***** Die " Teleboerse " auf N-TV jahrelang eine Dauerwerbesendung ! ***** - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 08.10.01 18:09:58 von
neuester Beitrag 17.10.01 11:59:46 von
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Die `Teleboerse` auf n-tv war jahrelang eine Dauerwerbesendung
Die "Telebörse" - eine Dauerwerbesendung
Unter dem Kanonendonner Afghanistans wäre beinahe der Paukenschlag ungehört geblieben, dass die "Telebörse" nach einem Bericht der FAZ mit der finanziellen Unterstützung mehrerer börsennotierter Unternehmen aufgebaut worden ist. N-tv-Chef Helmut Brandstätter wiegelt auch gleich ab und erklärt, dass da immer eine Trennlinie zwischen Sponsoren und Sendung existiert habe. Es habe in seiner Person "einen Firewall gegeben zwischen den Sponsoren und der Redaktion." Der Redaktionsleiter Wirtschaft von n-tv, Rudolf Matter, stellte den Sponsoren nachträglich ein gutes Zeugnis aus: "Es gab nie Einflussversuche von Unternehmen auf die Wirtschaftredaktion unter Bezugnahme auf angebliche Zahlungen."
Sponsoren - sechs Banken und drei Verlage
Kaum einem Zuschauer dürfte damals aufgefallen sein, dass die Sponsoren besonders "gebuscht" worden wären, obwohl man während der Sendung das Logo "Dauerwerbesendung" einblenden hätte müssen. Bei den Sponsoren handelte es sich um folgende Banken und Verlagshäuser: Deutsche Bank, Dresdner Bank, DG Bank, BHF-Bank, Commerzbank, DGZ sowie die Verlage Springer, Handelsblatt und Börsenzeitung. Friedhelm Busch, der Frontmann von n-tv war zwar mindestens einmal in Verdacht geraten, zuvor gekaufte Aktien schöngeredet zu haben, aber nachweisen konnte man ihm nichts. Sein Optimismus gepaart mit der Coolness einer Carola Ferstl hat die Sendung zu Beginn des Aktienrausches in Deutschland zur Kultsendung werden lassen.
Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.
Altes,- aber wahres Sprichwort. Rücksicht gegenüber Werbekunden ist für Redaktionen normalerweise schon genügend Druck. Werbung sichert das Überleben von Zeitschriften, Fernsehsenderrn und Internetcompanies. Wenn Banken eine Sendung finanzieren, wollen sie dafür entweder eine günstige Presse, zumindest keine schlechte oder wenigstens ein Anheizen des Aktienhandels. Der Zuschauer aber möchte eine objektive Berichterstattung ohne Maulkorberlaß. Und wenn eine Sendung gesponsert ist, möchte er diesen Mix aus Werbung und Finanzierung kenntlich gemacht haben. Ohne dass man es den Redakteuren der Telebörse ausdrücklich gesagt hat, so manche Äußerung haben sie sich sicherlich verkniffen, weil sie die Sponsoren nicht verägern wollten.
Die Deutschen -ein Volk von Aktionären
Die "Telebörse" hat großen Anteil daran, dass die Deutschen zu einem Volk von Aktionären geworden sind. Sie hat da einen ebenso hohen Anteil an diesem zähen Prozess, wie die zur Volksaktie hochstilisierten Deutschen Telekom. Auf Kuhn, Sommer und Pink Panther sind einige Deutschen sauer, weil diese Gallionsfiguren sie zu Aktionären gemacht haben. Jetzt können sie ihren Ärger auf F. Busch, C.Ferstl und Koch ausdehnen, weil sie die Telebörse im Geheimauftrag der Deutschen Banken und Wirtschaftsverlage aufs Börsenglatteis gelockt hat.
http://www.boersenreport.de/content.asp?seite=kolumne.asp&lk…
mfg derda50
Die "Telebörse" - eine Dauerwerbesendung
Unter dem Kanonendonner Afghanistans wäre beinahe der Paukenschlag ungehört geblieben, dass die "Telebörse" nach einem Bericht der FAZ mit der finanziellen Unterstützung mehrerer börsennotierter Unternehmen aufgebaut worden ist. N-tv-Chef Helmut Brandstätter wiegelt auch gleich ab und erklärt, dass da immer eine Trennlinie zwischen Sponsoren und Sendung existiert habe. Es habe in seiner Person "einen Firewall gegeben zwischen den Sponsoren und der Redaktion." Der Redaktionsleiter Wirtschaft von n-tv, Rudolf Matter, stellte den Sponsoren nachträglich ein gutes Zeugnis aus: "Es gab nie Einflussversuche von Unternehmen auf die Wirtschaftredaktion unter Bezugnahme auf angebliche Zahlungen."
Sponsoren - sechs Banken und drei Verlage
Kaum einem Zuschauer dürfte damals aufgefallen sein, dass die Sponsoren besonders "gebuscht" worden wären, obwohl man während der Sendung das Logo "Dauerwerbesendung" einblenden hätte müssen. Bei den Sponsoren handelte es sich um folgende Banken und Verlagshäuser: Deutsche Bank, Dresdner Bank, DG Bank, BHF-Bank, Commerzbank, DGZ sowie die Verlage Springer, Handelsblatt und Börsenzeitung. Friedhelm Busch, der Frontmann von n-tv war zwar mindestens einmal in Verdacht geraten, zuvor gekaufte Aktien schöngeredet zu haben, aber nachweisen konnte man ihm nichts. Sein Optimismus gepaart mit der Coolness einer Carola Ferstl hat die Sendung zu Beginn des Aktienrausches in Deutschland zur Kultsendung werden lassen.
Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.
Altes,- aber wahres Sprichwort. Rücksicht gegenüber Werbekunden ist für Redaktionen normalerweise schon genügend Druck. Werbung sichert das Überleben von Zeitschriften, Fernsehsenderrn und Internetcompanies. Wenn Banken eine Sendung finanzieren, wollen sie dafür entweder eine günstige Presse, zumindest keine schlechte oder wenigstens ein Anheizen des Aktienhandels. Der Zuschauer aber möchte eine objektive Berichterstattung ohne Maulkorberlaß. Und wenn eine Sendung gesponsert ist, möchte er diesen Mix aus Werbung und Finanzierung kenntlich gemacht haben. Ohne dass man es den Redakteuren der Telebörse ausdrücklich gesagt hat, so manche Äußerung haben sie sich sicherlich verkniffen, weil sie die Sponsoren nicht verägern wollten.
