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    Internationale Politik, Moral und monokausale Historien-Malerei - 500 Beiträge pro Seite (Seite 2)

    eröffnet am 19.03.02 11:37:09 von
    neuester Beitrag 16.12.08 10:08:05 von
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      schrieb am 30.03.05 09:40:52
      Beitrag Nr. 501 ()
      Sehe ich das Problem mit den "ethnischen Säuberungen" im Sudan in der Provinz Darfur eigentlich im Moment richtig so?:

      Alle in der UNO wollen etwas tun, damit man sich nicht wie vor einem knappen Jahrzehnt in Ruanda unglaublich unrühmlich bekleckert, aber leider-leider kann man keine Friedensmission innerhalb der Grenzen des Sudan starten, weil die Mörder zum Teil unglücklicherweise mit in der sudanesischen Regierung sitzen und zum Glück haben wir ja schon eine Friedensmission im Süden des Sudan, wo jetzt nach 30 Jahren Krieg mit den schwarzen christlichen Stämmen ganz friedlich Öl gefördert werden kann, das zum Teil schon an Rußland (als Bezahlung für die brandneuen MiG-Kampfflugzeuge an den Sudan) und an China für die nette Entwicklungshilfe (mit AK 47) verkauft worden ist und weiter verkauft werden soll.
      Wir wundern uns zwar ein bißchen, warum Rußland und China nichts gegen die zig-tausendfachen Vertreibungen und Ermordungen von schwarzen Moslems durch arabische Moslems haben, aber beide Länder und UNO-Vetomächte leiden ja verständlicherweise ein bißchen an Überbevölkerung und da ist es doch nur natürlich, wenn wir weiterhin einem kleinen Massenmord so tatenlos zusehen wie damals in Ruanda.

      Zwar ist China ja auch sonst ein bißchen merkwürdig in der juristischen Bestätigung einer Anwendung von eventuell "unfriedlichen Mitteln" im Umgang mit dem Problem der "abtrünnigen Provinz Taiwan", aber das wird uns Deutsche langfristig nicht daran hindern, unsere modernsten Waffen an China zu verkaufen, damit dieses lästige Problem mit Taiwan endlich gelöst wird, das schließlich nur ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum ewigen tausendjährigen Weltfrieden darstellt. Ups, war da nicht auch in unserer Geschichte mal was mit 1000 Jahren? Ach nein, das muß irgendwas mit dem Platz des Himmlischen Friedens gewesen sein, und schließlich sagt ja auch unser Kanzler, daß in China schon lange eine neue Regierung im Amt ist und der letzte chinesische Parteiquerulant, der damals noch die Studenten auf dem Platz gegen ihre brave tapfere Einheits-Regierung aufgehetzt hatte - Hua Guofeng oder so - ist ja auch neulich erst im Hausarrest gestorben. Damit dürfte dieses Problem ebenfalls bald gelöst sein.
      Schön, daß wir bald unsere Geschichtsbücher auch von so lästigen Namen wie Darfur oder Taiwan reinigen können, nicht?
      Avatar
      schrieb am 30.03.05 10:02:27
      Beitrag Nr. 502 ()
      Ganz nebenbei bemerkt findet in polnischen Zeitungen und "wissenschaftlichen Freimaurerkreisen" auch noch so etwas wie eine verspätete publizistische Auseinandersetzung mit russischen Kollegen statt. Es geht nämlich um die Frage, ob die Massenmorde an polnischen Offizieren und Teilen der polnischen "Intelligentsia" durch russische Truppen kurz nach dem Hitler-Stalin-Pakt (z.B. in Katyn) als "Völkermord" bezeichnet werden können oder nicht. Die polnischen Kontrahenten sind natürlich der Ansicht: "JA!". Die russische Seite dagegen meint: "Nein, das war nur die übliche Vorgehensweise bei der Übernahme eines weiteren sozialistischen Bruderstaates und die Tötung von insgesamt ein paar Zehntausend Angehörigen der gebildeten Oberschicht, die der Schaffung eines willfährigen Satellitenstaates im Weg hätte stehen können, war die Standardmethode Stalins. Das ist doch kein Völkermord, sondern nur eine kleine historische Fußnote!"
      Diese freundlichen Formulierungen haben jedenfalls in Polen in weiten Teilen der Bevölkerung die Folge, daß die Meinung der Polen über die Russen und die diplomatischen Beziehungen zu Rußland (zusätzlich nach der "polnischen Vermittlung" zugunsten Juschtschenkos in der Ukraine) so schlecht sind wie ungefähr im Jahre 1920 - kurz nachdem die Polen die Ukraine besetzt hatten.
      Aber schön zu wissen, daß die Völkerverständigung unter Präsident Putin in Osteuropa so große Fortschritte macht, nicht wahr?
      Avatar
      schrieb am 31.03.05 16:20:50
      Beitrag Nr. 503 ()
      P.S.: Der "Hua Guofeng" aus # 499 hieß eigentlich "Zhao Ziyang", aber da die sich sowieso alle so ähnlich sehen, interessiert das vermutlich eh keinen...
      ;)
      Avatar
      schrieb am 29.04.05 08:58:04
      Beitrag Nr. 504 ()
      DIE ZEIT
      17/2005
      Chinas hässliche Seite
      Hinter der Glitzerfassade staut sich die Wut. Die Regierung lenkt sie auf einen äußeren Feind
      Von Matthias Nass
      Trunken vor Euphorie, nehmen viele im Westen, Manager wie Politiker, seit Jahren allein ihr Wunschbild von China wahr: die schillernden Metropolen, die hektischen Börsen, den Konsumhunger und den Wissensdurst. Sie sehen nur die Werkbank der globalisierten Wirtschaft; den grenzenlosen Markt; den unerschöpflichen Quell von Talent, Kreativität, Fleiß und Aufstiegswillen.
      Es gibt leider auch das hässliche China; die antijapanischen Krawalle dieser Tage führen es uns auf dramatische Weise vor Augen. Das China der Aggressivität, Gewaltbereitschaft, Gesetzlosigkeit und Fremdenfeindlichkeit. Weil Japans Schulbehörde ein Geschichtsbuch zugelassen hat, das die Kriegsverbrechen der kaiserlichen Armee verharmlost, fliegen Steine auf die japanische Botschaft in Peking, auf Geschäfte und Restaurants. Die Polizei steht untätig daneben. Riefen die Demonstranten nach Demokratie, sie säßen längst hinter Gittern.
      Einen Teil der Schuld an den wachsenden Spannungen in Ostasien trägt gewiss die rechtslastige Regierung Koizumi in Tokyo, die ihrerseits China nach Kräften provoziert. Aber die Duldung von Gewalt durch die Pekinger Führung ist von anderem Kaliber. Hier will die Weltmacht von morgen dem Aggressor von gestern seine Grenzen aufzeigen. Japan hat nach dem Krieg, ähnlich wie Deutschland, alle Energien in den wirtschaftlichen Wiederaufbau gesteckt; unter Amerikas nuklearem Schirm suchte es sein Glück im stillen Winkel. Aber wie Deutschland ist es politisch selbstbewusster geworden. Fordernd pocht es an die Tür des UN-Sicherheitsrats.
      Doch China duldet Japan nicht als Gleichen neben sich. Über alle Dynastiewechsel, Revolutionen und Bürgerkriege hinweg ist der Stolz auf eine einzigartige, 5000 Jahre alte Kultur lebendig geblieben – und die Erinnerung an die Demütigungen durch westlichen Imperialismus und japanischen Militarismus. Die Moderne brach gewaltsam von außen in das Reich der Mitte. Und das Gefühl nationaler Schmach entlud sich ein ums andere Mal in Fremdenhass: in der Taiping-Revolte Mitte des 19. Jahrhunderts, im Boxer-Aufstand, zuletzt in den antiwestlichen Konvulsionen der Kulturrevolution.
      Die Regierung in Peking spielt also mit dem Feuer, wenn sie jetzt die antijapanischen Proteste duldet. Sie setzt nicht nur das Vertrauen ausländischer Investoren aufs Spiel. Die Unruhen könnten sich leicht gegen sie selbst wenden. Unter der Oberfläche des Wirtschaftswunders gärt es. 58000 kleine und größere Zwischenfälle wurden im Jahr 2004 gezählt: Proteste entlassener Industriearbeiter oder kujonierter Bauern. Ein Land ohne legale Opposition, freie Presse und unabhängige Justiz tut sich schwer mit der friedlichen Lösung von Konflikten.
      Das China von heute sei nicht mehr das China von 1989, sagt der Bundeskanzler, der partout das EU-Waffenembargo aufheben will. Was die Wirtschaft betrifft, so hat Gerhard Schröder Recht; auch genießen die Chinesen heute viele kleine Freiheiten, die sie damals entbehren mussten. Aber an der großen politischen Unfreiheit hat sich wenig geändert, an den Arbeitslagern, an der Religionsverfolgung, am maßlosen Einsatz der Todesstrafe (laut amnesty international entfielen im vergangenen Jahr von weltweit 3797 registrierten Hinrichtungen 3400 auf die Volksrepublik).
      Kann es ohne diese massenhaften Exekutionen wirklich keine »Stabilität« geben, wie das Zauberwort des Regimes lautet? Anders gefragt: Was ist eine Stabilität wert, die nicht ohne die Drohungen gegen Taiwan auskommt, ohne antijapanischen und, bei Gelegenheit, antiamerikanischen Chauvinismus? Eine Stabilität, die nur funktioniert, wenn die Regierung dem Affen Zucker gibt?
      Die EU-Außenminister haben sich am vergangenen Wochenende über ein Diskussionspapier gebeugt, das fragt, »welches China wir in zehn bis fünfzehn Jahren sehen möchten und wie wir die Entwicklung in China am besten beeinflussen können«. Das ist die richtige Frage und eine kluge Alternative zur Hauruck-Methode des Kanzlers.
      Wenn der Westen eines von China lernen kann, dann ist es das Denken in großen Zeiträumen. Europäer und Amerikaner sollten anerkennen, dass die Volksrepublik Zeit braucht auf dem Weg zum Rechtsstaat. Aber sie sollten auf dem Ziel beharren. Viel zu leicht könnte sonst in Peking mehr zu Bruch gehen als die Fensterscheiben einer Botschaft.
      Avatar
      schrieb am 10.05.05 10:35:00
      Beitrag Nr. 505 ()
      P.S. zu Chinas neuen Möglichkeiten und deren Folgen in der "dritten / vierten Welt".
      Siehe den Beitrag über Lesotho:
      http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/2005/00193/da…

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      schrieb am 14.09.05 10:26:46
      Beitrag Nr. 506 ()
      Tja, wir leben schon irgendwie in lustigen Zeiten:
      Wenn der Bericht aus dem Weltspiegel von vergangenem Sonntag nicht mal wieder ein PR-Gag aus den USA ist, sollten wir doch auch mal so ein paar kleinen bedrängten Völkern auf diese Weise helfen, aber ich wette, wir können so etwas nicht - wegen unserer traditionellen volkseigenen Xenophobie und so...:

      Ein Volk zieht aus Rußland in die USA:

      Eigentlich würden sie gerne bleiben, die 15 000 Menschen türkischer Abstammung im Süden Russlands. Doch sie werden von der örtlichen Regierung von Krasnodar schikaniert. Sie bekommen keine Arbeit, keine Papiere, sie werden wie Illegale behandelt, man will sie vertreiben und das mit allen Mitteln. Die USA hat sich deshalb in einem humanitären Akt bereit erklärt, den Türken von Krasnodar Asyl zu geben. Und so zieht ein ganzes Volk um. Unser Russlandkorrespondent Albrecht Reinhardt war dabei, als die Turkmenen ihre Koffer packten, Hab und Gut verscherbelten und sich auf die Reise machten. Bis Wien hat er sie begleitet. Was die Vertriebenen in den USA erwartet, das wissen sie nicht, es kann nur besser werden, davon sind die Menschen überzeugt. Der Weltspiegel wird später über die Ankunft in einem neuen Leben berichten.
      Avatar
      schrieb am 14.09.05 10:30:26
      Beitrag Nr. 507 ()
      Interessanter kleiner Umzug, über den man hier in dem Beitrag ganz links etwas mehr nachlesen kann:

      http://www.daserste.de/weltspiegel/default.asp

      Aber wie wir von "SittinBull" in einem anderen Thread meiner Wenigkeit erfahren durften, sind das alles vermutlich "USA-Arschkriecher"!
      Wir sollten dem besser nicht widersprechen, denn wir wissen ja, was passiert, wenn wir "SittinBull" widersprechen, denn immerhin hat er ja auch schon General Custer vernichtend geschlagen...
      Avatar
      schrieb am 14.09.05 10:35:56
      Beitrag Nr. 508 ()
      [posting]17.890.456 von Auryn am 14.09.05 10:30:26[/posting]Hm, ich bin übrigens u.a. Politologe geworden, weil ich schon als Kind immer Schwierigkeiten hatte, "extrem-links" von "extrem-rechts" zu unterscheiden. Ebenso bei den Postings gewisser User hier.
      ;)
      Dementsprechend findet sich der Weltspiegel Beitrag aus Posting # 505 auch auf der entsprechenden Internet-Seite nicht ganz links, sondern ganz rechts...
      Avatar
      schrieb am 07.11.05 10:51:10
      Beitrag Nr. 509 ()
      Wir sind alle Zionisten, die von der Weltkarte verschwinden müssen
      - von Marek Halter

      Wer ist damit einverstanden, gemeinsam mit mir zu rufen: "Wir sind alle Zionisten, die von der Weltkarte verschwinden müssen", so wie "wir" einst gerufen haben: "Wir sind alle deutsche Juden"? Das hätten alle unsere Großeltern rufen müssen, als der Führer verkündete, daß er die Juden von der Karte Europas verschwinden lassen würde. Ich habe das Gesicht des iranischen Präsidenten auf einem Bildschirm des russischen Fernsehens im Wartesaal eines Moskauer Flughafens entdeckt. Er wirkte ruhig und entschlossen. Der in seinen Aussagen implizierte Tod von Millionen Israelis schien ihm eine Selbstverständlichkeit zu sein. Passagiere aller Nationalitäten, die mit mir seine Rede hörten, waren bestürzt. Ich war es auch. Und überrascht. Nicht daß ich geglaubt hätte, der vor kurzem ins Amt gewählte Iraner wäre ein Ausbund von Liebe zur Menschheit, aber ich habe nicht gedacht, daß er das Risiko eingehen würde, von den andern Nationen geächtet zu werden, indem er öffentlich dazu aufruft, einen legitimen und von allen anerkannten Staat zu zerstören.
      Ich habe mich getäuscht. Er riskierte gar nichts, und er wußte es. Er hat das Erdöl und bald auch die Atombombe. Er wußte auch, daß die Führer der demokratischen Staaten heute nicht wagen würden, nach den Interventionen in Afghanistan und im Irak und angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, eine größere Krise in der Welt auszulösen. Gewiß waren die Proteste einhellig, aber doch ohne Folgen. Kein Land hat seinen Botschafter aus Teheran zurückberufen, und sei es zu Konsultationen. Die islamische Welt, die Mahmud Ahmadinedschad offensichtlich auf der politischen Szene zu vertreten wünscht, so wie es im Untergrund Osama bin Laden versucht, hat auch nicht reagiert. Und doch zielte die Rede des iranischen Führers auch auf mehrere arabische Regime. Nein, niemand, auch keine religiöse islamische Autorität, hat sich von diesem mörderischen Aufruf distanziert - außer der palästinensischen Führung.
      Und das ist ein großes Zeichen der Hoffnung. Wie steht es denn mit der Pflicht zur Erinnerung, die man uns seit sechzig Jahren einzureden versucht? Was haben wir gelernt aus der Feigheit unserer Vorfahren in den dreißiger Jahren? Ein politischer Führer hatte ihnen die Hölle versprochen. Und sie haben ihm in München die Hände gedrückt und geglaubt, sie würden das Paradies gewinnen. Aber statt des Paradieses haben sie uns Friedhöfe hinterlassen. Die Politologen, die Kommentatoren aller Richtungen werden gewiß Entschuldigen finden für die Rede von Mahmud Ahmadinedschad. Sie werden von seiner mangelnden Erfahrung sprechen, von inneren Schwierigkeiten, von der nötigen Antwort auf den internationalen Druck, von den amerikanischen "Provokationen". Vielleicht. Aber den Dutzenden iranischen Juden, Vertreter einer der ältesten jüdischen Gemeinden der Welt, die von der Geheimpolizei entführt wurden und von denen man seither ohne Nachricht ist, nützen diese Entschuldigungen nichts.
      Und sie lindern auch nicht die Schmerzen der israelischen und palästinensischen Mütter, deren Kinder bei jeder neuen Welle der Gewalt sterben, die durch Worte wie die von Mahmud Ahmadinedschad ausgelöst wurden. Man müsse die "Wundmale des Zionismus von der Erde des Islam beseitigen", hat der iranische Präsident verkündet. Fühlen wir uns, die wir keine Israelis und noch nicht einmal pro-israelisch sind, in diesen Zeiten nicht ein wenig zionistisch? Freunde, Politiker der Linken wie der Rechten, Intellektuelle, einfache Bürger, all ihr wunderbaren Frauen und Männer, die ich regelmäßig in der ganzen Welt treffe bei Veranstaltungen zur Verteidigung der Menschenrechte, im Kampf gegen den Rassismus und für den Frieden, ruft gemeinsam gegen die neue Epidemie, die uns bedroht!
      Diese Epidemie ist gefährlicher als die Vogelgrippe, als die Bedrohung durch Wirbelstürme und Tsunamis: die Epidemie des Hasses.

      A. d. Frz. v. Manfred Flügge. Marek Halter lebt und arbeitet als Publizist und Romancier in Paris.
      Artikel erschienen in "Die Welt" am Sa, 5. November 2005
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 17:24:39
      Beitrag Nr. 510 ()
      Könnte mir jemand bei Gelegenheit mal in ganz groben Zügen erklären, welche bewaffneten Gruppen im Gaza-Streifen im Moment den meisten Einfluß haben?
      Nachdem ein paar Vermummte im letzten Monat mit Waffengewalt gefordert hatten, in den Polizeidienst eingestellt zu werden, habe ich nämlich ein ganz kleines Bißchen die Übersicht verloren und habe auch nicht so ganz verstanden, warum jetzt bewaffnete Palästinenser auf die Grenzbeamten aus dem "arabischen Bruderland" Ägypten schießen.

      http://www.cnn.com/2006/WORLD/meast/01/04/gaza.unrest.ap/ind…

      War(en) das jetzt
      a) die Hamas,
      b) der Islamische Dschihad,
      c) die PLFP,
      d) die radikalere Fatah als bewaffnete Unterorganisation der völlig harmlosen Abbas-PLO,
      e) die PLO-Polizei selbst, die unzufrieden ist, weil sie keine Mörder von der Hamas mehr festnehmen darf,
      f) die letzten Anhänger von Abu Ijad,
      g) die letzten Anhänger von Abu Dschibril,
      h) die letzten Anhänger von Habash
      und damit die üblichen palästinensischen Verrückten?

      Oder waren das vielleicht sogar verdeckte Undercover-Agenten von
      1. Mossad,
      2. Zahal,
      3. CIA,
      4. NSA,
      5. KGB,
      6. FSB,
      6. BND,
      7. oder sonstwer von den Kreuzrittern aus dem Abendland?

      Ich vermute aber eigentlich, das könnten doch die "Filistin" gewesen sein und dann zum größten Teil daran liegen, daß die Ägypter keinen Krieg mehr gegen Israel führen wollen und daher für radikalere Palästinenser zu diesen "Verrätern und Vasallen der imperialistischen von Israel gesteuerten US-amerikanischen Kreuzfahrer" geworden sind, die Mussab al Sarkawi seit einiger Zeit eigenhändig zu enthaupten versucht.
      Aus dem Grund möchte ich mich auch gleich dafür entschuldigen, daß ich es gewagt habe, den international tätigen TV-Sender des neuerdings kreuzfahrenden Klassenfeinds des werktätigen Proletariats zu zitieren.
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 17:33:43
      Beitrag Nr. 511 ()
      [posting]19.549.757 von Auryn am 05.01.06 17:24:39[/posting]P.S.: Bedauerlicherweise habe ich wohl unter Punkt
      c) die "PFLP" [= People`s Front for the Liberation of Palestine] mit
      der "PLFP" [= Palestinian Liberation`s Front of the People]
      verwechselt, von der ich vermute, daß sie nie existiert hat.
      Ich bedaure diesen Fehler zutiefst und hoffe, daß ich nie von einem palästinensischen Polizisten von der "PIFF" und "PAFF" - Organisation kontrolliert oder einem Anhänger dieser Organisation besucht werde.

      Vielen Dank im voraus für weitere Antworten!
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 18:37:02
      Beitrag Nr. 512 ()
      Wo ich mich heute gerade noch über verschiedene Sachen ärgern wollte, möchte ich schnell noch erwähnen, wie nett ich es vom "lupenreinen Demokraten" Herrn Präsident Putin finde, daß er sich so schnell mit der bösen, verwestlichten Ukraine über den neuen erhöhten Gaspreis einigen konnte, weil die Ukraine an der Seite der USA ja bald so reich werden kann, das die noch armen Rentner dort bald den höheren Gaspreis zahlen können werden.

      Das überaus menschenfreundliche Verhalten von Herrn Präsident Putin zeigt sich auch darin, daß Weißrußland auch weiterhin nur 43 Euro pro 1000 Kubikmeter Gas zu zahlen hat, weil der dortige Präsident Lukaschenko ein mindestens ebenso "lupenreiner Demokrat" wie Herr Putin ist, den es bisher nicht im geringsten gestört hat, wenn mal so ein paar unfreundliche Journalisten spurlos verschwunden, nachdem sie etwas über Korruption unter Lukaschenko geschrieben hatten.
      Es soll doch tatsächlich Journalisten in Weißrußland geben, die etwas dagegen haben, daß ihre Zeitung vom Zensor von vorne bis hinten durchgeschwärzt werden kann.

      Der Herr Lukaschenko macht dafür aber immer ganz brav das, was der Herr Putin in Moskau von ihm haben will.
      Es ist immer schön, wenn ein Lakai Moskaus wirklich weiß, wer sein wahrer Herr ist, nach dem er sich zu richten hat.
      Der Herr Juschtschenko in der Ukraine hat das nämlich vergessen und Moskau wird ihm schon noch zeigen, wo der Hammer und die Sichel hängen!
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 18:42:06
      Beitrag Nr. 513 ()
      [posting]19.551.343 von Auryn am 05.01.06 18:37:02[/posting]Und soweit ich weiß, hat sich seit dem 14. Dezember 2005 nicht so wesentlich viel an der in der 3sat-Kulturzeit beschriebenen Lage verändert, aber zum Glück für die "lupenreinen Demokraten" in Rußlands Westen interessiert das bei uns eigentlich niemandem außer ein paar "rechten Querulanten" im Europa-Parlament:

      Ende der Pressefreiheit
      Weißrusslands Kampf gegen Andersdenkende

      Kampagne gegen Zensur in Weißrussland © dpa

      In Europa gibt es eine letzte Diktatur, und die heißt Weißrussland. Minsk liegt eine Tagesreise entfernt von Berlin, an der östlichen Grenze zur EU. Dort regiert der brutale Diktator Alexander Lukaschenko. Menschen verschwinden spurlos, Zeitungen werden unterdrückt und Andersdenkende zusammengeschlagen. Im September haben die Behörden in Weißrussland die letzte unabhängige Tageszeitung geschlossen. Seit dem 12. Dezember ist es weißrussischen Journalisten "unter Strafe" verboten, sich westlichen Kollegen gegenüber kritisch über ihr Land zu äußern.

      Am 28. September 2005 erhielt die Redaktion der unabhängigen Tageszeitung "Narodnaja Wolja" (Die Stimme des Volkes) die Benachrichtigung der staatlichen Druckereien und Grossisten, wonach die Verträge aufgekündigt worden seien. Der Chefredakteur Jossif Sereditsch verurteilte das Geschehen als staatlichen Terror gegen die Meinungsfreiheit, ohne Erfolg. Die Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko kontrolliert alle Radiostationen und Zeitungen des Landes. Das ist das Ende der Pressefreiheit in Weißrussland. Intellektuelle und Künstler verlassen das Land.

      Es gibt einige weißrussische Journalisten und Widerstandskämpfer, die sich nicht unterdrücken lassen. "Narodnaja Wolja" wird Nacht für Nacht in Russland hergestellt, nach Minsk gebracht, und mit dem Aufdruck "Für Werbezwecke" versehen. Ein Versteckspiel für die Pressefreiheit. Jetzt hat Weißrussland ein Gesetz beschlossen, das Umstürze wie in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken verhindern soll. Präsident Alexander Lukaschenko soll schließlich im nächsten Jahr zum dritten Mal wiedergewählt werden.
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 19:58:55
      Beitrag Nr. 514 ()
      ...gerade in Kulturzeit gesehen, dass er es wohl doch war,....
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 20:41:00
      Beitrag Nr. 515 ()
      ...mit ihm (links)
      Avatar
      schrieb am 05.01.06 20:49:59
      Beitrag Nr. 516 ()
      Kommt morgen Freitag noch einmal um 21:45 in der ARD.
      Avatar
      schrieb am 27.01.06 16:54:19
      Beitrag Nr. 517 ()
      Tja, das war tatsächlich eine recht interessante Sendung, aber ich vermute, daß es jetzt gerade nicht so der ideale Zeitpunkt für einen rauschenden Erfolg dieser Reportage ist.
      Zum einen halten wir doch alle den gegenwärtigen US-Präsidenten nicht gerade für die Idealbesetzung in dem Job, weil er eine Menge im Nahen Osten zu "ordnen" hat.

      Zum anderen sammelt der gute alte Fidel gerade eine Menge Freunde, die er nach alter sozialistischer Väter Sitte küssen und herzen kann:
      1. Den Präsidenten von Venezuela, dessen witzigster Wahlslogan war: "Ich wurde vom Volk gewählt und die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes!" Wir dürfen daraus schließen, daß er der erste Ex-General mit privater Befreiungstheologie und der erste sozialistische Präsident von Gottes Gnaden ist.
      2. Den neuen Präsidenten von Bolivien mit dem in Lateinamerika irgendwie verständlichen Wunsch, internationale Energiekonzerne zu verstaatlichen und Coca wie Freibier zu handeln.
      Hm, schade, daß in dieser Reportage nicht Kevin Costner den Doppelagenten Cubela nachgespielt hat und Bill Clinton nicht mehr Präsident ist.
      Dann wär`s wahrscheinlich auch ein Kino-Hit geworden.
      Schade-schade!
      Avatar
      schrieb am 01.03.06 17:11:36
      Beitrag Nr. 518 ()
      Interessant an diesem Artikel aus "3sat-Kulturzeit" (leicht mit entsprechenden Links und Fotos zu finden, wenn man in der 3sat-Suchmaschine "Fukuyama" oder den folgenden Titel eingibt) fand ich insbesondere die fett hervorgehobene "Historie" des Begriffs "Leitkultur" weiter unten:

      Schreckensort Europa

      Francis Fukuyamas düstere Thesen zur Zukunft Europas

      Ritualmorde, Selbstmordattentate, Straßenschlachten -was junge Muslime in die Arme des islamischen Fundamentalismus treibt, ist die Frage nach der eigenen Identität. Für Francis Fukuyama, Professor für Internationale Ökonomie an der Johns Hopkins Universität in Washington DC, liegt das neue Zentrum der Ideologie in Europa. Sein Vorwurf lautet: Europa habe es versäumt, Instrumente zu entwickeln, mit denen junge Muslime von dem Weg der Abschottung abgehalten werden können.

      Schuld daran sei die nach wie vor herrschende, nationale Kultur, die - anders als in Amerika - es nicht erlaube, sich zu integrieren. Sollte es dabei bleiben, wirft Fukuyama ein Schreckensbild an die Wand: Europa würde "zu einem der wichtigsten Schlachtfelder im Kampf gegen den Terrorismus".

      Europa als Schlachtfeld im Krieg gegen den Terror

      Es sind Bilder der Gewalt, die unser kulturelles Gedächtnis prägen werden. Die Unruhen in Frankreich. Die Attentate von Madrid und London, die so viele unschuldige Opfer gefordert haben. Die Ermordung des niederländischen Filmregisseurs Theo van Gogh. Etwas Unfassbares, schwer Begreifliches geht da vor mit Europa, bricht aus unseren Gesellschaften hervor. Zudem baut sich Druck von außen auf. Zum ersten Mal war Europa in den letzten Wochen das Feindbild Nr. 1 für die arabische Welt. Zwölf Mohammed-Karikaturen brachten das Fass zum Überlaufen. Maßlose Gewalt, Angriffe auf unser Selbstverständnis, unsere Werte. "Nach den Vorfällen der letzten Zeit macht man sich endlich ernsthaft Gedanken", so Francis Fukuyama. "Ich glaube ja, dass die Form von Sozialstaat, die es in Europa gibt, viel mit den Problemen zu tun hat, weil große Massen von Moslems der ersten und zweiten Generation arbeitslos sind und von Sozialhilfe leben und damit nichts Brauchbares zur Gesellschaft beitragen. Dass sie von einer `nationalen Identität` ausgeschlossen sind, ist Teil des Problems."

      Francis Fukuyama, der einst nach dem Zusammenbruch des Sowjet-Regimes das Ende der Geschichte prophezeite, sieht nun in Europa den Krisenherd des 21. Jahrhunderts. "Bislang hat sich der 11. September noch nicht wiederholt, aber es gibt da ganz klar ein Problem", meint Fukuyama. "Nach meiner Prognose wird sich die Lage in nächster Zeit zuspitzen. Es gibt diese demographischen Trends, die, wenn sie sich bewahrheiten, die Minderheiten von heute zu Mehrheiten von morgen machen. Das wird zwar noch dauern, aber ich hoffe, dass Europa in diesem Prozess nicht seine universellen demokratischen Werte aufgibt."

      Schluss mit falsch verstandener Toleranz
      Im historischen Entstehungsprozess Europas liegt für ihn ein Systemfehler, der zum Kollaps führen könnte. Europa müsse sich den gesellschaftlichen Realitäten anpassen, dürfe nicht länger eine falsch verstandene Form von Toleranz üben. "Was ich fordere ist, dass Europa sich auf seine kulturellen Wurzeln besinnt, auf das, was seine Stärke ausmacht", so Francis Fukuyama. "Nach dem Zweiten Weltkrieg fing man gewissermaßen an, die einzelnen nationalen Identitäten zu verleugnen, weil man darin die Ursache aller Grausamkeiten und Probleme des 20. Jahrhunderts sah. Und man glaubte, um darüber hinweg zu kommen, müsse das alles vergessen werden. Auch die christlichen Wurzeln, die religiösen Traditionen,die ja am Ursprung von Europa stehen und aus ihm das gemacht haben, was es ist. Aber jetzt ist gefragt, dass Ihr Europäer Euch klar macht, für welche positiven Werte Eure Zivilisation einsteht. Denn Ihr seid mit einer starken, sehr prononcierten Ideologie konfrontiert, die ganz andere Werte verkörpert und auf diesen beharrt."

      Fukuyama warnt allerdings vor einem Begriff wie "Kulturkampf", weil er Gesellschaften in zwei Lager teile und Moslems dazu provoziere, sich mit radikalen Kräften zu solidarisieren. Er verleite zur Kapitulation angesichts der konkreten Probleme, statt den Dialog zu suchen. Den so genannten "Clash of Civilizations" gebe es nicht, wohl aber den blinden Fleck in unserer Mitte, von dem extreme Gefahren ausgingen. Deshalb dürfe auch die Diskussion darüber, was unsere "Leitkultur" ist, nicht länger blockiert werden. "Für mich ist eines der Hauptprobleme, dass es in Deutschland diese schreckliche Political Correctness gibt", sagt Fukuyama. "Den Begriff Leitkultur haben die Christdemokraten aufgegriffen, und er ist dann von Leuten aus den linken Lagern als rassistisch und anti-muslimisch denunziert worden. Obwohl das Wort von einem Muslim, nämlich von Bassam Tibi, geprägt worden war als Idee, über einen Weg nachzudenken, wie Moslems besser in die deutsche Kultur integriert werden könnten. Das Konzept von Leitkultur war im Grunde der Form von politischer Identität sehr ähnlich, die das amerikanische Nationalgefühl ausmacht."

      Kann der amerikanische "Melting-Pot" ein Vorbild für Deutschland und eine zukunftstaugliche europäische Identität sein? Fukuyama sagt: Ja, denn Amerika sei etwas gelungen, woran Europa mit seinem Multikulturalismus gescheitert sei. Die Identifizierung mit dem Staat stehe ganz selbstverständlich über der Identifizierung mit der Religion. Minoritäten, die Parallelgesellschaften aufbauten, dürften nicht toleriert werden. "Man muss harte und weiche Maßnahmen ergreifen", meint der Politikwissenschaftler. "Die weiche Seite besteht darin, eine offene Identität zu schaffen. Die harte Seite wird sein, danach zu fragen, was mit den Leuten zu tun ist, die kein Interesse daran haben, Teil der größeren Gemeinschaft zu werden, und was mit denen geschehen soll. Das zu definieren, was es für Euch inakzeptabel macht, jemanden als Mitglied der Gesellschaft anzuerkennen, ist hart, aber notwendig. Denn ganz eindeutig gibt es Leute die gewalttätig und gefährlich sind."

      Der Muslim-Test ist keine Lösung
      Wir stehen also vor einer Aufgabe, die fast unlösbar scheint. Welche Mittel sind geeignet, diejenigen zu identifizieren, die von innen heraus Terror verbreiten? Wie soll man trennen und gleichzeitig etwas aufbauen, was alle verbindet? Ein Muslim-Test, das steht für Fukuyama fest, ist jedenfalls keine Lösung. "Das steht für den Versuch, eine nationale Identität aufzubauen, die für den Integrationsprozess nichts bringt, und auch eine Menge Christen würden die Fragen, um die es da geht, als beleidigend empfinden", so Francis Fukuyama. "In der muslimischen Welt hat sich in den vergangenen Jahren so etwas wie eine kulturelle Selbstbehauptung ereignet. Die Dominanz des Westens bröckelt dort schon seit längerem. Aber das sollte kein Grund sein, in Panik zu verfallen, denn die islamische Welt ist noch immer ein extrem schwacher Teil des Globus. Für mich steht außer Frage, dass Selbstmordattentate die Erfindung von Leuten sind, die keine andere Möglichkeit haben, Einfluss einzufordern und sich über den Rest der Welt zu erheben. Deshalb halte ich einige Auswüchse dieses Extremismus, der uns entgegenschlägt, eher für ein Zeichen von Schwäche als von Stärke." Die Herausforderung wird sein, das richtige Maß von Härte und Toleranz zu finden. Eine neue Zeit der Aushandlung von Werten ist angebrochen, an der sich die Zukunft Europas entscheiden wird. Die weltpolitischen Ereignisse sollten uns nicht davon ablenken, der Gefahr im Innern etwas entgegen zu setzen.
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      schrieb am 04.03.06 10:57:39
      Beitrag Nr. 519 ()
      Nachdem der Iran auch weiterhin ganz allein gegen den kümmerlichen Rest der Welt wie EU, USA, Rußland, Frankreich und China (!) auf seiner privaten Uran-Anreicherung bestehen will, machen wir jetzt ... hm, tja, was eigentlich?

      Da in den lokalen Diskussionen gerne darauf hingewiesen wird, daß der Iran ja so schrecklich demokratisch sein könnte, wenn die bösen USA nicht 1953 den freundlichen Ministerpräsidenten Mossadegh gestürzt hätten, möchte ich darauf hinweisen, daß die Welt beim Sturz von Mossadegh 1953 durch den CIA, den britischen Secret Service und den munteren Schah, der auf seine eigene atomare Großmachtstellung hoffte, noch ein klitzeklein wenig anders aussah als heute:
      Die USA & GB mußten 1953 nämlich noch alles durch die schwarz-weiße Brille der kommunistischen Totalitarismus-Gefahr sehen. Der "gute alte Stalin" war gerade erst etwa 6 Monate tot; Chruschtschow noch nicht wirklich gefestigt (KGB-Chef Berija mußte noch ganz schnell erschossen werden), in der DDR war gerade ein Volksaufstand mit Panzern niedergeschlagen worden und der Ungarn-Aufstand mit Tausenden von Toten sowie die Suez-Krise sollte sogar noch 3 Jahre in der Zukunft liegen.
      Komischerweise werden all diese historischen Gesamtzusammenhänge genau wie die sowjetische Invasion 1979 in Afghanistan immer vergessen, wenn man von der durch den CIA-Schah-Putsch verhinderten Verstaatlichung der Erdöl-Industrie im Iran durch Mossadegh spricht, der der damaligen US-Führung wie ein Parteigänger Moskaus vorgekommen sein muß.

      Ein weiterer hübscher Artikel über den Iran und seine Geschichte findet sich hier:
      http://www.zeit.de/2004/03/A-ShahReza?page=all
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      schrieb am 09.03.06 09:25:44
      Beitrag Nr. 520 ()
      Den Bericht fand ich ja so derartig entlarvend und finster für die schöne Theorie von dieser "Volksrepublik", daß ich ihn mir unbedingt noch hier reinstellen wollte:

      http://www.ndrtv.de/weltspiegel/20060305/china.html
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      schrieb am 09.03.06 11:32:06
      Beitrag Nr. 521 ()
      Da lief neulich ein hochinteressanter Themenabend auf Arte, von dem man hier noch eine Menge nachlesen kann:
      http://www.arte-tv.com/iran
      Avatar
      schrieb am 09.03.06 13:42:40
      Beitrag Nr. 522 ()
      [posting]20.502.186 von Auryn am 04.03.06 10:57:39[/posting]Da in den lokalen Diskussionen gerne darauf hingewiesen wird, daß der Iran ja so schrecklich demokratisch sein könnte, wenn die bösen USA nicht 1953 den freundlichen Ministerpräsidenten Mossadegh gestürzt hätten, möchte ich darauf hinweisen, daß die Welt beim Sturz von Mossadegh 1953 durch den CIA, den britischen Secret Service und den munteren Schah, der auf seine eigene atomare Großmachtstellung hoffte, noch ein klitzeklein wenig anders aussah als heute:
      Die USA & GB mußten 1953 nämlich noch alles durch die schwarz-weiße Brille der kommunistischen Totalitarismus-Gefahr sehen.



      Also behauptest du daß die USA, unabhängige und demokratisch legitimierte Regierung stürtzen musste um für sie genehme Regime zu installieren ?
      Etwa so wie in Griechenland ?

      Mossadegh war beileibe kein Kommunist. Er wollte lediglich das Öl verstaatlichen damit die Briten nicht um die 90% des Gewinnes für sich behalten.

      Nach deiner These war also nicht nur der Kommunismus damals eine Gefahr, sondern jeder Staat der unabhängige Politik betrieb und sich nicht in der Antikommunistischen Parade, einreihen liess.

      Etwa so wie heute: wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.

      wenn man von der durch den CIA-Schah-Putsch verhinderten Verstaatlichung der Erdöl-Industrie im Iran durch Mossadegh spricht, der der damaligen US-Führung wie ein Parteigänger Moskaus vorgekommen sein muß.

