Baring in netzeitung: "Die BRD kann mir diesem Personal nicht überleben" - 500 Beiträge pro Seite

[MMUNNA]

(Auszug aus aktuellem Interview vom 18.11.03in NETZEITUNG

Netzeitung: Liegt der Fehler im System, im Zwang zur Einigung im Konsens.....?

Baring: Als ich 1997 ein Buch mit dem Titel «Scheitert Deutschland?» schrieb, habe ich gar nicht gewagt, mir unser Scheitern in zwei entscheidenden Punkten einzugestehen. Erstens: die Verrottung des Parteiensystems. Alle Parteien sind personell wie konzeptionell ausgelaugt und überzeugen im Grunde die Bevölkerung nicht mehr. Unsere Funktionseliten besetzen die Ämter, aber sie stellen in keiner Weise etwas Herausragendes dar. Es ist ein schweres Versäumnis der Parteien, sich über die Qualifizierung des Nachwuchses keine Gedanken gemacht zu haben. Davon hängt aber sehr viel ab: Um Zumutungen statt Zuteilungen unter die Leute zu bringen, ist ein anderes Vokabular und Gemeinschaftsgefühl nötig. Mit Sparappellen allein erzeugt man keinen Enthusiasmus. Das merkt man gerade jetzt, obwohl andererseits der Widerstand gegen den Sparkurs gar nicht groß ist. Hunderttausend Demonstranten sind in diesem Land nicht sehr viele.

Der zweite Punkt ist: Unser Grundgesetz ist eine Verfassung der Angst. Wolfgang Schäuble sagte neulich, er sei nicht sicher, ob wir gut beraten waren, als sie in diesem Umfange Rechtsschutz gewährte. Dass man jedes Schulzeugnis vor Gericht anfechten kann, ist doch fast pervers. Wir leiden daran, dass wir alle unsere Grundsätze übertreiben. Das trägt auch zur Verantwortungslosigkeit der Politik bei, die alles Entscheidende gern nach Karlsruhe abschiebt - und von dort oft, wie man am Kopftuch-Streit sehen kann, unerledigt zurückbekommt. Der Hauptgedanke des Grundgesetzes von 1948/49 war, die Wiederkehr eines Führerstaates auf jede denkbare Weise zu verhindern. Heute ist der aber das Letzte, was uns droht. Wir müssen eher das glatte Gegenteil fürchten.

(aus Copyrightgründen nur ein Auszug hier)

Weiteres gutes Interview mit Baring heute in der WELT im Internet.

[Waldsperling]

Baring und Schäuble.

Die beiden Tabellenführer in der "Premiumliga der Obertrottel".

[derwelsche]

Bezüglich qualifizierten Nachwuchs bei unserer Polit-Elite wundert mich das überhaupt nicht.

1. Ein normaler Arbeitnehmer hat weder die Zeit, noch den finanziellen Freiraum, sich politisch zu engagieren. Oder glaubt jemand, ein Arbeitgeber würde seinen politisch ambitionierten Mitarbeitern für Wahlkampf und sonstige Veranstaltungen 365 Tage bezahlten Urlaub geben?

2. Selbst in Behörden werden die BESTEN Beamten nicht mehr freigestellt. Weil sie für einen einigermaßen reibungslosen Ablauf in der Dienststelle unentbehrlich sind.

Fazit: In der Politik landen nur Leute, die man für die Arbeit nicht gebrauchen kann. Damit hätten wir auch gleich ein Betätigungsfeld für unsere Langzeitarbeitslosen. Schlechter als unsere derzeitige Elite machens die bestimmt nicht. Und Kurse für Rhetorik kosten auch nicht mehr als diese zweifelhaften EDV-Schulungen.


derwelsche

[ConnorMcLoud]

Daß ein Figürchen wie Baring sich über die Qualifikation anderer ausläßt ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten.

[derwelsche]

Connor

Aber reden kann er. Und das reicht doch offensichtlich als Qualifikations zum Politiker

Wäre allerdings von Vorteil, man würde die Regierung wie einen Großbetrieb aufbauen.

Hyrarchisch nach oben die schlechter qualifizierten, bis ganz nach oben die zur Arbeit völlig unfähigen.
An der Basis diejenigen, die eigenständig Entscheidungen treffen und den Laden am Laufen halten.

Den oberen Teil haben wir schon. Fehlt nur noch die Basis

Und dieses Statement gilt für ALLE Parteien


derwelsche