Orszag. Bis vor kurzem war der 40 Jahre alte, schlaksige Mann Chef des Haushaltsbüros des US-Kongresses. Dort spezialisierte sich Orszag auf die explodierenden Gesundheitskosten und warnte im vergangenen Jahr, ungedeckte Kosten für Renten und Krankenversorgung würden bis 2050 ohne Änderungen 37 Billionen Dollar erreichen – genug, um den Haushalt im Alleingang zu sprengen.

      Jetzt hat Orszag Gelegenheit, seine Kenntnisse in Politik umzusetzen. Obama machte ihn zum Direktor des Haushaltsbüros des Weißen Hauses. Jeden Morgen um halb zehn trägt Orszag zusammen mit dem Finanzminister und Obamas Wirtschaftsberater dem Präsidenten über die wirtschaftliche Lage vor. Der Haushaltsentwurf und in ihm enthaltene Reformvorschläge tragen Orszags Handschrift – und sollen etwa dazu führen, dass bald keine medizinischen Behandlungen mehr bezahlt würden, deren Wirksamkeit nicht bewiesen ist.

      Freilich reichen solche Änderungen und die für 2011 geplanten Steuererhöhungen für Besserverdiener auch mit anderen geplanten Reformen Obamas nicht aus, um die Ausgaben wieder nach unten zu drücken. „In dem noch nicht einmal einen Monat, den wir im Amt sind, haben wir nicht die Zeit gehabt, alle Haushaltsreformen auszuführen, die notwendig sind“, rechtfertigte sich der Präsident bei der Vorstellung seines Haushalts- und Reformentwurfs. „Diese folgen in den kommenden Monaten.“

      Was, wenn China kein Geld mehr geben will?

      Die Obama-Administration steht nicht nur gegenüber ihren Bürgern, sondern auch gegenüber ausländischen Investoren in der Pflicht, schnell weitere Reformen zu verabschieden, die die Defizite wieder nach unten bringen können. Nur die Hälfte der US-Staatsschulden wird heute von Amerikanern gehalten – die andere vom Ausland, vor allem von China und Japan. 2008 kaufte allein China US-Anleihen im Wert von 500 Milliarden Dollar, kalkuliert Brad Setser vom Council on Foreign Relations in New York. Ein deutliches Abnehmen der chinesischen Leihbereitschaft würde Washington teuer zu stehen kommen: Es müsste sich dann anderswo Geld leihen– zu höheren Zinsen.

      Erste Warnzeichen gibt es. Anders als in den Boomjahren kauft China nicht mehr jede beliebige US-Anleihe. Um Unternehmensanleihen machen Chinas staatliche Stellen inzwischen einen weiten Bogen. Setsers Analyse zufolge hat China mittlerweile auch seine Anleihen der staatsnahen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac verkauft: Nur Anleihen des US-Finanzministeriums – die meisten mit einer Laufzeit von nur einem Jahr – gelten als kreditwürdig. Noch. Dass in China diskutiert wird, Washington generell weniger Staatsanleihen abzukaufen, erfuhr US-Außenministerin Hillary Clinton bei ihrem ersten Peking-Besuch am 22. Februar.

      „Soll China weiter in Anleihen des US-Finanzministeriums investieren? Wir haben nämlich eine Debatte hier, ob wir das bei der unsicheren Zukunft nicht stoppen sollten“, fragte Yang Lan, Starreporterin des Fernsehsenders Dragon TV, die US-Außenministerin geradeheraus. Clinton antwortete, wenig überraschend, sie halte den Kauf von US-Staatsanleihen weiter „für eine gute Investition“ – und mahnte das stark vom Export seiner Waren in die USA abhängende China, es habe keine andere Wahl, als Washington Geld zur Wiederbelebung seiner Wirtschaft zu leihen. „Es wäre nicht in Chinas Interesse, wenn wir unfähig wären, unsere Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen?Wir werden gemeinsam aufstehen oder gemeinsam fallen. Wir sitzen im gleichen Boot.“

      Quelle: http://www.welt.de/politik/article3288086/Experten-warne…
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      schrieb am 27.02.09 19:34:58
      Beitrag Nr. 1.320 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.489.481 von Maraho am 01.02.09 11:39:34Tja, Mr. Brown, das "Great" können sie streichen...
      Nur noch zutreffend auf die Staatsverschuldung!

      Großbritannien in der Krise
      Wie schlimm steht es um das Vereinigte Königreich?

      Historischer Verlust bei der Royal Bank of Scotland, Milliardenschulden bei Staat und Bürgern. Wie sehr leidet das Königreich unter der Finanz- und Wirtschaftskrise?
      Von Matthias Thibaut, London


      Die Briten sollten die Reißleine ziehen, forderte der wegen seines Pessimismus oft argwöhnisch betrachtete Wirtschaftsprofessor David Blanchflower, Mitglied des britischen Zentralbankrats, angesichts des dramatischen Konjunktureinbruchs. Sogar Schulminister Ed Balls, einer der engsten Vertrauten von Premierminister Gordon Brown, gibt zu: „Es ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit über 100 Jahren.“ Blanchflower rät zu einem Konjunkturpaket à la US-Präsident Barack Obama. Viel Geld so schnell wie möglich in die Wirtschaft schaufeln. Der Professor empfiehlt 90 Milliarden Pfund. 750 000 Arbeitsplätze sind nötig, damit die Arbeitslosigkeit nicht die Drei-Millionen-Grenze überschreitet. Lange als postindustrielle Vorbildökonomie herausgestellt, die auf Finanzmarkt und Dienstleistungen setzte, ist Großbritannien neben Irland von der Krise geschüttelt wie kein anderes großes europäisches Land. Die Industrieproduktion ging um 5,1 Prozent zurück, so viel wie nie seit 1974, als Großbritannien von der OECD als „Land der Dritten Welt“ eingestuft wurde. Die Wirtschaft wird laut Experten 2009 um mindestens 3,3 Prozent schrumpfen.

      Wer ist schuld am Ausmaß der Krise?

      Ein Hauptgrund dafür, warum die Briten so hart von der Krise getroffen werden, ist die große Abhängigkeit der britischen Wirtschaft vom Finanzmarkt. Jüngstes Beispiel ist die Royal Bank of Scotland (RBS) mit Sitz in Edingburgh. Sie gab gestern den größten Verlust der britischen Unternehmensgeschichte bekannt – 24,1 Milliarden Pfund (rund 28 Milliarden Euro). Durch Übernahmen und gewagte Deals hatte sich RBS zu einer der größten Banken aufgebläht. Nun ist vieles davon Bilanzgift und gehört dem Steuerzahler, der seinen Anteil an der Pleitebank gestern mit einer weiteren Kapitalspritze von 13 Milliarden Pfund auf 84 Prozent erhöhte. Symptomatisch war, dass sich die Diskussion auf die Betriebsrente des ehemaligen RBS-Chefs Sir Fred Goodwin konzentrierte, der zurückgetreten ist. Der 50-Jährige bezieht bis zu seinem Lebensende eine Jahrespension von 650 000 Pfund. William Buiter, Professor an der London School of Economics und ehemaliges Mitglied des Zentralbankrats, rechnet vor, dass britische Banken Ende 2007 sechs Billionen Pfund in ihren Bilanzen hatten – 450 Prozent der jährlichen britischen Wirtschaftsleistung. Die Finanzindustrie war der Motor der britischen Wirtschaft. Bis zu sechs Millionen Menschen arbeiteten landesweit in dem Sektor. Mit den Steuereinnahmen finanzierte die Labourregierung Krankenhäuser, Schulen und Jobs vor allem im strukturschwachen Norden. Doch die Finanzmanager in der Londoner City, dem wichtigsten europäischen Finanzplatz, haben die Risiken schlecht eingeschätzt. Nun muss der Staat durch Bankgarantien und Sonderbürgschaften die Verantwortung übernehmen. „Solange wir die Banken nicht reparieren, werden wir auch den Rest der Wirtschaft nicht reparieren“, sagte Schatzkanzler Alistair Darling gestern.

      Was bedeutet das für die Staatsfinanzen?

      Die Bürgschaften belaufen sich mittlerweile auf über eine Billion Pfund. Wie viel Geld davon tatsächlich ausgegeben werden muss, ist noch unklar. Laut Buiter kosten Garantien für marode Bankbilanzen den Steuerzahler aber mindestens 300 Milliarden Pfund – rund 20 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Eigentlich haben die Briten dafür kein Geld. Wie die Banken lebte auch der Staat über seine Verhältnisse, und angeregt von der Preisblase der Immobilien folgten die Privathaushalte. In elf Jahren Labour erhöhte sich ihre Schuldenlast von 500 Milliarden auf 1,4 Billionen Pfund. Das Haushaltsdefizit wird auf elf Prozent und die Gesamtverschuldung auf rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts anschwellen. Nun hat diese Überschuldung das Pfund Sterling entwertet – um 25 Prozent. Möglicherweise braucht das Land wieder, wie 1976, einen Notkredit vom Internationalen Währungsfonds, weil niemand mehr britische Staatsanleihen kaufen will.

      Arbeiter fordern „british jobs for british workers“. Droht eine Rassismuswelle?

      Großbritannien war das Vorzeigeland der globalen, offenen Wirtschaft. 1,7 Millionen ausländische Arbeiter kamen in den vergangenen zehn Jahren auf die Insel – und nutzten Großbritanniens schwach regulierten Arbeitsmarkt. Aber diese Immigrationswelle ging zulasten des Lohnniveaus. Litauische Arbeiter bauen für Tagelöhne unter 80 Euro an Londons Stadion für die Olympischen Sommerspiele 2012. Während 2008 die Zahl der Jobs und der ausländischen Arbeiter noch einmal zunahm, ging die Zahl britischer Beschäftigter um mehr als 200 000 zurück. Arbeiter demonstrierten gegen die Vergabe von Jobs an ausländische Firmen und „Lohndumping“. Die Gewerkschaften haben die Proteste zurückgenommen und betonen, dass es ihnen um Arbeitsrechte, nicht Ausländerhass geht. Wirkliche Großdemonstrationen wie in Frankreich gab es bisher nicht, aber die Nationalistenpartei BNP kann auf Erfolge bei der Europawahl im Juni hoffen.

      Und die Folgen für die Politik?

      Immerhin gibt es einen Sündenbock für die Krise. Gordon Brown war zehn Jahre lang Schatzkanzler und ließ sich als Architekt des britischen Wirtschaftswunders feiern. Er behauptete immer wieder, er habe den Wirtschaftszyklus von Boom und „Bust“ abgeschafft. Aber er schwächte das Regulierungssystem, weil er der Bank von England zwar die unabhängige Verantwortung für die Geldpolitik gab, ihr aber Kompetenzen bei der Bankenaufsicht nahm. Alle Umfragen zeigen, dass Labour die nächste Wahl, die spätestens 2010 stattfinden muss, verlieren wird. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Brown selbst noch einmal antritt. Doch auch die Tories haben kein klares Rezept. Sie fordern nur vage, dass Großbritannien neu „ausgewuchtet“ werden müsse. Konkret heißt das: Immigration bremsen und den aufgeblähten staatlichen Dienstleistungsapparat abbauen.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Finanzk…
      258 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 19:53:41
      Beitrag Nr. 1.321 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.465 von Maraho am 14.02.09 18:03:04So kann es natürlich auch gehen....
      Hierin versuchen sich doch auf w : o auch einige...


      Psychogramm eines Jungspekulanten
      Fellmann macht Kasse

      In den letzten vier Jahren hat Thomas Fellmann seinen Einsatz um 12.500 Prozent gesteigert. Der 25-Jährige war ein "Shorty", ein Spekulant, der auf fallende Kurse setzt.
      VON MARKUS VÖLKER


      Es geht runter. Schon seit Monaten. Die Börsenkurse fallen. Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat in kurzer Zeit über 50 Prozent seines Werts verloren. Ein Hoch verzeichnete er mit 8.131,73 Punkten am 20. Juni 2007. Jetzt steht der DAX unter 4.000. Der Börsenwert der Unternehmen ist im Eiltempo geschrumpft. Banken sind zusammengebrochen. Aktionäre haben viel Geld verloren. Arbeitslosenquote und Staatsverschuldung steigen. Die Liste der Verlierer ist lang.

      Thomas Fellmann gehört zu den Gewinnern der Finanzkrise. Er ist ein "Shorty". Fellmann setzt auf fallende Kurse. "Ich sehe mich als Profiteur der Krise", sagt er in einem Café am Berliner Kudamm. Eine fantastische Rendite will er in rund vier Jahren erwirtschaftet haben: 12.500 Prozent. Eine genaue Summe nennt er nicht, aber, so viel ist sicher, Fellmann hat seinen Einsatz an der Börse vervielfacht. Man sieht ihm das Geld nicht an. Erst 25 Jahre alt, wirkt er wie ein durchschnittlicher Student. Seine Armbanduhr ist teurer, aber ansonsten ist Fellmann unauffällig. Trotzdem will er nicht fotografiert werden.

      Daytrading ist seine Passion, das Handeln mit Optionsscheinen auf kurze Zeit. Er lebt in der Welt der Puts und Calls, jener verheißungsvollen Finanzprodukten, die dem Käufer ein Vielfaches seines Geldes bei fallenden oder steigenden Kursen versprechen. Er geht auf im Universum der Börse. Hier wird eine besondere Sprache gesprochen, voller Abkürzungen und Anglizismen: KGV, KBV, Cashflow und Fair Value, Fill-or-kill-Order, Spread, Innerer Wert und EPS. Das klingt alles kryptisch und kompliziert, dabei ist es im Grunde ganz einfach. An der Börse tummeln sich nur zwei Arten des Homo oeconomicus: Bullen und Bären, Haussiers und Baissiers - Glücksritter, die den Trend nach oben oder unten reiten.

      Diese Dichotomie prägt den Handel in Frankfurt, Schanghai, Tokio oder New York. Auf der einen Seite des großen Börsenspiels stehen die unverbesserlichen Optimisten, auf der anderen die berufsmäßigen Schwarzseher. Der Riss, der sich durch das Börsenparkett zieht, prägt auch die Psyche der Akteure. Die Grundstruktur folgt dem Muster einer manisch-depressiven Störung. Im Aufschwung werden Kurse oft ohne Sinn und Verstand nach oben gejagt, in der Konjunkturflaute werden sie gedrückt und Aktien auf den Markt geworfen, als handele es sich um radioaktiv verseuchten Müll. Es wird übertrieben auf Teufel komm raus, egal in welche Richtung. Die Börse, ein weltumspannender Krake mit Armen, die bis auf die Kaffeeplantage in Äthiopien reichen oder auf die Ölplattform vor der Küste Venezuelas, sie ist ein emotionales Untier. "Niemand kann die Börse so gut verstehen, dass er langfristig davon leben kann", sagt Fellmann.

      Jeder Anleger tut gut daran, sich nicht vom launischen Charakter der Börse anstecken zu lassen. Von ihm wird das Unmögliche verlangt: Er muss ruhig bleiben, analytisch und cool, besonnen und geduldig. Er muss auf seine Chance warten. Fellmann hat seine Chance früh erkannt. Er ist zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht abzusehen war, in welche Richtung sich das Pendel neigte, Anfang 2008, "short gegangen". Er hat sich also ein "Short" oder "Put" gekauft und auf die fatale Wirkung der weltweiten Fehlspekulation gewartet, gehofft. Das geht ganz einfach. Man braucht nur einen Computer, Internet, den richtigen Riecher und ein bisschen Geld. In Zeiten des Internets kann jeder spekulieren. Er kann zum mündigen Spieler an der Börse werden, sich vom Gängelband seines Bankberaters lösen. Bei dem ist ohnehin unklar, wessen Interessen er vertritt: die seines Arbeitgebers oder die des Kunden. Es sind Tausende, die ihr Vertrauen in die Banker im letzten Jahr teuer bezahlen mussten.

      In der Zeit des großen Internetbooms im Jahr 2000 tauchte es erstmals auf, das Phänomen des Daytrading. An die 70 "Trading Center" eröffneten in Deutschland. Leute kamen - und verloren Geld, weil sie dachten, Börse wäre einfach. "Viele sind zu gierig", sagt Fellmann, "und wie man weiß, frisst die Gier das Hirn." Auch dürfe der Daytrader "kein riesengroßes Ego" haben. "Man muss sich ständig hinterfragen." Börse ist ein ständiger Prozess des Kurs- und Selbstabgleichs. "Wer gottgleich tradet, hat ganz schnell sein Geld verloren. Viele überschätzen sich gnadenlos und entwickeln eine Mentalität wie beim Pokern", sagt Jungbörsianer Fellmann. Man brauche aber anstelle vager Illusionen vom schnellen Geld strapazierfähiges Rüstzeug. "Disziplin ist wichtig, die Taktik und die richtige Software." Das heißt, ein Programm, das beim Analysieren der Charts nützlich ist. Es zeichnet Trendlinien, zeigt historische Kursverläufe und berechnet komplizierte logarithmische Werte wie MACD, RSI oder "Slow Stochastik". Ein VWL- und BWL-Studium kann auch nicht schaden, um präpariert zu sein für den ganz persönlichen Börsengang. Fellmann hat beide Fächer in Heidelberg und Lucca studiert.

      Heute trifft sich die etwa 50.000 Mann starke Szene der Daytrader nicht mehr in Trading Centers, sie kommen im Internet auf Foren zusammen. Fellmann, der auf Ariva.de unter dem Kürzel "aliasfelli808" firmiert, hatte bis Jahresende sein eigenes Forum ("Hart aber fair"), per Video-Livestream ging er mit "Felli TV" auf Sendung. Manchmal haben über 120 Trader zugeschaut, wie Fellmann, der aus Triptis in Thüringen stammt, darüber Auskunft gibt, welchen "Schein" er sich aussucht, um Gewinn abzuschöpfen. Man konnte sehen, wie die Shortys den Sturz der Wirtschaft in die Depression mit diebischer Freude begleiteten, wie sie in Feierlaune gerieten, als der DAX kapitulierte. Börse, das wird in diesen Momenten klar, kennt keine Moral. Es geht nur um eines: Geld machen, egal wie. Manchmal ist auch seine Mutter ins Bild von Felli TV gestürmt, besorgt über einen plötzlichen raketenhaften Anstieg des Dow Jones. "Short Squeeze", so heißt der Albtraum jedes Baissiers.

      Fellmann hat den Kontakt zu gleichgesinnten Bären gesucht, denn die Gefahr der Abkapslung ist groß. "Irgendwann", sagt er, "ist es mir nicht mehr gelungen, das Soziale mit der Börse zusammenzubringen. Irgendwann gab es nur noch Börse für mich." Viele Trader verlieren den Anschluss ans Leben. Sie führen eine autistische Existenz als Börsennerd, permanent vom Auf und Ab in Anspruch genommen. "Wenn man das zehn Jahre macht, ist man ein psychisches Wrack", glaubt Fellmann. Er selbst ist seit vier Jahren intensiv dabei, aber Börse hat er schon als Teenie bei der Sparkasse gespielt. Wer sich dem Sog der Börse nicht entzieht, der fällt "in ein Schwarzes Loch", sagt Fellmann, der wird hineingezogen in "diese fiktive Welt der Zahlen".

      Der Suchtfaktor ist hoch, aber auch der Arbeitsaufwand ist immens. Wer glaubt, der Daytrader habe ein leichtes Leben als Börsenparasit, der täuscht sich, denn der Tag beginnt schon mal um sechs Uhr morgens mit zweistündigem Studium der Nachrichten und neuesten Daten. Dann wird getradet, erst der DAX, dann der Dow. Der US-Index schließt um zehn Uhr abends. Doch Schluss ist lange noch nicht. Die Börsen in Asien und Australien machen auf. Der Shanghai Composite oder der Topix in Tokio wollen beobachtet werden. Nachtschichten sind unausweichlich, wenn Trader Risikopapiere bis zum Morgen halten. Die Spekulation kostet Nerven und Schlaf. Man geht an die Grenzen seiner Belastbarkeit.

      "Im Oktober habe ich kaum geschlafen, immer ist man aufgewühlt", sagt Fellmann. "Es ergibt sich einfach ein Automatismus, an den Kursen zu hängen." In der Hochphase der Börsenmanie steigt zudem die Gefahr der Autosuggestion. Die Hasardeure reden sich ein, dieses oder jenes Szenario müsse mit absoluter Sicherheit eintreten, weil doch sämtliche Indikatoren darauf hindeuten. Wie im Rausch beginnt die Suche nach Beweisen für die private These von der Zukunft. Der Trader glaubt, nur so könne es kommen, und begeht den Kardinalfehler der Börse: Verstiegenheit und Realitätsflucht. Die Rechnung, die er dafür zu zahlen hat, wird ihm mit den nächsten Kontoauszügen per Post zugestellt. Weniger selbstsichere Anleger wiederum gehen mit der Masse, verlieren mit dieser Strategie aber auch, denn Lemminge stürzen an der Börse oft schneller ab als Sturköpfe.

      So weit möchte Fellmann es nicht kommen lassen. Er will sich distanzieren von der Börse, die ihm auch eine "Lebensschule" gewesen ist, wenngleich ihm klar ist, dass er sie zeitlebens immer wieder besuchen wird. Aber jetzt plant er erst mal, Philosophie zu studieren und Fotografie. Der "gedankliche Bezug zur Börse" soll nicht mehr das Leben bestimmen. Das Geld war es ohnehin nie, das ihn zum Besessenen hat werden lassen, sagt er. "Geld war nie die Motivation. Wer an die Börse geht mit dem Vorhaben ,Ich will reich werden', der hat übermorgen keine Kohle mehr." Ihm sei es darum gegangen, die Mechanismen der Börse zu verstehen. Nach seinem nervenraubenden Intensivkurs glaubt er nicht mehr, dass es an der Börse fair zugeht. Am Ende gewinnen immer die Banken, "der kleine Anleger legt drauf".

      Fellmann ist ziemlich stolz darauf, dem Finanzkapital ein Schnippchen geschlagen zu haben. Den Kapitalismus hält er "für ein Testsystem ohne Back-up". Sagt es und greift ein Buch aus der Tasche: Lenins "Was tun?".

      Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/fellmann-ma…
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 20:31:05
      Beitrag Nr. 1.322 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.653.573 von Maraho am 25.02.09 20:30:10Mit diesem, recht langen, Text möchte ich mich für heute nach all´ den Unsäglichkeiten verabschieden.

      Ich persönlich finde denselben recht gelungen und mute ihn euch hiermit zur fortgeschrittenen Abendstunde einfach einmal zu. Vielleicht gefällt`s ja....


      Das Zeitalter der Lichter

      Wie die Wirtschaft, so die Welt: Wer was verändern will, muss etwas wissen.
      Es lebe die Aufklärung.

      Text: Wolf Lotter


      Fortschritt

      Was ist Fortschritt?

      Schwere Frage. Einfache Antwort: wenn wir etwas dazulernen. Wie kann man den Fortschritt bestimmen? Indem wir mal schauen, wie es früher war und wie es jetzt ist. Indem wir mal vergleichen, was wir wissen - und was man früher so wusste. Beispielsweise über Elefanten. Man glaubte unter anderem Folgendes:

      Ein Elefant ist ein riesiges Tier mit einem gewaltigen, mit hornigen Widerhaken bewehrtem Rüssel, der Menschenleiber in einem Zug aufreißen kann. Drei Schwänze, ebenfalls bestückt mit dolchartigen Dornen, hat das Monstrum, zwei fürchterliche glühende Augen, die mordlustig blitzen. Einen in festem Stahl gerüsteten Soldaten zerreißt die Bestie mit einem Biss, denn seine Zähne sind scharf und lang. Augenzeugen berichten, wie er mit seinen scharfen Stoßzähnen, die ihm als weitere fürchterliche Waffe gegeben sind, kleine Kinder aufspießt, um sie dann zu verschlingen. Der Elefant ist eines der schlimmsten Raubtiere, die es auf Gottes Erden gibt.

      Nanu? Was ist das? Elefanten sind friedliche Dickhäuter, außer man reizt sie sehr, dann nicht, aber im Großen und Ganzen sind sie freundliche Harmoniker. Wer soll die Mär von den blutrünstigen Tieren glauben, die wir sogar unseren Kleinen als Stoffvariante in die Wiege legen, weil sie so nett aussehen? Niemand. Ja, alles richtig, stimmt ja, aber vor 250 Jahren glaubten viele, was weiter oben steht.

      Und mehr noch. Dass Elefanten Monster sind, war sogar Gemeinwissen. Selbst in gebildeten Kreisen sprach man von den blutrünstigen Bestien. Aber man erzählte sich auch Sachen von dreiköpfigen Seeungeheuern und von Hexen, von Menschen fressenden Pflanzen, Drachen und anderem Zeugs. Kometen am Himmel brachten Unglück, beispielsweise einen Krieg. Und damit lag man ja auch richtig: Irgendwo war immer Krieg.

      Schon in der Antike beschäftigen römische Priester die besten Physiker und Mechaniker ihrer Zeit, um dem natürlichen Repertoire an Angstmachern künstliche Effekte hinzuzufügen. Wer Angst machen kann, hat die Macht, und wer die Macht hat, macht Angst. Ein altes Spiel, bewährt, erprobt, todsicher.

      Zu diesem bösen Spiel gehören zwei: erstens diejenigen, die Angst als Druckmittel verwenden, zweitens jene, denen man leicht Angst machen kann, weil sie sich vor allem fürchten. Das ist die Folge von Nicht-wissen-Wollen.

      Diese Zustände ärgerten einen gewissen Denis Diderot, geboren 1713. Er selbst war, aus relativ kleinen Verhältnissen stammend, als Sohn eines Messerschmieds aus Langres in der Champagne, durch Bildung aufgestiegen. Er hatte die Jesuitenschule in Paris besucht und das eine oder andere studiert, doch nichts an dem, was das Wissen damals hergab, schien ihn zu befriedigen.

      Vielleicht auch, weil ihm das lustige Diskutieren und Zweifeln mit seinen Freunden, darunter ein gewisser Jean-Jacques Rousseau und die Herren d'Alembert und Condillac, lieber waren. Man studierte die Schriften des ehrwürdigen René Descartes und seines deutschen Geistesbruders Gottfried Wilhelm Leibniz. Das war nicht gerade kompatibel mit dem, was Jesuiten von einem ihrer Zöglinge erwarteten. Diderot und seine Freunde waren keine hochnäsigen Unmenschen.

      Wem Bildung versagt worden war oder wer von Geburt an dem Schwachsinn zuneigte, den hatten die jungen Wilden nicht auf dem Zettel. Aber jene, die wider besseres Wissen den Aberglauben schürten und damit letztlich ihre eigene Macht stützten, die standen ganz oben auf der Liste. Und auch die, die es eigentlich hätten besser wissen können, die gut bestallten Bürger, die über ausreichend Bildung und Grips verfügten, um nachfragen zu können. Beispielsweise, ob es Drachen, dreiköpfige Seeungeheuer oder den Elefanten als Raubtier geben kann. Wer lesen und schreiben kann, der kann auch klären, wie es darum steht. Der kann Fragen stellen. Wirtschaft.

      Finanzwesen. Physik. Energie. Umwelt. Man kann begreifen, wenn man will, man kann fragen. Man muss nicht dumm bleiben.

      Wissen

      Wir sind in unseren Zeiten wieder dort angelangt, wo Denis Diderot, Jean-Baptiste Le Rond d'Alembert, Jean-Jacques Rousseau, Voltaire und Montesquieu angefangen haben. Beim mörderischen Elefanten. Und wir hören wieder: Das ist doch egal. Das macht doch nichts. Doch das stimmt nicht.

      Es ist nicht egal. Es macht was aus. Und es macht was mit uns, dieses Nicht-wissen-Wollen.

      Diderot und d'Alembert bekämpften die Sache auf ihre Weise. Sie begannen mit der Arbeit am wichtigsten Buch der vergangenen Jahrhunderte, der "Éncyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des art es des métiers" (die Enzyklopädie oder das geordnete Lexikon der Wissenschaften, der Künste und des Handwerks). Dieses Buch war in kürzester Zeit bei den Herrschenden verhasst wie kein zweites. Denn in diesem Buch konnte man lesen, wie die Dinge oder auch die Lebewesen, beispielsweise die Elefanten, wirklich beschaffen sind. Wie sie wirklich aussahen und was sie wirklich taten.

      In sachlicher Sprache schufen die Enzyklopädisten - immer wieder verfolgt und verfemt die wichtigste Waffe der Aufklärung. Ohne großes Pathos, nur mit dem Wissen der Welt, das sie teilten, schufen sie die Voraussetzungen für den Untergang der alten Herrschaft, des Ancien Régime.

      Man nennt das Aufklärung. Oder wie die Zeitgenossen: das Zeitalter der Lichter. Es wurde hell. Das ist nicht jedermanns Sache. Manche reiben sich verdutzt die Augen. Das Aufwachen fällt schwer. Mit der Ruhe ist es aus.

      Aufklärung ist eine ziemliche Anstrengung, denn die Aufklärung verlangt von uns einiges, nämlich, wie Immanuel Kant aus Königsberg es so richtig sagte:

      "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.

      Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

      Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

      Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."

      Das ist doch eigentlich gar nicht so schwer, oder? Warum aber, lieber Immanuel Kant, machen so wenige von ihrem Verstand Gebrauch? Was ist es denn, das sie davon abhält, die Welt verstehen zu wollen? "Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen." Danke schön. Das kennen wir.

      Emanzipation

      Und ganz gleich, wer heute was behauptet: Das Ziel der Aufklärung hat sich nie verändert. Und dieses Ziel ist nicht erreicht. Es lautet: Gleichberechtigung. Gleichberechtigung ist, wenn wir unseren Verstand für die Angelegenheiten benutzen, die uns betreffen, statt uns von anderen sagen zu lassen, wie es ist. Emanzipation, ein schönes Wort für Gleichberechtigung, bedeutet eben nicht, einfach nur gleich zu werden, weil das jemand klasse findet oder beschlossen hat. Emanzipation heißt, sich gleich zu machen. Hausaufgaben in Zeiten eines in die Krise geratenen Kapitalismus.

      Diese Aufklärung und ihr Ziel, die Gleichberechtigung, sind ins Stocken geraten, man kann sogar behaupten, dass die Gegenaufklärung längst die Oberhand hat. Esoterik an jeder Ecke, Untergangsglaube oder Finanzkrise. Auch sie, gerade sie, zeigt, wie ungebildet das Volk doch geblieben ist. Es ahnt. Es weiß nicht. Die Krise kam auf dem Trampelpfad. Der Attac-Aktivist Sven Giegold hat recht, wenn er sagt, dass keine bisherige Systemkrise des Kapitalismus so deutlich und so vorhersehbar war wie diese. Zwei Jahre, gut zwei Jahre und länger. Sind die Strukturprobleme der Autoindustrie, der Banken, der Versicherungen wirklich so neu? Dürfen wir stolz sein darauf, die wir so eingebildet sind auf die "Echtzeitkommunikation" im World Wide Web, dass der Knall einfach verpennt wurde?

      Volksmärchen

      Wer oder was ist eigentlich ein Intellektueller? Oder anders gefragt: Wo sind denn die Aufklärer von heute? Es gibt eine schöne alte Regel - wir kommen noch genauer darauf -, wonach Menschen, die viel lernen durften, verpflichtet sind, sich für andere Menschen den Kopf zu zerbrechen. Das ist richtig und gut so. Eine der Voraussetzungen aber, dass diese Übung gelingt, ist, dass die, die etwas lernen durften, auch etwas Anständiges gelernt haben. Und daran sind Zweifel erlaubt - die Ahnungslosigkeit der deutschen Geisteseliten in Sachen Wirtschaft ist unübersehbar. Jeder kennt seinen Thomas Mann. Jeder hat die Buddenbrooks gelesen. Nur zur Erinnerung: Das waren Kaufleute. Und Thomas Mann, der gern von allen zitiert wird, die nichts von Wirtschaft verstehen wollen, weil zu schnöde und so weiter, war nicht nur der Sohn guter Kaufleute. Für seine Romane recherchierte er auch die Grundlagen. Kaum vorstellbar im heutigen Bildungskanon, dass Mann freiwillig, weil es ihm Spaß machte, Vorlesungen an der Technischen Universität München besuchte. Für die passionierten Mann-Leser von heute ist all das unwichtig. Lesen ja, rechnen nein. Umweltbewusstsein, natürlich. Aber Biologie, also Umweltwissenschaft, nö. Und so weiter. Nur halbe Sachen. Und mit Wirtschaft ist es genauso. Mittlerweile traut man auch dem gehobenen Lesermilieu nichts mehr zu, diesbezüglich.

      So entstehen die flotten Schattenrisse zur Krise, ein merkwürdiges Gemisch aus Ahnung, Meinung und Fakten. Am 10. November 2008 befragte der "Spiegel" beispielsweise fünf Wirt-schafts-Nobelpreisträger, Edmund Phelps, Robert Lucas, Reinhard Selten, Paul A. Samuelson und Joseph Stiglitz, nach ihren Positionen zur derzeitigen Finanzkrise. Diese Weisen repräsentieren sehr gut die Bandbreite der heute verfügbaren Lehrmeinungen. Ökonomen wie Phelps sind nach wie vor für eine Politik der lockeren Hand, der liberalen Gestaltung der Märkte; andere, wie Stiglitz, stehen für mehr Regulation und Kontrolle. Der Leser muss also selbst wählen, welche Position ihn weiterbringt. Mündige Bürger mit wirtschaftlichem Grundwissen wägen lesend ab. So soll das sein.

      Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn im Inhaltsverzeichnis werden die fünf unterschiedlichen Meinungen der Weisen zu einer einzigen Haltung zusammengeschustert. Dort steht: "Wer bändigt den Kapitalismus?" und es folgt ein Widerspruch zum eigenen Inhalt, der sich gewaschen hat: "Alle sprechen sich für staatliche Eingriffe aus." Eben nicht. Was ist das? Manipulation, Unwissenheit oder Wunschdenken?

      Nehmen wir mal an, man hätte eine andere Frage an fünf Prominente gestellt, aus einer anderen Berufsgruppe diesmal, sagen wir mal Popsänger, Politiker, Radfahrer oder Theaterregisseure der Teufel wäre los gewesen, wenn man sie so über einen Kamm geschoren hätte. Doch es sind ja nur Ökonomen. Hier, sehr geehrte Damen und Herren, stimmt was nicht.

      Rache auf Augenhöhe

      Immer lauter wird dieses merkwürdige Hintergrundgeräusch, es klingt ein wenig, als ob jemand sägt. Vielleicht an den Grundpfeilern des Staates, des Retters vor wild gewordenen Kapitalisten? Vielleicht an den Fundamenten der Marktwirtschaft? Nein, viel schlimmer. Da wird gar nicht gesägt. Es wird geschnarcht.

      Die Aufklärung pennt. Nicht nur Verallgemeinerungen, die aus fünf Meinungen eine machen wollen, sind ein Zeichen dafür. Auch der Umgang mit dem Wort "Regulierung" zeigt, wie verschnarcht die Debatte ist. Denn Regulierung heißt nicht etwa: neue, klare Regeln schaffen oder mehr Transparenz für die Märkte. Das wäre gut. Doch gemeint ist etwas anderes. Regulierung heißt auf Deutsch: Der Staat muss ran. Die Politik muss helfen. Vor allem Intellektuelle tun sich da hervor. Warum?

      Der Publizist Michael Miersch, Autor zahlreicher kritischer Umweltbücher, sieht das so: " Journalisten, Künstler und andere Leit- und Meinungsbildner sind die, die seit vielen Jahrzehnten den kulturellen und gesellschaftlichen Takt vorgeben. Sie sagen, was man zu denken hat - sie haben ein hohes Ansehen und verkehren in höchsten Kreisen. Sie sind mindestens so prominent wie Manager und Unternehmer. Aber sie haben nie so viel Geld verdient, nicht annähernd. Der Erfolg der Kapitalisten hat ihnen eine Neurose angezüchtet. Sie behaupten zwar, dass Geld nicht so wichtig sei, aber tatsächlich wissen sie sehr gut, dass sie sich mit den Einkommen und Vermögen der wohlhabenden Kapitalisten vergleichen müssen -oder vergleichen wollen." Dass Vorstände von Banken, die am staatlichen Hilfspaket teilhaben, nicht mehr als 500 000 Euro jährlich verdie nen dürfen, ergibt ökonomisch kaum einen Sinn, im Gegenteil. Es fördert die zweite und dritte Reihe. Aber es schafft endlich einen geringeren Abstand zwischen den Leuten, die die politische und kulturelle Lufthoheit in Deutschland besitzen, und denen, die bislang mit dem Vielfachen dieses Salärs nach Hause gingen. Damit tanzen, frei nach Karl Marx, nun wenigstens die Einkommensverhältnisse. Ist das Gerechtigkeit oder einfach nur die Rache der Enterbten?

      Scheinheiliger Gral

      Es geht um Macht. Die Politik hat mit dem Hilfspaket einen großen Coup gelandet. Denn nun hat man eine Wundermaschine, deren Wirkung einzig und allein auf der ökonomischen Unbildung der Bevölkerung beruht und dem Unwillen der Gebildeten und Meinungsmacher, an dieser Situation etwas zu ändern.

      Das ist der Klang des Ancien Régime. Es ist einfach falsch zu vermuten, dass nun die 500 Rettungsmilliarden Euro von Leuten gekapert werden, die dem Staat immer nahestanden und ihre Geschäfte stets engstens mit den Volksvertretern abstimmten. Es ist deshalb falsch, weil es keine Vermutung ist. Es ist die Wahrheit. Man bedient sich. Eine einmalige Chance.

      Die hingegen, die schon bisher außerhalb dieser Macht blieben, die aber gleichsam die wichtigste Gruppe der Realwirtschaft bilden, die Klein- und Mittelständler und Selbstständigen, sie kriegen nichts vom Kuchen ab, der jetzt an marode Konzerne von scheinheiligen Politikern verteilt wird. Da sind sich Politiker aller Lager einig, dass man nun mit rund einer Milliarde Euro Opel retten müsse. Die originellste Begründung dafür gelang dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Kurt Beck. Er meinte, dass die Stütz-Milliarde vor allem "den vielen Selbstständigen, die da am Werk hängen", nützen würde. Darauf muss man in einem Land, in dem große Fabriken und Konzerne stets auf Knete und die richtigen Gesetze vom Staat hoffen durften, während die Kleinen als Abweichler gesehen werden, erst mal kommen. Ablenkungsmanöver dieser Spielklasse sind alltäglich geworden. Ärgerlich ist aber, dass diese Tricks auch noch auf allen Kanälen völlig unkritisch heruntergebetet werden. Welchen Kredit haben Selbstständige oder kleine Unternehmen? Welchen Kredit haben die guten Kaufleute heute? Richtig: keinen.

      Deren Kohle wird gebraucht, um politische Fehler von Politikern und Managern zu kaschieren. Einmal mehr. Wie gehabt. Und was immer in solche Machenschaften verstrickte Politiker wie Beck auch erzählen, liebe Selbstständige: Das ist nicht euer Rettungspaket. Die Krise hingegen ist ein Segen für Dilettanten. Missmanagement und Größenwahn werden belohnt. Am Markt vorbeiproduzieren wird belohnt. Es gilt die alte Schuldnerregel: Nur möglichst viele Schulden haben, dann wirst du gut behandelt. Damit das aber nicht so rüberkommt beim Volk, wird mithilfe von Leuten, die nichts von Wirtschaft verstehen (wollen), ein Szenario gebastelt, das wir bereits vom 11. September 2001 kennen. Da wurde behauptet, dass die Schwäche der Börsen und alles Übrige, was da noch kommen würde, unmittelbar mit dem Terroranschlag auf das World Trade Center zusammenhänge. Witzigerweise ereigneten sich die großen Einbrüche allerdings schon Monate vor dem Anschlag. Zuerst die Wirkung. Dann die Ursache. Was soll's? Die Leute glauben es. Das genügt. Eine von Menschen gemachte Krise wird zum Naturereignis uminterpretiert.

      Kritik

      Ist das das Zeitalter der Lichter, von dem die Aufklärer schwärmten? Das ist es nicht. Damit es heller wird in der Birne, fehlt Energie. Die ehrliche Auseinandersetzung mit den Ursachen von Finanzkrisen wie dieser, ebenso wie die klare Analyse des Versagens von überdimensionierter Konzernindustrie, die stets im Verbund mit dem Staat loszieht, um Kasse zu machen.

      Die wichtigste Frage dieser Zeiten lautet: Wie sieht der Elefant aus? Was ist Kapitalismus? Was ist Markt? Und wie halten wir es mit der Realität? Dies wäre die Aufgabe kritischer Intellektueller, die das Wort Kritik ernst nehmen und es nicht ständig mit dem Wort "dagegen" verwechseln würden. Das schöne Wort "Kritik" entspringt dem altgriechischen krinein, das heißt so viel wie unterscheiden und trennen. Ein Raubtier von einem Pflanzenfresser beispielsweise. Was massenhaft allerdings verbreitet wird, ist die Fama vom blutrünstigen Elefanten.

      Unterscheiden. Trennen. Dazu ist Kopfarbeit da. Kluge Köpfe würden massenhaft gebraucht, um Lösungen für alternative Modelle zum bestehenden System zu finden. Wie aber sieht die Realität aus?

      Selbst Kritiker des Kapitalismus und des Marktes, zu denen der Dichter und 68er-Aktivist Hans Magnus Enzensberger einst zählte, haben das, wenn sie von ihrem kritischen Verstand Gebrauch machten, schon lange erkannt. Als im Rahmen der allgemeinen Besetzungswelle im Gefolge der 68er-Bewegung eine Truppe politisch bewegter Aktivisten ausgerechnet ein Theater besetzten, geigte ihnen Enzensberger mal die Meinung: Darin wäre nichts weiter zu erkennen als die Weltfremdheit der selbst ernannten Revolutionäre. Theater? Tolle Idee. Einen Fernsehsender hättet ihr besetzen müssen, rief ihnen Enzensberger hinterher. Aber das entsprach nicht den "Neigungen" der "Revolutionäre".

      "Neigung", das bedeutet heute nicht mehr dasselbe wie Talent für etwas mitbringen, sondern einfach nur ein wenig Interesse. Mühelos und angenehm soll das erreichbar sein, was man gern hätte. Antikapitalismus ist eine Neigungswissenschaft. Man muss eigentlich nur dagegen sein. Das genügt.

      So tragen deutsche Kopfarbeiter in der Krise zur Irritation bei. Dabei sollten sie wissen, aufklären und mithelfen, Alternativen aufzuzeigen, die auch wirklich tragen und nicht im immergleichen "mehr Knete vom Staat" münden. Doch wie soll das gehen? Wo sind die Sprachrohre der Aufklärung?

      Im Jahr 2007 veröffentlichte die Zeitschrift "Cicero" ein Ranking der 500 einflussreichsten Intellektuellen in Deutschland. Was immer man von solchen Rankings halten mag, sie sind auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Werte und Interessen. Im "Cicero"-Ranking der wichtigsten Kopfarbeiter finden sich unter den ersten Hundert vier Ökonomen und zwei Naturwissenschaftler. Spurenelemente.

      Selbstverwirklichung

      Hier wird für einen alten Irrtum missverstandener Emanzipation bezahlt. Jeder hat das Recht, nach seinen Talenten glücklich zu werden. Stimmt. Aber das heißt nicht, dass man alles andere lassen kann. Wer Gesellschaft neu denken will, aber nicht rechnen kann, ist ein schlechter Ratgeber.

      Fragen wir Professor Martin Leitner. Er ist Geschäftsführer des Hochschul-Informations-Systems HIS in Hannover. Wenige Leute wissen so genau wie der Mathematiker Leitner, warum der akademische Nachwuchs welches Fach studiert und wie es den Menschen dann im Leben mit ihrer Ausbildung ergeht.

      Martin Leitner ist ein ruhiger Mensch. Doch es gibt Dinge, die ihn an den Rand der Verzweiflung bringen können: "Was mich so aufregt", sagt er, "ist die große Zahl der Traumtänzer, die wir haben. Leute, die meinen, man könnte Wissen ohne Anstrengung erlangen. Studenten, die studieren, was ihnen Spaß macht." Die Folgen der Operation Selbstverwirklichung ohne Zusatzkenntnisse hat man beim HIS schwarz auf weiß dokumentiert. Fünf Jahre nach dem akademischen Abschluss werden da einerseits Absolventen naturwissenschaftlicher Fächer gefragt, wie sie denn mit ihrem Leben zufrieden sind. "Da haben wir ein Durchschnittseinkommen von 55 000 Euro pro Jahr und eine sehr hohe Zufriedenheit. Die Leute sehen eine Perspektive in ihrem Leben, und nur wenige finden: , Ich hab' das Falsche studiert.'"

      Und die Gegenprobe? Bei den Geisteswissenschaftlern liegt das Jahreseinkommen bei 35 000 Euro. 40 Prozent von ihnen haben eine Beschäftigung, die nichts oder nur wenig mit ihrer Ausbildung zu tun hat. Nur ein knappes Viertel der Geisteswissenschaftler findet ihre Situation gut, sieht eine Perspektive für die Zukunft.

      "Junge Leute werden systematisch betrogen", sagt Leitner, "man motiviert sie zu Selbsterfahrung statt Ausbildung." Beides, betont er, sei aber dringend erforderlich. Wie kann das sein? Viel zu wenige Studenten entscheiden sich für die anspruchsvollen naturwissenschaftlichen Studien. "Der Bildungskanon wird eindeutig von Geisteswissenschaftlern definiert. Hauptsache, man hat seinen Thomas Mann gelesen", sagt Professor Leitner. Deutschland, so sagt er angesichts der Realsituation beim Nachwuchs und auch mit Blick auf den herrschenden Bildungskanon, sei zwar von außen betrachtet das Land der Ingenieure, "aber dafür schämen wir uns eigentlich. Das will niemand."

      Dass der kritische Bürger vielleicht beides braucht, den Sinn für die Realität, wie sie Naturwissenschaften und Ökonomie vermitteln, und den guten Draht zur Welt der Kunst und der Philosophie, ist kein deutsches Bildungsziel. Die Folge sind Akademiker, aus denen das Führungspersonal der Republik rekrutiert wird, die nicht mehr zwischen persönlicher Meinung und Realität unterscheiden können: "Alles verschwimmt, die irrationalen Herangehensweisen an Sachthemen nehmen überhand", findet Leitner. Ausreden3 gibt es freilich genug. Zu komplex sei alles. Zu unüberschaubar. Doch das stimmt so nicht. Längst haben sich das Establishment und der Nachwuchs stillschweigend darauf geeinigt, dass es ohne Mühe auch geht. "Das sind die Voraussetzungen für ein neues Zeitalter des Aberglaubens", sagt Leitner. Und fast beschwörend fügt er hinzu: "Es darf nicht länger als schick gelten, dass man blöd ist."

      Der Kuhzaun

      Das klingt hart, trifft aber den Punkt. Übrigens hält Martin Leitner auch Naturwissenschaftler, die sich allen Modellen und Denkchancen außerhalb ihrer Disziplin entziehen, nicht für schlauer. Denn einseitige Bildung ist nichts weiter als Aberglaube. Dieser Aberglaube wird zur Dummheit, wenn man einfach glaubt, was einem erzählt wird.

      Was hilft? Pädagogik? Kaum. Schaden? Da gäbe es in der Tat genug. Aber klug wird daraus offensichtlich kaum jemand. Wie wäre es mit Spott? Mit Häme? Mit Vorführung? Das ist politisch nicht korrekt. Aber sehr gut.

      Vince Ebert ist gelernter Physiker, der in seinem Beruf als Kabarettist genau das macht. Für sein Programm "Denken lohnt sich! " hat er einen kleinen hübschen Werbefilm gedreht, in dem er selbst als durchschnittlicher Nichtsahner in einem offenen Cabriolet durchs Grüne brettert und sich dabei eine Dose Fanta reinzieht. Es kommt, wie es kommen muss. Vince muss mal. Er parkt sein Auto nahe einer Kuhherde, die hinter einem Drahtzaun steht. Dann pinkelt er an den Zaun. Wir hören es nur ganz kurz britzeln, Kurzschluss. Dann ist der Spot aus. Ja, es ist sinnvoll - und zwar bevor man die Hosen runterlässt und damit seinen Neigungen freien Lauf -, darüber nachzudenken, warum die Kühe in so großem Abstand zum Zaun stehen. Es lohnt sich auch, Schilder zu lesen, auf denen steht: "Vorsicht, Elektrozaun! ".

      Das Leben ist voller Kuhzäune, an die allzu leichtfertig gepinkelt wird. Oder wie war das noch mal mit der todsicheren Anlage, die der Investmentbanker empfahl? Oder der Rettung des Vaterlands durch den Staat, wen sonst?

      Hose rauf, zumachen, zuhören: "Naturwissenschaftler haben einen großen Vorteil: Sie werden so ausgebildet, dass sie sich immer darüber bewusst sind, was sie nicht wissen. Nur so kommen sie weiter. Sie stellen Fragen, sie experimentieren", erzählt Vince Ebert. Das ist eine gute Übung, findet er: "Man muss darauf trainiert sein, sein Nichtwissen zu erkennen und es ändern zu wollen." So macht er Kabarett. Er führt Leuten ihre Vorurteile über Dick und Dünn, Klimakastrophen und Handystrahlung vor und macht sich lustig über die, "die glauben, weil sie sich nicht trauen, etwas zu wissen - das sind viele. Es ist ja nicht leicht", gibt Ebert zu, "man wird den ganzen Tag von sogenannten Experten zugeballert, von denen jeder behauptet, er habe eine wissenschaftliche Studie im Gepäck, die irgendwas beweist. Jeder verkauft heute seine Meinung als sichere Wahrheit. Das war eigentlich noch nie anders. Was wir brauchen, ist die Fähigkeit, Wissenschaft und Wissen von Pseudowissen zu unterscheiden."

      Kein Pardon

      Derlei liefert nicht etwa eine geheimnisvolle Irrtumerkennungsmaschine mit US B-Schnittstelle, sondern skeptisches Denken. Was immer man auch hört, jeder hat die Pflicht zu fragen, ob das denn auch stimmen kann, was uns gerade jemand im Fernsehen erzählt. "Eine Talkshow zum Thema Stammzellen", sagt Ebert, "bei der ein Bischof, eine Schauspielerin und ein Regisseur sitzen, die wahrscheinlich nicht mal wissen, was ein Gen ist, ist nicht meinungsbildend, sondern Blödsinn." Und die eigene Kaste, die so oft schweigt und nichts sagt, die Naturwissenschaftler, die kriegen bei ihm auch ihr Fett ab: "Wenn ihr wollt, dass die Leute mehr wissen, dann müsst ihr rausgehen und das erklären. Das gehört einfach dazu."

      Ohne Zweifel, die Realos haben den Gläubigen viel Raum gelassen, sie sind nicht mutiger als ihr Gegenpart - und vielleicht deshalb auch nicht wirklich schlauer. Wer in aller Öffentlichkeit Quatsch erzählt, muss kaum damit rechnen, von Experten vorgeführt zu werden. Und das ist schade. Das muss sich ändern. "Denken Sie selbst sonst tun es andere für Sie", sagt Vince Ebert.

      Und so ist es. Ökonomen, die nicht Klartext reden und die Öffentlichkeit suchen, fördern die Unbildung. Sie fördern die Kritiklosigkeit, die Krankheit unserer Zeit. Karl Popper, nicht nur Vorbild des Physikers und Vorführ-Meisters Vince Ebert, hat das immer wieder gesagt. " Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder , der Gesellschaft'), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste - die Sünde gegen den heiligen Geist - ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's klar sagen kann." Das ist ein schöner Ansatz.

      Das geht, und es ist wichtig. Diderot hat das vor 250 Jahren schön auf den Punkt gebracht. Die Emanzipation ist ein langer, harter Weg, und sie erfordert Konsequenz. In einem Brief an Voltaire schrieb Diderot:

      "Unsere Devise lautet: Kein Pardon für Abergläubische, Fanatiker, Unwissende, Narren, Bösewichter und Tyrannen - und Sie werden es hoffentlich an mehr als einer Stelle erkennen."

      Das also wäre der Fortschritt. Wenn man ihn an mehr als einer Stelle erkennt. Im Ganzen. -

      Quelle: http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2889&Menu…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 20:44:12
      Beitrag Nr. 1.323 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.671.158 von Maraho am 27.02.09 20:31:05Liebe Wegbegleiter(innen),
      liebe Leser(innen),

      wieder ist eine Woche vergangen und der Monat Februar geht nun auch seinem Ende entgegen. Und was ist passiert?
      Der "rasende Stillstand".

      Wie immer, zum Ende der Woche, euch allen ganz herzlichen Dank für euer Interesse, die Beiträge, eure Ausdauer sowohl der Gewogenheit meiner Person gegenüber.

      Insbesondere gilt dies für: liebgeld, AHEO, kiska, Dorfrichter, kevine1, Metrik, heuschrecker, Wilbi, Nannsen, clownfisch, raceglider, Bernd_das_Brot, fast4ward, GueldenerG45S, Sexus, Borealis, tortelini, Triakel, Doppelvize, windei, moveson, Groupier, Prof. Dr. B. Scheuert und d.h. 53.

      Einen angenehmen Abend, aber auch ein entspannendes Wochenende wünscht
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 27.02.09 20:49:32
      Beitrag Nr. 1.324 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.671.256 von Maraho am 27.02.09 20:44:12Korrektur: Wie immer, zum Ende der Woche, euch allen ganz herzlichen Dank für euer Interesse, die Beiträge, eure Ausdauer sowohl der Gewogenheit meiner Person gegenüber.

      .... sowie der Gewogenheit.... ;)
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 00:56:41
      Beitrag Nr. 1.325 ()
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 00:57:30
      Beitrag Nr. 1.326 ()
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 06:42:37
      Beitrag Nr. 1.327 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.842 von Maraho am 27.02.09 19:53:41Guten Morgen zusammen,
      ich wünsche euch einen schönen Tag!

      Aus der Schweiz nun ein Beitrag über die Entwicklung an den Aktienmärkten....


      Börsen im Tief und keine Besserung in Sicht
      Von Judith Wittwer, Zürich und Walter Niederberger, San Francisco.

      Die Kurszerfall an den Börsen ist beispiellos. Jeder Bürger eines industrialisierten Landes hat bisher 21'000 Dollar verloren. Bis die Verluste wettgemacht sind, dürfte es noch Jahre dauern.


      Diese Woche markiert einen traurigen Rekord an den Aktienmärkten. Der Dow-Jones-Index – das am längsten erhobene, am meisten beachtete Aktienbarometer – sackte zum ersten Mal um über die Hälfte unter die im Oktober 2007 erreichte Höchstmarke und damit auf den Stand von 1997 ab. Auch der Schweizer Leitindex SMI gab seit dem Höchststand im Juni 2007 um mehr als 50 Prozent nach. Der Aktienindex erreicht inzwischen den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren. Am Freitag schloss die Börse ebenfalls mit Verlusten. Der SMI fiel erneut unter die Marke von 4700 Punkten.

      Die Märkte sind noch immer in grosser Sorge, dass die zur Rettung der US-Finanzindustrie bereit gestellten Milliarden nicht ausreichen könnten. «Die Pläne von US-Finanzminister Timothy Geithner zur Stabilisierung des Systems sind zu vage», meint Christian Gattiker, Analyst der Bank Julius Bär. Miese Laune verbreiten an den Börsen auch düstere Konjunkturdaten, wie sie am Freitag etwa die USA verkündeten.

      Die globale Rezession hat Folgen für die Firmengewinne: «Die Konzerne haben die Erwartungen im vierten Quartal 2008 mehrheitlich enttäuscht», so ZKB-Analytiker Remo Hartmann. «Nun zeigt sich, wie hart sie bereits von der Finanzkrise betroffen sind.» Manch Schweizer Konzern wagt nicht einmal mehr einen Ausblick für 2009.

      Weg zurück ist holprig und lang

      An anderen Märkten ist das Beben aber noch heftiger, so zum Beispiel in Moskau, wo die Aktien um mehr als 80 Prozent einknickten. Der Weg zurück könnte holprig und lang sein. Historische Vergleiche zeigen, dass es mindestens neun Jahre gehen dürfte, bis die Verluste wettgemacht sind.

      Einer der führenden Analytiker von langen Börsenzyklen ist der britische Finanzprofessor Elroy Dimson. Er hat das Ausmass des aktuellen Crashs analysiert, mit den teils mehr als hundert Jahre alten Kursen von 17 Märkten zwischen New York, London, und Zürich bis nach Tokio verglichen und die Resultate im Investment-Jahrbuch der Credit Suisse veröffentlicht. Sein Befund ist ernüchternd: Die letzten zehn Jahre bezeichnet er als «verlorene Dekade», als die potenziell schlimmsten Börsenjahre überhaupt, weil so viele Privatanleger wie noch nie in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Diese seien an unrealistisch hohe Gewinne gewöhnt und hätten vergessen, dass die «goldene Zeit« der 90er-Jahre die Ausnahme darstellten. Ein Index von 17 Börsen, die zusammen rund 95 Prozent der weltweit gehandelten Aktien spiegeln, sackte seit 2007 um über 55 Prozent ab. Damit gingen mehr als 21 Billionen Dollar an Anlagevermögen zugrunde oder 21'000 Dollar pro Bürger einer Industrienation, Babys und Greise eingerechnet.


      Börsen bilden die reale Welt längerfristig insofern ab, als dass sie die Erwartungen der Anleger in die Entwicklung der Wirtschaft aufnehmen und sie permanent an den ausgewiesenen Firmenzahlen korrigieren. Explosive Blasen sind genauso Teil dieses Spiels wie tiefe Depressionen. Zwei kurz aufeinanderfolgende Einbrüche wie 2001 und 2007/09 sind ungewöhnlich, gibt Elroy Dimson zu bedenken. Der Grund könnte darin liegen, dass die USA die Krise auslösten; ausgerechnet das Land, das jahrzehntelang die stärksten, am raschesten wieder Tritt fassenden Börsen aufwies.

      Die Tatsache, dass noch immer unklar ist, wie und wann die Regierung von Barack Obama den im Finanzsektor wuchernden Tumor opererieren will, hängt schwer über den Börsen. Art Cashin, der Doyen der New York Händler und Vizedirektor der UBS, verweist darauf, dass die Kurse seit Wochen oft dann unter Druck geraten, wenn ein Vertreter der Regierung sein Gesicht am TV zeigt. So etwa habe der Markt am Donnerstag erneut tiefer eröffnet, weil man «mild enttäuscht war von der Ansprache des Präsidenten» vom Vorabend. Als später am Tag Notenbankchef Ben Bernanke sprach, sackten die Aktien noch einmal ab, wiederum weil unklar blieb, wohin die Reise mit der Bankensanierung gehen soll.

      «Märkte sind überreif für eine Gegenbewegung»

      An sich seien die Märkte überreif für eine Gegenbewegung, so Cashin, aber die Unsicherheit dominiere. Viele Finanztitel sind an den Börsen um 80 bis 90 Prozent gesunken; grosse Namen wie Citigroup, AIG oder Washington Mutual sind gar ganz oder fast auf Null abgewertet worden.

      Wie weiter? Ein Blick auf frühere Korrekturen legt gemäss Dimson den Schluss nahe, dass Investoren mit deutlich geringeren Gewinnen rechnen sollten. Aktien würden auf absehbare Frist im Schnitt «nur» eine um 3,5 Prozent höhere Rendite abwerfen als Staatsanleihen, und dies aufgerechnet mit der Teuerung. In den 90er-Jahren lag der Mehrgewinn der Aktien in den USA bei satten 5,0 Prozent, im globalen Schnitt bei 4,2 Prozent. Anleger, die den früheren Renditeversprechen der Banken von 7 bis 10 Prozent für Aktien nachhängen, dürften wahrscheinlich enttäuscht werden.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Boersen-im…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 06:56:32
      Beitrag Nr. 1.328 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.576 von Maraho am 27.02.09 05:48:37In Osteuropa wurde wohl....

      Ein zu großes Rad gedreht
      Die heimischen Banken könnten bis zu 30 Milliarden Euro in Osteuropa verlieren, so Analysten

      Wien/London - Droht der Republik wegen drohender Ausfälle der Banken im Osten der Kollaps? Nein, meint nun Goldman Sachs in einer Analyse, wenngleich die Risiken in der Region beträchtlich sind. In einem "bad" Szenario gehen die Experten der einstigen Investmentbank davon aus, dass die heimischen Banken 30 Prozent ihrer Ost-Kredite abschreiben müssen. In absoluten Zahlen käme das einem Verlust von 26 Mrd. Euro gleich.

      Die gute Nachricht: Selbst wenn die Banken die Löcher nicht aus eigener Kraft stopfen können sollten und der Staat einspringen müsste, würde das Österreich nicht in den Ruin treiben. Laut Goldman Sachs stiege dann die öffentliche Verschuldung auf 68 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und läge damit "weiter unter dem Durchschnitt der Eurozone" .
      Die Notenbank geht noch einen Schritt weiter und hat berechnet, dass Ausfälle in der genannten Größenordnung von den Banken selbst getragen werden könnten. Die gesetzlich vorgeschriebene Eigenkapitalquote von vier Prozent würde sich immer noch ausgehen.

      Die internationalen Organisationen wollen sich freilich nicht auf Zahlenspiele verlassen. Europäische Investitionsbank, Osteuropabank (EBRD) und Weltbank haben am Freitag ein Stützungspaket für die Region im Volumen von 25 Mrd. Euro für heuer und 2010 vereinbart, mit denen Finanzinstituten und Unternehmen geholfen werden soll.
      Entsprechend groß war die Freude bei Finanzminister Josef Pröll, der sich seit Wochen für eine Stabilisierungsaktion in Osteuropa stark macht. "Das ist der Beginn. Unsere Initiative trägt Früchte, wie wenige zuvor. Uns wurde nationales Interesse unterstellt.
      Jetzt kommen aber immer mehr drauf, dass Österreich in absoluten Zahlen ein kleiner Fisch ist - etwa im Vergleich zu exportorientierten Ländern wie Deutschland."

      Alter Besen

      Das nun geschnürte Paket ist freilich nicht ganz neu: "Die Gelder waren bereits budgetiert und sind nicht zusätzlich, es handelt sich nun aber um eine konzertierte Aktion" , erklärte ein Sprecher der EBRD dem Standard. Auch aus Publikationen der EIB und der Weltbank geht hervor, dass das Volumen den bisherigen Planungen entspricht. Bezweifelt wird in der EU überdies, ob der Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der Union an diesem Sonntag große Fortschritte in Sachen Osteuropa bringen wird. Der ungarische Premierminister Ferenc Gyurcsány kündigte an, ein Paket über 180 Mrd. Euro für die osteuropäische Wirtschaft vorzuschlagen. Damit solle der rapide Währungsverfall gestoppt werden, derzeit das größte Risiko. Aber dem Vernehmen nach soll lediglich ein Auftrag an die Finanzminister in der Pipeline sein, Maßnahmen beim nächsten Treffen der Ressortchefs (Ecofin) zu prüfen.

      Neue Bremser

      Während Osteuropabank, Weltbank und Internationale Währungsfonds auf mehr EU-Engagement zur Bekämpfung der Abwärtsspirale von Budapest bis Moskau drängen, stehen namhafte EU-Player wie Deutschland und die Europäische Kommission auf der Bremse. Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia etwa scheint nicht bereit zu sein, den Zahlungshilfefonds von 25 auf 100 Mrd. Euro zu erhöhen. Aus diesem Topf wurde Ungarn gestützt.

      Dass die Union für den Osten viel Geld in die Hand nehmen muss, glaubt auch der Chef der Osteuropabank, Thomas Mirow. Im schlimmsten Fall bräuchten die Banken in der Region 150 Mrd. Dollar (118 Mrd. Euro)frisches Eigenkapital und zusätzlich 200 Mrd. Dollar Garantien für die Refinanzierung.

      Skeptisch sieht der tschechische EU-Vorsitz den Vorstoß Österreichs. Zwar sei das Bewusstsein für die Region dadurch gestiegen, doch sei die Initiative "unglückselig angegangen" worden, sagte der tschechische Außenminister Karl Schwarzenberg. Das Paket habe wie eine Hilfsmaßnahme für österreichische Banken geklungen. "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht" , so Schwarzenbergs Fazit. Andere Europäer hätten über die Initiative gedacht: Ihr habt in Osteuropa fett verdient, jetzt müsst ihr auch zahlen, erklärte Schwarzenberg.

      (as, awö, go/DER STANDARD Printausgabe, 28. Februar/1. März 2009)
      http://derstandard.at/
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      Avatar
      schrieb am 28.02.09 07:17:05
      Beitrag Nr. 1.329 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.649.956 von Maraho am 25.02.09 14:13:01In Anlehnung...

      Ermittlungen gegen Banker ziehen sich hin - Staatsanwälte kämpfen mit der Datenflut
      In den meisten Fällen geht es um Untreue-Vorwürfe - Ex-HRE-Chef Funke ringt auch um Ruhegeld

      Börsen-Zeitung, 28.2.2009 ab/bg/ge/ste Düsseldorf - Die laufenden Ermittlungsverfahren gegen ehemalige - im Fall von KfW und WestLB auch gegen amtierende - Vorstandsmitglieder zahlreicher Banken dauern an. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Börsen-Zeitung. Dass die eingeleiteten Ermittlungsverfahren so viel Zeit beanspruchen - bei IKB und WestLB sind die Staatsanwälte seit Sommer 2007 zugange - hat einen einfachen Grund: Die sichergestellten Beweismittel, vor allem elektronisches Datenmaterial, sprengen jegliche Kapazitäten. Bei der Hypo Real Estate (HRE) beispielsweise wurde im Dezember 2008 bei Razzien so viel Material sichergestellt, dass die Staatsanwaltschaft München davon ausgeht, allein für die Auswertung 18 Monate zu benötigen. Ermittelt wird hier wegen des Verdachts auf unrichtige Darstellung (§ 400 AktG) und Marktmanipulation in HRE-Aktien.

      Bei der KfW ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt seit Oktober 2008 gegen sechs Topmanager - auch gegen den erst einen Monat zuvor angetretenen Vorstandschef Ulrich Schröder. Zwar geht es hier "nur" um die Überweisungspanne im Zusammenhang mit der Lehman-Brothers-Pleite, der Vorwurf lautet jedoch wie bei Sachsen LB und IKB auf Untreue. Die Beweisführung ist schwierig. Nicht ohne Grund wird § 331 HGB unter Wirtschaftsjuristen als "Gummiparagraph" bezeichnet. Schneller geht es dagegen bei zivilrechtlichen Verfahren. Schon in den kommenden Wochen könnte die Klage des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Georg Funke gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber vor dem Landgericht München verhandelt werden. Funke verklagt die HRE auf ausstehende Gehaltszahlungen von 150 000 Euro. Auch seine fristlose Kündigung will er möglicherweise noch anfechten. Hintergrund sind ebenfalls finanzielle Erwägungen. Die noch ausstehenden Gehaltszahlungen - Funkes Arbeitsvertrag wäre bis 2013 gelaufen - würden sich bis zum Vertragsende auf 3,5 Mill. Euro erhöhen, sofern er die Kündigung anfechten kann. Entscheidend dafür ist die Klärung der Schuldfrage. Um Funkes Vorstandstätigkeit auf Fehlverhalten zu prüfen, hat der Aufsichtsrat eine interne Prüfung angestoßen und eine Kanzlei mit der Untersuchung beauftragt. Hätte die Kündigung keinen Bestand, behielte Funke auch seine Anwartschaft auf ein Ruhegeld ab Vertragsende von 560 000 Euro jährlich.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009041…
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      Avatar
      schrieb am 28.02.09 07:51:01
      Beitrag Nr. 1.330 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.137 von Maraho am 26.02.09 06:15:29Zum Frühstück noch ein längeres Interview.
      Darin geht es um den Vorschlag für ein radikal vereinfachtes Steuersystem, das moderne Informationstechnologie einsetzt, um dem Staat in einer globalisierten Wirtschaft ausreichende Einnahmen zu sichern.


      Weniger bringt mehr

      Seit 20 Jahren wirbt der amerikanische Ökonom Edgar Feige für ein Steuerkonzept, das diejenigen zur Kasse bittet, die Geld bewegen.
      Das wäre billiger für die Arbeitnehmer, einfacher für den Staat - und ein Albtraum für die Wall Street.

      Text: Steffan Heuer


      brand eins: Herr Feige, die Dinge ändern sich momentan sehr schnell. Zuerst sprach man von einer Immobilienkrise, dann von einer Finanzkrise, inzwischen spricht man von einer weltweiten Rezession. Finden die Regierungen auf diese Herausforderungen die richtigen Antworten?

      Edgar Feige: Wir durchleben in der Tat eine sehr turbulente Zeit. Und ich ziehe meinen Hut vor den Europäern, die schnell und umfassend auf die Krise reagiert haben. Die neue US-Regierung in Washington wird mit den Europäern sicherlich an einem Strang ziehen. Was mir aber ein Rätsel bleibt, ist die Frage, wieso wir auf internationaler Ebene immer noch vom Bretton-Woods-System sprechen. Dieses System orientierte sich bekanntermaßen an festen Größen wie dem Goldstandard und dem Dollar. Doch diese festen Größen sind Vergangenheit. Wir sollten über ein System nachdenken, das den Realitäten des 21. Jahrhunderts gerecht wird: eine globale Wirtschaft mit vernetzten Informationsgesellschaften, in denen Wissen und Kapital in Sekunden verschoben werden. Aber ich bin ein Forscher. Es ist sehr schwer für mich, meine Ideen an die Politiker zu verkaufen.

      Sie fordern seit fast zwei Jahrzehnten ein komplett anderes Steuersystem. Warum glauben Sie, dass man das bestehende System über den Haufen werfen sollte?

      Mich hat schon immer die Frage fasziniert, wie heute die Welt aussähe, wenn wir vor hundert Jahren dem neoklassischen Ökonomen Irving Fisher und nicht John Maynard Keynes gefolgt wären. Fisher blickte auf die Summe aller freiwilligen Transaktionen in einer Volkswirtschaft: auf Güter, Dienstleistungen und Geldgeschäfte. Für ihn waren dies die Atome des Wirtschaftslebens. Keynes hingegen war ein Produkt seiner Zeit und damit der Weltwirtschaftskrise von 1928/29. Er beschäftigte sich vor allem mit den sinkenden Einkommen. Geldgeschäfte spielen in seiner Analyse keine Rolle: Aktien, festverzinsliche Rentenpapiere, Devisen - all das fehlt in seinen Betrachtungen. Unter dieser begrenzten Weltsicht leiden wir noch heute.

      Wir leben in einer Zeit, in der Milliarden Dollar per Knopfdruck um die Welt transferiert werden können. Dies kann Banken und ganze Länder in die Krise stürzen. Wie könnte man das Finanzsystem stabilisieren?

      Geldgeschäfte machen heute 85 Prozent aller weltweiten Transaktionen aus. Durch den technischen Fortschritt sind die Kosten für diese Transaktionen stark gesunken. Hinzu kommt, dass diese Geschäfte streng genommen nicht einmal besteuert werden. Das ist einer der Hauptgründe für ihr rasantes globales Wachstum, aber die Konsequenzen werden uns erst jetzt klar. Deswegen lautet mein Grundgedanke: Alle diese Transaktionen sind zu besteuern, egal, ob ich einen Scheck von meiner Tante einreiche oder Banken untereinander mit Devisen handeln.

      Das ist keine neue Idee. Auch der von Ihnen gescholtene Keynes und Nobelpreisträger James Tobin haben vorgeschlagen, bestimmte Transaktionen zu besteuern.

      Stimmt. Neu an meinem Vorschlag ist jedoch, dass ich alle Transaktionen ohne Ausnahme besteuern will, und zwar mit einem automatischen, elektronischen Mautsystem, das alle gängigen Steuern ablöst. Keynes wollte den Wertpapierhandel besteuern, Tobin internationale Devisengeschäfte. Selbst Laurence Summers, der designierte Chef des Nationalen Wirtschaftsrates des gewählten US-Präsidenten Barack Obama, hat sich für eine solche Steuer ausgesprochen. Aber bisher hat niemand die Idee konsequent zu Ende gedacht: Jede Einzahlung, jede Abhebung, jedes Geschenk, jeder Handel wird mit einer sehr, sehr kleinen Steuer belegt, die sich beide Parteien teilen. Dieser Vorschlag ist angesichts der Debatte unter den G-20-Ländern umso drängender. Sie reden von einer neuen Finanzarchitektur für die Welt, aber es fehlt jede Erwähnung einer solchen universalen Transaktionssteuer, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.

      Was stimmt denn am bestehenden Abgabewesen in den großen Industrienationen nicht?

      Da liegt eine Menge im Argen. Es gibt unzählige Schlupflöcher und Sonderregelungen und damit ist es unüberschaubar. In den USA haben Ausnahmen für diese oder jene Lobby die Bücher des Steuerrechts auf 18 000 Seiten anschwellen lassen. So kann keiner verstehen, wer in welchem Umfang von Vergünstigungen profitiert. Die Politiker wollen das so, denn damit können sie ihre verschiedenen Interessengruppen diskret bedienen.

      Der zweite große Nachteil sind die horrenden Abgaben auf Einkommen und Verbrauch. Wenn man den Produktionsfaktor Arbeit mit 30, 40 oder noch mehr Prozent besteuert, werden Res sourcen in falsche Bahnen geleitet. Drittens verursacht das System gewaltige Kosten, um die Regeln einzuhalten und durchzusetzen. Viele dieser Kosten bleiben im Verborgenen, etwa die, die dadurch anfallen, dass die Regierung Millionen von Bürgern und Unternehmern dazu zwingt, ihre Zeit zu verschwenden, um mit komplexen Regeln und unübersichtlichen Formularen zu kämpfen.

      Und deshalb entziehen sich so viele Menschen dem fiskalischen Wahnsinn und hinterziehen Steuern.

      Das ist das vierte große Problem. Allein in den USA werden jährlich 125 bis 175 Milliarden Dollar an Steuern hinterzogen. Damit bestrafen wir nicht nur die ehrlichen Bürger, sondern zerstören auf Dauer das Sozialgefüge. Je mehr Menschen das Steuersystem als ungerecht empfinden und sehen, dass es weitflächig umgangen wird, desto größer wird das Problem.

      Eine Transaktionssteuer wäre revolutionär, aber wie soll das System funktionieren? Wollen Sie ein internationales Finanzamt einführen, das allen rund um die Uhr auf die Finger schaut?

      Auf keinen Fall. Ich bin ein Sozialliberaler und gleichzeitig ein wirtschaftlicher Freidenker in der Tradition von Milton Friedman.

      In meinem System sollte die Regierung nur die Spielregeln festlegen - also den rechtlichen, den monetären und den Sicherheits-Rahmen gewährleisten. Der Staat ist dabei nichts anderes als ein Supermakler, der die Geschäfte zwischen allen Parteien erleichtert. Ein solcher Makler kassiert für seine Arbeit eine Provision. Genau das ist meine Automated Payment Transaction Tax, kurz APT Tax. Sie ist eine Nutzungsgebühr, die alle Teilnehmer an den Staat und damit an unsere Gesellschaft zu entrichten haben. Sie ist sicher und verlässlich - und mit ihr wären alle anderen Steuern hinfällig.

      Meinen Sie das im Ernst? Wie hoch müsste diese neue Steuer sein, wenn sie alle anderen Abgaben ersetzen soll, ohne dass der Staat dabei pleitegeht?

      Gute Frage, aber ich werde nicht darauf antworten. Ich habe keine Ahnung, wie groß der öffentliche Sektor sein sollte. Diese Größe muss erst politisch definiert werden. Danach kann man den dafür nötigen Steuersatz ableiten. Aber da wir die Summe aller Transaktionen und das gegenwärtige Steueraufkommen kennen, lässt sich berechnen, wie hoch die APT-Steuer sein muss, um einkommensneutral zu sein, also dem Fiskus genauso viele Einnahmen beschert wie das jetzige System.

      Dann rechnen wir doch einmal: Wie hoch müssten wir jede Transaktion besteuern, um den Wohlfahrtsstaat zu finanzieren?

      Für die USA ergäbe sich ein Steuersatz von rund 0,3 Prozent, den sich beide Parteien - Käufer wie Verkäufer - teilen. Ich schätze, dass der Satz für EU-Länder wie Deutschland etwas höher liegen würde, für Länder wie Japan und die Schweiz etwas niedriger. Selbst wenn man annähme, dass nach der Einführung der neuen Steuer die Geldgeschäfte erst einmal abnähmen und sich damit ihr Volumen im Extremfall halbierte, stiege der Steuersatz lediglich auf ein halbes Prozent oder 0,25 Prozent pro Vertragspartei.

      Noch einmal: Wie soll das praktisch funktionieren, wenn Sie jede Geldtransaktion besteuern wollen?

      Indem wir bereits bestehende IT-Systeme nutzen und die Steuerzahlung automatisieren und elektronisch abwickeln. Banken und andere Finanzdienstleister müssen bereits heute jede Kontenbewegung detailliert aufzeichnen. Diesen bestehenden Zahlungssystemen, die international funktionieren, verpasst man ein Programm, das bei jeder Transaktion die entsprechende Steuer automatisch abzieht und auf ein Treuhandkonto überträgt, das jedem einzelnen Kundenkonto fest zugeordnet ist. Diese Zwischenstufe dient dem Datenschutz, denn nur von diesem Konto fließt die Steuer dann direkt an den Staat, ohne dass die Regierung Einblick in jede einzelne Transaktion hat. Das Ganze hat noch einen weiteren Vorteil: Die Regierung erhält ihre Steuereinnahmen jeden Tag und nicht wie etwa in den USA vierteljährlich. Zudem kann man die wichtigen Indikatoren beinahe in Echtzeit verfolgen - eine zeitgemäße Buchhaltung, wie sie sich für das 21. Jahrhundert gehört, die sich große Firmen bereits heute leisten.

      Aber ist das nicht zu kurz gedacht? Wenn der Staat automatisch bei jeder Überweisung mitkassiert, dann bezahle ich doch lieber bar oder tausche meine Waren und spare die Steuern. Treibt Ihre Idee nicht noch mehr Menschen in den wirtschaftlichen Untergrund?

      Auch daran habe ich gedacht. Und Sie haben recht: Sicherlich wird es Leute geben, die versuchen werden zu tricksen. Deshalb meine ich, wir sollten auch das Bargeld besteuern, um dieses Schlupfloch zu schließen. Diese Idee ist seit Langem überfällig. Eine Währung ist ohne Frage ein sehr nützliches Gut, aber es ist absurd, dass die Regierung unter enormen Kosten der Bevölkerung ein Zahlungsmittel in die Hand gibt, das in erster Linie dazu dient, den Staat um seine Einnahmen zu prellen. Folglich sollten wir jede Abhebung und jede Einzahlung am Schalter oder Geldautomaten automatisch besteuern.

      Wie hoch sollte diese Transaktionsgebühr sein? Der gleiche Satz wie beim elektronischen Zahlungsverkehr?

      Genauer betrachtet gibt es in meinem System zwei Steuersätze. Einmal 0,3 Prozent für den elektronischen Zahlungsverkehr. Und dann um die zwei Prozent für Bargeld-Transaktionen. Wenn ich also von meinem Konto 100 Dollar abheben will, werden mir 102 Dollar abgezogen. Wenn ich 100 Dollar in bar auf der Bank einzahle, werden mir nur 98 Dollar gutgeschrieben. Dies geschieht aus einem einfachen Grund: Zwischen der Entnahme von Bargeld aus dem Währungskreislauf und der Einzahlung wechseln meine Scheine mehrfach den Besitzer. Die Umlaufgeschwindigkeit von Bargeld schwankt je nach Land und Wert der Banknote. Grundsätzlich will ich die Leute davon abhalten, Bargeld zu verwenden.

      Wer sind die großen Verlierer und wer die großen Gewinner Ihres neuen Steuerregimes?

      Banken, Makler, Rechtsanwälte, alle, die an der Wall Street tätig sind, werden die APT-Steuer hassen. Der Normalverbraucher hingegen wird an meiner Steuer ganz sicher großen Gefallen finden. Sie verteuert vor allem die modernen Finanzgeschäfte: Wer ständig spielt oder dauernd mit Geld, Devisen, Derivaten oder Immobilien spekuliert, muss eben deutlich mehr berappen als jemand, der normal arbeitet, einkauft oder spart und ein Eigenheim besitzt. Jeder in der wirklichen Wirtschaft, der Waren und Dienstleistungen produziert, kann sich über die größte Steuersenkung seines Lebens freuen.

      Das dürfte erhebliche Umschichtungen von Vermögen nach sich ziehen.

      Sicherlich, aber so würden die volkswirtschaftlichen Ressourcen wieder auf die wirklichen Transaktionen gelenkt. An der Wall Street sitzen heute unsere klügsten Köpfe und verbringen ihre Zeit damit, kleinste prozentuale Unterschiede in Aktien- oder Wechselkursen auszunutzen, um mit dieser Mini-Differenz Geld zu verdienen. Das ist doch eine Verschwendung intellektueller Ressourcen! Für die Gesellschaft wäre es wesentlich besser, wenn diese hervorragend ausgebildeten Leute an wirklichen Problemen arbeiteten: Etwa wenn sie sich Gedanken machten über die Energiegewinnung oder wenn sie andere Techniken und Prozesse entwickelten.

      Also sollten die Reichen und die Börsenspekulanten die Steuern bezahlen.

      Die Reichen bezahlen schon heute einen Großteil der Steuern, da wir ein progressives Steuersystem haben. Ich halte nichts von einer Einheitssteuer oder Flat Tax, denn sie schert alle Einkommen und jede Art des Konsums über einen Kamm. Das ist regressiv und bittet Kleinverdiener stärker zur Kasse als die Wohlhabenden. Meine APT-Steuer spiegelt die wirklichen wirtschaftlichen Verhältnisse wider. Wer sich an dem Spiel namens Wirtschaftsleben beteiligen will, muss dafür Eintritt bezahlen. Jeder kann abwägen, ob es ihm den Preis wert ist und welche Risiken er eingehen möchte. Dafür gehört ihm hinterher auch sein gesamter Gewinn, oder er muss den Verlust tragen. Das ist Freihandel im wahrsten Sinne des Wortes, ohne Regierungszuwendungen in Form von irgendwelchen Steuergeschenken. Verglichen damit hat der Staat heute überall die Hände im Spiel. Wenn ich Gewinne verbuche, muss ich dafür zahlen. Wenn ich verliere, kann ich den Verlust abschreiben.

      Konzerne, die so groß sind, dass eine Pleite zu riskant erscheint, bekommen sogar großzügige Staatsgeschenke, wie etwa zuletzt der Versicherer AIG oder die Citibank.

      In der Tat. Wer genug verliert, kriegt vom Staat auch noch eine Belohnung, für die alle Steuerzahler aufkommen. Das ist doch ein idiotisches Spiel! Wir alle subventionieren die Fehlentscheidungen von Managern, die keine Verantwortung übernehmen müssen. So unterminieren wir auf Dauer die gesamte Wirtschaftsordnung. Mit meiner APT-Steuer liegt die Entscheidung von vornherein bei jedem Einzelnen.

      Hätte eine solche Steuer die Exzesse an den Finanzmärkten, wie wir sie in den vergangenen Jahren beobachtet haben, bremsen oder verhindern können?

      Da habe ich keinen Zweifel. Mit meinem Steuersystem steckten wir nicht so tief in der Krise. Schon James Tobin wollte "Sand ins Getriebe" der internationalen Devisenspekulanten streuen. Ich kann dem nur zustimmen. Finanzgeschäfte zu besteuern hat nur Vorteile, die einen möglichen Rückgang der Liquidität bei Weitem aufwiegen. Hinzu kommt, dass wir allein in den USA rund 825 Milliarden Dollar im Jahr sparen würden - angefangen bei weniger bis keiner Steuerhinterziehung über massive Kostensenkungen bei der Finanzbürokratie bis zu Zeit und Geld, die wir heute für Steuererklärungen aufwenden. Der Staat müsste nur noch ein paar Tausend Finanzdienstleister beaufsichtigen und sicherstellen, dass sie die Steuer-Software nicht abklemmen oder hacken.

      Das klingt nach einem ziemlich harten Rezept für eine moderne Volkswirtschaft, noch dazu von einem bekennenden Anhänger Milton Friedmans ...

      Das APT-System wird das Verhalten aller Verbraucher wie Unternehmer verändern, und das ist gut so. Ganz klar ist, dass man die Zahl kurzfristiger Finanz-Transaktionen vermeiden will, sonst bezahlt man viele Steuern. Wer den schnellen Dollar machen will, indem er Milliarden kreuz und quer über den Globus verschiebt, muss drastisch umdenken. Die richtige Frage muss lauten: Worin sollte ich langfristig investieren, um eine gute Rendite und einen guten Wertzuwachs meines Kapitalstocks zu erreichen? Denn warum sollten wir weiterhin Manager ermutigen, ihre Bilanzzahlen aufzuhübschen, um damit kurzsichtige Erwartungen zu befriedigen? Eine einheitliche Transaktionssteuer änderte auch die Verschuldungsstruktur der Volkswirtschaft. Wer längerfristig dächte, sorgte damit für mehr Stabilität.

