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    Deutschland verarmt. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.09.02 16:55:59 von
    neuester Beitrag 30.01.03 12:29:29 von
    Beiträge: 198
    ID: 638.703
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      Avatar
      schrieb am 25.09.02 16:55:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      jährliches durchschnittseinkommen im vergleich:

      USA 42.228 Dollar

      Bundesrepublik 28518 Euro

      ziehe ich die wesentlich geringere steuer- und abgebenlast in den usa ab(mehrwertsteuer 6%,fast keine mineralölsteuer,wesentlich geringere direkte steuern),dann verdient ein durchnittsami fast doppelt so viel wie ein deutscher.

      da staunt man doch nicht schlecht,oder?



      hat jemand zahlen aus anderen europäischen ländern?
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 17:00:28
      Beitrag Nr. 2 ()
      Deutschland verarmt wirklich. Geistig!
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 17:02:43
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich denke das Durchschnittseinkommen bei uns wird eher fallen. Die Lohnkosten in Deutschland gelten ja nach wie vor als deutlich zu hoch.
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 17:05:04
      Beitrag Nr. 4 ()
      super, da verdiene ich ja mehr als ein deutscher und ein ami zusammen

      es lebe bayern!!
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 17:11:23
      Beitrag Nr. 5 ()
      #4

      Es wurde hier von Deutschland geredet, ts,ts,ts

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      schrieb am 25.09.02 17:13:04
      Beitrag Nr. 6 ()
      #5
      :laugh::laugh::laugh:

      Du warst leider einen Tick schneller
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 17:24:01
      Beitrag Nr. 7 ()
      Solche Statistiken sind doch Quatsch...Es kommt letztendlich darauf an was hängen bleibt.
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 17:32:40
      Beitrag Nr. 8 ()
      Meines Wissens sind die Lohn-Stück-Kosten in Deutschland geringer als in meisten hochentwickelten westl. Ländern.
      Die Jammerei der dt. Konzerne ist nicht mehr erträglich.
      Herr Lafontaine hat diesbezgl. nicht Unrecht wenn er sagt , höhere Löhne wären ein Garant für ein Anziehen der Konjunktur. Sicherlich kann man diese These nicht verpauschalisieren , aber im Kern ist sie richtig.
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 18:46:06
      Beitrag Nr. 9 ()
      #8 Völliger Quatsch. Die Mär der höheren Produktivität in D ist ein Relikt aus den 80ern...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 22:02:47
      Beitrag Nr. 10 ()
      .
      in Amerika müssen viele 2 Jobs machen, damit sie überleben können. Das ist der sogenannte Reichtum in USA.

      In Deutscheland geht die Richtung wird wohl dahin, daß auf längere Sicht die Löhne gedrückt werden ...
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 22:10:13
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ charlie crocker

      Ähhh, war das jetzt mit oder ohne Bill Gates??? :laugh:

      Im Ernst, ich traue diesen Statistiken nicht besonders. Viele Amis haben 2 oder 3 Jobs, da wären die durchschnittlichen Stundenlöhne (netto wie brutto) aussagekräftiger.

      Ignatz
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 22:48:46
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ich verdiene ein tick mehr als die Amis.44.350 Euro.
      Also geht es uns Bayern besser als den Amis.Habe Verwandte
      in Baden-W. die verdienen auch sehr gut.Wieder mal der Osten und die Nordlichter die Deutschland auf unteres
      Mittelmass stürzen lassen.Vielleicht hilft Euch der Schröder.
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 23:08:15
      Beitrag Nr. 13 ()
      @ all

      das Durschnittseinkommen sagt nicht sehr viel aus - es kommt auf die Verteilung an, um den Wohlstand einer Gesellschaft heutzutage zu messen.

      Da in Deutschland stärker umverteilt wird, ist die Kaufkraft in den "ärmeren" Bevölkerungsschichten im Schnitt wesentlich höher als in USA - das ist wahrer Wohlstand (find ich jedenfalls). Wahrscheinlich ist in D. wegen des hohen Steuersatzes auch die Schwarzarbeit höher - ist ja auch irgendwie Einkommen...

      Ciao

      Art
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 23:47:45
      Beitrag Nr. 14 ()
      #13

      völlig korrekt


      Die Hälfte (naja, vielleicht etwas weniger) der amerikanischen Bevölkerung kann sich nicht mal eine Krankenversicherung leisten. Wer solche Verhältnisse haben will... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 00:37:41
      Beitrag Nr. 15 ()
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 08:05:21
      Beitrag Nr. 16 ()
      # 15

      wenn man das liest, ist Beitrag 1 umso beschämender für unseren "großen Freunde" ("groß" im quantitaviven Sinne, wie der Vergleich der Duchschn.EK)

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 08:15:07
      Beitrag Nr. 17 ()
      #12 Hellwig1

      deine 43.000 Euro hatte ich schon Mitte des Jahres verdient.

      Es kotzt mich an dass ich für Faulenzer wie dich mit Steuern zahle
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 08:32:49
      Beitrag Nr. 18 ()
      ... "verdient" heißt nicht "bekommen"! :look:

      Wieviel ‰ davon kannst du für dich behalten? :D
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 08:49:48
      Beitrag Nr. 19 ()
      #2 ja stimmt, sh. "Pisa-Studie".
      #4 und#12 Bin auch nicht glücklich über den Wahlausgang. Beneide Euch, daß ihr im gelobten Land lebt. Ich lebe hier im Norden unter lauter Schwachköpfen. :laugh: Wie ihr seht, habe ich den Galgenhumor noch nicht aufgegeben.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 08:53:35
      Beitrag Nr. 20 ()
      #
      19
      ja, das war schon verdammt lustig...hab mich fast totgelacht. Ist immer gut, wenn man so ein paar Schlagworte parat hat - gelle ??

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 08:57:43
      Beitrag Nr. 21 ()
      In den letzten 3 Jahren haben wir einen Anstieg von ca.7 %an Mietzahlungen,die wir direkt vom Sozialamt überwiesen bekommen und dabei handelt es sich nicht ausschliesslich um Ausländer.Dieser Umstand sagt sicher auch einiges aus.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:02:18
      Beitrag Nr. 22 ()
      # 21

      da bin ich mir ganz sicher, ich weiß nur nicht - was es aussagen soll. Sind die Mieten teurer geworden, ist das Sozialamt spendabler oder verarmt Deutschland ?

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:10:12
      Beitrag Nr. 23 ()
      @diefurie,

      leider sitze ich auch im Norden fest. Art Bechstein hat Dich nicht verstanden, aber gewählt hat er bestimmt.

      Empfinde so wie Du ! Schade nur, dass die Bayern und Baden-Württemberger unsere Suppe mit auslöffeln müssen.

      Das haben sie nicht verdient. Ich kann nur hoffen, dass der Länderfinanzausgleich stark reduziert wird. Wenn wir Kartoffelschalen fressen müssen, begreift es vielleicht der letzte Bürger.

      Gruß WKY
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:14:27
      Beitrag Nr. 24 ()
      @WKY

      manche Sachen will man vielleicht auch nicht verstehen . den Schwachsinn, den Du da gerade geschrieben hast, zähle ich auch dazu. Es ist schon erschreckend wie unsolidarisch ein Großteil der WO-Schreiberlinge hier ist - liegt aber vermutlich an der beruhigenden Anonymität im Board - das ist wie Stammtisch.

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:15:50
      Beitrag Nr. 25 ()
      Art,die Mieten sind seit Jahren stabil.Unsere letzten Mieterhöhungen sind aus 1996 !!Keine Wohnung liegt über EUR 5/qm.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:16:28
      Beitrag Nr. 26 ()
      Wie gesagt, ich komme aus dem Norden.

      Hast Du es jetzt verstanden oder brauchst Du Nachhilfe !
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:22:37
      Beitrag Nr. 27 ()
      # 26

      ja, klär mich doch mal bitte auf, wie denn Dein Posting bzw. das von diefurie zu verstehen ist - bin schon ganz neugierig...

      # 25

      1) wer ist "wir"

      2) anstatt froh zu sein, dass "Ihr" hohe + sichere Mieten vom Soz-Amt bekommt, versucht "Ihr" daran zu belegen, wie schlecht es uns geht ?! Das versteh nun einer...schint aber das typisch deutsche Ambivalenzverhalten zu sein. An der "Armut" verdienen und drüber schimpfen...

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:27:15
      Beitrag Nr. 28 ()
      Art,Du verstehst es nicht,oder ??
      Bei 5 EUR/qm gibt es
      1.nichts mehr zu verdienen.
      2.Der Anstieg an Zahlungen durch das Sozialamt ist ganz einfach in den Einkommensverhältnissen der Mieter begründet.
      3.Rede ich hier ausschliesslich von Eigenbestand.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:33:53
      Beitrag Nr. 29 ()
      @ V-12

      das Kompliment gebe ich gerne zurück.

      1) Du scheinst kein guter Wohnungsverwalter zu sein, denn sonst wüßtest Du, dass man auch bei 5 Euro/qm noch ne Menge "verdienen" kann. Stell Dir mal vor, Eure Immobilien wären in den USA, wo es kein Wohngeld gibt - dann hättet Ihr jetzt 7% Leerstand oder erhebliche Mietrückgänge oder beides und ob Ihr das so schnell kompensieren könnt, wage ich zu bezweifeln. Denk auch nur mal an die ganzen Betriebskosten, die Ihr sonst selber zahlen müßtet von den 5 Euro/qm (Liquidität) mal ganz zu schweigen. Außerdem gute Bonität des Mieters - wo hat man das schon. Außerdem verstehe ich nicht, was Ihr über 5 Euro/qm motzt - es gibt genügend Gesellschaften, die mit unter 5 Euro Durchschnittsmiete positive Deckungsbeiträge erwirtschaften. Vielleicht habt Ihr zu teuer eingekauft ??

      2) ach so, das hätte ich jetzt aber nicht gedacht

      3) ja und, was soll mir das sagen ?

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:40:17
      Beitrag Nr. 30 ()
      Eines will ich noch anfügen: Solidarität darf keine Selbstverständlichkeit sein. Sie sollte als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden werden. In Bayern hat dies gut geklappt, dank eines Herrn Stoibers.

      Die Ausführungen während der Wahlkampfveranstaltungen gingen von Herrn Stoiber in Richtung Ökonomieverständnis. Leider hörten meistens nur Menschen zu, die eh über genügend Sachkenntnis verfügen. Andere beschränkten sich darauf, Anwesende lautstark zu terrorisieren.

      Die Redeleistung des anderen Lagers beschränkte sich auf die großartige Zukunft eines erweiterten Europas. (Anmerkung: Unsere Produkte gibt es dort schon ! Bloß den Menschen wird es erlaubt werden, auch woanders billigst zu arbeiten) Solidarität habe ich zig-Mal gehört. Das eigentliche Thema Wirtschaft und die damit verbundenen Sachgebiete Steuern und Arbeitslosigkeit wurden fast ausgeblendet.

      Derzeit bin ich einfach nur sauer. Der Wahlkampfpopulismus ging mir gehörig auf den Keks. (Auch Argumentationen Bazi oder der lacht besser und netter)

      Und damit verabschiede ich mich

      Nichts für ungut
      Gruß

      WKY
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:47:43
      Beitrag Nr. 31 ()
      @ Art Bechstein

      genau dieser reisserische spiegelartikel hat mich angeregt einmal genauer zu gucken.

      und siehe da,in deutschland sieht es wesentlich schlechter aus.

      das sage ich nicht mit genugtuung,sondern mit grossem bedauern.



      vielleicht nochmal 2 zahlen:

      arbeitslosenquote:

      USA:5,7%
      Bundesrepublik:fast 10% (bayern 5,9%)



      prognostiziertes wirtschaftswachstum 2002:

      USA:2,5%
      Bundesrepublik 0,7%
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:55:13
      Beitrag Nr. 32 ()
      @ WKY

      danke für Deine umfassende Erläuterung. Dann hatte ich Dich also doch richtig verstanden.

      Solidarität muss eine Selbstverständlichkeit sein

      Deine Einstellung entspricht in etwa dem Muster der Entwicklungshilfe in Dritte-Welt-Staaten. Wer die Rechnung zahlt, darf auch bestimmen, was mit den großzügigen Spenden gemacht wird.

      In Bayern hat dies gut geklappt, dank eines Herrn Stoibers.


      Die Spenden, die damals das arme Bayern bekommen hat, sind natürlich bestens verwendet worden, um damit eine florierende Rüstungsindustrie aufzubauen. Hinter so einem wohlklingenden Begriff wie "Feinwerktechnik" verbergen sich so kleine Schweinereien wie Landminen u.ä. und Dornier und wie sie alle heißen haben sich ja stets wohlgefühlt im Süden.

      Wenn man die Moral natürlich im Keller einschließt, läßt sich gut Kohle machen. Jetzt stell Dir aber mal vor, die Länder im armen Norden/Nordosten würden auf die Idee kommen, die erhaltenen Mittel, ebenso gewinnbringend einzusetzen und würden auf ihren großen Agrarflächen Mohn und Kanabis anbauen, weil sich damit ja vielmehr Profit erzielen läßt als mit Kartoffeln und ehe wir das Zeug teuer und umständlich aus Kolumbien und Laos importieren, was ja nicht nur die Handelsbilanz belastet..machen wir doch lieber selbst den schnellen Euro.

      Moralische Bedenken ? Ach i-wo. Es wird ja keiner gezwungen, das Zeug zu rauchen und zu schniefen, genauso wenig wie jemand gezwungen wird auf eine Landmine aus bayerischer Produktion zu latschen.

      WKY - Du siehst mit dem Wohlstand ist das so eine Sache...ich will damit aber nicht sagen, dass die Leute im Norden und Osten deswegen besser schlafen, sondern nur mal darauf hinweisen, wie und unter welchen Umständen bspw. Bayern zu seinem Wohlstand gekommen ist.

      Am Schluß wollt ich Dir noch sagen, dass ich es schon immer wieder interessant finde, wie sehr die politische Gesinnung die Wahrnehmung trübt. So haben bei Wahlkampfveranstaltungen nicht nur die depperten Jusos die Trillerpfeiffen ausgepackt, sondern die JU-Idioten standen ihren Konkurrenten da in nichts nach, nur das sie schwarze Trillerpfeiffen hatten.

      Grüße in den Norden aus dem Osten

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 09:58:34
      Beitrag Nr. 33 ()
      @ Charlie Crocker

      Meine Güte, wollt Ihr nicht verstehen. Wohlstand läßt sich nicht an 2-3 popligen quantitativen Kriterien messen. Außerdem ist das doch schon 100x erörtert worden, dass in den USA die AL ganz anders gemessen wird. Da wären alle 325Euro-Worker gar nicht in der AL-Statistik und hier wird ja auch viel länger ALG und ALH gezahlt, was dazu führt, dass Leute nicht so schnell aus der Statistik fallen.

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:08:50
      Beitrag Nr. 34 ()
      #32 Art,na jetzt haust Du aber rein.Für einen Moment war ich geneigt Dich ernst zu nehmen,aber Du suchst Dir scheinbar doch nur ein paar Details raus um dann die pauschale Keule zu schwingen.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:09:02
      Beitrag Nr. 35 ()
      @ Art Bechstein

      belege es mit zahlen.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:12:44
      Beitrag Nr. 36 ()
      lieber bechstein,

      von marktwirtschaft hast du einfach keine ahnung.

      ich habe selbst 4 wohnungen und 2 häuser vermietet.

      in unserer gegend lassen sich derzeit ca. 4 bis 4,5 euro kaltmiete pro m² erwirtschaften.

      die häuser sind schon länger in familienbesitz und für vergleichsrechnungen schlecht zu gebrauchen.

      die letzte wohnung die ich 1990 gekauft habe, hat 2 zimmer, küche, bad und gartenterrasse. die größe ist 58 m², der anschaffungspreis betrug damals 164.400 dm = 83.033 euro.

      bei einer erziehlbaren kaltmiete von 4,5 euro/m² erwirtschafte ich eine brutto kaltmiete von 3132 euro/jahr.

      ausgehend von anschaffungswert der wohnung bedeutet dies eine brutto jahresrendite von 3,7 %.

      von den erwirtschafteten 3132 euro/jahr müssen noch einige, nicht umlagefähige leistungen erbracht werden. (z. b. rücklage zur gebäudeinstandhaltung)

      außerdem kann der mieter, als gegenleistung für die bezahlte miete, die wohnung "abwohnen".

      d. h. nach dem auszug des mieters, müssen von dem erzielten betrag die kosten für gebrauchsübliche abnutzung beglichen werden.

      meine wohnung ist schuldenfrei. wenn man jetzt aber noch berücksichtigt, das viele wohnungen teil-finanziert sind, wird die rechnung auf grund der zinsbelastung noch bescheidener.

      früher hatten mietwohnungen, vor allem auf grund der wertsteigerungen, eine ganz ansehnliche rendite. diese zeiten sind jedoch längst vorbei.

      außerdem hat das neue mietrecht den markt für vermietete wohnungen und häuser kpl. zerstört. von ausnahmefällen in ballungszentren abgesehen, ist eine wohung, bzw. ein haus, heute ca. 30 bis 40 % weniger wert als noch vor 10 jahren.

      würde ich einen einigermaßen vernünftigen preis für meine imobilien bekommen, hatte ich alle - bis auf die selbstbewohnte - längst verkauft.

      jetzt erkläre mir mal bitte, wo bei vermieteten imobilien geld verdient werden kann.

      und komm mir nicht mit irgendwelchen wohnungsbaugesellschaften, die bei 5000 (vergammelten)wohnungen, einen gigantischen gewinn von 5000 euro/jahr erwirtschaften. es geht hier um privat vermietetes wohneigentum!!!!
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:13:07
      Beitrag Nr. 37 ()
      Art Bechstein, Du irrst, gerade in den USA ist man nicht bloß arbeitslos, wenn man Leistungen bezieht, sondern es richtet sich nach einer Einschätzung, ob man dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.

      Es ist auch nicht richtig, daß man in den USA entweder Schampus trinkt oder mit zwei McJobs so gerade das Verhungern abwendet. In den USA ist das persönliche Ausmaß an Verantwortung größer, deshalb kann für jemand, der die private Absicherung vergißt, das Leben sehr hart werden. Man kann aber ansonsten auch im Mittelstand sehr gut leben.

      Ich selbst hatte dort für 36000 Dollar im Jahr gearbeitet und nur etwa 10% Abzüge. Dafür hatte ich Kranken- und Lebensversicherung. Den Rest mußte ich privat absichern. Als ich im gleichen Job nach Deutschland kam, stieg mein Bruttoeinkommen auf knapp 68000 DM (also ca. 10%), aber netto war plötzlich nur noch weniger als 35000 DM (ein Minus von fast 20.000 DM) in der Kasse. Der Gegenwert dafür war ein Rentenniveau, das von ca. 30% auf ca. 50% des letzten netto-Einkommens anwuchs und ein etwas üppigeres Arbeitslosengeld, das 6 Monate länger gezahlt wird. Seitdem hat sich nur so viel geändert, daß die Abgabenlast in Deutschland eher stieg, in den USA geringfügig abnahm.

      Im Fernsehen war mal ein Vergleich der Lebensniveaus von Facharbeitern in den USA, Japan und Deutschland. Die Bruttoeinkommen unterschieden sich nur wenig. Wenn aber diese Menschen sich ein Haus kaufen wollten und man dann rechnete, was zum Leben ürbigblieb, traten plötzlich gewaltige Unterschiede zwischen den Ländern auf, und der Deutsche sah ziemlich schlecht aus.

      Hohe Zahlungen an Nicht- oder Wenigarbeitende kann man Solidarität nennen, aber ich würde es eher Ausbeutung nennen. Solidarität ist die Hilfe in der Not, um die Not zu überwinden. Wer aber sich sein ganzes Leben lang subventionieren läßt, der nimmt keine Hilfe in der Not in Anspruch, sondern beutet aus.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:15:53
      Beitrag Nr. 38 ()
      # 35

      was soll ich mit Zahlen belegen ? Die Zahlen hast Du doch gebraucht, die im Vergleich nicht viel taugen. Dein Ansinnen war doch, die Armut Deutschlands ggü. den USA anhand von 2-3 Zahlen zu belegen. Meine Eonwände waren überwiegend qualitativer Natur und ich kann Dir da jetzt keine Diplomarbeit zu schreiben. Wenn es Dich wirklich interessiert, hast Du jetzt ja ein paar gute Denkanstöße bekommen und kannst selbst recherchieren...

      # 34

      na, sind die Argumente ausgegangen? Wieso reinhauen? was kann ich dafür, wenn Eure Hausverwaltung so lausig geführt wird und nur vom deutschen Sozialamt am Leben gehalten wird? Da kanns doch nicht wahr sein, wenn Ihr hier jetzt noch ins Horn stößt "Deutschland lebt in tiefer Armut".

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:21:43
      Beitrag Nr. 39 ()
      for4zim,

      was soll deine demagogische rechnung? wenn du brutto und netto vergleichst, solltest du auch klar sagen, wie die leistungen der krankenkasse in den usa aussehen, was der amerikanische staat insgesamt an struktur- und sozialleistungen bietet etc.

      der letzte absatz deines postings liegt auf dem niveau von republikanern oder npd. schreib doch noch was gegen juden und ausländer rein, fällt nicht weiter auf.

      warum ist es denn dermassen bergab gegangen mit dir?
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:26:49
      Beitrag Nr. 40 ()
      Art verstehst es in der Tat nicht.Die Mieter können die Mieten zum Teil nicht mehr aus eigener Kraft aufbringen,comprende.?Was hat das jetzt mit lausiger Verwaltung zu tun ?Du vergisst offenbar die Instandhaltungsmassnahmen,die so eine Immobilien erfordert,oder beispielsweise nach Auszug eines Mieters die oftmals anstehende Komplettrenovierung,die oft 1-2 Jahresmieten ausmacht.Nominal gerechnet kann man sicher mit 5 EUR/qm auskommen.Berücksichtigst Du jedoch die vg.Kosten,sieht die Rechnung schon ganz anders aus.

      Im Übrigen bezog sich das Reinhauen auf #32.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:31:13
      Beitrag Nr. 41 ()
      @ for4zim

      die Einschätzung aus Deiner Feder ist geradezu ein Kompliment.

      Dein Vergleich hinkt natürlich gewaltig, da Du in geschickter Weise quantitative und qualitative Aspekte durcheinanderbringst.

      1) kannst Du das Lohnniveau der von Dir genannten Länder grundsätzlich nicht miteinander vergleichen, da die Kaufkraftparität nicht mit dem Wechselkurs korreliert (und der Wechselkurs z.T. spekulativ ist). Also Hausbau ist ein gutes Beispiel - in USA ist Bauland nicht so knapp also günstiger und durch die Leichtbauweise sparst Du erheblich -klar kann man sich da mehr fürs Geld leisten - das kann aber Politik nur geringfügig beeinflussen und tut dies ja auch in D.

      2) sicherlich sind die Abzüge in den USA geringer - dafür bekommt man aber deutlich weniger für sein Geld, z.B. Rente oder Krankenversicherung - in den USA steht ein Großteil der Rentner vor der Armut, da sie fast ausschl. von privater Rentenvorsorge leben müssen, die ja geradezu pulverisiert wurde in den letzten Jahren. Darüber hinaus finanzierst Du durch das Umlageprinzip die leistungsschwächeren in unserem Land mit und gleichst damit die Lebensumstände an, was erheblich zur sozialen Stabilität beiträgt. In den USA laufen dagegen 50% mit ner Knarre durch die Gegend und in den Großstädten ist die Kriminalität erheblich höher, was ein Ergebnis der nicht existierenden Sozialpolitik ist. Das ist auch Lebensqualität.

      3) zur Arbeitslosigkeit: d`accord, die AL ist in den USA aber die Ausübung des angestammten Berufes gekoppelt und es gibt auch keine Zusatzverdienstmöglichkeiten für AL, d.h. die Leute müssen auch kleine Jobs machen und fallen damit nicht in die Statistik. Außerdem war doch gerade ein Argument der "Schwarzen Fraktion" immer, dass viele Leute lieber zu Hause bleiben, ALG kassieren und nebenbei Schwarz arbeiten (nicht Schwarz wählen). Das bedeutet ja, dass AL kein Gradmesser für Armut ist, sondern für die Cleverniss der Menschen, das System auszutricksen.

      Ciao

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:49:56
      Beitrag Nr. 42 ()
      Art,

      1) richtig, in den USA sind Häuser deutlich billiger, in Japan teurer. In beiden Ländern haben Facharbeiter aber netto erheblich mehr zur Verfügung.

      2) Richtig, genau das erwähnte ich auch schon. Eine private Rentenversicherung, um deutsches Niveau zu erreichen, hätte mich vielleicht 10% meines Gehalts gekostet, Krankenversicherung bezahlte der Arbeitgeber (ist immer noch bei vielen üblich), für den Fall der Arbeitslosigkeit legt man Rücklagen an. In Deutschland war ich genau 1 Monat arbeitslos, und das war vor der Ausreise in die USA vorsorglich, um eine vorübergehende Versorgungslücke zu vermeiden. Die damaligen Leistungen zahlte ich allesamt bereits mit meinem ersten AL-Beitrag, als ich zurückkehrte. Bei 10% Steuern (in Wahrheit waren es bei mir nur 5%, aber durch Sonderumstände, die nicht verallgemeinerbar sind) und nochmal 20% zur privaten Absicherung bleiben immer noch netto 26000 Dollar in dem Beispiel gegenüber 35000 DM minus nochmal 5% für die zusätzliche Alterssicherung und Berufsunfähigeitsversicherung bleiben 31500 DM bzw. 19000 Dollar bzw. bei starker Gewichtung von Auto und Haus und damit größerer Kaufkraft des Dollars nur etwa 17000 Dollar netto übrig. Ein bißchen viel Solidarität.

      Lebensumstände in den USA: leider kennst Du außer Deinen Vorurteilen von dem Land nichts. Ich bin in den USA auch ein bißchen herumgereist und war immer sicher, nicht nur in meinem Stadtviertel. Es gibt gewisse Stadtviertel dort, wo bestimmte ethnisch-soziale Gruppen leben, wo es weniger sicher ist (z.B. North Philadelphia, Baltimore südwestlich vom Hafen, oder Brooklyn, nordöstlich von Brooklyn Bridge - bin ich überall schon durchgelaufen). Solche Stadtviertel gibt es aber inzwischen auch in Deutschland. Die Unterschiede sind geringer, als man gemeinhin annimmt.

      3) Verstehe ich nicht, was das zeigen soll.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 10:51:42
      Beitrag Nr. 43 ()
      @ V-12

      dann schreib das doch gleich mit dem "reinhauen" - das st aber schon i.o. find ich.

      Zu Eurer Verwaltung: Renovierung bei Auszug zahlt der Mieter bzw. ist verpflichtet in regelmäßigen Abständen Schönheitsreparaturen durchzuführen. Zum anderen Punkt siehe # 29

      # 36

      Also zu Deiner Wohnung, die Du in 1990 erworben hast - da hast Du aber gehörig daneben gegriffen. Wer eine Wohnung zum 27-fachen der Jahresmiete erwirbt sollte möglichst nicht andere wegen mangelnden Verständnis von Marktwirtschaft kritisieren. Da bekommst ja auch jedem DiBa Cash-Konto mehr Rendite.

      Sicherlich haben Dich auch die nicht-umlagefähigen Kosten (Leerstand, Bk-Ausfall, Renovierung, Inst., Verwaltung) nicht gerde überrascht, so dass die Entscheidung noch kritischer zu betrachten ist.

      Jetzt frage ich mich gerade ob es opportun ist für Dich, für Dein eigenes kaufmännisches Versagen den Staat verantwortlich zu machen, anstatt sich einzugestehen, dass man die Wohnung viel zu teuer erworben hat. Ich neige hier zu einem klaren "ja", denn die geänderte Mietgesetzgebung hat ja vrhältnismäßig Einfluß auf Deine einzelne Wohnung.

      Das scheint aber eine beliebte Attitüde in Deutschland, insbesondere im vielgelobten Mittelstand zu sein, dass man immer nur am Motzen ist über den Staat und was der alles versäumt hat, aber darüber vollkommen die eigenen - oft haarsträubenden Managementfehler - vergißt.

      Viel Erfolg beim Verkauf. Würde so mit 37.500 Euro VK-Erlös rechnen.

      Ciao

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:02:31
      Beitrag Nr. 44 ()
      @ for4zim

      Du hast das ich-Prinzip der USA sehr gut verinnerlicht und gibst das hier vorbildlich wieder. Im Gegensatz verstehst Du aber das Solidarprinzip in Deutschland überhaupt nicht. Da ist es wenig hilfreich, immer nur von sich auszugehen, sondern man muß auch an die leistungsschwächeren denken. Ich bin heilfroh, in einem Land wie Deutschland und einer Stadt wie Berlin zu leben, wo zwar auch ne Menge besser laufen könnte, aber die Lebensqualität für eine Mehrzahl der Bewohner akzeptabel ist, was ich in den USA nicht bestätigt fand.

      Übrigens gehöre ich auch zu denen, die mehr als der Durschnittsamerikaner und -deutscher zusammen verdienen und fühle mich nicht vom Sozialstaat ausgebeutet.

      Zu Deinem Beispiel, an das Du Dich ja so klammerst. Das Nettoeinkommen ist bei dem Beispiel in D. deswegen so niedrig, weil a) USA - Anschaffungs-/Herstellungskosten deutlich niedriger b) Japan - Finanzierungskosten nahe 0. In Japan muß man sein Geld ja geradezu ausgeben, denn auf dem Sparbuch wird es ja nicht verzinst...

      3) sollte zeigen, dass die AL in D. auch nicht höher wäre, wenn man die gleichen statistischen Merkmale/Voraussetzungen nehmen würde

      Ciao

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:15:30
      Beitrag Nr. 45 ()
      #43 Art,Du lebst in einer Welt der Illusionen.Was Du da schilderst ist sicherlich geltendes Recht,aber keineswegs Realität.Im Übrigen,was willst Du denn heute noch mit 2 MM Kaution renovieren ??
      Was glaubst Du,was ein Titel kostet ? Wer trägt wohl die Kosten eines gewonnenen Rechtsstreits,wenn der Verlierer eine e.V.ablegt ? Dies ist letztlich das Ergebnis des geltenden Rechts.Recht bekommen,Geld verloren,das ist die Realität.
      Von Illusionen kann man sich nicht ernähren,Art,soviel sollte Dir schon klar sein.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:16:21
      Beitrag Nr. 46 ()
      Die Wohnungsmiete ist doch weitestgehend eine Sache
      von Angebot und Nachfrage.
      Ist die Nachfrage höher als das Angebot steigen die Mieten
      und damit die Renditen.
      Es werden mehr Gelder in den Wohnungsbau investiert,
      das Angebot steigt, die Mieten fallen wieder.
      Es werden weniger Gelder investiert...

      Oder sehe ich das falsch?

      Zur Armut:
      Natürlich wächst die Armut bei uns wie auch in den USA.

      Hierbei Durchschnittseinkommen und Lebensqualität von
      Facharbeitern zu vergleichen gehr wohl am Thema vorbei.
      Und Eigenverantwortung ist gut und schön, esn gibt aber
      leider eine Menge Leute die dazu kaum in der Lage sind.
      Ob man die einfach nach hinten runter fallen läßt
      nach dem Motto selbst schuld, dazu kann halt jeder
      seine eigene Meinung haben.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:17:42
      Beitrag Nr. 47 ()
      Ein bißchen ärmlich, auf eine solche Argumentation mit dem Pauschalhammer "Wer gegen Umverteilung begrenzen will, ist ein Egoist" zu reagieren, zumal ich die Gesellschaft auch von unten kenne. Der Unterschied aber ist, ob man die Hilfe der Gemeinschaft nutzt, um sich aus der schlechten Position herauszuholen, oder ob man sich in der Dauerhilfe ausruht. Wann ist man denn solidarisch genug? Bei 45% Staatsanteil? Bei 50%? Bei 60%? Das hat noch niemand von denen, die über Solidarität reden gesagt, weil man es ja auch nicht definieren kann.

      Daß die Kosten für Häuser in den USA niedriger sind (in Japan nicht - nur die Kreditfinanzierung ist billiger, aber zurückzahlen muß man den Kredit auch dort), ändert ja nichts an dem Faktum des tatsächlich höheren verfügbaren Einkommens bei Arbeitnehmern. Auch rein optisch habe ich das Wohlstandsniveau in den USA als höher empfunden als in Deutschland, allerdings bei größeren Unterschieden der Lebensumstände. Ich hatte immer das Gefühl, daß ein Kompromiß zwischen den USA und Deutschland ein Land wäre, in dem sich gut leben ließe, für eine weit überwiegende Zahl von Menschen.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:17:42
      Beitrag Nr. 48 ()
      @ArtBernstein,

      Deine soziale Einstellung mag zwar dem Zeitgeist entsprechen, doch ist sie real ? Viele von den sog. Bürgerlichen nennen diese Menschen Sozialromantiker.
      Wie heißt es im Westen, mit 18 Kommunist / Sozialist , später dann Kapitalist.

      Nun zu Deiner herben Kritik an Bayern. Rüstungsindustrie mag in Deinen Augen nicht gerade erstrebenswert sein, ich würde noch einen draufsetzen und behaupten, wer eine ökologische Steuerreform in Deutschland ehrlich betreiben will, der sollte auch sofort die Autoproduktion in Deutschland einstellen. Doch warum ist dies alles nicht real ? Deutschland ist ein lupenreines Exportland, das nur bestehen kann, wenn ein hoher Bildungsstandard existiert und genügend Unternehmer bereit sind, vor Ort zu investieren. Dies ist nur möglich, wenn ein messbarer Nutzen winkt, d. h. die Rahmenbedingungen stimmen.
      Für viele ist nun merkwürdig, dass es die meisten Unternehmer (und nicht nur Rüstungsindustrie) nach Bayern zieht. Begründet wird dies von den Unternehmen mit der herausragenden Infrastruktur, dem hohen Bildungsniveau sowie der ausgezeichneten Qualifikation der Arbeitnehmer. Dieses Land hat zusammen mit Baden-Württemberg eine hervorragende nachmessbare Landespolitik vorzuweisen. (Bem.: Egal ob Kirch oder sonstige Skandale, die haben sie alle)

      Eine Solidarität hat jedoch nur Bestand, wenn genug zu verteilen ist. Wenn die zwei Bundesländer wirtschaftlich nicht dermaßen gut dastehen würden, dann könnten wir schon heute die Lichter in Deutschland ausstellen.

      Wenn unser Land kollabiert, dann wird nicht zuletzt Europa leiden müssen. Deutschland trägt einen maßgeblichen Teil für die Weltwirtschaft bei. Es ist die größte Volkswirtschaft Europas. Deshalb irritieren mich insbesondere Verweise an die stotternde Weltwirtschaft umso mehr.

      Sicher wirst Du nicht meiner Meinung entsprechen können, doch geht es Dir hier nicht ganz gut ? Ich habe genug gesehen und es reicht mir. Das Leben ist Konkurrenz und die Konkurrenz ist hart und kennt kein Erbarmen.

      Gruß WKY
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:22:17
      Beitrag Nr. 49 ()
      http://www.ftd.de/pw/de/1032946094842.html?nv=lnen


      Dem neuen IWF-Bericht zufolge ist die verhaltene Entwicklung der deutschen Konjunktur vor allem auf die schwache Binnennachfrage zurückzuführen. Diese sei eine Folge der schlechten Arbeitsmarktlage. Auch dämpfe die Schwäche des deutschen Immobilienmarktes den Konsum. Während in den USA die Hauspreise seit Jahren steigen und so die Vermögensposition der Konsumenten verbessern, liegen die Immobilienpreise in Deutschland heute unter dem Niveau der 90er Jahre.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:22:19
      Beitrag Nr. 50 ()
      @ V-12

      dann müßtet Ihr ja umso mehr glücklich darüber sein, dass das Sozialamt Euch einen Teil der Mieten überweist. Ich glaube, Du willst meinen Punkt nicht verstehen - es geht hier nicht darum, ob eine Wohnung tragfähig ist oder nicht, sondern darum, dass Ihr Mieten vom Sozialamt bekommt, die Ihr sonst nicht bekommen würdet. Daraus folgt, dass Ihr sehr direkt sogar auch vom deutschen Umlagemodell profitiert und das solltet Ihr bei Eurer Kritik, die ich unterschwellig rauslas, bitte bedenken - ist das denn so schwer zu kapieren ?? Zum Rest Eures Problems empfehle ich zur Lektüre den Beitrag 46 von Pollux.

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:34:38
      Beitrag Nr. 51 ()
      Mann,mann Art,Du verstehst mich offenbar immer noch nicht.Wer sagt denn,dass ich die Wohnungen nicht vermietet bekomme,wenn ich die Mieten nicht vom Sozialamt erhalten würde.Soll ich die Mieter dann negieren,die Sozialfälle sind oder werden ? Was soll denn das ?
      Was ich lediglich festgestellt habe ist,dass wir einen erheblichen Anstieg an Mietzahlungen durch das Sozialamt zu verzeichnen haben und dies ist ja wohl ein Fingerzeig bzgl.des Threadthemas.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:37:52
      Beitrag Nr. 52 ()
      Noch was Art,Probleme bzgl.Leerstand gibt es derzeit lediglich im gewerblichen Bereich,was mit dem ursprünglichen Thema kausal zusammenhängt.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:39:15
      Beitrag Nr. 53 ()
      @ WKN

      Deiner unwiderstehlichen Art zu diskutieren kann man einfach nicht widerstehen. Autoindustrie mit Rüstung zu vergleichen ist allerdings schon ein starkes Stück, da ich ein Auto z.B. weitgehend umweltfreundlich gestalten kann, was auch immer mehr unter deutscher Technologieführerschaft geschieht. Eine Mine mit Airbag macht dagegen wenig Sinn...

      Ansonsten stehen Infrastruktur und Industrieansiedlung immer in einem Wechselspiel und die Kausalität, die Du in Bayern aufzeigst ist immer nur eine Momentaufnahme, weil man es sich dort eben leisten kann. Nun muß Bayern/BW eben seinen Beitrag dazu leisten, in anderen Bundesländern ähnlich gute wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen; dazu verpflichtet sie das Grundgesetz. In den 60er/70er Jahren sind erhebliche Mittel nach Bayern geflossen, die zur damaligen Zeit überwiegend aus den heutigen Problembereichen des Ruhrgebietes stammten. Das kann man nicht einfach gegeneinander aufrechnen, denn bis in die 80er Jahre war es viel leichter, strukturelle Änderungen mit einem gegebenen Mitteleinsatz zu vollziehen. Heute ist die Globalisierung viel weiter vorangeschritten, so dass Strukturänderungen mit wesentlich höheren Mitteleinsatz zu vollziehen sind...

      Ich finde es unter dem Strich erschreckend, was vor diesem Hintergrund für Separierungstendenzen hochkommen - mich kotzt das dermaßen an, dass ich es kaum auszudrücken vermag.

      Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass unsere Meinungen absolut inkompatibel sind. Ich fühle mich wie gesagt hier sehr wohl und für Dich bleibt offensichtlich nur der Weg ins Ausland, wenn ich Deinen letzten Satz so lese. Viel Erfolg bei der Länderauswahl und such Dir möglichst ein kleines überschaubares Land...

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:41:37
      Beitrag Nr. 54 ()
      @ V 12

      wenn Du so eine große Nachfrage hast, dann wirst Du auch die Mieten erhöhen können...

      zu # 52 stimmt, es sind zu viele Gebäude von gierigen Fondsanlegern mit Steuergeschenken gebaut worden - da trifft es mit dem Leerstand bestimmt nicht die falschen..

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:45:07
      Beitrag Nr. 55 ()
      @ art. deinen äußerungen muss ich leider entnehmen, dass du offensichtlich keinen blassen schimmer von marktwirtschaft, dem sozialsystem, geschweige denn von wohnungswirtschaft hast. du kannst froh sein, wenn dich die gesellschaft in deiner ostdeutschen dunklen heimat mit abm-massnahmen bis zur rente durchfüttert. auf dem arbeitsmarkt ist so einer wie du hoffnungslos verloren.
      gruss
      rh
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:47:17
      Beitrag Nr. 56 ()
      #43

      wo hab ich bei meinem posting dem staat die schuld gegeben???

      um hier keinen schwachsin zu posten habe ich gerade mit einem architekten gesprochen, um festzustellen, wie teuer eine wohnung derzeit sein darf/muß.

      laut dessen aussage betragen die reinen baukosten in unserer gegend - ohne grundstück - derzeit, bei durchschnittlicher ausstattung, ca. 950 bis 1000 euro/m².

      zu diesem angegebenen betrag kommen noch die kosten für das grundstück, die erschliesung des grundstücks, die notarkosten, planungskosten, grunderwerbssteuer und sicher noch ein paar andere kleinigkeiten.

      du hast recht, daß es kaufmännischer schwachsinn war, die letzte wohnung zu kaufen. es war jedoch zum damaligen zeitpunkt nicht abzusehen, daß die bisher immer vorhandene wertsteigerung einer imobilie kpl. wegbricht, bzw. die imobilie sogar an wert verliert.

      du darfst sicher sein, daß ich mir zeitlebens keine imobilie mehr anschaffen werde.

      vergessen wir doch im bereich vermietung, die von vielen "linken" so gescholtene marktwirtschaft und lassen wir die mieten von unseren rot/grünen freunden doch einfach per verordnung festschreiben. einzige bedingung wäre, daß die miete die entstehenden kosten abdecken muß.

      in diesem fall würde sich die miete in manchen gegenden sicher verdoppeln.

      natürlich könnte man versuchen, die wohnungen billiger zu bauen. also, löhne runter, lohnnebenkosten runter, steuern runter, sozialleistungen runter. aber, was würden dan unsere freunde von den gewerkschaften sagen??

      lieber art, du bist sicher ein hoch qualifizierter theoretiker, vom wirklichen leben hast du aber keine ahnung.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:49:32
      Beitrag Nr. 57 ()
      Art,Du raffst es nicht und was ich z.B.mit "gierigen Fondanlegern" gemeinsam haben sollte,erschliesst sich mir auch nicht.
      Warum ich keine Probleme in der Wohnungsvermietung habe,ist sicher eher auf meine schlampige Verwaltung zurückzuführen.

      Du bist der Meister der Pauschalisierung,gratuliere Art,diesen Titel hast Du Dir redlich verdient.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:50:28
      Beitrag Nr. 58 ()
      # 49

      so einen Unsinn habe ich ja schon lange nicht mehr gelsen. Die Konsumquote ist in den niedrigen bis mittleren Einkommensschichten sehr viel höher als in den oberen. Bei einer hohen Mietquote in Deutschland (rd. 60% der Haushalte) ist eine Schwäche an den Immobilienmärkten positiv für den Konsum. Der vermeintliche Konsumrückgan der Vermieter in Deutschland dürfte das bei weitem nicht kompensieren.

      Die Vermögensposition der Konsumenten in den USA wird im übrigen dadurch verbessert, dass die Finanzierungskosten deutlich gesunken sind. Dadurch dass viel mehr Haushalte in den USA selbst bauen oder Eigentum erwerben, ist dieser Zinseffekt viel positiver als in D. - die Gefahr besteht aber darin, dass genau wie in UK eine Immobilienblase entsteht bzw. eine solche platzt, wenn das Zinsniveau wieder ansteigt.

      Ciao

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 11:54:25
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ V-12

      danke schön. Du hast doch die gewerbliche Vermietung ins Spiel gebracht und da sind nun mal die Mieten durch eine staatlich gesteuerte Fehlallokation (Überangebot) in den Keller gegangen. Wenn dazu noch eine Nachfrageschwäche kommt, dann sinken die Mieten noch weiter. Rückläufige Gewerbemieten sind in D. aber kein Indikator für das wirtschaftliche Wohlbefinden, sondern mehr Ausdruck einer fehlgeleiteten Steuer- und Wirtschaftspolitik in den 90er Jahren, die sich jetzt voll entfaltet.

      Was Du damit zu tun hast, weiß ich nicht - vermeitet Ihr denn auch Gewerbeflächen ?

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 12:00:09
      Beitrag Nr. 60 ()
      V12 wollte nur darauf hinweisen, daß die Tatsache das
      in zunehmendem Maße die Mieten an ihn vom Sozialamt
      überwiesen werden ein Indiz für fortschreitende Verarmung
      in unserem Land sei.
      Könnte zwar theoretisch auch Zufall sein aber glaube ich
      eigentlich nicht.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 12:05:49
      Beitrag Nr. 61 ()
      # 60

      ja, kann sein...


      @ F355

      naja von wegen Schuldfrage - warum postest Du sonst in diesem Thread - gibt ja ein Forum für "Immobilien"

      Zu Deinem Beispiel mit dem Neubau..es hat ja auch niemand behauptet, dass sich ein Neubau rechnet. Brauchen wir im Moment auch nicht.

      Deine Vorstellung von linker WiPolitik ist ja interessant. Die Misere am deutschen Mietermarkt ist doch nicht durch linke Wirtschaftspolitik entstanden, sondern durch CDU/CSU Steuer- und WiPolitik - schon vergessen ?

      Wenn ich mir Berlin so angucke, da wurden Wohnungen ohne Ende gebaut, mit gigantischen Steuergeschenken garniert und heute ist es die mieterfreundlichste Hauptstadt der Welt. Da braucht mir auch kein Wohnungsverband mit anderen Argumenten zu kommen. Es war der Lobbyismus der Bauwirtschaft, erhebliche Fehleinschätzungen der Politik (z.B. auch i.V. mit dem Umzug nach Berlin soviele Wohnungen zu bauen) und eine Mißachtung der Demographie, die aus Vermietersicht einen desaströsen Wohnungsmarkt in weiten Teilen Deutschlands hinterlassen haben...

      Vielleicht tu es Dir mal ganz gut, Dir von einem Theoretiker erklären zu lassen, warum sich die Vermietung von Wohnungen nicht lohnt, sonst wunderst Du Dich ja in 10 JAhren noch...



      # 49 (Nachtrag aus der SZ von gestern)

      Ökonomen warnen vor neuer Blase

      Die Immobilienmärkte stehen offenbar vor einer Krise. Viele Hausbesitzer
      sind schon jetzt hoch verschuldet.
      Von Marc Hujer

      (SZ vom 25.09.2002) - In den Vereinigten Staaten wächst die Sorge um einen
      Zusammenbruch des Immobilienmarktes. Nach der Aktienkrise haben viele
      Amerikaner ihr Geld in Eigenheime gesteckt, nun allerdings zeigen sich erste
      Schwächen beim Häuserbau. Die Zahl der Neubauten fiel im August zum dritten
      Mal in Folge.

      Es hat in der amerikanischen Geschichte schon mehrere regionale
      Immobilienkrisen gegeben, in Texas nach dem Ölboom in den siebziger Jahren
      etwa oder in Neu England in den späten achtziger Jahren. Aber diesmal, sagen
      Experten, droht eine Krise mit nationalem Ausmaß.

      Robert Shiller, Professor der Yale-Universität, der schon lange vor dem
      Aktiencrash von "irrationaler Übertreibung" gesprochen hatte, hält nun auch
      die Immobilienmärkte für überbewertet. Die kritischen Stellen, sagt er,
      ziehen sich über das ganze Land; Portland, Seattle, Denver und New York
      stehen ganz oben auf seiner Liste.

      Gary Gordon vom Bankhaus UBS Warburg sieht ähnliche Warnsignale: "Das
      übertriebene Vertrauen in die Aktienmärkte ist nun in den Immobilienmärkten
      zu beobachten."

      Dramatische Konsequenzen erwartet

      Für Stephen Roach, Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley, ist der
      bisherige Immobilienboom eine Folge der Übertreibungen an den Aktienmärkten.
      Roach spricht sogar explizit von einer Immobilienblase. "Die Aktienblase hat
      andere Blasen erzeugt", schreibt er in der New York Times, "vor allem im
      Immobilienmarkt und beim Konsum".

      Viele Investoren hätten ihr Geld von den Aktienmärkten abgezogen und in
      Immobilien gesteckt. Nun ziehe sich die "Kultur der Exzesse" durch die
      gesamte amerikanische Volkswirtschaft.

      Roach erwartet in "nicht allzu ferner Zukunft" ein Platzen der
      Immobilienblase mit dramatischen Konsequenzen für die US- Wirtschaft. "Wenn
      dies wirklich passiert, müssen wir damit rechnen, dass wir eine Serie von
      Rezessionen bekommen wie Japan in den neunziger Jahren", sagt er.

      Boom auf Pump

      Der Rückgang bei den Neubauten könnte der Beginn dieser Entwicklung sein.
      Der Markt spielt verrückt: Die Häuserpreise in den Vereinigten Staaten sind
      im vergangenen Jahr je nach Region um acht bis 39 Prozent gestiegen und die
      Hypothekenzinsen sind so tief wie 1963 nicht mehr. Besonders
      besorgniserregend ist, dass der Boom zu einem großen Teil auf Pump
      finanziert wird.

      Die niedrigen Zinsen und die Schwindel erregenden Wertzuwächse haben mehr
      Geld angezogen, gleichzeitig sehen weniger Amerikaner die Notwendigkeit, zu
      sparen. Die Banken kommen den Hauseigentümern zudem mit zweifelhaft
      großzügigen Finanzierungsangeboten entgegen.

