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    100-Jahresanalyse - Beginn der Krise? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.08.01 18:48:36 von
    neuester Beitrag 20.09.01 22:43:30 von
    Beiträge: 14
    ID: 463.544
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      schrieb am 29.08.01 18:48:36
      Beitrag Nr. 1 ()
      Der immer wieder aufkeimende Vergleich der aktuellen Kurserosionen an den meisten internationalen Börsen mit dem Crash von 1929 und das Verhalten des vergleichsweise standhaften Dow Jones Indexes hat mich auf die Idee zu dieser Langzeitbetrachtung gebracht. Die zentrale Frage ist natürlich: „Stehen wir am Beginn des großen Crashs, sind wir mitten drin oder haben wir das größte Ungemach hinter uns?“

      Wir können davon ausgehen, daß unabhängig der bisherigen Entwicklungen an den verschiedenen nationalen Börsen (einschließlich des DAX), ein signifikanter Einbruch der amerikanischen Leitbörse weitere Kursstürze auslösen würde, während ein massiv steigender Dow an allen Weltbörsen die Kurse mit nach oben risse. Dazu folgender Chart:



      Man erkennt zwei langfristige Trendkanäle, die hier gelb bzw. rot markiert sind. Die beiden überproportional steilen Ausbrüche aus diesen Trendkanälen 1925 und 1995 haben die schmalen blauen Trendkanäle ausgebildet. Aktuell notiert der Index mit ca. 10400 Punkten recht nahe seines Höchststandes bei etwa 11500 Punkten und bewegt sich damit innerhalb eines zweijährigen horizontalen Trendkanals zwischen 9500 und 11500 Punkten.

      Vergleichen wir die heutige Entwicklung mit der von 1896 bis 1929 so fällt folgendes auf: Der Index bewegte sich vor dem Übergang in den steilen blauen Trendkanal in einem langjährigen moderat steigenden Kanal (gelb), der in der Zeit von 1896 bis 1925 durchschnittlich etwa 4% Wertzuwachs pro Jahr brachte. Etwa 1926 brach der Index aus diesem Kanal nach oben aus und läutete den bis dahin längsten und steilsten Kursausschlag in der Geschichte des Dow ein. 1929 setzte dann eine abrupte Kehrtwende ein und der bis heute größte Börsencrash begann. Die Heftigkeit und Nachhaltigkeit der Abwärtsbewegung ließ die Kurse innerhalb von 3 Jahren um etwa 90% einbrechen und brachte den Index in Regionen weit unterhalb des gelben Trendkanals. Diese negative Übertreibung wurde in den dann folgenden beiden Jahren mit Wertzuwächsen von weit mehr als 100% wieder kompensiert. Seit dem kennt der Index bis auf einige kurzfristige Ausreißer nur eine Richtung: Aufwärts. Nach dem Crash verlor der gelbe Trendkanal seine Bedeutung und es wurde ein steilerer Trendkanal (rot) ausgebildet, der über 60 Jahre Bestand haben sollte. In diesen 60 Jahren konnte der Dow Jones sein Kursniveau etwa alle 13 Jahre verdoppeln, was einem jährlichen Wertzuwachs von etwa 6% gleichkommt. 1982 drohte nach etlichen erfolglosen Tests der 1000er Marke ein Herausfallen aus dem langjährigen Trend, was aber durch den Beginn eines Hypes, der alles in den Schatten stellen sollte (auch den Anstieg von 1924 – 1929) verhindert wurde. Die rasante Aufwärtsdynamik, die dann in der Zeit bis 1987 zu beobachten war korrigierte die seit 20 Jahren angestaute Unterbewertung innerhalb von 5 Jahren und leitete damit den neuen blauen Trend ein, der bis heute bestand hat.

      Mehrfache gescheiterte Ausbruchversuche aus dem roten Trend sollten schließlich zum erfolgreichen Ausbruch am Schnittpunkt des roten und des blauen Kanals 1995 führen, der damit auch die Gültigkeit des blauen Kanals bestätigte. Dieser bis jetzt ca. 20 Jahre anhaltende Trend brachte eine Verdopplung des Kursniveaus alle 5 Jahre, was einem Wertzuwachs von durchschnittlich ca. 19% jährlich entspricht.

