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    Brauchen wir diese Türkei in der EU? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.01.05 07:45:47 von
    neuester Beitrag 09.01.05 08:51:20 von
    Beiträge: 3
    ID: 941.851
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      schrieb am 09.01.05 07:45:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      EU-Beitritt der Türkei:
      Rote Linien der Türkei und Syrien


      Von Haydar Isik

      Nachdem die Türkei mit Erfolg den Termin für die Beitrittsverhandlungen zur EU erhalten hat, fiel von Ministerpräsident Erdogan eine große Last. Die Erleichterung hat ihm geholfen, seinen Blick nach Syrien zu wenden. Nach einem triumphalen Auftritt in Ankara, als ob er die Schlacht vor Wien gewonnen hätte, ließ Erdogan sich auch in Syrien feiern.

      Das ganze Land fiel ihm zu Füßen und er fand plötzlich eine Freundlichkeit in Syrien, die es seit 80 Jahren nicht gab. Der syrische Staat, der am liebsten den Staat Israel in einem Glas Wasser ertränken möchte, der seit Jahrzehnten als Besatzungsmacht im Libanon ist, und dort die Palästinenser und Schiitischen Milizen für seine Zwecke instrumentalisiert, der im Irak einen Stellvertreter-Krieg gegen die USA durch eingeschleuste Terrorbanden führt, und wie im damaligen Saddamregime ein rassistisch- faschistoides Baath-Regime hat, verbündet sich mit der Türkei strategisch.

      Im türkischen sagt man: Es ist weder eine Hochzeit noch ein Fest, warum küsst der Schwager? Welche Interessen haben diese Länder, die plötzlich jetzt, in dieser Zeit diese Freundschaft gefunden haben?

      Obwohl die Türkei im Jahre 1998 ihre Truppen an der Grenze konzentrierte, um einen Krieg gegen Syrien zu beginnen, und der türkische Stabchef sagte, wenn wir früh morgens marschieren, werden wir zum Mittagsessen in Damaskus sein. Damals war die rote Linie der Türkei der Kurdenführer Abdullah Öcalan gewesen. Öcalan wurde mit Hilfe der USA, Israel und anderer Mächte aus "Liebe" zur Türkei festgenommen und der Türkei serviert. Er lebt seit sechs Jahren vollkommen isoliert auf der Insel Imralli am Marmarameer vor Istanbul als einzelner Gefangener.

      Die Türkei war und ist Nato-Mitglied, Syrien hat sich aber an die Sowjetunion und jetzt Russland angelehnt. Seit der Gründung der Türkei im Jahre 1923 hatten beide Länder viele Probleme allerart. Sie waren immer Feinde gewesen. Was hat sich geändert, dass der syrische Ministerpräsident Itri nach dem Besuch von Erdogan in der letzte Woche bekannt gab, dass zwischen der Türkei und Syrien eine strategische Allianz beginnt. Gleichzeitig hat die Türkei eine strategische Allianz mit Israel und den USA.

      Aus welchen Gründen kreuzten die Interessen dieser Länder? Ich denke, es ist selbstverständlich, dass das Kurdenproblem eine primäre Rolle spielt. Weil diese diktatorischen Militärregime den Kurden ihre Rechte nicht gewähren wollen. In der Türkei warten 20 Millionen Kurden vergeblich auf ihre Bürgerrechte, auf die Identität, Sprache, Kultur und Verwaltung. Die Türkei hat bis jetzt keine grundlegenden Änderungen für Kurden unternommen. Was sie bis jetzt geändert hat, was die EU als Fortschritt sieht, ist nur Makulatur.

      Erdogan spricht einmal von der Kurden als Brüder, dann sagt er wiederum "Wenn sie in Argentinien ein Kurdistan gründen wollen, werden wir auch dort gegen sie kämpfen." Mal spricht er davon, dass Kurden und Türken wie Nagel und Fleisch untrennbar sind, dann schimpft er die EU Delegationen, die die Kurdenstadt Diyarbakir besuchen, um die Menschenrechte vor Ort zu recherchieren. Dann spricht er von Brüderlichkeit zwischen Türken und Kurden, aber im gleichen Atemzug definiert er die türkische Politik so, dass die Gründung eines Kurdenstaates in Südkurdistan (Nordirak) ihre Rote-Linie sei.

