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    Ende der Gerechtigkeit- Untergang der sozialen Marktwirtschaft! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.02.03 20:31:34 von
    neuester Beitrag 07.03.03 08:49:28 von
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      schrieb am 28.02.03 20:31:34
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dieser Text wurde an die Büchergilde vom Autor eingesandt zur Bewertung für den Essaypreis 2000. Von der Büchergilde wurde der Beitrag nicht einmal in die engere Wahl aufgenommen, sondern ohne nähere Ausführungen abgelehnt. Dabei wurde vorher verlautbart, daß man den Preis nur deshalb mache, um Lösungen für die heutigen Probleme zu finden. Scheinbar scheint daran jedoch nicht viel gelegen zu sein, da auch andere Beiträge, von anderen Autoren welche auf den Mißstand im Finanzwesen hinwiesen, kommentarlos abgelehnt wurden. Eine angeblich unabhängige Jury fällte die Entscheidungen (auf welchen Gehaltslisten die wohl stehen?) Hier wird unter Umständen nur wieder Rechtfertigung für das gegenwärtige Ausbeutungssystem betrieben. Urteilen Sie selbst:

      Das Ende der Gerechtigkeit

      Die Frage, ob Chancengleichheit, Sozialpartnerschaft und Gerechtigkeit einen alten Hut darstellen, lässt sich nach der Analyse unseres Systems leicht beantworten: Diese, für den Einzelnen so entscheidend wichtigen Umstände, werden in unserer Welt weiter an Bedeutung verlieren, genauso, wie im gleichen Zug die Kapitalrendite zum alles beherrschenden Faktor werden wird. Doch damit nicht genug: Wir stehen in diesem Prozess vor gewaltigen Veränderungen, welche leicht im Zerfall unserer gewohnten Lebensumstände enden könnten. Ein deutliches Symptom für die Entwicklung ist der steigende Produktivitätsdruck.

      "Bei der nur zu oft maßlosen Inanspruchnahme des Kredits vollzieht sich hier mit Hilfe des Bank- und Börsenkapitals in einer anscheinend planvollen Weise eine nationale wie internationale Verkettung der Privatunternehmungen, die in unserem Kriegszeitalter uns eines Tages einer Krise entgegen zu führen droht, wie sie kaum in der Geschichte der Völker schon erlebt wurde."

      Prof. Ruhland, System der politischen Ökonomie, 1908

      Der wachsende Produktivitätsdruck - Expansion bis zum Zerfall

      Wer heute aufmerksam die Entwicklungen in der Welt beobachtet, muss feststellen, dass alle Abläufe immer schneller vor sich gehen. In diesem Prozess nimmt der Druck auf den Einzelnen ständig zu, weil die Produktivität immer schneller gesteigert werden muss, ohne dass man Rücksicht auf die Lebensbedingungen oder die Umwelt nimmt. Durch den zunehmenden Expansionszwang auf Unternehmen und Beschäftigte kommt es in der Gesellschaft zu einem gnadenlosen Ausleseprozess: Wer nicht den neuen Kriterien der selbsterklärten Leistungsgesellschaft entspricht, wird in das Heer der Arbeitslosen ausgestoßen. Weil die Entwicklung mit steigender Geschwindigkeit abläuft, enden letztlich immer größere Teile der Bevölkerung in einem wenig lebenswerten Zustand. Es verwundert deshalb wenig, dass eine Studie des Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Erler zu dem Schluss kam, dass die Armut "nach oben hin in die Mittelschicht hinein ausfranst". Es müsse davon ausgegangen werden, dass sich etwa zwei Drittel der Bevölkerung mindestens einmal im Leben in einer sozialen Lage wiederfinden, die als arm bezeichnet werden könne. Weil Unruhen die Rendite gefährden würden und das System möglichst lange Laufen soll, muss der Sozialetat ausgeweitet werden, um die Ausgestoßenen vorerst vor dem ansonsten sicheren Ende zu bewahren. Mit richtiger Sozialpartnerschaft, also Hilfen für unschuldig in Not Geratene, hat dies allerdings wenig zu tun, sondern letztlich wird durch solche Maßnahmen, wie wir noch sehen werden, nur an Symptomen herumgedoktert, nicht jedoch die Ursache davon beseitigt. Die Sozialausgaben im Staatshaushalt steigerten sich dabei seit 1960 um mehr als 1800%. Jede dritte Mark muss inzwischen für die Sozialleistungen ausgegeben werden. Diese Lasten werden wiederum von denen eingefordert, welche noch im System integriert sind, womit deren Kaufkraft deutlich gesenkt wird.



      Abb. 1: Zahl der Sozialhilfeempfänger und Höhe der Sozialaufwendungen in Deutschland

      Neben finanziellen Zuwendungen für die Ausgegliederten gewährt unser System der Bevölkerung parallel zum steigenden Erwerbsdruck in der Wirtschaft immer mehr Unterhaltung. Durch diese Ablenkung können Ablehnungserscheinungen gegen das System wenigstens eine Zeit lang wirksam unterbunden werden. Die Zahl der Fernsehübertragungen etwa von Sportveranstaltungen nehmen dabei seit Jahren in drastischem Umfang zu. Daneben kommt es zu einer Verrohung der Sitten, was sich in der Erwartung des Publikums an die Fernsehanstalten zeigt, mehr Sex- und Gewaltfilme zu senden.

      Dabei ähnelt unsere Gesellschaftsentwicklung in gewisser Weise der des antiken Roms vor dem Zerfall: Als die Eroberungen nicht mehr ausreichten, um den Kapitalhunger des Zentrums zu stillen und damit in einem ähnlichen Prozess wie heute immer größere Teile der Bevölkerung aus dem System ausgestoßen wurden, versuchten die Machthaber, Unruhen durch Brot und Spiele, also Verteilen von Getreide und Gladiatorenspiele, zu verhindern. Der Professor für politische Ökonomie, Ruhland wies bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts darauf hin, dass alle Hochkulturen durch denselben Prozess zugrunde gingen: zuerst Kapitalexpansion und schnelle Steigerung der Produktivität, dann Niedergang durch ungerechte Vermögensverschiebung, entstehende Armut und folgenden kulturellen Verfall. Auch unserem System prophezeite er, dass nach einer langen Zeit der Krisen und Kriege der Zusammenbruch erfolgen werde. Damit decken sich seine Erkenntnisse mit denen des Begründers der Massenpsychologie, Le Bon, der vor über 100 Jahren die Entwicklung der Kulturen erforschte. Er stellte dabei fest, dass schnell steigende Abgaben des Staates das frei verfügbare Einkommen der Bevölkerung reduzieren. Damit sinke die Eigeninitiative des Einzelnen, was der Staat durch vermehrten gesetzlichen Zwang und weitere Abgaben auszugleichen versuche. In diesem Prozess verlieren die Menschen die Fähigkeit eigenständig zu handeln. Die Grundlage jeder Gemeinschaft, das Individuum, wird damit zerstört und der Staat muss früher oder später zerfallen. Deutlich wird, dass eine unbegrenzte Steigerung der Produktivität durchaus als Indiz für eine ungesunde Entwicklung gesehen werden kann. Doch bestätigt diese Annahme auch der Vergleich mit natürlichen Ordnungen: Nachdenklich macht vor allem der Vergleich eines Wachstumsprozesses in der Natur mit der scheinbar grenzenlosen Entwicklung unseres Wirtschaftssystems:



      Abb. 2: Beschleunigtes Zinswachstum und natürliches Wachstum

      Ein Lebewesen beispielsweise wächst am Anfang sehr schnell, wobei die Geschwindigkeit des Zuwachses mit zunehmender Zeit kleiner wird und das Wachstum beim Erreichen einer optimalen Größe ganz aufhört. Alle Systeme, welche in der Natur zu beschleunigtem Wachstum neigen, zerstören sich am Ende selbst: So vermehren sich etwa Tumorzellen mit zunehmender Zeit immer schneller im Körper des Menschen und verdrängen gesundes Gewebe, bis der Mensch mit dem Tumor zugrunde geht. Ordnungen, die nicht zu einem stabilen Zustand tendieren, sind damit im realen Raum zum Zusammenbruch verurteilt, da es in einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum geben kann. Mathematisch lässt sich auch zeigen, daß ein exponentielles, also beschleunigtes Zinswachstum am Ende alle anderen Entwicklungsarten überholt. Auch kleine Zuwachsraten wirken sich letzlich massiv aus. Da unsere Ökonomie auf Wachstum basiert, muss es einen Fehler-Faktor geben, der zu einer beschleunigten Entwicklung zwingt.

      "Exponentielles Wachstum ist trügerisch, weil schon bei relativ geringen Wachstumsraten in kurzer Zeit astronomische Zahlen erreicht werden."

      Dennis Meadows, Die Grenzen des Wachstums

      Die Ursache der Entwicklung - das explodierende Kapitalsystem

      Die Grundlage unseres Wirtschaftssystems stellt das Geld als Tauschmittel dar. Es ist deshalb sinnvoll, den Störfaktor in diesem Bereich zu suchen. Geld wird heute jedoch nur dann weiterverliehen oder investiert, wenn ein ausreichend hoher Zins bezahlt wird. Anhand einer einfachen Rechnung läßt sich jedoch zeigen, daß dieses Zinssystem mit zunehmender Zeit immer schneller ablaufen und damit instabiler werden und letztlich zerbrechen muss: Hätte jemand beispielsweise im Jahre 1 nur 1 Pfennig zu 5% Zins angelegt (bzw. 1 Pf. Schulden gemacht), würde diese Anlage im Jahre 1466 den Wert einer Erdkugel aus Gold und im Jahr 1990 bereits den Gegenwert von 134 Mrd. Erdkugeln aus Gold erlangt haben (Abb. 2). Heute wären daraus schon unvorstellbare 200 Milliarden Erdkugeln aus Gold entstanden. An dieser Entwicklung ändert auch die Inflation wenig, da eine erhöhte Preissteigerungsrate nur den Zins erhöht und damit die Entwicklung beschleunigt.



      Abb. 3: Entwicklung einer Geldanlage von 1Pf durch 5% Zinseszins

      Eine ähnliche Rechnung brachte der Investmentexperte Marc Faber, als er betonte, dass noch keine einzige wachsende Geldanlage je langfristig funktioniert hätte. Er nahm an, dass ein Dollar im Jahre 1000 zu 5% Zins angelegt worden wäre und kam zum Ergebnis, dass allein die Zinsgewinne dieses Vermögens heute das gesamte Bruttosozialprodukt der Welt um das vier Millionen fache übertreffen würde! An diesen Beispielen wird deutlich, dass ein auf Zins aufgebautes System immer nur wenige Jahrzehnte funktionieren kann, bis es von neuem zusammenbricht. Da das Zinssystem nur begrenzte Zeit funktioniert, stellt es ein System mit Verfallsdatum dar. Um diesen Ruin so weit wie möglich hinauszuschieben gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich die gesamte Wirtschaft zu ständigem Wachstum anzutreiben, um die zur Verzinsung des Kapitals nötigen, anwachsenden Mittel erwirtschaften zu können. Den Zinsgewinnen auf der einen, stehen aber auch Zinslasten auf der anderen Seite gegenüber. Aus diesem Grund explodieren in jeder Zinswirtschaft sowohl die Geldvermögen als auch die Schulden. Was jemand als Zinsgewinn für sein Vermögen verbuchen kann, muss automatisch ein anderer als Kredit nachfragen. (Abb. 4). Dabei sind die gesamten Geldvermögen und die gesamten Verbindlichkeiten des finanziellen Sektors (Staat, Unternehmen, private Haushalte und Banken) von 1995 bis 1999 inzwischen von über 15 Bio. DM auf etwa 22 000 Mrd. DM explodiert. Es verwundert deshalb wenig, daß bei diesem Wachstumszwang jede soziale Verantwortung zum Scheitern verurteilt ist, wenn nur noch die Erwirtschaftung einer immer größeren Rendite zum Zielobjekt wird.



      Abb. 4: Entwicklung der gesamten Geldvermögen/gesamte Schulden finanzieller Sektor

      Ein großer Irrtum ist es in diesem Zusammenhang, nur die Staatsverschuldung zu betrachten und nicht die Gesamtverschuldung (Schulden von Staat, Unternehmen und Privathaushalten). Dabei wird meist der Fehler gemacht, den geplanten Staats-Schuldenabbau von einzelnen Ländern, wie den USA, oder "Sparpakete" in der Politik mit einer Problemlösung gleichzusetzen. Es wird vernachlässigt, das ein Sektor, wie der Staat, seine Verpflichtungen nur dann abbauen kann, wenn ein anderer Bereich, wie die Unternehmen oder die Privathaushalte, entsprechend mehr Kredite nachfragen. Dies liegt daran, dass die Geldvermögen und damit die Gesamtschulden jedes Jahr um den Zinssatz wachsen müssen und jeder Mark Vermögen eine Mark Kredit entgegenstehen muss. Deshalb explodiert die Gesamtverschuldung der USA wie in jedem Land in gefährlich erscheinender Weise. Ein Abbau der Verschuldung wäre nur dann möglich, wenn auch die entsprechenden Geldvermögen in der gleichen Höhe reduziert würden, was jedoch in einem Zinssystem, in welchem die Vermögen um den Zinssatz jedes Jahr wachsen unmöglich ist. Ein Schuldenabbau wäre also nur bei einer Änderung unseres Kapitalsystems möglich.

      "Alle Menschen zerfallen, wie zu allen Zeiten so auch jetzt noch, in Sklaven und Freie; denn wer von seinem Tage nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sklave, er sei übrigens wer er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter."

      Friedrich Nietzsche

      Die Chancengleichheit verschwindet

      Was in diesem Zusammenhang häufig vergessen wird, ist der Effekt der Vermögensanreicherung im Zinssystem, die alleine schon jede Chancengleichheit im Keim erstickt: Mit der Ausweitung der Geldvermögen werden diese automatisch in immer weniger Händen konzentriert. Wer viel Geld besitzt, kann dieses verzinst anlegen und am Jahresende noch mehr Zinsen verbuchen und wieder renditeträchtig anlegen. So wächst sein Vermögen nach der Zinseszinsrechnung immer schneller an, ohne dass damit ein größerer Leistungsaufwand für ihn verbunden wäre. mehr und mehr Kapital kommt aus diesem Grund immer dort zusammen, wo schon viel vorhanden ist. Auf der anderen Seite fehlt das Geld genau da, wo es gebraucht würde: Es fehlt Geld für Arbeitsplätze, Kultur oder für den Umweltschutz. Da dieser Umverteilungsmechanismus unabhängig von der Leistung des Einzelnen abläuft und die Verteilung von Möglichkeiten mit dem Geldbesitz in enger Verbindung steht, gewinnt eine Minderheit an Chancen, während die Mehrheit diese einbüßt. Da Geld heute wie eh und je Macht bedeutet, entsteht mit der Vermögenskonzentration zunehmend auch ein Gewaltenmonopol. In einer UNO-Studie wurde 1996 bekannt gegeben, dass weltweit die 358 reichsten Milliardäre fast die Hälfte des Welteinkommens besitzen. Würde man statt des Einkommens das Vermögen berücksichtigen, wäre der Gegensatz noch viel größer. Nicht nur weltweit, sondern auch innerhalb der reichen Nationen vollzieht sich eine große Verschiebung von Kapital in immer weniger Hände. Das Ergebnis dieser Umverteilung zeigt sich in der Vermögensverteilung der Bevölkerung: Im Jahr 1996 veröffentlichte die CDA (Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft - eine CDU Organisation), dass sich 80% des Produktivvermögens in Deutschland in den Händen von nur 3% der Bevölkerung befinde. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) berichtete 1997, dass sich ein Drittel des Nettogeldvermögens auf nur 6% der Haushalte konzentriert. Allerdings wurden bei der statistischen Erhebung gerade die reichen Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 35.000 DM und mehr nicht erfaßt. Jedoch soll sich nach einer überschlägigen Rechnung 40% des Geldvermögens gerade in der oberen Bevölkerungsschicht befinden, weshalb diese Analyse der Vermögensverteilung noch als sehr optimistisch gelten kann. Auch in den USA geht es den meisten Amerikanern heute schlechter als vor 25 Jahren, weil der gesamte Vermögenszuwachs nur denjenigen zugute kam, welche schon vorher im Überfluß lebten. Es kommt damit zu einer Aufspaltung der Gesellschaft in wenige Reiche, denen alle Chancen offenstehen, und viele Arme, denen zunehmend die Möglichkeiten einer eigenständigen Entwicklung genommen werden. Als langfristig arm kann in diesem Zusammenhang jeder gelten, der weniger Zinserträge bekommt, als er jährlich indirekt bezahlen muss.

      "In seiner majestätischen Gleichheit verbietet das Gesetz den Reichen wie den Armen, unter Brücken zu schlafen, in den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen."

