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    Deflation ? Mehr Verbraucherpleiten - Privater Konsum stagniert - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.05.04 22:37:49 von
    neuester Beitrag 06.07.04 10:12:03 von
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    ID: 864.315
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      schrieb am 26.05.04 22:37:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mittwoch 26. Mai 2004, 15:36 Uhr
      Rekord bei Verbraucherpleiten erwartet
      Hamburg (AP) So viele Bundesbürger wie nie zuvor stehen vor dem finanziellen Ruin. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen werde in diesem Jahr auf den Rekordwert von 40.000 steigen, sagte der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) am Mittwoch in Hamburg voraus. Damit liegt die Zahl der privaten Pleiten erstmals über der der Firmenzusammenbrüche. Bei letzteren kündigt sich dagegen eine Trendwende an: Erstmals seit 1999 wird die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wieder sinken, und zwar um rund vier Prozent auf 37.800.

      Ein Alarmsignal ist dem Verband zufolge die zunehmende Verschuldung junger Menschen: Zwölf Prozent der 13- bis 24-Jährigen haben Schulden - durchschnittlich 1.800 Euro. Meist leihen sie sich ihr Geld bei Eltern, Freunden und Verwandten, mit zunehmendem Alter dann auch bei Banken und Kreditgebern. Häufigste Ursache für die Verschuldung sei der sorglose Umgang mit dem Handy. Nach Angaben von Verbands-Sprecherin Marion Kremer müssten in diesem Zusammenhang auch die Eltern in die Pflicht genommen werden, Kinder genau über die Kosten zu informieren. «Es muss klar sein: Das Handy ist kein Spielzeug.»

      Insgesamt sind den Angaben zufolge 2,8 Millionen Bundesbürger überschuldet. Deshalb sei in den kommenden Jahren mit einem weiteren Anstieg der Privatinsolvenzen zu rechnen: Theoretisch könne jede der Überschuldeten die Verbraucherinsolvenz beantragen, erklärte BDIU-Präsident Stephan Jender. «Die augenblicklichen Höchststände sind erst die Spitze des Eisberges.» Bei überschuldeten Privatleuten reiche das monatliche Einkommen dauerhaft nicht aus, um bestehenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

      Jender erklärte, es könne trotz einer geringeren Zahl von Firmenpleiten für die Wirtschaft noch lange keine Entwarnung geben. Ob der Rückgang auch im nächsten Jahr anhalte, hänge «am seidenen Faden der Konjunktur», erklärte Jender. Darüber hinaus halte die Liquiditätskrise der deutschen Unternehmen an. Grund sei die immer schlechtere Zahlungsmoral gewerblicher und privater Schuldner. 55 Prozent der 495 im BDIU zusammengeschlossenen Inkasso-Unternehmen erklärten in einer verbandsinternen Umfrage, dass private Schuldner heute schlechter zahlten als noch vor sechs Monaten. 74 Prozent halten vor allem die Baubranche für besonders problematisch beim Zahlungsverhalten.

      Doch auch die öffentliche Hand kommt nicht gut weg: Fast jedes sechste Inkasso-Unternehmen finde das Zahlungsverhalten des öffentlichen Sektors besonders problematisch, hieß es. Grund sei, dass viele Gemeinden in Deutschland selbst vor dem finanziellen Kollaps stünden und deshalb Zahlungen so weit wie möglich herauszögerten. «Es darf nicht sein, dass Handwerker und Baubeschäftigte um ihren Job und ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssen, weil Städte und Gemeinden fällige Rechnungen zu spät bezahlen», betonte Jender.
      http://de.news.yahoo.com/040526/12/41ttm.html

      Artikel URL: http://de.news.yahoo.com/040526/336/41ube.html


      Mittwoch 26. Mai 2004, 14:40 Uhr
      Verbraucher verunsichert - Privater Konsum fällt als Konjunkturmotor weiter aus - Experten sehen Ölpreis als Grund für Kaufzurückh

      Nürnberg/Frankfurt (ddp). Die tiefe Verunsicherung der deutschen Verbraucher hat sich im Mai weiter verstärkt. Die von den Marktforschern der GfK befragten Bundesbürger glauben weder an einen raschen Aufschwung noch an eine Besserung ihrer Einkommenssituation. Weil sich die Neigung der Verbraucher zu größeren Anschaffungen erneut abgeschwächt hat, dürfte die von Politik und Wirtschaft ersehnte Belebung der Binnenkonjunktur weiter auf sich warten lassen. Volkswirte machten die hohen Energiepreise für die schlechte Stimmung verantwortlich.