Die Deutschen -ein Volk von Aktionären
Die "Telebörse" hat großen Anteil daran, dass die Deutschen zu einem Volk von Aktionären geworden sind. Sie hat da einen ebenso hohen Anteil an diesem zähen Prozess, wie die zur Volksaktie hochstilisierten Deutschen Telekom. Auf Kuhn, Sommer und Pink Panther sind einige Deutschen sauer, weil diese Gallionsfiguren sie zu Aktionären gemacht haben. Jetzt können sie ihren Ärger auf F. Busch, C.Ferstl und Koch ausdehnen, weil sie die Telebörse im Geheimauftrag der Deutschen Banken und Wirtschaftsverlage aufs Börsenglatteis gelockt hat.
http://www.boersenreport.de/content.asp?seite=kolumne.asp&lk…
mfg derda50
Alle privaten Sender finanzieren sich durch Werbung, das
weiß doch jeder. Warum sollte N-TV da eine Ausnahme sein?
weiß doch jeder. Warum sollte N-TV da eine Ausnahme sein?
@ Kaptah:
Ich finde es alles andere als harmlos, wenn sich jetzt per
Zufall herausstellt, dass die Zuschauer der Telebörse jahrelang
mit einer Dauerwerbesendung berieselt wurden.
Ausserdem wird nun endlich klar, warum in der Telebörse nie
ein kritisches Wort über die Banken verloren wurde, die
ja gerade am Neuen Markt diverse Leichen im Keller haben.
Wer da noch an Zufälle glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Anbei der komplette Text aus der
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2001 (www.faz.net)
Der Preis ist heiß, wenn man an die Folgekosten denkt
Das blieb dem gescheiterten Käufer RTL erspart: Wie bei n-tv die Börsenberichte
jahrelang von Banken und Industrie finanziert wurden / Von Thomas Schuster
Bernd Heller, dem einstigen Sonnyboy unter den Finanzmoderatoren, ist das
Lachen gefroren. Der Neue Markt ist klinisch tot, für die Börsenleiche sind bald
die Priester zuständig. Der Dax ist fast schon ein Fall für die Wunderheiler. Ab
und zu noch zuckt Heller, dem Ansager der "Telebörse" auf n-tv, ein wildes
Grinsen über das Gesicht. Doch seine Vitalität ist mit dem Verfall der Werte
verflogen, der bereits einsetzte, bevor die Anschläge auf das World Trade Center
und das Pentagon am 11. September einem jeden den flüchtigen Flachs austreiben
konnten.
Und nun stellen wir uns noch einen Gesprächspartner vor wie - Carsten Lucht
vom Bundesverband Finanzdienstleistungen: Der bärtige ältere Herr, telegen wie
ein Teebeutel, ist Studiogast. Er soll über die richtige Anlage in Investmentfonds
informieren. Sein Patentrezept ist simpel: Gewinner finden und Verlierer
vermeiden. Weder Heller noch er erklären, wie man dies macht - weil es solche
Patentrezepte nicht gibt. Doch sie einigen sich darauf, daß gemanagte Fonds eine
feine Sache sind.
Die Finanzindustrie frohlockt: Dank solcher Sendungen kann sie an
Marketingmitteln sparen. Denn hier findet die Werbung zwischen den
Werbeblöcken statt. Wenn es nicht wirklich so wäre, müßte man denken, die
"Telebörse" werde von Industrie und Banken finanziert: Bis vor kurzem und viele
Jahre lang war dies in der Tat der Fall - eine kuriose und verwickelte, doch in der
Öffentlichkeit kaum bekannte Geschichte.
Die "Telebörse", der "Klassiker" des deutschen Wirtschaftsfernsehens, blickt auf
ein wechselvolles Schicksal zurück: Pünktlich zum Börsencrash von 1987 startete
das Programm bei Sat.1. Doch die Finanzshow entpuppte sich als Quotenkiller.
Mehrfach kurz vor dem Aus, landete sie nach langer Odyssee durchs deutsche
Fernsehen 1994 bei n-tv. Dort entwickelte sie sich zum tragenden Element der
Börsenberichterstattung. Eine Konstante jedoch gab es seit der Frühzeit der
"Telebörse". Seit ihrem Start standen mächtige Wirtschaftsinteressen hinter der
Sendung: Sechs Großbanken und drei Verlage kamen für die Finanzierung der
Finanzshow auf. Deutsche Bank, Dresdner Bank, DG Bank, BHF-Bank,
Commerzbank, DGZ sowie die Verlage Springer, Handelsblatt und
Börsenzeitung. Sie schlossen sich als Träger der "Telebörse" 1987 zur Deutsches
Börsenfernsehen GmbH (DBF) zusammen.
Börse wie Bundesliga.
Erklärter Firmenzweck der DBF war es, Wirtschaftsnachrichten per Fernsehen
unters Volk zu bringen. Die Idee wurde im Kreise der beteiligten Verlage und
Banken geboren. Rüdiger Freiherr von Rosen, damals Geschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen und heute Chef des
Deutschen Aktieninstituts (DAI) und Aufsichtsratsvorsitzender der DBF, war einer
der Initiatoren.
"Die Leute", so von Rosen, "sollten sich mit der Börse beschäftigen wie mit der
Bundesliga." Der Journalist Friedhelm Busch, der die Methode der
Sportreportage in den Börsensaal übertrug, wurde zum Aushängeschild für das
Projekt. Hinter den Kulissen sammelten von Rosen und die DBF das Geld ein und
sorgten für die nötige Vernetzung mit Sponsoren. Sie unterstützten die Sendung
mit Rat und Tat und fingen die laufenden Verluste auf.
Und die waren heftig: Anfang der neunziger Jahre war Wirtschaftsfernsehen als
Kapitalvernichtungsmaschine verschrien. "Sie können den Nikkei-Index ja nicht
singen lassen", meinte RTL-Chef Helmut Thoma damals. Auf nur eine bis 1,5
Millionen Mark jährlich beliefen sich die Werbeumsätze der "Telebörse", die
Kosten liefen mit sechs bis acht Millionen Mark pro Jahr davon. Die Musik mußte
also von dort kommen, wo ein inhärentes Interesse an der Verbreitung
börsenbezogener Nachrichten bestand: von der Finanzindustrie. Allein 1992 soll
der Bundesverband deutscher Banken mit einer Finanzspritze von mehreren
Millionen Mark eine Einstellung der Sendung verhindert haben. 1993
erwirtschaftete die Börsenshow wieder einen Verlust von sieben Millionen Mark.
