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    "Der Holocaust geschah zum Vorteil aller Deutschen" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.01.05 12:56:48 von
    neuester Beitrag 31.03.05 00:07:45 von
    Beiträge: 78
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      schrieb am 18.01.05 12:56:48
      Beitrag Nr. 1 ()
      "Der Holocaust geschah zum Vorteil aller Deutschen"

      INTERVIEW ROBIN ALEXANDER

      taz: Herr Aly, hat Adolf Hitler den deutschen Sozialstaat erfunden?

      Götz Aly: Nein, doch er hat den Sozialstaat mit Schwung weiterentwickelt. Unsere Steuerklassen I bis IV etwa stammen aus der Reichsfinanzreform von 1934, auch das Ehegattensplitting oder die Kilometerpauschale, die Edmund Stoiber heute so mannhaft verteidigt. Sie wurde getreu dem "nationalsozialistischen Grundsatz" eingeführt, dass auch der deutsche Arbeiter die Möglichkeit haben sollte, im Grünen zu leben. Unsere Rentner sind erst seit 1941 Mitglieder der gesetzlichen Krankenkasse, vorher hatten sie sich an Wohltätigkeitsorganisationen zu wenden; einen Arztbesuch konnten sich die meisten bis dahin nicht leisten. Die Beispiele, wie die Sozialverfassung der Bundesrepublik en detail im Nationalsozialismus vorgeprägt wurde, lassen sich fast endlos aneinander reihen.

      Das ist im Gegensatz zu den Verbrechen des Nationalsozialismus kaum im öffentlichen Bewusstsein.

      Es ist für uns Nachgeborene angenehm, den Nationalsozialismus auf seine unvergleichlichen Verbrechen zu reduzieren. In den Nachfolgestaaten des Dritten Reiches - in Österreich, in der DDR und in der Bundesrepublik - fand man unterschiedliche, im Effekt jedoch ähnliche Strategien, um die Schuld der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung zu minimieren. Sämtliche Bewältigungsideologien blenden über das soziale Appeasement hinweg: Den einfachen Leuten ging es im Nationalsozialismus gut. Sie haben gerne mitgemacht und vom Krieg profitiert.

      Meine Großmutter wurde zweimal ausgebombt, ihr Mann im Russlandfeldzug schwer verwundet. Es fällt schwer, sie mir als Kriegsprofiteurin vorzustellen.

      Dass die Deutschen Opfer gebracht haben - namentlich im letzten Drittel des Krieges - steht außer Frage. Aber fragen Sie Ihre Großmutter einmal, wie viel Geld sie in den ersten Kriegsjahren zur Verfügung hatte, wie sie nach den Bombenangriffen versorgt wurde. Und fragen Sie sie, ob ihr Mann von der Front Päckchen schickte und was darin war. Mindestens bis 1942 - und außerhalb der Sowjetunion bis in das Jahr 1944 hinein - muss man sich den Wehrmachtsoldaten als bewaffneten Butterfahrer vorstellen. Wenn man die Frauen fragt, die sich an diese Jahre erinnern, dann erzählen sie fast immer das Eine: Im Krieg hat alles gut funktioniert, wir hatten genug, erst danach mussten wir hungern.

      Sie haben herausgefunden, dass gerade die Initiatoren der Vernichtungspolitik, wie Hitler und Himmler, im Konflikt mit einer eher konservativen Verwaltung bestrebt waren, Belastungen für die einfachen Deutschen zu vermeiden. Was waren die Motive?

      Die NSDAP- und SS-Führer waren Leute aus dem Volk. Sie wussten, was es bedeutet, wenn der Gerichtsvollzieher klingelt, und wie es ist, wenn eine komplette Familie wegen Mietschulden auf die Straße gesetzt wird. Die ersten NS-Gesetze erschwerten das Pfänden und Exmittieren; plötzlich rangierte der Schuldnerschutz vor dem Interesse des Gläubigers. Die NS-Führer waren großteils den zweiten Bildungsweg gegangen, hatten sich als Autodidakten hochgearbeitet - ihre lebensgeschichtlichen Erfahrungen entsprachen denen von Willy Brandt, Gerhard Schröder oder Erich Honecker. Das programmatische Ziel, in Deutschland mehr Chancengleichheit zu wagen, war der NSDAP ein ernsthaftes Anliegen. Außerdem ging es den Führern dieser ersten deutschen Volkspartei natürlich auch darum, die Stimmung an der Heimatfront im Lot zu halten.

      Mit Erfolg?

      Ja. Die Leute waren vor allem mit sich selbst beschäftigt und gewannen nach anfänglicher Skepsis und Kriegsangst rasch das Gefühl: Der Krieg ist lange nicht so schlimm wie der vorangegangene; wir haben nichts zu leiden; unsere Beschwerden werden ernst genommen; Vater Staat kümmert sich um uns.

      Gab es keine aggressiv-ideologische Stimmung, wie sie etwa die Bilder vom Publikum bei Goebbels berüchtigter Rede im Sportpalast zeigen?

      Das war reine Propaganda. Die Menschen in Deutschland waren während des Zweiten Weltkriegs weithin passiv. Sie jagten dem kleinen Vorteil hinterher, frei nach dem Prinzip: Geld ist geil. Mehr wollten die Nationalsozialisten nicht, mehr brauchten sie nicht. Passivität reicht, damit eine totalitäre Diktatur funktioniert.

      Aber es gab doch auch Lager, die Gestapo, Denunziationen und Hinrichtungen.

      Von den 20.000 zivilen Todesurteilen sind 19.000 nach dem Ende des Jahres 1941 gefällt worden. Ganz ähnlich verhält es sich mit den militärischen Todesurteilen gegen deutsche Deserteure, also gegen jene Helden, die sich mit ihren individuellen Mitteln gegen diesen Krieg auflehnten. Der für die Masse der Deutschen spürbare innere Terror setzte erst zu dem Zeitpunkt ein, als sich die Aussicht auf einen im Sinne des Volkswohls Gewinn bringenden Sieg zerschlug.

      Die Nazis kannten ihr Volk?

      Ja, sie gehörten dazu. Ihre Politik war geprägt von den eigenen Traumata am Ende des Ersten Weltkriegs. Der innere Zusammenbruch fand 1918 statt, weil die Reichsleitung, die damals noch aus dem Adel und bestenfalls aus der Großbourgeoisie stammte, nicht in der Lage war, die Not des industriellen Proletariats zu erkennen. Ganz anders im Zweiten Weltkrieg: Die Frauen erhielten doppelt so hohe Versorgungssätze wie die Frauen britischer und US-amerikanischer Soldaten; die Inflation wurde unterdrückt beziehungsweise ins besetzte Ausland verlagert. Sozialgeschichtlich gesehen verfügten die deutschen Frauen nie zuvor über so viel Geld; der Ehemann war an der Front, konnte den Inhalt der Lohntüte weder versaufen noch verspielen noch sich herrschsüchtig-kleinlich in die häusliche Ausgabenpolitik einmischen. Die Volksgenossinnen empfanden das als Befreiung und dankten es ihrem Führer.

      Gab es einen Zusammenhang zwischen den Sozialleistungen des Regimes und seinen Verbrechen?

      Das Prinzip war ganz einfach. Das Vermögen der Juden wurde verwertet, also verkauft, und wanderte dann in den deutschen Kriegshaushalt. Die besetzten Länder mussten ja ungeheure Kontributionen leisten, mindestens das Doppelte, am Ende oft das Dreifache des letzten Friedenshaushaltes. Einen Teil dieser Summen konnten die nationalen Behörden der unterworfenen Staaten mit Hilfe der Arisierung, Romanisierung, Magyarisierung oder Hellenisierung des Eigentums der Staatsangehörigen jüdischen Glaubens gegenfinanzieren und so den Inflationsdruck lindern. Die Deutschen Finanzexperten von der Reichsbank boten das regelrecht an. Da alle deutschen Soldaten mit dem Geld der besetzten Länder bezahlt wurden, ebenso alle Lebensmittel, Kleidungsstücke, Wolldecken, medizinischen Geräte, die von dort ins Reich geliefert wurden, steckte in all diesen Zahlungen immer auch der Gegenwert dessen, was den Juden überall in Europa weggenommen, verkauft und dann in Geldform in den Besatzungskostenhaushalt geleitet worden war.

      War das den Menschen bewusst?

      Einigen schon. Das Problem liegt anders und einfacher: Was man nicht genau wissen will, verdrängt man leicht, zumal wenn einem das Unschöne oder eben Verbrecherische nützt. Dazu gehört nicht viel, zumal im Krieg. Und der Holocaust geschah eben zum Vorteil aller Deutschen.

      Meinen Sie wirklich, der Holocaust hat seine Ursache darin, dass Hitler seinen Volksgenossen im Krieg keine Härten zumuten wollte?

      Man versteht den Holocaust nicht, wenn man ihn nicht als den größten Massenraubmord der modernen Geschichte begreift. Es ging vom ersten Tag an um Geld. Im Übrigen ist der Begriff Arisierung mit den Begriffen Nationalisierung und Sozialisierung eng verwandt. Im Sommer 1942 wurde die Vernichtungspolitik radikal beschleunigt, als es galt, verschiedene Versorgungslücken und auch finanzielle Engpässe in den besetzten Ländern zu schließen oder wenigstens nicht anwachsen zu lassen.

      Versuchen Sie damit nicht, den Holocaust zu rationalisieren?

      Ich sage, dass es für den Mord an den europäischen Juden eine Reihe von herrschaftsrationalen Gründen gab. Der Holocaust hat zum Funktionieren des deutschen Alltags im Nationalsozialismus beigetragen.

      Warum wurde das 60 Jahre kaum erforscht?

      In Deutschland geschah das aus Gründen der Staatsräson. Das gilt auch für mich, ich arbeite seit bald 25 Jahren zu solchen Fragen. Sowohl die Verantwortlichen in der BRD als auch in der DDR versuchten jahrzehntelang, die Spuren des nationalsozialistischen Großraubes so gut wie möglich zu verwischen. Hier wie dort vernichteten die Regierungen systematisch Unterlagen über die Kriegsfinanzierung. Die Akten des Reichsfinanzministeriums wurden noch Jahrzehnte später gesäubert. Und werden vielleicht noch heute gesäubert. Bis heute sind diese Unterlagen - soweit sie ins Bundesarchiv gelangten - nicht einmal ordentlich verzeichnet. Dahinter steht die Angst, den Zweiten Weltkrieg tatsächlich bezahlen zu müssen. Wollten wir das wirklich versuchen, wie manche Moraljournalisten und -politiker leichtfertig fordern, müssten wir sämtliche Einkommen und Renten in Deutschland halbieren. Auch die heutige Regierung vertritt das Volkswohl. Das notwendige deutsche Desinteresse ist aber nur die eine Seite. Auch die überlebenden Opfer sind nicht an allzu nahe liegenden, scheinbar banalen Erklärungen interessiert. Hier kommt etwas zusammen, was nicht zusammengehört, aber in dieselbe Richtung wirkt.

      Verschiebt sich aktuell die Wahrnehmung des Nationalsozialismus mit Filmen wie "Der Untergang" und zahlreichen personenfixierten Dokumentationen sogar in die entgegengesetzte Richtung? Der Nationalsozialismus als Geschichte von Verführern und damit von Verführten statt von Korrumpierten?

      Ja. Zum Korrumpieren gehören bekanntlich zwei. Einer, der es tut, und einer, der es gerne mit sich machen lässt. Das Funktionieren des Nationalsozialismus und seine relative innere Stabilität erklären sich nicht aus Hitlers angeblichem, quellenfern neulich von Hans-Ulrich Wehler wieder aufgewärmtem Charisma, sondern aus der Massenkorruption. Die Deutschen ließen sich auf Kosten anderer Völker und um den Preis millionenfacher Morde bestechen. Wenn man die Gründe für Auschwitz wirklich verstehen will, soll man endlich aufhören, plakativ mit Namen wie "Flick", "Krupp" oder "Deutsche Bank" zu operieren.

      Das verstellt nur den Blick?

      Ja. Wichtig sind andere Fragen: Mit welchen materiellen Stimuli wurden die Deutschen bei Laune gehalten? Woher kam das Geld, das es ihnen en masse ermöglichte, ohne direkte Kriegssteuern, bei 15-prozentiger Rentenerhöhung im Herbst 1941, bei gleichzeitiger Verdopplung der sozialen Transferleistungen für Familien zum selben Zeitpunkt einen zunächst sehr gemütlichen Raubkrieg zu führen? Die Steuerfreiheit für die Arbeit an Sonn- und Feiertagen seit Dezember 1940 und die Lebensmittelzuteilung für Otto und Erna Normalverbraucher im Zweiten Weltkrieg führt sehr viel näher an die verbrecherische Dynamik des nationalen Sozialismus als die Untersuchung der Lebensversicherungspolicen von "Allianz" oder "Generali". Die Massenzustimmung wurde mit Mitteln der Umverteilungspolitik erreicht: mit sozialer Wärme. Die belohnen die Deutschen, wie wir wissen, gerne. Damals ging sie zu Lasten anderer Völker. Heute geht sie über die Verschuldung zur Lasten der nächsten Generationen.

      Die Konjunktur des Sozialstaates war in Deutschland mit dem Nationalsozialismus nicht vorbei.

      Die personellen und die gesetzlichen Kontinuitäten sind unendlich. Das geht bis in die Wohnungen. Die Plattenbauten, die in Ostberlin in den 50er- und 60er-Jahren gebaut wurden, sind nichts anderes als Albert Speers Massenwohnbau von 1940.

      Aber sozialer Fortschritt ist deshalb doch nicht per se nationalsozialistisch?

      Natürlich nicht. Ich will nicht die Idee der sozialen Gerechtigkeit diskreditieren. Ich will den Erfolg des Nationalsozialismus erklären.

      Trotzdem gefragt: Seit den 1970er-Jahren bezogen die BRD-Regierungen unter Brandt und Schmidt und die DDR unter Honecker ihre Legitimation in hohem Maß aus dem Ausbau von Sozialleistungen und durch Umverteilung. Gibt es hier ähnliche Regierungstechniken wie im Nationalsozialismus?

      Nein, das ginge zu weit. Die bundesrepublikanischen Sozialreformen der 1970er-Jahre folgten dem Prinzip der allgemeinen Teilhabe in Zeiten starken Wirtschaftswachstums. Selbst im Fall der Diktatur DDR ginge der Vergleich zu weit. Natürlich verfügten die östlichen wie die westlichen Industriestaaten über ökonomische Mittel, Teile der Dritten Welt auszubeuten. Aber keine der deutschen und österreichischen Nachkriegsregierungen hatte die Möglichkeit, einen Angriffskrieg zu führen, um sozialpolitische Fragen im Inneren zu regeln. Man könnte böse formulieren, dass die DDR daran gescheitert ist.

      Ist die NS-Sozialpolitik also eine Ausnahme in der deutschen Geschichte?

      Hinsichtlich der Mittel ja. Doch hinsichtlich der Ziele - soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und gesellschaftliche Aufwärtsmobilisierung im binnennationalen Rahmen - ordnet sich der Nationalsozialismus in die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts ein, nicht allein in die deutsche Geschichte.

      Der Rückbau von Sozialstaaten hat historisch weniger Vorbilder als sein Aufbau: So etwas wie die Hartz IV hätte Hitler seinen Deutschen niemals zugemutet?

      Nein. Honecker hätte es tun müssen, und auch er konnte es der DDR-Bevölkerung nicht zumuten. Das unterscheidet demokratische Regierungen von totalitären. Demokraten können umsteuern. Das geht langsam und kommt vielleicht manchmal zu spät, aber es ist möglich. Der nationalsozialistische Sozialstaat konnte nur expandieren. Er erzeugte ständig die Lust nach mehr. Wenn Hitler im Oktober 1941 gesagt hätte, wir müssen um der Nation willen einen langen Krieg führen, die Familienunterhaltszahlungen, den Sold und die Fleischrationen kürzen, die Steuern anheben und die Sparguthaben in Kriegsanleihen mit 20 Jahren Laufzeit umwandeln, dann hätten die Leute sofort die Gefolgschaft aufgekündigt. Das zu verhindern, war ihm jedes Mittel recht. Hitler wusste genau, Sozialabbau konnte er sich nicht leisten.

      taz Nr. 7565 vom 15.1.2005, Seite 4-5, 403 Interview ROBIN ALEXANDER
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 13:39:53
      Beitrag Nr. 2 ()
      Möchtest Du nun das 3.Reich mit dem Sozialkapitalstaat BRD der letzten 30 Jahre assoziieren?
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:03:21
      Beitrag Nr. 3 ()
      nichtdie, sollen wir uns jetzt alle schlecht fühlen?
      Übrigens, die Besetzung Deutschlands geschah zum Vorteil der Völker der Besatzer, oder? Denk mal drüber nach. Der Sinn und Zweck der Unterdrückung anderer Völker besteht nunmal im Vorteil für das eigene Volk, aus welchem Grund sollte man sie sonst besetzen/unterdrücken?
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:25:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      welche sind denn eigentlich die mittel- bis langfristigen Ziele von nichtdie, soeinpech, for4zim, etc.? :eek:
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:37:46
      Beitrag Nr. 5 ()
      4,

      Vernichtung der Palästinenser, des Iraq, Iran und Syrien; danach Ausruf des Großisraelischen Reiches als neue Weltmacht und genügend Lebensraum rundherum.:p

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      schrieb am 18.01.05 15:41:44
      Beitrag Nr. 6 ()
      @neonjäger:
      wenn du dich persönlich angesprochen fühlst :D

      @schnauze:
      der Sozial-Staat BRD mit seinen Sozialsystemen wäre anscheinend ohne die gute Vorarbeit von Onkel Adolf nicht ganz so spendabel sein können

      @kabbes:
      mein langfristiges Ziel ist auf die Bahamas auszuwandern :D
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:48:38
      Beitrag Nr. 7 ()
      nichtdie,

      Hitler konnte sich keinen Sozialabbau leisten, sonst hätte er die Unterstützung der Massen schnell wieder verloren.

