Bernd Niquet: Auf der Höhe der Zeit - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
neuester Beitrag 16.06.00 09:34:34 von
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Bernd Niquet: Auf der Höhe der Zeit
- Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel -
Georg Wittich hat es geschafft. Georg Wittich ist Präsident. Georg Wittich hat aus seinem Leben etwas Vernünftiges gemacht. Georg Wittich ist Präsident des Aufsichtsamts für den Wertpapierhandel. Und gestern hat er uns wieder einmal ein Interview gewährt, welches aufzeigt, dass er sich voll auf der Höhe der Zeit befindet.
Was würden Sie, liebe Leser, sagen, wenn sie gerade aus Afghanistan zurückgekommen wären?
„Die Interessen der Menschen fallen allzu oft unter den Tisch. Die Straßen sind so staubig!“
Was, die Straßen sind so staubig?
„Ja, und die Autos sind alle ungewaschen. Weil es nicht genug Wasser und Waschanlagen gibt. Die Interessen der Menschen fallen allzu oft unter den Tisch.“
Die Interessen der Menschen fallen allzu oft unter den Tisch? Werden sie nicht vielmehr mitten auf dem Tisch und für alle beobachtbar ganz bewusst gemeuchelt?
„Es ist nur die Informationsflut, mit der die Menschen überschüttet werden. Alles andere können wir nicht nachprüfen. Deshalb geht es uns auch nichts an.“
Und die systematische Unterdrückung? Das organisierte Verbrechen? Die Mafia?
„Die Interessen der Menschen fallen tatsächlich allzu oft unter den Tisch. Alles andere können wir nicht nachprüfen. Deshalb geht es uns auch nichts an.“
Und sonst nichts?
„Noo Noo“
Vielen Dank
„Winke, Winke.“
P.S.: Kann man die staatliche Aufsicht über die Börsen eigentlich auch outsourcen? An private Betreiber, die dann prozentual an den Geldbußen und Gefängnisstrafen beteiligt werden? Aber nein, da haben die Taliban-Milizen sicherlich etwas dagegen.
Bernd Niquet, Donnerstag, 15. Juni 2000
Feed-back und Diskussion: b.niquet@wallstreet-online.de
Ich freue mich, einmal eine kritische Thematisierung der Börsenaufsicht vorzufinden.
Auch ich frage mich seit längerem, wie funktional (im Sinne der Beauftragung dieser Behörde) diese Institution arbeitet.
An Eigenerfahrung kann ich nur auf ein Telefongespräch mit einem Mitarbeiter rekurrieren, in dessen Fortlaufe ich zunehmend erstaunte, daß eigentlich als juristisch zu fassende Problemaspekte mit einer Bank tendentiell verniedlicht und in den Bereich menschlicher Kommunikation verschoben wurden.
Ansonsten muß man sich als auch nur beiläufiger Börsenbeobachter angesichts der recht offenliegenden Insidergeschäfte fragen, die häufug genug schon mit Abstand von den Grunddaten her plausibel erklärt werden können, wie es grundsätzlich um die Kontrollausübungsmacht des Aufsichtsamtes bestellt ist.
Hierbei ist zu fragen: wer kontrolliert die Aufsichtsbehörde (im Sinne von Beaufsichtigung) und, wichtiger noch: welche möglichen Netzwerkstrukturen haben sich faktisch ausgebildet, welche eine echte Aufsicht in bestimmten Fällen verwässern mögen.
Hier ist nicht der Ort, nichtbelegte Anschuldigungen zu äußern, jedoch ist die Frage der Güte der Aufsichtswahrnehmung eine wichtige und sicherlich noch zu vertiefende Angelegenheit von breitem öffentlichen Interese.
In diesem Sinne möchte ich Ihnen für Ihren "Vorstoß" danken und sie ermuntern, dieses Thema auch zukünftig wieder aufzugreifen; sollten Sie selbst über strukturelle Vernetzungen (etwa zu Banken und anderen Marktmächten) bescheid wissen, so finden sich hier und anderswo sicherlich interessierte Leser. Derzeit kann gesagt werden: würde die Börsenaufsicht gut arbeiten, würde man es anhand von in den öffentlichen Medien bekannt werdenden Eingriffen und "Problemlösungen" sicherlich mitbekommen (haben). Der Begriff und die Aufgabenstellung "Aufsicht" bedeutet im Begriffsgehalt eben nicht nur "Zuschauen." Hier scheint eine zu große Differenz (noch) zu bestehen!
Mit freundlichen Grüßen
Juttol
jetzt weiß ich leider nicht mehr Bescheid darüber, was "Lederstrumpf" für eine Figur gewesen ist. Gut oder böse? Oder dazwischen? Aber Tatsache ist doch, dass wir hier nicht in Baku, in Schwarzafrika oder in Afghanistan leben. Natürlich war die Börse schon immer eine Schlangengrube. Aber wenn heute sogar die Schüler in den Boards im Internet schon ganz offen über Kursmanipulationen, also über Betrug reden, und die staatlichen Institutionen ganz offen wegsehen, wo soll das denn hinführen?
Ich weiss, die Politik betrügt ja auch. Und jeder Bürger betrügt, was bei diesen Steuersätzen auch verständlich ist. Doch dann seien wir konsequent und rufen ab sofort die Schwarzafrikanisierung der Bundesrepublik aus. Ich freue mich sogar, wenn wir dann morgen zu Steelbandmusik auf den Straßen tanzen und warmes Bier dazu trinken ...
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