      Viele Firmen arbeiten auf mehreren Kontinenten, haben komplexe Wertschöpfungsketten. Für sie wären bei jedem Fertigungsschritt in Ihrem System neue Abgaben fällig. Wäre das Ergebnis eines steuerlichen Dominoeffektes nicht noch mehr Konsolidierung und Monopolbildung?

      Jede Firma muss sich bereits heute eine einfache Frage stellen: Wie hoch sind meine Kosten für die interne Fertigung im Vergleich zum externen Einkauf? Wenn eine Menge Zwischenschritte anfallen, hätte meine Steuer tatsächlich einen Dominoeffekt. Aber sich zu spezialisieren ist nach wie vor effizienter, das hat schon Adam Smith erkannt. Wer in seiner Nische gut ist, kann so produktiv sein und aus seinem Fachwissen genügend Nettogewinn schöpfen, dass 0,15 Prozent Steuer nicht ins Gewicht fallen. Falls einige Unternehmen zu stark auf Konsolidierung setzen, hat der Staat ein wunderbares Mittel, um dagegen vorzugehen: das Kartellrecht. Und noch eines: Der Trend zu immer mehr Outsourcing bringt für viele Länder Nachteile mit sich. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn man da auf die Bremse träte. Eine Transaktionssteuer kann also auch den Protektionisten den Wind aus den Segeln nehmen.

      Fehlt nur ein entscheidendes Detail. Ihre Idee existiert nur auf dem Papier. Was muss passieren, damit auch nur eine Industrienation es wagt, die universale Transaktionssteuer einzuführen?

      Ich habe dieses Konzept zum ersten Mal 1990 auf einer Konferenz in Rio de Janeiro vorgestellt, und ein halbes Dutzend lateinamerikanischer Länder führte Anfang der neunziger Jahre tatsächlich eine Transaktionssteuer ein. Grundsätzlich war es ein Erfolg, denn sie konnten das System ohne technische Probleme nutzen und erhebliche Einnahmen verzeichnen, ohne der Konjunktur zu schaden. Mit einer wichtigen Einschränkung: Ich hatte dieses Konzept weder für Schwellenländer empfohlen, noch schafften diese Länder im Gegenzug ihre bestehenden Steuern ab. Sie pfropften die Transaktionssteuer auf bestehende Abgaben einfach drauf. Brasilien hat die APT-Steuer vergangenes Jahr aus politischen Gründen wieder außer Kraft gesetzt.

      Richtig glaubwürdig wären wohl nur große Volkswirtschaften wie die USA oder Deutschland ...

      Die Zeit ist reif für diese Idee, da wir momentan in einer schweren Krise stecken. Mein Steuersystem funktionierte am besten, wenn es weltweit eingeführt würde und nicht nur in einem einzigen Land. Dann wären die Bedingungen für alle gleich, kein Standort wäre benachteiligt, weil er andere Rahmenbedingungen hätte. Wenn die G-20 sich auf eine kleine Transaktionssteuer einigen würden, die die jeweiligen Mitgliedsstaaten für ihre eigene Staatskasse einsammeln, wäre die Weltwirtschaft stabiler. Hinzu käme, dass auch die Probleme des Steuerwettbewerbs und der Kapitalflucht aus der Welt wären.

      Das ist ein frommer Wunsch, aber wie sollten führende Industrienationen über Nacht ihr gesamtes Steuersystem reformieren?

      Alle Länder, die ihre Finanzsysteme reparieren wollen, sollten ernsthaft darüber nachdenken. Ich bin auch kein Purist und habe mein Konzept inzwischen weiterentwickelt. Ich glaube, dass wir schrittweise vorgehen sollten. Also mit einer kleinen APT-Steuer beginnen, meinetwegen von 0,02 Prozent, die neben den bestehenden Abgabesystemen weltweit eingeführt wird. Da jeder Steuerzahler am Jahresende genau weiß, wie viel er an Gebühren abgeführt hat, kann er die Summe gegen seine traditionelle Steuerschuld verrechnen - solange es sich um eine Einzelperson oder ein Unternehmen handelt, das kein Finanzdienstleister ist. Diese dynamische Übergangsphase erlaubt es dem Staat, Erfahrungen mit der neuen Methode zu sammeln.

      Was, wenn nur ein Land oder eine kleine Gruppe von Ländern Ihre Idee aufgriffe? Wenn die meisten Banken auf die Cayman-Inseln oder in die Schweiz abwandern, fangen die Probleme doch erst richtig an.

      Wenn die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Japan mitmachten, idealerweise auch noch China, wäre der Rest der Welt gezwungen, sich dem System anzuschließen. Und falls irgendwo in der Karibik ein unreguliertes Clearing-System entstünde, reichte eine Guerilla-Aktion der Geheimdienste, die einen fiktiven Deal platzen ließen. Danach wäre das Vertrauen in das illegale System zerstört, und jeder würde es sich zweimal überlegen, ob sich das Risiko lohnt, um 0,15 Prozent Steuern zu vermeiden. Darüber hinaus könnten die Teilnehmerländer sich weigern, Transaktionen aus Zahlungssystemen anzunehmen, die keine solche Steuer erheben.

      Glauben Sie, dass Sie das noch erleben werden?

      Ehrlich gesagt: nein. Ich bin 71 Jahre alt und Realist. Die globale Finanzkrise gibt mir die Hoffnung, dass wir eine Mischregelung schrittweise einführen könnten. Auf diese Weise könnten wir lernen, wie viel Sand man ins Getriebe werfen kann, ohne den Motor zu schädigen. Und die Wall Street müsste für die Probleme haften, die ihre Banker und Makler geschaffen haben. Die effektive Steuerbelastung für fast alle Menschen sänke, während das zusätzliche Steueraufkommen von Banken und anderen Finanzfirmen stammte. Mit diesen zusätzlichen Mitteln könnte der Staat seine Rettungspakete für genau diese Firmen finanzieren, ohne dem Steuerzahler in die Tasche zu greifen. Allein in den USA rechnen Experten derzeit mit einer offenen Krisen-Rechnung in Höhe von mindestens einer Billion Dollar, vom Rest der Welt einmal ganz zu schweigen. Die APT-Steuer ließe sich für einen Bruchteil der Kosten dieser Rettungspakete verwirklichen und würde nachhaltig etwas bewegen. Das kann ich meinem Nachbarn begreiflich machen, nur meine Fachkollegen wollen es nicht kapieren. -

      Quelle: http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2895&Men…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 10:34:25
      Beitrag Nr. 1.331 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.672.490 von Maraho am 28.02.09 07:17:05Diesen Skandal gab ja auch einmal....


      BERLINER BANKENSKANDAL

      Rundum-sorglos-Fonds vor Gericht
      Von Michael Sontheimer

      Rückkehr des Berliner Bankenskandals: Im Sommer kommt es zum zweiten Prozess gegen die mutmaßlichen Verursacher, darunter auch CDU-Mann Klaus-Rüdiger Landowsky. Die Anklageschrift, die SPIEGEL ONLINE vorliegt, liest sich wie ein Drehbuch zur aktuellen Finanzkrise.


      Berlin - Auf der Anklagebank im Saal 700 des Kriminalgerichts in Berlin-Moabit haben schon Politiker unterschiedlichster Herkunft Platz nehmen müssen: Erich Honecker und Erich Mielke von der SED beispielsweise - und auch Klaus-Rüdiger Landowsky von der CDU.

      Dem Christdemokraten widerfährt die zweifelhafte Ehre im Frühsommer zum zweiten Mal, wobei der einst mächtigste Mann Berlins nicht alleine im Saal 700 antreten muss. Die Wachtmeister werden Extratische und -bänke in den Saal schleppen, damit die insgesamt zwölf Angeklagten und ihre Anwälte Platz finden.

      Acht Jahre hat es gedauert, bis das Landgericht Berlin versuchen wird, den Kern des Bankenskandals in der Hauptstadt juristisch aufzuarbeiten. Nach mehr als vier Jahren schlossen zwei Staatsanwälte die Ermittlungen mit einer 284 Seiten starken Anklage ab. Eine Richterin verstarb über der Prüfung des Konvoluts, im vergangenen Spätherbst ließ ihre Nachfolgerin die Anklage zu.

      Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit der gebotenen Gründlichkeit haben die Ermittler das Wirken der zwölf Angeklagten für eine einstige Tochtergesellschaft der Berliner Bankgesellschaft namens IBG durchleuchtet. Fünf der Angeklagten agierten als deren Manager; sieben saßen im Aufsichtsrat. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft führten sie die mehrheitlich landeseigene Berliner Bankgesellschaft in die tiefroten Zahlen.

      Verluste durch geschlossene Immobilienfonds

      Untreue lautet der Vorwurf, genauer gesagt "Verletzung der Vermögensbetreuungspflicht". Die Angeklagten, so hat die Staatsanwaltschaft detailliert herausgearbeitet, produzierten enorme Verluste, indem sie geschlossene Immobilienfonds konstruierten oder genehmigten. Diese Fonds zeichneten sich dadurch aus, dass sie für die Anleger traumhaft waren, aber für die Bank zu einem Desaster wurden. "Die Ausstattung der Fonds war fundamental für die Krise der Bank", sagt der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD).

      Der Christdemokrat Landowsky ist zwar der bekannteste der Angeklagten, aber keineswegs die Hauptfigur der Anklage. Diese Rolle ist Manfred Schoeps, 65, vorbehalten, einem einstigen CSU-Politiker aus Nürnberg, heutzutage Mäzen und Pensionär. Der promovierte Historiker begann 1991 damit, für landeseigene Berliner Banken geschlossene Immobilienfonds zu entwickeln - zunächst kleine Fonds mit Mietgarantien von zehn Jahren, später größere mit Mietgarantien von 25 Jahren.

      Als Geschäftsführer der IBG und von zehn weiteren Firmen drehte Schoeps ein großes Rad. Das von ihm geführte IBG-Firmenkonglomerat stieg zur Nummer eins im deutschen Immobilienfondsgeschäft auf.

      Die Bankiers im Aufsichtsrat waren höchst angetan, denn sie wollten eine regionale Bank in ein großes Kreditinstitut verwandeln. Die IBG legte pro Jahr Fonds im Wert von bis zu 1,4 Milliarden Euro auf. Als das Kartenhaus 2001 in sich zusammenfiel, waren es insgesamt fast neun Milliarden Euro.

      Mietgarantien von 25 Jahren

      Die Staatsanwälte haben sich bei ihrer Anklage auf zwei besonders faule Fonds beschränkt: Einen "LBB Fonds 12" und einen "IBV Fonds Deutschland 1". Die Ankläger argumentieren, dass der Immobilienmarkt seit 1995 rückläufig war und es deshalb immer riskanter wurde, Mietgarantien von 25 Jahren zu gewähren.

      So hieß es auch in einer Aktennotiz des Kreditbüros der Bankgesellschaft, "die Ausstattung der Fonds mit derartigen Garantien hat ausschließlich vertriebspolitische Gründe". Sonst wären "die Fondsanteile wohl nicht zu vertreiben".

      Die Anklage gleicht streckenweise einem Drehbuch für die aktuelle Bankenkrise. Die Gier nach höheren Umsätzen und größeren Marktanteilen schaltete offenbar bei den Bankern das Risikobewusstsein aus. Obwohl der Vorstand der Landesbank im März 1998 beschloss, "wegen der nicht überschaubaren Risiken" keine weiteren Fonds mehr aufzulegen, machten Schoeps und seine Mannen munter weiter.

      Landowsky und drei weitere Aufsichtsräte der IBG stimmten im September 1998 noch einmal einem "Rundum-sorglos-Fonds" zu, wie Anleger diese Produkte nannten. Die Mietgarantien summierten sich auf über 800 Millionen Euro. Nach Berechnungen der Ermittler entstand in den Jahren 2000 bis 2003 ein Schaden von 22, 7 Millionen Euro. Insgesamt, so die Prognose von Finanzsenator Sarrazin, "werden die Fonds zusammen das Land mehr als vier Milliarden Euro kosten".

      Für Landowsky könnte es eng werden

      Schoeps und Landowsky bestreiten diese Rechnung. Schoeps erklärt, dass die Verluste der Bankgesellschaft im Kreditgeschäft und bei Spekulationen beispielsweise mit Zertifikaten entstanden seien. Mit den Fonds und deren Immobilien könnte das Land Berlin letztlich noch Gewinn machen.

      Mehrere der Angeklagten müssen sich nicht zum ersten Mal wegen des Bankenskandals vor Gericht verantworten. Schoeps bekam bereits in mehreren kleineren Verfahren Freisprüche. Auch den Versuch der Bankgesellschaft, mit zivilrechtlichen Klagen Schadensersatz zu bekommen, konnte er abwehren. Bevor Schoeps sich 2004 zur Ruhe setzte, brachte er das Kapital seiner Firmen, rund 30 Millionen Euro, in die familieneigene Moses Mendelssohn Stiftung ein.

      Enger als für Schoeps könnte es für Landowsky und seinen einstigen IBG-Aufsichtsratskollegen Jürgen Noack werden. Beide verurteilte das Landgericht Berlin bereits im März 2007 wegen Untreue zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung. Wenn das Landgericht Berlin erneut Haftstrafen verhängen sollte, könnte es auch die alten Strafen berücksichtigen. Mit der Aussetzung einer Gefängnisstrafe auf Bewährung wäre es dann schwierig.


      Zur Erinnerung:

      Die Berliner Bankenaffäre ist der größte Bankenskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte. Sie führte 2001 zum Sturz des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), und zum politischen Machtwechsel im Roten Rathaus. Die Berlin Hyp, die zur mehrheitlich landeseigenen Bankgesellschaft Berlin gehörte, hatte 1995 risikoreiche Kredite in Höhe von rund 600 Millionen Mark an den Immobilienkonzern Aubis vergeben. Aubis kaufte mit dem Geld tausende Plattenbauwohnungen in Ostdeutschland, die das Unternehmen zu sanieren plante. Der Hyp-Vorstand Klaus- Rüdiger Landowsky erhielt noch im Jahr der umstrittenen Kreditvergabe von den beiden Aubis-Geschäftsführern – zwei langjährigen Berliner CDU-Politikern – 40.000 Mark in bar als Parteispende für die CDU. Denn: Landowsky war auch CDU-Fraktionsvorsitzender im Berliner Senat und enger Vertrauter von Bürgermeister Diepgen.
      Das Bekanntwerden der Verquickung von Landowskys politischen Interessen mit seinem Job als Banker löste 2001 eine politische Lawine aus: Landowsky musste beide Posten räumen, und die Berliner SPD ließ die Koalition mit der CDU platzen. Der ausfallende Aubis-Kredit führte bei der Berlin Hyp zu hohen Risikorückstellungen und belastete neben anderen Krediten die Bankgesellschaft Berlin als ihren Mutterkonzern schwer. Sie konnte nur durch staatliche Milliardenhilfen vor der Pleite gerettet werden. Die Krise der Bankgesellschaft führte Berlin an den Rand des Haushaltsnotstands.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,609065,00.html
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 12:12:48
      Beitrag Nr. 1.332 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.625.460 von Maraho am 21.02.09 07:14:13Passend zur Mittagszeit...

      Geldwirtschaft

      Rein in die Kartoffeln
      Von Stefan Ruhkamp

      Zuerst verstehen die Bauern gar nicht, was Doktor Tremmel will. Einen Acker kaufen? Was fängt ein Städter damit an? Kartoffeln gibt es doch im Supermarkt. „Vielleicht nicht mehr lange“, fürchtet Tremmel und gesteht sich eine Sorge ein, die viele Menschen bisher allenfalls in ihrem Unterbewusstsein mit ihm teilen. Vermögen, das in Aktien steckte, hat sich in der Finanz- und Wirtschaftskrise binnen Jahresfrist halbiert. Anleihen werfen mickrige Zinsen ab – und womöglich könnte Inflation den Wert der Papiere mindern. Häuser sind in Deutschland vielerorts unverkäuflich, in Amerika sind sie der Krisenherd.

      Was bleibt? Tremmel bereitet sich auf ein Leben als Selbstversorger vor. Mit Gold hat sich der Mittfünfziger längst eingedeckt, weil er dem Euro nicht traut. Aber Gold kann man in der Not nicht essen. Deshalb also der Acker. Tremmel ist alles andere als ein Spinner. Der promovierte Volkswirt arbeitet als Geschäftsführer im Bankwesen. Seinen wahren Namen will er nicht in der Zeitung lesen; seine Ängste könnten seinem Ansehen schaden, befürchtet er.

      Großer Ansturm auf das Gold

      Auf diese Sorgen haben sich versierte Finanzberater schon eingestellt. Birgit Eichhorn ist für eine Vermögensverwaltung in München tätig, die auf reiche Familien spezialisiert ist. Mehr als einer dieser Kunden sei nun dabei, sich im größeren Stil Land zu kaufen. „Wir halten immer noch einen glimpflichen Ausgang der Krise für wahrscheinlich“, sagt Eichhorn. Deshalb solle der größere Teil des Vermögens auf herkömmliche Art angelegt werden, rät sie ihren Kunden.

      Aber es könne eben auch anders kommen. Und für diesen Fall verschaffen sich Eichhorns Mandanten eine Art Versicherung. Gold zählt zur Grundausstattung, und nun beginnen sie damit, landwirtschaftliche Flächen zu erwerben. Zum Konzept gehört auch der Erwerb von Beteiligungen an regionalen Bäckereien und Metzgerei-Betrieben, um im Krisenfall die Weiterverarbeitung von Getreide und Fleisch sicherzustellen. Damit könne der Anleger die Ernährung seiner Familie und etwaiger Beschäftigter sicherstellen.

      Eine Massenbewegung ist diese Art der Krisenvorsorge bisher sicherlich nicht. Aber wie sehr die Zweifel an der Stabilität des Geldsystems und der Wirtschaft gewachsen sind, kann David Galle an seinem Umsatz sehen. Der Vertriebsleiter des Berliner Münz- und Edelmetallhändlers Taurus beliefert die Pessimisten der Hauptstadt mit krisenfester Währung. Vom Silbertaler für 16 Euro das Stück bis zum Goldbarren für mehr als 12.000 Euro ist alles im Programm. Galle ist auch für ein kleines Ladenlokal verantwortlich, das die Laufkundschaft bedient. „Jetzt in der Krise warten da manchmal schon morgens einige Familien“, berichtet er.

      Früher war für den kleinen Laden ein Monatsumsatz von rund 140.000 Euro normal. Im Oktober, nach der Insolvenz der amerikanischen Bank Lehman, schoss der Umsatz auf mehrere Millionen Euro hoch und übersteigt derzeit immer noch die Millionengrenze. Sogar einige Unternehmen decken sich bei Taurus inzwischen mit Gold ein, um auch bei einer weiteren Eskalation der Finanzkrise noch mit harter Währung zahlen zu können. Die privaten Käufer greifen zu, obwohl sie hohe Spannen zwischen An- und Verkauf akzeptieren müssen. Die Rücknahmepreise für die meisten Münzen liegen 15 bis 25 Prozent unter den Verkaufspreisen. Doch davon lassen sich die Krisenkäufer nicht abschrecken.

      Drei Schafe für eine Kuh

      Woher rührt die Angst? Wir sind an das Mysterium gewöhnt, dass man für bunt bedruckte Papierzettel Brot, ein Auto oder ein Haus kaufen kann. Mancher erwartet als Gegenleistung für Geld sogar Anerkennung, Liebe oder Sicherheit im Leben.

      Es lohnt ein Rückblick, wie es dazu gekommen ist: Bevor es Geld gab, musste für jeden Tausch ein Preisverhältnis gefunden werden. Eine Kuh für zwei Schweine. Zwei Schweine für drei Schafe. Drei Schafe für eine Kuh. Kommen mehr Güter und Dienstleistungen hinzu, wird die Zahl der Preisrelationen rasch unüberschaubar, weil für jedes Güterpaar ein Tauschverhältnis gefunden werden muss.

      Geldwirtschaft bedeutet Vereinfachung, reduziert sie doch die Preisverhältnisse auf die Anzahl der handelbaren Güter. Obendrein lassen sich Werte leichter verwahren und transportieren. Geld konnte bei unseren Vorfahren so manches sein: Kühe, Pelze, Muscheln, Zigaretten. Besonders begehrt war aber in vielen Kulturen das Edelmetall Gold. Anfangs zahlte man direkt mit Gold, später reichten Zettel, die den Anspruch auf Auszahlung einer bestimmten Menge Goldes begründeten.

      Bargeld garantiert keine Ansprüche mehr

      Inzwischen geht die Menschheit auf dem Gebiet der Zettelwirtschaft andere Wege. Für die meisten Währungen spielt Gold als Deckung keine wesentliche Rolle mehr. Bargeld muss zwar von jedermann als Zahlungsmittel akzeptiert werden, aber es garantiert keinen Anspruch mehr auf einen bestimmten Gegenstand wie Gold, Muscheln oder Kühe.

      Trotzdem halten die meisten Menschen Geld für einen verlässlichen Wertmaßstab, weil sie darauf vertrauen, dass die Zahl der Zettel in einem gesunden Verhältnis zur Menge der produzierten Güter und Dienstleistungen steht.

      Doch dieses Vertrauen wird nun auf mehrere Arten erschüttert. Viele Banken haben riesige Summen für windige Geschäfte verliehen. Fließt dieses Geld nicht zurück, droht den Banken die Insolvenz – und dass sie ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern, zum Beispiel den Sparern nicht erfüllen können.

      Im Herbst vergangenen Jahres drohte deshalb für kurze Zeit ein Ansturm der Gläubiger auf schwache Banken. Bundeskanzlerin Angela Merkel entschärfte die Situation, in dem sie für alle Einlagen privater Kunden bei deutschen Banken eine staatliche Garantie aussprach. Zudem kündigten die Regierungen aller großen westlichen Staaten an, keine systemnotwendige Bank untergehen zu lassen.

      Staatsbankrotte erscheinen möglich

      Doch um die Rettungspakete für die Banken zu finanzieren, müssen die Staaten noch mehr Schulden auf sich nehmen, oft zwei- und dreistellige Milliardenbeträge in bis vor kurzem unvorstellbaren Größenordnungen. Für einige Länder – insbesondere solche, die schon zuvor stark auf Kapitalzuflüsse aus dem Ausland angewiesen waren – ist die Schuldenlast nun so groß geworden, dass ein Staatsbankrott möglich erscheint. Neue Schulden können sie nur machen, wenn sie hohe Risikoprämien zahlen.

      Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Der irische Staat muss in diesem Jahr rund ein Viertel seines Haushalts mit Schulden finanzieren. Die amerikanische Regierung hat schon für knapp 2000 Milliarden Dollar Anteile an Unternehmen und Banken gekauft oder ihnen Kredite gegeben. Weitere 5000 Milliarden Dollar sind in Aussicht gestellt. Die amerikanische Notenbank Fed hat bereits ihre Bilanzsumme verdoppelt. Sie schafft also zusätzliches Geld. Mit anderen Worten: Sie bedruckt bunte Zettel. Daran machen sich die Sorgen so manchen Anlegers fest, dass es früher oder später zu einem Inflationsschub kommt.

      Inflationsschübe wären für Regierungen nicht gefahrlos

      Die Schuldenorgie zur Stützung der Wirtschaft könnte künftige Regierungen in Versuchung bringen, die Zins- und Tilgungslasten durch Geldentwertung zu vermindern. Die Londoner Korrespondentin der F.A.Z. berichtet von drei Tischgesprächen in dieser Woche. Alle drei mit erfahrenen Bankvorständen, die unabhängig auf dasselbe Thema kommen: Es wird in den kommenden Jahren schwierig, Vermögen vor dem Zugriff des Staates zu bewahren. Entweder es kommt zu Inflation, oder es drohen hohe Vermögensteuern, lautet der Tenor. Auf die eine oder andere Art werde sich der Staat entlasten, um den Bankrott zu verhindern.

      Diese Sorge, dass es zu einem Inflationsschub kommen müsse, blendet freilich wichtige Aspekte aus: So müssten die Notenbanken „mitspielen“, indem sie nach der Belebung der Wirtschaft die Zügel schleifen lassen und damit inflationärem Preisauftrieb den Boden bereiten.

      Doch ist die Europäische Zentralbank (EZB) unabhängig von den Regierungen der Euro-Länder, unterliegt keinerlei Weisungen; ihre oberste Pflicht ist, Preisstabilität zu wahren. Auch viele andere Zentralbanken sind politisch unabhängig und keine willfährigen Handlanger der Regierungen. Zudem wäre das Zulassen oder gar Schüren von Inflation auch für Regierungen nicht gefahrlos. Denn Preisauftrieb würde auch die Vermögen und Altersvorsorge ungezählter Bürger entwerten – und die sind alle Wähler. Es ist deshalb keineswegs sicher, ob es tatsächlich zu einem größeren Inflationsschub kommt. Zumal der weitere Verlauf der globalen Wirtschaftskrise noch völlig offen ist.

      Die Inflation könnte bis zu sieben Prozent betragen

      Deshalb sind Szenarien denkbar, die sich komplett widersprechen. Gerhard Schleif zum Beispiel, der über viele Jahre für die Bundesrepublik Deutschland die Schuldenaufnahme organisiert hat, rechnet für die dieses und das nächste Jahr mit einem stabilen Preisniveau. „Aber danach gibt es ein großes Risiko, dass wir Inflationsraten von 5 bis 7 Prozent erleben werden.“

      Geht es wirklich in diese Richtung, droht im schlimmsten Fall ein sich selbst verstärkender Prozess. Dann würde sich der Kauf von Gold oder Sachwerten auszahlen. Langlaufende Anleihen würden dagegen stark entwertet. Aktien beteiligen die Inhaber zwar am Sachkapital der Unternehmen, aber in einem inflationären Umfeld können auch sie an Wert verlieren.

      Gold könnte zum Verlustbringer werden

      Es kann aber auch anders kommen. Gerade hat der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, einen Rückgang der deutschen Wirtschaftstätigkeit um 5 Prozent in diesem Jahr vorhergesagt – wenn es günstig laufe. Bei einem derartigen Rückschlag könnte es trotz aller Staatsausgaben auch zu einer mehrjährigen Deflation mit sinkenden Güterpreisen kommen.

      Das hat Japan in den neunziger Jahren durchgemacht, obwohl die Staatsverschuldung damals ähnlich rasch gewachsen ist wie jetzt in vielen westlichen Ländern. Setzt sich die Deflation fest, würden die Inhaber von Staatsanleihen vermutlich profitieren, weil die Zinsen noch weiter sinken und weil die Kaufkraft ihres Vermögens aufgewertet wird. Gold könnte hingegen zu einem Verlustbringer werden. Walter meint deshalb: „Gold ist etwas, das man Frauen schenken sollte – als Schmuck.“

      Für Doktor Tremmel bleibt es also schwierig. Auch mit seinem Kartoffelacker ist er noch nicht weitergekommen. Die Bauern wollen wohl das Land verkaufen; da er selbst das Land aber nicht zu bewirtschaften vermag, möchte er eigentlich nur den Nießbrauch, also einen Anspruch auf einen Teil der Ernte. Doch darauf will sich bisher niemand einlassen. Tremmel muss also entweder kaufen und künftig selbst die Kartoffeln anpflanzen, wässern und ernten. Oder er bezahlt sie einfach wie bisher im Supermarkt. Hoffentlich auch künftig mit Euro und nicht mit Krügerrand.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C…
      76 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 13:32:26
      Beitrag Nr. 1.333 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.189 von Maraho am 22.02.09 19:12:35Ich muß mich korrigieren.
      Es gibt (gab) noch Leiharbeiter...

      16 500 Stellen
      Volkswagen entlässt Leiharbeiter

      Als Konsequenz aus der Absatzkrise streicht der Volkswagen-Konzern 16 500 Leiharbeiter-Stellen. Das sagte VW-Chef Martin Winterkorn dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" laut einer Vorabmeldung vom Samstag.

      HB HAMBURG. Alle 16 500 Leiharbeiter-Stellen, die es in dem Unternehmen Ende 2008 noch gegeben habe, würden dieses Jahr gestrichen.

      Die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft seien aber zunächst gesichert. "Für dieses Jahr sehe ich da keine Probleme", sagte der VW-Chef. Wenn die Krise allerdings anhalte, müsse "man über andere Dinge nachdenken".

      Von der Bundesregierung verlangte der VW-Chef eine Aufstockung der Abwrackprämie. Die vorgesehenen 1,5 Mrd. Euro reichten nicht. "Das Programm sollte auf jeden Fall verlängert werden", sagte Winterkorn. Zumal der Staat mit jedem zusätzlich verkauften Auto über die Mehrwertsteuer wieder so viel Geld einnehme, "wie er zuvor als Prämie ausgegeben hat".

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/volksw…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 13:39:20
      Beitrag Nr. 1.334 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.125 von Maraho am 26.02.09 05:54:19Wenn es denn so wäre....

      Konjunkturpaket
      Chinas Premier verbreitet Optimismus

      Die Kreditkrise hat auch die Volksrepublik hart erwischt. Premierminister Wen Jiabao sieht jedoch erste positive Wirkungen des Konjunkturpakets. Für die Weltwirtschaft wäre eine Erholung Chinas von enormer Bedeutung.


      Chinas Premierminister Wen Jiabao sieht erste positive Effekte des 585 Mrd. $ schweren Konjunkturpakets. "Unsere Initiativen zeigen erste vorläufige Wirkungen", schrieb Wen am Samstag in einem Onlinechat mit chinesischen Bürgern. Der Premier verwies auf den Anstieg des Kreditvolumens im Januar, solide Einzelhandelszahlen und auf den gewachsenen Stromverbrauch seit Mitte Februar.

      China ist für die Weltwirtschaft von enormer Bedeutung. Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass die globale Wirtschaft dieses Jahr um nur 0,5 Prozent wächst. Hoffnungen ruhen auf dem Wachstumsmotor China. Wen warnte aber vor verfühtem Optimismus: "Die Krise wird lang und schwer. Wir stehen bereit und werden unsere Initiativen verstärken, sofern es notwendig ist", schrieb Wen laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

      Große Wachstumseinbußen wegen Kreditkrise

      Auch China hat die Kreditkrise hart erwischt. Im vierten Quartal wuchs die drittgrößte Volkswirtschaft nur um 6,8 Prozent. 20 Millionen Wanderarbeiter verloren bereits ihren Job. Die Regierung versucht, die Arbeitslosenquote unter 4,6 Prozent zu halten. Das wäre die höchste Quote in drei Jahrzehnten.

      Der Ausblick der meisten Volkswirte fällt düster aus: Für das erste Quartal 2009 erwarten die Experten durchschnittlich ein Wachstum von 6,3 Prozent. Das wäre das geringste Plus seit 1999. Offiziell peilt die Volksrepublik einen Zuwachs von mindestens acht Prozent an. Die Regierung Pekings stemmt sich gegen die Krise - mit Konjunkturpaketen, Leitzinssenkungen und Kreditprogrammen.

      So will China seine Banken dazu verpflichten, neben den Großunternehmen des Landes auch kleinen Firmen ausreichend Kredite zu gewähren. Wie der Chef der Bankenaufsicht am Donnerstag sagte, soll den Firmen zudem die längere Stundung von Krediten ermöglicht werden – oder sogar die Pflicht abgenommen werden, Darlehen zurückzuzahlen. Zu Details äußerte sich Liu Mingkang nicht.

      Chinas Banken haben im Januar mit umgerechnet 183 Mrd. Euro doppelt so viele Darlehen ausgegeben wie im Dezember – gegen den weltweiten Kreditklemmen-Trend. Bisher geht der Großteil der Bankkredite aber an große, meist staatliche Unternehmen. Nun fürchtet Peking zunehmend um kleinere Firmen in den Provinzen, die Überbrückungskredite brauchen, auch weil ausländische Abnehmer später als bisher ihre Rechnungen bezahlen.

      Chinas Bankensektor insgesamt ist nach Angaben von Liu gesund. Im vergangenen Jahr hätten die Institute 583,4 Mrd. Yuan oder umgerechnet rund 66 Mrd. Euro nach Steuern verdient, 30,6 Prozent mehr als noch 2007. Der Anteil ausfallgefährdeter Kredite in den Büchern der Banken sei um 3,71 Prozentpunkte auf 2,45 Prozent gefallen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Konjunkturpaket-…
      127 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 13:52:55
      Beitrag Nr. 1.335 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.627.160 von Maraho am 21.02.09 18:19:51In gewisser Weise nachvollziehbar....


      Energieagentur warnt vor gewaltiger Ölkrise

      Die Internationale Energieagentur malt den Teufel an die Wand: Mangelnde Ölvorräte und die daraus resultierenden Folgen könnten gegen 2013 in eine noch dramatischere Weltwirtschaftskrise ausufern.

      Paris - "Wir könnten auf eine neue Krise zusteuern, deren Ausmaß die gegenwärtige übertreffen könnte", sagte IEA-Direktor Nobuo Tanaka der "Süddeutschen Zeitung". Grund sei, dass große Ölkonzerne derzeit ihre Investitionen in neue Förderprojekte stoppten. "Wenn die Nachfrage wieder anzieht, könnte es zu einem Versorgungsengpass kommen. Wir prophezeien sogar, dass dieser Engpass 2013 eintreten könnte", sagte Tanaka.

      Experten sagen dem Bericht zufolge voraus, dass weltweit die Wirtschaft und damit die Öl-Nachfrage 2010 wieder anspringt. Bei einem Engpass würde der Ölpreis explodieren, was die Inflation befeuert und das Weltwirtschaftswachstum gefährdet. Tanaka erwartet, dass die Lage sich bis 2013 zuspitzt, weil weltweit die Ölförderkapazitäten sinken und die Reservevorräte bis dahin stark schrumpfen. Bei einem erwarteten Öl-Engpass könnte der Ölpreis laut Experten den bisherigen Höchststand vom Sommer 2008 noch übertreffen und bis zu 200 Dollar pro Barrel erreichen. "Deswegen mahnen wir die Ölgesellschaften, zu investieren", fügte Tanaka hinzu.

      IAE-Direktor fordert Energiewende

      Tanaka rief die Industriestaaten zu einer radikalen Wende in der Energiepolitik auf. Er bedauerte, dass wegen der Wirtschaftskrise auch die Investitionen in erneuerbare Energien und in Atomkraft zurückgingen. Wenn keine zusätzlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen würden und die CO2-Emissionen im gleichen Maße zunähmen, verursache dies einem Anstieg der Erdwärme um sechs Grad Celsius am Ende dieses Jahrhunderts. "Das wäre ein Desaster", sagt Tanaka.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Wirtschaftskrise;art27…
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      Avatar
      schrieb am 28.02.09 16:24:36
      Beitrag Nr. 1.336 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.673.418 von Maraho am 28.02.09 13:39:20Noch etwas zu China...
      Im Osten geht die Sonne auf...

      Erstes Solarkraftwerk in China

      Volksrepublik beginnt den Einstieg in die Solarthermie
      Wolfgang Pomrehn

      Am Rande von Beijing soll demnächst der erste Spatenstich für ein neues solarthermisches Kraftwerk, das erste Chinas, getan werden. Dabei handelt es sich, wie China Daily berichtet, um eine Versuchsanlage von etwa zehn Megawatt (MW), die auf einer Fläche von 13 Hektar errichtet werden soll. In einem solarthermischen Kraftwerk wird die einfallende Sonnenstrahlung mit Spiegeln konzentriert. Im Brennpunkt der Reflektoren wird auf die Art ein Medium erhitzt, entweder ein spezielles Öl oder ein flüssiges Salz. Mit diesem wird dann wiederum Wasser zum Sieden gebracht und mit dem entstehenden Dampf schließlich wie in einem Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerk eine Turbine angetrieben.

      Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, die Sonnenstrahlen zu konzentrieren: Mit Parabolrinnen, wie im spanischen Werk Andasol 1, das kürzlich den Probebetrieb aufnahm, oder mit Spiegeln, die alle auf einen gemeinsamen Punkt auf einem so genannten Sonnenturm gerichtet sind. Letzteres hat den Vorteil, dass höhere Temperaturen erzielt werden können, schreibt das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin Scientific American. Der Grund: Bisher wurde kein Salz gefunden, das durch die Röhren in den Brennpunkten der Parabolspiegelrinnen geschickt werden könnte. Das verwendete Öl zerfällt jedoch bei Temperaturen über 400 Grad Celsius, kann also anders als die benutzten Salze nicht beliebig erhitzt werden.

      Höhere Temperaturen lassen jedoch eine höhere Energieausnutzung erwarten. Das dürfte vermutlich der Grund sein, weshalb man sich in China trotzt der höheren Kosten dafür entschieden hat, die Turmtechnologie zu entwickeln. An dem Projekt, das 2,7 Millionen Kilowattsunden (kWh) elektrische Energie im Jahr liefern soll, beteiligen sich verschiedene Firmen und wissenschaftlichen Institute. Die Regierung trägt einen Teil der Kosten von 100 Millionen Yuan (ca. 11,5 Millionen Euro). Bei 20 Betriebsjahren käme man damit (ohne Betriebskosten) auf einen Preis von 21 Cent pro kWh, was für eine ziemlich kleine Pilotanlage in im Bezug auf die Sonneneinstrahlung suboptimaler Lage nicht schlecht zu sein scheint. Für Andasol 1 wird von einem Strompreis, oder genauer von Gestehungskosten, von 13 Cent pro kWh ausgegangen. Wenn man bedenkt, dass die technische Entwicklung der Solarthermie noch in den Kinderschuhen steckt, ist das schon ziemlich günstig.

      In Beijing hat derweil die Nationale Kommission für Reformen und Entwicklung, Chinas zentrale Planungsbehörde für 2015 als Ziel mindestens 150 MW an solarthermischer Leistung ausgegeben. Mit Plänen ist es in China allerdings so eine Sache. Die Vorgabe für die Installation neuer Windenergieanlagen ist vor zwei Jahren deutlich heraufgesetzt worden, und dennoch wird voraussichtlich das neue Planziel von 30.000 MW bis 2020 bereits im nächsten Jahr erreicht sein. Soll heißen: Auch in Sachen Solarthermie könnte China demnächst ganz vorne mitspielen, wenn sich diese Branche ähnlich stürmisch entwickeln sollte.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/2/133716
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 16:37:40
      Beitrag Nr. 1.337 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.660.398 von Maraho am 26.02.09 17:06:59Spielt ja auch keine Rolle mehr...

      Kapitalbedarf
      Commerzbank könnte mehr Geld brauchen

      Commerzbankchef Martin Blessing schließt einen weiteren Kapitalbedarf seines Instituts vom Staat nicht aus. Zwar habe man momentan eine "angemessene Kapitalausstattung", sagte Blessing der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Doch niemand wisse, was in dieser Krisenzeit auf die Banken zukomme.

      Wie lange der Staat involviert bleibe, entscheide die Regierung: "Aber sicher nicht nur zwei oder drei Jahre", wird Blessing zitiert. Die Staatsbeteiligung könne sich allerdings für die Steuerzahler als Geschäft erweisen: "Bei einem Kapitalmarktzins von um die drei Prozent verdient der Staat. Er nimmt Geld für drei Prozent und verleiht es für neun Prozent."

      Blessing räumte ein, die Integration der Dresdner Bank, für die die Allianz einen Verlust von 6,4 Mrd. Euro ausgewiesen hat, werde schwierig werden: "Für 2009 rechnen wir noch mit erheblichen Umstellungskosten". Erst bis 2012 sollen die Erträge höher und die Kosten niedriger werden. Die Streichung der Boni sorge bei Dresdner und Commerzbank immer noch für großen Ärger: "Natürlich sind die Mitarbeiter enttäuscht. Das kann ich gut verstehen", sagte Blessing.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherung…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 16:52:08
      Beitrag Nr. 1.338 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.858 von kevine1 am 14.02.09 21:15:22Das hätten wir aber nicht gedacht...

      Terminmarkt

      Justiz ignoriert Handelsskandale
      von Javier Blas (Washington) und Joanna Chung (New York)

      Die US-Ermittlungsbehörden haben in den vergangenen Jahren rund zwei Drittel aller Hinweise der Börsenaufsicht auf mögliche strafbare Handlungen im Rohstoffhandel schlicht ignoriert.

      Die Aufsicht für den Terminmarkthandel von Futures auf Öl, Weizen und andere Rohstoffe hat alleine seit 2002 mindestens 173 Verdachtsfälle auf illegale Handelsaktivitäten an Strafverfolgungsbehörden übermittelt.

      Zu den eingeschalteten Behörden zählten unter anderem die Bundespolizei FBI, das Justizministerium und örtliche Vollzugsbehörden. Von diesen 173 Fällen resultierten nur 65 in Ermittlungen, 108 wurden gar nicht verfolgt, wie aus einer Auswertung hervorgeht, die der Financial Times vorliegt. Selbst Fälle, die von der Bundespolizei FBI ermittelt und anschließend dem Justizministerium vorgelegt wurden, blieben in Einzelfällen ohne Folgen. Allerdings führten alle 65 verfolgten Fälle zu einer Verurteilung und entsprechenden Strafen für die verdächtigen Personen und Institutionen. Das US-Justizministerium war zu keiner Stellungnahme bereit.

      Die Auswertungen unterstreichen, dass der Druck auf die US-Finanzmarktaufsicht SEC sowie Strafverfolgungsbehörden weiter wächst. Sie müssen ihre Strukturen verbessern, um Betrugsfälle wie den Milliardenskandal um das Schneeballsystem von Bernard Madoff aufzudecken. Die Aufsicht für den Terminmarkthandel von Rohstoff-Futures strebt nun an, vom US-Kongress die Befugnis zu erhalten, selbst die Strafverfolgung von möglichen Betrugsfällen aufnehmen zu dürfen. Bislang muss sie stets die Bundespolizei oder das Justizministerium hinzuziehen.

      Eine Stärkung der Aufsicht hin zu einer Behörde, die selbst Verdachtsfälle verfolgen kann, hat bereits die britische Finanzaufsicht FSA implementiert. Dieses Modell dient den US-Handelsaufsehern nun als Vorbild.

      Auch die Börsenaufsicht SEC steht zwar nach den Versäumnissen der letzten Jahre unter Druck, will aber ihre Befugnisse bei der Verfolgung von Verdachtsfällen stärken lassen.

      Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/rohstoffe/:Ter…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 17:03:12
      Beitrag Nr. 1.339 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.171 von Maraho am 27.02.09 18:33:20Inflation? Deflation?
      Hierzu die Meinung von....


      Heiner Flassbeck - Falsche Inflationsdebatte

      Die deutsche Wirtschaftspolitik fängt mitten in der Rezession an, sich Inflationssorgen zu machen. Das führt komplett in die Irre und kann sehr gefährlich werden. Die Gefahr lautet Deflation, nicht Inflation.

      Nun schon rächt sich bitter, dass Deutschlands Politiker bei der Suche nach Antworten auf die wichtigsten Fragen zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise lieber auf den Rat von Beamten oder Küchenkabinetten hören, als sich auf eine breite und offene Diskussion zu stützen. Zwar sollten sie am Ende eindeutig Position beziehen. Aber durch ein festes Vorurteil gleich zu Anfang jede Auseinandersetzung rundheraus zu vereiteln, ist gefährlich. Schon in wenigen Monaten wird klar sein, dass die politisch Verantwortlichen fundamental falsch gelegen haben. Und das wird ihrer Glaubwürdigkeit nicht guttun.

      Finanzminister Peer Steinbrück und Bundeskanzlerin Angela Merkel warnen vor Inflation und der Gefahr einer neuen Krise, verursacht durch hohe Staatsschulden und eine ungeheure Geldvermehrung. Da beide zuvor vielfach kundgetan haben, dass sie an die Liquiditätstheorie als Erklärung für die aktuelle Krise glauben - also an die These, dass es US-Notenbankchef Alan Greenspan mit seiner laxen Geldpolitik war, der das globale Zocken erst ermöglicht hat - ist es konsequent, vor zu viel neuem Geld zu warnen.

      Dagegen steht allerdings die von der japanischen Erfahrung der 90er-Jahre geprägte Deflationsthese. Dahinter steckt die Vorstellung, dass die tiefe Rezession und die steigende Arbeitslosigkeit einen so großen Druck auf die Löhne ausüben werden, dass die Inflationsrate, die wegen fallender Rohstoffpreise ohnehin massiv unter Druck ist, auch langfristig in den negativen Bereich geraten könnte.

      Hinter der Inflationsthese steht offensichtlich der alte monetaristische Glaube, "zu viel Geld auf der Jagd nach zu wenigen Gütern" werde immer und automatisch zu hohen Preissteigerungsraten führen. Das Problem ist nur, dass wir im Vorhinein niemals wissen, was "zu viel Geld" ist. Wenn die Banken sich gegenseitig kein Geld mehr leihen, muss die Zentralbank eben jeder einzelnen Bank so viel Geld geben, wie sie für ihre Transaktionen braucht. Das ist sehr ineffizient, und deswegen braucht man sehr viel mehr Geld als bei einem normal funktionierenden Bankenmarkt, aber ohne dass es in irgendeiner Weise "zu viel Geld" wäre.

      Primitiver Monetarismus

      Auch mit den Staatsschulden ist die Sache nicht ganz so einfach. Warum sollte aus einer höheren staatlichen Verschuldung und mehr staatlicher Nachfrage mehr Inflation entstehen, wenn gleichzeitig die Wirtschaft am Boden liegt, weil die privaten Haushalte und die Unternehmen bedeutend weniger Güter nachfragen?

      Offenbar kann doch nur "zu viel Gesamtnachfrage" eine Inflation erzeugen, nicht aber die hohe Nachfrage eines Sektors alleine. Hätten wir schon bald zu viel Nachfrage zu erwarten, bräuchten wir uns um die Zukunft der Weltwirtschaft ja keine Gedanken mehr zu machen. Inflationsbekämpfung ist den Zentralbanken schon immer leicht von der Hand gegangen; Schwierigkeiten hatten sie bisher nur im umgekehrten Fall mit Deflation. Mit anderen Worten: Der primitive hydraulische Monetarismus, an den die deutschen Spitzenpolitiker und ihre Berater immer noch glauben, ist ohne jede logische Basis.

      Es gibt noch immer nur zwei Faktoren, die zu Inflation führen: Stark steigende Nachfrage oder stark steigende Kosten, insbesondere Lohnkosten. Beides ist für die absehbare Zukunft in einer weltweiten Rezession, die sich leicht zu einer globalen Depression auswachsen kann, nicht zu erwarten.

      Das Gegenteil ist die Gefahr der Stunde, und wir werden es in Kürze sehen: Eine stark sinkende Nachfrage trotz staatlicher Konjunkturprogramme und die steigende Arbeitslosigkeit werden Druck auf die Preise und Löhne ausüben, ganz gleich, wie viel Geld im Umlauf ist. Genau das ist das Szenario, das die Japaner mehr als ein Jahrzehnt gekostet hat. Trotz unglaublicher Geldschöpfung und permanent steigender Staatsschuld gelingt es in diesem Fall nicht, die Wirtschaft aus Rezession und Stagnation zu lösen, weil diese ohne massive äußere Nachfrageimpulse den Schritt hin zu wieder normal steigenden Löhnen und einer anziehenden Binnennachfrage nicht schafft.

      Wer in einer Situation wie der aktuellen vor Inflation warnt, begibt sich auf extrem gefährliches Terrain. Wer gar vor "Währungsschnitten" oder ähnlichen Dingen daherredet, spielt mit dem Feuer.

      Was Deutschland jetzt mehr als alles andere braucht, sind normale Lohnabschlüsse in Höhe der mittelfristigen Produktivitätszuwachsrate plus der Zielinflationsrate der Europäischen Notenbank. Eine gesunde Lohnentwicklung macht einerseits eine relativ stabile Binnennachfrage überhaupt erst möglich. Andererseits kann eine Lohnpolitik zulasten der Nachbarländer auch Deutschlands in Schwierigkeiten geratenen Partnern im Euro-Raum neue Luft zum Atmen geben.

      Wer vor Inflation warnt, warnt als Nächstes vor zu hohen Lohnabschlüssen oder begrüßt gar den Druck auf die Löhne, der von der Arbeitslosigkeit kommt. Die deflationären Geister, die er damit ruft, wird er nicht mehr los.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Gastkommentar-Heiner-F…
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      schrieb am 28.02.09 17:14:12
      Beitrag Nr. 1.340 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.672.849 von Maraho am 28.02.09 10:34:25@ Maraho,
      mich wundert nur, dass Diepgen nicht mit auf der Anklagebank sitzt.
      Schließlich war er das Aushängeschild jener FU-Seilschaft, die Berlin
      mit schwarzem Filz überzogen hat und in dessen Amtszeit die Stadt Berlin praktisch zum Sanierungfall wurde.
      Gruß Windei
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      Avatar
      schrieb am 28.02.09 17:23:00
      Beitrag Nr. 1.341 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.942 von Maraho am 14.02.09 22:00:01Schon wieder zwei!
      Wie ich schon schrieb: Immer wieder Samstags....
      (siehe auch Beitrag Nr.: 36.580.942 von Maraho am 14.02.09 22:00:01 auf Seite 130)

      Finanzkrise
      Zwei US-Banken geschlossen

      In den Vereinigten Staaten sind erneut zwei Regionalbanken zusammengebrochen. Der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC schloss die Security Savings Bank und die Heritage Community Bank. Damit sind allein seit Anfang des Jahres 16 US-Geldhäuser vom Markt verschwunden.


      Washington - Die Heritage Bank in Illinois hatte Anfang Dezember Vermögenswerte von 232,9 Millionen Dollar und Kundeneinlagen von 218,6 Millionen Dollar. Sie soll von der MB Financial Bank übernommen werden, der staatliche Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) wird die Mehrheit der Verluste tragen. Die Security Savings Bank in Nevada hatte Ende Dezember Vermögenswerte von 238,3 Millionen Dollar und Kundeneinlagen von 175,2 Millionen Dollar. Sie soll von der Bank of Nevada aufgefangen werden.

      Der FDIC stellt sich derweil auf eine Verdopplung der Kosten durch Bankenpleiten ein. Wegen der zunehmenden Zahl von Insolvenzen müsse der Fonds voraussichtlich mehr als 80 Milliarden Dollar aufbringen, erklärte die Behörde bereits am Freitag. Allein zwischen 2009 und 2013 könnten weitere 65 Milliarden Dollar anfallen.

      Die Insolvenz von 25 US-Banken im vergangenen Jahr schlug den Angaben zufolge bereits mit 18 Milliarden Dollar zu Buche. 2007 waren lediglich drei Institute geschlossen worden, 2009 traf es seit Jahresanfang dagegen schon 16 Geldhäuser. Um im Falle weiterer Pleiten die Einlagen der Kunden zu sichern, erwägt die Behörde, eine einmalige Gebühr zu erheben und damit 15 Milliarden Dollar bei Finanzinstituten einzutreiben.

      Erstes Branchenminus seit 20 Jahren

      Bereits am Donnerstag hatte der FDIC erklärt, die Zahl problembehafteter Banken sei im vierten Quartal um 50 Prozent auf 252 Institute in die Höhe geschnellt. Im Vergleich zu 2007 hat sich die Zahl der Institute auf der roten Liste sogar verdreifacht.

      Die über die FDIC versicherten rund 8300 Institute erlitten im Schlussquartal 2008 alle zusammen rechnerisch einen Verlust von 26,2 Milliarden Dollar (20,5 Milliarden Euro). Dies war laut FDIC das erste Branchenminus seit der letzten Bankenkrise vor fast 20 Jahren. Fast ein Drittel der Branche schrieb im Schlussquartal rote Zahlen. Für einen Gutteil der Verluste sorgten allerdings eine Handvoll Großbanken.

      Der FDIC gibt die Namen der vom Aus bedrohten Banken nicht bekannt, um die Probleme nicht zusätzlich etwa durch einen Ansturm besorgter Anleger zu verschärfen. Bislang konnte sie die meisten zusammengebrochenen Institute an Wettbewerber verkaufen.

      Für nicht mehr verkäufliche Vermögenswerte oder ganze Banken musste die FDIC dennoch zuletzt so stark wie lange nicht einspringen. Der Einlagensicherungsfonds schmolz dadurch allein im vierten Quartal 2008 um fast die Hälfte auf 19 Milliarden Dollar drastisch zusammen.

      manager-magazin.de mit Material von afp, dpa und reuters
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 17:40:57
      Beitrag Nr. 1.342 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.052 von windei am 28.02.09 17:14:12Guten Abend windei,

      es freut mich, Dich hier zu "sehen".

      Was Deine Anmerkung betrifft: Da hast Du meine volle Zustimmung!
      Wenn Du allerdings in die Vergangenheit zurückblickst und z. B. mal einen Blick auf die WestLB, die BfG und weitere wirfst, darfst Du feststellen, daß wir kaum noch "Volksvertreter" in Freiheit sehen würden, wenn man denn ordentliche Maßstäbe ansetzen würde!

      Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus! ;)

      Gruß von Maraho

      Hier einige Links dazu:
      (Ich beschränke mich mal auf drei, die reichen schon, um fündig zu werden!)

      http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Search?ns0=1&search=w…
      http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial%3ASuche&s…
      http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial%3ASuche&s…
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 17:46:05
      Beitrag Nr. 1.343 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.052 von windei am 28.02.09 17:14:12Die SachsenLB ...
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 18:35:10
      Beitrag Nr. 1.344 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.247 von Maraho am 27.02.09 18:40:00Opel...
      Aktueller Stand...

      Interessant übrigens die Kritik von VW. Haben die für ihre Bank vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) nicht kürzlich einen Garantierahmen von zwei Mrd. Euro bekommen?
      Gut ist nicht vergleichbar, aber dennoch kommt man dort ohne staatliche Hilfe auch nicht aus! http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherung…


      AUTOKRISE
      Union stellt Bedingungen für Opel-Hilfe


      Die Beschäftigten bei Opel müssen bangen: Bundeskanzlerin Merkel und führende Unionspolitiker wollen dem Krisenkonzern nur mit Milliarden helfen, wenn er mehrere Bedingungen erfüllt. Die IG Metall kritisiert das - sie warnt vor der Abwanderung von Arbeitsplätzen nach Asien.


      Kiel/Berlin/Rüsselsheim - Die Bundeskanzlerin will sich in Sachen Opel nicht unter Druck setzen lassen. "Ohne eine genaue Prüfung ist eine Hilfe nicht möglich", sagte Merkel am Samstag auf der Landesvertreterversammlung der Nord-CDU in Kiel. Zunächst müsse geklärt werden, "ob es eine positive Prognose für das Unternehmen gibt und Banken, die sich engagieren wollen".

      Erst dann könne der Staat prüfen, ob er mit Hilfe von Bürgschaften den Konsolidierungsprozess unterstütze. "Diese Verfahren gilt für kleine, mittlere und auch für große Unternehmen", sagte Merkel.

      Ähnlich äußerte sich CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Er forderte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", Opel Deutschland müsse alleine lebensfähig sein. "Kein einziger Euro" von Opel dürfe bei GM in Amerika landen - dann sei eine Bürgschaft denkbar. Der Bund solle sich nicht mit Eigenmitteln an Opel beteiligen.

      Opel will sich nach einem am Freitag vorgelegten Rettungsplan vom angeschlagenen Mutterkonzern General Motors (GM) weitgehend unabhängig machen und braucht Staatshilfen im Umfang von mindestens 3,3 Milliarden Euro - nach SPIEGEL-Informationen wären für ein langfristiges eigenständiges Überleben sogar 5,6 Milliarden Euro nötig.

      Die IG Metall kritisierte diese Aussagen als "Signal der Verantwortungslosigkeit". Wenn Politiker wie Röttgen das Sagen hätten, würden nächste Woche in Rüsselsheim die Bänder still stehen, sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild in Darmstadt. Sollte Opel untergehen, würden weniger Autos in Deutschland, aber mehr in China und Südkorea gebaut. "Es geht nicht darum, in dieser Frage ordnungspolitische Grundsatzdebatten zu führen." Der deutsche Hersteller sei ein wettbewerbsfähiges Unternehmen mit einer modernen Fahrzeugflotte, ihm müsse geholfen werden.

      Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will darüber am Samstag telefonisch mit den Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Standorten sprechen. Vorab hat er in der Diskussion über staatliche Hilfe Sachlichkeit angemahnt. "Bei Opel geht es nicht um die Frage, ob wir uns an einem romantischen Begriff aus reiner Nostalgie festhalten wollen, sondern darum, ob wir eine Unternehmensstruktur vorfinden, die dauerhaft tragfähig ist", sagte der CSU-Politiker der "Bild am Sonntag". "Wir würden uns alle freuen, wenn Opel am Markt bleiben würde. Das kann aber nicht der Staat allein bewerkstelligen."

      Auch Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat sich gegen Staatshilfen für Rivalen ausgesprochen. "Der Staat darf nicht zur Rettungsgesellschaft für Firmen werden, denen möglicherweise der Bankrott droht", sagte Winterkorn dem SPIEGEL. Bürgschaften der öffentlichen Hand hält der VW-Manager "punktuell" und für einen begrenzten Zeitraum zwar für legitim.

      Aber eine Rettung eines angeschlagenen Unternehmens mittels Staatshilfen lehnt Winterkorn ab. "Der Staat sollte sich raushalten." Winterkorn kündigte an, VW werde als Folge der Krise alle 16.500 verbliebenen Stellen für Zeitarbeiter streichen. Bei der Stammbelegschaft werde es keinen Jobabbau geben.

      Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes warnte vor negativen Auswirkungen für die Autobranche, sollte Opel nicht überleben. "Wir müssen die Stabilität der Industrie erhalten", sagte Mattes dem "Focus" laut Vorabbericht vom Samstag. "Ich habe kein Interesse daran, dass ein großer Anbieter ausfällt. Dessen Bestellungen gehen den Zulieferern verloren und das verursacht große Spannungen in der Hersteller-Lieferanten-Kette."

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,610515,00.html …
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 19:14:13
      Beitrag Nr. 1.345 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.403 von Maraho am 25.02.09 18:22:12Interessant, vor allem in Bezug auf die BRD und ihren Schatz!
      Da der überwiegende Teil davon in N.Y. gelagert wird, aber lassen wir das....
      Die Ausführungen des "Focus" darüber kann zumindest ich nicht ernst nehmen. Opium für das Volk.
      http://www.focus.de/finanzen/doenchkolumne/finanzkrise-wo-is…


      Rohstoffe
      So viel Tonnen Gold horten die Staaten der Welt
      Von Daniel Eckert

      In den Tresoren der Nationalbanken schlummern gigantische Schätze: Allein die Goldreserven der deutschen Bundesbank haben einen Wert von 82 Milliarden Euro. Pro Kopf der Einwohner hat die Schweizer Nationalbank am meisten Gold gebunkert. Und die Isländer wären froh, wenn sie etwas mehr hätten.


      Man kann dem britischen Premier Gordon Brown einiges zugute halten, aber ein gutes Timing in Finanzdingen hat er nicht. Als Schatzkanzler ordnete er kurz vor der Jahrtausendwende an, 400 Tonnen der Goldreserve des Vereinigten Königreichs zu verkaufen.

      Eine unglückliche Entscheidung: Der Politiker warf das edle Metall zwischen 1999 und 2002 auf den Markt, als sich der Preis auf einem 20-Jahrestief befand. Im Schnitt dürfe er kaum mehr als 300 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) erzielt haben. Heute rangiert der Unzenpreis mit 1000 Dollar knapp unter seinem Rekordhoch. Hätte Brown mit dem Verkauf bis heute gewartet, wären mehr als acht Milliarden Dollar mehr herausgesprungen, acht Milliarden, die dem britischen Volk verloren gegangen sind.

      Der Streit, wie mit den Goldreserven umzugehen ist, erhält durch die Edelmetall-Rallye der vergangenen Wochen neue Nahrung. Jüngst stellte der CDU-Haushaltspolitiker Steffen Kampeter die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, das Konjunkturpaket der Bundesregierung durch einen Verkauf von Bundesbank-Gold zu finanzieren statt durch neue Schulden. Doch kaum jemand stimmte in den Chor ein. Denn in der Finanzkrise hat Gold eine ganz neue Wertschätzung erfahren. „Vor der Krise galten die Barren in den Tresoren der Notenbanken als Relikt aus der Zeit, als Währungen mit Gold unterlegt waren“, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Zwar gebe es eine solche Edelmetall-Deckung seit den Siebzigerjahren nicht mehr. Doch habe die Finanzkrise bewiesen, dass das reine Vorhandensein des Goldes Vertrauen schaffe.

      Ähnlich sieht es Frank Schallenberger, Rohstoff-Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. „Island wäre sicher ganz froh gewesen, wenn es etwas mehr Edelmetall gehabt hätte“, sagt er und spielt damit auf den Umstand an, dass die Währung des Inselstaats seit Ausbruch der Bankenkrise durch eine Kapitalflucht fast 50 Prozent an Wert verloren hat. Island verfügt laut Datenanbieter Bloomberg über lediglich 64.000 Unzen Gold und gehört damit zu den edelmetallärmsten Staaten der Welt. Selbst gemessen an der geringen Bevölkerung von 316.000 Einwohnern ist der Goldbestand kläglich: Gerade einmal sechs Gramm pro Kopf beträgt der güldene Notgroschen der Nordatlantiker.

      Ähnlich karg sind die Goldreserven der Briten: Seit Gordon Browns Verkaufsaktion hat London nur noch etwas über fünf Gramm pro Einwohner. Auch gemessen an der Wirtschaftskraft sind die Goldbestände der Briten äußerst bescheiden. Lediglich 0,4 Prozent aller Waren und Dienstleistungen, die auf der Insel im Jahr geschaffen werden, sind durch die Reserven abgedeckt. Von allen Industrieländern ist das Vereinigte Königreich damit am schwächsten mit Edelmetall ausgestattet, was den extremen Einbruch des Pfundes letztes Jahr womöglich miterklärt.

      Anders sieht es auf dem Kontinent aus: Die meisten Länder Europas verfügen über komfortable Goldbestände, allen voran Deutschland: Die Bundesbank hält 3413 Tonnen Edelmetall. Das ist der zweitgrößte Goldschatz der Welt. Nur die Amerikaner haben mit 8134 Tonnen mehr edles Metall in ihren Tresoren. Jeder Bundesbürger besitzt indirekt also 41,5 Gramm mit einem Marktwert von derzeit knapp 1000 Euro. Ein im Verhältnis noch üppigeres Goldpolster haben nur Italien, die Schweiz und der Libanon. Aber auch viele andere Länder der Euro-Zone sind gut mit Gold ausgestattet. Eine Ausnahme ist Spanien, das vergleichbar schwach dasteht wie Großbritannien und interessanterweise analoge wirtschaftliche Probleme hat.

      Die goldreichste Nation ist gemessen an der Einwohnerzahl und der Wirtschaftsleistung indes die Eidgenossenschaft: Pro Kopf hat die Schweizer Nationalbank 137 Gramm gebunkert. „In Zeiten existenzgefährdeter Großbanken und kriselnder Währungen könnte sich das kostbare Gut noch als überlebenswichtig erweisen", sagt Politik-Analyst Erwin Grandinger.

      Allerdings sollten Anleger die ökonomische Macht des Goldes nicht überbewerten. So sind die deutschen Edelmetall-Reserven zwar rund 82 Milliarden Euro wert. Doch vorausgesetzt, all das Gold könnte preisschonend am Markt platziert werden – ein wenig wahrscheinliches Szenario –, würde der Erlös gerade einmal ausreichen, um fünf Prozent der deutschen Staatsschulden zu begleichen. Die gewaltigen Reserven der USA könnten derzeit veräußert gerade einmal 2,3 Prozent der öffentlichen Außenstände in Höhe von 10,7 Billionen Dollar neutralisieren. „Das ist das Problem mit Goldverkäufen: Sie können allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein sein“, sagt Grandinger. Es sei ohnehin die Frage, wie viel Gold zum Beispiel die Deutsche Bundesbank tatsächlich veräußern könne: „Ein nicht näher bestimmter Teil der Reserven sind nämlich lediglich Goldforderungen an Investmentbanken.“

      Rohstoff-Experte Schallenberger sieht das Gold der Bundesbank deshalb eher als Stabilitätsanker für den Euro: „Unter diesen Umständen ist es wohl das Beste für die Notenbanken, das Gold zu behalten und die Währung dadurch zu stärken.“ Ökonom Krämer spricht von einer „psychologischen Unterlegung der europäischen Währung mit Gold“, die sich in der Kreditkrise als hilfreich erwiesen habe. Einen deutschen Gordon Brown wird es darum wohl nicht geben.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3291553/So-viel-Tonne…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 19:49:38
      Beitrag Nr. 1.346 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.390 von Maraho am 28.02.09 19:14:13Für die Interessierten hierzu ein Link:
      http://www.bundesbank.de/download/statistik/sdds/stat_wreser…
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 20:14:49
      Beitrag Nr. 1.347 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.019 von Maraho am 28.02.09 17:03:12Hallo Maraho,

      Flassbeck könnte Recht haben. Roubini argumentiert genauso.
      Stelle mal die Page von Roubini ein.

      http://pages.stern.nyu.edu/~nroubini/

      Dir noch einen schönen Abend und Dank für Deine Arbeit.
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 20:32:42
      Beitrag Nr. 1.348 ()
      Hier noch ein Letztes:

      Prognose
      Buffet: Erholung noch Jahre entfernt

      US-Starinvestor Warren Buffett fürchtet, dass eine deutliche wirtschaftliche Erholung noch jahrelang auf sich warten lässt.

      HB NEW YORK. Die Wirtschaft werde in diesem Jahr und wahrscheinlich noch lange darüber hinaus im Schlamassel steckenbleiben, schrieb Buffett in einem Brief an die Anteilseigner seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway. Er zeigte sich dennoch davon überzeugt, dass die USA im Laufe der Zeit dem Abwärtstrend widerstehen werden.

      Auch die Holding des Investors blieb von der Finanzkrise nicht verschont und schaffte es am Jahresende nur knapp in die schwarzen Zahlen. Das Nettoergebnis brach im vierten Quartal um 96 Prozent auf 117 Mio. Dollar ein. Die Einnahmen fielen um zwölf Prozent auf 24,59 Mrd. Dollar. Angesichts heftiger Verluste mit Derivat-Geschäften sank der Nettowert von Berkshire Hathaway im vierten Quartal um 10,9 Mrd. Dollar.

      Im Gesamtjahr rutschte der Gewinn um 62 Prozent auf rund fünf Mrd. Dollar ab - das schlechteste Ergebnis seit 2002. Die Einnahmen sanken um neun Prozent auf 107,8 Mrd. Dollar. Die Aktien von Berkshire verloren an der New Yorker Börse innerhalb der vergangenen zwölf Monate 44 Prozent ihres Wertes.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichten/b…


      Ich bedanke mich hiermit artig für euer Interesse und wünsche allerseits einen angenehmen Abend. Macht etwas daraus! ;)
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 20:39:22
      Beitrag Nr. 1.349 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.563 von kiska am 28.02.09 20:14:49Guten Abend kiska,

      ich denke auch, daß es (zumindest vorerst) so kommen dürfte.
      Bevor es dann kippt. Wir werden sehen...

      Dir ebenso einen schönen Abend von
      Maraho

      P.S.: Arbeit in des Wortes Sinne ist es eigentlich nicht. Immerhin
      bin ich durch mein Tun hier immer auf der Höhe der Zeit. ;)
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 21:24:03
      Beitrag Nr. 1.350 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.563 von kiska am 28.02.09 20:14:49Nachtrag: Stichwort Roubini.
      Hast Du das gelesen? #1274 von Maraho 26.02.09 06:08:16 Beitrag Nr.: 36.655.133 auf Seite 128

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 28.02.09 22:33:17
      Beitrag Nr. 1.351 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.390 von Maraho am 28.02.09 19:14:13"Ein nicht näher bestimmter Teil der Reserven sind nämlich lediglich Goldforderungen an Investmentbanken."

      Womöglich waren es einmal Forderungen gegenüber Lehman Brothers, die sich nun in Luft aufgelöst haben.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 08:41:38
      Beitrag Nr. 1.352 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.752 von Maraho am 28.02.09 21:24:03Habe ich, muss aber leider sagen, der Journalist hat seine persönliche Meinung zu Roubini wiedergegeben und nicht versucht, die Denkansätze nachzuvollziehen.

      Vielleicht hilft das Interview im DAF weiter.

      http://www2.anleger-fernsehen.de/daf_vod_aktie.html?id=41201…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 10:38:06
      Beitrag Nr. 1.353 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.390 von Maraho am 28.02.09 19:14:13@Maraho,

      Dabei wäre es doch so einfach, offen zu sagen: Ja, selbstverständlich kann die Bundesrepublik jederzeit über ihr Gold verfügen – das regeln hieb- und stichfeste internationale Verträge. Nein, ein Rücktransport nach Deutschland ist nicht sinnvoll – allein schon wegen des gigantischen Aufwands und der damit verbundenen Kosten (Sicherheit, Bewachung, Schiffskapazitäten etc.).

      Ob die Schreiberlinge wohl ihren eigenen Blödsinn ernst nehmen?
      Gruß
      Windei
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 11:04:35
      Beitrag Nr. 1.354 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.302 von kiska am 01.03.09 08:41:38Guten Morgen kiska,

      ich werde es mir ansehen. Vielen Dank für den Link!

      Was die Kritik an Roubini betrifft: Diese habe ich hier eingestellt, um zu dokumentieren.

      Einen schönen Sonntag wünscht Dir
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 11:13:06
      Beitrag Nr. 1.355 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.320 von Maraho am 27.02.09 14:25:25Guten Morgen zusammen,

      erst einmal allen einen schönen Sonntag! Genießt den Tag, bevor morgen der alltägliche "Wahnsinn" wieder losgeht.


      Nun wieder einmal zu den USA:

      AIG braucht weitere Milliardenhilfe vom Staat

      Die Lage für den US-Versicherer AIG könnte kaum schlimmer sein: Dem Konzern droht ein Rekordverlust über 60 Milliarden Dollar im abgelaufenen Quartal. Um die Assekuranz vor dem Absturz zu retten, bereitet die amerikanische Regierung nun offenbar ein weiteres Hilfspaket vor.


      New York - Für AIG geht es um alles: Angesichts hoher Abschreibung braucht der Versicherer staatliche Finanzhilfe - sonst droht die Pleite. Die US-Regierung will dem schwer angeschlagenen Konzern jetzt offenbar ein drittes Mal mit Staatsgeldern stützen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insiderinformationen.

      Die Einigung über ein neues Rettungspaket stehe kurz bevor, hieß es. Das AIG-Direktorium werde am Sonntag über das überarbeitete Rettungspaket abstimmen. Bekanntgegeben werde das Hilfspaket dann am Montag, berichtet Reuters. Damit würde die US-Regierung wenige Tage nach der Teilverstaatlichung der Bank Citigroup erneut einem Institut aus der Finanzbranche zu Hilfe kommen. AIG und die US-Notenbank Fed äußerten sich nicht zu dem Bericht.

      Das überarbeitete Konzept sieht laut Reuters eine weitere Finanzspritze der Regierung von 30 Milliarden Dollar vor. Zudem sollen die Bedingungen für bisher gewährte Hilfen verbessert und die Zinssätze für bestehende Kreditlinien gesenkt werden, hieß es aus Kreisen.

      Fed soll Lebensversicherung übernehmen

      Im Gegenzug werde der ehemals weltgrößte Versicherer der US-Notenbank Fed die Mehrheitsanteile an den attraktiven Sparten Aia und Alico übertragen. Die Lebensversicherungssparte Aia gilt als Perle unter den asiatischen AIG-Töchtern, von denen mehrere zum Verkauf stehen.

      Wegen der Wirtschaftskrise finden sich am Markt für Unternehmensbeteiligungen derzeit jedoch kaum Käufer. Früheren Angaben zufolge sind bereits mehrere potentielle Bieter abgesprungen, weshalb AIG erwogen habe, die besten Unternehmensteile notfalls dem Staat zu überlassen.

      Durch das neue Maßnahmenpaket will AIG offenbar seine Schulden senken. Außerdem könne der Konzern damit eine Herunterstufung durch Ratingagenturen verhindern, heißt es in dem Bericht. Eine Herabstufung könnte die Liquidität von AIG schwer belasten. Manche Kunden können ihre Versicherungspolicen kündigen, wenn das Rating unter ein bestimmtes Level fällt.

      Rekordverlust von 60 Milliarden Dollar droht

      Weitere finanzielle Engpässe kann sich AIG derzeit aber kaum leisten. Am Montag dürfte der Konzern bei der Vorlage seiner Quartalszahlen einen Rekordverlust von 60 Milliarden Dollar verkünden.

      Das entspräche einem Minus von 460.000 Dollar pro Minute und wäre der größte Verlust einer Firma in der Wirtschaftsgeschichte. Spitzenreiter war bisher der Medienkonzern Time Warner, der 2002 in einem Quartal 54 Milliarden Dollar verlor.

      AIG hatte schon im dritten Quartal mit 24,5 Milliarden Dollar tiefrote Zahlen geschrieben. Damals musste die US-Regierung ihre Hilfen für AIG auf rund 150 Milliarden Dollar aufstocken. Erstmals rettete der Staat den Versicherer im September, nachdem sich das Unternehmen am US-Immobilienmarkt verzockt hatte.

      Ein Zusammenbruch von AIG hätte gravierende Folgen für die Finanzbranche. Das Unternehmen gilt als einer der größten Anbieter von sogenannten Credit Default Swaps, mit denen Investoren die Ausfallrisiken der von ihnen gehandelten Kreditpakete absichern. Bei einer AIG-Pleite müssten die Anbieter neue Garantien zur Verfügung stellen, was angesichts der angespannten Lage auf dem Finanzmarkt derzeit kaum möglich wäre.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,610558,00.html
      37 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 11:29:34
      Beitrag Nr. 1.356 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.576 von Maraho am 27.02.09 05:48:37Ein Interview zur Situation in Osteuropa:

      Absturz im Ostblock
      "Sie brauchen eine neue Strategie"
      von Kilian Kirchgessner (Prag)

      Er gilt als einer der besten Kenner Osteuropas: Vladimir Gligorov, 63, Professor am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, im FTD-Interview.


      FTD: Was passiert in Osteuropa?

      Vladimir Gligorov: Ich würde es eine Ansteckung durch die globale Finanzkrise nennen. Alle Übergangsländer hängen stark von ausländischem Kapital ab, alle haben ein großes Leistungsbilanzdefizit. Das hat System. Die Idee war, dass Kapital aus den reicheren in die ärmeren Länder fließen und dort in der Industrie und im Dienstleistungssektor Wachstum schaffen sollte, auch im Export.

      FTD: Was ja auch stattfand: Der Osten produziert für den Westen.

      Gligorov: Ja, das hat ziemlich gut funktioniert. Aber jetzt sind durch die Rezession überall auf der Welt weniger finanzielle Ressourcen erhältlich. Sichtbar wird das an den Wechselkursen. Die hohen Leistungsbilanzdefizite sind nicht mehr finanzierbar. Deshalb müssen die Kurse angepasst werden. Je mehr Hilfe von außen ein Land benötigt, desto schlechter ist es dran.

      FTD: Liegt die Hauptgefahr im Verfall der Währungen, weil dies zum Kapitalabfluss führt?

      Gligorov: Die Wechselkurse sind zunächst das deutlichste Zeichen. Die Bilanzen müssen ausgeglichen werden - die im Staatshaushalt, in den Banken, den Unternehmen und den privaten Haushalten. Die Schulden sind zu hoch, und sie müssen mit Geld bezahlt werden, das immer weniger wert ist.

      FTD: Weil man sich eben in Euro oder Dollar verschuldet hat und nicht in Leu oder Zloty?

      Gligorov: Ja. Es ist nur die Frage, welcher Pfeiler zuerst fällt: der Staat, wie in Ungarn und womöglich in der Ukraine, oder ob die Unternehmen bankrott gehen, wie in manchen Balkanländern, oder ob die privaten Haushalte dran glauben müssen, weil die Menschen arbeitslos werden.

      FTD: Ist das wirklich nur Ansteckung? Die Leistungsbilanzdefizite sind schließlich selbst gemacht!

      Gligorov: Das kann man vielleicht für das Baltikum sagen, wo die Defizite regelrecht außer Kontrolle geraten sind. Aber in Ländern wie Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei war ja der Einfluss von Kapital gerade das Modell zur Reindustrialisierung der Volkswirtschaften. In diesen Ländern haben wir heute hohe Vermögenswerte in ausländischer Hand. Und jetzt besteht die Gefahr, dass die Investoren ihr Geld abziehen. Sie können hier nichts mehr verdienen.

      FTD: Auf dem Balkan spielen die Investoren keine große Rolle.

      Gligorov: Dort herrscht in der Tat ein anderer Typ Krise. Die vielen Importe sind nicht mehr finanzierbar. Exportiert wird eh wenig, und leihen kann man nichts mehr. Also wird man weniger importieren können. Die Perspektive heißt Armut und Arbeitslosigkeit.

      FTD: Geht der Nachholprozess in Osteuropa nach der Krise weiter?

      Gligorov: Ich bin eher pessimistisch und denke, dass diese Länder eine neue Strategie brauchen. Was man in den letzten Jahren an Kapital zum Herumwerfen hatte, wird in den nächsten zwei, drei, fünf Jahren kaum zur Verfügung stehen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/europa/:Absturz-im-Ostblock-Sie-br…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 11:36:35
      Beitrag Nr. 1.357 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.634 von Maraho am 28.02.09 20:32:42Ein Blick auf...

      Warren Buffets "Dummheiten"

      Der amerikanische Investor hat vor allem vor allem die Ölpreisentwicklung falsch eingeschätzt. Ein teurer Fehler

      Die Wirtschaftskrise hat dem legendären US- Investor Warren Buffett das bisher schlechteste Jahr beschert. Der Wert der Beteiligungen pro Aktie seiner Holding Berkshire Hathaway fiel im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent, berichtete Buffett in einem Brief an die Aktionäre am Samstag. Es ist erst der zweite Rückgang seit mehr als 40 Jahren. Der Jahresgewinn fiel auf 4,99 Milliarden Dollar von 13,21 Milliarden 2007.

      Der 78-jährige genießt einen legendären Ruf, weil er in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ein Gespür für gute Investitionen bewies. Für das laufende Jahr sieht er aber keine Möglichkeit, vorherzusagen, ob der Aktienmarkt nach oben oder unten gehen werde.

      In dem Jahresrückblick gab er Fehler zu – er habe "einige Dummheiten gemacht". So habe er völlig falsch gelegen, was die Entwicklung der Ölpreise angeht, die von einem Rekordhoch bei 150 Dollar ja Barrel (159 Liter) Mitte 2008 auf derzeit etwa 40 Dollar einbrachen.

      Die Folge der Fehleinschätzung war der Ausbau der Beteiligung an dem Ölkonzern ConocoPhillips – auch noch nahe der Ölpreishochs, als die Aktie besonders teuer war. Seitdem ist sie drastisch gefallen.

      Wenig Glück brachte Buffett auch die Investition von 244 Millionen Dollar in zwei irische Banken, die in dem Moment "billig wirkten". Zum Jahresende musste Berkshire Hathaway die Beteiligung auf den Marktwert von nur noch 27 Millionen Dollar abschreiben.

      Auch mit der Finanzspritze von insgesamt 14,5 Milliarden Dollar für den Mischkonzern General Electric und Goldman Sachs ging Buffett hart ins Gericht. Er habe dafür unter anderem Anteile an den Konsumgüter-Herstellern Procter & Gamble und Johnson & Johnson verkauft, "die ich lieber behalten hätte", räumte Buffett ein.

      Im vierten Quartal schmolz der Gewinn der Holding auf noch 117 Millionen Dollar zusammen – verglichen mit 2,9 Milliarden Dollar Ende 2007. Buffetts Holding gibt als wichtigsten Indikator aber den Buchwert der Investitionen pro Aktie an. Dieser Wert war zuvor nur einmal gesunken – um 6,2 Prozent im Jahr 2001, nachdem die Aktienkurse im Gefolge der Terroranschläge von 11. September eingebrochen waren.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/buffet-verluste-2008 …
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 11:52:07
      Beitrag Nr. 1.358 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.580.378 von Maraho am 14.02.09 17:23:00In Bezug....

      Zeitungen sterben wie die Fliegen
      Von Marc Brupbacher.

      Auf den Zeitungsmärkten findet ein Gemetzel statt: Dutzende Traditionsblätter kämpfen ums Überleben. Die Wirtschaftskrise hat viele schon weggefegt: In den USA sind bisher elf Zeitungen eingegangen.


      Im April wäre die Tageszeitung «Rocky Mountain News» 150 Jahre alt geworden. Doch vorgestern Freitag ist die allerletzte Ausgabe des Blattes erschienen. Damit verliert der US-Staat Colorado seine älteste Zeitung und die Krise auf dem Zeitungsmarkt hat bislang ihr prominentestes Opfer gefordert.

      Der Verlag E.W. Scripps hat wochenlang verzweifelt einen Käufer für die defizitäre Zeitung gesucht – ohne Erfolg. Jetzt verlieren 230 Personen ihren Job. Zuletzt betrug die Auflage der «Rocky Mountain News» immerhin noch 210'000 Exemplaren. Zum Vergleich: Der Tages-Anzeiger druckt täglich 213'700 Zeitungen. Die Redaktion verabschiedet sich mit einer bewegenden Mini-Dokumentation von seiner Leserschaft (Siehe Video).

      In den USA wütet die grösste Printmedien-Krise aller Zeiten. Elf Zeitungen sind seit März 2007 vom Markt verschwunden. Neben der «Rocky Mountain News» sind das: «Baltimore Examiner», «Kentucky Post», «Cincinnati Post», «King County Journal», «Union City Register-Tribune», «Capital Times», «Halifax Daily News», «Albuquerque Tribune», «South Idaho Press», «San Juan Star».

      Um Dutzende weitere steht es gar nicht gut. Vier grosse US-Verlage haben Insolvenz mit Gläubigerschutz angemeldet. Der spektakulärste Fall ist die Tribune Company, die unter anderem die «Chicago Tribune» und die «Los Angeles Times» herausgibt.

      Wie letzte Woche bekannt wurde, droht auch dem «San Francisco Chronicle» des Hearst-Konzerns das Aus. Sollten Einschnitte wie ein Stellenabbau nicht reichen, soll die zwölftgrösste US-Zeitung verkauft oder eingestellt werden. Auch in Seattle sieht es zappenduster aus: Der «Post-Intelligencer» könnte schon bald das Zeitliche segnen.

      Selbst die «New York Times» ist in Schwierigkeiten. Die «beste Zeitung der Welt» musste sich vom mexikanischen Telecom-Tycoon Carlos Slim Helu mit 250 Millionen Dollar helfen lassen. Doch die Zeitung benötigt noch viel mehr Geld.

      Wird am Ende Microsoft-Chef Steve Ballmer doch Recht behalten? Er orakelte im August 2008 im Gespräch mit der «Washington Post», dass es schon in zehn Jahren keine Printmedien mehr geben werde.

      Der Killer: Gratis News aus dem Internet

      Ursachen für die Zeitungskrise ist die verheerende Wirtschaftslage und die damit verbundene Werbeflaute. Viele der Anzeigen werden inzwischen im Internet geschaltet. Zudem holen sich immer mehr Leser ihre News aus dem Web. Nur noch etwa ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen Amerikaner greifen einmal in der Woche zur gedruckten Tageszeitung. Die Bereitschaft, für Informationen noch etwas zu bezahlen, sinkt stetig. In Europa tragen auch Gratiszeitungen zu dieser Entwicklung bei.

      Neue Finanzierungsmodelle

      Heute ist es noch nicht möglich, Qulitätsjournalismus über das Internet zu refinanzieren. Bis ein tragfähiges Geschäftsmodell für Journalismus im Netz gefunden ist, wird aufwändiger Journalismus auf eine Übergangslösung angewiesen sein.

      Eine kleine finanzielle Abhilfe können gemeinnützige Organisationen bringen, die den Recherchejournalismus mit privaten Mitteln fördern.

      Eine andere immer wieder diskutierte Idee ist das Modell der öffentlich-rechtlichen Presse nach dem Vorbild von SF, ARD oder der BBC.

      Auch Quersubventionierungen durch erweiterte und gewinnbringende Geschäftsfelder sind eine Möglichkeit, um sich Luft zu verschaffen.

      Verleger rufen nach dem Staat

      Angesichts der dramatischen Lage schreien auch einige Zeitungsmacher nach dem Staat. Und sie werden gehört: So erwägt in den USA der Gouverneur von Pennsylvania die todkranken Blätter «Philadelphia Inquirer» und «Philadelphia Daily News» zu retten.

      In Frankreich hat Präsident Nicolas Sakozy unlängst beschlossen, die Medien mit 600 Millionen Euro zu unterstützen. Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas hat schon vor Jahren eine staatliche Unterstützung für Qualitätszeitungen gefordert.

