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    Ist Short-Selling unmoralisch? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.08.01 12:46:54 von
    neuester Beitrag 11.08.01 15:35:48 von
    Beiträge: 13
    ID: 453.942
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      schrieb am 11.08.01 12:46:54
      Beitrag Nr. 1 ()
      In letzter Zeit ist es groß in Mode gekommen auf Leerverkäufern/Short-Sellern herumzuhacken. Dieses Verhalten wäre unmoralisch und gehörte eigentlich verboten, da hier einige verwegene Freibeuter mit dem Schickal "braver Aktienkäufer" ihr Schindluder trieben. In den USA gilt Short-Selling schlicht als "un-amerikanisch".

      Insbesondere für die Besitzer heruntergeprügelter Aktien, die fassungslos den Abstieg Ihrer einstigen Lieblinge mitverfolgen mußten, schafft der Short-Seller ein willkommenes Ventil. Hier wird der Sündenbock sozusagen gleich frei Haus geliefert, auf den man voll Abscheu mit dem Finger zeigen kann. Das ist insofern eine feine Sache, als es einem die Auseinandersetzung mit dem eigenen Unvermögen erspart.

      Hier meine Thesen zum Short-Selling:

      1. Short-Seller sind bescheiden
      Während "brave Aktienkäufer" mitunter von "dausend"-prozentigen Kursgewinnen träumen, begnügt sich der Short-Seller mit einer Bewegung, die ihm niemals mehr als 100 % einbringen kann.

      2. Short-Seller sind mutig
      Dagegen gehen Short-Seller ein theoretisch unbegrenztes Risiko ein, während hier wiederum beim "braven Aktienkäufer" bei spätestens minus 100% Schluß ist. Es dürfte ein Irrglauben sein, dass den Short-Sellern bei diesem Risikoprofil die reifen Früchte nur so in den Schoß purzeln. Geschäfte mit diesem Risikoprofil, würde die Mehrzahl der "braven Aktienkäufer" dankend ablehnen. Außerdem werden Short-Seller durch die häufig aus heiterem Himmel startenden Bärenmarkt-Rallyes oft genug empfindlich getroffen.

      3. Short-Seller sind (fast) immer eine Minderheit
      Schon aus diesem Grunde ist es nicht gerade die feine Art auf ihnen herumzuhacken. Minderheiten, auch wenn wir neidisch auf ihre Erfolge sind, bedürfen unseres Schutzes und unserer Sympathie, nicht unserer Verfolgung.

      4. Short-Seller beschleunigen Anpassungsprozesse
      Es dürfte wohl in das Reich der Fabeln gehören, dass ein Short-Seller eine fundamental hervorragende und preiswerte Aktie shortet und sie damit in die Knie zwingt. Er wäre aufgrund des oben beschriebenen Risikoprofils lebensmüde, wenn er es versuchte. Gute Short-Seller suchen allerdings nach den Schwachpunkten in den allseits beliebten Friede-Freude-Eierkuchen-Seifenblasen-Werten und hauen dort erbarmungslos drauf. Recht so! Damit beschleunigen sie nur, was ohnehin unausweichlich ist.

      5. Short-Seller unterstützen eine gesunde Marktentwicklung
      Dadurch, dass sie gegen aggressive kreditfinanzierte Käufe ein (zumindest kleines) Gegengewicht durch ebenso aggressive Leerverkäufe schaffen, könnten sie schon das Entstehen blasenhafter Entwicklungen eindämmen, wenn es nur mehr von ihnen gäbe. Um Spekulations-Exzesse wie am Neuen Markt schon vor dem großen Katzenjammer auszubremsen, brauchen wir nicht weniger, sondern mehr Short-Seller. Im übrigen ist es vollkommener Unsinn, dass Short-Seller ähnliche Exzesse auslösen könnten, wie die "braven Aktienkäufer". Ein Short-Seller muß stets daran denken, daß er verpflichtet ist, die verkauften Stücke wieder zurückzukaufen. Mit jedem Short schafft er zusätzliche latente Nachfrage. Ein vergleichbares Korrektiv fehlt auf der Käufer-Seite. Die Strategie "Sell-and-Hold" konnte sich nie durchsetzen.

      Falls es Bestrebungen gibt, das Short-Selling einzudämmen oder gar zu verbieten, dann wäre es konsequent den Verkauf von Aktien gänzlich zu ächten. Denn der normale Verkäufer ist ja viel schädlicher für den Markt. Er verkauft und wendet sich - womöglich für immer - grollend vom Markt ab. Latente Nachfrage schafft er nicht. Nur, von wem kaufen die "braven Aktienkäufer" dann eigentlich noch Ihre Stücke?

      Ein schönes Wochenende.

