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    Kann mir mal einer die Börse erklären - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 07.11.01 12:00:44 von
    neuester Beitrag 12.11.01 21:54:58 von
    Beiträge: 11
    ID: 500.820
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      Avatar
      schrieb am 07.11.01 12:00:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mal ehrlich,
      ich schnall das nicht mehr.
      Irgendwie macht die Börse was sie will. steigt und steigt.
      Muss doch mal wieder korrigieren, oder?
      Avatar
      schrieb am 07.11.01 12:07:14
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das ist alles noch eine technische Reaktion auf die Ausverkäufe im September, diese wird jedoch an Fahrt verlieren und schon bald sehen wir neue Tiefpunkte denn das
      fundamentale Umfeld (Rezession) rechtfertigt keine Rallye.
      Avatar
      schrieb am 07.11.01 12:27:07
      Beitrag Nr. 3 ()
      Sicher ist an der Börse nur eins.

      Wer behauptet, die Zukunft zu kennen, liegt
      fast immer falsch.

      -SL-
      Avatar
      schrieb am 07.11.01 12:28:49
      Beitrag Nr. 4 ()
      Woher will denn jemand wissen, welches Kursniveau gerechtfertigt ist? Warum haben Analysten Aktien empfohlen, als sie teuer waren und empfehlen nun, wo sie billiger sind, dieselben Aktien zu verkaufen? Vielleicht ist die Börse ja zuvor zu tief gefallen, dann sind Anstiege jetzt gerechtfertigt. Oder sollten in einer Rezession alle Kurse auf Null gehen? Na bitte. Das Ganze ist Stimmung und beliebig, so ist das.

      ww
      Avatar
      schrieb am 07.11.01 13:15:36
      Beitrag Nr. 5 ()
      Niedrige Zinsen und niedrige Renditen für Anleihen rechtfertigen
      auch hohe Aktienbewertungen(Kursgewinnverhältnis).
      Wären Zinsen und Anleiherenditen nicht so niedrig, könnten sich auch nicht
      die hohen KgV`s halten und die Aktienkurse würden fallen.


      ........

      1929 gab es einen Crash, weil hohe Zinsen und hohe Aktien-KgV`s
      gleichzeitig anzutreffen waren.
      Und das kann nicht gutgehen, weil niedrige Aktien-KgV`s,
      ja niedrige Renditen bedeuten.
      Aktien und Anleihen stehen in Konkurenz zueinander.Wobei
      die Renditen der Anlage in Unternehmesbeteiligungen(Aktien), wegen des höheren (Verlust-)Risikos, auch logischerweise
      höher sein muss, als bei Anleihen.Wer würde denn auch sonst Aktien kaufen,
      wenn`s umgekehrt wäre....Stimmt`s ???:):)



      .........


      FAZIT: Wenn BMW die Preise für ein bestimmtes Fahrzeug senkt,
      muss auch Mercedes bei einem vergleichbaren Auto den Preis senken, weil
      er sonst Käufer verliert.
      Wenn BMW im umgekehrten Fall, aus welchen Gründen auch immer, die Preise erhöht,
      wird Mercedes ebenfalls die Preise erhöhen, da ja aus dem
      Markt mehr rauszuholen ist.

      GENAUSO ist es jetzt am Wertpapiermarkt(Börse) !!!!!;););):)



      MfG:)

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      Avatar
      schrieb am 07.11.01 13:21:54
      Beitrag Nr. 6 ()
      @ cantbelieve

      Finger weg !
      Avatar
      schrieb am 07.11.01 13:25:04
      Beitrag Nr. 7 ()
      @weitweg

      Das Ganze ist Stimmung und beliebig, so ist das.


      NEIN !!

      Siehe oben mein Posting.:)



      MfG:)
      Avatar
      schrieb am 10.11.01 15:10:02
      Beitrag Nr. 8 ()
      @gölq...

      Is ja grundsätzlich richtig aber leider zu einfach.

      Es ist ja nicht so, daß Aktienpreise allein von Zinsen und Anleihenpreisen abhängen würden.
      Deshalb gehen Zinsspekulationen auch oft genug in die Hose.

      Ich bin der Meinung man sollte sich von Kapitalmarktorientierten Modellen abwenden. Dieser entwickelt sich zwar gemäß einiger Gesätzmäßigkeiten aber seine genaue Entwicklung ist unvorhersehbar (sagt uns z.B. die Chaostheorie)
      Man sollte sich auf die Unternehmen selber konzentrieren und wenn einem der Preis gefällt sollte man kaufen (sonst nicht).
      Dann sollte man aber auch nicht weinen wenn es noch billiger wird denn das konnte man ja eh nicht vorher wissen.

      Die Aktie ist kein Lotterielos sondern eine Unternehmensbeteiligung und ihre Belohnung nicht der Bötrsenkurs sondern die Unternehmensgewinne.
      Avatar
      schrieb am 11.11.01 13:55:29
      Beitrag Nr. 9 ()
      @SEK

      Klar, allein von den Zinsen und den Anleihen hängt die Atienbewertung nicht ab.Da ist noch der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmns zu nennnen, der sich in neuen Inovationen, steigenden Umsätzen und höherern Gewinnen ausdrückt.
      Dann gibt es auch marktbedingte Ursachen, wie eine Verknappung des Atienangebotes des Wertpaieres(via versus),
      die Kurse steigen und fallen lassen, die Chaostheorie:), usw.usw.usw.

