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    über die unfähigkeit, zu trauern........ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.02.02 23:18:19 von
    neuester Beitrag 05.03.02 19:11:16 von
    Beiträge: 25
    ID: 552.207
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      schrieb am 17.02.02 23:18:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      im zweiten programm eine reportage über das, was der krieg in den menschen anrichtet....
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 23:41:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich empfehle, sollte nochmal die Gelegenheit bestehen, sich diesen Film anzuschauen:


      Der lief vor einiger Zeit im Fernsehen, über eine Einheit Britischer Blauhelme im Jugoslawischen Bürgerkrieg. Er zeigt, wie die Erlebnisse sich fortfressen, auch in Personen, die nur "Randfiguren" in dem Konflikt sind.
      Ich fand den extrem beeindruckend.
      Infos:

      http://www.arte-tv.com/fiction/warriors/dtext/apropos.htm



      Gruß
      H.
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 23:50:34
      Beitrag Nr. 3 ()
      ich hab den film auch gesehen, den sollte man
      sich wirklich nochmal ansehen, wenn er wiederholt wird.
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 23:58:34
      Beitrag Nr. 4 ()
      wozu filme schau`n? Ihr habt`s doch vor eurer nase: jährlich etwa 7k verkehrstote in D, macht in 20 Jahren?
      von trauer keine spur, geschweige denn von einsicht und besinnung. es komme ja keiner auf die idee, das unlimitierte tempo anzutasten!
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 00:02:05
      Beitrag Nr. 5 ()
      ach ja, wie nannte sich schröder noch gleich? den kanzler ALLER autos (womit er die seele seiner wähler und gönner traf).

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      Avatar
      schrieb am 18.02.02 00:13:49
      Beitrag Nr. 6 ()
      unter zdf.de zur dokumentation zu finden:

      Die Wunden, die der Balkankrieg schlug, sind tief. Noch immer liegen Städte in Trümmern und die Menschen versuchen mühsam, sich ein neues Leben aufzubauen. Besonders schwer fällt das offenbar den einstigen Kriegshelden, den Soldaten. Viele von ihnen leiden unter ihren Kriegerlebnissen, immer mehr suchen dafür Heilung.

      Zwei Männer frühmorgens unterwegs auf einer Landstraße in Ostkroatien. Sie regen sich auf über eine junge Frau, die vor ihnen fährt - nach Ansicht der beiden viel zu langsam. Einer greift zur Pistole und schießt - knapp am Kopf der Fahrerin vorbei. Nur eine kleine Zeitungsmeldung: Alan, der Täter ist der Polizei bekannt. "Er hatte immer Waffen im Haus, seitdem er aus dem Krieg zurück kam. Er war nervös, oft in Panik, litt unter Verfolgungswahn, wurde aus nichtigen Gründen gewalttätig", sagt Tatjana, seine Frau, die inzwischen die Scheidung eingereicht hat. Mehrmals war Alan, der Ex-Soldat, zur Beobachtung in der Psychiatrie. Diagnose: PTSD - Posttraumatic Stress Disorder. So nennen weltweit Ärzte die Leiden derer, die mit ihren Kriegserlebnissen nicht fertig werden. Auf dem Balkan wird man dieses Problems erst jetzt langsam gewahr. "Unsere Soldaten waren doch Helden, die für die Unabhängigkeit gekämpft haben.
      Wie sollten unsere Politiker, wie sollte die Gesellschaft da zugeben, dass viele Veteranen heute unter dem so genannten Vietnamsyndrom leiden", so der Psychiater Herman Vukusic, der im Zagreber REBRO-Krankenhaus mehrere Veteranengruppen betreut.


      Ausgemustert und abgeschoben
      Im Park neben der Klinik sitzt Goran. Wie immer alleine. Goran ist Kettenraucher und tablettensüchtig. Ein ehemaliger kroatischer Scharfschütze, den die Bilder nicht loslassen von Soldaten der anderen, der serbischen Seite, die er "ausgelöscht" hat. Heute lebt Goran in einer Absteige an den Bahngleisen. Arbeitsunfähig. Nicht belastbar. Ausgemustert - genau wie Zvonko, der in einer Waldhütte seine Kriegserinnerungen hortet: Medaillen, Uniformen, entschärfte Handgranaten, Granatwerfer-Attrappen.
      "Damals im Krieg hatte ich das Gefühl, zu etwas Nutze zu sein", sagt Zvonko, dem eine Granate Unterschenkel und Knie zertrümmert hat. "Wir Soldaten waren eine verschworene Gemeinschaft. Wo gibt es das heute noch?"


      Kriegstrauma und politische Irrtümer
      Selbst ehemalige Milosevic-Gegner sind verbittert.

      Und die Kriegsgegner von einst? Sie sind ebenfalls verbittert. Auch nach Milosevics Sturz sind nur wenige Veteranen in Serbien bereit, vor der Kamera offen über ihr Kriegstrauma und ihre politischen Irrtümer zu reden. Srba ist da eine Ausnahme. Srba, der in Novi Sad lebt und jenseits der Donau im Herbst 1991 mit einer Spezialeinheit monatelang die kroatische Grenzstadt Vukovar belagert hatte.
      "Ich wollte Jugoslawien erhalten", sagt Srba heute. "Erst als Vukovar fiel, als ich beim Einmarsch überall Trümmer und Plünderer sah, da wurde mir klar, dass es um etwas ganz anderes ging. Srba hat in den letzten Jahren aktiv in der serbischen Opposition für den Sturz von Milosevic gekämpft: "Vielleicht hat mich das davor gerettet, in Depressionen zu versinken."´Aber es gibt auch die anderen, die Unbelehrbaren, wie Èombe, Vorsitzender des Veteranenvereins in der Kleinstadt Stara Pazova, der sagt: "Für die Serben würde ich immer wieder in den Krieg ziehen, überall auf der Welt, Tag und Nacht."
      Schwerstverwundete bosnische Serben in einem Provinzkrankenhaus, für die Karadzic und Mladic, ihre Kriegsherren, immer noch Helden sind. Nur einer, der querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt, wagt zu sagen:
      "Wir haben doch alle verloren. Der Krieg - das ist ein Vergnügen für Idioten."


