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    The German "Angst" ein Exportschlager - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.07.05 14:17:07 von
    neuester Beitrag 29.07.05 18:56:45 von
    Beiträge: 46
    ID: 995.675
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      schrieb am 26.07.05 14:17:07
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ich bin der Meinung, unsere kollektive Psyche gehört auf die Couch. Wie kann es sein, daß eines unserer Lieblingswörter zu einem Germanyzismus werden kann? Natürlich, weil es das was es beschreibt vor allem bei uns gibt und uns am besten beschreibt. Angst,Furcht, Unsicherheit, wo findet man das sonst so ausgeprägt wie bei uns? In einer weltweiten Untersuchung, wo man am glücklichsten lebt, kommen natürlich die Amis vorneweg (genau die Amis, da wo alles so furchtbar ist) und auch etliche der ärmsten Länder halten sich für Orte, an denen man wunderbar leben kann. Und wir? natürlich abgeschlagen auf den hintersten Plätzen.


      Einladung zu einem Gesellschaftsspiel:

      nehmt euch mal einen Zettel, wenn ihr das nächtse mal Tagesthemen oder ein Polit-Magazin oder -Talkshow statt, und macht für jedes mal "Angst" oder "Angst und Schrecken" einen Strich. Ihr werdet euch wundern, wie bedrohlich selbst ein Gang zum Supermarkt sein kann.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:20:41
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bei uns haben 85% der Menschen ANGST vor Arbeitslosigkeit, bei den Franzosen 52% und bei den Engländern 4%.:eek:
      Die Gefahr das dies so kommt, dürfte jedoch überall in etwa gleich hoch sein.;)
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:22:35
      Beitrag Nr. 3 ()
      Es wäre schön, wenn du uns diese weltweite Untersuchung mal zugänglich machen könntest.

      Gruß Zaroff
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:23:44
      Beitrag Nr. 4 ()
      wie kommst du darauf das bei den amis alles so furchtbar ist?

      die statistische hohe kriminalität konzentriert sich auf ein paar ghettos,wenn du fleissig bist ist es in den usa das paradies.


      hier bei uns ist der ehrbare bürger eben nichts wert,und wenn ich auf dem gang zum supermarkt von schlägern ermordert werde,riskieren die eben nur 7 jahre mietfrei studieren,in den usa werden sie gegrillt,deshalb ist der redliche bürger eben weniger besorgt als hier.
      und bei osterweiterung,12 prozent arbeitslosen,null wachstum und der teuersten und dämlichsten massenzuwanderung weltweit ist eine gewisse portion angst realismus.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:31:00
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich halte das für ein abgenudeltes Klischee, dass Deutsche ängstlicher wären als andere, für ziemlich plemplem - auch wenn wir ein Wort dafür haben (Wir haben auch das Wort "Gemütlichkeit", das es in keiner anderen Sprache gibt).

      Guck Dir doch mal an, welche Ängste die Terroranschläge in den USA ausgelöst haben? Ehrlich gesagt glaube ich, dass man da in Deutschland härte im Nehmen wäre, einfach durch die Erlebnisse bzw. Prägungen des Krieges, was auch in den späteren Generationen nachwirkt. Etwas Vergleichbares hat es in den USA und auch England, die außer von den Wikingern und Hitler nie ernsthaft im eigenen Land angegriffen worden sind, nicht gegeben.

      In Deutschland hat man die Erfahrung, dass auch ein komplett zerstörtes Land nie völlig zerstört ist und dass man auch aus der größten Katastrophe heraus wieder aufstehen kann. Und im Krieg galten die Deutschen auch nicht gerade als Memmen. Wenn man sich anschaut, wie wacker viele da die Luftangriffe hingenommen haben - das kann ich mir ehrlich gesagt in anderen Ländern so nicht unbedingt vorstellen.

      Ich halte uns Deutsche insgesamt nicht für besonders ängstlich oder gar hysterisch. Weder werden bei uns ständig Hurricane-Meldungen im TV eingeblendet, die zwar niemanden betreffen, aber so richtig Ängste schüren, noch wird bei uns übertrieben über Kriminalität berichtet, so dass jeder meint, eine Waffe im Haus haben zu müssen.

      Der Unterschied zu anderen Ländern liegt glaube ich eher daran, dass man hierzulande sich auch Ängste eingestehen und daher darüber sprechen darf, ohne gleich sein Gesicht zu verlieren. Außerdem ist mit "angst" etwas anderes gemeint als "fear", insofern ist es halt schwer zu übersetzen, aber kein speziell deutsches Phänomen.

      LM (die jetzt auf das Klischee vom angeblich so dollen "britischen Humor" wartet)

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      schrieb am 26.07.05 14:38:01
      Beitrag Nr. 6 ()
      Durch uns haben die Amis erst das Fahrvergnügen kennengelernt ;)
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:39:04
      Beitrag Nr. 7 ()
      LM, das wäre ja schön, wenn es so wäre. Warum gibt es denn kein entsprechendes wort in anderen Sprachen für unser "Angst" ?
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:42:06
      Beitrag Nr. 8 ()
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      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:43:20
      Beitrag Nr. 9 ()
      [posting]17.348.343 von LadyMacbeth am 26.07.05 14:31:00[/posting]muss dich kurz korrigieren. gemütlich heisst auf dänisch "hyggelig" :D
      denke auch net das die deutschen besondere memmen sind...allerdings wird kaum irgendwo soviel gejammert...sind wir also politische hypochonder? :eek:
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:46:37
      Beitrag Nr. 10 ()
      die angst vor arbeitslosigkeit ist begründet.ein brite der niedrigen lohn hat,wird nicht vom polen verdrängt.