      So genannte "125-Prozent-Kredite" decken nicht nur den kompletten Kaufpreis
      des Hauses ab, sondern auch die Umzugskosten und Ausgaben für neue Möbel. Im
      Durchschnitt betragen Anzahlungen nur noch drei Prozent des Kaufpreises, vor
      zehn Jahren waren es noch zehn Prozent.

      Zwei Drittel der Amerikaner sind engagiert

      Die Hausbesitzer müssen inzwischen 42 Prozent ihres Bruttogehalts für ihre
      Immobilie verwenden, als normal galten bisher 28 Prozent. Sie sind hoch
      verschuldet und nach einer Studie der US-Notenbank besitzen sie nur
      durchschnittlich 55 Prozent ihrer Eigenheime, so wenig wie nie, der Rest ist
      auf Pump finanziert.

      Nur eine leichte Zinserhöhung von einem Prozentpunkt, schätzt das
      Forschungsinstitut Economy.com, könnte die Stabilität des Marktes erheblich
      beeinträchtigen. Der Anteil der Hypothekendarlehen mit variablem Zinssatz
      hat sich 2001 verdoppelt.

      Die Folgen eines Zusammenbruchs, sagt Ökonom Shiller, würden sich nicht
      alleine auf den Immobilienmarkt beschränken. Zwei Drittel der Amerikaner
      haben in Immobilien investiert, nur 50 Prozent hatte Aktien. Der so genannte
      "Wealth effect", die Auswirkungen auf den Konsum, wären daher weitaus
      größer, nach Berechnungen Shillers doppelt so groß. Mit einem
      Immobiliencrash verlöre der Inlandsverbrauch eine weitere Stütze
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 12:11:55
      Beitrag Nr. 62 ()
      pollux,ich danke Dir.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 12:32:00
      Beitrag Nr. 63 ()
      Art,zweifelsfrei hat die steuerliche Förderpolitik im Immobiliensektor hauptsächlich in Ostdeutschland zu erheblichen Überkapazitäten geführt.
      Glücklicherweise habe ich dort nicht investiert.
      Die Leerstände im gewerblichen Bereich von denen ich spreche,existieren hier in den alten Bundesländern und dies ist sehr wohl ein Indiz für anhaltenden Konsumrückgang..
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 12:46:38
      Beitrag Nr. 64 ()
      @ V-12

      Leerstände nehmen ja zu, weil a) das Angebot eräht wird oder b) die Nachfrage sinkt...

      Ich bin mir nicht so sicher, ob auch in den alten Bundesländern die vermietete Gewerbefläche zurückgegangen ist oder nur der Leerstand erhöht wurde. Gucke mal nach...

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 13:33:14
      Beitrag Nr. 65 ()
      Jo Art,in innerstädtischen Lagen lässt sich das Angebot sicher nur begrenzt bzw.garnicht erhöhen,soviel zu a.
      Warum sinkt denn aus Deiner Sicht die Nachfrage ?
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 13:37:33
      Beitrag Nr. 66 ()
      @ V 12

      komisch, ich sehe in vielen Innenstädten westdeutscher Städte immer wieder Baukräne rumstehen (HH, D, FFM). Baulücken gibt es doch genug und genug Verrückte, die die ausfüllen auch - also wird gebaut; außerdem bleibt das ja nicht ewig so schlecht mit der Wirtschaftslage.

      Nachfrage nach Flächen sinkt wegen schlechter Konjunktur in den letzten 2 Jahren. Marktbereinigung auch bei den TMT-Pionieren und im Einzelhandel..

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 13:49:38
      Beitrag Nr. 67 ()
      Na siehst Du Art,damit sind wir doch wieder beim Titelthema.
      War ja echt ´ne schwere Geburt mit Dir.

      Übrigens im Einzelhandel von Marktbereinigung zu sprechen,war sicher nur etwas unüberlegt von Dir.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 14:32:23
      Beitrag Nr. 68 ()
      @ V-12

      da gebe ich dir recht.

      schwere geburt,baby gesund,aber die eltern sind nicht zu beneiden.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 14:40:11
      Beitrag Nr. 69 ()
      @ V12

      was hat denn eine Abnahme von Nachfrage nach Gewerbeflächen aufgrund konjunktureller Schwäche mit "Verarmung" zu tun ? Also das würd ich jetzt aber gerne mal wissen.

      Marktbereinigung im Einzelhandel ist doch sehr deutlich zu sehen. Wo kleine Läden aufgeben, rücken i.d.R. große Ketten nach - das ist doch Marktbereinigung / Konzentration in Reinform (ist auch völlig wertfrei).

      Aber daraus zu schließen, dass wenn einer seinen Laden aufgibt, es ihm dadurch schlechter gehen muß, find ich schon gewagt. Viele haben einfach keinen Bock mehr, 12 Stunden im Laden zu stehen, finden kein Fachpersonal oder Nachfolger mehr usw..

      "Verarmung" ist aber was ganz anderes...

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 14:42:48
      Beitrag Nr. 70 ()
      charlie crocker ,jeder hat halt so seinen Art.
      Theoretisch gibt es ja in D auch kein Wirtschaftsproblem, nur praktisch eben.:D
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 14:48:22
      Beitrag Nr. 71 ()
      Art,mit Deiner 1.Frage beantwortest Du sie auch gleich.Bist Du wirklich so dämlich,oder was ist los mit Dir ??
      Mann lass gut sein jetzt,sonst wird´s peinlich für Dich.

      Ausserdem Art,ist es so:

      Ich muss weg.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 14:59:34
      Beitrag Nr. 72 ()
      @ V12

      wenn gar nichts mehr geht, dann wirst Du wohl beleidigend - typisch. Wie schon gesagt, der Begriff "Verarmung" wird hier bei der Thread-Eröffnung in irreführender Weise benutzt. Konjunktur läuft nun mal in Zyklen und ist nur begrenzt politisch kontrollierbar. Aber wer in seinen Threads mit dem Fahrgefühl im neuen SL beschäftigt, hat vielleicht für solche Dinge nur eine sehr begrenzte Urteilsfähigkeit - aber schade, Du bist ja schon weg.

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 15:06:56
      Beitrag Nr. 73 ()
      http://www.tageschau.de/aktuell/meldungen/0,2044,OID1150446_…


      Öffentliche Haushalte: Prekäre Finanzlage

      Die öffentlichen Haushalte in Deutschland sind im ersten Halbjahr 2002 tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, sanken die Einnahmen von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen im ersten Halbjahr um 2,1 Prozent auf 432,1 Milliarden Euro. Die Ausgaben stiegen hingegen um 2,2 Prozent auf 490,1 Milliarden Euro.

      Das Finanzierungsdefizit erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreswert um 20 Milliarden auf rund 58 Milliarden Euro. Der Schuldenstand nahm zur Jahresmitte um 4,7 Prozent auf über 1,2 Billionen Euro zu. Bund, Ländern und Gemeinden machten die geringeren Steuereinnahmen zu schaffen. Das Steueraufkommen fiel mit 188,2 Milliarden Euro um 6,1 Prozent niedriger aus als im ersten Halbjahr 2001.

      Nach Einschätzung der Statistiker sind dafür vor allem das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und die Entlastungen aus der Steuerreform verantwortlich. Bei den Ausgaben gab es den größten Anstieg bei Personal (zwei Prozent), Sozialleistungen (3,8 Prozent) und Zinsen (3,6 Prozent). Die Bauausgaben gingen um 5,2 Prozent zurück. Den größten Ausgabenanstieg verzeichneten die Statistiker für den Bund mit einem Plus von sechs Prozent. Die gesetzliche Sozialversicherung erhöhte ihre Leistungen um 3,1 Prozent, darunter die Rentenversicherung um 3,7 Prozent und die Krankenversicherung um 2,7 Prozent.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 15:09:28
      Beitrag Nr. 74 ()
      http://www.tageschau.de/aktuell/meldungen/0,2044,OID1150630_…


      Siemens will offenbar 4000 Stellen in NRW abbauen

      Die jüngsten Stellenstreichungen bei Siemens treffen nun offenbar auch viele Standorte in Nordrhein-Westfalen. Rund 4000 der 30.000 Stellen im Land sollen wegfallen. Das berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf die IG Metall.

      Betroffen seien die Bereiche Gebäudetechnik, Netzwerktechnik und industrielle Dienstleistungen. Am Standort München-Hofmannstraße werden möglicherweise bis zu 2600 Mitarbeiter in der Netzwerksparte betriebsbedingt gekündigt. Ein Teil der Stellen in NRW solle ganz wegfallen, ein Teil durch Verkäufe von Betriebsteilen abgegeben werden, hieß es in dem Blatt.

      Nach Gewerkschaftsangaben seien in Düsseldorf beispielsweise 800 von 2800, in Essen 700 von 2200 und in Köln 300 von 1500 Jobs bedroht. Das Unternehmen hat die Angaben bislang nicht kommentiert.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 15:10:53
      Beitrag Nr. 75 ()
      http://www.tageschau.de/aktuell/meldungen/0,2044,OID1150680_…


      Dresdner Bank streicht Tausende Stellen

      Die Dresdner Bank hat den Abbau von bis zu 3000 weiteren Stellen angekündigt. Allein bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein sollen 1200 Stellen wegfallen. Auch im Geschäftsfeld Private und Geschäftskunden werde die Dresdner Bank weiter Personal abbauen.

      Verwaltungsaufwand drücken
      Zudem wolle die Dresdner Bank die Verwaltungskosten im Jahr 2003 auf 6,5 Milliarden Euro senken. 2001 hatte der Verwaltungsaufwand bei 8,7 Milliarden Euro gelegen. "Unser oberstes Ziel ist es, bereits im nächsten Jahr profitabel zu arbeiten und einen operativen Gewinn zu erzielen", sagte der Vorstandschef der Allianz-Tochter, Bernd Fahrholz in Frankfurt.

      Die Dresdner Bank hatte im ersten Halbjahr einen Verlust von über einer Milliarde Euro eingefahren und damit auch das Ergebnis der Konzernmutter Allianz belastet.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 15:13:50
      Beitrag Nr. 76 ()
      # 74

      Ja Siemens hat ganz schöne Probleme derzeit - denke, da ist auch vieles hausgemacht.

      Art
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 15:30:11
      Beitrag Nr. 77 ()
      wer kürzt endlich mal die gehälter und die besoldung im öffentlichen dienst???
      entlassungen werden unumgänglich
      das weihnachstgeld für die beamten steht schon zur disposition

      radikaler einschnitt erforderlich

      die linkslobbyisten des öffentlichen dienstes werden das trotz wahlverhalten nicht aufhalten, weil die unternehmer, die die produktive arbeit leiten, die weitere alimentiereung verweigern werden

      der beamtenstaat deutschland gehzt unmittelbar seinem wohlverdienten ende entgegen
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 18:47:42
      Beitrag Nr. 78 ()
      Art,sorry,beleidigend zu werden war nicht meine Absicht,aber Du zwingst mich ja fast dazu.
      Gerade wegen meinem Lebensstil ist mir bewusst,dass Geld von unten nach oben verdient wird und von oben nach unten sichergestellt wird.
      Abgesehen davon habe ich die Zeiten,in denen ich als Arbeitnehmer noch mit DM 1.300 netto nach Hause gegangen bin, bestimmt nicht vergessen.
      M.E.ist die zunehmende Verarmung u.a.in 3 wesentlichen Dingen begründet:
      1.Die Abschaffung der 630 DM-Jobs.
      2.Die Abschaffung der Scheinselbständigkeit.
      3.Die Ökosteuer.

      Mit diesen Massnahmen hat die Rot-Grüne Regierung die Binnennachfrage wesentlich geschwächt,weil eben die Gelder,die hier verdient wurden,ausnahmslos konsumiert worden sind.
      Mit der Ökosteuer hat man natürlich das verfügbare Nettoeinkommen der unteren Einkommensschichten nochmals erheblich reduziert.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 18:57:11
      Beitrag Nr. 79 ()
      Es bleibt dennoch festzuhalten, dass arme Menschen in den Staaten wirklich arm sind, hier jedoch noch ganz gut leben können.
      #1-20
      Aber das höhere BIP in den USA hat auch etwas damit zu tun, dass dort an mehr Tagen im Jahr gearbeitet wird. In D: 30 Tage Urlaub´, Fortzahlung im Krankheitdfall, unzählbare Feiertage...mir gehts hier ganz gut!!!
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 20:34:35
      Beitrag Nr. 80 ()
      Das System in den USA ist doch wesentlich fairer:
      Wer wenig leistet bekommt wenig.
      Wer mittelmäßig leistet bekommt mittelmäßig (viel).
      Wer viel leistet bekommt viel.

      In D sieht es dagegen so aus:
      Wer wenig leistet bekommt mittelmäßig (viel).
      Wer mittelmäßig leistet bekommt mittelmäßig (viel).
      Wer viel leistet bekommt mittelmäßig (viel).

      Was ist denn daran gerecht. Wenn in einem System Leistung nicht mehr entsprechend belohnt wird, bricht es über kurz oder lang zusammen.
      Ein Sozialhilfe-Empfänger darf nicht mehr in der Tasche haben als ein Arbeitnehmer mit einem geringen Einkommen. Aber genau das ist in D nicht mehr der Fall.

      Zudem sollten die Leute zu mehr Eigenverantwortung kommen. D.h. Sozialhilfe max. 2 Jahre... wer es in dieser Zeit nicht schaft darf kein Geld mehr bekommen. Eine Sammelunterkunft und 2 Mahlzeiten am Tag sollten dann reichen.

      Die Deutsche Sozialpolitik macht tausende Jahre Evolution zunichte indem alles und jeder durchgefüttert wird und dann am besten noch ein paar Kinder in die Welt setzt, die genauso beschränkt sind.

      Meine Ansichten sind zwar Hart, aber so ist nunmal das Leben.

      Pandur
      Avatar
      schrieb am 27.09.02 09:13:05
      Beitrag Nr. 81 ()
      in deutschland wird nur noch elend verwaltet.

      die arbeitslosenqutoe in den neuen ländern liegt trotz massiver abwanderung über dem niveau von 1990.

      viele mittelstädler werden den winter nicht überleben.

      öffentliche einrichtungen,wie kindergärten,schwimmbäder und jugendzentren schliessen.

      strassen und grünanlagen werden nicht mehr gepflegt.

      in einigen städten und dörfern im osten sieht es aus wie nach dem krieg.




      deutschland verarmt - diesen satz kann ich nur unterstreichen.



      ETATLÜCKEN

      SPD und Grüne wollen an der Steuerschraube drehen


      Wenige Tage nach der siegreichen Bundestagswahl denken SPD und Grüne über Steuererhöhungen nach. Wegen der großen Haushaltslücken wird offenbar unter anderem eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine Anhebung der Erbschaftssteuer erwogen. Die Grünen setzen nach wie vor auf die Ökosteuer.

      Hamburg - Das Thema Steuererhöhungen sei "keineswegs mehr tabu", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus Kreisen von Bund und Ländern. Westdeutsche Ministerpräsidenten üben demnach Druck auf Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel (beide SPD) aus. Im Gespräch sei die Vermögens- und Erbschaftsteuer, die allein den Bundesländern zusteht. Die Einnahmen sollen vor allem für die Bildung verwendet werden.
      Über den besten Weg gebe es in der SPD allerdings unterschiedliche Auffassungen. Der Mainzer Finanzminister Gernot Mittler (SPD) riet seinen Parteifreunden von einer Erhöhung der Erbschaftsteuer ab. Weitaus Erfolg versprechender sei es, das System der Umsatzsteuer radikal zu reformieren. "Da steckt richtig Saft drin", sagte Mittler der SZ.

      Auch die Tabaksteuer solle stärker als bisher erhöht werden, berichteten ZDF und "Handelsblatt". Entsprechende Vorschläge werde Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in die anstehenden Koalitionsverhandlungen von Sozialdemokraten und Grünen einbringen. Im Gespräch seien bis zu fünf Cent mehr pro Zigarette. Die zur Finanzierung des Anti-Terror-Pakets bereits beschlossene Erhöhungsstufe von einem Cent zum 1. Januar 2003 solle auf bis zu sechs Cent angehoben werden. Auch eine höhere Mehrwertsteuer werde nicht ausgeschlossen.

      Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums bezeichnete die Berichte als Spekulation. Sie verwies zudem darauf, dass die Koalitionsverhandlungen erst am Montag begönnen. Eichel hatte in den vergangenen Wochen wiederholt weitere Steuererhöhungen ausgeschlossen. Aus der Wirtschaft hatte zuletzt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt vor neuen Steuererhöhungen gewarnt. Den jüngsten Zahlen des Bundesfinanzministeriums zufolge sind die Steuereinnahmen von Januar bis August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,9 Prozent gesunken. Die Regierung hat für das gesamte Jahr einen Zuwachs von 2,1 Prozent eingeplant.

      Die Grünen setzen dagegen auf eine weitere Erhöhung der Ökosteuer, was der Koalitionspartner SPD aber ablehnt. Auch der parteilose Wirtschaftsminister Werner Müller warnte vor einer höheren Ökosteuer. "Ich wäre mit solchen Forderungen sehr vorsichtig, da sie mit Sicherheit tendenziell negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung wirken", sagte Müller der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ).

      Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) warf der Bundesregierung vor, mit ihrer Steuerreform das Gefüge zwischen Bund, Ländern und Gemeinden durcheinander gebracht zu haben. "Die Struktur der Steuerreform war falsch, und das muss auf alle Fälle korrigiert werden", sagte Böhmer dem Deutschlandradio Berlin.
      Avatar
      schrieb am 27.09.02 13:05:00
      Beitrag Nr. 82 ()
      http://www.ftd.de/tm/tk/1032946099512.html?nv=lnetn


      d.de, Fr, 27.9.2002, 10:44, aktualisiert: Fr, 27.9.2002, 11:34
      Mobilcom halbiert Stellenzahl

      Das Mobilfunkunternehmen Mobilcom muss nach Firmenangaben 1850 von 5000 Stellen abbauen, um zu überleben. Das ist ein Kernpunkt der Sanierungskonzepts, das der Vorstand am Freitag in Büdelsdorf den Arbeitnehmern vorstellte.

      Das Sanierungsprogramm umfasst nach Unternehmensangaben zwei wesentliche Bereiche: Durch die Restrukturierung des Kerngeschäfts Mobilfunk sollen jährliche 130 Mio. Euro eingespart werden. Kurzfristiges Ziel sei es, das Service-Provider-Geschäft im ersten Halbjahr 2003 wieder in die schwarzen Zahlen zu führen.

      Der UMTS-Netzaufbau bei Mobilcom wird eingefroren. Das Büdelsdorfer Unternehmen halte aber an der Lizenz fest, hieß es weiter. Insgesamt sehe das Sanierungsprogramm einen Stellenabbau von rund 1850 Vollzeit-Arbeitsplätzen vor. Mobilcom beschäftigt derzeit insgesamt 5000 Mitarbeiter inklusive Teilzeit- und Aushilfskräften. Das entspricht umgerechnet 4200 Vollzeitstellen. In den kommenden Wochen wollen Vorstand und Betriebsrat über einen entsprechenden Sozialplan verhandeln.


      Nach Informationen der Financial Times Deutschland haben die wichtigsten Gläubigerbanken die Fälligkeit von Krediten im Volumen von 4,7 Mrd. Euro bis Ende Oktober verlängert. So lange müsse das Unternehmen auch keine Zinsen zahlen. Ursprünglich seien die Darlehen am Montag fällig gewesen. Durch die Stundung gewinnt das Unternehmen Zeit, sich mit seinem früheren Großaktionär France Telecom über Schadenersatzforderungen und die Übernahme von Schulden zu einigen.



      Mobilcom-Aktie im Höhenflug


      Die Mobilcom-Aktie profitierte am Freitag von den Neuigkeiten um den Stellenabbau und die Kreditstundung. Das Papier legte bis zum Mittag 14,3 Prozent auf 2,40 Euro zu und war damit der größte Gewinner im Nemax 50. Der Index selbst zeigte sich am Freitag erneut schwächer. Die 50 Werte im ehemaligen Wachstumssegment verloren 1,7 Prozent auf 360 Punkte.
      Avatar
      schrieb am 29.09.02 09:11:46
      Beitrag Nr. 83 ()
      Samstag 28. September 2002, 06:00 Uhr
      `Berliner Zeitung`: Im Winter bis zu 4,7 Millionen Arbeitslose befürchtet






      BERLIN (dpa-AFX) - In Deutschland droht die Zahl der Arbeitslosen im Winter nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten auf bis zu 4,7 Millionen und damit auf den höchsten Stand seit Jahren zu steigen. Das ergab eine Umfrage der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe) unter Chefökonomen führender Banken. Im Schnitt rechnen sie mit rund 4,5 Millionen Arbeitslosen, sollte sich die wirtschaftliche Entwicklung bis dahin nicht entscheidend bessern.
      Für 2002 erwarten die Experten ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von im Schnitt 0,3 Prozent, für 2003 rund 1,3 Prozent. Im ungünstigsten Fall halte er im Winter 4,7 Millionen Erwerbslose für möglich, sagte der Chefökonom für Deutschland bei der US-Investmentbank Goldman Sachs , Dirk Schumacher. Gegenwärtig sei "kein echter Aufschwung in Sicht". Ähnlich pessimistisch äußerte sich Commerzbank (Xetra: 803200.DE - Nachrichten - Forum) -Chefvolkswirt Ulrich Ramm. Er gehe "davon aus, dass wir Anfang des kommenden Jahres 4,5 Millionen Arbeitslose haben werden".

      Die Chefökonomen von Deutscher Bank und Allianz-Gruppe , Norbert Walter und Michael Heise, erwarten etwas günstigere Zahlen. "Werden Januar und Februar kalte Monate sind 4,4 Millionen Arbeitslose nicht auszuschließen", sagte Walter (Paris: 5460.PA - Nachrichten) . Auch Martin Hüfner von der HypoVereinsbank (Xetra: 802200.DE - Nachrichten - Forum) rechnet mit "deutlich über vier Millionen, wobei die exakte Zahl vom Wetter im Winter abhängt"./zb/af
      Avatar
      schrieb am 30.09.02 08:44:11
      Beitrag Nr. 84 ()
      http://www.ftd.de/sp/ak/1033157431872.html?nv=lnetn



      Aus der FTD vom 30.9.2002


      Rot-Grün fehlen 20 Mrd. Euro



      Von Claus Hulverscheidt, Berlin

      Bundesfinanzminister Hans Eichel will die Milliardenlöcher im Haushalt mit Hilfe einer Radikalkur stopfen. Geplant ist ein Mix aus sozialen Einschnitten und dem Abbau von Subventionen im Gesamtvolumen von mehr als 20 Mrd. Euro.

      Auf höhere Steuern und Schulden des Bundes will Eichel zumindest nächstes Jahr verzichten. Für 2002 ist ein Nachtragshaushalt geplant. Der Minister wird sein Konzept Montagabend zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen von SPD und Grünen vorlegen.

      Scharfe Kritik gab es am Wochenende an den Plänen mehrerer SPD-Ministerpräsidenten, die Erbschaftsteuer für Kinder von Haus- und Grundbesitzern zu erhöhen und die Vermögensteuer wieder einzuführen. Beide Steuern fließen allein den Ländern zu.



      Union kündigt Blockade im Bundesrat an


      Hessens Ministerpräsident Roland Koch sagte, die CDU werde Steuererhöhungen nicht mitmachen. Um sie zu blockieren, will die Union auch ihre Mehrheit im Bundesrat nutzen. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, drohte Bundeskanzler Gerhard Schröder damit, das Bündnis für Arbeit platzen zu lassen: "Wer Steuern erhöht und damit Versprechen bricht, der kriegt die Wirtschaft auch nicht zum Spitzengespräch." Auch Nordrhein- Westfalens Arbeitsminister Harald Schartau wies die Pläne seiner SPD-Parteifreunde zurück. Nach den Vorschlägen der SPD-Regierungschefs hatten sich zahlreiche Vertreter der rot-grünen Koalition mit eigenen Steuererhöhungsideen zu Wort gemeldet. Genannt wurden die Tabak-, die Kfz- und die Ökosteuer. Eichel allerdings will sich auf diese Forderungen aus den eigenen Reihen nicht einlassen. "Diese Kakophonie machen wir nicht mit. Das Ziel ist: keine Steuererhöhungen", hieß es im Finanzministerium.


      In diesem Jahr fehlen Eichel wegen der Konjunkturflaute und der hohen Arbeitslosigkeit gut 10 Mrd. Euro in der Bundeskasse. Sie sollen über Schulden finanziert werden. Dazu ist ein Nachtragshaushalt erforderlich, da der Minister nicht über die nötigen Kreditermächtigungen verfügt. Damit ist auch klar, dass Deutschland die europaweit vereinbarte Kreditobergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts übertreffen wird. Einer Rüge aus Brüssel will Eichel dadurch entgehen, dass er im Haushalt 2003 radikal umsteuert.



      Auf der Suche nach Ausnahmeregelungen


      Allerdings fehlen ihm nächstes Jahr weitere 10 Mrd. Euro. Grund ist das schwache Wirtschaftswachstum, das Eichel statt der ursprünglichen 2,5 nur noch mit 1,5 Prozent kalkuliert. Da er höhere Steuersätze vermeiden will, durchforsten seine Beamten derzeit das gesamte Steuerrecht nach Ausnahmeregelungen, die gestrichen werden können. Auf der Liste stehen unter anderem Steuervergünstigungen für Landwirte, die ihr Einkommen bislang nur schätzen müssen. Weitere Beispiele sind der halbe Mehrwertsteuersatz für Tierfutter, Zahntechnikerleistungen oder Filmvorführungen. Mit Blick auf die Unternehmen wird unter anderem daran gedacht, Verlustvorträge zu beschränken und eine Mindestbesteuerung für Körperschaften einzuführen.


      Der Verzicht auf alle Ausnahmen soll mehrere Milliarden Euro in die Kasse spülen. Da dies nicht reicht, will Eichel weitere Subventionen und Sozialleistungen kürzen. Damit ist Streit mit den Gewerkschaften vorprogrammiert. Trotz des Milliardenlochs hält der Minister an seinem Plan fest, die Neuverschuldung 2003 auf rund 15 Mrd. Euro und bis 2006 auf null zu reduzieren. Eichel setzt darauf, dass ihn Schröder in den anstehenden Verhandlungen unterstützt. Intern hatte er bereits zu verstehen gegeben, dass er bei einer völligen Abkehr von seinem Konsolidierungskurs als Minister nicht mehr zur Verfügung stünde.


      Um zu verhindern, dass Konjunktureinbrüche regelmäßig Milliardenlöcher in den Haushalt reißen, will Eichel bei der Aufstellung des Haushalts künftig nur noch ein jährliches Wirtschaftswachstum von maximal 1,5 Prozent zu Grunde legen. Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Zuwachs der letzten zehn Jahre.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 09:20:57
      Beitrag Nr. 85 ()
      ftd.de, Mi, 2.10.2002, 14:57, aktualisiert: Mi, 2.10.2002, 15:30
      Telekom baut rund 30.000 Stellen ab

      Die Deutsche Telekom will in ihrer Festnetzsparte T-Com drastisch Stellen streichen. Weitere Sparmaßnahmen sollen vorgezogen werden.

      Bis 2005 werde die Telekom etwa 29.500 Stellen abbauen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Damit erfolgt der Stellenabbau früher als bisher angekündigt. Bereits 2002 sollen in der Festnetzsparte, in der der Großteil der Beschäftigten arbeitet, 7200 Stellen wegfallen. Im kommenden Jahr sei eine Reduzierung von 14.000 Arbeitsplätzen vorgesehen. Weitere 8300 Stellen sollen danach den Sparplänen zum Opfer fallen.

      Das Programm soll durch die Streichung offener Stellen, Nutzung der Fluktuation, Anpassung der Fremdvergaben sowie den Transfer von Personal in die neue telekominterne Personalserviceagentur sozialverträglich ausfallen, hieß es. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Der Konzern prüfe außerdem, inwieweit bereits definierte, künftige Kostensenkungsmaßnahmen schon 2003 realisiert werden können.


      Der Stellenabbau ist nach Angaben des Unternehmens Bestandteil der Bemühungen, die Effizienz zu steigern, das Ergebnis zu verbessern sowie die Entschuldung voranzutreiben. Die Telekom hat einen Schuldenberg von mehr als 60 Mrd. Euro angehäuft. Ende 2001 waren bei Telekom weltweit insgesamt 257.000 Mitarbeiter beschäftigt, rund 118.000 davon bei T-Com.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 15:07:12
      Beitrag Nr. 86 ()
      http://de.biz.yahoo.com/021004/85/2zr2y.html

      US-Arbeitslosenquote fällt unerwartet



      Das US-Arbeitsministerium veröffentlichte die saisonbereinigten US-Arbeitsmarktdaten für September. Die Arbeitslosenquote fiel weiter auf 5,6 Prozent, nach 5,7 Prozent im Vormonat und 5,9 Prozent im Juli. Volkswirte hatten dagegen mit einer Zunahme auf 5,9 Prozent gerechnet.
      Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft verringerte sich gegenüber dem Vormonat um 43.000 Menschen, während Volkswirte eine Zunahme von 5.000 Personen prognostiziert hatten. Für August wurde der Anstieg von vorläufig 39.000 auf nun 107.000 Beschäftigte nach oben korrigiert.

      Die durchschnittlichen Stundenlöhne kletterten von 14,82 Dollar im Vormonat auf 14,87 Dollar im Berichtsmonat. Sie gelten als wichtiger Indikator für die Inflations-Entwicklung. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit erhöhte sich gleichzeitig von 34,1 auf 34,3 Stunden.
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 08:59:28
      Beitrag Nr. 87 ()
      VW: Produktionspause bis zum 12. Januar!

      Längerer Werksurlaub – Grund: schwache Konjunktur




      Von Carsten Krebs


      Überraschende Produktionspause bei Volkswagen. Nach Informationen der Wolfsburger Nachrichten wird die Autoproduktion im Wolfsburger Werk in den ersten beiden Januarwochen ruhen. Damit hätten die Mitarbeiter vom 23. Dezember an bis zum 12. Januar Werksferien – wohlgemerkt in der Autoproduktion (Golf, Bora, 3-Liter-Lupo).

      Die Mitarbeiter, die die Komponenten fertigen, sind von der Produktionspause dem Vernehmen nach nur zum Teil betroffen. Grund für die Produktionsreduzierung: die lahmende Autokonjunktur. Die Verkaufszahlen des Golfs und des Passats sind bislang deutlich unter den Erwartungen geblieben.

      Zudem sollen die beiden Januarwochen genutzt werden, um einige Produktionsanlagen für die Fertigung des neuen Golf V – er soll im Herbst 2003 vom Band rollen – und für den Touran vorzubereiten. Die Besonderheit: Eine letzte derart lange Produktionspause liegt rund zehn
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 09:37:00
      Beitrag Nr. 88 ()
      Entwicklung Dax - Dow Jones der letzten 3 Monate.


      Avatar
      schrieb am 09.10.02 09:50:21
      Beitrag Nr. 89 ()
      Mittwoch 9. Oktober 2002, 09:41 Uhr
      ROUNDUP: Deutsche Exporte in die USA sinken im Juli deutlich.




      WIESBADEN (dpa-AFX) - Deutsche Unternehmen haben im Juli erheblich weniger in die USA exportiert als vor einem Jahr. Der Wert der exportierten Waren sei um 9,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro gefallen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Gemessen am Vormonat sei dies ein Plus von 5,9 Prozent.
      Die deutschen Gesamtausfuhren blieben im Juli um 0,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres und um 2,8 Prozent unter dem des Vormonats. Der Wert der exportierten Waren lag bei 54,8 Milliarden Euro.

      In die Länder der Europäischen Union wurden im Juli bei einem Volumen von 29,5 Milliarden Euro 0,8 Prozent weniger Güter exportiert als vor einem Jahr. Dabei sei der Rückgang in die EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören, mit einem Minus von 3,1 Prozent überdurchschnittlich ausgefallen.

      AUCH IMPORTE RÜCKLÄUFIG

      Eine deutliche Abnahme verzeichneten auch die Ausfuhren nach Japan, die um 9,4 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro schrumpften. Dagegen wurden nach China 19,3 Prozent mehr Güter aus Deutschland exportiert. Das Volumen belief sich hier auf 1,3 Milliarden Euro.

      Die Einfuhren nach Deutschland gingen im Juli gemessen am Vorjahr um 7,7 Prozent und gemessen am Vormonat um 5,9 Prozent auf 43 Milliarden Euro zurück. Dabei sanken die US-Importe binnen Jahresfrist um 19,4 Prozent und verglichen mit dem Vormonat um 17,0 Prozent überdurchschnittlich stark. Die aus den Vereini gten Staaten eingeführten Waren erreichten einen Wert von 3,0 Milliarden Euro./rw/sh
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 09:55:51
      Beitrag Nr. 90 ()
      Wie wär es mal mit einem vergleichbaren Index - dem CAC40?

      Avatar
      schrieb am 09.10.02 10:15:14
      Beitrag Nr. 91 ()
      spiegelinterview mit dem Vermögensberaters Jens Ehrhardt



      BÖRSENCRASH

      "Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle"

      Nach Überzeugung des Vermögensberaters Jens Ehrhardt hat der Börsencrash auf Raten gravierendere Ursachen als die pessimistische Stimmung der Anleger. Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE führt der Finanzexperte den Niedergang auf die hohe Verschuldung zurück. Verantwortlich dafür sei US-Notenbank-Chef Alan Greenspan.


      DDP

      Macht die Überschuldung als Ursache der Börsenbaisse aus: Vermögensverwalter Ehrhardt


      SPIEGEL ONLINE: Ist bei der Entwicklung der Aktienkurse allmählich der Boden in Sicht?
      Jens Ehrhardt: Auf kurze Sicht kann man das nicht so genau sagen. Auf mittlere und lange Sicht bin ich sehr pessimistisch. Denn die wirtschaftlichen Rahmendaten stimmen nicht. Egal ob Unternehmen oder ganze Volkswirtschaften - wo man hinschaut, findet man riesige Schuldenberge. Die kamen nicht zuletzt deshalb zusammen, weil sich die Anleger angesichts der Höhenflüge der Börsenkurse vor zwei Jahren reich gefühlt haben. Und wenn ich mich reich fühle, dann kaufe ich mir ein Auto oder dies und jenes - in der Regel auf Kredit. Für den Einzelnen mag das angehen, wenn man die Volkswirtschaft insgesamt betrachtet, ist das natürlich verheerend, denn die Überschuldung wächst ins Unermessliche.

      SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie damit sagen, wir haben in den letzten Jahren so weit über unsere Verhältnisse gelebt, dass wir das jetzt erst einmal zurückzahlen müssen?

      Ehrhardt: Betrachten Sie die USA. Auf deren Volkswirtschaft - öffentliche Hand, Unternehmen und Privathaushalte - lastet ein Schuldenberg in Höhe von 30.000 Milliarden Dollar. Das ist praktisch dreimal so viel wie das Bruttoinlandsprodukt und kostet rund 2000 Milliarden an Zinsen im Jahr. Wie ernst die Situation ist, lässt sich daran erkennen, dass die Summe aller in der US-Wirtschaft aufgenommen Kredite in den letzten Jahren ungefähr genau so hoch war. Die USA sind also faktisch pleite. Ein Unternehmen müsste jedenfalls Insolvenz beantragen, wenn seine Schulden so hoch sind wie der Jahresumsatz. Eine höhere Relation konnten sich zeitweise lediglich einige Telekommunikationsunternehmen leisten.

      Die Ursachen der Depression - diskutieren Sie mit anderen SPIEGEL-ONLINE-Usern!


      SPIEGEL ONLINE: Aber viele Unternehmen konnten die hohen Schulden lange Zeit durch Umsatzsteigerungen kompensieren. Wieso funktioniert das jetzt nicht mehr?

      Ehrhardt: Aus der Schuldenfalle führt so eine Geschäftspolitik allenfalls, wenn die Umsatzsteigerungen gewaltig sind. Im Prinzip ist das ein einfaches Rechenexempel: Angenommen, bei einem Unternehmen wären die Schulden so hoch wie der Jahresumsatz und man würde einen Zinssatz von sechs bis zehn Prozent zu Grunde legen. Dann müssten also schon sechs bis zehn Prozent Rendite herausspringen, um allein ihre Zinsen zu bezahlen.

      SPIEGEL ONLINE: Die Baisse ist also kein Stimmungstief der Anleger, wie es viele Analysten immer wieder beschwören?

      Ehrhardt: Nein, das sind Probleme substanzieller Art. Das ist schon an den nicht enden wollenden Gewinnwarnungen zum Ende es Quartals zu erkennen. Und von der Entwicklung der realen Wirtschaft können sich die Finanzmärkte nicht abkoppeln. Wenn es da nicht voran geht, läuft an den Finanzmärkten über kurz oder lang nichts mehr.

      SPIEGEL ONLINE: Könnte sich der Irak-Feldzug zusätzlich verschärfend auf die Krise auswirken?


      AP

      Kein Rezept gegen die Baisse: Börsenhändler in Frankfurt . . .


      Ehrhardt: Das bestimmt, aber er wird eher von den tatsächlichen Problemen ablenken. Insgesamt wiegen die grundsätzlichen Ursachen stärker und unabhängig von einem Krieg. Aber niemand traut sich an die grundsätzlichen Ursachen heran, auch US-Notenbank-Chef Alan Greenspan nicht. Ich vermute, die USA wollen sich mit dem vorgehen gegen den Irak einen niedrigen Ölpreis sichern, der für ihre Volkswirtschaft von existentieller Bedeutung ist.

      SPIEGEL ONLINE: Hat man die Signale nicht rechtzeitig wahrgenommen?

      Ehrhardt: Diejenigen, die sie hätten wahrnehmen können - Börsenbriefe, Anlegermagazine, Analysten, etc. - hatten wenig Interesse daran, ihren potenziellen Kunden reinen Wein einzuschenken. Wenn man die Entwicklung kritisch analysiert, werden Sie feststellen, dass der Niedergang seit längerem andauert - in Japan bereits seit Anfang der neunziger Jahre, bei uns seit 1998.

      SPIEGEL ONLINE: Börsenbriefe und Anlegermagazine legen aber keine Zinssätze fest.

      Ehrhardt: Das ist richtig. Dafür trägt Greenspan die wesentliche Verantwortung. Durch seine Niedrigzinspolitik hat er jahrelang Geld in den Markt gepumpt. Damit hat er die Unternehmen dazu verleitet, Engpässe per Kredit zu überbrücken und die notwendigen Strukturanpassungen zu vermeiden. Die Einstellung war verbreitet: "Der Greenspan haut uns raus und bringt die Wirtschaft wieder auf Touren". Tatsächlich führte das auch immer wieder zu einem kurzen Zwischenspurt der Wirtschaft, aber die Verschuldung blieb jeweils immer auf einem noch höheren Level. Allmählich, so fürchte ich haben wir ein Toplevel erreicht, um im Bild zu bleiben. Die Zinslast der Schulden ist es, die alles bremst.

      SPIEGEL ONLINE: Aber 1998 hat bei uns doch erst der große Börsenboom eingesetzt.

      Jens Ehrhardt
      Der Münchner Vermögensverwalter ist seit rund 30 Jahren im Geschäft. Insgesamt verwaltet er im Auftrag von rund 200 Kunden 250 Millionen Euro. Im schwierigen Börsenjahr 2001 war sein Unternehmen eines des wenigen, das eine positive Rendite erzielte. Der promovierte Betriebswirt wurde mit seiner Warnung vor dem Wall-Street-Crash 1987 bekannt. Ehrhardt beschäftigt in seinem Unternehmen 27 Mitarbeiter und managt zugleich mehrere Fonds. Gute Ergebnisse erzielte Ehrhardt mit so genannten Value-Werten aus dem MDax wie K+S, Krones, Bilfinger Berger oder Stada. "Ich schaue auf ein vernünftiges Chance-Risiko-Verhältnis und achte auf die Bilanz: Hohe Schulden mag ich nicht", erklärt Ehrhardt seine Strategie. Den Grundstein für seine jüngsten Erfolge legte Ehrhardt mit dem rechtzeitigen Ausstieg aus Technologiewerten im Frühjahr 2000.



      Ehrhardt: Wenn man genauer hinschaut, waren für die Hausse in erster Linie Technologiekonzerne zuständig, die in Folge ihres Börsenwertzuwachses auch in den Indizes höher gewichtet wurden. Dazu gehört zum Beispiel die Aktie der Deutschen Telekom, die den Dax nach oben getrieben hat. Der Nemax war sogar ausschließlich von dieser Entwicklung getragen. Die traditionellen Branchen sind dem nicht wirklich gefolgt. Wenn man die Situation an den Börsen um den beschriebenen Effekt bereinigt, kommt über einen längeren Zeitraum betrachtet ein kontinuierlicher Abschwung heraus. Das war das Alarmsignal, das die Experten hätte hellhörig werden lassen müssen.

      SPIEGEL ONLINE: Sie demontieren damit ein Denkmal.

      Ehrhardt: Trotzdem bleibt Greenspan für die Kursblase und für die riesige Verschuldung. Er hatte sich vorgenommen, den Märkten immer genügend Liquidität zur Verfügung zu stellen, damit es nicht zu einem Crash kommt, wie 1929. Die Folge davon ist die enorme Verschuldung, unter der wir zurzeit zu leiden haben.

      SPIEGEL ONLINE: Und auf welche Weise ließe sich eine radikale Wende herbeiführen?

      Ehrhardt: Um es klar zu sagen: Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle. Damit würden zwar die Gläubiger etwas verlieren, aber die Schuldner könnten wieder anfangen zu wirtschaften. Anders kommen wir von diesem riesigen Schuldenberg nicht herunter.

      SPIEGEL ONLINE: Das scheint ein reichlich utopischer Ansatz zu sein.

      Ehrhardt: Bei vielen Entwicklungsländern haben wir das schon erlebt. Da sind die Schulden einfach gestrichen worden. Auch Argentinien wird seine Schulden nicht zurückzahlen. Die Anleihen, die dahin geflossen sind, kann man vergessen, da bin ich sicher.





      SPIEGEL ONLINE: Wir müssen uns also auf eine Serie von Pleiten einrichten, die wir in der Form bislang nicht für möglich gehalten haben?

      Ehrhardt: Genau das ist der Fall.

      SPIEGEL ONLINE: Welche Branchen wird das betreffen?

      Ehrhardt: Zuerst wird es wohl die Finanzbranche erwischen. Viele der Banken haben sich ja von der Börsenhysterie anstecken lassen. Auch für einige Versicherer, die ihre Rücklagen in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich häufig in Aktien investiert haben, könnte die Lage schwierig werden.

      SPIEGEL ONLINE: Welche Großpleite werden wir als nächstes vermelden müssen?

      Ehrhardt: Für die Commerzbank könnte es eng werden. Weniger wegen der tatsächlichen Finanzlage, die kenne ich nicht genau genug, um die Lage beurteilen zu können. Aber allein die Nachrichten über finanzielle Engpässe könnte das Institut in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn die Anleger ihr Geld abziehen. In dieser hochnervösen Stimmung könnte das schnell passieren. Auch MLP und die Beteilungsgesellschaft WCM sind echte Wackelkandidaten. Es werden zwar noch eine Menge Ausreden für die schlechte Lage angeführt, doch darunter leiden in der Regel zuerst die Unternehmen, die über wenig Substanz verfügen.

      SPIEGEL ONLINE: Gut, das sind jetzt die üblichen Verdächtigen . . .

      Ehrhardt: Die Vorhersage der nächsten spektakulären Pleite ist natürlich eine schwierige Übung. Ich könnte mir vorstellen, dass es in Großbritannien noch etliche Versicherungen und Banken treffen wird. Denn diese haben noch viel mehr in Aktien investiert als deutsche Unternehmen. Einzelne Versicherer haben rund achtzig Prozent ihrer Anlagen in Aktien. Die deutschen Versicherer haben den Aktienanteil ihrer Investitionen teilweise bereits auf deutlich unter zehn Prozent reduziert.

      Das Interview führte Michael Kröger
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 10:19:57
      Beitrag Nr. 92 ()
      @ Charlie crocker

      Du tust mir einfach nur noch leid - so eine kranke Seele...

      Art
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 10:58:13
      Beitrag Nr. 93 ()
      Aus der FTD vom 9.10.2002
      Sihler greift bei Telekom durch
      Von René Gribnitz, Bonn

      Die Deutsche Telekom baut weitaus mehr Stellen ab als bislang bekannt. Bis Ende 2005 werden konzernweit deutlich mehr als 50.000 Arbeitsplätze wegfallen, davon über 40.000 in Deutschland.



      Telekom-Chef Helmut Sihler


      Bisher hatte die Telekom lediglich den Abbau von 29.500 Jobs in der Festnetzsparte bis 2005 bekannt gegeben. Nun kommen Stellenstreichungen in weiteren Konzernteilen hinzu.

      Der bis Jahresende berufene Übergangschef Helmut Sihler forciert die Einsparungen, um seinem Nachfolger den Weg zu ebnen. Die Telekom ächzt unter einem Schuldenberg von 64,2 Mrd. Euro. Durch den Personalabbau erhoffe sich der Konzern jährliche Einsparungen im Umfang eines hohen dreistelligen Millionenbetrags, sagte Personalchef Heinz Klinkhammer am Dienstag in Bonn. Der Konzern beschäftigt 255.000 Angestellte und Beamte.


      Ein Großteil der Arbeitsplätze - mehr als 14.000 - soll bereits 2003 entfallen. "Alles was darüber hinaus machbar ist, wird 2003 vorgezogen", sagte Klinkhammer.


      Vorrangig treffen wird der Stellenabbau die Festnetzsparte T-Com, die trotz Gebührenerhöhungen in Deutschland nur noch marginal wächst. "T-Com ist der schwierigste Laden", so Klinkhammer. Hier werden im Jahr 2005 zusätzlich noch einmal mehr als 6000 Arbeitsplätze wegfallen. Dies ist in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen, die der Telekom-Vorstand am 4. November beschließen will.



      Gewerkschaft befürchtet Entlassungen


      Mit seinem harten Sparkurs riskiert Sihler einen Bruch mit den Arbeitnehmervertretern. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi drohte am Dienstag mit Widerstand. "Das wird harte Auseinandersetzungen geben", sagte ein Gewerkschafter. Die Arbeitnehmervertreter fürchten innerhalb der T-Com und der Konzernverwaltung bislang unübliche Entlassungen. Zwischen Herbst 2004 und Frühjahr 2005 endet der vereinbarte Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen.


      Bisher ist es der Telekom noch nicht gelungen, den für dieses Jahr geplanten Abbau von knapp 7500 Arbeitsplätzen mit dem Betriebsrat abschließend zu verhandeln. Nach Gewerkschaftsangaben gibt es erst über die Streichung von 5000 Stellen eine Einigung. Telekom und Betriebsrat hatten unter Ex-Konzernchef Ron Sommer für das Deutschlandgeschäft den Abbau von 22.000 Stellen bis Frühjahr 2005 vereinbart.


      Zwar war schon damals inoffiziell davon die Rede, dass in der Festnetzsparte T-Com rund 30.000 Stellen eingespart werden sollten. Knapp ein Viertel der Betroffenen sollte aber in der Mobilfunksparte T-Mobile und bei dem Technologiedienstleister T-Systems eingestellt werden. Allein T-Systems plante, mehr als 6000 Jobs zu schaffen.



      3500 Stellen bei T-Systems


      Danach sieht es vorerst nicht aus. "Wir können nicht mehr aus der Mutter in die Töchter umshiften", sagte Klinkhammer. T-Systems werde angesichts der Schwäche des IT-Sektors sogar 3500 Arbeitsplätze streichen müssen, sagte der Personalchef.


      Bei T-Mobile würden nach ersten Rechnungen in Deutschland mindestens 1000 deutsche Beschäftigte gehen müssen, sagte Klinkhammer. Das Wachstum von T-Mobile hat sich mit der Marktsättigung in Deutschland verlangsamt. Statt einzustellen, schult T-Mobile Mitarbeiter um. International erwartet der Konzern in der Mobilfunksparte weitere Personaleinsparungen durch Synergien, nennt aber keine Details.



      Arbeitsplatzabbau im Ausland


      Rund 11.000 Stellen werden in den ausländischen Beteiligungen in Ungarn, der Slowakei und Kroatien abgebaut. Dazu entfallen rund 5500 Jobs in der Konzern- und Immobilienverwaltung der Konzernholding.


      Der Großteil der betroffenen deutschen Angestellten und Beamten soll in die konzerneigene Personalservice-Agentur wechseln. Von der aus sollen die betroffenen Beschäftigten in andere Jobs vermittelt werden.


      Der Stellenabbau bei T-Com Deutschland soll dadurch abgefangen werden, dass ein Teil der betroffenen Beschäftigten künftig Arbeiten übernehmen soll, die bislang von Dienstleistern oder Leiharbeitern geleistet werden. Zwischen 2500 und 5000 Beschäftigte hofft Klinkhammer so in Lohn und Brot bringen zu können.
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 10:59:10
      Beitrag Nr. 94 ()
      @ Charlie crocker

      Du tust mir einfach nur noch leid - so eine kranke Seele...