      «Die Verbraucher zweifeln offensichtlich an der Fähigkeit von Politik und Wirtschaft, die Konjunktur wieder anzukurbeln und damit dem Arbeitsmarkt neue Impulse zu geben», heißt es in der Konsumklima-Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Den Verbrauchern fehle das Vertrauen, dass drängende Probleme gelöst werden. Diese Skepsis spiegelt sich im Indikator der Konjunkturerwartungen wider, der im Vergleich zum Vormonat um 10 auf minus 18 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr zurückging.

      Die Verunsicherung der Bürger wird der Studie zufolge vor allem bei den Einkommenserwartungen deutlich. Dieser Indikator ging um zehn Punkte auf einen Wert von minus zehn zurück. Angesichts des hohen Haushaltsdefizits haben die Verbraucher offenbar Angst vor neuen Belastungen. Als Beispiele nennen die Marktforscher die Diskussion über den Sparerfreibetrag, die Eigenheimzulage und die Pendlerpauschale. Größere Investitionen schieben die Deutschen daher nach Ansicht der GfK auf die lange Bank. Der Teilindikator Anschaffungsneigung büßte mehr als 14 Punkte auf minus 41,1 Zähler ein.

      «Die hohe, weiterhin zunehmende Arbeitslosigkeit sowie die Diskussion um weitere Sparbeschlüsse werden dafür sorgen, dass im Jahr 2004 vom privaten Verbrauch wohl kaum ein konjunkturfördernder Impuls ausgeht», lautet das Fazit der GfK-Experten. Zuletzt hatten sich auch die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen skeptisch zu ihren Geschäftsaussichten geäußert. Der ZEW-Index, der die Einschätzung von Finanzmarktexperten widergibt, hat sich im Mai ebenfalls eingetrübt.

      Ökonomen sind der Auffassung, dass der rasante Öl- und Benzinpreisanstieg der vergangenen Wochen den ohnehin durch Kaufzurückhaltung geprägten privaten Konsum zusätzlich gebremst hat. «Die Öl- und Benzinpreise heben die Stimmung der Verbraucher nicht gerade», sagte DZ-Bank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Dies sei problematisch, weil der Privatkonsum die «Achillesferse» der konjunkturellen Entwicklung sei.

      Auch bei der Brüsseler EU-Kommission wird der steigende Rohölpreis mit Sorge betrachtet. «Wenn die Ölpreise so bleiben, wird das einige Dezimalpunkte unserer wirtschaftlichen Erholung kosten», sagte Energiekommissarin Loyola de Palacio. In einer Analyse der Kommission heißt es, dass bei einem Anstieg des Ölpreises um 25 Prozent das Wachstum in der Eurozone um 0,2 Prozent zurückgehen könnte. In den vergangenen Tagen waren die Rohölpreise bis auf 40 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gestiegen. ddp.vwd/pon/hwa


      Oder hängt Deflation davon ab, ob das Wort in den zeitungen steht ?
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 23:08:16
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das hat weniger mit Deflation als vielmehr mit dem Konsumhedonismus der Proletarier zu tun.
      Avatar
      schrieb am 26.05.04 23:20:42
      Beitrag Nr. 3 ()
      ehrlich gesagt, wer kein aktiendepot im rücken hat, ist seit der euroeinführung aufgeschmissen - als normalverdiener - meine ich
      Avatar
      schrieb am 28.05.04 23:04:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      26.05.2004

      Immer mehr Verbraucher in Schuldenfalle



      Hamburg - Immer mehr Verbraucher geraten in die Schuldenfalle.

      Hamburg - Immer mehr Verbraucher geraten in die Schuldenfalle. Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) rechnet in diesem Jahr mit deutlich mehr als 40 000 Verbraucherinsolvenzen, die in gerichtlichen Verfahren geregelt werden müssen.

      Nach 33 609 Fällen in 2003 zeichne sich ein Rekord ab, teilte der Verband in Hamburg mit. "Jetzt werden erstmals mehr Menschen in die Verbraucherinsolvenz gehen, als es gleichzeitig Unternehmenspleiten gibt." Bei den Firmenpleiten erwartet der Verband eine Trendwende.

      Von Überschuldung sind laut BDIU rund 2,8 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Auch immer mehr Jugendliche, die den Verlockungen nach neuer Bekleidung, Handys und Freizeitvergnügen nicht widerstehen, stünden in der Kreide - zunächst bei Freunden und Verwandten, dann bei Banken und Kreditinstituten.

      Zwölf Prozent der 13- bis 24-Jährigen haben demnach Schulden von durchschnittlich 1800 Euro. Oft liefere das Elternhaus ein schlechtes Vorbild für die Kinder. "Das Nicht-Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge ist eine wesentliche Ursache für den Weg in eine Verschuldung", sagte BDIU- Sprecherin Marion Kremer. Der Verband fordert daher, den Umgang mit Geld und Schulden in die Lehrpläne der Schulen zu integrieren.