      ich glaube die angst vor arbeitslosigkeit ist bei zeit-jobbern und niedriglöhnern sowie beamten und leuten in nicht-offenen strukturen weniger ausgeprägt.

      aber ein ingenieur der direkt hinter der polnischen grenze das 5 fache seiner polnischen kollegen verdient wird natürlich leicht nervös,weil er weiss das er nix anderes macht als die polen oder ungarn bzw er selbst kennt seine polnischen und ungarischen freunde noch vom studium.


      die arbeitslosigkeit ist ja hier auch höher als in grossbritannien.

      unter gleichen bedingungen wie dort (künidgungsschutz,lohnhöhe)würde die arbeitslosigkeit ja auch sinken,und ebenso die angst vor arbeitslosigkeit,denn ein ingenieru der nur noch 2mal soviel verdient wie der pole hinter der genz ohne weihnachtsgeld und urlaubsgeld,der fühlt sich pudelwohl,weiss er doch das seine polnischen kommilitonen gerne mal freitags einen getrunken haben,währende er noch die nacht durchgelernt hat ;-)
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:47:16
      Beitrag Nr. 11 ()
      wenn das mal nicht passt:

      Angst essen Amerikaner auf
      Hysterie und Furcht sind der Kitt der US-Gesellschaft

      http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/45860/
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:48:19
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ok, war nur ne Idee, wenn euch das Thema zuviel Angst macht, lassen wir das. :D
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 14:48:59
      Beitrag Nr. 13 ()
      [posting]17.348.539 von Heizkessel am 26.07.05 14:48:19[/posting]:laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 15:04:57
      Beitrag Nr. 14 ()
      toll sind dann auch immer so soziologen die darauf hinweise das politiker mit dem schüren von angst kasse machen.

      und soziologen machen mit dem kommentieren von angeblichem missbrauch von angst kasse ...............
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 15:16:54
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ja, es gibt mittlerweile eine "Angst" Industrie, die vom deutschen Dachschaden gut lebt.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 15:42:19
      Beitrag Nr. 16 ()
      [posting]17.348.935 von Heizkessel am 26.07.05 15:16:54[/posting]Richtig, bei denen heißt Angst aber Phobie und davon erfinden die, und ihre Handlanger die Ärzte, täglich neue.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 15:46:21
      Beitrag Nr. 17 ()
      echt Lady, du hältst die Deutschen nicht für besonders ängstlich??

      von der stoischen Ruhe, mit der die Deutschen (vielmehr die deutschen Frauen, die Männer waren an der Front) die unablässigen Luftangriffe über sich ergehen haben lassen, ist nichts, absolut nichts mehr übrig geblieben.

      Das Sinnbild schlechthin für german angst: hysterische Mütter mit Kleinkindern, Typ alternativ-bewegt, Grünenwählerin
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 17:13:22
      Beitrag Nr. 18 ()
      :(:eek: Ey jetzt hab ich voll Angst hier was zu posten:eek::(
      Vielleicht is es falsch :eek::eek:
      Oder keiner will`s lesen :eek::confused:
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 20:45:31
      Beitrag Nr. 19 ()
      Deutschland im Jahre 2030 - Erfolgsgeschichte oder Untergang ?
      Der Untergang von Deutschland wird sich drastisch beschleunigen........Dank an Helmut
      Der große Deutschland - Untergangs -Begleit - Thread
      Der deutsche Markt und sein Untergang!!!
      DAX und Wirtschaft vor Untergang?
      Der Untergang von Weimar wird sich in Berlin wiederholen!
      Neuverschuldung - unser Untergang
      Deutschland ein Land ohne Zukunft?
      Deutschland ist ein BAUERNSTAAT--wer anderes glaubt ist ein Dummkopf
      Deutschland am Abgrund - wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich
      Deutschland kahl gefressen in 20 Jahren...

      :eek::eek::eek::eek:
      nur mal so zufällig entdeckt
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 22:07:25
      Beitrag Nr. 20 ()
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 22:17:04
      Beitrag Nr. 21 ()
      #32 von Newnoise 08.05.05 17:24:22 Beitrag Nr.: 16.557.292
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben
      Nichtsweiter als dümmliche Vorurteile der Anglosachsen.

      Stella ist aber ein Paradabesipiel für die bedauernswerte deutsche Sehnsucht nach Anerkennung durch das Ausland. Und mit Vorliebe sucht man sich das negative heraus. Nur so ist zu erklären, daß der deutsche Regierungschef morgen an der Seite der Russen die Niederlage der eigenen Nation als Befreiung feiert. Der Verlust der ehem. Ostgebiete, die 40 Jahre währende Besetzung Ostdeutschlands wird liebendgerne übersehen, solange einem das Ausland zynische Anerkunng liefert.

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      :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 22:43:03
      Beitrag Nr. 22 ()
      Man muss schon genau trennen: Angst und Furcht ist schließlich nicht wirklich dasselbe.