      Darauf; " das es mit AH allen besser ging als vorher" (Altes Zitat meiner verstorbenen Oma) setzten die NS doch.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:49:29
      Beitrag Nr. 8 ()
      kabbes,

      Bahamas sind schön, aber da leben? (USA):D
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:50:28
      Beitrag Nr. 9 ()
      Nö, tu ich ich nicht, ich wiedersprech dir nur gerne. :D
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:52:23
      Beitrag Nr. 10 ()
      #4 was für eine superbe Liste, :D
      die an die Wand gehängt, ist besser als´n Diplom.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 15:54:45
      Beitrag Nr. 11 ()
      Schnautze (#5):

      Vielen Dank! :kiss:
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 16:39:12
      Beitrag Nr. 12 ()
      @schnauze:

      brauchst du auch nicht. Du mußt dich schon mit dem sonnigen Gaza begnügen :laugh:

      Und wenn schon "Grossisraelisches Reich", dann von der Tundra bis Patagonien :D
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 18:03:25
      Beitrag Nr. 13 ()
      ..wieso kann man den Artikel nicht einfach lesen und zur Kenntnis nehmen, dass dort recht interessante Fakten stehen, die völlig unabhängig davon sind, wie man sie wertet.
      Etwa zum Rückhalt der Nazis in der Bevölkerung, der Ursache des Rückhalts und der Ursache mancher Gesetzesänderung, die noch heute gilt.
      Der extreme Schuldnerschutz in Deutschland ist also zB auch von den Nazis begründet worden, (ihre heutigen Nachfahren gehören oft übrigens immer noch gern zu denen, die keine Miete zahlen und sich vom Staat, den sie ablehnen, finanzieren lassen....)


      Ein Alt-Nazi kann den Artikel mE durchaus als Bestätigung der These lesen, dass "unter Adolf auch nicht alles schlecht war".
      Ein von Nazis Verfolgter liest ihn sicher anders, interessant ist er allemal.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 18:13:10
      Beitrag Nr. 14 ()
      13,

      man sollte mal die Sozial- und Arbeitspolitik Adolfs völlig wertfrei vom Rest der Geschichte trennen und analysieren.

      Wie Haider seinerzeit.

      Deswegen bin ich aber weder Neu, Alt, oder sonstiger Nazi.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 18:27:08
      Beitrag Nr. 15 ()
      lt. Interview kann man das aber wohl nicht trennen, weil sie zum großen Teil von Kriegsbeute, Enteignungen von "reichen Juden" und ähnlichem finanziert wurde....


      Allerdings ist dennoch anzumerken, dass der Sozialstaat der 50er Jahre, der sich auf Armutsbekämpfung beschränkte und nicht dem Faulen den gleichen Lebensstandard wie dem Fleißigen garantieren wollte, durchaus funktioniert hat. Auch ohne Enteignung reicher Juden oder Beutezüge ins benachbarte Ausland.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 18:34:03
      Beitrag Nr. 16 ()
      xylo,

      in den 50ern gabs aber auch keine 40 - 50% Abzug vom Gehalt für Steuern und Versicherungsbeiträge.

      Von mir aus können sie von heute auf morgen die gesetzliche Renten- und KV einstampfen.

      Da die Bürokratie aber unter allen Umständen erhalten und noch weiter ausgebaut werden muß, wird das wohl nie passieren.

      Entweder Beiträge bezahlen, Leistung bekommen und den Bürokratenapparat mitfinanzieren,

      oder keine Beiträge, keine Leistung vom Staat und keine Bürokraten. Das wäre mir lieber.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 18:41:50
      Beitrag Nr. 17 ()
      eben, warum wohl nicht...??

      Außer natürlich deshalb, weil es nahezu Vollbeschäftigung gab und diejenigen, die nicht arbeiteten, wirklich nicht konnten, weil ihnen ein Bein fehlte, sie alt oder totale Penner waren...??

      Erst mit der Anspruchsgesellschaft, die jedem alles Mögliche garantieren musste, egal was es kostet, kamen doch die Probleme. Aber wir bewegen uns vom Thema weg....


      Dass die Nazis "sozial" waren, kann man dem Sozialstaat nicht vorwerfen, wie man Stolpe nicht vorwerfen kann, dass er jetzt Maut kassiert für Wege, die auf den Führer zurückgehen....
      Dennoch ist das Interview spannend, weil es viel über die damalige Zeit aussagt und die Befindlichkeiten der Deutschen. Und über die Stammwähler der Nazis.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 19:06:50
      Beitrag Nr. 18 ()
      Klasse Beitrag von Götz Aly. Das könnte gewaltig bei einer Entmythifizierung des 3. Reiches helfen. Die üblichen Charakterisierungen helfen nämlich nicht dabei zu verstehen, wieso die NSDAP ihre Wahlerfolge hatte, wieso sich Hitler halten konnte und was die Menschen damals motivierte. Es wäre dumm, wenn man daraus irgendwelche Wertungen für die Zeit danach ableitete. Eine Demokratie hat andere Gesetzmäßigkeiten.

      Übrigens sollte man auch nicht so tun, als kämen alle Gesetze ab 1933 aus der Feder Hitlers. Viele Reformen waren auch schlicht die normale Arbeit der Bürokratie, die unter demokratischen Reichsregierungen genauso erfolgt wäre. Es ist ja wohl kein Zufall, daß in den 30er Jahren auch in den USA und in Schweden der Sozialstaat ausgebaut wurde - es lag einfach so etwas "in der Luft". Das spezifisch deutsch der Zeit war, daß man eine Minderheit brauchte, auf dessen Kosten man es tun konnte, gestützt auf eine Neiddebatte ("reiche Juden" ). Neiddebatte plus Diktatur: das muß furchtbar enden...
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 19:14:06
      Beitrag Nr. 19 ()
      for4zim,

      "auf Kosten der Juden".

      Und heute?

      Sozialstaat auf Kosten von wem und welches Feindbild geht anststatt der`Juden einher?

      Schließlich sind wir auch soweit, daß der Staat lt.Hartz IV Frauen in die Prostitution zwingen kann. Ob ers tut bleibt abzuwarten.

      Ich warte auf den ersten Fall. Und werde es mir nicht nehmen lassen, diesen danach genußvoll an Medien sämtlicher Länder zu verteilen.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 19:29:28
      Beitrag Nr. 20 ()
      #19, ich weiß, für manche ist es schwierig zu verstehen. Aber wir leben in einer Demokratie...kapiert? Vergleiche mit Zuständen in einer Diktatur sind unsinnig. Man braucht auch daher nicht zu suchen, wer heute "die Juden" sind.
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 20:39:06
      Beitrag Nr. 21 ()
      Mindestens bis 1942 - und außerhalb der Sowjetunion bis in das Jahr 1944 hinein - muss man sich den Wehrmachtsoldaten als bewaffneten Butterfahrer vorstellen


      Daß normale "Butterfahrer" soviele Menschen ermorden ist mir neu.:mad:
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 21:43:36
      Beitrag Nr. 22 ()
      21,

      heutzutage sind fast nur noch die Amis als "Butterfahrer" unterwegs.:D
      Avatar
      schrieb am 18.01.05 23:19:59
      Beitrag Nr. 23 ()
      #21 Connor

      Butter ist ihnen ja ausgegangen, daher ab 1943 Kunsthonigfahrer. (Kunsthonig wurde in Deutschland erfunden, da wir so viel von Kunst verstehen),:laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 00:16:58
      Beitrag Nr. 24 ()
      Ich kann die Begeisterung für Götz Alys Aussagen, nicht ganz nachvollziehen. Manches aus dem Interview ist doch recht zweifelhaft.
      Die führenden Nazis sollen aus dem normalen Volk stammen? Da darf doch mal die Frage erlaubt sein, auf wem aus der Führungsriege dies zutrifft? Wer ist, vor seiner Zeit als führender Nazi, einer Tätigkeit als Angestellter oder Arbeiter nachgegangen?

      Paradox ist doch, das ausgerechnet der "röteste" aller Nazis, Gregor Strasser, ein Unternehmer/Selbständiger war(übrigens, der einzige in der Führungsriege), und ausgeschaltet wurde weil er sein linkes, sozialistisches Programm nicht aufgeben wollte.

      Die Aussage das der Durchschnittsverdiener, durch die Nazis mehr in der Tasche hatte, ist ebensowenig haltbar, denn für den Aufschwung der Weltwirtschaft, zur damaligen Zeit können die Nazis nichts, und es ist nicht abstreitbar, das die Durchschnittsverdiener in unseren westlichen Nachbarländern, vom Wirtschaftsaufschwung damals deutlich mehr profitierten als die Deutschen.

      Gruß tt
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 00:37:45
      Beitrag Nr. 25 ()
      # 1 hochinteressant, diese Zeit aus fiskalischer, sozialstaatlicher Sicht zu beleuchten.

      Der Reparationsgedanke: Hier ist der Interviewte wohl doch noch der Perspektive der Gegenwart aufgesessen. Denn nach dem Krieg war jedem klar, daß das zerbombte Deutschland unfähig war Entschädigungen aufzubringen.

      Auch war Priorität, Deutschland nicht an die Kommunisten zu verlieren, und war vorgesehen, als künftiger Frontstaat. Damals war man sich durchaus bewußt, welche Gefahr die Sowjetunion darstellte, erst die 68iger haben das völlig verdrängt.

      Von daher wurde die ganze "Vergangenheits"bewältigung auch erst die Angelegenheit der Generation, die damit garnichts zu tun hatte, und sich in Sicherheit fühlen konnten vor kommunistischer Diktatur, oft sogar zu deren Idealisierung neigte (eine erstaunliche psychologische Ähnlichkeit mit der Generation, die im 3.Reich konform ging, im Glauben an einen allmachtsgütigen Staat - der Apfel fällt nicht weit vom Stamm !!!:D).


      Sehr bemerkenswert in # 1 ist dieser Gedanke:
      Die Massenzustimmung wurde mit Mitteln der Umverteilungspolitik erreicht: mit sozialer Wärme. Die belohnen die Deutschen, wie wir wissen, gerne. Damals ging sie zu Lasten anderer Völker. Heute geht sie über die Verschuldung zur Lasten der nächsten Generationen.

      und
      Sämtliche Bewältigungsideologien blenden über das soziale Appeasement hinweg: Den einfachen Leuten ging es im Nationalsozialismus gut.

      Es ist zu einfach, totalitäre Herrschaft lediglich mit deren Negativaspekten zu erklären, da sie ihre (tragende) Anhängerschaft zumeist durch handfeste Vorteile gewinnt, und so zum Wirkungsbestandteil des Systems macht, woraus wechselseitige Abhängigkeit entsteht.

      Je größer diese gegenseitige Abhängigkeit wird, umso mehr gehen politische wie individuelle Spielräume langfristig verloren.

      Jedes solcher Systeme hat eine Menge an "Sozialem" zu bieten, um von den Schattenseiten abzulenken. Die sich aber dennoch aus Bringschuld auftürmen, und so eines Tages zum Systemkollaps führen, oder in einen ausweglosen Kreislauf der Agonie bei sehr niedrigem Lebensstandard münden.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 00:45:29
      Beitrag Nr. 26 ()
      Fehlt nur noch der Hinweis,

      dass der Wohlstand der USA auf dem Blut der Indianer und Schwarzen gründet,

      der Wohlstand der Engländer auf dem Blut der Sklaven, der Indianer, der Afirkaner, Inder,........ und dem Blut aller kontinentaleuropäischen Völker, die sie systematisch fürs Eigeninteresse gegeneinander ausgespielt haben,

      etc.etc.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 00:59:31
      Beitrag Nr. 27 ()
      Die Massenzustimmung wurde mit Mitteln der Umverteilungspolitik erreicht: mit sozialer Wärme.
      soziale Wärme, in Nazi-Deutschland? Das ist krank!
      Soziale Wärme in einem Staat, in dem du mit einer falschen Bemerkung, egal wem gegenüber, dein Leben auf Spiel setzt? Das dritte Reich kann man mit viel assozieren, nur nicht mit sozialer Wärme.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 01:17:52
      Beitrag Nr. 28 ()
      Daß die Deutschen damals insgesamt, von der Enteignung und Ermordung der Juden profitiert haben, stimmt so nicht. Eher trifft das Gegenteil zu. Ein Großteil des jüdischen Vermögens, wurde bereits vor dem Zugriff der Nazis außer Reichweite geschafft. Und wenn man von dem was konfisziert wurde, die Verluste an menschlichen Know-how(das einen sehr hohen Wert für die Volkswirtschaft hatte) abzieht, dann bleibt unterm Strich, zu jedem Zeitpunkt, nur noch ein kräftiges Minus. -> Durch den Holocaust, war der Durschnittsdeutsche zu jedem Zeitpunkt ärmer, als er es ohne Holocaust gewesen wäre! -> #1 ist ziemlicher Nonsens.

      Gruß tt
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 07:50:58
      Beitrag Nr. 29 ()
      #1 ist genau so ein Unsinn, wie in einem anderen Thread die These über die angeblichen Gemeinsamkeiten zwischen ATTAC und der NPD. Die Sozialversicherungen gab es schon vor den Nazis. Menschen, die für eine sozial abgesicherte Arbeitnehmerschaft sind in die Nähe von Nazis zu rücken ist einfach nur abartig und widerwärtig :mad: aber so sind sie halt, die neoliberalen und anderen Hardcore-Kapitalisten :rolleyes:

      ansonsten stimme ich Thomtrader zu. Die Mehrheit der Deutschen hat von den Enteignungen der Juden nicht profitiert. Das waren nur einige Nazi-Bonzen. Hier wird mal wieder versucht eine Kollektivschuld aufzubauen. Diesmal nicht mit von Feigheit und Opportunismus als Motiv, sondern Habgier. einfach nur widerwärtig :mad:
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 08:18:24
      Beitrag Nr. 30 ()
      #28 und #29: da ist ja doch sehr stark der Wunsch Vater des Gedanken.

      Daß zum Kriegsende hin die zusammengeraffte Beute zum großen Teil in Asche aufging oder wieder in andere Staaten abtransportiert wurde, ist unbestritten.

      Die Verfolgung der Juden lebte aber zu einem guten Teil von den kleinen Profiteuren. Jemand wollte eine bestimmte Wohnung, und in der wohnten Juden? Dem konnte abgeholfen werden. Jemand wollte sich selbständig machen und das beste Ladenlokal in der Straße hatte ein Jude? Das traf sich ja excellent. Es mußte noch nicht mal die Mehrheit der Bevölkerung sein, die so handelte, aber es gab, laut Zeitzeugen, genug. Die 30er Jahre in Deutschland waren eine Zeit intensivster Übereignung von Besitz - Einzug in Staatsbesitz, Zwangsversteigerung, Notverkäufe...Und daß der Krieg zu einem guten Teil mit Beutebeständen finanziert wurde, daß die KZs der fabrikmäßigen Ausbeutung der Insassen diente, das half alles, die Kriegslasten für die Deutschen bis ca. 1944 gering zu halten.

      Es wäre zu kurz gesprungen, davon jetzt eine Kritik des Sozialstaats abzuleiten oder die Behauptung daraus zu folgern, die Beute sei gleichmäßig an alle Deutschen verteilt worden. Es gab den anonym über die Sozialprogramme des Reiches verteilten moderaten Wohlstand, der sich auch auf geraubtes Gut stützte, und es gab auch zahlreiche Gelegenheiten für skrupellose Zeitgenossen, sich auf Kosten eines angeblichen "Volksschädlings" zu sanieren.

      Wenn man Menschen jener Zeit hört, dann erhält man so langsam auch einen Begriff des Sexappeals des Nationalsozialismus, der sich ja mit Auschwitz im Kopf und den für heutige Ohren antiquierten Reden im Sportpalast nicht erschließt. Der Sexappeal bestand im Kontrast zu der Weimarer Republik, die sehr stark sozial strukturiert war. Das Standesdenken der Kaiserzeit hatte sich hinübergerettet. Der gleichgeschaltete Staat der Nazis erlaubte hingegen eine größere soziale Mobilität, ermöglichte plötzlich mehr Rechte für Frauen (mit dem Hintergedanken des Einsatzes in der Kriegswirtschaft und der Mobilisierung der Gebährfreudigkeit), Programme wie KdF.

      Wenn man sich fragt, wo denn das Geld hergekommen sein soll: die Juden stellten damals einen großen Teil der intellektuellen und unternehmerischen Elite. Viele Ärzte und Juristen hatten ihren ansehnlichen Besitz, den sie großen Teils zurücklassen mußten, wollten sie bis 1938 fliehen. Man stelle sich eine Sondersteuer von 90% auf den Besitz von 1% der Menschen vor, die alle aus dem wohlhabensten Zehntel stammen. Das ist ein gewaltiges Vermögen, das da frei wird.

      Die Herkunft der NS-Führungsriege: na, was ist denn der soziale Hintergrund eines Hitler, eines Goebbels? Und von wo hatte die NSDAP denn zunächst den Zulauf? Das waren die, die den sozialen Abstieg fürchteten - Kleingewerbetreibende, unterer Mittelstand und Arbeitslose, soweit jene nicht zu den Kommunisten gingen. Woher kam es denn, daß die Spitzen der Weimarer Republik auf die NSDAP bis zur Machtergreifung hinabschaute als Schreihälse und Emporkömmlinge, die man notfalls in die Tasche stecken kann? Von Papen und von Hindenburg hatten doch im Januar 1933 überhaupt keinen Begriff davon, was sie da entfesselten, weil sie einfach nur die soziale Unterlegenheit und intellektuelle Leere der Nazis wahrnahmen. Und mit diesem Anspruch des "Wir zeigen es denen da oben...wir bauen eine neue Volksgemeinschaft..." hatte die NSDAP viele Stimmen holen können.

      Und wenn man schon eine Parallele ziehen will: mit solchen historischen Bildern im Kopf stößt es mir unangenehm auf, wenn ich heute hier im Board Kommentare der Art lese: "Radikal wählen, egal was, um es den Etablierten mal zu zeigen" - und das womöglich in Verbindung mit Neiddebatten. Ich habe zwar keine Angst um unsere Demokratie - die hält das aus - aber auch so wird es schädlich genug sein. Wenn man die großen Parteien in die große Koalition zwingt, gibt es keine Reformen.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 08:48:35
      Beitrag Nr. 31 ()
      der Unterschied zwischen 30 und den vorangegangenen Postings ist, dass 30 Fakten nennt und daraus Schlüsse zieht. Und die beiden vorangegangenen Postings stellen Behauptungen auf nach dem Motto "das nicht sein kann, was nicht sein darf". Belege fehlen so natürlich....

      Kein Wunder, dass 30 mehr überzeugt.