      Gruß

      JLL

      P.S.: Bin übrigens kein Short-Seller
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 12:53:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      guter Beitrag, auch ich als Otto-Normalanleger sehe das genauso.

      Gruss Fes
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 12:58:42
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Frage greift zu kurz.
      Was ist an der Börse moralisch wäre besser
      ATDT
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 13:03:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      Amen!

      Dieses Gehacke gegen die Shortseller als solche ist nichts als ein weiteres Symptom für die Weigerung für seine Deals
      Verantwortung zu übernehmen.

      Warte bloss noch darauf, bis allgemein die Forderung
      erhoben wird, dass der Staat für Spekulationsverluste
      von Kleinanlegern aufkommen soll.
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 13:20:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Du umgehst, meines erachtens, einen wichtigen Punkt.
      Dieser betrifft nämlich den Umstand, daß shortselling meist von den Big Boys, also auch den Banken selber betrieben wird. Wie wir es erlebt haben, wird also zunächst ein Hype erzeugt, die Kleinanleger mit aller Macht in die Werte getrieben, die die Big Boys zum Teil schon vorher hatten,
      siehe Internet und Neuer Markt.
      Dann shorten diese edlen Adressen wie blöd, erzeugen also
      ein übernatürliches Verkaufsangebot -> die Kurse stürzen.
      Diese eben beschriebene Methode, und dessen Ausmaß halte ich für kriminell, ja sogar für gefährlich für die volkswirtschaftliche Vermögensverteilung.

      Thread: Kein Titel für Thread 52435582299752875600


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      Avatar
      schrieb am 11.08.01 13:26:13
      Beitrag Nr. 6 ()
      @JLL
      Ganz Deiner Meinung!
      Alles nur wieder weinerliches Gejaule derjenigen, die an der
      Börse kein Geld verdienen, gleich aufgeben und nicht wahrhaben wollen, dass dem Börsenerfolg in der Regel jahrelange harte Arbeit vorangeht!
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 13:41:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      Was man zum Thema "short gehen" unbedingt hinzufügen sollte, ist, daß ein erfolgloser Trader auch mit der Option "shorten" sicherlich nicht mehr Erfolg haben würde. Mir scheint es auch so, als ob viele die das "shorten" verdammen, sich in keinster Weise darüber bewußt sind, welches gewalige Risiko eigentlich dahinter steckt.

      Schönes Wochenende
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 13:44:23
      Beitrag Nr. 8 ()
      Verkaufen, was ich nicht habe !!!

      Das öffnet der Manipulation Tür und Tor

      Das einzig gute ist dann der Shortsqueeze :)
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 14:08:30
      Beitrag Nr. 9 ()
      Nichts gegen shortselling wenn Transparenz herrscht.
      Ansonsten ist dies inzwischen eine gefährliche wirtschaftsfeindliche Manipulation.



      Auf meine Aktion Transparenz bei Leerverkäufen bekomme sehr viele interessante Antworten. Alle stellen Nachforschungen an.


      Eine interessante ist diese:

      Guten Tag Herr ,
      danke für ihr Mail.
      Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr Anliegen tatsächliche Wirkung zeigt.
      Denn ich habe erfahen müssen, daß die Wirklichkeit noch viel bemerkenswerter ist, als sich die Neuen Kritiker der Gebaren am Finanzmarkt träumen lassen.

      Die schlimme Nachricht ist: die institutionellen Anleger (Fonds, private Finanziers usw.) setzen bewußt den Markt außer Kraft, den sie vorher installiert haben, um Kohle zu machen und rufen laut: Haltet den Dieb.

      Wir erhalten derzeit sehr viele Nachfragen von o.g. Gruppe nach großen Aktienmengen. Allerdings mit der offenenen Bemerkung: Transaktion außerhalb der Börse, um den Markt herum, denn: "sonst würde Ihr Kurs ja steigen und das wäre jetzt gegen den Markttrend..."

      Ich glaube, mir muß keiner mehr etwas von Markt und Marktwirtschaft und den Selbstregulationspotenzen mehr erzählen.
      herzliche Grüße Ihr


      P.S.: Mehr muß ich dazu nicht sagen, außer: wir kaufen derzeit privat, was wir kriegen, denn so beschämend billig bekomme ich mein Unternehmen nie wieder zurück.
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 14:13:07
      Beitrag Nr. 10 ()
      @stanissklave

      Werde Deinen Thread mal durchlesen und gucken, ob mir dazu was einfällt.

      Zu Deinem Posting nur zwei kleine Anmerkungen:

      1. Ist der Kauf von Aktien auf Kredit nicht auch eine Art von "übernatürlicher" Nachfrage. Entfesselte, gierige Kleinspekulanten kaufen mit Mitteln, die sie nicht haben. Ich mache keinen Unterschied, ob jemand Aktien verkauft, die er nicht hat, oder ob jemand Aktien kauft, mit Geld, das er auch nicht hat. Die Banken bieten nur die Option an. Niemand wird gezwungen, sie zu nutzen.

