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    Die Lügen Eures Lebens - Teil 1: Die Rente - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.02.03 09:23:53 von
    neuester Beitrag 18.02.03 11:53:59 von
    Beiträge: 27
    ID: 692.577
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      schrieb am 06.02.03 09:23:53
      Beitrag Nr. 1 ()
      Viele hier im Board machen sich Gedanken um Ihre Rente. Zu Recht. Viele arbeiten und arbeiten....nur um imaginäre Punkte zugewiesen zu bekommen und später einen anständigen Lebensabend verbringen zu können. Man spart sogar und legt sich so einiges zurück. Allerdings ist dies in sehr vielen Fällen nur eine Illusion. Geld - insbesondere verzinstes Geld - neigt in unglaublichen Maße zu Inflation und zur Selbstzerstörung. Im Durchschnitt - seit Verzinsung des Geldses - geschieht dies alle 30 Jahre. Ein einfaches Beispiel zeigt auf, warum sich Geld nicht verzinsen darf:

      Hätte beispielsweise jemand im Jahre 0 nur einen Pfennig zu 5% Zins angelegt, so wäre daraus durch Zinseszins, im Jahre 1466 der Wert einer Erdkugel aus Gold und heute bereits über 200 Milliarden Erdkugeln aus Gold geworden.


      Natürlich versuchen unsere Herrscher ( Banken, Großkapital ) dies nicht unbedingt allzu öffentlich zu machen. Aber selbst ein einfacher Mathe-Lehrer an einer Hauptschule kann den Beschiss innerhalb weniger Minuten entlarven. Warum aber fällt immer noch ein Großteil der Bevölkerung darauf herein? Warum spart man jetzt für eine Rente, wo man doch genau weiß, das die Entwertung Dein heutiges Geld in 40 Jahren vollends zerbröselt hat - wenn nicht sogar aufgelöst?
      Die Antwort ist an sich ganz einfach. In jedem System gibt es weder Arbeiter noch Angestellte. Weder Beamte noch Rentner oder Politiker.

      Es gibt nur Mehrwerterzeuger und Mehrwertverbraucher!


      Nun ist aber das Problem, das zur realen Mehrwerterzeugung gearbeitet werden muß . Und das ist ziemlich anstrengend und nicht jedermanns Sache. Also haben sich an die Mehrwerterzeuger immer mehr Parasiten drangehangen, die rhetorisch unglaublich geschult, den Leuten nach den Mund reden können. Und - da der Mehrwerterzeuger wenig Zeit hat - auch noch Tausende von Gesetzen, Paragraphen und Vorschriften schufen, um für sich und Ihre Klientel ein einfaches und gemütliches Leben zu schaffen.
      Natürlich war dies auch mal anders. In Geschichtsbüchern wird diese Zeit aber ( mit Absicht ) sehr Stiefmütterlich behandelt:

      Das Hochmittelalter war die größte Entwicklungsperiode der deutschen Geschichte. Damals waren die sozialen Unterschiede so ausgeglichen wie nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte, erwarb den Wohlstand durch Arbeit, nicht durch leistungslose Zinsen. Das Minimum der arbeitsfreien Tage pro Jahr lag bei 90, oftmals über 150. Sehr bald wurde auch der Montag als arbeitsfrei eingeführt, damit mußten die Handwerker nur 4 Tage in der Woche arbeiten. Noch am Ausgang dieses Zeitalters, um 1450, konnte Erzbischof Antonin von Florenz es als selbstverständlich bezeichnen, daß für die Gewinnung des notwendigen Lebensunterhaltes eine kurze Arbeitszeit genüge und daß nur derjenige lange und viel arbeiten müsse, der nach Reichtum und Überfluß strebe. Die tägliche Arbeitszeit war z.B. bei Bergwerksknappen in Freiburg auf 6 Stunden begrenzt. Auch auf dem Land war die Ausbeutung zurückgedrängt, weil der geknechtete Bauer die Möglichkeit hatte, in den schnell wachsenden Städten einem Handwerk nachzugehen. Das Einkommen war so hoch, daß sich etwa in Augsburg ein Tagelöhner mit seinem täglichen Verdienst 5-6 Pfund des teuersten Fleisches leisten konnte. In Meißen mußten jedem Maurergesellen wöchentlich 5 Groschen Badegeld gegeben werden, in einer Zeit, in der ein einziger Scheffel Korn 6 Groschen und 5 Pfennige kostete. Der sächsische Scheffel faßte 103,8l. Im Vergleich mit unserer Zeit, in der die Freizeit immer enger beschnitten wird und der Druck am Arbeitsplatz unerträglich zu werden droht, war das Hochmittelalter, mit der größten Kulturblüte unserer Geschichte ein richtiges Paradies.



      Aber als die Fugger - und später die Juden - redeten den Leuten ein, das man doch mit Geld viel besser Geld verdienen könne. Ohne zu verraten, wo das Zinsgeld eigentlich herkam. Dies ist auch heute noch ein heikles Thema.....
      Abschließend kann man noch sagen, das es sich nur lohnt " auf Rente zu sparen " , wenn eine Geldwertstabilität gewähleistet ist. Dies ist aber in unserem System nicht der Fall. Erschwerend kommt noch die 1-Kind-Politik vieler Familien hinzu, so dass der Generationsvertrag in ein paar Jahren aufgelöst werden muß, das sonst jeder Arbeitnehmer Seinen Lohn gleich Fifty/Fifty zu 2 Rentnern hin überweisen kann. Aber auch das Schneeballsystem kann Jedermann mit einem Taschenrechner und einer Bevölkerungsstatistik gegliedert nach Alter binnen Minuten entlarven.
      Dies Frage ist nur, ob dies auch gewollt ist?




      Euer Wächter
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 09:33:37
      Beitrag Nr. 2 ()
      Historisch völlig falsch. Im Mittelalter waren die meisten Menschen Bauern. Ihr Auskommen war sehr stark vom Wetter abhängig. Von gutem Leben bis Hunger war alles möglich. Zwischen 1200 und 1400 waren allerdings die klimatischen Verhältnisse so günstig, daß, von der Pest abgesehen, die Bauern relativ gut lebten. Trotzdem waren sie je nach Landstrich fast rechtlos, und dem Adel zu Diensten verpflichtet. Und damit die andere Seite der Medaille: die Einkommensunterschiede im Mittelalter waren weitaus größer als in unserer Zeit. Nur eine Minderheit konnte angenehm leben, der Rest war arm und hatte wenige Rechte. Die Freiheit, sich in einer Stadt niederzulassen oder ein Handwerk auszuüben, wurde von Zünften streng kontrolliert und eingeschränkt. Zeiten hoher Löhne wechselten mit solchen weit verbreiteter Armut. Insbesondere durch die Pest kam es zeitweise zu dramatischem Arbeitskräftemangel im ausgehenden 14. Jhd und später, abgewechselt von Rezessionen.

