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    [b]Die deutsche Schuld am Krieg - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.03.03 09:01:40 von
    neuester Beitrag 31.03.03 20:26:35 von
    Beiträge: 13
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      schrieb am 31.03.03 09:01:40
      Beitrag Nr. 1 ()
      WAFFENINSPEKTOREN

      Die deutsche Schuld am Krieg

      Erstmals sprechen UN-Waffeninspektoren über Schröders Friedenskurs: Er sei „verrückt“ gewesen.



      Von Jochen Bittner und Reiner Luyken
      Larnaka

      Die Mittelmeerwellen klatschen schlapp auf den schmalen Sandstrand vor dem Flamingo Beach Hotel. Vor dem Eingang des schmucklosen Touristenhotels in Larnaka auf Zypern stehen gelangweilte Polizisten und lassen ihre Maschinenpistolen von der Hüfte baumeln. Hier, anderthalb Flugstunden westlich von Bagdad, ist das Team der UN-Waffeninspektoren nach seiner hastigen Ausreise aus dem Irak untergebracht. In der Lobby läuft rund um die Uhr die CNN-Kriegsberichterstattung. Dreieinhalb Monate lang standen die Inspektoren im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Jetzt sind sie nur noch Zuschauer. Zeit, nachzudenken über das, was war, und das, was hätte sein können. Die UN-Inspektoren reden, aber nur anonym. Die Order aus New York ist strikt: Keine Gespräche mit Journalisten.
      Hätte dieser Krieg verhindert werden können? Ja, sagen einige. Aber mit einer überraschenden Begründung: Deutschland, Frankreich und Russland hätten den Kriegsausbruch mit ihrer vermeintlichen Friedenspolitik unausweichlich gemacht. Gerhard Schröders kategorisches Nein zu einem Militäreinsatz sei schlicht „verrückt“ gewesen. „Vielleicht hätten wir unser Mandat erfüllen können“, hört man in der Hotellobby.
      Als die Inspektoren der Unmovic (United Nations Ongoing Monitoring and Verification) am 27. November vergangenen Jahres ihr Hauptquartier im Canal Hotel im Zentrum Bagdads aufschlugen, glaubten sie, mit der Resolution 1441 ein schlagkräftiges Instrument in der Hand zu haben, um Saddam Husseins Terrorarsenal aufzuspüren: Zugang zu sämtlichen Einrichtungen. Inspektionen ohne Vorankündigungen, selbst in den Präsidentenpalästen. Interviews mit Wissenschaftlern. Absolute Bewegungsfreiheit, Helikopter mit High-Tech-Sensoren.
      Die 120 Kontrolleure merkten allerdings bald, dass sie ohne die volle Kooperation der Iraker ihr Ziel nicht erreichen würden. Auf ein Entgegenkommen warteten sie jedoch vergeblich. Daran änderte auch ein mahnender Vortrag von Hans Blix am 15. Januar im Weltsicherheitsrat nichts. Der Irak machte erst Zugeständnisse, als US-Außenminister Colin Powell am 5. Februar der Weltöffentlichkeit aufsehenerregende Bilder, Videos und Tonbandaufnahmen über rollende Biowaffenlabore, Raketenabschussrampen und Munitionsbunker präsentierte. Als die amerikanische Kriegsdrohung immer deutlicher wurde und immer mehr Anhänger fand.
      Die exzessive Überwachung der Inspektoren durch Aufpasser des irakischen National Monitoring Directorate (NMD), über die sich die Unmovic schon lange beschwert hatte, nahm daraufhin ab. Erstmals waren drei Interviews mit irakischen Wissenschaftlern ohne Aufseher möglich. Auch übergaben die Iraker einige der bis dahin vergeblich angeforderten Dokumente über ihre Waffenprogramme.
      Warum keine deutschen Truppen?
      Am 14. Februar lieferte Chefinspektor Hans Blix dem Sicherheitsrat eine versöhnlichere Lageeinschätzung. Sie war Anlass für Deutschland, Frankreich und Russland, von „funktionierenden Inspektionen“ zu sprechen und sich zunehmend von Amerika und Großbritannien abzusetzen. Die Regierungen in Berlin, Paris und Moskau fühlten sich gestärkt in der Überzeugung, dass ihre Friedensstrategie zum Erfolg führen würde.
      Ganz anders die Wahrnehmung der Inspektoren in Bagdad: Sie standen plötzlich geschwächt da. Dokumente wurden wieder zurückgehalten. Wissenschaftler erschienen jetzt – wenn überhaupt – nur noch mit eigenen Tonbandgeräten zu Interviews. Nach den Gesprächen mussten sie die Kassetten beim NMD abliefern. Die Hoffnung auf mehr Durchsetzungsvermögen, die sich nach Powells Rede abgezeichnet hatte, schwand wieder. „Nach dem 14. Februar bekamen wir nicht mehr viel.“
      In der Rückschau zeichnet sich aus der Sicht von UN-Kontrolleuren ein klares Muster ab: „Saddam Hussein verfolgte jeden Schritt im Sicherheitsrat ganz genau. Sobald sich dort Risse zeigten, nahm die Zusammenarbeit ab.“ Nur dann, wenn der militärische Druck wuchs, wurden die Behörden in Bagdad kooperationswilliger. Rhetorik beeindruckte Saddam Hussein nie, sagen die Inspektoren, er fühlte sich seiner Sache umso sicherer, je tiefer der Streit die internationale Staatengemeinschaft spaltete.
