checkAd

    ***** Die " Teleboerse " auf N-TV jahrelang eine Dauerwerbesendung ! ***** - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.10.01 18:09:58 von
    neuester Beitrag 17.10.01 11:59:46 von
    Beiträge: 5
    ID: 484.572
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 626
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 08.10.01 18:09:58
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die `Teleboerse` auf n-tv war jahrelang eine Dauerwerbesendung




      Die "Telebörse" - eine Dauerwerbesendung
      Unter dem Kanonendonner Afghanistans wäre beinahe der Paukenschlag ungehört geblieben, dass die "Telebörse" nach einem Bericht der FAZ mit der finanziellen Unterstützung mehrerer börsennotierter Unternehmen aufgebaut worden ist. N-tv-Chef Helmut Brandstätter wiegelt auch gleich ab und erklärt, dass da immer eine Trennlinie zwischen Sponsoren und Sendung existiert habe. Es habe in seiner Person "einen Firewall gegeben zwischen den Sponsoren und der Redaktion." Der Redaktionsleiter Wirtschaft von n-tv, Rudolf Matter, stellte den Sponsoren nachträglich ein gutes Zeugnis aus: "Es gab nie Einflussversuche von Unternehmen auf die Wirtschaftredaktion unter Bezugnahme auf angebliche Zahlungen."

      Sponsoren - sechs Banken und drei Verlage
      Kaum einem Zuschauer dürfte damals aufgefallen sein, dass die Sponsoren besonders "gebuscht" worden wären, obwohl man während der Sendung das Logo "Dauerwerbesendung" einblenden hätte müssen. Bei den Sponsoren handelte es sich um folgende Banken und Verlagshäuser: Deutsche Bank, Dresdner Bank, DG Bank, BHF-Bank, Commerzbank, DGZ sowie die Verlage Springer, Handelsblatt und Börsenzeitung. Friedhelm Busch, der Frontmann von n-tv war zwar mindestens einmal in Verdacht geraten, zuvor gekaufte Aktien schöngeredet zu haben, aber nachweisen konnte man ihm nichts. Sein Optimismus gepaart mit der Coolness einer Carola Ferstl hat die Sendung zu Beginn des Aktienrausches in Deutschland zur Kultsendung werden lassen.


      Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.
      Altes,- aber wahres Sprichwort. Rücksicht gegenüber Werbekunden ist für Redaktionen normalerweise schon genügend Druck. Werbung sichert das Überleben von Zeitschriften, Fernsehsenderrn und Internetcompanies. Wenn Banken eine Sendung finanzieren, wollen sie dafür entweder eine günstige Presse, zumindest keine schlechte oder wenigstens ein Anheizen des Aktienhandels. Der Zuschauer aber möchte eine objektive Berichterstattung ohne Maulkorberlaß. Und wenn eine Sendung gesponsert ist, möchte er diesen Mix aus Werbung und Finanzierung kenntlich gemacht haben. Ohne dass man es den Redakteuren der Telebörse ausdrücklich gesagt hat, so manche Äußerung haben sie sich sicherlich verkniffen, weil sie die Sponsoren nicht verägern wollten.

      Die Deutschen -ein Volk von Aktionären
      Die "Telebörse" hat großen Anteil daran, dass die Deutschen zu einem Volk von Aktionären geworden sind. Sie hat da einen ebenso hohen Anteil an diesem zähen Prozess, wie die zur Volksaktie hochstilisierten Deutschen Telekom. Auf Kuhn, Sommer und Pink Panther sind einige Deutschen sauer, weil diese Gallionsfiguren sie zu Aktionären gemacht haben. Jetzt können sie ihren Ärger auf F. Busch, C.Ferstl und Koch ausdehnen, weil sie die Telebörse im Geheimauftrag der Deutschen Banken und Wirtschaftsverlage aufs Börsenglatteis gelockt hat.


      http://www.boersenreport.de/content.asp?seite=kolumne.asp&lk…





      mfg derda50
      Avatar
      schrieb am 08.10.01 18:16:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Alle privaten Sender finanzieren sich durch Werbung, das
      weiß doch jeder. Warum sollte N-TV da eine Ausnahme sein?
      Avatar
      schrieb am 08.10.01 18:29:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      @ Kaptah:

      Ich finde es alles andere als harmlos, wenn sich jetzt per
      Zufall herausstellt, dass die Zuschauer der Telebörse jahrelang
      mit einer Dauerwerbesendung berieselt wurden.

