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    die us-sorgen der assekuranz - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 16.07.02 13:38:09 von
    neuester Beitrag 17.07.02 22:43:09 von
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      schrieb am 16.07.02 13:38:09
      Beitrag Nr. 1 ()
      für die versicherungsbranche ist der us-markt ein heißes pflaster geworden. und damit sind in erster linie nicht die gigantischen schäden durch die zerstörung des world trade center im vergangenen jahr gemeint. der terrorangriff hat das generelle problem nur verstärkt. der us-markt gilt als extrem unterreserviert. die jahrelange laxe zeichnung von risiken bereitet der branche erhebliche zukunftssorgen. die sünden der vergangenheit werden die ergebnisse der assekuranz noch auf Jahre hinaus belasten. kann die konsequenz heißen: finger weg vom us-geschäft?
      die probleme kumulieren bei den rückversicherern, deren branche nicht so zersplittert ist wie in der erstversicherung. weltweit sind nur gut 100 gesellschaften tätig. das us-geschäft hat auch den europäischen größen des geschäfts in jüngster zeit immer wieder das ergebnis verhagelt. das aktuellste beispiel ist die münchener rück. in der vergangenen woche meldete der größte rückversicherer der welt, die reserven seiner us-tochter american re nochmals um 2 mrd. dollar stärken zu müssen. seit 1998 haben die münchener damit 3,5 mrd. dollar in die rückstellungen des drittgrößten us-schaden- und unfallrückversicherers gepumpt, den sie 1996 für 3,3 mrd. dollar gekauft hatten. die geduld von münchener-rück-chef hans-jürgen schinzler ist mittlerweile am ende. er erwartet ab sofort kräftige gewinne.

      den gerling-konzern hat das unbedachte engagement auf dem us-markt sogar an den rand des ruins getrieben. der verlust von 583 mill. euro der gerling globale rück 2001 ist nur gut zur hälfte auf das world trade center zurückzuführen. eine wesentliche rolle spielten nachreservierungen für asbestschäden in den usa. als der ehemalige gerling-rück-chef norbert strohschen 1998 den kauf der constitution re einfädelte, ahnte er nicht, welche risiken er sich ins portfolio holte. mittlerweile gilt der erwerb als schwerer fehler.

      asbest ist für die versicherungsbranche wie ein schwarzes loch, in dem milliarden von dollar verschwinden. ratingagenturen schätzen die unterreservierung für asbestschäden in den usa auf 20 bis 40 mrd. dollar. die versicherer haben bereits über 20 mrd. dollar für asbestschäden ausgezahlt. über 40 gesellschaften sind nach angaben der ge frankona re durch prozesse um asbestschäden in den konkurs getrieben worden. aber dieser alptraum der haftpflichtgeschichte ist noch nicht ausgestanden. immer wieder tauchen neue klägergruppen auf. die us-rechtsprechung mit ihren enorm hohen schadenersatzsummen und der möglichkeit von sammelklagen tut ein übriges. naturgemäß besonders involviert sind amerikanische erst- und rückversicherer. so hat die general re, die zur berkshire hathaway inc. von warren buffett zählt, ihre reserven im vergangenen jahr um weitere 800 mill. dollar aufgestockt. doch die europäer stecken tief mit drin - allen voran die rückversicherer. die marktführer münchener rück und swiss re beziffern ihre asbestrückstellungen auf 1,5 mrd. euro bzw. 3,1 mrd. franken (asbest- und umweltreserven zusammen). bei gerling gelten die noch immer nicht genau absehbaren altlasten als größtes hindernis bei der suche nach einem investor.

      die krise des rückversicherungsmarktes in den usa trägt jedoch nicht nur den namen asbest. fehleinschätzungen des risikopotenzials, die durch den starken wettbewerb auf dem markt begünstigt wurden, gab es in den vergangenen jahren zuhauf. ein beispiel ist die kölnische rück, die 1998 erstmals seit jahrzehnten einen verlust ausweisen musste. ihre us-tochter hatte sich an einem rückversicherungspool beteiligt, der deutlich untertarifiertes geschäft mit arbeiterkrankenversicherungen gezeichnet hatte.

      ende der 90er jahre waren die rückversicherer meist in der lage, verluste aus dem originären versicherungsgeschäft durch kapitalanlageerträge auszugleichen. diese möglichkeit besteht seit dem zweiten halbjahr 2000 nicht mehr. angesichts der erosion an den aktienmärkten und des niedrigen zinsniveaus sind die unternehmen wieder auf gewinne aus der versicherungstechnik angewiesen. doch davon sind die gesellschaften besonders in den usa weit entfernt. standard & poor`s bezifferte die combined ratio aus schaden- und kostenquote für rückversicherer in den usa auf 140 % im jahr 2001 - ein wert, der keinesfalls nur auf den terror zurückzuführen ist. erst unter 100 % macht ein versicherer gewinne.