      Wer im Feudalalter gut leben wollte, der lebte vom Zins seines Landes, auf dem seine Bauern wirtschafteten - je mehr Land, desto reicher der Adelige oder der Kirchenmann. Dieses Zeitalter als glücklich darzustellen oder als Alternative zum Zeitalter, in dem nicht mehr nur das Land, sondern auch das Geld gegen Zins wirtschaften konnte, ist eien Verkennung der damaligen Zustände.
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 09:50:16
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die RV ist mit Sicherheit die sicherste Methode Geldwert zu verlieren. Ich bin kein Rentenexperte und verstehe die Rentenformel nicht im Detail. Aber ein Rentenbescheid von der BfA lässt sich schön zerpflücken. Mann, Mitte 30, seit 6 Jahren keine Einzahlungen mehr, Beiträge inkl. AN/AG/Sonstige (Bund) Beitragszahler €42.000,--. Als-ob-Rente ab 65 Jahren €242,--.

      Wenn ein Mann im Schnitt 74 Jahre alt wird erhält er eine Gesamtrente von €26.136,--! D.h. bei einer alternativen Altersversorgung reicht eine Rendite in Höhe der Inflation um die gesetzliche RV outzuperformen!

      Das ist die Rentenwahrheit, ganz ohne 2-zeilige Formel!:mad:
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 09:52:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      ei die Rende sinn sischer
      Avatar
      schrieb am 06.02.03 10:43:09
      Beitrag Nr. 5 ()
      Super!

      Wenn Du `ne Erdkugel voll Gold hast, dann ist das Zeug
      so gut wie nix mehr wert! Kannste behalten den Scheiss!

      Easy :p

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      Avatar
      schrieb am 06.02.03 18:29:39
      Beitrag Nr. 6 ()
      @ for4zim

      Du bist Lehrer, Oder? In Geschichtsbüchern steht das wohl so. Die Wahrheit sieht leider anders aus. In meinem Bekanntenkreis ist einer Historiker - der amüsiert sich immer darüber. Speziell welcher Blödsinn den Leuten über diese Zeit erzählt wird. Noch größerer Blödsinn wurde den Leuten wohl nur noch am Neuen Markt erzählt...
      Folgender Text sollte Dir zu denken geben:

      Um 1300 wurde ein Höhepunkt der Städteneugründungen, als Maß für die wirtschaftliche Entwicklung, erreicht, welcher in der ganzen Geschichte vor und nach dieser Zeit nie mehr erreicht wurde. In der Zeit von 1150-1450 wurden die großen Dome und Kathedralen in Europa gebaut. Finanziert durch freiwillige Spenden der Bürger. Allein schon hieraus wird deutlich, wie zuversichtlich die Menschen damals gewesen sein mußten. Wer spendet schon für ein Jahrhundertprojekt, wenn er schon morgen nicht weiß ob er noch leben wird? Auch eine Ausbeutung über Bodenrente wurde oftmals dadurch verhindert, indem die festen Kosten der Stadtverteidigung auf den Grundbesitz umgelegt wurden. So verfügte Worms, daß jeder Bodeneigentümer "Wachtgeld" zu entrichten habe. Die Situation änderte sich, als auf Druck von machtsüchtigen Kaufleuten hin, schrittweise Geld eingeführt wurde, welches nicht mehr verrufen wurde. Das Augsburg der Fugger gehörte mit zu den ersten Plätzen, an denen die Münzverrufung auf 4 Jahre hinausgeschoben wurde. Nach vollständiger Einführung des Dickpfennigs (beidseitig geprägtes schweres Geld) konnten die Fugger sich zwischen 1480 und 1560 zu einer der mächtigsten Familien der damaligen Welt aufschwingen. Geld wurde dann nur noch hochverzinst verliehen. Beispielsweise brachte eine Anlage von 900 Gulden nach 6 Jahren 30.000 Gulden Zinsertrag. Bei den dem Bauern auferlegten Geldabgaben mußte er im Falle von Säumigkeit Zinsen zahlen, und zwar nach dem sogenannten "Rutscherzins" für jeden Tag des Verzuges den verdoppelten Zinssatz. Mit der schrittweisen Einführung des "Ewigen Pfennigs" verschob sich damit die Vermögensverteilung innerhalb weniger Jahrzehnte so drastisch, daß die gotischen Bauten aus Geldmangel in ganz Mitteleuropa nicht mehr fertiggestellt werden konnten. Überall in Europa wurden die Dome mehr als 300 Jahre nicht weitergebaut und erst im letzten Jahrhundert vollendet. Die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung verschlechterte sich so stark, daß es Anfang des 16. Jahrhunderts zu blutigen Bauernkriegen kam. Die Zünfte waren nicht mehr für jeden frei, für die meisten war der Weg in die Selbständigkeit versperrt, es entstand eine neue Schicht der abhängigen Lohnarbeiter. Gleichzeitig wurden neue Entdeckungen und Erfindungen unterdrückt. So wurde beispielsweise der Vorläufer des mechanischen Webstuhls 1586 von der Zunft verboten und der Erfinder ermordet. Da sich die Menschen die schnelle wirtschaftliche Verschlechterung nicht erklären konnten, kam es zu Hexenverbrennungen, die ab 1484 zunehmend veranstaltet wurden. Das finstere Mittelalter zog herauf und hält im Prinzip bis heute an.



      So lange wie nicht die Wirkungsmechnismen im Finanzsystem durchschaut werden, werden wir weiter im Teufelskreislauf von Boom, Verschuldung, Crash, Krise und Krieg weiterleben müssen. Dabei werden die Opfer, die unser Geldsystem fordert immer zahlreicher: Forderte der Krieg 1870 etwa 70000 Tote, waren es im Ersten Weltkrieg bereits 6 Millionen und im zweiten 60 Millionen. Doch lassen sich die Schäden nicht nur für einen Kriegsfall erkennen, sondern haben auch heute schon gewaltige Ausmaße angenommen. Bereits heute muß jeder Haushalt in Deutschland über 35000 DM an Zinsen zahlen, in nur 7 Jahren werden es 70000 DM sein, die Sie zu erarbeiten haben - Wer kann sich das leisten? Nur wer die Hintergründe unseres Finanzsystems kennt, kann sich selbst vor Schäden, wie einem Vermögensverlust, schützen.




      Dein Wächter
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 16:41:02
      Beitrag Nr. 7 ()
      Verdammt nochmal, haben wir ein Pech, das wir nicht in die blühende Epoche um 1300 n. Chr. geboren wurden, sondern ins finstere Mittelalter.

      :cry:
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 18:04:25
      Beitrag Nr. 8 ()
      aber die Apachen
      die nicht lesen und schreiben können
      und aus der ganzen Welt (vornehmlich Türkei)
      importiert werden
      zahlen doch meine Rente
      :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 18:16:58
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hallo Wächter,

      freue mich außerordentlich, wieder etwas von Dir zu hören!

      Schön, daß es solche Gegen-den-Strom-Denker und Warner wie Dich bei W:0 (noch) gibt. Freue mich auf weitere Texte!

      P.S.: Immer wieder erwähnenswert: http://www.staatsverschuldung-online.de/

      Beste Grüße, ViccoB. :)
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 19:00:26
      Beitrag Nr. 10 ()
      @ Wächter: for4zim ist kein Lehrer, sondern ein Oberlehrer;)

      er behauptet sogar, die Wirschaft könne unendlich wachsen und benötige dazu keine Energie.

      aber ich frage mich immer öfter, warum Wirtschaft überhaupt wachsen muss. Uns geht es doch nicht schlecht. Warum also jedes jahr mehr produzieren, dienstleisten, und konsumieren. Unsere Resourcen sind begrenzt und die Generationen nach uns wollen auch noch leben.

