checkAd

    Wie weit darf die Biotechnologie gehen ? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.12.00 20:44:59 von
    neuester Beitrag 30.12.00 19:13:30 von
    Beiträge: 16
    ID: 321.274
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 508
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 20:44:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aktuell haben Politiker, Greenpeace und kirchliche Vertreter das Thema wiederentdeckt und heben den moralischen Zeigefinger, wenn es um Experimente an Embryos geht. Aber nicht nur dabei.

      Eines ist auf jeden Fall klar und hat es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben: Wenn etwas machbar ist, wird es auch angewendet.
      Dabei meine ich nicht die große Masse an Forschern und Wissenschaftler, bei denen ich ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl voraussetze, sondern diejenigen, die alle moralischen und ethischen Grundsätze einer Gesellschaft ihrem Ehrgeiz unterordnen.
      Hier sollten schon Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es der Gesellschaft ermöglicht, Verstöße zu ahnden.

      Aber vielleicht ist dies auch der falsche Ansatz, an dieses Thema heranzugehen.
      Betrachten wir diese Dinge doch vom Standpunkt unseres Planeten,
      von dem wir nur diesen einen haben, auch wenn die NASA konkrete Pläne zur Besiedelung des Mars schon in der Schublade hat.

      Unser Planet bietet Lebensraum für Millionen von Arten, von denen inzwischen schon hunderttausende ausgestorben sind. Sie haben der Anforderung der Evolution nicht genügt. Die aktuell Bekannteste dürften die Dinosaurier sein.
      Die Natur geht hierbei nach einem einfachen Selektionsprinzip vor:
      Was nicht stark genug ist, überlebt nicht und hat deshalb auch kein Recht eine Fortpflanzungschance zu erhalten (An dieser Stelle bitte keine voreiligen Schlüsse über meine Einstellung).
      Damit alle Arten in einem ausgewogenen Gleichgewicht miteinander Leben und sich entwickeln können, hat die Evolution ebenfalls wieder ein einfaches Prinzip: Wer zu erfolgreich ist, dezimiert sich selber.
      Jeder Art ist direkt oder indirekt vom Bestand anderer Arten abhängig, da jede wiederum Nahrungsgrundlage für eine oder mehrere andere ist.
      Ist nun eine Art zu erfolgreich, steht ihr nicht genügend Nahrung zu Verfügung, da sie den Bestand, auf den sie angewiesen ist, zu sehr dezimiert. Dadurch verhungern viele von ihnen oder aber fressen sich gegenseitig. Damit wird ihr Bestand wieder ins Gleichgewicht gebracht.
      Was hat dies nun mit uns zu tun ?
      Sehr viel mehr als auf den ersten Blick zu erkennen.
      Wir betrachten uns nicht nur als die Krone der Schöpfung, und damit als der vorläufige Höhepunkt der Evolution; wir sind tatsächlich die erfolgreichste Spezies auf unserem Planeten.
      Wir haben durch unsere Technik keine natürlichen Feinde mehr, die unsere Art ausreichend dezimiert.
      Die paar Wirbelstürme, Überschwemmungen, Hungersnöte und dergleichen, spielen bei unserem Bevölkerungswachstum nur eine untergeordnete Rolle. Dabei sind diese Katastrophen teilweise hausgemacht. Auch die großen Kriege gehören hoffentlich der Vergangenheit an.
      Wir sind also so erfolgreich, dass wir immer mehr Arten in den Hintergrund drücken oder ausrotten. Das Gleichgewicht ist erheblich gestört.
      Dabei half uns nicht nur die Technik, sondern auch die medizinischen Fortschritte. Auch wenn viele Krankheiten noch gar nicht heilbar sind, so sterben immer weniger Menschen in den ersten Lebensjahren, sterben immer weniger an simplen Krankheiten oder an Epidemien, die im Mittelalter ganze Landstriche entvölkerten, und werden immer älter, wodurch wir mehr Zeit unseres Planeten beanspruchen, als die Menschen der Frühzeit.
      Nicht, dass einige auf die Idee kommen: Ich würde diesen Fortschritt ablehnen. Ich versuche hier nur, die Entwicklung so darzustellen wie sie ist, ohne humanistische Verdrehungen.
      Zurück zur Technik.
      Sie half uns ungemein. Wir wurden mobiler, durch die Entwicklung des Schiffes, der Eisenbahn, des Autos und des Flugzeuges. Jeder weitere Fortschritt in diesem Bereich ermöglichte uns die Erschließung neuer Lebensräume. Und je schneller das Medium, desto effektiver gelang dies.
      Dabei handelten wir uns aber auch eine Vielzahl von Problemen ein.
      Man bedenke wie viel Lebensraum, den nicht nur wir dringend benötigen, wir für unsere Mobilität zerstören müssen. Sei es die Begradigung von Flussläufen, zig Quadratkilometer für einen einzigen Flughafen, Tausende Quadratkilometer für Eisenbahn und vor allem das Auto.

      Was haben wir uns dafür eingehandelt ?

      Wie jede Münze hat der technische Fortschritt zwei Seiten:
      Verbrauch vor Ressourcen; unwiederbringlich verloren. Abfälle in Form von nicht zerfallenen Stoffen oder Abgasen.
      Abgase sind hierbei der Bereich, der uns als erstes an unseren Erfolg unserer Art, auf den Boden der Tatsachen zurückführen wird.
      Siehe unser Ozonloch, welches in Zukunft noch Millionen von Menschen an Hautkrebs erkranken lassen wird. (kommt hier das Evolutionsprinzip vielleicht über einen Umweg doch zum Tragen ?).
      Das Abschmelzen der Polkappen wird den von uns dringend benötigten Lebensraum weiter verkleinern. Die Bevölkerungsexplosion tut ihr übriges, um diesen Umstand von der anderen Seite zu verschlimmern. Die Verödung von ganzen Landstrichen, also der Vormarsch der Wüsten, nimmt uns jedes Jahr wertvollen Ackerboden.