Roland Klaus, der 1993 als Volontär bei der "Telebörse" war, erläutert die
Motivation der Banken. In einem 1997 veröffentlichten Artikel in der Zeitschrift
"Der Medienredakteur" schreibt Klaus, daß "die Banken hauptsächlich daran
interessiert waren, durch die Sendung die Bereitschaft ihrer Kunden zum Handeln
mit Wertpapieren anzuregen". Privates Wirtschaftsfernsehen als Vermarktungsarm
der Finanzindustrie?
Während die "Telebörse" mit Lob aus der Medienkritik überschüttet wurde,
hatten ihre Sponsoren ganz anderes als gutes Fernsehen im Sinn. Die beteiligten
Banken, aber auch führende börsennotierte Industrieunternehmen machten keinen
Hehl daraus, daß sie die Börsenshow als eine Art Dauerwerbesendung
betrachteten. Die Geschäftsführung der DBF sprach von einer "PR-Veranstaltung
für den Aktienmarkt". Eine Veranstaltung, die sehr unauffällig organisiert wurde:
Öffentlich trat die Deutsches Börsenfernsehen GmbH kaum in Erscheinung. Die
Gesellschaft wird bis heute in der Presse kaum erwähnt. Sie besitzt keine eigene
Firmenbroschüre.
Am 3. Januar 1994 wechselte die "Telebörse" vom Deutschen
Sportfernsehen (DSF), wo sie kurz Unterschlupf gefunden
hatte, zu n-tv. Zeitweilig stand sogar eine Plazierung beim
Sender 3sat zur Diskussion, der mit der "3satBörse" von Peter
Nemec bereits ausgiebig Erfahrung in der Börsen-Animation
gesammelt hatte. Doch die Kooperation kam nicht zustande.
Uneins war man sich unter anderem über die redaktionelle
Verantwortung: 3sat wollte die "Telebörse" selbst betreuen, die
Banken bestanden auf privater Kontrolle.
Das Überleben der "Telebörse", das damals in Frage stand,
verdankt sich mächtigen Verbündeten: Gerhard Liener, der
Finanzchef von Daimler-Benz, der sich später das Leben nahm,
und Veba-Chef Ulrich Hartmann, der heute den Energiekonzern
Eon leitet, haben mit Verbindungen zu potentiellen Partnern
geholfen, wie Rüdiger von Rosen erläutert. Mit Briefen an
Sponsoren hätten sie Unterstützung organisiert. Nötigenfalls
wären sie, sagt von Rosen, als Geldgeber selbst eingesprungen.
Doch dies erübrigte sich mit dem Wechsel zu n-tv.
Dem kleinen Berliner Nischenkanal, der als Sendezwerg mit 0,2
Prozent Marktanteil systematisch die Wahrnehmungsschwelle
der Öffentlichkeit unterlief, kam die illustre Gesellschaft gerade
recht: n-tv wurde durch die Eingliederung der "Telebörse"
einen Konkurrenten los und erweiterte gleichzeitig seine
Wirtschaftsberichterstattung. Daß man sich damit zur
Plattform eines interessengeleiteten Fremdprojektes machte,
schien nicht zu stören.
Die Banken hatten ihre Einstellung zur Börsenshow auf dem
Bildschirm mittlerweile modifiziert. In den Chefetagen der
Finanzhäuser hatte man festgestellt, daß mit dem Verkauf von
Investmentfonds sehr viel mehr Geld zu verdienen ist als mit
Provisionen aus privaten Aktienorders. "Durch Intensivierung
der Werbung für Investmentfonds", so Roland Klaus, "wurde
versucht, Privatanleger von der Anlage in Einzelwerte in die
Fondsanlage zu drängen."
Mit dem Wechsel der "Telebörse" zu n-tv wurde die Deutsches
Börsenfernsehen GmbH neu strukturiert. Die Zahl der
offiziellen Gesellschafter wurde reduziert, die Basis jedoch
erheblich und - so die Geschäftsführung der DBF - gezielt
verbreitert: Die Banken stiegen namentlich als Gesellschafter
aus, von den Verlagen blieb nur das "Handelsblatt" dabei. Seit
Februar 1994, und bis heute, sind drei Partner an der DBF
beteiligt: die Verlagsgruppe Handelsblatt mit 30 Prozent, die
Deutsche Börse AG mit 35 Prozent und das Deutsche
Aktieninstitut e.V. (DAI), ein Verein zur Förderung der Aktie,
mit weiteren 35 Prozent. Die Gesellschaften trugen
entsprechend der Höhe ihrer jeweiligen Beteiligung zur
Finanzierung der "Telebörse" bei.
Banken steigen aus.
Hinter diesen drei Partnern stehen die Größen der deutschen
Wirtschaft: Im DAI, dem 1953 gegründeten "Arbeitskreis zur
Förderung der Aktie", versammelt sich, was am Finanzmarkt
Rang und Namen hat. Die Mitgliederliste liest sich wie ein
"Who`s who" der Börse: Platzhirsche wie die Deutsche Bank
und Telekom, aber auch kleine Nager wie EM.TV sind
vertreten. Mit der Beteiligung des Deutschen Aktieninstituts an
der DBF gewann das Projekt "Telebörse" eine breite Basis:
Deutschlands Aktiengesellschaften finanzierten die
Börsenberichterstattung von n-tv.
Und dies nicht nur indirekt: Denn zur Finanzierung der
Finanznachrichten des Berliner Kanals setzte das DAI nicht
Eigenmittel ein, sondern Kapital, das von einem sogenannten
"Sponsorenkreis Telebörse" aufgebracht wurde. Dieser setzte
sich aus rund dreißig börsennotierten Unternehmen, wie
Siemens, Daimler und Veba, zusammen. Viele Mitglieder des
DAI, aber auch Nichtmitglieder steuerten bei. Rüdiger von
Rosen organisierte die Sammelaktion: Als Chef des DAI und
Initiator der DBF war er dazu hervorragend positioniert.