      Das hatte zwar jetzt nichts mit Rente zu tun, musste aber mal raus ;)
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 20:50:10
      Beitrag Nr. 11 ()
      #1

      Eine 1-Kind-Politik vieler Familien gibt es übrigens auch nicht.
      Die durchschnittliche Geburtenzahl je Frau liegt zwar nur noch bei 1,3.
      Trotzdem wächst die Mehrzahl der Kinder mit Geschwistern auf.
      Die meisten Deutschen bekommen entweder mehrere Kinder oder gar keine.
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 22:07:32
      Beitrag Nr. 12 ()
      @punk24
      Warum die Wirtschaft wachsen muß?
      Nehmen wir z.B. mal die Automobilindustrie.
      Ende der 40-er, Anfang der 50-er gab es noch keine Roboter - die Karossen wurden von tausenden von Schweißern zusammengebaut. Plötzlich wurden die Schweißer nicht mehr gebraucht - der Roboter hielt Einzug. Was mach ich mit denen?
      Die müssen woanders beschäftigt werden. Dort wird aber auch rationalisiert, also pro Nase mehr produziert.

      Eine freie Wirtschaft lebt von Gewinnen. Als Monopolist bin ich frei raus: ich kann die Preise hoch ansetzen und brauche nicht rationalisieren. Sobald Konkurrenz entsteht startet oben beschriebener Kreislauf.

      Deutschland hat zur Zeit sagen wir mal 35Mio. arbeitsfähige Menschen, die alle zusammen eine Gütermenge X produzieren.
      In 2005 reichen für diese Menge X 34Mio. Arbeitskräfte.
      Die freiwerdenden 1Mio. Arbeitskräfte müßten also eine zusätzliche Menge Y an Gütern produzieren, um nicht arbeitslos zu sein. Macht eine Gesamtmenge von X+Y Gütern.
      Deswegen Wachstum!

      Das einzige Mittel, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen wäre das Verbot von Profit. Das heißt jeder soll nur das erwirtschaften, was er zum Leben braucht. Da das dem menschlichen Naturell grundsätzlich widerspricht und nicht funktioniert (siehe Sozialismus) kann man das Phänomen "Wachstum" quasi als Naturgesetz betrachten.

      Und deswegen wird es auch immer reiche und arme Länder geben - genauso wie reiche und arme Menschen. Sind alle gleich reich oder arm wird wieder einer versuchen, reicher zu sein als sein Nachbar.

      Das Steben nach mehr charakterisiert den Menschen - ob man´s wahr haben will oder nicht.

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 09:01:05
      Beitrag Nr. 13 ()
      Warum es Wachstum geben muß?

      Stellt euch vor, ihr lebt Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihr lebt ohne Computer und Internet, Telefon ist etwas für Reiche. Toiletten gibt es nur für die ganze Etage oder als Plumpsklo außerhalb. Es gibt kein fließendes warmes Wasser. Es gibt kein Penicillin, keine Mammographie, keine Sonnencreme, keine Kontaktlinsen. Autos haben nur Reiche. Es gibt keine Kaffeemaschine, Frauen müssen schwer schuften, um in Bottichen Wäsche zu waschen. Windelwäsche häuft sich zu stinkenden Bergen. Kinder sterben an Tuberkulose und anderen Infektionskrankheiten. Bananen sind Luxus. Es gibt keine Flugzeuge, keine Raumfahrt, keine Satelliten, keine Wettervorhersage, kein Fernsehen. Auf dem Dorf oder in der Stadt zu leben ist ein Zivilisationsunterschied von bis zu 50 Jahren. Es gibt keine CDs, keine LPs, keine MCs. Es gibt keine Kläranlagen und keine Filternalagen, wodurch die Luft rußiger und ungesünder in den Städten ist als heutzutage und selbst manche Flüsse schmutziger als in unserer Zeit...Natürlich könnte man unter diesen Bedingungen leben, vor allem, wenn man reich ist. Aber wir würden vieles vermissen.

      Und nun stellt euch vor, ihr lebtet 2103 und versuchtet euch die primitiven Lebensverhältnisse Anfang des 21. Jahrhunderts vorzustellen. Wenn euch jetzt eure Fantasie nicht im Stich läßt, wißt ihr, warum es Wachstum geben muß.

      Und was Punk24 schreibt: ich hatte ihm vorgeführt, warum für Wachstum näherungsweise kein zusätzlicher Energieverbrauch nötig ist. Ein Computer heute braucht nicht mehr Energie als eine Dampfmaschine im 19. Jahrhundert und kann trotzdem weitaus mehr Wertschöpfung erzielen. Wachstum kann qualitativ sein. Er kann sich auf Dienstleistungen und auf Ideen und Informationen beziehen. Wir sind gerade dabei, daß sich der Rohstoffverbrauch und das Wachstum entkoppeln. Schon seit den siebziger Jahren laufen sie nicht mehr parallel. Ich verstehe nicht, warum Punk24 es nicht verstehen will. Er hat leider eine sehr veraltete und materialistische Vorstellung davon, was Wachstum ist.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:21:40
      Beitrag Nr. 14 ()
      man muss bei der Rente differenzieren

      die Pension von Norbert Blüm (ehemaliger Arbeitsminister)
      bekommt im Moment 10.000 Euro Pension
      laut Schätzungen vom Bund der Steuerzahler

      Joschka Fischer (Aussenminister Deutschlands) dürfte
      nach dem Ende seiner Amtszeit als Aussenminister Deutschlands auch eine kleine Entschädigung bekommen.
      Immerhin hätte ja der Politiker Joschka Fischer
      in der freien Wirtschaft viel mehr verdient.

      Die Politiker schaffen schon soziale Sicherungssysteme
      nur für wen das ist die Frage.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:34:29
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ralph Netzker

      Der Renten-Krieg

      Teil 1: Warum die umlagefinanzierte Rente weg muss - koste es, was es wolle...

      Dass in sozialpolitischen Auseinandersetzungen mit harten Bandagen gekämpft wird, ist nichts neues. Was sich allerdings in der Debatte über die gesetzliche Rentenversicherung abspielt, ist ohne Beispiel. Den Startschuss hat vor einigen Jahren Prof. Dr. Norbert Walter, Chefökonom der Deutschen Bank, gegeben, als er in Rundfunkinterviews und Zeitungsartikeln eindringlichst davor warnte, noch irgendwelche Hoffnungen in die gesetzliche Rentenversicherung zu setzen. Er hat damit einen Generationenkrieg ausgerufen, der in seinen Auswirkungen noch gar nicht abzuschätzen ist.