      Irgendwer hatte die Herkunft der Nazi-Größen in Frage gestellt. Dann mag er sich die entsprechenden Lebensläufe ansehen. "Bürgertum" und "Bourgeoisie" war nahezu nicht vertreten, ich hab aber keine Zeit, das hier für andere zu erledigen....(zumal ich bezweifle, ob es überhaupt Sinn hätte).
      Das gleiche gilt jedenfalls in der Kleinstadt, in der mein Großvater lebte. Die ersten - und bald führenden - lokalen Nazis waren Taugenichtse, die auf die von for4zim beschriebene Weise dann später auch zu mehr oder weniger großem Wohlstand kamen....
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 08:58:45
      Beitrag Nr. 32 ()
      Fakten, wie den sog. Sexapeal des Nationalszialismus :rolleyes:

      #30 wiederholt eigentlich nur #1 mit anderen worten.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 09:53:20
      Beitrag Nr. 33 ()
      ist genau so ein Unsinn, wie in einem anderen Thread die These über die angeblichen Gemeinsamkeiten zwischen ATTAC und der NPD.
      An letzterer These ist deutlich mehr dran, als an #1

      #30:
      Das einzelne von der Enteignung der Juden und vom Holocaust profitierten, ist unbestritten. In #1 steht aber das die Gesamtheit der Deutschen davon profitierten, in #29 versuchte ich allerdings darauf hinzuweisen, das der Wohlstand pro Kopf in der übriggebliebenen Bevölkerung durch den Holocaust sogar sank.

      Man stelle sich eine Sondersteuer von 90% auf den Besitz von 1% der Menschen vor, die alle aus dem wohlhabensten Zehntel stammen.
      Bei einer solchen Steuer, würde heute wie auch damals, ein Groteil des Vermögen ins Ausland flüchten, und durch den Verlust an Produktivkapital, würde der Wohlstand der übriggebliebenen Bevölkerung sinken.
      Aber die Juden damals waren nicht lauter Superreiche(aber sie waren überdurchschnittlich vermögend), sie waren vor allem gut ausgebildet, ein Großteil Akademiker. Und für ein Land von der Größe Deutschlands, kann die Entfernung von Millionen gut ausgebildeten Menschen nur katastrophale wirtschaftliche Folgen haben. Das das BSP während des Nationalsozialismus denoch wuchs, beruht auf anderen Faktoren.

      Wenn man Menschen jener Zeit hört, dann erhält man so langsam auch einen Begriff des Sexappeals des Nationalsozialismus, der sich ja mit Auschwitz im Kopf und den für heutige Ohren antiquierten Reden im Sportpalast nicht erschließt. Der Sexappeal bestand im Kontrast zu der Weimarer Republik, die sehr stark sozial strukturiert war. Das Standesdenken der Kaiserzeit hatte sich hinübergerettet. Der gleichgeschaltete Staat der Nazis erlaubte hingegen eine größere soziale Mobilität, ermöglichte plötzlich mehr Rechte für Frauen (mit dem Hintergedanken des Einsatzes in der Kriegswirtschaft und der Mobilisierung der Gebährfreudigkeit), Programme wie KdF.
      Zustimmung, genau das macht den Sexappeal des Nationalsozialismus aus. Davon steht allerdings nichts in #1.

      Zur Herkunft der Nationalsozialisten:
      Die lokalen und kleineren Führer, der Namen heute fast niemand mehr kennt, waren sicherlich zu einem großen Teil, vorher Taugenichtse, und stammen von ganz unten in der Bevölkerungshierachie. Die Führungskader: Göring, Goebells, Hess, Bormann, Himmler, oder auch Röhm und Strasser, entstammten aber eher den Bürgertum. Bei Goebells beispielsweise drohte zwar der soziale Abstieg, aber der einzige der ganz unten war ist Hitler selbst.

      Gruß tt
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 09:57:46
      Beitrag Nr. 34 ()
      Wenn Juden enteignet wurden, dann haben sich unmittelbar wohl die wenigsten Deutschen daran bereichern können (vorzugsweise Nazi-Funktionäre und Leute mit besten Verbindungen). Bei wenigen Hunderttausend Juden und 65 Mio Nichtjuden ein Ding der Unmöglichkeit. Mittelbar mögen auch größere Bevölkerungskreise von den Enteignungen profitiert haben, indem der Staat das geraubte Vermögen für soziale Wohltaten verwendete.

      Es wird immer gern behauptet, die Deutschen hätten Hitler auch wegen seiner üblen Judenhetze gewählt. Antisemitismus war in Europa weit verbreitet, am übelsten hat er bis dahin in Osteuropa gewütet. Nicht umsonst hat das Habsburgerreich eine Vielzahl der widerwärtigsten Judenhasser hervorgebracht. Pogrome und "Volkszorn" gegen Juden hat es immer wieder und zahlreich in Osteuropa gegeben, Deutschland war nicht bekannt dafür, daß der spontane "Volkszorn" sich gerne mal Luft verschaffte. Die Deutschen waren gewiß antisemitisch, aber auch nicht sehr viel antisemitischer als ihre Nachbarn im Westen. Ich stelle sogar mal die diskussionswürdige Behauptung in den Raum, die Deutschen waren von Hitler trotz seiner Judenobsession begeistert, was sie vielleicht auf seine österreichische Herkunft schoben.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 10:05:47
      Beitrag Nr. 35 ()
      ist genau so ein Unsinn, wie in einem anderen Thread die These über die angeblichen Gemeinsamkeiten zwischen ATTAC und der NPD.
      An letzterer These ist deutlich mehr dran, als an #1

      #30:
      Das einzelne von der Enteignung der Juden und vom Holocaust profitierten, ist unbestritten. In #1 steht aber das die Gesamtheit der Deutschen davon profitierten, in #29 versuchte ich allerdings darauf hinzuweisen, das der Wohlstand pro Kopf in der übriggebliebenen Bevölkerung durch den Holocaust sogar sank.

      Man stelle sich eine Sondersteuer von 90% auf den Besitz von 1% der Menschen vor, die alle aus dem wohlhabensten Zehntel stammen.
      Bei einer solchen Steuer, würde heute wie auch damals, ein Groteil des Vermögen ins Ausland flüchten, und durch den Verlust an Produktivkapital, würde der Wohlstand der übriggebliebenen Bevölkerung sinken.
      Aber die Juden damals waren nicht lauter Superreiche(aber sie waren überdurchschnittlich vermögend), sie waren vor allem gut ausgebildet, ein Großteil Akademiker. Und für ein Land von der Größe Deutschlands, kann die Entfernung von Millionen gut ausgebildeten Menschen nur katastrophale wirtschaftliche Folgen haben. Das das BSP während des Nationalsozialismus denoch wuchs, beruht auf anderen Faktoren.

      Wenn man Menschen jener Zeit hört, dann erhält man so langsam auch einen Begriff des Sexappeals des Nationalsozialismus, der sich ja mit Auschwitz im Kopf und den für heutige Ohren antiquierten Reden im Sportpalast nicht erschließt. Der Sexappeal bestand im Kontrast zu der Weimarer Republik, die sehr stark sozial strukturiert war. Das Standesdenken der Kaiserzeit hatte sich hinübergerettet. Der gleichgeschaltete Staat der Nazis erlaubte hingegen eine größere soziale Mobilität, ermöglichte plötzlich mehr Rechte für Frauen (mit dem Hintergedanken des Einsatzes in der Kriegswirtschaft und der Mobilisierung der Gebährfreudigkeit), Programme wie KdF.
      Zustimmung, genau das macht den Sexappeal des Nationalsozialismus aus. Davon steht allerdings nichts in #1.

      Zur Herkunft der Nationalsozialisten:
      Die lokalen und kleineren Führer, der Namen heute fast niemand mehr kennt, waren sicherlich zu einem großen Teil, vorher Taugenichtse, und stammen von ganz unten in der Bevölkerungshierachie. Die Führungskader: Göring, Goebells, Hess, Bormann, Himmler, oder auch Röhm und Strasser, entstammten aber eher den Bürgertum. Bei Goebells beispielsweise drohte zwar der soziale Abstieg, aber der einzige der ganz unten war ist Hitler selbst.

      Gruß tt
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 11:33:24
      Beitrag Nr. 36 ()
      ...das liest sich schon ganz anders, allerdings verstehe ich Nr.1 nicht so, als ob die Gesamtheit der Deutschen profitiert hätte.
      Nur mittelbar hat sie natürlich anfangs wirtschaftlich von Hilter profitiert, der Kriegswirtschaft und seinen Beutezügen.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 11:55:12
      Beitrag Nr. 37 ()
      allerdings verstehe ich Nr.1 nicht so, als ob die Gesamtheit der Deutschen profitiert hätte.
      Die Threadüberschrift wurde aus #1 entnommen :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 11:58:57
      Beitrag Nr. 38 ()
      ...wenn etwas "zum Vorteil aller Deutschen" geschieht, dann ist das ein Zweck.
      Damit ist nicht gesagt, dass auch wirklich alle profitieren. Ein Zweck wird nicht zwangsläufig erreicht.

      Gilt übrigens auch für Nicht-Nazi-Politik. Die meisten Politiker behaupten, zum Nutzen des ganzen Volkes zu handeln. Dennoch wird es häufig einzelne geben, die durch die betreffenden Maßnahmen eher belastet sind.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 12:03:47
      Beitrag Nr. 39 ()
      Apropos profitiert vom Holocaust http://www.netzeitung.de/ausland/321671.html
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 15:31:09
      Beitrag Nr. 40 ()
      ``DAIMLER-BENZ IN THE THIRD REICH"
      VON NEIL GREGOR ERREGT VERDIENTES INTERESSE

      Hitlers ``Drittes Reich`` bestand nicht nur aus gläubigen Nazis. sondern auch aus unzähligen Opportunisten aus allen Lebensgebieten. Von Professoren. Raketenspezialisten und Physikern, bis zu Bankern, Rechtsanwälten, Richtern und Journalisten, die ihren Namen und ihr Talent dem herrschenden Regime zur Verfügung stellten. Nicht nur uniformierte Kräfte des Nazireiches hatten sich übler Kriegsverbrechen schuldig gemacht, sondern auch viele -- wenn auch keineswegs alle - Zivilisten. Opposition war selten und auch dann erst, als sich die Niederlage Hitlers klar abzuzeichnen begann.

      Daß die deutsche Industrie eifrig mit geholfen hatte die Kriegsmaschine der Wehrmacht und Luftwaffe aufzubauen, Waffen statt Privatautos herzustellen, ist sowohl eine Binsenweisheit als auch eine natürliche Entwicklung von Deutschlands Big Business auf dem Wege zum Krieg und im Kriege. Dennoch dürften sogar Kenner der Materie verblüfft sein. aus Neil Gregors soeben erschienener, wohldokumentierter Studie ``Daimler Benz in the Third Reich" (Yale University Press, 276S., illustriert), das wahre Ausmaß des Komplizentums der Besitzer und Direktoren des großen Autokonzerns an den tödlichen Exzessen des Naziregimes zu erfahren.

      Während der Hersteller von Hitlers Lieblingswagen - des Mercedes Benz - Panzer, Lkws und Flugzeugmotoren auf laufendem Band für Hitlers Streitkräfte produzierte, bildete er zugleich eine Transitstelle auf dem Wege in die Todeslager.

      ``ln Verfolgung ihrer eigenen Interessen", stellt Gregor in seinem aufsehenerregen den Buch fest, ``haben (deutsche) Firmen aktiv an der Ausbeutung fremder Arbeitskräfte, KZ-Insassen und jüdischer Sklavenarbeiter an der ``Arisierungs"-Politik und der Ausbeutung okkupierter Gebiete mitgewirkt. Daimler-Benz stellt hier keine Ausnahme dar."

      Als alliierte Flugzeuge in Vergeltung der nazistischen Terrorangriffe gegen Großbritannien und besetzte Teile Europas mit Bombenangriffen auf industrielle Ziele tief im deutschen Hinterland begannen, wurden beschädigte Betriebe in ab- gelegene Gebiete oder unterirdische Anlagen verlegt. Der Bedarf an Sklavenarbeitern wuchs mit der Abwanderung deutscher Arbeitskräfte zum militärischen Einsatz auf der Ost- und Westfront. Das führte nicht nur zu einer Interessengemeinschaft zwisehen Daimler-Benz und der SS, sondern auch zu einigen Interessengegensätzen. Der zum Waffenkonzern ``avancierte" Autohersteller brauchte immer mehr gelernte und ungelernte Arbeitskräfte um die Produktion zu erhalten und die Profite zu steigern. Die SS brauchte hingegen immer mehr Kandidaten für die Gaskammern von Auschwitz und anderer Todeslager, um die vorgeschriebenen Mordquoten zu erfüllen.

      Innerhalb der Daimler-Benz-Werke hat sich mittlerweile eine nazistische Rassenhierachie entwickelt. Tausende jüdische Sklavenarbeiter wurden sogar noch schlechter als die polnischen behandelt, schreibt Gregor ``in anderen Worten, sobald die Firma Ersatzkräfte ausgebildet hat, war sie bereit Juden zur Deportation freizugeben - in vollem Bewußtsein dessen, was das für die betroffenen Juden bedeute. Doch für Daimler-Benz war lediglich die Sicherstellung voller Produktion wichtig."

      Daimler-Benz, wie andere Waffenschmieden des Dritten Reiches, wurde zu einer Haltestelle vor Auschwitz. Nur ein paar Juden waren glücklich genug, durch den Einsatz in der Fabrik der Gaskammer lange genug auszuweichen, um von den Alliierten gerettet zu werden. was jedoch nicht die Sorge, geschweige denn Absicht der Daimler-Benz-Direktion war. ``Die Identifizierung mit der Firma war wichtiger als jene mit dem Leiden menschlicher Wesen", schreibt Gregor. ``Die Firma konnte bis zum Kriegsende in relativ gesunder Position nur auf Kosten der Gesundheit und in vielen Fällen auch des Lebens von tausenden Opfern der Sklavenarbeit überdauern". Eine ``Schindlers Liste" hat es bei Daimler-Benz nie gegeben.

      In einem eigenartigen Kompliment an Daimler-Benz erweckt Gregor den Eindruck, die Besitzer und Direktoren der Werke wären raffinierter als Hitler, seine Komplizen und die SS gewesen. Abgesehen von einigen Ausnahmen hatten diese nicht für die barbarischen Ideale des Dritten Reiches, sondern für die Zukunft ihrer Firma gekämpft. Als gegen Kriegsende die SS auf eine Erhöhung der Waffenproduktion drückte, tat man so als ob, war aber in Wirklichkeit um die Rettung der kostbaren Maschinen für die Produktion von Autos und Lkws in der Nachkriegszeit bemüht. Denn Kriege finden über kurz oder lang ihr Ende, doch Business ist Business.

      Gregors Buch geht weder auf die Frage der persönlichen Profite der Direktoren aus der Sklavenarbeit Tausender ein, noch auf die strafrechtliche Verantwortung der deutschen Industriellen für das Geschehen in ihren Firmen. Ihr Oberbonze, Rüstungsminister Albert Speer, wurde als Kriegsverbrecher zu 20 Jahren Kerker verurteilt.

      Das Buch ``Daimler-Benz in the Third Reich" ist zwar im Ton unpolemisch, aber die vernichtenden Fakten sprechen für sich. Der Autor, Dozent für europäische Geschichte an der Southampton University in Großbritannien, genoß Zugang zu Daimler-Benz-Archiven und schließlich auch zu Dokumenten, die bis zur Wiedervereinigung Detrtschlands unzugänglich waren. Das Ergebnis ist zwar äußerst unschmeichelhaft für Daimler-Benz, stellt aber eine bedeutende Erweiterung der Kenntnisse der Businesspraktiken unter den Nazis dar.

      Gregor demonstriert grafisch die Bedeutung der Industrie für Hitlers Träume der Eroberung und Herrschaft Europas. Sein Buch wird neben William L. Shirers ``Aufstieg und Fall des Dritten Reiches", Primo Levis ``Survival in Auschwitz" und Arthur D. Morses ``While Six Million Died" zu den wichtigsten Büchern über jene Geschichtsepoche gehören.

      Unmittelbar nach Drucklegung des Buches wurde die Verschmelzung von Daimler-Benz in Stuttgart mit der amerikanischen Chrysler Corporation in Detroit verkündet. Das steigerte zweifellos den Aktualitätswert des Buches. Dennoch darf kein Mercedes-Fahrer damit rechnen, Gregors Buch demnächst im Handschuhfach seines Wagen zu finden.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 15:45:28
      Beitrag Nr. 41 ()
      Das wird hier wohl manch eine Streitfrage beantworten:


      Hoch profitable Investitionen

      aus Zwangsarbeit und Wirtschaftswunder




      Die aus Zwangsarbeit abgeschöpften Gewinne hatten Investitionen ermöglicht, die in der jungen Bundesrepublik erst ihre Wirkung entfalteten. Denn der Krieg führte nicht nur zu einer Modernisierung der deutschen Industrie. Die tatsächlichen Investitionen in neue Maschinen waren weitaus weniger Zerstörungen ausgesetzt, als gemeinhin angenommen: Die Anlagevermögen der Industrie waren am Ende des Kriegs höher als zuvor, das Kapitalvermögen der Leichtindustrie konnte auf dem Stand von 1939 gehalten werden.

      In der Schwerindustrie stieg das Ausrüstungsvermögen auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik im Krieg um gut zwanzig Prozent. Hinter diesen Investitionen aber stand eine Arbeitsleistung, die mit Fortschreiten des Kriegs zunehmend von ausländischen Zwangsarbeitern erbracht wurde. Kuczynski rechnet vor, dass der Betrag, der durch Lohnraub gewonnen wurde, ungefähr 40 Prozent der während des Krieges im gesamten Deutschen Reich getätigten Bruttoinvestitionen entsprach. Das bedeute, dass «mithin die ehemaligen Zwangsarbeitskräfte einen ganz wesentlichen Teil der materiellen Basis dessen schufen, was später als `Wirtschaftswunder` in die Geschichte einging. Der Lohnraub fiel nicht der Währungsreform zum Opfer, denn er war zuvor hoch profitabel angelegt worden», so Kuczynski.