      Diese ganzen Untergangsschlagzeilen haben doch mit dieser "german angst" nichts zu tun. Erstens finde ich, dass es sich in Grenzen hält, zweitens ist was Wahres dran, und drittens sitzen die Deutschen auf Grund dieser Schlagzeilen ja nicht verängstigt unterm Bett, sondern setzen sich an den Rechner und diskutieren darüber.

      Jeder hat wohl mal vor irgendetwas Angst, aber dass das ein deutsches Spezifikum sein...nunja...das glaube ich wirklich nicht.

      Die Terror-Gefahr bei uns ist beispielsweise viel größer als in den USA, allein schon weil die Einreise leichter ist. Und? Rennen hier die Leute scharenweise in die Baumärkte, um sich Klebeband und Gasmasken zu kaufen? Nö. Natürlich gibt es auch hier ein paar Bekloppte. Aber ich glaube schon, dass auch die heutigen Generationen irgendwie von klein auf gelernt haben, dass Dinge, die den Zweiten Weltkrieg NICHT toppen, eigentlich noch im Rahmen des Erträglichen sind.

      Der Begriff der "german angst" hat sich so weit ich weiß während der "Deutschen Romantik" im 19. Jahrhundert im angelsächsischen Sprachraum etabliert, genauso übrigens wie der Begriff "Gemütlichkeit". Das war halt die Zeit, wo Deutsche Romantik mit ihrer ganzen Gespensterromantik, Burgenromantik, Rheinromantik und dem ganzen Gruselkram in England schwer en vogue war. Das hat ja die Engländer damals in Scharen angezogen. Und irgendwie ist das dann hängengeblieben und hat sich verselbständigt. Ich würde das nicht immer so überbewerten.

      LM
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 22:53:29
      Beitrag Nr. 23 ()
      wenn der begriff bis ins 19. jahrhundert zurückreicht, zeigt das vielmehr, daß es sich um eine kulturelle eigenart handelt, die offenbar tiefer sitzt und länger tradiert ist, als das man es mit dem dritten reich, dem 2. weltkrieg oder bombennächten erklären kann.
      vielleicht geht das zurück bis in den 30 jährigen krieg, als es jahrzehntelange verwüstungen und entvölkerungen gab, von der sich das land ca 150 später erst erholte.
      vielleicht hat es was mit der "mittellage" zu tun, wenn jahrhundertelang von allen seiten immer irgendwer gerade hier durchzog, um irgendwas zu erobern. vielleicht daher die neigung zu aufgeregtheiten und die furcht vor dem weltuntergang.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:10:12
      Beitrag Nr. 24 ()
      [posting]17.355.131 von Heizkessel am 26.07.05 22:53:29[/posting]Was Du da beschreibst mit der zentralen Lage und der Angst, von allen Seiten möglicherweise bedroht zu werden und die Folgen des Dreißigjährigen Krieges: das sehen ja manche sogar als Ursache für den Zweiten Weltkrieg an, was ich auch gut nachvollziehen kann.

      In Zentraleuropa fühlt man sich halt schnell von allen Seiten etwas drangsaliert, was durch die Versailler Verträge dann auch gesteigert wurde. Dazu kam die Angst vor den Bolschewisten, die ja auch nicht ganz unbegründet war. Da lässt sich dann als Propagandist leicht was draus machen. Das Problem haben die Briten natürlich nicht.

      Aber "german angst" ist meiner Ansicht nacht wirklich ein romantischer Begriff. Das fängt an bei den Gruselmärchen der Gebrüder Grimm, geht über die Friedhofsgeschichten von Heinrich Heine, aber auch dieses Düstere, Schwere, von dem sich damals nicht nur Briten, sogar Italiener magisch angezogen fühlten. Alpträume zu haben, war damals schwer schick. Man kokettierte halt ein wenig mit einer makabren Form der Empfindlichkeit.

      Scheint nicht groß geschadet zu haben, schließlich hatte Deutschland damals eine große kulturelle Blütezeit.

      LM
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:17:01
      Beitrag Nr. 25 ()
      ja und worauf beruhte die makabre empfindlichkeit?
      natürlich auf der politischen situation, der enge, dem mief der städte, der provinzialität, der tyrannischen regierung manches fürsten. die romantik war ja hauptsächlich eine eskapistische fluchtbewegung aus der realität. das ist übrigens auch ein wesenszug, der deutschen immer nachgesagt wird, nicht zuletzt beim thema alterspyramide und rentenentwicklung, das von der politik beharrlich 30 jahre verdrängt wurde.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:25:18
      Beitrag Nr. 26 ()
      [posting]17.354.555 von Heizkessel am 26.07.05 22:17:04[/posting]Und was gibts da zu lachen Heizkessel?

      Nur weil die Anglosachsen ein Vorurteil über die Deutschen haben, springst du gleich darauf an und überlegst, was du ändern kannst, damit die dich nichtmehr so schief angucken. Du bestätigst doch meine Aussage geradezu!

      Vorurteile gibt es immer und ich sehe nicht, warum wir uns unsere Würde von solchem anglosächsischen stereotypen Müll nehmen lassen sollten.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:32:26
      Beitrag Nr. 27 ()
      Diese "makabre Empfindlichkeit" beruht wohl zum großen Teil auch auf damals enorm grassierenden Krankheiten wie Syphilis und Tuberkulose. Guck Dir mal berühmte Philosophen, Dichter und Musiker an: da gibt es fast keinen, der nicht betroffen war. Irgendwie scheint das aber auch enorme kreative Energien freigesetzt: einerseits durch das Angesicht des bevorstehenden Todes, andererseits - so hört man jedenfalls oft - scheint es bei der unbehandelten Syphilis ja auch zu erheblichen Veränderungen im Gehirn kommen: bevor im Endstadium der Wahnsinn ausbricht (etwa Nietzsches Zusammenbruch in Turin, als der das gequälte Pferd heulend umschlang und er danach praktisch nur noch in seinem Zimmer vergetierte), kommt vorher ein lange Phase der geistigen Hochleistungskraft.