      Die gesetzliche Rentenversicherung wird in der öffentlichen Diskussion häufig als eine Art "Sparkonto" dargestellt, auf das man Einzahlungen für seine eigene Rente tätigt. Diese Darstellung ist in der Sache falsch, und in der Absicht irreführend: Die eingezahlten Beiträge liegen nicht auf einem Konto, wo sie sich "verzinsen" könnten - und müssten! Ganz im Gegenteil ist es so, dass die jeweils erwerbstätigen Generationen die Renten der nicht mehr erwerbstätigen Generation direkt bezahlen - dies bezeichnet man als Umlagefinanzierung oder "Generationenvertrag". Diese Art der Finanzierung hat eine Reihe von Vorteilen, die in der Rentendebatte immer und absichtlich unter den Tisch fallen:

      * Das anfallende Geld wird lediglich umverteilt, es werden keine Anlagemöglichkeiten benötigt.
      * Daher entsteht kein Druck auf die Finanzmärkte und die Gelder unterliegen keinem Marktrisiko.
      * Weil kein Zeitversatz zwischen Ein- und Auszahlung der Umlage besteht, existiert auch kein Inflationsrisiko.
      * Die Umverteilung funktioniert verlusstarm: Es müssen keine Vorstandsgehälter abgezweigt werden.
      * Die Umlagefinanzierung ist daher die mit Abstand sicherste Methode der Altersvorsorge.

      Träger der gesetzliche Rentenversicherung sind die Bundes- und Landes-Versicherungsanstalten. Bei diesen handelt es sich um Körperschaften des öffentlichen Rechts mit dem Recht auf Selbstverwaltung. Zusammengefasst sind sie im VDR (Verband deutscher Rentenversicherungsträger). Die Organe der Selbstverwaltung sind Vertreterversammlung und Vorstand, die je zur Hälfte aus Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber bestehen. Es handelt sich bei den Versicherungsanstalten also um demokratische, paritätisch besetzte Organisationen. Die alle sechs Jahre stattfindenden Sozialwahlen ermöglichen den Versicherten die Mitbestimmung über Einnahmen, Ausgaben und Leistungen der Versicherungsträger. Darüber hinaus regeln Regierung und Parlament die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Rentenkassen. Regierung und Parlament stehen alle vier Jahre zur Wahl, zwischendurch werden die Landesparlamente gewählt - Wählerbetrug hat also kurze Beine...

      Gehen wir recht in der Annahme, dass Sie auch alle sechs bzw. vier Jahre den Vorstand und die Leitungsgremien der Deutschen Bank und der Allianz-Versicherung wählen, dass Sie somit eine paritätische Mitbestimmung über die Arbeit dieser Organisationen ausüben? Nein? Im Kern wissen Sie jetzt bereits, warum der erwähnte Chefökonom alle Hebel in Bewegung setzt, um die gesetzliche Rentenversicherung madig zu machen: Demokratische Selbstverwaltung und Arbeitnehmer-Mitbestimmung verabscheuen die Herren nämlich wie der Teufel das Weihwasser.

      Die Vorreiter der privaten, kapitalbasierten Rente sind, wie bereits erwähnt, die Deutsche Bank und seit einiger Zeit die Investmenthäuser Merrill Lynch und Morgan Stanley. Da man davon ausgehen kann, dass die leitenden Angestellten dieser Bankhäuser weder auf eine gesetzliche noch eine private Rentenversicherung angewiesen sind, hat ihr Vorstoß sicher nichts mit persönlichen Zukunftsängsten zu tun. Man versetze sich einmal in die Lage dieser Herren: Pro Tag verschieben die gesetzlichen Rentenkassen etwas über eine Milliarde Mark von der heute erwerbstätigen Generation zu der nicht mehr erwerbstätigen - und Merrill Lynch, Morgan Stanley und die Deutsche Bank verdienen daran keinen roten Heller! Der bereits zweimal erwähnte Chefökonom knirscht nachts mit den Zähnen und kaut tags an den Fingernägeln, weil er an diese Gelder einfach nicht herankommt...

      Was man damit machen könnte! Statt das Geld im Umlageverfahren einfach nur umzuschichten, könnte man es als Kapital anlegen und in Zukunft einfach von den Zinsen leben... Natürlich müsste es dazu erst eine Zeit lang festliegen, um tüchtig zu "arbeiten".

      Merke: Geld arbeitet im Liegen.

      In der Zwischenzeit zahlen die Erwerbstätigen halt doppelt, was soll`s...

      Dummerweise ist das mit der "Verzinsung" aber gar nicht so einfach: In der produktiven Wirtschaft gibt es für derartige Summen gar keine profitablen Anlagemöglichkeiten mehr. Die größeren Unternehmen zahlen ihre Investitionen seit Jahren aus dem cash flow, d.h. den laufenden Einnahmen - Bankkredite benötigen sie nicht. Was übrig bleibt, wird zum Aufkauf der Konkurrenz verwendet. Kleinere Unternehmen erwirtschaften häufig nicht die erwünschten Renditen und kommen daher als Anlage nicht in Frage. Die Banken können die Verzinsung derartiger Summen auf dem Wege der Kreditvergabe also gar nicht mehr garantieren.

      Dann eben ab mit dem Geld auf den Aktienmarkt - da kommt richtig Freude auf! Fragt sich nur bei wem...

      Die Aktienkurse sind in den letzten Jahren nicht etwa explodiert, weil die Unternehmen so viel an Wert zugelegt haben. Der Kursanstieg kam zustande durch das Prinzip von Angebot und Nachfrage: Viel Geld wollte noch mehr Geld werden und kaufte alles, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst Aktien von Unternehmen, die noch keine müde Mark verdient haben - darunter viele Internet-Anbieter - die also nur von ihren Schulden leben, gehen an den Börsen weg wie warme Semmeln. Wenn zu viel Geld auf zu wenige Anlagemöglichkeiten trifft, dann steigen die Preise der Aktien, nicht jedoch ihr Wert - der ist auf ewig an die reale Wertschöpfung der Unternehmen gebunden. Es leuchtet somit ein, dass die zusätzlichen Mittel aus privaten Rentenfonds in dieser Situation gerade noch gefehlt haben: Allein der Versuch, diese Gelder auf dem Finanzmarkt zu plazieren, würde die ohnehin weit überhöhten Aktienkurse in neue, noch irrealere Höhen treiben. Die mühsam erarbeiteten Einkommen der Arbeitnehmer würden auf diese Weise in Spielgeld umgewandelt, und allen Risiken und Gefahren der internationalen Finanzmärkte unterworfen werden. Das ist natürlich Wahnsinn, hat jedoch Methode. Hierzu Jörg Huffschmid, Professor für Politische Ökonomie und Wirtschaftspolitik, Universität Bremen:

      "... vor allem bemühen sich die Investmentbanken um die Erschließung der großen neuen Vermögenspools, die durch eine Umstellung der Alterssicherung vom umlagefinanzierten Solidarsystem zum Kapitaldeckungsverfahren entstehen. (...) Als potentielle zukünftige Fondsverwalter gehören die Banken zu den entschiedenen Befürwortern einer solchen Rentenumstellung. (...) Die Einrichtung der Pensionsfonds löst kein einziges Finanzierungsproblem besser als das aktuelle Umlagesystem. Es bedient jedoch die Banken in ganz besonderer Weise."
      (Jörg Huffschmid, "Politische Ökonomie der Finanzmärkte", VSA-Verlag, Hamburg, S. 81)

      Die Behauptung, dass in der gegenwärtigen Form unsere Renten "nicht sicher" und "nicht finanzierbar" seien, wird durch ihre gebetsmühlenhafte Wiederholung nicht wahrer:

      * Unser gegenwärtiges umlagefinanziertes Rentensystem ist so sicher - oder so unsicher - wie unser demokratisches Staatswesen.
      * Ein privates kapitalfinanziertes Rentensystem ist so "sicher" wie die internationalen Finanzmärkte.
      * Wir haben - noch! - die Wahl...