      Anatole France, franz. Schriftsteller und Nobelpreisträger

      Umverteilung von unten nach oben

      Kaum bekannt ist in diesem Zusammenhang, dass die meisten Bürger wesentlich mehr Zins zahlen, als sie bekommen. Da ist einmal die Staatsverschuldung, für die jeder in Form von Steuern Zins erwirtschaften muss. Dabei müssen sich die öffentlichen Haushalte immer weiter verschulden, allein weil die Schulden nicht mehr getilgt, sondern nur die Zinsen durch Neuverschuldung bezahlt werden können. Auch muß der Staat um eine Rezession zu vermeiden in regelmäßigen Zeitabschnitten wieder Konjunkturimpulse durch Verschuldung setzen. Doch macht die Staatsverschuldung nur etwa ein Viertel der volkswirtschaftlich bedeutsamen Gesamtverschuldung aus, womit ein Abbau der Verbindlichkeiten in diesem Sektor keine Besserung der Lage bringt, wenn sich dann wie in den USA die Unternehmen umso höher verschulden müssen. Die Verschuldung der Wirtschaft belastet ebenfalls die ganze Bevölkerung, weil die Zinslasten in Form erhöhter Preise an den Verbraucher weitergegeben werden, der die entsprechenden Kapitalkosten zu tragen hat. Auch die Wirtschaft ist im Zinssystem zur weiteren Kreditaufnahme gezwungen, weil ein zunehmender Wettbewerb im gesättigten Markt zu teuren Modernisierungen zwingt, um überhaupt noch in der Wirtschaft bestehen zu können. Eine indirekte Zinslast auf unverschuldetes Sachkapital kommt diesen Faktoren noch hinzu. Das bedeutet, daß ein Investor, der beispielsweise in eine Wohnanlage investiert, mindestens so hohe Mieterträge erwartet, wie die Verzinsung des Kapitals auf dem Geldmarkt einbringen würde. Durch diesen Effekt bestehen heute beispielsweise die Wohungsmieten zu 70 - 80% nur aus Zinskosten. Jetzt stellt sich die Frage, welche Zinslast jeder Bürger pro Jahr zu tragen hat. Die meisten Menschen denken, dass nur derjenige Zinsen zu zahlen hätte, welcher persönlich verschuldet ist. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit: Indirekt müssen wir auch für die Schulden der Gemeinschaft und der Unternehmen aufkommen. Bei einer Gesamtverschuldung der nichtfinanziellen Sektoren (ohne Bankenbereich) von 11000 Mrd. DM kommt man pro Jahr auf Zinslasten von über 1200 Mrd. DM. Pro Privat-Haushalt sind das für das Jahr 20000 fast 35.000 DM. Jeder Haushalt muss also im Jahr auf 35.000 DM Einkommen verzichten, um die Zinsansprüche des Kapitals sicherzustellen. Dabei wird schnell klar, dass derjenige, welcher mehr als 35.000 DM im Jahr Zinsgewinn hat, mit dem jetzigen System Erträge erwirtschaftet. Alle anderen müssen für diese Gewinne arbeiten und selbst auf Einkommen verzichten. Je mehr Zeit vergeht, umso schneller wächst dieser Kapitalstrom von arm zu reich. Im Jahr 2010 wird die Zinslast pro Haushalt, bei fortgesetzter Entwicklung, bereits über 77.000 DM betragen. Es wird deutlich, daß der zu zahlende Schuldendienst schnell nicht mehr tragbare Ausmaße annehmen muss. Deshalb verwundert es wenig, wenn das Kapital zunehmend die Vorherrschaft über alle anderen Produktionsfaktoren gewinnt.

      "Der Wucherer ist mit vollstem Recht verhaßt, weil das Geld hier selbst die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward. Denn für den Warenaustausch entstand es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. ... Der Zins aber ist Geld von Geld, so daß er von allen Erwerbszweigen der naturwidrigste ist."

      Aristoteles, griech. Philosoph

      Das Kapital verdrängt den Wert der Arbeit

      Dies zeigt sich insbesondere in der Entwicklung der Löhne und Gehälter im Vergleich zu den privaten Geldvermögen (Abb. 5). Während das Geldvermögen exponentiell anwächst, sinken die Nettolöhne seit einigen Jahren. Auch die Differenz zwischen Brutto- und Nettolohn wird immer größer, da Steuer- und Abgabenbelastungen des überschuldeten Staates für die Arbeitnehmer drückender werden. Die privaten Geldvermögen haben sich dabei seit 1995 bis 1999 von 4600 Mrd. DM auf über 6000 Mrd. DM erhöht, während die Nettolöhne kaum eine Steigerung erfahren haben. Wie sehr sich bereits die Entwicklung verselbständigt hat, zeigt die Tatsache, dass der Zuwachs an neuem Geldvermögen zum größten Teil nur aus wiederangelegten Zinsen stammt.



      Abb. 5: Entwicklung der Löhne im Vergleich zur privaten Geldvermögenszunahme

      Während der normale Erwerbstätige nur dann Vermögen bilden kann, wenn er einen Teil seines Arbeitslohnes spart, hat sich der Großteil des Geldvermögens in so wenigen Händen konzentriert, dass der jährliche Zinsgewinn nicht mehr verkonsumiert werden kann und automatisch wieder angelegt wird. Zunehmend erlangt man so mehr Reichtum nicht mehr durch Arbeit, sondern durch leistungslose Geldanlageformen vergrößert. Während 1970 noch zwei Drittel des Geldvermögenszuwachses wirklich aus Arbeitseinkommen angespart wurde, war es 1993 nicht einmal mehr ein Sechstel. Nach Angaben der Bundesbank stammten schon 1998 mehr als 80% des Geldvermögenszuwachses nur aus Zinsgewinnen. Die Verschiebung des Geldes von der Arbeit zum Besitz zeigt sich auch am verfügbaren Einkommen der Haushalte (Abb. 6). Seit 1970 ist ein stetig abnehmender Anteil der Nettolöhne am verfügbaren Einkommen der Haushalte erkennbar. Gleichzeitig steigt fast in gleichem Ausmaß der Anteil der Gewinne aus Geldvermögen und Unternehmen an.



      Abb. 6: Anteil der Nettolöhne am verfügbaren Einkommen der Haushalte

      In gleichem Maße wie die Arbeit an Bedeutung und Ansehen verliert, konzentriert sich das Vermögen bei wenigen großen Institutionen, welche durch die Kapitalmacht die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen weltweit zu ihren Gunsten beeinflussen können. Dieser Effekt führt zu weiterem Druck auf Unternehmen und Beschäftigte und wird allgemein als "Globalisierung" bezeichnet.

      "Die Ängste der Menschen vor einer unüberschaubaren Welt, vor Mächtigen, die weder wählbar, noch abwählbar sind, vor anonymen Strukturen, müssen wir ernst nehmen. ... Es sollte nie vergessen werden, daß Freiheit sich nicht von selbst versteht, daß sie ersehnt, erkämpft und verteidigt werden muß".

      Bundespräsident Rau zur Globalisierung

      Globalisierung

      Globalisierung heißt, dass sich das Geldkapital in kurzer Zeit von einem Ort zum anderen bewegen kann, um dort mehr Zinserträge zu erwirtschaften. Da jedoch Produktion und Arbeitnehmer nicht so mobil sind, wird sich zwangsläufig die Vorherrschaft der Kapitalbesitzer über Arbeit und Produktion verschärfen. Die Unternehmen sind dann immer mehr dazu gezwungen, mit dem Kapitalmarkt zu konkurrieren. Erbringt ein Betrieb nicht mehr die Mindestrendite auf dem Geldmarkt, wird er wegen "Unrentabilität" geschlossen - Arbeitslosigkeit für die Betroffenen ist die Folge. So wurde etwa beim Daimler-Benz Konzern bereits 1996 die Anweisung erlassen, dass alle Sparten des Konzerns eine Mindestrendite von 12% erwirtschaften müssen, anderenfalls würden sie abgestoßen. 12% Rendite bedeuten eine Verdopplung der Produktivität alle sechs Jahre - der Druck auf Angestellte und Arbeiter steigt damit ständig. Wie die globalen Großanleger den Vorrang vor der Sicherung von Arbeitsplätzen bekommen, zeigt folgendes Beispiel: Der Nahrungs- und Waschmittelkonzern Unilever kündigte wegen der Globalisierung an, in den nächsten Jahren weltweit 100 Fabriken und 25.000 Arbeitsplätze abzubauen. Die Maßnahme wurde indirekt damit begründet, dass der Nettogewinn zurückgegangen wäre, wegen der Ausschüttung einer Superdividende im Sommer vergangenen Jahres. Mit der Globalisierung müssen nun weltweit die Unternehmen in erster Linie mit dem mächtiger werdenden Kapitalmarkt konkurrieren - ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb entsteht, die Anforderungen werden in immer größere Höhen geschraubt, Löhne nach unten gedrückt, und immer mehr Menschen müssen infolgedessen auf der Strecke bleiben. Gleichzeitig kommt es zu einer beschleunigten Konzentrationswelle in der Wirtschaft. Das Transaktionsvolumen der weltweiten Unternehmensfusionen stieg 1997 im Vergleich zum Vorjahr, um 48% auf 1630 Mrd. US-Dollar. 1999 waren es bereits annähernd 3000 Mrd. Dollar. Durch die größere Kapitalbasis können Großkonzerne kleine Betriebe in einem ruinösen Wettbewerb in die Enge treiben. Mittelständische Unternehmen, welche den Großteil der Arbeitsplätze stellen, müssen bei steigenden Zinslasten aufgeben und ihren Marktanteil an einen Großkonzern abgeben, der damit seine Monopolstellung ausweitet. Bei der Übernahme wird der Betrieb zuerst durch Entlassungen "saniert" - Arbeitslosigkeit ist die Folge. Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, wies darauf hin, dass Fusionen oftmals nur deshalb stattfinden, damit sich der Konzern von bestimmten Sparten trennen kann. Ein oberstes Ziel der Firmenübernahmen stellt also schon von vornherein die Reduzierung des Personalbestandes dar. Zusätzlich kommt es zu einem Preisdruck auf andere Kleinunternehmer, die mit dem entstandenen Giganten konkurrieren müssen. So schrumpfen beispielsweise die Gewinnspannen im Einzelhandel immer weiter. Große Ketten, welche vorher die kleinen Tante-Emma Läden ruinierten, werden nun selbst von Großkonzernen unter Druck gesetzt. Dies wirkt sich wieder auf die Hersteller, vor allem die Landwirte aus, die den Preisdruck auffangen müssen und dabei oft zugrunde gehen. Die Großkonzerne befinden sich wiederum in der Hand von Banken, bei denen sich die Kapitalkonzentration weiter fortsetzt. Es beginnt ein Verdrängungswettlauf um die weltweite Monopolstellung. Damit erhöht sich die Abhängigkeit der Unternehmen von wenigen Großbanken weiter. Wie gewaltig die Macht der Banken ist, wird beispielsweise an der Versechsfachung der Gewinne im Jahr 1998 deutlich. Auch die freie Meinungsbildung kommt bei diesem Prozess in ernste Gefahr, wie die Fusion des US-Konzerns Time Warner mit dem Internetanbieter AOL zum größten Medienkonzern der Welt am Anfang des Jahres 2000 zeigte. Durch steigende Arbeitslosigkeit kann dann der Druck auf die Angestellten und Arbeiter fast beliebig ausgeweitet werden, muss doch jeder ständig befürchten, bald selbst zu den Erwerbslosen zu gehören. Dabei gehen auch die Grundrechte, beispielsweise der Meinungsfreiheit, verloren: Nach einer Studie aus dem Jahr 1997 rechneten 85% der Mitarbeiter mit Nachteilen, falls sie im Betrieb offen ihre Meinung äußern würden. Jeder muss froh sein, überhaupt noch einen Arbeitsplatz zu besitzen, auch wenn er noch so schlecht bezahlt wird. So will beispielsweise die Siemens AG einen Teil der Beschäftigten tariflich ausgliedern, wobei man vorhat, den Lohn um 20% zu senken und gleichzeitig die Wochenarbeitszeit um 2 Stunden zu erhöhen. Durch diesen Prozess sollen sich die Lebensumstände der arbeitenden Bevölkerung in Zukunft drastisch ändern. Es wird kaum noch Jobs geben, die jemand auf Dauer ausüben kann. Durch zunehmenden Druck, Kürzung von Sozialhilfe und Entlassungen werden die Menschen dazu gezwungen sein, Zweit- und Drittberufe zu ergreifen. Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung wird dabei ganz an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Aus diesem Grund mahnte der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation ILO an, klarzumachen, dass die Globalisierung nicht unumkehrbar sei, wie dies behauptet werde und die Entwicklung durch finanzpolitische Maßnahmen durchaus beeinflusst werden könne. Doch fordert die Vorherrschaft des Kapitals nicht nur von den Menschen immer größere Opfer, sondern auch die Umwelt wird zerstört und letztlich gerät das System durch diesen Prozess selbst in Gefahr.

      "Der riesige Schuldenberg hat eine fatale Konsequenz: Rasant wachsende Zinsverpflichtungen des Staates müssen aus ständig steigenden Steuereinnahmen bedient werden. Dies ist ein Hauptgrund für den ökologisch schädlichen Wachstumszwang!"

      Der Spiegel, 2.11.1998

      Wirtschaftswachstumszwang

      Viele stellen sich die Frage, warum die Wirtschaft überhaupt immerzu wachsen müsse, wo doch in der realen Welt nichts unbegrenzt größer werden kann, ohne letztlich zugrunde zu gehen. Nicht umsonst heißt es im Sprichwort: Kein Baum wächst in den Himmel! Weil jedoch die Kaufkraft der Bevölkerung begrenzt ist, muss durch immer aggressivere Werbung, schnell wechselnde Modeerscheinungen und Wegwerfprodukte ständig neues, künstliches Verlangen nach dem immer größer werdenden Produktionsberg geschaffen werden. So verzehnfachte sich die Anzahl der Werbespots im Fernsehen von 1986 bin 1997. Reichte vor 15 Jahren noch ein Auto pro Familie, kommt heute bereits das Dritt- oder Viertauto ins Gespräch. Wie fatal sich ein exponentielles Wachstum auf die Umwelt auswirkt, zeigt folgende Überlegung: Grob geschätzt reichen die vermuteten fossilen Energieträger beim heutigen Verbrauch noch 1000 Jahre. Bei nur 5% Steigerung des Verbrauchs jährlich, wären die Vorräte bereits nach 81 Jahren aufgebraucht. Unsere Wirtschaft muss deswegen wachsen, weil der Anteil des Vermögens, den die breite Bevölkerung an der Wertschöpfung hat, immer mehr zugunsten der Kapitalverzinsung zurückgedrängt wird. Die Unternehmen sind durch die explodierende Verschuldung dazu gezwungen, neben den Einsparungen auf dem Personal- und Umweltsektor die Produktionskapazität weiter zu steigern, um die Zinslast zahlen zu können. Bei einer Verzinsung von beispielsweise zehn Prozent, verdoppelt sich das zu bedienende Kapital alle sieben Jahre, bei sieben Prozent alle zehn Jahre. Am Anfang einer Volkswirtschaft, meist nach einem Krieg, ist der zu verzinsende Kapitalanteil noch klein und kann von den Unternehmen leicht durch ein kräftiges Wirtschaftswachstum bezahlt werden. Weil die Zinskosten exponentiell, also mit zunehmender Geschwindigkeit wachsen, kommen die Firmen mit laufender Zeit in Zahlungsprobleme, da im Gegenzug der Markt gesättigt und damit der Wettbewerb der Marktteilnehmer untereinander zunimmt. Das Einzelunternehmen kann deshalb den Gewinn nicht über höhere Preise steigern. Die einzige Möglichkeit, die ausufernden Kapitalkosten bedienen zu können, besteht darin, den Produktausstoß jährlich zu erhöhen. Diese Produktionserhöhung führt selbstverständlich zu einem wachsenden Energie- und Rohstoffverbrauch und einer Steigerung der Müllmenge.Volkswirtschaftlich lässt sich dieser Zusammenhang anhand einer Modellrechnung erklären: Der Zinsanteil an der Volkswirtschaft steigert sich durch den exponentiellen Zinseszinsprozess ständig, womit der Anteil, der den Produktivkräften (Arbeiter und Unternehmer) zufällt, immer kleiner werden muss. Die arbeitende Bevölkerung würde ohne Wirtschaftswachstum innerhalb kurzer Zeit verarmen. Deshalb sind die Entscheidungsträger in Politik und Ökonomie bemüht, die Wirtschaftsleistung weitestnöglich zu steigern, um ein schnelles Absacken des Lebensstandards der breiten Bevölkerung zu verhindern und um den steigenden Anteil der Kapitalverzinsung in der Volkswirtschaft bezahlen zu können. Es ist das gleiche, wie wenn ein Krebskranker sein Körperwachstum immer mehr steigern würde, damit der Anteil des wachsenden Tumors am Gesamtgewicht des Körpers konstant bliebe. Sobald sein Wachstum auch nur etwas langsamer oder aufhören würde, hätte das zur Folge, dass der Anteil der Tumorzellen letztlich die Überhand bekäme und das Ende nur noch eine Frage der Zeit wäre. Ohne Wirtschaftswachstum (Abb. 7) würde der Arbeitsertrag ständig kleiner werden und die Kapitalertragskurve (Wachstum Zinslast real sieben Prozent) bereits nach 34 Jahren sich mit der 0% Wachstumskurve schneiden, d.h. die gesamte Wertschöpfung müßte als Kapitalverzinsung aufgewandt werden. Das Wirtschaftssystem bräche spätestens dann zusammen. Lineares Wachstum bedeutet, dass die Volkswirtschaft jährlich um den gleichen Betrag zunimmt, während beim Zinseszinswachstum (exponentielles Wachstum) die dazukommenden Beträge jedes Jahr um den Zins größer werden.



      Abb. 7: Entwicklung der Kapitalverzinsung

      Mit einem linearen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um real das 2,5 fache in 30 Jahren (wie in Deutschland seit 1960) steigt der Arbeitsertrag sogar 35 Jahre lang, erst dann holt die Zinskurve immer mehr auf, und nach 50 Jahren beansprucht die Kapitalverzinsung den größten Teil der Wirtschaftsleistung. Das trügerische am Zinssystem mit Wirtschaftswachstum ist, dass anfangs die lineare Steigerung des Bruttosozialproduktes größer ist als das exponentielle Kapitalwachstum (Wirtschaftswunder) - vorübergehend steigende Arbeitserträge sind die Folge, und die meisten denken, das Wirtschaftssystem sei in Ordnung. Jedoch steigert sich der Kapitalverzinsungsanteil immer schneller, und die Arbeitserträge sinken entsprechend. Trotzdem durchschauen die meisten Menschen bis zuletzt nicht den Wirkungsmechanismus und schwärmen von "den goldenen Sechzigern". Am Ende steht der (durch Wachstum verzögerte) Wirtschaftszusammenbruch begleitet von ökologischen Problemen. Bei einem reinen Zinssystem ohne Wirtschaftswachstum würde der Arbeitsertrag permanent kleiner werden - jeder könnte schnell erkennen, daß das System fehlerhaft ist. Dass sich inzwischen die Situation der Wirtschaft trotz kräftigem Wirtschaftswachstum kaum verbessert, wird daran deutlich, daß die 500 größten Unternehmen in Deutschland ihren Umsatz im Jahr 1999 um 9,5 Prozent, die größten 100 Betriebe sogar um 13,8 Prozent steigern konnten. Trotz dieses deutlichen Umsatzzuwachses ging der Gewinn pro Unternehmen um fast 18 Mio. DM zurück. Die Kapitalkosten sind inzwischen so hoch, daß auch ein starkes Wachstum die explodierenden Kosten nicht auszugleichen vermag.

