NSE: Interview mit dem Finanzvorstand bei instock.de - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 12.02.00 02:54:31 von
neuester Beitrag 12.02.00 04:28:53 von
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NSE Software: "Jetzt hohe Planungssicherheit"
NSE entwickelt und vertreibt Software für das Customer-Relation-Management von Finanzdienstleistern. Seit der Emission am Neuen Markt (April ´99) läuft das Unternehmen seinen Zielen hinterher; die Prognose für das vergangene Jahr wurde nicht erreicht. Geplant waren 41 Millionen Euro Umsatz und ein Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 5,7 Millionen Euro. Tatsächlich lag der Umsatz bei 33,4 Millionen Euro (Vorjahr: 28,9), das EBIT bei 2,9 Millionen Euro (3,2).
Ende vergangener Woche hat das Unternehmen eine Neuorientierung verkündet. Instock sprach mit Finanzvorstand Peter Päselt.
Instock:
Warum haben Sie Ihre Ziele nicht erreicht?
Päselt:
Das lag hauptsächlich daran, dass wir mehr als geplant in die Entwicklung von Finas-Enterprise investieren mußten, unserer neuen, web-basierten Software. Wir erweitern sie für Bestandsführungssysteme von Versicherungen, da wir einen entsprechenden Auftrag von der Kölner Parion-Versicherungsgruppe bekommen haben. Um mehr Mitarbeiter in der Entwicklung einsetzen zu können, mussten wir diese jedoch aus unserem Projekt-Geschäft abziehen. Da betraf Finas-Classic, unsere ältere, client-server-orientierte Software. Diese Mitarbeiter brachten damit keinen Umsatz mehr. Zudem mußten wir Fremdprogrammierer beschäftigen, die teurer waren als eigene Leute.
Instock:
Warum keine Neueinstellungen? Gab es Probleme?
Päselt:
Das ist richtig, wir hatten Probleme beim Mitarbeiter-Recruiting. Wir konnten nicht im geplanten Umfang einstellen.
Instock:
Warum nicht? Andere Firmen kommen mit der angespannten Situation bei qualifiziertem Personal besser zurecht.
Päselt:
Wir hatten im letzten Jahr eine weit überdurchschnittliche Wachstumsrate beim Personal. Trotzdem: Wir haben verspätet reagiert. Deswegen haben wir inzwischen auch eine Betriebsstätte in Köln gegründet, die bereits läuft. In Köln ist die Personalsituation auf dem IT-Markt deutlich entspannter als in München. Außerdem haben wir Verbesserungen im Vergütungsmodell eingeführt, sind jetzt stark auf Personalmessen vertreten und arbeiten mit Headhuntern zusammen. Wir haben den Mitarbeiteraufbau wesentlich besser im Griff als im letzten Jahr. Ende dieses Jahres wird er im wesentlichen abgeschlossen sein.
Instock:
Wie kam es zu den Fehleinschätzungen?
Päselt:
NSE ist ein sehr dynamisches Unternehmen, da kann man sich schon mal verschätzen. Die Entwicklung von Finas-Enterprise bedeutete eine hohe Planungsunsicherheit. Das hat sich inzwischen geändert. Jetzt haben wir eine hohe Planungssicherheit. Der Auftrag der Parion war eine Chance, mit Finas-Enterprise auch den Versicherungsmarkt zu erschließen. Diese Chance haben wir genutzt. Wir können damit unsere langfristige Strategie, Komplettlösungs-Anbieter zu werden, viel schneller erreichen. Einen großen Teil unserer Investitionen in die Erweiterung von Finas-Enterprise haben wir durch den Parion-Auftrag bereits amortisiert.
Instock:
Sie wollen die erste Software für Versicherungen im ersten Halbjahr 2000 ausliefern. Schaffen Sie das?
Päselt:
Die erste Stufe haben wir bereits Ende ´99 ausgeliefert. Die nächste große Lieferstufe kommt im Herbst 2000.
Instock:
Sie erwarten aus diesem Geschäft in den nächsten drei Jahren ein Umsatzplus von rund 50 Millionen Euro. Wie hoch ist die Gewinnmarge?
Päselt:
Die Lizenzpreise in diesem Segment sind sehr, sehr hoch. Daher ist die Marge sehr lukrativ, weit überdurchschnittlich. Details darf ich nicht bekanntgeben, im Vertrag wurde Verschwiegensheitpflicht vereinbart.
Instock:
Ein weiterer Grund für das schlechte 99er-Ergebnis war der Verlust eines Auftrags über 2,4 Millionen Euro, oder nicht?
Päselt:
Das war ein umfangreicher Auftrag, bei dem der Kunde während der Projektdurchführung wesentliche Inhalte geändert hat und seiner Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen ist.