      Aus diesem Grund stellt der Umgang mit der Frage der Entschädigung der Zwangsarbeiter ein Problem dar, das weit über die «engen Verflechtungen zwischen Nazi-Regime und Wirtschaft» hinausgeht, die Gerhard Schröder gerne diskutiert wüsste. Denn Kuczynskis lesenswertes Buch zeigt im Detail noch einmal auf, wie Hitlers Rechnung auch mit Hilfe deutscher Gerichte erst nach dem Krieg so recht aufging.

      ganzer Artikel unter http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/319772.html

      aus:

      Thomas Kuczynski: Brosamen vom Herrentisch. Hintergründe der Entschädigungszahlungen an die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppten Zwangsarbeitskräfte, Verbrecher Verlag Berlin, 2004. 188 Seiten, 13,- Euro.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 15:50:46
      Beitrag Nr. 42 ()
      aus einem Gutachten der "Stiftung für Sozialgeschichte des 20.Jahrhunderts" an der Universität Bremen:

      180 Milliarden Mark aus den Verschleppten gepresst

      Nach Berechnungen der Stiftung für Sozialgeschichte betrugen im Dritten Reich die Gesamteinnahmen und Gewinne aus der Zwangsarbeit von Menschen aus Ost- und Westeuropa 16,23 Milliarden Reichsmark. Für den in D-Mark umgerechneten Betrag ergebe sich nach dem allgemeinen Preisindex eine Gesamtsumme von heute 95,76 Milliarden Mark, berichtete Professor Thomas Kuczynski. Als Verfasser der Studie rechnete er weiter vor, dass nach dem spezifischen Lohnkostenindex die Gewinne sogar 180,5 Milliarden Mark betragen hätten.

      64 Milliarden Stunden gearbeitet

      Während der NS-Zeit wurden 14 bis 15 Millionen KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zivilpersonen aus den besetzten Ländern nach Deutschland verschleppt und "zur Arbeit in deutschen Wirtschaftsunternehmen gezwungen", so das Gutachten. In diesen Zahlen sind jene Menschen nicht berücksichtigt, die beim Transport starben oder genötigt wurden, in ihren Heimatländern für Deutsche zu arbeiten.

      Nach der Studie haben die nach Deutschland Verschleppten insgesamt 64 Milliarden Stunden gearbeitet. Für dieses Volumen hätten nach den damaligen Arbeitszeitregelungen über 25 Millionen Deutsche ein ganzes Jahr arbeiten müssen. So viele von ihnen seien 1940 in der deutschen Wirtschaft beschäftigt gewesen. 64 Milliarden Stunden, von deutschen Zivilarbeitskräften geleistet, hätten nach den damaligen Lohnsätzen mehr als 36 Milliarden Reichsmark gekostet. Im Gutachten wurde eine 50-jährige Verzinsung der entgangenen Löhne nicht berücksichtigt.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 15:56:25
      Beitrag Nr. 43 ()
      Deutsche Gewinne aus der Arisierung und Enteignung jüdischen Vermögens:


      Was geschah mit den Besitztümern der ermordeten Juden Europas? Zur Ökonomie der Nazis

      Von Götz Aly

      Landläufig stellt man sich den „Arisierungsgewinnler“ als beziehungsreichen Selbstständigen oder Konzernmanager vor, auch als korrupten kleineren oder größeren Nazifunktionär, manchmal als Kollaborateur, der sich seine schmutzigen Dienste für die Besatzungsmacht aus „entjudetem“ Eigentum honorieren ließ. Nur schwach wird im öffentlichen Bewusstsein gehalten, dass 1942/43 in Hamburg allein aus Holland 45 Schiffsladungen mit insgesamt 27227 Tonnen „Judengut“ gelöscht wurden – gedacht als unbürokratische Aufmunterung für die von Bombenangriffen extrem schwer getroffene Stadt. Bei den regelmäßigen Volksauktionen im Hafen ersteigerten sich mehr als 100000 Hamburger einzelne Stücke aus dem Geraubten – genauer gesagt: hauptsächlich Hamburgerinnen, die Männer standen an der Front. Eine Augenzeugin berichtete: „Die einfachen Hausfrauen auf der Veddel trugen plötzlich Pelzmäntel, handelten mit Kaffee und Schmuck, hatten alte Möbel und Teppiche aus dem Hafen, aus Holland, aus Frankreich…“ Mitten im Krieg.

      Doch führt jede Darstellung, die sich allein auf die genannten, sehr unterschiedlichen Kreise von Profiteuren konzentriert, in die Irre. Sie verfehlt den Kern der Sache, wenn versucht werden soll, die Frage zu beantworten, wo das Eigentum der expropriierten und zum großen Teil ermordeten Juden Europas geblieben ist. Sie lässt sich nur dann klären, wenn immer wieder die Finanzverwaltungen und Nationalbanken in Deutschland, in den verbündeten und besetzten Ländern in den Blick genommen werden.

      Zwei Tage nach dem Pogrom vom 9. November 1938 verfügte Hermann Göring die Zahlung von einer Milliarde Reichsmark als „Sühneleistung der deutschen Juden“. Mit seiner Durchführungsverordnung gestaltete das Reichsfinanzministerium die „Sühneleistung“ zu einer Vermögensabgabe von 20 Prozent aus. Jeder Betroffene musste die fällige Geldsumme in vier Teilbeträgen an das zuständige Finanzamt entrichten, und zwar „ohne besondere Aufforderung“ am 15. Dezember 1938, am 15. Februar, 15. Mai und 15. August 1939.

      Insgesamt trieb der Fiskus auf diesem Weg 1,2 Milliarden Reichsmark bei und verbuchte sie unter dem Haushaltstitel „Sonstige Einnahmen“. Die regulären Reichseinnahmen beliefen sich im Haushaltsjahr 1938/39 auf etwa 20 Milliarden Reichsmark. Die Judenkontribution erhöhte sie also um sechs Prozent. Wenn man sich für einen Moment vorstellt, der Bundesfinanzminister könnte heute ohne Steuererhöhungen über plötzliche Mehreinnahmen von sechs Prozent verfügen – das wären 15 Milliarden Euro –, dann offenbart sich sofort, wie entspannend die Zusatzeinnahme von 1,2 Milliarden Reichsmark auf den Durchschnittsarier gewirkt haben muss.

      Am 23. November 1938 erörterten die Vorstände der fünf Berliner Großbanken – neben den drei heute noch aktiven Bankhäusern Dresdner, Commerz- und Deutsche Bank die Reichskreditgesellschaft und die Berliner Handelsgesellschaft – im Reichswirtschaftsministerium „die sich durch die Judengesetzgebung ergebende Situation“ und erfuhren dort von dem Beschluss einer „Überführung des gesamten Grundstücks- und Effekten-Vermögens aus jüdischem Besitz in zunächst staatliche und später vielleicht private Hände“. In Aussicht standen weitere sechs Milliarden Reichsmark, also eine Verstetigung der Zusatzeinnahmen für die nächsten Jahre. Die deutschen Banken gewährten Juden keine Darlehen mehr, weil sie infolge der politischen Diskriminierung zu – kredittechnisch gesprochen – „schlechten Risiken“ geworden waren. Um die Zwangsabgabe zu bezahlen, mussten die Tributpflichtigen daher Wertpapiere, Schmuck und Grundstücke veräußern.

      Das machte die Bankiers nervös, da sie „überstürzte und unsachkundige Verkäufe“ von Aktien und damit die Gefahr einer „Déroute am Effektenmarkt“ befürchteten. Schließlich ging es um den für damalige Begriffe „ungeheuren Effektenblock“ von 1,5 Milliarden Reichsmark. Sie wollten, dass die Aktienpakete „langsam und unter entsprechender Marktpflege“ verkauft würden, mit der Einschränkung allerdings, „dass ein Kursrisiko irgendwelcher Art den Banken nicht aufgebürdet werden“ dürfe. Zur technischen Durchführung erklärten sie: „Wir schlagen vor, die so anfallenden Effekten zur Vermeidung unnötiger Arbeit bei den Hinterlegungsstellen, bei denen sie zur Zeit deponiert sind, zu Gunsten des Reichsfinanzministeriums zu sperren und sie dann je nach Lage des Kapitalmarktes sachlich und pfleglich zu Gunsten der Reichsfinanzverwaltung zu veräußern.“ Aber der Hitler-Staat war pleite. Das Reichsbankdirektorium warnte längst schon vor dem „unbegrenzten Anschwellen der Staatsausgaben“, das „trotz unge-heuerer Anspannung der Steuerschraube die Staatsfinanzen an den Rand des Zusammenbruchs“ führe. In dieser Situation erboten sich die Banken, „der Reichsfinanzverwaltung auf die abzuliefernden Effekten [der Juden, d. A.] einen angemessenen Kassenvorschuss zu gewähren, über dessen Bedingungen eine Verständigung wohl unschwer erfolgen könnte“. So wurde verfahren.

      Die Spitzen der deutschen Großbanken betätigten sich in diesem Fall nicht als Räuber, wohl aber als Raubgehilfen, als konstruktive Mitorganisatoren, die das effektivste Enteignungsverfahren gewährleisteten. Ferner machten sie sich zu Hehlern. Sie verwandelten das Geraubte in bares Geld. Für den Vertrauensbruch und Kundenverrat berechnete zum Beispiel die Deutsche Bank ein halbes Prozent Verkaufsprovision zuzüglich der Umschreibungsspesen zulasten ihrer jüdischen Kunden. Auch belebte der weitere Handel mit den vorübergehend verstaatlichten Wertpapieren das Geschäft und eröffnete die Möglichkeit des eigenen, privilegierten Zugriffs. In der Hauptsache jedoch floss der Erlös in die deutsche Staatskasse und minderte die Lasten für die Allgemeinheit. Dasselbe galt selbstverständlich auch für Lebensversicherungen, die zum vertraglich festgelegten Rückkaufwert an den Reichsfiskus ausbezahlt wurden.

      Will man darüber hinaus die Enteignung der Juden in den von Deutschland besetzten und abhängigen Ländern begreifen, dann erfordert das einen kurzen Blick auf die Technik der Kriegsfinanzierung. Der Erste Weltkrieg wurde in Deutschland zu 84 Prozent über Anleihen finanziert, nur zu 16 Prozent aus Steuern und Abgaben. Für den mehr als viermal so teuren Zweiten Weltkrieg galt von Anfang an die „goldene Deckungsquote“ von 50 Prozent Staatseinnahmen und 50 Prozent Verschuldung. So sollte gleich jede Erinnerung an die Kriegsinflation von 1914 bis 1918, die immerhin 100 Prozent ausgemacht hatte, und an die Hyperinflation von 1923 vermieden werden. Diese Vorgabe konnte die deutsche Finanzverwaltung bis einschließlich 1944 einigermaßen durchhalten. Nur wie? Etwa die Hälfte der regulären Staatseinnahmen hatten die besetzten und abhängigen Länder aufzubringen. Ihnen wurden ungeheuerliche Kontributionen und weit überhöhte Besatzungskostenzahlungen, Kredite und selbst Kriegsanleihen aufgebürdet. Man rechnet mit insgesamt etwa 100 bis 120 Milliarden Reichsmark.

      Jüdische Vermögen verwandeln sich in Soldatensold

      Prinzipiell sollte sich der Krieg nach dem Willen der deutschen Führung weitgehend aus den besetzten Ländern finanzieren. Daher bezogen deutsche Soldaten ihren Sold stets in der jeweiligen Landeswährung und sollten ihn dort möglichst verausgaben. Auf dieselbe Art wurden alle Dienstleistungen, Rohstoff-, Material- und Lebensmittellieferungen für die deutsche Wehrmacht und für die Ausfuhr ins Reich bezahlt. Das verlagerte den für einen Krieg typischen Inflationsdruck aus Deutschland ins europäische Ausland. Nun konnten die deutschen Besatzungsverwaltungen und Kollaborationsregierungen zwar eine mäßige Geldentwertung in Kauf nehmen, nicht jedoch eine galoppierende. Sie würde, das war allen Verantwortlichen klar, sofort jede okkupatorische Ordnung untergraben und die geregelte Ausplünderung der unterworfenen Länder verunmöglichen. An dieser Stelle der Kriegsfinanzpolitik kamen – unter äußerster Geheimhaltung – die Vermögen der europäischen Juden ins Spiel.

      Nehmen wir als erstes Beispiel das Militärverwaltungsgebiet Serbien. Hier hatten die Deutschen bereits Anfang Mai 1942 alle Juden ermordet, derer sie habhaft geworden waren; hier stellte sich die Frage nach der vollständigen Verwertung ihrer materiellen Hinterlassenschaft früh. Natürlich hatten sich an den herrenlos gewordenen Werten bereits eine Vielzahl von Interessenten bereichert, insbesondere Volksdeutsche im Westbanat. Aber das Vermögen der Belgrader Juden war noch zu mehr als 80 Prozent unberührt geblieben. Nach einigen Diskussionen verfügte Göring am 25. Juni 1942, „das jüdische Vermögen in Serbien“ sei „zu Gunsten Serbiens einzuziehen“. Damit beabsichtigte er – so wörtlich – „eine finanzielle Hilfe für den durch die Last der Besatzungskosten ohnehin stark beanspruchten serbischen Staatshaushalt zu ermöglichen“. Die serbische Kollaborationsregierung erließ das entsprechende Gesetz.

      Im Sommer 1942 betrugen die monatlichen Besatzungskosten 500 Millionen Dinar; das Gesamtvermögen der serbischen Juden schätzte man auf drei bis vier Milliarden Dinar. Zum Zeitpunkt der Berliner Entscheidung reichte diese Summe also aus, um die Besatzungskosten für ein gutes halbes Jahr zu decken beziehungsweise dafür, über einen längeren Zeitraum den Inflationsdruck auf die serbische Währung zu mindern. Praktisch lenkte die deutsche Besatzungsverwaltung auf Anordnung der Reichsregierung die Erträge aus der Verwertung des jüdischen Gesamtvermögens zuerst in die serbische Staatskasse und von dort – gemischt mit dem Geldstrom, der sich hauptsächlich aus der Notenpresse speiste – in den Besatzungskostenhaushalt.

      Am 19. März 1944 besetzten die Deutschen das bis dahin verbündete Ungarn. Im April enteigneten ungarische Behörden die 700000 Juden des Landes komplett, 430000 von ihnen wurden im Mai und Juni in großer Eile nach Auschwitz deportiert. Die Besatzungskosten, die die Deutschen zunächst verlangten, lagen bei 75 Prozent des durch die ungarische Beteiligung am Krieg gegen die Sowjetunion schon stark aufgeblähten Staatshaushalts. Am 31. Mai 1944 erklärte der zuständige Beamte im Reichswirtschaftsministerium auf einer Sitzung des „Ungarn-Ausschusses“ zur Frage der Besatzungslasten: „Die ungarische Judengesetzgebung ist inzwischen weiter vervollständigt worden. Die ungarische Regierung rechnet damit, dass die großen finanziellen Anstrengungen, die im Rahmen der gemeinsamen Kriegsführung notwendig werden, weitgehend aus dem Judenvermögen bestritten werden können. Die Vermögen sollen mindestens ein Drittel des Nationalvermögens betragen.“

      Der für die Enteignung zuständige ungarische Beamte – es handelte sich um den Verwaltungschef des Branntweinmonopols – teilte zum selben Zeitpunkt mit, „dass die beschlagnahmten Judenvermögen zur Deckung der Kriegskosten und zur Wiedergutmachung der durch Bombenangriffe verursachten Schäden verwendet werden“. Die Neue Zürcher Zeitung analysierte am 3. August 1944 die Lage in Ungarn: „Bei der Arisierung jüdischer Unternehmen ist der behördlich festgesetzte Kaufpreis sofort in bar zu bezahlen, was zeigt, dass die Aktion wie seinerzeit in Deutschland eine gewisse fiskalische Bedeutung (Erleichterung der Kriegsfinanzierung) besitzt.“ Die Sachwerte und Depositen wurden wie überall von Ungarn für Ungarn verwertet – in Geld verwandelt, floss der Erlös dann zu einem erheblichen Teil in die deutsche Kriegskasse.

      Die Plünderung der Juden von Saloniki im Jahre 1943

      Nehmen wir als letztes Beispiel den Spezialfall Griechenland. Hier herrschte im Herbst 1942 eine extrem schnell voranschreitende Entwertung des Geldes. In dieser Situation ernannte Hitler im Oktober einen Sonderbeauftragten, dem sofort der Judenreferent des Auswärtigen Amtes zur Seite gestellt wurde. Er hieß Eberhard von Thadden und beteiligte sich bis zum Februar 1943 an den Vorbereitungen zur Deportation der nordgriechischen Juden, das waren fast ausschließlich die mehr als 50000 jüdischen Bürger von Saloniki. In seinen Reisekostenabrechnungen gab von Thadden als Grund seiner Athen-Flüge an: „Sonderauftrag des Führers betr. Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Griechenland“.

      Dort hatte sich neben der Drachme bereits eine zweite Währung etabliert – das Gold. Daher brauchten es auch die Deutschen. Ihre Goldforderungen an die jüdische Kultusgemeinde und an wohlhabende Einzelpersonen setzten sofort mit der „Aktion zur Stabilisierung der griechischen Währung“ ein. Aus den Berichten der Überlebenden ist bekannt, wie der Wehrmachtsbefehlshaber von Saloniki, Max Merten, die verängstigten und gedemütigten Juden mit falschen Versprechen immer wieder zu Zahlungen zwang und höhnisch brüllte: „Goldbarren sind der Tarif“. Einige Tage vor der Deportation nach Auschwitz im März 1943 wurden die Opfer in ein kleines Warteghetto in der Nähe des Bahnhofs von Saloniki ge-bracht: „Dort mußten sie alles abgeben, Schmuck und alle goldenen Gegenstände.“

      Mithilfe von Spitzeln und Folter zwangen Mitarbeiter Eichmanns die Wehrlosen, die Verstecke ihres Schmuckes und Goldes preiszugeben. So „füllte sich die Schatzkammer der Vélissarioustraße mit allen Kostbarkeiten Ali Babas“, wie es bei Michael Molho, dem griechisch-jüdischen Chronisten der Tragödie heißt: „Auf den Tischen lagen wohlgeordnet und in verschiedenen Haufen Ringe mit Diamanten und Edelsteinen aller Nuancen und Größen, Broschen, Medaillons, Armreifen, Goldketten, Trauringe, Uhren in jeder Form, Münzen, geordnet nach Bildern und Jahreszahlen, amerikanische und kanadische Dollars, Pfund Sterling, Schweizer Franken etc. Auf der Erde häuften sich an: Vasen, chinesische Porzellangefäße, seltene Objekte, enorme Stapel von Teppichen. Es war, auf diesem Raum relativ zusammengepfercht, ein Überfluss an Reichtümern, den selbst die überschwengliche Phantasie eines Alexandre Dumas nicht sich hätte spiegeln lassen in den Augen seines Monte Christo.“ Allein an Gold erbeuteten die Deutschen in Saloniki nach verlässlichen Feststellungen aus dem Jahr 1946 „die eindrucksvolle Menge von über 12 t. Feingold“. Zu diesem Zweck wurden selbst noch die Gräber auf dem in Bauland umgewandelten uralten jüdischen Friedhof von Thessaloniki nach Gold durchwühlt.