      "Blinde Gewinnmaximierung und kurzfristige Gewinnmitnahmen um jeden Preis haben in einigen Bereichen ein Feuer entfacht, dessen Größenordnungen noch gar nicht absehbar erscheinen. Wird das Geld nicht mehr verstanden als Mittel zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele, sondern selbst zum eigentlichen Ziel, wird eine Ökonomisierung der Welt losgetreten, der Gesellschaft und Politik kaum mehr etwas entgegenzusetzen hat".

      Weihbischof Reinhard Marx

      Der drohende Zusammenbruch: Börsencrash

      Mit der Modellrechnung aus Abb. 7 läßt sich auch sehr gut zeigen, warum und wie unser Zinswachstumssystem zusammenbrechen wird: Weil die Kapitalkosten für die Wirtschaft trotz Produktionszuwachs verglichen mit der Wertschöpfung immer größer werden, müssen die erzielbaren Erträge aus den Unternehmen allein wegen der Marktsättigung und zunehmenden Konkurrenzdruck kleiner werden. Die Rendite aus den Unternehmen sinkt deshalb seit 1990 um jährlich 1,3%. Bei sinkenden Zinsgewinnen lohnt es sich für das Kapital immer weniger, sich in der realen Wirtschaft investieren. Im Gegensatz zur realen Wirtschaft bietet allerdings der spekulative Sektor an den Börsen noch Gewinnpotential, weshalb es zu einem Börsenboom kommt (Abb. 8)



      Abb. 8 Dow Jones Aktienindex

      Weil durch weiter zufließendes Kapital die Kurse in ungeahnte Höhen getrieben werden und damit die reale Bewertung solcher Entwicklungen kleiner werden muss, kommt es früher oder später zum Börsencrash, wie die Beispiele der letzten Krisen von 1873 und 1929 eindrucksvoll zeigten. Durch einen zwangsläufigen Crash kommt entsteht zwangsläufig eine fatale deflationäre Abwärtsspirale.

      "Wir waren ganz, ganz dicht an einer Kernschmelze des internationalen Bankensystems. Es war wirklich furchterregend. Die Russen wurden zahlungsunfähig, und der Hedge Fonds Long-Term Capital Management ging fast unter. Wenn die New Yorker Zentralbank nicht eingegriffen hätte, wären Kreditrisiken entstanden, auf die niemand vorbereitet war."

      George Soros, Multispekulant zur Krise 1998

      Die deflationäre Abwärtsspirale - verlorene Gerechtigkeit

      Im Börsencrash entsteht eine große Unsicherheit auf dem Markt, weshalb niemand mehr bereit ist, Geld irgendwo zu investieren. Das Geld zieht sich deshalb aus der Wirtschaft zurück und wartet auf bessere Anlagemöglichkeiten. Durch einen Rückzug von Geld aus der Wirtschaft verfallen die Preise, weil das Gleichgewicht zwischen umlaufender Geldmenge und Warenangebot gestört ist. Sinkende Preise wiederum führen zu einer zurückhaltenden Kaufhaltung der Verbraucher, weil jeder geplante Käufe in Erwartung weiter sinkender Preise auf die Zukunft verschiebt. Dadurch kommen die Unternehmen in Schwierigkeiten, da der Umsatz einbricht. Diese sind deshalb dazu gezwungen, entweder Bankrott anzumelden oder Arbeitskräfte zu entlassen. Weil der Absatz stockt, müssen die Betriebe die Preise senken, was der Entwicklung weiteren Schub verleiht. Die entstehende Massenarbeitslosigkeit reduziert die Kaufkraft der Bevölkerung, weshalb der Unternehmensabsatz weiter einbricht. Gleichzeitig werden in einer Deflation die Schulden aufgewertet, weil der reale Kaufwert des Geldes durch sinkende Preise steigt. Viele Schuldner sind in dieser Lage nicht mehr dazu imstande, die Kredite zu bedienen. Die Banken greifen deshalb zum Mittel der Zwangsversteigerung, was die Realgüterpreise weiter stark unter Druck setzt. Dem verschuldeten Häuslebauer kann es dann leicht passieren, dass sein Haus zwangsversteigert wird, die Verkaufsumme jedoch nicht den Kredit abdeckt, weshalb er ohne Haus aber weiterhin mit Schulden auf der Straße steht. Auf der anderen Seiten haben diejenigen, welche schon vor dem Crash über viel Kapital verfügten nun die besten Bedingungen, da sie mit zunehmender Zeit immer mehr mit ihrem Geld kaufen können. Während der Faktor Arbeit nun vollkommen unattraktiv geworden ist, hat das Kapital die Vorherrschaft über alle anderen Werte erreicht. In einer solchen Situation entstehen leicht radikale Strömungen, welche in einem Krieg oder Bürgerkrieg enden können. Daß es dazu nicht kommen muss, zeigt eine lange zinsfreie Periode in unserer Geschichte: das Hochmittelalter.

      "Im Mittelalter hatten die Menschen mehr Freizeit als heute. Im Schnitt hatte jedes Jahr 115 arbeitsfreie Feiertage"

      Süddeutsche Zeitung, 6.4.1999

      Das goldene Mittelalter

      In der Zeit von 1150 bis 1450 gab es in Mitteleuropa eine krisenfreie Zeit, welche durch eine geniale zinsfreie Währung erreicht wurde: Um 1150 begann Erzbischof Wichmann (1110-1192) aus Magdeburg damit, Münzen herauszugeben, welche zweimal im Jahr zum Umtausch aufgerufen wurden. Ziel war es, die Steuern einfach und regelmäßig einzutreiben. Dabei wurden 12 alte Pfennige gegen 9 neue ausgetauscht, die Differenz war Steuer. Anders als heute, mußte damals gerade das Kapital Abgaben entrichten, während die Arbeit davon befreit war. Um die Münzen schnell und ohne viel Aufwand wieder einschmelzen und umprägen zu können, waren sie nur einseitig geprägt und aus dünnem Blech, daher ihr Name "Brakteaten" (bractes = dünnes Blech). Bald schon breitete sich diese Methode über das ganze Land aus. Das führte dazu, daß sich Geldhortung nicht mehr lohnte. Um dem nächsten Umtausch zu entgehen, wurde Geld zinslos weiterverliehen, da nur der Besitzer der Münzen die Umtauschgebühr zahlen mußte. Damit war Geld wieder reines Tauschmittel, nicht mehr Wertaufbewahrungsmittel, das nur durch Zinsangebote wieder in den Wirtschaftskreislauf gelockt werden konnte. Das Ergebnis war die größte Entwicklungsperiode der deutschen Geschichte. Damals waren die sozialen Unterschiede so ausgeglichen wie nachher nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte, erwarb den Wohlstand durch Arbeit, nicht durch leistungslose Zinsen. Das Minimum der arbeitsfreien Tage pro Jahr lag bei 90, oftmals über 150. Sehr bald wurde auch der arbeitsfreie Montag eingeführt. Damit mussten die Handwerker nur vier Tage in der Woche arbeiten. Noch am Ausgang dieses Zeitalters, um 1450, konnte Erzbischof Antonin von Florenz es als selbstverständlich bezeichnen, dass für die Gewinnung des notwendigen Lebensunterhaltes eine kurze Arbeitszeit genüge und dass nur derjenige lange und viel arbeiten müsse, der nach Reichtum und Überfluss strebe. Die tägliche Arbeitszeit war z.B. bei Bergwerksknappen in Freiburg auf sechs Stunden begrenzt. Auch auf dem Land wurde die Ausbeutung zurückgedrängt, weil der geknechtete Bauer die Möglichkeit hatte, in den schnell wachsenden Städten einem Handwerk nachzugehen. Das Einkommen war so hoch, daß sich etwa in Augsburg ein Tagelöhner mit seinem täglichen Verdienst fünf bis sechs Pfund des teuersten Fleisches leisten konnte. In Meißen mussten jedem Maurergesellen wöchentlich fünf Groschen Badegeld gegeben werden, in einer Zeit, in der ein einziger Scheffel Korn sechs Groschen und fünf Pfennige kostete. Der sächsische Scheffel faßte 103,8l. Wie gewaltig dieser wirtschaftliche Aufschwung gewesen sein muss, zeigt die Entwicklung der Städte in Deutschland (Abb. 9).



      Abb. 9: Städteneugründungen in der Geschichte

      Um 1300 wurde ein Höhepunkt der Städteneugründungen als Maß für die wirtschaftliche Entwicklung erreicht, welcher in der ganzen Geschichte vor und nach dieser Zeit nie mehr geschah. In der Zeit von 1150-1450 wurden die großen Dome und Kathedralen in Europa gebaut - Finanziert durch freiwillige Spenden der Bürger. Allein schon hieraus wird deutlich, wie zuversichtlich die Menschen damals gewesen sein müssen. Wer spendet schon für ein Jahrhundertprojekt, wenn er nicht weiß, ob er am nächsten Tag noch leben wird?

      Die Situation änderte sich, als auf Druck von machtsüchtigen Kaufleuten hin, schrittweise Geld eingeführt wurde, welches nicht mehr verrufen wurde. Das Augsburg der Fugger gehörte mit zu den ersten Plätzen, an denen die Münzverrufung um vier Jahre hinausgeschoben wurde. Nach vollständiger Einführung des Dickpfennigs (beidseitig geprägtes schweres Geld) konnten die Fugger sich zwischen 1480 und 1560 zu einer der mächtigsten Familien der damaligen Welt aufschwingen. Geld wurde dann nur noch hochverzinst verliehen. Beispielsweise brachte eine Anlage von 900 Gulden nach sechs Jahren 30.000 Gulden Zinsertrag. Bei den dem Bauern auferlegten Geldabgaben musste er im Falle von Säumigkeit Zinsen zahlen, und zwar nach dem sogenannten "Rutscherzins" für jeden Tag des Verzuges den verdoppelten Zinssatz. Mit der schrittweisen Einführung des "Ewigen Pfennigs" verschob sich damit die Vermögensverteilung innerhalb weniger Jahrzehnte so drastisch, dass die gotischen Bauten aus Geldmangel in ganz Mitteleuropa nicht mehr fertiggestellt werden konnten. Überall in Europa wurden die Dome mehr als 300 Jahre lang nicht weitergebaut und erst im letzten Jahrhundert vollendet. Die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung verschlechterte sich so stark, dass es Anfang des 16. Jahrhunderts zu blutigen Bauernkriegen kam. Die Zünfte waren nicht mehr für jeden frei, den meisten war der Weg in die Selbständigkeit versperrt, es entstand eine neue Schicht der abhängigen Lohnarbeiter. Gleichzeitig wurden neue Entdeckungen und Erfindungen unterdrückt. So verbot die Zunft beispielsweise den Vorläufer des mechanischen Webstuhls im Jahr 1586 und ermordete deren Erfinder. Da sich die Menschen die schnelle wirtschaftliche Verschlechterung nicht erklären konnten, kam es zu Hexenverbrennungen, die ab 1484 zunehmend veranstaltet wurden. Das finstere Mittelalter zog herauf und hält im Prinzip bis heute an.

      Schlußbetrachtung

      Die Werte von Chancengleichheit, Gerechtigkeit und Sozialpartnerschaft werden, wenn die derzeitigen Entwicklungen anhalten, langfristig völlig verschwinden und nur noch in den Erinnerungen der Menschen vorhanden sein. Ursache dafür ist ein wegen des Zinseszinsmechanismus auf ständige Expansion angewiesenes System, in welchem sich die Rendite langfristig nur dann aufrechterhalten lässt, wenn scheinbar überholte Werte verschwinden. Diese Entwicklung führt sowohl zu einer ungerechten, weil nicht mehr an die Leistung gebundenen, Vermögensumverteilung von unten nach oben, wie auch zur Globalisierung, in welcher der Druck auf die Erdenbewohner unvorstellbare Ausmaße annehmen wird. Am Ende wird sogar dieser steigende Arbeitszwang - bei sinkenden Löhnen - nicht mehr ausreichen, um die explodierenden Schulden zu bedienen. Wie schon immer in der Geschichte, zerfällt dann das System durch Kapitalmangel in einer deflationären Abwärtsspirale. Parallelen beispielsweise zum Untergang des antiken Roms lassen sich heute schon finden: Grenzenloser Reichtum weniger bei zunehmender Armut vieler wie auch Brot und Spiele, um Unruhen durch die Ungerechtigkeiten im System zu unterbinden. Es gibt heute keinen Grund, anzunehmen, dass unsere Gesellschaft ein anderes Schicksal zu erwarten hätte, wenn die momentanen explodierenden Entwicklungen im Kapitalsystem andauern. Im Gegenteil: Die entstandenen technischen Möglichkeiten erhöhen sogar das Risiko von Verzweiflungstaten, welche schnell in einer Katastrophe enden könnten. Dass es nicht immer so war, zeigte die kulturelle Blütezeit im Hochmittelalter, in der 300 Jahre lang ein zinsfreies Geld umlief, welches sowohl die Armut beseitigte als auch zu einer Gesellschaft führte, in der Chancengleichheit und Gerechtigkeit nicht bloße Worte, sondern lebendige Tatsache waren. Unsere Verpflichtung ist es, aus der Geschichte zu lernen und eine Ordnung, wenn auch in moderner Form, zu schaffen, welche jedem die freie Entfaltung der Persönlichkeit ohne Druck und Zwang von außen ermöglicht, wie dies auch die Begründer des deutschen Grundgesetzes im Auge hatten.



      http://www.geldcrash.de/Aktuelles/Artikel/Buchergilde/bucher…


      Husch, husch, aktuelle Vergleiche suchen! :D
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 21:41:51
      Beitrag Nr. 2 ()
      @ sittin bull inv

      ohne jetzt alles zu lesen (werde ich am wochenende tun).

      klar, wir leben schon seit einiger zeit in einer reinen marktwirtschaft. der stärkere bestimmt und macht was er will.

      arbeiter und "kleine leute" sollen froh sein einen job zu haben. sind sie wenigstens weg von der straße (da könnten sie ja überfahren werden - schrecklich).

      3 jobs, so wie bei unserem vorbild - usa - solltens dann mindestens auch sein. damit der liebe papa auch ausgelastet ist. (kommt sonst evtl. noch auf blöde gedanken).

      geil :mad: :mad:

      aber managern die ganze konzerne herunter wirtschaften - wie ein herr breuer - dt. bank - bekommen mil. gehälter. wenn sie einen scheissdreck bauen, bekommen sie noch eine abfindung dass sie gehen! :mad: :mad:

      von unfähigen beamten nicht zu reden. die machen etwas falsch und nehmen dafür die rente in kauf! :mad: :mad:

      wo leben wir denn?
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 21:58:15
      Beitrag Nr. 3 ()
      Danke sittin bull inv,
      toller Beitrag.
      Sollte Jeder mal durchlesen, und sich seine Gedanken machen.
      Wie kommst du zu solchen Artikeln?

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 22:07:55
      Beitrag Nr. 4 ()
      immer aufmerksam durch die Welt gehen-

      ist das beste Mittel, alles mitzubekommen.


      Und dann nicht auf Nebenplätzen in Scheingefechten ablenken lassen, sondern das große Ganze nie aus dem Blick verlieren.



      Jeder kann das.


      Versuch es! :)
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 22:12:51
      Beitrag Nr. 5 ()
      @sittin bull inv

      Sowas wie Gerechtigkeit gibt es nicht, gab es noch nie und wird es wohl auch nicht geben. Es ist nichts weiter als ein schönes Schlagwort, eine Erfindung um die Ungleichheit hübsch zuverkleiden.

      Neonjaeger

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      Avatar
      schrieb am 28.02.03 22:41:12
      Beitrag Nr. 6 ()
      @Sittin ..,
      Glaubst du im ernst es könnte noch eine Lösung geben?
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 23:18:18
      Beitrag Nr. 7 ()
      SCHULFACH WIRTSCHAFT

      Ein paar Prozent Streit

      Er wurde gehasst und geliebt, erlaubt und verboten: Eine kleine Geschichte des Zinses

      Von Peter Müller

      Im Jahr 1932 sah es düster aus in Wörgl am Inn. Hohe Arbeitslosigkeit und dramatische Verschuldung plagten das österreichische 4200-Einwohner-Dorf, als Michael Unterguggenberger, "der Bürgermeister mit dem langen Namen", wie ihn der US-Ökonom Irving Fisher später nennen sollte, sein Amt antrat. In dieser Situation schlug Unterguggenberger dem Gemeinderat vor, ein Geldexperiment auszuprobieren, das der in Belgien geborene Ökonom Silvio Gesell 1916 in seiner Natürlichen Wirtschaftsordnung beschrieben hatte.

      In einem Nothilfeprogramm wurde beschlossen, das "Wörgler Freigeld" einzuführen, so genannte Arbeitswertscheine, die durch Wechsel und Schillinge gedeckt waren. Dieses neue Geld hatte eine Besonderheit: Derjenige, der Freigeld über längere Zeit auf der Bank ansammelte, bezog keine Zinsen. Vielmehr musste er am Ende jedes Monats eine Benutzungsgebühr entrichten. Ein Negativzins, wenn man so will, der den bestrafte, der Geld hortete.

      Das Ergebnis des dörflichen Experiments konnte sich sehen lassen: Der Anreiz, das Freigeld möglichst schnell wieder auszugeben, führte zu raschem Geldumlauf. Hohe Investitionen bewirkten, dass die Arbeitslosigkeit um ein Viertel sank, während sie andernorts weiter anstieg. Durch die Benutzungsgebühr verbuchte die Stadt Einnahmen in Höhe von zwölf Prozent des ausgegebenen Freigeldes. Sogar eine Skischanze konnte sie sich leisten. Als jedoch die Nachbargemeinde Kirchbichl dem Beispiel folgen wollte, wurde die Notenbank unruhig und beendete vor dem österreichischen Verwaltungsgerichtshof den Versuch, auf den Zins zu verzichten.