      Von unserem Standpunkt – also nicht von dem unseres Planeten – wird hier der Einsatz von genmanipulierten Saatgut oder meinetwegen auch Pflanzen, die eine bessere Ausbeute des Bodens garantieren, immer dringender. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die Ertragskraft des Mutterbodens auch natürliche Grenzen hat. Wir sollten uns hier keine falschen Hoffnungen hingeben, dass der jetzt schon begrenzte Lebensraum mit Hilfe von genmanipulierten Pflanzen uns tatsächlich in die Lage versetzt, die zur Zeit sechs Milliarden Menschen ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Hier spielen noch politische, kulturelle oder geographische Gründe eine Rolle. Die Bildung sollte dabei auch nicht vergessen werden.
      Bezüglich Ressourcen kann durch Anbau von Rapsöl oder anderen Alternativen ein Teil unserer Abhängigkeit vom Erdöl gemindert werden, welches uns Ende dieses Jahrhundert nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Auch hier gelten die Einschränkungen eines einseitigen Anbaues. Von der derzeitig technischen Schwierigkeiten abgesehen.
      Zur Eingangsfrage, ob Biotechnologie angewendet werden darf, kann als vorläufige Antwort für diesen Bereich gelten:

      Im Agrarsektor wäre sie zu mindestens hilfreich.

      Bleibt aber die Frage (zum Glück werden heutzutage solche von der Wissenschaft gestellt), inwieweit dieser Einsatz, daß jetzt schon aus dem Gleichgewicht gebrachte ökologische System, beeinflusst.

      Doch nun zur Medizin.
      Als Einstieg kann man hier einen einfachen Grundsatz vertreten.
      Wir haben uns nur deshalb die Natur nutzbar machen können, weil sie auch ein entsprechendes Potential bietet. Wir können nichts dafür, durch die Forschung (bedingt durch unsere Neugierde) über Kenntnisse zur verfügen, die uns eine Manipulation unseres Umfeldes erlaubt. Um es „Bildzeitungshaft“ auszudrücken:

      Die Forschung ist sowieso nicht aufzuhalten.

      Wie am Anfang schon ausgedrückt: Wenn etwas machbar ist, wird es angewendet und sei es nur durch das Militär.
      In den vergangenen Jahrhunderten haben Ärzte oder Forscher Totengräber bestochen, damit ihnen Leichen für Forschungszwecke zur Verfügung stehen konnten. Leichenschändung war derzeit strafbar. Es geschah in aller Heimlichkeit.
      Mir sei die ketzerische Frage erlaubt, wo unser medizinischer Kenntnisstand heute wäre, wenn es nicht immer wieder Menschen gegeben hätte, die <im Sinne der Forschung>, gegen Recht verstoßen hätten.
      Dabei hatten die Mediziner noch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man erinnere sich nur daran, dass Geburtshilfe nur unter dem langem Rock stattfand, also Ärzte nur fühlend, aber nicht sehend, Hilfe leisten durften.
      Oder, falls jemand als Arzt zu erfolgreich war, für damalige Menschen unbegreifliche „Wunder“ vollbrachte, immer in Angst leben mussten, mit dem Teufel gleichgestellt zu werden.

      Es ist mir bewusst, daß dies ein sehr platter Vergleich ist. Im Mittelalter waren die Menschen weniger aufgeklärt, religiös verblendet, gewissenlosen Machthabern ausgeliefert (meist dem Klerus), die bestimmten, was die Menschen zu denken hatten. Abgesehen davon, dass ihnen für kritische Fragen, nur wenig Zeit blieb, da die meisten ums Überleben kämpfen mussten. Alleine fürs tägliche Brot.

      Allen Hindernissen zum Trotz ging die Forschung weiter. Allen Bedenken unserer Gesellschaft zum Trotz wird die Forschung auch vor Moral und Ethik nicht halt machen. Zu mindestens einige nicht.

      Das sollte die Politik oder den Gesetzgeber natürlich nicht daran hindern, dem Fortschritt in diesen Bereichen, durch „akzeptable“ Rahmenbedingungen, Rechnung zu tragen. Alleine schon wegen der Rechtssicherheit.

      Wie weit soll denn nun die Biotechnolgie angewendet werden dürfen ?
      Das Wort von dem geklonten Menschen löst so viele beklemmende Gefühle in mir aus, dass es mir schwer fällt, hier zur einer einigermaßen sachliche, möglichst objektive Meinung zu gelangen.

      Grundsätzlich vertrete ich den Standpunkt:
      Da die Natur die Möglichkeit bietet Stoffen, mit den verschiedensten Verfahren, neue Eigenschaften zu geben, neue Wirkungen, Aussehen usw., kann es vordergründig nicht verwerflich sein, sich das Potential der Natur zunutze zu machen. Und sei es durch Eingriffe in die kleinstmöglichen Strukturen (Atome, Moleküle, Kerne sind ja nur für unser Auge klein).