      Das geraubten Gold setzten die Deutschen ausgesprochen effizient ein. Sie verwandten es mit Wissen der griechischen Finanzverwaltung und mithilfe griechischer Vertrauensmakler zu Stützungskäufen an der Börse. Kaum ging es im Juli/August 1943 zur Neige, stieg die Inflation wieder steil an. Daher flogen die Deutschen im letzten Jahr der Besatzung acht Tonnen Gold zur weiteren Währungsstabilisierung nach Griechenland ein. Auch dieses Gold war geraubt – von überall in Europa, nicht allein von Juden, aber auch. Doch zeigt der Transport nach Griechenland, wie wichtig dieses Mittel war, um die täglichen Kriegskosten zu bezahlen. „Als Vorteil der Goldverkäufe“, so resümierte Hitlers Sonderbeauftragter für Griechenland, „steht die technische Entlastung der Notenpresse fest, da mittels Gold erhebliche Mengen Banknoten bar für den Wehrmachtsbedarf herausgeholt wurden.“

      Im Oktober 1942 mussten die rumänischen Juden Gold, Silber, Schmuck und Wertsachen an die Staatskasse des Landes abliefern, um die Währung zu stabilisieren. Offensichtlich konnten damit nur zwei, drei Monate überbrückt werden. Daher schlossen die beiden Außenminister Ribbentrop und Antonescu am 11. Januar 1943 im Führerhauptquartier ein Geheimabkommen über die Lieferung von 30 Tonnen Gold aus den Beutetresoren der Reichsbank an die Rumänische Nationalbank, um so die rumänische Währung „für die im deutschen Interesse erfolgende zusätzliche Notenausgabe“ zu stabilisieren. In der Slowakei stabilisierte die Nationalbank die Währung durch den Verkauf von geraubten Edelsteinen. Woher die gekommen sein werden, liegt nahe.

      Das große Schweigen der Banken und der Finanzminister

      Der Verkauf von Gold, Sachwerten, Immobilien, Wertpapieren und Pretiosen erlaubte eine gewisse währungspolitische Stabilisierung in einem Krieg, der aus deutscher Sicht stets im nächsten halben Jahr gewonnen werden sollte. Der übergroße Teil des Vermögens der enteigneten und ermordeten Juden Europas verschwand eben nicht in den Kellern schweizerischer oder deutscher Banken. Wo aber dann? NS-Deutschland verhängte im Zweiten Weltkrieg eine beispiellose Kriegslasten- und Schuldenunion über Europa. Als fester Posten auf der Habenseite wurden darin die Vermögen der enteigneten Juden Europas verbucht, in Ungarn deckten sie die Besatzungskosten wohl zu 100 Prozent, in anderen Ländern nur zu fünf, zehn oder 20 Prozent – in jedem Fall dämpfte die Arisierung die Spitzenlasten, sie bremste die Inflation. Aus dem Besatzungskostenetat erhielten die deutschen Soldaten ihren Sold in der jeweiligen Landeswährung. Sie durften dieses Geld nicht mit nach Hause nehmen, sondern mussten und wollten es auf den jeweils einheimischen Märkten ausgeben. Sie bezahlten davon Lebensmittel, mit denen sie die Abermillionen Feldpostpäckchen für ihre Familien füllten, Schuhe, Seidenschals und Schmuck, die sie ihren Freundinnen und Frauen schickten; sie bezahlten davon Tabak, Schnaps oder den Besuch im Bordell. Mit anderen Teilen der Besatzungskosten wurden Rechnungen für die tägliche Truppenversorgung beglichen, für Kleidung, Transporte, Quartiere und Lazarettaufenthalte deutscher Soldaten oder die Bunker des Atlantikwalls. Alle diese Leistungen wurden mit Mitteln bezahlt, die einen zeitlich und örtlich unterschiedlichen, durch die Vermischung mit anderen Geldströmen anonymisierten Anteil der zu Geld verflüssigten Vermögenswerte der Juden Europas enthielten.

      Nach dem Krieg verschwiegen die beteiligten Beamten der Nationalbanken und Finanzministerien in sämtlichen europäischen Ländern ihre Kenntnisse über die Metamorphose der enteigneten Werte. Die überlebenden Opfer und ihre Anwälte durchschauten das System nicht. Daher findet sich in den Verfahren, die ausländische Antragsteller vor deutschen Wiedergutmachungsgerichten anstrengten, immer wieder dasselbe abweisende Argument: Nicht etwa die deutsche Besatzungsmacht, sondern die jeweilige nationale Regierung oder Verwaltung der besetzten oder verbündeten Länder habe die Juden enteignet. Das Vermögen sei daher nicht außer Landes, insbesondere nicht nach Deutschland gebracht worden. Folglich erging regelmäßig und in abertausend Fällen ein ablehnender Beschluss, begründet mit der angeblichen Unzuständigkeit deutscher Gerichte. Ebenso verstellte der einseitige Blick auf Banken, Konzerne und individuelle Profiteure den Blick.

      Tatsächlich verhielt es sich so, wie der Vertreter des Auswärtigen Amtes in Belgrad im Sommer 1942 die staatlich organisierte Form der Geldwäsche beschrieb: „Das Vermögen der Juden in Serbien ist zu Gunsten Serbiens einzuziehen, weil eine Einziehung zu Gunsten des Reiches der Haager Landkriegsordnung wiedersprechen würde. Der Erlös kommt aber mittelbar uns zugute…“ Gemeint waren alle Deutschen. Sie profitierten in einer unaufdringlichen, schwer erkennbaren Form vom Mord an den europäischen Juden. Politisch gesehen, minderten die Enteignungsakte die Lasten des Krieges für jeden von ihnen. Das hob die Stimmung in Deutschland und stärkte das Massenvertrauen in die Staatsführung. Das jüdische Eigentum in Europa wurde zugunsten fast aller Deutschen sozialisiert. Am Ende hatte jeder Wehrmachtsoldat einen Bruchteil davon in seinem Geldbeutel, jede deutsche Familie Speisen auf ihrem Teller, Kleidungsstücke im Schrank, die zu einem gewissen Teil davon bezahlt worden waren.


      Der Zeithistoriker Götz Aly veröffentliche jüngst gemeinsam mit Christian Gerlach „Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden“ (DVA 2002). Sein Beitrag ist die Rede zum Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938, gehalten in der Frankfurter Paulskirche


      (c) DIE ZEIT 47/2002
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      schrieb am 19.01.05 15:56:42
      Beitrag Nr. 44 ()
      Ich denke, mit den milliardenschweren Entschädigungszahlungen sollte das Thema aus monetärer Sicht erledigt sein.Wer anderer Meinung ist, sollte sagen bis in die wievielte Nachkriegsgeneration welche Summen an wen noch gezahlt werden sollen.

      Den Großteil des "Wirtschaftswunders" haben unsere fleißigen Eltern und Großeltern erarbeitet.
      Avatar
      schrieb am 19.01.05 16:00:07
      Beitrag Nr. 45 ()
      Darum geht es doch gar nicht, zumal man das, was passiert ist, mit Geld ohnehin nicht ausgleichen oder wiedergutmachen könnte....

      41 - 43 belegen recht deutlich, dass Nr.1 und Nr. 30 keineswegs so daneben liegen, wie einige gern hätten....
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      schrieb am 19.01.05 16:00:50
      Beitrag Nr. 46 ()
      Noch mehr Fragen, noch mehr Antworten:


      Hitlers Volksstaat
      Anmerkungen zum Klassencharakter des Nationalsozialismus: Wem kam zugute, was Himmler den „Sozialismus des guten Blutes“ nannte?


      Von Götz Aly

      Heute wird die Rassenideologie des Nationalsozialismus oft als pure Anleitung zu Hass und Vernichtung verstanden. Doch das Attraktive des neuen politischen Programms lag für Millionen Deutsche in dem nach innen gerichteten völkischen Gleichheitsversprechen. Für sie schien die Einebnung der Klassenunterschiede in der Staatsjugend, im Reichsarbeitsdienst, in den Großorganisationen der Partei und langsam selbst in der Wehrmacht fühlbar zu werden. Programmatisch verband die Nazi-Bewegung die soziale mit der nationalen Homogenisierung. Demnach durfte ein sogenannter Arier bald nach 1933 keine Beziehung mehr mit einer sogenannten Jüdin eingehen, aber erstmals in der deutschen Geschichte konnte ein Offizier ein Mädchen aus einer Arbeiterfamilie heiraten, vorausgesetzt beide Partner erwiesen sich nach erbhygienischen Kriterien als ehetauglich. In Anlehnung an die berühmte Köchin Lenins versprach Hitler 1938: „Es muss in diesem neuen Deutschland jedes Arbeiter- und Bauernkind bis zur höchsten Führung aufsteigen können.“

      In der Tendenz brach der Begriff Rasse den Begriff Klasse. Das – so meine These –machte den Nationalsozialismus immer wieder mehrheitsfähig. Hitler sprach von Volksgemeinschaft, Mussolini von democrazia totalitaria. Die Mehrheit der Deutschen empfand die Zeit als Epoche besonders schneller Veränderung, sozialer Umschichtung, breiter Aufwärtsmobilisierung, oft auch hoher individueller Verantwortung. In einer Orgie von Krieg und Expansion, Zerstörung und Selbstzerstörung erfüllten sich die gegen die Klassenschranken gerichteten Ziele der Volksgemeinschaft. Und das selbst noch in der Niederlage. Die Zeitgenossen bezeichneten sie treffend als „Stunde Null“. Eine Stunde eben, in der viele Unterschiede verschwanden und die Chancen nach den Prinzipien des Zufalls, der Bildung und der sozialdarwinistischen Selektion neu verteilt wurden.

      Mein Großvater beschreibt in seinen Lebenserinnerungen ausführlich seine Jahre im Ersten Weltkrieg. Er diente als Batteriechef an der Westfront und stützte sich dort 1917 auf einen „prächtigen“ Vicewachtmeister: „Furcht kannte er nicht. Ich wollte ihn zum Offizier machen und forderte ihn auf, sich zu melden. Er antwortete mir: ‚Mein Vater ist Schneidermeister. Ich möchte Unteroffizier bleiben. Ich passe nicht in diese Gesellschaft.’ Aber das EK I hat er bekommen.“ Das ist die soziale Dynamik, die im Ersten Weltkrieg aufbrach und die die NSDAP mit großem Effekt aufnahm. Sie zog Tausende Gebildete an, die ihren Klassendünkel im Dreck des Stellungskriegs gelassen hatten. Sie integrierte den sozialistisch geprägten Arbeiter, den Handwerker, den kleinen Angestellten, die sich alle zusammen soziale Anerkennung und bessere Lebenschancen für ihre Kinder erhofften. Dazu stießen jene, die bereits von der Bildungsreform der Weimarer Republik profitiert hatten und den sozialen Aufstieg fortsetzen wollten.

      Sie alle verband nicht der Wunsch nach einer neuen Klassenherrschaft, sondern – neutral gesprochen und heute fast selbstverständlich – nach einem politisch-sozialen Zustand, in dem die Klassenposition zum Zeitpunkt der Geburt möglichst wenig den Lebensweg und die spätere gesellschaftliche Anerkennung eines Menschen festlegen sollte. Ein wesentliches Bindemittel bezog der neue nationale Binnensozialismus aus einem doppelten Antisemitismus: Er richtete sich gegen das „jüdische Spekulantentum“ und gegen den „jüdischen Bolschewismus“, die bei aller Gegensätzlichkeit angeblich gemeinsam das Projekt der völkischen Einheit untergruben.

      Theodor Schieder erklärte 1946 vor der Entnazifizierungskammer in Kempten: „Als Historiker und sozial empfindender Deutscher musste es mich vor allem mit Genugtuung erfüllen, dass die verhängnisvolle Zurücksetzung des deutschen Arbeiterstandes im Volksganzen beseitigt zu werden und einer Einheit aller Stände Platz zu machen schien.“ Das war keine faule Ausrede, die dem besserungswilligen, von der Jugendbewegung geprägten Ex-Nazi erst post festum eingefallen wäre. In seinem bevölkerungsgeschichtlichen Geheimgutachten zur Vertreibung von Polen und Juden hieß es Ende September 1939: „Auch wäre zu erwägen, wie weit das Projekt der Wiedereindeutschung der Nordostprovinzen mit dem Gedanken einer Flurbereinigung in den Gebieten des südwestdeutschen Zwergbesitzes verbunden werden könnte.“ Schieder forderte in den neuannektierten Provinzen „Landzuweisungen an deutsche Landarbeiter“ und bezeichnete 1941„die Gewinnung von Siedlungsland als Beitrag zur Lösung der sozialen Frage“ in Deutschland.
      Das Konzept galt für den gesamten, zwischen 1939 und 1942 immer ausgreifender gedachten, Generalsiedlungsplan Ost. In seiner entwickeltsten Form sah der Plan die Vertreibung von 50 Millionen Slawen in Richtung Sibirien vor. Er implizierte also den Tod von Abermillionen Menschen – ein technokratisch durchdachtes, DFG-gefördertes Großverbrechen. Nach innen muss derselbe Generalplan Ost jedoch als Projekt zur Beförderung des Lebensstandards der niederen Schichten in Deutschland verstanden werden. Hitler schwärmte: „Aus Thüringen und aus dem Erzgebirge zum Beispiel können wir unsere armen Arbeiterfamilien herausnehmen, um ihnen große Räume zu geben. “ Die Deutsche Arbeitsfront wollte auf diese Weise „mindestens 700000 landwirtschaftliche Klein- und Kälberbetriebe beseitigt sehen“. Sämtliche wissenschaftliche Untersuchungen über die sogenannten Siedlerreserven des deutschen Volkes verwiesen auf die Marxsche Reservearmee, auf die Modernisierungsbedrohten und -verlierer, wie man heute sagen würde. Himmler sprach vom „Sozialismus des guten Blutes“.
      Das alles wurde nicht zum Vorteil von Junkern und Monopolisten geplant, sondern als konkrete Utopie für einfache Deutsche. Ihre Kinder spielten 1942 „Wehrbauer im Schwarzerdegebiet“, deutsche Soldatenbräute träumten zu Hunderttausenden von Rittergütern in der Ukraine, und der brave Soldat Heinrich Böll, der gewiss kein williger Vollstrecker gewesen ist, schrieb noch am 31. Dezember 1943 aus dem Lazarett an seine Eltern: „Ich sehne mich sehr nach dem Rhein, nach Deutschland, und doch denke ich oft an die Möglichkeit eines kolo-nialen Daseins hier im Osten nach einem gewonnenen Krieg.“
      Die Anti-Hitler-Koalition verhinderte die Realisierung solcher Träume. Daher lässt sich der Generalsiedlungsplan Ost heute noch immer leicht als propagandistischer Schein, als wirklichkeitsfremde Phantasterei beiseite schieben. Um das Projekt einer massenhaften sozialen Aufwärtsmobilisierung, das die zentrale Triebkraft des Nationalsozialismus bildete, auch empirisch greifbar zu machen, empfiehlt sich daher ein Blick auf die reale Kriegsfinanzierung. Sie zeigt unwiderleglich, wie intensiv und in den Methoden rücksichtslos sich der NS-Staat um das materielle Wohl der schlecht und mäßig verdienenden Deutschen kümmerte.
      Bereits am 4. September 1939 erging neben der Verordnung zur Lebensmittelrationierung die ebenfalls längst vorbereitete Kriegswirtschaftsverordnung. Sie sollte „dem durch die Kriegsverhältnisse bedingten Finanzbedarf des Reiches Rechnung tragen“. Während im Ersten Weltkrieg nur 13 Prozent der Staatsausgaben aus regulären Staatseinnahmen gedeckt wurden, während der Rest aus Anleihen stammte, konnte im Zweiten Weltkrieg bis in den Herbst 1944 hinein eine von Finanzfachleuten so bezeichnete „goldene Deckungsquote“ von fünfzig Prozent erzielt werden.
      Die Finanzierung gestaltete sich rein äußerlich sehr viel solider. Zusätzlich zu einer drastischen Gewinnabführung für Unternehmer wurde ein Kriegszuschlag von 50 Prozent auf Lohn- und Einkommensteuer erhoben. Allerdings nur für Jahreseinkommen von mehr als 3000 Reichsmark – eine extrem hohe Freigrenze (die Summe entspricht rund 30000 Euro). Nach den Zahlen für das Jahr 1937 blieben alle 15,5 Millionen Arbeiter im Deutschen Reich unter dieser Grenze, von den 3,7 Millionen Angestellten immerhin 53 Prozent. Überstunden-, Nacht- und Feiertagszuschläge mussten seit dem Sieg über Frankreich nicht mehr versteuert werden. Hinzuzuzählen wären die kleinen Beamten, damals bei Post und Bahn in großem Umfang beschäftigt, und die Bauern: Sie lebten in einer „besonderen Steuer-Oase“, wie einer der führenden Finanzfachleute des Dritten Reichs 1943 klagte. Obwohl sich das deutsche Steueraufkommen bis 1942 ungefähr verdoppelte und dann stagnierte, erhöhte sich das Steueraufkommen der Landwirtschaft zwischen 1938 und 1945 um nicht einen Pfennig (wohingegen die staatlich subventionierten Erzeugerpreise um bis zu 30 Prozent stiegen).
      Wessen Steuern aber erhöhten sich dann? In den ersten 30 Monaten lenkten die Kriegssteuern knapp zwölf Milliarden Reichsmark zusätzlich in die Reichskasse. Betrachtet man die Verteilung zwischen den sozialen Schichten, dann belastete allein die Zusatzsteuer auf Tabak und Alkohol die große Mehrheit der Einkommensbezieher mit etwa 2,5 Milliarden Mark, während die restlichen mehr als 9 Milliarden Mark auf Unternehmen und Bezieher hoher Einkommen entfielen. Noch deutlicher wurde diese Tendenz im Haushaltsjahr 1942/ 43, als sich auch die deutsche Finanzpolitik auf einen langwierigen Krieg umstellte: „Eine überschlägige Schätzung dürfte ergeben“, so schrieb Bernhard Benning, der die Volkswirtschaftliche Abteilung der Reichskreditgesellschaft leitete, „daß die im Jahre 1942 eingeführten zusätzlichen Abschöpfungsmaßnahmen bei den unternehmerischen Einkommen eine Höhe von 15-17 Milliarden RM erreichten gegenüber nur 1 Milliarde RM zusätzlicher Stillegung bei den sonstigen privaten Einkommen.“
      Die geringfügige Erhöhung der Einnahmen aus der Masse der deutschen Werktätigen hatte eine zweite und letzte Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer bewirkt. Gleichzeitig war die Körperschaftsteuer auf 50 Prozent gestiegen und die Einkommensteuer auf ausgeschüttete Gewinne auf 65 Prozent. Die Hausbesitzer waren Ende 1942, bei absolutem Mietstopp, zu einer einmaligen Abgabe von 7,75 Milliarden Reichsmark herangezogen worden – zur „Hauszinssteuerablösung“. Damals erbrachten 13 Prozent der Steuerzahler 80 Prozent des gesamten Steueraufkommens.