Instock:
Sind Änderungswünsche so ungewöhnlich? Die müssten Sie doch ohne weiteres umsetzen können.
Päselt:
Das haben wir gemacht. Der Kunde hat dann aber einige Kleinigkeiten als Fehler gefunden. Das waren Fehler, die man aber immer finden kann. Aus unserer Sicht hat der Kunde den Vertrag wegen Nichtigkeiten gekündigt. Wir denken, dass er sich intern anders aufgestellt hat und keinen Bedarf mehr für die Software hatte. Im Vorstand haben wir überlegt, ob wir einen Prozess gegen ihn anstrengen sollen. Aus Image-Gründen haben wir uns dann aber dagegen entschieden. Wir wollten nicht gegen einen Kunden prozessieren.
Instock:
Also außer Spesen nichts gewesen?
Päselt:
Ja. Dadurch ist ein entsprechender Schaden entstanden.
Instock:
Im Zuge Ihrer Neustrukturierung haben Sie auch Fusionsverhandlungen bekanntgegeben. Wie ist der Stand?
Päselt:
Es sieht sehr, sehr vielversprechend aus. Der Mehrwert wäre für beide Partner unglaublich hoch, allein schon wenn das Entwicklungs-Know-how und die Bestandskunden zusammengelegt würden. Das Unternehmen, mit dem wir sprechen, ist kleiner als wir, aber auch sehr erfolgreich. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Instock:
Wo liegt es? Im deutschsprachigen Ausland?
Päselt:
Mit dieser Annahme liegen Sie nicht so schlecht.
Instock:
Weiter hieß es, dass Sie Multiplikatoren für Entwicklung und Vertrieb in Europa suchen. Wie ist das zu verstehen?
Päselt:
Uns geht es darum, Gesamtlösungen anzubieten. Darum suchen wir Partner. Wir könnten unsere Produktfamilie zum Beipiel einem Unternehmen in Großbritannien zur Verfügung stellen, das Unternehmen würde landesspezifische Änderungen vornehmen, und wir wären an den Lizenzeinnahmen beteiligt. Wir müssen mehr Multiplikatoren für unser Lizenzgeschäft haben, um die Investitionen möglichst schnell zu amortisieren. Das haben wir im letzten Jahr nicht konsequent genug verfolgt. Ideal wäre ein Unternehmen, dass über Know-how und Bestandskunden verfügt sowie die Infrastruktur, um die Implementierung durchführen zu können.
Instock:
Herr Päselt, vielen Dank für das Gespräch
NSE entwickelt und vertreibt Software für das Customer-Relation-Management von Finanzdienstleistern. Seit der Emission am Neuen Markt (April ´99) läuft das Unternehmen seinen Zielen hinterher; die Prognose für das vergangene Jahr wurde nicht erreicht. Geplant waren 41 Millionen Euro Umsatz und ein Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 5,7 Millionen Euro. Tatsächlich lag der Umsatz bei 33,4 Millionen Euro (Vorjahr: 28,9), das EBIT bei 2,9 Millionen Euro (3,2).
Ende vergangener Woche hat das Unternehmen eine Neuorientierung verkündet. Instock sprach mit Finanzvorstand Peter Päselt.
Instock:
Warum haben Sie Ihre Ziele nicht erreicht?
Päselt:
Das lag hauptsächlich daran, dass wir mehr als geplant in die Entwicklung von Finas-Enterprise investieren mußten, unserer neuen, web-basierten Software. Wir erweitern sie für Bestandsführungssysteme von Versicherungen, da wir einen entsprechenden Auftrag von der Kölner Parion-Versicherungsgruppe bekommen haben. Um mehr Mitarbeiter in der Entwicklung einsetzen zu können, mussten wir diese jedoch aus unserem Projekt-Geschäft abziehen. Da betraf Finas-Classic, unsere ältere, client-server-orientierte Software. Diese Mitarbeiter brachten damit keinen Umsatz mehr. Zudem mußten wir Fremdprogrammierer beschäftigen, die teurer waren als eigene Leute.
Instock:
Warum keine Neueinstellungen? Gab es Probleme?
Päselt:
Das ist richtig, wir hatten Probleme beim Mitarbeiter-Recruiting. Wir konnten nicht im geplanten Umfang einstellen.
Instock:
Warum nicht? Andere Firmen kommen mit der angespannten Situation bei qualifiziertem Personal besser zurecht.
Päselt:
Wir hatten im letzten Jahr eine weit überdurchschnittliche Wachstumsrate beim Personal. Trotzdem: Wir haben verspätet reagiert. Deswegen haben wir inzwischen auch eine Betriebsstätte in Köln gegründet, die bereits läuft. In Köln ist die Personalsituation auf dem IT-Markt deutlich entspannter als in München. Außerdem haben wir Verbesserungen im Vergütungsmodell eingeführt, sind jetzt stark auf Personalmessen vertreten und arbeiten mit Headhuntern zusammen. Wir haben den Mitarbeiteraufbau wesentlich besser im Griff als im letzten Jahr. Ende dieses Jahres wird er im wesentlichen abgeschlossen sein.