      Wie ich schon vermutete, nur weil man die besseren Verträge mit den USA nicht abschliessen wollte(Die USA wollten NUR 50% der Öl-Erlöse für sich behalten), war man also schon verdächtig ein Parteigänger Moskaus zu sein ? :confused:
      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 17:28:54
      Beitrag Nr. 523 ()
      [posting]20.596.472 von INeedMoney am 09.03.06 13:42:40[/posting]Es ehrt Dich ja irgendwie, daß Du die Geschichte des Iran im Jahr 1953 aus der rosarot-humanistisch gefärbten Brille eines antiimperialistisch-wirtschaftlich orientierten Aktivisten mit dem "Glück der späten Geburt" siehst, aber ich sag`s gerne noch einmal:
      Beim Putsch gegen Mossadegh war Stalin gerade 6 Monate tot, die Blockade Berlins durch die Sowjetunion hatte zur Verlegung der US-Atombomber nach Großbritannien geführt, die sich bis dahin eher im US- und pazifischen Raum aufgehalten hatten. Chruschtschow verurteilte zeitlebens nur Stalins Morde an Parteigenossen und die Verskalvung von Millionen von unschuldigen Werktätigen in Stalins Zwangsarbeitslagern. Um seine eigene Machtstellung zu sichern, mußte er erst mal Stalins Kettenhund Berija erschießen lassen. Den Klassenkampf gegen den Kapitalismus hielt Chruschtschow aber für gerechtfertigt und war zu diesem Zweck bereit, jedes Tauwetter in seinem Machbereich mit Panzern und Tausenden von Toten wie 1956 in Ungarn zu beenden. (In Posen /Polen gab`s auch wie in der DDR schon 1953 ein paar Hundert Tote, aber die zählen ja heute nichts mehr.)
      Sämtliche westeuropäischen Mächte waren gerade erst mit Ach und Krach dabei, ihre Kolonialzeit hinter sich zu lassen (GB auf dem indischen Subkontinent; Frankreich in Indochina und Algerien; Spanien und Portugal sollten sogar erst 20 Jahre später in der Westsahara etc. und Portugal in Angola, Mocambique und Äquatorialguinea ihre großen Debakel erleben.)
      Nachdem die USA und Churchills Großbritannien erlebt hatten, wie gekonnt die Kommunistischen Parteien in Osteuropa mithilfe sowjetischer die angeblich demokratischen Wahlen "gewonnen" hatten und Leute wie Zbigniew Brzezinski wieder aus Osteuropa flüchteten, wohin sie schon einmal nach 1945 zurückgekehrt waren, gab es schon in den 50er Jahren unter theoretischer Anleitung in den USA von Hannah Arendt und ebendiesem Zbigniew Brzezinski das Totalitarismus-Theorem mit anhängender Domino-Theorie:
      Unter allen denkbaren Umständen muß eine Machtübernahme einer Kommunistischen Partei in unseren angestammten Einflußgebieten verhindert werden - notfalls mit der Unterstützung von ziemlich blutrünstigen Diktatoren, denn diese sind Einzelpersonen, die wir (GB und USA) notfalls selbst nach wenigen Jahren wieder beseitigen können; das Kommunistische System hat jedoch eine pseudowissenschaftliche Grundlage mit großer theoretischer Anziehungskraft für Arbeitermassen. Nirgendwo ist bis in die 80er Jahre hinein ein Kommunistisches System aus sich selbst heraus gestürzt worden, weil die Führungsstaaten dieses Systems, Sowjetunion (und China in Nordkorea, Vietnam und Kambodscha) dies immer zu verhindern wußten - nach Meinung der russischen Bürgerrechtsbewegung "Memorial" mit insgesamt ca. über 50 Millionen Toten (besonders in den chinesischen in den 50-60er Jahren und ukrainischen Hungersnöten in den 30er Jahren) OHNE die Toten der Weltkriege!


      Und Du - INeedMoney - siehst also nur das Öl im Iran (und in Griechenland?) und Verträge im US-Interesse als Grund für den Putsch gegen Mossadegh, ja?
      Bist Du nicht ein bißchen sehr naiv und gegenwartsorientiert?
      Was meinst Du denn, warum sämtliche osteuropäischen ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten der 60er Jahre sich mit militärischen Spezialeinheiten an den USA-Kriegen in Afghanistan und sogar im Irak beteiligt haben?
      Wegen dem Öl etwa?
      Avatar
      schrieb am 22.03.06 09:50:23
      Beitrag Nr. 524 ()
      Die Schlußfolgerung aus diesem Artikel im letzten Satz ist ziemlich überzeugend:

      DIE ZEIT vom vergangenen Donnerstag in einem ihrer Leitartikel:

      Die Rückkehr der Revolution

      Tugendterror, Selbstzensur, Polizeiknüppel am internationalen Frauentag: Wie Irans Präsident den islamischen Sozialismus installiert

      Von Matthias Naß

      Teheran
      Noch herrscht Stille im weiten Raum des Mausoleums. Auf Strümpfen nähern wir uns der Grabstätte des Revolutionsführers, die Perserteppiche auf dem Betonboden schlucken jeden Laut. Chomeini ruht unter grünem Tuch, ein Foto des Imams lehnt an der bedeckten Steinplatte. Tausende von Geldscheinen häufen sich rund um das Grab auf dem Boden; Gläubige haben sie durch Schlitze in dem Glaskasten gesteckt, der Chomeinis Ruhestätte schützend umschließt.
      Plötzlich Lärm, die Schritte von Marschierenden. Ein Trupp Demonstranten zieht herein, auf der Höhe des Schreins beginnt er zu skandieren: »Wir sind deine Truppen, Chomeini! Wir hören auf deine Befehle! Marg bar Amrika! Marg bar Esrail! (Tod Amerika! Tod Israel!)«
      Es sind Kriegsveteranen, an ihrer Spitze drei Rollstuhlfahrer, die an diesem frühen Sonntagmorgen zur »Großen Kundgebung für die nationale Unabhängigkeit« ins Chomeini-Mausoleum einziehen. Fünftausend Aktivisten sind uns angekündigt worden, und fünftausend werden es am Ende sein, die mit Transparenten, drohenden Fäusten und zornigen Parolen vor den Kameras und Mikrofonen der ausländischen Fernsehsender das Recht der stolzen iranischen Nation auf ungehinderte Atomforschung einfordern.
      Sie kommen in Bussen aus den staubigen Vorstädten der 15-Millionen-Metropole Teheran. Am Eingang wird ihnen eine Iran-Flagge, ein Protestplakat oder ein Transparent in die Hand gedrückt, schnell noch der Schal der Bassidsch-Milizen, weiß mit schwarzen Punkten, um den Hals gelegt. Dann ziehen sie unter lauten Rufen in das Mausoleum, das mit seinen rohen Betonsäulen und den Stahlträgern der Deckenkonstruktion eher einer Messehalle ähnelt.
      »Die Waffe der iranischen Nation ist ihre Einheit, ihr Glaube«
      Jetzt hat sich der Raum gefüllt, der Lärm schwillt an, die Fahnen schwingen, die Fäuste fliegen, der Innenminister tritt ans Rednerpodium. »Die Waffe der iranischen Nation ist weder eine atomare noch eine chemische Bombe, sondern ihre Einheit, ihr Glaube«, sagt Mostafa Pur-Mohammadi. Und die Kriegsveteranen, die Schulklassen und Märtyrerfamilien rufen: »Marg bar Amrika, marg bar Esrail«, bis das Licht der letzten Fernsehkamera erloschen ist.
      Eine Inszenierung wie aus dem Handbuch des kleinen Agitprop-Organisators. Aber sie funktioniert. Schon am Nachmittag sendet BBC Worldservice Bilder um den Globus, die unzweifelhaft beweisen: In Teheran kocht die Volksseele. Wir werden unsere Souveränität verteidigen, signalisiert der Tumult im Mausoleum.
      Genau so klingt auch die Botschaft von Präsident Mahmud Ahmadineschad, wenn er von Massenkundgebung zu Massenkundgebung durchs Land reist. So sagt es sein Atom-Unterhändler Ali Laridschani, Chef des Obersten Nationalen Sicherheitsrates, der seit Monaten mit Europäern, Russen und Chinesen verhandelt und doch nicht verhindern konnte, dass Irans Nuklearprogramm jetzt beim UN-Sicherheitsrat in New York gelandet ist. Und so sagt es nicht zuletzt Ajatollah Ali Chamenei, Irans oberster geistlicher Führer und damit letzte Instanz der Außen- und Sicherheitspolitik.
      Zwischen Iran und dem Westen eskaliert eine brandgefährliche Krise. Israel, das nicht zusehen will, wie Iran einsatzbereite Raketen mit Atomsprengköpfen baut, dürfte längst Pläne für einen Präventivschlag ausgearbeitet haben. Auch Amerika hält sich die militärische Option offen. »Wir stehen möglicherweise vor keiner größeren Herausforderung durch ein einzelnes Land als durch Iran«, sagt Außenministerin Condoleezza Rice.
      Fast will es scheinen, als suche das iranische Regime den Konflikt. Und tatsächlich trifft man in Teheran kluge Gesprächspartner, die genau dies behaupten. Die Machthaber schürten bewusst ein Klima der Furcht, meint etwa Hermidas Bavand, Professor für Internationales Recht, um ihre Herrschaft abzusichern; sie redeten gern von der Notwendigkeit einer »permanenten Revolution«. Eine revolutionäre Atmosphäre aber brauche »Krisen und Feinde«.
      Ähnlich sieht es Mahmud Sariolghalam, der an der Nationaluniversität Internationale Beziehungen lehrt. Der weltläufige Politikwissenschaftler, jüngst beim Wirtschaftsforum in Davos einziger Vertreter Irans, ist der Ansicht, das Regime verschärfe bewusst seine Außenpolitik, es wolle die »kontrollierte Konfrontation« mit dem Westen. Eine Annäherung an die USA, argumentiert er, würde den Amerikanern vielfache Möglichkeiten geben, sich in die iranische Innenpolitik einzumischen. Im Interesse der Führung sei es daher, die Annäherung so lange wie möglich hinauszuzögern. »Das sind noch immer Revolutionäre.«
      Von Revolution ist in Teheran wieder viel die Rede, seitdem im Juni 2005 Mahmud Ahmadineschad zum Präsidenten gewählt wurde. Er wolle das Land zu den Werten Chomeinis zurückführen, hatte er im Wahlkampf verkündet, zur Reinheit der ersten Jahre nach dem Sturz des Schahs 1979. Dem Wohlleben des Establishments der Islamischen Republik sagte er den Kampf an.
      Und die Armen glaubten dem Ex-Bürgermeister von Teheran. Er war der Underdog mit der kleinen Wohnung und dem klapprigen Auto, er sprach ihre Sprache. Als er, der orthodoxeste aller Kandidaten, in der ersten Wahlrunde völlig überraschend hinter dem früheren Präsidenten Rafsandschani auf Platz zwei landete, erklärte ihn der geistliche Führer Chamenei zu seinem Kandidaten im zweiten Wahlgang. Am Freitag wurde gewählt, am Donnerstag ging ein Fax Chameneis an alle Regionalbüros der Bassidsch-Milizen mit der Anweisung, für Ahmadineschad zu stimmen. Der siegte mit großem Vorsprung. Und Irans Mittelschicht, die sich aus Ekel vor dem korrupten Rafsandschani wie vor dem fundamentalistischen Ahmadineschad in den Wahlboykott geflüchtet hatte, schauderte es.
      Noch warten die Armen darauf, dass Ahmadineschad seine Versprechen einlöst. Junge Paare sollen Darlehen erhalten, damit sie eine Wohnung mieten und heiraten können; Kleinhändler sollen günstige Kredite erhalten, um ihr Geschäft auszubauen. Mit seinem Populismus habe der Präsident hohe Erwartungen geweckt, sagt Said Laylaz, Marketingchef eines großen Fahrzeugimporteurs. »Die Leute haben für Ahmadineschad gestimmt, weil sie ein besseres Leben haben wollen, und zwar heute, nicht erst morgen.«
      Niemand sei bereit, Opfer zu bringen, sollte es im Atomstreit zu Wirtschaftssanktionen kommen, glaubt Laylaz. Die Drohung des Regimes, den Ölhahn zuzudrehen, sei nicht glaubhaft: Vor acht Jahren habe Iran 500000 Barrel Öl pro Tag verkaufen müssen, um seine Importe zu finanzieren, heute seien es 2,5 Millionen Barrel. »Wenn wir die Ölausfuhr stoppen, ist das schmerzhaft für den Westen; aber wir sterben sofort.« Laylaz’ Schlussfolgerung: »Die Ölwaffe gibt es nicht!«
      Aber ob Ahmadineschad das weiß? Und wenn er es weiß: Ob es ihn kümmert? »Ahmadineschad ist gefährlich«, sagt Mohsen Kadivar, ein freundlicher, eleganter Mullah, der an der Tarbiat-Motares-Universität Philosophie lehrt. Die Revolution Chomeinis verteidigt er: »Wir wollten Freiheit, Demokratie, religiöse Werte.« Doch die Zeit der Revolution sei vorbei, sagt Kadivar. Er gehört zu den Reformern um den bisherigen Präsidenten Chatami, die das Land politisch öffnen wollten, aber am Widerstand der Konservativen scheiterten.
      Kadivar hat nur Verachtung für Ahmadineschad übrig, der nicht viel mehr sei als ein treuer »Soldat« des Führers Chamenei. »Er spielt seine Rolle sehr gut, aber die Regie führt ein anderer.« Kadivar trägt den weißen Turban und den braunen Überwurf des Geistlichen; aber er spricht mit dem Sarkasmus des disputierfreudigen Akademikers. »Sie glauben, sie hätten von Gott den Auftrag, die Gesellschaft gegen ihre Feinde zu verteidigen«, macht er sich über Ahmadineschad und seine Leute lustig; sie seien die »iranische Version der Neokonservativen«, kichert er. Was nicht so schlimm sei, denn jemand, der viel rede, handele nicht.
      Ein krasses Fehlurteil, widerspricht Nasser Hadian. Man möge den Präsidenten nicht unterschätzen. Hadian, der an der Universität Teheran Politikwissenschaft unterrichtet, ist mit Mahmud Ahmadineschad zur Schule gegangen, von der ersten Klasse bis zum Abitur. Die beiden haben miteinander Fußball gespielt. Auch wenn sich ihre Wege getrennt hätten und sie heute in entgegengesetzten politischen Lagern stünden, sei er doch immer noch mit dem Präsidenten befreundet.
      Wegen eines Bandscheibenschadens liegt Hadian fast waagerecht in seinem Bürosessel. »Ahmadineschad ist sein eigener Mann.« Er lege sich mit den Mächtigen innerhalb wie außerhalb Irans an; er halte sich für stark genug, die Folgen seien ihm egal. »Eigentlich müsste er den Druck spüren. Er spürt ihn aber nicht, wirklich nicht.«
      Drei Jahre lang hat Nasser Hadian an der Columbia-Universität in New York gearbeitet. Er kennt die amerikanische Debatte über einen möglichen »Regimewechsel« in Teheran genau, warnt vor Illusionen. »Es wäre ein großer Fehler, zu glauben, dieses Regime stehe am Rande des Zusammenbruchs.« Im Gegenteil, die Konservativen hätten die Lage vollkommen unter Kontrolle. »Ich sehe sowohl den Willen als auch die Fähigkeit, Widerstand zu unterdrücken – mit Leichtigkeit!«
      Davon haben wir uns eine Stunde vorher selbst überzeugen können. Es ist der 8. März, der Internationale Frauentag, kurz vor vier Uhr nachmittags, auf dem Platz vor dem Stadttheater im Zentrum Teherans. Hätten wir nicht einen Hinweis bekommen, die Grüppchen von Frauen, die an verschiedenen Ecken des Platzes zusammenstehen, wären uns nicht aufgefallen. Eine Studentin steckt uns einen Flyer zu. »Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Frieden, Solidarität«, steht darauf.
      Die Studentin trägt Jeans, ein helles Kopftuch, Nike-Turnschuhe und einen kurzen Mantel. Den traditionellen schwarzen Tschador sieht man hier nicht. Über das Internet haben sich die Frauen verabredet. Aber es sind verschiedene Treffpunkte genannt worden, der Geheimdienst wollte Verwirrung stiften. Vielleicht sind deshalb nicht mehr Frauen gekommen.
      Unbedecktes Frauenhaar treibt die Frommen noch immer zur Raserei
      Es ist jetzt genau vier Uhr. Von den Seiten her bewegen sich die Frauen, zweihundert mögen es sein, zur Mitte des Platzes, setzen sich auf den Boden, halten Plakate in die Höhe, auf denen steht: »Diskriminierung zwischen Mann und Frau heißt Mangel an Gerechtigkeit.« Genau fünf Minuten dauert es, dann fährt ein Polizeiwagen auf den Platz. »Was Sie machen, ist illegal, gehen Sie auseinander«, tönt es über Lautsprecher. Die Frauen bleiben sitzen, stimmen ein Lied an. Dann treffen die ersten Mannschaftswagen der Spezialpolizei ein. Die Frauen singen weiter, halten ihre Plakate höher. Die Polizisten bilden eine Kette, die Frauen fliehen in Richtung Theater, werden eingekreist.
      Sie hasten auf die belebte Valiasr-Straße, der Verkehr stockt, sie flüchten zwischen den Taxis, Bussen und Kleinwagen davon. Einem jungen Mädchen rutscht das Kopftuch herunter, zwei Burschen in Zivil prügeln auf sie ein, in Panik reißt sie die Tür eines Taxis auf, stürzt hinein, der Taxifahrer wirft sie aus dem Wagen, sie läuft weiter, verfolgt von den beiden Zivilbeamten. Zum Glück ist sie schnell, biegt in eine Seitengasse, ist entkommen. Die Fahrgäste in den Bussen starren angestrengt in die andere Richtung.
      Unbedecktes Frauenhaar – es kann einen frommen Revolutionär in Iran noch immer zur Raserei treiben! Und doch sind manche kleinen Freiheiten des Alltags – das aus der Stirn geschobene Kopftuch, das dick aufgetragene Makeup, selbst das Händchenhalten mit dem Freund auf der Straße – beim Wechsel von Chatami zu Ahmadineschad nicht gänzlich zurückgedreht worden. Es sind auch keine Zeitungen geschlossen worden. Vielleicht ist das auch nicht nötig, wenn sich die Journalisten in Selbstzensur üben. Kritische Weblogs werden blockiert; gibt man bestimte Schlüsselbegriffe ein, bleibt der Bildschirm leer.
      Für Intellektuelle in Iran sind dies keine guten Zeiten. »Wir bewegen uns auf einen sehr ernsten Zusammenstoß mit dem Westen zu«, glaubt der Autor und Übersetzer Chaschajar Deihimi. Das Vertrauen, das die Regierung nach außen verspielt habe, könne sie nicht zurückgewinnen. Wenn es nun Sanktionen geben sollte, müssten diese auf den Schutz der Menschenrechte zielen. »Wir brauchen Schutz.«
      Aber wer kann den von außen gewähren? Eine Stärkung der Zivilgesellschaft, schön wäre das, sinniert eine Gesprächspartnerin, aber Irans NGO-Szene sei schwach, ihre Finanzierung von außen heikel. Die EU hat in ihrem Menschenrechtsdialog mit Iran ein paar Mindestforderungen durchgesetzt: keine Steinigungen mehr, keine Hinrichtungen von Minderjährigen. Und doch geschieht dies immer wieder; wer will kontrollieren, wie der Staat in fernen Provinzstädten Gerechtigkeit übt?
      Nein, Mahmud Ahmedineschads Iran ist kein angenehmes Fleckchen Erde. Der Präsident hat seine Machtbasis im Nu gefestigt; in den Ministerien wurde das Personal bis zur Ebene der Unterabteilungsleiter ausgewechselt. Der Einfluss von Militär und Geheimdienst ist gewachsen; vor allem die Revolutionsgarden haben ihre Leute in etliche Schlüsselpositionen geschleust. Mindestens ein Minister sitzt am Kabinettstisch, von dem es heißt, er sei möglicherweise in die Ermordung von Dissidenten verwickelt gewesen.
      Eine neue Generation drängt an die Macht. Es sind die Veteranen des achtjährigen Krieges gegen den Irak (1980 bis 1988), die zurückwollen zu den Ursprüngen der Chomeini-Revolution, die an ein einfaches Leben glauben, an die wirtschaftliche Unabhängigkeit ihres Landes, an eine Art islamischen Sozialismus. Sie sind in der Regel gut ausgebildet, wollen den Kampf gegen Ausbeutung und Korruption im Namen eines Islams der Gleichen aufnehmen.
      Mahmud Ahmadineschad hat niemanden über seine Überzeugungen und Absichten im Ungewissen gelassen. »Wir haben die Revolution nicht gemacht, um die Demokratie zu bekommen«, hat er gesagt. Auch, dass er Israel »von der Landkarte tilgen« wolle. Ja, und dass der Holocaust »ein Mythos« sei, ein »Märchen«.
      Wie will es das Regime nun mit den Juden und dem Staat Israel halten?, fragen wir Mahdi Arrabi, einen Berater Ahmadineschads. Es ist Abend, wir sitzen im 13. Stockwerk eines Teheraner Hotels, unter uns glühen die Lichter der Stadt, und Mahdi Arrabi spricht sanft, lächelt still in sich hinein. »Soziale Gerechtigkeit« sei das Ziel der Regierung. Aber die zu erreichen, brauche es Zeit. Und was den Atomstreit angehe, so solle das Ausland in Iran doch »seinen Bruder sehen, nicht seinen Feind«.
      Und der Holocaust?, fragen wir noch einmal. Da wird Arrabi plötzlich sehr kühl. »Was war der Holocaust? Bitte, definieren Sie! Wo ist er geschehen? Was hat das mit dem Nahen Osten zu tun? Nichts? Dann haben Sie die Antwort auf Ihre Frage. Falls es Dokumente gibt, will ich gern glauben, dass es den Holocaust gab.«
      Und schon lächelt Mahdi Arrabi wieder sanft. Plötzlich zieht er einen weiß-grünen Ausweis aus der Innentasche seines Sakkos. »Ich war im Krieg. Ich habe Giftgas eingeatmet, seither habe ich Probleme mit der Lunge. Dies ist eine Bescheinigung, die meine Lungenkrankheit bestätigt. Vielleicht bin ich nicht einverstanden damit, dass deutsche Firmen Anlagen zur Gasproduktion an Saddam Hussein verkauft haben.« Also, bitte, bleiben Sie mir mit Ihrem Moralisieren vom Leibe, will er wohl damit sagen. Wir reden noch eine Weile weiter über den Atomstreit. Man sitzt schön hier oben.
      Wie hat uns Nasser Hadian, der Professor und Schulfreund des Präsidenten, versichert: »Es wird einen Kompromiss geben.« Warum? Weil Iran eine sehr effektive »Infrastruktur« aufgebaut habe – in Palästina, im Libanon, in Afghanistan und im Irak. »Innerhalb von Stunden können sie Irak zur Hölle für die Amerikaner machen.«
      Iran sei klug. Amerika auch. Man werde die Krise diplomatisch lösen. Nasser Hadian richtet sich in seinem Bürosessel auf. Er lacht, als habe er gerade eine interessante Denksportaufgabe gemeistert. Natürlich sei die Präsenz der US-Truppen im Irak und in Afghanisten eine Bedrohung. Aber eben auch ein Ziel, »eine Gelegenheit«. Beide Seiten wüssten das. Deshalb suchten sie den Kompromiss. Wie gesagt, beide seien klug.
      Es ist zum Fürchten.
      DIE ZEIT 16.03.2006 Nr.12
      12/2006
      Avatar
      schrieb am 22.03.06 10:07:06
      Beitrag Nr. 525 ()
      [posting]20.680.070 von Auryn am 14.03.06 17:28:54[/posting]Also gibst du unumwunden zu daß der Grund für den Putsch 1953, die unabhängige Politik Mossadeghs war.
      Mossadegh war ein Antikommunist, also hätten sich die USA darum keine Sorgen machen müssen.
      Das einzige Problem war bloß daß er sich nicht der Hegemonial-Politik der USA unterwerfen wollte.
      Avatar
      schrieb am 24.03.06 14:41:41
      Beitrag Nr. 526 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.902.829 von InvestigativTrader am 22.03.06 10:07:06Lieber InvestigativTrader,
      hast Du schon mal etwas von der iranischen Tudeh-Partei der 50er Jahre gehört?
      Mossadegh hätte seine zunächst gegen die rein britische Vorgänger-Firma von BP gerichtete Politik ein bißchen besser verkaufen können. Bei seinen national gesinnten Maßnahmen wurden komischerweise die iranischen Linken und Extremlinken seine besten Verbündeten im Kampf gegen den britischen "Wirtschaftsimperialismus" und jetzt rate mal, wer dadurch erst auf den Iran so richtig aufmerksam wurde und absolut keine rötlich gefärbte Regierung mehr an den Grenzen zur Sowjetunion zulassen wollte:
      Das US-State-Department und der CIA.

      Vielleicht solltest Du mal Geschichtsbücher lesen, die Deine typisch anti-amerikanische Tendenz auf dem Cover oder im Verlags-Logo haben, hm?
      Oder den Leuten von Wickipedia sagen, daß sie lauter Meinungen von CIA-Agenten verbreiten?:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Mohammad_Mossadegh
      Avatar
      schrieb am 24.03.06 15:06:10
      Beitrag Nr. 527 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.937.699 von Auryn am 24.03.06 14:41:41Mein lieber Auryn,

      Mir sind diese Fakten durchaus bewußt, ich kenne sie vielleicht besser als du.
      Die Kommunistische Gefahr war eine konstruierte.

      Dir ist das Projekt Ajax doch sicher ein Begriff oder ?

      „Operation Ajax”
      Von den Amerikanern bezahlte Provokateure begannen eine sich rasch ausweitende Anti-Schah-Demonstration. So sollte der Eindruck entstehen, ein kommunistischer Umsturz stehe bevor. Am 19. August wurde über Radio Teheran der Sturz Mohammad Mossadeghs verkündet.

      http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc…

      Aus Wikipedia:

      Kashanis Anhänger und die kommunistische Tudeh-Partei wurden nun, obwohl das Verhältnis nicht reibungsfrei war, zu
      Mossadeghs wichtigsten Verbündeten.


      Kashani war ein islamischer Kleriker und somit ein glühender Antikommunist.

      Mossadegh war genauso ein strikter Antikommunist.
      Trotz der politischen Unterschiede kam es zu einer breiten Bewegung der nationalen Einheit, der aller damaligen iranischen Partein angehörten, um sich gegen die Ausbeutung der Bodenschätze durch Engländer zu wehren.


      Die paralelen zur Gegenwart sind unverkennbar. Früher wurde die Rote Gefahr herauf beschworen, heute ist es der islamische Terror.

      Und genauso wie damals, fällt es den Amerikaern und Engländern nicht schwer, so einen Zusammenhang künstlich zu erzeugen:

      Hintergründe und Täterüberlegungen zu terroristischen Anschlägen in Nahost / West-Medien verbreiten allzu leichtgläubig Desinformation

      http://www.saar-echo.de/de/art.php?a=31366
      Avatar
      schrieb am 24.03.06 15:15:38
      Beitrag Nr. 528 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.938.080 von InvestigativTrader am 24.03.06 15:06:10Und warum hat der bedauernswerte Mosssadegh sich nicht von der Tudeh-Partei gründlich genug abgegrenzt?

      Ja, ich weiß schon: Die bösen, bösen britischen BP-Imperialisten haben die USA dazu gebracht, Lügen und Verleumdungen zu verbreiten, der Iran könnte mit Hilfe eines kommunistischen Staates unterwandert werden - was natürlich genauso falsch gewesen wäre wie davor in Polen, Tschechoslowakei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Albanien oder in Korea, Tibet etc.

      Du weigerst Dich offensichtlich immer wieder, die historischen Zusammenhänge jener Zeit zu sehen, weil sie Dir weltanschaulich einfach nicht in den Kram passen.

      Vielleicht solltest Du mal ein bißchen ausführlicher in den Moskauer Sowjetarchiven nachsehen, wie eine Unterwanderung im sowjetischen Stil damals aussah und warum diese Zeit auch "Kalter Krieg" genannt wurde, der in Deiner Sichtweise komischerweise nie eine Rolle spielt, hm?
      Avatar
      schrieb am 24.03.06 15:28:50
      Beitrag Nr. 529 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.938.080 von InvestigativTrader am 24.03.06 15:06:10Im übrigen solltest Du dich wirklich mal mit dem Muster der sowjetischen Machtübernahme beispielsweise in Rumänien 1946 beschäftigen. Das Szenario war dem im Iran ähnlich. Rumänien besaß die Ölfelder von Ploiesti, wegen der Hitler so scharf auf Rumänien als Verbündeter war. Nach dem Krieg wollten zunächst rumänische Nationalisten und Monarchisten die Macht übernehmen, wurden dann aber von gewaltbereiten Kommunisten ausgeschaltet.
      Es gab 1953 keinen besonderen Grund für die USA anzunehmen, daß diese Gefahr nicht genauso auch im Iran bestanden hätte.

      Nur Du siehst natürlich nur das Öl und nicht etwa einen Zusammenhang mit der weltpolitischen Lage und dem Expansionismus der kommunistischen Diktaturen jener Zeit, nicht wahr?

      Vielleicht solltest Du dich mal mit den Familien von Polen, Ungarn, Balten oder anderen Osteuropäern unterhalten, die bis in die 60er Jahre hinein in Sibirien leben "durften", weil sie in ihren Hauptstädten gegen die Kommunisten des Jahres 1953 (!) zu demonstrieren versucht haben, hm?

      Meinst Du tatsächlich, daß man das völlig von der Lage im Iran 1953 trennen kann?

      Warum glaubst Du eigentlich immer, nur die USA sind an allem schuld gewesen, was in den 50er Jahren vielleicht schief gelaufen ist?

      Und eine Frage hast Du mir immer noch nicht beantwortet:
      Warum nehmen Deiner Meinung nach (immer noch!) Spezialeinheiten aus allen (!) ehemaligen Warschauer Pakt - Staaten an den Kriegen der USA in Afghanistan und im Iran teil?
      Avatar
      schrieb am 24.03.06 17:16:25
      Beitrag Nr. 530 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.938.551 von Auryn am 24.03.06 15:28:50Die osteuropäischen Länder sind innerhalb des zweiten Weltkriegs in die Einflußsphäre Moskaus gefallen.
      Die anderen unabhängigen Länder die kurz nach dem 2. Weltkrieg unterwandert, weegeputscht und bekriegt wurden, sind allesamt in die Einflußsphäre der USA gefallen.

      Ausserdem sollten wir nicht anfangen, den Terror der USA und Sowjetunion aufzurechnen, denn wenn man die Folgen der US-agression weltweit anschaut, dann kommt man zum klaren Ergebniss daß sie mehr unschuldige Opfer zur Folge hatte.

      Deine Spezialeinheiten aus allen (!) ehemaligen Warschauer Pakt - Staaten arbeiten für den Arbeitgeber der ihnen am meisten zahlt.

      Das ist noch nicht mal alles, Die Folterer, Schlächter und Söldner aus Chile, Südafrika und anderen berüchtigten Länder sind gerngesehene Arbeitnehmer der USA.

      Wir sollten uns nicht ganz naiv anstellen, wir wissen beide welche Ressourcen der USA zur Verfügung standen und stehen, um Kriege und Konflikte für sich zu entscheiden.
      Avatar
      schrieb am 24.03.06 17:29:42
      Beitrag Nr. 531 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.938.224 von Auryn am 24.03.06 15:15:38Und warum hat der bedauernswerte Mosssadegh sich nicht von der Tudeh-Partei gründlich genug abgegrenzt?

      Hat er während seiner ganze Karriere schon. Die Tudeh-Partei war eine große Partei, und wie schon erwähnt handelte es sich um eine nationale Bewegung.
      Der Kampf gegen die Aubeutung durch die GB ging durch alle Schichten und ansonsten befand Mossadegh daß die Kommunisten im Land nicht der Hexenverfolgung ausgesetzt werden sollten.

      Mossadegh war ein Nationalist kein verblendeter Ideologe.
      Er wollte nicht daß Andersdenkende verfolgt, ins Gefängniss geschmissen und gefoltert werden.
      Dies geshah erst mit der US-Marionette Pahlewi und da wurden nicht nur Kommunisten gefoltert, sondern jeder der sich gegen die Invasoren und Ausbeuter wandte.


      Wenn es den Amis und GB nur um die Rote Gefahr gegangen wäre, hätten sie sich, nach dem Coup D'etat, nicht nachwievor die hälfte der Öleinnahmen einverleibt.
      Avatar
      schrieb am 26.03.06 13:44:46
      Beitrag Nr. 532 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.940.789 von InvestigativTrader am 24.03.06 17:16:25Deine Meinung hier zeigt eigentlich nur, mit welchen ideologischen Scheuklappen Du durchs Leben gehst:

      Ausserdem sollten wir nicht anfangen, den Terror der USA und Sowjetunion aufzurechnen, denn wenn man die Folgen der US-agression weltweit anschaut, dann kommt man zum klaren Ergebniss daß sie mehr unschuldige Opfer zur Folge hatte.

      Das ist schreiender Blödsinn, denn Dein sogenannter "Terror" der USA wäre zum allergrößten Teil undenkbar ohne den von Dir offenkundig geleugneten "Kalten Krieg", der eine ideologische Auseinandersetzung zwischen Totalitarismus und Demokratie war.

      Du solltest nicht so einen Blödsinn erzählen, sondern Dir mal die Geschichte der osteuropäischen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg ansehen, die für Dich offenkundig überhaupt nicht existiert.

      Vielleicht liest Du auch mal das neue Buch von Jung Chang aus China, die sogar auf 70 Millionen Tote allein in China unter Mao Tse-Tung kommt. Oder wie wäre es mit dem "Schwarzbuch des Kommunismus", das sogar ca. 20 Millionen Getötete durch den Totalitarismus weniger berechnet?
      Aber nein, das sind ja Sachen, die zum Teil von ehemaligen Kommunisten geschrieben wurden und die Dich als glorreichen Kämpfer und gläubigen Anti-Amerikaner nicht interessieren werden, nicht wahr?

      Ich kann Dir auch mal ein paar Adressen von Rumänen vermitteln, mit denen Du dich mal ernsthaft unterhalten solltest, bevor Du womöglich die Osteuropäer noch zu US-Stiefelleckern erklärst.
      Avatar
      schrieb am 26.03.06 14:06:27
      Beitrag Nr. 533 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.940.789 von InvestigativTrader am 24.03.06 17:16:25Da Du offenkundig keine Ahnung von der Art und Weise des mir bekannten Totalitarismus hast und nur die USA für Dich der einzige Schuldige in der Welt sind, zeige ich Dir mal wieder mein Lieblings-Gegenbeispiel:

      http://de.pg.photos.yahoo.com/ph/y64_x_32/detail?.dir=4721&.…

      Das ist der Gedenkstein auf einem Platz in der Nähe des Postamts von Brasov (früher dt. Kronstadt). Die Toten, die hier liegen, sind sämtlich an Weihnachten 1989 bei einer friedlichen Demonstration gegen den kommunistischen Diktator Ceausescu erschossen worden. Es gab nämlich nicht nur in Bukarest an Weihnachten 1989 einen Haufen Tote, sondern auch in Timisoara, Brasov und einigen anderen Städten mehr. Und zwar aus jeder Altersgruppe! Damit nicht genug, ich kannte einen der Erschossenen sogar persönlich und dessen Freunde, die damals den Kugeln entgingen, sind heute noch meine Freunde. Meine Familie stammt aus Rumänien und gehörte zur deutschen Minderheit dort.
      Und das ist EUROPA am 1. Weihnachtstag 1989 gewesen! Verstehst DU?
      Das war nicht Afrika oder Asien oder Lateinamerika 1953! Das war EUROPA im Jahre 1989!
      Wie alt bist Du denn, daß Du alles soviel besser weißt als ich?

      Und jetzt beantworte mir doch auch mal meine Lieblingsfragen:

      Wann sind denn im sonstigen Machtgebiet der USA in Europa so viele Menschen bei einer friedlichen Demonstration erschossen worden?

      Wann sind denn im europäischen Machtgebiet der USA die vielen schönen Massengräber, für die es in fast jeder Stadt in Osteuropa so viele Gedenksteine gibt?

      In den 70er Jahren wurden vom obersten Gerichtshof der USA von der Polizei verhaftete Teilnehmer einer Anti-Kriegsdemonstration inige Hunderttausende von Dollars zugesprochen, weil ihnen durch ihre Verhaftung das Hören einer Rede ihres demokratischen Abgeordneten unmöglich gemacht worden war und damit ihre demokratischen Grundrechte durch die staatliche Polizei eingeschränkt worden waren.
      Nenne mir einen einzigen anderen Staat auf der Welt, in dem jemals seinen Bürgern etwas Ähnliches zugesprochen worden ist!
      Na, was ist?

      Nein, Du hast keine Ahnung von einer Diktatur, weil Du in einem demokratischen Schlaraffenland geboren worden bist und die Welt nur durch deine ideologischen und anti-amerikanischen Scheuklappen sehen willst.

      Also verschone mich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit Rumänien mit Deinem Blödsinn, die von Dir sogenannte "Rote Gefahr" hätte nur den Charakter eines Vorwands gehabt.

      Lies lieber mal Bücher über das Leben von Hannah Arendt oder Zbigniew Brzezinski; vielleicht wirst Du dann mal etwas vernünftiger.
      Avatar
      schrieb am 26.03.06 14:21:10
      Beitrag Nr. 534 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.950.736 von Auryn am 26.03.06 14:06:27Die aufgezeigten Beispiele sind der Beweis daß die Sowjetunion, ein totalitäres Regime war. Darüber streiten wir nicht und im Vergleich dazu wurde in der westlichen Hemisphäre, mehr Wert auf Menschenrechte (im eigenen Land) gelegt.
      Daß bis in den 70er Jahren in den USA, indianische Mädchen systematisch sterilisiert wurden, wollen wir auch nicht weiter erörtern.

      Es geht mir viel mehr um das US-Engagement im Ausland und wie dort mit Menschenrechten umgegangen ist und wieviele Opfer dieses Engagement gekostet hat.

      dieses Thema ist aber nur ein Nebenschauplatz.
      Usrprünglich ging es um Mossadegh, 1953 und die Rote Gefahr.
      Vielleicht gehst du freundlicherweise noch darauf ein.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 16:49:23
      Beitrag Nr. 535 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.950.895 von InvestigativTrader am 26.03.06 14:21:10Ach, wir reden über den Iran im Jahre 1953?

      Ja hallooo erst mal, ich weiß jaa nicht, ob Du’s schon gemerkt hast, aber ich rede auch darüber! Und zwar im Gegensatz zu Dir im historischen Gesamtzusammenhang des 20. Jahrhunderts!

      Du hast nämlich genau dasselbe Problem, das all jene Leute haben, die sich aufgrund ihrer Vorurteile immer nur den Bereich aus der Geschichte herauspicken, der ihnen passend erscheint.

      Was genau willst Du denn eigentlich von mir hören?

      Dass der von der CIA 1953 organisierte Putsch im Iran eine kriminelle ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates war?
      Ja sicher war er das! Was denn sonst?

      Genauso gut kannst Du auch mich fragen, ob die Bombardierung von Dresden ein Kriegsverbrechen von britischer Luftwaffe und US-Militärs war.
      Ja aber mit an Sicherheit grenzender Höchstwahrscheinlichkeit!