      Ausserdem wird nun endlich klar, warum in der Telebörse nie
      ein kritisches Wort über die Banken verloren wurde, die
      ja gerade am Neuen Markt diverse Leichen im Keller haben.
      Wer da noch an Zufälle glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

      Anbei der komplette Text aus der
      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2001 (www.faz.net)


      Der Preis ist heiß, wenn man an die Folgekosten denkt

      Das blieb dem gescheiterten Käufer RTL erspart: Wie bei n-tv die Börsenberichte
      jahrelang von Banken und Industrie finanziert wurden / Von Thomas Schuster

      Bernd Heller, dem einstigen Sonnyboy unter den Finanzmoderatoren, ist das
      Lachen gefroren. Der Neue Markt ist klinisch tot, für die Börsenleiche sind bald
      die Priester zuständig. Der Dax ist fast schon ein Fall für die Wunderheiler. Ab
      und zu noch zuckt Heller, dem Ansager der "Telebörse" auf n-tv, ein wildes
      Grinsen über das Gesicht. Doch seine Vitalität ist mit dem Verfall der Werte
      verflogen, der bereits einsetzte, bevor die Anschläge auf das World Trade Center
      und das Pentagon am 11. September einem jeden den flüchtigen Flachs austreiben
      konnten.

      Und nun stellen wir uns noch einen Gesprächspartner vor wie - Carsten Lucht
      vom Bundesverband Finanzdienstleistungen: Der bärtige ältere Herr, telegen wie
      ein Teebeutel, ist Studiogast. Er soll über die richtige Anlage in Investmentfonds
      informieren. Sein Patentrezept ist simpel: Gewinner finden und Verlierer
      vermeiden. Weder Heller noch er erklären, wie man dies macht - weil es solche
      Patentrezepte nicht gibt. Doch sie einigen sich darauf, daß gemanagte Fonds eine
      feine Sache sind.

      Die Finanzindustrie frohlockt: Dank solcher Sendungen kann sie an
      Marketingmitteln sparen. Denn hier findet die Werbung zwischen den
      Werbeblöcken statt. Wenn es nicht wirklich so wäre, müßte man denken, die
      "Telebörse" werde von Industrie und Banken finanziert: Bis vor kurzem und viele
      Jahre lang war dies in der Tat der Fall - eine kuriose und verwickelte, doch in der
      Öffentlichkeit kaum bekannte Geschichte.

      Die "Telebörse", der "Klassiker" des deutschen Wirtschaftsfernsehens, blickt auf
      ein wechselvolles Schicksal zurück: Pünktlich zum Börsencrash von 1987 startete
      das Programm bei Sat.1. Doch die Finanzshow entpuppte sich als Quotenkiller.
      Mehrfach kurz vor dem Aus, landete sie nach langer Odyssee durchs deutsche
      Fernsehen 1994 bei n-tv. Dort entwickelte sie sich zum tragenden Element der
      Börsenberichterstattung. Eine Konstante jedoch gab es seit der Frühzeit der
      "Telebörse". Seit ihrem Start standen mächtige Wirtschaftsinteressen hinter der
      Sendung: Sechs Großbanken und drei Verlage kamen für die Finanzierung der
      Finanzshow auf. Deutsche Bank, Dresdner Bank, DG Bank, BHF-Bank,
      Commerzbank, DGZ sowie die Verlage Springer, Handelsblatt und
      Börsenzeitung. Sie schlossen sich als Träger der "Telebörse" 1987 zur Deutsches
      Börsenfernsehen GmbH (DBF) zusammen.

