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    Pflegeversicherung oder Hilfe für viele, die sie nicht brauchen!!! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.08.03 21:00:35 von
    neuester Beitrag 11.08.03 18:20:10 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 10.08.03 21:00:35
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hier der Artikel aus der FTD:

      Aus der FTD vom 11.8.2003 www.ftd.de/keese
      Kolumne: Lieber ohne Pflegeversicherung
      Von Christoph Keese

      Philipp Mißfelder, der 23-jährige Vorsitzende der Jungen Union, hat in den vergangenen Tagen eine wichtige Lektion über Politik gelernt: Drücke dich immer so aus, dass auch die radikalste Verkürzung deiner Aussage immer noch kompatibel mit dem herrschenden Konsens ist.





      Deutschlands Bevölkerungsstruktur


      Wie wichtig das ist und wie brutal die Politindustrie auf jeden eindrischt, der davon abweicht, dürfte Mißfelder jetzt begriffen haben. Wörtlich hatte Mißfelder in einem Interview gesagt: "Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen." Behauptet wurde danach sofort, er habe ein Verbot von Hüftoperationen für Ältere gefordert. Das hat er aber nicht getan.

      Mißfelder sprach nur von der Finanzierung solcher Operationen. Dafür bekam er Klassenkeile: Von der seniorenpolitischen Sprecherin der Fraktion bis zu Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber attackierten ihn führende Parteifreunde als inhumanen Yuppie.


      Nun ist Mißfelder nicht der hellste Kopf in der Union. Seine Beiträge waren bisher schlicht im Inhalt und überzogen aggressiv in der Form. Trotzdem weist er diesmal auf ein echtes Problem hin: Die Politik des ehemaligen CDU-Sozialministers Norbert Blüm ist fast komplett gescheitert. Seine kollektiven Sicherungskassen stehen allesamt vor dem Ruin. Die Rente ist unsicher und muss ihre Leistungen immer weiter streichen; für die Generation der heute Arbeitenden bleibt später kaum noch etwas übrig. Die gesetzlichen Krankenkassen drehen ihre Beiträge hoch und senken die Leistungen, kommen der Kostenexplosion aber trotzdem nicht nach. Die Arbeitslosenversicherung und die Bundesanstalt für Arbeit verschlingen Milliarden, die der Staat nicht hat.



      Langsames Ende


      Und die Pflegeversicherung ist acht Jahre nach ihrer Gründung am Ende. Seit vier Jahren liegen ihre Ausgaben über den Einnahmen, im Jahr 2002 um 400 Millionen Euro. Damit frisst die Kasse ihre Reserve auf. Die Kosten steigen, weil immer mehr Ansprüche erhoben werden. Als Blüm die Pflegeversicherung 1995 gegen viele Warnungen durchgepeitscht hatte, reichte die Kasse Geld zunächst nur an ein Sechstel der Menschen aus, die sie heute bedient. Rund zwei Millionen greifen inzwischen auf sie zu.


      Nirgendwo schafft Angebot so schnell Nachfrage wie im Sozialsystem. Norbert Blüm trug bei seiner Amtsführung stets ein naiv-romantisches Bild von Gerechtigkeit in sich. Wenn alte Menschen Hilfe brauchen, muss man ihnen helfen, dachte er. Es darf nicht am Geld scheitern, und das Gebrechen der Oma soll auch nicht eine ganze einkommensschwache Familie finanziell ruinieren. In seiner Empörung über das Unrecht handelte er nach einem Instinkt, der eine ganze Generation christlicher Sozialpolitiker beherrscht hat: Wenn es irgendwo ein Problem gibt, müssen die Kosten zu seiner Lösung auf die ganze Gesellschaft verteilt werden. Blüm erfand daher die Pflegeversicherung.


      Sein Denkfehler war folgender: Kein Regelsystem wird von den Märkten unreflektiert übernommen, sondern seine Anreize werden eingepreist und bei künftigen Entscheidungen in das ökonomische Kalkül mit einbezogen. Blüms menschenfreundliche Naivität ist rührend, fließt aber leider sofort in die Nutzenmaximierung der Haushalte ein. Sprich: Wenn Mutter nicht mehr alleine zur Toilette gehen oder sich waschen kann, öffnet die Pflegeversicherung den Kindern eine Einnahmequelle, die vorher nicht bestand.


