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    Im DAX investiert-das kann auch Totalverlust sein..! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.03.03 09:00:44 von
    neuester Beitrag 02.03.03 13:11:06 von
    Beiträge: 4
    ID: 702.968
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      schrieb am 02.03.03 09:00:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die größten Geldvernichter im Dax seit März 2000



      Commerzbank: - 85,47 %
      Erst kaufte sich die Aktionärsgruppe Cobra bei Deutschlands viertgrößter Bank ein. Dann brodelte die Gerüchteküche um Fusion oder Übernahme. Doch das Zusammengehen mit der Dresdner Bank platzte im Sommer 2000. Von da an ging es bergab - in den Bilanzen und auf den Kurszetteln. Als dann im Herbst 2002 Gerüchte über Liquiditätsprobleme aufkamen, sackte die Aktie vollends ab. Nun scheint eine Übernahme durch die ebenso fußlahme HypoVereinsbank als letzte Rettung.



      Deutsche Telekom: - 88,97 %
      T-Aktionäre seien getröstet: Ihr Geld ist nicht weg, es hat jetzt nur ein anderer. In diesem Fall Hans Eichel. Und der wird es auch nicht mehr herausrücken, glauben Rechtsexperten. Dabei hatte alles so schön begonnen: überall das rosafarbene „T", Manfred Krug als Liebling eines Volkes von Aktionären. Auf 103 Euro kletterte das Papier. Wer Monate später auch noch die dritte Tranche zu vermeintlich günstigen 66,50 Euro zeichnete, ist heute selbst gezeichnet. Und das „T" steht für Totalverlust.



      MLP: - 93,17 %
      Es war die Traumstory. Eine neue Gelddruckmaschine, und dann auch noch mit drei Buchstaben und einem „P" am Ende. So wie SAP. Das musste doch ein gutes Omen sein. War es auch: Von 1991 bis 2001 legte die Aktie 10.730 Prozent zu. Dann die Krönung: Aufnahme in den Dax. Der Abstieg beginnt mit Betrugsvorwürfen, die ein Anlegermagazin quasi als Serie veröffentlichte. Streitpunkt: Die Buchführung, die Analysten wohlwollend als „kreativ" bezeichnen. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt.




      Artikel erschienen am 2. M?2003



      Alle Artikel vom 2. Mär 2003


      :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
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      schrieb am 02.03.03 09:01:51
      Beitrag Nr. 2 ()
      Drei Jahre Bärenmarkt - und kein Ende?
      Seit dem Höchststand am 7. März 2000 haben sich fast 400 Mrd. Euro Anlegergelder in Luft aufgelöst – Streit um Wiedereinstieg ist voll entbrannt
      von Holger Zschäpitz


      Vor der Anzeigentafel für den Deutschen Aktienindex an der Frankfurter Wertpapierbörse
      Foto: dpa
      Berlin - Drei Jahre können eine Ewigkeit sein. So kommt es zumindest den meistern Anlegern vor. Denn seit nunmehr 36 Monaten erleben sie eine der schlimmsten Krisen der Börsengeschichte. Vom Hoch im März 2000 büßte der Dax 68,3 Prozent ein. Exakt am 7. März vor drei Jahren kletterte das deutsche Marktbarometer bis auf 8136 Punkte und ging dann bei 8064,97 Zählern aus dem Handel. Über der 8000-er Marke schloss der Index später nie wieder. Was folgte, war ein Absturz wie aus dem Bilderbuch. Dabei traf es einige Einzelwerte besonders hart. MLP-Aktien knickten seit März 2000 um fast 94 Prozent ein, die Volksaktie Deutsche Telekom verlor fast 90 Prozent. Selbst die als Witwen- und Waisenpapier bekannte Allianz-Aktie raste um 83 Prozent in die Tiefe.


      Zwar waren sich alle Marktteilnehmer in der Analyse schnell einig: Die lange Blütezeit bis zum März 2000 war eine absolute Übertreibung – vielleicht handelte es sich sogar um die größte Investmentblase der Geschichte. Doch die Länge des Ausnüchterungsprozesses haben nicht nur die Strategen sondern sogar alte Börsenfüchse unterschätzt. Beim Unterschreiten jeder neuen Tausender-Marke stimmten die unverwüstlichen Optimisten Durchhalteparolen an, deklamierten das Ende des Bärenmarktes und bliesen zum Wiedereinstieg. In letzter Zeit wurde der Chor freilich ein wenig leiser, was aber auch darauf zurückgeführt werden kann, dass die überwiegend pessimistischen Arbeitgeber die Optimisten vor die Tür gesetzt haben.


