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    Bernd Niquet: Kosten Fusionen wirklich Arbeitsplätze? - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 09.03.00 11:48:00 von
    neuester Beitrag 10.03.00 10:48:03 von
    Beiträge: 3
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      schrieb am 09.03.00 11:48:00
      Beitrag Nr. 1 ()

      Bernd Niquet: Kosten Fusionen wirklich Arbeitsplätze?

      - Die Banken zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Restrukturierung -

      Über Langeweile kann man sich derzeit an den Börsen wahrlich nicht beklagen. Die Realität scheint hier wieder einmal ganz deutlich die Virtualität auszustechen – ganz besonders wenn man einen derartigen Langweiler wie „Big Brother“ betrachtet, bei dem ich nicht einmal drei Minuten durchgehalten habe.

      Denn neben dem schon gewohnten Rummel am Neuen Markt hat die Übernahmeshow von Vodafone und Mannesmann sogar noch viel schneller einen würdigen Nachfolger gefunden, als dies ein Programmdirektor im Fernsehen jemals hätte bewerkstelligen können.

      Jetzt sind es also die Banken. Erst das Zusammengehen von Deutscher Bank und Dresdner Bank – und heute die Gerüchte um eine Übernahme der Commerzbank durch die Hongkong and Shanghai Banking Corporation HSBC.

      Der Druck durch die Finanzmärkte führt also dazu, dass wahrlich bald kein Stein mehr auf dem anderen bleiben wird. Die deutsche Wirtschaft restrukturiert sich – und will sie sich nicht restrukturieren, dann wird sie eben von außen restrukturiert.

      Problematisch wird es dabei allenfalls für die Arbeitnehmer. Doch ist es eigentlich legitim zu behaupten, der Zusammenschluss von Deutscher und Dresdner Bank würde zwischen 16.000 und 30.000 Arbeitsplätzen vernichten?

      Denn in diesem Szenario wird natürlich stillschweigend unterstellt, dass sich ohne Fusionen alle bisherigen Arbeitsplätze halten ließen. Doch das ist mit Sicherheit nicht (!) der Fall, da das ausufernde Filialnetz unserer Banken wirklich nicht mehr zeitgemäß ist.

      Berücksichtigt man diese Tatsache, dann könnte man durchaus zu dem Schluss kommen, dass hier zwar tatsächlich bis zu 30.000 Arbeitsplätze verloren gehen, jedoch nicht durch die Fusion. Denn durch die Fusion wird vielmehr erst ein schlagkräftiges Aggregat gebildet, welches überhaupt in der Lage ist, viel mehr Arbeitsplätze zu binden, als das anderweitig möglich wäre.

      Und überhaupt: Ist es nicht erstaunlich, dass die Bundesrepublik derzeit 4,277 Millionen Arbeitslose hat, für die entscheidenden Berufe jedoch keine Leute gefunden werden? Wo doch vielfach alleine schon ein Internet-Anschluss und ein bisschen Initiative ausreichen würden, um wieder Beschäftigung zu bekommen.

      Und so ist das Szenario vielleicht wirklich nicht von der Hand zu weisen, dass das Internet zu einer Verschärfung der Unterschiede innerhalb der Gesellschaft führt. Einen bedeutsamen Unterschied gibt es dann jedoch zu vergleichbaren Entwicklungen in der Vergangenheit. Heute ist nicht bereits im Vorhinein festgelegt, dass die Gewinner die Erbprinzen mit den Erbhöfen sind, denn heute ist die Chancengleichheit so groß, wie vielleicht noch niemals vorher in der Geschichte.

      Bernd Niquet, Donnerstag, 9. März 2000

      Feed-back und Diskussion: Im angeschlossenen Board bei www.wallstreet-online.de oder über: b.niquet@wallstreet-online.de

      In Hinsicht auf die Diskussionen tut es mir leid, bisher nicht öfter präsent sein zu können, doch hier stehen anscheinend nicht leicht zu lösende technische Probleme dazwischen. Aber bald, so hat man mir versprochen, soll der Fehler behoben sein ...

      Bernd Niquet, KEINE ANGST VORM NÄCHSTEN CRASH - Warum Aktien als Langfristanlage unschlagbar sind, Campus-Verlag, Frankfurt/M., New York 1999, 269 Seiten, kartoniert, 49,80 DM, ISBN 3-593-36293-7. Bestell-Link: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3593362937/buchervonberndni

      Avatar
      schrieb am 09.03.00 14:16:36
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo Herr Niquet
      Es ist schon erstaunlich, wie oft ich meine eigenen Ansichten und
      Meinungen in Ihrem Kommentar wiederfinde. Bei "Big Brother" dürfte
      das nicht weiter verwundern, ich kenne niemanden, der länger als 5
      Minuten zugeschaut hat.
      Bei der öffentlichen Diskussion um die Arbeitsplätze ist es doch
      wirklich paradox, dass der mögliche Wegfall von unrentablen Arbeits-
      plätzen immer wieder einen Aufschrei in Medien und Politik erzeugt.
      Dabei ist ein unrentabler Arbeitsplatz eigentlich gar kein Arbeits-
      platz, da mit Geld (von Aktionären oder Steuerzahlern) subventioniert
      wird, was an anderer Stelle eingesetzt, vielleicht mehr als ein
      Arbeitsplatz schaffen könnte. Bestes (oder schlimmstes) Beispiel
      hierfür sind die Steinkohlesubventionen (120.000 DM/Jahr pro Kumpel,
      obwohl kein Kumpel soviel verdient), die an Schulen, Hochschulen zur
      Förderung der Informationstechnologie eingesetzt, einige Probleme
      am heutigen Arbeitsmarkt gelöst haetten.
      Scheinbar kann sich jedoch eine (satte) Gesellschaft, obschon die
      Notwendigkeiten zum Wandel erkannt werden, nicht eher wandeln, als bis
      auch der Zwang da ist. Dann ist jedoch auch die Gesellschaft nicht
      mehr satt sondern wieder hungrig...


      sven.grube@wirtschaft.tu-ilmenau.de
      Avatar
      schrieb am 10.03.00 10:48:03
      Beitrag Nr. 3 ()
      Lieber Herr Grube,

      ich stimme Ihnen völlig zu in Hinsicht auf die Steinkohlesubventionen, die zusätzlich auch wirklich eine schallende Ohrfeige des satten Westens gegenüber dem hungrigen Osten sind. Ich denke auch, dass unsere Gesellschaft derzeit in vielen Teilen sehr übersättigt ist und einen neuen Zwang benötigt zum Wiedererstarken. Doch wenn ich mir die Globalisierung so anschaue, dann sehe ich schon, woher dieser kommt. Denn keiner wieder sich mehr auf seinen Pfründen ausruhen können ... mit Ausnahme der Aktionäre. Noch jedenfalls.


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