      Wie gehr es nun weiter? Noch befindet sich der Index innerhalb des blauen Kanals. Von dieser Seite könnte also ein erneuter Anstieg ohne weiteres erfolgen. Betrachten wir aber das Kursniveau im Verhältnis zum 60-jährigen roten Trend ist eine deutliche Übertreibung zu sehen. Wenn man von einer fairen Bewertung in der Mitte des roten Kanals ausgeht, kann man errechnen, daß die aktuelle Übertreibung etwa 300% beträgt. Im Jahre 1929 betrug die Übertreibung zur Mitte des gelben Trendkanals erstaunlicherweise ebenfalls etwa 300%. Aber damit nicht genug der Gemeinsamkeiten: Der Hype von 1924 dauerte 5 Jahre. Der aktuelle steile Anstieg dauert zwar inzwischen fast 20 Jahre, aber auch hier zeigt sich in den Jahren von 1995 bis 2000 eine Verschärfung des positiven Trends, was zu einem noch steileren Anstieg führte, der dem von 1929 in Dauer und Intensität in etwa ebenbürtig ist. Sehr schön kann man das an dem direkten Vergleich der beiden Kursabschnitte von 1924 bis 1929 und von 1995 bis 2000 sehen:




      Das es sich 1929 um eine starke Überbewertung handelte, hat man in den folgenden Crashjahren schmerzlich zu spüren bekommen. Stellt sich also nun die Frage, haben wir es diesmal wieder mit einer derartigen Überbewertung von 300% zu tun, die auf irgendeine Weise abgebaut werden muß oder ist vielleicht der aktuelle blaue Trendkanal als der „gültige“ anzusehen?

      An dieser Stelle sollte man vielleicht den gesunden Menschenverstand einschalten und sich Fragen, ob eine kontinuierliche jährliche Steigerung von 19% bei einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von etwa 5% pro Jahr nicht zwangsläufig eine Übertreibung ist. Auch wenn die wirtschaftlichen Fundamentaldaten nicht allein den Kurs bestimmen, sind sie doch die wichtigste Kenngröße. Ich vermute, daß die aktuelle Bewertung des Dow Jones eine ebenso hohe Übertreibung ist, wie damals 1929.

      Erstaunlicherweise ist der Kurs jedoch diesmal nicht abrupt in die Korrektur übergegangen - an sich kein typisches Verhalten für einen beginnenden Crash nach einem Hype. Man könnte dies auch als Luftholen zum nächsten steilen Anstieg sehen. Bei der Beurteilung dieser Tatsache sollte man allerdings nicht vergessen, daß die Jahre 1999 und 2000 wirtschaftlich in den USA mit Wachstumsraten von bis zu 8% absolute Spitzenjahre waren. Allan Greenspan tat dann in 2001 mit den Zinssenkungen ein übriges, um den unerschütterlichen amerikanischen Traum von kontinuierlichem Wachstum und Wohlstand nicht jäh zu zerstören. Greenspan weiß, daß ein ausgewachsener Crash an der amerikanischen Leitbörse zu einem weltweiten Flächenbrand würde und wir eine beispiellose Weltwirtschaftskrise erlebten. Aber kann Greenspan oder seine Nachfolger nur durch Geldpolitik den Crash solange „aufschieben“, bis die Überbewertung abgebaut ist? Bei einer weiterhin horizontalen Entwicklung der Kurse, würde der Abbau der Überbewertung bis zur Mitte des roten Trendkanals noch etwa 22 Jahre dauern. Ein langer Atem für einen alten Mann.

      mfg Nelloz
      Avatar
      schrieb am 29.08.01 19:07:00
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo,

      hast Du Dir mal überlegt, was da heute zum Teil für Firmen drin sind????? Die haben doch teilweise Wachstumsraten von 20 und noch mehr Prozent/Jahr....also wird´s schon nicht so schlimm sein.