      Auch jetzt verweist die Mehrzahl der Strategen wieder unverdrossen auf die günstige Bewertung von Aktien. Gerade im Vergleich zu den Staatsanleihen seien Dividendenpapiere auf ein Rekordtief gepurzelt. „Bei der Betrachtung der Bewertungen legt die Mehrzahl der Strategen Kennzahlen aus den 80ern und 90er Jahren zugrunde. Doch in einem Bärenmarkt gelten die Gesetze aus den Aktienhochzeiten nicht mehr“, warnt Philip Manduca, Partner bei Titanium Capital in London. „Die Kurse werden weiter fallen. Jede Rallye würde ich zum Ausstieg nutzen.“


      Tatsächlich sind die Dax-Unternehmen auch nach dem Kurssturz nicht wirklich billig. Im Schnitt werden die 30 Gesellschaften aktuell mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 gehandelt. In den zurückliegenden Bärenmärkten Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre waren einstellige KGVs zwischen acht und neun üblich.


      Auch ein Blick in die Vergangenheit müsste die Strategen eigentlich lehren, dass nach dem Platzen einer Spekulationsblase die Märkte nicht sofort wieder zur Tagesordnung zurückkehren. So kamen nach der Südsee-Bubble im 18. Jahrhundert (jedes Unternehmen, was sich damals auf die neu entdeckten Wachstumsmärkte im Südatlantik stürzte, wurde ungeachtet des konkreten Geschäftsmodells mit gewaltigen Kursgewinnen belohnt) und dem Eisenbahn-Boom etwa 150 Jahre später – beide Ereignisse sind am ehesten mit der Internet-Manie vergleichbar – die Kurse an den Weltmärkten erst wieder nach acht bis zehn Jahren auf die Beine. Nimmt man dies heute zum Maßstab, folgt der nächste große Aufschwung frühestens 2006.


      Doch auch jene vier Fünftel der Bundesbürger, die keine Aktien haben, sollte die Dauer-Baisse nicht kalt lassen. Schließlich sind die Notierungen inzwischen so weit gefallen, dass darunter die Gesamtwirtschaft leidet. Der Einbruch von März 2000 bis heute löste 380 Mrd. Euro an Anlegergeldern in Luft auf – Geld, das nun beim Konsum fehlt. Und auch der Markt für Neuemissionen kam völlig zum Erliegen, was Unternehmensinvestitionen erschwert. Nach Berechnungen von Dieter Wermuth, Ökonom der UFJ Bank, hat der Aktienmarktcrash das Wachstum der deutschen Ökonomie in drei Jahren um 0,4 Prozentpunkte gebremst.



      :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
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      schrieb am 02.03.03 09:02:49
      Beitrag Nr. 3 ()
      Drei Jahre Bärenmarkt - und kein Ende? (2)

      Ein kleiner Trost mag da die Erkenntnis sein, dass die jetzige Börsenkrise schon jetzt einen Eintrag in den Börsen-Geschichtsbücher sicher hat. „In 50 Jahren wird man die jetzige Baisse in einem Atemzug mit 1929 nennen“, meint Joachim Paech, Händler von Julius Bär. Zwar mag es verwunderlich klingen, dass Paech jetzt zum Wiedereinstieg rät, doch hat er dafür auch ein historisches Argument parat: Den 1929er Absturz von 73,5 Prozent habe der Dax schon jetzt fast erreicht. Und auch dem Vergleich mit der japanischen Börsenbubble 1990 halte der Index stand. „Den späteren Verlust, für den Tokio dreizehn Jahre brauchte, hat Frankfurt in nur drei Jahren geschafft.“


      Artikel erschienen am 1. M?2003
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      schrieb am 02.03.03 13:11:06
      Beitrag Nr. 4 ()
      News

      Woche der Skandale - Unter Verdacht (EurAmS)
      Finanzen.net


      Eine Woche der Horrormeldungen. Bayer, Ahold und die Diskussion um die Klage von Aktionärsschützern gegen die Telekom drückten den DAX auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Konzerne mit größeren Ungereimtheiten und unklaren Aussagen werden derzeit gnadenlos abgestraft.
      von Carl Batisweiler, Julia Gross, Tobias Meister und Joachim Spiering

      Euro am Sonntag 09/03

      Am 9. Juni 2000 war die Welt noch in Ordnung. Die so genannte dritte Tranche der Telekom-Aktien war gerade problemlos am Markt untergebracht worden. Stückpreis 66,50 Euro. Telekom-Chef Ron Sommer und Bundesfinanzminister Hans Eichel freuten sich über 15 Milliarden Euro Einnahmen, und an der Frankfurter Börse herrschte business as usual.

