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    Zwei Zeit-Artikel, die viel sagen über den inzwischen erreichten Zustand der Politik: - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.07.04 10:14:59 von
    neuester Beitrag 11.07.04 12:07:33 von
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    ID: 879.119
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      schrieb am 11.07.04 10:14:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      http://www.zeit.de/2004/29/Pflegenotstand

      Daraus:

      »Wenn das Überleben eines Patienten von ökonomischen Kriterien abhängt, stehen wir ethisch da, wo die Nazis aufgehört haben«, schreibt Frank Ulrich Montgomery, der langjährige Vorsitzende der Ärztevereinigung Marburger Bund. In Wirklichkeit ist dieser Punkt längst erreicht. Ob Menschen in der Altenpflege länger oder kürzer überleben, ob sie in Würde sterben oder unter furchtbaren Schmerzen langsam krepieren, das hängt schon seit vielen Jahren nicht allein von ihrem Gesundheitszustand ab, sondern ganz entscheidend von ihrem Vermögen.

      Das ist die Folge einer verdrängten Debatte. Nun, da der Luxus einer umfassenden medizinischen Versorgung für alle zu teuer geworden ist, leistet sich das Land den beträchtlich billigeren Luxus, diesen Umstand nicht zur Kenntnis zu nehmen. Statt die unbequeme Frage zu beantworten, wie viel Intensivmedizin, wie viel Altenpflege, wie viel Krankengymnastik und wie viele Präventionsprogramme die Deutschen brauchen, haben sich Gesundheitsverbände und Politik stillschweigend auf eine Formel zur Verschleierung des Mangels verständigt: »Das medizinisch Notwendige«, sagen unisono der Bundeskanzler, seine Gesundheitsministerin, führende Oppositionspolitiker und Verbandsfunktionäre, bleibe gewährleistet.

      Aber was ist medizinisch notwendig? Im Zweifel das, was Herz- und Hirntod bis zum Gehtnichtmehr hinauszögert – und was, aber das kann man nicht im Ernst ein medizinisches Kriterium nennen, den Staatsanwalt fern hält. Und selbst dieser Mindeststandard wird in der Altenpflege permanent unterschritten.
      ...
      Wer die Stapel des jüngeren und älteren Archivmaterials über immer neue »Pflegeskandale« durchblättert, wer die detaillierte Beschreibung dieser Missstände in Bundestagsdrucksachen wiederfindet und wer das kunstvoll reformierte System der organisierten Unverantwortlichkeit in der Altenpflege betrachtet, der kann sich eines Eindrucks kaum erwehren: dass hier nämlich von einem Skandal schon lange nicht mehr die Rede sein kann, eher von einen allseits bekannten und stillschweigend in Kauf genommenen Elend.

      http://www.zeit.de/2004/29/herzinger_freih

      Daraus das Ende des Artikels:

      Was für ein Bild unserer Politiker von den Regierten offenbart dieser entfesselte Erzieherwahn? Nun, diesen Politikern stellt sich die ganze Gesellschaft als eine Anhäufung von irregeleiteten, deformierten und sittlich instabilen Problemfällen dar, die zu viel rauchen, zu fett essen, zu oft fernsehen und sich dabei die falschen Sendungen ansehen, die aus niedrigen Beweggründen keine Kinder in die Welt setzen - oder wenn doch, sie nicht richtig erziehen, und die dazu noch frech auf der Unverletzlichkeit ihrer Privatsphäre bestehen. Alles alarmierende Fehlentwicklungen, die nach dem Phantasma regelungssüchtiger Politiker und ihrer jeweiligen "wissenschaftlichen" Einflüsterer "Handlungsbedarf" hervorrufen und nach gesetzlichen Eingriffen schreien. Komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge werden so zu griffigen alarmistischen Formeln verengt und es wird der Eindruck erweckt, unliebsame Erscheinungen einer offenen Gesellschaft ließen sich durch kühne Eingriffe von oben mit ein paar Handgriffen abstellen.

      Manche Politiker verübeln es den Bürgern offenbar, dass sie die ihnen zustehenden Freiheiten so nutzen wie sie es wollen und die selbst ernannten Volkserzieher und Sittlichkeitsexperten nicht vorher um Erlaubnis fragen. Das wollen sie der verluderten Gesellschaft jetzt heimzahlen. Es wird Zeit, dass ihnen im Sinne Jeffersons wieder das Fürchten gelehrt wird.


      Dieses Land hat sich sehr verändert - eine "Zeitreisender" aus dem Jahre 1980 würde es kaum mehr wiedererkennen...


      Schönen Sonntag,

      Vicco
      Avatar
      schrieb am 11.07.04 11:57:27
      Beitrag Nr. 2 ()
      »Wenn das Überleben eines Patienten von ökonomischen Kriterien abhängt, stehen wir ethisch da, wo die Nazis aufgehört haben«, :rolleyes:


      Darf ich jetzt Politiker als M..... beschimpfen!:p
      Avatar
      schrieb am 11.07.04 12:07:33
      Beitrag Nr. 3 ()
      albatossa
      das ist doch schon seit Jahren so!
      Hat bislang aber kaum jemanden interessiert!


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