      Aber der "Kapitalmarkt" ist für den Aktienmarkt in Generale
      schon evident.




      MfG:)
      Avatar
      schrieb am 11.11.01 14:48:04
      Beitrag Nr. 10 ()
      Das Ei des Kostolany
      Um beurteilen zu können, ob ein Markt übergekauft oder überverkauft ist, muß man zunächst die Anatomie einer Auf- und Abwärtsbewegung verstehen. Dabei müssen beide zusammen betrachtet werden. Sie sind an der Börse ein unzertrennliches Gespann. Erkennt man nicht das Ende einer Abwärtsbewegung, kann man auch den Anfang einer Aufwärtsbewegung nicht erkennen, und erkennt man nicht das Ende einer Aufwärtsbewegung, kann man nicht den Anfang einer Abwärtsbewegung voraussehen.

      Meiner Erfahrung nach besteht jede Hausse und jede Baisse an der Börse (sei es bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Edelmetallen, also all jenen Märkten, auf denen spekuliert wird) aus jeweils drei Phasen:

      Der Phase der Korrektur;
      Der Phase der Anpassung oder Begleitung;
      Der Phase der Übertreibung.
      Weil die verschiedenen Phasen der Aufwärts- und der Abwärtsbewegung einander ablösen, stelle ich sie in einem Kreisel dar, den ich das Ei des Kostolany genannt habe (siehe Abbildung). Am Beispiel der Hausse von 1982 bis August 1987 und der anschließenden Baisse von August bis zum 19. Oktober 1987 möchte ich die Anatomie eines kompletten Börsenzyklus erklären.



      A1 = Phase der Korrektur (kleiner Umsatz, Zahl der Aktienbesitzer gering)
      A2 = Phase der Begleitung (Umsatz und Zahl der Aktienbesitzer steigend)
      A3 = Phase der Übertreibung (Umsazu wird euphorisch, Zahl der Aktienbesitzer ist hoch, bei X am höchsten)
      B1 = Phase der Korrektur (kleiner Umsatz, Zahl der Aktienbesitzer geht langsam zurück)
      B2 = Phase der Begleitung (Umsatz ist steigend, Zahl der Aktienbesitzer nimmt weiter ab)
      B3 = Phase der Übertreibung (ganz großer Umsatz, Zahl der Aktienbesitzer ist niedrig, bei Y am niedrigsten)
      Kaufen in der Phase A1 und B3
      Abwarten und Papiere halten in der Phase A2
      Verkaufen in den Phasen A3 und B1
      Abwarten und Bergeld halten in der Phase B2


      Wir beginnen 1982 am tiefsten Punkt des Kreisels am Ende der Übertreibung nach unten. Die Kurse waren bereits über Jahre auf Talfahrt gewesen. Auf dem Tiefpunkt der Krise erschien in der Business Week eine Titelgeschichte mit der Überschrift >>Der Tod der Aktie<<. Niemand wollte mehr Aktien haben, die Leute würden sich nur noch für Gold, Immobilien und Sachwerte interessieren, war der Tenor der Geschichte. Die Situationsbeschreibung war nicht ganz falsch - die Inflationsraten waren aufgrund der Ölpreiskrise zweistellig und jeder versuchte sein Vermögen vor der Geldentwertung zu schützen -, doch sie war auch nicht ganz richtig. Und an der Börse ist eine halbe Wahrheit bereits eine ganze Lüge. Denn obwohl angeblich niemand mehr Aktien haben wollte, wurden an der Wall Street 50 Millionen Aktien pro Tag gehandelt. Das bedeutet, daß 50 Millionen Aktien verkauft, aber eben auch 50 Millionen Aktien gekauft wurden. An der Börse steht jedem Verkauf ein Kauf gegenüber, sonst würde es keinen Umsatz und auch keinen Kurs geben. >>Niemand wollte kaufen<< oder >>niemand wollte verkaufen<<, diese Sätze gehören zu den dümmsten Formulierungen in den Börsenkommentaren.
      Doch wer waren diese Käufer, die an den trüben Tagen 1982 die 50 Millionen Aktien gekauft haben? Ganz klar: die Hartgesottenen. Sie decken sich zu Ausverkaufspreisen mit Aktien ein, zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachrichten aus der Wirtschaft noch extrem schlecht sind. Dann beginnt die erste Phase der Aufwärtsbewegung, die Korrektur.

      Während dieser werden die Kurse, die zu tief gefallen sind, bei geringen Umsätzen auf ein Niveau korrigiert, das gewissermaßen realistisch und berechtigt ist. Die Käufer sind immer noch die Hartgesottenen. Begünstigt wurde die Korrektur Ende 1982 vom Faktor Geld, der mittlerweile positiv war. Der US-Notenbank war es durch die vorherige Hochzinspolitik gelungen, die Inflation abzuwürgen, und sie hatte die Zinsschraube bereits gelockert, woraufhin auch die langfristigen Zinsen zurückgegangen waren.

