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    Märkte (4. Teil) - und die Zukunft der Weltwirtschaft - 500 Beiträge pro Seite (Seite 6)

    eröffnet am 14.09.02 23:19:46 von
    neuester Beitrag 16.06.05 00:17:19 von
    Beiträge: 2.651
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      Avatar
      schrieb am 28.05.03 23:57:07
      Beitrag Nr. 2.501 ()
      @investival
      >>Der Sozialstaatgedanke ist schon so (oder besser: zu-) wertvoll, als das er ohne eine gewisse Führung, Erziehung a la longue auskommt.<<
      Stimmt, und da haben wir zur Zeit eine Menge Bedarf.
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 00:56:53
      Beitrag Nr. 2.502 ()
      @ investival

      Vielen Dank für Deine differenzierte Antwort.

      Deine Reaktion auf mein "Ohne Wenn und Aber" hat mir
      verdeutlicht, daß unsere Positionen eine Reihe von
      Schnittpunkten haben.

      Dazu gehört die von Dir genannte Bedingung, daß Unter-
      stützung des Staates für fallierende Großbanken oder
      -versicherungen deren vorherige Bereitschaft voraussetzt,
      gewisse Regeln zu beachten.

      Leider läuft bisher alles so ab, wie wir es aus der Bankenkrise
      von 1931 kennen. (Die Abhandlung von K.E. Born, veröffentlicht
      1967, ist deshalb brandaktuell.)



      @ ChartJunkie

      Ich spreche Dir meinen Respekt aus, daß Du meine in der Sache
      harte Kritik ebenso sachlich erwiderst, wie sie von mir auch gemeint
      war.

      Ich glaube, wir sind und bleiben in vielem unterschiedlicher Meinung.

      Nur eine Ergänzung, um meine Position verständlicher zu machen:

      Dein Plädoyer für eine massive Erhöhung der Abgeordneten-Diäten
      (bei Streichung der Nebenvergünstigungen) teile ich nicht.

      Begründung:

      Die Auswahl des Personals würde nicht besser.

      Was fehlt, sind kompetente und zugleich moralisch integre Politiker.

      Dieser Mangel würde durch eine bessere Entlohnung aber nicht behoben.

      Den von mir vermißten "kompetenten Idealisten" muß man anderes
      anbieten als ein höheres Gehalt.

      Politiker von diesem Zuschnitt würden im Gegenteil erst einmal selbst
      finanzielle Opfer bringen - und daraus die Legitimation ableiten, von
      der ganzen Bevölkerung Opfer zu fordern.

      Bei aller Wertschätzung fürs Geld gilt für die Politik wie fürs Leben generell: 
      Die wichtigsten Dinge stehen nicht zum Verkauf.

      Ich habe den Eindruck, daß wir alle, verleitet durch die Erfahrung von
      Jahrzehnten der Wohlstandsmehrung, viel zu sehr dem Irrglauben anhängen,
      man könne mit Geld letztlich alles irgendwie regeln. Wenn die Kassen sich
      leeren, kommt man damit in die Bredouille; es war aber auch vorher schon
      falsch.


      »Aber man wird wohl feststellen, dass man das Leben auch ohne Allianz
      genießen kann...
      «

      In dem genannten Sinne ist mir das voll aus dem Herzen gesprochen!

      mfg
      Leghorn
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 07:45:21
      Beitrag Nr. 2.503 ()
      @Leghorn, @ChartJunkie,

      Kompromissvorschlag zu den Diäten: Zuerst - während des »Krisenmanagements« - kommt @Leghorn`s Vorschlag zum Tragen, die Politik übernimmt endlich mal eine der (von mir) eingeforderten Vorbildfunktionen, in dem sie nicht erst von anderen, von der »Masse« Einschränkungen fordert, sondern erst bei sich anfängt, und zwar über ein Alibimass (`0-Runde` o.ä.) hinaus. [Analoges müssten imo auch sämtliche Top-Manager (sagen wir, der DAX-Konzerne) leisten] Sobald die Abgaben-/Steuerlast unter gewisse Grenzen fällt und die Arbeitslosenquote nachhaltig unter eine ebenso vorher festzumachende Grenze fällt, gibt`s dann die Verdreifachung von @ChartJunkie.
      Also im Prinzip Hinwendung in Politik und Wirtschaft zu einer STRIKT erfolgsorientierten Entlohnung, und zwar mit gleichermassen(!) negativer Komponente, die im Misserfolgsfall (Abgabenerhöhung, nachhaltig stg. Arbeitslosigkeit bzw. betriebl. Entlassungen) also ebenso wieder zurückzuführen ist.
      Ich denke schon, auf Dauer wird man menschliche und fachliche Kompetenz schon (auch) finanziell anerkennen müssen, will man diese Leute bei der Stange halten (auf Idealisten für immer und ewig zu vertrauen, halte ich für riskant - schließlich sind alles nur Menschen [*g*]).

      investival
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 15:55:36
      Beitrag Nr. 2.504 ()
      @investival
      Zweifelsohne gibt es Sündenböcke bei Politikern und Managern, die auch mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Nichtsdestotrotz wird das die Probleme nicht lösen, sondern alle werden Opfer bringen müssen.
      Wir leben hier immer noch auf einer Insel der Glückseligen-wo wird soviel verdient, bei 6 Wochen Jahresurlaub und umfassender sozialer Absicherung? Selbst in Amerika, England oder Japan ist das unbekannt,vom Rest der Welt ganz zu schweigen. Die Masse der Bevölkerung scheint davon auszugehen, dass quasi per Naturgesetz der Lebensstandard immer nur steigen kann. Die Fakten aus #2490 sind aber real, und solange bedingt durch Gruppen- und Einzelegoismen der schwarze Peter immer anderen zugeschoben wird und Reformen(=Einsparungen) blockiert werden, werden wir eher Richtung Argentinien und nicht Richtung Japan steuern , was günstigstenfalls möglich wäre (ich weiß, das klingt sehr ermutigend)
      Gruß, Algol
      Avatar
      schrieb am 29.05.03 22:30:34
      Beitrag Nr. 2.505 ()
      Ich lese gebannt die Diskussion über Diäten und ihren möglichen Effekt auf die Qualität unsere Politiker.

      Ihr vergesst nur leider etwas: Politischer Amtsinhaber wird man in Deutschland üblicherweise nicht per Arbeitsvertrag. Unser politisches Personal wird gewählt.

      Und um in ein politisches Amt gewählt zu werden, muss man nur zwei Kriterien erfüllen: a) versprechen, dass alles besser wird, ohne dass sich etwas ändert. b) so mittelmässig wie möglich sein, damit das Wahlvolk sich wiedererkennt. Sorry, Leute: Die politische BILDung (immer wieder gern genommener Kalauer) der Wahlvolkes ist das Problem.

      Wenn ihr andere Politiker wollt, dann nutzt es nichts, am Gehalt anzusetzen. Darüber lockt man niemanden. Schon gar keinen kompetenten, entscheidungsfähigen und idealistischen Menschen, der zunächst gewaltige Investitionen in einen Wahlkampf leisten müsste, aber keine Gewähr hat, dann auch in das angestrebte Amt gewählt zu werden. Im Gegenteil: der inkompetente Opportunist (siehe oben) hat alle Vorteile auf seiner Seite, beim Wahlvolk besser anzukommen.

      Erinnert euch bitte an den 1990er Wahlkampf. Lafontaine hat den Leuten gesagt, welche Risiken und Unannehmlichkeiten die deutsche Einheit mit sich bringt (auch wenn ihn einige nicht als kompetent bezeichnen würden, aber ganz sicher als Idealisten) . Er wurde dafür abgestraft. Kanzler wurde der Kandidat, der "blühende Landschaften" innerhalb von 5 Jahren versprach. Der war nun das klassische Gegenmodell zum "kompetenten Idealisten".

      Gruß
      qwasy

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      Avatar
      schrieb am 29.05.03 23:00:48
      Beitrag Nr. 2.506 ()
      Demokratie=Volksherrschaft=Herrschaft der Egoisten und Dummen? Allerdings scheint es graduelle Unterschiede zu geben: Die Einsichtsfähigkeit der Bevölkerung in Schweden, Dänemark, Neuseeland oder Holland scheint größer, die der Franzosen noch niedriger als bei uns zu sein.
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 01:21:54
      Beitrag Nr. 2.507 ()
      Was den Idealismus und die Politik betrifft, hätte ich Dir bis vor gar nicht so langer Zeit @Leghorn zugestimmt.
      Ich glaube mittlerweile, dass selbst der Job eines Staubsaugervertreters mehr mit Idealismus zu tun hat (aber nicht das was Ihr jetzt vielleicht denkt) als der eines Politikers. Wir brauchen Politiker, die einfach genau hinschauen - und dafür müssen sie Reife und Differenzierungsvermögen besitzen. Auch müssen sie ihre Erkennnisse dann in geeigneter Form kommunizieren können. Also Leute, die sich ihrer selbst ziemlich genau bewusst sind.

      Und wer bitteschön hat denn Lust, sich für einen warmen Händedruck sich auch die Wochenenden um die Ohren zu schlagen, dazu ein Kollegenumfeld mit permanenten Grabenkämpfen? In dieser individualitätsbetonten Gesellschaft, ist der Anspruch, das Leben zu genießen, höher als früher. Als einziger Ausgleich für diejenigen, die sich trotzdem mit Politik herumschlagen wollen, fällt mir das Geld ein. Warum auch nicht? Ich hätte auch gern viel Geld.

      Noch dazu wird die Arbeit der Politiker immer frustrierender, denn die Analyseergebnisse lauten heutzutage immer gleich: Wir müssen sparen. Das Gelddrucken halte ich übrigens auch für wenig idealistisch, zumindest wenn man über die nächsten Jahre hinausblickt. Aber es kommt wohl sowieso, früher oder später.

      @Algol
      Volle Zustimmung für Deine Beiträge.

      @qwasy
      Die eigenen Interessen versucht das Volk schon im Blick zu behalten. Es kann auch zuhören, aber man muss seine Sprache sprechen. Das können oder wollen aber viele gar nicht. Das ist die andere Seite der Medaille.

      @investival
      Du meinst, man sollte den erfolgsabhängigen Anteil der Ministergehälter erhöhen? Mein Vorschlag: Bezahlung mit Optionen auf Aktien der zu privatisierenden Krankenkassen. Die steigen im Wert, wenn die Wirtschaft besser läuft.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 17:07:49
      Beitrag Nr. 2.508 ()
      mal ne frage zum markt-

      wie sind eigentlich unsere indexträder hier, im letzten halben jahr
      zurechtgekommen?
      lebt ihr noch, erzählt mal ein paar stories.
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 17:14:11
      Beitrag Nr. 2.509 ()
      apropo rentenversicherung,

      ich glaube schon daß nicht allein die die idee sondern auch deren ausführung etliches gutes für sich hat.

      allerdings

      man muß die -FORM- ausfüllen,
      nicht aussaugen.

      ihr habt in big old germany das problem der verteilungsproblematik, die jedigliche idee ohne strategie
      zunichte macht, deshalb bin ich dafür die diäten der politiker
      nach ihrer disziplin zu bemessen, und nicht nach dem gehabe der verteilung, aber solange man das volk bestechen kann, naja da hmse uns wieder, die ollen römer-
      pane et cicero - alles geschwätz.
      Avatar
      schrieb am 30.05.03 19:05:40
      Beitrag Nr. 2.510 ()
      Hey Leute,

      dieses wundervolle Fundstück kann ich euch nicht vorenthalten , in Farbe und Hochglanz.
      Die Diskussion zweier FED-Mitarbeiter über
      das `neue Arsenal`.
      Dazu gehört, haltet euch fest: Schwundgeld! Nicht
      dass alles Fiat Geld eh schon als solches zu betrachten wäre, nein, einer der Vorschläge zur Ankurbelung der
      Wirtschaft ist quasi die Potenzierung des Wertverlustes,
      per Steuer auf Bargeld! Lest selbst.

      http://www.dallasfed.org/htm/research/pdfs/bd0503.pdf
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 02:19:12
      Beitrag Nr. 2.511 ()
      speziell für dosto - falls ihm sein panem-Erwerb die Zeit für den wallstreet-online-circenses lässt ...;)
      http://www.zeit.de/2003/23/Persson
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 11:06:03
      Beitrag Nr. 2.512 ()
      Ein ehemaliger Mitstreiter Willy Brandts zum Thema
      Selbstbehauptung Europas und Bewahrung des Sozialstaats.

      Albrecht Müller: »Agenda 2010 kann Probleme nicht lösen«, Süddeutsche Zeitung, 31.5.2003, S. 2:

      » [...] Die auf der Agenda stehenden Strukturreformen lösen nicht unsere akuten Probleme. Wir sind mitten in einer Rezession. Anders als in der Öffentlichkeit dargestellt sind die vielen Insolvenzen und Arbeitslosen, die wachsenden Staatsschulden, die Steuerausfälle und der steigende Zuschussbedarf zu den Sozialsystemen ganz wesentlich Folge der schlechten Konjunktur. Der Konjunktureinbruch würde die konzentrierte Aufmerksamkeit der politischen Führung verlangen. Nötig wäre vor allem, Mut zu machen für Konsum und Investitionen.

      Aber statt die Stimmung zu heben, statt die Stärken unseres Landes zu rühmen, verstärken wir die schlechte Stimmung. Weltweit beklagen unsere Meinungsführer den Reformstau und die angeblichen Schwächen unseres Modells. Es gibt kein anderes Land, dessen Eliten so schlecht über das eigene Land reden. Richtungsweisend war jüngst Superminister Wolfgang Clement in den USA: Da kam der Repräsentant eines Landes, dessen Exportstärke trotz aller Schwächen beachtlich sind, in ein Land, das von 1992 bis heute zunehmend weniger exportiert als importiert, also ein Leistungsbilanzdefizit hat, der ein Skandal ist. Die USA leisten um etwa 500 Milliarden Dollar weniger, als sie verbrauchen. Sie leben auf Kosten anderer Völker. Und der Rest der Welt ist so freundlich, ihnen weiter Kredit zugeben. Weil sie so tun, als sei ihre Gesellschaft in Ordnung, obwohl die Infrastruktur verrottet und die US- Wirtschaft noch nie so viele Konkurse großer Unternehmen erlebte. Sie verkaufen ihr Land als Modell, obwohl dank privatisierter Altersvorsorge Millionen Rentner beim Börsencrash in den Ruin getrieben wurden, und obwohl viele Familien nur über die Runden kommen, weil ihre niedriglohnbeziehenden Familienmütter und -väter von einem Job zum anderen hetzen. In dieses Land kommt unser Wirtschaftsminister, lässt sich abmahnen und verspricht, die deutsche Reformagenda auch im Interesse der USA zügig umzusetzen.

      Übrigens, das, was von den USA zu lernen sich lohnen würde, lernen wir nicht: wie die USA bisher mit ihren Krisen fertig wurden -- mit dem Einsatz aller möglichen Instrumente der Wirtschaftpolitik ohne ideologische Scheuklappen, mit expansiver Geld- und Fiskalpolitik, mit Stimmungsmache und der weltweiten Verklärung ihres US-Modells.

      Statt unser Gesellschaftsmodell selbstbewusst zu feiern und Zuversicht und Mut zu vermitteln -- und im Stillen zu reparieren, wo es nötig ist -- beklagen wir seine mangelnde Zukunftsfähigkeit. Es brennt unterm Dach und wir beschäftigen uns mit grundlegenden Reformen: mit einer möglicherweise nötigen Verfassungsreform und mit der Sicherung der Renten im Jahre 2050; wir erwarten Wunder von der Lockerung des Kündigungsschutzes, obwohl die Auftragslage der meisten Unternehmen Neueinstellungen gar nicht möglich macht; wir reformieren den Arbeitsmarkt und stellen dabei die Bundesanstalt für Arbeit auf den Kopf, gründen neue Institutionen wie die Ich-AGs und Personal-Service- Agenturen (PSA). Dabei wundern wir uns, dass diese Reformen nicht zünden, weil der Zug auf dem Arbeitsmarkt fehlt -- die Nachfrage und Aufträge.

      Wer mit Reformen die Rezession überwinden will, verfehlt schlicht das Thema. Bundeskanzler Kohl hat die Steuern gesenkt: Deutschland hat mit 21,6 Prozent (2001) eine der niedrigsten Steuerbelastungen. Die Greencard wurde eingeführt, Unternehmensverkäufe von Steuern befreit, der Ladenschluss gelockert, die Riesterrente und Hartz-Konzepte eingeführt. Wo aber bleibt der erhoffte Wirtschaftsaufschwung?

      Er wird nicht kommen, weil der Wirkungszusammenhang zwischen Strukturreformen und Wirtschaftsbelebung in der Realität nicht so existiert, wie dies im täglichen Reformgerede unterstellt wird. Und weil das unendliche Reden über Reformstau und Reformen das Vertrauen in unser Land vollends ruiniert.

      Die Konzentration -- man könnte auch sagen: die freiwillige Gleichschaltung der öffentlichen Meinung in Deutschland auf den Glaubenssatz, Reformen hülfen uns aus der wirtschaftlichen Misere, ist kein Zufallsprodukt. Wir sind Zeugen eines imposanten Brainwashing. Die Medien, viele gesellschaftliche Gruppen und Personen des öffentlichen Lebens beten unkritisch nach, was andere ihnen vorgesagt haben.

      Meinungsbildung ist in wichtigen Teilen strategisch geplant und organisiert. 40 Prozent dessen, was man in den USA in Zeitungen liest oder im Fernsehen sieht, ist von PR-Firmen im Auftrag ihrer Kunden geschrieben oder produziert worden. Bei uns stehen 30000 Politik- und Wirtschaftsjournalisten immerhin schon 15000 bis 18000 PR-Leute gegenüber. Je mehr sich PR-geneigte Medienkonzerne wie Murdoch und Berlusconi durchsetzen, um so mehr wird der Einfluss der PR-gesteuerten Kommunikation steigen und die unabhängige Berichterstattung verdrängen.

      Der amerikanische Sozialwissenschaftler Norman Birnbaum, wundert sich über die Naivität der von der Reformdebatte betroffenen Deutschen und Europäer. Nur wenige erkennen, dass der Druck auf Reformen strategisch betrieben wird. Die Wirtschaftsliberalen weltweit haben erkannt, dass das europäische Sozialstaatsmodell eine attraktive Konkurrenz und Gefahr für ihre eigenen Interessen und Vorhaben ist. Deshalb sehen sie im Niedergang des Europäischen Modells ein wichtiges Etappenziel. Dafür setzen sie viel Geld ein für Public Relation. Ihre Freunde in den europäischen Ländern arbeiten fleißig mit.«
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 12:10:53
      Beitrag Nr. 2.513 ()
      ja, danke ein gespräch über alles und nichts.

      reden wir mal über die seite des sozialstaates.
      wo 1. erstmal hohe steurn verlangt werden.
      2. denjenigen die hohe steuern zahlen, die möglichkeit gleichzeitig wieder gegeben wird diese ganz locker zu drücken

      so daß, ganz sozial, eigentlich gar keine steuer oder wenig bezahlt wird.

      soll ich weitermachen.

      oder gehen wir jetzt dazu über, daß es sozialempfänger gibt,
      die vom staat 600 euro bekommen, deren abschreibungen dann, über miete, aldi sofort vollzogen werden.

      während unser kanditat no. 1 von ober überlegt, ob er doch nicht in die schweiz abhauen soll.

      also weg mit dem sozial staat

      steuern runter- abschreibungen weg.

      und wie war das noch, als ich damals 2 doppelverdiener
      zwecks einer wohnung vor mir hatte, die ganz selbstverständlich kindergeld bezogen, einen kindergartenplatz wollen, schulbildung, auch danacch uni etc.
      aber sich dazu einen sterberater leisten, der dafür zu sorgen,
      daß sie möglichst keine steuern bezahlen sollen.

      passt doch alles wunderbar zusammen.

      oder soll -muß- man den leuten das hirn durchpusten.

      ps: die wohnung ging an jemand anders.
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 17:18:52
      Beitrag Nr. 2.514 ()
      2505: Ken:

      Ich bin hier u.a. Freigeld-Ansprechpartner.

      Es ist nur auf dem ersten Blick Unsinn Schwundgeld einzuführen. Und es ist ein grundlegender Unterschied ob du eine Aufbewahrungsgebühr feststeht oder ob sie einen hinterrücks über Inflation/Deflation erreicht.

      Ich will hier diesen guten Thread nicht dazu belasten,
      es gibt von mir hier egnug Threads zum Thema, es gibt andere Foren sie sich nur damit beschäftigen.

      Nur kurz: Geld ist eben im Moment nicht nur Tauschmittel, wenn es so wäre gäbe es keine Probleme.
      An einigen Stellen im System häuft sich Geld, während es woanders fehlt. Wegen der Werterhaltungsfunktion und des Jokervorteils des Geldes. Daher ist Schwundgeld ein absolut richtiger und logischer Ansatz!
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 20:30:43
      Beitrag Nr. 2.515 ()
      Spiegel.de, 30. Mai 2003

      DEUTSCHE WIRTSCHAFT
      Demograph warnt vor 15-jähriger Dauerstagnation

      Wann kommt Deutschland aus der Konjunkturkrise? Die meisten Auguren erwarten einen Mini-Aufschwung nach dem Sommer. Der renommierte Demograph Herwig Birg hingegen hat ein geradezu erdrückendes Szenario entwickelt - Rentenbeiträge von fast 50 Prozent und Stagnation für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.

      Frankfurt am Main/Bielefeld - Die Bevölkerung altert, die Kosten für die Sozialsysteme steigen - fast jeder hat diese Binsenweisheit schon gehört und rasch wieder verdrängt. Die meisten leiten daraus nur kurzfristige Fragen ab: Wie groß ist das Loch in der Rentenkasse in diesem Jahr? Werden die Krankenkassen im Herbst schon wieder teuerer?

      Der Demograph Herwig Birg, Professor und Institutschef in Bielefeld, nimmt für sich in Anspruch, die längerfristigen Entwicklungen im Blick zu haben. Im Interview der "Börsen-Zeitung" leitet er aus der Beobachtung, dass der Anteil der 20- bis 40-Jährigen an der Gesamtbevölkerung schrumpft, erschreckende Folgerungen ab. Seine Hauptthese: Deutschland stünden "Jahrzehnte der demographischen Umwälzung bevor". Viele hätten noch nicht begriffen, dass man hier vor einem Problem bisher unbekannter Art stehe. Durch "Drehen an den Stellschräubchen" lasse es sich nicht mehr beheben.

      Fast alle Wachstumsmotoren fallen aus

      Birg prophezeit, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von maximal 1,5 Prozent möglich sei. Dies sei eine "sehr gefährliche Entwicklung" mit Auswirkungen für Finanzmärkte, Sozialsysteme und die verschiedensten Unternehmen. Falls die Innovationskraft der Wirtschaft weiter sinke, müsse man auch diese Prognose noch einmal korrigieren, sagte Birg dem Blatt - dann sei ein Wachstum um bestenfalls ein Prozent jährlich denkbar. Die gefürchteten japanischen Verhältnisse hätten Deutschland erfasst.

      Der Demograph argumentiert, der Faktor Arbeit werde als Motor des Wirtschafswachstums auf absehbare Zeit ausfallen. Auch der Faktor Kapital werde keine Besserung bringen - denn wenige Investoren würden in eine Volkswirtschaft investieren wollen, deren Bevölkerung auf Jahrzehnte hin schrumpfen wird. Als möglicher Wachstumsmotor bleibe allein der technische Fortschritt.

      "Jedes Gemeinwesen sprengen"

      Dass die privaten Konsumenten die Konjunktur mit einer Steigerung ihrer Ausgaben retten, erwartet Birg laut Interview nicht - im Gegenteil. Die Konsumabstinenz der Haushalte werde sich in den kommenden Jahren noch verstärken. "Wir werden Jahrzehnte der Kaufzurückhaltung erleben", zitiert ihn die Zeitung. Birgs Begründung: Der Bevölkerung sei noch nicht klar geworden, was auf sie zukomme. Angesichts der drohenden Rentenkrise würden die Appelle zur Sparsamkeit zunehmen, für den Konsum bleibe immer weniger. Was das für die gesamte ökonomische Infrastruktur bedeute, "könne man sich noch gar nicht ausmalen". Die Abhängigkeit vom Export vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländer werde weiter zunehmen, da aus dem Inland keine Impulse zu erwarten seien.

      Die Sozialsysteme in ihrer jetzigen Form sind jedenfalls nicht zu retten, da ist sich Birg sicher. Ohne Reformen werde die Überalterung dazu führen, dass der Rentenbeitragssatz in einigen Jahrzehnten auf 46 Prozent, der für Krankenkassen auf 20 bis 25 und der für die Pflegeversicherung auf drei bis sechs Prozent steigen werde. "Das würde jedes Gemeinwesen sprengen", so Birg in dem Interview.

      "Dann benötigen wir den Mega-Riester"

      Die Verlierer der Überalterung sind nach Birgs Einschätzung zahlreich: Die Politik könne über Jahrzehnte hinaus nicht mit einer Verbesserung der Etatlage rechnen. Für den Handel und die Immobilienwirtschaft sei die Entwicklung eine Katastrophe. Profitieren würden wahrscheinlich Banken und Versicherungen, weil die Altersvorsorge weiter privatisiert werden müsse. Birg im Interview: "Das wird bald ein böses Erwachen geben, dann benötigen wir den Mega-Riester - ein Riesengeschäft."

      Wolle Deutschland die demographischen Probleme lösen, müsse es radikal umsteuern, fordert der Forscher in dem Gespräch. Die Staatsverschuldung müsse abgebaut, die Staatsquote dramatisch gesenkt werden. Zugleich müsse die Innovationskraft der Wirtschaft steigen, die Arbeitslosigkeit sinken.

      Damit die Zahl der Einwohner nicht weiter schrumpfe, müsse die Einwanderung sowohl von Flüchtlingen als auch von qualifizierten Arbeitskräften angekurbelt werden. Langfristig aber helfe nur eine Steigerung der Geburtenrate. Die Investitionen in Bildung, fordert Birg, müssten vervielfacht werden, damit deutsche Universitäten wieder Magnetwirkung ausüben und die Nation im Pisa-Ranking nach vorne rücke.

      Die USA übrigens sind aus Sicht Birgs das wohl wichtigste Land, das von den Folgen der Überalterungsspirale verschont bleiben könne. Hier sei die Altersvorsorge schon Privatsache - und Frauen zögen im Schnitt zwei Kinder groß, eine ideale Größe.
      Avatar
      schrieb am 31.05.03 23:29:34
      Beitrag Nr. 2.516 ()
      Die Frauen aus den geburtenstarken Jahrgängen sind
      zwischenzeitlich gebärunfähig, oder kurz davor.

      Für Deutschland hilft nur noch eins:

      Klonen! Jeder Deutsche, der seinen Klon auf eigene
      Kosten großziehen kann, muß das Recht bekommen,
      sich klonen zu lassen. Mit zunehmenden Intelligenz-
      Quotienten sollte der Staat Zuschüsse für das
      Klonen bezahlen, denn sonst lassen sich ja nur
      wieder die Falschen klonen und die Krise bleibt
      die gleiche.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 01:59:14
      Beitrag Nr. 2.517 ()
      Hallo Farmer, das waren noch Zeiten, als Du in Kamps, SCM, Lernhout .. investiert warst. Mittlerweile bist Du wie ich zum Kulturpessimisten geworden. Nichts für ungut, Deine Beiträge in verschiedenen threads sind tiefgründig und interessant. Ich gelaube, Du verfügst über eine hoffnungsvolle und eine realistische Wahrheit. Das ist menschlich, so geht es mir auch!
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 09:23:07
      Beitrag Nr. 2.518 ()
      Gesellschaftskritik kommt in Pop-Kultur an!


      http://www.superlyrics.de/text_d.php?zahl=7197&bs=
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 11:57:16
      Beitrag Nr. 2.519 ()
      @ ChartJunkie

      Vielen Dank für den Hinweis auf den Spiegel-Artikel.

      Es ist immer dasselbe bei einschlägigen Presseprodukten in letzter Zeit:
      Schürung von Hysterie und Privatisierung als angebliche Rettung.

      Allianz & Co. sind aber keine Lösung. Selbst Immobilien oder (auch wenn es mir schwerfällt, das zuzugeben :cool: ) Goldbarren sind keineswegs gegen alle Unbill des Schicksals gefeit.

      Wie "krisenfest" die gepriesene Privatvorsorge ist, sehen wir in den USA. Daß der Herr Professor und Institutsleiter ausgerechnet die Vereinigten Staaten als Vorbild nennt, ist blanker Hohn gegenüber den vielen Menschen dort, die teilweise, wenn nicht sogar vollständig ihre Privatvorsorge jüngstens verloren haben.

      Oder ist es einfach so gemeint, daß bei einer Privatisierung sich der Staat um diejenigen nicht weiter kümmern muß, die das Pech hatten, ihr Geld falsch anzulegen? Dann macht das alles natürlich Sinn. Warum wird diese Kehrseite verschwiegen? Aber was kümmern solch naheliegende Fragen den beamteten deutschen Professor: Er hat seine Staatspension sicher.

      Für mich sind solche "Lösungen" bloße Werbesprüche von Versicherungsvertretern. Das hat mit seriöser Wissenschaft nichts mehr zu tun.

      Gewiß, ein Wissenschaftler, der nicht hysterisch, sondern differenziert argumentiert, der es obendrein vermeidet, den Menschen eine vermeintlich sichere Privatlösung für ein gesellschaftliches Problem anzubieten, der bekommt heutzutage kaum eine Schlagzeile.

      Aber stehen wir tatsächlich in Deutschland vor einer demographischen Katastrophe, wie in diesem Artikel und in vielen anderen behauptet wird? Ohne Zweifel handelt es sich hier um eine Talkshow-Weisheit, der man nicht widersprechen darf, wenn man von den Millionen Demographie-Spezialisten in Deutschland nicht zerrissen werden will.

      Entgegen dem, was man gemeinhin der Öffentlichkeit suggeriert, sind demographische Prognosen mit vielerlei Unwägbarkeiten behaftet, sogar dann, wenn es nur um wenige Jahrzehnte geht (eine in der Demographie kurze Zeitspanne). Noch unsicherer sind Prognosen über die Auswirkung unterschiedlicher Altersstrukturen auf das Wirtschafts- und Sozialsystem.

      Diese Prognosen beruhen auf mathematischen Modellen. Das menschliche Verhalten ist viel zu komplex, als daß es sich damit beschreiben oder gar vorhersagen ließe.

      Auf jeden Fall ist es unseriös, wie es in dem Spiegel-Artikel geschieht, bestimmte Trends als Gewißheit hinzustellen. Nur gut, daß schon in wenigen Jahren kaum jemanden das schlagzeilenträchtige Geschwätz von heute mehr kümmert.

      Auffällig ist auch, daß der Herr Professor eine Erhöhung der Geburtenrate einer vermehrten Einwanderung vorzieht. Warum eigentlich diese Präferenz? Sonst heißt es immer: Wir leben im Zeitalter der Globalisierung, und wir dürfen Probleme nicht mehr im beschränkt-nationalen Rahmen sehen. Besteht auf globaler Ebene Bevölkerungsmangel?

      In den meisten einschlägigen aktuellen Diskussionen, auch in dem Spiegel-Artikel, ist die Fehlannahme impliziert, es gebe so etwas wie eine biologische Homogenität der Nation. Demgegenüber seien Veränderungen der demographischen Struktur durch (Zu- oder Ab-) Wanderung die historische Ausnahme. Dabei ist alle Geschichte die Geschichte von Wanderungen. Und für kaum ein Land Europas gilt das mehr als für das große Land in der Mitte des Kontinents - und in kaum einem anderen Land ist man diesem historischen Faktum gegenüber so blind und verfällt in Panik, wenn vermehrte Wanderungsströme auftreten. Nur die Objekte der Angst wechseln: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts die polnischen Einwanderer, heute eben andere Gruppen.

      Wenn man nun aber, wie der Herr Professor, auf Dauer eine erhöhte Geburtenrate in Deutschland vermehrter Einwanderung vorzieht: Wie soll dies geschehen? Das ist ein kaum verdeckter Aufruf an die Regierung, doch bittesehr regulierend einzugreifen. Es sollte bekannt sein, wohin derlei Planungsversuche in der Ökonomie und erst recht im Bereich der menschlichen Reproduktion führen: Das ist zum Scheitern verurteilt und darüber hinaus mit einer freiheitlichen politischen Ordnung unvereinbar. - Und es kontrastiert merkwürdig mit dem neoliberalen Plädoyer des Herrn Professors und Institutsleiters für eine entstaatlichte, rein private Altersvorsorge.

      Eines wird in dem Artikel und in den einschlägigen Diskussionen in Deutschland übergangen: Die derzeitigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme sind nicht demographisch bedingt, sondern gründen in der Krise der Weltwirtschaft und des Weltfinanzsystems sowie in der Wiedervereinigung. Das zu verschweigen und statt dessen über möglicherweise eintretende demographische Probleme zu reden, ist eine Flucht vor den Fragen, die hier und heute zu lösen wären. Typisch ist doch das Verfahren von Agenda 2010: Schwadronieren über Erhöhung des Renteneintrittsalters für das Jahr 2011 - und dann die traurige Wahrheit, daß infolge der Wirtschaftskrise aktuell Ebbe in der Rentenkasse ist. Es werden Prognossen über die nächsten 50 Jahre als Gewißheiten hingestellt und oftmals sind genau dieselben Leute, die damit herumrennen, unfähig, auch nur die Kassenlage des nächsten Quartals richtig einzuschätzen. Das ist einfach lachhaft.

      Bemerkenswert ist allemal, daß man in Deutschland über Generationen hinweg immer wieder denselben Obsessionen verfällt - nur die Vorzeichen haben sich geändert:

      Vom `Volk ohne Raum` zum `Raum ohne Volk`
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 16:35:05
      Beitrag Nr. 2.520 ()
      @Leghorn
      es würde mich natürlich freuen, wenn Du Recht behalten solltest und alles so weiterläuft wie bisher. Ich versuche nur, den Fakten ins Auge zu blicken - und dafür eins und eins zusammenzuzählen: Das eigentlich Brisante ist doch die Kombination aus 1.) jobless groth (technischer Fortschritt + Verschwinden der Jobs für Ungelernte + verstärkte Konkurrenz durch Globalisierung + Zwang zur Entbürokratisierung) und 2.) Überalterung der Gesellschaft. Die Rezepte aus den 70ern greifen da wohl nicht mehr.

      Auch ein Verbot der Empfängnisverhütung, wie es nach dem 30jährigen Krieg als Mittel zur Wiederbesiedlung verheerter Landstriche diente, erscheint heute schwerlich durchführbar. Eher schon könnte die Bekämpfung der geistigen und materiellen Verarmung der Kinder helfen. Die Mittel dafür müssen aber woanders eingespart werden. Das kostet dann wieder irgendwo Arbeitsplätze.

      Einwanderung ist auch notwendig, trotz der dumpfen Fremdenangst in Deutschland. Die Menschen aus Osteuropa und von der Südhalbkugel, die zu uns kommen, werden aber später keine Lust haben, für die Sicherung unseres Lebensstandards aufzukommen, wenn wir alt sind. Und unsere wenigen eigenen Nachkommen auch nicht. Ich kann es ihnen auch nicht verdenken. Denn eine schlechtere Investition in die Altersvorsorge als die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung ist kaum vorstellbar.

      Rentenpolitik ist in Deutschland seit langem nur ein Hinauszögern notwendiger Entscheidungen. Das gilt zwangsläufig auch für andere Sozialbereiche. So schieben sich denn überflüssige Bürokraten in LVAen und AOKen gegenseitig Formulare zu, nur weil die Landesparteien ihre Einflusssphären wahren wollen. Und wer bezahlt dafür, wie in vielen anderen Fällen auch? Nicht die Reichen, sondern die Arbeitnehmer! Erleichterungen bei der Steuer- und Abgabenlast sind allein schon durch mehr marktwirtschaftliches Denken im Staatswesen machbar. Dann folgt aber auch zwangsläufig: 1.) ein Ende des auf Kuhhandel ausgerichteten Verbändestaats und 2.) mehr Eigeninitiative. Das macht vielen Angst, hat aber nicht unbedingt etwas mit Sozialdarwinismus zu tun. Im Gegenteil: Den kriegen wir, wenn keine Lösungen gefunden werden.

      Die Agenda 2010 ist sowieso nur ein erster Schritt. Größere Einschnitte mit den entsprechenden Verteilungskämpfen werden folgen. Wer daher jetzt schon über eine drohende Weltverschwörung wettert, hat nachher sein Pulver verschossen und findet kein Gehör mehr.
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 21:52:17
      Beitrag Nr. 2.521 ()
      Ich mach hier mal ein paar Sparvorschläge u. Staatseinnahmenvorschläge:

      Mediziner/(Schönheits)-Chirurgen zahlen auch Gewerbesteuer!
      1 Milliarde €

      Aufhebung der Steuerbefreiung für die weisse Kaste!
      Einnahmen ca. 200 000 €/annum und Doc
      bei 16 % Umsatzsteuer pro Nase = 30 000 €
      macht das bei 250 000 medizinischen Freiberuflern
      ca. 7,5 Milliarden für die Staatskasse.

      Anm.
      Man könnte eine ahnliche Rechnung auch bei diversen Kirchen und Gewerkschaften anwenden!
      Schätze mal ca. 10 Milliarden €!

      Warum werden die Sparkassen nicht privatisiert!
      20 Milliarden €

      Man könnte die Landwirtschaft wie alle auch besteuern!
      Und vor allem für die schleichende Grundwasservergiftung haftbar machen! ca. 10 Milliarden .

      Man könnte die Staatsbürokraten für ihre Steuergeldverschleuderungen haftbar machen!
      Lt. Bund der Steuerzahler garantiert ca. 30 Milliarden €/annum
      Das ist mal ne dicke Einnahme die über Effizienz unserer Staatsplutokraten Bände spricht.

      Den Bundesrechnungshof verstärken zum Zwecke der Aufdeckung weiterer fiskaler Skandale
      Also das bringt die Summe sicher auf über 50 Milliarden €/annum. Aber locker oder nicht.

      Alle parlamentarischen Staatssekretäre und Bürosschwadronen streichen garantiert 1 Milliarde € gespart.

      Die Bundestagssitze usw. halbieren bei der Supermacht USA reichen gerade mal 384 Abgeordnete für einen halben Kontinent.
      1 Milliarde gespart.

      Den Schnarchheiniverein BND in Pullach auflösen.
      Genauso nutzlos und überflüssig wie CIA und MI5.
      1 - 2 Milliarden gespart.

      Streichung der unsinnigsten Zuschüsse/Subventionen an Landwirte.
      Alle die ich kenne fahren Mercedes/Porsche/ schlimmstenfalls mal BMW das ist eine korrupte Millionärsmafia.
      Dito an Krankenhäuser, Reha-Kliniken und Theater.
      Hierfür werden per Annum 150 Milliarden € verprasst.
      Da kann man schmerzlos 100 Milliarden € kürzen.

      Auflösung der unnützen statistischen Landesämter und noch mal weitere 110 genauso bescheuerte Behörden u. Verwaltungen.
      Schätze mal das die freisetzung von ca. 30 - 35000 Bleistiftspitzern so 5-6 Milliarden € bringt.

      Ganz wichtig!
      Die Empfänger von Sozialleistungen (aus dem Steuereinkommen) werden a la anno 33 Dienstverpflichtet.
      z. B. zu Haushaltsarbeit bei der arbeitenden Klasse.
      oder Unkrautjäten bei Chemielandwirten (kenne da genug)
      oder werden zur Instandhaltung unseres überdimensionierten Strassennetzes herangezogen.
      Macht auch ein paar weitere Milliarden vorrausgestzt das die Berufsarbeitslosen bei der Arbeit nicht noch grössere Schäden anrichten.
      4 Milliarden €

      Die Regierungspräsidenten und ihren Hofstaat abschafft und ans Volk veräußert.
      12 Milliarden €!


      Also das macht konservativ gerechnet ca. 200 Milliarden weniger Volksberaubung durch den Staat!

      Steueraufkommen derzeit 380 µilliarden €.
      Eine halbierung meines/unseres Steuersatzes ist also ohne weiteres zu machen.
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 23:26:52
      Beitrag Nr. 2.522 ()
      Hallo Stormwatch,

      jeder Mensch hat eine Schwäche, meine ist:

      Ich glaube einfach nicht, daß mich jemand belügt!

      Bei all den aufgeführten und einer Reihe anderer Unternehmen
      hatte ich mich erkundigt, ob a, die Bilanzen wirklich
      stimmen und b, die Gewinnziele auch im Falle einer
      weltweiten Rezession erreicht werden können.

      Alle haben ja gesagt und es mir teilweise schriftlich
      gegeben. Es war eben naiv zu glauben, Lügner sagen die
      Wahrheit wenn man sie gezielt danach frägt.

      SCM habe ich übrigens weiter zugekauft; hier fehlt wohl
      nicht mehr viel bis zum Durchbruch. Vielleicht noch ein
      Jahr! Kamps war auch nicht so schlecht, leider sind sie
      übernommen worden; da hätte langfristig aber etwas solides
      draus werden können.



      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 23:31:22
      Beitrag Nr. 2.523 ()
      Groupier:

      In Deutschland muß immer erst alles in der bedingunslosen
      Kapitulation enden, vorher sind Reformen nicht möglich.

      Siehe 30jähriger Krieg, Weltkrieg I, Weltkrieg II und
      nun die demogrfische und bürokratische Krise.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 23:33:36
      Beitrag Nr. 2.524 ()
      Die Befürchtung habe ich schon lange, habs aber nie so treffend formuliert!
      Avatar
      schrieb am 01.06.03 23:56:41
      Beitrag Nr. 2.525 ()
      2518: streiche Deutschland und ersetze weltweit,
      Ersetze 30-jährigen Krieg durch 100- jährigen Krieg, der trifft es auch von der wirtschaftlichen Entwicklung eher.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 00:02:19
      Beitrag Nr. 2.526 ()
      .


      In Rußland wird offenbar tatsächlich über eine mögliche Goldwährung nachgedacht :


      NOTHING IS BETTER THAN GOLD


      Russian economists discuss an opportunity to put a golden ruble in circulation

      PRAVDA MOSKAU - von Kira Poznakhirko - 30.05.2003



      In developed countries, almost every family has stocks or state bonds. Exchange news is the real information, people show their interest in it. They do not keep their savings at home, they make money work for the economy, the money is invested in the real sector of economy, in the production of goods and export, in the development of new technologies, and so on. This is probably the reason why the living standard of developed countries seems to be a dream for the majority of the planet`s population.


      It seems that Russia has chosen the way of the world`s poorest and hopeless countries. There are investment tools in Russia, but they are meant for a very narrow group of "insiders." Everyone else use notes of the American State Treasury. Russian governmental officials and bankers have been concerned about Russian people`s wish to save their money at home, not in banks. The government arranged the bank reform, they passed the law about insuring people`s deposits (which does not insure anything really). The result of those measures was ridiculous. The US dollar started going down, but Russians did not hurry to open bank deposits either. Therefore, the Russian bank system is not meant for saving funds and making investments. To all appearance, it is meant for something else. What if all Russians decided to bring all their money to banks one day? Nothing would change either way. Russian banks invest almost nothing in the country`s economy - it is a rather risky thing to do.


      Most likely, that money would be used for purchasing a chalet in Switzerland or a house on Bermudas. The rest of the money would then be transferred to foreign banks in order to work for the economy of foreign countries (big money brings very good profit in developed countries without any risks). So why does Russia need such banks at all? Even Russian largest state monopolies have to borrow funds abroad.


      Experts say that it is very hard to create an efficient and reliable investment tool in Russia. In fact, there are a lot of such tools in the country, but they are not used according to their purpose. Although, thee is a small group of people, who use investment tools, albeit for their personal interests only. Prices on land, apartments and other saving tools have been growing in Russia recently. The US dollar has exhausted such opportunities, and Russians do not see any other investment tool to use.


      However, Russian people reportedly possess up to 60 billion dollars in total - this money does not work for anything. This "analytical suffering" will continue until the state pays attention to the most ancient and yet most reliable investment tool - gold.


      Economists have been arguing about the golden ruble for along already, referring to the ten-ruble gold piece of Stalin`s era and recollecting the incredible industrial growth that occurred during the ruling of Russian emperors Alexander III and Nikolay II. That was the time, when the Russian golden ruble was the most secure and stable currency in the world. However, economists do not make any decisions - politicians and officials of the Russian Finance Ministry and the Central Bank do. They are all certain that the state can grow rich without gold too. It probably can, but not the Russian Federation of the stability and moderate economic growth period.


      Bloomberg reports, world prices on gold have reached the highest point over recent months - 367,8 dollars per ounce. The agency believes that the price of a troy ounce on the world market may exceed the level of $400 until the end of the current year. There is probably no other way. The US dollar has been a saving tool for the whole world, not for Russia alone. Investors do not know, where to invest, that is why they prefer to buy gold. American state bonds lose their attraction on account of the interest rate reduction.


      RBC news agency reports that gold does not work in Russia as an investment tool. Producers sell gold to banks, and banks sell it on world exchanges, obtaining demising dollars or euro for gold bars. The euro has been growing lately, but it will inevitably crash some day.


      A common person can hardly buy gold - it is rather difficult. In addition to that, it is hard for a common person to sell it too. Jewelry does not count, for people buy it as a work of art, which is then sold as precious scrap. Analysts believe that such a situation takes place because of the tough control of the state and the taxation burden.


      In general, the circulation of gold in Russia is a market for a very small group of people, it is impossible for a common person to access it. For example, one has to pay the value added tax of 20 percent for purchasing gold. When selling gold, the tax is not reimbursed. In other words, this 20 percent will go straight to the state. In addition to that, any bank will have to provide the information to fiscal bodies about anyone who purchases gold. Golden coins are not imposed with value added tax, though, and the Russian Central Bank has already launched the series production of them. In addition to it, the Central Bank periodically informs about the increase of their sales. However, golden coins cause problems as well. One can not use them in a store, selling them back to the Central Bank is not profitable either.


      Why doesn`t Russia use the golden ruble yet? Investment tools are not meant for common people. Probably, the government wants to make Russians save their money in Russian banks. However, people do not trust the bank system anyway. Probably, they want to make Russians save their money in US dollars. A lot of experts believe that about two-thirds of all dollars are not secured with anything. The US Treasury has a goal to trace and destroy those dollars secretly.


      To all appearance, Russia has agreed to become a place, where excessive dollars are saved. There is no one to claim this responsibility - they are not in power anymore. However, all people had to pay for their decisions. Nothing is better than gold.

      Quelle:

      http://english.pravda.ru/main/18/89/358/10148_gold.html

      ---

      Converting Dollars to Gold

      Russian people keep losing their faith in US dollar


      It deems that the decade of Russian people-s whole-hearted confidence in US dollar is coming to its end. Years of reforms made people of Russia think that everything might crush, devaluate, turn to dust in a blink of an eye, although packs of green money would remain totally secure. However, an American dollar stumbled on the way of its constant growth. It seems that this will cost it a lot.


      However, if a US dollar is not the most reliable way for people to save their money, Russians will have to deal with an inevitable question v what can serve as a substitute? Is it real estate or land, or cars? However, only a few people in Russia can convert their money the same way as Western common people do, taking into consideration the fact that practically every Russian person has a certain quantity of dollars. In this case Russians pay their attention to everlasting values.


      Gold has always been the absolute universal equivalent on account of its chemical peculiarities. In addition to that, gold is the metal that is used in the jewelry industry. The economic boom of Western countries and the targeted policy of American and European banks used to push gold into the background. A dollar became much more important than gold. However, gold managed to keep its position anyway. As it seems, the present time is just the right moment for increasing the role of gold as the universal equivalent.


      As a rule, the interest to gold as a way to save money grows little by little. However, the situation changes completely during a crisis or an economic disaster. Bank specialists say that the uneven growth of demand on gold occurs for the third time in Russia. The first time it happened after the crisis of 1998, then - in September of 2001. The third time takes place at present moment. Gold gets more expensive today. The majority of Russian experts think that the reason of such a sudden increase of demand on this precious metal is the same as it is with the growth of the euro rate. The subconscious distrust in dollar is finally finished with its quantity, turning to quality. Yet, according to experts- estimates, it is the rise of prices on gold, which makes a common consumer react. Common people think like this: if it becomes more expensive, this means that a lot of people need it, so why not joining them? On the other hand, it stands the reason that it is a lot better to buy something when prices go down, not up. If something becomes more and more expensive, it is the best time to start selling it.


      Any Russian person can come to a bank and buy some gold there. Banks sell gold in the shape of bars and coins. It is the Russian Central Bank that produces gold coins. There are two kinds of those coins: investment and collectible coins.


      Investment coins are not taxed with value-added tax at their purchase, which makes them rather attractive to buyers. It is possible to acquire them in banks, paying the price of metal, as well as the commission fee of up to five percent. If prices go up, one may sell those coins. Sometimes gold prices might experience the fluctuation of ten or fifteen percent within a weekend. However, gold prices might fall and grow rather considerably at times. Gold prices have been growing since 2001 v from $250 to $375 per troy ounce. Advanced ?investors¦ had a good opportunity to gain a lot of profit with the help of that fluctuation. On the other hand, those people, who purchased some gold at the price of $370 per ounce, were deprived of any profit at the moment. They are forced to hold their investments at the moment, hoping that gold might get more expensive in the future.


      However, if someone does not like the idea of being worried over exchange fluctuations, it would be better to choose collectible gold coins. Unfortunately, they are taxed with value added tax, although their price grows with time, covering taxation costs. Yet, one should be a good specialists of collectible gold coins. It is possible to buy the goods of low liquidity, which will inevitably cause a lot of troubles in the future. Only two or three banks work with collectible coins. Selling those coins to onsellers or numismatists can be rather risky.


      Russian Federation Central Bank specialists say that the most popular series of collectible gold coins is Zodiac Signs. The Central Bank is going to increase the output of those coins next year. In addition to that, coins are expected to become 2.5 times larger (they are rather small at the moment). One gold coin of Zodiac Signs series costs 1300 rubles, which is equal to the sum of $40. To crown it all, the Central Bank has something unique to offer as well. There is a unique gold coin, for example, which weighs one kilogram. The coin was issued to commemorate the 300th anniversary of St.Petersburg.


      If Russian people do not believe in the all-mighty dollar anymore, if it is too late to buy euros, it is possible to buy some gold. This would be a nice, even a beautiful thing to do. Furthermore, it is possible to convert gold in rubles easily. More importantly, every sold gold coin will help the Central Bank to increase the Russian gold reserve, which has been hidden by Russian authorities in American and European banks right in the middle of another coming global economic crisis.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 09:17:14
      Beitrag Nr. 2.527 ()
      @dosto / 2508,

      ... also weg mit dem sozial staat ...
      Yo - weg mit DIESEM (von Dir in seinen Auswüchsen treffend beschriebenen) Sozialstaat ... Nur von DIESEM spricht zzt. kaum einer ...

      @thefarmer / #2511: :D

      @Leghorn,

      Es werden Prognossen über die nächsten 50 Jahre als Gewißheiten hingestellt und oftmals sind genau dieselben Leute, die damit herumrennen, unfähig, auch nur die Kassenlage des nächsten Quartals richtig einzuschätzen. Das ist einfach lachhaft.
      So ist es, und deshalb sollte man (imo) bei den gegebenen Problemen Prioritäten sehen bzw. setzen, Vakanzen unterscheiden. Alles andere führt entweder zur Verzettelung oder zur Resignation. Das demographische Problem ist ein schleichendes, langfristiges und damit doch hinreichend weniger vakant als einige andere.

      @Groupier / #2516,

      nun ja, sicher muss da mehr als einiges anders laufen. Man muss indes sehen, dass da auch eine Menge (freilich in den wenigsten Fällen produktive) Arbeitsplätze dranhängen. Ergo muss man zeitgleich auch neue Arbeitsperspektiven schaffen. NUR streichen kann bzw. wird es nicht sein, von ganz allein - nur weil alle dann weniger Steuern/Abgaben zahlen und ihr Mehr an Geld Geld dann vielleicht weiterhin bzw. auch noch in 0-%-Steueroasen oder windige Finanzprojekte transferieren - schaffen sich keine Arbeitsplätze. Der Staat wird ergo einen guten Teil reinvestieren und(/oder, = besser, und ohnehin notwendig) seine Bürger zum sinn- und verantwortungsvollen(!) Investieren motivieren müssen.
      Und da sind wir wieder beim wunden Punkt: Das würde nur fruchten, wenn die politische Kaste in ihrer persönlichen und fachlichen Kompetenz quasi einen Quantensprung vollzöge.

      @konradi,

      naja, wieder was aus der Gold-Gerüchteküche, aus der einen Richtung - may be or not ... Demnächst kommen Spekulationen über die Verlängerung des Washingtoner Abkommens etc.pp
      Der Knackpunkt beim Goldpreis sind, wie bei jedem Asset, die Geldgeber, die Investoren. Diversifizieren sie künftig stärker (auch) in Edelmetalle, oder nicht? - Es sprechen gute Gründe dafür, und größenteils weniger gute dagegen [:D]
      Bisher kommen die weniger guten zum Tragen, freilich aber auch ein guter dagegen: Anleger können heutzutage via www realtime Börsengeschäfte tätigen, haben also im Prinzip eine umgehende Gewinnaussicht, und zwar unabhängig von einem Haupt-(Markt-)trend ... Das ist (psychologisch) schon per se mehr als `etwas`, und das dann noch in ohnehin unsicheren Zeiten, wo immer mehr schnell flüssig sein wollen. [Man sehe z.B., daß trotz Baisse die Zahl der direkt anlegenen Aktionäre in Dtld. kaum abnahm, und seit einigen Monaten sogar wieder zunimmt]

      >American state bonds lose their attraction on account of the interest rate reduction.<
      :laugh: - yo, das sieht man ...
      Die NB (nicht nur die FED) kaufen wie bekloppt US-Bonds, obwohl sie seit geraumer Zeit damit ihre Verluste ausweiten(!)
      Erst wenn das daraus resultierende Inflationspotential zum Tragen kommt, wird`s wohl richtig interessant mit Gold [man sollte es dann freilich vorher haben, in Maßen].
      Nur wegen sinkender Zinsen (oder einem fallenden USD) wird es keine neue Goldhausse geben.

      investival
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 15:46:41
      Beitrag Nr. 2.528 ()
      wups
      In Rußland wird offenbar tatsächlich über eine mögliche Goldwährung nachgedacht :

      145 mille einwohner wirste wohl nicht lange mit gold beglücken können.
      also wie sagt der engländer - alles nonsens.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 18:54:26
      Beitrag Nr. 2.529 ()
      deflation?

      also mal ganz ehrlich,
      seh ich falsch, auf dem papier wird im moment alles gekauft was es gibt.

      aktien, bonds, rohstoffe, währungen gegen den $
      alles inflationär nach oben.

      tanz auf dem vulkan?
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 18:58:14
      Beitrag Nr. 2.530 ()
      es wird Geld gedruckt ohne Ende, trotzdem kommt es nicht überall an. Daher beides gleichzeitig.
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 21:39:17
      Beitrag Nr. 2.531 ()
      ja klar, das war schon immer so
      und es landete meistens bei den dagobert ducks,
      zumindest die große masse,
      ob heute noch was für die kleinen übrig ist, weiß ich nicht.
      vielleicht nehmen die dagoberts jetzt alles, es würde dem zeitgeist entsprechen.:mad:
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 22:30:25
      Beitrag Nr. 2.532 ()
      ein hallo an @alle,

      vielen dank für all die interessanten beiträge! ich bin leider zum stillen mitleser verkommen, freue mich aber sehr, dass hier so viele spannende themen angeschnitten und diskutiert werden und schaue abends immer gerne mal ins board. mehr als dies geht leider zur zeit nicht.

