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    Grundlagen der Fundamentalanalyse: Der Cash Flow - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.12.00 13:36:39 von
    neuester Beitrag 04.03.01 17:05:36 von
    Beiträge: 33
    ID: 314.078
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      Avatar
      schrieb am 09.12.00 13:36:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die Fundamentanalyse von Aktien beschränkt sich oft auf die Betrachtung der Gewinne und der Umsätze. Dabei wird jedoch übersehen, dass ausgerechnet diese beiden Kennzahlen relativ leicht manipulierbar sind. Der Umsatz läßt sich durch Akquisitionen beliebig aufblähen, und der Gewinn kann durch geschickte Wahl von Zahlungs- und Abschreibungszeiträumen über einen weiten Bereich "angepasst" werden, ohne dabei gegen irgendwelche Vorschriften zu verstoßen. Das geht so weit, dass ein Unternehmen je nach Notwendigkeit einen Verlust in einen Gewinn ummünzen kann, oder umgekehrt.

      Man sollte daher bei seiner Analyse neben einer Beurteilung des Managements auch immer einige weitere Kennzahlen zu Rate ziehen, z.B. die Rendite-Kennziffern und die Bilanzrelationen. Im Folgenden will ich eine Kennzahl erläutern, die sich bei mir als sehr nützlich erwiesen hat: den Cash Flow.

      Es gibt verschiedene Varianten des Cash Flow, die man in der Kapitalflussrechnung ablesen kann (von oben nach unten):

      1. Cash Flow nach DVFA/SG (Gewinn + Abschreibungen)
      2. operativer Cash Flow (1. +/- Bilanzveränderungen)
      3. freier Cash Flow (2. - Investitionen)
      4. netto-Cashflow (3. + Kapitalerhöhungen + Kreditaufnahmen)

      zu 1: findet sich in vielen Kurstabellen wieder, sagt aber so gut wie nichts aus

      zu 2: Ist ein nützliches Mittel, um auf einen Blick zu erkennen, wie sich die Bilanz entwickelt (oft das einzige Mittel, da SMAX und Neuer Markt die Veröffentlichung einer Kapitalflussrechnung in den Quartalsberichten vorschreiben, nicht jedoch eine Bilanz).

      Wenn der operative Cash Flow negativ ist, schaue ich auf die Posten "Zunahme der Forderungen" und "Zunahme der Vorräte". Diese Zahlen sollten im Normalfall prozentual nicht wesentlich stärker steigen als der Umsatz.

      Starke Zunahme bei den Vorräten bedeutet, dass auf Halde produziert wird. Das ist nicht gut, da die Lagerware im Gegensatz zu einem guten Wein mit zunehmendem Alter an Wert verliert.

      Starke Zunahme bei den Forderungen bedeutet, dass Rechnungen mit sehr langen Zahlungszielen geschrieben wurden. Das ist immer ein schlechtes Zeichen und kann im Extremfall bedeuten, dass Scheinumsätze generiert wurden, um den ausgewiesenen Gewinn aufzubessern (am Neuen Markt allgemein üblich! Ganz extrem bei den Medienwerten). Es kann auch bedeuten, dass Ware auf Kommision rausgegeben und als Umsatz verbucht wurde. So war es z.B. bei ELSA im 1. Quartal dieses Jahres, und so etwas vermute ich auf bei Zapf Creations. Wenn die Ware dann wieder zurückgenommen werden muss, gibt es Verluste.

      zu 3: Ein positiver freier Cash Flow ist optimal, muss aber nicht sein. Wachstumsstarke Unternehmen müssen oft Kredite oder Eigenkapital aufnehmen, um die Investitionen zu finanzieren. Das sollte aber NUR FÜR EINEN BEGRENZTEN ZEITRAUM der Fall sein! Wenn ein Unternehmen Jahr für Jahr mehr investiert, als es einnimmt, ist das auf Dauer sehr ungesund für die Bilanz; es führt zu Kapitalerhöhungen mit Gewinnverwässerung. Ein Negativbeispiel ist z.B. die Leoni AG, die seit Jahren einen extrem negativen freien Cash Flow generiert.