      Art
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 12:16:16
      Beitrag Nr. 95 ()
      Die 5 grössten Unternehmen Deutschlands.


      (Rang 00) Rang 01 Firmenname
      ( 1 ) 1 Daimler-Chrysler AG, Stuttgart/ Auburn Hills
      ( 3 ) 2 Volkswagen AG, Wolfsburg
      ( 4 ) 3 Siemens AG, München
      ( 2 ) 4 Eon AG, Düsseldorf *1
      ( 5 ) 5 RWE AG, Essen *2











      Avatar
      schrieb am 09.10.02 12:19:31
      Beitrag Nr. 96 ()
      @ Charlie crocker

      Du tust mir einfach nur noch leid - so eine kranke Seele...

      Art
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 12:35:45
      Beitrag Nr. 97 ()
      26.8.2002: Weniger Baugenehmigungen in Deutschland


      Das Statistische Bundesamt berichtet, die Zahl der Baugenehmigungen sei im erste Halbjahr 2002 im Bergleich zum Vorjahr gesunken. 136.466 Wohnungen seien genehmigt worden, 9,1 Prozent oder 13.703 Genehmigungen weniger als im Vorjahrszeitraum. 119.950 Genehmigungen entfielen zwischen Januar und Juni auf Neubauwohnungen, 13.839 auf Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. Drei Prozent weniger Wohnungen in Einfamilienhäusern wurden gemeldet. Auch Genehmigungen für Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern verringerten sich (um 5,3 Prozent), für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sogar um 21,9 Prozent.

      Bei den Nichtwohngebäuden verringerte sich der beantragte Raum von 108,9 Millionen Kubikmetern im Vorjahreszeitraum auf 92,9 Millionen Kubikmeter (minus 14,7 Prozent). Der Rückgang habe vor allem nichtöffentliche Bauherren betroffen, die öffentliche Hand als Bauherr unterschritt das Vorjahresergebnis nur leicht, hieß es.
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 12:37:39
      Beitrag Nr. 98 ()
      @ Charlie crocker

      Du tust mir einfach nur noch leid - so eine kranke Seele...

      Art
      Avatar
      schrieb am 09.10.02 15:23:49
      Beitrag Nr. 99 ()
      Dax - Ftse 100 12 Monate

      Avatar
      schrieb am 15.10.02 09:10:20
      Beitrag Nr. 100 ()
      http://news.focus.msn.de/G/GN/gn.htm?snr=112208&streamsnr=7&…

      P O L I T I K

      Rot-Grün hält die Hand auf


      D er Koalitionsvertrag ist fertig und birgt für viele Bürger einige bittere Pillen. Betroffen sind vor allem Konzerne und Spitzenverdiener. In der elften Verhandlungsrunde einigten sich SPD und Grüne am Montag in Berlin auf den neuen Koalitionsvertrag und ein weiteres Sparpaket.

      Trotz einschneidender Maßnahmen verfehlten sie allerdings das Ziel, das Milliardenloch im Bundeshaushalt 2003 allein durch Einsparungen zu stopfen. Stattdessen beschlossen die Regierungspartner, die Neuverschuldung auszuweiten. Sie soll mit 18,1 Milliarden um 2,6 Milliarden Euro höher ausfallen als bisher geplant.

      Die Finanzierungslücke 2003 beträgt 14,2 Milliarden Euro. 7,4 Milliarden sollen durch Ausgabenkürzungen erbracht werden, 4,2 Milliarden durch Subventionsabbau. Der Rest wird durch die höhere Neuverschuldung ausgeglichen. Die Kürzungen reichen vom drastischen Abbau der Eigenheimzulage bis zur Einführung einer Mindeststeuer für große Unternehmen und einer stärkeren Belastung der Aktiengewinne.

      Auf kommen höhere Kosten zu. Bei der Neugestaltung der Ökosteuer soll Gasverbrauch so besteuert werden wie leichtes Heizöl. Die nächste Stufe der Ökosteuer wird wie geplant zum 1. Januar 2003 in Kraft treten. Über weitere Erhöhungsschritte wird von Jahr zu Jahr entschieden. Dabei soll die Entwicklung der Konjunktur und des Ölpreises berücksichtigt werden.

      Jetzt kommen die Minister

      Die Entscheidungen sollten wirtschafts- und sozialverträglich sein, sagte Grünen-Chef Fritz Kuhn. Am Dienstag muss noch der Zuschnitt der Ministerien und die personelle Besetzung geklärt werden. Der Koalitionsvertrag soll Mittwoch unterschrieben werden.

      SPD-Fraktionschef Franz Müntefering und Kuhn appellierten an Bürger und Wirtschaft, die Beschlüsse zu akzeptieren. Es gehe darum, Deutschland zu modernisieren, betonten sie. Die Koalition setze ihre Politik für Wachstum, Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit fort. Das Land werde familien- und kinderfreundlicher.

      Splitting bleibt

      Das Ehegattensplitting bleibt unangetastet. Die bessere Betreuung von Kleinkindern unter drei Jahren soll den Angaben zufolge stattdessen über einen erhöhten für die Gemeinden finanziert werden. Die Grünen hatten eigentlich gefordert, das Splitting für Spitzenverdiener zu kürzen. „Wir wollten keine Belastung von Familien mit Kindern“, sagte Finanzminister Hans Eichel (SPD), der sich mit den Beschlüssen insgesamt zufrieden zeigte.

      Die Wirtschaft treffen die Kürzungen besonders hart. Kapitalgesellschaften können ihre Verluste nicht mehr unbegrenzt von der Steuer absetzen. Der Steuervorteil wird reduziert, um für höhere Einnahmen bei der Körperschaftsteuer zu sorgen. Vergünstigungen bei der Ökosteuer für Betriebe mit hohem Energieverbrauch sollen stufenweise abgeschafft werden. Laut Eichel gilt dies nicht für die Metall- und die Chemiebranche. Die Mehrwertsteuerermäßigung für bestimmte Agrarprodukte wird abgeschafft.

      Der Rentenbeitrag soll auf 19,3 Prozent erhöht werden. Um eine noch stärkeren Anstieg zu verhindern, sollen Spitzenverdiener mehr zahlen. Die Beitragsbemessungsgrenze wird von 4500 auf 5000 Euro heraufgesetzt. Bei der Eigenheimzulage sollen Kinder stärker berücksichtigt werden als bisher.
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 09:52:58
      Beitrag Nr. 101 ()
      Reuters
      Gewerkschaft - T-Systems will 3500 Stellen streichen
      Dienstag 15. Oktober 2002, 19:03 Uhr





      Stuttgart, 15. Okt (Reuters) - Bei der Deutschen Telekom werden nach Angaben der Industriegewerkschaft Metall weitere 3500 Stellen in der Systemhaus-Sparte gestrichen, womit konzernweit bis Ende 2005 nun knapp 50.000 Arbeitsplätze wegfallen werden.
      Die Gewerkschaft teilte am Dienstag in Stuttgart mit, in der Systemhaus-Sparte T-Systems sollten nach den Plänen der Geschäftsleitung durch die Kürzung der Stellenzahl von gegenwärtig 43.500 um 3500 bis Ende 2003 rund eine halbe Milliarde Euro eingespart werden. Die Gewerkschaft kündigte Widerstand gegen den Arbeitsplatzabbau an, der bereits seit längerer Zeit innerhalb des Unternehmens diskutiert wurde. Zur Kosteneinsparung war vor allem eine Zusammenlegung von Rechenzentren erwägt worden. Ein Sprecher der Telekom war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

      Die Telekom hatte unlängst eine forcierten Abbau von rund 46.000 Arbeitsplätzen angekündigt, um Kosten zu sparen und damit die hohe Konzern-Verschuldung von zuletzt 64,2 Milliarden Euro zu verringern.
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 10:20:45
      Beitrag Nr. 102 ()
      Aus der FTD vom 16.10.2002
      Kommunen fordern Nullrunde im öffentlichen Dienst
      Von Markus Kamrad, Berlin

      Die Kommunen haben sich für eine Nullrunde bei den anstehenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst ausgesprochen. Der Verhandlungsführer Ernst-Otto Stüber droht mit Personalabbau.

      "Jetzt kann man keine Forderungen stellen, denn jede Forderung erhöht das Defizit", sagte der Verhandlungsführer der Kommunen, der Bochumer Oberbürgermeister Stüber, am Dienstag der Financial Times Deutschland. Jeder Prozentpunkt Lohnerhöhung würde für die kommunalen Haushalte Mehrbelastungen in Höhe von 700 Mio. Euro bedeuten. Dies sei auf Grund der desolaten Finanzlage der Städte und Gemeinden nicht zu verantworten. Im Falle eines hohen Abschlusses drohten erstmals betriebsbedingte Kündigungen im kommunalen Bereich. Auch Serviceangebote wie Bürgerbüros würden dann abgebaut, sagte Stüber.

      Damit erteilt er den Lohnwünschen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eine klare Absage. Die wird ihre offizielle Forderung zwar erst am 23. Oktober konkret vorlegen, der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske machte aber bereits deutlich, dass er eine Lohnerhöhung wie in anderen Branchen erwartet. "Die Abschlüsse bei der Privatwirtschaft sind die Ziellinie, die wir erreichen müssen", hatte Bsirske am Samstag gesagt. Im Frühjahr hatten die Branchengewerkschaften Abschlüsse zwischen drei und vier Prozent erstritten.



      Bsirske unter Druck


      Der neue Verdi-Vorsitzende dürfte bei den Tarifverhandlungen unter besonderem Erwartungsdruck der Mitglieder stehen, da die im vorigen Jahr aus fünf Einzelgewerkschaften hervorgegangene Dienstleistungsgewerkschaft in ihre erste Verhandlungsrunde geht. Zudem zeigte sich die Basis mit dem letzten Tarifvertrag im öffentlichen Dienst unzufrieden. Den hatte damals noch Herbert Mai, Chef der Einzelgewerkschaft ÖTV, ausgehandelt.


      Auch die zweite Hauptforderung von Verdi, die Ostlöhne und Gehälter im öffentlichen Dienst bis 2007 dem Westniveau anzugleichen, lehnt der Kommunen-Verhandlungsführer Stüber ab. Die Gewerkschaft beruft sich auf eine Zusage von Kanzler Gerhard Schröder. Stüber räumte ein, die Politik habe sich hier vollmundig geäußert. "Die Angleichung bis 2007 ist aber so nicht erreichbar", sagte er. Eine Angleichung um einen Prozentpunkt entspräche einer Mehrbelastung der Kommunen von 130 Mio. Euro. Seit Anfang 2002 haben die Ostlöhne über die gesamte Wirtschaft ein Niveau von 93 Prozent der Westgehälter erreicht. Im öffentlichen Dienst sind es nach Gewerkschaftsangaben erst 90 Prozent. Real lägen die Löhne und Gehälter in Ostdeutschland auf Grund der geringeren Abgabenlast aber bereits über 90 Prozent des Westniveaus, sagte Stüber. Er verwies darauf, dass die öffentlichen Angestellten in den neuen Ländern keine Umlage zur Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder zahlen müssen. Die beträgt für Westangestellte zurzeit 1,41 Prozent vom Lohn.


      Stüber sprach sich auch für eine Ausweitung der Spartenverträge auf Krankenhäuser, Sparkassen und Flughäfen aus. "Gerade bei Branchen, die im Wettbewerb stehen, brauchen wir spezielle Regelungen", sagte er. Bisher ist das Spartenmodell auf kommunaler Ebene bei Nahverkehr und Versorgung verwirklicht. Es erlaubt branchenspezifische Regelungen. Stüber plädierte für ein Kombi-Modell. "Fragen wie Lohn und Gehalt kann man im eigentlichen Tarifvertrag belassen", sagte er. Besonderheiten, wie etwa Arbeitszeiten, müssten aber in der jeweiligen Säule separat geregelt werden.
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 10:44:13
      Beitrag Nr. 103 ()
      FTD:
      Auch in 2002 fehlen 14 Mrd. Euro im Bundeshaushalt
      Donnerstag 17. Oktober 2002, 09:05 Uhr





      Vor einer Woche wurde bekannt, dass der Bundeshaushalt für 2003 eine Finanzierungslücke in Höhe von rund 14,2 Mrd. Euro aufweist. Nun berichtet die Tageszeitung Financial Times Deutschland unter Berufung auf Regierungskreise, dass auch im Haushalt des laufenden Jahres bis zu 14,0 Mrd. Euro fehlen.
      Dies bedeutet, dass die Neuverschuldung in 2002 auf bis zu 35,0 Mrd. Euro angehoben werden muss. Bisher war nur eine Erhöhung um 21,1 Mrd. Euro vorgesehen.

      Finanzminister Hans Eichel arbeite bereits für die Bundestagsdebatte im November einen Nachtragshaushalt für das laufende Jahr aus. Dies ist Voraussetzung um seine Kreditermächtigungen von derzeit nur noch 8 Mrd. Euro zu erhöhen
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 11:30:25
      Beitrag Nr. 104 ()
      Aus der FTD vom 17.10.2002
      Schröder und Fischer kündigen harte Zeiten an
      Von Gerrit Wiesmann, Berlin

      Der Kanzler betont bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages die engen finanziellen Spielräume. Die Reform des Arbeitsmarktes steht im Mittelpunkt der neuen Legislaturperiode.

      Bundeskanzler Gerhard Schröder und Vizekanzler Joschka Fischer haben die Bürger auf vier schwere Jahre und die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen eingestimmt. Angesichts schwacher Konjunktur und internationaler Spannungen beschwor Schröder bei der feierlichen inszenierten Unterzeichnung des Koalitionsvertrags in Berlin "Mut zur Veränderung und Kraft zur Verantwortung". Die Regierung werde in dieser Legislaturperiode eine "durchgreifende Reform auf dem Arbeitsmarkt" anpacken.

      Der Vizekanzler wies auf "vier schwierige, aber chancenreiche Jahre" der zweiten rot-grünen Amtszeit hin. Die Regierung müsse "energisch gestalten". Strukturreformen müssten als erstes vorangetrieben, das Wirtschaftswachstum durch Beseitigung "einer Vielzahl von Blockaden" gestärkt werden. Ironisch sagte er, es sei sehr diplomatisch, wenn Schröder von einer "wirtschaftlichen Eintrübung" spreche. Es drohe eine "wirtschaftliche Abwärtsspirale", die auf jeden Fall vermieden werden müsse. Die erforderlichen Maßnahmen würden weit über die Vereinbarungen des Koalitionsvertrags hinausgehen müssen, betonte Fischer.



      Grünen-Spitze mit pessimistischer Einschätung der politischen Lage


      Nach dreiwöchigen Verhandlungen sollte die Feier in der Neuen Nationalgalerie in Berlin Harmonie und Zukunftsorientierung der Koalitionäre demonstrieren. Doch trotz ähnlich lautender Reformversprechen der Spitzenpolitiker zeugte die Grünen-Rhetorik von einer deutlich pessimistischeren Einschätzung der politischen Lage.


      Am 22. Oktober soll Schröder vom Bundestag wieder zum Kanzler gewählt werden. Seine erste Regierungserklärung will er den Abgeordneten am 29. Oktober vortragen. Das von 14 auf 13 Minister verkleinerte Kabinett soll ebenfalls am kommenden Dienstag vereidigt werden. Wolfgang Clement (Wirtschaft und Arbeit), Manfred Stolpe (Verkehr und Bau), Brigitte Zypries (Justiz) und Renate Schmidt (Familie) nehmen neu am Kabinettstisch Platz. Neben Fischer behalten sieben Minister ihre alten Posten.


      Der Kanzler wies daraufhin, dass angesichts der veränderten wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Lage die Regierung "wichtige neue Schwerpunkte" setzen würde. Zwar betonte er den engen finanziellen Spielraum der Regierung. Ein klares Bekenntnis zur Vorzeigepolitik seiner ersten Regierung, der Haushaltskonsolidierung, lieferte er aber nicht. Die ist in den Koalitionsverhandlungen eingeschränkt worden.



      Ausgeglichener Etat nur über Konjunkturerholung möglich


      Joschka Fischer von den Grünen betonte, die Regierung wolle am bekannten finanzpolitischem Kurs festhalten. "Aber gleichzeitig müssen wir die konjunkturelle Situation sehen." Rot-Grün beabsichtigt, in konjunkturschwachen weniger, in starken Jahren etwas mehr zu sparen. Dieser Kurs benötigt nach Angaben Fischers auch ein "Mehr an Flexibilität" im Euro-Stabilitätspakt - wie es auch Schröder und Frankreichs Präsident Jacques Chirac gefordert hatten.


      Grünen-Chef Fritz Kuhn gestand, dass das Ziel eines ausgeglichenen Etats 2006 auf eine Konjunkturerholung setze. "Es steckt in diesem Ziel ein Stück weit die Hoffnung drin, dass die Konjunkturmisere überwunden ist." Bei den Wachstumsannahmen sei man vorsichtig gewesen. Rot-Grün geht bis 2004 von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus, erst 2005 soll es auf zwei Prozent steigen. Kuhn sagte, die Koalition müsse bei guter Konjunktur vor der nächsten Wahl den Mut haben, die Ausgaben zu drosseln. Die Sozialsysteme müssten in den kommenden Jahren permanent reformiert werden.


      Die Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Angela Merkel, kritisierte, SPD und Grüne hätten durch den Koalitionsvertrag und die Kabinettsbildung Rückständigkeit bewiesen. Angesichts der Nominierung des 66-jährigen Stolpe nannte FDP-Chef Guido Westerwelle das Regierungsteam "ein Kabinett von Grufties".
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 12:26:43
      Beitrag Nr. 105 ()
      Aus der FTD vom 16.10.2002
      Institute kritisieren neue Eigenheimzulage
      Von Barbara Kussel, Frankfurt

      Die Nachfrage nach Finanzierungen im privaten Wohnungsbau wird wegen der geplanten Einschnitte bei der Eigenheimzulage weiter zurückgehen. Betroffen ist die ganze Wohnungswirtschaft.




      Dies prognostizieren Banken, Bausparkassen und Hypothekenbanken einen Tag, nachdem die rot-grüne Koalition beschlossen hat, die Zulagen für private Häuslebauer abzuschmelzen. Die Eigenheimzulage, die beim Kauf von Wohneigentum gewährt wird, wird künftig in vielen Fällen deutlich geringer ausfallen. Bei einer vierköpfigen Familie wird der Zuschuss über alle Förderjahre hinweg unter 20.000 Euro sinken. Heute sind es über 32.000 Euro. Wer keine Kinder hat, wird gar nicht mehr gefördert.

      Kinderreichtum schlägt jedoch positiv zu Buche: Familien mit mehr als fünf Kindern bekommen nach den neuen Regeln mehr als nach den alten. Negativ wirken sich dagegen überdurchschnittlich hohe Einkommen aus. Paare, die gemeinsam mehr als 70.000 Euro im Jahr nach Hause bringen, gehen künftig leer aus. Noch darf das Jahreseinkommen bei Förderberechtigten 81.500 Euro betragen.


      "Der Eigenheimbau in Deutschland ist von den Beschlüssen erheblich betroffen", sagt Alexander Erdland, Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse Schwäbisch Hall. "Rund ein Drittel der Baufinanzierungen stützten sich erheblich auf die Eigenheimzulage." Experten rechnen damit, dass nunmehr 50.000 Wohnungen nicht gebaut und weitere 50.000 Immobilien nicht gekauft werden. Es müssten auch mehr Familien im Umland bauen, hebt Erdland hervor. Die Absicht der Koalition, das Wohnen in der Stadt attraktiver zu machen, werde konterkariert. "Das Bausparen als Vorsorgeprodukt wird stabil bleiben", ist er dennoch überzeugt. "Die Eigenkapitalbildung, für die der Bausparvertrag während der Ansparzeit sorgt, wird bei geringerer Finanzierungsförderung wichtiger."


      Mit den Maßnahmen werde die Wohnungspolitik der Familienpolitik untergeordnet, kritisiert der Verband der privaten Bausparkassen. Die Zulage bekomme nur noch, wer Kinder in die Welt setze. Doch auch mit Familienpolitik haben die Beschlüsse nicht viel zu tun, schließlich werden gerade die Familien als Bauherren ausfallen, die mit der alten, durchweg höheren Finanzspritze eine Finanzierung gerade noch auf die Beine gestellt hätten.


      "Angesichts drastischer Fördermittelkürzungen sind wir als breit aufgestellter Finanzdienstleister besser positioniert als Spezialinstitute", kommentiert BHW-Chef Reinhard Wagner die Beschlüsse. "Uns trifft die Entscheidung primär nicht, weil wir uns aus der Kreditvergabe für Privatpersonen zurückziehen", heißt es auch bei der Aareal Bank, die aus der Spaltung der Depfa hervorgegangen ist.


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      schrieb am 21.10.02 09:31:51
      Beitrag Nr. 106 ()
      Aus der FTD vom 18.10.2002 www.ftd.de/deflation
      Deflation - Gefährliche Mischung
      Von Sebastian Dullien und Mark Schieritz, Berlin

      Noch können sich Schnäppchenjäger über purzelnde Preise freuen. Doch die deutsche Wirtschaft droht in die Deflation abzurutschen - mit sinkender Nachfrage und noch mehr Arbeitslosen.

      Für Schnäppchenjäger wird es ein heißer Herbst. Supermärkte wollen die Kunden mit Rabatt-Gutscheinen ködern, Versandhäuser verbilligen reihenweise ihre Produkte, und Kaufhäuser wie Karstadt locken mit Preisnachlässen von mehr als 50 Prozent. Die Boulevardpresse macht schon Wochen vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts eine "Rabatt-Schlacht" aus, die die kaufmüden Verbraucher wieder in die Läden locken soll.

      Doch was die Kunden erfreut, treibt Unternehmern und Managern die Sorgenfalten auf die Stirn. Wenn nämlich auf breiter Front die Preise sinken, warten die Konsumenten lieber ab, verschieben ihre Einkäufe in die Zukunft - und die Firmen kämpfen mit immer größeren Absatzschwierigkeiten.


      Auch die Zunft der Ökonomen, die in Deutschland bislang regelmäßig vor einer zu hohen Teuerungsrate warnte, entdeckt jetzt die Gefahr sinkender Preise. "Die Situation ist höchst gefährlich", warnt Ulrich Beckmann von der Deutschen Bank, "Wir beobachten in vielen Bereichen schon deflationäre Tendenzen. Wenn nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden, kann das schnell in eine echte Deflation münden."



      Japanische Verhältnisse drohen


      Die Folgen wären dramatisch, wie das Beispiel Japan zeigt: Dort sinken die Preise bereits 36 Monate in Folge. Die Not leidenden Betriebe können ihre Kredite nicht mehr bedienen, das Bankensystem steht vor dem Kollaps, die Wirtschaft taumelt von einer Rezession in die nächste.


      "Es besteht das Risiko, dass sich das japanische Szenario in Deutschland wiederholt", warnt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der HypoVereinsbank. Auch hier zu Lande stagnieren die Preise seit Monaten. Zwar weist die Statistik noch einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr aus. Doch der spiegelt nur die Erhöhung der Tabak-, Öko- und Versicherungssteuer vom Januar 2002 und den Preisschub nach der Euro-Einführung wieder - etwa beim Friseur oder der Kino-Karte. Doch der Teuro-Effekt ist schon Geschichte: "Rechnet man diese Sondereffekte heraus und beachtet den üblichen Messfehler, so gibt es keinen Preisanstieg mehr", sagt Bank-Volkswirt Beckmann.


      Bei einzelnen Gütern fallen die Preise schon heute: Haushaltsgeräte und Nahrungsmittel kosten immer weniger. Baumwollhemden, Badeanzüge oder Weichspüler - alles zum Teil deutlich billiger als im Vorjahr.


      Nun sind sinkende Preise in einzelnen Branchen nichts Ungewöhnliches. Viele landwirtschaftlichen Produkte kosten heute weniger als vor 40 Jahren - eine Folge des Strukturwandels in der Agrarwirtschaft. Die Preise für Telekommunikation sanken nach der Liberalisierung deutlich. Von einer echten Deflation sprechen Ökonomen erst, wenn über längere Zeit das Preisniveau insgesamt fällt. Genau dazu könnte es aber kommen - die Mixtur aus schlechten Konjunkturaussichten, hohen Zinsen und einer restriktiven Haushaltspolitik ist explosiv.



      Preisanhebungen nicht durchsetzbar


      Da könnten sich die jüngsten Steuererhöhungs- und Sparbeschlüsse der rot-grünen Koalition als grob fahrlässig erweisen: Allein von 2002 auf 2003 soll das strukturelle Staatsdefizit um 0,8 Prozent zurückgefahren werden - ein gewaltiger negativer Nachfrageschock. Denn schon jetzt weisen die Stimmungsindikatoren nach unten, die schwache Weltkonjunktur lässt die Exporte einbrechen, und die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten belasten Konsum und Investitionen. Die Ökonomen der Deutschen Bank prognostizieren für 2002 nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent, für die ersten beiden Quartale rechnen sie sogar mit einer Rezession.


      "Im Moment lassen sich keine Preiserhöhungen durchsetzen", beschreibt Horst-Werner Maier-Hunke, Geschäftsführer des Büroartikelherstellers Durable, die Lage in vielen Unternehmen. Weil die Lager voll sind und Branchen wie die Telekommunikationsindustrie mit Überkapazitäten kämpfen, werden Waren immer öfter unter dem Einstandspreis verkauft.


      So könnte eine Abwärtsspirale in Gang kommen: Wegen der Absatzschwierigkeit entlassen die Firmen Personal oder zahlen niedrigere Löhne. Dadurch sinkt das Einkommen der Konsumenten, die Unternehmen verkaufen noch weniger Produkte und leiten erneut Gehaltskürzungen ein oder setzen noch mehr Mitarbeiter auf die Straße. Die Nachfrage bricht immer weiter ein.


      Fallen die Preise, wächst zudem die reale Schuldenlast der Firmen, es kommt zu Pleiten und Kreditausfällen, die den Finanzsektor belasten. "Eine Deflation ist für jedes Bankensystem ein Problem", so HypoVereinsbank-Chefvolkswirt Hüfner.



      Löhne noch stabil


      Noch hilft der deutschen Wirtschaft, was im Ökonomen-Deutsch gern als "Verkrustung" oder "Rigidität" bemängelt wird: "Der Flächentarifvertrag verhindert bislang, dass die Löhne fallen", so Wirtschaftsprofessor Peter Bofinger von der Uni Würzburg. Auch der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing, hat wegen der geringen Lohnflexibilität der europäischen Wirtschaft bislang wenig Deflationssorgen.


      Ob dieser letzte Rettungsanker noch lange hält, ist allerdings fraglich. In Ostdeutschland hat der Flächentarif kaum noch Bedeutung, für den Westen der Republik fordern die Arbeitgeber seit langem die Öffnung der Tarifverträge nach unten. Und längst kompensieren viele Firmen die hohen Tarifabschlüsse vom Frühjahr durch die Kürzung von Sonderleistungen.


      Weniger pessimistisch könnte der Blick auf die Geldmenge stimmen: "Noch ist der Zuwachs zu kräftig, als dass eine Deflation direkt bevorstünde", sagt Axel Nitschke, Chefvolkswirt beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Tatsächlich wächst die Geldmenge M3 im Euro-Raum mit Jahresraten von über sieben Prozent, deutlich schneller, als es der Referenzwert der EZB mit 4,5 Prozent vorsieht.


      Allerdings steigt auch in Japan die Geldmenge seit Jahren kräftig - dies hat das Land aber nicht vor der Deflation bewahrt. Weil die Banken wegen der faulen Kredite weniger Geld ausleihen, schwächelt die Nachfrage. Die zusätzliche Liquidität kommt nicht im Wirtschaftskreislauf an.



      Kreditvergabe rückläufig


      Der Würzburger Ökonom Bofinger bezweifelt daher, dass das Geldmengenwachstum der richtige Indikator ist, um Deflationsgefahren vorzeitig auszumachen. Er hält die Kreditvergabe für ein geeigneteres Barometer. Und die ist in Deutschland preisbereinigt seit Februar 2002 rückläufig - schon warnen Experten vor dem Credit Crunch, einer Situation, in der es für Unternehmen immer schwerer wird, Bankkredite zu erhalten.


      Um nicht wie Japan in die Abwärtsspirale zu geraten, raten die Deflations-Warner, rechtzeitig gegenzusteuern - bevor es zum Preisverfall auf breiter Front kommt. "Wir haben keine Ahnung, wie man mit einer Deflation fertig wird", so Volkswirt Beckmann von der Deutschen Bank. Darum solle die EZB jetzt lieber das Risiko eingehen, die Inflation zu stark anzuheizen, als die Deflationsgefahr zu ignorieren.


      Schließlich mahnt auch die US-Notenbank in einer kürzlich abgeschlossenen Studie über die japanische Deflation eine kräftige Reaktion der Geldpolitik an, bevor die Preise wegrutschen. Sollte es dabei zu neuer Inflation kommen, sei diese viel einfacher in den Griff zu bekommen als die Deflation, so das Ergebnis der Fed-Forscher.


      Doch die europäische Geldpolitik scheint den Ratschlägen aus Amerika nicht nachkommen zu wollen: Seit Anfang 2001 hat die EZB trotz wachsender Deflations- und Wachstumsrisiken ihren Leitzins lediglich um 150 Basispunkte gesenkt - während die Fed ihre Zinsen um insgesamt 475 Basispunkte absenkte. Und für Deutschland sieht die Lage besonders düster aus: Gäbe es heute noch die Bundesbank, die nur auf die Preisentwicklung in Deutschland zu achten hätte, läge der Zentralbankzins nach Berechnungen der Société Générale unter zwei Prozent - statt wie derzeit bei 3,25 Prozent.
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      schrieb am 21.10.02 10:16:09
      Beitrag Nr. 107 ()
      ftd.de, Mo, 21.10.2002, 9:12
      Weniger Aufträge fürs Baugewerbe

      Der Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe ist im August erneut stark gesunken. Die schlechte Entwicklung ist bereits auf die Jobsituation durchgeschlagen.

      Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, verzeichnete das Bauhauptgewerbe (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) im August preisbereinigt 12,4 Prozent niedrigere Auftragseingänge als im Vorjahresmonat. Die Nachfrage verringerte sich im Hochbau um 17,5 Prozent; im Tiefbau nahm sie um 6,3 Prozent ab.

      In den Betrieben des Hoch- und Tiefbaus waren Ende August rund 861.000 Personen tätig. Das waren 110.000 weniger als vor einem Jahr (minus 11,4 Prozent). Der Gesamtumsatz belief sich im Berichtsmonat auf 7,5 Mrd. Euro (minus 12,9 Prozent gegenüber Vorjahresmonat). Im Vergleich der Ergebnisse der Monate Januar bis August 2002 mit denen des Vorjahreszeitraums sind die Auftragseingänge preisbereinigt um 6,4 Prozent gesunken. Der Gesamtumsatz lag mit 52,6 Mrd. Euro um 7,8 Prozent unter dem Niveau der ersten acht Monate 2001.
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      schrieb am 21.10.02 11:11:12
      Beitrag Nr. 108 ()
      W I R T S C H A F T

      Firmen mit Auszugsgedanken


      W egen der ihrer Meinung nach unzumutbaren Steuerpläne von Rot-Grün drohen große deutsche Unternehmen offenbar mit der Verlagerung ihrer Konzernspitze ins Ausland. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ wird diese Überlegung vor allem bei Siemens und der Allianz angestellt.

      Bei Siemens heißt es nach Angaben des Blattes, angesichts der wachsenden Steuerlast sei es möglicherweise sinnvoll und angebracht, eine Firmen-Holding außerhalb der Bundesrepublik anzusiedeln.

      Besonders verärgert seien die Konzerne über die geplante Mindestbesteuerung von Unternehmen. „Diese Koalitionsvereinbarung wird dazu beitragen, den Ruf Deutschlands als Holding-Standort zunichte zu machen“, zitierte die Zeitung den für Steuern und Controlling zuständigen Allianz-Vorstand Helmut Perlet.
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      schrieb am 21.10.02 15:47:01
      Beitrag Nr. 109 ()
      ftd.de, Mo, 21.10.2002, 15:17
      BDI rechnet nur noch mit geringem Wachstum

      Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) in diesem Jahr "allenfalls 0,3 Prozent" betragen. Auch die deutschen Banken zeichnen ein düsteres Bild, wenngleich nicht so pessimistisch wie der BDI.

      "Die deutsche Industrie ist über die konjunkturelle Entwicklung in hohem Maß besorgt. Eine Verfestigung der trüben Stimmungslage kann die ohnehin nur zaghafte Erholung in der Industrie vollends zum Stillstand bringen", sagte BDI-Chef Michael Rogowski am Montag in Berlin zur Veröffentlichung des Konjunkturreports des Verbands. Im kommenden Jahr werde das reale Wirtschaftswachstum "mit Mühe die 1 Prozent-Marke überschreiten".

      Die schwache Binnennachfrage bleibe die "Achillesferse" der deutschen Konjunktur. Sorgen vor einer sich zuspitzenden Irak-Krise, einem weiteren Anstieg der Ölpreise sowie den Folgen der "gigantischen Vermögensvernichtungen an den Aktienbörsen" drückten auf die Stimmung von Investoren und Verbrauchern. Die Hoffnungen der Industrie ruhten weiterhin auf einem Anziehen der Weltkonjunktur. Diese dürfte jedoch "nur allmählich an Fahrt gewinnen" und erst im späteren Jahresverlauf 2003 auf Exporte und Binnenwirtschaft ausstrahlen, sagte Rogowski. Die meisten Industriebranchen erwarteten lediglich eine leichte Belebung der Wirtschaftstätigkeit für 2003.



      Rogowski fordert: Koalitionspläne nicht umsetzen


      Deutschland brauche jetzt positive Signale und eine Aufbruchstimmung für die Wirtschaft statt ständig neuer Hiobsbotschaften, forderte Rogowski. Die Koalitionsvereinbarung entfalte alles andere als konjunkturstabilisierende Wirkung. Höhere Steuern und Abgaben sowie mehr Schulden belasteten die Wirtschaft in einer schwierigen Phase und lähmten die unternehmerische Initiative. Die ständig steigenden Kosten müssten endlich gestoppt werden. Wenn es die Koalition mit ihrer "Offensive für Wachstum und Beschäftigung" ernst meine, sagte der BDI-Präsident, dann dürften die jetzt vorliegenden Vorschläge so nicht umgesetzt werden.



      Banken senken Wachstumsprognose für 2003


      Die rot-grünen Sparbeschlüsse verdüstern auch nach Einschätzung von Ökonomen die ohnehin schwachen Konjunkturaussichten merklich. Nach den Wirtschaftsforschungsinstituten korrigierten nun auch Volkswirte deutscher Banken ihre Wachstumsprognose für 2003 nach unten. Sie rechnen laut einer Umfrage der "Berliner Zeitung" im Schnitt nur noch mit einem Plus von knapp 1,3 Prozent. Der Bankenverband kritisierte am Montag, die Koalition beginne ihre zweite Amtsperiode mit einem Fehlstart.


      Am Wochenende war bereits durchgesickert, dass die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognosen für dieses und kommendes Jahr angesichts der Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen drastisch gesenkt haben. In ihrem Herbstgutachten sagen die Wissenschaftler für 2002 ein Konjunkturplus von gerade noch 0,4 Prozent voraus. Für 2003 erwarten sie 1,4 Prozent. Im Falle eines Irak-Kriegs rechnen die Experten nur noch mit einem Plus von 0,5 Prozent.



      Spielraum für Zinssenkungen


      Nach Einschätzung des Bankenverbandes eröffnen die günstige Preisentwicklung und das verhaltene Wirtschaftswachstum der Europäischen Zentralbank Spielräume für Zinssenkungen, den die EZB auch nutzen sollte. Laut einer Umfrage von "Börse Online" halten Chefvolkswirte eine Zinssenkung für den Euro-Raum wegen der wirtschaftlichen Lage für unumgänglich. Der Zeitraum scheint allerdings offen. Nur 21 Prozent würden mit einer Lockerung der Zinszügel bei der Ratssitzung am 7. November rechnen.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 23.10.02 09:24:38
      Beitrag Nr. 110 ()
      ftd.de, Di, 22.10.2002, 11:28, aktualisiert: Di, 22.10.2002, 13:20
      Herbstgutachten: Koalitionspläne bremsen Konjunktur

      Die sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognosen drastisch reduziert. In ihrem Herbstgutachten kritisieren sie die Koalitionsvereinbarung von SPD und Grünen als wachstumsfeindlich.

      Die Weltwirtschaftslage sei derzeit fragil, in Deutschland werde sich die Konjunktur erst im Verlauf des kommenden Jahres allmählich erholen, teilten die Institute am Dienstag mit. Für Deutschland erwarten sie 2002 mehrheitlich ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent und für 2003 einen Zuwachs um 1,4 Prozent. Im Frühjahrsgutachten lauteten ihre Prognosen noch 0,9 Prozent für dieses und 2,4 Prozent für nächstes Jahr.

      Die ostdeutsche Wirtschaft wird im kommenden Jahr nach Einschätzung der Konjunkturexperten erstmals seit 1997 wieder stärker wachsen als die Westdeutsche. Die mit 2,3 Prozent deutliche höhere Ost-Wachstumsrate sei allerdings auf einen Sondereffekt durch die Beseitigung der Flutschäden in den neuen Ländern zurückzuführen. Von einer konjunkturellen Belebung könne keine Rede sein.



      Koalitionspläne hinterlassen "Bremsspuren"


      Zu den Koalitionsplänen von SPD und Grünen merkten die Institute an: "Die Koalitionsvereinbarungen zur Anhebung von Steuern und Sozialabgaben sind das Gegenteil dessen, was wachstumspolitisch geboten ist." Das von den Institute seit langem geforderte Ziel, die Abgabenlast zu vermindern, wird zu Gunsten einer Rückführung der Defizite deutlich verfehlt, heißt es in dem Gutachten. In der Konsequenz müssten private Haushalte und Unternehmen in den kommenden Jahren mit erheblichen zusätzlichen Belastungen ihrer Einkommen rechnen: "Schon auf kurze Sicht wird dieses Vorgehen konjunkturelle Bremsspuren hinterlassen. Auf längere Sicht droht eine Verminderung des Wachstumstempos."


      Eine Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach Einschätzung der Wirtschaftsforschungsinstitute zurzeit nicht erforderlich. Falls es jetzt zu Zinssenkungen komme, würden diese in den kommenden Aufschwung der Eurozone hineinwirken, hieß es. Eine "zügige Senkung" der Leitzinsen sei jedoch notwendig, falls es nicht zu der von den Instituten erwarteten Erholung der Konjunktur komme.



      Zwei Institute für Änderungen am Stabilitätspakt


      Die Institute rechnen für 2003 mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl auf durchschnittlich rund 4,1 Millionen. Die Arbeitslosenquote werde im kommenden Jahr auf 9,6 Prozent von erwarteten 9,5 Prozent im laufenden Jahr steigen. Beim deutschen Haushaltsdefizit erwarten die Institute 2002 eine Überschreitung der Maastrichter Drei-Prozent-Obergrenze mit 3,2 Prozent und dann für 2003 ein Absinken auf 1,9 Prozent.


      Vier Institute sind gegen Änderungen am europäischen Stabilitätspakt und fordern eine konsequente Umsetzung der Vorgaben. Sie unterstützen allerdings die Forderung der EU-Kommission, das Ziel ausgeglichener Haushalte in allen Euro-Staaten von 2004 auf 2006 zu strecken. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) fordern in einem Minderheitenvotum eine Reform des Pakts. Statt einer Konzentration auf die Staatsdefizite müssten sich die Vorgaben stärker auf Ausgabenziele konzentrieren. Dies sei unschädlicher für die Konjunktur.



      Merkel spricht von "Ohrfeige" für Schröder


      Trotz der Kritik sieht die Bundesregierung in dem Gutachten im wesentlichen eine Bestätigung ihrer Politik. Wenn die Institute eine Weichenstellung für mehr Wachstum und Beschäftigung forderten, so sehe die Bundesregierung die Voraussetzung dafür mit den Beschlüssen der Koalition aus SPD und Grünen gegeben, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Finanz- und des Wirtschaftsministeriums vom Dienstag. Die niedriger als erwartet eingetretene Wachstumsrate dieses Jahres könne nicht der Wirtschaftspolitik angelastet werden. Das stehe auch so im Herbstgutachten. Zugleich bekräftigten die Ministerien, die Regierung wolle die Neuverschuldung weiter senken und halte am Ziel fest, für 2006 einen ausgeglichenen Bundeshaushalt vorzulegen.


      Als Ohrfeige für Bundeskanzler Gerhard Schröder am Tag seiner Wiederwahl hat die CDU-Vorsitzende Angela Merkel das Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute eingestuft. Der Start der Bundesregierung hätte schlechter nicht sein können, sagte die Chefin der Unionsfraktion. Das Urteil der Institute bezeichnete sie als "vernichtend". Deutschland stehe ein "Herbst der Enttäuschung" bevor.
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      schrieb am 23.10.02 10:04:41
      Beitrag Nr. 111 ()
      NOCH MEHR BELASTUNGEN

      Kassenbeiträge könnten auf 15 Prozent steigen

      Die Regierung dementiert, doch Experten rechnen fest mit neuen Belastungen für die Bürger: Nach einem Zeitungsbericht steigen die Beiträge für gesetzliche Krankenkassen im nächsten Jahr auf durchschnittlich 14,7 Prozent. Der Chef des AOK-Verbandes malt sogar ein noch dunkleres Bild.




      Schmerzhafte Therapie: Den Krankenkassen könnten 2003 drei Milliarden Euro fehlen, die Nettogehälter dürften wegen höherer Beiträge weiter schrumpfen


      Berlin - Die Krisenglocken im Bundesgesundheitsministerium müssen laut geschrillt haben, ziemlich laut. Sonst wäre Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wohl kaum persönlich im ARD-Morgenmagazin aufgetreten, um einen Bericht der "Bild"-Zeitung zurückzuweisen. Die hatte prognostiziert, die durchschnittlichen Beiträge für die Gesetzlichen würden zum Jahreswechsel um 0,7 Prozent auf dann 14,7 Prozent steigen. Mit verantwortlich sei das rot-grüne Sparpaket.
      Die "Bild"-Zeitung sei "nicht ganz auf der Höhe der Zeit", schimpfte Schmidt bei ihrem Auftritt. Außerdem stimmten die Zahlen nicht, sagte die Ministerin - ohne allerdings eine eigene Prognose zu nennen.




      Unaufhaltbarer Aufwärtstrend: Die 14 Prozent sind nicht zu halten, so viel ist sicher


      Laut "Bild" ist der Beitragsschub unabwendbar, weil Rot-Grün den Krankenversicherungsbeitrag für Bezieher von Arbeitslosenhilfe absenken will - die Kassen müssten sich das fehlende Geld anderswo beschaffen. Mit Schuld an den zu erwartenden Steigerungen sei auch die geplante Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Zahnersatz. Er soll von sieben auf 16 Prozent steigen. Dadurch erhöhe sich das Defizit der Gesetzlichen von jetzt 1,5 Milliarden Euro auf rund drei Milliarden Euro, so der Bericht.

      Schmidt erwartet nach eigenen Worten, dass das Defizit weitaus geringer ausfallen wird. Allerdings stützt sie diese These auf eine optimistische Prognose für die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Durch die geplanten Reformen werde die Zahl der Beschäftigten steigen, so die Ministerin. Dadurch würden mehr Mittel in die Kassen fließen.

      Schmidt wiederholte zudem die Ankündigung, sie werde von der pharmazeutischen Industrie 1,4 Milliarden Euro zur Stabilisierung der Beiträge verlangen. Von den Krankenhäusern forderte die Ministerin, effektiver, kostengünstiger und zugleich qualitativ hochwertiger zu arbeiten. Denkbar sei auch die Schließung einzelner Kliniken: "Wir werden nicht alle Krankenhäuser brauchen".

      Im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Schmidt zudem, sie suche derzeit nach weiteren Sparpotenzialen bei den Krankenkassen, um Beitragssteigerungen zu vermeiden. Dabei wolle sie aber medizinisch notwendige Leistungen nicht einschränken und Zuzahlungen nicht anheben.

      Während die Ministerin beruhigt, hat der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Hans Jürgen Ahrens, die Hoffnung offenbar schon aufgegeben. Er hatte schon am Dienstag davor gewarnt, der durchschnittliche Beitragssatz der Gesetzlichen - nicht nur der Ortskrankenkassen - könne im nächsten Jahr die Schallmauer von 15 Prozent durchbrechen.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 10:10:24
      Beitrag Nr. 112 ()
      ... erwartet nach eigenen Worten, dass das Defizit weitaus geringer ausfallen wird ...

      ... irgendwie kommt mir das so bekannt vor. :rolleyes: Ich hoffe nur, da wird nicht wieder die Bevölkerung "beeichelt". :look:
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 10:33:58
      Beitrag Nr. 113 ()
      ftd.de, Mi, 23.10.2002, 9:03
      Handwerk kritisiert Finanzpläne der Koalition

      Das Handwerk ist nach Einschätzung seines Zentralverbandes ZDH stärker von der Konjunkturkrise betroffen als alle anderen Branchen. Die finanzpolitischen Pläne der Koalition würden die Krise noch verschärfen.

      "Unsere Branche steckt in einer ausgewachsenen Rezession", sagte Handwerkspräsident Dieter Philipp der "Berliner Zeitung". Die Umsätze seien im zweiten Quartal erneut eingebrochen, die Zahl der Mitarbeiter und der Betriebe gehe stark zurück. Angesichts der jüngsten finanzpolitischen Beschlüsse der Koalition werde sich die Krise vermutlich weiter verschärfen. "Es ist kein Wunder, dass so viele Betriebe aufgeben. Viele leben nur noch von der Substanz," zitiert die Zeitung Philipp in ihrer Mittwochausgabe.
      Verbandsangaben zufolge ging die Zahl der Beschäftigten im Handwerk im April und Juni im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent auf 5,32 Millionen zurück. Dieser Einbruch sei vor allem auf die katastrophale Lage am Bau zurückzuführen. Auf das Gesamtjahr bezogen sei mit einer noch stärkeren Abnahme der Beschäftigungszahlen als 2001 zu rechnen. Damals wurden im Handwerk 21.000 Stellen abgebaut.

      Angesichts der schwierigen Lage im Handwerk forderte Philipp von der Bundesregierung ein Umsteuern in der Sozial- und Finanzpolitik. "Die Belastung der Unternehmen mit Steuern und Abgaben steigt ungebremst an", sagte er. Das Handwerk befürchte, dass nach den Beschlüssen der Koalition noch mehr Betriebe aufgeben müssten.



      © 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 10:47:36
      Beitrag Nr. 114 ()
      Von einer Bevölkerung, bei der mehr als die Hälfte der Wähler über 50 ist, sollte man eigentlich erwarten, dass sie die Abwärtsspirale aus Rezession + höheren Schulden + Steuererhöhungen + Abgabenerhöhungen + höhere Arbeitslosigkeit + ... noch aus den 70er Jahren in Erinnerung hat.

      Das einzige was dieses mal fehlt ist die Inflation. Das liegt aber nur daran, dass man den Pappnasen frühzeitig die Gelddruckmaschine weggenommen hat.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 10:50:48
      Beitrag Nr. 115 ()
      Deutschland verarmt geistig :mad:
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 11:10:20
      Beitrag Nr. 116 ()
      #113 Thema Handwerk


      Der Inhaber eines Gipsergeschäftes mit 25 Mitarbeitern klagte mir über den Auftragsschwund.

      1.Halbjahr 2001 noch 73 Aufträge
      1.Halbjahr 2002 nur noch 4 Aufträge. Zum Glück recht große, aber jetzt, vor Wintereinbruch, stehen Entlassungen an.
      Und das ist keine Einzelfall. Jeder Handwerker, mit dem ich rede, berichtet mir das Gleiche.

      Denn eine Verbesserung der Auftragslage ist nicht in Sicht.
      Und dank der von Rot/Grün geplanten Gesetze ist eine Beschleunigung der negativen Entwicklung sicher.

      Ich erwarte diesen Winter eine Entlassungswelle im Handwerksbereich, und zahlreiche Insolvenzen.

      Die Banken übrigens auch. Warum sonst geben sie immer zögerlicher Kredite ?

      Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Entlassungen sich auch in reduzierter Nachfrage in anderen Sektoren wie KFZ und Konsum auswirken.

      Bei den vorhandenen hohen Kapazitäten wird da schnell auf Halde produziert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder Kurzarbeit bei den großen KFZ-Herstellern haben werden.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 11:25:46
      Beitrag Nr. 117 ()
      DEUTSCHE GASTARBEITER

      Herr Brunzlow mauert jetzt in Norwegen

      Von Sabine Hoffmann

      Deutsche Bauarbeiter mauern auf norwegischen Baustellen, deutsche Ärzte operieren in schwedischen Behandlungsräumen und deutsche Telefonistinnen arbeiten in Call Centern in Irland. Um der Jobmisere zu entgehen, wandern immer mehr Deutsche ins Ausland - denn dort werden sie händeringend gesucht.