      Inzwischen ist nichts mehr in Ordnung. Die Telekom-Aktien notieren bei 10,40 Euro, Ron Sommer musste seinen Posten räumen, das gleiche Schicksal droht Hans Eichel. Und an der Börse geht mittlerweile die Angst um: "Jeder bangt um seinen Arbeitsplatz. Wer bis jetzt noch nicht gehen musste, muss befürchten, dass er dazu da ist, um als Letzter das Licht auszuschalten", sagt ein Händler frustriert.

      Dabei ist es nicht nur der drohende Irak-Krieg, der den Börsianern immer mehr zusetzt. Vergangene Woche war es vor allem die Serie schockierender Einzelfälle, die ihnen den Boden unter den Füßen wegrissen: die Deutsche Telekom im Visier klagender Aktionärsschützer, Ahold frisiert wie zu besten Enron-Zeiten seine Bilanzen, und das Bayer-Management steht sogar im Verdacht, von den tödlichen Nebenwirkungen des Medikaments Lipobay gewusst zu haben, ohne das Arzneimittel vom Markt zu nehmen. Selbst für hartgesottene Börsianer ist das allmählich zu viel. Sie fragen sich: Ist alles nur noch Lug und Trug? Gehen Manager über Leichen? Und welche Horror-Nachricht kommt als nächste? Dass die Ex-Mannesmann-Bosse Klaus Esser und Co bald auf der Anklagebank sitzen dürften, weil sie sich bei der Übernahme durch Vodafone unzulässigerweise die Taschen vollgestopft haben sollen, wirkt da schon fast wie eine Kleinigkeit.

      Dabei ist die Serie der Horrormeldungen pures Gift für die Börse. Denn die Märkte sind ohnehin hypernervös - siehe auch die Abstrafung der HypoVereinsbank (Seite 5). Das Resultat: Der DAX fiel zeitweise auf 2433 Punkte, dem tiefsten Stand seit sieben Jahren. "Der Markt ist völlig irrational", stöhnt Olaf Gabriel, Händler bei der Commerzbank. "Ich kann nur hoffen, dass die Meldungen der vergangenen Tage nicht zur Routine werden." Auch Vermögensverwalter Jens Ehrhardt wirkt resigniert: "Zurzeit wird alles rausgehauen, nur weil es Aktie heißt."

      Vernunft ist momentan nicht gefragt. Beispiel Deutsche Telekom: Ob an dem Vorwurf der Aktionärsschützer und Anwälte (siehe Interview) überhaupt etwas dran ist, wird sich noch zeigen müssen. 230 Millionen T-Aktien aus dem Bestand des Bundes wurden im Sommer 2000 an die Börse gebracht. Bislang lautet der Vorwurf, dass Ron Sommer und Hans Eichel Warnungen des ehemaligen Telekom-Finanzchefs Joachim Kröske, der Kauf des britischen Mobilfunkers One2One für zehn Milliarden Euro sei zu hoch, einfach in den Wind geschlagen hätten. Der Preis von 66,50 Euro je Telekom-Aktie sei deshalb überhöht gewesen.

      Aber selbst die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) warnt vor "übereilten Schritten" und will durch einen Anwalt selbst erst mal überprüfen, ob eine Klage wegen Prospekthaftung Aussicht auf Erfolg haben könnte. Aus heutiger Sicht mag der Vorwurf schlüssig sein. Damals aber lag der Kaufpreis für One2One nach Ansicht der Experten im Rahmen. "Nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber ein fairer Preis", zitierte EURO seinerzeit Analyst Michael Schatzschneider von der BHF-Bank. Auch an der Börse wurde der Kauf moderat aufgenommen: Am Tag der Bekanntgabe legte die Aktie zunächst von 37,90 auf 39,10 Euro zu, bevor sie auf 36,75 Euro nachgab. Ob sich hinter dem Fall Telekom tatsächlich "der größte Emissionsbetrug der deutschen Börsengeschichte" verbirgt, wie Aktienexperte Wolfgang Gerke bereits orakelte, ist deshalb zweifelhaft. "Es reicht nicht, dass der Finanzvorstand anderer Meinung war als der Konzernchef", meint SdK-Vertreter Lars Labryga.