      Die wiedererwachte Selbstgewissheit der irakischen Führung nach dem 14. Februar bekam Hans Blix persönlich zu spüren. Als der Chefinspektor den General Amir Al-Saadi, Chef des NMD, fragte, wo die 550 mit Senfgas gefüllten Artillerie-Granaten geblieben seien, welche die UN noch im Land vermuteten, behauptete der Militär unverfroren, sie seien durch einen Brand im Waffenlager vernichtet worden. Von Über- resten gab es merkwürdigerweise keine Spur.
      „Wir waren auf militärischen Druck angewiesen“, betont ein Inspektor. Ohne die US-Flugzeugträger im Persischen Golf und ohne den Truppenaufmarsch in Kuwait kamen sie nicht voran. Sie erlebten das diplomatische Tauziehen zwischen Washington und der europäischen Friedensachse als historische Ironie: Jede Forderung nach einer friedlichen Lösung minderte nach ihrer Wahrnehmung den Druck auf den Irak und machte den Frieden unwahrscheinlicher. Erfolg war weniger eine Frage der Zeit als eine der glaubhaften Gewaltandrohung. „Wo“, fragen heute Inspektoren, „waren die Zähne?“ Mehr Zeit, wie Deutschland und Frankreich es für die Inspektionen gefordert haben, sagen Mitarbeiter von Hans Blix, wäre schön und gut gewesen. Aber: „Die hätten auch eigene Truppen, eigene Schiffe schicken müssen.“ Nur mit einem geschlossenen Weltsicherheitsrat im Rücken wäre es ihrer Meinung nach möglich gewesen, das für eine wirksame Kontrolle wichtige Verkehrsüberwachungssystem zu installieren. Doch Gewalt als letztes Mittel anzudrohen, ohne sie ernsthaft vorzubereiten – das konnte den Diktator in Bagdad aus ihrer Sicht nicht beeindrucken.
      Mehrere Male wurden den Inspektoren wichtige Details über den Irak inoffiziell zugetragen, oder sie erfuhren bei vertraulichen Kaffeegesprächen mehr als bei offiziellen Interviews mit Wissenschaftlern: Auch dies ein klares Indiz dafür, dass der Staatsapparat systematisch Informationen zurückhielt. Unter vier Augen bekamen die UN-Leute immer wieder zu hören, wie das Saddam-Hussein-Regime das Leben einer ganzen Generation ruiniert habe. Die akademische Elite, westlich ausgebildet und kosmopolitisch, musste mitansehen, wie ihre Kinder in einem totalitären System materiell und geistig verarmten.
      Eine Fähigkeit behielt Saddam Husseins Diktatur trotz der Zerstörung des irakischen Mittelstandes: die zur Waffenproduktion. Sichtbarstes Zeichen dafür waren die Al-Samud-Raketen, welche die erlaubte Höchstreichweite von 150 Kilometern überschritten. Deren Vernichtung in den ersten Märzwochen wurde vielerorts nicht nur als Signal, sondern als wahrer Fortschritt auf dem Weg zur Abrüstung gewertet. Lakonischer Kommentar eines Inspektors: „Zu wenig und zu spät.“
      Die irakischen Zugeständnisse, berichten Kontrolleure, standen in keinem Verhältnis mehr zum amerikanischen Druck. Der Irak hatte die Entschlossenheit der Weltmacht unterschätzt. Nachdem George Bush sein letztes Ultimatum verkündet hatte, tauchten NMD-Beamte ein letztes Mal mit bis dahin vorenthaltenen Dokumenten im Canal Hotel auf. Aber auch diese Papiere enthielten nichts, was den Gang der Dinge noch hätte aufhalten können.
      War das Scheitern der Mission von Anfang an programmiert? Nein, sagen die Inspektoren: Ein einiger Sicherheitsrat hätte eine friedliche Abrüstung womöglich erzwingen können. Aber dann doch ein ambivalenter Gedanke, der aus Inspektorenmunde erschreckend hart klingt: „Wie behandelt man ein Krebsgeschwür am besten – mit einem kurzen chirurgischen Eingriff oder mit einer langwierigen Chemotherapie, deren Erfolg zweifelhaft ist?“
      (c) DIE ZEIT 14/2003
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      schrieb am 31.03.03 09:12:00
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      schrieb am 31.03.03 09:28:43
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      schrieb am 31.03.03 09:31:49
      Beitrag Nr. 4 ()
      #1: Der Artikel ist doch schon mindestens eine Woche alt, und deshalb nicht richtiger. Wen interessiert es, was untergeordnete amerikanische UN-Waffeninspektoren meinen? Das sind vermutlich die gleichen, die vor 5 Jahren im Irak für die CIA spioniert haben, und so für den Rauswurf sorgten. Es ist absurd den Gegnern einer Sache die Schuld an dieser Sache anzuhängen. Das ist die Kategorie "Die Juden sind Schuld am Holocaust!". Widerlich! Hans Blix, der Chef der Waffeninspekteure, hat sich jedenfalls ganz anders geäußert. Er ist in den letzten Interviews sehr mit den Kriegsführenden Parteien ins Gericht gegangen. Man habe nur ganz bestimmt Dinge von ihm hören wollen. Nur ganz am Anfang sei Bush ernsthaft an den Inspektionen interessiert gewesen, später habe er nur noch eine Legitimation für den ohnehin geplanten Krieg haben wollen.
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      schrieb am 31.03.03 09:32:17
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hans Blix nannte die Beweise der USA schäbig!