      Diejenigen, die sich heute noch darüber am meisten aufregen, vergessen nur, dass es diese Bombardierung nie gegeben hätte, wenn da nicht ein paar Jährchen vorher noch so ein paar Städte wie Coventry, Guernica, Warschau oder Moskau ziemlich überraschend von jemand anderem bombardiert worden wären.
      Man kann Dresden nicht ohne diesen Zusammenhang sehen, weil Dresden eine Folgewirkung einer vorhergehenden Ursache war.

      Dein spezielles Problem ist jetzt aber nicht Dresden, sondern Deine Leugnung einer Bedrohung der westlichen Demokratien durch kommunistischen Totalitarismus, ohne den nach Meinung sämtlicher westlicher Historiker die internationale US-Politik nach dem Zweiten Weltkrieg völlig anders ausgesehen hätte. Es ging aus der Sicht des US State Departments zwischen 1945 und 1991 immer in erster Linie um die Sicherung politischer Einflusssphären und erst in zweiter Linie um wirtschaftliche Sphären.
      Ich würde an Deiner Stelle da wirklich mal Bücher von George F. Kennan (US-Chefdiplomat von den späten 30ern bis in die 70er Jahre hinein), Hannah Arendt und Zbigniew Brzezinski dazu lesen. Komischerweise wurde die theoretische Grundlage der US-Politik ab den 50er Jahren nämlich von gebildeten Leuten bestimmt, die aus einer totalitären Diktatur geflohen waren (Hannah Arendt und Henry Kissinger aus Nazi-Deutschland und "Zbig" war sogar vor zweien geflohen, 1x vor Nazi-Deutschland und 1x aus Polen vor der Roten Armee. So etwas scheint "noch komischererweise" bei den Leuten ein Trauma zu hinterlassen, dessen Wiederholung sie um jeden Preis verhindern wollen!)


      Noch bis zu Pearl Harbour war die US-Bevölkerung isolationistisch gestimmt und vermutlich wären die USA davor auch nicht offen in den Zweiten Weltkrieg eingetreten.
      Und bis zum Koreakrieg 1950, der aufgrund von sowjetischen Archivöffnungen heute nachweisbar mit der ausdrücklichen Zustimmung auf eine Anfrage von Kim Il Sung an Stalin durch den kommunistischen Norden begonnen worden ist, hätten die USA sich vermutlich auch nicht mit dem CIA in den Iran eingemischt, weil das ja die Einflusssphäre der Briten war.

      Aber Du behauptest schön weiterhin, dass all dies mit der Sowjetunion und so weiter rein gar nichts mit dem Iran zu tun hatte, während alle namhaften Historiker die Geschichte des Ost-West-Konflikts im Zusammenhang mit beinahe sämtlichen Kriegen nach dem Zweiten Weltkrieg sehen.
      Wieso bist Du auf dem "linken Auge" eigentlich völlig blind?
      Hier ein Beispiel dafür, wie einer der bedeutendsten britischen Historiker, der übrigens 1917 in Ägypten geboren ist und bis in die 30er Jahre hinein u.a. in Deutschland studiert hatte, die Entwicklung des Iran in der internationalen Politik einordnet.
      Er fängt (natürlich!) mit dem Ost-West-Konflikt an:
      Zitat aus Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme, dtv München 1998, S. 561 ff.:
      Obwohl es Historikern klar ist, wie weit sogar jene Revolutionen der siebziger Jahre von der Oktoberrevolution entfernt waren, die sich auf 1917 beriefen, wurden sie von amerikanischen Regierungen grund¬sätzlich als Teil einer weltweiten Offensive der kommunistischen Su¬permacht betrachtet, was nicht zuletzt an den Regeln des Nullsummenspiels im Kalten Krieg lag: Der Verlust des einen Spielers wurde zwangsläufig als Gewinn des anderen betrachtet. Und da sich die USA in den siebziger Jahren mit mehr konservativen Kräften denn je in der Dritten Welt verbündet hatten, sahen sie sich durch diese Revolutionen natürlich auf die Verliererseite gedrängt. Außerdem glaubte Washing¬ton, aufgrund der Fortschritte, die die Sowjets bei ihrer atomaren Auf¬rüstung gemacht hatten, Anlaß zur Nervosität zu haben. Doch wie auch immer, das Goldene Zeitalter des Weltkapitalismus und die ihm zugehörige Zentralität des Dollars waren am Ende. Die Position der USA als Supermacht war durch ihre weltweit vorhergesagte Niederlage in Vietnam geschwächt: Die größte Militärmacht der Erde war 1975 zum Rückzug gezwungen worden. Seit Goliath durch Davids Schleu¬der zu Fall gebracht worden war, hatte es kein derartiges Debakel gege¬ben. Könnte man vor allem angesichts des Golfkrieges 1991 gegen den Irak da nicht zu der Annahme kommen, daß eine selbstsicherere USA den Coup der OPEC im Jahr 1973 nicht so widerstandslos hingenom¬men hätte? Was war denn die damalige OPEC schon anderes als eine Gruppe von zumeist arabischen Staaten, die, abgesehen von ihren Öl¬quellen, keinerlei politische Bedeutung hatte und die noch nicht dank der hohen Olpreise, die sie von da an erpressen konnte, bis an die Zähne bewaffnet war?
      Doch für die USA war jeder Verlust an globaler Vorherrschaft eine Herausforderung und ein Zeichen, daß die Sowjets nach der Weltherrschaft dürsteten. Und so führten die Revolutionen der siebziger Jahre zum sogenannten »Zweiten Kalten Krieg« (Halliday, 1983), der natür¬lich wie gewöhnlich von beiden Seiten stellvertretend und hauptsäch¬lich in Afrika und später Afghanistan geführt wurde, wo die sowjetische Armee zum erstenmal seit dem Zweiten Weltkrieg außerhalb ihrer eigenen Grenzen auf dem Schlachtfeld erschien. Aber ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, daß die Sowjetunion selbst das Gefühl hatte, diese neuen Revolutionen könnten das globale Gleichgewicht ein wenig zu ihren Gunsten verändern - oder präziser: wenigstens einen Ausgleich für einige der großen diplomatischen Verluste schaffen, die sie in den siebziger Jahren durch die Rückschläge mit China und Ägypten erlitten hatte, nachdem es Washington gelungen war, deren Ausrichtungen zu verlagern. Aus Lateinamerika hielt sich die Sowjet¬union zwar weitgehend heraus, intervenierte dafür aber anderenorts, vor allem in Afrika, in weit größerem Ausmaß und auch mit mehr Er¬folg als zuvor. Allein die Tatsache, daß die Sowjetunion Fidel Castros Kuba gestattet oder sogar aufgefordert hat, Truppen nach Äthiopien zu schicken, um gegen den neuen US-Schützling Somalia zu kämpfen (1977), oder nach Angola, um gegen die von den Amerikanern unter¬stützte UNITA-Bewegung und die südafrikanische Armee vorzu¬gehen, spricht für sich selbst. Sowjetische Verlautbarungen sprachen nun nicht mehr nur von rein kommunistischen, sondern auch von »so¬zialistisch orientierten Staaten«. Angola, Mosambik, Äthiopien, Nicaragua, Südjemen und Afghaniscan waren unter diesem Rubrum 1982 beim Begräbnis von Breschnew vertreten. Die Sowjetunion hatte diese Revolutionen weder gemacht noch kontrolliert, aber sichtlich inspiriert und ziemlich bereitwillig als Verbündete willkommen geheißen.
      Der spätere Zusammenbruch oder Sturz dieser Regime hat gezeigt, daß weder sowjetische Ambitionen noch eine »kommunistische Weltverschwörung« für diese Aufstände verantwortlich gemacht werden konnten, denn das sowjetische System war ja seit 1980 selbst destabilisiert worden, bis es Ende dieses Jahrzehnts schließlich auch selbst aus¬einanderbrechen sollte. Der Sturz des »real existierenden Sozialismus« und die Frage, inwieweit er tatsächlich als revolutionär gelten kann, wird im nächsten Kapitel diskutiert werden. Doch sogar die größte Revolu¬tion, die diesen Krisen im Osten voranging, hatte mit dem Kalten Krieg nichts zu tun, obwohl sie für die USA ein größerer Schlag war als irgendein anderer Regimewechsel in den siebziger Jahren.
      Es geht um den Sturz des Schahs von Iran im Jahr 1979, um die bei weitem größte Revolution der siebziger Jahre, die als eine der größten sozialen Revolutionen des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen wird. Sie war die Antwort auf ein blitzartiges Modernisierungs-und Industrialisierungsprogramm (von Aufrüstung ganz zu schwei¬gen), das der Schah mit dem Rückhalt der zuverlässigen Unterstützung der USA und auf Basis des eigenen Ölreichtums, dessen Wert sich nach der OPEC-Preisrevolution im Jahr 1973 vervielfacht hatte, in die Wege geleitet hatte. Zweifellos war nicht nur die Megalomanie, die unter absoluten Herrschern mit der Unterstützung einer mächtigen und furchterregenden Geheimpolizei üblich ist, ein Anzeichen dafür, daß er versuchte, die dominierende Macht im westlichen Asien zu werden. Modernisierung bedeutete Agrarreform nach eigenen Vorstellungen des Schahs: aus einer großen Anzahl von Pächtern und Teilpächtern wurde eine große Anzahl von erwerbslosen Arbeitern und subökono¬mischen Kleinbauern, die in die Städte abwanderten. Teheran wuchs von 1,8 Millionen Einwohnern (1960) auf sechs Millionen an. Die von der Regierung favorisierten kapitalintensiven, hochtechnologisierten Agrarbetriebe brachten einen noch größeren Arbeitskräfteüberschuß mit sich und taten nichts zugunsten der in den sechziger und siebziger Jahren ständig sinkenden Landwirtschaftsproduktion pro Kopf. In den späten siebziger Jahren importierte der Iran den Hauptteil seiner Nah¬rungsmittel aus dem Ausland.
      Also verließ sich der Schah zunehmend auf eine mit den Öleinnahmen finanzierte Industrialisierung, die, weil sie in der Welt nicht wett¬bewerbsfähig war, im eigenen Land von Schutz und Förderung abhän¬gig war. Die zurückgehende Landwirtschaftsproduktion, kombiniert mit einer ineffizienten Industrie, massiven Importen aus dem Ausland - nicht zuletzt von Waffen - und dem Ölboom, verursachte schließlich eine Inflation. Man hat vermutet, daß der Lebensstandard der meisten Iraner, die nicht unmittelbar im modernen Wirtschaftssektor beschäftigt waren und/oder den wachsenden und blühenden städtischen Mittel¬schichten angehörten, in den Jahren vor der Revolution sogar absank.
      Aber auch die energische kulturelle Modernisierung des Schahs sollte sich gegen ihn wenden. Seine (und der Kaiserin) aufrichtig ge¬meinten Versuche, die Lage der Frauen zu verbessern, konnten in einem moslemischen Land kaum populär sein - was ja auch die afgha¬nischen Kommunisten herausfinden sollten. Und sein ebenso aufrich¬tiger Enthusiasmus für Bildung trug nicht nur dazu bei, das Analpha¬betentum zu verringern (obwohl noch immer ungefähr die Hälfte der Bevölkerung des Lesens unkundig blieb), sondern auch eine große Schicht von revolutionären Studenten und Intellektuellen zu schaffen. Und die Industrialisierung verstärkte nicht zuletzt in der Ölindustrie die strategische Position der Arbeiterklasse. Da der Schah im Jahr 1953 durch einen von der CIA organisierten Putsch gegen eine mächtige Volksbewegung wieder auf den Thron ge¬setzt worden war, war sein Kapital an Kaiseitreue und Legitimität, von dem er zehren konnte, nicht mehr sehr groß gewesen. Seine eigene Dynastie der Pahlawiden konnte übrigens selbst nur bis zu einem Putsch ihres Gründers Resa Khan zurückblicken, ein Kommandeur der Kosakenbrigade, der sich 1925 zum Kaiser ausrufen ließ. Die alte kommunistische und nationale Opposition indessen wurde in den sechziger und siebziger Jahren von der Geheimpolizei in Schach gehal¬ten, und regionale oder ethnische Bewegungen wurden ebenso unter¬drückt wie die üblichen linksgerichteten Guerillagruppen, ob sie nun orthodox marxistisch oder islamisch-marxistisch waren. Sie konnten also nicht zum Zündfunken werden. Die Explosion war - eine Rück¬kehr zu den alten Pariser Revolutionstraditionen des Jahres 1789 bis hin zu den Petrogradern von 1917 - im wesentlichen eine Bewegung der städtischen Massen. Das platte Land blieb ruhig.
      Den Funken entzündete ein besonderes Charakteristikum der irani¬schen Szene: der organisierte und politisch aktive islamische Klerus, für dessen öffentliche Position es weder in der moslemischen Welt insge¬samt noch innerhalb des schiitischen Sektors eine wirkliche Parallele gab. Gemeinsam mit den Basarhändlem und Handwerkern hatte er bereits in der Vergangenheit das aktivistische Element der iranischen Politik gebildet. Nun mobilisierte er den neuen urbanen Plebs, eine gewaltige Masse, die mehr als genügend Gründe zur Opposition hatte.

      Ihr Führer Ayatollah Ruholla Khomeini, ein hochangesehener, rachsüchtiger Greis, war Mitte der sechziger Jahre ins Exil geflohen, nachdem er Demonstrationen gegen ein geplantes Referendum zur Landreform und gegen die polizeiliche Unterdrückung von klerikalen Aktivitäten in der heiligen Stadt Qum angeführt hatte. Seither hatte er die Monarchie als unislamisch gebrandmarkt. In den frühen siebziger Jahren begann er, eine ausschließlich islamische Regierungsform und die Pflicht des Klerus zu predigen, gegen despotische Autoritäten zu rebellieren und selbst die Macht zu übernehmen: kurzum, er predigte die islamische Revolution. Das war selbst für die politischen Aktivisten unter den schiitischen Geistlichen eine radikale Neuerung. Er übermit¬telte den Massen seine Gesinnung mit Hilfe von Kassettenrecordem, und die Massen lauschten aufmerksam. 1978 begannen die religiösen Studenten in der heiligen Stadt aktiv zu werden. Sie demonstrierten gegen einen vermutlich von der Geheimpolizei begangenen Mord und wurden niedergeschossen. Von nun an wurden regelmäßig alle vierzig Tage Trauerdemonstrationen zum Gedenken an die Märtyrer organisiert. Ihre Teilnehmerzahl wuchs. Ende des Jahres waren schließlich Millionen auf den Beinen, um gegen das Regime zu prote¬stieren. Die Guerilla wurde wieder aktiv Die Ölarbeiter brachten mit einem entschieden effektiven Streik die Arbeit auf den Ölfeldern zum Erliegen, die Basarhändler schlössen ihre Geschäfte. Das Land war zum Stillstand gekommen, und die Armee schaffte es nicht oder wei¬gerte sich, den Aufstand niederzuschlagen. Am l6.Januar 1979 floh der Schah ins Exil. Die iranische Revolution hatte gesiegt.
      Das Neue an dieser Revolution war ihre Ideologie. Effektiv alle Phänomene, die man bis dahin gemeinhin als revolutionär betrachtet hatte, waren der Tradition, Ideologie und üblicherweise auch dem Vo¬kabular der westlichen Revolution seit 1789 gefolgt — oder genauer ge¬sagt: den Traditionen einiger bestimmter Zweige der säkularen und im wesentlichen sozialistischen oder kommunistischen Linken. Die tradi¬tionelle Linke war in der Tat auch im Iran präsent und aktiv gewesen, und ihr Anteil am Sturz des Schahs — die von ihr organisierten Arbei¬terstreiks — war ganz und gar nicht unbedeutend. Doch das neue Regime sollte sie fast sofort ausschalten. Die iranische Revolution war die erste, die unter dem Banner des religiösen Fundamentalismus statt¬fand, siegte und das alte Regime durch eine populistische Theokratie ersetzte, deren erklärtes Ziel die Rückkehr zum 7. Jahrhundert nach Christus war beziehungsweise, da es hier ja um ein islamisches Milieu geht, zur Zeit nach der Hedschra und Niederschrift des heiligen Ko¬rans. Auf Revolutionäre der alten Schule wirkte diese Entwicklung ge¬nauso grotesk, als würde sich 1848 Papst Pius IX. zur Führung der römischen Revolution entschlossen haben.
      Das heißt aber nicht, daß von nun an alle Revolutionen von religiö¬sen Bewegungen genährt worden seien. Allerdings haben sie es seit den siebziger Jahren in der islamischen Welt zweifellos zu politischem Mas¬seneinfluß auf die Mittelschichten und Intellektuellen der wachsenden Bevölkerungen ihrer Länder gebracht und sich unter dem Einfluß der iranischen Revolution dem Aufstand zugewendet. Ein solcher Auf¬stand gegen das baathistische Syrien wurde niedergemetzelt, islami¬sche Fundamentalisten stürmten die heiligste aller heiligen Stätten im gläubigen Saudi-Arabien, und sie ermordeten den Präsidenten von Ägypten (unter Anführung eines Ingenieurs), alles in den Jahren 1979-82.6 Allerdings hat keine einzige revolutionäre Doktrin die alte revolutionäre Tradition von 1789/1917 ersetzt noch deren Projekt nicht nur zum Weltumsturz, sondern auch zur Weltveränderung.
      Das bedeutet aber ebensowenig, daß die alte revolutionäre Tradition vollkommen aus der politischen Szene verschwunden gewesen wäre oder ihre potentiell zum Sturz von Regimen führende Macht verloren hätte. Allerdings sollte sie durch das Ende des sowjetischen Kommunis¬mus in großen Teilen der Welt praktisch verschwinden. In Lateiname¬rika, wo die gefährlichste aufständische Bewegung der achtziger Jahre, der peruanische Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad), stolz seinen Maoismus zur Schau stellte, hatten die alten Ideologien durchaus noch großen Einfluß. Auch in Afrika und Indien waren sie noch lebendig. Und zur Überraschung aller, die mit den Gemeinplätzen des Kalten Krieges aufgewachsen waren, haben die herrschenden »Vorhut«-Parteien sowjetischer Machart vornehmlich in rückständigen Ländern und in der Dritten Welt sogar den Sturz der Sowjetunion überlebt. Auf dem südlichen Balkan konnten sie ehrliche Parlamentswahlen für sich ge¬winnen, und in Kuba und Nicaragua, in Angola und nach dem Rück¬zug der sowjetischen Armee sogar in Kabul bewiesen sie, daß sie mehr als nur Moskaus Marionetten waren. Doch selbst unter ihnen begann sich die alte Tradition aufzulösen, oft durch innere Aushöhlung, wie in Serbien, wo sich die Kommunistische Partei in eine Partei des gro߬serbischen Chauvinismus verwandelte, oder in der palästinensischen Bewegung, wo die säkulare linke Führung zunehmend vom Aufstieg des islamischen Fundamentalismus untergraben wurde.
      Die Revolutionen des späten 20. Jahrhunderts waren also von zwei Merkmalen gekennzeichnet: von einer Atrophie der etablierten Revo¬lutionstraditionen und von der Wiedererweckung der Massen. Wie be¬reits erwähnt (siehe Zweites Kapitel), kamen seit 1917—18 nur wenige Revolutionen wirklich aus den Massen. Für die meisten war eine Min¬derheit aus engagierten und organisierten Aktivisten verantwortlich, oder sie waren von oben auferlegt worden, beispielsweise durch einen Armeeputsch oder durch militärische Eroberung-was nicht heißt, daß sie unter bestimmten Umständen nicht auch Zustimmung beim Volke finden konnten. Anders hätten sie sich wohl auch kaum etablieren können, es sei denn dort, wo sie von fremden Eroberem ins Land gebracht wurden. Im späten 20. Jahrhundert legten die Massen ihre Statistenrolle jedoch ab und betraten die Bühne wieder als Hauptdar¬steller. Der Minderheitenaktivismus als Land- und Stadtguerilla oder als Terrorismus begann sich endemisch über die entwickelte Welt und einen Großteil von Südasien und des islamischen Gebiets auszubreiten. Nach einer Analyse des US State Department stieg die Anzahl der internationalen terroristischen Anschläge nahezu ständig von 125 im Jahr 1968 auf 831 im Jahr 1987 an, und die Anzahl ihrer Opfer erhöhte sich von 241 auf 2905 (UN World Social Situation, 1989, S. 165).
      Auch die Liste der politischen Attentate verlängerte sich - um hier nur einige zu nennen: Präsident Anwar Sadat in Ägypten (1981), Indira Gandhi (1984) und Rajiv Gandhi (1991) in Indien. Wie die Provisori¬sche Irisch-Republikanische Armee im Vereinigten Königreich und die baskische ETA in Spanien bewiesen, hatten kleine Gruppen den Vorteil, daß ihr Terronsmus nur ein paar hundert oder gar nur ein Dut¬zend Aktivisten erforderte, deren Anschläge mit Hilfe von äußerst wirksamen, billigen und transportablen Sprengstoffen und Waffen aus¬geübt werden konnten, welche der blühende internationale Waffen¬handel mittlerweile über die ganze Welt ausstreute. Sie waren ein Sym¬ptom der zunehmenden Barbarisierung aller drei Welten und trugen durch die Verbreitung von Gewalt und Unsicherheit zur Vergiftung der Atmosphäre bei, die die urbanisierte Menschheit am Ende des Jahrtau¬sends zu atmen gelernt hatte. Doch ihr Beitrag zur politischen Revolu¬tion war gering.
      Ganz anders der Beitrag der Millionen Menschen, die bereit waren, auf die Straße zu gehen, wie bei der iranischen Revolution; oder die sich entschieden, wie zehn Jahre später die Bürger der Deutschen De¬mokratischen Republik, unorganisiert und spontan mit ihren Füßen und Autos gegen das Regime abzustimmen und sich in die Bundes¬republik abzusetzen - was ihnen allerdings durch den Entschluß Un¬garns, seine Grenzen zu öffnen, deutlich erleichtert wurde. In den zwei Monaten vor dem Fall der Berliner Mauer hatten sich etwa 130000 Menschen dazu entschlossen (Umbruch, 1990, S.7-io). Ganz anders auch als in Rumänien, wo das Femsehen im ungläubigen Gesichtsaus¬druck des Diktators zum erstenmal den Moment einer solchen Revolu¬tion einfing, als die Massen, die vom Regime auf dem Versammlungs¬platz zusammengerufen worden waren, in Buhrufe anstatt Jubelschreie auszubrechen begannen; anders auch als in den besetzten Gebieten Palästinas, wo die 1987 entstandene Massenverweigerungsbewegung Intifada demonstrierte, daß die israelische Besatzungsmacht von nun an nicht mehr auf Passivität oder stillschweigende Hinnähme zählen konnte: Nur aktive Repression blieb ihr übrig. Was es letztlich auch ge¬wesen sein mag, das die bis dahin trägen Bürger zur Aktion trieb -durch die modernen Kommunikationsmittel wie Femsehen und Kas¬settenrecorder konnten ja selbst die Abgeschiedensten kaum noch von den Weltereignissen femgehalten werden: die Bereitschaft der Massen, sich aus ihren Häusern zu wagen, hat den Lauf der Dinge entschieden.
      Massenaktionen alleine konnten jedoch keine Regime stürzen. Man hätte ihnen sogar mit Gewalt Einhalt gebieten können, wie 1989 der demokratischen Massenmobilisierung in China durch das Massaker auf dem Tiananmen-Platz in Peking. (Doch diese städtische und haupt¬sächlich von Studenten getragene Bewegung hatte, so stark sie auch war, letztlich nur eine kleine Minderheit Chinas repräsentiert, die allerdings bedeutend genug war, um dem Regime ernsthaftes Kopfzerbrechen zu machen.) Was solche Massenmobilisierungen wirklich erreichten, war die Demonstration des Legitimationsverlusts eines Regimes. Im Iran geschah dies wie 1917 in Petrograd auf die klassischste Art und Weise, nämlich durch die Befehlsverweigerung von Armee und Polizei. In Osteuropa überzeugten sie die alten Regime, die ja bereits durch die Absage der sowjetischen Hilfe demoralisiert worden waren, daß ihre Zeit abgelaufen sei. Es gibt keinen besseren Beweis für Lenins Maxime, daß eine Abstimmung der Bürger mit den Füßen effektiver sein konnte als mit Wahlzetteln. Dennoch konnten die Bürger allein mit dem Stampfen ihrer Füße natürlich keine Revolutionen machen. Sie waren ja keine Armeen, sondern Menschenmassen, oder auch einfach nur das statistische Aggregat von Individuen. Sie brauchten Führer, politische Strukturen oder Strategien, um wirksam sein zu können. Im Iran waren diese von der polirischen Protestkampagne der Regimegegner mobi¬lisiert worden; aber was diese Kampagne dann in eine Revolution verwandelt hat, war die Bereitschaft von Millionen, sich ihr anzuschlie¬ßen. Auch früher schon hatte es Beispiele für solche direkten Massen¬interventionen als Reaktion auf einen politischen Aufruf von oben gegeben - auf den Aufruf des Indischen Nationalkongresses in den zwanziger und dreißiger Jahren zum passiven Widerstand (siehe Sie¬bentes Kapitel) oder auf den Aufruf der Peronisten am berühmten »Tag der Treue« (1945) auf der Plaza de Mayo in Buenos Aires, die Haftent¬lassung ihres Helden zu fordern. Und letztlich zählte natürlich nicht al¬lein der Umfang der Massen, sondern die Zahl derjenigen, die genau in der Situation aktiv wurden, in der sie auch wirksam handeln konnten.
      Warum diese Massenabstimmung mit den Füßen zu einem derart wichtigen Bestandteil der Politik im letzten Jahrzehnt dieses Jahrhun¬derts werden konnte, ist immer noch nicht ganz klar. Einer der Gründe dafür muß einfach gewesen sein, daß die Kluft zwischen Herrschern und Beherrschten sich in dieser Ära fast überall vertiefte - auch wenn in Staaten, die über politische Mechanismen zur Feststellung der Ge¬danken ihrer Bürger verfügten und Mittel, welche ihnen erlaubten, ihren politischen Präferenzen von Zeit zu Zeit Ausdruck zu verleihen, eine Revolution oder der vollständige Kontaktverlust zwischen beiden eher unwahrscheinlich war. Demonstrationen eines nahezu einstim¬migen Mißtrauens gab es am ehesten in Regimen, die ihre Legitimität entweder bereits verloren oder (wie Israel in den besetzten Gebieten) überhaupt nie erworben hatten, und vor allem dann, wenn sie diese Tatsache nicht wahrhaben wollten.7 Und doch waren massive Demon¬strationen gegen ein existierendes politisches oder Parteiensystem sogar in etablierten und stabilen parlamentarisch-demokratischen Systemen keine Seltenheit mehr, wie die politische Krise 1992—93 in Italien und der Aufstieg von neuen, großen Parteien in einigen Ländern zeigten, deren gemeinsamer Nenner schlichtweg war, daß sie nicht mit einer der alten Parteien identifiziert wurden.
      Doch es gibt noch einen Grund für diese Wiedererweckung der Massen: die Urbanisierung der Welt und vor allem der Dritten Welt. Im klassischen Revolutionszeitalter von 1789 bis 1917 waren alte Re¬gime in den Städten gestürzt und die Dauerhaftigkeit der neuen durch den unartikulierten Plebiszit des Hinterlands gewährleistet worden. Neu bei den Revolutionen nach 1930 war, daß sie im Hinterland ge¬macht und, so erst einmal erfolgreich, in die Städte importiert wurden. Erst im späten 20. Jahrhundert gingen Revolutionen dann sogar in der Dritten Welt wieder von den Städten aus (es sei denn in ein paar rück¬schrittlicheren Regionen). Und das war auch gar nicht anders möglich, angesichts der Tatsache, daß die Mehrheit der Bevölkerung eines jeden großen Staates nun in Städten lebte oder erwartungsgemäß leben würde und daß der Machtsitz in der Großstadt nicht zuletzt dank mo¬demer Technologie überleben und sich gegen das Hinterland wehren konnte, jedenfalls sofern die Behörden die Loyalität ihrer Bürger noch nicht verloren hatten. Der Krieg in Afghanistan (1979-88) hat gezeigt, daß sich ein aus der Stadt heraus agierendes Regime in einem klassi¬schen Guerillahinterland, das von Rebellen nur so strotzte, die über¬dies finanziell unterstützt und mit modernen, hochtechnologischen Warfen aufgerüstet wurden, selbst dann noch aufrechterhalten konnte, wenn sich die ausländische Armee, die sein Rückhalt war, zurückzog. Die Regierung von Präsident Nadschibullah sollte den Abzug der sowjetischen Truppen zu jedermanns Überraschung mehrere Jahre überleben. Als sie schließlich stürzte, geschah dies nicht etwa, weil Ka¬bul den Armeen im Hinterland keinen Widerstand mehr leisten konnte, sondern weil sich eine Sektion seiner eigenen Berufskrieger entschieden hatte, die Seite zu wechseln. Nach dem Golfkrieg von 1991 hatte sich Saddam Hussein im Irak im Grunde nur deshalb gegen die großen Aufstände im Norden und Süden des Landes und in einem militärisch schwachen Staat halten können, weil er Bagdad nicht verloren hatte. Revolutionen im späten 20. Jahrhundert gehören in die Städte, wenn sie obsiegen sollen.
      Wird es Revolutionen in Zukunft noch geben? Werden auf die vier großen Wellen des 20. Jahrhunderts - 1917-20, 1944-62, 1974-78 und 1989 - noch weitere Runden des Zusammenbruchs und Um¬bruchs folgen? Niemand, der auf ein Jahrhundert zurückblickt, in dem höchstens eine Handvoll der derzeit existierenden Staaten gegründet wurden oder überlebt haben8, ohne durch Revolution, bewaffnete Ge¬genrevolution, Militärputsche oder bewaffneten Bürgerkrieg gegangen zu sein, würde sein Vermögen auf den weltweiten Siegeszug des fried¬lichen und konstitutionellen Wandels verwetten, der ja 1989 von so manch euphorischem Anhänger der liberalen Demokratie prophezeit wurde. Die Welt, die in das dritte Jahrtausend eintritt, ist nicht von stabilen Staaten oder stabilen Gesellschaften gekennzeichnet.
      Die Welt, oder große Teile von ihr, wird durch Gewalt verändert werden. Soviel ist sicher. Doch die Art dieser Veränderungen ist noch völlig unklar. Sozialer Zusammenbruch eher als revolutionäre Krise prägt die Welt am Ende des Kurzen 20. Jahrhunderts. Natürlich gibt es Länder, wo die Bedingungen für den Sturz eines verhaßten Regimes, das seine Legitimität verspielt hat, gegeben sind und ein Volksaufstand unter der Führung von Kräften möglich scheint, die in der Lage wären, das Regime zu ersetzen, wie im Iran der siebziger Jahre. Zur Zeit der Niederschrift dieses Buches zählte beispielsweise Algerien dazu; auch Südafrika vor der Abschaffung des Apartheidregimes war ein solches Land gewesen. (Daraus ergibt sich jedoch nicht, daß potentielle oder aktuelle revolutionäre Bedingungen zwangsläufig erfolgreiche Revolu¬tionen hervorbringen.) Doch eine derart konzentrierte Unzufrieden¬heit mit dem Status quo ist heute weniger verbreitet als die diffuse Ablehnung der Gegenwart oder das Fehlen von und Mißtrauen gegen¬über politischen Organisationen, oder auch einfach nur Auflösungs¬prozesse, an die sich die Staaten innen- wie außenpolitisch so gut wie möglich anzupassen versuchen.
      Und diese Welt ist voller Gewalttätigkeit - mehr als früher — und, was ebenso wichtig ist, voller Waffen. Es wäre nur schwer vorstellbar, daß sich die Spannungen und der Rassenhaß in den Jahren vor Hitlers Machtübernahme in Deutschland und Österreich, so heftig beide in der Tat waren, auf dieselbe spontane Weise Luft gemacht hätten wie in der Bundesrepublik, wo jugendliche neonazistische Skinheads ein von Immigranten bewohntes Haus niederbrannten und dabei sechs Mitglieder einer türkischen Familie töteten. Im Jahr 1993 hat ein sol¬cher Vorfall mitten im Herzen des beschaulichen Deutschland – und nebenbei gesagt in einer Stadt (Solingen), die auf die ältesten sozialisti¬schen Traditionen der Arbeiterklasse zurückblicken kann - zwar schockiert, aber nicht mehr überrascht.
      Hochzerstörerische Waffen und Sprengstoffe sind mittlerweile in einem Ausmaß zugänglich, daß das in entwickelten Gesellschaften übliche Waffenmonopol des Staates nicht mehr gewährleistet ist. An¬gesichts der Anarchie aus Armut und Habgier, die den ehemaligen sowjetischen Block ersetzt hat, ist es nicht einmal mehr unvorstellbar, daß Atomwaffen oder die Mittel, sie herzustellen, in andere Hände als die von Regierungen geraten könnten.
      Die Welt des dritten Jahrtausends wird daher nahezu sicher eine Welt der gewalttätigen Politik und gewalttätiger politischer Verände¬rungen sein. Ungewiß ist nur, wohin sie führen werden.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:16:13
      Beitrag Nr. 536 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.961.646 von Auryn am 27.03.06 16:49:23Du windest dich wie ein Aal um das Thema herum und denkst du könntest mit Textwüsten die damaligen historischen Fakten beiseite wischen.

      Ich hab mir den Text durchgelesen und obwohl es ein Versuch ist, die iranischen Verhältnisse zu durchleuchten, ist seine Einseitigkeit nicht zu verkennen.

      Ein besonderes Leckerbissen ist die Stelle, in der der Autor von "islamisch-marxistischen Guerillagruppen" spricht. :laugh::laugh:

      Der Islamische Bewegung war schon aus Gründen der Selbsterhaltung gegen den Marxismus und seiner Propagierung des Atheismus.


      Worauf du eingehen sollst sind die Fakten aus Posting 525 und 529, die ich die freundlicherweise hier nochmal kurz zusammenfasse:

      „Operation Ajax”:

      Von den Amerikanern bezahlte Provokateure begannen eine sich rasch ausweitende Anti-Schah-Demonstration. So sollte der Eindruck entstehen, ein kommunistischer Umsturz stehe bevor. Am 19. August wurde über Radio Teheran der Sturz Mohammad Mossadeghs verkündet.

      http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc…


      Mossadegh war genauso ein strikter Antikommunist der sich schon immer gegen den Kommunismus und seinen Ideen ausgesprochen hat und.

      Trotz der politischen Unterschiede kam es zu einer breiten Bewegung der nationalen Einheit, der aller damaligen iranischen Partein angehörten, um sich gegen die Ausbeutung der Bodenschätze durch Engländer zu wehren.

      Die Tudeh-Partei war eine große Partei, und wie schon erwähnt handelte es sich um eine nationale Bewegung.
      Der Kampf gegen die Aubeutung durch die GB ging durch alle Schichten und ansonsten befand Mossadegh daß die Kommunisten im Land nicht der Hexenverfolgung ausgesetzt werden sollten.

      Mossadegh war ein Nationalist kein verblendeter Ideologe.
      Er wollte nicht daß Andersdenkende verfolgt, ins Gefängniss geschmissen und gefoltert werden.
      Dies geshah erst mit der US-Marionette Pahlewi und da wurden nicht nur Kommunisten gefoltert, sondern jeder der sich gegen die Invasoren und Ausbeuter wandte.


      Wenn es den Amis und GB nur um die Rote Gefahr gegangen wäre, hätten sie sich, nach dem Coup D'etat, nicht nachwievor die hälfte der Öleinnahmen einverleibt.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:17:46
      Beitrag Nr. 537 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.940.789 von InvestigativTrader am 24.03.06 17:16:25Übrigens würde mich tatsächlich mal interessieren, wie Du in dem o.g. Posting vom 24.03. zu der Aussage gekommen bist, die "US-Agression" hätte mehr unschuldige Opfer gekostet als der Terror der Sowjetunion und des kommunistischen Totalitarismus.

      Wo denn? Wie denn? Weltweit? Willst Du hier bitte mal nachzählen?

      Eine kleine Bilanz historisch belegter Verbrechen des kommunistischen Totalitarismus seit Lenins Oktoberrevolution:

      (Da müssen sich die Amis aber gewaltig anstrengen, um den Vorsprung einzuholen!)


      - Erschießung Zehntausender von Geiseln oder von ohne Urteil Eingekerkerten / Massaker an Hunderttausenden revoltierender Arbeiter und Bauern zwischen 1918 und 1922
      - Hungersnot von 1922, die den Tod von fünf Millionen Menschen verursachte
      - Liquidierung und Deportation der Donkosaken 1920
      - Ermordung Zehntausender in den Konzentrationslagern zwischen 1918 und 1930
      - Liquidierung von annähernd 690.000 Menschen während der Großen Säuberung von 1937/38
      - Deportation von zwei Millionen Kulaken (bzw. Menschen, die als solche bezeichnet wurden) 1930 bis 1932
      - Vernichtung von sechs Millionen Ukrainern durch die absichtlich hervorgerufene und nicht gelinderte Hungersnot von 1932/33 (Ratet übrigens mal so nebenbei, warum die Ukrainer von Rußland so die Nase voll haben, daß sie gestern vermutlich die Julia Timoschenko gewählt haben, obwohl die die "kapitalistischste" von allen Kandidaten war!)
      - Deportation Hunderttausender Polen, Ukrainer, Balten, Moldauer, Bessarabier 1939 bis 1941 und nochmals 1944/45 - Deportation der Wolgadeutschen 1941
      - Ermordung von 4400 polnischen Offizieren bei Katyn 1940 sowie die Ermordung weiterer ca. 10.000 polnischer Soldaten zur selben zeit an anderen Orten
      - Verbannung der Krimtataren 1943
      - Verbannung der Tschetschenen 1944 - Verbannung der Inguschen 1944
      - Deportation/Liquidierung der städtischen Bevölkerung Kambodschas mit ca. 3 Millionen Toten zwischen 1975 und 1978 - allmähliche Dezimierung der Tibeter und Vernichtung tibetischer Kulturgüter durch die Chinesen seit 1950 usw.

      - möglicherweise bis zu 70 Millionen Tote in China unter Mao Tse-Tung (Mao Ze Dong) durch die Hungersnöte in den 50er und 60er Jahren sowie durch die Kämpfe in der "Kulturrevolution", in der in verschiedenen chinesischen Städten Artillerieduelle in den Innenstädten zwischen rivalisierender Armee-Einheiten stattfanden und ganze Stadtviertel eingeebnet wurden!

      - gewaltsame Niederschlagung von Volkaufständen in Osteuropa: DDR 1953, Ungarn 1956 (über 3.000 tote Ungarn, 15.000 Verletzte, 200.000 Flüchtlinge in den Westen), weitere Aufstände in Polen 1956, 1970 und 1981, die jedes Mal mit Gewalt niedergeschlagen werden und in Rumänien, wo u.a. in Timisoara, Bukarest und Brasov insgesamt ca. 1100 Menschen ums Leben kommen und weitere 10.000 verletzt werden. In Bukarest und Timisoara wird aus Hubschraubern mit Maschinengewehren auf die Demonstranten geschossen.