      Da der syrische Staat ähnliche Probleme mit Kurden hat, glauben diese Länder, wenn sie gemeinsam gegen Kurden vorgehen, können sie die Unterdrückung der Kurden besser meistern. Deshalb gründen sie eine strategische Allianz gegen Kurden. Auch der syrische Ministerpräsident Itri hat sich geäußert, dass die Gründung eines kurdischen Staates im Nordirak als eine "Rote Linie" des syrischen Staates zu betrachten ist.

      Außer der Kurdenfeindlichkeit gibt es auch andere Interessen. "Wenn das Dorf zu sehen ist, braucht man keinen Wegführer." Die USA, EU und viele vernünftig denkende Menschen glauben, wenn die Türkei in die EU kommt, kann man den Islam demokratischer gestalten und als Beispiel auch in andere arabo-islamische Länder transportieren.

      Wir, die Kurden und Alleviten, kennen diesen türkisch-sunnitischen Islam genau, der in der Türkei als türkisch-islamistische Synthese für Türkentümelei und Rassenideologie staatlich gefördert wird.

      Wenn die Türkei dieses rassistische und faschistoide Islamverständnis, das die Staatsideologie der Türkei ist,
      :eek::eek::eek: welches die Kurden und Alleviten nicht anerkennt, modernisieren und zivilisieren könnte, wäre das für die Welt ein Problem weniger, aber es ist für mich noch eine große Frage.

      Das Kemalistische, und syrische Baath Regime sind sich sehr ähnlich. Man kann sie sogar als Zwillinge betrachten. Wenn diese rassistischen Regimes eine strategische Allianz bilden, gefährden sie andere Völker in der Region. Erdogan träumt vom osmanischen Reich, der syrische Präsident Asad träumt von der Vernichtung Israels. Beide wollen auch die Zerschlagung der Kurden. Außerdem versucht diese Türko- und Arabo-Islamische Allianz mit allen Mitteln gegen die Stabilisierung Iraks zu stehen. Die Türkei hetzt ihre Turkmenen im Irak:eek::eek::eek: und über Syrien sickern die El Qaida Banden ins Land um dort die USA zu treffen. Diese Allianz zeigt, dass in der Region die Karten erneut verteilt werden könnten.

      www.haydar-isik.com
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      schrieb am 09.01.05 08:05:00
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Frage sollte nicht lauten: Brauchen wir die Türkei, sondern: " Passt die Türkei in die EU.

      Und, muss die EU ungedingt größer werden.

      Die Pflicht der Regierenden ist es,
      sein Land nicht größer,
      sondern stärker zu machen.


      Würde ein Beitritt der Türkei in die EU, die EU wirklich stärker machen ???
      Avatar
      schrieb am 09.01.05 08:51:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Aus einem Diskussionsabend unter der Überschrift "Islamismus - Westliche Kultur, Konsens oder Konfrontation" mit Hans-Peter Raddatz, einem Orientalisten und Verfasser mehrerer Bücher zum Thema "Islam". :

      Vor seinem Vortrag wurde an alle Anwesenden ein Handzettel verteilt, der die aus seiner Sicht wichtigsten Hürden für eine islamische Integration in Europa auflistet.



      In den folgenden Abschnitten ist jeweils zunächst der islamische Standpunkt in Normalschrift, danach der europäische in roter Schrift angegeben.)

      1. Mensch

      Menschenwürde hat nur der Muslim, dies auch nur, wenn er die Regeln des Ritus und des Rechts (Scharia) befolgt. Die UN-Charta wird nicht angewandt.

      Die Würde des Menschen ist unantastbar; unabhängig von Rasse, Religion, Ethnie, Nation gelten die UN-Menschenrechte. Der individuelle Geist ist frei.

