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    Die Früchte der “New Economy“ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 30.08.02 17:03:09 von
    neuester Beitrag 31.08.02 18:49:25 von
    Beiträge: 15
    ID: 627.051
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      schrieb am 30.08.02 17:03:09
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dr. Jens Ehrhardt

      Die Früchte der “New Economy“

      Nachdem an den Wachstumsmärkten in den Medien über mehrere Jahre hinweg unermüdlich das neue Technologiezeitalter gefeiert und hervorgehoben wurde (besonders tat sich hier der Neue Markt in Deutschland hervor), muß es auch einem kritischen Beobachter erlaubt sein, dieses irrwitzige Treiben sozusagen aus dem Rückspiegel in regelmäßigen Abständen betrachten zu dürfen. Zunächst einmal ist festzuhalten, daß viele New Economy-Aktionäre wohl selbst vom Aufwind der gigantischsten Spekulationsblase in der Börsengeschichte kräftig durchgerüttelt wurden. Keiner dürfte sich selbst in seinen kühnsten Träumen auch nur annähernd ein Bild von den groben Umrissen dieser Spekulationsorgie gemacht haben. Im Prinzip könnte man jede beliebige der über 300 Neuer Markt-Aktien herausgreifen und mit Blick auf die Kursentwicklung des entsprechenden Titels eine entsprechende Geschichte bzw. „Story“, wie es New Economy-mäßig richtig heißen müßte, von den katapultartigen Kursanstiegen bis zum anschließenden (Total-) Zusammenbruch zu erzählen. Stellvertretend sei an dieser Stelle vielleicht nur die Schweizer Distefora erwähnt. Zunächst war dieser Titel eine (Buch-) Geldmaschine, die seinesgleichen in der Börsengeschichte suchte (Anstieg um fast 7.000% von 15 auf 1.000 Franken!). Die Analystenkonferenz beim Börsengang der Distefora-Tochtergesellschaft Ision erinnerte zahlenmäßig mehr an die Erstsemester-Auftaktveranstaltung eines völlig überlaufenen Studienganges als an den sonst gewohnten, eher nüchternen und kühl-sachlichen Rahmen vergleichbarer Veranstaltungen (mangels inzwischen eingetretener Emissionsfähigkeit von neuen Aktiengesellschaften fehlen allerdings immer mehr Erfahrungswerte). Selbstverständlich hat Ision bereits wenige Wochen nach dieser Massen-Mammut-Veranstaltung und Mond-Emissionspreisen (der Titel stand zuletzt bei 0,43 Euro gegenüber einem Höchstkurs von 133 Euro im März 2000) die ersten Zahlenrevisionen nach unten vorgenommen, und selbstverständlich folgten anschließend Verluste. Heute ist die Gesellschaft bekanntlich insolvent. Während von den Medien jedes Luftholen für das Aufblasen des New Economy-Ballons mit Begeisterung und Wohlwollen begleitet wurde, wird vom Zerplatzen (abgesehen von einigen Randberichten über schwarze Schafe – vornehmlich Insider und Unternehmensvorstände) kaum berichtet. Dieser Haltung wollen wir uns nicht anschließen. Inzwischen fünftelte sich währungsbereinigt beispielsweise die NASDAQ (immerhin die zweitgrößte Börse der Welt), der hoch NEMAX 50 Index musste sogar eine Kurs-Zwanzigstelung hinnehmen.

      Bedenkt man, daß der Neue Markt heute mit weniger als 30 Mrd. Euro kapitalisiert ist (entspricht nur gut der Börsenkapitalisierung von einem Standardtitel, wie BASF), dann fragt man sich, welchen zeitvertreibenden Gesellschaftsspiels sich die Börsenhändler in Frankfurt wohl befleißigt hätten, wenn der Chef der Deutschen Börse, Seifert, tatsächlich, wie von ihm geplant, den Aktienhandel bis auf den Neuen Markt nach London verkauft hätte. Man muß wissen, daß ein Großteil der heutigen Neuer Markt-Börsenkapitalisierung auf die fundamentalanalytisch noch immer extrem überbewertete und durch wenig Kontinuität gekennzeichnete (siehe ständige Management-Wechsel) T-Online entfällt (knapp 10 Mrd. Euro). Rechnet man T-Online von der Gesamtkapitalisierung des Neuen Marktes heraus, dann bleibt kaum mehr übrig als die Kapitalisierung von EM.TV zu deren Blütezeit, die damals mit knapp 30 Mrd. DM höher als BMW bewertet war.