      Über mehrere Jahre hinweg aufsummiert sollte der freie Cash Flow bei einem guten Unternehmen zumindest neutral sein. Erstklassige Unternehmen wie z.B. Pfeiffer Vacuum generieren einen positiven freien Cash Flow und können das Geld nutzen, um eigene Aktien zurückzukaufen und einzuziehen (das Gegenteil einer Kapitalerhöhung!) oder hohe Dividenden auszuschütten.

      zu 4: Der Netto-Cashflow spielt für die Bewertung des Unternehmens keine Rolle.
      Avatar
      schrieb am 09.12.00 13:38:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hey, meine Registrierung ist wieder da! :) Hat auch nur drei Wochen gedauert, bis die das auf die Reihe bekommen haben :(
      Avatar
      schrieb am 09.12.00 14:27:52
      Beitrag Nr. 3 ()
      Stell doch mal eine Beispielrechnung hier rein, damit man mal sehen kann, wie das praktisch funktioniert.
      Avatar
      schrieb am 09.12.00 14:32:57
      Beitrag Nr. 4 ()
      Sehr guter Beitrag! Weiter so!
      Avatar
      schrieb am 09.12.00 16:18:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hallo Mandrella,

      den grünen Balken habe ich für diesen Beitrag schon im neuen Consors-Board abgegeben. ;)

      ciao
      panta rhei

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      schrieb am 09.12.00 16:25:05
      Beitrag Nr. 6 ()
      Eine Untersuchung anhand von Datenmaterial aus mehreren Jahrzehnten in den USA hinsichtlich der Nachhaltigkeit verschiedener Anlagestrategien ergab ein interessantes Ergebnis.
      Nicht etwa das Investieren in Unternehmen mit geringer Gewinn- oder Cashflowbewertung, sondern das in solche mit geringer Umsatzbewertung hätte in den letzten Jahrzehnten die höchste Rendite gebracht. Würde also systematisch in die Unternehmen investiert, die in ihrer Branche die geringste Umsatzbewertung aufwiesen, und würde diese Auswahl jährlich angepaßt, so wäre diese Strategie langfristig (!) vergleichsweise am erfolgreichsten.
      Plausibel und nachvollziehbar ist dieses nicht unbedingt, da Investoren eigentlich primär von Renditegesichtspunkten zu bestimmten Anlageformen geleitet werden und somit automatisch erst einmal auf Kenngrößen wie Gewinn und Cashflow stoßen.
      Meine persönliche Investmenterfahrung kann dieses überwiegend bestätigen, obwohl sie natürlich nicht repräsentativ ist. Nehmen wir einmal Neschen und Röhrig, zwei typische Kandidaten mit einstmals verhältnismaßig hoher Umsatzbewertung und schlechter Performance, oder Stinnes und BDAG mit einstmals geringer Umsatzbewertung und hervorragender Performance. Natürlich finden sich genügend Beispiele, die sich hierzu invers verhalten.
      Avatar
      schrieb am 09.12.00 20:33:29
      Beitrag Nr. 7 ()
      Das Investieren in Unternehmen mit niedrigem KGV (als einzigem Kriterium) bringt selbstverständlich sehr schlechte Ergebnisse, da es sich dabei meist um wachstumsschwache Werte handelt. Da dürften die meisten anderen Strategien ein besseres Ergebnis liefern.

      Eine niedrige Umsatzbewertung ist meist mit niedriger Umsatzrendite verbunden, d.h. es handelt sich um Unternehmen mit hartem Wettbewerb und ohne Alleinstellungsmerkmale. Es mag sein, dass dieses Kriterium besser ist als niedrige KGVs (zumal man damit auch hin und wieder einen Turnaround erwischt), aber ob man damit eine überdurchschnittliche Performance erzielt..?

      Mir erscheint folgende Value-Strategie am erfolgversprechendsten: Investieren in Unternehmen mit erstklassigem Management, niedriger PEG-Ratio, solider Bilanz(-Entwicklung) und hoher Eigenkapital- und Umsatzrendite. Davon gibt`s zwar nur sehr wenige, aber ein Depot aus fünf erstklassige Aktien liefert sicher eine bessere Performance als eines mit 20 durchschnittlichen.