      @dosto - zu deiner frage: `was machen eigentlich die index-trader?`
      aus meinem posting vom 15.4.:
      bis 3100p. im dax wäre luft, denk ich, die strategie wäre für mich: im daytrading schwerpunkt auf long, jeden rücksetzer zum kauf nutzen. mittelfristig aber short, je schneller, desto besser für september-puts. bis zum mai sind es ja nur noch zwei wochen, aber die sehen bislang irgendwie sonnig aus. die grösste tradingchance scheint mir darin zu liegen, dass niemand als letzter lemming abrasiert werden will - man sich also weiter in anstiege reinkaufen kann.

      an der 3100 im dax halte ich fest, auch 3250p. sind m.e. gut denkbar. zwischendurch habe ich auch mal geschrieben, dass im mdax gute chancen für aktienkäufe liegen. da waren wir unter 2800 und viele leute schon sehr bearish. aber im großen und ganzen, @dosto, ist der thread fürs index-trading nicht wirklich geeignet, auch wenn ich früher gerne mal eine tageseinschätzung hier reingestellt habe. ich habe mich letztlich den zeitzwängen gehorchend dafür entschieden, mich lieber an den mir verbliebenen zwei trading-vormittagen auf das schnelle tagesgeschäft zu konzentrieren; es liegt mir am meisten. das machen wir aber woanders. im übrigen sind zwei freunde auf reisen ohne netzanschluss, und ich habe leider nicht mehr die zeit, mich tiefer in wirtschaftsthemen einzulesen.

      ich organisiere gerade mein ganzes leben um, renoviere meine wohnung, plane schulwege von hier nach dort, checke alle versicherungen, fixkosten und unnötige belastungen und besuche das finanzamt. es geht voran, und ich habe energie zum bäumeausreißen, aber eben weniger fürs board, das ich doch eigentlich so mag, und bin meist nur passiv eingeloggt, weshalb ich auch post nur spärlichst beantworte. sorry! aber ich habe es immer so gehalten, dass ich lieber pausen mache als mich für boardsüchtig zu erklären und meine mitgliedschaft zu beenden ;) :laugh: - deshalb bin ich auch nach drei jahren immer noch dabei. es ist gut so, und wirtschaft interessiert mich gerade mal nicht; eines tages kommt das wieder.

      macht doch bitte weiter so, wer immer mal lust hat, damit ich nach meinem 16-stunden-tag abends auf dem laufenden bleiben kann! :) es ist kein abschied, trotzdem ein großes dankeschön an euch alle, auch für die richtig schönen freundschaften und die vielseitige kompetente beratung in allen möglichen finanz- und lebensfragen. ;)

      liebe grüße
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 00:15:35
      Beitrag Nr. 2.533 ()
      .

      --> #2523

      Dosto, stell Dich nicht doof ! ;)

      Erstens warst Du vor einiger Zeit noch selbst bis zur Halskrause in Goldminen investiert – und Du wirst schon gewußt haben warum ...;) - und zweitens spielt die Höhe der prozentualen Golddeckung (also 30, 50 oder 90 Prozent) nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist nur, daß Jedermann sein Papiergeld unbeschränkt im Verhältnis 1:1 gegen Gold eintauschen kann, sofern ihn denn eines schönen Tages der Hafer sticht und er in seiner Bankfiliale vorstellig wird ...;)

      Die Notenbanken dürfen beim Goldhinterlegungsstandard nur soviel Papiergeld als Kredit herausrücken, wie sie physisches Gold im Keller liegen haben. Bei einer 100 prozentigen Golddeckung wären die Banken natürlich nicht in der Lage die für unseren Wirtschaftskreislauf erforderlichen Kredite zu gewähren. Folglich kann und wird es keine 100 prozentige Deckng geben, - der weitaus größte Teil der Kredite würde auch weiterhin in Form von Schuldverschreibungen gewährt werden müssen.

      Wichtig ist nur, daß die festgelegte Deckungsgrenze unverrückbar festgeschrieben wird.

      Das sowas wirklich funktioniert hat die Schweiz bewiesen. Dort war noch bis 1992 (!!!) eine 40-prozentige Golddeckung in der Verfassung verankert.


      Gruß Konradi

      - zum Thema noch ein Link:

      http://emagazine.credit-suisse.com/article/index.cfm?aoid=38…
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 01:46:02
      Beitrag Nr. 2.534 ()
      @ChartJunkie

      "es würde mich natürlich freuen, wenn Du Recht behalten solltest und alles so weiterläuft wie bisher."

      Nein, wenn Du mich so verstanden hast, habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt.

      Seit mindestens drei Jahren rechne ich mit einer schweren Krise des Weltwirtschafts- und des Weltfinanzsystems. Und wir stehen, so befürchte ich, erst am Anfang.

      Die Rezepte der 70er Jahre (Keynesianismus) sind nicht meine Rezepte. Wenn ich den ehemaligen Brandt-Berater zitiert habe, dann deswegen, weil er eine Haltung europäischen Selbstbewußtseins ausdrückt, die wir in den nächsten Jahren bitter nötig haben werden, wenn wir uns gegenüber der amerikanischen Strategie behaupten wollen, die die Krisenfolgen auf andere Länder und Regionen, vor allem auf Europa, abzuwälzen sucht.

      Gerade weil ich von einer schweren Weltwirtschaftskrise als Szenario der nächsten Jahre ausgehe, ist für mich die Aufrechterhaltung sozialstaatlicher Strukturen so essentiell. Ich habe in einem meiner Beiträge hier von der Gefahr eines "politischen Desasters" gesprochen, wenn man vollends den Weg einschlägt, den Sozialstaat zu demontieren.

      Damit bestreite ich überhaupt nicht, daß Kürzungen von Sozialleistungen infolge der Wirtschaftskrise nötig sind. Selbstverständlich gehört dazu auch, daß die heutige Rentnergeneration ihren Beitrag zu leisten hat. Und wenn es nötig ist, schließt das sinkende Rentenbezüge für die nächsten Jahre ein. Es ist unverantwortlich von unserer Politik, daß sie dem, aus rein wahltaktischen Gründen, viel zu lange ausgewichen ist.

      Aber aufhören muß das Gerede in Massenmedien und Politik, der Sozialstaat sei an unseren Problemen schuld. Das ist schädlich nicht nur wegen der Gefahr einer politischen Destabilisierung, sondern auch deshalb, weil diese falsche Sichtweise den Blick auf die tiefergehenden Ursachen der Weltwirtschafts- und Weltfinanzkrise versperrt und damit adäquate Krisenbewältigungsstrategien verhindert.

      Der Sozialstaat ist nicht die Ursache der Krise der Weltwirtschaft und des Weltfinanzsystems; deshalb wird ein Abbau des Sozialstaates die Krise nicht beenden.

      Diese Krise geht von den USA aus, ihrer Überschuldung, ihrer verfehlten und unverantwortlichen Finanzpolitik, vor allem in den letzten zehn Jahren. Für die Schieflage, in die die USA damit sich selbst und das ganze Weltfinanzsystem gebracht haben, können doch wohl schwerlich die sozialstaatlichen Strukturen Europas verantwortlich gemacht werden. Da dürfte sogar die Murdoch-Presse in Argumentationsnöte kommen.

      In dem folgenden Aufsatz ist meine Position eigentlich ganz gut als die Position der gemäßigten Rechten beschrieben:

      http://fbc.binghamton.edu/114en.htm

      Ich hätte vor Jahren auch nicht gedacht, daß ich einmal den Sozialstaat verteidigen würde. Ich habe Thatcher und Reagan bewundert und unterstützt, als andere, die heute an der Macht sind und neoliberale Sprüche klopfen, noch Seminarmarxismus betrieben haben. Die heutigen neoliberalen Ideologen haben sehr viel mit den Neomarxisten der 70er Jahre gemeinsam. Nicht zuletzt die völlige Mißachtung der menschlichen Natur: so wie die einen den Egoismus im Menschen verleugneten, versperren sich die anderen dem Altruismus im Menschen. Aber das ist typisch für verbohrte Ideologen: Sie leugnen, was in ihre starren Denkschmeta nicht paßt.

      Auch wenn heute den meisten die folgende Diagnose lächerlich scheinen mag: In der aktuellen Krise steht das Überleben des Kapitalismus auf dem Spiel. Die immer wieder zu hörende neoliberale Selbstgewißheit: "Es gibt ja keine Alternative" ist genauso albern wie die Selbstgewißheit der Spekulanten im Jahr 2000, daß wir in einer Neuen Ära leben. Der Sozialismus ist im 19. Jahrhundert groß geworden durch den unmenschlichen Manchesterkapitalismus. Wer zu diesem zurück- oder ihn sogar noch an Härte und Grausamkeit übertreffen will, soll sich über die Folgen nicht wundern.

      Ich bedanke mich bei Dir für die wirklich gute Diskussion, und ich wünsche Dir, daß Du, entgegen Deinen Befürchtungen, die Solidarität der nachwachsenden Generation erleben kannst, wenn Du im Alter diese Solidarität brauchst.

      mfg
      Leghorn
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 06:15:55
      Beitrag Nr. 2.535 ()
      Ich bedanke mich besonders bei @Leghorn für jede Zeile, ja jedes Wort.

      Hochachtungsvoll
      von_Nnix
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 06:37:24
      Beitrag Nr. 2.536 ()
      Leghorn, sehr gut, ich habs mir gleich ausgeliehen! ;)


      Die Krise geht tatsächlich von den USA aus, wir sollten dies aber nicht als Schuldfrage mißbrauchen, weil wir alle mit in dem Boot des untergehenden Kapitalismus sitzen.


      Ich nenne es den "Todesdruck" des Kapitalismus. Alles schien in den USA immer besser zu sein als anderswo, aber war es das wirklich? Nie für den Großteil der Bevölkerung, es sei denn zu den Zeiten des "New Deal", aber je mehr eine Stimmung der Induvidualversagenschuld sich breit machte, desto eher konnten die unsozialen NeCons ihre Maximalprinzip der "Ausbeutung" ausdehnen. Aber: Konsumenten die nix in der Tasche haben und verschuldet bis über beide Ohren sind konsumieren wenig, sparen können die sowieso nicht. Autos kaufen keine Autos. Die Märkte sind gesättigt, so sehr wie evtl. nie zuvor, die Finanzblase war kein Zeichen der Euphorie sondern Zeichen des Untergangs, weil Geldkapital keine ausreichende Rendite mehr aus Sachkapital herausholen konnte.
      Also inszeniert man Rüstung, das hebt die Rendite wieder etwas, aber irgendwer muß das bezahlen, und auch die Staatsverschuldung ist mittlerweile trotz aller Versprechungen und Prognosen der letzten Jahre wieder auf Rekordniveau. Es werden Dollars gedruckt ohne Ende, aber das kann die Probleme nicht lösen. Diejenigen, die es bräuchten, haben weder die Sicherheiten noch die Kapitaldienstfähigkeit, Geld im Verschuldungsprozeß aufzunehmen, die Wirtschaft kann es nicht, weil die Absatzaussichten nicht gut sind, der Staat kann es nicht mehr lange, weil er selbst überschuldet ist.

      Jede Zinswirtschaft braucht Wachstum, weil sonst die Umverteilung von Arbeit zu Besitz ( Vermögen wachsen immer um den Zins, oder das Kapital entzeiht sich dem Markt ) unerträglich wird. Alle Kurven wachsen in einer Zinswirtschaft exponentiell. Nur die reale Wirtschaft kommt nicht so schnell hinterher, aus Gründen der Marktsättigung. Die zuvor auseinandergelaufenen Kurven von Realkapital und Sachkapital ( sind nicht heute 98 % des weltweiten umlaufenden Devisenshandels spekulativ angelegt? , wie hoch ist der Geldkapitalanteil der keinen Sachwerten mehr entspricht? ) werden wieder zusammenkommen. Wir sind wieder einmal am zyklischen Ende angekommen. Das bedeutete bisher immer Krieg.

      Wir werden deflatorische Tendenzen sehen, und es wird weiter Geld gedruckt ohne Ende, und versucht werden, von den USA das Problem zu exportieren. Auch das wird nicht gelingen, weil es keinen Bereich auf der Welt gibt, der die Probleme absorbieren könnte.

      Dort, wo das Geld fehlt, entstehen deflatorische Tendenzen, dort, wo das Geld hinfließt, welches gedruckt wird, entstehen vielleicht neue Asset-Blasen. Nur: Die Karten sind ziemlich ausgereizt, Immobilien, , die sich als Beleihung zur Geldschöpfung bisher bestens eigneten ) werden nicht mehr großartig im Wert steigen können.

      Und am Ende wird es eine gewaltige Hyperinflation geben, die all dem gedruckten Geld seinen reellen Wert beimessen wird- es sind nur Papierschnipsel...


      Haltet euch fest, es wird wesentlich schlimmer als in WWK 1, die Party war ja auch viel länger und ausschweifender als sonst.
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 10:25:51
      Beitrag Nr. 2.537 ()
      Sittin, solange das System noch (scheinbar) funktioniert, bleibst Du ein Rufer in der Wüste. Wenn der Zusammenbruch kommt sagen dann alle: "Logisch, konnte ja garnicht gut gehen."
      Beispiel: Noch im März 2000 glaubten sehr viele user, dass der neue Markt weiter steigt - unendlicnes Wachstum durch irre Produktivität bei den High Techs. Schaut euch nur beispielsweise die alten postings der Users "Fredz" an.

      Altes posting von mir (3/2001):
      "Luxus und allzu große Verfeinerung in den Staaten sind ein sicheres Zeichen ihres Untergangs, weil die einzelnen sich selbst nur so weit fördern konnten, wenn sie das allgemeine Wohl aus den Augen verloren"

      La Rochefoucauld

      Alte Weisheit, die Römer sind schon daran zu Grunde gegangen - aktuell beispielhaft umgesetzt von Präsi Bush.

      Nur ein Beispiel (ich kenne hunderte). In California wird wohl die Stromversorgung bald zusammenbrechen, weil die Amis im Sommer nicht auf ihre Klimaanlagen verzichten wollen.

      Der Arsch ist ab und wir sind uns darüber im Klaren. Aber wir sind auch tolle Verdrängungskünstler.

      Nach uns die Sinnflut, dass ist jetzt 40 Jahre lang gut gegangen - viel länger als Gruhl, Jonas, Jungk, Meadows, Schumacher, H. Stern, V. Dithfurth, Eppler, Schmidheiny und Co. prognostiziert haben - aber jetzt kommt die Pay-back-Phase wirklich - und wir warten auf Kursziel "dausend" - so ein Schwachsinn!

      Schaut Euch die globalen Trends an - ein Wunder, dass wir nicht in Panik verfallen! Die Börse sinkt weil die fundamentalen Weltdaten sauschlecht aussehen- und dann Bush - es ist nicht zu fassen. Der verpulvert jetzt das Tafelsilber um uns noch eine weitere Dekade einzunebeln - unglaublich was zur Zeit geschieht. Die halbe Welt vereckt und wir sorgen uns darum, dass die Amis den Schrott den sie nicht brauchen, nicht mehr kaufen - totaler Wahnsinn!

      Energieversorgung, Weltbevölkerung, Aids, einen Scheiß haben wir im Griff - aber Hauptsache der 6-Zylinder Diesel läuft ruhig - vollkommen behämmert wie wir drauf sind.
      Wenn dass in ein paar hundert Jahren noch jemand kommentieren kann werden die Zuhörr wegen so viel Bescheuertheit ihrer Vorfahren einen Lachflash kriegen. So unglaublich ist unsere selektive Wahrnehmung und fatalistische Verdrängung. EMTV kaufen! Update aussichtsreich! Die Analysten, alles monokausal dekende Fachidioten! Brainpool strong buy - cash mit trash und der Planet säuft ab!

      Ich spinne nur herum? Kauft Euch den aktuellen Report des Worldwatch Instituts. Informiert Euch bevor mir nur die Lust am Untergang unterstellt wird. Ich kann die vielen unreflektierten Pushversuche hier nicht mehr ertragen - verblödet durch Bild und Big Brother, unfähig auch nur in Ansätzen vernetzt zu denken.

      Kapiert es endlich es gibt kein unendliches Wachstum und wir können der Enthropie nicht entgehen. Nachhaltiges wirtschaften wäre möglich - aber nicht in diesem HaudraufundSchlußshareholdervalueNichtsblicker-System!
      - und ich gehöre selbst dazu!


      Macht doch die Augen auf, ihr glaubt doch selber nicht, dass auf die Entwicklung der letzen 20 Jahre noch was draufzusetzen wäre. Wenn wir Glück haben gibt es ein lange seichte Abwärtsbewegung, an die man sich anpassen kann mit Entschleunigung, Bescheidenheit und Sparsamkeit und Rückkehr der menschlichen Werte. Das ist unwahrscheinlich -fast alle sind auf schneller, höher, weiter dressiert - durch eine regelrechte Gehirnwäsche. "Consumo ergo sum". Wenn es runter geht, so wie jetzt, glaubt die meisten, das wäre das Luftholen für den nächsten Hype. Vielleicht klappt es sogar in einem wahnsinnigen Zucken ein letztes mal für die westliche Welt.




      stormy
      (expecting stormy times)
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 11:50:12
      Beitrag Nr. 2.538 ()
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 21:51:43
      Beitrag Nr. 2.539 ()
      part one

      Erstens warst Du vor einiger Zeit noch selbst bis zur Halskrause in Goldminen investiert – und Du wirst schon gewußt haben warum ...



      merke: ich reagiere als reiner spekulant am aktienmarkt,
      ich habe keine höhere ambitionen, ich mache damit keine politik, keine philosphie etc.etc.
      ich will nur den gewinn, und sonst nix.
      um an den zu kommen fühle ich mich nur berufen die mechanik der wirtschaft zu verstehen, sie allerdings nicht zu führen und auch keine wege aufzuzeichen,
      the history tells me we are all -BUGS-
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 21:57:10
      Beitrag Nr. 2.540 ()
      part two.

      Die Notenbanken dürfen beim Goldhinterlegungsstandard nur soviel Papiergeld als Kredit herausrücken, wie sie physisches Gold im Keller liegen haben. Bei einer 100 prozentigen Golddeckung wären die Banken natürlich nicht in der Lage die für unseren Wirtschaftskreislauf erforderlichen Kredite zu gewähren. Folglich kann und wird es keine 100 prozentige Deckng geben, - der weitaus größte Teil der Kredite würde auch weiterhin in Form von Schuldverschreibungen gewährt werden müssen.




      so oder genaus muß das denken der wirschaftsführer in und außerhalb von argentienien gewesen.

      was es genützt hat, seh ich hier vor meinen füßen.
      allerdings gings da um eine $ anbindung.
      alle bindungen sind humgub, außer meiner ehelichen bindung.
      sic.
      wir brauchen keine großartigen nicht verständlichen sicherheiten a la gold etc., wir brauchen einfachen menschlichen verstand, der es ablehnt uns an die wand zu fahren, und dann sagt das hab ich kommen sehen, ihr habt ja nicht gemacht, was ich sagte.

      das errinnert mich auch an einen franzosen der sagt:

      ein lahmer trifft einen blinden,

      der bilnde fragt den lahmen:

      na gehts.

      worauf der lahme sagte

      wie du siehst.

      claro
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 23:49:12
      Beitrag Nr. 2.541 ()
      @Leghorn
      Ja, das war doch eine schöne Diskussion. Und zum Schluss stellt man fest, dass die Positionen gar nicht so weit auseinander liegen, auch wenn die Entwicklung der eigenen Ansichten grundverschieden gewesen sein mag. Nur würde ich nicht in die Medienschelte mit einstimmen. Nach meinem Eindruck steht der Sozialstaat nicht undifferenziert am Pranger. Dies höre ich aber oft von den Gewerkschaften, die sich gern als Anwälte aller Benachteiligten dargestellt sehen wollen - und Krokodilstränen darüber vergießen, weil sie sich öffentlich in die Ecke der Klientelspolitik gestellt wähnen.

      Als nächstes Diskussionsthema könnte man sich ja den Sinn oder Unsinn von Flächentarifverträgen vornehmen. Auf diesem Themengebiet bin ich allerdings nicht firm, also müsste jemand anders für mich den Part des Bluthunds in der Diskussion übernehmen.;)

      Ich glaube übrigens auch nicht, dass der Kapitalismus auf dem Spiel steht. Nach Marx stärken Krisen den Kapitalismus, weil sie nur die wirklich starken Mitspieler überleben lassen. Und solange auch noch Weltregionen vorhanden sind, die der Industrialisierung und des Massenkonsums harren, eröffnen sich der Kapitalanlage auch neue Spielwiesen. Egal, wie laut hierzulande das Volk murrt.

      Dafür wird ja auch der Überwachungsapparat permanent ausgebaut. Also steht eher die Demokratie auf dem Spiel. Oder glaubt jemand, dass der Abbau der Bürgerrechte nur wegen ein paar irren Bombenlegern aus der 3. Welt betrieben wird?

      @dosto
      >>merke: ich reagiere als reiner spekulant am aktienmarkt, ich habe keine höhere ambitionen, ich mache damit keine politik, keine philosphie etc.etc.<<
      Eines der Grundprinzipien, um am Markt dauerhaft zu verdienen.
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 00:37:45
      Beitrag Nr. 2.542 ()
      .

      @ dosto

      part one: we are all bugs - claro ! ;)

      part two:

      Argentinien hat seit der Machtübernahme von General Videla (1976) seine Staatsverschuldung von 7 MRD $ auf jetzt 140 MRD $ vorangetrieben. Ruiniert haben das Land Korruption, Latifundienwirtschaft, die "estancieros" und die neuen Konquistadoren, die die IWF-Gelder veruntreut haben. (Und JPM und die FED haben immer schön mitgespielt) - Nach der 5000 prozentigen Hyperinflation hat Carlos menem den Peso 1zu 1 an den Dollar gekoppelt. Die umlaufenden Peso konnten nur konvertierbar gehalten werden weil Waren bzw, Dienstleistungen in die USA geliefert -, aber auf eine entsprechende Gegenleistung verzichtet wurde. Deshalb hat es auch nie so recht geklappt. Eine Erhöhung der Geldmenge im Inland war immer nur möglich, wenn Dollars von "draußen" nachflossen. Die Nachteile waren also dieselben wie die einer vollständigen Dollarisierung. Mit dem Goldhinterlegungsstandard ist das nicht vergleichbar.


      Wenn ein Blinder den Lahmen führt, fallen beide in die Grube,
      Wenn der Blinde den Lahmen trägt, fällt keiner in die Grube.


      Gruß an die eheliche Bindung - ;)

      Konradi
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 08:26:18
      Beitrag Nr. 2.543 ()
      @dosto,

      part two ...
      alle bindungen sind humgub, außer meiner ehelichen bindung.

      [*g*] Ist mir zu plakativ. Es ist qualitativ wie »psychologisch« doch erheblich, WORAN ich binde: Bindungen an inflationierende, beliebig vermehrbare Assets sind da sicher Humbug. Und Gold ist, wie Deine Liebste, nicht beliebig vermehrbar ... ;)

      @ChartJunkie,

      Also steht eher die Demokratie auf dem Spiel.
      Das sehe ich exakt genauso. Allerdings: Geht die Demokratie den Bach runter, ist`s mit dem Kapitalismus (sprich: mit »freien Märkten«, im weitesten Sinne) auch nicht mehr weit her - da gebe ich @Leghorn recht. Es wäre vielleicht - nicht nur im Sinne der »Kapitalisten« - wichtig, diesen Kontext zu schnallen.

      ... also müsste jemand anders für mich den Part des Bluthunds in der Diskussion übernehmen
      Gewerkschafter vor ... [*g*]

      @stormwatch,

      Wenn wir Glück haben gibt es ein lange seichte Abwärtsbewegung, an die man sich anpassen kann mit Entschleunigung, Bescheidenheit und Sparsamkeit und Rückkehr der menschlichen Werte. Das ist unwahrscheinlich -fast alle sind auf schneller, höher, weiter dressiert - durch eine regelrechte Gehirnwäsche.
      Deshalb ist es aber doch nicht direkt `unwahrscheinlich`. Unwahrscheinlich ist es erst, falls der Mensch darüber seine Lernfähigkeit verloren hat, und diese Frage ist ja noch offen. In jedem Fall wird`s aber wohl ein längerer Prozeß, und zzt. sind noch nichtmal alle Auswüchse beseitigt.

      Ich denke aber, es entgehen einem reelle Chancen, falls man da nicht differenziert hinsieht, und ob des leider immer noch vakanten hirnlosen Gegenteils nicht nur bei WO den »Universalpessimisten« [nicht persönlich gemeint] abgibt. Sicher ist die von @sittin bull skizzierte Gefahr vakant, daß darüber (schnell) neue Blasen entstehen, sozusagen eine Blasenrotation einsetzt, und letztendlich `ausgereizt` bzw. überreizt wird. Andererseits: Solange zeitgleich Assets (oder Teile davon, wie z.B. der dt. Aktienmarkt kulminierend vor einigen Wochen) deflationieren, ist der Kreislauf vielleicht nicht intakt, aber auch nicht direkt vort dem Zusammenbruch.

      Gefährlich indes, falls - wie offensichtlich von der FED und ihren Mitstreitern zzt. bei US-Aktien (und manchmal vice versa beim POG; beim USD lassen sie es inzwischen sinnigerweise) - versucht wird, über ein gewisses Maß hinaus »bis zum Erbrechen« Deflation bzw. Inflation bei in- bzw. deflationierten Assets, also das Zurechtstutzen offenbarer Auswüchse, zu verhindern.
      Allein mit sozialistischen Mitteln läßt sich der Kapitalismus - natürlich - nicht retten (bzw. sanieren).

      In California wird wohl die Stromversorgung bald zusammenbrechen, weil die Amis im Sommer nicht auf ihre Klimaanlagen verzichten wollen
      [:D] Nun ja - spätestens dann sollte bei den Betroffenen das Resthirn doch zur Geltung kommen ...

      In diesem Sinne: Augen auf - und die BEIDEN Vorzeichen erkennen, und richtig zuordnen. Erst recht, wenn ein Vorzeichen dominiert.

      investival
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 09:07:38
      Beitrag Nr. 2.544 ()
      Wenn wir Glück haben gibt es ein lange seichte Abwärtsbewegung, an die man sich anpassen kann mit Entschleunigung, Bescheidenheit und Sparsamkeit und Rückkehr der menschlichen Werte. Das ist unwahrscheinlich -fast alle sind auf schneller, höher, weiter dressiert - durch eine regelrechte Gehirnwäsche.
      Deshalb ist es aber doch nicht direkt `unwahrscheinlich`. Unwahrscheinlich ist es erst, falls der Mensch darüber seine Lernfähigkeit verloren hat, und diese Frage ist ja noch offen. In jedem Fall wird`s aber wohl ein längerer Prozeß, und zzt. sind noch nichtmal alle Auswüchse beseitigt.


      *** ich muß dich da leider enttäuschen, die Mechanismen die zum regelmäßigen Kollaps mit Kriegen und Massenelend führen sind seit mindestens 3000 Jahren bekannt!

      Schaut in meinen Hall- und erlaßjjahrthread, oder auf diese Webseite: http://www.23x.de/ursache1.htm


      Man kann zwar das Problemchen gut verschleiern oder runterspielen, man kann es aber mit herkömmlichen Mitteln nicht lösen, weil man sonst die Effizienz des Zinses ausschaltet. Deswegen fühle ich mich zur Freiwirtschaft hingezogen.

      Aber in einem stimme ich dir 100 % zu: man kann den Fall nicht mit sozialistischen Mitteln verhindern, man kann aber die Blase dehnen bis zum letzten. Dummerweise ist der fall so tiefer, je höher man steigt. Und ich fürchte, eine Gesellschaft war noch nie so bedroht vom Kollaps wie unsere, einfach aus den sehr weit fortgeschrittenen faktor Arbeitsteilung, sowie der Zerstörung sozialer Strukturen durch das Geldsystems in Folge der absoluten Konkurrenz wie Hobbes uns vorhersagte!
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 11:41:54
      Beitrag Nr. 2.545 ()
      @investival
      >>Geht die Demokratie den Bach runter, ist`s mit dem Kapitalismus (sprich: mit »freien Märkten«, im weitesten Sinne) auch nicht mehr weit her<<

      Der "freie Markt" ist doch nur ein Ideal. De facto geht die Freiheit nur so weit, wie die eigene Marktmacht reicht (siehe 3. Welt, wo der "freie Markt" für veredelte Produkte eine Einbahnstraße ist). Im Massenkonsum wird die Illusion gehegt, dass jeder Marktmacht besitzt. Wenn nun ein immer größerer Teil der Bevölkerung am Konsum nicht mehr teilhaben kann (die bisherige Ressourcenverschwendung kann unser Planet auf Dauer gar nicht verkraften), also an Einfluss verliert, so bedeutet das vielleicht das Ende der Demokratie - aber noch lange nicht das Ende des Kapitalismus. De facto wird der politische Einfluss der Interessengruppen wieder stärker vom Besitzstand abhängen. Sein Kreuzchen auf dem Wahlzettel wird auch künftig jeder machen dürfen, nur sind Einflussnahme und Verteilungsspielräume gering.
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 17:31:20
      Beitrag Nr. 2.546 ()
      deine niedergangserklärung zu argentinien ist völlig falsch.

      unter der militärdiktatur (also wenig schulden)
      wurde fast ausschließlich eine rüstungsindustrie nach vorne getrieben, die verursachte zuerst einen boom,
      arbeitsplätze und inflation, alles war hausgemacht, die
      rohstoffe dazu mußten importiert werden, die technik zum größten teil auch, die yankees waren sehr hilfreich, denn
      ihr hinterho drohte etwas nach links abzurutschen, gegenüber in uruguay die tupamaros, weiter oben der legendäre -che-.
      damit fing das erst pumpen an.
      dann gings knallhart weiter, um von der diktatur abbzulenken entschied man sich damals zum falklandkrieg, also pleite und krieg, das dürfen so oder so nur die -usa-.

      was daruas wurde ist klar, nach ablösung des militärs,
      kam dann die alte politikcoleur ans werk, das hieß richtige altrömische (na sie sind von dort hergekommen)
      klientelwirtschaft, geld, kleine pöstchen aus dem staatshaushalt.

      die latifundenwirtschaft hat eigenlich keine schädlichkeit, sie ist im endeffekt viel zu klein, sie hat aber
      ganz klare nachteile, nämlich daß sie einfach nur ganz, ganz
      begrenzt arbeitsplätze gibt, denn die krux der sache ist,
      daß diese rancheros eigentlich viel zu bescheiden leben, sie sind
      nicht die gewinnmaximierer, sie unterstützen auch wenig die
      banken und bedürfen ihrer kaum, sie kauffen immmer nur eins land, egal ob sies brauchen oder nicht, sie gehören zu den eindimensionalen, aber nicht zu den gefährlichen, außer sie haben die totale kontrolle über wichtige landstrecken, aber dann lebst du nirgends mehr in südamerika ruhig, du wirst ein gehetzter werden, bei der verteidung deines landes werden, das so oder so zuviel für dich ist, ewig kannste nicht den supercowboy spielen, und dir die rechte nehmen die du denkst, es gibt zuviele menschen, die nichts zu verlieren haben, und eines tages trifft ihn auch eine kugel, ne, ne der preis ist zu hoch.
      in europa herrscht ein falscher verhältnis zu diesen leuten, die halten in gar keinem falle ein wirtschaft in gange und auf die wirschtlich zu setzten, das wäre der blanke wahnsinn, die können so viel auch nicht.
      die leute leben nicht in massen in buenos aires, weil sie die großlandbesitzer dorthin vertrieben haben, sondern weil buenos aires das verteilungszentrum der klientelwirtschaft war und ist und bleiben wird.
      das ist der grund.
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 17:36:24
      Beitrag Nr. 2.547 ()
      nochmal was

      warum ich so rüde war.

      gesetzt den fall, so wies geschrieben stand.
      -die schulden werden natürlich nicht durch gold gedeckt-

      durch was dann, wäre meine frage,
      die gleich wieder gegenstandlos ist.

      denn eins ist doch klar,

      wenn ich Creditor bin und jemand 1 mille leihe, dann will ich die größtmögliche sicherheit die erreichbar ist, und wenn gold schon was abdeckt, nämlich den bargeldumlauf, dann sehe ich meinen kredit als bargeld an.

      ich werde doch niemals einem schuldner das geben um
      eeventuell gehört zu werden.
      man stelle sich vor:
      cih gebe dem eine mille
      der: macht flüssig in cash, tauscht in gold,
      legts auf die seite und kann in ruhe pleite gehen.

      ich als gläubiger werde irgendwann ne ganze masse papier ausgehändigt bekommen mit der ich tapezieren kann.

      ne, mein freund, laß dir mal von nem reichen mann erklären, daß es so nicht geht.
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 00:20:05
      Beitrag Nr. 2.548 ()
      .

      Buenos Días Dosto, - hombre riquezas !

      - also ich bin kein Lateinamerikaexperte und ich werde jetzt auch nicht quer durchs Internet recherchieren, nur um Dir eine schlaue Antwort zu geben. Vielleicht hast Du recht, zumindest gehe ich davon aus, daß Du die Dinge "vor Ort" besser einschätzen müßtest.

      Aber nochmal zu dem was ich geschrieben habe:

      Ruiniert haben das Land Korruption, Latifundienwirtschaft, die "estancieros" und die neuen Konquistadoren, die die IWF-Gelder veruntreut haben

      Was ist daran falsch ? - Korruption und IWF-Gelder ? - ist einfach so, - brauchen wir nicht ernsthaft zu diskutieren. - Die Agraroligarchie ? - die Steuerpolitik unter Carlos Menem begünstigte einseitig deren hohe Einkommen, zudem war sie stets die Brutstätte für die nationalistischen Generäle. - Latifundienwirtschaft ? – hat die rechtlosen Landarbeiter in die Favelas von Buenos Aires geprügelt.

      Argentiniens Lebensstandard lag 1950 in der Welt noch an 5. Stelle (hinter den USA, Kanada, Großbritannien und Schweden) In Argentinien gibt es mehr Kühe als Menschen, es gibt Bodenschätze ohne Ende und das Land fährt eine Rekordernte nach der anderen ein. Und dennoch hat Argentinien eine Verschuldung von 150 Milliarden Dollar, eine Summe die niemals zurückgezahlt werden kann. Das muß man sich nur mal richtig vor Augen führen: NIEMALS !!! - Du hältst das ganze Gerede um Gold für unausgegorenen Quark,- okay, mit dem Thema befassen sich ja ernsthaft auch keine "Experten". Ich frage mich als wirtschaftspolitischer Laie nur, wo in den ganzen ökonomischen Experimenten auch nur ein Funken Logik zu finden ist, wenn ein großer Teil der argentinischen Bevölkerung mittlerweile vom Tauschhandel lebt... :rolleyes:



      zum Goldstandard:

      http://www.rwth-aachen.de/vwl3/Ww/UebungII23.10.02_.pdf

      http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Goldstandard-Bewei…

      http://www.goldseiten.de/geschichte/standard.htm



      Gruß Konradi
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 10:28:24
      Beitrag Nr. 2.549 ()
      @sittin bull,

      Kompliment erstmal für Deine intensive Beschäftigung mit den systemrelevanten, elementaren Dingen. Und ich muss gestehen: Ich sehe mich zeitlich wie aber auch fachlich außerstande, mit Dir über Freiwirtschaft im Grundsatz auf (Deinem) hohem Niveau in befruchtender Weise zu diskutieren, so wie Du (/Ihr) es z.B. im Verschuldungsthread begonnen hast (/habt).
      Deine Thesen haben sicher etwas, und ich will da gar nichts in Abrede stellen. Ich habe nur ein grundsätzliches Problem mit Prognosen, die das eine oder andere EXPLIZIT, d.h. über ein moderates Wahrscheinlichkeitsmass hinaus, vorhersagen (wollen). Auch wenn ein historischer Bezug das rechtfertigen mag bzw. rechtfertigt: das ist mir einfach zu »guruhaft«.
      Ich will Dich da in Deiner Denke keineswegs kritisieren - im Gegenteil, und ich denke, wir sind auf wesentlichen Gebieten d`accord. Nur tue ich mich, nicht zuletzt wegen des fehlenden Backgrounds, schwer, resultierende Schlußfolgerungen ab einer gewissen Absolutheit einfach so zu akzeptieren - sieh`s mir bzw. meine Entgegnung Deiner Kollapserwartung, die freilich keine Entkräftung dessen darstellt bzw. darstellen soll, einfach nach, ;)

      @ChartJunkie,

      sicher sind `freie Märkte` ein Ideal (was nur erreicht werden könnte, falls ALLE Beteiligten systemloyal »funktionieren« würden), aber es gibt schon etwas zu verlieren, überlässt man Märkte weiterhin grob fahrlässig bestimmten (unilateralen, auch vermeintlich staatlichen) Interessen. Der Kapitalismus würde(/wird) dann nicht mehr funktionieren (und zwar imo Demokratie-unabhängig), falls darüber das Vertrauen des Kapitals (d.h. der Anleger wenigstens in ihrer »Quersumme«) nachhaltig und, macht man weiter so, unwiderruflich zerstört würde. (Imo) eher insofern ist der Kapitalismus demokratieunabhängig. [Und insofern will ich auch nicht ausschliessen, dass es eine Demokratie ohne Kapitalismus geben könnte]
      Das es auch mit der Demokratie selbst nicht zum Besten steht, ist offensichtlich - die von Dir skizzierten Entwicklungen sind ja schon Fakt. Aber (auch) das zerstört Vertrauen, konterkariert Zuversicht, und lähmt somit volkswirtschaftlich sinnvolle Aktivitäten (im weitesten Sinne), was wiederum letztendlich den Kapitalismus in Frage stellt bzw. stellen wird.
      Der Kapitalismus mit seinem Ideal wird per se (im Sinne eines sich entwickelnden Organismus) nicht funktionieren können, er braucht Vertrauen wie der Organismus Sauerstoff, und der Organismus in seiner Materialität sei in dieser Metapher die Demokratie.
      Wie Kapitalismus außerhalb der Demokratie, also in einer Diktatur, über längere Zeit funktionieren soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft, und die Historie liefert dafür auch kein Lehrstück.

      @konradi,

      :)
      Da haben wir sie wieder, die Gold-Diskussion ... Viel Spaß mit @dosto, und sei gewiß: Ich bin da eher auf Deiner Seite, *g*;)

      investival
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 10:36:00
      Beitrag Nr. 2.550 ()
      investival, klar, kein Prob! Wehren tue ich mich nur gegen die taktische Verschleierung einiger Kräfte hier.

      Die Freiwirtschaft ist nur ein Teil eines komplexen neuen Wertesystems, welches anzustreben gilt. Aber ein durchaus fundamentaler. Schaust du in meinen Thread der Ethik, oder in Tod, Geld, Sex-Thread, wirst du da fündig!

      Ich will kein Guru sein, ich möchte das alle anfangen nachzudenken, ich mache hier nur die Vorarbeit, Schlüsse muß jeder selbst daraus ziehen! ;)
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 16:43:00
      Beitrag Nr. 2.551 ()
      @ sittin

      möchte mich dem Kompliment von @investival anschließen.
      Habe aber auch leider nicht die Zeit, mich mit dem Thema zu befassen!

      Gruß Konradi :)
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 17:09:04
      Beitrag Nr. 2.552 ()
      also noch ne kurze antwort.
      und dann nix mehr, ich kann nicht immer fakten zum thema nachschieben,
      ich bin nur hobby-historiker - aber- börsenprofi,
      und das kostet zeit.

      was nützt es der landwirtschaft laufend irsinnige erträge zu liefern.
      garnix ohne markt liegt der weizen , dals alfalfa etc,
      so oder so nur rum und vergammelt.
      es fehlt ein absatzmarkt, diese märkte sind doch aber zu,
      das weißt du doch selbst, importiert europa weizen, tuns die usa, alles dicht, bis auf klitzekleine kontigente.

      rein historisch sind in argentinien nur schweine und schafhirten aus spanien und süditalien eingewandert,
      der komerziele teil, wie engländer und holländer wollte
      sich nicht etablieren.
      diese einwanderunfklientel war schon von der biographie
      bnur landwirtschlich tätig, deshalb erklärt sich auch, daß
      argentinien über keinerlei bergbauindustrie verfügt, das liegt so ziemlich brrach.
      in chile, die ja davon ne menge hab en, waren es halt die engländer die das machten, aber da gings erst auch nicht um kupfer, gold und silber, sondern die bergbauindustrie war auf salpeter ausgerichtet, die gründe dürgten bekannt sein. nach dem zusammenbruch der salpeterindustrie konnte
      man halt das wissen und können für die jetzigen tätigkeiten sichern, sodaß der industriezweig erhalten blieb.
      argentinien hat dafür keine tradition,
      die gründe der überbebevölkerung um B.A. hat nix mit deiner aussage der großgrundbesitzer zu tun, absolut gar nix, das paßt nur ins klischee, die abwanderung in die
      großstadt hat dort, wie genau, in anderen ländern, mit
      der hoffnung auf vermeintliche arbeitsplätze zu tun,
      auch shanghai kriegt seine leutchen nicht als vertriebene
      sondern eher als hoffnungsvolle, die hoffen in der stadt
      mehr zu verdienen als auf dem land.
      ich könnte gegenüber von argentinien hurtig viel land
      kostenlos zur bestellung und ohne pacht an großstädter
      zur verfügung stellen, aber es wird keiner kommen,
      die gründe sind so ziemlich banal, die stadt gibt annehmlichkeiten die du auf dem land nicht hast,
      den schalter einfach umzulegen gibt bei mir auf dem land erst mal gar nix, für strom und wasser muß ich selbst sorgen etc.etc., will heißen, zuerst das große klotzen
      und auch das geldausgeben, die meisten wollen das erste nicht und verfügen nicht über das zweite.
      wie so oft ist alles ein bißchen komplexer, im tun zeigt sich
      die wirklichkeit, ich tus, und es strengt an trotzdem ich gute leute habe. durch das tun, bin ich leider gezwungen mich an notwendigkeiten zu halten, und kann großgeistige
      ideen und idealisierungen immer wieder nur meiner umgebung anpassen und bin schon heil froh wenn etwas hängenbleibt, von dem ich nicht mal weiß wie lange es bestand hat.
      trotzdem sehe ich in diesem tun noch mehr sicherheit
      (im notfall selbstversorger, gutes soziales umfeld, mit
      wahnsinnig guten freunden, kameraden, kumpels, die sich jederzeit ohne blöde fragen, mit dir zusammentun, wenn es
      um gemeinsame arbeit oder entstandene schwierigkeiten geht)
      also ich verlaß mich lieber auf diese menschlichkeiten, bevor ich die sicherheit für mich im golde finde.
      allein mit meinen gold, oder zusammen mit all den goldies,
      würde ich mich wahrscheinlich einsam fühlen, und sicher
      dann wohl auch nicht.
      darum mein credo: mache geld, setz dieses anständig um,
      schaff dir freunde, das müssen nicht die ganz reichen sein,
      lebendkünstler sind mir eh lieber, es hat was für sich
      ein paar plätze auf dieser welt zu haben, wo du immer willkommen bist und einen raum bekommst um dazubleiben solange du willst, bei leuten die irrsinnig spannende betätigungsfelder haben zu denen ich oft leider keine zeit haben, bei denen ich aber das nachholen darf, weil wir auf gegenseitigkeit zusammenarbeiten.
      ich glaube das ist nicht nur ne sicherheit, sondern das ist
      es auch wie ich leben will.
      und deshalb mach ich mir keinen kopf über gold, oder die absicherung meiner materiellen werte, ich fühle mich durch obiges genügend abgesichert und werde zur erhaltung mein bestes beisteuern, den angst im hals, ist keine gute basis.
      aber jeder setzt halts so um wie kann, oder wie er es für nötig hält.
      meine haltung ist immer pro sozial, und zwar für alle.
      an gerechtigkeit glaub ich weniger, der ehrgeizige, gewiefte und clevere und nicht immer der bessere, der schafft es schon das ganze zeitweise auf den kopf zu stellen, und wird genügend bewunderer haben, die allerdings das pech sein niveau nicht zu erreichen,
      aber damit lauthals proleten,
      während wir doch eher in ruhe unserer sache nachgehen.
      in die politik will keiner von uns, und das bankenwesen,
      das ham se dosto zugeschustert, der soll das machen,
      ein verhunzter ist genug.
      Avatar
      schrieb am 06.06.03 17:10:42
      Beitrag Nr. 2.553 ()
      Ein Apartment in Buenos Aires – eine gute Idee

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Immobilienpreise in den USA steigen weiter. Im ersten Quartal sind sie gegenüber dem Vorjahreswert um 6,4 % gestiegen – das ist der geringste Anstieg seit 1999. Die Verkäufe von Häusern haben neue Rekorde erreicht. Und auch die Hypotheken. Fannie Mae, eine der größten amerikanischen Hypothekenbanken, sagt, dass das Hypothekenvolumen gegenüber dem Vorjahr um 42 % auf 3,7 Billionen gestiegen ist.

      *** Auch in Argentinien steigen die Preise für Häuser und Apartments. Und sie haben noch viel Spielraum nach oben. Ein Kollege hat mir berichtet, dass er sich gerade zwei sehr schöne Apartments in einem der besten Stadtteile von Buenos Aires gekauft hat – eins für 169.000 Dollar und eins für 200.000 Dollar. In Paris oder New York würde man für solche Apartments 2 Millionen pro Stück bekommen.

      "Argentinien wird nicht sehr lange so billig bleiben", so mein Freund Leif Simon, der Herausgeber vom Global Real Estate Investor. Er hat im argentinischen Markt nach Schnäppchen gesucht. Leif sagt, dass er selbst vor Ort gesehen hat, dass die Preise wieder steigen ... und er glaubt, dass die Preissteigerungen bei Immobilien in den nächsten 3 Jahren 100 % betragen könnten.

      Amigo dosto, yo no creo qué esto es la verdad?!

      O.K! Hoy es viernes

      y sobre mi mesa,
      hay mucha cerveza,
      y a las ochos
      son todos borrachios!

      Is von mir!



      Gruß
      Stormy
      Avatar
      schrieb am 07.06.03 00:23:19
      Beitrag Nr. 2.554 ()
      @investival
      Fragen nach Sinn und Ethik haben in Krisenzeiten immer Konjunktur, aber doch nicht bei denen, die am großen Rad drehen wollen. Dort wird immer mit allen Mitteln gekämpft, ob das langfristig sinnvoll ist oder nicht.

      Der Kapitalismus basiert meiner Meinung nach nur vordergründig auf einem freien Spiel der Kräfte. Der Schmierstoff, das wirklich große Geld, kam immer aus gnadenlosen Raubzügen gegen die natürlichen Ressourcen (zu denen auch die Arbeitskraft und die Besitztümer der Zeitgenossen zählen).

      Basis dieses Systems ist die Abspaltung des rationalen Denkens von der natürlichen, ganzheitlichen Weltsicht. Als Ausgleich wurde zunächst eine instrumentalisierte, von ihrem mystischen Kern befreite, Religion angeboten. Diese wurde dann in einer bestimmten Phase der Entwicklung durch Wissenschaft und Massenkonsum ersetzt - ein Fetischismus für Individuen der immer breiteren Mittelschicht, die aufgrund ihrer Spezialisierung ein hohes Maß an Selbststeuerung aufweisen müssen.

      Diese Entwicklung hat aber nur die Industrienationen voll erfasst, die ungehindert die Rohstoffe ihrer Hinterhöfe plündern können (vgl. die politische Geschichte des Staates Irak bis heute. Schön, dass die Deutschen vom Irak nur als Absatzmarkt profitieren, sonst wäre die öffentliche Stimmung wohl auch hierzulande anders gewesen. Und ein bisschen bereuen kann man die willkommenen Lügen der eigenen Führung hinterher ja immer, sobald mal wieder vollendete Tatsachen geschaffen wurden). Somit basiert die heutige Demokratie der hoch entwickelten Nationen, die mit dem Massenkonsum Hand in Hand geht, eben auch nur auf einem Raubzug. Es hat sich am Grundprinzip nichts geändert, nur dass wir alle mittlerweile Räuber und Beraubte zugleich sind.

      Seit Anfang der 90er ist dann noch ein Raubzug in völlig neuer Dimension zu beobachten: die - hier ausgiebig diskutierte - weltweite systematische Plünderung der genannten Mittelschicht. Diese findet imo jedoch durchaus im Rahmen der inneren Logik dieses Systems statt und ist nicht als das Werk von Systemüberwindern anzusehen. Der Kapitalismus hat sich von Anfang an auch immer selbst verzehrt. Und wenn die Mittelschicht in diesem Ausmaß nicht mehr gebraucht wird, dann eben tschüß!

      Eine objektive Einschätzung der Konsequenzen könnte man eigentlich nur von einem Standpunkt außerhalb des Systems vornehmen. Das geht aber nicht, weil wir als rational (selbst-)gesteuerte Individualisten (s.o. - und jeder in diesem thread ist auf seine Weise eine(r) ) nur sehr schwer und nur teilweise den Wahrnehmungsrahmen dieses Systems sprengen können. Eine Alternative zu benennen erscheint mir in dieser Phase, vor einer möglicherweise heraufziehenden Dekadenz, sogar unmöglich. Die Zeit ist noch nicht reif, um Ängste in - kollektive - Kreativität umzumünzen. Deshalb sage ich einfach: Es geht noch eine Weile so weiter, wenn auch unter veränderten (wahrscheinlich negativen) Vorzeichen.

      Und vielleicht erleben wir ja auch noch viele neue Aufschwünge. Ähnliche Fragen wie heute hat man sich in den 70ern auch gestellt. Aber neue Supertechnologien und die wirtschaftliche Entwicklung weiterer Weltregionen haben neuen Auftrieb gegeben, jedenfalls bei denen, die im Wettbewerb der Spezialisierung noch mithalten können.

      Die Kosten für eine weitere Entwicklung auf dieser Schiene erscheinen in der Tat immer höher. Das gilt sowohl für die sozialen Fragen als auch für die schwindenden natürlichen Lebensgrundlagen des Planeten. Also doch ein neuer Bedarf an Sinn und Ethik? Jetzt kann man wieder am Anfang dieses Postings weiterlesen. ;)
      Avatar
      schrieb am 07.06.03 00:51:02
      Beitrag Nr. 2.555 ()
      An NewYorker oder Pariser Preise werden Immobilien
      in BuenosAiros wohl auf absehbare Zeit (=50 Jahre)
      unter normalen Umständen nicht kommen.

      Begründung:

      Hinter BuenosAires liegt die dünnbesiedelte Pampas,
      ein großes Agrarland ohne nenneswerte Industrie.

      Paris oder NewYork sind Zentren von globaler Bedeutung.
      Im Großraum NewYork (Region Boston bis Washington) leben
      auf einer Fläche von der Größe Westdeutschlands mehr Einwohner,
      als auf den 2,8 Mio. Quadratkilometern Argentiniens.

      Von Paris aus ist London, Brüssel, Holland, Rhein-Ruhr,
      Frankfurt, Süd-Deutschland nicht sonderlich weit. Aber
      wo ist die nächstgelegene fianz- und bevölkerungs-starke
      Nachbar-Region von BuenosAires.

      Und: Wohin wandern die besten argentinischen Studenten aus?
      Das bedeutet ganz nüchtern: Der IQ der Bevölkerung von
      BuenosAiros wird , da die Klügsten gehen, och weiter sinken,
      diese Folgen muß man berücksichtigen.

      Eine Investition in Argentinen rentiert wohl erst dann
      so richtig, wenn es auf der Nord-Halbkugel zu einer
      schlimmen Katastrophe kommt, von der die Süd-Halbkugel
      unberührt bleibt! Das wollen wir aber alle nicht hoffen.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 07.06.03 07:50:50
      Beitrag Nr. 2.556 ()
      @dosto,

      interessante Einlassung von Dir zum Golde, da könnte sich glatt eine philosophische Diskussion anschließen, aber ich laß es lieber, ;) Nur soviel: Ohne ein intaktes, »echtes«, d.h. NICHT status-/vermögensbedingtes persönliches Umfeld ist alles nichts (oder kaum etwas) - da hast Du zweifelsohne recht. Nur schließt das eine das andere deshalb ja nicht aus - man muss mit Gold ja nicht `allein` sein (nur weil man als einziger Goldanleger in seinem Umfeld vielleicht für »bescheuert« erklärt wird[?]) ...

      Die Goldfrage stellt sich in heutigen »realtime«-Zeiten sehr kurzfristig möglicher Gewinne (ich sprach das zuletzt ja schon mal an) für `Börsenprofis` vielleicht weniger, aber für Investoren (im weitesten Sinne), die eben nicht jemanden wie Dich als unabhängigen, kompetenten Vertrauten haben resp. eigene Zeit für das Tagesgeschäft `Börse` einbringen können, schon (imo; zumindest sollte sie sich stellen).

      Und über eins sind wir ja wohl einig: Gold ist, wie die von Dir herausgestellten sozialen Kontakte, ein (relativ) deflationierter, dazu ebenso nicht beliebiger Wert, und schon von daher spricht Deine ethische Einstellung doch nicht gegen Goldbesitz.

      @ChartJunkie,

      das kann ich alles unterstreichen.
      Fragen nach Sinn und Ethik haben in Krisenzeiten immer Konjunktur, aber doch nicht bei denen, die am großen Rad drehen wollen.
      Das ist ja eben der wunde Punkt ... Daraus kann man sicher, »berechtigt«, Pessimismus ziehen. Die Frage ist nur, ob (einem) DAS dann weiterhilft ...
      Ähnliche Fragen wie heute hat man sich in den 70ern auch gestellt.
      Yo, man kann da eine »Duplizität der Ereignisse« annehmen. Die offene Frage ist und bleibt, ob sich`s wie seinerzeit wieder berappelt - 1980 könnte da mit 2005 oder 2010 zusammenfallen ... ist(/wäre) also noch lange hin, und `könnte` - oder wir bekommen die `kollektive Kreativität`(?).
      Immerhin schließt beides einen gewissen(!) Optimismus ja nicht aus. Und bis dahin MUSS man sehen, wo man bleibt, will man nicht auf der Strecke bleiben. Das geht auch MIT einer sozialen, ethischen Sensibilität ... behaupte (auch) ich einfach mal, ;)

      investival
      Avatar
      schrieb am 07.06.03 08:04:57
      Beitrag Nr. 2.557 ()
      Ergänzung: ... und ohne daß man sich auf dem besagten `großen Rad` »prostituieren« muß. Es gibt viele kleine Räder, und die lassen sich schneller, besser drehen, die machen das Ganze aus. Wie eine SIE, DCX und DBK eben NICHT Dtld. ausmachen, ein Fonds eben nicht das Maß der Anlagedinge ist etc.pp
      Ich behaupte, wird das große Rad überdreht, blockieren deshalb noch lange nicht alle kleinen.
      Man sollte aufhören, dem großen Rad - ganz im Sinne derer, die sich daran versuchen(/vergreifen) - einen Status zuzubilligen, den es gar nicht hat oder gar nicht haben kann.

      investival
      Avatar
      schrieb am 07.06.03 18:54:15
      Beitrag Nr. 2.558 ()
      Eine knappe Woche hier nicht reingeschaut - und eine muntere Diskussion verpaßt.

      Nun denn, einige Bemerkungen von mir zu Punkten, über die ich glaube, mich äußern zu können:

      1. Argentinien:

      Wirtschaftshistorisch ein erhellendes Beispiel für die Gründe, wie eine Volkswirtschaft abrutscht. Und es ist m.E. ein schlagendes Argument gegen Grundrezepte des heute allüberall propagierten Neoliberalismus.

      Was @konradi dazu schreibt, kann ich nur unterstreichen und ergänzen.

      Man vergleiche die Entwicklung Argentiniens mit derjenigen Australiens seit dem 19. Jahrhundert: Bei sehr ähnlicher wirtschaftlicher Ausgangslage, der Struktur der Binnenwirtschaft und des Außenhandels fällt Argentinien im Laufe des 20. Jahrhunderts immer weiter zurück. Warum?

      Es ist die politische Entwicklung: in Australien die Herausbildung einer die breiten Massen einbindenden Demokratie, einschließlich starker gewerkschaftlicher Interessenvertretungen, die eine sukzessive Erhöhung des Lohnniveaus erzwingen; in Argentinien dagegen verschiedene Ausprägungen oligarchischer Herrschaftsformen, die allenfalls (wie im Peronismus) eine symbolische Teilhabe der Bevölkerungsmehrheit zulassen, tatsächlich eine wirkliche politische Partizipation verhindern, was wirtschaftlich zur Folge hat, daß das Lohnniveau signifikant hinter dem australischen zurückbleibt. Die Verteilung des volkswirtschaftlichen Reichtums erfolgt einseitig zugunsten der Oligarchie.

      Ergebnis in Argentinien: Keine Entfaltung des Binnenmarktes, übermäßige Abhängigkeit vom Export, für die Oligarchie lohnt es sich nicht, in die eigene Wirtschaft zu reinvestieren, Investitionen in den USA oder Europa sind lukrativer (sofern überhaupt investiert und nicht einfach Luxuskonsum betrieben wird). Es kommen hinzu Klientelismus und Hypertrophie des Staatsapparates. Potentiellen Unruhestiftern wird eine nette Staatssinekure gewährt - was die ohnehin schwache Wirtschaft weiter belastet. Politisch aber ist dieser Klientelismus erfolgreich, weil die so mit einem Pöstchen versehenen Menschen die Oligarchie unterstützen.