      Eine private zusätzliche Alterssicherung ist auch heute schon für jeden möglich, der sie sich leisten kann und will. Ist jedoch das auf Generationen angelegte Solidarsystem Rentenversicherung einmal bleibend beschädigt, dann ist seine Wiedererrichtung teuer und schwierig. Bleibend beschädigt kann es jedoch nur werden durch einen um sich greifenden Vertrauensverlust - und genau dieser Vertrauensverlust wird von Finanz- und Wirtschaftsführern seit Jahren mit steigendem Erfolg herbeigeredet.

      Dass für die zukünftige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung einige Änderungen und Erweiterungen notwendig sind, werden wir in Kürze ausführen - allerdings ganz anders, als unser Chefökonom sich das vorstellt.

      Teil 2: Der Trick mit den Lohn"neben"kosten

      Eines der ersten Resultate des "Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit" war die Zustimmung der Gewerkschaftsvertreter, auf eine Senkung der sogenannten "Lohnnebenkosten" hinzuwirken. Das war eine Falle, und bis heute hat es anscheinend keiner unserer "Kollegen mit Schlips" bemerkt. Es gibt nämlich keine Lohn"neben"kosten - es gibt nur "Lohnkosten" - und die setzen sich für einen Alleinstehenden mit 3.000 DM Netto-Verdienst etwa folgendermaßen zusammen:

      Arbeitnehmer-Anteil Arbeitgeber-Anteil
      Brutto 5.508 5.508
      Krankenversicherung 374 374
      Rentenversicherung 537 537
      Arbeitslosenversicherung 179 179
      Pflegeversicherung 74 19
      Lohnsteuer 1.343
      Netto 3.000
      Lohn"neben"kosten 1.109
      Lohnkosten 6.617

      Was will uns diese Aufstellung sagen? Die gesamten Lohnkosten (DM 6.617) setzen sich zusammen aus:

      * dem Brutto-Lohn (DM 5.508), und
      * dem Arbeitgeber-Anteil zur gesetzlichen Sozialversicherung (DM 1.109).

      Dieser Arbeitgeber-Anteil wird nun in der öffentlichen Diskussion vorsätzlich irreführend als Lohn"neben"kosten bezeichnet - so, als handle es sich dabei um eine lästige Nebensächlichkeit, an der niemandem wirklich etwas liegen könnte...

      Schließlich - so geht das propagandistische Kalkül - sieht der Arbeitnehmer ohnehin nur seinen Nettolohn (DM 3.000), alles andere sind Abzüge (igitt...) oder eben "Nebenkosten", die alles in allem möglichst gering auszufallen haben. Würden also alle Sozialversicherungs-Beiträge und die Lohnsteuer reduziert (am besten auf Null), so stiege bei gleichem Brutto-Entgelt das Netto-Einkommen des Arbeitnehmers (super!), während sich gleichzeitig die Lohnkosten reduzierten: ein betriebswirtschaftliches perpetuum mobile, ein finanzmathematisches Bravourstück, einfach genial - was wären wir ohne unsere Wirtschafts-Experten? Das unmittelbare Resultat wäre:

      * ein sofortiger Profitschub bei den Unternehmen (das ist schließlich Sinn und Zweck der Übung),
      * drastische Leistungskürzungen im Krankheitsfall (nicht so schlimm, dann muss man halt gesund bleiben...),
      * drastische Leistungskürzungen bei Arbeitslosigkeit (faule Bande, selber schuld!),
      Armut im Alter (spare in der Zeit, dann hast du in der Not...),
      * ein bankrotter, handlungsunfähiger Staat (wen interessiert der Staat?).

      Sämtliche Resultate wirken also in dieselbe Richtung: belebend, aktivierend, die Eigeninitiative stärkend! Hier haben wir endlich die geistig-moralische Wende, die eine versumpfte christliberale Regierung nicht mehr zu Ende bringen konnte. Neue Besen kehren gut, und die Schröder-Regierung ist ein rechter Reisigbesen...

      Und nun wissen wir auch, warum der "Sozialstaat" plötzlich "unbezahlbar" geworden ist, warum die gesetzliche Rentenversicherung einer privaten Altersvorsorge weichen soll:

      537 Mark Arbeitgeber-Anteil bei 5.500 Mark Bruttoverdienst sind ein starkes Argument für eine private Alterssicherung. Und weil 374 Mark Krankenversicherungs-Anteil ebenfalls furchtbar wehtun, jagt eine "Gesundheitsreform" die andere, und hat man heutzutage die Wahl zwischen Urlaub und Zahnersatz. Dass es so etwas wie "Kuren" einmal gab, glaubt einem in zehn Jahren kein Mensch mehr...

      Es geht also bei all diesen "Reformen" (Gesundheitsreform, Rentenreform etc.) um nichts anderes, als um eine Politik der Umverteilung von unten nach oben, von abhängig Beschäftigten zu Vermögens- und Kapitaleignern. Das Geld, mit dem der "Sozialstaat" der 60er- und 70er-Jahre finanziert worden war, ist nicht etwa verschwunden, es ist lediglich dort angelangt, wo es immer schon hingehörte: bei den Reichen und Mächtigen unserer Gesellschaft - und was noch nicht dort ist, wird gegenwärtig mit wachsender Brutalität umverteilt. Am vorläufigen Ende dieses Prozesses wird eine Gesellschaft stehen, die wieder die klare Trennung zwischen Besitzenden und Besitzlosen aufweisen wird, die für unsere eigene Vergangenheit und die Gegenwart aller anderen Regionen der Welt kennzeichnend war und ist. Es wird wieder Ordnung herrschen und klare Verhältnisse. Die Illusion von Gleichheit und Brüderlichkeit, von Demokratie und Sozialpartnerschaft wird wieder als das erscheinen, was sie immer war: eine Illusion eben.

      Wie konnte es dazu kommen? Und warum gerade jetzt?