      Volkswirtschaftlich wurde diese Blase von den New Paradigm- und Goldilocks-Optimisten getragen, die der Welt-Finanzgemeinde immer wieder ein durch die New Economy ermöglichtes angebliches Produktivitätswunder ausgelöstes inflationsfreies Wachstum suggerieren wollten. Auch „Wendehals“ Alan Greenspan schlug sich zunächst in das Lager der Produktivitäts-Märchenerzähler, ehe er „desertierte“ und plötzlich (richtigerweise) feststellte, daß die angeblichen Produktivitätssteigerungen in Wirklichkeit nichts anderes als größtenteils statistische Taschenspielertricks (hedonischer Preisindex) waren. Man muß einigen New Economy-Investoren (bzw. Zockern) zugute halten, daß sie Überzeugungstäter waren und nicht vorsätzlich handelten (dies gilt nicht für Unternehmensvorstände und andere Insider, die größtenteils im März 2000 zu Höchstkursen ihre Papiere unter das gierige „normale“ Anlegervolk brachten).

      Nach dem Totalabsturz dieser Seifenblasenmärkte sei auch die Frage nach dem volkswirtschaftlichen Sinn oder Unsinn des Neuen Marktes erlaubt. Die Grundidee (Finanzierungsfunktion für innovative Mittelständler) dieses Marktsegments war zweifellos klug. Auch im Hinblick auf den nahezu an Blutleere zugrunde gehenden deutschen Mittelstand (kaum Eigenkapital und Kreditbeschaffungsmöglichkeiten). Das Problem war nur, daß, wenn man einen in der Wüste halb verdursteten statt einiger weniger vorsichtiger lebensrettender Schlucke Wasser gleich ein Fünf-Liter-Faß infiltriert, dieser hinterher genauso zugrunde geht, wenn auch an einer anderen Todesursache. Ähnlich die Situation am Neuen Markt. Da dieser von Anfang an mit der von Alan Greenspan initiierten Liquiditätsschwemme konfrontiert war, herrschte von vornherein ein massives Überangebot an Kapital und Nachfrage vor, das die „verantwortlichen“ Unternehmenslenker gleich dankbar annahmen.

      Ohne Zweifel hat der Neue Markt zunächst zu einer unerwarteten Beschäftigungswelle in diesem Segment geführt. Diese wurde durch die wohlwollende Medienberichterstattung noch zusätzlich angefacht. Plötzlich wollte jeder möglichst schnell beim Neuer Markt-Schiff anheuern, um auch an den Segnungen dieser Reichtumsmaschine teilhaben zu können (dies war neben den üblichen Selbstverwirklichungsargumenten der eigentliche Hauptgrund für den Beschäftigungsboom). Inzwischen hat jedoch ein wahrer Massenexodus in Sachen Arbeitsplätze am Neuen Markt eingesetzt. Die durch ein lange Zeit vorhandenes Übermaß an Kapital ausgelösten Überkapazitäten schlagen sich immer mehr auch in der Realökonomie wieder. Dies konnte man bereits vor zwei Jahren anhand des gesunden Menschenverstands erkennen – siehe z.B. 100 Mrd. DM UMTS-Lizenzen-Investitionsloch in Deutschland. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die hoch gelobte Glasfaserbranche. Der angeblich unbedingt notwendige Superdatenhighway wurde zwar mit immensen Kosten und Renditeerwartungen aufgebaut, erst jetzt merken jedoch die Verantwortlichen, daß 95% dieser Datenautobahn von den Nutzern nicht benötigt wird.

      Kein Wunder, daß ein Großteil der ehemaligen Marktführer inzwischen Insolvenz angemeldet hat. Sowohl Global Crossing, als auch Williams Communications (von WorldCom, deren Chef Bernie Ebbers die größte Ranch Kanadas mit Ausmaßen wie das Saarland besitzt, ganz zu schweigen). Auch in Europa hat Carrier 1 aufgegeben und KPN Qwest ist ebenfalls insolvent. Man muß auch wissen, daß Global Crossing für sein Glasfasernetz zuletzt in den Büchern noch einen Wert von 22 Mrd. Dollar ausgewiesen hat, während Versteigerungsangebote inzwischen nur noch bis zu 300 Mio. Dollar reichen (das Unternehmen drücken zusätzlich 12 Mrd. Dollar Schulden). Die einzigen wirklichen Gewinner des New Economy-Zeitalters sind die Verbraucher (soweit sie vorher nicht den Sirenenklängen des Neuen Marktes erlegen sind und dort investiert haben), da er ohne Zweifel eine stark deflatorische und damit preissenkende Wirkung hatte aber auch die Old Economy scheint zunehmend von den Innovationen der New Economy zu profitieren (Internet-Handelsplattformen, Optimierungen innerbetrieblicher Abläufe). All diese Vorteile hätte man volkswirtschaftlich jedoch auch ohne Börsenverluste in Höhe von weltweit mehreren vierstelligen Milliarden-Dollarbeträgen erzielen können.