      In Überschuldung und Arbeitslosigkeit sieht das Gros der 495 BDIU- Mitgliedsfirmen die Gründe, warum private Schuldner Rechnungen nicht begleichen. Sie sollten möglichst früh das Gespräch mit dem Gläubiger suchen, um außergerichtlich zu einer Einigung zu kommen, empfahl Jender. Seit Einführung der Verbraucherinsolvenz 1999 habe sich die Zahl der Verfahren mehr als verzehnfacht.

      Dabei wird im Rahmen einer sechsjährigen Wohlverhaltensperiode das pfändbare Einkommen nach einem Entschuldungsplan auf die Gläubiger verteilt. Danach ist der Schuldner schuldenfrei. Der BDIU schätzt, dass weniger als 5,0 Prozent der Forderungen dabei bedient werden.

      Bei den Firmen und Betrieben rechnet der Verband in 2004 mit 37 800 Insolvenzen, etwa 4,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Dennoch könne keine Entwarnung gegeben werden, sagte Verbandspräsident Stephan Jender. Die seit Herbst 2003 rückläufige Entwicklung hänge "am seidenen Faden der Konjunktur". Nun seien auch lange noch erfolgreiche Unternehmen von Insolvenz bedroht.

      Rund 590 000 Arbeitsplätze sieht der Verband durch die Pleiten gefährdet und schätzt den volkswirtschaftlichen Schaden auf rund 40 Milliarden Euro. Vor allem die schlechte Zahlungsmoral der Kunden mache den Unternehmen zu schaffen. Mehr als ein Fünftel aller Unternehmensinsolvenzen wird laut BDIU auf die konjunkturell besonders gebeutelte Baubranche entfallen. Sie bekommt überdies die schlechter gewordene Zahlungsmoral der gegen leere Kassen kämpfenden Städte und Gemeinden zu spüren. Der BDUI-Präsident forderte die selbst auch unter schleppendem Zahlungseingang leidende öffentliche Hand auf, das Forderungsmanagement auf Dienstleister auszulagern.
      http://archiv.mopo.de/archiv/2004/20040526/nachrichten/deuts…
      Avatar
      schrieb am 21.06.04 12:37:17
      Beitrag Nr. 5 ()
      ftd.de, Fr, 18.6.2004, 12:25

      Mehr Firmenpleiten in Deutschland

      Immer mehr Verbraucher stellen Insolvenzantrag. Und auch die Zahl der Firmenpleiten ist in Deutschland im März wieder gestiegen.


      Insgesamt hätten 3755 Unternehmen und damit 10,6 Prozent mehr als vor einem Jahr Insolvenz angemeldet, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. In den ersten beiden Monaten des Jahres waren die Unternehmensinsolvenzen noch um insgesamt 3,8 Prozent gesunken. Damit ergibt sich für das erste Quartal dieses Jahres ein Anstieg der Firmenpleiten um 1,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

      Stark zugelegt haben im März erneut die Verbraucherinsolvenzen, die zum Vorjahr um fast 60 Prozent auf knapp 4200 stiegen. Im ersten Vierteljahr ergibt sich damit ein Plus von gut 40 Prozent auf rund 11.000. Die Zahl aller Insolvenzen - Unternehmen und übrige Schuldner - stieg im März um knapp 29 Prozent auf annähernd 11.000. Für das erste Quartal ergibt sich damit ein Zuwachs um gut 15 Prozent auf über 28.000.


      Neben den Verbrauchern meldeten 5890 ehemals selbstständig Tätige (plus 7,7 Prozent) und 1095 Gesellschafter größerer Unternehmen (plus 14,3 Prozent) Insolvenz an. Dazu kommen 602 Nachlassinsolvenzen (plus 0,8 Prozent). Die gesamten Forderungen waren allerdings mit 10,1 Mrd. Euro um knapp 13 Prozent niedriger als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, wie die Statistiker errechneten.


      Tja, im Unternehmensbereich alles schon wieder Makulatur...

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      Avatar
      schrieb am 21.06.04 12:53:47
      Beitrag Nr. 6 ()
      Die gesamten Forderungen waren allerdings mit 10,1 Mrd. Euro um knapp 13 Prozent niedriger als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, wie die Statistiker errechneten

      Ja nee is klar: Zuerst verrecken die Hochverschuldeten dann die weniger Verschuldeten und zuletzt die "jetzt noch" Unverschuldeten.