      @ heizkessel
      danke für deine hinweise
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 00:20:17
      Beitrag Nr. 7 ()
      He, so kenn ich Euch gar nicht: Respekt!
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 23:04:32
      Beitrag Nr. 8 ()
      Der lächelnde Opa – ein Massenmörder

      „Ich trage etwas Finsteres in mir“

      Wie manche Enkel heute mit dem Tabu der Kriegsverbrecher in der eigenen Familie umzugehen versuchen


      Von Katharina Klöcker

      Für einen Augenblick – Isa Walter war zwölf Jahre alt – öffnete ihre Mutter die Tür zur Vergangenheit, einen Spalt breit. „Ich hatte in einem arglosen Gespräch wohl einen heiklen Punkt berührt“, erinnert sich Isa Walter. Denn die Mutter erzählte plötzlich vom Krieg und Tausenden von Toten bei einem Massaker. Dann sagte sie: „Einer der Befehlshaber war dein Opa.“ Das Thema war beendet, die „Aufklärungsstunde“ vorbei. Die Tür fiel wieder ins Schloss, „noch bevor ich Luft holen konnte“, erzählt Isa Walter. Und tatsächlich: „Ich vergaß es, von diesem Tag an.“ Die Enkelin hielt sich an eine Fotografie, die ihren Opa zeigte – einen lächelnden Mann, an dem ein Jagdhund lustig hochsprang. Erst 1993 versagte das Vergessen, und Isa Walters Suche begann. In Helmut Krausnicks Buch „Hitlers Einsatzgruppen“ fand sie den Namen ihres Großvaters: Otto Rasch, Befehlshaber der Einsatzgruppe C, die am 29. und 30.September 1941 an der Ermordung von mehr als 33 000 Juden in Babij Jar beteiligt war. Sie schlug das Buch zu.

      Marius Müller erinnert sich noch an die SS-Uniform seines Großvaters, auch wenn er sie nie gesehen hat. Er hat von ihr im Vernehmungsbericht einer Wäscherin gelesen, die erzählt, wie sie immer wieder das Blut aus dem groben dunklen Stoff wusch. Das Blut der Opfer, mit denen sein Opa, der Untersturmbannführer, auf grausame Tuchfühlung gegangen sein muss. Der Enkel sagt aber auch: „Ich gehe ziemlich emotionslos mit der Geschichte meines Großvaters um.“ Das sei doch gar nicht sein Opa, er habe ihn, der kurz nach dem Krieg starb, doch gar nicht gekannt.

      Sie kopierte und kopierte

      Isa Walter ist aus Berlin, 39 Jahre alt. Marius Müller lebt in München, der 28-jährige ist gelernter Sozialpädagoge und arbeitet heute in einer Internet-Firma. Die beiden kennen sich nicht, obwohl sie etwas gemeinsam haben, das ihr Leben prägt: Ihre Großväter waren Massenmörder.

      Mit den Enkeln beginnt eine neue Epoche im Umgang mit dem Holocaust, sagt die Soziologin Gabriele Rosenthal. Die Göttinger Wissenschaftlerin hat Interviews mit Täter- und Opferfamilien geführt: Über den „Holocaust im Leben von drei Generationen“, so der Titel des von ihr herausgegebenen Buches. „Die Generation der Täter-Kinder sitzt im Kühlschrank“, erklärt sie. Dass Mitglieder der eigenen Familie beim Massenmord mitmachten, werde erst den Enkeln richtig bewusst. Manchen Enkeln.

      Als die Vergangenheit ihres Großvaters wieder auftauchte, brach Isa Walters Leben in sich zusammen. Sie begann eine Therapie. Wer war mein Opa? Die Frage quälte sie. Schließlich stand sie vor dem Bundesarchiv in Koblenz, heulend. „Es war, als würde ich die Leichen im Keller meiner Familie exhumieren.“
      Man gab ihr Auszüge aus Akten des Nachfolgeverfahrens der Nürnberger Prozesse. Es hieß, in Archiven lägen Tausende von Dokumenten über Otto Rasch, der 1948 an Parkinson starb und dem deswegen der Prozess nicht mehr gemacht werden konnte. Sie kopierte und kopierte, bis ihr das Geld ausging. In dieser Zeit stellte sie sich immer wieder vor, mit einem Schloss vorm Mund geboren zu sein. Sie erinnert sich auch an einen Wachtraum, in dem ihr aus einem dunklen Kellerraum unerträglicher Verwesungsgestank entgegenschlägt, der das ganze Haus durchzieht. Und dass sie dann besinnungslos nach oben zur Mutter rennt, und die Mutter zischt: „Da ist gar nichts!“ Isa Walters Mutter, die Tochter Otto Raschs, lebte in einem Heim für jüdische Waisenkinder. Erst Anfang der 50er Jahre erfuhr sie, wer ihr Vater war – aus dem Spiegel.

      Isa Walter wuchs im mütterlichen Schweigen auf; Marius Müllers Mutter brach es zur besten Sendezeit. Jahrelang hatte sie nach Spuren ihres Vaters gesucht. Dann nannte sie am 11.Januar 1999 in der Magazinsendung Report ihren Vater einen „sadistischen Massenmörder“, und Millionen hörten zu. „Meine Familie hat darunter sehr gelitten“, erzählt der Enkel. Seine Großmutter verstieß ihre Tochter, seine Mutter. „Das war der Bruch mit meiner Kindheit“, sagt Marius Müller. Nun gehörte der Garten der Großeltern, der sein Abenteuerspielplatz gewesen war, endgültig der Vergangenheit an. Heute sieht der Enkel seine Großmutter seltener. Die Besuche seien auch „nicht mehr ganz so unbeschwert“, erzählt er.