      - Nur geschätzt werden kann die Zahl der vielleicht Millionen Flüchtlinge, die bei der Flucht aus kommunistischen Staaten über das Meer ums Leben kommen, z.B. aus China nach Taiwan; aus Nord-Korea nach Süd-Korea, aus Vietnam und Kambodscha ("Boat People" ) nach Thailand oder zu den Philippinen, aus Kuba nach Florida usw., usf.
      Die Zahl der Verbrechen des Leninismus, Stalinismus und sonstiger kommunistischer Systeme ist schier unendlich. Häufig werden Anfangs-Verbrechen von den Diktaturen Mao Tse-Tungs, Kim Il-Sungs, Pol Pots und ähnlichen Kreaturen wie Mengistu Haile Mariam in Äthiopien in fast der gleichen Weise reproduziert.

      Hinter diesem groben Raster verbergen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Relativ gesehen, gebührt der erste Platz zweifellos Kambodscha, wo es Pol Pot gelang, in dreieinhalb Jahren rund ein Viertel der Bevölkerung auf grausamste Weise umzubringen, mit allgemeinem Hunger und Folter. Beim Maoismus hingegen macht die immense Masse von Toten schaudern.
      Komisch, daß ich hier bei verschiedenen Kontrahenten unter "w: o " immer nur in geschichtlichen Rückblicken von "Verbrechen der Amis" lesen muß, aber Verbrechen der Gegenseiten werden nicht erwähnt oder immer nur verharmlost, denn jedes "nicht-amerikanische" Verbrechen würde ja automatisch bedeuten, daß die "Verbrechen der USA" ein Pendant auf der Gegenseite hätten haben können, nicht wahr?
      Das würde ja auch heißen, daß die US-Verbrechen nicht einzigartig wären, nicht? Das könnte ja sogar bedeuten, daß die "US-Verbrechen" zumindest teilweise eine militärische Antwort auf vorhergehende Angriffe gewesen wären oder vielleicht falsche Theorien wie die US-"Domino-Theorie" in Vietnam, die auf der militärischen Okkupation Osteuropas durch die Sowjetunion aufbaute und annahm, daß nach Vietnam ganz Südostasien "kommunistisch" werden könnte, nicht wahr?
      Aber wer will schon solche Theorien überhaupt zur Kenntnis nehmen, wenn man doch den USA und dem CIA für alle Verbrechen dieser Welt die Schuld geben kann, nicht wahr?
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:20:37
      Beitrag Nr. 538 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.228 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:16:13Ich verstehe echt nicht, was Du eigentlich noch willst.
      Dein zitierter Faz-Text stützt doch meine Aussagen ganz hervorragend:

      Als am 20. Januar 1953 Dwight D. Eisenhower als neuer Präsident ins Weiße Haus einzog, rückte Mossadeghs politisches Ende näher. Eisenhower, getrieben von der Angst, ein souveräner, aber instabiler Iran könnte schnell dem Kommunismus anheim und unter russischen Einfluß fallen, unterstützte die Briten. Iran wurde zu einem der ersten Großschauplätze des Kalten Krieges.

      Kannst Du nicht lesen, was Du selbst zitierst?
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:28:19
      Beitrag Nr. 539 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.228 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:16:13Du liest mit den "islamisch-marxistischen Guerillagruppen" grundsätzlich auch nur das, was Dir in den Kram paßt, nicht?

      Wechselnde Koalitionen sind gerade den Schiiten doch nicht fremd.
      Im Irak arbeiten Schiiten und Kurden auch ganz hervorragend zusammen, obwohl Welten ihre Weltanschauungen trennen, solange sie einen gemeinsamen Gegner, nämlich die Sunniten haben, die beide jahrzehntelang unterdrückt haben.

      Und für Marxisten ist es doch nichts neues, sich mit anderen Gruppen zu verbünden, solange der Teilzeit-Freund dieselben Ziele hat.

      Es gab im Iran islamistische Untergrundorganisationen und marxistische Gruppen, die als gemeinsames Ziel den Sturz des Schah hatten. Es ist nachweisbar, daß die zunächst zusammen gearbeitet hatten, weil die marxistischen Gruppen nachweisbar auch Geld von kommunistischen Parteien aus "befreundeten sozialistischen Ländern erhalten hatten.

      Das bedeutet doch nicht, daß die über den Sturz des Schah hinaus weiter zusammengearbeitet hätten!

      So ein Blödsinn!
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:29:43
      Beitrag Nr. 540 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.327 von Auryn am 27.03.06 17:20:37Ich kann im Gegensatz zu dir auch zwischen den Zeilen lesen.
      Meinst du Eisenhower hätte öffentlich zugegeben daß es um was anderes ging ?

      Es ging mir darum dir zu zeigen wie das Projekt Ajax dazu benutzt wurde, eine Rote Gefahr zu inszenieren. der Faz-Text war das erste was ich im Netz fand und natürlich zitieren sie da auch Eisenhower. Ein wenig politische Bildung unterstelle ich jedem Leser.

      Ausserdem verstehe ich nicht warum sich Aussenministerin Rice für den Umsturz damals bei den Iranern entschuldigt hat, wenn es doch tatsächlich um die Verteidigung des iranischen Volkes vor dem Kommunismus gegangen wäre.

      Du lebst noch im letzten Jahrhundert, daß sogar die amerikanische Seite, die Sache damals realistischer sieht als du.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:32:07
      Beitrag Nr. 541 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.472 von Auryn am 27.03.06 17:28:19Ich glaub du willst die Leser hier für dumm verkaufen. :laugh:

      In "deinem" Text steht eindeutig "orthodox marxistisch oder islamisch-marxistisch".

      Also geht es eben nicht um die Zusammenarbeit beider Gruppen.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:37:36
      Beitrag Nr. 542 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.501 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:29:43Ausserdem verstehe ich nicht warum sich Aussenministerin Rice für den Umsturz damals bei den Iranern entschuldigt hat, wenn es doch tatsächlich um die Verteidigung des iranischen Volkes vor dem Kommunismus gegangen wäre.

      Tja, es soll ja auch bei den von Dir so geliebten Revolutionen in Lateinamerika schon vieles anders gelaufen sein, als der Erfinder sich das gewünscht hat. Vielleicht sollte sich ja auch Castro mal bei den Leuten entschuldigen, die was gegen seine 50jährige Einparteienherrschaft haben, hm?

      "Du lebst noch im letzten Jahrhundert, daß sogar die amerikanische Seite, die Sache damals realistischer sieht als du."
      :laugh:

      Und Du lebst so ungefähr in der Zeit, als die Diktatur des Proletariats der Menschheit noch glaubwürdig das Paradies auf Erden versprechen konnte, nicht?
      War das nicht noch knapp vorher? So um die Zeit von Marx, als er "Das Kapital" verfaßte?
      Hey, knorke! Dann bist Du ja sogar aus dem vorletzten Jahrhundert!
      Wie hast Du denn diese Zeitreise fertiggebracht?

      :p
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:41:46
      Beitrag Nr. 543 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.549 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:32:07Ach, jetzt steht da nach Deiner Aussage plötzlich "islamisch-marxistisch" - nicht mehr wie in Deinem vorhergehenden Posting "islamistisch-marxistisch"?!
      Hey, das ist ja noch besser, denn die Baath-Partei von Syriens Assad (also dem Pappi von Baschir Al-Assad) berief sich in ihrem Gründungspapier sowohl auf den internationalen Sozialismus als auch auf die islamische Grundlage des arabischen Staates Syrien.

      Na, was ist denn das dann? Nicht vielleicht ein bißchen "islamisch-marxistisch"? Hm?

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:46:28
      Beitrag Nr. 544 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.705 von Auryn am 27.03.06 17:41:46Ups, wo habe ich denn jetzt eigentlich wirklich plötzlich das "islamistisch" her?

      Da werde ich Dich wohl tatsächlich einmal überinterpretiert haben.

      Hast Du mir eigentlich schon mal auf die Zahl der Opfer in den totalitären kommunistischen Systemen geantwortet oder weichst Du da wie üblich aus?
      Oder komme ich jetzt gleich in Dein privates Zwangsarbeitslager für abweichende Meinungen angesichts der glorreichen Weltrevolution?
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:48:52
      Beitrag Nr. 545 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.705 von Auryn am 27.03.06 17:41:46Dreister gehts wohl kaum.

      "islamistisch-marxistisch" steht nirgends, das musst du dir wohl herbeifantasiert haben.

      Was auch mal wieder zeigt daß es dir nur ums Rechtbehalten geht.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:49:59
      Beitrag Nr. 546 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.797 von Auryn am 27.03.06 17:46:28Darauf antworte ich dir wenn du auf mein Posting 524 antwortest. :p
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:50:12
      Beitrag Nr. 547 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.842 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:48:52Érst mal lesen, was ich zuletzt geschrieben habe, bevor Du wieder das "HB-Männchen" gibst!

      :p
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 17:50:24
      Beitrag Nr. 548 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.864 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:49:59nicht 524 sondern 534
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 18:03:59
      Beitrag Nr. 549 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.962.875 von InvestigativTrader am 27.03.06 17:50:24Oh, auch der erhabene InvestigativTrader kann mal einen Fehler machen! Tja, wer hätte das jemals für möglich gehalten?
      :eek:

      Deine Unterwerfungsforderung nach Beispiel des traditionellen chinesischen Kotau ist mir einfach zu komplex.

      Schreibe mir doch bitte einfach detailliert, welche Antwort Du von mir verlangst und ich werde Dir dann schreiben, warum Du sie nicht bekommst.

      Vielleicht so?:

      Ich Auryn, weigerte mich, dem unfehlbaren und göttlichen Vorbild des proletarischen Klassenkämpfers namens "InvestigativTrader" zu Willen zu sein und die Weltgeschichte aus der Sicht des unterdrückten ausgebeuteten und mißhandelten Opfers der US-Imperialisten und der Befreiungstheologie zu betrachten.
      Da dies ein Ausdruck meines tief verwurzelten Ketzertums angesichts meiner familiären Herkunft aus einer totalitären Diktatur war, die außer mir leider niemand in diesem von der US-Bestie ausgebeuteten Deutschland kennt, bitte ich hiermit den InvestigativTrader kniefällig um Vergebung und meine baldige Vaporisation.
      Natürlich sind die USA der große Satan der Weltgeschichte und die Existenz der Sowjetunion oder Chinas hat niemals und zu keiner Zeit die US-Außenpolitik mitbestimmt oder auch nur im geringsten tangiert.
      Die USA sind ganz alleine und über alle Maßen für alles Unglück, Unheil, Naturkatastrophen und die Kreuzigung Christi verantwortlich und es ist wirklich an der Zeit, daß sich die Klingonen und die Vogonen endlich verbünden und diesen Schandfleck USA aus der Geschichte der menschlichen Rasse ausradieren!
      Pfui und Schande über jeden, der etwas anderes denkt!

      Ist das O.K. so, InvestigativTrader?

      (Oh, Verzeihung! O.K. war ein sprachlicher US-Amerikanismus, für den ich bestimmt in die proletarische Hölle kommen werde.)

      War's in Ordnung so?
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 18:10:17
      Beitrag Nr. 550 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.963.077 von Auryn am 27.03.06 18:03:59Ups, ich sehe gerade, daß ich eine Verabredung mit meiner polnischen Freundin habe und leider erst nach (- ähm - ) naja, nach unserer detaillierten Besprechung wieder Zeit haben werde.
      Bis dann,
      Auryn

      (Verzeihung, daß auch noch meine Freundin aus dem "Neuen Europa" stammen könnte! Es ist aber auch wirklich zum Schluchzen, wie sehr ich auf Osteuropa abfahre...)

      :cry:
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 18:10:27
      Beitrag Nr. 551 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.963.077 von Auryn am 27.03.06 18:03:59Das ist typisch für eingefleischte Kommunistenhasser. Wenn man die USA und ihre Methoden kritisiert ist man selbst auf einmal ein Marxist.

      Du bist bis jetzt nicht auf die Fakten des Postings eingegangen, daher habe ich dich nochmals aufgefordert dies zu tun.

      Aber ich sehe ein daß das nichts bringt, dabei hätte ich mich gerne eines anderen belehren lassen.
      Avatar
      schrieb am 27.03.06 18:23:46
      Beitrag Nr. 552 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.963.192 von InvestigativTrader am 27.03.06 18:10:27Mein allerletztes Posting für heute bei W: O :

      Ach, mein lieber kleiner revolutionärer "InvestigativTrader", jetzt sei doch nicht immer gleich so traurig und eingeschnappt!

      Auch Du wirst irgendwann älter werden und lieber die Vorzüge einer ruhigeren Weltanschauung genießen als immer auf den Barrikaden gegen die blutrünstigen, imperialistischen US-Hyänen zu kämpfen.

      Du gehst ja doch auch grundsätzlich nie auf Gegendarstellungen wie die weiter unten wiederholte ein und möchtest doch immer und überall Deine Vorurteile bestätigt bekommen, oder?

      Warum sollte ich dann auf Deine eingehen?

      Ich kann mich sowieso vermutlich besser mit der Klagemauer in Jerusalem unterhalten als mit Dir.

      Du hast nämlich genau dasselbe Problem, das all jene Leute haben, die sich aufgrund ihrer Vorurteile immer nur den Bereich aus der Geschichte herauspicken, der ihnen passend erscheint.

      Was genau willst Du denn eigentlich von mir hören?

      Dass der von der CIA 1953 organisierte Putsch im Iran eine kriminelle ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates war?
      Ja sicher war er das! Was denn sonst?

      Genauso gut kannst Du auch mich fragen, ob die Bombardierung von Dresden ein Kriegsverbrechen von britischer Luftwaffe und US-Militärs war.
      Ja aber mit an Sicherheit grenzender Höchstwahrscheinlichkeit!

      Diejenigen, die sich heute noch darüber am meisten aufregen, vergessen nur, dass es diese Bombardierung nie gegeben hätte, wenn da nicht ein paar Jährchen vorher noch so ein paar Städte wie Coventry, Guernica, Warschau oder Moskau ziemlich überraschend von jemand anderem bombardiert worden wären.
      Man kann Dresden nicht ohne diesen Zusammenhang sehen, weil Dresden eine Folgewirkung einer vorhergehenden Ursache war.

      Dein spezielles Problem ist jetzt aber nicht Dresden, sondern Deine Leugnung einer Bedrohung der westlichen Demokratien durch kommunistischen Totalitarismus, ohne den nach Meinung sämtlicher westlicher Historiker die internationale US-Politik nach dem Zweiten Weltkrieg völlig anders ausgesehen hätte. Es ging aus der Sicht des US State Departments zwischen 1945 und 1991 immer in erster Linie um die Sicherung politischer Einflusssphären und erst in zweiter Linie um wirtschaftliche Sphären.
      Ich würde an Deiner Stelle da wirklich mal Bücher von George F. Kennan (US-Chefdiplomat von den späten 30ern bis in die 70er Jahre hinein), Hannah Arendt und Zbigniew Brzezinski dazu lesen. Komischerweise wurde die theoretische Grundlage der US-Politik ab den 50er Jahren nämlich von gebildeten Leuten bestimmt, die aus einer totalitären Diktatur geflohen waren (Hannah Arendt und Henry Kissinger aus Nazi-Deutschland und "Zbig" war sogar vor zweien geflohen, 1x vor Nazi-Deutschland und 1x aus Polen vor der Roten Armee. So etwas scheint "noch komischererweise" bei den Leuten ein Trauma zu hinterlassen, dessen Wiederholung sie um jeden Preis verhindern wollen!)

      Noch bis zu Pearl Harbour war die US-Bevölkerung isolationistisch gestimmt und vermutlich wären die USA davor auch nicht offen in den Zweiten Weltkrieg eingetreten.
      Und bis zum Koreakrieg 1950, der aufgrund von sowjetischen Archivöffnungen heute nachweisbar mit der ausdrücklichen Zustimmung auf eine Anfrage von Kim Il Sung an Stalin durch den kommunistischen Norden begonnen worden ist, hätten die USA sich vermutlich auch nicht mit dem CIA in den Iran eingemischt, weil das ja die Einflusssphäre der Briten war.

      Aber Du behauptest schön weiterhin, dass all dies mit der Sowjetunion und so weiter rein gar nichts mit dem Iran zu tun hatte, während alle namhaften Historiker die Geschichte des Ost-West-Konflikts im Zusammenhang mit beinahe sämtlichen Kriegen nach dem Zweiten Weltkrieg sehen.
      Wieso bist Du auf dem "linken Auge" eigentlich völlig blind?
      Avatar
      schrieb am 28.03.06 21:37:36
      Beitrag Nr. 553 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.963.395 von Auryn am 27.03.06 18:23:46Es hat wirklich wenig Sinn mit dir.
      Die Perser haben nach dem Coup D'etat genauso ein schlimmes System bekommen wie die Osteuropäer unter den Sowjets.

      Da macht es keinen Unterschied ob die Menschenrechte von den Amis oder den Sowjets gebrochen werden.

      Es gab Bespitzelung, Verfolgung Andersdenkende, Folter und Todesschwadronnen.
      Deshalb kam es ja zum Aufstand der Perser 1979.

      Du möchtest diese aber immer wieder gern mit der Unterdrückung Ost-Europas rechtfertigen.

      Dann besitzt du die Unverfrorenheit die Bombardierung Dresdens mit dem Umsturz von 1953 zu vergleichen.

      Nene, so nicht Freudchen. Nazideutschland hatte vorher einen Angriffkrieg gegen die halbe Welt geführt, Mossadeghs Fehler war bloß daß er die Nationalen Ressourcen seinem Volk zurückgeben wollte.

      Du ignorierst natürlich auch daß nach dem Umsturz, sich die Amis und Engländer parasitär die hälfte der Öl-Einnahmen einheimsten.

      Ausserdem solltest du dich mit der amerikanischen Geschichte und ihre Kriege vor dem Entstehen des Kommunismus beschäftigen, dann würdest du um einiges schlauer werden.
      Avatar
      schrieb am 29.03.06 10:28:48
      Beitrag Nr. 554 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.982.433 von InvestigativTrader am 28.03.06 21:37:36Wie war das doch gleich wieder bei Dir mit der Rechthaberei?
      Hast Du mir nicht neulich vorgeworfen, es ginge mir nur ums Rechthaben?

      Aber Du bist natürlich kein rechthaberischer Mensch, oder?

      Nahahahain, nicht doch! Du versuchst mich seit ca. einer Woche davon zu überzeugen, daß die USA der größte Verbrecherstaat in der Menschheitsgeschichte sind und Du verdrehst Dir meine Aussagen wie es Dir gerade in den Sinn kommt.


      Ich habe nicht Dresden mit dem Iran verglichen, sondern Deine fanatische Auffassung von den Ereignissen im Iran 1953, wonach die USA im Iran durch den CIA den Putsch nur durchführen ließen, weil sie ausschließlich wirtschaftsimperialistische Interessen hatten und von Grund auf ein unmenschliches, böses System repräsentieren - ganz im Gegensatz zu allen anderen Staaten dieser Welt, nicht wahr?.

      Du bist natürlich auch nicht damit zufrieden, daß auch ich den Putsch im Iran für ein kriminelles Vorgehen der USA halte, das so besser niemals stattgefunden hätte. Man könnte an Deiner Stelle sich ja vielleicht damit zufrieden geben, daß wir beide so etwas verurteilen und nur über die historischen Ursachen anderer Meinung sind..

      Aber nahahahain, nicht doch!
      Du benimmst Dich in meinen Augen langsam wie die Richter in den stalinistischen Schauprozessen, die von den Angeklagten nicht nur ihr eigenes Schuldeingeständnis gefordert haben, weil es für frei erfundene Anklagen natürlich keine Beweise geben durfte. Nein, die Angeklagten mußten auch noch um ihre eigene Hinrichtung bitten, weil so schlechte und verdorbene Individuen nicht weiterhin die Gedanken des Volkes vergiften sollten.

      Du versuchst hier unbedingt und um jeden Preis, mir Deine Ansicht aufzuzwingen und wie der geborene ideologische Fanatiker persönlichen Streit zu suchen, nur um Deinen persönlichen und fanatischen Haß auf die USA loszuwerden, was man in Deiner Aussage weiter unten finden kann, daß, wenn man die Verbrechen der USA mit denen der Sowjetunion vergleicht, man bei den USA auf mehr unschuldige Opfer käme!

      Und Du wirfst mir nach einer Woche Deiner inzwischen sattsam bekannten Meinung weiterhin vor, ich wäre rechthaberisch!?
      Bist Du vor Deinem eigenen Fanatismus eigentlich noch zu retten?


      Ich möchte Dich aus gegebenem Anlaß noch darauf hinweisen, dass nach bestimmten Behauptungen oder einer bestimmten Wortwahl mit mir keine weitere sachliche Diskussion mehr möglich sein könnte, weil ich dann vasomotorische Störungen bekommen und sagenhaft wütend werden kann.
      Erstes Beispiel, das sich ausdrücklich NICHT auf Dich bezieht: Wenn jemand wie die Neo-Nazis von der NPD die Bombardierung von Dresden im Frühjahr 1945 als "Holocaust" bezeichnet, versucht er damit einen feststehend verwendeten Begriff für einen kaltblütig geplanten Massenmord für eine Kriegshandlung zu übernehmen und beides gleichzustellen:
      1. Die Bombardierung einer Stadt in Kriegszeiten.
      2. Die geplante Ermordung von unbewaffneten Zivilisten, die zum größten Teil von ihren Mördern sogar noch aus ihren Heimatländern in Züge verfrachtet und in das Machtgebiet ihrer Mörder transportiert wurden, nur zu dem einen Zweck, sie in diesem Machtgebiet in einem fabrikmäßig ablaufenden Verfahren zu ermorden.
      Beides ist nicht nur nicht vergleichbar, es ist auch noch eine Verharmlosung der Opfer von Punkt 2 und des Größenmaßstabs des echten, heute so bezeichneten "Holocausts".
      Womit wir bei der auch unter den Diskussionen hier oft gehörten Behauptung wären, kein Land hätte (und jetzt wären wir bei Dir, lieber InvestigativTrader!)
      a) im Zwanzigsten Jahrhundert oder wahlweise:
      b) nach dem Zweiten Weltkrieg solche Verbrechen begangen wie die USA.
      Diesen nachweislich falschen Behauptungs-Scheiß werde ich mir nicht mehr bieten lassen, ohne denjenigen, der das behauptet, in polemischster Weise anzugreifen, denn mir ist
      a) sonst kein Fall bekannt, in dem jemand außer den Nazis jemals eine Minderheit aus von eigenen Truppen militärisch besetzten Staaten heraus deportiert hätte, nur zu dem Zweck, sie in einem Gebiet mit Nazi-Herrschaft zu ermorden!
      b) auch zur Behauptung b) nicht bekannt, dass die USA in absoluten Zahlen auch nur annähernd in ihren Kriegen so viele Menschen getötet hätten wie die Staaten mit kommunistisch-totalitären Regierungen seit dem Zweiten Weltkrieg zu verantworten haben – und das in offiziellen Friedenszeiten wie dem "Kalten Krieg"!
      Sehen wir uns nur mal China unter Mao Tse-Tung (Mao Zedong) an! Nach einer neuen Biographie der Chinesin Jung Chang starben unter Mao ca. 70 Millionen Chinesen eines unnatürlichen Todes. Aber die Fans von Mao halten einen Hungertod ja vermutlich für eine "natürliche Todesursache".
      Wenn Du, mein lieber fanatischer InvestigativTrader nur mal einen Blick in diese neue Biographie werfen würdest, würdest Du deinen Fanatismus vielleicht mal etwas relativieren:

      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3896672002/qid=1143619…

      Und ich bleibe weiterhin dabei, daß diese Liste an Verbrechen noch bei weitem nicht von den USA überboten worden ist - egal, welchen fanatisierten und haßerfüllten Blödsinn Du InvestigativTrader auch weiterhin verzapfst:

      (Da müssen sich die Amis aber gewaltig anstrengen, um diesen Vorsprung ihrer ideologischen Gegner einzuholen!):

      - Erschießung Zehntausender von Geiseln oder von ohne Urteil Eingekerkerten / Massaker an Hunderttausenden revoltierender Arbeiter und Bauern zwischen 1918 und 1922
      - Hungersnot von 1922, die den Tod von fünf Millionen Menschen verursachte
      - Liquidierung und Deportation der Donkosaken 1920
      - Ermordung Zehntausender in den Konzentrationslagern zwischen 1918 und 1930
      - Liquidierung von annähernd 690.000 Menschen während der Großen Säuberung von 1937/38
      - Deportation von zwei Millionen Kulaken (bzw. Menschen, die als solche bezeichnet wurden) 1930 bis 1932
      - Vernichtung von sechs Millionen Ukrainern durch die absichtlich hervorgerufene und nicht gelinderte Hungersnot von 1932/33
      (Ratet übrigens mal so nebenbei, warum die Ukrainer von Rußland so die Nase voll haben, daß sie letztes Wochenende wieder den Juschtschenko und die Julia Timoschenko gewählt haben, obwohl die die "kapitalistischste" von allen Kandidaten war!)

      - Deportation Hunderttausender Polen, Ukrainer, Balten, Moldauer, Bessarabier 1939 bis 1941 und nochmals 1944/45 - Deportation der Wolgadeutschen 1941
      - Ermordung von 4400 polnischen Offizieren bei Katyn 1940 sowie die Ermordung weiterer ca. 10.000 polnischer Soldaten zur selben zeit an anderen Orten
      - Verbannung der Krimtataren 1943
      - Verbannung der Tschetschenen 1944 - Verbannung der Inguschen 1944
      - Deportation/Liquidierung der städtischen Bevölkerung Kambodschas mit ca. 3 Millionen Toten zwischen 1975 und 1978 - allmähliche Dezimierung der Tibeter und Vernichtung tibetischer Kulturgüter durch die Chinesen seit 1950 usw.

      - möglicherweise bis zu 70 Millionen Tote in China unter Mao Tse-Tung (Mao Ze Dong) durch die Hungersnöte in den 50er und 60er Jahren sowie durch die Kämpfe in der "Kulturrevolution", in der in verschiedenen chinesischen Städten Artillerieduelle in den Innenstädten zwischen rivalisierender Armee-Einheiten stattfanden und ganze Stadtviertel eingeebnet wurden!

      - gewaltsame Niederschlagung von Volkaufständen in Osteuropa: DDR 1953, Ungarn 1956 (über 3.000 tote Ungarn, 15.000 Verletzte, 200.000 Flüchtlinge in den Westen), weitere Aufstände in Polen 1956, 1970 und 1981, die jedes Mal mit Gewalt niedergeschlagen werden und in Rumänien, wo u.a. in Timisoara, Bukarest und Brasov insgesamt ca. 1100 Menschen ums Leben kommen und weitere 10.000 verletzt werden. In Bukarest und Timisoara wird aus Hubschraubern mit Maschinengewehren auf die Demonstranten geschossen.


      - Nur geschätzt werden kann die Zahl der vielleicht Millionen Flüchtlinge, die bei der Flucht aus kommunistischen Staaten über das Meer ums Leben kommen, z.B. aus China nach Taiwan; aus Nord-Korea nach Süd-Korea, aus Vietnam und Kambodscha ("Boat People" ) nach Thailand oder zu den Philippinen, aus Kuba nach Florida usw., usf.
      Die Zahl der Verbrechen des Leninismus, Stalinismus und sonstiger kommunistischer Systeme ist schier unendlich. Häufig werden Anfangs-Verbrechen von den Diktaturen Mao Tse-Tungs, Kim Il-Sungs, Pol Pots und ähnlichen Kreaturen wie Mengistu Haile Mariam in Äthiopien in fast der gleichen Weise reproduziert.

      Hinter diesem groben Raster verbergen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Relativ gesehen, gebührt der erste Platz zweifellos Kambodscha, wo es Pol Pot gelang, in dreieinhalb Jahren rund ein Viertel der Bevölkerung auf grausamste Weise umzubringen, mit allgemeinem Hunger und Folter. Beim Maoismus hingegen macht die immense Masse von Toten schaudern.
      Komisch, daß ich hier bei verschiedenen Kontrahenten unter "w: o " immer nur in geschichtlichen Rückblicken von "Verbrechen der Amis" lesen muß, aber Verbrechen der Gegenseiten werden nicht erwähnt oder immer nur verharmlost, denn jedes "nicht-amerikanische" Verbrechen würde ja automatisch bedeuten, daß die "Verbrechen der USA" ein Pendant auf der Gegenseite hätten haben können, nicht wahr?
      Das würde ja auch heißen, daß die US-Verbrechen nicht einzigartig wären, nicht? Das könnte ja sogar bedeuten, daß die "US-Verbrechen" zumindest teilweise eine militärische Antwort auf vorhergehende Angriffe gewesen wären oder vielleicht falsche Theorien wie die US-"Domino-Theorie" in Vietnam, die auf der militärischen Okkupation Osteuropas durch die Sowjetunion aufbaute und annahm, daß nach Vietnam ganz Südostasien "kommunistisch" werden könnte, nicht wahr?
      Aber wer will schon solche Theorien überhaupt zur Kenntnis nehmen, wenn man doch den USA und dem CIA für alle Verbrechen dieser Welt die Schuld geben kann, nicht wahr?
      Avatar
      schrieb am 29.03.06 14:47:12
      Beitrag Nr. 555 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.987.361 von Auryn am 29.03.06 10:28:48Ich kritisiere zurecht die USA die im Vergleich zu China und der Sowejtunion, kein totalitäres Regimes sind.

      Und dann stellst du Zahlen aus China hier rein und ignorierst die Tatsache daß es sich um ein Milliardenvolk handelt.

      Die ganze Diskussion hat mit der Erörterung des damaligen Putsches in 1953 begonnen und mangels Argumente zählst du mir die Verbrechen aller Halunken die auf der Welt geweilt haben.


      Es ist sicherlich eine beliebte Methode um den Blick von den eigenen Verbrechen we zu lenken und sie zu legitimieren, aber redlich ist es nicht.

      Du musst einsehen daß die USA schon vor der Kommunismus brutale Kriege betrieben, Völkermord und Vertreibungen begangen haben.

      Ich sehe nicht nur die politische Seite, sondern auch die soziologische. Gewalt hat schon immer zu der amerkanischen Identität gehört und es erklärt auch ihre heutige Vorgehensweise bei internationalen Konflikten.
      Indem man diese Politik kritisiert und anprangert, stärkt man die liberalen Kräfte in Amerika die sich dessen bewusst sind und die USA in ihrem Sinne verändern wllen.




      Fazit:
      Ich hab jetzt mehrfach versucht auf deine Pöbeleien, zivilisiert zu antworten, leider ohne Erfolg.

      Im Mikrokosmos dieses Forums kristalisiert sich deutlich wofür wir beide stehen.

      Wenn du sagst:

      Ich möchte Dich aus gegebenem Anlaß noch darauf hinweisen, dass nach bestimmten Behauptungen oder einer bestimmten Wortwahl mit mir keine weitere sachliche Diskussion mehr möglich sein könnte, weil ich dann vasomotorische Störungen bekommen und sagenhaft wütend werden kann.

      Dann kann ich dir nur sagen daß es auch hier Regeln gibt an denen du dich haten solltest, sonst kriegst du vom MOD eins auf die Mütze oder er ziehst dich an den Ohren lang und entzieht dir die Schreibrechte.
      Avatar
      schrieb am 31.03.06 09:30:10
      Beitrag Nr. 556 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.940.789 von InvestigativTrader am 24.03.06 17:16:25Leider ignorierst Du mit unglaublichem Beharrungsvermögen weiterhin mindestens zwei Tatsachen:

      1. Deine folgende Behauptung aus Posting # 528 ist eine Verharmlosung der Verbrechen der ideologischen Gegner der USA. Diese Verbrechen mußt Du beharrlich verharmlosen und totschweigen, um die Vergehen der USA aufwerten zu können:

      Ausserdem sollten wir nicht anfangen, den Terror der USA und Sowjetunion aufzurechnen, denn wenn man die Folgen der US-agression weltweit anschaut, dann kommt man zum klaren Ergebniss daß sie mehr unschuldige Opfer zur Folge hatte.
      Was ist das, wenn es keine Verharmlosung ist?
      Verschiedenste Historiker aus Ost und West schätzen die Zahl der Toten im Machtbereich des Kommunismus heute auf über 120 Millionen Menschen. Und das ohne Weltkriege!
      Wann und wo haben die USA mehr unschuldige Opfer zu verantworten gehabt?
      Sage es mir doch bitteschön!
      Ich wiederhole es, damit Du das endlich begreifst:
      Du verharmlost diese Verbrechen mit Deiner Aussage, daß die US-Politik mehr unschuldige Opfer produziert hätte!
      Wann denn? Wo denn? Vor dem Kommunismus etwas?
      Im Zeitalter des Imperialismus? Was wäre denn dann mit den Briten und den Franzosen?
      Deine kursiv gestellte Aussage ist in meinen Augen und in meiner Eigenschaft als "Ceausescu-Geschädigter" auch nicht viel unpolemischer als die Behauptung von deutschen Neo-Nazis, es wären ja viiiiel weniger als 6 Millionen Juden von den Nazis ermordet worden.

      Oh ja, Du wirst fragen: Und was ist mit den US-Indianerkriegen? Schon mal bei Tolstoj nachgelesen, wie die Russen schon im 19. Jahrhundert gegen die Kaukasusvölker vorgegangen sind? Schon da gab es die ersten Versuche, die Tschetschenen auszurotten!

      2. Du weigerst Dich weiterhin mit großem Fanatismus zu sehen, daß Du das Verhalten der USA nach dem Zweiten Weltkrieg nur unter dem Einfluß der Verbrechen der ideologischen Gegner betrachten kannst, denn die theoretische Grundlage der Außenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Flüchtlingen wie Hannah Arendt, Zbigniew Brzezinski und Henry Kissinger mit dem Theorem der Bedrohung durch den Totalitarismus als größte Bedrohung für die Demokratie geschaffen. Die Merkmale des Totalitarismus treffen sowohl auf den Nationalsozialismus als auch auf den Kommunismus zu.

      Beides wurde von den USA aufs Heftigste bekämpft.

      Alles das ignorierst Du völlig!

      Es kommt Dir nur weiterhin offensichtlich nur darauf an, die Politik der USA als monokausalen Grund für alles zu sehen, was nach dem Zweiten Weltkrieg schiefgegangen ist.
      Dies ist eine weitere Verharmlosung.

      Du siehst einfach keine Zusammenhänge mit dem Ost-West-Konflikt in der internationalen Weltpoltik und leugnest weiterhin jeden Zusammenhang, indem Du behauptest, die Ereignisse in der Sowjetunion und anderen totalitären Staaten hätten nichts mit der US-Außenpolitik zu tun, die so schon viel früher begonnen hätte.
      Wenn Du damit das Zeitalter der Imperialismus meinst, was ist dann mit allen anderen europäischen Großmächten des 19. Jahrhunderts?

      Haben die Briten, Franzosen, Spanier und Deutsche etwa keine Verbrechen in ihren Kolonien begangen? Soll ich sie Dir aufzählen?
      Wo ist denn da die besonders aggressive Politik der USA?

      Nein, für Dich sind nach wie vor die USA der Schuldige an allen Verbrechen der Weltgeschichte und mit dieser Argumentation wirst Du bei mir nicht durchkommen!

      Du bist nach wie vor auf Deinem linken Auge völlig blind.

      Und Dein völliges Schweigen zu irgendwelchen internationalen Zusammenhängen der US-Außenpolitk mit ideologischen Gegnern der USA ist eine weiterer Beweis für Deinen antiamerikanischen Fanatismus, den Du ja sonst aufgeben müßtest.
      Du schweigst zu allem, was Deinen Standpunkt relativieren könnte.
      Das ist eine typische Verhaltensweise von drei verschiedenen politischen Denk-Kategorien, nämlich:
      a) Neo-Stalinisten vom Typ der Sahra Wagenknecht,
      b) Neo-Nazis vom Typ Horst Maher, der genauso in der NPD vorgeht,
      c) anti-amerikanischen Fanatikern, die keine Ahnung vom "Kalten Krieg", dem Ost-West-Konflikt und den Verbrechen der Gegenseiten der USA haben wollen, weil sie ja damit ihren eigenen Standpunkt aufweichen würden.


      Wenn Du zu einer vierten Kategorie gehörst, die ich noch nicht kenne, bin ich doch sehr interessiert zu erfahren, welche das sein könnte.

      P.S. Polemik ist etwas, das ein gewisser Herr Broder in seinen Kolumnen oft und gerne praktiziert und nicht gleichbedeutend mit "Pöbeleien". Du solltest neben einem guten Geschichtsbuch doch vielleicht auch mal wieder in einem Fremdwörterbuch nachschlagen.
      Avatar
      schrieb am 31.03.06 09:51:19
      Beitrag Nr. 557 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 20.991.387 von InvestigativTrader am 29.03.06 14:47:12Und was soll das denn für eine Anklage an die USA sein, bitteschön?:

      Ich kritisiere zurecht die USA die im Vergleich zu China und der Sowejtunion, kein totalitäres Regimes sind.


      In den 50er Jahren führten die USA zusammen mit anderen UN-Staaten sogar noch einen heißen Krieg gegen die kommunistische Aggression aus Nordkorea, die von Kim Il Sung mit Stalin abgesprochen und begonnen worden war.

      Wenn wir schon über den Iran 1953 sprechen, dann darfst Du auch nicht vergessen, daß seit 1950 bis zu diesem Jahr 1953 noch ein echter Krieg zwischen den USA und dem Totalitarismus lief!

      Die USA hätten nach Deiner tollen Anklage da oben keinen (Verteidigungs-)Krieg führen dürfen, weil sie ja nicht totalitär waren, ihre Gegner aber schon, oder wie?

      Aber den Iran müssen wir Deiner Meinung nach davon weiterhin völlig getrennt sehen, obwohl die Regierung Mossadegh Verstaatlichungen beschlossen hatte, die zur Zeit des Koreakrieges in den Augen der US-Strategen im Kampf gegen den Totalitarismus genauso aussehen mußten wie im Rumänien des Jahres 1946?

      Du hast interessante moralische Ansprüche an die USA des Jahres 1953, die unter dem Eindruck des Koreakrieges und des nur kurz vorher "von uns gegangenem" freundlichen Herrn Stalin nicht einzuhalten waren.
      Avatar
      schrieb am 31.03.06 10:05:21
      Beitrag Nr. 558 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.022.509 von Auryn am 31.03.06 09:30:10Ach ja, lieber InvestigativTrader, und wenn Du mir wider Erwarten auf mein o.g. Posting # 554 antworten solltest, dann möchte ich von Dir noch ein bißchen was zu Deiner Doppelmoral hören, wenn es um das Verschweigen historischer Zusammenhänge geht, denn in diesem Thread weigerst Du dich, einen Zusammenhang zwischen der Ereignissen im Iran und der Weltpolitik im Kampf gegen den Totalitarismus zu sehen, während Du im Thread: Russischer Imperialismus wird konkret genau darauf so großen Wert legst, weil Dir da die Zusammenhänge in den ideologisch verblendeten Kram passen, während sie Dir in diesem Thread offensichtlich peinlich sind:

      Dein Zitat aus dem anderen Thread (dort Posting # 59 oder 56):

      Die Okkupationsgelüste des einen sind manchmal nur die Reaktion auf die Dominanzbestrebungen der anderen Seite.

      Deshalb können wir nicht über Rußland alleine reden, ohne die USA, China und Europa mit einzubeziehen. you know what i mean ?

      Ich hoffe bis hierher konntest du mir folgen.