      Dr. Jens Ehrhardt
      http://www.finanzwoche.de


      30.08.

      das ist die Aktie, die er meint. Im 10 Jahres Chart!
      burakiye:D

      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:06:12
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich habe mal auch eine hochgelobte Aktie reingestellt, hat viel Ähnlichkeit mit dem da oben!


      burakiye
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:16:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Kennt jemand diesen Chart?



      Wird mal Zeit, das dieser aus dem Schlaf erwacht!

      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:17:25
      Beitrag Nr. 4 ()
      DIE ZUKUNFT VOM DOW JONES
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:18:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      Und was sagt uns das?


      :D

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      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:20:43
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der senile Dummquatscher Ehrhardt, hängt sein Fähnlein in den Wind wie so viele andere ANALysten, vor 3 Jahren war es bei ihm genauso, bloss in die andere Richtg.
      Vergangene Charts u. Ereignisse im Nachhinein kommentieren kann jeder Hilfsschüler ... !!!
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:21:35
      Beitrag Nr. 7 ()
      UND ER MACHT SICH AUF DIE REISE..............:D
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:22:36
      Beitrag Nr. 8 ()
      34 Year Gold Chart

      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:23:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      JETZT KOMMT DAS GEFÄLLE............



      burakiye
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:30:19
      Beitrag Nr. 10 ()
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:32:30
      Beitrag Nr. 11 ()


      Ihr braucht JAVA, für den Interactive Futures Charts!!!




      http://www.commoditytrader.net/futurescharts.htm
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:42:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      Aktuelle Brennpunkte des 70-Jahres-Zyklus
      (Am 19.07.02 neu überarbeitet)

      Absturzphasen an den Aktienmärkten und deren Ursachen beginnen meist unvermutet. Nachfolgend werden einige mögliche Auslöser beschrieben, die sich im Abwärtsstrudel der Börsen, der gegen Ende des 70-Jahres-Zyklus zu erwarten ist, gegenseitig verstärken dürften. Derartige fundamentale Betrachtungen sind für die Prognose der Aktienmärkte unerlässlich. Deshalb gehen wir solchen Entwicklungen und Zusammenhängen mit besonderem Interesse nach. In unserem Börsenbrief stehen die Zyklik des Dow-Jones-Index, des Goldkurses, des Dax und die darauf basierenden Prognosen im Vordergrund. Solche fundamentalen Hintergründe erwähnen wir im Börsenbrief aus Platzgründen nur gelegentlich, obwohl sie unsere Prognosen erheblich unterstützen. Hier auf dieser Internetseite haben wir jedoch den Raum zur ausführlichen Darstellung der fundamentalen Hintergründe.

      Deutschland:
      Anlässlich der Tarifrunde in der deutschen Metallindustrie im Mai 2002 ist das Kaufkraftargument der Gewerkschaften zu entlarven: Eine Tariferhöhung von 100 Euro bringt dem Arbeitnehmer nach Abzug der Abgaben und Steuern kaum mehr als lächerliche 40 Euro. Beim Arbeitgeber fallen aber aufgrund der bei 79 % (Prozentsatz am 27.05.02 korrigiert) liegenden Lohnnebenkosten sage und schreibe 179 Euro als zusätzliche Kosten an. Dies verdeutlicht gravierende Fehlentwicklungen, die seit den 70er Jahren die Arbeitslosigkeit nach jeder Lohnerhöhung immer steiler hinauftrieben. Der Hintergrund ist eine Politik, derzufolge sich eine Leistung infolge der exzessiven Steuer- und Abgabenbelastung nicht mehr lohnt. Der dadurch schleichend in Gang gesetzte Zusammenbruch des Sozialstaats rückt immer näher und kündigt sich zur Zeit bereits in vielfältiger Weise an. Zu den Folgen des Niedergangs gehören u. a.wertlos gewordene Aktien.