      „Man müsste einen neuen Begriff dafür finden, wie ich erzogen wurde“, sagt Isa Walter. Nichts mehr sollte an den Opa, den strahlenden Karrieretyp, erinnern. Die leiseste Spur von Aggression war verdächtig; das Monsterbild des Großvaters wurde zum Inbegriff des Bösen. „Ich trage etwas Finsteres in mir“, sagt die Enkelin – und: „Ich fühlte mich beobachtet, ob aus mir nicht auch ein Nazi wird.“

      Isa Walter und Marius Müller kennen die aktenkundig gewordenen Verbrechen ihrer Großväter. Die meisten Enkel von „ganz normalen Deutschen“ kennen die Vergangenheit ihrer Großeltern nur aus Erzählungen. Zwei Drittel der Enkel stilisieren Opa und Oma sogar zu Opfern des NS-Regimes oder zu Helden des Widerstands, fand der Sozialpsychologe Harald Welzer aus Hannover heraus. Sein Fazit: Das Familiengedächtnis ist himmelweit entfernt von der Gedächtniskultur in der Bundesrepublik. „Wie soll ich meinen kleinen Opa mit der großen Geschichte in Verbindung bringen?“ sei eine häufige Frage der Enkel, die über den Holocaust meistens gut informiert seien.

      Für Isa Walter war eine solche Stilisierung nicht möglich. Die Frage nach der Vergangenheit ihres Opas ließ sie zur Getriebenen werden. Sie rief in der Kanzlei des Anwalts ihres Großvaters in Aachen an. Sie könne kommen, hieß es kurz darauf, am besten mit einer Atemschutzmaske. Im Keller stünden meterweise Akten mit dem Staub eines halben Jahrhunderts. Die Kanzlei lag ein paar Schritte entfernt von dem Haus, in dem sie aufgewachsen war. Isa Walter vergrub sich im Keller.

      Am Abend nahm sie vier Blätter mit: die Zeugenaussage eines Mannes, der Otto Rasch kannte. Sie las von einem ehrgeizigen, preußisch steifen Menschen, der aus Angst in der Partei geblieben war. Zum erstenmal erfuhr sie etwas über die Biografie ihres Großvaters, „die voller Brüche war“. Sie entdeckte ein nicht retuschiertes Bild ihres Opas: des Massenmörders Otto Rasch.

      Die Akten im Schlafzimmer

      Jahrelang standen die Akten in ihrem Schlafzimmer, wenn sie aufstand, sah sie die Dokumente, wenn sie schlafen ging. Ein Freund überredete sie schließlich, die schimmeligen und staubigen Ordner in ein anderes Zimmer zu räumen. Die Akten sind ihr persönliches Mahnmal. „Die Frage nach der Schuld, und danach, ob ich zu solchen Verbrechen auch fähig wäre, prägt mein Leben“ sagt sie. Die Frage der anderen: Wie konnten die bloß so etwas tun?, kann sie nicht mehr hören. „Das Schweigen in den Familien müsste endlich gebrochen werden.“ Isa Walter klingt kämpferisch. Die Zeit drängt, denn viele Großeltern könnten bald nichts mehr erzählen.

      Marius Müller überlegt: Er würde es nicht forcieren, aber wenn er sich vorstellt, mit überlebenden Opfern zusammenzutreffen...er stockt...„eigentlich müsste ich mich mit einer solchen Vergangenheit viel stärker politisch engagieren.“ Das läge auf der Hand. Doch er sträubt sich gegen eine Sonderrolle. Er erwartet von sich, dem Enkel eines Nazitäters, so viel Engagement wie von jedem anderen auch.

      Mit einem jüdischen Freund ist Isa Walter unlängst durch die Straßen im Prenzlauer Berg in Berlin gegangen, wo die Bäume den Asphalt durchpflügt haben. „Achtung Wurzeln“ steht auf kleinen weißen Straßenschildern. Das fand sie „irgendwie gut“.
      sueddeutsche vom 19.2.2002

      http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel124184.php
      Avatar
      schrieb am 22.02.02 18:26:44
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ich glaube, ich habe die 2.hälfte des Films über Jugoslawien gesehen - vielleicht war es auch ein anderer Film mit ähnlichem Thema.

      In dem Film wurden auch Schlächter gezeigt, die letztendlich oft ihre eigenen Opfer werden, weil sie ihre taten einholen.

      Aber es wurden auch schreckliche Dinge gezeigt.... und berichtet.

      Ein MAnn, dessen frau vor seinen ohren von mehrere Tage immer wiederkeherenden, plündernden Serben täglich massenvergewaltigt wurde, die nie darüber sprechen konnte und sich nach 8 Jahren deswegen erhängte, aber auch einer der schlimmsten Schlächter der roten Khmer (er hat aus Sparsamkeit nicht erscossen, sondern mit HAmmer, Knüppel, erschlagen) , der als freundlicher Opa in KAmbodscha herumläuft und offensichtlich nicht leidet.....

      fürchterlich.....

      Meine Literatur-Empfehlung:

      Lieutenant Calley: "Ich war gerne in Vietnam", erschienen im rororo-Verlag
      Avatar
      schrieb am 23.02.02 15:31:14
      Beitrag Nr. 10 ()
      ein höchst aktuelles beispiel zum thema:
      Thema: SPD-Fraktionsvize: "Union + FDP sind schuld an Hitler" von lastlemming


      worum gehts?

      Montag 11. Februar 2002, 09:31 Uhr
      Stiegler bekräftigt Vergleich

      Berlin (dpa) - SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler hat seinen heftig kritisierten Vergleich zur Nazi-Zeit im Zusammenhang mit dem NPD- Verbotsverfahren bekräftigt. «Ich habe daran erinnert, dass das bürgerliche Lager am Erstarken des Nationalsozialismus eine große Mitschuld hat», sagte er am Montag im Deutschlandfunk.

      Dies sei ein «historisches Werturteil» und deswegen könne von einer von ihm geforderten Entschuldigung keine Rede sein. Stiegler hatte CDU/CSU und FDP vorgeworfen, sie würden mit ihrer Kritik am Verfahren der NPD indirekt helfen.

      Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Jörg von Essen, bezeichnete in einer direkten Reaktion die Äußerungen Stieglers als «unerträglich». «Es gibt keine spezielle Verantwortung von Konservativen und Liberalen für den Nationalsozialismus.» Wer die heutige Situation der stabilen Demokratie mit dem Nationalsozialismus vergleiche, verleihe der NPD mehr Gewicht als sie eigentlich habe, sagte von Essen.

      Im NPD-Verbotsverfahren läuft am Montag das vom Bundesverfassungsgericht gesetzte Ultimatum für Erklärungen von Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat zur V-Mann-Affäre ab....


      Die Unschuld der Demokraten

      SPD-Fraktionsvize Stiegler spricht unbequeme Wahrheiten aus


      Fast noch rechtzeitig zum 69. Jahrestag der Machtergreifung der deutschen Faschisten, oder wie es einst und damals vermeintlich korrekter heißt, der deutschen Nationalsozialisten, hat der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ludwig Stiegler, in direkter Form die weiter rechts stehenden Bundestagsparteien, die CDU/CSU und die F.D.P. an ihre historische Kontinuitäten erinnert, die im breiten "antitotalitären Konsens der Demokraten" gerne vergessen werden. Als Replik gegen das Verhalten von Union und F.D.P. im NPD-Verbotsverfahren, die bereits über ein Ende eines solchen Versuchs, mit den neuen Nazis fertigzuwerden, öffentlichen spekulieren, suchte er sie in die historische Pflicht zu nehmen: "Dabei müsste gerade bei CDU/CSU und FDP, deren Vorläuferparteien am 23. März 1933 Hitler ermächtigt haben, nachdem sie ihn zuvor verharmlost und mit an die Macht gebracht haben, die historische Schuld alle denkbaren Aktivitäten auslösen, wenigstens heute schon den Anfängen zu wehren." Anlass war die Weigerung der Opposition, die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Stellungnahme der Prozessbevollmächtigen zu den V-Mann-Pannen im NPD-Verbotsverfahren mitzutragen.

      Wie Stiegler vorhersah, "jaulten" die betroffenen Parteien tatsächlich auf und suchten wie üblich - gerade erst im Berliner Wahlkampf erlebt - mit gleicher, und nicht ganz so faktensicherer Münze zurückzuzahlen. "Wir lassen uns nicht von einer Partei beleidigen, die in Berlin wieder mit den Altkommunisten zusammenarbeitet und uns in die Nähe von Nazis rücken will", sagte der Unions- Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz "Bild" am Montag. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer, forderte von der SPD, Stiegler "aus dem Verkehr zu ziehen". Dienstag drohten die Unionsparteien zudem mit dem Platzen der interfraktionellen Gespräche über das Zuwanderungsgesetz, zumal Stiegler einer der SPD-Experten dafür ist. Und es deutet sich bereits ein verärgertes Zurückrudern der verantwortlichen SPD-Genossen an.

      Sicher sind zwei Dinge zu unterscheiden. Einmal die ganze Frage des NPD-Verbotsantrags und seines Betreibens selbst, das seitens der Bundesregierung, ihres Innenministers Schily, aber auch der schwarzen wie roten Länderinnenminister nicht nur schlampig, sondern verheerend ist. Die NPD hat gute Hoffnung, als beschnüffeltes, unterwandertes und irrtümlich verdächtigtes Unschuldslamm reingewaschen zu werden. Dabei ist es zusätzlich fraglich, ob diese Art von Recherchetätigkeit und Verschleierung durch Verfassungsschutz und Innenministerien nicht letztlich eine gezielte Aktion war, um die Bundesregierung und die anderen Antragsteller zu desavouieren und aus welchen Gründen auch immer die NPD am Leben zu erhalten. Und in diesem Kontext steht ebenso die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine einzige rechtsradikale Partei mit Verbot zu bedrohen wie überhaupt die Parteiverbotspraxis für eine Demokratie immer eine problematische Sache bleibt.

      Die andere Seite von Stieglers Attacke, die CDU/CSU wie F.D.P. so tief getroffen hat, bleibt denn aber doch über den Tageszusammenhang und die möglicherweise bewußte Provokation zwecks Ablenkung von den Regierungsunfähigkeiten bestehen. Die Legende von der Unschuld der bürgerlichen Parteien an der Machtergreifung Hitlers kann gar nicht oft genug zerstört werden. Und da war ihre Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz nur ein weiterer, aber nicht der einzige und auch nicht entscheidende Pflasterstein, der Hitler im Interesse der deutschen Bourgeoisie und des Großkapitals den Weg an die Macht pflasterte. Denn viel lieber wird heutzutage die Mitschuld der Kommunisten (und von denen wieder der Sozialdemokraten) beschworen, die sie beide tatsächlich durch ihren Bruderkampf auf sich luden. Dass aber Hitler systematisch von den bürgerlichen Kräften aufgebaut wurde, er vor allem in den beginnenden dreißiger Jahren durch die Harzburger Front und die unmittelbare Einflußnahme bürgerliche Politiker, Industrieller und Banker auf die politischen Entscheidungsvorgänge seine Chance bekam, das wird gerne verdrängt. Denn es würde natürlich ein recht seltsames Licht auf nachmalige Demokraten werfen, wenn sie damals Hitler als Garant gegen Klassenkampf und Sozialismus hofiert haben. Den Teufel Kommunismus auszutreiben, gut und schön, aber den Belzebub Hitler, das ist denn doch für heutige demokratische Gralshüter zu unappetitlich. Egal, ob Theodor Heuß, der Liberale oder die Zentrumsabgeordneten oder die Deutschnationalen, alle haben sie genau das gemacht, was große Teile des deutschen Großkapitals wollten und finanzierten. Am 23. März 1933 haben tatsächlich nur die Sozialdemokraten Hitler die Ermächtigung verweigert (auch wenn sie danach noch lavierten und seiner Außenpolitik zustimmten, in der Hoffnung, legal bleiben zu können - wie bekannt ebenso vergebens wie ihre bürgerlichen Kollegen). Die kommunistischen Reichstagsmandate waren bereits kassiert, deren Abgeordnete im KZ oder auf der Flucht, was auch gerne verschwiegen wird.