      Trotzdem bedanke ich mich für den Hinweis und werde das mal anhand von ein paar Beispielen überprüfen...
      Avatar
      schrieb am 11.12.00 16:42:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hallo Mandrella,

      Ein dickes Kompliment an dich, ich bin von deinen Threads begeistert. Mich würde interessieren wo du dir dein Wissen der Fundamentalanalyse angeignet hast(Bücher?). Würde mich über eine Antwort freuen.

      M.f.G. thomtrader
      Avatar
      schrieb am 12.12.00 00:54:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      @thomtrader:
      Ich habe das aus verschiedenen Büchern zusammengelesen und lerne mit jedem fehlgeschlagenen Investment dazu.

      Empfehlenswerte Bücher zur Fundamentanalyse sind:

      Peter Lynch, "Der Börse einen Schritt voraus": Ein Klassiker für Value-Investoren.

      Rasso Vogl, "Aktien: Fundamentalanalyse - Portfoliomangement". Ein kleines, unscheinbares und nicht sehr spannendes Buch, das aber erstaunlich viele wertvolle Tips enthält. Es werden einige weit verbreitete Irrtümer zurechtgerückt, z.B. dass Investments mit hoher Dividendenrendite besonders sicher seien (genau das Gegenteil ist der Fall!)

      Mary Buffet, "Buffettology": Sehr ausführliche Erläuterungen zu Renditeberechnungen, Eigenkapitalrendite, Abzinsung etc.
      Avatar
      schrieb am 12.12.00 18:33:48
      Beitrag Nr. 10 ()
      Um noch einmal kurz auf die von mir genannte Umsatzbewertung zurückzukommen.
      Anhand statistischer Methoden wurde nachgewiesen, daß im Branchenvergleich geringe Umsatzbewertungen langfristig überdurchschnittliche Performance versprechen.
      Nachzulesen in "James O`Shanghnessy - What works on Wall Street".
      Avatar
      schrieb am 13.12.00 18:54:06
      Beitrag Nr. 11 ()
      @Mandrella:
      Danke dir für die Hinweise. Ich selber habe auch einige Bücher gelesen(einige Kostolanie und die deutsche Version des Buches das Syrtakihans erwähnt hat: O`Shaghnessy: "Die besten Anlagestrategien aller Zeiten"), aber ihn die Fundamentalanalyse bin ich bis jetzt noch nicht eingestiegen. Habe mir gerade den Wälzer von Benjamin Graham:"Geheimnisse der Wertpapieranalyse" gekauft. Scheint mir aber ein ziemlich trockener Stoff zu sein.
      Mandrella hast du eine Meinung zu folgenden Werten:Bijou Brigitte, PC-Spezialist, IM International Media, Stada und zu Pfeiffer Vakuum. Würde eine antwort freuen.

      M.f.G. thomtrader
      Avatar
      schrieb am 15.12.00 00:35:37
      Beitrag Nr. 12 ()
      @thomtrader:
      Von den genannten Werten habe ich nur zu Pfeiffer Vacuum eine fundierte Meinung. Ich halte Pfeiffer für ein absolut erstklassiges Unternehmen mit hervorragenden Management, sehr guten Fundamentaldaten und viel Gespür für den Shareholder Value. Daher bin ich in Pfeiffer investiert, obwohl ich die Aktie beim aktuellen Kurs für fair bewertet halte.

      Man muss aber sehr genau auf die Entwicklung im Halbleitermarkt achten. Im Moment kommen aus allen Ecken schlechte Nachrichten. Dieser Bereich macht zwar nur ca. 20% des Pfeiffer-Umsatzes aus, ist aber der wachstumsstärkste. Ausserdem könnte ein fallender Dollar problematisch werden.
      Avatar
      schrieb am 15.12.00 18:57:23
      Beitrag Nr. 13 ()
      @Mandarella:
      Bin selber seit 9/98 in Pfeiffer investiert, und bin von der Qualität des Managments überzeugt. Mir macht nur das Umsatzwachstum etwas sorgen. Und hast du eine Ahnung warum in Börse-Online ein so hohes KCV angegeben ist? Laut Marketstone.de ist der Cashflow in 99 deutlich zurückgegangen. Sind diese Angaben richtig?