      Bereits seit Ende der 70er-Jahre machte sich ein Effekt bemerkbar, den Politiker und Wirtschaftsbosse zwar unter keinen Umständen wahrhaben wollen, der sich um derlei Ignoranz aber keinen Deut schert. Im Zuge der Dritten industriellen Revolution, d.h. der Verdrängung auch qualifizierter menschlicher Arbeitskraft durch Datenverarbeitung und Informations-Technologie, trat ein Phänomen wieder in Erscheinung, das man für einige Jahrzehnte (Wirtschaftswunder!) so gut wie vergessen hatte, das aber immer unter der Oberfläche der Marktwirtschaft präsent ist: Massenarbeitslosigkeit aufgrund "struktureller Überakkumulation". Im Unterschied zu den "goldenen Jahrzehnten" nach dem zweiten Weltkrieg ist festzustellen:

      * Die Arbeitslosigkeit wird auch im Zuge konjunktureller Aufschwünge nicht mehr wesentlich abgebaut.
      * Die Armut nimmt auch in reichen Ländern in Aufschwungsphasen zu.
      * Selbst in Aufschwungphasen findet eine massenhafte Kapitalvernichtung statt - insbesondere durch Fusionen mit Stillegungen.
      * Es hat eine in dieser Rigorosität noch nie zu beobachtende Verdrängungs-Konkurrenz eingesetzt.
      * Trotz dieser Kapitalvernichtung bleiben Überkapazitäten über die Krise hinweg bestehen.
      * Unternehmen schränken weltweit die Realinvestitionen deutlich ein und beschränken sich auf Ersatz- und Rationalisierungs-Investitionen.
      * Sie bilden zu Lasten der Realinvestitionen riesige Geldfonds, und
      * kaufen eher andere Firmen auf, als die Gewinne zum Ausbau bestehender Unternehmen zu verwenden.

      Diese - als "strukturelle Überakkumulation" bezeichnete - Entwicklung, die als genereller Trend in allen westlichen Industrieländern zu beobachten ist, bedeutet:
      Die weltweit in praktisch allen Branchen bestehenden Überkapazitäten zwingen die Unternehmen zu immer weiteren Rationalisierungsinvestitionen, die - ohne ein entsprechendes Wachstum, das in dieser Höhe völlig utopisch bleiben muss - zu weiterer Vernichtung von Arbeitsplätzen führen müssen. Die unvermeidliche Folge heißt: dauerhafte und steigende Massenarbeitslosigkeit.
      Und dies ist schließlich der tiefere Grund für den seit nunmehr zwanzig Jahren anhaltenden Abbau des Sozialstaates: In einer "sozialen Marktwirtschaft" kann "soziale Sicherheit" nur so lange gewährleistet werden, wie das "soziale Netz" durch den Aufwind einer beschleunigten Kapitalakkumulation in der Schwebe gehalten wird, ohne dass allzuviele Modernisierungsverlierer in seine Tiefen fallen. Sobald das Netz gebraucht wird, ist es auch sofort überfordert: Die abhängig Beschäftigten und Nichtmehr-Beschäftigten bezahlen die Zeche für das Unvermögen der Marktwirtschaft, ihre steigende Produktivität statt in Arbeitslosigkeit in Wohlstand und Sicherheit für alle umzusetzen.

      Um die Arbeitgeber schließlich doch noch zu bewegen, Arbeitskräfte zu beschäftigen, die sie nicht mehr brauchen und nie mehr brauchen werden, verspricht man ihnen, im Rahmen des Bündnisses für Arbeit etc., über eine Senkung der Lohn"neben"kosten einen Teil ihrer Aufwendungen zu reduzieren, was diese natürlich gerne mitnehmen - ohne deshalb ihre Rationalisierungsinvestitionen einzustellen. Das ließe der Verdrängungs-Wettbewerb auch gar nicht zu. Auf diese Art und Weise wird der Sozialstaat dem Erdboden gleichgemacht, ohne deshalb Arbeitsplätze zu erhalten. "Rentenreform" und "Bündnis" haben das gemeinsame Ziel, über eine Senkung der Lohnkosten die Krise der Marktwirtschaft auf die Lohnabhängigen abzuwälzen. Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmervertreter ziehen dabei am selben Strang in die selbe Richtung: beste Voraussetzungen für eine zügige Umsetzung...

      Teil 3: Der "demographische Faktor"

      Sowohl bei der angestrebten Umstellung der gesetzlichen Rentenversicherung vom Umlage- zum Kapitaldeckungsprinzip (siehe Teil 1) als auch bei der Debatte über die Senkung der Lohn"neben"kosten (Teil 2) wird von Seiten der "Reformer" ein wahres Killerargument in Stellung gebracht: Die fortschreitende "Überalterung" unserer Gesellschaft mache es notwendig, in Zukunft entweder

      * die Leistungen aus der Rentenversicherung drastisch zu reduzieren, oder
      * die Beiträge ebenso drastisch zu erhöhen.

      Da ersteres durchaus angestrebt wird, aber vorher eine Reform des Wahlrechts ("kein Wahlrecht für Bezieher von Sozialleistungen") durchgeführt werden müsste - letzteres aufgrund der paritätischen Gestaltung der Rentenversicherung (der Arbeitgeberanteil würde ebenfalls steigen) natürlich unmöglich ist - wird als vorgeblicher Ausweg aus dem Dilemma der Einstieg in eine private kapitalgedeckte Alterssicherung aus dem Hut gezogen.

      Ob "Vergreisungszuschlag" oder "Vorsorgefaktor": Die der gegenwärtigen Debatte zugrundeliegende These, die "Überalterung" der Gesellschaft würde eine Abkehr von der beitragsfinanzierten Alterssicherung erzwingen, ist gleich in mehrfacher Hinsicht falsch:

      * Erstens erfordert der Aufbau eines Kapitalstocks zur Rentenfinanzierung einen Abzug vom Bruttolohn. Ebenso wie Beiträge zur Sozialversicherung stellen also auch Einzahlungen in einen Rentenfonds eine Senkung des Nettoeinkommens dar.
      * Zweitens müssen Kapitaleinkommen ebenso erwirtschaftet werden wie Zahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Ob Renten kapitalgedeckt sind oder über ein Umlageverfahren finanziert werden: In jedem Fall stellen sie einen Abzug vom Einkommen der Erwerbstätigen dar. Kapitaleinkommen aller Art (Zinsen, Renten, Dividenden usw.) fallen schließlich nur scheinbar vom Himmel: In Wahrheit werden sie vom arbeitenden Teil der Bevölkerung produziert und von den Kapitaleignern konsumiert oder investiert. Beim Kapitaldeckungsverfahren bestehen aber zusätzlich die bereits in Teil 1 ausgeführten Risiken: So würde etwa ein Börsenkrach ein kapitalgedecktes System der Alterssicherung sofort zum finalen Einsturz bringen. Zudem ist der Aufbau eines Kapitalstocks zur Rentenfinanzierung mit einer starken Ausweitung des Kapitalangebotes verbunden, der keine entsprechende Nachfragesteigerung gegenübersteht. Deshalb sind bei der Umstellung vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren Zinssenkungen zu erwarten. Ein gegebenes Rentenniveau ist dann nur durch eine weitere Vergrößerung des Kapitalstocks zu erreichen - eine Spirale ohne Ende...
      * Drittens stellt eine Anteilsverschiebung von der Erwerbs- zur Nichterwerbsbevölkerung kein spezielles Problem der Rentenfinanzierung dar. In jeder Gesellschaft sind die Pro-Kopf-Einkommen um so höher, je größer die Erwerbstätigenquote ist. Es ist aber keineswegs festzustellen, dass infolge einer steigenden Rentenbevölkerung die Erwerbsquote in Deutschland rückläufig wäre. Der Grund hierfür liegt in einer langfristigen Erhöhung der Frauenerwerbsquote. Selbst wenn die inländische Erwerbsquote nicht weiter erhöht werde könnte, bestünde angesichts der weltweiten Bevölkerungsentwicklung auf unabsehbare Zeit die Möglichkeit, durch Zuwanderung einen Anstieg der Nichterwerbsquote zu verhindern.
      * Viertens ist neben langfristigen Veränderungen des Erwerbspersonenpotentials dessen Auslastung für die Rentenfinanzierung von entscheidender Bedeutung. Unter den Bedingungen dauerhafter Massenarbeitslosigkeit einen Mangel an Arbeitskräften - aus deren Einkommen Renten finanziert werden können - zu unterstellen, ist entweder dumm oder frech oder beides. Entweder wir haben zu wenig Arbeitskräfte: dann erkläre einer die Arbeitslosigkeit - oder wir haben zu viele: dann ist nicht die "Überalterung" das Problem. sondern die Arbeitslosigkeit.