      Börse wie Bundesliga.

      Erklärter Firmenzweck der DBF war es, Wirtschaftsnachrichten per Fernsehen
      unters Volk zu bringen. Die Idee wurde im Kreise der beteiligten Verlage und
      Banken geboren. Rüdiger Freiherr von Rosen, damals Geschäftsführer der
      Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen und heute Chef des
      Deutschen Aktieninstituts (DAI) und Aufsichtsratsvorsitzender der DBF, war einer
      der Initiatoren.

      "Die Leute", so von Rosen, "sollten sich mit der Börse beschäftigen wie mit der
      Bundesliga." Der Journalist Friedhelm Busch, der die Methode der
      Sportreportage in den Börsensaal übertrug, wurde zum Aushängeschild für das
      Projekt. Hinter den Kulissen sammelten von Rosen und die DBF das Geld ein und
      sorgten für die nötige Vernetzung mit Sponsoren. Sie unterstützten die Sendung
      mit Rat und Tat und fingen die laufenden Verluste auf.

      Und die waren heftig: Anfang der neunziger Jahre war Wirtschaftsfernsehen als
      Kapitalvernichtungsmaschine verschrien. "Sie können den Nikkei-Index ja nicht
      singen lassen", meinte RTL-Chef Helmut Thoma damals. Auf nur eine bis 1,5
      Millionen Mark jährlich beliefen sich die Werbeumsätze der "Telebörse", die
      Kosten liefen mit sechs bis acht Millionen Mark pro Jahr davon. Die Musik mußte
      also von dort kommen, wo ein inhärentes Interesse an der Verbreitung
      börsenbezogener Nachrichten bestand: von der Finanzindustrie. Allein 1992 soll
      der Bundesverband deutscher Banken mit einer Finanzspritze von mehreren
      Millionen Mark eine Einstellung der Sendung verhindert haben. 1993
      erwirtschaftete die Börsenshow wieder einen Verlust von sieben Millionen Mark.

      Roland Klaus, der 1993 als Volontär bei der "Telebörse" war, erläutert die
      Motivation der Banken. In einem 1997 veröffentlichten Artikel in der Zeitschrift
      "Der Medienredakteur" schreibt Klaus, daß "die Banken hauptsächlich daran
      interessiert waren, durch die Sendung die Bereitschaft ihrer Kunden zum Handeln
      mit Wertpapieren anzuregen". Privates Wirtschaftsfernsehen als Vermarktungsarm
      der Finanzindustrie?

      Während die "Telebörse" mit Lob aus der Medienkritik überschüttet wurde,
      hatten ihre Sponsoren ganz anderes als gutes Fernsehen im Sinn. Die beteiligten
      Banken, aber auch führende börsennotierte Industrieunternehmen machten keinen
      Hehl daraus, daß sie die Börsenshow als eine Art Dauerwerbesendung
      betrachteten. Die Geschäftsführung der DBF sprach von einer "PR-Veranstaltung
      für den Aktienmarkt". Eine Veranstaltung, die sehr unauffällig organisiert wurde:
      Öffentlich trat die Deutsches Börsenfernsehen GmbH kaum in Erscheinung. Die
      Gesellschaft wird bis heute in der Presse kaum erwähnt. Sie besitzt keine eigene
      Firmenbroschüre.

      Am 3. Januar 1994 wechselte die "Telebörse" vom Deutschen
      Sportfernsehen (DSF), wo sie kurz Unterschlupf gefunden
      hatte, zu n-tv. Zeitweilig stand sogar eine Plazierung beim
      Sender 3sat zur Diskussion, der mit der "3satBörse" von Peter
      Nemec bereits ausgiebig Erfahrung in der Börsen-Animation
      gesammelt hatte. Doch die Kooperation kam nicht zustande.
      Uneins war man sich unter anderem über die redaktionelle
      Verantwortung: 3sat wollte die "Telebörse" selbst betreuen, die
      Banken bestanden auf privater Kontrolle.