      Wie ist das generell wen bei einem Unternehmen das KGV niedriger ist als das KCV? Ist das immer negativ?
      Sollte man sich auch sorgen machen wenn nur die Gewinne steigen aber die Umsätze zurückbleiben?

      M.f.G. thomtrader
      Avatar
      schrieb am 19.12.00 10:56:58
      Beitrag Nr. 14 ()
      Hallo Leute,

      Good News! Bei der nächsten Umstellung der WO-Foren wird ein Board für Fundamentalanalyse eingerichtet werden. :D

      Damit das keine one-man-show für Mandrella wird, sollten wir uns über die Weihnachtsferien mit der einschlägigen Literatur fitt machen.

      Wer weitere gute Bücher zum Thema Fundamentalanalyse kennt, bitte hier posten!

      ciao
      panta rhei
      Avatar
      schrieb am 19.12.00 11:36:51
      Beitrag Nr. 15 ()
      @thomtrader:
      1999 war für die Maschinenbauer ein schwieriges Jahr. Pfeiffer ist es immerhin gelungen, ein leichtes Umsatz- und Gewinnplus zu erwirtschaften, allerdings auf Kosten des Cash Flow: Die Forderungsbestände mussten deutlich erhöht werden; der operative CF war relativ gering. Trotzdem hat Pfeiffer in 99 noch einen positiven freien CF erwirtschaftet!

      In 2000 sieht der Cash Flow wieder hervorragend aus; die Forderungsbestände entwickeln sich normal (proportional zum Umsatz).

      Die Cash-Flow-Angaben von BO sind mir ein Rätsel. Angeblich soll es sich dabei um den Cash-Flow nach DVFA bzw. den Brutto-Cashflow handeln (Nr. 1 in der obigen Aufstellung), aber das passt vorn und hinten nicht. Völlig unbrauchbar.

      Ich habe übrigens gestern mal bei Pfeiffer nachgefragt, weil ich mir etwas Sorgen um die Halbleiterkonjunktur mache. Die sehen das nicht so - die Hersteller würden ihre Umstellungen auf 300mm-Wafer wie geplant durchführen. Ausserdem hätten die Pumpen dort wegen der stark korrosiven Gase eine relativ kurze Lebensdauer, so dass unabhängig vom Kapazitätsausbau regelmäßige Ersatzinvestitionen fällig wären.
      Avatar
      schrieb am 19.12.00 14:44:01
      Beitrag Nr. 16 ()
      Hallo Leute!

      Bezüglich des erwähnten Börsenmagazins möchte ich an dieser Stelle unbedingt davor warnen, sich auf die Zahlen des BO-Statistikteils zu verlassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß dort gut und gerne op.- und DVFA-Cashflow durcheinandergerührt werden. Das gleiche gilt für die Gewinnreihen, mal HGB, mal DVFA.
      Avatar
      schrieb am 19.12.00 23:46:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      @alle:
      Erstmal danke für eure Einschätzungen.
      Zum BO-statisikteil: war mir klar das ich mich auf die angegebenen Gewinne nicht verlassen konnte, aber ich habe mir gedacht auf die Cashflows wäre mehr Verlaß.
      Woher bekomme ich zuverlässige Angaben zu Gewinn und Cashflow?(Marketstone.de?)
      Zu Frage meines letzten Postings: Sollte man sich sorgen machen wenn eine Firma die Gewinne der letzen Jahre deutlich stärker gesteigert hat als die Umsätze. Das Kann doch nicht dauernd so weiter gehen oder? Was meint ihr dazu?