      Is doch normal. ;)
      Avatar
      schrieb am 21.06.04 14:15:10
      Beitrag Nr. 7 ()
      die amerikanische maxime:

      ich kaufe, also bin ich ! geht schnurstracks dem endstadium entgegen. wie drüben, so hüben :D
      Avatar
      schrieb am 02.07.04 22:21:06
      Beitrag Nr. 8 ()
      Über kurz oder lang
      2.7.04 BZ

      Herr Professor Burda, Sie befürworten eine Arbeitszeitverlängerung. Warum?

      Burda: Vor 100 Jahren haben die Deutschen noch 80 Stunden pro Woche gearbeitet, heute sind die Arbeitszeiten nicht einmal mehr halb so lang. Das ist auch gut so. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland - vor allem wenn man pro Kopf und Woche rechnet - allerdings ganz hinten. Die Arbeitszeit ist seit 1990 um 6,5 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist sie in anderen wirtschaftlich erfolgreicheren Ländern gestiegen. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs führt für die Deutschen deshalb kein Weg daran vorbei, wieder mehr zu tun, wenn sie ihre sozialen Errungenschaften nicht aufgeben wollen.

      Sie, Herr Professor Bofinger, sehen das anders. Warum?

      Bofinger: In Europa wird immerhin in sechs Ländern weniger lang gearbeitet, als in Deutschland. Wir müssen langfristig unsere Lebensarbeitszeit verlängern, um mit den demographischen Problemen zurecht zu kommen. Doch ich bezweifle, ob eine Verlängerung der Arbeitszeit uns auch aus dem Nachfrageproblem herausführt: Unsere Wettbewerbsfähigkeit ist gut, das sieht man schon daran, dass unsere Exporte in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind. Doch die Binnennachfrage stagniert seit fünf Jahren. Eine Arbeitszeitverlängerung würde zwar die Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern, die Binnennachfrage würde aber dadurch noch weiter belastet.

      Burda: Natürlich gibt es bei Lohnkürzungen kurzfristige Effekte auf den Verbrauch, vor allem bei den Menschen, die wenig verdienen. Aber hier handelt es sich um eine Verlängerung der Arbeitszeiten, nicht um Kürzungen des Lohnvolumens! Warum sollen Unternehmen ihren Mitarbeitern daraufhin kündigen? Es sei denn, man geht von einem konstanten Volumen von Arbeitsstunden aus. Für diese Theorie gibt es wenig Belege. Entscheidend ist, dass die Beschäftigten, wenn sie länger arbeiten auch zuversichtlicher werden, dass ihr Arbeitsplatz nicht verloren geht. Diese bessere Stimmung wird sich auf Dauer auch positiv auf den Konsum niederschlagen.

      Bofinger: Arbeitszeitverlängerung bedeutet für einen Betrieb ja, dass die gleiche Arbeitsmenge mit weniger Beschäftigten bewältigt werden kann. Die Folge sind Entlassungen oder zumindest keine Neueinstellungen mehr. In Bayern zum Beispiel lässt der Staat jetzt die Lehrer länger arbeiten. Dadurch werden Jobs eingespart und die Lehramtsanwärter finden deshalb keine Arbeitsplätze. Das ist doch absurd.

      Burda: Vor 20 Jahren gab es genau die umgekehrte die Diskussion. Damals ging es um die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Und es kamen genau die selben Argumente, nämlich dass dies eine Explosion der Nachfrage auslösen würde. Doch was ist passiert, als die 35-Stunden-Woche kam? Der Konsum ist kein bisschen angestiegen! In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre blieb die Nachfrage mäßig.

      Bofinger: Immerhin waren die wirtschaftlichen Wachstumsraten in Deutschland in dieser Zeit im internationalen Vergleich ganz ordentlich und die Arbeitslosigkeit war vergleichsweise gering.

      Burda: Das Problem der keynesianischen Theorie, die Sie vertreten, ist, dass sie kurzfristige Ereignisse zusammenkettet und daraus eine solide langfristige Prognose ableiten will. Das funktioniert aber nicht. Wenn Politiker zu viel auf Sie hören, ziehen sie den Schluss, dass man der Bevölkerung in Krisenzeiten nur immer mehr Wohltaten zukommen lassen muss. Irgendwann macht sich der Effekt schon positiv bei der Nachfrage bemerkbar. In Japan hat eine solche Politik aber zu einer 20 Jahre andauernden tiefen Wirtschaftskrise geführt.

      Bofinger: In Japan wurden doch Ende der 90er-Jahre die Löhne nominal gesenkt, so wie Sie es empfehlen. Das Ergebnis war eine verheerende Deflation.

      Burda: Die Ursache für die japanische Deflation war eine andere. Sie war die Folge einer gigantischen Blase der gesamten Wirtschaft, die irgendwann einfach platzen musste. Aktien und Immobilien waren absurd überbewertet. Die Menschen fühlten sich daher steinreich und warfen mit Geld nur so um sich. Das musste zu Ende gehen. Die Deflation war die logische Folge.