      Das Experiment von Wörgl wird auch heute noch gern von denen angeführt, die von einer zinslosen Gesellschaft träumen. Denn der Zins polarisiert. Christen und Juden hatten seine Erhebung verboten. Klassiker und Keynesianer versuchten, ihm auf den Grund zu gehen. Marxisten und Sozialisten forderten seine Abschaffung. Notenbanker und Politiker stritten um seine Höhe, Adenauer benutzte gar das Bild des Fallbeils, mit dem die Bundesbank die Konjunktur erschlage. Dabei sind die Fragen, die den Zins umranken, so alt wie das Phänomen selbst: Woher kommt er, und warum gibt es ihn überhaupt? Und: Wie ist, um mit dem österreichischen Kapitaltheoretiker Eugen von Böhm-Bawek zu sprechen, der "moralische Schatten" zu erklären, der dem Zins bis heute anhaftet?

      "Gelderwerb gegen die Natur"

      Rolle rückwärts, in die Stadt Athen, in die Zeit des Aristoteles. Der Philosoph, der der Ökonomie ihren Namen gab, hat auch die Geschichte des Zinses entscheidend bestimmt. "Das Geborene ist gleicher Art wie das Gebärende, und durch den Zins entsteht Geld aus Geld. Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur." Aristoteles´ Argument von der Unfruchtbarkeit des Geldes ist der Hauptgrund, warum die Geschichte des Zinses zu einer Geschichte seines Verbotes wird.

      Thomas von Aquin sorgte dafür, dass aus dem aristotelischen das kanonische Zinsverbot wurde und berief sich dabei nicht nur auf die Bibel: "Wenn du (einem aus) meinem Volke Geld leihst, einem Armen neben dir, so handle an ihm nicht wie ein Wucherer; ihr sollt ihm keinen Zins auferlegen", heißt es im 2. Buch Mose. Thomas fasste den Zins, durchaus modern, als Preis für Zeit auf, genauer, als Preis für die Zeit, die der Verleiher auf sein Geld verzichte. Zeit jedoch sei ein Geschenk Gottes, so der Kirchenrechtler, und dürfe nicht verkauft werden. Zudem könne Gewinn durch die Hingabe von Geld nur zulasten des Vermögens anderer erzielt werden. Der gute Christ aber verdiene sein Geld mit Arbeit.

      Praktische Erwägungen stärkten das kanonische Zinsverbot. Das Hochmittelalter war keine Zeit des Fortschritts, die Bevölkerungszahlen stagnierten, bahnbrechende Erfindungen blieben aus. In diesem Umfeld dienten Kredite nicht der wirtschaftlichen Expansion, sondern der Überbrückung von Notzeiten. Dafür sollte Kapital kostenlos zu haben sein.

      Nichts als Diebe, Räuber und Mörder seien Zinsnehmer für ihn, wetterte Martin Luther, als er die Reformation ihrem Höhepunkt entgegentrieb. Ein gutes Jahrhundert später setzte William Shakespeare dem Wucherer mit dem rachsüchtigen Shylock in Der Kaufmann von Venedig ein umstrittenes literarisches Denkmal.

      Doch im 17. Jahrhundert begann mit wirtschaftlichem Aufschwung der Pragmatismus zu obsiegen. Flanderns aufstrebende Handelsstädte ließen sich in ihrer wirtschaftlichen Entfaltungsfreiheit nicht durch Verbote aus antiken Zeiten einengen. Weltliches Wachstum erforderte finanzielle Ressourcen. Dafür war man bereit zu zahlen. Überregional organisierte Kreditmärkte entstanden. Die Amsterdamer Börse wurde gegründet.

      Der Zins überdauerte nicht nur das kanonische Verbot, welches Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich aufgehoben wurde. Er überstand auch die Planwirtschaft sowjetischen Zuschnitts und die verquasten Ideen der Nationalsozialisten von einer völkisch motivierten Solidargemeinschaft.

      Im Islam sind Aufschläge tabu

      Marx sah im Privateigentum an Produktionsmitteln die Quelle der Ausbeutung des Arbeiters. Im Zins, der Bestandteil des Mehrwerts sei, werde dem Arbeiter ein Teil seines Arbeitsertrages vorenthalten. Im real existierenden Sozialismus war der Zins denn auch folgerichtig abgeschafft, offiziell wenigstens. In der Praxis merkte man schon bald, dass man auf seine Steuerungsfunktion bei der Allokation von Geldern nicht verzichten konnte. In der DDR führte Walter Ulbricht den Zins Anfang der sechziger Jahre wieder ein. Im Rahmen des "Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung", kurz NÖSPL, hieß er nun Produktionsfondsabgabe. Unternehmen hatten dem Staat zwangsweise Kredite abzunehmen und mussten diesen nicht nur mit Teilen ihrer Gewinne, sondern auch durch die Zahlung von Zinsen alimentieren.

      Bei den Nationalsozialisten war die Forderung, die "Zinsknechtschaft des Geldes" zu brechen, fester Bestandteil des Parteiprogramms. Um die Industriebosse an Rhein und Ruhr zu beruhigen, wusste man ideologisch freilich zwischen "schaffendem" Industriekapital und "raffendem" Finanzkapital zu unterscheiden. Letzteres bezeichnete als Synonym jüdische Bankiers, die als Sündenbock für Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit dienten.

      In der islamischen Gesellschaft gilt der Zins auch heute noch als Fremdkörper. "Und was immer ihr an Riba verleiht, damit es sich mit dem Gut der Menschen mehre, es vermehrt sich nicht vor Allah"; offenbarte der Prophet in Mekka, 622 nach Christus (Sure 30:39). Riba heißt so viel wie ungerechtfertigte Bereicherung und schließt den Zins – bezeichnenderweise – mit ein. Darlehen würden aus Solidarität vergeben, so die Lehre des Islam, nicht aus Profitgier. Geld sei zudem nur als Bote (Tauschmittel) und Richter (Wertmesser) tauglich und dürfe nicht durch Zurückhalten und Verleihen zweckentfremdet werden.

      Die moralische Verdammung des Zinses durch die Jahrhunderte beantwortet freilich nicht die Frage, warum es den Zins überhaupt gibt, sondern fordert sie gerade heraus. Warum muss man mehr Geld zurückzahlen, als man bekommen hat, obwohl Geld nicht abgenutzt wird?

      Die Frage geht an Hans-Christoph Binswanger, einem emeritierten Professor für Volkswirtschaft an der Universität St. Gallen. Der Mann hat ein Buch über Zins und Gewinn verfasst (Geld und Wachstum) und kann die einzelnen Theorien, die sich um das Phänomen Zins ranken, schnell runterbeten, allerdings nicht, ohne auch gleichzeitig in ihre Kritik einzusteigen.

      Für die Klassiker, wie Adam Smith, ist der Zins ein Teil des Profits, den der Schuldner mithilfe von Produktionsmitteln erworben hatte, die durch Kredite finanziert worden waren. Dieser stand nun dem Gläubiger zu. Klingt plausibel und auch Binswanger sagt diese Theorie noch am ehesten zu. Ihr Schönheitsfehler jedoch: Auch derjenige Schuldner hat Zinsen zu entrichten, der keinen Gewinn macht.

      Die Neoklassiker wollen den Entleiher belohnen, der auf seinen gegenwärtigen Konsum zugunsten des Schuldners verzichtet. "Man kann aber auch aus anderen Gründen auf Konsum verzichten als nur wegen Zinsen", sagt Binswanger, "zum Beispiel, um fürs Alter zu sparen."

      Also, zur Seite damit, und das Blickfeld frei für John Maynard Keynes. Der US-Ökonom spricht von Zins als Liquiditätsprämie, die Menschen für die Annehmlichkeit und Sicherheit, die Geld bietet, zu zahlen bereit seien. Geben sie diese Annehmlichkeit auf, verlangen sie nach einer Belohnung – dem Zins. Binswanger freilich überzeugt der Grundgedanke, wonach es eine Prämie für gehaltenes Geld gäbe, nicht: "Wegen der Tatsache allein, dass ich Geld nur halte, kriege ich noch gar nichts."

      Ernüchterndes Ergebnis der Nachfrage: Ökonomen können die Höhe von Zinsen zwar recht einfach berechnen, indem sie einem vom Schuldner abhängigen Risikozuschlag zur Inflation addieren, die sie für die Dauer des Darlehens erwarten. Aber, so Binswanger: "Die Frage, warum es Zinsen gibt, hat die Ökonomie bis heute nicht gelöst. Dies ist eine moralische Frage, die der Ökonom nicht los wird." Womit wir beim Anfang wären.


      (c) DIE ZEIT 06/2003


      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 00:33:30
      Beitrag Nr. 8 ()
      #5: da halte ich gegen, gibt es in der Geschichte doch mehrere Beispiele für andere, gut funktionierende, prosperierende, friedliche Systeme! :)
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 00:47:16
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ein "gerechtes" System gibt es nicht !

      Der Starke hat das Recht , s` war immer so.


      Kapitalismus ist die perfekte Maschiene der Auslese des Starken und Überlegenen, wer nicht mehr mitkommt, bleibt auf der Strecke !
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 08:16:19
      Beitrag Nr. 10 ()
      Uch,was`n Wirrwarr hier!
      Da wird Gleichheit mit Gerechtigkeit velwechsert und die Dinge vermischt oder gar falsch dargestellt.
      Sittin,in deinem neuen thread,den du gleich aufmachst:laugh:werde ich die Aussagen begründen,doppelt muss nicht sein.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 09:44:09
      Beitrag Nr. 11 ()
      machst es dir ein bischen zu einfach!


      Jedes der oben beschriebenen Symptome stimmt, und ob nun jedes Wort hundertprozentig ist, kann dabei in den Hintergrund treten.


      Es ist deshalb auch kein Wirrwarr.

      @ schmeissfliege: Der Stärker mag schon immer recht gehabt haben, es war aber nicht immer so, dass es nur zu seinem Vorteil gereichte. Es gibt genug Kulturen, Zeitphasen und Gesellschaftsformen, in denen es besser gemacht wurde.

      Und damit meine ich nicht den Kommunismus, der pervertierte eher das ganze noch!
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 10:12:23
      Beitrag Nr. 12 ()
      #8

      Dann erzähl mal von den gerechten Systemen. Nimm als Beispiel das Einkommen der Menschen. Schon immer war es unterschiedlich. Aber sind solche Unterschiede Gerecht? Tja, ich würde sagen, das ist eine Frage für Götter, denn darauf gibt es keine sinnvolle Antwort.

      Neonjaeger
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 11:01:21
      Beitrag Nr. 13 ()
      Sittin,
      -Kapitalismus ist eine Seite
      -wir haben die letzten Jahrzehnte sozial und nicht Wirtschaft,das ist die andere Seite
      -unabhängig von Wirtschaft,sozial und Kapitalismus,ethischer und moralischer Verfall,in diesem Fall gibt es also 3 Seiten,die man durchaus getrennt behandeln muss,wenn man das Ganze sehen will.

      Insgesamt kommen wir nur zu Lösungen,wenn wir uns den
      jeweiligen Konsequenzen klar werden und uns befähigen,eine
      europäische Form von Globalisierung zu kreieren.

      Unsere Hauptkrise,das rein wirtschaftliche Streben,ist eben nicht nur in monetären Gründen zu suchen.Ebenso gibt es auch europäische Länder,die unser kapitalistisches System leben und trotzdem keine Staatsverschuldung und somit das Zinsproblem nicht haben.

      Jetzt habe ich schon 50% der Lösung verraten:confused:
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 11:05:27
      Beitrag Nr. 14 ()
      neon, unterschiedliche Einkommen sind kein Gerechtigkeitsproblem, da es durchaus verschiedene Anforderungen an Jobs gibt.

      Da gibt es doch noch kein Problem mit...
      Ein Doktor muß mehr verdienen als eine Krankenschwester...

      Jeder wird das verstehen,
      daher ist es kein Gerechtigkeitsproblem.

      Pervertiert wird es durch einige wenige Berufsgruppen, bei denen es keine Grenze nach oben gibt, meist sind es Dienstleistungen, die knapp sind, zumindest bei guter Qualität, aber das wäre letztlich auch nicht der Grund für unsere Systemkrise. Denn die meisten Dienstleistungen muß man nicht wahrnehmen.


      Das Problem ist das Einkommen aus arbeit"losen" Einkommen durch den Zins, weil es die o.g. Nebenwirkungen hat.
      Gerechte Systeme sind welche, in denen keine Verteilung von Einkommen von unten nach oben zwangsweise stattfindet,
      sondern in der jeder nur durch seine Arbeitsleistung sein Einkommen verdient. Natürlich verdient dann ein Popstar und ein guter Fußballspieler trotzdem mehr, wenn man ihm freiwillig mehr bezahlt, nur findet ohne Zins keine weitere Vermehrung des Vermögens ohne Arbeit statt.

      Wieso z.B. hat ein Bill Gates ein Privatvermögen von 100 Mrd. Dollar ( zwischenzeitlich ) gehabt, Geld, was klarerweise an anderer Stelle fehlen muss.

      Und nochmal: Ich bin gar nicht dagegen, dass sich unternehmerisches Handeln lohnen muß, nur unser Zwang zum Wachstum, zur Zentrierung, zur Gigantomanie, zur Sammlung von Kapital und Macht in wenigen Händen ist pervers.


      Das wiederspricht doch letztlich unseren Vorstellungen von sozialer Marktwirtschaft, wir zahlen Sozialtransfers und meinen das wäre dann eine soziale Marktwirtschaft, und gerade weil wir immer mehr Sozialtransfers bezahlen wären wir ein besonders großer Sozialstaat.

      Dem ist nicht so, schaut euch mal den New Deal der USA an- das war sozial, oder unser Beginn nach dem 2. Weltkrieg.

      Ganz einfach deshalb, weil Zinseinkommen nicht so weit verbreitet war! Oben steht eigentlich alles drin, wir können wenn ihr wollt das auch nochmal einzeln mit Grafiken durchegehen! :)
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 11:10:02
      Beitrag Nr. 15 ()
      Sittin,aktuell auf Sat1-Text,Zahl der Millirdäre nimmt ständig ab!
      Schau dir die Börse an,da kannst du doch deine Aussagen nicht aufrecht erhalten!
      Deine Aussagen stimmen so einfach nicht!
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 11:37:02
      Beitrag Nr. 16 ()
      sbi, wieviel mehr sollte ein Doktor gerechterweise mehr verdienen als die Krankenschwester? Das doppelte, das dreifache oder das zehnfache? Und sollte der Doktor mehr verdienen als sagen wir ein Feuerwehrmann oder weniger als ein Bäcker oder genau soviel wie ein Ingeneur? Und schon sind wir mit der Gerechtigkeit am Ende.

      Neonjaeger
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 11:45:55
      Beitrag Nr. 17 ()
      16,du verwechselt Gleichheit mit Gerechtigkeit.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 12:01:00
      Beitrag Nr. 18 ()
      optimalisty, ich glaube nicht, dass ich das verwechsle. Bei Gerechtigkeit geht es um das Verhältnis zueinander und Gleichheit ist sowas wie eine Teilmenge der Gerechtigkeit.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 13:42:29
      Beitrag Nr. 19 ()
      Dieser Text wurde an die Büchergilde vom Autor eingesandt zur Bewertung für den Essaypreis 2000. Von der Büchergilde wurde der Beitrag nicht einmal in die engere Wahl aufgenommen, sondern ohne nähere Ausführungen abgelehnt.

      Nein wie furchtbar.
      So eine Gemeinheit.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 14:08:47
      Beitrag Nr. 20 ()
      Das ist der beste Beitrag den ich zu diesem Thema jemals gelesen habe, kein Wunder das so etwas mit schweigen beantwortet wird, sind doch diejenigen die diese Entwicklung aufhalten könnten selbst die Profiteur dieser Entwicklung.
      Es ist übrigens keinesfalls konträr zu dieser Theorie das die Zahl der Superreichen immer mehr zurück geht, ist das doch nur Ausdruck eines Konzentrationsprozesses der das vorhandene Kapital auf immer weniger Supermächtige konzentriert.
      Erstaunlich auch das der Autor genau wie ich in meinem Thread die einzige Lösung auf der finanzpolitischen Seite sieht.
      Abschaffung von Zinserträgen gepaart mit einer leichten Inflationierung der Währung könnte die Lösung bringen.

      @Sittin,
      ist dir der Autor dieses Beitrags bekannt und gibt es die Möglichkeit mit ihm über diese Problematik zu diskutieren? Man findet leider kaum jemanden der diese Problematik versteht, geschweige denn etwas sinnvolles dazu sagen kann.

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 16:27:06
      Beitrag Nr. 21 ()
      Ist # 1 vielleicht sogar von dir SBI ;):D

      ich werd ihn mir mal als Datei ablegen und in einer ruhigen Stunde lesen. Dauert mir am bildschirm zu lange.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 17:18:10
      Beitrag Nr. 22 ()
      @ Sig: müßte möglich sein, den Autor rauszufinden.

      Ich werde mich mal drum kümmern!


      Punk: es paßt fast 100 %, gut erkannt. Vielleicht weil vieles tatsächlich stimmt?


      :D;)
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 17:34:59
      Beitrag Nr. 23 ()
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 17:57:42
      Beitrag Nr. 24 ()
      M.E. fußt der Artikel auf einigen falschen Annahmen und daher sind auch die Konsequenzen nicht schlüssig:

      "Zuerst Kapitalexpansion und schnelle Steigerung der Produktivität, dann Niedergang durch ungerechte Vermögensverschiebung, entstehende Armut und folgenden kulturellen Verfall. Auch unserem System prophezeite er, dass nach einer langen Zeit der Krisen und Kriege der Zusammenbruch erfolgen werde."