      Kritiker befürchten bei Staatseingriffen jedoch den Untergang der freien Presse. Auch der Chef des deutschen Axel-Springer-Verlags, Mathias Döpfner, hat sich gestern energisch gegen mögliche Staatshilfe für Not leidende Verlage ausgesprochen. «Das wäre ein rabenschwarzer Tag für die Pressefreiheit in diesem Land und ein wahrer Tabubruch», sagte Döpfner im Gespräch mit dem «Spiegel». «Selbst ein bankrottes Medienunternehmen ist besser als ein staatlich finanziertes und gelenktes.»

      Printjournalisten sollen sich mit Bloggern versöhnen

      Die Medienwissenschaftler Stephan Weichert und Leif Kramp empfehlen den Zeitungsmachern in einem aktuellen Beitrag in der Fachzeitschrift «Medienheft» vermehrt auf kluge Analysen und Hintergrundberichte, Interpretation und Meinung zu setzen.

      Zudem sollen die Printjournalisten endlich das Kriegsbeil begraben und mit offenen Armen auf Blogger zugehen. «Zeitungsjournalisten werden nicht überleben, wenn sie in der aufstrebenden Bloggerkultur argwöhnisch einen Feind wähnen, der ihnen ans Leder will, sondern nur, wenn sie Blogger, Online-Kolumnisten und andere Internet-Solitäre mit offenen Armen empfangen, um gemeinsam mit ihnen gegen Korruption und Unrecht zu recherchieren», schreiben die Experten.

      Und in der Schweiz?

      Bis jetzt hat es die US-Zeitungsbranche klar am härtesten getroffen. Aber auch in der Schweiz macht die Konjunkturschwäche der Presse zu schaffen. So gibt es das Winterthurer «Stadtblatt» seit vergangenem Sommer nicht mehr. Die Westschweizer Tageszeitung «Le Matin» hat ihre Regionalbüros geschlossen. Das Traditionsblatt «Der Bund» steht nach fast 160 Jahren vor dem Aus.

      Die «Neue Zürcher Zeitung» baut 24 Stellen ab. Die «Basler Zeitung» reduziert ihre Redaktion um rund einen Fünftel. Auch die Aargauer Zeitung hat Stellen gestrichen. Beim Westschweizer Medienkonzern Edipresse sollen wegen einbrechender Werbeerträge insgesamt 50 Stellen abgebaut werden.

      Anzeigeneinbruch beim «Spiegel»

      In Deutschland laufen die Geschäfte der meisten Verlage ebenfalls miserabel. Die Krise trifft auch die Nachrichtenmagazine mit voller Wucht. Das bekommen «Spiegel» und «Focus» zu spüren. Wie der Branchendienst Meedia schreibt, beziffern Insider die Anzeigenrückgänge gegenüber dem Vorjahr auf minus 40 bis minus 50 Prozent.

      Spiegel-Geschäftsführer Ove Saffe sagt: «Es wird viel schlimmer werden, als wir es uns bisher vorstellen können.»

      Müssen jetzt auch im deutschsprachigen Raum Grabkreuze gezimmert werden?

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konju…
      26 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 12:08:13
      Beitrag Nr. 1.359 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.483 von windei am 01.03.09 10:38:06Dabei wäre es doch so einfach, offen zu sagen: Ja, selbstverständlich kann die Bundesrepublik jederzeit über ihr Gold verfügen – das regeln hieb- und stichfeste internationale Verträge. Nein, ein Rücktransport nach Deutschland ist nicht sinnvoll – allein schon wegen des gigantischen Aufwands und der damit verbundenen Kosten (Sicherheit, Bewachung, Schiffskapazitäten etc.).

      Guten Morgen windei,
      man kann dies tatsächlich nicht ernst nehmen.

      1. Hieb- und stichfeste internationale Verträge?
      Für mich bla, bla ...

      Und 2. Aufwand und Kosten? In anderen Angelegenheiten ist man doch auch nicht so zimperlich!
      Ich persönlich habe mein Eigentum gerne unter persönlicher Kontrolle (sofern dies überhaupt möglich ist). "Unser" Staat vertraut auf "seine Freunde"? Dazu fällt mir, insbesondere in diesem Fall, nur ein: Gott schütze mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden will ich schon allein fertig werden.

      Dir einen schönen Sonntag!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 12:26:13
      Beitrag Nr. 1.360 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.527.209 von Maraho am 06.02.09 13:41:04Bevor ich die Sonne genießen werde, hier noch eine (auch für uns in D lehrreiche) Abhandlung zum Thema...

      Altersvorsorge
      Die Rückkehr des Risikos

      Die Finanzkrise hat die Ersparnisse der Amerikaner um ein Drittel entwertet, Pensionsfonds geraten unter Druck und viele Menschen müssen auch im Alter arbeiten.
      Von Nikolaus Piper, New York


      Früher hatten Manager auf der ganzen Welt vor Calpers Angst. Der größte Pensionsfonds der Welt war berühmt und berüchtigt als aggressiver, aktivistischer Investor, der konsequent auf hohen Renditen pochte. Im August 2007 zum Beispiel, als die globale Finanzkrise gerade begonnen hatte, versuchte Calpers, bei der britischen Großbank HSBC einen Strategiewechsel zu erzwingen.

      Jetzt sorgt Calpers wieder für Furcht und Schrecken. Diesmal jedoch nicht in Vorstandsetagen, sondern bei Abgeordneten, Bürgermeistern, Schulverwaltungen und vermutlich auch dem Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. Calpers (California Public Employees Retirement System) verwaltet die Ersparnisse von 1,6 Millionen Staatsangestellten in Kalifornien. Der Fonds ist 2008 um 27,08 Prozent geschrumpft, wobei die Zahl nicht die ganze Dramatik der Entwicklung zeigt: Der Einbruch allein im letzten Quartal betrug 41 Prozent. Wenn die Börsen sich nicht schnell erholen, womit niemand rechnet, wird Calpers 2010 die Beiträge der öffentlichen Arbeitgeber erhöhen müssen. Und das in einem Staat, der fast bankrott ist.

      Höhere Beiträge drohen

      Das Schicksal von Calpers, der im Jahr 2003 noch eine Rendite von 23 Prozent erwirtschaftet hatte, steht für einen fundamentalen Umbruch in den USA: das Ende der Illusionen von der ewigen Geldvermehrung, die Rückkehr des Risikos in den Alltag jeder Familie. Die frühere Erfolgsbilanz von Calpers war durchaus geeignet, Illusionen zu wecken. Seit 1984 hat der Fonds in den meisten Jahren zweistellige Renditen erwirtschaftet. Allerdings musste er zu dem Zweck immer mehr in "alternative" Anlageformen investieren, in privat gehaltene Firmen ("Private Equity"), Rohstoffe und Immobilien. Unter anderem kauften die Geldmanager Entwicklungsland in jenen Teilen der USA, wo die Preise spekulativ besonders überteuert waren: Südkalifornien, Nevada, Arizona. Nun, nach dem Platzen der Blase, ist der Preis fällig. Das Immobilienvermögen des Fonds brach von neun auf 5,8Milliarden Dollar ein.

      Nun hat der Fonds auch personell mit seinen wilden Zeiten abgeschlossen. Zu Beginn dieses Monats ernannte Calpers einen Chief Investment Officer (Chef des Anlagemanagements) mit Namen Joseph Dear. Anders als seine Vorgänger hat Dear noch nie an der Wall Street gearbeitet. Er leitete einen kleinen staatlichen Pensionsfonds im Bundesstaat Washington und beschäftigte sich zuvor vor allem mit Personalmanagement.

      Calpers ist kein Einzelfall. Die amerikanischen Pensionsfonds verloren 2008 im Durchschnitt ein Viertel ihres Wertes. Der zweitgrößte Fonds der USA, dem der kalifornischen Lehrer (CalSTRS), büßte 20 Prozent ein. Einige Manager mit einer relativ konservativen Strategie fuhren etwas besser: Die fünf Fonds der Stadt New York konnten ihre Verluste während des Absturzes der Börsen im vergangenen Quartal auf 14 Prozent begrenzen, Zahlen für das Gesamtjahr liegen noch nicht vor. Trotzdem wird die Stadt im kommenden Fiskaljahr - es beginnt am 1. Juli - die Beiträge kräftig erhöhen müssen. Schlimmer sieht die Lage im Bundesstaat Pennsylvania aus. Dort ging der Fonds der Staatsangestellten um 28,6 Prozent zurück, der der Lehrer um 29,7 Prozent. Die größten Verluste kamen dabei von ausländischen Aktien, in denen die Geldmanager massiv investiert hatten. Auch hier werden die Steuerzahler einspringen müssen.

      Hinter der Krise der Pensionsfonds steckt aber ein noch viel größeres Drama: Die Amerikaner insgesamt, und vor allem die Generation der "Baby-Boomer", die jetzt in den Ruhestand gehen, haben viel zu wenig gespart. Es war eine Fehlentwicklung, die durch die Exzesse an den Aktien- und Immobilienmärkten noch gefördert wurde. 2004 war die volkswirtschaftliche Sparquote in den Vereinigten Staaten sogar negativ. Jetzt kam das böse Erwachen. Anthony Webb, Ökonom beim Center for Retirement Research in Boston, rechnet vor: "Seit dem Höchststand im Herbst 2007 haben Aktien 50 Prozent ihres Wertes verloren. Wenn man davon ausgeht, dass die Amerikaner durchschnittlich zwei Drittel in Aktien anlegen, dann ist ihr Geldvermögen um ein Drittel geschrumpft."

      Dabei gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen Angestellten im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft. Lehrer, Polizisten und Steuerinspektoren haben in der Regel Sparpläne, bei denen zumindest eine Mindestleistung im Alter von vorneherein feststeht, vergleichbar etwa mit einer deutschen Riesterrente. Dort trägt der Arbeitgeber - faktisch also der Steuerzahler - das Risiko, wenn ein Fonds seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann, so wie bei Calpers in Kalifornien.

      Auch in einigen alten Industrien, bei den Auto- und Stahlkonzernen sowie bei Fluggesellschaften. Der Rest der Privatwirtschaft aber hat seit den achtziger Jahren einen fundamentalen Wandel durchgemacht: Sie wechselten zu einer Form der Vermögensbildung, bei denen die monatlichen Beiträge, nicht aber die Endergebnisse feststehen. Das Risiko tragen also die Arbeitnehmer. Sie können in guten Jahren sehr viel mehr ansammeln als früher - und in schlechten entsprechend mehr verlieren. "Die Entwicklung war bisher eigentlich ganz gut," sagt Olivia Mitchell, Professorin an der Wharton Business School in Philadelphia. "Das Problem ist, dass die Menschen das Risiko nicht richtig verstehen."

      Diese Form der Sparpläne heißt in Amerika "401(k)-Plan", nach dem entsprechenden Paragraphen 401, Abschnitt k im Steuergesetz, der die Abzüge für die Sparbeiträge regelt. Die 401(k)-Pläne sind für Durchschnittsamerikaner, neben dem Eigenheim, die wichtigste Ergänzung zur staatlichen Rente ("Social Security"), die in den Vereinigten Staaten nur etwa 40 Prozent des Lebensunterhalts im Alter sichert. Und diese Pläne haben nun im Durchschnitt 30 Prozent an Wert verloren. Das bedeutet: Millionen älterer Amerikaner haben zu wenig Geld für den Ruhestand. Die Konsequenzen werden unabsehbar sein.

      Unabsehbare Folgen

      "Die 401(k)-Pläne sind schon in Ordnung. Sie waren aber nie dafür gedacht, als Hauptergänzung zur Rente zu dienen", so Rentenforscher Anthony Webb. Tatsächlich kann ein Arbeitnehmer mit seinem Gesparten, anders als bei der Riesterrente, mehr oder weniger machen, was er will. Und viele machen dabei, wie zu erwarten, jede Menge Fehler. Sie investieren zum Beispiel einen wesentlichen Teil ihres Geldes in Aktien des eigenen Arbeitgebers. Das bedeutet: Wenn es ihrer Firma schlecht geht, droht nicht nur der Verlust des Arbeitsplatzes, sondern auch die Wertminderung der Altersvorsorge. Viele Arbeitnehmer ziehen immer wieder Geld aus ihren Plänen ab, um ein Auto oder ein Haus zu finanzieren.

      Nach einer Modellrechnung von 2004 braucht ein Durchschnittsarbeitnehmer in den USA beim Eintritt ins Rentenalter ein Vermögen von 353.000 Dollar. Der Durchschnittswert liegt aber bei 45.000.Dollar. Hinzu kommt, dass viele Arbeitgeber in der Krise ihre Zuschüsse zu den Sparbeiträgen streichen. Die Einbrüche in der Altersversorgung werden Amerika verändern. "Es bleibt nichts anderes übrig, als dass viele Amerikaner im Alter länger arbeiten", sagt Webb. Das offizielle Rentenalter in den USA liegt bei 66 Jahren, viele werden bis 70 Geld verdienen müssen. Ökonomen plädieren dafür, das Sparverhalten mehr zu regulieren. Vor allem aber werden die Haushalte ihre Sparquote dramatisch erhöhen müssen. Das heißt auch, dass die US-Verbraucher nicht mehr zur Verfügung stehen, um die Weltwirtschaft mit ihrer Nachfrage aus der Rezession zu ziehen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/finanzen/309/459947/tex…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 13:23:12
      Beitrag Nr. 1.361 ()
      Guter Artikel.Wer nur 1 und 1 zusammenzählen kann weiss das wir weit über unseren Verhältnissen leben.So manch Überstudierter hier im Board kann sich mit dieser Theorie leider nicht anfreunden und träumt weiter von blühenden Landschaften.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 15:29:59
      Beitrag Nr. 1.362 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.025 von AHEO am 01.03.09 13:23:12Guten Tag AHEO,

      So manch Überstudierter hier im Board kann sich mit dieser Theorie leider nicht anfreunden und träumt weiter von blühenden Landschaften.

      Dem muß ich zustimmen. Allerdings gewöhnt man sich im Laufe der Zeit an, gewisse Meinungen einfach "auszublenden".
      Auch muß man nachsichtig sein, da viele Menschen in unserer bundesrepublikanischen Gesellschaft die "Vollkasko-Mentalität" geradezu kultiviert haben. Gefördert von der Politik, die dadurch die Wähler "an sich bindet".

      Bedenklich ist, daß für Sachverhalte, die heute von vielen noch ignoriert werden, morgen die Allgemeinheit (letztendlich also auch die Ignoranten selbst) zahlen dürfen.

      So ist das....

      Dir noch einen schönen Sonntag!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 15:39:34
      Beitrag Nr. 1.363 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.372 von Maraho am 01.03.09 15:29:59zahlen dürfen = zahlen darf! ;)
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 15:50:45
      Beitrag Nr. 1.364 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.589 von Maraho am 27.02.09 06:04:59Ergänzend (siehe Beitrag 36.663.589 von Maraho am 27.02.09 06:04:59):

      Europäische Zentralbank mit Milliardenverlusten?

      Die Geschäftsbanken nehmen hinterlegte Wertpapiere offensichtlich nicht mehr zurück.
      Florian Rötzer


      Nun drohen auch der Europäischen Zentralbank (EZB) Milliardenverluste. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) bleibt die EZB auf Forderungen aus Refinanzierungsgeschäften mit Geschäftsbanken sitzen. Die Summe der Forderungen aus bereits fällig gewordenen Geschäften habe sich bis zum Donnerstag schon auf 10,2 Milliarden Euro summiert, heißt es in dem Bericht. Wie hoch der Verlust letztlich ausfallen wird, zeigt sich erst dann, wenn die EZB die als "Wertpapiere" hinterlegten Papiere verkauft. Offenbar gehen aber einige Geschäftsbanken davon aus, dass es sich nun eher um "Unwertpapiere" handelt, die man als "Sicherheiten" an die EZB abgeben hat.

      Doch was eine Sicherheit ist, wurde immer weiter aufgeweicht. Nahm die US-Notenbank (FED) vor dem Ausbruch der Finanzmarktkrise nur US-Staatsanleihen und die so genannten "Agencie Bonds" an, nimmt sie inzwischen sogar Aktien als Sicherheiten an, womit gegen eherne Notenbank-Prinzipien verstoßen wird und Kritiker wie der Ex-Fed-Chef Paul Volcker erklärte, der "Point of no Return" wäre damit durchbrochen.

      Die EZB waren hingegen stets so gut wie alle Papiere mit Investment-Grade-Rating zulässig, also auch Bankanleihen und Hypothekaranleihen. Im Oktober entschieden die Notenbanker in einer außerordentlichen Telefonkonferenz die weitere Aufweichung der Kriterien, Beschlossen wurde, noch weniger stabile Wertpapiere als Sicherheit für die Ausgabe von frischem Zentralbankgeld anzunehmen, um die Finanzmärkte zu stützen. Das scheint sich nun zu rächen.

      Ohne genauere Angaben zu machen, die EZB wollte zu dem Bericht der FTD ohnehin nicht Stellung nehmen, geht die Zeitung davon aus, dass einige Banken, die sich bei der EZB refinanziert haben, Pleite gegangen seien. Zu hoffen ist, dass am kommenden Donnerstag etwas mehr Licht auf die möglichen Milliardenverluste der EZB fällt, wenn sie ihren Jahresabschluss vorlegt. Doch schon jetzt ist klar, dass die Finanzkrise nun endgültig von den Geschäftsbanken auf die Notenbanken übergeschwappt ist, auf die nun ganz neue Probleme zukommen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/133696
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 16:33:51
      Beitrag Nr. 1.365 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.465.414 von kiska am 28.01.09 15:07:50Etwas zum Nachmittags-Tee...

      „Die Schaefflerin“
      All mein Sehnen
      Von Christiane Hoffmann

      Ein Film über die Witwe hätte vielleicht eine symbolische Eingangsszene: Herbst 2008, auf einem Kongress der Autoindustrie. Maria-Elisabeth Schaeffler greift mit demonstrativer Begeisterung zum Regler einer ausgestellten Carrera-Bahn und schickt das Spielzeugauto auf die Rennstrecke. Sie ist sich der Blicke der - ausnahmslos männlichen - Manager der Branche, die sie halb spöttisch, halb hingerissen begaffen, durchaus bewusst. Dass das Auto mehrfach aus der Kurve fliegt, lässt sie unbekümmert.

      Der Film könnte auch ahnungsvoll mit dem unfreiwilligen Kniefall vor der Kanzlerin beginnen: Juli 2007, im Fürther Stadttheater. Ludwig Erhard wird geehrt, auch von Dr. Angela Merkel. Maria-Elisabeth Schaeffler erblickt sie einige Stufen oberhalb, will auf die Kanzlerin zueilen, gerät dabei ins Stolpern, schlägt der Länge nach hin und fällt der Kanzlerin zu Füßen.

      Der Auftrag lautet ebenso Bewahren wie Erneuern und Fortführen

      Dann aber würde unweigerlich jene Szene folgen, die Frau Schaeffler mehrfach als eine Schlüsselszene ihres Lebens beschrieben hat. Sie spielt im Jahr 1996, „die Schaefflerin“, wie sie in Herzogenaurach genannt wird, trägt ihren Mann zu Grabe, jenen Georg Schaeffler, der gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm 1946 aus den herübergeretteten Resten ihres schlesischen Textil- und Rüstungsbetriebes die INA gründete. Bei Georgs Tod fünf Jahrzehnte später ist INA-Schaeffler ein führender Wälzlagerhersteller, aber immer noch ein überschaubares mittelständisches Unternehmen.

      Maria-Elisabeth, die 33 Jahre lang nichts anderes gewesen ist als „die Ehefrau“, ist nun „die Witwe“. Die Witwe, das heißt: Die Erwartungen sind hoch, das Zutrauen gering. Das heißt, ständig beweisen zu müssen, dass man es auch kann, und der Auftrag lautet ebenso Bewahren wie Erneuern und Fortführen. Die Witwe zu sein, das heißt: dem Mann alles zu verdanken - und nun sein Lebenswerk fortzuführen. Sie sagt, ihr Mann habe ihr den Auftrag gegeben, das Unternehmen „in die Zukunft zu führen“, und sie nimmt diese Mission an, obwohl er erst kurz vor seinem Tod begonnen hat, sie in die Geschäftsführung einzuweisen. Warum sie, warum nicht den Sohn Georg, der achtzig Prozent der Firmenanteile hält? Der Generationenwechsel findet nicht statt. Und der Sohn zieht es vor, als Anwalt im fernen Texas zu leben.

      „Jetzt machen wir weiter, auch ohne meinen Mann“

      Denn sie hat keinen anderen Auftrag als das Unternehmen, das der Lebensinhalt des Mannes war, wo er sieben Tage die Woche arbeitete und oft nicht einmal zum Essen nach Hause kam. Sie habe ihm dann, so erzählt sie selbst, das Essen ins Werk gebracht. „Jeder hat gesagt, ohne Georg Schaeffler kann es nicht weitergehen“, sagt sie. Bis heute bezeichnet sie es als ihre größte Tat als Unternehmerin, dass sie sich damals mit ihrem Sohn vor die Mitarbeiter stellte und sagte: „Jetzt machen wir weiter, auch ohne meinen Mann.“ Dass das geht, wollte sie „der Welt beweisen“. Wäre es ihr um Geld gegangen, sie hätte verkaufen können: „Wir waren eine geschmückte Braut, die man gerne gehabt hätte.“ Aber sie vertreibt die Freier.

      1996 also tritt Maria-Elisabeth Schaeffler in die Reihe der großen Witwen Deutschlands, in eine Reihe mit Friede Springer und Johanna Quandt. „Wie mit einer Schwester“ fühle sie sich „mit Friede“, soll Maria-Elisabeth Schaeffler einmal gesagt haben. Fast gleichaltrig sind die beiden, beide haben ihre weitaus älteren Ehemänner in den frühen sechziger Jahren kennengelernt, als sie selbst gerade Anfang zwanzig waren.

      Aber Maria-Elisabeth Schaeffler ist nicht die Sekretärin, nicht das Kindermädchen, das ein Jahrzehnt lang auf den Heiratsantrag warten muss, und auch nicht die fünfte Ehefrau. Als der 24 Jahre ältere Georg Schäffler sie auf einem Fest kennenlernt, studiert sie in Wien Medizin. Sie ist wohlbehütet aufgewachsen, streng katholisch erzogen. Ihren künftigen Gatten, der sich sofort in sie verliebt und um ihre Hand anhält, darf sie vor der Heirat noch zweimal sehen - in Anwesenheit der Eltern. Sie gibt das Studium auf und zieht mit ihm in die fränkische Provinz. Von da an ist die Firma auch ihr Leben. „Man kann spüren, dass das, was ihr Mann ihr mitgegeben hat, bis heute eine große Rolle spielt“, sagt eine der Teilnehmerinnen eines Treffens mit Vertretern der bayerischen SPD-Fraktion, zu dem sich Frau Schäffler vor gut einer Woche bereitfand. Es ist das Treffen, auf dem auch die Formulierung fällt: „So hat mein Mann mich erzogen.“

      Unter ständigem Rechtfertigungsdruck

      Sie hat Erfolg. Seit dem Tod des Mannes hat sich die Zahl der Mitarbeiter mehr als verdreifacht. Sie holt einen fähigen Manager und übernimmt in einer feindlichen Übernahme den Konkurrenten Kugelfischer. Rückschläge, gar Niederlagen, gibt es nicht. Als „Die listige Witwe“ wird sie in dieser Zeit tituliert, in Anlehnung an Franz Lehárs Operette, deren reiche, schöne Heldin - nach dem Tod ihres Bankiersgatten eine gute Partie - sich nicht einfach wieder verheiraten lässt, sondern sich in der Männerwelt behauptet.

      Und dann, irgendwann im vergangenen Jahr, verliert sie, die so viel Wert auf Bodenständigkeit legte, die sich eines so sicheren Bauchgefühls rühmt, die Bodenhaftung. Was bringt sie, die schon höchste Anerkennung für ihr Lebenswerk genießt, jenseits der Pensionsgrenze dazu, das Familienunternehmen mit der Übernahme der dreimal größeren Conti AG aufs Spiel zu setzen, zu einem Zeitpunkt, da das volle Ausmaß der Krise zwar noch nicht abzusehen ist, die drohenden Wolken am Horizont aber bereits aufziehen? Die Entscheidung für den Conti-Deal sei typisch für eine Eigentümerin und Frau, die es allen zeigen will, sagt einer, der die Branche kennt. Als Unternehmersgattin ist sie unter ständigem Rechtfertigungsdruck. „Ich musste Härte lernen, auch wenn's weh tut“, sagt sie selbst. Der inzwischen geschasste Aufsichtsratschef von Conti, Manfred Wennemer, bezeichnete das Vorgehen von Schaeffler als „rabiater als das mancher Hedge- Fonds“.

      Der drohende Untergang von Schaeffler wird zum Sinnbild der Krise: eine Geschichte von Größenwahn und vom langen Verleugnen der Realitäten, bis nichts anderes mehr übrigbleibt als der Kniefall vor dem Steuerzahler. Noch Mitte Dezember schloss Manager Geißinger aus, dass Anteile von Schaeffler abgegeben werden könnten. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar suchte er bereits händeringend nach Investoren.

      Die Welt steht kopf

      In atemberaubendem Tempo wird alles über Bord geworfen, was bisher galt. „Ich brauche keine guten Ratschläge“, hatte Frau Schaeffler bisher Forderungen nach Mitarbeitermitbestimmung beschieden. Nun plötzlich ist ihr sogar die Mitarbeiterbeteiligung „ein ganz persönliches Anliegen“. „Jetzt sucht sie die Nähe zu Leuten, mit denen sie sonst keinen Kontakt pflegte“, sagt der bayerische Oppositionsführer Franz Maget, der die SPD-Delegation bei dem mehr als zwei Stunden dauernden Treffen anführte. Das Treffen allein zeige, wie es um das Unternehmen bestellt sei; früher, als sie die SPD noch nicht brauchte, habe sie sich höchstens ein paar Minuten Zeit genommen: „Jetzt muss Frau Schaeffler dankbar sein, dass sich die IG Metall mit ihr an einen Tisch setzt.“

      Die Welt steht kopf. Die unnahbare Firmenchefin reiht sich in den Zug der demonstrierenden Arbeiter, die wallende toupierte Mähne wird zum streng zurückgebundenen Zopf, und damit auch der Letzte versteht, dass hier jemand die Seiten gewechselt hat: der rote Schal. Nun rächt es sich, dass Frau Schaeffler die Medien stets stiefmütterlich behandelte. Als bettelnde Milliardärin im Pelzmantel wird sie verhöhnt, gerade auch als Frau: „Wenn ein männlicher Vorstandsvorsitzender, sagen wir von Opel, mehrfach im Kanzleramt um Geld bittet, heißt es: Er kämpft für sein Unternehmen. Wenn eine Frau das tut, heißt es: Sie bettelt“, sagt Hans-Olaf Henkel, der bei Conti im Aufsichtsrat sitzt.

      Eine der letzten Szenen des Films zeigt Maria-Elisabeth Schaeffler, wie ihr beim Anblick der versammelten Arbeiterschaft - „wir sind Schaeffler“ - die Tränen in die Augen treten. Ein Reporter der „Bild“ ist glücklicherweise zugegen, und in den kommenden Tagen wird man viel darüber spekulieren, wie echt oder wie wohlinszeniert diese Tränen waren. Und vielleicht jener literarischen Witwe gedenken, deren Lebens schönster Traum - „all mein Hoffen, all mein Sehnen“ - eines Tages an einem Apfelbaum hängt: „Fließet aus dem Aug', ihr Tränen!“ Die letzte Szene dieses Films ist noch nicht gedreht.

      Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 16:39:12
      Beitrag Nr. 1.366 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.284 von Maraho am 28.02.09 18:35:10Ein Artikel aus der "FAZ" über den...

      Rüsselsheimer Rettungsplan

      Die Erpresser vom Opelwerk
      Von Tim Höfinghoff, Lisa Nienhaus und Christian Siedenbiedel


      Die Erpresser treten ganz ruhig vor die Mikrophone. Die Stimme der Redner ist fest, der Blick energisch. Nur ein wenig glänzen die Augen, als die Opel-Führung am Freitagnachmittag ihren "Rettungsplan" für den deutschen Autobauer verkündet. Die zentrale Botschaft: Die amerikanische Muttergesellschaft General Motors (GM) ist bereit, Anteile an Opel abzugeben. Außerdem braucht Opel 3,3 Milliarden Euro vom Staat.

      Die Wortwahl ist befremdlich. Dass GM bereit ist, Anteile abzugeben, klingt wie eine freiwillige Großtat, als stünden Investoren Schlange, um Opelanteile zu kaufen. Das ist Unsinn. Opel steht schlecht da, GM Europa machte im vergangenen Jahr 2,8 Milliarden Verlust, und das wird sich so bald nicht ändern. Schlicht größenwahnsinnig ist die Aussage, dass Opel 3,3 Milliarden vom Staat "braucht". Sollte Opel nicht um 3,3 Milliarden bitten? Nein, das Unternehmen fordert sie ein, als hätte jede Firma einen Anspruch auf Staatsgeld, wenn es mit dem Geschäft gerade nicht so läuft. Der Auftritt der Retter ist ein Akt der Erpresser. Und alle schauen zu.

      Pathos ist ansteckend

      Das Pathos von Betriebsrat, Opel-Führung und streikenden Mitarbeitern ist ansteckend. Wo wir jetzt alle plötzlich Opelaner sind, kann der Staat auch ein bisschen helfen.

      Die Antwort der meisten Ökonomen ist einfach: Der Staat soll den Unsinn bleiben lassen. Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München, sagt: "Opel will sich auf Kosten der Allgemeinheit vom Staat retten lassen. Doch den Staat geht das nichts an." Es ist nicht die Aufgabe des Staates, einzelne Unternehmen zu finanzieren. "Wenn die Firma Opel zusätzliches Geld benötigt, dann sollte sie sich das Geld am Kapitalmarkt und von ihren Kunden besorgen." Doch die Kunden geben wenig Geld. Mag das Unternehmen technisch noch so gute Produkte machen - sie werden einfach nicht gut verkauft. Die Opel-Neuzulassungen in Deutschland und der Marktanteil in Westeuropa sinken (siehe Grafik).

      Investoren haben bisher nicht angeklopft

      Auch große, mit viel Kapital ausgestattete Investoren haben bisher nicht angeklopft. Deshalb geht Opel einen anderen Weg: den der Erpressung des Staates und der Steuerzahler. Teil des Planes ist es, das neue Rettungskonzept, das kaum Neues bietet, emotional zu verpacken. Der vergangene Freitag mit seiner schmalzigen Inszenierung wird von den Beteiligten zum Wendepunkt in der Geschichte Opels stilisiert. "Ich habe mir einen roten Punkt in den Kalender gemacht", schwärmt Opel-Betriebsratschef Klaus Franz. "An diesem Tag wurde Opel neu erfunden." Er sieht einen "Kreis geschlossen": 1929, als die große Weltwirtschaftskrise vor der Tür stand, hat die Eigentümerfamilie Opel an GM verkauft und "die Aktien mit dem Zeppelin nach Amerika gebracht". An die "Dollarimperialisten verschachert", wie eine Arbeiterzeitung voll Empörung titelte. 2009, genau 80 Jahre später, ist es wieder eine Krise, die Opel gleichsam heimholt: Die Teil-Renationalisierung wird zur späten Rache.

      Zum Plan gehört es, den Politikern möglichst viele Argumente zu liefern, warum es zur Opel-Rettung keine Alternative gibt. Ihr Totschlagargument haben sie von den Bankenrettern gestohlen. Opel sei ein so großes Unternehmen, dass es "systemrelevant" sei. So sagt es schon seit einiger Zeit der DGB-Vorsitzende Michael Sommer, und auch der Betriebsrat von Opel betet es nach.

      Sie meinen damit, dass eine Pleite von Opel die gesamte Autoindustrie in Deutschland, ja vielleicht sogar die gesamte Wirtschaft in den Abgrund reißen könnte. Doch ein Automobilunternehmen ist eben etwas anderes als eine Bank. Wenn eine große Bank zusammenbricht, führt es dazu, dass Unternehmen und Privatpersonen ihr Erspartes verlieren. Der Geldfluss kommt zum Erliegen und damit womöglich auch die Wirtschaft. Ist hingegen ein Automobilunternehmen pleite, sind zwar auch Zulieferer betroffen, doch die Auswirkungen bleiben begrenzt.

      Die Konkurrenz kann sich freuen

      Und die Konkurrenz kann sich freuen. VW, Daimler & Co. werden profitieren, sie werden mehr Autos verkaufen und Rüsselsheim die besten Ingenieure abwerben. Kein Wunder, dass VW-Chef Martin Winterkorn am lautesten gegen Staatshilfen für Opel anrennt. Eine Kleinigkeit vergisst er allerdings zu erwähnen: VW war immer schon ein Staatsunternehmen.

      Doch die Erpresser von Opel haben noch eine besonders scharfe Waffe: die Arbeitsplätze, die an Opel hängen. Rund 25 000 sind es beim Autohersteller selbst. Vielleicht noch einmal so viele bei den Zulieferern. Die gelte es zu sichern, rufen alle. Sonst drohe Massenarbeitslosigkeit.

      Natürlich, niemanden lassen die Streiks der Opel-Beschäftigten in Rüsselsheim kalt. Ihre Angst vor der Arbeitslosigkeit ist allzu verständlich. Doch wenn der Staat wirklich dazu da wäre, jetzt bei Opel Arbeitsplätze durch Staatsgeld zu retten, dann müsste er überall eingreifen. Er müsste Märklin, Rosenthal, Schaeffler retten. Er müsste Firmen unter die Arme greifen, deren Produkte längst keiner mehr kauft.

      So hat der Markt nicht gewettet

      So aber hat der Markt nicht gewettet. Er ist darauf aus, dass dort Jobs entstehen und erhalten bleiben, wo Unternehmen Kunden begeistern und damit Geld verdienen. Dort, wo das nicht mehr der Fall ist, werden Jobs abgebaut, damit woanders neue entstehen können.

      Das heißt nicht, dass der Staat die Arbeitslosen im Stich lässt und sie in die Armut schickt. Für ihre Rettung gibt es schon ein staatliches Rettungspaket: Es heißt Arbeitslosenversicherung. Sie fängt die Gekündigten auf, qualifiziert sie und vermittelt sie weiter. Bei allen Schwächen des Systems: Das ist weitaus sinnvoller, als Menschen mit Staatsgeld in Betrieben zu halten, die ohne den Staat keine Zukunft hätten. Der Staat rettet die Menschen, aber nicht die Firmen und ihr schlechtes Management.

      Bleibt noch die alte Liebe der Opelaner: ihre Produkte. Immer wieder verweisen sie auf die technische Qualität, auf den Preise gewinnenden Insignia und die große Zukunft. Das klingt schön. Dumm nur, dass die Kunden das noch nicht gemerkt haben. Sie aber sprechen das letzte Wort über die Zukunftsfähigkeit eines Geschäftsmodells, nicht die Ingenieure und nicht die Politiker. Da ist die Marktwirtschaft so einfach wie brutal wie gerecht.

      Es ist natürlich nicht so, dass Opel keine Kunden hat. Mehr als 13.000 der Autos, die im Januar in Deutschland neu zugelassen wurden, waren Opel. Doch wenn das alles eine so fruchtbare Grundlage für künftige Geschäfte ist, wieso greift kein privater Investor zu? Wieso verkauft GM Opel nicht an die Konkurrenz? Es scheint, als sei nur Opel davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Opel-Autos genügt, um in Zukunft wieder Gewinn zu machen. Der letzte Ausweg lautet deshalb: den Steuerzahler anpumpen. Doch wieso, fragt man sich, soll der Deutsche zwei Autos kaufen: Eines, das er fährt, und dazu noch einen Opel, den er nicht fährt, sondern nur auf Halde fertigen lässt?

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub1C361F33FC404444A08B1CFAE205D3E4/Do…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 16:58:05
      Beitrag Nr. 1.367 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.672.479 von Maraho am 28.02.09 06:56:32Noch etwas zu Osteuropa....
      Eine Zusammenfassung.


      Finanzkrise
      Osteuropa: Gefährlicher Sog für Banken
      Hans Jakob Ginsburg

      Westeuropäische Banken haben früh in den Osten expandiert. Jetzt stecken die jungen Marktwirtschaften von Estland bis Rumänien in der Schuldenfalle und sind damit eine Gefahr für die Banken im Westen.

      Schon vor 2004, als die jungen Marktwirtschaften von Estland bis Ungarn der Europäischen Union beitraten (Bulgarien und Rumänien, von Anfang an Problemfälle, folgten 2007), hatten Banken aus Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich den Osten entdeckt.

      Jahrelang zeigten dort alle Wirtschaftsindikatoren nach oben. Jetzt ist vor allem der industrielle Export der einstigen Reformstaaten ins Stocken geraten und damit das Wirtschaftswachstum. Die ausländischen Banken sitzen gemeinsam mit ihren privaten und öffentlichen Kreditnehmern in der Schuldenfalle: Den meisten Staaten brechen die Einnahmen weg, und viele Privatleute, denen Arbeitslosigkeit droht, können ihre Schuldenlast nicht mehr bedienen.

      Litauen

      Der größte baltische Staat verzeichnete vor der Krise Wachstumsraten um die acht Prozent im Jahr, auch dank des starken Exportgeschäfts Richtung Russland. Damit ist es vorbei, wie auch mit den jahrelang regelmäßig sehr hohen Lohnerhöhungen. Da werden die in den guten Jahren angehäuften Schulden zum Problem.

      Estland

      Der kleinste osteuropäische EU-Staat galt lange als Musterland marktwirtschaftlicher Reformen. Die Konjunktur rutschte aber schon Mitte 2008 deutlich ins Minus, und jetzt wird der starke Bankensektor zum Verhängnis. Niemand in der Region ist so stark verschuldet wie die Esten.

      Lettland

      2006 und 2007 wuchs die Wirtschaft mit jährlich mehr als zehn Prozent. Das war erkauft mit hohen Staatsverschuldung – und auch die privaten Haushalte lebten weit über ihre Verhältnisse. Einen Zusammenbruch der inländischen Baken hat es schon einmal in den Neunzigerjahren gegeben.

      Slowakei

      Dank energischer Reformpolitik und gezielter Wirtschaftsförderung konnte das kleine Land zum ersten Euro-Mitglied östlich von Deutschland werden und zum Schwerpunkt der europäischen Fahrzeugindustrie. Böse gesagt: Zum Detroit Europas – und darauf waren die hoch verschuldeten Slowaken und ihre Kreditgeber überhaupt nicht vorbereitet.

      Rumänien

      Mit einem BIP von kaum 10.000 Dollar pro Kopf gehört der Balkanstaat immer noch zu den ärmsten in Europa – und das nach mehreren Jahren mit einem Wachstum um die acht Prozent. Damit ist es vorbei, weil die Aufträge und Investitionen aus dem Ausland ausbleiben.

      Bulgarien

      Vorsichtige Haushaltspolitik und liberale Wirtschaftsreformen haben an den Grundübeln Inflation, Korruption und mangelnde Rechtssicherheit nichts geändert. Für Banken war das Land interessant geworden, weil die Regierung die Landeswährung Leva an den Euro gebunden hat.

      Ungarn

      Kein anderer Staat der Region ist so verschuldet, und nur ein 25-Milliarden-Dollar-Kredit des IWF rettete Budapest vergangenen Herbst vom Bankrott. Jetzt ist Austerität angesagt, und die Gefahr, dass Firmen und Privatleute ihre ebenfalls hohen Schulden nicht mehr begleichen können, ist stark gewachsen.

      Tschechien

      Bis Mitte 2008 stand es noch gut um die tschechische Wirtschaft. Seitdem stockt der Export, die ausländischen Direktinvestitionen bleiben aus, und damit sinkt der Wert der zuvor so festen Krone. Mit der Folge, dass längerfristige Kredite für die Banken zum schlechten Geschäft werden.

      Polen

      Deutschlands großer Nachbar fürchtet die Wiederkehr alter Leiden: Arbeitslosigkeit (wieder über zehn Prozent), Inflation (mehr als vier Prozent), Verfall der Währung. Das Land hat in den guten Jahren seit dem EU-Beitritt über seine Verhältnisse gelebt.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/osteuropa-gefaehrlich…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 17:05:37
      Beitrag Nr. 1.368 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.630 von Maraho am 01.03.09 16:58:05Wie sollte es auch anders sein...
      Ein Bericht aus der neutralen Schweiz über den heutigen...

      EU-Krisengipfel

      Rezession stellt Europa vor Zerreißprobe
      Von Dorothée Junkers, dpa

      Der schwerste Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg sorgt für Spannungen in der Europäischen Union. Nicht nur die Bitte mittel- und osteuropäischer Staaten um Solidarität sorgt für Streit. Auch der von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy geforderte Hilfsplan für die Autoindustrie stößt auf wenig Gegenliebe.


      Brüssel - Die EU-Staats- und Regierungschefs mussten am Sonntag in Brüssel schweren Verwerfungen zwischen armen und reichen Partnern entgegenwirken. Unmittelbar vor dem Sondergipfel forderten neun mittel- und osteuropäische EU-Länder von führenden Volkswirtschaften wie Deutschland und Frankreich mehr Solidarität und eine Absage an Protektionismus. Angesichts milliardenschwerer Konjunkturpakete überall auf dem Kontinent versuchte die Gipfelrunde, die Einzelmaßnahmen der Staaten besser abzustimmen. Auch die dramatische Krise um den Autobauer Opel sollte am Rande zur Sprache kommen.

      Das Krisentreffen ging dem Entwurf für die Schlusserklärung zufolge aber nicht auf die Forderung nach einem eigenen Stabilisierungsprogramm für Osteuropa ein. Stattdessen sollten die Finanzminister die Lage beobachten und "von Fall zu Fall" über konkrete Maßnahmen beraten. Ungarn legte ein Papier vor, das besondere Finanzhilfen in Höhe von 160 bis 190 Milliarden Euro für die mittel- und osteuropäischen Staaten fordert. Das lehnten jedoch Estland, die Slowakei und andere Länder ab. Der estnische Regierungschef Andrus Ansip sagte: "Ich glaube nicht, dass es eine Notwendigkeit für spezifische Hilfe für mittel- oder osteuropäische Staaten gibt."

      Flugzeugpanne: Merkel kommt zu spät

      Bundeskanzlerin Angela Merkel kam nicht rechtzeitig zum Auftakt des Treffens nach Brüssel. Ihr Flugzeug musste nach Diplomatenangaben wegen eines überhitzten Triebwerks in Hannover landen. Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft hatte auf Merkels Unterstützung gesetzt, um protektionistischen Bestrebungen des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy entgegenzutreten.

      Der EU-Sondergipfel diente auch der Abstimmung der Europäer mit Blick auf den Weltfinanzgipfel am 2. April in London. Dort soll die internationale Gemeinschaft die Weichen stellen für neue Finanzmarktregeln. Allein für Europas größte Volkswirtschaft Deutschland erwarten Experten für das Gesamtjahr einen Absturz der Wirtschaft um bis zu fünf Prozent. Ungeachtet der dramatischen Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich die EU bislang nur bedingt auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können. "Wir müssen unsere Maßnahmen besser koordinieren", sagte Schwedens Premier Fredrik Reinfeldt.

      Polens Europaminister Mikolaj Dowgielewicz warnte vor einer neuen Spaltung Europas. "Man sollte nicht zwei Klassen der Mitgliedschaft schaffen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zuvor war es bereits zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem amtierenden EU- Ratspräsidenten, dem tschechischen Regierungschef Mirek Topolanek, und Sarkozy um Frankreichs Autohilfen sowie generell um das Krisenmanagement Tschechiens gekommen. Sarkozy war in die Kritik geraten, weil er Hilfen für französische Autobauer an Bedingungen wie die Bevorzugung heimischer Zulieferer knüpfen wollte. Die EU- Kommission - die oberste Wettbewerbsaufsicht in der EU - segnete jedoch seinen Plan am Samstag ab, da er keine protektionistischen Elemente mehr enthalte.

      Dramatische Krise in Osteuropa

      Aus französischen Diplomatenkreise hieß es aber, Sarkozy dringe weiterhin im Schulterschluss mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf einen Hilfsplan auf EU-Ebene für die Autoindustrie. Dies schlossen die Gipfelteilnehmer dem Abschlussentwurf zufolge aber aus. Der Text bezog sich lediglich auf eine Mitteilung der Kommission zur Autobranche, die Leitlinien für nationale Hilfsprogramme wie Abwrackprämien vorsieht.

      Die Krise in Osteuropa hat inzwischen ein dramatisches Ausmaß erreicht. Vor allem die baltischen Staaten und Ungarn leiden unter dem Abfluss ausländischen Kapitals, das den Aufschwung finanzierte. In Lettland und Ungarn mussten die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) einschreiten, im Baltikum kam es zu Unruhen. "Wir müssen bereit sein, auf bilateraler Ebene denen in Not zu helfen, da es sich um eine tiefe Krise handelt", forderte Schwedens Reinfeldt.

      Während viele Westeuropäer vom Osten mehr eigene Maßnahmen zur Wiederbelebung der Konjunktur fordern, wehren sich die neuen EU- Staaten, dies nicht finanzieren zu können. In vielen Stützprogrammen der großen Volkswirtschaften wittern die kleineren EU-Länder zudem unfaire Wettbewerbsvorteile für deren heimische Wirtschaft. "Ich spüre, dass wir mehr Solidarität und Verantwortungsbewusstsein für ganz Europa brauchen", sagte Polens Premier Donald Tusk.

      Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/EU-Sondergi…
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      schrieb am 01.03.09 17:10:54
      !
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      Avatar
      schrieb am 01.03.09 17:17:49
      Beitrag Nr. 1.370 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.630 von Maraho am 01.03.09 16:58:05Hierzu ein Kommentar von...

      Robert Kurz
      OSTEUROPA ALS NEUER BRANDHERD

      Mit jedem neuen Schub der globalen Finanz- und Konjunkturkrise verlagern sich die Schauplätze. Das Lauffeuer springt in verwirrender Weise von den Banken auf verschiedene Industriebranchen und von den Zentren auf verschiedene periphere Weltregionen über, um von dort umso heftiger auf die Ausgangspunkte zurückzuschlagen. Wie nach den Finanzmärkten plötzlich die Autoindustrie und deren Zulieferer erfasst wurden, so nach den USA und Westeuropa ebenso unerwartet Island oder Irland. Der Grund für diesen eigenartigen Krisenverlauf ist eine strukturelle und globale Verkettung, die es in diesem Ausmaß noch nie zuvor gegeben hat. Die überall tief gestaffelte Verschränkung der Finanzblasen-Ökonomie mit der sogenannten Realwirtschaft ist gleichzeitig in transnationale Verbundsysteme mit ganz unterschiedlichen Reichweiten und Laufzeiten eingebunden. Der Krisenfunke durchrast diesen komplexen Gesamtzusammenhang mit wachsender Geschwindigkeit und zündet immer neue Brandherde. Jetzt ist Osteuropa an der Reihe.

      Noch vor kurzer Zeit galt der dortige Transformationsprozess vom Staatskapitalismus zur Weltmarktintegration als Erfolgsmodell. Aber die hohen Wachstumsraten von 7 oder 8 Prozent waren nur dem extrem niedrigen Ausgangsniveau nach dem vorherigen Zusammenbruch und einer daraus folgenden Deindustrialisierung geschuldet. Außerdem ging dieses Wachstum mit einer besonders brutalen sozialen Spaltung einher. Vor allem aber bestand der optimistisch so genannte „Aufbau“ nur aus Pappfassaden. Es fand überhaupt keine Transformation zu einer eigenständigen Teilnahme am Weltmarkt statt, sondern nur zu einer total abhängigen Verschuldungswirtschaft. Während sich eine dünne Reindustrialisierung auf verlängerte Billiglohn-Werkbänke westlicher Konzerne beschränkte, rissen sich westliche Banken das Finanzsystem unter den Nagel, das in ganz Osteuropa fast nur aus deren Töchtern besteht.

      Auf diese Weise blähte sich in Form massiver Zuflüsse von Geldkapital eine spezielle Kreditblase auf. Das betrifft nicht zuletzt die noch nicht in den Währungsraum integrierten Beitrittsländer oder Kandidaten. Dort verschuldeten sich die Staaten, die Unternehmen und die Privathaushalte immer höher in Fremdwährungen, vor allem in Euro und Schweizer Franken. Mit diesen Krediten wurde munter konsumiert, importiert und in unproduktive Bereiche investiert. Jetzt versiegt der Geldstrom, die lokalen Währungen werden abgewertet und die Zinsen der Euro- und Frankenkredite explodieren. Reihenweise drohen Staatsbankrotte, von Litauen bis zur Ukraine.

      Der bevorstehende Crash der osteuropäischen Schuldner hat natürlich gravierende Folgen für die selber schon angeschlagenen Gläubiger. Auf einer Masse faul werdender Ostkredite sitzen deutsche Geldhäuser, etwa die Commerzbank, und mehr noch die französische Société Générale. Am dicksten aber kommt es für österreichische Banken wie Raiffeisen International. Allein die Österreicher haben in den alten Habsburger Einflusszonen Kredite von 230 Milliarden Euro ausstehen; das sind sage und schreibe 75 Prozent des alpenländischen Bruttoinlandsprodukts. Während in den kommenden Monaten neue nationale und internationale Rettungspakete für die Oststaaten und ihre Gläubiger fällig werden, brechen die bislang von Jahr zu Jahr gestiegenen Exporte in diesen Raum weg. Und schon zeichnet sich der nächste weltregionale Crash ab, nämlich in Asien. Der mit wilden Zickzacksprüngen über den Globus fegende ökonomische Feuersturm hat seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht.

      Quelle: http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&in…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 17:30:12
      Beitrag Nr. 1.371 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.031 von kiska am 25.02.09 06:39:38Ergänzend zu kiska´s Beitrag:

      Freiberufler fürchten um 400.000 Arbeitsplätze


      DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Wirtschaftskrise schlägt auch bei den Freiberuflern in Deutschland durch. "Bei den rund eine Million Ärzten, Architekten, Anwälten oder Steuerberatern mit ihren 2,9 Millionen Beschäftigten sind mittelfristig rund 400.000 Arbeitsplätze bedroht", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB), Arno Metzler, dem "Handelsblatt" (Montag). "Architekten und Ingenieure stehen ohne Aufträge da, Anwaltskanzleien müssen Partner und Mitarbeiter entlassen und den Ärzten drohen durch die sinkenden Kassenbeiträge ganz harte Zeiten."

      Bei den Steuerberatern sehe es noch gut aus. "Doch es ist absehbar bei sinkenden Bilanz- und Lohnvolumen der Firmen, dass auch dieser Berufszweig von der Wirtschaftskrise nicht verschont bleiben wird", sagte Metzler. Die Vertreter des Berufsverbands wollen deshalb bei der Veranstaltung zum ihrem 60-jährigen Bestehen an Bundeskanzlerin Angela Merkel appellieren, nicht nur über Hilfen für Opel und andere große Industrieunternehmen nachzudenken. "Die Politik muss auch den kleinen Freiberuflern bei Betriebsmittelkrediten helfen, um die eigene Liquidität zu sichern und sich auch gegen Risiken wie etwa Insolvenzen von Dritten zu sichern", sagte Metzler./gö/DP/ck

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&dpasubm=&ans…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 17:55:28
      Beitrag Nr. 1.372 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.137 von Maraho am 26.02.09 06:15:29So, zum Abschluß für heute meinerseits noch etwas Älteres.
      Dennoch aktuell...


      Die Herrschaft der Bankrotteure

      Das Finanzsystem wird mit Milliarden Euro Steuergeldern gestützt. Dass die eigentlich verantwortlichen Banker wohl ungeschoren davonkommen, ist ungerecht. Findet einer, der einst selbst ein großes Rad drehte.

      Text: Nick Leeson*


      - An den Finanzmärkten herrscht Panik. Aktien und Fonds stehen zum Ausverkauf. Es herrscht ein derartiges Durcheinander, dass keiner mehr dem anderen traut. Die Verantwortlichen? Die Banken selbst. Sie stecken so tief in ihrem eigenen Mist, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu helfen, und betteln deshalb beim Staat um Hilfe. In der Krise offenbaren sich viele Modebegriffe der Branche als reines Gerede. Etwa: "Risiko-Management" - ein Lieblingswort der Händler und Banker. Doch heute wissen wir: Es ist ein Widerspruch in sich, schon sprachlich.

      Die Krise hat angesehene Finanzinstitute in den USA erwischt: Bear Stearns, Fannie Mae, Freddie Mac, Merrill Lynch, Lehman Brothers, AIG - alle kämpfen mit schweren Problemen, zwei von ihnen sind schon gegen die Wand gefahren. In Großbritannien ein ähnliches Bild: Die Hypothekenbank Northern Rock wurde verstaatlicht, und die Turbulenzen an den Märkten haben den Baufinanzierer HBOS in die Arme der Lloyds Bank getrieben.

      Es sind turbulente Zeiten. Das Bankensystem Großbritanniens ist praktisch insolvent. Der Wert aller ausstehenden Hypotheken und Kredite beträgt umgerechnet 324 Milliarden Euro, während die Einlagen lediglich 202 Milliarden Euro ausmachen. Bewerteten die Banken ihre Immobilien-Portfolios neu und legten sie ihre faulen Kredite offen, wäre die Lage noch dramatischer. Denn längst leihen sich die Banken untereinander kein Geld mehr, weil sie fürchten, es nicht mehr zurückzukriegen. Der Finanzverkehr funktioniert nur noch, weil die Zentralbanken den Geldmärkten frisches Geld zuschießen - in der Regel mit Milliarden-Beträgen.

      Die Banken sind nicht nur praktisch pleite. Sie sind auch moralisch bankrott. Angefangen hat alles vor einem guten Jahrzehnt. Kredite waren billig und einfach zu bekommen. Und zwar für jeden: Unternehmen und Konzerne, Hausbauer und Kreditkartenbesitzer. Viele von ihnen häuften Rekordschulden an.

      Doch wer ist dafür verantwortlich? Dieselben Banker, die auch Sie davon überzeugen wollten, Ihr neues Auto auf Pump zu kaufen. Dieselben Banker, die jeden Möchtegern-Immobilienspekulanten dazu animiert haben, mit Schulden sein Geschäftsvolumen zu steigern. Auch die Investmentbanker tragen Verantwortung, die faule Kredite in Häppchen mit exotischen Namen zerteilt haben, um fantastische Anlagen zu verkaufen. Inzwischen ist der Immobilienmarkt kollabiert, und die unbedienten Kredite vieler Schuldner belasten die Bücher der Banken.

      Einfach gesagt: Die Banken haben in den vergangenen Jahren leichtsinnig und rücksichtslos gewirtschaftet - und damit unser aller Wohlstand aufs Spiel gesetzt. 1999 kam ich aus Singapur zurück nach Großbritannien. Meine Biografie war nicht nur der Polizei bekannt: Ich war verantwortlich für Verluste in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Ich habe die älteste britische Investmentbank in die Pleite gerissen, eine Bank, bei der auch die Queen ihr Geld angelegt hat. Ein Gericht in Singapur hat mich persönlich für den Verlust von 127 Millionen Euro haftbar gemacht. Trotzdem: Binnen einer Woche wurden mir in Großbritannien fünf Kreditkarten angeboten. Jeder Zentralbanker beteuert, dass das Finanzsystem auf der Prämisse des "verantwortungsvollen Verleihens" basiert. Das klingt schön. Aber die Ereignisse der vergangenen Monate zeigen uns, was das ist: völliger Müll.

      Was wird passieren? Einige Banken werden noch abstürzen, die Kosten werden uns allen aufgebürdet werden. Zehntausende werden ihre Jobs verlieren. Und die Verantwortlichen? Wegen meiner Schuld am Kollaps der Barings Bank wurde ich von der Polizei auf der ganzen Welt gejagt. Als sie mich dann hatten, wurde ich nach Singapur ausgeliefert und zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Und heute? Wer wird die leichtsinnigen und rücksichtslosen Banker jagen, die für diese finanzielle Katastrophe verantwortlich sind? Bestimmt niemand. Wer wird die Unternehmen und Privatpersonen aus dem Schlamassel ziehen, die im Moment ums Überleben kämpfen? Die Banker? Keine Chance. Selbsterhaltung ist momentan das Einzige, was sie treibt. Der Rest von uns wird gucken müssen, wo er bleibt. -


      * Nick Leeson, 41, hat 1995 als Derivatehändler in Singapur die britische Barings Bank in den Ruin spekuliert und saß daraufhin sechseinhalb Jahre im Gefängnis. Gegenwärtig ist er Manager des irischen Fußballvereins Galway United FC.

      Quelle: http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2822&M…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 18:04:51
      Beitrag Nr. 1.373 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.801 von Maraho am 01.03.09 17:55:28Wie immer an dieser Stelle wieder einmal ganz herzlichen Dank für das Interesse und die Beteiligung. Ich hoffe, für den einen oder die andere wieder etwas gefunden zu haben.

      Somit verabschiede ich mich für heute und wünsche euch nun einen angenehmen Sonntag-Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 19:12:27
      Beitrag Nr. 1.374 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.572 von Maraho am 01.03.09 11:13:06@ Maraho,

      "Gligorov: Das kann man vielleicht für das Baltikum sagen, wo die Defizite regelrecht außer Kontrolle geraten sind. Aber in Ländern wie Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei war ja der Einfluss von Kapital gerade das Modell zur Reindustrialisierung der Volkswirtschaften. In diesen Ländern haben wir heute hohe Vermögenswerte in ausländischer Hand. Und jetzt besteht die Gefahr, dass die Investoren ihr Geld abziehen. Sie können hier nichts mehr verdienen."

      Na, also: " Endlich mal jemand, der das Bild der Heuschrecken in allen Punkten bestätigt. Das Land ist kahlgefressen(" sie können hier nichts mehr verdienen "), die Heuschrecken, Verzeihung natürlich Investoren, ziehen weiter( "...jetzt besteht die Gefahr, dass die Investoren ihr Geld abziehen." ).

      Und noch etwas: Hat den Ostblockländern niemand erzählt, dass
      noch immer die alte ex-Post- Regel gilt:

      S=I

      Also: ohne Erspranis keine Investtition.

      Das hat doch der Herr Professor seinen Studiosi mit Sicherheit in jeder Anfängervorlesung eingebleut. Und nun ist das eine ganz neue
      weltbewegende Erkenntnis.

      Gruß und einen, trotz allem, einen
      angenehmen Abend den Interessierten dieses Threads

      Windei
      4 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 19:13:51
      Beitrag Nr. 1.375 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.801 von Maraho am 01.03.09 17:55:28:cool:
      Endlich redet ein richtiger Experte mal Klartext.#



      :laugh::laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 19:31:50
      Beitrag Nr. 1.376 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.100 von windei am 01.03.09 19:12:27Guten Abend windei,
      leider steht so etwas nicht in der "Bild". Aber ich befürchte, die Leute würden das nicht verstehen. Verstehen ja hier bei
      w : o (natürlich nicht in diesem Thread ;)) die wenigsten!

      Schönen Abend von Maraho

      P.S.: Deine Antwort gehört zu Beitrag #1355 von Maraho 01.03.09 11:29:34 Beitrag Nr.: 36.675.631 ;) Nur der guten Ordnung wegen.
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 19:34:39
      Beitrag Nr. 1.377 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.105 von Groupier am 01.03.09 19:13:51Guten Abend Groupier,

      eben deswegen fand ich es gut. Ist übrigens von 11/2008!

      Dir auch einen schönen Abend!
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 20:12:36
      Beitrag Nr. 1.378 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.100 von windei am 01.03.09 19:12:27Würde mich übrigens brennend interessieren, welche deutschen Banken da mit drin hängen. Auch in Bezug auf Münte´s Heuschrecken-Debatte vor geraumer Zeit!

      Hier meine Fundstücke:

      Laut diesem Text http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4018502,00.html
      sind ....Deutsche Banken sind insgesamt weniger stark engagiert. Die Commerzbank hat Beteiligungen in Polen oder der Ukraine. Einige Landesbanken sind im Osten engagiert. Andererseits muss Deutschland schon wegen der hohen Handelsverflechtungen daran gelegen sein, dass die Nachbarn im Osten nicht auch noch abstürzen.

      Aber CoBa und Landesbanken, da kommt bei mir aber ein merkwürdiges Gefühl hoch.....

      Die Commerzbank braucht doch bald neues Geld: Commerzbankchef Martin Blessing schließt einen weiteren Kapitalbedarf seines Instituts vom Staat nicht aus. Zwar habe man momentan eine "angemessene Kapitalausstattung", sagte Blessing der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Doch niemand wisse, was in dieser Krisenzeit auf die Banken zukomme.

      Aus #1336 von Maraho 28.02.09 16:37:40 Beitrag Nr.: 36.673.937 Seite 134

      Jetzt wird mir einiges klarer.... ;)
      Von den LB wollen wir erst gar nicht sprechen! ;)


      Wen dieses interessiert: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Europa/DeutschlandIn…
      http://www.ulm.ihk24.de/produktmarken/international/Kompeten…
      http://www.ost-ausschuss.de/leseprobe_oa_nach.htm


      Gute Nacht! :laugh:
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 20:22:23
      Beitrag Nr. 1.379 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.183 von Maraho am 01.03.09 19:31:50@ Maraho,

      um das Bild zu ergänzen: Die Heuschrecken verhungern. Dazu diese Meldung:
      "Blackstone: Der Tag der Abrechnung naht
      von Lauren Silva Laughlin (breakingviews.com
      )

      Die Ergebnisse von Blackstone im vierten Quartal zeigen, dass der Tag der Abrechnung für Buyout-Firmen naht. Die katastrophalen Resultate des Unternehmens und weiter absackende Beteiligungswerte spiegeln die Leiden der Branche wider. Aber durch ihre auf Diversifizierung ausgelegte Strategie könnte Blackstone besser als ihre Konkurrenten in der Lage sein, dem Sturm die Stirn zu bieten. Das sind allerdings schlechte Vorzeigen für andere Firmen, die sich auf Übernahmen spezialisiert haben.

      Der Quartalsausweis von Blackstone liest sich düster. Das Unternehmen schrieb im Berichtszeitraum ihre Immobilieninvestitionen um happige 30 Prozent und ihre Private Equity-Investitionen um 20 Prozent ab. Blackstone strich zudem die Dividende und wies einen Verlust vor Steuern, Belastungen aus Aktienoptionen für Mitarbeiter und der Abschreibung immaterieller Vermögenswerte - das ist die bevorzugte Ergebniskennzahl der Beteiligungsgesellschaft- aus. Mit weiteren Abschreibungen dürfte zu rechnen sein. Während der Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen mussten Blackstone-Vertreter sogar die Frage abwimmeln, ob ihre Fonds liquidiert würden - so besorgt sind die Aktionäre über die Zukunftsaussichten der Firma.

      Auch wenn Blackstone den Analysten versicherte, dass eine Abwicklung unwahrscheinlich sei, sagte Präsident Tony James dennoch, dass die Lage sich erst noch einmal verschlechtern werde, bevor es wieder aufwärts gehe. Die Buyout-Investoren seien extrem verunsichert, wollten derzeit kein weiteres Geld mehr investieren und viele von ihnen hätten Liquiditätsprobleme, sagte James. Auch bei Blackstone stehen mehrere Investitionen auf der Kippe - weitere Abschreibungen sind also durchaus drin.

      Und doch blitzt am Horizont ein kleiner Lichtschein auf. Laut James hatte Blackstone erkannt, dass der Markt 2006 seine Spitze erreicht hatte, und daraufhin seine Investitionen etwas gedämpft - obwohl dies das Unternehmen nicht davon abgehalten hatte, im kommenden Jahr an die Börse zu gehen. Derzeit richtet Blackstone einen neuen Fonds ein und verfügt auch noch über andere Geschäftsbereiche, wie den GSO Hedge Fonds, so dass das Unternehmen zu einem gewissen Grad diversifiziert ist.

      Firmen, die sich einzig und allein auf Übernahmen stützen, könnten schwerer in Mitleidenschaft gezogen werden. Außerdem ist bei Blackstone - noch - nichts wirklich schief gegangen, anders als etwa bei TPG mit ihrem 1,3 Mrd. Dollar schweren Deal mit Washington Mutual oder bei Cerberus mit ihren Investitionen im Autosektor. Blackstone mag den Tag der Abrechnung in der Private Equity-Branche überleben, andere Mitstreiter blicken in eine viel ungewissere Zukunft."

      Es zeigt sich überdeutlich, dass das Geschäftsmodell der Private Equity- Branche ein Schönwettermodel ist. Die Gesetze der Prozentrechnung lassen sich eben nicht über einen längeren Zeitraum außer Kraft setzen!

      Gruß Windei
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 20:22:32
      Beitrag Nr. 1.380 ()
      Norbert Walter
      Der verfolgte Schwarzseher


      Von Philip Plickert

      Norbert Walter lässt sich den Mund nicht verbieten

      Norbert Walter lässt sich den Mund nicht verbieten

      24. Februar 2009 Es kommt noch schlimmer: Um 5 Prozent werde die deutsche Wirtschaft dieses Jahr schrumpfen, hat Norbert Walter gerade verkündet. Ein noch größeres Minus sei nicht auszuschließen, falls die Konjunktur nicht spätestens vom Sommer an wieder anziehe. Walters rabenschwarze Prognose lässt viele erschauern.

      Schon im Dezember hatte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Aufsehen erregt, als er „minus 4 Prozent“ voraussagte. Die Meldung in der „Bild“-Zeitung schlug ein wie eine Bombe. Danach habe man versucht, ihn zum Schweigen zu bringen, berichtet ein sichtlich entnervter Walter im Gespräch. Finanzminister Peer Steinbrück habe persönlich zum Telefon gegriffen und beim Deutsche-Bank-Chef Ackermann interveniert. Doch ein Norbert Walter lässt sich den Mund nicht verbieten, sagt Walter und schaut gequält.

      „Wenn Sie falsch liegen, sind Sie entlassen“

      Ein bisschen genießt es der 64 Jahre alte Ökonom aber auch, sich zum verfolgten Seher zu stilisieren. Eine Rezession mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4 Prozent wäre tatsächlich eine Katastrophe. Den bislang schwersten wirtschaftlichen Einbruch erlebte die Bundesrepublik 1975 nach der ersten Ölpreiskrise. Damals sank das BIP aber „nur“ um 0,9 Prozent. Walter kann sich noch gut an die damalige Zeit erinnern. Er hat mehr als dreißig Jahre Erfahrung mit wissenschaftlichen Konjunkturprognosen - und er hat erfahren, wie scharf der Wind dem Ökonomen ins Gesicht bläst, der sich mit Prognosen an die Öffentlichkeit wagt, die deutlich düsterer sind als die Vorhersagen der Kollegen. „Reinstes Mobbing“, sagt Walter, habe er deshalb erlebt.

      Das fing schon früh an. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Frankfurt und Promotion als Assistent von Herbert Giersch an der Universität Kiel war er Mitte der siebziger Jahre im Institut für Weltwirtschaft (IfW) zum Professor und Leiter der Konjunkturforschungsgruppe aufgestiegen. „Zweimal habe ich besonders harte wirtschaftliche Einbrüche frühzeitig vorausgesagt“, erzählt er. Und beide Male sei der Druck auf ihn im IfW enorm gewesen. „Giersch hat mir in einer Sitzung vor der gesamten Belegschaft gedroht: ,Wenn Sie falsch liegen, sind Sie entlassen.“


      Walter lag zwar richtig, aber das Verhältnis zu seinem Vorgesetzten war zerrüttet. Der aufstrebende Konjunktur- und Ressourcenforscher produzierte zu oft Schlagzeilen, die seinem Chef nicht gefielen. Auf beiden Seiten spielten Ehrgeiz und Eitelkeit eine Rolle. Walter flüchtete ins Ausland, hielt sich 1986/87 als Gastforscher an der Johns-Hopkins-Universität in Washington auf. Danach kehrte er nicht mehr an die Förde zurück, sondern ging nach Frankfurt zur Deutschen Bank.

      Seit 1990 ist er deren Chefvolkswirt. 1992 übernahm er zudem die Leitung der neugegründeten DB Research, die sich als Denkfabrik für wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunftsfragen versteht. Der Ökonom von eher kleiner Statur, aber großem Selbstbewusstsein ist seitdem Dauergast in Talkshows, hält Vorträge rund um die Welt. Auch als Berater der Politik ist er gefragt: So saß er von 2000 bis 2002 im Gremium der „Sieben Weisen“ bei der EU-Kommission zur Regulierung der Wertpapiermärkte. Neben den ökonomischen Foren engagiert sich der Vater zweier Töchter auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, wirbt in Kirchenkreisen für die Marktwirtschaft.

      „Die Abwrackprämie ist gut“

      Während die Marke „Professor Walter“ nach außen hin strahlt, ist seine Stellung in der Bank nicht mehr unangefochten. Neben der Abteilung DB Research in Frankfurt, die etwa zwanzig wissenschaftliche Mitarbeiter zählt, hat das Institut für sein Investmentbanking eine gut viermal so große Abteilung „Global Markets“ aufgebaut. Walter wird im September 65 Jahre alt und geht dann in Pension. Er freut sich, dann mehr Zeit fürs Bergsteigen zu haben. Wie es mit DB Research weitergeht, ist unklar.

      Walter betont seine Unabhängigkeit. „Ich frage nicht jedes Mal nach Erlaubnis von oben, wenn ich meine Meinung äußere.“ Mit seinem starken Konjunkturpessimismus verunsichert er nun Freund und Feind. Lautete früher sein Credo „Mehr Markt“, so fordert er nun entschiedene staatliche Eingriffe. Hoffnung setzt er auf einen globalen Rettungsplan unter Anleitung von Barack Obama. Jetzt sei nicht die Zeit für ordnungspolitische Bedenkenträgerei. „Wenn es brennt, muss die Feuerwehr löschen, da kann man nicht über die richtige Organisation sprechen.“ Alles, was die Nachfrage stärke, sei richtig. „Die Abwrackprämie ist gut, wir könnten sie noch auf viel mehr Güter bis hin zu Haushaltsgeräten und Küchenmöbeln ausdehnen“, sagt er.

      Noch im Herbst 2008 hat allerdings auch Norbert Walter die Lage weit weniger dramatisch eingeschätzt. Damals sah er - wie die meisten Institute - eine Rezession in Deutschland „nicht als das Hauptszenario“. Und weiter: „Konjunkturprogramme sind falsch. Das ist alles verbranntes Geld.“

      Text: F.A.Z.

      Besser eine falsche Einschätzung revidieren als aus falscher Eitelkeit darauf zu beharren. Symphatisch, wenn Menschen auch mal Fehler zugeben können.
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 20:29:54
      Beitrag Nr. 1.381 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.444 von kiska am 01.03.09 20:22:32Guten Abend kiska,

      Besser eine falsche Einschätzung revidieren als aus falscher Eitelkeit darauf zu beharren. Symphatisch, wenn Menschen auch mal Fehler zugeben können.

      Dem ist nichts hinzuzufügen!

      Dir einen angenehmen Abend.
      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 20:42:29
      Beitrag Nr. 1.382 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.834 von Maraho am 01.03.09 18:04:51Dies muß noch sein:

      01.03.2009 19:28:33
      'HB': Angeblich Verstöße im Wertpapierhandel der DekaBank


      DÜSSELDORF/FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine unerwartete Ergebniskorrektur bei der DekaBank geht nach Angaben des "Handelsblatts" (Montag) möglicherweise auf Pflichtverletzungen von Händlern zurück. Die Wertpapierhändler hätten Vorgaben des Vorstands nicht umgesetzt, berichtet das Wirtschaftsblatt unter Berufung auf Bankkreise. Ein Dekabank-Sprecher wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Er bestätigte der Zeitung aber, dass es eine Prüfung durch die Bundesbank gegeben habe und der Deka-Vorstand eine interne Untersuchung eingeleitet habe.

      Die DekaBank als Fondsdienstleister der Sparkassen und Landesbanken hatte am Freitag überraschend das vorläufige Ergebnis für das Geschäftsjahr 2008 um fast 100 Millionen Euro nach unten korrigiert. Das Institut sprach von "wertaufhellenden Informationen", die zu einer niedrigeren Bewertung bestimmter Finanzinstrumente in der Bilanz und damit zu einem geringeren wirtschaftlichen Ergebnis geführt hätten. Die detaillierten Zahlen für 2008 will die DekaBank im Rahmen ihrer Bilanz-Pressekonferenz am 25. März bekanntgeben./fk/DP/ck

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 22:43:58
      Beitrag Nr. 1.383 ()
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 22:45:27
      Beitrag Nr. 1.384 ()
      Avatar
      schrieb am 01.03.09 22:46:05
      Beitrag Nr. 1.385 ()
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 05:33:26
      Beitrag Nr. 1.386 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.481.555 von Maraho am 30.01.09 13:36:59Guten Morgen zusammen,
      einen guten Start in die Woche wünsche ich euch allen!

      Lasset uns beginnen...

      Westerwelle wirbt für ein Konjunkturpaket 3

      Berlin (dpa) - FDP-Chef Guido Westerwelle wirbt im Kampf gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise für ein «wirksames Konjunkturpaket 3 gegen Bürokratie und politische Investitionshemmnisse». Das koste den Staat keinen Cent, sagte er der «Bild»-Zeitung. Etwa 40 Milliarden Euro privater Investitionen steckten in der Energiewirtschaft wegen der ideologischen Blockadepolitik fest. 90 Prozent aller Investitionen in Deutschland würden privat gemacht. Wenn die nicht ansprängen, sei alle staatliche Mühe vergebens.

      http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 05:42:53
      Beitrag Nr. 1.387 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.448 von Maraho am 01.03.09 15:50:45Diese Woche (Donnerstag) Zinsentscheid....

      FTD-Zinsumfrage

      EZB vor historischer Zinssenkung
      von Mark Schrörs (Frankfurt)

      Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) werden nach Einschätzung führender Volkswirte ihren Leitzins weiter aggressiv senken. Grund sind die anhaltende schwere Wirtschaftskrise und die rapide sinkende Inflation im Euro-Raum.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/geldanlage/:FTD-Zinsumfrag…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 06:03:25
      Beitrag Nr. 1.388 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.660 von Maraho am 01.03.09 17:05:37Zur gestrigen Veranstaltung schreibt die "FTD"....


      EU - Kühler Wind aus Westen

      In der Krise nimmt die Solidarität für Osteuropa spürbar ab. Doch mit Protektionismus und Abschottung wird Europa diese Rezession nicht überwinden.


      Zu den Dingen, auf die alle Europäer stolz sein können, gehört es, die Spaltung Europas überwunden zu haben. Dass Polen, Ungarn, Tschechien und sieben weitere Länder des früheren Ostblocks heute Teil der EU sind, ist ein Glücksfall, von dem noch vor 20 Jahren niemand zu träumen gewagt hätte.

      Doch diese Leistung ist fünf Jahre nach der Osterweiterung in Gefahr. Die Finanz- und Wirtschaftskrise setzt Europa einem Stresstest aus, der das Risiko einer neuerlichen Teilung birgt. Auf der einen Seite könnten Altmitglieder wie Deutschland und Frankreich stehen, die groß und stark genug sind, sich in der Krise über EU-Prinzipien wie den Binnenmarkt, fairen Wettbewerb und offene Märkte hinwegzusetzen.

      Verlierer hingegen könnten die Neumitglieder sein. Beim Sondertreffen der Osteuropäer vor dem Krisengipfel warnte Ungarns Premier Ferenc Gyurcsany bereits vor der Rückkehr des Eisernen Vorhangs. Natürlich hat Gyurcsany, dessen Land auch durch eigenes Verschulden besonders schlimm betroffen ist, ein Interesse daran, die Lage zu dramatisieren. Doch auch Staaten wie Polen oder Tschechien, deren Wirtschaft noch wächst, klagen zu Recht über den kühlen Wind aus Westen.

      Besonders beunruhigend ist es, dass das Prinzip der Solidarität immer häufiger infrage gestellt wird. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kritisierte die Produktion französischer Autos in Tschechien und stellte so offen den gemeinsamen Binnenmarkt zur Diskussion. Und auch in Deutschland, das sich nach wie vor weigert, seinen Arbeitsmarkt für Osteuropäer zu öffnen, nimmt der Hang zum Protektionismus zu.

      Die Osteuropäer wissen, dass sie verwundbarer sind als die Länder im Westen. Nach der Übernahme ihrer Schlüsselindustrien und Banken durch Konkurrenten im Westen haben sie die meisten ökonomischen Entscheidungszentren verloren. Da der Großteil von ihnen noch nicht Teil der Euro-Zone ist, fehlen ihnen Schutzschild und Solidargemeinschaft, die die Gemeinschaftswährung den Mitgliedern bietet.

      Die Krise hat gezeigt, dass die EU noch nicht die geeigneten Instrumente hat, um Notsituationen zu bewältigen. Dieses Problem lässt sich lösen, wenn die Bereitschaft dazu da ist. Wirklich schlimm aber wäre es, wenn den EU-Staaten nicht nur die Mittel fehlten, um gemeinsam der Rezession zu entkommen, sondern auch der Wille.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Leitartikel-EU-K%FChle…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 06:29:34
      Beitrag Nr. 1.389 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.284 von Maraho am 28.02.09 18:35:10Noch etwas....

      Kolumne
      Keine Angst, ich rette Euch
      von Andreas Theyssen

      Wirtschaftskrise ist wunderbar - für Politiker. Endlich können sie so tun, als könnten sie helfen. Ein Leitfaden, wie man die Finanzmisere in Wählergunst umwandelt.


      Herzlichen Glückwunsch, Sie können stolz auf sich sein. Sie gehören einem Stand an, der Gutes tut, auf den die Welt hofft, der - ja, seien Sie nicht zu bescheiden - vielleicht sogar die Welt rettet. Sie sind Politiker, also Vertreter einer hoch angesehenen Branche. Und deshalb sollten Sie in einem Winkel Ihres Minister-/Bürgermeister-/Abgeordnetenbüros einen kleinen Votivaltar zum Gedenken an die Gebrüder Lehman einrichten.

      Das erscheint Ihnen übertrieben? Dann leiden Sie am in der Branche weitverbreiteten Syndrom des kurzen Gedächtnisses. Wie war das vor 9/15, jenem Tag, an dem Lehman Brothers in den Orkus wanderte? Politiker rangierten im öffentlichen Ansehen ganz unten, hatten ein fast so schlechtes Image wie Journalisten. Sie seien nur auf Karriere aus, nur auf der Jagd nach dem schnellen Geld, so klang es häufiger an irgendwelchen Tresen.

      Wer sich einmal in ein Raucherreservat, also eine Eckkneipe, verirrte, der hörte garantiert den Spruch: Politiker, das sind alles Verbrecher. Und wer in ein besseres Etablissement kam, einst Spesentempel genannt, bekam zu hören: Die Politiker sollen die Finger von der Wirtschaft lassen. Die verstehen nichts davon. Haben Sie das alles schon vergessen?

      Ein Altar für Lehman Brothers

      Dann kollabierte Lehman Brothers. Und was passierte? Als die anderen Banken taumelten, dieser ganze Sumpf aus dreifach verpackten, mit Kuvertüre aufgehübschten Kreditderivaten hochkam, wer wurde da zum Retter in der Not? Der Staat. Und wer repräsentiert den Staat? Richtig, Sie, der Politiker. Haben Sie jetzt verstanden, warum ein Lehman-Altar adäquat ist?

      Nun sollten Sie nicht den Fehler machen, untätig auf der Wir-haben-unsere-Politiker-wieder-lieb-Welle mitzuschwimmen. Das macht schließlich schon die Kanzlerin. Nein, Sie müssen die gute Konjunktur in klingende Münze, (gleich Wählergunst) umwandeln. Und das funktioniert so:

      Schritt eins. Analysieren Sie die Industrie in Ihrem Wahlkreis. Wenn Sie nicht das Glück haben, dort ein veritables Opel-Werk vorzufinden, suchen Sie sich zumindest eine Schraubenfabrik, die einem Autobauer zuliefert. Ihr geht es garantiert schlecht. Und das ist auch gut so - für Sie. Denn nun können Sie helfen. Oder zumindest so tun, als würden Sie helfen.

      Schritt zwei. Informieren Sie die Medien. Erklären Sie, weshalb die Schraubenfabrik - nennen wir sie Klemm & Mutter - systemrelevant ist, zumindest für die Region, und keinesfalls pleitegehen darf. Machen Sie klar, dass hier der Staat nicht einfach weggucken darf und die Schraubenfabrik Bürgschaften, Kredite braucht. Und sagen Sie, dass man in diesen Krisenzeiten auch bereit sein muss, das Undenkbare zu denken: Verstaatlichung.

      Schritt drei. Besorgen Sie sich die Handynummern von Kanzleramtsmann Jens Weidmann und Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. Das sind die beiden Männer, die in Krisendeutschland gerade das Sagen haben, weil sie in quasi jedem Gremium sitzen, das Staatsknete für taumelnde Banken und Unternehmen rausrückt. Mit Angela Merkels Handynummer kann man derzeit nicht punkten. Rufen Sie die beiden auf keinen Fall an, Sie würden sich nur lächerlich machen. Denn die interessieren sich partout nicht für popelige Schraubenbuden in Hückeswagen-Nord. Zeigen Sie aber jedem, der Handydisplays noch lesen kann, mindestens eine der Nummern. Sagen Sie, Sie hätten "den Jens" und/oder "den Jörg" schon angerufen und in den Hintern getreten, weil Klemm & Mutter auf keinen Fall untergehen darf.

      Schritt vier. Überwinden Sie sich und verbrüdern Sie sich mit den Gewerkschaften. Wenn man Sie fragt, warum ausgerechnet Sie, ein, sagen wir, FDP-Politiker, sich mit dem DGB verbünde, antworten Sie: "In Zeiten der Krise muss man pragmatisch sein und über alle ideologischen Schranken hinwegsehen. Die Lage ist zu ernst." Kaufen Sie sich einen roten Schal Modell Momper, und reihen Sie sich ein in die Demonstration panischer Schraubenfabrikmitarbeiter. Erste Reihe, natürlich.

      Gründen Sie eine Arbeitsgruppe

      Schritt fünf. Recherchieren Sie die Eigentumsverhältnisse von Klemm & Mutter. Wenn Sie Glück haben, besitzt irgendeine Private-Equity-Butze aus Übersee einen Anteil. Kündigen Sie öffentlich an, vor Ort mit den Eigentümern reden zu wollen. Nehmen Sie auf keinen Fall Journalisten mit, denn die könnten beobachten, dass Sie drüben nur bis zum Pförtner vorgelassen werden.

      Verschwinden Sie für zwei Tage von der Bildfläche, nach Nizza oder Malle oder wo es sonst noch warm ist. Rufen Sie von dort aus einen Reporter Ihres Vertrauens an. (Hierbei gilt der Grundsatz: Große Auflage gleich großes Vertrauen.) Teilen Sie ihm mit, Sie hätten den Eigentümern ins Gewissen geredet, es bestehe noch Hoffnung. Gründen Sie mit den Eigentümern eine Arbeitsgruppe, um ein Rettungskonzept zu entwickeln. Erzählen Sie davon.

      Schritt sechs. Nach Ihrer Rückkehr aus Nizza oder Malle stellen Sie sich vor das Werkstor der Schraubenfabrik und sagen noch einmal das Gleiche. Das Fernsehen braucht Bilder.

      Schritt sieben. Knien Sie sich vor den Lehman-Votivaltar in Ihrem Büro (den sollten Sie spätestens jetzt eingerichtet haben). Beten Sie. Und zwar dafür, dass sich Klemm & Mutter zumindest noch bis kurz nach dem Wahltag hält. Wenn die Bude vorher über die Wupper geht, müssen Sie sich ernsthaft Gedanken über ein anderes Wahlkampfthema machen. Und das ist gar nicht so einfach.

      Variante zu Schritt sieben. Knien Sie sich vor den Lehman-Votivaltar in Ihrem Büro. Beten Sie. Und zwar dafür, dass die Fabrikleitung oder Politikerkollegen, die in puncto Selbstlosigkeit und stiller Effizienz etwas anders gepolt sind als Sie, es tatsächlich schaffen, Klemm & Mutter zu retten. Wird die Rettung bekannt gegeben, stellen Sie sich unbedingt in die erste Reihe.

      Sie haben Zweifel, ob das alles so funktioniert? Altkanzler Gerhard Schröder gilt bis heute als der Politiker, der den Baukonzern Holzmann gerettet hat. Dass Holzmann drei Jahre nach der "Rettung" endgültig pleiteging, weiß hingegen kaum noch jemand.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Andreas-Theys…


      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:19:59
      Beitrag Nr. 1.390 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.572 von Maraho am 01.03.09 11:13:06Guten Tag zusammen.
      Jetzt ist es offiziell....