      Aufschlußreich ist, daß Argentinien gerade in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, während der Großen Depression, eine relative Blütephase seiner Wirtschaft erlebte: die Investitionsmöglichkeiten in der übrigen Welt verringerten sich, also investierte die Oligarchie vermehrt im eigenen Land. Von daher ist es nicht der II. Weltkrieg allein gewesen, der dazu führte, daß Argentinien in den ersten Jahren nach 1945 Entwicklungshilfe für Europa leistete - eine heute kaum mehr bekannte Tatsache.

      Da, über die verschiedenen politischen Regimes hinweg, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die skizzierte oligarchische Struktur bestehenblieb, fiel Argentinien wirtschaftlich wieder zurück, sobald in der übrigen Welt die Oligarchie erneut lohnendere Investitionsmöglichkeiten fand.

      Die Beispiele Australien und Argentinien sind auch deshalb wichtig, weil die bei ihnen zu beobachtende Abhängigkeit der volkswirtschaftlichen von der politischen Entwicklung allgemein gilt - und damit ein zweites Thema berührt ist, daß in diesem Thread diskutiert wurde.

      2. Kapitalismus nur Raub und Gewalt?

      Wenn @ChartJunkie den Raub- und Gewaltcharakter des Kapitalismus betont, so ist das historisch nicht zu bestreiten. Aber es ist eben nicht die ganze Geschichte des Kapitalismus. Raub und Gewalt als Mittel zur Ansammlung von Reichtum sind nicht nur für den Kapitalismus kennzeichnend, sondern in allen uns bekannten Zivilisationen zu beobachten.

      Was den Kapitalismus auszeichnet, ist gerade, daß er im Laufe seiner Entwicklung zugleich Methoden entwickelt hat, diese Phänomene einzuhegen, zu begrenzen - und gerade dadurch so historisch einmalig erfolgreich zu sein.

      Wer hat Gold und Silber in der Neuen Welt aus dem Boden geholt, indem die "Eingeborenen" gnadenlos dabei verheizt wurden? Spanien. Wer hat von dem daraus entspringenden Goldzufluß des 16. Jahrhunderts schließlich profitiert? Die beiden damaligen Erzfeinde Spaniens: Holland und England. Auch letztere haben sich als (See-)Räuber betätigt. Aber ihre historische Bedeutung als die ersten im eigentlichen Sinn kapitalistischen Nationen gründet nicht in Raub und Plünderung, sondern darin, daß sie, im Unterschied zu Spanien, eine Form rationalen Wirtschaftens einführten, die bewirkte, daß der (zum Teil auch durch Raub gewonnene) Reichtum nicht einfach von der herrschenden Elite verprasst wird, sondern sich "vermehrt".

      In politischer Hinsicht entscheidend war in beiden Fällen die frühe Herausbildung von Institutionen, in denen die besitzenden Schichten ihre Angelegenheiten selbst regelten. Damit war der vorher gegebenen dynastischen Willkür ein Riegel vorgeschoben - und überhaupt erst die Voraussetzung für eine geregelte Finanzierung staatlicher Aufgaben geschaffen. So war 1789 die englische Staatsverschuldung pro Kopf der Bevölkerung höher als die französische. Trotzdem kam es in Frankreich zu einer Staatsfinanzkrise, die schließlich in einen vollständigen Umsturz mündete. Weshalb nicht in England? Hier haftete, durch die Institution des Unterhauses, die gesamte besitzende Schicht für die Schulden. Das schuf ein Maß an Vertrauen, das in Frankreich fehlte, weil der Schuldner, die französische Krone, dieses Vertrauen im Laufe einer über 100jährigen Mißwirtschaft verspielt hatte. (Nebenbei gesagt: Frankreich versuchte während des ganzen 18. Jahrhunderts, dieser Schuldenfalle durch Privatisierung von Staatsaufgaben im großen Stil zu entrinnen - vergeblich. Die Geschichte dieser Privatisierung wäre von großem Interesse für die heutigen Politiker - aber wir haben ja, so heißt es, ganz andere Verhältnisse, weshalb sich alle diese Vergleiche verbieten ...)

      Im 19. Jahrhundert kommt hinzu die Verbreiterung der politischen Basis durch Ausweitung des Wahlrechts auf nicht-besitzende Schichten und (damit verbunden) die Verabschiedung von Sozialgesetzen zum Schutz dieser Bevölkerungsschichten. Das alles nicht freiwillig, sondern aus Sorge vor revolutionären Tendenzen bei den Benachteiligten. Ein (nicht geringer) Teil der Elite warnte, politische Partizipation und Sozialgesetze würden zum Untergang führen usw. Es ist aufschlußreich, diese Warnungen vor wirtschaftlichem Verderben mit den heutigen Warnungen vor einem angeblich ausufernden Sozialstaat zu vergleichen: nichts Neues.

      Was aber geschah? Entgegen den Unkenrufen führte gerade die Ausweitung der politischen Basis und die Einführung von staatlich garantierten Schutzmechanismen für die Unterschichten (über periodische Konjunktureinbrüche und verheerende Kriege hinweg) zu einer beschleunigten wirtschaftlichen Entwicklung.

      Es gab freilich Alternativen, und nicht nur in Ländern der sog. Dritten Welt wie Argentinien kann man erkennen, wohin solche Alternativen wirtschaftlich und politisch führen. In der deutschen Geschichte ist zu besichtigen, wie man auf die Große Depression mit einer Beseitigung der Partizipation der Bevölkerung mit der Errichtung einer Diktatur reagierte und die Bevölkerungsmassen nurmehr symbolisch (via Massenaufmärsche, KdF usw.) "befriedigte". Entgegen einem bis heute unausrottbaren Mythos sank der Lebensstandard des deutschen Arbeiters zwischen 1933 und 1939. Haben Reallohnsenkung samt Ausschaltung der politischen Partizipation der Unterschichten und Vernichtung ihrer gewerkschaftlichen Interessenvertretungen wirtschaftlich irgendetwas gelöst? Immerhin war die Operation propagandistisch erfolgreich. Der Ausgang des Ganzen ist bekannt.

      Ich bestreite nicht, daß zum Kapitalismus auch gehört der Raub am Menschen und der Raub an der Natur. Der große deutsche Soziologe Max Weber (kein Gegner des Kapitalismus) hat schon vor 100 Jahren hellsichtig geschrieben, daß dieses System solange bestehen werde, bis das letzte Stück Kohle verglüht sei.

      Das ist eine ernstzunehmende Gefahr. Aber es ist keinesfalls ein Naturgesetz. Was geschieht, entscheidet sich durch menschliches Handeln, durch die Politik. Es gibt immer Alternativen, wie man mit Problemen umgeht. Wo steht denn geschrieben, daß wir Krieg führen müssen wegen Öl, statt daß wir massiv alternative Energien fördern? Wo steht geschrieben, daß auf die Krise mit der Einschränkung demokratischer Rechte und einem Abbau der Schutzmechanismen für die Bevölkerungsmehrheit reagiert werden muß? Ich war und bin kein Bewunderer von Al Gore. Aber es ist wohl kaum zu bestreiten, daß mit ihm als Präsidenten ein anderer Weg eingeschlagen worden wäre als der, den die Bush-Administration betreten hat.

      mfg
      Leghorn
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 01:31:57
      Beitrag Nr. 2.559 ()
      Leghorn:

      Die Blüte Argentiniens in den 30iger Jahren könnte auch
      eine Scheinblüte gewesen sein. Sie beruhte auf damals
      relativ hohen Preisen für Agrar-Produkte.

      Es war wohl eine Scheinblüte wie in Algerien und anderen
      arabischen Ländern, als die Öl-Preise hoch waren.

      Amerika oder Deutschland standen selbst in der tiefsten
      Depression stets an der Spitze des technischen Fortschritts,
      Argentinien aber hatte nie eine nennenswerte eigentständige,
      weltmarktfähige Industrie. Das ist der wahre Unterschied.


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 19:44:06
      Beitrag Nr. 2.560 ()
      @Leghorn
      Ein paar Anmerkungen zu Deinen geschichtlichen Darstellungen.

      - Die Seemächte Holland und England übernahmen erst in einer späteren Phase die Herrschaft auf den Weltmeeren und die systematisierte Ausbeutung der Kolonien. Die Expeditionen nach Amerika und Asien im 16. Jh. wurden zumeist von den großen europäischen Handelshäusern finanziert. Die Fugger etc. waren die wahren Gewinner der „ursprünglichen Kapitalakkumulation“ und mehrten ihre Macht mit den Gewinnen aus den Raubzügen. Spanien und Portugal stellten nur Mannschaften und know how. Die Könige verplemperten hinterher ihren Anteil für jesuitische Protzbauten wie den Escorial und Mafra. Als die Länder durch die extremen Verluste an Männern auf See ausgeblutet waren, versanken in der Tat in eine jahrhundertelange Agonie. Der Kapitalismus begann dort eigentlich erst in der 2. Hälfte des 20. Jh..

      - Ich weiß nicht, ob man die Situation in Großbritannien und Frankreich zum Ende des 18. Jh. so ohne weiteres vergleichen kann. Während in England schon die Industriealisierung anbrach, war die Lage in Frankreich einfach nur desolat, selbst wenn die rechnerische Pro-Kopf-Verschuldung vielleicht niedriger gelegen haben mag. Mit dem Vertrauen in die Finanzwirtschaft hast Du zweifelsohne Recht, England war in dieser Hinsicht selbstverständlich stabiler. Wenn ein Souverän das Geld sinnlos zum Fenster herauswirft, ist es bei den Bürgerlichen mit dem Vertrauen halt nicht weit her. Ansonsten sehe ich wenig Parallelen zu heute - außer vielleicht, das heute das Volk der Souverän ist - und das Geld zum Fenster heraus wirft - während es in England wieder besser läuft :laugh:

      Al Gore ist doch eine lahme Ente. Und an der Hyperverschuldung hätte er auch nichts ändern können. Den Afghanistan-Feldzug hätte er genauso geführt, denn der wurde schon unter Clinton vorbereitet. Und ich glaube auch, dass der Irak-Krieg bei Gore auf der Agenda gestanden hätte. Vielleicht hätte er als Begründung statt Massenvernichtungswaffen den Umweltschutz angeführt - und Jürgen Trittin wäre jetzt Kommandeur von Baghdad. :D
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 21:25:42
      Beitrag Nr. 2.561 ()
      Halle Folks, bin wiedergeboren worden!


      Für diese vorbeschriebene Kette zinsbedingter Krisenzeiten mag ein Artikel Zeugnis geben, der im Dezember 1988 von der deutschen Kundenzeitschrift "Sparkasse" veröffentlicht wurde, und zwar als Nachdruck eines Beitrags aus der gleichnamigen Zeitschrift des Sparkassenverbandes aus dem Jahre 1891(!) Dieser also vor mehr als einhundert Jahren geschriebene Artikel befasste sich mit dem Trend sinkender Zinsen gegen Ende des 19. Jahrhunderts und seinen Hintergründen, die er wie folgt erklärte:

      "Die Ursache für das Sinken des Zinsfußes wird vorzüglich darin gefunden, daß die besonders rentablen Kapitalanlagen großen Maßstabes heute erschöpft sind und nur Unternehmungen von geringer Ergiebigkeit übrig bleiben." Und um den damals auf drei Prozent gesunkenen Zinssatz vor einem weiteren Fall zu bewahren, müßten – so hieß es weiter – "... die neuen Länder, beispielsweise Afrika, sehr rasch durch europäische Kapitalien erschlossen werden, damit einem solchen Sinken begegnet werde." Doch da auch das die sinkende Zinsentwicklung nicht umkehren könne, schließt der Artikel aus der Sparkassenzeitung mit folgender inhaltsschwerer Aussage: "Nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Kapitalzerstörung, welche er bedeutet."



      Das gleiche läuft seit dreitausend Jahren. Bevor ihr meint etwas finden zu müssen was anders ist, solltet ihr lieber die Gemeinsamkeiten suchen, die Gesellschaften immer wieder zyklisch zerstören.

      dazu zu empfehlen, Heinsohn, Steiger, Eigentum, Zins- und Geldwirtschaft, Karl Walker, Geld in der Geschichte,
      wer Interesse hat bekommt von mir Links zu Volltextarchiven,
      außerdem allgemeine Geschichtskenntnisse und Religionskenntnisse.

      ich harre immer noch auf eine umfassende Erklärung wieso in den ältesten Texten die die Menschheit kennt von Hall- und Erlaßjahr sowie Zinsverbot die Rede ist, Maßnahmen die man in Folge sozialer Ungerechtigkeit und Untergang von Gesellschaften einleiten sollte um den sozialen Frieden wieder herzustellen.

      Wer traut sich an eine Antwort?
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 21:53:36
      Beitrag Nr. 2.562 ()
      ich möchte erstmal wissen, wer du bist. m. mit vornamen? kurze bm bitte.
      und grüße an alle, *wink* ;).
      Avatar
      schrieb am 08.06.03 22:07:46
      Beitrag Nr. 2.563 ()
      danke, alles klar, ich stand grad auf dem schlauch.
      huhu! :laugh:
      und viel glück.
      Avatar
      schrieb am 09.06.03 01:49:52
      Beitrag Nr. 2.564 ()
      @ChartJunkie

      Irgendwie ermuntern mich die Feiertage, in diesem Thread nochmal ein paar historische Zeilen niederzuschreiben. Vielleicht wird ja dadurch der ein oder andere Leser zur Lektüre historischer Literatur ermuntert. Aus eigener Erfahrung kann ich versichern, daß es dem Börsenerfolg keinesfalls abträglich sein wird.

      Ich gehe dabei von ein paar Einwänden aus, die Du zu meinen vorigen Bemerkungen machst (nicht alle Einwände, dann kann ich gleich einen dicken Wälzer abliefern, aber das liest dann bestimmt niemand mehr). :cool:

      Die Fugger waren die Hauptfinanziers Kaiser Karls V. Dessen Rücktritt 1556 und die Zahlungsunfähigkeit der Habsburgerdynastie bedeuteten für die Fugger einen Verlust, von dem sie sich nie wieder erholten.

      Schon im 16. Jahrhundert feudalisierten sich die Fugger, indem sie große Teile ihres Restvermögens (das natürlich immer noch beträchtlich war) in Land investierten - und damit über die Jahrhunderte retteten.

      Verständlicherweise wird die Bedeutung der Fugger in Deutschland meist überschätzt. Tatsächlich kann man jedoch gerade anhand der Geschichte des Hauses Fugger sehr gut zeigen, warum der Kapitalismus sich in Deutschland viel später durchsetzte als in Holland oder England.

      Augsburgs Bedeutung im Welthandel ist in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts relativ unbedeutend. Welthandels- und Finanzzentrum war damals bereits Amsterdam, bevor dann im Laufe des 17. Jahrhunderts diese Stellung von London übernommen und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gehalten worden ist.

      Hollands große Blüte fällt zusammen mit seinem Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Krone (1580-1640). Die wachsende Bedeutung Englands zeigt sich bereits im Sieg über die Spanische Armada 1588.

      Mit dem Tod Philipps II. am Ende des 16. Jahrhunderts ist der Zenith spanischer Macht längst überschritten. Trotz der weiterhin großen Zuflüsse an Edelmetall aus der Neuen Welt war Spanien schlicht und ergreifend pleite, das Land im Inneren von einer ungeheuren Steuerlast erdrückt.

      Der Grund lag weniger im Luxuskonsum als in den immensen Kosten für die während des 16. Jahrhunderts von Spanien zur Erringung der Hegemonie in Europa geführten Kriege. Infolge dieser Kriege wurde Spanien, ungeachtet seiner Verfügung über die riesigen Gold- und Silberressourcen auf dem amerikanischen Kontinent, zum Hauptschuldner der damaligen Weltwirtschaft. Die Waffen und die Ausrüstung der spanischen Armee wurden in hohem Maße importiert und nicht von heimischen Manufakturen erstellt. Und diese Importe kamen vor allem aus: Holland und England, die so an ihrem militärischen Gegner prächtig verdienten.

      Den wenigsten Zeitgenossen war die wirkliche Schwäche Spaniens bewußt. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts wird dies in der zeitgenössischen Publizistik allgemein realisiert.

      Die ökonomischen Ressourcen eines Staates übersteigende imperiale Machtprojektionen sind ein wirklich aktuelles Thema. Eine verschuldete Weltmacht, Amerika, die ein Nettoimporteur gigantischen Ausmaßes der Produkte ihres wichtigsten Herausforderers, China, ist: diese Konstellation wird ihre Folgen haben, und die Geschichte gibt Fingerzeige, welche Folgen das sein werden. Natürlich gibt es viele Unterschiede. Von kaum zu überschätzender Bedeutung ist, daß damals die Spanier mit Gold und Silber bezahlten, die USA heute mit Papier (Dollars).

      mfg
      Leghorn


      PS:
      Herzlich willkommen SBReincarnation :cool:
      Avatar
      schrieb am 09.06.03 03:07:21
      Beitrag Nr. 2.565 ()
      Leghorn:

      Es gab in Europa stets mehrere finanzielle Zentren. Neben
      den Fuggern waren das die Medici in Italien und auch
      sehr lange schon die flämischen Kaufleute.

      Der dreissigjrähige Krieg hat die Fugger deutlich
      stärker getroffen als die flämischen Kaufleute. So daß
      das Comeback unmöglich wurde. Ferner profitierten die Flamen vom
      Zugang zum Meer, der den Fuggern in Augstburg fehlte.

      Vielleicht hätten die Fugger dies alles überstehen können
      und Augsburg wäre zum kontinentalen Finanz-Zentrum geworden,
      wenn sie ihr Portfolio nicht zu sehr auf einen Kunden
      (den Kaiser/die Habsburger) ausgerichtet hätten.

      Interessant ist noch folgendes:

      Die Frühphase der USA wurde von Niederländern, Engländern
      Deutschen und Skandinaviern geprägt, welche die amerikanische
      Mittel- und Oberschicht bildeten und ein Spiegelbild der
      Wirtschaft dieser Länder - nur eine Nummer größer - aufbauten.
      Die Iren waren vorallem die Unterschicht, die Kulis, die
      Slaven der USA.

      Südamerika dagegen wurde von jenen Spaniern besiedelt,
      die, wie Leghorn feststellt, bereits im 16 Jahrhundert
      trotz ihres frühen Kolonial-Reichtums keine eigenständige
      industrielle Basis auf die Beine stellen konnten.

      Seit die Fugger und die Habsburger ihren Zenit überschritten
      haben, sind 400-500 Jahre vergangen. Doch die bedeutenden
      Zentren Europas sind die Gleichen geblieben!

      Nord-Italien - nun wieder die Gegend um Mailand stärker,
      als Venedig.

      London - nach wie vor die Nr. 1 der Insel und Welt-
      Finanz-Metropole.

      Flandern-Holland: Noch immer profitieren deren Häfen
      davon, daß der Rhein der wichtigste Fluß Europas ist.

      Süd-Deutschland. Augsburg und Nürnberg waren im
      Mittelalter Handels- bzw. High-Tech-Metropolen.
      Die Fugger in Augsburg kennen wir ja schon. Aber
      was Nürnberg anbelangt sei an den ersten Globus,
      die Taschenuhr, wissenschaftliche Abhandlungen etc.
      erinnert. An die Stelle dieser beiden Städte ist
      nun München getreten, das nur einen Katzensprung
      so an die 50 Kilometer von Augsburg entfernt ist.

      Suttgart ist nun stärker als das ehedem wichtige
      Straßburg. Aber auch hier ging der Siger-Pokal
      nur in die Nachbarschaft und blieb sogar innerhalb
      "Groß-Schwabens".

      In Frankfurt kreuzten sich schon immer wichtige
      europäische Hndelswege.

      Köln Deutschlands wichtigste Stadt im Westen hat
      an Bedeutung verloren. Nimmt man aber den Großraum
      Köln, die Region Rhein-Ruhr von Bonn bis Duisburg
      und Dortmund, dann hat dieser Raum wieder jene
      wichtige Bedeutung die er immer hatte.

      Paris: Das Pariser Becken wurde all die Jahrhunderte
      für Frankreich immer wichtiger und ist jetzt neben
      London die einzige wirkliche Europa-Metropole die
      in der Welt-Liga mitspielt. In Frankreich könnte nach
      jahrhundertelanger Nord-Verlgerung die Mittelmeerküste
      künftig wieder interessanter werden, weil die Bevölkerung
      Afrikas so groß geworden ist!

      Mittel-Ostdeutschland sind kriegsbedingt zurückgefallen.
      Aber auch hier zeigt sich, daß Leipzig wieder jene
      Region ist, die als erste an alte Erfolge anknüpfen kann.

      Eine wichtige Sieger-Region ist diesmal Spanien, bzw.
      Katalonien, Madrid und noch einige Küsten-Regionen, mit
      denen Spanien nun nach 500 Jahren im Produktions-Zeitalter
      angekommen ist! Allerdings sind weite Teile der Industrie
      Spaniens nur Filalen ausländischer Konzerne.

      Eine große Verlierer-Region ist Böhmen/Tschechien und als
      Stadt Prag. Prag hatte die erste Universität Deutschlands
      und war stets eine der wichtigsten Städte des Deutschen
      Reiches. Seit Böhmen nicht mehr zum Deutschen/Österreichischen
      Staatsverbund gehört und die Deutschen vertrieben wurden,
      ist Prag nicht mehr eine der wichtigsten Städte eines
      der wichtigsten Länder, sondern nur noch Hauptstadt eines
      mittelgroßen europäischen Landes in der eine Sprache gesprochen
      wird, die nur 10 Millionen Menschen verstehen. Da Prag
      verkehrsmäßig und wirtschaftlich günstiger liegt als
      Belgrad, Sofia oder Minsk könnte sie wieder ein wenig
      nach oben aufsteigen, aber die einstige Bedeutung wird sie
      unter normalen Umständen auf absehbare Zeit nicht mehr
      erlangen.

      Schlesien/Ostsee-Raum: In Zeiten der Hanse war die relative
      Bevölkerung in diesem Gebiet wohl deutlich größer als heute,
      so daß die Ostsee eine größere Rolle spielte. Im Rahmen
      der EU könnten nun wieder jene polnischen Städte interessant
      werden, die es eigentlich schon "immer" waren.

      Der Donau-Raum wird auch künftig nicht die Stärke des
      Rhein-Gebietes erreichen. Im Gegenteil: Dieses Gebiet
      hat relativ an Bevölkerung verloren und östlich von Wien
      wird es nur noch nationale Metropolen geben, die sich
      entweder nach Westen in Richtung "Blauer Banane" oder
      künftig nach Osten -Istanbul-Athen- oder Moskau ausrichten.
      Dieser Raum ist seit fast 2000 Jahren balkanisiert, denn
      Bereits die Römer stritten sich darum, ob es Teil Ostroms
      oder Westroms ist!

      Fazit: In der ersten Liga europäischer Metropol-Regionen
      hat sich in 500 Jahren kaum eine nennenswerte Änderung
      ergeben.

      Katastrophen biblischen Ausmaßes aussen vor gelassen,
      wird sich im nächsten Jahrhundert nur wieder das bestätigen,
      was schon immer war. Auf technisch höherem Niveau, aber
      dennoch in realtiv gleicher Hirarchie.

      Die niedrige Geburtenrate in Europa wird zur Verstärkung
      bestehender Verhältnisse eine wichtigen Beitrag leisten,
      denn schwache Regionen werden ihre wenigen Kinder nicht
      festahlten können und ihren Nachwuchs an die starken
      Regionen, die Zuwanderer suchen, verlieren. Gebiete wie
      die Ukraine, die kein starkes Zentrum haben und über keine
      Wettbewerbsvorteile ausserhalb der Landwirtschafsflächen
      verfügen, könnten schon bald wieder so dünn besiedelt sein,
      wie im Mittelalter.


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 09.06.03 20:55:52
      Beitrag Nr. 2.566 ()
      @Leghorn
      Um das Thema kurz abzuschließen: Man sollte die Expeditionen des 16. Jh nicht mit dem 17. Jh. verwecheln. Als die Armada unterging, war der ursprüngliche Raubzug praktisch schon abgeschlossen. Binnen fast eines Jahrhunderts war ein Großteil der sofort raubbaren Schätze bereits nach Europa verbracht. Wie schon erwähnt: In der Folge wurden die Kolonien immer systematischer ddurch Bergbau, Plantagenwirtschaft und Handel ausgebeutet - vor allem von - richtig - England und Holland. Und gewiss hat Spanien das Geld nicht nur für Protzklöster, sondern auch für die permanenten Kriege verschwendet, die ja teils unmittelbar zum Kolonialismus dazu gehörten. Aber das Beispiel der Prunkbauten zeigt sehr schön das Verhalten der katholischen Könige im Gegensatz zu den kapitalistischen Profiteuren des Raubzugs. Diese waren es, die mit dem frischen Kapital den ersten Aufschwung der Wirtschaft in Europa anbliesen. Denn im Grunde war es ihr Raubzug, auch wenn sie persönlich nicht mitsegelten. Die Fugger waren dafür nur als Beispiel genannt, vielleicht nicht das hervorstechenste.
      Avatar
      schrieb am 10.06.03 14:06:23
      Beitrag Nr. 2.567 ()
      .


      Post von Goldman Sachs: ;)



      Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

      vielen Dank für die Einladung zur öffentlichen Anhörung zum Finanzplatz Deutschland am 4. Juni 2003 in Berlin. Hiermit senden wir Ihnen unsere schriftliche Stellungnahme zu den Anträgen der Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der Fraktion der CDU/CSU sowie der Fraktion der FDP zum Finanzplatz Deutschland (Drucksachen 15/930, 15/748, 16/369). Wir tun dies aus der Sicht einer internationalen Bank mit einer starken Bindung zu Deutschland und zum Standort Frankfurt.




      Für Goldman Sachs stellt die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer zentralen Stellung im europäischen Binnenmarkt mit mehr als 82 Millionen Konsumenten als zweitstärkste Exportnation der Welt den neben China weltweit wichtigsten Wachstumsmarkt für Finanzdienstleistungen außerhalb der USA dar. Dies begründet unseren eigenen strategischen Fokus auf Deutschland, reflektiert aber auch die Chancen und Zukunftsperspektiven für den hiesigen Finanzsektor insgesamt.

      Wie von allen Fraktionen betont wird, sollte die Debatte über den Finanzplatz Deutschland im volkswirtschaftlichen Kontext geführt werden. Der Finanzsektor ist stärker von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig als andere Sektoren der deutschen Volkswirtschaft. Zudem kommt dem Finanzsektor eine wesentliche Rolle bei der Gesundung der heimischen Wirtschaft zu. Deshalb gilt gerade für die Attraktivität Deutschlands als Finanzplatz, dass Märkte und Standorte keine Erbhöfe sind.

      Im Zuge der Globalisierung formiert sich der Finanzsektor ständig neu. Ein Finanzplatz muss seine Position stetig dynamisch fortentwickeln; Infrastruktur, Rahmenbedingungen und Regelwerke müssen auch im Wettbewerb mit anderen Finanzplätzen auf ihre Konkurrenzfähigkeit überprüft werden, um einfallsreiche, innovative und qualifizierte Menschen anzuziehen.


      Die strukturellen Schwächen werden offensichtlicher

      Der deutsche Finanzsektor wie die deutsche Wirtschaft insgesamt leiden seit längerem unter strukturellen Schwächen, die mit der weltweiten Korrektur an den Aktienmärkten wieder offensichtlicher geworden sind. Im Zentrum der strukturellen Schwächen stehen der demographische Wandel, der Arbeitsmarkt, die Sozialversicherungssysteme, das Steuersystem sowie die Tendenz zur Überregulierung und Bürokratisierung unternehmerischer Prozesse. Alle diese Themenkomplexe sind umfassend in den volkswirtschaftlichen Analysen der OECD, der Bundesbank und der Wirtschaftsforschungsinstitute beschrieben.

      Die Bundesbank hat in ihrem im März diesen Jahres veröffentlichten Papier "Wege aus der Krise" darauf hingewiesen, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer Vertrauens- und Wachstumskrise befindet: "Das Vertrauen lässt sich nur zurückgewinnen, wenn die Wirtschaftspolitik verlässliche, d.h. für den Planungshorizont der Unternehmen und privaten Haushalte bestandsfeste Rahmenbedingungen setzt." (Deutsche Bundesbank, Wege aus der Krise - Wirtschaftspolitische Denkanstöße für Deutschland, März 2003, S. 5). Dies gilt in besonderem Maße für den Finanzsektor.


      Kapitalströme schaffen sich ihre eigenen Bahnen

      Die Globalisierung hat zum Zusammenbruch nationaler Schutzräume geführt. Da, wo Gesetzgeber versuchen, diese zu erhalten, anstatt konsequent auf supranationale (im Falle Deutschlands insbesondere europäische) Regelungen zu setzen, schaffen sich Kapitalströme ihre eigenen Bahnen. Die Gestaltung des allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmens und der Finanzmarktordnung liegt in der Verantwortung der Politik, damit Frankfurt der wichtigste kontinentaleuropäische Finanzplatz bleibt, und nicht hinter Paris, Zürich und Luxemburg zurückfällt.

      Deshalb ist es zu begrüßen, dass alle Fraktionen des Deutschen Bundestages in ihren Anträgen an der Kontinuität der früheren Finanzmarktförderungsgesetze festhalten und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes in den Vordergrund ihrer Anträge stellen.

      These 1: Die Globalisierung der Finanzmärkte hat dazu geführt, dass Kapital weltweit nach Anlagemöglichkeiten sucht und Finanzdienstleistungen über nationale Grenzen hinweg angeboten werden können. Ziel nationaler Gesetzgebung kann es daher nur sein, die Wertschöpfungskette soweit als möglich im Land zu halten. Notwendige Maßnahmen zum Investorenschutz müssen europaweit abgestimmt sein.

      Die Finanzdienstleistungsbranche ist die am weitesten globalisierte Industrie überhaupt, da die Dienstleistungsproduktion nicht an einen bestimmten Standort gebunden ist. Daher werden regulatorische und steuerliche Rahmenbedingungen in einem noch stärkeren Umfang als in anderen Sektoren zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor eines Finanzplatzes.

      Wird dieser Zusammenhang nicht ausreichend berücksichtigt, führen fehlende oder relativ schlechtere Rahmenbedingungen zu einer Verlagerung von Angebot und Nachfrage und damit der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung ins Ausland.


      Deutschland darf nicht nur "Vertriebsstandort" bleiben

      Plakativ gesprochen steht für den Gesetzgeber zur Disposition, ob Deutschland bloßer "Vertriebsstandort" oder auch "Entwicklungs- und Produktionsstätte" von neuen, innovativen Finanzdienstleistungen mit hochqualifizierten Dienstleistungsarbeitsplätzen bleibt beziehungsweise in neuen Marktsegmenten wird. Hier sind zunächst die oben genannten allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen entscheidend.

      Unterstützung durch Gesetzgeber und regulierende Behörden ist aber auch nötig, um Finanzinnovationen in Frankfurt anzusiedeln. Angesichts der relativ kurzen Innovationszyklen auf dem internationalen Kapitalmarkt sind rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich, die schnelle Entscheidungen ermöglichen und Rechtssicherheit bieten.


      Praktisch handhabbare Richtlinien sind gefragt

      Die Aufsicht muss daher praktisch handhabbare Richtlinien erstellen; ihre Beurteilung von Produktinnovationen muss verlässlich und transparent sein. Klare Kommunikation zwischen den Beteiligten (Behörden, Wirtschaftsprüfer und Finanzinstitute) hilft, Sicherheit und Transparenz im Umgang mit neuen Finanzprodukten zu schaffen.

      Aufgrund der hohen Bedeutung von EU-Richtlinien für den europäischen Kapitalmarkt ist deren unverzügliche und vor allem marktöffnende Umsetzung in das deutsche Recht von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland in Europa. So können auch "First-Mover-Advantages" entstehen. Andernfalls droht eine weitere Abwanderung von Geschäft und Kapital.


      Das Beispiel der Hedgefonds

      Zudem behindert der bestehende rechtliche Rahmen einschließlich des deutschen Steuerrechts die Ansiedlung neuer Marktsegmente. Als Beispiel mag die bisherige Regulierung von Hedge Fonds in Deutschland dienen.





      Hedge Fonds sind global anerkannte Marktteilnehmer, die seit über 50 Jahren an den Finanzmärkten agieren. Wegen der für Hedge Fonds geltenden prohibitiven Einschränkungen in Deutschland werden diese für deutsche Anleger vor allem aus der Schweiz und Großbritannien angeboten. Nach unseren Schätzungen sind gegenwärtig fast zehn Milliarden Euro deutscher Anleger in ausländische Hedge Fonds Produkte investiert. Dabei bleiben Risiken und Chancen der Anlage selbstverständlich weiterhin beim deutschen Investor.


      Das Wachstum geht an Deutschland vorbei

      Mit anderen Worten, die Schutzvorschriften haben nicht dazu geführt, dass deutsche Anleger diese Anlageform nicht genutzt haben; lediglich die Wertschöpfung ist ins Ausland verlagert worden. Demzufolge ist der Finanzplatz Deutschland nicht am hohen Wachstum der Hedge Fonds beteiligt.

      Zur Verdeutlichung: Das weltweite Hedge Fonds Eigenkapital-Bestandsvolumen hat sich seit 1995 mehr als verdreifacht und betrug Ende 2002 mehr als 600 Milliarden US Dollar. Während in Großbritannien rund 400 Hedge Fonds (70 Prozent aller europäischen Hedge Fonds) angesiedelt sind, sind es in Deutschland nur insgesamt drei Fonds. Frankreich mit 39 Fonds und die Schweiz mit 36 Fonds folgen Großbritannien in der Rangfolge.


      Das BaFin könnte Vertrauen schaffen

      Um den deutschen Finanzmarkt für Hedge Fonds attraktiv zu machen, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen einschließlich der steuerlichen Behandlung das Auflegen von Hedge Fonds und das Investieren in Hedge Fonds unterstützen. Dabei würde eine Regulierung durch die BaFin mit einem einfachen und schnellen Zulassungsverfahren wahrscheinlich das Vertrauen der Investoren und Hedge Fonds Manager stärken, was zunehmende Investitionen in diese Vermögensklasse am Finanzplatz Deutschland zur Folge haben könnte.


      Die Nachteile gegenüber dem Finanzplatz London

      Um mit etablierten Hedge Fonds Standorten bezüglich der Anziehung von Hedge Fonds Managern und Investoren konkurrieren zu können, ist es wichtig, dass die Gesetzgebung in Deutschland im Einklang mit globalen Praktiken steht und inländischen Hedge Fonds und Investoren keine unnötigen Restriktionen auferlegt werden. Der Verlust von Entwicklung und Produktion von Finanzdienstleistungen an London, insbesondere Emission, Handel und Analyse von Wertpapieren, Währungen und Derivaten über die letzten Jahre, ist kaum aufzuholen.

      So wurde zum Beispiel durch die Einführung des Euro die Notwendigkeit, spezifisch deutsche Finanzdienstleistungen zu entwickeln, verringert, da nun in "Euroland" Finanzprodukte skalierbarer sind und dementsprechend kostengünstiger entwickelt werden können. Einfacher und kostengünstiger ist dies in London, wo die Steuern niedriger, die Regulierungen liberaler und das (in Finanzdienstleistungen geschulte) Humankapital reichlicher vorhanden sind. Steuersätze und Regulierungsdichte müssten also deutlich unter Londoner Niveaus gesenkt werden, um Nachteile hinsichtlich Infrastruktur, Sprache und Finanzmarktkultur auszugleichen.


      Neue Rahmenbedinungen sind gefordert

      Der Finanzplatz Frankfurt steht in direkter Konkurrenz mit anderen kontinentaleuropäischen Finanzplätzen wie Paris, Luxemburg oder Zürich, die sich zum Teil Marktnischen zumeist durch Steuer- und Regulierungsvorteile geschaffen haben. Dabei ist die relative Zahl der Beschäftigten im Finanzgewerbe auf diesen Plätzen vergleichbar mit der in Deutschland; Luxemburg liegt hier bekanntlich weit über dem Durchschnitt. So werden zum Beispiel internationale Anleihen deutscher Emittenten insbesondere aufgrund der Steuervorteile für Investoren und Emittenten fast ausschließlich über Luxemburg oder andere europäische Finanzplätze durchgeführt.

      Im Unterschied zu diesen kontinentaleuropäischen Standorten ist Deutschland aber der wichtigste europäische Marktplatz für den Vertrieb von Finanzdienstleistungen. Ziel der Politik sollte es daher sein, dieses auf der Nachfrageseite generierte Marktpotential durch Schaffung kapitalmarktfreundlicher Rahmenbedingungen für die Anbieter und Nachfrager dieser Finanzdienstleistungen auch für gesamtwirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung besser zu nutzen.

      Der Erfolg der Deutsche Börse AG belegt, dass Innovationen und die konsequente Umsetzung zukunftsorientierter Strategien die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland erheblich steigern können.

      These 2: Eine glaubwürdige und effektive Kapitalmarktaufsicht, hohe Markttransparenz und glaubwürdiger Anlegerschutz sind Voraussetzungen für die Überwindung der Vertrauenskrise am Kapitalmarkt.

      Ein grundlegendes Problem, mit dem die Marktteilnehmer und die Kapitalmarktaufsichtsbehörden heute konfrontiert sind, ist die Wiederherstellung des Vertrauens der Anleger in die Integrität der Kapitalmärkte. Unternehmensskandale, der Umgang mit Interessenkonflikten und der rasante Kursverfall an den Aktienmärkten haben das Vertrauen der Anleger erschüttert. Die Anträge der Fraktionen belegen, dass die Bereitschaft zur Fortentwicklung des Finanzmarktes besteht und die wesentlichen Handlungsfelder identifiziert sind. Aus unserer Sicht sind dies insbesondere die folgenden vier Bereiche:

      - die Weiterentwicklung der Kapitalmarktaufsicht,
      - die Verantwortlichkeit von Abschlussprüfern gegenüber den Kapitalmärkten,
      - eine Verbesserung der Qualität der Informationen, die dem Markt zur Verfügung gestellt werden und die Corporate Governance


      Kapitalmarktaufsicht: Die Gründe für die Ineffizienz

      Eine effektive Kapitalmarktaufsicht muss über ausreichende Ressourcen und Erfahrung verfügen, um Anlegerschutz gewährleisten zu können. Dies gilt sowohl bei der Begleitung von Wertpapieremissionen als auch der Überwachung des Handels und des Kapitalmarktes generell. Die Gründung der BaFin war in diesem Zusammenhang ein bedeutender Schritt; eine weitere Zusammenführung am Finanzplatz Frankfurt befürworten wir.

      Gleichwohl bleibt das Aufsichtswesen für den Kapitalmarkt in Deutschland fragmentiert; es sollte vereinfacht, konzentriert und hinsichtlich der Ressourcen aufgestockt werden, um eine effiziente Beaufsichtigung sicherzustellen. Das Auseinanderfallen der Kompetenzen der BaFin, der Deutschen Bundesbank, der zuständigen Landesbehörden und der Handelsüberwachungsstellen bei der Beaufsichtigung der Finanzinstitute einerseits sowie der Marktüberwachung andererseits sind unübersichtlich, ineffizient und im Ausland schwer vermittelbar.


      Mehr Personal und Schwerpunktstaatsanwaltschaft

      In personeller Hinsicht werden zusätzliche erfahrene Prüfer benötigt, die eine sorgfältige materielle Prüfung der Unterlagen, die von Emittenten im Zusammenhang mit Kapitalaufnahmen offen gelegt werden, vornehmen können. Nur so kann gewährleistet werden, dass potenziellen Anlegern vollständige und ausgewogene Informationen für ihre Anlageentscheidungen zur Verfügung stehen. Die Aufsichtsbehörden sollten aber auch über entsprechende Befugnisse und Ressourcen verfügen, um die regelmäßig von Unternehmen veröffentlichten Informationen zu prüfen, damit die Anleger zeitnah qualitativ hochwertige Informationen erhalten.

      Ohne eine glaubwürdige und effektive Durchsetzung bis hin zur Strafverfolgung laufen Kapitalmarktvorschriften leer. Dies ist nur dann zu erreichen, wenn diejenigen, die ihren Pflichten nicht nachkommen, identifiziert und entsprechende Maßnahmen gegen sie eingeleitet werden. Wir befürworten daher eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft mit Sitz in Frankfurt am Main.


      Abschlussprüfer müssen mehr Verantwortung tragen

      In Deutschland sind Jahresabschlussprüfer in einem in anderen Ländern nicht bestehenden Maße vor Schadensersatzansprüchen von Aktionären geschützt. Namentlich in den USA und Großbritannien sind Abschlussprüfer unmittelbar den Aktionären gegenüber verantwortlich. In Deutschland beschränkt das HGB jedoch nicht nur die Verantwortung des Prüfers auf das geprüfte Unternehmen, sondern legt auch eine jedenfalls mit Bezug auf börsennotierte Unternehmen unverhältnismäßig niedrige Haftungsgrenze fest.

      Die Wirtschaftsprüferkammern in den USA und Großbritannien treten am Kapitalmarkt aktiv in Erscheinung, um das Vertrauen in ihren Berufsstand und in die gleichbleibend hohe Qualität ihres Beitrags für den Kapitalmarkt zu fördern.

      Wir halten es für erforderlich, die Wirtschaftsprüfer auch in Deutschland mehr in die Verantwortung zu nehmen, weil dies eine wichtige Stärkung des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Qualität der von Unternehmen veröffentlichten Finanzinformationen bedeutet. Haftungsobergrenzen für Abschlussprüfer stehen diesem Ziel entgegen. Die durch den Wegfall von Haftungsgrenzen zusätzlich entstehenden Kosten der Wirtschaftsprüfung für die Unternehmen halten wir in Abwägung mit der hierdurch im Kapitalmarkt zusätzlich entstehenden Sicherheit für gerechtfertigt, zumal diese Kosten heute in Deutschland vergleichsweise niedrig sind.


      Offenlegungsstandards: Der Unterschied ist erheblich

      Die Verbesserung der Qualität sowie die Verfügbarkeit korrekter und klarer Informationen über börsennotierte Unternehmen muss in den Vordergrund gestellt werden. Dies gilt sowohl für regelmäßige Unternehmensbekanntmachungen (zum Beispiel Geschäftsberichte und Ad-hoc-Mitteilungen) als auch für Aktienanalysen. Gegenwärtig bestehen in der Praxis beträchtliche Unterschiede zwischen den Offenlegungsstandards von Unternehmen in Bezug auf Inhalte und Darstellung von Unternehmensberichten.

      Die Einführung konkreter Offenlegungsvorschriften - so wie in der EU-Verordnung zur Transparenz für Geschäftsberichte und Zwischenberichte vorgesehen - wäre für die Aktionäre sehr förderlich. Auch die Einführung einer öffentlich zugänglichen Datenbank für Unternehmensinformationen wäre zu begrüßen. Anleger sollten besser in die Lage versetzt werden, die offen gelegten Informationen verschiedener Unternehmen zu vergleichen.


      Integrität der Aktienanalysen erhöhen

      Aktienanalysen und Berichte von Kreditbewertungsagenturen sind zwei weitere wichtige und unabhängige Informationsquellen. Aktienanalysen bieten eine eingehende Untersuchung und Bewertung von Unternehmen, die Unternehmensberichte nicht leisten können. Allerdings sind wir uns bewusst, dass das Vertrauen in Aktienanalysen auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Wir unterstützen deshalb nachdrücklich weitergehende Maßnahmen, um die Integrität von Aktienanalysen zu erhöhen, und befürworten eine internationale Zusammenarbeit zur Herstellung einer gemeinsamen europäischen Haltung.


      Rating-Überwachung: Keine nationalen Alleingänge

      Zudem ist die Zusammenarbeit mit den international anerkannten Kreditbewertungsagenturen für eine einheitliche und transparente Kreditbewertung für deutsche Emittenten sehr wichtig. Dabei finden insbesondere die Ratings der durch die amerikanischen Aufsichtsbehörden anerkannten National Recognized Statistical Rating Organizations (Standard & Poor`s, Moody`s Investor Service, Fitch Inc. und Dominion Bond Rating Services) breite internationale Anwendung.

      Eine effiziente Überwachung der Grundlagen für Rating-Entscheidungen ist nach unserer Ansicht dabei ein wesentliches Element im Interesse des Anlegerschutzes. Die durch die jüngsten Finanzskandale ausgelösten Untersuchungen der amerikanischen Aufsichtsbehörden erhöhen dabei den externen Druck auf die Rating-Agenturen, die wichtige Maßnahmen zur Stärkung der Marktnähe, Verlässlichkeit und Transparenz der Rating-Entscheidungen angekündigt haben und umsetzen.

      Eine darüber hinausgehende nationale Regulierung oder ein nationales System, die nicht zum Ziel einer Globalisierung und Harmonisierung unabhängiger Analysen beitragen, halten wir für kapitalmarktpolitisch wenig sinnvoll; sie würden nicht die Akzeptanz der eigentlichen Adressaten von Ratings, nämlich internationaler Kapitalmarktanleger, erzielen.
      Im Bereich Corporate Governance sind in der Bundesrepublik erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Der gewählte Ansatz der Selbstregulierung ist richtig. Der Deutsche Corporate Governance Kodex unter Berücksichtigung der am 21. Mai dieses Jahres beschlossenen Änderungen entspricht weitgehend dem von der EU-Kommission am gleichen Tag vorgelegten Aktionsplan zum Gesellschaftsrecht und zur Corporate Governance. Damit wurden in Deutschland die Voraussetzungen für in den Kernpunkten auf europäischer Ebene vereinheitlichte Regelungen geschaffen.


      Manager-Bezüge: Mehr Transparenz schafft Vertrauen

      Transparenz bei den Bezügen von Vorständen und Aufsichtsräten und im Hinblick auf Interessenkonflikte sowie die Verantwortlichkeit für Informationen, die Unternehmen an die Kapitalmärkte weitergeben, sind notwendige Voraussetzung für eine Erhöhung der Glaubwürdigkeit bei den Anlegern.

      Vor allem auf den Gebieten Managerbezüge (Geld- und Sachleistungen) und Interessenkonflikte ist eine größere Transparenz gegenüber dem Markt erforderlich. In einer freien Marktwirtschaft kann der Gesetzgeber nicht Obergrenzen für Bezüge von Vorständen und Aufsichtsräten festlegen; allerdings ist eine detaillierte und inhaltlich klare Offenlegung der Gesamtbezüge der einzelnen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder - so wie dies beispielsweise in den USA und Großbritannien üblich ist - sinnvoll.

      Zudem sollten potenzielle Interessenkonflikte - beispielsweise Kredite, die ein Unternehmen Vorständen oder Aufsichtsräten gewährt und Verträge zu nicht marktüblichen Bedingungen - ausgeschlossen beziehnungsweise vollständig offengelegt werden.

      Daneben erscheint es uns als weitere vertrauensbildende Maßnahme erforderlich, eine persönliche Haftung von Organmitgliedern für Falschinformation des Kapitalmarktes einzuführen. Im Interesse der Rechtssicherheit sollte diese allerdings auf klar definierte Sachverhalte beschränkt sein und grundsätzlich nur Angaben in Jahresabschlüssen und anderen Pflichtmitteilungen erfassen, sofern nicht sonstige, insbesondere mündliche, Äußerungen gezielt zur Irreführung des Kapitalmarktes eingesetzt wurden.


      Runter mit der Zahl der Aufsichtsräte

      Zudem ist die Effizienz des Zusammenspiels von Aufsichtsrat und Vorstand einer Aktiengesellschaft zu prüfen. So sind zum Beispiel die aktienrechtlichen Bestimmungen sowie die Bestimmungen des Mitbestimmungsgesetzes kritisch zu hinterfragen, die eine Höchstzahl von bis zu 21 Aufsichtsratsmitgliedern vorsehen. Der Zuwachs an Aufgaben und Verantwortung, den der Aufsichtsrat nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher Änderungen erfahren hat, spricht nicht für, sondern gegen die Beibehaltung der vorgenannten Regeln. Wir halten es deshalb für sinnvoll, eine Herabsetzung der Zahl der Aufsichtsratmitglieder in Erwägung zu ziehen (zum Beispiel Halbierung, wie in der Debatte um das KonTraG von vielen Marktteilnehmern gefordert).

      Weiterhin sollte überprüft werden, inwieweit Interessenkonflikte aus Doppelfunktionen von Aufsichtsratsmitgliedern die Funktionsfähigkeit eines Aufsichtsrates materiell einschränken. Solche Doppelfunktionen können zum Beispiel Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglieder eines Konkurrenten, betriebsfremde Gewerkschaftsvertreter sowie Vertreter der Hausbanken innehaben.

      These 3: Die Globalisierung der Kapitalmärkte eröffnet die Chance einer Anpassung der Finanzierungsstruktur des privaten und des öffentlichen Sektors in Deutschland. Wirtschaftliche Dynamik sowie ein modernes rechtliches und steuerliches Umfeld sind erforderlich, um Kapital anzuziehen. Die Diversifizierung der Kapitalquellen führt zu einer Vertiefung und Verbreiterung des Kapitalmarktes und damit zu einer nachhaltigen Stärkung des Finanzplatzes Deutschland.

      Der deutsche private wie der öffentliche Sektor stehen im globalen Wettbewerb um Kapital. Die Kapitalstruktur deutscher Unternehmen (Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital) weist eine im internationalen Vergleich sehr niedrige Eigenkapitalquote auf. Fremdkapitalanteile von über 80 Prozent und in der Spitze von teilweise mehr als 90 Prozent sind dabei nicht selten; sie sind damit wesentlich höher als bei Unternehmen in vergleichbaren Branchen im europäischen Ausland oder in den USA.


      Die Schwäche der Finanzierungskultur in Deutschland

      Diese Unterschiede sind Ergebnis einer spezifischen, langjährigen deutschen Finanzierungskultur, die vornehmlich auf Bankkreditfinanzierung basierte. Dies wurde nicht zuletzt dadurch gefördert, dass - relativ gesehen - Fremdmittel in Deutschland durch Banken zu billig angeboten wurden und deshalb die Eigenkapitalbildung nicht im Vordergrund stand. Diese Nutzung von Fremdkapital kann zwar für Unternehmen rendite erhöhend wirken; in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche steigt allerdings das Insolvenzrisiko erheblich.

      Finanzmittel werden im globalen Wettbewerb dort angelegt, wo sie bei geringstmöglichem Risiko den höchsten Ertrag erzielen. Eine konsequente Steigerung der operativen Ertragskraft deutscher Unternehmen ist folglich Voraussetzung einer erhöhten Attraktivität für externe Eigenkapitalinvestitionen. Daneben ist die Steigerung unternehmerischer Innenfinanzierung erforderlich, die nur bei steuerlicher Neutralität von Fremd- und Eigenkapital stattfinden kann.

      Die aktuelle Vertrauenskrise erschwert den Zugang zu Eigenkapital. Zu ihrer Überwindung halten wir insbesondere die in These 2 genannten Maßnahmen für erforderlich.


      Stärkere Beteiligung der Mitarbeiter am Eigenkapital

      Die notwendige Attraktivität für Eigenkapitalgeber kann auch durch eine mehr erfolgsorientierte Unternehmensführung verbessert werden: Stärkere Beteiligung des Top-Managements sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Eigenkapital des Unternehmens; Knüpfung signifikanter Anteile der Vergütung an das Erreichen operativer Performance-Ziele; Performance-abhängige und adäquate Vergütung von Aufsichtsräten und Beiräten, welche die Formulierung der Performance-Ziele vornehmen und deren Erreichen nachhalten.


      Unternehmensübernahmen erleichtern

      Auch die europäischen Übernahmevorschriften sollten darauf abzielen, einen Rahmen für Unternehmensübernahmen zu schaffen, der das Entscheidungsrecht der Aktionäre anerkennt. Wir unterstützen die EU-Übernahme-Richtlinie als wichtige Maßnahme zur Förderung des europäischen Binnenmarktes, weil sie größere Transparenz und Rechtssicherheit in den Übernahme-Prozess bringt.

      Die Schaffung eines fairen und einheitlichen rechtlichen Rahmens in ganz Europa erleichtert einen ordnungsgemäß ablaufenden grenzüberschreitenden Umstrukturierungsprozess und stellt sicher, dass die Aktionäre als Eigentümer entscheiden, ob sie für ein Unternehmen einen angemessenen Wert erhalten. Dabei sind wir allerdings der Auffassung, dass die Richtlinie in ihrer jetzigen Form keine radikale Veränderung des Umfangs der M&A-Aktivitäten in Europa bewirken würde.


      Eigenkapital: Die Rolle von Private Equity Fonds

      Zudem können auch Private Equity Fonds eine noch wichtigere Rolle für den Standort Deutschland und den deutschen Kapitalmarkt spielen: Der Anteil von M&A-Transaktionen, den Private Equity Fonds am deutschen M&A-Markt insgesamt ausmachen, ist über die letzten vier Jahre kontinuierlich auf zuletzt knapp 30 Prozent per anno gestiegen.





      In Deutschland wurden so im Jahr 2001 4,4 Milliarden Euro Eigenkapital durch Private Equity Fonds bereitgestellt und damit Investitionen im Wert von über 13 Milliarden Euro getätigt. Private Equity Fonds spielen auch eine wichtige Rolle bei zukünftigen Eigenkapitalemissionen, da ihre Beteiligungen typischerweise nach einigen Jahren an der Börse platziert werden sollen.

      Diesen Investoren kommt im Übrigen auch eine wichtige Rolle bei der Sicherung von Arbeitsplätzen zu. Die Private Equity Firmen beschäftigen selbst hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die eigentliche Bedeutung für die Beschäftigung wird jedoch an zwei Beispielen deutlich: Siemens hat für ein Portfolio von Tochterunternehmen einen Investor gewonnen, der allein aufgrund dieser Transaktion jetzt über 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittelbar beschäftigt.

      Eine der letzten großen Transaktionen im deutschen Markt, der Erwerb von Kabel Deutschland durch Private Equity Investoren, führte zu einer Investition von knapp zwei Milliarden Euro in ein Unternehmen, das in Deutschland etwa 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

      Vor diesem Hintergrund ist die anhaltende Ungewissheit hinsichtlich der steuerlichen Rahmenbedingungen für die Private Equity Fonds, deren Investoren, deren Manager sowie deren Investments schädlich für den Finanzplatz Deutschland. Im Vergleich zu anderen Finanzplätzen nachteilige Steuerregelungen werden zur Abwanderung sowohl des Know-hows als auch des Kapitals der Private Equity Fonds ins Ausland führen.


      Die Chancen des Mittelstandes am Kapitalmarkt

      Aufgrund des hohen Fremdkapitalanteils insbesondere unserer mittelständischen Wirtschaft wird Basel II dazu führen, dass deutsche Unternehmen im Allgemeinen und der Mittelstand im Besonderen sich weniger stark auf Bankkreditfinanzierung verlassen können. Sie müssen vielmehr den Zugang zum Kapitalmarkt zu risikoadäquaten, marktgerechten Finanzierungskosten auf der Basis einer angemessenen Eigenkapitalquote suchen. Im Sinne wirtschaftlicher Nachhaltigkeit ist dies sinnvoll.

      Der US-amerikanische Kapitalmarkt hat gezeigt, dass eine Finanzierung auch des Mittelstandes am Kapitalmarkt keineswegs unrealistisch ist. In den USA sind auf dem Markt für Fremdkapitalfinanzierung deutlich mehr Unternehmen aktiv als in Deutschland, obwohl ihre durchschnittliche Bonität (Kredit-Rating) niedriger ist. Durch eine stärkere Kapitalmarktfinanzierung wird die Abhängigkeit mittelständischer Unternehmen von Bankdarlehen reduziert. Der Kapitalmarkt führt per definitionem zu einer besseren Verteilung des Risikos auf viele Marktteilnehmer und zu einem angemessenen Marktpreis.

      Empirische Studien zeigen allerdings, dass es einer großen Zahl deutscher Unternehmen heute nicht gelingt, eine operative Kapitalrendite zu erwirtschaften, die unter Berücksichtigung der normalen Schwankungen im Geschäftsverlauf ausreicht, um die Kapitalkosten zu überdecken. Insbesondere Unternehmen mit schwankender Renditecharakteristik sollten stärker mit Eigenkapital finanziert werden, um etwaige Verluste besser kompensieren zu können. Auch ertragsstarke Unternehmen können bei unvorhergesehenen signifikanten Verschlechterungen ihrer Absatzmärkte kurzfristig in Insolvenzgefahr geraten.