      Die brutale Unterdrückung der Tschechenen wurde dem Westen als Kampf gegen den islamischen Terror verkauft.

      Da der Westen den Begriff Terror und Terrorist, durchaus eigenützig, nicht klar definiert hatte, konnten sie auch kaum glaubwürdig, den Massaker an Tschechenen verurteilen.

      Wie du siehst hängt vieles zusammen, daher kann man auch die Politik Rußlands nur im internationalen Kontext beurteilen.


      Interessant: Dort soll man Deiner Meinung nach alles im internationalen Kontext sehen, hier in meinem Thread darf man es nicht.
      Dort in dem Thread sind nämlich nach Meinung der Teilnehmer die Russen die Aggressoren, die Du unbedingt gegen die bösen, bösen Amerikaner verteidigen willst, hier mußt Du die bösen, bösen Amerkaner für alle Verbrechen verantwortlich machen und kannst daher nicht den ersten Satz hier gelten lassen, wonach die Okkupationsgelüste der USA hier eine Antwort auf die Dominanzbestrebungen der Sowjetunion (Russen) sein könnten!

      Boah, könnte es sein, daß Du die Doppelmoral in Person bist?
      Avatar
      schrieb am 04.04.06 19:17:23
      Beitrag Nr. 559 ()
      Ich kenne durchaus den Unterschied zwischen Pöbeln und Polemik und ich lass mich durch niemanden einen Fanatiker nennen, denn das ist schon mehr als Polemik.

      In dem du dreisterweise in deinen unerträglich unverfrorenen Art weiter machst, zeigst du bloß den anderen Leser wie fanatisch du selbst bist. Die Gabe zur Selbstreflexion fehlt dir glänzlich, sonst würdest du zumindest darauf achten vor den anderen Lesern, dich nicht derart unmöglich aufzuführen.

      Daß aufrechnen der Opfer und des Terrors ist tatsächlich eine sehr komlizierte Angelegenheit, dennoch will ich für die anderen Leser das ganze hier, ein wenig aufhellen.

      Wie du als großer Möchtergern-Historiker gewiss weisst, gab es bei der Geburt von Nationen immer Opfer. Ob es die französische Revolution war oder die Geburt des modernen Chinas.
      Auch der amerikanische Bürgerkrieg und die anschliessenden Annektionskriege haben viele Opfer gefordert.
      Das rechtfertigt keineswegs daß es Opfer gab, aber wie du so schön sagst ist selten etwas monokausal zu erklären.

      Im besonderen Fall von China solltest du ausserdem bedenken daß das Land über beinhae 300 Jahren von den europäischen Mächten, mit Hilfe des Opiums ausgebeutet und vergewaltigt wurde. Anschliessend kam der kolonialisumsversuch der Japaner.
      Leider wurde dieser Art der Gewalt und Terrors vorher dorthin exportiert worden und das prägte naturgemäß die Vorgenhensweise der Mächtigen.

      Ähnlich sehe ich es auch im Falle der Sowjetunion.
      Du glaubst doch wohl nicht im Ernst daß es keine Infiltration und Umsturzversuche seitens des Westen gegeben hätte.
      Das war auch einer der Gründe warum und daß die Kommunisten derart Rabiat, gegen Andersdenkende vorgegangen sind.

      Wenn du also diese Tatsachen einsiehst und zusätzlich bedenkst daß der Westen mit den USA an ihre Spitze, in eine Situation der Stärke den Konflikt gegen den Osten diktiert haben, dann weisst du auch wer Standards gesetzt hat.

      Mir liegt es fern die USA alleine auf den Anklagebank zu setzen.
      Die USA haben das Erbe des Kolonialismus übernommen und entsprechend geprägt und weiter geführt. Du ignorierst ausserdem geflissentlich daß der Kommunismus erst die Antwort auf die Verelendung weiter Teile der europäischen Arbeiterschaft und die Unterdrückung der Gewerkschaften darstellte.

      Daß du ein "Ceausescu-Geschädigter" bist tut mir ernsthaft leid aber das trübt deinen Blick gegenüber den anderen Geschädigten, z.b. die Opfer des Cia-Putsches im Iran.

      Wie ich dir bereits anhand von Fakten belegt habe, gab es zu keiner Zeit die Gefahr eine kommunistischen Unterwanderung im Iran.
      Im Gegenteil, diese Gefahr wurde bewusst von der CIA konstruiert um ihr Vorgehen zu rechtfertigen.

      Zum Glück sind die Akten zum "Projekt Ajax" vor kurzem von der amerikanischen Regierung freigegeben worden, so daß auch du dich darüber informieren kannst daß der Umsturz im Iran 1953, nichts aber auch gar nichts mit der "Roten Gefahr" zu tun hatte.
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      schrieb am 06.04.06 08:59:56
      Beitrag Nr. 560 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.073.897 von InvestigativTrader am 04.04.06 19:17:23Du solltest bitte mal bei Gelegenheit folgendes berücksichtigen:

      Es ist im Hinblick auf den Totalitarismus völlig gleichgültig, ob bei der "Operation Ajax" / "Projekt Ajax" eine tatsächliche aktuelle Gefahr einer kommunistischen Unterwanderung im Iran bestand oder nicht.

      Allein die Tatsache, daß die US-Präsidenten der 50er Jahre eine militärische und umstürzlerische kommunistische Expansion für gegeben hielten - was die Ereignisse unter Stalin in ganz Osteuropa nur allzu deutlich bewiesen haben - beweist, daß dieser CIA-Putsch im Iran doch überhaupt nur stattfinden konnte, weil dem CIA ein Präsident namens Eisenhower dafür "grünes Licht" gegeben hat.

      Und Du selbst zitierst weiter unten die FAZ folgendermaßen:

      Eisenhower, getrieben von der Angst, ein souveräner, aber instabiler Iran könnte schnell dem Kommunismus anheim und unter russischen Einfluß fallen, unterstützte die Briten. Iran wurde zu einem der ersten Großschauplätze des Kalten Krieges.

      Die CIA begann schon bald mit Vorbereitungen für den Sturz Mossadeghs. Schlüsselfigur der "Operation Ajax", die der amerikanische Journalist Stephen Kinzer in dem Buch "All the Shah's Men" lebendig beschreibt, wurde Kermit Roosevelt, ein Enkel des einstigen Präsidenten. Das Unternehmen entpuppte sich zwar als schwierig, gelang aber doch im August 1953. Von den Amerikanern bezahlte Provokateure begannen eine sich rasch ausweitende Anti-Schah-Demonstration. So sollte der Eindruck entstehen, ein kommunistischer Umsturz stehe bevor.

      Es ist daher weiterhin Dein uneinsichtiger Fanatismus, der Dich dazu treibt, zu behaupten, der CIA-Putsch im Iran hätte nichts mit der damaligen Weltpolitik und der Gefahr des Totalitarismus zu tun, denn Eisenhower hätte diesen Putsch ja wohl kaum erlaubt, wenn er nicht unter dem Eindruck der Stalinistischen Expansionsgelüste in Osteuropa gestanden hätte.

      Weiterhin erzählst Du völligen Schwachsinn, wenn Du die Meinung vertreten solltest, die Ereignisse in China unter Mao wären eine Folge des Kolonialismus der letzten 300 Jahre und der japanischen Aggression vor dem Zweiten Weltkrieg.
      Bis wohin willst Du denn jetzt auf einmal mit der Aggression zurückgehen?
      Unter dem ersten chinesischen Kaiser Shi Huang-ti wurden mehrere -zig Millionen Menschen anderer unterworfener chinesischer Reiche getötet - alles im Sinne einer Vereinheitlichung der chinesischen Kultur. Witzigerweise berief sich Mao bei seinen Massenmorden an Intellektuellen gerade auf diesen ersten chinesischen Kaiser, weil nur mit der Gewalt eines Staatsgründers wie Shi Hunag-ti dieses Reich und die Menschen unter Kontrolle zu halten wären. Sollen wir aus Maos Worten schließen, daß millionenfacher Mord eine chinesische Tradition ist?

      Oder waren daran auch die Briten, Japaner und US-Amerikaner schuld?

      Nein, für Dich zählt nur der US-Imperialismus, unter dem Du die ganze Geschichte einordnest und das ist für mich weiterhin typisch anti-amerikanischer Fanatismus, tut mir leid für Dich.
      Avatar
      schrieb am 06.04.06 10:17:55
      Beitrag Nr. 561 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.073.897 von InvestigativTrader am 04.04.06 19:17:23Ach ja, und noch etwas:
      Das Vorgehen von "Kapitalisten" gegen Sozialrevolutionäre und Gewerkschaften bietet absolut keine Möglichkeit, die Verbrechen des Leninismus oder des Stalinismus verständlicher zu machen, denn die "gläubigen" Anhänger von beiden sahen in ihnen ihre Ersatzgötter und der Kommunismus war ihre Ersatzreligion, die ihnen ein Paradies auf Erden versprach, wenn nur die "Klassen" erst mal ausgerottet wären, die ihnen im Wege standen.
      So wurden in der Sowjetunion erst mal alle Adeligen wortwörtlich "ausgerottet" und dann kamen auch noch alle anderen "Bourgeois" dran bis hin zu den kleinen Handwerkern mit eigenen Betrieben, worüber sich noch heute die Handwerker in Ungarn und in Polen freuen können, weil es östlich von der Grenze zu Rußland und Rumänien praktisch niemanden mehr gibt, der noch Stukkaturen oder Klempnerarbeiten fachgerecht ausführen kann.

      Ja, eine wirklich glorreiche kommunistische Revolution in der Sowjetunion mit grandioser Blutrünstigkeit war das, die der spanischen Inquisition in kaum etwas nachstand.

      In der ersten Ausgabe der parteieignen Zeitung für Tscheka -(Vorläufer des KGB) - Mitglieder hieß es: "Unsere Moral ist allen anderen Moralitäten überlegen, denn wir kämpfen für eine Welt ohne Unterdrückung und deshalb werden wir die bourgeoisen Klassen als ganze ausrotten, denn sie stehen dem Fortschritt und der Moral im Wege. - Blut? Soll es in Strömen fließen, solange es nur der Erreichung unseres Zieles dient!"

      Dazu schrieb der französische Historiker Courtois:

      Die neuerdings mit Archivmaterial durchgeführten Untersuchungen zeigen, daß dieser »schmutzige Krieg« (Nicolas Werth) der Jahre 1918 bis 1921 die eigentliche Matrix des Sowjetregimes war, der Schmelztiegel, aus dem die Männer hervorgingen, die diese Revolution führen und entwickeln würden, der Hexenkessel, in dem die so eigentümliche leninistisch-stalinistische Mentalität zusammengebraut wurde: eine Mischung aus idealistischer Exaltation, Zynismus und unmenschlicher Grausamkeit. Dieser Bürgerkrieg, der sich vom sowjetischen Territorium auf die ganze Welt ausbreitete und so lange dauern sollte, bis der Sozialismus den Planeten erobert hätte, etablierte die Grausamkeit als »normale« Umgangsform unter Menschen. Er ließ die traditionell bestehenden Dämme gegen eine unbedingte, grundsätzliche Gewalt brechen.[/b]
      Dennoch quälten die von Kautsky aufgeworfenen Probleme die russischen Revolutionäre von den ersten Tagen der bolschewistischen Revolution an. Isaac Steinberg, ein Sozialist der revolutionären Linken, der sich den Bolschewisten angeschlossen hatte und von Dezember 1917 bis Mai 1918 Volkskommissar für Justiz war, sprach schon 1923 von der bolschewistischen Macht als einem »System des methodischen Staatsterrors« und stellte die zentrale Frage nach den Grenzen der Gewalt in der Revolution: »Der Umsturz der alten Welt, ihr Ersatz in Form eines neuen Lebens, das doch noch dieselben Übel aufweist und von denselben alten Prinzipien vergiftet ist - das stellt den Sozialisten vor eine entscheidende Wahl: die alte [zaristische, bürgerliche] Gewalt oder die revolutionäre Gewalt zum Zeitpunkt des entscheidenden Kampfs. [...] Die alte Gewalt ist nichts als ein kränklicher Schutz für die Versklavung, die neue Gewalt ist der schmerzhafte Weg zur Befreiung. [...] Das entscheidet unsre Wahl: Wir nehmen das Instrument der Gewalt in die Hand, um die Gewalt für immer zu beenden. Denn es gibt keine andere Waffe gegen sie. Hier klafft die moralische Wunde der Revolution. Hier zeigt sich ihre Antinomie, ihr innerer Schmerz, ihr Widerspruch.«` Steinberg fügte hinzu: »Wie der Terror vergiftet die Gewalt (auch in Form von Zwang und Lüge) immer die innersten Gewebe der Seele, zuerst des Be
      siegten und gleich darauf des Siegers, und schließlich der ganzen Gesellschaft.«
      Steinberg war sich der ungeheuren Risiken bewußt, denen sie sich einfach vom Standpunkt der »universalen Moral« oder des »natürlichen Rechts« her aussetzten. Gorki war in derselben Stimmung, als er am 21. April 1923 Romain Rolland schrieb: »Ich verspüre nicht den leisesten Wunsch, nach Rußland zurückzukehren. Ich käme nicht zum Schreiben, wenn ich meine Zeit damit verschwenden müßte, immer wieder denselben Vers zu singen: Du sollst nicht töten.« Alle Skrupel dieser nichtbolschewistischen Revolutionäre und die letzten Vorbehalte der Bolschewiken selbst wurden vom Furor Lenins hinweggefegt, der von dem Stalins abgelöst wurde.

      Tja, und das beruht Deiner Meinung nach also alles auf dem brutalen Vorgehen des Westens gegen seine Gewerkschaften, lieber "InvestigativTrader"?

      Lächerlich, nicht?
      Avatar
      schrieb am 07.04.06 10:01:36
      Beitrag Nr. 562 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.073.897 von InvestigativTrader am 04.04.06 19:17:23Nur damit wir uns nochmal ganz klar werden, worüber wir beim Totalitarismus reden, der viele der außenpolitischen US-Entscheidungen der letzten 60 Jahre entscheidend mitbestimmt hat, möchte ich aus privaten und familiären Gründen darauf hinweisen, daß mir sonst kein System bekannt wäre, das so wie der Kommunismus und der Nationalsozialismus darauf Wert gelegt hätte, die Menschen auch in ihrem Privatleben "total" zu kontrollieren und damit letzten Endes durch allgegenwärtiges Mißtrauen auch moralisch zu vernichten.

      Meine eigenen Eltern hatten in Rumänien noch gegenüber meinen älteren Schwestern in deren Kindheit sehr große Ängste, weil man seine Meinung nicht offen sagen konnte, solange die eigenen Kinder im Raum waren. Die konnten sich dann nämlich schon morgens im Kindergarten verplappern und noch am Nachmittag konnte man die Securitate zu Besuch haben und am nächsten Tag vielleicht schon am Aufbau des Sozialismus am Donau-Schwarzmeer-Kanal mitschaufeln! Das ging noch mühelos in den 80er Jahren, besonders falls man zur mißtrauisch beäugten ungarischen oder deutschen Minderheit im Lande gehörte.

      Witzigerweise hatte ich viel später in Deutschland in meinem eigenen Studium noch zwei Professoren in Politikwissenschaft (Eckhard Jesse & Wolfgang Leonhard), die ähnlich schöne Erlebnisse in ihrer eigenen Jugend hatten, wobei die von Prof. Wolfgang Leonhard so toll sind, daß ich hier einen Auszug aus einem Buch seiner Mutter hereinstelle, der deutlich macht, daß es ja wohl kaum jemals im Machtbereich der USA soviele unschuldige Opfer gegeben haben kann wie in dem des Totalitarismus kommunistischer Prägung.
      Und weshalb die osteuropäischen Staaten immer noch so toll auf die USA abfahren, wird deutlich, wenn man sich daran erinnert, daß die analytische Literatur unserer 50er Jahre über internationale Politik erst seit den 90er Jahren in Osteuropa erscheinen darf:

      Was übrigens in Osteuropa auch erst in den letzten 10 bis 15 Jahren gekauft und gelesen werden durfte, sind so komische Bücher wie der obern erwähnte 50er Jahre Bestseller "Die Revolution entlässt ihre Kinder" des ehemaligen überzeugten Kommunisten, späteren Kreml-Astrologen (und übrigens auch meines leider nur sehr kurzzeitigen Ex-Professors in einigen Vorlesungen) Wolfgang Leonhard, der einst der beste Freund vom Ex-Stasi-Chef Mischa Wolf war und theoretisch mal den Job von Erich Honecker hätte übernehmen können, wenn er nicht diese spezielle folgende Geschichte seiner Mutter erlebt hätte. Prof. Leonhard brach seine Karriere in Ost-Berlin ab, u.a. weil seine Mutter so "interessante" Erlebnisse in der Sowjetunion hatte, die sie auch in einem Buch verarbeitet hat.

      Wie gesagt; dieses Buch ist in Deutschland vermutlich nicht mehr erhältlich, in Rumänien wird es aber in Neuauflagen in Rumänisch und Deutsch gerne gelesen und gilt dort immer noch als sehr interessant, weil man ja so etwas 50 Jahre nicht lesen durfte. Es macht auch deutlich, warum ich keineswegs ein "Kommunistenhasser" bin. Ganz im Gegenteil: Einen aufrichtigen Kommunisten wie Frau Susanne Leonhard bemitleide ich wegen ihrer grausamen Erlebnisse mit dem kommunistischem Totalitarismus, für die sie absolut nichts konnte, aus tiefstem Herzen!
      :
      Kleiner Auszug gefällig aus Susanne Leonhard: "Fahrt ins Verhängnis?" (eine andere deutsche Auflage trägt den Titel "Gestohlenes Leben" ) :
      Als Susanne Leonhard als überzeugte Kommunistin am 26. Oktober 1936 in Moskau verhaftet wurde, war ihr Sohn Wolfgang fünfzehn Jahre alt gewesen, am Ende des Krieges war er 27. Er war da schon Mitglied der Gruppe Ulbricht und Dozent an der SED-Parteihochschule. Bei einem der nächsten Gespräche kam es zur politischen Verständigung. Ihr Sohn vertraute ihr seine geheimen Gedanken und Pläne an. Er berichtete über seine Opposition gegen das Ulbrichtsche und Stalinsche System.
      Wolfgang (Wolodja) stand 1946 auf Seiten des verfemten und befeindeten Jugoslawen und Susanne Leonhard verstand, daß ihre Odyssee noch lange nicht zu Ende war.
      Sie blieb zunächst noch in Ost-Berlin, war dort für einen Verlag tätig und stand in ständiger Beziehung zu ihrem Sohn, der am 12. März 1949 aus der damaligen Sowjetzone Deutschlands nach Jugoslawien floh. Durch einen telefonischen Hinweis hatte er ihr das Datum genannt. Sie floh gleichzeitig nach Westdeutschland, nahm ihren Wohnsitz in Stuttgart und schrieb dort ihr Buch "Gestohlenes Leben". Das Manuskript war bereits im April 1950 abgeschlossen, aber erst später gab sie es zur Veröffentlichung.
      Anfangs lebte sie in der Befürchtung, durch eine offene Abrechnung mit dem stalinistischen System sich zwangsläufig auf die Seite derjenigen gedrängt zu sehen, die den Kommunismus ablehnen. Dann aber verwarf sie ihre früheren Bedenken. Sie erkannte, daß es in Deutschland und in der ganzen Welt viele Menschen gibt, die ihren sozialistischen Ideen treu geblieben sind, aber dennoch das stalinistische Zerrbild eines "sozialistischen Staates" offen an den Pranger stellten.
      "In diese Front reihe ich mich mit meinem Buch über die Sowjetunion ein. Ich bin dieselbe überzeugte revolutionäre Sozialistin geblieben, die ich war, als ich im Spartakusbund unter Karl Liebknecht kämpfte und gerade, weil ich das Ziel des Kommunismus in der Erlösung der Menschheit aus der Sklaverei sehe, empöre ich mich dagegen, daß der stalinistische Sklavenhalterstaat von seinen treuen Anhängern wie von seinen heftigsten Gegnern als kommunistisch bezeichnet wird". An dieser Überzeugung hat sie auch die letzten Jahre ihres Lebens unbeirrt festgehalten.


      Aus dem Text von Susanne Leonhard:
      Hunderte und aber Hunderte von Müttern sind nicht so glücklich gewesen, wie ich ihre Kinder wiederzufinden, die nach der Verhaftung der Eltern in NKWD-Kinderheimen Aufnahme fanden. Insbesondere für Ausländer war es schwer, etwas über den Verbleib ihrer Kinder zu erfahren. Unter den Tausenden von Verschleppten aus den okkupierten Gebieten und von illegalen Grenzgängern, die im Lager waren, haben nur die wenigsten Antwort bekommen auf ihre Gesuche. Dem lag vielleicht eine bestimmte Absieht zugrunde: die Kinder sollten russifiziert und dem elterlichen Einfluß für immer entzogen werden. Es ist indessen auch denkbar, daß die schrecklichen Kriegswirren das Wiederauffinden der Kinder unmöglich gemacht haben.
      Sarah Reich gehörte zu jenen Frauen, die ihren Gram nie verwinden konnten und von Selbstvorwürfen in dumpfe Verzweiflung getrieben wurden. Frau Sarah Reich-Pfeffer, eine polnische Jüdin aus Rumänien, war mit ihrem Manne und ihren fünf Kindern, von denen zwei schon halb erwachsen und drei unter 15 Jahren waren, vor den Hitler-Deutschen geflohen. Sie hatten die sowjetische Grenze überschritten, in der Hoffnung, Asyl zu finden, und waren alle verhaftet worden. Es ging von Gefängnis zu Gefängnis, und eines Tages, nach einer stundenlangen Fahrt auf einem unverdeckten Lastwagen bei Schneefall, als sie durchfroren und naß irgendwo angekommen waren, hatte eine Person - offenbar eine Gefängniswärterin freundlich zu ihnen gesagt: "Die jüngeren Kinder können jetzt mit mir gehen und sich etwas aufwärmen, es gibt heißen Milchkaffee und Brötchen."
      Der vierzehnjährige junge war dazu bereit, die beiden kleinen Mädchen aber verbargen sich scheu hinter der Mutter und wollten nicht gehen. "Aber ihr Dummerchen, ihr Kleinen, geht nur, geht", hatte die Mutter gesagt, "die gute Tante gibt Euch was Warmes zu trinken und zu essen," und hatte die Kinder sanft hinausgedrängt. Sie hat ihre drei jüngeren Kinder niemals wiedergesehen, und alle Nachforschungen blieben erfolglos. Ich habe selbst mehrmals Gesuche für Sarah Reich geschrieben. Einige blieben gänzlich unbeantwortet, nur einmal kam die Antwort: "Über das Schicksal der Kinder ist nichts bekannt."
      Und nun saß die unglückliche Mutter im Lager und weinte die bittersten Tränen darüber, daß sie ihre Kinder selbst fortgeschickt habe. "Aber, liebe Frau Reich", trösteten wir sie, "Sie brauchen sich doch keine Vorwürfe zu machen, so oder so hätte man Ihnen die Kinder weggenommen." - "Ja, aber die Kinder werden sich doch ihr ganzes Leben lang an meine Worte erinnern, und sie werden doch nicht verstehen, daß ich keine Ahnung gehabt habe, wohin man sie fortgelockt hat", weinte sie fassungslos. Und darauf wußten auch wir nichts mehr zu sagen.
      Das schlimmste für den Menschen, der jahrelang der Freiheit beraubt ist, sind nicht die körperlichen Leiden und Entbehrungen, auch nicht die moralischen Erniedrigungen, denen der Gefangene ausgesetzt ist, sondern seine völlige Loslösung aus dem Menschenkreis, dem er einstmals im Leben angehört hat, das grausame Verlorensein in einer neuen Existenz, aus der sich keine Fäden zum ehemaligen Leben knüpfen lassen. Die unglücklichen Menschen, die in den Jahren 1937 und 1938 als angebliche "Volksfeinde" in fernöstlichen Lagern isoliert wurden, sind meistens zu langjährigen Freiheitsstrafen mit Entzug des Korrespondenzrechts verurteilt worden. Wir kleinen Staatsverbrecher" hingegen hatten das Recht, viermal im Jahre einen Brief an Verwandte zu schreiben und Post in unbegrenzter Menge zu empfangen, was allerdings nicht bedeutet, daß wir alle an uns abgesandten Briefe wirklich bekamen.
      Und überdies brachte auch mancher der so sehnlich erwarteten Briefe statt Freude - schweren Kummer.
      Wenn ich nach Schluß der Kontorarbeit die Baracke betrat, lagen meistens schon alle schlafend auf ihren Pritschen. Eines Tages jedoch, als ich die Türe zu unserer Baracke öffnete, schlug mir gleich eine Welle der allgemeinen Erregung entgegen. Viele waren noch wach. Gruppen in aufgeregtem Geflüster, überall verweinte Augen, hier und dort ein Schluchzen. Ob wieder jemand gestorben war? Eingeschüchtert durch die Nähe eines mir unbekannten Unglücks kletterte ich auf mein Bett hinauf. Meine Nachbarin flüsterte mir zu: "Gut, daß Du schon da bist. Die Polina Sergejewna hat einen Brief von ihrem jungen bekommen, du, den mußt Du lesen, sonst glaubst Du es nicht." Und schon schwang sie sich hinunter und brachte mir den Brief - drei eng vollbeschriebene Bogen waren es. "Zwölfeinhalb Jahre ist der Junge alt, lies!" sagte sie.
      Im Lager lernt man so viele traurige Menschenschicksale kennen, daß man allmählich abstumpft: dieser Kinderbrief jedoch ist mir für immer im Gedächtnis geblieben. Deshalb ist es mir möglich, seinen Inhalt nach so vielen Jahren, wenn auch nicht ganz wort-, so doch zumindest völlig sinngetreu wiederzugeben. Der Knabe, von dem die Mutter ungefähr ein halbes Jahr keine Nachricht erhalten hatte, schrieb:
      Meine liebe, gute, geliebte Mamotschka!
      Wenn ich Dir sonst geschrieben habe, dann brauchte ich gar nicht erst nachzudenken. Ich habe mir einfach vorgestellt, wir sitzen einander gegenüber wie früher bei uns zu Hause, und ich erzähle Dir was aus der Schule oder vom Spielen. Aber heute ist es mir so schwer, Dir zu schreiben, daß ich gar nicht weiß, wie ich anfangen soll. Ich bin nämlich so ganz schrecklich traurig, weil ich fürchte, daß mein Brief Dir großen Kummer machen wird.
      Und doch kann ich nichts dafür. Liebe, allerbeste Mamotschka, glaube mir, ich bin unschuldig. Du weißt doch, Mamotschka, ich bin Dein ehrlicher Jurij. Weißt Du das noch, hast Du das noch nicht vergessen? Du hast mir doch immer gesagt, daß Lügen und Heucheln das Häßlichste auf der Welt ist, und Du hast auch gewußt, ich habe Dich nie angelogen. Und jetzt, da Du arme, liebe Mamotschka fern von mir bist und da es Dir so schlecht geht im Lager, wohin sie Dich geschickt haben, da könnte ich es noch viel weniger übers Herz bringen, Dich zu belügen.
      Liebe Mamotschka, Du hast sicherlich schon am Anfang gese¬hen, daß der Brief nicht aus Moskau ist. Ich bin seit 14 Tagen in der Strafkolonie für jugendliche Verbrecher in N., und vorher war ich 5 Monate im Gefängnis. Und nun will ich Dir genau erzählen, wie alles war und wie ich hierher gekommen bin und Du darfst nicht weinen, Mamotschka. Alles wird noch einmal gut werden.
      Du hattest doch beim Weggehen gesagt, unser Zimmer bleibt mir erhalten; die Komarows dürfen es mitbenutzen und werden für mich mitkochen, von unserem Geld natürlich. Ich hatte Dir ja auch geschrieben, es ginge alles ganz gut. Aber nur die erste Zeit. Und dann habe ich immer so wenig zu essen bekommen, daß ich oft großen Hunger hatte, und ich dachte, ich werde mir etwas Geld verdienen und Brot kaufen, damit ich abends besser einschla¬fen kann, denn vor Hunger kann man oft nicht schlafen.
      Ich bin auf den Bahnhof gegangen und habe Leuten das Gepäck getragen. Meistens haben sie mir Geld gegeben, manchmal auch Brot, und einmal hat mir eine Frau außer Brot noch einen großen schönen Apfel gegeben. So hatte ich schon zwei Wochen immer Gepäck getragen, da kam einmal ein Mann, der in großer Eile war, und er trug mehrere Koffer; er rief mir zu: "Du Junge, hier, bleib mal vorläufig stehen bei den Koffern", und er setzte zwei neben mir ab, "ich komme dann zurück und hole sie". Ich stand da und wartete, aber ich sah den Mann nur noch einmal von weitem um die Ecke gucken, und statt herzukommen, rannte er weg. Und da kam ein Polizist auf mich zu, packte mich an der Schulter und sagte, ich müsse mitgehen. Da war ich verhaftet und kam ins Ge¬fängnis.
      Mamotschka, liebe, gute Mamotschka, Du kannst Dir das vor¬stellen, der Untersuchungsrichter im Gefängnis hat mir nicht glauben wollen, daß es so gewesen ist, obwohl ich es ihm immer wieder Wort für Wort so erzählt habe, wie es war. Immer wieder hat er gesagt, ich kenne diesen Mann, er hat mich geschickt, die Koffer zu stehlen, und ich soll sagen, wer der Mann ist. Und wenn ich sagte, daß ich doch nicht weiß, wie er heißt, daß ich ihn selbst eben erst gesehen habe, da hat er mich immer angebrüllt: "Das kennen wir schon, die alte Geschichte, der große Unbekannte ist's wieder mal gewesen. Junge, wenn Du die Wahrheit nicht sagst, schlage ich Dir alle Knochen im Leibe kaputt." Aber ich habe doch nichts anderes sagen können, weil ich nichts anderes wußte. Vom Gefängnis will ich Dir gar nichts schreiben, und nun bin ich hier in der Kolonie.
      Sorge Dich nicht unnötig um mich, liebste, beste Mamotschka, es geht alles ganz gut. Ich besuche die 6. Klasse, und nachmittags arbeite ich in der Schreinerwerkstatt. Die meisten Jungen beenden nur vier Klassen und arbeiten als Vollarbeiter, aber wer gute Zeug¬nisse und Lust zum Lernen hat, kann weiter in die Schule gehen, das ist doch sehr fein, nicht? Allerdings gibt es nur eine Sieben¬jahrschule, und unseren Traum, daß ich Ingenieur werde, den müssen wir nun aufgeben. Aber gräme Dich nicht deswegen, meine gute Mamotschka, es wäre ja doch sowieso nicht möglich gewesen, nachdem Papa weg ist. Vielleicht ist es sogar sehr gut so, daß ich hier ein Handwerk erlerne. Wenn ich ein guter Tischler werde, dann kann ich später auch für Dich sorgen, Mamotschka, nicht wahr? Wir wissen ja nicht, ob der liebe Papa jemals wieder¬kommt, und wenn ich groß bin, dann gehe ich in eine Möbelfa¬brik arbeiten, und wir leben zusammen, Du und ich, dann wird alles noch gut.
      Das unangenehmste sind hier die großen Jungen, die immer schreckliche Schimpfwörter gebrauchen und richtige Verschwö¬rungen anzetteln, vor allem gegen Neue. Ich habe mich erst ganz von ihnen absondern wollen, denn ich will mich nicht an Dingen beteiligen, die streng verboten sind, zum Beispiel heimlich rau¬chen, Wodka trinken und Karten spielen. Aber so einfach ist das nicht, wie ich dachte, denn da ist eine ganze Bande, die die Macht hat und den anderen befiehlt.
      Die meisten dieser Burschen sind Taschendiebe gewesen, aber auch Banditen sind darunter. Sie sind zu jeder Gemeinheit fähig, z. B. wenn sie etwas stehlen, dann schieben sie es einem Unschul¬digen unter und denunzieren ganz Unbeteiligte. Die ersten Tage bin ich fortgesetzt gehänselt und gequält, heimlich gepufft und ge¬schlagen worden, meine Brotration haben sie mir vor der Nase weggeschnappt und so weiter, sie wollten sehen, ob ich "dicht halte". Ein älterer anständiger Junge, der auch unschuldig bierher¬gekommen ist, hat mich über diese Verbrecherbande aufgeklärt und mir geraten, nicht zu zeigen, was ich von ihnen denke, sonst würde ich hier kaputtgehen. So habe ich mich also gut gestellt zu den Jungen.
      Diesen Brief hier zum Beispiel könnte ich ohne diese Burschen nicht abschicken. Wir dürfen nur einmal im Monat schreiben, einen kurzen Brief, und der geht durch die Zensur. Aber siehst Du, Mamotschka, ich wollte Dir doch mal alles ganz ausführlich schreiben, und das konnte ich nur heimlich. Es ist eine sehr strenge Kontrolle, daß niemand aus unserer Kolonie mit draußen Verbindung hat, aber die Bandenmitglieder haben natürlich Beziehungen zu den Bewohnern des nächsten Dorfes, mit denen sie Handel treiben.
      Liebste Mama, denke aber bitte nicht, daß für mich eine Gefahr ist. Ich lasse mich von diesen Jungen nicht zum Schlechten verleiten, niemals werde ich ein Kartenspieler oder Dieb werden. Du kannst um mich ganz beruhigt sein. Mach Dir keine Sorgen!
      Abends sehne ich mich immer schrecklich nach Dir. Ich träume davon, daß Du plötzlich an mein Bett trittst und mir einen Gutenachtkuß gibst. Denkst Du auch öfters an mich, liebe Mamotschka? Manchmal stelle ich mir vor, wie es sein wird, wenn wir uns später wiedersehen und einander alles erzählen. Bist Du dort auch mit Kriminellen zusammen, oder seid ihr politischen allein unter Euch?
      Unser Direktor und der Schulleiter haben schon einige Male Bemerkungen darüber gemacht, daß ich der Sohn von Staatsverbrechern sei, aber man wolle mir das nicht zum Vorwurf machen; unsere Gesetze seien so großzügig, daß Kinder für die politischen Verbrechen ihrer Eltern nicht büßen müßten.
      Ich weiß aber doch, daß du unschuldig bist, Du bist ja nur Papas wegen verhaftet worden, das haben alle damals gesagt. Und Papa soll ein Verbrecher sein? Das kann ich auch nicht glauben. Es wird alles ein Irrtum sein, und es klärt sich noch auf. Für mich bist Du die liebste aller Mamas in der ganzen Welt. Und verzeih mir, Mamotschka, wenn ich manchmal ungehorsam gewesen bin. Denke nie mehr an das, was nicht ganz schön war, sondern immer nur an all die vielen herrlichen Stunden, die wir zusammen verlebt haben.
      Schreibe mir, Mamotschka, wie es Dir geht und was Du machst,
      aber erwähne diesen Brief nicht, weil er heimlich abgeht. Am Sonntag schreibe ich Dir den erlaubten Brief, auf den Du antworten kannst. Bis dahin grüße und küsse ich Dich von ganzem Her
      Dein Sohn Jurij."
      Man kann sich denken, welche Gefühle dieser Brief in den Herzen der von ihren Kindern getrennten Mütter auslöste. Jede Mutter war von tiefem Mitgefühl für die Mutter Jurijs erfüllt, und jede fragte sich, wie wohl ihr Kind sich verhalten würde, wenn ihm ein so entsetzliches Unglück zustieße wie jenem Knaben. Nicht jeder Junge ist so charakterfest und tapfer, so verständig und frühreif im dreizehnten Lebensjahr ...
      Wenige Tage nach diesem Brief erhielt Polina S. den ersten offiziellen Brief ihres Jurij. Er schrieb kurz, daß er nach mehrmonatiger Haft in diese Kolonie gekommen sei, wo es ihm gut gefalle, daß er sich aber erkältet habe und in die Krankenabteilung überführt worden sei. Nach einem Monat kam der nächste Brief mit der Bitte, die Mutter möge sich nicht sorgen um ihn, seiner Meinung nach sei der Husten schon viel besser, und er werde wohl bald wieder gesund werden. Nach diesem Brief hörte die Mutter nichts mehr von ihrem Jungen. Sie schrieb ihm wieder und wieder. Keine Antwort. Sie erbat und erhielt die Erlaubnis, beliebig oft an wen sie wolle zu schreiben. Sie schrieb an das NKWD, an den Arzt, an den Leiter der Kolonie, an die oberste Leitung aller dieser Kolonien für jugendliche Verbrecher, an die Nachbarsleute ihrer Wohnung, an -ich weiß nicht an wen sie noch schrieb, um Nachricht über ihr Kind zu bekommen. Alles erfolglos. Nach zwei Jahren erhielt sie die trockene Mitteilung vom GULAG (Lagerhauptverwaltung/, ihr Sohn Jurij sei kurz nach Vollendung seines dreizehnten Lebensjahres an galoppierender Schwindsucht gestorben.
      Einen Brief von ihrem zehnjährigen Töchterehen, das nach Verhaftung der Eltern in einem Kinderheim des NKWD Aufnahme gefunden hatte, bekam die Ärztin Fanja Aronowna. Fanja litt an Asthma und war eine völlig unpolitische Ärztin. Aber ihr Bruder war Sinowjew, der intime Freund Lenins in der Zeit des Züricher Exils und - wie mein früherer Mann Bronski - sein Begleiter auf seiner Reise im plombierten Zug nach Petrograd im April 1917.
      Bei den Machtkämpfen nach dem Tode Lenins hatte Sinowjew eine wenig fair zu nennende Rolle gespielt. Erst verbündete er sich mit Stalin gegen Trotzki, dann mit Trotzki gegen Stalin - und unterlag. Als Alleinsieger ging der verschlagene und machtgierige Stalin aus den Kämpfen hervor.
      Es war erstaunlich, wie stark Fanja A. ihrem Bruder ähnelte: das gleiche Profil, der gleiche geschwungene Mund, das gleiche lockige Haar, nur die Augen waren bei Sinowjew größer und ausdrucksvoller als bei seiner Schwester.
      Auf dem Fünften Weltkongreß der Komintern, der am 17. Juni 1924 im Kreml eröffnet wurde, hatte ich Sinowjew sprechen hören. Seine blendende Rhetorik zog alle Zuhörer in ihren Bann. Er wurde im Sitzungssaal stürmisch gefeiert, und keiner der Uneingeweihten hätte vermuten können, daß sein Stern schon im Sinken begriffen, und hinter den Kulissen sein Sturz bereits eine beschlossene Sache war. Grigorij Sinowjew war eins der ersten Opfer Stalins. Später haben noch viele, ja fast alle alten Bolschewiki sein Schicksal geteilt.
      Ich erinnere mich gut an Sinowjews Auftreten auf dem Fünften Weltkongreß. Obwohl seine Rede ein oratorisches Meisterwerk gewesen war, hatte Sinowjew mir als Redner nicht gefallen. Seine geckenhaften Allüren, seine nach Effekten haschende Diktion, sein ganzes arrogantes Schauspielergehabe waren mir damals äußerst unsympathisch gewesen. Denselben auf dem Bewußtsein unbestreitbarer Prominenz beruhenden Dünkel glaubte ich auch in den Zügen seiner Schwester zu finden. Aber vielleicht tat man ihr Unrecht, wenn man ihr Mangel an Kameradschaftlichkeit und betonte Reserviertheit vorwarf. Vielleicht bemühte sie sich einfach, unbemerkt und zurückgezogen dahinzuleben.
      Fanja hatte nur zu zwei Frauen in unserem Zelt näheren Kontakt. Die eine war eine junge Ärztin, Anfang der Dreißig, eine schöne, elegante Frau. Sie versuchte mit allen Mitteln, ihrer Freundin Fanja alle möglichen Privilegien zu verschaffen. Die andere Frau war eine ältliche, unscheinbare Person, die in dem Moskauer Krankenhaus, in dem Fanja A. Abteilungsleiterin gewesen war, unter ihr als einfache Wärterin gearbeitet hatte. Sie war wohl von ihrer Chefin öfters zu persönlichen Dienstleistungen herangezogen worden - kurz, Grund genug, sie als "Trotzkistin" ins La
      ger zu schicken. Anna P., so hieß sie, diente auch hier ihrer Herrin in echt russischer Beflissenheit.
      Das Verhältnis dieser beiden Frauen zu Fanja, das an sich von einem rührenden Mitgefühl für die von einem so schweren Schicksalsschlag betroffene Schwester Sinowjews diktiert war, mochte wohl dazu beigetragen haben, Fanja in die reservierte Stellung einer "prominenten" Gefangenen zu bringen. Manche Mitgefangenen beneideten sie vielleicht auch der kleinen materiellen Vergünstigungen wegen, die sie genoß, anderen wieder - wie mir mißfiel einfach ihre Art, über ihre Schicksalsgenossinnen hinwegzusehen und sich vom "Plebs" zu distanzieren. Sie erfreute sich keiner besonderen Beliebtheit. Was hat aber Sympathie oder Antipathie zu sagen angesichts des Schicksals einer Mutter, die, als sie den Brief ihres inniggeliebten Kindes las, mit einem Herzanfall ins Krankenhaus gebracht werden mußte? Ihr zehnjähriges Töchterchen schrieb aus einem NKWD-Kinderheim:
      "Mama,
      damit Du es gleich weißt: dies ist der einzige Brief, den ich Dir schreibe und von nun warte nicht mehr auf Briefe von mir. Ich habe bisher nicht gewußt, daß Du eine Trotzkistin und Verräterin bist. Aber nun weiß ich es, und will Dir nie mehr schreiben.
      Ich bin in einem schönen Kinderheim und es geht mir sehr gut. Hier lernen wir, unser großes sozialistisches Vaterland lieben, aber alle Volksfeinde, solche, wie Onkel Grigorij und Dich, die verachten und hassen wir bis in den Tod.
      Irina".
      Wir aber, Mütter und Schwestern eben solcher Kinder, litten mit ihr. Wir dachten an die kleine Irina, die der Mutter auf ewig verloren war, und wir weinten und bangten um unsere eigenen Kinder. Werden wir sie je wiedersehen? Werden sie dann noch unsere Kinder sein oder fremde Wesen in Feindschaft gegen uns erzogen?
      Fanja A. sah alt und hinfällig aus. War sie nur von der Krankheit so erschöpft? Ihr Gesicht zeigte völlige Hoffnungslosigkeit, und der letzte Rest von Dünkel war aus ihren Zügen gewichen. Sie ahnte wohl, daß sie bald sterben würde. Sie wurde dann nach Workuta verlegt. Dort wurde sie, die Schwester des großen Sinowjew, erschossen.