      Versicherungen
      AIG schreibt 62 Milliarden Dollar Verlust

      Welch ein unrühmlicher Rekord: AIG hat im vierten Quartal einen Verlust von 61,7 Milliarden Dollar verbucht – mehr als je ein Unternehmen zuvor in drei Monaten. Deshalb braucht der einst weltgrößte Versicherer nun zusätzlich 30 Milliarden Dollar vom Staat. Doch das Drama dürfte auch mit dieser dritten Stützungsaktion nicht beendet sein.


      HB WASHINGTON. Zum dritten Mal binnen weniger Monate rettet die amerikanische Regierung den einst weltgrößten Versicherer AIG. Dem strauchelnden Konzern, der allein für das vierte Quartal 2008 einen Verlust von 61,7 Mrd. Dollar auswies, stellt der Staat zusätzlich 30 Mrd. Dollar zur Verfügung. Schon 2008 hat die Regierung der American International Group (AIG) zwei Mal unter die Arme gegriffen, die Hilfen beliefen sich allein bis November 2008 auf mehr als 150 Mrd. Dollar.

      AIG gilt im weltweiten Finanzmarktgeflecht als besonders wichtiger Konzern. Für das vierte Quartal 2008 berichtete AIG am Montag einen Verlust von 61,7 Mrd. Dollar verzeichnet. Ein Jahr zuvor lag der Quartalsverlust bei 5,3 Milliarden.

      Gespräche zwischen der Versicherung und dem US-Finanzministerium über zusätzliche Hilfen laufen seit einigen Wochen. Aufgrund der bisherigen Zahlungen hält der Staat bereits 80 Prozent Aktien von AIG. Wie es aus den Kreisen hieß, soll die US-Regierung als Rückzahlung für bereits verbrauchte 38 Mrd. Dollar aus den zur Verfügung gestellten Kreditlinien nun Anteile von AIG-Töchtern erhalten: der in Asien aktiven Versicherung American International Assurance und der in 50 Ländern arbeitenden Lebensversicherungsgesellschaft American Life Insurance.

      Wie es zur AIG-Pleite kam

      Die Entscheidung, nun schon zum dritten Mal die Notkredite für AIG auszuweiten, beruhe auf der Annahme, dass ein Zusammenbruch des Versicherungsgiganten sich verheerend auf die Weltwirtschaft auswirken könnte, die heute in noch schlechterer Verfassung sei als vor sechs Monaten, erklärte eine mit den Verhandlungen des Finanzministeriums vertraute Person.

      Ein Grund dafür, dass AIG neue Hilfe benötigt, ist die anhaltende Rezession und der Absturz des Börsenwertes. Die AIG-Aktie lag am Freitag in New York bei 42 Cent. Vor einem Jahr hatte ihr Wert noch 49,50 Dollar betragen. Eines der größten Probleme liegt darin, dass AIG derzeit keine Werte verkaufen kann, um Staatsgelder zurückzuzahlen. Wegen der Kreditkrise finden potenzielle Käufer keinen Weg, ein solches Geschäft zu finanzieren.

      Eine AIG-Pleite hätte auch Folgen für deutsche Kommunen. Hintergrund sind sogenannte Cross-Border-Leasing-Geschäfte: Bei diesen Geschäften haben klamme Kommunen mittels komplexer Vertragswerke ihre Kanalnetze, Teile von Stadtbahnen oder Müllverwertungsanlagen US-Investoren gegen Geld überlassen, um sie gleich wieder zurückzumieten.

      Mit dem Erlös wurden die maroden Haushalte saniert, die Geldgeber in Amerika bekamen Steuervorteile für die weltweite Verteilung der Investitionen. Die Laufzeiten der Abkommen liegen in der Regel zwischen 30 und 99 Jahren - und sie wurden von AIG abgesichert. Wäre AIG zahlungsunfähig, müssten die Städte und Gemeinden neue, vermutlich teurere Versicherungspolicen für ihre Leasing-Verträge abschließen.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherunge…
      33 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:23:19
      Beitrag Nr. 1.391 ()
      Wen es denn interessiert:
      Hier ein Interview mit...

      Dirk Müller im Gespräch

      Mr. Dax: „Ich habe leider keine Kristallkugel“
      von Tanja Könemann

      Dirk Müller gilt als das Gesicht des Dax. Doch von Aktien rät der Börsenmakler schon lange ab. Im Interview spricht Müller über eine mysteriöse Finanzhydra, die größte Einstiegschance seit 80 Jahren und seine Friseurmeisterin.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/mr-dax-ich-ha…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:30:04
      Beitrag Nr. 1.392 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.563 von kiska am 28.02.09 20:14:49Noch ein Interview:

      Krise der Wirtschaftswissenschaften
      "Wir sind alle sprachlos"

      In der weltweiten Finanzkrise sind auch die Nationalökonomen in die Kritik geraten. Nach vier Jahren an der Spitze der größten deutschen Ökonomenvereinigung rechnet der Linzer Volkswirt Friedrich Schneider im FTD-Interview mit der Zunft ab.


      FTD: Herr Schneider, Ihre sonst so selbstbewussten Kollegen sind in der Krise ruhig geworden. Was ist los mit den Nationalökonomen?

      Friedrich Schneider: Ich sehe unsere Zunft in einer beträchtlichen Krise. Manche Kollegen verneinen das noch immer. Ich finde das zynisch. Dabei zeigt sich gerade jetzt, dass Wirtschaftswissenschaftler auf viele Fragen unzureichende Antworten haben. Oft können wir gar nichts Konkretes sagen. Zum Beispiel fällt es Ökonomen schwer, die tatsächlichen Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie deren Interaktion zu analysieren. Ganz zu schweigen von Vorschlägen, wie wir sie lösen können.

      FTD: Was sind die Gründe für diese offenkundigen Schwächen?

      Schneider: Wir haben keine Modelle, mit denen eine derartig globale Krise wie die aktuelle mit ihren gigantischen Folgen modelliert werden kann. Natürlich ist so etwas schwer zu erfassen, aber wir brauchen sie unbedingt. Notwendig sind neue Modelle für den Finanzsektor, die Ausfälle von Krediten und Bürgschaften von bis zu 40 Prozent verarbeiten können. Oder was es für Konsequenzen hätte, wenn eine Großbank Konkurs anmelden würde ...

      FTD: ... harte Vorwürfe ...

      Schneider: ... die Liste lässt sich fortsetzen. Uns fehlen Strategien, wie wir Banken am besten stützen, die in Schieflage geraten sind. Und sind Verstaatlichungen von Kreditinstituten richtig oder nicht? Das alles wissen wir einfach nicht.

      FTD: Was würde denn weiterhelfen?

      Schneider: Die Krise der Ökonomie ist entstanden, weil wir viele Verhaltensweisen der Menschen nicht in unsere Modellwelten integriert haben. Den Herdentrieb an den Finanzmärkten zum Beispiel oder Gier und mangelnde Fairness im Wirtschaftsleben. Wir haben mathematisch teilweise sehr ausgeklügelte Modelle, die uns wichtige Erkenntnisse liefern. Aber sie beschreiben nur einen Teil der Realität, viele blenden wichtige Aspekte aus. Ich will nicht die ökonomische Theorie verdammen, sie ist ein elementarer Teil unserer Wissenschaft, sie kann uns zu messerscharfen Schlüssen verhelfen. Momentan fehlen aber die Grundlagen für die notwendige Erweiterung der theoretischen Modelle.

      FTD: Stand es mit dem Realitätssinn der Forscher schon einmal besser?

      Schneider: Die Volkswirtschaftslehre war selten gut im Modellieren großer ökonomischer Umwälzungen. Als zum Beispiel die Planwirtschaft Anfang der 90er-Jahre zusammenbrach, hatten wir auch keine Modelle, wie diese Länder am besten in Marktwirtschaften umgestaltet werden können. Und nun erleben wir, dass die Finanzkrise sehr tiefgreifend ist. Mit ihr ist das westlich orientierte Wirtschaftssystem in eine Legitimationskrise geraten.

      FTD: Sind Ihre Kollegen in anderen Ländern weiter?

      Schneider: Grundsätzlich leider nicht. Ausnahmen sind da nur einige US-Ökonomen. Die Nobelpreisträger Paul Krugman und Joseph Stiglitz gehören unbedingt dazu, auch Nouriel Roubini von der New York University, der wegen seiner Warnungen vor der heraufziehenden Krise von vielen als Kassandra verunglimpft wurde. Die drei haben die aktuellen Probleme wenigstens teilweise vorausgesehen. Aber die Krise hat uns alle überrascht, wir sind alle sprachlos. Nun müssen wir uns hinsetzen und unsere Lehren daraus ziehen.

      FTD: Gibt es denn keine Fortschritte?

      Schneider: Es gibt zaghafte Ansätze. Aber die meisten Kollegen igeln sich weiter in ihrem Elfenbeinturm ein. Wer der heilen Theoriewelt entfliehen will, muss gewaltig umlernen. Nur dann wird er in der Lage sein, diese Finanzkrise zu analysieren und daraus Lösungsvorschläge zu entwickeln.

      FTD: Das heißt, die Chancen für mehr Realismus stehen nicht gut?

      Schneider Klar ist, dass es ein langer Weg wird. Immerhin haben wir junge, dynamische Ökonomen, die sich dieser Probleme annehmen. Es gibt auch einige gestandene deutschsprachige Volkswirte, die in dieser Richtung arbeiten.

      FTD: Wen zählen Sie dazu?

      Schneider: Vor allem experimentell orientierte, unorthodoxe Ökonomen. Ernst Fehr und Bruno Frey von der Uni Zürich gehören dazu. Sie beziehen in ihren Forschungen neben den ökonomischen auch Erkenntnisse aus der Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaft ein. Das ist ziemlich spannend, weil es den Blick auf das Handeln der Menschen in der Wirtschaft verändert. In Deutschland fällt mir vor allem Hans-Werner Sinn ein, der Chef des Münchner Ifo-Instituts.Friedrich Schneider, 60, lehrt im österreichischen Linz Volkswirtschaftslehre. Von 2005 bis 2008 war er Chef des Vereins für Socialpolitik, dem 3651 Ökonomen aus dem deutschsprachigen Raum angehören.

      Interview: Ulrike Heike Müller
      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Krise-der-Wirtscha…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:39:40
      Beitrag Nr. 1.393 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.739 von Maraho am 01.03.09 17:30:12Fährt zwar nicht jeder, aber...

      SPORTWAGENBAUER
      Porsche verkauft fast 30 Prozent weniger Autos

      Porsche muss wegen der Wirtschaftskrise einen kräftigen Absatzeinbruch hinnehmen. Der Sportwagenbauer verkaufte im ersten Geschäftshalbjahr 26,7 Prozent weniger Autos. Dennoch steigerte das Unternehmen das Ergebnis - offenbar auch dank der fulminanten Optionsgeschäfte mit VW-Aktien.


      Stuttgart - Der Sportwagenbauer Porsche bekommt die Absatzkrise der Autoindustrie deutlich zu spüren. Der Umsatz der Porsche-Holding sank im ersten Halbjahr 2008/2009 um 12,8 Prozent auf 3,04 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in Stuttgart mitteilte. Der Absatz verringerte sich um 26,7 Prozent auf 34.266 Fahrzeuge. Das Ergebnis vor Steuern sei hingegen weiter gestiegen. Konkrete Angaben dazu machte der Konzern nicht. Im Vorjahreszeitraum waren es 1,34 Milliarden Euro.

      Das operative Ergebnis habe zwar im Rahmen der Umsatzentwicklung abgenommen. Es weise aber nach wie vor eine zweistellige Umsatzrendite auf. Hintergrund seien die positiven Effekte aus Optionsgeschäften mit VW-Aktien. Die VW-Aktie war im Herbst 2008 wegen des Einstiegs von Porsche auf ein Rekordhoch von 1005 Euro gestiegen, Volkswagen war zeitweise das teuerste Unternehmen der Welt. Porsche erzielte im Geschäftsjahr 2007/2008 den größten Teil seines Gewinns über das VW-Geschäft.

      Das genaue Ergebnis für August bis Ende Januar 2009 soll mit der Vorlage des Halbjahresfinanzberichts Ende März bekanntgegeben werden, da das anteilige VW-Ergebnis des vierten Quartals 2008 den Angaben zufolge derzeit noch nicht vorliegt. Porsche hält an Volkswagen mittlerweile rund 51 Prozent und will seinen Anteil noch in diesem Jahr auf 75 Prozent steigern.

      Die im Vergleich zum Absatz deutlich bessere Umsatzentwicklung habe ihre Ursache vor allem in einem veränderten Modellmix. Während ein höherer Anteil des gesamten Absatzes auf die Baureihe 911 entfalle, sei der Anteil der Boxster-Baureihe deutlich gesunken.

      Vom 911 wurden 13.543 Fahrzeuge (im Vorjahr 16.261) abgesetzt, von den Boxster-Modellen 3950 Autos (im Vorjahr 9835). Vom Cayenne seien im ersten Halbjahr 16.773 Fahrzeugen (im Vorjahr 20.638) verkauft worden.

      An der Börse wurde das Porsche-Ergebnis wohlwollend aufgenommen. Die Aktie konnte anfängliche Kursverluste nach Vorlage der Zahlen verringern. Damit haben sich die Porsche-Papiere besser gehalten als der insgesamt sehr schwache Markt. Am Vormittag notierten Porsche-Aktien 0,4 Prozent im Minus. Zum Vergleich: Der Dax verlor rund 2,7 Prozent.

      Neue Kredite über 12,5 Milliarden Euro

      "Der Umsatz ist etwas besser als erwartet ausgefallen", kommentierte ein Händler. Daher erhole sich die Aktie etwas von ihren jüngsten Tiefständen. Ein anderer Händler sagte, die Zahlen läsen sich "nicht schlecht". Letztlich sei es mit Blick auf Volkswagen egal, womit Porsche Geld verdiene - "Hauptsache, es kommt Geld in die Kassen und man ist nach der Krise gut positioniert, um durchzustarten".

      In der vergangenen Woche hatte es Gerüchte über mögliche Finanzierungsprobleme bei Porsche gegeben. Das Unternehmen trat den Berichten jedoch vehement entgegen. Die Verhandlungen mit den Banken über die Refinanzierung eines Zehn-Milliarden-Euro-Kredits befänden sich auf gutem Weg. "Porsche ist davon überzeugt, diese Verhandlungen vor Ende März zu einem positiven Abschluss zu bringen", teilten die Stuttgarter mit.

      Laut der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" will sich Porsche den finanziellen Spielraum für die Erhöhung des VW-Anteils mit einem neuen Kredit sichern. Nachdem der Zehn-Milliarden-Euro-Kredit Ende März ausläuft, soll der neue nun 12,5 Milliarden Euro umfassen. Ein Unternehmenssprecher bestätigte die Informationen. Dem Bericht zufolge übernimmt die britische Bank Barclays die Führung des neuen Kreditkonsortiums, darüber hinaus seien die Schweizer UBS und die Stuttgarter LBBW an der Finanzierung beteiligt.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,610696,00.html …
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:41:21
      Beitrag Nr. 1.394 ()
      Ganz frisch aus der Druckerpresse.


      INDICATIONS
      Stock futures indicate Dow to fall below 7,000

      By Steve Goldstein, MarketWatch
      Last update: 7:30 a.m. EST March 2, 2009LONDON (MarketWatch) -- U.S. stock futures dropped Monday as financial giants like American International Group and HSBC Holdings took moves to raise more capital and as Warren Buffett said the economy would be in "shambles" this year.
      Futures on the Dow Jones Industrial Average (DIADow Diamonds
      U.S. stocks dropped on Friday, and closed the month with its worst performance since 1933. The S&P 500 dropped 10.9%, and has dropped 18.6% so far this year, the worst start to the year on record.
      "The path to least resistance remains down," said Alec Young, market strategist at Standard & Poor's. He said Friday's job report might lead to a "real capitulation."
      Mary Ann Bartels, a technical analyst at Merrill Lynch, said if there isn't a reversal soon another 10% downside could come.
      "A reversal is needed this week or 700 to 665 on the S&P 500 are the next levels for the market to test, or an additional 5% to 10% downside," she told investors in a note to clients.
      Monday's key report will be the Institute of Supply Management's report on manufacturing sentiment for February. Personal income data for January also will be released, as will January construction spending.
      Over the weekend, Germany as well as some Eastern European countries opposed the idea of an Eastern European-wide bailout fund. The Hungarian forint dropped over 2% against both the euro and the dollar.
      Meanwhile, the euro dropped against the dollar on the Eastern European worries, and the dollar fell vs. the Japanese yen.
      Oil futures dropped over $2 a barrel, while gold futures rose over $5 an ounce. Bond yields on U.S. government debt fell, and the three-month dollar LIBOR rate rose for the fifth straight session, to 1.27%.
      HSBC (HBCHSBC Hldgs Plc
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:54:06
      Beitrag Nr. 1.395 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.629.483 von Maraho am 22.02.09 16:05:50Noch etwas kritisches und dann...


      Lobbyisten und Marktradikale als ewige Experten
      Thorsten Stegemann

      Warum die Gremien, die nach Wegen aus der Finanzkrise suchen, keine grundlegenden Reformen vorschlagen werden

      Am 9. Februar 2009 rang sich Charlie McCreevy ein nicht alltägliches Geständnis ab. Die Vertreter der Finanzwirtschaft hätten über Jahre einen zu großen politischen Einfluss ausgeübt, stellte der EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen anlässlich einer Rede in Dublin fest.

      "In the case of legislators, I am convinced that over the years there has been too much 'regulatory capture' by the sell side of the financial services market: Their lobbies have been strong and powerful. By contrast there has been too little engagement on the buy side. That is an imbalance that legislators must be much more conscious of."
      Charlie McCreevy

      Die EU-Kommission könnte da mit gutem Beispiel vorangehen. Denn in der "de Larosière Expertengruppe", die im Oktober 2008 berufen wurde und mittlerweile Vorschläge für die Reform der Finanzmärkte erarbeitet hat, um mit einer gemeinsamen europäischen Position beim G20-Finanzgipfel am 2. April in London auftreten zu können, sitzen viele alte Bekannte. Eine aktuelle Studie..http://www.corporateeurope.org/docs/would-you-bank-on-them.p… von Corporate Europe Observatory, Friends of the Earth Europe, LobbyControl und Spinwatch kommt zu dem Schluss, dass mindestens die Hälfte des achtköpfigen Gremiums erstklassige Kontakte in den Chefetagen der internationalen Finanzindustrie unterhält und kaum Interesse an grundlegenden Reformen haben dürfte.

      "Don't jump to hasty conclusions"

      Dieser Befund verwundert umso weniger ;als der betagte Chef und Namensgeber im globalen Bankenwesen jahrzehntelang eine maßgebliche Rolle spielte. Jacques Martin Henri Marie de Larosière de Champfeu, 1929 in Paris geboren, war Chef des Internationalen Währungsfonds und der Banque de France, überdies Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und schließlich Berater der französischen Geschäftsbank BNP Paribas, die Wert darauf legt, nicht nur die "größte französische Bank" und "No. 5 der Bankenindustrie weltweit", sondern auch die "größte Bank in der Eurozone" zu sein:

      Jacques de Larosière ist - mit Daniel Lebègue - überdies Chairman von Eurofi , einer als Think Tank auftretenden Lobbygruppierung, in der sich wichtige Akteure des weltweiten Finanzsektors zusammengefunden haben. Neben BNP Paribas stehen Axa, Aviva, Cassa Depositi E Prestiti, Caisse des Dépôts et Consignations, Caisse Nationale des Caisses d'Epargne, CNP Assurances, Citigroup, Crédit Agricole, Deutsche Bank, NYSE Euronext, Goldman Sachs, JP Morgan Chase, La Banque Postale, Société Générale und the European Investment Bank auf der Mitgliederliste . Auch für Eurofi denkt de Larosière über Wege aus der gegenwärtigen Krise nach und kommt zu dem immer gleichen Schluss: Evolution ist besser als Revolution, denn niemand kann die entstandenen Probleme besser lösen als ihr Verursacher.

      "Don't jump to hasty conclusions. (…) Many of the required improvements should be the result of better standards and principles agreed upon by the industry."
      Jacques de Larosière

      Ein Lehmann-Manager als Krisenberater

      Die Berufung von zwei Mitgliedern des Gremiums rief schon vor der Veröffentlichung der lobbykritischen Studie verhaltenes Erstaunen hervor. Mit Rainer Masera und Callum McCarthy wurden zwei Banken"experten" geadelt, die in den Turbulenzen der vergangenen Monate kaum durch souveränes Krisenmanagement aufgefallen waren. McCarthy stand fünf Jahre lang an der Spitze der britischen Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen FSA, die bei der Erfüllung ihrer Hauptaufgabe – regulates the financial services industry – offensichtlich nicht sonderlich erfolgreich war.

      Mit Rainer Masera durfte auch der Geschäftsführer des italienischen Ablegers der Pleitebank "Lehman Brothers" sein Schärflein zur künftigen Reform des europäischen Finanzwesens beitragen. Der "Bankenfürst von Turin", der auch beim undurchsichtigen Geschäftsgebahren der European Investment Bank zu den Protagonisten gehörte, traf im Expertengremium auf Gleichgesinnte wie den ehemaligen polnischen Finanzminister Leszek Balcerowicz, der heute einen weiteren einflussreichen Think Tank namens "Bruegel" leitet . Auch hier verständigen sich Größen des Wirtschafts- und Finanzsektors wie Areva, BP, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, EMI, NYSE Euronext, Fortis, GDF Suez, Goldman Sachs, Iberdrola, IBM, Nokia, Novartis, Pfizer, Renault, Siemens, Telecom Italia, Thomson oder UniCredit. In welchem Sinne dies geschieht, beschrieb Vordenker Balcerowicz bereits im Jahr 1996. Ihm ging und geht es um "the introduction of free market capitalism that provides the greatest security for democracy in the long run …"

      Der Monetarist

      Goldman Sachs bei Eurofi, Goldman Sachs bei Bruegel, doch auch innerhalb der Expertengruppe hat die amerikanische Investmentbank einen Mann ihres Vertrauens platziert. Der 1936 geborene Otmar Issing, einst Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank, hat sich den Ruf eines "high priest of monetary orthodoxy" als Banker, Wissenschaftler und Buchautor hart erarbeitet.

      Seit zwei Jahren ist Issing als "International Advisor" für Goldman Sachs tätig und überdies Präsident des Center for Financial Studies an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Dieses Institut wird von der "Gesellschaft für Kapitalmarktforschung e.V." finanziert, die "mehr als 80 Banken, Versicherungen, Beratungsunternehmen und Industrieunternehmen" zu ihren Mitgliedern zählt.

      Hauptförderer der - selbstredend vollkommen unabhängigen - Forschung über Finanzmärkte, Finanzintermediäre und Monetäre Ökonomie sind die DekaBank Deutsche Girozentrale, die Deutsche Bank AG, die Deutsche Börse AG, Deutsche Bundesbank und die DZ BANK AG, die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Interessengemeinschaft Frankfurter Kreditinstitute GmbH und der Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.

      Als Programmdirektor des Bereichs "Credit Management & Credit Markets" fungiert Jan Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Universität Frankfurt, mit dem Issing noch in anderen beruflichen Kontexten zu tun hat.

      Die neue Finanzarchitektur

      Denn Otmar Issing leitet schließlich auch die Expertengruppe "Neue Finanzarchitektur", welche die deutsche Bundesregierung in Sachen Finanzkrise beraten soll. Ursprünglich wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel den ehemaligen Bundesbank-Präsidenten Hans Tietmeyer mit der heiklen Aufgabe betrauen , zog den Vorschlag aber wieder zurück, nachdem ihr und anderen aufgefallen war, dass Tietmeyer im Aufsichtsrat der Hypo Real Estate saß.

      Im zweiten Anlauf stieß die Kanzlerin auf Issing, der von konservativen Analysten umgehend als "Idealbesetzung" gefeiert wurde. Schließlich habe sich der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank gegen die entscheidenden Krisenauslöser - Alan Greenspan und seine expansive Geldpolitik – tapfer zur Wehr gesetzt. Außerdem sei Issing "überzeugter Marktwirtschaftler", "Architekt des stabilen Euroraums" und zu allem Überfluss "bestens gefeit gegen die heute wieder populäre Regelungswut".

      Anfang Februar freuten sich Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück dann bereits über "Handlungsempfehlungen" ihrer sechs Experten Otmar Issing, Klaus Regling, Jan Pieter Krahnen, William R. White, Jens Weidmann und Jörg Asmussen. Sie sehen eine "Global Risk Map", die wirksamere Überwachung von Hedge Fonds und Ratingagenturen oder eine stärkere Einbindung internationaler Organisationen vor.

      Dass es redlicher wäre von "allgemeinen Absichtserklärungen" zu sprechen, als der Öffentlichkeit den forschen Begriff "Handlungsempfehlungen" anzubieten, versteht sich von selbst. Schließlich stellte ein Mitglied der Expertengruppe "Neue Finanzarchitektur" vor wenigen Wochen unumwunden fest, dass selbst hoch dekorierte Forscher derzeit vor vielen ungelösten Fragen stehen. Damit sind wir wieder bei Jan Pieter Krahnen, Professor in Frankfurt, Pogrammdirektor des Center for Financial Studies, begehrter Berater und Vortragsreisender und einer der (eben nicht ganz so) neuen Finanzarchitekten.

      "Über die Ursachen der Krise gibt es bis heute keinen Konsens – und das kann nicht verwundern, hat doch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Krise noch gar nicht richtig begonnen."
      Jan Pieter Krahnen

      Einmal Experte, immer Experte

      Der vielbeschäftigte Jan Pieter Krahnen sitzt übrigens auch im Gesellschafterbeirat der True­Sale­International GmbH, die 2004 als Initiative von dreizehn Banken "zur Förderung des deutschen Verbriefungsmarktes" ins Leben gerufen wurde. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem die Bayerische Landesbank, Commerzbank und HSH Nordbank, die KfW Bankengruppe und die WestLB. Die TSI will erklärtermaßen eine "Plattform für die deutsche Verbriefungsindustrie und ihre Themen schaffen und dabei auch die Brücke zu Politik und Wirtschaft schlagen".

      In der Vergangenheit ist das hervorragend gelungen, denn auch der umtriebige Jörg Asmussen (SPD), Staatssekretär im Bundesfinanzministerium (Wenn sich der Bock zum Gärtner macht), war Mitglied im Gesellschafterbeirat der TSI und obendrein im Aufsichtsrat der Euler Hermes Kreditversicherungs AG, der IKB Deutsche Industriebank AG oder der Deutsche Postbank AG. 2006 pries Asmussen genau die Strategien, die ohne Umwege in die Finanzkrise führten, als Zukunftsmodell an:

      "Folgerichtig hat das BMF (Bundesministerium für Finanzen, AdR) die True-Sale-Initiative von Anfang an aktiv begleitet. Das im Bereich der synthetischen Verbriefung bereits erfolgreich begonnene Projekt "Förderung des deutschen Verbriefungsmarktes" konnte – wie sich heute zeigt – auf das Segment des True-Sale-ABS-Marktes (ABS= Asset Backed Securities, AdR) erfolgreich ausgeweitet werden. Erfreulich ist, das diese Initiative von den großen Banken aus allen Teilen der Kreditwirtschaft getragen wird und mit der TSI GmbH eine Gesellschaft etabliert wurde, die durch Bereitstellung von deutschen Zweckgesellschaften und Gütesiegeln für Transaktionen die ABS-Aktivitäten an den Standort Deutschland (ABS made in Germany) bindet."
      Jörg Asmussen

      Doch die Ernennung zum Experten ist in Deutschland offenbar irreversibel. Und so sitzt Jörg Asmussen derzeit im Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin ) und – wie sollte es anders sein? – im illustren Kreis der Gruppe "Neue Finanzarchitektur".

      Seinen ehemaligen Vorgesetzten Klaus Regling wird es freuen. Der Generaldirektor für Wirtschaft und Währung in der Europäischen Kommission, der früher auch schon Geschäftsführer der Hedge-Fond-Experten "Moore Capital Strategy" war, hält Asmussen für einen "sehr guten Ökonom".

      Kein Wunder also, dass nach aktuellen Agenturberichten schon die nächste Aufgabe wartet. Asmussen soll auch dem neuen Gremium angehören, das Großbürgschaften und -kredite im Gesamtumfang von 100 Milliarden Euro an in Not geratene Unternehmen vergeben kann.

      Die Forderung, die LobbyControl mit Blick auf die EU-Kommission erhebt, gilt somit ganz sicher auch für die deutsche Bundesregierung.

      "Anstelle eine Expertengruppe mit einseitiger Ausrichtung und starken Verbindungen zum Finanzsektor damit zu beauftragen, hinter verschlossenen Türen Vorschläge zur Lösung der Finanzkrise auszuarbeiten, wäre ein offener und transparenter Konsultationsprozess nötig. Die EU-Kommission sollte zudem eine Untersuchung einleiten, inwiefern die Lobbyarbeit der Finanzindustrie zum Entstehen der Krise beigetragen hat."
      LobbyControl

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29829/1.html

      ....bis später...
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      Avatar
      schrieb am 02.03.09 13:55:23
      Beitrag Nr. 1.396 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.715 von kiska am 02.03.09 13:41:21;)
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 14:59:34
      Beitrag Nr. 1.397 ()
      REGIERUNGSPLAN
      Waffenindustrie profitiert von Konjunkturpaket
      ;) Von Hasnain Kazim

      Die Bundesregierung plant einem Pressebericht zufolge, Teile des 50 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets der Rüstungsindustrie zugutekommen zu lassen. Demnach sollen für mehrere hundert Millionen Euro neue Waffen und Militärfahrzeuge gekauft werden. Das Vorhaben sorgt jetzt für Ärger.

      Hamburg - Rund 500 Millionen Euro der Konjunkturhilfe sollen nach Plänen der Bundesregierung für Rüstungsausgaben verwendet werden. Einem Bericht der "Financial Times" (FT) zufolge plant die Große Koalition demnach, das Geld unter anderem "für Maschinengewehre, Militärfahrzeuge und Unterwasser-Minensuchgerät" auszugeben. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte die Angaben auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE.

      Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte Ende Februar mitgeteilt, dass allein für Baumaßnahmen in Liegenschaften der Bundeswehr ein Betrag von über 250 Millionen Euro vorgesehen sei. Es gehe um "Grundsanierungen und energetische Sanierungen von Gebäuden" sowie um die "Attraktivitätssteigerung der Standorte der Bundeswehr". Jung betonte, mit den Ausgaben der Bundeswehr würden "kleine und mittelständische Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten" unterstützt und somit Arbeitsplätze in Deutschland gesichert. "Die Bundeswehr ist einer der wichtigsten Auftraggeber für die deutsche Wirtschaft", sagte Jung.

      Für Aufregung sorgt aber die Tatsache, dass rund 250 Millionen Euro aus dem 50 Milliarden Euro umfassenden Konjunkturpaket für die Beschaffung von Waffen und Kriegsgerät ausgegeben werden sollen. Eine vorläufige Einkaufsliste des Verteidigungsministeriums umfasse 1000 Maschinenpistolen MP 7 der baden-württembergischen Waffenschmiede Heckler & Koch für drei Millionen Euro, 34 "Dingo II"-Patrouillenfahrzeuge für 24,4 Millionen Euro, zehn bewaffnete Fennek-Spähwagen für 35 Millionen Euro sowie fünf Seafox-Unterwasserdrohnen zur Minenbekämpfung für 34 Millionen Euro.

      Das Verteidigungsministerium betonte, all die geplanten Anschaffungen würden angesichts der zahlreichen Einsätze der Bundeswehr dringend benötigt. "Wir würden diese Dinge ohnehin kaufen", sagte ein ranghoher Offizier SPIEGEL ONLINE. "Womöglich können wir das jetzt früher tun."

      Die Bundeswehr ist an mehreren Auslandseinsätzen beteiligt, unter anderem mit rund 4500 Soldaten in Afghanistan, und benötigt nach eigenen Angaben neue Ausrüstung. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es gehe bei den Anschaffungen darum, "Leben zu schützen".


      Der Grünen-Abgeordnete und Verteidigungsexperte Omid Nouripour sagte, es sei "geradezu absurd", Ausgaben, die ohnehin vorgesehen waren, vorzuziehen und diese dann als Konjunkturhilfe zu verkaufen. "Das ist ein Etikettenschwindel und ganz abgesehen davon ein Zeugnis der eigenen Handlungsunfähigkeit", sagte Nouripour. Außerdem sei bedenklich, "dass Ausgaben für eine Parlamentsarmee, die die Bundeswehr ist, offensichtlich am Parlament vorbei getätigt werden sollen". Gegen die Renovierung von Kasernen habe er aber nichts, sagte der Grünen-Politiker.

      Inge Höger, Abgeordnete der Linkspartei und Mitglied des Verteidigungsausschusses, warf der Großen Koalition vor, sie würde die Bekämpfung der Wirtschaftskrise dazu nutzen, die Bewaffnung der Bundeswehr zu beschleunigen. "Es ist ein Schwindel zu behaupten, der Kauf von Panzern und Drohnen wäre ein Stimulus für die Wirtschaft", sagte die Politikerin. Die Bundesregierung nutze die Gelegenheit, "klammheimlich ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen". Politiker von Union und SPD unterstützen dagegen die Ausgaben dieser Art im Rahmen des Konjunkturpakets.
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      Avatar
      schrieb am 02.03.09 17:14:44
      Beitrag Nr. 1.398 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.681.386 von kiska am 02.03.09 14:59:34Guten Abend kiska,

      habe es heute Mittag gelesen! Ohne Worte.
      Anderer Leute Geld (sofern überhaupt vorhanden) lässt sich immer leicht ausgeben.

      Dir einen schönen Abend und Dank!
      Gruß Maraho

      P.S.: Gleich geht es meinerseits weiter....
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 17:35:33
      Beitrag Nr. 1.399 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.630.189 von Maraho am 22.02.09 19:12:35Und wieder Kurzarbeit...

      Kranhersteller
      Demag Cranes schickt Beschäftigte in Kurzarbeit

      Der Kranhersteller Demag Cranes hat Kurzarbeit für knapp 1 200 Beschäftigte und damit für mehr als jeden dritten Mitarbeiter in Deutschland eingeführt. Seit Montag arbeiteten 800 Mitarbeiter im Bereich Hafentechnologie sowie 380 Mitarbeiter im Bereich Industriekräne kürzer.

      HB DÜSSELDORF. Wegen rückläufiger Auftragseingänge sei die Produktion reduziert worden. Demag Cranes ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Anbieter von Industriekränen und Krankomponenten, Hafenkränen und Technologien zur Hafenautomatisierung. Der Konzern hat weltweit rund 6 100 Mitarbeiter, darunter 3 000 in Deutschland.

      Die Kurzarbeit für 800 Mitarbeiter im Bereich Hafentechnologie betreffe das Werk Düsseldorf-Benrath. Hier hatte sich Demag Cranes zuvor bereits von 180 Leiharbeitern getrennt. Im Industriekräne-Bereich seien insgesamt 380 Mitarbeiter in den Werken Wetter an der Ruhr, Uslar in Niedersachsen und Luisenthal in Thüringen betroffen.

      Demag Cranes will die einzelnen Geschäftsbereiche enger verzahnen. Finanzchef Rainer Beaujean sprach sich in der "Börsen-Zeitung" (Samstag) für eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns aus. "Es stellt sich die Frage nach Gemeinsamkeiten - im Finanzbereich, im Einkauf, der IT und natürlich auch in den produzierenden Segmenten. Wir müssen versuchen, die Geschäftsbereiche noch besser miteinander zu verzahnen", erklärte Beaujean.

      Auch einen Strategiewechsel schloss der Finanzvorstand nicht aus. In Krisenzeiten wie diesen müsse jedes Unternehmen seine Strategie und seine Organisation ständig überprüfen. Zudem schaue sich der Vorstand nun auch noch einmal das Investitionsprogramm an.

      Für die Hauptversammlung an diesem Dienstag (3. März) schloss Beaujean eine Prognose für das Geschäftsjahr 2008/09 (zum 30. September) aus. Zunächst müsse das Ende März auslaufende zweite Geschäftsquartal abgewartet werden. Bekannt sei aber, dass es in der Hafentechnologie tendenziell "nicht so gut" laufe und das Geschäft mit Industriekränen eher spätzyklisch reagiere. Dagegen sei das Service-Geschäft "generell sehr stabil", betonte der Finanzchef.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/demag-cran…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 17:40:56
      Beitrag Nr. 1.400 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.120 von Maraho am 28.02.09 17:40:57Passend hierzu....

      Landesbanken
      WestLB kann EU keine großen Fortschritte melden

      Die angeschlagene WestLB muss weiter um den Erhalt ihrer lebenswichtigen öffentlichen Garantien zittern. Im Ringen mit der EU-Kommission um die Garantien will das Institut den Brüsseler Wettbewerbshütern Kreisen zufolge noch in dieser Woche einen Bericht vorlegen.

      HB DÜSSELDORF. Viel Neues habe die WestLB in dem von der Kommission angeforderten Fortschrittbericht aber nicht mitzuteilen, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters. Eine Sprecherin des NRW-Finanzministeriums wollte die Angaben nicht kommentieren. Sie betonte aber, dass "wir auf Arbeitsebene mit der Kommission in Kontakt stehen".

      Die EU-Kommission fordert unter anderem einen Eignerwechsel bei der WestLB. Gespräche des Düsseldorfer Instituts mit der Frankfurter Deka über eine Zusammenlegung waren aber ohne Ergebnisse geblieben. Damit dürfte der Druck aus Brüssel auf das Institut weiter steigen. Die WestLB werde voraussichtlich versuchen, erneut mehr Zeit für Konsolidierungsschritte mit anderen Landesbanken zu erreichen, hieß es.

      Die EU-Wettbewerbshüter dringen darauf, dass die WestLB einen neuen Eigner präsentiert und ihr Geschäft radikal umbaut. Hintergrund sind Bürgschaften in Höhe von fünf Mrd. Euro, mit denen die Eigner des Geldhauses unter Führung des Landes Nordrhein-Westfalen für riskante Investments der WestLB in einer Höhe von 23 Mrd. Euro einstehen. Die EU-Kommission sieht diese als öffentliche Beihilfen an. Werden ihre Forderungen nicht umgesetzt, könnte die EU-Kommission die Garantien untersagen - mit unansehbaren Folgen für die Zukunft der WestLB.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherun…
      11 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 17:58:36
      Beitrag Nr. 1.401 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.443 von windei am 01.03.09 20:22:23Für windei...

      Private-Equity-Pionier
      KKR verliert mehr als der Dow

      Schwere Zeiten für Heuschrecken. Nachdem bereits Blackstone einen horrenden Verlust auswies, zeigt sich nun auch beim Erzrivalen KKR: Das Geschäftsmodell funktioniert in der Krise nicht.

      Die Kreditkrise hat Kohlberg Kravis Roberts (KKR) richtig gebeutelt: Im vierten Quartal musste die Beteiligungsgesellschaft ihr gelistetes Firmenportfolio KPE um 32 Prozent abschreiben. Der Wertverlust ist höher als die Verluste des Dow Jones Industrial Average, der über denselben Zeitraum "nur" 20 Prozent einbüßte. KKR-Gründer Henry Kravis begründete die Wertberichtigungen mit den "globalen weltwirtschaftlichen Bedingungen" und "Marktpreisentwicklungen".

      Die KKR-Ergebnisse unterstreichen, dass die Marktturbulenzen keine Vermögensklasse verschonen. Bereits am Freitag hatte Rivale Blackstone seine Ergebnisse vorgestellt und Abschreibungen von 20 Prozent öffentlich gemacht. Im vierten Quartal häufte der KKR-Konkurrent einen Verlust von 827 Mio. $ an.

      Die Beteiligungsgesellschaften leiden auch unter neuen buchhalterischen Bestimmungen: Über lange Zeit konnten sie übernommene Unternehmen zu den Akquisitionskosten bewerten. Die Regel FAS 157 schreibt nun aber vor, dass die Engagements zu Marktpreisen bilanziert werden müssen. Das führt wie bei den Banken zu erheblichen Abschreibungen.

      Fragezeichen hinter Börsengang

      Das Fragezeichen hinter den Börsenplänen von KKR wird angesichts der schwierigen finanziellen Situation immer größer. Mitte 2007 hatte Kravis angekündigt, die komplette Gesellschaft an die Börse zu bringen. Im Juli 2008 wurde das Vorhaben wegen der Kreditkrise verändert. Stattdessen sollte das Listing über das bereits börsennotierte Vehikel KKR Private Equity (KPE) erfolgen. Doch angesichts der dramatischen Kursentwicklung - die KPE-Aktie verlor im vergangenen Jahr 85 Prozent - und der enttäuschenden Ergebnisse wurde das Parkettdebüt erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben.

      Die Private-Equity-Pioniere klingen jedenfalls skeptisch: "Seit Juli 2008 haben sich die Finanzwelt und die Weltmärkte grundlegend geändert", heißt es in am Montag veröffentlichten Mitteilung . KKR überprüfe nun die Auswirkung dieser Veränderungen auf die angedachte Transaktion. In den kommenden Woche hoffe man, die Analyse abzuschließen. Das "WSJ" erfuhr, dass auch eine endgültige Absage nicht ausgeschlossen wird.

      Keine Freude mit Pro Sieben Sat1

      KPE ging 2006 an die Börse. Sonderlich erfolgreich fiel die Performance aber nicht aus: Der Nettovermögenswert fiel seitdem um 46 Prozent. Fast sämtliche Beteiligungen bereiten Probleme: Die Anteile an dem Kreditkartenabwickler First Data wurden im vierten Quartal um weitere 40 Prozent abgeschrieben, bei dem texanischen Energieversorger TXU - der heute unter dem Namen Energy Futures Holding firmiert - lag der Wertberichtigungsbedarf bei 30 Prozent. Auch Deutschland bereitet Kravis keine Freude: Die Anteile an der Senderkette Pro Sieben Sat.1 von 220 Mio. $ schrieb KKR auf null ab.

      Quelle: FTD.de, 10:37 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
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      Avatar
      schrieb am 02.03.09 18:05:08
      Beitrag Nr. 1.402 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.667.320 von Maraho am 27.02.09 14:25:25Wen es interessiert...

      Immobilienkrise
      Freddie-Mac-Vorstand tritt zurück

      Milliardenverluste, und jetzt geht auch noch der Chef: Der amerikanische Hypothekenfinanzierer Freddie Mac steckt tief in der Krise. Der Kapitalbedarf des Unternehmens liegt bei 30 bis 35 Mrd. $ - der Fehlbetrag soll bald ausgeglichen werden.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Immobilie…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 18:10:37
      Beitrag Nr. 1.403 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.284 von Maraho am 28.02.09 18:35:10Opel...

      Mögliche Staatshilfen
      Der Fahrplan für die Opel-Rettung


      Die Bundesregierung will dem angeschlagenen Autobauer helfen. Aber nicht überstürzt und schon gar nicht um jeden Preis. FTD.de zeigt, wie der Fahrplan zu möglichen Staatshilfen aussehen könnte.

      Die Bundesregierung will sich bei der Prüfung möglicher Staatshilfen für Opel nicht Drängen lassen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, ob ein Unternehmen Unterstützung aus dem jetzt aufgestockten Bürgschaftsprogramm erhalte, laufe nach einem klaren Verfahren ab. Dies gelte für Opel genauso wie für jede andere hilfesuchende Firma.

      Bei einem Opel-Antrag auf Bürgschaften nehmen unabhängige Wirtschaftsprüfer das vorgelegte Rettungskonzept unter die Lupe. Dieser sogenannte Mandatar im Auftrag der Bundesregierung ist derzeit PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Experten sollen ausloten, ob das Konzept von Opel zukunftsfähig ist. In die Prüfung fließen unter anderem auch die Folgen möglicher Staatshilfen ein. Dazu gehört die Frage nach einer eventuellen Wettbewerbsverzerrung, sollte der Staat Opel stützen.

      Kommen die Wirtschaftsprüfer zu einer positiven Bewertung, befasst sich anschließend der Bürgschaftsausschuss von Bund und Ländern mit dem Konzept. Bei größeren Fällen soll künftig voraussichtlich noch ein Lenkungsausschuss von Spitzenvertretern der Ministerien entscheiden. Bei einer hohen Summe aus dem 100-Mrd.-Euro-Rettungsschirm will der Haushaltsausschuss des Bundestages mitreden.

      Für mögliche Kredite an Opel wiederum wäre die Staatsbank KfW mit im Boot. Die Entscheidung des Ausschusses für Bürgschaften geht nach Brüssel: Eine Rettungsbeihilfe beispielsweise müsste von der EU- Kommission genehmigt werden.

      Der Zeitplan für mögliche Hilfen hängt stark vom Vorgehen des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) und der US-Regierung ab. Ohne die Mutter in Detroit, die ums Überleben kämpft und am Tropf des Staates hängt, läuft nichts. Mitte März reist Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zu Gesprächen in die USA.

      Die Staatshilfen sind allerdings umstritten. Die CDU hält sie nur bei einer klaren wirtschaftlichen Existenzfähigkeit des Autobauers für möglich. Es könne nicht die Aufgabe des Staates sein, Unternehmen zu helfen, die am Markt Schwierigkeiten hätten zu überleben, sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla.

      Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sieht das etwas anders und plädiert dafür, zur Rettung von Opel eine Staatsbeteiligung nicht auszuschließen. "In extremen Einzelfällen haben wir damit gute Erfahrungen gemacht", sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt". Als Beispiele nannte er unter anderem Salzgitter in Niedersachsen, wo das Land zur Sicherung der Eigenständigkeit seit zehn Jahren beteiligt ist. Auch am Autobauer VW hält Niedersachsen rund 20 Prozent.

      Ein neues Unternehmen rund um den Autohersteller Opel könnte nach Auffassung des Frankfurter Autoanalysten Christoph Stürmer innerhalb von vier Wochen gegründet werden. Dies sei möglich, wenn sich ein gutes Team von Unternehmensberatern und Juristen konzentriert in Klausur begebe. Die Abgrenzung zu GM könnte dabei so gestaltet werden, dass auch eine Insolvenz der Mutter keine unmittelbaren Auswirkungen auf die europäische Tochter hätte, sagte der Experte des Frankfurter Wirtschaftsforschungsinstituts Global Insight.

      Der Staat sollte sich auf Unterstützungen zur Sicherung des Überlebens beschränken, sagte Stürmer. Solange in der Autoindustrie nur rote Zahlen geschrieben würden, hielten sich mögliche Investoren deutlich zurück. Er sei sich aber sicher, dass sofort nach Gründung des neuen Unternehmens mögliche Interessenten Schlange stehen würden, um in die Bücher zu schauen.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:M%F6gliche-S…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 18:32:21
      Beitrag Nr. 1.404 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.677.397 von Maraho am 01.03.09 20:12:36Von wegen, nur die Österreicher....

      Finanzkrise

      Deutschen Banken droht Milliardendesaster in Osteuropa
      Cornelius Welp, Melanie Bergermann (Frankfurt)

      Kredite fallen aus, Staaten stehen vor der Insolvenz – deutschen Banken droht in Osteuropa ein neues Milliardendesaster.


      Der Delta-Man ist ein toller Kerl. Da hat das Pärchen den Einkaufswagen im Supermarkt so richtig voll geladen, Babykleidung eingepackt und alles, was ein junges Glück sonst noch braucht. Der Schock wartet an der Kasse. Ein gigantischer Bon droht alle Träume zu zerstören. Zum Glück aber gibt es Delta-Man, den Retter im Bankerkostüm. Er saust durch die Luft herbei und drückt dem Paar ein Bündel Geldscheine in die Hand. Und schon ist alles wieder gut.

      Die Rechnung schien lange aufzugehen. Zu lange. Denn nun ist der Werbespot der ukrainischen Delta Bank ein Dokument der Finanzmisere, die die osteuropäischen Länder mit voller Härte trifft. Die vielfach laxen Standards bei der Vergabe von Konsumentenkrediten an in Finanzfragen oft unerfahrene Kunden sind dabei nur ein Problem, das die Region zum Brandherd der Finanzkrise gemacht hat. Da auch deutsche Banken dort engagiert sind, drohen ihnen schmerzhafte Verluste.

      Spätestens seit die Ratingagentur Moody’s vor einigen Tagen eine Herabstufung von Banken mit starkem Engagement in Osteuropa in Aussicht stellte, geht in Westeuropa die Angst vor einer neuen Schockwelle um. Am vergangenen Dienstag malten auch die Kollegen von Standard & Poor’s ein düsteres Bild: Die Lage in Osteuropa enthalte „alle Zutaten einer gravierenden Krise“. Die Sorge um Osteuropa hat wesentlich zum weltweiten Einbruch an den Börsen beigetragen.

      Westeuopas Banken haben Kredite für 1,2 Billionen Euro vergeben

      Europäische Banken hatten im Oktober 2008 Kredite von insgesamt etwa 1,2 Billionen Euro in osteuropäischen Staaten inklusive der Türkei vergeben, so Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). 85 Prozent des gesamten Kreditvolumens in der Region stammen damit von westeuropäischen Kapitalgebern. Mit Abstand größter Finanzierer ist Österreich mit rund 230 Milliarden Euro. Es folgen Deutschland und Italien, die jeweils etwa 170 Milliarden Euro verliehen haben.

      Die osteuropäischen Länder leiden unter der teilweise extrem hohen Verschuldung ihrer Staatshaushalte. Die konjunkturelle Misere verschärft sich noch dadurch, dass gerade die westlichen Banken, die Staatshilfe erhalten haben, sich auf den Heimatmarkt konzentrieren. Einige haben die Kreditvergabe in besonders hart betroffenen Ländern wie der Ukraine oder Rumänien komplett eingestellt.

      Einst lohnende Investitionen werden zum Bumerang

      Die Weltbank geht davon aus, dass ein Stützungspaket von 120 Milliarden Euro erforderlich ist, um das osteuropäische Bankensystem zu stabilisieren. Die Investmentbank Goldman Sachs rechnet damit, dass zehn Prozent der gesamten Verluste westeuropäischer Banken ihren Ursprung in Osteuropa haben werden. Was lange wie eine lohnende Zukunftsinvestition aussah, droht für die Banken aus mehreren Gründen zum Bumerang zu werden:

      Unternehmenskredite: Der Aufschwung im Osten war in großen Teilen auf Pump finanziert. Die Europäische Entwicklungsbank hält Kreditausfälle von bis zu 20 Prozent für realistisch. Auch für die deutschen Banken geht es um große Summen. Laut BIZ haben die deutschen Banken in Polen Kredite in Höhe von 50 Milliarden Dollar vergeben, in Ungarn 37 Milliarden und in Tschechien 11 Milliarden.

      Kredite an Privatkunden: Die Gesamtverschuldung der privaten Haushalte in Osteuropa ist nach einer Studie der Bank Austria von 2002 bis 2007 jährlich um 44 Prozent gestiegen, das gilt vor allem für Hypotheken- und Konsumentenkredite. So kletterte in Polen die Summe der Kredite für private Anschaffungen noch im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent. Wegen der verschlechterten Konjunkturaussichten und der wachsenden Arbeitslosigkeit drohen hier nun Verluste.

      Fremdwährungskredite: In vielen Ländern wurden Kredite gern in Fremdwährungen vergeben, bevorzugt in Schweizer Franken. Für die Kunden schien das vorteilhaft, weil sie von niedrigeren Zinsen profitierten. In einigen Ländern liegt der Anteil der Fremdwährungskredite auch bei Hypothekendarlehen bei 60 Prozent, bei einzelnen Instituten sind es mehr als 80 Prozent. Nun stürzen viele Währungen gegenüber Euro und Franken ab. „Dadurch erhöhen sich die monatlichen Tilgungsraten der Kreditnehmer und damit das Ausfallrisiko für die Bank“, sagt Michael Steinbarth, Analyst bei der Ratingagentur Fitch.

      Commerzbank und BayernLB stark engagiert

      Deutsche Institute haben erst spät begonnen, sich in Osteuropa zu engagieren. Lange wurde ihnen deshalb vorgeworfen, einen wichtigen Trend verschlafen zu haben. „Im Privatkundengeschäft spielen die deutschen Banken keine große Rolle“, sagt Andreas Pratz, Bankenexperte und Partner bei der Unternehmensberatung A. T. Kearney. Anders sieht das bei Firmenkrediten aus. „Hier sind die Deutschen ein wichtiger Spieler “, sagt Pratz. Und hier drohen ihnen deshalb die größten Belastungen. Die osteuropäische Industrie ist in großen Teilen eine verlängerte Werkbank westlicher Unternehmen. Doch die Nachfrage nach Produkten, etwa für Autozulieferer, ist eingebrochen. Banken, die diese Unternehmen finanziert haben, wird die wachsende Zahl der Pleiten treffen.

      Stark in Osteuropa engagiert sind Commerzbank und BayernLB.Die Commerzbank hat ihr Geschäft dort in den vergangenen Jahren forciert und in einer Holding gebündelt. Sie besteht vor allem aus der 70-Prozent-Mehrheit an der polnischen BRE Bank sowie einer 60-Prozent-Beteiligung an der ukrainischen Forum Bank. Die Außenstände der BRE Bank beliefen sich im September 2008 auf 20 Milliarden Euro. Entsprechend hat die Commerzbank ihre Risikovorsorge für Osteuropa Ende 2008 auf 190 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Über ihre Fremdwährungskredite will sie keine Auskunft geben. Wegen der angespannten Lage wurden die Expansionspläne der BRE-Tochter mBank verschoben. Sie soll sich künftig auf Polen, Tschechien und die Slowakei konzentrieren.

      Die BayernLB ist über die MKB Bank stark in Ungarn engagiert. Mit 220.000 Privat- und 38.000 Firmenkunden ist sie dort das drittgrößte Finanzinstitut. Das Kreditvolumen inklusive Kreditzusagen betrug Ende 2007 knapp neun Milliarden Euro, davon etwa drei Viertel Unternehmenskredite. Sie hat in Ungarn auch Fremdwährungskredite vergeben, die nun Probleme bereiten. Was das für die MKB Bank bedeutet, wollte ein Sprecher nicht mitteilen. 2007 kaufte die BayernLB noch die Kärntner Bank Hypo Alpe Adria für 1,6 Milliarden Euro, die vor allem in Südosteuropa engagiert ist. Auch diese Investition entpuppte sich bisher nicht als Glücksgriff: Gerade musste der österreichische Staat der Bank mit 900 Millionen Euro Kapitalhilfe unter die Arme greifen.

      Als erste deutsche Bank hatte die damals noch unabhängige HypoVereinsbank auf Osteuropa gesetzt. 2000 kaufte sie die Bank Austria, damals schon ein großer Spieler in der Region. Inzwischen gehören beide zur italienischen Bank UniCredit. Die bestreitet heute mit 4000 Filialen in 15 Ländern etwa 25 Prozent ihres Umsatzes in Osteuropa. Bankchef Alessandro Profumo, der die Expansion in den vergangenen Jahren vorangetrieben hatte, hält die derzeitigen negativen Szenarien für übertrieben. Dennoch geht sie von einer Abkühlung des Geschäfts aus. Bei der Neukreditvergabe schaut sie kritischer hin, will ihr Engagement aber nicht dauerhaft zurückfahren.

      Die Deutsche Bank hat sich bei der Auslandsexpansion bisher auf Asien konzentriert. In Osteuropa ist sie vor allem in Polen präsent, wo sie neben klassischen Filialen mit den „db kredyt“-Shops das Thema Konsumentenkredite forciert hat. Bankchef Josef Ackermann hat bereits erklärt, dass sein Institut keine signifikanten Beeinträchtigungen erwartet. Die direkten Belastungen dürften sich in Grenzen halten.

      Pleite osteuropäischer Staaten als GAU

      Das schützt den Branchenprimus und andere nicht stark in Osteuropa vertretene Banken jedoch nicht vor anderen negativen Auswirkungen. Viele deutsche Unternehmen sind auf den Exportmarkt Osteuropa angewiesen. Wenn die Unternehmen dort kein Geld mehr bekommen, um zu investieren, wenn Privatpersonen nicht mehr konsumieren, trifft das die Exporteure schwer.

      Das könnte die Zahl der Kreditausfälle deutscher Unternehmen weiter nach oben treiben. Davon wären nahezu alle Banken betroffen. Die Commerzbank hat die Risikovorsorge für ihr Mittelstandsgeschäft bereits erheblich erhöht: 2008 lag bei einem operativen Ergebnis von 868 Millionen Euro im Kreditgeschäft die Risikovorsorge bei 179 Millionen Euro.

      Zum GAU käme es, wenn Staaten in Osteuropa pleitegehen. Ganz ausgeschlossen ist das nicht mehr. Standard & Poor’s senkte gerade die Bonitätsnote für Lettland auf BB+, also Schrott-Niveau. Eine weitere Herabstufung steht für die Ukraine an. Der Internationale Währungsfonds hat dem Land bereits einen Notkredit in Höhe von 16 Milliarden Dollar genehmigt. Schon 2008 mussten Ungarn und Lettland von der EU-Kommission unterstützt werden: Sie nahm für Ungarn 6,5 und für Lettland 3,1 Milliarden Euro am Kapitalmarkt auf. Wollen die Regierungschefs Zusammenbrüche weiterer Länder und Banken verhindern, kann das sehr teuer werden.

      Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/deutschen-banken-droh…
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      Avatar
      schrieb am 02.03.09 18:37:57
      Beitrag Nr. 1.405 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.533 von Maraho am 02.03.09 18:32:21Schon klar,- langsam gehts ans "Eingemachte"!

      In diesem tempo wenns weiterläuft, dann haben wir es schon zu Weihnachten überstanden.

      (Das bedeutet: Schulden werden nicht mehr bedient, sondern nur noch verwaltet. Die Hyperinflation wird kaum lange noch auf sich warten lassen.

      Ich glaube, ich geh mal schnell einkaufen...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 18:50:17
      Beitrag Nr. 1.406 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.589 von Dorfrichter am 02.03.09 18:37:57Guten Abend Dorfrichter,

      Ich glaube, ich geh mal schnell einkaufen...

      einige Vorräte im Hause können nicht schaden. Von allem etwas! ;)
      Und den Wagen immer vollgetankt!

      Dir einen schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 19:15:37
      Beitrag Nr. 1.407 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.822 von Maraho am 02.03.09 13:54:06Ein Nachtrag hierzu....

      EU banks on insiders to fix the financial crisis
      Ganz oben auf der Seite. Dann anklicken: "Would you bank on them?".

      Studie über die High Level Group der acht Experten, die die EU-Kommission bei der Reform des Finanzsystems beraten.

      http://www.corporateeurope.org/
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 19:24:00
      Beitrag Nr. 1.408 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.250 von Maraho am 02.03.09 17:58:36
      danke und einen trotz allem angenehmen Abend
      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 19:34:58
      Beitrag Nr. 1.409 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.489.686 von Maraho am 01.02.09 12:39:36Betrifft: STEUERN

      Steueroase Isle of Man liefert Deutschland Informationen

      Im Kampf gegen Steuerflucht hat sich Deutschland mit der Isle of Man in der Irischen See auf mehr Transparenz verständigt.


      Vertreter beider Seiten unterzeichneten am Montag nach Angaben des Bundesfinanzministeriums ein Abkommen für einen offeneren Informationsaustausch in Steuersachen. «Das Abkommen bestätigt die Verpflichtung beider Parteien zu einem offenen und fairen Steuerwettbewerb», teilte das Ministerium in Berlin mit. Insbesondere sollen die Standards der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Eindämmung des schädlichen Steuerwettbewerbs umgesetzt werden.

      Das Abkommen sieht unter anderem vor, dass relevante Steuerinformationen auch dann zugänglich sein müssen, wenn noch keine strafrechtlichen Ermittlungen eingeleitet sind. Das Bundesfinanzministerium bezeichnete die Vereinbarung als einen weiteren Schritt im Kampf gegen «Steueroasen» und unfairen Steuerwettbewerb.

      Die Isle of Man galt aufgrund ihrer günstigen Besteuerung und ihres Bankgeheimnisses lange als bevorzugter Standort für steuersparende Firmengründungen. Die autonome Insel in der Irischen See ist über einen Sonderstatus mit der britischen Krone verbunden, gehört aber nicht zu Grossbritannien.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Steueroase-Isle-o…
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 19:45:29
      Beitrag Nr. 1.410 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.112 von Maraho am 02.03.09 19:34:58Und da es so gut passt....
      .... wobei, die Kanalinseln dürften sich erledigt haben...


      Wo Steuersünder ihr Geld wirklich sicher verstecken können
      Von Ralph Pöhner.

      Es gibt nicht nur die Schweiz, Liechtenstein oder ein paar windige Karibik-Inseln: Die wirklich starken Steueroasen lassen sich schwer knacken. Ein kleiner Führer für den modernen Steueroptimierer.


      Natürlich kann man mit seinem Geld auch auf die bekannten Schatzinseln flüchten, man kann in die tropischen, suptropischen oder mediterranen Steuerparadiese: Sie heissen Anguilla, Cayman Islands oder Nauru, Belize und Panama, San Marino oder Andorra.

      Aber ehrlich gesagt: Möchten Sie Ihre Millionen dort parkiert haben? Würden Sie da ruhig schlafen? Eben.

      Dass EU, USA, OECD oder G20 sich jetzt auf die Schweiz einschiessen, hat auch damit zu tun, dass das Land den Reichen dieser Welt Zuverlässigkeit, Stabilität oder einen funktionierenden Rechtsstaat bietet – also besonders attraktiv ist.

      Zuverlässigkeit und tiefe Steuern

      Vergessen geht dabei, dass weitere Geldverstecke längst dasselbe haben: tiefe Steuern, keine Chance für den Finanzminister zuhause und obendrein die Zuverlässigkeit eines starken Staates.

      Hier eine kleine Auswahlliste für moderne steuerbewusste Anleger:

      Singapur: Inzwischen nennt man den südostasiatischen Stadtstaat auch das «Genf von Asien». Denn dieses Finanzzentrum hat sich ebenfalls auf Vermögensverwaltung spezialisiert. Über hundert Geschäftsbanken werben hier um reiche Kunden, darunter renommierte Schweizer Institute wie Julius Bär, Sarasin, UBS und CS. Das Bankgeheimnis ist streng, längst gilt es als undurchdringlicher als das Schweizer Vorbild: Bei Steuerbetrug oder Geldwäscherei schützt es im Prinzip zwar ebensowenig, aber es wird nur aufgehoben, wenn einheimische Gesetze verletzt werden. Und da man als Ausländer mit fremdem Wohnsitz in Singapur ohnehin keine Steuern bezahlt, kommt man gar nicht so einfach mit den dortigen Steuergesetzen in Konflikt...

      Im übrigen bietet der Stadtstaat günstige Voraussetzungen für den Steuerflüchtling von Welt: einen grossen Interkontinental-Hub, politische Ruhe, und die Banken sind sogar zu europäischen Bürozeiten besetzt. Vor allem: Der Stadtstaat, 4,5 Millionen Einwohner gross und enorm finanzstark, kann Drohungen von Nicolas Sarkozy oder Gordon Brown relativ gelassen wegstecken.

      Delaware: Was Liechtenstein kann, können die USA schon lange. Der Bundesstaat Delaware ist nicht nur eine Steueroase, sondern er bietet wunderbare Formen der Anonymität. Im Grunde funktionieren die Delaware Companies ähnlich den Liechtensteiner Stiftungen: Der wirtschaftlich Berechtigte kann einen Treuhänder einsetzen; man darf unter einem Firmendach diverseste wirtschaftliche Tätigkeiten vereinen; die Generalversammlung lässt sich bequem per Brief abhalten; und Delaware verlangt nicht einmal, dass man vor Ort eine Buchhaltung führt. Was am Wichtigsten ist: Wenn eine Firma im Bundesstaat selber nicht aktiv wird, muss sie auch keine Gewinnsteuern bezahlen.

      Kein Wunder, dass im kleinen Ostküstenstaat rund 600'000 Firmen auf 875'000 Einwohner kommen. In den Neunzigerjahren soll Delaware bei der russischen Mafia sehr beliebt gewesen sein (ein Problem, das sich mit der Etablierung der Mafia in Russland etwas beruhigt hat). Einzelne Staaten - etwa Brasilien - haben Delaware schon auf ihre Schwarze Liste der dubiosen Steuerparadiese gesetzt. Sollte die EU gegen die Zustände dort vorgehen wollen, fände sie seit Kurzem einen hochrangigen Gesprächspartner in Washington: Vizepräsident Joe Biden stammt aus Delaware. Was die Sache für die Europäer kaum leichter macht.

      Die Kanalinseln: Das Völkerrecht erlaubt der britischen Regierung eine gewisse Wendigkeit. Sie kann gegen die Schweiz wettern – und zugleich so tun, als ob Jersey, Guernsey, Isle of Man plus diverse Karibikinseln unter dem Union Jack sie nichts angehen. Denn besagte Inseln sind zwar very british, zugleich unterstehen sie direkt der Krone und haben deshalb eine eigene Rechtssprechung. Jersey, Guernsey oder die Isle of Man gehören folglich auch nicht zur EU.

      Die Angebote dieser Steueroasen sind unterschiedlich, zum Beispiel kennt Guernsey ein Bankgeheimnis, Jersey jedoch nicht. Doch sie alle offerieren dem globalen Steueroptimierer die interessante Rechtsform des Trusts. Wer will, kann sein Vermögen solch einem Trust anvertrauen, natürlich sehr diskret: Gegen aussen tritt ein Treuhänder in Erscheinung. Verdient der Trust sein Geld ausserhalb der Kanalinseln, und ist der wirtschaftlich Berechtigte ein Ausländer, so muss er keine Steuern bezahlen.

      Den langfristig denkenden Anleger mag höchstens beunruhigen, dass die Regierung in London einmal die Geduld verliert und wegen der diskreten Inseln bei Ihrer Majestät vorstellig wird. Schliesslich entgehen auch London happige Steuereinkünfte durch die Trusts. Britische Bürger nutzen sie zum Beispiel, indem sie ihr Haus einfach einer Guernsey-Firma überschreiben und dort versteuern. Und immerhin verwalten die Kanalinseln über 1 Billion Franken an ausländischen Vermögen – also rund ein Viertel soviel wie die Schweiz.

      Hongkong: 70 Prozent aller internationalen Grossbanken haben einen Ableger in Hongkong. Die Erträge der Konten werden nur besteuert, wenn das Geld in Hongkong verdient wurde. Und während die Schweiz brav Quellensteuern an die Heimatländer ihrer Kunden abführt, während sie sich an Doppelbesteuerungsabkommen hält und Amtshilfe leistet, geben sich die Behörden in Hongkong eher undurchdringlich. Im Hintergrund steht die Absicht der Chinesen, Hongkong als eigenes Finanzzentrum von Weltrang zu etablieren und zu einer soliden Geldquelle für die eigene Wirtschaft zu machen.

      Die EU bemüht sich darum, ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Hongkong zu erreichen, wobei die Möglichkeiten, den Chinesen à la Peer Steinbrück mit der Peitsche zu drohen, recht beschränkt sind. Auf der anderen Seite muss der langfristig denkende Steueroptimierer in Hongkong gewisse politische Unsicherheiten in Kauf nehmen.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und…
      6 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 19:47:19
      Beitrag Nr. 1.411 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.004 von windei am 02.03.09 19:24:00Guten Abend windei,

      nichts zu danken! Gerne geschehen! Ist ja die Fortsetzung Deines Beitrags.

      Dir einen schönen Abend.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 20:03:36
      Beitrag Nr. 1.412 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.626.243 von Maraho am 21.02.09 13:12:56Da geht er hin...

      Finanzkrise
      US-Investor Flowers kehrt Deutschland den Rücken
      © ZEIT ONLINE, dpa, Reuters 2.3.2009 - 17:58 Uhr

      Er hat genug von Deutschland: J.C. Flowers, Großaktionär der Hypo Real Estate, verlagert seine Aktivitäten nach London und New York, sein Büro in Hamburg macht er dicht


      Angesichts seiner glücklosen Investments bei der HSH Nordbank und dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) zieht sich der US-Investor Christopher Flowers aus Deutschland zurück. Das Hamburger Büro werde geschlossen, die Aktivitäten würden nach London und New York verlagert, teilte Flowers am Montag in München mit.

      Grund sei das Investitionsklima, das sich durch die Finanzkrise signifikant verändert habe. Deshalb blieben die Deutschland-Aktivitäten auf absehbare Zeit auf das "Management bestehender Beteiligungen" gerichtet, hieß es. Die Beteiligung von Flowers an der HRE solle deshalb künftig von Großbritannien und den USA aus geführt werden. Beim HSH-Investment sei dies schon länger der Fall. Neuinvestitionen in Deutschland stünden zurzeit nicht im Fokus.

      Die Vertreterin von Flowers, Renate Krümmer, wird auf eigenen Wunsch ihre Arbeit als Deutschland-Chefin beenden und Ende des Monats ihr Aufsichtsratsmandat bei der HRE niederlegen. Ein Nachfolger für sie im Kontrollgremium sei noch nicht bestimmt worden. Flowers kontrolliert zusammen mit der Beteiligungsgesellschaft Grove rund 24 Prozent an dem Münchner Immobilienfinanzierer und verfügt bisher über insgesamt drei Aufsichtsratssitze.

      Mit seiner Anfang der neunziger Jahre gegründeten Investment-Firma J.C. Flowers beteiligte sich der Milliardär an angeschlagenen Banken auf der ganzen Welt, unter anderem auch in Deutschland. 2006 kaufte er als erster Privatinvestor in großem Stil Anteile bei der HSH Nordbank und hatte das Ziel, sie an die Börse zu bringen. Im Juni 2008 folgte sein Engagement bei der HRE.

      Die beiden Engagements gerieten dem Firmenchef am Ende aber zu Milliardengräbern: Für die HRE hatte er 1,1 Milliarden Euro oder 22,50 Euro je Aktie auf den Tisch gelegt. Am Montag lag der Kurs bei gerade mal noch bei einem Euro. Nun droht Flowers im Zuge der vom Bund angestrebten Verstaatlichung der Bank auch noch die Enteignung.

      Die Finanzkrise riss bei der HSH Nordbank immer tiefe Löcher auf, nach einem Verlust von 2,8 Milliarden Euro braucht das Institut nun drei Milliarden Euro frisches Kapital zum Überleben. Ein Börsengang ist in unerreichbare Ferne gerückt, und Flowers hat auch hier viel Geld verloren.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/flowers-investment-deutsch…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 20:13:43
      Beitrag Nr. 1.413 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.563 von kiska am 28.02.09 20:14:49Guten Abend kiska,
      hier wird wieder vor der Inflation gewarnt:

      Krisenbekämpfung

      Das Inflationsgespenst kehrt zurück
      Von Conrad Mattern

      Die amerikanische Notenbank finanziert bereitwillig alle Rettungspakete der Regierung. So legt sie die Saat für eine neue Krise


      Die Unabhängigkeit der Notenbank war bislang immer ein zentraler Grundsatz der Geldpolitik, in den USA und in Europa. Das scheint jetzt passé. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) ist zum Erfüllungsgehilfen des Finanzministers verkommen.

      Kaum verabschiedet die Regierung Obamas ein neues Hilfspaket, finanziert es die Fed. Ihre Bilanzsumme ist in den vergangenen Wochen explodiert. Sie tut alles, um die Krise einzudämmen – ignoriert aber das Inflationsrisiko, das durch ihre großzügige Hilfspolitik entsteht. Auf kurze Sicht mag eine hohe Inflation tatsächlich weniger wichtig sein. Langfristig aber kann sie die Stabilität der Wirtschaft erst recht gefährden. Indem Fed und US-Regierung das missachten, konterkarieren sie ihre eigenen Rettungsmaßnahmen.

      Besonders besorgniserregend: Die Fed ist gerade dabei, ihre in den vergangenen 95 Jahren erarbeitete Unabhängigkeit zu verspielen, unter kräftiger Mithilfe des neuen Finanzministers Timothy Geithner. Er ist ein intimer Kenner der Notenbankpolitik, denn bis vor wenigen Wochen war er der Stellvertreter des Fed-Chefs Ben Bernanke im Offenmarktkomitee, dem Gremium, das die geldpolitischen Entscheidungen trifft.

      Jetzt hat Geithner die Seiten gewechselt. Doch offenbar meint er, weiter wie bisher die Politik der Notenbank bestimmen zu können. In dem Land, das so viel auf seine "Checks and Balances"-Regelungen hält, sind die Kontrollen in der Geldpolitik vollkommen entfallen. Das ist fatal.

      Die Notenbanken überall auf der Welt waren in den vergangenen Jahrzehnten immer um ihre Unabhängigkeit bemüht. Nur so war es ihnen auf Dauer möglich, die Inflation zu bekämpfen und so Bedingungen zu schaffen, die ein langfristiges Wachstum ermöglichten. Von zweitrangiger Bedeutung war dabei, wie der genaue Auftrag an die Notenbank ausgestaltet war, ob sie beispielsweise ausschließlich der Inflationsbekämpfung verpflichtet war oder zusätzlich auch die Arbeitslosigkeit im Blick behalten musste. Hauptsache war, dass die Inflation nicht außen vor blieb.

      Genau das scheint aber angesichts der Krise zu passieren. Geithner ließ die Öffentlichkeit gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Finanzminister wissen, dass eine zu frühe geldpolitische Straffung aus seiner Sicht ein Fehler wäre. Frühere Krisen seien nämlich durch zeitige Straffungsmaßnahmen noch verlängert worden. Also soll die Fed nach Geithners Willen eine expansive Geldpolitik betreiben, bis die Karre aus dem Dreck gezogen und auch wieder gereinigt ist.

      Das birgt massives Inflationspotenzial. Bis geldpolitische Entscheidungen auf das Preisniveau wirken, vergehen Monate. Eine Notenbank muss vorausschauend handeln, doch das hat der neue Finanzminister ihr quasi per Dekret verboten.

      Ihm selbst kommt das sehr gelegen. Als Finanzminister hat er andere Aufgabenbereiche als in seiner früheren Funktion des Notenbankers. Jetzt muss er auch auf die Staatsverschuldung achten – und je mehr Geld die Fed in die Wirtschaft pumpt, desto weniger muss Geithner aus der Staatskasse beisteuern.

      Das öffentliche Defizit der USA läuft dennoch aus dem Ruder. Irgendwann müssen die Schulden wieder abgetragen werden, doch für eine Regierung ist nichts schwieriger, als zu sparen. Eine höhere Inflation würde die Realschuld des Staates ohne dessen Zutun senken – bequem für den Finanzminister. In der Vergangenheit griffen überschuldete Regierungen deshalb gerne auf das Mittel der Inflation zurück. Die Zeche zahlen die Bürger.

      Bisher gibt es zwar noch keine konkreten Anzeichen dafür, dass es im Gebälk der Finanzmarktretter knirscht, wohl aber kleine Hinweise. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob US-Notenbank und Finanzministerium weiterhin so einig auftreten. Die Notenbank sollte baldmöglichst anfangen, sich wieder um ihre Unabhängigkeit zu kümmern. Falls es dazu nicht schon zu spät ist.


      Conrad Mattern ist Vorstand der Conquest Investment Advisory AG und Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität, München. Auf ZEIT ONLINE beleuchtet er immer montags die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/boers-o-meter-inflation?pa…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 20:25:31
      Beitrag Nr. 1.414 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.674.019 von Maraho am 28.02.09 17:03:12Die Schweden beschneiden die Löhne...


      Schweden: "Notstands-Tarifvertrag"
      Abkehr von alten Prinzipien

      Extreme Zeiten, extreme Maßnahmen: Schwedens Gewerkschaften beugen sich der Krise und akzeptieren drastische Gehaltskürzungen.
      Von Gunnar Herrmann, Stockholm


      Schwedens Metallgewerkschaft IF Metall wird künftig Lohnkürzungen akzeptieren, um Arbeitsplätze zu retten. Einen entsprechenden "Notstands-Tarifvertrag" präsentierten Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgeber-Verbänden am Montag in Stockholm. Wie IF-Metall-Chef Stefan Löfven erläuterte, können Untenehmen künftig mit betrieblichen Vereinbarungen die Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich senken. Allerdings dürfen sie das Einkommen nicht mehr als 20 Prozent verringern. Arbeiter, die wegen der Krise weniger zu tun haben, sollen die freie Zeit für Fortbildung nutzen.

      Die Entscheidung sorgte für Aufsehen, denn Schwedens Gewerkschaften haben Gehaltskürzungen bislang strikt abgelehnt. Ihr Credo lautete: Ein Unternehmen, das keine Tariflöhne zahlen kann, ist ohnehin nicht zu retten. Entlassungen werden von schwedischen Gewerkschaften dagegen meist mitgetragen. Mit dieser Politik soll erreicht werden, dass in Schweden nur produktive, gut bezahlte Arbeitsplätze erhalten bleiben, die im internationalen Wettbewerb bestehen können.

      Stefan Löfven begründete die Abkehr von den alten Prinzipien mit dem "Ausnahmezustand" der Wirtschaft. Auch völlig gesunde
      Unternehmen seien von der Krise bedroht. 34.000 Metallarbeiter hätten bereits ihre Jobs verloren. "Bis zum Sommer könnte jedes vierte Mitglied arbeitslos sein", sagte Löfven. Der "Notstands-Tarifvertrag" gilt ab sofort für etwa 400.000
      Arbeiter. Er kann von beiden Seiten jederzeit binnen drei Monaten gekündigt werden, spätestens endet er am 31. März 2010.

      Wenig Hoffnungen der Gewerkschafter

      Vertreter anderer Gewerkschaften äußerten sich kritisch. "Wir mögen das nicht", sagte etwa Gunnar Ericsson von der Baugewerkschaft der Zeitung Svenska Dagbladet. Er glaube nicht, dass mit dem Abkommen Arbeitsplätze oder Firmen gerettet werden können. "Es werden ja nicht mehr Autos verkauft, wenn man die Löhne für die Autofabrikarbeiter senkt." IF-Metall-Chef Löfven forderte auch mehr staatliche Hilfe.

      Gewerkschaften und Industrie werfen der Regierung seit Wochen Untätigkeit vor. Versprochene Kredite und Kreditgarantien werden nach ihrer Meinung etwa im Fall des Automobilherstellers Saab zu zögerlich verteilt. "Wir hoffen, dass die Regierung jetzt aufwacht. Wir und die Industrie haben das Unsere getan", sagte Löfven. Ein Sprecher des Arbeitsministeriums teilte mit, es gelte die Tarifautonomie. Die Regierung kommentiere grundsätzlich keine Abkommen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra3m1/wirtschaft/611/460246/text…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 21:03:22
      Beitrag Nr. 1.415 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.506.908 von Maraho am 04.02.09 06:09:53Hier eine....

      Kolumne
      Was zum Sozialismus fehlt
      von Lucas Zeise

      Die Freunde der reinen Marktwirtschaft müssen sich keine Sorgen machen. Von geplantem Staatshandeln kann keine Rede sein.


      Die politisch interessierten Senioren unter den Lesern werden sich vage an eine programmatische Erklärung der SPD aus den 70er-Jahren erinnern. Sie hieß "Orientierungsrahmen 85" und beschäftigte sich im Kern mit der Frage (staatlicher) Investitionslenkung. Wie wir heute wissen, wurde aus diesem Plan rein gar nichts. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hielt nichts von dem theoretischen Gewölk. Er war voll ausgelastet damit, seine sozialliberale SPD/FDP-Mehrheit gegen Helmut Kohl und die Union zu verteidigen, die mit der Parole "Freiheit statt Sozialismus" im Wahlkampf 1976 den schlaffen Orientierungsrahmen der SPD prügelte und damit der absoluten Mehrheit ziemlich nahe kam.

      Heute finden staatliche Investitionsentscheidungen statt, wie es sich die damals Linken in der SPD nicht hätten träumen lassen. Von Lenkung oder gar Planung dieser Entscheidungen kann zwar keine Rede sein. Jedenfalls aber entscheidet der Staat über Investitionen von erheblicher Tragweite. Witzbolde unter den Journalisten und Karikaturisten stellen Kanzlerin Angela Merkel deshalb schon mit Marx'schem Rauschebart dar. Die Basis in der CDU grummelt.

      Man sei schließlich die "Partei des Eigentums", sagte einer ihrer hohen Funktionäre, als die Regierung sich daran machte, ein Hypo-Real-Estate-Enteignungsgesetz unter Anleitung der US-Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer zu verfassen. Er meinte, sie sei die Partei des "Privateigentums". "Darf" der Staat Opel retten, fragt der "Spiegel" ordnungspolitisch grübelnd auf der Titelseite seine Leser.

      Finanzminister psychisch zerrissen

      Es ist hier nicht der Ort, um wiederzukäuen, wie diese Regierung - und andere Regierungen mit ihr - in diese Situation gekommen ist. Schon Bushs Finanzminister Henry Paulson wurde schier psychisch zerrissen, als er markante Investitionsentscheidungen über Überleben oder Untergang beachtlich großer Unternehmen zu treffen hatte. Ähnlich tief greifende Entscheidungen hat er noch als Chef der Investmentbank Goldman Sachs vermutlich gern und in völligem Einklang mit sich selbst getroffen.

      Nun aber hörte man ihn öffentlich klagen dabei, dass er sich als Staatsagent selbst nicht gefalle. Als zunächst hilflose Objekte solcher Entscheidungen können wir fragen, wodurch sich der aktuelle Zustand der kapitalistischen Ökonomien vom Sozialismus unterscheidet. Die Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Sie besteht darin, dass Staatsorgane regelmäßig und häufig die wichtigsten ökonomischen Einzelentscheidungen treffen.

      Sie entscheiden also nicht nur, unter welchen Rahmenbedingungen Unternehmen und Haushalte agieren. Das wäre der uns bekannte, gemeine Kapitalismus. Nein, Staatsorgane entscheiden, ob die Hypo Real Estate als Bank weiterbesteht oder nicht.

      Sie entscheiden, ob die Dresdner Bank von der Commerzbank übernommen wird oder nicht. Sie entscheiden sehr bald, ob das zusammengewürfelte Autozulieferkonglomerat Continental-Schaeffler-VDO zerschlagen, integriert oder abgewickelt wird. Sie entscheiden, welche europäischen Werke des US-amerikanischen Unternehmens GM erhalten oder aufgegeben werden. Sie entscheiden, welchen Zuschnitt die europäische Autoindustrie haben wird. Und so weiter.

      Die meisten Politiker, die an solchen nicht ganz unwichtigen Entscheidungen teilnehmen, treten dabei durchaus bescheiden auf. Mehrmals hat zum Beispiel Finanzminister Steinbrück betont, dass Politiker nicht die besseren Banker seien. Deshalb auch sollten die weniger wichtigen Entscheidungen, die auf der operativen Ebene, durchaus dann von den Bankern mit Banklehre getroffen werden.

      Das geht so weit, dass eben jener Steinbrück parlamentarische Anfragen über die Geschäftspolitik der Commerzbank, bei der die Bundesrepublik immerhin mit 25 Prozent plus einer Stimme größte Aktionärin ist, einfach mit der Bemerkung abwimmelt, sie habe nicht einmal einen Vertreter im Aufsichtsrat der Bank.

      Unter Zeitdruck entscheiden

      Leider werden auch Fragen zu den wichtigen Investitionsentscheidungen selbst abgewimmelt. Besonders beliebt ist da Frau Thatchers Floskel "tina - there is no alternative". Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ergänzt zuweilen mit der Bemerkung, sie habe anderen Regierungen und deren Chefs versprochen, keine Bank untergehen zu lassen.

      Vermutlich gibt es einfach keine guten Gründe für die großen Entscheidungen unserer Staatsorgane. Sie mussten vermutlich einfach sein. Schließlich werden sie unter großem Zeitdruck getroffen. Im Fall Opel widersteht Frau Merkel jetzt. Sie sagt, sie werde sich nicht unter Druck setzen lassen. Das ist löblich. Die Aktionäre anderer Autofirmen sind auch nicht begeistert, was ja wohl auch Frau Merkels Zögern erklärt. Ich persönlich hätte nichts gegen einen Staatskonzern Opel. Doch wüsste ich gern, ob die Bundesregierung die nahe liegende Auffassung teilt, dass der weltweite Pkw-Markt auch schon in der Vorkrisenzeit unter Überproduktion gelitten hat.

      Große Hoffnung auf eine Antwort auf diese und verwandte Fragen habe ich nicht. Die Organe unseres Staates haben große Schwierigkeiten, ihr Handeln zu planen und zu rechtfertigen. Das ist auch kein Wunder. Denn ihre Entscheidungen werden durchweg von anderen vorbereitet, begründet und formuliert. So wurde das hastig zusammengeschusterte Bankenrettungspaket vom Oktober von den Bankern erstellt.

      Schließlich wurden die Staatsorgane in der glücklichen Zeit vor der großen Krise von aller Kompetenz systematisch befreit. Rat muss nun eingekauft werden, oder - viel häufiger - er drängt sich auf und setzt sich im ratlosen Vakuum leicht durch. Da wäre es ja erstaunlich, wenn die Entscheidungen im Sinne des gesamten Gemeinwesens fallen würden.