      Aus einem Leserbrief (FAZ 18.06.02, S. 8) :
      . . . Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht auf die ganze Wahrheit, und die lautet: Die Kommunen sind nicht mehr nur im Ausnahmezustand, sondern sie sind finanziell am Ende. Mit Überziehungskrediten werden schon Zinsen, Personal und Sozialhilfe bezahlt. Mit fast zwei Milliarden Euro schlagen allein in Niedersachsen die Überziehungskredite zu Buche, eine Summe, die von keiner Schuldenstatistik erfasst wird. . . Dem ist hinzuzufügen, dass wir uns gemäß dem 70-Jahres-Zyklus erst am Beginn einer schätzungsweise noch 15 Jahre langen Strecke der Verarmung befinden und dass eigentlich niemand in der Lage ist, sich vorzustellen, welche Verhältnisse am Ende dieser Stecke herrschen und zu welchen Umbrüchen dies führt.

      USA:
      Mit der riesigen Geldmengenausweitung in den USA ab September 2001 wurde lediglich scheinbar eine konjunkturelle Erholung erreicht, aber tatsächlich dürfte das Gegenteil des angestrebten Effektes eintreten.
      Hinzu kommt das nicht mehr finanzierbare US-Leistungsbilanzdefizit aufgrund jahrelanger zu hoher Importquoten. Dies zwingt den Dollar zur Abwertung, wodurch in die USA zu importierende Waren dort teurer werden. Infolge dieser Entwicklung stehen bald auf den Höfen der deutschen Automobilindustrie Zehntausende von unverkäuflichen Autos und unsere wechselkursbedingte Scheinkonjunktur bricht zusammen.

      Wall Street:
      Die FAZ (27.04.02, S. 21) schreibt unter „Amerikas Aufsicht ermittelt gegen Analysten – Wall Street fürchtet Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe” über ein Untersuchungsergebnis der amerikanischen Börsenaufsicht: Der Generalstaatsanwalt „Spitzer legte vor zwei Wochen brisantes Beweismaterial vor, wonach Analysten des Wertpapierhauses Merrill Lynch Aktien, die sie Privatanlegern zum Kauf empfohlen hatten, intern mit abfälligen Bemerkungen abqualifizierten.“ Daraufhin fiel wegen der Fülle der zu erwartenden Schadenersatzforderungen die Börsenbewertung von Merrill Lynch um 12 Milliarden Dollar.

      Am 02.05.02 fügte die FAZ unter „Vertrauen an der Wall Street auf dem Tiefpunkt – Enronitis ist noch nicht ausgestanden“ hinzu, „unter dem Klima der Verängstigung leiden vor allem Unternehmen, die vergleichsweise intransparent sind, einen hohen Schuldenstand haben und in der Vergangenheit über viele Akquisitionen gewachsen sind.“

      Die FAZ vom 10.06.02, S. 25, meint unter “Die Anleger sind völlig desillusioniert”: “Kaum ein Tag vergeht noch, an dem die Aktionäre nicht mit einem neuen Schurkenstück aus den Führungsetagen amerikanischer Unternehmen konfrontiert werden.”

      Die NZZ vom 20.07.02, S. 1, schreibt dazu unter “Amerikas Kapitalismus am Ende?: Für die jüngsten Skandale verantwortlich gemacht werden die gewinnsüchtigen Manager, die nachlässigen Verwaltungsräte und der allgemeine moralische Verfall in der Gesellschaft in genau dieser Reihenfolge. . . Solange man in Amerika wegen eines ungedeckten Schecks über 40 Dollar im Gefängnis landen kann, während Manager, die Millionen veruntreuen, auf freiem Fuss bleiben, ist etwas faul im Staate.”

      In der FAZ vom 08.06.02 ist auf Seite 21 unter “Merrill ändert Analystenregeln” zu finden: “Die Entlohnung der Analysten werde künftig nicht mehr von den Einnahmen im Investmentbanking abhängen, sondern von der Prognosequalität der Analysen.” Somit wurden in der Hausse die Aktienkurse durch eine umsatzabhängige Entlohnung der Analysten nach oben manipuliert. Nachdem es dann hinunterging, wurde auf eine von der Prognosenqualität abhängige Entlohnung umgestellt, ein Verfahren, das den Aktienkursverfall beschleunigt, weil nun alle Analysten im eigenen Interesse und im Interesse der stets richtig liegenden Großspekulation die Baisse vorantreiben. Die Umstellung der Analysten-Entlohnung erfolgte verspätet, damit zuvor die Großanleger aussteigen konnten, ohne die Aktienkurse abstürzen zu lassen. Auch diese Zusammenhänge gehören zum 70-Jahreszyklus.