      ...das beinhaltet, dass es keinen menschlichen Fortschritt gäbe, dass man nicht aus Fehlern der Vergangenheit lernen kann. So ist die soziale Marktwirtschaft in Deutschland eine Konsequenz aus der Verelendung breiter Massen im Frühkapitalismus gewesen. Demnächst steht ein umgekehrter Wandel an, weil die sozialen Komponente mittlerweile derart überbetont wird, dass Leistungsanzeize für große Teile der Bevölkerung fehlen, es sei denn, man kann besonders gut Fußball spielen oder Skispringen oder Formel-1-Autos fahren.
      Sonst droht ungefähr das hier:


      Damit decken sich seine Erkenntnisse mit denen des Begründers der Massenpsychologie, Le Bon, der vor über 100 Jahren die Entwicklung der Kulturen erforschte. Er stellte dabei fest, dass schnell steigende Abgaben des Staates das frei verfügbare Einkommen der Bevölkerung reduzieren. Damit sinke die Eigeninitiative des Einzelnen, was der Staat durch vermehrten gesetzlichen Zwang und weitere Abgaben auszugleichen versuche. In diesem Prozess verlieren die Menschen die Fähigkeit eigenständig zu handeln. Die Grundlage jeder Gemeinschaft, das Individuum, wird damit zerstört und der Staat muss früher oder später zerfallen.




      Dann kommen wir zum Zins, der Wurzel allen Übels??


      Anhand einer einfachen Rechnung läßt sich jedoch zeigen, daß dieses Zinssystem mit zunehmender Zeit immer schneller ablaufen und damit instabiler werden und letztlich zerbrechen muss: Hätte jemand beispielsweise im Jahre 1 nur 1 Pfennig zu 5% Zins angelegt (bzw. 1 Pf. Schulden gemacht), würde diese Anlage im Jahre 1466 den Wert einer Erdkugel aus Gold und im Jahr 1990 bereits den Gegenwert von 134 Mrd. Erdkugeln aus Gold erlangt haben (Abb. 2). Heute wären daraus schon unvorstellbare 200 Milliarden Erdkugeln aus Gold entstanden. An dieser Entwicklung ändert auch die Inflation wenig, da eine erhöhte Preissteigerungsrate nur den Zins erhöht und damit die Entwicklung beschleunigt.


      Die Rechnung stimmt, der letzte Satz aber nicht, es gibt durchaus Phasen, wo der Zins unterhalb der Inflationsrate lag/liegt, wenn man den "Sparzins" meint. Derzeit dürfte das für Japan und die USA gelten. Wer dagegen den Kreditzins meint, den die Banken erzielen, der sollte auch berücksichtigen, dass damit die Mitarbeiter, die Gebäudeunterhaltung, die "faulen Kredite" abgedeckt werden müssen.
      Die Beispiele sind also weitaus übertrieben. Zumal sich Geld durchaus andere Möglichkeiten sucht als "Zinsananlagen", die dann eben doch der Produktionssteierung dienen. Das beste Beispiel war der Beginn des Neuen Marktes, wo unglaubliche Geldströme in Firmen geflossen sind, die den Eindruck erweckten, attraktiveren Rückfluss zu bieten als das Sparbuch. Was denen erhebliche (überwiegend wohl leider Fehl-:( )-Investitionen ermöglichte.

      Das gleiche gilt umgekehrt bei den angeblich unermesslich steigenden Schulden. Übersehen wird, dass Privatleute und Firmen Insolvent werden können bzw. sterben und nur Schulden hinterlassen. In all diesen Fällen wird der Zins-Effekt korrigiert oder gar ins Gegenteil verkehrt, weil der Geldgeber "der Dumme" ist.
      Die Umverteilung findet also in beide Richtungen statt. Durch Konkurse und geplatzte Kredite von Reich nach Arm.



      ...So wächst sein Vermögen nach der Zinseszinsrechnung immer schneller an, ohne dass damit ein größerer Leistungsaufwand für ihn verbunden wäre. mehr und mehr Kapital kommt aus diesem Grund immer dort zusammen, wo schon viel vorhanden ist. Auf der anderen Seite fehlt das Geld genau da, wo es gebraucht würde: Es fehlt Geld für Arbeitsplätze, Kultur oder für den Umweltschutz. Da dieser Umverteilungsmechanismus unabhängig von der Leistung des Einzelnen abläuft und die Verteilung von Möglichkeiten mit dem Geldbesitz in enger Verbindung steht, gewinnt eine Minderheit an Chancen, während die Mehrheit diese einbüßt.


      Genau das stimmt so eben nicht: neben den oben geschilderten Beispielen (Inflation, Risiko fauler Kredite, Konkurs von Schuldnern, attraktivere Anlage durch Investition in Firmen (=Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum) oder Ideen (aus denen dann eine Firma werden kann) gleichen auch die Steuern diesen Effekt zumindst teilweise aus.




      Erst mal bis hier, ich hab jetzt was anderes vor.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 18:36:23
      Beitrag Nr. 25 ()
      Dieser Artikel wurde offensichtlich bereits vor Einführung des Euro geschrieben. Vergleicht einmal wie erschreckend nah er an der derzeitigen Pealität liegt.

      Der Euro - ein fataler Fehler

      Die Einheitswährung bedroht das Vermögen der Bevölkerung

      Statt die Bevölkerung über die Hintergründe aufzuklären, waren Politik und Medien mehr damit beschäftigt, die Leute über unwichtige Fragen zu informieren, wie beispielsweise, was aus einer Münzsammlung werde, oder was wohl ein Pfund Kaffee kosten werde, wenn der Euro da sei. Teilweise kamen statt richtiger Information auch kuriose Meldungen, wie die Befürchtung der EU-Kommission, daß bei der Einführung von Euro-Bargeld Anfang 2002 die Banken-Bauten durch das Gewicht alter und neuer Münzen Schäden nehmen könnten. Die Schäden durch den Euro werden allerdings, wie wir noch sehen werden, weit größer sein, als die Befürchtung, ein paar Bankhäuser könnten Risse bekommen. Vor allem langfristig, muß das Euro-Projekt scheitern.

      Warum der Euro scheitern muß

      Um zu verstehen, warum eine einheitliche Währung in Europa scheitern muß, sehen wir uns einmal die wirtschaftliche Entwicklung auf dem Kontinent, beispielsweise die Lohnstückkosten, an (Abb. 1).

      Abb. 1: Lohnstückkosten in nationaler Währung

      Die Lohnstückkosten sind ein Maß dafür, wieviel Lohn in einer Volkswirtschaft investiert werden muß, um Güter zu produzieren. Wenn also ein Land im Vergleich zu einem anderen steigende Lohnstückkosten aufzuweisen hat, dann bedeutet das, daß es wirtschaftlich zurückbleibt. Für den Kapitalinvestor ist solch ein Land weniger attraktiv, da die zu erwartenden Gewinne im Vergleich zu den Lohnkosten geringer sein werden, als in einem Staat mit nur geringer Lohnstückkostensteigerung.

      Wie aus Abb. 1 ersichtlich wird, entwickeln sich die nominalen Lohnstückkosten innerhalb Europas sehr stark auseinander. Während die von Deutschland relativ konstant waren, konnte für Frankreich ein starker Anstieg zwischen Mitte der siebziger und Mitte der achtziger Jahre festgestellt werden. Noch extremer sieht es für wirtschaftlich schwache Länder wie Spanien und Italien aus: Hier hält der Anstieg der nominalen Lohnstückkosten bis in unsere Zeit unvermindert an. Dies ist ein Indiz dafür, daß sich viele Staaten innerhalb Europas deutlich auseinanderentwickeln. Trotz mehrjähriger Harmonisierung, konnten die strukturellen Unterschiede in Europa bis heute nicht beseitigt werden. Das HWWA-Institut in Hamburg stellte bereits fest, daß es in den letzten Jahren zu keiner Annäherung der Mitgliedsstaaten der EU gekommen sei. Die Unterschiede in der Preisentwicklung seien sogar eher größer geworden. Die Differenzen seien auf erhebliche realwirtschaftliche Divergenzen in den Euroländern zurückzuführen. Bisher konnten die auseinanderlaufenden Wirtschaftsentwicklungen dadurch stabilisiert werden, daß einfach die schwachen Länder ihre Währung abwerteten und damit wieder auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig waren. Wechselkurse sind also ganz und gar nicht überflüssig, sondern nützliche, unbedingt notwendige Ausgleichsmechanismen um Spannungen zwischen den Ländern abzubauen.Was passiert, wenn man einem schwachen Land plötzlich eine zu harte Währung überstülpt, konnte man an der D-Mark Einführung in der ehemaligen DDR erkennen.

      Der Euro - das Ende von Europa?

      Wenn nun der Euro alle Wechselkurspuffer beseitigt, dann können die schwächeren Staaten, wie beispielsweise Spanien, Italien oder Griechenland, nicht mehr ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Währungsabwertung sicherstellen und geraten in eine andauernde Rezession. Dadurch ist das Land gezwungen, zunehmende Auslandsschulden aufzunehmen - allein, um die Importe sicherzustellen. Die Zinslast für die Kredite erwürgt dann die Nation zunehmend. Es kommt zu Massenarbeitslosigkeit, Unruhen und die starken Staaten (vor allem Deutschland) wird in die Pflicht genommen, zu "helfen". Weil jedoch die Ungleichgewichte innerhalb Europas immer größer werden, so müssen die Transferlasten in die schwächeren Staaten auch immer gewaltigere Ausmaße annehmen. Schnell muß dann ein "Euro-Solidaritätszuschlag" eingeführt werden. Wanderungsbewegungen aus den verarmten Staaten setzen sich zu uns in Bewegung und drücken das Lohnniveau - Fremdenfeindlichkeit keimt auf. Für Sie bedeutet das sinkende Einkommen und zurückgehender Lebensstandard.Schnell kommt es in solch einem Umfeld auch wieder zu längst überwunden geglaubten nationalen Differenzen.

      Es ist deshalb kein Wunder, daß ein Krieg in amerikanischen Fachkreisen im Bezug auf den Euro schon vor einiger Zeit für möglich gehalten wurde. So erklärte der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Martin Feldstein (Harvard Universität), daß die Einführung des Euro einen Krieg zwischen Deutschland und Frankreich provozieren könnte.

      Auch die organisierte Kriminalität wird durch die Einheitswährung belebt, weil dann Gelder aus dem Verbrechen nicht mehr mühsam und riskant in andere Währungen gewechselt werden müssen, sondern jederzeit risikolos überall in Europa "gewaschen" werden kann. Die Mafia freut sich nicht umsonst auf den Euro. Insgesamt wird Ihre Sicherheit mit dem Euro eingeschränkt werden.

      Doch schon heute ist unser ganzes Finanzsystem durch die Einheitswährung sehr viel anfälliger gegen Krisen. So erklärte die EZB, daß der Euro die Banken empfindlicher gegen Schocks durch andere Länder mache. Besonders das riesige Volumen von ungesicherten Finanzkontrakten der Banken untereinander, von 400 Mrd. Euro, stelle ein großes Risiko dar. Hinzu komme, daß immer größere Banken immer höhere Summen umschlagen. Entgegen den Versprechungen der Euro-Enthusiasten, daß die Sicherheit des Zahlungsverkehrs zunehmen werde, hat diese abgenommen. Dies ist auch wenig verwunderlich, da die ausgleichenden Wechselkurspuffer durch die Verrechnungseinheit "Euro" verstopft wurden.

      Richtig brisant wird die Einführung des neuen Zahlungsmittels, wenn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Amerika weiter zunehmen. Immerhin rechnen führende Ökonomen in den USA damit, daß das Land in diesem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent in eine Rezession geraten werde. Sollte diese kräftig ausfallen, dann wird es weltweit zu plötzlichen, massiven Kapitalumschichtungen kommen, in denen in Europa Spannungen entstehen. Ob die Europäische Zentralbank diesen Druck abfangen wird, ist zu bezweifeln, da sie schon bisher nicht einmal den Verfall der Kunstwährung verhindern konnte. Aber selbst wenn es nicht zu Turbulenzen zur Euro-Einführung kommen sollte, wird die Währung langfristig, aufgrund der steigenden Spannungen, keinen Bestand haben. Verlassen Sie sich deshalb nicht auf die Versprechungen der abhängigen Euro-Enthusiasten. Informieren Sie sich heute darüber, was auf Sie zukommt, Sichern Sie Ihr Vermögen ab.

      www.geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 22:29:07
      Beitrag Nr. 26 ()
      Wenn nun der Euro alle Wechselkurspuffer beseitigt, dann können die schwächeren Staaten, wie beispielsweise Spanien, Italien oder Griechenland, nicht mehr ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Währungsabwertung sicherstellen und geraten in eine andauernde Rezession.


      Die Wechselkurse waren doch schon lange vor der Einführung des "Euro als Barwährung" festgeschrieben, den Euro gab es im übrigen auch schon länger als seit der "Einführung" 2002.
      Und speziell für Spanien gilt genau das Gegenteil von dem Befürchteten: es befindet sich als eines von wenigen EU-Staaten auf schönem Wachstumskurs.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 22:50:12
      Beitrag Nr. 27 ()
      @ xylophon
      Deutschland hat inzwischen einen Schuldenberg von 1,1 Billion Euro angehäuft und das Leistungsbilanzdefizit in Amerika liegt bei satten 30 Billion §!
      Und noch eines, die Steuern von denen du hier redest, die das alles ausgleichen sollen zahlt doch inzwischen nur noch der Geringverdiener.
      Ich sehe diese Entwicklung zwar auch nicht nur als Folge des Zinssystems und würde eine kontrollierte Inflationierung der Währung als mögliche Lösung vorschlagen aber den Rest dieses Artikels könnte ich voll unterschreiben.
      Leider hat uns Kohl mit seiner Vision von einer Europäischen Gemeinschaftswährung eigenständige Geldpolitische Maßnahmen versaut und das war, auch wenn es hier einige nicht wahr haben wollen, der Anfang vom Abstieg Deutschlands.
      16 Jahre CDU/CSU waren einfach zu viel und dafür zahlen wir jetzt die Zeche.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 23:14:05
      Beitrag Nr. 28 ()
      Sig: ich habe zunächst mal nur festgestellt, dass der Artikel in der Suche nach den Fehlern im System an den falschen Stellen ansetzt. Insbesondere die Zinsen oder der Euro sind kaum das Hauptproblem.
      Die Staatsschulden schon eher...aber dazu ein anderes Mal mehr. Noch eher die "Staatsquote", wenn man von Deutschland ausgeht.
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 02:15:05
      Beitrag Nr. 29 ()
      xylo, haben demach die USA keine wirtschaftlichen Probleme?

      Oder wo liegen deren Probleme?


      Hast du dich weiterhin mal gefragt, woher die immense Verschuldung kommt?

      PS: du bist dicht dran! ;)
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 10:51:47
      Beitrag Nr. 30 ()
      Hier wird es wieder ganz schön kalt:confused:

      -Die Verschuldung an sich ist kein Problem,die Zinsen sind es.

      -Staatsquote stimmt

      -Sig,Kohl-Europa,in der historischen Nachlese wirst du feststellen,dass dies die überragende Leistung Kohls `war.
      Es gibt keine Alternative zu Europa.Eine globale Betrachtungsweise lässt keine anderen Rückschlüsse zu.
      Schon heute stützt Europa den kranken Mann,D
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 10:55:29
      Beitrag Nr. 31 ()
      Sittin,ich muss bei deiner Erziehung wohl Fehler gemacht haben:laugh:
      wo bleibt die Eröffnung des ultimativen threads:confused:
      Kopier mal die 3 Punkte an den Beginn eines threads,los jetzt:eek::laugh:wirst du wohl gleich:laugh: Donnerkeil:laugh:Sack `l Zement:laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 12:56:04
      Beitrag Nr. 32 ()
      wieso schreist du nach dem ultimativen Thread?


      so etwas gibt es nicht- aber wir haben doch schon eine ganz schöne Basis geschaffen.