      Andererseits ist es für mich eine Horrorvorstellung, daß in Zukunft Eltern vielleicht die konkrete und sichere Möglichkeit besitzen, ihre Kinder nach ihren Vorstellungen auswählen zu können.
      Die Wissenschaftler also nicht nur mit der Reparatur eines genetischen Defekts beauftragen, sondern Größe, Muskelaufbau, Farbe der Haare und der Augen, Intelligenz, motorische, sprachliche, mathematische, künstlerische Fähigkeiten, auswählen dürfen.
      Überspitzt: Die individuelle Schönheit.

      Da dies Geld kostet, hätten die, die es haben, die Möglichkeit eine neue Elite zu erschaffen !!!
      Selbst wenn dies nicht geschieht, so droht meines Erachtens von anderer Seite Gefahr.

      Unser Bauplan des Lebens ist ca. drei Milliarden Jahre alt und die Chance auf Erhaltung der Art beruht auf die Eingangs beschriebenen Prinzipien, aber auch durch die Gewähr, bei jeder Fortpflanzung eine neue Zusammenstellung zu finden (ohne Grundsätzliche Lebensnotwendige Dinge zu verunstalten). Individuell eben.
      Das ermöglicht der Art die große Chance des Überleben auch bei geändertem Umfeld (raum). Beispielsweise nach Katastrophen.
      Dies klappt nicht immer. Siehe Dinos.
      Selbst wenn das geänderte Umfeld tödlich für die Art ist, werden einige wenige, resistent sein und überleben.

      Wie weit darf die Manipulation unseres Bauplanes also gehen, damit diese Fähigkeit nicht verloren geht ?
      Ich bin kein Forscher, Biologe, noch nicht mal ein Mediziner, doch sei mir diese Frage als Laie gestattet.

      Wo ist die Grenze oder gibt es keine?
      Sollte Forschung auch bei Embryonen statthaft sein?
      Ist dies zwingend oder nur der einfachere Weg?

      Dies sind nur meine erste Schritte, mich dem Thema zu nähern und muß feststellen, wie schwer es mir fällt.
      Jedenfalls kann meine erste Reaktion, die des moralischen Zeigefingers, pauschal nicht richtig sein (Obwohl ich Biotechnolgieaktien habe).

      Ich hoffe, damit einige Gedankenanstösse verursacht zu haben.

      Ronny-D
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 20:56:27
      Beitrag Nr. 2 ()
      Alles schön und gut,aber die Biotech-Firmen gehen nach
      Singapur,dort gibt es staatliche Fördermittel für die
      Firmen auf Antrag und eine staatliche Ethikkommision hat
      Singapur auch,d.h. die Deutschen labern und die Pillen
      kommen aus Asien und die Krankenkassen stellen sich dann
      wieder quer.
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 21:30:02
      Beitrag Nr. 3 ()
      gemessen am

      dws-fonds 976997 bis ca. 600 EURO

      auf sicht 4-6 JAHRE


      es lebe die zukunft
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 22:35:08
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich fürchte hier ist das das falsche Forum, um darüber zu diskutieren. Wie das Beispiel "weitsicht" zeigt, reicht bei vielen hier der Weitblick bis zur Nasenspitze bzw. zum Nasdaq-Tick :(
      Auch ich habe momentan kaum die Ruhe auf Deine Fragen einzugehen.
      Meine Meinung: Diese Entscheidung der Engländer kam meinesachtens zu voreilig. Die Erforschng der Entwicklung von Stammzellen aus erwachsenen, autologem Gewebe wird so abgewürgt.
      UND für die meisten betroffenen Menschen wird die Therapie kaum bezahlbar sein.
      @Gentherapie: Da habe ich wenig Problem damit, solange nicht die Keimbahn betroffen ist, d.h. der Nachwuchs nicht auch die veränderten Gene in sich trägt.
      @"Super-Menschen": Dazu wäre noch sehr viel Forschung nötig. Es gibt kein "Intelligenz-Gen", welches man nur "anschalten" müßte. BTW: Zucht ist auch ein Form, wenn auch eine unkontrollierte Form, der Genselektion.
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 23:00:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      Das Jahr 2000 in der Wissenschaft
      Highlights der Forschung
      Die Wissenschaft im Jahr 2000 war geprägt vom Wettlauf um die Entzifferung des Erbguts: Forscher präsentierten das Genom von Mensch, Fliege und Pflanze. Damit vervollständigten sie das Fundament für die Zukunft von Medizin und Biotechnik. Immer wieder gelang es dabei dem einfallsreichen Genetiker und Unternehmer Craig Venter, die staatlichen Wissenschaftler zu überholen.

      Harter Kampf um Erbgut
      Am 6. April 2000 trifft Venter die staatliche Forschung hart mit der Nachricht, sein Team habe 99 Prozent des menschlichen Erbguts entziffert. Am 26. Juni begraben Venter und das Human Genom Projekt vorübergehend das Kriegsbeil: Sie präsentieren einmütig eine grobe Karte des menschlichen Erbguts.

      Ethische Diskussion um Klonen
      Zumindest im Tierversuch ist die Stammzellforschung erfolgreich: Forscher züchten aus Stammzellen von erwachsenen Tieren unter anderem Nervenzellen und reparieren Herzmuskeln. Das Jahr bringt viele ethische Diskussionen: Das britische Parlament stimmt für das Klonen menschlicher Embryozellen und löst damit eine europaweite Debatte aus.

      geliehen von der T-Online Startseite/Bildung

      Hi Puhvogel,

      das mit dem "Supermenschen" und langen Forschung würde ich nicht so weit wegwerfen. Die Forschung erreicht irgendwann einen Stand, wo sich die Erkenntnisse (vielleicht noch nicht die praktische Nutzung) wie bei einem Schneeballsystem vermehren.