      überarbeitet: Argentinien als Beispiel:
      Die Krise in Argentinien spitzte sich im Herbst 2001 erheblich zu: Plünderungen griffen um sich, nachdem ein 30-Tage-Ausnahmezustand erlassen werden musste, und Barabhebungen wurden auf 250 Dollar pro Woche beschränkt. Jahrzehntelang wurden mit der Hilfe des IWF dort Löcher gestopft, ohne das Grundübel, den nicht ausgeglichenen Staatshaushalt, zu sanieren. Denn ein Kartell von korrupten Staatsdienern einerseits und von Geldgebern, Banken und der Wertpapierindustrie andererseits, die an den Zinszahlungen interessiert sind, war der Nutznießer. Die jährlichen Zinsen für mittlerweile 132 Milliarden Dollar Staatsschulden ruinierten Argentinien und 40 % der 36 Millionen Einwohner wurden dadurch in die Armut getrieben. Nun verlangt der IWF einschneidende Abwertungen der Sparguthaben, lediglich um die Geldgeber vor dem allgemein üblichen Kapitalanlegerrisiko zu schützen. Argentinien war früher das reichste Land in Südamerika. Nach der beschriebenen Ausplünderung gehört es nun zu den ärmsten.
      Uns geht es ähnlich, denn Deutschland stand zur Zeit der Wirtschaftswunderjahre an der Spitze der wirtschaftlichen Zuwachsraten in Europa, mittlerweile bilden wir das Schlusslicht und der Zusammenbruch des Sozialsystems rückt täglich näher. Denn wir zahlen für die Schulden von Bund, Ländern und Gemeinden jährlich rund 65 Milliarden Euro Zinsen. Hiervon fließen gemäß einer Auskunft der Bundesschuldenverwaltung lediglich rund zwei Prozent an “kleine Geldgeber”. Diese Art der Globalisierung ist mehr oder weniger ausgeprägt überall zu beobachten - mit den Folgen einer immer mehr anwachsenden Verschuldung und einer unkontrollierbar werdenden Weltwirtschaftskrise.

      Israel:
      Als Folge des Terroranschlags vom 11. September ließen es die USA zu, dass im April 2002 Israel gegen die Palästinenser die größte Militäraktion seit 1967 in Gang setzen konnte. Die Neue Zürcher Zeitung vom 08.05.02, schreibt dazu auf Seite 5 unter “Hammerschlag Sharons gegen Palästina”: “Der Rote Halbmond rechnet mit mindestens 280 Todesopfern, ein Uno-Entwicklungsexperte schätzte die Wiederaufbaukosten auf 300 bis 400 Millionen Dollar”. Ferner fiel das Stichwort “Vandalismus”, weil selbst die Toilettenschüsseln in Ararfats Amtssitz zerschlagen wurden. Der Artikel schließt: Es ging “um die Erniedrigung der Palästinenser und Zerstörung ihres Lebensraumes.”
      Dies radikalisiert die islamische Welt, die von einem Massaker spricht, um so mehr. Und erst nachdem Saudi-Arabien mit einem Abdrehen des Ölhahns drohte, wurden die Saudis von Präsident Bush empfangen.
      In einem Leserbrief der FAZ vom 03.05.02, S.12, unter „Der Schlüssel zum Frieden in Israel“ wird die „wichtigste Ursache des palästinensischen Problems“ beschrieben: „die gegen das Völkerrecht und Resolutionen der Vereinten Nationen – Resolution 242 vom 22. November 1967, Resolution 338 vom 22. Oktober 1973, Resolution 1322 vom 7. Oktober 2000, Resolution 1397 vom 12. März 2002, Resolution 1402 vom 30. März 2002 – verstoßende israelische Siedlungspolitik auf arabischem und syrischem Territorium.“