      Gruß hansjoerg
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 01:15:41
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hi Nelloz, bin ganz deiner meinung. Will dies nicht in diesem Thread begründen, weil ich das schon in vielen anderen Threads gemacht habe. Kannst ja mal meinen Nick anklicken und in den Thread reinschauen: "Zukunftsprognosen für Devisenmärkte und Indizes"

      Depotmaster
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 22:17:50
      Beitrag Nr. 4 ()
      Sollte mich nicht wundern, wenn der Dow seinen finalen Abstieg gerade begonnen hat. Der heutige Tag läßt nichts gutes vermuten.
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 17:19:32
      Beitrag Nr. 5 ()
      Nelloz, danke für deine Mühe. Sehr aufschlussreicher und informativer Beitrag finde ich!

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      Avatar
      schrieb am 15.09.01 14:37:01
      Beitrag Nr. 6 ()
      So etwas gehört nicht verlinkt sondern up

      cu DL
      Avatar
      schrieb am 15.09.01 14:44:44
      Beitrag Nr. 7 ()
      es hängt viel davon ab, wie die USA reagieren.
      Wenn sie Stärke zeigen und nicht kopflos handeln, wird die US-Öffentlichkeit Mut fassen und die Kurse werden nach dem derzeitigen Absturz rasant steigen. Denkt an den Beginn des Golfkrieges: rasante Kurssteigerungen an den Weltbörsen, der Ölpreis stürzte entgegen allen Erwartungen ab, obwohl die Ölfelder in Flammen standen.

      Noch ein Hinweis: Aktien sind Sachwerte.
      Wenn es richtig ungemütlich wird, streben die Menschen nach Sachwerten. Dann droht eher eine Geldentwertungsspirale (US-$ als Leitwährung) und parallel dazu zunächst eine Hausse.
      Wenn allerdings die Welt `untergeht`, ihrt Lieben, dann werden die Aktienmärkte sowieso geschlossen und es hat sich für eine gewisse Zeit erledigt, da die Menschen dann andere Sorgen haben wie z.B. etwas zu essen zu bekommen, irgendwo wohnen zu können und nicht draufzugehen (vgl. Europa 1941-45).
      So long.....
      Avatar
      schrieb am 16.09.01 02:50:31
      Beitrag Nr. 8 ()
      Das ist ein Spitzenbeitrag.
      Wenn ich mir den blauen Kanal so ansehe, dann dürften wir wohl spätestens "draußen" sein, wenn der Dow einige Tage hintereinander unter 8500 Punkten schließt.
      Eine großzügige Auslegung ist in Anbetracht des Terrors durchaus angebracht, allerdings sehe ich ihn mehr als Auslöser, weniger als Ursache eines Kurssturzes.

      Falls wir also durchbrechen, so gäbe es als erstes die Chance auf die obere Begrenzung des roten Kanals: 6000 Punkte, die könnten natürlich halten. Die nächste Unterstützung liegt dann bei 2000 Punkten ja und bei 800-1000 Punkten würde ich dann meine Schwiegermutter verwetten, dass hier der Boden ist.

      Natürlich alles reine Spekulation, aber man sollte sich auf fallende Kurse einstellen!
      Prof
      Avatar
      schrieb am 17.09.01 22:52:58
      Beitrag Nr. 9 ()
      Die Katastrophe vom 11.9.01 destabilisiert weltweit die Finanzmärkte!

      Heute wurde zum ersten Mal wieder seit fast einer Woche an der NYSE gehandelt. Mit einem Intradayverlust von über 7% hat sich der Index aus dem ersten Handelstag verabschiedet. Kein Crash, aber der Index notiert nun gefährlich nahe an der nächsten nennenswerten Unterstützung bei 8800 Punkten.

      Das der heutige Tag einigermaßen glimpflich ausgegangen ist, liegt an kräftigen Interventionen der FED. Etwa 1 Stunde vor Handelsbeginn wurden die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt und auch der heutige Handelsverlauf läßt auf massive Stützungen der Notenbank schließen.