Instock:
Wie kam es zu den Fehleinschätzungen?
Päselt:
NSE ist ein sehr dynamisches Unternehmen, da kann man sich schon mal verschätzen. Die Entwicklung von Finas-Enterprise bedeutete eine hohe Planungsunsicherheit. Das hat sich inzwischen geändert. Jetzt haben wir eine hohe Planungssicherheit. Der Auftrag der Parion war eine Chance, mit Finas-Enterprise auch den Versicherungsmarkt zu erschließen. Diese Chance haben wir genutzt. Wir können damit unsere langfristige Strategie, Komplettlösungs-Anbieter zu werden, viel schneller erreichen. Einen großen Teil unserer Investitionen in die Erweiterung von Finas-Enterprise haben wir durch den Parion-Auftrag bereits amortisiert.
Instock:
Sie wollen die erste Software für Versicherungen im ersten Halbjahr 2000 ausliefern. Schaffen Sie das?
Päselt:
Die erste Stufe haben wir bereits Ende ´99 ausgeliefert. Die nächste große Lieferstufe kommt im Herbst 2000.
Instock:
Sie erwarten aus diesem Geschäft in den nächsten drei Jahren ein Umsatzplus von rund 50 Millionen Euro. Wie hoch ist die Gewinnmarge?
Päselt:
Die Lizenzpreise in diesem Segment sind sehr, sehr hoch. Daher ist die Marge sehr lukrativ, weit überdurchschnittlich. Details darf ich nicht bekanntgeben, im Vertrag wurde Verschwiegensheitpflicht vereinbart.
Instock:
Ein weiterer Grund für das schlechte 99er-Ergebnis war der Verlust eines Auftrags über 2,4 Millionen Euro, oder nicht?
Päselt:
Das war ein umfangreicher Auftrag, bei dem der Kunde während der Projektdurchführung wesentliche Inhalte geändert hat und seiner Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen ist.
Instock:
Sind Änderungswünsche so ungewöhnlich? Die müssten Sie doch ohne weiteres umsetzen können.
Päselt:
Das haben wir gemacht. Der Kunde hat dann aber einige Kleinigkeiten als Fehler gefunden. Das waren Fehler, die man aber immer finden kann. Aus unserer Sicht hat der Kunde den Vertrag wegen Nichtigkeiten gekündigt. Wir denken, dass er sich intern anders aufgestellt hat und keinen Bedarf mehr für die Software hatte. Im Vorstand haben wir überlegt, ob wir einen Prozess gegen ihn anstrengen sollen. Aus Image-Gründen haben wir uns dann aber dagegen entschieden. Wir wollten nicht gegen einen Kunden prozessieren.
Instock:
Also außer Spesen nichts gewesen?
Päselt:
Ja. Dadurch ist ein entsprechender Schaden entstanden.
Instock:
Im Zuge Ihrer Neustrukturierung haben Sie auch Fusionsverhandlungen bekanntgegeben. Wie ist der Stand?
Päselt:
Es sieht sehr, sehr vielversprechend aus. Der Mehrwert wäre für beide Partner unglaublich hoch, allein schon wenn das Entwicklungs-Know-how und die Bestandskunden zusammengelegt würden. Das Unternehmen, mit dem wir sprechen, ist kleiner als wir, aber auch sehr erfolgreich. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Instock:
Wo liegt es? Im deutschsprachigen Ausland?
Päselt:
Mit dieser Annahme liegen Sie nicht so schlecht.
Instock:
Weiter hieß es, dass Sie Multiplikatoren für Entwicklung und Vertrieb in Europa suchen. Wie ist das zu verstehen?
Päselt:
Uns geht es darum, Gesamtlösungen anzubieten. Darum suchen wir Partner. Wir könnten unsere Produktfamilie zum Beipiel einem Unternehmen in Großbritannien zur Verfügung stellen, das Unternehmen würde landesspezifische Änderungen vornehmen, und wir wären an den Lizenzeinnahmen beteiligt. Wir müssen mehr Multiplikatoren für unser Lizenzgeschäft haben, um die Investitionen möglichst schnell zu amortisieren. Das haben wir im letzten Jahr nicht konsequent genug verfolgt. Ideal wäre ein Unternehmen, dass über Know-how und Bestandskunden verfügt sowie die Infrastruktur, um die Implementierung durchführen zu können.
Instock:
Herr Päselt, vielen Dank für das Gespräch
Sehr Interessant, dann kann man ja jetzt wieder einsteigen.
Gruß Xeus
Gruß Xeus
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