      Das Risiko einer unflexiblen Kostenstruktur

      In jedem Fall müssen Unternehmen in die Lage versetzt werden, kurzfristig und flexibel Kostenstrukturen anzupassen. Die mangelnde Flexibilität, Ressourcen bedarfsgerecht anpassen zu können, stellt in Deutschland ein erhebliches Kapitalstrukturrisiko dar. Viele Kosten, die in anderen Ländern als variabel erachten werden, sind hier de facto fix.

      Folgende Ansatzpunkte, die in der derzeitigen Debatte um die "Agenda 2010" der Bundesregierung wieder zu finden sind, bieten einen Weg, um Voraussetzungen für flexiblere Kostenstrukturen zu schaffen, und könnten so zu einer Stärkung der Eigenkapitaldecke führen: Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, deutliche Senkung von Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben; Schaffung steuerlicher Anreize für flexible Lohn- und Gehaltskomponenten.

      Das Beispiel Japan zeigt, dass der Erhalt einer unrentablen Unternehmenslandschaft durch expansive Finanz- und Geldpolitik unter Vermeidung notwendiger Reformen sowie politischer Druck zur Fremdmittelvergabe durch das Bankensystem eine langfristige Systemkrise herbeiführen kann.

      Die Finanzierung des öffentlichen Sektors hat durch die Gründung der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH einen wichtigen Impuls zu einem moderneren Schuldenmanagement bekommen. Einige Bundesländer haben damit begonnen, sich stärker auch am internationalen Kapitalmarkt zu finanzieren. Ein aktives Schuldenmanagement unter Einsatz moderner Finanzierungsinstrumente kann zu einer erheblichen Reduzierung der Finanzierungskosten der öffentlichen Hand beitragen. Hier sind insbesondere auch bei den Bundesländern zusätzliche personelle Ressourcen sinnvoll.

      These 4: Die finanz- und steuerpolitischen Rahmenbedingung haben zur schwierigen Situation auch des Bankensektors beigetragen. Tiefgreifende Veränderungen sind notwendig. Hierzu gehört auch, den Bankensektor konsequent zu liberalisieren und das Drei-Säulenprinzip von privaten Geschäftsbanken, Genossenschafts- und Raiffeisenbanken und öffentlich-rechtlichen Banken zu öffnen. Die gegenwärtige Trennung führt in Deutschland nicht zu einer marktgerechten und volkswirtschaftlich effizienten Kapitalallokation.

      Der deutsche Bankensektor hat im weltweiten wie auch im europäischen Vergleich bezogen auf die Einwohnerzahl eine zu hohe Anzahl von Banken mit einem zu dichtem Filialnetz. Diese häufig mit den Schlagworten "over-banked" und "over-branched" beschriebene Situation führt zu einer deutlich unterdurchschnittlichen Profitabilität und einer geringeren Innovationsfähigkeit. Dies liegt vor allem darin begründet, dass überregionale deutsche Wettbewerber zwar ein hohes Produktinnovationspotential innerhalb ihrer einzelnen Fachabteilungen vorweisen, es fehlt jedoch insbesondere im Retail-Bereich der deutschlandweit enge Bezug zur Kundenbasis.


      Verteilung der Marktanteile lähmt Innovation

      Marktanteile von deutlich unter zehn Prozent deutschlandweit (Top 5 Banken in Deutschland zusammen 19 Prozent Marktanteil versus 75 Prozent in Großbritannien) liefern keine ausreichende Basis, um hohe Innovationskosten zu rechtfertigen. Andererseits genießen regionale Marktteilnehmer oft Marktanteile von 50 Prozent und mehr in der jeweiligen Region, in der sie tätig sind. Das lokale Marktpotential rechtfertigt meist nicht entsprechend notwendige Innovationsausgaben für neue Produkte.

      Da schließlich bisher nur sehr wenig Produkt- und Know-how-Transfer über die Sektorgrenzen des öffentlich-rechtlichen, genossenschaftlichen und privaten Bankgewerbes von Produzenten zu Distributoren stattgefunden hat, bleibt der Markt fragmentiert, einem hohen regionalen Risiko ausgesetzt, wenig profitabel und im internationalen Vergleich weniger innovativ. Dies ist weder im Interesse der Bankkunden noch der Banken selbst.


      Zusammenschlüsse sind zu erleichtern

      Im Sinne eines profitableren und innovativeren Finanzsystems, das in der Folge dann auch eine deutlich höhere Attraktivität für seine Kunden und für ausländisches Kapital hat, sollten Bankenzusammenschlüsse und -kooperationen auch über Sektorgrenzen ermöglicht und entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.

      Auch wenn der öffentlich diskutierte Prozentsatz der notleidenden Kredite am gesamten deutschen Kreditvolumen gering erscheint, sind die potentiellen absoluten Zahlen und die daraus resultierenden möglichen Abschreibungen zulasten des aufsichtsrechtlichen Eigenkapitals der Banken für manche Institute nach unserer Auffassung signifikant. Hohe Kreditvolumina auf den Bilanzen der Banken lähmen aufgrund ihrer Eigenkapitalbindung die Möglichkeit der Neuvergabe von Krediten. Nach Basel II werden diese Kredite ab 2007 mit relativ mehr Eigenkapital zu unterlegen sein, so dass bereits Befürchtungen eines "Credit Crunch", das heißt, eines Mangels an Kreditvolumina zur Neuvergabe, im Markt zu hören sind.


      Verstärkte Verbriefung von Krediten schafft Luft

      Diese Probleme lassen sich grundsätzlich auf die historisch gewachsene Finanzierungsstruktur der deutschen Wirtschaft zurückführen. Im internationalen Vergleich spielen immer noch Bankenkredite eine bei weitem dominierende Rolle gegenüber einer Finanzierung über den Kapitalmarkt. Neben der generellen Forderung, dass die Finanzierungsstruktur deutscher Unternehmen zukünftig stärker auf Kapitalmarktprodukten aufgebaut und weniger auf Bankkrediten basiert sein sollte, ergibt sich aus der aktuellen Situation des deutschen Bankensektors die Notwendigkeit, Kredite stärker als bisher verbriefen und damit dem Kapitalmarkt zugänglich machen zu können.

      Die daraus resultierende Eigenkapitalentlastung der deutschen Finanzinstitute eröffnet Raum für die Neuvergabe von Krediten insbesondere an jene Teile der deutschen Wirtschaft, die kurzfristig noch keinen oder nur sehr erschwerten Zugang zum Kapitalmarkt haben. Zudem führt die Verbriefung auch zu einer marktgerechteren Bewertung der Kreditportfolios der deutschen Banken und damit zu einer höheren Transparenz und Attraktivität für ausländische Investoren. Dabei sind allerdings die Folgen möglicher Abschreibungen bei Kreditinstituten zu berücksichtigen, würden sie in Folge der Verbriefung ihre Kreditportfolios zu Marktwerten anstatt zu Buchwerten ausweisen.

      Diese Situation ist für hoch entwickelte Industrienationen nicht neu. So haben bereits Länder wie die USA, Italien oder Frankreich Lösungen für ähnliche Problemstellungen gefunden. Nur durch entsprechende regulatorische Anreizstrukturen werden diese Probleme nachhaltig gelöst. Beispiele wie Japan zeigen, dass ohne entsprechende regulatorische Maßnahmen fundamentale Probleme zum dauerhaften Nachteil der Volkswirtschaft nicht bereinigt werden können.

      In diesem Zusammenhang sind die Planungen der Bundesregierung hinsichtlich der steuerlichen Rahmenbedingungen für Asset Backed Securities Zweckgesellschaften sowie die "True Sales Initiative" der KfW und anderer Banken für sogenannte "performing loans" ein wichtiger erster Schritt zur Eröffnung eines neuen Marktsegments für die Verbriefung von Bankkrediten.

      Beteiligungen: Rechtslage schreckt Investoren ab

      Ein weiterer struktureller Nachteil des deutschen Bankensektors ergibt sich aus der Tatsache, dass Beteiligungen beziehungsweise die Absicht des Erwerbs einer Beteiligung an deutschen Finanzinstitutionen in Höhe von zehn Prozent oder mehr der BaFin anzuzeigen sind und von dieser untersagt werden können. Insbesondere die Anzeigepflicht der Erwerbsabsicht führt vor allem bei ausländischen Investoren zu großer Zurückhaltung. Zudem besteht Unsicherheit hinsichtlich der möglichen Untersagungsgründe. Angesichts der Konkurrenz um Investorenkapital sollte in diesem Bereich größere Rechtssicherheit geschaffen werden.

      Ungeachtet der wohlverstandenen Schutzfunktion dieser Regelung sollte auch in Betracht gezogen werden, ob angesichts globalisierender Kapitalmärkte und entsprechender Finanzaufsicht eine solche Regelung generell noch erforderlich ist. Zu denken wäre zum Beispiel an die Schaffung eines Ausnahmetatbestandes, nach dem Investitionen in deutsche Finanzinstitutionen durch in- oder ausländische Kapitalgeber möglich wären, sofern diese selbst der Aufsicht einer international anerkannten Aufsichtsbehörde unterstehen. Ein solches Subsidiaritätsprinzip würde die Transparenz des deutschen Finanzsektors und damit seine Attraktivität und die Transaktionssicherheit für in- und ausländische Investoren erheblich verbessern.

      These 5: Eine der zentralen Herausforderungen der öffentlichen Finanzen wie der Unternehmen und der Rentenversicherung, nämlich die Sicherung einer langfristig angemessenen Altersvorsorge, bietet zugleich ein erhebliches Potential für eine Vertiefung des deutschen Kapitalmarktes.

      Der demographische Wandel macht die gegenwärtige Umlagenfinanzierung, im Englischen treffend "pay-as-you-go" genannt, als alleinige Grundlage zur Erfüllung von Renten- beziehungsweise Pensionsansprüchen hinfällig. Neben Fragen der Anpassung der Leistungen steht die Notwendigkeit einer zumindest teilweise kapitalgedeckten Finanzierung heute außer Zweifel.

      Die öffentlichen Haushalte können die stark steigenden jährlichen Zuschüsse für die Rentenkassen nicht mehr verkraften und finanzieren. Letzte Schätzungen erwarten für Deutschland 2003 einen staatlichen Zuschuss in die Rentekasse von etwa 77 Milliarden Euro.

      Zu den dringend benötigten Reformmaßnahmen zählen auch systemische Elemente, wie zum Beispiel: die Stärkung der kapitalgedeckten Elemente der Altersversorgung auf der Basis freiwilliger Systeme, die einheitliche steuerliche Behandlung (nachgelagerte Besteuerung) der unterschiedlichen Rentenarten sowie der Abbau administrativer und bürokratischer Hindernisse vor allem im Bereich der privaten Vorsorge (Riester-Rente).

      Beitragsbezogene (zum Beispiel bis zehn Prozent des Gehalts per anno), nachgelagert besteuerte Altersvorsorgeverträge sollten genügend Möglichkeiten zur arbeitnehmerfinanzierten Altersvorsorge schaffen, unabhängig von der Wahl des jeweiligen Finanzproduktes (Investmentfonds, Lebensversicherung, Banksparplan etc.). Eine weitere Stärkung der betrieblichen Altersversorgung als effizienter und kostengünstiger Weg der Altersvorsorge schafft auch Freiräume zur Umstellung der Struktur der gesetzlichen Rentenversicherung.


      Ungeahnte Dimensionen der Altersvorsorgevermögen

      Um beispielsweise den Anteil der betrieblichen Altersversorgung am Alterseinkommen der Rentnerhaushalte von heute fünf Prozent auf immer noch international unterdurchschnittliche 15 Prozent zu steigern, müssten weitere Mittel in Höhe von circa 600 Milliarden Euro angesammelt werden. Altersvorsorgevermögen können bei diesen Gesamtvolumina eine volkwirtschaftliche bedeutende Quelle von langfristigem Eigenkapital für die deutsche Volkswirtschaft darstellen. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der Dax30-Unternehmen beträgt gegenwärtig circa 400 Milliarden Euro.

      Die Finanzierung der leistungsbezogenen Pensionszusagen (Direktzusagen) deutscher Unternehmen mit Hilfe von Pensionsrückstellungen ist eine über Jahrzehnte etablierte Methode. Die Summe der in Deutschland über Pensionsrückstellungen finanzierten betrieblichen Pensionsversprechen belief sich Ende 2002 auf circa 220 Milliarden Euro. Davon sind etwa 25 Prozent (55 Milliarden Euro) durch Finanzanlagen gedeckt. Die verbleibenden circa 165 Milliarden Euro sind traditionell im Wege der Innenfinanzierung in den Unternehmen reinvestiert. Nach internationalen Bilanzstandards erhöht sich dieser Betrag der ungedeckten Pensionsverbindlichkeiten ("unfunded pension liabilities") auf circa 230 Milliarden Euro, da nach diesen Regeln nur Finanzanlagen, welche extern verwaltet werden, den Status von Pensionsgeldern erlangen können.


      "Pension Trusts": Die Vorteile für den Konzern

      Daher haben vor allem große und international tätige deutsche Konzerne "Pension Trusts" zum Zwecke der externen Finanzierung von Pensionsverbindlichkeiten aufgelegt; Beispiele sind DaimlerChrysler, Siemens, Volkswagen, Schering und die Deutsche Bank.

      Ein "Pension Trust" erlaubt den Unternehmen, eine verbesserte Bilanzstruktur zu erzielen (Saldierung der Verbindlichkeiten mit dem Planvermögen) und den Einfluss kapitalmarktfremder Überlegungen auf die Anlage des Planvermögens auf ein Mindestmaß zu beschränken. Die von den internationalen beziehungsweise amerikanischen Pension Accounting Standards vorgesehenen Glättungsmechanismen ermöglichen es, die durch kurzfristige Schwankungen des Deckungsgrades verursachte Volatilität der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Bilanz zu reduzieren. Dadurch ist sichergestellt, dass sämtliche Asset-Klassen berücksichtigt werden können, und die Portfoliostruktur des Planvermögens sich besser an den langfristigen Verbindlichkeitsströmen ausrichten lässt (Asset-Liability-Management).

      Deshalb können Unternehmen mit externen kapitalgedeckten Pensionsplänen langfristig höhere Kapitalerträge und somit eine kostengünstigere Finanzierung ihrer betrieblichen Pensionsverbindlichkeiten erwarten.

      Die größten Pensionsfonds der Welt sind Versorgungswerke von öffentlichen Angestellten, zum Beispiel Calpers (USA, 150 Milliarden Dollar), ABP (Niederlande, 145 Milliarden Euro). Sie zählen zu den größten institutionellen Investoren der Welt und spiegeln eine andere Vorsorgephilosophie dieser Länder (USA, Niederlande, Schweiz, Großbritannien, Irland usw.) wider.

      Auch in diesen Ländern wird die Sozialversicherung, obwohl sie oft nur den Charakter einer Grundversorgung hat, über ein Umlageverfahren finanziert. Aber die Pensionsverbindlichkeiten der eigenen Angestellten und deren Kosten sind durch kapitalgedeckte Versorgungswerke nicht auf Folgegenerationen von Steuerzahlern verlagert.


      Die Zukunft des Beamten-Pensionssystems

      In Deutschland treffen wir auf eine andere Situation. Die Versorgungsverbindlichkeiten für die Beamten werden im wesentlichen aus den Steuereinnahmen im Wege eines Umlageverfahrens finanziert. Kapitalstöcke sind über die Jahrzehnte nicht aufgebaut worden. Durch die demographische Entwicklung und die spezifische Einstellungspolitik des öffentlichen Sektors in den 60er und den 70er Jahren werden die öffentlichen Haushalte durch die Pensionslasten zukünftig außerordentlich belastet. Die Länderhaushalte stehen hier besonders unter Druck, da große Gruppen wie zum Beispiel Lehrer, Polizisten und Verwaltungsbeamte über die Länderhaushalte finanziert werden.

      Um die Altersvorsorge der heute aktiven Beamten periodengerecht vorzufinanzieren, müssten die laufenden Besoldungen um einen Aufwandbeitrag von circa 25 Prozent bis 30 Prozent per anno erhöht werden. Da der Gesamtverpflichtungsumfang der nicht ausfinanzierten Altersversorgungszusagen für die Beamten des Bundes, der Länder und der Kommunen etwas mehr als 25 Prozent des Bruttoinlandsproduktes beträgt, ist es nicht vorstellbar, eine vollständige Kapitaldeckung aufzubauen.

      Generationengerechte Finanzierung der Pensionslasten

      Deshalb ist der Aufbau von teilkapitalgedeckten Vorsorgesystemen im öffentlichen Sektor der einzig gangbare Ansatz, die Finanzierung der Pensionslasten generationengerecht zu gestalten. Der öffentliche Sektor vollzöge zudem mit dem Einstieg in eine teilweise kapitalgedeckte Finanzierung seiner Pensionszusagen, was im Bereich der privaten und betrieblichen Altersvorsorge mit erheblichem Aufwand gefördert wird.

      Mit den zu erwartenden weiteren Vermögenswerten unter Treuhänderschaft (bei einer angenommenen Kapitaldeckung von 50 Prozent der Pensionsverbindlichkeiten für die Beamten mehr als 250 Milliarden Euro) könnte die öffentliche Hand selbst als Nachfrager ein Innovator von Anlageprodukten werden.

      Allerdings kommt es entscheidend darauf an, dass Pensionsfonds der öffentlichen Hand dem Zugriff des jeweiligen laufenden Haushalts entzogen sind und die Anlagerichtlinien den Regeln der Risikodiversifizierung moderner Portfoliotheorie entsprechen. Durch Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen in Deutschland zum Aufbau entsprechender Versorgungswerke und effizienter Investitionsrahmenbedingungen ergibt sich hier eine bedeutende Chance. Öffentliche Versorgungswerke könnten zur mittelfristigen Entlastung der öffentlichen Haushalte sowie zur Sicherung der Pensionszusagen beitragen.

      Der Finanzplatz Deutschland steht wie der Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt vor großen Herausforderungen. Der aus den Anträgen der Fraktionen ablesbare Grad an Übereinstimmung in dem Bestreben zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes ist ermutigend. Wie in der Gesamtwirtschaft erwarten die Marktteilnehmer eine zügige Umsetzung wachstums- und beschäftigungsfördernder Reformen.


      manager-magazin.de, 10.06.2003
      Redaktionelle Bearbeitung durch Lutz Reiche
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,252179,00.…
      Avatar
      schrieb am 11.06.03 09:18:49
      Beitrag Nr. 2.568 ()
      @konradi,

      reiz` mich nicht ständig mit meinem Reizthema, *g*;)

      >Deshalb ist es zu begrüßen, dass alle Fraktionen des Deutschen Bundestages in ihren Anträgen an der Kontinuität der früheren Finanzmarktförderungsgesetze festhalten<
      :D Alles für die Bank, alles für den Dackel, Deutschland für den Hund ... :laugh:

      >Das BaFin könnte Vertrauen schaffen ... Um den deutschen Finanzmarkt für Hedge Fonds attraktiv zu machen ...
      Das `Vertrauen` (der Anleger), die Anlagekultur in D hängt vom freien Wirken der Hedge Funds ab ... jaja ...
      Bin gespannt, wie dämlich die Politiker, namentlich Eichel, sich da (weiterhin) gebärden, nach der erneuten angelsächsischen Lobby-Breitseite. Schätze, sie werden, wie üblich, einknicken: Das Wirken der Hedge Fund in D war bisher - wie die Derivatisierung insgesamt - für D ja wirklich segensreich ... und sie hat vermieden, dass noch mehr Vertrauen zerstört wurde ... jaja ...
      Es ist bspw. enorm vertrauensbildend, wenn einer der größten, bis dahin als solide geltenden und ja weohl deshalb deshalb in vielen sog. Publikumsfonds (resp. -Portfolios) vertretenen Standardwerte, MUV, via Lancierung eines Gerüchts einer KE binnen 2-3 Tagen 40 % gedrückt wird, und das, nachdem der Wert vorher schon eine historische Baisse hinlegte ... jaja ...

      Auch ansonsten glänzt Goldman Sachs: Durch profunde Ablenkung von Problemen im eigenen Lande, indem die Probleme einfach auf andere projeziert werden.
      In der Sache in manchem Punkt sicher nicht daneben, aber dieses so zum Ausdruck gebrachte wohlverstandene Interesse sollten die angesprochenen Deutschen besser erkennen ...
      Ansonsten kann man sich den Rest an `Reformen` gleich sparen. Denn eines ist UNBESTREITBAR, und das wird - gottseidank! - zunehmend erkannt: Hauptverursacher der Krise sind die, die das Maul immer noch weit aufreissen, nach offenbarem Scheitern der von ihnen immer wieder propagierten Selbstregulierung - und das sind die `Finanzdienstleister`.
      Im Zweifel wird dann halt eben mal schnell, via einer `Bad Bank`, sozialisiert, flankiert freilich mit lautstark tönenden Bekenntnissen für den `freien Markt`.
      Die Politik sollte sich vergegenwärtigen, dass der `Sozialstaat` so NICHT zu erhalten sein wird - egal, was sie sonst noch für Klimmzüge macht.

      investival
      Avatar
      schrieb am 11.06.03 09:33:15
      Beitrag Nr. 2.569 ()
      www.forbes.com
      >International
      >Japan Weighs Radical Deflation Therapy
      >Benjamin Fulford, 06.09.03, 9:50 AM ET
      >TOKYO - Japan is considering taxing all cash and savings in an effort to force its people to spend their money or lose it, according to Shukan Gendai, a leading Japanese newsweekly.
      >The plan, as outlined in the magazine, calls for an annual tax of 3% to 5% on all savings and time deposits in the country. The aim of the move is to force Japanese savers to either buy consumer goods or put their money in stock, bonds or real estate to avoid what in effect would become a steep negative interest rate on their savings.
      >To stop people from simply hoarding cash, the magazine says the move would take place next April when the Japanese government plans to replace current currency with new, hard-to-forge bills. Old cash would be exchanged for new cash after the government takes a 3% to 5% cut and inventories how much people have stashed away.
      >If people fail to change their old bills before that time, they will become worthless pieces of paper. Needless to say, underground money held by gangsters, tax cheats and others would be forced into real estate, bonds or stocks.
      >The only other alternative would be for Japanese savers to take their money overseas, a move which would send a tsunami of yen onto world markets.
      >Since Japan has about $12 trillion in savings, this move, if implemented, could have massive repercussions. It would almost certainly end the 13-year Japanese equity bear market. It could also end deflation in the country.

      U.S. companies who have invested heavily in Japanese real estate and stocks, or bought Japanese companies, should benefit nicely. These would include Goldman Sachs (nyse: GS - news - people ), Morgan Stanley (nyse: MWD - news - people ), General Electric (nyse: GE - news - people ), Wal-Mart Stores (nyse: WMT - news - people ) and all the various hedge funds--including Ripplewood Holdings, Cerberus and Carlyle--that have big Japan bets.


      Kommentar von FK aus Geldcrash.de:
      Da werden einige US-amerikanische Konzerne einen fetten Schnitt beim Geldumtausch machen. Die Linken werden die Umtauschgebühr als kapitalistisches Teufelswerk verdammen und die Hobbyökonomen werden eine ähnliche Aktion auch bei uns fordern. Durch diese einmalige Aktion, die ein letztes Wirtschaftswunder mit anschließender Super-Bubble hervorrufen kann, wäre das Schwundgeld bei linken wie rechten Weltverbesserern endgültig diskreditiert. (So wie der Sozialismus bzw. Kommunismus ja auch durch Lenin, Stalin, Mao und Ceaucescu diskreditiert wurde.)
      Avatar
      schrieb am 13.06.03 11:55:00
      Beitrag Nr. 2.570 ()
      @cabinda

      du hattest mich mal nach meiner Meinung zu John Allen
      Paulos gefragt. Kürzlich erschien sein neues Buch
      `A mathematician plays the stock market` Kann ich empfehlen, leichte Lektüre ( nichts für Mathematiker ;-) )

      evtl. auch übersetzenswert.


      Ob`s nützt ist ne andere Frage, trotz aller mathematisch-
      nüchterner Denkweise, hielt er bis zuletzt an einer
      fetten Ration Worldcom fest ...


      grüsse


      ken
      Avatar
      schrieb am 15.06.03 10:23:54
      Beitrag Nr. 2.571 ()
      Never before have investors had so much confidence in something that deserved so little.

      http://www.financialsense.com/editorials/daily/2003/0614.htm
      Avatar
      schrieb am 17.06.03 13:08:14
      Beitrag Nr. 2.572 ()
      .




      Srebrenica schon vergessen ? –





      und die UNO schaut wieder tatenlos zu ...



      KONGO : "Willkommen im Wahnwitz"

      von Thilo Thielke



      Ungehemmt geht das Gemetzel im Bezirk Ituri weiter, auch wenn jetzt französische Soldaten eingetroffen sind. Statt die Gewaltorgien zu beenden, fährt die Eingreiftruppe Streife.


      Die Vereinten Nationen bieten wieder mal ein Bild des Jammers. Seit Stunden bereits liefern sich durchgeknallte Kindersoldaten mit Kalaschnikows, Mörsern und 82-Millimeter-Kanonen in Bunias Stadtzentrum ein wüstes Gefecht. Und die Uruguayer von der Uno? Sie kriechen blau behelmt und in schusssicheren Westen schildkrötengleich auf dem Fußboden ihres Hauptquartiers herum und beten das Ave-Maria.

      Gerade einmal zehn Mann karren sie im Verlauf dieses unheimlichen Vormittags zur Verstärkung heran, obwohl 700 bewaffnete Uno-Soldaten am Flughafen kampieren. Dass der Schießerei schließlich nicht mehr als ein Dutzend Beteiligte zum Opfer fallen, verdankt der von knapp 400 Lendu-Kindern angegriffene Hema-Nachwuchs lediglich seinen besseren Waffen. Die Vertreter der Weltgemeinschaft bleiben praktisch tatenlos.

      Oberst Daniel Vollot, französischer Chef der Uno-Mission, doch zu seinem Leidwesen weitgehend ohne Befugnisse, flüchtet sich angesichts der schier unaufhörlichen Gewaltexzesse im Osten des Kongo schon lange nur noch in Zynismus. Wie beim Tennis woge die Schlacht hin und her, erklärt er im Garten des Uno-Hauptquartiers: "Mal von links nach rechts, dann wieder umgekehrt. Wie langweilig!" Und dazu lacht der Fallschirmjäger, während durch die Nachbarstraße Salven von Schnellfeuergewehren peitschen.

      Er genieße nun die Sonne, sagt Vollot; das Krachen der einschlagenden Granaten, das Rattern der MG sei für ihn wie Musik. Ändern könne man ohnehin nicht viel: "Wer Krieg will, der bekommt ihn auch." Ungläubig starrt einer vom "Uru-Batt", dem Uno-Bataillon aus Südamerika, herüber, der sich hinter einem Mäuerchen verschanzt hat.
      Auch Johannes Wedenig vom Kinderhilfswerk Unicef kann die Ungeheuerlichkeiten des Kriegsalltags nur noch schwer ertragen. "Willkommen im Wahnwitz", stöhnt er. Wedenig hat sich Jugendarbeit zum Ziel gesetzt, aber der Mann kann froh sein, dass ihn noch keines der kongolesischen Kinder ermordet hat, die von afrikanischen Kriegsherren gewissenlos instrumentalisiert werden. Denn das Gemetzel geht unvermindert weiter - allen gut gemeinten Resolutionen und allen zusätzlichen europäischen Soldaten zum Trotz, die unter französischem Kommando jetzt in Bunia einrücken.



      Ihre Mission ist zwar nach der griechischen Jagdgöttin Artemis benannt, und die vermag der Mythologie zufolge außer Pest und Tod auch Eintracht und ein langes Leben zu bringen. Doch das EU-Mandat ist an Harmlosigkeit kaum zu überbieten. Den Flugplatz und die Stadt, einschließlich ihrer zwei Flüchtlingslager, sollen die Franzosen sichern. Mehr nicht. Dabei ist Bunia längst unter der Kontrolle der Hema, nur wenige Lendu halten sich noch im Ort auf. Unvorstellbare Gräuel ereignen sich unterdessen in den Bergen Ituris - außerhalb des kleinen Radius der Friedenstruppen.

      So sind Zehntausende längst nach Süden geflüchtet: 150 Kilometer zu Fuß durch den Urwald bis in die Stadt Beni, die von regierungstreuen Soldaten kontrolliert wird. Sie sind dem Horror ihrer Heimat Ituri entronnen und könnten doch bald wieder in der Falle sitzen. Denn von Süden rücken ruandische Soldaten vor und attackieren Beni. Sie sind Verbündete der Hema-Milizen und beuten für ihre Regierung in Kigali die Bodenschätze des Kongo nach Kräften aus.

      "Wenn in den riesigen Flüchtlingslagern die Cholera ausbricht, könnten wir schnell eine Katastrophe erleben", befürchtet Pascal Vignier von Ärzte ohne Grenzen: "Es sind zu viele Menschen auf zu engem Raum, und wir haben zu wenig Wasser." Die Seuchengefahr steige mit jedem Ankömmling. Die ersten sechs Cholera-Verdachtsfälle sind bereits gemeldet worden.

      In einem Zelt am Rande des Lagers dokumentieren Vignier und seine Kollegen, was die aus Ituri Vertriebenen berichten. Es sind Protokolle, die an den Genozid in Ruanda 1994 erinnern. Von "systematischem Morden" erzählen die Menschen, von ganzen Familien, die mit Buschmessern ("Pangas" ) zerstückelt wurden, von ritualisiertem Kannibalismus und abgeschnittenen Genitalien. "Sie essen die Herzen ihrer Feinde, um sich deren Kraft anzueignen", sagt der Franzose. Er hat erkennbar Mühe, Worte für diesen Irrsinn zu finden.

      Im Lager von Eringeti sind bis Ende vergangener Woche 55 275 Flüchtlinge registriert worden. Michelle Brown von der Hilfsorganisation Merlin schätzt die Gesamtzahl in der Region auf 130 000. Der Helfer Eugène Kasongo von World Vision, seit Jahren in der Gegend aktiv, glaubt: "Die Menschen sind nur vorübergehend in Sicherheit. Das hier ist erst der Anfang."

      Der Familienvater Jean-Pierre Lubondo zum Beispiel ist zweimal auf der Flucht von Hema-Milizen überfallen worden. In einem Dorf, 15 Kilometer von Bunia entfernt, hat er ein Massaker überlebt. Er sah die zerstückelten Leichen seiner Nachbarn. Jetzt versucht er, sich und seine Familie im Lager zu ernähren und nebenbei noch zwei Kinder, die ihre Eltern verloren haben und im Wald herumirrten. "Die Hema haben gesagt, dass sie uns alle töten wollen. Niemand geht so schnell zurück."

      Doch schon bald könnte Lubondo in den mörderischen Strudel zurückgeworfen werden. Schon werden aus Butembo Kämpfe gemeldet. Das ist nur 40 Kilometer entfernt. Sollten die ruandischen Soldaten und ihre kongolesischen Verbündeten Beni einnehmen, dann würden die Flüchtlingsmassen wieder nach Norden getrieben, direkt vor die Kalaschnikows der Killer von Ituri.

      Derartige Sorgen scheinen den Sonderbeauftragten der Europäischen Union für das Gebiet der zentralafrikanischen Großen Seen, den Italiener Aldo Ajello, noch nicht umzutreiben. Er landet zur Stippvisite auf dem Flughafen von Bunia, lässt sich von den Kanonen des 3. französischen Marineinfanterie-Regiments beschützen und droht den kongolesischen Milizionären mit einem internationalen Kriegsverbrechertribunal.

      Wie die demnächst 1400 Mann starke EU-Friedenstruppe das Morden beenden kann, wenn sie nur die Straßen und den Flughafen Bunias sichert, will er nicht verraten.

      Lieber erzählt Ajello, wie stolz er darauf sei, dass "dieser Einsatz unter der Flagge der Europäischen Union" zu Stande gekommen ist. Europa unterstütze mit dem ersten militärischen Auftritt auf einem anderen Kontinent jetzt einen Friedensprozess, an dem sich auch die Nachbarländer und Kriegstreiber Uganda und Ruanda beteiligen wollten.
      Viel mehr ist auch dem einsilbigen Kommandeur der internationalen Eingreiftruppe, General Jean-Paul Thonier, nicht zu entlocken. Sicher sei lediglich, dass man Bunia nicht verlassen werde und nicht daran denke, die Milizen zu entwaffnen. Außerdem sei die Truppe erst in einigen Wochen vollzählig, und in drei Monaten laufe das Mandat schon wieder aus. Blauhelme aus Bangladesch, so ist es geplant, sollen dann die kongolesischen Bürgerkriegsregionen befrieden.

      Trübe Aussichten sind das trotz des martialischen Auftriebs auf dem Flughafen von Bunia, über den ostentativ "Mirage"-Kampfflieger donnern. "Die Hema sind dabei, die Lendu auszulöschen, und nichts wird dagegen unternommen", sagt Rüdiger Sterz von der Deutschen Welthungerhilfe. Sollten die Lendu nämlich erneut Versuche unternehmen, die Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen, würden die Franzosen wohl im Zweifelsfall die Hema-Milizen des Führers Thomas Lubanga unterstützen müssen und so einen schrecklichen Status quo aufrechterhalten.

      80 Zivilisten sollen an diesem Tag massakriert worden sein in einem Dorf nur 20 Kilometer von Bunia entfernt. Zur gleichen Zeit haben die Franzosen ihre Unterkünfte errichtet und sind in der Stadt Streife gefahren. Einen Auftrag, gegen das Morden einzuschreiten, hatten sie nicht.


      DER SPIEGEL –17.06.2003







      Die Killer aus der Okapi-Bar

      Von Alwin Schröder

      Mit der Operation "Artemis" sollen EU-Soldaten den Völkermord im Kongo stoppen. Doch noch müssen Flüchtlingshelfer dem Grauen in der Stadt Bunia tatenlos zusehen. 200 Kilometer südlich bahnt sich indes schon das nächste Drama an.



      Bunia - Bier und Beef werden in der Okapi-Bar überwiegend nur noch für die neue Kundschaft serviert. Denn die Milizen der UPC (Union kongolesischer Patrioten) haben sich auch des einzigen Restaurants bemächtigt, das es in Bunia noch gibt. "Sie trinken sich dort stark und schwingen große Reden", berichtet Rüdiger Sterz, der seit einem Jahr als Projektleiter für die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) in der umkämpften Stadt im Nordosten des Kongo arbeitet.

      Die UPC-Milizen haben die Macht in Bunia übernommen. Von den einst 130.000 Einwohnern sind viele in Flüchtlingscamps in den Bergen der Provinz Ituri geflüchtet - aus Angst vor den grauenvollen Kämpfen zwischen den verfeindeten Stämmen der Hema, die von den Killern der UPC unterstützt werden, und der Lendu. Vielleicht kommen die Einwohner von Bunia zurück, wenn jetzt europäische Soldaten in der Stadt präsent sind. Aber Sterz mag noch nicht daran glauben: "Viele bleiben noch in den Camps, weil die Männer Angst um ihre Familie haben. Sie haben Angst davor, dass ihre Töchter vergewaltigt werden."

      Grauenhaftes hat Sterz erlebt. "Man sieht viel Elend in den Krankenhäusern", berichtet er gegenüber SPIEGEL ONLINE. "Männer, denen mit der Machete das Gesicht zerfetzt wurde, Kinder mit abgehackten Armen." Die Brutalität der verfeindeten Stämme sei unvorstellbar: "Der eine will dem anderen nicht mehr vergeben. Als einzige Lösung bleibt in ihren Augen nur das Ausradieren des Gegners."

      Mindestens 50.000 Tote hat der Konflikt zwischen Hema und Lendu in der jüngeren Vergangenheit gefordert, ohne dass die überforderten Blauhelm-Soldaten aus Uruguay und Uno-Mitarbeiter eingreifen konnten. Im Gegenteil: Sie waren selbst Opfer von Übergriffen. Beobachter der Vereinten Nationen gerieten kürzlich in die Hände von Milizen, die sie folterten, kastrierten und schließlich zerstückelten. Eine Uno-Mitarbeiterin bezeichnete die verfeindeten Stämme als "außer Kontrolle geratene Irre".


      Franzosen sind erst in 50 Tagen einsatzfähig

      130.000 Menschen sind in der Region auf der Flucht. Eskaliert war die Situation Anfang Mai, nachdem Uganda seine 6000 Soldaten aus der Ituri-Provinz abgezogen hatte. In Bunia waren bislang 625 Uno-Soldaten stationiert, ihnen stehen schätzungsweise 25.000 bis 28.000 Kämpfer der Lendu und der Hema gegenüber.

      Alle Hoffnung der internationalen Helfer in Bunia ruht nun auf die Operation "Artemis" der EU, auf 1400 überwiegend französischen Soldaten, die nach und nach in dem Krisengebiet eintreffen. Der Auftakt verlief jedoch alles andere als viel versprechend für Sterz und seine Kollegen. "Der französische General hat uns berichtet, dass seine Soldaten erst in 50 Tagen voll einsatzfähig sein werden. Das hat uns ziemlich schockiert." Denn erst wenn die EU-Soldaten die Kontrolle in der Stadt übernehmen, könnten die Helfer in Viertel gelangen, zu denen sie jetzt noch keinen Zutritt haben.

      Die EU-Eingreiftruppe wird es mit Thomas Lubanga zu tun bekommen, dem selbst ernannten Chef der UPC-Milizen in Bunia. "Er möchte die Stadt zusammen mit den Franzosen kontrollieren, aber das ist ja wohl indiskutabel", meint Sterz. "Eine Entwaffnung dürfte wohl schwierig werden", glaubt er. Denn Lubanga hat schon klargestellt, dass seine Soldaten auf keinen Fall ihre Kalaschnikows abgeben werden. Sonst gebe es Ärger.


      "Wir sind nicht das Afrikakorps"

      Seinen in den letzten Wochen rücksichtslos mordenden Kindersoldaten hat Lubanga inzwischen offenbar etwas Zurückhaltung befohlen. "Sie fahren zwar nicht mehr in den Pick-ups durch die Stadt, sind aber immer noch präsent", berichtet Sterz. Eine Kontaktaufnahme mit den oft mit Drogen voll gepumpten Acht- oder Neunjährigen zwar möglich, aber nur sehr vorsichtig anzugehen: "Sie kommen sich natürlich sehr stark vor mit ihren Waffen. Es sind halt Kinder."

      Doch während in Bunia durch die Ankunft der europäischen Eingreiftruppe Hoffnung aufkommt, wird 200 Kilometer südlich schon das nächste Kapitel des blutigen Stammeskonflikts eröffnet: In Butembo mit seinen 500.000 Einwohnern kommt es bereits zu schweren Kämpfen zwischen Truppen, die von der Zentralregierung in Kinshasa unterstützt werden, und Einheiten der mit der UPC verbündeten RCD, die von Ruanda unterstützt wird und den ganzen Osten vom Rest der Republik abspalten will. Rund 150.000 Flüchtlinge sind dort zwischen den Fronten eingekesselt. "Uns fehlen die Nahrungsmittel, um diesen Menschen zu helfen", berichtet Kai Grulich, der dortige Projektleiter der Deutschen Welthungerhilfe. "Die Lage ist ziemlich prekär." Der politische Druck auf die in den Konflikt verwickelten Länder wie Uganda und Ruanda müsse verstärkt werden.




      Denn Hema und Lendu führen auch einen Stellvertreter-Krieg in Ituri. Es geht Uganda und Ruanda um die Bodenschätze, um Gold, Diamanten - und um Coltan, ein seltenes Mineral, das von Handy-Herstellern aus Europa, Asien und den USA benötigt wird.
      Alle Helfer sind sich deshalb einig, dass 1400 EU-Soldaten nicht ausreichen, um für Frieden in der Krisenregion zu sorgen. Mindestens 2000 bis 3000 Mann seien notwendig, um die Milizen zu entwaffnen, sagt Marcus Sack, ebenfalls DWHH-Projektleiter im Kongo. Doch davon will EU-Chefdiplomat Javier Solana nichts wissen. Der Einsatz bleibe streng auf Bunia begrenzt: "Wir sind nicht das Afrikakorps."

      DER SPIEGEL 13.06.2003


      Im Vorhof der Hölle

      von Thilo Thielke

      Kindersoldaten und marodierende Milizionäre haben in der Region Ituri Tausende Zivilisten massakriert. Hunderttausende sind auf der Flucht. Ein neuer Völkermord droht unter den Augen der Welt - aber die Uno-Blauhelme sehen nahezu tatenlos zu.





      Dem Missionar Jan Mol droht langsam der Glaube abhanden zu kommen. Wenn der Geistliche über Schlaglöcher hinweg zu seinem Gemeindehaus in Bunias zerschossenem Zentrum stolpert, muss er einen entwürdigenden Spießrutenlauf über sich ergehen lassen. Schon mittags stöckeln betrunkene Siebenjährige auf hohen Damenabsätzen um den 67-Jährigen herum, schwenken Kalaschnikows, blasen ihm respektlos Zigarettenrauch ins Gesicht und fuchteln vor dem "Mzungu" aus Holland drohend mit Brotmessern und Handgranaten herum.

      Diese Minderjährigen sind die neuen Herren der Straße. Sie "morden und plündern und folgen nicht dem Gesetz des Herrn, sondern nur noch dem der Gewalt", hat Mol erkannt und wähnt sich schon im Vorhof der Hölle. "Wenn hier nicht bald Soldaten der Vereinten Nationen dazwischengehen, dann erleben wir eine wahre Katastrophe", sagt der Priester und verfolgt fassungslos, wie sich auf dem Boulevard de la Libération ein Blauhelm aus Uruguay von einem schwer bewaffneten Knirps mit Zöpfchenperücke auf dem Kopf, Bierflasche im Hosenbund und Brotbeutel um den Hals schikanieren lässt. Der Holländer ist überzeugt: "Wir erleben einen Genozid, und die Uno steht tatenlos daneben."

      Vor gut zwei Wochen haben Kindermilizen der Union der kongolesischen Patrioten, die dem Stamm der Hema angehören, die Kontrolle in der 300 000-Einwohner-Stadt Bunia übernommen und ihre Widersacher vom Stamm der Lendu vertrieben, mit Macheten erschlagen oder erschossen. Zerhackte Leichen faulten tagelang auf den Straßen von Bunia vor sich hin. Mol, der seit 1971 dort lebt, sieht ein "Desaster wie in Bosnien oder Ruanda" heraufziehen, wo unter den Augen der Welt Hunderttausende erschlagen, erschossen und verscharrt wurden: "Es ist das nackte Grauen."

      Als das Schlachten in der Hauptstadt der kongolesischen Region Ituri begann, hatte der Gottesmann immer wieder versucht, die Kommandeure der 625 Blauhelme aus Uruguay, die dort stationiert sind, zum Eingreifen zu bewegen. Doch als sich endlich ein paar bis an die Zähne bewaffnete Uno-Männer auf den Weg machten, lagen Mols Kollegen Aimé Ndjabu und François Mateso bereits in ihrem eigenen Blut. Der eine mit durchgeschnittener Kehle, der andere durchsiebt von Garben aus Schnellfeuergewehren.
      Um die Leichen der Geistlichen und zwölf weiterer Opfer tobten feixend ihre jugendlichen Mörder. Sie riefen Mol zu: "Wir werden unsere Feinde alle töten." Die Blauhelme zogen wieder ab, um das Verbrechen lediglich zu notieren. Sie ließen sich zu Zaungästen des Massenmordes machen wie einst im bosnischen Srebrenica, wo Serben-Milizen 1995 mehr als 7500 Muslime abschlachteten.





      Nach ein paar Tagen zählen die Uno-Soldaten allein im Zentrum von Bunia bereits rund 300 Leichen. Wie viele es insgesamt sind, weiß niemand, denn die internationalen Friedenssoldaten wagen sich nicht einmal im Panzer aus der Stadt heraus. "In der Provinz Ituri leben 2,4 Millionen Menschen", sagt Marcus Sack von der Deutschen Welthungerhilfe, "eine Million ist auf der Flucht: Was sich in den Bergen abspielt, ist der reinste Horror."

      Erst vergangene Woche wurden die Leichen zweier Uno-Beobachter 70 Kilometer von Bunia entfernt gefunden. Sie waren mit Buschmessern in Stücke gehackt worden.
      Im Krankenhaus der Stadt hat Sack die Überlebenden des "Infernos" ("The Economist" ) gesehen: Frauen und Kinder mit abgetrennten Gliedmaßen und Opfer mit Schusswunden, um die sich jetzt Mediziner der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" kümmern.
      "Wir haben außerdem diverse glaubwürdige Hinweise auf Kannibalismus", räumt Uno-Mann Amos Namanga Ngongi ein und spricht von "einer unglaublichen Barbarei: Im Kongo rennen Menschen mit Amuletten aus menschlichen Knochen herum". Der Kameruner ist der Sonderbeauftragte des Uno-Generalsekretärs für die Demokratische Republik Kongo und nur auf Kurzbesuch in Bunia.

      Die skandalöse Untätigkeit seiner Soldaten erklärt er damit, dass man nicht vorbereitet gewesen sei auf "derartige kriegerische Handlungen". Dabei sieht das Mandat der Blauhelme ausdrücklich den Schutz der Zivilbevölkerung vor. Dennoch ist Ngongi guten Mutes: "Killer können zu Nichtkillern werden", gibt er seinen Leuten noch mit auf den Weg. Dann muss er sich sputen, das Flugzeug wartet.

      Mit seinem Optimismus steht Ngongi ziemlich allein da. Seit Ausbruch der Kämpfe vor fünf Jahren sind im Kongo nach Schätzungen der Organisation International Rescue Committee zwischen 3 und 4,7 Millionen Menschen ums Leben gekommen. Niemals seit Ende des Zweiten Weltkriegs war die Sterblichkeitsrate in einem Konflikt derart hoch.
      60 000 Tote, schätzt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, sollen allein die Stammeskämpfe zwischen den Vieh züchtenden Hema und den Ackerbau treibenden Lendu im Nordosten des riesigen Landes gefordert haben. Und ein Ende der "Blutorgien" ("Neue Zürcher Zeitung" ) ist in Ituri nicht in Sicht.


      Ganz im Gegenteil: Gerade einmal vier Kilometer vor der von Hema-Milizen kontrollierten Stadt überwachen verwegen kostümierte Lendu-Kämpfer die wichtigen Ausfallstraßen und sinnen auf Rache. Nicht nur Entwicklungshelfer Sack ist sich sicher, "dass sie auf Waffen aus dem Ausland warten und dann möglichst bald zurückschlagen".

      Maßgeblichen Anteil an den 1999 ausgebrochenen ethnischen Kämpfen haben Kongos Nachbarländer Ruanda und Uganda. Nach einem im April veröffentlichten Amnesty-Bericht haben sie "die Region in einem unermesslichen Umfang systematisch ausgeplündert" und dabei "innerethnische Konflikte und Massenmorde gefördert", um die wichtigen Bodenschätze des Kongo auszubeuten: Gold, Holz und das für die Handy-Produktion wichtige Coltan. Die verwahrlosten Kindermilizionäre verrichteten in "der sich immer noch ausweitenden Tragödie" lediglich die schmutzige Arbeit der Profiteure im ugandischen Kampala und ruandischen Kigali.

      Während die ruandische Armee in die Provinz Kivu einmarschierte und über die Kongolesische Sammlungsbewegung für Demokratie die Region bis heute kontrolliert, sicherte sich die ugandische Armee die weiter nördlich gelegene Ituri-Provinz, in der große Mengen Gold gewonnen werden.


      In den Uferregionen des Albert-Sees werden zudem bedeutende Ölvorkommen vermutet. Die könnten nach Schätzungen der kanadischen Firma Heritage Oil sogar "mehrere Milliarden Barrel" ausmachen.

      Anfangs unterstützte die vergleichsweise gut ausgebildete ugandische Armee Milizen der Hema. Diese fühlen sich jedoch den Tutsi aus Ruanda näher und verbündeten sich mit der Regierung in Kigali. Uganda wandte sich daraufhin den Lendu zu und versorgt sie derzeit mit Waffen.

      Die Folge der wechselnden Allianzen waren ständige Front- und Machtverschiebungen und unvorstellbare Grausamkeiten, die beide Bevölkerungsgruppen einander zufügten. Das Geschehen lässt selbst die Uno-Chefanklägerin für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, Carla Del Ponte, mittlerweile von einem "drohenden Genozid" sprechen.
      Denn in Ituri wird immer hemmungsloser gemordet. Seit die ugandische Armee gemäß eines Abkommens mit der Regierung in Kinshasa am 7. Mai ihre letzten Truppen aus Ituri abzog, herrscht ein Zustand der Rechtlosigkeit. Ihre Waffen übergaben die Ugander in Bunia den Lendu-Kämpfern, die reichlich davon Gebrauch machten. Sie nutzten die Abwesenheit der Ordnungsmacht dazu, massenweise Hema abzuschlachten.

      Wenige Tage später übten dann die von Ruanda ausgerüsteten Hema grausige Rache und nahmen die Stadt ein. Seitdem sind die Lendu von Bunia entweder tot oder geflüchtet: Mindestens 50 000 sollen die Grenzen nach Uganda überschritten haben. Dessen Präsident Yoweri Museveni passen das mörderische Chaos und die Unfähigkeit der Vereinten Nationen indes gut ins Konzept.




      Verfeindete Milizionäre Kisembo und Ngudjoli


      Kaum hatte seine Armee das Nachbarland verlassen und das hemmungslose Morden begann, höhnte der Präsident, die Uno-Soldaten im Kongo seien "gefährliche Touristen". Und der Chef des ugandischen Militärgeheimdienstes, Oberst Noble Mayombo, erzählte einem Reporter der kenianischen Tageszeitung "Daily Nation", man erwäge angesichts der Gewalttaten, wieder in den Kongo einzumarschieren, um "unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten".

      "Flüchten, Plündern, Töten", nennt Helfer Marcus Sack die schreckliche Dreifaltigkeit des Kongo, und es hat nicht den Anschein, dass sich daran so schnell etwas ändern wird. "Wir haben Informationen, dass sich kongolesische Regierungstruppen von Süden auf Bunia zubewegen", sagt der französische Chef der Blauhelm-Mission, Daniel Vollot, und ihm schwant Böses. Dabei hätten sie doch gerade erst Fortschritte gemacht bei der Annäherung der Kriegsgegner.

      Zwei davon stehen gerade neben Vollot unter einem Mangobaum: ein Führer der Hema-Miliz, Floribert Kisembo, und der "Generalstabschef" der Lendu-Krieger, Mathieu Ngudjolo. Treuherzig versichern die beiden Kommandeure der Kindersoldaten, sie wollten nun dem Uno-Vorschlag folgen und gemeinsame Patrouillen durch die gebeutelte Stadt schicken.

      Kisembo trägt grüne Gummistiefel, hat als Symbol seiner Macht einen Schuhanzieher mit Löwenkopf als Knauf mitgebracht und guckt ziemlich grimmig. Ngudjolo muss zu seiner Sicherheit im Panzerwagen durch die Straßen chauffiert werden.

      Während in Bunia hilflos versucht wird, so etwas wie Ordnung aufrechtzuerhalten, scheint Uno-Generalsekretär Kofi Annan bereits das Vertrauen in seine eigenen bewaffneten Kräfte verloren zu haben. Nach über einer Woche des Mordens kam der Uno-Sicherheitsrat seinem Vorschlag nach, der Entsendung einer internationalen Friedenstruppe zuzustimmen. Und obwohl im Juli Blauhelme aus Bangladesch in dem Kriegsgebiet erwartet werden, ist Annan an die Europäische Union herangetreten mit der Bitte, Soldaten zur Verfügung zu stellen.

      Bislang hat sich nur Frankreich bereit erklärt, 1000 Soldaten für eine solche Mission zur Verfügung zu stellen. Dies auch nur unter der Bedingung, dass sowohl Uganda als auch Ruanda dem Einmarsch französischer Soldaten zustimmen. Daran könnte jedoch der Versuch scheitern, den Genozid zu stoppen.


      Während des Völkermordes in Ruanda 1994 hatten französische Soldaten eine unrühmliche Rolle gespielt und Hutu-Milizen unterstützt. Nach 100 Tagen des Mordens hatten rund 800 000 Menschen ihr Leben verloren. Schon jetzt kündigte die Regierung in Kigali Widerstand gegen ein französisches Engagement an.

      Und so wird sich wohl nicht allzu viel ändern im Kongo, den der Schriftsteller Joseph Conrad schon 1899 als einen "Todeshain" bezeichnet hat. Seinen Protagonisten Kurtz ließ er entsetzt ausrufen: "Das Grauen! Das Grauen!"


      DER SPIEGEL – 26.05.2003
      Avatar
      schrieb am 22.06.03 22:40:42
      Beitrag Nr. 2.573 ()
      @konradi
      Was in den Berichten höchstens am Rande erwähnt wird: Die Drahtzieher des Völkermords sind - wie 1994 in Ruanda - wohl auch diesmal wieder vor allem in Frankreich und Belgien zu suchen. Aber die Deutschen haben sicherlich auch ihre Interessen, z.B. am Coltan.
      Nur gibt es keine Beweise - oder es interessiert sich keiner dafür. Der lächerliche Militäreinsatz der Europäer (auch wenn er eine Premiere ist, die für Europa selbst eine gewisse Bedeutung hat) ist militärisch gesehen bestenfalls eine Beruhigungspille für die Öffentlichkeit. Schlimmstenfalls dient er dazu, das Gemetzel um die besetzte Stadt herum sogar noch zu fördern. Dann wäre der der Vergleich mit Srebrenica in der Tat angebracht, nach dem Motto: "Operation gelungen, Patient tot"...
      Avatar
      schrieb am 22.06.03 23:27:29
      Beitrag Nr. 2.574 ()
      @ chartJunkie

      Ganz schwarz Afrika incl. Südafrika hat im globalen Vergleich eine Wirtschaftskraft irgendwo zwischen Belgien und der Niederlande.
      Der Kongo ist in etwa der schwärzeste Fleck davon.
      Wer da einen Krieg führen muß der ist zu Bemittleiden.
      Also trotz der reichen Bodenschätze (die laufen ja nicht weg) der gesamteuropäische Willen einen Dschungelkrieg in grossem Stil führen dürfte begrenzt sein oder er weis nicht worauf er sich einlässt.

      Übrigens ich war im Januar 1994 zufällig in Bukavu, Bujumbura und Kigali.
      Was ich da gesehen hab (noch vor den Masakern) reicht mir zu genüge.

      Wir sollten uns aus den kongolesichen Stammeskonflikten und den französisch/belgischen neokolonialen Interressen heraushalten.

      #2567
      ...Schon jetzt kündigte die Regierung in Kigali Widerstand gegen ein französisches Engagement an. ...

      Was zu erwarten war die vertreten nämlich die neokolonialen Interressen von England und der USA.
      Darüberhinaus sind es Tutsis und die sind in Zentralafrika wg. ihrer militärischen Fähigkeiten so beliebt wie Preussen auf dem Schlachtfeld.
      Avatar
      schrieb am 23.06.03 21:11:04
      !
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      Avatar
      schrieb am 23.06.03 21:17:53
      !
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      Avatar
      schrieb am 23.06.03 21:43:11
      Beitrag Nr. 2.577 ()
      hallo zusammen,

      steigende aktienmärkte aufgrund des gewonnenen krieges der u.s.a. und der geldmengen-politik der fed könnten vermuten lassen, dass auch die gebeutelten versicherungen und die pensionsfonds fürs erste aus dem schneider sind (`hausse nährt hausse` ) zumindest, was die pensionsfonds in den u.s.a. angeht, ist das offenbar nicht so. mich würde mal interessieren, wie das folgende statement im hinblick auf die fundamentale wertentwicklung deutscher unternehmen wie siemens zu bewerten ist - und auch für die versicherer, die ebenso abhängig von steigenden aktienkursen sind, müsste man dann ja misstrauisch bleiben/wieder werden:

      >US/ANALYSE/Pensionsdefizite im S&P-500 erreichen Rekordwert

      Trotz einer deutlichen Erholung des US-Aktienmarktes auf Jahressicht wachsen die Defizite der Pensionsfonds der meisten S&P-500-Unternehmen nach wie vor. Wie aus einer Studie von UBS hervorgeht, ist zum Stichtag 30. Mai das gesamte Pensionsdefizit der S&P-500-Konzerne auf geschätzte 239 Mrd von 212 Mrd USD zum Ende des vergangenen Jahres gestiegen. "Das ist das höchste Defizit aller Zeiten", sagt UBS-Analyst William Dentzer.