      Der Nahostkorrespondent der “Neue Zürcher Zeitung” schrieb am 30.05.02 auf Seite 3 unter “Eine Quintessenz der Nahostfrage”:
      “Israel besetzt dank seiner militärisch-strategischen Überlegenheit das ganze Land zwischen Jordan und Mittelmeer und will den Palästinensern nicht jenen Anteil davon herausgeben, welchen diese als faire Abgeltung ihrer nationalen Rechte betrachten. . . Es handelt sich um einen reinen Machtkonflikt, der durch das massive Ungleichgewicht der Waffen und die westliche Unterstützung Israels im Status des Unrechts erhalten wird.” Und unter der Überschrift “Ist Widerstand illegitim?”: “Der große Betrug des Friedensprozesses liegt für die Palästinenser im Verschweigen der wahren Anforderung: Sie sollen sich mit deutlich weniger zufrieden geben als das, was mit völkerrechtlichen Argumenten aus den UNO-Resolutionen abzuleiten ist und was in der Weltorganisation regelmässig mit erdrückenden Mehrheiten bekräftigt wird. Dies ist, nota bene, gerade 22 Prozent des ehemaligen Mandatsgebietes Palästina. . . Die Lage spiegelt sich im Verhältnis der Bruttoinlandprodukte: fast 17000 Dollar pro Kopf in Israel gegenüber kaum einem Zehntel davon in >Palästina<. Auch die Rate der Todesopfer in bewaffneten Konflikten liegt ungefähr sechs bis zehn zu eins zuungunsten der Palästinenser. . .Wenn junge Palästinenser, von umfassender Aussichtslosigkeit und politischer Agitation zum Äussersten getrieben, sich in einem letzten Massaker mitten unter unschuldigen Israeli in die Luft sprengen, so heisst das Terrorismus und die Verantwortung wird dem ganzen palästinensischen Volk aufgebürdet. . . Die Palästinenser sind ein wahrhaft betrogenes Volk”. . Der anschließende Beitrag zeigt, wohin das führt:

      Die FAZ vom 18.07.02, S. 3, berichtet von der israelischen Menschenrechtsgruppe “Betselem”: “Nach Angaben von Betselem wohnen die Siedler auf 1,7 Prozent des Westjordanlandes, sie kontrollieren aber mit Straßen und Kontrollzonen auf angeeignetem Land 42 Prozent. Seit den Osloer Verträgen habe sich die Zahl der Siedler verdoppelt. . . Die Siedlungen sind durch ein Netz von Straßen verbunden, die nur ihren Einwohnern zur Verfügung stehen. . . Manche arabische Dörfer im Westjordanland kann man indes nicht mehr erreichen. . . Die Siedlungen auf den Hügeln leben vom Wasser der Palästinenser in den Tälern; Araber dürfen ihre Brunnen nicht so tief graben. Bei ihnen herrscht Wassermangel, während oben die Gärten grünen und die Schwimmbäder zum Bad einladen . . . Siedler dürfen sich frei bewegen, die Palästinenser leben zum Teil seit Monaten abgeriegelt und können nicht einmal in die nächste Stadt.”
      Wir befassen uns mit diesem Thema, weil die gegen eine Vielzahl von UN-Resolution verstoßende und von den USA unterstützte israelische Siedlungspolitik unabsehbare Folgen nach sich zieht, wie der anschließende Beitrag zeigt:

      16.05.02: Nahostkrise:
      In der Einleitung zu unserem Beitrag “Aktuelle Brennpunkte des 70-Jahrs-Zyklus” wurde darauf hingewiesen, dass die Auslöser von Börsenabstürzen meist völlig unvermutet eintreten: Eine dieser unvermuteten Entwicklungen besteht aufgrund der Entwicklung in Israel, die von den USA unterstützt wird, darin, dass die Araber nicht den Ölhahn zudrehen, sondern ihren noch effektiveren Geldhahn. Sie lösen ihre US-Investitionen auf, ziehen ihr Kapital ab und treffen damit die USA im Kern, weil der Dollar weich wird, der Euro gewinnt und die Masse der anderen Anleger nachziehen muss. Diese Strategie läuft offensichtlich zur Zeit an. Der US-Aktienmarkt stürzt immer schneller ab. Die US-Konjunktur wird depressiv. Aber auch unsere Exporte in die USA verringern sich. Und unsere wechselkursbedingte Scheinkonjunktur geht nachhaltiger zu Ende, als es das US-Leistungsbilanzdefizit ohnehin verlangt. Allerdings kann damit gerechnet werden, dass ein Teil der Gelder nun bei uns investiert wird.
      22.08.02 neu: Gemäß der FAZ vom 22.08.02, S. 21, “Saudis ziehen Mittel aus Amerika ab”, zogen saudische Investoren in den vergangenen Monaten bereits 200 Mrd. Dollar von rund 1,3 Billionen aus den USA ab und würden nun beschleunigt aussteigen.
      29.08.02 neu: Gleichzeitig führt die ohne Konsultation der Vereinten Nationen angekündigte Vorbereitung eines Angriffskrieges der USA gegen den Irak - zur Beseitigung des dortigen Staatspräsidenten Saddam Hussein - zu steigenden Ölpreisen. US-Vizepräsident Cheney machte gemäß der NZZ vom 29.08.02 klar, dass er neue UNO-Inspektionen für ein untaugliches Mittel gegen Saddam Hussein hält. Und UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat die USA zum Gewaltverzicht aufgerufen, denn die Vereinten Nationen seien nicht für eine militärische Aktion. Angesichts zusammenbrechender Aktienmärkte bewirken die wegen dieser US-Politik unbezahlbar werdenden Ölpreise eine Weltwirtschaftskrise, die jene der Jahre 1929 bis 1932 weit übertreffen wird.

