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    Die Plünderer der Rentenkassen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.11.02 08:23:58 von
    neuester Beitrag 26.11.02 15:41:18 von
    Beiträge: 13
    ID: 664.542
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      schrieb am 25.11.02 08:23:58
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wie die Regierung eine Generation ausplündert


      Wenn man zwischen ziellosen und gezielten Krisenmaßnahmen der Regierungskoalition zu unterscheiden versucht, wird man einräumen müssen, daß die Erhöhung der Rentenbeiträge ein sehr gezielter Schlag war. In ihm vor allem drückt sich der Geist der gegenwärtigen Regierung aus, die auch eine Generationenherrschaft ist. "Wir machen das mit unserer Generation", hieß es schon am Wahlabend unter den Siegern. Die personelle Zusammensetzung des Kabinetts, das inzwischen amtiert, und auch das Alter vieler anderer Repräsentanten der Administration Schröder lassen keinen Zweifel daran, welche Generation mit "unserer Generation" gemeint ist. Es sind die Altersgenossen von achtundsechzig.

      Daß gerade die Achtundsechziger für die letzte, katastrophale Überspannung des Rentensystems vor dessen absehbarem Zusammenbruch verantwortlich sind, hat eine nicht zu bestreitende Logik. Denn in den kommenden zehn Jahren werden just die zwischen 1940 und 1950 Geborenen in den Ruhestand gehen, sofern sie sich dort nicht bereits befinden. Diese Generation hat die höchsten Rentenansprüche in der Geschichte des deutschen Sozialsystems und wahrscheinlich auch aller anderen Sozialsysteme der westlichen Welt angehäuft. Sie kann auf eine fast sechzigjährige Friedensperiode zurückblicken, in der berufliche Karrieren und individuelle Sehnsüchte sich mit einer ungefährdeten Eigengesetzlichkeit entfalten durften, die in der Geschichte der Neuzeit ohne Beispiel ist. Keine Hyperinflation wie die von 1923, kein Börsenkrach wie der von 2001/2002, kein Weltkrieg und keine Massenepidemie haben die Lebensläufe der Generation von achtundsechzig durcheinandergebracht.

      Die eine und einzige zeitgeschichtliche Erschütterung, von der die Achtundsechziger betroffen sind, ist eben die Studentenrevolte von 1968, ihr Heldenepos und Gründungsmythos. Daß wir die Chronologie dieses fröhlichen Aufstands inzwischen auswendig hersagen können, daß der historisch und moralisch ungleich wichtigere Prager Frühling in unserem Bewußtsein hinter den kleindeutschen Wirrungen zurücktritt, dafür haben schon die jungen Lehrerinnen und Lehrer gesorgt, die aus den instandbesetzten Universitäten der sechziger in die Schulen der siebziger Jahre strömten.

      Dieselben Lehrkräfte haben uns auch beigebracht, zwischen Text und Kontext, Genesis und Geltung, grob gesagt: zwischen Anspruch und Realität eines philosophischen Satzes oder einer politischen Haltung zu unterscheiden. Wir haben nun Gelegenheit, diese Differenzierung anzuwenden. Hinter allen steuer- und beitragsschöpfenden Maßnahmen, die in diesen Tagen auf uns zukommen, steht, wie es heißt, die Notwendigkeit, die betreffenden Verteilungssysteme je für sich "zu sichern". Dabei kann von einer solchen Sicherheit, wie ein Blick auf die Altersstruktur der Bevölkerung beweist, längst keine Rede mehr sein. Um wenigstens ihr Phantasma aufrechtzuerhalten, hat sich die Koalition das byzantinische Vernebelungsmodell der "Riester-Rente" ausgedacht. Da diese, wie bekannt, vom Volk nicht angenommen wird, könnte sie ihm schon bald verordnet werden. Die Regierung Schröder mag den Anspruch erheben, ihr Programm sei auf Konsens gebaut; bei dessen Durchsetzung aber enthüllt sie ihr wahres Gesicht.

      Die Anhebung des Beitrags zur Rentenversicherung ist nun die eigentliche Königssteuer dieser konstitutionellen Kanzlermonarchie. Sie trifft nicht diejenigen, die von ihr profitieren, sondern fast ausschließlich jene, die nie in den Genuß einer ihren Beitragszahlungen entsprechenden gesetzlichen Rente gelangen werden: die Zwanzig-, Dreißig- und Vierzigjährigen. Aus der Anfangsphase der Französischen Revolution gibt es eine berühmte Karikatur, auf der ein Bauer einen Kleriker und einen Aristokraten auf seinem tief gebeugten Rücken trägt. Inzwischen gibt es keine drei Stände mehr, aber das ständische Modell ist wieder im Schwange. Diesmal schleppt ein Erwerbsstand, dessen Kräfte immer erkennbarer schwinden, einen von Jahr zu Jahr an Umfang und Gewicht zunehmenden Genußstand. Die Schieflage der sozialen Schichtung, an der die Monarchien der frühen Neuzeit scheiterten, ist zur Schieflage der Generationen geworden.