Laut Angaben der Geschäftsführung der DBF wurde die
"Telebörse" bis zum 31. Dezember 2000 von ihren
Unterstützern aus der Wirtschaft finanziert. Als Hausnummer
nennt von Rosen einen Betrag von "nicht mehr als 35 Millionen
Mark", der seit Bestehen der Sendung in deren Förderung
investiert worden sei. Weitere Finanzspritzen in der Zukunft
würden als nicht mehr nötig erachtet, da n-tv mittlerweile
kostendeckend arbeite.
"Wir sind also nicht ausgestiegen", macht Freiherr von Rosen
klar, "wir haben erreicht, was wir wollten." Der Übergang war
langfristig geplant, die Beiträge an den Sender wurden jährlich
um zehn Prozent reduziert. Bis n-tv auf eigenen Füßen stand:
Im Geschäftsjahr 2000, als n-tv in der Gewinnzone war,
flossen noch zwei Millionen Mark an die Macher der
"Telebörse". Mit dieser Zahlung, knapp eineinhalb Jahrzehnte
nach Beginn der Förderung der Sendung durch die Spitzen der
Ökonomie, wurde die "Anschubfinanzierung" eingestellt.
Nicht ohne Stolz betont von Rosen, daß die finanziellen
Zuwendungen "in keinem proportionalen Verhältnis zum
Ergebnis" standen. "Die Basisarbeit der ,Telebörse` hatte einen
besonders hohen Anteil an der Popularisierung der Aktie", so
der Börsenförderer. Diese Multiplikatorenwirkung sei an der
"eigentlich lächerlichen" Höhe der geflossenen Gelder nicht zu
messen. Der intellektuelle Input, die Sponsorentreffen, das
Coaching der Redaktion, so von Rosen, seien in gewisser
Hinsicht sehr viel wichtiger gewesen. Dadurch habe man
wesentlich zur Stabilisierung von n-tv beigetragen.
"Die ,Telebörse`", folgerte Roland Klaus bereits 1997, "und das
gesamte Wirtschaftsprogramm von n-tv werden somit von der
Industrie wesentlich mitfinanziert." Finanzmarkt und
Finanzfernsehen, so schien es schon damals, sind aufs innigste
verbunden: Börse, Börsenförderer und Börsenberichterstatter
sitzen in einem Boot.
Seitens n-tv heißt es heute, die finanzielle Verbindung von DBF
und "Telebörse" habe zu "keiner expliziten
Meinungsbeeinflussung" geführt. Mitarbeiter des Senders
erklären, man sei "relativ frei" in der journalistischen Arbeit.
Dies schließt jedoch nicht eine implizite Meinungsbeeinflussung
aus: von der Sorte, wie sie sich in der Vermeidung kritischer
Berichte, einer schonenden oder einer besonders
wohlwollenden Behandlung der Sponsoren niederschlägt.
Solche Bedenken werden von zahlreichen Beteiligten als
Spitzfindigkeiten abgetan, womit jedoch nicht die
Grundlosigkeit des Einwands, sondern nur die Sorglosigkeit der
Reaktion erwiesen wäre. Professor Wolfgang Gerke von der
Universität Erlangen-Nürnberg ist der Ansicht, daß es wichtig
war, die Finanzmärkte in der Öffentlichkeit bekannt zu
machen. Jedoch selbst Gerke sieht einen Interessenkonflikt,
wenn ein Nachrichtenmedium von denjenigen subventioniert
wird, über die es berichtet. Siegfried Weischenberg, der
Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, hält es für
angebracht, bei einer solchen Konstruktion eher von Public
Relations zu sprechen. "Im Grunde genommen", so
Weischenberg, "handelt es sich um einen wesentlichen Verstoß
gegen die Grundregeln des Journalismus." Die nämlich geböten
eine sichtbare Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und
Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. "Eine
Börsenberichterstattung", so der Medienwissenschaftler, "die
im dunkeln beeinflußt werden könnte, nützt auf Dauer
niemandem."
Ein Vertreter von n-tv bezeichnete die Konstellation als
"potentiell kritisch". Die meisten jedoch erklären, sie wüßten
nichts, andere, die davon wissen müßten, erklären nichts:
Bernd Heller, seit dreizehn Monaten Anchorman der Sendung
und damit erst in der Spätphase des DBF-Engagements bei der
"Telebörse", hat zwar von der Gesellschaft schon gehört. Er
sagt jedoch, daß er keine Kenntnis über die finanzielle
Unterstützung der Fernsehshow durch die Wirtschaft habe.
35 Millionen Mark.
Matthias Hofmann-Werther, bis April 2001 als Geschäftsführer
für die Fernsehaktivitäten der Verlagsgruppe Handelsblatt
zuständig, gibt zu verstehen, daß er die Angelegenheit lieber
abhaken würde. "Der Vorgang ist bei uns abgeschlossen",
erklärt er. Soviel jedoch läßt Hofmann-Werther durchblicken:
"Ohne eine Unterstützung breiter Kreise der Finanzindustrie
wäre der Sender n-tv nicht erfolgreich geworden."
Jenseits des Börsenabgrunds ist die Sicht sehr viel klarer: Die
"Popularisierung der Aktie", welche Banken, Verlage und
Industrie strategisch avisiert hatten, ist erreicht worden. Die
Zahl der deutschen Wertpapierbesitzer ist allein von 1999 auf
2000 um 44 Prozent gestiegen und beläuft sich aktuell auf 13,4
Millionen. Sämtliche Beobachter sind sich einig, daß die
"Telebörse" einen maßgeblichen Anteil daran hatte, den
deutschen Kleinanleger zu erwecken.
Doch die vorläufige Gewinn- und Verlustrechnung aus dem
Börsenboom mutet schief an: Die Geldhäuser meldeten für das
Jahr 2000 Rekorde, so die Deutsche Bank mit dem besten
Konzernergebnis ihrer Geschichte. Die Deutsche Börse
steigerte ihren Gewinn um mehr als hundert Prozent. n-tv,
mittlerweile ein profitabler Fernsehsender, verdreifachte seinen
Profit. Die Bilanz des gemeinen Börsenbürgers aber läßt sich
am Siechtum der Aktienindizes ablesen. Und diese bilden
Milliardenverluste in den Wertpapierdepots ab.