      Dann wurden die Nachrichten aus der Wirtschaft und der Politik zunehmend besser. Amerika befreite sich aus der Psychose, in der es seit dem Vietnamkrieg und der Geiselnahme in der Teheraner Botschaft gesteckt hatte. Der Riese erwachte wieder. Die meisten hatten geglaubt, er sei tot. Ich persönlich war aufgrund meiner Erfahrungen als Flüchtling in New York während des Zweiten Weltkriegs immer davon überzeugt gewesen, daß er nur schlief. Ronald Reagan erweckte ihn wieder zum Leben und gab den Amerikanern ihr Selbstbewußtsein zurück. Zu diesem Zeitpunkt trat der Markt in die zweite Phase, die ich die Phase der Begleitung nenne. Während dieser zeit entwickeln sich die Kurse bei leicht steigenden Umsätzen parallel zu den laufenden Ereignissen. Sind sie gut, gehen die Kurse berechtigterweise weiter noch oben. Sind sie schlecht, bröckeln die Kurse wieder ab.

      Mitte der 80er-Jahre waren die Ereignisse äußerst positiv. Die Ölpreise brachen zusammen. Die OPEC, die die westliche Welt in die größte Energiekrise gestürzt hatte, war besiegt. Die Inflationsraten fielen auf fast Null. Paul Volker, der damalige Präsident der Federal Reserve Bank, konnte die Zinsen weiter senken. Die Wirtschaft wies kräftige Wachstumsraten aus und die Unternehmensgewinne explodierten, nicht zuletzt aufgrund einer wirklichen Steuerreform, die den Spitzensteuersatz auf 28 und den Körperschaftsteuersatz auf 32 Prozent senkte. Millionen neue Jobs wurden geschaffen.

      Diese positiven Nachrichten wurden von steigenden Kursen begleitet, die wiederum weitere Käufer anzogen. Die Käufer in der zweiten Phase, der Phase der Begleitung, nenne ich Mischlinge. Sie sind halb hartgesotten und halb zittrig. Es sind Anleger, die sich traditionell für Aktien interessieren und bereits eine gewisse Erfahrung haben. Sie erkennen noch rechtzeitig die wieder haussierenden Kurse und steigen ein. Diese Käufe lassen die Kurse weiter steigen.

      An diesem Punkt der zweiten Phase besteht nun die Gefahr, daß, begünstigt durch weitere positive Ereignisse, automatisch in die dritte Phase übergegangen wird. In dieser Phase des Bullenmarkts, der gemeinhin auch als Milchmädchen-Hausse bezeichnet wird, kaufen die Zittrigen. Die Kurse springen bei stark steigenden Umsätzen von Stunde zu Stunde in die Höhe. Die Kurse und die Stimmungen eskalieren wechselseitig. Die gestiegenen Kurse erzeugen eine rosige Stimmung, und diese treibt die Kurse jetzt noch weiter in die Höhe. Sie haben keine Bedeutung mehr, sind ausschließlich von der Masseneuphorie bestimmt.

      In einer derartigen Stimmung sagte Sir Isaac Newton, der selbst ein leidenschaftlicher Spekulant war und sein ganzes Geld in dem Londoner Seifenblasenkrach verloren hat: "Die Bahn der Himmelskörper kann ich auf Zentimeter und Sekunden berechnen, nicht jedoch, wohin eine verrückte Menge einen Kurs treibt."

      Zu Beginn des Jahres 1987 trat der Markt in die dritte, die Phase der Übertreibung. Die fünfjährige Hausse mit einem Kursanstieg von rund 200 Prozent übte eine enorme Anziehungskraft auf das breite Publikum aus. Die Zittrigen, die zwischen 1980 und 1982 der Aktie abgeschworen, ihre Papiere frustriert zu Tiefstpreisen verkauft und ihr Geld Sachwerte investiert hatten, wollten jetzt schnell wieder einsteigen. Sie kaufen immer dann, wenn in den Massenmedien von der großen Aktienhausse berichtet wird und auf jeder Party Aktien das Thema Nummer eins sind. Ihre Freunde prahlen mit großen Aktiengewinnen, und da wollen sie unbedingt dabei sein. Fast panisch kaufen sie alles, was bereits stark gestiegen ist. Sie suchen nicht nach unentdeckten, unterbewerteten Aktien, sondern steigen dort ein, wo ihre Freunde angeblich bereits das große Geld gemacht haben. Kurzum, sie kauften die Aktien, die gerade in Mode sind. Und wer verkauft den Zittrigen die Aktien zu Rekordpreisen? Natürlich die Hartgesottenen, die unten gekauft haben.

      Die Phase der Übertreibung kann eine Zeit lang andauern, und die Hausse kann noch weitergehen, vor allem solange der Faktor Geld noch positiv ist. Sie findet erst ihr Ende, wenn alle Papiere aus den starken Händen der Hartgesottenen in die schwachen Hände der Zittrigen gewandert sind. Dann haben die Zittrigen kein Bargeld mehr, sondern die Hände voll mit Papieren, die sie sogar auf Kredit gekauft haben, und die Hartgesottenen haben das Bargeld. Jetzt warten die Zittrigen auf noch Zittrigere, die ihnen die Papiere zu noch höheren Preisen abkaufen. Aber die gibt es nicht. Und die Hartgesottenen, die auf Bargeld sitzen, kaufen zu diesen Kursen nicht. Wenn dann der Faktor Geld noch negativ wird, ist der Zusammenbruch vorprogrammiert.

