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    Bernd Niquet: Die Vereinigung von Bulle und Bär - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 11.04.00 09:55:09 von
    neuester Beitrag 11.04.00 15:24:50 von
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      schrieb am 11.04.00 09:55:09
      Beitrag Nr. 1 ()

      Bernd Niquet: Die Vereinigung von Bulle und Bär

      - Hat der Markt seine Opfer schon ausgesucht? -

      Gestern war herrliches Wetter. Und zwar nicht nur draußen, was es ja heute auch noch ist. Sondern auch am Neuen Markt, was heute hingegen nicht mehr ganz der Fall ist.

      Wie der Zufall es so wollte, war ich gestern zum ersten Mal seit einiger Zeit wieder einmal in einem Geschäft, von dem ich weiß, dass sein Inhaber - seit vielleicht einem Jahr allerdings erst (!) - rege an der Börse spielt.

      Und gleich an der Tür begrüßte er mich mit den Worten: „Na, schon T-Online gezeichnet?“

      „Nein!“ habe ich geantwortet, „schließlich nehme ich auch nicht an Preisausschreiben in Zeitschriften teil.“

      „Stimmt schon“, bestätigte er, „die Chancen sind wirklich nicht groß. Ganz im Gegensatz zur sonstigen Börse.“

      „Ach“, habe ich gleich nachgefragt, „wie läuft es denn so?“

      „Im Moment super“, bestätigte er, „alles im Plus. Allerdings mit einer Ausnahme: Bei Amazon liege ich derzeit schief.“

      „Selbst Schuld“, habe ich gedacht, aber nichts gesagt.

      „Am besten geklappt hat neulich“, so sprudelte er weiter, „der plötzliche Kursverlust von Allianz. Daraufhin habe ich mir sofort einen Call-Optionsschein herausgesucht und bin eingestiegen. Nur leider ist mein Laden so stressig, dass ich nur selten in die Börse hineinschauen kann.“

      „Vielleicht ist das auch ein Glück“, dachte ich daraufhin und verabschiedete mich anschließend.

      Insgesamt besaß der Mann, so hatte er mir erzählt, ein Portfolio von diversen Optionsscheinen: Calls auf Amazon, Calls auf Neue-Markt-Werte und ein paar Puts auf den Dax. (Hatte er meine Kolumne gelesen?)

      So etwas kann man ruhig tun, finde ich, obwohl mir die Systematik eher schief erscheint und ich auch nicht gerne gerade jetzt den Zeitfaktor gegen mich laufen lassen würde.

      Viel interessanter finde ich jedoch, zu sehen, wer gegenwärtig in Wirklichkeit die starken Hände zu sein scheinen: Es sind nämlich die eigentlich schwachen Hände! Die Neueinsteiger verhalten sich profihafter als die Profis, weil sie die Lektion, bei jeder Kursschwäche zu kaufen, nicht nur gelernt, sondern schon fast verinnerlicht haben.

      Und das heißt: Der Markt wird durch die Neueinsteiger nicht destabilisiert, sondern vielmehr stabilisiert. Im Normalfall! Denn wenn bei dieser Klientel jetzt einmal der Verdacht aufkommen könnte, dass diese Lektion nicht mehr zieht, dann ...

      Insgesamt erinnert mich das an eine schöne Karikatur, die ich neulich gesehen habe: Da liegen Bulle und Bär gemeinsam im Bett. Daraufhin sagte der Bulle, als er sich lüstern über den Bären beugt: Für uns wäre es sicherlich viel Spaß. Aber was würde der Markt dazu sagen?

      Bernd Niquet, Dienstag, 11. April 2000

      Feed-back und Diskussion: Im angeschlossenen Board bei www.wallstreet-online.de oder über: b.niquet@wallstreet-online.de

      Bernd Niquet, KEINE ANGST VORM NÄCHSTEN CRASH - Warum Aktien als Langfristanlage unschlagbar sind, Campus-Verlag, Frankfurt/M., New York 1999, 269 Seiten, kartoniert, 49,80 DM, ISBN 3-593-36293-7. Bestell-Link: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3593362937/buchervonberndni

      Avatar
      schrieb am 11.04.00 10:56:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo Herr Niquet!