      In erster Linie hat der starke Rückgang des Zinsniveaus nach Ansicht von Dentzer die Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit Pensionszahlungen ansteigen lassen. Dies habe auch durch den Wertzuwachs der Pensionsfonds-Vermögen nicht ausgeglichen werden können. "Defizite bei den
      Pensionsverpflichtungen sollten für die Anleger eine echte Sorge darstellen, vor allem bei konsumabhängigen Unternehmen", heißt es in der Studie weiter.
      +++ Benjamin Krieger
      vwd/20.6.2003/bek/reh<

      charttechnisch gesehen habe ich den eindruck, dass der dax aktuell noch weiter korrigieren will (siehe indikatoren). 3000p. würden mir gefallen, 2800p. halte ich für weniger wahrscheinlich. diese wichtige 3000er-marke könnte man doch gut wie kaugummi durch den sommer ziehen und irgendwann im september mit all den erholten urlaubern noch einen weiteren anlauf auf 3400 wagen. darüber begänne eine neue hausse... ist der gedanke an 3900/4000 im dax realistisch oder nicht? für mich eigentlich nicht. aber immerhin wurde dieses level noch nach dem 11. september wieder erreicht, und zwar mit der schon schwelenden kriegsangst, die nun fürs erste aus der welt ist. man muss aufpassen, der trend ist schon recht fest. aber vor dem fundamentalen hintergrund würde ich eher darauf tippen, dass maximal das hoch von 33xx (plus ein paar euphoriepunkte) nochmals erreicht wird, die eigentliche rally aber zu ende ist. für puts finde ich es auch noch etwas früh, wenn, dann in dax-werten, die unter einem fallenden dollar leiden und in den letzten beiden monaten mit nach oben hochgespült wurden.

      ich habe ja derzeit sehr viel anderes um die ohren und sehe den markt mit viel distanz, wenn ich denn überhaupt mal zuschaue, insofern ist das nur eine ganz grobe einschätzung, weil ich die meldung interessant fand. im übrigen kommen solche meldungen ja immer dann hoch, wenn der markt mal ganz natürlichen korrekturbedarf hat und sind eigentlich nur langfristig interessant

      grüße an alle
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 24.06.03 07:26:15
      Beitrag Nr. 2.578 ()
      Zu Schwarzafrika:
      Militäreinsätze werden da unten nichts lösen, so lange damit für den Kontinent nicht eine echte Perspektive eröffnet wird. Und da tut sich - nicht nur - der Westen schwer, denn das müsste bedeuten, den betroffenen Ländern dort faire Preise für deren Rohstoffe zu zahlen, den langjährigen Deflationstrend bei Rohstoffen für längere Zeit umzukehren. Ohne dem ist und wird alles nichts, da ändert Moral und gutgemeinte Hilfe nichts dran.

      @cabinda,

      im übrigen kommen solche meldungen ja immer dann hoch, wenn der markt mal ganz natürlichen korrekturbedarf hat
      Dtld. betreffend kommen sie auch dann hoch, wenn der Markt schon gefallen ist. [:D]

      steigende aktienmärkte aufgrund des gewonnenen krieges der u.s.a. und der geldmengen-politik der fed ...
      Letzteres ja, ersteres nein - die Aktienmärkte wären nach DEM Einbruch wohl auch so (»technisch«) gestiegen. Von einem Ölpreis <15 USD, der das erstgenannte Argument gelten lassen könnte, sind wir weit weg.

      Die Geldschwemme führt inzwischen zu einer historisch hohen, in Anbetracht der vakanten, kumulierten Schuldenprobleme absurden Anleihenbewertung, und ist auch Basis des aktuellen Upmoves. Aber Liquiditätshaussen tragen bekanntlich nicht allzu lange, da müßte noch was nach kommen, und zwar nicht unbedingt (nur) weiter sinkende Zinsen - man vergleiche mal die Indexcharts mit dem Nikkei Anfang der 90er ...

      Nichtsdestotrotz muß man eine gewisse, freilich bruchempfindliche, charttechnische Entwarnung konstatieren. Speziell die Amis haben es geschafft, ihre 200d-Index-MAs nach oben zu drehen, womit sie erstmal Support geben können(!). Der DAX ist davon noch entfernt, der fallende 200d MA »zieht« bekanntlich nach unten, weshalb das hohe Beta zum DJIA zumindest kfr. wohl (leider) Bestand hat. Was dann passiert, ist reine Hypothese: Entweder dreht der 200d MA, oder der Downtrend wird mit Rebreak bestätigt, noch bevor der DAX `3xxx` erreicht, d.h. seine Downtrendlines ernsthaft testen könnte (dreht er, würde es mich übrigens nicht wundern, wenn hernach die Inflationskarte immer mehr in den Blickpunkt rückte und der POG auch in EUR stärker stiege).

      Die von Dir angerissenen Versicherer- und Pensionsprobleme sind nicht vom Tisch, sondern nur, wie viele andere Kapitalmarkt-relevante Probleme, aufgeschoben. Keiner dieser fundamentalen Aspekte hat sich entscheidend verbessert, die Banken (DBK) haben ihr Tafelsilber komplett verkauft, die Versicherer haben de fakto kaum noch Stille Reserven, und gehen (ALV) nachwievor problematischen »Rand«aktivitäten nach, und die hochverschuldeten Unternehmen hier sind ausgerechnet noch die, die am meisten vom USD abhängen.

      Im Aktien(index)kontext kurz zu EUR und POG:
      Beide sind von ihren Major Uptrendlines noch einige % weg, speziell der EUR ist technisch kfr. angeschlagen. Von daher wären, bei der »alten« tagübergreifenden Korrelationslage, durchaus noch einige freundliche Aktientage drin. Die Frage ist, ob diese »inter-Asset«-bezogene Korrelationslage sich nicht doch nachhaltig(er) ändert: Bis zuletzt hatten wir ja schon einen festen DAX bei tendenziell stg. EUR (was freilich allein technisch bzw. liquiditätsbedingt gewesen sein könnte), und die letzen beiden Tage beobachteten wir »vice versa« (was freilich auch in einer »Vorbereitung« des EUR und POG auf fallende Aktienindizes begründet liegen könnte).

      Den Markt `mit Distanz` zu sehen, ist bei alledem imo jedenfalls nicht grundfalsch. Ich enthalte mich ergo nachwievor weiterer Spekulation über DAX & Dow, und fokussiere lieber die wenigen, immer noch jungen und knackigen Major Uptrends in Einzelassets, :cool:

      investival
      Avatar
      schrieb am 24.06.03 09:15:10
      Beitrag Nr. 2.579 ()
      Ergänzend mal einer von vielen gleichen Qualitätsaspekten des aktuellen Upmoves - eine Kommentierung einiger süffisanter Details erspare ich Euch aber, *g*:

      >>
      Highflyer mit Leichen im Keller
      Von Tobias Moerschen, Handelsblatt
      Rund 70 % Kursgewinn in weniger als vier Monaten - das klingt nach einer kleinen, heißen Internetaktie mitten im Hightech-Boom. Weit gefehlt. Die Rede ist von JP Morgan Chase, mit dreißig Millionen Kunden und einer Bilanzsumme von 755 Mrd. $ die zweitgrößte Bank der USA.

      HB NEW YORK. Seit dem Tief im März zählt die Aktie zu den Spitzenreitern im Dow-Jones-Index der New Yorker Börse. Dort hängte sie sogar den Rivalen Citigroup – die weltweite Nummer eins unter den Banken – ab. Der Grund für die starke Performance ist einfach: Fondsmanager und Privatanleger setzen auf eine Konjunkturerholung in den USA. Wem die Hoffnung auf eine bessere US-Wirtschaft als Kaufargument aber nicht reicht, der sollte von JPM Chase die Finger lassen.

      Denn die Bank braucht den Aufschwung dringend, um ihre massiven Probleme zu überdecken. Entstanden ist der Konzern im Jahr 2000 aus der Übernahme der Investmentbank JP Morgan durch die New Yorker Geschäftsbank Chase Manhattan. Zwar verkauft Bankchef William Harrison die Fusion weiterhin als „Kombination zweier Marktführer zu einem globalen Powerhouse“. Analysten wie Reilly Tierney von der New Yorker Researchboutique Fox-Pitt, Kelton sprechen jedoch vom Zusammengehen zweier Kranker, woraus eben kein gesundes Unternehmen entstehen konnte.

      So summieren sich zum Beispiel die Leichen, die JP Morgan und Chase Manhattan in ihren riesigen Private-Equity-Portefeuilles verstecken. Beide investierten überdies im Hightech-Boom Milliarden in kleine Start-ups, von denen viele heute wertlos sind. Analysten vermuten, dass in den Büchern noch ein Abschreibungsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe steckt. JP Morgan und Chase engagierten sich zudem beide stark im Kreditgeschäft. Ob Enron, Worldcom oder große US-Fluglinien - bei fast jeder Pleite in den USA war einer der beiden Fusionspartner beteiligt.

      Doch wie das Sprichwort sagt: Jedes Schlechte hat auch sein Gutes. Im Fall JPM Chase steckt dieses Gute in dem enormen Schub, den schon eine leichte Konjunkturerholung der Bank bringt. Denn sobald die Wirtschaft wieder besser läuft, steigt die Kreditwürdigkeit von JPMs Firmenkunden. Statt neuer Rückstellungen für faule Kredite könnte die Bank sogar aufgebaute Reserven wieder auflösen. Das würde den Bilanzgewinn stark erhöhen. Optimistische Analysten wie Brock Vandervliet von Lehman Brothers weisen darauf hin, dass eine Rückkehr der Rückstellungsrate für schlechten Darlehen auf das Niveau der 90er Jahre einen starken Ertragsschub bringen würde. Zudem verbessert die jüngste Erholung an den Finanzmärkten die Chancen, die Beteiligungen im Private-Equity-Portefeuille doch noch über Börsengänge zu versilbern. Übertrifft der Erlös den bereits reduzierten Buchwert der Investments, winken auch hier Sondererträge, die den Bilanzgewinn aufpolieren.

      Auch das restliche Geschäft von JPM Chase reagiert sehr konjunktursensibel. Im Investmentbanking würden Börsengänge, Anleiheemissionen und Wertpapierhandel von einem weiteren Aufschwung an den Finanzmärkten profitieren. Sowohl bei Privat- als auch bei Geschäftskunden zählt Chase US-weit zu den bedeutendsten Akteuren bei Firmenkrediten, Vermögensverwaltung und Kreditkarten. Dort winken steigende Erträge, wenn die US-Wirtschaft stärker als erwartet wächst.

      Somit eignet sich die JPM-Aktie hervorragend für eine Konjunkturwette. Allerdings sollten Anleger einen Blick auf den langfristigen Chart werfen, bevor sie zugreifen. So wirkt der Sprung von knapp über 20 $ im März auf rund 34,50 $ im gestrigen Handelsverlauf zwar imposant. Aber im Fusionsjahr 2000 kratzte die Aktie noch an der 60-Dollar-Marke. Der Kursverfall, der weit stärker ist als innerhalb der amerikanischen Bankbranche insgesamt, spricht eine deutliches Urteil über die von JPM-Chef William Harrison eingefädelte Fusion.

      Dass Harrison trotz seines krassen Misserfolges fest im Sattel sitzt, bezeichnet ein hochrangiger Investmentbanker als eines der größten Mysterien der Wall Street. Doch das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis von 34,12 laut Reuters bedeutet einen starken Vertrauensvorschuss für den JPM-Chef. Zum Vergleich: Das KGV der vom legendären Wall-Street-Manager Sanford Weill geführten Citigroup liegt bei 16,19.

      Nicht ausgeschlossen, dass die JPM-Aktie mit dem Rückenwind einer stärkeren US-Konjunktur noch eine Weile zulegt. Doch langfristig orientierte Anleger sollten nach besseren fundierten Investments Ausschau halten.

      HANDELSBLATT, Dienstag, 24. Juni 2003, 00:02 Uhr
      <<

      Die JPM-Bullen - freilich mit wohlverstandenen Interessen, :D - lancieren die Unverbesserlichkeit der »dummen Masse« ... Ob`s nochmal funktioniert, mit der gleichen Anlegergeneration?

      Falls es funktioniert, wird der Sturz hernach wohl endgültige(!) Narben hinterlassen, dann hat auch eine JPM fertig, und zwar dann ebenso endgültig. Das sollte eigentlich dem ja noch relativ jungen CEO (59) zu denken geben ...

      Aber, ach was - er braucht ja nicht denken, wo JPM ganz offensichtlich ja für ewig das Schoßkind der FED ist ...

      Kapitalismus pur ... made in USA - ein echter Exportschlager!
      :D :laugh:

      investival
      Avatar
      schrieb am 24.06.03 16:48:15
      Beitrag Nr. 2.580 ()
      Nochmal ich (dann sind erstmal wieder andere dran), meine Lieblingsbranche gibt heute halt richtig was an Meldungen her ...

      >>
      dpa-afx
      ROUNDUP: HVB peilt mit Firma für Problemkredite auf Bermudas schnell Profit an

      Dienstag 24. Juni 2003, 15:21 Uhr MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die HypoVereinsbank (HVB) will mit einer auf die Verwaltung von Problemkrediten spezialisierten Firma auf den Bermudas schnell schwarze Zahlen schreiben. Schon im ersten vollständigen Geschäftsjahr 2004 soll die Grand Central Re einen Nettogewinn von 75 Millionen Dollar erzielen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag aus Münchener Bankenkreisen. Die Bruttoeinnahmen sollen sich auf bis zu 125 Millionen Dollar belaufen.

      Die Grand Central Re soll Kreditrisiken und Portfolios von Unternehmen und auch öffentlichen Körperschaften übernehmen, verwalten oder umstrukturieren. Die HVB bringt in die mit 500 Millionen Dollar kapitalisierte Firma bestimmte Aktivitäten ein, welche nicht mehr zum Kerngeschäft zählen. Dazu gehören unter anderem das Risiko-Transfer-Geschäft in Asien und Amerika.

      `ERHEBLICHE GEWINNPOTENZIALE`

      Durch die Grand Central Re entstünden "erhebliche Gewinnpotenziale, welche auch der HVB Group (Xetra: 802200.DE - Nachrichten - Forum) als Anteilseigner zu Gute kommen werden", sagte der frühere HVB-Finanzmarkt-Vorstand Stephan Bub. Bub wird die neue Firma leiten.

      2002 war das zweitgrößte deutsche Institut erstmals in die Verlustzone gerutscht. Die Bank hat das dickste Kreditbuch unter den deutschen Großbanken. Die Risikovorsorge für problematische Kredite soll in diesem Jahr bei gut 3 Milliarden Euro liegen. Dies ist deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. 2002 hatte die Risikovorsorge allerdings einen Rekordwert von 3,8 Milliarden Euro erreicht.

      HÄLFTE DES GESCHÄFTS ZUNÄCHST MIT DER HVB

      Die Grand Central Re soll zunächst bis zu 50 Prozent ihres Geschäftsvolumens mit der HVB Group abwickeln. Nach Aufnahme des Geschäftsbetriebs im November 2003 soll dieser Anteil schrittweise sinken. Die HVB wird an der Firma zunächst 92,5 Prozent halten, der bermudische Rückversicherer Max Re ist mit 7,5 Prozent beteiligt. Durch die Aufnahme weiterer Investoren soll der Anteil der HVB mittelfristig auf unter 50 Prozent zurückgeführt werden. Die Grand Central Re wird zuerst 100 Mitarbeiter beschäftigen, die zum größten Teil von der HVB kommen.

      Die HVB betonte, dass sich für die Bank aus dem Finanzinvestment "keine nennenswerte Eigenkapitalbelastung" ergebe. Die Bank will das stark geschmälerte Eigenkapital auffüllen, um ihre Kreditwürdigkeit nicht zu belasten./sit/sbi
      <<

      Scheint, die HVB bastelt an einer Art perpetuum mobile für Banken, :laugh:
      Und JPM könnte jetzt im Bermuda-Dreieck alle Sorgen versenken, :D

      investival
      Avatar
      schrieb am 26.06.03 14:04:19
      Beitrag Nr. 2.581 ()
      @investival
      Deine Hinweise treffen imo ins Schwarze.
      Als Laie würde ich diese einfache Rechnung aufmachen:
      Geldschwemme + Schuldenschwemme heben sich mittelfristig gegenseitig auf.
      Der gegenwärtige Aufschwung wird getragen von Derivaten-Bubble und Verbraucherverschuldung.
      Die Industrie leidet derweil unter chronischer Schwindsucht, wenn es um Investitionen geht.
      Avatar
      schrieb am 29.06.03 17:40:19
      Beitrag Nr. 2.582 ()
      Der erste LV-Kollaps !!


      Mannheimer Lebensversicherung am Ende

      Unternehmen gibt Geschäfte an Auffanggesellschaft "Protektor" ab

      Die angeschlagene Mannheimer Lebensversicherung stellt das Neugeschäft ein und wird zum ersten Fall für die Branchen-Auffanggesellschaft Protektor.
      Das teilte die Mannheimer Versicherungsgruppe am Donnerstagabend mit.
      Protektor wird die fast 345.000 Verträge der Lebensversicherungs-Kunden weiter erfüllen.
      Derzeit werde die Übergabe an die Auffanggesellschaft vorbereitet.


      Für die Mannheimer Krankenversicherung AG und die Schaden- und Unfallsparte Mannheimer Versicherung AG bestehe kein Anlass aufsichtsrechtlicher Maßnahmen.
      Dies habe die Finanzaufsicht BAFin bestätigt.

      Am Vortag war der Rettungsversuch der Versicherungsbranche für die angeschlagene Mannheimer Gruppe gescheitert.
      Damit wurde die erste Pleite eines deutschen Lebensversicherers seit mehr als 50 Jahren zu einer realistischen Option.
      Die unter hohen Verlusten leidende Lebensversicherung ist der Hauptgrund für die Schieflage der gesamten Gruppe.

      Noch keine Lösung für Schaden- und Unfallsparte
      Für die Krankenversicherung mit rund 11.000 Verträgen signalisierte die Branche bereits die Bereitschaft zu einer Lösung.
      Für die Schaden- und Unfallsparte mit rund 760.000 Verträgen bei der Mannheimer gibt es bisher keine Brancheninstrumente zur Abfederung.

      "Die Branchenlösung ist gescheitert, weil ein wesentlicher Teil der Versicherer signalisiert hat, daran nicht teilzunehmen", sagte die Geschäftsführerin des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Gabriele Hoffmann, am Donnerstag der dpa.
      Die im SDAX notierte Aktie brach bis zum Abend um 42,36 Prozent auf 4,15 Euro ein.

      Holding auch gefährdet
      Die Lebensversicherung AG, die Ende 2002 nach eigenen Angaben 344.500 Verträge verwaltete, hatte zum Ende des ersten Quartals stille Lasten von rund 238 Millionen Euro ausgewiesen.
      Sie hätte rund 370 Millionen Euro frisches Eigenkapital benötigt.
      "Diese Schieflage gefährdet auch die Holding", räumte ein Sprecher der Mannheimer AG Holding am Donnerstag ein.
      Als Konsequenz aus der Finanzkrise war der Vorstandsvorsitzende der Mannheimer Versicherung, Hans Schreiber, vor zwei Wochen zurückgetreten.

      Von den rund 120 deutschen Lebensversicherern hätten nach Hoffmanns Angaben so viele einer Kapitalspritze für die Mannheimer Lebensversicherung AG zustimmen müssen, dass mindestens 90 Prozent des Marktanteils repräsentiert worden wären.
      "Diese Quote wurde nicht erreicht."

      "Kein Euro verloren"
      Die von der Versicherungsbranche für Notfälle gegründete "Protektor Lebensversicherung AG" werde bestehende Lebensversicherungs-Policen in jedem Fall fortführen.
      Auch die Kunden der Krankenversicherung sollen keinen Schaden erleiden, hieß es.
      "Den bei der Mannheimer privat Krankenversicherten geht kein Euro an Alterungsrückstellung verloren", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV), Christian Weber, dem "Tagesspiegel" .
      Einzelheiten nannte er nicht.

      Die Hamburg-Mannheimer Versicherung sah sich unterdessen gezwungen zu betonen, dass sie trotz der ähnlichen Namen nichts mit der Mannheimer zu tun habe.
      Einige Radiosender hätten die beiden Unternehmen verwechselt, hieß es.
      Die Hamburg-Mannheimer habe eine "solide und krisenfeste" Kapitalausstattung.




      ... die fast 345.000 Verträge der ...
      Wenn man sich mal vorstellt was die LV-Brüder für Nobel-Büroverwaltungspaläste (alles sog. Stararchitektur) nur in Mannheim alleine kpl. leer rumstehen haben.
      Und das in der Stadt mit der höchsten Arbeitslosigkeit im Ländle.
      Ein Verantwortungsloses Gesocks nenn ich sowas.
      Bleibt noch abzuwarten wie hoch der goldene Handschlag für diese Nagdelstreifen-Nieten ausfällt.

      Der nächste Kandidat dürfte dann (garantiert bald) die Viktoria werden.
      In Ihrem bestreben den Mannheimern in moderner City-Architektur in nix nachzustehen haben die gleich gegenüber dem HBF (man hätte sicher auch billigere Grundstücke in Mannheim haben können) nachgelegt und ein in den Mietpreisen total überzogens 30 stöckiges Glasdingens hingezaubert das kein Schwein braucht.


      Hohe Wertverluste auf Aktienpaket
      Victoria scheitert an Stresstest der Aufsichtsbehörde


      Die Kapitalmarktkrise hat die Victoria Lebensversicherung schwer getroffen.
      Als erster großer deutscher Lebensversicherer hat das Unternehmen gestern eingestanden, dass es den von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorgeschriebenen Stresstest nicht bestehen wird.

      Quelle: handelsblatt.com
      Avatar
      schrieb am 30.06.03 21:15:12
      Beitrag Nr. 2.583 ()
      @ChartJunkie,

      Geldschwemme + Schuldenschwemme heben sich mittelfristig gegenseitig auf.
      :D - dann wird ja alles gut.

      Der gegenwärtige Aufschwung wird getragen von Derivaten-Bubble und Verbraucherverschuldung.
      Oder doch nicht?

      Danke für die Zustimmung, sowas baut auf, in wenig goldigen Zeiten, *g*

      - Gold in EUR am Jahrestief, nicht weit vom 20-Jahrestief. Gleichzeitig Debakel bei DER dt. Sicherheitsinstitution, der Versicherung ... Zufall? Eine `sichere` Säule in EU bricht zusammen - auch deshalb ist der EUR bestimmt so schwach die letzten Tage. Kein Zufall?
      Wie dem auch sei: Gold als `sichere` Anlage ist tot - ES LEBE DIESER PROTEKTOR!
      :laugh:

      Ich bin übrigens im Begriff, mich von meinem Dekorrelationsszenario zu verabschieden: Letztens der DAX, nach wiederholt relativ guten Ifo-Daten, die Stunden darauf wiederholt = 0, heute, nach US-Daten, -2 %, morgen vielleicht +2 %, wieder und wieder, hin und her [an die DAX-Spekulanten: -macht Taschen leer, ;)], aber immer erst nach 14:30.
      Irgendwann kommt man sich halt nicht mehr vor wie der vielbemühte `Prediger in der Wüste`, sondern man ist mittendrin, weil alles klinisch tot, nur noch KÜNSTLICH ist. Was soll man dann noch überlegen, sagen? Alles müßig.
      Das erklärt wohl auch das Versanden dieses Threads. Nun ja, das Klima draussen ist da ja nur förderlich, *g*

      Also: Es lebe der dt. Aktienindex ... und sonst nichts. Oder besser doch?
      BESSER doch.
      Glück allen Anlagekultur-Protektoren, die mit diesem nur noch mitleiderweckenden KUNST-Tierchen spielen! Oder doch nicht?
      BESSER doch nicht!

      investival, :cool:
      Avatar
      schrieb am 30.06.03 21:47:42
      Beitrag Nr. 2.584 ()
      Hallo Investival,

      Du so betrübt?

      Das Gefühl, in der Börsenwelt und nicht nur in dieser, da nur ein Spiegelbild der "realen" Welt, läuft einiges schief, dürfte nicht nur Dich erfassen.
      Die Diskrepanzen zwischen fundamentalen Daten und Reaktion der Börsen sind heute, dank doch umfassender Informationen, kaum nachzuvollziehen. Eine Erklärung der derzeitigen Hausse alleine mit Psychologie und der Hoffnung auf eine Besserung ist, so denke ich, so einfach wie falsch.
      Eine Anlagekultur kann so nicht entstehen, allenfalls ein kurzfristiges Zocken, das oft die Qualität eines Kasinobesuches hat (und dessen Gewinnwahrscheinlichkeit).

      Mir scheint es, das alles möglich ist, ein Steigen der Indices auf Jahreshöchststände, ebenso ein Fallen unter die Tiefststände.

      Schade, das dieser thread nur noch wenige postings hervorbringt, aber ich denke, die meisten, die länger dabei sind, haben das Gefühl, es ist derzeit alles gesagt, was gesagt werden mußte.
      Und damit reflektiert dieser thread auch das derzeitige Lebensgefühl - Unsicherheit über das, was kommen wird.

      Als Investor (und Familienvater;)) ziehe ich für mich folgende Konsequenzen:
      -z.Z. Anlage in Aktien und Derivate nur als kurzfristiger Zock
      -Realisation auch kleiner Gewinne
      -hohe Cashreserven
      -Diversifikation der Anlagen

      kurz, Flexibilität in ein einer Zeit, die nur schwer zu planen ist.

      Gruß,

      C.
      Avatar
      schrieb am 30.06.03 21:49:44
      Beitrag Nr. 2.585 ()
      P.S.:
      Ja, ich habe mich wieder freischalten lassen - man kann doch nicht alles den Dumpfbacken überlassen:D
      C.
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 08:29:15
      Beitrag Nr. 2.586 ()
      @Cornelius,

      gut, Dich wieder unter den Mitstreitern - in des Wortes doppelter, aber durchweg positiver Bedeutung - zu wissen. Auch das baut auf, *g*

      man kann doch nicht alles den Dumpfbacken überlassen
      *g* - yo, das ist auch der Grund, warum ich mich hie und da noch aus dem Fenster hänge, »für nix«.
      Aber Du hast schon recht: Nicht nur in diesem Thread wurde eigentlich alles gesagt, und man ertappt sich in Wiederholungen.

      Du so betrübt?
      Naja, nicht wirklich - ich habe wohl keinen Grund, »persönlich« zu klagen.
      Eine Anlagekultur kann so nicht entstehen ...
      Daran liegt`s wohl [*g*]

      Nun ja, tatsächlich: Ich erachte die Implementierung einer Anlagekultur - nicht nur Privatanleger betreffend - mit Fokus auf die klassischen Anlagemedien unter Inkaufnahme der jeweiligen Zykliken als wichtigste und unbedingte Voraussetzung für einen Weg aus der Krise, zur Gesundung unserer Volkswirtschaft.

      Und wenn man da am Bsp. DAX, aber auch am DJIA resp. einigen »Blue Chips«, sieht, wohin wir gekommen sind und das diejenigen, die das Ganze wissentlich zu verantworten hätten, munter weiter ihre billige Tütensuppe kochen (dürfen) und das via medialer Unterstützung als Gourmetessen verkaufen können, wird man schon mal etwas sinnig, und muss sein Bild von den Dingen zumindest auf der Zeitachse korrigieren.

      Andererseits bestätigt das meine negative Meinung zu allen (über-)institutionalisierten Märkten, und es zeigt auch z.T. recht eindrucksvoll, dass es nachwievor richtig ist, in der Hauptsache einen Bottom-Up-Ansatz zu fahren, also Einzelwerte zu selektieren, die, gerechtfertigt oder auch nicht, tatsächlich fundamental wie technisch bereinigt sind (und deshalb freilich oft »aus dem Fokus« sind). Das galt bspw. letzten Herbst für eine IKB um die 12 wie im Winter für eine Bilfinger, aber auch im Frühjahr für eine (vorübergehend) de-institutionalisierte Bayer <12. Sogar im Ex-NM-Sektor oder in der (vordergründig zu recht) missachteten Konsumbranche konnte(/kann) man vereinzelt fündig werden. Zumindest sind das Werte, wo man dann nicht - wie im von Dir zitierten Casino, *g* - nur ein paar Stunden verweilen darf. Und das generiert - freilich erst, nachdem man davon etwas investiert hat - schon private Freiräume, in jeder Hinsicht. [Ich gebe zu: Bei einer MUV und einer ALV war das verkehrt - diese Werte waren fundamental nicht bereinigt, und sie standen viel zu sehr im Fokus. Allerdings hatte ich den spekulativen Charakter dort auch herausgestellt und die Engagements mit Stop Losses versehen]

      Immer, wenn Intermediate Trends den Major Trends entgegen laufen, klopfe ich Gründe für den Fortbestand der Majors ab und handele ggf. Da kommen dann in manchen Stunden allerdings schon mal Zweifel an den restlich vorhandenen, »freien« Marktkräften, die ja - insbes. in ihrer Co-Eigenschaft als Korrektiv für anderweitig überdrehte Märkte - für eine gesunde Anlagekultur doch wichtige, ja essentielle Voraussetzung sind. Zumindest, solange die Politik (hüben wie drüben) keine Weichen stellt und sich, in des Wortes Bedeutung, mit (lancierter) medialer Unterstützung auf Nebenkriegsschauplätzen ergötzt. Grund genug, sich auf diese Korrektive nicht hauptsächlich zu verlassen, aber (für mich) kein Grund, diese ganz aussen vor zu lassen. [Ich meine hier konkret Gold und EUR]

      Nun, immerhin haben wir es zzt. mit einer, wohl auch politisch motivierten, historisch einmaligen Geldschwemme zu tun, die die Märkte geradezu ertränkt, ihnen keine Zeit zum Luft holen gab und gibt, und Makel einfach verwischt, nivelliert - und das, wo wir schon jahrelang ein ehemaliges, letztendlich abschreckendes »Vorbild«, nämlich Japan, bewundern durften und dürfen.

      Die EZB schwenkt in diese Richtung ein, ohne Gegenleistung seitens der Politik erhalten zu haben, und das der designierte, eher für einen solchen lockeren Kurs stehende EZB-Präsident für sein künftiges Amt quasi reingewaschen wurde, lässt durchaus gewisse Befürchtungen zu (a la longue vielleicht auch für den EUR selbst, und das war zudem vielleicht auch mit Grund bzw. Auslöser für die EUR-Schwäche zuletzt, wo einige Investoren offensichtlich mal innegehalten haben).

      Das Kernproblem dabei ist, dass das ganze Geld denen zukommt, die es vorher verbraten haben - und das ist bekanntlich schlecht, wenn da vor Zuwendung eine Einsicht ausbleibt resp. diese nicht mal nachdrücklich eingefordert wird.

      Da fragt man sich manchmal schon, ob man in seinem Tun ein zweiter Sisyphos ist - mit entsprechenden mentalen Folgen, die bei mir aber erfahrungsgestützt flüchtig sind, *g*

      investival
      Avatar
      schrieb am 04.07.03 00:46:56
      Beitrag Nr. 2.587 ()
      Eine Frage zu Amerika:

      Könnte es nicht von Vorteil sein, daß die USA mehr
      konsumieren, als sie produzieren.

      Grund:

      Irgendwann werden sich die Produzenten schon in den
      USA niederlassen; dann investieren diese in Amerika
      und die Amis haben bis zum Erreichen der
      "Selbstversorgung" noch einen gewaltigen Aufschwung
      vor sich.

      Man stelle sich nur mal vor, die Amis hätten die
      Ausgaben für den Golf-Krieg Investitions-Zulagen
      für Fabriken wie in den neuen Bundesländern vergeben!

      Dann müßte man doch Amerika gleich ganz anders
      beurteilen! Oder????

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 04.07.03 15:08:05
      Beitrag Nr. 2.588 ()
      #2580 Dann müssen zuerst die Lohnkosten auf Chinaniveau runter!
      Avatar
      schrieb am 04.07.03 15:21:45
      Beitrag Nr. 2.589 ()
      #2577:Und damit reflektiert dieser thread auch das derzeitige Lebensgefühl - Unsicherheit über das, was kommen wird.

      Es ist die Ruhe vor dem Sturm!

      Avatar
      schrieb am 05.07.03 13:25:45
      Beitrag Nr. 2.590 ()
      Hallo,

      nachfolgend ein kurzer Artikel über die derzeitigen Zustände, die mir Sorgen bereiten (auch ein Teil der von mir erwähnten Unsicherheit, was die Zukunft bringen mag).

      Man braucht nicht bis in die USA, Nordkorea, Liberia, Kongo zu sehen, um die zunehmende Auflösung rechtsstaatlicher Normen festzustellen.
      Es ist alles längst bekannt, derzeit durch die Beleidigung des Abgeordneten Schulz aber wieder im Fokus.

      Ein Herr Berlusconi wird rechtskräftig verurteilt, amnestiert und schafft sich sein eigenes Gesetz, welches ihm Straffreiheit sichert. Und er wird nicht nur Staatspräsident, sondern auch EU-Ratspräsident!
      D.h. wir erkennen diesen verurteilten Verbrecher auch noch an und lassen uns durch ihn vertreten.

      Es gibt noch dutzende anderer Beispiele, die aber letztlich alle das gleiche zeigen - Die zunehmende Auflösung bisher geltender Rechts- und Gesellschaftsnormen.
      Und seien wir ehrlich, wen locken diese "Geschichten" noch hinter dem Ofen vor. Wir akzeptieren sie, weil wir ein Teil dieses Spiels geworden sind.Uns durch das "Mitspielen " unsere kleinen Vorteile im täglichen Leben sichern, meist zu satt und müsig geworden sind, uns selbst zu ändern.
      Ok - dies alles mag man nun akzeptieren, hinnehmen oder meinen, daß man ja doch nichts dagegen tun kann, aber es stellt sich damit doch die entscheidende Frage - hat unser System damit noch eine längerfristige Perspektive? Oder befinden wir uns unmerklich auf dem Weg hin zu einem Modell des Sozialdarwinismus, daß nur die Stärksten, Reichsten und Skrupelosesten fördert und den Humanismus als schmückendes Beiwerk, als Profilierungsmöglichkeit von gelangweilten Milionärsgattinen auf Charity-Parties degradiert?

      Gruß,

      C.

      Der unaufhaltsame Aufstieg des Silvio B.


      S ilvio Berlusconi wurde am 29. September 1936 in Mailand geboren, 1961 machte er sich mit der Gründung einer Baufirma selbstständig. Berlusconi zeigte rasch seine kaufmännische Begabung und realisierte mit seinem Mailänder Unternehmen 1966 den Bau einer Siedlung für 4000 Menschen. Der Erfolg bescherte ihm weitere Aufträge. 1969 baute Berlusconi die Satellitenstadt „Milano due“ mit Wohneinheiten für über 10 000 Bewohner. Mit diesem Projekt machte der Unternehmer ein Vermögen.

      Einstieg in die Medienbranche

      Sein Geld investierte Berlusconi in Medienunternehmen, 1979 übernahm er seinen ersten regionalen TV-Sender. Für das weitere Wachstum seiner Unternehmensgruppe gründete der Mailänder 1982 die „Fininvest“, die 1983 den Privat-Sender „RETE Quattro“ kaufte. Nun folgten vermehrt Käufe in Europa, darunter das größte spanische Fernsehstudio sowie Beteiligungen an TV-Sendern in Deutschland, Frankreich, Spanien und Kanada.

      Ab 1986 wurde Berlusconi Präsident des italienischen Erstligisten “AC Mailand”, an dem er auch finanziell beteiligt ist. 1988 erwarb er die Mehrheit an der größten italienischen Warenhauskette, damit wurde der Unternehmer mit der “Fininvest” zum Eigentümer des größten, nicht an der Börse notierten Wirtschaftsunternehmen des Landes.

      Politik als neue Aufgabe

      Seit Anfang der 90er-Jahre engagierte sich Berlusconi auch in der Politik. Dabei profitierte er vom offenen politischen Klima nach dem Zusammenbruch des alten Parteiensystems. Mit der von ihm gegründeten rechtsliberalen Partei „Forza Italia“ gewann Berlusconi im Frühjahr 1994 die Parlamentswahlen und trat an die Spitze einer Regierungskoalition aus fünf Parteien. In seiner Regierung war erstmals seit 1945 auch eine neofaschistische Partei vertreten.

      Das Bündnis zerbrach infolge wirtschaftspolitischer Querelen bereits nach acht Monaten. 1997 wurde Berlusconi, nach Vorwürfen der Bilanzfälschung, zu 16 Monaten Haft verurteilt. Die Strafe musste er nie antreten, weil ihn eine Amnestie davor bewahrte.

      1998 wurde er als Parteichef von „Forza Italia“ wiedergewählt. Daneben baute er seine Mediengeschäfte weiter aus. Berlusconi engagierte sich auch in der Bundesrepublik, wo er neben Rupert Murdoch als der größte private Anteilseigner der Leo-Kirch-Gruppe gilt.

      Bei den italienischen Parlamentswahlen vom Mai 2001 erreichte “Forza Italia” einen klaren Wahlsieg, Berlusconi wurde daraufhin zum neuen Staats- und Regierungschef Italiens in Rom vereidigt.

      Kompromissloser Kurs

      Die rechtskonservative Regierungskoalition Berlusconis, in der auch die Nachfolgepartei der Neofaschisten, “Alleanza Nazionale”, vertreten ist, gilt seither wegen ihres rigiden und kompromisslosen Kurses gegenüber politischen Gegnern und sozialen Interessengruppen als umstritten.

      Die Regierung Berlusconi verantwortet die polizeilichen Ausschreitungen gegen internationale Teilnehmer der Demonstrationen gegen den G8-Gipfels in Genua, die im Sommer 2001 ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte unter den Demonstranten forderten.

      Auch führte der rigide Abbau sozialstaatlicher und gewerkschaftlicher Errungenschaften zu einer Verschärfung des politischen und sozialen Klimas in Italien.

      Die „RAI“ sturmreif geschossen

      Als besonders umstritten muss die Konzentration politischer und wirtschaftlicher Macht sowie eines ungeheuren Medieneinflusses in der Person Berlusconis gelten: Er kontrolliert nicht nur als Unternehmer von “Mediaset” die drei größten, landesweit ausstrahlenden privaten TV-Sender, sondern versucht als Ministerpräsident seit Frühjahr 2002 durch Personalaustausch auch, die staatlichen Rundfunkanstalten “RAI” in seine Hand zu bringen.

      Hinzu tritt der Dauer-Konflikt des Ministerpräsidenten mit der italienischen Justiz, in deren Unabhängigkeit im August 2002 durch einen Gesetzesbeschluss der Regierung eingegriffen wurde.

      Als umstritten gilt dieses Manöver vor allem deshalb, da es an persönliche Interessen als mögliches Motiv denken lässt: Der Unternehmer Berlusconi musste sich wegen seiner wirtschaftlichen Aktivitäten immer wieder auch selbst vor Gericht verantworten.

      Seit Sommer 2002 hat sich in der italienischen Öffentlichkeit eine breite demokratische Protestbewegung gegen den Abbau der Demokratie durch die Berlusconi-Regierung formiert.

      „Lex Berlusconi“

      Dennoch konnte die Regierungsmehrheit in der italienischen Kammer allen öffentlichen Protesten zum Trotz am 10. Oktober 2002 die „Lex Berlusconi“ verabschieden: Das Gesetz erlaubt es dem inkriminierten Ministerpräsidenten wie jedem anderen Angeklagten auch, bei „berechtigtem Verdacht“ der Befangenheit des zuständigen Richters die Verlegung des Verfahrens an ein anderes Gericht zu erwirken.


      In Treue fest zu Bush

      Im außenpolitischen Bereich engagierte sich Berlusconi im Zusammenhang mit der Irak-Frage ab Herbst 2002 für ein militärisches Vorgehen gegen den Diktator Saddam Hussein.

      Im Vorfeld und während des Krieges gegen den Golfstaat sicherte der italienische Premier im März 2003 den USA logistische Unterstützung und die Überflugsrechte zu. Unter dem Einfluss massiver Anti-Kriegs-Proteste in der Öffentlichkeit verweigerte Berlusconi jedoch eine Kriegsbeteiligung italienischer Truppen.

      Staatsmänner immun gegen Strafverfolgung

      Am 18. Juni 2003 nahm das italienische Abgeordnetenhaus unter den Protesten der Oppositionsparteien ein Gesetz an, das Staatsfunktionäre vor jeglicher Strafverfolgung schützt.

      Durch diese Anordnung kann der italienische Premier fortan nicht mehr für die ihm zur Last gelegten Korruptionsvergehen zur Verantwortung gezogen werden – obwohl diese vor seinem Amtsantritt begangen worden waren

      Berlusconi konnte somit die bereits gegen ihn eröffneten Prozesse blockieren und der ab Juli 2003 beginnenden EU-Rats-Präsidentschaft gelassen entgegensehen. .


      30.06.03, 12:50 Uhr
      Avatar
      schrieb am 05.07.03 15:24:02
      Beitrag Nr. 2.591 ()
      :eek:
      Noch ist die Erde rund!
      Avatar
      schrieb am 05.07.03 15:55:29
      Beitrag Nr. 2.592 ()
      @Nix,
      ..und sie wird auch rund bleiben.
      Aber postings wie Deines zeigen doch ganz anschaulich, daß Du dazu nichts zu sagen hast, wie viele andere auch.
      Dies ist zu konstatieren und letztlich man solte sich auf die geänderten Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft frühzeitig einstellen.

      C.
      Avatar
      schrieb am 07.07.03 09:13:47
      Beitrag Nr. 2.593 ()
      Hallo Cornelius

      Bereits existierende Monster zu bekriegen, ist nicht mein Ding. Zu kurz ist das Hemd und zu bescheiden die Möglichkeiten.

      Mir liegt mehr daran, das erneute Heranwachsen solcher Kreaturen zu verhindern. Mit einfachsten Mitteln quasi.
      Lex und seinesgleichen schaffen einen solchen "Aufstieg" doch nicht alleine?!
      Zahlreiche Helfershelfer werkeln mit. Bläßt denen der Wind mal kräftig ins Gesicht, werden viele zum Verräter und das Ungetüm frißt sich selbst.

      Nenne es "Vorbeugen und Heilen", oder wie Du willst.

      Grüße >>von
      nix<<
      Avatar
      schrieb am 07.07.03 10:59:58
      Beitrag Nr. 2.594 ()
      ZITAT: #2583
      ___________________________________________________________

      Ok - dies alles mag man nun akzeptieren, hinnehmen oder meinen, daß man ja doch nichts dagegen tun kann, aber es stellt sich damit doch die entscheidende Frage - hat unser System damit noch eine längerfristige Perspektive? Oder befinden wir uns unmerklich auf dem Weg hin zu einem Modell des Sozialdarwinismus, daß nur die Stärksten, Reichsten und Skrupelosesten fördert und den Humanismus als schmückendes Beiwerk, als Profilierungsmöglichkeit von gelangweilten Milionärsgattinen auf Charity-Parties degradiert?
      ___________________________________________________________

      Die Gesellschaftsentwicklungen laufen wie die Börse, vor und zurück.

      Wenn man von den sozialen Errungenschaften der letzen Jahrzehnte ausgeht, befinden wir uns im Moment im Rückwärtsgang. Wer Menschheit und Gesellschaft kennt weiß aber, dass diese Entwicklungen durchaus nicht unnatürlich sind. Es werden die Extremen gebraucht um zu korrigieren. Jetzt wird korrigiert und das ist gut so. Diese Veränderungen werden benötigt um realistische Ziele wieder in den Fokus zu bekommen.

      Gelangweilte Millionärsgattinen gibt es zu allen Zeiten. Sie sind aber nicht der Maßstab. Damit muss man leben.
      Avatar
      schrieb am 07.07.03 16:53:32
      Beitrag Nr. 2.595 ()
      ich bin hier noch ein paar Antworten schuldig, sorry, kommt noch ...
      aber das hier soll mal zwischendurch "zur Kenntnis genommen" werden ...: ;)

      .


      Ein großes Rad


      Bis vor nicht allzu langer Zeit fristeten die Rentenmärkten ein regelrechtes Schattendasein. Sie galten als langweilig und unattraktiv. Doch seit Einführung der Futures und dem sensationellen Zinssenkungsprozess gewannen sie zunehmend an öffentlicher Aufmerksamkeit. Verbunden damit ist, dass an ihnen mittlerweile ein Rad gedreht wird, dass sich auch gegenüber dem Aktienmarkt durchaus sehen lassen kann.

      Nach den letzten Statistiken beläuft sich das Volumen der Derivate von Staatsanleihen alleine in den USA auf etwa 140 Billionen US-Dollar. Das sind 1000 Mrd. US-Dollar. Jeder Anstieg der Bondpreise in der Vergangenheit um ein Prozent hat also zu einer Umverteilung von mehr als einer Billion US-Dollar geführt. Das ist fast die Hälfte des gesamten Geldvermögens aller Bürger der Bundesrepublik Deutschland.

      Momentan läuft dieser Prozess jedoch in umgekehrter Richtung. In den letzten Wochen haben US-Staatsanleihen bis zu fünf Prozent im Kurs nachgegeben. Alleine der Derivatemarkt des Bondbereichs in den USA hat damit binnen kurzer Zeit zu einer Umverteilung von mehr als dem doppelten Geldvermögen aller Bürger eines der reichsten Länder der Welt geführt, welches diese über Jahrzehnte angespart haben.


      Der Vergleich mit dem Zauberbesen, der außer Kontrolle geraten ist, ist hier sicherlich angebracht. Und wir können nur hoffen und beten, dass die erratischen Schwingungen der Märkte nicht dazu führen, dass irgendwo ganz plötzlich ein Scharnier herausbricht.


      Bernd Niquet - 07.06.2003
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 14:10:43
      Beitrag Nr. 2.596 ()
      Um dem allgemeinen Wirtschafts-Pessimismus mal was entgegen zu setzen ... [dem von @Cornelius ins Feld geführten kann ich nichts entgegen setzen - darin sehe auch ich eine grundsätzliche Gefahr]:

      >Zahl der Arbeitslosen überraschend stark gesunken
      Die Arbeitslosenzahl in Deutschland hat im Juni trotz eines unerwartet starken Rückgangs den höchsten Juni-Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Die Zahl der Erwerbslosen sei im Vergleich zum Mai um rund 85 000 auf 4,257 Mill. gesunken, teilte die Bundesanstalt für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit.<
      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…
      >Gerster: Rückgang der Arbeitslosigkeit keine Eintagsfliege
      Der Rückgang der bereinigten Arbeitslosenzahl geht nach Einschätzung von BA-Chef Florian Gerster auf eine stetige Entwicklung seit Jahresbeginn zurück.<
      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…

      Und wer war am meisten überrascht? - Natürlich ...
      >Der deutliche Rückgang überraschte die meisten Experten, die mit einer unbereinigten Abnahme um allenfalls bis zu 40 000 Arbeitslose gerechnet hatten.<
      ... die `Experten`, :D

      Und was macht(e) da der EUR? - :laugh:
      - Mal sehen, was der USD demnächst macht, wenn in den USA unrevidiert +2000 Leute in Arbeit kommen, oder ein paar mehr von 500 Leutchen demnächst wieder ihre Kreditlinie verlängern wollen ...

      Und - wie gewohnt, *g* - bemerkenswert die Reaktion der tollen Analysten ...
      >Von Reuters befragte Analysten warnten davor, von einer Besserung am Arbeitsmarkt zu sprechen.<
      .... - ganz im Gegensatz zu den hinlänglich bekannten in Bezug auf das `Vorbild` USA.

      Fazit: In Bezug auf D bleiben alle schön auf dem Boden - `und DAS ist auch gut so`.

      @konradi,

      da sieht man mal, wo das ganze Geld sitzt(!), was im Wirtschaftskreislauf fehlt ... Nun strömt es z.T. (wieder) in die vor allem qualitativ unzureichend bereinigten Aktienmärkte oder andere teure Assets wie den USD, resp. deren Derivate [die Parkettmärkte allein würden in dem frischen Geld ja buchstäblich ersticken, *g*].
      So wird es tatsächlich noch eng werden müssen(!).

      Man versucht derzeit weltweit, deflationäre Tendenzen zu bekämpfen [ohne freilich deren Ursachen mal ernsthafter zu hinterfragen], und zwar mit einer Geldinflationierung - in der Hoffnung, dass dies in den Wirtschaftskreislauf fließen möge. Gleichzeitig protegiert man aber hyperinflationierte Märkte/Assets, lockt da das Geld hinein, züchtet so neue Bubbles.

      Wer investiert da noch ... Nicht mal in die includierten Papierwerte, von denen der ein oder andere durchaus schon attraktiv ist(/war), wird(/wurde) in ennnenswertem Umfang investiert (sieht man mal von den billigen Übernahmen a la Buderus und W.E.T. ab).

      Und in diesem Umfeld sehe ich z.B. das ratlose Gesicht eines Finanzministers ...

      Wen dem - und seinen engen Gesprächspartnern, wie den Notenbankern, freilich nicht nur hierzulande - mal die Erleuchtung käme, dass man Leute zum Investieren (im weitesten Sinne, auch in den Konsum) bingen könnte, in dem man ihnen das Inflationsgefühl nicht zuletzt in Bezug auf Konsumgüter auch vermittelt, da gewisse Indikationen deutlich(er) sichtbar zuließe ... [Natürlich ausserhalb administrativer Abgabenerhöhungen, :D]

      Man darf sich fragen, ob die zusehenden Politiker da dumm oder skrupellos sind ...
      Die involvierten Banken sind da jedenfalls nicht dumm, erwiesenermaßen.

      investival

      PS: Und nicht zu vergessen die Rolle unserer Medien ... Als ich gerade die Textlinks kontrolliere, stelle ich fest, dass das HB ruckzuck die Headlines zum 1. Link änderte, in einschränkender Richtung ...
      Ganz im Sinne meines Fazits oben, :D;)
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 23:24:57
      Beitrag Nr. 2.597 ()
      Süddeutsche Zeitund vom 19.08.2003)

      Die Bundesrepublik braucht offenbar ein neues Artenschutzabkommen: Naturwissenschaftler und Ingenieure sind vom Aussterben bedroht.

      In wenigen Jahrzehnten wird man die letzten Exemplare in Museen und Freizeitparks bestaunen.
      Dann wird Deutschland eine blühende Landschaft sein, aus der mit Forschern und Technikern auch die Industrie verschwunden ist.
      Diese Vision drängt sich auf angesichts der Zahlen, in denen sich das dramatisch gesunkene Interesse an natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern widerspiegelt:
      1991 wollten 10.000 Abiturienten Physik studieren, sieben Jahre später waren es nur noch 5000.
      In diesem Jahr werden 1100 Studenten in Chemie promovieren – ein Viertel weniger als 2002.
      In drei Jahren werden es zeitweise nur noch 750 sein.
      In den Ingenieurwissenschaften sieht es nicht anders aus: 12.000 bis 14.000 Absolventen der Elektrotechnik werden in den kommenden Jahren fehlen.
      Laut einer OECD-Studie aus dem Jahre 2000 kommen in Deutschland auf 100.000 Beschäftigte nur 1040 Graduierte aus den Naturwissenschaften, der Informatik und der Mathematik.
      Der OECD-Durchschnitt liegt bei 1500.
      In Frankreich und Japan sind es mehr als 5000.
      Erinnert man an die PISA-Studie, die den deutschen Schülern neben einem fehlerhaften Textverständnis vor allem mangelnde Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften bescheinigte, wird deutlich, wie sehr die Zukunftsfähigkeit Deutschlands in Frage steht.
      Die Angst der Intellektuellen vor der Technik

      Gibt es aber tatsächlich eine typisch deutsche Technikfeindschaft – und eine tief verwurzelte Wissenschaftsskepsis, die aus den Zeiten des deutschen Idealismus herrühren und im 19. Jahrhundert durch die romantische Naturphilosophie verstärkt wurden?
      Das Misstrauen gegenüber der technisch-wissenschaftlichen Zivilisation galt großen Teilen der deutschen Intelligenz lange Zeit als Anzeichen eines fortschrittlichen Bewusstseins.
      Weitgehend ist die Geschichte der deutschen Intellektuellen in ihrer Beziehung zu Naturwissenschaften und Technik eine Geschichte der Unkenntnis, gepflegter Vorurteile und ideologischer Übersteigerungen.
      Und dennoch: Die Behauptung einer typisch deutschen Technikfeindschaft und Naturwissenschaftsskepsis ist im Vergleich mit dem übrigen Europa empirisch nicht zu belegen.
      Stellt man die aktuellen Studentenzahlen in den Kontext der Arbeitsmarkt-Statistik, ergibt sich zudem ein paradoxes Bild.
      Nach Angaben der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit fehlten 2001 in Deutschland 5800 Maschinenbauer – aber 17.500 waren arbeitslos. 4300 Elektroingenieure wurden gebraucht – aber 12.250 suchten eine Anstellung.
      650 gesuchten standen 1600 arbeitslose Physiker gegenüber. Im Jahre 2002 gab es 59 Prozent weniger Stellen für Journalisten – aber auch 49 Prozent weniger Positionen für Ingenieure und sogar 60 Prozent weniger für Informatiker.

      Schuld an der paradoxen Gleichzeitigkeit von fehlendem Personal und fehlenden Stellen in vielen
      naturwissenschaftlichen und technischen Berufen ist eine Haltung, die angesichts des dramatischen demographischen Wandels ausgesprochen kontraproduktiv wirkt.
      Diese Haltung könnte man auch „demonstrative Altersskepsis“ nennen.

      Arbeitsmarktformel: Kompetenz = Ausbildung - Alter

      Der Arbeitsmarkt in den Ingenieur- und Naturwissenschaften ist stark von der Überzeugung beherrscht, ein altersabhängiger Kompetenzverfall sei unvermeidlich und als biologische Konstante nicht korrigierbar.
      Wolle man innovationsfähig bleiben, müsse man über 45-jährige Naturwissenschaftler und Ingenieure möglichst schnell durch Jüngere ersetzen.
      Die Folgen dieser Haltung sind offenkundig.
      In der Elektrotechnik sinkt die Arbeitslosigkeit der unter 35jährigen stetig – bei den über 45jährigen stieg die Arbeitslosigkeit dagegen seit 1985 um 800 Prozent. Ähnliches gilt für die meisten Naturwissenschaften.
      Die absurde Strategie der Gewerkschaften zur Verkürzung der Lebensarbeitszeit wird durch die Altersskepsis in der Wirtschaft entscheidend gestützt.
      Die Alternsforschung aber hat gezeigt, dass Menschen ihre Innovationsfähigkeit und geistige Mobilität weit später verlieren als die Praktiken des Arbeitsmarktes es nahe legen.
      Das alternde Deutschland nimmt auch hier eine Sonderrolle ein und schickt seine 50jährigen in die Frührente während in den viel jüngeren USA die Pensionsgrenzen längst aufgehoben sind – und auch im Bereich von Forschung und Entwicklung die Älteren länger arbeiten als je zuvor.
      In der Bundesrepublik fehlt es an überzeugenden Programmen und Praktiken des lebenslangen Lernens.
      Aber selbst wenn diese Praxis sich ändern sollte, bleibt die Tatsache, dass in unserem Land zu wenige junge Menschen sich für Naturwissenschaften und Technik interessieren.
      Wie in einem Brennpunkt bündeln sich nun Jahrzehnte alte Versäumnisse der Politik und Gesellschaft.
      Deutschland ist ein Einwanderungsland, hat aber kein Einwanderungsgesetz.
      Eine Politik für Kinder und Familien, die diesen Namen verdiente, gibt es nicht.
      Frauen wird der Zugang zu Wissenschaft und Forschung erschwert.
      Alles wird getan, um junge Wissenschaftler ins Ausland zu treiben.
      Wir versäumen es, das Innovationspotential der Älteren zu nutzen.
      Diese Faktoren sind für den Mangel an Natur- und Ingenieurwissenschaftlern verantwortlich – und nicht eine bei den Deutschen angeblich besonders ausgeprägte Technikfeindschaft und Wissenschaftsskepsis.
      Avatar
      schrieb am 24.08.03 11:34:28
      Beitrag Nr. 2.598 ()
      Hallo,

      Hab hier ne lesenswerte Zusammenschau von Positionen, die
      dem gegenwärtigen Fiat-System kritisch gegnüber stehen
      ( warum das als Dissertation durchgeht ist allerdings
      schleierhaft - was solls).

      sind 226 Seiten PDF

      http://elib.suub.uni-bremen.de/publications/dissertations/E-…


      grüsse

      km
      Avatar
      schrieb am 24.08.03 23:30:37
      Beitrag Nr. 2.599 ()
      schön, dass ihr noch weiter schreibt. ich bin auch noch stiller leser ;) :rolleyes: - meine schuld, wenn es einschläft, ich weiß, denn es macht so viel spaß mit euch. aber privates geht vor. gestern habe ich gelesen, dass threads, in denen ein halbes jahr nicht mehr gepostet wurde, der antwort-button entzogen wird. na, da werde ich mich gegen wehren... oder mache halt in der kalten langweiligen jahreszeit einen neuen auf, wenn es passt.

      auch wenn es grad nicht ganz homogen ist zu den vorherigen beiträgen, schreib ich mal kurz was zum dax.

      der dax hat m.e. noch potenzial nach oben, wellen und widerstände hin oder her. in amiland sieht es schlechter aus, insiderverkäufe seit monaten, fnm und fre im abwärtstrend, aber mit chance nach oben; da ist die pumpe die große gefahr. für einen hübschen fehlausbruch im dow über 9500 könnte es allemal reichen. 9600, und alle sehen die 10.000... das könnte den dax auf 3700 treiben, und erst, wenn dann alle bären das handtuch geschmissen haben, darf der auch mal wieder langsam fallen, bis wir im frühjahr wahrscheinlich die neue und noch ungewohnte hausse fortsetzen.

      viel anders kann es eigentlich nicht laufen, denn alle sind bearish, aber der markt will anders.