      Vielleicht kann man die Freunde der reinen Marktwirtschaft, die unter den aktuellen Zuständen seelisch und ideologisch leiden, mit einem Gedanken trösten: Was aktuell abgeht, mag dem Sozialismus ähneln, Planwirtschaft ist es noch lange nicht.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/leitartikel/:Kolumne-Lucas-Zeis…
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      Avatar
      schrieb am 02.03.09 21:11:35
      Beitrag Nr. 1.416 ()
      Zum Abschluß meinerseits noch dies (etwas für "Kopfmenschen").
      Viel Freude mit der Lektüre!


      Das Eigentum in der Krise (und die Ökonomie auch)
      von Thomas Strobl

      Mit Subprime fing es an, dann kamen die ersten Bankenpleiten, und jetzt diskutieren wir das Enteignungsgesetz - je länger die Kreditkrise dauert, um so stärker verlagert sich ihr Epizentrum aus der Peripherie der Finanzmärkte direkt in den Maschinenraum des Kapitalismus: dorthin, wo der Motor allen wirtschaftlichen Wachstums die längste Zeit störungsfrei vor sich hin brummte, dann von einer Sekunde auf die nächste ins Stottern geriet, die Fehlzündungen sich häuften, und jetzt akute Gefahr besteht, dass er wegen eines veritablen Kolbenfressers seinen Geist aufgibt: das Eigentum treibt die Marktwirtschaft an, und diese Krise ist eine Eigentumskrise!

      Dabei geht es dem Eigentum der Form nach eigentlich gut, zumindest wenn man dem jüngst veröffentlichen „Internationalen Index für Eigentumsrechte" (IPRI) Glauben schenkt: Deutschland liegt demnach beim Schutz des Eigentums weltweit auf Platz 4, und insgesamt werden die Spitzenplätze natürlich von den Industrienationen belegt. Doch den peruanischen Ökonom Hernando de Soto bekümmern die Zustände am unteren Ende der Skala: die nur spärlich ausgeprägten Eigentumsrechte in den Entwicklungsländern; in ihnen sieht er nämlich die Armutsursache Nummer 1. Der britische Historiker Niall Ferguson zitiert ihn in seinem neuesten Buch „The Ascent of Money" mit einem interessanten Vergleich:

      „Die Armen der Welt bewohnen Immobilien im Gesamtwert von 9.300 Milliarden Dollar, das entspricht in etwa der Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen in den 20 größten Volkswirtschaften der Erde. Das Problem ist aber, dass die Armen in den Entwicklungsländern keine titulierten Eigentumsrechte an ihren Häusern und Wohnungen halten, und diese daher nicht als Kreditsicherheit nutzen können."

      Im Resultat blieben diese Länder laut de Soto in der Wohlstandsentwicklung zurück, weil wer nicht kreditfähig ist, natürlich auch kein Kapital aufbringen kann, um ein Unternehmen zu starten; und damit scheitert die Marktwirtschaft gewissermaßen schon an der Startlinie. De Soto spricht hier eine häufig verkannte Grundwahrheit aus: der Kapitalismus ist das leistungsfähigste Wirtschaftssystem nicht primär deshalb, weil sich darin die Keynesschen „Animal instincts" ungehindert austoben könnten, oder Schumpeters „kreativer Zerstörer" seine Innovationen in die Welt setzt; sondern vielmehr aus dem Grund, dass kreditfinanzierte Unternehmer alles dafür geben, ihr mit Schulden belastetes Eigentum nicht in der Pleite zu verlieren.

      Machen wir an dieser Stelle einen großen Sprung von Peru und de Soto zurück nach Deutschland und zu den beiden Professoren Gunnar Heinsohn und Otto Steiger: gemeinsam haben sie in ihrem „Eigentum, Zins und Geld" eine umfassende Eigentumstheorie der Wirtschaft dargelegt, in der sich de Soto mit seinen Ansichten wohl recht gut wiederfinden würde. Und nicht nur er: Peter Sloterdijk machte den unter Schuldendruck operierenden Unternehmer zum Helden seines „Weltinnenraums des Kapitals" und empfahl das Werk der beiden jüngst als „das Kapital des 21. Jahrhunderts". Freunde der Nationalökonomie mag das verwundern, wo doch spätestens seit Adam Smith von nichts anderem mehr als „Privateigentum" die Rede ist. - Aber stimmt das? Oder wird dabei nicht ebenso oft Eigentum mit „Besitz" verwechselt? Das in der Ökonomie auch heute noch gültige „Tauschparadigma" deutet stark darauf hin, dass es der physische Besitz und nicht das Rechtsinstitut des Eigentums war, dass alle Autoren seit Adam Smith und John Stuart Mill zum agens des wirtschaftlichen Wohlstands verklärten; und weil ihnen dadurch die ausschließlich dem Eigentum vorbehaltenen Operationen „Kauf", „Belasten" und „Beleihen" entgingen, haben sie es auch bis heute nicht geschafft, ein Wirtschaftsmodell vorzulegen, das dem modernen Kapitalismus angemessen wäre. Ganz im Gegenteil: Geld und Kredit sind ihrer Auffassung nach nichts weiter als ein „Schleier", der die realen Tauschakte verhüllt. Dass ebendieser „Schleier" sich gerade anschickt, den industriellen Westen samt und sonders in den Abgrund zu reißen, entbehrt dabei nicht einer gewissen Komik.

      Smith selbst trug zum historischen Missverständnis durch eine Fehlinterpretation von Aristoteles bei, genauer: dessen Aussagen zu Eigentum und Tauschhandel in „Politik" und „Nikomachischer Ethik": Wo der antike Philosoph kollektive Reproduktionsprinzipien wie Autarkie und Reziprozität beschreibt, und den „gerechten" Tausch zwischen den Polis-Bürgern als eine gesellschaftlich vernünftige Konsequenz des erreichten Selbstversorgungsgrades hervorhebt, macht Smith daraus einen „menschlichen Hang zu tauschen". Der große Karl Polanyi, der Aristoteles in seinem „Ökonomie und Gesellschaft" ein ganzes Kapitel widmet, schreibt denn auch:

      „Was den Ursprung des Tauschaktes betrifft, so hätte den Philosophen der Gemeinschaft nichts weniger begeistert als die laut Adam Smith dem Individuum angeblich inhärente Neigung."

      Nach Polanyis Auffassung war Aristoteles zudem gar nicht im Stande, für Smith die Blaupause zu einer auf Eigentum und Tauschhandel beruhenden Marktwirtschaft zu liefern, weil selbige zu dessen Lebzeiten erst im Entstehen begriffen war; insbesondere der Angebots-Nachfrage-Mechanismus sei ihm gänzlich unbekannt gewesen. Mit anderen Worten: Smith reimte sich eine Utopie zusammen, die uns bis in die heutige Ära der Banken-Conduits, der Leveraged Buyouts und der Kreditderivate im Trillionen-Dollar-Bereich verfolgt.

      Weil der etablierten Ökonomie die überragende Bedeutung des Eigentums für die Kreditfähigkeit lange Zeit verborgen blieb, war diese auch nie im Stande, die Pleiten-, Pech- und Pannenchronik des Kapitalismus korrekt zu deuten. Nach Ansicht von Heinsohn/Steiger sind die periodisch wiederkehrenden Krisen nur Ausdruck desselben Problems, das de Soto oben für die Entwicklungsländer als Ausgangshandicap diagnostizierte: Güterbesitz mag vorhanden sein bis zum Abwinken, aber kreditfähiges Eigentum? Fehlanzeige! - Sei es, weil Verschuldungsspielräume bereits restlos ausgereizt sind; weil Einbrüche bei den Vermögenspreisen zu Unterbesicherung bestehender Kredite führen und deshalb unbelastetes Eigentum nachgeschossen werden muss; oder weil diejenigen, die noch über belastungsfähiges Eigentum verfügen, sich schlicht weigern, dieses wirtschaftlich einzusetzen.

      Gunnar Heinsohn sieht uns aktuell an einem solchen Punkt: das Publikum hat kein verschuldungsfähiges Eigentum mehr, denn nicht nur Haus und Hof, auch zukünftiges Einkommen sind bereits weitestgehend verpfändet (man denke an den US Verbraucher); und potenzielle Investoren sind aufgrund individueller Risiko-/Renditeerwartungen nicht gewillt, ihr Eigentum dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen, horten stattdessen amerikanische T-Bonds und deutsche Bundesanleihen. Zentralbankpolitik kann an diesem Zustand wenig ändern: die Fähigkeit, die Zinsen zu senken, ist nicht gleichbedeutend mit der Fähigkeit, zusätzliches Eigentum zur Verfügung zu stellen. Dummerweise kann diese Misere sehr lange anhalten, wie insbesondere Japan erfahren musste, das sich nach dem Platzen seiner Immobilien- und Aktienblasen Anfang der 90er-Jahre über ein Jahrzehnt lang damit herumschlagen musste; und aktuell sieht es eigentlich fast wieder danach aus, als wäre sie noch immer virulent.

      Kann die Politik überhaupt irgendwas gegen eine derartige „Eigentumskrise" tun? - Ja: sie kann Eigentum mehr oder weniger direkt umverteilen, hin zu denen, die es unmittelbar konsumieren oder investieren. Zunächst vergleichsweise schmerzfrei über höhere Staatsverschuldung, und falls das nichts fruchtet, über direkte Vermögenseingriffe bei den Bürgern. Letzteres hätte in der Jahrtausende alten Geschichte der Schuldenwirtschaft durchaus Tradition: schon im antiken Sparta erwarb sich Lykurg damit seinen Ruf als „Reformer"; und noch viel früher, nämlich 1788 v Chr., erklärte in Mesopotamien König Rim-Sin alle Schulden in seinem Reich Ur für null und nichtig, und trieb damit einige der frühesten, dokumentierten Geldverleiher in den Bankrott; der derart schuldbefreiten Wirtschaft soll es hernach aber wieder bestens gegangen sein.

      In unseren modernen Zeiten schafft man kapitalismuskompatible Eigentumsstrukturen natürlich nicht mehr mit derlei archaischen Methoden, sondern bedient sich progressiver Einkommens- und Vermögensbesteuerung; da ist die Regierung Merkel zwar aktuell noch auf einer Art fiskalischem „Schmusekurs", aber das muss ja nicht immer so bleiben: aus dem politischen Off erklingen bereits deutlich vernehmbare Rufe nach einem „Krisensoli" oder einer „Zwangsanleihe" für die „Reichen"; zudem wird mit der aktuell ablaufenden Enteignungsdebatte womöglich die Tür zu wesentlich drastischeren Maßnahmen aufgestoßen, mit denen auch Rim-Sin und Lykurg ihre Freude gehabt hätten. Alles nur eine Frage der politischen Prioritäten...

      Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/chaos/archive/2009/03…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 21:17:12
      Beitrag Nr. 1.417 ()
      Liebe Leserinnen und Leser,
      liebe Mitbestreiterinnen und Mitbestreiter,

      ich erlaube mir, mich nun zurückzuziehen.
      Vielen Dank euch allen, wie immer an dieser Stelle.
      Verbringt noch einen angenehmen Abend und habt später einen gesunden, tiefen Schlaf.

      Bis morgen.
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 22:03:38
      Beitrag Nr. 1.418 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.589.055 von Maraho am 16.02.09 18:35:26Zweimal muß ich euch doch noch quälen...

      1. In Bezug:

      Kommentar

      Albtraum für Arbeitslose
      von Maike Rademaker

      Die Politik streitet mitten in der Krise auf dem Rücken der Hartz-IV-Empfänger über eine Reform der zuständigen Behörden. Dabei liegt eine kurzfristige Lösung auf der Hand.


      Es ist ein Glück, nicht arbeitslos zu werden. Ein ganz besonderes Glück aber ist es derzeit, nicht Hartz-IV-Empfänger zu werden. Denn nichts scheint die Politik mehr zu reizen, als diese gesellschaftliche Gruppe, mit Angehörigen immerhin sieben Millionen Menschen stark, zum Experimentierfeld für neue Ideen und für taktische Spielchen zu missbrauchen. Dies geschieht vorzugsweise dann, wenn keiner sie brauchen kann, am wenigsten die Betroffenen selbst. Also mitten in der Krise - jetzt.

      Im Jahr 2004 hatte Rot-Grün, wegen steigender Arbeitslosenzahlen bereits kräftig unter Druck, mit der CDU in einer denkwürdigen Nacht einen Kompromiss gezimmert, der vorsah, wie die Hartz-IV-Empfänger betreut werden sollten. Der offizielle Titel des Ergebnisses hieß damals: "Alles aus einer Hand", der inoffizielle Titel: Wir haben uns nicht einigen können. Seitdem werden Arbeitslose von vier unterschiedlichen Organisationsformen betreut, je nachdem, wie lange sie arbeitslos sind und wo sie wohnen: als Arbeitslosengeld-I-Empfänger von Arbeitsagenturen, als Arbeitslosengeld-II-Empfänger entweder von 350 Arbeitsgemeinschaften (Argen) aus Kommune und Agentur oder nur von einer der 69 Kommunen, die dazu die Erlaubnis haben, oder, wie in 23 Orten, auch mal von beiden.

      Kämpfe im Hintergrund

      Geschaffen wurde damit eine schon weitgehend unübersichtliche Vierfaltigkeit. Im Hintergrund aber geht es zusätzlich munter drunter und drüber. Seit dem Kompromiss 2004 wird zwischen Bund, Bundesagentur, Ländern und Kommunen um Personal, Arbeitszeiten, Bezahlung, Fristen, Kulturen, Geld, Zuständigkeit, Datentransfer, Anweisungen gestritten. Im besten - und keineswegs seltenen - Fall haben vernunftbegabte Geschäftsführer der Hartz-IV-Behörden vor Ort die Debatten im Griff und etwas aus der Misere gemacht, während die übergeordneten Ebenen weiter diskutieren: Dann erhalten die Hartz-IV-Empfänger nicht nur ihr Geld pünktlich, sondern auch eine umfängliche Betreuung.

      Dennoch ist klar: Von einer optimalen Betreuung sind diese Behörden weit entfernt, und eine sinnvolle Struktur sieht anders aus. Die Situation vor Ort ist für die Betroffenen, Arbeitslose wie Mitarbeiter, alles andere als gemütlich. Bei aller Mühe, die man sich in den Ämtern gibt, fehlt es an gut qualifiziertem Personal. Nicht umsonst werden die Sozialgerichte bundesweit mit Klagen überschwemmt. Einer der häufigsten Klagegründe sind dabei Fehler der überlasteten Behörden. Denn obwohl es mit 2,3 Millionen weit mehr Hartz-IV-Arbeitslose gibt als die derzeit rund 1,2 Millionen Arbeitslosengeld-I-Empfänger und obwohl Vermittlung und Betreuung gerade in diesem Bereich oft schwieriger sind, wurde das Personal nie substanziell aufgestockt. Erst jetzt sollen Tausende neue Vermittler und Betreuer eingestellt werden.

      Im Dezember 2007 entschied dann das Bundesverfassungsgericht, dass die Mischverwaltung zwischen Bund und Kommunen in den Argen verfassungswidrig ist, und forderte die Politik auf, bis Ende 2010 eine neue Lösung zu finden. Das war das Signal, nicht nur mit den Argen, sondern mit der gesamten Struktur aufzuräumen und den Traum jedes Arbeitslosen zu erfüllen: ein Amt, ein kompetenter Vermittler, ein Sachbearbeiter, egal, wie lange man arbeitslos ist, egal, ob es um Beiträge oder Steuergeld geht.

      Doch was passiert? 14 Monate nach dem Urteil, vier Jahre Erfahrung weiter, mitten in der Rezession debattieren Parteien, Verbände und Behörden auf exakt dem gleichen Niveau und mit den gleichen Argumenten wie 2004. Stigmatisierte Hartz-IV-Empfänger haben schließlich keine Lobby, und es geht um 35 Mrd. Euro, die in das System fließen.

      Das ist ein Skandal. Nicht nur, dass die Große Koalition es verpasst hat, die Hartz-IV-Misere im Aufschwung zu beseitigen. Die derzeitigen strategischen Spielchen drohen die Situation sogar zu verschärfen. Die Unionsfraktion blockiert den Vorschlag von Arbeitsminister Olaf Scholz und den Ländern, die Argen durch eine Grundgesetzänderung als "Zentren für Arbeit und Grundsicherung" (ZAG) zu legalisieren. Der Vorschlag sei unzureichend, und es bleibe noch Zeit bis Ende 2010, argumentiert die Unionsfraktion in aller Gemütsruhe - mit dem Hintergedanken, 2010 die eigenen Ideen durchzusetzen, bevor das Urteil dazu zwingt, alle 350 Argen wieder aufzutrennen. Nur vergessen die Politiker dabei, dass eine Arbeitsbehörde keine mittelständische Fabrik ist, die man in der Krise ein paar Wochen schließen kann.

      Der kleinste gemeinsame Nenner, das ZAG, ist zwar tatsächlich nicht mehr als ein mittelmäßiger Kompromiss. Aber diese Lösung hat einen großen Vorteil: In den Jahren 2009 und 2010, in denen die Krise voraussichtlich am härtesten zuschlägt, müssten kaum Behörden umgebaut werden.

      Die dann amtierende Regierung, wie auch immer sie sich zusammensetzt, wird hoffentlich einen neuen Aufschwung für eine Reform nutzen. Betreuung aus einer Hand: Ein Amt. Ein guter Vermittler. Ein kompetenter Sachbearbeiter. Der Traum der Arbeitslosen.

      Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Kommentar-Albtraum-f%F…
      Avatar
      schrieb am 02.03.09 22:10:59
      Beitrag Nr. 1.419 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.918 von Maraho am 02.03.09 21:03:222. In Bezug:

      Beratungsgremium

      Exklusiv Buntes Team führt Deutschlandfonds
      von Peter Ehrlich und Timo Pache (Berlin)

      Acht Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Wissenschaft sollen die Bundesregierung bei der Vergabe von Großbürgschaften und Krediten für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen beraten.

      Mitglieder des neuen "Lenkungsrats Unternehmensfinanzierung" sollen nach Informationen der FTD der frühere Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, der Chef der Industriegewerkschaft BCE, Hubertus Schmoldt, der ehemalige niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche, der frühere Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke, die Unternehmer Jürgen Heraeus und Nikolaus Knauf, der frühere Schering-Chef Hubertus Erlen und der Bonner Ökonom Martin Hellwig werden. Auf diese Liste haben sich Finanz- und Wirtschaftsministerium verständigt.

      Der Rat soll am Mittwoch auch Thema im Kabinett sein, wenn Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über die geplante Konstruktion zur Bewertung der Firmenhilfen berichtet. Das neue Gremium ist der letzte Baustein für den 100 Mrd. Euro schweren "Wirtschaftsfonds Deutschland". 75 Mrd. Euro davon sollen als Bürgschaften des Bundes vergeben werden, 25 Mrd. Euro als direkte Kredite an Unternehmen fließen. Erster großer Fall könnte der angeschlagene Autohersteller Opel werden. Ebenfalls im Gespräch für staatliche Hilfen aus dem Fonds ist der Autozulieferer Schaeffler/Conti.

      Der beim Wirtschaftsministerium angesiedelte Lenkungsrat wird eingeschaltet, wenn ein Unternehmen Bürgschaften mit einem Bundesanteil von 300 Mio. Euro oder mehr braucht und bei Krediten ab 150 Mio. Euro. Entschieden wird in der Bundesregierung von einem Lenkungsausschuss aus drei Staatssekretären und einem Vertreter des Kanzleramts, der von Wirtschaftsstaatssekretär Walther Otremba geleitet wird.

      Sowohl die SPD wie die Union der Regierung hatten für den Lenkungsrat Vorschläge gemacht, Otremba handelte sich offenbar auch einige Absagen ein.

      Rogowski gilt als strenger Marktwirtschaftler, der staatlichem Engagement in der Wirtschaft eher kritisch gegenüberstehen dürfte.

      Tacke dagegen, der zuletzt bei der Evonik-Tochter Steag arbeitete, kommt aus dem Umfeld des früheren Kanzlers Gerhard Schröder (SPD) und verfügt über viel industriepolitische Erfahrungen. Das gilt auch für Schmoldt, der gerade seinen Abschied vom Gewerkschaftsvorsitz vorbereitet. Martin Hellwig ist ein Experte für Staatsbeteiligungen und Banken. Mit Hirche zieht auch ein FDP-Vertreter in die Runde ein. Hirche war im Februar als Minister ausgeschieden und zuletzt Koordinator der von der FDP mitregierten Bundesländer. Nikolaus Knauf ist Gesellschafter des Gipsherstellers Knauf.

      Quelle: http://www.ftd.de/koepfe/:Beratungsgremium-Buntes-Team-…

      Das war es aber jetzt auch!!!
      Gute Nacht.
      7 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 05:41:39
      Beitrag Nr. 1.420 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.739 von Maraho am 01.03.09 17:30:12Guten Morgen zusammen,
      erst einmal sei euch ein guter Tag gewünscht.
      Übersteht ihn gut. ;)

      Beginnen wir nun mit dem ...

      Arbeitsmarkt

      Ingenieuren droht Schweinezyklus
      von Barbara Gillmann und Dietrich Creutzburg

      Mit der Konjunkturkrise wachsen Befürchtungen, dass Deutschland eine neue Flucht aus technischen Studiengängen droht. Denn wer als angehender Ingenieur ausgerechnet in diesem Jahr sein Studium abschließt, trifft auf ein völlig verändertes Wirtschaftsumfeld: Selbst in den klassischen Mangelberufen könnte es auf einmal wieder schwieriger werden, einen Arbeitsplatz zu bekommen.


      BERLIN. Wirtschaft, Politik und Hochschulen trommeln deshalb bereits: Der berüchtigte „Schweinezyklus“ der 90er-Jahre dürfe sich keinesfalls wiederholen. Würde potenzieller Ingenieursnachwuchs nun wieder abgeschreckt, könnte sich dies spätestens im nächsten Aufschwung als desaströser Standortnachteil erweisen, mahnt Manfred Wittenstein, Präsident des Maschinenbau-Verbandes VDMA: „Wir Unternehmer dürfen jetzt keine kurzsichtige Personalpolitik betreiben. Und technisch interessierte junge Leute sollten sich nicht verunsichern und vom Ingenieurstudium abhalten lassen“, sagte Wittenstein dem Handelsblatt.

      Zugleich formuliert die IG Metall bereits offene Sorgen um die Zukunft des nächsten Absolventenjahrgangs. „Wir müssen dringend Perspektiven für die vielen Hochschulabgänger entwickeln, die im Frühsommer im Bereich der Ingenieurswissenschaften ihr Studium abschließen und nun kurzfristig nur noch miserable Chancen auf einen Arbeitsplatz haben“, fordert Jörg Hofmann, IG-Metall-Bezirkschef in Baden-Württemberg. „Man kann nicht tatenlos zusehen, bis angehende Ingenieure Taxifahrer geworden oder ausgewandert sind.“

      Aktuell klagt ein Teil der Industrie zwar noch laut über Fachkräftemangel – ungezählte Initiativen versuchen, mehr junge Leute für technische Fächer zu begeistern. Im Sommer 2008 erreichte die vom VDI geschätzte Ingenieurslücke mit 75 000 ihren Höhepunkt. Den Wertschöpfungsverlust schätzt der VDI für 2008 auf sieben Mrd. Euro. Auch im Moment fehlen noch 55 000 Ingenieure, während die Zahl der Absolventen 2009 nach Expertenschätzungen bei etwa 41 000 liegen wird.

      Doch der Wind dreht sich, wie die Stellenstatistik der Bundesagentur für Arbeit belegt: Die Zahl der Offerten für Ingenieure ging binnen Jahresfrist um 18 Prozent zurück. Robuste Nachfrage herrscht nur noch am Bau. Besonders stark brach das Angebot für Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure ein, hier sank die Zahl der offenen Stellen sogar um 27 Prozent.

      Zwar droht angehenden Ingenieuren deswegen noch lange nicht reihenweise Langzeitarbeitslosigkeit. Doch allein die Gefahr eines negativen Signals an künftige Studienanfänger schreckt Fachleute auf. Die Erinnerung an den „Schweinezyklus“ der 90er-Jahre sitzt tief: Verstärkt durch eine restriktive Einstellungspolitik im Abschwung kam es zu einer Ingenieursschwemme. In der Folge ging das Interesse an technischen Studiengängen stark zurück. Und als die Betriebe wieder händeringend Ingenieure suchten, fiel – zeitversetzt – die Absolventenzahl auf ein Tief.

      Das soll nicht noch einmal passieren, heißt es nun umso engagierter. „Die aktuelle konjunkturelle Lage ist ohne Zweifel schwierig“, räumt Matthias Wissmann, Chef des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zwar ein. Doch zumindest „langfristig“ sei der Bedarf weiter steigend. Nicht nur nehme der Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern perspektivisch weiter zu. Auch gehe in den nächsten zehn Jahren die Generation der „Babyboomer“ in Rente und sorge schon damit für eine steigende Nachfrage.

      Hans Jürgen Prömel, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, sieht in der aktuellen Entwicklung gleichwohl „eine Gefahr, mit der Industrie und Universitäten sehr offensiv umgehen müssen“. Der Präsident der TU Darmstadt hofft, „dass gerade Vorstände großer Unternehmen nun nicht wie damals Einstellungsstopps verhängen, sondern im Zweifel auf Vorrat einstellen“.

      Wie brisant das Problem wird, dürfte stark von der Konjunkturentwicklung im Jahresverlauf abhängen. Bisher, beobachtet Stefan Küpper, Bildungsfachmann beim Arbeitgeberverband Südwestmetall, zeige sich eine hohe Bereitschaft der Unternehmen, Ingenieure auch über den kurzfristigen Bedarf hinaus einzustellen. „Wir verfolgen die Entwicklung sehr aufmerksam“, betont Küpper.

      Für den Fall einer fortgesetzten Talfahrt stellen die Tarifparteien indes vorsorglich bereits ergänzende Überlegungen an. Ein Ansatz, über den sich Arbeitgeber und IG Metall austauschen, läuft unter dem Titel „Beschäftigungsplattform“. Falls sich die Perspektiven für kommende Absolventen stark verschlechtern, könnte man für sie eine Art geförderten Transfer-Arbeitsmarkt schaffen, so die Idee. Dort könnten die Betroffenen die Zeit bis zu einer späteren Anstellung überbrücken, ohne den Kontakt zu ihrem Fach zu verlieren.

      Noch gebe es dafür aber keine akute Notwendigkeit, betont Küpper. Sich für Probleme zu rüsten sei zwar wichtig – zugleich müsse man aber aufpassen, dass die Debatte über einen „Schweinezyklus“ nicht zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werde.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/ingenieure…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 05:46:38
      Beitrag Nr. 1.421 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.483 von Maraho am 03.03.09 05:41:39Hierzu ergänzend....

      Beschäftigung
      In diesen Berufen schlägt die Arbeitslosigkeit zu

      Mit abstrakten Zahlen zum Anstieg der Arbeitslosigkeit können viele Menschen nichts anfangen. Interessanter ist es zu sehen, in welchen Branchen und Berufen Jobs auf- oder abgebaut werden. WELT ONLINE hat eine Liste zusammengestellt mit den Berufen, die von der Krise besonders hart getroffen werden.

      Ausführlich: http://www.welt.de/finanzen/article3301252/In-diesen-Berufen…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 06:01:22
      Beitrag Nr. 1.422 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.822 von Maraho am 02.03.09 13:54:06Mitgefangen, mitgehangen ...
      Hier eine ...

      Analyse
      Der Euro wird zur Zerreißprobe für Europa

      Die europäischen Staaten sind auf Gedeih und Verderb durch ihre Währung verbunden. Gemeinsames Handeln in der Krise wäre nötig, doch die Staaten gehen zu oft eigene Wege – das wird zur Belastung für die Währung und die Kurse. Für den deutschen Steuerzahler kann dies teuer werden.


      Die Weltfinanzkrise ist zu einer Krise Europas geworden. Noch weit bis ins Jahr 2008 hinein klopften sich EU-Politiker gegenseitig auf die Schulter und versicherten sich und ihren Bürgern selbstbewusst, ähnliche Übertreibungen à la Subprime wie in Amerika seien hier nirgends auszumachen. Folglich stehe der Kontinent besser da als die USA. Als Exportweltmeister fühlten sich die Deutschen sogar besonders gut gerüstet für die Krise.

      Nun zeigt sich, dass die komplexe Struktur der Europäischen Union zunehmend zum Belastungsfaktor wird. Während Barack Obama in Amerika schnell ein gigantisches Paket zur Ankurbelung der Wirtschaft in die Spur bringen konnte, lassen es die nationalen Regierungen Europas an Koordination mangeln. Statt eines Wegs, viele Sonderwege.

      Die Deutschen halten sich mit konjunkturstützenden Maßnahmen stärker zurück als dies der Mehrheit der Europäer lieb ist, die Franzosen betreiben Industriepolitik mit protektionistischen Untertönen, und Staaten wie Irland oder Griechenland, aber auch Ungarn steht das Wasser bis zum Hals.

      Der Streit um die gemeinsame europäische Anleihe und eine koordinierte Rettungsaktion für Osteuropa gehört zu jener Form von Unklarheit, die am Kapitalmarkt überhaupt nicht geschätzt wird.

      Leidtragende ist die europäische Währung, die solange weiter abwerten wird, wie unklar ist, wann und in welchem Maße die starken Staaten den schwachen der Union beispringen. Leidtragende sind aber auch die Aktienmärkte in Frankfurt, Amsterdam, Wien und Paris. Denn die Gewinne deutscher, österreichischer, niederländischer oder auch französischer Firmen hängen viel stärker vom Wohlergehen ganz Europas ab, als so manchem lieb ist.

      Es hat eine Weile gedauert, bis sich die Bundesregierung zur Rettung der Hypo Real Estate und damit zum unpopulären staatlichen Eingriff durchgerungen hat. Dann aber hat sie schnell und zielgerichtet gehandelt. Auch die Peripheriestaaten der EU werden eine solche Hilfsaktion brauchen. Die Bundesregierung sollte sich damit nicht zu viel Zeit lassen. Es steht zu viel auf dem Spiel, wie der Absturz an den Börsen beweist.

      Gewiss ist: Die Rettung der Europäischen Union und des Euros wird für den deutschen Steuerzahler viel teurer werden als die Rettung der Hypo Real Estate. Gewiss ist aber auch: Eine realistische Alternative gibt es in einer globalisierten Welt nicht.

      Quelle: http://www.welt.de/finanzen/article3302755/Der-Euro-wird…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 06:08:50
      Beitrag Nr. 1.423 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.481 von Maraho am 02.03.09 20:13:43Keiner kann etwas genaues sagen ....
      Meine Meinung: Erst einmal deflationäre Tendenz, bis dann die Inflation zuschlägt.

      Teuerung im Euro-Raum

      Inflation steigt nur vorübergehend
      von Mark Schrörs (Frankfurt)

      Trotz des Anziehens der Inflation im Februar gehen Volkswirte davon aus, dass die Teuerungsrate im Euro-Raum in den nächsten Monaten weiter drastisch fällt. Im Sommer sehen sie die Rate nach wie vor in negativem Terrain.

      "Den Anstieg darf man nicht überbewerten. Gerade kurzfristig dominieren die deflationären Kräfte", sagte UBS-Volkswirt Sunil Kapadia. Zuvor hatte das Statistikamt Eurostat gemeldet, dass die Teuerung laut erster Schätzung im Februar 1,2 Prozent betrug nach 1,1 Prozent im Januar.

      Das Anziehen der Teuerung ist damit keine Trendwende. Seit Sommer 2008 ist die Inflation von 4,0 Prozent in der Spitze auf 1,1 Prozent im Januar dramatisch zurückgegangen. Volkswirte fürchten bereits verstärkt ein Abrutschen in die Deflation, also einen anhaltenden Rückgang der Preise, der Investitionen und Konsum auf Jahre lähmt. Einige Politiker und Notenbanker hatten dagegen zuletzt das Risiko betont, dass die Inflation mittelfristig wieder zu hoch ausfällt. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt ein Ziel knapp unter 2,0 Prozent an.

      Die wieder leicht erhöhte Inflation änderte am Montag nichts an der Erwartung, dass die EZB ihren Leitzins weiter senkt. Für Donnerstag erwarten Beobachter eine Rücknahme von 2,0 auf 1,5 Prozent - das wäre der niedrigste Stand in der zehnjährigen EZB-Geschichte.

      Die Deutsche Bank schloss am Montag nicht aus, dass die EZB den Satz sogar um 100 Basispunkte auf 1,0 Prozent herunterschrauben könnte. Ein solch "mutiger Schritt" sei möglich, wenn bei den Notenbankern der Eindruck Oberhand gewinnt, dass sie nicht genug gegen die Wirtschaftskrise tun, so Deutsche-Bank-Volkswirt Mark Wall. Die Euro-Zone steckt in der tiefsten Rezession seit ihrem Bestehen.

      Während unstrittig ist, dass die Inflationsrate im Sommer sogar negativ wird, sind Volkswirte uneins über den mittelfristigen Ausblick. Die meisten gehen davon aus, dass die Inflation bis weit ins Jahr 2010 deutlich unter dem Preisziel von 2,0 Prozent bleibt. Die Commerzbank sieht dagegen die Inflation 2010 wieder auf rund 2,0 Prozent klettern. "Jeder weitere Schritt der EZB will sehr genau überlegt sein", so EZB-Experte Michael Schubert.

      Aus der FTD vom 03.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 06:16:29
      Beitrag Nr. 1.424 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.672.490 von Maraho am 28.02.09 07:17:05Passend hierzu...

      Kritik aus der Politik

      Dossier Hau den Banker!
      von Friederike Tiesenhausen, Monika Dunkel und Falk Heunemann (Berlin)

      Nach der SPD schießt sich nun auch die Union auf die Bankmanager ein: Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) fordert ein schärferes Vorgehen der Justiz gegen Pleitebanker.


      "Eine pflichtwidrige Vernichtung von Kapital ist eine Straftat", sagte er. Er erwarte von den Strafverfolgungsbehörden, dass die Vorstände und Aufsichtsräte etwa der Hypo Real Estate jetzt schnell vernommen würden.

      CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sprach sich dafür aus, "mit Entschiedenheit" gegen Verfehlungen von Bankmanagern vorzugehen. Richter, Staatsanwälte und Opposition warnten jedoch vor politischer Einflussnahme. Die SPD kritisiert vor allem die Höhe der Managergehälter.

      Nun versucht auch die Union, aus der wachsenden Antipathie der Bevölkerung gegenüber Bankern politisches Kapital zu schlagen. Kaum ein Berufsstand ist in den letzten Monaten im öffentlichen Ansehen so gesunken. Inzwischen rangieren Bankmanager im Beliebtheitsgrad einer Umfrage zufolge fast genauso niedrig wie Politiker.

      Zugleich wächst der Unmut über die milliardenschweren Rettungspakete für Banken, die sich mit riskanten Investments selbst in Schieflage gebracht haben. In einigen Fällen - wie etwa bei der Hypo Real Estate - hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Bislang gibt es jedoch noch keine Anklagen wegen Untreue oder Betrug.

      Wulff riet der Justiz, dafür zu sorgen, dass privates Vermögen von Bankvorständen gesichert werde, um spätere Schadensersatzansprüche zu erleichtern. Zudem sprach er sich in der "Hannoverschen Allgemeinen" für Reisebeschränkungen und Meldepflichten für Manager aus.

      Verhaltene Zustimmung kam vom Linke-Rechtsexperten Wolfgang Neskovic. "In der Sache hat Christian Wulff recht." Seine Forderung sei allerdings sehr populistisch. Erst einmal müssten die Strafverfolger besser ausgebildet und ausgestattet werden. Neskovic bemängelte zudem aber auch Untätigkeit der Justiz im Fall der stark angeschlagenen HSH Nordbank. "Ich bemerke nur mit Verwunderung, dass die Staatsanwälte in Hamburg und Kiel wegen der HSH nicht ermitteln."

      Der Vorsitzende des Richterbunds, Oberstaatsanwalt Christoph Frank, verbat sich jedoch die Einmischung. "Der Eindruck, dass die Strafverfolgungsbehörden nur mal politisch motiviert werden müssten, ist falsch", sagte er der FTD. Zudem sei es Aufgabe der Justiz, in der allgemeinen Hexenjagd gegenüber Bankmanagern "die Ruhe zu bewahren und sorgfältig zu prüfen".

      Frank widersprach der Vorstellung, dass die Staatsanwaltschaften jetzt großflächig tätig werden könnten oder sollten. "Wir sind keine schnelle Eingreiftruppe." Nur bei einem begründeten Anfangsverdacht könne ermittelt werden. Zudem gebe es keine Vorhaltereserven an Richtern und Staatsanwälten, die nun eine umfassende Prüfung aller Banken einleiten könnten. "Die Möglichkeiten sind beschränkt, es fehlt Personal."

      Fachanwälte haben allerdings mittlerweile durchaus Respekt vor den Staatsanwaltschaften. Vor allem die Schwerpunktstaatsanwaltschaften für Wirtschaftsdelikte, die die Bundesländer aufgebaut haben, seien kompetent. "Mittlerweile sind die ganz schön auf Zack", lobte André Ueckert, Partner der Kanzlei CBH in Köln.

      Wulff regte zudem härtere Strafen für Wirtschaftsdelikte an. Die Bankenbranche habe den vollen Ernst der Fehlentwicklungen noch immer nicht verstanden, dies gelte auch in strafrechtlicher Hinsicht. Mit dem Geschäftsmodell, sich für langfristige Verpflichtungen kurzfristig Liquidität zu beschaffen, seien Vermögensschäden gigantischen Ausmaßes bewusst in Kauf genommen worden. "Solches Zockertum ist kein bloßes ökonomisches Versagen, sondern wirft die Frage nach Verantwortung und Haftung auf", so der CDU-Politiker.

      Auch der sächsische Justizminister Geert Mackenroth (CDU), der derzeit den Vorsitz in der Justizministerkonferenz der Länder hat, hält eine Überprüfung der Justizinstrumente vor dem Hintergrund der Finanzkrise für erforderlich. Allerdings sei es noch zu früh für konkrete Änderungsvorschläge. Derzeit prüft eine Länderarbeitsgruppe unter der Federführung Bayerns, ob schärfere Gesetze vonnöten sind.

      Strafrechtlich können Manager vor allem mit dem Untreueparagrafen des Strafgesetzbuchs (Paragraf 266) belangt werden. Untreue ist jedoch notorisch schwierig nachzuweisen. Fehlender geschäftlicher Erfolg reicht dafür nicht aus. Betrug (Paragraf 263) ist ein weiterer Hebel, mit dem der Staat gegen kriminelles Missmanagement vorgehen kann.

      "Das Wirtschaftsrecht bietet genügend Möglichkeiten, die Vergehen der Finanzkrise juristisch zu verfolgen", hieß es am Montag aus dem Bundesjustizministerium. Handlungs- oder Vollzugsdefizite sieht man im Hause von Ministerin Brigitte Zypries (SPD) nicht. Es gebe keinerlei Anlass, das Strafrecht zu verschärfen oder weitere zivilrechtliche Instrumente hinzuzufügen, so ein Sprecher.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Kritik-aus-der-Politi…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 06:21:12
      Beitrag Nr. 1.425 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.112 von Maraho am 02.03.09 19:34:58Etwas aus der Schweiz...

      «Schwarze Liste» bedroht die ganze Schweiz
      Von Annetta Bundi.

      Der Streit ums Bankgeheimnis betrifft nicht nur den Finanzplatz. Falls die Schweiz auf die «schwarze Liste» gesetzt wird, hat das ganze Land ein Problem: Es drohen scharfe Sanktionen.

      Weiterführend: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Schwarze-Liste-…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 06:28:06
      Beitrag Nr. 1.426 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.598 von Maraho am 02.03.09 13:30:04Und hier noch ein letzter Artikel....

      No Future an den Finanzmärkten
      Florian Rötzer

      Reflexartig werden von den Regierungen immer mehr Milliarden in die Rettung von "systemischen" Banken und Branchen versenkt, aber damit lässt sich das Vertrauen in die Finanzmärkte nicht herstellen
      Man muss Vertrauen schaffen, sagten die Regierungen und die Finanzexperten, und das Vertrauen versuchten sie durch "Rettungspakete" für Banken und Einlagegarantien zu stimulieren. Gleichzeitig konnte man damit demonstrieren, dass man ja etwas tut, zumal doch allseits unter den Experten die Meinung vertreten werde, dass man "systemische" Institutionen – so das neue Modewort – stützen müsse, weil diese, wenn sie zusammenbrechen, sonst alles wie ein Kartenhaus zum Einsturz bringen könnten. Danach kamen die "Konjunkturprogramme", jetzt sind die "systemischen" Branchen oder Unternehmen dran, während der Fluss der Milliarden in die Billionen übergeht.

      Irgendwie aber stellt sich das Vertrauen nicht her. Nicht dass zwischen den Banken und zu den Banken, was nicht verwunderlich ist, weil diese immer weiter abrutschen und sich als Schwarze Kapitallöcher und bad banks erweisen. Vertrauen kann da schwer aufkommen, wenn die faulen "assets" nur scheibchenweise herausgerückt werden. Das ist zwar eine gute Strategie, wie man bei der Hypo Real Estate hat sehen können, weil mit halbwegs überschaubaren Verlusten – die in unseren Zeiten schon zweistellige Milliardenbeträge zu sein scheinen, zumindest wenn es die Wirtschaft betrifft – das Risiko des Staates geringer erscheint. Also kommen die Retter aus der Politik, beraten von den Finanzexperten, die den Schlamassel erzeugt haben (Lobbyisten und Marktradikale als ewige Experten), und stützen und investieren. Kommt die nächste Schreckensnachricht, hat man schon zu viel in die "systemische" Bank versenkt, weswegen noch mehr hineingesteckt werden muss.

      Beobachten lässt sich das gerade auch in den USA. Die "Yes-we-can"-Regierung steckt in den maroden Versicherer AIG, der schon einmal 150 Milliarden Dollar vom Staat erhalten hat, noch einmal 30 Milliarden mehr, um ihn vor dem Absturz zu bewahren, nachdem er erneut 61,7 Milliarden Dollar Verluste für das letzte Vierteljahr melden musste. Das sind, wie der Guardian ausgerechnet hat, stolze 678 Millionen Verluste pro Tag oder 28 Millionen pro Stunde. Gerade erst wurde die Citibank, die einst weltweit größte Bank, teilverstaatlicht.

      Die Logik ist, wie AIG-Chef Ed Liddy versichert, immer dieselbe. AIG sei eine systemische Institution und zu groß, um einen Kollaps riskieren zu können – offenbar auch ganz egal, wie es dazu gekommen ist. Das zeugt deutlich auch von der ansonsten viel gepriesenen Verantwortung der freien Wirtschaft in Notzeiten, wo man dann aber keine kümmerlichen Sozialhilfen in Anspruch nimmt, sondern weiterhin satt zulangen will. Und weil man Schlimmeres verhindern will, besitzt nun der Staat, also alle US-Bürger, einen Anteil von 77,9 Prozent an AIG. Die Aktien sind gerade noch Cents wert.

      Tatsächlich könnte ein Bankrott der verstaatlichten AIG auch in Deutschland erhebliche Folgen zeitigen. Allein bei den Kommunen könnten erheblich Probleme entstehen, schließlich haben, so die Welt , "weit über 100 Gemeinden so genannte Cross-Border-Leasing-Geschäfte mit US-Investoren abgeschlossen. Jetzt drohen ihnen daraus finanzielle Schäden in nicht absehbarem Umfang. Da die Versicherungen für die Geschäfte in Schieflage geraten sind, müssen die Kommunen für die Risiken eintreten. Das Gesamtvolumen der Deals beläuft sich nach Schätzungen auf bis zu 80 Mrd. Euro."

      Vertrauen zu beschwören, dürfte nun nicht mehr viel nützen. Weiteres Geld in den maroden Finanzmarkt zu pumpen, überzeugt offenbar nicht, sondern offenbart eher die Ratlosigkeit der Regierungen und igrer Finanzexperten. Auf dem Markt herrscht Panik. Die Börsen gehen in den freien Flug über, der Dow Jones hat eine weitere symbolische Schwelle gerissen und ist weit unter die Marke von 7000 Zählern gerutscht, auch der Dax rutscht wie die anderen Aktien-Indizes weiter ab. Mut machen die ratlosen Aktionen der Regierungen keineswegs, die immer mehr Geld versenken, da jeder weiß, dass die Rechnungen später beglichen werden müssen, auch wenn da die jetzigen Regierungen nicht mehr an der Macht sind, aber ihre Entscheidungen auch nicht mehr verantworten müssen.

      Konnte man den letzten Crash noch auf die überzogenen Erwartungen an den Internetboom und die Anschläge vom 11.9. schieben, so ist nun das geldheckende Finanzsystem, der vermeintliche Goldesel, implodiert. War nach dem 11.9. die Bühne frei für eine neue Weltpolitik, die das Böse unter der Führung der USA bekämpfte, so ist nach dem Scheitern dieser Heilsideologie, die diejenige des freien (Finanz)Marktes kultivierte, eigentlich wieder Neues möglich – und zwar nicht auf der Ebene des Kultur- oder Religionskamps, sondern auf dem gesellschaftlichen Fundament der Wirtschaft. Fatal ist, dass nun nach der Verabschiedung des Kommunismus und der des Kapitalismus Leere herrscht, No Future(s). Das ist die Zeit der Demagogen. Und nachdem die Linke und die Liberalen ausgespielt haben, könnte es wieder einmal die Zeit der Rechten werden, wenn nicht doch noch neue Visionen gebildet werden können, die die Menschen überzeugen und in Bewegung versetzen.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29837/1.html

      ....vorerst. Bis später....
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 07:04:29
      Beitrag Nr. 1.427 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.486 von Maraho am 03.03.09 05:46:38Sollte noch sein...

      Dies:

      Jobabbau im Rekordtempo
      Einkaufsmanagerindex: Europa schlittert immer tiefer in die Krise

      Börsen-Zeitung, 3.3.2009 lz Frankfurt - Die Industrie in der Eurozone schlittert immer tiefer in die Krise. Dies signalisiert der aktuelle Markit-Einkaufsmanagerindex, der binnen Monatsfrist nochmals um 0,9 Zähler auf 33,5 Punkte und damit auf ein neues Rekordtief in der fast zwölfjährigen Umfragegeschichte gesunken ist. Der zuvor gemeldete vorläufige Wert für Februar wurde damit nochmals unterboten.

      Hauptursache für die weitere Beschleunigung der Talfahrt war, dass die Betriebe ihre Produktion nicht nur den neunten Monat in Folge, sondern auch mit neuer Rekordrate zurückgefahren haben. Dieser Rekordabbau - nicht zuletzt auch bei den Auftragseingängen - setzt sich der Umfrage zufolge in sämtlichen Ländern der Eurozone fort, was zunehmend Kapazitätsanpassungen notwendig macht. So wurde die Beschäftigung binnen Monatsfrist mit einer neuen Rekordrate abgebaut. In Deutschland, Italien, Irland, Österreich und den Niederlanden sackten die jeweiligen Jobindizes auf neue Tiefststände. Moderate Schrumpfungsraten meldeten allein Spanien, Frankreich und Griechenland. Die jüngsten Daten, so Chris Williamson, Chefökonom beim Markit-Umfrageinstitut, zeigten auch, dass noch keine Bodenbildung stattgefunden habe. Die Teilindizes für die Produktion und Beschäftigung wiesen auf annualisierte Rückgangsraten von 12 % bzw. 5 % im Währungsgebiet hin. Sämtliche Länder und Industriebereiche beklagten derzeit deutliche Umsatzeinbußen. Den stärksten Nachfrageeinbruch aber habe Deutschland zu vermelden. Hierzulande wurden nach Angaben von Markit so viele Arbeitsplätze abgebaut wie noch nie seit Umfragebeginn. Gleichzeitig hätten die Unternehmen ihre Verkaufspreise verstärkt herabsetzen müssen. Die Folgen konnten indes durch den deutlichen Preisverfall bei den Vormaterialien etwas gedämpft werden. Ein Vergleich mit den langjährigen Produktions- und Umfragedaten (siehe Grafik) zeigt die ganze Dramatik der Entwicklung. Da sich die Industriekunden mit Folgeaufträgen auch im Februar stark zurückgehalten hätten, seien bei den deutschen Betrieben rekordverdächtig wenig Neuaufräge eingegangen. Negativ zu Buche schlage vor allem die weiter nachlassende Nachfrage aus dem Automobilsektor. Stark bergab ging es erneut bei den Auslandsorders. Hier musste Deutschland den stärksten Einbruch unter den Euroländern hinnehmen.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009042…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 07:08:16
      Beitrag Nr. 1.428 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.491 von Maraho am 03.03.09 06:01:22.... und das:

      IWF-Chef kritisiert das EU-Krisenmanagement

      WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Chef des Internationalen Währungsfonds IWF, Dominique Strauss-Kahn hat das Krisenmanagement der Europäischen Union bei ihrem Sondergipfel am Sonntag in Brüssel kritisiert. Strauss-Kahn sagte dem US-Radiosender NPR am Montag, die Staats- und Regierungschefs der EU hätten bei dem Treffen "nicht ihr Bestes" gegeben. Sie seien fast nicht in der Lage gewesen, sich auf gemeinsame Lösungen zu einigen. Deshalb sei er ein wenig besorgt über die Umsetzung der richtigen Politik vor allem bei der Restrukturierung des Bankensektors.

      Seiner Ansicht nach seien die unterschiedlichen Konjunkturpakete weitgehend in Ordnung, aber bei der Rettung des angeschlagenen Bankensektors gehe es nicht "sehr schnell" voran. Kritisch sieht er auch, dass die Eurozone zwar eine gemeinsame Währung aber keine einheitliche Wirtschaftspolitik habe. Der IWF-Chef schätzt, dass eine Erholung Mitte des kommenden Jahres beginnen könne. Voraussetzung sei jedoch, dass die richtige Politik umgesetzt werde./gp/DP/zb

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldunge…

      Bis denn....
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 07:10:10
      Beitrag Nr. 1.429 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.551 von Maraho am 03.03.09 07:08:16Der IWF-Chef schätzt, dass eine Erholung Mitte des kommenden Jahres beginnen könne. Voraussetzung sei jedoch, dass die richtige Politik umgesetzt werde.

      Hört, hört! Ich hatte etwas von diesem Jahr in Erinnerung! ;)
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 07:13:10
      Beitrag Nr. 1.430 ()
      Guten Morgen Maraho,

      auch das noch:

      Die Krise hat jetzt auf das reale Leben der Bürger durchgeschlagen.

      03.03.2009 04:43
      Frau sucht bei Polizei Mann fürs Leben
      Eine betrunkene Frau aus Schwelm rief im Laufe des Sonntagnachmittags dreizehn Mal den Notruf der Polizei an, um dort einen Lebensgefährten zu finden. Das teilte die Polizei mit. Die Frau gab an, dass sie schon seit längerem Single sei und sich dafür entschieden hat, einen Polizisten als Freund haben zu wollen. Zudem sagte sie, dass sie so lange anrufen würde "bis sie gefunden hat wonach sie suche". Als die Beamten anschließend zu der alkoholisierten Frau fuhren, entschuldigte sie sich bei den Polizisten und sagte, dass sie am nächsten Tag einen Kuchen auf das Polizeirevier vorbei bringen wolle. Um weitere Anrufe zu verhindern stellten die Beamten den Handyakku der Frau sicher.

      Anscheinend können viele Mitbürger nur noch unter Alkohol die Realität ertragen und suchen Partner mit sicheren Arneitsplatz. :eek:
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 07:16:30
      Beitrag Nr. 1.431 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.560 von kiska am 03.03.09 07:13:10Guten Morgen kiska,
      der Verfall ist nicht aufzuhalten! :laugh:

      Dir einen schönen Tag!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 12:42:00
      Beitrag Nr. 1.432 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.673.418 von Maraho am 28.02.09 13:39:20Guten Tag zusammen,
      und schon geht es weiter...

      Etwas länger, deswegen bei Interesse einfach anklicken:

      China
      Wie sich China gegen drohende Aufstände stemmt
      von Andreas Hoffbauer

      Jobmessen, PC-Kurse, Schweißerlehrgänge: Weil Millionen Chinesen in der Wirtschaftskrise keine Jobs mehr finden, übt sich die KP in Arbeitsmarktpolitik. Denn gerät die Krise außer Kontrolle, drohen landesweit Aufstände.

      Weiterführend: http://www.handelsblatt.com/politik/international/wie-sich…
      127 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 12:48:02
      Beitrag Nr. 1.433 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.647.015 von Maraho am 25.02.09 06:09:26Etwas aus ...

      Irland

      Das Schlimmste für die Banken kommt erst noch
      von Dirk-Hinrich Heilmann

      Das Misstrauensvotum der Märkte ist eindeutig: Die drei führenden Finanzinstitute Irlands sind zusammen noch 800 Mio. Euro wert. Weder mit einer weitreichenden Garantie auf alle Bankeinlagen noch mit Kapitalspritzen in Milliardenhöhe konnte die Regierung die Anleger überzeugen, wieder Vertrauen in die irischen Banken zu fassen.


      LONDON. Das Misstrauensvotum der Märkte ist eindeutig: Die drei führenden Finanzinstitute Irlands sind an der Börse zusammen noch 800 Mio. Euro wert. Und das, obwohl ihre Aktienkurse gestern als Reaktion auf die Jahresbilanz des Marktführers Allied Irish Banks (AIB) kräftig gestiegen sind. Weder mit einer weitreichenden Garantie auf alle Bankeinlagen noch mit Kapitalspritzen in Milliardenhöhe konnte die Regierung die internationalen Anleger davon überzeugen, wieder Vertrauen in die irischen Banken zu fassen. Dabei sind das Hauptproblem der Institute keineswegs toxische Wertpapiere aus den USA, sondern eine starke Abhängigkeit vom kollabierenden Immobiliensektor.

      Die Jahreszahlen von AIB zeigten gestern das Dilemma. Für 2009 und 2010 rechnet das Institut im schlimmsten Fall mit einer Halbierung der Preise für Gewerbeimmobilien in Irland und Großbritannien, den Hauptmärkten der Gruppe. Das würde Wertberichtigungen auf Kredite von vier Mrd. Euro im Jahr auslösen. Für das wahrscheinlichste Szenario hält Finanzchef John O?Donnell Wertberichtigungen von 2,9 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr waren es bereits 1,8 Mrd. Euro. Erst 2011 sieht er die Talsohle erreicht. Dank Kostensenkungen blieb AIB immerhin 2008 in den schwarzen Zahlen: Der Reingewinn sank um zwei Drittel auf 767 Mio. Euro. Mit einer Bilanzsumme von 188 Mrd. Euro käme AIB in der Rangliste deutscher Banken etwa auf Platz 15.

      Die langfristigen Aussichten sind jedoch weder für AIB gut noch für die Nummer zwei des Landes, Bank of Ireland. Die Analysten von Barclays Capital führen beide auf der Liste europäischer Firmen, deren Bonitätsbewertungen bald auf Junk-Bond-Niveau fallen dürften. Die Kapitalspritze von je 3,5 Mrd. Euro, mit der die irische Regierung den beiden Banken unter die Arme greift, scheint angesichts der drohenden Verluste aus Immobilienkrediten zu klein. Analysten warten nun darauf, wie die Regierung das Problem der notleidenden Kredite lösen will - durch eine Versicherungslösung nach britischem Vorbild oder durch die Gründung einer Bad Bank. Die drittgrößte Bank des Landes, Anglo Irish Bank, ist nach einer Serie von Skandalen bereits verstaatlicht worden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/das-schl…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 12:55:32
      Beitrag Nr. 1.434 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.652.077 von Maraho am 25.02.09 17:47:36Aus den USA...

      Das Kapital
      Sparwut in den USA

      Sollte die US-Sparquote weiter in diesem Tempo zunehmen, wäre das nächste US-Konjunkturpaket schon so gut wie beschlossen.


      Die private Sparquote misst den Anteil des Einkommens, der nicht konsumiert wird. Aber so einfach sich das anhört, variiert die Definition der Sparquote doch von Land zu Land, in vielerlei Hinsicht und mitunter ganz erheblich. Das hat unter anderem mit der Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme wie der Renten- und Krankenversicherung und mit der Berücksichtigung von Abschreibungen auf private Vermögen wie Immobilien zu tun. In den USA beispielsweise wird die Sparquote netto ausgewiesen, also nach Abschreibungen.

      Schon insofern ist die dort geschätzte Sparquote nicht mit den 14 Prozent vergleichbar, die die EZB im dritten Quartal für den Euro-Raum angibt, denn hier wird die Sparquote brutto, also vor Abschreibungen gemessen. Allein das macht rund drei Prozentpunkte aus, denn laut EZB lag die private Bruttosparquote in den USA im Jahre 2007 bei 3,4 Prozent, während die Amerikaner selbst einen Wert von 0,6 Prozent errechnen.

      Wenn man von den diversen Sondereinflüssen absieht, die zu einem sprunghaften Anstieg des nominalen verfügbaren Einkommens um 1,7 Prozent zum Vormonat beigetragen haben, könnte man die Zunahme der privaten US-Sparquote auf fünf Prozent im Januar insofern als Zeichen dafür werten, dass die erforderliche Anpassung zur "Gesundung" der Finanzlage der privaten Haushalte schon weit gediehen ist. Das wäre deshalb wichtig, weil sich der Rückgang von Investitionen und Beschäftigung ohnehin noch zu beschleunigen scheint, wie neben den ebenfalls am Montag vermeldeten Baudaten auch der Industrie-Einkaufsmanagerindex andeutet, der vom schärfsten Beschäftigungseinbruch seit Ersterhebung 1948 zeugt.

      Nur spricht vieles dafür, dass die US-Sparquote weiter zunimmt - etwa, weil das Vermögen traumatisierter Rentner dahinschwindet, weil die Refinanzierung der Kredite der US-Verbraucher von 13.914 Mrd. $ stockt (sodass diese plötzlich getilgt werden müssen) oder weil die Furcht vor dem Stellenverlust zur Vorsicht gemahnt. Eine weitere Erhöhung der Sparquote in Richtung jener elf Prozent, die in den 80ern erreicht wurden, könnte mit Blick auf die Multiplikatoreffekte der angeschlagenen US-Wirtschaft aber regelrecht den Garaus machen. Sollte die jüngste Entwicklung - die Sparquote ist zwischen August und Januar von 0,8 auf fünf Prozent gesprungen - nur ansatzweise anhalten, würde spätestens im Sommer über das nächste US-Konjunkturpaket debattiert werden.

      Quelle: Aus der FTD vom 03.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      602 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 12:59:22
      Beitrag Nr. 1.435 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.649.844 von Maraho am 25.02.09 13:59:00Es war einmal ein...

      Branchenprimus
      Toyota bettelt den Staat an

      Die sorglosen Zeiten sind schon lange vorbei. Die Absatzkrise zwingt den weltgrößten Autobauer nun sogar zu einem nie für möglich gehaltenen Schritt. Toyotas Finanztochter braucht Geld vom Steuerzahler.


      Nach amerikanischen und deutschen Autobauern hält nun auch der japanische Weltmarktführer Toyota die Hand auf. Die Finanzsparte des Konzerns beantragte nach eigenen Angaben vom Dienstag bei der staatlich abgesicherten Japan Bank for International Cooperation einen Kredit.

      Medienberichten zufolge soll sich dieser auf 200 Mrd. Yen (1,6 Mrd. Euro) belaufen. Der Konzern erwägt außerdem, sich auch in anderen Ländern um Staatshilfen zu bemühen, nannte hierzu jedoch keine Details. Die Japan Bank wollte die Berichte nicht kommentieren. Sie wurde im vergangenen Jahr gegründet, um in der Finanzkrise strauchelnde Unternehmen zu unterstützen.

      In der Krise hat sich für die Autobauer die Finanzierung deutlich verteuert. Gleichzeitig jedoch wollen die Konzerne verunsicherte Kunden mit zinslosen oder zumindest günstigen Krediten ihrer Banken zum Autokauf animieren.

      Mit dem Geld soll unter anderem die steigenden Kreditkosten des Autokonzerns in den USA gedeckt werden. Experten erwarten, dass nach Toyota auch andere japanische Großunternehmen um Staatshilfe bitten werden. Toyota rechnet in dem im März endenden Geschäftsjahr wegen Umsatzeinbrüchen auf den größten Märkten in Japan, Nordamerika und Europa mit einem operativen Verlust von 450 Mrd. Yen (3,7 Mrd. Euro).

      Auch in Deutschland haben die Finanzsparten großer Autohersteller wegen der Kreditkrise und rückläufigem Absatz Probleme. Volkswagen kündigte deshalb im Dezember an, das Rettungspaket der Bundesregierung für seine Finanztöchter in Anspruch zu nehmen. Die Mercedes-Benz-Bank kennt solche Probleme nicht. Sie schwimmt im Geld und muss Einlagen von 10 Mrd. Euro bei der Europäischen Zentralbank zwischenparken. Zuletzt hatte die Bank mit Zinsen von bis zu fünf Prozent geworben.

      Düstere Absatzprognose für Europa

      Toyota prognostizierte am Dienstag zudem, dass die gesamte Autobranche in Europa 2009 gut ein Viertel weniger Fahrzeuge verkaufen wird als im vergangenen Jahr. Demnach wird sich das Europageschäft im zweiten Halbjahr sogar noch verschlechtern. Toyota kündigte für dieses Jahr in Europa 16 neue Modelle an, darunter zwei Hybrid-Fahrzeuge.

      Der Autobauer erwartet in diesem Bereich einen Umsatzanstieg in Europa von 15 Prozent. 2008 hatten die Japaner in der Region 58.000 Hybrid-Wagen verkauft. Seinen Marktanteil will der Konzern in Europa auf sechs Prozent von 5,3 Prozent im vergangenen Jahr steigern.

      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:Branchenpr…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 13:07:20
      Beitrag Nr. 1.436 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.491 von Maraho am 03.03.09 06:01:22Ergänzend...

      Zwischen Schuldenstaat und Weichwährung

      Düsteres Szenario, schlimmes Signal
      Von Holger Steltzner

      Die kleinste Recheneinheit dieser Krise ist eine Milliarde. Davon verteilen Politiker so viele, dass man leicht den Überblick über Garantien, Bürgschaften und Kapital verlieren kann. Neben zwei Konjunkturpaketen mit mehr als 80 Milliarden Euro hat der Bund einen Rettungsschirm aus 480 Milliarden über die Banken gespannt und zusätzlich einen Fonds von 100 Milliarden für die deutsche Wirtschaft aufgelegt.

      Die Einzelhilfe des Bundes in Höhe von 18 Milliarden Euro für die Commerzbank, die sich mit der Übernahme der Dresdner Bank verhoben hat, markiert den Beginn des ordnungspolitischen Irrwegs der großen Koalition. Weitere Sünden zeichnen sich ab wie die diskutierten Milliardenhilfen für den Autobauer Opel und den Autozulieferer Schaeffler. Die vom Helfersyndrom befallenen Politiker reden in Anlehnung an die Bankenrettung vom Systemrisiko, selbst wenn es sich nur um verlängerte Werkbänke handelt. Im Superwahljahr ist zu befürchten, dass Kanzlerkandidat Steinmeier (SPD) und Bundeskanzlerin Merkel (CDU) noch an manchem Werkstor Hilfe versprechen werden. Der Ausgang ist offen; die Wahl könnte auch durch die wachsende Furcht vor einer Überforderung des rettenden Staates entschieden werden.

      Die Hilfen von heute sind die Steuern von morgen

      Mancher Berliner Haushälter hofft, die Banken oder Unternehmen nähmen die Bürgschaften nicht voll in Anspruch. Das ist ähnlich leichtfertig wie die Erwartung, derzeit wertlose Kreditkettenbriefe seien eines Tages viel wert. Das Geld zur Rettung von allem und jedem, das der deutsche Staat nicht hat, muss er sich leihen. Weil der Steuerzahler weiß, dass die Hilfen von heute die Steuern von morgen sind, verfolgt er die Rettungseinsätze der Regierung mit Besorgnis.

      Die Weltwirtschaft leidet unter dem Platzen einer gigantischen Schuldenblase der Privatwirtschaft, die vor allem Banken, Unternehmen und Verbraucher in den Vereinigten Staaten aufgepumpt haben. Mit dem Öffnen der Geldschleusen und hemmungsloser Staatsverschuldung kämpfen Notenbanker und Politiker gegen die Krise. Noch herrscht Angst vor Rezession und Deflation. Um zu verhindern, dass ein schrumpfendes Sozialprodukt und ein Absinken des Preisniveaus in eine Depressionsspirale münden, betreiben die Zentralbanken von Amerika, Großbritannien und Japan eine quantitative Lockerung der Geldpolitik. Das ist - einfach gesagt - nichts anderes als Gelddrucken.

      Weltwirtschaft in der Zwickmühle

      Der Cocktail aus expansiver Fiskal- und Geldpolitik wird wirken und einen Staatsaufschwung herbeiführen. Ungewiss ist, ob es mehr als nur ein konjunkturelles Strohfeuer geben wird. Sicher ist hingegen, dass der Schuldenflut die Entwertung des Geldes folgen wird. Regierung und Notenbank der Vereinigten Staaten verfolgen eine Politik der Inflationierung. Die Gläubiger in Asien und Europa sollen Amerikas Schulden abtragen helfen.

      So wird es zu einem gewaltigen Vermögenstransfer von Gläubigern zu Schuldnern kommen, wobei niemand weiß, was geschieht, wenn am Markt die Deflationsfurcht hin zur Angst vor galoppierenden Inflationsraten kippt. Ob das Experiment einer kontrollierten Abwertung der amerikanischen Staatsschulden gelingt? Wie wird China reagieren? Die Volksrepublik besitzt die größten Dollarreserven; sie sind eine Folge des amerikanischen Konsumrauschs und ein Spiegel der amerikanischen Schulden. Beide Länder befinden sich in gegenseitiger Abhängigkeit - und die Weltwirtschaft in der Zwickmühle.

      Die Sorge vor einer Überdehnung des Staates wächst

      Auch wenn die Europäische Zentralbank im Unterschied zur amerikanischen Notenbank vornehmlich dem Geldwert verpflichtet ist, wird die Inflation auch Europa heimsuchen. Die EU-Kommission selbst hat ihre Funktion als Hüterin der Stabilität aufgegeben, als sie die Schuldengrenzen des Maastrichter Vertrags außer Kraft setzte. Wichtiger ist auch ihr die Wiederwahl durch Europas Staats- und Regierungschefs.

      Die Rettungseinsätze haben zwar den Kollaps des Weltfinanzmarkts verhindert, aber noch nicht das Vertrauen der Akteure wiederhergestellt. Der Staat ist die letzte Instanz, der Verbraucher, Märkte und Unternehmen in Deutschland noch uneingeschränkt vertrauen. Das beherzte Eingreifen des Staates wird als notwendig erachtet. Doch mit jedem Rettungseinsatz wächst die Sorge vor einer Überdehnung des Staates.

      In Krisenzeiten mag das Einfordern von soliden Staatsfinanzen und einer stabilen Währung unzeitgemäß klingen. Doch was bliebe, wenn auch das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Staates verlorenginge?

      Deshalb dürfen Politiker im Rausch der Rettung nicht der Illusion erliegen, sie könnten jede Firma und jeden Arbeitsplatz retten. Staatsbeteiligungen an Opel oder Schaeffler wären mehr als zwei weitere kleine ordnungspolitische Sünden. Hier zeigt sich, ob Deutschland den Weg in den Schuldenstaat und die Staatswirtschaft beschreiten will.

      Sollte Europas stärkster Stabilitätsanker reißen, wäre das für den Euro ein schlimmes Signal. Es gebe kein besseres Mittel zum Sturz der bestehenden Gesellschaftsordnung als die Ruinierung der Währung, wusste der Ökonom John Maynard Keynes, auf den sich heute viele Politiker so gern berufen. Ob sie auch diesen Rat von Keynes beherzigen?

      Quelle: http://www.faz.net/s/Rub4D8A76D29ABA43699D9E59C0413A582C…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 13:16:29
      Beitrag Nr. 1.437 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.522 von Maraho am 03.03.09 06:28:06Und hier noch etwas gehaltvolleres...


      Wissenschaftlerin Saskia Sassen
      Übermäßige Verschuldung stoppen
      VON SASKIA SASSEN

      Traditionell ist es so: Banken verkaufen Geld, das sie haben. In der modernen Finanzwirtschaft dagegen geht es, anders als beim Banking, um Geld, das gar nicht da ist. Die Finanzwirtschaft kann Geld, das man hat, verdoppeln und verdreifachen.

      Deshalb ist Steuergeld, das in das Finanzsystem gepumpt wird, nur noch mehr Schrot für dessen Mühle: das Hebeln mit mehr Schulden, das Ersetzen von Eigen- durch Fremdkapital. Mehr Geld wird die kapitalistischen Wirtschaftssysteme nicht aus ihren aktuellen Schwierigkeiten herausholen.

      Wir müssen erkennen, dass das, was wir Krise nennen, in Wirklichkeit ein Teil davon ist, wie der Finanzkapitalismus funktioniert - eigentlich Business as usual. Aber er gerät an die Grenzen seiner Logik. Und das vor allem, weil er insbesondere in der hoch entwickelten Welt einen derart großen Teil aller Volkswirtschaften durchdrungen hat.

      Jene Teile der Wirtschaft, aus denen die Finanzwirtschaft noch Kapital zu ihrer eigenen Rettung herausziehen könnte, sind zu klein geworden, um das System vor dem Untergang zu bewahren. Warum? Weil der weltweite Wert der finanziellen Assets, also Schulden, im September 2008, als die Krise explodierte, dreieinhalb mal so groß war (160 Billionen Dollar) wie das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Finanzsystem kann also nicht gerettet werden, indem wir weiteres Geld hineinpumpen.

      Das wiederum macht den extremen Missbrauch ganzer Volkswirtschaften deutlich, ermöglicht durch Extremformen der Finanzierung. Zum Beispiel lag vor der "Krise" der Wert der Finanzaktiva, also der Schulden, in den USA bei 450 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

      Der Wert war, anders gesagt, viereinhalb mal so groß wie das BIP. In der Europäischen Union waren es 356 Prozent. Allgemein gesagt: Die Zahl der Länder, in denen die Schulden den Wert des BIP überstiegen, hat sich von 33 im Jahr 1990 mehr als verdoppelt - auf 72 im Jahr 2006.

      Ob wir eine Firma sind, ein Haushalt oder Land. Wir alle brauchen in der kapitalistischen Wirtschaft Schulden, um wachsen zu können. Aber brauchen wir ein derart hohes Verschuldungsniveau? Nein.

      Noch einmal: Mehr Geld für den Finanzsektor zur Lösung der "Krise" ist ein Fehler. Es zöge immer weitere Teile der Wirtschaft in den Strudel des Finanzkapitalismus. Dieser hat sich in Europa zwischen 1996 und 2006 rascher ausgebreitet als in den USA - einfach, weil das Ausgangsniveau niedriger war.

      Noch eine andere Art, um zu zeigen, wo der Kapitalismus zurzeit steht, verrät der Blick auf den Größenunterschied zwischen klassischem Bankwesen und Finanzwirtschaft. Zum Beispiel lag der Wert von Einlagen bei Banken im September 2008, als die jetzige Phase der Krise explodierte, bei einigen Billionen Dollar.

      Doch der Gesamtwert der Kreditversicherungen (CDS) - das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte - lag bei fast 60 Billionen Dollar. Damit übertraf das Volumen der CDS das weltweite BIP. Noch drastischer ist eine weitere Zahl: So lag der Gesamtwert aller Derivate bei mehr als 600 Billionen Dollar. Die Finanzanlagen sind in den vergangenen zwei Dekaden weitaus schneller gewachsen als jeder andere Wirtschaftssektor.

      Diese Zahlen illustrieren, dass dies ein extremer Moment ist - aber er ist nicht anomal oder von äußeren Faktoren hervorgerufen, wie der Begriff Krise nahe legt. Er ist vielmehr die Apotheose der Finanzwirtschaft, wie sie in den vergangenen 20 Jahren praktiziert wurde.

      Das hat uns allen etwas Grundlegendes über dieses System vor Augen geführt: Es ist die ganz normale Funktionsweise dieser bestimmten Art von Finanzkapitalismus. Und noch jedes Mal, wenn wir ihm mit Steuergeld oder niedrigen Zinsen aus der Patsche geholfen haben, gaben unsere Regierungen dem Finanzkapitalismus die Instrumente, ihren Hebel-Wahnsinn fortzusetzen.

      Es gab fünf solcher Rettungsaktionen seit 1980, der Dekade, in der die neue Phase der Finanzwirtschaft abhob. Es begann mit dem Aktiencrash 1987. Jedes Mal wurde das Geld der Steuerzahler benutzt, um Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen. Und jedes Mal wurde es zum Hebeln benutzt. Das Ende des Füllhorns ist nah - uns ist das Geld ausgegangen, um den gigantischen Hunger des Finanzsystems zu stillen.

      Können Regierungen einen Teil des Schadens bei Haushalten, Firmen und ganzen Nationalökonomien abmildern, um sofortige Ergebnisse zu zeitigen - und eine besser balancierte Marktwirtschaften herzustellen? Das ist, so viel ist klar, eine komplexe Materie. Dennoch: Drei Schritte sind dringend und umsetzbar, wenn das das Ziel sein soll - was nicht für alle zutreffen mag, weil manche ein Ende des Kapitalismus vorziehen würden.

      Erstens müssen wir unsere Wirtschaftssysteme teilweise entschulden, den Schuldenhebel kleiner machen. Wie gesagt: Wir brauchen alle Fremdkapital, aber wir brauchen den extremen Missbrauch nicht, den der Finanzsektor seit 20 Jahren betreibt.

      Zweitens: Wir müssen unsere Kreditsysteme wieder neu aufbauen, um einen traditionelleren Bankbegriff herum und mit einem stärkeren institutionellen Rahmen, zurück zu Kredit- und Spargemeinschaften, die den Bezug zur lokaler Ebene noch nicht verloren haben. Auf einer eher theoretischen Ebene habe ich unlängst argumentiert, dass diese Schritte helfen würden, die Produktion von Kapital und Kredit zu reurbanisieren und zu relokalisieren, mit einer eher am Eigenkapital orientierten Logik.

      Drittens: Wir müssen uns wieder auf das Wachstum der Wirtschaft konzentrieren. Welche Arbeit muss getan werden? Heruntergekommene Häuser wieder aufbauen. Parks anlegen. Unsere Städte grüner machen. Wenn wir das ernsthaft täten, bräuchten wir alle Menschen der Welt.

      Die große Frage - und meine Hoffnung - ist: Können wir diese "Finanzkrise" und den Schock, den sie allen Wirtschaftssystemen versetzt hat, als Brücke nutzen zu einer ganz neuen Konzeption des Oikos?

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell…
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      schrieb am 03.03.09 13:22:03
      Beitrag Nr. 1.438 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.689.051 von Maraho am 03.03.09 13:16:29Hier noch der Link zu einem interessanten Interview mit Joseph Stiglitz (leider auf englisch, aber wer es versteht...)

      Nobel Prize-Winning Economist Joseph Stiglitz: Obama Has Confused Saving the Banks with Saving the Bankers

      http://www.democracynow.org/2009/2/25/stieglitz

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 17:52:58
      Beitrag Nr. 1.439 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.622.685 von Maraho am 20.02.09 18:03:17Guten Abend zusammen,

      ich hoffe, daß euer Tag halbwegs erträglich war. Zumindest erträglicher wie das aktuelle Börsengeschehen!
      Dann wollen wir mal....

      Wer hätte das gedacht. Zumindest kann man den Leuten nicht vorwerfen, sich protektionistisch zu verhalten.

      Abwrackprämie
      Deutsche Premiummarken gehen leer aus

      Krise? Welche Krise? Dank der Abwrackprämie nimmt der deutsche Automarkt wieder Fahrt auf. Doch an den heimischen Herstellern geht der Boom vorbei. Vor allem die Kleinwagen der ausländischen Konkurrenz sind gefragt. Eine Ausnahme ist VW.


      Abwrackprämie und Klarheit über die neue Kfz-Steuer haben den Autoherstellern mitten in der Krise den höchsten Februar-Absatz seit zehn Jahren in Deutschland beschert. Vor allem kleine Autos waren gefragt. Die Neuzulassungen seien um 21 Prozent auf 277.700 gestiegen, teilte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) am Dienstag mit.

      Auf vergleichbarer Basis wären es sogar 26 Prozent mehr gewesen. Die Händler hatten im Februar vor einem Jahr an mehr Tagen geöffnet. In den ostdeutschen Bundesländern sei der Absatz nach Schätzungen des Importeursverbandes sogar um 40 Prozent nach oben geschnellt.

      Dabei erfüllte sich die Erwartung, dass von der Prämie von 2500 Euro vor allem die auf kleinere und billigere Modelle spezialisierten ausländischen Autohersteller profitierten. Ihr Marktanteil sei im Februar auf 45 Prozent gestiegen, teilte der VDIK mit. Im Januar waren es 37 Prozent.

      Die deutschen Oberklassehersteller gehen dagegen weitgehend leer aus. Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer sagte auf dem Genfer Automobilsalon, gefragt seien Autos unter 15.000 Euro Kaufpreis. Daimler-Chef Dieter Zetsche unterstrich, die Abwrackprämie helfe ausländischen Autobauern viel mehr als den deutschen. Auch BMW-Chef Norbert Reithofer sagte, sein Unternehmen habe von der Abwrackprämie bislang kaum etwas.

      Von den deutschen Herstellern profitiert nur Volkswagen. Im Februar seien 135.000 Bestellungen eingegangen, sagte Vertriebschef Detlef Wittig der Zeitung "Automobilwoche" zufolge. "Normalerweise haben wir einen Bestelleingang von 40.000 bis 50.000 Autos im Monat." Keine andere Automarke in Deutschland verkaufe mehr Autos durch die Umweltprämie als VW. "Andere Marken wie Skoda, aber auch die Koreaner und Südeuropäer, haben höhere Zuwachsraten als wir. Doch von den Stückzahlen her profitiert VW am meisten." Der Konzern habe über 100.000 neue Kunden durch die Abwrackprämie gewonnen.

      Die großen Nutznießer sind ausländische Hersteller mit kleinen und preiswerten Fahrzeugen - etwa Toyota. Ersten Schätzungen zufolge habe sich die Zahl der verkauften Autos im Februr im Vergleich zum Vorjahr von etwa 8500 auf rund 13.000 erhöht, sagte ein Konzernsprecher. Gefragt gewesen seien vor allem kleinere Modelle wie der neue iQ, der Aygo oder der Yaris.

      Auch dem angeschlagenen US-Hersteller Ford hat Abwrackprämie in Deutschland ein deutliches Nachfrageplus beschert. "In den letzten Wochen haben die Bestellungen deutlich angezogen", sagte Europa-Chef John Fleming. Im Vergleich zum Vorjahr sei daher auf dem deutschen Markt mit einem Absatzplus zu rechnen. Besonders gut verkauften sich Kleinwagen wie der Ka und der Fiesta. Die im Werk Köln eigentlich geplante Kurzarbeit sei daher nicht mehr nötig.

      Auch Fiat profitiert nach Angaben von Markenchef Lorenzo Sistino in Deutschland von der Abwrackprämie. Die Nachfrage habe mit 35.000 Autos im Februar deutlich über dem Vorjahresmonat gelegen. Am meisten hätten sich der Panda sowie der Grande Punto verkauft.

      Die Bundesregierung zahlt seit Mitte Januar 2500 Euro für jeden Neu- oder Jahreswagen, wenn dafür ein mindestens neun Jahre altes Auto verschrottet wird. Die Prämie stößt auf großes Interesse. Bis zum Dienstag lagen bei dem für die Auszahlung zuständigen Bundesamt für Wirtschaft bereits 158.000 Anträge vor. Damit ist das Budget von 1,5 Mrd. Euro zu mehr als einem Viertel ausgeschöpft. Insgesamt reicht das Geld für 600.000 Autos.

      Der VDIK forderte angesichts dieser Entwicklung die Bundesregierung auf, die Prämie zu verlängern und das Budget aufzustocken. "Es gilt nun, darüber nachzudenken, welche Anreize mittelfristig zur nachhaltigen Erneuerung des Fahrzeugbestandes gegeben werden können", sagte Verbandspräsident Volker Lange.


      Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:Abwrackpr%E4mie…
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 18:00:58
      Beitrag Nr. 1.440 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.675.631 von Maraho am 01.03.09 11:29:34Etwas weiteres zu Osteuropa...

      Diskussion um klamme Euro-Staaten
      EU verspricht Problemländern Krisenhilfe

      Krisengeschüttelte Euro-Staaten können sich auf europäische Solidarität verlassen: EU-Währungskommissar Almunia sagt Mitgliedstaaten in finanziellen Schwierigkeiten Hilfe der Euro-Zone zu. Welches Krisenszenario er in der Hinterhand hat, sagt er nicht.

      Die EU ist nach Angaben von Währungskommissar Joaquín Almunia gegen die Gefahr von Staatsbankrotten einzelner Euro-Länder gewappnet. Es gebe Lösungen, bevor sich ein Land dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zuwenden müsse, sagte EU-Währungskommissar Joaquín Almunia am Dienstag in Brüssel. "Wir sind politisch und wirtschaftlich darauf eingerichtet, uns diesem Krisenszenario zu stellen." Über Details wolle er in der Öffentlichkeit aber nicht diskutieren.

      Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte in der ARD, auf Hilfe angewiesene Staaten könnten mit europäischer Solidarität rechnen. Zuvor müssten sie aber alles tun, um die Lage selber zu bewältigen.

      In der Eurozone sind besonders Griechenland und Irland stark von der Finanzkrise betroffen. Gerade diese beiden Länder müssen inzwischen hohe Risikoaufschläge für ihre Anleihen bezahlen. Der Unterschied zwischen Deutschland und Griechenland beträgt bei zehnjährigen Staatsanleihen über 2,5 Prozentpunkte. Auch Italien, Portugal und Spanien müssen hohe Zinssätze zahlen.

      Almunia wies Befürchtungen zurück, die Euro-Zone könnte wegen der Finanzprobleme einzelner Mitgliedstaaten auseinanderbrechen: "Die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, ist gleich null." Der Währungskommissar plädierte zugleich für die Einführung einer Euro-Anleihe, auch wenn sie politisch derzeit nicht durchsetzbar sei. "Ich denke, das wäre vernünftig. Als Politiker weiß ich jedoch, dass es politisch derzeit nicht praktikabel ist", sagte Almunia.

      Ein entsprechender Vorschlag von Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker zur Einführung einer gemeinsamen Anleihe für die 16 Staaten der Euro-Zone war auf deutschen Widerstand gestoßen. Bei diesem Modell würden EU-Partnerländer vor allem von der Stellung Deutschlands am Kapitalmarkt als größtem Emittenten von Staatsanleihen erstklassiger Sicherheit profitieren. Für viele beteiligte Länder würde sich damit die Kapitalaufnahme verbilligen, während Deutschland höhere Kosten tragen müsste.

      Der Kurs des Euro ist am Dienstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2615 $ fest. Der Dollar kostete damit 0,7927 Euro.

      Quelle: FTD.de, 16:18 Uhr
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 18:04:57
      Beitrag Nr. 1.441 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.688.804 von Maraho am 03.03.09 12:48:02Ergänzend. Ein etwas längerer Artikel zum Thema....

      Wut der Bürger wächst

      Irland taumelt dem Kollaps entgegen
      von Dirk Heilmann

      Irlands Abstieg vom Star zum Sorgenkind der Euro-Zone verläuft in atemberaubenden Tempo. Die Immobilienblase platzt, die Banken kollabieren, die Arbeitslosenzahlen schießen in die Höhe. Die Regierung in Dublin unter Brian Cowen wirkt hilflos - und die Wut der Bürger wächst.

      Wen es interessiert, einfach anklicken: http://www.handelsblatt.com/politik/international/irland…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 18:15:39
      Beitrag Nr. 1.442 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.678.140 von Maraho am 02.03.09 05:42:53Wie kreativ. Warum nicht eigene Wege gehen bzw. Neuland betreten?
      Einer hält sich am anderen fest und hofft, daß er gut steht!


      Konjunktur
      EZB: Mit Fed-Strategie gegen die Krise

      Die US-Notenbank hat es vorgemacht. Jetzt überlegt auch die Europäische Zentralbank (EZB), ob sie der Fed folgt und im Kampf gegen die Finanzkrise ihren Instrumentenkasten ausweitet, indem sie ebenfalls auf unorthodoxe geldpolitische Maßnahmen setzt. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, hält die Pläne der EZB unter bestimmten Bedingungen für unausweichlich.

      Möglich sei beispielsweise der direkte Ankauf kurz laufender Unternehmensanleihen, sogenannter Commercial Papers, sagten die beiden Notenbankchefs Deutschlands und Frankreichs, Axel Weber und Christian Noyer, am Dienstag in Paris. Beide hatten an turnusmäßigen Konsultationen beider Länder zur Wirtschafts- und Finanzpolitik teilgenommen.