      Zur Lage der Gefangenen in der Sowjetunion zur Zeit Stalins schrieb Susanne Leonhard:
      In einem Dekret der UdSSR vom 21. Mai 1928 hieß es in der Erläuterung des Gesetzeserlasses über die Verwendung von Gefangenenarbeit im Dienste der Industrialisierung (Erlaß vom 26. März 1928), es sei geplant, "die Verwirklichung einer Reihe von wirtschaftlichen Projekten mit großen Einsparungen" sicherzustellen - "mit Hilfe einer weitgehenden Ausnutzung der Arbeitskraft von Personen, die zum Schutze der Gesellschaft zu Freiheitsentzug verurteilt worden sind." Die Ware "Arbeitssklaven", die mit diesem Erlaß für die Industrialisierung der Sowjetunion zur Verfügung gestellt wurde, war wohl in der Stalin-Ära die einzige, die niemals zum Defizitgut gehörte, denn das NKWD, das die Funktionen eines großen wirtschaftlichen Unternehmers ausübte und dessen unvergleichlichem Eifer ohne Zweifel die Verwirklichung der gewaltigen Fünfjahrespläne in erster Linie zu "verdanken" ist, war ständig an der Wiederauffüllung der Arbeitslager interessiert.
      Für einen Unternehmer, der - wie der Sowjetstaat mit seinem damaligen Manager, dem NKWD - kein Geld in seine Arbeitskräfte zu investieren brauchte, gab es kein Motiv, sich sonderlich um die Existenz und um das Wohlergehen seiner Sklaven zu sorgen. Da der einzelne Zwangsarbeiter jederzeit ersetzt werden konnte, stand einer Senkung der Unterhaltskosten unter das Existenzminimum kein ökonomisches Interesse des Sklavenhalters des NKWD, entgegen. Daher konnte man in der Sowjetunion getrost dazu übergehen, die Lebensmittelrationen der Gefangenen grundsätzlich etwas geringer zu bemessen, als das menschliche Existenzminimum, und, auf dieser Mindestration fußend, ein raffiniertes System der differenzierten Brot¬und Essenszuteilung, die proportional zur Normerfüllung abgestuft wurde, aufzubauen und dieses System noch zu ergänzen durch erhöhte Zuteilungen und Prämien, die einen Anreiz für den Sklaven bedeuten, mehr und mehr zu arbeiten. Wer nicht genug arbeitet, bekommt nicht genug zu essen! war die Parole. Der Selbsterhaltungstrieb des Gefangenen erwies sich - verglichen mit der Antreiberei durch die Knute eines altorientalischen Sklavenhalters - als der weitaus stärkere Antrieb zur Arbeit.
      Täglich hatte man Gelegenheit, sich über die funktionale Abhängigkeit der Ernährung vom Leistungssoll zu informieren, und diese Koppelung war nicht einmal die schlechteste Methode, den gewünschten Nutzeffekt aus der Arbeit des"Sklaven" zu erzielen, denn andererseits trug sie dazu bei, den Gefangenen am Leben zu erhalten.
      Das Hauptnahrungsmittel des Gefangenen war Brot. Die Rationen blieben nicht immer die gleichen. Vor dem Kriege erhielten die Invaliden 500 Gramm, später nur noch 450 Gramm und während einer durch Transportschwierigkeiten verursachten Versorgungskrise sank die Ration zeitweise auf 400 Gramm. Schwerarbeiter, die hohe Prozente erarbeiteten, konnten sich vor dem Kriege ein Kilogramm Brot täglich verdienen und auch noch zusätzlich 200 Gramm Brot im Laden für Gefangene kaufen. Später betrug die größte Tagesration (Pajka) nur noch 900 Gramm, und "kommerzielles" Brot gab es nicht mehr. Bei hundertprozentiger Normerfüllung bekam der Arbeiter 750 Gramm oder 700 Gramm Brot; dies war auch die Ration der Kontorarbeiter. Die übrige Ernährung war gleichfalls abgestuft, je nach Arbeitsleistung, das heißt, es gab qualitativ und quantitativ verschiedene "Kessel". Morgens zwischen 4.30 Uhr und 5.30 Uhr wurde Frühstück ausgegeben, das für den ersten Kessel meistens aus dünner Mehlsuppe, Kohl- oder Fischsuppe, für den zweiten Kessel aus dickerer Mehlsuppe oder dünnem Brei (Hafer, Graupen, Erbsen), für den dritten und die höheren Kessel aus dicker, geschmälzter Grütze /Hirse, Buchweizen, . Grieß, Haferflocken) bestand. Das Mittagessen konnten die innerhalb der Zone Beschäftigten und die Kontorarbeiter zwischen ein und drei Uhr bekommen; die außerhalb der Zone Arbeitenden fußten es erst nach Arbeitsabschluß, also jedenfalls nicht vor fünf Uhr, aber meistens erst gegen acht Uhr abends. Für den Strafkessel bestand das Mittagessen aus fettloser Kohlsuppe und einem Stück Fisch; Frühstück bekamen die "Drückeberger" gar nicht, Brot nur 200 Gramm. Nichtarbeitende Invaliden und Arbeiter, die 70-100% geleistet hatten, erhielten den ersten Kessel: Kohlsuppe, Fisch und etwas Grütze. Die Kontorarbeiter bekamen den zweiten Kessel, die administrativen Angestellten den vierten, der die Bezeichnung ATP trug. Die übrigen Arbeiter verdienten sich bei einer Normerfüllung von 101-120 Prozent den zweiten, bei 121-150 Prozent den dritten und bei 150 Prozent den fünften Kessel. Zum fünften Kessel gab es außer Suppe und Fleisch oder Fisch gewöhnlich zweierlei Grütze.

      Tja, da frage ich mich nach dieser Lektüre doch, ob in den USA schon mal die Gesamtbevölkerung Angst davor haben mußte, daß die eigenen Kinder als Spione des Staates zum Nutzen einer staatlichen Ideologie mißbraucht werden konnten?
      Ich glaube nicht, oder?
      Wann gab es also jemals mehr unschuldige Opfer durch das System der USA, wie Du es behauptest, mein lieber "InvestigativTrader"?
      Avatar
      schrieb am 07.04.06 10:51:38
      Beitrag Nr. 563 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.115.369 von Auryn am 07.04.06 10:01:36Ups, da sind beim Scannen in Posting # 560 Zeilen über meinen Ex-Prof verlorengegangen, die ich auch noch falsch ergänzt habe:


      Als Susanne Leonhard als überzeugte Kommunistin am 26. Oktober 1936 in Moskau verhaftet wurde, war ihr Sohn Wolfgang fünfzehn Jahre alt gewesen, als sie ihn nach dem Ende des Krieges endlich wiedersehen durfte, war er 27.

      Sorry!
      Avatar
      schrieb am 03.05.06 09:36:02
      Beitrag Nr. 564 ()
      In Posting # 560 hatte ich Prof. Dr. Eckhard Jesse erwähnt und vergessen, daß ich von ihm auch eine kleine Anekdote bringen wollte, die er mal in einem seiner Seminare erzählt hat und in ähnlicher Weise auch jemand in meiner Familie so in Rumänien Ende der 60er Jahre erlebt hatte. Wir dürfen daraus schließen, daß es dann in einem Land ziemlich diktatorisch zu werden droht, wenn die Lehrer an staatlichen Schulen anfangen, Kinder in den Klassen 1 bis 4 über die politische Gesinnung ihrer Eltern auszufragen.
      Die folgende Geschichte ist aus heutiger Sicht für mich irre komisch, aber Prof. Jesse wird sie vermutlich bis an sein Lebensende nicht vergessen.

      Also ;) oder :cry: , je nachdem:

      Ende der 50er Jahre ging also der kleine Eckhard noch in der jungen DDR zur Schule. Für die Eltern des kleinen Eckhard war irgendwas mit dem Staat nicht so richtig in Ordnung. Vielleicht waren sie religiös oder stammten von reichen preußischen Kaufleuten ab; das hat der erwachsene Eckhard seinen Studenten nicht erzählt.
      Es ist jedenfalls so, daß die Eltern besorgt darüber waren, daß man in ständiger Angst lebte, irgendwas zu sagen, das den Staatsorganen vielleicht nicht gefiel.

      Deshalb sagte die Mutter eines Tages am Ende der 50er Jahre zum kleinen Eckhard, der gerade ca. 8 oder 9 Jahre alt war:

      "Eckhardchen, falls Dich mal ein Lehrer fragt, was wir von der DDR denken, dann sei doch so lieb, zu sagen, daß deine Eltern überzeugt davon sind, daß dieser Staat bestimmt eine große Zukunft hat und wir gerne hier sind, um den Sozialismus aufbauen zu helfen. Jedenfalls verstehen wir nicht, warum so viele dieses Land verlassen wollen."

      Tatsächlich wurde dann der kleine Eckhard nur wenige Tage später zusammen mit den anderen Kindern in seiner Klasse von einer Lehrerin nach der Meinung seiner Eltern zur neuen DDR befragt und was diese von den zunehmenden Fluchtbewegungen hielten.
      Der kleine Eckhard war schon immer sehr eifrig und gut im Lernen von Slogans und einprägsamen Begriffen gewesen und tat natürlich alles, was seine Eltern und seine nette Lehrerin von ihm erwarteten:

      "Also, Fräulein Lehrerin, meine Eltern haben gesagt, sie wollen mit großer Begeisterung den real existierenden Sozialismus in der DDR unter Ulbricht und Grotewohl aufbauen und sie lieben diese neue deutsche Republik über alles und sie würden niemals daran denken, dieser Volksrepublik den Rücken zu kehren und sie können auch gar nicht verstehen, wie man so ein verabscheuungswürdiges Verbrechen wie Republikflucht begehen kann!"

      Es herrschte nach diesem großartigen Satz eines Kindes eine Stille im Klassenzimmer, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

      Die Lehrerin sagte dann noch so etwas wie: "Brav, mein kleiner Eckhard!"

      Am Abend desselben Tages waren dann natürlich zwei unfreundliche Herren vom Staatssicherheitsdienst der DDR bei den Eltern des kleinen Eckhard zu Besuch, um nachzusehen, wie weit denn schon die Fluchtvorbereitungen der Familie gediehen wären und die Stasi-Leute waren dann doch sehr enttäuscht, als sie nichts besonderes fanden.
      An diesem Tag beschlossen dann aber die Eltern des kleinen Eckhard, daß es vielleicht doch besser wäre für die Entwicklung des kleinen Eckhard, den "realen Sozialismus der menschenfreundlichen DDR" gegen den "Raubtierkapitalismus der unmenschlichen Bundesrepublik" einzutauschen.

      Tolle Geschichte, nicht? Und sie ist auch noch tatsächlich wahr!
      Avatar
      schrieb am 25.05.06 15:15:50
      !
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      Avatar
      schrieb am 26.05.06 09:33:31
      !
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      schrieb am 31.05.06 13:30:24
      !
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      schrieb am 08.06.06 10:26:59
      Beitrag Nr. 568 ()
      Mir war bisher irgendwie völlig entgangen, daß der größte deutsche journalistische Kritiker vom iranischen Präsidenten Ahmadinedschad auch in den "Skandal" um eine undichte Stelle im BKA verwickelt war, aus der er Teile seiner Informationen bezogen haben soll.
      Falls diese Informationen zutreffend sein sollten, ist "Herr Präsident Ahmadinedschad" als noch viel krimineller und fanatischer einzustufen als bisher angenommen.
      Danach bräuchten wir uns eigentlich gar keine Hoffnungen mehr zu machen, daß die neuesten Vorschläge der EU und der Vetomächte zur Vermeidung der iranischen Uran-Anreicherung vom Iran angenommen werden.

      (Der folgende Text ist im Internet unter 3sat-Kulturzeit zu finden. Siehe auch die angegebenen Links am Endes dieses Postings.)


      Warnung vor dem terroristischen Supergau
      Nahost-Experte Bruno Schirra und sein Buch "Iran - Sprengstoff für Europa"

      Der Holocaust ein Märchen, Israel ein Schandfleck - Irans Staatspräsident M. Ahmadinejad hat es binnen eines Jahres geschafft, beinahe den letzten zu überzeugen, dass nicht sein Land, sondern er zur Achse des Bösen gehört. Wo sind die liberalen Tendenzen der letzten Jahre geblieben, warum der Griff zur Uran-Anreicherung? Bruno Schirra, einer der renommiertesten Nahost-Experten der Bundesrepublik hat sein Wissen über den Iran und seine Unterstützung für die wichtigsten islamistischen Terror-Organisationen nun in Buchform veröffentlicht.

      2004 in Teheran, beim Freundschaftsspiel Deutschland gegen Iran, war der Atomstreit noch weit, Tauwetter im Mullahstaat. Das Spiel endete 2:0 für die Gäste. Lange hat er gezögert, seit dem 29. Mai 2006 ist klar: Der Präsident und Fußballfan Mahmud Ahmadinejad wird nicht zur WM nach Deutschland reisen. Aufatmen in der deutschen Politik.

      "Ahmadinejad ist ein Massenmörder"

      "Ahmadinejad ist in Persona ein Massenmörder", erklärt Bruno Schirra, "Cicero"-Journalist und Autor des Werkes "Iran - Sprengstoff für Europa". "Er selbst hat es mehrfach öffentlich eingestanden. Es gibt darüber hinaus Zeugen, die eindeutig und glaubwürdig in ihren Aussagen bestätigen, der Mann habe gefoltert. Der Mann war der Mann der Genickschüsse. Nach internationalem Recht müsste der Mann verhaftet werden. Es müsste gegen ihn ermittelt werden." Doch davor schützen ihn Immunität und politische Rücksichtnahme. Vor einem Jahr mit 61 Prozent gewählt, sitzt Ahmadinejad, Hoffnungsträger der iranischen Massen, fester denn je im Sattel. 1979 als Student organisierte er den Kontakt zwischen den Besetzern der amerikanischen Botschaft und Ayatollah Khomeini. Ahmadinejad repräsentiert den scheinbar ursprünglich-reinen Geist der islamischen Revolution. Heute schürt er wieder Hass, diesmal gegen den gesamten dekadenten Westen, gegen seine liberalen, demokratischen Werte. Es droht, warnt Schirra, ein neues, kaum für möglich gehaltenes Bündnis der wichtigsten islamischen Terrororganisationen. Sogar die religiösen Gräben zwischen Schiiten und Sunniten könnten angesichts des gemeinsamen Feindes überwunden werden.

      "Hier baut sich eine ganz neue Front auf", warnt Schirra. "Eine, die weit aus gefährlicher ist als die von Al Kaida. Denn Al Kaida träumt von chemischen Waffen, die man terroristisch einsetzen kann. Der Iran hat sie schon heute - auch biologische Waffen. Wenn der Iran Al Kaida diese Arsenale öffnet und seine eigenen Operateure dazu gibt, dann ist das ein Fall, den deutsche BND-Analytiker als den terroristischen Super-Gau bezeichnen." Terrorismus ist für Ahmadinejad, so der Autor, ein ständiger Begleiter: Terrorismus war für Ahmadinejad, so Schirra, immer ein probates Mittel. Im April 1990 wird in der Nähe von Genf der iranische Exilpolitiker Kazem Rajavi von einem Kommando ermordet. Einer der Verdächtigen, so neueste Erkenntnisse der Schweizer Ermittler, ist der iranische Präsident.

      Mitglied einer iranischen Eliteeinheit

      In Wien werden zudem im Juli 1989 drei kurdische Oppositionelle aus einem Hinterhalt erschossen. Unter den Attentätern befindet sich ein Freund Ahmadinejads. Beide gehörten damals den Al Quds-Brigaden an, einer ira-nischen Eliteeinheit. Der Anführer des Mordkommandos darf Österreich nach seiner Verhaftung auf Druck Irans verlassen. Jetzt verdichten sich die Hinweise. "Aus diesen Zeugenaussagen geht hervor, dass Ahmadinejad in Wien Mitglied des Killerteams war und zwar nicht in subalterner, sondern maßgeblich als Leiter des Killerteams in Wien vor Ort war", so Schirra. "Er hat die Waffen ins Land gebracht, mit denen dann gemordet wurde. Ahmadinejad stand auf der Straße - sozusagen als Reserve - falls irgendwas schief geht. Westliche Staatsräson hat bis heute verhindert, dass die beiden mörderischen Attentate aufgeklärt wurden.

      Ein Artikel Schirras über den Terror führt im Herbst 2005 zu Hausdurchsuchungen und Ermittlungen gegen ihn und die Zeitschrift "Cicero". Der Journalist soll aus einem geheimen Bericht des Bundeskriminalamtes Informationen verraten haben, die die staatliche Sicherheit gefährdeten. Der Prozess steht immer noch bevor. Bislang konnte der Informant Schirras nicht ermittelt werden. Seit langem forciert das Innenministerium die Suche nach so genannten undichten Stellen, wie die jüngste BND-Affaire beweist - Pressefreiheit hin oder her. "Mir kann als Journalist nicht sonderlich viel passieren", so Schirra. "Aber ein Beamter, der mir Informationen gibt, dessen Existenz ist akut gefährdet. Insofern ist diese Einschüchterung, die damit gemacht werden soll, gewollt und auch nicht ganz erfolglos."

      Ahmadinejad: Für die Massen ein neuer Messias

      Trotz der Einschüchterung schreibt Schirra sein Buch. Im Iran recherchierte er den Zwiespalt zwischen ideologischer Stagnation und wirtschaftlichem Aufbruch, Mullahkratie und Moderne. Die Begeisterung der Gläubigen dürfe nicht mit den Träumen im Norden Teherans verwechselt werden, sagt er: "Dort gab es relativ unverschleierte Frauen. Dort wurde geflirtet und abends gepflegt der Whiskey getrunken, was viele von uns zu dem Schluss verleitete, dies sei der Iran. Das ist aber nur der Norden Teherans. Schon im Süden sieht die Realität ganz anders aus." Einen Regimewechsel von Innen hält er auf absehbare Zeit für völlig ausgeschlossen. Ahmadinejad sei für diese Massen ein neuer Messias. "Der kommt und verspricht ihnen zweierlei: Erstens den verlorenen Traum der verlorenen Revolution des Herrn Khomeini, zweitens verspricht er ihnen - ist aber ehrlich genug zu sagen, das dauert noch ein bisschen - die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation."

      So wird der Konflikt mit dem Westen um das iranische Nuklearprogramm zum nationalen Symbol des wirtschaftlichen und missionarischen Aufbruchs. Der Iran besitzt chemische und biologische Massenvernichtungswaffen, sagt Schirra. "Bewegung" im Atomstreit, ein angeblich angekündigter Verzicht auf die Urananreicherung, hält er für taktisches Geplänkel. Tatsächlich gehe es Iran um ein Ziel: "Die Bombe, die Bombe ganz einfach. Nicht nur eine Bombe, die könnte man sich möglicherweise noch kaufen irgendwo. Nein - sie wollen eine regionale, nuklear bewaffnete Supermacht sein, die auf internationalem Parkett ernst genommen wird, spielen und Politik durchsetzen kann. Ihr Ziel ist es natürlich, dass der Westen im Einflussbereich ihrer nuklearen Waffen liegen muss." Neben Israel habe der Iran unter Ahmadinejad vor allem Europa ins Visier genommen, warnt Schirra, als Chiffre eines schwachen, erpressbaren Westens, in Reichweite iranischer Märtyrerstrukturen und Raketen.

      ________________________________________
      URL dieses Artikels:
      http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/92564/index.html

      Links in diesem Artikel:
      [1] http://www.3sat.de/kulturzeit/kuz_titel.html (Kulturzeit: montags bis freitags, um 19.20 Uhr)
      [2] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/91810/index.html (Post aus Teheran - Was bedeutet der[...]n Ahmadinedschad an George W. Bush?)
      [3] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/86846/index.html (Der Hetzer von Teheran - Irans Präs[...]nt Ahmadinejad spielt mit dem Feuer)
      [4] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/89175/index.html (Der Iran und die Bombe - Wie die Ha[...]ch gegenseitig in die Hände spielen)
      [5] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/80891/index.html (Iran in Aufruhr - Abolhassan Bani-S[...] über die Folgen der Wahlen im Iran)
      [6] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/80750/index.html (Ein Schritt zurück? - Machmud Ahmad[...]ejad ist neuer iranischer Präsident)
      [7] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/84338/index.html (Staatsgeheimnis - Wie weit geht die Freiheit der Presse?)
      [8] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/83753/index.html (Gefährdete Pressefreiheit - Wie der[...]ournalisten einzuschränken versucht)
      [9] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/81603/index.html (Pressefreiheit zum Schutz von Öffen[...]n der Presse scheint wieder bedroht)
      [10] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/71448/index.html (Notstand Pressefreiheit - Reporter ohne Grenzen klagen an)
      [11] http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/70124/index.html (Bespiegelt - Wie demokratisch war Rudolf Augstein?)
      [12] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/92417/index.html (Von Spitzeln und Bespitzelten - Ver[...]rfte Dienstvorschriften für den BND)
      [13] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/92295/index.html (Schlüssel zur BND-Affäre? - Wilhelm Dietl im "Kulturzeit"-Gespräch)
      [14] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/85543/index.html (Sicherheitsrisiko Presse? Über die [...]lung von Journalisten durch den BND)
      [15] http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/88972/index.html (Die Auschwitzlüge - "Holocaust-Leug[...]ch in Wien vor Gericht verantworten)

      Hinweis: 3sat.online ist für den Inhalt externer Links nicht verantwortlich.
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      29.05.2006 / Benedict M. Mülder für Kulturzeit / se / 3sat
      Avatar
      schrieb am 23.06.06 09:40:15
      Beitrag Nr. 569 ()
      Es ist für mich immer wieder sehr "beeindruckend", welche persönlichen Auswirkungen ein Presse-Interview haben kann und was in manchen mächtigen Ländern unter dem Begriff "Presse- und Meinungsfreiheit" verstanden werden kann:

      MONITOR Nr. 548 am 15. Juni 2006
      "Ich werde kämpfen, solange ich lebe ..." – Überfall auf chinesischen Bürgerrechtler

      Bericht: Jochen Graebert

      Sonia Mikich: "Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass aus China gute Nachrichten kommen. Die schicksten Produkte, die modernsten Hochhäuser, China ist ökonomisch weltoffen und lädt 2008 zu Olympia ein. Aber das andere Gesicht ist auch noch da. Es ist lebensgefährlich Kritik zu äußern. Der Umweltaktivist Fu Xian Cai wurde jetzt nach einem kritischen Interview mit den ARD-Kollegen vom Studio Peking brutal zusammengeschlagen und ist wohl querschnittsgelähmt. So unser Korrespondent Jochen Graebert. In China wird die Meinungsfreiheit erschlagen."

      Der Fall Fu wühlt nicht nur den westlichen Korrespondenten in Peking auf. Ein Interviewpartner wird lebensgefährlich zusammengeschlagen, liegt schwer verletzt im Krankenhaus, weil er der ARD offen vor der Kamera Auskunft gegeben hat. Er kritisierte die Zwangsumsiedlungen für den Yangtse-Staudamm. Countdown vor drei Wochen, so feierte Chinas Staatsfernsehen das Jahrhundertbauwerk.
      Sie feierten nicht. Anwohner des Yangtse, die ihre Heimat verlassen mussten und noch immer um die versprochene Entschädigung kämpfen. Ihr Kopf: Fu Xian Cai. Einer, der sich wehrte, seit Jahren schon. Der Beschwerde um Beschwerde schrieb, der sich nie einschüchtern ließ und deshalb offen vor die Kamera trat.
      Fu Xian Cai, ARD 19.05.2006 (Übersetzung: ARD, Studio Peking): "Ich war 15 Mal in Peking, um mich bei der Zentralregierung zu beschweren, über 50 Mal bei der Orts- und Provinzverwaltung. Nie wurde mir geholfen, im Gegenteil. Ich wurde bedroht und geschlagen."
      Nach diesem Interview für die ARD wurde Fu brutal zusammengeschlagen. Jetzt liegt er abgeschirmt im Krankenhaus, vom Hals an abwärts gelähmt. Fu Xian Cai, ein Opfer brutaler Provinzbehörden und kein Einzelfall.
      Sie kamen kurz vor Morgengrauen im Auftrag des örtlichen Parteichefs. 200 Söldner bewaffnet mit Jagdflinten, Knüppeln und Eisenstangen überfielen ein Dorf. Die Bauern hatten sich dagegen gewehrt enteignet zu werden. Das Gemetzel dauerte nicht lange, die schlafenden Bewohner waren chancenlos. Sechs Bauern wurden bei dem Überfall getötet, China 2005. Vier Wochen später besuchen Kollegen der BBC das Dorf, heimlich. Immer noch brennen Räucherstäbchen für die Getöteten. Die Bauern fordern eine Obduktion der Leichen, deshalb liegen sie in dieser Gefriertruhe. Die Bauern wollen sie als Beweismittel erhalten. Tag und Nacht bewachen sie ihre Toten. Sie haben Angst, dass Spuren verwischt werden. Das Dorf ist umstellt von Schlägerbanden. Zhang betet für seinen Vater, der den Angriff nicht überlebt hat.

      Chen Gui Di (Übersetzung: ARD, Studio Peking): "Diese Leute haben uns überfallen, weil sie uns unser Land stehlen wollten. Mein Vater hat sein Leben geopfert, um uns und unsere zukünftigen Kinder zu schützen."
      Mehr Land für dieses Kraftwerk, dafür mussten die Bauern sterben. Doch der Fall kam in die Medien, ließ sich nicht mehr vertuschen. Der korrupte Parteichef, der die Schlägertrupps losgeschickt hatte, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
      Wozu raffgierige Parteikader in China auch woanders fähig sind, haben Chen Gui Di und seine Frau Wu jahrelang recherchiert. Vor 2 Jahren erschien ihr Bericht, in China verboten, in Europa preisgekrönt.
      Zhu Duo Fen (Übersetzung: ARD Studio Peking): "Die Bauern haben nichts vergessen und sie schon gar nicht."
      Zhu Duo Fen mit dem einzigen Foto ihres Mannes. Er wurde von den Dorfchefs erschlagen, weil er sich über illegale Abgaben beschwert hatte, weil er die Rechte der Bauern kannte und einklagen wollte. Die Witwe überreicht den beiden Journalisten ein Video, das sie 12 Jahre lang aufbewahrt hatte. Das ist sie, wenige Tage nach dem Verbrechen. Ihr Mann wurde laut Obduktion und Zeugenaussagen zu Tode geprügelt wie ein tollwütiger Hund. Der Vater, ein gebrochener Mann. Wir sind einfache Bauern, sagt er, wie sollen wir uns denn wehren? Der Mord wirft ein Licht auf die Grausamkeit und Willkür ländlicher Parteidespoten. Mir haben sie das Getreide weggenommen, ich musste betteln gehen, klagt dieser alte Mann. Wer sich beschwerte, erzählen die Bauern, den haben sie ins Gemeindehaus geschleppt und dort bedroht. Wenn das nichts half, haben sie ihn zusammengeschlagen. Auch heute traut sich doch kaum einer, offen zu klagen. Das Leben hier ist noch immer sehr bedrückend.
      In Peking ist davon nicht viel zu spüren, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Die Hauptstadt putzt sich als weltoffene Metropole heraus, fast täglich schießen neue Glitzerbauten aus dem Boden. Schließlich will man hier 2008 die ganze Welt begrüßen, zu den Olympischen Spielen. Die alten Quartiere verschwinden, Millionen Menschen werden umgesiedelt. Viele gehen freiwillig, doch wer bleiben will, muss mit brutaler Gewalt rechnen. Von Behörden und Polizei ist keine Hilfe zu erwarten, im Gegenteil.

      Titelbild einer in Hongkong erscheinenden Zeitung. Eine Frau blutüberströmt nach einer Zwangsräumung. Danach lag sie hier, im Militärkrankenhaus. Das Haus ihrer Nachbarn, erzählt sie, sei für den Abriss zwangsgeräumt worden. Dabei hätten Polizisten die protestierende Großmutter misshandelt. Sie habe die Polizisten aufgefordert, damit aufzuhören und sei daraufhin ebenfalls zusammengeschlagen worden. Die Frau zeigte uns ihre blutgetränkte Jacke. Wen soll ich denn verklagen, fragt sie, Polizisten etwa oder Politiker?
      Und wir, die Medien, welche Rolle spielen wir bei diesen furchtbaren Gewaltakten? Wie müssen wir reagieren, wenn mutige Aktivisten wie Fu zu Krüppeln geprügelt werden, weil wir sie zu Wort kommen lassen? Lieber nicht mehr berichten? Oder doch weiter machen? Fu's größte Hoffnung waren und sind die ausländischen Medien, jetzt kämpft er um sein Leben.
      Sonia Mikich: "Gefährdet unsere Arbeit, unsere Kamera die Kritiker in Diktaturen? Diese Frage wird sich für uns Journalisten nie eindeutig klären lassen. Eine bohrende Frage nach unserer Verantwortung, und ein ewiges Dilemma. Heute Nachmittag besuchte eine Vertreterin der Deutschen Botschaft Fu im Krankenhaus. Die Bundesregierung verlangt von Peking Aufklärung über den Vorfall und fordert auch eine angemessene Behandlung des Schwerverletzten. Der hatte erklärt, das Krankenhaus verweigere ihm die für morgen geplante Operation, wenn er die Kosten von rund 3.000 Euro nicht vorher begleiche."
      Avatar
      schrieb am 25.07.06 13:29:28
      Beitrag Nr. 570 ()
      Gerechtigkeit erfordert disproportionale Antwort


      US-KRIEGSVERBRECHEN IN KOREA

      "Wir haben sie einfach umgelegt"

      Von Axel Frohn

      Hunderte Flüchtlinge starben Ende Juli 1950 in der koreanischen Stadt No Gun Ri im amerikanischen Kugelhagel. Ein Versehen, hieß es stets von Seiten der US-Armee dazu. Nun sind Dokumente aufgetaucht, die zeigen: Das Massaker, eins der schlimmsten des 20. Jahrhunderts, war angeordnet.

      Washington - "Innerhalb weniger Minuten wurde die Welt zur Hölle; Menschen fielen, und überall spritzte Blut", erinnert sich Chung Goo Ho, 69, an das Massaker, das er als Kind erlebte. Es begann am 26. Juli 1950 in der Nähe des südkoreanischen Dorfs No Gun Ri und sollte drei Tage dauern. "Ich höre immer noch die letzten Schreie meiner Mutter", sagt Chung Goo Ho, "und ich weiß bis heute nicht, weshalb amerikanische Soldaten Hunderte von Zivilisten töten mussten."

      KOREAKRIEG: MASSAKER IN NO GUN RI

      Chung Choon Ja überlebte das Blutbad im Juli 1950 - damals war sie zwölf. "Die amerikanischen Soldaten spielten mit unserem Leben wie kleine Jungen mit Fliegen", sagt sie heute.


      Ein US-Panzer rollt am 26. Juli 1950, Tag des Massakers, durch die Straßen von Yongdong nahe No Gun Ri. Später fiel die Stadt in die Hände nordkoreanischer Streitkräfte.


      Hunderte Flüchtlinge ziehen am 26. Juli 1950 durch die Stadt Yongdong. Einige von ihnen trafen auf ihrer Flucht rund 13 Kilometer entfernt in No Gun Ri auf US-Soldaten. Diese eröffneten das Feuer, bis zu 400 Flüchtlinge starben.


      Auch Chung Choon Ja, 68, damals ein zwölfjähriges Mädchen, überlebte das Blutbad. "Die amerikanischen Soldaten spielten mit unserem Leben wie kleine Jungen mit Fliegen." Inzwischen hat die US-Armee ihre lange geleugnete Verantwortung für das blutige Ereignis aus den ersten Wochen des Koreakriegs zugegeben. Wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2001 brachte US-Präsident Bill Clinton sein Bedauern über den Tod unbewaffneter Zivilisten bei No Gun Ri zum Ausdruck. Nur förmlich entschuldigen mochte er sich nicht, denn nach Auffassung der US-Armee hatten die GIs die koreanischen Zivilisten nicht vorsätzlich getötet. Dies wäre ein Verstoß gegen das Kriegsrecht gewesen, also ein Kriegsverbrechen.

      Doch die offizielle US-Darstellung, die wegen entgegenstehender Zeugenaussagen und zeitgenössischer Quellen schon vor fünf Jahren nur wenig glaubwürdig klang, wird jetzt durch ein neu aufgefundenes Dokument endgültig erschüttert - durch einen Brief des damaligen US-Botschafters in Südkorea, John J. Muccio, vom 26. Juli 1950. Darin unterrichtete er das Außenministerium in Washington über eine "notwendige" Entscheidung der 8. US-Armee in Korea, die in den USA zu negativen Reaktionen führen könnte: Unter bestimmten Voraussetzungen sollten GIs auf Zivilisten schießen.

      US-Truppen in Angst und Schrecken

      Das Drama begann am 25. Juni 1950, als die nordkoreanische Volksarmee den 38. Breitengrad überschritt und innerhalb weniger Tage die südkoreanische Hauptstadt Seoul einnahm. Mit Billigung der Vereinten Nationen entsandte US-Präsident Harry S. Truman rasch ein amerikanisches Hilfskontingent. Es bestand aus zunächst 13.000 schlecht ausgebildeten und unzureichend bewaffneten Besatzungstruppen aus Japan, die in kurzer Zeit schwerste Verluste erlitten. Nach einer Woche waren 3000 GIs gefallen, verwundet, gefangen oder verschollen.

      Die herannahende nordkoreanische Armee versetzte die unerfahrenen US-Truppen in Angst und Schrecken. Fluchtartig traten sie den Rückzug zur Hafenstadt Pusan an. Warnungen kursierten vor feindlichen Guerrillas. Getarnt als Bauern, so hieß es, mischten sie sich unter die Zehntausenden südkoreanischen Flüchtlingen, um die US-Linien zu infiltrieren. Die US-Armeeführung sah darin ein Problem "ernster, wenn nicht kritischer militärischer Natur".

      Ein versprengtes Bataillon des 7. US-Kavallerieregiments grub sich am 26. Juli 1950 bei No Gun Ri auf einem mehrere hundert Meter langen Frontabschnitt ein. Ihm näherte sich am selben Tag eine Kolonne von 500 bis 600 Bewohnern umliegender Dörfer auf der Flucht vor den anrückenden Nordkoreanern. Die GIs wiesen sie von der Straße, die sie für US-Militärfahrzeuge freihalten wollten, auf einen angrenzenden Bahndamm. Als die Flüchtlinge dort rasteten, wurden sie plötzlich von US-Kampfflugzeugen unter Maschinengewehrfeuer genommen und bombardiert. Etwa hundert Menschen kamen nach koreanischen Augenzeugenberichten bei dem Angriff ums Leben.

      "Drei Tage und Nächte wurde immer wieder auf uns geschossen"


      Die meisten andern flüchteten sich in zwei Tunnel unter einer nahegelegenen Eisenbahnbrücke. Doch auch dort waren sie nicht sicher. "US-Soldaten in den umliegenden Schützengräben erschossen einige Leute, die weglaufen wollten", berichtet Chung Goo Ho. "Als es dunkel wurde, richteten die Soldaten Scheinwerfer auf uns. Dann begannen sie, in die Menge zu schießen. An die hundert Leute, die schnell laufen konnten, darunter auch mein Vater, flohen. Aber die meisten Frauen und Kinder mussten zurückbleiben. Drei Tage und Nächte wurde immer wieder auf uns geschossen. Ich dachte, ich würde sterben. Als sich die GIs am dritten Tag zurückzogen, gehörten meine jüngere Schwester und ich zu den nur ungefähr 20 Überlebenden." Die Gesamtzahl der Opfer bei No Gun Ri wird von koreanischen Zeugen auf etwa 400 beziffert. Damit wäre es nach My Lai das zweitgrößte Massaker, das US-Truppen im 20. Jahrhundert unter Zivilisten anrichteten.

      Unter den autoritären Regimen Südkoreas, die alle auf US-Unterstützung angewiesen waren, hatten die Überlebenden keine Chance auf Gehör oder irgendeine Form von Wiedergutmachung. Außerdem leugnete die US-Armee, dass sich das 7. Kavallerieregiment zum besagten Zeitpunkt überhaupt in der Umgebung von No Gun Ri aufgehalten habe.