      Derartige sich aufschaukelnde Entwicklungen sind ein Aspekt der Zyklik. Sie entstehen, weil typischerweise Aktionen in Gang gesetzt werden, die nicht die Ursachen beheben, sondern das Gegenteil des angestrebten Effektes erreichen. Sie sind, wo man auch nur hinsieht, kontraproduktiv. Folglich ist zum Schluss des 70-Jahres-Zyklus ein Jahrhundert-Kurseinbruch an den Börsen der Welt zu erwarten, der unserer Meinung nach zum Schließen der Börsen zwingt. Wie es bei uns in Berlin aussieht, wenn es soweit ist, prognostizierten wir in einem unserer Börsenbriefe: “Die meisten Ku-Damm-Geschäfte dürften dann mit Brettern vernagelt sein.”


      “Schwache Signale”
      Bevor in etlichen Jahren das Ende des 70-Jahres-Zyklus gekommen ist, deuten jetzt schon “schwache Signale” auf Entwicklungen hin, die erste Aufschwungtendenzen einleiten:

      Frankreich:
      In Frankreich wurde ab September 1999 probeweise der Mehrwertsteuersatz für handwerkliche Bau- und Ausbauleitungen von 19,6 auf 5,5 Prozent gesenkt. Innerhalb von zwei Jahren habe dies gemäß der FAZ vom 14.05.02, S. 27, im französischen Bauhandwerk zu einem Umsatzzuwachs von 3,2 Milliarden Euro und zur Schaffung von 60.000 neuen Arbeitsplätzen geführt. Dabei seien die steuerlichen Mindereinnahmen durch das erzielte Wachstum "reichlich ausgeglichen" worden. Außerdem sei es damit zugleich gelungen, die Preise stabil zu halten. Dem ist hinzuzufügen, dass die Handwerker gleichzeitig mehr Gewinn realisieren, so dass sich vor allem ihre Leistung wieder lohnt.

      Deutschland:
      Wer aufmerksam die Medien verfolgt, findet eine Fülle “schwacher Signale” wie zum Beispiel im “Der Spiegel” Nr. 22 vom 27.05.02 auf Seite 20 - 25 unter “Die Probebohrung”: “ . . . Die Debatte, so Westerwelle, diene der Mobilisierung von Menschen, die aus Enttäuschung nicht mehr wählen gingen und sich von der Politik abwendeten. Dies sei kein Rechtsruck, sondern die Ausfüllung der Strategie, die FDP zur Partei für das ganze Volk zu machen.” Nachdem Wahlprognosen zeigen, wie erfolgreich diese Strategie ist, begann gegen dieses Vorhaben eine beispiellose Medienkampagne, um den Wählerzulauf umzukehren. Gelingt es jedoch der FDP, das immer größer werdende Heer der abseits stehenden Wähler zu aktivieren, löst sich mit der Zeit der in Deutschland besonders ausgeprägte Reformstau. Er hat Deutschland zum Schlusslicht in Europa hinsichtlich der wirtschaftlichen Wachstumsrate werden lassen, nachdem wir während der von Ludwig Erhard geprägten “Wirtschaftswunderjahre”an der Spitze standen. Viele der Nichtwähler sind der Meinung, wen man auch wählt, es ändere sich nichts, und die Situation verschlechtere sich zusehends. In dem Maße, in dem die “schweigende Mehrheit” Einfluss gewinnt, kommen Reformen in Gang, die den Niedergang beenden und einen neuen Aufschwung einleiten.

      Natürlich reicht dies allein nicht aus: Insbesondere muss die wichtigste Leistungs- und Wachstumsbremse, die exzessive Steuer- und Abgabenlast, weit mehr als halbiert werden. Vor allem ist dabei die Mehrwertsteuer, die in Deutschland überwiegend 16 Prozent beträgt, auf ca. fünf Prozent zu verringern, wie in Frankreich in einem Teilbereich überraschend erfolgreich geschehen. Ohne einen größeren Umbruch am Ende eines jahrelangen äußerst schmerzlichen Prozesses, der den Lebensstandard immer weiter verringert, ist das bei uns offensichtlich nicht zu bewerkstelligen.
      Inzwischen berichten die Medien, dass sich die Wählergunst für diese Partei auf den früher üblichen Wert von 8 % halbierte. Eine anschließemd erschienene Wahlprognose in der FAZ entlarvte dies jedoch als eine reine Zweckmeldung: Jetzt seien es 13 % und die FDP hätte 10.000 neue Mitglieder gewonnen.