      _______________

      und, wie geht es euch sonst?
      ich hab leider wenig zeit für börse, demnächst steht ein großer umzug an. diskussionen hier machen weiter freude, aber ins detail steigen kann ich leider nicht mehr.

      gute woche und viele grüße
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 10:56:21
      Beitrag Nr. 2.600 ()
      @cabinda,

      wie geht es euch sonst?
      :)

      privates geht vor
      Unbedingt! Falls darüber Dein Thread einschliefe, wäre das sicher schade ... Aber auch Bestätigung für mich, warum ich keinen aufmache, :D;);)

      Dass Du jetzt eine neue Markt-Hausse annimmst, wundert mich etwas, *g*
      Nun ja, seit ein paar Wochen laufen die Märkte atypisch zu den letzten Jahren, bisher keine nervösen Schwächen, durchaus ein Zeichen von (technischer) Stärke. An der Börse wiederholt sich zwar alles, aber eben nicht ständig. Möglich also, dass dieser Herbst nach dem (in D übertriebenen) Frühjahrsputz sehr viel besser läuft als von so manchem noch erwartet. Für das nächste Frühjahr bin ich eher skeptischer, wobei ich mich aber wie gehabt nicht gegen ein etwaiges Hausse-Szenario stemmen werde, zumal nicht nach einem erneuten Frühjahrsputz.

      Alles Gute bei Deinen Vorhaben – man liest sich, hie und da, dann und wann, :)

      investival
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 01:00:42
      Beitrag Nr. 2.601 ()
      @investival:
      "Aber auch Bestätigung für mich, warum ich keinen aufmache,..."

      aber deine stillen leser lechtzen danach ...
      ;)

      viele grüße auch an cabinda, es gibt auch ein leben ohne
      aktien, insbesondere wenn man(n) / frau einen account bei
      fxtrade.oanda hat ... und da in amiland ja jetzt alles so
      blendend läuft, hab ich mir mal die erste EUR/USD Pos.
      (long) gelegt, von mir aus redet ihn runter bis 1,05x (ich bin enttäuscht
      herr redecker ... ;) )

      so ´long´
      und gib uns auch morgen unsere 40 pips ...

      oliver
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 12:14:52
      Beitrag Nr. 2.602 ()
      @Enzo_OT,

      ;) Ein Durchklicken nach Klick auf den Nick muss reichen, und reicht auch, *g*

      Yo, EUR/USD wird nach so einem Bash langsam wieder interessant, vielleicht sogar ziemlich direkt hinsichtlich eines Pullbacks zum gebrochenen Uptrend ... Obwohl ich zzt. (kurz vor Urlaub) lieber nur in ein paar Aktien bin, ist einfach ruhiger, so ein Leben, :)
      Aber wie dröge dann ein Leben ohne alledem, ;) [@cabinda: Den Smily musst Du Dir ganz fett denken, *g*]

      investival
      Avatar
      schrieb am 31.08.03 14:43:58
      Beitrag Nr. 2.603 ()
      Avatar
      schrieb am 04.09.03 08:35:03
      Beitrag Nr. 2.604 ()
      "Alan unser, der du bist bei der FED, geheiligt werde dein Karma, deine Manipulation komme, deine Intervention geschehe, wie im Dow so auch im Nasdaq, unseren täglichen Upmove gib uns heute, und vergib uns unser Unwissen, wie auch wir vergeben anderen Unwissenden. Und führe uns nicht zum Gold! Sondern bringe uns zum Dollar, denn Dein ist die (Geld-)Pumpe und der open market und der Future in Ewigkeit Amen."

      investor-verlag
      Avatar
      schrieb am 08.09.03 08:47:10
      Beitrag Nr. 2.605 ()
      Malik Aktuell


      04.09.2003
      Kein Grund für ein neues Szenario

      - Viel Geduld nötig
      - Nicht von der Stimmung verführen lassen
      - Bearmarket hat kaum begonnen

      Als ich den Titel für die letzte Aktuell-Kolumne vor Beginn der Urlaubszeit wählte - "Spannende Sommerwochen" - wusste ich nicht, wie gross die Spannung werden würde. Woche um Woche quälten sich die Kurse - seitwärts. Auf welche Seite würden sie ausbrechen? Meine Meinung war: nach unten, obschon ich die Möglichkeit, dass es auch nach oben gehen könnte, nicht ausgeschlossen hatte. Ich hatte dafür aber eine deutlich geringer Wahrscheinlichkeit angenommen.

      Nun ist die Frage entschieden; es gabe einen Breakout nach oben. Der Markt ist immer für Überraschungen gut. Wie aber in der letzten Kolumne schon festgestellt, ändert das nichts an meiner prinzipiellen Auffassung:
      Wir sind in einem grossen Bearmarket, weit von seinem Ende entfernt. Es bildet sich eine Bullenfalle, wie es sie so nicht oft gegeben hat.

      Das Publikum und die Wallstreet Industrie frohlocken, weil sie glauben, die früheren Verluste zurückzugewinnen und per Jahresende Nettogewinne einfahren zu können. Die Analysten sind so bullish wie selten zuvor. Lediglich 1,3% der Empfehlungen sind Verkaufsempfehlungen. Die Leute kaufen erneut nach wie vor überbewertete Aktien; die alten Renditewahnvorstellungen sind wieder in den Köpfen. Tatsachen interessieren nur wenige. Zum Beispiel, dass die Ex-Dividende Rendite sämtlicher rollender 20-Jahres-Perioden im Dow Jones seit 1900 bescheidene 4,77 % beträgt, bis 1995 nur 4%. Alle rollenden 10-Jahresperioden haben eine Rendite von 5,1%; in über 50% der Fälle liegt sie deutlich unter 5%. Es gibt keinen Grund, von Mega-Renditen als Normalfall zu träumen.

      Die Halbjahresabschlüsse der Finanzunternehmen waren viel positiver, als man Ende des 1. Quartales auch nur entfernt hoffen durfte; das Kursrally hat sie aus dem Tief geholt. Vorstände durften aufatmen.

      Allenthalben macht sich Konjunkturoptimismus breit. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass ein neuer Bullmarket begonnen hat. Der Tenor der einschlägigen Medien ist überschlagend positiv.

      Aber: Smart Money ist seit Wochen massiv short in den Indices, und zwar sowohl die Commercials als auch die Large Speculators, während die Small Traders eine grosse Longposition aufgebaut haben. Sie liegen immer falsch.

      Die Insider haben massiv verkauft, nämlich im Verhältnis 53:1, d. h. auf eine Kauftransaktion durch Insider sind 53 Verkaufstransaktionen zu verzeichnen. Pro gekaufte Aktie werden rund 1800 Stück verkauft.

      Ich halte an meinem Szenario fest, auch wenn manche das als Sturheit und übertriebenen Pessimismus ansehen mögen:
      Aktien werden massiv fallen; der Bearmarket hat gerade erst begonnen.

      Für Gold und Silber bin ich weiterhin bearish; die Commercials haben die historisch grösste Shortposition; dieser Indikator war bisher zu 100% korrekt, was nicht heissen soll, dass es nicht auch einmal Ausnahmen geben kann. Das Risk-Reward-Verhältnis ist hier aber vorzüglich.

      Zinsen werden nach einer kurzen Verschnaufpause weiter steigen. Das letzte Bollwerk der US-Liquiditätspumpe, der Housing Market, hat deutliche Risse. Von einer ernsthaften Konjunkturerholung kann nicht die Rede sein.

      In Kürze werde ich ein Update zur Wirtschaftsituation machen.
      Avatar
      schrieb am 08.09.03 12:21:22
      Beitrag Nr. 2.606 ()
      übrigens, Malik beteiligt sich am Elliott-Waves Brett
      ( ebenso wie P.C. Martin )
      Avatar
      schrieb am 08.09.03 12:31:33
      Beitrag Nr. 2.607 ()
      Fehlt nur noch Roland "Triple A" Leuschel, dann sind alle Crashpropheten zusammen.
      Avatar
      schrieb am 08.09.03 14:38:19
      Beitrag Nr. 2.608 ()
      "Elliott-Waves Brett". Was ist das?
      Avatar
      schrieb am 10.09.03 11:55:45
      Beitrag Nr. 2.609 ()
      #2600

      ist mir neu, dass auch nur einer der beiden einen
      Börsencrash vorraussagen würde; aber lass Dich registrieren und nimm sie auseinander, wenn Du Dir das zutraust; jeder der Argumente hat, wir ernst genommen.

      Insgesamt scheint mir das Niveau dort ein bischen
      höher als hier bei w:o im allgemeinen. Darum trauen sich
      dort auch einige Geldmanager hin. Man muss übrigens kein
      Elliott-Sektierer sein; ich bin das definitiv nicht, aber
      ich fühle mich dort wohler als bei w:o , deswegen
      hab ich weitgehend aufgehört hier zu posten.

      URL
      http://www.elliott-waves.com/
      Avatar
      schrieb am 10.09.03 12:49:57
      Beitrag Nr. 2.610 ()
      Ken,

      gut - der Leuschel hat den 87er Crash vorausgesagt. Paul C. taucht immer nur in Baíssen auf. Und der Malik ist ein gescheiter Kerl, der die Wirtschaft erklären kann...

      ... aber nicht die Börsenkurse.

      Ich jedenfalls möchte mich nicht von diesen Typen verhexen lassen und vertraue lieber meinem Händchen.
      Avatar
      schrieb am 10.09.03 15:34:33
      Beitrag Nr. 2.611 ()
      Martin hat zwei Gesichter, einmal der stellvertretende
      Bild-Chefredakteur und Marktkommentator und zum anderen
      Ökonom und Historiker. Und nahezu auschliesslich als letzeres äussert er sich in der Regel zu abstrakten
      geldtheoretischen Fragen. Er hat ein immenses know how
      sowohl in wirtschaftlichen als auch in historischen Fragen
      und da lässt sich ne Menge dazulernen. Sowas schätze ich,
      egal welches Etikett man ihm oder Malik anpappt.

      Ansonsten geb ich Dir recht; wer auf Börsentips aus ist
      hat im allgemeinen schlechte Karten bei dem Spiel.
      Avatar
      schrieb am 10.09.03 18:23:27
      Beitrag Nr. 2.612 ()
      Mittwoch, 10. September 2003

      Die Ponzi Wirtschaft

      von Kurt Richebächer (noch so ein Crash-Pophet):laugh:

      Hoffnung und Hype triumphieren über die Realität

      Das weltweite Vorurteil, dass sich die US-Wirtschaft "erholt", beflügelt gerade die Märkte. Wir stellen fest, dass es drei verschiedene Ansichten gibt: Erstens ein Aufschwungskonsens; zweitens einige zweifelnde Stimmen, unter ihnen die Fed; drittens, darunter die unsrige, die geradewegs die Möglichkeit einer vollständigen Erholung der US-Wirtschaft zurückweist. Wir prophezeien Jahre eines Japan-ähnlichen, schwerfälligen Wachstums für Amerika, wenn nicht schlimmer.

      Nach einer Umfrage unter Investoren sehen 71,4 % einen Aufschwung voraus, lediglich 8,6 % glauben an einen Abschwung. Das ist der höchste Abstand seit August 1987, wenige Wochen vor dem Crash.

      Die Aufschwungsgemeinde verharrt stur in der Meinung, dass die US-Wirtschaft in einer exzellenten Verfassung ist. Der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan und mit ihm die große Aufschwungsgemeinde sind sich da ganz sicher.

      Nun zu unserer Meinung: Nach einer gründlichen Analyse sowohl der letzten Wirtschaftsdaten als auch der makro- und mikroökonomischen Bedingungen für die Rückkehr eines starken wirtschaftlichen Wachstums kommen wir zu zwei Schlüssen:

      Erstens: Die US-Wirtschaft hat sich im zweiten Quartal weder verbessert noch beschleunigt. Das angebliche Wachstum von 2,4 % ist weitgehend irreführend. Aus der Qualitätsperspektive hat sie sich ausgesprochen verschlechtert.

      Zweitens: Wenn wir es im Detail erklären wollen, sind die entscheidenden makro- und mikroökonomischen Bedingungen für ein selbsttragendes und selbststärkendes Wirtschaftswachstum einfach nicht gegeben. Notwendige ökonomische und finanzielle Ausgleiche für die vergangenen ökonomischen und finanziellen Fehler rufen Schmerzen hervor. Aber Schmerzen werden in den USA nicht akzeptiert. Zusammengefasst: Die Politiker versuchen, die zurückliegenden Schuldenexzesse mit den gleichen und neuen Exzessen zu bereinigen.

      Alle zurückliegenden Rezessionen hatten ihren Hauptgrund darin, dass das Geld verknappt wurde. Sobald die Fed die Zügel lockerte, gab es prompt einen wirtschaftlichen Aufschwung, hervorgerufen durch höhere Nachfrage. Zum ersten Mal in der Geschichte ist die US-Wirtschaft rezessiv, obwohl die Zinsen immer niedriger und die Kredite leichter werden.

      Die Kräfte, die die Wirtschaft zurzeit herunterziehen, sind radikal anders als es die Erfahrung von früher zeigt. Das typische Hauptungleichgewicht in den Wirtschaftszyklen vor dem Krieg waren die Vorräte. Um es zu korrigieren, verkauften Händler und Hersteller zeitweise ihre Aktien, und die Produktion sank. Wenn die Aktien auf das gewünschte Niveau gesunken waren, kam die Produktion wieder in Gang.

      Dagegen hat der aktuelle Abschwung seine Ursache in der Kombination einer Gewinn und Kapital verbrauchenden Krise: Wir sehen extrem schwache Gewinne, verheerende Bilanzen, exzessiven Druck auf das gesamte Finanzsystem und einen sinkenden Cash flow. In der US-Wirtschaft ist nichts mehr normal, ebenso im Finanzsystem.

      Für die alten Wirtschaftler war das Investieren in feste Vermögenswerte wir Fabriken, Bürogebäude und Anlagen von größter Bedeutung, um sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch Wohlstand zu produzieren. Es sorgt für Nachfrage, Beschäftigung und Einkommen, wenn Kapitalgüter produziert werden.

      Die USA hatten immer eine Wirtschaft mit niedrigen Rücklagen und niedrigen Investitionen. Aber auf der anderen Seite: Eine sehr umsatzstarke Wirtschaft. Aber in den letzten Jahren haben sich alle drei Punkte zu nicht vorher da gewesener Form entwickelt. Rücklagen und Investitionen sind auf ein schrecklich niedriges Niveau gesunken, das typisch für unterentwickelte Länder ist.

      Das einfache Erkennen – das große Fehlen der Bildung von Rücklagen und Kapital – ist die Grundlage unseres kontroversen und sehr kritischen Urteils über die Gesundung und Vitalität der US-Wirtschaft, Es ist wahr, die Wachstumsrate war die höchste gegenüber den anderen Industriestaaten seit Jahren. Aber es war die ganze Zeit ein ökonomisches Wachstum der schlechtesten Qualität.

      Die heutigen Wirtschaftler bekommen ihre Informationen in einem Umfang und einer Schnelligkeit wie niemals zuvor. Wir haben aber den Eindruck, dass sie nur geringen Gebrauch davon machen.

      In diesem Zusammenhang haben uns die unmittelbaren euphorischen Berichte über die Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal.

      Während der 1960er und 70er Jahre übrigens brachten die USA im Schnitt 1,5 US$ zusätzliche Schulden auf für jeden Dollar zusätzlichen BIPs. Denken Sie daran: die BIP-Wachstumsrate von heute ist morgen eine Sache der Vergangenheit, während die Schulden ungehindert weiter wachsen.

      Zusammengefasst: Greenspans Politik ist zusammengebrochen zu unkontrollierter Geld- und Schulden-Kreation, die ganz schnell die Umsätze der neuen Wirtschaftsaktivitäten einschrumpfen lassen würde. Der Ökonom Hyman P. Mynsky würde das die Ponzi Wirtschaft nennen, wo Schuldenzahlungen nicht länger aus dem eigenen Einkommen bezahlt werden, sondern durch neues Leihen. Steigende unbezahlte Rechungen werden kapitalisiert.
      Avatar
      schrieb am 10.09.03 19:41:26
      Beitrag Nr. 2.613 ()
      Nochmals, es geht nicht darum die Wirtschadft zu erklären. Es geht um Aktienkurse und Timing.

      Seit fast einem Jahr laufen die Kurse an den internationalen Märkten nach oben. Wer sich zu sehr von den Pessimisten beeinflussen lies, hat eine Entwicklung versäumt, die er nicht mehr nachholen kann. Wer vor einem Jahr mutig investierte, kann heute über die jahrelange Baisse nur müde lächeln.
      Avatar
      schrieb am 11.09.03 12:57:23
      Beitrag Nr. 2.614 ()
      Deflation - die verheimlichte Gefahr
      Was Notenbanken, Politiker und die meisten Medien verharmlosen oder ableugnen, wird immer deutlicher: die Tendenz zur Deflation. Die nächsten Jahre entscheiden dabei über Ihr Geld. Konzerne und Superreiche bereiten sich seit langem auf eine Deflation vor, weil sie wissen: Große Vermögen werden in Krisenzeiten gemacht. Dies bedeutet für Sie ein radikales Umdenken bei Ihrer Zukunftsplanung. Wer heute klug handelt, hat die Möglichkeit, das Schlimmste für sich zu verhindern. Aber nicht nur das. Er kann auch statt Krisenopfer ein Krisengewinner werden. Krise heißt immer auch Chance.
      Wenn Sie also statt zur Masse der Verlierer zu den wenigen Gewinnern gehören möchten, sollten Sie sich mit diesem Thema näher befassen. Vielleicht haben Ihnen Ihre Großeltern von der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre erzählt? Dann konnten Sie sich ein Bild davon machen, was Sie in einer Deflation erwartet. Eine Geschichte von vielen: Eine heute über 90 Jahre alte Frau bewirtschaftete mit ihren Eltern zur Zeit der Weltwirtschaftskrise einen kleinen Bauernhof. Wie so viele, waren auch sie verschuldet. Durch die Deflation wurden die Schulden immer weiter aufgewertet, während die Einnahmen schrumpften. Ihr Vater ging einmal mit einem Wagen voller Kartoffeln zum Markt und kam mit diesem vollen Wagen auch wieder zurück - niemand konnte Kartoffeln kaufen, weil niemand Geld hatte. Als die Schulden immer drückender wurden, brachte der Vater sich aus Verzweiflung um. Lernen Sie aus dieser Geschichte!

      Was ist eine Deflation?

      Die wenigsten Menschen können sich überhaupt etwas unter dem Begriff Deflation vorstellen. Deflation bedeutet ein Absinken der in der Wirtschaft umlaufenden Geldmenge, was zu fallenden Preisen führt. Das hört sich ganz harmlos an und wird zunächst von den Menschen als angenehm empfunden. Doch die Folgen sind dramatisch, weil daraus eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale entsteht: Fallende Preise führen zur Konsumzurückhaltung, weil jeder mit Käufen abwartet, in der Hoffnung, dass es „noch billiger“ wird. Damit kommen die Unternehmen in Absatzprobleme und gehen bankrott bzw. entlassen Arbeitskräfte oder senken die Löhne. Durch die Erwerbslosigkeit sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung, was einen weiter sinkenden Konsum nach sich zieht und die Wirtschaft noch weiter unter Druck setzt. Wie in einer Inflation die Schulden entwertet werden, so werden diese in der Deflation aufgewertet. Da immer mehr Betriebe dadurch bankrott gehen, kommen letztlich auch die Banken ins trudeln, da die vergebenen Kredite nicht mehr rückzahlbar sind. Am Ende sind die Vermögen bei den Banken in Gefahr, bei Bankenpleiten verloren zu gehen, die Kaufkraft sinkt weiter ab. In diesem Szenario verfallen vor allem auch die Sachgüter im Preis. Insbesondere Immobilienwerte werden vernichtet, weil die verschuldeten Besitzer zu Zwangsverkäufen auf immer niedrigerem Niveau gezwungen sind. Der Teufelskreislauf dreht sich selbständig immer schneller, am Ende stehen Massenarbeitslosigkeit, Armut und, wie die Geschichte zeigt, Krieg.

      Steigende Preise in der Deflation

      Leider machen viele den Fehler, nur das als Deflation anzusehen, was zu fallenden Preisen führt. Genauso wird alles als Inflation bezeichnet, was zu steigenden Preisen führt. Vergessen wird dabei, dass die meisten Preise nur durch Erhöhung der Steuern und Abgaben nach oben gehen. Der wichtigsten Preise in einer Volkswirtschaft, die Löhne und Gehälter, sinken jedoch seit Jahren. Steigende Steuern und fallende Löhne führen jedoch nicht zu einer Inflation sondern schnurstracks in die Deflation. Was machen Sie, wenn die Preise durch Steuererhöhungen steigen und Ihr Verdienst nach unten geht? Geben Sie dann mehr Geld aus oder weniger? Was machten Sie, als im Zuge der Euro-Einführung die Preise anzogen? Sie konsumierten weniger, Sie sparten, da Sie immer weniger Geld in der Tasche hatten!
      Sparen bedeutet jedoch Konsumzurückhaltung. Wird dies übertrieben, kommt es zu Unternehmenskrisen und Deflation. Eine Inflation könnte sich nur dann entwickeln, wenn die Löhne im gleichem Maße ansteigen wie die Preise, wenn also eine „Lohn-Preis-Spirale“ entstünde und alle Preissteigerungen gleich wieder durch steigende Löhne ausgeglichen würden. Solange also das Lohnniveau fällt, kann es keine Inflation geben. Wenn Sie beurteilen wollen, ob es Inflation oder Deflation gibt, beobachten Sie besser Ihr Einkommen als auf „Experten“ und Notenbankchefs zu hören. Erwarten Sie auf keinen Fall, dass Ihnen die Entscheidungsträger reinen Wein einschenken: Sollten diese Personen die Deflation eingestehen, würden sie damit zeigen, dass Sie in der Vergangenheit versagt haben. Deshalb wird bis zuletzt alles getan werden, um die Gefahr zu verheimlichen und die Masse mit „Inflationsgefahren“ abzulenken. Bis zuletzt wird auf der sinkenden Titanic die Musik spielen, damit die Hintergrund-Lobbyisten genug Zeit haben, in die Rettungsboote zu kommen. Die Gründe für eine kommende Deflation sind jedoch überwältigend.

      Warum droht uns eine Deflation?

      Das Schuldensystem, der ruinöse Wettbewerb: Unser Finanzsystem führt von sich aus zur Deflation. Die gesamten Schulden in jedem Land der Welt steigen viel schneller als die Wertschöpfung. So wachsen die Verbindlichkeiten der deutschen Volkswirtschaft fast dreimal schneller an als das Bruttosozialprodukt. Die daraus folgenden Kapitalkosten belasten zunehmend die Wirtschaft. Solange das Wirtschaftswachstum noch hoch ist, können die Kapitalkosten leicht bedient werden. Doch mit zunehmender Zeit sind die Märkte gesättigt, der Warenabsatz kommt ins Stocken und die Kapitalkosten fressen zunehmend den Gewinn der Unternehmen auf. Die Betriebe versuchen dann, durch einen ruinösen Preiskampf ihre Marktposition zu verteidigen – die Preise beginnen zu fallen. Damit wird der Kunde psychologisch an „Schnäppchenpreise“ gewöhnt, und die Unternehmen sind später gar nicht mehr in der Lage, Preise anzuheben. Dazu kommt, dass der Staat durch jahrzehntelange Konjunkturprogramme sich völlig überschuldet hat und nun seinerseits dazu gezwungen ist, Steuern und Abgaben zu erhöhen, um seinen Zinsverpflichtungen nachzukommen. Auch ein Staat ist letztlich nur ein normaler Schuldner und kann nicht unbegrenzt aufschulden – sonst würde er seine Bonität verlieren (siehe Staatspleiten wie Argentinien etc.). Das würgt die Wirtschaft und Kaufkraft der Bevölkerung zusätzlich ab.

      Der Crash: Der Einbruch der Börsenwerte in den letzten Jahren verminderte die Neigung der Verbraucher Geld auszugeben. Während steigende Aktienkurse suggerierten, dass man „es sich leisten“ könne, großspurig zu leben, haben fallende Kurse den gegenteiligen Effekt: Es wird immer mehr gespart, aus Angst, das Vermögen könnte noch weniger werden. Ein zu erwartender weiterer massiver Crash wird diese Haltung noch mehr verstärken. Ein Crash führt immer zu einer Deflation, weil Geld zurückgehalten wird, nie zu einer Inflation. Was tun Sie, wenn morgen ein Börsenkrach Ihr Vermögen vernichtet? Geben Sie dann mehr aus oder werden Sie sparsamer? Sie sparen! „Sparen“ bedeutet jedoch Konsumzurückhaltung und im großen Stil Deflation.

      Die Immobilienblase: In den USA, England und vielen anderen Ländern sind in den letzten Jahren die Immobilienwerte durch Spekulation massiv im Preis angestiegen. Damit verbunden waren Rekord-Hypothekenschulden. Teilweise steigen die Preise, je nach Land und Region, um bis zu 50 Prozent pro Jahr. Damit wurde eine Spekulationsblase erzeugt, die früher oder später platzen wird. Überschuldete Haushalte und ins Bodenlose sinkende Immobilienpreise werden die Folge sein. Ein großer Teil der Bevölkerung wird dann zum Sparen gezwungen sein. Folge: Konsumzurückhaltung, fallende Preise, Deflation!

      Rückläufige Kaufkraft: Die Ergebnisse der großen Konzerne wuchsen nur deshalb in jüngster Zeit, weil „gespart“ (besser gesagt: gekürzt) wurde. Es wurden also Arbeitskräfte entlassen, Löhne gedrückt und Investitionen eingeschränkt. All diese Maßnahmen führen aber dazu, dass die Wirtschaftsleistung als Ganzes und damit die Kaufkraft sinkt. Wenn jedoch die Menschen immer weniger Geld in der Tasche haben, dann können sie immer weniger kaufen. Die Folge ist Deflation.

      Nach Inflation folgt Deflation: Über 50 Jahre herrschte weltweit Inflation. Die D-Mark von 1950 hatte im Jahr 2000 nur noch die Kaufkraft von 25 Pfennigen. Nach einer Inflation kommt jedoch keine noch größere Inflation, sondern die Entwicklung kippt um in eine Deflation.

      Das fallende Zinsniveau: Das auf Rekordtief gefallene Zinsniveau zeigt zusätzlich eine Deflation an. In der Inflation steigen die Zinsen, weil die Banken die Inflationsrate auf den Zinssatz aufschlagen, um keinen Schaden durch die Preissteigerung zu nehmen. In der Deflation ist es umgekehrt: Die Zinssätze sinken, weil die Preise fallen. Ein steigendes Zinsniveau zeigt also eine Inflation, ein fallendes Deflation an.

      Die Masse rechnet mit Inflation: Die meisten Menschen kennen heute keine Deflation, können sich darunter kaum etwas vorstellen. Demgegenüber wurde der Masse in den vergangenen Jahrzehnten die Furcht vor der Inflation eingebläut. Deshalb rechnet die breite Bevölkerung auch fest mit einer Inflation und verschuldet sich, baut Häuser oder kauft Gold. Wie die Erfahrung jedoch zeigt, passiert in der Regel immer das Gegenteil von dem, was die Masse erwartet. Vor einigen Jahren dachte die Mehrheit, dass Aktien ins Unendliche steigen würden. Was passierte? Sie brachen massiv ein! Heute rechnet die Mehrheit mit einer Inflation. Was wird geschehen? Es gibt Deflation!

      Die Insider: Die reichen Insider im Hintergrund haben kein Interesse an einer Inflation, welche deren Geldvermögen vernichten würde. Im Gegensatz dazu haben sie jedoch ein Interesse an einer Deflation. Zu Schnäppchenpreisen können sich diese dann die Sachgüter aneignen. Die meisten großen Vermögen wurden in deflationären Phasen gemacht. Niemand hat jedoch im Gegensatz dazu ein Interesse daran, dass die kleinen Leute, Unternehmer, Häuslebauer durch eine Inflation entschuldet werden. Warum es dann nicht immer Deflation gibt? Weil in der Deflation nichts aufgebaut, sondern nur umverteilt wird. Zuerst muss man ein Schwein füttern, bevor man es schlachten kann.

      Was bedeutet Deflation für Sie?

      Deflation heißt für Sie konkret: Sie verlieren Ihren Arbeitsplatz, oder Ihr Lohn sinkt, Ihr Unternehmen kommt in Schwierigkeiten oder geht bankrott, Ihr Vermögen kommt in Gefahr, wenn Sie vor einem geschlossenen Bankschalter stehen und alle Ihre Sachwerte, insbesondere Immobilien, verlieren massiv an Wert. Noch schlimmer wird es, wenn Sie verschuldet sind. Dann werden Ihre Kredite aufgewertet, während Ihr Lohn sinkt und die Sicherheit für die Schulden (bspw. Ihre Immobilie) immer mehr an Wert verliert. In diesem Fall droht die Zwangsversteigerung, weil der Kredit für die Bank nicht mehr abgesichert ist. Schon allein die Arbeitslosigkeit reicht unter Umständen für die Bank aus, den Kreditvertrag zu kündigen.
      Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn Sie sich rechtzeitig auf die Deflation eingestellt und die richtigen Maßnahmen getroffen haben: Sie können zu Billigpreisen einkaufen gehen, Ihr Geld gewinnt immer mehr an Kaufkraft, und Ihnen steht buchstäblich die Welt offen. Vor allem Immobilien können Sie in solch einer Periode zu Schnäppchenpreisen erwerben. Mitte August August 2003 äußerte der Altmeister in der Fondsanlage, Sir Tempelton, dass in Zukunft amerikanische Immobilien zu 10 Prozent des heutigen Preises erwerbbar sein sollten! Da die verschuldeten Häuslebauer zum Verkauf gezwungen sind, verfallen die Preise, und Sie können beste Häuser für wenig Geld bekommen. Voraussetzung dafür ist jedoch eine richtige Deflations-Strategie.

      Flexible Strategie

      Eine Inflation zu überstehen und sogar daraus zu gewinnen, ist viel einfacher, als eine Deflation zu nutzen. In der Inflation müssen Sie nur Schulden aufnehmen und in Immobilien und Gold investieren. Die Kredite werden dann entwertet und die Sachkapitalien und das Edelmetall aufgewertet. In der Deflation jedoch ist es viel komplexer. Gerade die Inflationsstrategie ist dann geradezu tödlich, wenn die Schulden aufgewertet werden und Immobilien und Gold entwertet werden. Dazu kommt, dass in jeder Deflation die Gefahr besteht, dass sie wieder in eine Inflation umkippt oder sogar ein Währungsschnitt kommt. Sie müssen also eine flexible Strategie nutzen, die vor der Deflation, in dieser und danach jeweils anders aussieht.
      Avatar
      schrieb am 11.09.03 13:37:13
      Beitrag Nr. 2.615 ()
      Hat jemand das Interview von Mr. Tempelton irgendwo gelesen, wenn ja wo oder noch besser der Link, wäre mal ganz interessant.

      Sind in Japan nicht auch deflationäre Tendenzen oder sogar eine Deflation in den letzten Jahren vorhanden gewesen?

      thx
      N.Y.
      Avatar
      schrieb am 24.09.03 22:09:07
      Beitrag Nr. 2.616 ()
      A Week with Richebächer in Cannes
      Jim Willie CB
      September 15, 2003

      In the final week of August, I had the rare privilege of meeting Kurt Richebächer on invitation. He had read my "Ass-Backward Economics" series of articles. In a trans-Atlantic telephone call, he stated his appreciation for my grasp of the gravity of the situation. We each believe a breakdown in the US Economy is a certainty, our government statistics are replete with deceptive fraud, current imbalances are beyond remedy, and the world investment community is being drawn into a trap. He extends his view, expecting a catastrophic outcome for the world economy and its financial markets. All this time, in the back of my mind, I harbored a little voice telling me that I am a kook. In my recent article series, I had referred to Herr Richebächer as a "savvy former German banker, longstanding banking critic, and consistent maverick." I was flattered when he confirmed the legitimacy of my thought process and analysis. Now that little voice speaks in hushed tones. We are both mavericks, it seems. In the next few months, we will work on a new pursuit.

      When in Cannes on the famed French Riviera where he has lived in a resort home away from his native Frankfort, I took ample notes in a diary. It was clear after the first day that our conversations would be voluminous, touching on diverse economic topics, some political areas, cultural issues, personal backgrounds, and views of the world we live in. Although benefiting from a strong memory, I felt the need to record daily discussions, major events, mundane events, and personal observations in a diary. I am glad I did. This article will crystallize many thoughts and memories in a way that will stand in time more effectively, enabling others to gather in his many pearls of wisdom. At the same time, in no way will I compromise Kurt`s privacy. So many humorous and other occurrences are etched in my mind, only a few to find their way to a printed page. I respect him too much, and besides, his anger is not what I wish to incite. I greatly appreciated his generosity and shared experience, with deep wisdom. This was a contrast in style to be sure. A continental patriarch with a serious demeanor came face to face with an irreverent (but adaptable) iconoclast, forced to suspend all slang of diction and off-color slings of language. Despite a gulf of culture between us, we saw eye to eye on almost everything. Imagine explaining the nickname of "Golden Jackass" and my description of official economic policy as "ass-backwards." On more than one occasion, I found myself to be the only person laughing. He warmed up to my style soon after I fell in line with his.

      Neither of us possesses high regard for the United States insofar as its economy and monetary system are being managed by truly inept leaders, unaware of where they direct this nation. We also share a deep concern for a trend underway within the US toward greater state power, erosion in personal freedoms for its citizens, and deceitful use of military force. We each expect conditions to worsen. After reading several of his past "Richebächer Letters," I was simply amazed how much our economic analysis is in concert, on the same wavelength. At one time leading up to my trip, I suspected that some readers might actually have suspected that I stole and plagiarized material. In early August for the first time in my life, I realized the benefit of reading some of his famed Letters. They are incisively written as though by a surgeon, with sound arguments, ample supporting data, focused logic, and defensible conclusions. I knew I was to meet genius, and was not disappointed. Within his many stories, I learned of the origin of his Letter publication.

      We have each converged on totally counter-productive economic policy, faulty economic analysis, citing similar evidence. He delves deeper into supporting data, with a specific focus on the US arena. I cover the world, and offer less depth of data. The parallel is so uncanny, that we drive the same model car. But let nobody be mistaken. I am a young pup in this trade with some measure of acumen armed with an active pen, and a certain brash style. This man is a mastermind over the years, a gentleman with a track record of foreseeing calamity that will go down in history. I hope to learn from this man, and did just that in my week with him. I learned plenty, and will record it here. However, to my pleasure, I exposed him to a few things. It was certainly a 90-95% tilted flow of wisdom and knowledge, with ample meeting of the minds. I was able to help him to understand the American mindset, and the fear factor within the American worker. There are certain advantages to living inside the developing inferno. At least one analytic position was sold to him with a solid line of reasoning.

      In what follows, I will attribute to Kurt several quotes. If they are not exact verbatim, they at least capture his beliefs closely. His words were repeated often and in varying contexts. The meaning will be clear to the reader. I will do my level best to properly represent his thinking, although I may err in small ways that are unintentional. I will be especially careful in portraying his views on America and its present path. I am only human, most of the time. Also, my account cannot be complete, but it will contain most of the essential marrow of our many conversations.

      Economic principles and erroneous thinking :

      KR: "The idea of an economic recovery with such a huge trade imbalance is utterly ridiculous"
      This refrain was heard at least a dozen times, sometimes out of left field, from Kurt`s lips, spoken with dismay, even disgust. By the third day, the quote evoked my laughter, from mere repetition. By the fifth day, I reminded him that it had been over 24 hours since he last uttered the line, which evoked his laughter. How on earth can a nation expect or realize an economic recovery when $500 billion is sent abroad to pay its trade bills? The cost can support millions of jobs. Since the jobs are not returning to our shores, how can the economy recover? It cannot, yet Americans buy into the nonsensical notion of a "jobless recovery." He sees debt rising, consumption continuing, and jobs that are generated going to Asia. I called it a hemorrhage of capital, with jobs following the capital flow. He agreed. We talked about how Americans have been conditioned to regard trade gaps as normal, big federal deficits as normal, large debt levels as normal. I made an analogy regarding debt, whereby American households sit on living room couches, with the water level rising to within one foot of the ceiling. The couch floats up, but the breathing room is severely restricted. He nodded. I told of stories in the mid-1970`s when the first $100 billion trade deficit was registered. Back then, economists warned that the capital loss was dangerous, while foreign dependence possibly could lead to instability. Such concerns are not now evident.

      KR: "There is no foundation for recovery, which is made impossible by a huge trade deficit, balance sheet destruction, over-emphasis of the financial speculation, poor capital equipment investment, and monstrous imbalances"
      In his September "Richebacher Letter" a final section title stands as "No Foundation for Recovery" which was the result of banter back and forth, pushing a title to the top. For fully three years the US consumers, leaders, and bankers have systematically resisted the natural process of cleansing excesses and rectifying imbalances. Far from it. Instead, the trade deficit has increased. Corporate balance sheets are every bit as much loaded with debt. Household balance sheets are burdened by greater debt. Financial speculation has produced a Treasury bond bubble, a mortgage bond bubble, and its flipside housing bubble. A consumption bubble continues unabated, fed by debt. Capital investment is lacking in the face of idle antiquated mfg plant. Economic structures are horribly out of balance, perhaps to a greater degree than in 1999 and 2000. We talk incessantly about a recovery without preparing for one. With little thought, we await a knee-jerk reaction to federal stimulus and monetary stimulus, without the results. Instead of questioning why the last two years of stimulus failed, we prescribe even more extreme measures of the same, inviting disaster. We have no foundation for anything but a more monumental bust, this time led by the much larger bond markets.

      KR: "Workers spend what they earn, and business profits only when they spend"
      This is a central principle of Friedrich Hayek, whom Kurt respects highly. I can go out on a limb and claim that he admires and follows Hayek`s principles of economic thought, and not so much his tolerance for state power. Kurt was remarkably apolitical, except for certain deep concerns which will be addressed later in this article. Americans believe, quite mistakenly, that if consumption levels can be elevated, resuscitated, that business spending and investment will come back to life and complete the economic recovery. No way, he says. In the 19th century United States, the railroads were not constructed after demand encouraged investment. Other way around. Savvy industrialists felt the conviction that if the nation`s shores were connected, commerce and distribution would lead the way toward historical development of the New World. Investment could lead and create demand. They were right. In a similar fashion, the information highway was built in the 1980 and 1990 decades. Fiberoptic lines, high-speed internet, and vast computer networks all witnessed demand catch up to supply. For sure, imprudent debt extension had to be checked, and it was in 2000. In parallel, long-distance telephone connections were established across nations, traversing ocean floors, complemented by wireless telephone tower coverage across the continents. That too had to be called into check, as colossal debt brought about a correction and natural selection process. The lesson here is that American businesses are still spending on capital investment, but not very much. Demand must catch up to supply. The reality is that profits and business expansion drive more profits. But worse, what investment we do commit to is largely devoted to Asian plant and equipment. The stories of expansion into China and India are everywhere, which produce jobs there, not here.

      KR: "Savings and investment, not consumption, will ensure a true lasting economic recovery"
      Somewhere around the mid-1980`s, we allowed the opposite cancerous notion to invade and find a home in the Americans mindset. Since then, debts have risen out of control, savings have disappeared and are actually negative, and consumption has taken root as a national addiction. Furthermore, jobs have disappeared, and a gigantic trade gap has appeared. Yet our national leaders, our press, our media continue to parrot mindless pop culture pseudo-wisdom that we must keep consumption strong. We must do the exact opposite. Our investment capital is all borrowed capital, thoroughly dependent upon Asia. A nation`s wealth can be traced to its propensity to save and invest, to build engines of wealth in the form of manufacturing plants, mines, drill rigs, farms, service centers. These are not springing up in our nation for many reasons. The cost structures are unfavorable inside the US. Our Fed Chairman implores the populace with irresponsible advice to raid home equity in order to perpetuate a spending pattern that is both unsustainable and highly destructive. His words are wholly inappropriate for a central banker, and represent grounds for dismissal. Meanwhile, our savings rate has turned negative, if you remove fraudulent govt adjustments to income. We as a nation are gradually achieving an impoverished condition, and in no way are creating the foundation for a recovery. Our consumption has gone completely out of control, and will invite disaster. We cannot continue to issue credit, extend debts, and expect foreign nations to supply the necessary capital to maintain the system. This is bona fide insanity that will end tragically.

      KR: "The real economy always exerts its dominance over the financial economy, all in time"
      This present ominous development is a major concern of his. The principal beneficiary of recent debt extensions is the financial sector, for mortgages, for car loans, for speculation in financial instruments, both ordinary and exotic. This anomaly depicts the distortion within our economy. No capital investment is required. Jobs which are created can easily disappear upon a downturn in the bond markets. Growth evident is confined within the great casino. Significant portions of profits for large corporations are now coming from financial operations. Fully 75% of General Motors profits come from their mortgage operations in a recent quarter. Many corporations are following this pattern. The nation has largely foregone its mfg capability, in order to join the casino driven by Fed liquidity. This wholly aberrant development is hailed by press pundits, ignorant of the galloping cancer that it represents. When the bubble grows beyond its ability to find funds, and beyond what prevailing inflationary expectations will allow, the financial sector will contract naturally. For a time, alchemists at the Federal Reserve appear to have the upper hand, but that will change before long. The real economy, where businesses are built, jobs are performed, and products are made will eventually prevail. It always does.

      Kurt stressed the importance of the car mfg industry, where American firms are unable to make any profits. It acts as a good indicator to watch for the real economy, in fact a vital sector since it employs so many workers in vertical integrations. With all the vast new Fed-driven liquidity flowing into the economy, the US firms not only cannot make a profit, but are losing market share steadily to the Japanese. I tried to add that apart from not benefiting from liquidity infusions, US firms have competitive problems owing to poor reliability, higher labor cost, huge debt load, pension obligations, and union strangles.

      KR: "Americans will soon learn that in a housing bubble, there are two losers ­ the borrower who purchases the property, and the lender who underwrites the mortgage contract"
      In the sale of stocks at the peak, one wins with collecting a high price, one loses as buyer. With the housing bubble, not only is the market five times larger than the stock market, but each side of the transaction becomes a loser if property prices go sour from rising rates. The combined effect would be ten times as great as with the stock bust. Owners of the properties would see their equity eroded. Any heavy leverage in the debt extended against the property used as collateral would lead to amplified losses. Further credit drawn would not be possible. If housing prices badly falter, negative equity cripples the owner to cause stress. On the mortgage holder side, it is a simpler story. The bond investor watches the investment security decline in value as mortgage rates rise. The silver lining is thin, as reduced refinance activity would not enter the equation to disrupt value of the bonds.

      KR: "American economists have absolutely no concept of macro-economics. The US is attempting to re-invent macro-economics, instead of applying it from proven history. In time, results will prove to be absolutely disastrous because of the accumulated debts involved."
      Kurt had only contempt for the Harvard crowd, whom he called worthless, producing rubbish. He says they have no idea what is going on, totaling missing the effect of debts, and overlooking the extreme vulnerability in the US Dollar. US policy bears no resemblance to the work of Keynes. Instead, US economists have implemented a "Destructive Keynesian" theory which John Maynard Keynes himself would disapprove of. I talked about Milton Friedman, and his absurd theory which states that monetary expansion control can be used to anticipate inflationary demand, thereby offsetting it with a surge in supply, employing newly created money. To this Kurt shook his head, laughed in disrespect, and said "he has no idea what inflation is all about, he knows nothing."

      He believes the United States is conducting a highly destructive experiment with the world monetary system. It is theoretically deviant, aberrant, unsanctioned by other nations, rebellious, defiant, makeshift, made up as they go along. New Fed liquidity is released primarily toward the financial sector, which actively promotes speculation, not production and jobs. This is a key point missed by American experts and the media which follows. We talked about how the Austrian School of Economics is the only source whose theory and teachings can adequately explain the current conditions and justify the futility of monetary expansion. We are attempting to use monetary devices to rectify structural problems, met with the effect only "to spin gears." Kurt had not heard this metaphor before, which I explained. He thought it was appropriate, earning a nod. He concluded that in 1930, the US had falling money supply. So the effect of pushing the monetary buttons was met with success. But now in 2001-2003, we have monetary expansion at levels never witnessed before, incredible debt levels, and extraordinary trade imbalances which have created structural problems. As a result, the monetary buttons are rendered useless. American economists are unable to discern why, since they subscribe to the discredited Harvard School approach instead of the Austrian School. The magnificent money supply growth now creates a higher cliff from which to fall.

      KR: "Instead of a second-half recovery, the US Economy will stall, then decline, then accelerate downwards. With Iraq fading as economic news, no more excuses for poor US recovery now."
      Kurt believes that rising interest rates and choking levels of debt will gradually erode the foundation pillars keeping the US Economy alive. Refinance operations has gone into decline, which tips the balance for imminent real estate property price declines. He had no firm opinion on any rapid reversal of interest rates, but did acknowledge the significant degree of derivative gearing on rates. I pointed out the GSE agency unwinding of hedge activities, and discussed their convexity problem which is exacerbated by reduction in cash flows from refinance payoffs. This forces closing out and sales of TBond futures contracts. He believes any rise in interest rates will be gradual at this point. Nonetheless, the effect will be corrosive, as it continues to kick out the pillars holding the economy up.

      Then came his dire forecast "within 12 months, the US Economy will simply collapse, along with the US Dollar." For half an hour we discussed this threat. I wondered aloud how increasing desperation by the financial leaders would contain the decline for a time. He agreed. I was clear that I expected truly unprecedented and extraordinary policy changes in response to deterioration in the face of still greater money supply expansion. We covered how it took $5 of new money and credit back in 2001 in order to generate $1 in new GDP activity. Now that figure is $6.5 to one. Some measure it to be $8, with an alternate definition. I stated my belief that the figure would rise to $10 as desperation set in, confusion reigned, and banker authority was called into question on a widely disputed basis. His reply was as ominous and it was brief "probably yes." When I asked if the 12 months could be stretched to 18 instead, he agreed and said something about how to expect extreme responses that will simply fail to produce any remedy or positive results. He anticipates the euro will gain over 20% in the next year versus the US Dollar. When the FOREX dust clears, he expects the US Dollar to have lost at least half its value.

      This brief conversation brought a chill to me. I have come to envision the US Economy not as a supertanker, but rather as a fully loaded B52 flying fortress which is suffering engine failure even as it takes on additional cargo. In the late 1990`s we often spoke about the danger of a typical recession turning into a depression. If a stall occurs, the B52 will fall like a stone. Kurt calls ours a "bicycle economy," one which falls when it stalls.

      KR: "America is pre-occupied by low-cost solutions, which will be the death of America. In cutting costs, shedding workers, US firms put themselves at great risk. They can no longer service debts as they reduce cash flow with such cutbacks."
      Kurt bristles at the suggestion that low-cost solutions have solved anything. Quite the opposite. The effect on cash flow has been and will continue to be very detrimental. He has no respect for US understanding of macro-economics, managing nationwide aggregates. He has almost as little respect for their micro-economic comprehension of policies to put into practice at the firm level in order to generate business, create growth, produce jobs, and earn profits. Going to Asia with large tracts of contracts is damaging. Shedding the very workers which provide leverage of skills is damaging. He believes firms should seek the highest paid and highest skilled and most proficient workers, from whom to gain leverage in the same manner as they would seek the finest and most versatile machine. Do we purchase the cheapest machines? No. My firm held onto two much lesser skilled workers, as it shed me in August. Those two workers will not be capable of bringing in new business. They are good people, but young and possessing skills limited to rudimentary statistics. So where is the gain? Pursuit of low costs brings about low flows and low potential to service debt. Just another economic belief which is truly backwards. Kurt cited the "Fallacy of Decomposition" which states that what is good for a single firm might be disastrous for the aggregate, if practiced widely or universally. The pursuit of low-cost solutions, the dispatch of mfg operations to Asia for over 20 years, these are such disastrous practices. It has resulted in colossal trade imbalances, foreign dependence, horrible debt, and a great weakening of our nation. Rather than progress, this is dismantlement.

      KR reply: "The Chinese are the real capitalists now, not the Americans"
      I related a conversation I had with one sharp fellow about Chinese machine tools, my friend Jay from Hong Kong. A delegation from the US Congress visited a series of Chinese machine tool factories. Most American reps viewed the trade with these firms as positive. A few regarded the trade as detrimental to US jobs. The Chinese firms harnessed the next generation robotic control systems, one level ahead of US firms. This state-of-the-art equipment comes from Japan, which enjoys a hefty trade surplus with their new trade partner China. The machine tool firms require fewer workers than US firms, and pay their most expert workers less. These firms float almost zero debt, having grown organically and gradually, converting profit into new equipment over time. The US competitors simply cannot stand against such competition. At the end of the tours on location, the American contingency was very impressed, sobered by the experience, convinced of the extreme situation. We are only talking about one sector, machine tools. To which, Kurt replied what is cited above.

      KR: "Japan has the most primitive mercantile economy in the world"
      Kurt was visibly upset when talking about the subservient Japanese, who willingly and eagerly debase their yen currency, thus perpetuating the destruction of their economy. He claims that Japanese businesses could weather a currency appreciation with a minimum of cost via futures contracts in hedge programs. The cost incurred would be 3% of the unhedged consequence if subjected to the harsh winds of the FOREX market. The Bank of Japan on almost a monthly basis commits large sums of their own counterfeit money in order to purchase USTBonds. This is a horrible waste, and does damage to their economy. Clearly, Japan still buys into the notion that their fate is tied to continued profligate American consumption. In this respect, Japan is part of our problem. An aside, he wonders why few are aware that Germany boasts three times the export trade as Japan, on a %GDP basis.

      KR: "I am not an expert on gold, politics, or complex derivatives"
      I had asked him about the inverse relationship between the US Dollar and gold, which will surely benefit in a great way as our currency badly falters. Kurt admitted that he did not possess much knowledge of the details behind gold vis à vis derivative gearing and currency stabilization schemes. When I expressed suspicion of massive gold dumping to subsidize USTBond purchases throughout the Rubin reign at the Dept of Treasury under Clinton, he admitted again not to have followed the gold trails of evidence. I claimed that perhaps half or more of the US gold treasure has been depleted. He did not summarily dismiss this possibility. I went on to describe the derivative links between bonds and the dollar, between bonds and gold, all complicated by Treasury spreads and corporate spreads and corporate rate swaps. He is aware of these derivatives and their heavy gearing, and realizes the danger if they all begin to turn on their creators. I shared some of my opinions, but not all, concerning how these engines of growth can turn destructive. He agreed in principle. He regards gold as a reserve asset commodity, but in no way a critical medium for commerce. When I asked why he was so genteel in his Letter toward our politicians, never an insult, he said he refrains from politics.

      JW: "Despite all efforts by the Bank of Japan, the yen will surprisingly rise against the US Dollar later this year, and bring attention to rising import prices"
      Kurt had many times stated that the US Economy and US Dollar would be in much worse shape right now, if not for the BoJ intervention efforts. I agreed completely, but mentioned that the incurred cost was rising with each episode. With an American trade surplus amounting to 2.5% of its entire Japanese GDP, a tidal flow becomes harder to fight with official BoJ action. I claimed furthermore, the first nation to feel the harsh effects of systemic price deflation is the most likely candidate to emerge as a nation into a legitimate and sustained economic recovery. With moderate bank reform, with enormous personal savings, with two decades of liquidation if not absorption into keiretsus, this nation has recently endured a bond revolt which could be the precursor to a fledgling recovery. Capital is finally arriving into the Japanese financial markets from abroad. China has its largest trade deficit with Japan, sure to add strength to any yen revival. Kurt heard my arguments, which he was free to shrug off. He nodded in contemplation, implying credence.

      JW: "Much of American commerce and culture is part of an addiction system"
      Kurt used the description of Chairman Greenspan as "a monetary drug dealer" in his September Letter. This was at my suggestion, which he enthusiastically accepted in agreement. I extended the analogy much further. The Federal Reserve supplies the credit drug. The enablers externally are the Asian creditors, who supply capital lent. Immediate gratification leads to quick gains in financial securities and leveraged instruments, otherwise labeled as gambles. Street "drug pushers" are the brokerage houses and the press & media, whose self-serving motives are at times questioned, but usually embraced. Current bond bubbles are a sanctioned creation in response to the 2000 stock bust and the experienced "delirious tremens" symptoms. Official denial comes in reporting data, directly in opposition to the statistical reality. Worse, denial might come from not opening monthly account statements, or not bothering to listen to reports of fraud in accounting for the national economy. Little or no investigation into depth of details, or adjustment distortions. Stirred fears of deflation deflect attention away from continued monetary inflation, which can be identified as propaganda by the drug dealer himself. Kurt listened, heard, and gave it thought. I believe it sunk in. That is one big bitter pill to swallow. I went on to identify parallel consumption indulgences. Nationally we have large federal and trade deficits, leading to foreign credit dependence. Our corporations went crazy with mergers & acquisitions, in addition to much prudent debt issuance, leading to heavy debt loads. Households consume material goods and products, filling basements, attics, and garages. This has led to heavy debt. We consume fatty foods, leading to a prevailing 40% obesity rate, even among adolescents. We purchase 45% of new vehicles in the form of sport utility vehicles (SUV), which leads to excessive gasoline fuel consumption. It is all consumption excess, with damaging consequences. Our national addiction is in an advanced stage.

      Deceptive representation of US Economy :

      All through the 1990 decade, the financial and corporate leaders badly misrepresented productivity, profitability, as they promoted a "New Economy" myth. The effort was a charade. Productivity has led primarily to lower product prices, that is, the actual productivity, when excluding the fraudulent hedonic lifts for faster computer equipment. Profitability has been in decline for 20 years among US firms. During the expansion, any productivity rise contributed little to increased profits. During the contraction within the economy in recent quarters, productivity measured went hand in hand with a shedding of jobs on a large scale. The heavily distorted economic statistics supported the myth, which was founded upon American arrogance and claims of technological superiority. The entire fraudulent lure would not have been possible without the very real burst of technological developments. Claims of financial engineering were largely founded on accounting fraud, off-shore concealment, which masked executive theft and stock option dilution. Greenspan was the chief spokesman of the great con game crime. He talked about reduced risk from rapid information flow, and higher justified stock valuations. Talk of such risk-related valuation made Kurt laugh openly as he spoke. The deception continues to this day, as the economic recovery is greatly exaggerated. Japan, on the other hand, admits to its sluggishness honestly. He handed me a report on Japan which was clear, honest, and not very encouraging. The contrast with American deceptive reports is stark and clear. The Japanese are very open in their admission of failures, ineffective govt stimulus programs, and heavily distressed banks. The United States, in sharp contrast, perpetuates an image of efficiency, productivity, systemic capitalist advantage, and superiority that may have little basis in reality. Corruption remains rampant among US corporations and govt alike. This misrepresentation angered Kurt to a great degree. He was incensed that Daimler Benz fell victim to a purchase of Chrysler, that Vivendi went on a mindless acquisition spree, much of which was motivated by the lure of superior American assets. I cited Time Warner and their purchase of AOL. Each venture proved horribly disastrous. He had angry comments that implored Germany to develop more of a backbone to stand up to American pressure tactics, and false claims of superiority.