      eine generelle absage an den us-markt ist jedoch kaum der richtige weg. zwar wird ein us-schaden- und unfallrückversicherer derzeit am markt wohl schwerlich zu vermitteln sein. etwas weniger problematisch sieht es jedoch in anderen sparten aus. gegen einen rückzug aus den usa sprechen vor allem zwei gründe: zum einen hat die branche ein neues problembewusstsein entwickelt. mit der sorglosigkeit vergangener jahre ist schluss - eine genaue auswahl von risiken haben sich praktisch alle rückversicherer auf die fahnen geschrieben. zum anderen steigen die preise für rückversicherungsschutz - auch wenn die verhärtung des marktes nicht ganz so drastisch ausfällt, wie noch vor einem halben jahr erwartet. doch die sich in den kommenden jahren bietenden chancen wollen auch die europäer nutzen. für die großen player steht der us-markt allein wegen seiner größe ohnehin nicht zur disposition. kleinere anbieter werden jedoch noch genauer hingucken als bisher.

      börsen-zeitung, 16.7.2002
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      schrieb am 17.07.02 22:43:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      Münchener Rück profitieren von Prämien-Erhöhungen


      Berlin - Auch ohne das Unwetter, das am vergangenen Mittwoch über Deutschland tobte, hätten die Papiere der Münchener Rück (WKN 843 002) einen erheblichen Kurseinbruch erlitten. Die Anleger störten sich weniger an den Sturmschäden als an der Ankündigung des Konzerns, rund zwei Mrd. Dollar Rückstellungen für Altlasten der US-Tochter American Re zu bilden. Innerhalb von zwei Tagen gaben die Aktien um fast zehn Prozent nach und notierten am Donnerstag bei 219 Euro. Gestern verloren die Papiere zwischenzeitlich nochmals 6,1 Prozent und erreichten bei 209,5 Euro ein neues Zweijahres-Tief. Auf der Hauptversammlung am morgigen Mittwoch wird Vorstandschef Jörg Schneider die Aktionäre erst einmal beschwichtigen müssen.

      Mit der Stärkung der Reserven reagierte die Münchener Rück auf die sprunghaft gestiegenen Schadensmeldungen amerikanischer Erstversicherer. Zudem waren die Aufwendungen für die Anschläge auf das World-Trade-Center im September des vergangenen Jahres mit etwa 2,63 Mrd. Dollar um 500 Mio. Dollar höher ausgefallen als erwartet. Die Kreditratingagentur Standard & Poor`s kündigte daraufhin die Überprüfung der Bewertung der langfristigen Verbindlichkeiten an.

      Dafür habe der Rückversicherer jetzt keinen Nachbesserungsbedarf mehr und sei optimal für die Zukunft gerüstet, sagt Andreas Pläsier, Analyst bei der Berenberg Bank. "Für die Bewertung der Rückstellungen wurden sehr konservative Standards angesetzt", so der Experte. Daher seien keine weiteren Dotierungen erforderlich - zumindest solange es zu keinem völlig ungeahnten Schadensverlauf komme, fügt der Analyst hinzu. Seine Empfehlung für die Aktie lautet "Akkumulieren" bei einem Kursziel von 295 Euro.

      "Die Münchener Rück wird vor allem von ihrem Provisionsgeschäft profitieren", sagt Pläsier. Da derzeit die gesamte Branche die Provisionen erhöhe, könnten die Kunden keinen Druck auf die Unternehmen ausüben, bestätigt Arne Jockusch, Analyst bei Merck Finck & Co. "In der aktuellen Marktsituation gleichen die hohen Versicherungsprämien das defizitäre Geschäft aus Kapitalerträgen aus", so Jockusch. Eine Gefahr bestehe nur, wenn sich die Kapitalerträge weiter verringern und nicht mehr vollständig mit den Prämien verrechnet werden können, sagt Richard Hewitt von der Dresdner Kleinwort Wasserstein.

      Im Vergleich zur Konkurrenz profitiere der Münchner Konzern auch von seiner Größe. Denn um überhaupt weiter im Geschäft zu bleiben, so Hewitt, sei eine entsprechend große Kapitalausstattung erforderlich. Er empfiehlt die Aktie zum Kauf und sieht sie bei 255 Euro fair bewertet.

      Die Münchner bestätigten gestern ihre Ergebnisprognosen für das Gesamtjahr 2002. Für dieses Jahr werde weiterhin ein um Sonderposten bereinigter Gewinn von 1,7 Milliarden Euro anvisiert, präzisierte Vorstand Karl Wittmann die Angaben von vergangener Woche. Die erhöhten Rückstellungen würden durch die erfreuliche Entwicklung des Rückversicherungsgeschäftes und Kursgewinne aus dem Verkauf von Allianz-Beteiligungen mehr als ausgeglichen werden und zu einem hohen Überschuss im ersten Halbjahr führen.

      Ciao BigLinus :cool:


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