      In den sechzigern/siebzigern hat sich auch noch keiner träumen lassen, daß wir heute Computer im "Taschenformat" besitzen, wofür man damals einen 60 cbm Rechner benötigt hätte, ohne an die heutige Leistungsfähigkeit heranzukommen.

      Ronny-D

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1975EUR +3,95 %
      InnoCan Pharma: Erwächst aus der LPT-Therapie ein Multi-Milliardenwert?mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 23:02:48
      Beitrag Nr. 6 ()
      Forscher wollen seltene Tiere klonen
      Rettung von Panda & Co.
      Biotechnikern der amerikanischen Firma Advanced Cell Technology (ACT) ist es kürzlich gelungen, ein Kalb des Gaur zu klonen. Von dieser südostasiatischen Rinderart gibt es nur noch etwa 36.000 Exemplare auf der Welt.
      Lebende Chimäre
      Für die Wissenschaft ist der geklonte Gaur eine Sensation, handelt es sich doch bei ihm um eine genetische Chimäre aus zwei verschiedenen Tierarten. Um den Klon zu schaffen, verschmolzen die Forscher den Zellkern einer Gaur-Körperzelle mit der Eizelle eines Hausrindes. Damit rissen sie die biologische Grenze zwischen zwei Tierarten nieder.

      Hoffnung für Pandas?
      Doch die Wissenschaftler von ACT haben schon das nächste Ziel vor Augen: Sie planen nun, eine bereits ausgestorbene Spezies, eine Unterart des Pyrenäensteinbocks, wieder zum Leben zu erwecken. Außerdem verhandelt ACT mit der chinesischen Regierung um die Erlaubnis, den großen Panda klonen zu dürfen. Weniger als 1.000 Exemplare leben heute noch frei in den chinesischen Hochwäldern.

      Natürliche Lebensräume verschwunden
      Eckhard Wolf, Tiermediziner am Genzentrum München bezweifelt jedoch, dass sich der Erfolg des geklonten Gaur auch auf andere Tierarten, die weniger nahe miteinander verwandt sind, anwenden lässt. Der Forscher bezweifelt sogar, dass sich bedrohte Tierarten überhaupt durch Klonen retten lassen: "Es hat keinen Sinn, die Populationen zu vergrößern, solange wir deren Lebensräume weiter einengen".
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 23:08:59
      Beitrag Nr. 7 ()
      Die Welt hat zu dem Thema einige interessante Artikel in ihrer Wissentschaftsabteilung.

      http://www.welt.de/wissenschaft/gentechnik/index.htx

      Ronny-D
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 23:12:56
      Beitrag Nr. 8 ()
      Da hast du recht, aber in 40 jahren ist fraglich, ob ich mir dann nicht schon die Blumen von unten anschaue.
      Und wenn Du mal alte SF-durchliest, dann haben manche auch viel weitergedacht, als wir jetzt sind (Kernfusion, Flugmaschinen für jedermann).
      "Blade Runner" von Philip K. Dick zB stammt aus dieser Zeit.
      Anderes Beispiel: Es ist fast verwunderlich, wie wenig Staaten über Atomwaffen oder Fernflugkörper verfügen.
      Der Puhvogel
      Manchmal, wenn das Windoof-System wieder mal AMOK läuft, wünsche ich mir meinen alten C64 zurück ;)
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 23:36:42
      Beitrag Nr. 9 ()
      Einer der wenigen zu sein, die über Atomwaffen oder Fernlenkgeschosse verfügen, bedeuten einen technologischen und militärischen Vorteil. Den verkauft/verspielt man nicht leichtsinnig.
      Außerdem ist Waffenhandel (auch wenn er von allen großmächten betrieben wird) ein dreckiges Geschäft.

      Mit Bio tuts du den Menschen etwas "gutes". Vielleicht.
      Damit läßt sich auch viel Geld verdienen.

      Ronny-D

      PS Über Weihnachten hatten wir in der Firma eine Stromabschaltung. Gestern hatten wir mit allen Systemen Probleme. Ich fühlte mich in die Zeit meines ersten XT zurückversetzt. Eine Schnecke hätte mich überholen können.
      Avatar
      schrieb am 29.12.00 17:30:15
      Beitrag Nr. 10 ()
      Kann jeder Mensch bald ein Alter von 120 Jahren erreichen?

      Forscher wollen Gene, die ein hohes Lebensalter ermöglichen, durch Enzyme länger aktiv halten

