Die Berichtssaison nimmt Fahrt auf
Notenbanken
beflügeln: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche größtenteils spürbare Gewinne verzeichnet, der Deutsche Aktienindex (Dax) markierte ein neues Rekordhoch. Nachdem sich die Anleger in der ersten Wochenhälfte vor den Ratssitzungen der US-Notenbank Fed und
der Europäischen Zentralbank (EZB) noch zurückgehalten hatten, sorgten die Sitzungsergebnisse für gute Stimmung und merkliche Kursgewinne. Beide Notenbanken hatten ihren Leitzins jeweils um die
erwarteten 0,25 Prozentpunkte angehoben. Ausschlaggebend für den Optimismus der Investoren war die Erwartung, dass bei beiden ein Ende des Zinserhöhungszyklus in Sicht sei. Dabei sorgten mit Blick
auf die EZB gerade schwach ausgefallene Konjunkturdaten, die eine Rezession wahrscheinlicher erscheinen ließen, für die Annahme, dass die Notenbanker eine Pause bei den Zinsanhebungen einlegen
könnten. In den USA wurden dagegen überraschend starke Wirtschaftsdaten positiv aufgenommen.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
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Neues Rekordhoch im Dax
Der Deutsche Aktienindex (Dax) erreichte am vergangenen Freitag bei rund 16.490 Zählern
ein neues Rekordhoch und gewann im Wochenvergleich 1,8 Prozent auf 16.469,75 Punkte. Der MDax legte um 1,6 Prozent auf 28.706,20 Zähler zu. Der TecDax kletterte
um 2,3 Prozent auf 3.302,53 Punkte. Der m:access All-Share sank dagegen um 1,2 Prozent auf
1.547,05 Zähler.
Größte Wochengewinner im Dax waren die Titel von Sartorius, die ihre Kurserholung forstsetzen
und um 16,5 Prozent zulegen konnten. Der Kurs von Adidas zog um 8,5 Prozent an, der
Sportartikelhersteller gab im Rahmen der überraschend vorgelegten Quartalszahlen eine optimistischere Prognose für das Gesamtjahr ab. Dagegen büßten die Titel von MTU Aero Engines 6,6 Prozent ein. Die Nachrichten zu Triebwerksproblemen bei vielen
Airbus-Mittelstreckenjets, die eine Überprüfung der Antriebe nötig machten, überschatteten die als solide eingeschätzten Quartalszahlen des Triebwerkherstellers. Im MDax setzten sich Aixtron mit einem Kursplus von 13,0 Prozent an die
Spitze der Wochengewinner. Die Anleger honorierten die Zahlen und das angehobene Jahresziel des Zulieferers für die Halbleiterindustrie.
Die Kurserholung bei Sartorius geht weiter.
Anleihen: Überschaubare Kursveränderungen
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche in überschaubaren Grenzen hin- und hergependelt. Zeitweise wurden die Notierungen der Bundespapiere durch einige schwächer
als erwartet ausgefallene Frühindikatoren für Deutschland und die Eurozone unterstützt, die eine pessimistischere Sicht auf die weitere konjunkturelle Entwicklung nahelegten. Die Entscheidungen
der Notenbanken blieben ohne Überraschungen, allerdings wurde aufmerksam registriert, dass die EZB eine Zinserhöhungs-Pause im Gegensatz zu den vorangegangenen Sitzungen nicht mehr ausschloss. Im
Wochenvergleich rückte die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von 2,46 auf 2,48 Prozent vor. Die Umlaufrendite erhöhte sich leicht von 2,54 auf 2,55 Prozent.
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USA: Hoffnung auf Zinspause treibt die Kurse
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche zugelegt. Die Hoffnung, dass ein Ende der Zinserhöhungen der Fed in Sichtweite sei, versetzte auch hier die Marktteilnehmer in Kauflaune. Dabei
profitierten Technologiewerte, die besonders von Investitionen und Finanzierung abhängig sind, überdurchschnittlich. Der Dow-Jones-Index stieg im Wochenvergleich um 0,7 Prozent auf 35.459,29 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index rückte um 1,0 Prozent auf 4.582,23 Zähler vor. Der von Technologiewerten dominierte
Nasdaq-100-Index gewann 2,1 Prozent auf 15.750,93 Punkte.
Ausblick: Weitere Gewinne möglich
Für die aktuelle Woche können sich etliche Beobachter weitere Gewinne an den deutschen Aktienbörsen vorstellen. Allerdings gibt es auch einige Analysten, die sich zurückhaltender geben. Letztlich
könnte entscheidend sein, ob die Anleger eher auf die Hoffnung eines baldigen Endes der Zinsanhebungen oder auf die sich eingetrübten Konjunkturaussichten fokussieren werden. Zudem dürften
wichtige Impulse vom Fortgang der Berichtssaison kommen, die deutlich machen dürfte, wie weit die großen Gesellschaften unter der wirtschaftlichen Abschwächung leiden.
Alleine aus dem Dax sind für die kommenden Tage die Quartalsberichte einer ganzen Reihe von Unternehmen angekündigt, darunter die Zahlen und Ausblicke von BMW, Commerzbank, Deutsche Post (inzwischen DHL Group), Fresenius, Infineon und Siemens Healthineers. Auch aus der zweiten und dritten Reihe
werden zahlreiche Veröffentlichungen erwartet.
Hochkarätige Konjunkturdaten
Aus makroökonomischer Sicht steht ebenfalls einiges Hochkarätiges auf der Agenda. Hier sind zuerst die Arbeitsmarktzahlen aus den USA zu nennen, die sowohl auf ihre Aussage in Bezug auf die
wirtschaftliche Situation als auch auf ihre mögliche Auswirkung auf das weitere Vorgehen der US-Notenbank hin analysiert werden dürften. Ähnliches gilt für die viel beachteten ISM-Indizes aus den
USA. Auch für Deutschland und die Eurozone stehen Einkaufsmanagerindizes an, zudem die Verbraucherpreise sowie das Bruttoinlandsprodukt für die Eurozone auf großes Interesse stoßen. Auch diese
Zahlen dürften die Marktteilnehmer auf ihre Aussage über konjunkturelle Entwicklung einerseits und mögliche Bedeutung für die weitere Geldpolitik andererseits abklopfen. Konkretes zur Geldpolitik
gibt es zudem aus Großbritannien, wo die Bank of England das Ergebnis ihrer Ratssitzung bekannt gibt, sowie aus Japan, hier legt die Notenbank das Protokoll ihrer vergangen Sitzung vor.
Trotz dieser Flut an Zahlen und Daten könnte das Marktgeschehen insgesamt aber ruhiger werden, da sich etliche Anleger im üblicherweise dünneren Sommerhandel zurückhalten könnten, so sie nicht
ohnehin in Urlaub sind.
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