Von unserem Autor ist zur nächste Woche beginnenden
Frankfurter Buchmesse im Rowohlt Taschenbuch Verlag der
Titel "Die Geldfalle. Wie Medien und Banken die Anleger zu
Verlierern machen", erschienen, Preis 9,90 Euro.
Ich finde es alles andere als harmlos, wenn sich jetzt per
Zufall herausstellt, dass die Zuschauer der Telebörse jahrelang
mit einer Dauerwerbesendung berieselt wurden.
Ausserdem wird nun endlich klar, warum in der Telebörse nie
ein kritisches Wort über die Banken verloren wurde, die
ja gerade am Neuen Markt diverse Leichen im Keller haben.
Wer da noch an Zufälle glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Anbei der komplette Text aus der
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2001 (www.faz.net)
Der Preis ist heiß, wenn man an die Folgekosten denkt
Das blieb dem gescheiterten Käufer RTL erspart: Wie bei n-tv die Börsenberichte
jahrelang von Banken und Industrie finanziert wurden / Von Thomas Schuster
Bernd Heller, dem einstigen Sonnyboy unter den Finanzmoderatoren, ist das
Lachen gefroren. Der Neue Markt ist klinisch tot, für die Börsenleiche sind bald
die Priester zuständig. Der Dax ist fast schon ein Fall für die Wunderheiler. Ab
und zu noch zuckt Heller, dem Ansager der "Telebörse" auf n-tv, ein wildes
Grinsen über das Gesicht. Doch seine Vitalität ist mit dem Verfall der Werte
verflogen, der bereits einsetzte, bevor die Anschläge auf das World Trade Center
und das Pentagon am 11. September einem jeden den flüchtigen Flachs austreiben
konnten.
Und nun stellen wir uns noch einen Gesprächspartner vor wie - Carsten Lucht
vom Bundesverband Finanzdienstleistungen: Der bärtige ältere Herr, telegen wie
ein Teebeutel, ist Studiogast. Er soll über die richtige Anlage in Investmentfonds
informieren. Sein Patentrezept ist simpel: Gewinner finden und Verlierer
vermeiden. Weder Heller noch er erklären, wie man dies macht - weil es solche
Patentrezepte nicht gibt. Doch sie einigen sich darauf, daß gemanagte Fonds eine
feine Sache sind.
Die Finanzindustrie frohlockt: Dank solcher Sendungen kann sie an
Marketingmitteln sparen. Denn hier findet die Werbung zwischen den
Werbeblöcken statt. Wenn es nicht wirklich so wäre, müßte man denken, die
"Telebörse" werde von Industrie und Banken finanziert: Bis vor kurzem und viele
Jahre lang war dies in der Tat der Fall - eine kuriose und verwickelte, doch in der
Öffentlichkeit kaum bekannte Geschichte.
Die "Telebörse", der "Klassiker" des deutschen Wirtschaftsfernsehens, blickt auf
ein wechselvolles Schicksal zurück: Pünktlich zum Börsencrash von 1987 startete
das Programm bei Sat.1. Doch die Finanzshow entpuppte sich als Quotenkiller.
Mehrfach kurz vor dem Aus, landete sie nach langer Odyssee durchs deutsche
Fernsehen 1994 bei n-tv. Dort entwickelte sie sich zum tragenden Element der
Börsenberichterstattung. Eine Konstante jedoch gab es seit der Frühzeit der
"Telebörse". Seit ihrem Start standen mächtige Wirtschaftsinteressen hinter der
Sendung: Sechs Großbanken und drei Verlage kamen für die Finanzierung der
Finanzshow auf. Deutsche Bank, Dresdner Bank, DG Bank, BHF-Bank,
Commerzbank, DGZ sowie die Verlage Springer, Handelsblatt und
Börsenzeitung. Sie schlossen sich als Träger der "Telebörse" 1987 zur Deutsches
Börsenfernsehen GmbH (DBF) zusammen.
Börse wie Bundesliga.
Erklärter Firmenzweck der DBF war es, Wirtschaftsnachrichten per Fernsehen
unters Volk zu bringen. Die Idee wurde im Kreise der beteiligten Verlage und
Banken geboren. Rüdiger Freiherr von Rosen, damals Geschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen und heute Chef des
Deutschen Aktieninstituts (DAI) und Aufsichtsratsvorsitzender der DBF, war einer
der Initiatoren.
"Die Leute", so von Rosen, "sollten sich mit der Börse beschäftigen wie mit der
Bundesliga." Der Journalist Friedhelm Busch, der die Methode der
Sportreportage in den Börsensaal übertrug, wurde zum Aushängeschild für das
Projekt. Hinter den Kulissen sammelten von Rosen und die DBF das Geld ein und
sorgten für die nötige Vernetzung mit Sponsoren. Sie unterstützten die Sendung
mit Rat und Tat und fingen die laufenden Verluste auf.
Und die waren heftig: Anfang der neunziger Jahre war Wirtschaftsfernsehen als
Kapitalvernichtungsmaschine verschrien. "Sie können den Nikkei-Index ja nicht
singen lassen", meinte RTL-Chef Helmut Thoma damals. Auf nur eine bis 1,5
Millionen Mark jährlich beliefen sich die Werbeumsätze der "Telebörse", die
Kosten liefen mit sechs bis acht Millionen Mark pro Jahr davon. Die Musik mußte
also von dort kommen, wo ein inhärentes Interesse an der Verbreitung
börsenbezogener Nachrichten bestand: von der Finanzindustrie. Allein 1992 soll
der Bundesverband deutscher Banken mit einer Finanzspritze von mehreren
Millionen Mark eine Einstellung der Sendung verhindert haben. 1993
erwirtschaftete die Börsenshow wieder einen Verlust von sieben Millionen Mark.
Roland Klaus, der 1993 als Volontär bei der "Telebörse" war, erläutert die
Motivation der Banken. In einem 1997 veröffentlichten Artikel in der Zeitschrift
"Der Medienredakteur" schreibt Klaus, daß "die Banken hauptsächlich daran
interessiert waren, durch die Sendung die Bereitschaft ihrer Kunden zum Handeln
mit Wertpapieren anzuregen". Privates Wirtschaftsfernsehen als Vermarktungsarm
der Finanzindustrie?