      Von Rolf H. Latusseck

      Dallas - Altersforscher vermuten, dass die Menschen in zehn bis zwanzig Jahren ein Höchstalter von 120 Jahren erreichen können, bevor sie an Altersschwäche sterben. Erbanlagen, die uns schon jetzt ein relativ hohes Durchschnittsalter von 70 bis 80 Jahren schenken, lassen sich dann vielleicht dahin gehend beeinflussen, dass wir länger leben. Dreißig Jahre, so schätzen Biologen, betrug die durchschnittliche Lebenserwartung in prähistorischer Zeit, obwohl es immer auch Einzelne gab, die wesentlich älter wurden. Erst im Laufe der letzten Jahrhunderte stieg die allgemeine Lebenserwartung mit einer Verbesserung der Lebensumstände und insbesondere mit den Fortschritten der Medizin ständig an. Diese Verlängerung der Lebensspanne machte deutlich, dass Gene existieren, die uns jahrzehntelang vor den bekannten Alterserscheinungen bewahren. Eines davon entdeckte durch Zufall Makoto Kuro-o von der University of Texas in Dallas. Er nannte es Klotho, nach der griechischen Schicksalsgöttin, die den Lebensfaden spinnt. Kuro-o hatte das Gen ungewollt im Rahmen von Genexperimenten mit Mäusen zerstört. Überrascht stellte er fest, dass diese Tiere nur drei Monate lang lebten und schon im Alter von vier Wochen typische Alterserscheinungen zeigten. Haut und weiches Bindegewebe verloren an Elastizität; ihr Fell verlor Haare und wurde schütter wie bei alten Mäusen; die Blutgefäße verkalkten, an ihren Wänden bildeten sich Fettablagerungen wie sie für eine Atherosklerose kennzeichnend sind, und es entwickelte sich ein altersbedingter Knochen-
      schwund (Osteoporose). All diese Entwicklungen setzen schon "im besten Lebensalter" ein, wenn das Gen Klotho nicht funktioniert, und das bedeutet im Umkehrschluss: Solange Klotho arbeitet, schiebt es die Altersgebrechen möglichst lange hinaus. Beim Menschen, so ergaben weitergehende Untersuchungen, existiert aller Wahrscheinlichkeit nach ein entsprechendes, bislang allerdings noch nicht identifiziertes Gen. Denn einige Abschnitte von Klotho ähneln stark einem Gen, das für die Aktivität eines Enzyms verantwortlich ist, das in den Fetthaushalt eingreift. Bislang ist noch nicht untersucht worden, ob das Klotho-Gen im höheren Lebensalter seine Aktivität drosselt oder sogar völlig einstellt und damit den Alterungsprozess auslöst. Wenn das der Fall ist, dann müsste es gelingen, das Altern dadurch zu verzögern, dass man das Gen möglichst lange aktiv hält, beziehungsweise das entsprechende Enzym vielleicht sogar künstlich zuführt. Diese Überlegungen haben jedoch einen Haken: Klotho ist mit Sicherheit nicht das einzige, am Alterungsprozess beteiligte Gen, wie die so genannten "progeroiden Syndrome" zeigen. Das Werner-Syndrom ist das bekannteste Beispiel für diese Art Krankheiten, bei denen Menschen vorzeitig mit dreißig bis vierzig Jahren altern und meist vor dem 50. Lebensjahr sterben. Bei den Betroffenen ist ein Gen ausgefallen, in dem die Bauanleitung für eine Helicase niedergeschrieben ist. Die Helicasen bilden eine Gruppe von Eiweißen (Proteinen), die den DNA-Erbgutstrang aus seiner Schraubenstruktur entwinden. Ein solches Entknäulen ist unter anderem wichtig, wenn Gene abgelesen werden sollen, bei der Zellteilung und auch bei der Reparatur von Erbgutschäden, die durch UV-Strahlen oder aggressive Substanzen aus dem Zellstoffwechsel verursacht werden. Können all diese Vorgänge nicht mehr ungehindert ablaufen, dann fallen bereits frühzeitig viele Gene aus, und Patienten mit Werner-Syndrom entwickeln Arterienverkalkungen, Altersdiabetes und Osteoporose. Die Helicasen sind offensichtlich an einer Verzögerung der Alterserscheinungen beteiligt. Bei weiteren Krankheiten, die ein vorzeitiges Altern verursachen, sind die Forscher noch auf der Suche nach möglichen genetischen Ursachen. In wenigen Jahren werden wir wissen, ob vielleicht nur ein Dutzend Gene eine Schlüsselfunktion im Alterungsprozess einnimmt. Wenn man deren Funktion genau kennt, kann man auch entsprechend eingreifen und selbst 100-jährige Greise vor Altersgebrechen bewahren.
      Avatar
      schrieb am 29.12.00 18:13:48
      Beitrag Nr. 11 ()
      hey
      moral und ethik haben im biotech bereich nichts zu suchen!
      wissenschaftler und forscher sollen,müssen alles ausnutzen
      was ihnen zur verfügung steht.
      was hat moral und ethik mit den hunderttausenden menschen
      zu tun die z.b.jedes jahr am krebs verrecken?aids verrecken?
      die hilft dann auch nicht mehr.
      gruss,piddy
      Avatar
      schrieb am 29.12.00 20:01:21
      Beitrag Nr. 12 ()
      Der Zweck heiligt wirklich alle Mittel? Momentan heiligt der Zweck nicht mal Geldmittel. Und wird es in Zukunft noch viel weniger, wenn wir im Rentenalter sind, und kaum einer mehr in die Krankenversicherung einzahlt.
      Momentan werden ja nicht mal MS-Patienten nach dem neuesten Stand der Medizin behandelt, von Patienten im hohen Alter mit Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson mal ganz zu schweigen.
      Nun laß mal deine Phantasie kreisen, wie das wohl ausssieht, wenn das Rentner/Arbeitnehmerverhältnis 1:1 steht.
      Und dann grübeln wir ernsthaft darüber nach, ob nicht Embryonen in den Schädel von alten Knackern mit Parkinson gesteckt werden sollen, wenn sich auch andere Alternativen auftun?????
      BTW: Und wenn sie nicht an Krebs "verrecken", dann "verrecken" sie halt an einem Schlaganfall. Und nu?
      Avatar
      schrieb am 30.12.00 00:20:46
      Beitrag Nr. 13 ()
      Hallo,

      es ist klar, daß es einen an Krebs oder Aids erkrankten Patienten völlig egal ist, auf welche Art und Weise ein Medikament entwickelt wurde. Hauptsache es hilft.
      Dies gebietet schon der Wille zur Erhaltung der eigenen Art.