      Bundesbank-Präsident Weber betonte, durch einen direkten Ankauf von Anleihen würde das Risiko dieser Papiere von den Banken auf die Notenbank verlagert. Die EZB habe immer - im Unterschied zur US-amerikanischen Fed - Unternehmenspapiere als Sicherheiten akzeptiert und den Banken dafür Zentralbankgeld gegeben, aber das Kreditrisiko bei den Banken belassen. „Wir prüfen nun, ob wir das Kreditrisiko den Banken abnehmen sollen. Es gibt Argumente dafür und dagegen.“ Es sei noch völlig offen, ob die EZB ähnlich der Notenbanken in den USA, Japan oder bald auch Großbritannien ihre Geldpolitik umstellen werde, bekräftigte Noyer.

      Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, hält die Pläne der EZB unter bestimmten Bedingungen für unausweichlich. "Kämen an sich kreditwürdige Unternehmen nicht mehr an Kredite, würde die Wirtschaft auf Jahre schrumpfen", sagte er im Gespräch mit Handelsblatt.com. "In einer solchen Notsituation wäre es denkbar, dass die EZB über ihren Schatten springt und Unternehmen etwa über den Kauf von Commercial Paper direkt Kredite gewährt." Noch könne die EZB zwar nur mit solchen Institutionen Geschäfte abschließen, die der Mindestreservepflicht unterliegen, erläuterte der Ökonom. Aber diese rechtliche Beschränkung habe sie sich selbst auferlegt. Notfalls könne sie auch Unternehmen als Geschäftspartner zulassen, sagte Krämer.

      Dessen ungeachtet kann nach Ansicht Krämers niemand eine Unterversorgung mit Kredit prinzipiell ausschließen. Aber die Kreditstatistiken der EZB deuteten bis zuletzt ja nicht auf eine Kreditklemme, und die Finanzkrise wüte ja schon seit Mitte 2007. "Insofern müsste sich die Lage dramatisch verschlechtern, bevor die EZB bereit ist, die Geschäftsbanken zu umgehen und den Unternehmen direkt Kredite zu gewähren", meint der Chefvolkswirt.

      Die EZB hat den Leitzins für die Euro-Zone im bisherigen Verlauf der Krise noch bei weitem nicht so aggressiv gesenkt wie etwa die Fed oder die Bank von England. In den Vereinigten Staaten hat die Notenbank längst begonnen mit alternativen geldpolitischen Maßnahmen, wie etwa dem Ankauf fauler Wertpapiere oder Unternehmensanleihen zusätzliches Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Von der Bank of England erwarten Experten, dass diese noch diese Woche auf einen ähnlichen Kurs einschwenken wird.

      Die EZB hält sich derzeit bedeckt, da sie beim Leitzins noch Spielraum hat. Allerdings erwarten die Finanzmärkte, dass der EZB-Rat bei seinem Treffen am Donnerstag in Frankfurt die Zinsschraube erneut lockert und damit völlig unbekanntes Terrain betritt. Niedriger als bei den aktuellen zwei Prozent stand der Leitzins in der Währungsunion noch nie seit Einführung des Euro vor rund zehn Jahren.

      Ob eine Politik der quantitativen Lockerung - bei der die Notenbank die Wirtschaft nicht mehr über den Zins, sondern über die Geldmenge steuert - überhaupt nötig werden könnte, ließ Noyer offen. Zuletzt habe es an den Finanzmärkten Zeichen der Entspannung gegeben. „Der Anleihenmarkt hat im Dezember und Januar damit begonnen, wieder aufzuwachen, nachdem er eine Reihe von Monaten praktisch geschlossen war“, sagte der Gouverneur der Banque de France.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachrichte…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 18:19:05
      Beitrag Nr. 1.443 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.691.586 von Maraho am 03.03.09 18:15:39Dazu noch dieser Kommentar aus demselben Blatt....

      Geldpolitik

      Antworten Sie, Herr Trichet!
      von Norbert Häring

      Am Donnerstag tritt der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, vor die Presse, um zu erläutern, warum er gerade den Leitzins gesenkt hat. Das Publikum wird wissen wollen, warum erst jetzt, obwohl der Rat die Entscheidung offensichtlich schon Mitte Januar gefällt hatte. Damals, als er den Leitzins das letzte Mal - von 2,5 auf zwei Prozent - senkte, sagte Trichet bereits, die Februarsitzung werde unwichtig sein, die nächste "wichtige" Sitzung werde im März stattfinden.

      Es gehört keine große Hellsichtigkeit dazu, um vorauszusagen, dass Trichet der Frage mit den vielbemühten Floskeln ausweichen wird, dass der EZB-Rat sich nie vorher festlegt und immer genau das Richtige zur richtigen Zeit tut.

      Nimmt man den Anteil der Fragen, die Trichet auf einer Pressekonferenz beantwortet, zum Maßstab, dann war der EZB-Rat mit seinen 22 Mitgliedern noch nie so ratlos und so zerstritten wie derzeit. Auf gut zwei Dutzend konkrete Fragen hatte Trichet auf der letzten Pressekonferenz nicht einmal eine Handvoll aussagekräftige Antworten zu bieten. Eine davon war das verklausulierte Eingeständnis, dass es im EZB-Rat große Meinungsverschiedenheiten gebe.

      Die US-Notenbank und die Bank von England haben Deflation, also den nachhaltigen Rückgang des Preisniveaus, schon lange als Gefahr eingestuft und handeln entsprechend. Besteht die Gefahr auch im Euro-Raum? Immerhin hat die EZB im letzten Monat nicht mehr davon gesprochen, dass die Inflationsrisiken nach oben und unten ausgeglichen seien. "Ich werde sicherlich nicht die Abwesenheit oder Anwesenheit des Satzes, den Sie erwähnten, als zu diesem Zeitpunkt bedeutungsvoll qualifizieren", sagte Trichet dazu. Auf die Frage, welche Indikatoren geeignet seien, die Inflationserwartungen zu messen, hatte er keine Antwort.

      Auf die Bitte, zu erläutern, warum er und andere EZB-Vertreter sich immer wieder gegen "sehr, sehr niedrige Zinsen" aussprächen, sagte Trichet: "Es gibt eine Reihe von Nachteilen, aber ich werde diese hier nicht vertiefen."

      Seit Monaten drängen Ökonomen die EZB, einen Plan B zu entwickeln und zu kommunizieren. Den braucht sie für den Fall, dass der Leitzins als Politikinstrument wirkungslos werden sollte und trotzdem noch geldpolitischer Anschub nötig ist. Die anderen wichtigen Zentralbanken haben entweder bereits seit längerer Zeit auf eine Politik der Geldmengenausweitung durch Ankauf von Wertpapieren umgeschaltet oder aber zumindest angekündigt, was sie in dieser Hinsicht unternehmen wollen. Trichet dagegen lässt sich weiterhin nichts entlocken als die grundsätzliche Bereitschaft, darüber nachzudenken. Welche Prinzipien werden die EZB gegebenenfalls leiten? Darüber will Trichet erst Auskunft geben, wenn der EZB-Rat entschieden hat, ob und was genau er machen will. Selbst darüber, ob im EZB-Rat über ähnliche Maßnahmen überhaupt diskutiert wird, kamen zwischenzeitlich gegensätzliche Aussagen aus dem Gremium.

      Können europäische Länder außerhalb der EU notfalls auf Liquiditätshilfen von der EZB hoffen? Keine Antwort. Sollte die EU europäische Anleihen herausgeben? Das müssen andere entscheiden.

      Wer so wenig zu sagen hat, könnte sich und seiner Institution eigentlich die Peinlichkeit einer monatlichen Pressekonferenz ersparen. Ohnehin erinnert die geheimnisvolle Bläh- und Formelsprache des EZB-Rats und seines Präsidenten fatal an Kommuniqués aus unseligen Sowjetzeiten oder vom chinesischen Volkskongress. Nur Eingeweihte können ihren Sinn erraten, und sie bleiben immer offen für Interpretationen, so dass man im Nachhinein zuverlässig das Richtige schon angedeutet und das Falsche nie gesagt hat.

      Das Tempo der Entwicklung, die den EZB-Rat so ratlos erscheinen lässt, erkennt man leicht an folgendem Vergleich. Vor einem halben Jahr sagte der EZB-Stab für 2009 ein Wachstum von 1,2 Prozent und eine Inflationsrate von 2,6 Prozent voraus. Wenn die EZB am Donnerstag ihre neuen Prognosen vorstellt, dürfte die Wachstumszahl um über drei Prozentpunkte, die Inflationszahl um zwei Prozentpunkte niedriger liegen. In den Kommuniqués des EZB-Rats hat sich das bisher in fast schon bizarrem Understatement niedergeschlagen: die Inflationsrisiken hätten "nachgelassen".

      Aber es wäre natürlich keine Lösung, die Pressekonferenzen tatsächlich wegfallen zu lassen. Es würde dann lediglich nicht mehr so auffallen, wie überfordert das viel zu große Entscheidungsgremium der EZB damit ist, auf außergewöhnliche Umstände zu reagieren. Das altgediente Konsensprinzip, wonach man nichts beschließt, bevor man fast alle Mitglieder auf Linie gebracht hat, mag zu normalen Zeiten passabel funktionieren, in denen es vor allem darum geht, Fehler zu vermeiden. In Zeiten wie diesen, in denen es wichtig ist, schnell und entschlossen zu handeln, sollte Trichet es umgehend außer Kraft setzen. Statt geduldig am Konsens zu basteln, muss der EZB-Chef endlich seine Führungsrolle reklamieren und seinem Gremium Antworten auf die dringenden Fragen abnötigen. Zusammen mit dem EZB-Direktorium ist er gefordert, dem Entscheidungsgremium, das viel zu groß ist, komplexe Fragen zu lösen, einen Handlungsplan vorzustellen. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag muss Trichet endlich in der Lage sein, deutlich zu machen, dass der EZB-Rat sich nicht nur des Ernstes der Lage bewusst ist, sondern auch einen Plan hat, wie er damit umgehen will.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/handelsblatt-kommen…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 18:38:28
      Beitrag Nr. 1.444 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.207 von Maraho am 02.03.09 19:45:29Ergänzend zu dem gestrigen Artikel aus der Schweiz...

      Bankgeheimnis
      Ansturm auf das Steuerparadies Singapur
      Matthias Kamp (Peking)

      Weil die Schweizer Großbank UBS den US-Ermittlern Kundendaten aushändigen musste, gilt das Schweizer Bankgeheimnis als geknackt. Reiche weichen aus – nach Singapur.


      Der Knast Changi im Nordosten Singapurs gehört zu den ungemütlicheren Gefängnissen Asiens. Heroindealer aus ganz Fernost sitzen hier ein und zittern ihrem Urteil entgegen. Auf manche wartet die Todesstrafe, die in Singapur noch immer durch den Galgen vollstreckt wird, üblicherweise freitagmorgens. In Changi sitzen aber nicht nur Drogenhändler und andere Schwerstkriminelle – in dem berüchtigten Knast kann auch landen, wer Daten von Singapurer Bankkunden an Behörden weitergibt. Bis zu drei Jahre Gefängnisstrafe sehen Singapurs Gesetze beim Bruch des Bankgeheimnisses vor.

      Das Bankgeheimnis der Tropeninsel gehört zu den strengsten der Welt. Schon als vor gut einem Jahr bekannt wurde, dass ein Ex-Mitarbeiter der Liechtensteiner LGT Bank eine CD mit Kundendaten an deutsche Ermittler verkauft und damit unter anderem die Razzia bei Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel ausgelöst hatte, verlagerten zahlreiche wohlhabende Privatanleger ihr Geld nach Singapur. Jetzt musste die Schweizer Großbank UBS auf Druck der USA den US-Steuerbehörden die Daten von 300 Kunden liefern. Die reichen Bankkunden stehen im Verdacht, mithilfe der UBS Steuern hinterzogen zu haben.

      Die Prognose, das Schweizer Bankgeheimnis werde geknackt, hat sich damit schnell erfüllt. Die US-Steuerbehörden sind aber noch längst nicht zufrieden – sie fordern jetzt Daten zu 52.000 weiteren UBS-Konten. Der erste Gerichtstermin dazu soll im Juli stattfinden.

      Weiteren Druck befürchten die Schweizer vom Gipfel der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen (G20) am 1. April in London. Schon beim von Kanzlerin Angela Merkel initiierten Vorbereitungstreffen der EU-Staaten waren sich die Teilnehmer weitgehend einig, künftig gegen „unkooperative“ Finanzzentren vorzugehen. Besonders im Visier sind neben der Schweiz und Liechtenstein Hedgefonds-Zentren wie die Caymans Islands in der Karibik. Singapur ist bisher dagegen noch nicht so stark ins Visier geraten. Je mehr Probleme die Schweiz bekommt, desto stärker werde der Ansturm reicher Ausländer auf Singapur, erwarten Banker vor Ort. „Viele Anleger sind schon seit einiger Zeit skeptisch gegenüber der Schweiz“, sagt ein deutscher Banker, der für ein europäisches Institut in Singapur arbeitet.

      Vermögensverwalter preisen die Vorzüge der Tropeninsel

      Vermögensverwalter in den Banken rieten Kunden darum immer öfter, ihr Geld in Singapur anzulegen. Manche organisieren sogar regelmäßig Informationsreisen, bei denen sie potenziellen Kunden die Vorzüge der Tropeninsel erklären. Die Schweiz und Liechtenstein, das machen die Asien-Banker dann stets deutlich, seien in Sachen Bankgeheimnis mittlerweile „verbrannt“.

      Der Run auf Singapur hat dazu geführt, dass praktisch alle europäischen Vermögensverwalter in dem südostasiatischen Stadtstaat Niederlassungen unterhalten. Die UBS ist genauso vertreten wie die französische SG Private Banking, das Schweizer Bankhaus Julius Bär – und selbstverständlich die Deutsche Bank. Insgesamt werden in Singapur geschätzt 800 Milliarden Dollar verwaltet – der ganz überwiegende Teil stammt immer noch von Anlegern aus anderen asiatischen Staaten. Das Wachstum der Vermögensverwalter-Branche hat dazu geführt, dass die Banken sich inzwischen gegenseitig die Berater abjagen. „Alle haben in letzter Zeit ihre Mannschaften in Singapur deutlich verstärkt“, sagt der deutsche Banker. Außer einem strengen Bankgeheimnis bietet Singapur Anlegern aber auch andere Vorteile. So kennt das Land keine Kapitalertragsteuer. Darüber hinaus können steuerbefreite Familienstiftungen, sogenannte Trusts, problemlos gegründet werden.

      Vermögensverwalter raten europäischen Kunden zunehmend aber auch zu einem einfachen und legalen Weg zum Steuernsparen via Singapur: Anleger verlegen ihren Wohnsitz auf die Insel. Die Lebensqualität in Singapur ist hoch, die Behörden erteilen die erforderliche Aufenthaltsgenehmigung relativ unkompliziert. Mit dem Wohnsitz in Singapur entfällt die Steuerpflicht in Europa. Banker auf der Tropeninsel gehen davon aus, dass dieses Modell in Zukunft größere Verbreitung finden wird.

      Doch das Anlegerparadies Singapur bekommt auch Gegenwind. Seit geraumer Zeit drängt die EU den Stadtstaat dazu, das Bankgeheimnis aufzuweichen oder zumindest eine Quellensteuer für Kapitalerträge von Ausländern einzuführen. Brüssel droht damit, an der Frage das geplante Freihandelsabkommen zwischen Singapur und der EU scheitern zu lassen.

      Dass die Asiaten einknicken, gilt unter Bankern in Singapur indes als unwahrscheinlich. Denn dann müsste die Regierung Anleger aller Länder gleich behandeln. Das sind neben Europäern zum überwiegenden Teil Kunden aus Nachbarländern wie Indonesien, China und Indien. Zögen die ihr Geld ab, könnte Singapur als Finanzstandort einpacken. Zudem hat Singapurs Regierung die Finanzdienstleistungen neben der Biotechnologie und dem Bildungssektor zu einer Schlüsselbranche erklärt – auch deshalb, weil in den vergangenen Jahren immer mehr Unternehmen der verarbeitenden Industrie in kostengünstigere Nachbarländer abgewandert sind.

      Steuerparadies mit Spielkasino

      Kunden für die Banken anlocken sollen zwei Spielkasinos, die zurzeit in Singapur gebaut werden. „Die wollen ein bisschen so werden wie Monaco“, sagt der deutsche Banker in Singapur. „Nach dem Besuch bei ihrem Vermögensverwalter sollen die Kunden noch die Möglichkeit zum Kasinobesuch haben.“

      Erstmals fand im vergangenen Herbst auf der Tropeninsel auch ein Formel-1-Rennen statt. Eine Reihe wohlhabender Grand-Prix-Besucher aus Europa, heißt es unter Bankern in Singapur, hätte dann gleich auch einen Termin bei ihrer Bank gemacht.

      Quelle: http://www.wiwo.de/finanzen/ansturm-auf-das-steuerparadies…
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      schrieb am 03.03.09 18:47:41
      Beitrag Nr. 1.445 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.492 von Maraho am 02.03.09 13:19:59Gab es einst nicht genug warnende Stimmen?


      AIG-Zahlen
      Das Bangen der Kommunen

      Die massiven Verluste, die die US-Versicherung AIG hat verkünden müssen, beunruhigen nicht nur Börsianer, sondern auch deutsche Stadtkämmerer. Was überraschend klingt, ist die Konsequenz eines einst blühendes Geschäftsmodells.


      Berlin - Zahlreichen Stadtkämmerern in Deutschland stehen seit vergangenem Montag zusätzlich Schweißperlen auf der Stirn. Ob Böblingen, Wuppertal oder Berlin - kommunale Kassenwarte verfolgen beunruhigt die immer neuen Hiobsbotschaften aus den USA. Der taumelnde US-Versicherungsriese AIG verkündete nicht nur den größten Verlust der Wirtschaftsgeschichte - für das vergangene Jahr fuhr der einstige Branchenprimus ein Minus von fast 100 Milliarden Dollar ein.

      Das hat nicht nur die Wall Street erschüttert, sondern auch etliche Kreiskassen in Deutschland. Denn die einst als Wunderwaffe für schnelles Geld gepriesenen, aber gewagten Leasing-Geschäfte der Kommunen mit US-Investoren könnten nun platzen. Damit drohen Kommunen millionenschwere Verluste. Die Bundesregierung hofft derweil, dass die US-Administration einen als verheerend eingestuften Zusammenbruch von AIG verhindern wird.

      Denn AIG ist einer der großen Player im sogenannten Cross-Border- Leasing-Geschäft (CBL). Das war seit Mitte der 1990er Jahre das große Zauberwort. Städte und Kommunalunternehmen mit geringem finanziellen Spielraum - nicht nur in Deutschland - nutzten die komplizierten Leasinggeschäfte mit US- Investoren quasi als Gelddruckmaschine. Kommunen verkauften oder vermieteten Infrastrukturanlagen langfristig an US- Investoren, die diese sofort an die Kommune zurückvermieteten - gleich ob Kläranlagen, Wassernetze, Müllheizkraftwerke, Messehallen oder Straßenbahnen.

      Die schwer durchschaubaren CBL-Transaktionen waren lange Zeit eine beliebte Variante, um eine Lücke im US-Steuersystem auszunutzen. Die amerikanischen Investoren erzielten in den USA einen erheblichen Steuervorteil, den sie an die Kommune weitergaben - oft zweistellige Millionenbeträge. Warnungen ob der langfristigen Bindung an umfangreiche und dem US-Recht unterworfene Verträge und die daher schwer zu überschaubaren Risiken wurden ignoriert. An mögliche Pleiten renommierter Welt-Finanzkonzerne glaubte ohnehin niemand.

      Der Überblick fehlt

      Schätzungen gehen von 150 bis 160 solcher Cross-Border-Leasing- Geschäfte deutscher Kommunen aus. Das Transaktionsvolumen könnte sich auf 28 Milliarden Euro belaufen, teils ist von 80 Milliarden die Rede. Nichts genaues weiß man nicht, eine Übersicht über die komplizierten Geschäfte haben selbst Kommunalverbände nicht. Die Goldgruben und das schnelle CBL-Geld funktionierten schließlich bis 2004 eher reibungslos. Dann stopften die USA das Steuerschlupfloch.

      Größere Hektik löste das seinerzeit in den kommunalen Amtsstuben noch nicht aus, die Finanzkrise war damals noch Jahre entfernt. Mancher Kämmerer machte sich aber durchaus schon erste Gedanken über ein Ausstiegsszenario. Spätestens nach der gigantischen Rettungsaktion des US-Staates und einem Mega-Darlehen an AIG (American International Group) im Herbst 2008 aber war klar, dass in den Büchern ein erhebliches Finanz-Risiko schlummert. Denn AIG war bei vielen CBL- Transaktionen dazwischen geschaltet.

      Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens bewerten, strafen den Versicherungsriesen und Banken derzeit ab. Bei schlechterer Bonität aber müssen Kommunen einspringen. Städte bürgen für strauchelnde Banken und Versicherer, die an CBL-Deals beteiligt waren. Im Zweifel haftet die Kommune. Sie muss mehr Sicherheiten aufbringen oder das Institut wechseln. Gibt es keinen Ersatz - was derzeit schwierig oder extrem teuer ist - drohen hohe Zahlungen. Ganz zu schweigen davon, was ein Crash - etwa von AIG - bedeutet.

      Das Ausmaß möglicher Verluste und die Folgen für die kommunale Infrastruktur, sind nicht absehbar. Viele Städte halten sich mit Verweis auf Vertraulichkeit bedeckt. Details der häufig 2000 Seiten umfassenden Verträge in bestem Business-Englisch liegen im Dunkeln. Der Bundesregierung lagen zuletzt keine belastbaren Informationen darüber vor, wie viele Kommunen CBL-Verträge abgeschlossen haben.

      Juristen durchforsten Verträge der Kommunen. Sie hoffen, die CBL- Verträge anfechten zu können und halbwegs ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Sie setzen darauf, dass der Deal als eine so nicht vereinbarte Spekulation eingestuft wird. Auch bei Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) fragten sie an, ob nicht die Staatsbank KfW helfen und Verpflichtungen mit absichern könnte. Das sei als Lösungsoption nicht völlig auszuschließen, so die etwas ermutigende Antwort.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,282…
      33 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 03.03.09 19:01:06
      Beitrag Nr. 1.446 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.655.137 von Maraho am 26.02.09 06:15:29Hört, hört...

      Bankvorstände
      "Höchstpersönlich haftbar"
      Von Matthias Kaufmann

      Die Finanzkrise kam nicht wie eine biblische Plage über deutsche Banken. Vielmehr haben die Vorstände mit riskanten Milliardenspekulationen ihre Sorgfaltspflichten verletzt, stellt der Wirtschaftsrechtler Marcus Lutter im Interview mit manager-magazin.de fest. Klagen wären Erfolg versprechend.


      mm.de: Herr Professor Lutter, unvorstellbare Summen nimmt die Bundesregierung in die Hand, um deutsche Banken vor dem Zusammenbruch zu schützen, allein rund 125 Milliarden Euro für die Hypo Real Estate, wenn auch zu einem großen Teil als Bürgschaften. Sie fordern, deutsche Bankenmanager für Ihre Verfehlungen in der Finanzkrise vor Gericht zu stellen. Für alle, die die Folgen der Wirtschaftskrise zu spüren bekommen, klingt das zu schön, um wahr zu sein.

      Lutter: Die Rechtslage ist aber klar. Es handelt sich bei den Banken, von denen wir sprechen, ja um Aktiengesellschaften. Das deutsche Aktiengesetz bestimmt, dass alle Vorstände ihre Aufgaben mit der gebotenen Sorgfalt zu erledigen haben. Wenn sie das nicht tun, und der Gesellschaft daraus ein Schaden erwächst, dann sind sie höchstpersönlich schadensersatzpflichtig.

      mm.de: Das heißt, sie haften mit ihrem Privatvermögen?

      Lutter: Sie spielen auf die Äußerungen des niedersächsischen Ministerpräsidenten, Christian Wulff, an. Er sagte, die Bankmanager müssten mit ihrem persönlichen Vermögen haften (...mehr). Damit hat er recht, das steht so im Gesetz. Eine Verurteilung von Managern hat außerdem den großen Charme, dass dann die Managerversicherung greift. Damit steigen die Summen, die in solch einem Fall zur Schadensbegrenzung beitragen könnten: Diese sogenannten D&O-Versicherungen lauten typischerweise auf 100 Millionen Euro.

      mm.de: Oft ist man zwar im Recht, kann das aber schwer belegen. Wie lassen sich Bankmanagern ihre Verfehlungen nachweisen?

      Lutter: Die Sache ist furchtbar einfach. Es genügt, dass ein Wirtschaftsprüfer einen gründlichen Blick in die Bücher wirft. Denken Sie nur an die Summen, von denen hier die Rede ist. Zum Beispiel im Fall der IKB , einer mittelgroßen privaten Bankgesellschaft. Da haben die Manager für rund 25 Milliarden Euro hochriskante Papiere gekauft. Die Bilanzsumme ihres Instituts betrug aber lediglich 75 Milliarden Euro. Sie haben also gut ein Drittel des Vermögens ihrer Bank in eine einzige Anlageklasse gesteckt. Das ist von der geforderten Sorgfalt so viele Meilen entfernt, dass es nicht schwerfällt, eine Verletzung der Sorgfaltspflicht nachzuweisen.

      mm.de: Sie sagen also, die Geschäfte sind dermaßen überdimensioniert, dass schon deshalb das Aktienrecht greift.

      Lutter: Genau. Aus dem Bankrecht kennen wir den Begriff des Klumpenrisikos. Es gibt eine ganze Reihe von Vorschriften, die solche Klumpenrisiken bei Konzernen zu verhindern suchen. Wenn nämlich bei einem Klumpenrisiko der Ernstfall eintritt, dann steht eben gleich der ganze Laden auf dem Kopf. Im Fall der kriselnden Landesbanken oder der Hypo Real Estate haben wir genau solche Fälle mit ansehen müssen.

      mm.de: Viele Manager werden sich darauf zurückziehen, dass sie bei den Giftmüllpapieren von den meisten Risiken nicht wissen konnten, weil sie so geschickt versteckt waren. Bei ihren Investitionsentscheidungen haben sie sich auf die Einstufungen der Ratingagenturen verlassen, die als Profis bei der Einschätzung von Finanzrisiken galten.

      Lutter: Das ist sicher ein Hauptargument der Vorstände. Aber erstens darf sich kein Manager voll auf einen Dritten verlassen. Er muss nach eigener Prüfung zu einer eigenen Entscheidung kommen. Und wenn die Bankvorstände sich genau angesehen hätten, was sie da kaufen, dann hätten sie wahrscheinlich die Finger davongelassen.

      Natürlich ist das aufwendig: Basis dieser Papiere sind in der Regel 300 bis 400 Seiten englischen Textes. Viele haben sich aber nicht einmal die Mühe gemacht, die juristische Dimension dieser Papiere zu hinterfragen. Dabei wären die Summen, um die es geht, doch jede Mühe wert gewesen.

      mm.de: Die Expertise der Ratingagenturen reichte zur Absicherung also nicht aus.

      Lutter: So ist es. Die Ratingagenturen hatten sich, bevor die ersten Anfragen nach Derivaten kamen, damit noch nie beschäftigt. Es ist etwas völlig anderes, die Kreditwürdigkeit eines Industriekonzerns wie Daimler einzuschätzen oder die eines bunten Kessels, in dem die Kredite von Tausenden höchst unterschiedlichen Häuslebauern zusammengefasst sind. Das war für die Agenturen Neuland. Deswegen haben sie sich so entsetzlich geirrt.

      mm.de: Der mögliche Gewinn, der den Managern beim Kauf von Derivaten versprochen wurde, war verführerisch hoch. Sind Vorstände nicht verpflichtet, ihrem Konzern so renditestarke Geschäfte zu sichern?

      Lutter: Das ist ein gutes Argument. Gar keine Frage, dass Manager verpflichtet sind, Chancen am Markt wahrzunehmen. Es kommt ja hinzu, dass einige der betroffenen Banken zur fraglichen Zeit im Geld geschwommen sind. Sie hatten kaum Möglichkeiten, diese Reichtümer in ihrem normalen Geschäft sinnvoll anzulegen.

      Aber auch hier müssen Vernunft und Maß gelten. Es bringt doch kein vernünftiger Mensch ein Drittel seines Vermögens zum Zocken in die Spielbank! Nehmen wir an, die Banken wären mit maximal 5 Prozent der Bilanzsummen ihrer Banken bei diesen riskanten Geschäften eingestiegen. Auch dann wäre das nicht im Sinne der Sorgfaltspflicht, aber wahrscheinlich würde man sagen: Ihr habt es gut gemeint und dabei halt Pech gehabt. Ganz anders zum Beispiel die SachsenLB, eine kleine Landesbank, die glaubt, in Irland das große Rad drehen zu müssen - mit 30 Milliarden Euro!

      mm.de: Die Größenordnungen waren existenzbedrohend für die Banken, als die Kredite platzten.

      Lutter: Exakt. Dass etwas schiefgeht, ist immer möglich. Und aus diesem Grund ist kein Manager berechtigt, seine Maßnahmen so anzulegen, dass bei deren Scheitern der gesamte Konzern untergeht. Man muss es nochmals betonen: Die sind alle pleite. Banken wie die SachsenLB, die IKB oder die Hypo Real Estate sind im Prinzip alle pleite.

      mm.de: Wer kann denn das Management einer Bank verklagen? Ein Aktionär? Ein Kunde gar? Oder nur der Aufsichtsrat?

      Lutter: Nun, dem Kunden oder dem Anleger sind die riskanten Papiere, um die es geht, ja nicht verkauft worden. Damit haben diese Personengruppen keine juristische Handhabe. Anders wäre es, wenn eine dieser Banken in die Insolvenz ginge. Dann hätten wir womöglich auch direkt geschädigte Anleger.

      Nein, bei Verfehlungen dieser Art kann nur der Aufsichtsrat gegen den Vorstand klagen oder der Vorstand gegen den Aufsichtsrat. Das ist seit 100 Jahren so. Dass es einmal einen Fall geben könnte, wo beide Gremien im selben Boot sitzen und deswegen keinerlei Interesse daran haben, so einen Prozess loszutreten - das haben sich die Väter des Aktiengesetzes nicht vorstellen können. Solche Fälle erleben wir jetzt.

      mm.de: Wie sind die Interessen der Gremien verquickt?

      Lutter: Nehmen wir das Beispiel der SachsenLB. Deren Verwaltungsrat - so heißt der Aufsichtsrat dieses Instituts - hat den Vorständen ausdrücklich erlaubt, ihre Irland-Geschäfte weiter zu betreiben und auszuweiten. Sie sehen: Einige Vorstände waren immerhin vorsichtig genug, sich beim Aufsichtsrat rückzuversichern. Damit sitzen die Kontrolleure nun in der Mitte des Bootes - eine sehr besorgniserregende Entwicklung.

      Ich denke dabei auch an die Hypo Real Estate. Die Haftung hat eine Verjährungsfrist von fünf Jahren. Ich befürchte, dass hier nicht rechtzeitig gegen die Vorstände vorgegangen werden könnte ...

      mm.de: ... die stattdessen ihrerseits Abfindungen einklagen (...mehr).

      Lutter: Die sind schlicht wahnsinnig! Nach allem, was wir wissen, hat Bankchef Georg Funke seine Beauftragten in Irland bar jeder Vernunft Ramschpapiere kaufen lassen und dafür entsprechende Garantien bereitgestellt. Das ist besonders pikant, weil es diese Bank erst seit wenigen Jahren gibt, und weil sie gegründet wurde, um die faulen Kredite der HypoVereinsbank zu entsorgen.

      mm.de: Schon damals eine Bad Bank.

      Lutter: Ganz genau. Die Hypo Real Estate hat somit allen Grund zur Solidität gehabt. Stattdessen kauft sie die hochseriöse Depfa , eine hundertjährige Pfandbriefanstalt, verlagert sie steuergünstig nach Irland und lässt sie dort Kasinogeschäfte treiben, wie sie die Depfa noch nie gemacht hat. Führen Sie sich vor Augen, wie hanebüchen diese Managemententscheidungen waren!

      mm.de: Nehmen wir den unwahrscheinlichen Fall an, dass doch geklagt würde. Mit welchen Konsequenzen müsste ein Vorstand rechnen?

      Lutter: Da gibt es keine Obergrenze. Die Zahlungen, die dem Manager auferlegt würden, orientieren sich am entstandenen Schaden - allerdings auch an seinen finanziellen Möglichkeiten und denen seiner Vorstandsversicherung. Der Schaden geht zwar in die Milliarden, aber vernünftigerweise würde sich eine Klage vielleicht auf eine Größenordnung von 50 bis 100 Millionen Euro belaufen.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,…
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      schrieb am 03.03.09 19:09:10
      Beitrag Nr. 1.447 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.688.866 von Maraho am 03.03.09 12:55:32Es wird immer unwirklicher...


      US-Rettungsaktion
      Fed bringt weitere Geldspritze ins Spiel
      von Tobias Bayer (Frankfurt)

      Mit Milliardensummen stemmt sich die US-Regierung gegen den Abschwung. Doch womöglich könnte das Kapital nicht reichen: Notenbankchef Ben Bernanke schließt nicht aus, dass Washington auf einen Blankoscheck zurückgreifen muss.


      US-Notenbankchef Ben Bernanke hält es für möglich, dass die bisherigen Stützungsaktionen der Regierung ausgeweitet werden müssen. "Ob mehr Kapital benötigt wird, hängt davon ab, wie der Stresstest der Banken ausfallen wird, wie sich die US-Wirtschaft entwickelt, und ist noch von weiteren Faktoren abhängig", sagte Bernanke am Dienstag. Er mahnte zur Eile: "Ein Versagen der Politik, schnell zu handeln, könnte sich am Ende als kostspielig erweisen."

      Die Regierung von Präsident Barack Obama stemmt sich mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm, Hilfen für Hausbesitzer und einem neuen Bankenrettungsplan gegen den dramatischen wirtschaftlichen Abschwung. Am 17. Februar unterzeichnete Obama die "Recovery Bill" im Umfang von 787 Mrd. $. Obama hat sich zum Ziel gesetzt, 3,5 Millionen neue Jobs zu schaffen oder bestehende zu erhalten.

      Obamas Programm kostet: Insgesamt plant der neue US-Präsident für das laufende Jahr mit Rekordausgaben von beinahe 4000 Mrd. $. Neben den bereits beschlossenen Initiativen sieht Obamas Haushaltsentwurf nochmals einen Puffer von 250 Mrd. $ für mögliche Bankenrettungen vor. Das Haushaltsdefizit steigt auf 1750 Mrd. $. Das entspricht rund zwölf Prozent des BIP. Bernankes Kommentare deuten nun darauf, dass der Puffer gebraucht werden könnte.

      200-Milliarden-Programm TALF startet

      Derzeit unterzieht Washington die 19 größten Bankhäuser des Landes einem Stresstest. Am Freitag teilten die Behörden mit, dass der Staat seinen Anteil an der Citigroup auf 36 Prozent erhöht. Bislang hält die US-Regierung acht Prozent an dem ehemals weltgrößten Geldhaus. Zusätzliches Geld ist dadurch aber nicht vonnöten: Die Regierung wandelte nur Vorzugs- in Stammaktien um.

      Am Dienstag startete zudem das Programm "Term Asset-Backed Securities Loan Facility" (TALF). Es hat ein Volumen von 200 Mrd. $ und dient dazu, die Liquidität auf dem Markt für Autokredite, Kreditkartenschulden und Studentenkredite zu erhöhen. Anträge würden am 17. März angenommen, die Staatsgelder würden am 25. März ausgereicht. Das Programme habe die Kraft, Kredite im Volumen von 1000 Mrd. $ freizusetzen, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des Finanzministeriums und der Notenbank.

      US-Wirtschaft in der Rezession

      Die Vereinigten Staaten befinden sich seit Dezember 2007 in der Rezession. Im dritten Quartal schrumpfte das BIP auf das Jahr hochgerechnet um 0,5 Prozent, im vierten Quartal folgte ein Minus von 6,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote kletterte im Januar auf 7,6 Prozent. Der Arbeitsmarktbericht für Februar wird am Freitag veröffentlicht. Volkswirte rechnen mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,9 Prozent.

      Der Häusermarkt ist Kern der Krise. Das unterstrichen am Dienstag veröffentlichte Statistiken: Die Zahl der vorvereinbarten Hausverkäufe in den USA ging im Januar unerwartet deutlich zurück. Der Index des Maklerverbands National Association of Realtors (NAR) fiel 7,7 Prozent auf ein Rekordtief von 80,4 Punkten. Ökonomen hatten einen Rückganz von 3 Prozent erwartet. Die am Dienstag veröffentlichten Daten zeigen, dass die Rezession die Amerikaner immer stärker davon abhält, einen Hauskauf zu wagen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat schrumpfte die Zahl der Hausverkäufe um 6,4 Prozent. Die NAR erhebt die Daten seit 2001.

      Die meisten Experten geben einen pessimistischen Ausblick für die US-Wirtschaft. Die Fed beispielsweise geht im Mittel ihrer Erwartungsspanne davon aus, dass die Wirtschaft um 0,9 Prozent schrumpft. Für 2010 setzt sie aber wieder auf eine Erholung. 2011 erwartet sie bis zu fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote sieht sie 2009 auf bis zu 8,8 Prozent klettern und erst 2011 wieder deutlich sinken.

      Bernanke macht die Erholung im kommenden Jahr aber abhängig von der Stabilisierung des Bankensystems und der Finanzmärkte. Vor dem Kongress wies er bereits vergangene Woche in Bezug auf die Wachstumsprognosen daraufhin, dass die Abwärtsrisiken größer seien als die Aufwärtschancen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:US-Rettungsaktion-…
      334 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 19:14:40
      Beitrag Nr. 1.448 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.684.393 von Maraho am 02.03.09 20:03:36Wieder etwas über die HRE bzw. deren Tochter...

      HRE-Tochter in Finanzierungsnot
      Depfa zahlt Zinsen für Anleihe nicht

      Die ersten Investoren der HRE-Tochter gucken in die Röhre: Für eine nachrangige Anleihe im Umfang von 500 Mio. Euro zahlt die Bank keine Zinsen. Die Aktie der Hypo Real Estate brach zeitweise um über acht Prozent ein.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:HRE-Tocht…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 19:23:49
      Beitrag Nr. 1.449 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.071 von Maraho am 03.03.09 19:09:10Erneute Warnung vor Inflation...

      Geldpolitik
      "Die Fed bereitet die nächste Blase vor"

      Mit Riesensummen versuchen Regierungen die Rezession einzudämmen - und beschwören das nächste Unheil herauf: Inflation. Davor warnt der Ökonom Hans Wolfgang Brachinger


      ZEIT ONLINE: Herr Brachinger, der Weltwirtschaft geht die Luft aus. Die Preise auf den Güter- und Rohstoffmärkten fallen, weil die Nachfrage weltweit einbricht. Sie aber warnen vor einer neuen Inflationswelle. Warum?

      Brachinger: Weil die amerikanische und die anderen Notenbanken im Moment den perfekten Boden dafür bereiten. Es ist verwunderlich, wie die Fed ganz freimütig mit allen Tabus bricht: Erst betreibt sie quantitative easing und kauft faule Papiere der Banken auf, nun will sie sogar Staatsanleihen kaufen. Diese hemmungslose Geldpolitik bedeutet nichts weiter, als dass sie Geld druckt.Jeder Ökonom weiß: Wenn die Geldmenge derart drastisch steigt, tritt irgendwann Inflation ein.

      ZEIT ONLINE: Sollen die Notenbanken in der Krise untätig sein?

      Brachinger: Nein, aber allen sollte bewusst sein, dass die Notenbanken – vor allem die amerikanische – derzeit alles tun, damit die nächste Blase kommt. Nach dem 11. September und dem Zusammenbruch des Neuen Marktes hat die Notenbank schon einmal die Geldmenge ausgeweitet. Das Geld floss damals in den Häusermarkt und blähte diesen auf, bis es zu der Katastrophe kam, mit der wir jetzt leben müssen. Nun wiederholt sich die Geschichte. Das wird durch hohe Inflationsraten begleitet werden.

      ZEIT ONLINE: Wo sollen die Preissprünge herkommen? Noch ebbt der Handel zwischen den Staaten ab, die Industrieproduktion bricht rund um den Globus ein.

      Brachinger: Wenn die Weltwirtschaft wieder anspringt, wird die Energienachfrage wieder steigen. Die Energiepreise werden anziehen und mit ihnen das Preisniveau. Die weltweiten Energieressourcen haben sich ja nicht plötzlich über Nacht vermehrt, nur weil die globale Nachfrage zeitweilig sinkt. Wir haben es hier mit einem dauerhaften Problem zu tun, das zu einer langen Phase der Inflation führen kann, wenn die Weltwirtschaft wieder in Gang kommt. Es gibt aber noch ein zweites Argument für steigende Preise in zwei, drei Jahren.

      ZEIT ONLINE: Das wäre?

      Brachinger: Die Mixtur aus hoher Staatsverschuldung und einer zunehmenden Geldmenge wird den Dollar deutlich schwächen. Dadurch können die Amerikaner nicht mehr so billig Waren in China einkaufen. Das treibt die Preise in Amerika, ein Umstand, der offenbar ganz im Sinne der amerikanischen Politik ist.

      ZEIT ONLINE: Inwiefern?

      Brachinger: Inflation nutzt immer dem, der auf hohen Schulden sitzt – und schadet den Gläubigern. Die USA werden nach diesem Abschwung gewaltige Schulden aufgetürmt haben. Deshalb werden die Notenbank und die Regierung der USA eine Politik der leichten Inflationierung betreiben, um diesen Schuldenberg abzutragen. Bezahlen müssen dies die Gläubiger der USA in Asien und Europa. Ich halte diese Strategie im Übrigen für gefährlich

      ZEIT ONLINE: Richtig gefährlich wäre das aber nur, wenn eine Spirale in Gang käme. Etwa weil höhere Löhne gefordert werden. Warum sollte das passieren?

      Brachinger: Steigende Löhne sind in vielen Ländern kein unwahrscheinliches Szenario. In den USA wird es darum gehen, die hochverschuldeten Bürger aus ihren wirtschaftlichen Unglück zu führen. Das geht auch mit hohen Lohnabschlüssen. Auch in China werden die Löhne langfristig weiter steigen. Kommt es dauerhaft zu höherer Inflation, angetrieben etwa durch eine zu hohe Geldmenge und Rohstoffknappheiten, könnten die Gewerkschaften auch in Europa auf höhere Löhne pochen – und die Spirale so in Gang setzen.

      ZEIT ONLINE: Warum ist das so schlimm?

      Brachinger: Eine Inflation, wie wir sie in den vergangenen Jahren gesehen haben, trifft in der Regel vor allem jene Menschen, die einen großen Teil ihres Budgets für die täglichen Bedürfnisse wie Nahrung und Energie aufwenden müssen. Ein Haushalt mit hohem Einkommen kann der Inflation kurzfristig ausweichen, weil er Anschaffungen verschieben kann. Arme Haushalte können das nicht. Inflation wirkt fast immer sozial selektiv. Sie sollte deshalb unbedingt in Grenzen gehalten werden.

      Die Fragen stellte Philip Faigle.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/inflation-brachinger?page…
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      schrieb am 03.03.09 19:39:57
      Beitrag Nr. 1.450 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.689.051 von Maraho am 03.03.09 13:16:29Allein, es fehlt an Aufbruchstimmung....


      Soziale Bewegungen
      Kapitalismuskritik hat Hochkonjunktur

      Die Organisatoren des Kapitalismuskongresses von Attac vermelden einen Anmeldeansturm: Bisher wollen 1.200 Menschen mitreden, doppelt so viele könnten es werden, hofft das Kongressteam.
      VON FELIX LEE


      BERLIN taz In normalen Zeiten wäre ein linker Kongress, wie er an diesem Wochenende an der Technischen Uni Berlin stattfinden soll, allenfalls eine kurze Erwähnung wert. Denn Kongresse zum Thema Kapitalismus gibt es viele. Doch in Zeiten der globalen Finanzkrise scheint der Diskussionsbedarf auch über linke Kreise hinaus groß zu sein. Bis Mitte der Woche hatten sich bereits über 1.200 Personen für den Kapitalismuskongress von Attac angemeldet. Inklusive der Kurzentschlossenen rechnen die Organisatoren gar mit doppelt so vielen TeilnehmerInnen. Es wäre Deutschlands größter linker Kongress seit Jahren.

      "Viele Leute verstehen nicht, wieso so viele Banken vor der Pleite stehen und sie damit die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen", erklärt sich Detlev von Larcher den Zulauf. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete ist als Attac-Koordinierungskreis-Mitglied einer der Hauptorganisatoren des Kongresses. Andere seien empört darüber, dass zwar Milliarden von Euro in Rettungsmaßnahmen gesteckt werden - allein zu dem Zweck, dass alles so weitergeht wie bisher, sagt Larcher. "Das dürfen wir nicht zulassen."

      Mit Aufbruchstimmung rechnet Attac allerdings nicht. "Die Situation ist derzeit so unüberschaubar, die Krise noch längst nicht beendet", sagt Attac-Geschäftsführerin Sabine Leidig. Wie weit sich "die Wirtschaft noch weiter auf Talfahrt befindet" und wie viele "weitere Blasen auf dem Finanzmarkt wabern und demnächst platzen werden", sei ebenfalls nicht abzuschätzen. Und Unsicherheit versetze die Menschen nicht gerade in Aufbruchstimmung. Zugleich sieht Leidig in der Krise die Chance, "solche Veränderungen durchzusetzen, die zu einer umweltverträglichen und sozial gerechten Gesellschaft führen".

      Der Wiener Politikwissenschaftler Ulrich Brand, der ebenfalls auf dem Kongress reden wird, ist deutlich skeptischer. Er beschreibt den derzeitigen Umgang mit der Krise als eine "Revolution von oben in Zeiten des Postneoliberalismus". Brand meint: "Die Gewerkschaften sind gefangen im nationalen Korporatismus. Sie trauen sich nicht, sich zu äußern. Das ist eine Riesenenttäuschung." Die sozialen Bewegungen seien zu schwach, kämpferisch auf die Krise zu reagieren, sagt Brand. Er erhofft sich "einen ersten Austausch" und Antworten auf die Frage, warum sich "unter den emanzipatorischen Kräften so wenig regt".

      Zumindest an Antwortgebern wird es auf dem Kongress nicht mangeln. Mehr als 150 ReferentInnen sind auf den knapp 100 Veranstaltungen vorgesehen, darunter weltberühmte Soziologen und Kapitalismuskritiker wie Saskia Sassen (New York), Jayati Gosh (Neu-Delhi) und Bernard Cassen (Paris). Auch die Ökonomen Jörg Huffschmid, Joachim Bischoff und Heiner Flassbeck sowie der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach werden anwesend sein.

      Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/dossiers/dossier-finanzkrise/ar…
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      schrieb am 03.03.09 20:05:09
      Beitrag Nr. 1.451 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.663.606 von Maraho am 27.02.09 06:24:42Das kam doch alles aus heiterem Himmel....

      Verantwortung in der Krise
      Niemand ist schuld an der Krise, oder?

      Zur Krisenbewältigung gehören nicht nur Geldpakete, sondern auch Aufklärung darüber, wie und warum es zur Krise kam.
      Ein Kommentar von Heribert Prantl


      In der vergangenen Woche war die Enttäuschung über den politischen Aschermittwoch groß in Deutschland. Allüberall wurde so getan, als hätte dieser Tag die einschlägige Gelegenheit für die Erscheinung des deutschen Obama sein sollen.

      Weil aber in Passau, in Cuxhaven und in Vilshofen dann doch nur Seehofer, Steinmeier und Co auf die Bühne traten, wurde allseits gejammert darüber, dass die Redner an diesem Tag vor allem ihre Kraftmeiereien präsentierten. Diese Klage ist ebenso ein Ritual wie der politische Aschermittwoch selbst.

      Das Problem des politischen Aschermittwochs ist nicht das Ritual, sondern dass sich dieses nicht auf den politischen Aschermittwoch beschränkt. Die Parteien gehen täglich so miteinander um, sie reden und handeln also fortwährend so, als sei jeder Tag politischer Aschermittwoch und als müssten sie jeden Tag darlegen, dass die jeweils andere Partei ein nationales Unglück sei und deren Politik gefährlich für die Zukunft des Landes. Dieses Ritual samt Verteidigung irgendwelcher reiner Lehren geht den Leuten in den Zeiten der Krise besonders auf die Nerven.

      Es ist ohnehin staunenswert, ja fast verwunderlich, wie sehr die Menschen trotzdem noch immer die Nerven behalten, wie sie jede weitere Zumutung ertragen und wie sie geduldig zusehen, wie die staatlichen Milliarden in die sogenannten Pakete gestopft werden, wie die torkelnden Landesbanken immer und immer wieder gestützt werden, wie eine Hypo Real Estate sich als Fass ohne Boden erweist und wie der Staat, um die Finanzwirtschaft zu retten, sich in abenteuerliche Schulden und Risiken stürzt.

      Das Merkwürdige bei alledem ist, dass niemand sich Asche aufs Haupt streut - niemand in der Politik, niemand in der Wirtschaft. Niemand legt Rechenschaft ab, niemand übernimmt Verantwortung. Niemand will schuld daran sein, dass der Kapitalismus außer Rand und Band geriet. Diejenigen, die dem Kapitalismus dabei geholfen haben, schweigen heute oder machen mit bei der Klage über die kapitalistischen Auswüchse, die sie selbst befördert haben. Das Verhalten der Politik und der ministeriellen Finanz- und Wirtschaftsbürokratie erinnert an den Brandstifter, der später beflissen beim Löschen mitmacht.

      Am Beginn der großen Krise stehen womöglich Kapitalverbrechen im Wortsinn - aber die Fragen nach Verantwortung und Schuld stellt kaum jemand. Das Schatten- und Zombiebankensysten war ja nicht geheim - die staatliche Bankenaufsicht, auch die deutsche, hat zugeschaut, wie der Giftmüll im internationalen Finanzsystem abgelagert wurde. Die offizielle Politik hat das lange Zeit, zumal unter der Regierung Schröder, gekannt, geduldet und gefördert, sie hat darauf vertraut, es werde schon irgendwie gutgehen. Es ist nicht gutgegangen.

      An der Satansmühle haben viele gedreht. An der Entfesselung des Kapitalismus haben viele mitgewirkt - auch die deutsche Politik. Zur Krisenbewältigung gehören daher nicht nur Geldpakete. Zur Krisenbewältigung gehört auch Aufklärung. Ohne Aufklärung der alten Verantwortungslosigkeiten, Irrwitzigkeiten, Fahrlässigkeiten und Vorsätzlichkeiten, ohne Analyse der furchtbaren Fehler, Irrwege und Denkmuster kommt man nicht aus der Krise, macht man nur neue Fehler, geht man neue Irrwege, verfällt man in alte Denkmuster.

      Die eilfertige Selbstverständlichkeit, mit der in der Wirtschaft nach Milliarden gerufen und mit der in der Politik Milliarden ausgegeben werden, soll wohl auch davon ablenken, dass bisher jede Rechenschaft für das Großdesaster verweigert wurde. Das Ablenkungsmotto heißt: Wenn es brennt, muss man löschen, und nicht lang fragen, warum es brennt. Aber nicht einmal das stimmt. Wer die Ursachen des Feuers nicht kennt, löscht womöglich mit den falschen Mitteln - und er riskiert das nächste Feuer.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/493/460129/text/ …
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      schrieb am 03.03.09 20:16:00
      Beitrag Nr. 1.452 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.842 von Maraho am 27.02.09 19:53:41Traurig, aber wahr...

      Ausser Spesen nix gewesen: Anleger haben über zehn Jahre verloren
      Von Philipp Löpfe.

      Ob Aktien, Rohstoffe, Immobilien oder Obligationen: Die Kurse stehen tiefer als Ende der Neunzigerjahren. Was bedeutet das für uns alle?


      Der Dow Jones fällt erstmals seit 1997 wieder unter die 7000-Marke, ein Fass Erdöl kostet rund 40 Dollar. Die Preise für amerikanische Immobilien sind nochmals mehr als 20 Prozent eingebrochen, wer Obligationen kauft, muss sich mit einer äusserst bescheidenen Rendite zufriedengeben. Das bittere Fazit für Investoren: Die Gewinne der letzten zehn Jahren sind weggeblasen, und alle gehören zu den Verlieren.

      Selbst Warren Buffett hat über das Wochenende einen Verlust in der Höhe von Milliarden von Dollar bekannt gegeben. Der Mann, der eigentlich immer alles richtig macht, ist vom Kollaps der Energiepreise überrascht worden.

      Vier Krisenherde

      Nicht nur die Banken leiden, keiner kommt in der aktuelle Krise ungeschoren davon. Die «Financial Times» zählt die vier wichtigsten, Krisenherde ausserhalb der Bankenwelt auf:

      - Der Crash an den Aktienmärkten und bei den strukturieren Produkten lässt langsam die Sorge aufkommen, dass die Versicherungen nicht mehr liquide sind.

      - Mehr als die Hälfte der Hedge Funds dürfte dem Untergang geweiht sein.

      - Experten gehen davon aus, dass die Gewinne der Private-Equity-Firmen seit 2005 futsch sind. Die Boston Consulting Group, eine renommierte Beraterfirma, geht gar davon aus, dass gegen 300 Milliarden Dollar abgeschrieben werden müssen.

      - Die Diversifikationsversuche von institutionellen Anlegern haben fehlgeschlagen. Alle Anlagekategorien haben massive Verluste erlitten.

      Auch die Profis hats erwischt

      Kleinanleger, die jetzt ratlos ihr zerzaustes Portfolio analysieren, haben wenigstens einen Trost: Die Profis waren keinen Deut besser. «Praktisch jede Strategie, die man den institutionellen Anlegern empfohlen hat, hat sich als totales Desaster herausgestellt», erklärt Fondsmanager Michael Lewitt von Harch Capital Management.

      Die Achtzigerjahre waren das «verlorene Jahrzehnt» Südamerikas, Japan übernahm die rote Laterne in den Neunzigern. Die letzten zehn Jahre dürfen nun mit Fug und Recht als das verlorenen Jahrzehnt für die westlichen Investoren bezeichnet werden. Die Internetblase ist genauso geplatzt wie der Traum, mit hochkomplexen Finanzinstrumenten nachhaltig Wohlstand für alle erzielen zu können. Die hoch bezahlten Finanzprofis erweisen sich oft als Hochstapler. Im schlimmsten Fall sind sie Betrüger wie Bernard Madoff.

      Das Versagen werden alle spüren

      Das Versagen der Finanzprofis werden wir alle zu spüren bekommen: Die Rezession der realen Wirtschaft hat definitiv auch die Schweiz erreicht. Wer die Jahresabrechung seiner Pensionskasse genauer studiert, macht sich zu Recht Sorgen, dass er bei seiner Rente mit Abstrichen rechnen muss.

      Die Krise kann auch einen positiven Lerneffekt haben. Nach zwei irrationalen Blasen in Folge ist damit zu rechnen, dass zumindest eine Weile Vernunft an den Finanzmärkten einkehrt. An Investitionsmöglichkeiten fehlt es deswegen nicht. Der Aufbau einer Wirtschaft, die mit viel weniger Energie auskommt und viel schonender mit der Umwelt umgeht, hat erst begonnen. Investitionen in eine ökologische Zukunft sind kurzfristig zwar weniger rentabel, aber mit Sicherheit nachhaltiger.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Ausser…
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      schrieb am 03.03.09 20:23:40
      Beitrag Nr. 1.453 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.071 von Maraho am 03.03.09 19:09:10Also sprach....

      Bernanke
      "Aggressiv vorgehen"

      Verschuldung ist schlimm, doch die Alternativen wären noch schlimmer - auf diesen Nenner lässt sich Ben Bernanke's Rede vor dem Haushaltsausschuss des US-Senats bringen. Nun gelte es, "aggressiv vorzugehen", fordert der Notenbankchef.


      Washington - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat die erhöhte Staatsverschuldung als notwendiges Übel im Kampf gegen die Rezession gerechtfertigt. "Wir sind gut beraten jetzt aggressiv vorzugehen", sagte er laut Redetext am Dienstag vor dem Haushaltsausschuss des Senats. Die Alternative wäre eine langwierige Stagnation, die sowohl die Haushaltslage als auch die Produktion und den Arbeitsmarkt auf längere Zeit belasten würde.

      Die höhere Staatsverschuldung sei in der Krise zwar nicht wünschenswert. "Unsere Wirtschaft und die Finanzmärkte sind jedoch mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert. Wenn die Politik diese nicht rechtzeitig angeht, käme dies letztlich noch teurer", warnte Bernanke. Dennoch müsse die Regierung deutlich machen, dass sie langfristig das Defizit unter Kontrolle bringen wolle. Die Kosten der Finanzkrise bezifferte Bernanke auf mehrere Billionen Dollar. Das vom Kongress verabschiedete Konjunkturpaket über 787 Milliarden Dollar dürfte das US-Defizit im laufenden Finanzjahr auf 1,75 Billionen Dollar aufblähen. Mit 12,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist das der höchste Anteil seit 1945.

      Bernanke rechnet damit, dass die milliardenschweren Konjunkturprogramme innerhalb von zwei Jahren die Nachfrage ankurbeln und die Produktion ansteigen lassen werden. Zugleich werde sich die Lage am Arbeitsmarkt aufhellen, die sich auch in den vergangenen Wochen weiter eingetrübt haben dürfte.

      Zugleich müsse noch mehr getan werden, um finanzielle Stabilität zu erreichen, forderte der oberste US-Währungshüter. "Wir haben die Lage am Bankensektor eindeutig noch nicht stabilisiert." Ob noch mehr Hilfsgelder in den Bankensektor fließen müssten, würden die "Stress-Tests" ergeben.

      Die US-Aufsichtsbehörden haben Ende Februar mit Belastungstests für die 20 größten Institute mit jeweils mehr als 100 Milliarden Dollar an Vermögenswerten begonnen. Dabei soll der Kapitalbedarf der Geldhäuser geprüft werden. Dies soll bis Ende April beendet sein. Die staatlichen Stützungsmaßnahmen für AIG seien geeignet, den US-Versicherungsriesen zu stabilisieren, sagte Bernanke.

      AIG hatte am Montag einen Fehlbetrag von 61,7 Milliarden Dollar bekanntgegeben - der größte Quartalsverlust in der Wirtschaftsgeschichte. Im Gesamtjahr betrug das Minus knapp 100 Milliarden Dollar. Verantwortlich sind vor allem Fehlinvestitionen, Abschreibungen und Restrukturierungskosten. Die Regierung musste den einst weltgrößten Versicherer innerhalb weniger Monate zum dritten Mal vor der Pleite retten. Bernanke sagte, die Stützungsmaßnahmen seien nicht darauf gerichtet, den Aktionären zu helfen, sondern eine schwere globale Krise abzuwenden.

      Den Börsen tat so viel Offenheit nicht gut - der Dow Jones schlitterte tiefer unter die Marke von 7000 Punkten, unter die er am Montag erstmals seit Oktober 1997 gefallen war.

      manager-magazin.de mit Material von reuters
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828…
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      schrieb am 03.03.09 21:11:34
      Beitrag Nr. 1.454 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.661.536 von Maraho am 26.02.09 19:23:19Ergänzend zum Beitrag vom 26.02.09


      ARBEITSMARKT
      1,5 Millionen Beschäftigten droht Kurzarbeit

      Die Wirtschaftskrise macht sich immer stärker auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Deutschlands Unternehmen haben für 1,5 Millionen Beschäftigte vorläufige Anträge auf Kurzarbeit gestellt - allein im Februar kamen 700.000 neue Fälle dazu.


      Berlin - Bei der Bundesagentur für Arbeit gehen immer neue Anträge ein: Als Folge des Wirtschaftsabschwungs sind inzwischen fast 1,5 Millionen Arbeitnehmer von Kurzarbeit bedroht. Gezählt werden dabei die vorsorglichen Anzeigen, die Unternehmen bei der Agentur einreichen müssen, wenn sie eine Zwangspause für ihre Mitarbeiter planen.

      Allein im Februar ist die Zahl der Anträge rasant gestiegen: Fast 17.000 Unternehmen kündigten für 700.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit an. Der Grund: Sie müssen ihre Produktion aus konjunkturellen Gründen zurückfahren. Dies hat die Nachrichtenagentur Reuters erfahren. Die Bundesagentur will die Zahlen am Mittwoch offiziell bekanntgeben.

      Damit haben die Unternehmen seit Oktober, als die Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt erreichte, für fast 1,5 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeit angekündigt. Betroffen sind vor allem Beschäftigte in der Automobil-, Metall- und Kunststoffindustrie.

      Arbeitsagentur ermutigt zu Kurzarbeit

      Wie viele Beschäftigte tatsächlich in die Zwangspause geschickt werden, ist aber noch offen. Viele Betriebe kündigen nur vorsorglich Kurzarbeit an, weil dies eine Bedingung für die spätere Zahlung von Kurzarbeitergeld ist. Im Dezember bezogen 201.000 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld aus konjunkturellen Gründen, nachdem ursprünglich für über 480.000 Beschäftigte Kurzarbeit angekündigt worden war.

      Die Zahl der Anzeigen lag im Februar mehr als doppelt so hoch wie im Januar und betrug etwa das 45-fache der Anzeigen vor einem Jahr. Dies ist ein Hinweis darauf, wie pessimistisch die Unternehmen die Entwicklung einschätzen. Insgesamt verzeichnete die Bundesagentur im Februar knapp 724.000 neue Anzeigen für Kurzarbeit. Zu den Zwangspausen wegen Auftragsflaute kommt noch die Kurzarbeit aus Saisongründen hinzu, etwa wegen schlechten Wetters am Bau.

      Mit reduzierter Arbeitszeit und geringeren Lohnzahlungen können Unternehmen in der Krise Entlassungen zunächst vermeiden. Die Bundesregierung hatte die Firmen ausdrücklich ermutigt, Kurzarbeit zu nutzen, um ihre Mitarbeiter zu halten. Ein Teil der Lohneinbußen wird aus der Arbeitslosenversicherung ausgeglichen. Kurzarbeiter bekommen 60 Prozent des ausgefallenen Nettolohns erstattet. Bei Beschäftigten mit Kindern sind es 67 Prozent.

      Deutlich sinkende Investitionen

      Auch in den kommenden Monaten dürfte sich die Lage kaum entspannen. Laut einem Zeitungsbericht werden die Investitionen der deutschen Unternehmen im laufenden Jahr einbrechen. Dies gehe aus einer Prognose der staatlichen Förderbank KfW hervor, berichtet die "Financial Times Deutschland". Die KfW Bankengruppe erwartet demnach ein Minus bei den Unternehmensinvestitionen von 13,5 Prozent. Der stärkste Rückgang dürfte dabei im ersten Quartal zu verzeichnen sein. Hier geht die KfW Bankengruppe von einem Minus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus.

      Ohne eine deutliche Konsumbelebung und eine anziehende Auslandsnachfrage werde die Investitionstätigkeit im Sinkflug bleiben und die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland bremsen, sagte KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch.

      Durch die schlechten Investitionsaussichten verändert sich auch der Ausblick auf die gesamte Wirtschaftsleistung in Deutschland im Jahresverlauf. Die Volkswirte der KfW setzen laut dem Blatt ihre Prognose für 2009 auf ein Minus von 4,0 Prozent herunter und sind damit pessimistischer als die meisten anderen Ökonomen in Deutschland.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,611184,00.html …
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 21:26:45
      Beitrag Nr. 1.455 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.685.542 von Maraho am 02.03.09 22:10:59Es geht voran...

      Hilfe für angeschlagene Unternehmen
      Wirtschaftsministerium legt Kriterien für Staatshilfen vor

      Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat erstmals Kriterien für die Vergabe von Rettungshilfen aus dem 100 Milliarden Euro schweren Staatsfonds für angeschlagene Unternehmen aufgestellt. Staatshilfen sollen dem Papier zufolge nur Unternehmen bekommen, die grundsätzlich gesund sind und nur vorübergehend einen Finanzierungsengpass haben.


      HB BERLIN. Wie aus einem Papier des Wirtschaftsministeriums zur organisatorischen Struktur des Wirtschaftsfonds Deutschland hervorgeht, das dem Handelsblatt vorliegt, können demnach nur solche Firmen auf Bürgschaften oder Kredithilfen des Bundes hoffen, die "aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise von massiven Einbrüchen bei Umsätzen, Stückpreisen und Auftragseingängen betroffen" sind.

      Auch darf die staatliche Unterstützung nicht zu dauerhaften, gravierenden Wettbewerbsverzerrungen führen, heißt es in dem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums. Darüber hinaus müsse eine "besondere volkswirtschaftliche Förderungswürdigkeit des Unternehmens" vorliegen. Ausdrücklich ausgeschlossen vom Kreditprogramm des Bundes sind Dax-Unternehmen und Firmen, die nach dem 1. Juli 2008 eine Anleihe platziert haben.

      Nach den Angaben des Wirtschaftsministeriums hat die EU-Kommission bisher nur das Kreditprogramm des Rettungsfonds im Umfang von 25 Milliarden Euro genehmigt. Eine Zusage für den zusätzlichen Bürgschaftsrahmen von 75 Milliarden Euro lasse dagegen noch auf sich warten. Der Zeitplan des Wirtschaftsministeriums sieht dennoch vor, dass Anträge "voraussichtlich ab erster Märzwoche" angenommen werden können.

      Über den Aufbau des Rettungsfonds soll am Mittwoch das Bundeskabinett entscheiden. Bei Krediten ab einem Volumen von 150 Millionen Euro und bei Bürgschaften mit einem Bundesanteil von mehr als 300 Millionen Euro befassen sich ein neu einzurichtender Lenkungsrat und ein Lenkungsausschuss mit Staatssekretären aus dem Wirtschafts-, Finanz- und Justizministerium sowie einem Vertreter aus dem Kanzleramt mit der Prüfung eines Rettungsantrags. Zuvor soll der Vorstand der staatseigenen KfW-Bankengruppe "unter Berücksichtigung einer erhöhten Risikotoleranz" über die Kreditvergabe und der Interministerielle Bürgschaftsausschuss über die Gewährung einer Bürgschaft entscheidet, heißt es in dem Papier des Wirtschaftsministeriums.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wirtschafts…
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 21:31:01
      Beitrag Nr. 1.456 ()
      Liebe LeserInnen dieses Threads,

      für heute verabschiede ich mich und wünsche allerseits einen noch schönen und geruhsamen Abend.

      Vielen Dank euch allen, wie immer! ;)
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 22:17:35
      Beitrag Nr. 1.457 ()
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 03.03.09 22:17:58
      Beitrag Nr. 1.458 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 05:45:49
      Beitrag Nr. 1.459 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.691.364 von Maraho am 03.03.09 17:52:58Guten Morgen,
      wie immer sei euch erst einmal ein erfolgreicher Tag gewünscht!

      Nun dazu...

      Autozulieferer
      Die Krise dauert noch drei Jahre lang

      München. Die Automobilzulieferer stehen einer Studie zufolge vor der größten Krise in ihrer Geschichte. Frühestens 2012 werde die Autobranche sich erholen, erklärte die Unternehmensberatung Roland Berger in München.

      Der Absatz auf dem Automobilmarkt in Nordamerika, Europa und Japan sei Anfang 2009 im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 35 Prozent zurückgegangen. Der Umsatz der Zulieferer brach um bis zu 40 Prozent ein.

      "20 Zulieferer haben allein in Deutschland in den letzten drei Monaten die Waffen gestreckt", sagte Marcus Berret von Roland Berger. "Mit deutlich mehr Insolvenzen ist zu rechnen, wenn die Produktionszahlen in der zweiten Jahreshälfte 2009 nicht wieder kräftig zulegen."

      Die Unternehmensberatung Roland Berger hatte für die Studie weltweit 100 Vorstände von Zulieferern befragt und außerdem die Zahlen von 400 Automobilzulieferbetrieben ausgewertet.

      Vor allem Luxusautos und Geländewagen hätten "dramatisch an Boden verloren". Im Jahr 2008 wurden 11 Prozent weniger Geländewagen und 19 Prozent weniger Luxuskarossen verkauft. Gewinner der Krise seien die Kleinwagen. Das Segment legte trotz schwierigen Marktumfeldes um sechs Prozent zu.

      Im Bereich der Lastwagen und Baufahrzeuge sehe die Lage besonders schlecht aus, teilte die Unternehmensberatung mit. "Wir verzeichnen Rückgänge von bis zu 80 Prozent", sagte Berret. "Von Neuaufträgen im ersten Quartal 2009 praktisch keine Spur."

      Auch Förderprogramme wie die Abwrackprämie können der Automobilbranche nach Einschätzung von Roland Berger nicht wieder auf die Sprünge helfen. Sie hätten nur kurzfristige Wirkung. Viele Menschen kauften sich jetzt günstige Autos, den Absatz großer, teurer Karossen werde die Prämie aber kaum ankurbeln. Zusätzlich zu den Absatzproblemen auf dem Automarkt haben die Zulieferer der Studie zufolge auch Schwierigkeiten, an frisches Geld zu kommen.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/16… (dpa)
      1 Antwort?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 05:50:50
      Beitrag Nr. 1.460 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.693.196 von Maraho am 03.03.09 21:11:34Auch nicht gerade zuversichtlich stimmend, diese ...

      Betriebsräte-Umfrage

      Maschinenbau anfälliger als gedacht
      VON EVA ROTH


      Die Rezession hat sich früher als vermutet auf den Maschinenbau in Deutschland ausgewirkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Betriebsräte-Umfrage des IMU-Instituts im Auftrag der IG Metall, die der Frankfurter Rundschau vorliegt.

      Mehr als die Hälfte der befragten Betriebsräte erwarten demnach, dass der Umsatz in ihrem Unternehmen im ersten Quartal dieses Jahres um über 20 Prozent einbricht. Noch vor einem Monat hätten Betriebsräte und Gewerkschafter angenommen, dass die Firmen länger ausgelastet sind, sagte Maschinenbau-Experte Reinhard Hahn der FR.

      Doch nun werden zahlreiche Aufträge, die bereits eingeplant waren, storniert oder verschoben: Fast die Hälfte der Betriebsräte berichtet über Stornierungen. Nur bei 15 Prozent der Firmen ist die Produktion übers ganze laufende Jahr gut ausgelastet.

      Leidtragende sind zunächst Leiharbeiter: Alle Betriebe, die die Krise spüren, trennen sich laut Umfrage von Zeitkräften. Stammarbeitsplätze sind demnach in einem Viertel der Firmen gefährdet. Immerhin die Hälfte der Betriebsräte geht eindeutig davon aus, dass die Jobs von Festangestellten weiterhin sicher sind.

      In kleineren Betrieben sei die Angst um Stammarbeitsplätze dabei wesentlich verbreiteter als in größeren Firmen. Der Grund: Großbetriebe beschäftigen öfter Leiharbeiten, von denen sie sich nun trennen.

      Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau vermutet, dass die Zahl der Leihkräfte in diesem Jahr "gegen Null" geht. Damit würden - grob geschätzt - 50 000 Leute ihren Job verlieren. Die Kernbelegschaft kommt im Vergleich dazu glimpflich davon: Der Verband erwartet hier 25 000 Jobs weniger. Insgesamt bot die Branche zuletzt 976 000 feste Jobs.

      "Im Sommer kommt es zur Nagelprobe", sagt Hahn. Dann zeige sich, ob Instrumente zur Jobsicherung wie Kurzarbeit ausreichten. Aufgabe der Betriebsräte sei es, jetzt Innovationsprozesse anzuschieben. An der IMU-Umfrage beteiligten sich Anfang Februar 142 Betriebsräte. Sie soll Mitte März auf einem IG-Metall-Hearing vorgestellt werden.

      Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuel…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 05:56:56
      Beitrag Nr. 1.461 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.691.988 von Maraho am 03.03.09 19:01:06Wird ganz sicher ein gutes Geschäft für "den Staat"...

      IKB
      Verluste höher als erwartet

      Die Mittelstandsbank IKB muss im Geschäftsjahr 2008/09 offenbar höhere Verlusten als bislang erwartet hinnehmen. Das Institut rechnet nun mit einem Fehlbetrag von rund 600 Millionen Euro.

      Düsseldorf - Der Verlust der krisengeschüttelten Mittelstandsbank IKB wird wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise im laufenden Geschäftsjahr 2008/09 höher ausfallen als bisher erwartet, erklärt das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung. Das Düsseldorfer Institut rechnet für das Ende des Monats auslaufende Geschäftsjahr nun mit einem Fehlbetrag nach deutschen Bilanzierungsregeln von rund 600 Millionen Euro.

      Im November hatte die Bank noch ein Minus von 400 Millionen Euro vorhergesagt. Gründe für die Einschätzung seien die geplante Reduzierung von Risiken in der Bilanz durch einen Abbau von Kreditportfolios und erhöhte Abschreibungen auf Kredite angesichts der Rezession sowie die Kosten der Sanierung der Bank. Nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS drohen weitere Verluste durch die Bewertung von Papieren nach Marktpreisen.

      Allein im dritten Quartal (Ende Dezember) mussten deshalb 231 Millionen Euro abgeschrieben werden. Der Verlust lag im dritten Quartal bei 245 Millionen Euro. Wie das Ergebnis nach IFRS im Gesamtjahr ausfallen werde, lasse sich nicht abschätzen. In den ersten sechs Monaten hatte die Bank einen Gewinn von 250 Millionen Euro erwirtschaftet. Trotz der erwarteten Verluste werde die Kernkapitalquote der IKB zum Jahresende bei mehr als acht Prozent liegen, hieß es in der Mitteilung. Die Bank hatte ihr Eigenkapital im Herbst mit einer Kapitalerhöhung ihres Eigentümers, des Finanzinvestors Lone Star, aufgebessert.

      Vor Weihnachten erst hatte die IKB vom Staat bis zu fünf Milliarden Euro an Garantien für neue Anleihen erhalten. Die IKB versucht, sich mit einer Reduzierung der Bilanzsumme gesundzuschrumpfen. Sie hatte sich in großem Stil mit US-Ramschhypotheken verspekuliert und musste mehrmals mit Hilfe des Bundes vor dem Kollaps bewahrt werden.

      manager-magazin.de mit Material von reuters
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,611200…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 06:01:20
      Beitrag Nr. 1.462 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.691.586 von Maraho am 03.03.09 18:15:39Zu den aktuellen Überlegungen der EZB ein ...

      Kommentar: Eins nach dem anderen

      Wenige Tage bevor die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf das niedrigste Niveau in der gut zehnjährigen Geschichte der Gemeinschaftswährung senken wird, verdichten sich die Anzeichen, dass die Währungshüter den Kauf von Wertpapieren erwägen, um so die Geldmenge auszuweiten. Zwar kann es durchaus sein, dass angesichts der Weltwirtschaftskrise auch die EZB zu unorthodoxen Mitteln der Geldpolitik greifen wird - wie es in den USA und Japan bereits gängige Praxis ist. Aber sie sollte dabei nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Dass die EZB morgen den Leitzins für den Euroraum um weitere 50 Basispunkte auf dann 1,5 % senken wird, gilt als ausgemacht. Der Ausblick auf Inflation und Wachstum ist inzwischen so dramatisch schlecht, dass es ein Gebot stabilitätsorientierter Geldpolitik ist, gegenzusteuern. Wie dies zu geschehen hat, darüber gibt es im geldpolitischen Entscheidungsgremium der EZB aber offenbar unterschiedliche Meinungen. Den einen kann es nicht schnell genug gehen mit den Zinssenkungen in Richtung Nullzins, um danach "quantitative Lockerung" zu betreiben. Die anderen haben Angst, dass allzu niedrige Zinsen oder gar ein Zins von null den Ruf der EZB gefährden und bereits die nächste Finanzmarktblase aufblähen.

      Nicht auszuschließen, dass sich der 22-köpfige EZB-Rat daher auf einen politischen Kompromiss einigt: die Zinsen nicht unter 1 % zu senken, aber dann bereits quantitative Lockerung zu betreiben. Das wäre allerdings ein Fehler. Denn effektiv gibt es kaum einen Unterschied zwischen orthodoxer Zinspolitik und der quantitativer Lockerung. Im einen Fall wird der Zins festgelegt, und die Geldmenge passt sich an, im anderen Fall nimmt die Notenbank direkten Einfluss auf die angebotene Menge - und der Zins passt sich an.

      Beim Nullzinsniveau kauft die Notenbank Anleihen und betreibt direkte Staatsfinanzierung (Staatsanleihen) oder direkte Subventionierung bestimmter Unternehmen (Corporate Bonds, Commercial Papers). Von beidem sollte eine Notenbank wenn möglich die Finger lassen. Wenn die Währungshüter zu dem Schluss kommen, dass sie die Wirtschaft stärker stützen müssen, sollten sie das Zinspotenzial vollständig ausnutzen, bevor sie sich als zentraler Wirtschaftspolitiker des gemeinsamen Währungsraums aufspielen. (Börsen-Zeitung, 4.3.2009)

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=2009043…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
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      schrieb am 04.03.09 06:09:17
      Beitrag Nr. 1.463 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.071 von Maraho am 03.03.09 19:09:10Hierzu ein Artikel aus der Schweiz...

      Bad Banks sollen die US-Finanzkrise zu einem guten Ende führen
      Von Ralf Kaminski, Washington.

      Gemäss Barack Obama werden neue Investmentfonds den Banken die faulen Wertpapiere abkaufen. Die Frage ist, zu welchem Preis?


      Inmitten der Nachrichten über stetig fallende Börsenkurse und weitere rettungsbedürftige Finanzkonzerne sickerten gestern neue Einzelheiten über den Bankenrettungsplan der Obama-Regierung durch. Dessen Kernstück ist eine Art Bad Bank, eine Institution, mit der die Regierung gemeinsam mit Privaten den Finanzinstituten ihre faulen Wertschriften abkauft und sie dadurch wieder stabilisiert.

      Als US-Finanzminister Timothy Geithner diesen Plan vor drei Wochen präsentierte, reagierten Ökonomen und Investoren wegen mangelnder Details skeptisch. Das «Wallstreet Journal» hat nun aus «gut unterrichteten Kreisen» erfahren, dass die Regierung Investmentfonds kreieren will, die als Bad Bank fungieren. Geführt werden sie von privaten Managern, die eine bestimmte Menge Kapital bereitstellen müssen. Weitere 500 bis 1000 Milliarden schiesst die Regierung ein. Verluste oder Gewinne werden geteilt. Regierung will Risiko minimieren

      Die Manager entscheiden, welche Papiere zu welchem Preis gekauft werden. Um Investoren anzulocken, will die Regierung deren Risiko gering halten. Wie genau dies geschehen soll und auf welche Weise die Fondsmanager die Preise für die derzeit faktisch wertlosen Papiere festlegen, ist jedoch weiterhin unklar. Genau darin liegt aber der Kern des Problems: Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass diese oft auf Hypothekarkrediten basierenden Papiere künftig wieder einen gewissen Wert haben werden, wenn die Wirtschaft und der Immobilienmarkt sich erholt haben. Aber niemand kann sagen, wie hoch dieser Wert sein könnte. Bezahlen die Investmentfonds den Banken zu wenig für die faulen Papiere, müssen diese weitere Abschreibungen tätigen und brauchen noch mehr neues Kapital, das sie derzeit nirgends auftreiben können. Bezahlen sie zu viel, büsst erneut der Steuerzahler.

      «Preissicherheit» bieten

      Mit einer klassischen Bad Bank hätte die ganze Verantwortung für die Preisentscheidung bei der Regierung gelegen – im nun geplanten Modell liegt sie in den Händen der privaten Manager. Das «Wallstreet Journal» zitiert einen Regierungsvertreter, wonach ein Ziel darin liege, den Investoren «Preissicherheit» zu bieten, damit sie sich sicher genug fühlten, um wieder in diesen Bereich des Wertschriftenmarkts einzusteigen.

      Ein anderes Element von Obamas Plan zur Sanierung der Finanzindustrie wird noch diesen Monat starten. Die Term Asset Backed Lending Facility (Talf) soll den Markt für Konsumkredite wieder in Schwung bringen. Investoren erhalten Zugang zu günstigen Krediten von der Notenbank, um Wertschriften zu kaufen, die auf Konsumentenschulden basieren – Studenten- und Autokredite sowie Kreditkartenschulden. Dieses Programm war im November noch unter der Bush-Regierung angekündigt worden; Obama hat es nun aber von 200 auf 1000 Milliarden Dollar erweitert.

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Bad-Banks-…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 06:21:08
      Beitrag Nr. 1.464 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.680.598 von Maraho am 02.03.09 13:30:04Und hier ein Interview...

      Wirtschaftskrisen im Vergleich
      "Auftakt zur Depression"

      1929 fing es mit Bankenkrise und Börsencrash an, dann brach der Weltmarkt zusammen. Der Wirtschaftshistoriker Abelshauser sieht Parallelen.
      Interview: Catherine Hoffmann

      Der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser, Professor an der Universität Bielefeld, warnt vor den Gefahren des Protektionismus und einer Wirtschaftskatastrophe, die nur mit der Großen Depression der 30er Jahre vergleichbar ist. Noch ließe sich das Schlimmste verhindern - wenn nur die Politiker mehr Mut hätten.


      SZ: Kreditklemme, Börsenkrach, Verstaatlichung sind allgegenwärtig in Nachrichten und Talkshows. Sind wir Deutschen zu pessimistisch, Herr Professor Abelshauser?

      Abelshauser: Ganz im Gegenteil. Wenn ich die Zeitung aufschlage, sehe ich überall gequälte Bemühungen, die Finanzkrise runterzuspielen. Wir sollten aber die Gefahr kennen, um richtig zu reagieren.

      SZ: Gleichen die Schwierigkeiten von heute der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933?

      Abelshauser: Sie könnten dem klassischen Muster der Großen Depression folgen: 1929 kam erst der Börsenkrach, 1931 die Bankenkrise, dann die Flucht aus der Weltwirtschaft und schließlich die Depression. Auch der Rückgang der Aktienkurse ist vergleichbar: Halbierung binnen eines Jahres, das war 1929 auch der Fall, dann blieben die Kurse viele Jahre auf dem niedrigen Niveau.

      SZ: Was wurde aus den Banken?

      Abelshauser: Das Misstrauen unter den Banken verhinderte eine private Rettungsaktion am Markt. Um die Großbanken vor dem Abgrund zu retten, musste die Regierung die Mehrheit der Aktien übernehmen. Erst 1937 kam es zur Reprivatisierung. Auch heute misstrauen sich die Banker, weil sie von sich auf andere schließen. Sie haben alle Leichen im Keller. Die Probleme des Kreditsektors legen sich wie Mehltau auf die Wirtschaft.

      SZ: Welche böse Überraschung droht als nächstes?

      Abelshauser: Nach Börsen- und Bankenkrise folgte im Herbst 1931 das Ende der Globalisierung. Großbritannien und die Vereinigten Staaten ließen dem Protektionismus freien Lauf. Ausgerechnet Großbritannien, bis dahin Hüterin des freien Welthandels, kündigte den Goldstandard auf, wertete das Pfund drastisch ab und schottete sich vom Weltmarkt ab. Die Folgen waren furchtbar: Die Weltwirtschaft kollabierte, die Produktion brach zusammen, Millionen Menschen verloren ihre Arbeit. Viele Länder steckten in der Liquiditätsfalle: Die Unternehmen investierten nicht mehr, sondern hielten Kasse in der Hoffnung auf bessere Zeiten.

      SZ: Die wirtschaftliche Entwicklung war dramatisch: Von August 1929 bis März 1933 schrumpfte die US-Wirtschaftsleistung um 30 Prozent, die Arbeitslosenquote stieg auf 25 Prozent. Es herrschte vier Jahre lang Deflation, in denen das Preisniveau um 30 Prozent sank...

      Abelshauser: ... in Deutschland kam es noch dicker.

      SZ: Wird es wieder so schlimm?

      Abelshauser: Noch können wir es verhindern. Aber die Aussichten sind düster. Der Welthandel ist so stark eingebrochen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. In Osteuropa und Asien fällt die Nachfrage weg. In England herrscht Düsternis. Die Vereinigten Staaten stecken in den größten Schwierigkeiten seit Generationen. Die Folgen wird auch Deutschland spüren. Wir stecken schon mitten in einem dramatischen Abschwung der Konjunktur. Es könnte aber auch der Auftakt zu einer Depression sein, zu einer Katastrophe.

      SZ: Gibt es denn gar keine Hoffnung?

      Abelshauser: Wir können aus zwei Gründen optimistisch sein: Zum einen ist der Staat - anders als nach 1929 - voll handlungsfähig. Zum anderen sind wir weit von einer mit damals vergleichbaren Radikalisierung der Politik entfernt. Die USA haben gerade den demokratischen Machtwechsel vollzogen. Und auch wir stehen in einem ruhigen Superwahljahr. Vor allem aber kennen wir alle denkbaren Szenarien und können uns darauf vorbereiten.