      In Deutschland grassierten solche Krankheiten u. a. auch deswegen mehr als in manchen anderen Ländern, weil hier die Sexualmoral nie so streng war wie ...naja, von Frankreich abgesehen...etwa in Italien oder England. In dieser Hinsicht lebte es sich lange Zeit wirklich vergleichsweise ungetrübt in Deutschland und man ging doch recht unbehindert seinen Liebschaften nach. Dass es im späten 19. Jahrhundert etwas rigider zuging, war ja letztlich auch eine Reakton auf diese enorm grassierenden Geschlechts- und anderen Infektionskrankheiten.

      Es ist schon ein ulkiger Gedanke, dass Deutschland eventuell seine kulturelle Blütezeit, das Etikett der Dichter und Denker womöglich in erster Linie unbehandelten Geschlechtskrankheiten zu verdanken hat. ;-)

      Aber die ständige, fast unerträgliche Gegenwart des Todes hat mit "german angst" sicher eine Menge zu tun. Bei manchen Familien mit 12 Kindern überlebten ja oft nicht mal zwei das fünfte Lebensjahr. Und die Leute härteten dagegen auch gefühlsmäßig nicht ab. Das berühmte Buch "Kindertodtenlieder" zeigt ganz gut, wie das Sterben, vor allem der Kinder, das Leben bestimmt hat und wie fertig das die Leute gemacht hat, die sich damit einfach nicht abfinden konnten.

      LM
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:32:56
      Beitrag Nr. 28 ()
      was du beschreibst, gibt es wirklich, hat aber nach meiner meinung nichts mit dem thema zu tun. im gegenteil, es bestätigt die these ja, da es viele deutsche, die angst haben, vom ausland schief angeguckt zu werden. ich weiß, du gehörst nicht dazu, dir kann man zu deinem unverwüstlichen selbstbewusstsein nur gratulieren.
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:42:27
      Beitrag Nr. 29 ()
      ja es gab auch viele lustige krankheiten, die wir heute gar nicht mehr haben, wie zum beispiel die "venerische krankheit" :D
      ob es in italien nicht freizügig zuging, kann ich nicht sagen, man hört aber so einiges. :D
      die ständige todesnähe... hmmm also die pest gab es in auch in anderen teilen europas, wenn auch früher.
      nimmt man zum beispiel bocaccio, bei ihm gab es todesnähe und es ging recht freizügig zu, aber ist der auf die idee gekommen
      aber hätte er sowas geschrieben?


      Die Trompete von Gravelotte

      Sie haben Tod und Verderben gespien:
      Wir haben es nicht gelitten.
      Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien,
      Wir haben sie niedergeritten.

      Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
      Tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
      So haben wir sie zusammengesprengt, -
      Kürassiere wir und Ulanen.

      Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
      Wohl wichen sie unsern Hieben,
      Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
      Unser zweiter Mann ist geblieben.

      Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
      So lagen sie bleich auf dem Rasen,
      In der Kraft, in der Jugend dahingerafft, -
      Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!

      Und er nahm die Trompet`, und er hauchte hinein;
      Da, - die mutig mit schmetterndem Grimme
      Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein,
      Der Trompete versagte die Stimme.

      Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz,
      Entquoll dem metallenen Munde;
      Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz, -
      Um die Toten klagte die wunde!

      Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
      Um die Brüder, die heut gefallen, -
      Um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
      Erhub sie gebrochenes Lallen.

      Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann,
      Rundum die Wachtfeuer lohten;
      Die Rosse schnoben, der Regen rann -
      Und wir dachten der Toten, der Toten!
      Avatar
      schrieb am 26.07.05 23:44:13
      Beitrag Nr. 30 ()
      Vielleicht habe ich deswegen keine Angst, vom Ausland schief angesehen zu werden, weil ich genügend mit Briten, Franzosen und Italienern zu tun habe und weiß, wie sehr fast alle von denen diese deutsche Unterwürfigkeit und Einschleimerei (viele Empfinden das wirklich so) verachten. Das hat mir schon so manches Mal die Augen geöffnet. Die verachten überhebliche Deutsche, aber genauso auch diese selbstverleugnende Unterwürfigkeit.

      Ich hatte nie besondere Sympathien für F. J. Strauß, aber er hat mal so einen Satz gesagt, der sinngemäß etwa hieß "Jedermanns Liebling ist jedermanns Dackel". Das sehe ich auch so. Wenn man sich von jedem wahllos übern Tisch ziehen lässt, weil man meint, dann hätten einen alle lieb - dann ist man wirklich ein bemitleidenswerter Jammerlappen, der sein Elend nicht anders verdient hat. Ich will schließlich auch nicht mit Leuten zu tun haben, die sich vor mir immer schlecht und klein machen, weil sie meinen, damit ein paar Vorteile oder Sympathien herausschinden zu können. Das ist für mich überhaupt keine längerfristige Gesprächsbasis.