      Hat der Markt seine Opfer schon ausgesucht?
      Bei Fondskäufern könnte man diese Frage evtl. ohne Einschränkung mit ja beantworten, bei Aktionären hat jeder sein Schicksal teilweise, aber keinesfalls vollständig, selbst in der Hand.
      Die Strategie, jede Kursschwäche zum Kauf zu nutzen endet oft mit Verlusten, denn z.B. eine Evotec ist 20% unter Höchstkurs noch lange kein Kauf.
      Dass die breite Masse Verluste hinnehmen wird, halte ich für wahrscheinlich, zu viele Punkte sprechen dafür.
      - es sind sehr viele unerfahrene Anleger am Markt.
      - die Zinsen steigen. Dies hat in der Vergangenheit immer zu einem Rückschlag am Aktienmarkt geführt.
      - es gibt immer Überteibungen nach oben und nach unten. Eine Übertreibung nach unten konnte ich dieses Jahr noch nicht feststellen.
      Die immer noch reichlich vorhandene Liquidität verhindert bisher schlimmeres. Zeichnet sich hier eine Trendwende ab?

      Schönen Gruß
      Frank
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 11:43:36
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Liquidität hat hiermit natürlich nichts zu tun. Denn kein (!) Privatanleger merkt, ob die EZB Geld aus dem Markt schleust oder nicht.

      Es ist daher alles nur eine Frage der Erwartungen: Glauben genug Anleger, dass es eine kurze Erholung ist, dann ist es eine kurze. Glauben Sie hingegen an ein Schlachtefest, dann wird es eines.

      Im Moment, denke ich, herrscht weiterhin der Glaube an eine kurze Korrektur vor. Doch wir können weiterhin gespannt sein, was passieren wird.
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 11:54:44
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Herr Niquet,
      verstehe ich Sie richtig, wenn ich glaube, daß Sie durchaus nach Gründen dafür suchen, daß die Börsenwelt sich entgegen der Annahme vieler "erfahrener" Anleger doch grundlegend geändert hat? Also, ich gehe dieser Frage ernsthaft nach und gebe hinsichtlich des Aspektes erfahrener/unerfahrener Anleger mal den Hinweis auf einen Artikel im Feuilleton der FAZ vom Donnerstag oder Freitag voriger Woche, in welchem - ganz grob gesagt - die Frage der Bedeutung der Wissensverbreitung diskutiert wird. Ich würde mich freuen, wenn Sie mal Ihre Ideen hierzu aufschreiben würden.

      cu
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 13:23:12
      Beitrag Nr. 5 ()
      Shar Pei,

      können Sie das noch etwas deutlicher sagen? Oder mir gar den Artikel mailen? (b.niquet@wallstreet-online.de)

      Was meinen Sie mit Wissenverbreitung? Wie sich Wissen in einer Gesellschaft bildet oder durch welche Kanäle es transportiert wird?

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      Avatar
      schrieb am 11.04.00 13:26:04
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ob die Marktechnik gut oder schlecht ist, hängt ja wesentlich davon ab, ob die Mehrzahl der Papiere in starken oder schwachen Händen sind. Dazu meine Frage: Sind die Neueinsteiger nun starke oder schwache Hände? Nach dem bisherigen Konsensus gelten unerfahrene Aktionäre eher als schwache Hände. Hat sich dies geändert ?
      Gruß Josepp
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 14:30:58
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo Herr Niquet,

      glauben Sie das der Trend zu den Standardwerten, hinaus aus der
      Nasdaq sich zementieren wird ?
      Und wenn ja , sind dann nicht die die kleinen "aussichtsreichen"
      Nebenwerte die am Ende die eigentlichen Verlierer der Kapitalflucht ?
      Ich kann diesen Trend momentan noch nicht erkennen .
      Offenbar gibt es da doch noch erhebliches Hoffnungspotential unter
      den ganz gierigen Tradern.