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      schrieb am 31.03.03 09:35:40
      Beitrag Nr. 6 ()
      Eine etwas andere Betrachtungsweise: Angenommen die Verweigerungsstaaten wären einen pro-amerikanischen Kurs gefahren und die Waffeninspektoren hätten trotzdem nichts gefunden, was dann?

      Es ist doch Augenwischerei so zu tun, als ob dieser Krieg zu verhindern gewesen wäre. Genau diesen Staaten hätte man im Nachhinein vorgeworfen, als "UMFALLER-STAATEN" eben diesen Krieg ausgelöst zu haben.

      Den Amerikanischen Großkapital geht es doch um´s Öl. Sie wollen die Kontrolle der Öl-Claims unter sich aufteilen. Die Massenvernichtungswaffen werden meiner Meinung immer in den Focus gerückt, um die wahren Gründe zu verschleiern.

      Selbstverständlich wird Hussein irgendwelche Gase zum Einsatz bringen, wenn´s in die heiße Phase des Krieges übergeht. Dann wird es jedoch brenzlig für die Europäische Allianz. Dann wird man sagen "Seht Ihr jetzt, was ihr mit Eurem Kurs angerichtet habt?

      Wie immer das ausgeht, Deutschland und Frankreich sollten einen streng Europäischen Kurs fahren und versuchen, die Briten und Spanier nicht allzusehr kritisieren nur weil sie sich vorher schon festlegten.

      EUROPA darf sich nicht in 2 Lager spalten. Hier sollte JETZT alles getan werden, um das zu verhindern. Ihr solltet auch auf deren landessprachlichen Internet-Foren posten und Euch für ein starkes Europa breit machen!