      Als ich Anfang 1987 in einem meiner Vorträge vor der Überhitzung warnte, weil sich meiner Ansicht nach zu viele Papiere in den Händen der Zittrigen befänden, stellte mir ein junger Mann eine provozierende Frage:

      "Herr Kostolany, wie ich lese und höre werden heutzutage 90 Prozent der Umsätze von Fondsmanagern und institutionellen Anlegern getätigt. Sollen das etwa auch Zittrige sein?"

      Meine Antwort war kurz: "Ja, natürlich sind das auch Zittrige. Sie sind keine Milchmädchen, aber sie verhalten sich wie diese. Sie laufen der Masse hinterher und haben weder das G für Gedanken noch das G für Geduld."

      Die bei den instituionellen Anlegern verantwortlichen Money-Manager waren die so genannten Golden Boys - die Symbolfiguren für die Yuppies der 80er-Jahre. Die Investmentbanken, Fondsgesellschafen und Versicherungen hatten sie mit Riesengehältern von Havard und der London School of Economics in ihre Handelsabteilungen geholt. Wer unterschrieb, konnte zwischen Mercedes, BMW, Jaguar oder Porsche wählen. Diese Grünschnäbel zwischen 25 und 30 Jahren hatten weniger Erfahrung als jeder Börsenlaufbursche und sollten Hunderte von Millionen verwalten. Und im August 1987 ging Ihnen auch noch das G für Geld aus. Sie waren sogar vollkommen überinvestiert - nicht am Aktienmarkt, sondern an der Terminbörse.

      Nachdem die Rohstoffhausse vorbei war, mußten sich die Terminspieler etwas Neues einfallen lassen. Und so begannen sie mit dem Handel von Terminkontrakten auf Aktienindizes. Aktienindizes gab es schon immer. Einer der ältesten und der wohl bekannteste ist der Dow-Jones Index. Er ist an sich ein kleiner Index, da er den Durchschnittskurs von nur 30 Unternehmen wiedergibt. Es handelt sich dabei zwar um die 30 größten amerikanischen Unternehmen, doch gibt es andere Aktienindizes, wie zum Beispiel den Standard & Poor´s 500, der diese 30 Aktien und noch 470 andere Werte umfaßt. Auf den S&P 500, wie der Index kurz genannt wird, hatte man einen Terminkontrakt kreiert. Er hat eine Kontraktgröße von 500 multipliziert mit dem Index. Zum damaligen Stand von rund 340 Punkten ergab sich ein Wert von rund 170.000 Dollar. Der Einschuß, den man hinterlegen mußte, um einen Kontrakt handeln zu können, betrug gerade mal 6.000 Dollar, was einer Kapitaldeckung von weniger als fünf Prozent entsprach. Das war genau genommen nichts anderes, als würde man mit weniger als fünf Prozent Eigenkapital und zu 95 Prozent auf Kredit spekulieren. Eine Relation, die noch perverser war als die 1929, wo zumindest zehn Prozent Eigenmittel hinterlegt werden mußten.

      Die Funktionsweise des Terminkontraktes ist jedoch viel schneller und effizienter als der Aktienmarkt 1929. Ist man zum Beispiel long (= Spekulation auf steigende Kurse) in einem Terminkontrakt und der Markt geht zurück, dann wird man umgehend vom Broker aufgefordert, die nötige Sicherheitsdeckung, die so genannte Margin, wieder aufzufüllen. Kommt man diesem Margin-Call nicht nach, wird die Position automatisch zwangsliquidiert. Ob der Kunde bei dem jeweiligen Brokerhaus mit anderen Sparguthaben oder großem Immobilienbesitz als solvent bekannt ist, was ihn in der Schweiz oder auch in Deutschland sicher retten würde, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Die Regeln der Terminbörsen zwingen die Broker zur sofortigen Exekution, wird die Margin nicht gleich wieder aufgefüllt.

      Diese neue Variante der Spekulation eröffnete auch der Arbitrage ein neues Spielfeld. Computergesteuert kaufen die große Investmentbanken Terminkontrakte in Chicago, wenn diese billiger sind als die Aktien in New York, und umgekehrt. Die Index-Arbitrage verbindet den New Yorker Aktienmarkt mit dem Terminmarkt in Chicago wie zwei kommunizierende Röhren.