      SZ: Was haben die Regierenden in den 30er Jahren falsch gemacht?

      Abelshauser: Politiker, Unternehmer, Gewerkschaften und Verbände haben bis 1931 geglaubt, es handle sich um eine etwas stärkere, aber durchaus normale konjunkturelle Krise. Was allen Akteuren fehlte, war das Katastrophenbewusstsein, also die Vorstellung, es könnte eine richtige Depression werden. Und als sie es verstanden hatten, haben sie zu lange mit außerordentlichen Maßnahmen gezögert.

      SZ: Wann wurde es besser?

      Abelshauser: Es hat bis 1933 gedauert. Franklin D. Roosevelt gewann in den USA die Präsidentschaftswahlen mit dem Versprechen, die Probleme an den Wurzeln zu packen. Sein New Deal lässt sich durchaus mit Barack Obamas heutigen Plänen vergleichen. Gleichzeitig suchten in Deutschland die Nationalsozialisten ihr Heil in gewaltigen öffentlichen Investitionsprojekten.

      SZ: Was müsste heute getan werden?

      Abelshauser: Die Bundesregierung müsste die Banken zwingen, unter den Schutzschirm zu treten und den Investoren die Refinanzierung zu ermöglichen. Die Briten sind hier schon einen Schritt weiter: Sie sind im großen Stil in Banken eingestiegen und nehmen so Einfluss auf deren Geschäftspolitik. Das sollten wir auch tun. Der Staat ist vielleicht nicht der bessere Banker, aber auf jeden Fall der bessere Aktionär. Er kann die Vorstände dazu bringen, vernünftig zu handeln. Und wenn sie es nicht tun, kann er sie entlassen. Das hat übrigens viel mit sozialer Marktwirtschaft zu tun: Der starke Staat muss die Regeln durchsetzen.

      SZ: Hilft das Konjunkturpaket der Bundesregierung?

      Abelshauser: Die 50 Milliarden Euro sind wohl für die Katz. Wir brauchen kein Konjunkturprogramm, sondern Maßnahmen gegen die Depression: Der Staat muss selbst als Investor auftreten. Ansonsten drohen die Milliarden in der Liquiditätsfalle oder in der Sparquote zu versickern. Jeder Euro, der in den Kreislauf gepumpt wird, muss eine vielfache Wirkung entfalten. Das ist beim "Konjunkturpaket" nicht der Fall.

      SZ: Haben die Politiker in Berlin den Ernst der Lage nicht begriffen?

      Abelshauser: Die wissen ganz genau, dass sie das Falsche tun, und tun es trotzdem, weil sie bis zu den Wahlen über die Runden kommen wollen. Das macht mir Angst.

      SZ: Bundesfinanzminister Peer Steinbrück fürchtet angesichts der Milliarden-Programme wachsende Inflationsrisiken. Haben Sie dafür Verständnis?

      Abelshauser: Nein. Wir haben zur Zeit eine Deflation, das Preisniveau sinkt. Noch sind wir im grünen Bereich, aber nicht mehr lange. Im Augenblick beträgt die Teuerungsrate in Deutschland 0,9 Prozent. Die Preisniveaustabilität, die die Zentralbank anstrebt, liegt bei einem Preisanstieg von 1,8 Prozent. Das wäre der Idealfall. Alles darunter ist gefährlich.

      SZ: Warum?

      Abelshauser: Wegen der Wirkung auf die Investoren. Bei sinkenden Preisen investiert niemand, die Liquiditätsfalle schnappt noch stärker zu. Eine gewisse Aufwärtsdynamik der Preise weckt in den Investoren die Hoffnung, hohe Renditen zu erwirtschaften. Den Konsumenten erfreuen zwar sinkende Preise. Aber nur so lange, bis er seinen Arbeitsplatz verliert. Würden die Preise steigen, wäre ich halb so besorgt.

      SZ: Besteht nicht die Gefahr, dass sich die Staaten übernehmen?

      Abelshauser: Der Nationalstaat hat sich handlungsfähig gezeigt. Aber Wunderdinge darf man von ihm auch nicht erwarten. Kein Staat wird zur Überwindung der Wirtschaftskrise gegen die eigenen Interessen handeln. Warum sollte beispielsweise Deutschland den klammen Iren oder Spaniern aus der Finanznot helfen? Dann müssten wir in Mittel- und Osteuropa weitermachen. Das übersteigt unsere Möglichkeiten.

      SZ: Wenn Deutschland nicht hilft, droht die Währungsunion auseinanderzubrechen. Wollen Sie das riskieren?

      Abelshauser: Neu wäre das nicht. Im Europäischen Währungssystem der 70er und 80er Jahre ging es zu wie in einem Taubenschlag. Fest blieben nur die europäischen Kernländer rund um die Bundesbank. Ich will das nicht heraufbeschwören, aber denkbar wäre es schon. Es liegt auch nicht in unserer Hand. Die Euro-Solidarität stößt rasch an die Grenzen, wenn die Märkte mit elementarer Gewalt reagieren.

      SZ: Wer zahlt die Rechnung einer großen Weltwirtschaftskrise?

      Abelshauser: Wir alle. Aber die Rechnung wird viel größer, wenn wir nichts tun. Überlegen Sie mal, was die Krise in den 30er Jahren angerichtet hat - bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Das sollten wir unseren Kindern und Enkeln ersparen.

      Quelle: http://www.sueddeutsche.de/finanzen/588/460223/text/
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 06:27:32
      Beitrag Nr. 1.465 ()
      Und zum Abschluß eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Marktsituation....

      Finanzmärkte am Tiefpunkt?
      Rainer Sommer 04.03.2009

      Während sich der dramatische Einbruch der Realwirtschaft inzwischen immer deutlicher auch in den Statistiken widerspiegelt, kommen von den Finanzmärkten widersprüchliche Signale


      Der US-Index S&P 500 notiert auf dem Stand von 1997; der DAX ist auf Tauchstation und NTV-"Börsenexperte" Friedhelm Busch erklärt es live im TV für "verantwortungslos" jetzt Aktien zu kaufen. Charttechniker, die nach Unterstützungslinien suchen, finden jetzt weit und breit keinen Widerstand nach unten mehr. Und sollte die alte Börsenregel gelten, dass es nach einer Übertreibung mit den Kursen erst dann wieder nach oben geht, wenn durch einen Crash der Ausgangspunkt des Booms wieder erreicht ist, dann lässt ein langfristiger Chart des US-Leitindex S&P 500 erschauern. Denn da lässt sich mit freiem Auge ein starker Aufschwung erkennen, der um 1994/1995 eingesetzt hat. Müsste dessen Ausgangspunkt wieder gesehen werden, dann müsste der S&P 500 noch auf Niveaus zwischen 400 und 600 Zählern abrutschen.

      Vor kaum einem Jahr, bei im Schnitt doppeltem Kursniveau, hatte Experte Busch freilich noch einen Einstieg empfohlen, wodurch dessen aktuelle Panik vielleicht bereits einen guten Kontraindikator für ein Ende der Börsen-Talfahrt ergibt. Der historisch vermutlich beste Kontraindikator steht jedenfalls bereits voll auf "Kaufen!". Denn traditionell lässt sich der Beginn einer US-Börsenkrise gut mit dem Zeitpunkt definieren, wenn der Präsident erstmals öffentlich beschwichtigend auf die Finanzkrise eingeht und beispielsweise betont, wie solide das Fundament der Wirtschaft sei. Typischerweise kommt die Talfahrt daraufhin erst so richtig in Schwung und findet ihren Tiefpunkt, wenn der Präsident eine "Blut und Tränen"- Rede hält.

      Insofern macht Obamas Rede im Kongress Hoffnung, denn mit dem darauffolgenden Kurseinbruch würde nach dieser leider nicht untrüglichen Regel der Boden ("Bottom") bereits erreicht worden sein. Das wäre wohl nicht nur eine Voraussetzung für einen Aufschwung der Realwirtschaft, sondern natürlich auch die Preisfrage für alle potentiellen Investoren.

      Abgesehen von solchen Kontraindikatoren sieht es allerdings recht düster aus. So spricht der aktuelle Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) von "anhaltenden Spannungen" am Interbankenmarkt und lässt keinen Zweifel daran, dass der globale Kreditfluss nach wie vor schwer gestört ist. Denn während einige Anleihemärkte zuletzt bereits wieder steigende Emissionsvolumina gezeigt hatten, funktioniert das Herz des Finanzsystems, der Interbankenmarkt, nach wie vor nur sehr eingeschränkt.

      Bis zum Ausbruch der Krise hatten die Banken ihre Geldüberschüsse dort veranlagt und etwaige Defizite abgedeckt. Es war das umsatzstärkste und aktivste Finanzmarktsegment, und es war üblich, fünf bis fünfzehn Prozent der Bilanz über diesen Markt zu finanzieren. Insofern war der dort gezahlt Zins der "marginale Zins" der Bank; ein zusätzliches Geschäft musste der Bank also mindestens diesen Zins (plus Spesen und Risikioabgeltung) bringen, um den Break-even zu erreichen.

      Mit dem Ausbruch der Krise im Sommer 2007 wurden die bislang üblichen Kredit-Laufzeiten von bis zu sechs Monaten aber immer kürzer und nach der Lehman-Pleite brach der Markt in der 2. Oktoberwoche zwei Tage lang völlig zusammen. Und bis heute haben viele Institute Probleme, Gelder für länger als über Nacht oder von Morgen auf Übermorgen geliehen zu bekommen.

      Für davon betroffene Bankdirektoren bedeutet das, dass sie die Finanzierung von substanziellen Teilen ihrer Bilanz täglich weiterrollen müssen - und folglich nur für zwei Tage vor einer Pleite sicher sind. Wer da nicht vorgesorgt hat und vielleicht durch ein dummes Gerücht plötzlich ganz vom Interbankenmarkt ausgeschlossen wird, wäre binnen Tagen zahlungsunfähig. Dementsprechend waren und sind die Banken verzweifelt darum bemüht, ihre dahingehenden Abhängigkeiten zu reduzieren, wobei die bislang üblichen langfristigen Finanzierungsarten über Bankanleihen oder privates Eigenkapital derzeit jedoch fast nur mit Staatsgarantie möglich sind. Die Banken horten daher Geld, für das sie selbst bis zu drei Prozent an Zinsen zahlen, und deponieren es zu einem Prozent bei der EZB, einfach um sicher zu sein, sollten sie ins Gerede zukommen..

      Dementsprechend heikel sind die Banken, wenn es darum geht, Gelder langfristig und in größeren Quantitäten außer Haus zu geben. Je größer das Risiko, um so schärfer offenbar die Kreditprüfung, was dafür sorgt, dass die Grundstoff- und die Investitionsgüterindustrie am schwersten von der Finanzkrise betroffen ist, wo typische Kreditvorfälle üblicherweise umfangreiche und langfristige Investitionen erfordern. Zwar will nach Preisverfall und Nachfrageeinbruch ohnehin kaum jemand offensiv investieren, aber selbst unbedingt nötige Erhaltungsinvestitionen werden, wie man hört, von den Banken mit Argusaugen geprüft und teilweise willkürlich abgelehnt.

      Auf der Konsumentenseite zeigt sich ein ähnliches Bild, so dass bei Gütern wie KFZ und Immobilien, die für gewöhnlich Fremdfinanziert werden, die realen Absatzrückgänge am stärksten sind. Vom drastischen Rückgang der Industrieproduktion zeigen sich längst auch industrienahe Dienstleistungen betroffen, und offenbar wandert die realwirtschaftliche Krise entlang der globalen Supply-Chain nach oben, wobei der anhaltende Rückzug einiger Großbanken aus der Handelsfinanzierung oder aus dem Markt für syndizierte Kredite zusätzlich Sand ins Getriebe gebracht haben. Jedenfalls kann vermutlich ausgeschlossen werden, dass die Konjunktur ihren Tiefpunkt bereits erreicht hat.

      Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Trendwende in den Finanzmärkten

      Für die Finanzmärkte dürfte dies weniger sicher sein, gelten sie doch als Vorläufer der Realwirtschaft, wobei bezogen auf die Aktienmärkte zumeist eine Verzögerung von rund einem halben Jahr angenommen wird. Derzeit wird in den meisten Prognosen bereits mit dem letzten Quartal 2009 mit einer Erholung der Realwirtschaft gerechnet, und sollten die Ökonomen nicht irren, wäre an den Finanzmärkten folglich genau jetzt die Zeit des Tiefpunkts.

      Wer nun freilich nach weiteren Hinweisen auf eine Trendwende sucht, stößt auf einige Schwierigkeiten. Die Krisenindikatoren der Finanzmärkte sehen dabei auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. So hat die TED-Spread, die Differenz zwischen dem offiziellen Interbanken-Zinssatz LIBOR und dem Zins für 3-Monats US-Schatzscheine, der das Vertrauen der Banken untereinander widerspiegelt und am Höhepunkt der Krise fast 500 Basispunkte (100 BP.= 1 Prozentpunkt) betragen hatte, sich seit Jahresende bei rund hundert Basispunkten stabilisiert. Allerdings lag dieser Satz in normalen Zeiten eher bei zehn bis zwanzig Basispunkten. Zudem handelt es sich bei LIBOR um von den Banken freiwillig gemachte Angaben, so dass befürchtet werden muss, dass dabei viel eigenes Wunschdenken in die genannten Zinssätze einfließt, insbesondere da etliche Banken derzeit überhaupt kein 3-Monatsgeld bekommen dürften.

      Ebenso als günstig bewerten könnte man, dass sich die Rohstoffpreise seit Jahresbeginn ebenfalls stabilisiert haben, im Schnitt freilich um die Hälfte unter den jüngsten Höchstpreisen und ungefähr auf dem Niveau von 2005/2006.

      Als positiver Indikator für die Grundstoffindustrie wird auch die Entwicklung des so genannten "Baltic Dry"-Index angesehen. Dieser spiegelt die Frachtraten von "Cape Size"-Frachtern wieder, die Massengüter wie Eisenerz und Getreide transportieren. Dieser war von seinem Höchststand bei 11.000 Zählern im August 2008 auf unter 800 zurückgefallen, hat sich zuletzt aber wieder auf um die 2000 Zähler erhöht. Dies sei aber weniger auf eine allgemeine Belebung des Welthandels zurückzuführen, sondern auf das Wirksamwerden des chinesischen Konjunkturprogramms, dassdafür gesorgt habe, dass China wieder massiv Eisenerz importiert.

      Und während weltweit die Arbeitslosenzahlen explodieren, macht eine US-Umfrage auch hier ein wenig Hoffnung. So meldeten bei einer Mitte Februar durchgeführten Befragung von 245 großen US-Unternehmen nur noch 13 Prozent, dass sie weitere Mitarbeiter abbauen wollten, nach 23 Prozent im Dezember und 26 Prozent im Oktober. Immerhin zeigte im Februar auch das Vertrauen der deutschen Konsumenten eine leichte Aufhellung, von den Absatzrekorden von Opel-Kleinwägen ganz zu schweigen.

      Laut John Mack, dem Chef von Morgan Stanley, eine von nur zwei überlebenden großen Wall Street Investmentbanken, wisse derzeit tatsächlich keiner, wie es weiter geht: "Es ist ein ökonomischer Krieg, und da kennt niemand den nächsten Zug der Gegner." Daher würden noch immer fast alle Entscheidungen aufgeschoben, obwohl der Markt bereits beginne sich zu öffnen, was sehr positiv sei: "Denn drei Billionen Dollar liegen derzeit in Moneymarket Fonds und warten darauf, investiert zu werden."

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29843/1.html

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 08:23:19
      Beitrag Nr. 1.466 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.694.674 von Maraho am 04.03.09 06:21:08@ Maraho,

      Abelshauser bestätigt in dem Interview das, was in diesem Thread
      in der Diskussion festgestellt wurde. Trotzdem möchte ich zwei
      entscheidende Bemerkungen nochmals herausgreifen:

      SZ: Hilft das Konjunkturpaket der Bundesregierung?

      Abelshauser: Die 50 Milliarden Euro sind wohl für die Katz. Wir brauchen kein Konjunkturprogramm, sondern Maßnahmen gegen die Depression: Der Staat muss selbst als Investor auftreten. Ansonsten drohen die Milliarden in der Liquiditätsfalle oder in der Sparquote zu versickern. Jeder Euro, der in den Kreislauf gepumpt wird, muss eine vielfache Wirkung entfalten. Das ist beim "Konjunkturpaket" nicht der Fall.

      SZ: Haben die Politiker in Berlin den Ernst der Lage nicht begriffen?

      Abelshauser: Die wissen ganz genau, dass sie das Falsche tun, und tun es trotzdem, weil sie bis zu den Wahlen über die Runden kommen wollen. Das macht mir Angst.


      Es könnte sein, dass die Skrupellosigkeit/Unfähigkeit dieser Regierung Merkel die Folgen der Weltwirtschaftskrise für Deutschland unnötig verschärfen könnte. Und das bei einer ausgebildeten Physikerin, bei der das analytische Denken zum beruflichen Rüstzeug gehört.
      Dies ist um so bemerkenswerter, als mit den Erfahrungen der 30ger
      Jahre, ja die Blaupause dafür vorliegt, welche Fehler unbedingt
      zu vermeiden sind.
      Allen einen "schönen" und möglichst stressfreien Tag

      Windei
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 13:24:03
      Beitrag Nr. 1.467 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.694.905 von windei am 04.03.09 08:23:19Guten Tag windei,

      ich hatte hier irgendwann die These aufgestellt, daß die BRD "abgewickelt" wird. Immerhin ist bald das 60te Jahr des Bestehens erreicht. Und das "Besatzungsinstrument BRD" wurde ja einst auch nur für eine "Übergangszeit" - wie auch die DM - installiert. Mögen die meisten das für Blödsinn, Verschwörungstheorie oder gar "rechtes Gedankengut" halten.
      Ich bleibe dabei!

      Die wissen genau, was sie tun. Sind ja auch genug Juristen darunter. In Berlin.

      Dir einen schönen Tag.
      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 13:28:28
      Beitrag Nr. 1.468 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.688.756 von Maraho am 03.03.09 12:42:00Es ist tatsächlich ein ökonomischer Krieg...

      Konjunkturprogramm

      China versucht den Befreiungsschlag
      von Andreas Hoffbauer

      Zum Beginn des Volkskongresses bringt Chinas Premier Wen Jiabao ein Geschenk für die Wirtschaft mit: ein neues Konjunkturprogramm im Kampf gegen die Krise. Das bisherige 470 Milliarden Euro schwere Hilfspaket könnte sogar verdoppelt werden, glauben Analysten. Freuen dürfen sich auch die Soldaten: Peking will seinen Militärhaushalt drastisch erhöhen.


      PEKING. Wen werde auf dem am Donnerstag in Peking beginnenden Nationalen Volkskongress "ein neues Konjunkturprogramm" verkünden, teilte der frühere Chef der chinesischen Statistikbehörde, Li Deshui, in Peking mit. Über Inhalt und Umfang machte er keine Angaben.

      Erwartet wird zum Auftakt der Plenarsitzung jedoch ein deutliches Signal gegen den Abschwung: Analysten halten eine Verdoppelung des bereits verkündeteten Wirtschaftsprogramms von 4 Billionen Yuan (rund 470 Mrd. Euro) für möglich. Offizielle hätten sogar eine Aufstockung des zweijährigen Pakets auf 10 Billionen Yuan angedeutet, so Stephen Green, Analyst bei Standard Chartered in Schanghai. "Das wäre natürlich ein Segen für die Stimmung."

      Darüber hinaus will Peking seine Verteidigungsausgaben in diesem Jahr nur noch um 14,9 Prozent steigern, wie die Regierung mitteilte. Im vergangenen Jahr hatte China seinen Militärhaushalt noch um 17,5 Prozent erhöht, ein Jahr zuvor waren diese Ausgaben um knapp 18 Prozent gestiegen. Der Zuwachs in diesem Jahr soll vor allem für die Bezahlung der Soldaten sowie für eine Modernisierung der militärischen Ausrüstung genutzt werden. Dabei gehe es nicht nur um die Landesverteidigung, sondern auch um einen besseren Einsatz der Truppen im Katastrophenschutz und bei der Terrorismusbekämpfung. Bei dem Erdbeben in Westchina vor einem Jahr war vor allem die Armee zur Bergung im Einsatz.

      Chinas Militärhaushalt liegt nun offiziell bei rund 56 Mrd. Euro. Allerdings gehen ausländische Beobachter davon aus, dass die tatsächlichen Ausgaben für die Volksbefreiungsarmee mindestens doppelt so hoch sein dürften. Angesichts der steigenden Militärausgaben Chinas hatten sich die USA und Japan wiederholt besorgt über die Aufrüstung geäußert. Die erneut gestiegenen Rüstungsausgaben bedeutete keine Bedrohung für andere Länder, betonte Peking. Verglichen mit anderen Ländern seien die chinesischen Ausgaben für Rüstung mit einem Anteil von 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gering. In den USA liege dieser Anteil bei vier Prozent, in Frankreich und Großbritannien bei jeweils zwei Prozent.

      Chinas Börsen reagierten auf die erwarteten weiteren Milliarden für die Wirtschaft bereits sehr positiv: Der führende Aktienindex in Schanghai legte um mehr als sechs Prozent zu. Beflügelt wurde die optimistische Einschätzung zudem durch den jüngsten Einkaufsmanagerindex (PMI), der nach offiziellen Angaben im Februar im dritten Monat in Folge gestiegen ist. Dies zeige, dass Chinas Wirtschaft "widerstandsfähiger" sei als der Rest der Welt, kommentierte die Credit Suisse.

      Allerdings liegt der PMI-Index mit 49 Punkte (nach 45,3 Punkten im Januar) noch immer in der Abschwungzone. Erst ein Wert von 50 Punkten bedeutet Wachstum. Im November war das Konjunkturbarometer jedoch auf ein Rekordtief von 38,8 Punkten gefallen, darum wird der Aufwärtstrend nun vor allem von Chinas Regierung als Wende gesehen. "Chinas Wirtschaft befindet sich möglicherweise schon auf dem Weg zu einer nachhaltigen Erholung", meint so Regierungs-Volkswirt Zhang Liqun.

      Einige Analysten sind dagegen skeptischer, ob Chinas milliardenschwere Krisenpolitik wirklich schon Wirkung zeigt. Wang Qing, China-Volkswirt bei Morgan Stanley, hält die staatlichen Prognosen für zu optimistisch. Er erwartet frühestens in der zweiten Jahreshälfte erste Wirkungen der Konjunkturhilfen. "Der Löwenanteil des Geldes muss noch verteilt oder gar erst bewilligt werden", so der Experte.

      Auch Ben Simpfendorfer, Analyst der Royal Bank of Scotland in Hongkong, sieht noch keine schnelle Erholung in China. "Es gibt noch viele Gründe zur Vorsicht", warnt er. Chinas Fabriken hätten seiner Meinung nach sehr große Probleme haben, einen Aufwärtstrend zu stützen. Die Exportwirtschaft der Volksrepublik ist besonders stark durch den Einbruch bei den Lieferungen in alle Welt betroffen.

      Sollte China sein Konjunkturprogramm verdoppeln, sei das von der Regierungs gesetzte Ziel von acht Prozent Wachstum "mit Leichtigkeit" zu schaffen, so Analyst Green. Erst am Dienstag hatte Industrieminister Li Yizhong erneut erklärt, Peking sei zuversichtlich, dass sie diesen Wert 2009 erreichen wird. Und ach Ansicht von Vize-Zentralbankchef Su Ning werden Pekings Milliardenspritzen "sehr wahrscheinlich" sogar schon in der ersten Jahreshälfte für Erholung sorgen.

      Im November hatte die chinesische Regierung als Abfederung der Wirtschaftskrise ein Konjunkturprogramm von vier Milliarden Yuan gestartet. Dieser Betrag soll vor allem in große Infrastrukturprojekte fließen, um so Arbeitsplätze zu schaffen. Denn nach offiziellen Angaben haben durch die Krise bereits 20 Millionen Wanderarbeiter in China ihren Job verloren. Zudem werden Millionen von chinesischen Uni-Abgängern im Sommer kaum einen Arbeitsplatz finden.

      Angesichts der damit verbundenen sozialen Probleme hatte Präsident Hu Jintao vergangene Woche weitere Impulse zur Ankurbelung der heimischen Nachfrage angekündigt. Wie Handelsminister Chen Deming in Peking sagte, überlegt Peking unter anderem an das 1,3-Milliarden-Volk Einkaufsgutscheine zu verteilen, um so den flauen Konsum anzukurbeln. Bislang haben zusätzlich zehn Branchen Staatshilfen bekommen, zudem sind Steuererleichterungen für Unternehmen geplant.

      Die massiven Hilfsprogramme Pekings werden nach Angaben des Finanzministeriums in diesem Jahr das chinesische Haushaltsdefizit auf 950 Mrd. Yuan (110 Mrd. Euro) verachtfachen. 2008 betrug das Defizit knapp 13 Mrd. Euro, 2007 gab es noch einen Überschuss. 2009 würde das Defizit 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen, so Analyst Green. Das wäre so hoch wie nie zuvor und würde den Druck auf die Provinzregierungen massiv erhöhen. Die Zentralregierung in Peking wird nach Meinung von Analysten nur ein Drittel der gesamten Hilfsprogramme finanzieren.

      Genaue Angaben dazu gibt es bislang kaum. Das hat bereits für Unmut in Chinas Bevölkerung geführt. So hat im Vorfeld der Plenarsitzung eine Gruppe von hochrangigen KP-Veteranen Aufklärung über die Verwendung der Gelder gefordert. In einem Brief an Staatspräsident Hu Jintao heißt es, man sei "zutiefst besorgt, dass Privilegierte und Korrupte die Gelegenheit ergreifen und sich bereichern könnten."

      Zu den Initiatoren des Briefes gehört unter anderem der ehemalige Privatsekretär von Mao Zedong, der heute 91-jährige Li Rui. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sollen bald mehr Informationen ins Internet gestellt werden - wenn der Volkskongress das Konjunkturprogramm abgesegnet hat.

      Für Chinas Regierungspartei ist der Volkskongress eine gute Bühne, um die Sorgen vieler Chinesen zu zerstreuen, meinen Analysten. Auf der einmal jährlich in Peking stattfindenden Sitzung der rund 3000 Delegierten werde die Wirtschaftskrise eines der beherrschenden Themen sein. "Und da ist immer gute Stimmung programmiert", so ein ausländischer Beobachter in Peking.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/china-vers…
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      schrieb am 04.03.09 13:35:28
      Beitrag Nr. 1.469 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.688.866 von Maraho am 03.03.09 12:55:32Wahrscheinlich auch eine Ursache hier. Das Sparen.


      Großhandel auf Talfahrt - Stärkster Umsatzrückgang seit 2002

      WIESBADEN (dpa) - Der Großhandelsumsatz ist zum Jahresauftakt so stark zurückgegangen wie seit dem Jahr 2002 nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, sanken die Erlöse im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nominal um 10,7 Prozent und unter Berücksichtigung der Inflation um 5,6 Prozent. Ein ähnlich starker Rückgang war zuletzt im Mai 2002 mit minus 10,9 Prozent verzeichnet worden.

      Die Entwicklung im Großhandel als wichtiger Frühindikator für die Konjunktur lasse wenig Gutes ahnen, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner in einer Stellungnahme. Als Lieferant für Einzelhandel, Handwerk, Gastgewerbe und Industrie auf der einen Seite sowie als Importeur und Abnehmer von Gütern auf der anderen Seite sei der Großhandel ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung.

      KONSUMGÜTERGROSSHANDEL EBENFALLS RÜCKLÄUFIG

      Auch im Konsumgütergroßhandel als Frühindikator für den privaten Konsum hätten die Umsätze unter denen des Vorjahresmonats gelegen - nominal 6,3 Prozent und real 7,0 Prozent, so der Verband. Er setze darauf, dass die Konjunkturpakete schnell und effektiv wirkten. Märkte und Unternehmen müssten Vertrauen in einen Trendwechsel zurückgewinnen.

      Im direkten Vergleich von Januar 2009 zu Dezember 2008 sanken die Großhandelsumsätze laut Bundesamt saison- und kalenderbereinigt nominal um 0,3 Prozent, real wurde ein Plus von 0,6 Prozent ausgewiesen. Dies berichtete das Bundesamt ohne absolute Zahlen zu nennen. Bereits am Vortag hatte das Amt mitgeteilt, dass die Preise im Großhandel im Januar so stark gesunken sind wie seit März 1987 nicht mehr./rg/DP/bf

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?l=5&ansicht=meldu…
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      schrieb am 04.03.09 13:41:46
      Beitrag Nr. 1.470 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.596 von Maraho am 04.03.09 13:35:28Auch nicht gerade positiv...

      Konjunkturabsturz
      Stimmung im Mittelstand auf Tiefpunkt

      Auch bei den kleinen und mittleren Firmen in Deutschland sind die Geschäftsaussichten trübe: Das Mittelstandsbarometer fiel auf ein Allzeittief. Dass es Großunternehmen noch schlechter geht, ist nur ein schwacher Trost.


      Das Geschäftsklima im deutschen Mittelstand ist auf ein Allzeittief gefallen. Das von der KfW-Bankengruppe und dem Münchner Ifo Institut berechnete Mittelstandsbarometer sank um 1,4 Zähler auf minus 21,0 Punkte. Das teilte die KfW-Bankengruppe in Frankfurt mit. Das sei der niedrigste Wert seit Beginn der gesamtdeutschen Auflistung Anfang 1991.

      Das Mittelstandsbarometer ist eine Auswertung des Ifo-Geschäftsklimaindex nach verschiedenen Größenklassen der Firmen. Grundlage sind monatliche Angaben von rund 7000 Unternehmen zu ihrer wirtschaftlichen Lage. In der Regel werden Firmen mit maximal 500 Beschäftigten und maximal 50 Mio. Euro Jahresumsatz zum Mittelstand gezählt, beim Einzelhandel und Bau liegen die Grenzen niedriger.

      Noch wesentlich frostiger sei die Stimmung allerdings bei den Großunternehmen, die wegen ihrer starken internationalen Ausrichtung die globale Rezession besonders hart zu spüren bekämen. Bei ihnen sei das Geschäftsklima um 2,6 Zähler auf minus 38,0 Punkte gefallen. Auch dies ist ein Allzeittief. Die Nulllinie des Index markiert den "konjunkturneutralen" langfristigen Durchschnitt.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Konjunkturabsturz-Sti…
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      schrieb am 04.03.09 13:48:55
      Beitrag Nr. 1.471 ()
      @ Maraho,
      Hier ein Artikel aus der FTD.de von heute, der zeigt welchen Unfug
      die sog. Experten zur Aktienanlage in den letzten 30 Jahren erzählt haben. Ich habe einmal die wichtigsten Aussagen des Artikels hervorgehoben. Mein Fazit: Lebensversicherungen und Fonds
      reine Geldvernichtungsmaschinen, der Unfug der Kapitalgedeckten
      Rente nun endlich entlarvt, die gute alte gesetzliche(=Bismarck-Rente) das sicherste System der Alterssicherung!!

      Ein ganz reales Desaster

      Der MSCI Welt ist nun real auf dem Stand von 1970. Und die Anleger sollten lieber real rechnen, wie ein kleines Beispiel zeigt.
      Der Dow Jones auf dem Stand von 1997, der Stoxx 600 von 1996, der Nikkei von 1981? Nicht doch. Der Weltindex von MSCI für die Industrieländer lag Ende Februar bloß eine Spur über dem Niveau vom Januar 1970. Das ergibt sich jedenfalls, wenn der hiesige Anleger "richtig" rechnet, also in realen DM/Euro. Zwar hat sich der in Dollar denominierte Weltindex seit 1970 verachtfacht. Doch dummerweise hat die US-Währung seither von 3,69 auf 1,55 DM/$ abgewertet, und gleichzeitig haben sich selbst hierzulande die Verbraucherpreise mehr als verdreifacht. Macht unterm Strich noch einen realen Zuwachs von sechs Prozent seit 1970 - kumuliert. Rechnet man reinvestierte Bruttodividenden hinzu, ergibt sich seit 1970 eine durchschnittliche jährliche Realrendite von 3,2 Prozent - vor Steuern und Gebühren. Zehnjährige Bundesanleihen haben seither eine mittlere reale Rendite von 4,1 Prozent erbracht.

      Das Problem ist, dass Aktien Anfang 1970 weit über ihrem realen Trend notierten, so gesehen also teuer waren. An den Daten von Robert Shiller gemessen, liegt der S&P 500 inzwischen zwar unter seinem realen Trend seit 1871, aber bloß um ein gutes Zehntel. Mit Blick auf den weltwirtschaftlichen Schlamassel kann das kaum beruhigen. In den 30ern war der US-Referenzindex um bis zu zwei Drittel unter seinen Trend gefallen.

      Aber das ist alles nicht neu, und daher mal ein anderer Aspekt - das währungsbereinigte Umsatzwachstum, mit dem viele Firmen hausieren gehen, wenn ihre Einnahmen etwas lasch daherkommen. Eine deutsche Firma, die ihren Umsatz ausschließlich in den USA erzielt, hätte seit 1970 im Mittel ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 7,1 Prozent ausweisen können, wenn sie im Einklang mit dem nominalen US-BIP gewachsen wäre. In DM/Euro wären es indes nur noch 4,3 Prozent gewesen. Dann noch die hiesige Inflation bedacht, wäre real gerade mal ein Wachstum von 1,3 Prozent hängen geblieben. Das Beispiel ist insofern nicht ganz lauter, als der Dollar 1970 überbewertet war. Dennoch sollten die Anleger künftig besser darauf achten, in welcher (Weich-)Währung eine mit bereinigten Umsatzzuwächsen prahlende Firma ihr Wachstum denn erzielt hat.
      Ich stelle fest, dass sich viele Lebensversicherungen werden
      warm anziehen müssen. Meine habe ich im November nach 19 Jahren
      gekündigt. Das, was ich ausgezahlt bekommen habe entspricht noch
      nicht einmal der Summe der Beträge die ich eingezahlt habe(ohne Verzinsung.Abzuziehende Abschlusskosten bereits berücksichtigt!!)
      Das wird auf einen Prozeß hinauslaufen.
      "Aber besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!"

      Gruß Windei
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 13:54:41
      Beitrag Nr. 1.472 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.644.585 von Maraho am 24.02.09 18:49:19Passend hierzu:

      Portfolio

      DSW droht Hypo-Managern mit Klage
      von Elisabeth Atzler

      Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwägt rechtliche Schritte gegen die Ex-Manager des schwer angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE). Den Aktionärsschützern geht es dabei um Grundsätzliches.


      "Sollte es die Möglichkeit geben, zivilrechtliche Klagen zu erheben, werden wir das tun", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Dienstag. Voraussetzung dafür wäre, dass die Untersuchung der Staatsanwaltschaft den Verdacht der Marktmanipulation erhärtet. Die Behörde ermittelt gegen den früheren HRE-Chef Georg Funke und weitere Vorstände - die DSW hatte Strafanzeige gestellt.

      Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die DSW mit einer Zivilklage hohen Schadensersatz erreicht. Es geht dem Verband vielmehr darum, "ein Zeichen zu setzen". Die HRE war Ende September fast kollabiert und hat seitdem Milliardengarantien vom Staat erhalten. Die Aktie sackte seither um mehr als 90 Prozent ab. Eine HRE-Enteignung lehnte Hocker klar ab.

      Die DSW, die Kleinanleger vertritt, kritisierte, dass Manager bei Pflichtverletzung gegenüber dem Unternehmen haften, nicht aber direkt gegenüber den Aktionären. Der Verband habe bereits oft eine Außenhaftung gefordert, so Hocker. Derzeit prüfen die Aktionärsschützer, ob sie auch gegen Manager weiterer Banken vorgehen werden. Anders als bei der HRE mangelt es aber meist an konkreten Hinweisen auf ein Fehlverhalten.

      Den Bankern die Leviten lesen will die DSW auf den anstehenden Hauptversammlungen (HVen). Hocker erwartet die konfliktreichsten Aktionärstreffen der vergangenen Jahrzehnte. "Schon jetzt lässt sich absehen, dass es hoch hergehen wird. Keine Frage: Bei einigen Firmen wird die HV zu einem echten ,Tanz auf dem Vulkan‘."

      Besonders turbulent werde es bei der Deutschen Bank und der Commerzbank zugehen, sagte Klaus Nieding, der die DSW in Hessen vertritt. Er kritisierte die Salamitaktik, mit der die Deutsche Bank schlechte Nachrichten veröffentlicht habe. Nieding griff zudem die garantierten Bonuszahlungen an, die Manager der Dresdner Bank trotz großer Verluste noch erhalten - die Commerzbank hat den Wettbewerber gerade übernommen.

      Der Logik der Manager folgen

      Angesichts der schwachen Ergebnisse sollten nun die Managergehälter sinken: Der Gewinnrückgang "muss sich in klaren Abstrichen bei den Vorstandsbezügen bemerkbar machen", forderte Hocker. Das Gleiche gelte für Boni. Auch die mächtige Aktionärsvertretung Risk Metrics, vormals ISS, verlangt Zurückhaltung: "Konsequenterweise muss man als Aktionär jetzt sagen: ,Die Manager sollten weniger verdienen, weil die Aktienkurse am Boden sind‘", sagte Thomas von Oehsen, der die Gesellschaft in Deutschland leitet. "Vorher haben die Manager selbst argumentiert: ,Wir fahren hohe Gewinne ein und verdienen deshalb viel.‘ Dem Argument muss man jetzt andersherum folgen." Bisher stehen die Aktionäre den Vergütungen machtlos gegenüber, weil darüber nicht die HV entscheidet.

      Aus Sicht der Aktionärsschützer stehen zudem Dividenden ganz oben auf der Tagesordnung. Von einem Verzicht auf Ausschüttungen will die DSW nichts wissen - Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte das angeregt. Die Aktionäre müssen sich aber auf geringe Auszahlungen einstellen. "Es deutet sich an, dass die Dividende bei vielen Unternehmen sinken oder sogar ausfallen könnte", sagte Hocker. Der Großteil der Kürzungen dürfte 2010 kommen. Ringen werden Unternehmen und Aktionäre auch um Kapitalerhöhungen. Viele Firmen wollen sich Kapitalspritzen genehmigen lassen. "Wir werden das sicher nicht alles durchwinken. Da wird es großen Diskussionsbedarf geben", sagte von Oehsen.

      Quelle: Aus der FTD vom 04.03.2009
      © 2009 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 14:06:54
      Beitrag Nr. 1.473 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.692.669 von Maraho am 03.03.09 20:16:00Noch etwas längeres. Muß aber sein!

      Finanzkrise

      Erst die Banken, dann die Versicherer?
      Von Lutz Reiche

      Fallende Zinsen und Aktienkurse nehmen die Lebensversicherer in die Zange. Ihre Kapitalanlage wird zum Nervenkitzel, zugleich droht eine Stornowelle. Die Aufsicht hilft mit aufgeweichten Bilanzregeln. Die Branche fühlt sich mit ihrem starken Investment bei Banken sicher - zu Unrecht, sagen Experten. Sind Versicherer die nächsten Opfer der Finanzkrise?


      Hamburg -Immer wieder kursieren Spekulationen, welche Branche als nächste in den Strudel der Finanzkrise geraten könnte. Manchmal reichen bereits ein paar kritische Sätze, und schon rauschen die Aktienkurse der Assekuranz europaweit in den Keller . So etwa Ende Januar, als ein Analyst von Morgan Stanley vor einem starken Preisverfall riskanter Hybridanleihen warnte. Zwar sollen sich derlei unbesicherte Papiere kaum in den Portfolien deutscher Versicherer finden, doch der Markt unterscheidet nicht mehr wirklich zwischen Banken und Versicherern. Das zeigen auch die drastischen Kursverluste von rund 70 Prozent der Allianz in den vergangenen 14 Monaten.

      Die Lobbyverbände der Assekuranz mühen sich unentwegt, die unterschiedlichen Geschäftsmodelle von Banken und Versicherern herauszustreichen - dem Absturz der amerikanischen AIG und den teuer bezahlten Ausflügen der taumelnden Swiss Re oder der Swiss Life in gefährliche Investments zum Trotz: Henri de Castries, Axa-Vorstandschef und Vorsitzender des Pan European Insurance Formum (Peif), erklärte unlängst: "Versicherungsunternehmen generieren nicht diese Art von systemischen Risiken, wie sie im Bankgeschäft entstehen." Rolf-Peter Hoenen, neuer Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) versicherte im Interview mit der "FAZ", er halte es für unwahrscheinlich, dass ein deutscher Versicherer einmal Staatshilfe in Anspruch nehmen müsse.

      Richtig ist: Deutsche Versicherer haben aus der Börsenkrise der Jahre 2002 und 2003 gelernt. Ihre Aktienquote haben sie im vergangenen Jahr im Schnitt auf knapp 8 Prozent gesenkt, mittlerweile dürfte sie bei rund 5 Prozent liegen. Rund 80 Prozent des Kapitals hat die Branche in als sicher geltende Zinspapiere angelegt. Derzeit muss sie auch keine panischen Kunden fürchten, die von heute auf morgen ihre Policen massenhaft zurückgeben und ihre Ersparnisse einfordern.

      Gleichwohl sind die Versicherer tief verunsichert, wenn man einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) unter 400 Versicherungsmanagern in Europa folgt. Lediglich 4 Prozent der Insider glauben demnach, dass die Assekuranz gut auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet sei, 2007 waren es noch 21 Prozent. Die am häufigsten genannten Probleme: fallende Renditen, volatile Aktienmärkte und Kapitalknappheit.

      BaFin nimmt Versicherer in "Manndeckung"

      Fakt ist auch, die deutschen Versicherer stehen seit geraumer Zeit unter verschärfter Beobachtung der Finanzaufsicht. Die BaFin nehme mittlerweile eine ganze Reihe von Unternehmen in "Manndeckung", sagt ein Insider. Das will die Behörde so nicht bestätigten, räumt jedoch ein, dass sie wöchentlich Berichte zur Risikolage von ausgewählten Unternehmen und größeren Gruppen anfordert.

      "Die Abfragen haben bisher immer ergeben, dass die unmittelbaren Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutsche Versicherungswirtschaft begrenzt sind", so die BaFin. Das klingt deutlich vorsichtiger, als noch Mitte November der scheidende GDV-Präsident Bernhard Schareck den Journalisten in den Block diktierte: "Die Finanzmarktkrise ist keine Krise der Versicherer."

      Im Kern stimmt das. Gleichwohl scheute die Branche Ende vergangenen Jahres nicht davor zurück, auf eine nachsichtigere Abschreibungsregelung bei Aktieninvestments zu insistieren - mit Erfolg. Die jetzt vereinbarte Regelung ist zweifelsohne den enormen Kursschwankungen am Aktienmarkt geschuldet - und stellt dennoch mehr dar: Sie ist zum einen Ausdruck der tiefen Verunsicherung der Branche. Sie muss zum anderen aber auch als der Versuch bewertet werden, eine in der Vergangenheit zu optimistische und daher diskussionswürdige Bewertungspraxis von Kapitalanlagen im Nachhinein zu sanktionieren.

      Aktienbewertung - BaFin hebt Toleranzgrenze deutlich an

      Zum Hintergrund: Der überragende Teil der deutschen Versicherer bilanziert nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuch (HGB). Demnach müssen sie Verluste von im Anlagevermögen gehaltenen Assets nicht sofort abschreiben, sondern erst, wenn die Wertminderung als dauerhaft zu interpretieren ist. Als dauerhaft gilt eine Wertminderung bei Aktien unter Wirtschaftsprüfern dann, wenn der Börsenkurs der Aktie länger als sechs Monate und mehr als 10 Prozent unter dem Buchwert liegt. Anders formuliert: In der angewandten HGB-Praxis dürfen Versicherer Aktien bislang mit maximal 10 Prozent über dem Marktwert bilanzieren.

      Insider sagen, dass vor allem die prozentuale Grenze in der Vergangenheit immer wieder weit überschritten worden sei, Abschreibungen also nicht in dem Umfang erfolgten, wie sie in der Interpretation des § 341 HGB eigentlich angezeigt gewesen wären. Diese Toleranzgrenze hat man jetzt einvernehmlich auf 20 Prozent angehoben - und zwar rückwirkend ab dem Jahr 2008, wie das Institut der Wirtschaftsprüfer (IdW), der GDV und die Bafin auf Anfrage gegenüber manager-magazin.de erklären.

      Kapitalanlageergebnis lässt sich aufpolieren ...

      Nach wie vor hat der Wirtschaftsprüfer jede Abweichung vom Kurswert zu prüfen und zu testieren, denn die BaFin genehmigt keine abweichende Bilanzierung, weil sie dies schlicht nicht als ihre Aufgabe begreift. Liegen aber die bilanzierten Werte der von Versicherern gehaltenen Aktien 20 Prozent über dem Börsenwert der Titel, "werden wir besonders intensiv auf die Werthaltigkeit der Kapitalanlagen achten", heißt es bei der BaFin.

      Mit anderen Worten, man hat lediglich die Schwelle heraufgesetzt, ab der die Finanz- und Versicherungsaufsicht sich gegebenenfalls zu einer intensiveren Prüfung veranlasst sieht. "Eine Beliebigkeit in der Bewertung darf es aber nicht geben", versichert die Behörde im selben Atemzug.

      ... doch die Garantiezinsen bleiben ein Problem

      Versicherungsanalyst Carsten Zielke von der Société Générale (SocGen) in Frankfurt glaubt, dass die Assekuranz die aufgeweichten Regeln nutzen wird, um damit ihre Abschreibungen zu vermindern und ihr Kapitalanlageergebnis aufzupolieren. Nach Informationen der Ratingagentur Fitch haben die meisten Versicherer "diese Möglichkeiten zur Steuerung der ausgewiesenen Nettoverzinsung" für das abgelaufene Geschäftsjahr de facto genutzt. Gleichwohl erwarten die Experten, dass insbesondere die meisten deutschen Lebensversicherer 2008 nicht in der Lage gewesen sind, den durchschnittlich garantierten Zins ihres Policenbestandes von 3,4 Prozent aus dem Kapitalanalgeergebnis zu erwirtschaften. Mit anderen Worten - Versicherer, die nicht über ausreichend Puffer verfügen, könnten allmählich Probleme bekommen.

      20 Prozent Toleranz - aber auf was?

      Zielke schließt das nicht aus. Jenseits dessen zeigt sich der Experte allerdings irritiert von der aus Versicherungskreisen berichteten Praxis, dass die Wirtschaftsprüfer bei der Feststellung des so genannten beizulegenden Wertes einer Aktie mögliche Dividenden wie auch etwaige Verkaufserlöse dieser Titel in die Bewertung einfließen lassen. Diese Diskontierung zukünftiger Ertragsströme sei "natürlich mit Unsicherheiten" behaftet, aber gängige Praxis, bestätigt ein Wirtschaftsprüfer im Gespräch. Er räumt ein, dass sich auf diese Weise der Abschreibungsbedarf zusätzlich vermindern lasse.

      "Im Grunde wird damit der Marktpreis eines Wertpapiers nicht mehr als repräsentativ angesehen und ein eigenes Bewertungsmodell angelegt", moniert Zielke. Die Methodik, den Marktwert eines Wertpapiers zugunsten möglicher Ertragsströme desselben bei der Bewertung in den Hintergrund zu drängen, finde normalerweise bei illiquiden Finanzinstrumenten Anwendung. Das sind Aktien aber definitiv nicht. Gegen die auf 20 Prozent angehobene Toleranzgrenze hat Zielke keine Bedenken. "Wenn es aber heißt, ich wende die 20 Prozent auf einen Wert an, den man im Grunde selbst ausrechnet, halte ich dieses Vorgehen für problematisch", kritisiert der Experte.

      Machen wir also die Probe aufs Exempel und konfrontieren den Wirtschaftsprüfer mit einem konstruierten Fall. Angenommen, ein nach HGB bilanzierender Versicherer hält zum Jahresende 2007 Aktien der Commerzbank im Portfolio, die er zu dieser Zeit an der Börse mit rund 26 Euro notieren und die er zu diesem Preis gekauft hat. Mit welchem Wert hat er die Titel dann ein Jahr später zu bilanzieren? Mit rund 6 Euro, die Coba-Aktien Ende 2008 an der Börse noch wert waren? Das wäre ein satte Wertminderung um rund 77 Prozent, die dann beim Versicherer zu Buche schlüge.

      Der Wirtschaftsprüfer zögert. "Also. Ein Wert von sechs Euro erscheint mir in diesem Fall unverhältnismäßig niedrig angesetzt." Sicher, die Staatshilfe kassierende Commerzbank dürfe auf weiteres keine Dividende zahlen, das müsse man bei der Wertermittlung schon berücksichtigen. "Abschreibungsbedarf besteht da sicher, aber nicht zwingend auf den Börsenkurs vom 31.12.2008", windet sich der Prüfer.

      Ja, wieviel denn nun?

      "Ich meine, in der Praxis würden wir den Wert vermutlich irgendwo in dem Bereich zwischen Kaufpreis und 20 Prozent unter dem Kaufpreis ansetzen."

      Der Prüfer würde also einen Abschreibungsbedarf von rund 20 Prozent unterstellen, womit die Differenz zur tatsächlichen Wertminderung immer noch mindestens 50 Prozent betrüge. "Er müsste dann selbstverständlich glaubhaft machen, dass die Differenz zum Börsenkurs auch vertretbar ist", pflichtet der Insider schnell bei. Später räumt er ein, dass Kunden und Wirtschaftsprüfer bei Bewertungsfragen auch schon 'mal im Clinch lägen. "Das ist nur natürlich, kein Unternehmen möchte von vorn herein die größten Verluste zeigen. Da haben wir eine gewisse Korrekturfunktion." Am Ende des Tages käme es "immer zu vernünftigen Werten."

      Wie "vernünftig" in der Bilanzierungspraxis ein bis zu 50 Prozent über dem Aktienkurs angesetzter Buchwert ist, und wie ein Prüfer diesen gegebenenfalls noch sinnvoll begründen kann, bleibt dahingestellt. Derlei Schilderungen und Einschätzungen aus der Praxis sind jedoch nicht dazu angetan, das Vertrauen in die Bilanzen der Versicherer zu stärken. Was bleibt, ist der Eindruck der Beliebigkeit.

      Mehr noch als das aktuell auf rund 5 Prozent abgesunkene Aktienexposure der Versicherer hat Analyst Zielke die enormen Anleihebestände der Branche im Blick. Auch hier glaubt er eine gewisse Beliebigkeit bei der Bewertung zu erkennen und warnt zugleich vor einer zu großen Konzentration der Kapitalanlagen.

      Knapp die Hälfte ihrer Kapitalanlagen hat die Branche laut GDV-Chef Hoenen in unterschiedlichste Zinspapiere der Banken investiert. Das sind zum Beispiel Schuldscheinforderungen und Darlehen, aber auch Namensschuldverschreibungen. Ein Großteil der Assets, die deutsche Versicherer halten, sind also auf verschiedenste Art mit einem Risiko deutscher Bankinstitute verbunden, sagt der Analyst.

      Die Sicherheit dieser Papiere begründen die Versicherer und die Finanzaufsicht mit dem erklärten Willen der Bundesregierung, keine große Bank in Deutschland fallen zu lassen. Da zudem die Prämieneinnahmen der Branche nicht von heute auf morgen wegbrechen könnten, sei die Assekuranz von der gegenwärtigen Finanzkrise eben nur randständig berührt.

      "Es ist falsch, Schuldscheine als gesicherte Papiere anzusehen"

      "Wir bezweifeln das. Der hohe Konzentrationsgrad in Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen deutscher Banken stellt für uns ein erhebliches Investitionsrisiko dar", sagt Zielke. Die Beinaheinsolvenz der Hypo-Real-Estate habe gezeigt, dass der deutsche Einlagensicherungsfonds keine Garantie bei einem Systemrisiko darstellt. "Von daher halten wir es für falsch, Schuldscheine als gesicherte Papiere anzusehen", erklärt der Versicherungsexperte der SocGen.

      Allein die Schuldscheindarlehen machten laut Zielke rund 25 Prozent der Assets der Versicherer aus. Diese nicht börsennotierten Anleihen setzten die Versicherer in ihrer Bilanz durchgängig mit 100 Prozent an, weil sie wegen der impliziten Staatsgarantie eben kein Ausfallrisiko sehen und die Anleihen bis zu ihrer Endfälligkeit halten. Stille Lasten, die sich laut Zielke bereits in erheblichem Maße auf diese Papiere gebildet haben, müssen die Versicherer im Grunde damit nicht wirklich interessieren.

      Wenn die Stornoquote steigt und die Prämienerlöse fallen ...

      Diesen Standpunkt könnte man vertreten, räumt der Experte ein. Allerdings gibt er ein Problem zu bedenken und macht dies am Beispiel der Lebenversicherer fest, die seiner Erkenntnis nach besonders stark in diese Bankpapiere investiert sind.

      Kündigen wegen plötzlicher Arbeitslosigkeit zahlreiche Kunden ihre Police vorzeitig, steht jedem ein Rückkaufswert zu. Dieser fällt um so höher aus, je länger der Versicherte seinen Vertrag bespart hat. Laut Versicherungsvertragsgesetz (VVG) sind die Kunden zudem an den stillen Reserven der Unternehmen zu beteiligen, nicht aber an ihren stillen Lasten. Da das Geld der Kunden langfristig angelegt ist, müssten die Unternehmen die stillen Lasten bei einer erhöhten Stornoquote dann aus ihrem freien Vermögen tragen, was im Ergebnis zu einem erheblichen Liquiditätsrisiko der Lebensversicherer führen könnte.

      Kurzfristiger Kapitalbedarf kann in die Milliarden gehen

      Kündigten zum Beispiel in diesem Jahr allein die von der Bundesregierung erwarteten 500.000 zusätzlichen Arbeitslosen ihre Police kündigen, würden für die Lebensversicherer bei einem geschätzten Durchschnittswert von 7000 Euro je Police kurzfristig 3,5 Milliarden Euro fällig, rechnet der Experte vor. Verdoppelte sich die Stornoquote auf annähernd 10 Prozent, was Zielke in den kommenden 18 Monaten für wahrscheinlich hält, wären sogar 5,1 Milliarden Euro fällig.

      In der Versicherungswirtschaft rechnet man derzeit nicht mit einem erhöhten Stornoaufkommen. Ohnehin ist man davon überzeugt, dass die Lebensversicherer deutlich höhere Stornoquoten als jetzt gut verkraften könnten. Ab welcher Quote es für die Branche kritisch wird, bleibt jedoch Verschlusssache.

      Kapitalanlage derzeit ein "echter Nervenkitzel"

      Zielke will keine Schreckensszenarien an die Wand malen. Die Verdoppelung einer Stornoquote auf 10 Prozent werde die Lebensversicherer nicht ernsthaft gefährden, räumt er ein. Die Unternehmen müssten aber damit rechnen, dass darüber hinaus zahlreiche Versicherte ihre Verträge wegen der schlechten Wirtschaftslage beitragsfrei stellen werden und das Neugeschäft weiter zurückfallen wird. Wirkten diese zu erwartenden Faktoren zusammen, könnten die Lebensversicherer dann sehr wohl in eine bedrohliche Lage geraten, ist der Experte überzeugt.

      Dies gilt um so mehr, als die künftige Entwicklung auf den Zinsmärkten wenig Aussicht auf Besserung verspricht. Die Kapitalanlage insbesondere der Lebens- und Krankenversicherer stelle sich derzeit als "echter Nervenkitzel" dar, sagt der Experte. Sein Rat an die Anlage- und Risikomanager der deutschen Versicherer: Weg von dem stark auf Banken konzentrierten Investitionsrisiko, mehr Geld in Firmanleihen anlegen und Aktienpositionen allmählich wieder aufbauen.

      Um der Bredouille zu entrinnen, gehört bei dem aktuellen Kapitalmarktumfeld dazu zweifelsohne eine gehörige Portion Mut. Dieser ist in der Branche derzeit jedoch kaum zu erkennen. Die Zeche wird am Ende wieder der Lebensversicherte zahlen. Nicht mit einer Insolvenz seines Anbieters, darüber sind sich die meisten Beobachter einig. Aber mit deutlich niedrigeren Erträgen seiner Police.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,611037,00…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 14:37:45
      Beitrag Nr. 1.474 ()
      E I L M E L D U N G

      04.03.2009 14:32
      ADP-Bericht indiziert weiteren riesigen Stellenabbau in den USA
      New York (BoerseGo.de) - Gemäß einer von ADP erstellten monatlichen Umfrage zum US-Arbeitsmarkt wurden im Februar von privaten Unternehmen 697.000 Jobs gestrichen. Damit wird ein weiterer enormer Stellenabbau indiziert. Der verarbeitende Sektor sieht sich mit dem Verlust von 338.000 Stellen konfrontiert. Im Dienstleistungssektor gingen 359.000 Jobs verloren. Unter Einbeziehung der voraussichtlichen Schaffung von rund 12.000 Stellen durch den öffentlichen Sektor gingen im Februar 685.000 Jobs verloren. Der Konsens sieht den Abbau von 620.000 Stellen vor.

      (© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Huber Christoph, Redakteur)
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 15:11:40
      Beitrag Nr. 1.475 ()
      More Than 8.3 Million U.S. Mortgages Are Underwater (Update1)
      By Dan Levy

      March 4 (Bloomberg) -- More than 8.3 million U.S. mortgage holders owed more on their loans in the fourth quarter than their property was worth as the recession cut home values by $2.4 trillion last year, First American CoreLogic said.

      An additional 2.2 million borrowers will be underwater if home prices decline another 5 percent, First American, a Santa Ana, California-based seller of mortgage and economic data, said in a report today. Households with negative equity or near it account for a quarter of all mortgage holders.

      “We have way too much supply and not enough demand,” Sam Khater, senior economist for First American, said in an interview. “People aren’t going to purchase a home as long as prices keep falling, and someone who is worried about their job isn’t going to purchase a home either.”

      The total value of residential properties in the U.S. fell to $19.1 trillion by the end of 2008, down from $21.5 trillion a year earlier, First American said. California lost more than $1.2 trillion in value last year, accounting for roughly half of the national decline in housing values.

      Prices in 20 U.S. cities fell 18.5 percent in December from a year earlier, the fastest drop on record, according to the S&P/Case-Shiller index. Sales of previously owned homes, which account for about 90 percent of the market, fell in January to the lowest since 1997, and new-home purchases plunged to the lowest since records began in 1963, the National Association of Realtors and Commerce Department said.

      California Leads

      U.S. foreclosure filings exceeded 250,000 for the 10th straight month in January, RealtyTrac Inc. reported, and payrolls plunged by 598,000, pushing the unemployment rate to the highest since 1992, according to the Labor Department.

      An average of 230,000 borrowers a month slid to negative equity in the fourth quarter of 2008, First American said. California led with 43,000, followed by Texas with 16,000, Nevada with 15,000, and Florida and Virginia each with 14,000. New negative equity borrowers may rise to 250,000 a month in the first half of the year if prices continue falling, Khater said.

      President Barack Obama has proposed a $275 billion plan intended to help as many as 9 million troubled borrowers refinance or restructure their loans. Government funds would be used to match interest-payment reductions by lenders, and to purchase stock in mortgage companies Fannie Mae and Freddie Mac.

      New Bankruptcy Rules

      Obama also supports revised U.S. bankruptcy rules that would let judges reduce mortgages on primary residences to fair-market value, if borrowers pay their debts under a court-ordered plan.

      “None of this is enough for people who are so upside down that they won’t have positive equity,” Khater said. More than 2.2 million U.S. borrowers have “severe negative equity,” or loans worth 125 percent or more of the property’s value.

      The geographical distribution of underwater mortgages is broadening beyond states in the U.S. West and Florida, where rapid price appreciation was fueled by subprime lending, to areas in the South and Midwest, Khater said. Cities such as Atlanta, Chicago, Dallas and Cleveland will have an increasing share of homes with negative equity if home values drop, he said.

      California had the most underwater borrowers in the fourth quarter with 1.9 million, followed by Florida with 1.3 million, Texas with 497,000, Michigan with 459,000 and Ohio with 435,000, First American said.

      New York Figures

      Nevada had the highest share, at 55 percent. Michigan was second at 40 percent, followed by Arizona at 32 percent and Florida and California at 30 percent, said First American.

      New York had the lowest share of underwater mortgages at 4.7 percent. Connecticut was at 9.1 percent and New Jersey was at 9.7 percent.

      First American compiles its negative equity report from almost 42 million properties with mortgages and covers single- family homes, cooperatives, condominiums, town homes and attached properties up to four units. The estimates account for 85 percent of all mortgages in the U.S. and the data includes homes priced from $70,000 to $1.25 million.

      To contact the reporter on this story: Dan Levy in San Francisco at dlevy13@bloomberg.net.

      Last Updated: March 4, 2009 08:35 EST
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 16:46:19
      Beitrag Nr. 1.476 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.698.492 von kiska am 04.03.09 15:11:40Guten Abend kiska,
      danke Dir für die Informationen!

      Gruß von Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 16:57:43
      Beitrag Nr. 1.477 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.676.801 von Maraho am 01.03.09 17:55:28Hier mal wieder etwas böses...

      Die Idiotisierung der Finanzmärkte
      Artur P. Schmidt

      Heute sind viele Banken nur noch Leichenschauhäuser

      Das Bündeln von Konsumentenkrediten und Häuserhypotheken war der eigentliche Exportschlager der USA zu Beginn des 21. Jahrhunderts, welcher verbunden mit einer geringen Sparquote und einem ausufernden Konsum gleichzeitig mit dem Niedergang der amerikanischen Produktionsindustrie verbunden war. Seit dem Amtsantritt der Bush-/Cheney-Regierung wurden 27 Billionen USD an toxischen Bündelungs-Produkten zur Finanzierung des maroden US-Imperiums verkauft, ein Betrag, der nahezu doppelt so groß ist wie das amerikanische Bruttosozialprodukt von etwa 14 Billionen USD.

      Der Erfolg der amerikanischen Banken im Bereich der Securitisierung spornte viele Banken weltweit an, dem Weg der amerikanischen Schuldendruckmaschine zu folgen und eine McDonaldisierung der Finanzmärkte einzuleiten. Bis zum Herbst 2008 waren die Ergebnisse der Securitisierung der Wall Street verheerend, da weltweit etwa 700 Milliarden USD (Stand Oktober 2008) an Bankverlusten (40 % davon außerhalb der USA) angefallen waren. Der Erfolg der Securitisierung der Finanzmärkte basierte, darauf wie es Joseph Stiglitz ausführte, dass jede Minute ein neuer Trottel als Käufer gefunden wurde. Mit dem Prozess der Globalisierung wurde die Idiotisierung der Finanzmärkte internationalisiert. Dabei stießen die amerikanischen Exportschlager auf einen ertragreichen Nährboden, da die Idioten weltweit wie Pilze aus diesem herausschossen. Vor allem europäische Banken wollten so sein wie ihre großen Brüder jenseits des großen Teiches.

      So stieg die Securitisierung neuer Finanzprodukte von 2000 bis 2007 gemäß dem European Securitization Forum nahezu um den Faktor 6 von 78 Milliarden Euro auf 454 Milliarden Euro an, ein Wachstum, das jedem Krebsgeschwür – so stellte sich das Finanzsystem später auch heraus - alle Ehre gemacht hätte. Dabei waren die Securitisierungs-Champions in Europa die Engländer mit einem Anteil von 36 %, die Spanier mit 14 %, die Niederländer mit 11 % und die Italiener mit fast 9 % am europäischen Securitisierungs-Bestandsvolumen. Deutsche Banken haben trotz aller Skandale hier wesentlich solider gewirtschaftet, da hier der Anteil nur bei knapp 6 % liegt.

      Isländische Banken schossen weltweit den Vogel ab, indem sie erstmals ein ganzes Land in einen Hedgefonds verwandelten. Sie borgten sich 228 Milliarden US-Dollar, um damit vorwiegend securisierte Produkte zu kaufen. Kein Wunder, dass die drei größten Banken sofort verstaatlicht werden mussten und das Land kurz vor dem Staatsbankrott stand. Jetzt werden die Isländer wohl dem internationalen Finanzpoker den Rücken zukehren und sich dem Fischen widmen.

      Das Schattenbankensystem der Securitisierung, welches auch die weltweite Kreditkartennutzung in ungeahnte Höhen getrieben hat, basierte auf dem Prinzip, Geld weltweit möglichst billig zu machen, um Risken unsichtbar werden zu lassen. Von Sao Paulo bis Korea entstand ein weltweiter Kreditkarten- und Schuldenkult, bei dem alles, sogar Luxusautos und Häuser, vollständig auf Pump finanziert wurde. Diese Gelddruckmaschine führte zu Rekordgewinnen und Riesenboni bei Banken, die zu einem noch nie da gewesenen Leichtsinn im Bereich des Risiko-Managements führten. Eine fatale Fehleinschätzung, da der Krug nur so lange zum Brunnen gehen kann, bis er bricht.

      Wie krank muss ein System sein, welches im Herbst 2008 noch 70 Milliarden USD an Boni bezahlt, also etwa 10 % des amerikanischen Rettungspaketes, während US-Banken reihenweise untergehen oder unter die Fittiche des Staates fliehen. Setzt man die Zahlungen ins Verhältnis zu dem Wertverlust, den die Aktien vieler Banken seit Jahresbeginn zu verzeichnen haben, so sollten Banker ihre Bonizahlungen von Hunderten von Milliarden an USD der letzten Jahre auf Heller und Pfennig zurückbezahlen, denn wer so wirtschaftet, hat keine zusätzlichen Gehälter verdient.

      Manager wie der Lehman-Ceo Richard Fuld, haben sich sogar dann noch zusätzliche Boni gesichert, als das Unternehmen schon pleite war. Eine wahrhaft einzigartige Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht und nur noch als Finanz-Kannibalismus bezeichnet werden kann. Anstatt sein Unternehmen Kaufinteressenten aus Südkorea oder China zu einem für die Aktionäre noch erträglichen Preis zu verkaufen, ließ er das Unternehmen in Rekordzeit untergehen. In einer nicht mehr zu überbietenden Dekadenz haben Boni-Hascher das Weltfinanzsystem an den Abgrund geführt. Das Gelddrucksystem für die Managerkaste macht deutlich, dass wir keine Manager mehr brauchen, sondern wieder vermehrt Unternehmer, die die Finanzmärkte nicht als Kriegsschauplatz betrachten, denn sonst wird es für immer mehr Firmen einen Stalingrad-Effekt geben.

      Viele Banken sind aktuell nur noch finanzielle Leichenschauhäuser, die immer mehr Schulden in Form von verstümmelten Finanzderivaten hervorbringen. Dass Stan O'Neil, der Merrill Lynch an den Rand des Untergangs geführt hat, auch noch 161 Millionen US-Dollar einstreichen konnte, zeigt den vollständigen Verfall der Sitten an der Wallstreet. Wenn dann auch noch die Bank of America den übernommenen Brokern von Merrill Lynch bis zu 100 Prozent des jährlich generierten Einkommens als Bonus garantiert, um sie davon abzuhalten, die Firma zu verlassen, dann zeigt sich, dass staatliche Hilfen für Banken der grundlegend falsche Weg sind, weil hier nach dem Gießkannenprinzip auf Kosten der Steuerzahler das bestehende System fortgeschrieben wird.

      Solange der Umsatz durch Staatshilfe gehalten werden kann, spielen die Kundeninteressen bei den Banken keine Rolle. Die Bereicherungsmentalität der Banken wird sich so lange nicht ändern, bis sie für ihre Fehler bluten müssen - und dies wird nicht der Fall sein, wenn sie am Tropf der Steuerzahlers hängen. Wer als Banker nur sein eigenes Geld zählt, übersieht gerne, dass in den Bilanzen der Banken Milliardenbeträge fehlen, denn dafür hat man ja schließlich auch keine Zeit mehr, wenn man sich dank der Millionen-Boni-Bonanza bereits auf den Ruhestand im Luxus vorbereitet. Doch anstatt diesem sollten sich die Verantwortlichen besser auf ein Einzelzimmer in einem Gefängnis vorbereiten, denn Milliarden-Bankrotte der geschehenen Größenordnungen müssten eigentlich langjährige Haftstrafen für die Beteiligten zur Folge haben. Vielleicht finden die geldgierigen Wachstumsapologeten dort eine Identität, die sich wieder auf menschliche Werte besinnt. Und den Bürgern muss man zurufen, die Geldrevolution beginnt jetzt, wenn das Geld von den Großbanken abgehoben wird. Denn eines ist sicher, ein Mittelabzug im großen Stil ist die ultimative Geheimwaffe, die jede Bank der Welt in die Knie zwingt.

      Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29838/1.html
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 17:02:47
      Beitrag Nr. 1.478 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.700 von windei am 04.03.09 13:48:55Guten Abend windei,

      Meine habe ich im November nach 19 Jahren
      gekündigt. Das, was ich ausgezahlt bekommen habe entspricht noch
      nicht einmal der Summe der Beträge die ich eingezahlt habe(ohne Verzinsung.Abzuziehende Abschlusskosten bereits berücksichtigt!!)

      Ich habe mich, Gott sei Dank, nie auf eine solche Form der "Vorsorge" eingelassen. Versprechen, die auf die Zukunft ausgerichtet sind, habe ich noch nie getraut!
      Und Deine sowie anderer Leute Erfahrung geben mir im Nachhinein immer wieder recht.

      Es grüßt Dich
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 20:11:38
      Beitrag Nr. 1.479 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.683.250 von Maraho am 02.03.09 17:58:36Tut mir leid, daß es hier lange Zeit "still" war, aber ich war, wieso auch immer, abgeschnitten.

      Jetzt geht es aber weiter....
      ... mit einem Artikel über die Situation bei den...

      Hedge-Fonds
      Hedge-Fonds suchen Weg aus der Krise
      von Udo Rettberg

      Die Hedge-Fonds-Branche hat sich auf die Krise eingestellt. An den Finanzmärkten setzen sie auf steigende oder fallende Kurse und können damit teilweise sogar ein kleines Plus erwirtschaften. Trotzdem befürchten die Finanzinvestoren weitere Kapitalabflüsse.


      FRANKFURT. Die Hedge-Fonds-Branche hat gelernt, mit der Krise zu leben. Dies zeigen die jüngsten Anlageresultate dieser auf steigende und fallende Kurse an unterschiedlichen Finanzmärkten setzenden Finanzinvestoren. Während die repräsentativen Aktienindizes in Nordamerika und Europa seit Beginn dieses Jahres um rund 22 Prozent eingebrochen sind, weisen die bekannten Hedge-Fonds-Indizes für die ersten neun Wochen des Jahres ein kleines Plus zwischen 0,5 und einem Prozent auf. Der HFRX Global Hedge-Fund-Index ist nach einem Plus von 1,1 Prozent im Februar wieder um 0,3 Prozent gefallen, so dass das Jahresplus bei 0,7 Prozent liegt.

      Ungeachtet der zuletzt stabilen Wertentwicklung von Hedge-Fonds erwartet Huw van Steenis, Analyst beim Finanzhaus Morgan Stanley, für das laufende Jahr einen weiteren Rückgang des von diesen Investoren verwalteten Anlagevermögens. Die zu Hochzeiten vor rund eineinhalb Jahren mehr als zwei Billionen Dollar verwaltende Branche könne in diesem Jahr auf nur noch rund eine Billion Dollar schrumpfen, prognostiziert van Steenis. „Die Branche ist wieder da, wo sie im Jahr 2005 war“, ergänzt Robert Farago von der Schroders Private Bank in London. Vor allem in den USA dürfte nach Meinung von van Steenis in den kommenden Monaten durch jene Finanzinstitute eine Kündigungswelle einsetzen, die in der Vergangenheit die beiden Anlageklassen Private Equity und Immobilien zu stark gewichtet hätten. Diese seien wegen der angefallenen Verluste jetzt gezwungen, sich über den Verkauf von Hedge-Fonds Liquidität zu beschaffen.

      „Als Folge der globalen Finanzkrise wird es in der Branche eine kräftige Konsolidierung geben“, sagt van Steenis Kollege Mark van der Zwan. Es sei zu befürchten, dass in der nächsten Zeit noch viele dieser Fonds vom Markt verschwinden werden. Bereits vor geraumer Zeit hat Peter Clarke, Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Hedge-Fonds Man Group, ein solches Hedge-Fonds-Sterben angekündigt. Grund: Zahlreiche kleine Häuser sind wegen der unbefriedigenden Wertentwicklung nicht in der Lage, ihr Geschäftsmodell aufrechtzuerhalten. Denn im Gegensatz zu den traditionellen Investmentfonds fließen die Erträge bei Hedge-Fonds überwiegend aus Gewinnbeteiligungen. Erzielen sie keine Gewinne, fallen auch keine Erträge an. Vor diesem Hintergrund wird erwartet, dass große Häuser unter anderem durch die Übernahme kleinerer Fonds Marktanteile gewinnen. „Auch wir sind durchaus offen für Übernahme-Transaktionen“, sagt Ernest Boles, Vorstandschef des deutschen Hedge-Fonds-Pioniers Auda Advisors, der zur Quandt-Gruppe gehört.

      Für die Zukunft sieht der Auda-Chef interessante Investmentmöglichkeiten. Interessant dürfte bald der Bereich notleidende Wertpapiere werden, den Auda durch Private-Equity-Strukturen abdecken will. Für Hedge-Fonds-Strategien würden sich zum Beispiel Bereiche anbieten, in denen Barack Obamas Politik Schwerpunkt setze. Boles nennt in diesem Zusammenhang die Sektoren Infrastruktur und Ökologie. Vorerst allerdings mache es wohl mehr Sinn, „das Pulver trocken zu halten“, so Boles. Für Schroders-Mann Farago ist die Strategie „Global Macro“ attraktiv, bei der das Geld weitgehend ohne Beschränkungen weltweit in alle möglichen Märkte und Produkte investiert und sowohl auf steigende wie auch auf fallende Märkte gesetzt wird.

      Andere Akteure wollen die Hedge-Fonds-Idee nicht nur auf ihre bisherigen Strategien beschränkt wissen. So nutzt der rund 1,1 Mrd. Dollar verwaltende Hedge-Fonds Yorkville Advisors ein von den Geschäftsbanken während der Krise hinterlassenes Vakuum. Yorkville bietet nämlich Kredit suchenden Unternehmen Finanzierungen zwischen fünf und 40 Mio. Dollar. Der Fonds agiert also praktisch wie eine Bank. „Hier gibt es unzählige Gelegenheiten“, sagt ein Yorkville-Sprecher.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/finanzen/fondsnachrichten/he…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 20:18:36
      Beitrag Nr. 1.480 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.686.486 von Maraho am 03.03.09 05:46:38So sieht es aus bei den Zeitarbeitsfirmen...

      Rote Zahlen bei Adecco

      Job-Kahlschlag trifft Zeitarbeits-Primus
      von Annette Berger und Hanna Grabbe (Hamburg)

      Europas Industriebetriebe bauen in immer rasanterem Tempo Stellen ab. Den weltgrößten Fachkräftevermittler trifft dies nun härter als erwartet. Die Branche gilt als Konjunkturbarometer - was für die kommenden Monate nichts Gutes verheißt.


      Nach dem für Branchenbeobachter überraschenden Verlust im Schlussquartal 2008 sind die Schweizer skeptisch: Mit einer baldigen Erholung des Geschäfts sei nicht zu rechnen, hieß es am Mittwoch in Zürich. Stärker als erwartet gingen zuletzt die Erlöse in Deutschland zurück.

      Den gesamtwirtschaftliche Abschwung bekam Adecco im vierten Quartal zu spüren. Der Konzern fuhr einen Nettoverlust von 22 Mio. Euro ein - nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 150 Mio. Euro in den Büchern gestanden hatte. Zum jetzigen Verlust trug allerdings auch eine Abschreibung für Zukäufe in Höhe von 116 Mio. Euro bei. Analysten wurden kalt erwischt von den Adecco-Zahlen: Die Experten hatten im Schnitt mit einem Quartalsgewinn von 98 Mio. Euro gerechnet.

      Der Umsatz des Randstad- und Manpower-Konkurrenten brach um 15 Prozent auf rund 4,6 Mrd. Euro ein. Besonders hart traf es das Geschäft mit der Vermittlung von Facharbeitern an Industriebetriebe: Der Rückgang betrug hier 21 Prozent. Analysten werteten dies als dramatisch. Der profitablere Bereich der Vermittlung von Spitzenfachkräften schrumpfte dagegen lediglich um sieben Prozent.

      Die Adecco-Aktie brach am Mittwoch zeitweise um 11 Prozent ein und erholte sich bis zum späten Nachmittag auch nur leicht: Zuletzt notierte das Papier 6,1 Prozent schwächer als am Dienstag.

      Kaum ein Wirtschaftszweig in Deutschland hat in den vergangenen Jahren eine so rasante Entwicklung geschafft wie die Zeitarbeitsbranche - entsprechend hart sind nun die Rückschläge. Dem Zeitarbeitindex des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln zufolge sank die Zahl der Leiharbeiter seit Sommer 2008 um mehr als 150.000 auf nun rund 650.000 - damit wäre jeder fünfte Job in dieser Branche verloren gegangen.

      Die wirtschaftliche Entwicklung bei Zeitarbeitsfirmen gilt generell als Konjunkturbarometer, weil viele Unternehmen in Krisenzeiten als Erstes ihre Leiharbeiter nach Hause schicken. So hatte etwa am Wochenende Volkswagen mitgeteilt, alle 16.500 Leiharbeitsplätze streichen zu wollen.

      Am Mittwoch kamen neue Horrormeldungen aus der Industrie: Der Auftragseingang brach im Januar real um 42 Prozent ein. "So einen starken Rückgang haben wir seit Beginn der Erhebung der Zahlen im Jahr 1958 noch nie gesehen", sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), in Frankfurt. Die schwachen Auftragseingänge lassen einen weiteren Stellenabbau bei vielen Unternehmen befürchten.

      Adecco hat seinen Hauptsitz in der Schweiz. Das Unternehmen vermittelt nach eigenen Angaben in mehr als 60 Ländern Jobs zwischen Bewerbern und Unternehmen. Wichtigster Markt für Adecco ist nach wie vor Frankreich. Das Unternehmen entstand in seiner heutigen Form vor etwa 13 Jahren, als der Schweizer Stellenvermittler Adia Interim mit dem französischen Ecco fusionierte.

      Schwach schnitt Adecco zuletzt in allen seinen Geschäftsbereichen in Deutschland ab. Hierzulande gab es im vierten Quartal ein Umsatzminus von 13 Prozent, teilte der Konzern mit. Schlechter lief es nur in Italien mit einem Rückgang von 35 Prozent und Spanien, wo die Erlöse um 30 Prozent schrumpften.

      Für das Gesamtjahr 2008 meldete Adecco ein Umsatzminus um fünf Prozent auf knapp 20 Mrd. Euro. Der Ertrag des Schweizer Unternehmens sank um 33 Prozent auf 495 Mio. Euro. Im Januar habe sich der negative Trend fortgesetzt, teilte der Zeitarbeitskonzern in Zürich mit. Allein im ersten Monat des Jahres seien die Erlöse im vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25 Prozent zurückgegangen.

      Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und der sinkenden Nachfrage nach Fachkräften wagte das Unternehmen keinen Ausblick auf das laufende Jahr. Der Stellenabbau werde sich aber 2009 konzernweit beschleunigen, hieß es. Schon im vergangenen Jahr hat sich der Bestand an internen Mitarbeitern bereits um sieben Prozent auf weltweit 34.000 verringert.

      Mit Kostensenkungen soll jetzt gegengesteuert werden. Allerdings sprach Adecco auch davon, im ersten Halbjahr rund 50 Mio. Euro investieren zu wollen, davon allein 20 Mrd. Euro auf dem wichtigsten Markt Frankreich.

      Im vergangenen Jahr blieb die operative Umsatzrendite dank Preiserhöhungen mit 4,2 Prozent relativ stabil. 2007 hatte dieser Wert 4,4 Prozent betragen. Für 2008 plant das Management eine unveränderte Dividende von 1,50 Franken je Aktie.

      Weiterführend: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/:Rot…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 20:28:31
      Beitrag Nr. 1.481 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.694.661 von Maraho am 04.03.09 06:01:20Etwas zur EZB - Zins - Entscheidung am morgigen Tag...

      Konjunktur
      Experten sehen besorgt auf EZB-Entscheidung
      04.03.2009

      Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte nach Einschätzung von Ökonomen zur Stützung der Konjunktur den Leitzins im Euroraum auf ein neues Rekordtief senken. Zugleich sehen sie in den massiven Leitzinssenkungen weltweit und den milliardenschweren Konjunkturprogrammen auch ein Problem: Die Inflation könnte steigen, sobald die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.


      HB BERLIN. Die Gefahr sei, dass die staatlichen Programme nicht mehr rechtzeitig zurückgefahren würden, sagte Commerzbank-Experte Michael Schubert am Mittwoch. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) stehe dabei vor einem Dilemma: Weil Zinsentscheidungen derzeit mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren Auswirkungen auf die Realwirtschaft hätten, müsse sie sehr früh damit beginnen, die Zinsen wieder zu erhöhen. "Diesmal wird es noch schwerer als 2005, und der politische Druck wird noch höher", betonte er. "Dummerweise kann man das alles heute noch nicht absehen."

      Auch der Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, hatte vergangene Woche im Gespräch mit Reuters vor massiven Inflationsgefahren gewarnt. Nach 2010 könnten die Preise in Deutschland wieder stärker steigen, und zwar um ungefähr fünf Prozent pro Jahr, sagte er. Davon ist Deutschland und die Euro-Zone allerdings noch weit entfernt: Im Februar zog zwar die Inflation wieder leicht an, sie liegt aber in dem Währungsraum mit 1,2 Prozent weit unter den knapp zwei Prozent, bei denen die EZB Preisstabilität gewährleistet sieht. Das räumt der EZB Spielraum für Zinssenkungen ein. Experten gehen davon aus, dass die Notenbanker den Leitzins am Donnerstag auf das historische Tief von 1,5 Prozent herabsetzen werden.

      In den kommenden Monaten dürfte sich der Rückgang der Teuerungsraten fortsetzen; im Sommer halten EZB-Banker und Experten sogar fallende Preise für möglich. Sorgen vor einer Deflation müsse man sich deswegen nicht machen, erklärte der Bankenverband in seiner Konjunkturprognose. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik spreche dagegen, dass sich fallende Preise und eine rückläufige Nachfrage aufschaukeln und die Wirtschaft immer weiter in die Rezession stoßen. Auch der starke Druck auf die Energiepreise werde nicht von Dauer sein, betonte der Verband.

      Derzeit seien aber die Gefahren einer Deflation größer als die einer Inflation, sagte Dekabank-Volkswirt Karsten Junius: "Ohne Nachfrage kriege ich keine Inflation hin." Auch die staatlichen Milliardenhilfen zum Anschieben der Konjunktur reichten nicht aus, die Kapazitäten wieder voll auszulasten. Allerdings könne es dazu kommen, dass in einigen Bereichen die Preise wegen der höheren staatlichen Nachfrage und deswegen knapper Ressourcen stiegen. Bis Mitte 2010 habe die EZB daher noch Luft, sagte Junius. "Dann sollte aber die EZB zu Zinserhöhungen übergehen, um die Inflationserwartungen in Zaum zu halten."

      Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte zur Stützung der Konjunktur am morgigen Donnerstag den Leitzins im Euroraum auf ein neues Rekordtief senken. Ökonomen der Banken erwarten eine Verminderung um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte einen solchen Schritt nach der EZB-Ratssitzung im Februar angedeutet. Auch die Bank von England dürfte am Donnerstag den Leitzins erneut senken, auf voraussichtlich 0,5 Prozent.

      Um die Wirtschaft in der Krise wieder anzukurbeln, hat die EZB den Leitzins, der seit dem Juni 2000 bei 4,25 Prozent stand, Mitte Oktober 2008 auf 3,75 Prozent gesenkt. In schneller Folge verminderte sie im November, Dezember und Januar den Satz weiter auf zuletzt zwei Prozent. Im Februar behielt sie den Satz bei. Trichet sagte allerdings, zwei Prozent seien "nicht das niedrigste Niveau", auf das sich die EZB festlegen werde. Erleichtert wird aus Sicht der Zentralbanker eine weitere Senkung durch die niedrige Inflationsrate.

      Bankökonomen wie die Volkswirte der Commerzbank und der Dekabank rechnen freilich nach der für Donnerstag erwarteten Zinssenkung noch mit weiteren Schritten. Sie sagten voraus, der Leitzins dürfte noch bis auf 1 Prozent sinken, damit aber den Tiefpunkt erreicht haben, da sich viele Ratsmitglieder in den vergangenen Wochen gegen eine Nullzinspolitik ausgesprochen hätten. Auch der Bundesverband Öffentlicher Banken sagte eine Leitzinssenkung 1,5 Prozent und später auf 1 Prozent voraus.