      Basilius Knox
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 15:14:21
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ich glaube schon, dass diese Tendenz da ist bzw. noch kommt. Allerdings glaube ich nicht an reine Umschichtungsversuche, sondern bleibe meinem Guru treu und sage: Wir bekommen eine generelle Talfahrt bis zum Spätsommer/Herbst.

      Starke und schwache Hände bei den Neueinsteigern? Ich bleibe bei dem, was ich geschrieben habe. Bei kurzen Korrekturen, wie wir sie seit 1998 immer erlebt haben, scheinen sie stark dagegenzuhalten. Gibt es jedoch einen stärkeren und vor allen längeren Rutsch, dann werden sicherlich viele nicht nur ihre Vorsätze verlieren ...
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 15:23:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      Den Artikel mailen kann ich leider nicht, weil ich die Zeitung schon elimiert habe, ich versuche aber mal eine Zusammenfassung der für mich wichtigen Gedanken sowie meiner Folgerungen daraus:
      Es gibt mehr und mehr Teilnehmer am Kapitalmarkt. Diese treffen ihre Entscheidungen in gewisser Hinsicht zwar schon eher impressionistisch, sind andererseits jedoch sehr gut in Kenntnis darüber, was die Unternehmen tun, in die sie investieren. Natürlich kennt kaum jemand Einzelheiten über die Funktionsweise von z.B. Satelliten-Telefonen oder biochemischen Prozessen der Blutreinigung, aber man weiß über diese Dinge doch wesentlich mehr, als diejenigen, die sich nicht durch die Medien, über die der Kapitalmarkt verfügt, informieren. Somit "erzeugt" der Kapitalmarkt Verbreitung von sehr speziellen Erkenntnisinhalten. Eine große Menge der Anleger ist auch durchaus in der Lage, diese Inhalte in wesentlichen Zusammenhängen zu verstehen und in ihrer Reichweite zu BEWERTEN. Da die Börsen keine elitären Klubs mehr sind, werden die Unternehmen durch immer mehr Personen BEWERTET. U.a. dieses wiederum führt gegebenenfalls zu Verschiebungen in den Bewertungsmaßstäben. Natürlich können sich auch viele Leute gleichzeitig in derselben Hinsicht irren, das ist jedoch unter demokratischen Bedingungen (Internet) weniger wahrscheinlich, als das sie Recht haben.

      Soviel mal bis hierher, meine These ist jedenfalls diese: Je mehr Personen an der Börse teilnehmen, um so höher dürfen die Aktien bewertet sein, weil "mehr Personen" nicht nur reine Quantität sind, sondern qualitative Aspekte (z.B. die Wissenssituation) an Bedeutung gewinnen. Das hat nichts damit zu tun, daß es Übertreibungen geben kann.
      Avatar
      schrieb am 11.04.00 15:24:50
      Beitrag Nr. 10 ()
      ich war vorhin noch nicht fertig und schreibe nun weiter. Also, ich fragte ob sich das geändert hat, daß unerfahrene Aktionäre schwache Hände seien. Ich glaube, daß hier die Nagelprobe noch fehlt. Wenn nach einer Schwäche des Marktes eine Erholung kommt, die die alten Hochs nicht mehr erreicht, danach wieder eine Schwäche tiefer als die vorherige und sich dieses Spiel ein paar Mal fortsetzt, wird es sich zeigen. Eine gemütliche Baisse (kein Crash) über mehrere Monate, vielleicht sogar länger als ein Jahr, ist viel entnervender, als die kurzen Abstürze, die nach relativ kurzer Zeit von neuen Allzeithochs abgelöst werden. Dies haben selbst Anleger die schon einige Jahre Erfahrung gesammelt haben, noch nicht erlebt und womöglich werden sich die Märkte genau so entwickeln.
      Nochmals herzliche Grüße
      Josepp


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