      Die geringen Einschüsse entfesselten 1987 ein hemmungsloses Spiel in diesen Indexkontrakten. Fast regelmäßig war das Volumen der in New York umgesetzten Aktien geringer als das aller in Chicago an einem Tag gehandelten S&P 500-Kontrakte, was den Terminmarkt zur dominierenden Kraft werden ließ. Nicht mehr der Hund wedelte mit dem Schwanz, sondern der Schwanz mit dem Hund. Die Golden Boys waren voll engagiert und trieben mit ihren Indexkäufen den Markt weiter nach oben. Ein Rekord im Dow Jones nach dem anderen wurde mit Champagner begossen. Die Broker freuten sich über immer höhere Umsätze und versuchten, weitere Anleger in die Spielhölle hereinzulocken. Ein Börsenguru namens Robert Prechter, der mit Hilfe der Elliot-Wellen einen Dow Jones von 3686 für 1988 voraussagte, war der Star der Anleger. Seine Berühmtheit war ein klares Indiz dafür, daß sich die Papiere bereits überwiegend in den Händen der Zittrigen befanden. Jeder nur ein wenig erfahrene Börsianer würde niemals einem Guru hinterherlaufen, der behauptet, den Dow Jones auf den Punkt genau vorhersagen zu können. Man kann optimistisch oder pessimistisch sein, aber was Prechter machte, war eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes.

      In ihrer Euphorie bemerkten die Zittrigen nicht, daß der Faktor Geld mittlerweile negativ war. Die Geldmengenexpansion war in den vergangenen Jahren der Motor der Hausse gewesen. Der mittlerweile im Amt befindliche Notenbankpräsident Alan Greenspan wollte Inflationsgefahren vorbeugen und hob die Zinsen von Jahresanfang 1987 bis zum Sommer mehrmals an. Am Kapitalmarkt stiegen die Zinsen der lang laufenden Anleihen um rund zwei Prozentpunkte. Im August ging dem Dow Jones dann bei 2722 Punkten die Puste aus. Die Kurse begannen mit der ersten Phase der Abwärtsbewegung, der Korrektur. In dieser reichen wenige Verkäufe, um die Kurse abbröckeln zu lassen, da es an neuen Käufern fehlt. Von August bis Oktober gingen die Kurse zunächst langsam zurück. Die Börsianer wurden zunehmend nervös und die rückläufigen Kurse führten zu weiteren Verkäufen. Mitte Oktober trat der Markt dann in die Phase der Begleitung. Zwischen den USA und Deutschland gab es Spannungen. Amerika hatte gegenüber Europa und speziell gegenüber Deutschland ein großes Handelsbilanzdefizit. Sie forderten Deutschland auf, endlich die Binnenkonjunktur anzukurbeln, damit auch US-Unternehmen nach Europa exportieren könnten. Die Forderung war durchaus berechtigt, denn die Bundesbank, deren Vizepräsident damals Helmut Schlesinger war, fuhr einen übermäßig restriktiven geldpolitischen Kurs, der in der ganzen Welt Kritik erntete.

      Am Donnerstag und Freitag stürzten die Kurse bereits um jeweils 100 Punkte, was damals über vier Prozent bedeutete. Die Stimmung war nervös und auf das Äußerste gespannt. Als dann am Wochenende der damalige US-Finanzminister James Baker drohte, den Dollar noch weiter fallen zu lassen, wenn die deutsche Bundesbank nicht bereit sei, durch eine Zinssenkung die Binnenkonjunktur anzukurbeln, stürzte der Markt in die dritte Phase der Abwärtsbewegung, die Übertreibung.

      In dieser erzeugen allein die fallenden Kurse einen schwarzen Pessimismus, der wiederum auf die Preise drückt, und die Kurse fallen wie Blätter im Herbst. Die Baissewelle der letzten Phase dauert immer so lange, bis ein psychischer Elektroschock aus irgendeiner Richtung den Teufelskreis zu durchbrechen vermag. Wenn der Elektroschock nicht kommt, obwohl Argumente für die Gegenrichtung bereits vorhanden sind, dann toben sich die Kurse nach unten aus.

      Am 19. Oktober blieb der Elektroschock aus. Den Golden Boys ging auch noch das letzte für Glück stehende G aus. Durch die bereits in der Vorwoche stark gefallenen Kurse waren viele ihrer Terminpositionen nachschußpflichtig. Doch sie waren nicht willens oder konnten nicht nachschießen. Der 19. Oktober begann mit einer Reihe von Zwangsexekutionen, die den S&P-Kontrakt weiter in die Tiefe rissen. Die Kursverluste machten weitere Positionen nachschußpflichtig und lösten die nächste Welle von Zwangsverkäufen aus, die wiederum für weitere Kursverluste sorgten. Die Lawine war nicht mehr aufzuhalten. Zusätzlich zu diesen Verkäufen, die bestehende Long-Positionen schlossen, verkauften die Golden Boys weitere Kontrakte short (= Spekulation auf sinkende Kurse), um ihre Aktienpositionen, die sie an Wall Street hatten, abzusichern. Anstatt alle Aktienpositionen einzeln zu verkaufen, verkauften sie lieber leer den Betrag in Terminkontrakten, was wesentlich einfacher, schneller und vor allem spesengünstiger war.

      Diese Strategie ist auch heute noch die große Mode unter den jungen Money-Managern. Sie nennen es Portfolio Insurance (Portfolio-Versicherung). Ein Unsinn an sich. Denn die Versicherung funktioniert nach dem Motto: Ich verkaufe mein Haus, um es gegen Feuer zu versichern. Ich kann auch nicht verstehen, wie selbst erfahrene Kollegen davon sprechen, daß sie sich am Terminmarkt abgesichert hätten. Es reicht ein Satz: Ich habe verkauft. Versichern kann man sich nur durch den Kauf von Verkaufsoptionen, was auf Dauer jedoch sehr kostspielig wird.