      Current threats to US Economy and financial markets :

      Kurt did not have in mind any specific fault lines which would prove to be crucial cracks in the system. Maybe he was feeling me out, but such would not seem his style. He is certain of the outcome, but has no vivid preconceived notion of its pathogenesis, as far as I know. My words must be chosen here very carefully. I shared my view that with a bond bubble, the USGovt would defend the Treasury securities, perhaps with some obstacles. The mortgage bubble would be far more difficult, as such extreme leverage and risk is concentrated in the govt agencies. Their foundation is severely undercapitalized. Their structured finance is built upon a system containing woefully insufficient controls and audit transparency. The combination of heavy leverage gearing, poor controls, and rising rates makes for a witch`s brew which could annihilate Fanny Mae or Freddie Mac overnight. He tended to agree that the mortgage agencies were the weakest link in the entire bond system. I cited a 40-yr low in interest rates, but a 40-yr high in both mortgage delinquencies and defaults. I mentioned the aggressive marketing of home equity credit lines, alarming even mortgage industry experts. He countered that in Europe, people are not given the chance to extend credit in such ways. We were in agreement as to the agency primary risk location. The same day we discussed Fanny and Freddie, his evening CNBC news wrapup mentioned the Fitch downgrade of Freddie Mac debt. Great timing, made me look good for sure.

      I shared my other view that an external risk lies with Asia holding such a large slice of our debts. They also are depended upon for supplying the needed capital on an ongoing basis. Acting in their own best interest, they might slow their supply, which would cause our rates to rise. Worse, reacting to our trade and currency objections, they might retaliate and sell enough of our debt securities to make the point that the creditor is the true master. Now we have Trez Secy Snow on a mission to Beijing to relieve some stress, to no avail. Congressmen are talking tough, as they grandstand on rickety soapboxes fashioned on debt. Two threats, implosion of mortgage debt inside our framework, and denied supply outside its borders, these are most probable powers to force the cracks that I believe are most likely to shake the perilous American financial system.

      Perceptions of nations of the world :

      Kurt has seen much in this world. He has seen many cycles. He survived the war. He has seen the rise of dangerous political leaders, who gain popular support, but who also undertake reckless and destructive paths. He believes the current American president has embarked on a course which will be difficult to reverse, and easy to develop into a much more dangerous pattern of behavior, both domestically within the United States, and externally within the Middle East and the rest of the world. The American Empire is over-extended, in every imaginable respect. Troops are in nations too numerous to count. Currency and bonds are held in reserve in countless central banks. Our influence is in extension to a degree totally out of proportion to the foundational strength traceable in our financial system or economic health. He believes the United States leaders have quickened their pace on a path to fascism. This man knows fascism. Most Americans have no idea what fascism is. The challenge to capture and contain terrorism, their agents, their funds, their activities, this will enable govt leaders to sacrifice citizen rights to a degree unexpected in the future. He expressed concern that "Americans will become the last Fascists." The Soviet Union no longer can thwart abuse by the other superpower.

      On Asia, he believes China has become and will become a greater obstacle to economic progress in the United States, only to the extent that Americans allow it, encourage it, and actively assist it. By this he means that Chinese corporations and mfg plants have received willing help from American firms. Our firms have climbed over each other to exploit the lower wages from Chinese workers, who are virtually limitless in sheer number. The only limits are on training and skills. Recent burgeoning trade deficits by the US versus China will result in friction, all in time if not already. This is the consequence of American eagerness to exploit China. The longstanding destructive practice has sought out low-cost solutions, only to find the pursuit wreaked incredible damage in aggregate to our economy. He discussed the "Law of Decomposition" in this context, pointing out that nowhere has the backfire been more damaging, more rapidly, than with China since Most Favored Nation status was granted in 1999.

      He made numerous comments about how the United States has forgotten what capitalism is, how capitalism works, and how to produce wealth. The result has been that Asia is now the center for capitalism, wealth production, and real growth. The great exception is Japan, which is reeling from their own bubble aftermath, and which remains subservient to their American masters, despite continued destruction which might be coming to an end, just possibly.

      The Richebacher Letter :

      When Kurt was with Dresdner Bank many years ago, he was outspoken on policy matters. He opposed official German economic positions, even his own bank positions. This man speaks his mind, relying on high ideals such as truth and sound economic principles. At one point in 1973, his adversaries took their stand and enlisted support from the bank`s executives. Certain vice presidents wanted, as Kurt put it, "to have me sacked." A compromise was struck, wherein his views, opinions, and analysis would be confined to a newsletter under his control, with full freedom. Eventually, due to accuracy in forecasts and soundness of analysis, the letter flourished. He was very pleased, felt vindicated and liberated. Thirty years later, his letter continues, with over 360 issues being written and released. On a couple of occasions, I heard "work is the first priority." It certainly is, witnessed by a record that Cal Ripken would be envious of.

      Friends and contacts :

      Kurt remains personal friends with former Fed Chairman Paul Volcker, a contemporary of his. He was an invited guest of Richard Russell a couple years ago to LaJolla California for a meeting of minds. He has many friends and contacts still in Germany and England, including the central bank for each nation. His is a personal friend of Martin Weiss, the defender against teetering banks and debt-burdened corporations. He expressed admiration for Paul Krugman, who used to post editorials in the New York Times. He also respects Stephen Roach, whose work he reads regularly. He has not met either Krugman nor Roach. In the 1940`s and 1950`s, he knew as friends all the Austrian economists who emigrated in earlier years to the United States, Jews one and all. He expressed sadness and dismay that their sound and clear expertise failed to permeate the walls of economic policymakers. The post-war years saw a departure from counsel amidst development, as expansion was the name of the game in reconstruction. Fast forward many more years, and most if not all of Kurt`s elder statesman members of the European economic community have passed away. Doug Noland once worked with him, but moved on to the Prudent Bear. I asked if he knew the prominent and expert Frank Modigliani of Italy. He knew of him, but not personally. Kurt is now the person whom people turn to for his perspective and opinions, even counsel. He feels alone at the top as the elder patriarch. He did not seem unwilling to sit in this post, only very aware of the lack of peer-to-peer collegial opportunity, and unavailability of counsel which he himself might find. So he turns to his timeless books written by the masters who taught him well.

      My friends make up an army of soldiers, but no executives. I explained a lulu of an avenue recently brought to my disposal. I have been invited to indirectly pose questions to Alan Greenspan himself. A college roommate of mine used to work under House Rep Bernie Sanders in Vermont. He has urged me to write a white paper for Sanders, accompanied by 3-4 pointed questions. The time has come to put maximum pressure on our Fed Chairman. We mavericks must stick together. The topics Kurt and I arrived at for grilling Greenspan during the next Humphrey-Hawkins testimony would be:

      1. hedonic pricing of computer system spending to distort and elevate GDP growth
      2. money supply growth rising over 6 times faster than GDP, evidence of futility
      3. dominance of financial sector debt growth, which yield no real economy benefits
      4. concept of economic recovery with 5% trade gap is utterly ridiculous

      Our interaction and relationship :

      From the first day, I put on my game face and was very serious, thoughtful in my choice of words. Kurt made it simple though, as he would introduce one topic after another for free flowing discussion. The US Govt and Federal Reserve offer up ample material to discuss and sharply criticize as either absurd or insane. We talked at great length about a long list of topics over five days. I made him laugh on numerous occasions, which was neither an easy task nor my main objective. It is my style to mix levity with profundity. People tell me I do it well. At lunch on our first day together, I told Kurt that a few friends had expressed concern that I might react badly, overly sensitive to criticism of the United States, out of national pride. We both laughed hard. We talked easily together, roaming from one topic to another. I asked about his early years, and he eagerly shared. His past is not without mild firestorms. Such is the price to be paid for functioning as a system gadfly. On the second day, I told him about the California tragic comedy, where Schwartzenegger has a real chance at governor. Warren Buffet now offers to give financial counsel to Arnold. I related a Buffet quote, another in a long list of great quotes. Warren was asked about the recent economic signals of promise, to which he replied, "give me a trillion dollars and I will show you a good time also." Kurt erupted in laughter.

      He could sense the unusually odd American political climate that would allow a former Austrian athlete and Hollywood actor to attempt a parallel path to Ronald Reagan. I called the state a travesty, and cited to him the numerous fiscal examples of irresponsible spending. I claimed that our political arena was a blend of an advertisement promotion, a well-heeled fund raiser, a media blitz, and a beauty contest that usually resulted in an inexperienced man at the helm. I claimed that the next president will be a man whom the public knows the least about, a claim he found to be a curious phenomenon. See Kennedy, Carter, Clinton, Bushy, and next Dean (a virtual unknown who leads the polls). I said America elects what they deserve, since most pay no attention to politics, but reserve the right to complain anyway. We easily discussed the circus culture, carnival atmosphere, consumption craze, with no defensiveness on my part. No way; I am a harsh critic myself. I sat at his side as he punched out paragraph upon paragraph for his September Letter. He would check with me for clarity of his point, inquire on choice of a word, seek a stronger one, and sit back to reflect on the next point to make. I appeal to the MSWord thesaurus. He pulls out a threadbare worn thesaurus book. At one point, he backed off on strong word choices. I shook my head in dispute as he looked my way, and said to him, "I have yet to see you hedge in your choice of words." He nodded, then laughed, later to tell me "in this Letter I shall make the strongest possible warning." We were getting along comfortably now. I dared to request the house keys one evening, eager to enjoy some freedom, seek a nightclub, walk, unwind, whatever. He took me aback with "here are the keys, let yourself in if you lose them, I shall have to kill you." To that I laughed and he grunted.

      After a couple days of attempting to negotiate the promenade and restaurants and shops, I admitted to Kurt over dinner that "I can speak some French, but unfortunately these people keep replying to me in French." His capable French has allowed him to manage reasonably well in the area. When locals serve up a speedy tongue, he misses some words. I asked him if he thought in English, knowing he thought in German. Yes, he can think in English, which is remarkable. I found his English to be outstanding, but not so far as to include slang or certain imagery. One evening before going out to dinner, I chose to dress in slacks, a short-sleeved patterned shirt, and sandals. I reported for inspection, and said "I am trying to look more European tonight. We Americans stick out too much. How did I do?" He burst into laughter, realizing I put away my shorts with cargo pockets. I preferred those shorts since I could pack a passport, US bills, Euro bills, and valuable notes I kept, all in the ample pockets. I knew I stuck out as an American since shopkeepers or ice cream vendors would speak to me in English before I opened my mouth.

      One afternoon, I wanted to stress a point firmly, and showed him how to backup his few critically important files onto a diskette. Well, how shall I say? He lost interest, which is typical of a man of certain age (as the French so tactfully describe). He looked my way as I proceeded, and said "I trust you do nothing stupid on my computer." I could not resist, shooting back with "I do plenty of stupid things, usually spaced about a year apart, but nothing stupid today." He smiled back at me in full trust. That day Kurt showed me the Peutz Letter, which often cites Kurt`s work. I inquired as to whether he minded that other writers sold newsletters which cited his ideas. "No, never" was his reply, to which I said "a man could make a good living citing your main thoughts." Kurt laughed and uttered his usual "ya ya" known to roll off many a German tongue. I came to love hearing "ya ya" even when I was not nearby, since it meant Kurt was feeling quiet satisfaction or agreement with something. He had a couple favorite little restaurants, each offering a personal touch, and first-rate food. They offered outdoor tables, which I loved, not too common in the US. We were at dinner another evening, and with deadpan face I set him up for what came next, "Kurt, my only disappointment here is expecting to marry a nice young woman before I return home." His initial look was of total disbelief, what one could expect to see when questioning sanity. Yes, Kurt had finally met a jackass!

      We dealt with more topics with each passing day. But after two dozen hours of deeper conversation, our attention was directed toward personal lives. He could see the pain I endured in the year 2000, as my pension was destroyed and a large stock account was decimated in tech stocks. He asked a good question, whether my anger was in response to the personal loss, or instead more toward the perpetrators on Wall Street and the USGovt statistical laboratories. I answered honestly, that sadness and occasional depression was the response to loss, but the anger was to the fraud that seemed endless, escalating, showing no signs of letup. He was surprised to hear that I had been aware of infotech hedonic fraudulent amplification of GDP and growth rates since the mid-1990`s. I shared with him my background of 13 years with a major computer firm, the object of IT hedonics being my own business sector. He revealed some of his past, fond memories of his deceased wife. He told of his love to work with his three children running and playing under foot. He shared with me his old home of one year Valbonne, a truly picturesque locale. He ventured another afternoon with me to share St Paul de Venve, urging me to go walk for 30 minutes, enjoy myself, peruse the historic little fortress town, and maybe see the church at the summit. I did, and bought a gift for a friend back home. He relaxed with some cocktail in a cozy outdoor restaurant out of the hot sun.

      This man really understood my distress when I admitted that at times I felt ashamed of my nation for its reckless leaders, its prevalent corruption, its incessant advertisements, its widespread obesity. We openly discussed the inner turmoil I feel. Our land grab in Iraq, our lunge for oil fields, under false pretenses, it all disgusts me, national interest or not. I own an Irish dual passport, a privilege from my mother`s birthright. I might someday rely on it for employment abroad in the European Union if our greatest fears come to pass. The United States might sooner than we know turn its anti-terrorist legislation on its own citizens, denying civil liberties like never before. One might someday risk US citizenship by having an acquaintance with an Arab who is not what he seems. Kurt is now aware of the Patriot Act, as well as its more controversial Act II. The whiff of diminished freedom is in the air. It in all likelihood will get worse, as the economy falters, more wealth is lost, military adventures are met with retaliation, and security concerns come to the fore with even greater urgency.

      Kurt and I have talked by telephone a few times since my return home. Something is clearly missing in the nature of the exchange. The distance is difficult. The lack of opportunity to sit near him and talk with ease, that is missing. This is a remarkable man with a great gift, who shares his keen view and vision to the world. With me, he shared much, and I am grateful. What a treat and privilege! I felt a growing warmth develop which was nice. I could never be a son to him, but a trusty understudy would be more than a rewarding path.

      My impressions of France and Cannes :

      No report from France would be complete without mention of four big items --- friendliness, natural beauty, food, and visible health. I was informed that the French people are basically friendly, far more helpful to struggling tourists than in past decades. This was clearly the case, as numerous attendants helped me deal with the difficult Paris train system. One young fellow spent 15 minutes willingly with me, located a handy map of the trains and metro for me, and sent me on my way with a smile of satisfaction. Hospitality was not perfect. After a nice lasagna dinner in Paris, I asked for some directions from the restaurant waiter. A simple request, after a generous tip placed on the table. He helped initially, then after a followup question, he snapped "assez." I grunted, shook my head, and walked off, computer on the left shoulder, bag on the right. The bastard had said rudely "enough."

      With pigeon French at the ready, I managed to succeed in finding my way to the Eiffel Tower after two train transfers. I must be the only man in the annals of history to ascend by foot the first two stages of the tower, roughly 25 floors, loaded down with a laptop PC on one shoulder, a bag of clothes and belongings on the other shoulder, and 20 lbs of Richebächer Letters a balanced burden to each parcel. There were no lockers anywhere, so my daily workout was laid before me, with a sweaty outcome the certain wage. The Eiffel Tower was breathtaking and spectacular.

      I purposely took the high-speed train to Cannes for the experience, never having traveled on such a vehicle. It runs at 185 km/hr, which is about 115 mph. It is fast, sleek, and smoooooth. From my bedroom window at Kurt`s home, I could hear the TGV (très grande vitesse = very great speed) each night. The TGV gives off a tremendously powerful, low-pitched roar, which is not loud, but is absolutely awesome to behold. The word "awesome" best describes it. It contains perhaps 20 cars, four locomotives, and epitomized sheer power with the grace of magnetic levitation. It leaves parallel highway car traffic standing still. Nothing like it can be found in the US. From the train I could see the beautiful uncrowded countryside, the well-kept villages, terra cotta roofs, the lack of trash, absent billboards, the orderly little farm plots.

      Cannes was gorgeous. It reminded me of a more laid-back Palm Beach, Florida. Comparisons to US sites bothered Kurt, so in time I kept the comparisons to myself. He would bark at me "enjoy it as France, and no more comparisons." He was right, but it is only natural to picture a new place against a backdrop reference from a native land. Cannes was full of beautiful orchids along the main boulevard, La Croisette. The promenade was wide. Throngs of people walked the promenade by the beach. Many attractive people walked every day, young and old. The beach was clean and wonderful. Being more a family area, the beaches were occupied by far fewer topless women sunbathers than I would have preferred. But I managed to scout several shapely women who dared the sun`s rays. The hotel and apartment buildings all stood under ten stories high, each with distinctive and elaborate architecture and markings. Most shop attendants spoke at least a little English. At hotels, they spoke excellent English and did not hesitate to help. One particular ice cream vendor was absolutely effusive in her sexual appeal, a young blonde far too young for me. I went back to her at least 6-8 times, craving her product. Heck, it is a free country. I sincerely doubt she is aware that the dollar is suffering from oversupply. She much preferred euro slugs and tokens to American versions of the same counterfeit. On my second night in Cannes, the town treated the people to a wonderful fireworks display in commemoration of the liberation of Paris at the end of WW2. The duration and quality was every bit as fine as what I have seen on Memorial Day and Independence Day celebrations.

      Language is a challenge, as always. Once upon a time, I won a high school award in French. Two college courses fortified the conversational side, but not much. There is no question of the inadequacy of such education for the challenge of daily life immersion. I forgot my dictionary on this trip, where economics was the main course. Next time, I will want to be better equipped and in more control of the interaction. I will also want to see if I can meet up with that lovely Aurelie from Nice, whom I met on the train heading south. So many superlative traits. What a pleasant surprise to receive from her a reply to my recent email, curious about my return. They don`t make them like her in the ole USofA, at least none that I have met in many years. A nation of friendlies.

      In the course of one week`s time, I must have crossed paths with at least 2000 people --- tourists, regular people, workers, mothers, fathers, teenagers, children. I was astonished that I only caught sight of 4-5 fat people in all of my paths in France. In the US, one can spot 4-5 two-legged free roaming buffalos in no more than ten minutes, even with the observer half asleep. Men and women alike, almost without exception, kept themselves in good physical shape in France. The food was somewhat expensive, but all excellent. The attendant vegetable arrays on my dinner plates were delicious. These French people put a premium on food and health. We in the USA eat fried food, burgers, pizza, beer, and mainly talk about health.

      Marlboro cigarette packs were by far the #1 brand in litter on Cannes streets. Philip Morris would be proud. In fairness to the city, the litter was perhaps one-tenth as prevalent as in my native land. They can rest assured that I added not at all to their litter, and disposed properly of many items that lay on my path. I like to leave the place nicer than how I found it. Such is true of my parking lot, malls near my home, wherever convenient to lean down and retrieve trash.

      When I arrived at my airport boarding lounge in the Paris Charles de Gaulle Airport, I came across a man who tipped the scales at approximately 280 lbs, of height less than mine. I stole a short snooze under the seats for another hour with my big bag used as a pillow. When I awoke, I saw a woman on a cell phone jabbering loudly, at least 60 lbs overweight. In line as we boarded, a man huffed and puffed under the burden of moving both body and baggage, perhaps close to 80 lbs overweight. It struck me. I can rest assured that, yes indeed, I was close to home in America. Myself, I am of slender dimensions, somewhat blessed with muscles draped on my 175-lb and 6-foot frame, with a waist size the same as in my college years. But then again, I have abstained for 20 years from the American national fruit, french fries. In plain terms, I find American obesity to be a national disgrace. A friend calls the US "the land of hippos and cows." We have become a laughing stock to the world. Aboard the Air France jetplane, the obesity issue came close once again. An oversized woman caddycorner to me got into a heated dispute with her neighbor in front, who wanted to tilt her own seat back a little. The American woman`s massive girth did not allow it. An argument erupted. The French man next to me shook his head and said "in France, it is a crime to treat your body in this way." I made a comment how the American obese require the world to adjust to them, and wear their excess baggage as an entitlement. Oh, the unaddressed problems of the United States. I sincerely hope someday to say "je suis un Cannois." (I am a Cannes native).

      Jim Willie CB
      September 12, 2003
      Avatar
      schrieb am 24.09.03 23:06:51
      Beitrag Nr. 2.617 ()
      boah, wo krieg ich mehr davon, bücher, links ?
      Avatar
      schrieb am 11.11.03 19:26:31
      Beitrag Nr. 2.618 ()
      "Eine solche Blase wie jetzt gab es noch nie" (FAZ net)

      09. November 2003 Vermögensberater Langen von der Goltz sieht schwarz angesichts der hohen Schulden von Staaten und Privaten.
      Herr Langen von der Goltz, trotz Börsenrally wollen viele Anleger nichts von Aktien wissen. Zu Recht?
      Die Anleger, die 1999 oder 2000 eingestiegen sind, haben sich so erschrocken, daß sie für viele Jahre nicht an die Börse zurückkehren. Die Skepsis ist berechtigt, denn die Erholung der Weltwirtschaft ist nur ein Strohfeuer.
      Warum?
      Wir verdanken den Aufschwung allein der Schuldenmacherei in Amerika. Die Vereinigten Staaten brauchen inzwischen 2000 Milliarden Dollar neue Gesamtschulden, um das Bruttosozialprodukt um 500 Milliarden Dollar zu erhöhen. Das ist so, wie wenn ein Unternehmen für jeden Dollar Umsatz vier Dollar Schulden aufnehmen muß. Noch beängstigender ist die Situation in Japan. Auch Europa hätte gut daran getan, die Maastricht-Kriterien zeitweise auszusetzen. Sich zu Tode sparen ist keine Politik.
      Wir sitzen in der Schuldenfalle?
      Die Weltwirtschaft hat eine Verschuldung aufgebaut, die dreimal so hoch ist wie das Bruttosozialprodukt, mit dem diese Schulden eines Tages zurückgezahlt werden müssen. Eine normale Firma wäre schon längst bankrott. Aber Staaten gehen nicht bankrott, sondern drucken Geld. Die Schuldenkrise wird das Schicksal der Weltfinanzmärkte bestimmen.
      Einen Ausweg gibt es nicht?
      Nur zwei Wege führen aus der Falle: Inflationieren oder bankrott gehen. Die Notenbanken in Amerika und Japan haben sich dafür entschieden, die Wirtschaft in Geld zu ertränken.
      Ist das nicht verhängnisvoll für den Dollar?
      Wir sehen ein nahes Ende der Dollarherrschaft. Die amerikanische Konjunkturlokomotive verheizt heute 80 Prozent aller Weltersparnisse. In diesem Jahr wird Amerika ein Leistungsbilanzdefizit von 600 Milliarden Dollar ausweisen. Aber schon bald wird es niemand mehr geben, der bereit ist, das Defizit zu finanzieren. Wir rechnen damit, daß bald 1,50 Dollar für einen Euro gezahlt werden müssen, vielleicht sogar zwei Dollar. Damit wird der Welt der Geldhahn zugedreht.
      Das bedeutet auch das Aus für den Aufschwung in Asien?
      Asien hängt wie auch Europa am Tropf der amerikanischen Wirtschaft. In dem Moment, wo Euro, Yen und Yuan massiv aufwerten, wird das Wachstum dort beschädigt. Aber daran führt kein Weg vorbei. Asiatische und europäische Produkte müssen für Amerikaner so teuer werden, daß es sich für amerikanische Firmen wieder lohnt, im eigenen Land zu produzieren. Das wird enorme Verwerfungen für die Weltwirtschaft mit sich bringen.
      Die Rally an den Börsen wird bald enden?
      Es ist nicht auszuschließen, daß die Kurse zunächst weiter steigen. Schließlich versuchen Amerikas Notenbank und Regierung mit allen Mitteln, Konjunktur und Aktienkurse am Laufen zu halten. Eine solche Liquiditätsblase gab es noch nie in der Finanzgeschichte. Das ist aber das letzte Aufgebot.
      Die Blase wird platzen?
      Die amerikanische Börse ist total überdreht. Die Nasdaq-Papiere sind mit dem achtfachen Buchwert bewertet, der breite Markt mit dem vierfachen Buchwert. Am Ende des Börsendramas 1973/74 wurden die Unternehmen des S&P 500 zum halben Buchwert gehandelt - und keiner wollte die Aktien kaufen. Dabei waren damals die wirtschaftlichen Verhältnisse viel besser als heute. Sie sehen also, was möglich ist, wenn die Aktionäre wieder nüchtern werden.
      Sie halten sich von den Aktienmärkten fern?
      Die Börsen sind noch immer viel zu hoch bewertet. Es ist zu gefährlich, in einem solchen Umfeld stark investiert zu sein. Wir greifen uns in der Börsenrally zwar ab und zu den einen oder anderen Titel, investieren kurzfristig zehn oder 20 Prozent des verwalteten Vermögens und verkaufen nach wenigen Monaten wieder. Kurz: Wir erlauben uns kleine Angriffe an der Börse, um dann schnell wieder in Deckung zu gehen. Das bleibt unsere Strategie für die nächsten Jahre.
      Sie fürchten nicht, daß die Konkurrenz mit üppigen Renditen davonzieht?
      Wir müssen nicht bei jeder Rally dabeisein, sondern wollen dauerhaft überleben. Unsere oberste Prämisse ist, kein Geld zu verlieren. Denn das kann der Kunde alleine. Deshalb haben wir schon frühzeitig auf Anleihen gesetzt und unseren Kunden Verluste erspart.
      Ist es nicht gefährlich, in Ihrem Szenario auf Anleihen zu setzen?
      Auf Dauer sind Renten der Verlustbringer par excellence. Denn die wahrscheinliche Lösung der Schuldenfalle ist in fünf bis sieben Jahren Inflation. Nur so läßt sich das Weltschuldenproblem lösen. Die Amerikaner werden ihre Kredite eines Tages mit wertlosem Geld zurückzahlen. Deswegen besitzen wir nur vorübergehend Anleihen.
      Sie fürchten keine Zinswende?
      Noch ist es nicht soweit. Aufgrund der weltweiten Überkapazitäten bleibt die Deflation weiter das Problem Nummer eins. Da können Sie soviel Geld drucken, wie Sie wollen, schauen Sie nur nach Japan. Von amerikanischen Anleihen lassen wir natürlich die Finger - wegen des Dollar-Risikos.
      Und europäische Anleihen?
      Sie sind noch für einige Zeit ein sicheres Investment. Während der Dollar verfällt, wird der Euro an Stärke gewinnen. In Europa werden die Preise fallen, während sie im Amerika schon steigen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Europäische Zentralbank die Flucht nach vorne ergreift und die Zinsen senkt.
      Ist da nicht Gold der sicherere Hafen?
      Wir gehen davon aus, daß Gold eine große Zukunft hat. Auch die Goldminenhausse steht erst am Anfang. Die meisten Leute haben keine Vorstellung davon, was geschieht, wenn der Dollar als Weltwährung abgesetzt wird. Was soll denn den Dollar ersetzen? Der Euro und der Yen können es nur bedingt, also wird es Gold sein. Ich kann mir in zehn oder zwanzig Jahren Goldpreise von 1000 Dollar und mehr vorstellen. Aber auch die Weltschuldenfalle kann für weitsichtige und flexible Anleger zu einer Goldgrube werden.
      Avatar
      schrieb am 24.11.03 23:23:00
      Beitrag Nr. 2.619 ()
      Früher war hier mehr los :(
      Avatar
      schrieb am 26.11.03 22:03:39
      Beitrag Nr. 2.620 ()
      Cabinda zockt jetzt bei flowtech - ist ganz vom sein zum haben gewechselt - schade!
      Avatar
      schrieb am 14.04.04 20:53:52
      Beitrag Nr. 2.621 ()
      so langsam lohnt sich wieder ein blick auf die fundamentals. bevor der thread historisch wird, hier ein interessanter artikel, der ganz gut als update dient. schöne grüße an all die alten strategen! (@ken_meyer, dosto, investival, sternthaler, artmann: seid ihr noch am leben? - @stormy, lass die beleidigungen :laugh: - ich zocke nicht, sondern ich organisiere mich neu! ;) in der konsequenz habe ich nur noch gelegentlich zeit für börse und handle dann kurzfristig. und dafür eignet sich dann für mich am besten der dax!:))
      cabinda

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      Aus der führenden US-Anlegerzeitung Barron`s

      Bush-Regierung: Dollar-Kurs Opfer der Wirtschaftspolitik

      Um den Fall des Dollar zu stoppen, müsste die amerikanische Wirtschaft den internationalen Investoren höhere Renditen bieten.

      Der US-Dollar verliert gegenüber anderen Währungen zunehmend an Boden.


      US-Präsident George W. Bush fährt zur Belebung der Wirtschaft anscheinend eine zweigleisige Strategie – einerseits steigert er die Staatsausgaben im Sinne John Maynard Keynes’; gleichzeitig verfolgt er eine klar angebotsorientierte Wirtschaftspolitik mit Steuersenkungen, um den privaten Konsum anzukurbeln. Die Sache hat nur einen Nachteil: Dadurch entstehen riesige Haushaltsdefizite. Die bringen nicht nur den Dollar kurzfristig unter Druck. Auf die Dauer untergraben sie auch das Vertrauen der Investoren in die US-Währung; weltweit entstehen derzeit Zweifel an der Glaubwürdigkeit Onkel Sams.

      Das eigentliche Opfer der Wirtschaftspolitik der Bush-Regierung könnte der Dollar sein. Nachdem der Greenback in drei Jahren gegenüber dem Euro schon 33 Prozent seiner internationalen Kaufkraft eingebüßt hat, drohen weitere Langzeitfolgen. Diese würden sowohl auf die US-Aktien als auch auf US-Anleihen durchschlagen, aber auch in der amerikanischen Volkswirtschaft und sogar weltweit spürbar werden.

      Die meisten Volkswirte sind der Meinung, der Fall des Dollar-Kurses sei zyklisch bedingt. Dann müssen die US-Regierung und die US-Notenbank die Finanzmärkte erst überzeugen, dass der Dollar – anders als andere Landeswährungen – nicht für eine derart exzessive Ausgabenpolitik und unbekümmert in Kauf genommene Haushaltsdefizite bestraft wird.

      Eine ähnliche Politik hat in Währungen (in jüngster Vergangenheit beim argentinischen Peso, davor bei einigen anderen lateinamerikanischen Währungen, beim Rubel und dem thailändischen Baht) stets zu panikartigen Verwerfungen geführt. Vielleicht ist der Dollar als weltweit wichtigste Reservewährung gegen derartige Turbulenzen gefeit. Vielleicht ist er zu wichtig, um so zu kollabieren. Vielleicht aber auch nicht. Verschiedene Szenarien könnten Panikreaktionen im US-Dollar von historischem Ausmaß auslösen:

      Szenario 1: Die OPEC beschließt, den Ölpreis nicht mehr in Dollar anzugeben und rechnet ihre Rohölgeschäfte stattdessen auf der Grundlage eines Baskets mehrerer Währungen ab.

      Offiziell haben die Saudis solche Spekulationen zurückgewiesen. Der Wiederanstieg des Dollar-Kurses sei nur eine Frage der Zeit. Und so lange die Ölproduzenten viele ihrer Importe aus den USA beziehen, sei außerdem die internationale Kaufkraft ihrer Erlöse aus dem Ölgeschäft nicht in Gefahr, so die Saudis. Allerdings kaufen die meisten anderen Erdöl exportierenden Länder ihre Waren und Dienstleistungen – vom europäischen Airbus bis zu japanischer Unterhaltungselektronik – vermehrt andernorts. Diese Produkte kommen sie immer teurer, solange das Öl gegen Dollar auf den Markt kommt und der Dollar fällt.

      Der gegenwärtige Höhenflug der Ölpreise wird größtenteils der Dollar-Schwäche angelastet. Falls die OPEC-Mitglieder ihre Währungsverluste wirklich wettmachen wollen, wäre ein Barrel-Preis von 40 Dollar angemessen. Den im Vorjahr angepeilten Höchstpreis von 28 Dollar je Barrel hat die OPEC mittlerweile aufgegeben. Nun versucht sie, die Preise durch die Aufforderung an ihre Mitglieder, die Produktion um etwa vier Prozent zurückzufahren, weiter in die Höhe zu schrauben. Würde der Dollar-Anteil an einem etwaigen OPEC-Währungskorb nur noch rund 50 Prozent betragen, müssten alle Länder, die auf dem Weltmarkt Rohöl einkaufen, auch vermehrt in die anderen Währungen investieren – und Dollar verkaufen. Die Hälfte der OPEC-Erlöse – im Jahr rund 150 Milliarden Dollar – würde nicht mehr in Dollar gezahlt; und das ist erst ein Bruchteil der an den Börsen abgeschlossenen Sekundärgeschäfte auf Öl – auch diese würden dann nicht mehr ausschließlich in Dollar abgewickelt.

      Szenario 2: China gibt die Bindung seiner Währung an den Dollar auf und verkauft einen Teil seiner hohen Bestände an US-Staatsanleihen.

      Die Lenker der Kommunistischen Partei Chinas sehen sich bisher gezwungen, ihre üppigen Handelsbilanzüberschüsse zur Stützung des Dollar in die US-Kapitalmärkte zurückzupumpen. Aktuell ist China nach Japan der zweitgrößte ausländische Gläubiger in US-Staatsanleihen. Im Januar 2004 beliefen sich Chinas Bestände auf 150 Milliarden Dollar, unter Berücksichtigung der von Hongkong gehaltenen Papiere sogar auf 220 Milliarden Dollar. Die Abwärtsspirale des Dollar könnte Peking zwingen, nicht mehr alles auf die US-Karte zu setzen. Sicher: Selbst wenn China seine Währung freigäbe, würde es den Handel mit den USA nicht einstellen und weiter Dollar besitzen. Allerdings hätte China dann kein so starkes Interesse mehr, den Greenback zu stützen.

      Szenario 3: Die japanische Wirtschaft läuft wieder und bietet damit Anreize für einen Ausstieg aus US-Anleihen und -Aktien.

      Im vergangenen Jahr schwollen Japans Bestände an US-Staatsanleihen um 50 Prozent auf mehr als 575 Milliarden Dollar an. Damit hat Japan den USA vergangenes Jahr genug Geld geliehen, um sein für das laufende Jahr auf mehr als 525 Milliarden Dollar geschätztes Budgetdefizit zu finanzieren. Natürlich ist das nicht das primäre Ziel Japans. Japan will einen starken Dollar, um eine Verteuerung der eigenen Exporte für die US-Verbraucher zu vermeiden. Sobald die japanische Wirtschaft aber ihr langes Tief überwunden hat, könnten diese Gelder – statt den Dollar zu stärken – rasch für produktive Investitionen im Inland genutzt werden. Japan könnte an die 300 Milliarden Dollar aus US-Staatsanleihen abziehen, das ist noch konservativ geschätzt. Bei einem Verkauf weiterer US-Assets durch die Japaner könnte sich diese Zahl schnell verdoppeln. Allein der Ausfall Japans als Käufer von US-Staatsanleihen würde dem Markt einen schweren Schlag versetzen.

      Und wer soll China und Japan ersetzen, wenn sie sich aus den US-Kapitalmärkten zurückziehen? Die USA müssten ihre Zinsen in die Höhe schrauben, um anderen Ausländern jene Anleihen zu verkaufen, mit denen das enorme Defizit derzeit gegenfinanziert wird. Auch US-Anleger könnten theoretisch die Last übernehmen. Dazu müssten jedoch private Haushalte und Institutionen umdenken: weniger konsumieren, mehr sparen. Das jedoch würde den Dollar nur auf Kosten der US-Binnenwirtschaft stärken.

      Szenario 4: Der joblose Wirtschaftsaufschwung in den USA kommt ins Stottern; nach den Industriearbeitsplätzen wandern auch die Dienstleistungsjobs und die High-Tech-Branche ab.

      Die USA durchlaufen einen Konjunkturzyklus der neuen Art. Nach dem Anschwellen und Platzen der ersten Internetblase hat eine blutleere Erholung in Summe nur wenig neue Arbeitsplätze geschaffen. Dank Internet und moderner Telekommunikation sind Unternehmen aus der Wissens- und Dienstleistungsbranche jetzt überall auf der Welt konkurrenzfähig. Damit gehen in den USA Jobs verloren, die man noch vor zehn Jahren nicht so leicht in Callcenter in Singapur oder an Forscher und Entwickler in Bangalore hätte auslagern können. Diese Flucht hoch qualifizierter Jobs, die gerade erst beginnt, wird womöglich auch das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen.

      Fazit: Die USA müssten zur Finanzierung ihrer enormen Ausgaben und zur Gesunderhaltung ihrer Währung weiterhin Gelder aus der ganzen Welt anlocken. Aber wie? Die Amerikaner kaufen im Ausland mehr, als sie dorthin liefern. Sie sind davon abhängig, dass Auslandsinvestoren das Geld durch den Erwerb von Staatsanleihen oder Direktinvestitionen wieder zurück ins Land bringen. Sich auf das Ausland zu verlassen, ist für Staatsmänner, die auf politische Allianzen keinen Wert legen, nicht unbedingt die beste Lösung. Sobald das Ausland das US-Defizit nicht mehr abdeckt, drohen dem Dollar die Lichter auszugehen.

      Es liegt nun an Amerika, den Dollar so zu stärken, dass ein umkontrollierter Kollaps nicht eintreten kann: Die USA müssen den internationalen Anlegern durch ein höheres Wirtschaftswachstum bessere Renditen bieten.

      JACK WHITE/DOUG RAMSEY

      05.04.2004


      http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/cn/cn_artikel/c…
      Avatar
      schrieb am 30.05.04 22:38:55
      Beitrag Nr. 2.622 ()
      29. Mai 2004, 02:08, Neue Zürcher Zeitung


      Deutschland - eine Nation in Not?

      Stützt man sein Urteil über den Zustand Deutschlands auf die Titel jüngst erschienener politischer Bücher ab, so entsteht sogleich der Eindruck, unser nördliches Nachbarland stehe vor dem Untergang. Die Überschriften diagnostizieren eine Nation in Not: «Ist Deutschland noch zu retten?», «Der Abstieg eines Superstars», «Die deformierte Gesellschaft» oder schlicht «Was wird aus Deutschland?» - so lautet der Grundtenor von Autoren, die sich alle ernsthaft und intensiv mit Gesellschaft und Staat auseinandersetzen. Schon früher mag es dramatisierende Darstellungen gegeben haben, die sich mit dem Schüren von Angst gut verkauften. Aber bei einer derartigen Häufung so düsterer Analysen wie zurzeit kann irgendetwas nicht mehr stimmen mit der kollektiven deutschen Befindlichkeit.

      Für die Misere gibt es gewiss objektive Gründe. Die Wirtschaft verharrt in einem Zustand der Dauerlähmung. Die Zahl von 4,5 Millionen Arbeitslosen (oder 10 Prozent der Erwerbsfähigen) will allen Anstrengungen zum Trotz nicht abnehmen. Der Konsum stagniert, die Umsätze sind flau, der Zwang zum Sparen wird in einer sachten Verwahrlosung vielfach sichtbar. Aber es gibt auch subjektive Aspekte: Der wirtschaftlichen Stagnation entspricht der seelische Zustand vieler Deutscher. Sie sind unzufrieden und haben resigniert, klagen über die wachsenden Zumutungen im Alltag und über die Unfähigkeit der Politiker, die Situation in den Griff zu bekommen.

      1998, nach dem Wahlsieg Gerhard Schröders, hätte man meinen können, das Wort «Reformstau» gehöre der Vergangenheit an. Aber «Reformstau» ist wieder zu einer Standard-Metapher geworden, die alles betrifft, was einem in die Nase sticht. Und selbstverständlich ist die Politik an allem schuld. Sie ist nicht willens oder fähig, sich selber und der Gesellschaft jenen Ruck zu geben, den der frühere Bundespräsident Herzog in einer berühmten Rede einmal gefordert hatte.

      Ist Deutschland also gar nicht mehr reformierbar? Über kaum eine Frage wird zurzeit so intensiv debattiert wie über diese. Gewiss ist, dass es nicht an einem einzelnen Akteur oder einer Gruppe liegt, wenn die Blockade so hartnäckig fortbesteht. Vielmehr beruht der Reformstau auf einer prekären Komplizenschaft all jener, die sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Der mangelnde Wille wird von der jeweiligen Wahrnehmung geleitet, die wiederum spezifischen Zielen dient. So fällt auf, dass die rot-grüne Regierung in letzter Zeit wieder intensiv das Paradigma der sozialen Gerechtigkeit bemüht, wenn sie sich gegen radikale Lösungen sträubt. Sie legt sich damit selbst Fesseln an. Und umgekehrt ist in der Bevölkerung kein Abrücken von der Maxime zu beobachten, dass allein der Staat für die Sicherung des sozialen Wohlergehens zu sorgen habe. Der Begriff Eigenverantwortung hat kaum mehr Geltung. Die einen glauben, sie nicht fordern zu dürfen, die andern wollen sie nicht übernehmen. Beides aber blockiert Reformen.

      Weil die Regierenden im Vierjahreszyklus auf die Gunst der Regierten schielen, sind sie nicht bereit, diesen viel zuzumuten. Man kann dies auf allen Reformfeldern beobachten: im Gesundheitssektor, bei den Renten, im Arbeitsmarktbereich. Reformen stehen meist unter dem Vorbehalt parteipolitischer Zielsetzungen; Finanzierungsfragen werden nach der politischen Opportunität geregelt. Das ist der Grund, weshalb fachlich herausragende Minister wie Eichel (Finanzen) oder Clement (Wirtschaft, Arbeit) in letzter Zeit einen so schweren Stand haben. Umgekehrt scheint es keine Rolle zu spielen, ob sich der Staat weiter verschuldet oder nicht. So wird beispielsweise von Fachleuten angenommen, dass die als Sparmassnahme geplante Zusammenlegung des Arbeitslosengeldes mit der Sozialhilfe die Schaffung von bis zu 40 000 Stellen bedingen werde. Auch die Verwaltung des Mangels wird mit aller Gründlichkeit betrieben.

      Es gibt eine Vielzahl von Erklärungen, weshalb alle Seiten so unflexibel in ihren Grundhaltungen verharren. Neid mag eine Rolle spielen. Warum soll ein Einzelner zu mehr Flexibilität bereit sein, wenn andere sich mit Riesensalären weit über alle sozialen Schmerzgrenzen hieven und erst noch keine Steuern zahlen? Aber auch Angst: Die deutsche Gesellschaft ist wohl aus historischen Gründen weniger risikofreudig als andere in Europa. Noch immer wird sie von einem tief verankerten Sicherheitsbedürfnis geprägt, dem die Kriegserfahrungen zugrunde liegen. Kommen ideologische Ursachen dazu. Ein Streik für höhere Löhne zum Beispiel wird selbst dann in Szene gesetzt, wenn er mit Sicherheit zum Verlust von Arbeitsplätzen führen wird. Oder es geht um Macht: Wieso kommt die Reform des maroden Steuersystems nicht vom Fleck, das die deutschen Kommunen zu reinen Almosenempfängern degradiert?

      Es gibt aber auch Zeichen, dass das Klischee vom reformunfähigen Deutschen nicht stimmt. In einer unscheinbaren Zeitungsnotiz, die unlängst in der «FAZ» erschien, heisst es, dass sich die Zahl der Arztbesuche in Deutschland um 10 Prozent (bei Spezialärzten gar um 19 Prozent) verringert habe, seit pro Visite eine Gebühr von 10 Euro entrichtet werden muss. Man mag Negativanreizen misstrauen. Zeigt aber eine solch frappierende Meldung nicht, dass die Massnahme wirkt und auch akzeptiert wird? Liegt das grosse Problem in Deutschland nicht vielleicht darin, dass die Opferbereitschaft der Bevölkerung permanent unterschätzt wird und dass die Politik noch immer nicht verstanden hat, sie zu nutzen?

      Damit rückt die Frage ins Blickfeld, ob die politischen Instanzen die Notwendigkeit rigoroser Sparmassnahmen und anderer Opfer nicht richtig zu kommunizieren wissen. Bewegen liesse sich vieles. Man erinnert sich an die spontanen Hilfeleistungen bei den grossen Überschwemmungen von 2002, die eine erstaunliche Solidarität manifestierten. Ähnlich darf angenommen werden, dass die Deutschen die gewaltige Last der Wiedervereinigung anders geschultert hätten, wenn sie sie als nationale Herausforderung einer ganzen Generation begriffen hätten und dementsprechend motiviert worden wären. Kohl schreckte vor der Mobilisierung des nötigen Gemeinsinns zurück - vielleicht auch, weil er lange das Ausmass der Probleme unterschätzte und glaubte, die Kosten über neue Schulden gleichsam verdeckt tragen zu können.

      Wenn aber der Zustand Deutschlands wirklich auf Kommunikationsprobleme und Vertrauensdefizite zurückzuführen ist, müssten dann nicht besonders vertrauenswürdige Personen und Gremien an die Front treten? Im politischen Establishment ist kaum jemand zu sehen, der über Partikularinteressen und kurzfristige Wahltaktik hinaus einen Ruck auszulösen vermöchte. Der Druck muss wohl von aussen kommen. Angesichts der Reformunfähigkeit der politischen Instanzen hat sich in Deutschland in letzter Zeit ein beachtlicher Bürgersinn entwickelt. Verschiedene Akteure machen sich mit guten Reformvorschlägen bemerkbar und versuchen so, die Dringlichkeit einschneidender Massnahmen klar zu machen. Auch könnte der neue Bundespräsident mit einem kraftvollen Engagement einiges bewirken.

      Vielleicht lassen sich hier Synergien finden, die mehr Mobilisierungskraft entfalten als die hohle Reformrhetorik der stets gleich agierenden politischen Kaste. Es wäre höchste Zeit. Sonst haben am Ende jene wirklich Recht, die behaupten, es gehe den Deutschen noch nicht schlecht genug, damit sie sich endlich bewegen müssten.

      de.
      Avatar
      schrieb am 19.06.04 11:06:09
      Beitrag Nr. 2.623 ()
      Wenn man heute sieht, wie die USA Rußland und China einkreisen, wie sie den Ring ihrer Militärstützpunkte immer enger um die beiden Großmächte ziehen, wie sie die Nato zu einem Dienstleistungsbetrieb ihrer expansiven Außenpolitik umfunktionieren, wie sie Europa zu spalten versuchen, wie sie das legale Gewaltmonopol der UNO mißachten, wie in Washington Präventivkriege gerechtfertigt werden und selbst der Ersteinsatz von Nuklearwaffen nicht mehr ausgeschlossen wird - dann kann man nur noch von einer imperialen Politik sprechen, nicht mehr von einer Hegemonie.


      Denn der Hegemon ist ja nur der Erste unter Gleichen. Er übt Macht aus, aber er wendet keine Gewalt an. Seine Stellung beruht auf Zustimmung und beiderseitigen Interessen.

      Dazu ein Beispiel, das von den deutschen Medien, soviel ich weiß, übersehen wurde. Seit Februar sind Vorausteams der amerikanischen Streitkräfte in Polen, Bulgarien und Rumänien unterwegs, um neue Standorte für die in Europa stationierten US-Truppen auszusuchen. Inspiziert werden Häfen, Flugplätze und Manövergelände. Und diese Reise ist nur die erste von mehreren Erkundungsmissionen in den nächsten Monaten.



      Supermacht und Schuldner


      Das bedeutet doch nichts anderes als eine Mißachtung der Souveränität der EU und ihrer jetzigen und künftigen Mitglieder. Stellen Sie sich einmal vor, die EU würde Erkundungsteams quer durch die USA schicken, um dort nach Gutdünken geeignete Militärbasen auszusuchen. In Europa findet das, wenn es in umgekehrter Richtung geschieht, niemand bemerkenswert, und niemand fragt sich, wozu die Vereinigten Staaten eigentlich noch Stützpunkte in Deutschland und anderswo in Europa benötigen, wo doch der Kalte Krieg längst vorüber ist.


      Kaum jemand nimmt auch wahr, in welchem Ausmaß das internationale Währungssystem auf die amerikanischen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Kaum jemand wundert sich darüber, daß die einzige Supermacht zugleich der größte Schuldner der Welt ist.

      Als England, der Vorläufer der USA, die Welt beherrschte, war die Insel nicht nur die Fabrik der Welt, sondern auch ihr größter Gläubiger.



      Nixon und das Papiergeld


      Die jetzige Situation ist historisch einmalig. Sie ist paradox. Das Paradoxon besteht darin, daß die militärische Übermacht der USA stärker wurde, während die wirtschaftliche Hegemonie schwand, daß der Aufwand des Imperiums von denen mitfinanziert wird, die von ihm kontrolliert werden oder sogar - wie China - als seine künftigen geopolitischen Gegenspieler gelten müssen.


      Im folgenden werde ich das Weltwährungssystem mit seinen Finanzströmen so beschreiben, wie es tatsächlich funktioniert, und anschließend untersuchen, ob es in dieser Form auf Dauer haltbar ist.

      Verständlich wird die Situation nur, wenn man sich über die Natur des Papiergeldes im klaren ist. Es waren schließlich die USA, die der Welt 1971 den totalen Papiergeldstandard oktroyiert haben, als Präsident Nixon damals im August das sogenannte Goldfenster schloß.


      Bis dahin war eine abgespeckte Form des alten Goldstandards in Kraft – so, wie sie in Bretton Woods, einem kleinen Ort in Neuengland, 1944 beschlossen worden war. Zwar waren die Banknoten unter diesem System nicht mehr für jedermann einlösbar in Gold, aber der Dollar war fest an das Gold gebunden, der Unzenpreis war bei 35 Dollar fixiert, und jede am System beteiligte ausländische Notenbank konnte ihre Dollar-Schuldscheine in Washington präsentieren und dafür die Herausgabe von Gold verlangen. Die USA mußten bis 1971, das war ausschlaggebend, notfalls mit einem Geld zahlen, das in der Natur sehr selten vorkommt und zu hohen Kosten aus der Erde geholt werden muß - mit Gold nämlich.


      Übrigens waren auch die europäischen Währungen nach dem Krieg fest an den Dollar und damit auch an das Gold gebunden. Z.B. wurde der Wechselkurs der D-Mark am 28. September 1949 auf 4,20 zum Dollar festgesetzt. Nebenbei bemerkt, war die damalige leichte Unterbewertung der Mark und war vor allem das System der festen Wechselkurse eine äußerst wichtige Voraussetzung für das deutsche Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre.



      Wo das deutsche Gold liegt


      Als sich die Vereinigten Staaten in den 60er Jahren immer tiefer in den Vietnamkrieg verstrickten, als die Regierung Kanonen und Butter gleichzeitig versprach und sich zu verschulden begann, stellte sich für die Europäer zum ersten Mal die Frage der transatlantischen Bündnistreue.


      De Gaulle wagte es, von Washington die Herausgabe von Gold gegen Dollar zu verlangen, er schickte sogar seine Kriegsschiffe über den Teich, um das Metall abzutransportieren.

      Die Deutschen hatten keine derartige Handlungsfreiheit. Als auch die Bundesbank mit dem Gedanken spielte, Dollar in Gold einzutauschen, kam aus Washington der dezente Hinweis, daß doch Berlin auf den amerikanischen Schutz angewiesen sei.


      Das deutsch-amerikanische quid pro quo bestand darin, daß die Bundesbank nicht nur kein amerikanisches Gold verlangte, sondern daß sie darüber hinaus durch den Ankauf von Treasury Bills die amerikanischen Ausgaben mitfinanzieren half. Immerhin weigerte sich die Bonner Regierung, deutsche Soldaten nach Vietnam zu schicken.

      Zudem versprach der damalige Bundesbankpräsident Blessing in einem Brief den Amerikanern, die in New York liegenden deutschen Goldreserven nicht zurückzuholen, solange US-Truppen in Deutschland stationiert waren. Dabei ist es bis heute geblieben. Immer noch behalten die Amerikaner das unter dem Pflaster von Manhattan bei der Federal Reserve Bank of New York liegende deutsche Gold als eine Art Pfand, wie mir ein früheres Mitglied der Bundesregierung verriet.


      Indem Nixon im August 1971 die vertragliche Goldeinlösungspflicht einseitig aufkündigte, stoppte er den Goldabfluß. Das war die unmittelbare Konsequenz. Darüber hinaus stellte er sicher, daß die USA fortan völlige Handlungsfreiheit besaßen, Geld zu drucken und fast beliebig große innere und äußere Defizite zu fahren, um Kriege zu führen, Rezessionen zu bekämpfen, die Ölrechnungen zu bezahlen und den Lebensstandard der Amerikaner aufrecht zu erhalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert.



      Das amerikanische Zwillingsdefizit


      Seit den achtziger Jahren sind die enormen amerikanischen Leistungsbilanzdefizite, also ein negativer Saldo beim Handel und bei den Dienstleistungen, der Normalzustand. Zuletzt war die Leistungsbilanz 1991 vorübergehend im Plus. Derzeit liegt das jährliche Außendefizit der USA bei etwa 550 Milliarden Dollar. Das sind rund 5% des Bruttoinlandsproduktes (BIP).


      Zusammen mit dem Haushaltsdefizit, das seit dem 11. September und der Invasion des Irak geradezu explodiert ist, ergibt sich ein Zwillingsdefizit in einer Größenordnung von mindestens 10% der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA, also des BIP. Ein Vergleich: Als sich Nixon gezwungen sah, das Goldfenster zu schließen, steuerte das amerikanische Außendefizit gerade einmal auf 0,5% des BIP zu. Das galt damals als gefährliche Finanzkrise!


      Logischerweise hat sich durch die ständigen Außendefizite der internationale Vermögensstatus der USA drastisch verschlechtert. Das Land verschuldet sich in einem atemberaubenden Tempo beim Rest der Welt. Noch im Jahr 2000 lagen die Netto-Schulden bei 2.187 Milliarden Dollar, 2003 wurden schätzungsweise 3.700 Milliarden erreicht. Dies unter dem Vorbehalt, daß derartige Statistiken - das gilt auch für die Zahlungsbilanz - nie wirklich genau sein können. Beim amerikanischen Vermögensstatus machen übrigens die Direktinvestitionen, bei denen es sich ja nicht um konventionelle Schulden handelt, etwa 10% aus.



      Das Ausland finanziert 40%


      Nach Angaben des US-Schatzamtes wurden im Dezember 2003 amerikanische Staatsschulden in Höhe von 1.531 Milliarden Dollar von ausländischen Notenbanken gehalten. Das war ein Anstieg um 50% innerhalb von drei Jahren! Ein ähnlich großer Anteil entfällt auf ausländische Privatinvestoren, so daß die amerikanische Staatsschuld derzeit zu fast 40% vom Ausland getragen wird. Nach einer Berechnung von BNP Paribas absorbieren die USA drei Viertel der Nettoersparnisse der gesamten Welt.


      Klar ist, daß dieses System nur im Rahmen der amerikanischen Finanzhegemonie existieren kann. Washington beherrscht die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds (IWF) und diese wiederum diktieren die Wirtschaftspolitik der auf Hilfe angewiesenen Länder der Dritten Welt. Daß der IWF immer wieder die Türkei so großzügig mit frischem Geld versorgt und damit vor dem Konkurs bewahrt, ist natürlich kein Zufall. Denn die Türkei ist ein unverzichtbarer strategischer Partner der USA.


      Hinzu kommt, daß fast alle wichtigen Rating-Agenturen amerikanisch sind. Sie benoten die Kreditwürdigkeit der Länder und entscheiden damit über die Höhe der Zinsen, die diese zahlen müssen.

      Als die Türkei den amerikanischen Truppen den Durchmar*** in den Irak verweigerte, wurde in Washington laut darüber nachgedacht, die Bonität, also die Kreditwürdigkeit Ankaras herabzustufen. Ein Zufall kann das nicht gewesen sein. Bestandteil dieser Finanzhegemonie ist sicherlich auch die Leitbörse Wall Street, an der sich Europa immer noch orientiert - obwohl es dafür keinen triftigen Grund mehr gibt.