      Zu Pfeiffer:
      Zur Abhängigkeit zur Halbleiterindustrie mache ich mir überhaupt keine Sorgen:
      1. weil es nur 20% Umsatzanteil sind.
      2. der Zyklus dauernd noch mindestens 2Jahre
      3. selbst wenn die Halbleiterfirmen rote Zahlen schreiben, gehen bei Pfeiffer höchsten die Umsätze in diesen Unternehmensteil zurück. Verlust im Halbleitergeschäft muß Pfeiffer deswegen noch lange nicht machnen.
      Avatar
      schrieb am 20.12.00 00:38:41
      Beitrag Nr. 18 ()
      @thomtrader:
      Zuverlässige Angaben zu Gewinnen und Cash Flow der Vergangenheit bekommst Du aus den Unternehmensberichten. Zuverlässige Angaben der zukünftigen Gewinne oder des Cash Flow bekommst Du nirgendwoher. Wenn schon die meisten Unternehmen selbst ihre Prognosen regelmäßig nach unten oder oben korrigieren, wie soll dann erst ein Aussenstehender diese Zahlen abschätzen können?

      Wenn man die Gewinne einfach aus irgendeiner Tabelle ablesen könnte, dann wäre das Reichwerden an der Börse ein Kinderspiel...

      Der erfolgreichste Investor ist derjenige, der zukünftige Gewinne am exaktesten abschätzen kann. Da besonders erfolgreiche Investoren selten sind (und besseres zu tun haben als Statistikteile von Börsenmagazinen zu pflegen), ist das Gewinnvorhersagen offenbar eine sehr schwierige Kunst und braucht viel Erfahrung.


      zu Pfeiffer:
      Das aktuell starke Gewinnwachstum ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen, nämlich das starke Wachstum des Halbleitersegments und den schwachen Euro. Wenn das Wachstum deutlich nachlassen sollte, wird das für einen Maschinenbauer recht hohe 2000er KGV von 20 kaum aufrecht zu erhalten sein.

      Bezüglich der zwei Jahre habe ich so meine Zweifel - es hagelt bereits Gewinnwarnungen, z.B. vor wenigen Tagen von Dialog Semiconductor. Ich sollte hinzufügen, dass ich selbst für einen deutschen Chiphersteller arbeite, der aufgrund seiner speziellen Produkte glücklicherweise relativ unabhängig vom Zyklus ist.
      Avatar
      schrieb am 21.12.00 18:31:07
      Beitrag Nr. 19 ()
      @mandarella:
      Danke dir für deine Einschätzung.
      Negativ für Pfeiffer ist neuerdings das Pfeiffer im Neuen Markt notiert ist, denn es besteht nun die Gefahr das Pfeiffer mit den anderen Unternehmen die entäuscht haben, gleichgesetzt wird. Außerdem ist Pfeiffer im Gegensatz zum Frühjahr nicht mehr eines der am billigsten bewerteten Unternehmen am NM. Und der Rauswurf aus dem Nemax50 hängt auch wie ein Damokleschwert über Pfeiffer. Ich glaube der Rauswurf wird auf längere Sicht nicht zu verhindern sein.

      M.f.G. thomtrader

      P.S. kennst du das Board von aktienfilter hier in w:o?
      Avatar
      schrieb am 21.12.00 18:36:56
      Beitrag Nr. 20 ()
      Hallo Mandrella,

      ich hatte es schon einmal im WO-Feedback-Board probiert, offenbar ist die Frage untergegangen: Ich finde Ihren Ansatz zur Bewertung von Unternehmen sehr interessant und würde gerne einmal direkt Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Wäre dies möglich?

      Bitte wenden Sie sich an peershare@hotmail.com

      Grüße

      Peer Share
      www.share-infos.de
      Avatar
      schrieb am 13.01.01 23:13:58
      Beitrag Nr. 21 ()
      Hallo Mandrella!

      Wo bleibt denn nun unser neues Board?