      Die Portfolio-Insurance-Verkäufe trieben den Markt weiter nach unten. Die Index-Arbitrage lief derweil natürlich auf Hochtouren. Der Terminmarkt stand ständig tiefer als der Kassamarkt, was dementsprechend Verkäufe an der Wall Street und Käufe in Chicago auslöste. Doch diese Käufe waren nicht in der Lage, den Kursverfall auf dem Index-Terminmarkt, ausgelöst durch die Zwangsliquidation Tausender kleiner und großer Spieler, aufzuhalten. Alle wollten nur noch durch eine Tür. So wie im Kino, in dem einer Feuer schreit und alle durch die kleine Tür hinaus wollen. Am Ende gibt es sogar Tote und Verletzte, obwohl kein Zündholz gebrannt hat. Ich war am 19. Oktober zufällig bei einem Broker. Ich saß da und hörte wie ununterbrochen das Telefon klingelte. Die Kunden riefen aufgeregt an. Doch sie gaben nicht wie üblich den Auftrag: "Verkaufen Sie die Papiere X und halbieren Sie die Position Y!" Die Zittrigen, die zuvor bei den hohen Kursen eingestiegen waren, gaben nur noch einen Auftrag: Alles verkaufen! Zum Börsenschluß um 16:00 Uhr hatte der Dow-Jones-Index 508 Punkte verloren. Der Krach war da.

      Und wer kaufte die Papiere zu den Schleuderpreisen am 19. Oktober 1987? Ganz klar! Die Hartgesottenen. Sie hatten das Geld und die Nerven. Die Zittrigen hingegen hatten ausverkauft und leckten ihre Wunden. Man suchte einen Schuldigen. Denn gewinnt der Börsianer, schreibt er sich den Erfolg selbst zu. Verliert er jedoch, ist immer ein anderer schuld. Der Schuldige war schnell ausgemacht: die Computer, die den Programmhandel betrieben. Eine Täterrolle, die der arme Computer natürlich nicht ausfüllen konnte. Genauso wenig wie das Besteck, mit dem man einen schlechten Fisch gegessen hat, an der Magenverstimmung schuld ist. Schuld ist nur der faule Fisch oder, um in der Wall-Street-Sprache zu sprechen, die Golden Boys.

      Doch unbenommen, ob die Aussage James Bakers berechtigt oder unberechtigt war, sie war der Nadelstich in den geschwollenen Ballon und die Börse stürzte zusammen. Ein Ereignis, das ich unter diesen Umständen durchaus erwartet hatte. Wären die Papiere in den Händen der Hartgesottenen gewesen, hätte die Börse von Bakers Aussage wahrscheinlich überhaupt keine Notiz genommen. Was jedoch auch mich überraschte war die Tatsache, daß die dritte Phase an nur einem Tag ablief. Einen Kurssturz um 22 Prozent oder auch noch mehr habe ich unzählige Male erlebt, aber eben nicht in dieser Geschwindigkeit. Ich fühlte mich etwa so wie der Europäer, der in Amerika lebt und sich bei seinem New Yorker Freund über das amerikanische Wetter beklagt:

      "Der Winter ist zu kalt, der Sommer zu heiß und der Frühling und Herbst taugen eh nichts."
      "Habt Ihr denn nicht auch vier Jahreszeiten in Europa?", fragt ihn sein Freund. "Doch", entgegnete er, "aber nicht am selben Tag."

      Viele Journalisten fragten damals, ob ich viel verloren hätte. Ich entgegnete: "Verloren? Das ist ja ein Witz. Ich habe nichts verloren. Die Papiere, die ich habe, stehen auch heute noch ein vielfaches höher, als ich sie gekauft habe."

      Dem reichsten Mann Frankreichs, der Großaktionär bei mehreren französischen Unternehmen und gewichtigster Anteilseigner der größten Versicherung AGF ist, stellte man die gleiche Frage. Woran man erkennen kann, wie dumm viele, die sich im Börsenzoo tummeln, doch sind. Herr X verkauft seine Aktien doch nicht, weil die Börsen schwächer werden können. Wenn er verkaufen würde, dann gingen die Papiere allein deswegen zurück. Genauso könnte man die Familie Quandt, Großaktionär von BMW und eine der reichsten Familien in Deutschland, fragen, ob sie viel verloren habe, wenn die BMW-Aktie aus irgendeinem Grund zurückgeht. Verloren hat nur derjenige, der hoch kauft und tief verkauft. Das habe ich nie getan. Und deshalb war ich auch nicht nervös. Viele unserer Freunde erkundigten sich nach dem 19. Oktober 1987 bei meiner Frau nach meinem Wohlbefinden. Sie fragten: "Wie geht es André. Ist er nervös?" - "Nervös? Ich kann nichts feststellen. Er sitzt in seinem Sessel und hört Musik, so wie immer", antwortete meine Frau. Wenn ich voll bezahlte Papiere habe, was mir bereits seit vielen Jahren Gesetz ist, bin und war ich bei Kursstürzen eigentlich immer ruhig. Wenn ich merke, daß sich dennoch ein wenig Unruhe in mir breit machen will, denke ich immer an meinen guten alten Freund Eugène Weinreb, einen routinierten Börsenfuchs, der bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Spekulieren begonnen hatte. Eines Tages kam sein Sekretär voller Aufregung zu ihm. "Die Papiere gehen dramatisch zurück, was sollen wir tun?" Er antwortete völlig gelassen: "Die Papiere gehen zurück? Soll ich mich aufregen? Ich war drei Jahre in Auschwitz..."