      Ich stell es in den Metathread! ;)
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 13:02:12
      Beitrag Nr. 33 ()
      Nicht ganz schlüssig ist für mich die Lösung, die auf Währungsreformen in kurzen Abständen hinaus läuft, tauscht man z.B. besagte 12 Pfennig in 9 und beim nächsten mal die 9 in z.B. 7 wird das Geld irgendwann ausgehen, was einer Deflation entspricht.
      Gemacht hat dieser Erzbischof offenbar etwas anderes, er hat Geld nach prägen lassen, was letztendlich auf eine Inflationierung hinaus gelaufen ist und hat damit den Wohlstand seines Volkes finanziert.
      Was dieser Erzbischof aber erkannt hatte, das Geld nichts anderes als bedrucktes Papier, respektive ein Stück wertloses Metall ist. Das eigentlich Wertvolle am Geld ist die Arbeit die man aufwendet um es zu verdienen und die Waren die man dafür eintauschen kann.
      Daraus folgt das es ausreicht dafür zu sorgen das immer genügend freies Geld im Umlauf bleibt, welches den Tauschhandel Arbeit gegen Waren uneingeschränkt ermöglicht. Genau das ist nämlich die eigentliche Ursache unserer Wirtschaftskrise, es ist immer weniger freies Geld im Umlauf weil es dem Geldkreislauf über Gewinne und natürlich auch Zinszahlungen entzogen wurde und nun auf irgendwelchen Konten herum liegt. Hier wird auch schnell klar das dies der eigentliche Grund für den Zinsboom ist, denn ist Geld knapp muß man es sich leihen und dafür hohe Zinsen zahlen. Eine ausreichende Geldmenge macht folglich auch das Geldverliehgeschäft zunehmend unatraktiv.
      Wichtig dabei ist aber das die Geldmenge keinesfalls über die Zinsseite erhöht werden darf da es dann dort landet wo es schadet, nämlich auf den Konten der Reichen! Genau das tut der Staat aber wenn er z.B. Geld nachdruckt um damit seine Schulden zu bezahlen. Der Fehler im System ist also, man darf das fehlende Geld nicht als Kredit von den Banken nehmen sondern muß physisch Scheine nachdrucken und damit gesellschaftlich nötige Arbeit zu bezahlen!
      Genau hier setzt mein Vorschlag in meinem Thread (Gehört Krieg zum System?) an, man druckt genau die Geldmenge nach die dem Markt über Zinszahlungen und Gewinne entzogen wurde und injiziert dieses Geld über staatlich finanzierte Arbeit in den aktiven Geldkreislauf.
      Das Schlimme an dieser Erkenntnis ist, das hatten wir alles schon einmal und zwar als Deutschland noch Nr.1 in Europa war.
      Wir hatten staatlich finanzierte Großarbeitgeber wie Bahn Post oder Telekommunikation die zwar nicht wirtschaftliche aber doch gesellschaftlich sinnvolle Arbeit geleistet haben. Das es mit deren Privatisierung durchaus zur Vernichtung echter und sinnvoller Arbeit gekommen ist zeigen folgende Beispiele.
      Die Bahn streitet sich z.B. heute mit potentiellen Kunden weil sie deren Aufträge als unlukrativ erachtet, nach dem Motto „Vorsicht Kunde droht mit Auftrag“, die Folgen dieses Gewinnmaximierungszwanges sehen wir auf unseren Autobahnen. Nehmen wir die Post, wie viele Briefe werden wohl heute einfach deshalb nicht mehr geschrieben weil es keinen Briefkasten oder Postamt mehr vor Ort gibt?
      Bei der Telekom wurden Techniker entlassen, nicht weil es keine Arbeit mehr für sie gab sondern weil gewisse Serviceleistungen einfach nicht die erforderlichen Gewinnmargen gebracht haben. Hier wurde sinnvolle Arbeit und allgemeinnützliche Arbeit lediglich unter dem Aspekt Gewinnmaximierung vernichtet.
      Geblieben sind drei fußlahme Boliden deren Hauptprodukt die Schaffung von Arbeitslosigkeit ist.
      Das System welches Deutschland jahrzehntelang Wohlstand gebracht hatte war also, Geld welches dem Markt über Gewinne und Zinszahlungen entzogen wurde konnte über die staatlich finanzierte Arbeit in den großen Staatsbetrieben wieder aufgefüllt werden und Gewerkschaften die mit immer höheren Lohnabschlüssen eine gewisse Inflation erzeugten machten es attraktiv Geld schnell wieder zu reinvestieren bevor es auf dem Konto abgewertet wurde. Das war das Geheimnis unseres deutschen Wirtschaftswunders!
      Die Leute auf den Straßen haben auch heute noch eine instinktive Abneigung gegen den Euro, und das mit gutem Recht. Es sind allerdings nicht wirklich die angeblich gestiegenen Preise die dieses Unbehagen erzeugen sondern die Tatsache das mit Einführung des Euro ihre Lebensqualitat dramatisch gesunken ist.
      Viele haben inzwischen ihren Arbeitsplatz verloren und die wenigen die noch Arbeit haben müssen immer höhere Sozialabgaben leisten.
      Was das mit dem Euro zu tun hat? Mit Einführung des Euro wurden Staaten mit völlig unterschiedlichen Finanz und Wirtschaftsstrukturen in eine gemeinsame Währung gepreßt. Um einen Mißbrauch zwischen Staaten mit schwacher und anderen mit harter Währung zu verhindern mußten Stabilitätskriterien erlassen werden. Hier wird schnell klar das Staatsbetriebe und überhaupt alle vom Staat finanzierten Leistungen die zusätzliches Geld in Umlauf bringen könnten die Stabilität der Währung gefährden und damit abgeschafft werden müssen.
      Auf der Opferliste für den Euro stehen somit jegliche Formen von Staatsbetrieben, Gesundheits- oder Bildungswesen sowie jede Art von staatlichen Subventionen.
      Die Folge von dieser Privatisierungspolitik war aber das von nun an Arbeit nicht mehr nach ihrem Gesellschaftlichen Nutzen sondern nur noch nach Rentabilitätskriterien vergeben wurde, mit dem Ergebnis steigender Arbeitslosenzahlen uns zunehmenden Mangel an diesen allgemeinnützigen Leistungen. Dies äußert sich z.B. im Ärzte oder Lehrermangel.
      Da sich arbeitslose Menschen aber nicht einfach abschalten lassen sondern über staatliche Leistungen weiter versorgt werden müssen war man gezwungen, da der Weg Geld nachzudrucken verschlossen war, sich dieses Geld bei den Banken zu leihen. Mit der Konsequenz das man nun nicht nur für die Menschen aufkommen muß sondern zusätzlich auch noch für die fälligen Zinszahlungen, der Rest ist in #1 sehr gut beschrieben.
      So gesehen war also unsere gute alte D Mark unser "Brakteaten“ und die Staatsbetriebe waren die Injektionsnadel mit der dieses Geld in Umlauf gebracht wurde.
      Der Euro ist also nicht wirklich im wörtlichen Sinn ein Teuro, sondern er ist uns nur teuto zu stehen gekommen.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 13:24:03
      Beitrag Nr. 34 ()
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 13:46:26
      Beitrag Nr. 35 ()
      @ Sig: das hast du sehr schön ausformuliert, ich habe es vollständig begriffen und sehe tatsächlich das es genauso sein könnte, weshalb auch gleichzeitig klar wird, warum es keine Reformen gibt!
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 14:00:02
      Beitrag Nr. 36 ()
      www.geldcrash.de

      Da steht einiges was uns die Augen öffnen wird und Lit. gibts gleich dazu...

      F.
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 14:08:38
      Beitrag Nr. 37 ()
      die Entwicklung der US-Börsen haben uns glaubend gemacht- ihr System wäre besser- welch fataler Irrtum!

      Nun kopieren wir deren Weg und das bedeutet wirklich das Ende der sozialen Marktwirtschaft- denn damit war nie eine Umverteiluns- und Sozialleistungstransferwirtschaft gemeint!


      Deswegen ist das Heil auch nicht in der neoliberalen Sicht und des Shareholdervalues zu suchen, sondern in einer Wiederentdeckung, was soziale Marktwirtschaft wirklich bedeutet!

      Unsere Transfergesellschaft wird nämlich durch die Transfers zunehmend unsozial!
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 14:14:34
      Beitrag Nr. 38 ()
      :kiss:
      wenn du dich jetzt noch meinen Lösungen anschliesst,bist du perfekt:laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 14:24:22
      Beitrag Nr. 39 ()
      tue ich doch zum großen Teil! ;)
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 14:47:45
      Beitrag Nr. 40 ()
      sittin,wir sind uns also einig,wir müssen uns von den USA
      abkoppeln.Mit wir meine ich Europa.
      Nur,das geht nicht mit Nixtun,wie es unsere Regierung praktiziert,auch hier dürften wir uns einig sein.

      Wo wir uns vielleicht nicht einig sind?!
      Soziale Marktwirtschaft ist tot.
      Es lebe die soziale Marktwirtschaft.
      Nur,wurde sozial überbetont,nun bedarf es einer Überbetonung der Wirtschaft,um eine Balance wieder zu erreichen.

      Dabei sind wir uns wieder einig?!,dass dies aber nicht durch wirtschaftliches Streben allein erfolgen kann.Nein,ganz im Gegenteil.

      Merkst du die feinen Unterschied der wirtschaftlichen Betonung?!

      Wir müssen sogar sozial auf der anderen Seite verstärken,diejenigen wieder ins Boot holen,die wir aussortiert haben.
      Verstanden?!
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 14:52:22
      Beitrag Nr. 41 ()
      Hier der Grund für die plötzliche Abkehr einer sozialdemokratischen Regierung von ihren ureigenen Zielen.

      +++++

      Globalisierung und Gesundheitswesen

      Fachleute warnen schon lange: Das Gesundheitswesen steht vor dem Kollaps.
      Doch nicht die angebliche «Kostenexplosion» ist dafür verantwortlich, sondern das Abrücken der Regierungen vom Versorgungsauftrag für alle hin zur Kommerzialisierung des Gesundheitssektors. Da sowohl von der Regierung - und die Opposition darf dabei mit eingerechnet werden - als auch von den Medien keine ruhige und sachliche Diskussion zustande gekommen ist, wird Zeit-Fragen sich diesem Themenbereich in seinen nächsten Ausgaben wieder verstärkt zuwenden. Im folgenden wird ein Aspekt aus der Gesundheitspolitik beleuchtet, der kaum diskutiert wird: Globalisierung und Gesundheitswesen. Dabei werden wir sowohl die schweizerischen als auch die deutschen und österreichischen Verhältnisse beleuchten.

      thk./rt. Das Gesundheitswesen ist auf dem besten Wege, in die Hände von Räuberbanden zu fallen, und die Regierung arbeitet offenbar mit diesen Banden zusammen. Anders kann man die Situation nicht mehr beschreiben, in der sich einer der sensibelsten Bereiche eines modernen Wohlfahrtsstaates befindet.

      Mit rhetorischen Verschiebungen und Nebenkriegsschauplätzen kaschieren die Regierungen in Bern, Berlin oder Wien, dass sie das öffentliche Wohl, den Gesundheitssektor, aus Kostengründen und aus Gründen der GATS-Verträge (siehe Kasten) privatisieren wollen. Gesundheit soll den Staat nichts mehr kosten. Die Regierungen nehmen eine Umverteilung vor. Nicht mehr die Solidargemeinschaft sorgt dafür, dass für alle gesorgt wird, sondern, wer das Geld hat, für den ist gesorgt. In Deutschland, ein Rückfall in Zeiten vor Bismarks Reichsversicherungsgesetz.

      Zugleich werden die Regierungen ihren Verpflichtungen aus den GATS-Verträgen gerecht. In diesen Verträgen haben sie sich verpflichtet, den Gesundheitssektor längerfristig zu privatisieren. Diese Verträge kamen unter Ausschluss der Öffentlichkeit zustande und sind auf dem Mist einflussreicher Kreise aus den Bereichen multinationale Dienstleistungskonzerne, Globalisierungsanhängern und anderen gewachsen. Allein der Gedanke daran, wieviel Milliarden jährlich in diesem Bereich umgesetzt werden, lässt das Herz jedes Unternehmers in diesem Bereich höher schlagen.

      Plötzlich erfahren die enormen Anstrengungen der Regierungen, Krankenhäuser «finanzwirksam» zu organisieren und zu budgetieren, eine Erklärung. Staatliche Ausgaben müssen, um den Anforderungen der GATS-Verträge gerecht zu werden, radikal heruntergefahren werden. Private Unternehmen sollen alle Aufgaben übernehmen. Es ist klar, dass ein privates Unternehmen nicht nach Allgemeinwohlprinzipien arbeiten kann, es muss kostengünstig arbeiten. Wer als Patient etwas mehr Kosten verursacht und wenig bezahlen kann, der wird zu einem «Verlustgeschäft». So ist es auf dem freien Markt und genau deshalb war der Gesundheitssektor nicht so organisiert, sondern dem Allgemeinwohl verpflichtet. Unter diesem Gesichtspunkt erfahren auch die massiven Angriffe der Regierung auf die Ärzte eine Erklärung. Hier wird ein nach den Allgemeinwohlprinzipien arbeitender Berufsstand angeschossen und unter finanziellen Druck gesetzt. Die Ärzte sollen gezwungen werden, «kostengünstig» zu arbeiten, etwas Inhumaneres ist kaum denkbar.

      Bisher ist es den Regierungen, egal welcher Zusammensetzung, gelungen, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen. Die Regierungen hoffen darauf, dass sie den Gesundheitssektor ruiniert haben, bevor sich öffentlicher Protest regt. Doch wer sich näher mit der Gesundheitspolitik befasst, muss zwei Feststellungen machen: 1. Die Kosten im Gesundheitswesen sind nicht «explodiert». 2. Es hat ein Paradigmawechsel in der Gesundheitspolitik stattgefunden: Die Gesundheit der Bevölkerung ist kein Staatsziel mehr, sondern eine Gewinnmaximierung in diesem Sektor.


      --------------------------------------------------------------------------------
      GATS-Verträge
      Im Rahmen der World Trade Organisation (WTO) finden die GATS-Verhandlungsrunden statt. Dienstleistungen, zu denen auch der Bildungsbereich zählt, werden innerhalb der GATS-Verträge festgehalten (General Agreement on Trade in Services). Das GATS gliedert sich in zwölf Bereiche:

      1. Unternehmerische und berufsbezogene Dienstleistungen (Ärzte, Anwälte, Ingenieure, EDV, Forschung u.a.)

      2. Kommunikationsdienstleistungen (Post, Kuriere, Telekommunikation u.a.)

      3. Bau- und Montageleistungen

      4. Vertriebsleistungen

      5. Bildungsdienstleistungen (A: Kindergarten, Grundschule. B: Schulbildung. C: Berufs- und Universitätsausbildung. D: Erwachsenenbildung. E: andere Bildungseinrichtungen.)

      6. Umweltdienstleistungen (Abwasser, Kanalisation, Müllabfuhr, Sanitäre Einrichtungen)

      7. Finanzdienstleistungen (Versicherungen, Lebens-, Unfall-, Krankenversicherungen, Banken usw.)

      8. Medizinische und soziale Dienstleistungen (Krankenhaus, sonstige Gesundheitsdienstleistungen, Soziale Dienstleistungen u.a.)

      9. Tourismus und Reisedienstleistungen

      10. Erholung, Kultur und Sport (Unterhaltung, Nachrichtenagenturen, Büchereien, Archive, Museen, Sport usw.)

      11. Transportdienstleistungen (Seeschiffahrt, Binnenschiffahrt, Lufttransport, Raumfahrt, Schienenverkehr, Strassenverkehr u.a.)

      12. sonstige nicht aufgeführte Leistungen

      Für jeden Bereich verpflichten sich die Mitglieder einen schrittweisen Abbau von Schutzgesetzen anzustreben und staatliche Unterstützung abzubauen. Dies findet nach einigen Prinzipien statt:

      Meistbegünstigtenklausel: Eine einem Partner gewährte Vergünstigung beim Handel muss auch für Dritte gelten.
      Inländerbegünstigung: Allen sind gleiche Rechte einzuräumen wie inländischen Unternehmen.
      Transparenz: Alle Gesetze und Rechte, die den Handel einschränken, müssen transparent gemacht werden und werden von einer internationalen Kommission untersucht (Trade Preview Research).
      Die Verhandlungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. So werden bei den GATS-Verhandlungen von allen Staaten in einer ersten Runde Forderungen an andere Staaten eingereicht (request), dann unterbreiten die Staaten, welche Bereiche sie öffnen (offers). Über den Stand der Verhandlungen und welche Bereiche «geöffnet» werden sollen, wird die Öffentlichkeit nicht informiert.

      Artikel 17: Zeit-Fragen Nr.4 vom 3. 2. 2003, letzte Änderung am 4. 2. 2003
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 17:05:11
      Beitrag Nr. 42 ()
      Die Folgen am Beispiel Argentinien!

      Daß Argentinien pleite ist, liegt nicht an der absoluten Höhe der Schulden. 155 Milliarden Dollar sind im Vergleich zu den 1.750 Milliarden Euro, mit denen Deutschland in der Kreide steht, „peanuts“. Argentinien kann einfach nicht mehr genug exportieren, um die hoch verzinsten Kredite zu bedienen. Die Gesamtverschuldung ist mehr als fünfmal so hoch wie die jährlichen Exporteinnahmen.











      Wen wundert es also, daß die Politiker und Wirtschaftswissenschaftler bis heute einen Nebel über die weltweiten Wirtschafts- und Finanzsysteme werfen.

      Ziel: Die Menschen sollen - gewissermaßen als nützliche Idioten - die Hintergründe und Auswirkungen nicht erkennen.


      Denn diese müssen das nötige Spielgeld heranschaffen. Am Anfang freiwillig, bald jedoch unter Zwang. Finanziell Ausgeblutete werden gezwungen, den Offenbarungseid zu leisten - im Jahr 2000 waren dies in Deutschland allein über 2 Millionen Menschen.
      Tendenz schnell ansteigend - das berühmte Schneeballsystem läßt grüßen. Die Rechnung bezahlen diejenigen über das staatliche Sozialsystem (das wiederum durch die Zwangssteuereinnahmen finanziert wird), die noch immer nicht das menschenverachtende System durchschaut haben.

      Das einzig Schöne für uns Bürger:

      Was zur Zeit passiert ist keine nicht-enden-wollende Erfolgsgeschichte für die 20% der Menschheit, die mit jedem Tag reichen werden, weil 80% immer ärmer werden.


      Es ist ein garantiert tödlicher Kreislauf - der mit einem Wirtschafts- und Finanzkollaps enden muß.

      Und wir sind mittendrin. Wir alle sind jetzt aufgerufen, wach zu werden und präsent zu sein, wenn der Infarkt eintritt, damit der gleiche tödliche Kreislauf nicht noch einmal geschieht.


      Die jetzigen Politiker, ein Großteil der akademischen Vordenker und die Mehrzahl der Journalisten sind für diese Zukunftsplanung keine kompetenten Gesprächspartner.


      Sie haben sich aktiv, vorsätzlich und grob fahrlässig an der Verdummung unserer Gesellschaft beteiligt und sich somit selbst disqualifiziert.

      Quelle:



      http://www.deutschlandluegen.de



      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:18:23
      Beitrag Nr. 43 ()
      Das Problem ist nur, überall wo man dieses Thema anschneidet erntet man nur Schweigen. Offensichtlich sind diese Zusammenhänge so komplex das sie von kaum jemandem verstanden werden.
      Die Wenigen die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen bleiben so weitgehend isoliert und können somit nichts bewegen.
      Die Masse redet wie ferngesteuert genau das was ihnen die Medien jeden Tag vorgaukeln.
      Selbst in diesem Thread bleiben wir unter uns weil selbst die Leute die sonst immer ihren Senf dazu geben müssen offenbar nicht verstehen worum es hier geht und sich deshalb lieber raus halten.
      Übrig bleibt am Ende nur Resignation wenn man tatenlos zusehen muß wie die Karre in den Dreck gefahren wird.
      Ich persönlich habe als einzige Konsequenz aus meinen Erkenntnissen einen Teil meiner Ersparnisse in Gold investiert.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 21:31:28
      Beitrag Nr. 44 ()
      sbi: was ist denn das für eine Antwort??:confused:

      Ich habe nicht die Probleme in Zweifel gezogen, sondern die Ursachen der Probleme, die Nr. 1 nennt; ich bahaupte, dass Nr. 1 auf dem Holzweg ist, und wenn man ein Problem lösen will, dann sollte man versichen, die richtigen Ursachen zu finden.
      Avatar
      schrieb am 03.03.03 17:15:00
      Beitrag Nr. 45 ()
      xylo: ich sehe da wenig Holzweg.