      Das Mißverhältnis wäre nicht so eklatant, stünde mit den Achtundsechzigern nicht gerade jene Generation zur Pensionierung an, welche die Segnungen des bundesdeutschen Sozialstaats am längsten und ausgiebigsten genossen hat. Ihre Machtergreifung durch die Rentengesetzgebung der Koalition läßt sich mit nichts vergleichen, was sich in den letzten zweihundert Jahren der Industrialisierung und Modernisierung ereignet hat - sie gleicht Versteinerungsprozessen in vormodernen, gerontokratischen Gesellschaften, etwa der ägyptischen am Ausgang des Neuen Reiches.

      Wie dort die unermeßlich angewachsene Priesterkaste der Zukunft des Landes ihre eigene vorzog, finanzieren heute die Kinder von Marx und Coca-Cola die blühenden Landschaften ihres Ruhestands durch Schröpfung ihrer Nachkommen. Daß statt dessen hier und heute ein Ausgleich zwischen den Ansprüchen der heutigen und der künftigen Rentner, eine generationenübergreifende gerechte Verteilung auch der Lasten und Zumutungen des Riester-Modells stattfinden müßte, scheint ein Gedanke zu sein, der für die Köpfe der Regierenden zu groß ist. Jene Generation, die einst die Phantasie an die Macht bringen wollte, baut heute nur noch darauf, daß die Sintflut erst nach ihr kommt. Aber die Flut wird sie einholen. Wir stehen am Beginn einer Epoche gesellschaftlicher Beunruhigungen, von deren Form und Ausmaß wir noch keine Vorstellung haben.

      ANDREAS KILB

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2002
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      schrieb am 25.11.02 08:42:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      Laber Laber. Die Rentenkasse hat bis 1992 schwarze Zahlen geschrieben. Wenn nahezu der gesamt Osten in Arbeitslosigkeit, Vorruhestand versinkt und dann noch mit höheren Durschnittsrenten als im Westen versorgt werden muß, wenn die Rentenerhöhungen die in den Osten fließen nicht nur prozentual fast doppelt so hoch sind als im Westen und das ganze noch von einen viel höheren Niveau aus (also in absolten Zahlen nochmals höher) dann ist der Generationenkonflikt nur ein Scheingefecht und eine einfache Lösung für einfach strukturierte Bürger !
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      schrieb am 25.11.02 09:05:07
      Beitrag Nr. 3 ()
      Odlo

      Er hat schon teilweise recht, die Generation die jetzt an den Hebeln der Macht sitzt, lebt auf die Kosten der Jüngeren.
      Das wäre unter der CDU genauso "Blos dieser Generaration keinen Ärger machen!" war schon immer die Attitüde der Regierungen in Deutschland. Es ist zum Kotzen. Dies aber mit dem 68 Mythos zu belegen ist Schwachsinn. Denn nur ein kleiner Teil der Generation zählt zu den 86ern und das Bürgertum der 68er Jahrgänge ist genauso raffgierig, wie die Linke.:mad:
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 09:09:03
      Beitrag Nr. 4 ()
      @odlo:
      ich hätte trotzdem ein besseres Gefühl, wenn ich wüsste, dass ich die Rente für mich einzahle und zumindest den Betrag erhalte, den ich eingezahlt habe. Wodurch das derzeitige System kippt ist mir eigentlich egal. Ich weiss nur eins: Das "Generationensystem" ist shit:D
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 09:11:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      gar nicht laber. wir haben den Schnittpunkt eben gerade erreicht. Osten hin oder her. Den konnten wir uns noch nie leisten. Ob wir wollten war nie die Frage,sie kamen einfach.
      Den jungen muß die Chance eingeräumt werden, für sich selbst vorzusorgen. Wenn die Abgabenquote so bleibt wie sie ist, haben viele nicht die Lebensqualität eines heutigen Durchschnittsrentners und nicht mal die Chance, darauf hinzuarbeiten. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich meine Nachbarschaft sehe. Das eine Rentnerehepaar fährt 4x im Jahr bis zu 4 Wochen am Stück in Urlaub (Karibik etc) und die andere Seite leistet sich mit 2 Personen drei Autos. Einige wissen nicht, wohin mit dem Geld. Die Renten gehören gedeckelt !!! Und zwar sofort. Und wenn hundertmal Ansprüche durch Einzahlung erworben wurden, wann soll der Schnitt denn gemacht werden ? Jeder der heute noch mindestens 10 Jahre zwangsweise einzahlt weiß doch auch, daß er kaum noch was oder nichts mehr bekommt. Zur Zeit sieht es doch so aus, daß die Leute, die Kinder erziehen, sie vor diesem System in Sicherheit bringen müssen damit sie eine Chance erhalten.