      Erschreckend ist aber wie gedankenlos Moral oder Ethik abgetan werden.


      Das Problem der demographischen Entwicklung, das Unvermögen (oder ist es mangelnder Wille) der Politiker, sich dieses Problems wirklich anzunehmen, wäre eigentlich ein separates Thema.
      Jedenfalls wird es auf den Rücken der heutigen Jugend ausgetragen werden, da weder die jetzige Renten- noch die letzte Gesundheitsreform eine wirkliche Lösung darstellen.

      Ronny-D
      Avatar
      schrieb am 30.12.00 16:10:32
      Beitrag Nr. 14 ()
      hey
      neue spiegel ausgabe lesen.
      zwei interessante themen.alzheimer und stammzellen.
      gruss,piddy
      Avatar
      schrieb am 30.12.00 18:22:00
      Beitrag Nr. 15 ()
      Danke Piddy,

      für alle die zu faul sind beim Spiegel nachzusehen.

      Werkstatt der Zellen

      Die Technik des therapeutischen Klonens verspricht Heilung bei Parkinson, Diabetes oder Krebs. Großbritannien erlaubt dazu jetzt Experimente mit Embryonalzellen. In Deutschland sorgt die Entscheidung für Empörung: Sollen Embryonen sterben, damit Schwerkranke gesund werden?


      Es ist ein bemerkenswertes Phänomen der jüngeren Zeitgeschichte, dass sich Wissenschaftler immer dann der Kranken und Gebrechlichen dieser Welt erinnern, wenn es darum geht, Zukunftstechnologien konsensfähig zu machen.
      Wäre es nicht beispielsweise wunderbar, den vom Pferd gestürzten und in der Folge querschnittsgelähmten US-Schauspieler Christopher Reeve nochmals den Supermann mimen zu sehen? Oder Muhammad Ali alias Cassius Clay: Wer wollte dem an Parkinson erkrankten Boxer die Möglichkeit verwehren, den "Thriller von Manila" zu wiederholen und Joe Frazier nochmals auf die Bretter zu schicken?

      Heilsversprechungen dieser Art ließen auch das britische Parlament in der vorvergangenen Woche nicht unbeeindruckt. Mit großer Mehrheit beschlossen die Abgeordneten ein Gesetz, mit dem in England das Klonen von Embryonen für medizinische Zwecke erlaubt wird.

      "Der potenzielle Nutzen dieser Forschung ist immens, vor allem für jene, die unter schrecklichen chronischen Krankheiten leiden", jubelte Yvette Cooper, Staatssekretärin im britischen Gesundheitsministerium. In Deutschland geriet die "FAZ" ins Schwärmen: "Die Evolution in unserer Hand", dichtete Herausgeber Frank Schirrmacher und ließ die "große Gesundheit" wie einen "sich potenzierenden Zellkern" durch die "aktuellen Zentraldebatten" geistern.

      So viel Euphorie war selten. Doch was ist wirklich dran am Heilverfahren per Zellersatz? Durch den Parlamentsbeschluss wird es britischen Forschern künftig erlaubt, geklonten menschlichen Embryonen so genannte Stammzellen zu entnehmen, diese zu vervielfältigen und anschließend für medizinische Versuche zu verwenden. Älter als 14 Tage dürfen die verwendeten Embryonen allerdings nicht sein: Dann beginnt im britischen Königreich per Gesetz das menschliche Leben - und die kugeligen Zellgebilde (Blastozysten genannt) müssen getötet werden. Auch die Übertragung der klonierten Embryonen in eine Gebärmutter - das reproduktive Klonen wie beim Klonschaf Dolly - ist weiterhin verboten.


      © DER SPIEGEL

      Dennoch eröffnet das neue Gesetz nach Ansicht von Wissenschaftlern erhebliche medizinische Perspektiven. Im Fall der an Parkinson leidenden Boxlegende Muhammad Ali etwa sähe das Heilungsszenario des so genannten therapeutischen Klonens so aus (siehe Grafik): Ali würde eine beliebige Körperzelle entnommen, deren Erbgut die Forscher dann in eine vom Erbmaterial befreite menschliche Eizelle injizieren würden. Aus dem daraus heranwachsenden Embryo - gleichsam ein nachträglich erzeugter zweiter Ali - würden nach etwa einer Woche Stammzellen entnommen. Diese würden schließlich im Labor zu Nervenzellen herangezüchtet und dem kranken Ali mit der Hoffnung gespritzt, die zerstörten Zellen in seinem Gehirn zu ersetzen.

      Das Faszinierende an dem Verfahren: Die aus den Stammzellen hervorgegangenen Nervenzellen wären - weil geklont - mit denen des Patienten praktisch identisch; sie hätten damit beste Chancen, nach der Transplantation nicht vom Organismus abgestoßen zu werden.