      "Noch hat die Europäische Zentralbank Spielraum nach unten bei den Notenbank-Zinssätzen", sagte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, im Gespräch mit Handelsblatt.com. Sie bereite sich aber "auf eine lange Phase vor, in der die Banken ihrer Kreditversorgungsaufgabe nicht ausreichend nachkommen können", fügte er hinzu. Noch sei auch der Mangel an neuen Krediten in Euroland bei weitem nicht so spürbar wie in den Vereinigten Staaten, erläuterte Kater. Doch auch hierzulande stehe das Bankensystem noch vor "gewaltigen Reparaturaufgaben", während der Betrieb nur eingeschränkt möglich sei. Eine "quantitative Lockerung" hält der Ökonom für möglich, sobald die Konjunktur im kommenden Jahr nach den Konjunkturimpulsen wieder Schwächeanfälle bekommen sollte.

      Quelle: http://www.wiwo.de/politik/experten-sehen-besorgt-auf-ezb-…
      3 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 20:33:10
      Beitrag Nr. 1.482 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.698.175 von kiska am 04.03.09 14:37:45Noch etwas zu den USA...


      Deutsche Bank
      US-BIP könnte um 10 Prozent einbrechen

      Die Talfahrt der US-Wirtschaft wird sich im ersten Quartal noch einmal beschleunigen. Experten der Deutschen Bank rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung der weltgrößten Volkswirtschaft um bis zu 10 Prozent einbrechen wird. Erst ende 2009 könnte es wieder ein Wachstum geben, doch sicher sei dies nicht.


      New York - Die Deutsche Bank befürchtet einen Einbruch der US-Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um bis zu 10 Prozent. Bislang rechnen die US-Konjunkturexperten des Frankfurter Kreditinstituts, Joseph LaVorgna und Carl Riccadonna, mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 8 Prozent. Damit würde die weltgrößte Volkswirtschaft ihre schlimmste Talfahrt seit Jahrzehnten nochmals beschleunigen. Im vierten Quartal war das BIP auf das Jahr hochgerechnet um 6,2 Prozent gefallen.

      "Die Risiken weisen deutlich nach unten, so dass wir nicht überrascht wären, wenn wir nach Revisionen bei etwa minus 10 Prozent landen würden", schrieben die beiden Volkswirte in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse.

      Erst für das vierte Quartal 2009 rechnen die Experten der Deutschen Bank wieder mit einem Wachstum in den USA von etwa 1 Prozent. Im dritten Quartal erwarten sie eine Stagnation nach einem Rückgang von 2,8 Prozent im zweiten Quartal. Aber auch trotz des milliardenschweren Konjunkturpakets bestehe die Gefahr, dass die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr noch nicht wieder auf den Wachstumspfad zurückfinde, warnten sie.

      Die neue US-Regierung von Präsident Barack Obama sah in dem Konjunktureinbruch im vierten Quartal ein Alarmsignal und will schnell mit Stützungsmaßnahmen gegensteuern. Die USA stecken seit mehr als einem Jahr in der Rezession. Die vom Kollaps am Immobilienmarkt ausgegangene Finanzkrise hat das Land in die schwerste Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren gestürzt. Die Notenbank stemmt sich mit einer faktischen Nullzinspolitik gegen den Abschwung. Die Regierung hat zudem ein 825 Milliarden schweres Konjunkturpaket auf den Weg gebracht.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,611424,00.…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 20:49:43
      Beitrag Nr. 1.483 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.685.542 von Maraho am 02.03.09 22:10:59Erstaunlich, es wird hinterfragt...

      Rettungsfonds

      Das 100-Milliarden-Risiko
      Von Matthias Kaufmann und Nils-Viktor Sorge

      Erst die Banken, nun der Rest der Wirtschaft: Die Regierung spannt den nächsten Rettungsschirm und macht dafür bis zu 100 Milliarden Euro locker. Das Unterfangen dürfte langfristig mehr schaden als nützen - zumal ein fragwürdiges Gremium über die Verwendung des Geldes mitentscheiden soll.


      Hamburg - Kaum legt die Regierung ihr jüngstes Hilfsprogramm auf, ertönt der Ruf nach Hilfe bereits aus allen Winkeln des Landes. Nicht nur bei maroden Konzernen aus der Autoindustrie wie Opel oder Schaeffler kämpfen Belegschaft und Management Seit' an Seit' für die rettende Kapitalspritze, Bürgschaft oder Kreditlinie vom Staat. Auch am Bodensee beim Unterwäscheproduzenten Schiesser entdeckt der Betriebsrat bereits Berlin als möglichen Retter. "Unterstützung der Politik wäre angebracht", sagt ein Belegschaftsvertreter.

      Über fehlende Arbeit werden sich die Verantwortlichen nicht beschweren können. Der Bund stellt 75 Milliarden Euro in Form von Garantien und 25 Milliarden Euro für Kredite zur Verfügung. Wie bei der Abwrackprämie für Autokäufer gilt jetzt auch für Unternehmen aller Art: Das Rennen ist eröffnet, noch in der ersten März-Woche soll es losgehen.

      Doch während die Kriterien bei der Verschrottung alter Wagen wenigstens klar formuliert sind, drohen beim Firmenrettungsschirm Chaos, Willkür und eine volkswirtschaftlich verfehlte Wirkung. Da sind sich ausnahmsweise sogar wirtschaftsliberale Vertreter und Gewerkschaftsökonomen prinzipiell einig.

      Dabei gaben sich Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und die Regierungssprecher größte Mühe, die Kritiker zu beruhigen. Der Schirm werde nur für Unternehmen gespannt, die eigentlich gesund sind, wegen der Finanzkrise jedoch in akute Schwierigkeiten geraten sind. Auch dürfe es zu keiner gravierenden Wettbewerbsverzerrung kommen.

      Ein hehrer Anspruch, der sich in der Praxis ungleich schwerer umsetzen lassen wird als etwa die Abwrackprämie. Das eigene Versagen eines Unternehmens zu kaschieren und Staatshilfe zu beantragen dürfte weniger kriminelle Energie voraussetzen als das Fälschen von Zulassungspapieren. Ist ein Unternehmen gesund, das zuletzt Gewinn machte, für die Zukunft aber möglicherweise nicht die richtigen Produkte hat? Was ist mit denen, die lieber Geld an die Aktionäre ausschütteten, anstatt in Forschung zu investieren?

      "Es lässt sich schwer identifizieren, ob die Krise bei einem Unternehmen lediglich das Fass zum Überlaufen bringt", sagt der Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap, gegenüber manager-magazin.de. "Es droht eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung - das bereitet uns die größten Bauchschmerzen."

      Ein aufwendiges Vorgehen soll Gerechtigkeit garantieren. Über die Vergabe werde in einem mehrstufigen Verfahren entschieden, wobei die volkswirtschaftliche Förderungswürdigkeit eines Unternehmens oder ein tragfähiges Zukunftskonzept berücksichtigt würden, verspricht die Regierung. Anträge stellen Unternehmen zunächst an die Staatsbank KfW. Bei Krediten über 150 Millionen Euro und Bürgschaften über 300 Millionen Euro wird der mit einem Wissenschaftler, einem Gewerkschafter und sechs Unternehmern besetzte sogenannte Lenkungsrat eingeschaltet.

      Damit entscheiden nicht zuletzt Manager von Großunternehmen über die Vergabe von Steuermilliarden. Mehr noch: Beantragt ein Unternehmen eine Bürgschaft, entscheidet darüber letztlich zwar der Bürgschaftsausschuss (Lenkungsausschuss) von Bund und Ländern. Was der auf den Schreibtisch bekommt, wird zuvor von der privaten Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers begutachtet.

      Wettbewerbsexperten befürchten, dass dieser Mechanismus große Unternehmen bevorzugt. "Es ist einfach populärer ein Unternehmen mit 5000 Arbeitsplätzen zu unterstützen als mehrere kleine", sagt Ökonom Haucap. Damit werde letztlich einer willkürlichen Industriepolitik Tür und Tor geöffnet, die innovative, kleine Firmen hinten runterfallen lässt.

      Andere würden vor allem wegen ihrer Tradition gestützt, und weil vielleicht der gewerkschaftliche Organisationsgrad höher ist. Ein schmerzhafter, aber auch reinigender Strukturwandel wird gebremst. Die langfristige Wirkung des Programms ist deshalb zweifelhaft. "Was das im schlimmsten Fall kostet, ist relativ klar, der Nutzen dagegen nicht", kritisiert Haucap.

      "Der Staat befördert die Vermachtung der Märkte", befürchtet er. "Auf das erfolgreiche deutsche Modell mit seinen vielen kleinen Weltmarktführern könnten gravierende Änderungen zukommen." Wenn sich die Balance erst einmal zu den großen Unternehmen verschoben hat, werde der Staat auch auf Dauer stärker mitreden wollen.

      Die neue Macht des Staates zieht aber auch zahlreiche ungewollte Folgen nach sich. "Wenn im Sommer eine Lawine von Insolvenzen auf uns zurollt, wird der Hilfsfonds rasch seine Handlungsfähigkeit verlieren", sagt der DGB-Chefökonom Dierk Hirschel gegenüber manager-magazin.de. Denn Tausende Firmen erfüllen dann möglicherweise die Kriterien "eigentlich gesund" zu sein und "nur" eine Überbrückungshilfe zu benötigen.

      Hirschel fordert daher, gezielt Firmen zu stützen, die "systemisch relevant" sind. Das müssten seiner Ansicht nach keinesfalls nur große Unternehmen sein. Auch kleinere Firmen, die bei Forschung und Entwicklung führend sind, könnten dazu gehören.

      Auch Heidi Klein von der Organisation Lobby Control kritisiert den Hang des neuen Lenkungsrats zu Großunternehmen. So sei zwar mit Nikolaus Knauf der Chef eines unterfränkischen Familienunternehmens vertreten. Es falle aber schwer, bei ihm von einem echten Mittelständler zu sprechen. Knauf gilt als zweitgrößter Gipshersteller der Welt, beschäftigt weltweit 18.000 Mitarbeiter und hat einen geschätzten Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro.

      Die Auslagerung so wichtiger Entscheidungen in den Lenkungsrat sorgt für Unmut. Carsten Schneider, Haushaltspolitiker in der Bundestagsfraktion der SPD, bezweifelt, dass das Gremium überhaupt eine Legitimation habe. "Die parlamentarische Kontrolle fehlt völlig", kritisiert auch Lobbykontrolleurin Klein: "Wir erleben eine unverhohlene Privatisierung von Politik. Dabei ist die Haushaltskontrolle ein ureigenes Recht des Bundestags."

      Die Besetzung des parallel agierenden Lenkungsrats gibt auch aus anderen Gründen Anlass zu Kritik. Die acht Mitglieder sind weder ein Querschnitt der deutschen Wirtschaft, noch ist ihr Hintergrund besonders bunt. So wird der Bereich Wissenschaft allein durch Martin Hellwig vertreten, Direktor am Bonner Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, und auch die Gewerkschaften haben mit Hubertus Schmoldt nur einen Vertreter im Rat.

      Dagegen macht sich der Bund der Deutschen Industrie (BDI) im Lenkungsrat sehr breit. Sowohl Hubertus Erlen als auch Jürgen Heraeus haben dort schon Leitungspositionen bekleidet. Mit Michael Rogowski steht ihnen gar ein ehemaliger BDI-Präsident zur Seite.

      Nicht nur verbandspolitisch erscheint das Gremium gefärbt. Martin Hellwig, als ehemaliges Mitglied im Kronberger Kreis, gilt als dezidiert wirtschaftsliberaler Wissenschaftler. Zwar sind von vier Parteimitgliedern je zwei dem schwarz-gelben und dem roten Lager zuzuordnen. Zumindest aber die BDI-Männer dürften inhaltlich eher Union oder FDP nahestehen.

      SPD-Mann Nummer eins, Alfred Tacke, ist alles andere als ein Linker in seiner Partei und dürfte vielen Genossen als jener Wirtschaftsstaatssekretär im Gedächtnis geblieben sein, der nach seinem Ausscheiden aus der Politik zum Energieversorger Steag wechselte. SPD-Mitglied Nummer zwei, Hubertus Schmoldt, sitzt mit der IG BCE einer jener Gewerkschaften vor, die als besonders konziliant im Umgang mit den Arbeitgebern gelten.

      "Man muss befürchten, dass die ordnungspolitische Bandbreite, die im Lenkungsrat vertreten ist, eher gering ausfällt", sagt Heidi Klein. Schon im Vorwege hätte die Regierung damit für "marktradikale Schlagseite" gesorgt. Klein weist auch darauf hin, dass Michael Rogowski als Aufsichtsratsmitglied der Pannenbank IKB eine gewisse Mitverantwortung für die Bankenkrise in Deutschland trage.

      Nicht zuletzt bleibt die Rolle von PwC schleierhaft. Die Frage ans Wirtschaftsministerium, ob die Berater auch Anträge der eigenen Kundschaft bewerten dürfen, bringt einen Sprecher ins Stocken. Bis er schließlich eine Linie gefunden hat: "Wenn das bekannt wäre, müsste natürlich ein anderer Mandatar einspringen", sagt er. Und: "Das liegt in der Verantwortung und im Eigeninteresse von PwC." Eine Regelung, darf man daraus schließen, gibt es dafür nicht.

      Quelle: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2…
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      Avatar
      schrieb am 04.03.09 21:02:06
      Beitrag Nr. 1.484 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.703 von Maraho am 04.03.09 20:49:43Da es hierzu recht gut passt....
      (siehe auch Beitrag #1396 von kiska am 02.03.09 um 14:59:34 Beitrag Nr.: 36.681.386 auf Seite 140)

      Mangelnde Transparenz

      Konjunkturpaket außer Kontrolle
      von Monika Dunkel und Friederike von Tiesenhausen (Berlin)

      Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland (TI) hat mehr Transparenz bei der Verwendung und Vergabe der Gelder aus den Konjunkturpaketen gefordert. Grüne und Liberale unterstützen den Vorstoß.


      Die renommierte Nichtregierungsorganisation dringt darauf, dass Bund und Bundesländer sich verpflichten, auf einheitlichen Websites alle wesentlichen Rahmendaten zur Auftragsvergabe zu veröffentlichen. "Dies stärkt ohne viel Bürokratie die Kontrolle durch die Wettbewerber und die Öffentlichkeit", sagte am Montag Thomas Maibaum, Leiter der Arbeitsgruppe Vergabewesen bei TI.

      Unterstützung findet der Vorschlag bei den Grünen und den Liberalen. Der FDP-Haushälter Otto Fricke sagte der FTD: "Es muss klar sein, welches Dach mit welchem Euro gedeckt wurde und welche Wasserstraße mit welchen Mitteln verbreitert wurde." Trickreichem Verhalten lasse sich nur mit höchstmöglicher Transparenz beikommen.

      Für Grünen-Fraktionschefin Renate Künast wäre eine solche Seite im Netz ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Grünen-Politikerin bemängelt generell unzureichende Informationen der Bundesregierung über den Einsatz von Steuergeldern in der aktuellen Wirtschaftskrise. Vor allem die Vergabe von Bundesbürgschaften bleibe für Parlament und Öffentlichkeit im Dunklen. "Im Augenblick haben wir eine Art Geheimwissenschaft", sagte Künast. Die Grünen fordern, dass das gesamte Parlament darüber informiert wird und nicht nur ein geheim tagender Ausschuss.

      Hinter dem Vorstoß von Transparency steckt die Angst vor Korruption sowie die Sorge, dass das Steuergeld in falsche Kanäle fließt. Denn im Rahmen der Konjunkturpakete können in den nächsten zwei Jahren viel mehr Aufträge freihändig, ganz ohne oder mit beschränkter Ausschreibung vergeben werden. Im Bereich der Bauleistungen etwa kann eine Kommune Aufträge im Wert von 100.000 Euro - früher 30.000 Euro - frei vergeben. Beschränkte Ausschreibungen sind sogar bis 1 Mio. Euro (vorher: 100.000 Euro) erlaubt. Auch der Bund hat Schwellenwerte entsprechend angehoben, damit die Investitionen schneller realisiert werden.

      Vorbild für den Vorschlag von Transparency ist die US-amerikanische Website Recovery.gov, auf der künftig über alle Ausgaben des US-amerikanischen Konjunkturprogramms Rechenschaft abgelegt werden soll. Befürchtungen, eine solche Zusammenstellung wäre zu kompliziert, tritt TI entgegen: Im Kern gehe es um einfache Excel-Listen mit acht Spalten und vielen Zeilen, die man auf eine Website stellt. Ein selbst erklärtes Hochtechnologieland wie Deutschland müsse in der Lage sein, so etwas zügig zu leisten, sagte ein Mitglied des Vorstands.

      Ob der Vorschlag Chancen auf eine Umsetzung hat, ist unklar. Das Bundesfinanzministerium wollte sich dazu am Montag nicht äußern. Hausherr Peer Steinbrück (SPD) verlangt bisher von den Ländern und Kommunen lediglich eine Liste der Investitionsprojekte, deren Ziele und Prioritäten, aufgeteilt nach Förderbereichen, Abgabe ist Ende Mai. Dass Steinbrück hier streicht, ist unrealistisch. Genauer sieht der Minister erst fünf Monate später hin, wenn das Geld verbaut ist. Hat eine Kommune das Geld "zweckentfremdet" verwandt, droht die Rückzahlung.

      Reiner Holznagel, Geschäftsführer des Bundes des Steuerzahler, warnte jedoch vor einer "Illusion von Kontrolle". "Eine Internetseite ist zu kurz gesprungen. Das schützt ja nicht vor Missbrauch", sagte er der FTD. "Mit krimineller Energie kann man da doch auch schummeln. Viel wichtiger ist die genaue Aufsicht durch Rechnungsprüfer, die vor Ort ins Detail gehen können." Man müsse aufpassen, dass man nicht ein "Mysterium" aufbaue, warnte Holznagel.

      Für Aufregung bei der Mittelvergabe sorgt der Bund gerade selbst. So wird das Verteidigungsministerium rund 226 Mio. Euro aus dem 50-Mrd.-Euro-Konjunkturpaket für die Beschaffung von Waffen und Kriegsgerät ausgeben. Das steht zwar schon im "Wirtschaftsplan des Sondervermögens". Dennoch stößt die vorläufige Einkaufsliste nun vor allem bei der Opposition auf Verwunderung. Dort ist die Rede von 1000 Maschinenpistolen MP 7, 34 Dingo-2-Patrouillenfahrzeugen, zehn bewaffneten Fennek-Spähwagen sowie fünf Seafox-Unterwasserdrohnen zur Minenbekämpfung.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Mangelnde-Trans…
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      schrieb am 04.03.09 21:15:15
      Beitrag Nr. 1.485 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.691.886 von Maraho am 03.03.09 18:47:41Ergänzend:

      "Banken nutzten Kom­munen schamlos aus"
      Wirtschaftsanwalt Julian Roberts studierte geheime Cross-Border-Leasing-Verträge und ermuntert zum Ausstieg aus diesen DealsDer Wirtschaftsanwalt Julian Roberts sieht in den Leasinggeschäften tatsächlich einen Handel mit Kreditrisiken.

      Der britisch-deutsche Wirtschaftsanwalt Julian Roberts hat die geheimen Cross-Border-Verträge einer Stadt im Ruhrgebiet studiert und ermuntert Gemeinden, Stadtwerke und Verkehrsbetriebe zum Ausstieg aus diesen Deals. Sale-and-Lease-Back seien brandgefährliche Kreditwetten, die Staatsbetrieben und damit Steuerzahlern teuer kommen, warnt Roberts im Gespräch mit Luise Ungerboeck


      STANDARD: Warum ist das seit Mitte der 1990er Jahren praktizierte Vermieten und Zurückmieten von Kraftwerken, Bahnhöfen, Telefon- und Kanalnetzen plötzlich gefährlich? Noch vor fünf Jahren wurde Cross-Border-Leasing (CBL) als todsicheres Geschäft gepriesen.

      Roberts: Der Punkt ist, dass das in Deutschland und Österreich keine richtigen Sale-and-Lease-Back-Geschäfte sind. Die sind so getarnt, aber eigentlich handelt es sich um Kreditgeschäfte. Mittlerweile haben zwei US-Gerichte den Steuervorteil bereits aberkannt und CBL als Scheingeschäft eingestuft.

      STANDARD: Warum?

      Roberts: Weil es um Wetten auf die Kreditwürdigkeit bestimmter Banken und Referenzunternehmen geht. Das sind deshalb Wetten, weil es überhaupt nicht um einen Schaden geht, sondern es geht nur darum: Was passiert mit dem Credit-Rating dieser Banken?

      STANDARD: Wie muss man sich das vorstellen?

      Roberts: Inhalt der so genannten Cross-Border-Leases ist nicht eine Absicherung vor einem potenziellen Schaden im Wasserspeicher oder bei Eisenbahnwaggons, die sind als Staatseigentum ohnehin abgesichert. Es handelt sich vielmehr um typische Kreditspekulationen, also Credit Default Swaps, diese CDS, die so viel Schaden angerichtet haben. Dabei wettet die eine Seite, dass GM oder wer auch immer in seiner Kreditwürdigkeit abrutscht und die andere Seite wettet, dass das nicht der Fall. Und die eine Seite, die wettet, dass das Unternehmen untergeht, zahlt eine Prämie an die andere, wenn das Credit-Rating tatsächlich sinkt.

      STANDARD: Und wie kommen die Kommunen in dieses Spiel? Es ging doch um grenzüberschreitende Leasing-Deals, bei denen Steuervorteile genutzt wurden.

      Roberts: Ich bin nach dem Studium der Verträge nicht der Auffassung, dass es sich hier um klassische Leasinggeschäfte handelt. Es geht vor allem um den Handel von Kreditrisiken. Die Vertragspartner einigten sich darauf, die Risiken künftiger Zahlungsströme untereinander aufzuteilen. Das Ausfallrisiko trägt in voller Höhe die Kommune. Dafür erhält sie eine Prämie, den so genannten Barwertvorteil.

      STANDARD: Das heißt, die Leasingnehmer, also die Kommunen, zahlen im Rahmen der CBL nicht für die Absicherung ihrer verkauften und auf 25 oder 30 Jahre zürückgeleasten Güter und Anlagen, sondern für die Kreditwürdigkeit unbeteiligter Dritter?

      Roberts: Das ist der Punkt. Es galt bei Abschluss der CBL als ziemlich unwahrscheinlich, dass diese Credit-Events, also die Risiken um die es geht, eintreffen. Es war sehr, sehr unwahrscheinlich, dass das mit Triple-A geratete Finanzunternehmen AIG pleite geht. Daher konnten die Akteure in der Finanzindustrie die Wetten auf das Risiko einer AIG-Pleite sehr billig einkaufen und am Finanzmarkt handeln. Aber: AIG war aber schon vor zehn Jahren stark involviert in strukturierte Finanzprodukte und Insider wussten, dass AIG irgendwann den Bach runter gehen könnte. Das machte Wetten auf AIG besonders interessant. Und wir wissen, dass Krisen regelmäßig kommen.

      STANDARD: Der unwahrscheinliche Fall trat tatsächlich ein, American International Group (AIG) musste im September durch den US-Staat gerettet werden. Bei vielen CBL ist AIG Depotbank für die Leasing-Raten oder Gläubiger. Was heißt das für Stadtwerke, Bahn oder Energieversorger?

      Roberts: Dass sie zahlen müssen, weil sie laut Vertrag weitere Garantien und Besicherungen beibringen müssen. Das Absichern wird aber immer teurer, je schlechter die Bonität ist.
      Das Problem dahinter ist, dass keine Versicherung abgeschlossen wurde, sondern eine Wette. Bei beiden zahle ich eine Prämie, bei der Versicherung ist das Risiko aber begrenzt, weil nur gezahlt wird, wenn ich einen Verlust erleide oder mein Haus abbrennt. Bei der Wette gewinne oder verliere ich hohe Summen, egal ob das gut für mich ist oder schlecht. Die Cross-Borders sind genau solche Risikogeschäfte.

      STANDARD: US-Gerichte haben CBL den Steuervorteil aberkannt. Warum?

      Roberts: Weil das angebliche Grundgeschäft, also das Lease-in-Lease-out, in Wirklichkeit ein Karussel ist, wo dieselben Banken aus der einen Tasche Geld herausnehmen und in die andere Tasche einstecken. Es wird ja kein unternehmerisches Risiko eingegangen, das mit einem Steuervorteil belohnt wird. Die Banken haben kein Risiko, weil die behalten das Geld. Die Investoren riskieren nichts, weil die Bank als Darlehensgeberin vertragsgemäß keinen Rückgriff auf die Investoren hat. Und weil die Investoren nichts riskieren, bekommen sie auch keine Steuervorteile.

      STANDARD: Und wer zahlt drauf?

      Roberts: Die Kommunen. Denn der von ihnen lukrierte so genannte Barwertvorteil, den ihnen die Investoren zahlen, ist relativ gering, er beträgt ein paar Prozent des Gesamtkapitals. Das eigentliche, lukrative Geschäft ist das dazugehörige Gegengeschäft: Die Investoren erhalten für einen relativ kleinen Betrag die Möglichkeit, in großem Stil abzukassieren. Denn die Kommunen und Verkehrsbetriebe müssen bei Eintreten bestimmter Credit-Events den am Anfang vereinbarten Gesamtbetrag zahlen.

      STANDARD: Auf einmal?

      Roberts: Nicht unbedingt. Vereinfacht ausgedrückt, funktioniert das eigentliche Geschäft so: Der Gesamtkapitalbetrag beträgt 400 Millionen Euro, der wird vertraglich um 30 bis 50 Prozent aufgestockt und die Gesamtsumme in so genannte Termination Values aufgeteilt, die Monat für Monat über die gesamte Laufzeit zu zahlen sind. Passiert in einem Monat ein Credit-Event, wird die gesamte Summe fällig. Diesen Totalausfall kann die Kommune oder der Verkehrsbetrieb nur abwenden, indem neue Sicherheiten beigebracht werden.

      STANDARD: Aber diese Bankgarantien kosten laut einem betroffenen Verkehrsbetrieb nur einstellige Millionenbeträge, sind also kein Beinbruch.

      Roberts: Sie können aber auch sehr, sehr teuer werden. Denn es geht um eine Wette, nicht um eine Versicherung. Das Absichern von AIG-Verbindlichkeiten ist durch die Finanzkrise extrem teuer. Im September 2008 waren dafür 50 Prozent des Nominalwerts in bar notwendig und danach 20 bis 25 Prozent pro Jahr. Wuppertal hätte um 75 Millionen Euro Credit Default Swaps kaufen müssen, damit das Spiel weiter geht. Zu sagen, ich bin ein Staatsbetrieb, ich gehe nicht Pleite, genügt den Investoren nicht. Die freuen sich über weitere Sicherheiten, denn die liegen ja dann bei den Investoren. Es geht nicht um Verbindlichkeiten der Kommune, die Kommune muss AIG-Verbindlichkeiten absichern!

      STANDARD: Können die Verkehrsbetriebe und Stromversorger aus diesem Teufelskreis raus?

      Roberts: Ich würde sagen, Ja. Denn es liegt meiner Meinung nach eine grobe Täuschung vor, weil es nicht um Sale-and-Lease-back geht, sondern um hochriskante Kreditspekulationen. Das ist eine Mogelpackung und ein Anfechtungsgrund. Sofern es dafür nicht zu spät ist, weil der Abschluss zu lang zurückliegt. Im Übrigen sind Kreditwetten für Kommunen verboten.

      STANDARD: Haben die Gemeinden überhaupt kapiert, auf welchem Pulverfass sie sitzen? Die meisten halten ihre Verträge in Bratislava versteckt, damit sie der Rechnungshof nicht prüfen kann und beteuern, alles sei kein Problem.

      Roberts: Tatsächlich? Das ist ja lächerlich. Niemand kann einem Vertragspartner verbieten, sich mit Vertrauensleuten zu beraten. Den Entscheidungsträgern ist die ganze Sache sicher peinlich, sie wollen nicht eingestehen, dass sie sich nicht auskennen. Das haben die Banken schamlos ausgenutzt.

      STANDARD: Wäre es ein Ausweg, die Zahlungen einfach einzustellen?
      Roberts: Natürlich sollten sie nicht zahlen, sondern warten, bis sie verklagt werden. Oder eine Feststellungsklage einbringen, dass der Vertrag nichtig ist. Das Kanalnetz oder ein Bahnhof interessiert die Investoren ohnehin nicht, die gehören ja Kommunen oder Staatsbetrieben. Die Investoren interessieren nur diese laufenden Zahlungen. Außerdem war der Barwertvorteil für die Kommunen viel zu niedrig bepreist, weil ihm ein riesiger Aufpreis zugunsten der Bank gegenüber steht.

      Zur Person
      Julian Roberts (58) ist Wirtschaftsanwalt in München (Rössner Rechtsanwälte) und London und lehrt seit 1998 an der Ludwig-Maximilian-Universität München Philosophie. Als Anwalt hat er sich auf Derivate und Wirtschaftskriminalität spezialisiert sowie Pharmarecht und vertritt ausschließlich geschädigte Bankkunden und Investoren. Der passionierte Jazzpianist ist verheiratet und hat drei Kinder.

      Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1234507699981
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      Avatar
      schrieb am 04.03.09 21:27:54
      Beitrag Nr. 1.486 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.670.701 von Maraho am 27.02.09 19:34:58Die zwei...

      Obama & Brown

      Treffen der Pump-Kapitalisten
      Von Joachim Fritz-Vannahme

      Der US-Präsident empfängt den britischen Premier, das ist "business as usual". Trotzdem sollten Europäer und Chinesen genau hinschauen: Denn es geht um sie!


      Alan Greenspan, der langjährige Chef der amerikanischen Zentralbank, beschrieb unlängst das Verhalten der Finanzwelt vor der Krise als kollektiven intellektuellen Bankrott. Der langjährige britische Schatzkanzler und derzeitige Premierminister Gordon Brown meidet derlei harte Worte – denn er müsste sie zuallererst auf sich selbst münzen. Am heutigen Mittwoch hält Brown vor dem amerikanischen Kongress eine Rede, die seine Entourage vorab als "die Rede seines Lebens" unters Medienvolk brachte. Nein, entschuldigen werde er sich nicht, ließ Brown wissen. Recht hat er, warum auch, schließlich war er im Rausch der zweistelligen Renditen an den Finanz- und Aktienmärkten nicht der einzige Junkie.

      Entschuldigungen sind angesichts der Krise, ihres Tempos, ihrer Zentralschäden in der wirklichen Wirtschaft auch schierer Zeitverlust, selbst das sollten kritische Kommentatoren dem britischen Premier bei seiner Amerikavisite zugutehalten. Entscheidender ist, was Brown mit offener oder stillschweigender Billigung des amerikanischen Präsidenten Barack Obama vier Wochen vor dem G-20-Gipfel in London als Leitlinien, als Leitbild für die künftige Weltwirtschaft erkennen lässt. Und das sollte so manchen auf dem Kontinent, wie Europa auf der Insel noch immer heißt, besser jetzt schon um den Schlaf bringen.

      Denn in Finanz- und Bankendingen sind sich Obama und Brown so nahe wie Bush und Blair und Brown. Die amerikanische wie die britische Zentralbank drucken Geld im ganz großen Stil. Im Jargon heißt das natürlich anders, von einer Lockerung der Geldpolitik ist da die Rede. Zugleich, und da hat Brown mit seiner erst bejubelten, dann folgenlosen Senkung der Mehrwertsteuer daheim den Weg gewiesen, schießen sie mit ihrer Steuerpolitik zusätzlich Abermilliarden in den Wirtschaftskreislauf, als ob das Kernproblem derzeit das mangelnde Vertrauen der Konsumenten und nicht dasjenige der Kreditgeber untereinander wäre.

      Populär wurde Brown zu Hause damit nicht, die Briten haben das durchschaut. Brown wie Obama (sein Vorgänger Bush hat mit dem Sündigen angefangen, Läuterung ist beim Nachfolger, kaum zwei Monate im Amt, nicht in Sicht, noch nicht) betreiben so vorsätzlich Inflationspolitik. Die eigene Staatsschuld wird dabei gleich mit entwertet. Und genau das ist der uneingestandene Zweck.

      Wall Street und die City of London, amerikanische und britische Banken haben in der Vergangenheit, also vor der Krise, mit fremdem Geld ihr eigenes Glück finanziert und nach dem Crash andere mit ins Unglück gerissen (die mitschuldig, aber darum nicht alle mitverantwortlich sind). Auf andere Weise wiederholen Briten und Amerikaner ihren Coup jetzt. Sie predigen öffentlich Wasser, und sei es in Form von Schweiß und Tränen, und trinken heimlich Wein. Den Kater bekommen eh’ die anderen, Europäer, Chinesen, Araber, eben alle, die den Wert ihrer Dollarreserven rasch schwinden sehen werden.

      Anfang April wollen die Staats- und Regierungschefs beim G-20-Treffen über die notwendige Regulierung der Finanzmärkte und ihre geeignete Form verhandeln. Auch da werden Brown und Obama, wenn man die Vorzeichen richtig deutet, gegen den Rest der Welt stehen: Sie wollen keinen global agierenden, starken Regulator, sondern am liebsten eine goldene Verhaltensregel mit schwachen Kontrolleuren. Warum wohl?

      Von Paris bis Peking, von Berlin bis Riad sollten sich die Chefs von der special relationship zwischen Barack Obama und Gordon Brown nicht ins Bockshorn jagen lassen. Wer eine vernünftige, also soziale und ökologische Weltmarktwirtschaft durchsetzen will, der darf nicht erneut das Knie beugen vor Hochaltar und Hohepriester des angloamerikanischen Pumpkapitalismus.

      Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/10/obama-brown-staatsvers…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 21:40:55
      Beitrag Nr. 1.487 ()
      Liebe Leserinnen, liebe Leser,
      liebe Freunde dieses Threads,

      wie immer, an dieser Stelle, euch allen ganz herzlichen Dank!
      Insbesondere heute auch an windei und kiska!

      Ich wünsche euch hiermit einen noch schönen Abend.
      Maraho


      Und nun noch viel Freude mit diesem Text ...

      Die Herren dieser Gesellschaft liegen zu Tisch
      Geschrieben von Roberto J. De Lapuente

      Wie verdeutlicht sich Dekadenz? Wenn selbsternannte Eliten Zustände verteidigen, die sich schon lange verselbstständigt haben, zur leblosen Institutionen modifiziert wurden oder einfach nicht mehr existieren. Treten Gestalten elitären Daseins auf den Plan, um beispielsweise die Stärkung einer linken Partei als Untergang der Demokratie darzustellen, sinniert ein Chef eines Medienunternehmens über Pressefreiheit oder äußert sich ein selbstverständlich pazifistisch motivierter Militarist zur Gefährdung der christlich-abendländischen Weltanschauung durch den Islam, so darf man das getrost als dekadenten Reflex verstehen.

      Diese elitären Gecken, wie sie allesamt nach der Reihe in den medialen Bedürfnisanstalten herumlungern, gleichen den der Völlerei zuneigten Zeitgenossen vergangener Tage, der nach guter antiker Sitte, zu Tische lag, sich reichlich Genüsse auftischen ließ und sich nebenher über die Frechheiten des Plebs aufregte. Während er sich Klistiere setzen und Vomitiva reichen ließ, damit noch mehr der Köstlichkeiten in seinen Magen gelangen konnten, entrüsteten er sich darüber, dass der maßlose Plebs genauso wie der wilde Barbar, der vor den Grenzen des Reiches lauere, der Untergang der römischen Zivilisation sei.

      Das Warnen und Anmahnen möglicher Gefahren wäre ja noch nicht als dekadent einzustufen, wäre es nicht ein derart bigottes Spiel. Gleich nachdem sich der römische Adel über die Grausamkeiten der Wilden mokiert hatte, mußten freilich die neuesten Meldungen aus den Arenen des Imperiums besprochen, mußte dann und wann die zu Tode gestoßene Karriere eines berühmten Gladiators verbalbetrauert werden. Der angemahnte Niedergang war in der eigenen Maßlosigkeit enthalten, wurde lediglich zur Rechtfertigung der eigenen Lebens- und Genussgier auf andere, auf Plebejer und Barbaren, übertragen.

      Die Toga ist aus der Mode, aber das bigotte Spiel ist ein ewiges, scheinbar immer wieder aufführungswertes Schmierenstück selbstgerechter Eliten. Heute führen Vertreter der etablierten Parteien ihr fidei defensor-Stück immer noch und wieder auf, geben sich als Verteidiger des Glaubens, als Demokratieverteidiger folglich zu erkennen, obwohl sie es selbst sind, und ihre Kollegen aus etablierten Parteikreisen, die selbige nach und nach abgebaut haben und auch weiterhin abbauen werden. Während sie zweifelhafte Versammlungsverbote erließen, haben sie gen LINKE geschielt und deren Demokratiefeindlichkeit zum Sujet öffentlichen Diskurses gemacht. Oder da sind jene Medienzaren, ob absoluter Monarch oder nur angestellter Minister ist gleichgültig, die von Pressefreiheit fabulieren, die sich nicht einschränken lassen wollen, obwohl sie sich seit Jahren selbst eingeschränkt haben, im vorauseilendem Gehorsam nicht der Wahrheit, sondern reaktionärem Reformirrsinn gefolgt sind. Was diverse Unternehmerverbände an Veränderungen zu ihren Gunsten wie Gift in die Adern dieser Gesellschaft spritzten, was an Verdrehungen und Dramatisierungen (Stichwörter: "Greisenrepublik", "Deutschensterben" etc.) angestellt wurde - die etablierten Medien haben es unkritisch übernommen und den windigen Thesen damit zu sowas wie Legitimität verholfen. Die einzige Pressefreiheit, die diese Herrschaften kannten, war ihre selbstgewählte Freiheit, nicht frei sein zu wollen. Und dann sind da noch jene Hetzer, die im Islam den Untergang der abendländischen Welt erkennen wollen. Ihre Angstmachereien spielen vor einem Hintergrund, der freilich nicht thematisiert wird: Während die abendländisch-christlich geprägte Welt die islamischen Regionen dieser Erde zerstört, liegt der Dekadente alt-römisch zu Tisch und verdreht die Tatsachen einfach, macht aus denen, deren Lebensumfeld systematisch zerstört wurde, solche, die nun das Abendland zerdeppern wollen; während nur vereinzelte Verirrte mittels Selbstmordattentaten zur blutigen Tat am Abendländischen schreiten, lungern im islamischen Teil der Welt Heere von Terroristen herum, die wir hier netterweise als "Soldaten" bezeichnen.

      Das ist Dekadenz, eine Dekadenz, die gerade in schweren Zeiten voll zum Ausbruch kommt. Da verkünden diese Eliten doch tatsächlich, generös wie sie sind, dass auch jetzt, da alles erstmal den Bach hinuntergeht, Demokratie und Freiheit bewahrt bleiben soll, während sich der Bürger seit Jahrzehnten fragt, wohin die Demokratie, wohin die Freiheit verschwunden sind. Die Dekadenz der Machthabenden aus Politik und Wirtschaft zeigt sich darin, dass sie den status quo ante, den Zustand vor der Krise also, wiederherstellen wollen. Merkels Rede am Aschermittwoch hat in dieser Weise vielleicht einen freudschen Versprecher zu bieten, als sie sinngemäß meinte, dass die Banken noch nicht handlungsfähig seien, daher alles zu tun sei, um die Banken wieder so handlungsfähig zu machen, wie sie es vor der Krise waren - das darf als Drohung verstanden werden! Diese selbstherrlichen, von eigenen Gnaden ernannten Eliten, haben kein Interesse daran, den derzeitigen Niedergang derart zu nutzen, um daraus eine gerechtere, sichere Gesellschaft zu verwirklichen - sie wollen zurück, wollen wieder verfestigen, was nun ins Wanken geraten ist. Das ist nicht nur unvernünftig, es ist schier dekadent, und darf man den historischen Parallelen glauben, so ist dies als Anzeichen des vollkommenen Niedergangs zu bewerten - wenn er nicht bald stattfindet, so ist es doch sicher ein Anfang vom Ende.

      Daher gilt: Eine Veränderung zu besseren Lebensverhältnissen ist heute weniger denn je, von den Volksvertretern zu erwarten. Sie liegen dekadent zu Tische, beratschlagen darüber, wie sie ihren Besitzstand sichern können, sprechen mit der Zunge Don Fabrizio Corberas, Fürst von Salina (jener Hauptfigur aus Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman "Der Leopard"), der nach der Installation eines neuen Regimes, in welchem er als Aristokrat des ancien régime zum vergänglichen Relikt degradiert wurde: "Es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist." Dies ist kein Widerspruch, sondern seit Jahrhunderten gängige Praxis der Eliten - was sich die Dekadenten heute als Lösungen in der Hinterhand halten, soll alles verändern, damit alles beim Alten bleibt. Das ist die wahre Gefahr der Krise. Will man die Fehler, diese maßlose Gier, diesen Expansions- und Profitwahnsinn aus der Gesellschaft der Zukunft verbannen, so muß die Veränderung von unten herrühren - vom Volk, von den Völkern, denn von den Eliten ist nichts zu erwarten als ein Aussitzen zu ihren Gunsten.

      Quelle: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/03/die-herren-dieser…


      Gute Nacht! ;)
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 22:18:05
      Beitrag Nr. 1.488 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.994 von Maraho am 04.03.09 21:27:54Der Vollständigkeit wegen noch dies...
      Letztendlich eine Schmierenkomödie!


      «Eine schlechte Bank ist eine Bedrohung für gute Banken»

      Der britische Premierminister Gordon Brown hat in einer Rede vor dem US-Kongress vor den Gefahren des Protektionsmus gewarnt.


      Protektionistische Massnahmen machten jeden Staat anfällig für Krisen, «denn eine schlechte Bank an irgendeinem Ort ist eine Bedrohung für gute Banken überall», sagte der britische Premier Gordon Brown am Mittwoch in Washington. Er war am Dienstagabend als erster europäischer Regierungschef seit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama im Weissen Haus empfangen worden.

      Mit Blick auf die internationale Finanzkrise sagte Brown, ein «wirtschaftlicher Hurrikan» sei über die Welt gefegt. Die USA dürften die Krise nicht als ausschliesslich amerikanisches Problem sehen. «Egal, wo sie beginnt, eine Wirtschaftskrise endet nicht an der Landesgrenze», erklärte der Premierminister vor beiden Kammern des Kongresses. «Sie erfasst die ganze Welt.» Brown rief die USA zu gemeinsamen Anstrengungen auf, um die Krise in den Griff zu bekommen.

      Iranisches Atomprogramm stoppen

      Brown forderte ausserdem den Iran auf, sein Atomprogramm zu stoppen. Grossbritannien und die USA seien bereit, den Iran wieder in die Weltgemeinschaft aufzunehmen, sobald dieser keine Gefahr mehr für den Frieden darstelle. Ferner gab Brown einen Ausblick auf den Weltfinanzgipfel, den er Anfang April in London als Gastgeber ausrichten wird. Die Einladung zu einer Rede vor dem Kongress gilt in den USA als grosse Ehre, die in der Regel nur den engsten Verbündeten gewährt wird.

      Genau diese enge Verbindung zwischen den USA und Grossbritannien hatte Obama in seinem Gespräch mit Brown unterstrichen.«Grossbritannien ist einer unserer wichtigsten, stärksten Verbündeten», sagte der US-Präsident. «Es gibt eine Verbindung, die nicht abreissen wird.» Das amerikanisch-britische Verhältnis sei nicht nur für ihn von grosser Bedeutung, sondern für die gesamte Bevölkerung der USA. Obama dankte den britischen Streitkräften für ihren Einsatz in Afghanistan. Brown bedankte sich im Gegenzug bei Obama für «die Inspiration, die er der Welt in diesen sehr schwierigen Zeiten gibt».

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Eine-schlech…
      Avatar
      schrieb am 04.03.09 23:30:23
      Beitrag Nr. 1.489 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.866 von Maraho am 04.03.09 14:06:54Der Bericht zu den Versicherern bestätigt mir endlich, was ich bislang immer nur vermuten konnte:

      Die Versicherungen sind durch die Bank wegen vom Wirtschaftsprüfer gestützter Bilanzfälschung nicht nur viel zu hoch bewertet, sondern mit ziemlicher Sicherheit schon alle pleite.

      Bin sehr gespannt darauf, wann es sie der Reihe nach dahinraffen wird, weil sie über keine ausreichende Liquidität mehr verfügen für die fällig werdenden Auszahlungen.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 05:43:45
      Beitrag Nr. 1.490 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.702.799 von heuschrecker am 04.03.09 23:30:23Guten Morgen heuschrecker,

      was nicht berücksichtig wurde in dem Artikel ist folgendes:

      Teure Naturkatastrophen
      http://www.news.ch/Teure+Naturkatastrophen/286700/detail.htm

      Ist schon etwas älter, aber dennoch aktuell. Dieser Umstand kommt erschwerend hinzu, was die zukünftigen Belastungen betrifft.

      Dir einen schönen Tag!
      Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:02:36
      Beitrag Nr. 1.491 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.703 von Maraho am 04.03.09 20:49:43Guten Morgen zusammen,
      erst einmal sei euch ein erfolgreicher Tag gewünscht.

      Nun ein ...
      Dossier

      Wie die Krise die Politik treibt
      von Horst von Buttlar

      Die Regierung handelt in der Krise ohne Kompass. Es gibt keinen Masterplan, nur hektische Ad-hoc-Politik. Die Regeln, die der Staat nun schafft, entscheiden über seine künftige Stärke. Eine Bestandsaufnahme.


      An dem Abend, der alles verändern wird, treten die Kanzlerin und ihr Finanzminister vor ihre Bürger. Sie sehen müde aus und blass, tief in ihren Augen flackert irgendwo Angst, ihre Stimmen wollen fest sein.

      "Die Bundesregierung sagt am heutigen Tag, dass wir nicht zulassen werden, dass die Schieflage eines Finanzinstituts zu einer Schieflage des gesamten Systems wird", sagt Angela Merkel. Es geht um die Rettung der Hypo Real Estate. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran", sagt Peer Steinbrück. Dann sagen sie noch, dass die Einlagen der deutschen Sparer sicher sind, sie sprechen von "gesamtstaatlicher Verantwortung".

      Es ist der 5. Oktober 2008. Es ist der Tag, an dem in Deutschland das erste Mal dreistellige Milliardensummen fallen, an dem alle ahnen, dass ihr Geld nicht sicher ist, an dem sich alles entgrenzt und zu neuen schrecklichen Größen findet. An dem Abend hört das Land auf, das zu tun, was es so gut kann: Grundsätze zu behaupten und auf Prinzipien zu reiten.

      Von jetzt an, das wissen Merkel und Steinbrück noch nicht, werden sie Getriebene sein, sie werden nicht nach ihren Überzeugungen handeln, sondern nach Notwendigkeiten. Sie werden Entscheidungen treffen von neuer Tragweite und neuer Tragik.

      Denn seit jenem Abend regiert eine Regierung, die unter Volldampf ist, aber ohne Kompass: Hypo Real Estate, Opel, Commerzbank, Schaeffler, HSH Nordbank, Qimonda, Autobauer, Autozulieferer, Industriekerne, Schlüsselindustrien.

      Volle Kraft voraus, aber wohin? Ist diese Phase der Improvisation nur ein Übergang? Und was kommt danach - eine Rückkehr zur Normalität oder eine neue Ära des Staates? "Es gibt keinen Masterplan", sagt Herfried Münkler, Professor für Politische Theorie an der Berliner Humboldt-Universität. "Die Regierung ist in der Lage des Zauberlehrlings. Es gibt Sachzwänge, Zeitdruck und das Argument der Alternativlosigkeit."

      Wer gerettet werden oder retten will, muss nur laut rufen. Und wenn gerettet wurde, bleibt keine Zeit zum Atemholen. "Die Politik muss derzeit mit einer Schnelligkeit Entscheidungen treffen, die es nicht gestattet, sie zu erklären oder gar Diskussionen mit den Bürgern über grundsätzliche Entscheidungen zu führen", räumte Kanzleramtschef Thomas de Maizière vor wenigen Tagen ein. "Wir hätten gern mehr Zeit dafür."

      Doch Zeit gibt es nicht. Und so klingt die Marschrichtung des Kanzleramts etwas kryptisch: "Man braucht Maßstäbe, nicht Tabus", sagt de Maizière.

      Der Maßstab aber ist Ansichtssache. Deswegen sprechen Politiker von Ausnahmen und Abwägungen, von letzten, allerletzten und allerallerletzten Mitteln, von "Ultissima Ratio". Es gibt keine Richtung, sondern nur Richtungswechsel, nur Bauchgefühl, Notstand, Einzelfälle. Der Staat befindet sich im Zustand permanenter Nötigung.

      Natürlich haben sie es geahnt. Es ist Mitte November, zum ersten Mal sickert durch, dass Opel über Staatshilfen verhandelt. Gerade erst hat die Regierung den Rettungsfonds für die Banken zusammengezimmert, innerhalb von zwei Wochen - in einem Land, das jahrelang über den Ladenschluss diskutiert.

      Opel, das ist bis heute eine Fortsetzung ohne Ende nach einem wiederkehrenden Muster: Es wird gerettet (oder die Rettung gefordert) und gleichzeitig eifrig gewarnt. Das ist in etwa, als würde ein Trinker auf seine Enthaltsamkeit anstoßen.

      Bei Opel sind es im November vor allem die Ministerpräsidenten: Roland Koch fordert in Hessen einen "Autoschirm", Nordrhein-Westfalens Jürgen Rüttgers gibt eine "Überlebensgarantie" ab. Auf der anderen Seite warnt Steinbrück vor einer "Bittsteller-Prozession", und Michael Glos, Wirtschaftsminister in den letzten Zügen, spricht von der "Gefahr, dass sich eine Branche nach der anderen meldet".

      Seitdem ist die Diskussion nicht viel weiter, nur die Mahner werden leiser. Erst am Mittwoch tönte Frank-Walter Steinmeier, ganz SPD-Kanzlerkandidat, bei Opel müsse man jetzt "pro-aktiv" handeln. Wenige Tage zuvor hatte er dessen Schicksal zur Frage der "Zukunft des Landes" gemacht. Kein Hersteller dürfe pleitegehen, sonst hätte man bald "ein industriell entkerntes Land". Und selbst der Finanzminister mag nicht mehr ausschließen, dass der Autobauer Staatshilfen erhält.

      "Das ist ein Fass ohne Boden", sagt Alfred Boss vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Und Hilmar Schneider, Direktor am Institut zur Zukunft der Arbeit, warnt vor der Signalwirkung: "Wer ein Problem hat, muss nur zum Staat kommen."

      Besonders zerrissen präsentiert sich die Union. Sie laviert und zitiert Ludwig Erhard. Und je öfter sie ihn zitiert, desto mehr schreddert sie ordnungspolitische Grundsätze. Als bei der Rettung der Hypo Real Estate die Enteignung der Aktionäre geplant wird, scheint das Maß voll. Das ist "ein ordnungspolitischer Tabubruch, der nicht mehr tragbar ist", schimpft Josef Schlarmann, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, während sich die Kanzlerin in Krisendialektik übt: "Wir tun das, um die Marktwirtschaft zu erhalten, nicht um sie abzuschaffen." Steinbrück hat es einmal plastischer formuliert: "Manchmal muss man Feuer mit Feuer bekämpfen."

      Die Linie, die Merkel lange Zeit zieht, verläuft zwischen der Hypo Real Estate auf der einen - und Opel und Schaeffler auf der anderen Seite. Gerettet werden soll nur systemisch, auf keinen Fall symbolisch.

      Doch viele zweifeln, dass diese Trennlinie wirklich hält. Je näher die Bundestagswahl rückt, das zeigten bereits wahlkämpfende Landesväter, desto eifriger werden die Retter. "Das wird ein Schlager im Wahlkampf, gegen den wir schwer ansingen können mit alten Ludwig-Erhard-Parolen", fürchtet ein CDU-Präsidiumsmitglied.

      Zumal nicht alle diese Parolen singen. Rüttgers etwa will lieber das große Rad drehen, legte sich ins Zeug für einen "Deutschlandfonds", "eine Art Marshallplan für die Unternehmen", um "industrielle Kerne zu schützen". Seit Mittwoch hat er ihn - 100 Mrd. Euro schwer.

      Merkel und Steinbrück wollten das Thema erst aus dem Wahlkampf raushalten, sie waren anfangs überwältigt und überrumpelt, wollten von Fall zu Fall entscheiden. Bei den Banken schwenkten sie bald auf die "systemische Antwort" ein, wie Steinbrück es nennt. Dabei gilt: so wenig Staat wie möglich. Und: Wenn der Staat schon einspringt, soll das finanzielle Risiko begrenzt sein.

      Bei den Autobauern ist die Lage schwieriger. Keiner behauptet, die Versorgung mit Autos sei gefährdet, wenn Opel pleiteginge. Die Begründung ist sophistischer. Steinbrück sagt, angetrieben vom SPD-Wahlkämpfer Steinmeier: "Wir müssen den Automobilbau als Leitindustrie stützen." Merkel verlangt ein Zukunftskonzept.

      "Im Kern gesund" und "volkswirtschaftlich förderungswürdig" sollen Firmen sein, bei denen sich der neue Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg eine staatliche Stützung vorstellen kann. Doch wer entscheidet, was "im Kern gesund" heißt? Geht es um das Geschäftsmodell? Um die Bilanz? Um das Produkt und Perspektiven? Und wer ist "volkswirtschaftlich förderungswürdig"? Jedes angeschlagene Unternehmen wird im ersten Absatz seines Förderantrags auf herausragenden Leistungen in Forschung und Entwicklung verweisen.

      Wer es positiv ausdrücken will, spricht deshalb von einem neuen Pragmatismus. "Für jede Richtung gibt es sofort eine Ideologie. Ich wünschte, wir wären pragmatischer", sagt der US-Politikwissenschaftler Francis Fukuyama mit Blick auf die Kämpfe in seinem Land. Er kritisiert verbohrte Republikaner, die auch im Untergang immer nur Steuersenkungen fordern. "Das Problem ist nicht die mangelnde Prinzipientreue, sondern das Prinzip selbst", sagt Fukuyama. "Weniger Staat und weniger Steuern führen nicht zwangsläufig aus der Krise."

      Die Politik hat ein weiteres Problem: die fast flächendeckende Paralyse der Wissenschaft. Experten und Ökonomen reden und rechnen, minus eins, zwei, drei oder gar fünf Prozent soll die Wirtschaft schrumpfen, sie erklären viel und wirken doch oft wie Sprechpuppen, die immer die gleichen Sätze sagen, wenn man auf ihren Bauch drückt.

      "Die meisten von uns sind ziemlich ratlos", räumt Friedrich Schneider, Chef der Vereinigung deutschsprachiger Ökonomen, ein: "Wir sind in der Krise." Sogar Steinbrück gibt sich freimütig unberaten: "Die Wirtschaftswissenschaftler haben keine verlässlichen Empfehlungen für uns. Sie sind nicht minder vielstimmig und vor allem angelegt auf öffentliche Selbstdarstellung wie die Politik auch."

      Der Staat handelt also wie ein General, der in der Schlacht zwar gut taktiert, aber keine Strategie hat. "Jahrzehntelang hat sich der Staat als machtvoller Akteur aus dem Wirtschaftsleben zurückgezogen", sagt Herfried Münkler. "Jetzt ist er wieder da. Aber nur als getriebener Hilfsakteur."

      Um ihn herum kämpfen gesellschaftliche Gruppen um seine Gunst. Das, so Münkler, sei der klassische Kampf der Lobbyisten - nur in einer ganz anderen Größenordnung, die den Staat an die Grenze des Bankrotts führen könnte. Die neue Stärke, mit der der Staat in diesen Tagen auftritt, ist also zugleich seine Schwäche.

      Für die Zukunft skizziert Münkler zwei mögliche Szenarien. Das optimistische: "Der Zauberlehrling wird wieder Hexenmeister." Nach einigen Jahren, wenn sich alles beruhigt hat, ist der Staat wieder Gestalter. Das aber gelänge nur effektiv und nachhaltig, wenn es ein globales Regelsystem gäbe. In diese Richtung steuert die Gruppe der G20, die im April in London über eine neue Finanzarchitektur beraten will. Eine Mammutaufgabe: "Man muss auch die 20.000 Briefkästen auf den Cayman Islands erfassen."

      Das zweite, pessimistische, Szenario wird bisher noch nicht diskutiert. Münkler nennt es "die Krise der Mentalitäten", wenn aus der ökonomischen eine "gesellschaftliche Depression" wird. Das wäre vergleichbar mit den Krisen des 17. Jahrhunderts, ausgehend von der Kleinen Eiszeit ab 1570, die in den Dreißigjährigen Krieg mündete.

      Die Menschheit würde ihren "Glauben an Gestaltung" verlieren, die "Grunddisposition des 19. und 20. Jahrhunderts". Es ist der Glaube, dass Probleme lösbar sind, dass die technischen Fähigkeiten steigerbar sind und der Fortschritt unumkehrbar ist.

      Das Szenario ist nicht sehr wahrscheinlich. Und doch zeigt es, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht. Wir werden große Architekten brauchen.

      Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Agenda-Wie-die-Krise-…
      2 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:08:21
      Beitrag Nr. 1.492 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.131 von Maraho am 05.03.09 06:02:36Endlich kommt einer darauf...

      Fricke sieht neues Milliarden-Haushaltsloch

      Berlin (dpa) - Der Vorsitzende des Bundestag-Haushaltsausschusses, Otto Fricke, rechnet für dieses Jahr mit einem neuen Haushaltsloch von fünf bis acht Milliarden Euro. Als Begründung nannte der FDP- Experte in der «Bild»-Zeitung den Konjunktureinbruch, der sich in den bisherigen Haushaltsberechnungen nicht widerspiegele. Offiziell wurde die Neuverschuldung für 2009 in einem Nachtragshaushalt auf 36,8 Milliarden Euro fixiert. Das Finanzministerium hatte zuletzt einen Wert von etwa 50 Milliarden Euro nicht ausgeschlossen.

      © Die Welt
      erschienen am 05.03.2009 um 00:46 Uhr
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:11:50
      Beitrag Nr. 1.493 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.693.788 von Groupier am 03.03.09 22:17:35Egal wie, es wird kosten ...

      Opel-Sanierungsplan sieht angeblich Streichung von 7600 Jobs vor

      Berlin (dpa) - Das Sanierungskonzept des Opel-Vorstandes sieht nach einem Bericht der «Rheinischen Post» die Streichung von 7600 Stellen vor. Insgesamt sollen die Arbeitnehmer demnach einen Kostensenkungsbeitrag von bis zu 1,5 Milliarden Euro leisten. Eine Insolvenz würde nach Angaben der IG Metall europaweit rund 400 000 Arbeitsplätze gefährden. Nach Angaben von SPD-Fraktionschef Peter Struck will die große Koalition Opel und den Zulieferer Schaeffler wenn möglich bei der Sicherung von Jobs unterstützen.

      © Die Welt
      erschienen am 05.03.2009 um 02:44 Uhr
      13 Antworten?Die Baumansicht ist in diesem Thread nicht möglich.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:17:12
      Beitrag Nr. 1.494 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.701.562 von Maraho am 04.03.09 20:33:10Noch etwas hierzu....

      Beige Book
      Fed zeichnet düsteres Konjunkturbild

      Die US-Notenbank Fed hat ihren Beige Book genannten Konjunkturbericht veröffentlicht. Demnach stehen die Zeichen für eine kurzfristige wirtschaftliche Erholung schlecht. Eine zunehmende Gefahr für den angeschlagenen US-Bankensektor sieht ein Notenbanker außerdem in Gewerbeimmobilien.


      HB WASHINGTON. Von den einzelnen Distrikten der Zentralbank würden die kurzfristigen Aussichten für eine merkliche Aufhellung der Konjunktur schlecht beurteilt, heißt es in dem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Konjunkturbericht der US-Notenbank. Die meisten Regionen sehen eine merkliche Verbesserung nicht vor der Jahreswende 2009/2010.

      Der Bericht stützt sich auf Daten, die bis zum 23. Februar erhoben wurden. Demnach sehen zehn von zwölf Distrikten eine zusätzliche Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität in den USA. Lediglich in den Notenbank-Distrikten Philadelphia und Chicago werde die Lage als „weiterhin schwach“ gesehen. Besondere Schwachpunkte sind dem Bericht zufolge die Industrieproduktion und der Immobilienmarkt.

      Der Konsum ist in allen Distrikten anhaltend schwach, obgleich viele Regionen im Vergleich zum letzten Bericht eine leichte Verbesserung feststellen. Die Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe habe sich weiter abgeschwächt, in einigen Regionen sogar deutlich verschlechtert. Der Immobilienmarkt stagniere weiterhin, lediglich in einigen Bereichen seien leichte Anzeichen einer Stabilisierung zu erkennen. Die Nachfrage nach Krediten habe sich abermals abgeschwächt, während das Kreditangebot nach wir vor angespannt sei.

      Der Preisauftrieb hat sich laut dem Beige Book weiter verringert. Die Arbeitslosigkeit sei hingegen in allen Regionen gestiegen. Allerdings hätten Lohnkürzungen der ungünstigen Entwicklung entgegengewirkt. Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf den Bericht fielen verhalten aus: Zwar kletterte der US-Aktienindex Dow Jones nach dem Bericht auf sein Tageshoch. Händler führten dies allerdings auf eine Gegenbewegung zu den drastischen Verlusten an den Vortagen zurück.

      Gewerbeimmobilien stellen nach Einschätzung eines US-Notenbankers eine zunehmende Gefahr für den bereits angeschlagenen Bankensektor dar. „Die Probleme bei privaten Immobilien sind bekannt. Aber angesichts der anhaltenden Wirtschaftsschwäche achte ich verstärkt auf die Gewerbeimmobilien“, sagte der Präsident der Altana-Fed, Dennis Lockhart, am Mittwoch. Ein Verfall der Märkte für gewerbliche Immobilien dürfte weiteren Druck auf die bereits krisengeschüttelten Finanzinstitute und -märkte ausüben. Jedoch sei eine Lösung der Probleme im Finanzsektor wiederum für eine Konjunkturerholung notwendig.

      Die Banken haben Kredite für Gewerbeimmobilien im Wert von rund 2,5 Billionen Dollar in ihren Büchern stehen. Dies ist weniger als ein Viertel der Größe des Markts für privates Wohneigentum. Jede weitere Belastung für den Finanzsektor sei jedoch höchst unwillkommen, fügte Lockhart hinzu. „Finanzprobleme bei gewerblichen Immobilien dürften die Anstrengungen zur Stabilisierung des Bankensystems und der Kreditmärkte weiter verkomplizieren“, sagte er. Die Fed hat im Kampf gegen die Finanzkrise den Leitzins bereits auf nahe Null gesenkt und mehr als eine Billion Dollar in die Kreditmärkte gepumpt, um sie am Laufen zu halten.

      Quelle und PDF Beige Book: http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-nachricht…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:23:54
      Beitrag Nr. 1.495 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.691.799 von Maraho am 03.03.09 18:38:28Ein Bericht aus der Schweiz...

      Das Schweizer Krisenrezept: Aufbäumen, abwarten und einknicken
      Von Hannes Nussbaumer.

      Es dauerte ein paar Tage, und die Schweiz bewegte sich: Das unverhandelbare Bankgeheimnis wurde verhandelbar. Ein typischer Fall von eidgenössischer Krisenbewältigung.


      Finanzminister Hans-Rudolf Merz hat schon erfreulichere Zeiten erlebt. Seit bald zwei Wochen, seit dem überstürzten Transfer von UBS-Daten über den Atlantik in die Vereinigten Staaten, verfolgt ihn das Thema Bankgeheimnis konstant. Nicht ganz so konstant ist seine Rhetorik. Am Tag eins der Attacke auf die quasi-heilige Schweizer Dienstleistungsinstitution sagte Merz, was er schon immer gesagt hatte: Das Bankgeheimnis sei intakt und werde intakt bleiben. Es gebe keinen Anlass zu Verhandlungen. Bereits kurze Zeit später korrigierte sich der Finanzminister: Über die eine oder andere Konzession lasse sich reden.

      Was Merz angedeutet hat, nennen andere FDP-Exponenten – etwa die Finanzverantwortlichen von Stadt und Kanton Zürich – beim Namen: dass die Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und -hinterziehung nicht mehr haltbar sei. Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf stösst in dieselbe Richtung. Ihrem amerikanischen Amtskollegen hat sie eine Überprüfung angekündigt, ob die Schweiz bei «grober» Steuerhinterziehung in Zukunft Amtshilfe leisten könne.

      Im «Wirtschaftskrieg»

      Damit hat sich innerhalb kurzer Zeit viel verändert. Was Bürgerliche bis vor kurzem nicht einmal zu denken wagten, ist zur salonfähigen Ansicht geworden. Das ist so bemerkenswert wie typisch – typisch, weil sich in den letzten Tagen abgespielt hat, was sich regelmässig abspielt, wenn die Eidgenossenschaft unter Druck gerät. Die Schweizer Standardreaktion folgt in solchen Fällen dem Dreischritt: aufbäumen, abwarten, einknicken.

      In den Worten von Jakob Tanner, Professor für Geschichte an der Uni Zürich: «Zuerst gibt es ein grosses Zetermordio. Die Politik beschwört die Formeln der Vergangenheit – etwa die Nichtverhandelbarkeit des Bankgeheimnisses. Man gibt sich kämpferisch und spricht von imperialistischen Angriffen.» Das kommt an, zumal in der Schweiz, wo das Selbstbild des stets bedrohten, wehrhaften Kleinstaats ins kollektive Bewusstsein eingebrannt ist. Niemand stört sich daran, wenn Eugen Haltiner, der Präsident der Finanzmarktaufsicht (Finma), gar von einem «Wirtschaftskrieg» spricht.

      Verschärft sich die Krise trotzdem weiter, folgt Krisenphase zwei: «Dann knickt das politische System ein», sagt Tanner. «Die nationalstaatliche Souveränität wird umdefiniert, und die ausländischen Forderungen werden plötzlich als Verhandlungsbasis anerkannt.»

      Zwist mit «Schwesterrepublik» USA

      Auch die letzte grosse aussenpolitische Krise – jene um die nachrichtenlosen Konti zwischen 1996 und 98 – begann damit, dass sich die Politik aufbäumte. Der jüdische Weltkongress und die amerikanische Administration hatten die Schweiz ins Visier genommen wegen der nachrichtenlosen Vermögen von Holocaust-Opfern, welche auf Schweizer Banken schlummerten. Auch damals kamen die Formeln der Vergangenheit zum Zug. Das ganze Sortiment wurde beschworen: der neutrale Kleinstaat, das reine Gewissen, die weisse Weste. Es fehlte auch nicht am kämpferischen Pathos: Jean-Pascal Delamuraz' Erpressungsvorwurf an die Adresse Washingtons bleibt unvergessen. «Extrem arrogant und mit einem verblüffenden Mangel an Kommunikationskompetenz» habe sich die Schweiz in der Anfangsphase der Krise aufgeführt, erinnert sich Historiker Tanner.

      Dann kam der Knick: Das Parlament befürwortete einstimmig die Bildung einer unabhängigen Historikerkommission, die herausfinden sollte, wie sich die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs tatsächlich verhalten hatte. Plötzlich galt es als kompatibel mit der Souveränität, dem Druck nachzugeben und dazu Hand zu bieten, dass der neutrale Kleinstaat, das reine Gewissen und die weisse Weste von unabhängiger Seite unter die Lupe genommen wurden.

      Die Liste ähnlicher Vorfälle ist lang. Historiker Tanner zählt auf: 1866 zwangen die USA und Frankreich die Schweiz, die Juden als gleichberechtigte Staatsbürger anzuerkennen. 1904 verlangte Deutschland von der Schweiz patentrechtliche Bestimmungen – 1907 lagen diese vor. Nach dem Ersten Weltkrieg drängten der Völkerbund und die USA auf ein Betäubungsmittelgesetz – die Schweiz protestierte, doch 1924 passierte das Gesetz einstimmig das Parlament.

      Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es im selben Takt weiter: Die Schweiz geriet unter Beschuss wegen Gold- und Bankgeschäften mit Nazi-Deutschland. Sie musste 1946 mit den USA das Washingtoner Abkommen aushandeln und ansehnliche Zahlungen leisten. 1973 kam ein Rechtshilfeabkommen mit den Amerikanern zustande, welches das Bankgeheimnis in bestimmten Fällen relativierte. Es war nicht die letzte Aufweichung. In den 1980er-Jahren folgten weitere Konzessionen der Schweiz, vor allem gegenüber der «Sister Republic» USA.

      Trotzdem ist der aktuelle Zwist nicht einfach eine Neuauflage früherer Dispute. Die beiden jüngsten Konflikte – der aktuelle ums Bankgeheimnis und der zurückliegende um die nachrichtenlosen Vermögen – sind heftiger als vergangene, und das Schweizer Aufbäumen macht weniger Eindruck als früher. Kein Wunder, meint Jakob Tanner: «Mit dem Ende des Kalten Kriegs hat sich viel verändert. Dazu gehört, dass die Gegner härter zuschlagen können als früher.» Solange die Welt zweigeteilt war, gingen die westlichen Freunde der Schweiz nicht bis zum Letzten – schliesslich sassen alle im selben Boot.

      Die Taktik des Kalten Krieges

      Unter dieser Voraussetzung gelang es der Schweiz immer wieder, sich aus Drucksituationen herauszuwinden, ohne grössere Konzessionen machen zu müssen. Gerade die wiederholten Angriffe aufs Bankgeheimnis konnten pariert werden. «Dass es das Bankgeheimnis überhaupt noch gibt, hängt mit der Fähigkeit der Schweizer Politik zusammen, Kritik versanden zu lassen», sagt Jakob Tanner. Das geht so: «Man fährt zuerst die Verteidigungsrhetorik auf und spielt dann zwei Monate lang den toten Mann. Die Strategie basiert auf der Erfahrung, dass die Personen, welche die Schweiz moralisch kritisieren, häufig dieselbe soziale Stellung haben wie jene, die an einem sicheren Steuerhafen interessiert sind. Weshalb es in der Regel nicht lange dauert, bis der aussenpolitische Druck wieder verschwindet.»

      Bis Mitte der 90er-Jahre ging die Rechnung immer wieder auf. «Das politische System der Schweiz ist gut im Abhalten und Aussitzen», sagt Tanner. «Aber es ist immer dann schwach, wenn es die anderen ernst meinen und aufs Ganze gehen. Das ist seit dem Ende des Kalten Krieges öfter der Fall.»

      Dass der Bundesrat auf die jüngsten Krisen bezüglich nachrichtenlose Vermögen und Bankgeheimnis erst mit dem klassischen Aufbäumen reagierte und ansonsten hilf- und kopflos wirkte, lässt vermuten: Punkto Krisenmanagement befindet sich Bundesbern noch immer im Kalten Krieg. Das heisst: Man klammert sich an die Vergangenheit, statt sich frühzeitig und vorausschauend mit der Zukunft zu befassen. In den Worten des Lausanner Historikers Hans Ulrich Jost: «Der Bundesrat steht mit dem Rücken zur Zukunft.» Das mag sich früher mitunter ausbezahlt haben. Heute führt es dazu, dass der Bundesrat regelmässig überrumpelt wird.

      Heute fehlt der Feind

      Schweizer Krisenmanager haben allerdings auch keinen leichten Job. Seit die Mauer nicht mehr steht, sind nicht nur die Angriffe heftiger und die Angreifenden kompromissloser geworden. Es ist generell schwieriger geworden, Krisen zu bewältigen – egal, ob sie innen- oder aussenpolitischer Natur sind.

      So ist es für das Polit-Establishment anspruchsvoller geworden, das Fussvolk auf seine Seite zu ziehen: Das solidarisierende Bewusstsein, «Wir sind ein bedrohter Kleinstaat», lässt sich in einer Zeit ohne klassische Feinde nicht mehr so leicht aktivieren. Im Kalten Krieg lagen die Verhältnisse anders. Damals feierte die Geistige Landesverteidigung unter neuen, nämlich antikommunistischen Vorzeichen ein Revival. Ihre Argumente waren namentlich in Krisenzeiten ein patentes Vehikel, um die Reihen zu schliessen.

      So reagierte der Bundesrat auf die gesellschaftlichen Umwälzungen der 60er-Jahre mit einem Büchlein, das er 1969 an alle Haushalte verteilen liess. Sein Titel: «Zivilverteidigung». Im Sound der Reduit-und-Landi-Schweiz variiert es 320 Seiten lang das Bild des bedrohten Kleinstaats. Was die wehrhafte Schweiz ausmacht, formulierte es indessen bündig: «Volk und Behörden stehen Schulter an Schulter.»

      Zwanzig Jahre später dasselbe Muster: 1989 veranstaltet das Militärdepartement Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Kriegsausbruchs – und irritiert damit im In- und Ausland. Wer feiert schon einen Kriegsausbruch? Es ging auch in diesem Fall darum, die Bevölkerung unter dem Dach der einigenden Bedrohungsgeschichte zu versammeln – in der Hoffnung, so eine Krise entschärfen zu können. Letztere bestand aus der bevorstehenden Abstimmung über eine Institution, die (damals noch) mindestens so heilig war wie das Bankgeheimnis: die Armee.

      Konkordanz aus dem Tritt

      Das Ende des Ost-West-Konflikts entband von der bürgerlich-moralischen Verpflichtung, «Schulter an Schulter» zusammenzustehen. So kam zwar Frischluft in die Gesellschaft, doch gleichzeitig «lief die Schweiz in eine Konkordanzkrise», sagt der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof. Kein Wunder: Die Gesellschaft ist nach dem Mauerfall individualistischer geworden. Das politische System blieb jedoch dasselbe: ein System, das auf dem Miteinander der wichtigsten politischen Kräfte basiert. Und das deshalb am besten funktioniert, wenn eine Bedrohung – durch Nazi-Deutschland oder durch den Kalten Krieg – zum Miteinander zwingt. «Die Konkordanz ist bedrohungssüchtig», sagt Soziologe Imhof. Nehme die Bedrohung dagegen ab, gerate die Konkordanz aus dem Tritt. Dass ein politisches System, das nicht wirklich in Form ist, die Arbeit der Krisen-Feuerwehr erschwert, liegt auf der Hand.

      Wichtige Impulse für Veränderungen

      Es gibt in der jüngeren Schweizer Geschichte keine grössere Krise, für deren Bewältigung der Bundesrat eine Medaille für vorbildliches Agieren verdient. Nichtsdestotrotz besteht paradoxerweise Grund zur Hoffnung: Im Rückblick zeigt sich, dass Krisen die Schweiz meist vorwärts- gebracht haben. Hansjörg Siegenthaler, Zürcher Historiker mit Spezialgebiet Krisengeschichte, schreibt zu den 60er-Jahren: Kaum eine der Anregungen, die in jener Zeit formuliert worden seien, sei «ohne Bedeutung für gegenwärtiges Handeln» geblieben. Ganz besonders gelte dies für die ökologischen und feministischen Impulse.

      Auch die 89er-Krise rund um die Armeeabschaffung zeigte Wirkung: Die Einsicht, dass man «auch ohne Rekrutenschule ein anständiger Schweizer» sein könne, sei das «Ergebnis eines fundamentalen Wandels», sagte Siegenthaler in einem Interview.

      Und die aktuelle Krise? Werden künftige Historiker auch sie dereinst als Anlass für einen Schritt vorwärts deuten? Historiker Tanner verweist auf die Erfahrung, dass das Schweizer Einknicken zwar für die Direktbetroffenen kurzfristig oft einen Rückschlag bedeutet habe. «Langfristig hat es sich aber meist positiv ausgewirkt, wenn die Schweiz auf einen Sonderzug verzichtet hat.» Soziologe Imhof hält es immerhin für «gut möglich», dass die aktuelle Bedrohung der Schweiz beziehungsweise ihres Finanzplatzes durch die Allianz von EU, OECD und G-20 der Konkordanz neuen Schwung verleihen werde. Zu spüren sein werde dieser Schwung jedoch nicht schon morgen, sagt Kurt Imhof: «Das dauert.»

      Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Das-Schweize…
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:28:13
      Beitrag Nr. 1.496 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.535 von Maraho am 04.03.09 13:28:28Aller "Guten Dinge" sind drei...

      China erwartet höchstes Haushaltsdefizit seiner Geschichte

      Peking (dpa) - Mit seinen massiven Staatsausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft erwartet China in diesem Jahr das höchste Defizit seiner Geschichte. Zum Auftakt der diesjährigen Plenartagung des Volkskongresses in Peking sagte Regierungschef Wen Jiabao, die Rekordverschuldung sei aber in einem «akzeptablen Rahmen». Entgegen Spekulationen, die schon die Aktienmärkte beflügelt hatten, enthielt sein Rechenschaftsbericht keine konkreten neuen Konjunkturmaßnahmen, die deutlich über bisherige Ankündigungen hinausgingen.

      © Die Welt
      erschienen am 05.03.2009 um 05:54 Uhr
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 06:35:40
      Beitrag Nr. 1.497 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.131 von Maraho am 05.03.09 06:02:36Ein Letztes....

      Bestenfalls nur Mini-Wachstum 2010
      Rezession verfestigt sich in Deutschland - Bankenverband rechnet nicht mit schnellem Aufschwung

      Börsen-Zeitung, 5.3.2009 lz Frankfurt - Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft werden immer düsterer. Nach dem aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung erwartet die Mehrheit der Ökonomen von Banken und Forschungsinstituten für 2009 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,9 %; vor zwei Monaten lag der Prognosemedian noch bei - 1,3 %. Immerhin wird für 2010 überwiegend ein positives Wachstum vorhergesagt.

      Wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim erläutert, das die Konjunkturprognosen für die Börsen-Zeitung sammelt und auswertet, hätten selbst die größten Pessimisten zur Jahreswende für 2009 allenfalls eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung von 2,7 % erwartet. Inzwischen gibt es noch viel dramatischere Einschätzungen. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) etwa erwartet für 2009 - trotz Konjunkturprogramm und geldpolitischer Impulse seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) - ein Minus von 3,5 %. Dabei würden die Abwärtsrisiken der Prognose noch eindeutig überwiegen, sagte der Sprecher des BdB-Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik, IKB-Chefvolkswirt Kurt Demmer. Pessimistisch äußert sich der Bankenverband auch für die Folgejahre. Wegen der weltweiten ökonomischen Ungleichgewichte, einer wohl langjährigen Konsumzurückhaltung in den USA, einhergehend mit höheren Sparraten, und wegen der Aufarbeitung der Finanzkrise werde das Wachstum der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren eher gebremst sein. Die deutsche Exportindustrie werde darum nicht so schnell an alte Erfolge anknüpfen können - trotz ihrer hohen internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Der BdB rechnet zwar für 2010 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 % in Deutschland, Voraussetzung sei aber eine konjunkturelle Bodenbildung im dritten und vierten Quartal. Und ohne den etwa einprozentigen Wachstumsimpuls durch das staatliche Konjunkturprogramm wäre auch 2010 das positive Wachstum kaum zu erbringen. Demmer: "Wir können 2010 froh sein, wenn wir eine schwarze Null erreichen." Optimistischer zeigte sich hinsichtlich des Jahres 2010 indes das Gros der Prognostiker. Sie rechnen mit einem Wachstum von immerhin 0,8 % bei wieder anziehenden Investitionen, Exporten und Importen. Allerdings werde der Privatkonsum wegen der steigenden Arbeitslosigkeit und wegen Vorsichtssparen weniger stark zulegen als 2009. Für das laufende Jahr haben sich die Prognosen nahezu aller Aggregatsgrößen gegenüber dem Stand vom Jahresende im Konjunkturtableau verschlechtert. Besonders stark wurden die Export- und Importprognosen revidiert, da das außenwirtschaftliche Umfeld sehr ungünstig bewertet wird. Im Median wird ein Rückgang der Exporte von 6,5 % prognostiziert. Damit wurden die Dezemberprognosen um vier Prozentpunkte nach unten korrigiert. Die Einfuhren nach Deutschland werden danach ebenfalls rückläufig sein. Einen starken Einbruch wird es nach Meinung der Ökonomen auch bei den Anlageinvestitionen geben. Die Medianprognose für 2009 beträgt aktuell - 5,4 %; folgt man deutlich pessimistischeren Experten, könnte der Rückgang, so ZEW-Ökonom Marcus Kappler, sogar zweistellig sein. Die Preise werden den Prognosen zufolge in den nächsten beiden Jahren nur langsam steigen. Die erwartete Inflationsrate für 2009 liegt im Median bei 0,5 %; im Jahr darauf bei 1,4 % - und damit immer noch unter der EZB-Zielmarke. Auf dem Arbeitsmarkt wird die Konjunkturkrise - trotz des Einsatzes der Kurzarbeit - in nächster Zeit ebenfalls ankommen. Die Zahl der Arbeitslosen wird nach den Prognosen im laufenden Jahr deutlich ansteigen. Die Arbeitslosenquote dürfte sich danach auf 8,5 % einstellen. Auch hier war man vor zwei Monaten noch optimistischer und rechnete mit allenfalls 8,1 %. Im Jahr 2010 wird die Quote dann sogar die Neun-Prozent-Schwelle übersteigen - mit entsprechenden Folgen für den Konsum und die Sozialkassen. Nach der neuen Prognose des Bankenverbandes werden im Jahr 2010 über vier Millionen Menschen auf Stellensuche sein.

      Quelle: http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=299&artid=20…

      Bis später....
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 13:25:53
      Beitrag Nr. 1.498 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.703.151 von Maraho am 05.03.09 06:35:40"Bestenfalls nur Mini-Wachstum 2010"

      Verglichen zu 2009....(!!)

      ...was zu gigantischen Steuerausfällen führt.
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 14:48:17
      Beitrag Nr. 1.499 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.705.483 von Dorfrichter am 05.03.09 13:25:53Servus Dorfrichter,
      man denkt aber nur bis Ende dieses Jahres. Siehe oben!

      Gruß Maraho
      Avatar
      schrieb am 05.03.09 14:53:36
      Beitrag Nr. 1.500 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.697.596 von Maraho am 04.03.09 13:35:28Jetzt auch der Einzelhandel....

      Wirtschaftskrise schlägt auf Konsum durch

      Im Endeffekt war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wirtschaftskrise auch auf die Verbraucher durchschlagen würde. Nun ist es passiert. Der Einzelhandel verzeichnet rückläufige Umsätze. Die Binnennachfrage bricht langsam weg.


      HB WIESBADEN. Die Wirtschaftskrise hat die Kauflust der Verbraucher gebremst und dem Einzelhandel sinkende Umsätze beschert. Herbe Rückschläge wie in der Industrie blieben aber zum Jahresbeginn aus. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden verringerte sich der Einzelhandelsumsatz im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nominal um 1,2 Prozent und real um 1,3 Prozent. Im Vergleich zum Dezember 2008 sank der Umsatz unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten nominal um 0,5 und real um 0,6 Prozent.

      Überdurchschnittlich betroffen war im Januar der zuletzt aufstrebende Internet- und Versandhandel, dessen Erlöse binnen Jahresfrist nominal um 7,5 Prozent und real um 8,2 Prozent einbrachen. Im Gesamtjahr 2008 hatte sich der Versandhandel noch unbeeindruckt von der Flaute gezeigt und mit einem Plus von nominal 7,2 Prozent und real 6,1 Prozent die größte Umsatzsteigerung aller Einzelhandelsbranchen erzielt.

      „Offensichtlich haben die trüben Wirtschaftsaussichten die Kaufbereitschaft der privaten Haushalte trotz gestiegener Realeinkommen schwer belastet“, schrieb die Bank UniCredit in einer Kurzanalyse. Die Commerzbank erwartet vom Handel auch in den kommenden Monaten keine positiven Impulse, zumal sich die Lage am Arbeitsmarkt spürbar verschlechtere: „Dies dürfte den Effekt der niedrigen Energiepreise und die Steuerentlastungen im Rahmen der Konjunkturpakete mehr als ausgleichen.“ Das Institut erwartet, dass sich der Abwärtstrend im deutschen Einzelhandel verstärken wird.

      Im Januar setzte der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren nominal 1,2 Prozent und real 2,4 Prozent weniger um als im gleichen Monat des Vorjahres. Dabei verzeichneten Supermärkte, SB- Warenhäuser und Verbrauchermärkte einen geringeren Rückgang (nominal um 1,1 Prozent, real um 2,2 Prozent) als der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln, dessen Umsätze nominal um 2,3 Prozent und real um 4,5 Prozent unter dem Vorjahresmonat lagen.

      Auch im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln wurde weniger umgesetzt als vor einem Jahr. Nur mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Erzeugnissen erzielten Händler eine nominale Umsatzsteigerung (plus 1,2 Prozent), real gingen die Erlöse aber auch in diesem Segment um 0,9 Prozent zurück.

      Das Ergebnis für den Januar 2009 wurde aus Daten von sieben Bundesländern berechnet, in denen etwa 76 Prozent des Gesamtumsatzes im deutschen Einzelhandel erzielt werden.

      Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstl…
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