      Auf dem Holzweg ist der Mainstream aka Neoliberalismus.


      Selbst die von dir beschriebenen Punkte deuten nicht gegen die Thesen...
      Beispiel Gewinne/Verluste Aktien: Selbst diese führen zu weiteren Konzentrationsprozessen, genauso wie Kreditausfälle!
      Avatar
      schrieb am 03.03.03 17:52:42
      Beitrag Nr. 46 ()
      Es ist völlig Normal das soziale Systeme selbstzerstörerisch Wirken desto länger sie laufen. Der Egoismus des Einzelnen ist die Ursache (Die Profitmaxierung auf Kosten des Gesamtsystems) und diese ist unabänderbar.

      Der Mensch ist dabei in seinen Normalzustand (und das ist der Krieg) zurückzukehren. Nur G.W.Bush kann helfen eine friedvolle Welt zu erhalten in der die Menschen gegenseitig respektieren und an Gott glauben, und nicht nur an das Geld.
      Avatar
      schrieb am 03.03.03 18:38:01
      Beitrag Nr. 47 ()
      Offenbar muß Kapitalismuskritik nach langer Flaute von vielen erst wieder entdeckt werden.

      Ökonomische Ausbeutung darf nicht in Vergessenheit geraten und jede Art von Herrschaft ist kritisch zu sehen. Nur Tölpel und Böswillige können noch behaupten, daß die Großindustrie keinen Einfluß auf die kapitalistische Gesellschaft ausübt. Gerade durch die Globalisierung und der mit ihr einhergehenden Neoliberalisierung wird eine gefährliche Entdemokratisierung eingeleitet. In den USA sind die Folgen dieser neoliberalen Entwicklung noch deutlicher als bei uns zu sehen.

      Ich möchte mit meiner Stellungnahme nicht auf die zweifellos bestehende Zinsproblematik eingehen. Viele bemerkenswerte und denkwürdige Ansätze sind in diesem Artikel aber zu finden. Die Problematik der Verschuldung, Globalisierung und die Umverteilung von unten nach oben sind eine nicht zu leugnende Tatsache. Die Globalisierung schafft keine gerechtere Vermögensverteilung, sondern im Gegenteil werden weite Teile der Welt der Verarmung preisgegeben. Machen wir uns nichts vor, von der Ausbeutung der Arbeitskraft in der Dritten Welt profitieren auch viele Menschen in den Industriestaaten.

      Ein prosperierender Kapitalismus braucht Wirtschaftswachstum. Wachstumszwang und der Konzentrationsprozeß im Kapitalverwertungsprozeß, sind von immenser Wichtigkeit. Gefährlich ist auch der drohende Finanzkollaps vieler kapitalistischer Wirtschaften. Auch die US-Wirtschaft, vor allem aber der US-Verbraucher steckt in der Schuldenfalle. Durch den Aktiencrash haben viele amerikanische Kleinanleger ihre Ersparnisse verloren. Viele amerikanische Pensionsfonds stecken in einer finanziellen Schieflage. Sieht man sich die us-ökonomischen Rahmendaten an, dürfte sich ein wirtschaftlicher Aufschwung nur als Wunschtraum der unverbesserlichen Optimisten erweisen. In Deutschland und Europa steigt die Verschuldung ebenfalls gefährlich an. Staatliche Konjunkturprogramme – wie noch in den 70er oder 80er Jahren – passen nicht ins neoliberale Weltbild der Politiker. Der Markt regelt ja alles, so jedenfalls das Credo der neoliberalen Arschlöcher. Trotz der relativ hohen bundesdeutschen Verschuldung (1,1 Milliarden Euro) wären jetzt staatliche Konjunkturprogramme notwendiger denn je. Aufgrund der Aufgabe der DM können keine eigenständigen fiskalischen Maßnahmen getroffen werden. Eine aktive Konjunkturpolitik wird auch durch die Stabilitätskriterien von Maastricht blockiert. Kurzum. Der bundesdeutsche Handlungsspielraum ist daher begrenzt. Dabei kann eine ökonomische Abwärtsspirale für die bundesdeutsche Bevölkerung fatale Folgen haben. Das gesamte bundesdeutsche Sozialsystem scheint zu kollabieren. Jedenfalls sind die Renten- und Krankenkassen leer. Was uns blühen kann zeigt uns Argentinien! Äußerst interessant ist es aber, daß der Autor die Ablenkungsfunktion der Unterhaltungsindustrie für die Massen erkannt hat. Denn er schreibt: Durch diese Ablenkung können Ablehnungserscheinungen gegen das System wenigstens eine Zeit lang wirksam unterbunden werden. Die Zahl der Fernsehübertragungen etwa von Sportveranstaltungen nehmen dabei seit Jahren in drastischem Umfang zu. Daneben kommt es zu einer Verrohung der Sitten, was sich in der Erwartung des Publikums an die Fernsehanstalten zeigt, mehr Sex- und Gewaltfilme zu senden. Heute ist eigenständiges Denken angesagt. Das Nachplappern der Mainstream-Meinung blockiert nur unsere Köpfe. Die Kapitalverwertungskrise darf nicht auf den Rücken des sogenannten „Kleinen Mannes“ ausgetragen werden.

      Konditionierung

      Die Konditionierung der US-Bürger auf Konsum ist in den USA besonders weit fortgeschritten. Die US-Verblödungsindustrie scheint besonders effektiv zu sein, schaut man sich den TV-Müll der US-Unterhaltungsindustrie an.
      Aber der Konsumidiotismus ist keine amerikanische Krankheit, auch bei uns werden durch psychologisch geschickte Werbemachenschaften immer mehr Menschen zu Konsumtrotteln.

      Jüngste Beispiele einer Umverteilungspolitik
      Zitat Merz
      Wir brauchen einen Paradigmenwechsel bei der Lohnfindung.

      Auch der Kündigungsschutz müsse gelockert werden, so Merz im SPIEGEL.

      Das Sozialsystem a la Merz sieht harte Einschnitte vor, auch in der Rente: "Viel mehr als eine Basissicherung ist in Zukunft nicht mehr möglich."

      Nach Merz` Auffassung müssten auch die Arbeitslosen Federn lassen.

      Großangriff auf die Gewerkschaften
      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,238123,00.h…

      Seit die Kapitalisten ihre Kapitalverwertungsprobleme auf Kosten der Lohnabhängigen zu lösen versuchen, sind starke Gewerkschaften wichtiger denn je. Ohne die Gewerkschaften hätten wir unseren Lebensstandard schon viel weiter reduzieren müssen. Noch haben wir nicht amerikanische oder britische Verhältnisse.

      Figuren wie Koch, Merz, Riester, Clement oder Hartz – um nur einige dieser neoliberalen Arschlöcher zu nennen - und überhaupt die ganzen Oberbonzen und die vielen neoliberalen schmierigen Schreiberlinge, die so gerne mit den Kapitalisten kungeln, sind die wahren Feinde einer „sozialen Marktwirtschaft“.
      Die heutigen Instrumente zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gipfeln in der Forderung nach einer radikalen Flexibilisierung der Arbeitsmärkte. Konkret: Kürzungen sozialer Leistungen, Demontage des Tarifvertragssystems, massiver Ausbau der Leiharbeit mit entsprechenden Leichtlohngruppen, Abbau von Kündigungsschutz und Mitbestimmung. Mit anderen Worten: Die kapitalistische Konkurrenzwirtschaft soll das Kommando über die Arbeitermärkte übernehmen. Diese neoliberale Roßkur macht die Opfer der Kapitalverwertungskrise zu Tätern. Diese neoliberale Wirtschaftspolitik schafft keine neuen Arbeitsplätze, sondern verschlechtert erheblich die Bedingungen für diejenigen, die von der Erwerbsarbeit abhängig sind. Die hohe Arbeitslosigkeit ist nicht das Fehlverhalten der Betroffenen oder der tariflichen Regulierungen. Euroumstellung, wachsende Zukunftsängste und Kaufzurückhaltung führen zu wirtschaftlicher Stagnation. Wirtschaftliche Stagnation schafft aber keine neuen Arbeitsplätze, zumal die Produktivität auch in einer Krisensituation weiter steigt. Kontraproduktiv ist es, die kapitalistische Krise auf den Rücken der Lohnabhängigen auszutragen, denn desto weniger Lohn die breite Masse zur Verfügung hat, desto größer die Nachfrageschwäche. Die neoliberale Rezeptur, die ja bekanntlich mit Lohn- und Sozialdumping einhergehen ist daher der total falsche Weg.
      Konzernherrschaft statt Demokratie führt zu Weltordnungskriegen

      Die totalitäre Herrschaft internationaler Konzerne und Finanzgruppen über Weltwirtschaft und Weltpolitik ist letztlich das Ziel der neoliberalen Privatisierung und Entstaatlichung.

      Um ihre Profitinteressen optimal auszuschöpfen, kaufen sich die Großkapitalisten die Politiker und Parteien. Am deutlichsten zeigt sich diese Entwicklung in den USA. In der Bush-Junta sind führende Köpfe mit der amerikanischen Rüstungs-, Öl- und Energieindustrie verstrickt. Ohne massive Wahlkampffinanzierung wäre die Bush-Junta niemals an die Macht gelangt. Eine elitäre Clique von steinreichen Großkapitalisten bestimmen folglich die Richtlinien der US-Politik. So etwas nennt man auch Plutokratie. Der kommende Irakkrieg ist ein klassischer imperialistischer Ölraubkrieg. Aus puren Profitinteressen gehen diese Herrschaften über Leichen. Das Schlimmste aber ist, keiner kann die staatliche US-Verbrecherbande mehr stoppen. Konkret: Die USA halten sich weder an Beschlüsse der UNO, Völker-, Kriegs- oder Selbstbestimmungsrecht. Abrüstung, Klima- oder Artenschutz behindern die US-Expansionpläne und werden deshalb radikal abgelehnt. Täuscht nicht alles, sind Afghanistan und der kommende Irakkrieg nur der Auftakt von weiteren Weltordnungskriegen! Das Recht des Stärkeren kehrt zurück!


      Wie der Autor des Artikels schreibt, hat die Ungleichheit auf der Welt Ausmaße angenommen, die man nicht einfach mehr hinnehmen darf. Und in der Tat lebt die Hälfte der Menschheit in bitterer Armut und muß mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen. 800 Millionen Menschen leiden an akuter Unterernährung und einige hundert Millionen verhungern jedes Jahr. Seit den Zusammenbruch der Sowjetunion ist das kapitalistische System zu einem aggressiven und äußerst gierigen Ungeheuer mutiert. Es findet ganz offen eine Umverteilung von unten nach oben statt. Die Finanz- und Steuerpolitik geht eindeutig auf Kosten der Mittel- und Unterschichten. In der Tat öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich wieder mehr und mehr. Die oberen Zehntausend verfügen über ein höheres Einkommen als alle Haushalte der einkommensschwächeren Schichten zusammen. Die Vorstandschefs der kapitalistischen Großunternehmen verdienen in vielen Fällen mehr als tausendmal mehr als die einfachen Malocher.

      Weitere unangenehme US-Fakten!

      Statt sich mit der Problematik des US-Imperialismus ernsthaft auseinanderzusetzen, erzeugt die Dialogindustrie ein positives Amerikabild. Auch heute geht den USA hauptsächlich um Absatzmärkte, Rohstoffabsicherung und um Waffenexport, also vor allem ums Geld. Geld ist Macht und die US-Mächtigen können in ihrer grenzenlosen Gier davon nicht genug bekommen. Zweifellos sind die USA heute das mächtigste und reichste Land der Welt. 4,5 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 25 Prozent der globalen Erdölförderung, stellen 40 Prozent der weltweiten Militärausgaben und sind für 50 Prozent aller Waffenexporte verantwortlich. Außerdem ist der US-Kapitalbedarf auf den Weltmärkten mit unglaublichen 60 Prozent einsame Spitze.

      Schaut man aber mal hinter den Kulissen des amerikanischen Kapitalismus, so sind die gesellschaftlichen Folgen der neoliberalen Wirtschaftspolitik für den Großteil der amerikanischen Bevölkerung alles andere als erstrebenswert. Großzügige Steuergeschenke für die Superreichen US-Bürger auf der einen Seite und auf der Kehrseite wachsende Verarmung breiter Bevölkerungsteile. 35 Millionen Amerikaner sind ohne Krankenversicherung. Um einigermaßen Überleben zu können, müssen die meisten US-Arbeitnehmer drei bis vier Jobs ausüben. Viele neue Jobs sind schlechtbezahlten Dienstleistungs-Jobs. Einfache Dienstleistungen, wie Tüten packen, Schuhe putzen oder als Dienstmädchen - ohne Sozialversicherungsansprüche - den Dreck bei den Reichen wegwischen, ist alles andere als erstrebenswert. Der Streß und die Arbeitshetze am Arbeitsplatz nehmen auch in den USA kontinuierlich zu. Ständig sind Arbeitnehmer dem krankmachendem Druck ausgesetzt, arbeitslos zu werden. Kündigungsschutz oder großzügige Abfindungen gibt es in den USA nicht. Somit ist bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit der soziale Absturz vorprogrammiert. Gerade in der US-Gesellschaft ist reines Konkurrenzdenken und der private Egoismus weit fortgeschritten. Hier wirkt sich die Entsolidarisierung schon negativ auf die US-Produktivität aus. In einem Klima der ständigen Angst, kann konstruktive Mitarbeit – die in einem modernen Produktionsverfahren unbedingt erforderlich sind - nicht gedeihen. Durch diese neoliberale Wirtschaftspolitik wird letztlich Ineffizienz geschaffen und Kriminalität und Korruption gefördert. Folglich boomt die US-Gefängnisindustrie, weil auch die US-Gesetze immer restriktiver ausgelegt werden. Auf diese neoliberale US-Gesellschaftsordnung verzichte ich gerne.

      RADIKAL gegen STAAT und KAPITAL
      Poetter
      Avatar
      schrieb am 03.03.03 20:39:01
      Beitrag Nr. 48 ()
      #46 von schmeissfliege


      ich sehe Kreislauf etwas anders:

      Volkswirtschaft startet nach einem Krieg, Kapitalkosten gering, großes Aufbaupotential - Wirtschaftswunder, während sich die Verschuldung wie die Geldvermögen nach der Zinseszinsrechnung aufblähen, momentan noch kein Problem, da das Wirtschaftswachstum größer ist als der Zuwachs an Kapitalkosten - gesättigte Märkte entstehen zunehmend, Wettbewerb nimmt zu, Unternehmensrenditen fallen, Zuwachs der Kapitalkosten übertreffen Wirtschaftswachstum, Firmenbankrotte nehmen zu, Arbeitslosigkeit, fallende Zinssätze, Staat nimmt vermehrt Kredite um durch sinnlose Großprojekte wieder Geld in den Geldkreislauf zu pumpen - vermehrt geht Kapital wegen der fallenden Unternehmensrendite in den spekulativen Bereich, eine Spekulationsblase entsteht - durch die gewaltig angestiegenen zinslasten sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung, auch weltweit kommt es zu einem ruinösen Wettbewerb um Marktanteile, Finanzkrisen bringen immer mehr Nationen an den Abgrund, militärische Spannungen entstehen - die Armut weltweit verschlimmert sich durch Zusammenbrüche im Finanzsystem und Massenarbeitslosigkeit zunehmend, ein Börsenkrach führt zu Unternehmens- und Bankenpleiten, ein Großteil der Bevölkerung verliert Hab und Gut -

      Militärische Spannungen nehmen weiter zu, weltweit brechen Kriege aus und in den Staaten selber entstehen Unruhen - durch die Kriege wird Realkapital vernichtet, nach einer "Währungsreform" startet das System zu einem neuen Zyklus.

      Die Aufgabe des Staates bestand bisher darin, durch Kreditaufnahme in rezessiven Phasen den Zinssatz wieder auf ein rentables Niveau zu bringen, damit der Geldkreislauf nicht durch mangelnde Rendite zusammenbricht. Es ging also immer nur darum, den unaufhaltsam kommenden Zusammenbruch wieder hinauszuschieben.




      ;) ;) ;)


      Quelle:
      http://www.geldcrash.de/Aktuelles/Artikel/Teufelskreis/teufe…
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 18:16:21
      Beitrag Nr. 49 ()
      http://www.zmag.de/article/article.php?id=477

      gedanken, die in diesem thread gut aufgehoben sind :)
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 18:18:20
      Beitrag Nr. 50 ()
      und hier noch zum stöbern:

      http://www.leibi.de/jahrbuch/index_de.htm
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:44:37
      Beitrag Nr. 51 ()
      habe mal wieder einen guten ausgegraben: :)


      "Die Schwachen müssen sich verändern oder sterben", forderte der Daimler-Chrysler-Vorsitzende Robert J. Eaton im Juli 1999 bei einem Kolloquium der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft mit dem Motto "Der Kapitalismus im 21. Jahrhundert". Nach dem "Ende der Geschichte" schafft sich freies Unternehmertum eine Welt nach seinem Bilde, in der es "den Schwachen", das bedeutet allen Menschen, die keine Geld- oder Produktivvermögen besitzen, und allen Völkern, die sich dem internationalen Kapital noch nicht "geöffnet" haben, nur die Unterwerfung unter sein Diktat oder den Tod durch Hunger oder Krieg zugestehen will.