      Auch andere zerstörte oder beschädigte Gewebe und Organe hoffen die Forscher mit dieser Technik reparieren zu können. Neben Parkinson erwarten die Wissenschaftler etwa Fortschritte in der Behandlung von Osteoporose, Krebs, Verletzungen des Rückenmarks oder Leberzirrhose. Neuronen für Alzheimerkranke, Herzzellen für Infarktopfer und Insulin produzierende Inselzellen für Diabetiker stehen ebenfalls auf der Wunschliste der Biochemiker. Dass sich diese beeindruckende Palette von Heilsversprechen in den Köpfen der Forscher festsetzen konnte, liegt an den tatsächlich fast magisch anmutenden Eigenschaften der so genannten embryonalen Stammzellen. Wie das Zauberelixier einer zukünftigen Medizin können sie sich einerseits gleichsam unendlich selbst reproduzieren - andererseits sind sie in der Lage, sich in fast alle der 210 bekannten Typen menschlicher Körperzellen zu verwandeln. Stammzellen sind der Ursprung der Blutzellen, die durch die Aorta pulsen, der Muskelzellen, die den Tenni sarm antreiben, und der Nervenzellen, die im Gehirn das Gesetz des Pythagoras speichern.

      Diese Wandlungsfähigkeit der in der frühen Embryonalentwicklung des Menschen entstehenden Stammzellen macht sie zum idealen Rohstoff für ein umfassendes Ersatzteillager des menschlichen Körpers. Fast überall im Organismus, so die Hoffnung der Forscher, könnten sie Reparaturarbeiten an zerstörtem Gewebe vornehmen.

      Doch besonders in Deutschland entfachte die britische Entscheidung einen Sturm der Entrüstung. Denn für die Herstellung embryonaler Stammzellen würde nicht nur ein geklonter Menschen-Embryo entstehen. Zudem würde dieser Embryo - laut deutscher Rechtsprechung bereits menschliches Leben - nach Gewinnung der Stammzellen getötet werden. Eine "Perversion menschlichen Denkens" nannte dies der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner. "Auch der frühe menschliche Keim hat Respekt verdient", fordert Regine Kollek, Vorsitzende der Ethikkommission des deutschen Bundestages.

      Viele Forscher dagegen sehen in einem frühen Embryo oftmals nur das, was er faktisch ist: eine Kugel aus etwa 50 Zellen - kaum größer als der Punkt am Ende dieses Satzes. Sie werfen den Kritikern Doppelmoral vor. "In einer Gesellschaft, die Abtreibung im dritten Monat zulässt, ist es heuchlerisch, sich über die Entnahme von ein paar Zellen aus Blastozysten zu empören", sagt etwa Davor Solter, Direktor des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie in Freiburg.

      Auch Oliver Brüstle vom Institut für Neuropathologie der Uniklinik Bonn hofft, dass Deutschland dem britischen Vorbild folgen wird. Zwar hält Brüstle Teile des therapeutischen Klonens für ethisch problematisch. Grundsätzlich jedoch ist er dafür, das Potenzial der Stammzellen für die Medizin nutzbar zu machen.

      Schon 1998 schuf Brüstle zusammen mit Kollegen aus embryonalen Stammzellen von Mäusen die Vorstufe bestimmter Hirn- und Nervenzellen. Diese injizierten die Forscher erbkranken Ratten, denen der natürliche Schutzschild der Nervenfasern, das Myelin, fehlte. Bei einigen der Tiere entwickelte sich daraufhin innerhalb von zwei Wochen das fehlende Schutzgewebe.

      Anderen Wissenschaftlern gelang es, embryonale Stammzellen von Mäusen in funktionsfähige Herzmuskelzellen zu verwandeln. Australische Forscher ließen jüngst Nerven- und Muskelzellen in der Kulturschale wachsen.

      Solche Erfolge können indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade diese "Umprogrammierung" von Stammzellen in funktionierende Körperzellen von den Forschern noch kaum verstanden wird. "Embryonale Stammzellen könnten theoretisch Zellen für jedes Organ im Körper liefern", sagt Solter: "Wie wir die Zellen davon überzeugen können, dies auch zu tun, müssen wir jedoch noch lernen."

      Zwar verwandeln sich in der Embryonalentwicklung und auch im Körper des Erwachsenen ständig Stammzellen in die verschiedensten Körperzellen. Schleierhaft jedoch bleibt den Forschern, welche Mechanismen die Ausdifferenzierung bewirken. Um beispielsweise eine embryonale Stammzelle im Labor dazu zu bringen, sich in eine Insulin produzierende Zelle für den Einsatz in der Bauchspeicheldrüse zu verwandeln, seien nicht weniger als fünf Entwicklungsschritte nötig, erläutert Solter.

      Nicht alle Forscher sehen daher die embryonalen Stammzellen als die beste Wahl an, um künftigen Patienten neue Knochen- oder Leberzellen wachsen zu lassen. Neben ethischen Bedenken sprechen auch ganz praktische Nachteile gegen den Weg über den Embryo. So würden nach dem heutigen Stand der Forschung im Schnitt 280 menschliche Eizellen benötigt, um für nur einen einzigen Patienten embryonale Stammzellen zu kultivieren. Eine der wenigen denkbaren Möglichkeiten für den therapeutischen Ei-Segen: Weiblichen Unfallopfern könnten wie bislang schon Leber oder Niere zukünftig auch die Eierstöcke entnommen werden.

      Angesichts solcher Szenarien suchen viele Forscher nach Alternativen zum therapeutischen Klonen, die es gleichwohl erlauben könnten, das medizinische Potenzial der Stammzellen zu nutzen. Hoffnungen machen ihnen dabei vor allem die so genannten "adulten" Stammzellen, die im Körper jedes Menschen Zeit seines Lebens die Funktion eines Reparaturdienstes übernehmen.

      In etwa 20 Organen inklusive der Muskeln, der Knochen, der Haut und des Nervengewebes haben die Forscher diesen Zelltyp mittlerweile aufgespürt. Einfache Verfahren wie die Knochenmarkstransplantation sind bereits im Einsatz. Parkinsonpatienten werden seit Jahren neuronale Stammzellen aus abgetriebenen Föten in die zerstörten Gehirnregionen transplantiert.