      Deutlich kritischer ist die Lage im Fall Ahold. Der niederländische Einzelhandelskonzern hatte am Montag Falschbuchungen von rund 500 Millionen Dollar eingeräumt. Ahold-Chef Cees van der Hoeven trat zurück, ebenso Finanzchef Michiel Meurs. Die Reaktion der Börse glich einer Hinrichtung: Der Kurs brach um zwei Drittel ein, innerhalb weniger Stunden waren die Aktionäre um sechs Milliarden Euro ärmer. Erstmals hatte die Enronitis einen Konzernriesen aus Europa erfasst. Ursprung war allerdings auch diesmal die USA. Denn die amerikanische Ahold-Tochter US-Foodservice hatte 2001 und 2002 von Lieferanten angebotene Provisionen in den Bilanzen deutlich höher angegeben, als diese dann wirklich ausfielen, oder zu früh verbucht. Nun ermittelt die US-Börsenaufsicht SEC.

      Gleichzeitig stuften die Rating-Agenturen die Bonität Aholds auf knapp über Junk-Bond-Niveau (siehe auch Seite 57). Dies trifft die Niederländer hart. Denn der extreme Wachstumskurs seit Anfang der 90er-Jahre wurde hauptsächlich auf Pump finanziert. Mit rund zwölf Milliarden Euro steht Ahold bei den Banken in der Kreide. Nun wird es für die Holländer wesentlich teurer, fremdes Geld aufzunehmen. Inzwischen werden sogar die ersten Worst-Case-Szenarien gespielt: "Eine Insolvenz ist nicht mehr auszuschließen", sagt etwa Tim Attenborough von BNP Paribas. "Wir erwarten, dass der Konzern zerschlagen wird", schätzt Merrill-Lynch-Analyst Andrew Fowler. Dafür spricht, dass das Interims-Management um Aufsichtsrats-Chef Henny de Ruiter Konzernteile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, baldmöglichst abstoßen will. Außerdem steht die Konkurrenz schon in den Startlöchern, um sich die Perlen aus dem Ahold-Portfolio, dessen Wert auf insgesamt 15 Milliarden Euro geschätzt wird, zu sichern. Für die US-Supermärkte sollen Kroger und Safeway Interesse bekundet haben. Und auch Wal-Mart, größter Einzelhändler der Welt, ist als Käufer im Gespräch.

      Das Ahold-Desaster zog gleich die ganze Branche in Europa nach unten, auch Metro und KarstadtQuelle verloren deutlich. Da half es auch nichts, dass Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, sogleich erklärte: "Die Reaktion der Märkte ist völlig irrational und nicht nachvollziehbar." Deutsche Handelsunternehmen seien nicht annähernd so stark in den USA engagiert und würden auf hohe Transparenz in der Bilanzierung achten. Auch drei Finanzwerte aus dem Euro Stoxx 50 wurden in Mitleidenschaft gezogen: Fortis, ING Groep und Aegon. Sie hielten jeweils zwischen sechs und acht Prozent der Ahold-Anteile.

      Der Fall Ahold könnte von Bayer allerdings noch übertroffen werden. Die Bilanz der vergangenen Woche: Aktienkurs um 22 Prozent eingebrochen, das Image sackte kerzengerade im Keller. Und das Desaster bei dem Pharma-Konzern hat einen Namen: Lipobay. In der vergangenen Woche verdichtete sich an der Börse der Verdacht, dass das Bayer-Management das Medikament zumindest fahrlässig zu spät vom Markt genommen hat. Dies belegen interne Memos, E-Mails, Faxe und eidesstattliche Aussagen von Managern, die EURO am Sonntag vorliegen. Einige der gewichtigsten Vorwürfe im Einzelnen:

      " Bayers amerikanischer Vertriebspartner Glaxo Smith-Kline soll bereits vor der Einführung von Lipobay in den USA festgestellt haben, das Medikament sei weder so effektiv noch so sicher, wie man es sich zu Beginn der Zusammenarbeit vorgestellt habe;

      " Bayer habe spätestens im Jahr 2000 gewusst , dass Lipobay alleine fünf- bis zehnmal häufiger die Nebenwirkung Muskelzerfall (Rhabdomyolyse) auslöst als andere Cholesterinsenker der gleichen Wirkstoffklasse, und dass die Kombination von Lipobay mit Gemfibrozil sogar 100 Mal häufiger zu dieser Nebenwirkung führt; " Und: Bayer habe seine Außendienstmitarbeiter angewiesen, das Thema Nebenwirkungen im Gespräch mit Ärzten nicht anzusprechen.