      Vor mir liegt der Konzernabschluss 99/00 der Sinnerschrader AG. Die Konzern-Bilanz weist einen Jahresüberschuss von 3.849.197 DM aus. Der operative Cash-Flow liegt bei -608.930 DM. Auffallend größter Posten ist die Veränderung der Forderung aus Lieferungen und Leistungen mit -7.343.170 DM. Dieser wird im Lagebericht folgendermaßen begründet: .......Darüber hinaus belastete aber auch ein starker Anstieg der Kundenforderungen um 7,3 Mio. DM sowie der noch nicht in Rechnung gestellten Leistungen um 1,6 Mio. DM den operativen Cashflow. Das durchschnittliche Alter der Forderungen lag bei 45 Tagen. Damit liegt SS im Industrievergleich zwar gut - es ist allerdings Ziel, die Kapitalbindung in Kundenforderungen relativ zum Umsatz zurückzuführen.......(Zitat Ende).
      SS bilanziert nach US-GAAP und das ist wahrlich nicht meine Stärke. Sind denn diese noch nicht vereinnahmten Gewinne in der Konzernbilanz als solche schon enthalten (Umsatzerlöse brutto 28.676.773) ? Oder haben wir es hier mit einer Gewinnverwässerung zu tun? Die Kosten für diese nicht vereinnahmten Gewinne sind sicherlich schon in den Kosten der Umsatzerlöse enthalten, da sie ja auch schon real entstanden sind. Könnte man aus der Konzern Gewinn- und Verlustrechnung über die Höhe der Steuern nicht indirekt einen Nachweis erbringen?
      Oben hast Du diese Problematik schon kurz angesprochen, aber im negativen Sinn. Das würde bedeuten es wäre enthalten, um den Gewinn schönzurechnen.
      Im negativen Sinne würde es bedeuten 25% des bilanzierten Gewinns wären nicht vereinnahmt, im positiven Sinn ergäbe es einen (da die Kosten, nicht aber die Steuern berücksichtigt sind) erheblichen Gewinnsprung.

      Ich komme hier nicht wirklich weiter. Könntest Du die negative Variante mal ausführlicher erläutern?
      Die Gewinnreihen der Analysten laufen übrigens abenteuerlich auseinander, was meine Motivation war, mir die Bilanz vorzunehmen. Der Konzernanhang ist ebenfalls lesenswert.


      Viele Grüße
      ST
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 00:20:51
      Beitrag Nr. 22 ()
      @Sternthaler:
      Es ist als positiv zu werten, dass die gestiegenen Forderungen gesondert erwähnt und als unbefriedigend eingestuft werden. Das zeigt, dass sich der Vorstand dieser ungünstigen Entwicklung bewusst ist. 45 Tage sind nicht viel, aber die Angabe "durchschnittliches Alter der Forderungen" ist sehr schwammig, da sie nichts über die tatsächlichen Zahlungszeiträume aussagt. Eine in einem Jahr fällige Forderung hat 1,5 Monate nach Rechnungsstellung auch ein "Alter" von 45 Tagen.

      > Sind denn diese noch nicht vereinnahmten Gewinne in der Konzernbilanz als solche schon enthalten (Umsatzerlöse brutto 28.676.773) ?

      Ja, diese noch nicht vereinnahmten Umsätze (nicht Gewinne) sind in den ausgewiesenen Umsätzen von 28 Mio. bereits enthalten. Die entsprechenden Kosten sind ebenfalls enthalten. Der daraus resultierende Gewinn ist im ausgewiesenen Gewinn und im Ergebnis je Aktie enthalten.

      > Im negativen Sinne würde es bedeuten 25% des bilanzierten Gewinns wären nicht vereinnahmt,

      25% des ausgewiesenen Umsatzes ist noch nicht vereinnahmt. Um einen Eindruck zu bekommen, ob dies positiv oder negativ zu werten ist, kann man das prozentuale Umsatzwachstum und die prozentuale Zunahme der Forderungen aus Lieferungen & Leistungen vergleichen. Wenn letztere höher als ersteres ist, bedeutet dies, dass die durchschnittlichen Zahlungszeiträume zugenommen haben, was negativ ist. Der umgeherte Fall ist positiv.

      Ich habe mal einen Blick in den Jahresabschluss von SinnerSchrader geworfen:

      Forderungen aus L&L: +450%
      Umsatz: +190%

      Das sieht relativ ungesund aus, allerdings weiss ich nicht, inwieweit meine Faustregel bei solchen gewaltigen Steigerungsraten eine sinnvolle Aussage ergibt.

