T-Online: Von Überraschungen und Enttäuschungen - 500 Beiträge pro Seite

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Die Zahlen des Internet-Konzerns sind weit besser als erwartet – aber noch längst nicht gut genug, um das Bewertungsniveau zu rechtfertigen.

Die Zahlen von T-Online hätten vor rund 3 Jahren noch das Zeug zum absoluten Knaller gehabt. Wo Analysten vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rund 11,5 Mio. Euro Gewinn erwartet haben, sind es mit 34,5 Mio. mehr als dreimal soviel geworden. Doch Anleger haben gelernt, das Ebitda ist nicht alles. Der Kurs verzeichnet mit einer quasi unveränderten Tendenz eine eher verhaltene Reaktion.

Dies hat Gründe – und die liegen vor allem daran, dass T-Online von schwarzen Zahlen zumindest im laufenden Jahr noch meilenweit entfernt ist. Das Konzernergebnis präsentiert sich mit einem Minus von 408,4 Mio. Euro nach HGB-Berechnung weiter tiefrot. Ins Kontor geschlagen haben vor allem massive Abschreibungen auf die Beteiligung an der comdirect Bank in Höhe von 223,9 Mio. Euro.

Allerdings – und das darf nicht übersehen werden, hat T-Online im laufenden Jahr es geschafft, die Basis für einen Ertragsaufschwung zu legen. Die Rohmarge auf Neunmonatsbasis ist deutlich von 34 auf 47 Prozent gestiegen – im dritten Quartal hat T-Online sogar mehr als 50 Prozent Marge verbucht. So konnte auf Neunmonatsbasis das Ebitda auf mehr als 50 Mio. Euro gesteigert werden. Die bisherige Schätzung des T-Online-Chefs Thomas Holtrop, im Gesamtjahr 30 bis 40 Mio. Euro Ebitda erzielen zu wollen, werden vor diesem Hintergrund und insbesondere der guten operativen Zahlen im dritten Quartal angehoben: „Wir sind zuversichtlich, im Jahr 2002 ein Ebitda von 100 Millionen Euro zu erreichen“, sagt Holtrop.

Die deutlichen Fortschritte im operativen Geschäft hat T-Online vor allem der starken Ausweitung der Umsätze im Non-Access-Bereich zu verdanken. Erzielte der Konzern vor nicht allzu langer Zeit noch mehr als 90 Prozent seiner Umsätze mit den margenarmen Zugangsdiensten, ist der Anteil am Gesamtumsatz mittlerweile unter 80 Prozent gesunken – gleichzeitig hat sich der Non-Access-Bereich entsprechend erhöht. Der Bereich wächst weiter stark: Nach neun Monaten des Jahres ist ein Plus von mehr als 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, während der gesamte Umsatz von T-Online „lediglich“ um 38,5 Prozent auf 1,12 Mrd. Euro angezogen hat.

Der Mut von T-Online, den bereich Paid-Content weiter auszubauen, trägt damit erste Früchte. Die Zahlen können Wegweiser sein, zumal die Zeiten des komplett kostenlosen Internets ein für allemal vorbei sind. T-Online will diesen bereich weiter voran bringen – und das sollte den Zahlen des Unternehmens gut tun. Die Resonanz auf die neuen Online-Tarife sei darüber hinaus positiv, teilt das Unternehmen im Zwischenbericht mit.

Auch die Bilanz sieht gut aus: T-Online arbeitet bei einer Bilanzsumme von 5,8 Mrd. Euro mit einem Eigenkapital von 5,4 Mrd. Euro quasi schuldenfrei. Mit den massiven Abschreibungen auf die Beteiligung an der comdirect Bank ist ein massiver Bilanzrater verschwunden, was die Ertragsseite in Zukunft stabilisieren wird. Auf lange Sicht dürfte T-Online, die zurzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 9,1 Mrd. Euro kommt, daher durchaus als aussichtsreich angesehen werden – kurzfristig scheint der Kurs aber nicht mehr günstig bewertet. Auf Basis der geschätzten Umsätze für das Jahr 2ßß3 sollte das KUV bei etwa 4,5 liegen, wobei T-Online weiter leicht rot gefärbte Zahlen schreiben dürfte. Dazu kommt, dass der Kurs sich zurzeit charttechnisch in einer Widerstandszone befindet.

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Autor: Michael Barck (© 4investors.de),14:08 13.11.2002

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