      Selbstredend ist unstrittig, dass die bürgerlichen Politiker wie auch Sozialdemokraten und Kommunisten 1945 einen Neuanfang versuchten, in dem sie in unterschiedlicher Weise mit ehrlichem Herzen oder auch nur verbal ihre Fehler bereuten. Immer wieder kann man nur an den großen Lernprozess jener Politiker erinnern, die sich in der CDU zusammenfanden. In ihrem Ahlener Programm 1947 waren sie sehr radikal: "Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr als das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert." Die weitere Geschichte hat gezeigt, dass es bei vielen wohl doch weniger echte Überzeugung denn Lippenbekenntnis war.

      Noch eines ist zu bedenken, gerade weil die Verbotsfrage einer Partei, auch der NPD, sicher nur ein letztes, ein problematisches Mittel bleibt. Was machen alle heutigen Regierungsparteien in Bund und Ländern wirklich, um sowohl den sozialen Sumpf trocken zu legen, aus dem Neonazis heute ihren Zulauf schöpfen können, wie andererseits gegen Aktionen und Parolen mit Polizei und Justiz einzuschreiten. Oder, wie es Günter Grass dieser Tage angesichts der Kür Edmund Stoibers zum Unions-Kanzlerkandidaten sagte: In dessen Gestalt "zeichne sich etwas ab, was wir in einigen Ländern Europas schon haben. Haider, Berlusconi sind ja nicht ohne Grund regelrecht Freunde von Herrn Stoiber." Es drohe eine Verlängerung der Entwicklungen in Italien und Österreich. Politiker, die wie Stoiber vor der "Durchrassung des deutschen Volkes" warnten, redeten dem rechtsradikalen Potenzial das Maul. Dies sei die wahrscheinlich noch größere Gefahr als die Skins, die zuschlagen.

      Autor: Dr. Stefan Bollinger, Berlin 12.02.2002


      .........weil nicht sein kann, was nicht nicht sein darf :)
      Avatar
      schrieb am 23.02.02 15:47:05
      Beitrag Nr. 11 ()
      Da hat er recht, der Günter Grass, Stoiber wird auch hier am Board in einigen Threads als der grosse Heilsbringer gefeiert, erinnert an 1933, ihm fehlt das Charisma und er hat kein Oberlippenbärtchen,aber was nicht ist, kann ja noch werden...
      Avatar
      schrieb am 23.02.02 16:19:49
      Beitrag Nr. 12 ()
      alles, was recht ist.....

      Staatanwaltschaft ermittelt wegen Demo
      Die von Protesten begleitete Sicherheitskonferenz beschäftigt die Staatsanwaltschaft. 764 zumeist junge Frauen und Männer waren bei der Versammlung am Marienplatz beziehungsweise am folgenden Tag bei einem Demo-Zug durchs Tal in Gewahrsam genommen worden. 67 Personen nahm die Polizei fest – gegen vier ergingen Haftbefehle, die inzwischen wieder aufgehoben wurden. Strafe bezahlen mussten ein 23 und ein 19 Jahre alter Italiener. Die beiden sollen Polizisten mit der Faust attackiert haben. Der 23-Jährige musste dafür 1000 Euro bezahlen, der jüngere Italiener 400 Euro. Ein 19 Jahre alter Österreicher, der einem Beamten ins Gesicht gespuckt haben soll, zahlte nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft 300 Euro. Noch 80 Anzeigen gegen Versammlungsteilnehmer liegen bei der Polizei vor. Den Betroffenen wird Körperverletzung, Widerstand, Landfriedensbruch oder Gefangenenbefreiung vorgeworfen. Ehe sich allerdings die Staatsanwaltschaft mit diesen Fällen beschäftigt, müssen die Beamten aber noch ihr Video-Material auswerten. Sämtliche Einsätze sind gefilmt worden. Gegen Einsatzkräfte sind bislang drei Anzeigen eingegangen. Die Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung richten sich derzeit noch „gegen Unbekannt“. chro
      aus der sueddeutschen von heute

      Nach Presseberichten haben zwei Skinheads am 31. Januar 2002 in einem Regionalzug in Sachsen-Anhalt ihren Kampfhund auf einen Äthiopier gehetzt. Der Mann erlitt schwere Bissverletzungen sowie Prellungen und Blutergüsse. Ein Schaffner alarmierte den BGS. Dessen Beamte sollen die Täter zwar festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt haben, obwohl mindestens einer der Täter mehrfach vorbestraft und noch unter Bewährungsauflagen stehen soll. Erst als der zuständigen Staatsanwaltschaft der Sachverhalt in allen Einzelheiten bekannt geworden sei, habe man den Erlass eines Haftbefehls beantragt. Das Verhalten der BGS-Beamten ist skandalös. Werden hier Ausländer nur als Zielscheibe von Razzien wahrgenommen, nicht aber als zu schützende Menschen?

      Ich habe heute eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung eingereicht. Darin will ich unter anderem wissen, wie die Bundesregierung das Verhalten der BGS-Beamten beurteilt, welche (disziplinar-) rechtlichen Schritte gegen die Beamten eingeleitet worden sind und wie die Bundesregierung sicherstellt, dass künftig BGS-Beamte Personen, die tätliche Angriffe auf andere Menschen verüben und diese schwer verletzen, nicht wieder kurze Zeit später auf freien Fuß setzen. Außerdem frage ich danach, wie die Bundesregierung die angemessene Entschädigung des Opfers der Angriffe sicherstellt.