      Bofinger: Das sehe ich anders: Die japanische Deflation lässt sich unmittelbar auf die Lohnsenkung zurückführen.

      Burda: Selbst wenn Ihr Argument zutreffen würde: Die Lohnsenkungen, um die es in Deutschland im Rahmen der nun diskutierten Rückkehr zur 40-Stunden-Woche geht, sind doch im Vergleich zu dem was damals in Japan passiert ist, minimal. In Japan mussten viele Arbeitnehmer von einem Jahr zum anderen Abschläge von zehn Prozent oder mehr hinnehmen. Bei uns geht es doch nur um ein paar Prozentpunkte. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies eine Deflation auslöst, ist äußerst gering.

      Bofinger: Ich würde die Deflationsgefahr nicht einfach vom Tisch wischen. Wir befinden uns immer noch am Rande einer Deflation. Gesundheitsreform, Tabaksteuererhöhung und Ölpreiseffekt verzerren das Bild. Wenn man das alles herausrechnet, liegt die Inflationsrate bei unter einem Prozent. Ich warne deshalb davor, die Gefahr herunterzuspielen.

      Burda: Selbst wenn die Gewerkschaften die 40-Stunden-Woche verhindern, werden die Menschen sich Sorgen machen - nämlich, um die Zukunft ihres Unternehmens. Deshalb werden sie auch nicht mehr konsumieren. Die Menschen müssen das Gefühl haben, dass es allen gut geht. Ein Verteilungskampf wie ihn die Gewerkschaften führen, bringt überhaupt nichts. Besonders die IG Metall muss das endlich begreifen.

      Bofinger: Die Lohnpolitik in Deutschland ist doch insgesamt verantwortungsbewusst.

      Burda: So? Ich erinnere nur an den verheerenden Streik der IG Metall zur Durchsetzung der 35-Stunden-Woche im Osten im vergangenen Jahr.

      Bofinger: Der war sicher nicht ganz glücklich. Aber deshalb ist er ja auch gescheitert. Insgesamt hat die maßvolle Lohnpolitik in Deutschland dazu beigetragen, dass Deutschland bei den Lohnstückkosten - und auf die kommt es schließlich an - international sehr gut dasteht: In den vergangenen Jahren war der Anstieg der Löhne hier weltweit am geringsten. Trotzdem hat das am Arbeitsmarkt nichts gebracht.

      Burda: Die Löhne sind nicht so entscheidend für das Konsumverhalten. Die Menschen sind momentan verunsichert und sparen eben. Deshalb ist die Sparquote heute auf einem Rekordniveau.

      Bofinger: Einspruch. Mitte der 90er-Jahre gab es eine längere Phase, in der die Reallöhne sogar zurückgingen. Die Haushalte haben dann auch deutlich weniger gespart. Heute haben wir aber eine andere Situation: Die sozialen Sicherungsmechanismen werden kontinuierlich abgebaut. Und das zwingt die Menschen, selbst stärker vorzusorgen und ihre Ersparnisse zu erhöhen.

      Lassen sich denn durch längere Arbeitszeiten Jobs in Deutschland halten?

      Burda: Ich halte es schon für möglich, dass auf diese Weise viele Arbeitsplätze gerettet werden. Immerhin besitzen die Arbeitskräfte hier bessere Qualifikationen als in Niedriglohn-Ländern.

      Bofinger: Ich bin skeptisch, ob längere Arbeitszeiten auch mehr Jobs bringen. Die Bundesregierung hat doch zuletzt eine stark angebotsorientierte Politik betrieben - etwa bei der Fiskalpoltik, der Rentenreform, bei Hartz oder der Gesundheitsreform. Die Frage, wie man die Nachfrage wieder in Gang bekommt, hat die Regierung völlig außen vor gelassen. Zieht die Nachfrage aber nicht an, werden die Firmen auch keine neuen Mitarbeiter einstellen.

      Gibt es in Staaten, in denen länger gearbeitet wird, mehr Arbeitslose als in Deutschland?

      Bofinger: Entscheidend ist nicht die Arbeitszeit sondern die Lohnkosten pro Stunde. Länder mit niedrigen Lohnkosten haben oft auch eine hohe Arbeitslosigkeit. Etwa Polen mit einer Arbeitslosenrate von fast 20 Prozent. In Dänemark dagegen sind die Lohnkosten sehr hoch. Dennoch gibt es dort fast keine Arbeitslosigkeit.