      Aus allen genannten Punkten kann nur der Schluss gezogen werden, dass es keinen demographischen Wandel gibt, der den Übergang zu einer kapitalgedeckten Alterssicherung erzwingen würde. Nötig wäre vielmehr der Abbau der Arbeitslosigkeit, um das bestehende (!) Erwerbspersonenpotential auszulasten, sowie die Einbeziehung sämtlicher (!!) Einkommensbezieher in die Rentenfinanzierung.

      Allerdings verdient das Argument mit dem demographischen Wandel noch eine etwas gründlichere Behandlung. Bis ins 19. Jahrhundert war die Landwirtschaft der eindeutig dominierende Teil der Volkswirtschaft. Um das Jahr 1800 waren in Westeuropa etwa 75% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Diese Quote sank - infolge der Erhöhung der Produktivität - auf heute gerade noch 2,5 bis 3%. Musste also im Jahre 1800 ein in der Landwirtschaft Beschäftigter noch 1,33 Personen ernähren, so sind es heute deren 40 - eine Erhöhung der Produktivität um den Faktor 30. Gerechnet auf 200 Jahre entspricht dies einer jährlichen Produktivitätssteigerung von gerade mal 1,7%. Nichtsdestoweniger hätte im Jahre 1800 jeder behauptet, dass 3 Beschäftigte niemals die Ernährung von 100 Personen sicherstellen können.

      Was hat nun diese Betrachtung mit dem demographischen Wandel zu tun? Im Jahre 1995 betrug das Verhältnis der über 65-jährigen zur erwerbsfähigen Bevölkerung der 20- bis 64-jährigen (Altenquotient) genau 24,7%. Bei Anhalten aller gegenwärtigen Trends dürfte sich dieses Verhältnis bis zum Jahre 2030 auf 47,7% erhöhen. Etwas anschaulicher ausgedrückt: 1995 kamen auf 100 Erwerbsfähige 31 Rentner - 2030 werden es voraussichtlich 91 Rentner sein. Auf den ersten Blick eine besorgniserregende Zahl.

      Aber nur auf den ersten Blick:

      Um in 35 Jahren diesen Anstieg nur über die Produktivitätssteigerung - also ohne Zuwanderung - aufzufangen, bedarf es eines jährlichen Zuwachses von 2,9%. Sollte es gelingen, in diesem Zeitraum zusätzlich die Arbeitslosigkeit (10,6%) abzubauen, fällt der erforderliche Produktivitätszuwachs entsprechend geringer aus: 2,6%.

      Was bei allem Raisonnement über "demographischen Wandel" und "Überalterung" immer unberücksichtigt bleibt, ist somit das Thema "Arbeitsproduktivität". Die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist eines der "süßen Geheimnisse" unserer marktwirtschaftlich-kapitalistischen Produktionsweise. Seitens der Begünstigten dieser Produktionsweise besteht keinerlei Interesse, dieses Thema öffentlich zu erörtern. Arbeitsproduktivität ist definiert als das Verhältnis der produzierten Gebrauchsgüter und Dienstleistungen zu der hierfür erforderlichen durchschnittlichen Arbeitszeit: (G+D)/A. Infolge des technisch-naturwissenschaftlichen Fortschritts nimmt die Produktivität der Arbeit ständig zu:

      * Die gleiche Menge Arbeit schafft immer mehr Güter und Dienstleistungen,
      * gleiches Angebot an Gütern und Dienstleistungen erfordert immer weniger Arbeit,
      * steigt die Produktivität schneller als die Menge der erzeugten Güter und Dienstleistungen, so sinkt das erforderliche Arbeitsvolumen. Die Folge ist entweder Arbeitslosigkeit oder Reduzierung der Arbeitszeit...

      Eine Arbeitslosenzahl von 3,9 Millionen (Juli 2000 - ohne Dunkelziffer) allein in Deutschland bedeutet daher, dass die Produktivität bereits heute um mehr als 11% zu hoch liegt, um auch nur alle verfügbaren (!) Arbeitskräfte in die Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen einzubeziehen. Um hier wieder einen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, müsste entweder die Arbeitszeit sofort um mindestens 11% reduziert werden - bei vollem Lohnausgleich, versteht sich - oder die Produktion um den selben Betrag erhöht werden - bei entsprechender Anpassung der Massenkaufkraft. Entsprechende Anpassung der Massenkaufkraft hieße eine Erhöhung aller Einkommen - also auch und vor allem der Sozialleistungen - um eben diese 11%, um die erhöhte Produktion auch tatsächlich der Konsumtion zuzuführen. Im ersten Fall - sofortige Arbeitszeitverkürzung - träte die Entlastung der Sozialhaushalte über die Reduzierung der Transferausgaben (Arbeitslosengeld und -hilfe, Sozialhilfe) ein; im zweiten Fall - sofortige Erhöhung der Massenkaufkraft - würden sich die Einnahmen drastisch erhöhen. In beiden Fällen wäre die Bezahlbarkeit der Sozialversicherung auf absehbare Zeit kein Thema mehr.

      Dass es dazu nicht kommen wird, ist klar: Der erforderliche Ausgleich von gesellschaftlicher Produktion und Konsumtion würde bedeuten, dass Arbeitnehmer und Empfänger von Sozialleistungen tatsächlich den ihnen zustehenden Anteil am Wirtschaftsergebnis erhalten müssten: Produktivitätszuwachs plus Teuerungsrate - eine Umverteilung von oben nach unten wäre hierbei noch nicht einmal berücksichtigt. Es wird deshalb nicht dazu kommen, weil die Arbeitgeber und Kapitaleigner auf einem Zuwachs der Massenkaufkraft unterhalb des Produktivitätszuwachses bestehen - und damit auf einer weiteren Umverteilung von unten nach oben. Und deshalb - und nur deshalb - werden auch die Angriffe auf die umlagefinanzierte Rentenversicherung weitergeführt werden: Für das Kapital ist jede Mark für Arbeitslose, Kranke und Rentner eine Mark zuviel - daran wird sich nichts ändern...
      http://ralph-netzker.de
      http://dosisnet.de

      Zuerst veröffentlicht bei: http://labournet.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:42:21
      Beitrag Nr. 16 ()
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:44:47
      Beitrag Nr. 17 ()
      Dieser Text ist früher schon gepostet worden und durchgängig von mehreren Usern widerlegt worden. Sämtliche These nsind darin falsch. Ich kann aber in vernünftiger Zeit den alten Thread nicht finden und habe auch keine Lsut die alten Abhandlungen wieder neu zu schreiben.