      2. Ich denke nicht, dass es ein Kartell "der Großen" gibt, nach dem Motto: "Wir basteln eine Blase und ziehen den Kleinen das Fell über die Ohren". Ich denke aber, dass die Großen in Summe professioneller agieren, da sie das Instrumentarium besser beherrschen (Ausnahmen bestätigen die Regel: vgl. Barings). Es dürften aber die Kleinen sein, die aufgrund ihrer Gier, für waghalsige Manöver anfälliger sind. Themen wie Risikomanagment, Moneymanagement, etc. haben doch bei vielen der hochgehebelten NM-Kleinspekulanten höchstens ein müdes Lächeln hervorgebracht, solange die Sache lief. Die Institutionen haben dagegen ihre Hausaufgaben auf diesen Gebieten in der Regel gemacht. Wer also auf eigene Faust in die Arena steigt, und diese Themen nicht im Vorfeld für sich abgeklärt hat, riskiert im Zweifel mehr, als er vertragen abgeabgeabgeabgeabgeabgeabgeabgeeine Euphorie darüber hinwegtäuscht. Dass "die Großen" die Unerfahrenheit der Kleinen mitunter kalt lächelnd ausnutzen, kann man ihnen nicht vorwerfen. Das ist die Börse.

      Aber es gibt tatsächlich eine weit verbreitete Tendenz:
      Erfolge schreibt man sich gerne selbst zu, kommt es aber zu Mißerfolgen, sucht man nach Schuldigen ( die Shorties, die Big Boys, etc.). Während die Erfolge bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit an die große Glocke gehängt werden, redet man - wenn überhaupt - über seine Mißerfolge höchstens hinter vorgehaltener Hand in der Gesellschaft anderer "Opfer", die einen darin bestärken, daß dunkle Machenschaften im Spiel waren. Ich stimme Seza vollkommen zu, es fehlt an der Bereitschaft Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen.

      Das Traurige dabei ist, man vergibt sich die größte Chance jeder Krise: Aus den eigenen Fehlern zu lernen, daran zu wachsen und zumindest diese Fehler künftig zu vermeiden. Wie oft schreibt denn hier einer der Board-Helden, dass er "Scheiße gebaut" hat, und versucht das zu analysieren?

      Die Börse gaukelt den Leuten vor, dass hier leicht Geld zu verdienen wäre. Wie sonst wäre zu erklären, dass Heerscharen von "grünen Jungs" dachten, es wäre vollkommen normal ohne Anstrengung 10 % in der Woche, ja am Tag zu machen. Die Wahrheit ist, dass es wohl kaum einen schwierigeren Beruf gibt, als nachhaltig an der Börse Geld zu verdienen und das schafft man auch nur, mit der Bereitschaft lebenslang zu lernen und hart, sehr hart dafür zu arbeiten.

      Gruß

      JLL
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 14:25:03
      Beitrag Nr. 11 ()
      Lustig all diejenigen die mit Leerverkäufen Probleme haben scheinen mir in der Regel dies aus zwei Gründen:

      1. Leerverkäufe werden nicht nur an der Börse gemacht, sondern sind allgegenwärtig in unserem Alltag. Jede angezahlte Bestellung ist praktisch ein Leerverkauf (aus Sicht des Bestellungsannehmers), also sogar ein Termingeschäft. Nur an der Börse machen daraus einige ein Problem.
      Die Börse ist nunmal das Spiegelbild des wahren Lebens. Und es ist sicher kein Geheimnis das Lebensrealitäten gern ausgeblendet werden. Es gilt die Regel der Clevere und Schnellere gewinnt. Und damit zu

      2. In Deutschland gab es bis vor kurzem kaum die Möglichkeit Aktien zu shorten. Bei den klassischen Banken nicht und soviel ich weiß auch bei den meisten Onlinebrokern bis heute nicht. Daher hat sich auch keine Shortkultur entwickeln können und somit können damit viele nicht umgehen bzw. wenn ja wissen Sie nicht wo. Zum Glück hat sich dies aber langsam gebessert.

      Brokervergleiche findet man dazu bei einem Directbrokervergleich wie www.tradewire.de

      Der Markt wird alles regeln jede Übertreibung, ob nun nach ober oder unten.

      Schönes Wochenende
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 14:27:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      gestatten, meine herren. die börse als moralische anstalt :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 15:35:48
      Beitrag Nr. 13 ()
      @JLL

      Deine Postings finde ich ausgesprochen gut. Kann es sein daß Joe Ross zu Deinen Lieblingsautoren gehört ?

      Gruss Fes


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