      Aber falls es Dich tröstet: es gibt auch bei mir Situationen, wo mein Selbstbewusstsein an seine Grenzen stößt. ;-)

      LM
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:06:11
      Beitrag Nr. 31 ()
      Naja, oft war es aber auch mit einer Art Galgenhumor verquickt bzw. einer Flucht ins Komische. Ein Paradebeispiel ist folgendes Gedicht von Heinrich Heine, wo die wichtigsten romantischen Ingredienzien dieser Zeit geradezu beispielhaft zusammenkommen, nämlich Liebe und Friedhof mit tanzenden Skletten. ;-).


      Traumbild
      Ich kam von meiner Herrin Haus
      Und wandelt in Wahnsinn und Mitternachtgraus.
      Und wie ich am Kirchhof vorübergehn will,
      Da winken die Gräber ernst und still.

      Da winkts von des Spielmanns Leichenstein;
      Das war der flimmernde Mondesschein.
      Da lispelts: Lieb Bruder, ich komme gleich!
      Da steigts aus dem Grabe nebelbleich.

      Der Spielmann wars, der entstiegen jetzt,
      Und hoch auf den Leichenstein sich setzt.
      In die Saiten der Zither greift er schnell,
      Und singt dabei recht hohl und grell:

      Ei! kennt ihr noch das alte Lied,
      Das einst so wild die Brust durchglüht,
      Ihr Saiten dumpf und trübe?
      Die Engel, die nennen es Himmelsfreud,
      Die Teufel, die nennen es Höllenleid,
      Die Menschen, die nennen es: Liebe!

      Kaum tönte des letzten Wortes Schall,
      Da taten sich auf die Gräber all;
      Viel Luftgestalten dringen hervor,
      Umschweben den Spielmann und schrillen im Chor:

      Liebe! Liebe! deine Macht
      Hat uns hier zu Bett gebracht
      Und die Augen zugemacht -
      Ei, was rufst du in der Nacht?

      So heult es verworren, und ächzet und girrt,
      Und brauset und sauset, und krächzet und klirrt;
      Und der tolle Schwarm den Spielmann umschweift,
      Und der Spielmann wild in die Saiten greift:

      Bravo! bravo! immer toll!
      Seid willkommen!
      Habt vernommen,
      Daß mein Zauberwort erscholl!
      Liegt man doch jahraus, jahrein,
      Mäuschenstill im Kämmerlein;
      Laßt uns heute lustig sein!
      Mit Vergunst -
      Seht erst zu, sind wir allein? -
      Narren waren wir im Leben
      Und mit toller Wut ergeben
      Einer tollen Liebesbrunst.
      Kurzweil kann uns heut nicht fehlen,
      Jeder soll hier treu erzählen,
      Was ihn weiland hergebracht,
      Wie gehetzt,
      Wie zerfetzt
      Ihn die tolle Liebesjagd.

      Da hüpft aus dem Kreise, so leicht wie der Wind,
      Ein mageres Wesen, das summend beginnt:

      Ich war ein Schneidergeselle
      Mit Nadel und mit Scher;
      Ich war so flink und schnelle
      Mit Nadel und mit Scher;
      Da kam die Meisterstochter
      Mit Nadel und mit Scher;
      Und hat mir ins Herz gestochen
      Mit Nadel und mit Scher.

      Da lachten die Geister im lustigen Chor;
      Ein Zweiter trat still und ernst hervor:

      Den Rinaldo Rinaldini,
      Schinderhanno, Orlandini,
      Und besonders Carlo Moor
      Nahm ich mir als Muster vor.

      Auch verliebt - mit Ehr zu melden -
      Hab ich mich, wie jene Helden,
      Und das schönste Frauenbild
      Spukte mir im Kopfe wild.

      Und ich seufzte auch und girrte;
      Und wenn Liebe mich verwirrte,
      Steckt ich meine Finger rasch
      In des Herren Nachbars Tasch.

      Doch der Gassenvogt mir grollte,
      Daß ich Sehnsuchtstränen wollte
      Trocknen mit dem Taschentuch,
      Das mein Nachbar bei sich trug.

      Und nach frommer Häschersitte
      Nahm man still mich in die Mitte,
      Und das Zuchthaus, heilig groß,
      Schloß mir auf den Mutterschoß.

      Schwelgend süß in Liebessinnen,
      Saß ich dort beim Wollespinnen,
      Bis Rinaldos Schatten kam
      Und die Seele mit sich nahm.

      Da lachten die Geister im lustigen Chor;
      Geschminkt und geputzt trat ein Dritter hervor:

      Ich war ein König der Bretter
      Und spielte das Liebhaberfach,
      Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter!
      Ich seufzte manch zärtliches: Ach!

      Den Mortimer spielt ich am besten,
      Maria war immer so schön!
      Doch trotz der natürlichsten Gesten,
      Sie wollte mich nimmer verstehn. -

      Einst, als ich verzweifelnd am Ende:
      »Maria, du Heilige!« rief,
      Da nahm ich den Dolch behende -
      Und stach mich ein bißchen zu tief.

      Da lachten die Geister im lustigen Chor;
      Im weißen Flausch trat ein Vierter hervor:

      Vom Katheder schwatzte herab der Professor,
      Er schwatzte, und ich schlief gut dabei ein;
      Doch hätt mirs behagt noch tausendmal besser
      Bei seinem holdseligen Töchterlein.