      Die Funktionäre der NSDAP, und allen voran Hitler, sorgten dafür, dass die niedrigen und durchschnittlichen Einkommen bis zum 8. Mai 1945 von jeder direkten Kriegssteuer verschont blieben und die indirekten Steuern höchst moderat ausfielen. Natürlich plädierten die Fachleute für breitenwirksame Steuererhöhungen, um die Staatsfinanzen zu konsolidieren und den extremen Kaufkraftüberhang abzubauen – sie versuchten seit dem Frühjahr 1940 die Jahreseinkommen von 1800 Reichsmark aufwärts für die Kriegssteuer zu erfassen. Aber schon im Juni 1940 bestand unter den Experten „Übereinstimmung darüber, daß zur Zeit überhaupt keine Aussicht sei, irgendwelche steuerlichen Dinge beim Generalfeldmarschall und dem Führer durchzubringen“. Im Frühjahr 1943 schlug der letzte Versuch des Reichsfinanzministeriums fehl, die unteren Einkommensschichten mit einem Lohnsteuerzuschlag von 25 Prozent zu belasten. Göring lehnte das prinzipiell ab, Hitler wich der Entscheidung unter Hinweis auf seine „Inanspruchnahme mit vordringlichen militärischen Angelegenheiten“ aus. Die für die Reichsfinanzen Verantwortlichen stellten resigniert fest, offenbar könne man sich „hinsichtlich der unteren Einkommensschichten, die gerade vom Abschöpfungsgesichtspunkt aus besonders interessant wären, zu keinen energischen Maßnahmen entschließen“.
      Gedanklich war auch für die spätere Rückzahlung der Kriegsschulden gesorgt. Der Finanzwissenschaftler Hero Moeller wies auf den „Verkauf von hinzugewonnenen freigewordenen Böden und sonstigem unentgeltlich anfallendem neuen Staatseigentum“ hin, der eine „beträchtliche Entlastung schaffen“ könnte. Sein Kollege Benning sprach vom „Rückgriff auf ausländische Volkswirtschaften“ und bezeichnete die „bedeutenden Sachwertkomplexe, die durch die Besetzung feindlicher Länder – insbesondere im ehemaligen Polen und in Russland – in das Eigentum des Reiches übergegangen“ seien, als „zusätzliche Tilgungsquellen“. Fritz Reinhardt, langjähriger NS-Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, dachte 1942 an Volksaktien. Rüstungsausgaben seien nicht unproduktiv, ihnen sei vielmehr „das gewaltige Sachvermögen gegenüberzustellen, das durch das deutsche Schwert gewonnen“ werde. Deshalb sollte „ein Teil des neuen Reichsbesitzes den Sparern zur Verfügung gestellt werden – Beispiel: Anteile an Industriewerken oder Gruben im besetzten Ostraum.“
      Auch das blieb Wunschdenken. Real jedoch wurden die laufenden Einnahmen des Reiches im Zweiten Weltkrieg in erheblichem Umfang durch den Griff in fremde Kassen erzielt. Nur so ließ sich die Deckungsquote von fünfzig Prozent im Kriegshaushalt erreichen. Die Einkünfte firmierten unter „Sonstige Einnahmen“ und erwiesen sich als der „eigentlich dynamische Faktor“ (Reinhardt) der Kriegsfinanzierung. In dieser Position wurden die Besatzungskosten versteckt, die das deutsche Reich den unterworfenen Ländern auferlegte.
      Prinzipiell hatte jedes Land 50 Prozent seines letzten Friedenshaushaltes als sogenannte Besatzungskosten zusätzlich zu entrichten – eine ungeheure, von keinem wirklichen Besatzungsaufwand gedeckte Quote. Der erwähnte Benning, der nach dem Krieg dem Bundesbankdirektorium angehörte, jubelte 1944: „Zu den Steuereingängen kommen als in ihrer Bedeutung ständig erhöhter Posten die sog. ‚sonstigen Einnahmen’. Sensationell war die kürzlich von Reinhardt mitgeteilte neueste Ziffer von 26 Mrd. RM!“ Tatsächlich beliefen sich die Einnahmen aus der geldwirtschaftlichen Ausplünderung fremder Länder 1943 und 1944 nach den Berechnungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel auf 28,1 bzw. 39,6 Milliarden Reichsmark, damit überstiegen sie in der zweiten Kriegshälfte die inländischen Steuereinnahmen des Reiches.

      Nun muss nach aller finanzpolitischen Erfahrung jedes Land währungspolitisch zusammenbrechen, dem zugemutet wird, seinen Haushalt innerhalb kürzes-ter Frist um 50 Prozent zu erhöhen. Die Deutschen hatten daran kein Interesse, weil eine unkontrollierte Inflation, wie sie nur im besetzten Griechenland auftrat, die systematische Ausbeutung und die gute Kooperation der Besatzungsverwaltung beeinträchtigte. Die Besatzungsmacht sah sich also von Anfang an gezwungen, die Währungen in den besetzten Ländern zu stabilisieren. Und diese Stabilisierung geschah überall, in höchst geheimer und möglichst spurloser Weise nach demselben Prinzip: Sie bestand in der Verstaatlichung und anschließenden Reprivatisierung des den Juden genommenen Vermögens zugunsten der besetzten Länder Europas.
      Zufällig sind die Akten für das kleine Gebiet des Militärbefehlshabers Serbien erhalten. Zunächst sollten die Erträge aus der Arisierung als Anzahlung auf eine spätere „Kriegsentschädigung“ Serbiens an den Aggressor Deutschland konfisziert werden. Das jedoch korrigierte ein Erlass Görings vom 25. Juni 1942: Von nun an war „das jüdische Vermögen in Serbien zu Gunsten Serbiens einzuziehen“. Die Deutschen beabsichtigten damit – und das war das Entscheidende – „eine finanzielle Hilfe für den durch die Last der Besatzungskosten ohnehin stark beanspruchten serbischen Staatshaushalt“. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Besatzungskosten monatlich etwa 500 Millionen Dinar betragen. Das Gesamtvermögen der serbischen Juden belief sich auf drei bis vier Milliarden Dinar. Zum Zeitpunkt der Berliner Entscheidung reichte es also, um die Besatzungskosten für ein gutes halbes Jahr zu decken, oder dafür, über einen längeren Zeitraum den Inflationsdruck auf die serbische Währung zu mindern.

      In Ungarn, das die Deutschen am 19. März 1944 besetzten, wandten sie sofort dasselbe Verfahren an. Wieder wurden die Besatzungskosten mechanisch auf fünfzig Prozent des durch den Krieg ohnehin schon aufgeblähten ungarischen Staatshaushaltes festgelegt. Demnach wurden erst 200 Millionen, bald jedoch 300 Millionen Pengö monatlich auf den Normaletat aufgeschlagen. Am 31. Mai vermerkte der für Ungarn zuständige Beamte im Reichswirtschaftsministerium, Oberregierungsrat Schomaker: „Die ungarische Judengesetzgebung ist inzwischen weiter vervollständigt worden. Die ungarische Regierung rechnet damit, dass die großen finanziellen Anstrengungen, die im Rahmen der gemeinsamen Kriegsführung notwendig werden, weitgehend aus dem Judenvermögen bestritten werden können. Die Vermögen sollen mindestens ein Drittel des Nationalvermögens betragen.“ Die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtete am 3. August 1944 aus Budapest: „Bei der Arisierung jüdischer Unternehmen ist der behördlich festgesetzte Kaufpreis sofort in bar zu bezahlen, was zeigt, dass die Aktion wie seinerzeit in Deutschland eine gewisse fiskalische Bedeutung (Erleichterung der Kriegsfinanzierung) besitzt.“

      Genauso funktionierte die Arisierung überall in Europa. Vordergründig wurde sie als Hungarisierung, Hellenisierung, Tschechisierung, Polonisierung oder Romanisierung betrieben. Die nationalen Administratoren und die Millionen europäischer Käufer wurden zu Miträubern und Hehlern. Jedoch flossen die Erträge aus dem Verkauften den nationalen Finanzministerien zu und von dort – ganz bewusst und sehr verdeckt organisiert – an die jeweiligen Wehrmachtsintendanten. Sie verwalteten die Konten, auf denen die Besatzungskosten eingingen. Sie standen am Ende eines perfekten Systems der Geldwäsche.
      Wenn man sich klar macht, dass deutsche Soldaten den Hauptteil ihres Soldes in der Währung des Landes erhielten, in dem sie stationiert waren, um den Inflationsdruck auf die Reichsmark zu mindern, wenn man sich zudem klar macht, dass Lazarettaufenthalte deutscher Verwundeter in Ungarn, Polen oder in Böhmen in der jeweiligen Landeswährung bezahlt wurden, ebenso die Lieferung von Abermillionen Tonnen Lebensmitteln, von Dienstleistungen, Industrieprodukten und Rohstoffen an das Reich und an die Wehrmacht, dann wird klar, wo das Vermögen der ermordeten Juden Europas letztlich geblieben ist. Es wurde zu Gunsten und zum Vorteil von Millionen Deutschen verwertet. Ihnen mutete das Regime geringe Kriegslasten zu und zahlte ihren Sold indirekt aus dem Verkauf des Eigentums von Millionen enteigneter und zum großen Teil ermordeter europäischer Juden. Diese Soldaten deckten sich mit dem Geld auf den Schwarzmärkten Europas ein, kauften sich Zigaretten und schickten Millionen Feldpostpäckchen in die Heimat. Der Päckchenverkehr in diese Richtung ist auf Wunsch Hitlers niemals beschränkt worden.

      Damit ist die Frage nach dem Klassencharakter des Nationalsozialismus beantwortet. Wer die klassenbewusste Verteilung der Kriegslasten im Deutschland des Zweiten Weltkriegs betrachtet, kommt zwingend zu dem Ergebnis: Die NSDAP verstand sich als Sachwalterin der kleinen Leute, sah sich dem Egalitarismus der Volksgemeinschaft verpflichtet und schreckte – aus Gründen einer stets neu erkauften Massenzustimmung – vor jeder Zwangsmaßnahme, etwa dem Zwangssparen, und vor jeder breitenwirksamen Steuererhöhung zurück. Hitler- Deutschland wurde im Krieg zum Umverteilungsstaat par excellence. So erklärt sich die hohe innere Stabilität, eine Stabilität allerdings, die – wie in jedem Umverteilungsstaat – immer wieder neu erkauft werden musste. So entwickelte sich eine volkstümliche Einheit von Wirtschafts-, Sozial- und Rassenpolitik. Nicht wenige NS-Funktionäre sahen im Kriegskommunismus bereits einen Vorgriff auf die Gesellschaftsordnung nach einem deutschen Siegfrieden. Daraus bezog die Sozialutopie des Nationalen Sozialismus ihre politische Schubkraft.

      Dieser Einsicht zum Trotz wird in der Publizistik immer wieder die in die falsche Richtung weisende Generalisierung Max Horkheimers bemüht: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte vom Faschismus schweigen.“ So hat sich die öffentliche Diskussion in den vergangenen zehn Jahren anhand der Themen „Raubgold“ und „Zwangsarbeit“ auf die noch existierenden deutschen (auch österreichischen und schweizerischen) Banken und Industrieunternehmen eingeschossen. Die Zielrichtung bleibt jedoch selbst dann falsch, wenn sie von den betroffenen Unternehmen zur Vermeidung größerer Imageschäden schnell akzeptiert wurde. Mit den Firmennamen Dresdner Bank, Allianz, Generali, Daimler-Benz, Deutsche Bank, Krupp, IG-Farben oder Thyssen lässt sich der geschichtliche Hintergrund der so genannten „Entjudung“ antikapitalistisch verschleiern, aber nicht auch nur entfernt erklären. In den Fängen der am kollektiven Raub nicht unbeteiligten Firmen blieb der weitaus kleinere Teil des Erbeuteten. In der Masse wurde die Beute so breit wie nur möglich umverteilt.

      Die Arisierung jüdischen Vermögens gehört in die Kette der Eigentumsrevolutionen des zwanzigsten Jahrhunderts; der Nationalsozialismus, einschließlich seiner Verbrechen, steht im größeren Zusammenhang der egalitären Bewegungen und Utopien. Nur so lässt sich die explosive politische Dynamik der zwölf kurzen Jahre zwischen 1933 und 1945 angemessen analysieren. Wenn man das tut, dann ist das Ende einer Geschichtsschreibung erreicht, die das Jahrhundert bequem nach gut und böse sortiert. Wer sich entschließt, die Ermordung der europäischen Juden als Teil einer Politik zu begreifen, die ihre Kraft aus der Gleichheitsidee bezog, der wird unweigerlich feststellen müssen, dass wir demselben Gleicheitsgedanken viele Selbstverständlichkeiten unseres Lebens verdanken. Er bedeutete und bedeutet für Millionen Europäer einen entscheidenden lebensgeschichtlichen Fortschritt, einen Fortschritt, der eben auch mit den Mitteln des Krieges, des Hasses und des Massenraubmords erreicht worden ist. Wer von den vielen Vorteilen für die Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen.

      Der Publizist und Historiker Götz Aly veröffentlichte kürzlich zusammen mit Christian Gerlach „Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden“.

      Süddeutsche Zeitung, 10.05.02
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 10:48:58
      Beitrag Nr. 47 ()
      Die Mehrheit der Deutschen empfand die Zeit als Epoche besonders schneller Veränderung, sozialer Umschichtung, breiter Aufwärtsmobilisierung, oft auch hoher individueller Verantwortung.


      Seltsam, hinterher haben die meisten gesagt: I C H konnte aber nichts dafür.

      :(
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 11:33:23
      Beitrag Nr. 48 ()
      Ich denke, so ziemlich jeder von uns uns hätte damals mitgemacht, ob als Anhänger oder als Mitläufer. Das gilt auch für die Obermoralisten, die der Enkel- und Urenkelgenearation noch die Erbschuld am Naziregime anhängen möchten.
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 11:45:58
      Beitrag Nr. 49 ()
      @Conni
      Du bemerkst offenbar gar nicht, wie sehr die eingestellten Artikel dem linksgedrillten Standardgeschichtsbild ("Die bösen Firmen und die heimtückischen Kapitalisten sind an allem schuld!") widersprechen? Sonst müßtest du heftigst protestieren. Oder sollten dich -ausnahmsweise- Argumente überzeugt haben?
      ;)
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 11:48:57
      Beitrag Nr. 50 ()
      Für den Großteil der Bevölkerung lief das Leben in den 30ern nach damaligen Maßstäben ganz "normal".

      Um Politik haben sich die Menschen ebensowenig gekümmert wie heute.

      Auch damals herrschte die Ansicht : "Die da oben werden schon alles richtigmachen"!

      Wenn Leute auf der Straße oder in Ihren Häusern, egal ob Juden oder Deutsche; verhaftet wurden, war das nichts besonderes. Das passiert ja auch heute, ohne daß darüber lang und breit nachgedacht wird, ob zu recht oder nicht.

      Wie auch zurzeit, wurden die Machthaber durch die Industrie unterstützt, die in den Folgejahren ja auch am meisten profitierte. Nicht nur die Deutsche.

      Es gab auch genügend Juden und Amerikaner unter den Profiteuren.
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 11:57:18
      Beitrag Nr. 51 ()
      #49,

      hä? Wer hat denn vom Verscherbeln des Judenvermögrnes profitiert, wenn nicht die "Kapitalisten"?:mad:

      Bestimmt nicht der Hilfsarbeiter von nebenan.:mad:
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 11:59:43
      Beitrag Nr. 52 ()
      #50,

      Wenn Leute auf der Straße oder in Ihren Häusern, egal ob Juden oder Deutsche; verhaftet wurden, war das nichts besonderes. Das passiert ja auch heute

      Also mir ist aus den letzten Jahren kein Fall bekannt, wo Juden unter heftigem Geschrei insbesondere der Frauen von der Straße weg verhaftet und auf LKW´s verladen wurden.:eek:
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 12:12:20
      Beitrag Nr. 53 ()
      52,

      hab mich wohl schlecht ausgedrückt.

      Wollte lediglich klarstellen, daß es den weitaus meisten Menschen damals ebenso egal war was um sie herum passiert, wie heute.

      Solange man selbst nicht davon betroffen ist.

      Posting 1 soll uns wohl unterschwellig weis machen, daß Teile der deutschen Industrie in den 30ern und 40ern überdurchschnittlich von der Zwangsarbeit durch Juden profitierte, und daraus resultierend zu Ihrer heutigen Größe und Kapitalstärke gelangen konnten. Was wiederum dem deutschen Nachkriegsarbeitsmarkt zugute kam und zuguterletzt dem Staat und "uns allen".

      Andererseits dürften die Zahlungen der Konzerne an jüdische Organisationen den Geldwert der damaligen Arbeit mehr als abgegolten haben, was sich wiederum negativ auf "uns alle" auswirkt.

      Und für die Massenvernichtungen in den KZ`s wird man die Wirtschaft nicht belangen können.
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 12:18:54
      Beitrag Nr. 54 ()
      ## 50,51 Conni & volle Schnau(t)ze
      Leseschwäche oder was? Hat sich bei Schnau(t)ze in ##14&16 eh bereits angedeutet ...
      :eek: :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 12:24:17
      Beitrag Nr. 55 ()
      gerade auch dich meinte ich mit #48, Connor. sowas wie dich nennt man Maulhelden. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 12:40:08
      Beitrag Nr. 56 ()
      #55,

      ich sage ja nicht, daß ich damals nicht in irgendeinem Sinne mitgemacht hätte. Das kann heute niemand von sich behaupten.

      Aber wer damals mitgemacht hat, soll dann wenigstens jetzt Charakter beweisen und dazu stehen und sich nicht selbst zum Vollidioten erklären ( "habe von alledem nichts gewußt").:eek:
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 12:43:27
      Beitrag Nr. 57 ()
      56,

      kommt darauf an wer das sagt.