      Burda: Sie haben sich natürlich die Beispiele herausgesucht, die Ihre These stützen. Es gibt aber langfristig durchaus einen Zusammenhang zwischen Arbeitsplätzen und Arbeitszeit. In den Niederlanden etwa hat es Anfang der 80er Jahre konsequente Lohnmoderation gegeben. Dadurch ist es gelungen, die Erwerbstätigkeit - vor allem von Frauen - kräftig zu erhöhen. Diese Prozesse brauchen aber viel Zeit.

      Die Niederlande haben heute auch Probleme. Hat die moderate Lohnpolitik die Kaufkraft der Menschen dort zu stark gesenkt?

      Burda: Das ist eine falsche Auslegung der Fakten. Die Holländer sind stark in die deutsche Wirtschaft eingebunden und leiden deshalb an der deutschen Wachstumsschwäche. Die Lohnkürzungen hatten keinen Effekt auf die Nachfrage. Im Gegenteil sichern sie die mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit der holländischen Wirtschaft.

      Bofinger: In Deutschland sind die Löhne in den vergangenen zehn Jahren auch nur sehr moderat gestiegen. Doch für die Arbeitnehmer hat sich das nicht ausgezahlt.

      Das Gespräch führte Sebastian Wolff.



      --------------------------------------------------------------------------------
      http://www.BerlinOnline.de/berliner-zeitung/tagesthema/35523…
      Avatar
      schrieb am 02.07.04 22:22:23
      Beitrag Nr. 9 ()
      zu #8

      Die Fakten
      Lesen Sie auch:
      • Über kurz oder lang
      Seit 1945 ist die Arbeitszeit in Deutschland kontinuierlich zurückgegangen. Wegen der wachsenden Zahl von Teilzeitbeschäftigten fällt der Rückgang der geleisteten Stunden allerdings noch deutlich stärker aus, als die Reduzierung der offiziellen Wochenarbeitszeit.

      So hat jeder Erwerbstätige vor rund 40 Jahren im Schnitt noch fast 2000 Stunden pro Jahr gearbeitet. Heute liegt das Jahres-Arbeitspensum pro Arbeitnehmer im Durchschnitt nur noch bei gut 1400 Stunden. Das sind etwa 27 Stunden pro Woche. Rechnet man alle Erwerbsfähigen ein, liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Deutschen sogar nur gut halb so hoch - nämlich bei etwa 14,5 Stunden.

      Experten weisen aber darauf hin, dass die Tarifverträge die Realität nicht genau widerspiegeln. So hat die Bundesagentur für Arbeit errechnet, dass die 35-Stunden-Woche nur formal gilt. Faktisch liege die Wochenarbeitszeit für Vollzeitkräfte derzeit bei 39,9 Stunden - damit wäre die 40-Stunden-Woche praktisch schon Realität.BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN

      Peter Bofinger, 49, ist Volkswirtschaftsprofessor in Würzburg und einer der so genannten fünf Weisen. Er tritt für eine an der Nachfrage orientierten Wirtschaftspolitik ein.
      Avatar
      schrieb am 02.07.04 22:42:42
      Beitrag Nr. 10 ()
      Aus der FTD vom 2.7.2004 www.ftd.de/dullien
      Kolumne: Schildbürgerstreich Mehrarbeit
      Von Sebastian Dullien

      Die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche verzögert die Wende am Arbeitsmarkt.


      Was im vergangenen Jahr noch wie eine weltfremde Forderung einzelner Unternehmensvertreter und konservativer Ökonomen wirkte, ist nun Realität: Nachdem sich Siemens mit den Gewerkschaften auf die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche (ohne Lohnausgleich) geeinigt hat, gibt es kein Halten mehr. Überall in der Republik wird nun über Mehrarbeit ohne Mehrbezahlung verhandelt.

      Protest gegen die Arbeitszeitverlängerung bei Siemens gab es kaum. Die Arbeitnehmervertreter saßen mit am Verhandlungstisch. Und auf den ersten Blick scheint das Abkommen ja auch wie ein toller Kompromiss: Die Arbeitsplätze werden vor der Verlagerung ins Ausland gerettet, die Siemens-Angestellten brauchen noch nicht einmal Lohneinbußen in Kauf zu nehmen. Einzig fünf kurze Stunden pro Woche muss mehr gearbeitet werden.



      Verfehlte Euphorie


      Arbeitgebervertreter und die Mehrzahl der Ökonomen begrüßten die unbezahlte Mehrarbeit so auch als konstruktiven Beitrag zur Kostensenkung. Laut Wolfgang Franz, Mitglied im Sachverständigenrat, ist die Mehrarbeit, der "am wenigsten schmerzvolle Weg", die deutschen Stundenlöhne zu drücken.