      Was mich für den kurzfristigen weiteren Verlauf skeptisch macht, ist daß nach diesem vergleichsweise harmlosen Verlust sofort alle wieder bullisch sind. Auf N-TV wird lauthals zum Einstieg geblasen - ein eindeutiges Zeichen, daß noch oder schon wieder viele Marktteilnehmer stark investiert sind. Ich rechne daher kurzfristig mit weiter fallenden Kursen. Fallen die Kurse weiterhin moderat, besteht mittelfristig eine gute Chance für eine Bärenrallye, kommt der große Crash jetzt doch noch und wir sehen in kurzer Zeit ein Niveau von unter 4000 Punkten, könnte das der Beginn eines anhaltenden Aufschwungs werden.

      Fundamental bleibt natürlich die Notwendigkeit, die Überbewertung abzubauen, sei es durch einen schnellen Crash oder eine langsame Erosion.

      mfg Nelloz
      Avatar
      schrieb am 17.09.01 23:04:32
      Beitrag Nr. 10 ()
      Die Fed??? Du meinst die EZB, oder?
      Avatar
      schrieb am 18.09.01 09:43:00
      Beitrag Nr. 11 ()
      @nelloz

      Deine Zahlen stimmen nicht.

      Von 1983 bis 2001 sind es ca. 19 Jahre, in denen sich der Index bis heute ca. ver-8,5-facht hat.

      Das ergibt eine jährliche Rendite von 11,9% zuzüglich der Dividenden des DOW.

      Auch Deine Angabe, daß eine Verdopplung alle 5 Jahre zu eine Rendite von 19% führt, korrigiert sich auf eine Rendite von 14,9%.

      Die Rendite von ca. 14% (inkl. Dividenden) des DOW relativiert sich unter Berücksichtigung der Inflation. Außerdem sollte man nicht unterschlagen, daß die Zinsen seit 1983 stark gesunken sind und die kurzfristigen Zinsen auf einem 40-Jahre Tief notieren. Die 12 Jahre vor 1983 waren eine extrem schlechte Periode für den DOW und sind daher eine niedrige Basis gewesen.

      Für die weitere Entwicklung des DOW muß man also nicht zu pessimistisch sein.

      CU, goldmine
      Avatar
      schrieb am 18.09.01 12:22:04
      Beitrag Nr. 12 ()
      @Goldmine
      Der Beitrag ist von mir verfasst worden, als der Dow auf 10500 Pkt stand. Bei einem Kursniveau von etwa 800 Pkt 1983 entspricht das also ein ver 12,5-fachung.

      Eine Verdopplung der Kursniveaus alle 5 Jahre ergibt in der Tat einen jährlichen Zuwachs von etwa 15%. War ein Rechenfehler. Sorry
      Avatar
      schrieb am 19.09.01 19:45:26
      Beitrag Nr. 13 ()
      Rechnefehler passieren halt mal. Immerhin bist du einer der ersten, die darauf aufmerksam gemacht haben. In einigen Wochen sind die hochbezahlten "Profianalysten" auch soweit.
      Prof
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 22:43:30
      Beitrag Nr. 14 ()
      An alle die schon vergessen haben wie man Jahresdurchschnittswachstumsraten berechnet:

      f(x)=c*e^1,12x

      das x steht für die Zeitspanne in Jahren, seit der man die Wachstumsraten berechnet, das c für den Anfangswert des Indizes, und die 1,12 für 12% jährliches Wachstum.

      Jahr 1900 x= 0
      Jahr 2001 x= 100

      Wenn man das nun also das Wachstum haben will:

      8500= 25e^a*100
      also
      340= e^a*100
      also
      ln 340=a*100
      a=ln 340/100

      und schon hat man a, in dem Fall das Jahresdurchschnittswachstum des Dow für die letzten 100 Jahre ( nicht währungs- und inflationsbereinigt)

      War nur mal zur Erinnerung


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