      In Norwegen und Holland heiß begehrt: Deutsche Bauarbeiter


      Berlin - Auch die prominente Verwandtschaft nützte ihm reichlich wenig. Bei der Jobsuche hatte Lothar Vosseler schlechte Karten - obwohl er der Halbbruder des Kanzlers ist. Mit 53 Jahren hatte Vosseler im Juli vergangenen Jahres die Kündigung bekommen. Seinen Job bei einer Kanalbaufirma im Kreis Lippe war er damit los und lebte von Arbeitslosenunterstützung - bis zu dem Tag als das Telefon klingelte und ein Mann fragte: "Wollen Sie als Fremdenführer auf Mallorca arbeiten?"
      Der Kanzler-Bruder nahm das Angebot an - und liegt damit voll im Trend. Denn Spanien ist der größte Renner bei der Jobvermittlung ins Ausland. Verließen im Jahr 2000 nach Angaben der Zentralen Arbeitsvermittlung in Bonn (ZAV) noch 430 Deutsche das kalte Schmuddelwetter und zogen unter die südliche Sonne, wanderten im vergangenen Jahr 566 Bürger aus - und es sollen noch mehr werden.

      Norwegen, Schweden, Irland

      2553 arbeitslose Bundesbürger vermittelte die ZAV im vergangenen Jahr nach Norwegen, Schweden, Irland, Großbritannien - dieses Jahr sollen es rund 15 Prozent mehr sein, schätzt der Europa-Bereichsleiter der ZAV, Miguel Peromingo: "Wir rechnen mit rund 2900 Vermittlungen ins europäische Ausland."

      Zwar herrscht nicht nur in Deutschland Flaute am Arbeitsmarkt, sondern auch in anderen europäischen Ländern. In bestimmten Berufen gibt es aber immer noch offene Stellen - und keine ausreichend qualifizierten Bewerber.


      DPA

      In Irland fehlen Mitarbeiter für Call Center


      So suchen Norwegen und die Niederlande dringend Baufachkräfte, Schweden und Großbritannien Ärzte und Irland Mitarbeiter für Call Center. In manchen Ländern ist der Mangel an Fachkräften so groß, dass die Arbeitgeber Zeitarbeitsfirmen beauftragen, geeignete Mitarbeiter aus dem Ausland anzulocken.

      Beispiel Baubranche: Schon seit 1995 steckt die Bauwirtschaft hier zu Lande in einer tiefen Krise. Im September diesen Jahres hatten nach Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg rund 36.585 Bauarbeiter keinen Job - ganz im Gegensatz zu den europäischen Nachbarstaaten Norwegen und Niederlande: Hier boomt die Bauindustrie. Zahlreiche Eisenbahnstrecken, Häuser und Straßen sollen in den kommenden Jahren gebaut werden. Gleichzeitig wollen aber immer weniger junge Leute auf dem Bau arbeiten - und ältere gehen in den Ruhestand.

      Gesucht: Trockenbauer

      Welche Konsequenzen das hat, erklärt Ger Scholte, Manager bei der holländischen Firma Bauflex, die Bauarbeiter hollandweit vermittelt: In Amsterdam solle ein neuer Stadtteil mit 1800 Wohnungen entstehen. Um die zu bauen, benötige Bauflex noch etwa 120 Bauarbeiter - und suche von Stralsund bis Glauchau nach Trockenbauern, Einschalern und Eisenflechtern.

      Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Bewerbern findet Scholte bei der EU-weiten Arbeitsvermittlung EURES und verschiedenen überbetrieblichen Ausbildungsstätten (ÜAZ) in Deutschland. Denn Bewerber sollten nicht nur gute Fachkenntnisse besitzen, sondern auch die fremde Sprache beherrschen.

      Damit dies gelingt, veranstaltet das ÜAZ im sächsischen Glauchau ganzjährig achtwöchige Kurse. Rund 20 Teilnehmer formieren sich zu vier Teams. Später werden sie auch auf den holländischen Baustellen zusammenarbeiten und alle drei Wochen als Fahrgemeinschaft nach Hause fahren.

      Gut ausgebildet, hoch motiviert

      Doch bis es so weit ist, lernen die Kursteilnehmer etwa drei Wochen die niederländische Sprache. Weitere fünf Wochen lang üben sie, Säulen in Holzschalungen zu fassen und Fundamente einzuschalen, um einen Sicherheitsschein für niederländische Baustellen zu erwerben. Erst wenn sie den in der Tasche haben, geht es nach Holland.




      Rund 250 Bauarbeitern aus den neuen Bundesländern hat Bauflex-Mann Scholte in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen Job in den Niederlanden verschafft und dabei festgestellt: "Deutsche Bauarbeiter sind gut ausgebildet, haben Lust zu arbeiten und sind flexibel einsetzbar." Ostdeutsche Arbeiter seien zudem eher bereit, für den Job die Heimat und Familie zu verlassen als ihre Kollegen im Westen, hat Scholte erfahren.

      Die Miete zahlt der Arbeitgeber

      So wie Detlef Brunzlow, Maurermeister aus Weißwasser nahe Cottbus. Bis Ende vergangenen Jahres pendelte der 41-Jährige zwischen Frankfurt am Main und Saarbrücken. Dann bekam er die Kündigung und sah keine Zukunft mehr. "In Deutschland gibt es einfach keine Jobs auf dem Bau", klagt Brunzlow - und zog die Konsequenz: Auch in Norwegen boomt die Baubranche. Nachdem der Maurer norwegisch gelernt hatte, heuerte er im vergangenen Frühjahr bei der norwegischen Firma Temp Team in Oslo an.

      Seitdem teilt er sich mit drei anderen Deutschen eine Wohnung. Die Miete zahlt der Arbeitgeber. Alle acht Wochen besucht er Frau und Sohn in Deutschland. Die Unterkunft sei zwar "kein Luxus, aber immer noch besser als die deutschen Baucontainer", so Brunzlow. Und das ist nicht der einzige Vorteil: Hatte der Maurer in Deutschland oftmals weniger als den vorgeschrieben Mindestlohn von 8,75 Euro pro Stunde verdient, bekommt er in Norwegen 16 Euro stündlich - und im Gegensatz zu Deutschland würden die norwegischen Firmen immer pünktlich zahlen, erzählt Brunzlow.




      Abwerbungsspruch: Gute Bezahlung, geregelte Arbeitszeiten


      Doch nicht nur nach den Niederlanden und Norwegen zieht es die Deutschen. Auch Schweden und Großbritannien sind Zielländer. Gesucht werden hier vor allem Fachärzte. Zwar gibt es auch in Deutschland nicht genügend Mediziner. Doch das hindert die Skandinavier nicht, deutsche Ärzte abzuwerben. Jedes Jahr können in Schweden 450 Stellen nicht besetzt werden. Um die medizinische Unterversorgung zu lindern, locken die Skandinavier mit geregelten Arbeitszeiten und guter Bezahlung. 250 Ärzte sind seit dem vergangenen Jahr bereits dem Ruf gefolgt und in den Norden gezogen.

      Auch Großbritannien will deutsche Mediziner in seine Krankenhäuser holen, um die Engpässe im eigenen Gesundheitssystem zu beheben. Das sieht ein Plan der Regierung in London vor. Allerdings sollen die Mediziner ihre Jobs in Deutschland nicht vollkommen an den Nagel hängen, sondern nur für mehrwöchige Projekte nach Großbritannien fliegen.

      Drei Ärzte-Teams, 1000 Behandlungen

      Seit längerem ist die German Medicine Net GmbH in Eggebek bei Flensburg in Großbritannien aktiv. Um die Augenkrankheit grauer Star im Südosten Englands zu behandeln, hat die englische Regierung deutsche Mediziner angefordert und ihnen Behandlungsräume zugesichert.

      Das Eggebeker Unternehmen will nun in den kommenden Monaten drei Ärzte und ein Team von Anästhesisten, Krankenschwestern und Pflegern nach England schicken. Es sollen kurzzeitige Einsätze sein, so Geschäftsführer Hans Finck. Rund 1000 Patienten warteten auf eine Operation. Da die Mediziner etwa 300 Operationen wöchentlich schafften, könnten sie nach gut drei Wochen wieder nach Deutschland zurückkehren.

      Geeignete Mediziner zu finden sei kein Problem, sagt Finck. Oftmals würden Ärzte zu ihm kommen und klagen: "Für eine 45 minütige Operation gibt es 70 Euro - wie soll ich davon leben und zugleich meine Angestellten bezahlen?" Nach einem Besuchseinsatz in Großbritannien dürften sie soche Sorgen aber nicht mehr plagen. Denn abgerechnet werden pro Eingriff. Die Bezahlung, so Finck, sei recht ansehnlich.
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      schrieb am 23.10.02 12:06:31
      Beitrag Nr. 118 ()
      HEIDELBERGER DRUCK

      Job-Schock beim Old-Economy-Star

      Das Musterunternehmen Heidelberger Druck hat offenbar Vertrauen in den Standort Deutschland verloren. Der Weltmarktführer plant Stellenabbau im großen Stil, betroffen sind vor allem heimische Werke.



      Heidelberg - In Deutschland sollten 1800, im Ausland weitere 400 Arbeitsplätze wegfallen, teilte Vorstandschef Bernhard Schreier mit. Die Standorte Ludwigsburg und Mühlhausen sollen zusammengelegt werden, die Produktion in Kiel werde in großen Teilen verlagert. Mit dem Programm wolle das Unternehmen 200 Millionen Euro jährlich einsparen. Die Lage der Branche sei derzeit schwierig, die Erträge stünden unter Druck, hieß es zur Begründung. Bisher beschäftigte das Unternehmen rund 24.700 Mitarbeiter. Bereits im Frühjahr hatte das Unternehmen angekündigt, 300 Stellen zu streichen. Diese frühere Zahl ist in den aktuellen Vorgaben enthalten. Heidelberger Druck plant, den Stellenabbau bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres abgeschlossen zu haben. Er solle möglichst sozialverträglich durchgeführt werden.
      Im Einzelnen plant das Unternehmen, die Produktion von Digitaldruckmaschinen künftig auf den US-Standort Rochester zu konzentrieren. Die Montage der Farbdigitaldruckmaschine Nexpress soll daher von Kiel nach Amerika verlagert werden. Auch Produkte für den Schwarz-Weiß-Digitaldruck, die bisher in Mühlhausen angefertigt werden, sollen künftig aus Amerika kommen.

      Die Postpress-Standorte Ludwigsburg und Mühlhausen wiederum sollen an einem neuen gemeinsamen Standort im Großraum Stuttgart zusammengelegt werden. Die Montage von Plattenbelichtern wandert von Kiel nach Wiesloch. Die dann in Kiel nicht mehr benötigte Leiterplattenfertigung werde eingestellt, so der Vorstandschef. Gleichzeitig zu den Einsparungen in der Produktion will das Unternehmen auch die Kosten in der Verwaltung senken. Betroffen sind vor allem die Standorte Heidelberg und Wiesloch. Dort sollen knapp 900 Arbeitsplätze wegfallen.

      Allerdings werden auch an Standorten in den USA, Frankreich und den Niederlanden werden Stellen gestrichen. So sollen in der Sparte Web in den drei Ländern 200 Stellen wegfallen.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 12:39:12
      Beitrag Nr. 119 ()
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,219284,00.html

      KOMMENTAR

      Deutschland packt`s nicht an

      Von Carsten Matthäus

      In ihrem Herbstgutachten haben die Forschungsinstitute die Regierungspolitik scharf kritisiert. Doch die Koalitionäre lassen sich in ihrem gefährlichen Kurs nicht beirren.

      Düstere Prognose: Herbstgutachten der Wirtschaftsinstitute





      Psychologen sprechen in solchen Fällen von selektiver Wahrnehmung. Im Volksmund würde man sagen: "Man hört nur, was man hören will." Gerade mal 15 Minuten nachdem die Wirtschaftsinstitute in ihrem Herbstgutachten der Regierung ein miserables Zeugnis ausgestellt hatte, kam die Reaktion. Man werte das Gutachten als Bestätigung für die rot-grüne Politik, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Finanz- und Wirtschaftsministeriums. Die Beschlüsse der Regierung würden - wie gefordert - die Weichen für mehr Wachstum und Beschäftigung stellen.

      Erstaunlich, denn im Herbstgutachten heißt es wörtlich: "Die Koalitionsvereinbarungen zur Anhebung von Steuern und Sozialabgaben sind das Gegenteil dessen, was wachstumspolitisch geboten ist." Den Offenbarungseid in Sachen Beschäftigung lieferten die Institute auch gleich mit: Die Arbeitslosigkeit werde sich 2003 noch einmal leicht um 50.000 auf 4,1 Millionen erhöhen. Im Klartext: Gerhard Schröder und seine Minister haben mit ruhiger Hand dafür gesorgt, dass die Arbeitslosigkeit nicht sinken, sondern steigen wird.

      In ihrem Gutachten weisen die Wirtschaftsforscher vor allem auf eine sehr einfache ökonomische Logik hin: Wer für Wachstum sorgen will, muss dafür sorgen, dass mehr konsumiert und investiert wird. Aber hier tut die Politik das genaue Gegenteil: Sollte Rot-Grün die Koalitionsbeschlüsse tatsächlich durchsetzen können, dann müssen private Haushalte und Unternehmen nach Einschätzung der Institute in den kommenden Jahren mit erheblichen zusätzlichen Belastungen rechnen. Daraus folgt zwingend eine Dämpfung des Wachstums, nicht eine Ankurbelung.


      Im Wortlaut des Gutachtens hört sich das so an: "Schon auf kurze Sicht wird dieses Vorgehen konjunkturelle Bremsspuren hinterlassen. Auf längere Sicht droht eine Verminderung des Wachstumstempos." Noch etwas konkreter formulierte es Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft. Er gab bei der Vorstellung des Herbstgutachtens in Berlin eine Schätzung ab, wie viel Wachstum die geplante Regierungspolitik kostet: "Wenn man alle Beschlüsse zusammennimmt, könnte das in einer Größenordnung von einem halben Prozent für das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr sein."

      Der konjunkturelle Würgegriff der Koalition wäre nicht so schlimm, wäre Deutschland bereits auf einem soliden Wachstumskurs. Doch die Institute erwarten in diesem Jahr nur ein Mini-Wachstum von 0,4 Prozent in diesem und 1,4 Prozent im nächsten Jahr. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung wollte noch nicht einmal diese Prognose mittragen. Gemeinsam mit mehreren Banken gehen die Berliner Wirtschaftsforscher davon aus, dass die Wirtschaft 2003 um weniger als ein Prozent wächst.

      Gerdezu schauerlich wird das Zukunftsbild des Herbstgutachtens, wenn man sich die Details anschaut. Noch deutlicher als der private Konsum werden in diesem Jahr die Investitionen der Unternehmen zurückgehen, und zwar um 5,6 Prozent. Hier erwarten die Institute zwar 2003 wieder einen Anstieg um 4,1 Prozent, dieser wird aber die Rückgänge der vorherigen Jahre nicht aufwiegen. Einfach gesagt verharrt die Tätigkeit der Unternehmen mindestens bis Ende nächsten Jahres auf niedrigem Niveau. Wachstumsimpulse? Fehlanzeige!

      Und da ist noch Schröders einstiges Lieblingsthema, die Arbeitslosigkeit. Noch im Frühjahr übten sich die Institute in Optimismus. "Die Besserung am Stellenmarkt wird 2002 noch gering ausfallen, aber 2003 rund 250.000 neue Jobs bringen." Davon ist jetzt überhaupt keine Rede mehr. Mit den 4,05 Millionen für 2002 und den 4,1 Millionen für 2003 sind wohl gemerkt nur die Menschen im erwerbsfähigen Alter gemeint, die arbeitslos gemeldet sind und noch eine Arbeit suchen. Das sind lange nicht alle Menschen in Deutschland, die Arbeit übernehmen würden, wenn es Arbeit gäbe.

      Aber damit nicht genug: Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt dem Gutachten zufolge schon in diesem Jahr um knapp 200.000 Menschen, im nächsten Jahr noch mal um 30.000. Das ergibt eine weitere einfache wie erschreckende Logik, auf die die Wirtschaftsforscher seit Jahren hinweisen: Das Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Beitragsempfängern verschlechtert sich weiter, die Regierung müsse deshalb schnellstens Reformen anschieben, so die gebetsmühlenartig vorgetragene Warnung.

      Aber die Bundesregierung ist weit davon entfernt, solche Mahnung überhaupt wahrzunehmen. Gewohnt schmerzfrei äußerte sich SPD-Fraktionschef Franz Müntefering. "Das war nicht anders zu erwarten", sagte er in einer ersten Stellungnahme. Das Gutachten zeige nur, dass die Politik abhängig sei von äußeren Einflüssen. Schließlich sei im vergangenen halben Jahr in Deutschland nichts Dramatisches passiert.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 20:25:44
      Beitrag Nr. 120 ()
      ftd.de, Mi, 23.10.2002, 17:52
      Eichel nimmt Lebensversicherungen steuerlich unter die Lupe

      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) will nach eigenen Aussagen den Abbau von Steuervergünstigungen vorantreiben. Dieser Überprüfung könnte die Steuerbefreiung von Lebensversicherungen zum Opfer fallen.

      Weiter gefördert werde natürlich die Altersvorsorge, sagte Eichel der "Wirtschaftswoche". Der Abbau steuerlicher Ausnahmen werde "für viele hart und schmerzhaft" werden, aber zu radikalen Vereinfachungen führen. Über die Ausgestaltung der in den Koalitionsverhandlungen vereinbarten stärkeren Besteuerung von Aktienerlösen ist laut Eichel noch nicht das letzte Wort gesprochen. Eichel äußerte sich optimistisch, für das Konsolidierungspaket eine Mehrheit im unionsbeherrschten Bundesrat zu finden.

      Eine Sprecherin des Ministeriums warnte vor falschen Interpretationen des Interviews, das die "Wirtschaftswoche" vorab in einer redaktionellen Kurzfassung verbreitet hatte. Weder habe der Minister ein neues Kürzungspaket über das zwischen SPD und Grünen hinaus vereinbarte angekündigt, noch habe er selbst über die Besteuerung von Lebensversicherungen gesprochen.



      Eichel: Altervorsorge wird weiter gefördert

      Auf die Frage, ob Aktionäre bei verschärfter Besteuerung nicht eher auf Lebensversicherungen umsteigen oder ob auch deren Steuerprivileg fallen solle, sagte Eichel laut Vorabdruck des gesamten Interviews aber: "Wir werden uns das genau ansehen. Im Zusammenhang mit der steuerlichen Regelung der Altersvorsorge. Die soll natürlich weiter gefördert werden. Aber wenn man alles als Altersvorsorge gelten ließe, gäbe es keine Steuereinnahmen mehr." Die Klärung, was Altersvorsorge ist und steuerbefreit ist und was als Geldanlage anzusehen ist und besteuert werden soll, werde erfolgen, wenn der Bericht der Regierungskommission zur Neuregelung der Altersvorsorge im nächsten Frühjahr vorliege.


      Zinsen aus Lebensversicherungen sind derzeit steuerbefreit, wenn der Vertrag länger als 12 Jahre gehalten wird. Damit dienen sie nicht automatisch immer der Altersvorsorge, sondern auch der Geldanlage.


      Durch das Kürzungspaket bei Ausgaben und Steuervergünstigungen will der Bund 2003 rund 14 Mrd. Euro einsparen. Neben einer faktischen Mindestbesteuerung von Großunternehmen mit ausgewiesenen Gewinnen sowie einer Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für bestimmte Güter von Zahnprothesen bis Blumen von 7 auf 16 Prozent ist unter anderem auch die verschärfte Aktien-Besteuerung geplant. Dabei soll die bisherige Spekulationsfrist von einem Jahr entfallen und der Erlös aus Wertpapierverkäufen von Anfang an besteuert werden. Diese rot-grünen Vereinbarungen werden jetzt in Einzelheiten überarbeitet.



      20.000 Vorschriften sollen wegfallen

      Steuern auf Aktienkursgewinne gebe es auch in den USA oder in Großbritannien, sagte Eichel zu der am Finanzmarkt befürchteten Kapitalflucht. "So wie Arbeitseinkommen nach der Leistungsfähigkeit besteuert werden, muss das auch für Kapitaleinkommen gelten. In der Vergangenheit sind häufig Aktien oder andere Wertpapiere während der Spekulationsfrist von einem Jahr mit Gewinn verkauft worden, ohne dass der Erlös dem Finanzamt gemeldet wurde. Das wollen wir auch aus Gerechtigkeitsgründen mit Kontrollmitteilungen (der Banken an den Fiskus) ändern."


      Mit der geplanten Änderung von 53 Steuergesetzen will Eichel vor allem den Abbau steuerlicher Subventionen bestimmter Branchen in Angriff nehmen. Sie verzerrten den marktwirtschaftlichen Prozess und seien "ungerecht, weil alle dafür aufkommen müssen, der Nutzen aber nur einer kleinen gesellschaftlichen Gruppe zufällt". Von etwa 70.000 Steuervorschriften wolle er 20.000 streichen, betonte der Minister.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 17:14:08
      Beitrag Nr. 121 ()
      @charlie crocker (#1)

      Ein Kind aufs College schicken kann Dich in den USA pro Jahr schon ein Viertel des Durchschnittseinkommens kosten.

      Noch ein bisschen Wasser in den (amerikanischen) Wein:
      Nickel and Dimed: On (Not) Getting By in America von Barbara Ehrenreich

      Deutsch:
      Arbeit poor. Unterwegs in der Dienstleistungsgesellschaft bei Kunstmann (2001), erhältlich bei Amazon.de

      Gruss, MacHaeberle
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 08:44:20
      Beitrag Nr. 122 ()
      DEUTSCHE POST

      Weniger Stellen, weniger Briefkästen

      Die Beschäftigten der Deutschen Post erwartet ein rigoroses Sparprogramm. Filialen werden gestrichen, Arbeitsplätze fallen weg und Tausende von Briefkästen werden abgehängt.


      DDP

      Weniger Schlitze: Die Post will ihr Netz von Briefkästen ausdünnen


      Bonn - Der Aufsichtsrat der Post habe vor wenigen Tagen ein umfassendes Spar- und Umstrukturierungspaket gebilligt, sagte Post-Sprecher Martin Dopychai. Dazu gehöre ein noch nicht bezifferbarer Stellenabbau im Briefdienst, die Schließung von rund 1.000 Filialen und das Abhängen von zig-tausenden Briefkästen.
      Der Ausgleich der Porto-Einbußen ab 2003 würde einen Abbau von rund 10. 000 Stellen bedeuten, sagte Dopychai. Durch die zum 1. Januar 2003 bevorstehende Porto-Senkung bei Briefen erwartet die Post Einbußen von jährlich 300 Millionen Euro. Laut Dopychai muss es aber nicht zu Stellenkürzungen in diesem Umfang kommen, da auch über Umstrukturierungen versucht werde, weiter Kosten zu sparen. Eine konkrete Zahl für den Personalabbau stehe noch nicht fest. In Deutschland beschäftigt die Post rund 224 000 Mitarbeiter, davon rund 137 000 im Briefdienst.

      Mit dem seit Monaten beratenen "Star-Wertsteigerungsprogramm" wolle die Post ihren Gewinn um einen dreistelligen Euro- Millionenbetrag steigern, hieß es in einem "Focus"-Bericht. Sie wolle damit auch auf den Kursverfall der "Aktie Gelb" reagieren. Der Kurs lag am Freitag zuletzt bei 9,35 Euro. Damit war die Aktie nicht einmal die Hälfte so viel wert wie bei ihrer Erstausgabe (21 Euro) vor zwei Jahren.

      Neben der Portosenkung muss die Post auch eine Rückzahlung unerlaubter Beihilfen in Höhe von 572 Millionen Euro (plus Zinsen rund 850 Millionen Euro) an die Bundesregierung verkraften. Die Post hat gegen diesen Beschluss der EU-Kommission zwar vor dem Europäischen Gericht geklagt. Diese Klage hat aber keine aufschiebende Wirkung, so dass die Post der Bundesregierung diese Summe zunächst überweisen muss.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 09:24:33
      Beitrag Nr. 123 ()
      Reuters
      Magazin - Clement wird Wachstumsprognose nach unten korrigieren
      Samstag 26. Oktober 2002, 12:35 Uhr


      Berlin, 26. Okt (Reuters) - Der neue Superminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement (SPD), wird nach einem Bericht des Magazins "Spiegel" kommende Woche die Wachstumsprognosen der Bundesregierung nach unten korrigieren.
      Clement werde ankündigen, dass die Bundesregierung im laufenden Jahr nur noch ein Wachstum von 0,5 und im kommenden Jahr von 1,5 Prozent erwarte. Außerdem werde Clement für beide Jahre eine durchschnittliche Arbeitslosenzahl von 4,1 Millionen Menschen vorhersagen.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 10:19:21
      Beitrag Nr. 124 ()
      ftd.de, Fr, 25.10.2002, 14:41
      Deutsche sparen wieder mehr

      Die Deutschen legen wieder mehr Geld auf die hohe Kante. Erstmals seit zehn Jahren war 2001 wieder eine höhere Sparquote zu verzeichnen, und auch für dieses Jahr wird erneut eine Steigerung erwartet.

      2002 werden die Bürger in Deutschland von 100 Euro verfügbarem Einkommen 10 Euro und 40 Cent (10,4 Prozent) sparen, wie aus Berechnung der Bundesbank hervorgeht, über die die Postbank am Freitag in Bonn berichtete. Im Jahr 2000 legten die Deutschen 9,8 Prozent ihres Einkommen zur Seite, 2001 waren es 10,2 Prozent.

      Die Steuerreform Anfang 2001 sowie ein nachlassendes Konsumentenvertrauen und die Notwendigkeit, für das Alter vorzusorgen, hätten den Spareifer wieder angeheizt, hieß es zur Begründung. Die Börsenflaute habe außerdem bei vielen Anlegern das Bedürfnis nach Sicherheit und risikoarmen Anlageformen gestärkt. Die Sparquote wird aus sämtlichen Spareinlagen (ohne Rentenpapiere und Aktien) errechnet.


      Auch bei den Kindern steht Sparen nach Angaben der KidsVerbrauchernalyse (KVA) hoch im Kurs. Fast drei Viertel aller Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 13 Jahren sparten einen Teil des ihnen zur Verfügung stehenden Geldes. Im Schnitt haben sie 485 Euro auf dem Sparbuch.



      West-Ost-Gefälle

      Den Titel der sparsamsten Deutschen holten die Bürger Baden- Württembergs nach Angaben der Postbank wieder ins "Ländle". Mit 8152 Euro im Durchschnitt (Stand März 2002) verfügten die Einwohner dieses Bundeslandes von allen Deutschen über das höchste Guthaben auf dem traditionellen Sparbuch. Auf Platz zwei folgen die Bayern mit im Schnitt zehn Euro weniger. Im Vorjahr lagen die Bayern noch mit durchschnittlich 68 Euro mehr vorn. Das westdeutsche Bundesland mit dem geringsten durchschnittlichen Sparguthaben pro Kopf ist Schleswig-Holstein mit 5182 Euro.


      Die letzten Plätze der Sparer-Hitliste belegen auch 2002 wieder die neuen Bundesländer. Gegen den sonstigen bundesweiten Trend sanken die Guthaben beim Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern um 7 Euro auf 3737 Euro. Durchschnittlich niedrigere Einkommen und die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit machten es den Menschen im Osten schwerer, Geld zur Seite zu legen.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 10:55:46
      Beitrag Nr. 125 ()
      ftd.de, Do, 24.10.2002, 12:10
      Deutsche Telekom erwägt Streichung der Dividende

      Die Deutsche Telekom lotet zurzeit sämtliche Sparmöglichkeiten aus. Dabei denkt sie auch über eine Kürzung oder Streichung der Dividende nach.

      Dies sagte ein Sprecher der Deutschen Telekom am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Er bestätigte damit Aussagen des Leiters der Abteilung Investor Relations, Thilo Kusch, die dieser am Vorabend am Rande einer Anlegerveranstaltung in Düsseldorf machte.

      Die Deutsche Telekom prüft derzeit Sparoptionen. Das Unternehmen will die Schulden bis Ende des Jahres auf rund 50 Mrd. Euro drücken nach rund 64 Mrd. Euro Ende Juni. Derzeit hinkt das Unternehmen den Plänen mit vier bis sieben Mrd. Euro hinterher. Analysten schätzen das Einsparpotenzial durch eine Dividendenstreichung auf 1,6 Mrd. Euro.


      Dabei stehe alles auf dem Prüfstand, kündigte Interimsvorstand Helmut Sihler in den vergangenen Wochen immer wieder an. "Entscheidungen darüber sind noch nicht gefallen", sagte der Sprecher am Donnerstag. Das Unternehmen will bei der Veröffentlichung der Eckdaten über das dritte Quartal am 14. November Einzelheiten zu den Sparplänen veröffentlichen.


      Kern der Maßnahmen zum Schuldenabbau ist die Neuausrichtung der US-Mobilfunksparte Voicestream. Beim sechstgrößten Mobilfunkanbieter in den USA seien alle Optionen denkbar. In der Vergangenheit gab es Spekulationen über eine Fusion mit Cingular Wireless, an dem SBC Communications 60 Prozent und Bellsouth 40 Prozent hält. Spekuliert wurde auch über einen Verkauf der US-Sparte. Unternehmenskreisen zufolge soll jedoch versucht werden, Voicestream eigenständig zu betreiben.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 12:45:35
      Beitrag Nr. 126 ()
      dpa-afx
      `Die Welt`: Deutsche Wirtschaft startet pessimistisch ins Winterhalbjahr
      Montag 28. Oktober 2002, 07:28 Uhr

      BERLIN/PASSAU (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft startet pessimistisch ins Winterhalbjahr. Nach einer Konjunkturumfrage der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe) äußerte sich keine der befragten Branchen optimistisch. Zu den ohnehin schwierigen konjunkturellen Umständen komme das rot-grüne Sparpaket, das die Investitionen von Firmen und Privatkunden weiter drücke.
      "Für Optimismus gibt es angesichts der Koalitionsvereinbarungen der Bundesregierung keinen Anlass", sagte ANZEIGE

      auch Gustav Horn, Leiter der Konjunkturabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der Zeitung.

      PLEITENREKORD ERWARTET

      Die Bau-Branche rechne "mit dem schlimmsten Winter seit 1995", hieß es beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Das Umsatzminus von 7,8 Prozent bis zum August dürfte sich fortsetzen. Wenig Optimismus auch beim Einzelhandel: Selbst bei einem guten Weihnachtsgeschäft erwartet die Branche ein Umsatzminus in diesem Jahr von 2,5 Prozent. Durch die Sparbeschlüsse der Koalition sollen den Händlern Umsätze von fünf Milliarden Euro entgehen. Wie der Bau erwartet auch der Handel für 2002 einen Pleitenrekord.

      Die Autoindustrie fürchtet die Pläne der Koalition, Dienstwagen stärker zu besteuern. "Die neue Steuer ist Gift für die Branchenkonjunktur", heißt es laut "Welt" beim Verband der Automobilindustrie (VDA). Experten schließen derzeit nicht aus, dass der Umsatz der Branche statt um zwei bis drei Prozent nur noch um ein Prozent wächst oder gar stagniert.

      BMW KRITISIERT DIENSTWAGENSTEUER

      So fürchtet der Münchner Autohersteller BMW einen Absatzrückgang für den Fall, dass die Regierung tatsächlich - wie im rot-grünen Koalitionsvertrag vereinbart - die Dienstwagensteuer erhöht. BMW (Xetra: 519000.DE - Nachrichten - Forum) - Finanzvorstand Stefan Krause sagte der "Passauer Neuen Presse" (Montagausgabe): "Als besonders kritisch sehe ich, dass mit der geplanten neuen Steuerregelung genau die Automobile getroffen werden, die die Innovationsträger unserer Industrie sind."

      Als 1996 diese Steuer in ihrer jetzigen Form in Deutschland eingeführt wurde, seien "auf dem deutschen Markt schlagartig weniger Dienstwagen verkauft" worden. Krause: "Das obere Marktsegment sank von 1995 bis 1997 um knapp ein Viertel von 39.700 auf 30.800 Einheiten."

      LICHTBLICK AUSSENHANDEL

      Die Finanzbranche blickt mit Grauen auf das Jahresende, ergab die "Welt"-Konjunkturumfrage. Haben sich die Börsen bis dahin nicht erholt, müssen vor allem Versicherungen ihre Bilanzen kräftig nach unten korrigieren. Für die Banken werde der Winter ähnlich hart - verzweifelt versuchten sie, die Kosten zu drücken.

      Zu den Lichtblicken der Wirtschaft dürfte auch im Winterhalbjahr der Außenhandel gehören. Mittelfristig hofft der Maschinenbau, vor allem im Ausland gute Geschäfte zu machen. "Die Branche könnte 2003 um rund fünf Prozent zulegen. Das allein reicht allerdings nicht für einen kräftigen Aufschwung", sagte DIW-Experte Horn der "Welt"./ll/DP/jh/
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 15:00:51
      Beitrag Nr. 127 ()
      W I R T S C H A F T

      ifo-Index fällt und fällt


      D er aktuelle Geschäftsklima-Index deutet darauf hin, dass sich der Abschwung in Deutschland beschleunigt. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft habe sich im Oktober zum fünften Mal in Folge verschlechtert, teilte das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung am Montag in München mit. Der Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei von 88,2 auf 87,7 Punkte gesunken. Das ist der schlechteste Wert in diesem Jahr. In Ostdeutschland verschlechterte sich die Stimmung von 98,5 auf 97,9 Punkte.

      Mit dem erneuten Absinken erhärteten sich die Indizien für einen wirtschaftlichen Abschwung, hieß es. Zwar beurteilten die befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage etwas besser, dieser Teilindex stieg um 0,4 auf 77,9 Punkte. Dafür fiel der Index, der die Erwartungen misst, noch deutlich düsterer aus. Er rutschte von 99,3 auf 97,9 Punkte ab.

      Der Präsident des Ifo-Instituts, Hans Werner Sinn, sagte, Ursache des Rückgangs seien die schlechten Nachrichten aus der Industrie. Im Handel und auf dem Bau sei der Geschäftsklimaindex etwas besser geworden.

      Der ifo-Index gilt als wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Befragt werden monatlich 700 deutsche Unternehmen.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 18:10:10
      Beitrag Nr. 128 ()
      BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT

      DGB weist auf Milliardenloch hin


      Nach Angaben der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden wird die Bundesanstalt für Arbeit (BA) den Steuerzahler erheblich mehr kosten als geplant. Rund drei Milliarden Euro müssen offenbar nachgezahlt werden.




      Berlin - Das Defizit der BA dürfte in diesem Jahr die Grenze von fünf Milliarden Euro überschreiten, sagte Engelen-Kefer der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Insgesamt muss Bundesfinanzminister Hans Eichel voraussichtlich gut drei Milliarden Euro nachschießen, um den Haushalt der Bundesanstalt auszugleichen", so die Gewerkschafterin wörtlich.
      Die Bundesregierung geht dagegen noch davon aus, dass sie in diesem Jahr lediglich zwei Milliarden Euro überweisen muss. Im nächsten Jahr rechne sie mit einem BA-Defizit von drei Milliarden Euro, sagte Engelen-Kefer. Für 2003 sehen die Planungen der Bundesregierung keine Zuschüsse für die BA mehr vor.

      Engelen-Kefer warnte die Bundesregierung davor, auf Haushaltslöcher bei der Bundesanstalt mit Kürzungen beim Arbeitslosengeld oder bei der Arbeitsmarktpolitik zu reagieren. "Dann droht eine Auseinandersetzung mit der rot-grünen Bundesregierung", sagte sie. Scharf kritisierte Engelen-Kefer die von SPD und Grünen geplanten Kürzungen bei der Arbeitslosenhilfe. "Die rot-grüne Koalition muss aufpassen, dass Sozialabbau nicht zum Markenzeichen ihrer zweiten Amtszeit wird. Kürzungen schaffen keinen einzigen neuen Arbeitsplatz", sagte sie. Die Koalition plant, das Partnereinkommen beim Bezug der Arbeitslosenhilfe teilweise anzurechnen.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 20:06:12
      Beitrag Nr. 129 ()
      P O L I T I K

      Kurzer Prozess mit Kassenpatienten


      G esundheitsministerin Ulla Schmidt will den gesetzlich Versicherten offenbar schon ab 1. Januar bestimmte Leistungen kürzen. Dann trete das Sparpaket der Bundesregierung für die gesetzlichen Krankenkassen in Kraft, berichtete die „Bild"-Zeitung am Montag.

      Das „Vorschaltgesetz“ soll voraussichtlich ein Sparvolumen von rund drei Milliarden Euro haben, berichtet das Blatt. Dabei seien auch Kürzungen von medizinisch nicht notwendigen Kassenleistungen geplant. Beispielweise sollen die Ausgaben für Sterbegeld um fast die Hälfte verringert werden, wie es hieß.

      Außerdem seien Einsparungen bei Heil- und Hilfsmitteln vorgesehen. So sollen Patienten dem Bericht zufolge nach den derzeitigen Plänen in Zukunft beispielsweise Fango- und Massage-Behandlungen sowie Krücken, Rollstühle oder Prothesen nicht mehr frei aussuchen dürfen. Stattdessen sollen die Kassen nur noch günstige Behandlungen und preiswerte Hilfsmittel erstatten. Die Kosten von derzeit zehn Milliarden Euro pro Jahr sollen dadurch um rund eine Milliarde Euro gesenkt werden. Über weitere Einzelheiten habe die SPD-Politikerin Schmidt bis zum späten Sonntagabend mit Gesundheitsexperten der rot-grünen Koalition beraten.

      15 Prozent Beitrag denkbar

      Schmidt hält einen Anstieg der Krankenkassenbeiträge auf mehr als 15 Prozent prinzipiell für möglich. Dies betreffe aber nur „einzelne Kassen“, hatte sie der „Bild am Sonntag“ gesagt. „Mit unseren Sparmaßnahmen haben die Krankenkassen die realistische Chance, dies zu verhindern.“ Kürzungen von Zuschüssen, zum Beispiel für Zahnersatz schloss die Ministerin aus. Allerdings würden alle nichtmedizinischen Leistungen wie das Sterbegeld überprüft.

      Kassen sind nicht so zuversichtlich

      Anders als Schmidt gehen die Krankenkassen davon aus, dass sich der drohende Anstieg der Beiträge nicht mehr verhindern lässt. Der durchschnittliche Beitragssatz aller Kassen werde Anfang 2003 auf mindestens 14,3 Prozent steigen, sagte AOK Vorstandschef Hans Jürgen Ahrens der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei jedoch der günstigste Fall.

      Der Beitragsschub werde noch höher ausfallen, wenn die Regierung den Krankenkassen im kommenden Jahr Zusatzlasten aufbürde und kein wirksames Sparpaket schnüre. Dann müssten die Krankenkassen ihre Beitragssätze deutlich stärker anheben, um die Finanzlöcher auszugleichen, erklärte Ahrens.

      Die Krankenkassen werden in diesem Jahr voraussichtlich mit einem Defizit von 1,5 Milliarden Euro schließen. Dennoch wollen SPD und Grüne ihnen durch Reformen in anderen Bereichen noch Zusatzlasten von – je nach Schätzung – 0,6 bis 1,5 Milliarden Euro zumuten.
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      schrieb am 28.10.02 20:11:11
      Beitrag Nr. 130 ()
      Ich kann es nicht mehr hören (oder lesen)!
      Kaum werden echte, eingreifende Vorschläge von der Regierung gemacht, die ich nicht gewählt habe, so wird nur noch Lobbyissmus betrieben (von wem eigentlich?).
      Haben die denn nicht die 100 Tage Betrachtung und Vorschuss verdient?
      Sehen wir doch mal im Januar, was davon übrig geblieben ist!
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 03:31:57
      Beitrag Nr. 131 ()
      genau !! schaun wir doch mal im januar was davon übrig bleibt.

      steuererhöhung und beitragserhöhung auf der einen und leistungskürzung auf der anderen seite !!

      diese formel und strategie der letzten 20 jahren war ja sooo erfolgreich !! exorbitante staatsverschuldung und
      vor dem kollaps stehende sozialsysteme.

      und das bei über 4 millionen arbeitslosen, kaputt geshorteten aktienmärkten und einer am tropf hängenden versicherungs/finanzsparte.

      wahrlich kein programm das nach schema "f" abläuft und uns noch viele tolle überaschungen bringen wird.

      schau mer mal.
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 17:03:00
      Beitrag Nr. 132 ()
      Charlie Crockers Negaholic-Thread für die Anhänger St.Florians.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 08:41:01
      Beitrag Nr. 133 ()
      KOALITIONSRUNDE

      Rentenbeitrag steigt auf 19,5 Prozent

      Nach mehrstündigem Tauziehen haben sich SPD und Grüne im Streit um den Rentenbeitrag in der vergangenen Nacht geeinigt. Der Rentenbeitrag steigt zum Jahreswechsel auf 19,5 Prozent. Damit scheiterten die Grünen mit ihrer Forderung, den Anstieg auf 19,3 Prozent zu begrenzen.

      Berlin - Geplant waren für die erste Koalitionsrunde nach der Wahl zwei Stunden - am Ende wurden es fünf. Das Ergebnis: Der Rentenbeitrag wird zum Jahreswechsel von 19,1 auf 19,5 Prozent erhöht. Damit setzte sich die SPD gegen die Grünen durch, die bei der ursprünglich vereinbarten Erhöhung auf 19,3 Prozent bleiben wollten. Die Koalitionspartner blieben zudem bei der bereits geplanten Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und dem Abbau der Schwankungsreserve. Bis zum Herbst nächsten Jahres soll eine Kommission Vorschläge für eine grundlegende Renten- und Gesundheitsreform erarbeiten.
      SPD-Generalsekretär Olaf Scholz sprach nach Verhandlungen unter Leitung von Bundeskanzler Gerhard Schröder von einer moderaten Anhebung" des Rentenbeitrags. Grünen-Chef Fritz Kuhn sagte, die Beitragserhöhung sei vorgenommen worden, um in den nächsten Jahren auf der sicheren Seite zu sein. Das Ergebnis der Koalitionsrunde nannte er einen Kompromiss.

      Für die Grünen sei die Einsetzung der Reformkommission ein wichtiger Punkt gewesen, betonte Kuhn. Das Gremium solle noch vor Jahresende eingesetzt werden und sich am Vorbild der Hartz-Kommission orientieren. Im Herbst 2003 sollten Ergebnisse vorgelegt werden, die dann ab dem darauf folgenden Jahr umgesetzt werden könnten, sagte Kuhn. Hauptziel sei die Senkung der Lohnnebenkosten.

      Die Schwankungsreserve der Rentenversicherung wird nach den Plänen der Koalition von derzeit 80 Prozent in Richtung 50 Prozent einer Monatsausgabe gesenkt. Die Beitragsbemessungsgrenze soll von 4500 auf 5100 Euro angehoben werden. Über beide Maßnahmen waren sich die Koalitionspartner bereits vor dem Koalitionsgipfel einig.

      Bei den Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem nahmen die Koalitionäre zwei Veränderungen vor. Von der geplanten Nullrunde für Krankenhäuser sollen diejenigen Kliniken ausgenommen werden, die sich zur Umsetzung der so genannten Fallpauschalen entschlossen hätten, sagte Kuhn. Zudem werde man auf die ursprünglich erwogene Erhöhung der Zahlungsfristen für Leistungserbringer von acht auf 30 Tage verzichten. Bei der Neugestaltung der Ökosteuer einigten sich SPD und Grüne laut Kuhn darauf, die geplante Erhöhung beim Gas um drei Cent zu kürzen.

      Bereits heute wollen die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen über die Beschlüsse der Koalitionsrunde beraten und ein Gesetzespaket auf den Weg bringen. Darin werden auch die ersten Gesetze zur Umsetzung des Hartz-Konzeptes zur Arbeitsmarktreform enthalten sein.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 09:20:51
      Beitrag Nr. 134 ()
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 09:31:41
      Beitrag Nr. 135 ()
      ... nur zur Erinnerung: http://www.br-online.de/politik/ard-report/2002/report_2110/…

      Obwohl die Tinte unter dem Koalitionsvertrag noch nicht ganz trocken sein dürfte, hat man die dortige Vereinbarung erneut um 0,2 Prozentpunkte nach oben geschraubt. Die Halbwertszeit von Versprechen und Verträgen vermindert sich also rasant. Und dann noch diese theatralische Inszenierung in der vergangenen Nacht. Da wurde wieder mal dem staunenden Publikum das "rechtschaffene" Ringen zum Wohle der Bevölkerung in der Rentenfrage eindrucksvoll vor Augen geführt. Böse Zungen würden dies als Gaukelei bezeichnen.

      Wie lange wird das "Schweigen der Lemminge" noch andauern? :(
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 10:52:53
      Beitrag Nr. 136 ()
      Man schaue sich nur diese Nasen an:

      Selbst haben sie nichts mit dem Sozialabgabensystem zu tun.

      Schon aufgefallen ? Diese Damen und Herren tragen nicht einen Cent an ihren eigenen Abgaben- und Steuerplänen mit.

      Selbst bezüglich des Dienstwagens hat man sich noch schnell 130 €uro als Ausgleich eingesteckt. Selbst beim Katzen- und Hundefutter fing man an, an die eigenen Kätzchen und Hündchen zu denken.

      Solidarität ist halt nur was für uns Dumme ! Bald dürfen wir uns auch nach Osten erweitern ! Ganz solidarisch... Danke, Danke, ich bin so glücklich ...

      Volksvertreter ???? Zu unserem Wohle ???
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      schrieb am 05.11.02 11:15:36
      Beitrag Nr. 137 ()
      Regierung macht das Heizen teurer



      Eichel plant Steuererhöhung auf Heizöl um 22 Prozent. Abstriche bei der Erdgas-Steuer sind nicht vorgesehen
      Berlin – Das Bundesfinanzministerium will der Koalitionsrunde aus Spitzenpolitikern von SPD und Grünen auch eine höhere Steuer auf leichtes Heizöl vorschlagen. „Nach dem überarbeiteten Gesetzentwurf des Ministeriums soll die Steuer auf 75 Euro von derzeit 61,35 Euro pro 1000 Liter steigen“, hieß es am Montag in Koalitionskreisen. Insgesamt rechne Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) durch die Veränderungen im Rahmen der Ökosteuer mit Mehreinnahmen von 1,7 Mrd. Euro im kommenden Jahr.

      Der Gesamtverband des deutschen Brennstoff- und Mineralölhandels (GDBM) reagierte empört auf die Pläne der Bundesregierung: „Die mittelständische Branche kann die Erhöhung in dem harten Wettbewerb nicht mehr auffangen“, sagte GDMB-Geschäftsführer Günther Jäckel: „Die Steuererhöhung wird sich voraussichtlich voll auf die Endverbraucherpreise durchschlagen.“ Nach Schätzung seines Verbandes werden sich die Heizkosten eines Vier-Personen-Haushalts pro Jahr um rund 41 Euro erhöhen. Dies sei auch deshalb bedenklich, weil überproportional viele Heizöl-Kunden Geringverdiener sind.

      Nach den ursprünglichen Plänen der Regierung sollten Energiesteuern lediglich 1,2 Mrd. Euro für den Bundeshaushalt bringen. Dazu war vorgesehen, die Besteuerung von Erdgas von 35 auf rund 58 Cent pro Kilowattstunde anzuheben und somit dem leichten Heizöl gleichzustellen. Als Begründung hieß es, für eine steuerliche Bevorzugung von Gas gebe es keinen Grund mehr, da sich inzwischen ohnehin 75 Prozent aller Häuslebauer für diesen Brennstoff entscheiden. Die Gas-Wirtschaft bestand jedoch aus Klimaschutzgründen bis zuletzt auf einen gewissen steuerlichen Abstand gegenüber dem Heizöl – und fand damit beim Bund, insbesondere bei Bundesumweltminister Trittin, Gehör. Zwar wird die Erdgas-Steuer nach wie vor um 66 Prozent auf 58 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Doch durch die Belastung des Konkurrenzproduktes Heizöl um rund 520 Mio. Euro bleibt die steuerliche Belastung von Gas immer noch um 18 Prozent unter der des Heizöls. dgw
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 14:39:23
      Beitrag Nr. 138 ()
      Die neue Bescheidenheit

      Die goldenen Zeiten für BWL-Absolventen sind passé. Von Dienstwagen, Stock-Options und Auslandsaufenthalten können junge Betriebswirte nur noch träumen. Kein Grund zur Verzweiflung: Wer sich mit weniger Geld und Glamour begnügt, findet attraktive, neue Berufsfelder - Notizen aus einer raueren Arbeitswelt.




      Hoffnung und Enttäuschung liegen oft dicht beisammen. Bei Marcus Wesse, 29, sind sie gebündelt in einem gelben Ordner. Dort folgen auf viele hoffnungsfrohe Bewerbungsschreiben ebenso viele frustrierende Absagen.
      Der Hamburger BWL-Absolvent ist auf Jobsuche. Seit Monaten. Er kann fast alles bieten, was Personalchefs wünschen: mit der Note 1,8 ein gutes Examen, eine Banklehre, ein Auslandsstudium in Kalifornien, Praktika in New York und Santiago de Chile. Englisch und Spanisch selbstredend.