      Kurz: der Text leugnet die Auswirkungen der kommenden demographischen Änderungen. Er ist falsch darin, daß es durchaus einen Markt für Investitionen gibt und daher für weitere Anlagegelder. Die Rechnungen sind völliger Humbug. Da wird ein Realwachstum von fast 3% unterstellt, während wir in den vergangenen 10 Jahren kaum die Hälfte schafften. Der Text ist einfach Müll - schade um die Zeit fürs Lesen.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:46:58
      Beitrag Nr. 18 ()
      Punk24, danke, da ist ja das Erstposting samt Widerlegung...:)
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:49:51
      Beitrag Nr. 19 ()
      der Text hat wirklich einige Schwächen, aber es ist auch viel Wahres darin;)

      Das neoliberale Weltbild dagegen ist ein einziger logischer Widerspruch :p
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 10:52:59
      Beitrag Nr. 20 ()
      Was hat das mit Neoliberalismus zu tun, daß man einen Teil seiner Altersvorsorge aus Rücklagen und nur einen Teil aus der Umlagefinanzierung bestreiten soll, weil es in der Zukunft voraussichtlich zu viele Rentner gibt?
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:02:25
      Beitrag Nr. 21 ()
      Wachstum, Wachstum
      Mensch die Welt ist am Arsch.
      Das Ozonloch wird groesser, die Tiere sterben aus,die Oelvorraete gehen am Ende, die Waelder werden abgeholzt, Armut wird schlimmer, Kriege brechen aus ..
      Und alles um vor dem Fernseher mit Leberzirosse an einen Big Mac zu ersticken.

      Ravi
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:05:34
      Beitrag Nr. 22 ()
      www.single-dasein.de/sowi/geburten.htm

      Die Geburtenstatistik zeigt den grössten Einbruch zwischen 1965 (1.050.000 Geburten) und 1978 (560.000 Geburten).

      Jetzt kann sich jeder mal fragen, wieso und warum nicht schon in der Zeit von 1965 bis 1978 entscheidende Reformen im Bereich Renten, Pensionen und Gesundheit durchgeführt wurden, und vor
      allem welche Parteien damals die Bundesregierung stellten !

      Es ist doch einfach nur lächerlich, wenn Politiker heute so tuen, als seien diese Probleme nicht schon viel früher absehbar gewesen !

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:08:45
      Beitrag Nr. 23 ()
      ganz einfach, die Billigjobs, die von den Neoliberalen gefordert werden, lassen den davon Betroffenen keine Mittel für die Eigenvorsorge. Weder bei der Rente, noch in der Gesundheit.

      Neoliberale Wirtschaftspolitik bedeutet für über 2/3 der Menschen eine soziale Abwärtsspirale und für die Oberschicht dekadenten Luxus. ein solches System ist auch aufgrund des Raubbaus an der Natur zum Untergang verdammt. Die Rente ist da nur ein Nebenkriegsschauplatz.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:10:41
      Beitrag Nr. 24 ()
      Warum das Rentensystem nicht funktionier !!!

      Mein Vater 1929 geboren zahlte schon mit 15 Jahren
      in die Rentenkasse ein.
      1929 + 15 = 1944

      Alle Einzahlungsjahre wurden angerechnet.

      Aber erst seit der Währungsreform nach ca. 1948
      dürfte man seine Renteneinzahlungen als reellen Wert
      verbuchen.

      Alle Leute die in die DDR-Rentenkasse einzahlten
      deren Rente müsste nach dem Währungsumtausch
      berechnet werden.
      4 DDR-Mark = 1 West-Mark
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:14:00
      Beitrag Nr. 25 ()
      Punk24, Du hast mich nicht verstanden:

      "Was hat das mit Neoliberalismus zu tun, daß man einen Teil seiner Altersvorsorge aus Rücklagen und nur einen Teil aus der Umlagefinanzierung bestreiten soll, weil es in der Zukunft voraussichtlich zu viele Rentner gibt?"

      Diese Forderung ergibt sich nicht aus dem Neoliberalismus, sondern aus schlichter Vernunft. Man braucht kein Neoliberaler zu sein, um zu fordern, daß die Menschen heute stärker privat vorsorgen, weil die Umlagenfinanzierung alleine nicht ausreicht.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:27:34
      Beitrag Nr. 26 ()
      #13

      Mit Deinem Vergleich hast Du natürlich recht.

      Aber vergleich mal das Jahr 1123 mit 1223 und Du wirst feststellen, daß er KEINE dramatischen veränderungen gegeben hat.
      Wir befinden uns heute in einer Phase exponentiellen Wachstums und die Erfahrung lehrt, daß sowas (leider) meistens nicht gant geht, bzw. eben nur für einen bestimmten Zeitraum.
      Die letzetn hundert Jahre isoliert zu betrachten und als Referenzmaßstab für die Zukunft zu betrachten ist so, als hätte man die Börsenentwicklung von 1995 bis 1999 als Referenz für das Wachstum der nächsten X-Jahre benutzt.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 11:53:59
      Beitrag Nr. 27 ()
      Ich bin verwirrt. Sollen uns etwa die stagnierenden Jahre um Hochmittelalter Vorbild sein? Die ARmut der Menschen damals? Daß der Fortschritt der Erkenntnis durch kirchliche Dogmen behindert wurde?

      Und es stimmt so noch nicht mal ganz: In der Zeit verlor Europa seine Positionen im Nahen Osten, Mongolen hätten beinahe Europa erobert und es stand die Entdeckung des Schießpulvers bevor. Allerdings änderte sich gerade die Kultur in Europa erheblich, weil mehr Produkte und auch Kenntnisse aus dem Nahen Osten kamen. Gewürze kamen stärker in Gebrauch, der Fernhandel verstärkte sich (Hanse). Die Stadtmauern begannen, nutzlos zu werden, weil das Kriegsgerät immer besser wurde, und es stand das Ende der Ritterheere bevor, die im 100jährigen Krieg an den Bogenschützen Englands scheitern würden. Das war der erste Schritt hin zum Ende des Feudalismus. Fortschritt gab es kaum, weil noch viel Zeit bis zur Renaissance vergehen würde, wo man überhaupt nur die Erkenntnisse der Antike wiederentdecken würde. Immerhin aber war dies die Zeit, in der die frühe Gotik aufkam und mit ihre atemberaubende Sakralbauten, die bis in unsere Zeit eine architektonische Bereicherung sind.

      Im fernen Osten derweil war der Wohlstand weitaus größer, weil es dort auch mehr Fortschritt gab. So wurde die Buchdruckkunst in China und Korea fortentwickelt. Und im 13. Jahrhundert sollte sich der Fernhandel bis nach China wieder verbessern. Marco Polo war da einer der Pioniere. Die Hanse und Venedig prägten das folgende Jahrhundert.

      Fortschritt und Wirtschaftswachstum gab es mehr oder weniger, aber wenn es keinen Wachstum gab (etwa zum Ende des römischen Reiches), war es zum Schaden der Menschen.


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      Die Lügen Eures Lebens - Teil 1: Die Rente