      Aber nicht alle meine Freunde waren so gelassen. Kurz nach dem Krach traf ich meinen lieben und intelligenten Freund Heiko Thieme auf dem Flughafen. Er war jahrelang der Wall-Street-Experte der Deutschen Bank und managt heute in New York einen eigenen Fonds. Ich schätze ihn sehr, weil er genau wie ich Optimist ist, wenn auch manchmal etwas überzogen. Das stört mich aber überhaupt nicht, und er ist mir tausend Mal lieber als die Schwarzmalerei der Crash-Gurus. Ich konnte mich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, daß er gestreßt und nervös war. Ich weiß nicht, welche Engagements er hatte. Möglicherweise war mein Freund long in S&P 500-Kontrakten, was damals die neue Mode war, oder vielleicht hatte er Schulden auf seine Papiere. Und wie man dadurch ins Schwitzen kommen kann, habe ich durch meine eigenen Erfahrungen illustriert.

      Ich stand 1987 nicht mehr auf der Käuferseite und hatte Barreserven, was meine Position sehr komfortabel machte. Das eine oder andere Papier habe ich sogar verkauft, weil ich mit einem größeren Rückschlag rechnete. Das kann nachher natürlich jeder sagen, doch ich habe einen Beweis. In Capital, wo ich seit nunmehr 30 Jahre Kolumnist bin, schrieb ich im Oktoberheft 1987, daß am letzten Freitag im September erschien: "Auch die Wall Street ist keine Einbahnstraße. Der nächste Einbruch kommt deshalb bestimmt." Eine Binsenweisheit, mag man denken. Diese Aussage kann natürlich jeder machen, denn Einbrüche kommen immer irgendwann. Doch meine Leser wissen, daß ich solche Warnungen dann ausstoße, wenn ich auch eine Gefahr sehe. In den Kolumnen schrieb ich während der Hausse der 80er-Jahre häufig über die Wall Street, aber nie in diesen Tönen. Ich war jedenfalls seelisch, mental und materiell vorbereitet. Ich hatte Cash in Reserve. Das es dann weniger als einen Monat dauerte, bis der Krach passierte, war nur Glück. Das konnte ich auch nicht wissen. Ich spürte durch meine erfahrene Nase nur, daß es nach Pulver roch.

      Aber es war nicht die einzige Prognose, die ich in der besagten Kolumne machte. Der Vorspann ging folgendermaßen weiter: "Doch langfristig wird es am amerikanischen Aktienmarkt aufwärts gehen - den Sowjets sei Dank." Diese Prognose war ein wirklicher Volltreffer. Wie wir wissen, steht der Dow-Jones-Index heute bereits rund viermal so hoch wie vor dem Krach 1987. Die sich abzeichnende Entspannung zwischen den Sowjets und den Vereinigten Staaten machte mich so optimistisch.

      Einen Tag nach dem Krach hielt ich einen Vortrag im Deutschen Museum in München. Mein Koreferent war kein geringerer als der damalige Außenminister der Bundesrepublik, Hans-Dietrich Genscher. Er sprach über Außenpolitik und ich, wie sollte es anders sein, über die Börse. Ich verkündete großen Optimismus für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft. Die Süddeutsche Zeitung widmete mir am nächsten Tag eine halbe Seite, weil es, wie sie in dem Artikel selbst zum Ausdruck brachte, so angenehm war, endlich mal einen Optimisten zu hören. Was mich bereits einen Tag nach dem Krach so optimistisch machte, war die damalige Äußerung des US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan: "Die Federal Reserve steht der Wirtschaft mit allen Mitteln zur Verfügung und wenn nötig werde ich die Banken in Liquidität baden." Damit war für mich die Krise gelöst. Eine Wiederholung von 1929 war ausgeschlossen. Diese Aussage Greenspans war für jeden Hartgesottenen das Signal zum Einstieg. Der Faktor Geld war wieder positiv und der nächste Aufschwung somit nur eine Frage der Zeit.

      Die Volkswirte sahen das ganz anders. Sie rechneten mit einer schweren Wirtschaftskrise. In Washington trafen sich 33 Wirtschaftsprofessoren. Mein damaliger Kommentar war kurz aber vielsagend: "33 Professoren, o schöne Welt, du bist verloren."

      Nach dem 19. Oktober pilgerten auch viele Sensationstouristen nach New York. Sie dachten die Wall-Street-Magnaten würden wie 1929 aus den Fenstern springen. Doch sie warteten vergebens. Niemand sprang. Rund 50.000 der Golden Boys verloren zwar ihre Jobs, doch ihr Leben verloren sie glücklicherweise nicht. Und die Kündigungswelle war nicht bedauerlich, sondern eine gesunde Bereinigung. Schließlich waren es die Golden Boys, die aus der Wall Street ein Spielkasino gemacht hatten.