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      schrieb am 25.11.02 09:24:44
      Beitrag Nr. 6 ()
      Fakt ist doch folgendes:

      1. Arbeitnehmer, die heute zwischen 20 und 40 Jahren alt sind, bekommen auf keinen Fall eine den eingezahlten Beiträgen angemessene Rente, basierend auf der zukünftig zu erwartenden Altersstruktur der Bevölkerung.

      2. Wieder nur Beitragserhöhungen (Löcher stopfen), anstatt grundlegender Reformen.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 10:23:10
      Beitrag Nr. 7 ()
      #5 Der Regelfall ist das von Dir beschriebene Rentnerehepaar bestimmt nicht. Seis drum. Fakt ist, dass die Durschnittsrenten in D nicht sonderlich hoch sind. ( Männer 2.130DM/Frauen 856DM) und sind wir doch ehrlich. Wer was nebenher gespart und erworben hat (vielleicht durch Konsumverzicht, eisernes Sparen, Erbschaft) das geht den Staat überhaupt nichts an. Wenn heute 50% der Schüler einer Oberstufe mit dem eigenen Auto in die Schule fährt-sagt man ja auch nicht-legt Euch das Geld lieber fürs Alter zurück.
      Die gegenseitige Neidkampagne in der jeder auf den anderen zeigt trägt nicht zur Lösung bei.
      Ich denke, dass die Deckelung der Renten auf den Inflationsausgleich für die kommenden 4 Jahre (vorerst)in Ordung wäre. Leider werden die Rentner im kommenden Jahr unter dem Inflationsausgleich liegen (der Osten übrigens nicht-gerecht?)
      Ich bin auch dafür, dass der Eigenanteil zur Krankenversicherung der Rentner von derzeit 50% auf 75% angehoben wird. Gar kein Thema.
      Was mir leider fehlt ist die Perspektive. Immer mehr Geld in die Systeme zu pumpen ( dies wird übrigens auch das Ergebnis der Rührup-Kom. sein ) halte ich für fatal. Für mich gilt das Prinzip der Eigenverantwortung. Niedrige Beiträge-höhere Selbstbeteiligung.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 10:51:39
      Beitrag Nr. 8 ()
      #7 in der Vorgehensweise sind wir uns einig. Mit der Deckelung würde ich weiter gehen. Die Generation hat in der Vielzahl einiges anhäufen können durch sehr gute Bedingungen in der Vergangenheit. Davon muß jetzt abgebissen werden, wenn es nicht reicht. Ich weiß zwar, daß es Rentner gibt, denen es schlechter geht, ich kenne aber keine. Nur Familien, die am Rande des Existenzminimus kriechen und das bei studierten Familienvätern mit "gutem" Gehalt.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 13:40:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      :cry:
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 18:08:40
      Beitrag Nr. 10 ()
      Die 68iger haben in der Tat einen schwerwiegenden Fehler begangen. Sie setzten auf Frieden und Verständigung. Dass dies nicht zutrifft werden sie jetzt selbst schmerzlichst erfahren. Aber aus Fehlern lernt man! Wenn heute mir einer weismachen will dass jemand, der 40 Jahre die Sozialversicherungskasse gefüttert hat ein Schmarotzer ist, dann ist die Antwort: ein Schuß zwischen die Lichter!
      Rabulisten können ganz schnell Opfer ihrer eigenen Aussagen werden.
      Merkt euch das!
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 12:59:04
      Beitrag Nr. 11 ()
      Laber laber
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 13:12:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      Wer 40 Jahre in die Rentenkasse gezahlt hat, hat damit nichts, aber auch garnichts für die eigene Rente getan. Wann wird das eigentlich mal Allgemeingut!
      Für die eigene Rente hat nur der was getan, der eigene Kinder aufgezogen hat. Profitieren von dem, was er damit geleistet hat, tun natürlich alle, auch die Dinks der Spaßgesellschaft!

      Scarlett
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 15:41:18
      Beitrag Nr. 13 ()
      @scarlett

      am meisten für die Altersversorgung tut also der, der 11 Kinder in die Welt setzt, von denen dann 9 arbeitslos sein werden ?; in Deutschland wirds dann aber ab einer Bevölkerung von 300 Mio. ziemlich eng;

      für 40 Jahre Rentenbeitrag brauche ich keine Kinder, zur Versorgung reicht das angesparte Vermögen;

      solange es so dumme Menschen gibt, wird Schröder weiter gewählt...


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