      Diese Euphorie ist merkwürdig. Denn wirtschaftliche Logik spricht vielmehr dafür, dass die Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich zum jetzigen Zeitpunkt die so dringend notwendige Wende am Arbeitsmarkt in weite Zukunft verschieben könnte.


      Um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen, muss man noch nicht einmal Zweifel an der These haben, dass die wirtschaftliche Flaute vor allem auf überhöhte Lohnkosten zurückgeht. Selbst wenn man - trotz der Tatsache, dass Deutschland 2003 mehr Güter exportiert hat als jede andere Nation - der Meinung ist, hier zu Lande sei Arbeit zu teuer, müsste man eigentlich die Mehrarbeit gegenüber direkten Lohnkürzungen gesamtwirtschaftlich klar als die schlechtere Alternative ansehen.


      Bislang galt die Faustregel, dass zwischen einem und zwei Prozent Wirtschaftswachstum notwendig seien, bevor die Zahl der Beschäftigten wieder wächst. Die Mehrarbeit nun droht diese Schwelle in Schwindel erregende Höhen zu verschieben. Würde in allen Betrieben eine Arbeitszeitverlängerung um fünf Stunden pro Woche nachvollzogen, könnten die Firmen 15 Prozent mehr produzieren, ohne einen einzigen Angestellten einzustellen. Anders ausgedrückt: Bevor die Kapazitäten voll ausgelastet sind und neue Mitarbeiter notwendig werden, müsste die Wirtschaft um 15 Prozent wachsen. Selbst die lautesten Befürworter unbezahlter Mehrarbeit behaupten nicht, dass die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche einen solchen Konjunkturimpuls auslösen könnte.


      Auch das Argument, dass es bei Lohnkürzungen zu Nachfrageausfällen käme, die bei der Arbeitszeitverlängerung vermieden würden, ist höchst zweifelhaft: Zwar würden natürlich jene Beschäftigten ihren Konsum einschränken, die dann ein geringeres Einkommen hätten. Dafür bestände zumindest theoretisch die Chance, dass ein paar neue Arbeitskräfte eingestellt würden - die dann mit ihrem Einkommen Konsumgüter kaufen könnten. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass eine Lohnkürzung unterm Strich für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gefährlicher als eine Arbeitszeitverlängerung wäre. Bei der einen Option wird der Konsum der bislang Beschäftigten gedämpft; bei der anderen Option der Konsum jener Menschen, die wegen dieser Politik keinen neuen Job finden.


      Zu guter Letzt zieht auch das Argument nicht, in Deutschland müsse wegen der Alterung der Bevölkerung mehr gearbeitet werden. Für die Rentenversicherung entsteht kein Vorteil daraus, jene mehr arbeiten zu lassen, die ohnehin einen Job haben, anstatt Arbeitslose in die Beschäftigung zu ziehen.


      Wäre also eine echte Lohnkürzung die bessere Alternative? Wenn man der Meinung ist, Deutschland habe vor allem ein Problem überhöhter Löhne und kein Problem mangelnder Inlandsnachfrage, auf jeden Fall. Dann müsste man allerdings auch die Folgen einer solchen Lohnkürzung in Kauf nehmen: fallende Preise.



      Risiko Preisverfall


      Wenn deutschlandweit ein Trend fallender Stundenlöhne und Lohnkosten in Gang kommt, ist eine Deflation kaum zu vermeiden. Neben Komponenten wie der Nachfrage auf wichtigen Absatzmärkten oder der Preise für Rohstoffe spielen die Arbeitskosten eine wichtige Rolle bei der Preissetzung der Unternehmen. Wenn Siemens nun seine Handys wie angekündigt um 5 Euro pro Stück billiger herstellen kann, wird der Konzern im Preiskampf mit Wettbewerbern gerade diesen Vorteil nutzen, um die Preise zu senken.


      Selbst wenn die Unternehmen ihre Kostensenkungen nur zum Teil an die Kunden weitergeben, dürfte eine gesamtwirtschaftliche Senkung der Stundenlöhne und damit der Lohnstückkosten um rund zwölf Prozent, wie es de facto die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche vorsieht, reichen, Deutschland in die Deflation zu stoßen. In Japan sind sich Ökonomen heute im Rückblick einig, dass jener Moment, als die Stundenlöhne erstmals fielen, den echten Beginn der Deflation markierte. Die Probleme, die die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde immer noch hat, aus der Deflationsfalle zu entkommen, sollten zur größten Vorsicht vor jeder deflationären Politik mahnen.


      http://www.ftd.de/pw/de/1088603068005.html?nv=cpm
      Avatar
      schrieb am 03.07.04 07:51:44
      Beitrag Nr. 11 ()
      siehe auch "DEFLATION doch ein Thema !" Thread: DEFLATION doch ein Thema !
      Avatar
      schrieb am 03.07.04 07:54:27
      Beitrag Nr. 12 ()
      Artikel URL: http://de.news.yahoo.com/040701/3/43jsd.html


      Donnerstag 1. Juli 2004, 08:33 Uhr
      Einzelhandel bleibt pessimistisch

      München/Wiesbaden (dpa) - Der Einzelhandel kommt in Deutschland nicht in Schwung


      Die schwache Nachfrage trotz sinkender Preise habe die ohnehin hohen Lagerbestände weiter anschwellen lassen. Auch in den kommenden Monaten dürften die Preise weiter sinken.