      In einem Leitartikel der FAZ vom 5. Juli 02, S. 13, “Schleichpfad um ein Tabu”, schreibt der Vorsitzende der Ludwig Erhard-Stiftung, Hans D. Barbier: “Wo Arbeitsplätze durch marktwidrige Löhne und durch fehlsteuernde Schutzgesetze so verteuert werden wie in Deutschland, da fallen nicht nur die alten Arbeitsplätze fort, da gibt es auch nicht viele neue, in die Menschen hineinvermittelt werden könnten.” Und weiter: “Höhe und Bezugsdauer von Lohnersatzleistungen und Sozialleistungen machen es in vielen Fällen möglich oder lassen es gar als klug erscheinen, auf die Aufnahme einer Arbeit zu verzichten.” Mit der schrittweisen Abschaffung dieser marktwirtschaftlichen Grundsätze wurde das deutsche Wirtschaftswunder, ab dem Jahr 1968 mit der Folge einer immer mehr ansteigenden Arbeitslosigkeit, abgewürgt. Seitdem galten diese Zusammenhänge etwa 30 Jahre lang als “Tabu”, das - wie man sieht - im Rahmen der beginnenden Selbstheilungskrise nun durchbrochen wurde. Allerdings dürften etliche Jahre des Niedergangs vergehen, bis diese marktwirtschaftlichen Grundsätze wieder allgemein akzeptiert werden. Eine der Voraussetzungen für den neuen Aufschwung.
      Aus heutiger Sicht wurde bei uns das seinerzeitige Wirtschaftswunder mit Hilfe des 68er Umbruchs beendet, um eine spätere Vormachtstellung Deutschlands auf dem Weltmarkt zu unterbinden. Denn ohne den 68er Umbruch wäre unser Lebensstandard wahrscheinlich doppelt so hoch, als er heute ist, und dies hätte zu unerwünschten weltweiten Einflussmöglichkeiten geführt. Andererseits entwickelt sich bei dem kontraproduktiven “american way of life”, der bei uns als “Shareholder-Kapitalismus” Eingang fand, eine heftige Selbstheilungskrise, die Deutschland zusätzlich mit in die Tiefe zieht. Nach Überwindung der deshalb bei uns besonders ausgeprägten Selbstheilungskrise dürfte ein anschließender Jahrzehnte langer Aufschwung hier wesentlich produktiver verlaufen als in den weniger betroffenen Ländern.

      © 2002 Wolfgang Bogen GmbH, 14163 Berlin, alle Rechte vorbehalten.

      :D
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:47:08
      Beitrag Nr. 13 ()
      Datum: 30.08. 17:23 Ökonom: Schwächerer Arbeitsmarkt in den USA?


      Der leitende US-Ökonom der Deutsche Bank AG, Peter Hooper, senkt die Vorhersage für die Beschäftigungsentwicklung in den USA im August von +25,000 Stellen auf einen Rückgang von 25,000 Stellen. Er führt seine Annahme auf "Besorgnis erregende" Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung und zum Help-Wanted-Index (mehr dazu hier) zurück. Die Arbeitslosenquote werde sich im August um 0.1 Prozentpunkte auf 6 Prozent erhöhen.


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      Wird immer schlimmer alles!
      burakiye
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 17:57:53
      Beitrag Nr. 14 ()
      @ verfasser burak....
      Danke. Danke. Danke. !!!!
      Hatte es bis dato nur befürchtet. Sehe mich und meine Vorahnungen vollends bestätigt. Denke ebenso, dass uns das schlimmste noch ins Haus steht. Solizalismus pleite, Argentinien und Brasilien Pleite, Kapitalismus am Ende!!!
      Wie geht es überhaupt weiter!???
      Alles bankrott ... pleite!
      Naturkatastrophen ohne Ende... weltweit.
      Kredite können nicht mehr zurückbezahlt werden.
      Armut über den Globus.
      Ende der Menschheit? Nein??!
      Die zivilisierte westliche Welt - auf welchem Niveau werden wir zukünfig leben? Renten unsicher ... Schulden ohne Ende.
      xxluz
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 18:49:25
      Beitrag Nr. 15 ()
      Nostradamus ist unter uns. Da überlege ich mir doch jetzt wieder long zu gehen.


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