      Die KZ`s; oder besser gesagt von dem was da passiert ist, hatten die wenigsten Ahnung.
      Avatar
      schrieb am 22.01.05 15:46:00
      Beitrag Nr. 58 ()
      @schnauze:

      "Die KZ`s; oder besser gesagt von dem was da passiert ist, hatten die wenigsten Ahnung."

      Blödsinn.
      Das Lagersystem war sehr weit verbreitet. Wir reden ja nicht über sogenannte Vernichtungslager, sondern über alle KZs.
      Ich würde dir sehr empfehlen, trotz deiner Aversion mal Goldhagens "Hitlers willige.." zu lesen, es ist dort sehr detailliert und gut lesbar beschrieben.

      @connor:

      "Wer hat denn vom Verscherbeln des Judenvermögrnes profitiert, wenn nicht die " Kapitalisten" ?

      Bestimmt nicht der Hilfsarbeiter von nebenan."

      Irrtum.
      Profitiert haben am meisten die ganz normalen kleinen Leute. Oder hast du Aly in #46 nicht richtig gelesen?
      "So hat sich die öffentliche Diskussion in den vergangenen zehn Jahren anhand der Themen „Raubgold“ und „Zwangsarbeit“ auf die noch existierenden deutschen (auch österreichischen und schweizerischen) Banken und Industrieunternehmen eingeschossen. Die Zielrichtung bleibt jedoch selbst dann falsch, wenn sie von den betroffenen Unternehmen zur Vermeidung größerer Imageschäden schnell akzeptiert wurde. Mit den Firmennamen Dresdner Bank, Allianz, Generali, Daimler-Benz, Deutsche Bank, Krupp, IG-Farben oder Thyssen lässt sich der geschichtliche Hintergrund der so genannten „Entjudung“ antikapitalistisch verschleiern, aber nicht auch nur entfernt erklären. In den Fängen der am kollektiven Raub nicht unbeteiligten Firmen blieb der weitaus kleinere Teil des Erbeuteten. In der Masse wurde die Beute so breit wie nur möglich umverteilt.
      "
      Avatar
      schrieb am 10.03.05 15:25:35
      Beitrag Nr. 59 ()
      Vielleicht ist es bei Conni ja doch keine Leseschwäche, sondern Verbohrtheit. Was nicht sein darf, kann für Conni nicht sein.


      http://www.welt.de/data/2005/03/10/608435.html


      Hitlers Volksstaat war eine Gefälligkeitsdiktatur

      Verbrechen und Sozialstaat: Der Berliner Historiker Götz Aly zeigt, warum die Deutschen ihrem Führer bis zum bitteren Ende folgten
      von Eckhard Fuhr

      Götz Alys gerade erschienenes Buch "Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus" beschreibt, wie die große Mehrheit der Deutschen von der verbrecherischen Politik der Nationalsozialisten profitierte. Mit Götz Aly sprach Eckhard Fuhr.


      DIE WELT: Ihr neues Buch heißt "Hitlers Volksstaat". Damit setzen Sie sich ab vom allgemeinen Sprachgebrauch, in dem meist von "NS-Regime" oder "NS-Diktatur" oder "Hitler-Diktatur" die Rede ist. "Volksstaat" hat fast etwas Anheimelndes.


      Götz Aly: Nein, überhaupt nicht. Sonst hätte ich das Wort nicht verwendet. "Volksstaat" ist ein Begriff, der damals laufend vorkam, und zwar nicht propagandistisch nach außen, sondern eher im inneren Sprachgebrauch. Goebbels verwendete ihn in seinem Tagebuch, Hitler benutzte ihn. Der Begriff erfaßt die damalige Realität besser als die Begriffe "Regime" oder "Diktatur", mit denen sich die deutsche Gesellschaft nach 1945 auf die Seite der NS-Opfer zu schlagen versuchte.


      DIE WELT: Was ist der Realitätsgehalt des Begriffes "Volksstaat"?


      Aly: Wenn Sie die Zeit des Nationalsozialismus betrachten, dann stehen Sie immer wieder vor der Frage, wie sich der hohe Grad an innerer Integration und Mobilisierung erklären läßt. Und wenn Sie das politische Spannungsverhältnis zwischen Volk und Führung im Deutschland des zwanzigsten Jahrhunderts insgesamt untersuchen, dann erkennen Sie rasch, daß es - sieht man einmal vom Sommer 1914 ab - nie eine größere Übereinstimmung zwischen Volk und Führung gab als in den zwölf kurzen Jahren der NS-Herrschaft. Das können wir uns heute - nach allem, was wir über die NS-Zeit wissen - nicht mehr vorstellen. Wir glauben, die Deutschen von damals seien völlig verrückt, fanatisiert einem Führer-Kult verfallen. Doch je mehr ich mich damit beschäftige, desto weniger bin ich davon überzeugt. Es waren die "weichen" Faktoren, die Gefolgschaft und Integration bewirkten: Die NS-Führung errichtete eine Gefälligkeitsdiktatur, eine Herrschaft des sozialpolitischen Appeasement. Politische Integration ist ja ein fortgesetzter, niemals beendeter Prozeß. Der Erfolg bleibt punktuell und muß immer wieder erneuert werden. Das gelang Hitler und seinen politischen Beratern mit Hilfe sehr einfacher - uns heute noch wohl vertrauten - steuer- und sozialpolitischen Segnungen zugunsten der Durchschnittsdeutschen.


      DIE WELT: Sie belegen in Ihrem Buch detailliert, daß die nationalsozialistischen Wohltaten, die den Deutschen zuteil wurden, durch eine wahnsinnige Schuldenpolitik und durch Verbrechen, vor allem die Enteignung der Juden und die systematische Ausbeutung der besetzten Länder finanziert wurden. Die Mehrheit hat von den Verbrechen profitiert. Gibt es also doch eine Kollektivschuld?


      Aly: Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich war von meinen Forschungsergebnissen selbst überrascht.


      DIE WELT: Ich meine Folgendes: Man spricht von der Ermordung der europäischen Juden als dem absolut Bösen, aber auch als etwas Rätselhaftem, als ginge es um eine negative Offenbarung. Im Begriff Shoah schwingt das mit. Und Sie heben das plötzlich auf die Ebene banaler materieller Kalküle.

      Aly: Was Sie als "negative Offenbarung" umschreiben, hängt mit der im historischen Vergleich ungeheuerlichen Schwere des Ereignisses und der Schwere der Traumatisierung sowohl der überlebenden Opfer wie der Täter zusammen. Die humane Notwendigkeit zur Verdrängung bestand nach 1945 auf beiden Seiten. Erst nach vielen Jahrzehnten eröffnet sich die Möglichkeit, die Dinge wie sie wirklich waren, Stück für Stück ins Auge zu fassen. Für meine Arbeit an diesem Buch gab es zwei Ausgangspunkte. Zusammen mit meinem Kollegen Christian Gerlach habe ich an einer Studie über die Deportation der ungarischen Juden im Jahr 1944 gearbeitet. Dabei gaben wir zum ersten Mal die Haltung auf, die Frage nach der kollaborativen Mitwirkung müßten wir Deutschen - aus Gründen des Takts - den ungarischen Historikern überlassen. Uns erschien es notwendig, das starke nationalungarische Interesse, das in Richtung Deportation drängte, darzustellen, um die politischen Prozesse sichtbar zu machen, die in der Schlußphase des Krieges zu dem Massenmord an mehreren Hunderttausend ungarischen Juden führten. Das Ergebnis unserer Untersuchung überraschte uns: Die aus dem Verkauf der Vermögenswerte erzielten Millionen-Einnahmen wurden regelrecht gewaschen und über kleinere Umwege der deutschen Kriegskasse einverleibt, obwohl der äußere Schein dafür sprach, nur Ungarn und der ungarische Staat hätten sich bereichert. Das hatten wir Historiker bis dahin übersehen. Daraus entstand die Frage: Wie war das in ganz Europa?


      DIE WELT: Und was war der zweite Ausgangspunkt?


      Aly: Ich bin auch Journalist und war einige Jahre für die Meinungsseite der "Berliner Zeitung" zuständig. Eines der großen Themen war damals die Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter. Weil ich es besser wußte, störte mich von Anfang an das einseitige Abschieben der Schuld auf die deutsche Industrie, auf Banken, Lebensversicherungen usw. Meine Leserschaft, die zum Teil dem alten SED-Milieu entstammte, bevorzugte jedenfalls damals die Reduktion der historischen Schuld auf "das Kapital" im Vollgefühl historischer Rechthaberei. Ich schrieb deshalb einen Leitartikel, in dem ich auseinandersetzte, daß auch die deutschen Rentenkassen von der Zwangsarbeit profitiert hatten, und warf die Frage auf, wie es wäre, wenn die deutschen Rentner fünf Jahre lang drei Prozent ihrer Rente in den Entschädigungsfond zahlten. Am nächsten Tag erlebten die Sekretärinnen und die Leserbriefredaktion den Aufstand der neudeutschen Volksgemeinschaft. Da habe ich mir gesagt: Na wartet!


      DIE WELT: Ihr Buch schließt mit dem Satz: "Wer von den Vorteilen für die Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen." Damit wischen Sie die berühmte Sentenz Horkheimers weg, daß, wer vom Kapitalismus nicht reden wolle, vom Faschismus schweigen solle. Dieses Paradigma hat jahrzehntelang die Forschung bestimmt.


      Aly: Es ist immer noch das herrschende Paradigma, nicht nur auf Seiten der Linken. Selbst Unternehmen haben es ja internalisiert, wie man an der bezahlten Unternehmensforschung sieht. Im Fall Flick werden gleich zwei konkurrierende Projekte finanziert, die vermutlich beide an den wirklichen interessanten Fragen vorbeigehen werden.

      DIE WELT: Sie richten den Blick auf die dunkle Seite des deutschen Sozialstaates. Tun sie das im Blick auf die gegenwärtige Sozialstaatsdebatte mit politischen Absichten?


      Aly: Nein. Ich will verständlich machen, woher die verbrecherische Dynamik des Nationalsozialismus kommt. Daß im Nationalsozialismus um der sozialen Zufriedenheit - dem Volkswohl, wie man früher sagte - der Deutschen willen, das Glück und das Leben von Millionen Menschen geopfert wurden, das muß man sich klar machen. In keinem kriegführenden Land waren die Frauen der Soldaten so gut versorgt wie in Deutschland. Sie hatten Anspruch auf Sicherung ihres Lebensstandards. Und gerade in der Unterschicht haben Frauen im Zweiten Weltkrieg über so viel Geld verfügt wie noch nie zuvor.


      DIE WELT: In den neunziger Jahren, als in Deutschland eine große Debatte über Einwanderung und Staatsbürgerschaft geführt wurde, haben Sie die NS-Volkstumspolitik ins Zentrum Ihrer Forschungen gestellt. Jetzt, da der Sozialstaat zur Debatte steht, nehmen Sie die sozialen Wirkungen der Kriegs- und Vernichtungspolitik in den Blick. Ist das nicht doch Geschichtswissenschaft mit gegenwärtigen Absichten?


      Aly: Das hat damit zu tun, daß ich immer wieder als Journalist arbeite. Hätte ich einen Lehrstuhl, wäre ich heute möglicherweise zum Euthanasie-Fachmann verkümmert, weil die Euthanasie-Morde mein erstes großes Forschungsthema bildeten. Im übrigen sind alle Versuche zur Rekonstruktion geschichtlicher Ereignisse von den Fragen der Gegenwart zumindest mitbestimmt. Deshalb ist Geschichte auch niemals endgültig erforscht. Jede Generation schreibt sie neu, sucht neue Perspektiven der Annäherung.


      DIE WELT: Empfinden Sie es als Vorteil, ein nicht zünftiger, ein freier Historiker ohne Lehrstuhl zu sein?


      Aly: Ja. Aber neben einigem Beharrungsvermögen hatte ich auch Glück.


      DIE WELT: Ist es ein Zufall, daß wichtige, aufrührende Bücher immer wieder von Historikern außerhalb des akademischen Betriebs geschrieben werden, wie jüngst etwa Jörg Friedrichs Buch über den Luftkrieg?


      Aly: In Deutschland hat die akademische geschichtswissenschaftliche Routine etwas extrem Langweiliges. Man muß fürchten, daß bedeutende Gelehrte - wie beispielsweise Arno Borst oder Reinhart Koselleck - kaum noch nachwachsen. Vorherrschend ist eine fast schon habituelle Unlust am Fragen. Der Betrieb ist überfinanziert. An die 50 Prozent der Dissertationen scheitern an reinen Schreibschwierigkeiten. Und die, die geschrieben werden, sind zu 80 Prozent unlesbar. Das würde sich ändern, wenn die Druckkostenzuschüsse gestrichen würden und die Bücher sich am Markt behaupten müßten.


      DIE WELT: Da, wo die Geschichtswissenschaft öffentlich gefragt ist, wie bei den Gedenkstätten, gibt sie auch kein überzeugendes Bild ab.


      Aly: Hier hat sich ein Gedenkbürokratismus entwickelt, auch infolge einer verfehlten Personalpolitik. Überall sitzen schlecht gelaunte Langweiler; einfallslos und betulich kleben sie an ihren Lebenszeitstellen und verteidigen den Status quo.

      DIE WELT: Was halten Sie von der Forderung Ihres Kollegen Ulrich Herbert, die Berliner Gedenkstätten Topographie des Terrors, Holocaust-Mahnmal und Haus der Wannseekonferenz zusammenzufassen und zu professionalisieren.


      Aly: Das muß sein. Da sammeln drei Institutionen nebeneinanderher Bücher. Die Ausstellungen selbst werden vernachlässigt. Die Seminar-Arbeit des Hauses am Wannsee allerdings ist hervorragend. Ich habe dort erlebt, in welcher beeindruckenden Weise 30 Berliner Polizisten - von dem nicht fest angestellten Kollegen Peter Klein - die Rolle der verschiedenen Polizeiapparate bei der Judenvernichtung erklärt wurde. Besonders verschlafen und in den Dimensionen überproportioniert ist die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Sie müßte, anders als Herbert es forderte, unbedingt in eine künftige Reorganisation einbezogen werden.


      DIE WELT: Verlangt der Prozeß der Historisierung eine andere Art des Gedenkens?


      Aly: Ja, wir sollten aufhören, Geschichte schlicht in Gut und Böse aufzuteilen und so zu tun, als ob das, was wir heute noch als gut akzeptieren, mit dem historischen Bösen nichts zu tun gehabt hätte. Mit dieser Illusion, die von Geschichtsoptimisten wie Jürgen Kocka, Heinrich August Winkler oder Hans Ulrich Wehler maßgeblich gefördert wird, geben wir den Anspruch auf, Geschichte wirklich zu verstehen. In den Biographien des zwanzigsten Jahrhunderts und in den Bänden des Reichsgesetzblattes zwischen 1933 und 1945, die in der Hauptsache heute noch gültige oder kaum abgewandelte Bestimmungen enthalten, wird doch sofort sichtbar, wie ineinander verschlungen das Böse und das Gute sein können.


      DIE WELT: Man könnte Ihnen den Vorwurf einer mangelnden Wertehaltung machen.


      Aly: Historiker sind nicht für Moral zuständig, außerdem sollte Geschichtswissenschaft keine Veranstaltung zum Zweck aktueller Besserwisserei sein. Je länger ich mich damit beschäftige, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, daß viele Blickweisen auf einen Gegenstand nebeneinander berechtigt sind - vorausgesetzt, sie verbinden sich mit interessanten Fragen.


      DIE WELT: Von dem Großthema der nationalsozialistischen Verbrechen sind sie nicht losgekommen. Da muß es doch einen außerwissenschaftlichen Antrieb geben.


      Aly: Ich wollte immer wieder davon weg und bin doch immer wieder darauf zurückgekommen. Mein Buch über die "Endlösung", das ich dank der fördernden Hand von Jürgen Kocka schreiben konnte, war ursprünglich als eine Geschichte der Völkerverschiebung und ethnischen Bereinigung im zwanzigsten Jahrhundert überhaupt angelegt. Die Verengung kam dann, weil Kocka sagte, daß die Judenvernichtung nicht in den Zusammenhang einer allgemeinen Geschichte ethnischer Bereinigung gehöre. Für meine weitere Arbeit bleibe ich jedoch bei dem Ziel, den Holocaust in die europäische Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts einzuordnen.


      DIE WELT: Dann sind Sie bei einer Frage, die auch Ernst Nolte stellt.


      Aly: Ja, dann bin ich bei Nolte, was die Großperspektive angeht. Doch ich möchte die Einordnung in einer wesentlich konkreteren und offeneren und in einer nicht reduktionistischen Weise versuchen. Der Holocaust gehört - zumindest auch - in den Kontext der ungeheuren sozialen Mobilisierung seit dem Ersten Weltkrieg. In den Folgejahren wurden gewaltige Energien freigesetzt, die fast flächendeckend zur nationalen und sozialen Homogenisierung Europas führten. Auschwitz ist der extremste Fall der damit verbundenen politischen Entwürfe. Das Konzept, soziale Fortschritte, also das Gewinnen von mehr Gleichheit, auf Kosten Dritter zu erzielen, war nichts spezifisch Deutsches. Allerdings ist es von Deutschen, unter - sekundärer - Mit- und Beihilfe vieler anderer Europäer mit besonderer Radikalität und mörderischer Energie verfolgt worden.


      Die Besprechung von Götz Alys Buch am Samstag in der "Literarischen Welt".


      Artikel erschienen am Do, 10. März 2005
      Avatar
      schrieb am 10.03.05 19:48:38
      Beitrag Nr. 60 ()
      Gabs eigentlich auch Ansprüche seitens Israels gegen die Finanziers des 3. Reiches?

      Ich meine die diversen Banken und eine ganz besonders.

      Deren Namen getraue ich mich ja gar nicht zu posten, aber Ihr wißt sicher welches jüdische Geschlecht gemeint ist.
      Avatar
      schrieb am 10.03.05 21:02:28
      Beitrag Nr. 61 ()
      ...was für ein jüdisches Geschlecht ?
      das ist wirklich sehr kryptisch...
      Ich weiss nicht was du meinst...
      Avatar
      schrieb am 10.03.05 21:13:31
      Beitrag Nr. 62 ()
      Gut. Ich meinte die Rothschild-Bank. Unter anderem auch Prescott Bush.