      Von der Antwort der Bundesregierung mache ich weitere parlamentarische Schritte abhängig.
      Autorin: © Ulla Jelpke, Berlin 20.02.2002
      Ulla Jelpke ist innenpolitische Sprecherin der PDS-Bundestagsfraktion
      Avatar
      schrieb am 23.02.02 16:21:11
      Beitrag Nr. 13 ()
      nur ein kleiner beitrag...
      ich arbeit in nem jugendtreff und wir hatten mal flüchtlingskinder aus jugoslawien. naja, und wenn du dann siehst, wie ein fünfjähriger ne sechsjährige verprügelt und wenn sie am boden liegt, ihr noch ein paarmal in den bauch tritt, naja, mich hat diese "kleine" begebenheit tief erschüttert. soviel gewalt sollte nie normal sein und erst recht nicht in dem alter...
      Avatar
      schrieb am 03.03.02 16:17:16
      Beitrag Nr. 14 ()
      ist ja lustig, wie sich die PDS offenbar den Rechtsstaat vorstellt:

      "Nach Presseberichten haben zwei Skinheads am 31. Januar 2002 in einem Regionalzug in Sachsen-Anhalt ihren Kampfhund auf einen Äthiopier gehetzt. Der Mann erlitt schwere Bissverletzungen sowie Prellungen und Blutergüsse. Ein Schaffner alarmierte den BGS. Dessen Beamte sollen die Täter zwar festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt haben, obwohl mindestens einer der Täter mehrfach vorbestraft und noch unter Bewährungsauflagen stehen soll. Erst als der zuständigen Staatsanwaltschaft der Sachverhalt in allen Einzelheiten bekannt geworden sei, habe man den Erlass eines Haftbefehls beantragt. Das Verhalten der BGS-Beamten ist skandalös. Werden hier Ausländer nur als Zielscheibe von Razzien wahrgenommen, nicht aber als zu schützende Menschen?

      Ich habe heute eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung eingereicht. Darin will ich unter anderem wissen, wie die Bundesregierung das Verhalten der BGS-Beamten beurteilt, welche (disziplinar-) rechtlichen Schritte gegen die Beamten eingeleitet worden sind und wie die Bundesregierung sicherstellt, dass künftig BGS-Beamte Personen, die tätliche Angriffe auf andere Menschen verüben und diese schwer verletzen, nicht wieder kurze Zeit später auf freien Fuß setzen. Außerdem frage ich danach, wie die Bundesregierung die angemessene Entschädigung des Opfers der Angriffe sicherstellt.

      Von der Antwort der Bundesregierung mache ich weitere parlamentarische Schritte abhängig.
      Autorin: © Ulla Jelpke, Berlin 20.02.2002
      Ulla Jelpke ist innenpolitische Sprecherin der PDS-Bundestagsfraktion"

      Wie soll denn "die Bundesregierung die angemessene Entschädigung des Opfers der Angriffe" sicherstellen? Ist jetzt der Steuerzahler dafür verantwortlich, was Verbrecher anstellen? Soll für jede Körperverletzung in Zukunft die Allgemeinheit ein Schmerzensgeld zahlen? Oder ist das nicht eher Aufgabe der Täter??? Oder sollen nur Opfer von "rassistisch motivierter Gewalt" in den Genuß von staatlicher Entschädigung kommen, während Opfer von Raub/Vergewaltigung/"normaler" Körperverletzung weiterhin sich an den Täter halten müssen???
      Zu den Grenzschutzbeamten: da erhebliche Körperverletzungsdelikte nur sehr selten zu Haftbefehlen führen - wofür im übrigen die Ermittlungsrichter und nicht die Grenzschutzbeamten verantwortlich sind - ist davon auszugehen, daß sie völlig "korrekt" gehandelt haben. Jedenfalls wenn die "genauen Umstände", die ja auch der Staatsanwalt erst nachträglich erfahren hat, bei der Festnahme nicht vorlagen.
      Avatar
      schrieb am 03.03.02 17:10:18
      Beitrag Nr. 15 ()
      Da hab´ich mal ´ne Frage an dich als "Sachverständigen", xylo :)
      Also die Frage nach der Verantwortlichkeit des Steuerzahlers für das Tun eines Verbrecher kann man (kann man das generell?) wohl verneinen.

      Dennoch, der Steuerzahler läßt es sich ja auch nicht nehmen, einen erstklassigen Strafvollzug zu finanzieren, oder wer zahlt den Betrieb von Gefängnissen in Deutschland?

      Da scheint einem, ganz vordergründig betrachtet, doch die Forderung der Geschädigten nach einer Sicherstellung einer Wiedergutmachung/Entschädigung durch den Staat (auch wenn er es nicht selbst macht, sondern per Urteil dem Täter auferlegt und dies auch überwacht) legitim und vorrangig.
      Aus dieser Perspektive ist doch die Forderung der "Genossin" gar nicht so abwegig, oder?
      Siehst du das anders? Und wenn ja, warum? :)
      Gruß
      MM
      Avatar
      schrieb am 03.03.02 18:09:39
      Beitrag Nr. 16 ()
      ..im Gegenteil, ich stimme Dir sogar ausdrücklich zu. Es gibt sogar Möglichkeiten, zum Beispiel als Bewährungsauflage die Schadenswiedergutmachung und Schmerzensgeld zu verhängen oder ein sog. "Adhäsionsverfahren", wo der Geschädigte im Strafprozeß Schmerzensgeld einklagen kann.

      Aber das sind eigentlich eher Forderungen, die sich an die Justiz richten müßten, also Richter und Rechtsanwälte, damit diese Möglichkeiten auch ausgeschöpft werden.
      (Und es muß natürlich für alle Opfer von Straftaten gelten, nicht nur - aber auch - rassistisch bedingten. Ob die PDS-Abgeordnete aber in anderen Fällen ähnliches Engagement zeigen würde, das weiß ich wiederum nicht)
      Avatar
      schrieb am 03.03.02 20:07:40
      Beitrag Nr. 17 ()
      Na, wenn wir´s nicht wissen, dann "im Zweifel für die PDS Abgeordnete" - ;)
      Avatar
      schrieb am 03.03.02 20:14:19
      Beitrag Nr. 18 ()
      ..soll ich Dir eigentlich mal ein paar weiter Details zu Hamm - im dortigen Thread - bekannt machen. Danach wirst Du Deine Meinung ev. auch noch mal überdenken???
      Mittlerweile sind nämlich in der Presse auch die angeblichen Fehler zu lesen gewesen.
      Avatar
      schrieb am 04.03.02 07:35:31
      Beitrag Nr. 19 ()
      Immer an Weiterbildung interessiert ;)
      MM
      Avatar
      schrieb am 04.03.02 08:33:43
      Beitrag Nr. 20 ()
      Bei einigen usern hier bekommt man den Eindruck, dass sie glauben, dass es hier in D niemals Krieg gegeben hätte und als ob die Überlebenden nicht mehr geben würde.
      Damit meine ich nicht die Krawalltouristen.
      Avatar
      schrieb am 04.03.02 14:14:26
      Beitrag Nr. 21 ()
      Hi antigone!
      Ich war 2000 mal in BVSN (aua!!!). Du warst doch damals das Oberoracel. Bist Du noch investiert oder ist Schluß mit BVSN? Bin heute eingestiegen, wollte mal fragen was Du noch so über BVSN denkst.