      Eine überproportionale Zunahme der Forderungen aus L&L ist für sich genommen auch noch kein Beweis, dass absichtlich Gewinne schöngerechnet wurden. Bei der Abwicklung größerer Aufträge kann es schonmal vorkommen, dass die Forderungen vorübergehend stark zunehmen. Man muss sich hier die langfristige Entwicklung ansehen. Wenn die Forderungen aus Lieferungen & Leistungen Jahr für Jahr wesentlich stärker zunehmen als der Umsatz, dann ist wahrscheinlich etwas faul. Im Thread: Unternehmen mit unseriösen Gewinnangaben habe ich auf einige Nebenwerte hingewiesen, bei denen ich diesen Verdacht habe. Am Neuen Markt sind solche Bilanzierungsmethoden allgemein üblich, insbesondere bei solchen Unternehmen, die in Vorbereitung des Börsengangs sehr hohe Gewinnsteigerungen ausweisen wollten. Solche Gewinnblasen platzen aber recht bald, und genau das erleben wir ein letzter Zeit am Neuen Markt.
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 00:43:52
      Beitrag Nr. 23 ()
      Vielen Dank für Deine Einschätzung.

      Bis bald mal und viele Grüße
      ST
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 13:18:14
      Beitrag Nr. 24 ()
      Noch ein paar abschließende Zahlen zum Sinnerschrader Konzern, anhand deren man die Problematik der Gewinnschätzungen und die allmähliche Angleichung wichtiger Kennzahlen von Dotcoms auf ein gewöhnliches Niveau beobachten kann:

      Gewinnmarge:
      98/99 33,6%
      99/00 22,9%
      01/00 < 20% (Konzerneigene Prognose)

      Umsatz pro Mitarbeiter:
      98/99 330.000 DM bei 38 Mitarbeitern
      99/00 279.000 DM bei 103 Mitarbeitern

      Was für mich überhaupt nicht nachvollziehbar ist, ist die Bezahlung der Netmatic Übernahme mit Ausgabe von neuen Aktien, bei einer Eigenkapitalquote von ca. 87% (60,7 Mio. DM Wertpapierbesitz). Der Aktionär profitiert in keinster Weise von dieser Übernahme, je nach Höhe des Kaufpreises ist so gar mit einer Gewinnverwässerung bzw. Gewinnabnahme pro Aktie zu rechnen.
      Der Umsatz der Sinnerschrader AG soll im Geschäftsjahr 01/00 durch internes Wachstum und Aquisitionen verdoppelt werden. Falls diese Aquisitionen jedoch weiterhin über Kapitalerhöhungen finanziert werden,bringt dies dem Aktionär herzlich wenig.

      Vielleicht konnte ich das Interesse wecken, den Versuch eigener Fundamentalanalysen zu diskutieren, zumal wir mit Mandrella (wenn er denn Zeit hat) jemanden im Board haben, der solche Analysen verifizieren kann. Falls weitere Analysen gepostet würden, wäre dies aus meiner Sicht eine Bereicherung für das Board.

      Viele Grüße
      ST
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 20:18:05
      Beitrag Nr. 25 ()
      wenn man in diesem Thread liest gewinnt man den Eindruck
      das einig hier gewaltig Ahnung haben.
      Könnte mal jemand Mediascape analysieren. Gescheite Analysen darüber findet man nicht. Ich weiß
      nur was die für ein Geschäft betreiben und das die viel
      Bargeld haben. Würde mich sehr freuen
      Avatar
      schrieb am 18.01.01 14:33:05
      Beitrag Nr. 26 ()
      @mandrella
      Wie ich deinem Depot-Thread entnommen habe, befindet sich Bien Haus auf deiner Watchlist.
      Wie beurteilst du den Quartalsbericht per 30.9.2000?
      In der Kapitalflußrechnung finden sich die Positionen
      Mittelabluß aus laufender Geschäftstätigkeit
      Veränderung erhaltener Anzahlungen -10.059 (00) gegenüber +3.444 (99)
      Veränderung Vorräte 9.122 (00) gegenüber -13.541 (99)

      Die Anzahlungen sind also um über 13 Mio gestiegen und die Vorräte um über 22 Mio zurückgegangen.