      Sag mir, wo die Traumjobs sind

      Bei den Topberatern McKinsey, Roland Berger und Boston Consulting Group hat er sich beworben, bei den Großbanken wurde er vorstellig - und überall kassierte er nur Absagen. "Nicht einmal zum Gespräch wurde ich eingeladen", sagt er deprimiert. Wesse ärgert sich über die standardisierten Absageschreiben und die Vertröstungen auf später, auf bessere Zeiten. Genervt stellt er fest: "Ich komme wohl zwei Jahre zu spät auf den Arbeitsmarkt."


      IW Köln

      Arbeitsmarkt für Akademiker


      Wesse ist kein Einzelschicksal. Der Berufsreport von "manager-magazin" zeigt: Der Arbeitsmarkt hat sich vollkommen gedreht. Das Angebot an Betriebswirten übersteigt bei weitem die Nachfrage der Unternehmen. Die gut bezahlten Traumjobs von gestern sind verschwunden. Die Suche nach einem Arbeitsplatz wird immer schwieriger.

      Gleichwohl entstehen weiterhin neue Stellen - meist in Bereichen, an die viele Ökonomen gar nicht denken, etwa im Gesundheitswesen. Oder in kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die Betriebswirte bislang nicht auf ihrer Liste hatten.

      Nach Firmen zu suchen, die Nachwuchsmanagern eine Chance geben, erfordert von jenen, die frisch von der Universität kommen oder schon einige Jahre Berufserfahrung nachweisen können, eine gehörige Portion Initiative, Geduld. Und - wenn es ums Geld geht - auch eine gewisse Bescheidenheit.

      Unternehmen treten auf die Einstellungsbremse

      Vor nur ein, zwei Jahren sah die Situation noch ganz anders aus. Praktisch jeder, der ein BWL-Diplom vorweisen konnte, bekam einen tollen Job. Die vielen Start-ups der New Economy brauchten Jungmanager en masse, und auch die etablierten Unternehmen stellten kräftig ein.




      Schon Einsteiger wurden mit Dienstwagen, Stock-Options und Auslandsaufenthalten verwöhnt. "Das waren absurde Exzesse", sagt Unternehmensberater Hermann Simon. Auch Klaus Behrenbeck, Chef-Rekrutierer bei McKinsey, erinnert sich mit einem leichten Schaudern: "Da kamen Bewerber mit fünf tollen Angeboten von anderen Unternehmen zu uns und fragten, was wir denn zu bieten haben."

      Aus und vorbei. Mit dem Niedergang der neuen Wirtschaft und dem Platzen der Börsenblase ist der Bedarf an Betriebswirten drastisch geschrumpft. Die Glamour-Jobs von einst in Unternehmensberatungen, Investmentbanken oder in der schillernden Dotcom-Welt gibt es kaum noch.

      Modestudium BWL - langfristig mit guten Aussichten

      Die derzeitige Konjunkturdelle und die allgemeine Verunsicherung verschärfen die Lage am Arbeitsmarkt. Viele Unternehmen versuchen, die Kosten zu senken: Marketingetats werden zusammengestrichen, die Ausgaben für Beraterhonorare gekürzt und Mitarbeiter entlassen. Neue Stellen sind nicht in Sicht.







      Der Versicherungskonzern Gerling zum Beispiel hat sich selbst einen einjährigen Einstellungsstopp für Betriebswirte verordnet. Beim Beratungsunternehmen Accenture ist der Bedarf an neuen Mitarbeitern von über 3000 pro Jahr auf nahezu null gesunken.

      Die Folgen dieser Entwicklung sind langfristig nicht wirklich dramatisch. Die Konjunktur wird irgendwann wieder anziehen, die Nachfrage nach Managern wieder steigen. Viel wichtiger: Auf Grund der demografischen Entwicklung gibt es in den nächsten zehn Jahren einen Mangel an Akademikern. Folglich steigen die Karriereaussichten.

      Diese rosigen Perspektiven nützen den Betriebswirten heute freilich wenig, ihre Jobchancen verringern sich in der nächsten Zeit drastisch, vor allem die für Einsteiger.

      Neue Erfahrung: Plötzlich schnöde abgewimmelt

      Das liegt auch daran, dass Betriebswirtschaftslehre in den vergangenen Jahren zum Modestudium geworden ist. Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Wirtschaftsstudenten stetig. Über 150.000 BWL-Studenten sind derzeit eingeschrieben, nach jedem Examen verlassen nach Schätzung des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte über 20.000 neue BWLer die Unis und Fachhochschulen.


      DER SPIEGEL

      Studienzeiten in BWL und Jura


      Die Betriebswirte-Schwemme gereicht den Unternehmen zum Vorteil. Weil sie jetzt wieder unter einer Fülle von Bewerbern auswählen können, "schrauben sie die Anforderungen nach oben und bestimmen einseitig die Vertragsbedingungen", sagt Angelika Fuchs vom Personalberatungsunternehmen Westerwelle.

      Die Auswirkungen dieser Entwicklung spürt auch der Personalberater Access, der im Auftrag von Konzernen Führungsnachwuchs anwirbt. Bei Access verdoppelten sich in den vergangenen Monaten die Bewerberzahlen.

      Das Gerangel um die besten Jobs wird immer härter. Vorbei die Zeiten, als sich sogar Einsteiger aussuchen konnten, zu welchem Markenartikler sie gehen wollten. Vorbei die Zeiten, als schon Jungmanager mit nur zwei oder drei Jahren Berufserfahrung Gehälter von mehreren hunderttausend Mark forderten - und bekamen.

      Eine neue Bescheidenheit ist angesagt. Nur hat sich dies offenbar noch nicht unter allen Jobsuchenden hrumgesprochen. Viele BWL-Absolventen sind fassungslos, wenn sie nach den ersten Absagen merken, dass ihre Situation nun so ganz anders ist als bei Studienbeginn. Selbst Betriebswirte mit guten Examensnoten machen die Erfahrung, dass sie mitunter schnöde abgewimmelt werden.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 15:46:07
      Beitrag Nr. 139 ()
      ftd.de, Di, 5.11.2002, 8:45
      Deutscher Einzelhandel setzt im September weniger um

      Die Umsatzverluste im deutschen Einzelhandel haben sich im September fortgesetzt. Die Höhe der Einbußen fiel jedoch je nach Sortiment unterschiedlich aus.

      Der Umsatz im deutschen Einzelhandel ist im September nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes real um 1,3 Prozent zum Vorjahresmonat gesunken. Kalender- und saisonbereinigt setzten die Unternehmen real 0,2 Prozent weniger um, errechneten die Statistiker auf Basis vorläufiger Ergebnisse aus fünf Bundesländern.

      In den ersten neun Monaten dieses Jahres sei der Umsatz damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal um 2,0 und real um 2,5 Prozent zurückgegangen. Der Handel, der schon länger über die Kaufzurückhaltung hier zu Lande klagt, hatte nur im Juli ein kleines Plus verbucht.


      Am größten waren die Umsatzeinbußen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres für Geschäfte mit real acht Prozent. Bei Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren gingen die Umsätze um 0,7 Prozent zurück. Nur der Versandhandel und der Handel mit Kosmetik- und Pharmazieprodukten erhöhten die Umsätze um 2,6 beziehungsweise 4,1 Prozent.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 16:23:40
      Beitrag Nr. 140 ()
      ANFANG VOM ENDE

      Der unvermeidbare Kollaps des Rentensystems

      Von Vlad Georgescu

      Die Anhebung der Rentenbeiträge erweist sich als Schritt in die verkehrte Richtung und Tropfen auf den heißen Stein zugleich: Wissenschaftler rechnen mit einem kompletten Zusammenbruch der Rentenversicherung und prophezeien Beitragssätze von über 40 Prozent.



      Hamburg - Die Zahlen beschäftigen derzeit die Republik, doch wenn es nach den Berechnungen von Herwig Birg, Direktor am Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik (IBS) der Universität Bielefeld geht, ist das erst die Spitze des Eisberges: Auf 19,5 Prozent soll der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung im nächsten Jahr steigen, damit die beschlossene Rentenanhebung 2003 Jahr stattfinden kann. Zugleich werde die Beitragsbemessungsgrenze von derzeit 4500 auf 5100 Euro angehoben und die Schwankungsreserve weiter reduziert, verkündete die aus SPD und Grüne bestehende Koalitionsrunde am gestrigen Montagabend in Berlin. Zwar hätte der Beitrag gemessen am prognostizierten Wachstum "minimal darunter" liegen können, erklärte SPD-Fraktionschef Franz Müntefering heute im Deutschlandfunk - und verkannte damit wie Politiker aller Couleur die bittere Wahrheit: Das Rentensystem steht am Anfang vom Ende.
      Die Charts, die das belegen, basieren auf der demografischen Entwicklung in der Bundesrepublik. Seit Jahren legt Birg das Datenmaterial vor - ohne in der Politik Gehör zu finden. Die Vergreisung der Gesellschaft hierzulande, erklärt der Wissenschaftler unverblümt, werde das soziale System der Bundesrepublik in wenigen Jahrzehnten kollabieren lassen. "Die Alterung der Gesellschaft ist keine Option, die sich durch gesellschaftliches und politisches Handeln gestalten lässt", sagt Birg, der auch als Berater des Bundesverfassungsgerichts und der Vereinten Nationen tätig ist, "sie wird ablaufen wie ein Uhrwerk".



      Mit mathematischer Präzision sei demnach voraussagbar, dass bis 2080 der Anteil der Menschen über 60 weiter steigt. Der Grund: Jede Frau gebärt heute - statistisch betrachtet - lediglich 1,3 Kinder in ihrem Leben. Selbst wenn wieder mehr Kinder das Licht der Welt erblicken würden, könnte Birg keine Entwarnung geben. Grund für die programmierte Baby-Baisse ist die generationenbedingte Verzögerung des Bevölkerungswachstums, denn weniger Kinder zeugen weniger Nachkommen. Weil die Lebenserwartung des Einzelnen indes steigt, ist der Effekt für die Gesellschaft unausweichlich: Sie vergreist.

      So wird bis zum Jahr 2050 die Zahl der über 60-Jährigen in Deutschland um 9,9 Millionen zunehmen, der Anteil der 20- bis 60-Jährigen jedoch um 16 Millionen zurückgehen. Damit steht aber schon heute fest, dass die vor knapp 150 Jahren zu Bismarcks Zeiten eingeführte Rentenversicherung faktisch tot ist. Der Grundgedanke nämlich, die Rentenbeiträge im sogenannten Umlageverfahren direkt und ohne zeitliche Verzögerung für die Rentenauszahlungen an die heutigen Rentner zu verwenden, wird bereits 2050 nicht mehr umzusetzen sein. Während im Jahr 2000 auf 100 Menschen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren noch 43 zu Versorgende über 60 fielen, werden es in fünfzig Jahren über 90 sein. Zu viel, um das System am Leben halten zu können. Genau drei Möglichkeiten stehen Birg zufolge Politikern zur Verfügung, um diesen gordischen Knoten zu lösen - und alle drei sind politisch nicht durchsetzbare Varianten. Nach einer ersten Berechnung müsste sich der Beitragssatz zur Rentenversicherung im Jahr 2050 auf knapp 42 Prozent verdoppeln, um das heutige gängige Rentenniveau von 64 Prozent halten zu können. Alternativ müssten Rentner in Zukunft mit Rentenniveaus von 30 Prozent leben müssen, wollte man den Beitragssatz, wie heute üblich, bei rund 20 Prozent konservieren. Korrekturen dieser Art werden indes gerne ignoriert. "Sozialpolitiker, die selbst für die demographisch schwierigen Jahre nach 2020 nur wenig steigende Beitragssätze versprechen, verkennen die Brisanz der weiter steigenden Lebenserwartung", meint auch Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank Gruppe, und urteilt: "Sie wird in vielen Bevölkerungsprognosen - auch in der offiziellen des Statistischen Bundesamtes - nur unzureichend erfasst."

      Auch die zweite Handlungsoption erscheint wenig charmant. Denn wollte Vater Staat den Rentnern auch in 20 Jahren noch ihr wohlverdientes Ruhegehalt auf heutigem Niveau zahlen, müssten die nachfolgenden Generationen einen Großteil ihres letzten Lebensdrittels in der Firma verbringen. Schon 2018 würden Berufstätige dann tatsächlich bis zum 65., im Jahr 2074 gar bis zum 73. Lebensjahr arbeiten.

      Die bereits heute oft nur auf dem Papier existierende Renteneintrittszeit von 65 Jahren wäre demnach in Zukunft die untere Latte des Renteneintrittsalters - darunter ginge nichts. Vorruhe mit 58, oder gar Austritt aus dem Arbeitsleben mit 55 Jahren bei entsprechender Abfindung und anschließender Vorruhestandsregelung, wie heute von Unternehmen und Staat vielfach praktiziert, wären dahin. Vor allem Personalmanager dürften auf die längere Lebensarbeitszeit verstimmt reagieren - zumal die Wirtschaft bereits heute viel Wert auf Jung-Dynamik und aktuelles Know-how legt.

      Die Ängste der Politiker, die Gunst ihrer Wählergemeinde zu verlieren, schürt auch Lösungsvorschlag Nummer drei. Weil sich das deutsche Volk bis 2080 keineswegs aus eigenem Antrieb heraus selbst verjüngen kann, müssten junge Einwanderer ins Land, um die Renten zu sichern. Die benötigte Zahl freilich dürfte jedem Kanzler den Schweiß auf die Stirn treiben: Insgesamt 188 Millionen Menschen müssten bis 2050 nach Deutschland einwandern, um den Anstieg des Altersquotienten zu stoppen. Sogar diese Menschenflut hätte jedoch nur einen vorübergehenden Effekt, weil die jungen Migranten eines Tages selbst vergreisen würden. Als flankierende Maßnahme müsste die Lebendgeburtenrate auf 3,8 Kinder je Frau steigen - sogar in den Entwicklungsländern liegt sie derzeit im Durchschnitt bei lediglich 3,0.

      Die aktuelle Beitragserhöhung sei trotz der erdrückenden Fakten der falsche Weg, sagt Walter: "Wir leben noch in einer demographischen Schönwetterperiode." Tatsächlich dürfte die unaufhaltsame Vergreisung erst ab 2020 auch für Laien erkennbar einsetzen. Bis dahin, rät der Deutsche Bank Chefvolkswirt der Politik, bliebe noch ausreichend Zeit für das Durchforsten des Rentensystems nach veralteten Leistungen.

      So könne beispielsweise die Frühverrentung ebenso wie die nahezu alljährliche Anhebung der Renten gestrichen werden. Auf letzteres zu verzichten indes hieße freilich, für jede Bundesregierung, rund 18 Millionen Wählerstimmen zu riskieren. Doch gravierender als der potenzielle Stimmenverlust sei es, die kommenden Generationen durch Ignorieren der Tatsachen bewusst zu betrügen, meint Walter: "Sie zahlen heute ein und bekommen am Ende nichts."
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 20:00:49
      Beitrag Nr. 141 ()
      Aus der FTD vom 6.11.2002
      IfW-Prognose: Rentenbeitragserhöhung vernichtet Jobs
      Von Birgit Marshall, Berlin

      Die Erhöhung des Rentenbeitragssatzes von 19,1 auf 19,5 Prozent wird im kommenden Jahr 60.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze kosten. Nach der Prognose des Weltwirtschaftsinstituts in Kiel (IfW) werden die positiven Effekte anderer Programme der Regierung so zunichte gemacht.



      "Dabei haben wir die negativen Auswirkungen der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze zur Rentenversicherung noch gar nicht berücksichtigt", sagte IfW-Forscher Harmen Lehment der Financial Times Deutschland. Der Anstieg des Beitragssatzes um 0,4 Prozentpunkte bedeute nach der Rechnung des Instituts eine Erhöhung der Lohnnebenkosten um 0,2 Prozentpunkte.

      Jeder Zehntel Prozentpunkt entspreche einem Negativeffekt am Arbeitsmarkt von etwa 30.000 Stellen, sagte Lehment. Der prognostizierte Verlust von 60.000 Arbeitsplätzen im kommenden Jahr übertreffe sogar noch die positiven Effekte, die die Bundesregierung durch die Einführung des Programms "Kapital für Arbeit" erwarte.


      Dieses "Job-Floater" genannte Programm, bei dem Unternehmen für die Einstellung des Arbeitslosen zinsgünstige Darlehen von bis zu 100.000 Euro erhalten können, soll den Erwartungen der Bundesregierung zufolge im nächsten Jahr etwa 50.000 neue Arbeitsplätze bringen.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 09:10:14
      Beitrag Nr. 142 ()
      STEUERERHÖHUNG

      Private Nutzung von Dienstwagen soll teurer werden

      Ist der Firmenwagen nach Feierabend im Einsatz, so muss er als Teil des Einkommens versteuert werden. Die rot-grüne Koalition plant, die pauschale Abgabe zu erhöhen. Die Steuer kann jedoch auch über ein Fahrtenbuch abgerechnet werden.




      Hamburg - Er gilt als Statussymbol von Geschäftsführern und Managern: der Dienstwagen, der in der Regel einer gehobenen Fahrzeugklasse angehört und auch privat gefahren wird. Doch das Privileg hat seinen Preis: "Ein privat genutzter Dienstwagen ist Bestandteil des Einkommens und muss versteuert werden", erläutert Jerome Krets, Rechtsanwalt in Stuttgart. Nun ist die Besteuerung in die Diskussion gekommen: "Die Pauschale für die private Nutzung von Dienstwagen werden wir von bisher 1 Prozent auf 1,5 Prozent monatlich anheben", heißt es im Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen.
      Geregelt ist diese pauschale Besteuerung im Paragrafen 6 des Einkommensteuergesetzes (EStG), erläutert Rechtsanwalt Michael Thomas vom Deutschen Steuerberaterverband (DStV) in Berlin. Demzufolge wird pro Monat ein Prozent des inländischen Bruttolistenpreises zum Zeitpunkt der Erstzulassung des Fahrzeuges besteuert, zuzüglich eventueller Sonderausstattungen. Hinzu kommen die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, die mit 0,03 Prozent des Listenpreises pro Entfernungskilometer bemessen werden.

      Das bedeutet für den Fahrer eines Fahrzeuges, das neu 30.000 Euro gekostet hat, einen geldwerten Vorteil von monatlich 300 Euro. Bei einem Arbeitsweg von 25 Kilometern kommen noch einmal 0,03 Prozent von 30.000 Euro mal 25 hinzu, also 225 Euro. Versteuert werden müssen somit schon jetzt monatlich 525 Euro - und bei einer Erhöhung der Pauschale auf 1,5 Prozent wären es 675 Euro. "Die Arbeitnehmer werden stärker belastet", so Hans-Joachim Vanscheidt vom Bund der Steuerzahler in Wiesbaden.

      Doch das EStG sieht noch eine andere Methode vor: die Abrechnung über ein Fahrtenbuch. "Das wird jetzt bedeutsamer, ist jedoch sehr aufwendig", so Vanscheidt. Bei dieser Methode werden alle dienstlichen und privaten Fahrten aufgeschrieben. Alle Kosten des Firmenwagens werden erfasst und auf diese Fahrten aufgeteilt. Wenn also diese sich auf rund 10.000 Euro im Jahr belaufen und im Jahr 40.000 Kilometer gefahren werden, liegen die Kosten bei 0,25 Euro pro gefahrenem Kilometer. Bei 20.000 privat gefahrenen Kilometern - einschließlich der Fahrten von der Wohnung zur Arbeitsstätte - muss der Arbeitnehmer 5000 Euro im Jahr versteuern.

      Die Fahrtenbuchmethode kann vorteilhaft sein, wenn der Dienstwagen privat nur wenig genutzt wird: "Das muss jeder individuell für sich durchrechnen", so Rechtsanwalt Thomas. An das Fahrtenbuch werden jedoch hohe Anforderungen gestellt: So müssen Datum, Kilometerstand, Reiseziel und Fahrtroute genau dokumentiert werden. "Die Finanzverwaltungen prüfen sehr streng. Werden Lücken festgestellt, wird gleich das ganze Buch nicht anerkannt", erläutert Thomas. Auch müsse beim Arbeitgeber erst einmal ermittelt werden, mit welchem Betrag der Wagen in Wartung, Abschreibung und Versicherung eigentlich jährlich zu Buche schlägt.

      Ein Wechsel zwischen den Berechnungsweisen ist den Experten zufolge am ehesten zum Jahreswechsel möglich. Dennoch ist es laut Rechtsanwalt Thomas nicht ausgemacht, ob nicht auch die Fahrtenbuchregelung geändert wird - schließlich habe der Gesetzgeber mit der beabsichtigten Erhöhung der Pauschale zunächst nur einen "Hinweis" gegeben, dass sich beim Dienstwagen überhaupt etwas ändere.

      Bislang zeigen sich die Koalitionäre trotz Kritik willens, die Besteuerung wie vorgesehen zu ändern. Noch ist allerdings unklar, wann eine Neuregelung in Kraft tritt. "Zunächst einmal muss ja das Einkommenssteuergesetz geändert werden, das Gesetzgebungsverfahren muss durch Bundestag und Bundesrat", sagt eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums in Berlin.

      Die äußerste Möglichkeit, um der erhöhten Besteuerung zu entgehen, ist der Verzicht auf die private Nutzung des Firmenfahrzeuges. "Ein Dienstwagen, der nicht privat genutzt wird, gilt rechtlich als reines Arbeitsmittel - wie eine Maschine", so Arbeitsrechtler Krets. Der Arbeitnehmer könne natürlich auch sein eigenes Fahrzeug für dienstliche Zwecke einsetzen und sich die Fahrten erstatten lassen, so Rechtsanwalt Thomas. "Das darf dann aber nur ein Aufwandsersatz sein."
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 09:59:47
      Beitrag Nr. 143 ()
      Kassen preschen mit höheren Beiträgen vor
      Von Timo Pache, Berlin

      Zahlreiche Betriebskrankenkassen wollen ihre Beiträge erhöhen, bevor das von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt geplante Verbot in Kraft tritt.






      Der Sprecher des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) Florian Lanz sagte am Dienstag der FTD: "35 bis 40 Kassen haben kurzfristige Beitragserhöhungen beantragt." Auch die Allgemeine Ortskrankenkasse Niedersachsen beantragte am Dienstag beim Sozialministerium in Hannover einen Beitragsaufschlag. Ein Sprecher der niedersächsischen AOK, die rund 2,3 Mio. Menschen versichert, sagte, der Beitragssatz solle von 13,8 auf 14,5 Prozent steigen. Kurz vor der ersten Lesung des Vorschaltgesetzes von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt versuchen die Kassen, durch schnelle Beschlüsse Fakten zu schaffen. Das Gesetz verbietet Beitragserhöhungen ab dem Tag der ersten Lesung, die Mittwochmittag stattfindet. Ausnahmen von dem Verbot sollen nur dann gelten, wenn die Leistungsfähigkeit einer Kasse gefährdet ist.

      Mit den Eilanträgen wird es äußerst unwahrscheinlich, dass Ulla Schmidt ihr Ziel erreichen kann, den durchschnittlichen Beitragssatz auf seinem jetzigen Niveau zu fixieren - trotz ihres Spargesetzes mit einem Volumen von rund 2,85 Mrd. Euro.


      Schneller Haltungswechsel

      Erst am Wochenende hatten die Vorstände zahlreicher Kassen bei einem Krisentreffen kurzfristige Beitragserhöhungen ausgeschlossen und damit Hoffnungen geweckt, die sich jetzt als trügerisch erweisen. Der Vorstandschef des BKK-Bundesverbands, Wolfgang Schmeinck, sagte, er rechne bei den gesetzlichen Kassen 2003 mit einem Anstieg der Beiträge auf 14,2 bis 14,3 Prozent.


      Betriebskrankenkassen bieten häufig die günstigsten Konditionen. Durchschnittlich verlangen die Kassen von ihren Versicherten einen Beitragssatz von 13,1 Prozent. Der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung liegt dagegen bei knapp 14 Prozent.


      Eine Sprecherin des BKK-Landesverbands Baden-Württemberg sagte, allein in ihrem Land wollten 12 bis 15 Kassen ihre Beiträge um durchschnittlich 0,5 Prozentpunkte anheben. Wie viele Versicherte von der Erhöhung bei den Betriebskrankenkassen betroffen sein werden, war am Dienstag nicht zu ermitteln, da die Kassengröße sehr unterschiedlich ist. Allein in Baden-Württemberg sind annähernd drei Millionen Menschen in 45 Betriebskrankenkassen versichert. Bundesweit gibt es 282 Betriebskrankenkassen, die knapp neun Millionen Menschen versichern.


      Der baden-württembergische Sozialminister Friedhelm Repnik sagte am Dienstag, er werde die Anträge genehmigen. "Wir beobachten die Finanzentwicklung der Kassen mit großer Sorge", sagte Repnik. Die Anträge von Kassen, die in höchstens drei Ländern aktiv sind, müssen von den Gesundheits- und Sozialministern der Länder genehmigt werden.


      13 Anträge allein am Dienstag

      Bei Kassen, die in mehr als drei Ländern Mitglieder haben, ist das Bundesversicherungsamt der Sozialversicherung in Bonn zuständig. Dessen Sprecher Theo Eberenz bestätigte am Dienstag, seiner Behörde lägen 23 Kassenanträge vor, die Beiträge anzuheben. Allein am Dienstag seien 13 Anträge eingegangen, sagte Eberenz. "Wir genehmigen, wenn die Vorraussetzungen erfüllt sind", so Eberenz.


      Eberenz deutete an, die Anträge hätten gute Aussichten auf Erfolg und könnten möglicherweise sehr schnell genehmigt werden. Der Sprecher des BKK-Bundesverbands, Florian Lanz, wollte sich dagegen nicht zu den Erfolgsaussichten der Anträge äußern.


      Entwarnung von der AOK

      Abgesehen von der AOK Niedersachsen kam auch vom Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen in Bonn nur eine laue Entwarnung. Der Sprecher des AOK-Bundesverbands, Udo Barske, sagte am Dienstag der FTD, abgesehen von der niedersächsischen Ortskrankenkasse planten derzeit keine anderen AOKen Beitragserhöhungen. "Die Vorstände beraten ganz normal Ende November ihre Kassenlage", sagte Barske.


      Allerdings sei nicht die Kassenlage ausschlaggebend für die aktuelle Ruhe, sondern das Vorschaltgesetz selbst. "Wir gehen davon aus, dass in dem Gesetz genügend Ausnahmen enthalten sind, um die Leistungsfähigkeit der Kassen sicherzustellen", so Barske. Damit deutet sich an, dass weitere Erhöhungen folgen könnten.
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      schrieb am 06.11.02 10:34:09
      Beitrag Nr. 144 ()
      Diätenerhöhung um 5,7 Prozent auch vom SSW abgelehnt

      Kiel (dpa/lno) - Die heftig umstrittenen Pläne für eine Erhöhung der Abgeordnetendiäten im schleswig-holsteinischen Landtag um 5,7 Prozent sind faktisch vom Tisch. Nach CDU, FDP und Grünen lehnte auch der SSW einen Zuwachs in diesem Umfang ab. «In der jetzigen angespannten finanziellen Lage ist eine Diätenerhöhung in der Größenordnung von 5,7 Prozent nicht zu vermitteln - auch nicht vor dem Hintergrund der `Null-Runde` in der Diätenanpassung von 2001», sagte SSW-Fraktionschefin Anke Spoorendonk am Mittwoch.

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      ... tja, Frau SPD-Ministerpräsidentin, das wird dann wohl nix, aber einen Versuch war`s zumindest wert! :D
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      schrieb am 06.11.02 11:47:16
      Beitrag Nr. 145 ()
      Aus der FTD vom 6.11.2002 www.ftd.de/renten
      Koalition löst Abgabenschock aus
      Von Timm Krägenow, Birgit Marschall und Timo Pache, Berlin

      Unternehmen und Arbeitnehmern steht eine weitere deutliche Erhöhung der Sozialabgaben ins Haus. Die Koalition von SPD und Grünen beschloss am Dienstag, den Rentenbeitrag zum Jahreswechsel von 19,1 auf 19,5 Prozent zu erhöhen.



      Bei der Wirtschaft löste dies einen Sturm der Entrüstung aus. Nach Rechnung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) führt die Beitragserhöhung zu einem Abbau von rund 60.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im kommenden Jahr. Hinzu kommt, dass auch viele Krankenkassen ihre Beiträge im Eilverfahren erhöhen wollen. SPD und Grüne hatten ihren Rentenstreit in der Nacht zum Dienstag bei einer Koalitionsrunde im Kanzleramt beigelegt. Dabei gaben die Grünen in allen Punkten nach und steckten damit die erste Schlappe in der neuen Legislaturperiode ein.

      Noch Stunden vor dem Treffen bei Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte Grünen-Parteichef Fritz Kuhn eine Erhöhung der Rentenbeiträge über 19,3 Prozent hinaus abgelehnt. Doch Schröder setzte nicht nur die 19,5 Prozent durch, sondern auch die von den Grünen abgelehnte Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze: Der volle Beitrag zur Renten- und Arbeitslosenversicherung wird künftig bis zu einer Grenze von 5100 Euro (Ost: 4275 Euro) Einkommen erhoben, bisher liegt die Grenze bei 4500 Euro (Ost: 3750 Euro).



      Der "Konjunkturkiller"


      Nach Berechnung der Financial Times Deutschland steigen die Versicherungsbeiträge dadurch für Jahresgehälter von 60.000 Euro um 13,4 Prozent, für Gehälter von 65.000 Euro und mehr sogar um 15,7 Prozent. Diese Arbeitnehmer müssen 810 Euro im Jahr mehr in die Rentenkassen zahlen. Auf Unternehmen mit 1000 Angestellten, deren Gehälter zur Hälfte über der Beitragsbemessungsgrenze liegen, kommen rund 440.000 Euro Mehrbelastung im Jahr zu.


      Handwerkspräsident Dieter Philipp warnte, in jedem Betrieb mit 100 Mitarbeitern koste die Anhebung des Rentenbeitrags auf 19,5 Prozent einen Arbeitsplatz. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels sprach von einem "Konjunkturkiller".


      Das Spitzenpersonal der Grünen versuchte die Niederlage am Dienstag schön zu reden. "Wir haben zwar keinen niedrigeren Beitragssatz bekommen, aber wir haben jetzt einen sehr ambitionierten Zeitplan für eine sehr anspruchsvolle Reform der Sozialsysteme", sagte die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt.


      Die Koalition hatte auch die vom Kanzler geplante Kommission zur Reform der Sozialsysteme beschlossen. "Die Kommission soll sich jetzt ganz konkret mit der Senkung der Lohnnebenkosten, mit der Lebensarbeitszeit und der Evaluierung der privaten Vorsorge beschäftigen. Da ist jetzt ein Knopf drangemacht. Das ist unser Erfolg", sagte Göring-Eckardt: "Es war schwer, der SPD unsere Argumente nahe zu bringen."



      Die Grünen wollten Erhöhungen verschieben


      Die SPD habe beim Rentenbeitrag einen Puffer für den Fall verlangt, dass die wirtschaftliche Situation noch schlechter werde. Die von den Grünen vorgeschlagene Verschiebung der Rentenerhöhung im Juli habe die SPD abgelehnt. In der Bundestagsfraktion der Grünen gab es gestern zahlreiche Gegenstimmen gegen die Renteneinigung. Doch billigten die Grünen wie auch die SPD-Fraktion die Eilgesetze zur Rente, zum Arbeitsmarkt und zur Gesundheit. Sie werden bereits am Donnerstag in erster Lesung im Parlament beraten.


      Im Gesundheitsbereich will Sozialministerin Ulla Schmidt mit einem Vorschaltgesetz 3,4 Mrd. Euro bei Ärzten, Apothekern, Pharmafirmen und den Krankenkassen einsparen. Den Kassen der Gesetzlichen Krankenversicherung soll ab Donnerstag verboten werden, ihre Beitragssätze zu erhöhen. Das wollen Dutzende Kassen nun doch mit Eil-Erhöhungen unterlaufen, sodass auch hier Millionen Versicherte und ihre Arbeitgeber mit Mehrkosten rechnen müssen. So beantragte die viertgrößte Allgemeine Ortskrankenkasse, die AOK Niedersachsen für ihre 2,3 Millionen Mitglieder eine Beitragserhöhung von 13,8 auf 14,5 Prozent. Ähnlich sieht es bei den Betriebskrankenkassen aus: "Zwischen 35 und 40 Kassen werden eine kurzfristige Beitragserhöhung beantragen", sagte Verbandssprecher Florian Lanz.
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      schrieb am 06.11.02 12:20:37
      Beitrag Nr. 146 ()
      Reuters
      Industrie erhält im September 2,5 Prozent weniger Aufträge
      Mittwoch 6. November 2002, 12:06 Uhr






      Berlin, 06. Nov (Reuters) - Die deutsche Industrie hat im September deutlich weniger Bestellungen erhalten als von Analysten erwartet.
      Der Auftragseingang sank im Vergleich zum August nach vorläufigen Daten preis- und saisonbereinigt um 2,5 Prozent, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von nur 0,9 Prozent gerechnet. Für das September-Ergebnis sei jedoch noch mit einer Aufwärtsrevision zu rechnen, teilte das Ministerium weiter mit.

      Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Bestellungen auf Basis von Bundesbank-Daten nach Berechnungen von Reuters um 1,6 Prozent zu. Unbereinigt ergab sich dem BMWA zufolge gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 4,8 Prozent.

      Die Bestelltätigkeit aus dem Ausland nahm dem BMWA zufolge um drei Prozent zum Vormonat ab, nachdem diese im August revidiert um 2,4 Prozent gestiegen war. Aus Deutschland verringerten sich die Aufträge um 2,1 Prozent nach einem Plus von revidiert 0,6 Prozent. In Ostdeutschland gingen die Bestellungen um 8,9 Prozent zurück nach plus 19,3 Prozent im August. Die alten Bundesländer verzeichneten ein Minus von 2,1 Prozent. Die Hersteller von Investitionsgütern erhielten im September 4,3 Prozent weniger Bestellungen, Konsumgüterproduzenten verzeichneten dagegen ein leichtes Plus von 0,2 Prozent.

      Der Auftragseingang der Industrie ist ein wichtiger Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung. Die Daten können aber von Monat zu Monat zum Beispiel wegen Großaufträgen schwanken. Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich August/September zu Juni/Juli zeigt der Auftragseingang nur eine leichte Verringerung um 0,2 Prozent.

      Wegen des Wechsels von Zuständigkeiten in der Bundesregierung wurden die Daten über die Auftragseingänge erstmals vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit veröffentlicht, und nicht mehr vom Bundesfinanzministerium.
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      schrieb am 06.11.02 19:04:15
      Beitrag Nr. 147 ()
      ftd.de, Mi, 6.11.2002, 18:21
      Defizit der Kommunen steigt auf Rekordniveau

      Das Haushaltsdefizit der Kommunen wird in diesem Jahr nach Angaben des Deutschen Städtetages einen neuen Höchststand erreichen. Vor allem die Einnahmen aus der Gewerbesteuer brechen den Städten und Gemeinden weg.


      Der Spitzenverband erwartet 2002 ein Rekorddefizit in Höhe von acht Mrd. Euro. Das ist doppelt so hoch wie 2001 und um 3,1 Mrd. Euro höher als für dieses Jahr zunächst geplant. "Die schwere Finanzkrise verschärft sich in diesem Jahr weiter", sagte die Städtetagspräsidentin und Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) am Mittwoch in Berlin. Die rot-grüne Koalition müsse jetzt ihre Ankündigungen wahrmachen, die Finanzkraft von Städten, Gemeinden und Kreisen zu stärken.

      Roth nannte als Grund für die drastische Ausweitung des Defizits einen neuerlichen Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen. So sei das Aufkommen der wichtigsten kommunalen Steuer in den mittleren und großen Städten nach den ersten drei Quartalen um 11,4 Prozent niedriger gewesen als vor Jahresfrist. 2001 waren die Einnahmen um 16 Prozent gesunken. "Vielen Kommunen steht das Wasser nicht bis zum Hals, sondern weit darüber hinaus", sagte Hannovers Oberbürgermeister und Städtetags-Vizepräsident Herbert Schmalstieg (SPD).



      Roth fordert Sofortmaßnahmen

      Der Hauptausschuss des Städtetages hatte zuvor einstimmig weite Teile der rot-grünen Koalitionsvereinbarungen begrüßt. "Wir bewerten positiv, dass die Koalition sich für den Erhalt der Gewerbesteuer ausgesprochen hat", sagte Roth. Als Sofortmaßnahme forderte sie jedoch, die Verrechnung von Gewinnen und Verlusten zwischen Mutter- und Tochterunternehmen bei der Bemessung der Gewerbesteuer rascher als geplant zu verbieten. Dies sei die Hauptursache für das Wegbrechen der kommunalen Gewerbesteuereinnahmen.


      Roth kritisierte, die Koalition wolle die Erhöhung der Gewerbesteuerumlage nicht zurücknehmen. "Es ist zutiefst ungerecht, dass Bund und Länder den Städten seit fast zwei Jahren einen wachsenden Anteil von der Gewerbesteuer wegnehmen, obwohl das Aufkommen aus dieser Steuer dramatisch gesunken ist." Die Umlage müsse von 30 auf 20 Prozent gesenkt werden. Der Städtetag unterstütze die entsprechende Gesetzesinitiative des Bundesrates. Unterdessen hat auch die CDU/CSU-Fraktion einen Gesetzesentwurf mit demselben Ziel vorgelegt.


      Kritisch äußerte sich der Städtetag auch zu der von Rot-Grün in den Koalitionsverhandlungen vereinbarten verbindlichen Versorgungsquote mit Kinderkrippenplätzen von 20 Prozent. Jede Stadt kenne ihren Bedarf selbst am Besten, sagte Roth. Nach Schätzungen des Städtetages würde es rund 2,4 Mrd. Euro kosten, jedem fünften Kind unter drei Jahren einen Krippenplatz zu garantieren. Die Städte begrüßte dagegen grundsätzlich die im Hartz-Konzept vorgesehene Zusammenlegung der Sozialhilfe und der Arbeitslosenhilfe.
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      schrieb am 07.11.02 11:14:42
      Beitrag Nr. 148 ()
      Donnerstag, 7. November 2002
      Knapp vier Mio ohne Job
      Beschäftigung sinkt weiter

      Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Oktober nur um 12.100 auf 3.929.800 zurückgegangen. Das waren 204.300 mehr als vor einem Jahr, wie die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) am Donnerstag bekannt gab. Die Arbeitslosenquote sank binnen Monatsfrist um 0,1 auf 9,4 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 9 Prozent.

      Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen (Bauwirtschaft, Tourismus), stieg die Zahl der Arbeitslosen nicht nur im Jahresvergleich sondern auch gegenüber September (+22.000) auf 4,119 Millionen.

      BA-Präsident Florian Gerster sagte bei der Bekanntgabe der jüngsten Zahlen, der Rückgang sei allein auf jahreszeitliche Gründe zurückzuführen. Die Beschäftigung sei weiter stark gesunken. Die deutsche Wirtschaft wachse nur sehr schwach. Deshalb komme sie mit immer weniger Personal aus. Ohne das "Job-Aktiv-Gesetz" hätte sich die Lage noch ungünstiger entwickelt.

      In Westdeutschland zählten die Arbeitsämter 2.605.193 Stellenlose; die Quote lag dort nun bei 7,7 Prozent. In Ostdeutschland waren 1.324.561 Menschen ohne Arbeitsplatz; die Quote beträgt dort 16,9 Prozent.
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      schrieb am 07.11.02 12:13:44
      Beitrag Nr. 149 ()
      Für fast jeden wird es spürbar teurer

      Noch ist das Sparpaket der Bundesregierung erst in Umrissen erkennbar. Doch nach ersten Berechnungen des Bundes der Steuerzahler scheint eines bereits festzustehen - es kommt die meisten Bundesbürger teuer zu stehen.


      SPIEGEL ONLINE

      Gutverdiener verlieren bis zu 166 Euro pro Monat: Sparpaket der Bundesregierung


      Berlin - Fast jeder ist im kommenden Jahr betroffen von Ökosteueraufschlag, höheren Sozialversicherungsabgaben oder den Verteuerungen bei jenen Produkten, die künftig der vollen Mehrwertsteuerbelastung unterliegen.
      Am stärksten zur Kasse gebeten werden allein stehende Gutverdiener - sie bezahlen alles in allem bis zu 166 Euro pro Monat. Doch auch eine Familie mit zwei Kindern und einem Einkommen von 5100 Euro hat monatlich gut 163 Euro weniger im Geldbeutel als in diesem Jahr. Eine Vergleichsfamilie mit der Hälfte des Einkommens wird mit 89 Euro belastet.

      Allein die Änderungen bei Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung - höhere Beitragssätze und höhere Bemessungsgrenzen - summieren sich bei Einkommen ab 2500 Euro auf Monatsbeträge von fünf bis 92 Euro. Autofahrer bekommen die Ökosteuer-Anhebung mit der Spritrechnung präsentiert. Wer 140 Liter im Monat tankt, muss knapp fünf Euro mehr berappen.

      Dienstwagen werden ebenfalls teuerer, da für die private Nutzung höhere Pauschalsätze zugrunde gelegt werden: Macht bis zu 62 Euro im Monat. Dass Blumen, Zierpflanzen, Kunstgegenstände und Zahnprothesen künftig voll besteuert werden, schlägt nach Steuerzahlerbund-Berechnung mit fünf Euro bei Singles und dem doppelten Betrag bei Familien zu Buche. Die höhere Erdgassteuer kostet noch einmal 2,35 bis 4,59 Euro extra. Wer eine Schachtel Zigaretten am Tag raucht, wird dafür mit knapp sieben Euro monatlich zusätzlich zur Kasse gebeten.

      Nicht direkt zu spüren und deshalb nicht einzurechnen ist die durch Hochwasserkatastrophe vom Sommer bedingte Verschiebung der Steuerreform um ein Jahr. Die kostet die Bürger 2003 immerhin eine sicher geglaubte Entlastung, von der Haushalte mit einem Kind und Durchschnittseinkommen mit knapp 30 Euro im Monat profitiert hätten.
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      schrieb am 07.11.02 21:18:32
      Beitrag Nr. 150 ()
      KRANKENKASSEN

      Zwei Millionen zahlen mehr

      Mehr als zwanzig Krankenkassen haben noch vor dem Eilgesetz der Bundesregierung die Beiträge angehoben. Bisher sind rund zwei Millionen Zahler von der Erhöhung betroffen, doch es könnten noch mehr werden.



      Berlin - Ein Sprecher des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) sagte, 21 der 270 BKK hätten von den Aufsichtsbehörden die Genehmigung erhalten, rückwirkend zum 1. November höhere Beiträge von ihren Versicherten zu verlangen. Diese Kassen hätten zusammen 438.000 Mitglieder. Auch die AOK Niedersachsen, die allein auf 1,6 Millionen Beitragszahler kommt, erhöht ihren Beitragssatz zum Jahreswechsel auf 14,5 von derzeit 13,8 Prozent.
      Mit ihrem Eilgesetz verbietet die Bundesregierung den Kassen ab Donnerstag für ein Jahr, ihre Beitragssätze zu erhöhen. Die Ausnahmeregeln wurden jedoch auf Druck der Kassen so gestaltet, dass immer noch genug Spielraum für Anhebungen bleibt. In Kassenkreisen wird deshalb damit gerechnet, dass 2003 mehrere AOK-Landesverbände sowie Ersatzkassen ihre Sätze ebenfalls anheben. Unabhängig von dem Vorschaltgesetz haben zehn weitere BKK eine Beitragssatzerhöhung beantragt und von den Behörden genehmigt bekommen. Der durchschnittliche Beitragssatz könnte nach Einschätzung der Kassen von bisher 14 Prozent auf 14,4 Prozent steigen.

      Bei dem für länderübergreifende Krankenkassen zuständige Bundesversicherungsamt (BVA) gingen bis Donnerstag 28 Eilanträge ein. BVA-Sprecher Theo Eberenz sagte gegenüber SPIEGEL ONLINE, dass bis Mittwochabend 19 dieser Anträge genehmigt worden seien. Demnach werden 18 Betriebskrankenkassen und eine Innungskrankenkassen in Zukunft die Beiträge anheben. Bei den übrigen neun Eilanträgen besteht laut Eberenz noch Klärungsbedarf. Insgesamt, so einen Umfrage der "Berliner Zeitung", sind bei Bundes- und Landesbehörden auf Grund des neuen Gesetzes rund 40 Anträge ingereicht worden

      Bundessozialministerin Ulla Schmidt sagte, sie könne die Entwicklung der Beitragssätze nicht abschätzen. Sie rief die Kassen jedoch auf, bei ihrer Finanzplanung die Wirkung des Vorschaltgesetzes zu berücksichtigen, mit dem diese um 3,5 Milliarden Euro entlastet werden sollen.
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      schrieb am 08.11.02 10:35:02
      Beitrag Nr. 151 ()
      Unternehmen forcieren Stellenabbau
      IW-Umfrage: Jede zweite Firma will Belegschaft reduzieren / Zahl der Arbeitslosen auf höchstem Stand in einem Oktober seit fünf Jahren



      BERLIN, 7. November. Der Abbau von Arbeitsplätzen in der deutschen Wirtschaft wird sich im kommenden Jahr verschärfen. Wie aus einer Umfrage des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht, will jede zweite Firma die Zahl ihrer Beschäftigten verringern. Lediglich zehn Prozent der Unternehmen wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Wegen der trüben konjunkturellen Aussichten steigt die Arbeitslosigkeit weiter: Die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg erwartet für 2003 eine durchschnittliche Zahl von "etwas mehr als 4,1 Millionen" Menschen ohne festen Job. Das werden rund 100 000 mehr sein als im laufenden Jahr.
      Der Vorstandschef der Bundesanstalt, Florian Gerster, sagte am Donnerstag, eine Chance für eine Belebung am Arbeitsmarkt sehe er in der zweiten Jahreshälfte 2003. Die Wirtschaft wachse nur schwach, neue Beschäftigung werde nicht aufgebaut.

      Zugleich dämpfte Gerster die Erwartungen an die Reformen der Bundesregierung für den Arbeitsmarkt. Die Umsetzung der Ideen der Hartz-Kommission allein könnte an der schlechten Arbeitsmarktlage nichts ändern: "Eine intensivierte Vermittlung und eine optimierte Arbeitsmarktausgleichspolitik können eine offensive Wachstums- und Beschäftigungspolitik zwar sinnvoll ergänzen, aber niemals ersetzen." Gerster kritisierte außerdem die geplante Erhöhung der Sozialabgaben als Belastung für den Arbeitsmarkt. Der schwächste Herbstaufschwung der letzten Jahre hat zu der höchsten Arbeitslosigkeit in einem Oktober seit 1997 geführt. Im vergangenen Monat waren 3,93 Millionen Frauen und Männer ohne Arbeit, teilte die Bundesanstalt mit. Das sind nur 12 000 weniger als im September, aber 204 000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zuletzt bei 38,7 Millionen, das waren 0,8 Prozent weniger als vor einem Jahr.

      Den Rückgang der Erwerbslosenzahl um knapp 30 000 auf 1,325 Millionen in Ostdeutschland wertete Gerster als Hinweis auf die zunehmende Abwanderung von Erwerbstätigen in die alten Länder. Zudem scheine der Konjunktureinbruch die Ost-Firmen wegen ihrer geringeren internationalen Ausrichtung weniger zu treffen als Betriebe im Westen. Dort stieg die Arbeitslosenzahl seit September um 11 000 auf 2,605 Millionen. Das waren fast 200 000 mehr als vor einem Jahr. Auch in Berlin blieb die Lage angespannt: 287 000 Erwerbslose bedeuten keine Verbesserung binnen Monatsfrist. Wie die Bundesanstalt weiter mitteilte, leisten so genannten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) nur einen geringen Beitrag zur Wiedereingliederung Erwerbsloser in das Arbeitsleben. Lediglich 30 Prozent aller Teilnehmer hätten nach dem Ende der ABM eine reguläre Stelle gefunden.

      Die IW-Umfrage dämpfte erneut die Hoffnung auf einen Aufschwung. Nur rund 31 Prozent der Unternehmen erwarten demnach, dass ihre Produktion im kommenden Jahr steigen wird. Dagegen rechnen rund 26 Prozent damit, dass der Abwärtstrend anhält, sagte IW-Geschäftsführer Rolf Kroker.

      Für die Forscher war überraschend, dass es kaum positive Effekte durch die Beseitigung der Flutschäden gibt. Die Erwartungen im von der Elbeflut schwer betroffenen Land Sachsen seien nicht besser als im übrigen Ostdeutschland, berichtete Kroker. Die schlechteste Stimmung unter den neuen Ländern herrscht in den Brandenburger Unternehmen. Insgesamt ist die Stimmung laut IW in der ostdeutschen Wirtschaft so schlecht wie noch nie seit 1993.