      P.S. habe gesucht und Dich hier auf Deinen Sofa-Boards gefunden...äh...hier geht`s wohl nicht um Aktien oder ;-)?

      Gruß
      hartcore
      Avatar
      schrieb am 04.03.02 16:46:21
      Beitrag Nr. 22 ()
      @ hartcore
      uauaua. bei der grosswildjagd schwer verwundet :)
      aber die wahrheiten des griechischen orakel haben sich oft erst viel später eingestellt ;)
      was bleibt ist: solange zu leben, um es zu erleben :laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.03.02 21:48:30
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.03.02 18:42:40
      Beitrag Nr. 24 ()
      Bürgerkriegsästhetik:

      Faustrecht des Zeitgeists

      Computerspiele und Video-Clips vermarkten die globale Protestkultur
      Andrian Kreye
      Jagd auf Globalisierungsgegner: In „State of Emergency“ liefern sich Staat und Protestkultur Straßenschlachten, die an Szenen aus Genua oder Seattle erinnern.

      (SZ vom 04.03.2002)- Es gibt keine größere Schmach, als wenn sich die Feinde der Insignien bemächtigen und damit triumphierend ihre Runden drehen. Das war bei den mittelalterlichen Ritterspielen schon so, und auch bei den Indianerstämmen Amerikas. In Mexiko haben die Ringkämpfer des Lucha Libre die Tradition der Erniedrigung sogar ins Sportfernsehen gebracht – verloren hat, wem der Gegner Kopfschmuck und Maske entreißt.

      So empfinden es auch die Subkulturen, wenn wieder einmal der ewige Kreislauf beginnt, der sie zunächst aus den Rand bereichen der Gesellschaft in den Pop befördert, um ihre Errungenschaften dann schon bald zum kommerziellen Produkt zu degradieren. Jüngster Fall: ausgerechnet der Konzern Sony veröffentlichte ein Videospiel, das die Protestler der antikapitalistischen Globalbewegung aus Seattle, Göteborg und Genua zu prügelgeilen Hip-Hop-Vandalen reduziert.

      Chaos und Zerstörung
      „State of Emergency“ heißt das Spiel, das den Volksaufstand mit satten 128 Bit und flottem Big-Beat-Soundtrack in die Spielzimmer der Welt transportiert. Da gibt es nicht viel herumzudeuten – Protagonisten des Spiels sind Untergrund rebellen, die das machthungrige Konzerngebilde „The Corporation“ mit Knüppeln, Steinen und Molotow-Cocktails bekämpfen.

      Die Truppen der Gegner tragen die gleichen schwarzen Ninjarüstungen wie die Einsatzpolizei in Seattle. „Zwei komplett unterschiedliche Strategien“ bietet die Gebrauchsanleitung an: „Versuche den Konzern zu stürzen oder verursache ganz einfach komplettes Chaos und Zerstörung“.

      » „State of Emergency“ ist nicht das einzige Beispiel für die schamlose Adaption der Protestkultur. «
      In der ersten Version des Spieles hieß der Feind sogar noch „American Trade Organization“, und ein Sprecher der Spieldesignfirma Rockstar gab gegenüber der Nachrichtenagentur AP zu, dass die Ähnlichkeit zu den Aufständen gegen die World Trade Organization in Seattle kein Zufall gewesen sei. Nun hat man dem Druck von außen nachgegeben und ein wenig eingelenkt.

      Mary Lou Dickerson, Kongressabgeordnete der Demokraten, die selbst an den Demonstrationen in Seattle teilgenommen hatte, nannte das Spiel zum Beispiel „eine Ohrfeige für alle, die für Ideale auf die Straße gegangen sind.“ Und die Lieblingsautorin der jungen Protestgeneration, Naomi Klein, schrieb in einem Artikel für die Wochenzeitung The Nation: „Als ich die ersten Bilder des Spiels sah, war ich vor allem erstaunt, mit welcher Geschwindigkeit die Konzerne die Essenz der Bewegung für ihre Zwecke in Beschlag genommen haben.“

      Immerhin ist es noch keine drei Jahre her, dass sich Umweltschützer, Menschen- und Bürgerrechtler, Gewerkschaftler, Solidaritätsgruppen und Anarchisten bei den Protesten gegen eine Konferenz der World Trade Organisation in Seattle eine Allianz des globalen Volkszorns auf die exklusiven Zirkel der Weltwirtschaft bildeten. Bald schon verklärten sich die Straßenschlachten von Seattle zu einem Mythos, und in der Weltpresse wandelte sich der junge Rebell mit erhobener Faust vom Chaoten zur Ikone des rechtschaffenen Volksaufstandes. Doch gerade die Ikonisierung machte die Protestbewegung anfällig für die feindliche Übernahme durch genau jene Kräfte, die sie bekämpfen will.

      Wir sind der Erfolg!

      „State of Emergency“ ist nicht das einzige Beispiel für die schamlose Adaption der Protestkultur. Der Onlinedienst „Earthlink“ benutzte das Foto einer zornigen Demonstrantin in Seattle als Vorlage für das Logo einer Werbekampagne. Die Bekleidungskette Gap, deren Fensterscheiben in Seattle zu Bruch gingen, verzierte im letzten Sommer die Schaufenster seiner über 4000 Filialen mit vorgefertigten Schablonen von Slogans wie „Freedom“, „Independence“ und „We The People“ im Stil hastig hingesprühter Graffiti.