      Sie hatt mir oft zärtlich am Fenster genicket,
      Die Blume der Blumen, mein Lebenslicht!
      Doch die Blume der Blumen ward endlich gepflücket
      Vom dürren Philister, dem reichen Wicht.

      Da flucht ich den Weibern und reichen Halunken,
      Und mischte mir Teufelskraut in den Wein,
      Und hab mit dem Tode Smollis getrunken, -
      Der sprach: Fiduzit, ich heiße Freund Hein!

      Da lachten die Geister im lustigen Chor;
      Einen Strick um den Hals, trat ein Fünfter hervor:

      Es prunkte und prahlte der Graf beim Wein
      Mit dem Töchterchen sein und dem Edelgestein.
      Was schert mich, du Gräflein, dein Edelgestein?
      Mir mundet weit besser dein Töchterlein.

      Sie lagen wohl beid unter Riegel und Schloß,
      Und der Graf besold`te viel Dienertroß.
      Was scheren mich Diener und Riegel und Schloß? -
      Ich stieg getrost auf die Leitersproß.

      An Liebchens Fensterlein klettr ich getrost,
      Da hör ich es unten fluchen erbost:
      »Fein sachte, mein Bübchen, muß auch dabei sein,
      Ich liebe ja auch das Edelgestein.«

      So spöttelt der Graf und erfaßt mich gar,
      Und jauchzend umringt mich die Dienerschar.
      »Zum Teufel, Gesindel! ich bin ja kein Dieb;
      Ich wollte nur stehlen mein trautes Lieb!«

      Da half kein Gerede, da half kein Rat,
      Da machte man hurtig die Stricke parat;
      Wie die Sonne kam, da wundert sie sich,
      Am hellen Galgen fand sie mich.

      Da lachten die Geister im lustigen Chor;
      Den Kopf in der Hand, trat ein Sechster hervor:

      Zum Weidwerk trieb mich Liebesharm;
      Ich schlich umher, die Büchs im Arm.
      Da schnarrets hohl vom Baum herab,
      Der Rabe rief: Kopf - ab! Kopf - ab!

      O, spürt ich doch ein Täubchen aus,
      Ich brächt es meinem Lieb nach Haus!
      So dacht ich, und in Busch und Strauch
      Späht rignsumher mein Jägeraug.

      Was koset dort? was schnäbelt fein?
      Zwei Turteltäubchen mögens sein.
      Ich schleich herbei, - den Hahn gespannt, -
      Sieh da! mein eignes Lieb ich fand.

      Das war mein Täubchen, meine Braut,
      Ein fremder Mann umarmt sie traut -
      Nun, alter Schütze, treffe gut!
      Da lag der fremde Mann im Blut.

      Bald drauf ein Zug mit Henkersfron -
      Ich selbst dabei als Hauptperson -
      Den Wald durchzog. Vom Baum herab
      Der Rabe rief: Kopf - ab! Kopf - ab!

      Da lachten die Geister im lustigen Chor;
      Da trat der Spielmann selber hervor:

      Ich hab mal ein Liedchen gesungen,
      Das schöne Lied ist aus;
      Wenn das Herz im Leibe zersprungen,
      Dann gehen die Lieder nach Haus!

      Und das tolle Gelächter sich doppelt erhebt,
      Und die bleiche Schar im Kreise schwebt.
      Da scholl vom Kirchturm »Eins« herab,
      Da stürzten die Geister sich heulend ins Grab.
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:12:06
      Beitrag Nr. 32 ()
      [posting]17.355.440 von LadyMacbeth am 26.07.05 23:44:13[/posting]Everybody`s Darling ist everbody`s Depp - soll FJS gesagt haben, seine Tochter hat ihn vor einiger Zeit so zitiert!
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:17:36
      Beitrag Nr. 33 ()
      Nun Deutschland wurde ja miserabel regiert, die Rekordarbeitslosigkeit , Rekordverschuldung usw. die Folge hatte. Logisch daher , dass die Leute besonders in Deutschland vor Arbeitslosigkeit usw. besonders Angst haben. Daher wollen die Wähler Neuwahlen, da es durch einen Regierungswechsel wieder Hoffnung für eine bessere Politik gibt.
      In Großbrittanien , USA haben die Leute vor Arbeitslosigkeit keine Angst, weil dort die Arbeitslosigkeit sehr gering ist.
      Dort wurde halt auch in der Vergangenheit eine viel bessere Politik gemacht als bei uns; wie z.B.
      durch grundlegende Strukturreformen durch M.Thatcher in Großbrittanien.
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:27:23
      Beitrag Nr. 34 ()
      [posting]17.355.587 von StillhalterTrader am 27.07.05 00:17:36[/posting]Regierungswechsel wieder Hoffnung für eine bessere Politik gibt. - an die Politik glaube ich nicht, auch nicht dass es besser wird. Deutschland bekommt ein neues, knallhartes Management und das verordnet alte Sparmaßnahmen neu verpackt.
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:35:32
      Beitrag Nr. 35 ()
      stillhalter,
      wir haben gerade erst festgestellt, daß unsere Angstmentalität mindestens auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Da wurde Deutschland mindestens auch schlecht regiert. du siehst, das thema eignet sich nur bedingt für den wahlkampf.
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:40:45
      Beitrag Nr. 36 ()
      StillhalterTrader

      Ich würde Dir völlig Recht geben. Nur: mit "german angst" ist nicht die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust gemeint. Das gibt es ja prinzipiell auch in anderen Ländern. "german angst" ist eher eine sehr spezielle Mischung aus Zaghaftigkeit, Wehleidigkeit und Weltschmerz, das ganze mit durchaus poetischer Schlagseite, was allein schon deshalb im ganzen Politzusammenhang als Begriff irgendwie deplaziert ist. Und ganz wichtig dabei ist: man hasst diese Angst nicht, sondern hängt irgendwie an ihr.