      Erst ein Artikel der US-Nachrichtenagentur AP vom September 1999, der weltweit für Schlagzeilen sorgte und mit einem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, schuf die Voraussetzung für eine gründliche Untersuchung des Massakers durch den Generalinspekteur der US-Armee. Denn in dem AP-Bericht kamen erstmals auch ein gutes halbes Dutzend US-Veteranen des Koreakriegs zu Wort, die entweder selbst zu den Todesschützen bei No Gun Ri gehört hatten oder den Vorfall bezeugen konnten.

      "Es war Massenmord", sagte der ehemalige Gefreite Herman Patterson. "Wir haben sie einfach umgelegt", bestätigte der frühere MG-Schütze Norman Tinkler, und auch der damalige Leutnant Robert M. Carroll erinnerte sich, dass US-Soldaten aus ihren Erdlöchern das Feuer auf die Flüchtlinge eröffneten.

      Bomben statt Warnzetteln

      Zwei Tage vor dem Massaker hatte das Hauptquartier der 1. US-Kavalleriedivision, zu der das 7. Kavallerieregiment gehörte, durchgegeben: "Flüchtlinge haben die Front nicht zu überqueren. Es wird auf jeden geschossen, der versucht, die Linien zu überschreiten. Im Fall von Frauen und Kindern ist Besonnenheit zu bewahren." Und der Kommandeur der angrenzend in Stellung gegangenen 25. US-Infanteriedivision hatte angeordnet: "Alle Zivilisten, die in diesem Bereich gesehen werden, sind als Feinde zu betrachten und werden entsprechend behandelt." Doch der Generalinspekteur der US-Armee maß den Zeugenaussagen und vage formulierten Funksprüchen wenig Bedeutung bei. Nach 14-monatiger Untersuchung kam er zu einem Ergebnis, das die koreanischen Überlebenden als "Schönfärberei " bezeichneten: Bei dem Vorfall habe es sich um eine "unglückliche Tragödie" gehandelt, nicht aber um "vorsätzliche Tötung", und einen Befehl, auf Zivilisten zu schießen, habe es nicht gegeben.

      Diese Auffassung wird jetzt durch das Dokument, das der Archivar und Historiker Sahr Conway-Lanz kürzlich im US-Nationalarchiv entdeckte, endgültig widerlegt. Der Bericht des Botschafters John J. Muccio vom 26. Juli 1950 zeigt, dass die GIs der ausdrücklichen Anweisung der US-Armeeführung in Korea folgten.

      Die hatte am Tag zuvor einen kriegsrechtswidrigen Beschluss gefasst. "Nördlich der US-Linien sollen Flugblätter abgeworfen werden, in denen die Bevölkerung davor gewarnt wird, sich weiter nach Süden zu bewegen, und dass sie Gefahr läuft, beschossen zu werden, wenn dies trotzdem geschieht", berichtete Muccio. "Wenn Flüchtlinge nördlich der US-Front auftauchen, werden Warnschüsse abgegeben, und wenn sie sich weiter nähern, werden sie erschossen."

      Am Morgen des 26. Juli funkte die Führung der 8. US-Armee den Befehl an alle Truppen im Kampfgebiet. Kurz darauf warfen Flugzeuge anstelle von Warnzetteln Bomben auf die Flüchtlinge, die GIs eröffneten befehlsgemäß das Feuer, und Hunderte Zivilisten, hauptsächlich alte Männer, Frauen und Kinder, starben. Und das Massaker von No Gun Ri war kein Einzelfall. Zahllose weitere Flüchtlinge, behaupten US-Veteranen und koreanische Überlebende, wurden später in ähnlichen Situationen getötet.

      http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,427491,00.html
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      schrieb am 07.08.06 11:57:25
      Beitrag Nr. 571 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.038.195 von InvestigativTrader am 25.07.06 13:29:28Falls die "Gerechtigkeit" tatsächlich immer eine disproportionale Antwort erfordert, besteht allerdings auch immer die Gefahr, daß die noch weniger "humane" Seite in einem Krieg diese Gerechtigkeit ausnutzt.

      Ich vermute mal, daß das vorangegangene Posting einen Bezug zum Libanon herstellen sollte.

      Dann sollten wir aber auch bedenken, daß die Hisbollah ihre Raketenabschußrampen nachweislich gerne hinter Moscheen oder deren Innenhöfen und anderen öffentlichen Einrichtungen parkte, wozu es inzwischen mehrere schöne Cockpit-Videos von angreifenden israelischen Piloten gibt.
      Darüber hinaus sollten wir bedenken, daß der Hauptlieferant solch hübscher Waffen bzw. der Gelder dafür der Iran sein dürfte, der in wenigen Jahren auch Atomwaffen zur Verfügung haben müßte.

      Wie sagte doch Herr Solana vor einigen Wochen so schön: "Wenn der Iran auch nicht auf unser EU-Angebot mit der fast kostenlosen Lieferung eines europäischen Leichtwasser-Reaktors eingeht, ist ziemlich klar, daß der Iran in den Besitz von Atomwaffen kommen will und sonst nichts anderes."

      Und da Herr "Adolf" Ahmadinedschad letzte Woche auf der Konferenz in Malaysia mal wieder die Vernichtung Israels als die große Problemlösung für den Nahen Osten proklamiert hat, dürfen wir ja gespannt sein, mit was die Hisbollah in einigen Jahren so um sich schießt, wenn sie jetzt schon iranische Mittelstreckenraketen im Garten vor ihrer Hauptmoschee herumstehen hat - wenn man jetzt nichts gegen sie unternimmt, natürlich...

      ABSATZ:

      Vielleicht ist dies aber auch mal wieder ein ganz netter Anlaß, ein wenig auf die Geschichte Nordkoreas in den letzten Jahrzehnten zurückzublicken.

      Die nordkoreanische Regierung hatte unter ihrem "genialen Führer Kim Il Sung" nämlich in großen Teilen eine Weltsicht eingenommen, die im wesentlichen von einer völlig abgedrehten Sekte stammen könnte und vom "sicheren" Dritten Weltkrieg ausgeht. Vermutlich ist nicht ganz zufällig der Gründer der "Moon-Sekte" auch Koreaner, nur eben aus Südkorea.
      In Nordkorea war es jedenfalls so, dass man sich seit dem Ende des Koreakrieg 1953 bis vor kurzem "ein-igelte“, völlig von außen abschottete und auf den unvermeidlich kommenden Dritten Weltkrieg vorbereitete. Um für diesen Fall bessere Ausgangschancen zu haben, brauchte man nach so langer Isolation natürlich Leute, die wussten, wie es in den kapitalistischen Nachbar-Nationen Japan, Südkorea und auf den Philippinen zuging, damit man über die Lebensweisen dort informiert war, wenn man selbst mit der angenommenen Unterstützung Chinas dort eine Invasion starten konnte. Es war auch geplant, wie man heute von Kim Il Sungs "glückbringendem Sohn“ Kim Jong Il bei "amüsanten“ Tischgesprächen erfahren kann, dass vor der "großen Invasion“ im Dritten Weltkrieg beispielsweise in Japan "autonome Invasions-Zellen“ mit nordkoreanischen Agenten eingerichtet werden sollten, die im Kriegsfall durch Anschläge auf die japanische Regierung und ausgesuchte sonstige Ziele das Land "verteidigungsunfähig“ machen sollten. Damit man aber im abgeschotteten stalinistischen Nordkorea über die "normalen“ oder "modern-dekadenten“ Lebensgewohnheiten in Japan immer auf dem laufenden war, war es notwendig, Menschen aus Japan zu entführen. Dies sollten vorzugsweise gebildete Studenten sein, es mussten aber auch „ganz normale“ Menschen dabei sein, damit man aus deren Informationen lernen konnte, wie man als nordkoreanischer Agent in Japan nicht auffällt. Nordkoreas Regierung hat inzwischen eingestanden, dass mindestens 11 japanische Bürger in den letzten 30 Jahren in aller Welt von Nordkoreas Geheimdienst entführt wurden, wovon nur noch 3 am Leben sein sollen. Darüber hinaus wurden wahrscheinlich auch Bürger europäischer Staaten entführt, um im Fall des Dritten Weltkriegs den verbündeten Staaten mit - von den in aller WElt Verschleppten -ausgebildeten kommunistischen Dolmetschern in aller Welt gefällig sein zu können.
      Japan will immer noch herausfinden, wie und woran die anderen 8 Entführungsopfer gestorben sind. Die Opfer wurden zum Teil in Europa entführt (vorzugsweise japanische und südkoreanische Fremdsprachenstudentinnen, die betäubt in die nordkoreanischen Botschaften verschleppt und als "Luftfracht“ unter Narkose nach Nordkorea geflogen wurden, aber auch durch nordkoreanische Geheimdienstler von nordkoreanischen U-Booten aus an einsamen japanischen Stränden gefangengenommen, so ein japanisches Ehepaar. Bekannt wurde dies erst vor ca. 10 Jahren durch einen Brief einer gefangenen japanischen Studentin, die aus Madrid verschleppt worden war und einen nordkoreanischen Botschaftsangestellten, der nach Polen versetzt wurde, nach einer Liebesaffäre überreden konnte, ihren Brief aus Warschau an ihre Eltern zu schicken, die 10 Jahre lang nur wussten, dass ihre Tochter in Madrid spurlos verschwunden war. Aber wer wollte diesen einfachen Leuten schon so eine Geschichte glauben? Selbst in Japan war das unglaublich!

      Und wie sieht so allgemein die nordkoreanische Geschichte der letzten 50 Jahre aus? Na, blättern wir mal in dem "Schwarzbuch des Kommunismus“, S. 610 ff.
      Dokumente in seit kurzem zugänglichen Moskauer Archiven zeigen, dass Kim Il Sung - der "geniale Staatsgründer Nordkoreas, der über den Wolken wandelte“ – darauf brannte, die südkoreanische Führung zu stürzen, die er schon immer als „Marionetten“ der Amerikaner bezeichnete: Die sogenannten Marionetten hatten eine sehr viel schwächere Armee als der Norden (die Vereinigten Staaten fürchteten sogar anfangs, daß der Süden sich aus eigenem Antrieb in ein Abenteuer im Norden stürzen könnte), gegen ihre autoritäre Machtausübung gab es Widerstand in Form von Streiks, Attentaten und von Kommunisten geschürten Guerillaaktivitäten in verschiedenen Teilen des Landes; Kim Il Sung dachte -oder sagte es zumindest-, daß die Menschen im Süden Vertrauen zu ihm und seiner Armee hätten. Dementsprechend drängte er Stalin zur Erlaubnis für eine Invasion, und Ende des Winters 1949/50 gab Stalin dann endlich grünes Licht. Am 25. Juni 1950 fand der geplante Einmarsch statt: Nordkoreanische Truppen drangen in einem Überraschungsangriff nach Süden vor. Dies war der Beginn eines schrecklichen Krieges, dem mehr als eine halbe Million Menschen beider Landesteile zum Opfer fielen; die Chinesen, die den Nordkoreanern zu Hilfe gekommen waren, als deren totale Vernichtung durch die UNO-Truppen unter General MacArthur drohte, verzeichneten 400 000 Tote und eine etwas höhere Zahl von Verletzten. Mindestens 200000 nordkoreanische und 50000 südkoreanische Soldaten starben, außerdem mehr als 50000 Amerikaner, Millionen heimatloser Flüchtlinge irrten umher. Das französische UNO-Kontingent hatte etwa 300 Tote und 800 Verwundete zu beklagen.

      Nur wenige Kriege lassen sich so eindeutig auf kommunistisches Expansionsstreben-selbstverständlich zum Wohle des Volkes-zurückführen. Seinerzeit stellten sich etliche französische Intellektuelle -Jean-Paul Sartre beispielsweise - auf die Seite der Kommunisten und brandmarkten Südkorea als Aggressor, der in ein friedliches Land eingedrungen sei. Heute, nachdem viele Archive zugänglich geworden sind, kann es keinen Zweifel mehr geben: Diese und andere Leiden, etwa die Leiden der Kriegsgefangenen (6000 amerikanische Soldaten und ungefähr ebenso viele aus anderen Ländern, vorwiegend aus Südkorea, starben in Gefangenschaft), das Martyrium der französischen und englischen Botschaftsangehörigen, die in Seoul geblieben waren und von nordkoreanischen Truppen festgenommen und anschließend deportiert wurden, und dasjenige der in Südkorea tätigen Missionare, die ebenfalls deportiert wurden, gehen auf das Konto des Kommunismus.`

      Bekanntlich wurde nach drei Jahren Krieg im Juli 1953 ein Waffenstillstand unterzeichnet, der die Errichtung einer entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südteil des Landes entlang der ursprünglichen Demarkationslinie, dem 38. Breitengrad, vorsah. Bei etlichen Vorstößen und Angriffen Nordkoreas gegen den Süden starben in der Folgezeit zahlreiche Opfer. Unter den Schlägen, die der Norden dem Süden zufügte und die sich sowohl gegen Militärangehörige wie gegen die Zivilbevölkerung richteten, sind der Angriff eines 31 Mann starken Kommandos im Jahr 1968 auf den Präsidentenpalast in Südkorea zu nennen (nur ein Angreifer überlebte), der Anschlag im birmanischen Rangun am 9. Oktober 1983 auf Mitglieder der Seouler Regierung - 16 Tote, darunter vier südkoreanische Minister -, und die Explosion eines Verkehrsflugzeugs der Korea Air Line am 29. November 1987 in der Luft, bei der 115 Passagiere starben.

      Nordkorea ist nicht tatverdächtig - es ist schuldig. Eine in nordkoreanischen Diensten stehende Terroristin sagte nach ihrer Festnahme, bei dem Anschlag 1987 sei es darum gegangen, durch die Demonstration, daß der Süden nicht in der Lage sei, die Sicherheit der Olympischen Spiele zu gewährleisten, die wenige Monate später in Seoul stattfinden sollten, das internationale Ansehen des Landes zu beschädigen."

      Fügen wir, da es hier um den Krieg gegen die gesamte kapitalistische Welt geht, noch hinzu, daß Nordkorea in den sechziger und siebziger Jahren unterschiedlichen terroristischen Gruppen Zuflucht gewährte, insbesondere der japanischen Roten Armee, die sich durch Attentate in Israel hervorgetan hatte, palästinensischen Fedajin, phillippinischen Guerilleros usw.
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      schrieb am 07.08.06 13:01:27
      Beitrag Nr. 572 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.339.594 von Auryn am 07.08.06 11:57:25Die Opferzahlen haben eine gewisse Schwankungsbreite.
      Nichts destotrotz ist der Koreakrieg ein sehr guter Beleg für die Aggressionspolitik Stalins und seiner kommunistischen Satelliten.
      :(
      Avatar
      schrieb am 07.08.06 14:00:27
      Beitrag Nr. 573 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.339.594 von Auryn am 07.08.06 11:57:25Für dieses Vorkommnis aus dem Jahre 1950 spielt die traurige Geschichte (Nord-)Koreas der letzten 50 Jahre doch wohl keine Rolle. Und die Vorgeschichte des Koreakriegs ist bei weitem nicht so monokausal, wie sie hier meist dargestellt wird.

      Übrigens, wenn du an die Entführungen von 11 Japanern durch den nordkoreanischen Geheimdienst erinnerst: Wie viele Personen sind 1967 durch den südkoreanischen Geheimdienst (mit Hilfe der CIA) entführt worden? Der aus Deutschland entführte weltbekannte Komponist und (west-)berliner Professor Isang Yun konnte dank internationaler Proteste vor einer Hinrichtung gerettet werden. Dokumentationen der Ereignisse findet sich hier: http://www.koreaverband.de/news/artikel.php?index=56
      http://margotoverath.de/yun.htm



      Möchtest du vielleicht monokausale Historien-Malerei betreiben?
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      schrieb am 07.08.06 14:12:40
      Beitrag Nr. 574 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.340.942 von rv_2011 am 07.08.06 14:00:27Für dieses Vorkommnis aus dem Jahre 1950 spielt die traurige Geschichte (Nord-)Koreas der letzten 50 Jahre doch wohl keine Rolle.

      Das mag vielleicht sein. Fakt ist, dass in NK immer noch das selbe politische Regime herrscht. Früher bekamen sie ihre Ausbildung und Waffen von Stalin, damit sie SK überfallen konnten. Was werden sie tun, wenn sie Atomwaffen mit großer Reichweite haben?
      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 07.08.06 14:35:32
      Beitrag Nr. 575 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.340.942 von rv_2011 am 07.08.06 14:00:27Völlig richtig, die Ereignisse von 1967 (CIA-Entführung) waren in Wahrheit der postannuale Auslöser für den Koreakrieg 1950. Der Nordkoreanischen Seite war schon 1949 bekannt dass diese Entführung 1967 stattfinden wird und konnte sich eigentlich gegen diese amerikanisch-südkoreanische Aggression nur mit einem Befreiungskampf wehren.

      Kim Il Sung hat auch sehr bald erfahren dass der damalig 9jährige George W.Bush 1955 ein von Halliburton finanziertes Camp für Kinder-CIA-Agenten leitete, deren Absolventen zur verdeckten imperialistischen Agitation und zur Entführung nordkoreanischer Intellektueller, Gewerkschafter und Sozialarbeiter 1956 in der Nähe von Pjöngjang ausgesetzt wurden und untergetaucht sind. Um den Ruf seines Landes nicht zu gefährden blieb dem nordkoreanischen Führer gar nichts anderes über als eine rigide Ausreisesperre für alle Bürger zu verhängen um zu verhindern dass diese 5 mutmasslichen unbekannten CIA-Kinderagenten mit irgendeinem wichtigen entführten Nordkoreaner flüchten konnten. Die knapp 23 Mio sonstigen Nordkoreaner wollten sowieso niemals ihr Land verlassen weil es das schönste auf Erden ist und waren ihrem Führer daher auch sehr dankbar für die konsequente Entscheidung.

      Mich wundert dass man über diese Fakten so wenig in der Öffentlichkeit zu lesen bekommt. Vermutlich müssen wir erst das Amtsende von Bush abwarten bis die entsprechenden geheimen Geheimakten in Washington endlich der unabhängigen Presse (wie zB jungewelt.de) zugänglich gemacht werden.
      Avatar
      schrieb am 07.08.06 21:38:21
      Beitrag Nr. 576 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.341.278 von PrinzValiumNG am 07.08.06 14:35:32Die Geschichte mit dem neunjährigen GWBush ist mir neu.
      Das hätte ich dem nicht zugetraut!
      Kannst du mir näheres darüber sagen, vielleicht eine Quelle? :D
      Avatar
      schrieb am 09.08.06 11:16:04
      Beitrag Nr. 577 ()
      Vielen Dank an Prinz ValiumNG für die interessanten reziprok-temporalen Konsequenzen für Korea, die sich aus der CIA-Ausbildung des 9jährigen "Dabbelju" an der von Halliburton geführten CIA-Kinderakademie ergeben haben.
      Dieser Fall war mir so noch nicht bekannt und ich werde ihn in meine Sammlung temporaler Weltverschwörungen inkorporieren.

      Aber um "rv" noch eine Freude zu machen, möchte ich darauf hinweisen, daß der Fall der Entführung südkoreanischer Staatsbürger auch ziemlich ausführlich in den Memoiren des damals führenden deutschen Chef-Diplomaten Paul Frank ("Entschlüsselte Botschaft") beschrieben ist, der irgendwo auch erwähnt, daß es nach "unentschiedenen" Bürgerkriegen oft Militärdiktaturen auf beiden Seiten gibt, die sich erst nach einiger Zeit des Friedens zu Demokratien entwickeln könnten - natürlich nur, falls da nicht rein zufällig fanatisch-verrückte Stalinisten wie in Nordkorea an der Macht sind.
      Der damalige Präsident und Diktator Südkoreas in den 60er und 70er Jahren war Park Chung-Hee (oder so ähnlich), der im Krieg groß geworden war und ziemlich militaristische Züge in sein Privatleben integriert hatte. (Ist er nicht so um 1980 bei einem Saufgelage mit Generälen und seinem Geheimdienstchef im Suff von dem erschossen worden? Seine Frau wurde schon so um 1975 von einem kommunistischen Fanatiker bei einer Preisverleihung abgestochen, woran ich mich sogar noch wegen der schockierenden Bilder in der Tagesschau zu erinnern glaube. War schon ziemlich heftig damals in meiner Kindheit, wenn man nicht gleich nach dem Sandmännchen schlafen ging, oder?)
      Andererseits gehen die Öffnung Südkoreas und die ersten sagenhaften wirtschaftlichen Erfolge auch auf sein Konto.
      Dann gab es nach seinem Tod noch ein paar Aufstände und das unschöne Kwangju-Massaker, das dann aber immerhin zu einer Diskreditierung der Militärs in der weiten Bevölkerung führte und immerhin als Spätfolge in den 90ern zur demokratischen Wahl von Kim Young-Sam (oder so ähnlich, heißen ja sowieso fast alle "Kim", nicht wahr?) zum südkoreanischen Präsidenten führte, der immer so komisch watschelte, weil ihm bei der Folter durch die Militärs, deren Chef er später wurde, einige Fußsehnen durchtrennt worden waren.
      Tja, mein lieber "rv", das ist eben das demokratische Asien am Beispiel Südkoreas und da können wir uns mal fragen, wie es dann wohl im total abgeschotteten Nordkorea um die Menschenrechte bestellt ist, wenn es schon in Südkorea so zuging, worüber wir heute alles nachlesen können, falls es uns interessiert.
      Aus Deiner 'Begeisterung' für alles Negative in Südkorea darf ich aber schließen, daß Dir die Nordkoreaner "ziemlich wurscht" sind, weil die Normalbürger dort ja nicht von den imperialistischen US-Hyänen unterdrückt werden und seit 50 Jahren keine unzensierte Post und absolut keine Telefonverbindungen mit dem Rest der Welt haben dürfen, weil die im Süden aus Verzweiflung über das paradiesische Leben unter der Familie des genialen Kim Il-Sung und dessen Sohn Kim Jong-Il Selbstmord begehen würden, nicht wahr?
      Avatar
      schrieb am 09.08.06 12:09:34
      Beitrag Nr. 578 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.365.666 von Auryn am 09.08.06 11:16:04Ich glaube dir Auryn, dass du weißt, dass auch Südkorea (unter dem Schirm der USA) lange Zeit eine ziemlich brutale Diktatur war. Ich habe nur den Eindruck, dass dich ausschließlich kommunistische oder islamistische Diktaturen interessieren. Auch das nenne ich "monokausale Historienmalerei".

      BTW, was veranlasst dich, zu glauben, ich sei von solchen historischen Ereignissen "begeistert"? Ganz im Gegenteil: Politische Freunde und Verbündete interessieren mich zwar mehr als unsere Gegner - aber ihre Fehler bedrücken mich eher, als dass sie "begeistern". Begeistert bin ich dagegen von der zwischenzeitlichen Demokratisierung Südkoreas.
      Avatar
      schrieb am 11.08.06 12:00:24
      Beitrag Nr. 579 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.366.439 von rv_2011 am 09.08.06 12:09:34Ich glaube dir Auryn, dass du weißt, dass auch Südkorea (unter dem Schirm der USA) lange Zeit eine ziemlich brutale Diktatur war. Ich habe nur den Eindruck, dass dich ausschließlich kommunistische oder islamistische Diktaturen interessieren.

      Dazu muß ich anmerken, daß ...
      1. ... Südkorea "ironischerweise" immer noch unter dem Schirm der USA steht, "obwohl" es jetzt auch nach unseren Maßstäben eine Demokratie ist.
      2. ... ich hier immer wieder feststellen "darf", daß über Verbrechen von US-Soldaten oder mit ihnen "Verbündeten" wie Großbritannien oder Israel Dutzende von Threads eröffnet werden, während beispielsweise in Tschetschenien höchstwahrscheinlich in den letzten 10 Jahren genauso viele Menschen ums Leben gekommen sind wie ungefähr vom Irak-Kuwait-Krieg bis jetzt im Irak.
      Ich habe das schon an anderer Stelle gesagt und ich sage es gerne immer wieder, daß ich diese "Disproportionalität der US-kritischen Aufmerksamkeit" in gewisser Weise für eine ebensolche Verharmlosung der Opferzahlen der kommunistischen oder islamischen Diktaturen halte wie die Behauptung von deutschen Neo-Nazis in Sachsen, die Bombardierung von Dresden wäre ein "Holocaust". Die Bombardierung von Dresden war zweifellos eine Form eines Kriegsverbrechen, aber sie fand nun einmal im Krieg statt, der von der Nation ausging, zu der der Krieg in Form dieser Bombardierung zurückkehrte, während der wahre Holocaust an den Juden ausschließlich aufgrund eines fanatischen Rassenwahns planvoll und in Osteuropa in eroberten Gebieten durchgeführt wurde, über die die eigentliche Kriegsfront schon hinweggezogen war, so daß der Krieg keine Entschuldigung mehr für den Massenmord darstellen konnte.
      Aktuell:
      Wenn wir jetzt hier zu Recht die Verbrechen der südkoreanischen Regierungen der Vergangenheit kritisieren, sollten wir nicht vergessen, daß auch nach Zahlen der UN in Nordkorea durch Verbrechen, totales Versagen (Hungersnöte, unnötige Explosions-Katastrophen) oder Fanatismus der dortigen stalinistischen Regierung (mehrfach von Flüchtlingen nach China (!) beschriebene Massenhinrichtungen!) höchstwahrscheinlich ein Vielfaches der Opfer von der nordkoreanischen Regierung zu verantworten ist als in Südkorea jemals zu beklagen waren.
      Der größte "Fehler" der Demokratien im Umgang mit solchen Nachrichten aus "geschlossenen" Gesellschaften wie Nordkorea, ehemaligen und noch gegenwärtigen kommunistischen Staaten oder gegenwärtigen islamistischen Diktaturen wie dem Sudan ist daher, daß man manche Berichte gar nicht glauben will, weil es dort keine unabhängigen Journalisten gibt und man hier alles als "US-Propaganda" abtut.
      In Osteuropa gibt es viele Menschen, die westeuropäische Regierungen der Vergangenheit einfach verachten, weil sie sich immer nur mit den kommunistischen Regierungsfanatikern unterhalten haben und dabei verkannt haben, daß es eben kommunistische Fanatiker waren, denen man nicht soweit hätte entgegenkommen dürfen, daß man nicht einmal wußte, wer die Opposition im Untergrund war.
      Wer hat denn hier im Westen vor 1989 eigentlich den Namen "Vaclav Havel" gekannt? Der Mann kam bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen direkt aus dem kommunistischen Gefängnis und war zwei Wochen später Präsident! Welche von den linken Regierungen im Westen hätte das noch Mitte 1989 für möglich gehalten oder ihn überhaupt gekannt? Vielleicht ein paar kulturell interessierte Abgeordnete, die sich für inhaftierte Literaten eingesetzt haben?
      Welcher Westdeutsche hat denn die Opposition in Ungarn gekannt? Keiner!
      Seien wir doch ehrlich: Es hat hier im Westen doch kein Schwein interessiert, wie es den Menschen hinter dem Eisernen Vorhang ging, solange man selbst auf Mallorca Urlaub machen konnte! Die DDR hat vielleicht noch jemanden interessiert, der da Verwandte hatte, aber Polen, Tschechien oder gar Rumänien waren den Westdeutschen doch scheißegal!

      Und die von mir kennengelernte Verachtung von der Bevölkerung im früheren Gesamt-Jugoslawien oder den angrenzenden Nachbarstaaten Ungarn, Rumänien oder Albanien für das Desinteresse der EU-Regierungen an den Massakern im Jugoslawien-Krieg läßt sich kaum noch in Worten ausdrücken. Man hat nicht umsonst die blau bzw. weiß gekleideten UN-Beobachter bzw. EU-Beobachter in Jugoslawien auf allen Seiten als "Schlümpfe" und "Eisverkäufer" verspottet und von den Serben als Geiseln an Brücken angekettet gesehen!

      Und das hier ist nicht meine Meinung, sondern diejenige, die ich von vielen "normalen Leuten" in Osteuropa bei Gesprächen gehört habe:
      "Die West-Europäer sind so von ihrem jahrzehntelangen Frieden und Glück verwöhnt worden, daß sie keine Ahnung mehr haben, wie man mit kriminellen Regierungen umgehen muß und wer in der Weltgeschichte die wahren Verbrecher sind. Man kann sich auf ihre Versprechen überhaupt nicht verlassen und ihre sogenannten Friedenstruppen verschwinden schnell wieder, wenn der Frieden wieder vorbei ist. Die Westeuropäer und die UN haben sich doch jahrelang von Milosevic und seinen Verbrechern verarschen lassen und über 200.000 Menschen sind völlig umsonst umgebracht worden!
      Die einzigen, die den Krieg in Bosnien und im Kosovo schnell beendet haben, waren die Amerikaner, denen dieses Hickhack einfach zu viel geworden ist und die ihre militärischen Versprechen gehalten haben. Wenn wir die Wahl haben, dann nehmen wir lieber die Amerikaner als die Westeuropäer mit offenen Armen auf! Die Ausbeutung bei denen kann gar nicht schlimmer sein als die früher bei den Russen!"

      Und? Was hätte ich "meinen" Rumänen oder Ungarn nach dem Jugoslawien-Kriegen antworten sollen, "rv"?
      Avatar
      schrieb am 12.08.06 22:52:12
      Beitrag Nr. 580 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.397.543 von Auryn am 11.08.06 12:00:24Du wirst dich wundern Auryn: Ich kann diesem Posting weitgehend zustimmen. Tatsächlich wird von einigen Usern (zu denen ich mich auch zähle) den Verbrechen der USA mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als den Verbrechen Russlands, Chinas oder Nordkoreas.
      Ich habe dir unten schon erklärt, woran das liegt: Mich stört Gestank in der eigenen Bude oder bei Freunden mehr als der Mist im Haus meines Feindes. Und im eigenen Auge stört mich schon ein Splitter mehr als ein Balken im Auge meines Feindes - auch wenn ich ihn dort sehr wohl sehe.

      Natürlich wäre es gut und richtig, alle Staatsverbrechen in aller Welt zu ahnden, oder besser noch zu verhindern. Wer aber torpediert alle Versuche, das internationale Recht zu stärken, z.B. durch einen internationalen Strafgerichtshof?
      Oder, um einen besonders scheußlichen Fall zu nennen: Wer versuchte einen Sturz Pol Pots durch Vietnam zu verhindern und wer versorgte ihn nach seinem Sturz mit Waffen?

      Es besteht wahrlich kein Grund, die Staaten in gut und böse einzuteilen. Dazwischen gibt es immer viele Grautöne - und der Westen ist nicht immer auf Seiten der "Guten".
      Avatar
      schrieb am 14.08.06 16:55:04
      Beitrag Nr. 581 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.423.946 von rv_2011 am 12.08.06 22:52:12Fein, dann sind wir uns ja endlich weitgehend einig, wobei ich allerdings nochmal den wesentlichen Unterschied zwischen einer Diktatur und einer Demokratie betonen möchte:
      In einer Demokratie können wir uns wie in diesem Thread eben über all das unterhalten, das uns nicht gefällt oder stört.
      In einer Diktatur wie in China stünde höchstwahrscheinlich schon seit einiger Zeit ein Internet-Detektiv hinter uns, weil wir bereits Seiten aufgerufen oder zitiert haben, die gesperrt sind oder als Falle für Leute wie uns dienen.
      Und bei Pol Pot hätte ja wohl jemand kaum Waffen liefern können, wenn China ihn nicht überhaupt erst als Gegengewicht zu Vietnam aufgebaut und mit den Lieferungen einverstanden gewesen wäre.
      Die größten und neuesten Zerstörungen in Nordvietnam stammen nach Meinung von Peter Scholl-Latours Buch "Der Tod im Reisfeld" ja auch "ironischerweise" aus dem chinesisch-vietnamesischen Krieg im Jahre 1978, von dem man im Westen kaum Notiz nahm, weil es - man höre und staune - da nun mal keine freien Journalisten, aber trotzdem so Zigtausende Tote gab. Beide Seiten haben das aber hinterher heruntergespielt, weil es ja nur ein "sozialistischer Bruderkrieg" war und der Tote darin zählt nun einmal nicht so viel wie einer gegen die Imperialisten aus dem Westen.
      Ähnlich auch die Zigtausend Toten im Privatkrieg der syrischen Herrscherfamilie Assad gegen die aufrührerische Stadt Hama in Syrien. War ja nur ein kleiner interner Konflikt ohne Kameras, bei dem die Stadt 1981 oder so fast völlig planiert worden ist, aber wehe wenn da mal ein "zionistisch-faschistischer" Soldat ausrastet auf einen Syrer an der Grenze schießt. Dann wird sofort CNN und Al-Dschasira gerufen, damit die Welt von diesem Weltverbrechen erfährt.
      Tja, Diktaturen haben es eben besser in unserer Welt, solange man auf die US-Imperialisten mit ihren vielen Kameras eindreschen kann.

      Im übrigen bin ich eher auf einer Position, wie sie Mario Vargas Llosa in diesem Interview vertrat:

      http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/45083/index.html

      Oder mit anderen Worten:
      Aus schon standardmäßiger Kritik an den USA, die immerhin immer noch eine Demokratie sind, werden wir Europäer zunehmend blinder gegenüber den Diktaturen dieser Welt.
      Avatar
      schrieb am 15.01.07 08:20:11
      Beitrag Nr. 582 ()
      Das wird bestimmt eine interessante Internetseite werden, bei der sich hoffentlich viele Regierungen mal fürchten sollten, hier erwähnt zu werden:
      http://www.ceri-sciences-po.org/geno/
      Avatar
      schrieb am 15.01.07 08:50:19
      Beitrag Nr. 583 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.928.140 von Auryn am 15.01.07 08:20:11Ja, interessant - das sehe ich auch so.
      Man kann den Initiatoren nur Stehvermögen, Neutralität und Erfolg wünschen.
      Avatar
      schrieb am 16.01.07 11:24:30
      !
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      Avatar
      schrieb am 18.01.07 10:45:39
      !
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      Avatar
      schrieb am 18.01.07 10:54:55
      !
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      Avatar
      schrieb am 21.01.07 13:07:14
      Beitrag Nr. 587 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.928.492 von rv_2011 am 15.01.07 08:50:19Ganz meine Meinung!

      Es gibt mal wieder bei der "3sat-Kulturzeit" eine interessante Internetseite mit weiterführenden Links hier:

      http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/103329/index.html

      Bis zum nächsten Mal,

      Auryn
      Avatar
      schrieb am 31.01.07 09:13:00
      Beitrag Nr. 588 ()
      Es gab gestern im ARD-Videotext ab VT-Tafel 155 unter den vermischten Nachrichten einen kurzen Text über den Bericht eines vermutlich französischen Politologen namens Arnon Groiss an eine EU-Kommission o.ä. über die "beunruhigende Gestaltung" iranischer Schulbücher, in denen der "Heilige Krieg" gegen Ungläubige verherrlicht wird und "der Westen allgemein" als Ursache für die Unterdrückung und damit letzten Endes "alles Böse" in der Welt gesehen wird.
      Im Internet fand ich bisher aber leider nur diese Meldung:
      http://www.europeanagenda.eu/events/10281.php

      Kennt jemand von Euch noch näheres aus dem Internet zu diesem Bericht?
      Das würde mich wirklich interessieren.
      Vielen Dank im voraus!
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 31.01.07 10:38:13
      Beitrag Nr. 589 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.312.812 von Auryn am 31.01.07 09:13:00[urlVielleicht hilft dir das weiter.]http://www.welt.de/data/2007/01/30/1194877.html[/url]
      Avatar
      schrieb am 02.02.07 08:26:42
      Beitrag Nr. 590 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.314.734 von rv_2011 am 31.01.07 10:38:13Ja, vielen Dank! Wenn Du mal irgendwo im Internet den Original-Bericht finden solltest, wäre ich Dir für einen weiteren Hinweis ebenfalls dankbar!

      Mir fängt es in letzter Zeit an, wirklich auf die Nerven zu gehen, mit welcher absoluten Selbstgefälligkeit bestimmte islamistische Kreise von sich und ihren schon kriminellen Handlungen überzeugt sind - und auch noch tatsächlich im Auftrag und im Sinne Gottes zu handeln glauben. Das kann gerade bei Ahmadinedschad wirklich in eine weltweite Katastrope münden. Und ich denke, man weiß in Europa wirklich noch zu wenig und will auch gar nicht mehr wissen.


      Ein Beispiel zur mangelnden Berichterstattung in Deutschland (oder Zentraleuropa überhaupt?) ist mir neulich auch wieder mal etwas aufgefallen:
      In 3sat gibt es freitags so um 21 Uhr ein "auslandsjournal extra", in dem manchmal Reportagen gezeigt werden, die komischerweise sonst nicht im Original-"Auslandsjournal" des ZDF laufen. Ich kann sie nicht einmal im Internet finden.
      Vor ca. einem Monat sah ich eher zufällig einen ziemlich unglaublichen Bericht über die von Islamisten verfolgten koptischen Christen in Ägypten, von denen man sonst gar nichts in Deutschland hört. (Wie gesagt: nur im "3sat - auslandsjournal extra", sonst nirgends!)
      Es ist dieser Reportage zufolge in den betreffenden Regionen Ägyptens in den vergangenen 5 Jahren eine Art "Volkssport von Islamisten" geworden, die (Zitat: ) "geschlechtsreifen Töchter" von koptisch-christlichen Familien zu entführen, um sie dann in der für längere Zeit verheimlichten Gefangenschaft mit allen Tricks zur Heirat mit Moslems gefügig zu machen. Nach ca. 4 bis 5 Monaten tauchen dann die ziemlich blaß und verschüchtert wirkenden Mädchen sogar in ägyptischen Regional-TV-Sendern auf und erklären einem "neutralen" Journalisten, sie hätten ihren neuen muslimischen Ehemann (und manchmal auch dessen erste Hauptfrau!) schon immer bewundert und über alles geliebt, aber ihre eigene böse, böse, böse (!) koptisch-christliche Familie wollte sie ja unter keinen Umständen mit einem Moslem verheiratet sehen, weil die Christen ja so schrecklich islamfeindlich geworden sind!
      In dieser Art soll es schon ca. 50 ähnliche Fälle in Ägypten geben!
      Die leibliche christliche Familie des Mädchens beauftragt dann im Normalfall einen ebenfalls christlichen Anwalt, der möglichst versuchen soll, diese Entführung als solche vor Gericht zu entlarven, aber er hat schlechte Karten: Die Richter sind natürlich Moslems und angewiesen, die noch nicht staatsfeindlichen Islamisten nicht unnötig zu verärgern und überhaupt hat das - manchmal gerade erst 15jährige - Mädchen ja schon im Fernsehen erklärt, daß es nur aus Liebe geheiratet hat!
      Zusätzlich tauchten im letzten Jahr im ägyptischen Fernsehen in unendlichen Serien, die sehr entfernt an die Lindenstraße erinnern, Handlungen auf, die man nur als diskriminierend für Christen empfinden kann: Eine ganz normale Familie von "ägyptischen Geschäftsleuten" steht kurz vor einer schweren Ehekrise, weil eine amerikanische Geschäftsfrau sich in den reichen ägyptischen Ehemann verliebt hat und natürlich alles versucht, um die heile ägyptische Familie auseinander zu bringen und den Ehemann für sich alleine zu haben.
      In einer anderen ägyptischen Soap-Opera versucht eine Prostituierte einen reichen ägyptischen Geschäftsmann zu vernichten, weil er ihr für ihren "Escort-Service" nicht genug bezahlt hat. Nebenbei erfährt der Zuschauer, daß diese Prostitutierte ("Allah möge sie und ihre Eltern strafen!") komischerweise aus einer koptisch-christlichen Familie aus Ober-Ägypten stammt!