      Das Überleben der "Telebörse", das damals in Frage stand,
      verdankt sich mächtigen Verbündeten: Gerhard Liener, der
      Finanzchef von Daimler-Benz, der sich später das Leben nahm,
      und Veba-Chef Ulrich Hartmann, der heute den Energiekonzern
      Eon leitet, haben mit Verbindungen zu potentiellen Partnern
      geholfen, wie Rüdiger von Rosen erläutert. Mit Briefen an
      Sponsoren hätten sie Unterstützung organisiert. Nötigenfalls
      wären sie, sagt von Rosen, als Geldgeber selbst eingesprungen.
      Doch dies erübrigte sich mit dem Wechsel zu n-tv.

      Dem kleinen Berliner Nischenkanal, der als Sendezwerg mit 0,2
      Prozent Marktanteil systematisch die Wahrnehmungsschwelle
      der Öffentlichkeit unterlief, kam die illustre Gesellschaft gerade
      recht: n-tv wurde durch die Eingliederung der "Telebörse"
      einen Konkurrenten los und erweiterte gleichzeitig seine
      Wirtschaftsberichterstattung. Daß man sich damit zur
      Plattform eines interessengeleiteten Fremdprojektes machte,
      schien nicht zu stören.

      Die Banken hatten ihre Einstellung zur Börsenshow auf dem
      Bildschirm mittlerweile modifiziert. In den Chefetagen der
      Finanzhäuser hatte man festgestellt, daß mit dem Verkauf von
      Investmentfonds sehr viel mehr Geld zu verdienen ist als mit
      Provisionen aus privaten Aktienorders. "Durch Intensivierung
      der Werbung für Investmentfonds", so Roland Klaus, "wurde
      versucht, Privatanleger von der Anlage in Einzelwerte in die
      Fondsanlage zu drängen."

      Mit dem Wechsel der "Telebörse" zu n-tv wurde die Deutsches
      Börsenfernsehen GmbH neu strukturiert. Die Zahl der
      offiziellen Gesellschafter wurde reduziert, die Basis jedoch
      erheblich und - so die Geschäftsführung der DBF - gezielt
      verbreitert: Die Banken stiegen namentlich als Gesellschafter
      aus, von den Verlagen blieb nur das "Handelsblatt" dabei. Seit
      Februar 1994, und bis heute, sind drei Partner an der DBF
      beteiligt: die Verlagsgruppe Handelsblatt mit 30 Prozent, die
      Deutsche Börse AG mit 35 Prozent und das Deutsche
      Aktieninstitut e.V. (DAI), ein Verein zur Förderung der Aktie,
      mit weiteren 35 Prozent. Die Gesellschaften trugen
      entsprechend der Höhe ihrer jeweiligen Beteiligung zur
      Finanzierung der "Telebörse" bei.

      Banken steigen aus.

      Hinter diesen drei Partnern stehen die Größen der deutschen
      Wirtschaft: Im DAI, dem 1953 gegründeten "Arbeitskreis zur
      Förderung der Aktie", versammelt sich, was am Finanzmarkt
      Rang und Namen hat. Die Mitgliederliste liest sich wie ein
      "Who`s who" der Börse: Platzhirsche wie die Deutsche Bank
      und Telekom, aber auch kleine Nager wie EM.TV sind
      vertreten. Mit der Beteiligung des Deutschen Aktieninstituts an
      der DBF gewann das Projekt "Telebörse" eine breite Basis:
      Deutschlands Aktiengesellschaften finanzierten die
      Börsenberichterstattung von n-tv.