      "German angst" hat übrigens durchaus seine guten Seiten. Eine Mitschülerin nannte das mal "schöne Traurigkeit". Fand ich gut getroffen. Das hat durchaus so seine ganz eigenen Qualitäten.

      LM
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:47:14
      Beitrag Nr. 37 ()
      die potugiesen haben auch etwas ähnliches, bei denen heißt das "saudade" glaube ich. ein ganzes universum der jammerlappigkeit. wenn diese schwermut ins politische übergreift, z.b. wenn ein großteil der bevölkerung sich weigert, die "realität" anzuerkennen, weil es lieber in vergangenen utopien schwelgt, passt das sehr wohl in den bereich.
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 00:54:27
      Beitrag Nr. 38 ()
      Naja, ich weiß nicht, ob das wirklich was mit Jammerlappigkeit zu tun hat. Es ist eher was Metaphysisches.

      Und weil es so schwer zu beschreiben ist, ist es halt auch so schwer zu übersetzen. Und deshalb habe die Briten es der Einfachheit halber einfach übernommen. Es ist schon ganz ähnlich mit dem Begriff "Gemütlichkeit". Da gibt es auch immer Leute, die meinen, man könne "gemütlich" doch mit "comfortable" oder so etwas übersetzen. Weit gefehlt. Es geht nicht um Bequemlichkeit oder dass ein Sofa angenehm gefedert ist, sondern um eine Art Stimmung. Es sich an einem regnerischen Sonntag auf dem Bett "gemütlich" zu machen, ist halt was anderes als "Bequemlichkeit". Und so ist es auch mit "german angst". Es ist sozusagen die Schnittmenge aus mindestens zehn anderen Begriffen.

      LM
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 07:21:49
      Beitrag Nr. 39 ()
      [posting]17.355.587 von StillhalterTrader am 27.07.05 00:17:36[/posting]Unter Thatcher hat sich die Arbeitslosigkeit in GB verdoppelt. Nach dem Versuch der Thatcher Regierung, die Kopfsteuer einzuführen, brachen in vielen Städten gewaltätige Unruhen aus. Teilweise brannten ganze Straßenzüge. Die Regierung trat darafhin zurück. Das die Neoliberalen sowas als Erfolg werten. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 09:19:52
      Beitrag Nr. 40 ()
      German Angst geht sogar soweit, daß man sich vor einer Britischen Regierungscheffin fürchtet, die schon seit Jahrzenten nicht mehr im Amt ist.
      Avatar
      schrieb am 27.07.05 09:43:04
      Beitrag Nr. 41 ()
      [posting]17.357.090 von Heizkessel am 27.07.05 09:19:52[/posting]Nicht vor der Person, sondern vor der Ideologie ;)
      Avatar
      schrieb am 29.07.05 16:50:36
      Beitrag Nr. 42 ()
      Diese spezielle German angst geht wohl zum Teil auf unbewältigte Traumata zurück: Seuchenzüge, 30-jähriger Krieg, Napoleonische Kriege, Weltkriege, Vertreibung. Zum anderen Teil sicher auch auf die Deutsche Romantik, die einzige große Kulturepoche, die von Deutschland ausging. Vielen Dank allen, die das erkannt haben! Es gibt also nicht nur politische Schaumschläger hier. Die zitierten Beispiele aus dem Schulbuch beleuchten allerdings eher die ironisch-makabre Außenseite (Schauerromantik). Andererseits ist die Romantik aber auch durch Rückzug in eine idealisierte Innenwelt ("nach innen geht die geheimnisvolle Reise") und die Sehnsucht nach dem Paradies gekennzeichnet. Mittelalter, Märchen, Religion, Liebes- und Freudschaftskult, usw. sind die Kulissen für den Traum von paradiesischer Reinheit und Einheit. Der Romantiker spürt schmerzhaft den Bruch zwischen Ideal und Wirklichkeit mit ihren vielen Gefährdungen, daher das Gefühl der Wehmut (für mich die beste Übersetzung von "angst" oder saudade) und die Sehnsucht, das verlorene Paradies und seine Heimat dort wiederzufinden ("und meine Seele ... als flöge sie nach Haus"), und sei es auch erst nach dem Tode.

      Nachdem in späteren Epochen der Sinn für Transzendenz verlorengegangen ist, die Sehnsucht aber blieb, verlegte man sich darauf, das Paradies auf Erden zu suchen und diese Vision mit POLITISCHEN Mitteln zu verwirklichen - und DA beginnt der große Alptraum: die Staatsmacht als Erzwinger des Paradieses, als Erschaffer des "neuen Menschen," der "klassenlosen Gesellschaft" oder der "Volksgemeinschaft," wir gehen dem "goldenen Zeitalter" entgegen, nur noch ein "letztes Gefecht" ...

      "Hütet euch vor Leuten, die Euch das Paradies auf Erden versprechen, denn das ist der sicherste Weg in die Hölle."