      Euer "Aurynlein" hält sich ja sonst für ziemlich tolerant, aber bei so einer Reportage über die verfolgte älteste Christengemeinde der Welt und ägyptische Zustände, von denen ich vorher nie etwas gehört habe, kriege ich eine "kulturelle Krise" und frage mich, ob wir hier in Europa nicht wirklich schon den "Clash of Civilisations" verloren haben.

      AAAAAAARGH !
      Avatar
      schrieb am 02.02.07 08:49:54
      Beitrag Nr. 591 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.361.338 von Auryn am 02.02.07 08:26:42Ich nehme das mit dem "nicht-finden-können" mit Entschuldigung zurück! Jetzt konnte ich es plötzlich doch finden und frage mich, ob ich schon zu alt für das Internet bin:

      http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,4082307,00.html

      Sorry!
      Avatar
      schrieb am 02.02.07 09:26:06
      Beitrag Nr. 592 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.361.338 von Auryn am 02.02.07 08:26:42Präsidenten, die glauben oder vorgeben im Auftrag Gottes zu handeln, gibt es aber nicht nur im Iran.

      Es stimmt allerdings, dass das Interesse an Nachrichten aus dem "Reich des Bösen" hier nicht sehr groß ist. Ich bedauere das sehr - denn das würde vielleicht zu einem etwas differenzierteren Bild führen. Vielleicht liegt es aber gerade daran, dass die US-Regierung mit ihrer religiös bzw. moralisch verbrämten Propaganda überzogen hat. Bush ist schließlich kein Muster an Glaubwürdigkeit.


      Zum Internet: Man muss manchmal einen Tag warten, bis aktuelle Nachrichten von Google o.ä. gefunden werden.
      Avatar
      schrieb am 02.02.07 13:35:59
      Beitrag Nr. 593 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.361.338 von Auryn am 02.02.07 08:26:42Über diese Indoktrination der Jugend in islamischen Ländern wird leider sehr selten berichtet, und wenn, dann findet man sowas eher mal zwischen den Zeilen. Gestern stand zum Beispiel im Spiegel Online ein Artikel über eine Studentin aus Jemen, die für ein paar Wochen in Deutschland ist:

      http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,463548,00.ht…

      Da kann man auch zwischen den Zeilen rauslesen, welch übliche Indoktrination in solchen Ländern stattfindet, und wie die wirkt. Da dieses Mädchen alleine das Land verlassen durfte, darf man ja wohl davon ausgehen, dass sie in einer für dortige Verhältnisse sehr liberalen und weltoffenen Familie aufgewachsen ist.
      Was geht dann wohl erst in den Köpfen der Menschen vor, die in weniger liberalen Verhältnissen aufwachsen? :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.02.07 11:22:22
      Beitrag Nr. 594 ()
      Tja, man will eben vieles nicht wissen, was einen zum Nachdenken über die eigenen Fehler bringen könnte.
      Da ist es doch "schön", wenn man sich sagen kann, daß alles irgendwie beim alten bleibt.

      So um 1998 hat die UN noch gesagt, man will aus den Fehlern von Ruanda lernen, nachdem da 800.000 Menschen massakriert worden sind - zumeist von ihren durch ethnische Rassenpropaganda aufgehetzen eigenen Nachbarn.
      Danach gab es nochmal ca. 500.000 Tote im Bürgerkrieg im ehemaligen Zaire/ jetzigen Kongo.

      Und jetzt sind wir bei ca. 200.000 Toten oder so in Darfur im Sudan. Schade, daß es da kein Öl und sonst nichts zu verteidigen gibt als "die Ehre und Würde des Menschen":

      http://www.wdr.de/tv/kulturweltspiegel/20070211/4.html

      Die UN wird vermutlich noch sehr lange zu Massenmördern sagen: "Würden Sie bitte ihre Massenmorde einstellen, denn wir könnten uns sonst gezwungen sehen, ein paar Jahre darüber zu beraten, ob wir auch gewalttätig werden möchten!"
      Avatar
      schrieb am 25.02.07 12:26:46
      Beitrag Nr. 595 ()
      Ich habe übrigens neulich gehört, daß die israelische Luftwaffe nach einem britischen Zeitungsbericht etwa einmal im Monat so seltsame Übungsflüge mit einer voll beladenen Kampfbomberstaffel über die ganze Länge des Mittelmeers bis nach Gibraltar macht (ca. 5.000 km), die Bomberstaffel dabei mehrmals von eigenen Langstrecken-Tankflugzeugen in der Luft betankt wird und in ganz bestimmten Abständen in den Tiefflug übergeht, um von den internationalen Radarschirmen zu verschwinden bis sie dann etwa bei Gibraltar umdrehen und das Spiel rückwärts wiederholen.
      Weiß jemand näheres über diesen Zeitungsbericht oder über einen Zeitpunkt, ab wann die Übungsflüge mal nach Osten statt nach Westen gehen sollen?
      Vielen Dank im voraus!
      Avatar
      schrieb am 25.02.07 12:52:09
      Beitrag Nr. 596 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.955.199 von Auryn am 25.02.07 12:26:46hier war neulich etwas darüber zu lesen, ich kann es aber leider nicht mehr finden.
      Avatar
      schrieb am 28.02.07 09:56:50
      Beitrag Nr. 597 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.955.520 von Heizkessel am 25.02.07 12:52:09Schon o.k., wenn es etwas in der Art geben wird, das keine Übung mehr ist, werden wir es schon ziemlich schnell hören, denke ich.
      Das wäre vielleicht sowieso die politisch "interessanteste" Variante der "Stillegung" der iranischen Atomreaktoren:
      Eine zeitgleiche Presse-Information des israelischen Generalstabes, daß man sich bedauerlicherweise im Sinne der israelischen Militärdoktrin des Präventivschlags durch die auch von der UN verurteilten Äußerungen des iranischen Präsidenten genau wie 1967 gezwungen sah, der Vernichtung des eigenen Staates zuvorzukommen, indem gerade israelische Kampfbomber die iranischen Reaktoren - und nur diese! - angreifen, um das Problem genau wie zu Beginn der 80er Jahre bei Saddam Hussein zu "lösen".
      Es wäre interessant, wie die iranische Regierung dann reagieren würde, denn es hätte ihr gewissermaßen ja nur der Staat Israel einen Präventivkrieg erklärt, der nach Meiung des iranischen Präsidenten ohnehin ein "Schandfleck" auf der Landkarte wäre, den es irgendwann zu beseitigen gelte - womit die meisten Iraner nicht einverstanden sind, denn das Land grenzt ja nicht mal an Israel und hatte nie historische Probleme mit den Juden.
      Es wäre für die meisten Iraner wohl überzogen, daraufhin die US-Militärs in der Region anzugreifen, obwohl natürlich klar wäre, daß ein Angriff von Israel aus nur mit US-Einverständnis möglich wäre.
      Das könnte im günstigsten Fall das Ende von Ahmadinedschad sein, denn inzwischen ist es den Teheraner Studenten schon erlaubt, die Fotos von Ahmadinedschad auf dem Uni-Gelände öffentlich zu verbrennen!
      Das hat es seit der Revolution nicht mehr gegeben und die Kritik an Ahmadinedschad wächst aus verschiedenen Gründen sogar bei der Mullahkratie!


      Es wäre aber auch nicht sonderlich schade, wenn die Mullahs selbst mal eine antiklerikale Revolution im Iran erleben würden und nach den Schilderungen der iranischen Studenten an meiner Uni haben die meisten Iraner die Mullahkratie mehr als satt; es wagt nur noch nicht die Menge, sich gegen Leute zu erheben, die behaupten, ihre Legitimation direkt von Allah zu erhalten.

      Der Iran sollte sowieso ganz dringend mal ein paar der Resolutionen des UN-Menschenrechtsdeklarationen nachlesen. Da hängen jetzt schon die Richter in eigener Person "laszive" 16jährige Mädchen auf:
      http://www.wdr.de/tv/diestory/
      Solche Richter sollte man am besten gleich hinterher hängen, aber leider haben die ja die Macht, zu tun, was sie wollen, denn Allah ist ja auf ihrer Seite!
      Avatar
      schrieb am 28.02.07 10:01:15
      Beitrag Nr. 598 ()
      Werden die Fotos eigentlich mit übertragen, wenn man die Seite hier rein kopiert?

      26.02.2007 um 22.30 - 23.15 Uhr
      (27.02.2007, 10.00 Uhr)
      Iran: Galgen für eine 16 Jährige

      Warum Atefeh hingerichtet wurde

      Ein Film von Monica Garnsey
      Redaktion: Edeltraud Remmel

      Hinrichtung im Morgengrauen: Die Bevölkerung durfte zuschauen; Bild: WDRTod durch Erhängen, so lautete das Urteil gegen die 16jährige Atefeh R. Ihr wurde "unkeusches Verhalten" vorgeworfen. Der Richter hatte dem Teenager den Strick eigenhändig umgelegt. Der Galgen stand mitten in der nordiranischen Stadt Neka, und die Bevölkerung durfte zuschauen.

      Das Alter der minderjährigen Atefeh (16) wurde manipuliert; Bild: WDRdie story rekonstruiert die aufwühlende Geschichte eines ungewöhnlichen Teenagers, Tochter eines Drogenabhängigen, Halbwaise und von den Großeltern mehr schlecht als recht betreut. Eine Streunerin, die sich in der Kleinstadt freier gab als andere Mädchen in ihrem Alter. Das wurde ihr zum Verhängnis. Bereits mit 13 Jahren geriet sie in die Fänge der islamischen "Moral-Polizei". Im Namen Gottes wurde sie verprügelt und eingesperrt - wie es die strengen Scharia-Regeln bestimmen. Weil andere Teenager abgeschreckt werden sollten, wurde sie schließlich in einem unrechtmäßigen Verfahren zum Tode verurteilt. An einem Sommermorgen wurde die 16jährige dann in aller Öffentlichkeit erhängt.

      Die Anklage gegen Atefeh lautete: Unkeusches Verhalten; Bild: WDRIhre Geburtsurkunde, so die späteren Recherchen von Menschenrechtlern und Journalisten, war gefälscht worden. Denn auch der Gottesstaat Iran hat die UN-Kinderkonvention unterzeichnet, wonach Minderjährige nicht hingerichtet werden dürfen.
      Avatar
      schrieb am 03.03.07 11:24:45
      Beitrag Nr. 599 ()
      Bei dieser Gelegenheit sollte man vielleicht auch noch auf diese Internet-Seite hinweisen, die ich besonders deshalb erwähnenswert finde, weil deren Betreiber in mehreren islamischen Staaten allein schon deshalb automatisch zum Tode verurteilt werden würden, weil sie öffentlich bekennen, sich vom Islam abgewendet zu haben:
      http://www.ex-muslime.de/indexKampagne.html
      Das ist nämlich für einen besonders Gläubigen ja noch viel schlimmer als nur ein "Ungläubiger" zu sein, denn als "Abtrünniger" man war schon mal im Besitz der "absoluten göttlichen Wahrheit" und hat sie dann wieder weggeworfen! Igitt!
      Avatar
      schrieb am 01.04.07 13:44:52
      Beitrag Nr. 600 ()
      Ach ja, da kommt heute abend in der ARD wieder ein sehr interessanter "Weltspiegel", u.a. mit diesem Bericht:
      http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6574918…
      Avatar
      schrieb am 01.04.07 14:59:07
      Beitrag Nr. 601 ()
      #590

      Der Islam als Religion macht mir eigentlich weniger Sorgen.

      Jeder halbwegs vernünftige Mensch hätte aller-aller-spätestens nach dem Tammtamm um die Mohammed-Karikaturen erkennen müsen, daß hier religiöse Themen systematisch für politische Zwecke instrumentalisert werden.

      Und zwar auf eine derart plumpe Tour, daß man schon ganz heftig neben der Spur sein muß, um überhaupt in Erwägung zu ziehen, dafür auch nur ein ganz kleines bißchen Verständnis zu fordern.

      Das Kernproblem ist die Antwort auf die naheliegende Frage, warum unter den ansonsten doch ach so kritischen Zeitgenossen gerade der Islam nahezu unbegrenzte Narrenfreiheit genießt.



      Und nun zu etwas ganz anderem:



      Diese mutige Mann riskiert Kopf und Kragen, in dem er offen gegen die brutale kirchliche Unterdrückung moderner Partnerschaftsmodelle protestiert



      Auch dieser junge Mann schaut dem Tod trotzig ins Gesicht. Vermutlich wurde er schon wenige Minuten nach dieser Aufnahme von Schergen der CHRISTEN-Partei Bayerns niedergemetzelt.


      Und hier sehen wir, wie im Namen einer Religion Jugendliche hingerichtet werden, nur weil ihre sexuelle Orientierung nicht so ganz der religiösen Norm entspricht .. pardon... entsprach:



      Der Bildausschnitt ist leider etwas unglücklich gewählt.

      Ich bin mir ziemlich sicher, hätte der Fotograf die Kamera etwas nach unten gerichtet, dann wären unsere beiden engagierten Kämpfer für sexuelle Minderheiten (s.o.) mitsamt ihren Protestplakaten ebenfalls zu sehen...

      Klar. Die waren garantiert dabei. 100 pro! Ansonsten wäre das ganze Protestgehabe ja nur sinnfreier Aktionismus...
      http://glbt-news.israel-live.de/islam/iran.htm


      Oder es ist ganz anders:

      Vielleicht zeichnet sich die „Rosa Liste“ ja dadurch aus, daß die Mehrzahl ihrer Mitglieder extrem suizid-gefährdet ist

      Anders kann ich mir im Zusammenhang mit den zuvor Erwähnten die folgende Pressemitteilung nur schwer erklären:

      http://www.gruene-muenchen-stadtrat.de/seiten/texte/presse_h…


      C.T.D.
      Avatar
      schrieb am 20.04.07 19:34:42
      Beitrag Nr. 602 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.607.194 von CashTestDummy am 01.04.07 14:59:07Tja, was soll man dazu noch sagen?
      Mir fällt jetzt dazu nur noch ein halbwegs passender Artikel ein:

      http://www.nytimes.com/2007/04/19/world/middleeast/19iran.ht…
      Avatar
      schrieb am 28.04.07 16:10:44
      Beitrag Nr. 603 ()
      Im Moment habe ich gerade wieder das Gefühl, die Menschen werden zeitgleich mit der zunehmenden Klima-Erwärmung immer reizbarer, weil gerade international gleich drei "große Krisen" drohen, die völlig unnötig sind und deren Kontrahenten-Kommentare zu nichts führen außer neuen Problemen:

      1. Der Raketenstreit zwischen Rußland und der NATO.
      Ist ja aber auch irgendwie verständlich, daß die Russen eine Krise kriegen, wenn man sieht, daß sich ihre Ex-Bruderstaaten ohne erkennbare Not den (Ex-?)Klassenfeinden in die (Ex-?)imperialistisch-kapitalistischen Arme werfen und nichts dagegen haben, wenn die USA in Polen 10 Abwehr-Raketen und in Tschechien eine Riesen-Radar-Anlage aufbauen wollen. Aber wenn ich anstelle der Russen wäre, würde ich auch gleich sagen, daß ich nur etwas gegen die Radar-(Abhör?)-Anlage habe, denn wenn ich (als russischer Oberkommandierender) über noch mehrere Tausend offensive Atomsprengköpfe verfüge, dann würde ich mir über 10 defensive Abwehrraketen keine großen Gedanken machen.
      Aber so ist das eben, wenn man kein Verständnis dafür hat, wenn man mal ein paar Tausend Offiziere der Brüder in Katyn abgemurkst hat und das wider besseres Wissen 40 anderen in die Schuhe geschoben hat. So was ärgert manche humorlosen (polnischen) Leute einfach Jahrzehnte lang - besonders wenn man die lästigen Frager bis 1961 auch immer zu Abenteuer-Urlauben in sibirische Lager mitnehmen mußte, wofür diese Polen den Russen nie irgendwelche Dankbarkeit gezeigt haben!
      Aber zurück zu den Raketen:
      Verlegen wir die Dinger am besten doch einfach auf fahrbare Lafetten wie damals die Pershing II und zwar nach Nord-Zypern (!),
      a) weil da der Iran näher ist und
      b) das befreundete türkische Militär das Sagen hat und wenn`s mal nicht mehr befreundet sein sollte, fahren wir die Dinger einfach zu den Griechen nach Süd-Zypern, weil die sich immer freuen, wenn man die Türken ärgert. Falls sich dann dort irgendjemand Gedanken machen sollte um irgendwelche potentiellen Gegenschläge, fahren wir die Dinger einfach in den dortigen britischen Militärhafen und tun so als ob wir sie abziehen. (Das Abzugsschiff wird natürlich irgendwie verschwinden, sobald es erst mal auf See ist.)

      2. Der "Operettenkrieg" zwischen Estland und Rußland (Man beachte übrigens, daß wir in unserer Vorstellung nur deshalb die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen nur als kleine "Stadtstaaten" in Erinnerung haben, weil wir sie auf unseren alten Schul-Atlanten immer nur in Bezug zum Sowjet-Imperium sahen. In Wirklichkeit ist jedes dieser Länder von Bevölkerung und Größe annähernd gleich der Republik Irland!)
      Der "Operettenkrieg" zwischen Estland und Rußland fällt natürlich auch in die Kategorie "verletzter Nationalstolz", wobei man darüber streiten kann, wer verletzter sein darf. Details mit Rußland fast wie oben. Stalin hatte die schon unabhängigen baltischen Staaten von Hitler befreit und wo sie schon einmal von den Deutschen unterdrückt waren, dachten sich die Russen, da konnten die Balten es doch auch gleich bleiben: Amtssprache wurde Russisch; ein paar Hunderttausend Russen wurden zur Russifizierung nach 1945 im Baltikum angesiedelt und die paar Hunderttausend Balten, die in Estland, Lettland oder Litauen etwas dagegen hatten, wurden erst mal nach Sibirien "umgesiedelt", wo sich standardmäßig die Hälfte zu Tode arbeitete. Baltische Querulanten, die des nachts Plakate gegen die Sowjetunion (= fälschlicherweise fast dasselbe bei den Balten wie "Rußland") aufhängten, wurden normalerweise bis 1956 ebenfalls aufgehängt - meist gab es davor aber noch ein Gerichtsverfahren mit russischen Richtern, russischen Staatsanwälten und russischen Verteidigern, die ihre Mandanten eigentlich nicht verstanden, aber immerhin brachte man ihnen ja auch 40 Jahre lang die russische Kultur in Form von Lenins "Gesammelten Werken" und ein bißchen Dostojewski - sofern man sie nicht gleich aufhängen mußte, natürlich.
      Aber jetzt, nach 52 Jahren haben diese undankbaren Esten plötzlich den völlig unverständlichen Einfall, dieses wunderschöne Denkmal für die gefallenen Befreier der Roten Armee abzubauen. Pfui!
      Die sollten sich ja nicht wundern, wenn die heute unterdrückten und daher zum Estnisch sprechen gezwungenen Kinder der heldenhaften russischen Befreier ihnen die Autos vor den Häusern anzünden!
      Völlig zu Recht hat unser Ex-Kanzler Schröder gestern diese undankbaren Balten ermahnt, sie sollten nicht so extremistisch und pietätlos mit ihren ehemaligen Befreiern umgehen! Wo Gerd Recht hat, hat er Recht! Daß die Esten auch noch die angeblichen Leichen von 14 Soldaten unter dem Denkmal exhumieren wollen, geht tatsächlich ein bißchen weit, aber man weiß eigentlich ja auch noch nicht mal sicher, ob da tatsächlich seit 1944 welche liegen, oder?

      3. für uns Deutsche völlig sinnlose Krise: Türkisches Militär gegen angeblich islamistische Regierung unter einem umstrittenen Präsidenten Gül.
      Soweit bekannt, war der umstrittene Kandidat Gül bisher eher noch gemäßigter als der umstrittene türkische Ministerpräsident. Allerdings trug seine Frau immer ein Kopftuch, das für das türkische Militär wie das rote Tuch eines Toreros auf einen Stier wirkt. Das türkische Militär sieht sich in ziemlich radikaler Weise als Bewahrer der säkular-weltlichen Verfassung der Türkei im Sinne von Staatsgründer Kemal Atatürk und wehe, wenn ein türkischer Präsident es wagen sollte, in Richtung Islamismus zu driften. Die türkische Armee würde sofort putschen und die Macht übernehmen. Hm, naja, der Auto- und Bus-Verkehr in der Türkei würde schlagartig sicherer werden, weil überall auf den Kreuzungen Panzer stehen werden, aber die Wirtschaft würde gar nicht gut aussehen, weil das Militär ökonomisch traditionell nur mit Waffenhändlern gut zurecht kommt. Leider schaukeln sich Islamisten und Militär in letzter Zeit gegenseitig hoch und die Wahl für Europa könnte "schaurig-schön" aussehen: A) Entweder eines Tages eine Türkei mit demokratisch gewählter Regierung, in der vielleicht in zehn Jahren jede Frau ein Kopftuch tragen muß und gläubige Christen mit Kreuz-Kettchen besser keinen Urlaub mehr machen sollten oder B) eine Türkei mit an die Macht geputscher Militär-Junta als Regierung, in der unser weltliches Denken zwar Staatsräson ist, wo wir aber aus moralischen Gründen auch keinen Urlaub machen sollten, weil wieder so viele Leute im Gefängnis sitzen und immer mal wieder jemand die Treppen runterfällt bis er tot ist. Keine wirklich schönen Aussichten ...
      Avatar
      schrieb am 16.05.07 19:07:30
      Beitrag Nr. 604 ()
      Wo ich doch Absurditäten so liebe, liegt in meiner persönlichen "Hit-Liste" des totalen Wahnsinns gerade der sogenannte Gaza-Streifen auf Platz 1.
      Seit dem vergangenen Wochenende schießen die Hamas und die Fatah aufeinander mit bis jetzt insgesamt mindestens 44 Toten und über 100 Verletzten. Die Hamas scheint so gerne mit Kanonen auf Spatzen zu schießen (bzw. mit einer Panzerfaust auf einen Fatah-Wagen, der gerade fünf gefangene Hamas-Mitglieder abtransportierte), daß dabei schon mal eigene 5 Leute mit einer Panzerfaust ins Paradies geschickt werden, wie man dieser Meldung entnehmen kann:
      http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6755602_,00…

      Weil die Hamas aber nicht ewig nur gegen Landsleute Krieg führen will, schießt sich schon mal ein paar Raketen auf Israel ab, um einen größeren Gegenschlag von "Zahal" zu provozieren, nach dem dann die Fatah-Kämpfer zusammen den Todfeinden im eigenen Lager gegen die noch größeren Todfeinde in Israel kämpfen müßte.
      Ist doch eigentlich an Irrsinn kaum noch zu überbieten. Mit wem in der sogenannten palästinensischen "Einheits-Regierung" aus PLO und Hamas soll man in Israel eigentlich über einen Frieden verhandeln, wenn schon darin beide Seiten sich mit Panzerfäusten beschießen?
      Kommt da vielleicht jemand in der Hamas mal auf den Gedanken, daß sich so ein "Wahlkampf in bleihaltiger Luft" nicht besonders gut für das internationale Image macht, wenn es um die dringend notwendige Unterstützung von Lehrern, Professoren etc. geht?

      Aber es geht sogar noch viel besser in Richtung Absurdistan: Wenn nämlich die Versorgung der Zivilbevölkerung in Gaza aufgrund der Kämpfe zwischen den Palästinensern zusammenbräche, müßte nach den Worten des ARD-Korrespondenten von gestern abend und nach internationalem Recht eigentlich Israel die Versorgung der Zivilbevölkerung sowie "Ruhe und Ordnung" in Gaza wieder herstellen, denn Israel ist ja witzigerweise noch offiziell die Besatzungsmacht im Gaza-Streifen.
      Das wäre dann aber eigentlich erst recht der Grund für alle Palästinenser gegen Israel Krieg zu führen.

      Und so wird sich vermutlich die israelische Regierung erst mal in Ruhe zurücklehnen und das gegenseitige Gemetzel unter ihren Lieblings-Todfeinden genießen, bis sich ein Sieger abzeichnet oder zuviele Raketen nach Israel fliegen.

      Eine wirklich nette Gegend, um als "War-Photographer" berühmt zu werden!
      Avatar
      schrieb am 12.06.07 18:32:04
      Beitrag Nr. 605 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.348.605 von Auryn am 16.05.07 19:07:30Fortsetzung von Platz 1 meiner Hitliste der größten Absurditäten:
      http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6914506…
      Einige islamistische Geistliche, die der Hamas und dem palästinensischen Ministerpräsident Haniya nahe stehen, haben nach dem Tagesschau-Bericht heute um 17.00 Uhr, eine religiöse \"Fatwa\" gegen die Fatah ausgesprochen, die dem Palästinenser-Präsident Abbas nahe steht. Damit werden die Fatah-Mitglieder zu \"Ungläubigen\" erklärt, die in einem \"heiligen Krieg\" bekämpft werden können.
      (Ich schreibe \"heilig\" hier mal gewohnheitsmäßig klein, weil Kriege für mich außergewöhnlich wenig mit dem üblichen \"heiligen\" Zeugs zu tun haben.)
      Das ist alles recht interessant, denn man fragt sich natürlich folgendes: Wenn schon die eigenen palästinensischen Volksangehörigen als \"Ungläubige\" in einem \"heiligen Krieg bekämpft werden können, was sind dann wohl die Juden für die Hamas? Oder gar diese schweinefleischfressenden Christen?
      Anfangs vor einem Jahr hatte der politische Hamas-Chef Haniya ja wenigstens noch halbwegs verständliches Zeug geredet, aber in den letzten Tagen hörte man von ihm auch immer verrücktere Sachen wie z.B.:
      [f]\"Möge uns Allah nur eine von den beiden Möglichkeiten schenken, um die wir am meisten flehen: Den Sieg über Israel oder den Märtyrertod! Mehr wünschen wir uns nicht mehr!\"[/f]

      Irre, nicht?

      Sieht so aus, als würde ihm vielleicht die volkseigene, aber gegnerische Fatah zumindest den zweiten Wunsch erfüllen können, wenn es so weitergeht.

      Ich frage mich nur, wie man so total durchdrehen kann ...
      Man sollte doch annehmen, daß Menschen in der Lage sein sollten, eine Alternative zu einem selbstmörderischen Krieg zu finden, den keiner gewinnen kann.
      Keine guten Aussichten für die Menschheit allgemein, wenn es überhaupt solche Verrückten bis in eine Regierung schaffen - und dabei auch noch wirklich demokratisch gewählt wurden.

      Liegt das an der Hitze in der Gegend? Zu trockene Luft? Umgebungsbedingte (erbliche) Freude am Fanatismus? Spaß am Märtyrertod?

      Kann mir das einer irgendwie zu erklären versuchen?
      Avatar
      schrieb am 12.06.07 20:02:41
      Beitrag Nr. 606 ()
      Avatar
      schrieb am 27.09.07 12:59:59
      Beitrag Nr. 607 ()
      Eine zynische Anmerkung zur Lage in Birma und China:

      Eigentlich verstehe ich zynischerweise ja kaum, warum sich im Moment die Menschen so über die Lage in Birma / Burma / Myanmar aufregen, weil da gerade auf Mönche geschossen wird und China sich wie üblich nichts mehr als Stabilität in seinem Vasallenstaat und Nachbarland wünscht.
      (Wir kennen das mit der Stabilität ja schon aus dem Sudan und dem Thema Darfur, worüber China immer gerne Menschenrechtsresolutionen in der UN blockiert hat. Aus Stabilitätsgründen natürlich!)

      China importiert aus Birma große Mengen an Rohstoffen und Erdgas und das Land ist ein wachsender Absatzmarkt für Waren, die China sonst nicht in westliche Länder verkaufen kann.

      Buddhistische Mönche sind allgemein zudem zahlenmäßig bestimmt zu mehr als 60 Prozent "nur" Mönche auf Zeit sind, weil jeder gläubige Buddhist /Lamaist /Taoist einmal im Leben als Mönch leben sollte, damit er sich ganz den Lehren Buddhas in Genügsamkeit und kontemplativer Meditation widmen kann. Danach kann ein Buddhist das Mönchtum wieder ablegen und als hoffentlich besser gewordener "ganz normaler Mensch" weiterleben.

      Die chinesische Regierung sah das schon immer ganz genauso und weil für die chinesischen Regierungen seit Mao (Immer gerne von seinen Nachfolgern zitiert: "Religion ist Opium fürs Volk!") die Gläubigen allgemein ganz normale Irrgläubige waren, hatten diese Regierungen daher nie irgendwelche Hemmungen, in Tibet lamaistische Mönche und Nonnen verprügeln, inhaftieren oder erschießen zu lassen. Es sind ja ganz normale Staatsbürger Chinas und wenn die frech in Massen auftreten und anfangen zu demonstrieren, dann muß man sie in Maos Tradtion einfach mit großem Bedauern erschießen wie 1989 die paar Tausend auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" und - zack - schon ist wieder die von Peking gewünschte staatliche Stabilität erreicht.

      Peking wünscht sich nichts mehr als die Stabilität in einem Staat und der stabilste und friedlichste Ort in einer Hauptstadt ist nun einmal der Friedhof!
      Avatar
      schrieb am 01.03.08 14:26:09
      Beitrag Nr. 608 ()
      Wo doch gerade wieder so wichtige Wahlen im Lande der "lupenreinen Demokraten" anstehen und wir alle bestimmt maßlos gespannt sind, wer die Wahlen gewinnen wird (Hüstel-hüstel!), sind die Berichte, Querverweise und Links auf dieser Seite recht interessant:

      http://www.3sat.de/kulturzeit/specials/118533/index.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.3sat.de/kulturzeit/specials/118533/index.html
      Avatar
      schrieb am 01.03.08 14:32:48
      Beitrag Nr. 609 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.524.187 von Auryn am 01.03.08 14:26:09Hm, das Posting # 600 sollte eigentlich ein Link zu einer 3sat-Kulturzeit-Sondersendung vom Donnerstag, 28.02.2008, 19.20 Uhr werden, aber offenbar funktioniert es nicht wie der Erfinder es haben wollte.
      Naja, man kann das ja auch so unter "3sat" finden und der Anfang sieht so aus:

      "Kulturzeit extra" aus Moskau
      Russlands Künstler und die Sehnsucht nach Demokratie

      Am 2. März 2008 wählt Russland seinen neuen Präsidenten. Nach acht Jahren Putin steht das Land vor einem Wechsel. Nicht mehr als ein Wechsel der Namen, befürchten Beobachter. Künstler wie der Schriftsteller Wladimir Sorokin sehnen sich nach den 1990er Jahren und dem Jelzin-Chaos zurück. Nach einer Zeit, in der sich das Land um mehr Demokratie bemühte, in der man sich am Westen orientierte und Experimente wagte.

      Heute, so Sorokin, herrsche Putins System von Befehl und Gehorsam. Der Philosoph Michail Ryklin spricht milder: "von einer "gelenkten Demokratie". Freiheit ist in Russland zu einem teuren Gut geworden. Und die Teuerung trifft die Kultur am stärksten. Eine freie Presse existiert nur noch in Ansätzen. Künstler werden in der Ausübung ihrer Arbeit behindert, Ausstellungen verboten. Konzeptkünstler mit politischen Botschaften ziehen sich ins Privatleben zurück. Wie kann sich Kultur in Putins Russland behaupten? Wie können Künstler Öffentlichkeit herstellen, ohne ihre Existenz zu gefährden?
      Avatar
      schrieb am 01.03.08 20:51:14
      Beitrag Nr. 610 ()
      Lesezeichen ...
      Avatar
      schrieb am 20.03.08 15:47:13
      Beitrag Nr. 611 ()
      Es gab da vorgestern noch einen interessanten Beitrag in der "3sat-Kulturzeit", bei dem hoffentlich der Link funktioniert:
      http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/120147/index.html

      Seltsam und zugleich sehr schade, dass sich für diesen Film kein Verleiher in Deutschland fand ...
      Avatar
      schrieb am 22.03.08 22:44:37
      Beitrag Nr. 612 ()
      Avatar
      schrieb am 01.04.08 11:34:01
      Beitrag Nr. 613 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.708.918 von richardkarlsen am 22.03.08 22:44:37Die einleitende "Carmina Burana" hat mir ja schon immer gut gefallen und die Clips sind auch sehr lustig - besonders der völlig zusammenhanglose Ausschnitt mit der Sprengung der drei Verkehrsflugzeuge 1970 durch den "Schwarzen September", aber unter einer "Reportage" stellte ich mir "irgendwie" bisher immer etwas anderes vor.

      O.K., ich gebe zu, dass dieses Video vor allem für Texaner wie diesen Radiosprecher Alex Jones der echte Knüller sein muss, wenn er seine Mitstreiter unter anderem vor der "Entwaffnung der Bürger" durch die faschistoid-bushistische Weltregierung warnt, aber ich fand es eigentlich nur halb so toll wie diese japanischen Godzilla-Filme aus den 50er Jahren.
      Trotzdem vielen Dank für den Hinweis, aber ich wußte schon vorher, dass Texaner auf einem anderen Planeten leben.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 15.04.08 17:45:27
      Beitrag Nr. 614 ()
      Ich finde es immer wieder bedauerlich, wenn aus einer angeblichen Demokratie Künstler und Journalisten ins Ausland emigrieren (müssen) und dort (= bei uns) dann tödliche Depressionen bekommen. Kann man eigentlich so auf die Schnelle beim Einkaufen in Berlin so depressiv werden, dass man in einen Fluss/ Kanal springt?:

      http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,546816,00.html
      Avatar
      schrieb am 17.07.08 09:40:40
      Beitrag Nr. 615 ()
      Manchmal stellt die Realität die Satire ja weit in den Schatten und wenn es dann so weit ist, ist es gar nicht mehr lustig.

      Gestern fühlte ich mich irgendwie an den Film "Frühling für Hitler" von Mel Brooks erinnert (er führte da Regie, aber er spielte dabei nicht mit). Jedenfalls gibt es im Film dieses völlig irre Musical, dessen Produzent mit der grenzenlosen Geschmacklosigkeit darin Pleite machen will, aber wider Erwarten wird das Musical ein Riesenerfolg, weil alle Zuschauer die Verrücktheiten darin als "intellektuelle Provokation" verstehen wollen.
      Beispielsweise diesen hübschen Refrain, als Hitler im Musical in Polen einmarschiert: "Frühling für Deutschland - Winter in Polen!"

      Tja, und gestern sehe ich dann in Beirut diese "hübschen Spruchbänder": "Pain in Israel - Joy in Lebanon!"
      Und darunter schütteln all die netten sympathischen libanesischen Spitzenpolitiker, deren Milizen noch vor wenigen Wochen aufeinander geschossen haben, einigen bärtigen Herren die Hände und begrüßen sie als Helden, weil sie Anschläge auf israelische Zivilisten verübt haben, wobei einer von ihnen namens Samir Kuntar (andere Schreibweise: Kantar) bei einer seiner "Heldentaten" einem 4jährigen jüdischen Mädchen den Schädel eingeschlagen hat.

      Gleichzeitig haben es diese "sympathischen Geistlichen" von der Hisbollah volle zwei Jahre lang nicht übers Herz gebracht, den israelischen Verhandlungs-"Partnern" eindeutig zu sagen, dass die israelischen Austausch-Soldaten beide tot sind, denn das hätte ja die Verhandlungen zuungunsten der Hisbollah verändern können und man hätte dann noch weniger "heldenhafte" Kindermörder aus dem israelischen Gefängnis freipressen können.

      Vermutlich hat sich auch der iranische Präsident Ahmadinedschad über die Heimkehr solcher Helden zu seinen schiitischen Glaubensbrüdern sehr gefreut, die er inzwischen zur Freude von seinem größten Fan und Hisbollah-Guru Nasrallah ausgiebig mit Waffen ausgerüstet hat.

      Wir dürfen darüber hinaus wahrscheinlich vermuten, dass jemand, der sich über so eine "Heldentat" freut, sich auch riesig freuen wird, wenn in den nächsten 4 bis 6 Jahren in Tel Aviv ein Atomsprengkopf an der Spitze einer iranischen Mittelstreckenrakete einschlägt und Hunderttausende von jüdischen Menschen getötet werden.

      Wir dürfen schon jetzt sehr gespannt sein, wie viel "Freude" solche Helden und ihre politischen "Führer" noch über die Welt bringen werden.

      Vielleicht sollten wir so langsam ein Apfelbäumchen für Israel, die Hisbollah und den Iran pflanzen ...

      (In Anlehnung an das Zitat von Martin Luther: "Und wenn ich auch wüßte, dass morgen meine Welt untergeht, so würde ich doch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.")
      Avatar
      schrieb am 25.09.08 12:43:59
      Beitrag Nr. 616 ()
      Url: http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/jerusalem-kritike…
      25.09.08, 12:18
      Drucken

      Jerusalem

      Kritiker des Siedlungsbaus bei Anschlag verletzt
      Der Historiker und Kritiker der israelischen Siedlungspolitik, Seev Sternhell, ist bei einem Bombenanschlag verletzt worden. Die Täter werden im rechten Lager vermutet.
      Der Sprengsatz sei in der Nacht zu Donnerstag vor Sternhells Wohnhaus in Jerusalem detoniert, als der israelische Wissenschaftler gerade die Haustür schloss, teilte die Polizei mit. Der 73-Jährige wurde mit einer leichten Beinverletzung ins Krankenhaus gebracht. Sternhell wurde in Polen geboren und floh vor der Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten. Mit seiner Kritik an den jüdischen Siedlungen in den Palästinensergebieten und seiner uneingeschränkten Unterstützung eines Friedens mit den Palästinensern hatte er in den vergangenen Jahren das ultra-nationalistische Lager in Israel gegen sich aufgebracht.

      Kritisierter Preisträger

      Die frühere Erziehungsministerin und Chefin der Oppositionspartei Merez, Schulamit Aloni, machte extremistische israelische Siedler für den Angriff auf Sternhell verantwortlich. Daran gebe es „keinen Zweifel“, sagte sie im öffentlichen Rundfunk. Der Faschismus-Experte Sternhell lehrt am Institut für Politikwissenschaft der Universität von Jerusalem. Der israelischen Öffentlichkeit ist er auch durch regelmäßige Beiträge für die Zeitung „Haaretz“ bekannt. Jüngst hatte er die Abriegelung des Gazastreifens durch Israel als „unmoralisch und unwirksam“ kritisiert. Als Sternhell dieses Jahr den Israel-Preis, die höchste zivile Auszeichnung des Landes, erhielt, löste dies Kritik bei Vertretern der israelischen Rechten aus.
      Avatar
      schrieb am 16.12.08 10:04:39
      Beitrag Nr. 617 ()
      Avatar
      schrieb am 16.12.08 10:08:05
      Beitrag Nr. 618 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 35.269.686 von Deep Thought am 25.09.08 12:43:59http://next-door.blog.de/?tag=rabbi-in-bombay-ermordet
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      Internationale Politik, Moral und monokausale Historien-Malerei