Während die "Telebörse" mit Lob aus der Medienkritik überschüttet wurde,
hatten ihre Sponsoren ganz anderes als gutes Fernsehen im Sinn. Die beteiligten
Banken, aber auch führende börsennotierte Industrieunternehmen machten keinen
Hehl daraus, daß sie die Börsenshow als eine Art Dauerwerbesendung
betrachteten. Die Geschäftsführung der DBF sprach von einer "PR-Veranstaltung
für den Aktienmarkt". Eine Veranstaltung, die sehr unauffällig organisiert wurde:
Öffentlich trat die Deutsches Börsenfernsehen GmbH kaum in Erscheinung. Die
Gesellschaft wird bis heute in der Presse kaum erwähnt. Sie besitzt keine eigene
Firmenbroschüre.
Am 3. Januar 1994 wechselte die "Telebörse" vom Deutschen
Sportfernsehen (DSF), wo sie kurz Unterschlupf gefunden
hatte, zu n-tv. Zeitweilig stand sogar eine Plazierung beim
Sender 3sat zur Diskussion, der mit der "3satBörse" von Peter
Nemec bereits ausgiebig Erfahrung in der Börsen-Animation
gesammelt hatte. Doch die Kooperation kam nicht zustande.
Uneins war man sich unter anderem über die redaktionelle
Verantwortung: 3sat wollte die "Telebörse" selbst betreuen, die
Banken bestanden auf privater Kontrolle.
Das Überleben der "Telebörse", das damals in Frage stand,
verdankt sich mächtigen Verbündeten: Gerhard Liener, der
Finanzchef von Daimler-Benz, der sich später das Leben nahm,
und Veba-Chef Ulrich Hartmann, der heute den Energiekonzern
Eon leitet, haben mit Verbindungen zu potentiellen Partnern
geholfen, wie Rüdiger von Rosen erläutert. Mit Briefen an
Sponsoren hätten sie Unterstützung organisiert. Nötigenfalls
wären sie, sagt von Rosen, als Geldgeber selbst eingesprungen.
Doch dies erübrigte sich mit dem Wechsel zu n-tv.
Dem kleinen Berliner Nischenkanal, der als Sendezwerg mit 0,2
Prozent Marktanteil systematisch die Wahrnehmungsschwelle
der Öffentlichkeit unterlief, kam die illustre Gesellschaft gerade
recht: n-tv wurde durch die Eingliederung der "Telebörse"
einen Konkurrenten los und erweiterte gleichzeitig seine
Wirtschaftsberichterstattung. Daß man sich damit zur
Plattform eines interessengeleiteten Fremdprojektes machte,
schien nicht zu stören.
Die Banken hatten ihre Einstellung zur Börsenshow auf dem
Bildschirm mittlerweile modifiziert. In den Chefetagen der
Finanzhäuser hatte man festgestellt, daß mit dem Verkauf von
Investmentfonds sehr viel mehr Geld zu verdienen ist als mit
Provisionen aus privaten Aktienorders. "Durch Intensivierung
der Werbung für Investmentfonds", so Roland Klaus, "wurde
versucht, Privatanleger von der Anlage in Einzelwerte in die
Fondsanlage zu drängen."
Mit dem Wechsel der "Telebörse" zu n-tv wurde die Deutsches
Börsenfernsehen GmbH neu strukturiert. Die Zahl der
offiziellen Gesellschafter wurde reduziert, die Basis jedoch
erheblich und - so die Geschäftsführung der DBF - gezielt
verbreitert: Die Banken stiegen namentlich als Gesellschafter
aus, von den Verlagen blieb nur das "Handelsblatt" dabei. Seit
Februar 1994, und bis heute, sind drei Partner an der DBF
beteiligt: die Verlagsgruppe Handelsblatt mit 30 Prozent, die
Deutsche Börse AG mit 35 Prozent und das Deutsche
Aktieninstitut e.V. (DAI), ein Verein zur Förderung der Aktie,
mit weiteren 35 Prozent. Die Gesellschaften trugen
entsprechend der Höhe ihrer jeweiligen Beteiligung zur
Finanzierung der "Telebörse" bei.
Banken steigen aus.
Hinter diesen drei Partnern stehen die Größen der deutschen
Wirtschaft: Im DAI, dem 1953 gegründeten "Arbeitskreis zur
Förderung der Aktie", versammelt sich, was am Finanzmarkt
Rang und Namen hat. Die Mitgliederliste liest sich wie ein
"Who`s who" der Börse: Platzhirsche wie die Deutsche Bank
und Telekom, aber auch kleine Nager wie EM.TV sind
vertreten. Mit der Beteiligung des Deutschen Aktieninstituts an
der DBF gewann das Projekt "Telebörse" eine breite Basis:
Deutschlands Aktiengesellschaften finanzierten die
Börsenberichterstattung von n-tv.
Und dies nicht nur indirekt: Denn zur Finanzierung der
Finanznachrichten des Berliner Kanals setzte das DAI nicht
Eigenmittel ein, sondern Kapital, das von einem sogenannten
"Sponsorenkreis Telebörse" aufgebracht wurde. Dieser setzte
sich aus rund dreißig börsennotierten Unternehmen, wie
Siemens, Daimler und Veba, zusammen. Viele Mitglieder des
DAI, aber auch Nichtmitglieder steuerten bei. Rüdiger von
Rosen organisierte die Sammelaktion: Als Chef des DAI und
Initiator der DBF war er dazu hervorragend positioniert.
Laut Angaben der Geschäftsführung der DBF wurde die
"Telebörse" bis zum 31. Dezember 2000 von ihren
Unterstützern aus der Wirtschaft finanziert. Als Hausnummer
nennt von Rosen einen Betrag von "nicht mehr als 35 Millionen
Mark", der seit Bestehen der Sendung in deren Förderung
investiert worden sei. Weitere Finanzspritzen in der Zukunft
würden als nicht mehr nötig erachtet, da n-tv mittlerweile
kostendeckend arbeite.