      Wenn wir die paradiesische Vision von Gleichheit, Gerechtigkeit, Reinheit, Einheit, usw. zur Grundlage der Politik machen, wird es auch heute noch - oder wieder - gefährlich:
      Ausgangspunkt: die Angst vor dem Leben und seinen Gefahren, Angst vor der Zukunft, usw.
      -> Wunsch nach dem sorgenfreien, gesunden Leben im innerweltlichen Paradies
      -> Projizierung dieses Wunsches auf politische Kategorien wie "soziale Gerechtigkeit", "soziale Sicherheit," "reine Umwelt," etc.
      -> Konstruktion politischer Systeme, die die Lebensangst möglichst ausschalten und die Verwirklichung dieser Wünsche anstreben
      -> Aufbau des Sozialstaats mit Verstaatlichung von Vorsorge und Fürsorge
      -> Entmündigung (durch Wegnahme der Entscheidungsbefugnis des Einzelnen über seine Vorsorge)
      -> Entsittlichung (Korrumpierung der Alltagsmoral durch Wegnahme der Verantwortung des Einzelnen für sich und andere)
      -> Enteignung (durch immer höhere Steuern und Abgaben zur Finanzierung des Sozialstaats und seiner Bürokratie)
      ... und darüberhinaus Abhängigkeit von den politischen Systemen und ihrer Herren, den Politikern, die durch Schüren von Angst und Neid das Wahlvolk in ihre Scheuern treiben wollen, um wiedergewählt zu werden und dann vor dem Problem stehen, diese aufgeputschten "Bedürfnisse" auch zu befriedigen. Nur noch ein ganz kleines letztes Gefecht (z.B. "Besserverdiener" ab in die Einheitskasse), dann wird alles, alles gut werden...

      Und wenn diese politischen Systeme zu versagen beginnen? Das manipulierte Volk gerät in Panik, drängt noch mehr in die heile soziale Kuschelecke...
      -> circulus viciosus
      -> rette sich wer kann!
      Avatar
      schrieb am 29.07.05 16:59:56
      Beitrag Nr. 43 ()
      novalis sehr gutes posting, genau so meinte ich es, mit der projektion der sehnsucht auf die politik. bei dem nick scheinst du dich ja bestens auszukennen. :D
      Avatar
      schrieb am 29.07.05 17:49:13
      Beitrag Nr. 44 ()
      Heizkessel,

      danke für die Blumen! Der Nick ist natürlich mit Bedacht gewählt (wenn man mal vom Einfluß des "Deutschen Idealismus" bei Novalis absieht). Es fragt sich noch, wo ich das "Neuland bestellen" soll, hier in D erscheint es mir fast aussichtslos, besonders nach den neuesten Wahlumfragen...

      Der Gedankengang des postings ist übrigens keineswegs neu, das zerstörerische Wesen des Polit-Geschäfts "entlarvt" (ein 68er-Begriff) zu sehen ist mir aber immer eine besondere Freude.

      Grüße und Schönen Tag noch, Novalis
      Avatar
      schrieb am 29.07.05 17:55:17
      Beitrag Nr. 45 ()
      welches zerstörerische wesen meinst du denn?
      meinst du das zerstörische wesen der realpolitik, oder das zerstörerische wesen der idealpolitik, die die realität gebrochen wahrnimmt, um der ideen willen, die sie sich auf die fahnen geschrieben hat?
      Avatar
      schrieb am 29.07.05 18:56:45
      Beitrag Nr. 46 ()
      Heizkessel,

      wenn Du Ideal- und Realpolitik als Gegensätze siehst ähnlich wie Gesinnungs- und Verantwortungsethik, das eine eher ideologisch und das andere eher pragmatisch, meine ich natürlich das zerstörerische Wesen der "Idealpolitik," die ihre Ideologie gegen alle Widerstände und Realitäten durchsetzen will. Ich meine das Geschäft der Ideal-Politiker mit ihren Manipulationen, z.B. diesem immer wiederkehrenden Muster: nimmermüde fahnden Politiker nach (von ihnen selbst geschaffenen) "Gerechtigkeitslücken" oder "Steuerschlupflöchern" und, nachdem sie sie mit vollem Brustton der Empörung "gefunden" und vermeintliche Nutznießer mittels der Medien durch`s Dorf gejagt haben, "beseitigen" sie die "Ungerechtigkeit" durch noch mehr Umverteilung, noch höhere Steuern, oder noch mehr Bürokratie.

      Gegen eine pragmatische "Realpolitik" habe ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden, solange sie sich auf das beschränkt, was "des Staates ist" (äußere und innere Sicherheit, Rechtspflege, Basis-Infrastruktur, Setzung und Durchsetzung notwendiger "Spielregeln" im Wirtschafts- und Privatleben, etc.) und dabei fundamentale Menschenrechte (Leben, Freiheit, Eigentum, ...) nicht verletzt. Bildung ist ein Grenzfall (schade, das es hier fast nur staatliche Einrichtungen gibt), anderes wie Kultur, Medien, Familie, Gesundheit, Arbeitsmarkt, etc. gehört m.E. nicht zu den originären Staatsaufgaben. Das größte politische Tummelfeld heute ist jedoch die "Sozialpolitik" mit ihrer gigantischen Umverteilung und Bürokratie; meine Einschätzung dazu dürfte aus #42 klar geworden sein...

      Gruß, Novalis


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