      Das DVFA/Aktie ist nach dem III. Quartal auf 1,91 DM von 1,51 DM gestiegen.
      Im Vorjahr wurden also der Löwenanteil von 1,81 DM/Aktie im IV. Quartal erzielt.

      Weiter heißt es:
      Wir gehen davon aus, dass wir trotz der bereits eingeleiteten kostenintensiven Maßnahmen zu Verstärkung des vertriebs und zur Anpassung unserer Fertigungskapazitäten das Geschäftsjahr 2000 mit einem Ergebnis über Vorjahr abschließen werden.

      Ich befürchte, dass Bien Haus das gesteckte Gewinnziel nicht erreichen wird. :(

      ciao
      panta rhei
      Avatar
      schrieb am 18.01.01 20:14:17
      Beitrag Nr. 27 ()
      @pantarhei:
      Der Kapitalfluss bei Bien-Haus ist ok. Die Vorräte sind seit Jahresbeginn um 9 Mio. DM zurückgegangen. Das ist positiv - vor dem erwarteten Umsatzrückgang im nächsten Jahr sollten die Vorräte reduziert werden. Der Rückgang der Anzahlungen um 10 Mio. DM spielt m.E. keine Rolle.

      (Die Zahlen, die Du errechnet hast, sind falsch. Du hast die Kapitalflussrechnung mit der Bilanz verwechselt..)

      > Ich befürchte, dass Bien Haus das gesteckte Gewinnziel nicht erreichen wird.

      Ein 2000er Ergebnis über Vorjahresniveau sollte kein Problem sein. Unklar ist nur, wie es in 2001 weitergeht. BO schätzt einen Gewinnrückgang um 20%, aber das erscheint mir sehr optimistisch.
      Avatar
      schrieb am 18.01.01 21:48:02
      Beitrag Nr. 28 ()
      @Mandrella
      Danke für die schnelle Antwort. :)

      >(Die Zahlen, die Du errechnet hast, sind falsch. Du hast die Kapitalflussrechnung mit der Bilanz verwechselt..)
      Jetzt seh ich es auch ganz deutlich! :eek:
      Meine Überlegung ging dahin:
      Wieso wurde im Vorjahr mehr als die Hälfte des Gewinns im letzten Quartal erzielt? Haben die Situation bei Vorräten und Anzahlungen darauf keinen Einfluss?

      Wenn die winterliche Witterung länger anhält, kann man sich auf ein sehr schwaches erste Quartal 2001 einstellen.

      ciao
      panta rhei
      Avatar
      schrieb am 18.01.01 22:31:33
      Beitrag Nr. 29 ()
      Hi Mandrella,
      Deine Bemerkung heute Abend im anderen thread hat mir zu denken gegeben. Ich habe gerade ein Drittel meiner Position mit recht hohem Limit zum Verkauf gestellt. (Ist mein Risiko, ich freue mich trotzdem, wenn es weiter aufwärts geht.) Das wäre die Sicherung meines Einsatzes.
      (Ich bemerke es aber lieber hier).
      MfG (auch an pantarhei) plowy
      Avatar
      schrieb am 26.01.01 11:52:52
      Beitrag Nr. 30 ()
      Hallo zusammen,

      ich habe gerade erst bemerkt, dass das neue Board für Fundamentalanalyse eröffnet wurde. :D
      Der Cash-Flow-Thread kann umziehen!
      ciao
      panta rhei
      Avatar
      schrieb am 26.02.01 22:37:52
      Beitrag Nr. 31 ()
      Fortsetzung der Diskussion im Thread: Bewertung des Cash Flow.
      Avatar
      schrieb am 04.03.01 01:00:45
      Beitrag Nr. 32 ()
      @mandrella

      deine ausführungen haben mir sehr gefallen
      mich würde deine meinung zu avt interesieren 931340


      gruß zanker
      Avatar
      schrieb am 04.03.01 17:05:36
      Beitrag Nr. 33 ()
      Habe keine Meinung zu AVT, sorry.


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      Grundlagen der Fundamentalanalyse: Der Cash Flow