      Und dies nicht nur indirekt: Denn zur Finanzierung der
      Finanznachrichten des Berliner Kanals setzte das DAI nicht
      Eigenmittel ein, sondern Kapital, das von einem sogenannten
      "Sponsorenkreis Telebörse" aufgebracht wurde. Dieser setzte
      sich aus rund dreißig börsennotierten Unternehmen, wie
      Siemens, Daimler und Veba, zusammen. Viele Mitglieder des
      DAI, aber auch Nichtmitglieder steuerten bei. Rüdiger von
      Rosen organisierte die Sammelaktion: Als Chef des DAI und
      Initiator der DBF war er dazu hervorragend positioniert.

      Laut Angaben der Geschäftsführung der DBF wurde die
      "Telebörse" bis zum 31. Dezember 2000 von ihren
      Unterstützern aus der Wirtschaft finanziert. Als Hausnummer
      nennt von Rosen einen Betrag von "nicht mehr als 35 Millionen
      Mark", der seit Bestehen der Sendung in deren Förderung
      investiert worden sei. Weitere Finanzspritzen in der Zukunft
      würden als nicht mehr nötig erachtet, da n-tv mittlerweile
      kostendeckend arbeite.

      "Wir sind also nicht ausgestiegen", macht Freiherr von Rosen
      klar, "wir haben erreicht, was wir wollten." Der Übergang war
      langfristig geplant, die Beiträge an den Sender wurden jährlich
      um zehn Prozent reduziert. Bis n-tv auf eigenen Füßen stand:
      Im Geschäftsjahr 2000, als n-tv in der Gewinnzone war,
      flossen noch zwei Millionen Mark an die Macher der
      "Telebörse". Mit dieser Zahlung, knapp eineinhalb Jahrzehnte
      nach Beginn der Förderung der Sendung durch die Spitzen der
      Ökonomie, wurde die "Anschubfinanzierung" eingestellt.

      Nicht ohne Stolz betont von Rosen, daß die finanziellen
      Zuwendungen "in keinem proportionalen Verhältnis zum
      Ergebnis" standen. "Die Basisarbeit der ,Telebörse` hatte einen
      besonders hohen Anteil an der Popularisierung der Aktie", so
      der Börsenförderer. Diese Multiplikatorenwirkung sei an der
      "eigentlich lächerlichen" Höhe der geflossenen Gelder nicht zu
      messen. Der intellektuelle Input, die Sponsorentreffen, das
      Coaching der Redaktion, so von Rosen, seien in gewisser
      Hinsicht sehr viel wichtiger gewesen. Dadurch habe man
      wesentlich zur Stabilisierung von n-tv beigetragen.

      "Die ,Telebörse`", folgerte Roland Klaus bereits 1997, "und das
      gesamte Wirtschaftsprogramm von n-tv werden somit von der
      Industrie wesentlich mitfinanziert." Finanzmarkt und
      Finanzfernsehen, so schien es schon damals, sind aufs innigste
      verbunden: Börse, Börsenförderer und Börsenberichterstatter
      sitzen in einem Boot.

      Seitens n-tv heißt es heute, die finanzielle Verbindung von DBF
      und "Telebörse" habe zu "keiner expliziten
      Meinungsbeeinflussung" geführt. Mitarbeiter des Senders
      erklären, man sei "relativ frei" in der journalistischen Arbeit.
      Dies schließt jedoch nicht eine implizite Meinungsbeeinflussung
      aus: von der Sorte, wie sie sich in der Vermeidung kritischer
      Berichte, einer schonenden oder einer besonders
      wohlwollenden Behandlung der Sponsoren niederschlägt.