      Insgesamt hat das Institut unmittelbar nach der Bundestagswahl 1 400 Unternehmen befragt. Die Pläne der Bundesregierung zu Steuer- und Abgabenerhöhungen waren zu der Zeit noch nicht bekannt. Wegen der jüngsten Koalitions-Beschlüsse hat das IW seine Wachstumsprognose erneut nach unten korrigiert. Für nächstes Jahr erwartet das Institut jetzt nur noch ein Plus von 1,5 Prozent. Die Steuerbeschlüsse dürften zwischen 0,25 und 0,5 Prozentpunkte Wachstum kosten, sagte Kroker
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      schrieb am 08.11.02 12:06:00
      Beitrag Nr. 152 ()
      Aus der FTD vom 8.11.2002
      2003 drohen Milliardenausfälle
      Von Birgit Marschall, Berlin

      Die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden fallen im nächsten Jahr um rund 16 Mrd. Euro geringer aus als bei der Steuerschätzung im Mai erwartet. Davon gehen Vertreter der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute aus.

      Die Institute hatten zuvor in ihrem Herbstgutachten das Steuerminus für dieses Jahr auf ebenfalls etwa 16 Mrd. Euro beziffert. "Die Mindereinnahmen 2003 dürften sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen", erfuhr die Financial Times Deutschland aus Institutskreisen.

      Die Institute gehören dem "Arbeitskreis Steuerschätzung" der Bundesregierung an, der am nächsten Mittwoch seine neue Prognose für das Steueraufkommen 2002 und 2003 vorlegt. Die Ergebnisse fließen in die Haushaltspläne für 2003 ein. Auch der von Finanzminister Hans Eichel angekündigte Nachtragshaushalt 2002 wird davon beeinflusst.


      Allein der Bund müsste 2003 mit Mindereinnahmen von knapp 7 Mrd. Euro rechnen, sollten die Institute Recht behalten. Die rot-grüne Koalition war in ihren Verhandlungen über das Sparpaket 2003 bislang jedoch von nur 5,2 Mrd. Euro Mindereinnahmen gegenüber der Mai-Schätzung ausgegangen. Der Konsolidierungsbedarf dürfte sich demnach, anders als von Finanzminister Eichel bislang erwartet, für 2003 nochmals um knapp 2 Mrd. Euro erhöhen.
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 15:10:32
      Beitrag Nr. 153 ()
      W I R T S C H A F T

      Kein Geld für Weihnachtsgeschenke







      D ie Bescherung wird bei vielen Bundesbürgern in diesem Jahr bescheidener ausfallen müssen. Rund 57 Prozent gaben nach einer am Freitag veröffentlichten Emnid-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift „Auf einen Blick“ an, weniger Geld für die Weihnachsteinkäufe übrig zu haben. Besonders sparen müssen laut der Umfrage die 40- bis 49-Jährigen. 68 Prozent der Befragten in dieser Gruppe gaben an, weniger im Portmonnee zu haben.

      Lediglich fünf Prozent der 1001 befragten Frauen und Männer erklärten, mehr Geld für Weihnachtsgeschenke erübrigen zu können. Genauso viel Geld wie im Vorjahr haben mit 35 Prozent nur gut ein Drittel zur Verfügung.
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 19:05:27
      Beitrag Nr. 154 ()
      SCHULDEN-AKROBATIK

      Freier Fall ins Steuerloch

      Die Steuerschätzung rückt näher. Bereits jetzt schlagen Länder und Kommunen Alarm. Sie müssen in ihren Etats eine höhere Neuverschuldung einplanen. Experten schätzen die Steuerausfälle auf 45 Milliarden Euro.



      Berlin - Nächste Woche kommt die finanzpolitische Offenbarung. Der Steuerausfall wird von Experten auf rund 18 bis 20 Milliarden Euro in diesem Jahr und etwa 25 Milliarden im nächsten Jahr geschätzt. Die Regierung hat damit immer weniger Gestaltungsspielraum. Nicht nur in die siechenden Renten- und Gesundheits-Systeme müssen Milliarden gepumpt werden, auch die Staatshaushalte gilt es weiter zu sanieren.
      Weil für die laufenden Etats nur noch mit Nachtragshaushalten, nicht aber mit durchgreifenden Sparmaßnahmen reagiert werden kann, sagen Fachleute ein Defizitanteil am Bruttoinlands-Produkt von rund 3,5 Prozent voraus. Damit wäre die magische 3-Prozent-Grenze der EU deutlich überschritten.

      Experten rechnen damit, dass nach den Landtagswahlen von Niedersachsen und Baden-Württemberg Anfang Februar die Mehrwertsteuer erhöht werden könnte. Dies wird auch von Fachleuten der rot-grünen Koalition nicht mehr ausgeschlossen. Vermeiden ließe sich dies nur, wenn sich Bund und Länder auf einschneidende Einsparmaßnahmen verständigen könnten. Dies ist jedoch kaum wahrscheinlich.



      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) rechnet allein für den Bund in diesem Jahr mit Steuerausfällen im "einstelligen Milliardenbereich". Hintergrund seien die schlechte Konjunktur mit einem Wachstum von nur noch 0,5 Prozent in diesem Jahr und gut 4 Millionen Arbeitslosen.

      Die Bundesländer gehen bereits auf Konfrontationskurs mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Der appellierte im Bundesrat an die Länder, den Sanierungspaketen einschließlich der steuerlichen Einschnitte zuzustimmen. Doch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) machte klar, dass die Länder nicht einheitlich mit den Plänen der Regierung mitziehen werden. So werde das vier Milliarden Euro umfassende Steuerpaket mit den abgeschwächten Kürzungsplänen bei der Eigenheimzulage im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat landen.

      Die Bauministerkonferenz der Länder stellte bei ihrer Sitzung in Frankfurt am Main fest, die Spareffekte stünden in keinem Verhältnis zu den negativen Folgen für die Bauwirtschaft und die Arbeitsplätze. Niedersachsens Ministerpräsident und Wahlkämpfer Sigmar Gabriel (SPD) erklärte: "Wir werden spätestens im Bundesrat nachbessern müssen."

      Derweil berieten SPD-Finanzexperten aus Bund und Ländern in Berlin erneut darüber, wie das Steuerpaket letztlich aussehen soll. Wie zu erfahren war, soll es Mitte nächster Woche festgezurrt und am 20. November mit dem Etatentwurf 2003 und dem Nachtragshaushalt 2002 vom Kabinett verabschiedet werden.

      Streit gibt es mit dem Bundesfinanzministerium noch über die Ausgestaltung der Ertrags- und Kursgewinnbesteuerung bei Aktien und Fonds. Wie es hieß, wird fest mit einer Entschärfung der von Eichel geplanten Besteuerung gerechnet. Zudem wird nach "erfolgreichem Druck" der Automobilbranche auf den Bundeskanzler erwartet, dass die schärfere Besteuerung privat genutzter Dienstwagen unterbleibt.

      Schröder selbst forderte eine "gerechtere Besteuerung" durch Einschränkung von Verlustverrechnungsmöglichkeiten. "Auch internationale tätige Unternehmen müssen ihren Beitrag für unser Gemeinwesen leisten", sagte der Kanzler. Bisher ist aus den Sparpaketen eine in den Einzeletats zu schließende Lücke von einer Milliarde Euro geblieben. Eichel lehnte eine Mehrwertsteuer-Erhöhung ab.

      Die meisten Länder rechnen damit, ihre Nachtragshaushalte für 2002 mit höheren Schulden zu beschließen. "Das wird ein Heulen und ein Zähneklappern geben", sagt der Mainzer Finanzminister Gernot Mittler (SPD) zur Steuerschätzung. Sein Stuttgarter Amtskollege Gerhard Stratthaus (CDU) erwartet für die kommenden beiden Jahre Kürzungen in seinem Land von insgesamt 1,17 Milliarden Euro. "Unsere Zahlen lassen nichts Gutes erwarten", sagte auch Niedersachsens Finanzminister Heinrich Aller (SPD). Nicht besser sieht es im Osten aus: Auch in den neuen Ländern und in den Stadtstaaten liegen die Steuerausfälle deutlich über den Prognosen.
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      schrieb am 09.11.02 17:51:30
      Beitrag Nr. 155 ()
      SPARPAKET

      Ausländische Konzerne drohen Rot-Grün mit drastischem Arbeitsplatzabbau




      Berlin - Amerikanische und britische Pharmariesen wie Merck, GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer, die in Deutschland tätig sind, fühlen sich von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt verschaukelt und drohen mit drastischem Arbeitsplatzabbau.
      Thomas Werner, Deutschland-Chef von GSK, schließt sogar betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland nicht aus, falls Schmidts Sparprogramm umgesetzt wird. Die Unternehmen, allesamt vornehmlich mit patentgeschützten, teuren Medikamenten auf dem deutschen Markt, rechnen vor, dass die forschende Arzneimittelindustrie über einen geplanten sechsprozentigen Zwangsrabatt im nächsten Jahr 420 Millionen Euro oder 15 Prozent der angepeilten Einsparsumme beitragen soll, obwohl die gesetzliche Krankenversicherung für patentierte Arzneimittel nur gut dreieinhalb Prozent ihres Gesamtbudgets ausgibt.

      Überhaupt müsse er sich fragen, so Stefan Oschmann, Deutschland-Chef bei Merck, ob sich in einem Land, in dem Minister wortbrüchig würden, neue Investitionen noch lohnten. In einem Ablasshandel hatte Ulla Schmidt erst Anfang des Jahres 205 Millionen Euro Sonderleistung von der forschenden Pharmaindustrie kassiert und dafür fest zugesagt, im Jahre 2003 nicht in die Preisgestaltung patentgeschützter Medikamente einzugreifen.
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      schrieb am 13.11.02 12:40:09
      Beitrag Nr. 156 ()
      Neuer Kassen-Schock
      Jetzt langen auch die Großen zu!

      Wir werden immer weiter geschröpft. Der neue Schock: Auch die großen Krankenkassen langen ab Januar 2003 kräftig zu. Kurz bevor das das rot-grüne „Notgesetz“ zur Einfrierung der Beiträge greift, gehen die Barmer Ersatzkasse und die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) nochmal in die Vollen. Das berichtet die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“.




      Experten gehen davon aus, dass die beiden Versicherer (haben zusammen mehr als 15 Millionen Mitgliedern) ihre Beiträge um 0,5 Prozentpunkte auf 15 Prozent erhöhen. Damit lägen Barmer und DAK einen Prozentpunkt über dem bisherigen Durchschnittssatz von 14 Prozent.

      Für einen Arbeitnehmer mit einem Brutto-Einkommen von 2500 Euro im Monat bedeutet das: Er muss im Jahr 150 Euro mehr zahlen als bisher.

      Noch schlimmer trifft es die Mitglieder der AOK-Berlin. Wie der „stern“ berichtet, muss die Hauptstadtkasse ihren Beitragssatz auf die Rekordmarke von 15,5 Prozent katapultieren. Sonst stellen die Schwesterkassen ihre Unterstützungszahlungen ein.

      Hintergrund: Die Kassen sind nach dem Risikostrukturausgleich dazu verpflichtet, Zuschüsse an Versicherungen mit eher teueren Mitgliedern (ältere Menschen, kinderreiche Familien) zu zahlen. Die Berliner AOK ist mit einem Rentneranteil von 50 Prozent chronisch verschuldet.
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      schrieb am 13.11.02 15:06:17
      Beitrag Nr. 157 ()
      ftd.de, Mi, 13.11.2002, 11:55, aktualisiert: Mi, 13.11.2002, 14:16
      Sachverständige sehen schwarz für deutsche Konjunktur

      Die fünf Wirtschaftweisen rechnen auch für das kommende Jahr nicht mit einer durchgreifenden Belebung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes. Das deutsche Haushaltsdefizit wird nach Einschätzung der EU-Kommission im nächsten Jahr bei 3,1 Prozent liegen und damit erneut gegen den Stabilitätspakt verstoßen.

      Der Sachverständigenrat der "Fünf Weisen" geht für 2003 nur noch von 1,0 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland aus. Dies ergibt sich aus dem Jahresgutachten 2002/2003, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Die Bundesregierung hält unverändert an ihrer Prognose von 1,5 Prozent Wachstum fest. Die Prognose für 2003 "steht auf tönernen Füßen", erklärten die Wirtschaftsweisen. Die Binnenkonjunktur sei weiterhin zu schwach, um das Wachstum zu beflügeln. Die rot-grünen Steuer- und Abgabenerhöhungen verunsicherten die Konsumenten.

      Der Rat verwies auf erhebliche Konjunkturrisiken, die die Lage noch verschlechtern könnten. Er nannte insbesondere Konflikte im Nahen Osten. Ein eventueller Krieg in Irak sei nicht bei der Vorhersage berücksichtigt worden. Die Bundesregierung erklärte, sie werde ihre Vorhersage dennoch nicht reduzieren.


      "Die unzureichende Wachstumsdynamik in Deutschland ist weniger ein konjunkturelles Phänomen, sie ist vor allem strukturell bedingt", hieß es. Die Ursachen lägen in den unzureichenden Rahmenbedingungen auf den verschiedenen Märkten, wie etwa dem Arbeitsmarkt, im System der Sozialen Sicherung und dem Steuersystem sowie in falschen Weichenstellungen im Gefolge der deutschen Wiedervereinigung.



      Haushaltspolitik kritisiert


      Der Sachverständigenrat kritisierte die Haushalts- und Finanzpolitik der Bundesregierung. Die öffentlichen Haushalte seien in diesem Jahr "aus dem Ruder" gelaufen, hieß es. Die Konsolidierungsanstrengungen der Vergangenheit hätten nicht ausgereicht, um in einem ungünstigen konjunkturellen Umfeld im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspakts über genügend finanzpolitischen Spielraum zu verfügen.


      Die Gutachter fürchten, dass Deutschland auch kommendes Jahr die Euro-Stabilitätskriterien nicht schafft. Wenn Bund, Länder und Kommunen nicht entschlossen sparten, sei 2003 ein Staatsdefizit von 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Die Euro-Vorgaben erlauben höchstens drei Prozent. Nur bei vollständiger Umsetzung des rot-grünen Sparpakets wären 2,7 Prozent möglich. 2002 werde das Staatsdefizit 3,7 Prozent betragen. Ziel müsse bleiben, 2006 einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorzulegen. Der Rat sprach sich dafür aus, den Euro-Stabilitätspakt nicht zu verändern.



      Neuverschuldung steigt drastisch


      Die Wirtschaftsweisen gehen davon aus, dass die Neuverschuldung des Bundes 2002 auf etwa 35,5 Mrd. Euro steigt, geplant sind 21,1 Mrd. Euro. Wahrscheinlich würden mehrere Bundesländer verfassungswidrige Haushalte aufweisen. Das ist der Fall, wenn die Neuverschuldung unter den Investitionen liegt.



      Schröder weist Kritik zurück


      Bundeskanzler Gerhard Schröder bezeichnete die Kritik der Gutachter an seiner Politik als "nur zum Teil berechtigt". Er glaube, dass es Rot-Grün gelinge, die Balance zwischen Wachstumsanreizen und der Stabilisierung der Einnahmen zu halten. Die Opposition sah durch das Gutachten ihre Kritik an der Regierung bestätigt, sie ruiniere das Land.


      Angesichts der schlechten Wachstumszahlen aus dem Gutachten der fünf Wirtschaftsweisen und den zu erwartenden milliardenschweren Steuerausfällen hat Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die Notwendigkeit seines Konsolidierungskurses unterstrichen. "Wir stehen vor einer großen Herausforderung für die Finanzpolitik", hieß es in einer Mitteilung des Finanzministeriums. An der Fortsetzung der Haushaltskonsolidierung führe kein Weg vorbei. Sie sei unabdingbar, um das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts im Jahr 2006 zu erreichen.



      Defizitverfahren gegen Deutschland wird eingeleitet


      Die EU-Kommission rechnet für 2002 mit einer deutschen Neuverschuldung von 3,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Herbstprognose hervor. Bei den Diskussionen der Finanzminister des Euroraums in der vergangenen Woche war nach nicht-offiziellen Angaben von 3,7 Prozent vom BIP (2002) und 3,2 Prozent (2003) für Deutschland die Rede gewesen.


      "Auf Grundlage dieser Daten wird die Kommission das Verfahren wegen übermäßigen Defizits nach Artikel 104 des Vertrages gegen Deutschland eröffnen", sagte EU-Kommissar Pedro Solbes. Am 19. November solle die Kommission einen Bericht über die deutsche Haushaltslage diskutieren. Die Kommission werde zudem ein Frühwarnverfahren gegen Frankreich einleiten, weil dessen Defizit gefährdet sei, ebenfalls die Drei-Prozent-Grenze zu überschreiten.


      Eichel legt am Mittwoch zudem die Ergebnisse der Steuerschätzung vor. Wegen massiver Steuermindereinnahmen wollten die Sachverständigen der Regierung in ihrem Gutachten ein 20-Punkte-Programm vorlegen, mit dem die Wachstumskräfte nachhaltig gestärkt und die hohe Arbeitslosigkeit überwunden werden sollte.
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      schrieb am 13.11.02 15:28:49
      Beitrag Nr. 158 ()
      STAATSDEFIZIT

      EU eröffnet Verfahren gegen Deutschland

      Nach der Herbstprognose der EU wird Deutschland auch im nächsten Jahr das Defizitkriterium verfehlen. Finanzkommissar Pedro Solbes kündigte an, ein Verfahren einzuleiten.




      Brüssel - Nach Einschätzung der EU-Kommission wird das Defizit in Deutschland 2003 bei 3,1 Prozent liegen und damit erneut gegen den Stabilitätspakt verstoßen. Für 2002 rechnet die Brüsseler Behörde mit einer deutschen Neuverschuldung von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sagte Solbes am Mittwoch.
      "Auf Grundlage dieser Daten wird die Kommission das Verfahren wegen übermäßigen Defizits nach Artikel 104 des Vertrages eröffnen", so der Finanzkommissar. Am 19. November solle die Kommission einen Bericht über die deutsche Haushaltslage diskutieren. Die Kommission werde zudem ein Frühwarnverfahren gegen Frankreich einleiten, weil auch in diesem Haushalt die Gefahr bestehe, dass die Drei-Prozent-Grenze nicht eingehalten wird.

      Bei einem Defizitverfahren drohen in letzter Konsequenz hohe Geldbußen von bis zu 0,5 Prozent des BIP - im Falle Deutschlandes wären dies bis zu zehn Milliarden Euro.

      Brüssel sagt für Deutschland ein Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr von 1,4 Prozent vorher nach nur 0,4 Prozent im laufenden Jahr. Euroland mit den zwölf Ländern der Gemeinschaftswährung soll 2003 ein Wachstum von 1,8 Prozent nach 0,8 Prozent im laufenden Jahr erreichen.

      Außer Deutschland haben in Euroland auch Frankreich, Italien und Portugal erhebliche Probleme mit der Neuverschuldung. Paris kommt nach Schätzung der Kommission im kommenden Jahr auf ein Haushaltsdefizit von 2,9 Prozent vom BIP nach 2,7 Prozent im laufenden Jahr.

      Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte schon zuvor eingeräumt, dass die Bundesregierung die Drei-Prozent-Marke in diesem Jahr nicht halten könne. Allerdings hofft der Minister noch darauf, das Defizit 2003 wieder unter die Drei-Prozent-Marke zu drücken. Für 2004 rechnet die EU-Kommission mit einer Neuverschuldung im Bundeshaushalt von nur noch 2,3 Prozent.
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      schrieb am 13.11.02 15:58:02
      Beitrag Nr. 159 ()
      ftd.de, Mi, 13.11.2002, 11:35, aktualisiert: Mi, 13.11.2002, 14:09
      Arbeitkreis Steuerschätzung rechnet mit 37 Mrd. Euro weniger Steuern

      Die schwache Konjunktur führt nach den Ergebnissen der Steuerschätzung 2002 und 2003 zu enormen Steuerausfällen. Angesichts der schwierigen finanziellen Lage der öffentlichen Haushalte plant die Bundesregierung offenbar ein weiteres Sparpaket.



      Harte Zeiten für Finanzminister Hans Eichel.


      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat die Steuermindereinnahmen für 2002 und 2003 von insgesamt 31,4 Mrd. Euro mit der derzeitigen Wachstumsschwäche erklärt. Der Arbeitskreis Steuerschätzungen geht jeodch von Ausfällen in Höhe von 37 Mrd. Euro aus, wie die Nachrichtenagentir dpa aus Kreisen erfuhr. Rechnet man den Steuereingang durch die Änderung gesetzlich noch nicht beschlossener Steuerrechtsänderungen dagegen, verringern sich die Ausfälle für die beiden Jahre 2002 und 2003 auf rund 31 Mrd. Euro. Allerdings konnten diese Änderungen in den laufenden Planungen der Haushalte im Gegensatz zu den konjunkturbedingten Mindereinnahmen bereits berücksichtigt werden.

      Weil die Konjunktur nicht wie erwartet angezogen sei, hätten die Ansätze gegenüber der Steuerschätzung im Mai deutlich nach unten korrigiert werden, sagte Eichel am Mittwoch in Berlin. Für das Jahr 2002 sei für Bund, Länder und Gemeinden mit Mindereinnahmen von 15,4 Mrd. Euro zu rechnen, für das Jahr 2003 mit Mindereinnahmen von 16 Mrd. Euro. Die Einnahmen würden nach dem Urteil der Steuerschätzer im laufenden Jahr bei 439,4 Mrd. Euro und im kommenden Jahr bei 458,5 Mrd. Euro liegen.




      Nach Eichels Aussagen habe die unbefriedigende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Spuren bei der Lohnsteuer hinterlassen. Das Aufkommen aus der Umsatzsteuer leide unter der andauernden Konsumzurückhaltung der Verbraucher. Auch die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer seien nach wie vor deutlich schwächer als erwartet. Das liege jedoch nicht an der Steuerreform: "Die geringen Körperschaftsteuereinnahmen in diesem Jahren haben ihre Ursache vielmehr in der schlechten Gewinnentwicklung der Jahre 2000 und 2001."





      Nachbesserungen am Nachtragshaushalt nötig


      Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Wilhelm Schmidt, sagte am Mittwoch in Berlin auf die Frage nach der Konsequenz aus den Ergebnissen der aktuellen Steuerschätzung: "Wir richten uns darauf ein, dass das, was wir jetzt tun, nicht ausreichen wird." Bei der Aufstellung des Nachtragshaushalts für 2002 und des Haushalts für 2003 werde es "entsprechende Reaktionen" geben. Für Bund, Länder und Gemeinden werde es schwierig sein, die finanziellen Probleme zu bewältigen: "Es wird keine leichte Zeit."


      Für das kommende Jahr hatten SPD und Grüne in den Koalitionsverhandlungen unter anderem durch Streichung von Steuersubventionen Einsparungen in Höhe von 14,4 Mrd. Euro vereinbart. Allerdings waren in den vergangenen Wochen mehrere Punkte der Spar- und Steuerliste verändert worden. Dadurch dürften die zu erwarteten Mehreinnahmen des Staates um mindestens eine Mrd. Euro niedriger sein als ursprünglich von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) kalkuliert.



      Geringeres Wirtschaftswachstum


      Nach dem ebenfalls am Mittwoch vorgelegten Sachverständigengutachten wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur um 0,2 Prozent und 2003 nur um ein Prozent wachsen, was sich negativ auf die Staatseinnahmen auswirkt. Daher fordern die so genannten fünf Wirtschaftsweisen, die Regierung müsse die Konsolidierung noch konsequenter als bislang fortführen, ergänzend aber mit Umschichtungen Spielräume für öffentliche Investitionen schaffen. Unzureichende Konsolidierungsanstrengungen der Vergangenheit seien für die angespannte Haushaltslage verantwortlich.



      Zum FTD-Artikel: Sachverständige sehen schwarz für deutsche Konjunktur

      Der haushaltspolitische Sprecher der Union, Dietrich Austermann, hat angesichts der Haushaltskrise den Rücktritt von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) gefordert. "Herr Eichel wusste genau, was auf ihn zukommt, und deswegen sage ich, er müsste eigentlich seinen Hut nehmen, weil er das Land in diese Entwicklung getrieben hat", sagte Austermann am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin.


      Der jetzige Koalitionsvertrag führe zu mehr Dirigismus in der Wirtschaft und zu einer Dämpfung des Wachstums, sagte Austermann. Um mehr Wachstum zu erreichen, müssten unter anderem endlich die Konjunktur angekurbelt, die Ausgaben beim Staatskonsum beschnitten und eine weitere Erhöhung der Energiekosten verhindert werden.
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 19:27:42
      Beitrag Nr. 160 ()
      >>Die Ursachen lägen in den unzureichenden Rahmenbedingungen auf den verschiedenen Märkten, wie etwa dem Arbeitsmarkt, im System der Sozialen Sicherung <<

      ...glaubt ihr etwa diesen unsinn. wie sind denn die arbeitsmarktbedingungen in den usa und läuft bei denen vielleicht etwas ? rahmenbedingungen ganz im sinne der unternehmer, sozialsysteme kann man vergessen, leiharbeit ist stark ausgeprägt, und niedriglöhne ohne ende und trotzdem kommt deren wirtschaft nicht mehr in gang und der konsum ist auch eingebrochen. und warum? es liegt ganz allein an der hohen verschuldungsrate der firmen und der privathaushalte. dies allein ist der alleinige grund, dass unsere wirtschaft krankt und arbeitsplätze verschwinden.

      die telekom hat einen schuldenberg von über 60 milliarden euro, was glaubt ihr, was da an zinsleistungen fällig werden an deren geldgeber, was auf kosten von arbeitsplätze geht und niedrigen löhnen. die anderen firmen stehen nicht besser da. alles andere ist ein ablenkungsmanöver. unsere firmen ersticken an ihren schulden. bei den privathaushalten sieht es nicht besser aus. jeder kredit ist mit hohen zinsen belastet, was an kaufkraft fehlt.

      das beste beispiel ist doch die usa, die doch auch nicht mehr auf die füsse kommt, trotz besererer bedingungen für die firmen. also was soll das ganze ???

      da die meisten in deutschland nicht den durchblick haben, kann die politik ihnen dies schön verkaufen, einreden, so, als seien sie selber schuld, weil sie ja nicht zu niedrigen löhnen arbeiten wollen, obwohl dies das problem nicht lösen würde, denn die zinsen steigen unaufhörlich durch den zinseszins was dazu führt, dass den unternehmen immer weniger an gewinne bleibt und deshalb die arbeitsplätze gefährdet, was zu steigender arbeitslosigkeit führt.
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      schrieb am 13.11.02 21:28:26
      Beitrag Nr. 161 ()
      Ganz schön fleissig Charlie! Auch besorgt ?

      Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient:

      Ja, Deutschland ist der einzige westliche, noch kapitalistische Staat, der sich selbst begeistert verarmt.
      4 Jahre dilettantische Regierungsarbeit haben ihren Preis, das muss man sich was kosten lassen, denn auch ein Abstiegsplatz aus der ersten Liga will erkämpft sein; z.B. mit den schönen Erfolge der Rot/Grünen Nachhaltigkeitsexperten:
      - diplomatische Meisterleistung: 1999 und 2002 von Chirac über den Tisch gezogen, Agrarpreisverpflichtungen bis 2013;
      - als letzter Verbündeter, dem man auch Tschetchenien verzeiht, bleibt der ex-KGB Mann Putin: wahrscheinlich hat er seinem Freund Gerhard gerade mitgeteilt, dass er Russlands Schulden 2003 nicht bezahlen wird;
      - im Schulterschluss mit den Gewerkschaften werden die letzten Creativen/Aktiven/Initiativen abgewürgt und zusätzliche administrative Hürden für mehr Verwaltung geschaffen, à la Hartz: wir verwalten die Arbeitslosigkeit jetzt viel effektiver; à la Neid- (Spekulations)steuer: wir handeln agil und flexibel im 5-10 Jahresrythmus;
      - die Amerikaner unnötig und ungefragt auf lange Zeit verprellt ? Na dann schicken wir ein paar Leute mehr ins schöne Afghanistan (dear Rumsfeld, du darfst mich Strucki nennen, aber ich bekomme gerade meinen Etat weiter gekürzt,...) ; noch ne diplomat. Meisterleistung: Einfluss auf Null gebracht!
      - ...

      Wunderschöne Erpressung der CDU: stimmt ihr nicht im Bundesrat für unseren Sch..... erhöhen wir die MWSt um 2% und i h r seid schuld !!!

      Wie hiess es in einer englischen Zeitung: schlimm ist nicht, dass Deutschland einen neuen Ludwig Erhard braucht, schlimm ist, dass sie es noch nicht einmal bemerken.

      Kostolany sagte einmal, ein Staat kann sozialistisch werden, ohne das es wirklich jemand gewollt hat (in D. wollen es offensichtlich aber einige).

      Im Ausland lacht es sich besser, jetzt auch über Deutschland !!!
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 10:59:28
      Beitrag Nr. 162 ()
      Aus der FTD vom 15.11.2002
      Finanznot treibt Länder in die Verschuldung
      Von Jens Tartler, Berlin

      Als Folge der jetzt bekannt gewordenen Steuerausfälle wird Deutschland die Maastricht-Kriterien noch stärker verletzen als bisher bekannt. Wegen der Einnahmeausfälle müssten viele Bundesländer ihre Neuverschuldung deutlich ausweiten, sagte Viktor Steiner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung der FTD.

      Das hätten die Europäische Kommission, die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute und der Sachverständigenrat noch nicht berücksichtigt. Deutschland überschreitet 2002 die Defizitgrenze von 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich.

      Die Länder und mehr noch die Kommunen sind Steiner zufolge von Steuerausfällen stark betroffen. Die Gemeinden seien in ihren Verschuldungsmöglichkeiten aber rechtlich sehr eingeschränkt. Die Länder dagegen hätten sich zwar im nationalen Stabilitätspakt auf Schuldenbegrenzung verpflichtet - doch ohne Sanktionsmöglichkeiten. Daher erhöhten sie jetzt ihre Neuverschuldung, sagte Steiner. "Das schlägt beim Maastricht-Kriterium zu Buche."


      Am Donnerstag wurde den Ländern mitgeteilt, mit welchen Steuerausfällen sie jeweils rechnen müssen. Das für die so genannte Regionalisierung der Steuerschätzung zuständige baden-württembergische Finanzministerium gibt die Ergebnisse nicht zentral bekannt, weil jedes Land noch die Möglichkeit zur Korrektur haben soll.



      Niedersachsen macht höhere Schulden


      Insgesamt müssen die Länder gegenüber der Mai-Schätzung ein Minus von 6,4 Mrd. Euro in diesem Jahr und von 6,8 Mrd. Euro im kommenden Jahr verkraften.


      Als Reaktion kündigte Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel am Donnerstag an, die Nettokreditaufnahme in diesem Jahr um 1,6 Mrd. Euro und 2003 um 1,35 Mrd. Euro auszuweiten. Damit würden die eigenfinanzierten Investitionen um 1,55 Mrd. Euro im laufenden Jahr und 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2003 überschritten. Gabriel begründete dies damit, dass Bundesfinanzminister Hans Eichel eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts festgestellt habe, was auch für Niedersachsen gelte. Nur im Falle einer solchen Störung erlaubt das Grundgesetz, dass die Schulden die Investitionen übersteigen.


      Gabriel sagte, seine Regierung wolle bis Ende 2006 Einsparungen etwa durch Kürzungen bei Personalkosten und Entlastungen aus dem Verkauf von Beteiligungen in Höhe von insgesamt 470 Mio. Euro erreichen.



      Ausgabesperre in Bayern


      Die finanzstarken Länder Baden-Württemberg und Bayern müssen 2002 und 2003 durch die Steuerschätzung auf jeweils rund 1 Mrd. Euro verzichten. "Das Ausmaß der Steuerausfälle ist in der Geschichte Baden-Württembergs bisher einmalig", sagte am Donnerstag der Stuttgarter Finanzminister Gerhard Stratthaus. Trotz Einsparungen ließen sich die Steuerausfälle im Jahr 2002 nicht mehr auffangen. Ein Fehlbetrag von "mehreren 100 Mio. Euro" müsse in den nächsten zwei Jahren ausgeglichen werden. Eine Haushaltsstrukturkommission müsse für 2003 Einsparvorschläge in Höhe von 300 Mio. Euro entwickeln. Stratthaus’ Sprecherin nannte beispielhaft die Schließung von Ämtern, die Zusammenlegung von Gerichten, Personalabbau und Leistungskürzungen.


      Der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser will durch eine Ausgabensperre gewährleisten, dass der Haushalt 2002 eingehalten wird. Die Neuverschuldung von 468 Mio. Euro soll nicht steigen. Für 2003 wollte er sich noch nicht festlegen. Der rheinland-pfälzische Finanzminister Gernot Mittler gab am Donnerstag zwar bekannt, dass im Doppelhaushalt 2002/2003 nunmehr 1,2 Mrd. Euro fehlten. Über die Neuverschuldung wollte der SPD-Politiker noch nichts sagen. Er kündigte aber tiefe Einschnitte an.


      Christdemokraten wie der Baden-Württemberger Stratthaus machten vor allem die rot-grüne Wirtschafts- und Finanzpolitik für die Steuereinbußen verantwortlich. Sozialdemokraten wie Mittler und der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin wiesen dagegen darauf hin, dass die Steuerquote mit 20,8 Prozent so niedrig liege wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.


      Sarrazin, der mit Berlin ohnehin einen Sanierungsfall verwaltet, muss 2002 und 2003 eine Lücke von insgesamt mehr als 1,1 Mrd. Euro schließen.


      Die relativ wohlhabenden westdeutschen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen konnten am Donnerstag noch keine Zahlen nennen. Wiesbaden meldete aber schon vorab, eine "drastische Verschlechterung" sei absehbar.



      Sachsen-Anhalt schert aus


      Im Osten sieht es nicht besser aus. Im Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern hieß es: "Zum Sparen haben wir nichts mehr. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als in die Krediterhöhung zu gehen."


      Nur ein Finanzminister schwimmt gegen den Strom: Der Freidemokrat Karl-Heinz Paqué will 2003 die Nettokreditaufnahme in Sachsen-Anhalt von jetzt über 1,5 Mrd. Euro halbieren. Selbst bei der Kinderbetreuung will er kürzen.


      In dieser finanziellen Situation sehen sich Bund, Länder und Gemeinden zum Beginn der Tarifverhandlungen am Freitag für den öffentlichen Dienst einer Gewerkschaftsforderung von "deutlich über drei Prozent" gegenüber. Außerdem will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bis 2007 eine Lohnangleichung in Ost und West durchsetzen.


      Verdi-Chef Frank Bsirske sagte am Donnerstag: "Unsere Forderung ist ernst gemeint, deshalb erwarten wir von den Arbeitgebern schon ein Angebot in der ersten Runde." Von den Arbeitgebern war jedoch zu hören, dass dies "sehr unwahrscheinlich" sei.









      Niedersachsen Die Regierung Gabriel fängt die Steuerausfälle nicht durch Einsparungen auf, sondern geht in die Neuverschuldung. Vor der Landtagswahl lege man "die Karten auf den Tisch".


      Baden-Württemberg Das frühere Musterland musste bereits nach der Steuerschätzung im Mai eine Haushaltssperre erlassen. In den nächsten zwei Tagen werden weitere Millionen gesucht.


      Bayern Die Regierung Stoiber kann seit Jahren die besten Haushaltskennziffern vorweisen. Deshalb ist es ihr Ehrgeiz, auch 2002 keinen Nachtragsetat mit höheren Schulden vorzulegen.


      Mecklenburg-Vorpommern Das Land ist arm. Trotzdem liegen die Investitionen immer noch deutlich über der Neuverschuldung - was nicht jedes West-Land von sich behaupten kann.


      Sachsen-Anhalt Die CDU/FDP-Regierung will trotz aller Probleme die Nettoneuverschuldung bis 2006 auf null zurückfahren. Das Land hat das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland.


      Rheinland-Pfalz Finanzminister Gernot Mittler hat durchgreifende Kürzungen angekündigt: "Ich kann nur jedem raten, sich schon jetzt von Luftschlössern aller Art zu verabschieden."


      Berlin Finanzsenator Thilo Sarrazin braucht für 2003 einen Nachtragsetat. Bis zu dessen Verabschiedung gilt eine komplette Haushaltssperre. Außerdem streicht Sarrazin weitere Ausgaben.


      Brandenburg Das Land hatte bereits im Oktober einen Nachtragshaushalt für 2002 beschlossen. Damit sollen die Steuerausfälle zumindest für dieses Jahr aufgefangen werden.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 15.11.02 14:26:04
      Beitrag Nr. 163 ()
      ftd.de, Fr, 15.11.2002, 12:36
      Öffentliche Arbeitgeber drohen mit Stellenabbau

      Vor den ersten Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst haben die Beteiligten erneut ihre Positionen bestärkt. Verdi fordert Tariferhöhungen, der Beamtenbund droht mit Demonstrationen und die Arbeitgeber warnen vor überzogenen Abschlüssen.

      Mit verhärteten Fronten sind Arbeitgeber und Gewerkschaften zur ersten Verhandlungsrunde für die rund drei Millionen Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst nach Stuttgart gereist. Der Vorsitzende der Dienstleistungsgesellschaft Verdi, Frank Bsirske, bekräftigte vor den Gesprächen, die Freitagnachmittag beginnen, seine Position. Er fordere eine Anhebung der Löhne und Gehälter bei Bund, Ländern und Gemeinden um mehr als drei Prozent. Zudem sollen die Einkommen der Beschäftigten in Ostdeutschland spätestens bis zum Jahr 2007 auf Westniveau angehoben werden.

      Bundesinnenminister Otto Schily verwies - federführend für die Arbeitgeber - dagegen auf die angespannte Finanzlage und warnte vor überhöhten Lohnvorstellungen sowie vor einem Abbau von Arbeitsplätzen. Der Verhandlungsführer der Kommunen, Bochums Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber, schloss ebenfalls im Falle unangemessener Tariferhöhungen einen Stellenabbau und Einschränkungen der kommunalen Leistungen nicht aus. Bei der derzeitigen dramatischen Finanzlage sei eine Lohnpause für die Arbeitnehmer angemessen, sagte Stüber.


      Verdi hatte bereits mehrfach deutlich gemacht, das sie sich trotz der leeren öffentlichen Kassen nicht von ihrem tarifpolitischen Kurs abbringen lassen will. Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Erhard Geyer, erneuerte die Forderung seiner Organisation nach einer Lohnerhöhung von 3,5 Prozent. "Dass die öffentlichen Haushalte vor dem finanziellen Kollaps stehen, hat die jetzige Regierung zu verantworten und nicht die Beschäftigten", sagte Geyer. Für den Fall, dass diese Forderung nicht erfüllt wird, drohte er mit Protesten.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 20:12:56
      Beitrag Nr. 164 ()
      Aus der FTD vom 15.11.2002
      Bankstudie sieht akute Deflationsgefahr
      Von Sebastian Dullien, Berlin

      Vor einer ernsthaften Deflationsgefahr in Deutschland haben am Donnerstag die Europa-Ökonomen der Großbank Société Générale (SG) gewarnt. "Das Land erfüllt alle Kriterien, die auf eine bevorstehende Deflation hindeuten", sagte Europa-Chefvolkswirtin Véronique Riches-Flores.

      Zwar seien noch keine fallenden Preise zu beobachten, das Risiko sei aber groß, dass die aktuelle konjunkturelle Lage in eine Spirale aus sinkenden Preisen und nachlassender Nachfrage münde. Es ist das erste Mal, dass Ökonomen einer renommierten Institution in derart direkter und ausführlicher Art auf ein Deflationsrisiko für die deutsche Wirtschaft hinweisen. Etwas zurückhaltender hatten in den vergangenen Wochen die Volkswirte der Deutschen Bank und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auf die Gefahr eines allgemeinen Preisverfalls verwiesen, sollte sich die Konjunktur in nächster Zeit weiter verschlechtern.



      Die SG-Analysten stufen die Gefahr einer Deflation als akut ein, wenn fünf Kriterien erfüllt sind: die Überbewertung der Währung, eine hohe Verschuldung von Unternehmen und Privathaushalten, ein Rückgang der Inlandsnachfrage, eine schwache inländische Kreditvergabe und ein hoher Restriktionsgrad von Geld- und Finanzpolitik.


      In allen fünf Bereichen ist laut Riches-Flores die Situation Deutschlands heikel. Gemessen auf einer Skala von minus zehn bis plus zehn, die von den SG-Experten aufgestellt wurde, liege Deutschland bereits beim höchstmöglichen Risikowert.



      Regierungs-Paket bremst


      Sowohl die Geld- wie auch die Fiskalpolitik seien derzeit enorm restriktiv. Weil zudem die deutschen Preise schon jetzt kaum mehr stiegen, läge der für Investitionsentscheidungen relevante (preisbereinigte) Realzins so hoch wie in keinem anderen Euroland. Zudem wirke das geplante Konsolidierungspaket der Regierung mit Ausgabenkürzungen und Steuer- sowie Abgabenerhöhungen stark bremsend auf die konjunkturelle Entwicklung.


      Deutschland habe durch die Lohn- und Preissteigerungen nach der Vereinigung an Wettbewerbsfähigkeit verloren und sei dann mit einem überbewerteten Wechselkurs in die Europäische Währungsunion eingestiegen. "Gegenüber dem Rest Europas kämpft Deutschland mit einer Überbewertung von rund 30 Prozent", so Riches-Flores.


      Der jüngste Einbruch der Aktienkurse und die schwache Entwicklung der Immobilienpreise habe bei deutschen Unternehmen und Privathaushalten außerdem enorme Schulden hinterlassen. Investitionstätigkeit und Konsum seien gedämpft. Die Kreditvergabe entwickele sich zudem nur schleppend. Wie die EZB in ihrem neuen Monatsbericht darstellt, lag das Kreditwachstum im dritten Quartal deutlich unter dem in den meisten anderen Euroländern.



      Deflation könnte vermieden werden


      Es könne dem Rest der Euro-Zone nicht egal sein, wenn Deutschland in die Deflation rutsche, warnte Véronique Riches-Flores: "Die depressiven Auswirkungen wären enorm." Zwar werde sich eine deutsche Deflation nicht unbedingt auf andere Euroländer ausbreiten. Deutschland sei allerdings als Handelspartner so wichtig, dass das Wachstum dort durch einen Preisverfall in Deutschland stark gedämpft würde.


      Riches-Flores sieht durchaus noch Möglichkeiten, die Deflation in Deutschland abzuwenden. "Dafür müsste die EZB allerdings ihr Inflationsziel für die Euro-Zone vernachlässigen", so die Ökonomin. Auch die Finanzpolitik könnte nach Ansicht der Chefökonomin gegensteuern. Dazu müsste die deutsche Nachfrage mit öffentlichen Infrastrukturinvestitionen angekurbelt werden. Wegen der schwierigen finanziellen Situation Deutschlands müssten diese Projekte dann allerdings von der EU finanziert werden, erklärte Véronique Riches-Flores.


      Risiko Laut Index verstärken hohe Wechselkurse, hohe Privatschulden oder eine restriktive Geld- und Finanzpolitik die Deflationsgefahr. Deutschland erreicht den höchstmöglichen Wert.



      Sturzflug Die reale Kreditvergabe an deutsche Unternehmen war zuletzt rückläufig - nach Aussage der Bankvolkswirte ein Anzeichen dafür, dass eine Deflation drohen könnte.
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      schrieb am 18.11.02 09:21:04
      Beitrag Nr. 165 ()
      dpa-afx
      Bauindustrie: rot-grüne Steuerpläne bedrohen 120.000 Arbeitsplätze
      Sonntag 17. November 2002, 15:09 Uhr


      BERLIN (dpa-AFX) - Die Steuerpläne der rot-grünen Bundesregierung gefährden nach Einschätzung der Bauindustrie weitere 120.000 Arbeitsplätze in der Branche. Es sei ein neuer Pleiten-Rekord zu erwarten, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, der Tageszeitung "Die Welt" (Montagsausgabe). Zudem rechnet Knipper mit einer immer stärkeren Abwanderung von Bauunternehmen ins Ausland.
      Mehrere Wirtschafts-Bauaufträge seien bereits wegen der entstandenen Verunsicherung storniert und selbst in Bau befindliche Projekte gestoppt worden, sagte Knipper der "Welt". Betroffen sei vor allem Frankfurt am Main.

      Unter anderem kritisiert die Bauindustrie die Pläne zur Begrenzung des Verlustvortrags auf sieben Jahre. So müssten nach Einschätzung von Hochtief (Xetra: 607000.DE - Nachrichten - Forum) -Chef Hans-Peter Keitel in diesem Fall Projekte wie der neue Hauptstadtflughafe Schönefeld grundsätzlich in Frage gestellt werden, hieß es in dem Bericht weiter. Ein Großteil der Anlaufverluste könne nämlich steuerlich nicht mehr berücksichtigt werden. Flughäfen hätten 10 bis 15 Jahre lang Anlaufverluste. Könnten nur noch die letzten sieben Jahre vor der Gewinnschwelle steuerlich verrechnet werden, wäre das ein enteignungsgleicher Eingriff, zitierte die Zeitung Kipper.

      Durch die Begrenzung des Verlustvortrages sollen im kommenden Jahr 85 Millionen Euro und 2004 rund 240 Millionen Euro an Mehreinnahmen in die Kassen des Bundes fließen./DP/fn
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      schrieb am 18.11.02 11:44:00
      Beitrag Nr. 166 ()
      ftd.de, Mo, 18.11.2002, 10:57
      Nachtragshaushalt sieht neue Milliardenschulden vor

      Der geplante Nachtragshaushalt für das laufende Haushaltsjahr wird umfangreicher ausfallen als ursprünglich geplant. Finanzminister Hans Eichel (SPD) muss zusätzliche Milliarden-Schulden machen.

      Der Bund wird seine neuen Schulden in diesem Jahr von geplanten 21,1 Mrd. auf 34,6 Mrd. Euro aufstocken. Das sieht der Nachtragshaushalt 2002 vor, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschließen will. Die Nettokreditaufnahme liegt damit klar über den Investitionen von 25 Mrd. Euro. Ein solcher Haushaltsentwurf ist unter normalen Umständen verfassungswidrig.

      Finanzminister Eichel hatte bereits am vergangenen Mittwoch formal eine "Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts" festgestellt. Dieser fiskalpolitische Kunstgriff ermöglicht es der Bundesregierung mehr neue Schulden aufzunehmen, als Investitionen zu tätigen. Die Ziele des Europäischen Stabilitätspaktes können dagegen nicht eingehalten werden. Im überarbeiteten Etat 2003 wird die Neuverschuldung von 15,5 auf 18,9 Mrd. Euro erhöht.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 18.11.02 14:15:33
      Beitrag Nr. 167 ()
      ftd.de, Mo, 18.11.2002, 7:42, aktualisiert: Mo, 18.11.2002, 11:57
      Die Spekulationssteuer kommt

      Die Spitzenvertreter von SPD und Grünen haben sich bei einer Koalitionsrunde am Sonntagabend auf das weitere Vorgehen in der Steuer- und Haushaltspolitik verständigt. Gewinne aus Immobilien- und Aktien-Verkäufen sollen künftig pauschal besteuert werden.

      Die Koalitionsrunde hatte am Sonntagabend dreieinhalb Stunden über die Eckdaten des Haushalts beraten. Zum Inhalt der Spitzenberatungen sagte Regierungssprecher Bela Anda lediglich, es seien verschiedene Themen wie etwa die Steuerpolitik angesprochen worden. Schröder und Eichel würden sich am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zu den Ergebnissen der Runde äußern.

      SPD-Generalsekretär Olaf Scholz hat jedoch bereits die Pauschalsteuer auf Gewinne aus dem Verkauf von Aktien, Fondsanteilen und Immobilien bestätigt. Die Steuer werde 15 Prozent betragen, sagte Scholz am Montag im ARD-Morgenmagazin. Dies sei international üblich. In den USA und in fast jedem europäischen Land würden Veräußerungsgewinne besteuert. "Wir haben im internationalen Vergleich eine sehr moderate Lösung gefunden", sagte er.



      Pauschale Spekulationssteuer


      Derzeit müssen Gewinne zum persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden, wenn bei Aktien zwischen An- und Verkauf weniger als ein Jahr und bei nicht selbst genutzten Immobilien weniger als zehn Jahre liegen. Nach der Bundestagswahl hatten SPD und Grüne eine generelle Steuer auf Gewinne zum persönlichen Steuersatz aller - auch bereits vor Jahren gekaufter - Aktien, Fondsanteilen und Immobilien ins Gespräch gebracht.


      Dabei sollten Kontrollmitteilungen der Banken an die Finanzämter eingeführt werden. Nach heftiger Kritik waren SPD und Grüne davon abgerückt und hatten bei Aktien über eine Verlängerung der Frist auf fünf Jahre diskutiert, die mindestens zwischen An- und Verkauf liegen muss, um einer Besteuerung zu entgehen.



      Kritik von den Finanzexperten


      Finanzexperten kritisierten, die Pläne des Bundesfinanzministeriums würden erneut einen Kurswechsel der Politik bedeuten und ließen damit keine klare Linie bei Eichel erkennen. In den kommenden Monaten sei vor allem auf dem Immobilienmarkt mit zusätzlichem Angebot und damit sinkenden Preisen zu rechnen, da Anleger ihren Besitz voraussichtlich noch schnell ohne Besteuerung verkaufen wollten. Eichels Pläne würden Aktien und Immobilien weniger attraktiv machen, was vor allem angesichts der immer notwendiger werdenden privaten Altersvorsorge problematisch sei.