"Wir sind also nicht ausgestiegen", macht Freiherr von Rosen
klar, "wir haben erreicht, was wir wollten." Der Übergang war
langfristig geplant, die Beiträge an den Sender wurden jährlich
um zehn Prozent reduziert. Bis n-tv auf eigenen Füßen stand:
Im Geschäftsjahr 2000, als n-tv in der Gewinnzone war,
flossen noch zwei Millionen Mark an die Macher der
"Telebörse". Mit dieser Zahlung, knapp eineinhalb Jahrzehnte
nach Beginn der Förderung der Sendung durch die Spitzen der
Ökonomie, wurde die "Anschubfinanzierung" eingestellt.
Nicht ohne Stolz betont von Rosen, daß die finanziellen
Zuwendungen "in keinem proportionalen Verhältnis zum
Ergebnis" standen. "Die Basisarbeit der ,Telebörse` hatte einen
besonders hohen Anteil an der Popularisierung der Aktie", so
der Börsenförderer. Diese Multiplikatorenwirkung sei an der
"eigentlich lächerlichen" Höhe der geflossenen Gelder nicht zu
messen. Der intellektuelle Input, die Sponsorentreffen, das
Coaching der Redaktion, so von Rosen, seien in gewisser
Hinsicht sehr viel wichtiger gewesen. Dadurch habe man
wesentlich zur Stabilisierung von n-tv beigetragen.
"Die ,Telebörse`", folgerte Roland Klaus bereits 1997, "und das
gesamte Wirtschaftsprogramm von n-tv werden somit von der
Industrie wesentlich mitfinanziert." Finanzmarkt und
Finanzfernsehen, so schien es schon damals, sind aufs innigste
verbunden: Börse, Börsenförderer und Börsenberichterstatter
sitzen in einem Boot.
Seitens n-tv heißt es heute, die finanzielle Verbindung von DBF
und "Telebörse" habe zu "keiner expliziten
Meinungsbeeinflussung" geführt. Mitarbeiter des Senders
erklären, man sei "relativ frei" in der journalistischen Arbeit.
Dies schließt jedoch nicht eine implizite Meinungsbeeinflussung
aus: von der Sorte, wie sie sich in der Vermeidung kritischer
Berichte, einer schonenden oder einer besonders
wohlwollenden Behandlung der Sponsoren niederschlägt.
Solche Bedenken werden von zahlreichen Beteiligten als
Spitzfindigkeiten abgetan, womit jedoch nicht die
Grundlosigkeit des Einwands, sondern nur die Sorglosigkeit der
Reaktion erwiesen wäre. Professor Wolfgang Gerke von der
Universität Erlangen-Nürnberg ist der Ansicht, daß es wichtig
war, die Finanzmärkte in der Öffentlichkeit bekannt zu
machen. Jedoch selbst Gerke sieht einen Interessenkonflikt,
wenn ein Nachrichtenmedium von denjenigen subventioniert
wird, über die es berichtet. Siegfried Weischenberg, der
Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, hält es für
angebracht, bei einer solchen Konstruktion eher von Public
Relations zu sprechen. "Im Grunde genommen", so
Weischenberg, "handelt es sich um einen wesentlichen Verstoß
gegen die Grundregeln des Journalismus." Die nämlich geböten
eine sichtbare Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und
Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. "Eine
Börsenberichterstattung", so der Medienwissenschaftler, "die
im dunkeln beeinflußt werden könnte, nützt auf Dauer
niemandem."
Ein Vertreter von n-tv bezeichnete die Konstellation als
"potentiell kritisch". Die meisten jedoch erklären, sie wüßten
nichts, andere, die davon wissen müßten, erklären nichts:
Bernd Heller, seit dreizehn Monaten Anchorman der Sendung
und damit erst in der Spätphase des DBF-Engagements bei der
"Telebörse", hat zwar von der Gesellschaft schon gehört. Er
sagt jedoch, daß er keine Kenntnis über die finanzielle
Unterstützung der Fernsehshow durch die Wirtschaft habe.
35 Millionen Mark.
Matthias Hofmann-Werther, bis April 2001 als Geschäftsführer
für die Fernsehaktivitäten der Verlagsgruppe Handelsblatt
zuständig, gibt zu verstehen, daß er die Angelegenheit lieber
abhaken würde. "Der Vorgang ist bei uns abgeschlossen",
erklärt er. Soviel jedoch läßt Hofmann-Werther durchblicken:
"Ohne eine Unterstützung breiter Kreise der Finanzindustrie
wäre der Sender n-tv nicht erfolgreich geworden."
Jenseits des Börsenabgrunds ist die Sicht sehr viel klarer: Die
"Popularisierung der Aktie", welche Banken, Verlage und
Industrie strategisch avisiert hatten, ist erreicht worden. Die
Zahl der deutschen Wertpapierbesitzer ist allein von 1999 auf
2000 um 44 Prozent gestiegen und beläuft sich aktuell auf 13,4
Millionen. Sämtliche Beobachter sind sich einig, daß die
"Telebörse" einen maßgeblichen Anteil daran hatte, den
deutschen Kleinanleger zu erwecken.
Doch die vorläufige Gewinn- und Verlustrechnung aus dem
Börsenboom mutet schief an: Die Geldhäuser meldeten für das
Jahr 2000 Rekorde, so die Deutsche Bank mit dem besten
Konzernergebnis ihrer Geschichte. Die Deutsche Börse
steigerte ihren Gewinn um mehr als hundert Prozent. n-tv,
mittlerweile ein profitabler Fernsehsender, verdreifachte seinen
Profit. Die Bilanz des gemeinen Börsenbürgers aber läßt sich
am Siechtum der Aktienindizes ablesen. Und diese bilden
Milliardenverluste in den Wertpapierdepots ab.
Von unserem Autor ist zur nächste Woche beginnenden
Frankfurter Buchmesse im Rowohlt Taschenbuch Verlag der
Titel "Die Geldfalle. Wie Medien und Banken die Anleger zu
Verlierern machen", erschienen, Preis 9,90 Euro.
@cyberkai
Ich bin ja auch nicht der Meinung, dass das gut ist, im
Gegenteil! Aber was soll man machen, so läuft es eben.
Wir kriegen sowieso nur einen winzigen Bruchteil von dem
mit, was da hinter den Kulissen abläuft.Dessen sollte man
sich jederzeit bewußt sein!
Wenn Du an der Börse engagiert bist, mußt Du einfach immer
daran denken, dass jeder nur Dein Geld will. Nur die dabei
angewandten Methoden unterscheiden sich, das Prinzip bleibt
dasselbe.