      Solche Bedenken werden von zahlreichen Beteiligten als
      Spitzfindigkeiten abgetan, womit jedoch nicht die
      Grundlosigkeit des Einwands, sondern nur die Sorglosigkeit der
      Reaktion erwiesen wäre. Professor Wolfgang Gerke von der
      Universität Erlangen-Nürnberg ist der Ansicht, daß es wichtig
      war, die Finanzmärkte in der Öffentlichkeit bekannt zu
      machen. Jedoch selbst Gerke sieht einen Interessenkonflikt,
      wenn ein Nachrichtenmedium von denjenigen subventioniert
      wird, über die es berichtet. Siegfried Weischenberg, der
      Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, hält es für
      angebracht, bei einer solchen Konstruktion eher von Public
      Relations zu sprechen. "Im Grunde genommen", so
      Weischenberg, "handelt es sich um einen wesentlichen Verstoß
      gegen die Grundregeln des Journalismus." Die nämlich geböten
      eine sichtbare Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und
      Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. "Eine
      Börsenberichterstattung", so der Medienwissenschaftler, "die
      im dunkeln beeinflußt werden könnte, nützt auf Dauer
      niemandem."

      Ein Vertreter von n-tv bezeichnete die Konstellation als
      "potentiell kritisch". Die meisten jedoch erklären, sie wüßten
      nichts, andere, die davon wissen müßten, erklären nichts:
      Bernd Heller, seit dreizehn Monaten Anchorman der Sendung
      und damit erst in der Spätphase des DBF-Engagements bei der
      "Telebörse", hat zwar von der Gesellschaft schon gehört. Er
      sagt jedoch, daß er keine Kenntnis über die finanzielle
      Unterstützung der Fernsehshow durch die Wirtschaft habe.

      35 Millionen Mark.

      Matthias Hofmann-Werther, bis April 2001 als Geschäftsführer
      für die Fernsehaktivitäten der Verlagsgruppe Handelsblatt
      zuständig, gibt zu verstehen, daß er die Angelegenheit lieber
      abhaken würde. "Der Vorgang ist bei uns abgeschlossen",
      erklärt er. Soviel jedoch läßt Hofmann-Werther durchblicken:
      "Ohne eine Unterstützung breiter Kreise der Finanzindustrie
      wäre der Sender n-tv nicht erfolgreich geworden."

      Jenseits des Börsenabgrunds ist die Sicht sehr viel klarer: Die
      "Popularisierung der Aktie", welche Banken, Verlage und
      Industrie strategisch avisiert hatten, ist erreicht worden. Die
      Zahl der deutschen Wertpapierbesitzer ist allein von 1999 auf
      2000 um 44 Prozent gestiegen und beläuft sich aktuell auf 13,4
      Millionen. Sämtliche Beobachter sind sich einig, daß die
      "Telebörse" einen maßgeblichen Anteil daran hatte, den
      deutschen Kleinanleger zu erwecken.

      Doch die vorläufige Gewinn- und Verlustrechnung aus dem
      Börsenboom mutet schief an: Die Geldhäuser meldeten für das
      Jahr 2000 Rekorde, so die Deutsche Bank mit dem besten
      Konzernergebnis ihrer Geschichte. Die Deutsche Börse
      steigerte ihren Gewinn um mehr als hundert Prozent. n-tv,
      mittlerweile ein profitabler Fernsehsender, verdreifachte seinen
      Profit. Die Bilanz des gemeinen Börsenbürgers aber läßt sich
      am Siechtum der Aktienindizes ablesen. Und diese bilden
      Milliardenverluste in den Wertpapierdepots ab.

      Von unserem Autor ist zur nächste Woche beginnenden
      Frankfurter Buchmesse im Rowohlt Taschenbuch Verlag der
      Titel "Die Geldfalle. Wie Medien und Banken die Anleger zu
      Verlierern machen", erschienen, Preis 9,90 Euro.
      Avatar
      schrieb am 08.10.01 19:02:11
      Beitrag Nr. 4 ()
      @cyberkai

      Ich bin ja auch nicht der Meinung, dass das gut ist, im
      Gegenteil! Aber was soll man machen, so läuft es eben.
      Wir kriegen sowieso nur einen winzigen Bruchteil von dem
      mit, was da hinter den Kulissen abläuft.Dessen sollte man
      sich jederzeit bewußt sein!