      Der Turnschuhgigant Nike inszenierte in Australien Protestmärsche mit bezahlten Statisten, die so taten, als würden sie gegen die technische Überlegenheit von Nike-Schuhen protestieren. IBM ließ in amerikanischen Großstädten Graffiti mit den Worten „Peace“, „Love“ und dem Pinguinsymbol für das Betriebssystem Linux auf die Bürgersteige sprühen und musste dafür sogar Strafe wegen Beschädigung öffentlichen Eigentums bezahlen. Auf MTV spielt die Rockgruppe Rage Against The Machine in ihren Videos eine Art Minstrelshow der Protestbewegung.

      Wie frech, wie zynisch. Schließlich weiß doch jeder: Onlinedienste haben das demokratische Medium Internet zum digitalen Einkaufszentrum degradiert. Gap und Nike lassen ihre Drittweltknechte immer noch für 11 Cents die Stunde schuften. IBM will die Welt monopolisieren. MTV war nie mehr als ein Werbesender für die Popindustrie. Und Videospiele sind die ultimative Form des geistlosen Eskapismus. Was kann das Spiel mit den Protestsymbolen also anderes sein als die böswillige Entwertung sozial relevanter Inhalte?

      Doch wer hier an eine Verschwörung glaubt, der überschätzt die Kräfte der Globalwirtschaft. Das Kapital kennt keine Ethik, sondern funktioniert nach Regeln, die so simpel sind wie physikalische Gesetze. Prinzipiell geht es darum, mit geringstem Aufwand das meiste Geld zu machen. Es steckt kein böser Wille dahinter, wenn Textilkonzerne Billigarbeiter in Lateinamerika und Asien beschäftigen. Nicht einmal wenn Ölfirmen mit Todesschwadronen in Kolumbien und Nigeria zusammenarbeiten. Das Kapital sucht sich ganz einfach den Weg des geringsten Widerstandes und Aufwandes. Genauso wie man der Industrie keinen guten Willen anrechnen kann, wenn sie sich, auf Druck von außen reagierend, um die Umwelt, um soziale Belange oder das Wohlergehen ihrer Arbeiter kümmern. Wenn sich der Protest verkauft, dann wird er auch verpackt.

      Eroberung der Subkultur

      In der modernen Werbung geht es in erster Linie darum, dass sich potenzielle Kunden mit dem Produkt identifizieren. Also muss der Zeitgeist erforscht, verstanden und verarbeitet werden. Eine leicht rebellische Grundhaltung gehört nun schon seit den sechziger Jahren zum gesellschaftlichen Status Quo.

      In seinem Buch „The Conquest of Cool – Business Culture, Counterculture and the Rise of Hip Consumerism“ beschreibt der Chefredakteur der kulturkritischen Vierteljahresschrift The Baffler, Thomas Frank, wie Schnaps- und Autofirmen Mitte der sechziger Jahre begannen, die Auswirkungen der Bürgerrechts- und Emanzipationsbewegungen zu verarbeiten. So rief Chrysler 1965 die „Dodge Rebellion“ aus, die den Kauf von PS-starken Muscle Cars zu befördern. Selbst die Medien- und Werbeskepsis, die fast 30 Jahre später die Generation X bewegen sollte, wurde vorweggenommen. Die Werbung reagierte ganz einfach auf die mittlerweile etablierte Konsum-, Gesellschafts- und Medienkritik der Gesellschaft nach der Ära der Bürgerrechtskämpfe.

      Auch die Mitglieder der globalen Protestbewegung von heute sind für die Wirtschaft keine Generation, sondern eine Zielgruppe. Genau das bringt sie in eine fatale Zwickmühle. Pop, Werbung und Industrie werden die Inhalte jeder sozial relevanten Bewegung auf Dauer banalisieren und bis zur hohlen Phrase entwerten. Gleichzeitig liefern sie jedoch den Beweis, dass die Bewegung an ihr Ziel gelangt ist, denn nur was die Mehrheit der Bevölkerung angenommen hat, werden Pop, Werbung und Industrie auch kommerziell ausschlachten. Das Ziel jeder missionarischen Subkultur ist also auch gleichzeitig ihr Ende.

      Wenn die Faust in der Luft zum Werbelogo wird, dann bedeutet das, dass sich die Protestbewegung von Seattle, Göteborg und Genua aus dem Untergrund weltweit ins Bewusstsein der breiten Bevölkerung vorgekämpft hat. Das kritische Bewusstsein wird dann noch etwas kritischer. Und dann kann der Ausverkauf beginnen.
      Avatar
      schrieb am 05.03.02 19:11:16
      Beitrag Nr. 25 ()
      Dem ist (fast) nichts hinzuzufügen ...

      "Doch wer hier an eine Verschwörung glaubt, der überschätzt die Kräfte der Globalwirtschaft. Das Kapital kennt keine Ethik, sondern funktioniert nach Regeln, die so simpel sind wie physikalische Gesetze. Prinzipiell geht es darum, mit geringstem Aufwand das meiste Geld zu machen. Es steckt kein böser Wille dahinter, wenn Textilkonzerne Billigarbeiter in Lateinamerika und Asien beschäftigen. Nicht einmal wenn Ölfirmen mit Todesschwadronen in Kolumbien und Nigeria zusammenarbeiten. Das Kapital sucht sich ganz einfach den Weg des geringsten Widerstandes und Aufwandes. Genauso wie man der Industrie keinen guten Willen anrechnen kann, wenn sie sich, auf Druck von außen reagierend, um die Umwelt, um soziale Belange oder das Wohlergehen ihrer Arbeiter kümmern. Wenn sich der Protest verkauft, dann wird er auch verpackt. "

      (außer vielleicht: ) und...ist das schlimm? Nein.

      Leider habe ich keine Playstation, das Spiel ist bestimmt lustig. :D :D :D


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      über die unfähigkeit, zu trauern........