Kaptah
Ich bin ja auch nicht der Meinung, dass das gut ist, im
Gegenteil! Aber was soll man machen, so läuft es eben.
Wir kriegen sowieso nur einen winzigen Bruchteil von dem
mit, was da hinter den Kulissen abläuft.Dessen sollte man
sich jederzeit bewußt sein!
Wenn Du an der Börse engagiert bist, mußt Du einfach immer
daran denken, dass jeder nur Dein Geld will. Nur die dabei
angewandten Methoden unterscheiden sich, das Prinzip bleibt
dasselbe.
Kaptah
In den letzten Jahren war die absolute Einseitigkeit der Telebörse-Redaktion mehr als auffällig. In einer der bedeutendsten Abschwungphasen eines Marktes überhaupt, wurde bevorzugt Daueroptimisten wie Thieme, Heller, etc. eine Plattform geboten, während kritische Analysten "ausgeblendet" wurden. Die Sendung hatte wohl primär die Aufgabe, die Kleinanleger auf Kurs zu bringen. Ich habe ohnehin noch nie verstanden, warum die Kleinanleger in Scharen hinter den Äußerungen eines Fondsmanagers herlaufen. Ein Fondsmanager hat ein primäres Interesse: SEINE Performance, mancher war da wohl auch versucht, das Medium zu instrumentalisieren, um diese, seine Zielsetzung zu unterstützen.
Auffällig auch, wie häufig in letzter Zeit dort "Analysten" auftreten, die dem Publikum Fonds aufschwatzen wollen. Die Argumentationskette lautet tendenziell so, dass Herr und Frau Kleinanleger ja nun gemerkt hätten, dass sie es an der Börse alleine zu nichts bringen können und daher doch ihr Geld den Fondsgesellschaften anvertrauen sollten. Ein Schelm, wer angesichts derart "objektiver Analyse" etwas Arges denkt. Ich dachte früher immer, der Übergang zwischen Werbung und Info wäre bei n-tv fließend, nach dem FAZ-Artikel muß man wohl vermuten, dass es dort gar keinen Unterschied gibt.
Noch ein Punkt der mir in letzter Zeit verstärkt aufgefallen ist: Sogenannte Produkt-"Berichte", Messe-"Berichte", etc. mit direktem Hinweis auf Adresse und Website des Anbieters, die inhaltlich jegliche kritische Auseinandersetzung vermissen lassen, dafür vielmehr eine bezahlte Lobhudelei vermuten lassen. Das Sponsoring und Productplacement erfolgt wohl in keinem anderen Sender derart platt. In diesem Zusammenhang fällt auch auf, dass sich die Wiederholfrequenz der Beiträge, die ja schon immer hoch war, in letzter Zeit nochmal deutlich erhöht hat (nach meinem subjektiven Gefühl). n-tv scheint nicht über die Mittel zu verfügen, ein inhaltlich anspruchsvolles, objektives und unabhängiges Programm zu produzieren.
Fazit:
Wenn hinter Sendungen wie Telebörse tatsächlich hauptsächlich die handfesten wirtschaftlichen Sponsoreninteressen stehen, dann sollte man diese entweder nicht nutzen, oder aber, wie häufig scherzhaft gesagt, nur als Kontraindikator. Die Argumentationskette könnte dann so lauten: Aktuell optimisteln und strahlen die Telebörse-Moderatoren wieder um die Wette. Auf dem oberen roten Laufband wird von der Fortsetzung der Aufwärtsbewegung gekündet. Folglich müsste das dahinterstehende Sponsoreninteresse dann wohl sein, sich einen Markt zu schaffen, um vorhandene Überbestände in die laufende Rallye hinein abzuladen, oder?
Harald Schmidt dürfte also mal wieder Recht gehabt haben, als er das Laufband sinngemäß als das größte Asset von n-tv bezeichnete.
Gruß
JLL
Auffällig auch, wie häufig in letzter Zeit dort "Analysten" auftreten, die dem Publikum Fonds aufschwatzen wollen. Die Argumentationskette lautet tendenziell so, dass Herr und Frau Kleinanleger ja nun gemerkt hätten, dass sie es an der Börse alleine zu nichts bringen können und daher doch ihr Geld den Fondsgesellschaften anvertrauen sollten. Ein Schelm, wer angesichts derart "objektiver Analyse" etwas Arges denkt. Ich dachte früher immer, der Übergang zwischen Werbung und Info wäre bei n-tv fließend, nach dem FAZ-Artikel muß man wohl vermuten, dass es dort gar keinen Unterschied gibt.
Noch ein Punkt der mir in letzter Zeit verstärkt aufgefallen ist: Sogenannte Produkt-"Berichte", Messe-"Berichte", etc. mit direktem Hinweis auf Adresse und Website des Anbieters, die inhaltlich jegliche kritische Auseinandersetzung vermissen lassen, dafür vielmehr eine bezahlte Lobhudelei vermuten lassen. Das Sponsoring und Productplacement erfolgt wohl in keinem anderen Sender derart platt. In diesem Zusammenhang fällt auch auf, dass sich die Wiederholfrequenz der Beiträge, die ja schon immer hoch war, in letzter Zeit nochmal deutlich erhöht hat (nach meinem subjektiven Gefühl). n-tv scheint nicht über die Mittel zu verfügen, ein inhaltlich anspruchsvolles, objektives und unabhängiges Programm zu produzieren.
Fazit:
Wenn hinter Sendungen wie Telebörse tatsächlich hauptsächlich die handfesten wirtschaftlichen Sponsoreninteressen stehen, dann sollte man diese entweder nicht nutzen, oder aber, wie häufig scherzhaft gesagt, nur als Kontraindikator. Die Argumentationskette könnte dann so lauten: Aktuell optimisteln und strahlen die Telebörse-Moderatoren wieder um die Wette. Auf dem oberen roten Laufband wird von der Fortsetzung der Aufwärtsbewegung gekündet. Folglich müsste das dahinterstehende Sponsoreninteresse dann wohl sein, sich einen Markt zu schaffen, um vorhandene Überbestände in die laufende Rallye hinein abzuladen, oder?
Harald Schmidt dürfte also mal wieder Recht gehabt haben, als er das Laufband sinngemäß als das größte Asset von n-tv bezeichnete.
Gruß
JLL
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