      Auch Guru Robert Prechter schwenkte ins Lager der Pessimisten um. Fortan prognostizierte er einen Dows Jones von unter 1000 Punkten. Tatsächlich markierte der 19. Oktober bereits den tiefsten Stand. Es folgte die Korrektur, und da sich die Wirtschaft entgegen der Prophezeiungen der Professoren weiter nach oben entwickelte, konnten die Kurse weiter steigen und in die Phase der Begleitung durch gute Nachrichten übergehen. Und was waren das für Nachrichten? Zerfall der Sowjetunion, die deutsche Einheit und ein neues technologisches Zeitalter.

      1998 kam es dann wieder zu Übertreibungen. Jeder wollte mitmischen. Besonders am Neuen Mark in Deutschland tobte ein wildes Spiel. Selbst Leute, die zwei Jahre zuvor noch nicht wußten, was Börse überhaupt ist, bekamen Appetit und wurden zum Schluß freß-, sprich: börsensüchtig.

      Ein Rückschlag mußte kommen. Es fehlte nur der Nadelstich in den aufgeblasenen Ballon. Und tatsächlich kamen gleich drei Nadelstiche: Die Südostasienkrise, die verheerende Lage der russischen Finanzen und die berechtigte Warnung Alan Greenspans vor übertriebener Spekulation brachten die Kurse zum Einsturz. Wieder wurde eine weltweite Rezession und Deflation prognostiziert. Die amerikanische Notenbank öffnete die Geldschleusen, um einen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems zu vermeiden. Dieser Schritt war für die hartgesottenen Börsianer das definitive Signal zum Einstieg. Der Faktor Geld war wieder positiv. Die Kurse erholten sich fast so schnell, wie sie gefallen waren, und wie es nicht anders zu erwarten war, blieben die von Volkswirten prognostizierten Rezessionen und Deflation aus.

      Und wo stehen wir heute? Der Krach von 1998 hat den Markt nicht so stark bereinigt wie der Krach von 1987. Die Übertreibungen sowohl nach oben als auch nach unten waren diesmal nicht so stark. Die Erholung kam zu schnell, um alle Zittrigen aus dem Markt zu werfen. Trotzdem, die Angst ist ein Jahr später größer als 1998, obwohl der Index seinen alten Rekord schon wieder überboten hat. Ich glaube, daß wir zur Zeit am Ende der zweiten Phase stehen. Euphorie kann ich nicht erkennen.

      Fürchteten sich die Börsianer vor knapp einem Jahr vor der Deflation, ist es jetzt die Furcht vor der Inflation und steigenden Zinsen. Erst wenn immer klarer wird, daß die Wirtschaft aufgrund der rasant steigenden Produktivität weiter inflationsfrei wächst, dürfte die Euphorie kommen und der Markt in die dritte Phase der Aufwärtsbewegung eintreten. Ein größerer Rückschlag wäre dann wie immer nach einem Boom unvermeidbar.

      Doch auch dann bleibe ich bei meiner Prognose vom Oktober 1987: Langfristig wird es am amerikanischen Aktienmarkt aufwärts gehen!



      Boom und Krach: Ein unzertrennliches Gespann

      Der Börsenverlauf zwischen ´82 und´87 ist beispielhaft für unzählige andere. Jeder Börsenzyklus, egal ob am Aktien-, Anleihen-, Rohstoff-, Devisen- oder Immobilienmarkt, verläuft nach dem gleichen Muster. Die Auf- und Abwärtsbewegungen mit ihren Übertreibungen nach oben und unten sind ein Spiegelbild der menschlichen Psyche - der Tanz zwischen Panik und Übermut. Boom und Börsenkrach sind ein unzertrennliches Gespann, der eine kann nicht ohne den anderen sein. Im Zeichen der Prosperität schwellen die Booms gemächlich an. Schließlich ist fatalerweise ein Ballon daraus geworden, der durch einen Nadelstich platzen kann. Es ist ein ewiges Gesetz: kein Börsenkrach, kein Knall, dem nicht ein Boom vorangegangen wäre, und kein Boom, der nicht mit einem Börsenkrach endet.

      Die 400-jährige Geschichte der Börse ist eine Folge von Booms und Börsenkatastrophen. Die meisten hat man längst vergessen. Einige aber haben die Welt verändert und Einzug in die Geschichtsbücher gefunden.

      André Kostolany: Die Kunst über Geld nachzudenken
      Econ Verlag, München, 2000
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      schrieb am 12.11.01 21:54:58
      Beitrag Nr. 11 ()
      kurzum,
      wer so wie ich kurzfristig handelt, ob rauf oder runter, den kümmert es einen scheiss, warum wieso weshalb, geht der markt in meine richtung bleib ich drin, geht er nicht mehr oder geht er gleich wenn ich eingestiegen bin nicht in meine richtung, dann bin ich schneller drausen als ich drin war. fazit: kleine verluste, auch mal mehr davon, aber größere gewinne sorgen dafür dass zumindest mein kapital dass macht was ich will.
      wer langfristig investieren will, sollte auch in einen Fonds investieren, der eben so handeln kann. Future Fonds!


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      Kann mir mal einer die Börse erklären