      Für die noch Lebenden hält die kapitalistische Realität indessen Befindlichkeiten bereit, die auch im engeren Sinne von psychologischem Interesse sind: Zunehmende Sinn- und Perspektivlosigkeit, Existenz- und Zukunftsängste, Vereinsamung und Verzweiflung. Den Hintergrund bildet nichts weniger als die globale Krise: In vielen in Unterentwicklung gehaltenen Ländern der südlichen Hemisphäre herrscht weiterhin entsetzliches Elend und auch in westliche Metropolen und vormals sozialistische Länder sind Armut und Massenarbeitslosigkeit zurückgekehrt. Bereits jetzt verheerende Umweltschäden werden nicht beseitigt, sondern vergrößert, die natürlichen Lebensgrundlagen künftiger Generationen ernsthaft gefährdet. Soziale und demokratische Rechte, einst von Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegungen erkämpft, werden im Zuge weltweiter "Deregulierung" außer Kraft gesetzt. Mit der Wiederkehr nationalistischer, teils gar neofaschistischer Bewegungen und dem Aufstieg unverfasster, keiner demokratischen Kontrolle unterliegender Mächte (wie der europäischen Zentralbank) wächst die Gefahr einer autoritären Formierung von Staat und Gesellschaft und vor dem Hintergrund einer heraufziehenden Weltwirtschaftskrise werden militärische Konflikte wieder zum Mittel der Wahl politischer Akteure, die den ökonomischen Verdrängungs- und Vernichtungswettbewerb zur globalen Maxime erhoben haben.

      Auf der Ebene der politisch-ökonomischen Bedingungen ist die Situation vom Umbruch des sozialstaatlich regulierten Kapitalismus der Nachkriegszeit zu einem neoliberalen Modell bestimmt. Dessen programmatischen Kern bildet die Behauptung herrschender Eliten, die wirtschaftliche Lage sei nur durch weltweiten Freihandel, Privatisierung allen öffentlichen Eigentums, Abschaffung von Schutzbestimmungen und Entfesselung einer rücksichtslosen Konkurrenz in allen Lebensbereichen zu bessern. "Der Markt wird es richten", lautet die Parole, die sich freilich an einer Realität blamiert, in der die vorgebliche Lösung die Ausgangsprobleme in potenzierter Form reproduziert. Dabei scheint die in jüngerer Zeit in fast allen europäischen Ländern erfolgte Abwahl konservativer Regierungen als Protagonisten dieses Projekts wenig zu ändern. Die als "neue Mitte" auftretenden sozialdemokratischen Nachfolger setzen - ihre Lieblingsvokabel "Kontinuität" lässt es ahnen - die neoliberale Politik bruchlos fort.

      Ins Uferlose wuchernde Gewinne von Banken und Konzernen bei gleichzeitiger Massenarbeitslosigkeit lassen die These "mehr Beschäftigung durch höhere Profitanreize" als bloße Propaganda einer Politik erkennbar werden, die allein über mehr Luxuskonsum und höhere, mit aggressiven Außenhandelsstrategien erzielte Exportgewinne zu gesamtwirtschaftlichen Zuwachsraten gelangen will. Die offene Sozialstaats-, Gewerkschafts- und Demokratiefeindlichkeit und eine zynische Gleichgültigkeit gegenüber allen, die im glorifizierten "Wettbewerb" nicht mithalten können, lassen überdies keinen Zweifel am asozialen Charakter neoliberaler Vorhaben: "Heute befindet sich der Kapitalismus (...) zum ersten Mal in einem Zustand, in dem die Kapitallogik genauso rein und unverfälscht funktioniert, wie Marx das im Kapital beschrieben hat. Zum ersten Mal ist die Kapitallogik von allen Beißhemmungen befreit, die ihr lange von innen und außen auferlegt waren. In der ganzen bisherigen Geschichte des Kapitalismus ging es doch im Grunde darum, ihm solche Beißhemmungen aufzuzwingen" (Negt, 1997, S. 38, Hervorhebung T.G.).

      Auch ein solchermaßen enthemmter Kapitalismus, der sich "aller historischer Kostüme entkleidet" hat (Scherer, 1996, S. 53), tritt in spezifischen Formen auf: Als "Kasinokapitalismus" mit verselbständigten, den Niedergang der Realökonomie betreibenden Finanzmärkten, als "Shareholder-Value-Kapitalismus", dessen einzige Maxime die Aktionärsrendite ist, als neoliberaler Kapitalismus eben, befreit von den "Beißhemmungen" demokratischer und sozialer Ansätze.

      Auf der Seite der gesellschaftlichen Subjekte steht dem eine verunsicherte, aber passive Öffentlichkeit gegenüber. Trotz Krise und Perspektivlosigkeit regt sich kaum Widerstand gegen die Brutalität zeitgenössischer Politikprojekte. Deren Durchsetzung ging ein schleichender, wenngleich keineswegs zufälliger Bewusstseinswandel voraus, ein "die Gesellschaft durchziehender Resignationsprozess (...). Es mutet schon gespenstisch an, wie es der radikale Neoliberalismus fertigbringt, seine Prinzipien in den Seelen zu verankern, so dass viele seiner Opfer selbst dann noch für ein Wirtschaftswachstum mitfiebern, wenn dessen Gewinne zu ihren Lasten nur einer Wohlstandsschicht zufließen. (...) Die Benachteiligten fühlen sich mitverantwortlich, das von oben bewirkte Auseinanderbrechen der Gesellschaft zu verschleiern, indem sie die steigenden Unternehmensgewinne und die explodierenden Dividenden, von denen für sie nichts abfällt, in einer selbstentfremdenden Identifizierung mit den Mächtigen hinnehmen" (N.N., 1998).


      . . .


      http://www.kritische-psychologie.de/texte/tg2000a.html
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:46:11
      Beitrag Nr. 52 ()
      ist das das kz-syndrom der deutschen wirtschaft?

      damals lebte es sich gut für die herren der stahl- und eisenfraktion :mad:
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 21:46:16
      Beitrag Nr. 53 ()
      @Poetter,
      viel Wahres und eigentlich ein toller Beitrag aber weniger radikal käme er einfach besser.

      Kennt jemand eine Partei die sich diesam Thema annimmt? Ohne organisation wird jedenfalls niemand etwas erreichen.
      Ich als entteuschter SPD Stammwähler suche derzeit jedenfalls verzweifelt nach Alternativen.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 22:12:59
      Beitrag Nr. 54 ()
      @ Sig, in irgendeinem Thread habe ich dir heute ein paar Links gepostet.

      Der hier fehlt noch!

      http://inwo.fairconomy.org/index.htm




      Und hier ganz anschaulich, wie die Zinstreppe sehr viel sinnvoller aussieht!

      Avatar
      schrieb am 04.03.03 23:07:45
      Beitrag Nr. 55 ()
      Danke Sittin, habe meine Beiträge auch bei Systemfehler rein gestellt.
      Kennst du Organisationen mit mehr Mitgliedern? Attac kann man leider vergessen, dort hängen zu viele Spinner rum.

      Gruß SIG
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 17:50:57
      Beitrag Nr. 56 ()
      nein ,leider noch nicht, ich habe mir aber jetzt das Heft zur Freiwirtschaft bestellt, mal schauen! :)
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 18:13:00
      Beitrag Nr. 57 ()
      oh Gott nein:confused:
      da werden wir wieder zukopiert:laugh:
      Haste meine Widmung für dich gelesen::eek:
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 08:26:50
      Beitrag Nr. 58 ()
      Moin,

      nachfolgende Leseprobe passt ganz gut hier hin.

      Gruss

      NH

      Hartmut Bachmann: "Das Aus für den Sozialstaat"

      "Rund drei Millionen Beamte und beamtenähnliche Wesen im sogenannten "Öffentlichen Dienst" haben die Macht im Staat übernommen. Und sie formen ihn systematisch zu einem trägen, behäbigen Verwaltungs- und Selbstversorgungsapparat um. Niemand kann diesen fetten Riesen "Öffentlicher Dienst" noch bändigen - denn genau da, wo er abgespeckt werden könnte, haben die Verursacher auch schon die Mehrheit, und damit haben sie die Macht: Nämlich in den Parlamenten."
      Durch immer neue soziale Leistungsgesetze entmündigte der Staat allmählich seine Bürger. So wurde ihnen die früher als natürlich und selbstverständlich hingenommene Selbstvorsorge und Selbstversorgung allmählich fremd. Vor allem die Eigenvorsorge durch materielle Rücklagen für das Alter geriet in Vergessenheit.
      Wie der Sozialstaat den Bürger zwiebelt, läßt sich aus der Tatsache ableiten, daß die Bundesbürger bezogen aufs BIP 1965 noch mit 9,8% an Sozialabgaben mit einem blauen Auge davon kamen. Heute sind es ca.20%. Die These vom alles fressenden Sozialstaat steht damit fest.
      Ich sehe nicht, wie Deutschland den Weg zurück in eine echte Leistungsgesellschaft, mit einem gesunden Mittelstand je schaffen kann, solange der Sozialstaat jetziger Gestalt dies durch seine ungebremste Vermehrung seiner Verwaltungs- und Gesetzesmaschine verhindert. Vorgaben des Technologiezeitalters der 2. Generation wurden bereits verschlafen.
      Bei den endlosen Debatten in Deutschland um die soziale Gerechtigkeit wird schlichtweg unterschlagen, daß das, was den Sozialstaat deutscher Provenienz ausmacht, darauf beruht, daß die Sozialbeiträge (vom Staat kassiert und vom Staat ausgegeben) alles andere als soziale Gaben sind. Die Löhne der arbeitenden Klasse werden genau um diese Be-träge verkürzt und dann umverteilt. Aber: Diese riesige Geldbewegung erfordert ein Heer von Dienststellen, Beamten und Zuträgern; eine solche Manipulation läßt Platz und Geld für Tausende von Pöstchen, die dann wieder an Freunde und verdiente Parteigenossen vergeben werden können. Wo der Staat seine Fangarme ausbreitet, kann er ernten. Andererseits hat er die Macht und die Möglichkeiten, wie auch die Mittel, Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller einzureden, daß der Sozialstaat eine Angelegenheit ist, die die Interessen des Volkes vertritt.
      Lassen Sie uns den Sozialstaat als riesige Umverteilungsorganisation definieren, die ihren Bürgern nur einen Teil dessen wiedergibt, was er vorher konfisziert hat. Von der Differenz ernährt und verbreitert er sich prima. Der Rest ist Schwund.
      Um das Volk fest in die Hand zu bekommen, werden möglichst viele Menschen vom Staat abhängig gemacht Daß der Staat seinen Untertanen aber nur das geben kann, was er ihnen vorher abgenommen hat, wird nicht mehr wahrgenommen.
      Der Sozialstaat ist zutiefst ungerecht, weil er seine Leistungen willkürlich und nicht selten an den gerechten Ansprüchen Bedürftiger vorbei verstreut. Und dies wird ihn über kurz oder lang ruinieren.
      Der jahrelange angebliche Kampf der Politiker gegen die Arbeitslosigkeit wird zur Lächerlichkeit degradiert, wenn man konstatieren muß, daß das Ergebnis gleich Null ist. Dies ist bei folgendem Aufwand, den die arbeitende Schicht erarbeiten muß, eine deprimierende Angelegenheit:
      Der jährlicher Aufwand zur Verwaltung der Arbeitslosigkeit beträgt ca. € 150 Milliarden. Jeder Arbeitslose wird jährlich finanziert mit € 19.180. Die Gegenleistung dafür ist null. Die Regierung Schröder allein ließ 51 Gutachten zur Arbeitslosigkeit erstellen; ohne jeglichen Erfolg.
      Alle Versuche des Kommunismus und des Kapitalismus mit der freien Verfügbarkeit der Produktionsmittel scheiterten. Die Existenz des Sozialstaates hat es geschafft, nunmehr auch die ehemalige freie Verfügbarkeit des eigenen Einkommens abzuschaffen. Die Illusionen des Sozialstaates sind den Politikern bekannt. Sie über Bord zu werfen wäre Voraussetzung für einen neuen Anfang. Dies bedeutete Blut, Schweiß und Tränen.
      Der Versorgungsstaat ist NICHT von den Bürgern eingeklagt worden, sondern er hat sich selbst durch illegale Veränderung zahlreicher Teile des Grundgesetzes die Möglichkeit gegeben, ein Instrumentarium zu schaffen, mit dem er die Bürger entmündigte und sie nötigte, in ihrem eigenen Gebäude zwangsweise Untermieter zu werden.
      Parteien und Staatsverwaltung einigten sich darauf, Volksabstimmungen, wie im Grundgesetz vorgesehen, nie zuzulassen. Eine erste Volksabstimmung würde andere nach sich ziehen. Demokratie - Volksherrschaft - wäre inthronisiert. Und das wäre das Letzte, dem die Parteien und damit die Volksvertreter zustimmen würden. Denn damit würde dem Staat Stück für Stück seiner Macht entwunden, die er sich in Jahrzehnten in undemokratischer Weise ergaunert hat. Bei jeder Volksabstimmung würde der Staat ein Stück seiner Macht loswerden. Was wäre die ganze in Jahrzehnten aufgedonnerte Staatsapparatur mit all ihren Pöstchen und Unterbringungsmöglichkeiten für Freunde und Verwandte in immer neuen Institutionen noch wert, wenn das Volk in der Lage wäre, durch Volksabstimmungen die Souveränität über die Staatsorgane, ganz ohne Krieg, auf demokratischem Wege, zurückzuerlangen?
      Hier meine Ansichten dazu, was im Staate einer sofortigen Änderung bedarf:
      1. Das imperative Mandat bei Abstimmungen über alles, was Bund, Länder und Gemeinden betrifft, wird mit sofortiger Wirkung unter Hinweis auf die entsprechenden Vorschriften des Grundgesetzes für dauernd aufgehoben.
      2. Alle Beamten werden vom Tage der Ernennung zum Beamten von ihrer Mitgliedschaft in jeder Partei suspendiert. Die Mitgliedschaft ruht.
      3.Entsprechend Art. 146 GG wird für Deutschland eine neue, zeitgemäße Verfassung erarbeitet. Dazu wird eine Kommission gebildet, die sich paritätisch aus Unterneh-schaft, Gewerkschaften, Bürgern aller Berufe und Juristen zusammensetzt. Diese berufen ein Expertenteam, das in der Lage ist, binnen eines Jahres die neue Verfassung dem Volk vorzulegen. 4 Wochen später findet eine Volksabstimmung über die einzige Frage statt, ob die neue Verfassung angenommen oder abgelehnt wird.
      4.In die neue Verfassung wird eingearbeitet, daß das Volk bei evidenten Fragen, die seine Zukunft national und international berühren, vor entsprechenden Gesetzesnovellen oder -Änderungen befragt werden muß.
      5. Das Beamtentum in Deutschland wird reduziert. Der Staat
      zieht sich zurück auf seine originären Aufgaben. Alle Aufgaben, die Privatunternehmen übernehmen können, werden entsprechend delegiert.
      6.Die überflüssigen Beamten werden beurlaubt und in den vorzeitigen Ruhestand geschickt mit der Maßgabe, daß sie sich bei Bedarf zum Staatsdienst zur Verfügung zu stellen haben.
      7.Die Zusammensetzung des Bundestages und der Länderkammern wird neu geregelt. Die endgültige Regelung ist der neuen Verfassung vorbehalten und tritt mit jeweiliger Neuwahl für Bund, Länder und Gemeinden in Kraft. Danach darf keine Interessentengruppe mit mehr als 15% in der entsprechenden Kammer vertreten sein.
      8. Das Inkasso für Steuern und Abgaben, die den staatlichen Aufgaben dienen, wird wie bisher vom Staat wahrgenommen.
      9. Die direkte Verwaltung der Staatsfinanzen hingegen wird nicht mehr vom Staat wahrgenommen, sondern von einem Gremium, das sich paritätisch aus Managern der Mittelständischen Unternehmen, der Großindustrie und den Versicherungsgesellschaften zusammensetzt. Die Prüfung der Arbeit dieses Gremiums wird durch den Bundesrechnungshof in Zusammenarbeit mit dem Bund der Steuerzahler durchgeführt. Eine halbjährliche Prüfung der Staatsfinanzen wird von 3 international anerkannten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im wechselseitigen Turnus durchgeführt.
      10. Alle künftigen Gesetze werden bis auf weiteres zeitlich limitiert.
      11. Kommissionen auf Bund-, Länder- und Gemeindeebenen erarbeiten Vorschläge, wie alle überflüssigen Verordnungen und Gesetze kassiert werden. Diese Kommissionen überwachen gleichzeitig die Ausführung der Beschlüsse und sind dafür verantwortlich, daß der Verordnungs- und Geset-zesabbau in festgelegtem Rhythmus vonstatten geht.
      Dies alles ist Ihnen viel zu radikal? Es gibt für Deutschland nur zwei Möglichkeiten: Entweder, es bleibt alles wie bisher und geht mit zunehmender Geschwindigkeit bergab; oder die Verantwortlichen im Staat akzeptieren, was ich schon früher erwähnte:
      Jede große Reform braucht Radikalität und den Willen alle Uhren einmal auf Null zu stellen.
      Kernpunkt einer neuen Politik und eines Leitfadens muß sein, daß die Nation von einer reinen Konsum- und Urlaubsgesellschaft in eine Leistungsgesellschaft zurückgeführt wird. Alte preußische Tugenden wie Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Zuverlässigkeit, Fleißigkeit usw. müssen wieder belebt werden. Genau, wie nach 1945. Obwohl damals, nach verlorenem Krieg, die große Abkehr vom Preußentum eingeläutet wurde. Man kam einfach nicht umhin, preußische Adjektiva in Wort und Tat zu nutzen. Wissen Sie noch, was dabei herauskam? Das Wirtschaftswunder!!
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 08:49:28
      Beitrag Nr. 59 ()
      58,

      bist du sicher,dass du hier richtig bist?;)

      Der Autor hat zwar Recht,beschreibt aber nur ein Fragment der Problematik.

      Gibt es keine Generalisten mehr:confused:?


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      Ende der Gerechtigkeit- Untergang der sozialen Marktwirtschaft!