      Das gesamte therapeutische Potenzial der adulten Stammzellen beginnen die Forscher jedoch erst zu erahnen. Neuere Studien legen nahe, dass auch sie in der Lage sind, sich chamäleonhaft in eine ganze Palette von Zelltypen zu verwandeln.

      Schwedische Wissenschaftler etwa übertrugen im vergangenen Jahr Stammzellen aus dem Gehirn erwachsener Mäuse in Mäuseembryonen, woraufhin sich die Zellen eigenständig in Lungen-, Herz-, Darm- und Nervenzellen umprogrammierten. Kalifornischen Forschern gelang es gar, mit Hilfe Blut bildender Stammzellen lebergeschädigten Mäusen zu helfen. Sie injizierten Zellen aus dem Knochenmark gesunder Tiere in die kranken Mäuse. Schon 50 Stammzellen reichten aus, um die Leberfunktion der Nager zu normalisieren.

      Könnten also auch adulte Stammzellen das Zeug haben, künftig als universelles Reparaturset des Körpers zum Einsatz zu kommen? Der wesentliche Vorteil im Vergleich zum Einsatz embryonaler Stammzellen: Das ethisch umstrittene Klonen und Töten von Embryonen könnte auf diese Weise elegant umgangen werden.

      Allerdings vermögen auch hier erste Erfolge die noch vorherrschende Ahnungslosigkeit der Forscher kaum zu kaschieren. Als besonders schwierig erweist es sich, der potenten Zellen überhaupt habhaft zu werden. Denn um Abstoßungsreaktionen nach der Implantation der mobilen Eingreiftruppen zu vermeiden, müssten sie idealerweise vom kranken Patienten selbst stammen - doch bei bestimmten Krankheiten sind körpereigene Stammzellen selbst verändert und deshalb unbrauchbar.

      "Wenn die Stammzellen sowieso im erkrankten Organ vorkommen - warum helfen sie dem Patienten dann nicht von allein?", fragt Solter: "Es ist kaum einzusehen, warum es etwas bringen sollte, die Zellen dem Patienten zu entnehmen, sie zu vermehren und wieder zu injizieren."

      In Zukunft wollen die Erforscher der körpereigenen Heinzelmännchen daher am liebsten zweigleisig fahren. "Wir müssen alle Stammzellen intensiv untersuchen, um langfristig entscheiden zu können, welche Zellen für welche Therapie geeignet sind", fordert Brüstle. Dabei müsse auch eine intensive Risikoabschätzung der neuen Methoden betrieben werden. Denn während die Chancen der Stammzelltherapie ausgiebig diskutiert werden, bleiben die möglichen Gefahren bislang meist unerwähnt.

      Aus ihren Erfahrungen mit dem Klonen von Tieren, bei dem nur ein Bruchteil der Experimente gelingt, erwarten die Forscher beispielsweise ernste Probleme bei der Qualität der embryonalen Stammzellen. Falsch programmierte oder fehlgeleitete Helferlein könnten für den Patienten fatale Folgen haben. "Unerwünschte Gewebe" und Tumoren könnten wachsen, räumt Brüstle ein: "Wir brauchen einen langen Sicherheitsvorlauf, um das alles zu prüfen."

      Trotz dieser Unwägbarkeiten fordert Brüstle die Änderung des deutschen Embryonenschutzgesetzes, um auch in Deutschland embryonale Stammzellen gewinnen zu können. Bis es so weit ist, will der Wissenschaftler eine Lücke im hiesigen Gesetzeswerk nutzen, die es schon heute erlaubt, die Stammzellen menschlicher Embryonen nach Deutschland zu importieren. Im Labor will Brüstle dann versuchen, diese Zellen mittels geeigneter Nährmedien in Nerven- und Stützzellen zu verwandeln - um in ferner Zukunft vielleicht einmal einem Muhammad Ali zu neuem Intellekt verhelfen zu können.

      Vor allzu großer Euphorie jedoch warnen die Biotechniker. "Es wird sicher fünf bis zehn Jahre dauern, bis man überhaupt die Anwendbarkeit in der Medizin abschätzen kann", sagt Brüstle. Damit die neue Technik nicht an den eigenen Ansprüchen scheitert, sei es wichtig, "auf keinen Fall zu viel zu früh" zu versprechen.

      "Es gibt keinen theoretischen Grund zu glauben, dass therapeutisches Klonen unmöglich ist", formuliert Immunbiologe Solter die Wissensnot der Forscher: "Allerdings gibt es auch kein theoretisches Problem, zum Jupiter zu fliegen - trotzdem hat es bis heute noch kein Mensch dorthin geschafft."

      PHILIP BETHGE
      Avatar
      schrieb am 30.12.00 19:13:30
      Beitrag Nr. 16 ()
      1) Ein Vorschlag: verlagert die Diskussion doch auf das WO Sofa. Da gab es bis vor einer Woche eine Debatte über das therapeutische Klonen - euer interessanter thread erreicht da wahrscheinlich mehr Leute als hier (im Biotechforum will man doch eher was über profitable Firmen wissen!).

      2) Die Artikel unter folgendem Link über die Methoden, mit denen Pharmafirmen in der `Dritten Welt` neue Medikamente testen, könnten vielleicht auch interessant sein:
      http://washingtonpost.com/wp-dyn/world/issues/bodyhunters/


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Wie weit darf die Biotechnologie gehen ?