      2. Religion

      Der Islam ist auch politisches Herrschaftssystem und gewährt keine Religionsfreiheit. Ihn zu verlassen, ist ausgeschlossen.

      Das Christentum ist von Politik getrennt; alle Religionen haben das gleiche Recht des freien Glaubens und -wechsels.

      3. Gebetsort

      Die Moschee ist geschlossener Versammlungsort, welcher der Politpropaganda (freitags) und zuweilen auch der Aktionsplanung (Dschihad) dient.

      Die Kirche ist ein offener Gebetsort, der zuweilen auch politischer Einflußnahme dient.

      4. Staat

      In den Muslim-Staaten gilt der Koran als Verfassung (bis auf Türkei und Tunesien). Trotz nomineller Parlamente liegt die Gewalt zumeist bei Präsidenten bzw. Monarchen, legitimiert durch das Recht des Islam, die sogenannte Scharia.

      Die Staaten Westeuropas beruhen auf gesellschaftlich verbindlichen, vertraglichen Verfassungen. Es besteht Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative.

      5. Gesellschaft

      Der Islam ist als Glaube nur heilswirksam, wenn er sich in der Gemeinschaft auf die Scharia stützt, die daher unbedingte Geltung erlangen muß. Der Konformismus der Meinungen u. Medien fördert "Konfliktlösung" durch Drohung und Gewalt.

      Die Gesellschaft Europas regelt ihr Zusammenleben über Institutionen, Parteien,Justiz, Gewerkschaften, Kirchen, ohne direkte Einwirkung der Religion. Konflikte durch Meinungsvielfalt werden über Institutionen und offene Medien aufgefangen.

      6. Minderheiten

      Das Prinzip der Dominanz verlangt die Ablehnung und Verdrängung des Nichtislam. Sprachebene ist der Befehl.

      Das Prinzip d. Toleranz beruht auf Kooperation u. öffentlicher Beteiligung der Minderheiten. Sprachebene ist der Dialog.

      7. Frauen

      Die Frau ist Besitz des Mannes - vor der Ehe des Vaters, in der Ehe des Mannes - der Anspruch auf Koitus und Züchtigung erwirbt. Die Geschlechtergleichheit ist unbekannt.

      Die Frau ist verfassungsmäßig mit dem Mann gleichberechtigt; ihre wie seine Grundrechte der freien Wahl von Ehemann(frau), Beruf, Wohnort und der Person selbst sind unantastbar.




      In seinem Vortrag skizzierte Raddatz kurz die historische Entwicklung des Islams seit seiner Verkündung durch Mohammad. Nach seiner Meinung ist der heutige Islamismus eine Rückbesinnung auf die historischen Wurzeln (Verhalten von Mohammad und seiner Anhänger in Medina). Eine Abgrenzung zwischen einem gemäßigten Islam und dem militanten Islamismus ist schwer möglich, weil sich beide auf die Scharia als Grundlage beziehen. Da z.B. Bin Laden und El Kaida ihre Aktionen stets sehr sorgfältig mit Textstellen im Koran begründen, ist die Zustimmung für ihre Aktionen bzw. der Grad der Kritiklosigkeit auch bei gemäßigten Muslimen sehr hoch.

      Der Referent war der Meinung, dass unser Verhalten gegenüber dem Islam nicht vom Prinzip der Religionsfreiheit getragen sein kann, solange der Islam keine strikte Trennung zwischen Religionsausübung und Politik vorgenommen hat. Genau diese wiederum hält er aber für unmöglich, weil die Scharia vom Muslim ein wortwörtliches Festhalten an Koran und Sunna fordert.

      Raddatz sprach sich gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union aus, weil wir noch nicht einmal in der Lage waren, die Integration der bereits jetzt in Deutschland lebenden Ausländer zu bewältigen und die Türkei in seinen Augen einen eindeutig islamistischen Staat darstellt. Er kritisierte die Haltung der deutschen Regierung und deren Gesprächsführung mit muslimischen Organisationen wie dem ZMD, die eher islamistisch orientiert sind und nicht die Interessen der gemäßigten Muslime vertreten.


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