      Seit Montag läuft der erste Prozess in Texas. "Wir werden 500 Millionen Dollar Strafschadenersatz (punitive damages) beantragen", sagte Rechtsanwalt Mikal Watts gegenüber EURO. Bei diesen so genannten "punitive damages" handelt es sich um eine Art zusätzliche Strafe, die verhängt werden kann, wenn der Beklagte schuldhaft gehandelt hat. Sie kann ein Vielfaches des normalen Schadensersatzes betragen. "Wir werden über 100 neue, interne Bayer-Dokumente präsentieren, die die Geringschätzung des Konzerns für Kunden und die Vertuschung der ganzen Angelegenheit belegen. Die Unterlagen werden zeigen, dass Bayer Informationen über die Nebenwirkungen von Lipobay vor Patienten, Ärzten und Zulassungsbehörden verborgen hat." Auch anderswo nimmt der Druck auf Bayer zu: "Wir haben eine Sammelklage und Strafschadenersatz beantragt", erklärt Robert Hopper von der Kanzlei Zimmerman Reed in Minneapolis.

      Bayer hat den Vorwürfen nicht allzu viel entgegenzusetzen - außer sie zu bestreiten. Denn Kommentare zum laufenden Verfahren sind dem Konzern aus rechtlichen Gründen nicht erlaubt. Die Zitate aus internen Unterlagen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Bayer habe stets korrekt und einwandfrei gehandelt, heißt es aus Leverkusen. Mit ganzseitigen Anzeigen in verschiedenen Tageszeitungen versuchte der Konzern vergangene Woche, sich zu rechtfertigen. Eine Aktion mit ähnlicher Zielsetzung in den USA ging aber bereits gewaltig nach hinten los: Am Tag, als im texanischen Corpus Christi ein Lipobay-Prozess begann, verschickte Bayer einen Brief an über 2100 Einwohner der Stadt (siehe Ausriss). Darin wurde darauf hingewiesen, dass Bayer 2000 Mitarbeiter in Texas habe und darum bitte, Berichte über den Prozess nicht voreingenommen zu sehen - auch "angesichts des enormen Beitrags, den Bayer zur Gesundheit von Menschen weltweit geleistet hat und weiter leisten wird".

      Das Gericht reagierte äußerst verärgert und beauftragte den Bezirksstaatsanwalt mit Ermittlungen. Denn der Brief könnte als rechtswidriger Versuch gewertet werden, Jurymitglieder zu beeinflussen. Bayer entschuldigte sich für den Vorfall und erklärte, der Brief sei aus Versehen an die falsche Empfängerliste geschickt worden. Er sei ursprünglich nur für Mitglieder der örtlichen Handelskammer gedacht gewesen.

      Der materielle Schaden des Lipobay Skandals ist inzwischen unkalkulierbar geworden. 125 Millionen Euro flossen bereits für 450 Vergleiche ohne Schuldeingeständnis, 500 weitere Vergleiche sind in Arbeit. Rückstellungen hat Bayer bislang mit Verweis auf eine Produkthaftpflichtversicherung verweigert. Branchenkenner schätzen, dass dadurch Schäden von einer Milliarde Euro abgedeckt werden. Die Summe könnte aber auch darüber liegen. Prognosen von Analysten bewegen sich zwischen einer und zehn Milliarden Dollar.

      Auf dem derzeitigen Kursniveau sind allerdings bereits mehr als zehn Milliarden Dollar Schadenersatz eingepreist - eine eher unrealistische Annahme. Sollten die Kläger Bayer allerdings nachweisen, dass der Konzern tatsächlich über die Risiken von Lipobay Bescheid wusste, dann müsste wohl auch die Versicherung nicht zahlen. Denn schuldhaftes Verhalten ist bei jeder normalen Haftpflichtversicherung ausgeschlossen.

      Ist also tatsächlich alles nur noch Lug und Trug? Natürlich nicht. Dennoch geben die Vorfälle der vergangenen Woche einige Fingerzeige. So wird spekuliert, dass vor allem Pharmafirmen künftig mit einem gewissen Risikoabschlag gehandelt werden könnten.

      Dennoch glauben Experten nicht, dass deutsche Aktien in Sippenhaft genommen werden. Die Börse reagiert zwar derzeit rigoros auf hohe Risiken. Andererseits wissen Anleger auch bei Krisenfällen zu unterscheiden. Während Bayer und Ahold tief in der Minuszone verharrten, konnte die Deutsche Telekom bereits einen Großteil ihrer Verluste in der zweiten Wochenhälfte wieder wettmachen. Nicht nur Hans Eichel dürfte sich darüber freuen.

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      Quelle: Finanzen.net 02.03.2003 12:20:00

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