      Am Mittwoch will das Kabinett ein Paket mit dem Nachtragshaushalt 2002, dem Gesamtetat 2003 und Sparmaßnahmen beschließen. Die Neuverschuldung soll Medienberichten zufolge für 2002 um 13,5 auf 34,6 Mrd. Euro erhöht werden. Für das kommende Jahr ist danach eine Nettokreditaufnahme von fast 19 Mrd. Euro geplant. Dies stellt das erklärte Ziel der Koalition in Frage, ab 2006 keine neuen Schulden mehr aufzunehmen
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 14:25:36
      Beitrag Nr. 168 ()
      finanzen.net
      Weniger Baugenehmigungen in Deutschland
      Montag 18. November 2002, 14:07 Uhr

      Analysten - Research im Original





      Das Statistische Bundesamt präsentierte den Verlauf der Baugenehmigungen für die ersten drei Quartale 2002. Demnach verringerte sich die Zahl im Vorjahresvergleich um 9,8 Prozent auf 203.900 Genehmigungen.
      Von den Baugenehmigungen im Zeitraum Januar bis September entfallen 179.600 Genehmigungen auf Neubauwohnungen und 20.000 auf Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. Dabei fiel die Zahl für Neubauwohnungen in Einfamilienhäusern auf Jahressicht um 5,7 Prozent, in Zweifamilienhäusern um 7,1 Prozent und in Mehrfamilienhäusern um 18,0 Prozent.

      Bei den Nichtwohngebäuden reduzierte sich der umbaute Raum von 167,6 Mio. m3 im Vorjahr um 14,6 Prozent auf 143,1 Mio. m3 . Der Rückgang betraf vor allem nichtöffentliche Bauherren, bei den öffentlichen Bauherren wurde der Vorjahresstand dagegen leicht untertroffen.
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      schrieb am 18.11.02 17:22:47
      Beitrag Nr. 169 ()
      Aus der FTD vom 19.11.2002 www.ftd.de/muenchau
      Kolumne: Winter der Unzufriedenheit
      Von Wolfgang Münchau

      Geschichte ist die Lehre von Ereignissen, die sich im Allgemeinen nicht wiederholen, bemerkte einst ein kluger Kommentator. Und doch befällt einen wirtschaftspolitischen Beobachter in diesen Tagen eine Art Déjà-vu.

      Was wir in Deutschland jetzt politisch wie wirtschaftlich erleben, ähnelt sehr dem Leid Großbritanniens in den späten 70er Jahren. Die damalige Oppositionsführerin Margaret Thatcher bezeichnete die Jahreswende 1978/79 als "Winter of Discontent" - den Winter der Unzufriedenheit. Das Land litt unter großen Entbehrungen. Der öffentliche Sektor war wochenlang im Streik. Der Müll vergammelte auf den Straßen, und Tote blieben unbeerdigt. "Winter of Discontent" war eine der dreistesten politischen Entleihungen von Shakespeare (aus dem ersten Akt von Richard III.), die es je in der Politik gegeben hat. Die Kopie war am Ende berühmter als das Original.

      Jahrelang kämpfte Labour mit dem Image dieses grauen Winters. Die darauf folgenden Wahlen gingen verloren, und Labour brauchte 18 Jahre zur Rückkehr an die Macht. Unter Margaret Thatcher erlebte Großbritannien eine wirtschaftliche Erneuerung, die das Land zunächst tief gespalten hat. Mittlerweile ist diese Politik der Marktöffnung und Deregulierung von der Mehrheit der Briten akzeptiert. Ohne Margaret Thatcher hätte es diese Erneuerung nicht gegeben. Und ohne Tony Blair hätte sie keinen Bestand.



      Mangel an ökonomischem Denken


      Die Parallelen zwischen dem britischen "Winter of Discontent" zum heutigen Deutschland sind offensichtlich: Beide Länder waren wirtschaftliche Supermächte und verfielen einem lang anhaltenden wirtschaftlichen Niedergang. Beide gönnten sich einen zu aufgeblähten Sozialstaat und einen verkrusteten, von Gewerkschaften und militanten Betriebsräten kontrollierten Arbeitsmarkt und in beiden Fällen begingen die Regierungen gravierende makroökonomische Fehler. Die Briten scheiterten zunächst an dem Versuch antizyklischer keynesianischer Politik - was zu Inflation führte. Danach schoss Labour in die andere Richtung und adoptierte eine Form von Vulgär-Monetarismus, der ebenso scheiterte. Ähnlich ging es Deutschland mit dem Versuch, dem Osten während der Wiedervereinigung das alte bundesdeutsche Wirtschafts- und Sozialmodell aufzuzwingen.


      Deutschland leidet - wir haben es auf diesen Seiten oft genug beschrieben - an einer vollständigen Abwesenheit makroökonomischen Denkens in der Politik. Karl Schiller war ein genialer Ökonom und Finanzminister. Auch Helmut Schmidt war Nationalökonom und argumentierte stets in ökonomischen Kategorien. Heute haben wir im Finanzministerium einen Realschullehrer, der selbst die einfachsten Zusammenhänge nicht mehr versteht, und einen Kanzler, der nicht einen namhaften ökonomischen Berater beschäftigt. Die Regierung versucht mit allen Mitteln, das Haushaltsloch zu stopfen, und riskiert, dass Deutschland in die Rezession gerissen wird.


      Die jetzige Regierung war nicht einmal in der Lage, das ohnehin völlig unzureichende Hartz-Konzept ohne Abstriche umzusetzen. Die Sozialdemokraten sind so weit entfernt von einer modernen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik wie die Christdemokraten von einer modernen Gesellschaftspolitik. Der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands ist letzten Endes Resultat einer unseligen großen Koalition der Reformverhinderer. Es gibt innerhalb beider Volksparteien keine nennenswerte Gruppe, die es wagen würde, Alternativen anzubieten zum deutsche Modell, das der Soziologe Ralf Dahrendorf zu Recht ein sozialdemokratisches Modell nannte. Beide Volksparteien sind zutiefst sozialdemokratisch.



      Es kann schlimmer kommen


      Seit den 80er Jahren reden wir darüber, was sich in Deutschland ändern muss. Wir brauchen Reformen in den Sozialsystemen, wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik, Subventionsabbau, geringere Steuern und vor allem transparente Steuersysteme. Doch alles Reden hat nichts genützt - weder unter Helmut Kohl noch unter Gerhard Schröder.


      Gerade Ökonomen neigen dazu anzunehmen, dass sich die Dinge am Ende schon einrenken werden, so wie ein Marktungleichgewicht recht schnell zum Equilibrium zurückfindet. Danach würde eine Regierung, die schlechte Arbeit leistet, abgewählt, und ein soziales Modell, das gescheitert ist, würde durch ein neues, besseres ersetzt. Das mag zwar stimmen, allerdings nur, wenn man sehr lange Zeithorizonte betrachtet. Ineffiziente Wirtschaftssysteme, Massenarbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang sind Phänomene, die jahrzehntelang anhalten können.


      Auch wenn Geschichte sich tatsächlich nicht wiederholt, wäre es naiv zu glauben, dass sich alles innerhalb absehbarer Zeit einrenkt. Ebenso naiv ist der Glaube daran, dass die rot-grüne Koalition demnächst zerbricht, etwa wenn das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung zum Einwanderungsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Die Grünen werden auch das noch schlucken - und vieles andere. Sie sind längst keine Reformpartei mehr, sie sind an der Macht um der Macht willen. Mit dieser Attitüde lässt sich zwar nicht gut, aber doch lange regieren.


      Die Geschichte lehrt uns nicht, was Deutschland nach seinem Winter der Unzufriedenheit tun wird. Wer aber glaubt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, der irrt gewaltig.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 12:02:38
      Beitrag Nr. 170 ()
      ftd.de, Di, 19.11.2002, 11:13
      Hundt sieht tiefste Talsohle seit 20 Jahren

      Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat der Bundesregierung eine falsche Arbeitsmarkt-, Sozial- und Steuerpolitik vorgeworfen. Damit werde es Deutschland erschwert, aus der wirtschaftlichen Misere herauszukommen.

      Rezession und Stagnation müssten überwunden werden, sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt zur Eröffnung des Arbeitgebertages am Dienstag in Berlin, Er sehe die Wirtschaft in Deutschland in der tiefsten Talsohle "seit 20 Jahren". "Viele haben das Gefühl, dass es nicht mehr vorwärts geht, dass es keinen Aufbruch gibt", sagte Hundt. Nirgendwo sonst in Europa habe die Wirtschaftskrise solche Auswirkungen.

      Ihn mache äußerst besorgt, dass beim Wirtschaftswachstum aller Voraussicht nach "zwei Jahre hintereinander eine Null vor dem Komma" erscheine. Die Sozialsysteme stünden "mit einem Defizit von 15 Mrd. Euro vor dem Kollaps". Deutschland habe mit über 30 Prozent des Haushalts die weltweit höchsten Sozialabgaben, sagte Hundt am Dienstagmorgen dem FAZ Business Radio. Hierbei sollten Einschnitte vorgenommen werden, forderte er. "Dann sind wir auf dem richtigen Weg".



      "Maßlose Enttäuschung"



      Zum Auftakt des Treffens mit rund 700 Gästen kritisierte Hundt die rot-grünen Reformgesetze zum Arbeitsmarkt als inkonsequent und widersprüchlich. "Wir sind maßlos enttäuscht, was da am vergangenen Freitag im Bundestag verabschiedet worden ist." Der BDA-Präsident forderte "eine wirkliche Reform" des Arbeitsmarktes. "Und das heißt nicht Hartz." Er appellierte an Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD), "diesen arbeitsmarktpolitischen Irrweg zu beenden".


      Als "teure Experimente" auf Kosten von Steuer- und Beitragszahlern kritisierte der BDA-Chef auch das neue Brückengeld, mit dem Erwerbslose über 55 Jahren künftig ihr Arbeitslosengeld fünf Jahre bis zur Rente strecken können. Hundt warnte vor einer neuen "Frühverrentungswelle". Er forderte Clement und den Bundesrat auf, "dieses Experiment zu stoppen." Scharf ging er auch mit der vorgesehenen Gleichstellung von Leiharbeitern mit Stammbelegschaften ins Gericht. "Die Neuregelung wird verheerende Konsequenzen für die Zeitarbeitsbranche haben." Das Gesetz sei eindeutig zu Gunsten der Gewerkschaften ausgefallen.


      Die deutschen Arbeitgeber sind in Berlin zusammengekommen, um über Wege aus der "tiefen Wirtschaftskrise" zu beraten. Auf der Rednerliste der Jahrestagung der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände steht viel politische Prominenz. Hauptredner sind neben Hundt der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, Außenminister Joschka Fischer, die CDU-Chefin und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Angela Merkel und der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Gerhardt. Zwei Diskussionsforen des Arbeitgebertages sind der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Riester-Rente gewidmet.
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      schrieb am 19.11.02 14:22:12
      Beitrag Nr. 171 ()
      Reuters
      Magazin - Tietmeyer sieht durch Politik Wohlstand in Gefahr
      Dienstag 19. November 2002, 13:57 Uhr


      Frankfurt, 19. Nov (Reuters) - Der ehemalige Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer hat die jüngsten Steuerpläne der Bundesregierung in einem Interview scharf kritisiert und politische Reformen gefordert.
      Er sehe den Wohlstand Deutschlands "nicht mehr als gesichert an, wenn es nicht bald zu einschneidenden Reformen kommt", sagte Tietmeyer in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem Magazin "impulse". Die Rot-Grüne Bundesregierung müsse klären, wohin sie eigentlich wolle. "Die bisherigen Pläne der Regierung schaffen keine überzeugende Perspektive", fügte er hinzu und schloss sich damit der aktuellen Einschätzung der Bundesbank an.

      In dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht für November hatten die Volkswirte der Bundesbank festgestellt, es fehle an einer Perspektive, ohne die weder Investitionen noch Personalaufbau in Gang kämen. Die Bundesbank hatte die gegenwärtige Konjunktur als "nach wie vor zu kraftlos" bezeichnet, um den Arbeitsmarkt zu entlasten. Der Schlüssel für die Lösung der strukturellen Wachstumsschwäche und der hartnäckigen Arbeitsmarktprobleme liege in nationaler Verantwortung. Die jüngsten Pläne der Regierung wirkten belastend auf Investitionen und Wachstumsaussichten. Eine Unternehmensflucht aus Deutschland befürchtet Tietmeyer trotz aller Kritik an der Bundespolitik nicht. Allerdings machte er auf die Gefahr aufmerksam, dass vor allem ausländische Investoren künftig eher im Ausland investieren könnten. Für diese sei Deutschland ohnehin ein unattraktiver Standort, dessen Qualität sich nun noch verschlechtere.

      Mit Blick auf die Schuldenpolitik und den EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt warnte Tietmeyer vor einer Schwächung des Euro. "Wenn wir jetzt die Verschuldungsobergrenzen rücksichtslos zur Seite schieben, unterminiert dies das Vertrauen in die neue Währung." Dies werde zu Konflikten in Europa führen und die Finanzmärkte herausfordern. Im Bundesbankbericht hatte es dazu geheißen, Veränderungen oder gar eine Aufhebung des Stabilitätspakts würden die Grundlagen des Euro und die künftige wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen. Tietmeyer war von 1993 bis 1999 Präsident der Bundesbank. bin/sme
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 17:31:38
      Beitrag Nr. 172 ()
      Reuters
      Verbände- Konjunktur wird auch 2003 Arbeitsplätze kosten
      Mittwoch 20. November 2002, 17:20 Uhr




      (NEU: Bau, Elektroindustrie und Einzelhandel)
      Berlin, 20. Nov (Reuters) - Die schwache Konjunkturentwicklung wird nach Einschätzung mehrerer Wirtschaftsverbände in Deutschland auch im nächsten Jahr Arbeitsplätze kosten. Eine Mitschuld daran gaben die Verbände der aktuellen Steuerpolitik der Bundesregierung.

      Das Handwerk rutscht nach Darstellung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) immer tiefer in die Krise. Allein in diesem Jahr müsse mit einem Abbau von bis zu 300.000 Arbeitsplätzen
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      in der Branche gerechnet werden, sagte ZDH-Generalsekretär, Hanns-Eberhard Schleyer, am Mittwoch in Berlin. Auch 2003 werde sich die Lage nicht wesentlich verbessern. Düstere Prognosen kamen auch vom Verband der deutschen Elektroindustrie (ZVEI) und aus der Baubranche. Der Einzelhandel setzt seine Hoffnungen nach einem schweren Jahr nun auf das anlaufende Weihnachtsgeschäft.


      HANDWERK ERWARTET AUCH 2003 KEINE BESSERUNG

      Inzwischen habe der Stellenabbau im Handwerk ein bislang nicht gekanntes Ausmaß erreicht, sagte Schleyer. "Auf das ganze Jahr gesehen müssen wir von Umsatzrückgängen von rund 4,5 Prozent und einem Verlust von fast 300.000 Arbeitsplätzen ausgehen." Auch im nächsten Jahr seien Umsatz-Rückgänge von einem bis drei Prozent zu erwarten. Damit dürften weitere 100.000 bis 300.000 Stellen im Handwerk verloren gehen. In einer ZDH-Umfrage hätten 28 Prozent der Handwerksbetriebe in West- und 31 Prozent in Ostdeutschland angegeben, sich womöglich schon in diesem Winter von weiteren Mitarbeitern zu trennen. Ende 2001 beschäftigte das deutsche Handwerk rund 5,7 Millionen Menschen.

      Wie groß der Beschäftigungsabbau ausfallen werde, hänge davon ab, wie sich die Belastungen von Bürgern und Betrieben durch die Steuer- und Abgabenpolitik der Bundesregierung auswirkten, sagte Schleyer. "Die Maßnahmen wirken wie eine massive Steuererhöhung." Die Folge sei eine Abwärtsspirale. Schleyer kritisierte erneut, die Regierung habe die Vorschläge der Hartz-Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes, der er selbst angehört hatte, nicht vollständig umgesetzt. Das gelte vor allem für die Regelungen zur Zeit- und Leiharbeit.


      BAU-AUFTRÄGE WEITER RÜCKLÄUFIG

      Mit schlechten Prognosen wartete auch auch die deutsche Bauindustrie auf, die nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im September preisbereinigt 0,4 Prozent weniger Aufträge erhielt als im Vorjahresmonat. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sprach von einer ungebremsten konjunkturellen Talfahrt. Allein die Wohnungsbaunachfrage sei im September um nominal zwölf Prozent zurückgegangen.

      Der Arbeitsplatzabbau in der Baubranche setzte sich nach Angaben des Statistikamtes fort. In den erfassten Baubetrieben mit mindestens 20 Beschäftigten arbeiteten im September insgesamt rund 859.000 Arbeitnehmer und damit 109.000 weniger als vor einem Jahr. Die Bauindustrie steckt schon seit Jahren in der Krise, weil die Branche beim Bauboom nach der deutschen Wiedervereinigung zu stark expandiert hatte.


      ELEKTROINDUSTRIE KRITISIERT REGIERUNGSPLÄNE

      Ein düsteres Bild der Konjunkturentwicklung zeichnete auch der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Der Hauptgeschäftsführer des ZVEI, Gotthard Graß, machte auch in einer Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen eine Ursache für die eingetrübten Aussichten aus. In der Branche werde die Beschäftigung zum Jahresende wohl den niedrigsten Stand seit 1960 erreichen. "Für 2003 erwarten wir bei den Umsätzen und der Produktion bestenfalls eine `rote` Null", sagte Graß. Sowohl im nationalen als auch im internationalen Umfeld gebe es derzeit keine Indizien für eine rasche konjunkturelle Belebung.

      Kritik übte Graß an den Plänen der Bundesregierung. Seit der Bundestagswahl sorge die Politik für Kostensteigerungen, die erst in den kommenden Monaten durchschlagen würden. Allein die Anhebung des Rentenbeitragssatzes und der Bemessungsgrenze belaste die Branche mit rund 250 Millionen Euro. Seit der Wahl habe es einen Kostenschub von 500 Millionen Euro für die Branche gegeben.

      EINZELHANDEL HOFFT AUF WEIHNACHTSGESCHÄFT

      Der ebenfalls krisengeplagte deutsche Einzelhandel erhofft sich nach Angaben seines Hautverbandes (HDE) nun vom Weihnachtsgeschäft Entlastung. HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr sagte, erfreulich wäre ein Umsatz im Weihnachtsgeschäft auf dem Niveau des Vorjahres und damit von zehn Milliarden Euro. Im November hätten die Umsätze bereits angezogen. Insgesamt werden im November und Dezember 20 Prozent des Jahresumsatzes im Einzelhandel erzielt.

      sob/bin
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 17:44:46
      Beitrag Nr. 173 ()
      SPARPLÄNE

      Eichel will Beamten ans Weihnachtsgeld

      Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Nun geht`s den Beamten an die Weihnachtsgans. Sparminister Hans Eichel will die Beamtenbezüge um zwei Milliarden Euro kürzen.

      Berlin - Im Bund will Eichel (SPD) rund 200 Millionen Euro bei den Beamten-Ausgaben sparen. Aus Regierungskreisen verlautete, unter anderem solle das Weihnachtsgeld gekürzt und bei Zulagen allgemeiner Art eingespart werden.
      Ob Eichels Plan durchgeht, ist ungewiss. Der Finanzminister muss selbst aus den Reihen der SPD-geführten Ländern mit Widerstand rechnen. Denn die Länder beschäftigen etwa zehnmal so viele Beamte wie der Bund. 1,8 Milliarden müssen also sie einsparen. Die SPD-Regierung in Nordrhein-Westfalen sprach sich bereits gegen eine Kürzung des Weihnachtsgelds aus. Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) lehnte eine Kürzung des Weihnachtsgeldes ab: "An das Weihnachtsgeld möchte ich nicht herangehen, weil Verlässlichkeit herrschen muss."

      Auch der Deutsche Beamtenbund (DBB) ging auf die Barrikaden und erklärte, die Regierungspläne verschlechterten das Klima für die laufenden Tarifverhandlungen. Der DBB-Vorsitzende Erhard Geyer kündigte gar an, gegen die von mehreren Ländern geplante Öffnungsklausel der bislang bundeseinheitlich geregelten Beamten-Besoldung zu klagen.
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 18:52:20
      Beitrag Nr. 174 ()
      POST

      Schalter geschlossen

      Die Deutsche Post will möglicherweise schon Anfang nächsten Jahres 1000 Postfilialen schließen. Gewerkschafter wollen deshalb den Schalterbetrieb am Mittwoch zeitweise lahmlegen.


      Foto Kay Herschelmann

      Zeitweise geschlossen: Post-Filiale


      Bielefeld/Bonn - Rund 5000 Filialen würden am Mittwoch für mehrere Stunden geschlossen bleiben, bestätigte ein Sprecher der Post einen Bericht "Westfalen-Blatts". Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte am Dienstag zu Betriebsversammlungen bei der Post aufgerufen, bei denen über angebliche Pläne zu Filialschließungen beraten werden soll. Nach Ansicht der Gewerkschaft werden Postkunden und Beschäftigte durch Meldungen verunsichert, dass im Zuge einer Neuorganisation mit Jahresbeginn 2003 bis zu 1000 Postfilialen geschlossen werden sollen. Das Verhalten der Post als Arbeitgeber sei nicht länger hinzunehmen, sagte Rolf Büttner vom Verdi-Bundesvorstand.
      Für die Post stehen nach den Worten von Unternehmenssprecher Jürgen Blohm bundesweit etwa 1000 Filialen zur Disposition, da vom Gesetzgeber 12 000 Filialen vorgeschrieben seien. Einschließlich der Partnerfilialen gebe es derzeit jedoch rund 13 000. Geschlossen würden aber nur Standorte, bei denen es auch an Nachfrage fehle, versicherte Blohm. Über den Zeitpunkt der Schließungen machte die Post bisher noch keine klaren Angaben.

      Würden diese Pläne umgesetzt, so seien davon mindestens 3600 der 23.000 Beschäftigten betroffen, berichtet das "Westfalen-Blatt" unter Berufung auf Gewerkschaftsangaben.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 08:19:54
      Beitrag Nr. 175 ()
      Aus der FTD vom 21.11.2002
      Deutschland vor neuer Rezession
      Von Sebastian Dullien und Mark Schieritz, Berlin

      Die deutsche Wirtschaft droht im Winter in die Rezession zurückzufallen. Dies geht aus einer Umfrage der Financial Times Deutschland unter Volkswirten führender Banken hervor.

      "Wir bekommen eine kleine Rezession zum Jahreswechsel", sagte Holger Schmieding, Europa-Chefvolkswirt der Bank of Amerika. "Ein Double Dip ist ein realistisches Szenario", sagte Lothar Hessler von der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt. Als Double Dip werden zwei kurz aufeinander folgende Rezessionsphasen bezeichnet.

      Auch die Deutsche Bank und die ING BHF-Bank rechnen damit, dass die Wirtschaft im vierten Quartal 2002 und im ersten Vierteljahr 2003 schrumpft. Zwei Quartale mit rückläufiger Wirtschaftsleistung gelten als Rezession.



      Gestiegene Konjunkturrisiken


      Bestätigen sich die Prognosen, gerät die deutsche Wirtschaft jetzt in eine viel schlimmere Krise als befürchtet. Bislang waren die meisten Experten von einer Phase verhaltenen Wachstums oder einem Stillstand ausgegangen. So sagten etwa das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, Commerzbank, HypoVereinsbank und Invesco Asset Management eine Stagnation voraus. Seit Monaten deuten jedoch Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex auf gestiegene Konjunkturrisiken.


      Nach der jüngsten Rezession im Winter 2001 war die deutsche Wirtschaft in den ersten beiden Quartalen 2002 mit Raten von je 0,3 Prozent zur Vorperiode gewachsen. Am Mittwoch gibt das Statistische Bundesamt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal bekannt. Die Bundesbank schätzt bislang den BIP-Anstieg für diesen Zeitraum auf ein viertel Prozent.



      Gefährliches Gebräu


      Da aber schon im September Auftragseingänge und Industrieproduktion einbrachen, rechnen Ökonomen mit einem herben Rückschlag in diesem Winter. "Wir stehen zweifellos am Rande einer Rezession", sagte Reinhard Kudiß vom Bundesverband der Deutschen Industrie. Gefährlich sei vor allem, dass sich unter Anlegern und Verbrauchern die Negativstimmung verfestige. "Wir bekommen ein Gebräu, aus dem deflationäre Tendenzen entstehen könnten", sagte Kudiß.


      Wirtschaftsfachleute geben der rot-grünen Regierung einen Großteil der Schuld an der neuen Krise. "Der Abgabenschock zum Jahreswechsel belastet den Konsum vor allem im ersten Quartal", sagte HSBC-Volkswirt Hessler. Die Unsicherheit über die geplanten Maßnahmen führe schon jetzt dazu, dass Privatleute weniger konsumierten und Firmen Investitionen einschränkten. Die Schwäche des privaten Verbrauchs gilt als starke Konjunkturbremse.


      Berlin will mit dem jetzt beschlossenen Sparpaket und Abgabenerhöhungen den Haushalt sanieren. Die Maßnahmen belaufen sich Schätzungen zufolge auf etwa 0,75 Prozent des BIP.



      Hartz schafft keine Entlastung


      Auch die Gefahr eines Militärschlags gegen Irak trägt nach Einschätzung der Experten dazu bei, dass Deutschland zurück in die Rezession fällt. "Die Unsicherheit über einen Krieg in Irak dämpft Konsum und Investitionen", sagte Gerd Hassel von der ING BHF-Bank. Das Institut sagt für die beiden Winterquartale eine Schrumpfung des BIP von je etwa 0,3 Prozent zur Vorperiode voraus. Auch die hohe Arbeitslosigkeit wirkt sich nach Einschätzung Hassels sehr negativ aus. "Die Hartz-Pläne schaffen hier keine Entlastung", sagte er.


      Zudem bremsten die Euro-Aufwertung seit Jahresbeginn und die Schwäche der Weltwirtschaft den Export. Im dritten Quartal dürfte der Außenhandel dank stark steigender Exporte allerdings noch maßgeblich zum Wirtschaftswachstum beigetragen haben.


      Nach Einschätzung der Fachleute wird das Statistische Bundesamt am Mittwoch bei Bekanntgabe der Wachstumszahlen zum dritten Quartal auch die Daten für die ersten beiden Quartale nach unten revidieren. Da das erste Halbjahr in der Wachstumsstatistik besonders viel Gewicht hat, dürfte die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr 2002 damit kaum gewachsen sein. Das Wachstum würde dann deutlich unter der von der Bundesregierung vorhergesagten Rate von 0,5 Prozent bleiben.
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      schrieb am 21.11.02 12:04:17
      Beitrag Nr. 176 ()
      ftd.de, Do, 21.11.2002, 8:26, aktualisiert: Do, 21.11.2002, 10:45
      Deutsche Wirtschaft wächst nur mäßig

      Die deutsche Wirtschaft ist in den Sommermonaten wie erwartet erneut nur leicht gewachsen. Nach Meinung von Volkswirten ist der Höhepunkt damit bereits erreicht worden.

      Das Bruttoinlandsprodukt, der Wert der im Inland erwirtschafteten Leistung, nahm bereinigt um saison- und kalenderbedingte Schwankungen um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mit. Analysten hatten im Schnitt ein Wachstum des BIP von 0,3 Prozent zum Vorquartal prognostiziert. Die Bundesbank hatte den Anstieg auf 0,25 Prozent geschätzt.

      Zum Vorjahresquartal erhöhte sich das BIP dem Statistikamt zufolge um 0,9 Prozent nach einem Anstieg von revidiert 0,4 Prozent im zweiten Quartal. Kalenderbereinigt ergab sich ein Plus von nur 0,4 Prozent im dritten Quartal und im zweiten Quartal ein Rückgang von 0,1 Prozent, weil in beiden Quartalen jeweils ein Arbeitstag mehr als im Vorjahreszeitraum zur Verfügung stand. Während sich der Privatkonsum um 0,5 Prozent zum zweiten Vierteljahr erhöhte, nahmen die Bruttoanlageinvestitonen in dieser Größenordnung ab.


      Export schürt Wachstum

      Der weiter florierende Export hat das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gerettet. Die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen war 4,4 Prozent höher als im Vorjahr. Dagegen schwächte sich die inländische Nachfrage real um 0,2 Prozent ab. Im Vergleich zum zweiten Quartal stiegen die Exporte um 2,7 Prozent und die Importe um 2,8 Prozent.

      Vor allem Ausrüstungsinvestitionen fielen im dritten Quartal preisbereinigt 6,5 Prozent niedriger aus. Nur bei den sonstigen Investitionen wie vor allem der EDV-Software konnte im Jahresvergleich ein Zuwachs von 2,4 Prozent registriert werden. Der Exportüberschuss trug insgesamt 1,1 Prozent zum realen Wirtschaftswachstum bei, da die Importe im dritten Quartal nur um 1,3 Prozent zulegten. Damit konnte der Rückgang der inländischen Verwendung des BIP mehr als ausgeglichen werden.




      Höhepunkt im Sommer



      Volkswirte gehen davon aus, dass das deutsche Wirtschaftswachstum im Sommer-Quartal bereits den Jahreshöhepunkt erreicht hat. Die verschlechterten Konjunkturaussichten für die USA und die absehbaren Belastungen für Konsum und Investitionen von den Steuerplänen der Regierung lassen die meisten Volkswirte kaum noch Wachstum im Winterhalbjahr erwarten. Inzwischen haben Institute, internationale Organisationen und Banken ihre Wachstumsprognosen für Deutschland sowohl für dieses als auch für kommendes Jahr deutlich gesenkt. So rechnet der deutsche Sachverständigenrat für 2002 nur mit einem jährlichen Wachstum des BIP von 0,2 Prozent und für 2003 von einem Prozent. Die offizielle Prognose der Bundesregierung liegt bei 0,5 beziehungsweise 1,5 Prozent.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 21.11.02 22:44:05
      Beitrag Nr. 177 ()
      Aus der FTD vom 22.11.2002 www.ftd.de/bip
      Ökonomen senken Wachstumsprognose
      Von Sebastian Dullien, Birgit Marschall und Mark Schieritz

      Bankenökonomen erwarten 2003 ein Wachstum von weniger als einem Prozent gegenüber Vorjahr, nachdem am Donnerstag schwache Wachstumsdaten aus dem zweiten und dritten Quartal 2002 bekannt wurden.



      OECD-Prognose Wirtschaftswachstum


      Angesichts eingetrübter Konjunktursignale aus Deutschland hat der Sachverständige Jürgen Kromphardt die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, ihre Leitzinsen rasch um bis zu 0,5 Prozentpunkte zu senken. Zugleich verlangte die Pariser Industrieländer-Organisation OECD eine grundlegende Reform des Stabilitätspakts.

      Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im dritten Vierteljahr 2002 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Für das zweite Quartal revidierte die Bundesbank ihre ursprüngliche Schätzung von 0,3 auf nur noch 0,2 Prozent.




      Staatsdefizit überschreitet drei Prozent


      Zahlreiche Banken haben darauf hin am Donnerstag ihre Prognosen für 2003 nach unten revidiert. Die Ökonomen befürchten, das deutsche Staatsdefizit werde wie schon 2002 auch 2003 trotz der geplanten Steuer- und Abgabenerhöhungen erneut die im Stabilitätspakt festgelegte Höchstgrenze für das Staatsdefizit von drei Prozent des BIP überschreiten.


      Für 2003 erwartet Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Anlagegesellschaft Invesco Asset Management, ein deutsches Wachstum von nur 0,7 Prozent. Die französische Großbank Société Générale geht von maximal 0,5 Prozent aus. Die Deutsche Bank rechnet mit 0,6 Prozent Wachstum. Die Deka-Bank revidierte ihre Prognose am Donnerstag auf 0,9 Prozent. Die Bundesregierung geht offiziell noch von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus.



      Sachverständiger fordert Zinssenkung


      "Die EZB sollte die Zinsen rasch um mindestens 0,25 Prozentpunkte senken, denkbar sind auch 0,5 Prozentpunkte", sagte Kromphardt, Mitglied im Sachverständigenrat zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der FTD. Die EZB ließ die Zinsen am Donnerstag unverändert.


      OECD-Chefvolkswirt Cotis sagte, der Stabilitätspakt habe nicht funktioniert. Trotz der Regeln seien die Budgetdefizite aus dem Ruder gelaufen. Da der Vertrag nominale Ziele vorschreibe, seien die Regierungen verleitet, in guten Zeiten die Ausgaben auszuweiten. Künftig seien deshalb neue Regeln notwendig.




      Konsolidierungsmaßnahmen reichen nicht


      Nach Aussage der OECD ist das Ziel der Bundesregierung, bis 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, mit den eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen nicht zu erreichen. "Statt Kurzfristmaßnahmen bräuchte Deutschland richtige Strukturreformen", sagte OECD-Experte Eckhard Wurzel. Das Bundesfinanzministerium geht dagegen davon aus, das Defizit 2003 unter die Drei-Prozent-Marke drücken zu können, wenn die Sparpläne umgesetzt werden. Auch hält es den Ausgleich des Haushalts bis 2006 für möglich.


      Schon in diesem Jahr hat nach Aussage des Bundesverbands Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) die Konjunkturflaute zahlreiche Opfer gefordert. Nach Berechnungen des Verbandes werden dieses Jahr in Deutschland rund 41.500 Unternehmen Pleite gehen, rund ein Drittel mehr als noch im Vorjahr. "So schlimm war es noch nie", sagte BDIU-Präsident Dieter Plambeck.



      © 2002 Financial Times Deutschland , © Illustration: dpa
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      schrieb am 21.11.02 22:50:50
      Beitrag Nr. 178 ()
      Hallo charlie crocker,

      habe gerade den neusten Chart aus den Kanzlerbunker erhalten! Und mein Ehrenwort, alles besten recherchiert, der Aufschwung kommt! Nein, er ist bereit da!:D
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      schrieb am 22.11.02 10:02:40
      Beitrag Nr. 179 ()
      Gesundheitsreform
      Krankenhäuser bangen um Finanzierung
      Von Karsten Polke-Majewski, Düsseldorf

      22. November 2002 Die Kosten steigen, Ärzte werden zur Mangelware, das Defizit der Gesetzlichen Krankenversicherung wächst unaufhaltsam. Vor allem in Krankenhäusern wächst die Angst, Leidtragende der hektischen Bemühungen zu werden, mit denen die Bundesregierung die Krise des Gesundheitswesens überwinden will. Die Angst ist berechtigt.

      “Eine Minusrunde, keine Nullrunde“: Beim Deutschen Krankenhaustag in Düsseldorf ist man sich einig, was von den Sparbemühungen von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) zu halten ist. Mit der Deckelung der Gesundheitsausgaben, die Schmidt für das kommende Jahr plant, werde ein Teil des Defizits im Bundeshaushalt direkt über die Krankenkassen an die Krankenhäuser weitergereicht, sagte der Gesundheitsfachmann der Unions-Bundestagsfraktion Horst Seehofer (CSU).

      Liquiditätsengpässe

      Tatsächlich erhöht die Sparrunde den Druck auf die Krankenhäuser enorm. Schon ohne diese Regelungen bangen viele Kliniken um ihre Haushalte. Denn bereits die ursprünglich vorgesehene Steigerung des Budgets um 0,81 Prozent hätte die zu erwartenden Tariferhöhungen nicht ausgleichen können. Mit drei bis fünf Prozent höheren Kosten und einer Finanzierungslücke von 1,7 Milliarden Euro rechnet die Deutsche Krankenhausgesellschaft für das kommende Jahr.

      Liquiditätsengpässe, sogar Klinikschließungen seien zu erwarten. Denn siebzig Prozent der Betriebskosten eines Krankenhauses entfallen auf das Personal. Hier zu sparen, ist kaum mehr möglich, will man die flächendeckende Versorgung der Patienten erhalten.

      40.000 Stellen bedroht

      Schon seit Jahren mangelt es in Ostdeutschland an Ärzten. Was lange als regionales Phänomen galt, droht nun auch den westlichen Bundesländern. Nur noch den wenigsten Hospitälern gelingt es, alle freiwerdenden Arbeitsplätze wieder zu besetzen. Der hohe Arbeitsauwand schreckt mehr und mehr junge Mediziner ab.

      Die Schmidtsche Nullrunde würde nun alleine in Nordrhein-Westfalen mindestens 4000 Stellen von Ärzten wie dem Pflegepersonal bedrohen. Bundesweit könnten 40.000 Stellen für Pflegekräfte wegfallen. Die Arbeitsbelastung der Übrigbleibenden wüchse weiter und könnte den Nachwuchs verschrecken. Ein Teufelskreis.

      Kassenlage oder Bedarf?

      Also fordert Kongresspräsident Hermann Hoffmann, eine Reform des Gesundheitswesens nicht an der Kassenlage, sondern am Bedarf zu orientieren. Prinzipiell unterstützen das alle Bundestagsparteien, doch nur Seehofer findet den Mut, auszusprechen, was finanziell dahinter steht: “Wenn wir die hohe Qualität der medizinischen Versorgung erhalten wollen, müssen wir dafür einen höheren Anteil am Bruttosozialprodukt aufwenden als bisher.“

      Beiträge aus Wertschöpfung?

      Woher soll dieses Geld kommen? Einig ist man sich darin, versicherungsfremde Leistungen aus Steuern zu finanzieren. Seehofer: “Das wird aber nicht in den kommenden zwei Jahren geschehen.“ Die SPD sucht nach Wirtschaftlichkeitsreserven. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Dieter Thomae setzt auf freie Marktbedingungen. Seehofer will den Arbeitgeberanteil festschreiben und von den Patienten eine Selbstbeteiligung von bis zu fünf Prozent der Kosten verlangen.

      Die ungewöhnlichste Idee steuert der Kongresspräsident bei, indem er vorschlägt, den Arbeitgeberanteil statt an die Lohnkosten mit einem Anteil von sechs Prozent an die Wertschöpfung zu koppeln. So müssten große Unternehmen weiter einzahlen, selbst wenn sie Mitarbeiter entließen, kleine und mittlere Betriebe würden entlastet. Allerdings würde eine solche Abgabe Unternehmen ausgerechnet dort treffen, wo Geld für Investitionen frei wird.
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      schrieb am 22.11.02 12:03:01
      Beitrag Nr. 180 ()
      V E R S C H U L D U N G

      "Die Kleinen sterben leise"


      Deutschland einig Schuldenland - zwei Millionen Haushalte können ihre Kredite nicht mehr bedienen.


      Berlin – Die privaten Haushalte sind verschuldet wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Im Schnitt lasten dieses Jahr nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) auf jedem Privathaushalt fast 40.000 Euro Schulden ohne Hypothekenverpflichtungen. Zwei Millionen Haushalte seien überschuldet und könnten ihre Kredite nicht mehr abbezahlen, sagte BDIU-Präsident Dieter Plambeck am Donnerstag. Schlechte Zahlungsmoral und anhaltende Konjunkturschwäche bescherten Deutschland außerdem einen neuen Rekord an Unternehmenspleiten. Der Verband rechnet für 2003 noch mit einer Verschärfung der Lage.




      Eichels bittere Liste
      Das Kabinett hat Hans Eichels Pläne zur Steuerrechtsänderung abgenickt. Nun werden womöglich 41 Änderungen des Steuerrechts die Bundesbürger und die deutschen Unternehmen belasten. manager-magazin.de hat die kommenden Belastungen aufgelistet. ...mehr


      Der Teufelskreis aus Privatverschuldung, nachlassender Zahlungsmoral und Firmenpleiten müsse durchbrochen werden, sagte Plambeck. "So kann es nicht weitergehen." In einem Zehn-Punkte-Programm fordert der BDIU als Kernpunkt ein breites Bündnis gegen Überschuldung nach dem Vorbild der Hartz-Kommission. An einem Runden Tisch sollten Vertreter von Wirtschaft, Politik, Gläubigern sowie Verbraucher- und Schuldnerorganisationen eine gemeinsame Strategie erarbeiten, wie der schlechten Zahlungsmoral und der Schuldenmisere beizukommen sei.

      "Die Pleitewelle überrollt den Mittelstand"

      Nach Berechnungen des BDIU werden dieses Jahr rund 41.500 Unternehmen Pleite gehen - fast ein Drittel mehr als 2001 (32.278). Der Verband geht von einem volkswirtschaftlichen Gesamtschaden von fast 50 Milliarden Euro aus. "So schlimm war es noch nie", sagte Plambeck. 650.000 Arbeitsplätze würden verloren gehen. Außerdem erwartet der BDIU 30.000 Insolvenzen von Verbrauchern und ehemals Selbstständigen - doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.

      "Die anhaltende Pleitewelle überrollt den Mittelstand - das Herz der deutschen Wirtschaft und unseren größten Arbeitgeber", sagte Plambeck. Fast jedes dritte Pleiteunternehmen komme aus dem Baugewerbe. Grund für die schlechte Lage der Unternehmen sei neben einer oft zu dünnen Eigenkapitaldecke vor allem die schlechte Zahlungsmoral: 69 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagten in der BDIU-Herbstumfrage, dass sich die Zahlungsmoral im vergangenen halben Jahr weiter verschlechtert habe.

      Vor allem mittlere und kleine Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern seien betroffen. "Sie machen über die Hälfte aller Pleiten aus", sagte Plambeck. "Die großen Namen - Kirch, Babcock, Holzmann - schlagen in der Statistik nicht in dem Maße zu Buche, wie über sie berichtet wird. Die kleinen Unternehmen aber: Sie sterben leise und haben so gut wie keine Lobby."
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 15:13:08
      Beitrag Nr. 181 ()
      ftd.de, Di, 26.11.2002, 9:38, aktualisiert: Di, 26.11.2002, 14:16
      Ifo-Index sinkt zum sechsten Mal in Folge

      Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zum sechsten Mal in Folge zurückgegangen, allerdings nicht so stark wie von Volkswirten befürchtet. Vor allem die schlechten Geschäftsaussichten der Unternehmen belasten den Index


      Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung sank in Westdeutschland von 87,7 Zählern auf 87,3 Punkte. Der Indikator hat sich im November damit zum sechsten Mal in Folge verschlechtert, teilte das Institut am Dienstag in München mit. Von Nachrichtenagenturen befragte Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang auf unter 87 Punkte gerechnet. In Ostdeutschland ging der Geschäftsklimaindex im November auf 95,0 Zähler von revidiert 97,8 (97,9) im Oktober zurück.

      Im Oktober war das viel beachtete Konjunkturbarometer in Westdeutschland von 88,2 auf 87,7 Punkte gesunken. Das Ifo-Institut ermittelt den Geschäftsklimaindex einmal monatlich aus einer Umfrage unter 7000 Unternehmen in ganz Deutschland.


      Die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen beurteilten die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate deutlich schlechter. Der Index für die Geschäftserwartungen fiel auf 95,8 Zähler von 97,9 im Vormonat. Ihre gegenwärtige Geschäftslage schätzten die Unternehmen dagegen erneut besser ein, der entsprechende Teilindex stieg auf 79,1 Punkte von 77,9 Punkten im Oktober.



      Rezessionsgefahr sinkt

      Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn erklärte die Eintrübung des Geschäftsklimas erneut ausschließlich mit den schlechteren Erwartungen. "Vor allem in den Sektoren Bau, Verarbeitendes Gewerbe und Großhandel hätten sich die Erwartungen verschlechtert. "Im Einzelhandel stieg der Klimaindikator wegen verbesserter Erwartungen deutlich an."


      Ifo-Volkswirt Gernot Nerb sprach von einer vorsichtigen Erholung. "Zumindest eine Stabilisierung zeichnet sich ab, wenn auch von einem Aufschwung nicht die Rede sein kann", sagte Nerb der Nachrichtenagentur Reuters. Die Einschätzung der Geschäftslage habe sich zum dritten Mal in Folge verbessert, nun müssten sich noch die Erwartungen der Unternehmen verbessern. "Die rückläufigen Erwartungen geben weiterhin Anlass zur Sorge", sagte er. Die Investitionen seien noch immer zu schwach. "Die Gefahr einer Rezession ist aber eher geringer geworden."


      Auch Deutsche-Bank-Volkswirt Stefan Bielmeier deutet die Daten als Hinweis auf eine Stabilisierung. Die Gesamtlage sieht Bielmeier weiterhin kritisch. Es gebe keine Hinweise auf einen bevorstehenden Aufschwung. Noch skeptischer ist Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank, der in den kommenden Monaten eine weitere Eintrübung des Index erwartet. Frühestens im Frühjahr sei mit einer Wende zu rechnen. Andreas Scheuerle von der Deka Bank erwartet weiterhin eine verhaltene Wirtschaftsentwicklung. Immerhin erkennt der Volkswirt in den Zahlen eine Bodenbildung. Eine Rezession sei nicht mehr zu erwarten, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 02.12.02 15:19:30
      Beitrag Nr. 182 ()
      Aus der FTD vom 2.12.2002 www.ftd.de/zinsumfrage
      FTD-Umfrage: Volkswirte senken Wachstumsprognose
      Von Andreas Krosta, und Sebastian Sachs, Frankfurt

      Die meisten von der FTD befragten Volkswirte halten eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) für überfällig. Ihre Eile begründen die Experten mit im Durchschnitt gesenkten Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone.



      Nur eine Volkswirtin sieht keine Zinssenkung


      "Schwaches Wachstum im laufenden Quartal und das Risiko einer weiteren Abschwächung im kommenden Jahr sind gute Gründe für eine Zinssenkung", sagte Volkswirt Holger Fahrinkrug von UBS Warburg. Die Finanzmärkte hatten nach der Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve Anfang November mit einer sofortigen Reaktion der EZB gerechnet. Die Fed hatte ihren Leitzins um 0,50 Basispunkte auf 1,25 Prozent gesenkt und den Schritt mit hohen geopolitischen Risiken erklärt. Damit spielten die Geldpolitiker der Fed auf einen möglichen Krieg gegen Irak an. Je nach Länge würde ein Krieg den Ölpreis nach oben treiben und das Wirtschaftswachstum hemmen. Mit günstigem Geld versucht die Fed diesen möglichen Wachstumsabschwung aufzufangen.

      Mit der gleichen Begründung wie die Fed hatte EZB-Präsident Wim Duisenberg damals dagegen die Zinsen unberührt gelassen. Er hatte allerdings eine intensive Diskussion der 18 im EZB-Rat vertretenen Geldpolitiker eingeräumt. Ebenfalls verzichtete er auf die Äußerung, dass die EZB den derzeitigen Zinssatz von 3,25 Prozent für angemessen hält.




      Nur 1,45 Prozent Wachstum




      Wachstumsprognosen


      Im Durchschnitt gehen die Experten für Dezember 2003 von einem Wirtschaftswachstum von 1,45 Prozent aus. Im November hatten sie für diesen Zeitraum noch 1,6 Prozent erwartet, im Oktober 1,8 und im September 2,2 Prozent. "Die in der Zwischenzeit eingegangenen Konjunkturindikatoren waren eher schwach", sagte Jörg Krämer von Invesco Management.


      Die Wirtschaft dürfte nach den Prognosen von Wirtschaftsforschern in der Euro-Zone im dritten Quartal um 0,4 Prozent zugelegt haben. In den beiden nächsten Quartalen soll sich das Wachstum weiter abschwächen. "Spät, aber doch könnte die EZB ein Zeichen setzen", sagte Volkswirt Stefan Bruckbauer von BA-Ca, der ehemaligen Bank Austria.


      Bundesbankpräsident Ernst Welteke geht etwa davon aus, dass die Konjunktur sich Ende 2003 wieder erholt. "Erst das kommende Jahr dürfte eine Wende zum besseren bringen", sagte Welteke am Samstag auf einer Veranstaltung in Bielefeld.




      Preise steigen langsamer




      Inflationsprognosen


      Die Inflationsrisiken sehen die Experten dagegen als gering an: Im Durchschnitt erwarten die Bankenvolkswirte eine Preissteigerung von 1,8 Prozent für Dezember 2003. Dies wäre im Jahresvergleich eine deutliche Abschwächung der Teuerung: Derzeit liegt sie bei 2,3 Prozent, für Dezember rechnen die Experten mit 2,2 Prozent. Bundesbankpräsident Welteke sagte: "Auf mittlere Sicht - und das ist der angemessene Horizont - ist die Preisstabilität in Europa von heute aus gesehen nicht gefährdet." Die EZB versucht, die Inflationsrate auf unter 2 Prozent zu drücken. Dann sieht sie die Preisstabilität als gegeben an.


      Für Ulla Kochwasser von der Bank Mizuho Corporate dagegen käme der Zinsschritt am Donnerstag zu spät. "Da Zinssenkungen erst mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa einem Jahr auf die reale Wirtschaft wirken, würde dies zu einem Zeitpunkt geschehen, wenn die Konjunktur ihr Wachstumspotenzial bereits erreicht hat", sagte sie. "Jüngste Stimmungsindikatoren sowohl in der Euro-Zone als auch in den USA und die Erholung der Aktienmärkte deuten auf eine Konjunkturerholung hin", sagte sie. Kochwasser geht von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Euro-Zone im Dezember 2003 von 1,9 Prozent aus.