      Ein Teil der Kinder wird moralisch standfest bleiben und die Mutter aus Liebe kostenlos selber pflegen. Ein anderer Teil wird die Verdienstchance nutzen und die Mutter als Pflegefall anmelden. Nach wie vor kann man sie ja liebevoll versorgen, aber es gibt dann eben ein Trinkgeld vom Staat dazu. Eine dritte Gruppe, die hartherzig ist oder das Pflegepensum selber nicht schafft, gibt die Mutter in die Obhut von Fremden, muss dafür aber nicht zahlen, auch wenn sie sich das leisten könnte.



      Hilfe für viele, die sie nicht brauchen


      Tatsächlich benötigen würde nur eine vierte Gruppe die Versicherung: arme Alte, deren Verwandte tot oder selber arm sind. Nur diesen Menschen müsste vom Staat geholfen werden. Aber braucht man dafür eine Pflegeversicherung, die das ganze Volk erfasst, jeden einzahlen lässt und jeden versorgt? Warum bekommen Millionäre Geld von der Kasse? Weshalb hängt die Leistung der Versicherung nicht von der Bedürftigkeit ab?


      Diese Fragen konnte Norbert Blüm schon damals nicht beantworten. Heute treibt dieser Widersinn seine Versicherung in die Pleite. Jeder, der es nicht selber zur Toilette oder zum Waschbecken schafft, wird bald einen Antrag auf Unterstützung stellen. Er wäre dumm, wenn er es nicht täte. Deswegen wird der Beitragssatz von 1,7 Prozent des Lohns steigen müssen, was die Lohnnebenkosten nach oben treibt und Arbeitsplätze vernichtet.


      Die Alternative wäre billiger und besser gewesen: Wie früher hätten die Sozialämter bedürftigen Pflegefällen helfen sollen. Um die Gemeinden zu entlasten, hätten Bund und Länder Geld zuschießen können. Wer sich selber den entwürdigenden Gang zum Sozialamt ersparen will, hätte eine private Zusatzversicherung abschließen können. Es wäre vernünftig, jetzt zu diesem Modell zurückzuwechseln. Die Pflegeversicherung sollte einen gnädigen Tod sterben: entweder mit einem Knall bankrott gehen, weil die Einnahmen nicht mehr die Kosten decken, oder langsam auslaufen, indem keine neuen Anträge akzeptiert werden und die Beitragssätze Stück für Stück auf null sinken.


      Verschwinden aber muss diese Versicherung auf jeden Fall. Sie war der vergebliche Versuchung der Volkserziehung per Zwangsmaßnahme. Ob Menschen sich gegen Pflegerisiken versichern oder nicht, sollte ihre eigene Entscheidung bleiben. Der Staat hat keine andere Aufgabe, als die Notversorgung für Härtefälle zu organisieren.



      © 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD/bg
      Avatar
      schrieb am 10.08.03 23:52:42
      Beitrag Nr. 2 ()
      und Vollversager wie Blüm sollten sämtliche Versorgungsbezüge gestrichen bekommen.

      Damit so ein Sch.....kerl weiß, wie es ist, wenn die Rente sicher ist:mad:
      Avatar
      schrieb am 11.08.03 07:39:09
      Beitrag Nr. 3 ()
      Man stelle sich eine Mittelstandsfamilie vor, bei denen nacheinander die Großeltern zu Pflegefällen werden, und wo das Sozialamt dann jeweils den entsprechenden Anteil bei den Kindern der Großeltern einfordert. Dann sind die plötzlich keine Mittelstandsfamilien mehr. Das kann dahin gehen, daß zurückgelegte Vermögen für das eigene Alter abschmelzen oder das Haus verkauft werden muß, weil man die Raten dafür nicht mehr leisten kann. Aus diesen Überlegungen heraus wurde die Pflegeversicherung geschaffen, leider als Umlage- und nicht als kapitalgedeckte Versicherung. Diesen Schritt könnte man immer noch tun, statt diesen hirnlosen Schmarrn abzulassen, daß man sie gar nicht braucht - denn das ist ja der Unfug, daß die Sozialhilfe jeden auffängt, der nichts zurücklegt, während beim Rest immer erst die Vermögen bis auf 0 abgeschmolzen wird, daß die sich fragen: warum eigentlich? Natürlich könnte jeder eine Pflegeversicherung privat abschließen, aber nicht, wenn er einerseits in die eigene private einzahlt und andererseits über seine Steuern auch noch für andere mitzahlt, die sich nicht versichert und nicht vorgesorgt haben.
      Avatar
      schrieb am 11.08.03 08:28:17
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ 3