      Wenn Du an der Börse engagiert bist, mußt Du einfach immer
      daran denken, dass jeder nur Dein Geld will. Nur die dabei
      angewandten Methoden unterscheiden sich, das Prinzip bleibt
      dasselbe.

      Kaptah
      Avatar
      schrieb am 17.10.01 11:59:46
      Beitrag Nr. 5 ()
      In den letzten Jahren war die absolute Einseitigkeit der Telebörse-Redaktion mehr als auffällig. In einer der bedeutendsten Abschwungphasen eines Marktes überhaupt, wurde bevorzugt Daueroptimisten wie Thieme, Heller, etc. eine Plattform geboten, während kritische Analysten "ausgeblendet" wurden. Die Sendung hatte wohl primär die Aufgabe, die Kleinanleger auf Kurs zu bringen. Ich habe ohnehin noch nie verstanden, warum die Kleinanleger in Scharen hinter den Äußerungen eines Fondsmanagers herlaufen. Ein Fondsmanager hat ein primäres Interesse: SEINE Performance, mancher war da wohl auch versucht, das Medium zu instrumentalisieren, um diese, seine Zielsetzung zu unterstützen.

      Auffällig auch, wie häufig in letzter Zeit dort "Analysten" auftreten, die dem Publikum Fonds aufschwatzen wollen. Die Argumentationskette lautet tendenziell so, dass Herr und Frau Kleinanleger ja nun gemerkt hätten, dass sie es an der Börse alleine zu nichts bringen können und daher doch ihr Geld den Fondsgesellschaften anvertrauen sollten. Ein Schelm, wer angesichts derart "objektiver Analyse" etwas Arges denkt. Ich dachte früher immer, der Übergang zwischen Werbung und Info wäre bei n-tv fließend, nach dem FAZ-Artikel muß man wohl vermuten, dass es dort gar keinen Unterschied gibt.

      Noch ein Punkt der mir in letzter Zeit verstärkt aufgefallen ist: Sogenannte Produkt-"Berichte", Messe-"Berichte", etc. mit direktem Hinweis auf Adresse und Website des Anbieters, die inhaltlich jegliche kritische Auseinandersetzung vermissen lassen, dafür vielmehr eine bezahlte Lobhudelei vermuten lassen. Das Sponsoring und Productplacement erfolgt wohl in keinem anderen Sender derart platt. In diesem Zusammenhang fällt auch auf, dass sich die Wiederholfrequenz der Beiträge, die ja schon immer hoch war, in letzter Zeit nochmal deutlich erhöht hat (nach meinem subjektiven Gefühl). n-tv scheint nicht über die Mittel zu verfügen, ein inhaltlich anspruchsvolles, objektives und unabhängiges Programm zu produzieren.

      Fazit:
      Wenn hinter Sendungen wie Telebörse tatsächlich hauptsächlich die handfesten wirtschaftlichen Sponsoreninteressen stehen, dann sollte man diese entweder nicht nutzen, oder aber, wie häufig scherzhaft gesagt, nur als Kontraindikator. Die Argumentationskette könnte dann so lauten: Aktuell optimisteln und strahlen die Telebörse-Moderatoren wieder um die Wette. Auf dem oberen roten Laufband wird von der Fortsetzung der Aufwärtsbewegung gekündet. Folglich müsste das dahinterstehende Sponsoreninteresse dann wohl sein, sich einen Markt zu schaffen, um vorhandene Überbestände in die laufende Rallye hinein abzuladen, oder?

      Harald Schmidt dürfte also mal wieder Recht gehabt haben, als er das Laufband sinngemäß als das größte Asset von n-tv bezeichnete.

      Gruß

      JLL


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      ***** Die " Teleboerse " auf N-TV jahrelang eine Dauerwerbesendung ! *****