      Die FTD-Rangliste der Volkswirte mit den bisher besten Prognosen führt die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein an, gefolgt vom Bankhaus Julius Bär. Daniela Etschberger von Dresdner Kleinwort Wasserstein rechnet mit einer Reduzierung des Leitzinses auf 3 Prozent, Julius-Bär-Volkswirt David Kohl erwartet dagegen, dass die EZB den Zinssatz um 0,5 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent absenkt.
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      schrieb am 02.12.02 15:29:14
      Beitrag Nr. 183 ()
      MÜNTEFERING-PLAN IN DER KRITIK

      "Die neue Mitte soll enteignet werden"

      Das saß. Mit seiner Forderung `weniger Kaufen, mehr Geld für den Staat` hat SPD-Fraktionschef Franz Müntefering einen Proteststurm entfacht. Der Einzelhandel tobt, die Grünen sind verstört, CDU-Chefin Merkel findet es "pervers".


      Berlin - Der Sprecher des Einzelhandelsverbandes, Hubertus Pellengahr, hat Münteferings Äußerungen über die Steuerpolitik der Bundesregierung als "absolut verantwortungsloses Handeln" bezeichnet. "Die neue Mitte soll ausgebeutet und enteignet werden. Wir sind fassungslos", sagte er am Montag in Berlin. Die Sozialdemokraten wollten den "totalen Umverteilungsstaat, in dem den Bürgern alles genommen und dann entschieden wird, wem man was zurückgibt".
      Pellengahr erklärte, die Äußerungen Münteferings seien der Gipfel der verfehlten rot-grünen Politik nach dem Motto "starker Staat - schwache Bürger". "Da sind alle Sicherungen durchgeknallt." Der SPD-Fraktionschef sei "von allen guten Geistern verlassen, wenn er denn je welche hatte". Dass Müntefering ausgerechnet zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts den Verbrauchern Kaufzurückhaltung empfehle, zeuge von völligem ökonomischen Unverständnis.

      Auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel kritisierte die Aussagen Münteferings. Sie sprach von einer perversen Auffassung. "Der Staat hat den Bürgern zu dienen und nicht umgekehrt", sagte Merkel am Montag nach der CDU-Präsidiumssitzung in Berlin. Rot-Grün beschneide die Freiräume der Bürger immer mehr.

      Im Berliner "Tagesspiegel" hatte Müntefering erklärt: "Weniger für den privaten Konsum - und dem Staat Geld geben, damit Bund, Länder und Gemeinden ihre Aufgaben erfüllen können." Der Fraktionschef sprach sich für zeitlich befristete höhere Abgaben und Steuern zur Finanzierung eines bestimmten Zwecks aus.

      Am Montag kam die Kehrtwende. Nein, an eine Mehrwertsteuererhöhung habe er nicht gedacht, sondern nur an die Vermögensteuer, deren Einführung er für richtig halte. "Ich weiß keine andere", sagte er vor der SPD-Präsidiumssitzung. Der Rettungsversuch von Regierungssprecher Bela Anda klang so: Müntefering habe das Ziel formuliert, dass die öffentliche Hand trotz "einer sehr schwierigen weltwirtschaftlichen Lage" so ausgestattet sein müsse, dass sie ihre Aufgaben erfüllen könne. "Das ist die Herausforderung", die auch Müntefering gemeint habe.

      Derlei Interpretationen verschlossen sich dem grünen Koalitionspartner offenbar zunächst. Verbraucherschutzministerin Renate Künast sprach sich gegen befristete Steuererhöhungen aus. Sie habe die Aussagen von Müntefering "überhaupt nicht verstanden", weil die Koalition bereits an einem Konzept arbeite, sagte Künast vor Beginn einer Sitzung des Grünen-Parteirats in Berlin am Montagmorgen. "Es gibt keinen Grund, davon abzuweichen."

      Schleswig-Holsteins Umweltminister Klaus Müller (Grüne) betonte, er wolle möglichst wenig neue Vorschläge, die das Erscheinungsbild von Rot-Grün weiter verschlechtern. Man müsse erst einmal überlegen, "was jetzt schon in der Pipeline ist".

      Die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel sagte dem Rundfunksender NDR Info, ihre Partei sei der Überzeugung, "dass jetzt endlich Schluss sein muss mit diesen Steuererhöhungsdebatten". Die Mittel für öffentliche Investitionen, die notwendig seien, seien im Bundeshaushalt eingestellt. "Und darüber hinaus, meine ich, braucht es keine weiteren Anreize". Die Debatte über eine höhere Mehrwertsteuer lehne sie ab. "Ich finde eine solche Überlegung oder eine solche Debatte absolut schädlich. Wir verschlechtern damit die konjunkturellen Bedingungen", sagte sie.

      Da konnte die Opposition nicht zurückstecken: "Der Staat hat den Bürgern zu dienen" und nicht umgekehrt, sagte CDU-Chefin Angela Merkel am Montag nach der CDU-Präsidiumssitzung in Berlin. Rot-Grün beschneide die Freiräume der Bürger immer mehr.
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      schrieb am 02.12.02 15:45:07
      Beitrag Nr. 184 ()
      KRANKENKASSEN

      Beitragserhöhung auf über 15 Prozent geplant

      Bislang war es Spekulation - nun scheint es konkreter zu werden: Mehrere Ersatz- und Betriebskrankenkassen planen offenbar noch in diesem Jahr erhebliche Beitragserhöhungen. Für 2003 will die Bundesregierung Beitragserhöhungen verbieten.



      Erhöhungen noch vor dem 1.1.2003?


      Hamburg - Einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks zufolge müssen die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) und die Hamburg-Münchner ihren Beitragssatz auf 15,2 Prozent erhöhen. Die Barmer Ersatzkasse (BEK) plant demnach eine Erhöhung auf 14,9 oder 15,2 Prozent. Die Verwaltungsräte von DAK und BEK würden die Maßnahmen noch Mitte Dezember beschließen, so das NDR-Radio 90,3 Aktuell.
      Gleiches gelte für die Betriebskrankenkassen von Esso, Shell und Securvita, heißt es in dem Bericht weiter. Grund seien die massiven Defizite der Kassen. Die beiden größten Ersatzkassen BEK und DAK haben laut NDR derzeit ein Defizit von jeweils rund 400 Millionen Euro. Die Bundesregierung plant, Beitragserhöhungen für das kommende Jahr per Gesetz zu verbieten.

      Die "Bild"-Zeitung berichtet am Montag, dass voraussichtlich rund 100 gesetzliche Krankenkassen ihre Beiträge zum 1. Januar steigern wollen. Das Bundesversicherungsamt (BVA) habe bereits 29 Eilanträge von Betriebskrankenkassen genehmigt. BVA-Mitarbeiter Rainer Pfohl sagte der Zeitung: "Wir schätzen, dass weitere 60 Anträge auf Beitragssatzerhöhung gestellt werden." Die hohen Arzneimittelausgaben sind nach Regierungsangaben einer der Gründe für die schwierige Finanzlage der Krankenkassen.
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      schrieb am 03.12.02 09:33:59
      Beitrag Nr. 185 ()
      Handelsblatt-Frühindikator fällt zum sechsten Mal in Folge


      Das Risiko einer neuen Rezession nimmt zu


      Deutschland steht vor eisigen Monaten: Im Winter wird die ohnehin schon schwache Konjunktur noch weiter an Fahrt verlieren, zeigt der Handelsblatt-Frühindikator. Die Sorgen vor einem zweiten Abschwung bekommen damit neue Nahrung.





      HB DÜSSELDORF. Das Risiko eines zweiten Konjunkturabschwungs in Deutschland ist merklich gestiegen. Der Handelsblatt-Frühindikator schrumpfte im Dezember den sechsten Monat in Folge und signalisiert damit: Bis ins Frühjahr hinein dürfte die ohnehin schon schwache Konjunktur weiter spürbar an Fahrt verlieren. „Die Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung dürfte damit auf absehbare Zeit reines Wunschdenken sein“, sagt Ulrich van Suntum, Ökonomie-Professor an der Uni Münster, der den Indikator entwickelt hat und berechnet. „Man wird schon froh sein können, wenn die deutsche Wirtschaft nicht in eine neuerliche Rezession gerät.“ In den vergangenen Wochen hatten immer mehr Bankenvolkswirte vor einer so genannten Double-Dip-Rezession in Deutschland gewarnt – der Frühindikator gibt diesen Sorgen neue Nahrung.



      Im Vergleich zu den Vormonaten hat sich der Abwärtstrend im Dezember deutlich verschärft: Während der Indikator seit Juli pro Monat nur 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte abgab, büßte er nun innerhalb von vier Wochen 0,4 Zähler ein. Der Indikator signalisiert jetzt nur noch 0,6 % Wachstum in gleitender Jahresrate, im November waren es noch 1,0 %. Allerdings erklärt sich der deutliche Einbruch zum Teil auch damit, dass das Barometer zwischenzeitlich ein zu optimistisches Konjunkturbild gezeichnet hatte. Vor allem der noch bis zur Jahresmitte überschäumende Optimismus im verarbeitenden Gewerbe, der sich inzwischen korrigierte, hatte den Indikator verzerrt.



      Derzeit brennt es konjunkturell in Deutschland an so gut wie allen Fronten gleichzeitig – in der Industrie, dem Baugewerbe und dem Einzelhandel. Im verarbeitenden Gewerbe hat sich die schon vorher trübere Stimmung im November schlagartig verschlechtert, vor allem wegen der massiven Verunsicherung durch die Politik (siehe Beitrag unten rechts). Zudem hat sich die Auftragslage verdüstert, im dritten Quartal war der Ordereingang saisonbereinigt 1,2 % geringer als im Vorquartal. Die Baunachfrage nahm im gleichen Zeitraum gar um gut 3 % ab.

      Desolat sind auch Lage und Perspektiven des Einzelhandels: Die Stimmung der Verbraucher ist so miserabel wie seit 1993 nicht mehr. Die Sorgen um Arbeitsplätze, Alterssicherung und höhere Steuern wie Sozialabgaben verdirbt den Deutschen nachhaltig die Lust am Konsum.

      Der Handelsblatt-Frühindikator besteht aus sechs Einzelkomponenten. Die aktuellen Entwicklungen im einzelnen:

      Die Stimmung in der Industrie hat sich im November schlagartig verschlechtert. Die Ifo-Geschäftserwartungen im verarbeitenden Gewerbe (Gewicht im Indikator: 40,5 %) sind im November auf –7,2 Punkte von zuvor 1,1 eingebrochen. Im Osten war das Minus mit –14,4 nach –6,6 Punkten noch dramatischer als im Westen mit –3,3 nach +2,5 Punkten. Der Pessimismus bezieht sich vor allem auf die Inlandskonjunktur, die Exporterwartungen der Unternehmen sind nach wie vor positiv.
      Die deutsche Industrie leidet unter einer ausgeprägten Nachfrageschwäche. Im September sind die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe (Gewicht: 15,2 %) gesamtdeutsch um 1 % gesunken. Sie haben damit erwartungsgemäß ihren durch Sondereffekte begünstigten zwischenzeitlichen Anstieg im August nicht bestätigen können. Die Inlandsnachfrage sank zuletzt um 0,2 %, die Auslandsorders gaben gegenüber dem Vormonat sogar um 1,9 % nach. Damit hat es im gesamten Jahr 2002 keinen echten Aufschwung bei den Auftragseingängen gegeben.
      Die gesamtdeutsche Nachfrage im Bauhauptgewerbe (Gewicht: 18,9 %) nahm im September überraschend um 4,4 % zu, wobei sich der Anstieg auf den Westen beschränkte. Hauptgewinner war der Tiefbau mit 6,1 %, gefolgt vom Nicht-Wohnungsbau mit 5,3 % und dem Wohnungsbau mit –1,4 %. Im dritten Quartal insgesamt sank die Nachfrage aber um 3,1 % gegenüber dem Vorquartal. Die Bauproduktion in den neuen Ländern, die in das Handelsblatt-Konjunkturbarometer Ost eingeht, stieg im September um 1,2 %. Obwohl sie bereits im August im Plus war, lag sie unter dem Durchschnitt des zweiten Quartals.
      Die gesamtdeutschen Einzelhandelsumsätze (Gewicht 17,3 %) verharrten im September praktisch auf ihrem Vormonatsniveau. Über die Quartale gesehen reichte das noch für die Fortsetzung des leichten Erholungskurses seit dem Tiefpunkt vom Jahresbeginn. Die einigermaßen gut laufende Automobilkonjunktur bescherte dem gesamtdeutschen Einzelhandel im dritten Quartal im Quartalsvergleich sogar ein leichtes Plus von 0,5 %. Das vierte Quartal dürfte jedoch wieder einen Rückschlag bringen.
      Die Zinsdifferenz (Gewicht: 8 %) hat im November mit 1,1 % nach 1 % ihre Trendumkehr nach oben weiter fortgesetzt. Der Dreimonatszins Euribor ermäßigte sich noch einmal von 3,26 % auf (vorläufige) 3,13 %. Die langfristigen Zinsen, gemessen an der durchschnittlichen Umlaufrendite für festverzinsliche Wertpapiere, blieben dagegen mit gut 4,2 % praktisch unverändert. Konjunkturell wirkt sich das tendenziell positiv aus, wenn auch erfahrungsgemäß erst auf längere Sicht.
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      schrieb am 03.12.02 11:38:42
      Beitrag Nr. 186 ()
      Sparwelle und Börsenflaute


      Firmen vergeht die Weihnachts-Stimmung


      Massenentlassungen, Sparwellen, Börsenflaute, ungewisse Konjunkturaussichten - den Unternehmen ist die Lust auf Weihnachten in diesem Jahr vergangen. Kein fröhliches Gänsebraten-Essen mit Mitarbeitern in Restaurants, statt Wein und Lederkalender nur schlichte Karten für die Geschäftskunden.


      Statt Wein und Lederkalender gibts dieses Jahr vom Weihnachtsmann nur schlichte Karten für die Geschäftskunden, Foto: dpa






      HB/dpa FRANKFURT. Das wiederum setzt der ohnehin bereits schwer gebeutelten Gastronomie und den ebenfalls angeschlagenen Werbeartikelanbietern schwer zu. Es wiegt umso schwerer, da in der Adventszeit in beiden Branchen das meiste Geld in den Kassen klingelt.

      Über zehn Prozent weniger Umsatz klagen die Restaurantbetreiber am Finanzplatz Frankfurt. Das ganze Jahr über hat die Branche deutschlandweit schon ein Umsatzminus verkraften müssen. In den ersten neun Monaten hat sich der reale Rückgang nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bereits auf 6,3 Prozent hochgeschaukelt. Die Konjunkturflaute und die Teuro-Debatte sorgen für leere Tische. Und jetzt bricht auch noch das Weihnachtsgeschäft zum zweiten Mal in Folge weg. Denn auch schon Ende 2001 gab es bei den Gastwirten Ausfälle von bis zu 20 Prozent.

      „Die Adventszeit macht bei uns üblicherweise 40 bis 50 Prozent des Bewirtungsgeschäfts aus“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer vom Frankfurter Hotel Holiday Inn, Oliver Stahmer. Früher als sonst sei bei den Unternehmen geworben worden. Doch selbst neue Spezialangebote änderten nichts an der ablehnenden Haltung: „Kein Geld, wir müssen sparen, wir haben nichts zu feiern, die Zukunft ist ungewiss.“

      So verzichtet der Autobauer Opel wie im vergangenen Jahr auf jede Besinnlichkeit. Die Firmen, die überhaupt noch feiern, kürzen das Pro-Kopf-Budget oder kommen mit weniger Leuten. Statt Champagner perlt Sekt in den Gläsern, statt einem opulentem Mehr-Gänge-Menü tut es auch ein schlichtes Büffet.

      Auch die Direktorin vom Frankfurter Queens Hotel, Sabine Kühn, hat die Hoffnung auf ein lukratives Vorweihnachtsgeschäft endgültig begraben. „Ich hatte gedacht, dass nach dem Motto „jetzt erst recht` und nach einem Jahr eisernem Sparen jetzt die Feiern stattfinden.“ Doch selbst die eigens angebotenen „Christmas-Office-Partys“, bei denen mehrere kleine Firmen zusammen kostengünstig anstoßen können, rufen nur mäßiges Interesse hervor.

      Schleppend läuft auch bei den Anbietern von Werbeartikeln das diesjährige Weihnachtsgeschäft. Wenn Unternehmen wie Altana, das sich von einem Rekordjahr zum nächsten schwingt, oder aber die geschwächte Commerzbank nur Karten an Geschäftskunden versenden, passt das in die allgemeine Flaute der Anbieter von Präsenten. Einen Umsatzrückgang von bis zu acht Prozent auf 2,9 Milliarden Euro befürchtet der Gesamtverband der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW).

      „Wir machen in der Adventszeit normalerweise fast ein Drittel des Geschäfts“, erläutert GWW-Vorsitzender Hans-Joachim Evers. 5000 Firmen mit 60 000 Mitarbeitern hängen von der Neigung der Unternehmen zu netten Gesten ab. Die Pleite von Hach aus dem hessischen Groß- Bieberau sei allerdings nur ein Einzelfall, weitere Insolvenzen seien nicht zu erwarten.

      Der Blues der meisten Präsente-Versender über das zögerliche Anlaufen des Weihnachtsgeschäft hält sich aber in Grenzen. Die meisten seien „noch zufrieden“, weiß Evers. Denn im nächsten Jahr lauert eine viel größere Gefahr: Die Bundesregierung plant, die steuerliche Absetzbarkeit der Werbegeschenke einzuschränken. Künftig sollen Unternehmen die Gaben nur noch dann als Betriebsausgaben abziehen können, wenn der Empfänger sie nicht privat nutzt. Derzeit gilt eine Obergrenze von 40 Euro, auch wenn die Weinflasche im Freundeskreis geköpft wird.
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      schrieb am 03.12.02 20:07:35
      Beitrag Nr. 187 ()
      ftd.de, Di, 3.12.2002, 16:55
      Ifo-Institut: Weltwirtschaftsklima bricht ein

      Nach Einschätzung des Ifo-Institutes hat sich die Stimmung in der Wirtschaft weltweit drastisch verschlechtert. Einen Aufschwung werde es Experten zufolge erst 2004 geben.

      Der Weltwirtschaftsklima-Index des ifo Instituts sank seit der letzten Befragung vor drei Monaten von 101,1 auf 86,8 Punkte. Die Umfrage liefere noch keinen Hinweis auf eine bevorstehende Konjunkturerholung, sagte Ifo Chef Hans-Werner Sinn am Dienstag in München. In den nächsten sechs Monaten werde das Wachstum gerade in Westeuropa deutlich hinter dem Weltdurchschnitt zurückbleiben.

      Das Ifo Institut ermittelt das Weltwirtschaftsklima vier Mal im Jahr durch eine Befragung von mehr als 1000 Experten aus 89 Staaten. Bei der jüngsten Erhebung lag der Indikator deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Besonders die Erwartungen für die nächsten sechs Monate verschlechterten sich. Unmittelbar nach den Terroranschlägen in den USA war das Weltklima mit 70,7 Punkten aber noch deutlich schlechter.


      Besonders düster sieht die Situation nach Einschätzung Sinns in Westeuropa aus. Hier fiel der Klimaindex von 97,2 auf 80,2 Punkte. In Nordamerika ging das Konjunkturbarometer von 106,8 auf 89,2 Punkte zurück, in Asien von 105,6 auf 88,9 Punkte. Der griechische Finanzminister und Vorsitzende der Eurogruppe, Nikos Christodoulakis prognostiziert für das kommende Jahr in den zwölf Staaten der Gemeinschaftswährung ein Wachstum von 1,8 Prozent nach 0,8 Prozent im laufenden Jahr.



      Erholung erst ab 2004


      Die Konjunktur in Europa kommt frühestens 2004 wieder richtig in Schwung. Diese Einschätzung vertreten immer mehr Wirtschaftsforscher und Unternehmen. Angesichts der düsteren Aussicht gilt es als ausgemachte Sache, dass die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag die Zinsen für Euroland senkt. Das könnte helfen, die Wirtschaft anzukurbeln.


      Angesichts der mauen Konjunktur zweifelt kaum ein Wirtschaftsforscher mehr daran, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Zinsen senkt. EZB-Präsident Wim Duisenberg sagte am Dienstag im Währungsausschuss des Europäischen Parlaments, der Inflationsdruck habe seit der letzten Sitzung des EZB-Rates weiter nachgelassen. Experten sind nur noch uneins darüber, ob die EZB die Zinsen um 0,25 oder gleich um 0,5 Prozentpunkte senkt.
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      schrieb am 04.12.02 09:06:38
      Beitrag Nr. 188 ()
      ftd.de, Mi, 4.12.2002, 7:50
      Deutlich mehr Menschen ohne Job

      Der November hat offenbar keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt gebracht. Im Gegenteil: Die Zahl der Arbeitslosen soll saisonbereinigt unerwartet deutlich gestiegen sein.

      Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert informierte Kreise, wonach es im November saisonbereinigt rund 35.000 Erwerbslose mehr gegeben hat. Sie beziehen sich auf Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit (BA). Die BA stellt die offiziellen Zahlen am Mittwoch in Nürnberg vor. Der für die Jahreszeit übliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im November sei fast dreimal so stark ausgefallen wie im Schnitt der vergangenen zehn Jahre, hieß es. Im Vergleich zum November 2001 seien 237.000 Arbeitslose mehr registriert worden.

      Die Arbeitslosigkeit lag damit deutlich höher als von Experten erwartet. Analysten hatten im Schnitt einen bereinigten Anstieg um 17.600 erwartet. Experten waren davon ausgegangen, dass die milde Witterung im November den Anstieg der Arbeitslosigkeit gedämpft habe.


      Starker Rückgang der Lehrstellen

      Die unbereinigte Arbeitslosenzahl legte im Vergleich zum Oktober um 96.000 auf 4,026 Millionen Erwerbslose zu und könnte im Februar 2003 auf mehr als 4,5 Millionen steigen. Die bundesweite unbereinigte Arbeitslosenquote betrug damit 9,7 Prozent nach 9,4 Prozent im Oktober. Sie erreichte damit den Angaben zufolge den höchsten November-Stand seit 1997.


      Auch am Ausbildungsmarkt wurde die Lage kritischer. Die Zahl betrieblicher Lehrstellen sei im Vergleich zum November vorigen Jahres um fast 15 Prozent zurückgegangen, hieß es aus informierten Kreisen. Bundesweit gebe es derzeit über 43.000 mehr Lehrstellenbewerber als offene Ausbildungsplätze.


      Die Bundesregierung registriere mit Sorge eine sinkende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, hieß es dazu in Regierungskreisen. Im Osten Deutschlands fehlten über 50.000 Lehrstellen. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn stehe daher mit ostdeutschen Ländern in Gesprächen, die Zahl der Plätze im Ausbildungsprogramm Ost zu erhöhen.
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      schrieb am 04.12.02 15:24:59
      Beitrag Nr. 189 ()
      ftd.de, Mi, 4.12.2002, 8:48
      Umsätze im Einzelhandel schrumpfen erneut

      Der deutsche Einzelhandel hat auch im Oktober weniger umgesetzt und damit in den ersten zehn Monaten einen starken Rückgang verzeichnet. Zuwächse hingegen gab es bei Supermärkten und im Versandhandel.


      Der Umsatz im Einzelhandel sank im Oktober nach vorläufigen Daten im Vergleich zum Vorjahr real um 1,1 Prozent nach minus 1,3 Prozent im September. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Von September auf Oktober wurden bereinigt real 0,7 Prozent weniger Waren umgesetzt.
      In den ersten zehn Monaten belief sich der Umsatzrückgang damit nach Abzug der Inflationsrate auf 2,3 Prozent und nominal auf 1,9 Prozent. Analysten hatten ein stärkeres Minus als im Vorjahr von real 1,4 Prozent und eine Stagnation zum September erwartet.

      Im Lebensmittelhandel erzielten Supermärkte und Warenhäuser höhere Verkäufe als im Vorjahr, während der Umsatz im Facheinzelhandel schrumpfte. Kräftig zulegen konnte der Versandhandel mit einem realen Zuwachs von 8,2 Prozent zum Oktober 2001. Den stärksten Rückgang verbuchte mit elf Prozent der Handel mit Hausrat, Bau- und Heimwerkerbedarf.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 05.12.02 12:39:15
      Beitrag Nr. 190 ()
      ftd.de, Do, 5.12.2002, 10:01, aktualisiert: Do, 5.12.2002, 12:10
      Weiteres Milliardenloch bei den Krankenkassen

      Unmittelbar vor der Bundestagsdebatte über den Sozialhaushalt muss Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt abermals eine riesige Finanzierungslücke bei den gesetzlichen Krankenkassen verkraften. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung droht mit Praxisschließungen, wenn die Bundesregierung an ihrem Sparkurs festhält.

      Der Schätzerkreis von Krankenkassen und Bundesgesundheitsministerium geht von einem Jahresdefizit von 2,5 Mrd. Euro für die gesetzlichen Kassen aus. Das Kassen-Minus wäre damit 500 Mio. größer als vom Ministerium geschätzt. Dies entspreche einer Beitragssatzanhebung von derzeit 14 auf bis zu 14,3 Prozent. Für das dritte Quartal ergebe sich ein Minus von knapp 3,2 Mrd. Euro.

      Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Horst Seehofer, sagte der Zeitung, dieses "Riesen-Loch" sei auch durch zusätzliche Beitragseinnahmen durch das Weihnachtsgeld nicht mehr bis zum Jahresende auszugleichen. Ministerin Schmidt sei nicht mehr tragbar, sagte der CSU-Politiker. Die Union erwartet ein Kassen-Defizit zum Jahresende von bis zu drei Mrd. Euro. Das Bundesgesundheitsministerium geht dagegen von zwei Mrd. Euro Defizit zum Jahresende aus.


      Die Kassenärzte sind von der Wirksamkeit des von der Bundesregierung verordneten Beitragsstopps nicht überzeugt. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Manfred Richter-Reichhelm, sagte der "Berliner Zeitung", dass weitere Beitragserhöhungen der gesetzlichen Kassen im kommenden Jahr "sicher nicht auszuschließen" seien. Außerdem droht der Verband mit Einschnitten bei Behandlung und Arzneien, falls die rot-grüne Regierung an ihrem Sparkurs im Gesundheitswesen festhält. Die Ärzte würden dann auf die "Leistungsbremse" treten und ihre Leistungen um etwa ein Drittel zurückfahren, sagte Richter-Reichhelm am Donnerstag in Berlin. Als Folge könne es zu mehrwöchigen Wartelisten und zeitweiligen Praxisschließungen kommen. Schmidts Sparmaßnahmen umfassen unter anderem eine Nullrunde für Ärzte und Krankenhäuser, Rabatte der Pharmabranche und eine Ausweitung der gesetzlichen Krankenversicherungspflicht.



      SPD-Landesgruppenchef fordert Zwangsvereinigung


      Der Chef der sächsischen SPD-Landesgruppe im Bundestag, Gunter Weißgeber, forderte eine Zwangsvereinigung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Ursache für das Milliarden-Defizit und die Beitragsexplosion liege vor allem an der Vielzahl der existierenden Kassen, sagte Weißgerber der Chemnitzer "Freien Presse": "359 Kassen sind 358 Kassen zu viel", sagte der SPD-Politiker. Der bestehende "Scheinwettbewerb" führe nicht zu einer besseren medizinischen Betreuung. Das Leistungsangebot sei nahezu identisch. Durch den deutlich geringeren Verwaltungsaufwand bei nur noch einer Krankenkasse für alle gesetzlich Versicherten ließen sich jährlich hunderte Mio. Euro einsparen.


      Am Donnerstag steht im Bundestag die Debatte über den Haushalt des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung auf der Tagesordnung. Am Nachmittag berät außerdem der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat erstmals über das so genannte "Beitragssatz-Sicherungsgesetz". Mit dem Eilgesetz will Gesundheitsministerin Schmidt unter anderem den Anstieg der Krankenkassenbeiträge bremsen.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 09.12.02 09:26:34
      Beitrag Nr. 191 ()
      Mitten in Deutschland werden Kinder nicht satt
      Die Hungerkinder mit den
      dankbaren Augen

      Von MARGOT DANKWERTH und ANDREAS THELEN (Fotos)



      Berlin-Hellersdorf – 12.30 Uhr im Jugendzentrum „Arche“. Ein großer Topf Gemüsesuppe mit klein geschnippelten Würstchen brodelt auf der Warmhalteplatte, der Speisesaal füllt sich.

      Joschi (5) sitzt still vor seiner Suppe. Er ist mit seiner großen Schwester da, sie hat ihn vom Kindergarten abgeholt


      Nina und Anja (beide 11) werfen die Ranzen in die Ecke, machen sich hungrig über eine Schüssel Suppe und ein Stück Brot her. „Mama kocht nur am Wochenende“, sagt Nina, „sie arbeitet jeden Tag bis um acht im Kaufhof. Und dann hat sie keine Lust mehr.“ „Meine kann gar nicht kochen“, sagt Anja, „sie ist krank und schläft den ganzen Tag. Papa ist weg.“

      Die beiden sprechen unbefangen. Andere Kinder drehen sich weg. Sie schämen sich, dass es daheim nicht genug zu essen gibt. Unvorstellbar: Mitten in Deutschland hungern viele tausend Kinder! Jedes fünfte lebt in Armut, mehr als 1,1 Millionen von Sozialhilfe.

      Bis zu 150 Schulkinder bekocht der evangelisch-freikirchliche Pastor Bernd Siggelkow (37) jeden Tag in seiner Armenküche. Und es werden jeden Tag mehr. Ein Bäcker spendiert Brot und Kuchen vom Vortag.


      Im Speisesaal der „Arche“ bekommen Schlüsselkinder eine warme Mahlzeit.


      Der Pastor weiß: Nur ein Drittel der Kinder bekommt zu Hause ab und zu eine warme Mahlzeit, die meisten leben von Chips und Leitungswasser. Ihre Eltern sind arbeitslos, sitzen den ganzen Tag vorm Fernseher. Oder die Väter sind weg und die Mütter gehen bis spät in die Nacht putzen. Die meisten Eltern sind überschuldet, oft geht die Stütze für Bier und Zigaretten drauf. Ab dem 10. des Monats reicht das Geld kaum noch für Nudeln und Brot.

      In der „Arche“ können die Kinder essen, spielen und Hausaufgaben machen. Viele sind bis abends um acht da. Das Projekt wird durch Spenden getragen, vom Staat gibt es kein Geld.
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      schrieb am 09.12.02 12:23:43
      Beitrag Nr. 192 ()
      Reuters
      Deutsche Industrieproduktion im Oktober unerwartet gesunken
      Montag 9. Dezember 2002, 12:02 Uhr


      Berlin, 09. Dez (Reuters) - Das Produzierende Gewerbe in Deutschland hat von September auf Oktober vor allem wegen Rückgängen bei Konsum- und Vorleistungsgütern weniger erzeugt und damit die Analystenprognosen auf einen leichten Zuwachs verfehlt.
      Die Erzeugung habe um 2,1 Prozent zum Vormonat abgenommen nach einem revidierten Minus von 0,6 Prozent im September, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) am Montag auf Basis vorläufiger Berechnungen in Berlin mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer geringen Zunahme von 0,1 Prozent gerechnet."Bei den vorläufigen Oktober-Zahlen ist jedoch in Rechnung zu stellen, dass Kalendereffekte das Ergebnis nach unten beeinflusst haben", teilte das Ministerium zur Erklärung mit. So habe es mehr Ferientage als im letzten Jahr gegeben, und der Feiertag am 3. Oktober sei als Brückentag genutzt worden.

      Zum Vorjahr nahm der Ausstoß der Industrie nach Reuters-Berechnungen auf Basis von Bundesbank-Daten saisonbereinigt um 1,4 Prozent ab. Hier hatten Analysten im Schnitt mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet.

      Dem Ministerium zufolge ging die Produktion im westdeutschen Produzierenden Gewerbe im Monatsvergleich um 2,1 (September minus 0,5) Prozent zurück. In den neuen Bundesländern verringerte sich die Fertigung um 0,9 (minus 1,7) Prozent. Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich September/Oktober zu Juli/August nahm die Produktion in Deutschland um 1,0 Prozent ab.

      In der Energiebranche verringerte sich die Produktion um 2,9 (minus 0,8) Prozent, im Bauhauptgewebe um 0,3 (minus 0,4) Prozent. Die Industrie verzeichnete ein Minus vom 2,1 (minus 0,5) Prozent. Innerhalb der Industrie nahm die Fertigung von Konsumgütern um 3,1 (minus 0,4) Prozent ab, die Erzeugung von Vorleistungsgütern sank um 2,8 (plus 1,0) Prozent. Die Investitionsgüterindustrie verzeichnete eine um 0,8 (minus 2,2) Prozent verringerte Fertigung.

      bin/iws
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      schrieb am 10.12.02 17:54:11
      Beitrag Nr. 193 ()
      ftd.de, Di, 10.12.2002, 15:34, aktualisiert: Di, 10.12.2002, 16:45
      ZEW dämpft Aufschwungshoffnung

      Unsicherheiten über einen Irak-Krieg und die Wirtschaftspolitik der rot-grünen Regierung haben die Konjunkturaussichten für Deutschland im Dezember einer ZEW-Umfrage zufolge weiter eingetrübt. Gleichzeitig verbesserten sich die Erwartungen für die Euro-Zone.






      Der vom ZEW ermittelte Saldo der Konjunkturerwartungen der befragten Analysten und institutionellen Anleger sank um 3,6 auf 0,6 Punkte, wie das Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Volkswirte hatten im Durchschnitt einen Rückgang des Indikators auf 2,9 von 4,2 Punkten vorhergesagt. Die Prognosen hatten dabei von minus 10,0 bis plus 10,0 Punkten gereicht.

      Unsicherheit über die wirtschaftspolitische Lage in Deutschland und über einen Irak-Krieg hätten den Ausschlag für den weiteren Rückgang des Indikators gegeben, teilte das Institut mit. "Die Stimmung auf den Finanzmärkten ist nach wie vor am Boden, die Rezessionsgefahr bei weitem noch nicht gebannt", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.



      Abwärtstrend abgebremst


      Insgesamt habe sich jedoch der Abwärtstrend der Konjunkturerwartung von November auf Dezember verlangsamt, teilte das Institut mit. Im Vormonat war der Saldo um rund 19 Punkte eingebrochen. Die aktuellen Erwartungen seien vor allem durch die leichte Erholung auf den Aktienmärkten sowie durch die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgehellt worden. Die EZB hatte in der vergangenen Woche ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,75 Prozent gesenkt.


      Der Saldo für die Konjunkturerwartungen in der Euro-Zone stieg um 2,9 auf 27,1 Punkte. Damit habe die Diskrepanz zwischen den Erwartungen für Deutschland und die Euro-Zone im Dezember weiter zugenommen.



      Keine guten Vorzeichen für den Ifo-Index


      Volkswirte sagten, der Rückgang des ZEW-Indikators lasse auch eine negative Entwicklung des an den Finanzmärkten viel beachteten Ifo-Geschäftsklimaindexes für Westdeutschland erwarten. "Der niedrige Saldo deutet an, dass wir noch eine ganze Weile auf eine Wende für die deutsche Wirtschaft warten müssen", sagte Analyst Ross Walker von RBS Financial Markets. Der Ifo-Index wird am Mittwoch nächster Woche veröffentlicht.



      Arbeitsweise des ZEW


      Das ZEW befragt monatlich gut 300 Analysten und institutionelle Anleger zu ihren mittelfristigen Erwartungen hinsichtlich Konjunktur, Zinsen, Aktien- und Wechselkursen. Der Saldo der Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und der negativen Einschätzungen für die Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten wieder.
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      schrieb am 10.12.02 20:01:16
      Beitrag Nr. 194 ()
      Welle von Beitragserhöhungen rollt


      Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) kündigte am Dienstag an, sie müsse ihren Beitrag zum 1. Januar von 14,5 auf 15,2 Prozent anheben. Auch viele andere Kassen haben bereits erhöht oder planen dies für Anfang 2003.


      HB/dpa BERLIN. Der Vorsitzende des DAK-Verwaltungsrats, Alfred Sontheimer, warf Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) eine „mut- und ziellose Gesundheitspolitik“ vor. Die DAK ist mit 5,4 Millionen Mitgliedern und 7,2 Millionen Versicherten die zweitgrößte Kasse in Deutschland.

      Schmidt warnte im ZDF, das Bundesversicherungsamt werde den Erhöhungsantrag der DAK genau prüfen. Sie will die Erhöhungen „so niedrig wie möglich“ halten. Allerdings dürften die Kassen weiter ihre Beiträge anheben, wenn sie andernfalls Kredite aufnehmen müssten, um die Versorgung ihrer Mitglieder zu bezahlen.

      Die Barmer Ersatzkasse wird voraussichtlich gleichfalls ihren Beitrag anheben. Auch die AOK in Berlin, Niedersachsen und Bremen sowie viele Betriebs- und Innungskassen planen höhere Preise. Der Durchschnittsbeitrag aller Kassen dürfte damit 2003 von heute 14 auf den neuen Rekordwert von 14,3 Prozent oder mehr steigen. Die Kassen hatten erst Anfang 2002 auf breiter Front ihre Beiträge erhöht. Dennoch werden sie auch dieses Jahr mit einem Defizit von 2,5 Mrd. Euro schließen. Die Union rechnet sogar mit einem Minus von bis zu 3 Mrd. Euro. Auch für 2003 sehen die Kassen keine Wende zum Besseren. Zwar will Schmidt die Kassen nächstes Jahr mit einer Nullrunde für Ärzte und Kliniken sowie Zwangsrabatten auf Arzneien um mindestens 2,8 Mrd. Euro entlasten. Die Kassen bezweifeln aber dieses Sparvolumen.

      Als Folge der Hartz-Arbeitsmarktreform drohen ihnen im kommenden Jahr zudem neue Einnahmeausfälle von 1,5 Mrd. Euro, kritisierte der Vorstandsvorsitzende des Ersatzkassenverbandes, Herbert Rebscher, im WDR. „Das ist Geld, das quasi aus der Versorgung für kranke Menschen herausgenommen wird“, sagte Rebscher.

      Unterdessen ruderte Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe im Streit mit Schmidt um Behandlungseinschnitte zurück. „Wir werden nicht die Patienten-Versorgung lahm legen“, sagte Hoppe der „Financial Times Deutschland“ (Mittwoch). Stattdessen würden die Ärzte vor allem die „Bürokratie stören“ und sich lieber „mehr Zeit dafür nehmen, uns intensiv um unsere Patienten zu kümmern“. Damit rückte Hoppe von seiner Drohung mit einer Totalblockade ab. So hatte er zunächst erklärt, notfalls „werden wir das Gesundheitswesen so lange lahm legen, bis wir sachgerechte Lösungen erzwungen haben“.

      Der geplante Bonus-Tarif der Techniker Krankenkasse (TK) entzweit auch die Regierungskoalition. Im Gegensatz zu Schmidt wollen die Grünen den Modellversuch zulassen. „So etwas sollte man nicht verhindern“, sagte die grüne Gesundheitsexperten Biggi Bender im Inforadio Berlin-Brandenburg. Die TK will den Bonus-Tarif dagegen unbedingt am 1. Januar starten und notfalls vor Gericht ziehen. Bei dem Bonus-Tarif erhalten Versicherte einen Rabatt von 240 Euro im Jahr. Dafür müssen sie aber für jeden Arztbesuch, ausgenommen Vorsorgeuntersuchungen, 20 Euro aus eigener Tasche zahlen - höchstens aber 300 Euro im Jahr. Nach Ansicht Schmidts verstößt dies gegen das Solidarprinzip. So würden Junge und Gesunde finanzielle Vorteile bekommen, die Alte und Kranke bezahlen müssten.
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      schrieb am 25.01.03 13:05:16
      Beitrag Nr. 195 ()
      ftd.de, Sa, 25.1.2003, 11:56
      Höchste Januar-Arbeitslosigkeit seit fünf Jahren

      Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist Zeitungsberichten zufolge im Januar auf 4,54 Millionen gestiegen. Das wäre der höchste Stand zu Jahresbeginn seit fünf Jahren.






      Sowohl die "Bild"-Zeitung als auch "Die Welt" berichteten am Samstag, im Januar seien rund 320.000 Arbeitslose mehr registriert worden als noch im Dezember. Im Vergleich zum Januar 2002 stieg die Zahl um 250.000. Der bisherige Negativ-Rekord in der Amtszeit der rot-grünen Bundesregierung lag bei 4,46 Millionen im Februar 1999.

      Unter Berufung auf Arbeitsmarktexperten machten die Zeitungen die anhaltend schlechte Konjunktur für den Anstieg verantwortlich, aber auch den strengen Frost und zahlreiche Kündigungen zum Jahresende. Hinzu käme die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen eines Irak-Kriegs.


      Die Bundesanstalt für Arbeit gibt die offiziellen Arbeitslosenzahlen für Januar Anfang Februar bekannt.
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      schrieb am 27.01.03 11:48:50
      Beitrag Nr. 196 ()
      Defizit der Kommunen an der Zehn-Milliarden-Schwelle

      Der Deutsche Städtetag hat berechnet, dass die Haushalte der Kommunen 2003 ein Rekorddefizit von 9,9 Mrd. Euro verkraften müssen. Damit hat sich die Finanzlage der Kommunen massiv verschlechtert.






      Im Jahr 2002 hatte das Minus lediglich 6,7 Mrd. Euro betragen, berichtete der Deutsche Städtetag am Montag in Berlin. Für dieses Jahr rechnen die Kommunen mit 141,1 Mrd. Euro Einnahmen. Dem stehen Ausgaben von 151 Mrd. Euro entgegen. Während Ausgaben für Personal und Sozialleistungen steigen, werden Investitionen drastisch zurückgefahren.

      In den alten Ländern steigt die Finanzierungslücke in diesem Jahr gegenüber 2002 den Angaben zufolge von 6,15 auf neun Mrd. Euro. Während die Einnahmen hier um 2,2 Prozent auf 115,4 Mrd. Euro sinken, steigen die Ausgaben leicht auf 124,4 Mrd. Euro.


      In den neuen Ländern steigen die Einnahmen von 24,6 Mrd. auf 25,7 Mrd. Euro. Bereinigt um die Hilfen zur Beseitigung der Flutschäden werden die Einnahmen dagegen zurückgehen. Dabei belaufen sich die Steuereinnahmen der Ost-Kommunen auf 42,5 Prozent des Westniveaus. Den Einnahmen stehen Ausgaben von 26,6 Mrd. Euro gegenüber. Damit besteht im Osten ein Defizit von 900 Mrd. Euro.



      © dpa
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      schrieb am 29.01.03 15:43:27
      Beitrag Nr. 197 ()
      Börsen am Morgen: Dax fällt auf Sechs-Jahres-Tief
      Von Heino Reents, Hamburg

      Trotz positiver Vorgaben von der Wall Street sind die europäischen Aktienmärkte mit kräftigen Verlusten in den Handel gestartet. Am schlimmsten erwischte es wieder einmal den Dax, der unter 2600 Zähler rutschte.

      Der Dax fiel zum Handelsstart 2,8 Prozent auf 2593 Zähler und markierte damit ein neues Sechs-Jahres-Tief. Keiner der 30 Standardwerte notierte am Morgen in der Gewinnzone. Der Stoxx 50 gab 0,3 Prozent nach. Der CAC 40 in Paris büßte 0,4 Prozent ein. Am Neuen Markt verlor der Nemax 50 um 0,8 Prozent, der marktbreite Nemax All Share verschlechterte sich um 0,7 Prozent. Am Dienstag hatten die europäischen Aktienmärkte den Handel überwiegend mit leichten Aufschlägen beendet.

      Die mit Spannung erwartete Rede des US-Präsidenten George W. Bush in der vergangenen Nacht habe nicht die erhofften Impulse gebracht, sagten Händler. Im Gegenteil: Die Rede des Präsidenten habe sich so angehört, dass die USA jetzt zum Krieg bereit seien. "Die Unsicherheit an den Märkte ist weiterhin sehr hoch", heißt es in dem Morgenkommentar der SEB. Eine Wende sei nicht in Sicht.


      Versicherer standen auf den Verkaufszetteln ganz oben. Der Stoxx-Branchenindex sackte um 1,4 Prozent ab. Der Chef des Haftpflichtverbandes der Deutschen Industrie (HDI), Wolf-Dieter Baumgartl, hatte in einem Zeitungsinterview vom Mittwoch gesagt, er rechne für 2003 mit einem weiteren Rückgang der Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer. Allianz verloren 3,8 Prozent und führten damit die Liste der Dax-Verlierer an. Münchener Rück gaben 3,2 Prozent nach.



      TUI auf Rekordtief


      TUI setzten ihren Abwärtstrend fort. Belastet von Herabstufungen mehrerer Investmentbanken waren die Titel des Reisekonzerns am Dienstag auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt abgerutscht. Am Mittwochmorgen büßte die Aktie weitere 1,9 Prozent ein.


      Auch Eon konnten sich der allgemeinen Marktschwäche nicht entziehen. Das Papier, das am Vortag noch mehr als fünf Prozent zugelegt hatte, verbilligte sich um 0,5 Prozent. Vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf beginnen heute die entscheidenden Verhandlungen über die umstrittene Übernahme der Ruhrgas AG durch den Versorger. Neun Kläger wollen die rund zehn Mrd. Euro teure Fusion verhindern, weil sie den Wettbewerb bedroht sehen. Möglicherweise gibt es auch in letzter Minute eine außergerichtliche Einigung.


      France Telecom büßten 2,5 Prozent ein. Das Unternehmen hat 2002 eigenen Angaben zufolge ein deutliches Umsatzwachstum verbucht und einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaftet, der "deutlich höher" als die Markterwartungen ausgefallen sei.



      Software AG enttäuscht

      Im MDax verloren Software AG um 2,3 Prozent. Das Unternehmen hat im vierten Quartal wie von Analysten erwartet einen Umsatzrückgang verzeichnet. Auch der Ausblick fiel wenig verheißungsvoll aus: 2003 werde die Nachfrage nach Software-Lizenzen und Services weiter schwach bleiben, Umsatz und Ergebnis würden auf dem Niveau von 2002 liegen, hieß es.


      Dagegen rückten im Nemax 50 GPC Biotech um 12,5 Prozent vor. Das Biotech-Unternehmen hatte am Morgen mitgeteilt, im Jahr 2002 seinen Umsatz deutlich gesteigert und den Fehlbetrag verringert zu haben.


      Die US-Börsen verbuchten am Dienstag zum ersten Mal seit drei Tagen wieder Kursgewinne. Händler sagten, Schnäppchenjäger hätten den Handel belebt. Außerdem seien die Quartalszahlen bei Procter & Gamble und Merck besser ausgefallen als erwartet. Der 30 Standardwerte umfassende Dow Jones stieg um 1,3 Prozent auf 8088,84 Punkte. Der Nasdaq Composite legte 1,3 Prozent auf 1342,18 Punkte zu.



      Nikkei und Dollar unter Druck


      Der Aktienmarkt in Tokio hat am Dienstag im Minus geschlossen. Vor allem Aktien des Computerherstellers Fujitsu brachen ein. Der 225 Werte umfassende Nikkei Index gab um 2,3 Prozent auf 8331,08 Zähler ab.


      Der Euro hat am Mittwoch die Gewinne aus dem asiatischen Handel infolge der Bush-Rede verteidigt und peilt erneut die Marke von 1,09 $ an. Am Morgen notierte die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0871 $ und damit rund ein halbes Prozent höher als am Vorabend.
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      schrieb am 30.01.03 12:29:29
      Beitrag Nr. 198 ()
      ftd.de, Do, 30.1.2003, 11:17
      Einzelhandel schrumpft stärker als erwartet

      Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr kräftig an Umsatz eingebüßt. Die pessimistischsten Erwartungen wurden sogar noch unterschritten.

      Die Branche habe 2002 nur noch 365 Mrd. Euro und damit 3,5 Prozent weniger umgesetzt als im bereits schwachen Vorjahr, teilte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) am Donnerstag mit. Der Verband hatte ursprünglich mit einem nominalen Umsatzverlust von 2,5 bis drei Prozent gerechnet. Auch für das laufende Jahr erwartet der Einzelhandel ein Minus von 1,5 Prozent.

      Gewinner waren die Discounter wie Aldi oder Lidl, sagte HDE-Chefvolkswirt Robert Weitz. Zu den Verlierern gehörten Fachgeschäfte und Kaufhäuser. Bei den Ausgaben für Lebensmittel wurde kaum gespart, in anderen Sparten wie Textilien oder Elektroartikel dagegen sehr. So verlor der Nicht-Lebensmittelbereich 5,5 Prozent seines Umsatzes, im Lebensmittelhandel lag das Minus bei nur 0,6 Prozent.


      Die Verbraucher hätten mit ihrem Verhalten den Strukturwandel nochmals verstärkt. Besonders selbstständig geführte Fachgeschäfte (minus 6,3 Prozent), Kauf- und Warenhäuser (minus 5 Prozent) sowie Supermärkte (minus 4,4 Prozent) verloren stark an Umsatz.



      © 2003 Financial Times Deutschland


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