      Nagel auf den Kopf getroffen.

      Ca. 2.500 - 3.000 Euro kostet ein Platz im Altenheim monatlich. Nur den geringsten Teil davon deckt die PflV ab. Deshalb geht bei fast allen Heimbewohnern auch noch die komplette Rente für die Heimkosten drauf und selbst die reicht regelmäßig noch nicht aus.

      Wer sich dann im Leben wirtschaftlich vernünftig verhalten hat und Geld zurückgelegt hat, ist der Dumme, der darf dann auch noch sein Vermögen für die Pflege aufbrauchen. Besser hat es allerdings der, der den lieben Gott einen guten Mann hat sein lassen. Dem zahlt dann das Sozialamt zu Lasten aller die Heimkosten, nicht selten den gesamten Betrag.

      Wenn man zynisch ist könnte man daher den Ratschlag erteilen: Lebt jetzt, kauft Euch jetzt den Mercedes, fahrt jetzt dreimal im Jahr in Urlaub. Wenn Ihr später im Altenheim seid, habt Ihr die beste Zeit Eures Lebens eh hinter Euch. Scheißegal, wenn Ihr dann kein Geld habt, verhungern lassen können sie Euch nicht.
      Avatar
      schrieb am 11.08.03 08:52:57
      Beitrag Nr. 5 ()
      Das werte Leser ist eine Vernünftige Einstellung:
      <
      Die Alternative wäre billiger und besser gewesen: Wie früher hätten die Sozialämter bedürftigen Pflegefällen helfen sollen. Um die Gemeinden zu entlasten, hätten Bund und Länder Geld zuschießen können. Wer sich selber den entwürdigenden Gang zum Sozialamt ersparen will, hätte eine private Zusatzversicherung abschließen können. Es wäre vernünftig, jetzt zu diesem Modell zurückzuwechseln. Die Pflegeversicherung sollte einen gnädigen Tod sterben: entweder mit einem Knall bankrott gehen, weil die Einnahmen nicht mehr die Kosten decken, oder langsam auslaufen, indem keine neuen Anträge akzeptiert werden und die Beitragssätze Stück für Stück auf null sinken.

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      schrieb am 11.08.03 18:19:30
      Beitrag Nr. 6 ()
      Doktor Dax:
      Ich verleihe Dir den Nobelpreis für den bisher BESTEN BEITRAG im Board zum Thema Sozialsysteme.
      Genau deine Ausführungen sind der Schlüssel zum Sinn und Unsinn der Sozialsysteme, die von Bismark eingeführt worden sind, den Bedürftigen zu helfen. Jetzt wo ALLEN "geholfen" werden soll ist das Paradox da, daß Eigenverantwortung, Eigenvorsorge und Arbeit nur bestraft wird.
      Das ist der Anfang vom Ende.
      Der Sozialismus hat´s bewiesen! Alle, die jetzt schrein "Schon wieder der sinnlose Vergleich mit dem Sozialismus - ich kenne auch viel von der Endstufe des Soz. -vom Kommunismus, da wurde das perfektioniert - kann ich nur jedem Befürworter der Sozialsysteme empfehlen. Heilt garantiert von der Utopie!!!!!
      Avatar
      schrieb am 11.08.03 18:20:10
      Beitrag Nr. 7 ()
      Bergbauer:

      Vollste Zustimmung!!


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