      Das Internet macht es möglich. Ein wirtschaftlich und politisch starkes Europa ist mein Traum. Es lohnt sich dafür stark zu machen.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 09:41:37
      Beitrag Nr. 7 ()
      Es gibt hier keine anderen Schuldigen als die, die diesen Krieg angefangen haben!
      Jetzt die Schlichter als Schuldige auszumachen, ist reinste billige US-Propaganda. Egal, von wem diese Anschuldigungen ausgesprochen werden.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 09:47:06
      Beitrag Nr. 8 ()
      Sorry, aber von Diplomatie habt ihr nicht den blassesten Schimmer.
      Dieser Artikel mag eine Woche alt sein, wegen mir auch knapp zwei, das aendert aber nichts an den Tatsachen.

      Ich mag nicht zu beurteilen, ob die USA "so oder so" haetten Krieg fuehren wollen - Fakt aber ist: "Haette Europa mit einer Stimme gesprochen, waere es meines Erachtens nicht zum Put zw. dem sogenannten "alten Europa" und dem "neunen Europa" gekommen.

      Die Erfahrung lehrt, dass bei drohender "Isolation" der Kurs "haerter" wird.
      Selbst wenn wir die Hypothese nehmen, dass die USA von vornherein den Krieg wolllten, waere diese Entscheidung bei einer kritischeren Stellung Grossbritaniens eventuell anderes ausgefallen.

      Ubter der Praemisse, dass die Drohkulisse funktioniert haette, haette es nicht so weit kommen muessen. Wer das bestreitet, verkennt die Realitaeten.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 11:04:59
      Beitrag Nr. 9 ()
      Scheint ein Virus zu sein.
      Wenn wir die Amerikaner unterstuetzt haetten, waeren wir jetzt im Krieg.

      ravi
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 11:26:14
      Beitrag Nr. 10 ()
      @pco: Die Aussagen der Waffeninspektoren in der Zeit sind eine MEINUNG, und keine Tatsachen. Der Chef der Inspektoren, Hans Blix, hat sich in einem jüngsten Interview, das in Spiegel Online veröffentlicht und hier im Board ausgiebig diskutiert wurde, genau anders herum geäußert.

      Und die Behauptung, die Drohkulisse gegen Saddam habe nicht ausgereicht, ist von den Fakten widerlegt worden - mehr als JETZT kann man ja wohl nicht drohen. Wenn er JETZT nicht nachgiebt, wann dann?
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 12:05:25
      Beitrag Nr. 11 ()
      Richtig @weitweg es handelt sich um eine Meinung, genau wie alles andere, was um den Krieg im Irak geschrieben wird.

      Dein 2. Statement teile ich nicht: Hussein spekulierte und hat, nicht zuletzt wegen der Uneinsichtigkeit diesseits und jenseits des Atlantiks, gewonnen.

      Hussein war nie dazu bereit nachzugeben, warum auch ? Er hat nichts zu verlieren. Das er sich jetzt noch auf die Rolle des "Opfers des amerikanischen Imperialismus" berufen kann, ist meines Erachtens die Quittung fuer eine verfehlte Politk des "alten Europa" (ich mag diesen Ausdruck selber nicht, zwecks Unterscheidung scheint er mir ab er am geeignesten).

      Ausgeloest durch die Poltik (primaer D und F) hat ein Paradigemnwechsel stattgefunden - ja, eine Umkehrung der Tatsachen - Hussein ist das Opfer und die Allianz hat den "schwarzen Peter".

      Gesinnungsethisch mag die Haltung des Grossteils der Bevoelkerung (nicht Schroeders, der genauso wenig Pazifist ist, wie sein Aussenminister) in Ordnung sein, verantwortungsethisch ist sie es nicht.

      Zu dieser einseitigen Interpretation der Tatsachen passt die Maer von der militaerischen Unterstuetzng des Irak durch die USA - nicht die USA sondern Frankreich und Deutschland haben - makabarerweis nach Beginn des Waffenembargos gegen den Irak - Milan und HOT Abwehrraketen geliefert.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 14:01:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      ist leider so


      Gerdi hat mit seiner
      nac h Meinungsforschung ausgerichteten Wahl-
      Persönlichkeits-Propaganda
      mal wieder das Gegenteil
      bewirkt
      :O
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 20:26:35
      Beitrag Nr. 13 ()
      :O


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