      Das berichtet das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung in seinem Konjunkturtest für den Monat Juni «In den Erwartungen kam erhöhter Pessimismus zum Ausdruck, der sich auch in den vermehrt nach unten ausgerichteten Orderplänen niedergeschlagen hat.» Lediglich die Verkäufer von Fernsehgeräten zeigten während der Fußball- Europameisterschaft etwas optimistischer und kündigten an, in den kommenden Monaten mehr Geräte zu bestellen.

      Angesichts der verbreiteten Skepsis in der Branche wollen mehr Firmen als noch im Mai weitere Stellen abbauen. In Westdeutschland gingen 14 Prozent der Unternehmen von einer Verringerung des Personalbestands aus. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist diese Zahl jedoch gesunken.

      Im Juni 2003 rechneten noch 19 Prozent mit einem Personalabbau. Deutlich gestiegen ist dagegen die Zahl der ostdeutschen Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl verringern wollen. 24 Prozent rechneten mit einem Personalabbau, im Vorjahresmonat waren es noch acht Prozent.

      Im Mai musste der deutsche Einzelhandel zudem erneut Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Umsätze sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat real um 5,2 Prozent und nominal um 4,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden aus vorläufigen Daten errechnete.

      Sowohl bei Lebensmitteln als auch bei Gebrauchs- und Verbrauchsgütern blieb der Umsatz unter Vorjahresniveau. Damit setzte der Einzelhandel in den ersten fünf Monaten des Jahres real 1,8 Prozent weniger um als im gleichen Zeitraum 2003.
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      schrieb am 06.07.04 10:12:03
      Beitrag Nr. 13 ()
      Dienstag 6. Juli 2004, 08:59 Uhr

      Wirtschaftsexperten regen 50-Stunden-Woche an

      Hamburg (AP) Als Mittel gegen die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland fordern Wirtschaftsexperten nun sogar die vorübergehende Einführung der 50-Stunden-Woche. «Um Jobs zu sichern, müssen auch mal 50 Stunden pro Woche gearbeitet werden», sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, der «Bild»-Zeitung (Dienstagausgabe). Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Ulrich Ramm, hält die 50- Stunden-Woche für sinnvoll, wenn dadurch Arbeitsplätze erhalten werden.

      Dann könne auch wieder weniger gearbeitet werden, wird Ramm zitiert. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, forderte eine generelle Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Firmen sollten in diesem Rahmen die Möglichkeit erhalten, ihre Beschäftigten deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten zu lassen, zitiert die Zeitung Hüther.

      Gerhard Handke vom Bundesverband Deutscher Groß- und Außenhandel erneuerte im ZDF- Morgenmagazin die Forderung nach einem Verzicht auf eine Woche Urlaub pro Jahr. Es gehe um die bessere internationale Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitsplätze in Deutschland. Handke verwies auf Irland, wo es bei nur 20 Tagen Urlaub im Jahr derzeit das stärkste Wirtschaftswachstum gebe. Die meisten anderen Länder hätten 25 Tage Urlaub im Jahr, auf diesen Wert werde sich die Urlaubszeit wohl international einpendeln. Es sei nun die Frage, «inwieweit die Bevölkerung erkennt, dass wir nicht auf der Insel der Glückseligkeit leben». Man könne nicht gleichzeitig den Wohlstand sichern und weniger arbeiten.

      Unterdessen warnte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger vor deflationären Tendenzen. Kostenlose Mehrarbeit sei zwar für einzelne Unternehmen eine gute Sache. Für die Volkswirtschaft bestehe aber die Gefahr, dass die Kaufkraft zurückgehe, und «wir deflationäre Tendenzen bekommen und dass man sich auf die Art und Weise den Ast absägt, auf dem man sitzt», sagte der Würzburger Professor dem ARD-Wirtschaftsmagazin «Plusminus» laut einer Vorabmitteilung. In Japan habe eine Politik der Lohnsenkung eine Deflation ausgelöst, aus der das Land bis heute nicht wieder herausgekommen sei.




      http://de.news.yahoo.com/040706/12/43rm9.html


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