      Schließlich sind die Finanziers, Förderer und Helfer des 3. Reiches in hohem Maße mitschuldig am 2. Weltkrieg und dessen Folgen. Egal ob Deutsche, Juden oder Amerikaner.

      Mich interressiert das Thema einfach. Wie immer wertfrei und unvoreingenommen.
      Avatar
      schrieb am 10.03.05 23:03:32
      Beitrag Nr. 63 ()
      #59

      Gerade kommt der lobende Beitrag in den Tagesthemen:

      Jetzt haben wir es schwarz-auf-weiß: Der Sozialstaat ist im Kern faschistisch und muß daher abgeschafft werden.
      Avatar
      schrieb am 10.03.05 23:09:33
      Beitrag Nr. 64 ()
      jau habs auch gerade gesehen,...die Untersuchungen von Ali.
      Die Sozialen Wohltaten im Reich, in deren Genuss 80 % der
      Bevölkerung kamen , wurden von der Enteignung Jüdischen
      Eigentums und Ausräuberung der überfallenen Staaten
      finanziert. Deswegen gabs hier keine Kriegssteuer...
      War schon interessant, und ist natürlich auch offensichtlich...
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 00:45:25
      Beitrag Nr. 65 ()
      #62

      Zum Einstieg zu empfehlen ist Karl Heinz Deschners "Der Moloch". Ich fasse grob zusammen:

      Die ausländischen Finanzquellen Hitlers wurden ab 1929 im Auftrag des preußischen Innenministeriums vom Staatssekretär Dr. Abegg beobachtet. Er berichtete u.a. den Kanzlern Brüning und v. Schleicher. Abegg selber setzte sich 1933 sicherheitshalber in die Schweiz ab. V. Schleicher wurde 1934 im Zuge des sog. Röhm-Putsches erschossen.

      Das Archiv des Dr. Abegg wurde im Nürnberger Prozess nicht zugelassen. Auch Hjalmar Schacht, mitten dabei im "Freundeskreis der Dt. Wirtschaft", der frühzeitig Reichspräsident Hindenburg die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler "empfahl", wollte im Nürnberger Prozess den Sachverhalt ansprechen, aber das Gericht entschied gegen die Offenlegung.
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 09:42:56
      Beitrag Nr. 66 ()
      Danke Leon,

      das Buch werd ich mir demnächst kaufen.
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 10:30:05
      Beitrag Nr. 67 ()
      Das ist ein typischer Ablenkungsversuch, denn wesentliche Finanzmittel der NSDAP stammten aus Spenden deutscher Unternehmen, die ihn stützende Presse war die Hugenbergs, also deutsche, seine Wähler waren allesamt deutsch, und die Politiker, die ihn letztlich ins Amt einsetzten, waren allesamt Deutsche, wie auch seine Gönner und Förderer, die ihm bei den ersten Schritten in die Politik halfen, ihm während seiner Festungshaft treu blieben und hernach sofort wieder "resozialisierten". Es ist gleichgültig, ob die NSDAP auch Spenden von deutschen Ablegern ausländischer Unternehmen erhielt, weil es zum Verstehen dessen, daß die NSDAP so viele Stimmen erhalten und am Ende das Deutsche Reich kapern konnte, nichts beiträgt. Es dient nur jenen, die gerne die Deutschen als unschuldige Opfer sehen wollen oder liebgewonnene Verschwörungstheorien pflegen wollen, daß an allem die Familie Bush, der Finanzjude oder die USA schuld sein. Das ist mir einfach zu dümmlich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 10:47:45
      Beitrag Nr. 68 ()
      Warum wurde das Thema bei den Nürnberger Prozessen nicht aufgearbeitet, wenn es sich, wie Du sagst, ohnehin nur um deutsche Unternehmen und Finanziers handelte?

      Wäre doch im Interresse der Siegermächte gewesen.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 10:54:08
      Beitrag Nr. 69 ()
      #68, bitte lesen. Ich habe nirgendwo behauptet, es wären "nur" deutsche...usw. gewesen. Die Unterstellung, der ich entgegentrete, beinhaltet nämlich, es wären "vor allem" oder "ursächlich" ausländische Kreise gewesen, die Hitler an die Macht brachten. Nur dann hätte die Behandlung dieser Frage einen Sinn. Und genau diese Unterstellung, daß Hitler ursächlich von "Finanzjuden" oder den USA oder der Familie Bush ins Amt gebracht wurde, die ist falsch, und wird aus durchsichtigen Gründen ins Spiel gebracht.
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 11:07:20
      Beitrag Nr. 70 ()
      69,

      dachte ich mir.;)

      Kenne das auch nur gerüchteweise, daß Rothschild z.B. den Rußlandfeldzug finanziert haben soll, und Precott Bush kriegswichtige Güter an die Nazis verkauft hat.

      Auch wenn Deutsche seine Machtergreifung finanziert haben; die Kosten zwischen 38 und 45 müssen enorm gewesen sein. Das viele Banken darin ein gutes Geschäft witterten liegt auf der Hand. Wer auch immer da mitgespielt hat, muß von Hitlers Plänen überzeugt gewesen sein.
      Avatar
      schrieb am 11.03.05 11:42:05
      Beitrag Nr. 71 ()
      #70

      Und wieder wurde durch das "ins Spiel bringen" der üblichen Begriffe - die niemand benutzt hatte - eine beginnende Diskussion im Keim erstickt.

      Aber wir lassen uns nicht ablenken:
      Ebenfalls sehr aufschlußreich über Hitlers Werdegang in den Jahren 1919 bis 1929 ist das hervorragende Buch "Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth" (leider versteckt in der Musikabteilung). Es beschreibt ausführlich die Beziehungen des deutschen Großbürgertums und der deutschen Industrie zum zukünftigen Führer, als die armen verblendeten Arbeiter, die ihn ja dann irgendwann tatsächlich zum Teil wohl gewählt haben, den Namen noch gar nicht kannten. Genausowenig wie ich oder Deschner behauptet das Buch, daß "die Amis" oder "die Juden" (das sind ja an sich Begriffe, mit denen bestenfalls Historiker wie Guido Knopp arbeiten) den Führer an die Macht gebracht hätten. Aber - siehe unten - auch in diesem Buch wird einfach deutlich: "Unsere Sache ist die ihre", wenn die Familie Wagner auf Konzertreisen in den USA Werbung für Hitler macht, sich mit Ford trifft und vor der roten Gefahr in Deutschland warnt. Und die "deutsche Industrie" war auch damals schon zu einem nicht unerheblichen Teil eng mit den USA verwoben, von Ford Köln angefangen über GM/Opel, die AEG oder die Ölindustrie(*). Globalisierung ist keine Erfindung der 1990er.



      (*) Wer spannende Wirtschaftsgeschichten unterhaltsam findet, kann sich einmal mit dem Themenkomplex Deutsche Bank/gescheiterter Aufbau einer deutschen Ölindustrie beschäftigen.
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      schrieb am 13.03.05 12:56:14
      Beitrag Nr. 72 ()
      http://www.zeit.de/2005/11/P-Aly

      Hitlers zufriedene Räuber

      Ein Buch, das einen neuen Blick auf die Nazizeit wirft: Götz Aly deutet den Holocaust als größten Massenraubmord der Geschichte
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      schrieb am 13.03.05 13:43:12
      Beitrag Nr. 73 ()
      Das scheint ein interessantes Buch zu sein. Trotzdem ist die Aussage typisch deutsch. Wir müssen immer grössten und besten sein und wenn das nicht geht, die bösesten und schlechtesten.
      Avatar
      schrieb am 14.03.05 13:26:02
      Beitrag Nr. 74 ()
      http://www.welt.de/data/2005/03/12/609222.html

      Der Raubmord
      Götz Aly zeigt: Die Nazis waren völkische Sozialisten
      von Christian v. Ditfurth

      Wenige Wochen vor dem Abzug der Wehrmacht aus Griechenland deportierten die Nazis 1673 Juden von Rhodos und 94 von Kos. Die Schreckensreise endete am 16. August an der Rampe von Auschwitz. Als hätten die Deutschen, überall auf dem Rückzug, keine anderen Sorgen gehabt. Das fragen nicht nur Historiker: Wie kann man erklären, daß die Deutschen Juden zu Millionen deportierten und ermordeten - mitten in einem Krieg, welcher der Wehrmacht mehr als alles abverlangte? Da wurden Lokomotiven und Waggons dem militärischen Nutzen entzogen, Logistiker und Wachmannschaften beschäftigt, und solche gigantischen Menschenverschiebungen erforderten auch sorgfältige Erfassung und sonstige Planungsarbeit. Für dieses Rätsel fanden die Historiker keine Lösung, sofern sie der eher hilflose Verweis auf den "Nazi-Wahn" nicht zufrieden stellte.


      Doch erkennt einen Sinn, wer diese abstrus erscheinende Mordaktion genau betrachtet. Das heißt zuerst: im richtigen Zusammenhang. Warum also die Deportation von Rhodos und Kos?


      Auf der Zwischenstation in Piräus nehmen die Bewacher den Juden allen ihnen gebliebenen Besitz ab, Gebisse, Brücken und Kronen werden den Menschen aus dem Mund gebrochen. Den größeren Teil ihres Eigentums hatten die Opfer längst eingebüßt. Die Deportation entpuppt sich als Raub, vor allem von Gold. Aber auch den Rest der Beute - Wäsche, Möbel, Glas, Bücher - tauschte die Wehrmacht bei der griechischen Bevölkerung gegen Versorgungsgüter. Das schaffte ein neues Angebot auf dem Markt, und mit dem Verschwinden der Juden verminderte sich der Kaufkraftüberhang. Beides stabilisierte die Währung und verbesserte die Versorgung der Besatzer. Diese Methode hatte der Militärbefehlshaber in der Ägäis nicht erfunden. Es war, bei Abwandlungen im Detail, das übliche Vorgehen in den Ländern, die die Wehrmacht erobert hatte.


      Nachdem nun auch die Juden der griechischen Inseln ausgeplündert waren, schickten die Deutschen die überflüssig gewordenen Esser in den Tod. So überbrückten sie den Nachschubengpaß, für den die britische Überlegenheit zur See und in der Luft sorgte. Und so setzten sie fort, was sie 1938 begonnen hatten. Denn für Krieg und Aufrüstung ließen die Nazis am liebsten andere bezahlen.


      Nach dem Novemberpogrom hatte Göring die "Judenbuße" von einer Million Reichsmark verhängt. Und die Reichsfinanzverwaltung machte Nägel mit Köpfen. Heraus kam eine Steuer, die sogar mehr einbrachte als Görings Milliarde. Dieser riesige Betrag kam gerade recht: Die Kosten der Aufrüstung ließen die Finanzfachleute vor dem Staatsbankrott warnen.


      So würde es nun bis 1945 gehen - wenn die Versorgung zusammenzubrechen drohte oder Geld fehlte, dann unternahmen die Deutschen einen Raubzug. Erst gegen die Juden im eigenen Land, dann gegen die Juden und die Völker in den besetzten Ländern. Gleich einem schlechten Seiltänzer, der, um sich vorm Absturz zu retten, immer schneller nach vorn trippelt, mußten die Nazis immer wieder Beute machen, weil der letzte Raubzug nur zeitweilig sättigte.


      Die Räuber, das waren die Wehrmacht, die Reichsfinanzverwaltung unter dem Minister Schwerin von Krosigk und die Herren der Reichsbank, von denen nicht wenige nach dem Krieg ihre Distanz zum Regime betonen sollten. Zuvor aber überboten sie sich mit Ideen, um die Opfer bezahlen zu lassen. Weil ihr Führer es wünschte, achteten sie darauf, daß die arischen Arbeiter verschont blieben von der Last des Kriegs. Herrliche Zeiten für Banker und Haushälter. Nie zuvor und nie danach konnten sie ihre Fantasien so ausleben wie damals, als Hitler nur die Richtung vorgab und auf den Erfindungsreichtum der Fachleute setzte, auf die Jugend, auf die Rücksichtslosigkeit, auf das Aufbrechen bürokratischer Hierarchien, auf die Dynamik des Wettbewerbs um die besten Lösungen.

      Das schildert und analysiert der Historiker Götz Aly in seinem bahnbrechenden Buch "Hitlers Volksstaat". Es zeigt, was andere für unerklärlich hielten. Alys Recherchen führten ihn in die Untiefen der deutschen Finanzverwaltung, in Abgründe des Steuerrechts und der Besatzungskosten, also überall dorthin, wo sich deutsche Historiker noch nie verirrt haben. Auch einem Freiburger Archivar wollten die Absichten des Autors gar nicht einleuchten: "Sie scheinen sich geirrt zu haben. Diese Akten bestellt normalerweise niemand." Dabei verbergen sich gerade in diesen Akten Wahrheiten, die einen mörderischen Sinn in Ausplünderung und Vernichtung zeigen: Auschwitz steht für einen Massenraubmord, der begangen wurde, um das Leben von Hitlers Zustimmungsdiktatur zu verlängern.


      Die Wehrmacht folgte der Maxime, sich aus den besetzten Ländern zu ernähren und möglichst noch Versorgungsgüter nach Deutschland zu schaffen, damit es den Herrenmenschen nicht am Nötigsten fehlte. Wenn bei den Juden nichts mehr zu holen war und sie, nun mittellos, zu Versorgungsfällen zu werden drohten, haben die Deutschen sie deportiert und ermordet. Die sonstige Bevölkerung der besetzten Länder wurde ähnlich ausgenommen: Holländer, Belgier, Franzosen, Italiener, Polen trugen nicht nur die Kosten der Besatzung, sondern wurden darüber hinaus bis über die Grenze der Belastbarkeit zur Kasse gebeten. Die Deutschen bezahlen alles, sagten die Menschen in den besetzten Ländern, aber sie bezahlten mit den nationalen Währungen dieser Staaten und zu Lasten ihrer Völker. Sie stellten Reichskreditkassenscheine aus, wechselten sie um in nationale Währung und vertagten die Einlösung auf die Zeit nach dem Endsieg. Die Finanzexperten dachten darüber nach, wie sie die Kreditgeber auf den Arierschulden sitzen lassen könnten.


      Hitlers Reich war ein nationaler Binnensozialismus, dessen Rechnungen die Juden Europas, die Völker der besetzten Länder und nicht zuletzt die deutschen Kapitalisten bezahlten. Die Berliner Juden müssen ihre Wohnungen räumen, forderte etwa Rüstungsminister Albert Speer, damit obdachlos gewordene "Arier" dort einziehen könnten. Sie brauchten auch die Möbel der Juden. Sie brauchten das Porzellan, die Wäsche, den Schmuck und die Bilder. Und die Deutschen kauften oder ersteigerten zum eigenen Nutzen und zugunsten der stets klammen Staatskasse alles übrige Eigentum der Juden, die in Viehwaggons in die Vernichtungslager verschleppt wurden.


      Alles folgte der Maxime, die arischen Arbeiter und Angestellten nicht zu belasten. Sollten doch die Menschen in den besetzten Gebieten, vor allem im Osten, verhungern, Hauptsache dem deutschen Arbeiter ging es gut. Und der dankte es dem Führer.


      Nicht das Abrutschen eines Volks in den Wahn erhob den Führer zur Gottesgestalt. Die Sorge für die arischen Arbeiter auf Kosten der Juden und der besetzten Länder - das war der Kitt, der das Dritte Reich zusammenhielt bis zum Ende. Die Ausplünderung der Juden brachte der staatlichen Raubmaschine erheblich mehr ein, als sie kostete. "Kraft durch Freude" war nicht weniger nationalsozialistisch als Auschwitz.


      Götz Aly schreibt: "Wer von den vielen Vorteilen für Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen."


      Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. S. Fischer, Frankfurt/M. 448 S., 22,90 EUR.


      Artikel erschienen am Sa, 12. März 2005
      Avatar
      schrieb am 14.03.05 22:16:58
      Beitrag Nr. 75 ()
      Jetzt haben wir es endlich schwarz auf weiß, daß Hitler im Herzen Sozialist war und alles nur zum Wohl der Arbeiter geschah. Genau darum hat Hitler vermutlich auch ein paar Millionen Arbeiter an den Fronten verheizt. .
      Avatar
      schrieb am 14.03.05 23:00:20
      Beitrag Nr. 76 ()
      Jetzt wird vermutlich in den Schulbüchern bald stehen:

      "Am 20. April äh Juli versuchten heldenhafte Angehörige des Adels und der Armee, die verblendeten Arbeiter von ihrem selbstgewählten Führer zu befreien."

      :kiss:
      Avatar
      schrieb am 21.03.05 22:34:18
      Beitrag Nr. 77 ()
      Einen habe ich noch (es geht um ein Treffen Hitlers und Papens vor der sog. Machtergreifung):

      (...)
      "(Hitler) skizzierte diese Änderungen (der bestehenden Verhältnisse), einschließlich der Entfernung aller Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden von führenden Stellungen in Deutschland und der Wiederherstellung der Ordnung im öffentlichen Leben.
      (...)
      Diese Zusammenkunft zwischen Hitler und von Papen am 4. Januar 1933 in meinem Haus in Köln wurde von mir arrangiert, nachdem Papen mich ungefähr am 10. Dezember 1932 darum ersucht hatte. Bevor ich diesen Schritt unternahm, besprach ich mich mit einer Anzahl von Herren der Wirtschaft und informierte mich allgemein, wie sich die Wirtschaft zu einer Zusammenarbeit der beiden stellte. Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange an der Macht bleiben würde. Als die NSDAP (bei den Wahlen) am 6. November 1932 ihren ersten Rückschlag erlitt und somit also ihren Höhepunkt überschritten hatte, wurde eine Unterstützung durch die deutsche Wirtschaft besonders dringend .
      (...)

      Eidesstattliche Erklärung des Bankiers Kurt von Schröder vor dem US-Militärgerichtshof in Nürnberg (entnommen aus: Reinhard Kühnl, Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten, Pahl-Rugenstein, Köln 1980)
      Avatar
      schrieb am 31.03.05 00:07:45
      Beitrag Nr. 78 ()
      Und noch einer zum Thema Aly:

      Im Hugendubel meines Vertrauens ist Alys Machwerk an der Rolltreppe direkt neben dem Buch "Die Kunst des stilvollen Verarmens" (empfohlen auch von ihrer BILD) dekoriert. DAS ist kein Zufall mehr, erst pseudowissenschaftlich das Wort Sozialstaat mit Hitler und dem Faschismus vernetzen, dann parallel das hohe Lied der "tugendhaften Armut" singen.

      Propaganda
      Gleichschaltung
      Volksverdummung


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