      Der Dollar als Leitwährung


      Entscheidend freilich ist die Rolle des Dollars als internationale Leit- und Reservewährung, auch als Öl-Währung. Nur so ist garantiert, daß die USA den Vorzug genießen, sich in der eigenen Währung verschulden zu können - einer Währung also, die sie selbst jederzeit in der benötigten Menge produzieren können. Das Verhängnis Argentiniens war es ja gerade, daß sich das Land nicht in Peso verschulden konnte, sondern dies in Dollar tun mußte. Würden die amerikanischen Schulden auf Euro oder auf Gold oder auf Yen lauten, dann hätte die Großmacht schon bald ein argentinisches Problem.


      Andere Überlegung: Würden die Araber (was Saddam Hussein tatsächlich gewagt hat und womit er den Zorn Washingtons auf sich herabrief) ihre Ölrechnungen in Euro und nicht mehr in Dollar ausstellen, dann würde erstens eine ständige, zuverlässig garantierte Dollarnachfrage versiegen - und zweitens müßten sich die Amerikaner erst einmal Euro besorgen, um ihre Ölrechnungen bezahlen zu können.

      Auf das quid pro quo zwischen Deutschland und den USA aus den Zeiten des Kalten Krieges habe ich bereits hingewiesen. Ein vergleichbares Arrangement, nur in einer ganz anderen Größenordnung, besteht heute mit China und Japan. Den Asiaten wird erlaubt, Amerika mit billigen und oft auch hochwertigen Produkten zu überschwemmen, die Amerikaner geben dafür Dollars, und diese wiederum werden postwendend in Treasury Bills und Treasury Bonds investiert. Wie Sie sehen, ist Globalisierung kein Zufall und kein Schicksal, sondern gewollte Politik.


      Auf den ersten Blick profitieren beide Seiten davon. Japan sichert seine Arbeitsplätze, und China könnte ohne den freien Handel sein langfristiges Ziel nicht so schnell erreichen, zur wirtschaftlichen, politischen und militärischen Großmacht aufzusteigen.

      Auf den zweiten Blick vollzieht sich hinter dem Geldschleier ein realer Gütertransfer in die USA, für den mit nichts als Papier gezahlt wird - mit einem Papier, das die Amerikaner wie schon in der Vergangenheit nach Belieben entwerten können. Vergessen Sie nicht, daß der Dollar einmal 4,20 Mark kostete und bis 1995 auf 1,37 absackte - ein Tiefstand, der im Verlaufe dieses Jahrzehnts wieder erreicht, wahrscheinlich sogar unter-schritten werden wird.



      Asien hat zu viele Dollars


      Selbstverständlich wird das erwähnte Arrangement nicht von Dauer sein. Asien wird einen eigenen großen Kapitalmarkt entwickeln und einen asiatischen Währungsfonds einrichten (was Japan bereits in der Asien-krise 1997/98 zur Irritation Washingtons vorgeschlagen hatte). Asien wird die Vorteile seines riesigen Binnenmarktes voll ausspielen und auf die Idee kommen, die eigenen Ersparnisse bevorzugt zu Hause zu investieren.


      Asien wird außerdem seine Währungsreserven neu ordnen wollen. Sie sind heute extrem dollarlastig und damit risikobehaftet. Außerdem ist der Goldanteil verschwindend gering. Nach den offiziellen Zahlen von Ende 2003 betrug der Anteil des Goldes an den japanischen Devisenreserven nur 1,5% und im Falle Chinas nur 1,9% (die tatsächlichen Goldreserven Chinas dürften allerdings höher liegen, vielleicht doppelt so hoch). Demgegenüber halten die USA 58,2%, Frankreich 55,2% und Deutschland 45,3% ihrer Devisenreserven in Gold.


      Voraussehbar sind auch Umschichtungen von Dollar in Euro - auch dies, um das mit dem Dollar verbundene Bonitätsrisiko auszugleichen. Aber auch deswegen, weil die heutige Zusammensetzung der Währungsreserven nicht mehr im geringsten den wirtschaftlichen Kräfteverhältnissen und den Handelsströmen entspricht. Das Dollarsystem steuert nicht nur deswegen in eine Krise, weil Leistungsbilanzdefizit und Verschuldung nicht beliebig ausgeweitet werden können, sondern auch, weil die Tage des Dollars als mit Abstand führende Weltreservewährung gezählt sind.


      Nach Auffassung der Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die als Bank der Zentralbanken fungiert, ist normalerweise die Schmerzgrenze bei einem Außendefizit von 5% des BIP und bei einer Nettoverschuldung von etwa 20% des BIP erreicht. (Siehe dazu den Jahresbericht 2003 der BIZ.) Dann ist ein sogenannter Anpassungsprozeß fällig, der entweder eine drastische Abwertung des Dollars oder eine Rezession in den USA oder beides erfordert. (Die Abwertung hilft dem Export, die Rezession verringert die Importe.)



      Die kommende Finanzkrise


      Wenn im Zuge dieses Anpassungsprozesses die Abwertung in eine Panik ausartet und das Ausland seine Dollarbonds auf den Markt wirft, explodieren die langfristigen Zinsen in den USA, und die Rezession kann sich zu einer Depression ausweiten. Durchaus vorstellbar ist, daß die nächste große Finanzkrise nicht (wie in den neunziger Jahren in Rußland und Asien) an der Peripherie ausbricht, sondern im Zentrum des Systems, nämlich in New York.

      Aber selbst unabhängig von einem solchen Katastrophenszenario stehen die Aussichten für den Dollar schlecht, weil seine Rolle als Leitwährung nicht mehr den globalen Realitäten entspricht. Dazu folgende Zahlen:


      (1) Laut BIZ bestanden die offiziellen Weltwährungsreserven (und zwar ohne den Goldanteil) Ende 2002 zu 73% aus Dollars. Der Rest entfiel zum größeren Teil auf den Euro, aber auch auf Yen und Pfund. Der Euro-Anteil war vier Jahre nach Einführung der Einheitswährung nur unwesentlich höher als vor 1999 der Anteil der einzelnen europäischen Währungen zusammengenommen.


      (2) Im krassen Gegensatz dazu erreichte die Wirtschaftsleistung Europas einschließlich Rußlands im vergangenen Jahr 16.200 Milliarden Dollar, während die des nordamerikanischen Wirtschaftsraumes (USA, Kanada, Mexiko) bei 12.100 Milliarden lag. Selbst im Pro-Kopf-Einkommen haben die Europäer die Nordamerikaner inzwischen leicht überholt. Sicherlich ist die jüngste Verbesserung wechselkursbedingt. Aber der Euro war auch 2003 noch nicht überbewertet.


      (3) Im Welthandel liegt Europa weit vor den USA und auch deutlich vor Asien. Allein Deutschland exportiert ungefähr soviel wie die Vereinigten Staaten.


      (4) Dazu kommt der enorme Unterschied in der Vermögensposition. Zusammen mit Kanada und Mexiko hat Nordamerika Netto-Schulden von 4.250 Milliarden Dollar, während Europa mit 1.380 Milliarden im Plus ist und die Region Nordost-Pazifik mit 2.170 Milliarden.


      Die Zahlen stammen aus einer neuen Studie des regierungsunabhängigen Pestel Instituts in Hannover, in der die drei ökonomischen Zentren der Welt miteinander verglichen werden: die nordamerikanische Freihandelszone, Europa einschließlich Rußland sowie die wirtschaftlich hochaktive Region im Nordosten des Pazifik, bestehend aus Japan, Korea und den chinesischen Küstenprovinzen. Die Bevölkerungszahl dieser drei Regionen: 429 Millionen Nordamerikaner, 555 Millionen Europäer und 600 Millionen Asiaten.



      Das neue ökonomische Zentrum


      Auf den Kern des langsamen ökonomischen Niedergangs der USA stößt man, wenn man sich den Stellenwert des produzierenden Gewerbes in den drei ge-nannten Regionen anschaut. In Nordost-Pazifik liegt die Produktion bei 38% des Regionalproduktes, in Europa bei 29% und in Nordamerika nur noch bei 23%.

      Seit 1950 ist der Anteil der amerikanischen Industrieproduktion an der Weltproduktion von 60 auf 25% zurückgegangen. 2003 waren nur noch 10,7% der amerikanischen Arbeitnehmer in der Produktion beschäftigt. Die nackte Wahrheit lautet, daß sich die USA selbst entindustrialisiert haben - und zwar auf ein derart tiefes Niveau, daß sie den Bedarf der eigenen Bevölkerung nicht mehr decken können.


      Mit anderen Worten: Die militärische Supermacht, die jederzeit in der Lage ist, jeden Punkt der Erde zu bombardieren, steht auf schwachen ökonomischen Füßen. Und die Rolle des Dollars als Leitwährung, die zur Finanzierung des Supermachtstatus unentbehrlich ist, hat sich weit von den Realitäten des Welthandels und der Weltwirtschaft entfernt.

      Vor diesem Hintergrund kommt das Pestel Institut zu dem Schluß, daß sich das ökonomische Zentrum der Welt verschoben hat - und zwar nach Europa, nicht etwa nach Asien. Vorerst jedenfalls. Das militärische Potential und der Umsatz an Finanztiteln (gemeint ist das Casino an der Wall Street) könnten, so das Institut, nicht mehr als Indikatoren für die Rolle als ökonomisches Weltzentrum herangezogen werden.

      Gestützt wird die These auch durch die Beobachtung, daß die Preise für den wichtigsten monetären Rohstoff, nämlich Gold, und für den wichtigsten Energieträger, nämlich Öl, seit etwa 2001 in Euro gerechnet mehr oder weniger stabil sind. Seitdem "ruht der Euro in sich selbst", und der Dollar hat sich von der Rolle des "ruhenden Pols" verabschiedet.



      Ein Nagel in der Wand


      Sicher ist jedenfalls, daß sich die Welt beständig wandelt, daß Währungen kommen und gehen. Im 19. Jahrhundert konnte man überall in der Welt, in Zentralafrika ebenso wie in Peking, mit dem Pfund Sterling zahlen. 1960 wurden an den Devisenmärkten mehr Pfund und mehr Schweizer Franken gehandelt als D-Mark oder Yen. Auch der Dollar wird - nicht anders als zuvor das Pfund Sterling - seine Funktion als Leitwährung mit der Zeit abgeben. Und damit wird das amerikanische Imperium seine wohl wichtigste Stütze verlieren - auch wenn der Machtwille der US-Führung keinesfalls unterschätzt werden darf.


      Selbstverständlich handelt es sich um einen langwierigen Prozeß. Aber man muß ihn als Anleger beizeiten erkennen und Dollaranlagen konsequent meiden. Denn wer gegen einen langfristigen Trend investiert, wird unweigerlich bestraft.

      Ob der Abschied vom Dollar eine rundweg gute Sache ist, das ist eine ganz andere Frage. Die Gefahr besteht, daß die USA wie in den siebziger Jahren Inflation exportieren und vor allem, daß sie die Welt in den Strudel einer großen Finanzkrise ziehen.


      Schon deswegen wird auch der Euro an Kaufkraft verlieren, er kann sogar irgendwann in späterer Zukunft in einer Währungsreform untergehen. Alle ungedeckten Papierwährungen sind schlechtes Geld. Es wird durchaus Phasen geben, in denen der Euro auch einmal gegen den Dollar zurückfällt.


      Übrigens halte ich es, zusammen mit dem Nobelpreisträger Robert Mundell, für durchaus möglich, daß am Ende das Vertrauen in die Währungen nur durch eine neuerliche Bindung an das Gold wiederhergestellt werden kann. Damit, wie der unvergessene Wirtschaftspublizist Wolfram Engels sagte, endlich wieder ein Nagel in die Wand des Weltwährungssystems eingeschlagen wird.




      © Dr. Bruno Bandulet
      Avatar
      schrieb am 19.06.04 13:53:54
      Beitrag Nr. 2.624 ()
      Sehr interessant @Stormy.
      Ich lese jetzt schon seit mehr als 3 Jahren solche und ähnliche Berichte vom Niedergang des Imperiums. Am Anfang war ich begeistert, weil das alles logisch klingt und es viel erklärt. Heute langweilen mich solche Berichte nur noch. In diesem Beitrag wird ja auch darauf hingewiesen, dass es sich um einen langwierigen Prozess handelt.
      Und eben deshalb langweilt es mich. Es ist mir egal, wenn der Dollar in 50 Jahren nicht mehr die Bedeutung von heute hat und man dann mit Nuggets bezahlen muss.
      Vor 3 Jahren dachte ich: Jawoll, in 3 Jahren wird der DOW-Jones unter 4000 stehen, Gold bei 1000$/Unze und ähnliche Sachen beim Lesen solcher Berichte. Es passiert einfach nicht. Die Märkte werden massiv manipuliert, es wird Geld gedruckt wie verrückt und trotzdem wird es kaum ausgegeben. Meine Erkenntnis heute ist: Es wird diesen vielbeschworenen Supergau des Weltfinanzsystems nicht geben. Die moderne Finanzindustrie hat genug Mittel (mit den Notenbanken im Hintergrund) um so etwas zu verhindern. Wenn die Vereinigten Notenbanken den Goldpreis bei 200$/Unze haben wollen, werden sie ihn dorthin bekommen. Wenn der DOW-Jones über 10.000 bleiben soll, dann bleibt er dort - bis in alle Ewigkeit.

      >>>>Übrigens halte ich es, zusammen mit dem Nobelpreisträger Robert Mundell, für durchaus möglich, daß am Ende das Vertrauen in die Währungen nur durch eine neuerliche Bindung an das Gold wiederhergestellt werden kann. Damit, wie der unvergessene Wirtschaftspublizist Wolfram Engels sagte, endlich wieder ein Nagel in die Wand des Weltwährungssystems eingeschlagen wird. <<<<<

      Eine erneute Goldbindung der Währungen funktioniert in unserem Finanzsystem nicht mehr. Es muss ein neues Finanzsystem her. Das wird in den nächsten 50 Jahren aber kaum kommen.

      Wie gesagt, meine Erkenntnis ist: Alles sehr interessant, aber es wird so weiterlaufen wie bisher. Es wird diesen Supergau des Weltfinanzsystems nicht geben. Die Leute, die ständig davon schreiben, verdienen eben ihr Geld damit. Sollen sie doch. Ich glaub nicht (mehr) dran.

      Wir sprechen uns in 10 Jahren wieder: Gold bei 500$, Öl bedeutungslos, DOW-Jones 20.000 ?
      Avatar
      schrieb am 19.06.04 17:50:24
      Beitrag Nr. 2.625 ()
      @Händler: Manipulation kann physikalische Gesetzte nicht ausschalten. Es ist nur eine Zeitfrage. Es dauert alles länger und es ist alles viel träger als wir es uns vorgestellt haben. Auch die manipulatoren haben nicht den ganzen Überblick. Sie stochern in tuasnedfach rückgekoppelten Systemen. Ursachen und Wirkungen sind nicht genauberechenbar. Irgendwann kommt der berühmte Tropfen, der das Fass der Illusion überlaufen lässt. Von Nichts kommt auf Dauer nichts. fiat-Money ist Nichts. Aber noch glauben die menschen daran.Bbis zum "Biffurkationspunkt".

      Das Gegeteil von dem zu glauben was man vor 4 Jahren gedacht hat, (DOW-Crash)ist auch nicht richtig.

      Ich betrachte eine kommende WWK als Chance zur Rückehr zu einer "artgerechten Menschenhaltung2.

      Das Tempo und den Konsum immer weiter steigern wo soll das hinführen. Da hab ich kleinene Bock drauf. Jede E-Funktion kollabiert - je früher desto besser!
      Avatar
      schrieb am 20.06.04 16:32:24
      Beitrag Nr. 2.626 ()
      @Stormy: Klar ist alles eine Zeitfrage - und ich bin ziemlich ungeduldig.

      >>>>Auch die manipulatoren haben nicht den ganzen Überblick.<<<<

      Da bin ich nicht mehr so sicher.

      Das mit dem Biffurkationspunkt ist mir nicht neu. D. h. für Dich, es kracht gewaltig, die große Masse wird enteignet, ich muss mein Brot demnächst mit Nuggets bezahlen usw.. Und es geht sehr schnell: zwar mit sichtbaren Zeichen vor dem Knall, aber dann ganz plötzlich: afrikanische Verhälnisse, Bandenkriege, Plünderungen.


      >>>>Ich betrachte eine kommende WWK als Chance zur Rückehr zu einer " artgerechten Menschenhaltung"<<<<

      Was ist schon artgerecht? Hast schon recht: In der Natur lässt Wachstum mit der Zeit nach. Der technische Fortschritt der Menschheit jedoch wächst immer schneller in immer kürzerer Zeit. Vergleiche die technischen Neuerungen vom Jahre 0 bis z.B. 1820 und von 1820 bis heute. Das ist auch `ne e-Funktion.

      >>>>Das Tempo und den Konsum immer weiter steigern wo soll das hinführen.<<<<

      Ja, wohin?
      Wahrscheinlich zur Kolonialisierung der Weltraums. Heute schwer vorstellbar, aber es ist die einzige Möglichkeit der Arterhaltung für immer. Vielleicht werden wir (die Menschen) gerade getestet (von wem auch immer) ob wir dafür geeignet sind?
      Avatar
      schrieb am 05.07.04 09:37:25
      Beitrag Nr. 2.627 ()
      Für alle die hier noch ab und zu reinschauen, ein interessanter link:

      http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/probst/

      Die Zukuinft der Weltwirtschaft ist vorbestimmt. Nur der genaue Ablauf und der Zeitpunkt des systemimmanten Crashs steht in den Sternen.
      Avatar
      schrieb am 07.07.04 07:20:45
      Beitrag Nr. 2.628 ()
      Astreiner Beitrag vom Händler wie ich finde, so ähnlich denke ich auch.
      Diese Art Psychofalle gibt es wohl schon so lange wie es sprechende Menschen gibt und , leider: diese Art der metaphysischen "Erkenntnis" ist hier im westlichen Abendland kulturell mit Beginn vor 2000 Jahren verankert. Kirchen und Sekten schlagen daraus Profit und hanebüchene Verschwörungstheoretiker.
      Mich hat unter anderem ausgerechnet der Hippie-Kult-Roman "Illuminatus" vor einem Abgleiten bewahrt.


      http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_these…
      Avatar
      schrieb am 15.11.04 09:41:09
      Beitrag Nr. 2.629 ()
      @cabinda,

      :) – Dito! [Hoffentlich, wie damals mal angeregt, zumindest tendenziell weniger mit DAX-Puts, *g*]

      thread historisch
      Vielleicht liegts daran, dass es bis heute kaum neue Erkenntnisse gibt, angesichts des stur fortgesetzten Aufschiebens hinlänglich bekannter und hier diskutierter Probleme, Ungleichgewichte und Mißstände.

      – Zum Barrons-Artikel, #2614:

      >... Auch US-Anleger könnten theoretisch die Last übernehmen. Dazu müssten jedoch private Haushalte und Institutionen umdenken: weniger konsumieren, mehr sparen. Das jedoch würde den Dollar nur auf Kosten der US-Binnenwirtschaft stärken.<

      Scheint mir allein sinnvoll, und als einziger Ausweg, übrigens auch zur Beendigung übermäßigen Rohstoffverbrauchs durch die USA. Was zudem eigentlich im besonderen Interese eines aufstrebenden Chinas liegen müsste ...
      Da haben va. die Wallstreet-Protagonisten aber offensichtlich eine Heidenangst vor. Sie verkennen oder leugnen [`nach mir die Sintflut`; diese Denke ist bei Großbankern ja vakant] darüber indes nur, dass sie mit zunehmender Auslandsabhängigkeit ihre Finanzierung betreffend zunehmend die Kontrollmöglichkeit eines solchen, damit immer stärker provozierten, Prozesses verlieren.
      Und die Devisenmärkte reflektieren das nun, sicher auch im Kontext mit der Wiederwahl der ja so besonnenen Bush-Administration, wieder zunehmend.

      >Es liegt nun an Amerika, den Dollar so zu stärken ...<
      Sic!
      Wenn man dann die angelsächsischen Bankvolkswirte so hört, die zuletzt die EZB in ziemlich dreistem Tonfall aufforderten, USD zu kaufen ...

      ---
      Interessant auch der NZZ-Artikel von @Groupier in #2615 ... Da ist was dran.
      Würde die Politik aber endlich mal von ALLEN `Opfer` verlangen resp. Leistung einfordern, liefe der Prozess viel effizienter ab. Und nur so könnte man wirklich, nachhaltig optimistisch(er) für Dtld. sein.

      @Händler,

      Wenn die Vereinigten Notenbanken den Goldpreis bei 200$/Unze haben wollen, werden sie ihn dorthin bekommen.
      Nee, gewiß nicht. Da müssten sie wohl schon all ihr Gold verscheuern ...
      Sieh Dir nur mal die Produktionskosten der (immer ausgelutschteren) Minen an, da auch mal die Entwicklung der letzten Jahre, und dann setzte das mal in Kontext zur Nachfrage(entwicklung) ...
      Oder meinst Du, die Amis könnten den Cinesen und Indern verbieten, Gold zu kaufen (zumal bei 200 USD)?
      :D

      Ansonsten grundsätzlich Zustimmung, wobei allerdings auch die Probleme in e-Funktion zunehmen, gewisse Dinge aber endlich sind, jedenfalls zu bestimmten Preisen ...

      investival
      Avatar
      schrieb am 17.11.04 12:16:55
      Beitrag Nr. 2.630 ()
      kurbel, kurbel,.....

      Servus Investival,

      schön, mal wieder was von Dir zu hören.

      Zum Öl:
      (aus einem anderen Thread, geschrieben Anf. Nov., stammt ursprünglich aus irgendeiner Zeitung, verm. ZEIT oder FAS)

      Der Bierniederlagen-Zyklus:

      Wenn der Sommer schön warm und sonnig ist, dann trinken die Leute viel Bier, jedenfalls in Bayern, artet das ganze dann in eine Hitzewelle aus, wo es wochenlang über 30°C hat, dann verkrümeln sich die Leute in den Schatten und trinken eben noch mehr Bier.

      Nach ein paar Wochen werden dann in den Bierniederlagen die Biervorräte knapp, wenns die Besitzer dann merken, dann werden sie schleunigst beim lokalen Zulieferer Nachschub ordern, aber zur Sicherheit eben ein paar Kisten mehr, das Wetter ist ja zu schön und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Beim Händler werden dann die Kisten ganz schnell knapp, da alle Bierniederlagenbesitzer gleichzeitig so handeln, er kommt etwas ins Schwitzen (aber nicht aufgrund der Temperaturen – das auch!), da seine soz. „book-to-bill-ratio“ augenblicklich schwindelerregende Höhen erklommen hat, zur Sicherheit bestellt er dann ein paar Bierwagenladungen mehr beim Großdistributor.

      Und bei diesem läuten dann im selben Moment alle Alarmglocken, da der Auftragseingang stündlich gigantisch anschwillt und sein Zugang/Abgangsverhältnis kraß ungünstig ist. Er wird also versuchen, bei den Brauerein alles aufzukaufen, was im Moment noch möglich ist, per Lieferung sofort oder zu jedem möglichen Termin.

      Die Brauereien laufen mehr oder weniger unter Vollast, Zusatzschichten werden eingerichtet und Wochenende wird durchgemacht, neue Produktionslinien werden schleunigst hochgefahren oder ausgebaut, der Bierausstoß steigt gigantisch, die Produktionsanlagen ächzen aus allen Nähten, die Arbeiter schuften und seufzen. Die Aktienkurse der Brauereien steigen und steigen, sie schwimmen in Geld.

      Auf einmal geschieht das Unerwartete und von Westen naht sich langsam, heimlich still und leise eine Schlechtwetterfront vom Atlantik, eines Abends wird es am Horizont im Westen früher dunkel, der Sonnenuntergang fällt aus, später dann hört man ein leises Grummeln und am Horizont wetterleuchtet es. In der Nacht kommt dann Sturm auf, die ersten Regentropfen plätschern zur Erde, dann auf einmal gießt es in Strömen unter Blitz und Donner. Am nächsten Tag regnet es immer noch und es ist auf einmal empfindlich kühl geworden. Dieser Zustand dauert jetzt eine ganze Weile an.

      Der Absatz der Bierniederlagen geht schlagartig gegen Null. Die fest bestellten Nachlieferungen können aber nicht rückgängig gemacht werden, also haben die Bierkutscher noch zu tun, aber die Lieferkette aufwärts bis zu den Brauereien geht eine Stornowelle, die aber im Moment nutzlos ist, da alle verbindlichen Bestellungen abgearbeitet werden, es wird also ein gewaltiges Bierangebot aufgebaut auf allen Stufen der Wertschöpfungskette, schlußendlich können die Brauereien auch nicht so einfach die Produktion runterfahren, da Kapazitäten kurzfristig erweitert wurden und das Bier ja schon in den Sudkessel drin ist. Also drückt von ganz hinten immer noch neue Produktion nach, auch als die Nachfrage schon längst zusammengebrochen war.

      Als Resultat des ganzen sind alle Vertriebskanäle verstopft mit überzähligen Lieferungen, die Spot-Preise brechen zusammen. Die Leute können sich über billiges Bier freuen, es will aber niemand was, weils einfach zu kalt ist.

      Irgendwann einmal haben alle Brauerein die überzählige Produktion abgearbeitet, die Vertriebskanäle habens irgendwie absorbiert und das Angebot-Nachfrage-Verhältnis normalisiert sich wieder nach längerer Zeit.

      Ende

      Und die Moral von der Geschicht:

      Kauft Bier, wenn das Wetter greislich ist, wenns später heiß wird, kanns auf einmal ausgehen und/oder teuer werden.

      Je größer die Nachfrage, desto verzweifelter wird versucht, das Angebot hochzuziehen, solange, bis die Welle bricht und das geschieht relativ ruckartig.

      Und was hat das alles mit Öl zu tun? (rhetorische Frage!)

      Die Hitzewelle ist die momentane Weltkonjunktur. Schätze einmal, so schauts im Moment aus, alle haben wie blöd Öl geordert, aber am Horizont ziehen schon dunkle Wolken auf, hie und da tröpfelt es schon, der Wind frischt auf.
      Langfristig gesehen wissen wir nicht, wann die richtige Hitzewelle erst noch kommen wird, daß sie irgendwann kommt, ist klar und daß das Bier dann ausgehen wird, ist auch klar, aber zu welch astronomischen Preisen dann, weiß keiner.

      Die Geschichte klingt so ähnlich wie der Schweinezyklus, wobei, anders als beim S-zyklus, äußere Einflüsse, unabhängig von Angebot und Nachfrage die Hauptrolle spielen.

      Ich erinnere mich noch an die Prophezeiungen des Club of Rome in den siebziger Jahren, hab die ollen Schinken noch irgendwo auf dem Speicher, damals hieß es, in 30 oder 40 Jahren, also jetzt im Jahre 200x, wird’s Öl endgültig ausgehen und von anderen Primärenergieträgern ersetzt oder auch nicht, jetzt haben wir diese Zeit, aber von Ausgehen keine Spur, aber von jetzt in 30-40 Jahren schauts dann ganz anders aus.

      Mit jeder Preiserhöhung nehmen die Margen zwar prinzipiell zu (ist in einer Marktwirtschaft einfach so), aber aber:

      Die Ölgewinnung wird in Zukunft tendenziell immer riskanter, da die Gestehungskosten immer mehr zunehmen, da billig auszubeutende Ölfelder als erste ausgehen -

      Einschub:
      ABC der Betriebswirtschaft: derjenige Produktionsfaktor wird am exzessivsten verbraucht, der am billigsten bzw. am einfachsten zu erhalten ist -

      meiner Meinung nach wird der Spread von Ölpreisen zu Ölgewinnungskosten tendenziell weiter abnehmen, da mit immer weiter anziehenden Ölpreisen das Öl immer mehr und besser substituiert wird von anderen Energie-bzw. Rohstoff-Trägern. Meine Schlußfolgerung ist dann, daß Ölaktien und die ganzen Branchen drumrum immer volatiler werden, so ähnlich wie heutzutage Gold, aber in beide Richtungen.
      Bei Ölaktien kann ich nicht mitreden, weiß aber, daß die Frachtraten für Tanker vor kurzem auf dem Ath waren – wir leben also im Moment in der besten aller möglichen Welten, jedenfalls gewinntechnisch betrachtet.

      Schaunma mal, obs in nächster Zeit mal ein richtiges Gewitter geben wird und ob die Hitzewelle dann weitergeht, oder obs Herbst wird und alle Hitzewellen fürs erste mal komplett ausfallen, jedenfalls für dieses Jahr. Beachtet die Frachtraten der Tanker!

      Nachtrag:

      Vor ein paar Wochen geschrieben, die ersten Windstöße brausen schon richtig übers Land und es fängt heftig zu regnen an.

      Gretchenfrage: Sind wir schon beim ersten Herbstmonsun, so ca. Ende August oder ist das der letzte Sommermonsun, in der Regel Anfang August, wenn die richtige Hitzewelle erst noch kommt?


      Gruß

      Bilsenkraut
      Avatar
      schrieb am 17.11.04 13:22:24
      Beitrag Nr. 2.631 ()
      #2623

      das klingt alles vernünftig. Aber dass es zutrifft oder so kommt, ist alles andere als sicher.

      Man müsste sich als Gegenbeispiel nur eins vorstellen: Ein Produzentenkartell aus vielleicht 3/4 der OPEC entsteht. Warum, ist egal. Vielleicht aus Antipathie gegen den Westen, aus religiösen Gründen oder einem anderen Vorwand. Es würde entscheiden, Öl zwecks Streckung der eigenen Vorräte und langfristiger Stabilisierung der Nationaleinkommen zum 5-fachen des jetzigen Preises zu verkaufen, für USD 200. Was wäre die Folge? Der Ölverbrauch würde NICHT um 80% sinken, sondern mittelfristig vielleicht um ein Drittel. Die Einnahmen der Anbieter wären für diesen Zeitraum 330% höher. Danach würden sie ungefähr auf das jetzige Niveau sinken.

      In dieser Bandbreite sind viele Zwischentöne denkbar.
      Avatar
      schrieb am 17.11.04 14:33:39
      Beitrag Nr. 2.632 ()
      ja,
      just alive
      es wurde mal zeit das das ding hier reaktiviert wird,
      damit ich meinen senf ausserhalb der momentums abliefern kann, da es ja hier um die weite sicht und die visionen
      geht.

      darum: gleich mal zum öl.

      also ganz ehrlich, (ob öl auf 50-60-200 geht) das ist wohl ne sache des futuremarktes. wer an diesen märkten teilnimmt
      ist hier jedem klar.
      nun mal meine größe überlegung, der große überschlag also.

      1. auf der einen seite haben wir die anbieter, wie seiht deren struktur aus:
      staatlich-saudis-russland-iran-venezuela-brasilien-norwegen (zumindest große teile)
      einziger nenneswerter freier lieferant wäre die -USA-
      ist sie denn lieferant?
      niemals, sie fällt total weg.

      2. Wer sind die partner:

      nicht stattlich wenigstens in den verbraucherländern:
      sonder AGS like BP-Mobil-Basf etc etc. ihr kennt sie muß ich nicht näher darauf eingehen.

      nun zur sache:
      ich denke mal öl ist basic-fundamentalgut, das die westliche welt zur existenz einfach benötigt.
      ich kann mir nun nicht vorstellen, daß zukünftig die obigen partner zusammen mit dem terminmarkt den rest meines lebens diesen markt bestimmt und betreibt.

      die verbraucherländer wie deutschland u.a. werden nur
      über eine starke institution die wahrscheinlich nur stattlich sein kann an einer gestaltung dieses marktes teilnehmen, will heißen wenn ich der boss eines verbraucherstattes wäre, würde ich die partner 2 wegfegen.
      ölkontrakte könnten dann nur von land zu land getätigt werden. der landesvater hat für die stabilität und die ausreichende menge zu sorgen, nicht aber für verarbeitung,
      und verteilung, er teilt genügend zu, für eine bestimmten zeitraum zu einer bestimmten preisrange.

      klar, klar, klingt jetzt nach sozialismus durch die hintertür, aber mit einem sich verflüchtigtem rohstoff
      und einer derartigen abhängigkeit der volkswirtschaften,
      wird man um eine regulierung nicht herumkommen,
      oder man begibt sich auf die atemberaubende achterbahn,
      völlig unbekannter zonen, mit allen möglichen und unmöglichen ereignissen, die an die nerven, ans gemeinwohl,
      und irgendwann man mal auch die kalkulierbarkeit eines -BIP- etc. zum wechselspiel der anbieter, der verkäufer und der spekulanten verkommt.
      dem sollte ein weiser vorsorgen indem er erst mal für verfügbar sorgt, die so oder so nicht nachhaltig sein wird.
      kurzum gemeint ist.
      auf deutschland bezogen, der staat kauft das öl, verhandelt mit
      anbietern von staat zu staat und hat das gemeinwohl im auge.
      der rest kann bankrott gehen.
      Avatar
      schrieb am 17.11.04 18:56:13
      Beitrag Nr. 2.633 ()
      @bilsenkraut,

      :)

      >von Westen naht sich langsam, heimlich still und leise eine Schlechtwetterfront vom Atlantik<
      Naja, die richtig kalte Luft kommt für EU erstmal aus Nord, *g*
      Und in EU haben in realiter(!) offenbar noch nicht alle `wie blöd` gekauft. [BayWa als ein großer dt. Öldistributor hat in Q3 zB. die Verschiebung privater Öleinkäufe moniert und damit sein mäßiges Ergebnis begründet]
      Aber grundsätzlich, `in the long way`, schon Zustimmung.
      Meine allwissende Antwort auf die Gretchenfrage: Die Jahreszeiten wechseln, das Klima erwärmt sich dabei tendenziell – ;)

      Ölaktien und die ganzen Branchen drumrum immer volatiler werden, so ähnlich wie heutzutage Gold, aber in beide Richtungen.
      Ölaktien sind mein Ding auch nicht so, ich diversifiziere Rohstoffe via Aktien breit (BHP+AAC), dazu Energie (va. Gas, was dem Öl noch hinterher hängt) in EON+BASF. Rohstoffe und alles drumherum waren ja immer schon ziemlich volatil, nun haben wir aber wohl zusätzlich schon explizite Uptrends längerer Relevanz. Naja, und das Gold volatil ist, ist wohl eher relativ, bei einer 250er Vola im Nearest Future von gerade mal ca. 16 %. Öl hat da mit dem Doppelten schon mehr zu bieten ...

      @dosto,

      alter Haudegen, :)

      wurde mal zeit das das ding hier reaktiviert wird
      Steht einfach im (für mich) falschen Thread, *g*

      Öl: Das sind ja (gar nicht abwegige) Aussichten ... Ob der Terminmarkt und die »freien« Partner so sehr Einfluss haben oder bekommen werden, vermag ich nicht zu sagen, ich denke eher nein, auch ohne `Sozialismus` (der erst dadurch provoziert würde).

      Heute muss man erstmal sehen, wo Öl (und viele andere Rohstoffe) real im historischen Kontext immer noch stehen ... (Den Kontext mit der Eintwicklung der Papierwerte die letzten 2 Dekaden stelle ich erst gar nicht her)
      Die Aktienmärkte sehen das derweil ja auch entsprechend cool. Und zzt. nicht mal unberechtigt, sieht man mal die AG-Ergebnisse so einiger Größen. Diese haben freilich andere, mehr oder weniger einmalige Ursachen (Rationalisierung, Entlassungen), so dass Öl nächstes Jahr durchaus auf die Agenda kommen könnte, sei es bei 40, oder 80 USD.

      In the long way wird die Welt imo ohnehin nicht umhin kommen, die Terminmärkte insgesamt zu korsettieren – was für mich kein `Sozialismus`, sondern Schutz des Kapitalismus wäre –, um volkswirtschaftlich fragliche Extravaganzen, von denen nur ganz wenige profitieren, zu unterbinden. Das würde schon mal gehörig Entlastung bringen, Geld wieder in Investitionen lenken, und echte Marktwirtschaft (im klassischen Sinne) auch auf den Rohstoffmärkten ermöglichen.
      Noch davor sollte man den Amis (und auch den Asiaten) das Wirtschaften mit geschweige denn Sparen (auch) von Ressourcen imo noch nicht ganz absprechen.

      In the longest way wird es mit dem `Sozialismus` auch imo so kommen, werden darüber keine Substitute hoffähig.

      Würde man longest vor long machen, käme das dem Abschalten eines imo noch überlebensfähigen Patienten (des Kapitalismus) gleich. Es wäre ein sicher nicht langlebiges Armutszeugnis, regierten Terminmärkte woanders und die Staaten beim Öl die Welt.

      investival
      Avatar
      schrieb am 18.11.04 12:45:35
      Beitrag Nr. 2.634 ()
      *offtopic, paßt aber zum threadthema:

      würde mich mal interessieren, ob irgendwer das Buch von Rethfeld/Singer "Weltsichten/Weitsichten" gelesen hat, bitte meldet Euch mal, ich habs jedenfalls gelesen, weil mich das betr. Thema ja schon seit vielen Jahren beschäftigt, mir selber fehlt nur das mentale Werkzeug und die Zeit dazu, um dickere Bretter zu bohren.

      Kurzes Resumee von mir dazu:

      Ausgehend vom Ist-Zustand der Gesellschaft, der ziemlich gründlich analysiert und hier ausgebreitet wird, wird das ganze daraufhin abgeklopft, ob sich irgendwelche Trends bzw. Tendenzen herausbilden, die man in die Zukunft extrapolieren kann bzw. die evtl. knicken.

      Es werden dabei die verschiedensten politischen/ökonomischen Modelle abgeklopft und auf den Ist-Zustand angewendet, u. a. Murx, Keynes, Toynbee, Spengler, Kondratjeff, Elliot, Dow usw.

      Daraus entwickeln die Autoren 2 verschiedene Zukunftsszenarien, Singer an Kondratjeff angelehnt, Rethfeld an Marx, Spengler u. Toynbee angelehnt.

      Beide sind insg. mehr oder weniger pessimistisch für die nächsten Dekaden, nun ja, kann man ja so sehen und ob jetzt Toynbee so das Gelbe vom Ei ist, wag ich mal zu bezweifeln, auch wenn einige Argumentationsketten durchaus plausibel scheinen.

      Einige Stichworte aus beiden Szenarien:

      -Energiepreise explodieren
      -Lebensstandard d. entw. Länder nimmt ab
      -Mobilitätsaufwand steigt kraß, daraus folgt:
      -Deglobalisierung
      -derzeitiger Kondratjeff (IT-Technologie) zu Ende
      -noch kein neuer Kondratjeff angelaufen
      -Amerika im Machtzenit, baut allmählich ab (v. a aus dem einen Grund, weil Ölabhängigkeit zu spät u. zu wenig korrigiert), baut aber nicht schneller ab, da Bevölkerungswachstum
      -China u. Indien Supermächte
      -Europa baut schneller ab, da Bevölkerungsschrumpfung
      -nächster Kondratjeff:Umstieg auf Solar- und Wasserstoffwirtschaft
      -globale Risken politischer, ökonomischer und umwelttechnischer Art nehmen zu
      -lange andauernder Bärenmarkt

      Man merkt auch, daß beide gute Journalisten sind (notwendige Voraussetzung: haben gut abgekupfert, auch bei w:o)

      Gruß
      Bilsenkraut
      Avatar
      schrieb am 18.11.04 14:55:52
      Beitrag Nr. 2.635 ()
      @bilsenkraut,

      die nächsten Dekaden, nun ja, kann man ja so sehen
      Oder so ...

      Eine Stichwortsammlung in einer Richtung offenbart iaR. Unstimmigkeiten bzw. Widersprüche – eine Quintessenz ohne Gewichtung und ohne das Gesamtwerk entwürdigen zu wollen (schon da nicht gelesen):

      Lebensstandard d. entw. Länder nimmt ab ./. Deglobalisierung
      Fakt ist, dass zzt. der Lebensstandard (der breiten Bevölkerungen) dieser Länder abnimmt infolge Globalisierung (Stichwort: Arbeitsplatzverlagerung aus diesen Ländern). Das der Umkehrschluss falsch sein soll, erschließt sich mir nicht unbedingt, zumal bei stg. Rohstoffpreisen. China zB. nutzt bis auf viel(!) weiteres Öl viel ineffizienter als zB. Dtld.

      Energiepreise explodieren ./. Europa baut schneller [als USA] ab, da Bevölkerungsschrumpfung
      2 Erwachsene könnten `explodierende` Energiepreise wohl eher verkraften als 2 Erwachsene mit 2 Kindern, im Mittel betrachtet.

      noch kein neuer Kondratjeff angelaufen ./. nächster Kondratjeff:Umstieg auf Solar- und Wasserstoffwirtschaft
      Ist wohl angelaufen.

      nächster Kondratjeff:Umstieg auf Solar- und Wasserstoffwirtschaft ./. lange andauernder Bärenmarkt
      Das eine bedingt vielmehr das Gegenteil vom anderen.

      Lebensstandard d. entw. Länder nimmt ab ./. China u. Indien Supermächte
      China und Indien werden wohl kaum Supermächte im (wahrscheinlich) gemeinten Sinn, indem sie die Welt mit Billiglohnprodukten beglücken. Und für Höherwertigeres sind wohl kaum 14-Jährige oder Arbeiter/Angestellte mit Hungerlöhnen geeignet bzw. bereit.
      Deren deshalb fortschreitende Inflation auf einem Weg dahin wird die vakanten, negativen Globalisierungseffekte in den westlichen (iwS.) Ländern relativieren. Einfach gesagt: Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht (gilt auch übergreifend).

      China u. Indien Supermächte ./. lange andauernder Bärenmarkt
      Dann sicher nicht in diesen beiden Ländern, geschweige denn auf dem Weg zur Supermacht.

      Energiepreise explodieren ./. Mobilitätsaufwand steigt kraß
      Einhergehend wird mehr von zu Hause aus erledigt, von der Schule über die Arbeit bis zum Einkaufen – dem letzten Kondra sei dank (und falls man das Internet nicht vorher tot reguliert).

      investival
      Avatar
      schrieb am 18.11.04 15:03:41
      Beitrag Nr. 2.636 ()
      China zB. nutzt bis auf viel(!) weiteres Öl viel ineffizienter als zB. Dtld.
      Gemessen am BIP mW. mit dem Faktor 4.
      Avatar
      schrieb am 18.11.04 16:17:27
      Beitrag Nr. 2.637 ()
      Bush fordert bei APEC-Gipfel Yuan-Freigabe - Regierungskreise
      WASHINGTON (Dow Jones-VWD)--US-Präsident George W. Bush wird nach Angaben eines führenden Regierungsvertreters beim anstehenden APEC-Gipfel auf eine schnellere Freigabe des Yuan dringen. Bush werde den chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao bei einem bilateralen Treffen direkt auffordern, seine Pläne zur Lockerung des echselkursbandes gegenüber dem Dollar umzusetzen, sagte der Sprecher. Bush und Hu hatten beim Treffen der Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) im vergangenen Jahr die Bildung einer Arbeitsgruppe vereinbart, die sich mit dieser Problematik beschäftigen sollte. Der stellvertretende Gouverneur der People`s Bank of China (PBOC), Guo Shuqiun, hatte kürzlich erklärt, China habe keinen Zeitplan für die Freigabe seiner Landeswährung. (ENDE) Dow Jones Newswires/18.11.2004/DJN/hab/gs
      Avatar
      schrieb am 23.12.04 23:19:49
      Beitrag Nr. 2.638 ()
      Die Russen behalten also für `s erste die Kontrolle über die winterliche Wärmemenge. Welche ---neftegaze sind denn nun staatlich und welche gehören Oligarchen A, B, C, usw.?

      Schwierige Sache und irgendwelche US-Richter versuchen krampfig Ordnung in die Angelegenheit zu bringen. Kampf gegen Windmühlen meiner Meinung nach.

      Mal sehen, wie viele durch den Winter kommen? heißt für viele die Frage.

      Na besser die heimlichen Schlachten an den Finanzmärkten, als die offenen die zu "Rotem Schnee" (Hofé) führen.

      Frieden, denn die "Wünsche verhüllen uns selbst das Gewünschte".

      Frohe Weihnachten, ich wünsche allen eine warme Bude und wenig Einsamkeit.

      Vielleicht können wir ja den X-alog hier mal weiterführen?
      Avatar
      schrieb am 13.02.05 15:06:51
      Beitrag Nr. 2.639 ()
      Noch mal kurz zum Thema Zensur, das mich einfach nicht losläßt, seitdem "BMW-Fan" hier vergrault wurde.

      Ich habe gerade "Presseclub" im ARD mit Pleitgen und u.a. Seligmann gesehen und gehört.

      Thema: Dresden-Bombardierung-1945, 60-Jahre danach.

      Ich war so sauer auf die Runde: 23.000, 40.000 oder 400.000 Todesopfer - viele selbsternannten und gelernten "Historiker" begreifen es einfach nicht. Es war organisierter Mord an Menschen. Massenmord, Völkermord, Holocaust - wie immer man den Vorgang
      (organisierter Mord = Ermordung einer Menschengruppe durch eine andere) auch nennt.

      Schon wenn man anfängt, sich um Begriffe zu streiten wie das denn nun heißen soll, ob "Bombenholocaust" oder "notwendiger Luftangriff zur Beschleunigung des Kriegsendes" pflanzt man die Wurzel für einen neuen Völkermord.

      Seligmann faselte dann irgendwas von Gelassenheit, Freiheit, etc. zum Thema Arbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus.
      Gelassenheit ist immer gut, das ist richtig.

      Wenn aber die Freiheit als Argument gebraucht wird, um einer andersdenkenden Menschengruppe ebenjene zu beschneiden, dann geht mir der Hut hoch.

      Ich hätte ihm gerne eine Frage gestellt, bin aber nicht zum Zuge gekommen. Es hatten eben auch viele andere Leute Fragen. Ist ja auch gut so.

      Schreib ich also hier, weil es ja wieder um das leidige Thema Zensur geht. Vielleicht kann ja von Euch einer `ne Antwort geben?

      Meint er denn mit "Freiheit" auch die Freiheit des Wortes und zwar die absolute Freiheit des Wortes. Im eigentlichen Sinne - ohne Zensur.

      Sozusagen: Worte in der Zeit wirken lassen. Oder darf die Macht/ die Machthaber einzelne Worte oder gar ganze Sätze verbieten, weil sie "unwahr" sind?

      Sollen Worte nicht mehr wirken dürfen, nur weil eine Menschengruppe sie für unbequem befindet? Warum soll nicht auch die offensichtliche Lüge ihre Chance bekommen, als Lüge entlarvt zu werden?

      Worte müssen wirken können, man kann sie sowieso nicht verbieten - sie wirken in den
      Köpfen weiter. Eine notwendige Voraussetzung für Gelassenheit ist doch das
      Zulassen von Worten und Sätzen jeder Art, ein Vertrauen auf die wahrheitswirkende Wirkung von Worten.

      Sie sollten also gelassener werden, die Machthaber in Politik/Medien/Wirtschaft. Um gelassen zu sein, muss man die Fähigkeit haben,
      Worte wirken lassen zu können, auch wenn man Angst vor Machtverlust oder gar um seine persönliche Freiheit hat.

      Wenn die Machthaber Worte nicht mehr wirken lassen wollen, also Zensur verschärfen, dann heißt das doch im Umkehrschluss, sie haben Angst vor der Freiheit, die sie ja angeblich verteidigen.
      Also doch nur Angst um ihre eigene Freiheit?

      Schönen Sonntag noch.
      Avatar
      schrieb am 13.02.05 17:06:56
      Beitrag Nr. 2.640 ()
      @Händler,

      Ich war so sauer auf die Runde: 23.000, 40.000 oder 400.000 Todesopfer - viele selbsternannten und gelernten " Historiker" begreifen es einfach nicht. Es war organisierter Mord an Menschen. Massenmord, Völkermord, Holocaust - wie immer man den Vorgang auch nennt.


      Kann deine "Wut" verstehen.

      - Es stellt sich letzlich die Frage kann es einen guten Krieg geben und sind dabei alle Mittel erlaubt?

      Ist die Tötung von Zivilisten erlaubt, wenn sich dadurch der Krieg verkürzen, beenden oder der Tod von anderen hunderttausenden verhindern läßt?

      Durfte die Atombombe über Japan abgeworfen werden, auch wenn sie den Krieg eindeutig schneller beendete?

      Und wer bestimmt, daß man einen guten Krieg führt?

      Herr Bush nennt seinen Krieg gut und bringt dem Irak die vielgelobte Freiheit - was aber fangen die hunderttausenden von toten Irakern mit dieser Freiheit an ?

      Für jede Seite wird es Argumente geben.
      Die einen sagen, der Zweck heiligt die Mittel, die anderen werden sagen, man darf Unschuldige nicht töten.

      Letztlich eine Frage, über die man unendlich dikutieren kann.
      (mit Ausnahme des Krieges von Herrn Bush, der ja als wiedergeborener Christ und bibelfester Amerikaner wissen muß, daß man als Christ die andere Wange hinhalten sollte, wenn man geschlagen wird:D)

      Gruß,

      C.
      Avatar
      schrieb am 14.02.05 15:11:32
      Beitrag Nr. 2.641 ()
      .

      Herzlichen Glückwunsch, Jürgen Gansel, das Wortgefecht um die Deutungshoheit über den "Bomben-Holocaust“ fällt sogar im Wallstreet-Online Forum auf fruchtbaren Boden...

      Manche werden es wohl nie begreifen...! :mad:

      .
      Avatar
      schrieb am 14.02.05 18:53:15
      Beitrag Nr. 2.642 ()
      @Konradi: Wer is `n Jürgen Gansel? Muss man den kennen?

      zu #2634: ziemlich Substanzlos, aber vielleicht ist es nur Wut von Dir, weil Dich das Thema sehr aufregt - kann ich verstehen.
      Mir ging es in erster Linie um das Thema Zensur - nicht um irgendwelche hohlen Wörter.
      Trotzdem die Frage: Was soll denn Dein Posting - ist das ein Zensurversuch oder war es spontane Reaktion?

      @Cornelius: Danke für Deine Antwort. Wenn ich Zeit hab, geh ich noch mal drauf ein.

      Ich les gerade ein superinteressantes Buch von Karl Georg Zinn (geb. 1939 - Volkswirtschaftlicher).

      Vielleicht tipp ich demnächst mal was daraus hierein, dann können wir wieder was zum Thema schreiben. Märkte und Zukunft und so.
      Avatar
      schrieb am 14.02.05 23:53:27
      Beitrag Nr. 2.643 ()
      .

      ... nee, eigentlich kann man das Arschloch vergessen, aber hier der gedankliche Zusammenhang: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,337958,00.h… dazu auch:
      http://www.zeit.de/2005/07/dresden

      und damit ist alles gesagt.
      Avatar
      schrieb am 20.02.05 14:38:16
      Beitrag Nr. 2.644 ()
      Der Weltuntergang wurde verschoben :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 20.02.05 23:36:50
      Beitrag Nr. 2.645 ()
      Wrum sollte man ausgerechnet den schon verschieben :rolleyes:

      Sieht doch global eher danach aus das man ihn Beschleunigen will.
      Avatar
      schrieb am 07.03.05 21:20:39
      Beitrag Nr. 2.646 ()
      Die Hütte brennt, zumindest in D. Gewaltige Steurrausfälle im Januar!
      Avatar
      schrieb am 28.03.05 13:44:40
      Beitrag Nr. 2.647 ()
      @Händler

      Noch mal kurz zum Thema Zensur, das mich einfach nicht losläßt, seitdem " BMW-Fan" hier vergrault wurde.

      mit verlaub , das habe ich aber gaaaaanz anders in erinnerung.:rolleyes:


      Gruß

      (Ex-) Woernie
      Avatar
      schrieb am 02.04.05 00:18:29
      Beitrag Nr. 2.648 ()
      :rolleyes:

      Heute (nein: Gestern) war offizielle Abschaffung des "Teutschen Bankgeheimnisses!"
      Und in diesem sog. "Geld und Kohle-Board" hat keine Sau was gemerkt davon.
      :rolleyes:

      Wenn man/frau sich Hirnschwach noch daran erinnert was in den 80/90ern z.B. wg. der Volkszählung usw etc. los war. :rolleyes:

      Als in FFM rund ums Bankenviertel die Wasserwerfer und Gummiknüppel knapp wurden eben deswegen?

      ALSO WO IST UND WO BLEIBT DER GRÜN ALTERNATIVE AUFSCHREI DER GEPEINIGTEN STEUER- U. ABGABENZAHLER. :cry:
      WANN UND WO SIND DIE MASSEN-ANTI-EICHEL DEMOS.
      WARUM BRENNEN DIE FINANZÄMTER NICHT.
      :mad:
      Avatar
      schrieb am 02.04.05 02:22:02
      Beitrag Nr. 2.649 ()
      tja - hab mich auch etwas gewundert wie gleichgültig inzwischen die leute im großen und ganzen geworden sind in bezug auf grundrechteabbau...

      ...aber es könnte da logische thesen geben...

      1. die leute, die noch geld haben sind längst damit im ausland verschwunden.
      2. die breite masse hier hat eh die kohle beim börsencrash verloren und die juckt es nicht mehr ob einer im depot nachschaut oder nicht - zu finden gibt es eh nur trümmer und pleite...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 05.04.05 23:50:34
      Beitrag Nr. 2.650 ()
      05. April 2005


      BRANDREDE DES PORSCHE-CHEFS
      "Wir verarmen, wenn wir asiatisch werden wollen"

      Die hohen Lohnkosten sind das größte Problem in Deutschland, sagen viele Volkswirte und Firmenbosse.
      Stimmt überhaupt nicht, antwortet nun Porsche-Chef Wendelin Wiedeking.
      Bei einem kämpferischen Auftritt vor Politikern machte er ganz andere Ursachen für die Krankheit des "deutschen Patienten" verantwortlich.


      Stuttgart - Es sei falsch zu glauben, Arbeitsplätze seien in Deutschland zu teuer und neue könnten nur noch im Ausland entstehen, sagte Wiedeking am Abend vor Abgeordneten des baden-württembergischen Landtags.
      "Die Lohnkosten sind wirklich nicht das eigentliche Problem in Deutschland."
      Er verwies auf sein eigenes Unternehmen.
      Porsches Stammwerk stehe "im Herzen des Hochlohnlandes Deutschland" - trotzdem sei der Konzern weltweit erfolgreich.


      Auch von einer "baden-württembergischen Krankheit" könne keine Rede sein, so Wiedeking.
      Sie war noch im Sommer vergangenen Jahres oft mit Blick auf das Lohnniveau bei Autobauern wie Daimler diagnostiziert worden - der Begriff war vom damaligen Mercedes-Chef Jürgen Hubbert geprägt worden.
      Porsche spüre davon "herzlich wenig", sagte Wiedeking.

      Besonders kritisch sieht er die Tatsache, dass Unternehmen bei Standortverlagerungen ins Ausland die Kosten für die Planung der Investition, den Transfer der Arbeitsplätze, die Verwaltung und die Finanzierung des Tochterunternehmens voll steuerlich geltend machen können.
      "Es ist wenig sinnvoll, ja geradezu der Gipfel des Unsinns, wenn man in Zeiten, in denen mehr als fünf Millionen Menschen als Arbeitslose in Deutschland registriert sind, den Job-Export auch noch aus dem deutschen Steuertopf subventioniert."


      Wiedeking: Aber eine Steuersenkung möchte ich trotzdem

      Er fragte: "Und wieso zahlt die EU Zuschüsse für Firmenansiedlungen in den Beitrittsländern - übrigens auch mit den deutschen Beiträgen in die EU-Kasse - die den osteuropäischen Regierungen dann dazu dienen, Firmen aus Westeuropa mit besonders niedrigen Steuersätzen anzulocken?"
      All dies seien Fehler im System, die viel gravierender seien als das Niveau der Gehälter in Deutschland.
      Nach Auffassung Wiedekings sollte die Bundesrepublik die Milliarden Euro, die für EU-Standortförderungen ausgegeben werden, besser dazu verwenden, die einheimischen Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen - etwa durch Steuersenkungen.

      Wiedeking warnte vor Versuchen, den Standort Deutschland im globalen Wettbewerb durch Lohn- und Sozialdumping absichern: "Die aber befinden sich ganz bestimmt auf dem Holzweg.
      Ich sage ihnen: Wir verarmen, wenn wir asiatisch werden wollen".
      Chinesische Lohnkosten wären in Europa volkswirtschaftlicher Unsinn.
      "Mit welchem Geld solle dann der deutsche Arbeitnehmer konsumieren?
      Diese ganze Geiz-ist-geil-Mentalität ist doch das eigentliche Problem."
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      schrieb am 16.06.05 00:17:19
      Beitrag Nr. 2.651 ()
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